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Full text of "Phonetische Studien; Zeitschrift für wissenschaftliche und praktische Phonetik .."

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Digitized  by  the  Internet  Archive 

in  2009  with  funding  from 

University  of  Toronto 


http://www.arcliive.org/details/plionetiscliestudi06marb 


t 

V 

PHONETISCHE  STUDIEN. 

HL 

ZEITSCHRIFT 

kCr 
WISSENSCHAFTLICHE   UND  PRAKTISCHE   PHONETIK 

MIT  BESONDEREk  KCCKSICHT 

REFORM 

DKS 

SPRACHUNTERRICHTS 

INTKK    .MITW  KKUNt. 

ZAHLREICHER     FACH  (GENOSSEN 
HERAUSGEGEBEN 


WILHELM  VIETOR.  uf 

—  )!> 

SECHST  E  R    BAND. 


MARBURG  IN  HESSEN. 
VERLAG    VON   N.   G.   EL  WERT. 

1H93. 


G.  Otto 's  Hofbuclidruckerei   in  Darmstadt. 


INHALT  DES  VI.  BANDES. 


Seite. 
Französisc/u  i/iianiität  (unter  Vorführung  des  alhrechC selten  apparats).     \o\\ 

Ph.   WagnEK  in  Reutlingen        I 

Chilenische  slndicn.    II.  III.     Von  Dr.  RUDOLF  LENZ  in  Santiago  de  Chile  iS 

Recherehes  sur  la  phonctiqttc  espajynole.  (Suite.)  Von  F.  Arau.IO  in  'i'oledo  ;55 
Die   offiziellen   anforderitugen   in    beziig    auf  die  Sprechfertigkeit   der  lehrer 

der  neueren  sprachen  und  die  realen  Verhältnisse.   Von  A.  RambE.MJ 

in   Hambuig          :\:\ 

Gravimatik   und  nati'irUche  spraclicrlernitng       Von   E.MIL   M.   /.ERGIEREL  in 

Kassel         82 

Das  prager  deutsch.     Von  AUGLSTlN  RlTSCHEL  in  Elhogeii 12u 

Recherchcs  sur  la  phom'tit/ue  espagrwle.    (Suite.)    Von  F.  Ak.\L"JO  in  Toledo  184 

Chilenische  Studien.  W .  V.  Von  Dr.  RUDOLl'  LENZ  in  Santiago  de  Chile  151 
Kurze  darstellmtg    des   ujigarischcit  tautsystc»is.     1.      Von    JOSEF   B.\r.ASS.\ 

in  Debreczen 168 

Das  gesprochene   icorl    und  das  geschriebene  loort.      Von   K.  BüDDEKEK   in 

Stettin         181 

Recherches  zur  la  pluinctique  cspagnole.     (Suite.)  Von  1'.  Arau.io  in  Toledo  2ö7 

Chilenische  Studien.  VI.  VII.  Von  Dr.  RUDOLF  LENZ  in  Santiago  de  Chile  274 
Kiirze  darstellung  des  ungarischen  lautsysteins .    II.  ^'on  JOSEl"  BALASSA  in 

Dehreczen \\oi 

Die  Schreibung  geogro/^hischer  nanicn.      Von   WILHELM   SWOBODA   in   Graz  ,322 

REZENSIONEN. 

E.  Tli.  True  and  Otto  Jespersen.  Spoken  English:  eveiy  day  talk,  with  plio- 

netic  transcription.  —  .\ug.  Western.  Kurze  darstellung  der  eng- 
lischen ausspräche  t'Cir  schulen  imd  zum  Selbstunterricht.  Von  R. 
J.  Lloyd       106 

F.  Techiuer.    Beiträge    zur  gcschichte  der  französischen  und  englischen  pho- 

netik  und  phonographie.      Von   GÄRTNER 11  o 

L.  Ciedat,   Precis  dorthographe  et  de  granwiaire  phonetiques pour  Penseigi/e- 

7nent  du  frangais  ii  VHranger.     Von   H.  MüRI' \\\ 

Karl    Borinsid.     Gi-inidzü^e    des     svstems    der  artikulirten   phonetik.       \un 

RuDOLi-  Lenz        lyi 

Kritischer   Jahresbericht    über    die    fortschrittc    der    romanische)!    Philologie. 

Von  JOH.  SroR.M 1 99 

Ed.  Muret.  Enzyklopädisches  Wörterbuch  der  englischen  und  deutschen  spräche. 

Von  Otto  Jespersen 212 

G.  Gietinann.  S.  J..    Die  ausspräche  dzs  englischen,  in  systematischer  voll- 

stiindigkeit,    einschliesslich    der    regeln    über   quantität    und    akzent. 

Von   K.   TEN  BRUGGENCATE 214 

Dr.  Rudolph  Degenhardt.  Lehrgang  der  englisclun  spräche.    \'on  E.  WiLKE       248 


2  Französische  Quantität. 

Der  neue  apparat  besteht  aus  dem  uhrwe7-k  mit  de?t  beiden 
messingiro?nmelfi  und  der  schreibkapsel.  Der  gang  des  uhrwerks  wird 
durch  einen  von  Albrecht  eigens  konstruirten  windfaiig  regulirt. 
Ein  kronrad,  das  mit  dem  uhrwerk  in  Verbindung  steht,  greift  in  den 
trieb  des  windfangs  ein.  Der  windfang  selbst  hat  zwei  flügel,  die 
durch  eine  ziemlich  starke  Spiralfeder  zusammengehalten  werden  und 
bei  der  durch  die  uhrfeder  hervorgerufenen  bewegung  infolge  der 
Wirkung  der  Zentrifugalkraft  auseinander  fliegen.  Wird  diese  bewegung 
je  eine  raschere,  so  fliegen  die  beiden  flügel  weiter  auseinander,  und 
die  luft  bietet  ihnen,  weil  sie  einen  grösseren  weg  machen,  grösseren 
widerstand,  der  auf  das  kronrad  und  damit  auf  das  uhrwerk  übertragen 
wird.  Die  länge  der  von  mir  benützten  papierstreifen  beträgt  1 733,7  mm, 
dieselben  brauchten  zu  einer  Umdrehung  42  Sekunden,  ihre  geschwindig- 
keit  ist  demnach  pro  sek.  41,28  mm.  Ein  den  lautkurven  voran- 
gestellter massstab  bringt  diese  geschwindigkeit  zur  darstellung.  Die 
ursprünglich  weissen  streifen  werden  mit  lampen-  oder  gasruss  geschwärzt ; 
wenn  dieselben  beschrieben  sind ,  fixirt  man  die  kurven  durch  eine 
lösung  von  weissem  Schellack  in  Spiritus,  indem  man  die  lösung  in 
ein  flaches  gefäss  giesst  und  die  streifen  durchzieht.  Der  Übersicht- 
lichkeit halber  habe  ich  die  zusammengehörigen  kurven  ausgeschnitten 
und  auf  einzelnen  blättern   zusammengestellt. 

Die  Schreibkapsel  ist  die  von  privatdozent  Dr.  Hürtlile  aus  Breslau 
zu  physiologischen  zwecken ,  namentlich  zur  registrirung  von  herz- 
und  pulsschlägen  in  der  Werkstatt  von  Albrecht  konstruirte.  Sie  ist 
mit  einer  feinen  kautschukmembran  überspannt,  auf  deren  mitte  ein 
dünnes  aluminiumplättchen  ruht.  Durch  vielfache  Untersuchungen 
hat  Dr.  Hürthle  festgesellt,  dass  verhältnismässig  grosse  membranen 
mit  entsprechend  grosser  aluminiumscheibe  —  der  durchmesser  unserer 
kapsei  beträgt  6  cm,  der  des  aluminiumplättchens  4V2  cm  —  sowie 
kautschukmembranen  für  luftübertragung  und  luftdruckmessungen  die 
geeignetsten  sind.  Das  aluminiumplättchen  steht  mit  einem  messing- 
gelenk  in  Verbindung,  welches  einen  einarmigen  Strohhebel  stützt. 
Dieser  hebel  dreht  sich  um  eine  hinter  dem  gelenk  befindliche 
achse  und  kann  durch  einen  metallenen  hebelarm  nach  belieben 
höher  oder  tiefer  gestellt  werden.  Zum  feineren  anlegen  der  am 
Strohhebel  befindlichen  schreibespitze  ist  eine  mikrometerschraubc 
angebracht.  Die  schreibspitze  selbst  ist  aus  einem  Stückchen  glasirten 
federkiels    hergestellt  und  muss  mit  besonderer  Sorgfalt  ausgearbeitet 


Ph.   Wagner  in  Reutlingen.  3 

werden;  sie  soll  die  nötige  fcstigkeit  haben  und  darf  nicht  zu  lang 
sein;  auch  ihre  form  mit  dem  gebogenen  Schnabel  ist  von  bedeutung, 
da  sie  nicht  zu  viel  federn  darf.  Der  strohhebel  hat  den  vorzug, 
dass  er  seiner  Icichtigkcit  halber  keine  eigenschwingungen  macht  und 
•doch  dabei  fest  genug  ist;  Untersuchungen  haben  ergeben,  dass  der- 
selbe ganz  genau  den  bewegungen  einer  ziemlich  rasch  schwingenden 
Stimmgabel  folgt  und  dass  er  nie  geschleudert  wird,  d.  h.  nie  über 
die  durch  die  stärke  des  luftdruckes  bedingten  bewegungsgrenzen 
hinausschlcägt.  In  die  röhre  der  kapsei  ist  ein  kautschukschlauch  ein- 
gefügt, an  dessen  ende  ein  in  seiner  grosse  dem  munde  des  sprechen- 
den angepasster  glastrichter  befestigt  wird.  Sollen  nasalkurven  er- 
zeugt werden  ,  so  wird  der  glastrichter  abgenommen  und  das  ende 
des  kautschukschlauches  in  eine  nasenöffnung  eingeführt,  während  die 
andere  nasenöffnung  von  aussen  geschlossen  wird. 

Das  uhrwerk  kann  auch  in  ziemlich  weiten  grenzen  variirbar 
gemacht  werden,  und  zwar  von  5  bis  1200  mm  pro  Sekunde;  für 
unsere  zwecke  dürfte  eine  geschwindigkeit  von  20 — 200  mm  genügen. 
(Der  preis  für  den  einfachen  apparat  beträgt  300  mk.,  mit  Vorrichtung 
zur  Veränderlichkeit  der  ganggeschwindigkeit  450  mk.) 

Mit  hilfe  dieses  apparats  liess  ich  nun  eine  grosse  zahl  von  laut- 
kurven herstellen.  Die  lautmassen  wurden  von  einem  15jährigen 
Jungen  mann ,  Jean  Brindcau,  hervorgebracht,  der  aus  guter  pariser 
familie  stammt,  verschiedene  bessere  schulen  von  Paris  besucht  hat 
und  seit  kurzer  zeit  in  Deutschland  weilt.  Seine  familie  steht  mit 
den  pariser  theaterkreisen  in  naher  und  vielseitiger  berührung,  sein 
französisch  kann  also  als  das  eines  gebildeten  parisers  angeschen  werden. 
Auf  den  sprechenden  wurde  selbstverständlich  keinerlei  einfluss  aus- 
geübt, er  hatte  keine  ahnung  von  dem  zwecke  der  Untersuchung,  es 
ist  also  anzunehmen,  dass  er  in  den  trichter  so  gesprochen  hat,  wie 
er  es  von  Jugend  an  gewöhnt  war.  Die  lautkurven,  die  ich  Ihnen 
vorlegen  werde,  wurden  natürlich  nicht  an  einem  und  demselben  tag 
erzeugt,  dieselben  bringen  die  quantilät  der  einzelnen  laute  meist 
bei  mittlerer  Sprechgeschwindigkeit  zur  darstellung. 

Was  in  der  mehrzahl  der  bisherigen  Untersuchungen  über  fran- 
zösische Quantität  zu  wenig  beachtet  worden  zu  sein  scheint,  ist  die 
datier,  welche  die  ko/isonanten  in  den  einzelnen  lautfnassen  l>canspruc/ien. 
Je  rascher  das  tempo  wird,  desto  mehr  verlieren  sämtliche  laute  mit 
ausnähme    derjenigen,    welche    einer    in    pausastellung    befindlichen 

1* 


4  Französische  Quantität. 

silbe  angehören^  einiges  an  dauer;  allein  dies  ist  bei  vokalen  viel 
mehr  der  fall  als  bei  konsonanten;  erstere  können  bis  zur  Schwund- 
stufe herabgedrückt  werden,  während  letztere  ihren  charakter  meist 
auch  bei  raschestem  tempo  bewahren. 

Nach    der   kurve    von    chose    indispensable    erfordert    diese    laut- 
gruppe  eine  dauer  von   1,25   sek.,  von  diesen  fallen   auf 
5/;  =  0,125  6»  =  0,1 

stimmhaftes      ^  =  0,1  f  =  0,1 

d  =  0,1  /  =  0,05 

j^  =  o,i5  W=rO,I 

•     5  =  0,1  palatales  (7  =  0,1   sek.; 

auslautendes  bl  =  0,225 
die  konsonanten  nehmen  also  zusammen  0,8,  die  vokale  nur  0,45  sek.. 
in    anspruch.      Ähnlich    ergibt    die    kurve    von    ia    belle  capitale,    das; 
0,975  ^^k-  dauerte,  für 

/  eine  dauer  von   0,1  für  «;  des  artikels  0,05 

b     „  ,,        ,,      0,1  ,,     s  O7O75 

Ik     ,,  ,,        ,,      0,125  n    ^  0,075 

/       M  n  M        0,075  „      /  0,05 

^      ,,  ,,  n        0,075  n     ^  0,1 

^      „  ,,  „        0,15 

für  sämtliche  konsonanten  somit  0,625,  für  die  vokale  nur  0,35  sek. 
C'esl  une  pcche  beanspruchte  0,8  sek.,  davon  fallen  auf 
i-  =  o,i  f  z=^  0,05 

^=0,1  jj;=o,05 

np  --=7  0,15  f  =  0,15, 

sh  =^  0,2 
d.  h.    aut  die  konsonanten  0,55,    auf  die  vokale  nur  0,25  sek.,    die 
vokale  nehmen  also  hier  nicht  einmal  die  hälfte  der  dauer  von  der 
der  konsonanten  in  anspruch. 

Dass  bei  den  vokalen  ein  unterschied  in  der  Quantität  vorhanden 
ist,  dürfte  aus  dem  gesagten,  sowie  aus  den  kurven  von  faites  la 
päte  und  ä  bas  les  pattes  zur  genüge  hervorgehen.  In  den  kurven  von 
faites  la  päte  hat  velares  a  eine  dauer  von  0,15,  0,175  bis  0,2  sek., 
das  palatale  a  der  endsilbe  in  ä  bas  les  pattes  ein  solche  von  0,1  sek. 
Man  hat  also  vokale  von  0,05,  0,075,  0,1  und  0,15 — 0,2  sek.  Wir 
schliessen  uns  an  die  bisher  übliche  bezeichnung  möglichst  an  und 
betrachten   die  vokale  von  einer  dauer  von   0,15  sek.  als  llmgen,   die 


'^ 


Ph.  Wagner  in  Reutlingen.  5 

von  o,i  Sek.  als  kürzen;  allein  diese  unterschiede  reichen  zu  einer 
genauen  darstellung  der  vokalquantität  nicht  aus.  Wir  erhalten  ausser- 
dem eine  über/än^e  von  0,175 — °)2  sck.,  ei7ie  halbkürze  von  0,075 
■und  eine  unterkürze  von  0,05  sek.  Das  7'erhältnis  von  überlänge: 
länge:    kürze:    halbkürze:    unterkürze  ist  demnach  8(7):  6:  4:  3:  2. 

Es  ist  nun  unsere  aufgäbe,  für  die  einzelnen  vokale  festzustellen, 
welche  Quantität  ihnen  zukommt,  und  vi^ir  dürfen  uns  dabei  vielleicht 
an  die  von  Victor,  Passy  und  Beyer  gegebenen  regeln  anschliessen. 

Zunächst  fällt  bei  allen  kurven  auf,  dass  länge  nur  für  vokale  solcher 
Silben  zu  finden  ist,  die  mit  konsonanz  abschliessen  und  in  pausastellung  sich 
befinden.  In  buse,  vous  etes  une  buse  ist  y  der  endsilbe  lang,  in  la  buse 
■est  une  bete  s  ebenfalls  lang,  das  erste  y  dagegen  kurz;  f  in  la partie 
■des  ileves  zeigt  länge,  in  les  äroes  sont  diligents  dagegen  kürze;  in 
professeur  des  langues  slaves  ist  a  und  £  kurz,  das  palatale  a  von 
slaves  dagegen  lang ;  ebenso  sind  in  la  plupart  savent  dcouter  die  a 
von  plupart  und  savent  kurz,  während  sie,  wenn  plupart  oder  savent 
•den  satz  schliesscn ,  lang  sind.  Es  rührt  dies  ohne  zweifei  daher, 
dass  der  hauptakzent  im  französischen  stets  der  endsilbe  einer  laut- 
gruppe  zufällt.  In  allen  lautmassen,  die  von  mir  untersucht  wurden, 
zeigt  kein  vokal,  der  nicht  der  vor  einer  pause  stehenden  silbe  an- 
gehört, eigentliche  länge;  möglicherweise  könnte  dies  im  höheren 
Vortrag,  wo  die  nebenakzente  schärfer  hervortreten,  der  fall  sein, 
Untersuchungen  hierüber  konnte  ich  nicht  anstellen,  und  in  gewöhn- 
licher rede  erleidet  die  regel  keinerlei  ausnähme. 

Wenn  wir  also  von  länge  eines  vokals  sprechen,  so  geschieht 
dies  unter  der  Voraussetzung,  dass  derselbe  vor  konsonanz  einer  in 
pausastellung  befindlichen  silbe  angehört.  Unter  dieser  Voraus- 
setzung tritt  bei  allen  vokalen  Hinge  dann  ein,  wenn  der  schlicssende 
konsonant  ein  sfmimhafter  frikativlaut  ist.  In  pricise,  des  regles  pri- 
cises,  la  ville  prise,  la  fi'icative ,  suivi  d'une  fricatiroe,  portugaise,  la 
langue  portugaise ,  la  patrie  franfaise,  cette  Franfaise  est  courtoise,  tu 
baises,  la  langue  des  singes,  qui  compose,  l'  Observation  objective,  page, 
cette  lo7igtce  phrase,  citez  la  cause,  tes  longues  oreillcs,  prend(re)  la  taille, 
i(l)  s'couclui  sur  un  peu  d'paille  und  Versailles  sind  die  vokale  der 
lautgruppenendsilben  alle  lang,  in  la  fricatrve  est  longiie,  la  Portu- 
gaise est  forte,  ces  Kleves  sont  appliques,  je  compose  des  vers,  les  choses 
d'la  nature ,  la  page  blanche,  la  phrase  est  longue,  la  cause  cdebre, 
la  taille  industrielle,  d'la  paille  hachde,  la  paille  est  seche,   Versailles  est 


6  Französische  Quantität. 

helle  die  entsprechenden  vor  stimmhaftem  frikativlaut  befindlichen' 
vokale  dagegen  kurz.  Dabei  ist  zu  bemerken,  dass  geschlossene  vokale 
wie  /  imd  y  nie  über  länge  hinausgehen ,  die  offenen  velaren  A-vokak 
dagegen  in  manchen  kurven  überlange  zeigen.  Dass  liaison  in  wort- 
gruppen  wie  dix  enfants,  tu  n'es  pas  ici,  des  beaux  aris,  deux  athletes 
nicht  längt,  geht  schon  aus  unserer  regel  hervor,  indem  dix,  beauXy 
deux  nicht  endsilben  sind,  ist  aber  noch  in  besonderen  kurven  nach- 
gewiesen. 

Dieselbe  regel,  die  wir  für  vokale,  denen  ein  stimmhafter 
frikativlaut  folgt ,  gefunden  haben ,  gilt  auch  für  die  vokale ,  die 
vor  einem  in  pausastellung  befindliche7i  r  stehen.  Brindeau  spricht 
leider  wie  viele  pariser  ein  uvulares  ;-,  das  nur  in  seltenen  fällen 
wenige  leichte  Zäpfchenschwingungen  in  den  kurven  erkennen  lässt;: 
r  geht  bei  ihm  meist  in  den  reibelaut  x  über.  Der  r  vorangehende 
vokal  erscheint  lang  in  den  kurven  von  lecture,  vous  battez  toujoicrs, 
fveux  (a  d\ibord,  plusieurs  institutcurs  (hier  natürlich  nur  in  letzterem 
Worte,  in  plusieiirs  ist  a  kurz),  ton  prhUcesseur,  faire  im  cours  (auch, 
hier  ist  f  von  faire  kurz ,  u  von  cours  lang) ,  pour  prcnd{re)  part,. 
d'aui{re)  part,  des  beaux  arts  ^  prevoir ,  c'est  Pripcrtoire,  itudiez 
Fhistoirc,  dagegen  kurz  in  c'est  toujours  la  chose,  d'abord  icrivez  la 
lettre,  le  cours  sera  public,  d'part  et  d'autre.  In  den  Wörtern  auf  war 
nimmt  wa  0,2  sek.  in  anspruch,  wovon  0,05  sek.  auf  den  konso- 
nantischen oder  halbvokalischen  ersten  teil,  auf  a  somit  wieder  0,15 
sek.  zu  rechnen  sind. 

Der  vokal  0,  sowie  sämtliche  nasalvokale,  also  5,  -^,  d',  l  er- 
scheint lang  vor  jedem  konsofianten,  der  sich  in  pausastellung  befindet,, 
sei  er  reibe-  oder  explosivlaut,  stimmhaft  oder  stimmlos.  Passy  zählt 
hiezu  auch  den  geschlossenen  <?-laut,  ich  habe  aber  leider  keine  be- 
lege für  denselben.  Dabei  neigen  die  nasalz'okale,  namentlich  a  zur 
überlänge,  was  sich  auch  bemerkbar  macht,  wenn  sie  in  das  innere 
einer  lautgruppe  zurückgedrängt  werden,  indem  sie  dann  die  dauer 
der  kürze  bisweilen   übersteigen. 

o  zeigt  länge  in  tu  saute s ,  c'est  ta  faute,  dit  l'pauvre,  beim- 
zweiten  0  des  cote  ä  cote  (das  erste  ist  kurz),  in  tricoter  les  cötes,  tu. 
sauves,  c'est  autre,  tu  tofnbes  dans  la  fosse,  dagegen  kürze  in  tu  sautes 
en  seile,  saute  le  fossi,  la  faute  est  grande,  ce  pauvre  est  diligent,  ä 
coli  ifla  table  ^  sauve  la  caisse,  d'autres  langues,  d' aut{re)sZouvrages,. 
c'est  aut(re)  chose,  la  fosse  est  couverte. 


Ph.  Wagner  in  Reutlingen.  7 

>  ist  lang  in  n'ponses,  des  cartes-poste  riponses,  beim  zweiten  5 
von  conte  ton  conte ,  in  quelconquc,  chose  quelconque ,  dagegen  kurz 
oder  wenig  über  kürze  hinausgehend  in  depuis  longUmps,  tu  tombcs 
dans  la  fosse^  contrc  die. 

7a  tritt  als  länge,  bisweilen  als  überlänge  auf  in  rimportance, 
im  zweiten  ~i  von  rimportance  ividente^  in  la  petite  correspondance^ 
ctre  cn  prisence,  garder  la  rhatnbre,  .rinsuffisance,  qui  fönt  Fechange, 
la  salle  des  siances  ((f  und  a  haben  eine  dauer  von  0,225  sek.,  da- 
von kommen  auf  ^  0,075,  ^"^  ~'^  °'^5  Sekunden),  weiter  in  par 
exe?nple,  vivante,  (Via  France,  plein  tVconfiance;  es  ist  kurz  oder  wenig 
die  kürze  überschreitend  in  de  friquentes  visites,  la  prisence  du  ca- 
poral,  la  chambre  du  malade,  la  langue  icrite^  ce  malentendu,  la  France 
est  rirhe,   tme  confiance  douteuse,   changement  d'adresse. 

(Je  und  f  zeigen  länge  in  tu  esZhumble,  de  jolies  telntes,  la  fete 
simple,  dagegen  ist  f  kurz  in  plein  (fconßafice,  la  teinte  de  malice,  les 
deux  principes. 

s  hat  in  cinq  wie  als  zweiter  vokal  in  vingt-cinq  länge,  unserer 
regel  gemäss  jedoch  in  cinq  tabUs  wie  in  cinq  arbres  kürze,  worauf 
wir  bei  den  im  auslaute  stehenden  vokalen  verweisen  werden. 

Ganz  so  wie  0  und  die  nasalvokale  verhält  sich  das  vclarc  a,  nur 
zeigt  es  noch  häufiger  überlänge,  a  ist  demnach  lang,  bezw.  über- 
lang in  faire  l'ver  la  päte,  (a  g(ite,  cette  häte,  c'est  grisatre,  je  cassc, 
gardez  Pespace,  cadavre,  la  lasse,  conter  des  fables,  tracer  sur  le  sablc, 
portez  le  sabre;  kurz  oder  wenig  über  kürze  hinausgehend  in  la  päte 
(T Italic,  tu  gätes  les  affaires,  je  casse  la  tele,  l'espace  est  grande,  la 
lasse  est  cass^e,  les  fab(les)  d'Esope,  sab{le)  de  fer,  le  sabre  Iure,  eben- 
so wie  in  den  Substantiven  auf  -ation,  z.  B.  in  la  population,  Passo- 
ciation  phonitique  und  dem  velaren  a  (es  ist  das  zweite)  von  acca- 
blante  und  von  dcpassis  der  lautgruppe  des  ouvrages  dipassh.  Wie 
schon  Passy  nachgewiesen  hat ,  machen  die  -^-laute  von  itroite,  pa- 
roisse,  froide  eine  ausnähme;  mit  dem  konsonantischen  oder  halb- 
vokalischen bestandteil  hat  wa  in  la  chatnbre  itroite,  ccs  gants  sont 
(Vdeux  paroisses  eine  dauer  von  0,15  sek.,  wovon  auf  den  ersten  laut 
0,05,  auf  A  also  0,1  Sekunden  kommen.  In  la  froide  saison  sinkt 
WA  auf  die  dauer  von  0,125  sek.  herab,  so  dass  für  a  nur  noch 
0,075  sek.   bleiben  und  dasselbe  als  halbkürze  erscheint. 

Was  die  übrigen  vokale,  palatales  a,  i,  :>,  u,  y,  tiefes  iv  und  £ 
anbelangt,  sofern  sie  sich  in  pausastellung  vor  einem  andern  konso- 


8  Französische  Quantität. 

nantcn  als  einem  stimmhaften  reibelaute  oder  r  befinden,  so  sind 
dieselben  7)ieist  kurz.  Kommen  diese  laute  in  das  innere  einer  laut- 
gruppe  zu  stehen,  so  werden  sie  halbkurz. 

Am  meisten  zeigt  palatales  a  neigung,  auch  vor  konsonanz  in 
pausastellung  über  kürze  hinauszugehen,  a  ist  entschieden  kurz  in 
la  face,  als  zweites  a  von  face  ä  face  (das  erste  ist  halbkurz),  ferner 
in  couvrir  la  face,  tu  es  (Tglace,  pre7ids  ta  place,  cette  audace ,  trois 
syllabes,  im  zweiten  a  von  capitale  und  von  la  vote  est  valablc  (das 
erste  ist  wieder  halbkurz),  ferner  in  chose  indispensable,  je  mange  d'la 
salade,  während  auch  das  zweite  a  von  d^la  salade  de  concombres 
wieder  auf  halbkürze  herabgeht ;  dagegen  neigt  a  zur  länge,  ohne 
diese  ganz  zu  erreichen,  in  six  tables,  des  promesses  vagues,  se  perd(re) 
dans  le  vague,  und  noch  mehr  in  c^ est  fade,  in  welchem  es  0,125 
Sek.  beanspruchte ;  auch  in  um  fade  histoire  geht  das  erste  a  in 
einem  teil  der  kurven  über  0,075  ^^^-  hinaus,  ohne  jedoch  ganz 
zur  kürze  zu  werden.  Der  unterschied  der  quantität  des  a  in  tu 
boites  und  la  holte  tritt  in  den  kurven  deutlich  hervor ;  in  ersterem 
ist  a  kürze,  in  letzterem  länge,  in  cette  boite  aux  Icttres  geht  a  regel- 
mässig auf  kürze  zurück.  Auch  die  kurven  von  goitrc,  tu  asZ.tin  goUre 
(Brindeau  hat  hier  liaison)  ergeben  für  das  palatale  a  länge.  Kurzes  a 
hat  auch  die  definiform  vojis  portales,  a  ist  hier  trotz  des  Zirkumflexes 
palatal  und  der  Zirkumflex  zieht  nicht  notwendig  längung  nach  sich. 

/  ist  entschieden  kurz,  bisweilen  sinkt  es  unter  kürze  herab 
im  zweiten  i  von  visite  (das  erste  hat  halbkürze),  ferner  in  des  pro- 
gres  rapides,  que  tu  es  donc  stupide,  icrite,  vous  allez  trop  vite,  im 
zweiten  i  von  le  public  pidagogique,  les  deux  principcs,  ce  scrvice,  le 
caprice,  le  faux  titre  und  ebenso,  trotz  des  Zirkumflexes,  in  ce  gite, 
cette  ^pitre. 

Auch  :),  offenes  a:  und  u  sind  meist  kurz,  so  in  cette  hotte,  les 
fables  d'Esope,  cöte  de  beruf  u  ist  ausnahmsweise  lang  in  coule,  l'or 
roule,  dagegen  wieder  kurz  in  tu  coules  en  bronze.  Ein  quantitäts- 
unterschied  zwischen  dem  u  von  icrivez  tous  und  dem  von  les  en- 
fants  ioussent  kann  nach  den  kurven  nicht  festgestellt  werden,  sie 
sind  beide  kurz. 

y  zeigt  kürze  in  cette  itude,  l'habiiude,  le  but,  l'aptitude,  c" est 
une  virgule,  ebenso  in  la  fliite,  tu  es  une  buche,  ist  aber  in  la  buche 
plombante  regelrecht  halbkurz  ;  ausnahms-iveise  ist  es  lang  in  tu  briiles, 
les  pieds  briilent. 


Ph.  Wagner  in  Reltlingen.  9 

Auch  in  fremden  Wörtern  hat  Brindeau,  der  längere  zeit  eines 
der  Colleges  von  Paris  besuchte,  stets  kürze  für  die  zuletzt  genannten 
vokale,  so  im  zweiten  vokal  von  Brutus,  Plutus,  lupus,  Ai/ios  und  Jris. 

f  hat  unter  den  gemachten  Voraussetzungen  länge  oder  kürze. 
Es  ist  lang,  wenn  es  mit  zirkumflex  geschrieben  wird,  so  in  c'est 
bHe,  c'est  une  pechc,  trotibler  la  fcte,  ?wus-?ne?nes,  dagegen,  weil  nicht 
einer  in  pausastellung  befindlichen  silbe  angehörend,  kurz  in  la  bite 
farouche,  la  pechc  des  perles,  pour  etre  iligible,  la  fcte  du  village,  und, 
worauf  schon  Storni  hingewiesen  hat,  in  la  fcte  d'Dieu.  Gekürzt  er- 
scheint f  auch  in  vous  ctes,  wie  Victor  wohl  mit  recht  behauptet,  des 
häufigen  gebrauchs  halber.   Ausnahms7i<cise  ist  s-  auch  kurz  in  tu  t'arrctcs. 

f  ist  ferner  lang  in  den  endungen  -aissc  und  -ahnes,  so  \\\  faites 
la  caisse,  Ic  jour  haissc,  tu  laisses,  il  m'ahnc;  in  la  caisse  est  vide  ist 
f  regelrecht  wieder  kurz. 

Von  andern  lautgruppen,  die  langes  c  zeigen,  kamen  noch  zur 
luitersuchung :  Dicu  vous  aide,  la  Grccc,  tu  cesses,  qu'cst-ce,  tous  les 
cedres,  la  basse  pcgrc,  fai  lu  Phedre,  le  viu  dcvient  aigre  und  le  pocte. 
0  und  f  des  letzten  wortes  dauern  0,225  sek.,  wovon  auf  f  0,15  sek. 
entfallen,  f  ist  dagegen  wieder  kürze  oder  wenig  darüber  hinaus- 
gehend in  cet  aide  d'office,  s'il  avait  aide,  cesse  de  battre,  qu'est-ce 
que  c'est,  ce  pocte  crottc.  Ein  wesentlicher  unterschied  der  t -laute 
tritt  hervor  in  c'est  bete  und  le  sucre  de  bettes,  in  crier  ä  Paide  und 
Gabrielle  est  laide,  in  la  brebis  bele  und  ta  sceur  est  belle,  in  c'est  l'etre 
und  icrivez  la  lettre,  in  je  cassc  la  tete  und  tu  tettes;  dagegen  kann 
tür  le  greße  und  la  greffe,  das  nach  Passy  langes  f  besitzen  soll, 
kein  unterschied  gefunden  werden,  ebensowenig  wie  in  tenir  le  greße 
luid  incttre  la  greife. 

Die  kurven  von  c'est  une  difaite ,  tout  au  plus  sept^  c'est  la 
bibliothequc,  c'est  raide,  tu  cedes  zeigen  durchaus  kurzes  f.  In  une  de- 
faite  complitc  ist  das  erste  s  halbkurz,   das  zweite  kurz. 

Diejenigen  vokale,  die  i?n  auslaute  der  endsilbe  eitler  lautgruppe 
stehen,  zeigen  meist  kürze;  so  ergibt  sich  für  die  vokale  der  endsilbcn 
von  ce  peuple  bclUqucux.,  la  grande  idee,  je  suis  irriti,  doit-on  sauter? 
s'il  avait  aid6,  le  second  traiti,  la  lasse  de  tlü,  les  cl'eves  sont  appliques, 
de  c'  coti^i  c'est  gagner,  l'arc  est  tendu,  vous  engdgez  beaucoup^  des  ouvrages 
dcpassi's,  der  kleinen  folgenden  pause  halber  auch  für  y  in  «7«/  a  bu 
boira  eine  dauer  von  0,1  sek.  Auch  die  im  auslaute  stehenden 
-•J- laute,  sowie  die  nasalvokale   erreichen  nie  die   dauer  vollständiger 


lo  Französische  Quantität. 

länge,  allein  sie  gehen  vielfach  über  kürze  hinaus  und  zeigen  eine 
dauer  von  0,125  ^^^-i  '^-  '^-  ^"  einigen  kurven  von  sais pas,  tu  n'tojnbes 
pas ,  c'est  im  paysan,  dcpuis  longtem/'s,  quelques  enfants,  lä  d'dans, 
tu  baises  un  eiifant,  c'est  disolant,  tu  es  un  tyran,  tu  cutres  au  couvent, 
dites  donc,  allons  bon !  vous  battez  avec  un  bäton.  Die  auslautend 
stehenden  s  von  je  courais,  tu  mourais  und  je  courrais,  tu  mourrais 
weichen  ebenfalls  in  beziehung  auf  die  dauer  ein  wenig  von  einan- 
der ab ;  die  d(?finiformcn  zeigen  regelmässig  rijr  diesen  laut  kürze 
(0,1  sek.),  in  den  konditionalformen  erreicht  er  jedoch  eine  dauer 
von  0,125  sek.  Rücken  die  im  auslaute  eines  Wortes  stehenden 
vokale  in  das  innere  einer  lautgruppe,  so  werden  sie,  sofern  sie  ge- 
schlossene sind,  halbkurz  (0,075  sek.),  so  i  in  la  vie  tVcet  arbre,  qui 
cotnpose ,  y  in  tu  as  hu  d'la  biere^  e  in  du  cöti  gmccJie ,  conter  des 
/ab/es,  0  in  les  deux  principes.  s  ist  unter  den  gemachten  Voraus- 
setzungen ebenfalls  halbkurz ,  z.  b.  in  den  meisten  kurven  von 
ffiais  non !  Auch  manche  ^i-laute  und  nasalvokale  zeigen  halbkürze, 
so  in  einigen  kurven  von  7'ous  u'en  tiendrcz  pas  ci)7npte ,  ce  repas 
copieux,  pensaut  qu'ils  Icrivent,  in  den  meisten  fallen  aber  erreichen  sie 
kürze  oder  nahezu  kürze,  z.  b.  in  einem  teil  der  kurven  von  Ic  tetnps 
d'transmcttre,  des  temps  passes^  Ics  enfants  toussent,  ces  ganis  sont  d'deux 
paroisses,   cinq  tables,  le  bäton  d'riglisse. 

Die  7>okale  der  Zahlwörter,  die  vor  konsonanz  ihren  endkon- 
sonanten  verlieren,  unterliegen  ebenfalls  den  gegebenen  regeln.  Für 
cinq  wurde  dies  schon  nachgewiesen,  i  von  vous  avez  dix  hat  kürze, 
oder  annähernd  kürze,  in  dix  tables,  dix  buses  wird  es  halbkurz  oder 
fast  unterkurz.  Ganze  kürze  für  vokale,  die  im  auslaut  vor  konsonanz  kurz 
sind,  wäre  im  innern  einer  lautgruppe  nur  denkbar,  wenn  das  Zahlwort 
den  hauptakzent  erhielte;  von    länge  kann  hier  nicht  die  rede  sein. 

Es  geht  aus  dem  gesagten  hervor,  dass  längen  nur  vor  kon- 
sonanz einer  in  pausastellung  befindlichen  silbe  zu  finden  sind; 
treten  sie  ins  innere  einer  lautgruppe,  so  sinken  sie  zu  kürzen  herab. 
Diejenigen  vokale,  die  in  pausastellung  vor  konsonanten  als  kürzen 
auftreten,  werden  halbkurz,  sofern  sie  ins  innere  einer  lautmasse  ge- 
schoben sind.  Diese  regel  bestätigt  sich  auch  fi'ir  eine  reihe  von 
Wörtern,  deren  vorletzte  vokale  bis7veilen  als  längen  bezeichnet  werden, 
weil  bei  ihnen  der  nebenakzent  besonders  hervortrete.  So  ergeben 
die  kurven  für  die  vorletzten  vokale  nur  eine  dauer  von  0,1  sek. 
in  beaucoup^  fen  ai  beaucoup,  c'est  im  baron,  vous  battez  avec  im  bäton^ 


Ph.  Wagner  in  Reutlingen.  i  i 

de  c'cöti,  il  fallt  harrcr,  c'est  gagner,  son  i'duoition ;  der  daucninter- 
schied  der  vokale  tritt  in  tu  baises  und  donne-fnoi  un  baiser,  tu  passes 
und  tu  fais  passer,  des  temps  passis  ganz  deutlich  hervor.  In  einigen 
kurven  von  bcaucoup  d\'/ui}nbres,  du  coti  gauche,  ce  baton  de  rfglisse 
erreichen  die  vom  hauptakzent  weiter  abliegenden  o  und  a  nicht 
einmal  ganze  kürze.  Ein  quantitätsunterschied  des  /  in  tu  esZi/n  tyran 
und  e'est  un  tirant  „eine  strippe",  le  tirant  d'unc  botte,  tirant  tout  d 
eile  kann  aus  den  kurven  nicht  festgestellt  werden,  sie  sind  ebenso 
kurz,  wie  das  u  der  vorletzten  silben  von  tu  entres  au  cou7<ent  und 
la  poule  couvante. 

Unterkürze  zeigen  zunächst  alle  e  sourds,  wie  in  vendredi;  es 
können  jedoch  alle  die  vokale,  die  in  pausastellung  vor  konsonanz 
kürze  haben ,  unterkurz  werden,  sofern  sie  weit  von  der  endsilbe 
abliegen.  Namentlich  zeigen  die  in  dritt-  oder  viertletzter  silbe 
stehenden  geschlossenen  vokale  /  und  y  unterkürze,  seltener  die 
offenen,  auch  e  mit  accent  aigu  bewahrt  meist  halbkürze.  Die  vo- 
kale der  artikel  la  und  Ics,  der  demonstrativen  Wörter  cette,  ces, 
sowie  das  e  von  est  ,,ist"  und  die  verbalendsilbe  -ez,  sofern  sie  sich 
im  innern  einer  lautgruppe  befindet,  sind  vielfach  unterkurz. 

Die  emphatischen  formen  le  lache!  und  c'est  raidel  z(>,igen  in 
bcziehung  auf  vokalquantität  keine  abweichung  von  der  rege],  in  c'est 
raidel  ist  das  .•-  der  endsilbe  eher  kürzer  als  in  gewöhnlicher  rede ; 
dagegen  ergibt  sich  für  das  iv  in  dem  emphatischen  f  suis  scull 
das  für  gewöhnlich  kürze  hat,  eine  ganz  aussergewöhnliche  längung. 
Die  ausserordentliche  länge  des  i  von  0,125  s^^-  "^^  i'ifub^cile!  rührt 
davon  her,  dass  der  Sprecher  den  hauptakzent  auf  die  zweite  silbe  legte. 

Was  bei  den  intervokalisch  oder  im  auslaute  stehenden  ein- 
fachen konsonanteji  der  französischen  spräche  zunächst  auffällt,  ist  das, 
dass  sie  alle  doppelte  kurvenäste,  und  zwar  meist  einen  niederen  und 
einen  höheren  ast  zeigen.  Auch  im  anlaute  sind  die  beiden  äste 
vielfach  bemerkbar.  Die  kurven  einfacher  explosivlaute  lassen  dabei 
überall  eine  leicht  messbare  dauer  zwischen  verschluss  und  Öffnung 
erkennen.  Es  tritt  also  bei  der  erzeugung  aller  dieser  laute  diskon- 
tinuität  der  schallstärke  ein  und  sie  sind  ausnahmslos  als  unechte  ge/ni- 
naten  zu  bezeichnen.  Daraus  geht  hervor,  dass  bei  intervokalisch 
stehenden  einfachen  konsonanten  die  silbe ngrenzett  zwischen  diese 
beiden  äste  hineinfallen,  dass  also  z.  b.  in  laisser,  baiser,  patin,  idfe  u.  s.  f. 
der  erste  kurvenast  der  inlautend  stehenden  konsonanten  der  ersten, 


12  Französische  Quantität. 

der  zweite,  meist  höhere  ast  dagegen  zur  zweiten  silbe  gehört.  Der 
umstand ,  dass  nur  derjenige  teil  eines  konsonanten ,  der  die  neue 
silbe  eröffnet,  bei  explosiven  z.  b.  der  knalllaut  der  Öffnung  in  voller 
schärfe  gehört  wird,  liess  den  seither  auch  von  mir  geteilten  irrtum 
entstehen,   dass  die  silbengrenze  vo7-  den   konsonanten   falle. 

Betreffs  der  quantitat  der  einfachen  konsonanten  ist  zu  bemerken, 
dass  diejenigen  derselben,  welche  die  in  p(iusa Stellung  befindliche 
silbe  abschliessen,  die  längste  dauer  haben.  Kurve  III  von  cet  hotel 
zeigt  für  s  und  das  erste  /  eine  dauer  von  o,i  sek. ,  für  das  zweite 
/  eine  solche  von  0,125  sek.,  für  das  auslautende  /jedoch  eine 
solche  von  0,175  sek.;  während  also  s  und  das  erste  t  kurz  sind, 
das  zweite  t  wenig  über  kürze  hinausgeht,  hat  auslautendes  l  über- 
länge. Das  rascher  gesprochene  cet  hotel  von  kurve  i  ergibt  für  i- 
und  das  erste  /  eine  länge  von  0,075,  ^^^  ^^s  zweite  /  0,1,  für 
auslautendes  /  dagegen  0,15  sek.  In  cette  hotte  dauert  i- wieder  0,1, 
inlautendes,  dabei  von  seinem  Öffnungsaste  an  die  akzentsilbe  be- 
ginnendes /  0,125  sek.  und  auslautendes  /  0,175 — °)2  sek.  Dabei 
ist  keinerlei  unterschied  zwischen  auslautendem  konsonanten  nach  langem 
tmd  solchem  nach  kurzetn  vokal  zu  finden.  Auslautendes  t  zeigt  die- 
selbe quantitat  in  faites  la  pätc  und  ä  bas  Ics  pattes,  in  sur  la  cbte 
und  le  Corps  de  cotte,  in  cet  hole  und  cette  hotte.  Dasselbe  ist  der 
fall  bei  den  im  inlaute  befindlichen  stimmlosen  und  stimmhaften  .<■ 
von  ///  baisses  une  pipe  und  tu  baises  un  enfant. 

Folgt  im  auslaut  auf  einen  stimmhafteti  cxplosivlaut  ein  l  oder 
r,  die  in  diesem  falle  silbenträger  werden,  wie  in  cet  hole  ainiable, 
d'la  salade  de  concotnbres ,  so  zeigen  sowohl  die  explosivlautc  wie  / 
oder  r  je  zwei  kurvenäste,  nur  lehnt  sich  der  absteigende  kurvenast 
des  /  oder  r  an  den  Öffnungsast  des  b  unmittelbar  an  und  die  silben- 
grenze fällt  wieder  in  die  pause  zwischen  verschluss  und  Öffnung 
des  b.  Die  explosivlautc  sind  in  diesem  falle  kurz,  auch  die  /-  und 
r-lautc  sind  kurz  oder  gehen  wenig  über  kürze  hinaus.  Sind  die 
explosivlautc  stimmlos ,  so  ist  /  oft  nur  angedeutet  und  kaum  halb- 
kurz, wie  in  einigen  kurven  von  par  exemple;  r  verschwindet  häufig 
ganz,  so  in  manchen  kurven  von  grisät(re)  und  tra?isfnett(rc);  doch 
kann  /  und  r  auch  vollständig  ausgebildet  sein  wie  in  den  kurven 
von  simple  und  von  eci'ivez  la  lettre,  wo  auslautendes  /  und  r  je  0,1 
—  0,125  sek.  in  anspruch  nahmen.  Auch  wenn  das  im  einzelnen 
Worte  auslautend  nach  stimmlosen   verschlusslauten  stehende  /  oder  r 


Ph.  Wagner  in  Reutlingen.  13 

in  das  innere  einer  lautgruppe  zu  stehen  kommt,  fällt  es  häutig  weg, 
so  in  den  kurven  von  swip{le)  cotnme  bon  joiir,  wo  nur  der  verschluss 
von  /  und  die  Öffnung  von  k  zu  sehen  ist,  oder  in  if  aut(re)sZouvrages, 
in  welchem  dann  t  infolge  regressiver  assimilation  stimmhaft  wird. 
Steht  ein  explosivlaut  mit  folgendem  r  oder  /  im  anlaute ,  wie  in 
principe,  so  sind  /  und  r  bisweilen  vollständig  entwickelt,  meist  aber 
verlieren  r  und  /  einen  teil  ihrer  Quantität,  was  stets  der  fall  ist, 
wenn  die  lautverbindung  nicht  anlautend  steht,  wie  z.  b.  pr  in  les 
detix  principes;  hier  behält/  kürze  bei,  r  sinkt  auf  halbkürze  herab. 
Gehen  r  oder  /  dem  explosivlaut  voran,  so  zeigen  sie  nur  einen 
kurvenast,  an  den  sich  der  verschluss  des  folgenden  konsonanten  un- 
mittelbar anschliesst.  Dabei  hat  es  auf  die  quantität  der  /-  und  r- 
laute  keinerlei  einfiuss,  ob  der  verschlusslaut  stimmhaft  oder  stimm- 
los ist;  die  r  von  iirez  Parc  und  le  vent  largue  zeigen  beide  halb- 
kürze, während  die  explosivlaute  k  und  g  überlänge  haben;  ebenso 
ist  es  mit  /  in  guclque  und  ce  sont  des  algues. 

Stossen  im  innern  einer  lautmasse  /  oder  r  mit  einem  frikativ- 
laut  zusammen,  so  haben  sie  nur  einen  kurvenast,  der  sich  unmittel- 
bar an  den  zweiten  ast  des  frikativlauts  anschliesst,  sofern  letzterer 
an  erster  stelle  steht ,  wie  in  ia  flute,  sauve  la  caisse,  baisse  la  tete. 
Stehen  r  oder  /  an  erster  stelle,  wie  in  plusieurs  instituteurs,  pensant 
qii'ils  icrivcnt,  so  bildet  der  erste  kurvenast  des  frikativlauts  nur  eine 
fortsetzung  des  /-  oder  r-astes;  in  beiden  fallen  fallt  die  grenze  in 
den  frikativlaut.  Beim  zusammentreffen  von  r  und  /  oder  von  zwei 
reibelautcn  wie  in  c^est  rr^pertoire,  c'csi  totcjours  la  chose,  tu  laisses 
faire  hat  jeder  laut  nur  einen  ast  und  die  grenze  fallt  zwischen  beide. 

Stehen  r  und  /  an  letzter  stelle  einer  Verbindung  von  drei  kon- 
sonanten wie  in  page  blanche,  tonte  critiqiie,  correspondance  franfuise, 
so  bilden  ihre  kurvenäste  blosse  fortsetzungen  der  Öffnungsäste,  hier  also 
von  b  und  /e,  bezw.  des  astes  des  2.  frikativlautcs,  hier/,  und  verlieren 
dadurch  wieder  einen  teil  ihrer  quantität;  die  silbengrenzen  fallen  da- 
bei wieder  in  die  verschlusslaute   oder  zwischen   beide  reibelaute. 

Treffen  explosivlaute  mit  frikativlauten  zusammen,  so  verlieren 
letztere  wieder  einen  kurvenast,  ob  sie  an  erster  oder  zweiter  stelle 
stehen.  In  la  carte-poste  hat  i-  nur  einen  kurvenast  und  ist  kurz, 
/  ist  v'ollständig  entwickelt  und  lang.  In  une  fade  histoire ,  c'est  la 
s(e)conde,  par  exemplc  sind  die  j-(s)-laute,    weil  im  lautgruppeninnern 


14  Französische  Quantität. 

stehend,  halbkurz,  die  folgenden  oder  vorausgehenden  /  oder  ^  er- 
reichen kürze. 

Grenzen  zwei  explosivlmäc  an  einander,  wie  g  und  d  in  la 
langue  des  singes,  p  und  k  in  simp{le)  co7nme  bon  jour,  so  wird  vom 
ersteren  derselben  nur  der  vcrschlussast,  vom  letzterem  nur  der  öfifnungs- 
ast  gesehen,  es  wird  also  im  ersten  falle  der  verschluss  des  d  während 
der  dauer  des  ^-verschlusses  hergestellt.  In  rnonteut  tous,  la  nett{e)U, 
lä  d{c)dans  liegt  zwischen  Öffnung  und  verschluss  eine  dauer  von 
0,175 — °'2  Sek.,  diese  konsonanten  zeigen  also  überlänge;  liegen 
die  betreffenden  konsonanten  von  der  endsilbe  weiter  ab ,  wie  in 
Ic  tetnps  d'transf/iettre,  so  sinken  sie  auf  länge  herab.  Auch  im  an- 
laut  können  lange  konsonanten  vorkommen ,  so  in  sais  pas  für  je 
sais  pas,  taut  plus  für  d'aiUant  plus^  tenips  en  temps  für  de  iemps  en 
temps;  hier  zeigen  die  anfangskonsonanten  eine  dauer  von  0,15  — 
0,175  s*^^'  ^^^^  vingf-deux  spricht  Brindeau  vlnde,  das  /  erscheint 
also  nasalisirt  und  von  d  ist  nur  der  öfifnungsast  bemerkbar,  da  der 
.//-verschluss  zugleich  als  ^/-verschluss  dient.  In  einigen  von  Passy 
und  Jespersen  namhaft  gemachten  lautverbindungen  unterdrückt  nach 
den  kurven  auch  Brindeau  einzelne  konsonanten,  so  in  i{l)  s'appelle, 
que{l)que  chose,  su(r)  F tableau,  c'esi  cxtraordinaire  (esti-yrdintir). 

Da  wir  alle  intervokalisch  stehenden  konsonanten  als  unechte 
geminaten  anzusehen  haben ,  so  zeigen  alle  gewöhnlich  als  geminirt 
bezeichneten  laute  keinerlei  ab  weichung  von  der  bildung  einfacher 
konsonanten,  so  /  in  c'est  illigal,  belliqueux,  intelligent,  des  illusions, 
r  in  je  suis  irrite,  c'est  irrc^gulier^  cette  irruption,  t  in  littirature,  s  in 
classique,  k  in  peccable,  peccadille.  Auch  ist  der  unterschied  zwischen 
dem  r  der  imperfektformen  courais,  mourois  und  denen  der  kondi- 
tionalformen courrais,  7nour7-ais  kaum  bemerkbar. 

Was  die  konsonanten  von  emphatisch  gesprochenen  lautver- 
bindungen anbelangt,  so  zeichnen  sich  die  kurven  der  konsonanten 
hauptsächlich  durch  hohe  und  scharf  ausgeprägte  äste  aus,  was  auf 
grössere  intensität  des  lautstromes  und  energische  artikulation  schliessen 
lässt;  die  quantität  der  konsonanten  dagegen  zeigt  keine  bemerkens- 
werten abweichungen. 

Vielleicht  ist  es  mir  noch  erlaubt,  in  kürze  eine  bemerkung 
über  französische  7>ietrik  zu  machen.  Möglicherweise  rührt  die  rat- 
losigkeit,  mit  der  man  heutzutage  den  französischen  versen'  gegen- 
übersteht,   davon  her,  dass  man  es  noch  nicht  unternommen  hat  in 


Ph.  Wagner  in  Reutlingen.  15 

objektiver  weise  messungcn  vorzunehmen  und  dabei  auch  die  (/uanlität 
(kr  konsonanten  zu  berücksichtigen.  Ich  Jiess  eine  ganze  reihe  von 
alexandrincrn  aus  Boileaus  L' Art  Poitirjiie,  aus  der  Athalie  von  Racine 
und  aus  Hernani  von  Victor  Hugo  den  papierstreifen  aufsprechen. 
Leider  konnte  ich  Brindeau  nicht  dazubringen ,  die  zäsur  deutlich 
hervortreten  zu  lassen,  er  sprach  des  glastrichters  halbem,  drii  er  vor 
dem  mund  hatte,  die  verse  immer  in  zusammenhängend(;r  weise,  doch 
so,  dass  die  endsilbe  vor  der  zäsur  und  die  versschlusssilbe  je  durch 
einen  hauptakzcnt  hervorgehoben  wurden.  Misst  man  nun  die  summen- 
länge sämtlicher  lautquantitäten  des  ersten  halbverses ,  so  findet  man, 
dass  dieselbe  stets  mathematisch  genau  gleich  der  des  zweiten  halb^>erses 
ist.  Da  Brindeau  einen  und  denselben  vers  meist  mehrere  mal  nach 
einander  aufsprach,  so  wurde  sein  Sprechtempo  bisweilen  ein  wenig 
verlangsamt;  die  einzelnen  verse  wurden  weiter  zu  verschiedenen 
Zeiten  aufgesprochen  und  haben  deshalb  nicht  ganz  dieselbe  dauer, 
weichen  allerdings  auch  nicht  viel  von  einander  ab.  Die  durchsch?iitts- 
dauer  eines  halbverses  ist  1,2  sek.,  und  es  ist  nicht  zu  bezweifeln,  dass, 
wenn  dasselbe  tempo  beibehalten  worden  wäre,  auch  die  einzelnen 
\erse  in  ihrer  dauer  übereinstimmten ;  jedenfalls  gilt  das  gesetz  gleicher 
dauer  der  beiden  hhnistiches  eines  und  desselben  verscs  ganz  aus- 
nahmslos. Dadurch,  dass  je  nach  1,2  Sekunden  ein  halbvers  durch 
einen  hauptakzent  zum  abschluss  kommt,  wird  der  hörer  veranlasst, 
in  ganz  bestimmter  weise  zu  messen,  und  sein  ohr  ist  befriedigt,  so- 
fern das  anfängliche  zeitmass  beibehalten  wird.  Ohne  zweifcl  lassen 
sich  auch  für  die  übrigen  in  der  französischen  poesie  zur  anwendung 
kommenden  verse  ähnliche  gesetze  herausfinden,  es  genügt  mir,  da- 
rauf hinzuweisen  und  ich  bin  befriedigt,  wenn  auch  andere  hierüber 
messungcn  anstellen  und  wenn  man  von  der  einseitigen  berück- 
sichtigung  der  quantität  der  vokale  abkommt. 

Es  lag  mir  gänzlich  ferne,  Ihnen  heute  allgemein  giltige  oder 
allseitige  gesetze  über  die  quantität  der  französischen  laute  zu  bieten, 
ich  habe  meinen  zweck  vollständig  erreicht,  wenn  ich  anregung  da- 
zu gegeben  habe,  dass  die  methode  der  experimentalphonetik  mehr 
und  mehr  zur  anwendung  kommt  und  die  naturwissenschaftliche  seitc 
der  Sprachforschung  mehr  berücksichtigung  findet.  Weder  physiologen 
noch  physiker  können  sich  mit  der  eigentlichen  Sprachwissenschaft 
abgeben,  und  solche  Untersuchungen  gewähren  gewiss  jedem  Sprach- 
forscher die  höchste  befriedigung.    Fangen  Sie  also  mit  irgend  einem 


i6  Französische  Quantität. 

apparatc  an  zu  experimentiren,  ich  bin  sicher,  dass  Sic  nicht  mehr  da- 
von ablassen  werden ;  wenn  Ihnen  ein  apparat  nicht  genügt,  so  finden 
Sie  selbst  die  mittel,  denselben  zu  vervollkommnen.  Für  den  anfang 
dürfte  jedem  philologen  der  äusserst  einfache  und  billige  grützner- 
marey'sche  apparat,  den  ich  früher  benützte  und  der  auch  von  Albrecht- 
Tübingen  zu  beziehen  ist,  genügen ;  nur  müsste  man  die  hürthle'sche 
Schreibkapsel,  den  Strohhebel  und  die  neue  schreibspitze  dabei  ver- 
wenden ,  da  dieselben  nach  der  ansieht  massgebender  physiologen 
und  physiker  das  vollkommenste  bieten,  was  bis  jetzt  in  beziehung 
auf  derartige  hilfsmittel  hergestellt  wurde.  Dieser  apparat  hat  da- 
bei den  grossen  vorzug,  dass  auch  der  im  experimentiren  ungeübte 
ihn  rasch  handhaben  lernt  und  dass  man  bei  seiner  benützung  keine 
assistenten  braucht.  Man  kann  mit  hilfe  dieses  apparats  Unter- 
suchungen anstellen  über: 

I.  die  intensität  des  lautstromes;  je  stärker  der  lautstrom  ist, 
desto  höher  werden  die  kurvenäste  der  konsonanten ; 

2.  die  quantität  der  vokale  und  konsonanten;  sowohl  explosiv- 
als  frikativlaute  bringen  charakteristische  und  darum  leicht  erkenn- 
bare kurven  hervor,  und  da  man  die  geschwindigkeit  des  papier- 
streifens  pro  Sekunde  ganz  genau  kennt,  so  ist  es  leicht,  nicht  nur 
die  dauer  der  konsonanten  festzustellen,  sondern  auch  die  abstände 
des  endastes  und  des  anfangsastes  der  einen  vokal  einschliessenden 
konsonanten  zu  messen ; 

3.  die  aspiration  der  explosivlaute ;  ist  ein  verschlusslaut  aspirirt, 
so  macht  der  ihm  nachstürzende  hauchlaut  sich  in  den  kurven  am 
öfifnungsast  durch  eine  deutlich  hervortretende  abweichung  nach  rechts 
bemerkbar; 

4.  die  zahl  der  Schwingungen  der  Zungenspitze  oder  des  Zäpfchens 
bei  der  bildung  des  r-lautes; 

5.  die  nasalität  eines  lautes,  indem  man  den  kautschukschlauch 
in  eine  nasenöffnung  einführt; 

6.  die  stimmhaftigkeit  oder  stimm.losigkeit  der  explosivlaute; 
der  Öffnungsast  stimmloser  verschlusslaute  fällt  steil  ab  und  bildet 
oben  eine  ganz  scharfe  spitze,  während  der  Öffnungsast  der  stimm- 
haften verschlusslaute  durch  die  einwirkung  des  der  Öffnung  nach- 
stürzenden blählautes  oben  breit  abgerundet  erscheint;  auch  die  stimm- 
haften frikativlaute  sind  vielfach  von  den  stimmlosen  zu  unterscheiden, 
und  zwar  dadurch,  dass  letztere  stets  ganz  reine  linien  zeigen,  während 


Ph.   Wagner  in  Reutlingen.  17 

crstere  leichte  Schwingungen  erkennen  lassen ,  die  jedenfalls  davon 
herrühren ,  dass  in  folge  der  Vibration  der  Stimmbänder  auch  die 
artikulirenden  teile  der  zunge  oder  der  lippen  in  leichte  Schwingungen 
versetzt  werden.  Im  französischen  zeigen  sich  diese  Schwingungen 
namentlich  bei  den  kurven  der  Zischlaute  in  sehr  schöner  weise. 
Doch  muss  zum  zwecke  des  nachweises  der  stimmhaftigkeit  oder 
stimmlosigkeit  der  konsonanten ,  namentlich  wenn  dieselben  mit 
andern  konsonanten  zusammenstossen,  noch  ein  einfaches  und  voll- 
ständig zuverlässiges  hilfsmittel  gefunden  werden ;  auch  der  ein- 
fache rousselot'sche  kehlkopfbeobachter,  der  sicherlich  einen  wesent- 
lichen fortschritt  bildet  und  ein  wichtiges  kontrollemittel  der  stimm- 
bandschwingungen  darbietet ,  scheint  mir  für  unsere  zwecke  noch 
nicht  vollständig  zu  genügen. 

Wir  müssen,  was  schon  prof.  Koschwitz  mit  so  grossem  nach- 
druck  hervorgehoben  hat,  von  der  gegenwart  ausgehen,  um  die 
Veränderungen,  die  eine  spräche  im  laufe  der  zeiten  durchmachte, 
voll  zu  verstehen.  Die  ersten  anfange  solcher  Veränderungen  ent- 
gehen auch  dem  geübten  ohr,  die  apparate  aber  deuten  sie  uns  in 
ihren  leisesten  spuren  an,  sie  verbreiten  licht  über  vieles,  was  der 
Vergangenheit  angehört  und  lassen  das  vermuten,  was  die  zukunft 
bringen  wird.  Namentlich  sollte  auf  unsern  hochschulen  den  studiren- 
den  der  neueren  philologie  gelegenheit  geboten  sein,  solche  Unter- 
suchungen anzustellen;  sie  werden  dadurch  in  ganz  anderer  weise 
in  eine  fremde  spräche  eingeführt,  als  dies  ohne  solche  experimente 
der  fall  sein  kann,  und  verschaffen  sich  über  vieles  klarheit,  was 
ihnen  ohne  objektive  Untersuchungen  verschlossen  bleibt. 

Treiben  wir  also  experimentalphonetik,  es  wird  gewiss  unserer 
Wissenschaft  zur  förderung  und  unserer  schule  zum  segen  gereichen! 

Reutlingen.  Ph.  Wagner. 


Phonetisclie  Studien.    VI. 


CHILENISCHE  STUDIEN.    II.  III. 

[Ich  habe  vor  kurzem  gelegenheit  gehabt  die  ausspräche  eines 
gebildeten  Spaniers,  madriletlv,  zu  studiren.  Derselbe  sprach  drei 
verschiedene  r-laute.  Im  inlaut  zwischen  vokalen  und  im  silbenan- 
laut  nach  konsonant  r  mit  einem  Zungenschlag.  Am  wortende  war 
r  etwas  vibrirt  und  endigte  stimmlos :  t>er,  por.  Im  wortinnern  vor 
konsonant  war  r  ebenfalls  etwas  vibrirt  und  vor  stimmlosen  ver- 
schlusslauten neigung  zu  verlust  des  stimmtons  wenigstens  in  der  laut- 
fuge: arte,  arpa,  arka;  arbol,  pierdo  etc. 

r  im  wort-  und  silbenanlaut  sowie  rr  im  inlaut  waren  immer 
stark  gerollt  ohne  verlust  von   stimmton  :  rosa,  Hefa,  onfa. 

Ich  weiss  nicht,  ob  genau  diese  ausspräche  als  norm  für  Madrid 
angesehen  werden  kann;  mein  beobachtungsobjekt  behauptet  es.  — 

Ganz  ähnlich  ist  die  ausspräche  eines  meiner  schüler,  eines 
jungen  mannes  aus  Tacna  in  Südperü.  Auch  dieser  spricht  nur 
zwischen  vokalen  und  im  anlaut  nach  konsonant  r;  sonst  ein  ge- 
rolltes r  (ohne  stimmtonverlust  im  auslaut),  von  dem  sich  das  r  fuerte 
nur  durch  stärkeres  rollen   unterscheidet. 

Für  Chile  scheint  als  r  ftiertc  neben  dem  gewöhnlichen  |  ein 
gerolltes  r  und  r  auch  für  die  ausspräche  der  gjiasos  gebräuchlich 
zu  sein,  wenn  auch  weniger  oft.  r  und  /  vor  d,  t,  fi  bleiben  nicht 
selten  auf  der  stufe  rd,  rt,  rn  stehen  ;  dagegen  ist  erhaltung  des  / 
vor  diesen  lauten  im  niedren  volke  nur  ganz  vereinzelt,  r  (=  span. 
r  oder  /)  vor  anlautendem  r  ftiertc  wird  demselben  assimilirt :  deMo- 
sario.  Wenn  ich  meinen  mozo  zum  scherz  deutsche  worte  nach- 
sprechen lasse,  setzt  er  immer  seine  entsprechende  chilenische  aus- 
spräche, spricht  also  statt  T^-alt :  ka./t.]  i 


'   Nachtrag  zu   Chilenische  Studien  \.  (Phon.  stud.   bd.   V,   p.   276  fT.). 


Dk.  RuDOLK  Lenz  in  Santiago  de  Chile.  19 

II.    S,   C(e,  i),  Z. 

Die  Schicksale  des  jr  in  Chile  bilden  wohl  das  interessanteste 
kapitel  der  chilenischen  lautlehre.  Über  die  von  mir  vermutete  ethno- 
logische Ursache  des  Schwundes  kann  ich  noch  nichts  weiteres  sagen. 
Dazu  muss  ich  erst  die  ausspräche  derjenigen  provinzen  kennen  lernen, 
die  noch  im  steten  verkehr  mit  den  araukanern  sind,  im  Süden 
Chiles  und  Argentiniens,  falls  die  araukaner  der  Pampa,  die  wohl 
sicher  aus  dem  Süden  Chiles  ausgewandert  sind,  nicht  andere  sprach- 
liche erscheinungcn  bieten,  als  ihre  Stammväter.^  (Vgl.  dieselbe  be- 
hauptung:  Sievers  bei  Storm  Engl.philol.  I  p.  426.   Anmerkg.  zu  p.  29J. 

Man  hört  hier  oft  die  behauptung,  dieser  verlust  des  s  sei  auf 
<iiidalusischcn  einßuss  zurückzuführen,  denn  aus  Andalusien  und  Estre- 
madura,  welche  ebenfalls  das  s  mehr  oder  weniger  vollständig  in  h 
verwandelt  haben,  seien  die  erobercr  und  ersten  besiedler  Chiles  ge- 
kommen. Dagegen  ist  einzuwenden,  dass  thaisächlich  über  die  her- 
kufift  dieser  besiedler  noch  nichts  sicheres  bekannt  ist,  die  zahlreichen 
baskischen  eigcnnamen  in  Chile  weisen  vielmehr  auf  nordspanischen 
zuzug;  stammten  sie  aber  wirklich  aus  jenen  südlichen  gegenden  und 
war  der  wandel  damals  in  Andalusien  schon  vorhanden  (was  wohl 
auch  noch  nicht  bewiesen  istj  —  warum  findet  sich  dann  in  Peru 
keine  spur  dieses  wandeis?  Wir  wissen  doch,  dass  Chile  von  Peru 
aus  erobert  und  verwaltet  worden   ist. 

Anders  steht  es  mit  der  frage,  wie  der  allge?neiti  amerikanische 
zusatnmenfall  des  s  mit  c{e,  i),  z  zu  erklären  ist.  Die  frage  ist  sehr 
schwierig,  denn  wir  sind  über  die  s,  c,  z,  g  des  spanischen  im  fünf- 
zehnten und  sechszehnten  Jahrhundert  noch  durchaus  nicht  im  klaren. 
Zweifelhall  ist  die  artikulation  des  z  und  (  und  der  stimmton  aller 
genannten  laute.  Das  material  über  den  gegenständ  ist  schon  ziem- 
lich gross;  mir  steht  leider  nur  Diez  {Gr.^  p.  293),  Mever-Lübke 
(Gr.  ^  44i,u.  a.),  Gröbers  Grundriss  und  Paul  Förster,  Span.  Sprach- 
lehre zur  Verfügung;  nur  aus  der  erinnerung  weiss  ich,  dass  mir  auch 
JORETs  und  Hornings  auseinandersetzungen  früher  unbefriedigend  er- 
schienen sind. 

Den    bekannten  Zeugnissen  für    ältere  ausspräche    kann   ich  hier 


'  Wie  ich  eben  nachträglich  eifahre,  erstreckt  sicli  der  veiiust  des  s  wie 
in  Chile,  sicher  auf  den  sflden  Argentiniens,  bis  Buenos  Aires;  genauere  nach- 
richten   fehlen  mir  noch. 

2* 


2  0  Chilenische  Studien.    II.  III. 

einige  auszüge  aus  dem  seltenen  buche  von  Juan  Pablo  I^onet  hin- 
zufügen {Reduccion  de  las  letras,  y  arte  para  eusenar  a  ablar  los  miidos. 
por  Juan  Pablo  Bonet.  En  Madrid  por  Francisco  Abarca  de  Afigulo 
1620).  Dieser  veteran  der  lautphysiologie  sagt :  c  vor  e  und  /  (/.  c. 
p.  79)  „se  forma  hiriendo  la  lengiia  en  los  dientes  inferiores,  y  arro- 
jando  fuera  de  la  hoca  con  algima  i'iolencia  la  respiraciofi  im  ceceo 
stiave  y  sutil."  Dieser  laut  soll  etwas  weniger  zischend  sein  als  s, 
wie  es  besonders  im  auslaut  gesprochen  werde,  z  ist  fnach  p.  106, 
108  und  146)  „mas  f teerte  y  larga"  als  c(e,  i),  ((a,  0,  u) ;  zur  aus- 
spräche des  z  ,Jia  de  p07ier  el  miido  la  punta  de  la  lengua  entre  los 
dientes,  y  expelcr  la  respiracion  qiie  salga  sin  que  la  lengua  se  aparte 
de  aquel  lugar." 

Eine  solche  trennung  von  ce  und  zc  kann  natürlich  nicht  aus 
der  luft  gegriffen  sein.  Da  Bonet  die  stimmhaftigkeit  eines  lautes 
nicht  immer  deutlich  angibt,  so  ist  es  nicht  unmöglich,  dass  (  zu- 
weilen stimmhaft  war ;  wenigstens  wird  dieses  nahe  gelegt  durch  die 
angäbe  fp.  303),  das  neugriechische  'i  sei  das  span.  z  ,,pero  inas  suave, 
como  lac  con  ci".  Möglich  ist  es  auch,  dass  f  noch  nicht  reiner 
Frikativlaut,  sondern  mit  verschluss  einsetzende  affrikata  war.  Die 
Orthographie  schwankte  nach  Bonet  sehr  oft  zwischen  (  und  z  (so 
auch  wohl  in  dem  werke  selbst)  und  der  unterschied  beider  laute 
wurde  im  druck  nicht  genügend  gewahrt.  Das  x  beschreibt  er  (p.  100 
und  I45)  ,,[/'6'<.Vi']  la  punta  de  la  lengua  en  cl  principio  de  la  encia 
super ior,  que  participen  algo  los  dientes.'' 

Wir  haben  also  in  Bonets  ausspräche  1620:  s:  apikaler  {oder 
frontaler)  rcibelaut  an  der  untereti  alveolargrenze.  f  postdental  und 
prüdorsal  (oder  frontal)  vielleicht  mit  Verschlussbildung  {con  alguna 
violencia)  und  vielleicht  stimmhaft,  z  interdentaler  stimmloser  reibelaut. 

Diese  angaben  stehen  zum  teil  in  offenbarem  Widerspruch  zu 
dem,  was  Joret  und  andere,  aus  der  Untersuchung  der  altspanischen 
denkmälcr  und  der  grammatikerangaben  des  16.  jhs.  gefunden  haben. 
Für  mich  ist  die  frage  nach  den  verschiedenen  lautwerten  der  s  und 
/•  des  älteren  spanisch  noch  ungelöst.  Ich  hoffe  ein  andermal  aus- 
führlich auf  den  gegenständ  zurückkommen  zu  können.  Vorläufig 
halte  ich  die  heutige  schcidung  der  spanischen  Schriftsprache  in  Madrid 
wesentlich  für  ein  kunstprodukt  der  etymologisir enden  Schreibung  und 
des  Schulunterrichts  und  nicht  für  die  naturgemässe  fortsetzung  der 
historischen  lautentwicklung.      Welche  laute  nach  Amerika    importirt 


Dr.  Rudolf  Lenz  in  Santiago  de  Chile.  21 

worden  sind,  wird  sich  erst  nach  eingehendem  und  iimrassendem 
Studium  der  Originalurkunden  des  16.  jhs.  feststellen  lassen.  Ein 
ausgeprägtes  interdentales  /,  wenn  es  überhaupt  zu  den  importirten 
lauten  gehörte,  war  sicher  viel  enger  begrenzt,  als  in  der  heutigen 
akademieaussprache. 

Gehen  wir  zur  Untersuchung  der  nwderncn  ausspräche  ül)er. 

Nach  den  angaben  der  Spanier  gibt  es  nur  ein  jt  und  ein  c 
(vor  c,  i  gleich  z  vor  a,  0,  u  und  im  auslautj,  erstercs  gesprochen 
s,   d.   h.   stimmloses  s,  letzteres  /,   stimmloser  interdentaler  reibelaut. 

Völlig  unverständlich  sind  mir  die  angaben  von  Paul  Förster 
(/.   c.   ^    10,    11)  und  Baist  (Gröbers  Gruudriss  I  p.   694). 

Nach  P.  Förster  spricht  man  s:  I.  stivwilos:  i.  im  anlaut, 
2.  im  inlaut  zwischen  vokalen,  3.  vor  und  nach  w,  //,  p,  t,  k,  f. 
4.  unbestimmter  vor  und  nach  /,  r  und  in  Zusammensetzungen  mit 
des-,  dis-,  es-  vor  stimmlosen  konsonantcn.  II.  stinn/ihaft  soll  s  sein: 
I.  ifn  auslaut  (!),  2.  in  compositis  mit  des-  dis-,  vor  vokalen  (!j,  3.  vor 
•stimmhaften  geräuschlauten  (darunter  c,  z.  b.  esccna  1),  4.  die  Verbindung 
bs  soll  eher  {\)  ps  als  fc  gesprochen  werden.  Nach  Baist  ist  s  meist 
stimmlos;   dagegen   stimmhaft  im  auslaut  (!)  und  vor  g. 

c  z  ist  nach  Förster  I.  stimmlos:  i.  im  anlaut,  2.  nach  ton- 
losen vcrschhissJauten,  3.  unbestimmter  vor  tonlosen  verschlusslauten. 
IL  stimmhaft:  i.  im  vilaut  ziuiscJien  vokaleti  (!),  2.  im  auslaufe  3.  vor 
und  nach  r  und  /,  4.  vor  und  nach  m  und  //,  5.  vor  tönenden  ver- 
schluss- und  reibelaut^n.  Die  artikulation  ist  interdental.  Nach  Baist 
ist  z  mit  ce,  ci  schlechthin  tönend  (!)   und  postdental. 

Wie  gesagt,  etwas  unbegreiflicheres  als  diese  angaben  ist  mir 
kaum  auf  dem  gebiete  der  phonetik  vorgekommen.  Entweder  diese 
beiden  autoren  wissen  nicht,  was  stimmton  ist,  oder  ich  habe  noch 
kein  spanisch  gehört ! 

Ein  viadrilenOy  dessen  ausspräche  ich  genau  untersucht  habe, 
spricht  wesentlich  alle  s  stivivilos  und  zwar  mit  der  ztmgenspitze  an 
den  alveolen;  alle  c,  z  sind  interdentale  stimmlose  reihelaute.  Nur  vor 
b,  d,  g  ist  j-  in  der  regel  ziemlich  stark,  /  zuweilen  etwas  stimm- 
haft. Jedenfalls  ist  es  völlig  genügend,  wenn  Escriche  v  Mieg  in 
seiner  Keforma  de  la  ortografia  castellana  (Bilbao  1890)  jedes  s  mit 
s  und  jedes  c,  z  mit  z  wiedergibt  und  die  phonetische  transskription 
im   Maitre  fo7tLHique  (mai    1890)  ebenfalls  sich   mit  s  und  ^  begnügt. 


2  2  Chilenische  studien.    II.  III. 

Ob  in  Madrid  neben  dem  interdentalen  auch  postdentales  p  ge- 
bräuchlich ist,  weiss  ich  nicht  genau  ;  erscheint  mir  wahrscheinlich. 
Jedenfalls  hat  span.  /  immer  starkes  reibegeräusch,  während  engl,  th 
mir  oft  mehr  unrein  explosiv  als  zischend  erscheint. 

Ein  nordspanier,  den  ich  früher  einmal  untersuchte,  sprach  s 
immer  apiko-supraalveolar ,  dagegen  z  dorso-alveolar  bis  postdetital.  Sein 
z  war  also  viein  deutsches  s;  sein  s  klang  einem  .s  sehr  ähnlich, 
denselben  laut  habe  ich  jetzt  von  kastilianern  mehrfach  gehört.  Beide 
laute  s^  (apikal)  und  s'^  (dorsal)  nahmen,  nicht  nur  vor  />,  d,  g,  sondern 
auch  vor  allen  andexen  stimmJiaften  lauten,  ziemlich  oder  ganz  voll- 
ständigen stimmton  an.  Im  auslaut  wurden  sie  ebenso  behandelt, 
je  nach  dem  folgenden  worte,  gingen  zuweilen  auch  verloren,  so 
regelmässig  in  buenodias^,  Imenanöces^ ;  sonst:  loz^grandes^  arlwles'', 
miz^mo,  twi  a  la  kas^a  (caza)  i  des^pues^  a  »li  kas'^a  {casa),  konos'ko, 
xuz^go  u.  s.   w. 

In  Andalusien  und  Estremadura  sollen  i-  und  z  wie  in  Amerika 
ganz  zusammengefallen  sein  ;  ich  habe  noch  keine  persönlichen  be- 
obachtungcn   darüber  gemacht. 

In  Peru  scheint  allgemein  das  spanische  apiko-alveolare  i"  für 
s  und  z  gebraucht  zu  werden.  In  Chile  ist  dagegen  nur  ein  im 
klänge  sehr  hohes,  dorso-alveolares  s  gebräuchlich,  welches  dem  er- 
wähnten nordspanischen  z  gleich  ist.  Über  die  anderen  amerikani- 
schen länder  kann  ich  vorläufig  nichts  genaueres  angeben.  Dass 
irgendwo  in  der  neuen  weit  s  und  c,  z  von  einander  getrennt  würden, 
ist  mir  nicht  bekannt,  abgesehen  von  den  meist  vergeblichen  an- 
strengungen  einiger  Schulmeister.  Interdentale  ausspräche  des  c  macht 
vielmehr  auf  den  amerikaner  einen  komischen  eindruck,  ebenso  wie 
das  lispeln   im  deutschen  oder  französischen. 

Nach  diesen  bemerkungen  können  wir  zur  betrachtung  der 
mannigfaltigen  Schicksale  des  s  (gleich  span.  s  und  c,  z)  im  chilenischen 
sonderleben  übergehen,  s  im  wort-  und  silbe?ta?ilaut  bleibt  in  der 
santiaguiner  ausspräche  meistens  erhalten ;  als  silbenanlautend  ist  auch 
j-  am  wortende  vor  zugehörigem  mit  vokal  anlautenden  worte  zu 
rechnen ;  lo-sotnbxe  (los  hombres)  ebenso  gesprochen  wie  la  sonibra 
(der  schatten) ;  die  Silbentrennung  ist  in  der  hiesigen  ausspräche  immer 
deutlich  vernehmbar.  Einige  bcispiele :  sä{b)ana  {sdbanä) ,  sapäto 
{zapaio),  kasa  ■=  casa  oder  caza;  kosel  ^;=  coser  oder  cocer  u.  s.  w. ; 
ensima  (encima),  pienso ;  nach  r  oder  /  wird  s  apikal  und  weiter  oben 


Dr.  Rudolf  Lenz  in  Santiago  de  Chile.  23 

an  den  alvcolcn  gebildet:  so.isal  (zorzal),  diiuse  (duke);  vcrgl.  Chil. 
stud.  I. 

In  der  ausspräche  der  guasos  geht  auch  das  j.-  im  wort-  und 
silbenanJaut  oft  in  einen  ausserordentlich  lockeren  reibelaut  über  (die 
zungc  liegt  Hach  im  munde,  die  spitze  am  oberen  rand  der  unteren 
Schneidezähne,  die  reibung  erfolgt  schwach  post-  und  subdental:  ich 
schreibe  ,s)  und  dann  weiterhin  sogar  in  h  (den  deutschen  stimm- 
bänderreibelaut) :  doch  glaube  ich  vorläufig,  dass  wenigstens  in  der 
umgegend  von  Santiago,  insbesondere  in  Nunoa,  kaum  individuen 
existiren,  die  überhaupt  kein  s  mehr  sprechen.  Die  ncigung  den 
^-verschluss  zu  locker  zu  bilden,  ist  jedenfalls  in  der  niedrigen  land- 
bevölkerung  stark  vorhanden ;  überhaupt  hat  das  chilenische  ausser 
dem  präpalatalen  y  keine  etiggebildeten  eigentlichen  rcibelmtfe.  Nach 
dem,  was  ich  bis  heute  auf  dem  lande  gehört  habe,  sprechen  die- 
selben leute  das  j'  bald  mehr  bald  weniger  vollkommen ;  sobald  die 
enge  soweit  ist,  dass  sie  dem  exspirationsstrom  keinen  genügenden 
widerstand  mehr  entgegensetzt,  so  tritt  substitutionsenge  im  kehlkopf 
ein  (vgl.  meine  auseinandersetzung  in  Kuhns  Zeitschr.  bd.  29,  p.  51  f.); 
völligen  lautschwund  des  intervokalischen  i-  habe  ich  noch  nicht  ge- 
hört. Beispiele:  jneJia,  kaha,  koha,  henol  oder  hinol  (seiior)  oder 
häufiger  mesa,  kasa  etc. 

/;//  atislaut  eines  Wortes  vor  pause  geht  s  in  der  vulgären  aus- 
spräche mehr  oder  weniger  verloren  ;  nach  betonter  silbe  bleibt  ein 
hauchlaut,  nach  unbetonter  silbe  geht  der  laut  oft  ganz  verloren ; 
man  spricht  also:  krti  (cruz),  nie'  (mes),  nari  (nariz),  lombri  (lofnbriz), 
dd  (dos),  dd  (vos),  aber  Idpe  (Idpiz),  wobei  statt  des  sonst  nicht  vor- 
handenen unbetonten  /  im  auslaut  e  eintritt,  ante  (antes).  Der  rest 
des  s  in  kru  etc.  ist  nicht  grade  ein  deutsches  h,  sondern  der  unter- 
schied zwischen  //  und  einem  gewöhnlichen  u,  z.  b.  tu,  beruht  darin, 
dass  u  am  anfang  stärkeren  exspirationsdruck  hat  als  am  ende,  // 
dagegen  mit  ansteigender  stärke  gesprochen  wird ;  oder  wenigstens 
schwächt  sich  der  exspirationsstrom  nicht  gegen  ende,  sondern  wird 
plötzlich  durch  Öffnung  der  vorher  zum  tönen  geschlossenen  Stimm- 
ritze abgebrochen,  nicht  selten  mit  nachstürzendem  hauch ;  der  vokal 
erhält  dadurch  etwas  kurzes,  gestossenes.  Dass  der  unterschied  von 
-e  aus  betontem  -es  und  von  -e  aus  unbetontem  -es  gefühlt  wird,  be- 
weisen   die    pluralbildungen  mese,  narise,   kruse^  ^    aber  der  plural  zu 


*  Analogiscti  wird    nicht  selten  der  plural    von   werfen,    die    auf    lietonten 


24  Chilenische  Studien.    II.  III. 

lape.  ebenfalls  lape  statt  Idpcse  oder  läpise,  wie  nach  läpices  zu  erwarten 
wäre;  allerdings  wird  auch  zu  o'tiz  vulgär  schon  hü  neben  krüsc 
als  plural  gebraucht,  was  sich  wohl  dadurch  erklärt,  dass  auch  in 
betonten  silben  der  hauch  im  schwinden  begriffen,  vielleicht  schon 
oft  ganz  geschwunden  ist,  insbesondere  in  solchen  Wörtern,  die  nicht 
leicht  durch  engen  anschluss  an  ein  folgendes  vokalisch  anlautendes 
wort  nebenformen  (satzdoppelformen)  mit  j'  bewahren  wie  z.  b.  do, 
do  :  do-sotnbre  {dos  hofnbres),  bo-saycn  (ros  hallais)  neben  do  pe.ro  (dos 
perros)^,  bo    kantdi    (vos  cantais). 

In  bezug  auf  das  auslautende  s  ist  der  gebrauch  eben,  wie  in 
so  vielen  fällen,  schwankend.  Der  gebildete  Chilene  spricht  meist 
mehr  oder  weniger  vollkommenes  s  nach  betontem  vokal,  aber  in 
unbetonten  flexionssilben,  gehauchten  gestossenen  vokal,  wie  ihn  die 
Vulgärsprache  in  betonten  silben  hat,  während  sie  in  unbetonten  meist 
entweder  gar  keinen  rest  des  .$•  wahrt,  oder  nur  den  endvokal  etwas 
deutlicher,  e  und  o  etwas  offener  spricht. 

Dieselben  verschiedenen  aussprachen  kommen  nun  auch  für 
das  auslautende  s  im  warte  zwr  folgenden  konsonanten  (und  ebenso  am 
wortende  vor  anlautkonsonant  des  zugehörigen  wertes)  in  betracht. 
SiEVERs'  beobachtungen  über  die  ausspräche  (vgl.  Storm  Engl.  Philo- 
logie I.  p.  426)  sind  im  allgemeinen  richtig,  aber  der  vereinzelten 
beobachtung  entsprechend  zu  eng. 

Vollkommene  ausspräche  eines  i'  vor  konsonant  ist  auch  bei 
gebildeten  äusserst  selten;  im  übrigen  herrschen  zahlreiche  abstufungen. 

Vor  stimmlosen  reibelaiiten  schwifidet  s  vollständig  oder  hinter- 
lässt  höchstens  eine  etwas  gedehnte  ausspräche   des  reibelautes,   z.  b. 

1.  satifasiön  oder  genauer:  saticfasion  (mit  (f  bezeichne  ich 
bilabiales  /,  wie  es  im  volke  herrscht;  bei  den  gebildeten  ist  labio- 
dentale ausspräche  häufig,  oft  auch  ein  mittelding  von  /  und  9)),  lo 
(fCHforo  (die  Streichhölzer),  la  (plore  (las  ßores),  sg.  dazu  la  rflor 
oder  qlol. 

2.  la  xdula  (Jaiila,  singular  und  plural  in    der  regel    nicht    zu 


vokal  ausgehen,  mit  se  gebildet  aj^i  =  a-^i'se,  kafc  od.  kaipc  >  katpcse  statt  ajies, 
cafes  (vgl.  das  vereinzelte  span.  maravedises). 

2  Wegen  der  Verschiedenheit  der  möglichen  ausspräche  des  r  fuerte  ist  es 
vielleicht  zweckmässiger  die  leichtei-  veiständliche  transskription  /■  beizubehalten, 
statt,  wie  ich  es  im  ersten  aufsatz  getlian,   in   allen   fällen  i  zu  schreiben. 


Dr.  Rudolf  I.enz  int  Santiago  de  Chile.  25 

unterscheiden),   lo  xa.idine  {los  jardincs),  lo  xdbeiic  (jovcnes);  x  immer 
postpalatal   oder  seltener  prävelar. 

3.  lo'yenero  {Jt'/icros,  mir  in  der  brdoutung  Stoffe,  zeugarten;, 
lo/inäc  (reiter).  y  präpalatal. 

4.  lo^uj^te  (juguctes),  loi^.ucxo  (^^  los  jucgos  oder  ßtegos,  aus- 
spräche in  der  regel  nicht  zu  unterscheiden),  lo  (futkc  (fiitres,  die 
reinen  jungen  Stadtherren).  ^  eine  kombination  von  .v  mit  gerundetem 
<^. ;   ziemlich  gleich  stimmlosem   englischen  tv,   nordengl.   K<hat  etc. 

Vor  folgendem  p  wird  gehauchter  vokal  gesprochen  ;  auch  wenn 
der  cxspirationsnachdruck  unterbleibt,  wird  wenigstens  der  vokal  kurz 
abgebrochen,  sodass  eine  momentane  artikulationspausc  zwischen  vokal 
und  konsonant  die  stelle  und  Zeitdauer  des  geschwundenen  .f  ein- 
nimmt ;   z.   b.  kfc^'po,  cpa.ida  {cspalda),  otnpo  oder  obi'^po  (obispo). 

Ganz  analog  ist  das  verhalten  des  s  vor  t,  nur  dass  hier,  wegen 
der  nahen  Verwandtschaft  der  beiden  artikulationen,  die  energie,  die 
dem  -s"  zukam,  leicht  auf  das  /  übertragen  wird.  Nach  dem  abbruch 
des  Vokals  schnellt  die  Zungenspitze  unter  starker  exspiration  zum 
verschluss  hinter  den  oberen  Schneidezähnen  vor,  sodass  die  ver- 
schlussbüdung  (implosion)  hörbar  wird,  ohne  sich  unmittelbar  an  den 
vorhergehenden  vokal  anzulehnen.  Oft  tritt  auch  einfach  ein  ener- 
gisches /  mit  langer  verschlusspause  statt  des  si  ein  z.  b.  e'^io,  pdta, 
ctd,  etäo  {estadü),  bito.  Ein  solches  ungewöhnlich  energisches  /  glaube 
ich  auch  oft  zu  hören  im  anlaut  von  Uabien  (esiäbien),  'täte  sosex,ao 
{--=■  estadtc  fsicij  sosegado  sei  ruhig  !j,  wo  der  vokal  abgefallen  ist. 
Vor  //'  (ih)  klingt  das  j-  oft  vollkommen  wie  i,  nur  sehr  kurz,  indem 
der  exspirationsstrom  unmittelbar  vor  der  Verschlussbildung  vernehm- 
bare reibegeräusche  hervorruft.  Es  könnte  aber  auch  sein,  dass  in 
dieser  Verbindung  das  s  durch  assimilation  an  die  artikulation  des 
apiko-supraalveolarcn  /  überhaupt  vor  dem  Schwunde  bewahrt  wurde, 
dem  nur  das  dorso -alveolare  .y  ausgesetzt  war;  beispicl :  rastso,  pistsoxo 
(rastro,  rastrojö)  u.  ä.  W'ird  statt  ts  die  gebildete  ausspräche  //■  an- 
gewandt,  so   schwindet  das  s  wie   gewöhnlich,   also :   rdtro. 

Vor  folgendem  k  ist  das  verhalten  des  i'  etwas  anders;  hier 
tritt  fiist  immer  hörbare  reibung  des  luftstroms  ein,  indem  der  zungen- 
rücken  unmittelbar  nach  dem  abi)rechen  des  vokals  zur  folgenden 
Verschlussbildung  übergeht,  so  dass  statt  mdka  oft  ein  mehr  oder 
weniger  reines  tnoxka  erklingt ;  ich  will  den  laut,  der  doch  kein 
volles  X  ist,  mit  ./•  bezeichnen,   also:  dexkoikdo  {descoseado,  entsteintes 


2  6  Chilenische  S'rcuiEN.    II.   III. 

trockenes  übst),  kuej ko  (cucsco),  buxka  (busca),  exkina  {csqiihia), pijivkon 
ipeUizcoti),  wobei  sich  die  artikulationsstelle  immer  dem  benachbarten 
vokal  anschliesst.  Mit  /'  geht  in  solchem  fall  nicht  selten  dabei 
noch  die  Wandlung  vor  sich,  dass  sein  verschluss  nicht  vollständig 
gebildet  wird,  so  dass  ey'yina  oder  einfach  eyina  entsteht,  ebenso 
zuweilen  eye  oder  eyje  ^^^  esque  u.  ä.  Dass  k  unvollständig  gebildet 
wird,  scheint  auch  vorzukommen,  doch  jedenfalls  nur  bei  guasos; 
ich  glaube  zuweilen  exda  neben  exkoa  (escoba)  gehört  zu  haben  und 
ebenso  in  einem  volksliedc  si  no  aSe  rexatarme  no  me  kauübc'  (si  iio 
has  de  rescatarme  no  me  cautives);  doch  bin  ich  noch  nicht  ganz 
sicher,   ob  hier  nicht  ein   irrtum   oder  missverständnis  vorliegt. 

i-  vor  b'^  (geschrieben  b  oder  v)  geht  zunächst  ebenfalls  in 
über,  also  rebaldn  (resbalön),  Idbäld ;  dieses  ist  die  gebildete  ausspräche. 
Da  nun  aber  die  lippen  schon  während  des  hauches  zur  engenbildung 
vorgehen,  so  tritt  an  stelle  von  ''b  sehr  oft  ein  b,  welches  stimmlos 
einsetzt,  also  :  ve<fbalon,  la(f.baid,  wobei  qp  aber  immer  sehr  locker 
gebildet  und  daher  wenig  schallkräftig  ist.  Im  inneren  des  Wortes 
tritt  nun  in  der  vulgärsprachc  ein  einfaches  gewöhnliches  r/i  an  stelle 
von  dem  beschriebenen  ffb,  also:  reqalon,  reqaldo.  req.dla;  in  wort- 
und  kompositionsfugen  scheint  aber  auch  die  Volkssprache  nur  selten 
über  'b  oder  ^^b  hinauszugehen,  also  debiido  oder  deqbiido  (dcsveido 
verschossen,  ausgeblichen);  selten  ist  auch  völlige  assimilation  des 
ersten  an  das  zweite  dement,  also  labbala,  dcbbiido  oder  verlust  des- 
selben :   la  bald. 

s  vor  w  (bilabial  gerundet  mit  starker  dorso-postpalataler  oder 
velarer  enge)  wird  ganz  entsprechend  behandelt  wie  sb,  nur  dass  wie 
bei  sk  ein  .1  an  stelle  des  '  tritt,  lolweso''  (los  huesos),  lojiWenoso7nbre 
(los  buenos  hombre),  lolwasd  (los  guasos),  seltener  lowwesd ;  zuweilen 
auch    einfach    los  weso,  wie  la  bala  nur  in    der  spräche  der  guasos. 

jT  vor  5  und  j,  dem  mit  unvollkommenen  verschluss  gebildeten 
g,  entwickelt  die  entsprechenden  abstufungen  Id  T^ajind  oder  häufiger 
laxT^ajhta  (las  gallinas).  Hier  ist  volle  assimilation  zu  langem  oder 
auch  einfachem  ~,  j  nicht  selten :   laz^T^ajina  ':^rande  T^y.ida  (las  gallinas 


'  Wahrscheinlich  ist  eigentlich  vor  h  d  g  von  z  (stimmhaftem  s)  auszu- 
gehen. Durch  die  unvollkommene  engenbildung  im  munde  ist  aber  zweifellos 
zunächst  verlust  des  stimmtons  eingetreten  'vgl.  KUHNS  Zeitschr.  bd.  U9,  p.  52 
den  Übergang  z  ■  ■  .  x). 


Dr.   Rudolk  Lknz  in  Santiago  de  Chile.  27 

gratides  gor  das,  ausriif  der  hühnerverkäufer) ;  la'/jindd  >  la  jjinda  >  la 
Jinda  (las  guifidas).  Im  inncrn  des  woitcs  tritt  genau  entsprechend 
dem  (f)  in  re^alar  in  der  niederen  Volkssprache  einfaches  stimmloses 
X  oder  ^  [x  mit  gleichzeitiger  bilabialer  reibung  in  //-Stellung)  ein: 
arexäo  (arriesgado),  raxaiira  (rasi^adiira),  Tfuxal  (Juzgar),  farlufhil, 
räqjtitio  (rasgnnar,  rasgiim).  In  kompositionsfuge  scheint  wie  bei  t) 
völliger  verlust  des  stimmtons  nicht  vorzukommen :  dej^a'ra/  (dcs- 
garrar),  derselbe  gilt  überhaupt  als  gemein ;  der  gebildete  chilenc 
spricht :  {^iiXT^dr  oder  xiij^ar.  Halbgebildete  schreiben  allerdings 
nicht  selten  rajumr  und  sprechen   demgemäss. 

Ahveichend  von  den  genannten  Verbindungen  entwickelt  sich  sd. 
Hier  entwickelt  sich  nach  meinen  erfahrungen  nie  ein  deutlicher 
stimmloser  frikativ,  wie  es  Sievers  bei  Stürm  (l.  c.)  in  ,,/(/  Do  Dientes 
fast  wie  engl,  la  thoth-"  annimmt.  Entweder  spricht  man  Id  do'' 
diente^  oder  loi^oöiente,  wobei  ich  mit  c)  ein  d  mit  stärkerem  ver- 
schluss als  gewöhnlich  andeuten  will,  das  nur  als  repräsentant  von 
sd  auftritt  und  mehr  postdental,  ja  oft  fast  interdental  ist,  indem  die 
Zungenspitze  am  unteren  rande  der  oberen  Schneidezähne  verschluss 
bildet.  Das  gewöhnliche  d  bildet  den  verschluss  auf  der  grenze  von 
alveolen  und  Schneidezähnen  und  geht,  wenn  es  unvollkommen  arti- 
kulirt  wird,  nicht  in  d  (inter-  oder  postdental  wie  engl,  the)  üi)er, 
wie  ich  z.  b.  im  portugiesischen  nada  gehört  habe,  sondern  in  einen 
laut,  in  dem  der  stimmton  durchaus  über  das  konsonantische  sehr 
geringe  reibegeräusch  prävalirt ;  /3^  bezeichne  ich  ihn. 

Ein  reines  d  oder  ß  kommt  überhaupt  ijn  chilenischen  nklit  vor; 
wenn  auch  der  dentale  verschluss  in  iV  nicht  immer  ganz  dicht  ist, 
wegen  der  Unebenheit  der  zahne. 

Vor  m  und  n  tritt  entweder  '  ein,  oder  seltener  gehen  die  organe 
sofort  nach  dem  vokal  zur  bildung  des  m,  n  über,  welche  dann  stimmlos 
anfangen,  indem  der  luftstrom  des  ehemaligen  jr  durch  die  nase  ent- 
weicht; also  pdman,  nn7no,  kuarema,  dura  710,  arehunio  {arrebuznido 
wie  ein  esel  schreiend  cf.  rehuznar)  oder  seltener:  paunian  vnumo, 
kuoreftjna,  duravno  (wobei  die  griechischen  buchstaben  den  stimm- 
losen laut  bezeichnen  mögen).  Völlige  assimilation  kommt  selten 
vor,  am  häufigsten  habe  ich  sie  in  lo  viimvio  oder  lo  mimo  statt  mimo 
gehört;  der  guaso  sagt  vie'?no  oder  memo  mit  bewahrung  der  alt- 
spanischen form  mesmo.  In  colisnabo  (Tolhausen  hat  nur  colinabo) 
hört  man   oft  statt  koltnao  mit  anlehnung  des  hauches  an  den  vokal 


28  Chilenische  studien.    II.  III. 

koliynao ;  ähnliche  aiilehnung  ist  kuxiiön  oder  kiüptidn  statt  ktition 
(cuestion).  In  der  wortfuge  ist  völliger  Schwund  des  auslautenden  s 
nicht  selten  :  also  /d  vuiire,  laumaire  fselten),  lamaii  e  (ias  7nadres), 
im  letzten  falle  singular  und  plural  fast  oder  ganz  gleichlautend. 
Zuweilen  bleibt  von  dem  s  nur  eine  etwas  übermässig  energische 
ausspräche  des  vokals,  aber  ohne  dass  es  zum  stimmton  unterbrechen- 
den liauch  kommt   in   mi7no,  diirdno. 

Voi-  l  ist  dieselbe  entwicklung:  ausolayo,  oder  stimmloses  /: 
auso/.layo  (al  soslayo),  seltener  ausollayo  inülo  oder  meist  muXlo  und 
vmllo  mit  geminirtem  /  (muslo) ;  ebenso  in  der  wortfuge,  nur  dass  hier 
wieder  oft  s  ganz  schwindet. 

For  r  tritt  immer  assimilation  ein  mit  vollständigem  oder  teil- 
weisem Verlust  des  stimmtons,  den  anlautendes  r  ja  so  wie  so  oft  hat: 
lo^eye  wird  also  meist  loicyc  oder  looi'eye  oder  looeye  {los  i'eyes, 
wobei   p  den   stimmlosen  laut  bezeichnet). 

Die  unkastellanischen  gelehrten  formen  mit  den  Verbindungen 
nst,  nsp  verlieren  volkstümlich  das  ;/,  also :  kohitusiön  (constifiicioti), 
itituto  oder  etituto  (iiistiliito),  neben  cpeutor  ist  aber  auch  enipeittor 
{inspector)  gebräuchlich. 

III.    /   F;    Y,   LI;  B,    V;  Huc,   Gnu. 

Die  ausspräche  des  j  (vor  c  und  i  oft  mit  thörichter  etymo- 
logischer Schreibung  g,  was  in  Chile  weniger  üblich  ist;  in  Spanien 
ist  .v,  postpalataler  stimmloser  reibelaut;  Verschiebung  der  artikulations- 
steile nach  vorne  vor  e,  i  scheint  in  Madrid  als  schlechte  ausspräche 
zu  gelten  ;  prävelare  bildung  kommt  wohl  auch  vor,  aber  soviel  ich 
weiss,  dann  immer  als  reiner  reibelaut,  und  niemals  kratzend  (mit 
Vibration  des  gaumensegels)  wie  der  deutsche  ach-ldiUi  und  das  schweizer 
eh.  Dieser  .r-laut  ist  um  das  jähr  1600  allgemein  geworden  und 
aus  mindestens  zwei  verschiedenen  lauten,  einem  dorsalen  s  und  z, 
hervorgegangen  (cf.  die  angaben  bei  Paul  Förster  ^12  und  meine 
physiologischen  bemerkungen  Kuhns  zeitschr.   29,  p.   50  ff.). 

Natürlich  ist  dem  vollzogenen  wandel  eine  mehr  oder  weniger 
lange  zeit  des  Schwankens  vorausgegangen  und  der  Zeitpunkt,  wo 
das  altspan.  x  mit  dem  j  und  g{e,  i)  vollständig  zusammengefallen 
ist,  steht  noch  nicht  fest ;  es  war  aber  wohl  zweifellos  für  verschiedene 
gegenden  verschieden.  Juan  Pablo  Bonet  scheint  beide  laute  noch 
zu  trennen,   er  beschreibt  sie  wie  folgt:  zur  ausspräche  des  ge,  gi  soll 


Dr.  Rudolf  Lknz  in  Santiago  de  Chile.  29 

der  stumme  „corvar  la  lerigna  ?nas  cerca  la  punta,  de  lo  qic:  la  corvava 
para  la  pronu/iciacion  primera  (ga,  go,  gtt  i)  y  con  lo  corvado  tocara 
en  el  paladar  poco  vias  adentro  de  las  encias,  y  aunqtie  la  respiracion 
pulse  en  aquella  inisma  parte,  fio  se  ha  de  despcgar  la  lengua  de  aquel 
punto,  sino  quedarse  pegada,  yesie  nns?HO  sonido  tendra  la  i,  quando 
hnviere  de  servier  de  jota".  Damit  ist  also  wohl  ein  dorso-mcdio- 
palatalcr  reibclaut  gemeint. 

Über  X  sagt  Bonet  (p.  104,  145),  es  sei  nach  einigen  autoren 
(jedenfalls  sind  die  lateinischen  grammatiker  gemeint;  gleich  c  -r-  s, 
g  -j-  s;  im  spanischen  aber  seien  beide  laute  miteinander  verschmolzen  : 
X  sei  ,,una  respiracion  que  no  ptieda  pronunciar  se  tan  simple,  qiie  no 
participc  algo  de  essas  dos  letras,  porque  a  cada  una  le  toma  la  mitad 
de  SU  sonido,  i  de  los  dos  incdios  hazc  uno,  qtie  es  cl  sicyo.  V  assi 
empiefa  la  respiracion  estando  la  lengua  en  la  parte  que  suelc  para 
forniar  la  c,  con  el  sonido  de  ca,  y  braxa  por  el  paladar  adelante  acabar 
donde  se  forma  la  s,  de  manera  que  queriendo  pronunciar  la  c  gutural, 
y  la  s  aprisa,  se  pronuncia  y  forma  este  sonido,  que  significia  y  tiene 
por  nombre  la  x."  Möglich  wäre  es  nach  dieser  beschreibung,  dass 
BoNETS  X  zugleich  postpalatale  und  alveolare  reibung  gehabt  hätte; 
doch  kann  die  beschreibung  auch  durch  die  absieht,  etwas  von  k  und 
i'  in  dem  laute  zu  finden,  getrübt  sein.  Jedenfalls  wäre  es  auflföUig, 
wenn  ge  und  xa  genau  denselben  laut  gehabt  hätten  und  Bonet  thäte 
dessen  nirgends  erwähnung.  Ich  erinnere  mich  nicht,  dass  er  irgendwo 
X  und  gc  durcheinander  wirft,  so  wie  er  für  gc  und  j  dieselbe  aus- 
spräche angibt. 

Soviel  scheint  mir  sicher  zu  sein,  dass  es  nicht  wunderbar 
wäre,  wenn  sich  in  irgend  einem  winkel  Amerikas  reste  von  ver- 
schiedener ausspräche  des  x  und  g  (J)  fänden ;  denn  der  Übergang 
zum  heutigen  x  war  im  ersten  Jahrhundert  der  spanischen  ein- 
wand(^rung  sicher  noch  nicht  abgeschlossen.  Nach  dem,  was  ich  bis 
jetzt  vom  amerikanischen  weiss,  ist  jedoch  überall  der  dorso-post- 
palatale  ,r-laut  als  grundlage  anzunehmen ;  in  Peru  scheint  derselbe 
in  allen  Stellungen  gewahrt  zu  sein,  in  Chile  ist  er  jedoch  je  nach 
dem  folgenden  vokal  streng  dififerenzirt  worden,  —  ebenso,  wenn 
mich  die  erinnerung  nicht  täuscht,   in  Buenos  Aires. 


1  Dieser  laut  wird  gebildet  (p.  85,    \^o)  „C7icorzandose  la  lengua  hier e  en  el 
paladar  alto  con  la  mitad  della". 


30  Chilenische  stüuien.    II.  III. 

Vor  a  ist  postpalatalcr  reibelaut  gewahrt,  also:  bdxa,  biiixa, 
oxä,  rt^xa,  ixa  (in  den  beiden  letzten  fallen  pflegen  die  hiesigen 
deutschen  natürlich  rcya,  iya  zu  sprechen,  was  durchaus  gegen  die 
chilen.  lautgesetze  ist). 

Vor  0  und  noch  mehr  vor  ti  neigt  das  x,  in  der  gebildeten 
ausspräche  weniger,  im  niedren  volke  mehr,  zu  gleichzeitiger  lippen- 
rcibung,  so  dass  span.  jo  und  fo  zuweilen,  ju,  jui,  jui  und  fu,  fiU 
fui  fast  immer  vollständig  gleich  gesprochen  werden,  indem  f  zu 
seiner  bilabialen  reibung  die  postpalatale  hinzu  bekommt;  ich  schreibe 
den  entsprechenden  laut  Tf.  Es  ist  nicht  lippenrundun^,  wie  ich  der 
einfachheit  halber  bisher  öfter  gesagt  habe,  denn  o  und  u  haben 
im  chilen.  keine  rundung  wie  im  deutschen  und  noch  stärker  im 
französischen,  sondern  die  lippen  nähern  sich  in  ganz  schlaffer  Stellung 
einander,  entsprechend  dem  kieferwinkel  und  werden  höchstens  etwas 
wulstig  vorgeschoben. 

Der  halbgebildete  schwankt  daher  in  der  Orthographie  beständig 
zwischen  /  und  J  vor  u,  und  schreibt  bald  jiicrsa  (fuerza),  bald 
fuisioso  (juicioso),  sogar  conjotmc  (confor7ne)  ;  fornalc7'o  statt  jornalcro 
oder  ähnliches  habe  ich,  vielleicht  zufällig,  noch  nicht  gefunden. 

Die  ausspräche  ist:  ^)Uigo  =^  juego  nnd  fuego,  Tful-tsa  (fuerza), 
Tiucbc  (Jueves),  '^u/eie  (Juguete),  T^uldno  (fuIa?io);  dabei  überwiegt  im 
y.  bald  die  postpalatale  bald  die  bilabiale  reibung,  aber  durchaus  un- 
abhängig von  der  Orthographie;  während  vor  o  der  Schreibung  y' ein 
etwas  labialisirtes  x,  dem  /  ein  <p  mit  schwacher  gaumenreibung  ent- 
spricht, die  wohl  nur  unter  günstigen  umständen  zu  echtem  .^  oder 
x  wird,  wie  in  conforme,   das  dann  kotjxopne  gesprochen  wird. 

Vor  e  und  i  wird  x  wie  alle  dorso-postpalatalen  im  chilen.  medio- 
bis  präpalatal:  yjnero,  yener al ^  yente  oder  meist  yenejro ,  'yener al^ 
yinte,  nmyir,  was  dann  nicht  selten  wie  yiente,  ffiuyUr  klingt;  yiro 
yinöte  etc. 

Über_/ist  nur  zu  bemerken,  dass  im  volkc  allgemein  bilabiale  aus- 
spräche herrscht,  also  (prMe,  (führe,  (paniza,  (fäxa,  arq,il^l  (alfiler),  so 
auch  gewöhnlich  Jin  otnhrc  (popnäl  (ein  anständiger,  gesetzter  mann). 
Über  die  labialisirung  vor  ii  vergl.  oben.  Unter  den  gebildeten  ist 
neben  rp  auch  labiodentales  f  zu  finden,  doch  selten  oder  nie  vor  u. 
Wie  mir  scheint,  kommt  auch  in  Spanien  bilabiales  ff  nicht  selten 
vor;  doch  fehlen  mir  genauere  angaben. 

y   ist    im   chilenischen    durchaus    unverändert  geblieben;  es  ist 


Dr.  Rl'düm-  Lenz  in  Santiago  de  Chile.  31 

wie  im  span.  der  stimmhafte  weite  dorso-mcdiopalatalc  reibclaiit, 
wogegen  unser  deutsches  j  in  den  meisten  norddeutschen  gegenden 
eng  gebildet  wird;  wenigstens  kann  ich  zwischen  meinem  deutschen 
ja  und  dem  span.  ya  leicht  den   unterschied  hören. 

(ieschrieben  wird  der  laut  im  span.  y  oder  zuweilen  ///  wie 
in  hierba  neben  ycrba,  hierro  (lat.  fcrrufn),  yerro  (der  irrtumj.'  Nach 
konsonanten  bleibt  dagegen  ic,  soviel  ich  weiss,  in  Spanien  ebenso 
wie  in  Chile  reiner  vokal  i  -\-  e  und  geht  nicht  wie  im  französischen 
in  j  über,  also :  Meii  niemals  bjen  entsprechend  franz.  /yf ,  ticnc  nie- 
mals tjene  oder  tyene  entsprechend  frz.  A>  oder  /yf.  Im  innern  des 
Wortes  ist  derselbe  laut  z.   b.  ajüix  (ayuda),  laya  etc. 

Mit  diesem  r  ist  im  santiaguinischen  das  sogenannte  viouilUrtc  l, 
span.  geschrieben  //,  vollständig  zusammengefallen.  Es  hat  also  der- 
selbe Wandel  statt  gefunden,  wie  im  französischen.  Im  span.  ist  // 
reines  /'  (vergl.  Kuhns  Zcitschr.  bd.  29,  p.  30  ff.)  und  nicht  //.2  Der 
Übergang  in  y  hat  auch  in  anderen  span.  gebieten  stattgefunden,  so, 
wenn  ich  nicht  irre ,  in  Costa  Rica.  In  Buenos  Aires  ist  //  zu  z 
geworden ;  z.  b.  rozo  <  rollo.  In  Chile  ist,  wie  ich  schon  bemerkte, 
der  Wandel  auf  das  Zentrum  des  landes  beschränkt;  der  Süden  hat/, 
das  auch  im  araukanischen  sehr  häufig  ist,  bewahrt,  ebenso  der  norden 
von  Chile  und  Peru.  Wo  die  grenzen  von  /'  und  y  liegen,  habe  ich 
noch  nicht  konstatiren   können. 

Also:  yama,  yajndl  (llamar),  yezäba  (llegaba),  yo'ro  (lloro),  yübia 
(lluvia);  (f.aya  (falla),  eyo,  poyo,  buya.  Nur  in  nachbarschaft  von  i 
scheint  mir  der  reibelaut  eng  gebildet  zu  sein,  also  J  statt  y:  brija, 
piji'kon  (pellezcon),   aji  (alli),  pijando  {pillando)   etc. 

Verwickelter  liegen  wieder  die  Verhältnisse  bei  den  stimmhaften 
labialen  reibelauten  des  spanischen.  Was  is  span.  b  und  ?'?  Wesent- 
lich richtig  ist  die  antwort  Baists  (A  c.  p.  694):  ,,i?  und  v  sind 
identisch,  bilabial  bei  sehr  schwach  geschlossener  lippe;  regelmässig 


1  Es  ist  falsch,  wenn  Baist  (Gröbers  Grdr.  1  p.  693)  sagt :  v  steht  für» 
aus-  und  anlautend  im  diphthong:  yegua,  hay ;  denn  yegua  wird  ye-  gesprochen, 
nicht  ie-,  während  hay,  rey  gesprochen  wird,  wie  man  in  Chile  schreibt :  hai,  ret. 
Vgl.  die  richtigen  auseinandersetzungen  bei  ESCRICHE  Y  MlEG  {Reforma  p.  33  u.  47). 

2  Die  angäbe  PAUL  FÖRSTERS  (§  14),  dass//  ein  zusammengesetzser  laut  sei: 
/;',  ist  falsch.  Mit  recht  vertritt  auch  EscRlCHE  Y  MlEG  in  seiner  Orthographiereform 
die  absolute  Unteilbarkeit  des  span.  //,  jl,  rr  und  ch ;  für  den  Spanier  ist  schon 
seine  Silbentrennung  ein  sicherer  beweis  dafür. 


32  Chilenische  Studien.  IL  III. 

lesler  geschlossen  nur  nach  w."  Dagegen  ist  wieder  ganz  unzulässig, 
was  Paul  Förster  (/.  c.  %  6,i  und  ^  6,2)  angibt,  l)  sei  bilabialer 
verschlusslaut,  der  nur  zwischen  zwei  vokalen  mit  sehr  losem  ver- 
schlusse hervorgebracht  und  daher  dem  7)  ähnlich  sei ;  v  soll  labiodental 
sien.  EsCRiCHE  y  Mieg  behauptet  mit  recht,  ob  b  oder  v  geschrieben 
würde,  sei  für  den  Spanier  gleichgiltig,  und  schlägt  vor,  immer  l>  zu 
schreiben;  er  übersieht  dabei,  dass  es  trotzdem  im  span.  zwei  aus- 
sprachen des  /--  oder  v  gibt.  Nach  meinen  beobachtungen  liegen  die 
Sachen   so: 

i)  Ein  labiodentales  v  gehört  überhatipt  nicht  ins  spanische  laut- 
system.  Wenn  es  vereinzelt  gesprochen  wird,  so  ist  das  durchaus 
gekünstelt. 

2)  Eine  etymologische  Scheidung  von  /'  und  ?',  wie  sie  die  aka- 
demie,  abgesehen  von  bewussten  und  unbewussten  fehlem  {abogado, 
bermejo,  invierno  etc.),  in  der  rechtschrcibung  durchfuhrt,  ist  in  keiner 
7veise  in  der  ausspräche  begründet. 

3)  Der  gewöhnliche  laut  für  beide  buchstaben  ist  b,  d.  h.  locker 
gebildeter  bilabialer  stimmhafter  reibelaut. 

4)  Bilabialer  verschlusslaut  b  tritt  ein  nach  w,  z.  b.  atnho,  oder 
nv:  imbierno^  embidia,  konibersapion  (dieses  die  natürliche  ungekünstelte 
ausspräche!);  derselbe  laut  ist  regel  im  silbenauslaut:  chib^  snbscripcion, 
subjeto,  observar  etc.,  aber  alle  diese  worte  sind  kunstprodukte  der 
etymologirenden  akademie  oder  fremdworte. 

5)  Im  anlaut  tritt  nicht  selten  b  neben  b  ein;  b  ist  auch, 
wenigstens  in  Spanien,  gebräuchlich  nach  r  und  /,   z.   b.  arbol,  alba. 

Dieselben  regeln  gelten  für  die  ausspräche  von  Peru  und  für 
die  gebildete  ausspräche  von  Santiago  (nur  glaube  ich,  dass  man  hier 
arbol,  alba  sagt). 

In  der  Volkssprache  von  Santiago  wird  b  immer  sehr  lock-er 
gebildet,  so  dass  der  stimmton  nicht  selten  das  geringe  reibegeräusch 
vollständig  überwuchert;  insbesondere  in  nachbarschaft  von  0  und 
u  ist  b  dem  völligen  Schwunde  nahe,  und  das  nach  der  tonsilbe  stärker 
als  unmittelbar  vor  dem  ton. 

Der  anlaut  ist  natürlich  wie  immer  sehr  von  der  satzphonetik 
abhängig.  Nach  pause  tritt  statt  des  gewöhnlichen  b  nicht  selten 
voller  verschlusslaut  b  ein,  besonders  bei  starker  betonung  des  wortes. 
Regeln  für  diesen  fall  aufzustellen  scheint  mir  durchaus  unmöglich; 
also:    bdyase    oder  bayase.,    beo  oder  beo  etc.     Nach  vorhergehendem 


Dr.  Rudolf  Lenz  in  Santiago  de  Chile.  33 

vokal  ist  nur  b  gebraucht,  also  ke  se  däya  puil  Qque  sc  vaya  piiesl) 
no  bei  (=  sehen  Sie  wohl?);  zwischen  zwei  a  ist  der  laut  besonders 
schwach;  es  bleibt  oft  nur  ein  zucken  der  Unterlippe  ohne  Verengerung 
des  kieferwinkels:  la{b)aka^  una{b)ala.  Vor  o  und  u  wird  der  vokal 
mit  etwas  engerer  lippenöfFnung  als  gewöhnlich  eingesetzt,  gelegent- 
lich werden  die  lippen  dabei  etwas  vorgeschoben.  Ich  kann  in  dieser 
weise  la{b)ola  sprechen  so  dass  der  spalt  der  lippen  nach  dem  a  nicht 
enger  und  schmaler  wird  als  2  cm  breit  und  in  der  mitte  noch  3  4  cm 
hoch!  In  folgendem  u  geht  das  b  oft  ganz  auf,  so  dass  nur  ein 
etwas  stärkerer  expirationsdruck  beim  beginn  des  u  den  unterschied 
von  lauba  (la  uva)  und  la  biila  {la  buld)  markirt  (mit  dem  akzentuirten 
kreis  deute  ich  den  nachdruck  beim  beginn  der  schwachen  rundung 
an),  buc  geht  meist  in  we  über  —  w  ist  der  dem  oben  beschriebenen 
'7  entsprechende  stimmhafte  laut  — ,  so  dass  biieno  im  anlaut  eben- 
so klingt  wie  hueso,  huevo,  guaso,  guanaco:  weso,  webo,  waso,  wanaco. 
Dieses  7?'  unterscheidet  sich  vom  engl,  w  durch  die  deutliche  post- 
palatale  reibung,  welche  übrigens  im  kastellanischen  zu  fehlen  scheint. 

Nach  vorhergehenden  nasalen  haben  alle  b,  d,  g  des  chilenischen 
wie  des  kastellanischen  festen  verschluss  unter  gleichzeitiger  assimi- 
lation  der  verschlussstelle  des  nasals  an  den  folgenden  laut,  also 
iimbino,  umbaso ,  aber  erbino ,  erbaso  {z>ino,  vnsd);  der  Spanier  sagt 
immer,  der  gebildete  Chilene  oft:  wnbuembino,  embuelto  (etivuelto),  der 
volkstümliche  gebrauch  ist  aber  hier:  utjgwem  bi?io  oder  wohl  richtiger 
ut'guembino ,  eijgueMo;  dagegen  scheint  utjgueso  {un  hueso)  auch  in 
Spanien  üblich  zu  sein  (cf.  Escriche  /.  c.  p.  50).  Dass  man  im 
spanischen  hie  aber  gua  schreibt,  ist  eine  Zufälligkeit,  der  laut  ist 
in  iveso  und  tuarda  derselbe;  ebenso  ist  der  unterschied  gering,  wenn 
man  in  alten  texten  gueno  statt  bueno  findet. 

bl  und  br  im  anlaut  haben  hier  im  volkc  wie  unter  den  ge- 
bildeten meist  sehr  unvollkommenes  b;  in  der  regel  entsteht  ein 
schwach  gerundetes  /  und  j  mit  vorhergehendem  stimmtoneinsatz,  also 
,i{l)af>ko ,  ii(r)o?na  =  blanco ,  broma  (wobei  die  runde  klammer  die 
rundung  des  /,   r  andeuten  soll). 

Dass  das  spanische  b  vor  0  ebenso  wie  vor  11  immer  eine 
ncigung  zu  postpalataler  enge  gehabt  hat,  beweisen  die  auch  in  Chile 
gebrauchten  alten  formen  wie  gämito,  neben  vdmito;  hier  hört  man 
nicht  selten  dasselbe  in  anderen  Worten,  wie  golantin  neben  bolaniin 
(der  papierdrache),  sogar  gxonia  neben  broma. 

i'honeti>iche  Studien.    VI.  3 


34  Chilenische  Studien.  II.  III. 

Im  inlant  zwischen  vokalen  ist,  wie  ich  schon  sagte,  h  unmittel- 
bar vor  dem  ton  stärker  als  nach  demselben,  also:  akatmba,  {/>  un- 
vollständig), insbesondere  in  der  imperfektendung  al?a  schwindet  b 
oft  ganz;  akatäa  kann  ausser  acabada  auch  acababa  heissen;  rdba, 
robdo;  regelmässig  scheint  in  der  vulgärsprache  der  völlige  schwiuid 
in  der  Verbindung  äbo:  rao  (rabo),   nao  (nabo). 

Im  inlant  %wr  ko7isonant:  abraso  (abrazo),  soh-e,  pobre,  Pablo,  ist 
die  annäherung  der  lippen  an  einander  immer  nur  sehr  schwach, 
sodass  b  oder  nJ,  wie  man  auch  schreiben  könnte,  fast  völlig  vokalisch 
in  unbestimmter  klangfarbe  klingt.  So  erklärt  sich  leicht ,  dass  in 
dieser  Stellung  im  älteren  spanischen  b,  v  und  u  immerwährend 
wechseln ;  Schreibungen  wie  debda  neben  deiula,  cabtela  neben  cantela  be- 
zeichnen, wenn  nicht  dieselbe,  so  doch  zwei  sehr  ähnliche  aussprachen ; 
Pablo  klingt  fast  genau  wie  ital.  Paolo.  Hier  hat  die  chilenische 
Sonderentwicklung  der  spräche  nichts  neues  aufgebracht,  sondern  die 
alten  züge  treu  gewahrt,  die  im  akademischen  spanisch  vielleicht 
durch  die  Orthographie  und  schule  jetzt  manchmal  getrübt,  einseitig 
übertrieben  erscheinen.  Dieselben  abstufungen  finden  sich  nach  r 
und  /;  la  barba,  sorbo  oder  sorbo  bis  zum  aufgehen  des  b  in  ge- 
rundetem r:  so(r)o:  arbanil  (albaüil),  porbo  (polvo)  etc.  Vgl.  unter  / 
Chil.  sind.   I. 

Nach  ;//  bleibt  /'als  verschlusslaut,  wie  oben  angegeben:  avibo; 
nur  in  tambicn  hört  man  oft  tamiin,  das  aber  nach  Cuervo,  Lcnguajc 
bogotano  ^666  auch  in  Colovtbie?i  so  vorkommt  und  ebenso  in  Spanien 
selbst ;  also  wie  bei  pa  statt  para  liegt  hier  kein  chilen.  lautwandel, 
sondern  import  von   doppelform  vor. 

Auslautendes  /',  das  der  gebildete  in  chib,  sub-,  ob-  spricht,  ist 
im  volke  unmöglich ;  es  fällt  entweder  fort,  wie  in  susi'te  (subsisle), 
oder  es  wird  zu  //:  ausoluto.  Übrigens  sei  darauf  aufmerksam  ge- 
macht, dass  in  der  gebildeten  ausspräche  dieses  b  auch  vor  stimm- 
losen lauten  nicht  den  stimmton  verliert:  obycto,  absoluto  oder  oft: 
obiiycto,  abasolnto,  aber  nie  apsolnto,  op/eto  etc. 

Casilla  14J,  Santiago  de  Chile,  Dr.   Rudolf  Lenz. 

9.   märz   1S91. 


RECHERCHES  SUR  LA  PHONETIQUE  ESPAGNOLE 

(Suite. '; 


ADDEXDA  ET  CORRIGENDA. 

Quand  je  suis  descendu,  pour  donner  les  textes  que  j'avais 
promis  et  qui  fermeront  pour  le  momcnt  la  Serie  de  mes  recherches, 
ä  la  transcription  phonetique  de  ces  textes,  je  me  suis  trouve  devant 
plusieurs  nouvcaux  faits  qui,  sans  invalider  nullement  les  conclusions 
des  etudes  que  j'avais  developpees  ici-meme,  y  jetaient  une  nouvelle 
lumiere  en  en  elargissant  considerablemcnt  la  portee.  J'aurais  pu 
certes  laisser  de  cote  tous  ces  phenomencs,  et  me  borner  ä  la  trans- 
cription pure  et  simple  de  mes  textes,  conformement  aux  lois  et 
aux  faits  precedemment  constates  et  etablis,  en  profitant  pour  une 
autre  occasion  de  mes  plus  recentes  decouvertes  dans  le  domaine 
de  la  phonetique  espagnole :  mais  ne  serait-ce  pas,  en  agissant  de 
la  Sorte,  faire  une  trahison  ä  mes  lecteurs?  Pourquoi  ne  pas  leur 
communiquer  les  nouvelles  donnees  que  mes  recherches  m'avaient 
acquises,  si  elles  pouvaient  leur  apprendre  quelque  chose  d'interessant 
et  d'utile,  en  repondant  ainsi  ä  leur  attente,  ä  la  confiance  qu'ils 
m'accordent  et  ä  l'attention  bienveillante  -  qu'ils  pretent  ä  mes  etudes, 
et  dont  je  n'ai  que  trop  de  temoignages? 


'   Voyez  Phonetische  Studien  III,  309  et  suiv.,  \',  47  et  suiv.    I4J   et  suiv. 

^  Dans  une  rezension  publiee  par  Schuchardt  dans  le  LitUraturblatl  für 
gerni.  und  i-cmtan.  phil.  sur  le  precieux  opuscule  de  Wulff  "Un  chapitre  de  ])lio- 
netique  avec  transcription  d'un  texte  andalou",  le  savant  professeur  de  üraz 
m'adresse  incideniment  quelques  critiques,  dont  je  tiens  \\  relever  le  nianque  de 
valeur.  C'est  d'abord  de  nianque  de  {)recision  („Unbestimmtheit")  qu'il  m'accuse; 
mais  c'est  precisement  pour  bien  determiner  la  nature  et  le  niode    de   fonnation 

3* 


36  Recherches  sur  la  phonetique  espagnole. 

Voilä  pourquoi,  en  presence  des  faits  que  j'ai  surpris  et  en 
me  rendant  en  outre  aux  prieres  des  savants  qui  me  demandent  de 
tenir  compte  des  nuances  de  sons  dont  j'avais  reconnu  Fcxistence, 
mais  que  j'avais  jusqu'ici  laissees  de  cöte  dans  ces  recherches,  je 
me  suis  decide  ä  remanicr  mon  aiphabet  phonetique,  en  y  ajoutant 
un  grand  nombre  de  phonemes  pour  mieux  preciser  ma  transcription. 
II  n'est  peut-etre  pas  sans  interet  d'ailleurs  d'offrir  aux  lecteurs  ici-memc 

de  nos  sons  que  j'entre  dans  tant  de  details,  que  certes  j'aurais  volontiers  negliges, 
si  je  ne  m'adressais  qu'ä  des  savants  tels  que  iL  Schucliardt ;  c'est  le  soin  de 
la  precision  que  j'ai  toujours  le  plus  en  vue,  et  je  nie  lapporte  pour  cela  ä 
tous  nies  lecteurs.  Si  pour  la  representation  graphique  je  nie  suis  parfois  eloigne 
(en  bien  peu  de  chose  et  tres  conscieninient)  des  systemes  adoptes  par  quelques 
phoneticiens,  ce  n'est  pas  un  anachronisme,  mais  seulenient  un  petit  dissentinient 
de  ma  part,  dissentinient  parfaitement  justifie  d'ailleurs,  puisqu'il  n'y  a  pas  encore 
de  Convention  fixe  et  universelle  pour  la  figuration  des  sons,  ce  qui  laisse  les 
chercheurs  en  pleine  liberte  de  choisii"  les  signes  qu'ils  jugent  les  plus  propres 
ii  leur  but,  pourvu  toutefois  de  bien  preciser  ce  qu'ils  representent,  ce  que  je 
nie  suis  efforce  de  faire  sans  donner  pour  cela  conime  definitif,  tant  s'en  faut. 
le  Systeme  que  j'ai  provisoirement  adopte.     Ceci  pour  la  critique  generale. 

Pour  les  trois  remarques  de  detail  que  M.  Schucliardt  semble  vouioir  taclier 
d'inexactitude,  je  dois  repondre :  1°  Rien  de  plus  exact  que  l'identite  des  sons 
du  d  de  saluV)  et  du  s  de /«z ;  si  cette  reniarque  lui  a  suffi  pour  lui  rendre 
suspectes  mes  donnees,  qu'il  rejette  un  tel  prejuge:  le  «/final,  dans  le  langage 
castillan  courant ,  est  exactenient  egal  au  z:virtiiV)  =  viriüz\  ce  qui  arrive 
parfois  (je  Tai  aussi  constate)  au  sud  specialenient.  c'est  qu'on  supprime  tout  ä 
fait  le  d : saltid  =  saht;  mais  janiais,  si  ce  n'est  dans  le  langage  emphatique,  on 
ne  prononce  d  ni  d;  si  quelqu'un  le  fait  par  extraordinaire,  son  langage  choque 
conime  artificiel  et  pedantesque ;  et  ceci  est  tellement  vrai  qu'il  y  a  nieme  un 
dicton  populaire  pour  ridiculiser  les  Valenciens  pour  cette  cause,  paice  qu'ils 
donnent  (influences  par  leur  dialecte.  qui  tient  beaucoup  du  provenqalj  au  d  final 
le  son   qui  lui  correspond  en   piopre:  le  voici  (appuyez  bien  sur  les   d): 

Los  de  Valencia  del  Cid 
Tienen  d  grande  virtud 
Saber  tocar  el  lauS 
I  haber  estado  en  Madrid. 

A  quoi  les  Valenciens,  poui-  critiquer  a  leur  tour  la  })rononciation  par 
trop  negligee  des  MadriiCnes.  lipostent  opportunöment : 

Los  de  la  villa  y  ciudä 
Tienen  por  grande  merce 
El   beber  sin  t-.-ncr  se, 
1  hablar  sin  necesidä. 


F.  Araujo  in  Toledo. 


37 


en  tete  des  textes,  le  tableau  des  signes  cmployes  pour  leiir  rafraichir 
Ja  memoire.     Voici  donc  la  nouvelle  seric  de  mes  signes: 

VoYELLES  :   q  C'est  V  a  ouvert    du    mot  \ay !  =  äi. 


a 

11 

a  mi-ouvert 

77 

acacia  ^=  akdzj'a. 

q 

71 

a  ferme 

77 

viatnä   =-   mqmä. 

(e 

71 

e  tres  ouvert 

77 

muero  =   mwckro.'^ 

e 

77 

e  ouvert 

,, 

el  ser  -^   gl  ser. 

e 

77 

c  ferme 

77 

mete  =  mite. 

9 

77 

e  glissant 

77 

inth-prete  =^  intg-prdte^- 

i 

71 

i  grave 

77 

tiritar  =^  tiritär. 

i 

71 

/  aigu 

7  7 

iSi?    =    iSi?.^ 

3 

71 

0  tres  ouvert 

17 

gloria  =  gürja. 

Q 

77 

0  ouvert 

71 

solo  =  sglg. 

0 

,, 

0  mi-ouvert 

71 

atnor  =  amör. 

0 

77 

0  ferme 

77 

hh'oe  =  irge.^ 

2°  Pour  le  /  de  a'xlas  =  adlas,  c'est  uii  fait  si  general  (jue  le  jour  incme  oü 
je  re(;us  le  separat-abdruck  du  Littcrattirhatt  qui  contenait  l'article  bibliogiaplii- 
que  de  Schuchardt,  j'eus  l'üccasion,  ine  trouvant  chez  le  capitaine  Catuila,  pro- 
fesseur  de  l'Academie  generale  niilitaiie  de  Tolede,  qui  fetait  son  jour  avec  nombre 
d'aniis.  de  pouvoir  verifier  l'exactitude  de  nies  affirniations  sur  un  Valencien,  trois 
Andalous,  un  Murciei..  un  Aragonnais,  un  Madriiene,  un  extremeno,  un  Leonnais 
•et  trois  Castillans. 

;^°  M.  Schuchardt  nie  leiiroche  d'avoii  dit  que  "il  faut  pourtant  reniarijuer 
que  le  son  du  b  suivi  d'un  /  n'est  pas  aussi  fort  que  lorsqu'il  est  suivi  d'un  r" 
parce  qu'il  trouve  que  cela  est  en  desaccord  avec  nion  exeniple :  "poBre  =  po\re 
plutot  que /öBrf".  Mais  il  a  oublie  que  je  donne  cet  exeniple  apres  avoir  dit: 
"si  le  b  n'est  pas  initial,  on  le  rend  generaJement  par  v : polire  ^=  po\re  plutot 
que  poMrc."     C'est  assez  clair,  je  crois,  et  sans  aucun  desaccord. 

Celn  dit,  il  ne  me  reste  qu'ä  exprimer  ä  M.  Schuchardt  mes  plus  chauds 
et  mes  plus  sinceres  remerciments  pour  les  quelques  mots  d'eloge  qu'il  ni'adresse, 
en  Uli  assurant  de  mon  propos  de  devenir  de  plus  en  plus  digne  de  son  enviable 
estime.  Apres  tout,  je  ne  suis  qu'ii  mon  coup  d'essai,  et  ce  serait  trop  demander 
que   ce   fut   un   coup  de  maitre. 

•  Ce  son  a  quelcjue  chose  de  1'  o  allemand,  mais  un  peu  plus  guttural  et 
plus  grave.    II  est  toujours  tonique  et  se  trouve  en  general  ä  la  suite  d'un  w. 

2  Ce  son  est  toujours  trt'-s  bref  et  parfois  ini-inuet  -.  il  a  quehjue  chose  de 
r  e  mi-muet  franqais  et  tierit  de  1'  a-  (en)  faible. 

*  Cet  i  est  plus  aigu,  plus  ]>rofond  et  plus  guttural  que  1'  /.  1!  est  toujours 
tonique  et  presque  toujours  long. 

^  Ce  n'est  pas  preciseuient  \'  o  francais  de  beatt;  niais  il  en  approche; 
seulement  il  est  beaucoup  moins  ferme  et  bref    En  general,  les  nuances  des  sons 


38  ReCHERCHES    SUR    LA    PHONETIQUE    ESPAGNOLE. 

VOYELLES :  u  C'est  1' «  ouvert  du  mot  aurora   =  aurora. 
«      ,,         u  mi- ouvert    ,,        oculto   =  gkültg. 
li      11         u  ferme  ,,        impiiro  =  hnpüro. 

VOCALIFORMES :  ^  P  C'cst  IV  ,,        Uiiea  =  linja. 

J       „         i  ,,        (] liier o   =^   kjero. 

0      ,,         0  ,,        cohete  ^=  koite. 

?£',,//  ,,        cuatro   -=  kwätrg. 

CoNSONNES:  V  C'est  le  son   continu   sonore  des  mots  7'ive,  bobo  = 

vive,  vövg. 
f  ,,        "    continu  sourd  „        fofo  ^=:  f^fo. 

b  ,,  explosif  sonore         ,,         hombre  invicto 

=  ömbrs  imbiktg. 
p  „  explosif  sourd  ,,         Pepe  -~  pipe. 

d  ,,  interdental     continu     sonore    du    mot 

dtida  ^^=  dtida.'^ 
2  ,,  interdental  continu  sourd  du  mot  iizatm 

=  zizäna. 

()  ,,  postdental   continu    sonore    du   mot  de 

=  Q^-^ 


de  nos  voyelles  sont  tres  delicates  et  ne  se  pretent  pas  bien  h  etre  saisies,  par 
leur  instabilite.  II  faut  donc  ne  pas  s'egarer  par  les  denoniinations  d' ouvcrtes, 
et  fermees,  qui  ne  sont  que  relatives,  et  dont  la  differentiation  est,  en  general, 
hien  loiii  d'etre  ce  cjuelle  est  par  exemple  en  catalan  ou  en  galicien. 

^  J'avais  d'abord  choisi,  pour  designer  ces  phonemes,  le  terme  seinivoyelles ; 
mais  cjuoique  cette  denomination  soit  assez  reque,  eile  est  vague  et  inexacte,  et 
ne  repond  nullement  ä  la  nature  des  sons  qu'elle  sert  a  designer.  C'est  pourquoi, 
apres  plusieurs  tätonnements  et  hesitations,  j'ai  rejete  une  aussi  defectueuse  appel- 
lation,  en  lui  substituant  celle  de  vocaliformes,  que  j'ai  l'honneur  de  proposer  aux 
phoneticiens,  et  que  je  crois  plus  confornie  aux  exigences  de  la  science. 

-  Le  meme  signe  d  sert  ii  representer  le  son  interdental  explosif  qu'on 
trouve  parfois  au  commencement  d'un  mot  emphatique  tel  que  "^«/onde  estä?" 
Jlais  comine  en  general  ce  son  se  trouve  transforme  en  d Qdqnd^stä?)  j'ai  prefeie 
ne  pas  lui  destiner  un  signe  special. 

*  Ce  son  tres  singulier  est  tres  usuel  dans  le  parle)-  courant.  Un  le  produit 
en  pla^-ant  le  bout  du  dos  de  la  langue  derriere  et  tres  pres  des  dents  d'en  haut, 
mais  sans  les  toucher  et  en  chassant  l'air  tres  doucement;  on  entend  alors  un 
son  continu  et  sonore  tres  doux:  Q^.  L'existence  de  ce  son  explique  parfaitement 
la  prononciation  vulgaire  des  mots  en  d  et  en  ado,  oü  le  d  a  disparu.  On  peut 
ainsi  retablir  la  serie  evolutive  des  dentales  en  espagnol:  amaftim  <;  amado  <Z. 
amaQo  <^  amao. 


F.  Araujo  in  Toledo.  39 

CoNSONNES :  d  C'est  Ic  son  postdental     explosif    sonore     du    mot 

kuando  ^^  kuhindo.^ 
t  ,,  postdcntal    explosif  sourd   du  mot  tute 

=  tüte, 
l  _„  liquide  lateral   continu   sonore   du  mot 

lila  =  lila, 
m  ,,  VI  büurdonnant  du  mot  mimo  =  mimo. 

n  ,,  n  alveolaire  ,,      ,,    iiones  =  tiönes. 

ij  ,,  n  velaire  ,,      ,,     angel  =r  dijxfl. 

r  ,,  r  explosif  ,,      ,,    pero  =  piro. 

r  .,  r  vibrant  ,,      ,,  pcrla   ^^  /(vV^?.- 

/-•  ,,  r  roulant  ,,      ,,    rorro   -=   t-'prp. 

s  ,,  jT  sifflant  sourd    ,,      ,,  sosas  =■  säsas. 

(  ,,  j-  sifflant  sonore  ,,     ,,  las  dos  ^  läcdös.'^ 

'  ,,  j'  volatilise'*  des  mots  los  mios  =  Ipmips. 

h  ,,  ch    [tsch   allemand)    du    mot    chucho  ■=■ 

Iniho.^ 


'  C'est  le  son  (jue  j'avais  repiesente  par  /;  mais  des  ditficultes  typo- 
graphiques  ni'ont  fait  choisir  le  d  pour  le  rapprocher  d'un  cöte  du  /  (par  la 
barre)  et  d'un  autre  du  j^  (qui  est  un  d  renversi^).  Ainsi  les  rapports  graphiques 
ne  sont  que  l'image  des  rapports  phoniques. 

-  C'est  un  son  entre  le  r  (un  coup  de  langue)  et  le  v  (roulement  h  pkisieurs 
vibrations).  Dans  le  /■  il  n'y  a  que  deux  vibrations  ou  tout  au  plus  trois.  Com- 
parez  pour  bien  saisir  la  diflerence  pera,  pcrla,  pcrra  (^  pera,  pfrla,  pera).  Ce 
son,  qui  se  trouve  surtout  devant  /,  ;/,  e.\pli(jue  les  transpositions  de  l'ancien 
espagnol  et  du  castillan  vulgaire  ilu  type  Calros  ^^  kq.l^^fs  ou  litdra  =^  7u'dm, 
pour   Carlos,  Imrla  (kärlos,  bi'irla). 

'  Ce  son  se  produit  en  mettant  la  langue  (un  |)eu  concave)  deniere  les 
alveoles  d'en  haut  sans  les  toucher  et  en  chassant  l'air  bien  doucement,  assez 
pour  produire  un  sifTlement  bourdonnant.  On  le  trouve  lorsqu'un  j  va  devant 
d,  z,  V,  f,  m,  r,  i--,  /,  /,  y,  7i,  q.  Devant  le  ^  il  s'approclie  du  j  tVanc^ais  (los 
riesgos  :=  IggvjefgQs,  presque  ^  iQ^VJcjSgQs).  Devant  le  d,  le  vulgaire  Ic  change 
en  r  :  las  doce  =:  lardgze. 

*  Passez-moi  le  mot :  je  ne  trouve  nul  auti  e  pour  mieux  exprimer  le  caractcre 
de  ee  son,  paixe  que  c'est  vrainient  un  (  (jui  se  volatilise,  insaisissable.  fiuelque 
cliüse  de  semblable  ä  une  expiration  imperceptible ;  c'est  la  transition  du  .r  cas- 
tillan au  s  final  andalous.  On  trouve  ce  son  lorsque  dans  la  conversation  un  s 
se  rencontre  avec  un  des  sons  ^>,  >«,  ^•,  g,  h,  q. 

^  J'avais  precedemment  choisi  pour  signe  de  ce  son  le  c  italien.  Mais 
il   prC-te  chez  nous  trop  ;i  requivo(|ue  :   il   vaut  mieux  le  h  fache). 


40  Recherches  sur  la  phonetique  ESPAGNOLE. 

CoNsONNES :  n  C'est  le  son  {gn  franrais  tres   palatalj   du    mot  no)w 

=  mfio.  ' 
y  „  y  (infrapalatal)  des  mots  yo  ya  =^  yo  ya. 

i  ,,  //  [gli  italien)  du  mot  calle  =  käte. 

g  ,,  g  guttural  continu  sonore  du   mot  gar- 

ganta  =  gargdnta. 
q  ,,  g  velaire  explosif  sonore  du  mot  sangre 

=  sätjqrer- 
2/  ,,  g  velaire  continu  sonore  du  mot  siguiciido 

=  sit/jcnifp.'-'' 
k  ,,  k  {k  allemandj  coquin  rz:  kgkin. 

X  ,,  j  espagnole  {ch  allem,  de    ach)  du   mot 

gijas   =   xlxas.^ 

'  ,,  signe    d'aspiration :   ibueno!  =  [bwcng' l 

Prosodemes:   >■  "■         ,,  servent  ä  marquer  Ic  ton  aigu  des  mots  y 

compris. 
L  j         ,,  servent  ä  marquer  le  ton  grave  des  mots 

y  compris. 
/         ,,  signe  de  l'elevation  du  ton. 

\  ,,  signe  de  l'abaissement  du  ton. 

l\         ,,  elevation  suivi  d'abaissement. 


'  Voyez  poiir  la  prononciation  de  ces  signes  et  de  tous  les  aiitres  qui 
n'ont  pas  ici  de  remarque  speciale  ce  que  j'en  ai  dit  dans  les  etudes  precedentes 
(/%.  st.  III.   309  et  suivantes) 

-  C'est   le  son  du  g  franqais  dans  gosicr,  grand. 

'  Ce  son  se  trouve  dans  le  langage  courant  lorsque  le  g  ortliograpiii(iiic 
precede  la  semivoyelle  /  et  parfois  w:  il  se  produit  en  approchant  du  voile  du 
palais  le  dos  posterieur  de  la  langue  sans  y  toucher  pourtant :  siguiendo  cl  curso 
del  agiia  =  siyjendg  il  kürso  delätfwa.  C'est  un  son  trt-s  doux  et  presque  iiu- 
perceptible.  On  le  trouve  aussi  parfois  dans  la  prononciation  vulgaire  des  mots 
conimencant  par  hue  (huevo  =  ywevg) ;  c'est  ie  milieu  entre  gwevp  et  wevo,  et  il 
a  aussi  quelque  chose  du  r  tres  faihle  lorsqu'il  precede  un  /,  comme  dans  l'exemple 
siguie?ido  =  siyjcndg. 

*■  C'est  le  son  qu'on  pretend  etre  introduit  en  espagnol  (v.  Moniau,  WoltT, 
Diez,  Joret,  Förster,  Baist,  ]\Ieyer-Lübke,  etc.)  dans  les  commencements  du  XVI'' 
siecle,  affinnation  dont  je  me  promets  de  prouver  d'une  nianiere  concluante  et 
irrecusable  le  nianque  de  valeur.  Le  proces  de  l'origine  et  du  developpement 
de  ce  son,  que  l'espagnol  seul  possede  parmi  toutes  les  langues  romaniques,  est 
un   proct-s  h  lefaire. 


F.  Araujo  in  Tüleuü.  41 

rROSOD£:MES:   V   C'cst  Ic  son  abaisscmcnt  siiivi  d'elevation.  ' 
_  ,,  division  des  groiipcs  de  soufflc. 

,,  liaison    011    prolongement    des   sons  ap- 

partcnant  ä  dcux  groupcs  d'accentuatioii. 

La  longueiir  des  voyelles  est  marquee  par  im  "~  {ä,  c)  et  la 
qriövcte  par  un  "  (a,  c);  mais  je  n'cmploic  ccs  signcs  (|ur  dans  les 
cas  oü  la  longucur  ou  la  brievete  sont  tres  sensibles. 

Les  groupcs  d'accentuation  portcnt  un  acccnt  aigu  {' j  sur  la 
voyelle  tonique;  mais  comme  parfois  il  convient  de  distinguer  raccent 
secondaire  du  groupe,  je  le  marque  par  un  poirit  sur  la  voyelle 
{a,  e,  (J,   etc.). 

Resumonsmaintcnantleschangemcntsphonetiquesle  plusgeneralc- 
nicnt  produits,   et  remarques  dans  les  textes  qui  vont  suivre  ci-dessous : 

i*^.  Le  son  v  (f,  />  orthographiques)  apres  m  {m  ou  n  ort.)  et 
d  {z  ou  d  ort.)  =  b:  iuvcncihlc  =  ivibcnzible ;  capaz  vcrdaderafnentc  =^ 
kapdd  berdadcramcnte;  sociedad  virtuosa  --  sozjedäd  birtwösa.  Le  v 
initial  d'un  mot  emphatique  se  change  aussi  en  b:  cl  vinciUo  =  vi 
biijkido:  ;bdrbaro'.  =  ibdrväro!  Le  son  b  d'ailleurs  n'est  jamais  tout 
ä  fait  fixe  qu'cn  cmphase  ou  apres  ;//.  Partout  ailleurs  on  ne  ren- 
contre  que  le  son  v,  et  seulement  accidentellement  b. 

2'\  Le  son  b  {v  ou  /'  ort.)  devant  /,  r  se  change  tres  souvent 
cn  v:  libro  noble  ^=-  livro  luwle;  c'est  la  confirmation  de  cc  que  nous 
venons  de  dire.  Devant  s  ou  t  emphatiqucs,  b  se  change  QWp:  absorver 
=  apsörvcr ;  subtcrraneo  =  supterämg.  Lc  changement  en  u  dans 
les  memes  cas  (absoluta  ==  ausglütg)  n'apparticnt  qu'au  vulgairc  des 
villages  ou  aux  formcs  dialectiques,   telles  que  l'asturien. 

3".  Lc  son  d  devant  v,  b,  /.  d^  t,  l,  7/1,  n,  r,  y,  0,  iv  (devant 
j  generalement  se  conserve)  sc  change  en  d:  noiadlo  ^=  ngtäblg ;  la 
ciiidad  fui  =  lazjuddd  fwc,  etc.  Apres  d,  l,  n,  r,  (  se  change  aussi 
cn  d:  scd  de  justicia  =  scd  dcxiistizja;  las  gradas  dcl  irono  =  la(- 
(jrddcjf  ddtrong,  etc.  Le  </ final  est  generalement  z:  virtiid  =^  virtüz; 
il  se  transformc  aussi  cn  z  devant  v,  p,  n,  k:  sociedad  eonyugal  — 
sgjcddz  kg/>yiigäl:  Ariadna  —  arjdzna.  Lc  d  initial  cmphati(iuc  est 
gdneralcment  d:  idondc  7'as?  =^  idg/idevas? 

^  l'ai  [iris  ces  signo  (rintoiiation  (1l-.s(j\h.'1'5  je  ine  iitriiiets  »l'aiipeler  proso- 
dcincs)  du  precieux  ouviage  de  M.  l'assy  Lc  frangais  parle.  ILs  sont  ceiles  bii-n 
insuffisaiits  pour  rendre  le  mouvenienl  de  la  ])hrase;  mais  je  crois  (pi'il  vaut 
nüeux  qiielque  chose  que  rieii   du   toLit. 


42  Recherches  sur  la  phonetiquk  espagnole. 

4°.  Le  son  /  dcvant  r,  tu,  /i,  s  so  change  en  d:  sine  Ccrcrc 
et  Bacc/io  friget  Fenus  =  si  nczö-'ercdbäkg  frixcdhimisi  atmdsfcra  =^ 
adfiiösfcra;  etnologia  =  ednglgxia. 

5".  Lc  son  z  [z,  c,  oii  d  ort.)  dcvant  d,  t,  /,  vi,  n,  v,  s  so 
chango  en  p:  la  ciudad  roinana  =  lazjiidäp  vomäna;  el  gaznatc  ^^  cl 
gapnätc;  admirar  ^^  apiniidr.  Final,  devant  un  autre  z,  tombo 
generalcmont:  luz  zcnital  ■=  In  zcnitäl;  on  pronongant  avec  omphasc 
sc  change   cn  d:  Itid  zcnital. 

6".  Lo  son  n  dcvant  ?',  b,  p  se  change  on  m\  con  valor  ^— 
kgmbalör;  un  bdrbaro  =  Umbärvärg;  un  poco  tr:=  ütnpoko.  Devant  los 
sons  q,  k,  X,  f,  y,  t,  n  et  parf'ois  devant  /,  w,  ;/,  r,  s,  h,  z,  se  change  on 
//:  Congo  =  kgijqg;  imnca  ^=  nütjka;  esponja  -=  espgijxa ;  confundir 
-=  kg/jfundir;  conyugal  =.-  kgi>yugäl,  etc.  Le  //  final  devant  wc,  ß 
se  chango  aussi  on  ;/;  ////  /lueso  =-  i~ii>  yicn'sg;  sin  hicrro  =  si?;  i/ji'yg. 
Final,  dcvant  voyolle,  ou  il  y  a  de  liaison  ou  se  change  en  ;,'.-  sin 
hallar  =  si  nahir  ou  sii;  atär ;  un  heroc  -=  unc'rge  ou  üi>  crgc:  los 
Andalous,  Ics  Murcions  et  los  cxtrcniolos  dans  co  cas  prononcont 
presque  toujours  //  sans  faire  aucune  liaison  ou  en  mettant  un  // 
devant  la  voyolle  {ui;  i/drgc) ;  le  castillan   prefere  la  liaison. 

7".  Lo  son  m  devant  un  autre  m  se  change  in\  >>:  sumnuun 
jus,  sunnna  injuria  =  süijmuij  yus,  sü/jma  i/jyiirja.  Nous  de\-ons  touto- 
fois  remarquer  quo  le  son  produit  dans  ccs  cas,  ainsi  quo  celui  quo 
Ton  obtient  parfois  lorsqu'un  //  orthographique  se  trouve  devant 
un  m  {inmortal,  Adan  viismo)  (^st  aussi  tres  souvent  un  simple  n.  Cola 
depend  de  la  tonicite :  le  ton  va-t-il  sur  la  syllabe  oii  se  trouve  le 
prcmior  ;//  ou  n,  alors  cos  phonemes  so  changent  en  _//;  mais  si  cetto 
syllabe  est  atono,   lo  ;//  ou  //  roste  ;/. 

8".  Le  r  initial,  ou  apres  d,  Q  (z  orth.)  /,  n,  i;,  (  se  change 
en  y:  rosa  =  vösa;  malrotar  ■=  mah'otär;  sonrisa  =  sgnvlsa  ou  spi;- 
Visa ;   Cosrocs  =  kg^rgcs ;  paz  nda  ^=  päd  i'ota  ou  pdp  röta. 

9"^.  Le  son  s  devant  r-, /,  d,  z,  vi,  I,  r,  n,  y,  t,  h,  g,  se  chango 
en  (  plus  ou  moins  bien  defini:  los  valor  es  =■  lg(  valgres;  las  ßestas 
— -  la(  fjrstas;  legislador  ^=  lexifladg'r,  etc.  Nous  devons  remarquer 
que  ce  son,  quand  il  est  lc  produit  de  la  roncontre  d'un  s  avec  un 
¥  a  parfois  quelcjue  choso  du  son  du  j  franoais.  Le  son  s  devant 
p.  m,  ¥,  (,  h,  q,  i{  dans  lo  parier  courant  so  chango  aussi  on  ':  no  hay 
mas  remedio  =  figäinnV  h'enit'djg. 

lo"'.    Lo  son  g  apres  :;,  //,  (,  se  chango  (>n  q:  juzgar  =  xuzqdn 


F.  Araujo  in  Toledo.  43 

sangre  =  sdi'ijrc;  los  griegos  =  lofqrjigps;  dcsgracia  —^  de^qfdzja. 
Devant  los  sons  J,  w  vaut  parfois  //:  agua  =  äi[wa.  L'  .v  orthogra- 
phiquc  vaut  suivant  los  cas  ks  011  q(:  existe  =^  (ksistc  ou   (q^istc.  ' 

11".  La  voyellc  initiale  d'un  mot,  lorsquVllc  va  precedec  d'un 
autrc  mot  (]ui  finit  en  n  prononce  ij,  regoit  parfois,  pour  evitor  la 
liaison,  un  //  prosthetique,  cumme  nous  avons  eu  l'occasion  de  Ic 
voir  ci  dessiis  (cas  6"),  siirtout  si  le  mot  commencc  par  7t.<i  ou  jL 
Co  //,  le  v'ulgaire  lo  chango;  en  g:  un  hueco  ^^   uij  g7vckg. 

Chapitre  III. 
lEXTES. 

Doux  mots  d'explication:  j'ai  Vouhi  donnor  dos  specimons  assoz 
complets  de  notre  prononciation,  en  les  choisissant  tellcmont  qu'on 
y  puisse  etudier  depuis  le  langage  le  plus  eleve  dos  discours  et  dos 
lectures  publiques,  jusqu'au  parier  le  plus  courant  des  bourgeois 
castillans.  Je  n'avais ,  pour  donner  satisfaction  ä  co  bosoin,  qu'a 
puiser  dans  mes  propres  ouvrages:  mes  livres  et  mos  articlos  sont 
heureuscment  assez  varies  et  assez  nombreux  pour  mo  fournir  amplo- 
mont  des  materiaux :  pourquoi  serais-je  alle  cherchor  ä  ompruntor 
ailleurs  ce  que  je  trouvc  en  propre  chez  moi?  J'ai  cru  cn  outro  quo 
mes  textes  auraient  plus  d'autorite  si  c'etait  leur  propre  autour  qui 
en  notait  les  particularites  phonetiques ;  qui  micux  que  moi  pourrait 
donner  a  chaque  mot,  ä  chaque  phrase  l'intonation,  Tintention  vuuluos? 

Lä-dessus,  j'ai  fait  dans  mes  textes  une  division  capitalo :  la 
prose  et  les  vers.  Les  morceaux  de  prosc  qui  vont  suivro  sont  au 
nombre  de  sept :  les  deux  promiers  appartiennont  au  genre  lo  plus 
serieux;  ce  sont  un  bout  de  discours,  edite  aux  frais  de  l'Univorsite 
de  Salamanque,  et  un  morcoau  de  mon  ouvrago  "Historia  d(>  la 
Escultura  on  Espana  y  causas  de  su  decadcncia"  couronne  et  edite 
par  TAcademio  Royale  des  Beaux-Arts  de  Madrid.  Puis  viennent  doux 
petits  contes,  comme  specimens  du  parier  moyen  (locture  ordinairo) 
et  enfin  trois  series  de  dialogues.  Tun  cntre  dos  etudiants,  l'autre 
entro  des  voyageurs,   et  le  dernier  entre  des  romeros;  c'est  assoz  pour 


'  Ceux  qui  vouilront  une  plus  complt-te  information  feront  l)ien  (rattendre, 
je  les  en  prie,  la  puhlication  de  mon  ouvrage  "Gramdtica  razonada  histöriro- 
critica  de  la  lengua  casiellaiia  en  relaciöii  coti  los  dialeclos  hispano-americanos"  oü 
tout  sera,  Deo  voleiile,  anipleineiit  expose. 


44 


ReCHERCHES    SUR    LA    PHOXETIQUE    ESPAGNOLE. 


SC  faire  une  idee  ä  peii  pres  complete  de  la  langue  espagnole  dans 
toiites  les  formes  qu'elle  peut  revetir,  an  prose,  eu  egard  aux  per- 
sonnes  qui  cn  fönt  usage,  et  aux  choses  qui  y  trouvent  leur  expression. 

I.    PROSE. 
1.  clamo/rjelmatri  monj.ij  i.  El  amor  v  el  matrlmonio. 


^ajmyäiiam-öra  deläiap9sü- 
xüvqntiiz  ^  —,  ^elqmbre  sjentqtj- 
^udlnirr  it  näespqdes  konqsiJq  ] :  - 
^  inirälfönänQd  sukqrazqn'^ ,  — 
I  jqijkiv^ntraljiim  haziq  keUiv^- 
Ijeta  — ,  isumhitesqnadqra/fan- 
td-St^a  tnilkivüdrqc  devqntiim'  A 
—  litqdompnmiäqnwqvq  defeli 
ziddz\  — .  ^^kesestq?/\  —  ^qblP 
— ,  iila Dod/tjq m b läaij s usldvjqs j 
— ;  ^ducerme' ',  —  J^nsustv^nq 
sei'edka  rizjddq  porsombra  sqr- 
mosismüs'  /  —  kenqsqn/  ^läcde- 
snincidre  niswcennäna' \^.  —  ile- 
gmmäiü -  q'ijk^sassqmbyas  seduk- 
tqrts^  — ,  (sqs  fmitdsmas  miste- 
rjqsös'-  esqsatixeltkq  sqspiritns  / 
— ,  sqiikärnandm  bel/smd  kivcer- 
pödcmuxqr  / —  kedesüvf'fq  s9nös- 
prdstlnta  — ,  i^ennirqstrojJeregri- 
nuzjqm  porqlmünäi)  x ^  — ,  ^sqn- 
^ienfe'j,  —  ^embr/a(jadqrä'^,  — 
inostrdndqnq  sejtelazf'dd^SKpu- 
2)1  la " ( I vjkrt()^lz)elqQ9  nwqs träqs- 
perdnz  i/^,  —  ,  jenlasUnm  s'we- 
jjroltählerdeain-'qstrq'  —  ^•qcdizd- 
dqs  n ivfistrqsswoenos  j. 

ycntqirzes  kaemocddrqdih~is' \  — 
deliräntes/ ,  ^frenetikqs' '  — , 
äntnikcludlolniddz  /  -^jatra.idqs 
]}or<'limdnd''f     i<u^qririsn^   A     — , 


AI  rayar  la  aurora  dcl  dia  de  su 
juventud,  el  hombre  siente  en 
SU  alma  un  deseo  desconocido : 
mira  al  fondo  de  su  corazon, 
y  encuentra  alli  un  vaci'o  que  le  in- 
quieta,  y  su  mente  sonadora  fan- 
tasea  mil  cuadros  de  Ventura, 
y  todo  un  mundo  nuevo  de  feli- 
cidad.  i  Que  es  csto  ?  Habla, 
y  la  voz  tiembla  en  sus  labios; 
duerme ,  y  en  su  sueno  se  ve 
acariciado  por  sombras  hermosi- 
simas  que  no  son  las  de  su 
madre  ni  su  hermana.  I  llega 
un  dia  en  que  esas  sombras  seduc- 
toras,  esos  fantasmas  misteriosos, 
esos  angelicos  espiritus,  se  en- 
carnan  en  bellisimo  cuerpo  de 
mujer ,  que  de  subito  se  nos 
presenta,  en  nuestra  peregri- 
naciön  por  el  mundo ,  son- 
riente,  embriagadora,  mosträn- 
donos  en  el  azul  de  su  pupila 
abierto  el  ciclo  de  nuestra  es- 
peranza,  y  en  las  li'neas  irre- 
prochablcs  de  su  rostro  realiza- 
dos  nuestros   sueiios. 

Entonces  caemos  de  rodillas, 
deliräntes  ,  freneticos  ,  ante 
aquella  divinidad ,  y  atraidos 
por     el     imän     de     su     sonrisa, 


F.  Araujo  in  Toledo. 


45 


jäbrasdclq  sqn^lfivxgqQ'y  snnii- 
Vdda''/  —  ,  lacrlximo.vinaltdr 
rnelnncmositJ(:d<lpehq~ äntec  va- 
zl(f  —  hikqlqkämosqnilAUla- 
d<irämös  J ,  —  sUäqfrBzemos 
nwqstrqamor  — ,  hiwqstravida 
rnfrrä/  T ,  kqntqdanwes  traälinä\ 
— ;  ikwanäÖav(inhäinocd^9  sus- 
h'ivjqr  äekqlqr  ddvqsa  lazepta- 
zjqnä^  mvtlsträqfrt^nä  i  — ,  J,a- 
dihakenzj^m/  k^Unstdnte\  — 
nqlatrq  kdrqmos  jiorladiha 
(lelqrz/elqSj. 

Jdlcse  lum6r\  — ,  eläwmio, 
dpoderqsq,  ^elfekanäq^ ,  yhhno- 
ItläntaniilieUj,  — ;  deseqhjltqi 
delikddq^  ipdrala  rqlicfukqV/], 
—  depostjlq  kesedrim  —  ;  ärkitek 
tqdehnündq ,  jjaräcsjqdq'j ;  — 
desfod»  iiwf(strqkqnservazjqn  / , 
^sefiim  fusq'j ;  —  afekzjq  nes- 
klus'wa  dqlnlma  kenosamstra'^ 
^^i>n(}lsetitlr  deskaVixvrq^,  —  d- 
zjäiinqvxeto^p/qkantadqr\  ; 
sedäe  goze  sisekjqre,  ^ßn  läqpi- 
njqnde  iiiqntaü'j,  -  perqdithii- 
qqzß  kqrpqroefspiritndly  Iqamd- 
nq'\  — .  jdjcse  lamör'j  —  ^  escsen 
timjentq ,  kqniodtzesf^nlambrr, 
dckqm  plazqnzjäitqnvira^  /  — , 
Jnspirddq  ponhia  pprsona^,  — 
stjäiinjrntq  k?qfreze~^<Jkardkt^r- 
espezjdj,  ketdnfqlcqnm/  ^deke^^ 
serj mpnadäin stael' ,  —  noe.cäadq 
ten(lrbqkultq  kwd)idqf^qaste'.  — 
iiißtjxir/lqkwdnäqnqsetj'rne  — ; 
em  ozjqnäJdJmg  ,  knmolqldma- 
k('des('(mnirs9ä 


y  abrasados  en  el  lucgo  de  su 
mirada ,  la  crigimos  uii  altar 
en  el  mismo  sitio  dcl  pccho  antos 
vacio,  la  colocamos  en  el  y  la 
adöramos,  y  la  ofreccmos  mies- 
tro  amor,  micstra  vida  cntora 
con  toda  nuestra  alma ;  y 
cuando  arrancamos  de  siis 
labios  de  color  de  rosa  la 
aceptaciön  de  nuestra  ofrenda, 
la  dicha  que  encierra  aquel  ins- 
tante no  la  trocäramos  por  la 
dicha  de  los  cielos. 

Tal  es  el  amor,  el  ducnn, 
el  poderoso,  el  i'ccundo,  como 
lo  llama  Michelet;  deseo  ociilto  y 
delicado,  para  la  Rochefoucauld, 
de  poseer  lo  que  se  ama;  arqui- 
tecto  del  mundo,  para  Hesiodo; 
deseo  de  nuestra  conservaciön, 
segun  Rousseau ;  afecciön  ex- 
clusiva  del  alma  que  nos  arrastra, 
en  el  sentir  de  Scaligero,  häcia 
un  objeto  encantador ;  scd  de 
goce  si  se  quiere,  cn  la  opiniön 
de  Montaigne,  pero  de  un  goce 
cörporo  -  espiritual  ö  humano. 
Tal  es  el  amor ,  ese  scnti- 
miento,  como  dice  Saint  Lambert, 
de  complacencia  y  ternura,  ins- 
pirado  por  una  persona ,  senti- 
miento  que  ofrecc  cl  caractcr 
especial  que  tanto  Ic  honra,  de 
que,  segün  Madame  Stael,  no  es 
dado  tenerle  oculto  cuando  cxiste, 
ni  lingirlo  cuando  no  se  tiene ; 
emocion  del  alma,  como  lo  llama 
Descartes,    que    desea    unirse    a 


46 


ReCHERCHES    SUR    LA    PROXETIQUE    ESPAGNOLE. 


lqkexiaqavucenq\  — ;  sdntäs- 
pirttzjanä')  lapärfeiuasefer9a  dcl- 
(^sphutu,  yS('iguiixörxesän\  — ; 
egqic  modedos'  ^, ,  sinjhiäqla  feli 
zesprdsjqnQ'')  lasnl\  — ;  d/ave 
Itjz^  I  ku-(iUqdcskriDe  inigVUhixH'  / 
— ,  kedj ösadqdoälömhre  pdrake 
vuHt4.Kisfa9hjplq\j-  —  seh'f^tq- 
si(bllme\  ('jjkü'jurirtdd  ^dqs"  sqn- 
ünq,  —  ^fiinäjfhutqse  nundt^X'^j 
IrlömhrdiUimuxpy  /  —  Ja/igre- 
2j'endq3l2Jrl0i  —  kqinoddskvitq 
Jcqninlmitdhlelefjämßiprofnnäi- 
dilz'.^j  —  j^lxcnjqiipnortnjp^ 
viktqrügq  xj. 

y^i'rdaiiior^^  —  ^ (lyülqpä  dq.^idj- 
mas^/i  knyosntiinphitqs  sekqtj- 
fundqn\j  — ;  ^Tif^S'Jkd  nqstras- 
fqrnta^  fjj  lordiardelaxiw  ntaz  - ^ 
'^7'  kjrjitqdqlqi  Qializä  — ,  po"^- 
tizdndqlqA  -.  'inibehzjrndqlqA 
— ,  dnlzifikan/pqlqtödq'  — . 
lI^'^'i  —  niqsainstänte  desiiprr- 
mafelizidäz  /  —  (^kjtamd  ntes- 
kqmpr  ndidq  Jazeptddalä'frrn- 
däQtsukqrazqn' /  —  ,  sqnzj^ratu 
dquipnändq ,.  —  melsmoc- 
)iiud'stra  y;n\ntqdfi  siccetirrxiK/, 
—  Jarlci/es  ^  '7o.s  p>'hizlpj  )c^ 
delunior^^  — .  Sqdigai  snitqnze 
snkniidntc  kf)f<ir(iiiiöniq  serär 
tenw'  f\,  —  kelahhnariizriidida- 
q^n supehq  p inkbapa gdrscßlguu - 
ä'ia  ,  —  kHlitzqdf)  snmlina,  sa- 
9uidadq  porqskülq  pnrlslntö' ^ ,— 
pwede  i-'qinp<lrsexamäs  ■'  —  por- 
kes9r(}änin  sijltq/\  ^ke  nqtjidrä 
pqrdqn\  — .  nqbg'igdis  fampökq 


lo  que  juzga  bueno ;  Santa  as- 
piraciön  de  la  parte  mäs  eteroa 
del  espiritii,  segün  Jorge  Sand; 
cgoismo  de  dos,  siguiendo  la  feliz 
cxpresion  de  Lasalle ;  ala  veloz, 
ciial  lo  describe  Miguel  Angel, 
(jue  Dios  ha  dado  al  hombre  para 
que  vuele  hasta  el  cielo ;  secreto 
sublime  en  cuya  virtud  dos  son 
uno ,  fundiendose  en  un  ängel 
el  hombre  y  la  mujer  y  apare- 
ciendo  el  cielo,  como  ha  escrito 
con  inimitable  elegancia  y  pro- 
lundidad  el  genio  inmortal  de 
Victor  Hugo. 

;E1  amor!  Arrullo  de  dos  al- 
mas  cuyos  sentimientos  se  con- 
liniden  .  .  . ;  el  es  el  que  nos  trans- 
forma  en  los  dias  de  la  juventud, 
el  quien  todo  lo  idealiza,  poeti- 
zändolo,  embelleciendolo,  dulci- 
ficändolo  todo.  ;  Ah !  En  ese 
instante  de  suprema  felicidad  en 
(lue  el  amante  es  comprendido 
y  aceptada  la  ofrenda  de  su 
corazön ,  se  encierra  todo  un 
mundo.  En  el  se  nos  muestran, 
en  toda  su  energi'a,  las  leyes, 
los  principios  del  amor.  No 
digais  entonces  al  amante  que 
su  amor  no  scrd  eterno,  que 
la  llama  encendida  en  su  pecho 
puede  apagarse  algun  dia,  que 
el  lazo  de  sus  almas,  anudado 
por  ösculo  purisimo ,  puede 
romperse  jamäs,  porque  serä 
un  insulto  que  no  tendrä  per- 
dön.      No     le     digais     tampoco 


F.  Arauiü  in  Toledo. 


47 


/ica/iddqrädavir.fr  nesnirnor 

äi(jnr(kcl\  —  ^ijütratfli'Qi)  Qeiiios- 
ti'drsllq  kq}ideMuiljqi)  sikqf/sjkq 
ilelqräqse^res\  —  ijäkqu  läistorjä 
(jilamdnq,  —  qi^'J<'JJ  kqtirlasf^ii- 
tuiijthdq  detqdqrlqrtjrnqjq  side- 
(ödqclqspahc'S/  — ,  pörkoqs  tq- 
mar'ia,  ^kom-'azön^  porlqkqs  — . 
■; i öl') diija i  Sf'jtffij  kes ukqni [niürra 
'djopartir  kqiiötrq si(sf<(ii'hjas 

—  iporkdqsarä  peddzqSj. 

^lai  jpstä\'j  vt^äle!  —  ^  rscse 
hinwr'^l  '^if^sais'^  ^snlei  diohia  > , 
— .  qlühjknlq  ktisfablrzC/  rsp_- 
tf^j-nq^indisqli.ihle\— ;  Iqsrres 
keleföniian  ^sq)idqs'  kDsdkqmpU- 
idii/  ■ — ,  düUcertdämasämplja 
'apresidido  /  giih  j  qt/d^"  äkelo- 
i3rres'\.  —  ' /qscsc  laindr!.^ 

(^Imgtrimönjoes'  — ,  rliiiatri- 
iiiönjq  '  deßes(r '  por  lo  nnhiös'  ■ 

—  la  i'oalizazjqn  ä"Jam6)-~ä)i- 
tvlalfi  — ,  losqlriinie  nqtl/ikasjqii'' 
'  ehu^alasqzjeddz'^  —  dekdt'ina 
ntvd'oafamtlja  s<)äfqrin((dö ^  — 
paruk9iiädje  lapertürDt  nejexer- 
zizjit  desucderqhqs'^  — ■,  niladis- 
trd.uja  d"jkiiijipliiitjp)dq  desur- 
äcbn'c'S  - .  (j matriiiiönji)  rsla  k<n(- 
scktcrttzja  U'Kakd/  d(J(iiii6r  — , 
t^si^l  kqni plemtlntÖ' indispcjisäble 
demvrstrqsent'nir'p'/nto  — ,  es  ql 
krit<öl  dqndt'.  sepitrifiknjfifndlrsr 
~:>lqvqQ.»     nirr^ilras    pa.yques/, 

—  dt^ski(btjriid()se  strrsk.v'Jü  — 
^piiya^ojdrla  de  nurstrnlma 
kqiid'jsprrzjq^. 

'!s/'!'     —     qliiiätri     monjq 


quc  SU  adorada  vi'rgcn  es  menos 
digna  quc  el,  ya  trateis  de  dcmos- 
tnirsclo  con  el  cstudio  psicofisico 
de  los  dos  scres,  ya  con  la  his- 
toria  en  la  mano,  ö  bicn  con  el 
ascntimicnto  de  todos  los  tiempos 
y  de  todos  los  paises,  porque  os 
tomarä  con  razön  por  locos.  No 
le  digais  en  fin  quc  su  companera 
ha  de  partir  con  otro  sus  caricias 
porque  os  harä  pcdazos. 

jAhi  estd!  jvedlc!  jEsc  es  el 
amor!  jcsa  es  su  ley  divina! 
El  vinculo  (juc  establecc  es 
eterno,  indisolubk;  los  sercs  cjue 
Ic  forman  son  dos  quc  se  com- 
pletan,  y  la  libertad  mäs  amplia 
ha  presidido  la  uniön  de  aqucllos 
scres.      ;  Esc  es  el  amor ! 

El  matrimonio  es,  cl  matri- 
monio  debe  scr  por  lo  menos, 
la  realizaciön  dcl  amor  ante 
la  Icy ,  la  solcmne  notificaciön 
hecha  ä  la  socicdad  de  quc  una 
nucva  familia  se  ha  formado 
para  quc  nadie  la  pcrturbe  en  el 
ejercicio  de  sus  derechos,  ni  la 
distraiga  del  cumplimicnto  de  sus 
dcberes.  El  matrimonio  es  la  con- 
secucncia  lögica  del  amor, 
es  cl  complcmcnto  indispensable 
de  nucstro  scntimicnto ,  es  el 
crisol  donde  se  purifica  al  fundirse 
cl  oro  de  nuestras  pasiones, 
descubriendose  su  escoria  para 
arrojarla  de  nucstra  alma  con 
desprecio. 

jSi!      El      matrimonio      debe 


48 


ReCHERCHES    SUR    LA    PHONETIQUE    ESPAGNOLE. 


devcnazrril'y  lamör  .  — ;  [iero 
^)iökvinorl  vhid(/rc  (Iclc'mo^^  ^se- 
ipm  ladKpriisjqn  devdirqn  ^  ,  — 
slnökqitwl((ßqr  (hJkapUlq,  kciiHQ 
rlncktarf\  (hlafiqr  — ■  ^se(jü  nele- 
f/nnteniriife  d'ize  catalinu ^—\  i 
■n azje)iäo  delainörelmgtriinönjq"' 
— ,  didedl  d'dmatrimönjq  de- 
üeaer\  —  rlidedj  drlamor^  isatiti- 
Jikddo  por  hiveUxjqni :  —  ,  Ja- 
kqmnniddd  äcqristqnzjä  — ,  lü- 
jjninaiiriuja  drJrhdcTüü  — .  lü- 
äesjqm  hqluntdiy'a ,  kqut'rtnnt. 
esklusicai  periuanonte  dcjü))q 
Cdqtrq  Vsposq ,  — ;  tnUr  Iqke- 
sfjifimos^  ppn  sdino  sikerriiio 
isrilqfrezrr  ino'-^i^trdjniä  nnamu- 
xey  I  — ;  trdec  Iqkejmatrimonjq', 

—  ^rml^zazJqn  äeakrla  proniesa 
jcstd  zeptazJÖii,-  deDi'.  fiiqnifikur^- 
ikqmo  lantifjiveddä  nqamdvCi/ ,  — 
'Jmütrlmönjdnela  qraiij  kqm- 
pleto  — ;  pwcesqra  s^aldva  fql- 
seddq  9l  prinzipjq  delainäisqlu- 
viliddz  — ,  qra^ld')  l(n}io)iqgdinja 
— ,  qra^läs  Ja  persqttaliddd  de- 
Idmnxrr  — .  qra  fqdqselqs  .run- 
tqs  \  — ,  J^-qilfqvm^dl  dirrisq  ka- 
rdkter  delqs  pwwvlqs^^. 

perohsfa  kqtjzepzjmi  dela- 
möres  viodrrna  — ;  tjsnitl- 
iiijfhifq  progresa  ykqmo  progi'f^sa 
tqdq^  — :  Imitif/w^klad''  'nisavlä 
mar^  lujanu'wa^  — :  gqzdva  tan 
sqlq  delqscjjkdntos  naturdleg  deld 
muxer  — ,  ki>dsu  veä  sqsfqt'- 
zdvadii  des'^nipend  ramaravila'' / 

—  cjiumiindqpapcl  kfjqmhre  la 


nacer  del  amor ;  pcro  no 
como  el  vinagrc  del  vino,  segun 
la  expresiön  de  Byron ,  sino 
como  la  flor  del  capullo,  como 
cl  nectar  de  la  flor,  segun  elf>- 
gantemente  dicc  Catalina ;  y 
naciendo  del  amor  el  matrimonio, 
el  ideal  del  matrimonio  debe 
ser  el  ideal  del  amor  santi- 
ficado  por  la  religiön :  la 
comunidad  de  existencia ,  la 
permanencia  del  vi'nculo ,  la 
adhesiön  voluntaria ,  continua, 
exclusiva  y  permanente  del  uno 
al  otro  esposo ;  tal  es  lo  quo 
sentimos ,  pensamos  y  queremos 
al  ofrecer  nuestra  alma  ä  una 
mujer;  tal  es  lo  que  el  matrimonio, 
realizacion  de  aquella  promesa 
y  esta  aceptaciön,  debe  significar. 
Y  como  la  antigüedad  no  amaba, 
el  matrimonio  en  ella  era  inconi- 
pleto,  pues  ora  se  hallaba  fal- 
seado  el  principio  de  la  indisolu- 
bilidad,  ora  el  de  la  monogamia, 
ora  el  de  la  personalidad  de 
la  mujer,  ora  todos  ellos  juntos, 
con  forme  al  diverso  caractcr 
de  los  pueblos. 

Pero  esta  concepcion  del 
amor  es  moderna ;  el  senti- 
miento  progresa,  como  progresa 
todo :  la  antigüedad  ni  sabi'a 
amar  ni  amaba ;  gozaba  tan 
solo  de  los  encantos  naturales  de 
la  mujer,  que  d  su  vcz  se  eslbr- 
zaba  en  desempenar  ä  maravilla 
el  inmundo  papel  que  el  hombre  la 


F.  Araujo  in  Toledo. 


49 


rcserrnva  (inläe^cze^nadelaoidd/ 
I  hiiilaediikazjq  lijelexrniploy 

hikqijstitiizjqn  äelasqzjeddde 
sqiy'qntdle  sdze  hnposible^'Jäesa- 
rnlq  dcjsmtiivjthitq d<lamor'- ;  la 
muj'n-\ar/j  sj^ktventra  9mhile- 
2/dn^  ^  sinipiidqr^iisin  Uv^rtdz^. 

—  elpantncmo  dnlarellxjön^ 
joldespoticmo  ^nqlqstddöy  —  se 
mgnifjesta  nqnlafamilja  pqr- 
."qnifil'ädqsen^lpctdre  —  ^p'itri^ 
kpapsörve  la  sqzjeddzkqnyiigdV  y 

—  kqmogUej apsprve  lasqzjeddz 
pqVüka/  —  Jkqmo  brümcC ap- 
sqrve  tqdqserj  — .  ^ fkomopodki^ 
— ,  enunadmöcfera  geservU/gnwi 
(hqpresjon'  /  —  desayoMrse  — , 
'  xerminär  sikJnrcV  —  qlamör, 
,  kefffqdq  nqbUza^  todq  liv^ftdz?\  j 

—  ^ikqmopodici"  — ,  qnlaim- 
pijradmqefera  dd  serdlq  .,  — 
iuizrre  lamör^  krstqdq  piireza, 
fqdqrs  klusici{;mo?\  —  dserälq 
.irJanegazjqn  d/^lamör'  — ,  por- 
k(jäm6r9sn'i]  sfintimjenfq ,  pro- 
dukto  delalivertäz/  — - ,  ilamuxe- 
rf^Sfiskldva^9nel  set-'cdq^  — ;  '^eda- 
nf(juzj6n  dqlamor'* ,  —  porkel 
xerälo  ^odäqsprqsjqn  delapqli- 
garnja  — ,  deldosklcwitüd,  dsla- 
carjaüilidd  zidelaluxürjä/  — , 
j da  mar  .9qlq  sekqnzive  Ubre^ 
i/iijröj,  —  '  ikqnwtqP  — ^  y^esta- 
})lezjniduwhhjkulq  indisqlüble  — 
d9iin<ier~a qtrqser  sqlq^. 

quierö  fqrmiila'^Q'ij  sus  poe- 
iitar  laprqtesta  kqntra'~'dlqr- 
phite''     — ;     damör^aparezeij- 

Phoiietische  Studien.     \'l. 


reservaba  en  la  escena  de  la  vida 
con  la  educacion  y  el  ejemplo. 
La  constituciön  de  las  socicdades 
Orientales  hace  imposiblc  el  desar- 
sollo  del  sentimicnto  del  amor  ;  la 
mujer  alli  se  encuentra  envile- 
cida,  sin  pudor  y  sin  libertad. 
El  panteismo  en  la  religiön 
y  el  despotismo  en  el  Estado,  se 
manifiestan  en  la  familia  per- 
sonificados  en  el  padre,  /ifri, 
que  absorbe  la  sociedad  conyugal, 
como  el  rey  absorve  la  sociedad 
politica ,  y  como  Brahma  ab- 
sorve todo  ser.  ^Cömo  podia, 
en  una  atmösfera  de  servilismo  y 
de  opresion ,  desarroUarse ,  ger- 
minar  siquiera,  el  amor,  que 
es  todo  nobleza,  todo  libertad? 
^Cömo  podia,  en  la  im- 
pura  atmösfera  del  serrallo, 
nacer  el  amor,  que  es  todo  pureza, 
!  todo  esclusivismo '?  El  serrallo 
es  la  negaciön  del  amor,  por- 
que  el  amor  es  un  sentimiento  pro- 
ducto  de  la  libertad,  y  la  mujer 
es  esclava  en  el  serrallo ;  es  la 
negaciön  del  amor  porque  cl 
serrallo  es  la  expresion  de  la 
poligamia,  de  la  esclavitud,  de  la 
variabilidad  y  de  la  Injuria, 
y  el  amor  solo  se  concibe  libre, 
puro ,  y  como  tal ,  esta- 
bleciendo  un  vinculo  indisoluble 
de  un  ser  ;i  otro  ser  solo. 

Homero    formula    en  sus  poe- 
mas      la      protesta      contra      el 
Oriente ;    el    amor    aparecc    cn 
4 


50 


ReCHERCHES    SUR    LA    PHONETIQUE    ESPAGNOLE. 


qrezja/  hvunägäpareze  lincti- 
vißwo  — .  apsqrrido'~dnlainäja 
Qnlahjfinidää  (tehräma  — .  la- 
tnnxer  kqijldsta  snlicertäz''  — , 
^ßik^j^lra  fwese  ahosta  desu- 
qnm'/^  — ,  ehanäq  sqLre  siis- 
qmhrq  selmantq  delahortesdnä' / 
— ,  qrj^'tj  kqr^kista  laskarizjac 
äesivespqsq  —  ^^sikjAra  fwese 
akqsta  ddsulivertäz'  /  — .  enze- 
rdiidqse  iipI  j'inrzdq^. 

>lsmn  progresq  sindnda,-  ijjero 
itodi  kdaluzinarsej  —  ^I  pro- 
(jresq^  porsertal  ,  oa  pOkoajiökq' 
—  '^zjeiio^rs^  ke  los  lexicla- 
dqi'ecqrjcgq  sestahleze  npj.prin- 
zipjq  delamönqyämjä\  —  ik^al 
Iddq  del  fepijdjq  kolqka  iiehli- 
vqrzjq\  — ;  perokqyzede  nal- 
niaridq'  —  mpnimefoi  liinitadq 
pekqi]kuii')iä>i'  ■ — jatzjr^'a  iiula- 
»tux(  iridqmäcretiiridq  deldq- 
inizüjq  kqijyugdV  —  jmrakend- 
le(/9a  susoido  ^^selvivido  ddcs- 
kändälqi  laörxia^  -  rijstru- 
iiirido  deplazrr  paräQleqlJq',  — 
srrutd  päruqlxqnjq'  — ,  ipurd^il- 
cdrvarqdqrjq'  iijst  rfimrniq  dd- 
prodnkzjmf  — ,  Jamiixn'qrjegaj 
'  Qec  fr'uie'^  — ,  dt^f^poxdnäqse 
desur;i-esfidi(i-a  seidaajrddacdd- 
ft(iiiplö  A  durd)ite  Jacfjcstas  äe- 
rcjiiisi  iirpfüiiü'  — ,  adelaniän- 
itospa  lapldjjii  mpnäsa  dqrnqs 
kesnskarrlös'  —  iret'irdndqsd~ 
qntre  larfreiirtika  saklama- 
zjqnec  de  la  inidtitüz  keJadiuira'  / 
~- :    Qi'i   ladecdiliäda(iS'p6sa    dd 


Grecia  cuando  aparccc  cl  indi- 
viduo ,  absorvido  cn  la  India 
cn  la  infinidad  de  Brahma.  La 
miijer  conquista  su  libcrtad, 
siquiera  fuese  a  costa  de  su 
honra ,  echando  sobre  siis 
hombros  el  manto  de  la  cortesana, 
ö  bien  conquista  las  caricias 
de  SU  esposo ,  siquera  fuese 
ä  Costa  de  su  libertad,  encer- 
rändose  en  el  ginecco. 

Es  un  progreso  sin  duda,  pero 
no  hay  que  alucinarsc :  el  pro- 
greso, por  ser  tal,  va  poco  ä  poco. 
Cierto  es  que  los  legisladorcs 
griegos  establecen  cl  principio 
de  la  inonogamia ,  y  t[ue  al 
lado  del  repudio  colocan  el 
divorcio ;  pero  conceden  al 
marido  un  nümero  ilimitado 
de  concubinas  y  encierran  ä  la 
mujer  en  lo  mäs  retirado  del 
domicilio  conyugal  para  que  no 
llegue  d  sus  oidos  cl  ruido  del 
escändalo  y  la  orgia.  Instru- 
mento  de  placer  para  cl  eolio, 
ser  ütil  para  el  jonio,  y  para  el 
bärbaro  dorio  instrumento  de 
producciön ,  la  mujer  griega, 
ö  es  Frine ,  despojändosc  de 
sus  vestiduras  en  las  gradas  del 
templo  durante  las  fiestas  de 
Venus  y  Neptuno ,  adelantän- 
dose  ä  la  playa  sin  mäs  adornos 
que  sus  cabellos,  y  retirändose 
entre  las  freneticas  aclamaciones 
de  la  multitud  que  la  admira, 
ö    es    la    desdichada    esposa    del 


F.  Akaujo  in  Toledo. 


51 


äisolutoTdlzivkuhs'  —  leDCün/n 
'^Qulconiinq  »läkta  pedwqrzjq 
fütr'wuiinl  äf^larköntä  —  jafas- 
träda  dqldgöra  por  stvqspqsq 
qh'etirddo  xinrz^o  — ,  ,  df)n- 
(t?dde  Iqrär  sndprqrdsja  rh'estq 
pesucdias^. 

rqiria  sefünää/  —  j\Hitre  Iqs- 
eleiiuhitqs  kelafirman  .  '^^mo^, 
mäsdvjq  kelqrdenms/  —  Jqcf^q- 
mlnätqdqs  \j  — :  rfrl(^))irid<r(^tnis- 
kq,  ixq  delqrjcntc,  ja pegddqa  las 
prdktika  sqrjetdales  \  —  end- 
pri7izrpjq~implant6~'9i>el  Idzjq 
sufurntii/wa  mjHitiizjqnec  ddä- 
rjavdrta  -  — .  eijseilddqa  dqmindr\ 

—  anqaldr  ¥esist'[mjqlgünu  qn- 
Iqskemirdva  b>möh]feriqres  — , 
s^yarof/q  tqdqs  Iqrderelhqs.'  — ,  ire- 
visfjq  koijsHsenifpndt'/kdc  <ere- 
■möiija  sikamlistlkae  fqrmülas 
tqdat^  Idshjstituzfqnes  /—,  pdro- 
zerla  sinakzesivles  porelmhiprjq  /. 

—  Lafamilja  i^^qrganiza,  komo- 
9nqt'jrnte  -sqbrelavdse  dpjpodir^ 
iiio'/^  lamör/ ,,  —  jeskluswac 
ucjetrüskq  sq)i  larfqnnar  dela- 
kqijfdvcdzjq  kelakqijsfitiigen\  -. 
sucmjqnihrqs  tqdqs'\- ,  Hdiiirurr^ 
/kedaixq  sqlmar'idqi  ^azrrdqte 
salki'dtq  dqmqfifikq\  — ;  'Iqsixqs' 
f\ke  ptvn'dei]  srr  vmäidqs  kwa- 
lüna  simple  merka^jzla  — ;  Hqs- 
kljnde^  t\^  hxd^a i/ärla ttrqra~ a- 
ijioärdaij  kqidäesporfrda  Iqmhrq 
nlapwdirta  delpntrizjq  — ,  tö- 
dqs  vire'}]Silxrtqs.  kqijkadenar- 
remaliddus    porlaficih'zai    pu)'- 


disoluto  Alcibiades ,  llcvaiido 
en  la  mano  el  acta  de  divorcio 
al  tribunal  dcl  arconta,  y  arras- 
trada  dcl  dgora  por  su  csposo 
al  retirado  gineceo ,  donde  ha 
de  llorar  su  dcsgracia  cl  rcsto 
de  sus  di'as. 

Roma  sc  funda,  y  cntrc  los 
elementos  que  la  forman,  uno, 
mäs  sabio  que  los  demäs,  los 
domina  ä  todos :  el  elemcnto 
etrusco,  hijo  del  Oriente  y  apegado 
ä  las  präcticas  orientales.  En  el 
principio  implantö  en  el  Lacio 
sus  antiguas  instituciones  del 
Aryavarta.  Ensenado  ä  dominar, 
ä  no  hallar  resistencia  alguna  en 
los  que  miraba  como  inferiores, 
se  arrogö  todos  los  derechos,  y 
revistio  con  sus  enigmäticas  cere- 
monias  y  cabalisticas  formulas 
todas  las  instituciones,  para 
hacerlas  inaccesibles  por  el  mis- 
terio.  La  familia  se  organiza  como 
en  Oriente  sobre  la  base  del  poder, 
no  del  amor ,  y  cxclusivas  del 
etrusco  son  las  formas  de  la  (W/- 
farreatio  que  la  constituyen. 
Sus  miembros  todos,  la  mujer, 
que  da  hijos  al  marido  y  sacer- 
dotes  al  culto  domestico ;  los  hijos 
que  pueden  ser  vendidos  cual 
una  simple  mercancia ;  los 
clientes,  que  al  rayar  la  aurora 
aguardan  con  la  espörtula  al  hom- 
bro  d  la  puerta  del  patricio,  to- 
dos viven  sujctos,  con  cadenas 
remachadas    por    la  fucrza  y   por 


52 


ReCHERCHES    SUR    LA    PHONETIQUE   ESPAGNOLE. 


Iqräjqses  — ,  (dpoder/ilelpätqr- 
Jamiljas  — ,  Pijkarnuzjgij  ^l■ömo- 
loldnid  kastelürj  detödqglqqäere- 
hqs  — ,  ä7//m  ddlasqzjeddz  Jce ,  — , 
'azjenäq  vlbrdr  sidänza  dnlas- 
kürjä ' ,  yS'qrlexigladqr ,  —  ;  S(in- 
tädo  "du  ejttrqn  qdojqgar'/  —  yVei^ 
tirdnqi  — ;  ponjendq,  lapjedra 
yesusepijlkro'  diieJisa  grddqkdinpö 
^etcrno  propjetarjo^  — ;  presm- 
tdnäq  Iwazjqne  sjqlqkcujstq  sa- 
lontjoser/dres  /,  —  jjqntlfize^  — ; 
^Xfbijq  iiiistqrjqsqi  sqlitdrjq,  qs- 
pezjeQ9  xüptte  rqihnptkq/  —,  ke- 
kqijsqlq  frmjzir  la^ze/äs/  — 
^pivede  perdqr'^hjpnitos  sereSj. 
mdstanmqnstrwosakre^azjÖH  / 

—  eräuna  planta  qgcqtiika  vd- 
xqHzf'e/qrrmösq  delldzjq"\  — ; 
'  pädia  vivir^ .  —  vlvjq  Idrgqs 
^'iglq  seidarUijes  — ,  ^pero  vinjö 
p6koi)fj  laskqstümbresy  —  lashjs- 
tituzjqnec  iiiurham  purla  sqtiäa 
delprogrrsÖ  dlkqmpdg  äelazimli- 
zazjön/  —  ,  (in  lamaxestwosar- 
nwnla  delaistbrja^  — .  Iqgdesere- 
dädqc  detqdqder^hq  ica  naku- 
midändi)  Jijsirdlnia  olsmümj^lntq 
delqsultraxes  keselef^hjferian  — ; 
^ünci  hispa  podia  darfiodegqal 
kqmhustihle^ ;  —  la  Jiispa  hrqtä/ 

—  jqntqnze^\  ij^ij  röntg  kqmogi^- 
qrAzjä  j  —  aürxe  laiitipofiqtde- 
lulia    cntrdqrjeide  j clqkzidmte^ 

—  entre  Iqh^finitoi  Iqfinitq,  — 
'•idre  liiveUxjq  nüa  kqnzjenzja^ 
— ,  mtrplmisterjoi  Icdüz  — , 
cntfclpgtrizjö  Jrl    pleoeyq    — ; 


los  dioses,  al  poder  del  patcr- 
fmnUias ,  encarnaciön  ,  como 
lo  llama  Castelar,  de  todos  los 
derechos,  alma  de  la  sociedad,  que, 
haciendo  vibrar  su  lanza  en  las 
ciirias  ,  es  legislador;  sentado 
en  el  trono  del  hogar ,  rey, 
tirano ;  poniendo  la  piedra  de 
su  sepulcro  en  el  sagrado  campo, 
eterno  propietario ;  presentando 
libaciones  y  holocaustos  ä  los 
dioses  lares ,  pontifice ;  genia 
misterioso  y  solitario ,  especie 
de  Jupiter  Olimpico ,  que  con 
solo  fruncir  las  cejas  puede 
perder  infinitos  seres. 

Mas  tan  monstruosa  creacion 
era  una  planta  exötica  bajo 
el  cielo  hermoso  del  Lacio ; 
podia  vivir,  viviö  largos  siglos 
en  las  leyes ,  pero  vivio  poco 
en  las  costumbres.  Las  ins- 
tituciones  marchan  por  la  senda 
del  progreso  al  compäs  de  la 
civilizaciön  en  la  magestuosa  ar- 
moni'a  de  la  historia.  Los  deshcre- 
dados  de  todo  derecho  iban  acumu 
lando  en  su  alma  el  sentimiento 
de  los  ultrajes  que  se  les  infen'an; 
una  chispa  podia  dar  fuego  al 
combustible ;  la  chispa  brota^ 
y  entonces,  en  Roma  como  en 
Grecia,  surgc  la  imponente 
lucha  entre  el  Oriente  y  el  Occi- 
dente,  entre  lo  infinito  y  lo  finito, 
entre  la  religion  y  la  conciencia, 
entre  el  misterio  y  la  luz, 
entre    el    patricio  y  el    plebeyo  \ 


F.  Arau.10  IX  Toledo. 


53 


jas'ikqmQdtj  qrezja  dorjente 
fwrrcm'idq  —  ,  pormihjäde  f^rii- 
mgratqn  — ,  porleonkla  s(^nlas- 
ti^rmöjnlas  -  portemistokh  se^ijsa- 
lamina  — ,  poralexänärq  mK^l- 
{/rdntkq,    jqnlssq,  jeuarveläs' 

—  asUambje  iK^lx^vjqUore  (h- 
okzid^nte  — ,  ^(^nsr^ddo  9nejr^- 
zintq  derqma  ■  umilnl  äf^lqr- 
jente  anlakqUna  gelasfernprs- 
tddes  — ,  rncjse)iädq^  niqlfqrq, 
{^uolkd mjjogdmch'te ,  cnlqskqnn- 
zjqs,  mlqsexerz'itüs f\  -  jdstä  an- 
^Itempltyinicmo,  ^ulfmo  valwdrte 
delpatrizjq^  — ;  jqikqtjkista  däe- 
rrhq  Qerqtur  —  i  manäna  alde- 
düHeyes  —  ,  jqtrqdia  aldescr- 
pddrP  —  ,  jqtrö  rddesenriaxis- 
trddq      .  jqtrqsldespr  [jqntifize'  / 

—  li  teritqrjq,  inaxistratura  sire- 
lixiqij  kqr  nrjjsupoder' j  —  jt^n- 
lasatAcfakzjqn  äetrjiojfq  tat^- 
(ßqrjqsq/  — ,  kqxesqc  derehq 
seifSKcmdiiqs  — ,  süooa  Iqnltq- 
dcjkapitöljöy  — .  idecäeali  Iqc- 
i-'fipdii.jnl  mtmdqcnterq  Jiqnql- 
äerehq  Qezjudadanla ^. 

perodqmhre,  kekqijkhta  parasl 
tantqcderrhös'  ■ — ,  apenas  soa- 
ktv^räa  gesukqm paiißi'ä'  —  itiq 
sdre  lecantdrUi  straltüra'  ^ennqv- 
lezjnidq  sukipidizjon ^~. tqdavia 
i'anuV  rsjdti  pdso(f  deldntei  sqbre 
(/rf^zjä'  — ;  pero  lafdlta  nmliq 
parasavrr  Iqkise  lanwr  — .  Iqker 
lamuxer  —  Jqkedevese  rplma- 
trimonjö' i  — ,  inila  ^kqempzjq 
nilaproskripzjön\'  —   sqi^  sufi- 


y  asi  como  en  Grecia  el  Oriente 
fiie  vencido,  por  Milciades  en 
Maratön ,  por  Leönidas  en  las 
Termöpilas ,  por  Temistocies  en 
Salamina,  por  Alejandro  en  el 
Gränico,  y  en  Isso  y  en  Arbelas, 
asi  tambien  el  genio  libre  de 
Occidente,  encerrado  en  el  re- 
cinto  de  Roma,  humilla  al  del 
Oriente  en  la  colinadelasTempes- 
tades,  en  el  senado,  en  el  foro, 
en  el  campo  de  Marte,  en  los  comi- 
cios,  en  los  ejercitos,  y  hasta  en  el 
templo  mismo ,  ultimo  baluarte 
del  patricio ;  y  hoy  conquista  el 
derecho  de  votar,  y  manana  el  de 
dar  leyes,  y  otro  dia  el  de  ser 
padre,  y  otro  el  de  ser  magis- 
trado,  y  otro  el  de  ser  ponti'fice, 
y  territorio,  magistraturas  y  reli- 
giön  caen  en  su  poder,  y  en 
la  satisfacciön  de  triunfo  tan 
glorioso ,  cogc  esos  derechos 
en  sus  manos,  sube  ä  lo  alto 
del  Capitolio,  y  desde  alli  los 
reparte  al  mundo  entero  con  el 
derecho   de  ciudadani'a. 

Pero  el  hombre,  que  conquista 
para  si  tantos  derechos,  apenas  se 
acuerda  de  su  compaiiera,  )  no 
sabe  levantarla  ä  su  altura  cnnoble- 
ciendo  su  condiciön.  Todavia 
Roma  es  un  paso  adelante  y  sobre 
Grecia:  pero  la  falta  mucho  para 
saber  lo  que  es  el  amor,  lo  que 
es  la  mujer,  lo  que  debe  ser  el 
matrimonio ,  y  ni  la  cocmptio 
ni     la     prescripcion     son      sufi- 


54 


ReCHERCHES    SUR    LA    PHONETIQUE    ESPAGNOLE. 


^jrjifes  paroj'erqsfjräla  ninxir/ 

—  yäf^lkardkt(ir  kedevetene  rrji- 
Infumtlja^  — :  lalivertää  äela 
iiij^drona  para'iri  ventr'  — ,  la- 
sitwazjqn  äelätrjoaen  lakäsa  — , 
plkoijsexope  familja  — ,  (ilfes- 
peto  kdhjsplrala  muxe  rrnlqskq- 
mjflnzqc  äelasqzjedäfq  mäncl'^ 
— ,  sqiisqlöantizipazjqnec  äaün- 
pqroenir  lexdnq  demanzipazjq 
ni^o.xenerazjön/  — ,  kepudjejqi] 
sqsteiierse  kqiüapnniitiva  pi-irt^- 
zuQe  kqstmnhres  — ,  perokede- 
saparezjqrq  nalfl  nqsevolvj^rqtj 
kqntfalamuxir'/  —  apenas  se- 
püso  rqmä9]]  kqntäktq~'inme- 
äjdtq  —  Jcqnlakqrqiiip/da  zimli- 
zazjpn  deladehreptta  gr<lzjäi 
ddqrjentej. 

cUc.nsqr  metelonuinhUkq  dezir 
äl  pwfjehlq  — :  ''silanaturale,za 
uvjera  sidq  tdnliveralkqn  nq- 
sqfrqs/\  —  kenqsuüjeradädqla- 
vida  sinnezesiddä  äernuxtlres/  -, 
estarfanwr  ^Ijbrec^  ä9  tnnimpqr- 
tnnakqm  panja''-^.  — .  y^iimpqr- 
ti'ma  kqnipanUi  liuhla  muxerl^ 
...  —  \kimnäq  ' Unnuxqr^  einbe- 
Irzp.  nuesträdqcistnizjä  — , 
kwdnäq  Hanmxe^r^  iiqcddla  feli- 
ziddz  — ,  kiränäqespj  koijsivelqg9 
■lun'^strqc  dqlqre  —  .yelhd.lsänw 
zcjrste  keküra  laseridac  \tH- 
<iJmä/\  —  Jal/vjälac  delkwoirpq  - 

—  _  \iniportuna  kqmpanki  Iddela 
muxir' . . . !, 

rse  m'iciuo  maxist rädo  dejinia 
9liiiafr(iHoi/jq  —  kqmo'  t'Jsnkri- 


cientes  para  revestir  a  Ja  mujer 
del  caracter  que  debe  tener  en 
la  familia;  la  libertad  de  la 
matrona  para  ir  y  venir ,  la 
situaciön  del  atrio  en  la  casa, 
el  consejo  de  familia,  el  res- 
peto  que  inspira  la  mujer  en  los 
comienzos  de  la  sociedad  romana 
son  solo  anticipaciones  de  un 
porvenir  lejano  de  emancipacion 
y  regeneraciön  que  pudieron 
sostenerse  con  la  primitiva  pureza 
de  costumbres,  pero  que  de- 
saparecicron  al  fin  6  se  volvieron 
contra  la  mujer,  apenas  se  puso 
Roma  en  contacto  inmediato 
con  la  corrompida  civilizaciön 
de  la  decrepita  Grecia  y  del 
Oriente. 

El  censor  Metelo  Numidico 
deci'a  al  pueblo :  "Si  la  naturaleza 
hubiera  sido  tan  liberal  con  noso- 
tros  que  nos  hubiera  dado  la 
vida  sin  necesidad  de  mujeres, 
estan'amos  libres  de  tan  impor- 
tuna  compania'\  ;  Importuna 
compania  la  de  la  mujer! 
jCuando  la  mujer  embellece 
nuestra  existencia,  .  .  .  cuando  la 
mujer  nos  da  la  irlicidad, 
cuando  es  el  consuelo  de 
nuestros  dolores  y  el  bälsamo 
Celeste  que  cura  las  heridas  del 
alma  y  alivia  las  del  cuerpo ! 
j  Importuna  compania  la  de  la 
mujer!  .  .  . 

Ese  mismo  magistrado  delinia 
el  matrimonio  como   el  sacrificio 


F.  Araujo  in  Toledo. 


55 


zeip 


ßzjq  (hümplazjr  partikiild  rann 
äever  puhliJaf  —  j4^^*'^  ^'^^' 
f i-kto^ clpapr  lasigiiddgdn  rqmrd 
matrim6njq^  — .  ^ ^kqmoT aviaQe 
kqniprenCtrr^  lasqzjeduz  kqipjti- 
gäC  -.  ^kqmo'^aükiQekomprc^ntP 
rcjanu)  rclzjndadänq  rqmäiiq  — 
kii'f'n'dodxf    Iq  kqmpvp.ndi.a     su- 

lasqzjedäz,  Ua  providemj'a- 
m!cnia'  kizd  — ,  dizemadäm- 
stäel  —  iiQupermitUlqa  lac- 
wuxrrcs  'sinqüna  söladiha\^ : 
—  jiaiiio  renelmatrinwiijo^  — . 
sjqc  Z'/rrfa^  Jdeoesfirlq^  —  la- 
f<erzjqii  dcldilhstreskrltqrä/  — , 
kuntfjir  rqmänä  craojen  äec- 
(jrazjädu  —  j)6rke  Iqcvqmdnqs 
nqsnpjrrorj  ke^rranuh-,  — .  r.iies- 
fi'.Henlinijrntu'  —  tcükwqlh''  y^rnU- 
vesrr ,  —  ^idraii  iielementq,  ^  el- 
pudqr  \  —  kqnelkestüur^üidac 
hi^hqstümhrec  derrhna  — . '  sqbre- 
fodö  '  d<ißpw(ir  delatqina  dekq- 
rhifq  pormüipiijo :  kq' 

.  .  .  (inior  k(kd.<ifo  itnseä       — 
jijc  siniior  ,  iiipived('sci\,  — 

Jcqmodize  nirrstrolope^  — ; 
jcjiFf'miri  pordkqntvdrjq.'  — 
'  (diior'^  pclk'('rtindxe\  —  segil 
nedffjn  utenirii  te"  esprei^a  9iau- 
tih'da  lardolqräs  —  nlpone 
reinhoka  geladisolütä~  rspösade 
kläadjÖ'rstd  depnujoii : 
(imdri^r,  rcpl'ht  hrv'd  niest'liiiä, 
<ilä  reUtq.-ikdiisn  hnvsrh.äoql  plaz^r. 

laffäse  provrrvjnl  ^si  tiezr- 
rrrrd    hfikq   fr'ixed    r>hms\    — 


de  Uli  placer  particular  d  iin 
deber  püblico ,  y  ese  cra  en 
efecto  cl  papel  asignado  cn  Roma 
al  matrimonio.  (-^  Cömo  habi'a  de 
comprender  Ja  sociedad  conyu- 
gal,  cömo  habia  de  comprender 
el  amor  el  ciudadano  romano 
cuando  asi  lo  comprendi'a  su 
censor? 

La  sociedad ,  ]a  Providcncia 
misma  quizä ,  dice  Madame 
Stael ,  no  ha  permitido  ä  las 
miijeres  sino  una  sola  dicha : 
el  amor  en  el  matrimonio.  Si 
es  cierta ,  y  debe  serlo ,  la 
aserciön  de  la  ilustre  escritora, 
la  mujer  romana  era  bien  des- 
graciada ,  porque  los  romanos 
no  supieron  que  era  amor.  En 
este  sentimiento,  tal  cual  es,  ö 
debe  ser,  entra  un  elemento,  el 
pudor,  con  el  que  estän  renidas 
las  costumbres  de  Roma,  sobre 
todo  despues  de  la  toma  de 
Corinto  por  Mummio:   que 

.  .  .  amor  que  casto  iio  se.i 
iii  es  amor  ni  puede  ser, 

como  dice  nuestro  Lope ; 
y  en  Roma ,  por  el  contrario, 
amor  es  libertinaje ,  segiin  ele- 
gantementc  expresa  el  autor 
de  las  Doloras ,  al  poner  en 
boca  de  la  disoluta  esposa  de 
Claudio  esta  definiciöii : 

Amar  es  —  replica  la  vil  ^lesalina  — 
Hallar  el   descanso  cansando    el   placer. 

I.a  fräse  provcrbial  ,  sine 
Cercre    et    Baccho    frif;ct    Venus, 


56 


ReCHERCHES    SUR    LA    PHONETIQUE    ESPAGNOLE. 


kQnip(ndfa,  rrsünie,  '^sintetiza' ' 

—     Iqkera     päradlrqmdnq     dl- 

amor    — ,    qnelJce    zjqrtamente 

dlpndpr/  jio^nträvaparandday 

J'lnefpkfq^  — •'  IccsQnzileä  äcj- 

pudqr  I  l-esekqnserva  pon'inäir/- 

nqränzja  feliZj   — ,    '^ikömopo- 

drlasuDsistir^  —  y^rsklamän  nis- 

tqrjddqr     kqntqmporämq^     — , 

dqnäelqQninqc  ddäinboseqsq  sivoTi 

aüritii  sd/a  sofikw(eläs\  —  dqnde 

siispcjidiam  priapo^  dqlkwelqQe 

lasnmäs'    — ,    dqnäestdvu    na- 

dqrnddar     lazjuddztlus     kdsac 

äepcji'ira  simpüdika  sidfisnüdäs' 

— ,  donde  selavdva  nqnlqgvänqs 

ytqdqs  kotjfiüididqs'j   —  xqvenr 

shnpüvore^    Sdnzjdnqc  ^    dqnzßa 

simatrqnas?\  —  nqseiemia  pone 

rqnwdnqc    delasxqvenqs    Iqsan- 

t'/f/n-q  smitqres  kqimkos  Ji-qijsus- 

iDipudenfe    sqvszrnidddeSj ;    — 

asistla    lamädre   kqnsiilxa^   dlq 

siiidezrnfer    vdilec    uekiQlupqr- 

käles  —  soälac  dänzas   k9las- 

kortesdnas  zelehrdva   nenqnqrde 

flqrä'-.  as'tkqmo  tamhje  nalqsteö- 

trqc,  y^dfhule  i'rprdsejitüvaii  Iqr- 

mhnikqc  lädndn-jaged  delaprqs- 

tituzjo  nideladidtrrpV—,  icqsten- 

tdvan  laskarizjar  laszivac  ucda- 

nd(l  ja rjä an a\ j    —  .  ' (, keinas ?^ 

inodsisfiana   la  represqntazjon 

delacoqdag    depas'/fäe'  — ,    ex^- 

kutdda  sqntqda  siibrutql  rqäli- 

ddz?    —    ^ ikepensamjfntq^  sa- 

Viand.iakqmpann   räestq  scsjjqk- 

täkülos?   —  <:,    ^kcdiskürsq^   sa- 


compendia ,  resume ,  siiitetiza 
lü  que  era  para  el  romaiio 
el  amor,  en  el  que  ciertamciitc 
el  pudor  no  entraba  para  nada. 
Y  en  efecto:  la  sencillez  dcl 
pudor,  que  se  conserva  por  una 
ignorancia  feliz,  ^^cömo  podria 
subsistir,  exclama  un  his- 
toriador  contemporaneo,  donde 
los  ninos  de  ambos  sexos  iban 
juntos  ä  las  escuelas ,  donde 
suspendi'an  Priapos  dcl  cuello 
de  las  ninas,  donde  estaban  ador- 
nadas  la  ciudad  y  las  casas  de 
figuras  impüdicas  y  desnudas, 
donde  se  lavaban  en  los  banos, 
todos  confundidos ,  jövcncs  im- 
püberes,  ancianos,  doncellas  y 
matronas?  No  se  temia  poner 
en  manos  de  las  jövenes  los  an- 
tiguos  autores  cömicos,  con  sus 
impudentes  obscenidades ;  asistia 
la  madre  con  su  hija  d  los  in- 
decentes  bailes  de  las  Luper- 
cales  ö  ä  las  danzas  que  las 
cortesanas  celebraban  en  honor 
de  Flora,  asi  como  tambien  ä  los 
teatros,  donde  represcntaban  los 
nnimicos  la  embriaguez  de  la  pros- 
tituciön  y  del  adulterio,  ü  osten- 
taban  las  caricias  lascivas  de 
Danae  y  Ariadna.  ,;.Qiie  mäs? 
^,no  asisti'an  d  la  representacion 
de  las  bodas  de  Pasifae ,  eje- 
cutadas  en  toda  su  brutal  reali- 
dad?  ^,Que  pensamientos  habi'an 
de  acompanar  d  estos  cspcctd- 
culos?      iQy^^     discursos     habiau 


F.  Araujü  in  Tüleüu. 


57 


rlaiicte  se(jirlqs"^  —  yikedktö 
mvjdnäe  ser  surn^sultados^j  — . 
täzXtq  noninvestrcdar  mux^reräe 
.^ittjenijio  deszpjiäjpndqä  larrini 
kqnlqcqladjadqrea  —  jäÜKpua- 
tronas  prqstitnyendqS'Hi  pqrfla, 
Iqnlarmvxeresprrdidüs  ''-,  ^Qrn- 
iregändqs.ja  lqs^sJddr<i>^ ,  lojifal- 
ftirdr^y  —  hplseimdq  fuvqh'iJö 
ponerspa  Iqskrlnddlq/  -  kqnakt^lqr 
rrmedjqi^  Jcelqpoi/rji  dcwrm ifi(>^fq, 
y^perquolii  kqrtxpii y 

Jiön('J./)!(d(fr'^  Jadeiiincde^ry  ^ 
fUtfi'ä  h)i)ii>ü)ii'  rrl(i}it6v  ^tdro- 
jleinrnto^,  —  l(1hidisqliwiliddd 
drlbii^kUlq\  —  djkes?q  pö>ien'/ 
^di-'poüdjq^  —  Jidrcärdiiianlfrs- 
tazjqn  äe  la  sxprrjqriddd  dql- 
j'ivrrte  söbrqldrvilA ,  —  jt^läi- 
i'örzjq  ■  — ,  Jriste  kqmpf^nsnz/ö/i 
ifclarusqdel  ficd'rte  ^  — -  kqnze- 
didal  (tevil  parakpainlne  fam- 
hjrn  —  J'Jel  A'f'j,  Iqmexqr  kese- 
pirn/e  dezir'y  —  es  kqmparär' 
l(tsrs/)önqs  por^l  separddqs^  koiiio 
Iqnzia  fränkltnA^  —  kqidardq- 
sö.rtis  siriPIfttr  d.nhnis  fixrräs, 
Jicparundda  sircpji ,. 

Jq*-'<lpdo^:  —  lantl'jiriddd  n(t 
Liuiiizjq  dlamor  ni^hpoKiiidr,  — 
jrhti(j.trii)idnji>  Qela  /ifii/iceddä 
fice  falsc/ido^^  eifsiispriiizipfqs 
kfii/sfitutiros  f.  —  '  rlqrjpnte^'rie- 
(p'ila  Diotiqf/diHJa,  laiiidi^qli(fdi- 
ddd  fj^lhtnkulq  ilaprrsqnaliddä 
dddiunjirr ,  —  dqd(((-  l<irlp//ec 
drlanK)  ridcliuqtriiuöiijtt  ,  — ; 
^ifi-ri/'d'    afirmöla    monqgämja'' 


de  segiiirlus  ?  (^  Que  actos 
habiaii  de  ser  sus  rcsiiltados  ? 
Täcito  nos  muestra  ä  las  mujeres 
de  SU  ticmpo  descendiendo  ä  la 
arena  con  los  gladiadores,  y  d  las 
matronas  prostituyendose  ä  porii'a 
con  las  mujeres  pcrdidas,  ö  cntre- 
gändose  ä  los  csclavos  con  tal  furor 
que  el  Senado  tuvo  que  oponcrsc 
al  cscändalo  con  aquellos  rcme- 
dios  que  lo  poncn  de  manifiesto, 
pero  no   lo  corrigen. 

Con  cl  pudor,  y  ademäs  de  el, 
entra  d  componer  el  amor  otro 
elemento,  la  indisolubilidad  del 
vi'nculo ,  al  que  se  oponen  cl 
repudio ,  bdrbara  manifestaciön 
de  la  superioridad  del  fuerte 
sobre  el  debil,  y  el  divorcio, 
triste  compensaciön  del  abuso 
del  fuerte,  concedida  al  debil 
para  que  abuse  tambien  ,  y 
del  que  ,  lo  mejor  cjue  se 
pucde  decir ,  es  comparar  los 
esposos  por  el  separados,  como 
lo  haci'a  Francklin,  con  las  dos 
hojas  sueltas  de  unas  tijeras, 
que  para  nada  sirven. 

Lo  repito:  la  antigüedad  no 
conociö  el  amor  ni  supo  amar, 
y  cl  matrinionio  de  la  antigüedad 
fue  falseado  en  sus  principios 
constitutivos.  El  Oriente  negö 
la  monogamia,  la  indisolubilidad 
del  vinculo  y  la  personalidad 
de  la  mujer ,  todas  las  leyes 
del  amor  y  del  matrimonio ; 
Grecia     ahrmcS      la     monogamia, 


ReCHERCHES    SUR    LA    PHONETIQUE    ESPAGNOLE. 


— ,  iiin'oponjri/doa  sid(ul()  (d- 
micutofjcjjipo  dlkqijhiDindtQj  — ; 
'  FÖma'  ap'rmo  9lmicnioprinzii/)(i 
— ,  jäujilcdadmitjq  dJkqijkuvinä- 
tq/  —  iiif)  pprmitjq  susiiinilta- 
np-iddz  ln)daunjfhpüsta_^  — ; 
r/rqzj'irqina ,  ijqrüUtniö'/  — 
d  jh'O  n(tnirrstr(di-()i)iputirra^'\, 
— ■  '^q/iv(^rf(id  si'iiipndqr'''  — 
qespqsqkq  nesklardüzK  —  ;  ^-sv-- 
kc/Idrq  n(daiit'ddd  drlkaiiilnqy 
^iqroiiia,  (jranzjnddzl^  -^rldes- 
t'mq  ■/"  kni/ordekrrfq  siijspekzjq- 
näoan  tiissuzerdtde  SPidasimaii- 
festazjoner  drjpodrr  dduiiaturd- 
l^zä/  — ,  t'dzqkiipud  dekqt^kistd 
rdnuDidq  --,  peruiyka/idd  de- 
doDiindi  tda  thnicwd\  —.  ktvdndq 
la(jrezjä  parezfq  velistma  — 
kqrqiii'idii  porniKif/iriidJdd  de- 
rmac  niäididd.<i  scjiddtseufrr- 
nqpe  lasqrxlar  dek()rhdq\  — 
qnelqrizqnte  detiicäesrq^^  -  — ,  tu 
k  .HRt.e'~^d<jaria  de^aläda  — , 
jalcstrelidrla^^iüiiryovnsforhrn- 
zqs  Jdnuifdste  ^  — ;  pey<>  dh'd- 
iii)io~(d,jriif()  demgi'pzja  Z qrrqiii- 
jüild  yi'kqi'jq  tiiktfird'rpotqdö  '\ 
—  jehindqle  ibispdidq  futr/yiiq 
dpaf/qiitä/  — ,  Je  peiietrq  clfrtq 
desumuKerte  ^.  —  Juitnsjq  nira 
kqijkhr/r'  ,  -  ;  snrxjq  olmdrfir 
dHfiq! ()qt<V  — ,  rrkqxiste  fifisijl- 
ünigs  puldhrfis^  — ,  larmqstrdstd 
almündqpjdrro  dcklardiidqfe'^in- 
ddpia  dercxenerdrle'  — .  tndrp- 
gdstd  '~^  alqrvd  t  'vdrqi^  pa  raketc- 
sak-PÜrän'      — ,  i  hhtn   gedefirs- 


pero  poniendo  ä  su  lado  al 
mismo  tiempo  el  concubinato ; 
Roma  afinnö  el  mismo  principio, 
y  aunqiie  admitiö  el  concubi- 
nato, no  permitiö  su  simultanci- 
dad  con  la  union  justa;  Grccia 
y  Roma ,  por  ultimo  ,  dieron 
ä  nuestra  companera,  6  liber- 
tad  sin  pudor,  6  esposo  con 
csclavitud ;  se  quedaron  d  la 
mitad  del  camino. 

;0h  Roma,  gran  ciudad !  El 
destino,  cuyos  dccretos  inspeccio- 
naban  tus  saccrdotes  en  las  mani- 
festaciones  del  poder  de  la  natura- 
leza,  tc  hizo  capaz  de  conquistar 
el  mundo,  pero  incapax  de 
dominarte  d  ti  misma.  Cuando 
la  (irecia  apareciö  belh'sima, 
coronada  por  una  guirnalda  de 
rosas  manchadas  en  el  desen- 
freno  de  las  orgias  de  Corinto, 
en  el  horizonte  de  tus  deseos,  ti'i 
corriste  hacia  ella  desalada ,  y 
al  estrecharla  en  tus  robustos  bra- 
zos,  la  mataste ;  pero  el  ultimo 
alicnto  de  esa  Grecia  corrom- 
pida  recorrio  tu  cuerpo  todo, 
y  helandote  de  espanto  su  grito 
de  agonia,  tc  penetrö  el  frio 
de  su  muerte.  Tu  misiön  iba  d 
concluir;  surgiö  el  martir  del 
Gülgota,  recogiste  sus  ültimas 
palabras ,  las  mostrastc  al 
mundo  entero  declarändote  in- 
digna  de  r<^generarle,  te  entre- 
gaste  ä  los  bärbaros  para  que  te 
saquearaii ,     y     llena      de     deses- 


F.  Araujo  in  Toledo. 


59 


perazjqn  ,  äevk/'q  sideustlö/, 
—  espirdsie  dnlugrä  nqrxki  dq- 
liniperjo^  -  flegänäo'alkrifitja- 
nismo  tiiszenlzäs.^  —  junnSm- 
hre\  grdnäd~ ästaO}jsucmzjq^  sa- 
laiütörja ,. 

noera  larqina'impc^rjäl'  \ln- 
laitiddä  rexenerä  r^lmqtrmö- 
njq  \^ ;  —  noerati  la^leyes  ziviles 
Jacäesündda  sapnrgdrle  destic- 
itefrktqs  I :  —  nqoera  ^Ipaganicmo 
ydldesigtiddq  paraFrxenerd  rala- 
miixh'^.  —  lasubihne  pgürade 
xesils/  se(/qstdJca  dqrnhidnäoa 
lasedddes  ■ ,  — jüna  niveoa^cra 
sdährend  münäqf\—  Tcqnlapredi- 
kmjqn  drldöginakrisfjdnö'  — , 
Lqndsalrifizjq  dcjsuhlmemdr- 
tir.  poramö  ralaiimmddäz'  — ; 
dat'rvqliizjdn  F^lixjqsa  tra^zjrnäe 
alestadq^qlafai)/  iija  jajmäivi- 
dwq/  — ,  pnrißkdndqlq  tqdq 
Jcqijswdlifo  h-exeneradqr y 

läespösa  deUcristjdnq\  dize- 
hätQhridn/  — ■  iioäsima  simple 
mortdl'  — -,  sinQüijsq  rpstraqr- 
äinärjq\  misterjqsq',  aijxelikq'' 
— ;  edaktiniepe  lakurne  — ,  Ha- 
SihjqreQe  lasdijtjre^  deswespöso- 
— ;  elqmbre\  aliinirse  konrja^  — 
hwMüOa  tqiiid  rilna  pdrte  desu- 
SHstdnzjä  — ,  pw<i  sasi  smilnia 
kqmo  siikwcerpi'' y  —  qstd  niij- 
kqmplrtqs  sinlamuxrr  -  ;  ^sisl/ 
tjfpie  lafwcerzö'^,  —  yfUfCqstnita 
lärrmosiiraj  — ;  '  ^P  kömhdfqa 
lenemigq'  ikidtiva  Iqskänipoc  de- 
lapdtrjä  —-,  perokomondda  seid- 


peraciön,  de  vicios  y  do  hastio, 
espiraste  cn  la  gran  orgia  del 
imperio ,  legando  al  cristia- 
nismo  tus  cenizas ,  y  un  nom- 
bre,  grande  hasta  cn  sus  vicios,  d 
la  historia. 

No  era  la  Roma  imperial  la 
llamada  ä  rcgencrar  el  matri- 
monio  ;  no  cran  las  leyes  civilcs 
las  destinadas  d  purgarle  de  sus 
defectos ;  no  era  el  paganismo 
el  designado  para  regenerar  d  la 
mujer.  La  sublime  figura  de 
Jesus  se  destaca  dominando  d 
las  edades ,  y  una  nucva  era 
se  abre  en  el  mundo  con  la 
predicacion  del  dogma  cristiano, 
con  el  sacrificio  dfl  sublime 
martir  por  amor  d  la  humanidad; 
y  la  revoluciön  religiosa  trascicndc 
al  Estado,  d  la  tamilia  y  al  in- 
dividuo,  purificdndolo  todo  con 
SU  hdlito  regen  erador. 

La  esposa  del  cristiano,  dice 
Chateaubriand,  no  es  una  simple 
mortal,  sino  un  ser  extraordi- 
nario,  misterioso,  angelico;  es 
la  carne  de  la  carne  ,  la 
sangre  de  la  sangre  de  su  esposo ; 
el  hombre,  al  unirse  con  ella, 
vuelve  d  tomar  una  parte  de  su 
sustancia ,  pues  asi  su  alma 
como  su  cuerpo  estdn  incom- 
pletos  sin  la  mujer ;  si  el 
tiene  la  fuerza ,  olla  ostenta 
la  hermosura ;  el  combate  al 
enemigo  y  cultiva  los  campos  de 
la  patria;   pero   como   nada  sr  le 


6o 


ReCHERCHES    SUR    LA    PHONETtQUE    ESPAGNOLE. 


ojkdnzu  (lelqsk^azerec  äqmes- 
fikqs  —  ,  lefdjta  lamuxer  pura- 
disponer  swalimentqi  preparär 
snlphq'\ ;  —  sjpJqmhre  tjene  pe- 
säres/ — ,  aljestd  sukqmpan^ra 
kelqrrlul2ifika\  — ;  si  siirdlas 
sqtisqmhriq  sivqraskqsös  —  säla- 
inpnlehq  imqshrnzqskdstqs  — 
(inlqskpolv/da  tqdössüsmäles  — , 
Jcqsinlamux^r  seria  t-'i'ido,  (/rq- 
serqjer/qhta\  ,  — ;  l(nnu3r^r  siis- 
ph)de  9)jsuder^dqr  larflqrec  äe- 
lavidä/  — ,  hje  nas'i  kqmoesac 
Ijhiac  äelqr  roffkes  —  sejjgalana 
nelfrqijkq  delasem'inas  Jcqr^  siis- 
pqrfumddac  qirnäläas.  —  poriH- 
tjnw''  —  elqspösq  h'ristjänqi  swes- 
p6sä' /  —  hioqn ,  rpjidseti^i- 
imvcerq  nalapdr,  —  lüapdr  sere- 
dtlzQ  nqlprimitivq  pölvq'/  — , 
ihtvMcqn'^  älärsealapdr\mdsald 
d d qcli niitec  dpJsepijlkrq ,.— Vses^ 
selvnräadqrq~ amör\  — ,  ^amör^ 
kesölo  pi'idq  kqmprqnderHei  na- 
zir  /  —  alupurezqr  laßcjiira  de- 
mgrla' /  — ,  yisqlqpüdq  desavq- 
larse\  —  qlesparzirse  por^l- 
mtindqi  fruktifikar/—  Jasemiia 
mordl   delvqräadqrq  kriatjanic- 

)IIO  ,. 

rlpodrr  sekiil  r' ,  apesdr  de- 
fqdqs  ausiisfwderzqs  ^,  —  nqse- 
dcsprqndifV  — .  '^nq  podla  des- 
prenäqrse^,  —  dqliijflüxq  kela- 
trwlizjpij ,  —  y^ßxa  poreWq- 
kw(erdq^9nlunie>nqrja  detqdös^, 
—  läist'rjä,  -  ^p^skv'da  dqinte- 
kjera~9nrpdxtnac  nianhddar  de- 


alcanza  de  los  quehaceres  domes- 
ticos ,  le  falta  la  mujer  para 
disponer  su  alimcnto  y  prcparar 
SU  lecho;  si  el  hombre  tiene  pe- 
sares,  alli  esta  su  compaiiera  que 
los  dulcifica ;  si  sus  di'as  son 
sombrios  y  borrascosos,  halla  en 
su  lecho  unos  brazos  castos  en 
los  que  olvida  todos  sus  males, 
que  sin  la  mujer  seri'a  rudo,  gro- 
sero  y  egoista ;  la  mujer  sus- 
pende en  su  derrcdor  las  flores  de 
la  vida ,  bien  asi  como  esas 
lianas  de  los  bosques  engalanan 
el  tronco  de  las  encinas  con  sus 
perfumadas  guirnaldas;  per  ulti- 
mo, el  esposo  cristiano  y  su  es- 
posa  viven,  renaccn  y  mueren 
ä  la  par,  ä  la  par  sc  reducen 
al  primitivo  polvo ,  y  vuelven 
ä  hallarse  ä  la  par  mäs  allä  de 
los  limites  del  sepulcro.  Ese 
es  el  verdadero  amor ,  amor 
que  solo  pudo  comprenderse  y 
nacer  al  aparecer  la  figura  de 
Maria ,  y  solo  pudo  desarro- 
llarse  al  esparcirse  por  el 
mundo  y  fructificar  la  semilla 
moral  del  verdadero  cristianis- 
mo. 

El  poder  secular,  ä  pesar  de 
todos  sus  esfuerzos ,  no  se 
desprendia ,  no  podia  des- 
prenderse ,  del  influjo  que  la 
tradiciön ,  fija  por  el  recuerdo 
en  la  memoria  de  todos ;  la 
historia ,  escrita  donde  quiera 
en       päginas       manchadas       de 


F.  Araujo  in  Toledo. 


fciijqq^^  —  lad^jjes^  —  qshd- 
pida  soiijkriistdda  soMoskqdi- 
f/ös'/  — ,  exqrzlat^  sqhrsl  d?iit]- 
)n()dq  poderqsQ\ ;  —  ikqmo  nq 
podla  desprqndqrse  dfsfaräe- 
zis'icashjftu(lnzjasf\^  —  s/rmpre 
kehixicläva    sqhroljnatrim  önjq  ■ . 

—  l9ßz^0'  d?ünamancra  de/i- 
zj(lnte\:  —  piigndcn  porpone 
rrstaiystitiizjq  nejiannonla  knn- 
Iqxadeldntqc  äelaepöka  ikqiK^l- 
Hwecq ~^spirUu  delazivilizazjffn 
— ;  pvgndva  pordesmrrdarse 
delaseinbqftiiras  kf^ifrardDan 
numooimjflntqs  — •  paramarhdr 
kqmpdsqfirine  porlanweDasen- 
äa^avjertä  laskjstitiizjqnes,  — 
^perqtqdq'^in^dil^\  —  sjalgüna- 
oeä  sedes^nrqddvä/ — ,  vazüdvai 
kola  alpokqtjempo  —  Jctvalninq 
kpavanäqna  lanqdr'/za"  qlsqltdr 
Iqnanäadqrqs/,  —  qvjeij  kami- 
ndva  p^räidqi  smrümhq  —  Jaml 
oiaxerq  siijqia^.  —  parapoder 
niarhärsqlq/-,  tiezesitdvä^iina- 
largäVdukazjpa'.  —  hjs^pirdda 
^idqctiwevq  sideälen  deskiwjrrtqs^ 

—  ^edHkazjqij  kpddiirddo  dje- 
ziinrrvesiglqSj ,  —  nczesifdva 
iiijq/a ,  '^wjinqntqf''  —  if'Vf^'l' 
Hnferprüte  delqr.nic^voa  s(inti- 
mji^ntqsj. 

iracldrgq  sqnsfiyqc  derq- 
fqrmä/  — -^  cjpodfirsekiddr  — 
kpavla  kqrqinpidq  dlnndrimonjq^ 

—  qkdavUi  pqrlqmrnqfi  kqntri- 
Duldoa  sukqritpzjöi]  —  inuide- 
njfjnäqlad'ipudeyes/    — ,    kqin- 


fango ;  las  Icyes ,  escul- 
pidas  ö  incrustadas  cn  los  cödi- 
gos,  ejercian  sobrc  el  de  un 
modo  poderoso ;  y  como  no 
podia  desprendcrsc  de  estas  dc- 
cisivas  influcncias,  siemprc  quo 
legislaba  sobre  el  matriinonio, 
lo  haci'a  de  una  manera  deh- 
ciente :  pugnaba  por  poner  esta 
instituciön  en  armoni'a  con  los 
adelantos  de  la  epoca  y  con  el 
nuevo  esplritu  de  la  civilizacion; 
pugnaba  por  desenredarse  de 
las  envolturas  que  entrababan 
sus  movimientos  para  marchar 
con  paso  firme  por  la  nueva 
senda  abierta  ä  las  institiiciones; 
pero  todo  inütil ;  si  alguna 
vez  se  desenredaba,  vacilaba  y 
caia  al  poco  tiempo,  cual  nino 
que  abandona  la  nodriza  al  soltar 
los  andadores ,  ö  bien  cami- 
naba  perdido  y  sin  rumbo,  cual 
viagero  sin  guia.  Para  podcr 
marchar  solo  ,  necesitaba  una 
larga  educaciön ,  inspirada  en 
los  nuevos  ideales  descubiertos, 
educaciön  que  ha  durado  die- 
cinueve  siglos ,  necesitaba  un 
guia,  un  mentor,  un  fiel  inttr- 
prete  de  los  nuevos  senti- 
mientos. 

Träs  largos  ensayos  de  re- 
forma,  el  poder  secular ,  que 
habia  corrompido  cl  matrimonio, 
6  que  habi'a  por  lo  menos  contri- 
buido  ä  SU  corrupciön  mantenien- 
dola    en    sus    leyes,    comprende 


62 


ReCHERCHES    SUR    LA    PHONETIQUE    ESPAGNOLE. 


/»•ende  kenne  sdlaniikloa  t^pxe- 
nerärle/  —  Uqpone  växola  prq- 
teksjqn  äelaiglesja\  —  Ic^a- 
hrjenäÖle  r/usfqsa  sushräzqs/,  — 
Ullimpjape  sucmdnhas,  — •  Iq- 
^levä  ladicjnidaä  desakramentq, 
—  lqdeklära~ixo  delavqlunfdd- 
d'mnä/ ^  —  ifqrmuldndq  sur- 
leyec  naturales  —  Jcesqn  ladeyec 
delamör''/  —  Iqkqlqka  dnehjelq' 
aJlddqge  lavirxinidäz ,. 


que  no  es  el  llamado  ä  regene- 
rarle  y  lo  pone  bajo  la  pro- 
tecciön  de  la  Iglesia,  que  a- 
bridndolc  gustosa  sus  brazos,  le 
limpia  de  sus  manchas,  lo  eleva 
ä  la  dignidad  de  sacramento, 
lo  declara  hijo  de  la  voluntad 
divina,  y  fonnulando  sus  leyes 
naturales ,  que  son  las  leyes 
del  amor,  lo  coloca  en  el  cielo 
al  lado  de  la  virginidad. 


(F.  AraVJO.  —  Ensavo  hisiörico-juriduo  sobrc  cl  viatrhnonio  efi  Roma). 

[La  suite  au  prochain  n°.] 

Toledo  (Espagne)   1892.  D*".  Fernando  Araujo. 


DIE    OFFIZIELLEN    ANFORDERUNGEN    \N    BEZUG    AUF 

DIE  SPEECHFERTIGKEIT  DER  LEHRER   DER  NEUEREN 

SPRACHEN  UND  DIE  REALEN  VERHÄLTNISSE.' 

Dass  die  sprcchfcrtigkeit  für  die  Ichrcr  der  neueren  sprachen 
zur  erreichung  der  ziele  ihres  Unterrichtes  unumgänglich  notwendig 
ist,  davon  sind  alle  anhänger  der  sog.  reformmethodc  überzeugt, 
alle  ohne  ausnähme,  mögen  sie  einer  durchgreifenden  reform  das 
wprt  reden  oder  mögen  sie  aus  praktischen  gründen  eine  vermittelnde 
methode  empfehlen.  Diese  notwendigkeit  ist  ihnen  allen  etwas 
selbstverständliches,  eine  conditio  sine  qua  non.  Aber  sie  wird  und 
ist  auch  schon  früher  oft  genug  von  Vertretern  der  sog.  alten  methode 
anerkannt  worden,  so  z.  b.  von  dem  verstorbenen  nach  meiner  an- 
sieht sehr  verdienstvollen  prof.  Karl  Ploetz,  der,  wie  ich  annehmen 
zu  müssen  glaube,  gar  mancherlei  von  dem,  was  ihm  neuerdings 
zum    Vorwurf   gemacht    worden    ist ,     und     was     man    spöttisch     als 

*  I  )iesem  aufsatze  liegt  ein  Vortrag  zu  grumle,  den  icli  übi-i-  dasselbe  thenui 
im  anschluss  an  die  glänzende  und  wirkungsvolle  rede  des  herni  prof.  Waetzoldt 
über  ,,die  aufgäbe  des  neusprachlicben  Unterrichts  und  die  vovbildinig  der  lehrer 
dei"  neueren  sprachen"  am  dritten  tage  der  fünften  allgemeinen  Versammlung  der 
deutschen  neuphilologen  in  Berlin  zu  pHngsten  dieses  Jahres  gehalten  habe.  Ich 
hatte  meinen  Vortrag  mit  genauer  angäbe  des  themas  bereits  im  herbst  iScji  bei 
henn  prof.  Zupitza,  dem  Vorsitzenden  des  Vereins,  angemeldet.  Aber  zu  meinem 
grosse]-,  erstaunen  erfühl"  icii  erst  ende  april  d.  j.  dmch  das  progranini.  dass  unter 
den  16  vortragen,  die  im  ganzen  angemeldet  waren,  dei'  meinige  als  nr.  15  ver- 
zeichnet war,  und  dass  herr  jirof.  WaetzoMt  über  ein  viel  weiter  gefasstes  ähn- 
liches thema  sprechen  wollte.  Daher  war  ich  fest  entschlossen,  meinen  Vortrag 
als  unnötig  zurückzuziehen  und  nicht  nach  Hcrlin  zu  gehen,  besonders  da  ich 
gerade  mit  einer  langwierigen  wissenscliaftlichen  arbeit  beschäftigt  bin,  deren 
erledigung  neben  meiner  berufsthätigkeit  meine  ganze  zeit  in  anspruch  nimmt- 
Jedoch  Hess  ich  mich  schliesslich    duich  «las  zureden    mehrerer  freunde,    die  sich 


64  DiK    OFFIZIKLLEN    ANFORDERUNGEN    ETC. 

"ploetzismus'"  bezeichnet ,  in  die  einrichtung  seiner  lehrbücher  nur 
drshalb  hineingebracht  hat,  weil  er  zu  jeder  zeit  und  besonders  am 
anfang  hauptsächlich  mit  solchen  lehrern  des  französischen  zu  rechnen 
hatte,  die  eine  genügende,  geschweige  denn  eine  vollkommene  Fertig- 
keit im  mündlichen  und  schriftlichen  gebrauche  dieser  spräche  weder 
bcsassen  noch  besitzen   konnten. 

Fertigkeit  im  mi'mdlicheii  gebrauche  und  Fertigkeit  im  schriftUc}u7t 
gebrauche  einer  fremden  kultursprache  sind  nicht  als  zwei  prinzipiell 
verschiedene  Fertigkeiten  aufzufassen,  die  unabhängig  von  einander 
bestehen  können,  von  denen  man  die  eine  sich  aneignen,  die  andere 
bei  Seite  lassen  kann.  In  der  that  ergänzen  sie  sich  stets  gegenseitig 
und  schliessen  sich  nie  einander  aus.  Ein  wenig  zu  parliren,  eine 
gewisse  anzahl  von  Wörtern  und  redensarten  in  bezug  auf  dinge  des 
alltäglichen  lebens  im  mündlichen  verkehr  im  allgemeinen  korrekt 
anzuwenden,  —  das  kann  man  allerdings  lernen,  ohne  sich  um  die 
Schriftsprache  zu  kümmern.  Einige  sätze  orthographisch  richtig  und 
ohne  erhebliche  Verstösse  gegen  die  grammatik  zu  schreiben,  — 
das  vermag  man  auch  ohne  Übung  im  sprechen  zu  erreichen.  Aber 
eine  vollkommene  fertigkeit  im  mündlichen  gebrauche  einer  kultur- 
sprache hat  die  vollkommene  fertigkeit  im  schriftlichen  gebrauche 
derselben  zur  Voraussetzung  und  notwendigen  bedingung.  Ebenso 
verhält  es  sich  umgekehrt.  Wer  glaubt,  er  könne  infolge  seiner 
grammatischen  kenntnisse  und  einer  ausgedehnten  lektüre  eine  fremde 
spräche  grammatisch  fehlerlos,    idiomatisch    und   gewandt  schreiben. 


schon  vorlier  für  den  Vortrag  intert-ssirt  hatten,  hcstiinnien.  ilie  annieldung  rles- 
selhen  aufrecht  zu  erhalten  und  am  neupliilologentagc  teilziniehmen.  Der  Ver- 
sammlung gegenüber  spreclic  ich  hiermit  noch  einmal  meinen  dank  dafür  aus. 
dass  sie  mir  trotz  der  vom  vorstände  getroß'eneji  auordmoig  gestattete,  uniiiittelhar 
nach  herrn  prof.  Waetzoldt  das  wort  zu  ergreifen.  Zugleich  möchte  ich  aber 
an  dieser  stelle  meinem  bedauern  darüber  ausdruck  geben,  dass  etwa  meinetwegen 
infolge  der  vorgerückten  zeit  andere  herren,  die  ebenfalls  einen  Vortrag  angenieldet 
hatten,  nicht  haben  zu  worte  kommen  können.  Deshalb  cilaube  ich  mir.  an  den 
neuen  vorstand,  den  wir  für  den  nächsten  neuphilologentag  in  Karlsruhe  erwählt 
haben,  die  dringende  bitte  zu  ricliten,  er  möge  überhaupt  nicht  mehr  7)orträge 
annehmen,  als  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  in  drei  Sitzungen  gehalten  werden 
körmen,  und  er  möge  die  mitglieder  des  Vereins,  die  zu  reden  beabsichtigen  und 
dies  dem  versitzenden  bei  Zeiten  anzeigen,  von  iler  zahl,  der  reihenfolge  und  den 
themata  aller  angemeldeten  vortrage  möglichst  bald ,  also  mindestens  mehrere 
monate  vor  der  Versammlung,  in  kenntnis  setzen. 


A.  Ramdeau  in  Hamül'RG.  65 

ohne  sie  mündlich  zu  beherrschen,  der  gibt  sich  einer  argen  Selbst- 
täuschung hin. 

Ein  klassisches  beispiel  für  die  abhängigkeit  der  ^^Am^^fertigkeit 
von  der  .</)?YtV/fertigkeit  ist  das  Schicksal  des  lateinischen  Unterrichts 
in  den  deutschen  gymnasien.  Die  Übungen  im  lateinisch  sprechen, 
die  ich  noch  als  Schüler  in  dem  gymnasium,  dem  ich  meine  Vor- 
bildung verdanke,  mit  regem  interesse,  mit  fleiss  und  nutzen  mit- 
gemacht habe,  sind,  wie  jedermann  weiss,  allmählich  immer  spär- 
licher geworden,  immer  weiter  nach  oben  hinaufgeschoben  und  auch 
in  den  oberen  klassen  immer  mehr  beschnitten  worden.  Einige 
thatkräftige  und  geschickte  lehrer  haben  es  allerdings  noch  letzthin 
versucht,  und  zwar  nicht  ohne  erfolg,  diese  Übungen  am  leben  zu 
erhalten  oder  wieder  neu  zu  beleben;  aber  viele  andere  klassische 
Philologen  haben  sich  in  heiligem  eifer  für  die  formale  bildung,  der 
ja  schon  manches  opfer  hat  fallen  müssen,  geradezu  dagegen  aus- 
gesprochen und  sie  als  des  hohen  zieles  des  gymnasialen  Unterrichts 
unwürdig  verworfen.  Jedenfalls  haben  die  meisten  lehrer  der  alten 
sprachen  neigung  und  fähigkeit  verloren,'  das  lateinische  zu  sprechen 
und  die  schüler  im  unterrichte  dazu  anzuhalten.  Seitdem  ist  aber 
auch  der  lateinische  aufsatz  eine  unangenehme,  fast  nutzlose  last, 
ja  eine  wahre  quäl  geworden,  für  die  schüler  wegen  der  anfertigung, 
für  die  lehrer  wegen  der  korrektur;  seitdem  ist  der  lateinische  auf- 
satz einem  langsamen  unvermeidlichen  tode  entgegengegangen,  der 
nun  auch  vor  kurzem  in  Preussen  zur  freude  der  schüler,  und  wie 
es  scheint,  nicht  zum  leidwesen  der  meisten  beteiligten  lehrer  that- 
sächlich   eingetreten  ist. 

Was  in  dieser  beziehung  für  den  Unterricht  in  einer  toten,  nur 
künstlich  lebend  erhaltenen  spräche  als  wahr  erkannt  worden  ist, 
das  gilt  notwendigerweise  ebenfalls  und  mit  viel  grösserer  berech- 
tigung  für  den  Unterricht  in  den  modernen,  wirklich  lebenden  sprachen, 
in  den  sprachen  der  zeitgenössischen  kulturvölker.  In  den  schulen, 
wo  der  französische  und  englische  aufsatz  blüht,  werden  gewiss  auch 
die  mündlichen  Übungen  mit  eifer  und  erfolg  getrieben.  Wo  diese 
Übungen  nur  auf  dem  papiere  stehen  oder  nur  ein  kümmerliches 
dasein  fristen,  da  wird  auch  von  sicheren  und  guten  erfolgen  im 
aufsatze  keine  rede  sein  können. 

Die  Sprechübungen  im  französischen  und  englischen  sind  also 
vor  allem  ein  vorzügliches  mittel,   um  diese  sprachen  auch  schriftlich 

(Phonetische  Studien.    VI.  ^ 


66  Die  offiziellen  Anforderungen  etc. 

beherrschen  zu  lernen.  Ausserdem  sind  solche  Übungen  im  Schul- 
unterricht von  hoher  Wichtigkeit  i)  wegen  des  praktischen  nutzens 
der  Sprechfertigkeit,  den  man  in  der  that  jetzt  wieder  mehr  zu 
schätzen  beginnt ,  den  man  jedoch  früher  nach  dem  vorgange  der 
klassischen  philologen  aus  hochachtung  vor  der  formalen  bildung 
übermässig  verachtete,  mit  Schlagwörtern  wie  ,,parliren",  ,,sprach- 
meisterei",  ,, bonnenfranzösisch",  ,, kellnerfranzösisch"  u.  ä.  abfertigte 
und  als  der  idealen  aufgäbe  einer  höhern  schule  unwürdig  erklärte, 
2)  wegen  der  geistigen  anregung  und  durchbildung,  die  sie,  wenn  sie 
in  geeigneter  weise  getrieben  werden,  kindern  und  heranwachsenden 
Schülern  zu  verleihen  im  stände  sind ,  ferner  3;  weil  sie  überhaupt 
den  Unterricht  in  einer  fremden  spräche  beleben  und  die  aufmerk- 
samkeit  der  Jugend,  die  beim  blossen  bücherunterricht  leicht  erschlafft, 
stets  rege  erhalten  ,  4)  weil,  wenn  sich  damit  eine  tüchtige  phone- 
tische Schulung  und  das  bestreben  seitens  des  lehrers,  die  nationale 
ausspräche  zu  lehren,  verbindet,  sie  die  schüler  am  besten  dazu  vor- 
bereiten, die  fremde  litteratur  und  besonders  die  fremde  pocsie  mit 
genuss  zu  lesen  und  die  eigenartigen  Schönheiten  derselben,  die  dem, 
der  die  fremde  spräche  nicht  spricht,  vielfach  entgehen,  zu  verstehen 
und  zu  würdigen,  und  5)  weil  sie  die  schüler,  falls  sie  später  gelegcn- 
heit  haben ,  ins  ausländ  zu  gehen  ,  dazu  befähigen ,  ohne  grossen 
Zeitverlust  das  fremde  volk  und  die  Verhältnisse  des  fremden  landes 
einigermassen  richtig  beurteilen   zu  lernen. 

Solche  oder  ähnliche  erwägungen  mögen  die  herren  Verfasser 
der  neuen  Ordnung  der  reifepriifunge?i  an  den  höheren  schulen  und 
der  neuen  Lehrpläne  und  Ichraufgaben  für  die  höheren  schulen  in 
Preussen  bewogen  haben ,  die  sprechfertigkeit  der  schüler  im  fran- 
zösischen und  englischen  sowohl  als  lehrziel  wie  als  lehraufgabe 
allerorts,  wo  sich  auch  immer  eine  veranlassung  bietet,  hervorzu- 
heben und  damit  zugleich  an  die  sprechfertigkeit  der  lehrer  selbst 
sehr  hohe  anforderungen  zu  stellen,  die,  im  gründe  genommen, 
selbstverständlich  sind,  soweit  sie  sich  auf  neuphilologische  lehrer 
beziehen,  aber,  wenn  man  ehrlich  sein  will,  unter  den  obwaltenden 
Verhältnissen,   gar  nicht  so  leicht  zu   erfüllen   sind. 

So  heisst  es  in  der  Ordnung  der  reifeprüf ungen  auf  reals;ym- 
iiasien  und  oherrealschulcn  (s.   20,    21): 


A.  Ramjjeau  IX  Hamburg.  67 

Im  müuilliclien  gebrauche  der  (französischen)  spräche  hat  der  .schülei' 
sich  geüht  zu  erweisen. 

Vom  niimdlichen  gebrauch  der  (englischen)  spräche  gilt  dasselbe  wie 
bei  dein  französischen.  An  die  schüler  der  oberrealschulen  sind  im  franzö- 
sischen  und   englischen  höhere  fordcrutigcu  zu  stellen. 

(S.   29) 

Den  Schülern  ist  hei  der  Übersetzung  des  französischen  und  des  eng- 
lischen sciiriftstellers  (in  der  prüfung)  gelegenheit  zu  geben,  ihre  geübtheitr 
im  mündliciien  gebrauche  der  spräche  zu   zeigen. 

(S.   37)     Von   dem   schüler  der  rcalschiile  oder  höheren  bürger- 

schule  wird  in  beiden  sprachen 

richtige  ausspräche  luid  geläufiges  lesen  erfordert.  In  dem  mündlichen 
gebrauche  der  sprachen   muss  er  einige  Übung  erhalten  haben. 

Sogar  vom  schüler  des  humanistischen  gymnasiums,  das  ja  leider 
in  der  zahl  der  französischen  Ichrstunden  empfindliche  Verluste  er- 
litten hat,  wenn  aucli  die  Verteilung  derselben  eine  bessere  geworden 
ist,  verlangt  man  ebenfalls  (s.  4) 

einige  Übung  im  mündlichen  gebrauche  der  (französischen)  spräche. 
Mit  grosser  ausführlichkcit  und  mit  einer  deutlichkeit  und  be- 
stimmtheit,  die  ein  missvcrständnis  gar  nicht  aufkommen  lässt,  be- 
handeln die  Lehrpläne  und  lehraufgahen  für  die  höheren  schulen  das 
sprechen  im  französischen  und  englischen  Unterricht  sowohl  als  lehr- 
ziel wie  als  lehraufgabe.  Die  darauf  bezüglichen  bemerkungen  und 
anordnungen  will  ich  hier  auch  möglichst  wörtlich  und  zwar  nach 
der  offiziellen  reihenfolgc  der  fächer  und  der  schulen  anfuhren 
(s.   28   ff.): 

Französisch.      A.   Gyynnasium. 

a.  Allgcme'mes  lehrziel einige  geübtheit  im  praktischen, 

mündlichen   und  schriftlichen  gebrauch  der  spräche. 

1).  Lehraufgahen.  Quarta.  Erwerbung  einer  lichtigen  ausspräche  durch 
praktische  Übungen  zunächst  in  einem  kurzen  propädeutischen  kursus  unter 
ausschluss  von  theoretischen  regeln  ^  über  lautbildung  und  ausspräche.  Lese- 
übungen, erste  versuche  im  sprechen  in  jeder  stunde. 

Untertertia.     Fortsetzung  der  Sprech-  und  leseübungen 

Obertertia Übungen  im  richtigen,    betonten  [?]  lesen    und  im 

sprechen  (frage  und  antwort)  im  anschluss  an  gelesenes  und  Vorkommnisse 
des  täglichen   lebens  in  jeder  stunde. 


'  Ist  es  wirklich  jemals  irgend  einem  neiiphilologen  eingefallen,  im  fran- 
zösischen oder  englischen  anfangsunterricht  seinen  schülern  ..regeln"  über  laut- 
bildung zu  geben  ? 

5* 


68  Die  offiziellen  Anforderungen  etc. 

Untersekunda.   .  .  .  Sprechübungen  foitgesetzt  wie  in  III   A. 

Quarta  bis  untersehinda.  .  .  die  lektüre  und  die  sich  daran  anschlies- 
sende Übung  im  sprechen  stehen  im  mittelpunkt  des  gesamten  unten'iclits. 

Obersekunda  bis  oberprima.  .  .  .  foitgesetze  Übungen  im  sprechen  in 
jeder  stunde,  in  dei"  hauptsache  auch  liier  auf  frage  und  aiitvvort  beschränkt, 
wie  in  III  A. 

B.  RealgymuasiiüH.     a.   Angemeines  Ichrzicl Übung  im  pral<- 

tischen  mündlichen   und  schriftlichen  gebrauch  der  spräche. 

b.  Lehraufgaben.  Im  wesentlichen  gelten  hier  dieselben  lehraufgaben 
wie  zu  A.  Der  unterschied  bemisst  sich  nach  der  grossem  Stundenzahl  und 
der  bedeutung  des  f;ichs  im  Organismus  der  schule  .... 

Obertertia.  .  .  .  Übungen  im  sprechen  wie  an  gymnasien,  nur  erweitert 
und  eingehender  behandelt. 

Obersekunda  bis  oberprima Sprechübungen    in    jeder  stunde    im 

anschluss  an  gelesenes  sowie  an  Vorkommnisse  des  täglichen  lebens. 

C.  Oberrealschule,  a.  Allgemeines  lehrziel.  Wie  am  realgymnasium, 
nur  hinzuzufügen:   sowie   sprachlich-logische  Schulung. 

b.  Lehraufgaben Sprechübungen im   ganzen    wie  an 

den  realgymnasien,  nur  eingehender. 

Englisch.  A.  Gymnasiton.  a.  Allgemeines  lehrziel.  Sicherheit  der 
ausspräche  und  erste  auf  fester  aneignung  der  formen,  der  notwendigsten 
syntaktischen  gesetze  und  eines  ausreichenden  Wortschatzes  beruhende  übvmg 
im  mündlichen  und  schriftlichen  gebrauch  der  spräche^   .... 

b.   L^ehraufgaben.      Obersekunda  bis  oberprima lese-, 

schreib-  und  Sprechübungen  .... 

B.  Realgymnasium,     a.  Allgemeines  lehrziel. Übung  im 

praktischen  mündlichen   und  schriftlichen  gebrauche  der  spräche. 

b.  Lehraufgaben.  Untertertia.  Erwerbung  einer  richtigen  ausspräche 
durch  praktische  Übungen  zunächst  in  einem  kurzen  propädeutischen  kursus 
unter  ausschluss  theoretischer  regeln  ^  über  lautbildung  und  ausspräche. 
Leseübungen,  erste  versuche  im  sprechen  in  jeder  stunde  .... 

Obertertia.  Fortsetzung  der  lese-  und  Sprechübungen  in  jeder  stunde  .  .  . 

Untersekunda  ....  Sprechübungen  in  jeder  stunde  im  anschluss  an 
das  gelesene  und  Vorkommnisse  des  täglichen  lebens. 

Obersekunda  bis  oberprima.  Fortgesetzte  Übungen  im  sprechen  im 
anschluss  an  lektüre  und  tägliche  Vorkommnisse. 

C.  Oberrealschule.  a.  Allgemeines  lehrziel.  Wie  bei  dem  real- 
gymnasium. 

b.   Lehraufoahen    ....   ausgedehntere  Sprechübungen. 

'  Man  beachte,  dass  der  englische  Unterricht  in  preussischen  gymnasien 
nur  3  [!]  jähre  dauert  und  nur  mit  2  [!  j  wöchentlichen  stunden  bedacht  ist. 

^  S.  oben  meine  bemerkung  zu  solchen  „regeln"  im  französischen  Unter- 
richt. 


A.  Rambeau  in  Hamburg.  69 

Für  die  realschidcn  oder  höheren  burgerschulen  fehlen  besondere 
bestimmungen  über  das  sprechen  im  französischen  und  englischen 
Unterricht.  Aber  die  lehrziele  und  die  lehraufgaben  dieser  anstalten 
entsprechen  im  allgemeinen  denen  der  bezüglichen  klassen  der  ober- 
realschulen. 

Bedeutsam  sind  folgende  stellen  in  den  „methodischen  bemer-, 
kungcn   zu  französisch  und  englisch"   s.    37   ff. : 

Auszugehen  ist  auf  der  anfangsstufe  für  französisch  und  engliscli  von 
der  anleitung  zu  einer  richtigen  ausspräche  unter  Vermeidung  von  allgemeinen 
ausspracheregehi  und  unter  fernhaltung  aller  theoretisclien  lautgesetze '  und 
der  lautschrift  ^.  Am  zweckmässigsten  erfolgt  die  erste  anleitung  in  einem 
kurzen  lautirkursus  ^.  Vorsprechen  des  lehrers,  nachsprechen  des  Schülers, 
chorsprechen  imd  cliorlesen  sind  die  mittel  zur  crreichung  einer  lichtigen 
ausspräche  in  der  schule.  Ausbildung  der  hör-  und  Sprechfähigkeit  des 
Schülers  ist  stets  im   äuge   zu   behalten. 

......    Die  Übungen   im  mündlichen   gebrauch  der  beiden  sprachen 

haben  auf  der  untersten  stufe  bald  nach  den  ersten  versuchen  in  der  aus- 
spräche zu  beginnen  und  den  ganzen  Unterricht  von  stufe  zu  stufe  zu  be- 
gleiten. Die  form  dieser  Übungen  ist  wesentlich  die  der  frage  und  antwort; 
der  Stoff  dazu  wird  entweder  aus  der  lektüre  oder  von  Vorkommnissen  des 
täglichen  lebens  entnommen.  Die  mündlichen  inhaltsangaben  sind  nicht  zu 
verwerfen,  aber  als  monologe  der  schüler,  weniger  geeignet,  freude  am 
sprechen  und  Übung  im  praktischen  gebrauch  der  spräche  zu  fördein.  Ab- 
gesehen von  den  stunden  für  schriftliche  Übersetzungen  soll  keine  stunde 
ohne  kurze  Sprechübungen  vergehen.  So  betrieben  werden  die  letzteren  den 
übrigen  Unterricht  wesentlich  unterstützen  und  als  grundlegende  Vorbereitung 
auf  die  nur  im  verkehr  mit  franzosen  und  engländern  zu  erwerbende  volle 
fertigkeit  im  mündlichen  gebrauch  der  beiden  fremdsprachen  ihren  zweck 
erfüllen. 


'  Unter  den  „theoietisclien  lautgesetzen"  hat  man  wohl  dasselbe  zu  ver- 
stehen als  unter  den  vorher  bei  den  „lehraufgaben"  verpönten  „theoretischen 
regeln  über  lautbildung".     Vgl.  oben. 

-  Dass  die  lautschrift  im  anfangsunterricht  schlechterdings  ferngehalten 
werden  soll,  dass  man  nicht  wenigstens  dem  einzelnen  lehrer  oder  dem  einzelnen 
lehrerkollegium  in  diesem  punkte  freie  band  gelassen  hat.  das  ist  sehr  zu  be- 
dauern. L'brigens  ist  nach  den  mitteilungen,  die  uns  einige  direktoren  in  der 
ersten  allgemeinen  sitzung  des  neuphilologentages  während  der  debatte  über  den 
Vortrag  des  herrn  oberl.  Dr.  Tanger  gemacht  haben,  das  offizielle  verbot  nicht 
so  streng  zu  nehmen. 

^  Die  bezeichnung  ,. lautirkursus''  ist  ziendich  unklar  und  auf  den  ersten 
blick  leicht  irreführend.  Indes  geht  aus  den  nachfolgenden  Worten  deutlich  genug 
hervor,  was  die  Verfasser  unter  diesem  ausdrucke  verstanden  wissen  wollen. 


70  Die  offiziellen  Anforderungen  etc. 

Aus  der  gegebenen  Übersicht  kann  man  klar  und  deutlich  er- 
kennen, dass  mit  den  veränderten  lehrplänen  und  lehraufgaben  die 
üfliziellen  anforderungen  an  die  Sprechfertigkeit  der  lehrcr  der  neueren 
sprachen  auf  allen  klassenstufen  und  zugleich  an  ihre  arbeitskraft 
bei  der  Vorbereitung  zu  ihrem  berufe  und  bei  der  ausführung  ihrer 
amtsthätigkeit  bedeutend  erhöht  worden  sind,  und  dass,  wenn  nicht 
etwa  die  herren  Verfasser  mit  ausdrücken  wie  ,, ausspräche",  ,, sprechen", 
„Sprechübungen"  u.  dgl.  einen  ganz  andern  sinn  verbinden,  als  man 
es  zu  thun  gewohnt  ist,  jene  anforderungen  unter  den  obwaltenden 
Verhältnissen  nur  sehr  schwer  erfüllt  werden  können.  Zu  meiner 
grossen  Überraschung  habe  ich  aber  aus  den  ,,erläuterungen  und 
ausführungsbestimmungen",  dem  anhange  zu  den  Lehrplänen  und  lehr- 
aufgaben ersehen,  dass  die  herren  Verfasser  zu  glauben  geneigt  sind, 
die  lehrziele,  wie  sie  jetzt  gestellt  seien,  könnten  ebenso  leicht  oder 
gar  leichter  als  bisher  erreicht  werden  und  zwar  trotz  der  Vermin- 
derung der  auf  die  neueren  sprachen  verwandten  lehrstunden. 
Vgl.   s.    74: 

Die  Verminderung  der  stunden  im  französischen  an  allen  liöheren 
schulen  ist  lediglich  bedingt  durch  die  notwendigkeit  der  herabsetzung  der 
gesanitstundenzahl.  Bei  der  erheblichen  kürztmg  des  s^raminatischen  leru- 
stoffs  uiid  bei  der  fortschreitenden  durchbiidung  der  sogen.  >ieiierc?i  ?nethode  ist 
das  im  \\  esentlichen  auf  den  pral<tischen  schriftlichen  und  mündlichen  gebrauch 
der  spräche  bemessene  lehrziel  zu  erreichen.  In  diesem  vertrauen  fühlt  sich 
die  Unterrichtsverwaltung  bestärkt  durch  die  an  manchen  anstalten  bisher  schon 
erzielten  erfolge  und  durch  das  rege  streben  der  lehrer  der  neueren  sprachen, 
unter  benutzung  aller  ihnen  zu  geböte  stehenden  mittel,  teils  in  der  heimat, 
teils  im  ausländ  füi-  den  praktischen  gebrauch  der  fremdsyirache  sich  zu 
befähigen. 

Das  englische  hat  an  i'ealanstalten   nur  eine  geringe  minde- 

rung  der  vvochenstunden  erfahren,  soll  aber  an  gymnasien  von  II  A  bis  1  A 
als  wahlfreies  fach  gelehrt  werden.  Demgemäss  wird  bestimmt,  dass  das- 
selbe vom  nächsten  Schuljahr  ab  an  allen  gynmasien,  wo  es  bisher  noch 
nicht  betrieben  wurde  und  geeignete  lehrkräfte  sowie  die  mittel  zu  deren 
entschädigung  in  den  anstaltskassen  vorhanden  sind ,  in  II  A  begonnen  und 
fortschreitend    bis   zui'  I  A  weiter   geführt  werde  .... 

,,Üie  erhebliche  kürzung  des  grammatischen  lernstoffes"  ist  in 
der  that  eine  erleichterung  für  die  schüler.  Sie  ist  auch  von  den 
meisten  lehrern,  jedenfalls  von  denen,  die  freunde  der  reformmethode 
sind,  mit  freuden  begrüsst  worden,  gewiss  aber  nicht  deshalb,  weil 
sie  in  einem  umfangreichern  grammatischen    lernstofif  irgend  welche 


A.  Rambeau  in  Hamburg.  71 

Schwierigkeit  für  sich  selbst  erblicken.  Der  gründlichen  sprachlich-, 
logischen  Schulung,  wie  sie  noch  im  französischen  Unterricht  für  die 
lateinlosen  anstalten  verlangt  wird  (vgl.  oben),  —  dieser  aufgäbe 
sind  wohl  alle  lehret  der  neueren  sprachen  stets  gewachsen  gewesen, 
wenigstens  die  lehrer,  die  ein  deutsches  gymnasium  oder  realgym- 
nasium  durchgemacht ,  3 — 4  jähre  lang  an  einer  deutschen  hoch- 
schule  romanische  und  englische  philologie  studirt  und  ein  examen 
pro  facultate  docendi,  das  sich  sehr  eingehend  mit  sprachhistorischen 
und  grammatischen  fragen  zu  beschäftigen  pflegt,  erfolgreich  bestanden 
haben.      Daran  ist  nicht  zu   zweifeln  ! 

Eine  wirkliche  Schwierigkeit  liegt  für  sie  lediglich  einzig  und 
allein  gerade  darin,  dass  „das  lehrziel  im  wesentlichen  auf  den 
praktischen  schriftlichen  und  mündlichen  gebrauch  der  spräche  be- 
messen" ist.  Sie  sollen  plötzlich  den  gesteigerten  anforderungen  in 
bezug  auf  Sprechfertigkeit,  in  bezug  auf  die  praktische  beherrschung 
der  lebenden  sprachen  in  wort  und  schrift  in  ihrem  Unterricht  ge- 
nüge leisten,  aber  die  mittel  der  Vorbildung  für  ihren  beruf  und  der 
so  nötigen  Weiterbildung  in  ihrer  lehrthätigkeit,  die  ihnen  zur  Ver- 
fügung stehen,  sind  im  grossen  und  ganzen  dieselben  geblieben  und 
die  bedingungen,  unter  denen  neue  lehrer  die  befähigung  erhalten, 
die  lebenden  sprachen  in  den  unteren,  mittleren  und  oberen  klassen 
zu  lehren,  —  und  auf  allen  klassenstufen  müssen  sie  ja  fortan  ihre 
Sprechfertigkeit  bethätigen  —  haben  sich  meines  wissens  bis  jetzt 
durchaus  nicht  verändert. 

Die  berufung  auf  ,,die  in  manchen  anstalten  bisher  schon  er- 
zielten erfolge"  mit  der  ,, sogen,  neueren  methode"  ist  für  die  reformer 
sehr  schmeichelhaft  und  für  die  sache  der  reform  recht  erfreulich. 
Aber  man  bedenke,  dass  die  reformmethode  ohne  die  gründliche 
beherrschung  der  lebenden  sprachen  seitens  des  lehrers  ein  unding 
ist,  dass  sie  steht  und  fällt  mit  der  Sprechfähigkeit  und  sprechunföhig- 
keit  des  lehrers.  Die  klarsten  und  feinsten  theoretischen  erörterungen 
üb(>r  die  laute,  die  praktischsten  lauttabellen,  die  beste  lautschrift,  — 
all  dies  ist  zwecklos,  wenn  der  lehrer  selbst  nicht  die  nationale 
ausspräche  praktisch  beherrscht.  Die  vorzüglichsten  Ichrbücher  mit 
den  passendsten  erzählungen  und  gedichten,  die  herrlichsten  anschau- 
ungsbilder  nützen  nichts,  wenn  der  lehrer  die  fremde  spräche,  die 
er  lehren,  und  zu  deren  anwendung  im  gespräch  er  seine  schüler 
veranlassen  will,  nicht  selbst  einigermassen  gewandt  und  richtig  spricht. 


72  Die  offiziellen  Anforderungen  etc. 

Vor  einiger  zeit  hörte  ich  einmal  den  ausdruck :  „Ich  spreche  eng- 
lisch für  den  schulbedarf;  ich  spreche  es  für  die  schule  gut  genug, 
wenn  ich  auch  nicht  in  England  gewesen  bin,  wenn  ich  auch  nicht 
mit  engländern  verkehrt  habe".  Mir  kam  die  Sache  verdächtig  vor. 
Ich  musste  unwillkürlich  an  jenen  klassischen  philologen  denken, 
der  mit  seinen  lateinischen  kenptnissen,  mit  einem  italienischen 
Wörterbuch  und  phrasenbüchlein,  mit  einem  phrasenschatz  für  den 
,,hausbcdarP',  wie  er  sagte,  nach  Italien  reiste,  dort  vino  Inanco  und 
vino  nero  bestellen  lernte,  nach  einigen  wochen  heimkehrte  und  nun 
behauptete,  er  spreche  italienisch  ganz  gut,  es  sei  auch  eine  gar  so 
leichte  spräche. 

,,Ich  spreche  englisch  und  französisch  für  den  schulbedarf". 
Das  kann  so  viel  heissen:  Man  nimmt  im  anschluss  an  ein  lesestück 
einige  fragen  durch,  die  man  sich  ja  vorher  aufschreiben  kann,  die 
man  auch  oft  genug  in  lehrbüchern  gedruckt  findet,  fragt  sie  ab 
und  lässt  die  schüler  die  bezüglichen  antworten  ,  die  man  ebenfalls 
oft  genug  in  den  lehrbüchern  fertig  vorfindet,  übersetzen,  auswendig 
lernen  und  aufsagen.  Eine  solche  ,, Sprechfertigkeit"  ist  nicht  viel 
wert.  Wenn  man  den  schülern  nichts  besseres  bieten  kann,  da 
sollte  man  sich  als  lehrer  lieber  damit  begnügen,  ausschliesslich  seine 
tüchtigen  grammatischen  kenntnisse  zu  verwerten ;  da  sollte  man  es 
lieber  bei  den  lektionen,  beim  übersetzen,  beim  einüben  von  formen 
und  regeln  bewenden  lassen.  Ich  fürchte,  dass  ein  mir  bekanntes 
beispicl  nicht  einzig  dasteht,  das  beispiel  einer  anstalt,  an  der  die 
fachlehrer  beschlossen,  die  ,,neue  methode"  zu  erproben,  sie  auch 
ein  jähr  lang  in  ihrer  weise  erprobten,  aber  danach  erkannten,  dass 
sie  nichts  tauge,  und  daher  zur  alten  bewährten,  lieb  gewordenen 
lektionsmethode  flugs  zurrückkehrten  ! 

Ich  freue  mich  aufrichtig,  dass  die  preussischc  unterrichtsver- 
waltung  ,,das  rege  streben  der  lehrer  der  neueren  sprachen"  aner- 
kennt, ,, unter  benutzung  aller  ihnen  zu  geböte  stehenden  mittel, 
teils  in  der  heimat,  teils  im  auslande  für  den  praktischen  gebrauch 
der  fremdsprache  sich  zu  befähigen".  Dieses  rege  streben  besteht 
zweifellos  unter  den  lehrern  der  neueren  sprachen,  aber  es  ist  leider 
mit  manchem  opfer  an  geld,  zeit  und  avancement  verbunden.  Ich 
finde  nicht,  dass  dieses  streben  durch  die  behörden  thatkräftig  genug 
unterstützt  und  gefördert  wird.  Philologen  stammen  ja  nach  der 
aussage  eines  bekannten   Staatsmannes  gewöhnlich  aus  ärmeren   oder 


A.   Ramiieau  IX   Hamhurg.  73 

weniger  bemittoltcii  familicn,  als  Juristen,  sie  sind  auch  in  ihrem 
berufe  pekuniär  schlechter  gestellt  als  diese.  Ist  es  daher  vielen 
Studenten  und  kandidaten  der  neueren  philologie  überhaupt  möglich, 
Privatunterricht  von  ausländem  zu  bezahlcMi  und  auf  eigne  kosten 
ins  ausländ  zu  gehen ,  um  dort  längere  zeit  die  fremden  sprachen 
an  ort  und  stelle  praktisch  zu  studiren  und,  was  mindestens  ebenso 
wichtig  ist,  worauf  ich  aber  hier  nicht  näher  eingehen  will,  weil  es 
nicht  zu  meinem  thema  gehört,  land  und  Icute  aus  eigner  anschauung 
kennen  zu  lernen?  t^wa  für  diesen  zweck  bestimmte  Stipendien 
sind,  so  viel  ich  weiss,  recht  selten.  Passende  hauslchrcrstellen  im 
auslände  finden  sich  nicht  leicht,  sie  haben  auch  ihre  gefahren, 
wenn  man  das  examen  noch  nicht  hinter  sich  hat.  Lehrerstcllen  in 
ausländischen  privatschulen  sind  ebenfalls  mit  einigen  gefahren  für 
die  fortsetzung  des  Studiums,  jedenfalls  häufig  mit  vielen  Unannehm- 
lichkeiten verbunden ;  sie  sind  auch  gerade  dann  meist  schlecht 
bezahlt  und  ganz  besonders  wenig  begehrenswert,  wenn  man  nicht 
schon  die  landcssprachc  fliessend  spricht,  und  um  das  zu  lernen, 
dazu  vor  allem  geht  man   doch  in   diesem  falle  ins  ausländ. 

Den  meisten  neuphilologen  bleibt  nichts  anderes  übrig,  als  zu 
warten ,  bis  sie  nach  dem  examen  und  dem  probejahrc  oder  den 
'Probejahren  eine  feste  anstellung  in  einer  deutschen  schule  erhalten. 
Gar  manche,  die  es  möglich  gemacht  haben,  schon  vorher  ins  aus- 
länd zu  gehen  und  dort  ihrer  Studien  wegen  mehrere  jähre  zu  weilen, 
indem  sie  ihr  brot  als  privatlehrer  verdienten ,  haben  dieses  ,,rcgc 
streben"  nach  ihrer  anstellung  in  der  heimat  schwer  büsscn  müssen. 
Später  als  die  andern  in  den  Staatsdienst  eingetreten,  sind  sie  natür- 
lich im  avanccment  zurückgeblieben  und  müssen  sich  trotz  guter 
Zeugnisse  und  trotz  oder  gerade  wegen  ihrer  bessern  Sprechfertigkeit 
mit  geringeren   und  schlechter  bezahlten  stellen   begnügen. 

Seit  kurzem  ist  zu  den  schwierigen  Verhältnissen,  unter  denen 
die  neuphilologen  ihre  wissenschaftliche  ausbildung  erlangen,  in 
Preussen  noch  die  einrichtung  der  zwei  probejahre  hinzugekommen, 
die  sicherlich  nicht  dazu  angethan  ist,  ihnen  die  möglichkeit  eines 
längern   aufenthaltes  im  auslande  zu  erleichtern. 

Verglichen  mit  den  altphilologen,  die  ihre  im  humanistischen 
gymnasium  begonnenen  Studien  auf  der  Universität  einfach  fortsetzen, 
nach  3 — 4  Jahren  ihr  examen  bestehen  und  nach  dem  probejahre 
oder  den   probejahren   sofort  ordentliclie    lehrer    mit    vollständig  ge- 


74  ßlE    OFFIZIELLEN    ANFORDERUNGEN    E  IC. 

nügender  wissenschaftlicher  und  pädagogischer  Vorbildung  werden 
können,  sind  die  neuphilologen  überhaupt  im  nachteil,  da  inan  an 
sie  in  wissenschaftlicher  und  pädagogischer  bcziehung  ebenso  hohe 
anforderungen  stellt  und  ausserdem  von  ihnen  die  praktische  beherr- 
schung  der  sprachen,  die  sie  lehren  wollen,  in  wort  und  schrift  ver- 
langt. Um  dies  zu  erreichen,  und  um  zugleich  die  Völker,  deren 
Sprache  und  litteratur  man  studirt,  in  ihrem  privaten  und  öffentlichen 
leben,  mit  ihren  sitten,  gebrauchen  und  einrichtungen,  mit  ihren 
nationalen  eigentümlichkeiten,  tugenden  und  fehlem,  einigermassen 
kennen  zu  lernen  und  sich  darüber  ein  selbständiges ,  nicht  allzu 
oberflächliches  urteil  zu  bilden,  dazu  genügen  nicht  ein  paar  wochen, 
die  man  in  der  fremden  hauptstadt,  eventuell  in  den  tagesstunden 
der  Wochentage  in  einer  bibliothek  sitzend  und  handschriften  ko[)i- 
rend,  verlebt,  und  in  denen  man  sich  zumeist  auf  einen  mehr  oder 
weniger  lehrreichen  verkehr  mit  hauswirten,  bibliotheksdienern,  kell- 
nern, droschkcnkutschern,  gepäckträgern  und  ähnlichen  an  und  für 
sich  sehr  ehrenwerten  leuten  beschränkt,  (iar  viele  wochen  muss 
man  bekanntlich  im  fremden  lande  zubringen  und  dabei  alle  mög- 
lichen gelegenheitcn  im  ausgiebigsten  massc  wahrnehmen,  ehe  man 
im  Stande  ist ,  der  Unterhaltung  einer  gesellschaft  von  gebildeten 
einheimischen  ohne  Schwierigkeit  und  mit  vollem  Verständnis  zu 
folgen  und  in  derselben  selbst  rede  und  antwort  zu  stehen.  Wenn 
man  so  weit  gekommen  ist,  —  erst  dann  kann  das  eigentliche  Studium 
der  lebenden  spräche  —  und  der  realien  beginnen ;  denn  vorher 
hat  man  doch  nur  im  dunkeln  oder  höchstens  im  halbdunkel  herum- 
getappt, vielfach  falsch  gehört,  falsch  nachgeahmt  und  —  das  volk, 
land  und  leute,   falsch  verstanden  und  falsch  beurteilt. 

Wer  also  nicht  in  der  läge  gewesen  ist,  einige  jähre  hinter- 
einander im  auslande  zu  leben,  der  muss  einen  vorübergehenden, 
kurzen  aufenthalt  daselbst  recht  oft  wiederholen.  Im  gründe  ge- 
nommen, sollte  dies  jeder  neuphilologe,  der  im  amte  ist  und  seinen 
beruf  ernst  nimmt,  prinzipiell  thun  und  dazu  seine  ferien  oder  von 
zeit  zu  zeit  einen  Urlaub  benutzen.  Denn  nichts  verliert  sich  leichter, 
nichts  stumpft  sich  schneller  ab  als  sprechfertigkeit,  ausspräche  und 
kenntnis  der  realien,  die  man  sich  ebensowenig  bloss  aus  büchern 
erwerben  kann,  und  wären  es  auch  die  vorzüglichsten  realienbüchrr, 
etwa  wie  das  kürzlich  von  prof.  Wendt  veröffentlichte  werk  über 
England.     Leider  sind  häufig  unternommene  reisen    nach    dem    aus- 


A.  Ramkeau  in  Hamhurg.  75 

lande  mit  bc^deutendcn  kosten  verbunden,  besonders  wenn  man  ver- 
heiratet ist ;  Urlaubsgesuche  werden  den  neuphilologen  merkwürdiger- 
weise von  den  behörden  nur  selten  oder  ungern  bewilligt,  und  die 
Vertretungskosten,  die  der  beurlaubte  eventuell  ausser  den  kosten 
seiner  reise  und  seines  aufenthaltes  obenein  noch  zu  bezahlen  hat, 
wirken  ernüchternd  und  ermuntern  ihn  und  seine  lachgenossen  gewiss 
nicht  zu   solchen  gesuchen. 

In  den  Lehrplänen  und  Ichraufgaben  wird,  wie  ich  schon  oben 
erwähnt  habe,  bestimmt,  dass  das  englische  vom  nächsten  (also  von 
diesem)  Schuljahre  an  in  allen  (humanistischen)  gymnasien  in  ober- 
sekunda  begonnen  werde,  —  wo  ....  ,, geeignete  lehrkräfte  sowie 
die  mittel  zu  deren  entschädigung  in  den  anstaltskassen  vorhanden 
sind".  Die  Verfasser  rechnen  also  mit  der  möglichkeit  oder  vielmehr 
Wahrscheinlichkeit,  dass  ,, geeignete  lehrkräfte"  d.  h.  offenbar  neu- 
philologen —  von  der  Sprechfertigkeit,  die  übrigens,  wie  wir  oben 
gesehen  haben,  sogar  für  den  englischen  Unterricht  in  luimanistischen 
gymnasien  erfordert  wird,  sehe  ich  hier  ganz  ab  —  an  vielen  der- 
artigen anstalten  für  dieses  fach  nicht  vorhanden  sind.  Ist  dies  aber 
etwa  mit  dem  französischen  Unterricht  an  allen  humanistischen  gym- 
nasien der  fall?  Ich  gehe  noch  weiter.  Sind  etwa  nur  ,, geeignete 
lehrkräfte",  also  neuphilologen,  mit  dem  französischen  und  englischen 
Unterricht  in  allen  klassen,  auch  in  den  mittleren  und  unteren,  d.  h. 
gerade  da,  wo  die  Sprechfertigkeit  am  nötigsten  ist,  in  allen  übrigen 
höheren  schulen,  z.  b.  in  allen  realschulen  betraut?  Ich  will  hier 
keine  bestimmte  antwort  auf  diese  von  mir  selbst  gestellten  fragen 
geben.  Aber  ich  glaube,  dass  jeder,  der  unsere  schulverhältnisse 
genau  kennt,   darüber  seine  begründeten   zweifel   hegt. 

Ich  halte  es  iür  unnötig,  bei  der  Schilderung  der  realen  Ver- 
hältnisse, unter  denen  die  schüler  der  höheren  lehranstalten  eine 
genügende  Sprechfertigkeit  im  französischen  und  englischen  erlangen 
sollen,  und  unter  denen  die  lehrer  der  neueren  sprachen  ihre  eigne 
Sprechfertigkeit  erwerben,  bewahren  oder  vermehren  können,  noch 
länger  zu  verweilen.  Dagegen  möchte  ich  zum  schhiss  einige  an- 
sichten  und  wünsche  '  vorbringen,  —  wünsche  und  hoffnungen,  die 
sich  wahrscheinlich    nicht    sobald  verwirklichen   werden,    die  jedoch, 

'    Die  ei<i;i-ntlicheii  tliesen  sind   durcii   kursivilnick   hervorirehube)!. 


76  Die  offizieli,en  Anforderungen  etc. 

offen  und  ehrlich  ausgesprochen ,  da  sie  von  der  allgemeinen  Ver- 
sammlung des  Verbandes  der  deutschen  neuphilologischen  lehrerschaft 
im  grossen  und  ganzen  gebilligt  worden  sind,  immerhin  dazu  bei- 
tragen mögen  ,  jene  realen  Verhältnisse  allmählich  wesentlich  zu 
bessern.  Ich  thue  dies  nicht  als  reformer ,  sondern  überhaupt  als 
ncuphilologe,  dem  es  daran  gelegen  ist,  dass  sein  fach  an  Universität 
und  schule  ehie  gedeihliche  cntwicklung  nimmt,  und  dass  den  offi- 
ziellen anforderungen  in  bezug  auf  die  Sprechfertigkeit  der  lehrer 
und  Schüler,  die  niemand  missverstehen  kann,  mit  aufrichtigkeit  und 
ohne  Selbsttäuschung  genüge  geleistet  wird.  Diese  anforderungen 
sind  vorläufig  nur  für  Prcussen  gültig.  Aber  es  unterliegt  wohl 
keinem  zweifei ,  dass  die  regierungen  der  übrigen  Staaten  Deutsch- 
lands dem  beispiele  Preussens  bald  folgen  werden. 

/.  Es  ist  zu  wünschen,  dass  die  Vorschriften  für  das  examen 
PRO  FACULTATE  DOCENDi,  das  die  befähigiing  für  den  französischen  und 
englischen  Unterricht  in  den  mittleren  u/id  unteren  blassen  erweisen  soll, 
ein  wenig  verändert  werden,  utul  Z7var  scheint  es  mir  notweiuüg,  dass, 
da  die  bez.  kandidaten  in  den  klassen  unterrichten  sollen,  tvo  das  lesen 
und  sprechen  der  fremden  spräche  weit  wichtiger  als  alles  andere  ist. 
von  ihnen  ohne  einschränkung  und  crsatz  fli essendes,  korrektes  lesen, 
eine  gute  ausspräche  und  eine  vollkommen  ausreichende  Sprechfertigkeit 
verlangt,  aber  dafür  die  übrigen  bedingungen  für  die  bestehung  eines 
solchen,  examens  bedeutend  eriniissigt  werdeit. 

Zu  den  prüfungsvorschriften  ^,  welche  die  Sprechfertigkeit  der 
kandidaten  für  den  Unterricht  in  den  oberen  klassen  betreffen,  habe 
ich  nichts  zu  bemerken.  Sie  entsprechen  in  vollem  masse  den  an- 
forderungen der  Schulpraxis,  die  in  den  neuen  Lehiplane^i  und  lehr- 
aufgaben   und    in    der   neuen   Ordnung  der  reifeprüfungen    enthalten 


1  \'i:l.  ilie  Prüf tmgsvor Schriften  für  den  unlcrricht  an  den  höheren  und 
niederen  schulen  in  Prenssen  (Berlin,  1887).  §  14 — 15.  s.  9— II  und  §  34.  s.  18. 
Besondei's  zu  beachten  sind  folgende  worte  im  nachtrag  zu  §   14  und   1.5,  s.   28: 

, Die  entscheidende   bedeutung  für  das  erwerben   der  voUständigen   lehr- 

befahigung  ist  der  gründlichen  kenntnis  der  gegenwärtigen  spräche,  ihrer  sichern 
beherrschung  für  den  sciiriftlichen  und  mündlichen  gebrauch  und  einem  gewissen 
umfange  der  belesenheit  in  ihrer  litteratur  beizumessen.  Durch  die  strenge  ein- 
haltung  dieser  forderung  ist  der  erfolg  des  neuspi-achlichen  Unterrichtes  bedingt, 
aber  auch  im  wesentlichen  gesichert;    dagegen  würde  der  erfolg    des  Unterrichtes 


A.  Rambeau  in  Hamüurg.  77 

sind.  Nur  möchte  ich  bei  dieser  gelegenheit  meinem  erstaunen 
darüber  ausdruck  geben,  dass  es  überhaupt  noch  vielen  kandidaten 
gelingt,  so  hohen  ansprüchen  in  bezug  auf  die  mündliche  und  schrift- 
liche beherrschung  der  gegenwärtigen  spräche  und  zugleich  den 
übrigen  keineswegs  leichten  bedingungen  bezüglich  ihrer  kenntnis 
der  historischen  grammatik,  der  älteren  und  ältesten  sprachstufen, 
der  metrik  und  der  litteraturgeschichte  zu  genügen.  Wäre  es  nicht 
vielleicht  angebracht,  eingehende  Spezialkenntnisse  in  diesen  und 
verwandten  disziplinen  im  oberlehrerexamen  gar  nicht  zu  verlangen, 
dagegen  in  diesem  punkte  das  doktorexamen,  das  daher  grundsätz- 
lich nach  dem  oberlehrerexamen  stattfinden  sollte,  zu  erschweren  und 
nur  gereiften   philologen   zugänglich  machen"? 

2.  Es  ist  zu  wünschen,  dass  die  phonetik  mit  ausschliessliche?- 
beriicksichtigung  der  laitte  der  7nutter spräche  und  der  frevidsprache, 
für  die  sich  der  kandidat  gcjneldei  hat,  lueil  sie  die  sicherste  gi'undlage 
einer  guten  ausspräche  und  einer  befriedigenden  Sprechfertigkeit  bildet, 
ei?i  obligatorischer  Prüfungsgegenstand  itn  examen  pro  facultate  docendi 
sowohl  für  den  Unterricht  in  den  oberen  als  für  den  in  den  mittleren 
und  unteren  blassen  werde. 

j.  Die  behörden  sind  dringend  zu  ersuchen,  dass  sie  den  Unter- 
richt im  französischen  und  englischen,  besonders  in  den  unteren  Massen, 
vorzugsweise  7ieuphilologen  und  nie  klassischen  philologen,  mathematikern 
und  anderen  ohne  lehrbefähigung  für  diese  fächer  anvertrauen. 

4.  Die  behörden  sind  dringend  zu  ersuchen,  dass  sie  den  lehr  cm 
der  neueren  sprachen  gestatten,  die  vorgeschriebene  anzahl  der  korrek- 
turcn    vor    allem    in    den  unteren  und  mittleren  Massen  zu   erniässixen. 


auf  das  schwerste  geschädigt  werden,  wenn  der  nachweis  von  kenntnissen  über 
die  historische  entwicklung  der  spräche  irgendwie  als  ersatz  von  inängehi  in  der 
beherrschung  der  gegenwärtigen  spräche  gelten  dürfte  .  .  .Für  den  in  der  prüfung 
zu  erfordernden  nachweis  historischer  Sprachkenntnis  ist  ein  bestimmtes  mass  be- 
zeichnet  die  prüfungs-ordnung  hat  darauf  bedacht  zu  nehmen,  dass 

nicht  etwa  durch  eine  weitere  ausdehnung  der  prüfungs-forderungen  in  betreff 
der  historischen  sprachl<enntnisse  das  interesse  für  die  gegenwärtige  spräche  ge- 
lähmt und  infolge  davon  der  in  dieser  hinsieht  unbedingt  zu  stellende  nnspruch 
thatsächlich  unerfüllbar  werde". 


78  Die  offiziellen  Anforderungen'  etc. 

Die  sogen,  neue  Ichrweisc,  die  sich  allmählich  bahn  bricht,  bedarf 
nicht  der  vielen  schrcibübungen ;  und  zugleich  bedingt  das  regel- 
mässige sprechen  der  fremden  spräche  und  noch  mehr  das  bemühen, 
die  Schüler  zum  regen  sprechen  zu  bewegen ,  beim,  lehrer  eine  so 
bedeutende  geistige  und  körperliche  anstrengung',  dass  dafür  eine 
cntlastung  bezüglich  der  korrckturen   durchaus  geboten  erscheint. 

j.  Die  sücdenten  der  neueren  sprachen  sollten  auf  jeder  imiversität 
gclegenJuit  finden  und  in  geeigneten  Vorlesungen  und  semin ar Übungen 
die  nötige  anleitung  dazu  erhalten,  sich  eine  gründliche  theoretische 
kenntnis  der  phonctik  zu  er^vcrbcn  und  eine  gute  ausspräche,  und,  soiueit 
dies  in  der  heimat  möglich  ist,  eine  genügende  Sprechfertigkeit  zu  er- 
langen oder  zu  bewahren.  Die  Universitätslehrer  sollten  ihnen  eher 
zureden,  als  abreden,  hauptsächlich  zu  diesem  zweck  ein  oder  zwei 
Semester  an  einer  ausländischen  Universität  zu  studiren.  Dem  kan- 
didatcn,  der  aus  eigner  schuld  oder  infolge  der  bestehenden  Verhält- 
nisse die  anforderungen  bezüglich  der  mündlichen  beherrschung  der 
fremden  spräche  im  cxamen  pro  facultatc  docendi  nicht  vollständig 
erfüllt,  sollte  eine  besondere  vermerkung  eines  solchen  mangels  in 
seinem  prüfungszeugnisse  unter  keinen  umständen  erlassen  werden; 
dagegen  sollte  man  es  ihm  möglichst  erleichtern,  diesen  mangel 
durch  eine  nachprüfung  zu  beseitigen  und  zwar  ohne  irgend  welchen 
nachteil  für  das  avancemcnt  in   seinem  berufe. 

ö.  Die  einrichtung  der  zwei  probejahre  ist  von  geringem  nutzen 
und  sogar  eher  schädlich  für  die  ^veitere  cntwicklung  der  jungen  neu- 
philologen,  da  sie  dazu  beiträgt,  dieselben  noch  mehr  vom  auslande 
zurückzuhalten,  und  ihnen  die  verfügbaren  mittel  zur  bcstreitung  der 
zu  einem  aufenthalt  in  England  oder  Frankreich  erforderlichen  aus- 
gaben verkürzt.  Die  beste,  noch  so  viele  jähre  dauernde  methodische 
Unterweisung  und  anleitung,  die  herrlichste  methodc  nützt  nichts, 
auch  die  sog.  neue  methodc  ist  wertlos   und  ist  geradezu  unausführ- 


'  Aus  demselben  gnmde  und,  weil  die  ofliziell  ein|ifü!ilene  leforminelhode 
eine  sehr  sorgfältige  und  schwierige  vorbeieitung  für  jede  stunde  erfordert,  dürfte 
es  wohl  ratsam  sein,  die  bisher  übliche  zahl  der  dem  einzelnen  lehrer  der  leben- 
den sprachen  überwiesenen  wöchentlichen  lehrstunden  zu  vermindern. 


A.  Ramukau  in  Hamburg.  79 

bar,   wenn   der  junge   Ichrer  nicht  schon  von  vornherein  einen  hohen 
grad  von   Sprechfertigkeit  in   sein   amt  mitbringt. 

Die  behörddi  sind  daher  dringend  zu  ersuchen,  dass  sie  den  neu- 
philologischen kandidatcn  gestatten^  die  lange  probezeit  zu  unterbrechen 
oder  abzukürzen  und  dafür  j  t'^j.)  Jahr  im  auslände  zu  verwei.e7i 
und,  wenn  es  ihnen  möglich  ist,  dort  als  Ichrer  zu  nnrkeii  —  ohne 
nachtcil  für  ihre  definitive  anstellung  und  ihr  künftiges  avancement  in 
der  hciniat. 

7,  Die  Unterrichtsministerien  der  deutschen  Staaten  sind  dringend 
zu  bitten,  dafür  sorge  zu  tragen,  dass  ihnen  die  nötigen  geldmittel  zur 
Verfügung  stehen ,  ufn  Studenten ,  kandidaten  und  jungen  lehrerti  der 
neueren  sprachen  ohne  feste  anstellung  Stipendien  zur  vervollstündigung 
ihrer  Studien  im  auslande  zu  gewähren. 

8.  Die  Unterrichtsministerien  der  deutschen  Staaten,  sind  dringend 
zu  bitten,  dafür  sorge  zu  tragen,  dass  den  festangestellten  lehrern,  die 
ihre  Sprechfertigkeit  und  ihre  kenntnis  der  realien  durch  einen  liingern 
auf  enthalt  itn  fremden  Volke  auffrischen  und  sich  auf  diese  iceise  für 
ihren  Unterricht  leistungsfähiger  machen  ^vollen,  ein  halbjähriger  urlaub 
ohne  Schwierigkeit  bewilligt  werde,  sie  zu  solchen  Urlaubsgesuchen  eher 
zu  ermutigen ,  als  sie  davon  abzuschrecken ,  und  ihnen  eher  eine 
ausserordentliche  Unterstützung  für  einen  derartigen  zweck  zu  ge- 
währen, als  von  ihnen  die  bezahlung  von  Vertretungskosten  zu  ver- 
langen und  ihnen  dadurch  die  an  sich  schon  beträchtlichen  ausgaben 
zu   vergrössern. 

9 — 79.  Die  letzten  vier  wünsche  oder  vorschlage,  die  ich  hier 
noch  vorzubringen  beabsichtige,  beziehen  sich  ausschliesslich  auf  die 
dezenten  der  Universitäten.  Wir  alle  erkennen  es  mit  aufrichtiger 
dankbarkeit  an,  dass  sich  die  deutschen  professoren  der  romanischen 
und  englischen  philologie  unschätzbare  und  unvergessliche  Verdienste 
sowohl  um  die  Wissenschaft  selbst  als  auch  um  die  entwicklung  des 
Unterrichts  in  der  schule  erworben  haben.  Wenn  sich  bei  der  aus- 
bildung  der  neusprachlichen  lehrer  für  ihren  beruf  einige  übclstände 
bemerklich  gemacht  haben  ,  su  rühren  sie  meines  erachtcns  haupt- 
sächlich von  der  Ungeheuern  überl:)ürdung  her,  unter  der  die  Uni- 
versitätslehrer   ihr  amt  zu  verrichten   haben,    und    die    dadurch    ent- 


So  Die  offiziellen  Anforderungen  etc. 

standen  ist,  dass,  während  sich  die  zahl  der  lehrstühle  verhältnismässig 
wenig  vermehrt  hat,  das  gebiet  der  romanischen  und  englischen 
Philologie  in  den  letzten  Jahrzehnten  unendlich  gewachsen  ist,  dass 
ganze  disziplincn,  die  man  früher  kaum  kannte  oder  beachtete,  neu 
entstanden  oder  wie  neu  umgestaltet  worden  sind  —  ich  denke  da- 
l)ei  vor  allem  an  die  phonetik,  das  Studium  der  lebe7iden  dialekte 
und  das  der  realien  — ,  ferner  dass  jetzt  die  Universitätslehrer  als 
examinatoren  naturgemäss  ebenso  hohe  anfordcrungen  in  bezug 
auf  die  praktische  beherrschung  der  französischen  und  englischen 
spräche  an  sich  selbst  wie  an  ihre  prilßnge  stellen  müssen.  Es  ist 
daher  itn  Interesse  der  sehnte  und  der  Wissenschaft  zu  wünschen,  dass 
den  uniz'crsitätskhrern  der  romanischen  und  englischen  philologie  eine 
bedeutende  entlasttmg  durch  arbeitsteilung  und  gründung  neuer  Profes- 
suren zu  teil  7i.'erde. 

g.  Es  ist  schon  längst  als  notwendig  erkannt  worden  und  mag 
hier  noch  einmal  ausdrücklich  als  not7aendig  bezeichnet  werden,  dass 
die  lehrstühle  für  romanische  uud  englische  philologie  an  jeder  Universität 
getrennt  si>nO,  und  dass  nicht  das  eine  fach  einem  prroatdozenten  oder 
einem  ausserordentlichen  professor  überlassen  "ivird. 

IG.  Es  scheint  mir  durchaus  notwendig,  dass  die  romanische  und 
englische  Philologie  an  jeder  Universität  z,  eventuell  sogar  j  Professuren  auf 
zimieisen  hat :  l)  eine  professur  vorzugsweise  für  die  älteren  und  ältesten 
französischen,  resp.  englischen  sprachstufen  und  litter aturepochen ;  2)  eine 
andere  7'orzugsweise  für  die  gegenwärtige  französische,  resp.  englische 
Sprache,    auch  für  die  lebenden  dialekte  und  für   die    neue  und  neueste 

'  Damit  spreche  icli  mich  jefloch  iiiclit  für  eine  Ueniiung  des  shidhons  der 
romanischen  und  englischen  philologie  aus.  Ich  kann  nicht  einsehen,  weshalh 
die  Verbindung  von  „französisch  und  englisch"  weniger  natürlich  sein  soll,  als  die 
von  „deutsch  und  englisch"  und  von  „lateinisch  und  französisch".  Man  sollte  doch 
diese  wichtige  frage  nicht  allzu  engherzig  vom  rein  linguistischen  Standpunkte  aus 
beurteilen  und  beim  englischen  nur  die  thatsache  als  entscheidend  ansehen,  dass 
die  formenlehre  und  die  hauptmasse  der  Wörter  dieser  spräche  germanischen 
Ursprunges  sind.  Sobald  man  „philologie"  im  weiten  sinne  fasst  und  etwa  als 
„wissenschaftliche  betrachtung  und  erforschuiig  der  kultur"  eines  Volkes  oder 
einer  völkcrgruppe  ilefinirt.  ergeben  sich  von  selbst  zahlreiche  gemeinsame  gesichts- 
jiunkte,  die  eine  Vereinigung  von  „englisch  und  französisch"  im  Studium  des 
jungen    mannes    und    angehenden    lehrers   keineswegs    als    eine   „vernunftsehe"   er- 


A.  Rameeau  in  Hamburg.  8i 

IHteratur ;  e"oentiiell  j)  eine  dritte  für  die  übrigen  romanischen  sprachen 
neben  der  französischen,  resp.  für  die  übrigen  germanischen  spracheti 
neben  der  englischen  abgesehen  von  der  detitschen  spräche,  die  ja  stets 
durch  besondere  lehrstühle  bedacht  ist. 

11.  Sehr  wünschenswert  ist  an  jeder  Universität  eine  professur 
für  Phonetik  mit  eingehender  behandlung  des  deictschen,  englischen  und 
französischen  lautsystems ,  wie  auch  eine  professur  für  vergleichetide 
littcraturgeschichte  besonders  der  germanischen  und  romanischen  Völker. 

12.  Es  ist  zu  wünschen,  dass  neben  den  privatdozenten  auch  solche 
Philologen,  die  längere  zeit  in  der  Schulpraxis  thätig  gewesett  sind,  bei 
der  besetzung  netter  oder  vakanter  Professuren  für  lebende  sprachen 
an  den  Universitäten  jnehr ,  als  es  üblich  zu  sein  scheint,  bcrücksichti- 
gung  finden. 

ij.  Es  ist  wünschenstvert,  dass  das  lektorenwesen  cnttveder  ganz 
abgeschafft  oder  einer  gründlichen  reform  unterzogen  werde.  Die 
cvoiituell  auf  diese  weise  frei  werdenden  mittel  würden  den  privat- 
dozenten zu  gute  kommen  können.  Falls  das  lektorenwesen  fort- 
bestehen sollte,  so  wäre  wenigstens  zu  wünschen,  dass  man  grund- 
sätzlich nur  solche  ausländer,  die  ihre  muttersprache  wissenschaftlich 
studirt  haben  und  zugleich  deutsch  gut  verstehen,  für  lektorstellen 
zu  gewinnen  sucht,  dass  man  aber  auch,  um  ihre  Stellung  im  lehr- 
körper  einer  Universität  zu  heben,  ihnen  ein  ausreichendes  gehalt 
bietet  und,  wenn  sie  sich  fähig  erweisen,  befriedigende  aussichtcn 
für  ihr  fortkommen  in  der  neuen  heimat  gewährt. 

scheinen  lassen.  Dass  im  laufe  seiner  wissenschaftlichen  entwicklung  der  eine 
mehr  neigung  für  das  französische,  der  andere  mehr  neigung  für  das  englische 
zeigen  wird,  —  das  ist  selbstverständlich.  Aber  jedennann ,  der  an  sich  selbst 
diese  probe  gemacht  hat,  weiss,  dass,  wenn  man  schon  eme  lebende  fremde  spräche 
beherrscht,  man  verhältnismässig  geringe  Schwierigkeiten  zu  überwinden  hat,  um 
emc  zweite  gründlich  zu  lernen ;  und  dieser  praktische  gesichtspunkt  sollte  doch 
nicht  ganz  und  gar  ausser  acht  gelassen  werden .  wenn  es  sich  um  die  offizielle 
Zusammenstellung  der  fächer  für  prüfungsvorschriften  und  berufsvorbildung  handelt. 
Jedenfalls  wäre  es  sehr  zu  beklagen,  wenn  infolge  staatlicher  Verordnungen  eng- 
lisch ein  ncbenfach  der  germanisten  und  Iranzüsisch  ein  nebenfach  der  latinisten 
würde. 

Hafnburg,  juni  1892.  A.   R.^mbeau. 


i'hoiiotische   Studien.    VI. 


GRAMMATIK  UND  NATÜRLICHE  SPRACHERLERNUNG. 

Das  natürliche  Interesse  ist,  wie  bei  der 
muttersprache,  so  bei  der  fremden,  zunächst 
nur  auf  den    inhalt  gerichtet. 

"WiLLMANN,  Pädagogische  vortrage,  s.  7. 

Den  anstoss  zu  einer  Umgestaltung  des  fremdsprachlichen,  in 
ersten  linie  des  neusprachlichen  Unterrichts  haben  in  der  hauptsache 
zwei  thatsachen  gegeben,  nämlich  eine  mangelhafte  ausspräche  und 
die  zu  der  aufgewandten  zeit  und  mühe  in  keinem  richtigen  Ver- 
hältnisse stehende  beherrschung  der  fremden  sprachen,  der,  wie  Victor 
sagt,  ,, höchst  massige  reelle  sprachgewinn  am  ende  der  sechs-  bis 
neunjährigen   Schulzeit". 

In  bezug  auf  den  letzten  punkt  kann  man  einwenden,  dass 
dieser  sprachgewinn  nicht  das  ziel  des  fremdsprachlichen  Unterrichtes 
sei,  dass  derselbe  hauptsächlich  in  dem  mittelbaren  segen  liege,  den 
dieser  Unterricht  stiftet.  Ob  also  der  zweite  Vorwurf  wirklich  einen 
mangel  bedeutet,  das  hängt  von  der  antwort  auf  die  frage  nach  dem 
ziele  des  fremdsprachlichen  Unterrichtes  ab. 

Ganz  anders  verhält  es  sich  mit  dem  ersten  punkte. 

Es  wäre  vielleicht  schon  eine  grössere  einigung  in  bezug  auf 
die  forderungen  der  ,,reformer"  erzielt,  wenn  diese  beiden  punkte 
nicht  so  oft  einander  beigeordnet  würden,  wenn  man  nicht  häufig 
der  ansieht  wäre,  dass  die  Stellung,  die  der  einzelne  der  ausspräche 
gegenüber  einnimmt,  auch  seine  Stellung  zur  grammatik  (denn  um 
die  bedeutung  derselben  für  den  Unterricht  handelt  es  sich  im  zweiten 
falle)  bedinge.  Eine  frage  —  von  deren  beantwortung  freilich  die 
gestaltung  des  fremdsprachlichen  Unterrichtes  abhängt  —  liegt  über- 


'   Ouousque  tandein  (Willit-lm  Vietor),  De7-  sprachimtcrricht  miiss  umkehren. 
2.  aufläge.     Heilbionn   1886.     S.  2. 


Emil  Hermann  Zergieijei,  in  Kassel.  83 

haupt  nur  im  zweiten  falle  vor.  Im  ersteren  handelt  es  sich  um 
die  uncrlässlichc  und  selbstverständliche  Vorbedingung  eines  jeden 
neusprachlichen  Unterrichtes,  wie  sich  derselbe  auch  sonst  gestalten 
mag.  Ist  es  nicht  mehr  als  selbstverständlich,  dass  das  französische 
französisch,  das  englische  englisch  ausgesprochen  werden  muss?  So- 
bald nicht  unablässig  auf  hervorbringung  der  fremden  laute  sowie 
der  laut-  und  Wortverbindungen  in  der  fiemden  klangfarbe  hinge- 
steuert wird,  kann  mit  gutem  gewissen  doch  gar  nicht  von  Unter- 
richt in  der  betreffenden  spräche  geredet  werden.  Wer  z.  b.  in  dem 
englischen  worte  gain  „ai  wie  f/r''  spricht,  der  spricht  eben  nicht 
englisch.  Träng,  detalch  und  reglemang  sind  eben  keine  teile  der 
französischen  spräche ,  sind  überhaupt  keine  Wörter.  Eine  natür- 
lichere und  selbstverständlichere  forderung  als  die,  auf  eine  möglichst 
gute  ausspräche  zu  dringen,  kann  es  also  im  neusprachlichen  Unter- 
richt überhaupt  nicht  geben.  Das  einzige  was  wunderbar  dabei  ist,  ist, 
dass  es  jemals  nötig  gewesen  ist,  diese  forderung  aufzustellen.  Quiehl- 
sagt:  ,, Gegen  den  einwand:  'J^^  so  genau  braucht  man  es  aber  auch 
mit  der  ausspräche  nicht  zu  nehmen !'  oder  'Man  muss  nicht  zu 
viel  wert  auf  die  ausspräche  legen  !'  wird  wohl  niemand  eine  ernste 
Widerlegung  erwarten."  Ist  es  nicht  wunderbar,  dass  in  einer  so  selbst- 
verständlichen Sache  noch  keine  vollständige  einigung  erzielt  ist? 
Ich  glaube,  das  kommt  zum  guten  teile  daher,  dass  die  gegner  der 
sogenannten  reform  die  mittel,  welche  die  „reformer"  zur  erzielung 
einer  guten  ausspräche  anwenden,  an  sich,  als  Selbstzweck,  womög- 
lich als  einen  neuen  Unterrichtsgegenstand  betrachten  und  in  der 
kampfesstimmung  ausser  acht  lassen,  dass  lautliche  Schulung  mit  an- 
wendung  von  lauttafeln  und  lautschrift,  mit  erteilung  phonetischer 
hilfen  nichts  als  mittel  zur  erreichung  eines  jede  erörterung,  jede 
meinungsverschiedenheit  ausschliessenden  zieles  und  mithin  in  erster 
linic  unter  diesem  gesichtspunkte  zu  beurteilen  sind.  Einwände  gegen 
lautliche  Schulung  und  die  dazu  verwandten  hilfsmittel  haben  nur 
dann   eine    berechtigung,    wenn  zugleich    auf   schritt  und    tritt  nach- 


'  Ouousque  taiidem  (Wilhelm  Vietor) ,  Der  sp^'aclunitcrricht  mnss  um- 
kehren.   S.  9. 

2  Die  einführimg  in  die  französische  ausspräche.  Lautliche  Schulung,  laut- 
schrift und  Sprechübungen  im  klassenunterricht.  Auf  grun<l  von  untenichtsver- 
suchen  dargestellt.    Marburg   1889.    S.   16.    17. 

6* 


84  Grammatik  und  natürliche  Spracherlernung. 

gewiesen  wird,  dass  ohne  diese  dinge  dieselbe  ausspräche  erzielt 
wird  wie  mit  ihrer  hilfe.  Weshalb  hebt  man  das,  was  trennt,  zu 
sehr  hervor,  anstatt  das  gemeinsame  zuerst  freudig  anzuerkennen? 
Das  ziel  einer  möglichst  guten  ausspräche  ist.  allen  gemeinsam,  in 
diesem  punkte  müssen  sich  alle  die  hand  reichen,  welche  in  einer 
neueren  spräche  unterrichten.  Und  da  auf  keinem  gebiete  des 
Sprachunterrichtes  das  fehlerhafte  so  schwer  auszurotten  ist  wie  in 
der  ausspräche,  muss  über  allen  anderen  bemühungen  im  anfangs- 
unterrichte  die  sorge  um  die  erreichung  dieses  nicht  zu  be- 
streitenden Zieles  stehen  und  es  müssen  alle  mittel,  welche  dazu 
führen ,  angewandt  werden.  Dass  die  nachahmung  allein  nicht 
zum  ziele  führt,  ist  im  hinblick  auf  die  ausspräche  von  leuten, 
welche ,  ohne  phonetisch  geschult  zu  sein ,  sich  längere  zeit  im 
auslande  aufgehalten  haben ,  oft  genug  hervorgehoben  worden. 
Die  nachahmung  bedarf  einer  Unterstützung,  und  diese  bietet  die 
Wissenschaft  der  phonctik.  Es  kann  deshalb  keinem  zweifei  unter- 
liegen ,  dass  das ,  was  Kühn  in  der  besprechung  von  Quiehls 
oben  erwähnter  schrift  sagt  \  wahr  ist  und  sich  erfüllen  muss.  Es 
heisst  dort:  ,, Quiehls  satz :  'Da,  wo  die  nachahmung  allein  nicht  zum 
ziele  führt,  trete  die  phonetik  in  den  Unterricht  ein'  dürfte  über 
kurz  oder  lang  zu  allgemeiner  anerkennung  gelangen."  Es  ist  natür- 
lich und  dürfte  hinlänglich  durch  die  erfahrung  bewiesen  sein,  dass 
das  bisherige  ausgehen  vom  buchstaben  keine  bürgschaft  für  die  er- 
reichung des  Zieles  bietet.  Der  buchstabe  ist  für  das  äuge,  wie  aber 
jemand  ausspricht,  sagt  uns  das  ohr;  den  buchstaben  bringt  die  hand 
hervor,  zum  aussprechen  gehört  der  mund.  Schulung  des  mundes 
und  ohres  ist  der  nächste  zweck,  daher  muss  der  laut  den  ausgangs- 
punkt  bilden.  Dazu  kommt,  dass  von  diesem  ausgangspunkte  aus 
schon  höchst  beachtenswerte  erfolge  in  der  ausspräche  erzielt  sind. 
Sollte  aber  ein  weg,  den  die  theoretische  betrachtung  als  den  zu- 
nächst liegenden  und  natürlichen  erkennt  und  der  in  der  praxis  mit 
bestem  erfolge  betreten  ist,  nicht  der  richtige  sein  V  Wenn  nur  einmal 
der  grundsatz :  ,,der  laut  voran"  allgemein  anerkannt  ist,  dann  wird 
hoffentlich  auch  immer  mehr  eine  einigung  erzielt  werden  über  die 
mittel,  welche  von  diesem  unumstösslichen  ausgangspunkte  zu  dem 
unumstösslichen  ziele  einer  möglichst  guten  ausspräche  führen.    Dieses 


'   Zeitschrift  fiir    französisrlie  sprarhc  tiiid  Utteratiir  XII-  s.   47. 


Emil  Hermann  Zergieukl  in  Kassel.  ^5 

ziel  ist  den  reformern  die  hauptsache,  nicht,  wie  es  aus  gegen- 
schriften  bisweilen  scheinen  könnte,  die  phonetik  und  die  lautschrift, 
welche  oft  genug  als  schrcckgespenste  hingestellt  werden. 

Der  zweite  anstoss  zur  umkehr  lag  also  in  dem  mangelhaften 
,, reellen  sprachgewinn".  Es  ist  bereits  angedeutet  worden,  dass  die 
hauptrollc  in  dem  bisherigen  unterrichte  die  grammatik  gespielt  hat. 
Wer  also  nach  dem  gründe  der  bisher  erzielten  crgebnisse  des  neu- 
sprachlichen Unterrichtes  —  mögen  dieselben  nun  günstig  oder  un- 
günstig sein  —  fragt,  hat  sich  die  frage  vorzulegen :  Welche  be- 
deutung  hat  der  betrieb  der  grammatik  für  diesen  Unterricht  ?  Dieses 
ist  die  haupt-  und  grundfrage  der  ganzen  reformbewegung,  von  ihrer 
beantwortung  hängt  die  gestaltung  des  neusprachlichen  Unterrichtes 
in  der  hauptsache  ab.  Alle  fragen,  welche  sich  weiter  ergeben, 
sind  nur  unterfragen.  Bevor  aber  die  antwort  auf  diese  frage  ge- 
geben werden  kann,  rauss  die  frage  nach  dem  zwecke  und  dem  ziele 
des  neusprachlichen  Unterrichtes  erörtert  werden.  Es  würde  ent- 
schieden zur  einigung  beitragen,  wenn  bei  den  erörterungen  über 
die  forderungen  der  ,,reformer"  das  ziel  des  Unterrichtes  nie  aus  den 
äugen  verloren  würde,  wenn  jeder,  der  seine  meinung  zu  jenen 
forderungen  äussert,  seine  Stellung  zu  dem  ziele  ausdrücklich  hervor- 
heben wollte.  Es  kann  sehr  leicht  geschehen,  dass  zwei  nur  des- 
halb verschiedener  meinung  über  die  mittel  zur  Spracherlernung  sind, 
weil  jedem  von  ihnen  ein  anderes  ziel  vorschwebt.  So  lange  über 
dieses  noch  meinungsverschiedenheiten  bestehen,  ist  an  eine  einigung 
über  die  wege,  welche  der  neusprachliche  Unterricht  zu  gehen  hat, 
nicht  zu   denken. 

Das  ziel  des  Sprachunterrichtes  kann  ein  unmittelbares  oder 
ein  mittelbares  sein,  das  erstere  würde  in  dem  können  der  spräche, 
das  letztere  in  der  ,, formalen  bildung"  bestehen.  Vielleicht  wäre 
die  meinungsverschiedenheit  in  dieser  frage  nicht  so  gross,  wenn  dem 
unterrichte  in  den  neueren  sprachen  nicht  der  in  den  alten  vorher- 
gegangen wäre.  Es  ist  klar,  dass  man  die  alten,  die  toten,  nicht 
mehr  gesprochenen  sprachen  nicht  allein  um  ihrer  selbst  willen  er- 
lernt, sondern  dass  man  bei  ihrer  erlernung  von  vornherein  einen 
mittelbaren    zweck  im  äuge  hat.      Wird  es   doch   von  Jäger  1  als  der 


'   Das  humajiis tische  gyinnasiiiin  und   die  pclitit>?i  um   diirchgvcifoiCt- 
rc/orm.     Wiesbaden   1S89.     S.   28. 


86  Grammatik  und  natürliche  Spracherlernung. 

grundirrtum  der  perthesianer  hingestellt,  dass  es  sich  um  „leichteres 
oder  schnelleres  beibringen  von  latein  handle",  es  handle  sich  viel- 
mehr darum,  die  kinder  ,, arbeiten,  in  ihrer  weise  wissenschaftlich 
arbeiten  zu  lehren."  Anders  bei  den  neueren  sprachen.  Selbst  ab- 
gesehen davon,  dass  wir  es  hier  mit  lebenden  von  unseren  nachbarn 
gesprochenen  sprachen  zu  thun  haben,  sind  diese  sprachen  gegen- 
über den  alten  so  fbrmenarm,  dass  der  Unterricht  wenigstens  von 
anfang  an  dem  mittelbaren  zwecke  nicht  in  derselben  weise  gerecht 
werden  könnte  wie  die  Unterweisung  in  der  lateinischen  formenlehre. 
Lassen  wir  uns  wegen  der  Ungleichheit  der  gegenstände  nicht  be- 
einflussen von  dem  ziele  des  altsprachlichen  Unterrichtes,  so  ist  es 
klar,  dass  die  naturgemässe  jedem  sich  von  selbst  darbietende  ant- 
wort  auf  die  frage  nach  dem  nächsten  ziele  des  neusprachlichen  Unter- 
richtes die  ist,  welche  die  philologen Versammlung  zu  Giessen  gegeben 
hat:  ,,Ziel  des  französischen  (engl.)  Unterrichts  ist  möglichste  an- 
eignung  des  französischen  (engl.)  spräche". '  Wird  dieses  ziel  er- 
reicht, so  wird  damit-  zugleich  ein  grosser  mittelbarer  segen  gestiftet, 
ein  nutzen,  der  dem  ganzen  menschen  zu  gute  kommt,  was  trefflich 
ausgedrückt  ist  in  dem  bekannten  worte :  ,,So  viel  sprachen  man 
spricht,  so  vier  mal  ist  man  mensch".  Aber  auch  wenn  wir  bei  dem 
mittelbaren  nutzen  der  Spracherlernung  nur  an  grammatische  Schulung, 
an  die  einsieht  in  den  grammatischen  bau  einer  spräche  denken,  so 
werden  wir  —  hauptsächlich  für  die  neueren  sprachen  —  der  frage 
nach  dem  werte  des  könnens  für  dieses  unser  ziel  nicht  aus  dem 
Wege  gehen  dürfen.  Es  liegt  in  der  natur  der  Sache  und  muss  mit 
allem  nachdruck  hervorgehoben  werden,  dass  der  Sprachunterricht 
der  reformer  auf  diesen  einblick  und  auf  den  segen,  den  derselbe 
stiftet,  nicht  verzichten  kann  und  will.  Einer  der  schärfsten  Ver- 
treter der  reform,  Bierbaum,  hebt  ausdrücklich  hervor,  dass  er  die 
sprachlich-formale  bildung  als  solche  niemals  in  abrede  gestellt  habe.- 
In  einer  anderen  sehr  entschiedenen  reformschrift-''  wird  ausdrücklich 
von  erzielung  ,, derjenigen  formalen  bildung"  gesprochen,  ,,auf  welche 


'  Iliei'bauni,  Die  aiialytiscli-dirckte  me/Iiodc  des iiciisprachUchen  Unterrichts,  •>.  57- 

-  \.  ;i.   o.,  s.   61. 

^  vSchiiiager ,  Zur  mel/iodik  des  fratnösiscken  a)ifa?igsunterrickts,  s.  5-  — 
Diese  abhaiidluiig  leistet  vorzügliclie  dieiiste  für  die  erste  einfi'ihrung  in  die  „neue 
inethode''. 


Emil  Hermann  Zergiebel  in  Kassel.  87 

eine  höhere  schule  unter  keiner  bedingung  verzichten  kann."  In 
der  fordcrung  des  „könncns",  des  „aneignens"  einer  spräche  ist  die 
forderung  der  bewusstcn  anwendung  ihrer  einzehien  teile,  des  klaren 
einblicks  in  den  bau  derselben,  schon  einbegriffen.  Wer  unterschriebe 
nicht  die  forderung  Jägers,'  dass  dem  schüler  ein  Verständnis  auf- 
gehen solle  ,,von  dem,  was  ein  System,  ein  lehrgebäude,  ein  sprach- 
licher Organismus  ist".  Aber  ist  dieses  Verständnis  nicht  erst  eine 
folge  des  könnens,  vor  allem  in  den  neueren  sprachen?  Darum: 
Auch  um  dieses  Verständnisses,  um  der  grammatik  willen  beginne 
man  nicht  mit  der  grammatik.  Wird  jemand,  der  den  bau  einer 
maschine  klar  legen  will,  seinen  zweck  nicht  besser  erreichen,  wenn 
(;r  die  fertige  maschine  vor  den  äugen  des  betreffenden  zerlegt,  als 
wenn  er  dem,  der  von  dem  ganzen  keine  Vorstellung  hat,  die  ein- 
zelnen teile  zeigt  und  aus  denselben  das  werk  aufbaut?  Jedenfalls 
wird  er  im  ersten  falle  dem  schüler  den  dienst,  den  der  teil  dem 
ganzen  leistet,  besser  klar  machen  können,  als  in  dem  letzteren,  er 
wird  ihm  zeigen  können,  wie  die  einzelnen  teile  in  einander  greifen, 
wie  einer  oder  mehrere  im  dienste  des  ganzen  stehen.  Anders  beim 
aufbau  vor  dem  äuge,  das  das  ganze  werk  noch  nicht  gesehen  hat. 
Hier  wird  nur  der  einzelne  teil  an  sich,  als  etwas  selbständiges  oder 
höchstens  in  Verbindung  mit  den  schon  dagewesenen  teilen  be- 
trachtet, in  seinem  Verhältnisse  zu  dem  ganzen,  in  seiner  Unter- 
ordnung unter  dasselbe  kann  er  nicht  sofort  nahe  gebracht  werden. 
Je  weniger  vielgestaltig  der  bau  der  einzelnen  teile,  je  weniger 
schwierig  der  einblick  in  dieselben  selbst  ist,  um  so  weniger  wird 
das  letztere  verfahren  zu  empfehlen  sein.  Je  einfacher  die  teile  sind, 
um  so  mehr  wird  das  augenmerk  auf  die  hauptsache,  nämlich  auf 
ihr  Verhältnis  zum  ganzen  hingelenkt  werden  können.  In  den  neueren 
sprachen  sind  nun  die  teile  der  rede  im  Verhältnis  zu  denen  der 
alten  so  einfach,  dass  schon  in  dieser  Verschiedenheit  wenigstens  die 
berechtigung  liegt,  den  einblick  in  das  sprachgetriebc  nicht  durch 
den  aufbau,  sondern  durch  Zerlegung  zu  gewinnen.  Die  Vorbedingung 
für  dm  einblick  würde  also  in  diesem  falle  das  können  sein.  Welches 
mithin  auch  die  antwort  auf  die  frage  nach  dem  zwecke  des  neu- 
sprachlichen Unterrichtes  sein  möge,  das  erste  und  nächste  ziel  wäre 
in  jedem  falle    das  aneignen,   das  können.      Die   frage   nach  der  be- 

'  A.  n.  o.,  s.  32. 


88  Grammatik  und  natürliche  Spracherlernung. 

deutung  der  grammatik  für  den  Sprachunterricht  könnte  also  für  den 
anfang  so  gefasst  werden :  Welchen  wert  hat  der  Unterricht  in  der 
grammatik  für  die  erlernung  einer  spräche,  inwiefern  setzt  er  den 
menschen  in  den  stand,  dass  er  sich  eine  spräche  aneignet?  Das 
ergebnis  eines  auf  die  grammatik  aufgebauten  fremdsprachlichen  Unter- 
richtes wäre  im  günstigsten  falle  eine  beherrschung  der  grammatischen 
regeln.  Verbürgt  eine  solche  aber  das  können  einer  spräche?  Denkt 
man  daran,  in  welcher  weise  der  mensch  sich  seiner  muttersprache 
bedient  (und  hier  liegt  doch  das  ideal  sprachlichen  könnens),  so 
wird  man  diese  frage  verneinen  müssen.  Man  spricht  nicht,  indem 
man  etwas  neues  schafft  im  hinblick  auf  die  grammatik,  sondern  in- 
dem man  gehörtes  wiederholt  oder  analogieen  bildet  nach  den  ge- 
hörten Wörtern  und  Sätzen,  deren  inhalt  interessc  hat,  nicht  nach 
dem  bloss  erlernten  muster  der  grammatik.  Mag  liie  und  da  ein 
grammatischer  fingerzeig  die  aneignung  erleichtern,  mag  grammatisches 
wissen  später  den  besitz  des  unbewusst  gelernten  befestigen,  in  der 
hauptsachc  erleichtert  die  grammatik  die  erste  einführung  in  die 
fremde  spräche  nicht.  Das  eingreifen  derselben  in  die  frische, 
lebendige  aufnähme  von  sprachstoff  wirkt  vielmehr  hemmend  auf  die 
aneignung  ein.  Die  grammatik  bewirkt  nicht  den  besitz  der  spräche, 
sie  folgt  aus  diesem  besitze.  Die  daraus  sich  ergebende  natur  der 
grammatik  zeigt  überdies,  dass  mit  dem  betrieb  derselben  vom  anfang 
des  Unterrichtes  an  den  knaben  etwas  zugemutet  wird,  was  für  sie 
zu  schwer  ist.  ,,Die  grammatik",  heisst  es  bei  Schmager,i  ^^jgt  eine 
abstraktion  von  der  spräche  und  schon  deshalb  keine  passende  gcistcs- 
nahrung  für  lo — 12  jährige  knaben".  In  der  epistel  ,,an  einen  jungen 
lehrer"  lässt  Orbilius  Empiricus^  diesen  seufzen  und  sprechen  von 
erschrecklicher  dummheit 

Und   von  dem  kämpfe,  tleii  selbst  die  Ciötter  kämpfen  vergebens. 

(iar  zu  langsam  begriffen  die  jungen  die  simpelsten   dinge. 

Man  höre  die  antwort  des  meisters : 

,. Simi.ielsten  dinge,  mein  freund?     Sind   wirklich  teni])oi;i,  modi 
So  iKsndgreiflich  und  einfach,  so  selbstverständliche  dinge? 
Sind  sie  nicht  feines  gepräge  der  kraft  des  begrifflichen  denkensl* 
Und  das  hältst  du  für  leicht  für  knaben,  die  ihrer  natur  nach 
Nur  im  schauen  begreifen  und  lernen  mit  dem  gedächtnis?* 


*  A.  a.  o.,  s.  4- 

■  Pädagogische  epistelii  von   Orbilius  Empiricus.    Wiesbaden    l88y.     S.   49. 

ä  Fädagogische  cpisteln  von  Oibilius  Empiricus.     Fünfte  epistel. 


E.\iir.  Hkkmann  ZKUGitiiEi.  in   Kassel.  89 

Man  hemme  dieses  „schauen"  nicht,  man  lege  dem  „lernen 
mit  dem  gedächtnis"  durch  zu  früh  angestellte  grammatische  be- 
trachtungen  kein  hindernis  in  den  weg.  Man  halte  den  knaben, 
der  im  muntcrni  laufe  dahineilt,  nicht  an,  um  ihm  auseinanderzu- 
setzen, in  welcher  weise  er  beim  laufen  die  beine  zu  bewegen  hat. 
f>st  wenn  genügender  sprachstoff  aufgenommen  ist,  und  wenn  sich 
der  Schüler  cinigermasscn  in  der  spräche  zu  hause  fühlt,  kann  der 
eigentliche  grammatische  Unterricht  beginnen.  Durch  denselben  wird 
einmal  das  bisher  geübte  befestigt,  seltenere  und  deshalb  weniger 
geübte  spracherschcnnimgen  werden  dem  gedächtnissc  eingeprägt. 
Ferner  soll  der  schüler  durch  diesen  Unterricht  einen  klaren  einblick 
in  den  bau  der  spräche  bekommen,  er  soll  sich  der  mittel,  deren 
er  sich  bisher  bedient  hat,  bewusst  werden.  Hierbei  würde  die  be- 
folgung  der  gesichtspunkte,  welche  Franz  Kern  in  seinen  Schriften 
über  den  Unterricht  in  der  deutschen  Satzlehre  aufgestellt  hat,  gewiss 
aucli  dem  untcrriclit  in  der  fremdsprachlichen  grammatik  gute 
dienste  leisten. 

Auf  zweierlei  muss  beim  unterrichte  in  der  grammatik  der 
neueren  sprachen  besonders  geachtet  werden.  ,,Der  laut  voran", 
das  gilt,  wie  erwähnt,  den  reformcrn  für  die  Vorbedingung  zur  er- 
langung  einer  guten  ausspräche.  Aber  in  diesen  worten  liegt  nicht 
nur  das  mittel  zur  erreichung  jenes  Zweckes  ausges[)rochen,  sie  haben 
noch  eine  viel  tiefere  bedeutung.  Die  forderung  der  reformer:  erst 
der  laut,  dann  der  buchstabc,  stellt  einfach  ein  Verhältnis,  welches 
umgedreht  und  auf  den  köpf  gestellt  war,  richtig.  Diese  forderung 
brachte  es  erst  wieder  zum  bewusstsein,  dass  das  wort  spräche  von 
sprechen  und  nicht  von  schreiben  herkommt.  Der  laut  ist  der  herr, 
der  buchstabc  ist  der  diener,  de  mund,  der  spricht,  gebietet,  die 
hand,  die  schreibt,  führt  den  befehl  unvollkommen  aus,  das  ohr  ent- 
scheidet über  das  richtige  oder  unrichtige,  das  äuge  nicht.  Die 
spräche  entwickelt  sich  im  munde  des  volkes,  nicht  auf  d(>m  papiere. 
Es  wird  durch  jene  forderung  der  blick  von  dem  unwesentlichen  auf 
das  wesentliche,  von  der  schale  auf  den  kern  gerichtet.  Hierin  liegt 
der  grosse  mittelbare  dienst  dieser  forderung,  hierin  liegt  die  volle 
berechtigung  zu  der  ernsten  l)ezeichnung  ,,Quousquc  tandem",  unter 
welcher  die  bedeutungsvolle  bahnbrechende  schrift  Victors  zuerst  er- 
schi(Mi.      l^s  handelte  sich  auch  hier  um  abwcnduns:   einer  schweren 


90  Grammatik  und  natürliche  Spracherlernung. 

gef'ahr.  „Ist  es  doch  manchmal",  sagt  Hildebrand, '  ,,als  wollte  das 
tintenklcckscnde  säkiüum,  von  dem  in  Schillers  räubern  verächtlich 
die  rede  ist,  nun,  am  ende  des  neunzehnten  Jahrhunderts,  erst  recht 
anbrechen.  Das  ist  eine  der  uns  drohenden,  anrückenden  gefahren, 
gegen  die  wir  uns  wehren  und  waffnen  müssen,  und  die  schule  muss 
dazu  den  anfang  machen".  Dem  gegenüber  stellt  Hildebrand  die 
Forderung  auf:  ,,Das  hauptgewicht  sollte  auf  die  gesprochene  und  ge- 
hörte spräche  gelegt  werden,  nicht  auf  die  geschriebene  und  ge- 
sehene".'-^ Soll  die  grammatik  wahr,  den  thatsachen  entsprechend 
sein,  so  muss  diese  fordcrung  auch  für  die  fremden  neueren  sprachen 
befolgt,  die  forderung  von  dem  grundsatz :  erst  der  laut,  dann  der 
buchstabe,  gezogen  werden,  die  gesprochenen  formen  müssen  den 
geschriebenen  gegenüber  mehr  als  bisher  zu  ihrem  rechte  kommen. 
Koschwitz  kommt  freilich  in  seinem  aufsatze  Phonetik  und  gram- 
matifv'  in  bezug  auf  die  formenlehre  zu  dem  ,, selbstverständlichen 
Schlüsse",  dass  die  französische  schulgrammatik  nach  wie  vor  vom 
schriftbilde  auszugehen  habe.  Selbstverständlich  scheint  dieser  schluss 
jedoch  nur  unter  der  Voraussetzung,  dass  dem  schüler  die  sprachlichen 
formen  zum  ersten  male  in  der  grammatik  entgegentreten,  dass  der 
Schüler  dadurch  in  die  spräche  eingeführt  wird,  dass  er  die  Para- 
graphen der  grammatik  lernt.  Der  schüler  soll  aber,  wie  wir  weit(>r 
sehen  werden,  die  erste  bekanntschaft  mit  den  formen  an  Sätzen 
machen,  deren  inhalt  ihn  interessirt.  Erst  nachdem  die  formen  durch 
unaufhörliche  Wiederholung  sein  eigentum  geworden  sind,  wird  das 
zusammengehörige  zusammengestellt  und  so  die  grammatik  gewonnen. 
So  weit  es  irgend  geht,  wird  bei  dieser  Zusammenstellung  in  erster 
linie  das  gehörte  zum  ausdruck  gebracht  werden  müssen.  Damit  ist 
natürlich  nicht  gesagt,  dass  nicht  auch  auf  die  Schreibung  rücksicht 
genommen  werden  soll,  aber  ihr  gebührt  erst  die  zweite  stelle.  Wie 
nach  einiger  zeit  des  Unterrichts  alsbald  die  Schreibung  jedes  neu 
auftretenden  dem  schüler  zuerst  durch  das  ohr  übermittelten  Wortes 
gefunden  wird,  so  treten  neben  die  gehörten  ableitungsformen  eines 
Wortes  ihre    Schriftbilder,    das  äuge  unterstützt    das  ohr.      ,,Aber   auf 

1  Riid.  IHMehrand,  Vom  dcnlsfhen  sprarhimlcrrklit  i/i  der  schule  und  7'oti 
dciitsclier  crzlehiiiig  7md  />i/diin<^  ühcrkaitpt.  \\.  auflagL'.  Lei[izig  und  Perliii 
1887.     S.  :{4- 

^   A.   a.   o.,   s.   (). 

^  Zeitsclirift  für  französische  spräche  imd  Uttcratiir  XII',   s.    1 — 20. 


Emil  Hermann  Zergiei;ei,  in  Kassel.  91 

allen  stufen  des  Unterrichtes  sind  das  ohr  und  der  mund  als  haujit- 
trager  der  muttersprache"  nicht  nur,  sondern  der  spräche  überhaupt, 
,,zu  behandeln,  das  augc  und  die  hand  in  die  ihnen  gebührende, 
dienende  Stellung  zurückzuweisen".  ^  Durch  die  gegenüberstellung 
des  gehörten  und  gesehenen  —  unter  fortwährender  betonung  des 
erstcren  als  der  hauptsache  —  lernen  die  schüler  zugleich  nach  und 
nach  den  grund  des  Zwiespaltes  zwischen  laut  und  schrill  erkennen 
und  sie  bekommen  einen  einblick  in  die  entwicklung  der  spräche. 
Darüber  aber  müssen  sie  sich  klar  sein,  dass  das  ohr,  nicht  das  äuge, 
ihnen  aufschluss  über  die  gegenwärtig  vorliegende  sprachform  gibt. 
So  heisst  z.  b.  der  artikel  vor  einem  vokalisch  anleitenden  worte  im 
französischen  nicht  ,,/  apostroph",  sondern  /,  das  e,  a  ist  nicht  apo- 
strophirt,  sondern  ausgestossen  worden.  Die  hochacLtung,  welche 
die  Schüler  vor  einem  solchen  gestrengen  apostroph  haben,  muss 
geradezu  etwas  vermindert  werden.  Ebenso  verhält  es  sich  mit  der 
furcht  erregenden  cedille.  An  den  verben  auf  cer  ist  beispielsweise 
(ebenso  wie  an  denen  auf  ger)  in  der  formenlehre  gar  nichts  be- 
sonderes zu  erwähnen.  Don  (donnc)  verhält  sich  zu  dönö  (doatio/ts) 
genau  so  wie  kbmäs  (covwience)  zu  kbmäsö  (cofmncnc(ms).  Der  lautlich 
geschulte  schüler  wird  die  Schreibung  ohne  grosse  mühe  finden  und 
wer  etwa  das  erste  mal  connnensons  schreiben  sollte,  verdient  deshalb 
keinen  tadel,  da  diese  Schreibung  dem  laute  entsprechen  würde.  Der 
schüler,  dem  der  wahre  Vorgang  klar  ist  und  der  doch  einmal  einen 
Schreibfehler  macht,  weiss  mehr  als  der,  der  die  betreffende  form 
richtig  schreibt,  der  aber  der  geschriebenen  form  einen  grösseren 
wert  beilegt  als  der  gesprochenen.  Wenn  man  manchen  schülern 
sagen  würde,  dass  die  französischen  nomina  im  plural  in  den  meisten 
fällen  nicht  verändert  werden,  so  würde  man  kaum  glauben  finden. 
Eine  solche  macht  hat  die  tinte,  dass  mancher,  dem  ein  wort  vor- 
gesprochen wird,  dabei  mehr  sieht  als  er  hört.  Es  muss  aber  den 
Schülern  zum  bewusstsein  gebracht  werden,  dass  das  s  oder  x  neben- 
sache  ist,  dass  kein  thatsächlicher  unterschied  zwischen  singular  und 
plural  besteht,  wenn  nicht  ein  vokal  auf  das  betreffende  wort  folgt. 
Ein  anderes  beispiel:  Dass  die  französischen  Zeitwörter  im  sing,  und 
der  3.   pers.  plur.   präs.  keine   endung  haben,  dessen  sind  sich  wohl 


'   Hildebrand,   a.  a.  o.,  s.   ,ö8. 


92  Grammatik  und  natürliche  Spracherlernung. 

noch  viele  schüler  nicht  bewusst.    Aber  so  und  nicht  anders  verhält 
es  sich  doch. 

Noch  mehr  aber  wird  das  bild  der  französischen  grammatik,  in 
erster  linie  der  formcnlehre,  dadurch  entstellt,  dass  dieselbe  noch  zu  sehr 
unter  der  herrschaft  der  lateinischen  grammatik  steht,  dass  der  crsatz 
lateinischer  formen  durch  formwörter  auf  eine  stufe  mit  den  alten 
formen  gestellt  wird.  Die  abschnitte,  welche  die  lateinische  gram- 
matik bietet,  bleiben  noch  in  der  mehrzahl  bestehen  und  die  fächer, 
welche  dort  ausgefüllt  sind,  werden  auch  hier  ausgefüllt,  anstatt  dass 
dem  toten  sein  recht  und  nicht  angefüllt  wird,  was  es  nicht  gibt. 
Dadurch  wird  geradezu  falsches,  thatsächlich  nicht  bestehendes  den 
Schülern  geboten.  Dann  aber  hat  dieses  vorgehen  auch  den  grossen 
nachteil,  dass  zusammengehöriges  in  der  Vorstellung  der  schüler  aus- 
einandergerissen, nicht  zusammengehöriges  neben  einander  gestellt 
wird.  Kern  '  zählt  z.  b.  sieben  arten  von  prädikatsbcstimmungen  für 
das  deutsche  auf,  diese  schrumpfen  im  französischen  zu  fünf  zu- 
sammen, da  ,,dativ",  ,,genetiv",  ,,mit  präpositionen"  in  eine  gruppe 
zusammenfallen.  Ebenso  kann  zwischen  attributen  ,,im  genetiv"  und 
solchen  ,,mit  präpositionen"  kein  unterschied  mehr  gemacht  werden. 
,,Es  kann  alles  nichts  helfen:  Die  französischen  hauptwörter  haben 
formell  überhaupt  keinen  kasusmehr."^  Dem  knaben  muss  du  pcrf 
und  avec  le  pcre  als  dieselbe  Verbindung  erschenien,  nicht  aber  du 
pere  als  genetiv  und  avec  Ic  pcre  als  hauptwort  mit  Verhältniswort. 
Und  erst  beim  zeitwort!  Besteht  man  auf  der  einteilung  in  regel- 
mässige und  unregelmässige  Zeitwörter,  so  kann  man  zu  den  ersteren 
doch  nur  diejenigen  rechnen,  deren  formen  aus  stets  gleichem  stamme 
und  den  endungcn  bestehen.  Trotzdem  es  unter  den  Zeitwörtern 
auf  oir  kein  solches  gibt,  hat  man  eine  ,, regelmässige  dritte  konju- 
galion"  aufgestellt.  Die  präsentia  von  pouvoh-  und  vouloir  treten  in 
der  Vorstellung  des  Schülers  an  eine  andere  stelle  als  das  von  rcce- 
voir,  während  sie  doch  nach  denselben  gesetzen  gebildet  sind.  Die 
Zeitwörter  auf  /;■  mit  der  abweichenden  Stammerweiterung  bilden  die 
,, regelmässige  zweite  konjugation",  das  so  schön  regelrechte  vetir, 
welches  höchstens,  d.  h.  wenn  man  die  alte  einteilung  massgebend 
sein   lässt,   ein   ,, unregelmässiges"  II.   partizipium  hat,  gehört    zu   den 

'   Grundriss  der  deutschen  Satzlehre,  s.   2y. 

2  OuoiisquL-  tandem  fWillielm   Victor),  a.   a.  o..   s.    In. 


Emil  Hermann  Zf.kgif.hel  in  Kassel.  93 

„unregelmässigen".  In  der  Vorstellung  der  schüler  ist  eine  scharfe 
grenze  gezogen  zwischen  den  vier  konjngationen,  und  doch,  wie  gering 
sind  die  Verschiedenheiten  in  der  l"orml)iIdung.  Der  blick  für  den 
Zusammenhang  wird  getrübt,  ja  selbst  das  gleiche  wird  nicht  immer 
erkannt.  Dass  sämtliche  imperfekta  des  indikativs  gleich  gebildet 
werden,  dass  sich  die  Verschiedenheiten  in  der  bildung  anderer  formen 
notwendig  aus  bestimmten  gesetzen  ergeben,  dass  z.  b.  in  vihie  ticns 
assieds  nieitrs  re(ois  derselbe  Vorgang  vorliegt,  das  kann  nach  der 
alten  anordnung  nicht  zum  ausdruck  kommen.  Sieben  zciten  (fünf 
einfache  und  zwei  zusammengesetztcj  weist  das  finite  verbum  neben 
dem  imperativ  auf;  die  grammatik  enthält  der(Mi  vierzehn.  ,,Es  kann 
alles  nichts  helfen" :  Die  französischen  Zeitwörter  haben  formell  kein 
perfectmn,  kein  plusquampei-fecUmi,  kein  futui-um  cxactimi  u.  s.  w. 
mehr.  Liegt  denn  in  //  a  donni  eine  andere  grammatische  Verbindung 
vor  als  in  //  a  soif?  Ist  dort  die  adjektivische  form  des  verbums 
nicht  in  derselben  weise  mit  einer  finiten  form  verbunden  wie  die 
substantivische  beispielsweise  in  il  satt  paider?  Das  lateinische  pas- 
sivum  besitzt  die  französische  tochter  formell  nicht  mehr,  die  gram- 
matik zwingt  es  ihr  mit  gewalt  auf.  Dann  werden  besondere  regeln 
über  die  Veränderlichkeit  des  participe  passi\  welches  mit  ctre  kon- 
jugirt  ist,  aufgestellt.  Der  schüler,  dem  In  portc  est  haute  geläufig 
ist,  lernt  la  porte  est  ouverte  als  etwas  ganz  besonderes,  neues.  Das 
mit  ai'oir  konjugirtc  participe  passi'  wird  erst  recht  ganz  für  sich  be- 
handelt und  doch  liegt  nichts  als  das  veränderte  adjektiv  vor  wie 
z.  b.  in  //  a  les  cheveiix  Monds.  Wenn  es  bei  Plötz  [Schulgrammatik, 
lektion  46)  mit  bezug  auf  la  chair  heisst :  ils  la  7nangeaient  crue,  so 
liegt  doch  hier  genau  dieselbe  grammatische  Verbindung  vor  wie  in 
ils  l'avaiejit  inangie. 

Die  grammatik,  da  abstraktion  von  der  spräche,  ist  also  in  der 
hauptsache  nicht  als  ein  mittel  zur  aneignung  hingestellt  worden. 
Welches  ist  nun  dieses  mittel?  Die  antwort  auf  diese  frage  wird 
uns  ein  blick  auf  die  natürliche  erlernung  der  muttersprache  geben, 
weil  hier  das  uns  vorschwebende  ziel  mit  unfehlbarer  Sicherheit  er- 
reicht wird.  Aber,  wendet  man  ein,  die  Verhältnisse  im  leben  sind 
doch  ganz  anders  als  in  der  schule.  Es  ist  freilich  wahr,  wie  gering 
ist  die  zeit,  welche  hier  gegen  dort  zu  geböte  steht.  Der  nachtcil 
wird  aber,  wenn  auch  nicht  aufgehoben,  so  doch  abgeschwächt  da- 
durch,   dass    die  kinder,  welche  die  erlernung    der  fremden    spräche 


94  Grammatik  und  natükmche  si'racherlernung. 

beginnen,  geistig  viel  reifer  sind  als  die,  welche  anfangen,  ihre 
muttersprache  zu  erlernen,  und  ferner  dadurch,  dass  jene  systematisch 
geleitet,  unterrichtet  werden,  während  sich  diese  vor  ihrer  Schulzeit 
meist  frei  herumtummeln.  Die  sprachlichen  fehler,  welche  sich  nach 
der  heimat  des  kindcs  und  nach  dem  bildungsstande  seiner  Umgebung 
im  gedächtnis  festsetzen,  werden  beim  fremdsprachlichen  unterrichte 
vermieden,  da  dem  schüler  von  vornherein  die  spräche  nur  in  der 
richtigen  gestalt  nahe  gebracht  wird.  In  der  schule,  wendet  man 
ferner  ein,  wird  das  auf  natürlichem  wege  erlernte  durch  den  Unter- 
richt ergänzt.  Wenn  nun  dieser  Unterricht  aber  den  unterbau  nicht 
hätte?  Würde  nicht  in  den  fremden  sprachen  der  aufbau  schneller  und 
sicherer  von  statten  gehen,  wenn  ein  ähnlicher  Untergrund  vorhanden 
wäre,  wenn  der  Unterricht  zunächst  einmal  das  ziel  im  augc  hätte, 
welches  die  kindcr,  die  in  die  schule  eintreten,  in  bezug  auf  ihre 
muttersprache  erreicht  haben  ?  Natürlich  kann  der  unterbau  hier 
nicht  so  breit  sein  wie  dort,  dafür  aber  besteht  er  nur  aus  richtigem, 
das  nur  befestigt  und  erweitert  zu  werden  braucht,  während  dort 
manches  falsche  ausgemerzt  werden  muss.  Wer  einmal  dem  unter- 
richte in  einer  elementarklasse  beigewohnt  hat,  der  weiss,  was  dieses 
ausmerzen  bedeuten  will,  und  dass  sich  der  lehrer  der  fremden  spräche 
in  einem  gar  nicht  zu  unterschätzenden  vorteile  befindet.  Der  Unter- 
richt in  der  muttersprache,  so  lautet  ein  anderer  einwand,  wird  nicht 
nur  durch  den  Unterricht  in  den  anderen  fächern,  sondern  auch  durch 
das  leben  auf  schritt  und  tritt  unterstützt.  Wer  wollte  diesen  grossen 
vorteil,  die  Ungleichheit  der  Verhältnisse  verkennen  und  unterschätzen. 
Indessen  ist  auch  hier  nicht  zu  verkennen,  dass  das  leben  hemmnisse 
und  Störungen  bietet,  die  dem  fremdsprachlichen  unterrichte  nicht  er- 
wachsen. Und  wenn  die  schule  auch  den  weg,  den  die  natur  einschlägt, 
nicht  so  wie  diese  durchwandern  kann,  soll  er  ihr  deshalb  nicht  stets 
als  muster  vorschweben  y  Die  Sicherheit,  mit  der  auf  dem  natürlichen 
wege  das  ziel  erreicht  wird,  ist  so  gross,  dass  selbst  dann  noch  genug 
herauskommen  muss,  wcini  dieser  weg  unter  erschwerten  umständen 
begangen  wird.  Auf  dem  natürlichen  wege  kommt  jeder  mit  ge- 
sunden sinnen  ausgestattete  mensch  zu  einer  gewissen  beherrschung 
seiner  spräche,  er  kommt  nicht  in  Verlegenheit,  wenn  er  einen 
wünsch  äussern,  seine  freude  oder  trauer  ausdrücken,  seine  erlebnissc 
erzählen  will.  Der  ,, reelle  sprachgewinn",  den  das  kind  von  der 
natürlichen  erlernung    der  spräche  hat,  ist  grösser  als  der,    den    ein 


Emil  Hermann  Zkkgilüel  in  Kassel.  95 

auf  die  fbrin  auigcbautcr  Unterricht  „am  endo  einer  sechs-  bis  neun- 
jährigen Schulzeit"  erzielt.  Und  weshalb  V  Das  kind  denkt  in  seiner 
spräche,  der  schülcr  besinnt  sich  auf  die  regeln  der  grammatik  oder 
vergleicht  in  dem  augenblickc,  wo  er  spricht.  Aber  nur  der  kann 
eine  spräche,  der  in  ihr  zu  denken  vermag,  und  unumstösslich  ist 
was  Stier  in  dem  nachwortc  zu  seiner  reichhaltigen  Französischen 
sprachscJmle^  sagt:  ,,Der  schüler  muss  französisch  denken  lernen.  So 
lange  er  nicht  französisch  denkt,  so  lange  lernt  er  nicht  französisch 
sprechen."  Das  denken  in  der  fremden  spräche  muss  mithin  von 
anfimg  an  angebahnt  werden.  Dass  personen,  Sachen,  thätigkeiten 
sich  dem  schüler  ohne  die  hemmende  vermittelung  der  muttersprache, 
ohne  die  störende  besinnung  auf  die  rcgel  in  dem  gewande  der 
fremden  spräche  darbieten,  darauf  muss  vom  ersten  satze  an  rück- 
sicht  genommen  werden.  Es  gäbe  ein  einziges,  das  diese  rücksicht 
einschränken  könnte,  das  wäre  die  rücksicht  auf  die  ausspräche.  Zum 
glücke  aber  stehen  sich  diese  beiden  rücksichten  nicht  feindlich  gegen- 
über, sondern  sie  unterstützen  einander. 

Wie  wird  der  schüler  zum  denken  in  einer  spräche  gebracht';^ 
Wie  wird  Sprachgefühl  in  dem  kinde  geweckt?  Das  ist  die  frage, 
deren  beantwortung  die  wcge  weist,  welche  der  neusprachliche  Unter- 
richt von  anfang  an  .zu  gehen  hat.  Mit  anderen  werten :  Wie  wird 
das  kind  angeleitet,  sich  der  fremden  spräche  von  anfang  an  in 
möglichst  ähnlicher  weise  zu  bedienen,  wie  es  sich  zuerst  seiner 
muttersprache  bedient?  Worin  besteht  denn  das  gcheimnis  der  herr- 
schaft,  welche  das  kind  über  seine  muttersprache  ausübt?  Ist  es 
die  menge  des  Sprachstoffes,  die  grosse  des  wortvorrates?  Nein. 
Der  primaner  kann  einen  grösseren  wortvorrat,  viel  reichere  gram- 
matische kenntnisse  in  der  fremden  spräche  haben,  die  er  nicht 
sprechen  kann,  als  das  kind  in  seiner  muttersprache  hat,  über  die 
CS  nach  seinem  bcdarfe  verfügt.  Aber  sein  kleiner  besitz  ist  lebendiger 
besitz,  mit  dem  es  schalten  und  walten,  mit  dem  es  wirtschaften 
kann.  Und  wodurch  kommt  das  kind  zu  dieser  fähigkeit?  Durch 
unaufhörliche  Wiederholung  derselben  oder  ähnlicher  Wörter  und 
Wendungen.  Und  diese  Wiederholung  geschieht  an  Stoffen,  welche 
das  kind  interessiren.      Während    der    mund  das  wort    ausspricht,    ist 


*   Georg  StitT.   Französische  sprachsckule.    Ein   liilt'stjuiii   zur  einti'ihrung  in 
die  französische  konveisation.     'J    aufl.     Leipzig,   Blockhaus.      l8h5.      S.   337. 


96  Grammatik  und  NATüRr.iCHE  Spracherlernung. 

dir  scele  erfüllt  von  dmi  inhaltc.  Hinter  den  Worten  stehen  personen, 
welche  das  kind  liebt,  welche  es  täglich  um  sich  sieht,  gegenstände, 
welche  ihm  freude  machen,  welche  es  schauen  und  fassen  kann,  das 
kind  spricht  keinen  leeren  satz,  es  kennt  keine  worte  ohne  inhalt. 
Man  gebe  also  dem  kinde  einen  stoff,  für  welchen  es  sich  lebhaft 
interessirt,  welcher  es  fasst,  soweit  es  nur  zu  fassen  ist,  und  man  gebe 
ihm  gelegenhcit,  diesen  stoff  von  den  verschiedensten  Seiten  zu  be- 
trachten und  somit  innerhalb  eines  kleinen  seine  teilnähme  möglichst 
in  anspruch  nehmenden  kreises  häufige  Wiederholungen  anzustellen. 
Wie  weit  werden  nun  die  jetzt  im  neusprachlichen  unterrichte 
gebraucht(^n  lehrmittel  dieser  forderung  gerecht "?  Die  meisten  der 
neueren  lehrbücher  legen  dem  ersten  unterrichte  ein  lesestück  zu 
gründe.  Hier  ergibt  sich  aber  eine  Schwierigkeit,  die  durch  die  kluft 
zwischen  inhalt  und  form  des  gebotenen  hervorgerufen  wird.  \'iele 
französische  lesestücke,  welche  dem  inhalte  nach  recht  W'ohl  für 
9  —  lojährige  knabcn  passen,  sind  der  form  nach  zu  schwierig  für 
sie.  Dies  gilt  in  erster  linie  für  diejenigen  anstalten,  an  welchen 
das  französische  die  erste  frcmd(>  spräche  ist,  die  die  knaben  er- 
lernen, es  bewahrheitet  sich  aber  auch  gegenüber  solchen  Schülern, 
welche  vorher  bereits  ein  jähr  lang  lateinisch  getrieben  haben.  Ist 
auf  der  anderen  seite  die  form  so  einfach,  dass  sie  dem  schüler, 
der  zum  ersten  male  an  die  spräche  herantritt,  geboten  werden  darf, 
so  entspricht  der  inhalt  der  stücke  leicht  einem  früheren  alter  als 
dem  unserer  sextaner  und  quintaner.  Das  ideal  vtäre,  den  Schülern 
Sprachstoff,  welcher  ihrem  alter  entspricht,  in  der  form  zu  bieten, 
deren  sich  das  französische  kind  bedient,  welches  die  ersten  sprech- 
versuche macht.  Das  kind  lernt  zuerst  die  gegenstände,  welche  es 
sieht,  benennen.  Der  Unterrichtsstoff  —  die  Umgebung  —  entspricht 
dem  alter  jedes  schülers.  Ist  es  doch  auch  das  erste  verlangen  des 
erwachsenen ,  der  mit  gesundem  empfinden  in  ein  fremdes  land 
kommt,  seine  nächste  Umgebung  im  gewande  der  fremden  spräche 
kennen  zu  lernen.  Und  aus  unseren  knabcn  ist  gottlob  noch  nicht 
alles  natürliche  verlangen  so  weit  getrieben,  dass  Löschhorn  recht 
hat  mit  dem,  was  er  in  Rethwischs  Jahresberichten  über  das  höhere 
Schulwesen  von  1887  bei  der  erwähnung  von  Fetters  Lehrgang  der 
französischen    spräche '    sagt.      Es    heisst    da :    ,,Da    sind  die    famosen 

*   Vs:l.   über  das  biicii   ]'"etters    auch   Klinolianlt,  Die  alte})  imd  die  jtoigen. 


Emil  Hermann  Zergiehk.i.  in  Kassel.  97 

satzgnippcn  la  fa7>iilh\  la  maison,  r appartement,  l'icole  zusammenge- 
stellt. Erst  nach  mehreren  Seiten  atmet  der  schüler  auf  bei  der  über- 
schrie Charlcviagnc."  Träfe  der  letzte  satz  zu,  so  würde  darin  eine 
sehr  grosse  gefahr  liegen.  Wenn  das  wahr  ist,  dann  allerdings  kann 
von  einer  natürlichen  Spracherlernung  nicht  mehr  die  rede  sein. 
Wehe  unserer  jugend,  wenn  die  gelehrsamkeit  so  die  natur  in  ihr 
erstickt  hätte,  dass  sie  beim  unterrichte  in  einer  fremden  spräche 
sich  ohne  teilnähme  über  ihre  Umgebung  unterhielte  und  erst  ,, auf- 
atmete bei  der  Überschrift  Charlemagne" .  Gott  sei  lob  und  dank,  so 
weit  ist  es  noch  nicht  gekommen,  unsere  schüler  sind  noch  natürliche 
mfMischen  und  folgen  dem  wege,  den  die  natur  zeigt,  mit  herzer- 
hebender freude.  Was  liegt  somit  näher,  als"  dass  bei  dem  ersten 
unterrichte  in  der  fremden  spräche  die  anschauung  zu  hilfe  genommen, 
dass  dem  schüler  zunächst  seine  Umgebung  in  das  gewand  der  fremden 
spräche  gekleidet  wird?  Die  von  M.  D.  Berlitz  bearbeiteten,  bei 
Siegfried  Cronbach  in  Berlin  erschienenen  höchst  beachtenswerten 
bücher  llihren  in  der  angegebenen  weise  in  die  spräche  ein.  Der 
bei  diesem  verfahren  in  betracht  kommende  stoff  ist  jedoch,  wenn 
wir  uns  zunächst  das  klassenzimmer  vorstellen,  bald  bewältigt.  Die 
herbeischafifung  weiterer  anschauungsgegenstände  würde  mit  Schwierig- 
keiten verbunden  sein,  auch  könnte,  wollte  man  sogleich  auf  diesem 
wege  fortfahren,  leicht  zu  dingen  gegriffen  werden,  die  nicht  im 
IxTeiche  des  anschauungskreises  der  schüler  liegen.  Es  handelt  sich 
darum,  anschauungsmaterial  zu  bieten,  welches  jeder  zeit  zur  hand 
ist,  welches  innerhalb  des  vorstellungskreises  der  schüler  liegt  und 
dessen  einzelne  teile  örtlich  und  womöglich  auch  ihrem  inhalte  nach 
eine  feste,  zusammenhängende  reihe  bilden.  Und  da  treten  nun  die 
anschauungsbilder  in  den  dienst  des  Unterrichts.  ,, Diese  bilder  in 
planmässiger  weise  im  fremdsprachlichen  Unterricht  nutzbar  gemacht 
VW  haben,  ist  besonders  das  verdienst  von  Ferd.  Schmidt,  realschul- 
direktor  in  Hanau." '  Fürwahr,  das  ist  ein  verdienst,  für  welches 
lehrer  und  schüler  nicht  dankbar  genug  sein  können.  Dieser  dank 
hat  bereits  vor  zwei  jähren  einen  schönen  ausdruck  gefunden.  Auf  der 
I  5.  Jahresversammlung  des  Vereins  von  lehrern  an  den  höheren  schulen 


n    uml  die  besprechung  von  Dr.  A.   Beyer,   im   ilritten   bände  dieser  Zeitschrift, 
■J42  — 246. 

'   Quiehl,   a.  a.   o.,  s.   37. 
l'iioneliscbe  Studien.    VI.  7 


98  Grammatik  und  natürliche  Spracherlernung. 

der  provinz  Hessen-Nassau  und  des  fürstcntums  Waldeck,  welche  1890 
in  Hofgeismar  stattfand,  hielt  herr  direkter  Schmidt  einen  Vortrag  über 
den  „anschauungsunterricht  im  französischen"  und  legte  das  verfahren 
in  den  grundzügen  praktisch  dar.  Der  vertrag  wurde  in  seinem 
theoretischen  und  praktischen  teile  mit  immer  wachsender  teilnähme, 
mit  lebendiger  begeisterung  aufgenommen.  Möchte  dieser  beifall 
aus  der  provinz  hinaus  an  die  ohren  und  in  die  herzen  aller  lehrer 
gedrungen  sein ,  welche  Unterricht  in  den  neueren  sprachen  er- 
teilen, damit  die  aufmerksamkeit  aller  immer  mehr  auf  ein  Unter- 
richtsmittel hingelenkt  werde ,  welchem  eine  hervorragende  rolle 
im  anfangsunterrichte  in  den  neueren  sprachen  gebührt.  Dieser  ver- 
trag liegt  in  seinen  hauptzügen  gedruckt  vor  in  den  Vcr/ia/idliin^'C/i 
jener  Versammlung.  '  Auch  im  XXV.  hefte  der  Lehrproben  und  lehr- 
gänge  hat  herr  direkter  Schmidt  auf  ausdrückliche  aufforderung  des 
herausgebers  sein  verfahren  dargelegt.  Mit  besonderer  freudc  ist  es 
zu  begrüssen,  dass  sowohl  in  den  Verhandlungen  als  auch  in  den 
Lehrproben  kleine  aufsätze  abgedruckt  sind ,  welche  schüler  nach 
emjährigem  unterrichte  im  französischen  geschrieben  haben,  es  sind 
beschreibungen  des  im  hölzeFschen  verlage  in  Wien  erschienenen 
irühlings-  und  herbstbildes.  Die  praktischen  erfolge,  welche  uns  da- 
mit vor  äugen  geführt  werden,  entsprechen  durchaus  den  erwartungen, 
welche  die  theoretische  erwägung  erweckt. 

Alle  vorteile  des  unterrichtsganges  liegen  darin  ausgesprochen, 
dass  er  natürlich  ist.  Die  oberste  Vorbedingung  alles  erfeiges  im 
unterrichte,  das  interesse,  ist  in  hervorragendem  masse  vorhanden. 
Man  wendet  —  im  sinne  von  Löschhorns  oben  angeführter  be- 
merkung  —  ein :  Die  Umgebung  ist  den  Schülern  bekannt,  was  bieten 
thüren  und  fenster,  decke,  fussbeden,  wände,  was  bieten  die  gegen- 
stände auf  den  bildern  neues,  das  die  kinder  interessiren  könnte? 
Diese  frage  mag  berechtigt  sein,  wenn  es  sich  um  blossen  anschauungs- 
unterricht handelt.  Für  unseren  fall  aber  gilt  es,  diese  gegenstände 
den  Schülern  in  das  gewand  der  fremden  spräche  zu  kleiden.  Je 
bekannter  und  geläufiger  der  stefif  ist,  um  se  grösser  ist  das  verlangen, 
ihn  im  neuen  gewande  kennen  zu  lernen,  und  um  so  mehr  kann  sich 
zu  gleicher  zeit  die  thätigkeit  des  Schülers  der  form  zuwenden.    Mit 


'  Erschienen  in  Hofgeismar.     Hon)uchdruokerei  von  L.  Keseherg,  königl. 
hofl.     i8ye. 


Kmil  Hermann  Zergiehei,  in  Kassel.  99 

vollem  rechte  heben  Victor  und  Dörr  im  Vorworte  zu  dem  Englische?! 
Icsebuclie  (seite  VII;  hervor,  „dass  es  dem  fremdsprachlichen  unter- 
richte besonders  in  seinen  anfangen  wohl  gestattet  sein  mag,  Stoffe 
vorzuführen,  welche  inhaltlich  recht  leicht  zu  bewältigen  sind,  damit 
das  interesse  sich  desto  mehr  auf  form  und  spräche  richten  lasse". 
Ich  möchte  für  die  worte  ,,wohl  gestattet"  sogar  ,, geboten"  einsetzen. 
Die  nächste  Umgebung,  das  sachlich  dem  schüler  bekannte  ist  der 
von  der  natur  gebotene  ausgang  auch  für  die  erlernung  der  fremden 
neueren  sprachen.  Ehe  der  schüler  auf  französisch  auskunft  über 
Karl  den  grossen  und  seine  thaten  zu  geben  angeleitet  wird,  muss 
ihm  das,  was  ihn  täglich  umgibt,  in  der  französischen  form  bekannt 
sein,  geradeso  wie  er  mit  seiner  heimat  bekannt  gemacht  wird,  ehe 
er  fremde  ländcr  kennen  lernt.  Besser  als  alle  darlegungen  beweisen 
die  leuchtenden  äugen  der  so  unterrichteten  schüler,  beweist  die 
stets  wachsende  lust,  die  herzerquickende  frische  und  lebendigkeit, 
mit  der  sie  diesem  unterrichtsgange  folgen,  dass  sie  diesen  weg  ge- 
führt sein  wollen,  dass  dieser  gang  das  wichtige  gebot  befolgt,  ,,sich 
der  jugendlichen  geistesthätigkeit  anzuschmiegen".'  Diese  freude  an 
dem  schauen  der  bekannten  dinge  iln  fremden  gewande  begleitet 
den  schüler  aus  dem  schulzimmer  nach  hause.  Was  er  in  der  schul- 
stubc  in  Wirklichkeit  oder  auf  dem  bilde  gesehen,  das  begegnet  ihm 
in  der  elterlichen  wohnung,  auf  der  Strasse,  in  wald  und  flur.  Schule 
und  leben  der  kinder  treten  in  die  lebendigste  Verbindung,  wenn  der 
Unterricht  als  nächstes  ziel  sich  das  stellt,  die  dem  schüler  bekannte 
ihm  innerhalb  und  ausserhalb  der  schule  entgegentretende  weit  mit 
einem  neuen  kleide  zu  umgeben.  Somit  wird  zu  gleicher  zeit  jene 
wichtige  forderung  erfüllt,  welche  Güssfeldt  in  seinem  bekannten  auf- 
satze  über  die  ,,erziehung  der  deutschen  Jugend"  2  besonders  her- 
vorhebt: ,, Nichts  macht  dem  schüler  kenntnisse  so  lieb  und  zum 
festen  besitz  als  ihre  nutzanwendung;  der  drang  dazu  ist  auch  vor- 
handen. Ihr  muss  ein  reicher  Spielraum  in  dem  Unterricht  einge- 
räumt werden".  Auf  schritt  und  tritt  wird  dieser  drang  befriedigt, 
empfindet  der  schüler  die  freude,  von  dem  gelernten  gebrauch  machen 
zu  können,  wenn  der  Unterricht  der  natur  folgt  und  die  anschauung 
zur    grundlage    nimmt.      Ein  weiterer    vorteil    ist  der,    dass    eine  un- 


'   Williiumn,  Pädagogische  iwlriige.      I^eipzig.    1886.   s.  f). 
*  Deutsche  rtmdschaii  X\'I,  4,  s.  46. 


loo  Grammatik  und  natürliche  spracherlernuxg. 

mittelbare  Verknüpfung  zwischen  dem  angeschauten  gegenstände  und 
dem  fremden  worte,  bczw.  zwischen  der  thätigkeit  und  dem  satze, 
der  dieselbe  ausdrückt,  stattfindet,  dass  somit  der  hemmende  umweg 
über  die  muttersprache  vermieden  wird.  Wenn  der  schüler  ein  haus 
vor  sich  sieht  und  dasselbe  in  der  französischen  stunde  ihm  sogleich 
als  „maison''  entgegentritt,  d.  h.  wenn  er  nicht  den  weg  von  dem 
begriffe  haus  zu  dem  deutschen  worte  haus  und  von  da  zu  maison 
macht,  sondern  mit  dem  begriffe  des  hauses  sofort  das  gcwand  ?naisoji 
verbindet,  so  hat  er  damit  den  ersten  schritt  zu  dem  ziele,  dem 
denken  in  der  französischen  spräche,  gethan.  Der  schüler  vollzieht 
hierbei  jenen  schöpfungsakt,  welchen  Hildebrand  ^  so  schön  beschreibt: 
,, Inhalt  und  form,  kern  und  schale  haben  sich  gefunden,  und  das  wird 
zugleich  ein  augenblick  reinster  geistiger  freude,  geistigen  genusscs, 
weil  es  zugleich  ein  eigenes  nachschaffen  des  schon  verstandenen 
ist,  ein  kleiner  schöpfungsakt  in  uns".  Die  vorteile  dieser  unmittel- 
baren Verknüpfung  bat  Felix  Franke  in  seiner  bekannten  schrift  Die 
praktische  spracherkrnimg  dargelegt.  Es  ist  klar,  dass  das  deutsche 
bei  dem  unterrichtsgange  nicht  grundsätzlich  ausgeschlossen  ist,  und 
dass  es  nötigenfalls  ebenso  wohl  wie  die  grammatik  zur  hilfeleistung 
herangezogen  werden  kann.  Es  kommt  nicht  darauf  an,  dass  gewisse 
grundsätze  ohne  die  geringste  abweichung  durchgeführt  werden, 
sondern  darauf,  dass  das  ziel  auf  einem  gesunden  wege  erreicht  wird. 
Man  wird  jedoch  die  muttersprache  wohl  nicht  in  jedem  falle  zu 
hilfe  nehmen  dürfen,  in  dem  der  schüler  bei  etwas  neu  auftretendem 
vor  einem  rätsei  steht.  Wird  dem  schüler  eine  frage  in  einer  fremden 
spräche  vorgelegt,  in  welcher  ein  unbekanntes  wort  vorkommt,  so- 
würde  ihm  die  Übersetzung  dieses  wortes  sogleich  über  die  Schwierig- 
keit hinweghelfen.  Er  würde  das  wort  aber  vielleicht  ebenso  schnell 
wieder  vergessen,  wie  er  es  gehört  hat.  Es  wird  eine  verwandte 
frage  gestellt,  der  schüler  merkt,  dass  er  vermag,  das  verlangte  selbst 
zu  finden,  das  verlangen,  die  sache  ohne  hilfe  zu  verstehen,  er- 
wacht in  ihm  und  was  er  so  selbst  erarbeitet  hat,  das  haftet.  Es 
gilt  hiervon  das,  was  Münch-  in  bezug  auf  die  erlcichterung  der 
präparationen    in   den    französischen   Schulausgaben    sagt:    ,,\Vird  die 


'  A.  a.  o.,  s.  7. 

-  Zur  f&rderung    des  französischen   tinlerrickis    inshesondere  auf   realgyni- 
nasieii.     Heilbionn   1883.     S.  89. 


F!mil  Hermann  Zergiebel  in  Kassel.  ioi 

frage  im  momcnte  des  aiiftauchens  auch  schon  gelöst,  das  bedürfnis 
unmittelbar  befriedigt,  so  bleibt  kein  eindruck,  keine  erinnerung.  Es 
bedarf  einer  gewissen  Spannung  zwischen  wünsch  und  erfüllung, 
zwischen  frage  und  antwort."  Wenn  ein  neues  wort  oder  eine  neue 
Avendung  an  das  ohr  klingt,  dann  horchen  die  kleinen  auf,  sie  sind 
begierig,  das,  was  ihnen  in  der  fremden  spräche  entgegentritt,  ver- 
stehen zu  können,  und  das  deutsche  wort  würde  bisweilen  wie  ein 
abkühlender  Wasserstrahl  auf  den  in  voller  thätigkeit,  im  emsigsten 
suchen  sich  befindenden  schüler  wirken.  Ob  das  neue  verstanden 
ist,  das  sieht  man  den  Schülern  an,  es  geht  schon  aus  der  Sicherheit 
oder  Unsicherheit  hervor,  mit  der  sie  an  das  bild  gehen,  um  das  ver- 
langte zu  zeigen.  Diese  unmittelbare  Verknüpfung,  diese  Vermählung 
von  inhalt  und  form  kann  aber  natürlich  nur  vor  sich  gehen,  wenn 
der  knabe  etwas  vor  sich  sieht,  wenn  er  die  Wörter  von  den  personen 
und  gegenständen,  die  sätze  von  den  thätigkeiten,  die  er  in  Wirklich- 
keit oder  im  bilde  erblickt,  ablesen  kann,  kurz  wenn  kein  spiel  mit 
Worten  getrieben  wird,  wenn  nichts  was  der  schüler  sagt  inhaltsleer 
ist.  Und  dass  jedes  inhaltslose  wort,  jeder  leere  satz,  jede  leere 
redensart  durch  die  Verwendung  der  anschauung  zur  Unmöglichkeit 
wird,  darin  liegt  ein  vorzug,  der  mit  recht  als  ein  gewaltiger '  be- 
zeichnet worden  ist.  In  geradezu  goldenen  worten  spricht  Hilde- 
brand 2  von  dem  geistigen  gewinne,  der  dem  schüler  daraus  erwächst, 
dass  mit  einem  neuen  worte  der  inhalt  desselben  klar  vor  ihn  hin- 
tritt: ,,Ein  nur  gehörtes  wort  bleibt  dem  knaben  eine  leere  marke 
ohne  prägung  im  köpfe.  Hat  er  den  gegenständ  gesehen  (oder 
schildert  ihn  der  lehrer  anschaulich  genug),  so  gewinnt  ihm  das  wort 
wie  die  sache,  eins  am  andern,  plötzlich  einen  gewissen  wert,  der 
augenblick,  wo  wort  und  sache  sich  in  seinem  köpfe  vermählen,  ist 
ein  eigentümlich  wohlthuender,  in  dem  er  selbst  etwas  von  der 
frische  schöpferischen  denkens  schmeckt."  Der  höchste  dem  ganzen 
menschen  zu  gute  kommende  vorzug  dieses  unterrichtsganges  besteht 
eben  darin,  dass  der  sinn  für  den  inhalt  der  spräche  geweckt  und 
stets  lebendig  erhalten  wird,  während  er  durch  die  zusammenhangs- 
losen Übungssätze  geradezu  ertötet  wird.  Welch  ein  himmelweiter 
imterschied  zwischen  dem  werte  eines  von  einem  bilde  abgelesenen 


'   Quiehl.   a.   n.,   o.  s.    ;-!7. 
2  A.  a.   o..  s.   8. 


I02  Grammatik  und  natürliche  Spracherlernung. 

Satzes  z.  b.  la  fille  a  im  chapcau  und  dem  der  form  nach  gleichen 
Iii  ville  a  un  port.  Hier  übersetzt  der  knabe  einen  satz,  der  für  ihn 
in  den  meisten  fällen  inhaltsleer  ist,  dort  drückt  er  etwas,  wovon 
seine  seelc  erfüllt  ist,  französisch  aus,  er  spricht  französisch.  Hier 
an  den  bildern  sieht  der  schüler,  dass  die  spräche  der  sache  wegen 
da  ist,  und  wie  es  ihm  zuerst  klar  geworden  ist,  dass  der  laut  sich 
zum  buchstaben  wie  der  kern  zur  schale  verhält,  so  geht  ihm  nun 
nach  und  nach  eine  ahnung  davon  auf,  dass  die  aus  den  lauten  ge- 
bildeten Worte  und  sätze  schale  sind,  durch  die  es  gilt  auf  den  kern, 
auf  den  hinter  ihnen  stehenden  gedanken  zu  dringen.  ,,Es  bildet 
sich  von  vornherein  die  wertvolle  gewohnheit,  die  lese-  und  schrift- 
zeichen eben  als  zeichen  für  eine  sache,  für  einen  inhalt  anzusehen."' 

Es  mag  nur  kurz  angedeutet  werden,  dass  die  grammatischen 
grundbegriffe  dem  schüler  durch  die  anschauung  sehr  leicht  klar  ge- 
macht werden.  Der  unterschied  zwischen  erster,  zweiter  und  dritter 
person  wird  ihm  deutlich,  wenn  die  personen,  die  er  auf  dem  bilde 
sieht,  als  redend  hingestellt  oder  angeredet  werden,  einzahl  und 
mehrzahl,  bejahung  und  Verneinung,  alles  sieht  der  schüler  vor  sich, 
alles  spielt  sich  vor  seinen  äugen  ab,  und  die  form  erscheint  ihm 
schliesslich  als  der  ganz  natürliche  ausdruck  des  gesehenen. 

Mit  den  erwähnten  Vorzügen  hängt  aufs  engste  der  zusammen, 
dass  der  Unterricht  von  anfang  an  in  der  hauptsache  in  der  fremden 
spräche  erteilt  werden  kann  und  muss.  Die  darbietung  und  Ver- 
arbeitung des  Übungsstoffes,  die  fragen  des  lehrers,  die  antworten 
und  thätigkeiten  der  schüler  geben  für  sich  wieder  Übungsstoff  ab, 
das  deutsche  wird,  wie  erwähnt,  nur  ausnahmsweise  herangezogen. 
Der  schüler  darf,  soweit  es  irgend  geht,  in  der  stunde  keinen  gegen- 
ständ gebrauchen,  ohne  dass  er  die  bezeichnung  in  der  betreffenden 
spräche  dafür  weiss  oder  erfährt,  über  alles,  was  er  thut,  muss  er 
von  vornherein  angeleitet  werden,  sich  in  der  fremden  spräche  zu 
äussern.  So  kann  man  z.  b.  im  französischen,  sobald  die  schüler 
anfangen  zu  schreiben,  folgendes  gespräch  anstellen,  wenn  ein  satz 
an  die  tafel  geschrieben  wird :  Qiie  fait-il?  II  i'crit.  —  Qui  (■critl 
N.  icrit.    —    Qu'est-ce    qu'il   icrii?     II   icrit  ime  p/irasc.    —    Quelle 

phrasc  icrit-il'?  II  icrit  la  phrase — •  Avec  quoi  icrit-il  la  phrasc? 

II  icrit  la  phrasc  avec  la  craie.   —   Oit  icrit-il  la  phrasc?    II  icrit  la 

Willmann,  a.  n.  o.,  s.   7. 


Emil  Hermann  Zergiebel  in  Kassel.  103 

phrase  sur  le  tableau  noir.  —  Avec  quoi  i'crii-on?  —  On  icrit  avec 
la  craie,  la  plume  ou  le  crayon.  —  Oü  c'crii-on  avec  la  p/urne?  Aj'ec 
Ar  plmnc  on  i'crit  sur  le  papicr  w.   s.   w. 

Dabei  ist  es  nicht  immer  möglich  und  auch  nicht  nötig,  dass 
der  schiil(>r  die  Sätze,  die  er  ausspricht,  grammatisch  zerlegen  kann. 
Wenn  z.  b.  der  anfänger  in  den  ersten  französischen  stunden  den 
lehrer  bittet:  Donnez-moi  le  bäton  s'il  vom  plait,  so  wird  kaum 
zu  verlangen  sein,  dass  er  diese  Wendung  sogleich  wort  für  wort 
übersetzen  kann.  Was  gefordert  werden  muss  ist,  dass  dem  Schüler 
die  lautlichen  bestandteile  dessen,  was  er  sagt,  vollkommen  klar  zum 
bewusstsein  kommen  und  dass  ihm  der  sinn  des  gesagten  deutlich  ist, 
dass  er  also  im  vorliegenden  falle  weiss,  was  er  sagen  muss,  wenn 
er   will,   dass  man  ihm   den   stock  reicht. 

Es  ergibt  sich  von  selbst,  dass  bei  einem  solchen  unterrichts- 
gange die  schriftlichen  arbeiten  der  schüler  von  anfang  an  freie  sind, 
die  auf  den  aufsatz  hinsteuern.  Zunächst  fassen  die  schüler  in  kleine 
einzelsätze,  die  unter  sich  ein  ganzes  bilden,  was  sie  in  der  klasse  oder 
auf  dem  bilde  sehen.  Die  möglichkeit  des  übersctzens  tritt  überhaupt 
nicht  ein.  Die  schüler  benennen  die  personen  oder  gegenstände, 
zählen  sie  und  geben  ihre  eigenschaften  an,  sagen,  wo  sie  sich  be- 
finden, was  sie  thun  oder  nicht  thun  u.  s.  w.  Wie  die  schüler  so 
in  verhältnismässig  kurzer  zeit  dazu  gelangen,  kleine  aufsätze  zu 
fertigen,  das  zeigen  die  an  den  oben  angeführten  stellen  vom  herrn 
realschuldirektor  Dr.  Schmidt  mitgeteilten  proben,  die  zu  lesen  hoffent- 
lich niemand  versäumen  wird,  der  französischen  anfangsunterricht  zu 
erteilen  hat. 

\\'enn  so  das  bild  im  mittelpunkte  des  Unterrichts  steht,  werden 
auch  gedichte  und  lesestücke  an  dasselbe  angeschlossen  werden  können. 
Dadurch  gewinnen  die  in  denselben  vorkommenden  personen  und 
tiere  greifbare  gestalt.  Nach  und  nach  können  die  lesestücke  eine 
immer  selbständigere  behandlung  erfahren.  Jedoch  werden  auch  auf 
der  mittleren  und  oberen  stufe  kulturgeschichtliche  und  ähnliche  bilder, 
so  wie  die  früher  dagewesenen  in  erweiterter  ausführung  und  mit 
einander  verglichen  mit  vielem  nutzen  im  unterrichte  verwandt  werden 
können.  Ihre  ganz  natürliche  fortsetzung  findet  die  behandlung  der 
bilder  in  den  konversationsübungen  auf  grundlage  der  anschauung 
im  weiteren  sinne,  d.  h.,  indem  der  blick  der  schüler  aus  der  schule 
auf  die  Strasse,    in   feld,  wald  u.   s.  w.  gelenkt  wird.    So  würde   sich 


I04  Grammatik  und  natürliche  spkacheri.ernung. 

aus  dem,  was  ursprünglich  der  hauptgegenstand  des  Unterrichts  war, 
als  besonderer  zweig  die  konversation  entwickeln,  die  neben  der 
lektüre  ihren  gleichberechtigten  platz  hätte.  Die  in  den  lektüre-  und 
konversationsstunden  angewandten  formen  könnten  dann  an  sich 
grammatisch  betrachtet,  das  im  anschluss  an  die  natur  aufgebaute 
gebäude  könnte  in  seine  bestandteile  zerlegt  werden.  Auf  die  be- 
deutung  der  konversation  und  ihre  ebenbürtigkeit  mit  lektüre  und 
grammatik  machen  Bauer  und  Linck  '    mit  guten  gründen  aufmcrkam. 

Der  dienst,  welchen  die  grammatik  bei  einer  solchen  natür- 
lichen Spracherlernung  leistet,  besteht  hauptsächlich  darin,  dass  sie 
dem  lehrer  kategorien  an  die  hand  gibt,  nach  welchen  er  den  stofif 
ordnet  und  mit  den  Schülern  verarbeitet.  Somit  ist  die  gewähr  ge- 
leistet, dass  keine  der  haupterscheinungen  der  spräche  unbeachtet  bleibt. 

Wie  aber  wird  der  sprachstofif,  den  die  anschauung  darbietet, 
behandelt?  In  welcher  weise  wird  das  verfahren  der  natur  im  fremd- 
sprachlichen unterrichte  nachgeahmt?  Diese  frage  ist  für  das  fran- 
zösische von  berufenster  seite  praktisch  beantwortet  worden.  Realscluil- 
direktor  Schmidt  hat  die  erfahrungen,  welche  jähre  lange  praktische 
anwendung  dieser  unterrichtsweise  und  unausgesetzte  beobachtungen 
ihm  gebracht  haben,  in  einem  lehrbuche  niedergelegt  und  hat  im  ver- 
ein mit  Dr.  Rossmann,  der  die  angefügte  grammatik  und  das  Wörter- 
buch bearbeitet  hat,  die  deutschen  schulen  mit  einem  buche  be- 
schenkt, welches  einen  abschnitt  in  der  geschichte  des  französischen 
Unterrichts  bezeichnen  dürfte."  Ich  kann  jetzt  nicht  näher  auf  den 
reichen  inhalt  des  hochbedeutsamen  buches  eingehen.  P^s  genüge, 
mit  allem  nachdruck  auf  ein  neues  französisches  lehrbuch  hinzuweisen, 
dessen  bedeutung  jedem  sofort  klar  werden  wird,  der  (»s  in  die  hand 
nimmt.  Die  stimme  der  natur  dringt  daraus  an  unser  ohr,  ein  hauch 
frischen  freudigen  lebens,  das  leben  selbst  weht  uns  daraus  entgegen. 
Möge  sich  das  buch  die  herzen  aller  gewinnen,  welche  Unterricht 
in  fremden  sprachen  erteilen,  möge  es  die  kluft  zwischen  hüben  und 
drüben  überbrücken  helfen  und  dazu  beitragen,    dass  die  kräfte,  an- 

'  Joli.  Bauer  und  Dr.  Tli.  Linck,  Französische  konvcrsalioiisiünDigoi  für  den 
schul-  2uid  prlvatgebraitch.    MünclK-n   und  Leipzig.     1889.     Vorwort  s.   IV   uuil  \'. 

^  Lchrlnich  der  französischen  spräche  auf  grtindlage  der  anschauung  v(^ii 
Dr.  Ph.  Kossm.um  und  Dr.  F.  Schmidt.  Bielefeld  und  Lei|)/.ig;.  Velhageii  und 
Klasing.  l8y2.  gr.  8».  VH,  262  s.  Brosch.  2  ]\[.  gel..  2.40  M.  r)ie  :{.  null. 
ist  jetzt  im  ersclieinen  begrifTen. 


Em;i.   Her.mann  Zergiehei,  ix  Kassel.  105 

statt  sich  im  streite  zu  zersplittern,  sich  vereinigen  zur  crreichung 
eines  doch  allen  gemeinsamen  unbestrittenen  ziclcs,  der  förderung 
unserer  Jugend.  Mögen  die  verschiedenen  wege,  auf  welchen  jetzt 
noch  nach  diesc^m  ziele  gewandert  wird,  immer  mehr  in  einen  haupt- 
weg  zusammenlaufen,  dem  natürlich  die  grosse  Ichrmcisterin  natur 
die  richtung  wird  vorschreiben  müssen.  Es  liegt  in  der  natur  der 
Sache,  dass  ein  auf  der  anschauung  beruhender  Sprachunterricht  ge- 
eignet ist,  zwischen  den  anhängern  des  grammatischen  bctriebes  und 
denjenigen,  welche  vom  lesestücke  ausgehen,  zu  vermitteln.  Dieser 
untrrrichtsgang  ist  frei  von  den  Schwierigkeiten,  welche  das  zusammen- 
hängende lesestück  oft  dem  anfänger  bietet,  und  welche  manche  von 
der  beschrcitung  dieses  weges  abhalten  ;  es  wird  dabei  von  den  ein- 
fachsten Verhältnissen  ausgegangen,  und  die  förderung  vom  leichteren 
zum  schwereren  wird  auf  schritt  und  tritt  erfüllt.  Andrerseits  ist  der 
Unterricht  nicht  auf  die  grammatik  aufgebaut;  an  einem  inhaltsvollen 
die  kinder  aufs  höchste  interessirenden  Übungsstoffe,  dessen  cinzehic 
teile  fest  mit  einander  zusammenhängen,  werden  die  kinder  in  die 
spräche  eingeführt,  die  hauptsächlichsten  furderungen  der  ,,reformer" 
werden   somit   erfüllt. 

Vor  zwei  jähren  erklärte  sich  herr  direktor  Schmidt  auf  grund 
seiner  erfahrungen  für  berechtigt,  alle  kollegen  zu  bitten,  ,, einmal 
einen  versuch  mit  dieser  methodc  zu  wagen".  Wie  die  vorrede  zu 
seinem  buche  zeigt ,  haben  ihn  seine  täglich  fortgesetzten  er- 
fahrungen seitdem  nur  in  seiner  ansieht  bestärkt.  Und  fürwahr,  es 
bedarf  nur  eines  Versuches.  Wer  einmal  in  die  strahlenden  äugen 
der  so  unterrichteten  kinder  geblickt ,  wer  einmal  unterrichtend 
zwischen  einem  bilde  und  der  freudestrahlenden  schülerschar  ge- 
standen, der  wird  schwerlich  wieder  einen  anderen  unterrichtsgang 
einschlagen  wollen.  Wie  sollte  es  auch  einen  besseren  fingerzeig 
geben  als  den  wink  der  natur  und  welchen  Worten  sollte  mit  mehr 
recht  der  sieg  in  den  deutschen  schulen  gebühren  als  denen,  mit 
welchen  herr  direktor  Schmidt  den  oben  erwähnten  Vortrag  in  Hof- 
geismar schloss :   Lassen  Sie  uns   die  Jugend  zur  natur  zurückführen : 

In   iler  nntiir  getreuen   armen 
Von   Icalten  regeln   zu  erwannen. 

KasscL  E.MiL  Hermann"  Zergiei;kl. 


R  i:  Z  K  N  S  I  O  N  E  N. 


1.  K.   Th.  TrUE  and   OTTO  JksI'1':rsv;n,   Spoken  English:    eveiv  day  talk.   with 

phonetic  transcription.     ^I.  0,8o.   Leipzig;:   Reisland. 

2.  Alg.   Wksti-:rN',   Kurze.  Darstellung  der  englischen  Ajisspraehe,   für  schulen  und 

7.uni  sellistunteniclit.   2.   aufläge,   M.  ü.S(_).   Leipzig:   Reisland. 

1.  The  fbrmer  of  tliese  two  liltle  'works  is  hased  upon  two  previous  pub- 
lications  of  the  sanie  firm  whicli  have  ah-eady  heen  received  with  tavour  by  the 
teaching  public.  The  fir?t  <d"  these  was  Felix  Fraiike's  Phrases  de  tons  les  jours. 
Tiie  second  was  Mr.  True's  Every  Pay  Talk,  wheiein  were  given  the  English  equi- 
valents  of  the  French  Phrases.  The  third  is  ciiiefly  the  woik  of  Dr.  Otto  Jespersen. 
who  has  herein  suppleniented  Mr.  True's  sentences  with  a  phonetic  transcription 
of  his  own.  This  transcription  is  i)ased  on  the  Southern  type  of  educated  Fnglish. 
as  dcscrilied  in  the  works  of  Dr.  Sweet  and  Miss  So.amcs.  modified  liowever  by 
the  persona!  experience  of  the  writer. 

Pei-haps  I  may  be  panloned  if  I  here  ixdate  a  recent  experience  of  my  own 
which  may  serve  to  indicate  to  foreign  readers  the  opiniou  of  the  average  edu- 
cated man  about  the  current  dilTerences  in  spoken  Englisii.  Sitting  one  day  in 
a  Welsh  hole!  1  overheard  two  gCntlenien  talking  about  Englisii  pronunciation. 
B(jtli  spoke  excellent  English,  neither  Northern  nor  Southern,  but  leaning  some- 
times  to  the  one  and  sometimes  to  the  other.  Both  agreed  in  ad.miring  wiiat  they 
calied  \Vest-end  London  English  and  in  detesting  East-end  London  P^nglish.  Both 
allowed  that  excellent  English  wr.s  spoken  in  Lancashire  anil  Yorkshire,  but  it 
was  too  corrcct.  Next  to  tiie  East-end  description  both  considered  the  most  de- 
testable  English  at  present  current  to  he  that  of  the  "louder"  sort  of  underg:a- 
duates  at   Oxford  and   Cambridge! 

It  seems  then  that  to  a  neutral  ear  good  Northern  English  scunds  some- 
what  bookish  and  formal,  whilst  .S'outhern  lüiglish,  lliough  admirable  in  its  best 
forms,  is  verv  widelv  vitiated  by  Cocknev  vulg.irity  and  ai'istoci'atic  alTectation. 
The  best  English  is  spuken  by  the  best-educated  English  socicty.  and  that  is 
fjuite  as  much  Northern  as  .Southeiii.  The  reasons  why  the  middle-class  Northcrner 
is  usually  so  much  more  "corrcct"  in  speech  than  his  Southern  countryman  are 
to  be  found  in  their  contrasted  Systems  of  secondary  education.  A  Century  ngo 
the  middle-class  Northcrner  s])oke  his  local  dialcct.    Roscoe,  the  Liverpool  bankcr- 


R.  J.   Li.ovi).  107 

historiaii .  was  noted  in  tlie  House  of  Conimons  for  liis  brond  Lniicastiianisms. 
Bnt  in  tlie  iiext  ojeneration  Lancaslnre  took  great  pains  to  acqiiirc  polite  English ; 
and  it  gave  rise  to  the  two  classic  oratnrs  of  tlie  Century,  Gladstone  and  Briglit 
From  tliat  dav  to  tliis,  Knjrlisli  lias  bcen  taiight  in  Noithern  secondarv  schools 
as  it  never  has  been  taught  in  the  South,  except  in  sonie  girls'  scliools ,  and  in 
some  boys'  schools  of  quite  recent  foundation.  'llic  so-calied  "public"  sciiools. 
Eton,  HaiTow,  Rugbv  etc..  whose  exaniple  doniinates  all  secondarv  instruction 
in  the  South,  continue  to  practise  to-day  the  same  uttcr  ncglect  of  their  native 
language  which  has  long  characterized  theni  all.  Hence  we  find  Mr.  Sweet  saving 
{Bafidhook,  p.  112),  "Mv  pronunciation  is  entirely  natural  and  untaught  —  as 
much  so  as  that  of  any  savage.  1  never  was  taught  either  PLnglish  pronunciation 
or  English  gramniar  at  school'":  and  we  readily  understand  that  he  teils  the  exact 
truth  about  the  male  population  of  Southern  England  when  he  says  that  such  a 
thing  as  "Standard  English  pronunciation"  did  not  exist  there.  Miss  Soames' 
book,  however,  is  a  valuable  testimony  that  this  utter  hisoiiciancc  did  not  extend 
completely  to  the  other  sex. 

I  liave  already  (Ph.  sl.  V.  80)  pointeil  out  how  grcatly  the  .stability  of 
Southern  English  is  affectcd  by  the  innovating  tendencies  of  modern  Eondon. 
The  above  considerations  will  scrve  nn  the  other  band  to  shew  how  its  powers 
of  resistance  have  been  weakened  by  the  absence  of  authoritative  teaching.  It 
was  but  natural  that  when  Southern  English  was  deserted  by  her  natural  protector, 
the  Southern  schoolmaster,  the  Cockney  and  the  languid  swell  .should  combinc  to 
work  their  wicked  will  u])On  her  purity.  Hence  the  gap  wiiicii  in  a  compara- 
tively  Short  tinie  has  grown  up  between  Northern  and  Southern  English. 

It  is  verv  interesting  to  note  (Grandgent:  German  and  En^Ush  Sounds, 
Ginn.  Boston,  1892)  that  a  similnr  division  seems  to  have  been  growing  up  at 
the  same  time  between  New  England  and  the  rest  of  the  Northern  States.  Bo.:ton 
resembles  London,  but  the  older  types  of  the  language  have  been  more  firmly 
held   by  a  conservative  democracy. 

I  regard  it  therefore  as  a  fault,  not  easy  at  present  jierhaps  to  avoid.  but 
certainly  to  be  got  rid  of  as  soon  as  practicable.  to  !)ase  any  instruction-book  in 
English  exclusively  upon  the  practice  of  tlie  South.  There  are  some  Southern 
lorms  which  are  tolerated  in  tiic  Nortli  l)Ut  seldoni  imitaterl.  In  tliese  cases  the 
Northern  form  is  fully  entitied  to  rank  ns  good  English  alongside  of  the  Southern. 
But  there  are  Southernisms  which  tiie  North  does  not  tolerate.  but  vehemently 
rejects.  Such  are  Mr.  Western's  transcriptions,  wot,  unit,  wiil,  etc.  for  7i'hat, 
wheat,  wJuel,  etc.  What  is  to  be  done  here?  Northern  educated  people  say  hivot, 
hiuiit,  hwiil,  and  they  scout  tlie  Southern  forms  as  inadmissible  corruptions.  It 
seems  to  me  that  the  Northern  forms  are  preferable,  simply  because  they  are  the 
more  conservative.  It  will  be  a  iiappy  day  for  our  language  when  its  phonetic 
foiTTis  become  fixed  and  its  phonetic  history  bccomes  a  blank.  In  qucstions  of 
orthoepy  the  interests  of  thought,  literature  and  society  are  entirely  upon  tlie  con- 
servative side.  These  are  the  interests  for  whicli  language  chiefly  exists;  and  all 
conscious  interference  with  language  .ought  to   be  bent  to  their  supjiort. 

On  opening  Spoken  English  the  first  thing  which  strikes  one  is  the  want 
of   a    few    words  of  preliminary  eNpl.in.itif>]i.     The  table  of  sounds  and  symbols 


io8  Rezensionen. 

is  placeil  at  tlie  eiid  :  am!  though  the  rearler  is  informed  in  tlie  preface  tliat  tliere 
is  a  systematic  indication  of  stress,  he  is  left  either  to  divine  this  systein  for  liim- 
self  or  to  refer  for  explanation  to  tlie  Pkotutic  Teacher  for  1888.  Would  it  not 
be  better  to  traiisfer  the  table  of  soiinds  to  the  beginning,  and  to  couple  with  it 
a  few  lines  of  explanation  about  the  indications  of  stress?  The  Symbols  employed 
are  very  convenient  for  printing  purposes:  and  that  contributes  materially  to  the 
eminent  compactness  and  legibility  of  the  transcriptions.  But  it  is  at  the  cost  of 
using  the  same  symbol  in  a  more  or  less  varying  significance.  It  is  convenient, 
for  example,  to  \.x7s.\\i\i\^XAift  fight  a\v\  out  \w\.o  fait  7mA  aut,  hvX  fait  7\\\A  icut  \vn\x\(\ 
h.ive  been  more  consistent  with  the  other  symbols  employed.  The  a  in  call  is 
not  the  exact  long  of  the  0  in  hot:  and  they  differ  more  in  articulation  than  they 
do  in  sound.  If  hen,  fale,  and  fair  are  to  be  written  htn,  fe-t  fc3,  it  seenis  de- 
sirable  to  state  that  the  (irst  c  is  short  and  open,  the  second  long  and  close,  and 
the  third  long  and  o]>en.  And  so  on  for  the  other  vowels.  The  symbols  of  the 
consonants  leave  nothing  to  be  desired,  except  perhaps  the  iise  of  Sweets  long  / 
for  sh  instead  of  the  symbol  htre  employed,  which  is  too  much  like  /.  But  of 
course  these  criticisms  have  little  practical  application  so  long  as  the  book  is 
used  under  the  imniediate  oversight  of  a  competent  teacher. 

And  as  to  the  transliterations  themselves ,  which  constitute  the  raison 
d'etre  of  the  work,  little  can  be  said  that  is  not  of  a  highly  comniendatory 
character.  To  niv  own  ear  the  dropping  of  h  in  minor  woids  is  too  frequent, 
and  many  vowels  are  rendered  bv  the  obscure  3  which  retain  a  secondary  accent 
in  Northern  Speech.  The  mntation  of  e  into  i  in  example  etc..  or  a  into  i  in 
fortunatc  etc.,  is  also  specifically  Southern:  and  the  dropping  of  the  /  in  /  naist 
run  would  greatly  offend  a  Northern  ear.  But  in  other  cases  specific  Southernisms 
have  been  set  aside  in  favour  of  other  and,  as  it  seems  to  me,  preferable  forms. 
The  wh  is  not  reduced  to  70:  the  past  participle  of  the  verb  to  he  is  written 
bi-fi,  not  hin:  and  alternative  forms,  not  so  specifically  Southern,  are  offen  given. 

Dr.  Jespersen  exjnesses  a  fear  that  he  has  not  excised  all  the  Gallicisms 
which  niay  naturally  have  crept  into  sentences  translated  from  the  French.  and 
there  are  certainly  a  few  which  require  alteration,  such  as  "Where  does  the  wind 
come  from?"  (p.  4).  "Do  you  feel  that  smell?  The  soup  has  a  sin^ed  tsLste" 
(p.  lü).  '•]  owe  you  a  small  cup  of  coffee"  (p.  36).  '-Wliat  is  your  time?" 
(p.  42).     "How  many  times  does  the  tramcar  pass  ?"  (p.  56). 

I  will  conclude  by  mentioning  a  few  misprints,  but  simply  with  a  view 
to  Iheir  correction. 

|).   5  g^tif^  for  getitj :  a-lredi  for  ä-lrcäi 

p.    13  ntdde  for  inads 

p.  41    ri-trii  for  ritrn 

p.  47  letebäks  for  Ictdbäks 

)).   49  imidystli  for  iimdjstli 

p.  55  tfe'nd\   for  tse'ndz,d 

2.  Herr  Western's  book  has  the  advantage  of  a  carefully  written  intro- 
ductorv  exposition  of  English  ]>honetics,  and  as  this  refers  strictly  to  the  sounds 
of  Southern  English  it  might  be  used  with  advantage  as  a  preliminary  to  the 
work   just  reviewed.      Ilis  svstem  of  svmbols  is  different,   but  it  is  easv  to  iden- 


R.  J.  Lloyd.  109 

titv  tlie  paiis  of  symbols  whicli  aie  equivaltiit  to  each  üther  in  tlie  two  systtms. 
The  symliois  employed  in  Herr  Western's  work  are  on  thc  wliole  niore  coiisisteiit 
with  cacli  other  tlian  those  useil  in  Spokev  Eus^lish:  Liit  011  tlie  other  liand  tliey 
nre  iniich  less  compeiuliou.s.  Expressions  like  fri  aiul  0011  for  the  common 
vowels  of  name  and  />one  seem  needlessly  cumhrous:  and  it  is  dift'icult  to  see  wliy 
every  e  in  the  language  is  symboiized  by  e\  foi"  an  exctdient  opportunity  is  thus 
thrown  away  of  distinguishing  typographically  lietween  tlie  dose  e  of  iiame  and 
the  open  e  of  tkem  and  tlure..  Surely  it  is  a  mistake  also,  in  a  discourse  which 
is  hefore  all  things  phonetic,  to  borrow  from  French  prosody  the  very  unphonetic 
idea  that  words  such  as  namc  and  life  end  with  a  7Joivel,  and  iiiay  therefore  be 
classed  as  "open"  syllables. 

The  phonetic  portion  of  the  work  is  fullowcd  by  a  very  elaborate  and 
iiseful  code  of  rules  for  (Southern)  English  Pronunciation.  These  are  very  seldom 
at  fault  except  when  the  author  attempts  to  indicate  the  only  exceptions  to  some 
ruie  just  given.  .Such  attempts  imply  a  more  exliaustive  acquaintance  w^ith  the 
evergrowiiig  English  dictionary  than   a   native  would   lightly   lay  claim  to. 

On  p.  i:^  are  given  the  ojily  words  in  which  the  letter  a  is  sounded  as 
\w  fathcr :  but  these  fail  to  include  many  fornis  of  recent  origin  such  as  tcmiato 
and  panorama,  or  even   thc  common  interjections  ah  and  hah. 

On  p.  16  are  given  the  only  words  in  which  a  is  soundefl  as  in  stränge: 
but  ränge  and  grange  are  wanting. 

On  p.  29  it  is  stated  that  the  vowel  fornis  ieu  and  icw  only  occur  in 
adicii  and  vinv.     What  shall  we  sav  then  about  Heu,  purlieii ,    review ,  piirview ? 

On  p.  30  ai'j  given  th.e  only  words  in  which  ort  has  the  valuc  v;  but 
choiigh,  cloiti^h,  songh  and  slough  are  not  found  there. 

A  little  Iower  down  on  the  same  page  are  given  rough  and  knowledge  as 
the  only  words  in  which  ou  or  mv  has  the  value  ;>.  bi  that  case  liow  shall  we 
pronounce  trough  ? 

There  are  also  a  considerable  nuniber  of  lists  of  exceptious  given  which 
the  i-eader  niight  easily  think  to  be  cxhaustive,  although  this  is  not  cxpressly 
stated  to  be  the  case.  I  find  1  have  marked  nine  such  cases  in  the  course  of  mv 
perusal.  Il  would  certainly  be  better  to  add  a  word  or  two  to  shew  in  these 
cases  that  the   list  is  not  exhaustive. 

The  use  of  a  book  like  this,  howevcr,  consists  much  less  in  the  com- 
pleteness  of  its  lists  of  exceptions  than  in  the  correctness  of  its  general  rules: 
and  these  are  for  the  most  part  exceedingly  accurate.  Sonic  of  tlieni  luiglit  be 
extended  a  little.  as  for  an  example  on  p.  ;J4,  where  t  might  be  added  to  /  and  ;/ 
when  it  is  said  that  ch  is  sounded  as  sh  aftcr  /  and  ;;.  But  there  are  a  few  rules 
given  which  cannot  be  accepted  as  correct.  even  as  regai'ds  Southern  English. 

It  is  stated  on  p.  ;30  that  accented  on  and  010  are  sounded  ooti  (=  c  in 
hone^  in  the  ending  of  a  word  and  befoie  /.  This  is  not  intended  as  a  universal 
rule,  because  examples  quite  contradictory  to  it  occur  in  the  preceding  paragraph. 
But  it  is  not  even  a  general  rule.  As  regards  /,  the  following  contrary  examples 
occur  to  me  as  I  write:  cowl ,  howl ,  foul ,  fo^ol ,  /iw/,  oud ,  voivl ,  growL  seo'wl, 
prowl:  which  constitute,  1  imagine,  a  majority  of  the  words  of  this  form  in  the 
language. 


HO  Rezensionen. 

'Ihe  uinsi  seiiüus  enor,  however,  occurs  on  p.  :}!,  wiiere  it  is  st;ited 
lliat  tlie  letter  a,  if  it  stand.s  in  the  syllable  preceding  the  accent,  imiversally  beconies 
3.  This  is  t'ar  from  true  in  SoutheiMi  Englisli,  and  verv  far  froni  true  in  Northern. 
1  have  been  at  sonie  pains  to  exaniine  Herr  \VL'Stern's  phoiietic  vocahulai  y  (Wörter- 
verzeichnis »lit  Aussprache)  and  it  is  ])erfectly  clear  to  nie  that  for  all  that  large 
class  ot'  words  sucii  as  activily ,  Champagne,  chastise,  where  t\\  o  consonants ,  of 
which  the  second  is  a  stop,  intervene  bctween  the  a  and  the  accent  there  is  no 
such  ohscuration .  even  in  the  South.  A  similar  eri"or  occurs  on  p.  33,  where 
the  obscure  sbl  is  given  as  the  phonetic  version  of  tlie  terniination  -ihlc.  In  these 
two  oases  at  least  Herr  Western  seenis  inclined  to  be  Anglis  ipsis  Aiiglior :  tor 
Miss  Soames  gives  an  express  waiiiing  (Phonetics  \).  ,52)  against  this  pai'ticular 
perversion   of  /. 

The  sanie  teiiilency  to  an  undue  niultiplication  of  cbscure  vowels  pervades 
the  vvhole  vocahulary.  The  exani})les  (Sprachproben)  which  follow  the  vocabu- 
lary,  and  which  comijlete  the  boolc,  aie  not  equally  open  to  this  objection.  be- 
cause  one  is  at  libertv  to  suppose  that  they  are  spoken  at  a  rapid  rate  and  with 
very  jironounced  acceiituiition.  lUit  1  take  it  that  in  a  vocabuhuy  the  pronun- 
ciation  of  a  word  ought  to  bc  indicated  in  its  independent  form,  such  as  it  would 
possess  if  it  fornied.  .singlv,  the  answer  to  a  question.  When  the  word  is  first 
learned,  it  ougiit  to  be  leajiied  in  this  form,  and  no  other.  übscuration  will  come 
of  itself,  under  stress  of  speed  and  emphasis.  But  if  we  are  to  slart  with  the 
obscured  forms,  Heaveu  only  knows  what  we  shall  come  to;  for  actual  speech  is 
like  artillery  jnactice.  We  always  hit  a  mark  soniewhat  lower  than  that 
which  we  aim  at  —  at  any  rate  in  unaccented  syllables.  The  word  purpiir 
(|)p.  34  and  7y)  oiight  to  be  expimged:  and  it  would  puzzle  any  one  to  sing  the 
second  line  oi^'Rtde,  Britamiia"'  with  the  ])ronunciation  here  given  forßs?<;r(p.  47): 
jmizi'^zdh  for  tisage  is  clearly  a  njispiint  (].).  91).  So  also  is  jjrobabjy  fc(ib 
for  failure.     These,   however,   are   hleuiishes  which   it  will   be  easy  to  leniove. 

LiverM'l.  R.   J.   Ll.OYD. 


F.  Tec'HMEK.  Beiträge  zur  geschichte  der  französischen  tind  englischen  phonetih  und 
phonographie.  1.  |  einziger]  teil,  mit  4  tafeln  und  3  Figuren,  Heilbronn  1 889. 
(Sonderabdruck  aus  dei'  Internat,  zs.  f.  allg.  sprachzv.:  IV  339  —  373,  \'  145 
—  297  luit  der  ursprünglichen  seitenzahknig,  feiner  -  mit  373''  und  14Ö-''  be- 
zeichnete tafeln  und  dazu  neu:  1  blatt  vorwort,  2  blatt  nachtrag  und  1  Idatt 
Inhaltsangabe). 

Dei'  um  die  erforschung  dei'  sprachlaute  und  um  die  Verbreitung  laut- 
physiologischer kenntnissL-  verdiente,  seither  leider  schon  aus  diesem  leben  ah- 
lierufene  vf.  macht  uns  iij  dem  kleinern  (dem  IV.  bd.  der  Intei-nat.  zs.  f.  allg. 
sprachw.  entnommenen)  abschnitte  mit  dem  schwer  zugänglichen  Essay  towards  a 
real  characler  and  a  philosophical  langiiage  von  Johann  Wilkins,  London  1668, 
bekannt,  indem  er  zunächst  dessen  voiläufer  auf  dem  gebiete  der  Universalsprache 
■  und  Universalschrift   kurz  vorfühlt,   dann  den   inhalt  der  ersten   zwei  teile  der  ab- 


Gartnek;   H.   Mokf.  iii 

iKinilkmg  iingibt  uii'l  eiidlirli  iüiil  Uapittl  des  ;{.  teilt-s  (coiiccniini^  natural gramniai) 
und  zwei  stellen  aus  dem  4.  teil  abdruckt.  Nocli  leliireiclier  ist  der  zweite 
;)bsclinitt,  worin  T.  n.icli  einer  vorwiegend  die  ausspräche  des  lateins  behandelnden 
einleitung  eine  reihe  verschiedener  arbeiten  von  1528  bis  1889  in  seiner  rasch 
orientirenden  weise  bespriciit .  am  eingehendsten :  Paris ,  Extraiis  de  la  eh.  de 
Roland  1887,  Meigret,  Lc  Trctlc  de.  la  Graiiim.  /rang,  lööü  (Füisler-V'onniöller 
1888),  Blosses,  Tratte  de  la  Formation  ?neehanii/ue  des  Langucs  IT^'ö.  Beauzee  (in 
A^x  Encyclopedie  inethodiqiie  1782  IT.),  Volney,  IJ Alfahct  europeen  l8l'j,  Havel, 
Snr  la  Naturc  physiol.  des  A'asales  et  des  L  1872,  Havet,  Ohservations phonet.  d'un 
pro/,  aveugle  1873,  Ballu,  Ohservations  sitr  Ics  Elements  itiusicaux  de  la  l. /rang. 
(Flianct.  stiid.  II),  Sachs- Villatte,  Dictiotmaire  encyclop.  1887,  Passy,  Lc  Frangais 
parle  1886.  Passy.  Les  Sons  du  Fratisais  l88ij,  Beyer,  Das  lautsystem  des  neii- 
franz.  1881,  Bever.  Franz.  ph&netik  1888,  Koschwitz.  A'ctifranz.  formenlclire  l8«8, 
Suchier,  Die  franz.  und  prov.  spräche  ((iröluMS  Grundriss  I),  Gillieron  et  Rous- 
selot,  Rctnie  des  Fatois  galloromans  1887  f..  Brcai.  La  Reformc  de  TOrthogr.  fraiig. 
(Revue  des  deux  Mondes  1889).  Wie  die  ganze  thätigkeit  Techners  auf  dem  felde 
der  phonetik,  so  wird  auch  die  vorliegende  veröftentlicliung  am  besten  durch  den 
niahnruf  gekennzeichnet,  den  er  s.  2tK)  (in  einem  etwas  gewagten  grieciiisch)  an 
die  jünger  der  phonetik  richtet:  Ovt^fi^  <l(i>v 'lyi'u  t-uin-i. 

Czerno2üitz.  Gakt.nkk. 


L.  CLKDAT.  Freds  d'orthographc  et  de  graf/iniairc  plionetiques  pour  renseignemeni 
du  frangais  h  Vetrangcr.     Paris,  RIasson,    l8(p,  92  S.    8". 

Das  biichlein  ist  vom  autor  unter  den  schütz  und  in  den  dienst  der  .Uliancc 
francaise  gestellt,  jener  weitverzweigten  gesellschaft,  welche  die  Verbreitung  der 
französischen  spräche  im  ausländ  sich  zui'  aufgäbe  macht.  Es  soll  die  lösung 
dieser  aufgäbe  dadurch  erleichtern  helfen,  dass  es  die  eilernung  der  spiache  ver- 
einfacht. 

Wm\   wird   gewiss  dieser  absieht   svniiialhiscli  gegenüberstehen.   — 

Nun  ist  es  füi'  die  art  und  weise,  wie  Cledat  diese  absieht  verwirklicht 
hat.  charakteristisch,  dass  er  von  einer  Vereinfachung  der  französischen  oithogra])hie 
ausgeht.  Es  ist  augenscheinlich,  dass  der  veif.  durch  seine  mannigfache  und 
fiuchtbare  thätigkeit  auf  dem  gebiete  der  (irlhograiihieieform  auf  den  gedanken 
geliiacht  worden  ist,  die  ausl.'inder  mit  in  das  interesse  der  fiage  zu  ziehen,  die 
ihm  selL)St.  mit  recht,  so  sehr  am  herzen  liegt.  Sie  sollen  helfen,  gegen  die  feste 
der  akademischen  rechtschreibung  stürm  zu  laufen,  ja  sie  sollen  in  diesem  ansturm 
eine  vorgeschobene  kolonne  bilden. 

Das  scheint  mir  die  pensee  intime  dieser  schrift  zu  sein,  dieser  neuen  fran- 
zösischen sprachlehie.  welche  fast  zu  einem  drittlcil  schiifllelire  ist.  Ich  glaube 
dem  verf.  nicht  unrecht  zu  thun,  wenn  ich  sage,  dass  nicht  die  absieht  eine 
phonetische  grannuatik  zu  schreiben,  ihn  zum  \orschl.ig  einer  verei\ifachten  plione- 
tisirenden  rechtschreibung  geführt  hat,  sondern  umgekehrt,  dass  das  bedürhiis,  für 
den  gedanken  der  orthogra]ihierefoin]  neui-  truppen  zu  werben,  ihm  rlen  plan 
dieser  grammatik  eingei^ebcn   hat. 


1 1  2  Rezensionen. 

Es  ist  ileiiii  auch  aiigeiisclieiiilich  der  erste,  die  schreiliUiig  betreffemle  teil 
mit   nielir  liebe  ausgearbeitet  als  die  eigentliclie  giariimatik.   — 

Diesem  ersten  teil  liegt  der  gedanke  zu  gründe,  dass  für  den  ausländer  von 
nTiteti   sei  (p.  ö)  : 

1 .  de  parier  la  latigitc  fra?ii;aise  aussi  correctement  ijtie  possible '  / 

2.  de  la  lire  teile  qu'ellc  se  pr heilte  ir  ejix  avec  Porthogy-aphe  officielle ; 
•>,.    de   rkrire   DK    MAMKKK    \    SK    KAIKK    CO.MPRKVDRE. 

Cledat  wird  also  nicht  eine  rein  phonetische  graphie  lehi-en,  die  mit  be- 
sondern zeiclien  arbeitet,  sondern  eine  Schreibung,  deren  Vereinfachung  allerdings 
darin  gesucht  wird,  dass  sie  ohne  etymologische  velleitäten  einfach  den  laut  zur 
richtschnur  nimmt.  Es  arbeitet  diese  phonetische  notirung  mit  dem  bescheidenen 
Zeichenmaterial  der  gewöhnlichen  alphabete  und  stellt  also-  einen  kompromiss 
zwischen  streng  phonetischer  und   historischer  aufzeichnung  dar: 

L'.lllemngjp  c  V Augletlr  on  össc  Icur  pri  de  i'avt' ,  c  il'  ii'y  a  la  ricn  de 
siirprenait  (p.   26). 

Ks  ist  <liese  schrift  un/.weifelhal't  von  •sinnreicher  erfindung  und  sie  genügt 
gewiss  den  t)eiden  anforderungen  der  leichten  erlernbai'keit  für  den  schreibenden 
ausländer  inid  der  veiständlichKeit   l'ür  den   lesenden   franzosen. 

Gibt  sie  im  detail  zu  wenigen  ausstellungen  veranlassung,  so  erhebt  sich 
ein   um  so  sehwerei'  wiegendes  prinzipielles  bedenken   gegen  sie. 

Cledat  macht  einen  wesentlichen  unterschied  zwischen  den  anforderungen, 
ilie  er  an  das  s]3rechen  und  denjenigen,  die  er  an  die  rechtschreibung  des  aus- 
länders  stellt:  sprechen  soll  er  koriekt,  aber  im  schreiben  kann  er  sich  damit 
begnügen,   dem  äuge  des  franzosen   überhaupt  verständlich   zu  sein. 

Der  nicht  linguistisch  geschulte  leser  wird  diese  lehre  nicht  ohne  Verwun- 
derung hören  und  fragen  :  Wenn  der  ausländer  im  punkte  der  lechtschreibung  sich 
sein  eigenes  einfacheres  System  zurecht  machen  darf,  ein  system  das  der  herrschenden 
Orthographie  allerdings  ähnlich  genug  ist,  um  von  dem  gebildeten  franzosen  gerade 
noch  verstanden  zu  werden,  obschon  es  unstieitig  in  jedem  worle  sein  äuge  aufs 
empfindlichste  verletzt  —  darf  denn  nicht  dei'selbe  ausländer  auch  im  sprechen 
seine  aspirationen  darauf  beschränken,  sich  ein  ihm  passendes  einfacheres  franzö- 
■  sisch  zu  machen,  das  auch  gerade  hinreicht  ä  se  faire  comprendre ?  Er  wird  zwar 
mit  jedem  satz  das  ohr  des  fi"anzosen  quälen,  aber  er  quält  ja  mit  seiner  Schrei- 
bung auch  das  äuge.     Ist  nicht   dem   obre   billig,   was   dem  äuge  recht  ist? 

Und   ich  glaul)e,  dass  diese  frage  nicht  so   unberechtigt  ist. 

Gewiss  lässt  die  wissenscluift  darübei'  nicht  im  zweifei,  dass  die  Ortho- 
graphie nur  das  kleid  der  s|)rache  ist  inid  dass  man  schlecht  orthographiren  und 
doch  ein  feines  spi'achgefühl  haben,  die  sjjrache  trefflich  beherrschen  kann.  ,\ber 
diese  wissenschaftliche  erkenntnis  ist  —  leider  —  nicht  gleichbedeutend  nüt  dei 
anschauung,    die    im    inaktischen    leben    herrscht.     Hier    heirscht    vielmehr    eine 


'  Der  verf.  fügt  hiei'  hinzu:  et,  pour  cela,  d'en  contiaitre  la  gra/nniaire  et 
le  vocahidaire  essentiel  —  die  kori'ekte  lautgebung  wird  nicht  erwähnt  und  ilieser 
grundlegende  phonetische  gesichtspunkt  konimt  im  ganzen  büchlein  nicht  zu  seinem 
rechte;   cf.   unten. 


H.  MoRF.  1 1 3 

kolossale  rihi-isdiätzimg  lier  Wichtigkeit  der  orthogniphie :  sie  ist  hier  ger;v!ezu  zum 
gradmesser  der  hildung  erhoben  worden.  Die  kenntnis  der  Orthographie  scheidet, 
nacli  landläufiger  ansieht,  gebildete  und  ungebildete.  Das  haben  wir  dei-  schule 
zu  verdanken. 

Gegen  ilieses  mächtige  Vorurteil  soll  nun  der  ausländer  kühn  den  Vormarsch 
beginnen !  Kin  cnfani  perdu,  wird  er  seinem  geschick  dabei  nicht  entgehen :  er 
wird  ein  verlorener  posten  sein.  Die  tausende,  welche  die  fremde  spräche  lernen, 
um  ihre  existenzbedingungen  damit  zu  verbessern,  die  jungen  kaufleute  z.  b.,  sie 
könnten  hoffen,  auf  einen  brief  in  cledat'scher  Orthographie  hin  in  Stellung  zu 
kommen?     .\uslaehen  würde  man  sie! 

Wer  im  kämpf  ums  dasein  auf  seine  kenntnis  des  französischen  zu  rechnen 
hat.  dci-  muss  in  der  üblichen  Orthographie  schreiben. 

Die  cledat'sche  Schreibung  passt  für  leute,  welche  an  ihre  sprachkeiintnis 
keine  praktische  Verwendung  zu  knüpfen  gezwungen  sind.  Sie  ist  eine  studir- 
stubengraphie,  eine  theorie,  sinnreich  —  aber  ohne  aussieht  auf  Verwirklichung, 
weil   sie   vor  den  anforderungen  des  lebens  nicht  stand  hält. 

IcJi  glaube  also  wirklicli,  dass,  was  dem  ohr  recht  ist,  dem  äuge  billig 
ist.  aber  in  den)  sinne,  dass  heute  beider  rechte  so  mächtig  und  einflussreich  sind, 
dass  der  ausländer  sich  ihnen  in  gleich  respektvoller  weise  zu  unterwerfen  hat. 
Ja,  bei  näherem  zusehen  wird  man  leicht  erkennen,  dass  die  anspräche,  welche 
das  äuge  an  die  Schreibung  stellt,  noch  rigoroser  sind,  als  diejenigen,  welche  das 
ohr  gegenüber  der  lautsprache  erhebt :  der  orthographische  fehler  wird  weniger 
k-iclit  verziehen  als  der  Sprachfehler. 

Die  reform  der  französischen  rechtschreibung  muss  der  ausländer  dem 
franzosen  überlassen.   — 

Die  p.  28  beginnende  Gramniaire  phonctiqtte  ist  ausschliesslich  flexionslehre. 
Ks  ist  bezeichnend,  dass  dieser  /a?//grammatik  das  kapitel  über  die  lantgebung 
fehlt.  Ind  doch  soll  das  buch  das  korrekte  französischsprechen  im  ausländ  ver- 
bleiten helfen  ! 

Was  nun  diese  flexiojislehre  anbelangt,  die  Cledat  auf  seine  neue  graphie 
aufbaut,  so  ist  sie  lehrreich,  einmal  durch  die  blosse  thatsache,  dass  hier  die 
morphologischen  demente  des  französischen  in  ihrer  lautlichen  gestalt  aufgeführt 
werden,  und  dann  durch  eine  reihe  nebenher  gehender  bemerkungen,  z.  b.  über 
die  liaison  (pp.  3t  ff.;  41 :  55)  und  au-rh  dadurch,  dass  verf.  gelegentlich  einige 
eigentümlichkeiten  südfranzösischer  lautgebung  zeigt.  Andererseits  muss  getadelt 
werden,  dass  'die  rein  phonetische  betrachtungsweise  nicht  konsequent  genug 
durcligefühi  t  ist.  Es  verrät  sich  dies  nicht  nur  in  kapitelüberschriften  wie : 
Modißcatioit  des  LKTTRES  qui  prccedent  la  ßexion  pp.  73 ;  74.  sondern  tritt  beson- 
ders deutlich  zu  tage  in  der  ganzen  disposition  des  Stoffes.  Der  verf.  zeigt  sich 
hierin  noch  zu  sehr  von  der  anschauungsweise  der  traditionellen  schulgrammatik 
beherrscht.  Diese  „phonetische"  flexionslehre  des  französischen  ist  ganz  aus  dem 
regelgeiste  der  herkömmlichen  unt«rrichtsweise  heiaus  komponirt.  Der  verf.  kon- 
struirt  komplizirte  regeln  und  bucht  daneben  sorgsam  seltene  ausnahmen  und 
Singularitäten.  Er  trennt  phonetisch  gleichartiges,  weil  er  nocii  allzu  sehr  am 
buchstaben    hängt.     Er   geht    überall    von    der    kürzern    wortform  aus,    d.  h.   von 

l'!ioncii-clie  Studien.     VI.  8 


1 1 4  Rezensiomen. 

derjenigen,  die  sich  voj'  folgendein  konsonantisclieni  wortanlaul  duicli  verslununuMg 
der  finalis  gebildet  hat,  wählend  die  jjhonetische  gramniatik  von  fler  längeren, 
älteren  form,  wie  sie  in  den  gebräuchlichen  liaisons  vorliegt,  auszugehen  hat  und 
So   z.   1).   auch   lieini  adjektiv   von   der  feniininfonn. 

Kurz,  die  flexionslehre  Cledats  zeigt  nur,  wie  die  herkömmliche  grannuatik 
aussieht,  wenn  man  ihr  ein  phonetisches  mäntelchen  umhängt,  nicht  aber  wie  sie 
sich  darstellt,  wenn  sie  aus  den  ihr  eigentündichen  gesichtspunkten  heraus  auf- 
gebaut wird. 

Eine  syntax  zu  geben  hat  verf.  ui:terlassen :  L'orthographc  phonctiquc  iie 
7nodiße  rHude  de  la  sviitaxe  ijn'en  snpprimant  toictes  les  regles  qiii  nc  se  maiit festem 
pas  daiis  la  proionciatioti.     Celle  siippi-esston  i/'a  pas  hesoin  d'tirc  indiqiice  (p.  28.  n). 

Wäie  der  verf.  in  das  wesen  phonetischer  Sprachbetrachtung  liefei"  einge- 
drungen, so  hätte  er  sich  von  einer  konsequenten  darstellung  der  syntax  des 
wichtigen  und  interessanten  wohl  mehr  verspiochen  und  sein  buch  wäre  dabei 
besser  proportionirt  und  selbständiger  ausgefallen. 

So  w'ie  es  ist,  wendet  es  sich  durchaus  an  leser,  die  schon  franz('>siscli 
können  und  zwar  es  recht  oi'dentlich  kTinnen.  Der  verf.  wird  im  ernst  niclit 
daran  gedacht  haben,  dass  z.  b.  ein  deutscher  anfänger  mit  hülfe  dieser  giammatik 
französisch  zu  lernen  unternehmen  könnte,  auch  wenn  derselbe  schon  so  weit 
iiber  die  elemente  hinaus  wäre,  dass  er  den  französischen  streng  akademisch 
orthographischen  text  zu  lesen  und  zu  verstehen  vermöchte.  Der  ausländer  aber, 
der  schon  französisch  kann,  wii"d  seine  rechnung  nicht  dabei  finden,  es  nach  diesem 
bliche  noch  einmal  zu  leinen,  um  die  mühsam  erworbene  herrschende  akademische 
Orthographie  dann  durch  die  cledat'sche  zu  ersetzen,  die  ihm  in  Frankreich  nur 
schaden   und  spott  einbringen   wird 

An  wen  wendet  sich  also  das  hucii  ?  An  den  französischlehrer  des  aus- 
ländes? Aber  welcher  lehrer  wird  es  wagen  dürfen,  seine  schüler  grundsätzlich 
und  ausschliesslich  schreiben  zu  lehren :  Lcz  ecsportatcur'  alemau  s'nnspress'  de 
repare  Ic  pert'  ke  Ic  grcv'  Iciir'  on  fcf  (sie)  eprottvc  .   .   .  ? 

Ist  solchergestalt  die  orthographische  Unterweisung,  welche  dev  cledat'sche 
Prccis  diesem  lehrer  bietet,  für  ihn  unverwendbar,  so  hat  derselbe  auch  für  eine 
.streng  phonetische  Unterweisung  iiereits  ungleich  viel  gründlichere  und  systoiuati- 
tischere  hülfsmittel  zur  Verfügung  als  diese  unvollständige  und  uneigentliche 
Gra?nmairc  phojicticjue. 

\\  ie  <ler  grundgedanke  des  ganzen  buches  utopistisch  ist,  so  scheint  mir, 
ist  auch  d.is  jiublikum  dessellien  im  lande  Utopien  zu  suchen. 

Zürich,  dezember   1891.  11.   MoKI'. 


M  I  S  Z  E  L  L  E  N. 

NACHTRÄGLICHES  ZIR  PHYSIOLOGIE  DER  AKZENTIATION. ' 

Eine  eiitgeg?twig. 

1.  In  band  1  s.  125  von  Streitbergs  Anzeiger  hat  Heusler  meine  arbeit 
einer  kurzen  besprechiing  unterzogen,  und  es  drängt  mich  umsomelir,  darauf  einiges 
zur  berichtigung  zu  antworten,  als  ich  den  rezensenten  als  geschulten  lautphysio- 
logen  kenne,  von  dem  verstariden  zu  weiden  mir  am  herzen  liegt.  Dass  icii 
mit  meiner  neuen  theorie  nicht  durchgedrungen  bin,  hat  mich  wenig  erstaunt  (s. 
auch  die  bemerkung  im  germ.  yahrcshericht  für  1891  s.  6),  ist  es  doch  immer 
eine  mühsame  arbeit,  gegen  eine  eingefleischte  tradition  anzukämpfen.  Das  soll 
mich  aber  auch  nicht  abhalten,  weiter  iür  meine  meinung  einzutieten,  ehe  micii 
wirklich  schlagende  gegengründe  eines  bessern  belehren.  Die  ausstell ungen  H.'s 
haben  meine  Überzeugung,  wenigstens  was  die  hauptpunkte  anlangt,  nicht  zu  er- 
schüttern veimocht,  zumal  da  auf  gianid  fortgesetzter  beobachtungen  meine  theorie 
immer  mehr  gestalt  und  leben  in  mir  gewonnen  hat.  So  bin  icii  denn  auch  im 
Stande  eine  der  hauptthesen  etwas  präziser  und  konsequenter  zu  fassen,  als  es  in 
meiner  schrift  geschehen  ist.  Ich  meine  die  these  von  der  „Solidarität  von  stärke 
und  höhe-.  So  habe  ich  mich  damals  ausgedrückt;  jetzt  möchte  ich  richtiger 
sagen :   Die  tiiese  von   der  ausschliesslichen  kchikopfthätigkeit  bei  der  akzentiiatioii . 

Die  ausatmung  geschieht  entweder  ungezwungen  oder  gezwungen,  l'n- 
gezwungen  „durch  die  automatc  zusanmienziehung  der  elastischen  lungen,  rippen- 
knorpel  und  bauchmuskeln" ;  gezwungen  durch  die  willkürliche  zu.^anmienziehung 
der  bauchmuskeln,  der  ;«;«.  iidercostalcs  und  infracostales,  sowie  des  m.  triangularis 
<les  brustbeins,  also  vermittelst  innervation  durch  die  psychomotorischen  Zentren. 

Die  relative  tonhöhe  eines  stimmhaften  lautes  hängt  ab  von  der  relativen 
thätigkeit  der  die  Stimmbänder  spannenden  bezw.  lockernden  muskeln. 

Die  stärke  (rapidität)  der  ausatmung  ist  ausserordentlich  schwer  zu  kon- 
trolliren,  während  die  tonhöhe  ganz  genau  bestimmbar  ist.  Ich  behaupte  nun, 
dass  die  chromatische  betonung  eines  Wortes  wegen  ihrer  akustischen  klarheit  bei 
Weitem  charakteristischer  ist,  als  die  dvnamische;    die    dvnamische    lasse    ich  als 


'  Vgl.   meine   habilitalion<^schrift :   Stärke,  höhe,  länge.    Strasshurg    1892. 


Il6  MiSZELI.EN. 

einstweilen  vinmessbar  bei  Seite  uml  halte  niicli  an  ilas  liaiulgieiHiclie,  die  graphisch 
(hiistellbare  tonhöhe. 

Die  frage  liegt  nun  nahe:  Was  charakterisirt  dann  speziell  den  hauptton 
bei  ilen  Verschiedenheiten  in  dei'  chromatischen  akzentuirung  der  verschiedenen 
spiachen?     Antwort:  Nichts  attderes,  ah  eine  enei-giscJure  kchlkofthäligkcit. 

Nehmen  wir  den  Österreicher,  den  alemannen,  den  Sachsen,  den  danen 
den  Schweden  —  so  chromatisch  verschieden  hier  überall  dei-  hauptton  klingen 
mag ;  alle  haben  eins  gemeinsam :  die  energische  inuskelthätigkeit  im  kehlkopf. 
D:iss  nun  das  kräftige  anspannen  der  Stimmbänder  in  der  hochbetontheit  auch  eine 
exspirationsverstärkung  mit  sich  bringe,  ist  möglich,  ja  sogar  wahrscheinlich,  da 
es  eines  grösseren  drucks  bedarf  um  die  iiift  durch  die  verengte  Stimmritze  zu 
zwängen;  die  exspirationsverstärkung  aber  leugne  ich  des  entschiedensten  für  die 
tiefbetontheit  {7uässer  in  gewissen  al.  dialekten).     Diese    behauptung  wird   durch 

Heusleis  ausspruch :  „Eine  spräche  für  die  ein  vers  rita  rita  rcssU  ein  Unding 
wäre,  spricht  die  endsilben  nicht  gleich  stark,  wie  die  Stammsilben"  keineswegs 
aus  dem  sattel  gehohen ;  höchstens  .wird  dadurch  eine  bedauerliche  Verwirrung 
angerichtet ;  denn  das  von  ihm  verwendete  zeichen  >  bedeutet  einen  vollen  haupt- 
ton mit  aller  kehlkopfthätigkeit;  diese  habe  ich  jedoch  den  endsilben  nicht  vindizirt. 
Die  energische  kehlkopfthätigkeit  bleibt  Privilegium  des  haupttons:  ob  dann  die 
endsilben  in  folge  ihrer  höheren  tonlage  eine  exspirationsverstärkung  annnehmen, 
ist  eine  andere  frage;  ich  lasse  ihre  bejahung,  obschon  ich  sie  in  meiner  schrift 
wahrscheinlich  gemacht  habe,  als  unsicher  dahingestellt,  bis  vollständig  zuverlässige 
npparate  die  sache  endgiltig  entscheiden.  Zu  bemerken  ist  aber  jedenfalls  —  und 
das  wird  Heusler  als  mein  Landsmann  bestätigen  — ,  dass  dieses  kinderverschen, 
wenn  echt  baslerisch  d.  h.  mit  tiefer  niederdrückung  des  kehlkofes  in  den  Stamm- 
silben gesprochen,   beinahe  nur  noch  die  endsilben   hören   lässt ;  etwa : 


t 


fT*  ~^yr-^=\ 


V     «/ — *>r»r*~  *   «r«r*~"1  etc 


r(i)     -     t3,     r(i)     -     ts  etc. 


;inung:    r*^'      w  H  ,  "^        aus    d-d'w    „adi 


vgl.    .uich     die    ähnliche    erscheinung:    r*^'      w  H  ,  '^        aus    d-d'w    „adieu"    und 

dia 


anderes  (s.   22). 

Ein    analoger    fehler  in   der  argumentation    liegt    da  vor,    wo  Heusler  den 
hexameter  als  kriterium   vorbringt:    „eine  spräche,   worin  ein  vers: 

dfKiioviOi    iit'Hov^-   ti.^\'   rri! *Kj iuXi)t\;   ukiufjf'f 

möglich  ist,  gibt  ihren  akutsilben  keine  Stimmverstärkung,  auch  keine  'geringe' 
oder 'unbedeutende'."  In  den  deutschen  schulen  spricht  man  allerdings  den  hexa- 
meter nach  H.s  bezeichnung  mit  vollständiger  nichtachtung  des  etymologischen 
akzents;  dies  kann  jedoch  für  das  altgriechische  kaum  gegolten  haben.  Versiktus 
und   wortakzent  lassen  sich  auch   mit  einisei'  Übung  sehi-  leiciit   dahin    vereinigen. 


E.   Hoffmann-Kkaver.  i  i  7 

(lass    eisterer  mit  extensiver,    Ittzlerer  mit  intensiver  hetonung    gejproclien  wird; 
wie  man  etwa  in  dem  schilier'sclien  verse: 

„das  fuiclitbaiif  gescliledit  der  naclit" 
oder  dem  lenau'schcn  : 

„ein   gar  herzliehfr  gesell" 
die    endsilben  -re    und  -her  mit    einigem    quantitativem    nebentonartigem    gewicht 
versieht,  ohne  dass  die  nehentöne  -/>ar-  und  -liel>-  ihren    iirsi)riniglichen  Charakter 
als  solche  einbüssten.  — 

2.  Ein  wörtchen  zur  Verteidigung  meiner  scheidmig  in  absoluten  und  rela- 
tiven akzent  sei  noch  beigefügt. 

Absolut  nenne  ich  einen  akzent,  der  einem  worte  konstant  anhaftet  d.  ii.. 
dann  immer  wieder  zu  tage  tritt,  wenn  das  wort  isoliit  und  affektlos  gesprochen 
wird :  relativ,  wenn  er  von  der  intention  des  sprechenden  abhängig  ist,  also  der 
ausdruck  eines  momentanen  psychischen  zustandes  sein  soll.  Wenn  icli  sage  „ge- 
troffen", so  liegt  der  absolute  akzent  auf  dem  0  mit  der  einer  mundart  jeweüen 
charakteristischen  tonlage.  Sage  ich  dagegen  „Er  war  nicht  nur  getroffen,  sondern 
auch  betroffen",  so  ist  dieser  akzent  für  mich  rekitiv,  da  absichtlich  ein  gegensatz 
ausgedrückt  werden  soll.  Ebenso  ist  jeder  Satzakzent  lelativ,  da  es  in  der  intention 
des  sprechenden  liegt  das  wichtigste  wort  hervorzulieben.  Der  haujitunterschied 
zwischen  ivillkürlich  und  unwillkiirUcli  bleibt  also  trotz  Heuslers  an  sich  richtigen 
bemerkungen  bestehen.  — 

In  andern  teilen  muss:ich  II.  recht  geben;  so  betreffs  der  erklärungsver- 
suche  für  ältere  synkopirungen  etc. ;  sind  wir  doch  über  die  gestaltung  des  akzents 
noch  zu  spärlich  unterrichtet,  als  dass  wir  ims  sicheie  Schlüsse  auf  die  sjirach- 
wandlung  erlauben  dürften. 

ZYirich.  im  august    1892.  E.   HokkmANN-KkaYKK. 


ZUR  REFORM  DES  NEUSPRACHLICHEN  UNTERRICHTS. 

Die  ervviderung  piof.  Glaunings  auf  meine  beurteilung  seines  Lc/irbjicks 
der  engl,  spräche  veranlasst  mich,  nochmals  darauf  und  damit  zugleich  auf  die 
reform  des  neusprachlichen  Unterrichts  zu  kommen.  Gleich  von  vornherein  will  ich 
zugeben,  dass  meine  ausstellung  an  der  regel  über  die  ausspräche  von  ^«  nach  /  hätte 
unteibleiben  können.  Die  von  Vietor  angegebene  monophthongische  scheint  aller- 
dings die  gebiäuchlichste.  Ich  hatte  mich  in  meiner  ansiclit  nur  durcli  meine 
erfahrung  leiten  lassen.  Dass  die  diphthongische  ausspräche  auch  sehr  veibreitet 
ist,  beweist  die  von  Gl.  selbst  angeführte  angal)e  von  Storni,  ausserdem  das  in 
England  sehr  viel  gebrauchte  Standard  Pronouncing  Dictionary  von  Nuttall,  welches 
den  diphthongischen  laut  des  u  in  Inte  und  vielen  ähnlichen  Wörtern  noch  in  der 
neuesten  mir  zugänglichen  aufläge  von  188"/  durch  eio  umschreibt,  genau  w'ie  das 
■u  in  eure.   —   Inwiefern  aber  der  herr  Verfasser  als   „warmer  und    eifriger  freund 


I  I  8  MlSZELLEN. 

der  reiorm  einen  'liirchaiis  veränfierten  K'urs  eingesclilawen"  haben  will,  kann  ich 
aus  seinem  lehrbuche  wenigstens  nicht  ersehen.  Seien  wir  nicht  im  unkhiren 
darüber,  dass  die  „reform''  nicht  nur  einen  neuen  weg  zu  einem  alten  ziel  erstrebt; 
sie  steuert  einem  neuen  ziele  zu  :  einleben  in  die  fremdsprache,  vertrautlieit  nüt 
üir,  fähigkeit.  sie  in  einem  bestimmten  gedankenkreis  als  ausdrucksmiltel  zu  be- 
nutzen. Das  haben  viele  ausgesprochen,  u.  a.  Bierbaum  in  seiner  schrift  Reform 
des  fremdsprachlichen  Unterrichts  s.  ,=16. '  Die  vielbcrufene  formale  bildung  braucht 
dabei  nicht  zu  kurz  zu  kommen.  Es  ist  schon  ein  gutes  stück  derselben  erreicht, 
wenn  fler  schüler  befähigt  wird,  gedanken  ausser  in  seiner  mutterspraciie  noch  in 
einer  fremden  spräche  auszudrücken,^  wohlgemerkt  nicht  nur  aus  der  einen  in  die 
andere  mühselig  zu  übersetzen.  Dazu  kann  er  durch  Übersetzungsübungen  an 
einzelsätzen  nicht  kommen,  wohl  aiier  dadurch,  dass  er  möglichst  viel  gedanken- 
inhalt  in  fremdem  gewande  in  sich  aufnimmt,  verarbeitet  und  ?o  nach  Inhalt  und 
form  beherrschen  lernt.  Wer  sprachen  lehren  will  durch  übersetze^  von  zu- 
sammenhanglosen Sätzen,  —  ich  habe  es  selbst  jahrelang  so  getrieben  und  hin 
als  schüler  denselben  weg  geführt  worden  —  dei-  kommt  mir  vor  wie  ein  klavier- 
lehrer,  der  seinem  schüler  nicht  etwa  möglichst  bald  ein  ins  ohr  fallendes  Stückchen 
zum  üben  gäbe,  sondern  ihn  monate-  oder  ear  jahrelang  in  den  klavierkompo- 
sitionen  vorkonmiende  tonfolgen,  als  da  sind  die  t()ne  innerhalb  der  quinte  und 
oktave  vor-  und  rückwärts,  die  töne  des  dreiklangs  in  allen  tonarten  u.  s.  w.  u.  s.  w. 
üben  Hesse,  ohne  diese  zum  spielen  ja  recht  notwendigen  Übungen  je  in  ein, 
wenn,  auch  noch  so  kleines,  musikalisches  ganzes  einzuordnen.  Wie  langweilig 
für  lehrer  und  schüler !  l^nd  wo  bliebe  der  erfolg,  d.  h.  wirkliches  spielenkönnen? 
Ganz  anders  liegt  die  sache,  wenn  nach  Überwindung  der  allerer.sten  demente  ein 
„Stückchen"  vorgenommen  wird.  Da  arbeitet  der  schüler  mit  lust.  K(  nimt  ein 
besonders  schwieriger  takt  vor,  gut,  so  nimmt  man  ihn  heraus,  übt  ihn  allein, 
bis  er  flüssig  geht;  aber  dann  wird  er  wieder  an  seine  stelle,  in  den  Zusammen- 
hang gesetzt,  und  der  schüler  weiss,  warum  er  die  mühe  mit  dem  takt  gehabt 
hat:  er  kann  ja  sein  stück  jetzt  besser  spielen.  Es  ist  kein  haar  anders  mit  der 
spräche.  Die  schule  sollte  sie  auch  als  kunst  auffassen,  die  der  schüler,  wenn 
auch  in  beschränktem  masse,  ausüben  soll.  P2r  soll  sie  in  dieser  beschrnnkung 
nicht  nur  kennen,  sondern  auch  können.  Das  erstere  folgt  bei  richtiger  behandlung 
aus  dem  zweiten,  schwerlich  aber  umgekehrt.  Das  erstrebt  die  „reform'";  das 
haben  alle  ihre  förderer  und  freunde,  Ouousque  Tandem -Vietor,  (jraf  Pfeil.  Bier- 
baum, M.  Walter,  Löwe,  Klinghardt  und  wie  sie  alle  heissen.  oft  und  deutlich 
ausgesprochen.  Also  wie  dort  einen  musikalischen,  so  hier  von  vornherein  einen 
gedanken/w/^a//  in  der  fremdsprache.  Besondere  Übungen  von  einzelheiten  (kon- 
jugationen.  idiomatische  Wendungen  u.  s.  f.j  nur  im  anschluss  an  das  gelesene 
und  im  hinblick  auf  sofortige  Verwendung  in  einem  zusanunenhängenden  ganzen. 
„Tod  den  einzelsätzen !     Schwerpunkt    des    Unterrichts    ist  die  zusammen- 


*  .S.  -Schröer,  Wissenschaft  und  schule  in  ihrem  Verhältnis  zur  prakt.  Sprach- 
erlernung, s.  53. 

^  Schiller,  Handbuch  der  prakt.  Pädagogik.  2.  aufl.  s.  389.  Bierbaum 
a.   a.   o.,   s.  51    f- 


K.  Sturmfei.s.  1 19 

liiingenilf  lektiiiL'".  '  so  tönt  es  von  allen  Seiten,  'llicsen  «lieses  inlialts  wurden 
auf  der  :\~.  philolowenversamnilung  in  Dessau  und  auf  dem  dresdener  neuphilo- 
logentag.  1888,  angenoinen.  Viele  neue  lehrhiicher  (Kühn,  Hierbaum,  Löwe, 
Deutschbein  u.  a.)  tragen  dieser  forderung  rechnung.  Ziel  und  weg  einer  reform, 
die  diesen  namen  verdienen  will,  sind  also,  trotz  mancher  meinungsverschieden- 
lieiten  im  einzeln,  bestimmt  vorgezeichnet  und  wesentlich  andere  als  die  früheren. 
Mit  einen)   „ausilicken  des  baufälligen  hauses  mit  bunten  steinen"^  ist  nichts  gethan. 

Weiter  legt  die  „reform"  ein  hauptgewicht  auf  den  laut  und  die  gesprochcTU 
spräche  im  gegensatz  zu  buchstaben  und  schrift.  Gerade  vorliegende  blätter  wollen 
ja  in  dieser  richtimg  bahn  brechen.  Fordert  aber  ein  mehr  mündliches  verfahren 
des  Sprachunterrichts  nicht  an  sich  schon  die  behandlung  ausschliesslich  odei-  doch 
grösstenteils  zusammenhängender  stücke?  Wie  sollen  wir  uns  in  dem  klassen- 
unterricht  von  dem  „papierenen  lehrer"  losmachen,  wenn  wir  fortfahren,  einzel- 
sätze  hci'über-  und  liinflberzuübersetzen  ?  Solange  bei  der  bearbcitung  derselben 
das  buch  geülTnet  ist,  unteistützt  das  äuge  die  aufmerksand<eit,  rler  der  inlialt 
wenig  anziehendes  bietet.  .Schliessen  wir  das  buch,  so  dass  das  kind  nur  in  der 
fremVIen  spräche  hört!  Woran  soll  sich  da  das  interesse  klammern,  wenn  nicht 
an  einen  zusammenhängenden  g«>dankeninhalt ?  Die  fortwährenden  sprünge  von 
einem  gedanken  zu  eir.em  andern,  meist  ganz  entfernt  liegenden,  wie  sie  die  losen 
Sätze  erfordern,  macht  der  jugendliche  geist  nicht  lange  mit.  ohne  zu  erlahmen. 
Und  dass  rlie  granimatische  regel,  der  zuliebe  die  sätze  zusannnengestellt  sind, 
etwa  einen  konzentrationspunkt  für  die  aufmerksamkeit  der  klasse  auf  die  dauer 
bilden  könne,  wird  man  doch  nicht  glauben.  Anders  beim  zusammenhängenden 
stücke.  Hier  fesselt  der  inhalt,  wenn  er  auch  bescheiden  sein  mag,  und  ohne 
besondere  kunstgrilTe  lässt  sich  bei  geschlossenem  buche  die  aufmerksamkeit  eine 
stunde  lang  erhalten.  Auch  der  lehrer  wird  seine  geistige  elastizität  weniger 
rasch  verlieren:  freilich  wei'den  damit  an  seine  physische  kraft  grössere  an- 
forderungen  gestellt. 

Wird  dei'  zir^^annuenhängende  lehrstoff  in  der  von  <len  ..relbrmern"  ge- 
forderten, u.  a.  von  M.  Walter,  Bierbaum,  Kühn  auch  im  einzelnen  ausgeführten 
weise  behandelt,  so  wird  das  ergebnis  für  die  geistesbildung  grösser  sein  als  bei 
dem  steten  hin-  und  herüb)ersetzen,  bei  dem  geist  und  s|>rachorgane,  um  mich  so 
auszudrücken,  bei  jedem  neuen  satz  in  eine  andere  „indifferenzlage"  gebracht 
werden  müssen  und  desiialb  in  keiner  sich  zurecht  finden.^  Wer  aber  das  heil 
für  die  ..formale  bildung"  vom  betriebe  der  grammatik  erwartet,  der  braucht  sich 
auch  bei  dieser  behandlungsart  des  fremdsprachlichen  untenichts  keinen  zwang 
aufzuerlegen.  Er  kann  auf  induktivem  wege  so  viel  grammatischen  stoft'  ver- 
arbeiten, als  er  nur  will.  Die  grammatik  steckt  ja  doch  iu  dei-  fremdsprachlichen 
litteratur.  Nur  kommt  er  so  auf  natürlicherem  wege  dazu,  und  was  mehr  ist, 
die  granmiatische  scludung  und  damit  also  auch  die  „formale  bildung"  hat  dabei 
selbst   voiteil.*      Denn  wenn  das  woit    „formale   bildung"   einen  sinn  hat,  so  kann 

'   (Juousijue  Tandem,  s.   25. 

"^  Schröer,  a.  a.  o.,  s.   60. 

^  Bierbaum,  s.  8.3. 

*  II.  Spencer,  Die  crziehiiiig,  übersetzt  von  Sehultze.  'J.  aufl.  s.  122:   „Daher 


I20  MlSZELLEN. 

es  (locli  iiur  der  sein,  dass  duicli  hetliätigung  in  einer  riclitung  der  goisl  zu  neuei' 
bethätigung,  freilich  nur  der  gleichen  oder  ähnlichen  art,  befähigter  win'.'  Und 
von  dieser  geistesgyninastik  sagt  Lichtenberg^  mit  recht:  „Was  man  sich  scl/ist 
erfinden  muss.  lässt  im  verstände  die  bahn  zurück,  die  auch  bei  einer  anderen 
gelegenheit  gebraucht  werden  kann."  Also:  das  selbsthnden  des  sprachgeset/.es 
unter  aiileitung  des  lehrers.  an  der  fertigen  spräche,  erleichtert  dem  schiikr  das 
erfassen   neu   vorkonniiender  grammatischer  erscheinungen. 

Ausserdem  regulirt  die  induktive  behandlung  von  selbst  das  mass  des  zu 
fjewältigenden  grammatischen  Stoffes,  führt  so  zu  der  rechten  beschränkung  und 
beugt  einer  überbürdung  der  schüler  vor.^  Was  die  lektüre  an  sprachlichen  er- 
scheinungen nicht  oder  selten  biete',  das  ist  auch  für  die  keiintnis  der  schüler 
weniger  wichtig  und  scheidet  so  ohne  weiteres  aus  oder  tritt  hinter  anderem, 
wichtigeiem  zurück.  Das  schliesst  nicht  aus,  class  bei  systematischei-  Zusammen- 
stellung der  induktiv  gefundenen  gesetze  oder  regeln  auch  auf  weniger  häulige 
erscheinungen  rücksicht  genommen  wird.  Aber  es  hebt  sich  so  das  wesentliche 
aus  der  sonst  gleichmässigen  masse  von  regeln  besser  heraus ;  ganz  anders,  als 
wenn  „eine  portion  regeln  einer  lektion  zugewiesen"  *  und  dann  an  einer  portion 
Sätze  geübt  wird. 

Eine  frage  für  sich  ist,  wie  weit  die  amtlichen  Vorschriften  ilie  anwendung 
der  „neuen  methode"  zulassen.  Die  meisten  lehrpläne  fordern  übmigen  im  über- 
setzen und  die  Prüfungsordnungen  den  nachweis  entsprechender  fähigkeiten.  .Dieses 
ziel  wii'd  bei  dem  Unterricht  nach  der  neuen  methode  nicht  ohne  weiters  er- 
reicht, wird  ja  auch  höchstens  erst  in  zweiter  linie  erstrebt.  Dem  lehrer  wird 
also  vorläufig  nichts  anderes  übrig  bleiben,  als  die  übeisetzungsübungen,  wenn 
auch  gegen  seine  Überzeugung,  fortzutreiben.  Es  ist  auch  schon  aus  diesem  gi"Uiide 
begreiflich,  dass  immer  noch  neue  lehrbüchei"  erscheinen,  die  sich  von  den  Plate, 
Plötz  u.  a.  in  nichts  unterscheiden.  Ein  lehrbuch  aber,  das  einen  eifrigen  iieund 
der  „reform"  zum  vei-fasser  hat.  sollte  doch  auch  einige  zugestänilnisse  an  die 
„reform"  machen.  Diese  Hessen  sich  in  prof.  Glaunings  buch  höchstens  in  d.en 
z.  t.  recht  gut  gewählten  lesestücken  des  l.  teils  sehen;  nur  sind  sie  nach  meiner 
ansieht  nicht  zahlreich  genug  und  fehlen  für  die  erste  stufe  ganz.  Sonst  sieht 
das  buch  aus  wie  die  bekannten  nach  der  „alten  methode"  ;  englische  einzelsätze, 
die  für  ein  bestimmtes  grammatisches  pensum  zusammengestellt  sind,  daiunter  die 
nötigen  Wörter,  dann  eine  an/.ahl  deutscher  sätze.  die,  wie  die  voiausgehenden 
englischen,  ihrem  inhalt  nach  so  zerfahren  wie  möglich  sind,  z.  b.  in.  41  :  l.  Dieser 
junge  mann  ist  sehr  viel  gereist.  2.  Ein  grosser  hund  lag  in  der  sonne.  3.  Als 
wir    die    stadt    verliessen,    sahen    wir    ein   offenes    feld    voi-    uns    liegen.     4.   Mein 


sollte  einem  jeden  Studium  eine  rein  empirisclie  einleitung  voiangehen  ;  und  erst 
nachdem  ein  beträchtliches  kapitel  von  beobachtungen  angehäuft  worden,  sollte 
die  thätigkeit  der  Vernunft,  das  spekulative  denken  darübei,   beginnen." 

'   Schmeding,  Die  klassische  bilduiig  in  der  s^egeirwart,  s.   26  ff. 

^  Lichten lierg.  Ausgewählte  sclirifteu,  Reclam,  s.  44. 

^  Ouous(iue  Tandem,  s.    17. 

*   Uuousque  Tandem,   s.    Uj. 


K.  Stukmkel.s.  12  1 

biiuler  slui.liil  iÜl-  reclite  ii.  .s.  vv.  lliit  docli  prot.  (iuleisolin,  den  man  gewiss 
nicht  als  eifrigen  „leformer"  betfucliten  kann,  in  seiner  neuheaiheitung  der  ziinnier- 
nianir.schen  lelirhi'iclier  des  englischen  wenigstens  versiiclit.  das  zerfallen  der  ein/.el- 
sälze  etwas  zu  \eniieiiien.  indem  l-v  sätze  ähnlichen  inhaits  in  kleinen  grupiien 
zusaiiimenslellle.  Wie  weit  ihm  dies  gelungen  ist,  will  ich  nicht  untersuchen. 
Freien  Spielraum  lassl  dem  ielnei-  die  neuhearheitung  (12.  aufl.)  von  Deulschbeins 
Lehrgang  der  englischen  spräche.  Wer  freude  an  einzelsätzen  hat.  findet  sie  iLi 
noch,  wenn  auch  der  anliiinger  der  „alten  methode"  den  wünsch  nach  mehr  haben 
wird.  Es  fehlt  auch  nicht  an  zusammenhängehdeiu  stnfl"  zum  übersetzen  aus  dem 
deutschen  ins  englische.  Daliei  sind  die  englischen  lesestücke  so  zahlreich,  dass 
auch  der  relbiniei'  strengster  oliservanz  auf  ein  paar  jähre  stoß'  genug  für  seinen 
imterricht  iiaben  wird.  Wenn  prof.  (ilauning  in  iiindicher  weise  dem  1.  teil  seines 
lehrganges  auf  kosten  der  einzelsätze  mehr  zusammenhängenden  lesestoff  einfügt, 
so  bin  icii  überzeugt,  dass  das  buch  bei  seinen  sonstigen  Vorzügen  für  leiner  aller 
schattirungen  sein-  brauchbar  werden  wird. 

MichchtaiÜ.  K.   Sl  fKMI' K!,s. 


N  ü  T  1  Z  K  N. 


FÜNriKK   ,\LI,{;KMKINKR  DEUTSCIIKK   NEri'IllLOL()(iENTA{} 
7X  BERLIN. 

]  )er  Tcrbaitd der  deutschen  neuphilologischcn  lehrerschaft,  de!  seil  dei'  gründung 
im  Oktober  l8S6  V(jn  Ijoo  milgliedern  auf  etwa  looo  gewachsen  i.-t,  hielt  seine 
fünfte  versanmihmg  zu  jjfingsten  1892  in  P.erlin  ah.  I  >ie  teilnehmei'liste  fiihrle 
gegen  ■241)  namcn  .uif.  1  )en  vorsl^ind  bildeten  pmf.  /,\ipitza  (Berlin),  i)rof  Koller 
(Stuttgart),  piuf.  Sachs  ( Ijrandenburg).  Nicht  weniger  als  14.  bezw.  15  vorliäge 
waren  für  ilie  drei  allgemeinen  Sitzungen  (dienstag  vormittag,  mittwoch  vormittag 
und  nachmittag)  angemeldet.  Die  feststellung  der  tagesoidnung  in  der  voiver- 
sammlung  am  montag  abend  machte  einige  Schwierigkeiten.  Nach  dem  Vorschlag 
des  Vorstandes  wurden  in  die  erste  Versammlung,  für  welche  man  auf  die  anwesenheit 
der  kommissare  der  behörden  rechnen  durfte,  als  vermeintlich  ..allgemeiner  inter- 
essant" die  lein  j)hilologischen  themata  veilegt.  I  )ie  anhängei'  der  entgegenge- 
setzten ansieht  können  sich  nachträglich  .luf  die  ausdrückliche  erklärung  hei'ufen. 
womit  der  Vertreter  des  ministeriunis,  wiikl.  geh.  oberregirungsrat  Dr.  Stauder, 
seine  begrüssungsiede  folgenden  tages  erölTnete :  „Der  §  1  Ihrer  Statuten  eriraiert 
mis  daran,  dass  der  neuphilologentag  sich  ebensosehr  die  pflege  der  neuphilo 
logischen  Wissenschaft  als  deren  Vermittlung  in  der  schule  zum  ziel  gesetzt  hat. 
Gestatten  Sie  mir,  bei  aller  hochachtung  vor  dci-  pflege  der  neuphilologischen 
wissenschalt,  'lass  ich  gerade  in  diesem  momente  und  von  meinem  Standpunkt  aus 
mehi'    die    fördeiung  betone,   die  ilie  schule    von   den   bestrebungen    des  neuphilo- 


12  2  Notizen. 

lof^eiitages  t-ruaitct.  i  Beifall.)  Sic  wissen"  —  fuhr  ilei'  i'eiliicr  fort  —  „tlass 
(liirt'h  die  neuen  lelu'iiliine  und  die  neue  prürunLrsordniuig,  die  im  Januar  d.  j 
['uhliziit  worden  sind,  insbesondere  dem  betriebe  der  neueren  rrenids[)rachen  an 
allen  unseren  höheren  leln'anstalten  andere  ziele  ijesteekt  worden  sind  als  bisher, 
dass  eine  andere  methode  als  die  bisher  meist  betriebene,  wenigstens  ofHziell  ge- 
billigte, in  aussieht  genommen  ist.  Inilem  die  Unterrichtsverwaltung  in  voller 
erkenntnis  der  bedeutung  der  neueren  sprachen  für  unser  heutiges  vielgestaltiges 
leben  sich  entschlossen  auf  diesen  Standpunkt  stellte,  wusste  sie,  dass  sie  gar 
manchen  anfechtungen  begegnen  winde.  Aber  sie  war  so  überzeugt  von  der  lU't- 
wendigkeit  der  änderung  der  niethode,  dass  sie  diesen  anfechtungen  gegenüber 
keinen  augenblick  zaudern  zu  müssen  glaubte."  In  diesen  woiten,  denen  der 
redner  noch  die  mit  lebhaftem  beifall  aufgenommene  bitte  an  alle  neuphilologischen 
lelirer  folgen  Hess,  die  unterrichtsverwaltimg  in  ihrem  stieben  zu  unterstützen,  ist 
deutlich  ausgesprochen,  worum  sich  ilas  neuphilologisehe  interesse  in  der  gegen- 
wart  dreht:  1.  die  wertschälziinir  der  neueren  sprachen  als  bildungsmittel  und 
2.  die  7ncthode  ihrer  behandlung  in  der  schule  wie  an  der  Universität.  Dass  be- 
z'uglich  lies  erstgenanten  ])unktes  die  meinungen  noch  scharf  geteilt  sind,  mag 
ilie  Zusammenstellung  von  äusserungen  zweier  andern  begrüssungsredner  zeigen. 
„I)ie  klassischen  sprachen",  sagte  u.  a.  prof.  Zupitza  bei  der  eröfifiumg  der  ersten 
Sitzung,  „Mu'issen,  das  ist  meine  festeste  Überzeugung,  wenn  Deutschland  nicht  die 
hohe  Stellung  einbüssen  soll,  die  es  in  der  Wissenschaft  behauptet,  der  mittel-  und 
angelpunkt  des  Unterrichts  in  denjenigen  schulen  sein  uml  bleiben,  die  zum  uni- 
versitiitsstudium  \orbereiten.  Aber  die  klassische  iihilologie  muss  auch  asf  diesen 
anstalten,  auf  denen  sie  herrscht,  die  neueren  sprachen  eine  bescheidene  neben- 
rolle  sjiielen  lassen.  ICs  ist  selbstverständlich,  da^s  dem  ilcutsehen  ein  giosser 
Spielraum  eingerämnt  ist,  auch  das  französische  ist  seit  längerei'  zeit  allgemein 
zugelassen,  und  mit  ilem  englischen  soll  das  zu  meiner  freude  in  Zukunft  eben- 
falls durchweg  geschehen,  wenn  auch  nur  fakultativ.  Wenn  so  am  gymnasium 
die  neueren  sjirachen  in  den  hintergrund  treten,  so  nehmen  sie  eine  leitende  Stellung 
ein  bei  denjenigen  anstalten  füi-  die  männliche  Jugend,  die  mehr  füi-  das  praktische 
leben  vorbereiten,  und  aLich  bei  den  schulen,  welche  die  töchter  besserer  stände 
\niterrichten.  Sollte  es  eimnal  dahin  kommen,  dass  auch  mäilchengymnasien  ein- 
gerichtet werden,  nun,  dann  werden  die  neueren  sprachen  auch  bei  iliesen  an- 
stalten,   ohne    zu   murren,    in    die    zweite    linie    treten."      Daneben    halte  man   die 

folgende  stelle  aus  der  rede    des   berliner    stadtschulrats  Dr.   Fürstenau :    Bis 

vor  nicht  langer  zeit  waren  es  wohl  allein  die  kulturelemente,  die  die  alten  \ölker 
uns  übeiniittelt  haben,  aus  denen  der  geist  der  deutschen  nahrung  und  aiu'egung 
Schöpfte.  In  unserei'  neueren  zeit  ist  dagegen  von  grösserei'  bedeutung  gewoi'den 
die  gegenseitige  anregung.  welche  tue  fremden  völlcer  auf  uns  und  ebenso  wir 
auf  die  fremden  Völker  .-uisübeii '.  die  gegenseitige  erziehung  der  kulturvölker  ist 
es  ,  durch  welche  unsere  eigene  bildung  ebenso  wie  die  aller  anderen  Völker  ge- 
fördert wird.  .  .  .  Keiner,  der  an  der  gesamtentwickelung  unseres  Volkes  teil- 
nehmen will,  kann  sich  den  fortschritten  in  der  geistesai'beit  der  fremden  Völker 
entziehen  und  kann  des  wesentlichsten  hilfsmittels  dazu,  der  kenntnis  der  s|)rachen 
der  kultuiv<")lker,  entralen."  Der  lebhafte,  andauernde  beifdl,  welcher  den  schluss- 
worteii  dieses  redneis   folgte,    liess  von  vornherein  erktamen,   dass  die  mehrzahl  der 


NOTIZKN.  123 

ver-;:imiiiUmy:  iiiclit  dtn  kl:i5siscliun.  soiulcni  ili-ii  iiicxleincii  pt:iiul])inikt  in  den 
kommenden  veilinndlunsen  veitreten  würde.  Diese  sclilusswoite  lauteten:  „Darum 
tiegriisse  ieh  Sie  hier  mit  freuden  und  lierzliehem  willkomimii.  Sie.  die  Sie  sieh  die 
jitiege  der  neueren  philolo<.;ie  zur  aufgäbe  gesetzt  halten  und  gleiehzeitig  hemüht 
sind,  die  metliode  des  unterriciits  der  neueren  spraehen  zu  vcrvollkomnmen.  Möge 
es  Ihnen  gelingen,  wege  zu  linden  und  balinen  zu  ebnen,  auf  welche  ein  anregender, 
geistbildender  Unterricht  in  den  neueien  sprachen  erteilt  und  dabei  doch  leiehtig- 
keit  des  Verständnisses,  Sicherheit  in  der  nnwendung  dei-  fremden  spräche  erreicht 
werden  kami.  Möge  Ihnen  das  gelingen  und  mögen  Sie.  wenn  .Sie  das  ziel  auch 
nicht  vollständig  erreichen,  doch  einen  schritt  näher  kommen.  Sie  werden  einen 
w'ichtigen  stein  in  den  bau  unseier  deutschen  kultur  und  des  deutstlien  schid- 
wesens  eingefügt  haben.'' 

Ausser  dtr  bewiilkommnung  dei-  feslteilnehmer  durch  obl.  Hötticher  (Berlin) 
namens  dei"  beidiner  gcselbchaft  für  deutsche  Philologie,  dürfen  enillich  auch  die 
von  prof.  Bouvier  als  Vertreter  der  Universität  Genf  zur  bewillkomminnig  <re- 
s|)rochenen    und   warm    aufgenonnnenen   worte  nicht  unerw.ähnt   bleiben. 

Von  den  vortragen  des  ersten  voi'mittags  —  jirof.  ].  Schmidt  ((i|-oss- 
Liciiterfelde) :  Über  englischen  hutnor ;  prof.  Sachs  (Biandenburg) :  Über  die  dJca- 
deiits ;  prof.  N'aiiihagen  (Erlangen):  Über  eine  der  erlatiger  bibliolhek  gehörige 
sammlimg  von  alten  drucken  italienischer  novellen  in  versen ;  Dr.  Tanger  (Berlin): 
l'ber  laiitschrift  —  interessirt  uns  hier  nur  der  letztgenannte.  Der  redner  will 
zwar  in  der  schule  kein  neues  aiphabet,  aber  <loch  diakritische  zeichen  gelten- 
lassen. Zu  wissenschaftlichen  zwecken  hält  er  eine  lautschrift  für  notwendig. 
I  )ie  übrigen,  wie  es  schien,  nur  theoretischen  bedenken  des  redners  wegen  der 
lautschrift  in  der  schule  wurden  von  mehreren  Seiten  auf  grund  der  eifahiung 
zurückgewiesen.  Dem  verschlag  Dr.  Tangers,  eine  kommission  zu  heistelhmg 
einer  einheitlichen  wissenschaftlichen  lautschrift  zu  erueinien,  trat  die  Versammlung 
nicht   bei. 

Die  zweite  allgemeine  sitzung  am  mittwoch  vormittag  idei'  dienstag  nach- 
mittag war  dem  festmahl.  der  abend  dem  theater  gewidmet)  biachte  den  allerseits 
und  nicht  umsonst  mit  Spannung  erwarteten  Vortrag  von  ])rni'.  Waetzoldt  (Berlin): 
L'ber  die  aufgäbe  des  neicsprachlichejt  Unterrichts  und  die  Vorbildung  der  lehr  er 
der  neueren  sprachen,  eine  glänzende  apologie  des  modernen  Standpunktes,  die 
auf  den  wünsch  der  versammhmg  mittlerweile  (Berlin.  R.  Gärtners  Verlagsbuch- 
handlung, Herinann  lleyfelder)  im  druck  erschienen  ist  mid  hier  nicht  besser 
charakterisirt  werden  kann  ,ils  ilurch  die  mitteilung  der  vom  redner  aufge- 
stellten  thesen. 

7.  Aufgaben  des  Schulunterrichts.  Der  schulunteiricht  in  «len  lebenden 
sprachen  hat  die  unmittelbare  aufgäbe,  den  schülei'  zu  befähigen,  einen  modernen 
französischen  oder  englischen  Schriftsteller  mit  leichtigkeit  zu  \  erstehen,  gesprochenes 
französisch  oder  englisch  schnell  und  sicher  aufzufassen,  und  die  fremde  spräche 
in  den  einfachen  formen  des  täglichen  Verkehrs  mündlich  wie  schriftlich  ohne 
zwang  zu  gebrauchen;  er  hat  die  mittelbare  aufgäbe,  dem  schüler  das  freie  Ver- 
ständnis iür  die  eigenartige  geistige  und  materielle  kultur,  für  leben  und  sitte  der 
beiden   fremden   Völker  zu  erschliessen. 


124 


Notizen. 


//.  l'oi-hilduiig  der  Iciircr.  Die  vei äiulti  teil  unil  ei  hüllten  aufgaben  des 
scluilunleiriclits  in  den  lebenden  sjir.ichen  fordern  zu  ihier  erfüliuiig  eine  ver- 
änderte Vorbildung  der  lehrei'  neuerer  si)rachen  nach  den  folgenden  gesichtspunkten : 

1.  Neben  den  wissenschaftlichen  seminarien  (gesellschaften)  für  romanische 
und  englische  pliiloiogie  ist  die  errichtung  selbständiger  praktischer  seminai-e  ins 
äuge  zu  fassen,  an  denen  die  studirenden  in  kleineren  abteilungen.  je  nach  Vor- 
bildung und  kenntnissen,  systematisch  zum  schi-iftlichen  und  mündlichen  gebrauch 
der  fremdsprache  erzogen,  in  die  moderne  litteratur.  in  die  landeskunde,  in  die 
politische  und  kulturgeschichtliche  entwicklung  Englands  und  Frankreichs  ein- 
geführt  werden. 

2.  Es  ist  wünschenswert,  dass  in  den  Vorlesungen  und  Übungen  mehi'.  als 
bisher  im  allgemeinen  geschehen  ist,  auf  die  litteiarische  und  sprachliche  entwick- 
lung der  letzten  Jahrhunderte  und  besonders  aucli  auf  jene  Schriftsteller  eingegangen 
werde,  welche  in  den  höheren  schulen  gelesen  zu  werden  pflegen.  Zusammen- 
fassende und  orientirende  darstellungen.  enzyklopädische  und  hodegetische  Vor- 
lesungen  sind   lür  die  siiäteren   lelirer  unerlässlich. 

;^.  Da  diejenige  fertigkeit  und  Sicherheit  in  der  praktischen  handhabung 
<ier  fremdsprache,  welche  schon  für  den  unteiiicht  auf  der  Unterstufe  gefordert 
wird,  im  inlande  nur  in  den  seltensten  fällen  erworben  werden  kann,  so  ist  bei 
der  meidung  zur  prüfuiig  für  das  höhere  lehranit  in  der  regel  der  nachweis  eines 
mehrmonatlichen  aulenthaltes  im  auslande  zu  eibi-ingen.  Es  empfiehlt  sich  aus 
praktischen  gründen,  die  studirenden  für  die  fi-anzösische  spräche  an  das  neufraii- 
zösische  seniinai-  der  Universität  (ieiif  oder  nach  Lausanne  und  Neuchätel  zu  weisen. 

4.  Lehramtskandidaten  mit  der  befähigung  zum  neusprachlichen  Unterricht 
auf  lier  obeVstufe  haben  die  hälfte  ihres  probejahres  in  England  und  in  Frankieich 
oder  in  einem  der  beiden  länder  zuzubiingen.  und  sich  dort  neben  ihier  praktischen 
Vervollkommnung  besonders  das  Studium  des  landes  und  volkes  .uigelegen  sein  zu 
lassen.  Zu  diesem  zwecke  ist  auf  die  anknüpfinig  geeigneter  Verbindungen  bedacht 
zu  nehmen   und   das   Studium   im   auslande  womöglich    einheitlich    zu   organisiren. 

ö.  Nicht  nur  die  staatlichen  unterrichtsverwaltungen,  auch  die  grösseren 
kommunen  haben  ein  interesse  daran,  fiurcli  reichliche  gewälirung  von  reise- 
stipendien  und  \on  lalaub  die  leislungen  der  lehrer  der  neueren  s|;rachen  zu 
sichern  und  zu  crh'"ihen. 

6.  l'm  denjenigen  schon  angestellten  lelirern,  denen  der  besuch  des  aus- 
ländes nicht  möglich  ist,  einigen  ersatz  zu  schaffen,  empfiehlt  es  sich,  an  geeig- 
neten orten  vierwöchentliche  ferienkurse  einzurichten,  in  denen  fremdsprachliche 
Vorlesungen  von  engländern  oder  franzosen  gehalten,  gelegenheiten  zum  gebrauch 
der  tVemdcn  spr;iclie  gelioten   und  methodische  anweisungen  gegeben  werden. 

7.  Es  empfiehlt  sich,  die  lehramtskandidaten  mit  neuphilologischer  fakultas 
während  ihres  seminaijahres  besonrlers  solchen  anstalten  zuzuweisen,  bei  deren 
leitern  Verständnis  und  inteie>se  für  die  eigentümlichen  aufgaben  des  neuspi achlichen 
Unterrichts  vorauszusetzen  ist. 

Der  waet/.oldt'schen  rede  folgte  der  damit  in  innerer  beziehung  stehende 
Vortrag  von  prof.  Rambeau  (Berlin):  Die  offiziellen  anforderimgen  iti  bczug  a7tf 
die-  sprcchfcrti'^kcit   der    lehrer    der   neueren   sprachen    toid  die  realen    Verhältnisse, 


NOTIZF.N.  I  2  5 

dessen  Wortlaut  den  lesern  dieses  hefles  s.  6m  H.  gedruckt  vurlieüt.  Den  liescliluss 
machte  für  die  zweite  sit/.ung  ein  voitraj;  von  old.  IJartung  (Wittstoek):  L'/>er 
die  mcthode  des  anfangsiaiterrichts  in  den  neueren  sprachen,  speziell  im  englischen, 
worin  der  redner  nacliweLst.  dass  er  im  sinne  der  neuen  forderungen  der  heliörde 
bezüglich  der  Sprachfertigkeit  schon  seit  iangcii  jähren  mit  hesteiu  erfolg  unter- 
richtet hat. 

Am  nachmittag  sprach  prof.  Wagner  (Reutlingen")  über  Französische  (jitantitiit 
(unter  Vorführung  des  albrechf  sehen  apparats).  Auch  diesei'  Vortrag  erscheint  in  dem 
vorliegendem  hefte  s.  l  ft".  und  kann  als  ergän/.ung  von  prof.  Wagners  Stuttgarter 
rede  (gedruckt  in  Phon.  sind.  IV  s.  68  ff.)  betrachtet  werden.  Im  anschluss  hieran 
teilte  der  unterzeichnete  mit,  dass  seine  bemühungen  um  die  mittel  (300  mk.)  zum 
ankauf  eines  grützner-marey'schen  apparats  fin-  das  marburgei-  romanisch-englische 
universitäts-seminar  bis  jetzt  vergeblich  gewesen  seien,  und  bat  die  Versammlung 
für  etwaige  spätere  schritte  die  Vereinigung  mehrerer  preussischer  Universitäten 
oder  die  Verständigung  mit  den  physiologischen  instituten  einstweilen  in  betracht 
zu  ziehen.  Der  von  anderer  seite  gestellte  (und,  wie  irrigen  angaben  gegenüber 
bemerkt  sei.  vom  unterzeichneten  nicht  einmal  untei stützte)  antrag,  die  versamndung 
möge  als  solche  sofort  um  gewährung  der  nötigen  sunnnen  beim  kgl.  ministeriuni 
vorstellig  werden,  fand  nicht  die  Zustimmung  der  inajorität.  Ks  sei  hier  darauf 
hingewiesen,  dass  der  verfertiger  des  verbesserten  apparats,  Universitätsmechaniker 
Albrecht  in  Tübingen,  mittlerweile  eine  sehr  bedeutende  jireisermässigung  in  aus- 
sieht gestellt  und  sich  auch  bereit  erklärt  hat,  die  urspiüngliche,  ganz  einfache 
ausgäbe,  jedoch  mit  verbesserter,  hürthle'scher  schreibkapsel  zum  preis  von  50 
—  ,=i5  mk.  zu  liefern.  Gleich  nach  dem  w.agner'schen  Vortrag  hatte  die  Versammlung 
gelegenheit,  auch  den  sehr  feinen  und  vielseitigen,  freilich  auch  sehr  teuren  (7CXK)  fr.) 
phonautographen  des  abbe  Rousselot  (Paris)  durch  die  demonstrationen  und  aus- 
führungen  des  herstellers  kennen  zu  lernen  ("man  vgl.  hierüber  ])rof.  Koschwitzs 
Experimenialplionetische  Studien  in  Heriigs  Archiv  I^XXXVIII  1S92  s.  241  i1.)  — 
Nach  bestimmung  von  zeit  und  ort  des  nächsten  neuphilologentags  —  pfingsten 
1894  in  Karlsruhe  —  folgte  die  gegen  den  schluss  sehr  erregte  flebatte  über  die 
vortrage  und  thesen  von  Waetzoldt  und  Rambeau.  l'rof.  Kölbing  (Breslau)  W'arnte 
vor  der  billigung  so  weit  gehender  forderungen.  auf  deren  eifüllung  in  absehbarer 
zeit  doch  nicht  zu  rechnen  sei,  zumal  beispielsweise  in  Preusseii  bis  jetzt  nur 
\  ier  Ordinariate  für  englisch  bestänrlen  und  der  schwache  besuch  gerade  der  prak- 
tischen Übungen  die  gründung  neuer  modernsprachlicher  prof^ssuren  keineswegs 
dringend  erscheinen  lasse.  Prof.  Stengel  (Marburg)  glaubte  die  von  den  rednern 
geforderte  Umgestaltung  als  verhängnisvoll  für  Wissenschaft  und  schule  bezeichnen 
zu  müssen.  Allgemein  schien  bei  den  anwesenden  Universitätslehrern  das  gefühl, 
dass  es  eine  position  zu  veiteidigen  gelte;  daneben  war  es  freilich  bedeutungslos, 
dass  der  unterzeichnete,  nur  durch  seine  Überzeugung  berufen,  sich  für  die  vor- 
gelegten thesen  erklärte.  Wären  jene  befürchtungen  tterechtigt.  so  wäre  fler  nieder- 
gang  der  neueren  philologie  schon  jetzt  zweifellos  entschieden:  denn  mit  über- 
wältigender mehrheit  (gegen  etwa  10  stimmen)  nahm  die  Versammlung  den  \on 
obl.  Kühn  (Wiesbaden)  fornmlirten  antrag  an,  wonach  sich  der  fünfte  allg.  deutsche 
neuphilologentag  mit  den  thesen  Waetzoldts  und  Rambeaus  im  allgemeinen  einver- 
standen  erklärte  und  den  vorstand  beauftragte,  diesen  beschluss  nebst  dem  woillaut 


126  NuTIZtN. 

der  tliesen  den  deiitscht-ii  uiilenichtsveiAvaltungen  zur  keimtnis  zu  bringen.  Der 
erste  Vorsitzende,  ii'of.  Zupitza,  sali  sich  ausser  stände,  dem  auftrag  naclr/.ukommen, 
und  legte  sein  amt  nieder,  für  das  sich  niclit  ganz  oime  Schwierigkeit  ein  neuer 
verlrelei'.   und   zNvar  in   der  peison   jjrof.   Stengels   (Marburg),   fand. 

Neben  den  allgemeinen  Sitzungen  veranstalteten  die  in  Berlin  anwesenden 
anhänger  der  ..refuiiu"  zwei  .^onderbesprecliungen  im  liotel  Münchener  hof,  beide 
unter  dem  Vorsitz  von  lektor  Dnrr  (Solingen).  Die  erste  fand  noch,  von  der 
<d'fiziellen  vorversamnilung  am  niontag  abend  statt  und  führte  zur  einigung  darüber, 
dass  die  vortrage  von  Waetzokit  und  Rainbeau  zur  aufnähme  in  die  tagesordnung 
der  1.  allgemeinen  sitzung  zu  empfehlen  seien:  eine  ansieht  die.  wie  oben  be- 
UR-rkt.  in  dei'  vorversanaulung  nicht  durclulrang.  Feiner  wurden  teils  in  der  ersten, 
teils  der  zweiten  relorm-liesprechinig  (inittwoch  abend  vor  dem  festkommers) 
folgende  punkte  knap])  aluM-  erfolgreich  behandelt:  das  sukzessive  prinzip  im  neu- 
sprachlichen lehrplan  (ref.  obl.  Klinghardt-Tarnowitz),  die  lautschrift  (von  allen, 
'die  versuche  gemacht  haben,  empfohlen),  gebrauch  von  bildern  und  anderem  an- 
schauungsmaterial  (ebenso),  chnrspiechen  und  chorsingen  (desgl.).  Ausführlicheres 
auch  über  die  reformsitzungen  findet  man  in  dem  vortrefflichen  beiicht  über  die 
fünfte  neujjhilologenversamndung.  Aen  Dr.  A.  Beyer  (Bremern  für  Kölbings  Ä/^/. 
s^/t</.  XVll  s.  ;i31  ff.  geliefert  hat.  Es  wird  jedoch  den  teilnehmern  an  den  sonder- 
besprecliungen  im  Münchener  hof  und  wohl  auch  andern  leformfreunden  nicht 
iiidieb  sein  (und  vielleicht  zum  engeren  anschluss  der  gesinnungsgenossen  beitragen), 
wenn  die  namen  dei'  anwesenden  hier  zum  abdruck  kommen.  (Die  mit  *  bezeich- 
neten teilnelnuer  waren  nur  in  der  Vorbesprechung  von  montag  zugegen). 

*Dr.  Bahlsen  (Berlin).  Dr.  Beyer  (Bremen).  Prof.  Bierbaum  (Karlsrulie). 
*Dr.  Block  (Elbing).  G.  L.  Blücher  (Charlottcnburg).  Dr.  Blume  (Bremen), 
•l'rof.  Böddeker  (Stettin),  ü.  L.  Boensel  (Hamburg).  Rektor  Buchs  (Neu-Ruppin). 
U.  L.  Diebler  (Chemnitz).  Rektor  Dörr  (Solingen).  (>.  L.  Ehrenthal  (Breslau). 
Dr.  Engelniann  (Berlin).  Prof.  Fath  (Karl.sruhe).  Ü.  L.  Fehse  (Chemnitz). 
R.  G.  L.  Fischer  (De.ssau).  Dr.  Flaschel  (Brieg).  Dr.  Gundlach  (Weilburg), 
Dl.  Harnisch  (Berlin).  Dr.  Haubold  (Chemnitz).  Hubert  (Leipzig).  O.  L.  Kasten 
(Hannover).  Lic.  Kjederijvist  (Schweden).  O.  E.  Klinghardt  (Tarnowitz).  *Prof. 
Koller  (Stuttgart).  ()  E.  Kreutzberg  (Weisse).  Schulvorst.  Krüger  (Hamburg). 
<J.  E.  Kühn  (Wiesbaden).  Dr.  F.  Eange  (Berlin).  Rektor  Lenz  (Küstrin). 
Dr.  Eewin  (Biebrich).  'U.  L.  Löschhorn  (Berlin).  *I  )ir.  Marechal  (Bremen)?. 
Dr.  Martens  (Frankfurt  a.  Ü.)  Meissner  (Wollin),  ü.  [>.  Mühlefeld  (Osterode). 
Dr.  Münster  (Berlin).  Dr.  Nagel  (Pr.  Stargard).  Di".  Noack  (Jena).  Kand.  mag. 
01>vig  (Bergen).  G.  E.  ürtmann  (Neustrelitz).  O.  L.  Penner  (Berlin)  *Rektor 
Pflüger  (Chemnitz).  Rektor  Plattner  (Berlin).  Dir.  Ouiehl  (Kassel).  Raab  (-). 
Fil.  kand.  Radnian  (L'|)sal;i).  Prof.  Randieau  (Hambuig).  O.  E.  Regel  (Halle). 
G.  E.  von  Roden  (Wismar).  Rnttger  (Berlin).  Dr.  R.ogge  (Biemen).  *  Dr.  Ross- 
mann (Wiesbaden).  l.)r.  Schnddt  (Greifswald).  'Prof.  Stengel  (Marburg).  Dr.  Tank 
(Treptow  a.  R).  Prof.  Victor  (Marburg).  'Prof.  Waetzoldt  (Berlin).  'Prof. 
Wagner  (Reutlingen).  Dir.  Walter  (Bockeidieim).  (}.  L.  Wandschneider  (Wi.smar). 
Prof.  Wendt  (Hamburg).  Dr.  Wes),y  (Chemnitz).  Wienandt  (Danzig).  O.  L. 
Wilke  (Leipzig).  Dir.  Wolper  (Frankenhausen).  G.  L.  Wutk  (Spandau).  'Dir. 
AVychgram  (Leipzig).     Zeigiebel  (Kassel). 


NuTIZEN.  127 

Brieliich  IuiUl-ii  iliic  zusliiiiimiiiy;  /u  «len  licstrcbungeii  der  rcloiiiier  aus- 
gesprochen: Dl".  JesperscMi  (Kopenhagen;,  dir.  Ki  uunnaclier  (Kassel),  Logenian 
(Rock  Feny),  prof.  Kein  (Jena),  Western  (Fredriksstad).  Es  sei  denn  auch  ei- 
wiihnt,  dnss  auf  die  nach  vorschhig  des  herrn  Olsvig  an  lieniv  Sweet  abgesandte 
liegriissungskarte  bei  dem  unterzeiclmeten  eine  freundlich  dankende  antwort  ein- 
gelaufen  ist. 

Dürfen  wir  refornier  auch  mit  belViedigung  auf  die  berliner  tage  und  ihie 
ei  folge  zurücksehen,  so  wird  doch  niemand  seine  zustinnuung  zu  <\cn  folgenden 
Worten  in  jirof.  Zujiitzas  schon  zitirter  begrüssungsrede  versagen:  „Den  nutzen, 
W'clchen  versaiimilungen  wie  die  unsrige  haben,  sehe  ich  vorzugsweise  in  dem 
persönlichen  verkehr  der  teiinehmer  unter  einander,  sei  es  nun.  dass  iniinner,  ijie 
im  wesentlichen  derselben  richtiuig  angehören,  sich  in  iiiren  ansiciiten  weiter  tördern 
und  klaren,  sei  es  —  was  ich  noch  h()her  anschlagen  möchte  —  dass  leute  aus 
entgegengesetzten  lagern  sich  gegenseitig  kennen  lernen  und  sich  Oberzeugen,  dass, 
was  ja  in  der  hitze  des  kampfes  mit  tinte  und  druckerschwärze  nicht  immer  be- 
merkt wird,  auch  der  gegner  ein  leidlich  verständiger''  —  mid.  vvemi  hier  ein 
Zusatz  erlaubt  ist,  auch  ganz  anständiger   —    „mensch  sein   kaini." 

.Uar/'itri".  \\ .    \ll-:i(iK. 


UNSERE  „NEIE  ME'IHODE'-   IN  ENGL.XND.    II. 

Enthielt  die  mai-nunimer  des  your)ial  of  Education  eine  halbe  aiilehnung 
der  von  A.  A.  M.  geschilderten  Wiesbadener  reform  aus  der  feder  eines  Vertreters 
der  neuen  methode  veiuiittelnder  richtung  (s.  Phon,  stitd.  \  s.  158 1  ff.),  so  blieb 
in  der  nändichen  zs.  auch  ein  zustimmendes  eingesandt  nicht  aus.  Es  steht  in 
der  juni-nummer  s.  30,t  unter  dem  titel  „  The  Lcarniiig  of  Languagcs"^  und  hat 
keinen  geringeren  als  J.  S.  Hlackie  in  Edinburg  zum  veifasser.  Prof  Blackie 
schreibt   (unter  dem   2S.   apiil    1892   : 

„SlK,  --  1  cannot  refrain  from  e.xpressing  to  you  how  nuich  I  was  delighted 
with  the  article  in  your  nund)er  of  \-^  April  last,  entitied,  "The  New  Method'' 
of  teaching  l.uiguages,  as  pnictised  in  Wiesbaden.  It  is  called  the  iie^o  method. 
but  in  fact,  it  is  merely  a  recurrence  to  the  old  and  natural  method  by  which 
languages  were  learnt  centuries  before  books  or  grannuars  weie  ever  heard  of 
ll  is  not  against  books  or  grannuars.  however.  tluit  the  apostles  ol'  the  new 
niethod  in  Wiesbaden  or  elsewhere  piotest;  books  and  grannuars  are  all  verv 
projiei-  in  their  place,  but  it  is  a  secondary  place,  and  by  the  law  of  nature, 
which  must  i)e  our  guide,  the  first  place  in  the  learning  of  languages  belong.s 
to  the  ear  and  the  tongue.  and  the  living  environment  of  objecis  —  not  to  tiie 
eye,  exercised  on  the  dead  syndiols  of  dead  books.  anfl  the  formal  rules  of  an 
intellectual  abstraction.  In  other  words,  the  niethod  of  nature  consists  in  the 
direct  action  of  mind,  and  ear,  and  tongue.  in  conne.xion  with  interesting  objects 
in  inniieiliate  view  of  the  leainer.  This  is  tlu'  oniy  way  to  create  a  living  famili- 
aritv   with   a   l'oreign   lanijuaiie  in  such  a  fishion   as  to   make  it  a  second  mother- 


128  Notizen. 

toiisue ;   ami  tlie  piactice  of  liilinfrnal  pcoples — as  the  Hungarians,  and  tlie  Scnttisli 
Higlilaiuleis  —  everywhere  proves  that  niore  efTective  command  of  a  forei£;n  tongiie 
inav,   in  tliis  fashion.   Le  aci|iiired  in  three  montlis,   tliaii  l)y  the  scholastic  method  . 
of  l)i)ol<isli  inculcation   in  as   inany   ycars. 

I  has'e  only  to  add  to  your  conespondcnt's  lettc-i-  that  this  natural  metliod 
is  apjdicalde  no  less  to  dead  langiiages  tliaii  to  living.  It  is  as  easy  Tor  a  man 
comniencing  tlie  study  of  Hehrew  to  lool<  the  sun  in  the  face,  and  call  out 
Shemcsh,  as  to  ask  what  is  the  Hebrew  for  the  sun.  I  may  also  reniark  that 
the  habit  oi"  talking  of  Greek  as  a  dead  language.  in  our  schools  and  Universities. 
is  a  practice  as  far  removed  fiom  philological  scicnce.  practical  Utility,  and  inter- 
national coniity,  as  fioni  nature  and  conimon-sense.  In  all  matteis  of  this  kind 
natiire  niust  pievail.  and  the  sooner  tliat  our  educationists  niake  up  their  minds 
to  a  radical  ii-form  in  tliis  field,  so  much  the  better  both  for  themselves  and  for 
the  cause  wlüch  they  lepresent.  Arguments  in  vindication  of  tlie  present  metliod 
of  linguistic  inculcation  thcre  can  be  none ;  the  argunients  that  nre  sometimes 
brought  forwaifl  in  defence  of  so  gross  an  antagonisni  to  the  piain  dictates  of  nature 
and  coiiimon-sense,  are  all  mere  makeshift  apologies,  the  offspring  of  ignorance, 
laziness.  or  t-onceit.  Tliose  wlio  will  not  niake  an  elTort  to  sliake  themselves 
free  from  the  masterdom  of  bad  habits,  ninst.  of  course,  reniain  slaves,  and  gild 
their  slavery  witli  some  reputable  name.  Ihis  is  the  refuge  of  all  unreasonal>le 
conservatisni,  whetlier  in  the  school,  the  Church,  or  the  State:  "I  will  not  be 
conveited;  let  me  alone."     Sincerely  yours"  etc. 

Freilich  wird  auch  diese  gewichtige  stimme  die  Vorurteile  gegen  die  neue 
methode  nicht  aus  dem  weg  räumen.  Gleichzeitig  mit  ilem  obigen  eingesandt 
erschien  in  7hc  Modern  Language  Monthly,  juni-nummer,  eine  durchaus  ablehnende 
anonyme  anzeige  des  artikels  von  A.  A.  ^1..  von  der  ilas  nächste  lieft  unserer 
zs.   einen  auszug  bringen  wird. 

Ungleich    grösseres    aufsehen  als  unsere  deutschen  reformbestrebungen    hat 

in   England  übrigens  in  den   letzten  monaten  die  von  Frankreich    her    empfohlene 

methode  Gouin   gemacht,   der  wir.  gleichfalls  in  der  folgenden  nr.,   eine  besondere 

notiz  widmen   müssen. 

\V.   V. 


•\fK^    ^^»1   »^   ii»J1   im^   1»^   »^9.   »»i»  J^f  jygLiat-;?!^*^   *•**   *^*   "^   '*^   »j'^^^9.   m^^   '^^■^ 


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r>TOm»v<K<i:t.i.».,i.<u»viwiKn.ji»».n.r,-iiin.i.i).r..»-()-u.<i.<;.<M</-<i.<>!-ii.;i.c-fw>i. 


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PHONETISCHE  STUDIEN. 


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DAS  PRAGER  DEUTSCH. 


Im  i8.  und  in  der  ersten  hälfte  des  19.  Jahrhunderts  war  das 
deutsche  die  fast  ausschliessliche  Umgangssprache  der  gebildeten  kreise 
in  Prag  und  in  den  landstädten  Böhmens  und  Mährens  auch  in  sonst 
cechischen  gegen  den.  Dieses  deutsch  hat,  da  es  vorzugsweise  von 
leuten  gesprochen  wurde,  deren  muttersprachc  cechisch  war ,  oder 
doch  von  solchen ,  die  von  kindesbeinen  an  neben  der  cechischen 
spräche  nur  ein  vom  cechischen  lautlich  beeinflusstes  deutsch  sprechen 
hörten,  einen  eigentümlichen  lautcharakter  angenommen.  Man  hat 
es  »prager  deutsch«  genannt.  Es  wurde  und  wird  aber  nicht  etwa 
bloss  von  cechen  gesprochen,  die  deutsch  hauptsächlich  durch  münd- 
liche Überlieferung  gelernt  haben,  sondern  auch  von  den  in  Prag 
und  in  den  landstädten  geborenen  deutschen.  Die  Schulbildung  und 
die  durch  Verschärfung  der  nationalen  gegensätze  herbeigeführte  ge- 
sellschaftliche Scheidung  der  deutschen  und  cechischen  bevölkerung 
in  den  erwähnten  Städten  haben  das  gebiet  dieses  eigenartigen  deutsch 
in  den  letzten  jähren  ein  wenig  eingeschränkt ,  insoferne  als  die 
höheren  deutschen  gesellschaftskreise  sich  heutzutage  in  sprachlich 
gemischten  städten  durch  fernhaltung  von  den  cechischen  kreisen 
dem  einflusse  cechischer  Sprechweise  entziehen  und  ausserdem  sich 
thunlichst  einer  dem  bühnendeutsch  genäherten  ausspräche  befleissigen. 
Jedoch  im  ganzen  und  grossen  bringen  dieselben  Ursachen  immer 
noch  dieselben  Wirkungen  hervor.  Namentlich  in  Städten ,  wo  die 
deutschen  in  der  minderheir,  sind,  oder  wo  die  bevölkerung  der  um- 
gegend  cechisch  ist,  beeinflussen  sich  die  miteinander  in  beiden 
sprachen  verkehrenden  Volksschichten  in   lautlicher  beziehung  immer 

Phoiieüschc  Studien.    VI.  Q 


130  Das  prager  deutsch. 

noch  so  bedeutend,  das  der  daraus  hervorgehende  lautcharakter  des 
gesprochenen  deutsch  jedem  ferne  stehenden,  besonders  aber  jedem 
deutschen  aus  dem  »reich«  auffallen  muss.  Es  dürfte  daher  die  leser 
der  Phon,  stitd.  einigermassen  interessiren,  die  abweichungen  dieser 
Sprechweise  von  der  normaldeutschen  ausspräche  in  kurzer  darstellung 
kennen  zu  lernen. 

Vor  allem  sei  daraufhingewiesen,  dass  die  komponenten  dieses 
idioms  einerseits  die  lautliche  eigenart  der  im  deutschen  Sprachge- 
biete Böhmens  gebräuchlichen  dialekte  und  der  ziemlich  allgemein 
in  Österreich  herrschenden  deutschen  Sprechweise ,  andererseits  die 
besondere  artikulation  einzelner  laute  im  cechoslawischen  sind.  Ferner 
beruht  der  lautcharakter  des  pragcr  deutsch  auf  mündlicher  Über- 
lieferung. Seine  laute  sind  die  laute  der  österreichisch-deutschen 
Sprechart,  nach  dem  gehör  reproduzirt  von  sprechorganen ,  die  an 
eechoslawische  artikulation  gewöhnt  sind.  Je  mehr  sich  der  einfluss 
der  Schrift  geltend  macht,  desto  mehr  schwindet  das  charakteristische. 
Wenn  in  ,, vormärzlichen  zeiten"  und  noch  in  den  fünfziger  und 
sechziger  jähren  sich  viele  gebildete  prager  auf  die  ,,reinheit"  ihrer 
,, besten"  deutschen  ausspräche  etwas  zu  gute  thaten,  so  geschah  dies 
entweder  aus  Unkenntnis  des  eigentlich  deutschen  lautwesens,  oder 
weil  sie  sich  nicht  der  allgemeinen  prager  deutschen  Sprechweise, 
sondern  einer  bewusst  gewählten,  durch  die  schule  und  noch  mehr 
durch  die  bühne  vermittelten  ausspräche  bedienten.  Diese  erscheint 
den  unbefangen  sprechenden  als  gekünstelt. 

Der  vokalismus  des  prager  deutsch  ist  charaktcrisirt  durch  den 
mangel  an  gerundeten  und  gemischten  lauten  und  durch  die  neigung 
der  übrigen  zur  offenen  ausspräche.  ü  geht  über  in  /. ,  ö  in  e, 
während  in  den  tonlosen  endsilben  -r/,  -elt,  eist,  -ein,  -er,  -ert,  -erst, 
-ern,  -en,  -etn  anstatt  des  3  die  laute  /,  r,  ;;,  m  die  rolle  des  silben- 
trägers  übernehmen,  eine  thatsache,  die  jeder  unbefangene  phonetiker 
sofort  wahrnimmt.  Sonst  wird  das  p  in  vokalisch  auslautenden  ton- 
losen Silben  fast  immer  durch  normales,  dem  offenen  e.  (ä)  zu- 
neigendes  e  ersetzt.  Die  unbetonten  silben  werden  überhaupt  deut- 
licher und  kräftiger  ausgesprochen  als  in  der  mustergültigen  deutschen 
bühnensprache.  Diphthonge  sind  ai  und  au.  ^/lautet  für  geschriebenes 
ai,  ei,  iiu,  eu ,  ohne  unterschied,  oi  kommt  in  deutschen  Wörtern 
nicht  vor,  ist  jedoch  aus  slawischen  namen  geläufig. 

Die  lippenthätigkeit  ist  überhaupt  ziemlich  gering. 


Augustin  Ritschel  in  Eluogen.  131 

Betreffs  der  konsonanten  ist  zu  erwähnen,  dass  sie  mit  den 
konsonantcn  der  österreichisch-deutschen  ausspräche  ziemlich  genau 
übereinstimmen.  Die  geborenen  prager  (und  dies  gilt  auch  von  den 
bewohnern  anderer  städte  mit  gemischter,  deutsch-ccchischer  bevölke- 
rung)  sind  von  kindheit  an  gewöhnt,  in  der  cechischen  spräche 
stimmhafte  und  stimmlose  laute  auf  das  deutlichste  zu  unterscheiden. 
Und  doch  sprechen  sie  in  ihrem  deutsch  die  meisten  antevokalisch 
anlautenden  b,  d,  g  der  schrift  wie  stimmlose,  unaspirirte/,  t,  k  aus, 
weil  sie  es  von  ihrer  Umgebung  und  auch  fast  von  allen  des  cechischen 
unkundigen  deutschböhmen  unddeutschösterreichern  so  sprechen  hören. 
Durch  den  Schulunterricht  wird  allerdings  die  notwendigkeit  der  Unter- 
scheidung stimmhafter  laute  von  den  entsprechenden  stimmlosen  zum 
bewusstsein  gebracht  und  beim  lesen  oder  bei  gebildetem  sprechen 
wird  dieser  unterschied  beobachtet,  jedoch  nur  um  sofort  über  bord 
geworfen  zu  werden,  sobald  man  ungezwungen  und  ohne  affektirtheit 
zu  reden  beginnt.  Den  satz :  ,,Du  bist  ein  gutes  kind"  wird  ein 
jeder  prager  mit  einiger  Schulbildung  so  korrekt  wie  nur  irgend  ein 
norddeutscher  lesen  können.  Wenn  er  ihn  jedoch  im  kreise  seiner 
lieben  infolge  eigener  gemütsregung  spontan  ausspricht,  dann  dürfte 
er  nicht  anders  klingen  als :  iiipist  ain  kütes  k'^nt.  Naturam  expellas 
furca,  tamen  usque  recurret.  Stimmhafte  verschlusslaute  b  d g  kommen 
nur  dort  vor,  wo  sie  durch  die  Umgebung  geschützt  sind,  also  haupt- 
sächlich in  intravokalischcr  Stellung. 

Einige  Schwierigkeit  bieten  die  reibelaute,  die  in  der  schrift 
als  j  und  ch  erscheinen.  —  Das  j  entbehrt  des  begleitenden  reibe- 
geräusches  und  ist  dem  gehör  als  devokalisirtes  /  0  vernehmbar,  hat 
aber  dabei  entschieden  konsonantischen  Charakter.  —  Den  pragern  ist 
wie  auch  sehr  vielen,  selbst  hochgebildeten  deutschösterreichern,  die 
ausser  deutsch  keine  andere  spräche  reden,  ein  unterschied  zwischen 
dem  ach-  und  /V//-laute  ganz  unbewusst.  Thatsächlich  wird  nach 
u,  0,  a  der  laut  des  geschriebenen  ch  etwas  postpalatal,  nach  <?,  / 
so  palatal  gebildet,  als  es  die  zungentstellung  für  diese  vokale  bedingt, 
aber  der  stimmlose  postpalatale  reibelaut  (nach  Vietors  bezeichnung  c') 
wird  nicht  so  weit  hinten  (guttural)  erzeugt ,  wie  {x)  in  den  alle- 
mannischen  mundarten  und  andererseits  der  stimmlose  palatale  reibe- 
laut (Vietors  ()  nicht  so  scharf,  wie  er  in  manchen  sächsischen  mund- 
arten klingt,  wo  derselbe,  wie  schon  F.  Franke  [Phon,  stiid.  II.  p.  33) 
bemerkt,    dem  klänge  nach    dem  s  verwandt    ist.     Dieses   scharfe  (, 

9* 


132  Das  pkager  deutsch. 

das  in  meinem  gehör  dem  polnischen  s  gleichkommt,  ist  dem  prager 
deutsch  ebenso  fremd ,  wie  der  deutschösterreichischen  ausspräche 
überhaupt.  Die  artikulationsstellen  für  c  und  f  sind  also  in  der  prager 
Sprechweise  sehr  wenig  von  einander  entfernt,  so  dass  ich  es  kaum 
wage,  die  beiden  laute  durch  verschiedene  bezeichnung  auseinander- 
zuhalten. Nur  mit  dem  obigen  vorbehalte  werde  ich  nach  Vietor 
den  prager  ac/i-\aut  (nicht  =  x)  mit  c  und  den  prager  /V/z-laut  (nicht 
:=  s)  mit  (:  bezeichnen. 

Der  laut  r  wird  immer  mit  der  zunge  artikulirt,  da  auch  im 
eechischen  es  nur  ein  zungen-r  gibt.  Tritt  er  silbenbildend  auf,  so 
wird  er  etwas  schwächer  angeschlagen.  Zäpfchen-r  ist  selten  und 
individuell,  es  fällt  auf.  Mit  stärker  gerolltem  zäpfchen-r  sprechen, 
heisst  ,, ratschen". 

Geschriebenes  s  im  wortanlaute  wird  nie  stimmhaft  als  z,  sondern 
immer  wie  stimmloses  s  gesprechen  :  si  sijit  so  si.s.  Der  laut  z  kommt 
bloss  im  inlaute  intravokalisch  vor,  wobei  silbenbildende  /,  //,  r  als 
vokale  gelten :  roze,  tuhe,  lezn,  Ihr,  ezl.  Interessant  ist,  dass  in 
bestimmten  Wörtern  selbst  yjr  f^')  wies  klingt:  dhie  vä'ize  plirme,  ajn 
grozr  k''(!>-l.  g  ist  im  inlaut  und  meist  vor  konsonanten  der  stimm- 
hafte verschlusslaut,  im  anlaut  vor  vokalen  und  im  auslaut  geht  es 
über  in  unaspirirtes  k  :  kc  vikl  regnen,  llgn,  täk,  tiige.  k  ist  im  anlaut 
vor  vokalen  immer  deutlich  aspirirt.  Diese  aspiration  unterbleibt  vor 
konsonanten,  im  inlaut  und  im  auslaut :  ta  sint  k''äine  k"^k?i  k''indr. 
—  ain  ikiges  sti.k. 

Dagegen  ist  bemerkenswert,  dass/ und  /  nie  aspirirt  sind: 

pdk  ain  pär  täsn  aus!  kip  ii  Ulr  au/n  tis! 

In  dem  folgenden  texten,  bei  deren  transskription  ich  mich 
ziemlich  genau  an  Victors  lautumschrift  in  seinen  Elancnten  der  phoneük 
2.  aufl.  halte,  bringe  ich  ein  gassengepräch ,  die  2  gewöhnlichen 
gcbete,  deren  genau  phonetische  Umschrift  man  leicht  in  den  kirchen 
Prags  kontrolliren  kann  und  zwei  von  den  im  oberwähnten  werke 
in    normaldeutsch  transkribirten   texten. 

I. 

kudntäk,  hermi.lr,  viketsinenf  —  tdijkerefküt,  Irbr/terkälina,  abr 
vovärnsten  tikantsntäge,  fnanhdtslja  fiirgentskesen?  —  ja,  ifvärhnpilzn 
paimainemsvdgr,  tahatsk''intstai//kekelm.    virvärn    alere(ilüstik,    üniifpin 


Augustin  Ritschel  ix  Emsogex.  133 

crskistrti  mitn  abnisuk  vidr  äijkekf'omen.  —  höfentlif  kcisirfrau  svesir- 
kiii?  —  dja,  iftdfjkc,  muir  uijk'Hnt  pefindnsif  tentimstendn  ankemesn.  — 
vifll  k'-indr  hdtirherprüdr  s6?i?  — fi.mve  sintirdrjetst,  aleksünt  vitiri.bfri; 
titsvaj  grözn  pübm  kcnsoninti  sül.  —  fi.mf  k''lTidr  sif,'k''aine  klaj?ii(k''a/i. 
takipts  keniiktsusorg)'.  —  jd ,  äbrveii  alcksüniplaibm  mnprdfsint,  so 
macnstenätrn  filfräit  ....  al>r  erhmbms  hermi.lr,  siscnjetst  virkUf 
atisketsdifnetaus.  — piteser,  7nh-k''aine  smaifeldien,  säiimainr  letstnkrdnk- 
khait  häbi(mi(  /rd/lifpisl  erhb.lt,  äbrcsfeltnocfU  ....  vokensteii  hm, 
herkdlmc7?  —  fiack''arolhieniäl,  untsi.her?ni.lr?  —  nacbübe?its  .  .  . 
tstwikontsM.  —  sdde,  tasi(m(f/iit  k^'^an  ....  haptiere  mifisjiemp/c/n. 
—  kemstrdrnr. 

II. 

/ätr  imzr,  ter  tu  pist  im  himl,  kehdiligct  verde  tain  ndme,  tsük''ome 
uns  tain  rdi(,  tain  vile  kesee,  vi  im  hind,  so  auc  auf  crdn,  unzr  te.g- 
lifes  prOt  kipuns  hdite,  tmt  frklp  uns  unzere  sült,  als  auc  vir  frkelnn 
unzrn  süldigrn,  unt  fi.re  uns  nift  in  frzfrcufjk,  sofulrn  erleze  uns  fom 
i.bl,   amen. 

kegriset  säistu  mdriä,  foldr  gnädn,  trh^r  ismitir,  tupiskebencddit 
untrdenvdibrn  utjkebenedäit  istifrtictairies  Idibes,  Jesus. 

hdilige  ituiriä-,  mutr  kötes,  pi't  fi.r  uns  arme  si.ndr,  jistiintindr 
stuntunzeres  äpste.rbms,  chnen. 

III. 

es  is  toc  so  sen,  an  ten  fri.lit^k  tes  Icbms  tsuri.ktsudetjkn,  in  sain 
ineres  tsuriktsusann,  si(  tsu  eriiirn  .ja,  auc  im  svi.ln  sömr  unt  im  k^altn 
vintr  tes  lebms  kipts  hir  un  iä  ainen  fri.litjkstäk,  u?i  tas  hLrts  sdkt  : 
mir  ists  vi  fri.lii;k  tsu  mü'te  —  ain  solcr  täk  ists  hdite  un  ta  lege  if 
mif  auf  tas  vaife  mb.s  im  tüftigtj  vdlt  unt  strfke  tl  svern  klidr  aus 
unt  saue  hinduf  turc  tas  krlne  Idup  in  tas  unt'ndli(e  plan  un  thike  :  vi 
värs  toc  in  tr  k^lnthait? 

IV. 

tu  pist  vi  dine  p  Irr  nie  so  holt  unt  sen  unt  rdin ;  i(  sau  tif  an, 
unt  vemüt  släift  mir  ins  hLrts  hindin. 

mir  ist,  als  öp  ic  ti  hLfuic  aufs  haupt  tlr  legn  soll,  petent,  tas 
kot  tif  e.r halte  so  rdin  unt  sen  unt  holt. 

Elbogen.  Augustin  Ritschel. 


RECHERCHES  SUR  LA  PHONETIQUE  ESPAGNOLE. 

(Suite. '; 

2.  laX'ßkultüra  j^krisijanicmo.    \  2.  La  escultura  yel  cristianismo. 


laprimerai  kapital  kdiisa\  —, 
y^rntrdlagßqsofkas ,  — ,  delade- 
kadrnzja  geläeskultürä-^'  —  cc 
laiijkompatkilidäd  dolarte^ds- 
hdtqrikq  Jcqnqlkristjanicmo.^  — 
normoc  vaziladq  onpskrivir  la- 
palävra^njkqmpativiliddz\,  — 
idmjkQqlgqftvcertepareska'j ,  — 
parke  noäjqtra  kesprrse.,  —  kqn- 
laprezisjqi]  kila/  — ,  lavrr- 
dadera  rqlazjq  n^ntre  olidecU 
kristjdnm  läeskultüra\  — ;  rr- 
snlta  tanmanifjflstä'esairj  kqm- 
pativiliddz'\  —  delkärscx^nterq 
gemrrstra  prezednde  dspqsizjq 
nisUhlka/  — ,  kekdsi  nqserjkqn- 
främos  fqntädoXfadispcijsarnoc 
dalysistainös^'  —  sobre  imntq 
tänrpökqkqntrqvij-t'djld^^arncflstrq 
jcwhjq^  kömo  rste.\  —  ^)^knrUrs'^ 


La  primera  y  capital  causa, 
entre  las  filosöficas,  de  la  de- 
cadencia  de  la  escultura,  es  la 
incompatibilidad  del  arte  escul- 
törico  con  el  cristianismo.  No 
hemos  vacilado  en  escribir  la 
palabra  incompatibilidad ,  aun- 
que  algo  fuerte  parezca,  por- 
que  no  hay  otra  que  exprese,  con 
la  precisiön  que  ella ,  la  ver- 
dadera  relaciön  entre  el  ideal 
cristiano  y  la  escultura ;  resulta 
tan  manifiesta  esa  incompatibili- 
dad del  curso  entero  de  nuestra 
precedente  exposicion  historica 
que  casi  nos  encontramos  ten- 
tados  ä  dispensarnos  de  in- 
sistir  mds  sobre  punto  tan 
poco  controvcrtible  ä  nucstro 
juicio     como     este.      ^iCual    es, 


'   Voyez  riumclische  SIikUci!  III,  ^oy  et  suiv.,  V.  47  et  siiiv.,  142   et  suiv., 
VI,  35  et  suiv. 


F.  Akaujü  in  Toleuü. 


135 


sniefrktö  —  rlidräl  krisfjfüiö'.-^ 

—  qyimatrrya  drsknlfor'tkac  vp- 
prqs^ntazjones\?  —  ^akiidi  da- 
lavihlja?  —  ,  dedmidvnuina  kömo- 
desufivrnte' ,  —  ladqktrhia  de- 
xesus,\  — ■  isikjrra  sfapdrte  ay- 
kapitcdes  püntqc  diläy^  —  '^Inte- 
^'(>'/d  dalosaposfqles^^  —  ^^sobre- 
fqdoql  mäsuktivüK-üläepositdrjq 
im'isilustrudq  gelasüntapaldbrä  ^ 
— ;  ^ pregnntd  dalqs  prinirros 
kqmiljqs\^  — ;  \>itudjd  d(dgiina 
seszisjqnec  äelaUjUsjä  .^ ;  —  ^ ye- 
pasdä  Iqcdekrrfqs^  del<>cprhnrrq 
snnperadqres  krisfjdnqs  -■  ^kqij- 
snltd  drlrsp'/ntii '  kpalqrmdrttre 
sanhnä'  — :  ^asist'/d'^  alaszere- 
nuhijas  sqUmnec  delaskatukttm- 
/'äs\  — ;  ancdiza  denestapdrte 
lacdqktrmac  iiiiir/'/nnkds,  —  Jsc>- 
Jtretödo  j  —  atcnde  dfdrspintii, 
^alh'jäadero  dspirttii '  ddkris- 
fjanicmö/  -,  ilevarei  saciüestrq~ 
dnimo  olmäsprqfunäq  kqmhri]- 
zimjrntq  —  dekelaesknltüra 
jdkrist } anicmo ^  —  ^son  radikal- 

mrnte~  hjkqmpatihlcs  ^. 

'  ^  kdördize^  onefrktq^  Icdexir- 
lazjqn  mosdika\?  —  kdnoagdi 
sdbra  dcskididra  nipgi'ira~~(dfjn- 
iiä'j  ~  ^^delok<>((ijai'iv(i~9nr^l2j(Hq' 

—  nidelok^di  javdxo~onlatJrra  \ 
— .  '^SkrXKS  kqntSstan  Iqsapostd- 
lPs\?^  —  kpici/äir  delqssinndäkrq 
srskidtqnkqs\ — ,  i^porkesq  ney- 
xrndrq  sidqldtrih^s  ^  —  "^^/iV- 
(irdnian^  Iqsprinirrqs  kqnziljos? 
A  —  Japr()skrip-sjqiiäe  lasestd- 


en  ofccto ,  el  ideal  cristiano 
en  materia  de  escultöricas  re- 
prcscntacionesV  Acudid  ä  la 
Biblia,  de  donde  emana,  como 
de  SU  fiicntc,  la  doctrina  de 
Jesus ,  siquiera  se  aparte  en 
capitales  piintos  de  clla;  inte- 
rrogad  6.  los  apöstoles ,  sobre 
todo  al  mds  activo,  al  dcpositario 
mäs  ilustrado  de  la  santa  palabra; 
preguntad  ä  los  primcros  con- 
cilios ;  estudiad  algiinas  exci- 
sioncs  de  la  Iglesia;  repasad 
los  decretos  de  los  priineros 
emperadores  cristianos;  coiisultad 
el  espiritu  ([ue  ä  los  märtires 
anima ;  asistid  d  las  ceremonias 
solemnes  de  las  catacumbas ; 
analizad  on  esta  parte  las 
doctrinas  miislimicas ,  y  sobre 
todo ,  atended  al  espiritu ,  al 
verdadero  espiritu  del  cristianis- 
mo,  y  llevareis  d  vuestro  dnimo 
el  mds  profundo  convencimiento 
de  (jue  la  escultura  y  el  cristia- 
nismo  son  radicahnente  incom- 
patibles. 

^_Que  os  dice  en  efecto,  la  legis- 
lacion  mosaicaV  Que  no  hagais 
obra  de  escultura,  ni  figura  al- 
guna  de  lo  (jue  hay  arriba  en  el 
cielo  ni  de  lo  que  hay  abajo  en  la 
tierra.  ^,  Que  os  contestan  los  apös- 
toles? Que  huyais  de  los  simula- 
cros  escultöricos ,  porquc  son 
engendros  idoldtricos.  f,  Que 
ordenan  los  primeros  concilios? 
La    proscripcion    de  las  estatuas. 


136 


ReCHERCHES    SUR    LA    PHONETIQUE    ESPAGXOLE. 


ficas.\j  —  '^kesi(/)iifik(i^  läeroxia 
Qdlqsikqnqklästas  ? '  —  kekqntra 
la^elatica  laksitüä  demühqs  kris- 
fjanris/j  —  aD{a  qtrqc  ^  rix^dq 
seiij/feqg'/bfes' j  -  venidqs  kqntqda 
kqmplazqnzja  ,  parokqnlacve- 
jyrdSf'jüazjone  i<rskrdinnkas.^  — 
^  ikemdiidan'  Iqsed'tktq  simpe- 
rjdles?  —  kesevpmpa  nidqstrüyan 
—  I  laskreazjqner  delqcf'idja  si- 
prahsiteles.j  —  ^kqijsnia^  lais- 
torjade  Iqcmdrüres?  —  larepug- 
ndnzja''  atödai  dqldtrika  rqpre- 
S(intaz)pn.\  —  ' ^^krindikcni^  las- 
zeremönjac  delaskataktimhas?  — 
pßcültq  ^pijrqi  dirrktq^  deladivi- 
niddz'  — ,  i^shnntcrposizjqn  de- 
jKujdmka  simdx(mes\j.  —  "^^Ax:- 
^esülta?  dqlanälisic  äelacdqktri- 
nac  nnirV/nnkas?  —  kemaqma" 
areuatqqlDiosa/cmo  siidof/mar- 
tistikq ,  —  .y'rndo  onestq  mäs 
kqijsekirniier  Iqskcd'ifa  säräves/ 
^kelqspqntif7ces  kristjunqs.^  — 
^  gkenqcmanifp^sta'^otjfm' '  -  ,(»?- 
rerdaderq~  esp'irltv  delkristja- 
mcmo?^  —  kesjrndq  sukrrdo  la- 
eqcistqmja  d^üi]  splqdfqs'  — 
'  apsqluta nnlnto^ hj-ßnito  ehjfini- 
tamflntd  apsqlutq^  —  ipura- 
'ni(rde~qspiritucü'/ ,  —  nqkäve 
selerr.presente  di^ßgürälgünä^  — 
k^ädeser  por/icdrza\  i^eniinen- 
temrntd  materja  lißnita  —  ;  ke- 
lqijstituyq7idq  parae  lundqymä- 
lacrehizja  rmlai  ipnnrtaUddd'^  \- 
ilakqijslderazjqnde  lavidatryrsfre 
kqnio'hjsir/nipknidepdrte    dela- 


^,  Que  significa  la  heregia  de 
los  iconoclastas?  Que  contra  la 
relativa  laxitud  d('  muchos  cris- 
tianos ,  habia  otros ,  ri'gidos  e 
inflexibles,  renidos  con  toda 
complacencia  para  con  las  re- 
prescntaciones  escultoricas.  fi.Que 
mandan  los  edictos  imperiales? 
Que  se  rompan  y  destruyan 
las  creaciones  de  los  Fidias  y 
Praxiteles.  ,J,Que  ensena  la  his- 
toria  de  los  märtires?  La  repug- 
nancia  ä  toda  idolätrica  represen- 
taciön.  (J,  Que  indican  las  cere- 
monias  de  las  catacumbas?  El 
culto  puro  y  directo  de  la  divi- 
nidad,  sin  interposiciön  de  pa- 
gänicas  imägenes.  ^,Que  resulta 
del  andlisis  de  las  doctrinas 
muslimicas?  Que  Mahoma  arre- 
batü  al  mosaismo  su  dogma  ar- 
tistico,  siendo  en  esto  mds  con- 
secuentes  los  califas  drabes  que 
los  pontifices  cristianos.  ^  Que 
nos  manifiesta  en  fin  el  ver- 
dadero  espiritu  del  cristianismo  V 
Que  siendo  su  credo  la  exis- 
tencia  de  un  solo  Dios ,  ab- 
solutamente  infinite  e  infinita- 
mente  absoluto  y  puramente 
espiritual,  no  cabe  se  le  re- 
presente  en  figura  alguna,  que 
ha  de  ser  por  fuerza  eminen- 
temente  material  y  finita;  que 
constituyendo  para  el  un  dogma 
la  creencia  en  la  inmortalidad,  y 
la  consideraciön  de  la  vida  te- 
rrestre  como  insignificante  parte  de 


F.  Araujo  in  Toledo. 


137 


vida  ihlofiiimdnQS  \  —  Joakiväles 
steijkirriitra  neijkadenädqs  por- 
Ja)ii(itrrjä  —  uistevuleQ't  lägn- 
mas,j  —  .*yc«(t(?  lamaterja  Idke- 
les  fp^nt(llpekddo,\  —  Idkele  sd^se 
siifnt\\'  —  läkelesprica  dcle- 
t^rnqgqze,\'  —  lakentqdqspjüi- 
dqsAppi'sigei  kqmhäte  stifelizidda 
vqräadrrä-',  —  iiqkave  onrlkHs- 
tjankmoläpoteqsic  äela  materja\ 
Jceuq^qtrakqsaec  Idrsta- 
tudrjuj. 

^^Ikristjanicmo  -  uqpirrde  re- 
po'esentd  radjqs'^  — -  Jprlva  ko- 
n^sto  (daeskidtura  devoräudrrq^^ 
idf^dj.j  —  ;  '^nqpwede  vepresentä 
raJqsdj^xeles  \^,  —  jyorkesqm 
piirq  sespir^t^ts,  —  ;  ''nqpiof^de 
9=epresqntd  rqlqmbre^  —  ,^por 
ser  nnvcstra  susimulakrq  dc- 
pekuminqsq'^qrgHlq' i  ;  —  ^ nq- 
pwrde  i'epresentär  laveleza  de- 
lacvirxcne  süqsdntns^,  ■ —  ,  por- 
kqsta  vdezurs  piirampnte~^rspiri- 
tiiäl'/,  —  ilqkqrpordj,  sqbrosfh' 
d^sprezjähle/ ,  —  kqiptitüye  tf^n- 
tazjqin  peU'jrqsa^  —  :  nqpwrde 
represeiifdr  hiäda^,\  —  porkeii- 
realidäz'/  , iqda  t-'^pras'ntazjön 
esidqldtrika ^  —  :  if^sfdcr  lap)n- 
reza  dddqgmgartisilkq  kris- 
tjdnq.^  —  sidespich\  —  kqino- 
desenviiHtq  onrlsrnq  d^nnasq- 
zjeddz  pugdnä'  —  itenjenäq  sioa- 
i^jqidq  prinzipdr  prezisameiiteA 
dnlamicmoi'qma  Qelqszesäres^  — 
sereväxäüntäntq,\  —  ^^prbnrrq 
porviaQd    tqlerdnzjcij   — ,   mäs- 


]a  vida  de  los  humanos,  los  cuaics 
se  encucntran  cncadenados  por 
la  materia  ä  cstc  valle  de  lä- 
grimas,  siendo  la  materia  la  (juc 
les  tienta  al  pecado,  la  que  les 
hace  sufrir,  la  que  les  priva  del 
eterno  goce,  la  que  en  todos  senti- 
dos  persigue  y  combate  su  felici- 
dad  verdadera,  no  cabe  en  el 
cristianismo  la  apoteosis  de  la 
materia,  que  no  otra  cosa  es  la 
estatuaria. 

El  cristianismo  no  puede  re- 
presentar  ä  Dios,  y  priva  con 
esto  a  la  escultura  de  verdadero 
ideal;  no  puede  representar  a 
los  ängeles,  porque  son  puros 
espiritus;  no  puede  representar 
al  hombre ,  por  ser  muestra 
su  simulacro  de  pecaminoso 
orgullo ;  no  puede  representar 
la  belleza  de  las  virgenes  y 
los  santos,  porque  esta  belleza 
es  puramente  espiritual ,  y  lo 
corporal,  sobre  ser  despreciable, 
constituye  tentacion  peligrosa ; 
no  puede  representar  nada, 
porque  en  realidad  toda  re- 
presentaciön  es  idolätrica :  esta 
CS  la  pureza  del  dogma 
arti'stico  cristiano.  Si  despues, 
como  desenvuelto  en  el  seno 
de  una  sociedad  pagana  y 
teniendo  su  asiento  principal 
precisamente  en  la  misma 
Roma  de  los  Cesares,  se  rebaja 
un  tanto ,  primero  por  via  de 
tolerancia ,    mäs    tarde    de    con- 


138 


ReCHERCHES    SLR    LA    PHONETIQUE    ESPAGNOLE. 


färde  Qd  Iquilns^pnärnzj a\  —  ide- 
kipnpJaztlnzjai  prqtehzjqn  por- 
f'in/  — ,  ^iiosoage  perä^räevista^ 
krstat-'elaxazjön'  /  —  ^l'otnzkle^ 
JiOijlarelaxaz/önäela  shjstitu- 
zjqnes,  —  keh'qmhj<irt9  qlxefes- 
pirituäläe  hiskristjdnqs  sensenör 
tPiHporäl/  —  Jkqnaspirazjqne 
salimivqrsdl  äqnnnjq^  —  ;  kqij- 
larelaxazji'mde    laskqstümhres/ 

—  k^äzenezesdrja  lazelcbra- 
zjqnäe  tdntqs  kqnziljq\silaprq- 
mnlgazjqnäe  tdntqcdekretqs  \  — 
Ji-qidra  lasimonlai  kqntradlvava- 
(jandtit  sazrrdiddjj  — ■ ;  k()iilcwe- 
laxazjönäe  lasidqas/  —,  k<jdze~' 
(tlüidd  r(dklrrq  susaf/rddami- 
Ajönj  -  yfrqkänddle  dnviferesddo 
JararJrtdOj  — ;  kqylayeloxazjq 
neufin'/  — ,  ddinqdqtqtdjdesrr 
dela  kjhlsja  -  kelrga  ~  api 'qdtizir ~ 
enehiglodjeziseis  lä({skanäülqsa ~ 
rszisjqnde  lüi-'cjqrmä''  — ,  ql- 
mlciii  otjrinpo  kelrenazlm)  ('rntq 
(dkdtizu    tqdq    swesplrnäqr/  — 

—  I  rnlakqrte ,  verdaderamrnte 
pagäna  ,\  del?qn  dezimo\^ . 

porlo  denids'.y,  —  nqsekrra 
k'Kilabldr''  —  Jiomo  ^^jetida- 
)n<jnte  lohnosehq^  —  delarskid- 
tura  kristjdna  ^^piivtiposizjo  nu- 
lapagdna/ i  —  nqspoijgdiuo  seif- 
kqntradikzjqii  kqijqsqtrqcni'ianos. 

—  läeqcistqiiz^'a  deldqf<kidtüra 
»nclkrlstjanirwo^  —  lefektq  de- 
hi'uidikdda  rel(txazjqn\  — ,  e- 
siuuegühle  — ;  perq  nlpedh'/su- 
suHzjq  naldqgma\,-  jalsiiplikur 


descendencia,  y  de  compla- 
ccncia  y  protecciön  por  fin, 
no  sc  ha  de  perder  de  vista 
que  esta  relajaciön  coincide  con 
]a  relajaciön  de  las  instituciones, 
que  convierte  al  jefe  espiritual 
de  los  cristianos  en  senor  tem- 
poral con  aspiraciones  al  uni- 
versal dominio ;  con  la  rela- 
jaciön de  las  costumbres  que 
hace  necesaria  la  celebraciön 
de  tantos  concilios  y  la  pro- 
mulgacion  de  tantos  decretos 
contra  la  simoni'a  y  contra  el 
barraganato  sacerdotal ;  con  la 
relajaciön  de  las  ideas,  que  hace 
olvidar  al  clero  su  sagrada  misiön, 
trocändole  en  interesado  y  ava- 
riento ;  con  la  relajaciön  en  fin, 
del  modo  total  de  ser  de  la 
Iglesia,  que  llega  ä  producir 
en  el  siglo  XVI  la  escandalosa 
excision  de  la  Reforma,  al  mismo 
tiempo  que  el  renacimiento 
alcanza  todo  su  explendor  en 
la  Corte ,  verdaderamente  pa- 
gäna,  de  Leon  X. 

Por  Ig  demäs ,  no  se  crea 
que  al  hablar,  como  repetida- 
mente  lo  hemos  hecho,  de  la  es- 
cultura  cristiana  por  oposiciön  ä 
la  pagana,  nos  pongamos  en  con- 
tradicciön  con  nosotros  mismos. 
La  existencia  de  la  escultura 
en  el  cristianismo,  efecto  de 
la  indicada  relajaciön,  es  inne- 
gable ;  pero  al  pedir  su  sanciön 
al     dogma ,     y     al     suplicar     se 


F.  Araujo  in  Toledo. 


139 


lielaqtqi'gäsHiininvrsto  rntre  las- 
drtes  Jcristjdnäs  ,\  —  nophdq- 
mriiqc  itedqhlegdrse' (da rnwrDa 
seqcij<lmjas\\  —  iniprecjndii- 
dqse^^  dn(^lnwevq~  r^plrlhi'  \  — 
JsKfrjendq  radikal  traijsforma- 
Zjon^ ;  —  eiitqnzec  nazjq  lurs- 
kultnrakristjdna  kqijsuspeku/jd- 
reskaraktrres' ,/  —  siijkeporrs() 
secqrdse  lahjlcqmpattoilidd  dqri- 
xinärja^  krukadendva  drrdeum- 
prinzipjo  sucivrlö ,  —  ij'l'^1^' 
tesentido^emosahlddo  sjqiiipre 
drskidtüra  krisfjdnai  — ;  drtq 
mindq  es'  —  ^^jqnlä(lSpOsizjq 
tiistörika  ssä  mrfrezido  repetidar; 
demostrazjqnec  äelq/^  —  ke- 
sjhi(dgiina  qkas^'qi]  Iqgiq  ^Iqs- 
ktdfqrkristjdnq  rrmqntarse  mj- 
susöbras/  —  fwe^  elumäqmdnq 
delenahdqs  par/dnqs\  —  mäsq- 
nirnq  sespiritualizddq  sikris- 
tjanizddus  jxjrsiixenjqartisf'ikoj. 
larskuUüra'  A  rSPlartepaydiKi 
poirszel(nzja.  -  cl  politekmo, 
azjetiäq  peddzo  sajdjqsim'ikq^l— 
ponla'" alajkdnze  delqmbre  suc- 
frakzjqnddqg  rf'^stqs^  — ,  Jqc- 
.rqves,  Iqsapolqs,  lacxi'tnq  s'dac- 
viliim  ■\.  —  ikqnibiddnd<)l-)a  rr- 
prqduzirlq  sen(imdrmql^\  —  le- 
prqpqvzjqndva  dideal  müsuse- 
kihU  qlqrte~^rskaltqr'ikq  ^  — : 
flaoefrza  delamath'jai  dela- 
fqrma^.  —  suakreenzjac ^  hazjd 
nidqlätra  deluvelezaformdl  —  ; 
snrxicrgq  sqlhnpVcfls\  plt(kqs\ 
U^inlkq  sinemrqs'/  —  lesuininis- 


la  otorgase  iin  piicsto  ciitrc  las 
artes  cristianas,  no  pudo  menos 
de  doblegarsc  ä  las  nucvas 
exigencias,  impregnandose  cn  el 
nuevo  espi'ritu  y  sufriendo  radi- 
cal  transforinacion ;  entonccs 
naciö  la  escultura  cristiana  con 
sus  peculiares  caractercs ,  sin 
que  por  eso  se  borrase  la 
incompatibilidad  originaria ,  que 
encadenaba  desde  iin  principio 
SU  vuelo,  y  en  este  sentido 
hemos  hablado  siempre  de  es- 
cultura cristiana ;  harto  sa- 
bido  es,  y  en  la  exposiciön 
histörica  se  han  ofrecido  repe- 
tidas  demostraciones  de  ello,  que 
si  en  alguna  ocasion  logro  cl  es- 
cultor  cristiano  remontarse  en 
sus  obras ,  fue  echando  mano 
de  elementos  paganos ,  mäs  6 
menos  espiritualizados  y  cristiani- 
zados  por  su  genio  artistico. 

La  escultura  es  el  arte  pagano 
por  excelencia.  El  politeismo, 
haciendo  pedazos  al  Dios  ünico, 
poni'a  al  alcance  del  hombre  sus 
fraccionados  restos ,  los  Joves, 
los  Apolos ,  las  Junos  y  las 
Venus,  y  conviddndole  ä  repro- 
ducirlos  en  cl  mdrmol,  le  pro- 
porcionaba  cl  ideal  mäs  ase- 
quible  al  arte  escultorico :  la 
bellcza  de  la  materia  y  de  la 
forma.  Sus  creencias  Ic  hacian 
idölatra  de  la  bellcza  formal ; 
sus  juegüs  olimpicos ,  piticos, 
istmicos    y    nemeos    le    suminis- 


[40 


ReCHEKCHES    SUR    LA    PHONETIQUE    ESPAGNÜLE. 


trdcan  '  — ,  cnläpotcosir  (telqs- 
trjiwfdnte  safirtäs,  >"  — ,  magiil- 
ßkqc  modelqs  ])arasusrrors  \  — ; 
larrellsinnjc  friiirs,^  — ,  rlrszpii- 
(tjeiidda  lasqrilac  ctrjmd  rojderu- 
mrtite  dpsinidas',  —  iscdjpjiäq 
gesusrspümas  s'mtmukas  nivrlqs\ 
päraselehrd  raijsj'ädoc  fjrstäs/ 
— ,  lefazilüdvati  modelqs  para- 
>!usrn)i6sns  zitereas\  — ;  ^dec- 
delakunamirina'y^  —  kqmen- 
zdva  diwlqrjego,\ai enj rijse  oes- 
partdnq^—  sicedukasjqm  para- 
rjlqrte  9sknU6riJcq/  — -^  jpntqda- 
suvidazesdDa\  , sicap re^ndizäxei 
perfrkzjqnamjeiifOj-  —  exrrzttqc 
(testdtiras\  —  dedjqse  sidedjqsas, 
—  dendyäde  ffiuiijfaa ,  deerpe 
sid9atletäs./  —  emhelezhii)  sus- 
ternplq  sixardines\^  siispaseq  si- 
kai)iinqs\^  suskdsd  sisuskd>n])OS\ 
■ — ;  cnnösas  xqvcnes  saltava  tii- 
koi-iat]  kqnrfqsp>tter(i»}fhüe  des- 
nüdäs'/  ^,  qfrezjrndqa  siikqn- 
t<^mplazjqn'\laskq¥'pktisiniac  fqr- 
mar\des}va7-ni6sq  kwcerpö\  — ; 
ejüakäsa.,  cnlakäle,  pnlacfjestac- 
4^(11  ixjqsas'.  —  enlqcxicpgqs  na- 
zjqndles,  -  ''e)dödaspdrtes^  selesq- 
frezkin  mot'wqcdesfüdjq  \  ;  — 
laveUzade  lafqrnia'  era  lamä- 
saprezjddCi/  — .  inqsepordiinnra 
}nedjq~nJgi'utq\parokq')]sef/'/rla\ 
— .  ^ ^kqmo  nqac'ia  deßqrezP 
r(^)iakilsirfHq,\  —  '  ruakrJa^dd- 
mösfera^,  ^^ptattirdda  demana- 
zjqne.  sartisükäs ^\!  —  'dnjiiu'djo 
dHikplac  dirinidddes^  —  ykese- 


traban ,  en  la  apoteosis  de  los 
triunfantes  atletas ,  magni'ficos 
modelos  para  sus  heroes;  las 
bellisimas  Frines ,  dcscendiendo 
ä  las  orillas  del  mar  entera- 
mente  desnudas,  y  saliendo  de 
sus  espumas  sin  tünicas  ni  velos 
para  celebrar  ansiadas  fiestas, 
le  facilitaban  modelos  para  sus 
hermosas  Citereas ;  desde  la 
cuna  misma  comenzaba  para  el 
griego ,  ateniense  ö  espartano, 
SU  eduraciön  para  el  arte  es- 
cultorico ,  y  en  toda  su  vida 
cesaba  su  aprendizaje  y  per- 
feccionamiento;  ejercitos  de  cs- 
tatuas,  de  dioses  y  de  diosas, 
de  ndyades  y  ninfas,  de  heroes 
y  de  atletas ,  embellecian  sus 
templos  y  jardines,  sus  paseos  y 
caminos,  sus  casas  y  sus  campos ; 
hermosas  j6 vcn es  saltaban  y  cor- 
rian  con  ellos,  enteramente  des- 
nudas, ofreciendo  ä  su  contem- 
placiön  las  correctisimas  formas 
de  SU  hermoso  cuerpo ;  en  la 
casa,  en  la  calle,  en  las  fiestas 
religiosas,  en  los  juegos  oli'm- 
picos,  en  todas  partes  se  les  ofre- 
ci'an  motivos  de  estudio ;  la  bel- 
leza  de  la  forma  cra  la  mäs 
apreciada,  y  no  se  perdonaba 
medio  alguno  para  conseguirla. 
^,Cömo  no  habia  de  florecer  en 
aquel  suelo,  en  aquella  atmös- 
fera,  saturada  de  emanaciones 
arti'sticas ;  de  en  medio  de 
aquellas      divinidades       que       se 


F.  AkAUjo  IN  Toledo. 


dignäoa  nahlär  kqnl()rniorfdles,\ 

—  tqnid  yaktiva parte  oiisuskqn- 
tjenäas'\  —  jdu  uenainordrse 
delos,\i  -'  ^dpakelas  koMihnbres' ^ 

taneniinflnteuiente"~^  (( prillJÖsitq 
parahikultüräriisttka  ,\    —    ql- 
arte  koijsagrddq  aläpotcosic  de- 
laföniia\  dqrteskultqnko ? , 

aiitjkekarezjerämog  deqtra  sr.n- 
sehduzä  siprw^vas/  —,  vastarla 
Iasqläfirn)azj6n\dekelu9skidtüra 
eseJ-dHepa (jdnq  porf^szehmzja'  -, 
^aßrmazjqn  ddinneydhl9~ crj^akti- 
tii\dei}jkqntrqvertible    sqlidez,  ^ 

—  paraprqdu2tr\oJkqi)d)e^nzi- 
mjenfq  'delait^kqmpativilidaä  de- 
Idrtd'^cskv Itqrikq  kqn rlkrisfjanic- 
mo.^.  —  'tqdq^  cndpqliteicjno 
grckqrqmdnq\  —  faoqreze  dne- 
fektoalaestattvärjü''/  —  kömo- 
^tqdq '  9nelkrisfjcmicmo^fJ(ndda 
swanqnadanijentq.\  —  g^pwe- 
des(r^  dföirqrnodq  —  sisekqn- 
sidera  keldeshdfüra  idadijkar- 
nazjq   xartistihi    delpoliteicmö^ 

—  deriüädq  dcjtpanieicnurexip- 
zjqärjö^\  —  mjt^itras  kqlkris- 
fjanicmo,  ^cjt\rdaderq  kristjanic- 
'jiw\  —  ^(lericddq  delawiika  veli- 
xjqn  monqteista  d(^lqrf(tite'j  — , 
nazjq  paräplastd  rqlpaganiQmo 

—  kqrjkluyhidq  kqnUUas  sug- 
lexjqnec  dedivinidddec  terestres', 
hifeniäle  slzelestes'  A,  —  semi- 
djqse  sjerges?/  —  ^'Jlfp'ezjai 
fömä'^  —  (qcäjqses  sentiiUiplika 
niseindlüi  du  all  zcm  stisidv'wütqs  j 

—  azjnidq  detq\sqtras  tdntar- 


dignabaii  hablar  con  los  mortales^ 
tomar  activa  parte  eii  sus  con- 
ticndas,  y  aun  enamorarsc  de 
ellos ;  de  aqiicllas  costiimbres^ 
tan  emincntemente  d  propösito 
para  la  cultura  artistica,  el  arte 
consagrado  ä  la  apoteosis  de 
la  forma,  el  arte  escultorico? 

Aunque  carecieramos  de  otras 
ensenanzas  y  pruebas ,  bastaria 
la  atirmaciön  de  que  la  escultura 
es  el  arte  pagano  por  excelencia, 
afirmaciön  de  innegable  exacti- 
tud  d  incontrovertible  solidez, 
para  prodiicir  el  convencimicnto 
de  la  incompatibilidad  del  arte 
escultorico  con  el  cristi'anismo. 
Todo  en  el  politeismo  greco- 
romano  favorecc  en  efecto  ä 
la  estatuaria ,  como  todo  en 
el  cristianismo  tiende  ä  sii 
anonadamiento.  ^_ Paede  ser  de 
otro  modo,  si  se  considcra  que 
la  escultura  es  la  encarnaciön 
artistica  del  politeismo,  deri- 
vado  del  panteismo  egipcio-aryo,^ 
mientras  que  el  cristianismo,  el 
verdadero  cristianismo,  derivado 
de  la  unica  religiön  monoteista 
del  Oriente,  naciö  para  aplastar 
al  paganismo ,  concluyendo  con 
todas  sus  legiones  de  divini- 
dades  terrestres,  infernales  }* 
Celestes ,  semidioses  y  h(froes? 
En  Grecia  y  Roma  los  dioses 
se  multiplican  y  se  indivi- 
dualizan  sus  atributos,  haciendo 
de     ellos     otras      tantas     divini- 


[42 


ReCHERCHES    SUR    LA    PHONETIQUE    ESPAGNOLE. 


cli V i nicht cl es  \  — ;  f^rjujknsfjaiiic- 
)iiö'  AänsqlqiTJo  srqaste.^  j  —  Iqc- 
ttjqses  pagcmqsj  sölosedifer^nzjan 
uelqmhre  'aijs  um  anqrpoilerljcjtvl- 
uqn  üeläinmqrtalidäz\  — ;  pqrlq- 
(lemüs  /  — ,  tjeiieti  tqdqs  siic- 
v>2Jqs:\  —  kqmete  nadnltrrjq 
^eimestqs  hqmOcdömhre,^  —  liome 
nirqvan  Iqmicmokel/  — ,  Jko- 
mqel  estdn  sqmet'ido  salqsimpla- 
Jcdbler  uekvrtqc  drldnstmq\j;  — 
'iläjqc  älkristjatw  porelkqntrd- 
rjq/  —  sediferemja  deJpmhrelK 
Iqkeliiijinitq  delanddä,\  —  ^Jls- 
täcksentq  detqdamdnhä^ ,  —  qs 
pnrot'ßpintä/  —  ,  indda  '  qisq- 
brel.j  —  ^olpagdnn^  tqdq  IqsiiDor- 
äina  alqsgqzer.  desta  vidfi^  — 
^pörkekqnlamrvderte  tödqsdakdva 
para<^lj  — ;  ^ rlkristjdnq^  iqdqlo- 
suvqräma  alfntürqrjqze  delaJträ 
—  j)6rke  pdraelesta  nädasif/- 
nifika~anteldefrridddz.^  —  d- 
qrjfigq  serrkrea  dnlakqnUjnpJa- 
zjqnde  lacuesnüdacvirxcnes  kda- 
siste  naJqsal-rifhjqs/  — ,  pörke'^ 
esper a  poseirlas  y^sikqntd  ruij- 
qqzemdSj  — ;  ejkristjänq~ apdrta 
lamirdda  delamdslevedosn udfzx 
— ,  pörke  ti'jnekair  enluxurjq- 
satqntazjqn\  —  ykeleprive  deld- 
^-terna  vjenaventuränzä.j  —  rj- 
pagdnq  midtiplika  lasqkasjqnec 
{tdazerqstcjitazjqn  desuveleza  kqr- 
p6)\a' y  — •,  je^kristjdnq  üijcde 
manifestdrla\  yisdcwc-rgu-enza 
derrrla.j  —  elpaganq/kickki 
kqnqskisita  sqlizitiiä  äesukiickr- 


dadesj  en  el  cristianismo  un 
solo  Dios  existe.  Los  dioses 
paganos  solo  se  diferencian  del 
hombre  en  su  mayor  poder  y  en 
el  don  de  la  inmortalidad;  por 
lo  demds ,  tienen  todos  sus 
vicios:  comctcn  adulterios  e 
incestos  como  cl  hombre,  comen 
y  roban  lo  mismo  que  el,  y  como 
el  estän  sometidos  ä  los  impla- 
cables  decretos  del  destino ;  el 
Dios  del  cristiano,  por  el  con- 
trario, se  difercncia  del  hombre 
lo  que  el  infinito  de  la  nada, 
esta  exento  de  toda  mancha,  es 
puro  espiritu  y  nada  hay  sobre 
el.  El  pagano  todo  lo  subor- 
dina  ä  los  goces  de  esta  vida, 
porque  con  la  muerte  todo  se 
acaba  para  el;  el  cristiano  todo  lo 
subordina  al  futuro  goce  de  la 
otra,  porque  para  el  esta  nada 
significa  ante  la  eternidad.  El 
griego  se  recrea  en  la  contempla- 
ciön  de  las  desnudas  vi'rgenes  que 
asisten  d  los  sacrificios,  porque 
espera  poseerlas,  y  contar  un 
goce  mds ;  el  cristiano  aparta  la 
mirada  de  la  mäs  leve  desnudez, 
porque  teme  caer  en  lujuriosa 
tentaciön ,  que  le  prive  de  la 
eterna  bienavcnturanza.  El  pa- 
gano multiplica  las  ocasioncs  de 
hacer  ostentacion  de  su  belleza 
corpörea,  y  el  cristiano  huye  de 
manifestarla  y  se  avcrgüenza  de 
Verla.  El  pagano  cuida  con 
exquisita   solicitud  de  su  cuerpo. 


F.  Araujo  in  Toledo. 


143 


2)ö',-l^alimfinta,  leyqmistrze,  le- 
vdna,\  -  lel/mpja\,  Iepn'fihna\, 
l9adqra\  — ;  plkristjänö/  drs- 
prezja  Iqkeläma  härzd  (trl(ilmn,/\ 
—  Iemar/ilta\,  li>az6t(i\  lensü- 
2ja\,  hmvqv(lze.\  —  ll<in^^f/Q 
diviniza  Iqstrjmjfdnte  srroer  de- 
susxwegq  sqlimptkqs'  —  i^fa- 
äjdntec  dqrmosüra~atlet'ikcride- 
veleza  muskiddr^  — ;  elkristjdnq 
vejverenzja  Iqsprrsegidqr  nulrttre 
sjaszHas\\—i  dekuKh'poc  lagädq 
sje}npohrezidqs\porlqsayün q  sl- 
stifrimjrntqs.\  j  -  rlpagänq  mira- 
sj\mpr9  aldesavqlq  delcwelqza 
fqrmdl\;  —  y^lkristjdnq  larr- 
on  ,,  iisQS, 


pitgna  juye. ,  — 
kqstümhre,  s'njstituz Jones,  kid- 
türä,/  —  ^tqdtp  rs  kqntradik- 
tJrjqx  ('.ntre^dkristjumcmo  jej- 
paganigmo\\  —  Isjeselvivq  re- 
fl^xq  dTiste,  —  sumäcfje  Iqspro- 
sjq  tij^yjkarnazjq  nonrjdrte  laes- 
kultürä/  —  ^gkqmo  npavjän- 
äese  rhjkqmpatihles\ '  —  Jaos- 
kültüra  jelkristjaniciiio?  A  |. 

(F.    AraUXO.    —    Istbria   qclaiskulttira 
dnespäna.   —  Madrift.  —  1885.) 

.5.  laliid  misterjqsa 
(kiD^ntq). 

I. 

qstdväum  hjexezifq  dekavelqr- 
bläijkqXsimirdda  diclze\—  pos- 
trddq  onumpöbrelehq  prqqcimöa 
monr\  — ;  alqcdqrJädqc  dela- 
kdmä'/  —  avia  do'scrnwsqs  ninqr 
äerqdiläg  ^qrdndq  sh^kqnswf^lq^. 


Ic  alimcnta ,  Ic  robustecc ,  Ic 
bana ,  le  limpia ,  Ic  pcrfuma, 
le  adora ;  el  cristiano  desprecia 
lo  que  llama  cdrcel  del  alma, 
le  marchita ,  le  azota ,  le  en- 
sucia ,  le  aborrece.  El  griego 
diviniza  ä  los  triunfantes  heroes 
de  sus  jiiegos  olimpicos,  radiantes 
de  hermosura  atlctica  y  de  be- 
lleza  muscular ;  cl  cristiano  rc- 
verencia  ä  los  perseguidos  märtires 
y  ascctas,  de  cuerpos  llagados  y 
empobrecidos  por  los  ayunos  y 
los  sufrimientos.  El  pagano  mira 
siempre  al  desarrollo  de  la  belleza 
formal.  El  cristiano  la  repugna 
y  huye.  Religi(3n ,  usos ,  cos- 
tumbrcs ,  instituciones ,  cultura, 
todo  es  contradictorio  entre  el 
cristianismo  y  el  paganismo ; 
y  si  es  el  vivo  reflejo  de 
■  dste,  SU  mas  fiel  expresiön  y 
encarnaciön  en  el  arte  la  escul- 
tura  ^.cömo  no  habian  de  ser 
incompatibles  la  escultura  y  el 
cristianismo  V 

(F.  Araujo.  —  Historia  de  Ja  EsciiUiira 
en  Espana  —  Madrid.   —   1885.) 

3.    La    LUZ    MISTERIOSA 
(CUENTO). 

I. 

Estaba  un  viejecito  de  cabellos 
blancos  y  mirada  dulcc  postrado 
en  un  pobre  lecho  pröximo  ä 
morir;  ä  los  dos  lados  de  la 
cama  habia  dos  hcrmosos  nifios 
de  rodillas,  llorando  sin  consuelo. 


^44 


ReCHERCHES    SDR    LA    PHONETIQUE    ESPAGNOLE. 


=  ^jkalaz'!  jkaldz' !  tjcqg- 
ml<)s\\  —  ^eßklaw6~<int(irnesidq 
.ilanzjänq,  knxjenäq  kqijsupndnq 
selddas\laskalqnturjentac  äelqg- 
n'ntqs  ^\  — ;  esnezesärjq  kqtj- 
fovmdrse  kqnlavohmtdä  ite(tjqs.\ 

—  /vdmosf  nqlqreis/^  ^jkaräm- 
ha!  ^  ^  —  kemevdi  -  säzerlqrd 
ramitamf'jen.\  —  /Co'n  — 
^limpid  zesa ddgfim äs/sjqstää- 
7)ia~^atrntas.\ 

Iqsnmq  soDedezjfp'qn''/  — • 
jdujjke  kqnalgün  tramxq^\  — 
l}uäj(lrqij  kqntener  sus  sqlqzqs.\ 

=  i/äoskultdmosA,  pü(lref\ — , 
äix()  dlmay(h'^\  ykeselamdi)ci^ 
((Ifredo.\j 

=  /q^  nq,  nq\  keridqpadritq!  - 
^anaäjqalmen  qrwesdndq  lani  an  q 
dr^DJexq.j  —  ^  noahleis^^  —  k9~ 
adihqdlmediki)  koqsdze  mühq 
<ldhq,  ■  —  ^  pero  niühq  ddnq,^\ 
■ildhhh'.  —  ^fiq,  luf. 

änatri^tesqnrisa-  oagd  porlqs- 
Idcjqc  äplpadre^\  —  yihia  sqn- 
r'isa    defcsiguazjq    nidepieddz.j 

^=  Iqcmedikq^  sixqcmtqs\  — 
tjeneij  muharazqnqn  Lqkedtzen  \ 
— ;  pero  i(g(iij  kdsq  so/tjkesus- 
kqijSf^xq  sisunnanäätqs  söninü- 
tUes;\  —  kqnqzkq  kemivida  spa- 
kdva  pormoniqnfqs  ^sixqcmlqs.^ 

—  qlavcmdqnd  rrsteniandq/  — 
sqlqUvum  pesdre  riddjmg  \  :  — 
^  elpesdr  äedexdrqssqlqs^qn^ßtela- 
ceriidq  V  keseldniasqzjeddz.\ ^  — ; 
; dääimmnavmzö !  ...  — ■  ^/asf! 
...;asff^  —  l/'7'j,   ^sipudjera 


—  jCallad!  jCallad,  hijos 
mfos!  —  exclamö  enternecido  el 
anciano  cogiendo  con  sus  manos 
heladas  las  calenturientas  de  los 
ninos ;  es  necesario  confor- 
marse  con  la  voluntad  de  Dios. 
jVamos!  No  lloreis  jcaramba! 
que  me  vais  d  hacer  llorar  ä 
mi  tambien.  ;Ea!  limpiad  esas 
lagrimas  y  estadme  atentos. 

Los  uiiios  obedecieron  ,  y 
aiuiquc  con  algun  trabajo,  pu- 
dieron   contener  sus  sollozos. 

—  Ya  escuchamos,  padre,  — 
dijo  el  mayor ,  que  se  llamaba 
Alfredo. 

—  ;0h!  ;no,  no,  querido  pa- 
drito !  —  aiiadiö  el  menor,  besando 
las  manos  del  viejo;  —  no  hableis, 
que  ha  dicho  el  medico  que  os 
hace  mucho  dano,  pero  mucho 
daiio,   el  hablar.     ;  No,   no  ! 

Una  triste  sonrisa  vagö  por  los 
labios  del  padre ,  una  sonrisa 
de  resignaciön  y  de  piedad. 

—  Los  medicos ,  hijos  mi'os, 
tienen  mucha  razön  en  lo  quo 
dicen ;  pero  llegan  casos  en  que 
sus  consejos  y  sus  mandatos  son 
inütiles  ;  conozco  que  mi  vida  se 
acaba  por  momentos,  hijos  mios. 
AI  abandonar  este  mundo,  solo 
llevo  un  pesar  en  el  alma :  el 
pesar  de  dejaros  solos  en  este 
laberinto  que  se  llama  sociedad. 
;  dadme  un  abrazo !  .  .  .  ;  Asi .  .  . 
asi!     joh!     jSi    pudiera    teneros 


F.  Araujo  in  Toledo. 


145 


fenrrqs  sjriiipre  ^  ianzrrJatQeiiii- 
]xqya<:pn!.\  —  jK'rqiiQes  posihle^ 
— ;  pyqntq  nncväsepard  rcjäqs- 
t'tnq  parusjhnpre.  .  —  ^niisqra 
srsfdijkontddaSj  — ;  iSji;^ntq  ke- 
smproqcima  cjinonirntq  fatal... ^ 

—  ;az(^rkdqs'  ^jeskiihdz! ^ 
(•Imtinäoec    imv'imdlq.,    \jxqQ- 

Di/QS.j  —  elmünäqse  kqmplaze 
9inponer  Iqntlgrqhldijkq'ilqhUhj- 
kq)i(^grq/^  —  parakefqdqs  nqse- 
kivqkemo\  ^^sisufrdmoc  desetj- 
(jdnqs.^  —  decäelmomrntq  dij- 
kei/qvnccträ/  — ,  trnärcis  ket-y^- 
kqrth'  sqlq   sdkamin(>gelavida,  ■. 

—  k^cäesiu/q'^dj'tqqskabrösq,/  — 
,  siijkqfddr  kqnlaseskabrosidudes 
kelpandde  .dmuiiäq  njknizdr 
porcl  —  kqnlakargagd  suspasjqne 
simisrrjäs^  —  kqmhirtjpndqle 
.»lenui a randda rqd\d,) atdxqs  pe- 
Ilgrqsq  sidedifiztles  s^ndqrqs.    j 

—  vic  flstrqd  (istin  q'  /  esunädr^ 
Janddr  porclj  — ;  iPfh'öj^,  ^kqmo 
gidrqs?  \j  —  kivdndo  sepresqtitqn 
dqsqtres  sendäs  ^^kivd  lelexir?'^ 

—  rstars,  ixqcmiös  —  lamayqr 
dißkidtuz    k{>dike    venzqtW    — 

—  nqlvideis  nmjka^  Jqkeqcvq- 
jadezir:^  —  ^sjrmpre  ketpjiqdi 
aalgünadüda/^  —  ,  mird  zql- 
zjrlq,  —  jali  verri  sünaluz' 
hlmjkai  brildnte.\  —  segidla 
ximhazddr\  —  Jceqlaqc  mostrard 
3liH€(^fjkami)io ,  —  jrä!  —  '/w- 
/labrdzq.^qJfrMq!  .  .  .^  —  -/liiHs' 
.  .  .  Hnabräzo!  .  .  .  \'  —  nulDidtHc 
inispaldbras  ...  -   — ■  jodjq  si- 

IMioMclische  Studien.     Vi. 


siemprc  tan  ccrca  de  ini  cora- 
zon!  Pero  no  es  posible ; 
pronto  nos  va  ä  separar  el  des- 
tino  para  siempre.  Mis  horas 
estän  contadas ;  sicnto  que  se 
aproxima  el  momento  fatal  .  .  . 
jAcercaos  y  escuchad! 

El  mundo  es  muy  male,  hijos 
mios.  EI  mundo  se  complacc 
en  poner  lo  negro  blanco  y  lo 
blanco  negro  para  quo  todos  nos 
equivoquernos  y  suframos  desen- 
ganos.  Desde  el  momento  en 
que  yo  muera,  tendreis  que  re- 
correr  solos  el  camino  de  la  vida, 
que  es  de  suyo  harto  escabroso, 
sin  contar  con  las  escabrosidades 
que  le  anade  el  mundo  al  cruzar 
por  el  con  la  carga  de  sus  pa- 
siones  y  miserias,  convirtiendole 
en  enmaraiiada  red  de  atajos 
peligrosos  y  de  difi'ciles  senderos. 
Vuestro  destino  es  an  dar  y 
andar  por  el ;  pero  ^,  como 
guiaros?  Cuando  se  presenten 
dos  ö  tres  sendas^,  cual  elegir? 
Esta  es,  hijos  mios,  la  mayor 
dificultad  que  hay  que  vencer. 
No  olvideis  nunca  lo  que  os  voy 
ä  decir :  siempre  que  tengais 
alguna  duda,  mirad  al  cielo, 
y  alli  vereis  una  luz  blanca 
y  brillante.  Seguidia  sin 
vacilar ,  que  ella  os  mostrard 
el  buen  Camino.  ;  Ea !  ;  un 
abrazo  ,  Alfrcdo !  .  .  .  ;Luis  .  .  . 
un  abrazo !  .  .  .  No  olvideis 
mis    palabras  .  .  .    ;Adios,    hijos 


146 


ReCHERCHES    SUR    LA    PHONETIQUE    ESPAGNOLE. 


xormlos.' .  .  .  j  —  innD/daselrnj- 
liiUje  .  .  .\  , 

IL 

j pohre!^  ninqs!^  —  iSolqs\ 
avanä<)nä(lns\ ,  -  ^ihfiva  nazer?^ 
--  jlqmr^  Jh)rär.'^ 

perotamhjnt  laddgrimgs  s<>- 
ak((vän^\  —  Jlegouijmonirntq'j 

—  pjlkelqsqxoQ  ä'^älfrhhn  Iqr- 
äeliv'ts  pennanezj^rq  nrijxütqs,/ 

—  ^auj]ketqdav/a  vistfrse  de- 
negrq  sukqrazqn^. 

öj'äunäqrmösatdräe  deDermiq.\ 

—  los  u-f'rfdnq  scstdvan  sentddq 
salaptrctria  desukasitä'  —  e- 
nünrüstikqvdijkq ,  —  ^ohraQd 
sivamjdnq  pddre^^  —  kqx/dqc  de- 
lagnmnqs'^jenakfittiz  pri]sat/va  \. 

=^  rs  nezesdrjq  dezidirnoß^  — 
^osklamö'^alfredOi. 

=  iZJrrtq^',-  perö  ^^kpazcr?'^ 

sinäetermmärs9anädai\  ,  — 
pp^nsdndqi  pensänäq  f\  —  spakavö 
lafarde\ikq)iienzq  lanqhe\/  — 
üqgdqsermdnqs  segian  sontddq 
sqnqlväijkq'x  —  ikqxidqc  delciQ- 
mänq^. 

^^_kr~az(r?^ 

=  i/(yQ0>Hö.'j  —  jnurmurn- 
qlfinlu'is\  dirixjnidn  nlzjrlq  .<;?<- 
sqxös.j  —  Jdeprqntii  ,  — ,  ddnäo- 
vijqritq  /\,  —  ^(vTiade^  — :  Vc''" 
inänqm'/q.'^  —    ^;mira!  mlraP 

—  jlalüä  bldrjkal  brtldnte  de- 
kenwestrq  pdäre  vqsahlq!  \  — 
^^jiqlaves?^  —  aljrstd'\  — ; 
'  fieniweveP  —  jsigamocla! 

üivk,  lqkq\dQaIegrlä'  —,  marliq 


mios! 
cluye 


Mi     vida     so     con- 


II. 


jPobres  ninos!  ;  Solos,  abando- 
nados !  (i.Que  iban  ä  hacer? 
jLlorar  y  llorarl 

Pero  tambien  las  lägrimas  so 
acaban,  y  llego  un  momento 
en  qiie  los  ojos  de  Alfredo  y  los 
de  Luis  permanecieron  enjutos, 
aunque  todavi'a  vistiese  de  negro 
SU  corazon. 

Era  una  hermosa  tarda  de 
verano.  Los  huerfanos  estaban 
sentados  ä  la  puerta  de  su  casita 
en  un  rüstico  banco ,  obra  de 
su  anciano  padre ,  cogidos  de 
las  manos  y  en  actitud  pensativa. 

—  Es  necesario  decidirnos, 
exclamö  Alfredo. 

—  Cierto;   pero    ^,  que  hacer  V 
Sin  determinai'se  ä  nada,  pen- 

sando  y  pensando ,  so  acabo 
la  tarde  y  comenzö  la  noche, 
y  los  dos  hermanos  segui'an  sen- 
tados en  el  banco  y  cogidos  de 
las  manos. 

^_Que  hacer? 

— -  j  Dios  mio ! ,  murmurö  al 
fin  Luis,  dirigiendo  al  cielo  sus 
ojos.  Y  de  pronto,  dando  un 
grito ,  anade :  —  ;  Hcrmano 
mio!  ;mira!  ;mira!  j  La  luz 
blanca  de  que  nuestro  padre 
nos  hablö !  ^,No  la  ves?  jAUi 
csta!      jSe    mueve!      ;Sigämosla! 

Y  Luis,  loco  de  alegria,  marcho 


F.  Araujo  in  Tolkdo, 


147 


onladireJisJQij  kelalüz  lemarkdva, 

—  t^fhvr  losoxo  srncliij  ikqmÖa- 
trahlq  porsusärstrlqs/  — ,  ja 
sj^stiiio^anädnäo'  ästa  kolkan- 
sdmJQ  lerindjo  \  — ;  S9aldva 
diiunrsprsQvqskeV  —  ixüntoa- 
imdrbol  kQrpidrnfq\ ;  —  pZ- 
stv(^iöl  lafatiga'~^erantmjqrdn- 
des'/  —  kpajK'uas  serrkqsto^ al- 
pjkleldrhöJ^\  -  sekedq  dqrmidoj 

—  ituvoaijstvrno  nnüivomtq''\J  — 
rncjkevjq  lcdudmisteriqsa\kelp,- 
avjd  giädq\. 

=  ^  ^imjermdnq?^  —  ^(isklamo 
tnirändq'^dzja  tqdqdädqs\  — 
hvdndq  ledcspojtdrq  naldjdsi- 
yj^^nte  iQC^dyqc  delsqlj  — ;  ''^  dSn- 
destarä?^  —  ^jnoabrd  segidq?\ 

—  g7iosabremos  separddq?\  — 
^kdare?'g  -  dqnäe  lqi]kqntrare?l 

mirqüzja9jz'jplö'!\^  —  jaljes- 
tdou    lalüu    (jtekelr>ablqsnpddre\ 

—  ,morfqndqse  dndircjczjqn  ä^- 
Iqrjmte.j  —  simbaziläru  nms- 
tdnte   ,  if'istyjq.j 

III. 

jcmddndq^  anddndq,\  —  si- 
nrnkqntrdrasu  pöbrPrmdnq\isi- 
qjflndq  sjemprd^alalüz'/,  —  se- 
pasdrqn  dqsdnqs'\J  —  dsta  ka- 
nndia/lpfiqhvi  säntpuninm(nsq 
paldzjq  Qmndrmol  Jcqnipwe.rtac- 
dqrddüSy 

purqselti4\sakqntrinpldrle^\  — 
hrdndq  deprqntq/ sddbren  las- 
jHcrrtäs^  —  japarez^tim  benerä- 
bl9anzjdnqkq>darf/akavel^rabldij- 


en  la  direccion  (jue  la  luz  Ic  mar- 
caba,  fijos  los  ojos  en  ella,  y  como 
atraido  por  sus  destcllos,  y  asi 
estuvo  andando  hasta  que  el 
cansancio  le  rindiö ;  sc  hallaba 
en  un  cspeso  bosque  y  junto 
ä  un  ärbol  corpulento  ;  cl  sucüo 
y  la  fatiga  cran  tan  grandes 
que  apenas  se  recosto  al  pie 
del  arbol ,  se  quedö  dormido, 
y  tuvo  un  sueno  muy  bonito 
en  el  que  viö  la  luz  misteriosa 
que  le  habia  guiado. 

—  ^Y  mi  hermano?,  exclamo 
mirando  hacia  todos  lados,  cuando 
le    despertaron    al    di'a    siguiente 


los    rayos    del    sol. 


Donde 


estarä?  ^me  habrä  scguido? 
^nos  habremos  separado?  f^.  que 
hare?  ^,  donde  le  encontrare? 

Miro  hacia  el  cielo,  y  alli  es- 
taba  la  luz  de  que  le  hablo  su 
padre,  moviendose  en  direccion 
del  Oriente.  Sin  vacilar  un  ins- 
tante, la  siguiö. 

III. 

Y  andando,  andando,  sin  en- 
contrar  ä  su  pobre  hermano  y 
siguiendo  siempre  ä  la  luz,  se 
pasaron  dos  anos,  hasta  que  un 
dia  llego  Luis  ante  un  inmenso 
palacio  de  marmol  con  puertas 
doradas. 

Parose    Luis    ä    contemplaric, 

cuando    de    pronto    se  abren  las 

puertas,  y  aparece   un  venerable 

anciano      con      larga     cabcllcra 

10* 


14.8 


ReCHEKCHES    SUR    LA    PHONETIQUE    ESPAGNOLE. 


Im/.  —  jemhwtHtq  diuiinnäntp- 
aziil  \  Jiiriixi'idqQehrildiiteSy 

=  ,'slis!  —  ^(/iro  vlanzjanq, 
rjnidq^ahns"  iten  djqn  dqle  Iqr- 
hratqs,  — .  jqxqDrn''!  —  tivqre 
sii'lde.stinädq  porelzjqlq  -  asrrejj- 
(^spösq  demllxa,^  Japrinztlsa 
zornidcij  — ;  jbqnaDqrla! ^ 

ilqx^endqle    porlaiiiü/iq/'    — 
Ifnfrq  annlpaldzjo' inuiqnsq.  \  — 
—  ^ zqrdida^    ermina    prinzesa 
üelmmn'fK ,  -  apasjqnädai  vwnms 
— ;     supädre'  aviäladq     mloc- 
vjexqglibroc    äesuvihljqtekä     — 
kesiilxu   s^arldge  kasär  kqmin- 
erinösqxqoenA  —  ketiwjqndm- 
hi/id    rmlamexiloizkjeräa' /    — 
jmpnehqnde  kavrlqg  rüvjq  scntre 
■■<Hsk(Wrlq>i  iirgros,^.  —  ihiciDiade 
Jc/jdr'  nndladejjestä/  —  'änte- 
siip(ddzjq\:   —   ^'akqlxqvriP  — 
^^rra  livis^.  —  zqrdjda  jeV/ssa- 
uidrq    neijkimntqsevjrrqn/   — 
Jkasdndqse  -  ficrroij  felizistnioSy 
prro    oijtttqdJqQe    sudiha ,    — 
nqtdva    zqrqidci^qlgünagvqze  \ 
sfi)dafrriite  delwis'A  —  ünamlve 
detvisteza'  — .jauykiia  s}/frla\ 
qlvrrleasl,  —   nqseairevhl   pre- 
(j7uitdrle/\ ,    —     J,emerqsadeke- 
sirbtdiskvfHa    kiiiy'qs/ddd   ledis- 
(jtistdru.^  —  alfiiC/ — ,  ündla 
nqpüdq   resistira    sudeseq-  ,  — 
Jrnfqnzes  siipo\kelnkdnsa  dela 
tristrzoQrßSirrspösq,-  —  eraxlw 
(lesapar'ujqi)    deswrniiniKxdfiy^- 
dq/,   —  ilai(jnqrd)izja  dukespa- 
Idva :  i'c.spilktqdfsnswefte.^ 


blanca,   y  cnvuclto  en   un  inanto 
azul  cuajado   de  brillantes. 

—  ;E1  es!,  dijo  el  anciano 
viendo  ü  Luis  y  tcndiendole  los 
brazos.  ;  Oh  joven !  Tu  eres 
el  dcstinado  por  el  cielo  ä  ser 
el  esposo  de  mi  hija,  la  princesa 
Zoraida.     ;  Ven   ä  verla  ! 

Y  cogiendole  por  la  mano, 
le  eiitrö  en  cl  palacio  inmenso. 
Zoraida  era  una  princesa  be- 
lli'sima ,  apasionada  y  buena ; 
SU  padre  habi'a  hallado  en  los 
viejos  libros  de  su  biblioteca  que 
SU  hija  se  habia  de  casar  con  un 
hermoso  joven  que  tuviera  un 
lunar  en  la  mejilla  izquierda  y 
un  mechon  de  cabellos  rubios 
entre  sus  cabellos  negros,  y  que 
habia  de  llegar  un  di'a  de  fiesta 
ante  su  palacio :  aquel  joven 
era  Luis.  Zoraida  y  el  sc 
amaron  en  cuanto  se  vieron,  y 
casändose,  fueron  felicisimos. 

Pero  en  inedio  de  su  dicha, 
notaba  Zoraida  algunas  veces 
en  la  frente  de  Luis  una  nube 
de  tristeza,  y  aunque  ella  sufri'a 
al  verle  asi,  no  se  atrevia  ä  pre- 
guntarle ,  temerosa  de  que  su 
indiscreta  curiosidad  le  disgus- 
tara.  AI  tin  ,  un  dia  no  pudo 
resistir  a  su  deseo ,  y  entonces 
supo  que  la  causa  de  la 
tristeza  de  su  esposo  era  la  de- 
saparicion  de  su  hennano  Luis, 
y  la  ignorancia  en  que  se  ha- 
llaba  respecto  de  su  suerte. 


F.   Araujo  in  Toledo. 


149 


la^rmösazqrdida  t\  —  hetenfa 
ricnjl-orctionA  —,  leini/)ulso(la- 
näcmä  leprqshijflra  sncmdre 
snjsuvihk'il  ,  isdofrezJQäkq))/- 
pandrle  ■ .  —  Lw'ir  miyörntqnze 
fqhjrlö^  — ,  '(hqmo  sjrmpre—, 
hjqal'i  lahldtjkai  briläntelüä mis- 
ierj(Ua\  — :  Jcqxjq  dela  mdnqa 
zqrqidä/^  —  isepusjerq  nnj- 
laminq.\ 

IV. 

Janddnäq,  anädmfq.  —  legdrq  \ 
iialkdvogcmüliqfjrinpq  ant9iinqs 
penaakqc  äesnüdoc  detqdavexp- 
tazjfhi\^  —  kes9aldvan  prqq- 
riino  saiitpnedrqsqDoske  . ;  —  alV 
,  la  Inäniisterjqsa    sedeti'wo , 

deprqntq^  —  heijxird  rasuspje 
siDia  pjrd>'a',\  -  fäzärse  Akqnw- 
porsimicmä^/  —  idelfqndqgela- 
fjrj-rt  S(dirn  nqmbre;  .  —  tracde- 
ukil^  salifotrq,  -  itrasrste',  qtrö, 
jqtrq,  fqtrqcmühqs \  — ;  tqdq 
spsfdrn  narmddqs  fir^rtemriite/ 
— ,  ifenia  nnnqcrqstrqs  kedävan- 
iii/rdq.\  —  vqdedrqna  lqrdqi<qs- 
■pösös  ^  — ,  jatdndq  siinndnqs' 
llüizjfh'qn  dejizendera  lä^spantq- 
sakwrvä  '  — ,  I  ilivqfiq  dexärqtj- 
karr  laenqrmepjrdra  kekidjria 
lasalkla. , 

^Iwi  sizqrdjdä^  temhldva  nq- 
länq  poi\lqtrq\  -  ;  ajpokqfjnnpo' 
qijerqn  mwizerkad<U>  sto^sus- 
pirq\\  —  uiirdrqiiA,  —  ivjrrq 
nungnihre    kqstava  "pspirdndqA 

-  f^desfnjrj)r(ndqf<e  pormomndqs.^ 

—  hristzo'^  uiiesfic  h'zq  y  —  irqm- 


La  herinosa  Zoraida,  (jue  tenia 
biien  corazon ,  ]c  impulsö  ella 
misma  ä  quc  prosiguicra  sus  viajcs 
cn  SU  busca,  y  sc  ofreciö  ä  acoin- 
panarlc.  Luis  miro  entonccs  al 
cielo,  y  como  siemprc,  vio  alli 
la  blanca  y  brillante  luz  mis- 
teriosa ;  cogio  de  la  niano  ä 
Zoraida ,  y  se  pusieron  en 
Camino. 

IV. 

Y  andando,  andando,  llcgaron 
al  cabo  de  mucho  tiempo  ante 
unos  penascos  desnudos  de  toda 
vegetacion,  que  se  hallaban  pro- 
ximos  d  un  medroso  bosque;  alli 
la  luz  misteriosa  se  detuvo. 

De  pronto,  ven  girar  ä  sus  pies 
una  piedra,  alzarse  como  por  si 
misma,  y  del  fondo  de  la  tierra 
salir  un  hombre;  träs  de  aquel, 
salir  otro,  y  träs  este,  otro,  y 
otro,  y  otros  muchos ;  todos  es- 
taban  armados  fuertemente ,  y 
tenian  unos  rostros  que  daban 
miedo.  Rodearon  ä  los  dos  es- 
posos,  y  atando  sus  manos,  les 
hicieron  descender  ä  la  espan- 
tosa  cueva ,  y  luego  dejaron 
caer  la  enorme  piedra  que  cubria 
la  salida. 

Luis  y  Zoraida  tcmblaban  el 
uno  por  el  otro;  al  poco  tiempo 
oyeron  mu)  cerca  de  cUos  un 
suspiro ;  miraron ,  y  vieron  un 
hombre  que  estaba  espirando, 
desangrändose  por  momcntos. 
Luis    hizo    un    estiicrzo,    y    rom- 


ISO 


ReCHEKCHES    SUR    LA    PHONETIQUE  ESPAGNOLE. 


pjrnäq  sugligadäras,  sedirixjq 
aleridQ.\ 


=  jäjqsmiq! 


^nqm^ij- 


qanq 


?"  •". 


(üfredq\  qlfredqP 

—  ^grito  Iwts  J^qnaescspera zjqn_^ 
— ;  ^erestii\  rrmanorniq?  — 
^^,porkfstasast?^  —  '^Jcet9äpa- 
sadq?^  —  jdbla,  imräjos,  ahlü!^ 

—  ydime   ähjöj  —    '/alffrdqP 
■=  yllwis!  —  ;miraf ,  —  bal- 

vuzeq  9läecgrasjädq.\  -  jmira!^ 

—  jlalitä  m ister j(') sä  !\ 


^  —  yfiq 
läekeridq  segtr./ —  ^lnee  vur- 
lädq  dila^  —  ;äi! 

({Ifredqlavla  dexädq  deqclstir. 

lwts/havqlqränuo~unafösä  — 
j'^ntorq  DHf^la\elku-rrpo  deswqr- 
iiid/iq.^^  —  despwes^kqxjq  de- 
la)nä')Hrazqrdi(1ü-imiroazja¥'tm. 

l (ditdm ister Jqsa  estaväli^  — 
isemovja.^^ 

Iwic  lasigiq/^  —  ^janddndq^ 
rmddnäq,  —  saljerqn  äeläqs- 
paiifqsahrehäl-^  ifiverq  nadä  — 
rdlpaläzjoQdznrdida ;  \  -  elpdäre 
desta~ (wjämu-cirtq  ,  —  ilqcctq 
srspösqc\fwt'^rom  proklamddqc 
^'<lyesy  —  isureinddq\fue  rqn- 
<tez idq  p orfilptc eblq . \ 

derdqntqnzes/  —  laluz  per- 
maiiezj'q  /I/ä,  —  ilwis/umjka 
ldqlviddva\. 

Jäten  ja  drntrqde  slniirmo.^ 
—  fh'd/  Jalüd  desiirazqn. , 

F.  Akalju.  — 
[La  suite  au 

Toledo  (Espagne)   1S92. 


piendo    sus    ligaduras,  se    dirigiö 
al  herido. 

—  jDios  mio!  ^No  me  en- 
gano?  ;  Alfrede,  Aliredo!,  gritö 
Luis  con  desesperacion  ;  ^eres  tu, 
hermano  mio?  ^Porque  estäs 
asi?  (J.  Qiie  te  ha  pasado? 
jHabla,  por  Dios,  habla!  ;Dime 
algo !  i  Alfredo  ! 

—  jLuis!  jinira!,  balbuceo 
el  desgraciado  ;  j  mira  !  ;  la  luz 
misteriosa !  ;  no  la  he  querido 
seguir !  ;  me  he  burlado  de 
ella !  . . .  j  ay ! 

Alfredo  habia  dejado  de  existir. 

Luis  cavö  llorando  una  fosa, 
y  enterro  en  ella  el  cuerpo  de  su 
hermano.  Despues  cogiö  de  la 
mano  äZoraida,ymirühaciaarriba. 

La  luz  misteriosa  estaba  alli 
y  se  movia. 

Luis  la  siguiü ,  y  andando, 
andando,  salieron  de  la  espan- 
tosa  cueva,  y  fueron  ä  dar  al 
palacio  de  Zoraida;  el  padre 
de  esta  habi'a  muerto,  y  los 
dos  esposos  fueron  proclamados 
reyes,  y  su  reinado  fue  bcnde- 
cido  por  el  pueblo. 

Desde  entonces  la  luz  per- 
maneciö  fija,  y  Luis  nunca  la 
I   olvidaba. 

La  teni'a  dentro  de  si  mismo. 
I   Era  la  luz  de  su  razön. 

(  Cucntcs  moraks ) . 
procliaiii   1)0.] 

D-.  Fernando  Araujo. 


CHILENISCHE  STUDIEN.    IV.   V.  i 

P,  F,   C(q,  o,  u),   Ch,  B,  D,  G,  M,  N,  N. 

Die  stimmlosen  verschlusslaute  sind  die  festesten  laute  des  chi- 
lenischen ;  sie  erleiden  keine  spontanen  Veränderungen  und  werden 
auch  nur  sehr  selten  von  ihren  nachbaren  in  mitleidenschaft  gezogen. 
Das  gilt  jedoch  nur  von  echten  kastellanischen/,  /,  k;  konsonanten- 
verbindungen,  die  gegen  die  spanischen  lautgesetze  Verstössen  ,  die 
sich  also  nur  in  gelehrten  buchvvörtern  lateinischen,  griechischen  oder 
sonst  fremden  Ursprungs  finden ,  sind  durchaus  unmöglich  im  volke 
und  schwinden  meist  nach  denselben  gesetzen,  die  sich  bei  der 
bildung  des  spanischen,  bezw.  bei  der  anpassung  von  buchwörtcrn  im 
altspanischen  finden. 

/  und  /  im  silbenanlaut  bleiben  unverändert;  /  stimmloser 
bilabialer  verschlusslaut,  /  apiko-postdentaler  oder  subalveolarer  ver- 
schlusslaut. Über  die  örtliche  angleichung  des  /  an  vorangehendes 
und  folgendes  r  sowie  über  den  Wechsel  von  /  und  tr  {=■  ts)  vergl. 
Chil.  sind.  I.  p.  285  fif.  Beispiele:  papa^  pampa,  arpa,  primero, pluma; 
ipexpa  ifelpa)  etc.  tanto ,  atdo  {atado),  traty)  oder  fiaigo,  arto  oder 
meist  auto  =  alto,  harto  etc. 

k,  geschrieben  ca,  co,  cu,  que,  qui  assimilirt  sich  in  der  ver- 
schlusssteile dem  folgenden  vokal;  ebenso  wie  xa,  aber  ye,  spricht 
man  ka,  ko,  ku,  dorso-postpalatal,  aber  lie  ki  mit  medio-präpalatalem 


'   P.   280  zeile  14,  lies:  eine  künstliche  7W-«/^^;7/;/j,'-  dei  dreierkigcn  öftnung 

statt  „Veranlagung". 
P.   2Q1.    Zeile   20,  lies:    In   der  ebenso  artikuliiten   verljindung  rt  tritt   der 

vertust  des  sthmntons  erst  gleiclizeitig  mit  dem  vollen  verschluss  ein       statt 

„der  stimmton". 
P.    292.  zeile   12,   lies:   vgl.  ohen/. -'.Vö  das  zitat  aus  l'"eliies  —  statt  p.  ;n  ;i- 


152  Chilenische  Studien.    IV.  V. 

verschluss  und  präpalataler  rinnenbildung  (vgl.  meine  beschreibung 
in  Kuhns  Ztschr.  29.  p.  21  f.)  oder  wenigstens  y.e^  y.i  mit  medio- 
palatalem  verschluss.  Der  frikative  ansatz  des  k  ertönt  bald  mehr 
bald  weniger  deutlich  und  ist  vor  c  deutlicher  zu  vernehmen  als  vor 
/,  also:  kasa^  komo,  kiira,  aber  keso  {queso),  Jihi  {queda),  Mta  {quita). 
Jie  ist  von  Jiie  in  der  regel  nicht  zu  unterscheiden  ,  da  dieses  /  mit 
dem  frikativen  ansatz  zusammenschmilzt,  und  andererseits  e  nach 
wirklichem  k  beim  Übergang  vom  verschluss  zur  d'-stellung  die  dem 
/  entsprechende  enge  passiren  muss;  dadurch  ist  das  für  die  formen - 
lehre  so  wichtige  entsprechen  von  betontem  ie  und  unbetontem  e 
nach  k  (qu)  vollständig  verwischt,  wenngleich  es  scheint,  als  ob  vor 
betontem  vokal  der  frikative  ansatz  oft  stärker  /-haltig  ist  als  vor  un- 
betontem ;  also :  kt\ro,  kire,  aber  auch  kerhno ,  lieri  (=  qiiicro,  qiäerc, 
queremos,  qiiereis),  aber  ebenso  auch  /f/^?,  lic'a,  keä7nd ,  lieäi  (=  qiiedo, 
queda,  quedäjnos,  queddis)  oder  auch  wohl:  Jiero:  y.ermw  und  keo: 
;  edmd . 

Über  das  vorkommen  eines  k  und  k  mit  unvollständigem  ver- 
schluss nach  s  habe  ich  Chil.  studieti  IL  p.    26  berichtet. 

Unkastcllanisch  ist  jedes  /,  /,  k  im  silbenauslaut.  Zu  unter- 
scheiden sind  zwei  fälle: 

1.  vor  sii?nmhafte?i  lauten  (ausser  r,  mit  dem  /,  /,  k  in  den 
anlaut  treten ;  vor  /  tritt  nur  /,  k  in  den  anlaut)  nehmen  /  und  k 
stimmton  an ;  '  also  ticnico  >  teganico,  Tacna  >  TagiWa,  2  dtlas  > 
ddalas,  atlanüco  >  adtildnüko ;  so,  meist  mit  deutlichem  stimmton 
zwischen  den  beiden  konsonanten ,  durch  den  das  g,  d  silbenan- 
lautend wird,  ist  die  ausspräche  aller  gebildeten  in  Chile,  wahrschein- 
lich auch  in  anderen   spanischen  gebieten. 

2.  vor  stimmlosen  lauten,  die  lat.  häufigen  Verbindungen  //,  ps, 
kt,  ks  (=  x)  etc. 

In  volkstümlichen  Worten  haben  sich  diese  Verbindungen  nie 
erhalten,  in  buchworten  neueren  datums  zeigt  das  ältere  spanisch  oft 
u  statt  /  und  A.  Die  Volkssprache  in  Chile  hat  teils  alte  formen 
gewahrt,  in  denen  die  akademiker  die  lateinischen  buchstaben  restituiren 
wollen,  so:  resetol  <  receptor,  kondüta  <  conducta,  etc.  (cf.  auch 
CuERvo,  Leng,  bogot.    %  667).     So    spricht   man   auch  sati(pasion  < 


1  Für/  fehlen  mir  Beispiele ;  die  worte  sind  alle  nicht-lateinisch. 

^  Am  orte  selbst  spricht  man  Täxna,  die  populäie  chilenische  form  ist  Täitta. 


Dr.  Rudolf  Lenz  ix  Santiago  de  Chile.  153 

saiisfaccion,  eiietitw  <Z  efectivo,  esi/cn  <  exijen,  esistir  <  fxistir  und 
viele  andere.  Die  meisten  werte  werden  aber  in  Santiago  mit  u  an 
stelle  des  /'  oder  /  gesprochen  :  also :  käusula  <i  Capsula,  koiiseusion 
<.  concepcion ,  preseutol  <  preceptor ;  kar auter  <.  cardcter,  ausion  < 
accion,  reuto  <  recto,  e'fsauto  <  extracto,  oder  besser  estracto,  e(fJuto  <: 
efecto,  etc.  Neben  diesen  formen  sollen  auch  solche  mit  /  hier  vor- 
kommen, wie  Cuervo  aus  Bogota  angibt:  caraiter,  aicion,  satisfaicion, 
(/.  c.  ^   681);   ich  habe    sie  noch   nicht   gehört. 

Die  gebildeten  sprechen  alle  diese  worte  wie  sie  geschrieben 
werden ;  die  halbgebildeten  {medio  pelo)  aber,  welche  wissen,  dass  die 
ausspräche  mit  11  ,, gemein"  ist,  möchten  dieselben  vermeiden,  wissen 
aber  meist  nicht,  ob  /  oder  k  eingesetzt  werden  muss,  und  sagen 
deshalb  oft:  konseksion,  presektor,  akstrapto,  wie  sie  auch  eksetcra  statt 
cicetera  einsetzen  {ts  kommt  ja  sonst  im  spanischen  nicht  vor).  Amüsant 
ist  es,  wenn  sie  im  eifer  des  ,, gebildet''  Sprechens  ■ä.wc\\  farmast^ktiko 
statt  far7nachitico  hervorbringen.  Solche  Verwechselungen  scheinen 
auf  allen  spanischen  gebieten  sehr  häufig  zu  sein;  Cuervo  nennt 
(/.  c.  5  681)  viele  beispiele.  Es  handelt  sich  \\v;x  wxa  Verwechselung 
und  keineswegs  um  laut^vandel  wie  Cuervo  annimmt,  wenn  er  sagt : 
,,E1  primer  grado  de  esta  transformacion  (d.  h.  efcpto  statt  efecto)  es 
genial  del  välaco,  v.  gr.  copt  =  coctutn,  fript  ^=  frictum.  Del  segundo 
(d.  h.  efeuto  statt  efecto)  tenemos  ejemplo  en  auto=^  actum,  y  /(/ 
pronunciaciön  bogotana  da  la  clave  para  explicar  este  liecho".  Der 
rumänische  l^Mticandel  hat  mit  den  spanischen  \zx\\.verwechselungen  gar 
nichts  zu  thun.  Lautwandel  liegt  nur  zwischen  ekto  ~>  euto,  epsion 
>  eusion  vor. 

Wie  dieser  vor  sich  geht,  lässt  sich  hier  alle  tage  beobachten. 
efekto,  karakter,  preseptor  zu  sprechen  ist  für  den  gebildeten  Chilenen 
unbequem  und  schwer,  für  den  mann  aus  dem  volke  fast  unmöglich; 
zunächt  ist  die  neigung  vorhanden  dem  ersten  konsonanten  stimmton 
zu  verleihen,  was  uns  deutschen  vor  dem  folgenden  stimmlosen  laut 
höchst  unbequem  ist.  Man  hört  also  oft:  efcg-to,  karag-ter,  konseb-sioiu 
wobei  g.  h  durchaus  vollständig  artikulirt  werden,  häufig  mit  nach- 
folgendem ,2.  Sobald  nun  der  verschluss  nicht  vollständig  gebildet 
wird,  ertönt  der  stimmton  mit  postpalataler  bezw.  labialer  konsonan- 
tischer infektion,  welcher  dann  meist  sehr  rasch  zum  nächstverwandten 
vokal  forschreitet.  Dieser  letzte  schritt  erkärt  sich  dadurch,  dass  jede 
spräche  eine  gewisse  scheu  hat  vor  neuen  lauten,  die  alten,  bestehenden 


154  •      Chilenische  studien.    IV.  V. 

sehr  ähnlich  sind.  Die  sache  ist  rein  physiologisch  zu  fassen.  Jeder 
artikulation  entspricht  ein  eigenartiges  bewegungsgefühl,  eine  eigene 
innervationsart  oder  -bahn;  alle  diese  bahnen  entsprechen  für  jede 
mundart  bestimmten  gesetzen ,  welche  ihre  kombinationsfähigkeit 
lixiren.  Nun  wird  der  spräche  eine  Verbindung  aufgezwungen,  die 
nach  den  herrschenden  gesetzen  nicht  zulässig  ist ;  dieselbe  wird 
deshalb  zunächst  mit  möglichster  beibchaltung  des  akustischen  effektes 
den  sonstigen  erlaubten  kombinationen  ähnlich  gemacht  (in  unscrm 
falle  kt  >  gt).  Streift  nun  die  innervationsbahn  sehr  nahe  an  eine 
andere  in  der  betreffenden  Verbindung  häutigere,  so  tritt  ein  plötz- 
liches überspringen  in  dieselbe  ein ,  ähnlich  dem  überspringen  der 
("lektrizität  von  einem  draht  auf  einen  zu  nahe  kommenden  besseren 
leiten  Oder  mit  anderem  bilde :  der  wagen  gleitet  in  das  ausgefahrene 
geleise  des  weges,  statt  dicht  neben  der  spur  zu  bleiben. 

Wenn  ich  meinem  mozo  das  wort  sector  vorspreche,  das  er  in 
seinem  leben  noch  nicht  gehört  hat,  so  ist  ihm  das  etwas  fremdartiges; 
sage  ich  ihm,  er  soll  es  nachsprechen,  so  antwortet  er  vielleicht  zu- 
nächst: „Ich  kann  nicht",  und  dann  versucht  er  und  bringt  heraus: 
seutol  mit  dem  eigenartigen  auslautenden  mittelding  von  r  und  /, 
während  ich  vielleicht  mein  deutsches  zäpfchen-r  vorgesprochen  habe. 
Er  will  auch  kt  sprechen  ,  findet  aber  den  weg  nicht,  sondern  den 
nahe  dancbenliegenden  ihm  bekannten  von  ut.  So  ist  es  denn  auch 
erklärlich,  dass  die  scheinbar  weit  auseinander  liegenden  artikulationen 
des  u  und  des  /  aus  demselben  k  liervorgehen  können.  Sobald  das 
I)OStpalatale  g  oder  -  in  vokal  übergehen  soll,  so  verlangt  es  von 
demselben  möglichst  starke  zungenhebung.  Mit  postpalataler  enge 
ist  aber  kein  reiner  vokal  möglich,  es  tritt  deshalb  ein  ausweichen 
des  hebungsimpulses  nach  vorn  zum  /  oder  nach  hinten  zum  u 
ein,  je  nachdem  die  spräche  in  der  betreffenden  Verbindung  das 
eine  oder  das  andere  bequemer,  dem  hergebrachten  schcma  näher- 
liegend findet. 

Nach  dem  gesagten  ist  es  begründet,  wenn  die  spanischen 
grammatikcr  schwanken,  ob  .r  einem  ks  oder  einem  gs  entspreche. 
Ich  glaubte  früher,  die  in  den  meisten  spanischen  grammatiken  wieder- 
kehrende behauptung,  x  sei  gleich  k  -j-  j»  oder  g  -\-  s,  verdanke  ihren 
Ursprung  der  lateinischen  grammatik ,  welche  sagt,  dass  statt  k  -f  s 
und  statt  g  -r  s  ein  x  einträte,  was  also  etymologisch  zu  fassen  ist. 
Ich  habe  mich  aber  überzeugt,  dass  thatsächlich  neben  eksdvien  auch  eg- 


Dr.  Rudolf  Lenz  in  Santiago  de  Chile.  155 

sä7nen  gesprochen  wird,  aber  nie  wird  auch  das  s  stimnihaft  wie  im 
französischen  cxamen. 

Die  einführung  der  etymologischen  Schreibung  x  vor  konso- 
nanten  ist  übrigens  einer  der  dümmsten  streiche  der  edlen  spanischen 
akademikcr  gewesen  ;  während  man  früher  schrieb,  wie  man  sprach, 
esposicion,  estranjcro,  gibt  es  jetzt  sogenannte  gebildete  genug,  die  so 
sprechen  möchten,  wie  die  akademie  schreibt,  also  exposicion,  extran- 
jero;  da  aber  das  Wörterbuch  nicht  immer  zum  nachschlagen  bei  der 
band  ist,  so  schreibt  und  druckt  man  auch  vergnügt :  cxtricto,  cxtran- 
gular  und  dergl.  mehr ;  und  wie  man  schreibt,  muss  man  sprechen 
—  wenn's  auch  schwer  fällt!  Also  Verwirrung  über  Verwirrung,  nur 
damit  die  herren  akademiker  ihre  etymologische  Weisheit  leuchten 
lassen  konnten.  Glücklicher  weise  herrscht  in  Amerika,  insbesondere 
in  Chile,  noch  eine  vernünftige  phonetische  Orthographie,  und  es  gilt 
als  affektirt  eksposicion,  ekstranjero  zu  sprechen  ,  während  zwischen 
vokalen  s  statt  x,  also  esistir ,  esamen,  für  vulgär  gilt.  (Ebenso 
liegen  die  Verhältnisse  in  Spanien  ;  vgl.  Escriche  v  Mieg,  Rcforma 
p.   38   f.) 

c  (geschrieben  ch)  ist  dem  Chilenen  ein  sehr  angenehmer  laut, 
was  sich  für  mich  durch  die  grosse  häutigkeit  des  c  im  araukanischen 
erklärt ;  er  spielt  bei  wortneubildungen  und  scherzhaften  wortver- 
änderungen  insbesondere  auch  in  der  kindersprache  eine  grosse  rolle. 
Auch  im  araukanischen  sind  nach  Febres  koseformen  mit  c  statt 
sonstigen  t  sehr  beliebt;  dort  gab  man  auch  spanisches  jt  durch  c 
wieder:  chiftura  ^=- scnora  i'Febresj.  Dass  das  c  ebenso  wie  /',  l',  n 
durchaus  nicht  ein  nebeneinander  von  t  ^-  .f  ist,  wie  es  merkwürdiger 
weise  immer  noch  so  oft  von  deutschen  und  englischen  phonetikern 
aufgefasst  wird,  sondern  ein  einfacher  (kombinations-j  laut,  ist  für 
alle  romanen,  die  ihn  haben,  selbstverständlich;  die  bildung  und 
enstehung  dieses  lautes  habe  ich  in  Kuhns  Zeitschr.  29.  p.  27  ff.  aus- 
führlich beschrieben. 

In  Santiago  ist  neben  echtem  c  ein  dem  t'  näherstehendes  c 
und  ein  dem  dorsalen  ts  näherstehendes  t  s  oft  gebraucht.  Der  laut 
erleidet  nie  Veränderungen;  n  vor  c  ist  genauer  ii  zu  bezeichnen; 
er  liebt  die  Verbindung  mit  vorhergehendem  /,  genauer  /'  und  wandelt 
/•  in  dieses  /'  {?milca,  kolco,  tka/ca  {cscarcha),  pclca  u.  s.  w.  (Cf.  C/ii/. 
stiid,  I.  unter  r).  Nach  anderen  konsonanten  und  vor  konsouanten 
kommt  ch  im  spanischen  nicht  vor. 


156  CHir.F.NISCHE    STUDIEN.      IV.    V. 

Die  sthnmhaften  verschliisslaute  b,  d,  g  werden  fast  nur  nach  den 
entsprechenden  nasalen  mit  vollständigem  verschluss  gebildet,  in- 
dem der  mundverschluss  des  nasals  erst  einen  aiigenblick  nach  dem  ver- 
schliessen  der  velo-pharyngalen  Öffnung  explodirt.  Die  assimilation  des 
nasallautes  der,  ausser  im  innern  des  Wortes  vor  /'/,  immer  «  geschrieben 
wird',  an  den  folgenden  verschlusslaut  ist  obligatorisch  im  innern  des 
Wortes  und  ebenso  in  der  wortfuge,  wofern  nicht  eine  deutliche  pause 
zwischen  beiden  worten  liegt.  Also  nicht  nur  patnpa,  kalamhre,  ombre^ 
mitfibre,  ojgue.dd^;  tinia,  senda;  gatico^;  blatjko,  i'tikilino;  rojgo,  mere^^e, 
sondern  auch:  uvi pan,  um  bino,  uijguci  (um  bufi;  un  tititero\  iindia; 
un  caiico;  U);  koudero ,  ui;  gato;  ii'ij  kilo\  un  yanto  (Hanta);  un  jiso 
(gtiiso).  Im  letzten  falle  spricht  man  zuweilen  und'iso ,  doch  wird 
gewöhnlich  kein  voller  verschluss  gebildet  (vergl.  unten:  die  nasale 
vor  rcibelauten ). 

Abgesehen  von  diesen  b,  d,  g  nach  nasalen,  kennt  die  gebildete 
ausspräche  b  dg  im  ursprünglichen  silbenauslaut:  abasoluto,  adöa/etibo 
(adjetivo),  iagana  f siehe  oben);  /'////',•  d\\n  auslaut:  3 ir i uö  klmgt  affektirt; 
meist  sind  /'  und  d  im  wortauslaut  sehr  reduzirt;  es  wird  nur  noch 
ein  artikulationsansatz  gemacht,  ohne  dass  ein  deutliches  b  oder  d,  ge- 
schweige denn  b,  </oder  J  herauskäme,  klua^  klingt  dann  ähnlich  wie  kru, 
w^enn  letzteres  ohne  eigentlichen  hauch  gesprochen  wird,  mit  starkem 
expirationsdruck  am  ende  (vgl.  Chil.  stud.  II) ;  ähnlich  sahia^.  Volks- 
tümlich ist  auslautendes  b  (ich  weiss  im  augenblick  kein  ander  bei- 
spiel  als  klii  -=  club)  und  ^völlig  stumm;  also:  berdd,  salii,  desi  (decid); 
im  Worte  auch:  ausoluto,  ouyeto  neben  susite  (subsisie)  soeleyio  (sub- 
delegado).  Im  übrigen  gilt  als  regelrechte  ausspräche  des  b:  b,  über 
welches  ich  schon  Oül.  stud.  III  unter  v  gehandelt  habe;  daneben 
im  anlaut  nach  pause  zuweilen   /'. 

Die  Schicksale  des  d  im  chilenischen  sind  ziemlich  komplizirt. 
Der  gebildete  Chilene  braucht ,  wie  mir  scheint,  zwei  verschiedene 
//-laute.  Das  eine  ist  apiko-subalveolarcs  d;  wenn  dieser  laut  nicht 
vollständig  gebildet  wird,  was  sehr  häufig  der  fall  ist,  so  bleibt  stimm- 
ton, der  durch  eine  momentane  bewegung  der  Zungenspitze  modifi- 
zirt  wird,  ohne  dass   diese  bewegung  zu  einem  festen  verschluss  oder 


'  ii   kommt  in  der  schrift  nur  vor  vokalen   vor. 
^  Gebildete  embuelto ;  cf.    Chil.  stud.  111   unter  w. 

^  Trotzdem  die  charakteristische  e.xplosion  des  ii   nicht  gehört  wird,  ist  ;/ 
vor  c  nach  seiner  bilduns;  als  /;   zu  bezeichnen. 


Dr.  Rudolf  Lenz  in  Santiago  ve  Chile.  157 

zu  einem  vernehmbaren  reibclaiit  c  oder  ^/  führt.  Ich  bezeichne 
dieses  rediizirte  ii:  d  oder  dti,  je  nacli  dem  grade  der  abschwächung. 

Der  andere  laut  ist  energischer  gebildet,  postdental,  wobei  der 
äusserste  teil  der  Zungenspitze  zuweilen  unter  den  Schneidezähnen 
hervorkommt.  Der  verschluss  ist  nicht  ganz  dicht,  der  laut  nähert 
sich  dadurch  einem  d;  ich  schreibe  cV.  Volkstümlich  ist  dieser  laut 
nur  als  resultat  von  sd:  de^e  [dcsdc),  /odo,  diente  (vgl.  Chii.  sind.  II).  In 
der  gebildeten  spräche  gilt  dieser  laut  für  silbcnauslautendes  d:  a!s.iyctibo, 
ad'iy.irir,  adatnerto.  Die  mehrzahl  der  hierhergehörigen  worte  sind 
nicht  volkstümlich,  die  wenigen,  welche  es  sind,  ersetzen  das  cV  durch 
ein  schwaches  r,  bezw.  den  mittellaut  zwischen  ,;■  und  /,  der  aus- 
lautendes ;-  vertritt ,  so :  arüierio  oder  arbieufo,  ary.irio  oder  ajkirio 
{adquiridd).  Derselbe  laut  findet  sich  in  dem  worte  ataüd,  welches 
öfter  als  die  lateinischen  worte  auf  -ad ,  -lui  (-ate?/i,  -nie tu)  seinen 
konsonantischen  auslaut  erhält ;  also  gebildete  ausspräche  :  ataiiiS,  volks- 
tümlich jetzt  meist  ataü,  doch  wird  der  plural  gebildet:  ataülc  und 
ataürc\  während  statt  des  gebildeten  Mrtude  oder  Öirtudes,  volkstüm- 
licher dirtüe  ,  schon  der  echt  volkstümliche  plural  tnuftl  steht  (z.  B. 
la  stete  M-ttü  die  sieben  kardinaltugenden)  ebenso  wie  zu  kni.  neben 
krüse  auch  krii  als  plural  gilt  (vgl.  C7nl.  sind.  II,  p.  24).  Der  singular 
ataül  scheint  mehr  dem  tuedio  pelo  als  der  niedren  Volkssprache  an- 
zugehören. Überhaupt  ist  das  wort  nicht  eigentlich  populär,  der 
guaso  sagt  statt  dessen  kaxon  de  mne./fo  oder  einfach  kaxön.  Im 
inedio  pelo  mag  das  wort  an  bai'd .,  volkstümlicher  bäiilc,  angeglichen 
sein  (der  guaso  sagt  einfach  käxa  für  den  grossen  kofterj.  Die 
betonung  aü  ist  nie  populär ;  darüber  näheres  später  in  der  lehre 
von  den  vokalen. 

Einfaches  d  zivischen  einfachen  vokalen  neigt  in  der  gebildeten 
spräche  zum  Schwund.  In  der  spräche  von  Madrid  ist  es  ganz  tot 
nur  in  der  partizipialendung  -ao'^  statt  -ado,  das  femininum  aber  aviada; 
das  auslautende  d  der  Wörter  auf  -ad  und  -lui  ist  in  Madrid  ebenfalls 
stumm,  also:  berdd,  birtü,  aber  plural  berdddes,  birtudes;  wo  auslautendes 
d  in  Madrid  gesprochen  wird,  ist  es  gewöhnlich  d. 

Regelmässig  ist  der  schwund  des  d  in  der  Volkssprache  und  oft 
auch  in  der  ,, besseren"  ausspräche  von  Santiago  nach  betontem  vokal 
vor  einfachem  vokal;   also  nicht  nur  amäo,   sondern   auch  anida,  abio 


'  Vgl.  KSCRICHE  Y  MiKGS  angaben,  die  diiiTli  meine  beob.iclitjn"  bestiitigt  sind. 


158  Chilenische  Studien.    IV.   V. 

ihabido)  ^  kij.idüa  (calduda  eine  art  empanda,  mit  fleisch  und  zwiebel 
gefülltes  gebäck,  das  warm  gegessen  wird),  deo  (dedo),  hia  (vida),  nio 
{nidd),  töo  (iodo),  näa  (nada);  so  auch  nach  betonter  antepänultima : 
7niiko  <  midico,  krlito  <  credito,  mhda,  auch  mitda  (cf.  Pablo)  <;  medula 
(nur  diese  betonung  ist  hier  gebräuchlich).  Ebenso  zwischen  unbetonter 
vorletzter  und  letzter  silbe:  dsio  (dcido) ,  kdlio  <:^cdlido\  doch  ist  in 
dieser  Stellung  das  d  schon  etwas  fester ;  man  sagt  gewöhnlich : 
sdhado  mit  Zungenspitzenbewegung,  wenn  auch  ohne  jede  berührung  des 
Zahnfleisches  oder  der  oberzähne ;  zuweilen  tritt  auch  solche  berührung 
ein,  sodass  r  oder /3''''  gebildet  wird:  Briyira  ■=  Brijida'^.  (Über  die 
sekundären  Veränderungen  der  durch  ausfall  des  d  zusammenstossenden 
vokale  spreche  ich  später). 

Unmittelbar  vor  der  tonsilbc  schwindet  d  zwischen  einfachen 
vokalen  in  der  niedrigen  spräche  oft  ebenfalls  vollständig,  doch  bleibt 
hier  auch  nicht  selten  reduzirtes  d  erhalten;  seine  existenz  lebt  noch 
oft  im  gefühl  des  volkes,  sodass  dieses  d  bei  deutlichem  sprechen 
wieder  zum  Vorschein  kommt,  was  wenigstens  in  worten  wie  Ma  =  vida, 
nio  =  nido  nur  bei  solchen  der  fall  ist,  die  lesen  und  schreiben  können.  2 
Beispiele:  preüto  (produdo),  siguriä  {seguridad),  kuraira  {curadera  der 
suff,  zu  curarse  sich  betrinken)  und  die  vielen  worte  auf  -ador,  -adiira 
etc.,  aber  auch  naddndo  neben  näa  {näda) ,  aparadöl  neben  aparaöl 
u.  s.  w.  Zwischen  unbetonten  vortonigen  silben  herrscht  völliger 
Schwund:  preikdl  (predicar),  aihmtc  {adelante),  soelegäo  oder  stielegdo 
(sii(b)ddegado);  Magdalena  bildet  (ausser  Mauda/ena  cf.  unten):  Mada- 
letta  >  Maalöna  >  Malefia. 

Ganz  entsprechend  wird  d  am  anfang  des  lüortes  nach  vorher- 
gehendem vokal  behandelt:  lo  fxa  =^  lo  deja,  le  ise  ■=■  le  dice\  da  hier- 
bei dieselben  worte  bald  mit,  bald  ohne  d  im  anlaut  vorkommen,  so 
entsteht  dadurch  allgemeine  Verwirrung,  insbesondere  zwischen  worten 
die  mit  dis-,  des-  anlauten,  und  solchen  mit  ex-:  also  nicht  nur  etsotjkao 
■-=  destroncado,  eliyensia  =  dilijencia,  sondern  auch  aesi/ensia  =  exijencia, 
■deko/Jl  =  esco/er,  desayeral  ^=  exajerar.  Übrigens  sind  nicht  nur  in 
der  Schrift  des  medio  pelo  und  der  gaasos  plumarios  Dcben  dem  fehlen 


'  d  liegt  nicht  auf  der  übergangsstufe  von  «/>  .  .  .  r,  wie  JNIkyer-LCbkk, 
■Gramm,   p.   36 1    annimmt. 

^  Dieselbe  abstufung  findet  hei  fi  statt:  rofido  hat  deutlicheres  i  als  röte, 
roha.  Umgekehrt  war  das  verhalten  des  lat.^  im  spanischen;  cf  MeyeR-LÜBKE, 
Gramtyi.  §  443. 


Dr.  Rudolf  Lenz  in  Santiago  de  Chile.  159 

des  verstummten  d  schreibimgen  wie  deseda  statt  desea  sehr  häufig, 
sondern  man  hört  auch  nicht  selten  solche  eingeschobenen  d  zwichen 
vokalen  aussprechen ,  natürlich  nur,  wenn  leute  aus  den  genannten 
bevölkerungsschichtcn  ,, gebildet"  sprechen  wollen  [cuando  quiereti 
pulirse).  Ich  hörte  neulich  auf  dem  lande  in  Niima  eine  caniora, 
ein  sangeskundiges  bauernmädchen ,  welche  regelmässig  mido  statt 
7nio,  deseda  statt  desea  u.  dergl.  aussprach;  d,  h.  nur  beim  gesangc, 
nicht  in  der  Unterhaltung.  Solche  thatsachen  sind  auch  für  die 
historische  betrachtung  der  spräche  von  interesse.  Findet  jemand  in 
einem  mittelalterlichen  text  eine  solche  umgekehrte  Schreibung,  etwa 
einen  reim  zwischen  seda:  deseda  (=  desea),  so  wird  er  wahrschein- 
lich daraus  schliessen,  dass  für  den  dichter  nur  die  ausspräche  sea : 
desea  in  betracht  komme,  dass  also  intervokalisches  d  zur  zeit  der 
abfassung  bereits  vollständig  verstummt  gewesen  sei. '  Letzteres  ist 
aber  keineswegs  nötig.  Die  zeit  des  Vollzuges  selbst  eines  so  ein- 
fachen lautwandels,  wie  es  der  verlast  des  intervokalischen  d  ist, 
kann  mehrere  Jahrhunderte  in  anspruch  nehmen.  Derselbe  Chilene 
spricht  in  denselben  worten  bald  d,  bald  d,  oß,  bald  gar  nichts  aus; 
bald  bleiben  zwei  vokale  mit  zweimaligem  anschwellen  des  espirations- 
stromes:  nda,  töo,  bildlich  O  O;  bald  schmelzen  sie  in  einen  langen 
vokal  mit  absteigender  exspirationsstärke  zusammen :  nä,  tb,  bildlich 
\>,  bald  in  einen  kurzen  vokal:  nä  tö,  bildlich  <(\  Alle  diese  fünf 
oder  sechs  formen  existiren  in  der  heutigen  spräche  nebeneinander, 
und  sobald  völliger  Schwund  nur  einmal  erreicht  ist,  können  schon 
andere  worte  nach  falscher  analogie  ein  nicht  ursprüngliches  d  an- 
nehmen. —  Über  die  Wandlungen  des  d  vor  /■  habe  ich  unter  C/iil. 
stud.  I  schon  gesprochen.  Ich  glaube  jetzt,  dass  der  wandel  padre 
>■  paire  gleichzeitig  zwei  entgegengesetzten  momenten  zu  verdanken 
ist.  Einerseits  ist  thatsächlich  die  artikulation  dr  auch  dem  gebildeten 
Chilenen  unbequem  und  wird  lieber  in  pan'h-e  verwandelt.  Andrer- 
seits sind  aber  die  formen  mit  i  (paire)  näher  aus  der  älteren  ur- 
sprünglicheren {orm payre  abzuleiten  als  umgekehrt- ;  g  neigt  allgemein 
im  chilen.  zu  unvollständigem  verschluss  und  J.     Ferner  findet  sich. 


'   Vgl.   /..   b.  Mkyer-LÜBKE,   Gramm,  p.  363:  signifie:   vis. 

^  An  und  für  sich  wäre  der  wandel  von  paire  zu  pagre  nichts  aufTälliges. 
vgl  die  angaben  G\KTN'KRS  (Riitorom.  gramm.)  über  den  dialekt  von  Samaden  {Ober- 
engadin)  \\.  a.  in.;  aber  er  passt  nicht  ins  chilenische  lautsystem. 


i6o  Chilenische  studien.    IV.  V. 

wie  ich  Chil.  stud.  I  schon  erwähnte,  pagre  auch  in  gegenden,  die 
keine  formen  mit  /aufweisen,  dagegen  alle  ^  intakt  erhalten  {Tacna). 
Der  entscheidende  grund  für  mich  ist  aber ,  dass  ich  beim  durch- 
arbeiten des  araukanischen  Wörterbuches  von  Febres  folgendes  fand: 
,.pagh-re.  por  padre,  asi  llainan  (sc.  los  indios)  al  P.  Alisionero''''  und: 
,,Ped-no.  Pedro'-'-.  Mit  g/i  bezeichnet  Fe?3Res  ein  ,  wahrscheinlich 
nicht  ganz  festes  g  oder  ; ;  r  ist  i;  d  ist  kein  araukanerlaut,  es 
wechselt  in  der  transskription  des  paters  mit  s ;  ich  glaube,  es  ist  etwa 
d  gemeint;  die  bindestriche  in  den  beiden  Worten,  die  er  sonst  in 
echten  indianerworten  nie  gebraucht,  scheinen  mir  auf  die  Schwierigkeit, 
das  stocken  in  der  ausspräche  hinzuweisen.  Sicher  ist  also,  die 
indianer  konnten  dr  nicht  nachsprechen  und  ersetzten  es  deshalb 
durch  g-z.  Zu  der  transskription  Ped-no  ist  anzumerken,  dass  perdonar 
von  Febres  durch  ped-nonan  wiedergegeben  wird,  was  offenbar  auch 
nichts  anderes  als  das  verunstaltete  spanische  wort  ist;  dass  der  be- 
griff dem  indianer  fehlte,  ist  ja  nicht  wunderbar.  —  Ich  machte 
auch  die  probe  mit  meinem  mozo  ;  ich  fragte  ihn,  ob  er  mir  wohl 
das  yf ort  ädra  nachsprechen  könnte;  er  wiederholte  zunächst  aldra\ 
auf  den  fehler  aufmerksam  gemacht:  atia^\  ein  reines  adra  brachte  er 
bei  etwa  zehn  versuchen  nicht  heraus,  dagegen  wiederholte  er  vor- 
gesproches  agra  sofort  ohne  Schwierigkeit.  Ich  neige  mich  daher 
zu  der  annähme ,  dass  auch  der  wandel  padre  >  pagre  >  paire  in 
Chile  direkt  auf  ethnologische  gründe  zurückzuführen   ist-. 

Nach  //  ist  dr  volkstümlich  meist  //r,  ijz  geworden :  deijzd 
{vendrd)  neben  heijdza  (vgl.    Chil.  stud.   I). 

Anders  als  zwischen  einfachen  vokalen  wird  d  behandelt,  wenn 
es  vor  /  -j-  voc.  oder  nach  voc.  -j-  /,  steht.  In  allen  diesen  fallen 
ist  d  viel  widerstandsfähiger  als  sonst ;  es  fällt  nach  meinen  bisherigen 
beobachtungen  in  dieser  Stellung  nie  ganz  aus ,  sondern  bleibt  der 
rcgel  nach  d ;  also  :  midio,  ediöndo,  kuiddo,  h'ido  statt  leido  (also  die 
akzentverschiebung  geht  dem  verlust  des  d  voraus;  denn  es  heisst: 
sa!>io  =  salddo),  öido  =  oido.    Zuweilen   ist  dieses  d  kaum  von   r  zu 


*  Diese  ausspräche  erklärt  die  von  den  niissionnren  eingefi'ihrte  häufiger 
als  pagre  gehrauclite  araukanische  form  patirii  statt  padre. 

2  Dass  derselbe  wandel  padre  >  paire  in  anderen  gegenden  auf  andere 
gründe  zurückzufüiiien  ist,  schadet  nieinei'  behauptung  nichts:  im  patois  von 
Montpellier,  dass  ich  gehört  habe,  schwankt  die  ausspräche,  wie  mir  schien, 
/wischen  paiyc  \\w\  paile  oder  paid/t ;  eijenso   entwickelt   war  lat.   -arius. 


Dr.  Rl'dolk  Lenz  in  Saniiaco  dk  Chile.  i6r 

unterscheiden ,  oder  es  tritt  auch  wirklich  r  v'\\\ ;  so  gewöhnlich  in 
naire  =^  nadie ^  für  welches  die  formen  noide  oder  naidie  auch  in 
manchen  anderen  spanischen  gebieten  vorkommen  und  alt  sind  fcf. 
Clervo  /.  c.  ^  708).  So  habe  ich  mir  auch  <jdtirio  neben  (jdtidio 
notirt.  Fiele  in  solcher  Stellung  das  d  aus ,  so  müsste  das  /  zu  y 
werden,  also  inedio  >  7ncyo ;  hiervor  scheint  sich  die  spräche  zu 
scheuen.  Ebenso  heist  es  rekaiido,  rekaiidcro  mit  festem  d.  Nach 
/■  ist  d  in  der  regel  fest  und  assimilirt  sich  in  der  niedrigen  Volks- 
sprache zu  ./(/,  worüber  ich  unter  r  gehandelt  habe.  Zuweilen  tritt 
allerdings  auch  .;-  statt  rd  ein,  wenigstens  höre  ich  oft  auf  der  strasFC 
die  hühnerverkäufer  ausrufen :  i.poyo  yandc  ynrito'"''  {o  geflüstert)  statt 
gorditos. 

g  ist  im  allgemeinen  bedeutend  fester  als  h  und  ^/;  es  fällt  nur 
selten  ganz  aus,  wie  in  auxa  ==•■  agnja^^  aü'ycro  sogar  duyero  statt  agußro 
mit  accentverschiebung.  Es  assimilirt  sich  wie  k  x  an  alle  folgenden 
vokale.  Vor  a  0  11  ist  pospalataler  meist  nicht  vollständiger  verschluss 
gebräuchlich,  also  -a?ia,  -^omIo,  yito,  ayi,  käiyi^  etc.  Die  festigkeit 
des  verschlusses  scheint  individuell  zu  schwanken,  vielleicht  wäre  es 
besser  g  (reduzirtes  g)  zu  transkribiren.  In  der  gebildeten  spräche 
ist  mir  die  unvollständigkeit  des  verschlusses  anfangs  nicht  aufgefallen, 
vielleicht  weil  wir  im  norddeutschen  sehr  daran  gewöhnt  sind  5  statt 
g  zu  hören ;  ich  merkte  jedoch  bei  den  ersten  französischen  und 
englischen  worten,  die  ich  von  meinen  Studenten  hörte,  dass  einige 
derselben  mit  dem  besten  willen  nicht  imstande  waren  got ,  gagfier 
u.  dergl.  mit  festem  verschluss  herauszubringen.  —  Vor  /  und  e  ist 
im  Volke  die  deutlich  frikative  ausspräche  mit  mcdio-  bis  präpala- 
talcmy  /  unverkennbar,  also  Jinda,  jera,  ij^ro  (gni/ida,  guerra,  higuero) 
etc.  Dieses  j  ist  enger  gebildet  als  y  (=  y  oder  //),  ausser  wo  letzteres 
vor  oder  nach  /  steht  fcf  unter  //). 

g  im  silbenauslaut  ist  unkastellanisch ;  es  wird  meist  nicht  an- 
genommen :  indino,  lualino  (=  iitdigno,  inaligno)  und  ähnliches,  sind 
formen,  die  sich  in  allen  spanischen  gegenden  als  fortsetzung  des 
alten  gebrauchs  finden.  Beim  versuch  die  gebildete  ausspräche 
Magiidalena  nachzuahmen  entsteht  Maiidalcna  (gebräuchlicher  ohne  g^ 
siehe  oben  unter  d).    gr  m\  anlaut  ist -r :  ^rrzw^/«?,  äyio;  ^/ ist  selten 


'   Dngegen  wird  ~,  eingeschoben  in  gan'i'a  (gania) :  docli  liahe  ich  anderer- 
seits auch  -a^fitia  statt  ganzüa  gehört. 

Phoneii-.cIie  Sliidien.     \  I.  '' 


102  Chilenische  studiex.    IV.  W 

und  unvolkstümlich ,  etwa :  z^löria^  ylobo,  auch  wohl  im  wortanlaut 
lotw  {globo)  aber  natürlich  nijgloho ,  denn  nach  n  oder  vielmehr  // 
bleibt,  wie  schon  mehrmals  erwähnt,  fester  verschluss  statt  5.  Über 
gti  vor  vokal,  das  im  span.  ziemlich  selten,  in  amerikanischen  werten 
dagegen  häufig  ist ,  habe  ich  unter  w  gehandelt ,  ob  man  guaso, 
guanaco  oder  hitaso,  huanaco  schreibt,  ist  völlig  indifferent;  jetzt  ist 
meist  üblich  zu  schreiben  gua,  guo  aber  hue,  hui. 

Ich  will  hier  unter  ^  noch  ein  vereinzeltes  wort  nachtragen,  das 
wohl  besser  der  besprechung  des  f  angefügt  wäre.  Das  neuspanische 
7noha  (portug.  mofo)  wird  in  Chile  mözp  gesprochen,  ebenso  fno'öso ; 
dieses  -  ist  vermutlich  ein  rest  des  /,  welches  durch  x  zu  h  wurde 
und  schwand. 

Über  die  assimilation  der  nasalen  an  folgende  verschlusslaute 
und  das  Verhältnis  t'  :  ö ,  d :  d ,  bu  -\-  z'oc. ,  hu  -j-  7!0C.,  gii  -r-  voc. :  gji, 
5;^  in  solcher  Stellung  habe  ich  bereits  gesprochen.  Die  nasale  zwischen 
einfachen  vokalen  bleiben  unverändert  m,  n,  ti.  Auslautendes  n  ist 
ebenfalls  in  Chile  fest.  In  Tacna  geht  es  dagegen  regelmässig  in  1; 
über,  nach  n,  wie  mir  scheint,  mit  schwacher  nasalirung  des  vokals ; 
also:  komii/>  (comun) ,  sonst:  estäij,  bietj,  nasiotj,  fiij;  auch  ko>jstansia^ 
sirkiii^stansia,  sogar  trciißa,  aber  kuarenta.  Diese  angaben  beruhen 
allerdings  nur  auf  der  beobachtung  eines  meiner  zuhörer  und  den 
mitteilungen  desselben.  Derselbe  spricht  ui/nH,  aber  twipan,  im  onibre 
bei  nahem  anschluss  an  folgenden  vokal. 

;/  vor  unbetontem  /,  dem  ,.  vokal  folgt,  wird  zuweilen  ;/,  während 
//  in  solchem  falle  immer  erhalten  bleibt  und  also  nie  mit  //=^j)' 
verwechselt  wird;  2i\so  Alema/iia^  Alctnana,  aber  v\\e  familia>  famiya. 

Starke  neigung  zur  nasalirung  jeden  vokales  vor  ti  herrscht,  wenn 
ich  nicht  irre,  in  einigen  mittelamerikanischen  gegenden;  in  Chile 
werden  die  vokale  nur  affizirt  vor  «  -\-  erhaltenem  frikativlaut,  be- 
sonders stark  vor  x^  y,  weniger  vor  /w,  «yj,  «/.  Der  Vorgang  beruht  auch 
auf  assimilation  des  nasals  an  den  folgenden  laut,  indem  zunächst  nach 
dem  vokal  die  nasale  Öffnung  eintritt,  aber  gleichzeitig  die  zunge 
statt  zu  vollem  verschluss  zu  der  enge  des-.T,  s  etc.  übergeht.  Einen 
augenblick  später  schliesst  sich  die  nasale  Öffnung  und  der  stimmton 
hört  auf  unter  beibehaltung  der  zungenstellung.  Ein  nasal  offenes  x, 
s  etc.  hat  nun  aber  gar  keine  schallkraft;  die  nasale  Öffnung  ist  so 
unverhältnismässig  viel  grösser  als  die  Öffnung  in  der  mundenge,  dass 
fast    der    ganze    exspirationsstrom  durch  die    nase  entweicht  und  der 


Dr.  Rudolf  Lenz  in  Santiago  de  Chile.  163 

geringe  rest ,  der  durch  den  mund  geht,  dort  keine  reibegeräiische 
hervorrufen  kann.  E^xspirationsstrom  und  hemmung  stehen  nicht  in 
dem  zur  lautbildung  notwendigen  gleichgewicht  (vgl.  Kuhns  Zcitschr. 
29,  p.  51).  Da  nun  in  unserem  falle  während  der  zeit  des  ursprüng- 
lichen 71  der  stimmton  fort  besteht,  so  ertönt  nach  dem  vokal:  a, 
nasaler  stiminton  mit  indifferentem  klang  (ohne  spezifische  farbung 
eines  besonderen  vokals).  Die  noch  ausgeführte  mundenge  gibt  dem 
ii  nur  eine  schwache  schattirung  von  //,  n  oder  w,  je  nachdem  post- 
palatale,  alveolare  oder  labiale  enge  (statt  des  entsprechenden  ver- 
schlusses) vorhanden  ist.  Diese  ausspräche  ist  hier  nicht  selten ; 
also:  naraiixa,  zßnso,  (fa(i(iarÖ7i  oder,  wie  man  auch  schreiben  könnte: 
fiara/jxa,  ~a/jso ,  (f,a?nqaron  mit  dem  zeichen  des  unvollkommenen 
nasals  ;  oder  5,  z,  7(^  als  nasalirte  stimmhafte  x,  s,  ff.  Diese  stufe 
ist  aber  wegen  der  Unbestimmtheit  des  iZ  nicht  dauerhaft ;  die  wirkungs- 
lose engenbildung  wird  bis  zum  aufhören  des  stimmtons  verschoben 
und  während  desselben  die  mundstellung  des  vorhergehenden  vokals 
beibehalten ;  wir  bekommen  dadurch  </«  -p  fricativ.,  gegen  ende 
nasalirten ,  auf  die  dauer  des  ursprünglichen  ati  verlängerten  \-okal. 
Auf  diese  weise  erklärt  sich  die  alte  lateinische  in  der  vulgärsprache 
durchgeführte  dehnung  der  vokale  vor  ns,  >i^,  bei  der  im  lateinischen 
die  teilweise  nasalirung  des  vokals,  statt  sich  über  den  ganzen  vokal 
auszudehnen,  wozu  die  neigung  im  chilenischen  führt,  wieder  ver- 
loren gegangen  ist.  Die  nasalirung  ist  übrigens  im  chilenischen  nicht 
sehr  stark  (das  gaumensegel  nicht  gesenkt  und  die  velo-  pharyngale 
Öffnung  nicht  bis  zum  äussersten  geführt) ,  und  die  klangfarbe  des 
vokales  nicht  verändert.  Dabei  scheinen  o,  u,  a  stärker  zur  nasa- 
lirung zu  neigen  als  e,  i.  Beispiele  in  der  gebräuchlichsten  aus- 
spräche: epqxa.,  iqxa,  koTfonne  {confonne).,  narqxa^  mqxaa''^  hlai'ko 
{tuanjar  blanco ,  süsses  gebäck  aus  ei  und  zucker),  uxaxäin  {im  j ar- 
din); berefj'/Jna,  un  jindo,  tui  sapdto,  T^anso  onse,  qanufarön,  triumtfo 
oder  triunfo,  populär  auch  entstellungen  wie  tsuqio  u.  dergl.,  fsensa, 
kdtäfisia  oder  kdtansia,  liatite  {instante).,  auch  i'tänte  gesprochen,  /w- 
(fie.ino  {infierno)  und  so  weiter,  wobei  vor  «,  in  etc.  der  vokal  mehr 
oder  weniger  nasalirt  wird.  Andere  Wandlungen  des  n  wie  in  yiusüa 
sind  vereinzelt ;  so  aPaudofiao  {abandonada) ,  was  dann  in  medio- 
/t'/tJ-orthographie  auch  ahaldonado  geschrieben  wird,  und  einige  mehr. 
Ausser  den  angegebenen  nasalirungen  kommen  noch  einige 
andere    fälle    vor,  die   ich  hier  gleich  mit  behandeln  will.     So  wird 

11  * 


164  ChILEMSCHK    STUDIEN.     IV.    V. 

zunächst  si  und  //o  sehr  häufig  nasalirt  jv,  nq;  oft  wird  auch  gesprochen 
.s-6'  oder  so,  besonders  um  eine  gleichgiltige  behauptung  ruhig,  ohne 
Zusatz  weiterer  worte  zuzugeben.  Ich  meine ,  dass  genau  ebenso 
norddeutsche,  die  sonst  „Ja"  sagen ,  zuweilen  ebenso  in  sehr  ge- 
lassenem tone  Jö  sagen.  Der  indifferenz  des  gedankens  entspricht 
hier  die  indifferenz  der  ausspräche.  Auch  ein  vereinzeltes  hombi-c 
als  anrede  wird  oft  zu  o:  mirapohh  {vih'a  pucs  lioinbre);  h  ist  Stell- 
vertreter des  s  von  pucs;  gebildeter  sagt  man  oft:  mircpusömbrc ; 
ebenso   einfach  inirOj,  pohq_  u.   ähnliches. 

Ferner  tritt  in  infinitiven  statt  dorniil  oder  dojmiii''^  ein  :  dormiq 
und  dort/ii;  ebenso  komeii:  aber  auch  ohne  vorhergehenden  nasal  asea 
sogar  ixsen  {hacer).  Die  infinitive  auf  -ar  scheinen  nicht  zu  nasa- 
liren ;  hier  ist  meist  ein  deutliches  /  nach  dem  a  regel,  zuweilen 
auch  an.  Individuell  ist  näselei ,  unvollständiger  velo-pharyngal- 
verschluss,  bei  allen   vokalen  in   Santiago   nicht  selten. 

CHILENISCHE  STUDIEN.    V. 

Um  mit  der  betrachtung  der  chilenischen  konsonanten  abzu- 
schliessen,  müssen  wir  noch  einen  blick  werfen  auf  diejenigen  laut- 
veränderungen,  die  nicht  als  organische  Wandlungen,  bedingt  durch 
bestimmte  betonungsveränderung,  artikulatorische  assimilationsprozesse 
u.  dergl.  aufzufassen  sind,  sondern  als  mehr  oder  weniger  vereinzelte 
irrungen  der  artikulation,  als  ungehöriges  überspringen  in  verkehrte 
bahnen  bei  der  beabsichtigten  Wiederholung  eines  gehöreindruckes. 
Auch  für  diese  Veränderungen  muss  es  bestimmte  gesetze  geben, 
welche  gewisse  artikulationswiederholungen  kurz  hintereinander  und 
gewisse  artikulationsverbindungen  schwierig  und  fast  unmöglich  machen ; 
nur  so  erklärt  es  sich,  dass  Wortveränderungen  in  einer  spräche  allge- 
mein angenommen  werden,  die  im  ersten  einzelnen  falle  nur  ein  ver- 
sprechen sind,  dessen  Vermeidung  in  scherzsprüchen  als  aufgäbe 
gestellt  wird.  Ich  brauche  nur  an  die  allgemein  bekannten  sprüche 
zu  erinnern  :  „Der  kuischer  putzt  den  postkutse/ikasten",  und  „ßschers 
Fritz  fing  frische  ßsche"  oder  in  chilenischen  beispielen:  „una  cabra 
tigrc  tigrcs  trapos  traga;  traga  trapos  tigrcs  una  tigre  cabra'''  oder: 
„cochcro  techa  tu  chosa,  techa  tu  chosa  cochcro,  con  ro7nero  fior  i  rosa, 
coli  rosa  ßor  i  romero",  die  freilich  an  die  Schwierigkeit  von  „mess- 
loec/isel-wac/ismaske"  nicht  heranreichen. 


Dk.   Ri;ij(ti,i-  I.ENZ  IX  Saniiago  dk  Chile.  165 

Für  solche  Sprünge  mögen  als  bcispiclc  einige  worte  dienen, 
von  denen  manche  sich  auch  in  anderen  spanischen  gcgenden  wieder- 
finden: teatro  >•  triato,  capricho  >  krapico ,  encucUlla?-  >■  ei'kriikijar 
(zu  en  cucUllas);  pared':>  paer  (aus  padcr)  polvareda  >  /wrfiaem,  verc- 
da  >-  bedcra;  prohibido  ^  probidio\  derrdir  >  rc(d)itir  (cf.  span. : 
aiierredor  >»  alrededor) ;  miirciilago  ^  mu.isicz/ilo,  cstömago  >  e  tözfimo. 

Auch  falle  wie  trizado  >  krisäo  (von  iriza  gebildet,  ,, gesprungen", 
vom  glase),  cf.  span.  trana  >»  crevia,  gehören  hierher,  ebenso  limar 
"::>  miiial,  arvcja~>  arhcrxa  in  wr^//(7-/f/(?-orthographie:  alverjai  auch 
wohl    Valparaiso  >  Marpareiso. 

Etwas  anderer  art  sind  einschiebungen  von  nasal,  die  ja  im 
spanischen  immer  sehr  beliebt  waren  iy^-  enjainhre  =  exatnen,  zam- 
bnllir  neben  zabullir  u.  dergl.):  Mapocho  >-  Mafnpoco  (der  fluss,  an  dem 
Santiago  liegt),  cxamcti  >  insamen,  ircpezar  >  trompesar ,  zafarrancho 
>  sa/ntjaranco.  Die  beispiele  Hessen  sich  leicht  vermehren  ohne 
mehr  phonetisches  und  linguistisches  interesse  zu  bieten,  einiges 
hierhergehörige  habe  ich  schon  früher  angemerkt,  wie  abardonai\ 
^arsua. 


Als  anhang  will  ich  hier  einige  bemerkungen  über  das  mexi- 
kanische spanisch  anfügen;  sie  sind  einem  aufsatze  eines  herrn  Dk. 
F.  SeiMEI.eder  entnommen,  der  vor  kurzem  in  den  Mitteilungen  des 
deutschen  imssenschaftlichen  Vereins  in  Mexico  bd.  I  lieft  i  ,  Mexico 
1890  erschienen  ist  und  dort  wohl  den  europäischen  fachgenossen 
leicht  verborgen  bleiben  könnte.  Der  Verfasser  ist  jedenfalls  nicht- 
philologe.  Im  mexikanischen  ist  danach  span. //^j';  c(e,  i),  s  =  j-; 
l>  =  7'  (d.  h.  also  wie  im  spanischen);  nadie  ">  naide;  catedral  > 
catredal  (beide  worte  auch  so  bei  Cuervo).  P.  14  heist  es:  ,,Die 
einwohner  des  Staates  Jalisco  erkennt  man  daran,  dass  sie  den  Worten 
ohne  ausnähme  einen  näselnden  klang  anhängen,  die  bewohner  der 
ostküste,  sowie  die  kubaner  verschlingen  das  s  am  ende  des  Wortes, 
oder  verwandeln  es  in  einen  hauchenden  laut,  der  fast  wie/ klingt. 
Dasselbe  geschieht  oft  sogar  mit  inlautendem  j".  .  .  .  ,,s  am  ende 
des  Wortes  nimmt  oft  den  klang  eines  hauches  oder  eines  blasens, 
ähnlich  einem  /". 

Anknüpfend  an  ein  zitat  aus  Diez'  grammatik  betreffend  die 
ehemalige  ausspräche  des  .t  als  y,  sagt  der  Verfasser  p.   15: 


i66  Chilenische  studifn.  IV.  V. 

„Ich  erlaube  mir,  eine  eigene  beobachtung  hinzuzufügen.  Der 
laut  seh,  welcher  in  der  Nahuatlsprache  sehr  häufig  vorkommt,  wurde 
von  allem  anfang  an  von  den  Spaniern  wiedergegeben  mit  x.  Pimentel 
in  seinem  Ciiadro  descriptivo  y  comparativo  de  las  letiguas  indigenas  de 
Mixico  1862  I  Seite  165,  sagt:  ,,:r  lautet  wie  das  englische  sh  oder  das 
französische  M''.  Mehrere  grammatiker  und  unter  ihnen  der  jesuiten- 
pater  Horazio  Carochi  in  seiner  grammatik  der  aztekischen  spräche, 
gedruckt  in  1645  und  in  2.  aufläge  in  1795,  bemerken  gar  nichts 
über  die  ausspräche  des  x\  dies  beweist,  dass  das  x  damals,  wenigstens 
in  1645,  denselben  laut  hatte  im  aztekischen  wie  im  spanischen  ^ 
Die  nahua  oder  azteken  sprechen  axolotl  (das  bekannte  amphibium) 
wie  asc/wioil,  xochitl  (die  blume)  wie  schotschitl  und  tlaxcalli  (die 
flachen  kuchen  aus  maismehl ,  von  den  Spaniern  tortillas  genannt) 
wie  tlaschkalli\  die  kreolen  und  die  indianer,  welche  spanisch 
sprechen,  sagen  acholote,  sotschil  oder  sutschil  und  ilaskal.  —  Die 
mexikaner,  unter  dem  einflusse  der  spanischen  kultur,  verloren  zu- 
nächst die  alte  ausspräche  des  x  =  seh'-'-. 

28.  märz   1891. 

Santiago  de  Chile,  casilla  844.  Dr.  Rudolf  Lenz. 


■  Das  ist  freilich  nicht  notwendig;  aber  inimerliin  ist  die  wiedergäbe  des 
indianischen  /  durch  x  für  die  erste  zeit  der  eroberung  beweisend.  Cortez  und 
seine  begleiter  sprachen  sicher  x  =  s,  aber  wenn  dieses  zeichen  einmal  zur  wieder- 
gäbe dei"  indianischen  laute  eingefühlt  war,  konnte  es  natüilich  beibehalten  werden, 
wenn  auch  des  spanische  seinen   laut  änderte.  • 


KURZE  DARSTELLUNG   DES   UxNGARISCHEN   LAUTSYSTEMS. 


In  der  folgenden  beschreibung  der  ung.  sprachlaute  war  ich 
bestrebt  eine  solche  ausspräche  zu  bezeichnen,  die  bei  den  gebildeten 
als  mustergültig  angesehen  werden  kann.  In  der  ung.  spräche  wurde 
keiner  der  dialekte  zur  litteratursprache  erhoben,  und  die  lautlichen, 
wie  die  grammatischen  eigenheiten  der  heutigen  -litteratursprache  sind 
aus  verschiedenen  dialekten,  teils  auch  aus  älteren  sprachperioden 
entlehnt.  Eben  darum  ist  es  schwer  eine  solche  mustergültige  aus- 
spräche festzustellen.  Die  heutigen  dialekte  weichen  ziemlich  von 
einander  ab,  und  zwar  meistens  in  betreff  der  vokale ,  weniger  in 
betreff  der  konsonanten  ;  die  litteratursprache  behält  in  solchen  fallen 
gewöhnlich  den  lautbestand  einer  altern  periode.  Aber  diese  Ver- 
schiedenheiten der  einzelnen  dialekte  sind  nicht  solche,  dass  sie  das 
wechselseitige  Verständnis  erschweren  könnten.  Die  geschriebene 
spräche  wird  überall  verstanden,  obzwar  jeder  denselben  text  mit  den 
lauten  seiner  eigenen  mundart  liest.  In  dieser  hinsieht  können  wir 
eine  grosse  abstufung  der  weniger  oder  mehr  dialektischen  ausspräche 
bemerken ;  am  häuslichen  herde  kommen  die  dialektischen  eigenheiten 
mehr  zum  Vorschein,  bei  öffentlichen  gelegenheiten  werden  sie  mehr 
oder  weniger  bekämpft.  Der  gebildete  ist  aber  immer  bestrebt  seine 
ausspräche  der  litteratursprache  anzupassen.  Bei  der  feststellung  einer 
mustergültigen  ausspräche  der  ung.  spräche  zog  ich  die  laute  der 
lebenden  spräche  in  betracht,  berücksichtigte  aber  nur  solche  dialektische 
eigentümlichkeiten,  welche  im  grösstcn  teile  der  heutigen  mundarten 
zum  Vorschein  kommen.  In  solchen  fällen  war  ich  manchmal  ge- 
zwungen die  ausspräche  der  gewöhnlichen  Umgangssprache  mit  der- 
selben   des  style  soutcnu  zu  vergleichen. 


i68       Kurze  darstelhjng  des  ungarischen  lautsystems.  I. 

Die  ausspräche  des  ungarischen  bietet  dem  fremden  manche 
Schwierigkeiten.  Er  hat  zuerst  mit  der  erlernung  einiger  neuen  sprach- 
laute zu  kämpfen,  so  z.  b.  mit  den  palatalen  verschhisslauten ;  der 
deutsche  muss  auch  auf  die  strenge  Scheidung  der  stimmhaften  und 
stimmlosen  laute  achten.  Was  aber  in  der  ung.  spräche  für  die 
fremden  am  schwierigsten  ist,  sind  die  langen  und  doppelten  kon- 
sonanten  und  die  eigentümliche  betonung. 

In  der  ung.  spräche  kann  jeder  konsonant  in  jeder  beliebigen 
Stellung  lang  gesprochen  werden,  und  zwar  ebenso  nach  betonten, 
wie  nach  unbetonten  silbcn,  ebenso  nach  kurzen  ,  wie  nach  langen 
vokalen.  Die  wort-  und  Satzbetonung  ist  in  der  ung.  spräche  gleich- 
massiger,  als  im  deutschen,  englischen  oder  französischen  :  alle  silben 
werden  deutlich  und  mit  vollen  vokalen  gesprochen.  Die  relativ 
unbetonten  silben  des  ungarischen  werden  beinahe  so  stark  gesprochen, 
wie  die  erstbetonten  der  deutschen  spräche.  Eben  dieser  klaren  be- 
tonung zufolge  kann  z.  b.  in  einer  sogenannten  unbetonten  silbe 
sogar  nach  einem  langen  vokale  ein  doppelter  konsonant  folgen : 
hojo:7n7n:>l  (hajömmal)  mit  meinem  schiff. 

Die  ung.  Orthographie  können  wir  in  gewissem  sinne  phonetisch 
nennen  ;  für  jeden  laut  besitzt  sie  einen  besondern  buchstaben  (nur 
e  und  £  werden  mit  demselben  buchstaben  bezeichnet),  und  die  einzelnen 
buchstaben  bezeichnen  immer  denselben  laut.  Sie  ist  aber  nicht 
streng  phonetisch,  da  sie  bestrebt  ist  die  einzelnen  teile  der  zusammen- 
gesetzten Wörter,  so  wie  die  sufhxe  und  die  Stammwörter  auch  dann 
klar  zu  erhalten,  wenn  sie  sich  in  der  ausspräche  in  gewisser  be- 
ziehung  verändert  haben.  So  schreiben  wir  z.  b.  adtam  {ottom)  ich 
habe  gegeben,  weil  das  wort  aus  dem  zeitworte  ad  mit  dem  sufhxe 
imn  entstanden  ist.  Ausserdem  werden  die  langen  vokale  und  kon- 
sonanten  nicht  immer  konsequent  bezeichnet. 

Zur  darstellung  der  ausspräche  benütze  ich  die  lautschrifl  des 
Maitre  plwnäiquc;  in  klammern  setze  ich  immer  dasselbe  wort  in  der 
gewöhnlichen  Orthographie  bei. 


Josef  Balassa  in  Debkeczex. 
die  ung.  sprache  hesitzt  rüi.gende  sprachlaute: 


I  09 


1 

BEZEICHNUNG 

BEISPIEL: 

LAUT- 
ZEICHEN. 

IN  DER  GE- 
WÖHNLICHEN 
ORTHO- 
GRAPHIE. 

IN    LAUT- 
SCHRIFT. 

IN    GEW. 
ORTHO- 
GRAPHIE 

BEDEUTUNG. 

1.  vükalp:. 

I 

/ 

i 

kif 

kis 

klein 

2 

i : 

i 

vi:z 

vi'z 

vvasscr 

3 

e 

e 

vfsek 

veszek 

ich  nehme 

4 

e  : 

e  ■ 

ke:z 

kez 

hand 

5 

f 

e 

hf:i 

hely 

platz 

6 

[*••] 

c 

kv.ni 

kelni 

sich  erheben 

7 

y 

ü 

fyi 

süt 

es  scheint 

8 

y: 

ü 

sy.k 

szük 

eng 

9 

0 

ö 

0t 

öt 

fünf 

10 

0 : 

ö 

to:r 

tör 

deich 

II 

u 

u 

tud 

tud 

er  weiss 

12 

11 : 

ü 

hu:s 

hüsz 

zwanzig 

13 

0 

0 

hoz 

hoz 

er  bringt 

14 

0  : 

6 

SO'.l 

szöl 

er  spricht 

15 

j 

a 

od 

ad 

er  gibt 

16 

V-A 

a 

7nekho:t 

meghalt 

er  ist  gestorben 

17 

[«] 

a 

tfiarthr 

marti'r 

märtyrcr 

18 

a  : 

ä 

II.  I 

ha:z 
KONSONANT] 

haz 

haus 

19 

h 

b 

b?b 

bab 

bohne 

2Ü 

P 

P 

pod 

päd 

bank 

21 

d 

d 

ded 

del 

mittag 

22 

t 

t 

ted 

tel 

wintcr 

23 

i 

gy 

}or/ 

gyors 

schnell 

24 

c 

ty 

OCJ 

atya 

vater 

25 

g 

g 

r.g 

eg 

himmel 

26 

k 

k 

edi 

ek 

keil 

27 

V 

ve:r 

ver 

blut 

28 

•        / 

f 

Pl 

fal 

mauer 

I  70 


Kurze  Darstellung  des  ungarischen  lautsystems.  I. 


BEZEICHNUNG 

BEISPIEL  : 

LAUT- 
ZEICHEN. 

IN     DER      GE- 
WÖHNLICHEN 
ORTHO- 
GRAPHIE. 

IN    LAUT- 
SCHRIFT. 

IN   GEW. 
ORTHO- 
GRAPHIE. 

BEDEUTUNG. 

29 

Z 

Z 

zeld 

ZÖid 

grün 

30 

s 

sz 

seil 

szel 

wind 

31 

5 

zs 

~i:r 

zsir 

fette 

32 

/ 

s 

ß:r 

si'r 

grab 

33 

/ 

j,  ly 

ja:,  ijfrfi 

jö;  ilyen 

gut  ;  solcher 

34 

// 

h 

hoz 

hoz 

er  bringt 

35 

m 

m 

my 

ma 

heute 

36 

n 

11 

nop 

nap 

tag 

37 

N 

ny 

ya.:r 

nyar 

sommer 

38 

ä' 

n 

h/jg 

hang 

laut 

39 

/ 

1 

lo: 

16 

pferd 

40 

[^1 

ly 

Xa:N 

lyany 

mädchen 

41 

r 

r 

ro\y) 

rözsa 

rose 

42 

dz 

dz 

boddzj 

bodza 

hollunder 

43 

ts 

c,  cz 

tse:l 

czel 

ziel 

44 

'il      . 

ds 

findy 

findsa 

schale 

45 

tf 

CS 

tfa:sa:r 

csäszär 

kaiser 

I.  Vokale. 

Die  ung.  spräche  besitzt  nur  vordere  und  hindere  vokale,  und 
diese  werden  durch  das  gesetz  der  vokalharmonie  streng  von  einander 
geschieden.     Gemischte  vokale  finden  wir  im  ungarischen  nicht. 


A.    Vordere. 

1.  /.  Dieser  laut  wird  mit  hoher  zungenstellung  gebildet  und 
ist  weit,  wie  das  deutsche  i  in  w//,  engl.  Int. 

2.  /;,  wird  mit  derselben  zungenstellung  gebildet,  wie  der 
entsprechende  kurze  laut;  das  lange  /:  ist  aber,  wie  alle  langen 
vokale,  eng. 

Beispiele:  1.  //:  (itt)  hier,  inni  (inni)  trinken,  kitß  (kitsi)  klein- 
—    2.   hi:r  (hi'r)  ruf,  t'r.z  (ti'z)  zehn,  i:v  (i'vj  bogen.  ♦ 

3.  e.     Das  kurze  e  wird  mit  mittlerer   zungenstellung   gebildet 


JosKF  Halassa  in  Deijreczen.  171 

und  ist  weit,  wie  das  deutsche  c  in  fihi.  Diesen  f-laut  I)ezeichnet 
die  ungarische  Orthographie  mit  keinem  besondern  zeichen,  sondern 
setzt  datür  denselben  buchstaben,  wie  für  6.  In  einigen  dialekten 
ist  das  e  ganz  ausgestorben  und  wird  immer  durch  f  ersetzt  (virSik 
statt  vesek);  in  andern  dialekten  wieder  verdrängt  das  c  der  ent- 
sprechende gerundete  vokal,  das  0  (vesek).  Der  grösstc  teil  der  ung. 
dialekte  behält  jedoch  das  e. 

4.  e:  wird  mit  derselben  Zungenstellung  gebildet,  wie  das 
kurze  e,  nur  ist  der  lange  laut  eng,  wie  im  d.  gc/it. 

Beispiele:  3.  ey.  (egy)  ein,  tesek  (teszek)  ich  thue,  ele:g  (eleg) 
genug,  vie}  (meg)')  er  geht.  —  4.  e:l  (el)  er  lebt,  se:p  fszep)  schön, 
e:g  {€g)  himmel,  bf-Ie:  (bele)  hinein. 

5.  F  wird  mit  niedriger  zungenstellung  gebildet  und  ist,  ebenso 
wie  die  übrigen   kurzen  vokale,  weit. 

6.  t:.  In  der  geschriebenen  spräche  ist  dieser  vokal  nicht 
besonders  bezeichet,  wird  aber  in  den  meisten  dialekten  gesprochen, 
wo  nach  einem  kurzen  f  ein  /,  oder  r  geschwunden  ist;  im  style 
soiitenti  bleibt  jedoch  das  /,  r  stehen  und  das  f  ist  kurz.  In  manchen 
dialekten  wird  das  f  vor  einem  /,  r  oder  J  sogar  dann  lang  ge- 
sprochen, wenn  diese  konsonanten  im  silbenauslaute  stehen  und  nicht 
ausgelassen  werden;  z.  b.  kr.ri  (kert)  garten,  fiijn-  (fejre)  auf  den 
köpf,  sonst  ;  kfrt,  fijri-. 

Beispiele:  5.  strtt  (szeret)  er  liebt,  hzi^in  (kezem)  meine  hand, 
vi-hd  (veled)  mit  dir.  —  6.  n/nent  (elment)  er  ist  fortgegangen, 
felkiit  (fölkelt)  er  ist  aufgestanden,  i.rr  (erre)  hierher.  Im  style 
soutetiu  :  hlnicnt^  felkilt,   ;rre. 

7.  ;'.  Das  ung.  y  wird  mit  derselben  zungenstellung  gebildet, 
wie  das  /,•  die  lippen  werden  stark  zusammengezogen,  so  dass  nur 
eine  kleine  längliche  Öffnung  bleibt ;   deutsches  //  in  sünde. 

8.  y:;  beim  langen  y:  ist  die  Stellung  der  zunge  und  d(T  lippen 
dieselbe,  wie  beim  kurzen  laute,  nur  dass  der  lange  laut  eng  gebildet 
wird,  während  das   kurze  y  weit  ist. 

Beispiele:  7.  ;-/  füt)  er  schlägt,  iyztf  ftüzes)  feurig,  ivv/füres) 
leer.  —  8.  iy.z  (tüz)  feuer,  y.zni  (üzni)  jagen,  hy:  (hü)  treu,  fy: 
(fü)  gras. 

9.  0.  Die  zungenstellung  des  o  ist  dieselbe,  wie  beim  (■;  die 
lippen  werden  zusammengezogen,  aber  ihre  Öffnung  ist  etwas  grösser, 
als   beim  y,  vergl.   d.  ö  in  götter. 


172       Kurze  Darstellung  des  ungarischen  lautsystems.  I. 

10.  e: ,  wird  mit  derselben  zungenstelhing  gebildet,  wie  das  e: 
und  ist  eng,  während  das  kurze  e  weit  gebildet  wird.  Die  lippen- 
rundung  ist  dieselbe  wie  die  des  kurzen   o. 

Beispiele:  9.  erfg  (öreg)  alt,  iei-ek  (törökj  türke,  foteit  (sötet) 
dunkel.  —  i  o.  e-.i  (öt)  ihn,  e:ri:zm  (örfznij  bewachen, /<?::;/«  (föznij 
kochen,  so:lo:  (szölö)  traube. 

B.   Hintere. 

11.  u,  wird  mit  hoher  zungenstellung  und  mit  starker  hppen- 
rundung  gebildet  und  entspricht  dem  y  der  vordem  reihe ;  d.  // 
in  luft. 

12.  //: ;  das  lange  u:  wird  mit  derselben  zungenstellung  und 
lippenrundung  gebildet,  wie  das  kurze  u,  nur  dass  dieser  weit,  der 
lange  laut  hingegen  eng  gebildet  wird.  Entspricht  dem  y:  in  der 
vordem  reihe. 

Beispiele:  11.  ///.'/ (utas)  reisender,  tudok  (tudok)  ich  weiss, 
kuca  (kutya)  hund,  f.^lu  (f'aluj  dorf,  Jvmu  (hamu)  asche.  —  12.  u:t 
(üt)  weg,  ii\r  (ür)  herr,  huizni  (hüzni)  ziehen,  tjjm:  (tanü)  zeuge. 

13.  0  wird  mit  mittlerer  zungenstellung  und  weit  gebildet ;  die 
lippenrundung  ist  dieselbe,  wie  beim  0;  d.  0  in  gott. 

1 4.  0: ;  die  zungenstellung  und  die  lippenrundung  ist  dieselbe 
wie  beim  0,  nur  dass  der  lange  laut  eng  gebildet  wird ;  vergl.  d.  0 
in  rof.     In  der  vordem  reihe  entspricht  ihm  das  <?;. 

Beispiele:  13.  <?/'<■'/ (okos)  vernünftig, /?/C' (sok)  viel,  A^r<^.v  (torony) 
türm.  —  14.  o:m  (öra)  stunde,  homop  (hönap)  monat,  to:  (to)  teich, 
Jo:  (so)  salz. 

15.  y.  Dieser  laut  wird  mit  niedriger  zungenstellung  und  weit 
gebildet;  er  ist  zwar  gerundet,  die  Öffnung  der  lippen  ist  aber  grösser, 
als  beim  0,  und  die  lippen  sind  nur  wenig  vorgeschoben.  In  der 
vordem  reihe  finden  wir  keinen  ihm  entsprechenden  gerundeten  laut. 
Der  engl,  vokal  in  dog^  not  wird  ein  wenig  offener  gebildet,  als 
das   ung.   :\ 

16.  ?:  wird  mit  derselben  zungenstellung  und  lippenrundung 
gebildet,  wie  das  kurze  0.  Dieser  laut  wird  in  der  geschriebenen 
spräche  nicht  besonders  bezeichnet  und  kommt,  ebenso  wie  das  e: , 
nur  in  solchen  fällen  vor,  wo  nach  einem  ?  ein  /  oder ;-  geschwunden 
ist ;  im  style  soiitenu  bleibt  auch  in  diesen  fällen  das  /,  r  stehen  und 


Josef  Balassa  in  Deüreczen. 


175 


das  p  ist  kurz.  Dialoktisch  kommt  das  j:  auch  vor  silbenauslautendcm 
/,   r,  j  vor  ;  J-.lmJ  (alma)   apfcl,   o:jto:  (ajtö)  thüre ;  sonst  :  :>hn?,   ?jto:. 

Beispiele :  1 5.  ^dok  (adok)  ich  gebe,  olsik  (alszikj  er  schläft, 
h.H  (hat)  sechs,  h^io  (haza)  nach  hause ,  torh  (tarka)  bunt.  — 
16.  viekh^-.t  (meghalt)  er  ist  gestorben,  tovo:  (taval)  voriges  jähr;  im  style 
soutenu  :  mek/vlt,  tnol. 

r  7.  a.  Das  a  ist  kein  regelmässiger  vokal  der  ung.  spräche 
und  kommt  nur  in  einigen  fremdwörtern,  und  auch  in  diesen  nur 
in  der  ausspräche  der  gebildeten,  vor.  In  der  gemcinsprache  wird 
es  durch  j  oder  a:  ersetzt. 

18.  a:^  wird  mit  niedriger  zungenstellung  und  weit  gebildet, 
ebenso  wie  ?  und  .': ;  der  unterschied  zwischen  :>  und  a:  entsteht 
dadurch,  dass  beim  letzteren  die  lippen  stark  geöffnet  werden,  so 
dass  bei  der  bildung  dieses  vokals  keine  lippenrundung  entsteht. 

Beispiele:  \'].  algebra  o(S.(ix  jlgebroo^ox  adgehry  (algcbra)  algebra, 
batet  oder  botet  (balletj  ballett,  akadeimb  oder  olzodewib  (akademia) 
akademie,  alpefetz  oder  ylpefeti  oder  adpefeti  (alpesek)  die  alpen.  — 
18.  a:t  (all)  er  steht,  adoni  (älom)  träum,  fa:rot:  (färadt)  müde,  va:rna: 
er  möchte  ihn  warten. 

Das  System  der  ung.  vokale  gestaltet  sich  demnach  folgendcr- 
massen  :  ' 




VORDERE. 

HINTERE. 

UNGE-        1        GE- 
RUNDET.     1  RUNDET. 

1 

UNGE-                GE- 
RUNDET.       RUNDET. 

1 

Hohe 
Zungenstellung. 

eng 

i  : 

y  : 

u  : 

weit 

' 

y 

ii 

Mittlere 
Zungenstellung. 

eng 

e:           \        0:      : 

0  : 

weit 

'             i        ^^      - 

0 

Niedrige 
Zungenstellung. 

eng 

weit 

.  [e  :] 

[a]  a  : 

.[.:] 

'    Die  vokale,  die  in 
bei  den  gebildeten  vor. 


stellen,   koniuien  entweder  mir  dialektiscli  odei'  nur 


174       Kurze  Darstellung  des  ungarischen  lautsvstems.  I. 

C.   Diphthonge. 

Die  ung.  spräche  kennt  nur  die  mit  /,  resp.  j  zusammenge- 
setzten diphthonge ;  diese  entstehen  dadurch,  dass  dasy,  wenn  es  im 
silbenauslaute  steht,  immer  als  ein  gleitlaut  des  /  gesprochen  wird 
und  mit  dem  vorhergehenden  vokal  einen  diphthong  bildet.  So  ent- 
stehen  folgende  diphthonge : 

ij  und  i:j ;  z.   b.  sijti:?k  oder    s'r.jivk  (szijnak)    dem  riemen. 

e:j ;  z.  b.  e:jbtn  (ejben)  in   der  nacht. 

BJ ;  z.  b.  fhjtek  (sejtek)  ich  ahne,  hjbt  (tejbe)  in  die  milch. 

yj  und  y:j ;  z.  b.  }yjtc:J  oder  }y:jte:f  (gyüjtes)  Sammlung. 

uj  und  u:j ;  z.  b.  Mijtok  oder  suijiok  (nyujtok)  ich  reiche,  iijr:> 
oder  u:Jr:>  (ujra)  noch  einmal. 

oj,  z.  b.  fojh7ii  (fojtanij  würgen. 

oj,  z.  b.  ojto:  (ajtö)  thüre,  hojt  (hajt)  er  treibt;  dial.  o:j  :  o:jto:, 
hy.jt.  Vergl.   engl.  boy. 

a:j;  z.   b.  saijbo  (szäjba)  in   den  mund ;     vergl.   d.    €7-    verzeiht. 

Die  gemeinsprache  kennt  nur  diese  diphthonge,  aber  in  ein- 
zelnen dialekten  kommen  auch  viele  andere  vor. 

II.  Konsonanten. 

A.    l'^er schlusslaute. 

Die  ung.  spräche  unterscheidet  sehr  streng  die  stimmhaften 
und  die  stimmlosen  konsonanten  von  einander ;  die  stimmlosen  ver- 
schlusslaute werden  immer  rein  ohne  aspiration  gebildet. 

19. — 20.  b  und  /.  Beide  werden  bilabial  gebildet;  b  ist 
stimmhaft  und  /  stimmlos  und  beide  sind  mit  dem  deutschen,  engl, 
oder  franz.  b  und  /  identisch. 

Beispiele:  19.  beir  (bor)  leder,  /W^ä?^  (boldog)  glücklich,  obhk 
(ablak)  fenster,  rob  (rab)  gefangener,  fsb  (seb)  wunde.  —  20.  per 
(pör)  zank,  por  (por)  staub,  p:)p  (pap)  pfafife,  k.pt.im  (kaptam)  ich 
bekam,  se:p  (szep)  schön,  hp  (lap)  blatt. 

21 — 22.  d  und  /.  Beide  werden  mit  der  Zungenspitze  zwischen 
den  zahnreihen  gebildet,  sind  also  interdental;  d  wird  stimmhaft,  t 
stimmlos  gebildet. 

Beispiele:  21.  dobok  (dobok)  ich  werfe,  odok  (adok)  ich  gebe, 


Josef  Balassa  in  Deüreczen.  175 

odni  (adni)  geben,  ibeui  (ebed)  mittagmahl,  ktztd  (kezed)  deine  hand 
—  22.  toi:  (toll)  leder,  tenni  (tenni)  thun,  laitok  (lätok)  ich  sehe, 
hot  (hat)  sechs. 

23 — 24.  j  und  c.  Bei  der  artikulation  dieser  laute  wird  der 
Zungenrücken  zum  mittleren  teil  des  harten  gaumens  gepresst,  dort 
wo  das  j  artikulirt  wird ;  die  Zungenspitze  berührt  dabei  die  untere 
zahnreihe.  Die  laute  sind  demnach  keine  mouillirte  konsonanten, 
sondern  einfache  verschlusslaute ;  das  j  ist  stimmhaft,  das  c  stimmlos. 

Beispiele:  2i.}omor  (gyomor)  magen,  j^z/^f  (gyönge)  schwach, 
v:>}ok  (vagyok)  ich  bin,  vq  (vagyj  du  bist,  ne:}  (negy)  vier.  —  24. 
ai:k  (tyük)  henne,  kucy  (kutya)  hund,  kaircy  (kärtya)  karte. 

25  —  26.  g  und  k..  Beide  laute  werden  mit  der  zungenwurzel 
gebildet ;  die  artikulationsstelle  dieser  beiden  konsonanten  befindet 
sich  neben  hintern  vokalen  mehr  nach  hinten,  und  zwar  am  weichen 
gaumen ;  neben  vordem  vokalen  werden  sie  dagegen  mehr  nach 
vorne,  am  hintersten  teil  des  harten  gaumens  gebildet. 

Beispiele:  25.  gond  (gond)  sorge,  geiz  (göz)  dunst,  vaigok 
(vägok)  ich  schneide,  hijghr  (tenger)  meer,  e:g  (eg)  himmel,  a:g 
(äg)  zweig.  —  26.  ka:r  (kär)  schaden,  keir  (ker)  er  bittet,  7kor 
(akar)  er  will,  ke:k  (kek)    blau,  fok  (sok)  viel. 

B.  Reibelaute. 

27 — 28.  V  und  _/.  Beide  werden  labiodental  gebildet;  v  ist 
stimmhaft,  wie  das  d.  w  in  wollen,  f  stimmlos,  wie    d.  /  in  folgen. 

Beispiele:  27.  vor&f  {vörös)  rot,  2'e:g  {v6g)  ende,  /eev:/  (level) 
brief,  ne:v  (n^v)  name,  si:v  (szi'v)  herz.  —  28.  ftheir  (feher)  weiss, 
pl  (fal)  wand,  hfs  (kefe)  bürste,  hbife:  (hetfö)  montag. 

29 — 30.  z  und  s.  Beide  laute  werden  mit  dem  mittleren  teil 
des  Zungenrückens  an  den  alveolen  gebildet ;  z  ist  stimmhaft  wie 
das  d.  s  in  lesen,  s  stimmlos,  wie  d.  ss  in  wissen. 

Beispiele:  29.  za:r  (zär)  verschluss,  fssr  (ezer)  tausend,  hozok 
ich  bringe,  ke:z  (kez)  hand,  saiz  (szäz)  hundert.  —  30.  sod  (szöl)  er 
spricht,  j-f^f/ (szeret)  er  liebt,  hj so n  {\\2i%zoVi)  nutzen,  fir/(eszes)  klug, 
kc:s  (kesz)  fertig,  sa:s  (szdsz)  sachse. 

31 — 32.  ;  und/.  Beide  laute  werden  mit  dem  obern  teil  der 
Zungenspitze    (zungenblatt)    hinter    den     alveolen    gebildet;     ;     ist 


176       Kurze  Darstellung  des  ungarischen  lautsystems.  I. 


stimmhaft  wie  das  franz.  j  \w  Joli,  f  stimmlos,  wie  das  d.  seh  in 
schön. 

Beispiele:  31.  -^a:k  (zsäk)  sack,  ina:t^y  (mäzsa)  zentner,  vsra:-:^ 
(varäzs)  Zauber.  —  32.  fok  (sok)  viel,  Jer  (sör)  hier,  kf^firy:  (keserii) 
bitter,  hjfut  (hasit)  er  schneidet,   ?'.'_/"  (vasj  eisen. 

ZZ-  7'  ^^'i''^  ^^t  fi^n^  Zungenrücken  am  mittleren  teil  des 
harten  gaumens  gebildet  und  ist  stimmhaft,  wie  das  d.  j  in  jähr. 
Dieser  laut  kommt  nur  im  silbenanlaute  vor,  im  silbenauslaute  wird 
es  durch  den  gleitlaut  des  i  ersetzt  (vergl.   diphthonge.) 

Beispiele:  33.  ja:r  (jär)  er  geht,  je:g  (jeg)  eis,  hjo:  (hajo) 
schiff,  ijiti  (ilyen)  solcher. 

34.  h.  Das  ung.  h  wird  im  kehlkopf  durch  Verengung  der 
Stimmritze  hervorgebracht,  wie  das  d.  //  in  haus.  Dieser  laut 
kommt  im  ung.  nur  im  silbenanlaute  vor ;  geschrieben  finden  wir 
//  auch  im  silbenauslaute  einiger  fremdwörtcr,  aber  gesprochen  wird 
es  nie   in  solcher  Stellung ;   z.   b.  plc:  (pleh)  blech. 

Beispiele :  34.  ha:z  (häz)  haus,  ho:  (hö)  schnee,  hairo/fi  (härom) 
drei,  fohj  (soha)  nie,  plht  (alhat)  er  kann  schlafen. 

C.  Nasenlaute. 

Die  nasenlaute  der  ung.  spräche  werden  immer  stimmhaft 
gebildet,  die  stimmlose  bildung  dieser  laute  ist  der  ung.  ausspräche 
ganz  fremd. 

35.  m  wird  bilabial  gebildet,  wie  das  d.   m  m  ?nond. 

36.  //  wird  interdental  gebildet,  ebenso  wie  die  ä-,  /-laute  der 
ung.   Sprache ;  vcrgl.   d.   ;/  in  nie. 

37.  -V  wird  an  derselben  stelle  gebildet,  wie  das  y,  j  und  e, 
und  ist,   ebenso  wie   diese,   kein  mouillirtcr  laut. 

38.  //  wird,  ebenso  wie  das  g  und  /'  nach  hintern  vokalen 
am  weichen  gaumen,  nach  vordem  vokalen  am  aussersten  teile  des 
harten  gaumens  gebildet.  Im  ung.  kommt  dieser  laut  nur  vor  einem 
g  oder  k  vor,  und  in  der  schrift  wird  er  immer    mit  n    bezeichnet. 

Beispiele:  35.  wp  (ma)  heute,  wz  (mi)  wir,  //.?///// (hamu)  asche, 
sevi  (szem)  äuge,  ke-.rem  (kerem)  ich  bitte.  —  36.  /;r:j  (neg)')  vier, 
ncimit  (nemet)  deutsch,  hozni  (hozni)  bringen,  von  (van)  es  ist, 
hi-tVfrn  (hetven)  siebzig.  —  37.  .v//:/ (nyül)  hase,  A>/f'  (nyelv)  spräche, 
o.\'y  (anya)  mutter,  segeiN   (szegeny)  arm,    }ui:n  (häny)    wie    viel.  — 


Josef  Balassa  ix  Debreczen.  177 

38.  hoi'g  (li'ing)  stimme,    e>>gcm  (engem;    mich,    adui^k    (ällunki    wir 
stehen. 

D.     Die  l-   unJ  r-lante. 

Die  /-  und  r-laiitc  werden  in  der  ung.  s[)rache  in  j(>der  stelhmg 
stimmhaft  gebildet. 

39.  /  wird  mit  der  Zungenspitze  hinter  den  alveolen  gebildet; 
\'erg.   d.   /in  leben. 

Beispiele:  39.  le-.lek  (lelek)  seele,  la:t  (Idtj  er  sieht,  nulom 
imalom)  mühle,  la:tl.ik  (lätlak)  ich  sehe  dich,  e:l  (el)  er  lebt,  ta:l 
(tal)  Schüssel. 

40.  /..  Dieser  laut  kommt  heute  nur  in  den  palöcz-dialekten 
vor,  und  wird  mit  dem  zungenrücken  am  mittleren  teil  des  harten 
gaumens  gebildet,  wie  das  j,  c  und  n.  In  den  übrigen  dialektcn 
wird  statt  /.  (ly)  entweder  /  oder  j  gesprochen,  und  zwar  westlich 
der  Donau  wurde  aus  dem  l.  immer  ein  /,  während  im  östlichen 
teile  Ungarns  derselbe  laut  heute  als  j  gesprochen  wird.  Der 
grössere  teil  der  ungarisch  sprechenden  ersetzt  heute  das  ly  durch 
ein  j,  eben  darum  bezeichne  ich  diesen  laut  in  den  textproben 
immer  mit  j. 

Beispiele :  hik  oder  luk  oder  juk  (lyukj  loch,  ikui  oder  ilhn 
oder  7/V«  (ilyen)  solcher,  foXo:  oder  folo:  oder  fojo:  (folyöj  Huss, 
me-.'L  oder  vieü  oder  me:j  (mely)  tief. 

41.  r.  Das  ung.  r  wird  grösstenteils  mit  der  Zungenspitze  ge- 
bildet, und  zwar  ebenso  wie  das  /,  postalvcolar.  Bei  einzelnen  in- 
dividuen   kommt  auch   das  zäpfchen-r  vor. 

Beispiele :  41.  rulv  (ruha)  kleid,  ro:2^j  (rozsa)  rose,  Jorjg  (harag; 
zorn,  sairjz  (szaraz)  trocken,  va:r  (vär)  er  wartet,  ke:r  (ker)  er 
bittet. 

E.  Konsonanten-diphthonge. 

42 — 43.  dz  und  ts.  Diese  laute  bestehen  aus  einem  alveolar 
gebildeten  d,  t,  nach  welchem  ein  z,  resp.  j-  folgt.  Diese  diphthonge 
sind  demnacli  affrikaten,  da  nach  einem  verschlusslaute  der  der  artiku- 
kulationsstelle  nach  ihm   entsprechende  reibelaut  folgt. 

Beispiele:  42.  imddzjg  (madzag)  bindfaden, /f-^fr^.vÄfe//^  (teker- 
ödzikj  es  dreht  sich.  —  43.  tshm  (czi'm)  titel,  tsf-pil  (czepelj  er 
schleppt,  itsirt  (eczet)  essig,  Jvrts  (harcz)  kämpf. 

Pi.oiietische   Studien.     \'l.  12 


lyS        Kurze  Darstellung  des  ungarischen  lautsystems.  I. 

44 — 45.  dz.  und  if.  Diese  laute  sind  auch  affrikaten  ;  sie  be- 
stehen aus  einem  postalveolar  gebildeten  d,  t  nach  welchem  ein  - 
resp.  /  folgt. 

Beispiele :  44.  dyd.i  (dsida^  pikf"?  hi:nd-^:>  (ländsai  lanze,  botid\.^ 
(bandsa)  schielend.  —  45.  tßk  (csak)  nur,  t/ilhg  (csillag)  stern, 
kit/i  (kicsij  klein,   kiiitf  fkincs)  schätz,   nintf  (nincs;   es  ist  nicht. 

Diese  diphthonge  werden  in  der  ung.  lautlehre  gewöhnlich 
als  einfache  laute  behandelt,  da  die  dauer  derselben  mit  der  der 
einfachen  konsonanten  übereinstimmt ;  sie  können  auch  lang  ge- 
bildet werden  ,  der  diphthong  dz  kommt  sogar  nur  lang  vor.  Ihrer 
artikulation    nach  sind  sie   aber  wahre   diphthonge. 

SYSTEM    DER    UNGARISCHEN    KONSONANTEN: 


1 

I  VERSCHLUSS- 

II  LAUTE. 

REIBELAUTE. 

i 

NASEN- 
LAUTE 

L 

/und;- 

LAUTE 

i       i 

II  ^  i  "^ 

In 

STIMMLOS. 

STIMMHAFT. 

STIMMHAFT. 

II 

Lippenlaute                      b 

1 

1 
1 

V 

i 

m 

Zungenlaute. 

Lippenzahnlaute         11 

\' 

il 

1                                                         M 

interdentale      d 
Zungen- 
spitze    i                        i 
i  postalveolare. 

/ 

' 

;/ 

1 

1 

/,  r 

Zungen-                          "  .  .  ^      r  "/-, 
blatt      postalveolare.  \dz\      \tj\ 

-> 

/ 

[^ 

alveolare           \iiz\ 
zungen- 

rücken 

i  palatale            j 

[/.] 

^ 

1 
S 

c 

J 

N 

Zungen-                          i 

Wurzel     ^«^^'■^-              1  S          ^ 

1                          1            1            1 

« 

V 

Kehlkopflautc              !!           ' 

h       i 

1 

JosEK  Bai-assa  in   Dekreczf.n.  179 

III.  Dauer  der  sprachlaute. 

Im  uiig.  k()niien  die  vokale  sowohl,  wie  die  konsonanten  lang 
artikuJirt  werden.  Wir  haben  gesehen,  dass  die  langen  vokale  eng, 
die  kurzen  dagegen  weit  gebildet  werden ,  nur  die  mit  niedriger 
Zungenstellung  gebildeten  langen  vokale  sind  weit.  Die  zwei  langen 
vokalem:  und.':  sind  in  einer  neuern  Sprachperiode  entstanden,  und 
die  litteratursprache  kennt  diese  laute  gar  nicht;  die  kurzen  vokale 
r  und  .'  haben  demnach  keinen  entsprechenden  langen  vokal,  ebenso 
wie  dem  a :  kein  kurzer  vokal  entspricht.  In  der  flexion  und  in 
der  wortbilcking  treten  dem  kurzen  f  und;»  die  vokale  <':  und«-:  als 
entsprechende  lange  entgegen;  z.  b.  sem?  (szeme)  sein  augc,  akk. 
seme:t  (szemet) ;  ß  (fa)  bäum,   plur.  fa:k  (fdk). 

Wir  haben  schon  erwähnt,  dass-  im  ung.  jeder  konsonant  lang 
gebildet  werden  kann.  Diese  langen  konsonanten  kommen  nur  im 
silbenauslaute,  meistens  nur  am  ende  des  Wortes  vor;  gewöhnlich 
nur  nach  kurzen,  in  einigen  fallen  aber  auch  nach  langen  vokalen. 
Wenn  wir  einen  langen  konsonanten  bilden  wollen ,  müssen  wir 
unsere  sprachwerkzeuge  während  der  dauer  zweier  kurzer  laute  in 
derselben  Stellung  halten.  Die  reil)e-,  nasen-  und  /-,  r-laute  tönen, 
so  lange  die  entsprechende  enge,  resp.  verschluss  im  munde  aufrecht 
erhalten  wird.  Der  mittlere  teil  der  verschlusslaute  ist  stumm;  bilden 
wir  also  einen  langen  verschlusslaut,  so  dauert  nur  die  pause  doppelt 
so  lange,  als  bei  einem  kurzen  laute.  Bei  den  konsonantendiph- 
thongen  wird  nur  der  erste  teil,   der  verschlusslaut,  lang  gebildet. 

Die  ung.  Orthographie  bezeichnet  die  langen  konsonanten  da- 
durch, dass  derselbe  buchstabe  zweimal  gesetzt  wird  (z.  b.  gg) ;  bei 
den  mit  zwei  buchstaben  bezeichneten  konsonanten  wird  gewöhnlich 
nur  der  erste  buchstabe  zweimal  geschrieben  (ssz^  nny).  Oft  setzt 
die  ung.  Orthographie  auch  dann  zwei  konsonanten,  wenn  diese  nur 
durch  die  etymologie  gerechtfertigt  sind,  in  der  heutigen  ausspräche 
aber  nur  ein  kurzer  konsonant  gesprochen  wird. 

Beispiele.  Verschlusslaute :  job:  (jobb)  besser,  tfep:  (csepp)  tropfen, 
tcd:  (tedd)  thue^es,  it:  (itt)  hier,  ey.  (egy)  ein,  :>g:  (agg)  greis.  — 
Reibelaute :  ne:z:  (ndzz)  siehe,  ros:  (rossz)  schlecht,  hrf-f:  (keress) 
suche,  uj:  (ujjj  ärmel.  —  Nasenlaute  :  kyn:  (künnj  draussen,  kes:  (könny) 
thräne,  ttic.\:  (menj)  gehe.  —  /  und  r  laute:  h?l:  (hall)  er  hört,  vor: 
(varr)  sie  näht.  —  Konsonanten-dijjhthonge:  fogo:d:z  (fogodz)  halte 
dich,  ni.v?t:s  (maradsz)  du  bleibst,  ot:/  (öccs)  jüngerer  brudcr. 

12* 


i8o       Kurze  uarsiellung  des  ungarischen  lautsystems.  I. 

Stehen  die  langen  konsonanten  zwischen  zwei  vokalen,  so 
müssen  wir  sie  als  doppelkonsonanten  auffassen,  deren  erster  teil 
zur  vorhergehenden,  der  zweite  zur  nachfolgenden  silbe  gehört.  Das 
ende  der  silbe  fällt  also  in  die  mitte  der  Zeitdauer,  welche  zur  bildung 
des  konsonanten  verwendet  wird.  Diese  doppelkonsonanten  kommen 
im  ung.  noch  viel  häufiger  vor,  als  die  langen,  und  folgt  nach  einem, 
im  wortauslaute  stehenden,  langen  konsonanten  im  anlaute  des  nächsten 
Wortes  ein  vokal,  so  wird  der  zweite  teil  dieses  langen  konsonanten 
zum  folgenden  worte  gesprochen ;  aus  dem  langen  konsonanten 
entsteht  also  ein  doppelkonsonant  ,  z.  b.  //  ta:l  fitt  all)  er  steht 
hier.  Zur  bezeichnung  der  doppelkonsonanten  setze  ich  dasselbe  laut- 
zeichen zweimal. 

Beispiele:  Verschlusslaute:  jhbjn  (abban)  darin,  kopp:>n  (koppan) 
es  knallt,  k^zuidd  (kezeddel)  mit  deiner  hand,  tettf-  (tettej  er  that  es, 
0^3  fadja)  er  gibt  es,  occ:)  (atyjaj  sein  vater,  s:)ggot  (szaggat)  er  zer- 
reisst,  jkkor  (akkor) .  dann.  • — ■  Reibelaute:  ne-.vvtl  (nevvel)  mit  dem 
namen,  hozz:)  (hozzaj  er  bringt  es,  ym-ss^  (messze)  entfernt,  pora:yy>l 
(paräzzsal)  mit  der  glut,  h/J^ti  (lassan)  langsam,  e-.jjbl  (ejjel)  nachts, 
ohhoz  (ahhoz)  dazu.  —  Nasenlaute:  .sy///;//.'/ (szemmel),  mit  dem  äuge, 
j'si?««.?/ (azonnal)  gleich,  :7.v.v/ (annyi;  so  viel.  —  /- und  r-laute :  Julhmi 
(hallomj  ich  höre  es,  iJXm  od.  Uhu  od.  ijjm  (ilyenj  solcher,  vorrok 
(varrok)  ich  nähe.  —  Konsonanten-diphthonge:  boddz:>  (bodza)  hol- 
lunder,  kcütser  (ketszerj  zweimal,  lottf:)n  (loccsan)  es  platscht. 
[Svntlietisches,  texte   —   im  niichsten   lieft.] 

Debreczcn  (Ungarn).  Josef  Balassa. 


DAS  GESPROCHENE  WORT  UND  DAS  GESCHRIEBENE  WORT. 

Ein  heitrag  zur  hcantuwtung  der  frage :    Wie  ist  auf  der  tuit/elsinfe  der  Unterricht 
in  den  neueren  fremdsfrachen  zu  betreihen  ? 


EIN  GEDANKE,  IN  WEJXHEM  PLATO.  GOETHE,  HERDER  UND 
RUDOLE  HILDEHRAND  SICH  BEGEGNEN. 

Wenn  eine  reihe  von  männern,  wie  die  vorstehend  genannten, 
sich  in  einem  gedanken  begegnen ,  zu  welchem  der  einzelne  auf 
seinem  eigenen  wege  gelangt  ist,  so  verdient  dieser  gedanke  sicher- 
lich, dass  man  ihm  einmal  näher  tritt,  und  zwar  dies  um  so  mehr, 
wenn  jeder  dieser  männer  der  betr.  Überzeugung  ein  besonderes 
gewicht  beilegt. 

Pl.\to  vergleicht  in  seinem  Phaidros ,  kap.  59 — 61,  das  ge- 
sprochene wort  mit  dem  geschriebenen.  Die  ,,rede  des  wissenden" 
(das  gesprochene  wort)  bezeichnet  er  als  eine  lebende  und  beseelte 
rede  (Lcorru  y.al  ffc/'v/or),  von  der  das  geschriebene  wort  mit  recht 
ein  HddtXni' ,  ein  abbild,  genannt  werden  könne.  Bei  der  weiteren 
ausführung  wird  das  gesprochene  wort ,  der  Äo;'(\,',  der  eelde  bruder 
(dörhfn^  yvi-<7in^-)  des  geschriebenen  Wortes  genannt,  „7'iel  besser  ttnd 
krafti'olkr  als  dieses"  (amivtov  yai  diturdW^oo^-  roi  rav).  Somit  wäre 
das  gesprochene  wort  das  e:lde  kind  des  vaters,  des  gedankens;  das 
geschriebene  wort  hingegen  nur  ein  angenommenes  kind  desselben 
vaters,  auf  welches  dieser  beschränkte  erbrechte  übertragen  hat,  die 
ihm  von   natur  nicht  zustehen. 

Gegen  ende  des  10.  buch  es  von  Wahrlieit  und  dichtiing  sagt 
CiOethe:  ,,Der  mensch  ist  eigentlich  nur  berufen,  in  der  gegetiwart  zu 
7c<irken.    Schreiben    ist  ein  niissbraitch  der  spräche,  stille  für  sich  lesen 


i82        Das  gesprochene  wokt  und  das  geschriebene  wort. 

ein  trauriges  Surrogat  des  gesprochenen  Wortes''.  —  So  wäre  denn 
also  nach  Goethe  das  geschriebene  wort  hinsichtlich  seiner  Wirkung 
ein  trauriges  Surrogat  des  gesprochenen  Wortes.  —  Wir  begegnen 
demselben  urteil  bei  Goethe  noch  einmal ,  nämlich  im  ersten  licdc 
des    West-östlic/ieti  divan: 

Wie  das  wort  so   wichtig  dort  wai, 
Weil  es  ein  gesprochen  wort  war; 

heisst  es  dort.  —  Es  unterliegt  keinem  zweifei,  dass  nach  dem  durch 
reflexion  und  erfahrung  geprüften  urteile  Goethes  dem  gesprochenen 
Worte  eine  kraft  innewohnt,  welche  der  des  geschriebenen  Wortes, 
des  traurigen  Surrogates,  sehr  weit  überlegen   ist. 

Man  vergleiche  hiermit ,  was  Herder  sagt  in  den  Fragmenten 
i'iber  die  neuere  deutsche  Utteratur  (dritte  Sammlung,  stück  6,  anfang), 
wo  er  eingehende  betrachtungen  anstellt  über  das  Verhältnis  zwischen 
der  ,^efnalte7i  spräche  in  büchern'%  in  welchen  der  dichter  „seine 
empßndtmgen  aufs  papier  malen,   sie  durch  einen  kanal  schwarzen  softes 

hinströmeti, seine  ganze    lebendige  seele  in  tote  Buchstaben  hin- 

?nalen  solle'%  und  dem  „wahren  ausdrucke  der  empfindungen'-'-,  oder, 
wie  es  weiter  unten  heisst,  dem  „?iaiürlichen  ausdrucke  der  empfin- 
dungen''. „Daher".,  so  fährt  er  fort,  ^,rithrt  die  tnacht  der  dichtkunst 
in  Jenen  rohen  zciten,  wo  noch  die  seele  des  dichter s  ....  nicht  schrieb., 
sondern  sprach,  tmd  auch  schreibend  lebendige  spräche  tönete :  in  Jetten 
Zeiten,  wo  die  seele  des  andern  nicht  las,  sondern  horte,  und  auch  selbst 
im  lesen  zu  sehen  Jtnd  zu  hören  ivusste,  weil  sie  Jeder  spur  des  ivahren 
und  natürlichen  ausdruckcs  offen  stand". 

In  neuester  zeit  ist  prof.  Rudolf  Hildei;rand  (Leipzig;  der 
mächtigste  Vorkämpfer  für  das  recht  des  gesprochenen  wortes  geworden : 
.,Die  schwärzet!  striche  atif  dem  papier  sind  unsrer  zeit  das  wesent- 
liche des  7c<ortes,  das  zeichen  ist  zur  sache  selbst  ge7tiordefi ,  die  schale 
gilt  als  der  kern  ....  U/id  das  stainnd  nur  aus  der  schule"  .... 
So  lesen  wir  auf  seite  44  in  seinem  buche  :  Vom  deutschen  sprach- 
tmterricht  in  der  schule  (verlag  von  Julius  Klinkhardt,  Leipzig  imd 
Berlin.  3.  aufläge,  1887;.  Auf  seitr  59  desselben  Werkes  finden  wir: 
, ,  Das  wort  auf  dem  papier  darf  dem  schülcr  nur  das  kleid  sein,  .... 
aber  der  körpcr  des  wortes  muss  ihm  der  klang  sein,  wie  er  aus  dem 
viunde  in  ohr  und  gemüt  geht ,  /////  diesem  seine  seele ,  den  lebendigen 
Inhalt    mitzuteilen    ....     Wer   die  geschriebene}!    buchstaben  für    das 


Prof.  Ük.  Hödueker  in  Steitln.  183 

ganze  wort  nhinnt,  der  inacht  es  wie  der  Schneider,  der  am  manne  nur 
das  kleid  sie/it'\  ^ 

Die  hcrrschall  des  geschriebeiKMi  woites  l)edeiitet  lür  Hildebrand 
nicht  etwa  eine  blosse  Verkehrtheit  unsrer  zeit,  eine  gcschmacksver- 
irrung,  sondern  vielmehr  ein  grundübel,  eine  ernste  gefahr,  gegen 
die  mit  aller  kraft  angekämpft  werden  muss.  „Das  rasche  aiigenlese??. 
hilft  nehst  anderti  einßüssen  der  zeit  unser  gesundes  denken  zernageny 
an  detn  doch  aller  fortschritt  hangt ^- alle  rcttung  aus  den  schweren  ge- 
fahren unsrer  zeit"  (seite  45   des  erwähnten   biiches). 


IL 

WIK  KRKI.ÄR'r  SICH   DIE  ÜBERLKGENK  KRAl-f  DES 
(JESPROCHENEN  WORTES? 

Das  gesprochene  wort  ist  mit  dem  gedankcn,  dem  es  ausdruck 
gibt,  untrennbar  verbund(Mi.  —  ,, Sprache  und  gedanke  sind  untrenn- 
bar", sagt  Mak  Müller  ( Vorlesungen  über  die  Wissenschaft  der  spräche, 
(>rste  Serie,  seite  338).  ,,IVörter  ohne  gedanken  sind  tote  klänge,  ge- 
danke?i  ohne  worte  sind  nichts.  Denken  ist  ein  lautloses  sprechen, 
sprechen  ein  lautes  denken.  Das  woi*t  ist  der  ßeischgeivordene  gedanke". 
—  Unsre  Vorstellungen  setzen  sich  aus  begriffen  zusammen ,  die  in 
den  lautgebilden  unsrer  muttersprache  niedergelegt  sind.  Diese  laut- 
gebilde  und  ihr  geistiger  inhalt  bilden  für  uns ,  die  denkenden  und 
sprechenden,  eine  unbewusste  einheit ;  gedanke  und  wort,  empfindung 
und  ausdruck  verhalten  sich  zu  einander,  um  mit  Herder  zu  sprechen, 
,,wie  Piatons  seele  zum  körper".  CJeben  wir  nun  unsren  Vorstellungen 
ausdruck,  so  geschieht  dies  unwillkürlich,  ohne  absieht  und  reflexion, 
in  den  mit  unsern  Vorstellungen  unbewusst  identischen  lautgebilden, 
weshalb  Max  Müller  recht  hat,  wenn  er  behauptet :  ..Ohne  Vernunft 
keine  Sprache,  ohne  spräche  keine  7'ernunft"  (2.  serie,  2.  Vorlesung); 
und  weiterhin  :  ,,Es  ist,  streng  genommen,  ebenso  unmöglich,  worte  ohne 
gedanken  zu  gebrauchen,   als  ohne  7ciorte  zu  denken". 

Der  redende  nun  öffnet  die  pforten  seiner  seele ,  um  deren 
inhalt  mitzuteilen.  Es  geht  von  der  thätigen  seele  ein  ström  aus, 
der  sich  unvermittelt  auf  die  empfangende  seele  fortpflanzt,  weshalb 
denn  auch  \V.  v.  Humboldt  mit  recht  die  spraclie  eine  inoyfi't 
nennen  kann.  Die  laute  des  redenden  rufen  ebenso  unmittelbar  ihre 
Vorstellungen  in   der  seele  des  hörenden  wach,  wie  die  Vorstellungen 


184       Das  gksprochene  wort  und  das  geschriebene  wort. 

des  erstcrcn  sich  unmittelbar  in  seine  werte  umgesetzt  haben.  Der 
auf  den  hörcr  ungehemmt  einwirkende  ?trom  nimmt  unwillkürlich 
dessen  geistige  teilnähme  in  anspruch  ,  er  reisst  ihn  mit  sich  fort. 
Es  bedarf  einer  anstrengung ,  wenn  er  sich  dieser  fortreissenden 
gewalt  entziehen  will. 

Hieraus  erkLärt  sich  die  überlegene  kraft  des  gesprochenen 
Wortes. 

Auf  diese  kraft  verzichten  wir,  wenn  wir  an  die  stelle  des 
lebendigen  Wortes  sein  totes  abbild  setzen.  Jetzt  führt  der  weg  von 
der  gebenden  seele  zu  der  empfangenden  durch  die  kalten  zeichen 
der  schriftform.  Aus  der  leblosen  form,  die  der  intellekt  zu  deuten 
hat ,  soll  der  Icser  den  geistigen  inhalt ,  der  ihm  dargeboten  wird, 
herausnehmen.  Die  schwarzen  zeichen  haben  sich  als  trennende 
schranke  zwischen   seele   und  seele  gelegt. 

Freilich,  je  öfter  der  weg  zurückgelegt  ist  über  die  schriftfrom 
zu  dem  geistigen  inhalte,  dessen  }-i'difiAni'^  dessen  abbild  sie  ist,  um 
so  leichter  wird  er  werden.  Aber  wie  matt,  wie  farblos  erscheint 
der  gedanke  vor  dem  geistigen  äuge  des  lesenden]  Welcher  an- 
spannung  aller  geisteskräfte  bedarf  es ,  welcher  Willensstärke ,  wenn 
der  leser  beim  lesen  den  redner  hören^  und  nicht  nur  h'örcn^  sondern 
auch  sehen  willl  wenn  er  aus  den  „sprechenden  zügen"  desselben 
das  interesse  erkennen  und  herausfühlen  will,  das  er  selbst  an  dem 
gegenstände  seiner  rede  nimmt ;  wenn  er  aus  dem  klänge  der  stimme, 
aus  der  betonung  der  worte ,  aus  der  inneren  wärme ,  mit  der  er 
spricht,  den  wert  empfinden  will,  den  für  den  redner  selbst  der  mit- 
geteilte gedanke,  diese  Offenbarung  des  inhaltes  seiner  seele,  hat.  — 
Und  doch'  beruht  grade  auf  dieser  kraftvollen  inneren  teilnähme  die 
Wirkung  der  worte. 

So  erklärt  es  sich ,  dass  die  gehörte  rede  mit  verstand  und 
gemüt  kräftiger  erfasst  wird,  und  auch  im  gedächtnisse  einen  tieferen, 
bleibenderen  eindruck  zurücklässt,  als  die  gelesene  rede.  Auch  Goethes 
ausspruch:  ^^Schreibcn  ist  ein  missbrauc/i  der  spräche'-'-  wird  uns  jetzt 
verständlich. 

Nun  ist  es  ja  nicht  zu  bezweifeln,  dass  wir  im  neusprachlichen 
Unterricht  die  kraft  des  gesprochenen  Wortes  am  wenigsten  ent- 
behren  können. 

Wir  wollen,  dass  der  schüler  die  lautform  sicher  und  genau 
erfasse    und    wiedergebe ,    dass    sich    mit    dieser    lautform  der  begriff" 


Pkor.   Dr.  Böddeker  in  Sikitin.  185 

innigst  verbinde,  und  dass  diese  Verbindung  mciglichst  leicht,  natür- 
lich, unmittelbar,  vor  sich  gehe.  Das  alles  lässt  sich  nur  mit  hülfe 
des  gesprochenen  und  gehörten  wortes  erreichen. 

Wir  wollen,  dass  der  schüler  die  fremde  spräche  sprechen  lerne. 
Wer  nicht  sprechen  hört,  kann  nicht  sprechen  lernen  ;  nur  auf  dem 
wege  durch  das  ohr  kann  die  zunge  gelöst  werden,  —  man  denke 
an  den  taubstummen.  Wer  nicht  durch  die  vermittelung  des  ohres 
sprechen  gelernt  hat,  der  wird  nicht  im  stände  sein,  die  fremden 
laute  zum  spontanen  ausdrucke  seiner  gedanken  zu  machen ,  auch 
nicht  für  das  beschränkteste  gebiet.  Sein  sog.  sprechen  wird  in  der 
that  ein  übersetzen  sein. 

Wir  wollen,  dass  die  tüchtigen  männer,  die  herrlichen  thaten, 
die  edlen  gesinnungen ,  welche  wir  im  Unterricht  den  schülcrn  vor- 
führen, in  diesen  edles  denken  anregen,  sie  die  herrlichkeit  schöner 
thaten  empfinden  lassen,  liebe  zu  gott ,  zum  vaterlande,  zu  allem 
guten,  schönen,  grossen  in  ihnen  erwecken,  sie  selbst  zu  tüchtigen 
Charakteren  erziehen.  Das  allerwirksamste  mittel  zur  erreichung  dieses 
Zweckes  lassen  wir  unbenutzt  bei  scite  liegen,  wenn  wir  uns  nicht 
der  kraft  bedienen,   die   dem  gesprochenen  worte  innewohnt. 

Bis  in  die  neueste  zeit  hinein  war  nun  in  allen  sprachlichen 
disziplinen  auf  allen  stufen  des  Unterrichts  das  geschriebene  wort 
allein  massgebend.  „Öffnet  die  bücher",  war  das  losungswort  zu 
anfang  jeder  Unterrichtsstunde,  und  kündete  der  erlösende  schlag  der 
uhr  das  ende  derselben  an  ,  so  wurden  die  bücher  geschlossen.  — 
Und  worauf  man  abzielte,  was  man  als  endziel  beständig  vor  äugen 
hatte,  das  war  in  der  hauptsachc  wiederum  das  geschriebene  wort, 
das  extemporale. 

Für  den  Unterricht  in  den  neueren  sprachen  ist  von  vielen 
Seiten  die  umkehr  auf  den  richtigen  weg  kräftigst  und  erfolgreich 
betrieben  worden.  Die  Überzeugung,  dass  ein  wandel  nötig  sei,  hat 
sich  weiter  kreise  bemächtigt,  und  von  oben  herab  ist  nunmehr  der 
befehl  ergangen,  dass  keine  Unterrichtsstunde  ohne  Übung  im  münd- 
lichen gebrauche  der  spräche  hingehen   soll. 

Liest  man  in  den  Lehrplänen  und Icfiraitfgaben  die  bestimmungen, 
welche  das  sprechen  betreffen,  so  kann  man  sich  des  eindrucks  nicht 
erwehren,  als  ob  sie  mit  einer  gewissen  zagliaftigkeit  abgefasst  seien. 
), Erste  versuche  im  sprechen  in  jeder  stunde",  heisst  es  in  den  an- 
weisungen  für  den   betrieb  des  französischen   bczw.   englischen  unter- 


i8ö        Das  gesprochexe  wort  und  das  geschrikbene  wukt. 

richts  im  crst<Mi  unterrichtsjahrc.  Wer  einmal  mit  lust  und  kraft 
den  anfangsunterricht  auf  der  grundlage  des  gesprochenen  Wortes 
ein  jähr  lang  erteilt  hat ,  der  weiss,  dass  er  seine  Schüler  zu  einer 
recht  hübschen  fertigkeit  im  verstehen  und  sprechen  auf  einem,  wenn 
auch  begrenzten ,  so  doch  keineswegs  sehr  engen  gebiete  gebracht 
hat;  dass  alles  erreichte  wesentlich  durch  die  thätigkeit  im  unter- 
richte selbst  erreicht  worden  ist ;  dass  dabei  die  sichere  herrschaft 
über  die  formen,  die  grammatischen  gesetze,  den  Wortschatz  —  auch 
hinsichtlich  der  schriftform  —  keineswegs  vernachlässigt  worden  ist. 
Im  gegenteil  I  —  Und  welche  lebendige  frische  zeigte  dieser  Unter- 
richt, mit  welcher  freudigkeit  nahm  jeder  schüler  teil !  —  Es  scheint 
eben  nicht,  als  ob  die  Überzeugung  von  der  kraft  des  gesprochenen 
Wortes,  welche  für  die  erreichung  der  höchsten  ziele  der  schule  — 
allseitige  tüchtige  ausbildung  der  geistigen  und  sittlichen  anlagen  der 
Jugend  zu  gleicher  zeit  —  durch  nichts  zu  ersetzen  ist ,  die  mass- 
gebende veranlassung  zu  den  neuen  Vorschriften  gewesen  sei.  Der 
weg,  auf  dem  der  schüler  in  die  spräche  eingeführt  wird  ,  soll  ein 
bequemerer  sein;  grössere  gewandtheit  im  gebrauche  der  spräche  soll 
f^rreicht  werden.  Das  sind  ja  gedankcn,  denen  man  seine  Zustim- 
mung nicht  versagen  kann ;  aber  den  kern  der  sache,  um  die  es  sich 
in  dem  kämpfe  zwischen  dem  geschriebenen  worte  und  dem  ge- 
sprochenen Worte  handelt,  lässt  man  dabei  gänzlich  unberücksichtigt. 
Auch  sind  die  gegner  der  neuen  richtung ,  wie  die  erfahrung  lehrt, 
durch  den  hinweis  auf  die  berechtigung  dieser  bestrebungen  nicht 
von  ihrem  Vorurteile  abzubringen.  ,,Die  ausbildung  der  geistigen 
vermögen,  die  formale  bildung",  so  sagen  sie,  ,,ist  das  allernot- 
wendigste;  sie  muss  die  vornehmste  aufgäbe  der  'schule  bleiben. 
Wer  Verwendung  für  ein  praktisches  können  hat,  der  möge  sich  die 
erwünsclite  fertigkeit  nach  der  Schulzeit  oder  nebenher  aneignen,  in- 
dem vr  sich  von  einer  französin  oder  engländerin  das  plaudern  über 
alltägliche  dinge  beibringen  lässt".  —  Diese  gegner  sind  nur  zum 
schweigen  zu  bringen  durch  den  beweis ,  dass  dem  gesprochenen 
worte  eine,  die  geisteskräftc  bildende  und  sittlich  erziehende  kraft 
innewohnt,  auf  welche  die  schwarzen  zeichen  des  buches  keinen  an- 
spruch  erheben  dürfen.  —  Möchten  denen,  die  auf  dem  alten  Stand- 
punkte unentwegt  feststehen,  die  worte  eines  Plato,  eines  Goethe, 
eines  Herder  zu  denken  geben  I  Möchten  sie  veranlassung  nehmen, 
sich   mit  den  gedanken   eines  Rudolf  Hildebrand  auseinanderzusetzen. 


Prok.    Dr.  Böddeker  ix  Stktiin.  187 

Die  bcschäftigung  mit  seinem  buche  Vom  deutschen  Sprachunterrichte 
wird  ihnen   genussreiche  stunden  gewähren. 

Eine  gewisse  Fertigkeit  im  verstehen  und  sprechen  der  iremd- 
sprache,  natürlich  in  grenzen,  die  in  jedem  augenblicke  fest  gezogen 
sind ,  gehört  zu  den  aufgaben  des  anfangsuntcrrichts.  Diese  fertig- 
keit  ist  die  unerlässliche  bedingung  dafür,  dass  der  Unterricht  seine 
hr)heren  ziele  ganz  und  voll  erreichen ,  dass  vor  allem  der  Unter- 
richtsstoff seine  ganze  bildende  und  erziehende  kraft  an  d(Mi  jungen 
Seelen  bewähren   könne. 

Aber,  so  wird  man  mir  entgegenhalten,  haben  wir  denn  nicht 
die  Schüler  an  den  geisteserzeugnissen  vergangener  Zeitalter  zu  bilden? 
an  den  werken  von  männern,  die  nicht  mehr  sind,  deren  Schöpfungen 
nur  noch  durch  die  vermittelung  der  toten  zeichen  der  bücher  zu- 
gänglich sindV  Wie  ist  denn  das  wort  des  Schriftstellers,  der  gelesen 
werden  soll,  wieder  zu  beleben?  Kann  denn  dieses  wieder  mit 
seiner  ursprünglichen ,  kraft  erfüllt  werden?  —  Dass  dies  wünschens- 
wert sei,  wird  von  jedem  erfahrenen  schulmanne  zugestanden  werden. 
Wer  hätte  nicht  die  beobachtung  gemacht,  auch  bei  begabten  und 
strebsamen  Schülern,  wie  wenig  doch  gar  oft  das  geschriebene  wort, 
selbst  wenn  es  ein  inhaltsschweres  wort  oder  der  ausdruck  eines 
tiefen  empfindens  ist,  zu  der  inneren  persönlichkeit  des  schülers,  zu 
seiner  Überzeugung,  zu  seinem  herzen  spricht! 

III. 

WIK  IST   DAS  ÜESCHRIEBKNE  WORT  WIEDER  MIT  SEINER 

ursprOngeu'hen  kraet  zu  ERFÜLEEN^ 

Das  wort  des  buches  wieder  mit  ItMjendigcr  kraft  zu  erfüllen 
ist  möglich  und  nicht  schwer.  Der  lehrer  übernimmt  (Ii(^  rolle  des 
autors.  In  seinem  munde  gewinnen  die  Schilderungen,  die  erzählungen, 
die  betrachtungen  desselben  .  wieder  ihre  volle  lebenskralt.  Die 
Schüler  lauschen  den  Worten  des  lehrers,  wie  er  auf  grund  des  ge- 
öffnet vor  ihm  liegenden  buches  ihnen  vorträgt.  Fragen  beleben 
den  vertrag,  fesseln  die  iimere  teilnähme  und  lenken  die  aufmerk- 
samkeit  auf  das  besonders  wichtige.  So  dient  das  gesprochene  wort 
dem  unmittelbaren  geistigen  verkehr  zwischen  dem  redenden  und 
s(>inen  zuhörern.  Was  der  lehrer  sagt,  wird  von  dem  schüler,  d(T 
mit   gespannler  erwartung  alle  seine  geisteskräfte  zum  festen  ergreifen 


i88        Das  gesprochene  wort  und  das  geschriebene  wort. 

des  dargebotenen  bereit  hält,  freudig  entgegengenommen.  Der  lehrer 
bemüht  sich,  durch  anschaulichen  vertrag  das  geistige  äuge  des  schülers 
scheti  zu  lasse/i ,  was  seine  worte  besagen;  das  innere  empfinden  des 
Schülers  teilnehmen  zu  lassen  an  den  Vorgängen,  von  denen  er  spricht. 
Bietet  einmal  der  ausdruck,  den  der  schriftsteiler  gewählt  hat,  einige 
Schwierigkeit,  so  gibt  der  vortragende  den  gedanken  zunächst  in 
einer,  dem  Verständnisse  des  schülers  zugänglicheren  foim,  und  lässt 
ihn  hernach  auch  aus  den  Worten  des  autors  denselben  gedanken 
herausnehmen.  Er  ist  jedem  hülfreich  zur  hand.  Das  den  Schülern 
bis  dahin  unbekannte  oder  ihnen  entfallene  wort  erfüllt  er  mit  einem 
lebhaft  angeschauten  inhalt,  womöglich  durch  anlehnung  an  bekannte 
Verwendungen  des  betreffenden  Stammes.  So  verbinden  sich  innigst 
bei  den  hörern  inhalt  und  form;  mit  der  klaren  Vorstellung,  mit  dem 
Jcb/uifteti  empfinden  verbindet  sich  der  laut  als  etwas  zugehöriges. 

Erfordert  die  aufgäbe,  den  fremdsprachlichen  schriftsteiler  un- 
mittelbar zum  ohre  des  schülers  reden  zu  lassen,  anfangs  geduld  und 
freundliches  entgegenkommen  von  seilen  des  lehrenden ,  so  werden 
ihn  nach  kurzer  zeit  die  fortschritte  der  Schüler  im  schnellen  auf- 
fassen des  lautlich  dargebotenen  überraschen.  Alle  aneignung,  des 
Stoffes  wie  der  form,  geschieht  gar  bald  leicht  und  schnell ;  stoff  und 
form  ZV  er  den  lebhaft  erfasst  und  kräftig  festgehalten.  Ich  spreche 
aus  langjähriger  erfahrung  :  Der  lehrer  wird  am  ende  eines  halb- 
jahres  imstande  sein,  sich  in  der  fremdsprache  mit  seinen  Schülern 
über  alle  Vorgänge  zu  unterhalten  ,  die  der  Unterricht  ihnen  nahe 
gebracht  hat;  über  alles  werden  sie  lebhaft  berichten  können,  alles 
ist  frisch  gegenwärtig.  — -  Wie  bald  sind  in  der  regel  die  gedanken, 
die  Schilderungen ,  welche  der  schüler  in  dem  französischen  oder 
englischen   buche  gelesen  hat,   aus  seinem  gedächtnisse  geschwunden! 

So  reden  die  bücher  lebendige  spräche.  Die  7vorte  des  autors, 
ilessen  mund  erkaltet  ist,  üben  in  den  Jungen  Seelen  ihre  volle  Zauber- 
kraft aus. 

Und  welch  ein  lebendiger  geistiger  verkehr  ist  dieser  jugend- 
unterricht !  Da  ist  nirgends  mattigkeit,  nirgends  Zerstreutheit.  Jeder 
Schüler  hat  interesse  und  freudc  an  dem  dargebotenen ;  er  ist  froh 
des  innigen  Verkehrs  mit  dem  lehrer,  der  ihm  persönlich  nahe  tritt 
und  dadurch  ganz  von  selbst  einen  sittlich  erziehenden  einfluss  auf 
ihn  gewinnt.  Er  freut  sich  auch,  dass  er  den  lehrer  versteht,  wenn 
dieser    in    den    lauten    einer   fremden  spräche   zu   ihm  redet,    dass  er 


Prof.  Dr.  Bödueker  in  SiKniN.  189 

auf  seine  fragen  antworten ,  dass  er  das ,  was  er  gehört  liat,  selbst 
wieder  hervorbringen  kann. 

Wu'  werden  fer7icr,  und  das  ist  von  ganz  hervorragender  be- 
deutung,  die  kr  äffe  des  jugendlichen  geistes  auf  diesem  wege  geschult  l 
Sind  sie  doch  alle  thätig  in  dem  regen  Wechsel  verkehr  zvvischen  deni 
erfahrenen  lehrer  und  der  wissbegierigen  Jugend,  schlummert  doch 
nicht  einel 

Dem  Schüler,  der  auf  diesem  wege  an  der  hand  eines  tüchtigen 
führers  weiter  schreitet,  ist  die  grammatik  nicht  mehr  eine  Sammlung 
von  wunderlichen  formen  und  seltsamen  regeln,  die  im  rechten  augen- 
blicke  anzuwenden  eine  wahre  seelenpein  ist.  Jetzt  liat  sich  ihm 
das  rechte  Verständnis  für  die  wunderbare  gesetzmässigkeit  in  den) 
bau  der  spräche  eröffnet ,  vermöge  deren  der  engländer,  bezw.  der 
franzose  seinen  gedanken  einen  so  klaren,  so  fasslichen,  so  treffen- 
den ausdruck  geben  kann.  Diese  gesetzmässigkeit  wird  für  den 
Schüler  um  so  fesselnder,  je  tiefer  er  in  dieselbe  durch  eigene  beob- 
achtung  hineindringt:  je  mehr  er  von  dem  lebendigen  geistc  ver- 
spürt,  der  darin  herrscht. 

Es  bedarf  kaum  besonderer  erwähnung,  dass  mit  der  geschilderten 
thätigkeit  in  der  klasse  nicht  alles  gethan  ist.  Was  das  ohr  des 
Schülers  vernommen  hat,  das  muss  in  der  schriftform  zu  hause  an 
seinem  äuge  vorübergehen.  Die  schriftform  muss  scharf  angesehen 
werden  (der  schüler  ist  vom  lehrer  auf  das  beachtenswerte  bereits 
aufmerksam  gemacht  worden),  und  dass  dies  geschehen  ist,  muss 
kontrollirt  werden.  Nachdem  der  gegenständ  des  lesestückes,  welches 
die  klasse  in  der  letztvergangenen  Unterrichtsstunde  beschäftigte,  durch 
frage  und  antwort ,  sowie  durch  mündliche  zusammenhängende  re- 
produktion  von  seiten  der  schüler  dem  geistigen  äuge  aller  in  klaren 
umrissen  und  lebhaften  färben  wieder  nahegerückt  ist,  wird  auch  der 
text  des  buches  in  gutes  deutsch  übertragen.  Doch  das  ist  Ja  selbst- 
verständlich. —  Aber  alle  diese  Übungen ,  so  unerlässlich  sie  auch 
sind,  sie  sind  ihrem  bildenden  werte  nach  Übungen  zweiten  grades. 
Dc}-  erste  platz  gebührt  dem  gesprochenen  worte. 

Man  darf  vielleicht  behaupten ,  dass  niemand  die  quellen 
echter  bildung  tiefer  durchforscht  hat  als  unser  Goethe;  sicherlich 
hat  niemand  tiefer  empfunden,  was  wahre  bildung  wert  ist.  —  Goethe 
sagt  nun  einmal:  ,,Jede  bildung  ist  verfehlt,  die  nicht  auf  dem  wege 
selbst  beglückt".  Hier  haben  wir  einen  solchen  beglückenden  bildungs- 


iQO         Das  gesprochene  wort  und  das  geschriebene  wort. 

weg.  Es  ist  erstaunlich,  mit  welcher  freudigkeit  jede  gencration  vom 
ersten  bis  zum  letzten  dem  lehrer  auf  diesem  wege  folgt.  —  Geben 
wir  dem  schüler,  der  auf  diesem  wege  an  der  hand  des  lehrcrs  dahin- 
geführt  worden  ist ,  in  der  prima  getrost  das  buch  in  die  hand : 
jetzt  spricht  auch  dieses  zu  ihm  lebendige  spräche.  Und  damit  ist 
viel,   sehr  viel  gewonnen. 

Die  Überzeugung,  für  welche  ich  in  vorstehendem  eine  lanzc 
breche,  ist  mir  selbst  im  laufe  der  jähre  immer  wertvoller  geworden. 

Das  gesprochene  wort  muss  die  seele  alles  Unterrichts  werden. 
Das  gesprochene  wort  als  vermittler  echter  bildung  beschenkt  die 
Jugend  mit  dem  edelsten,  was  wir  ihr  auf  den  lebensweg  mitgeben 
können :  mit  klarem  denken,  mit  tiefem  empfinden,  mit  selbständigem 
wollen.  Das  gesprochene  7c>ort  erzieht  die  jugend  zu  geistiger  Selb- 
ständigkeit und  sittlicher  freiheit. 

Stettin.  K.  Böddeker. 


R  E  Z  K  N  S  I  ()  N  E  N. 


Kakl  BoKINSKI,  Gntiidz'uge  des  Systems  der  artikitürfen  phonelik.  Vaw  revisiuii 
der  prinzipiell  <ler  Sprachwissenschaft.  Stuttgart,  (iöschen'seiie  veriagsliandliini:. 
1891.     XI  n.   66.   s.  8°  (davon   s,   ;-!y— 66  annierkungcn).     Pr.   m.    l,.'i(). 

Das  vorliegende  heft  gibt  im  wesentliciien  einen  vertrag  des  vf.  wieder, 
den  dersell)e  iiii  fi'üiijahr  l8yi  vor  fier  Vereinigung  der  sprachvergleiciienden  und 
germaniscli-ronianischen  Sektion  des  41.  philologentages  in  Münclien  gehalten  liat. 
Es  handelt  sich  hier  um  eine  ankündigung  grosser  i)uldikationcn  üher  die  crgeb- 
nisse  „einer  fünfjährigen  angestrengten  und  konzeiitrirten  thiitigkeit,  deren  resul- 
tate,  soweit  sie  die  psychologischen  und  erkenntnistheoretischen  Voruntersuchungen, 
sowie  das  zunächst  sich  voidagernrle  breite  musikalische  ten-ain  (einschliesslich 
der  allgemeinen  dynamischen  und  metrischen  partien)  betreffen,  abgeschlossen" 
dem  vf.  vorliegen.  Es  sei  uns  gestattet,  über  das  kleine  schriftschen  von  nur 
;i8  Seiten  text  ausführlich  zu  sprechen,  weil  der  vt'.  glaubt,  nicht  nur  die  spezielle 
theorie  und  svstematik  der  nuisik  und  dei'  phonetik  (im  engeren  sinne),  sondei'n 
die  gesamte  sjuachwissenschaft  refoiiuiren  und  „endlich"  auf  die  richtige  grund- 
lage  stellen  zu  können.  Er  ti-itt  dabei  mit  einer  recht  reichlichen  portion  von 
selbstbewusstsein  auf  (p.  VI  u.  ö.  spricht  er  von  den  „rauhen  und  mitunter  steilen 
pfaden,  die  ich  mir  gebahnt"  u.  dergl.  m.),  aber  die  zweifellos  grosse  belesenheit 
des  vf..  die  fieiheit  ,  mit  der  er  über  so  manchen  näheren  oder  feineren  fach- 
genossen, über  alle  möglichen  wissenschaftlichen  probleme  seine  oft  recht  apo- 
diktischen mleile  lallt,  zwingt  uns,  auch  ihm  etwas  genau  auf  die  lingei'  zu  sehen. 
A\'er  die  ])rinzii)ien  der  Sprachwissenschaft  revidiren,  d.  h.  reformiien  will,  damit 
sie  nicht  „in  den  geleisen  einer  zufälligen  anti<iuit;itenwissenschaft  behari'e",  der 
nniss  sich  selbst  eine  revision  gefallen  lassen,  die  wii-  vornehmen  wollen,  auf  die 
gefahr  hin.  vielleicht  nicht  für  einen  jener  „selbständig  forschenden,  die  überblick 
and  gestaltungsurteil  besitzen",  gehalten  zu  werden,  denen  der  verf.  ein  richtiges 
urteil   über  seine  arbeit   zutraut. 

In  der  that  ist  es  nicht  leicht,  sich  ein  solches  zu  bilden,  denn  nur  zu 
oft  bleibt  uns  der  vf.  die  beweise  für  seine  ansichten  schuldig,  unter  hinweis 
auf  seine  ausführlichen,  uns  noch  nicht  vorliegenden  Untersuchungen,  und  seine 
au.sdrucksweise  hat  oft  etwas  ])hilosophisch  (imi  nicht  zu  sagen  sophistisch) 
schwülstiges,    das    nicht    zum   leichten  Verständnis   rier.     wie  alle  prinzipienfragen. 


192  Rezensionen. 

ijft  veiwickL-ltcii  Liiiil  \\eittray;eiiilcii  unteisucluingen  bfitiagt.  Eine  vom  vf.  voraii- 
geschickte  iiihaltsüljersiclit  war  ileshalli  in  dt-r  tliat,  trotz  <lei-  kürze  der  arbeit, 
iiiclit  i'iberflüssig. 

13.  unterscheidet  zwei  grosse  gebiete  phonetischei'  Systematik,  das  der  me- 
lisciien  pbonetik  (miisik)  und  das  der  artikulirten  phonetik  (spräche),  deren  zweites 
<lei- gegenständ  der  vorliegenden  untei-suchung  ist.  Beide  gebiete  sollen  ..ursprüng- 
lich völlig  oder  mindestens  nahezu  eines  gewesen  sein,  wie  jetzt  noch  bei  niedriger 
oder  zmückgebliebener  kultur".  Das  ist  doch  wohl  zu  viel  gesagt;  mag  auch 
die  dichtung  (ein  ibi'niell  uml  inhaltlich  schöpferisches  sprechen)  vom  gesang 
und  der  musik  in  ihren  Ursprüngen  nicht  zu  trennen  sein,  so  gilt  doch  nicht 
dasselbe  von  der  spräche  im  allgemeinen.  Ich  halte  die  verquickung  von  mu.si- 
kalischer  und  sprachlicher  Untersuchung ,  trotz  manchei"  interessanten  parallelen, 
tür  verwerflicii ,  weil  sie  eben  wegen  des  )iur  tcihvcisen  parallelismus  zu  ge- 
zwungenen luid  halbwahren  Schlüssen  veiführt;  und  das.  obwohl  mir,  aber  nicht 
so  dem  verf.,  die  singstimme  und  die  sprachstimnie  ebenso  physiologisch  dasselbe 
sind,  wie  die  kritzelnde  und  die  zeichnende  oder  malende  band.  So  kann  ich 
mich  denn  mit  dem  ungelieueru  unifanQ:,  den  verf.  dem  begrift'e  dei'  phonetischen 
Wissenschaft  gibt,  nicht  befreunden. 

Richtig  ist  es,  dass  die  Sprachwissenschaft  sich  erst  seit  kurzem  der  phonetik 
zugewandt  hat ;  aber  deshalb  ,,die  ganze  geschichte  der  Sprachwissenschaft  in  dem 
ablaufenden  Jahrhundert  mit  ihrem  chaotischen  hin-  und  heischwanken  iinrl  ihrem 
nicht  abzuweisenden  positiven  rückhalt,  ihren  einzelnen  glänzenden  resultaten  und 
ratlikalen  Umschwüngen  als  eine  einzige  fortlaufende  bciinriihigung  philologiseher 
gemüter  zu  bezeichneir'.  das  geht  nicht  an.  Für  mich  bietet  die  geschichte  der 
Sprachwissenschaft  in  unseim  Jahrhundert  mit  ihrem  fast  übereifiigen  streben  nach 
tiefer  fundirung  und  gleichzeitig  nach  gründlichem  ausbau  bis  in  die  äussersten 
spitzen  .  mit  ihrer  immer  sorgsamer  werdenden  heranziehung  und  ausnutzung 
aller  hilfsmittel  und  quellen,  das  sehr  erfreuliche  bild  eines  rastlosen  fortschreitens 
zur  vervollkonimnung  —  trotz  kleiner  rückschläge  und  verfehlter  ausätze,  die  im 
einzelnen  nicht  zu  leugnen  sind.  Ich  glaube,  dass  es  imr  eines  weiteren  fort- 
schreitens und  ausbauens  bedarf,  um  die  Sprachwissenschaft,  auch  ohne  die  vei- 
meintlichen  reformideen  B.s.  der  Vollendung  zuzuführen. 

Über  den  artikulirten  laut  äussert  sich  B.  folgendermassen :  Sein  Charakte- 
ristikum ist,  dass  er,  in  der  auffassung  der  sich  durch  diese  artikulation  ver- 
ständigenden individuen.  eine  feste  stufe  einnimmt,  deshalb  ist  es  ein  unsinn,  von 
einem  ,. inibestimmten  vokak'  (Lepsius'  indistinct  voivel-sonnd)  zu  sprechen. '  Die 
..cpialität  der  Stimmbewegung"  ist,  .,wie  zunächst  jede  einwirkung  auf  unsre  sinne, 
kontinuirlich  und  somit  unbestimmbar,  wie  unbeslinmit.  Dies  aber  ist  arli- 
kiilad'on,  dass  zwecks  einer  bezeichnung  diskretion  in  diese  kontinuitäl  hineinge- 
bracht und  demgemäss  wahrgenommen  uml  aufgefasst  wird."  Diese  diskietion 
kann  nach  drei  richtungen  gehen;  sie  ist  1)  gramtnatiseh ,  'l)  physiologisch ,  oder 
:{)  physikalisch.  Die  granmiatische  diskretion  beruht  auf  der  mit  unieciit  von  den 
phonetikern  zu  sehr  verachteten   buchstabentheorie ;   die  grai)hische  lixirung  bietet 


*   B.   bat  also  den   ausdruck  Lepsius'    vollständig    missverstanden  ,    obwohl 
ich  liemselben  nicht  gerade  das  wort  reden  möchte. 


Rudolf  Lenz.  193 

uns  einen  tr;i(litioncllen  niederschlug  der  lautwirkung  noch  der  aufl;issung  des  be- 
treffenden Volkes.  Sie  fragt  nicht,  wie  die  naturwissenschaftliclie  la\itbetrachtung: 
was  ist  der  laut  und  wie  wird  er?  sondern:  was  hat  man  als  einheitlichen  laut 
aufgefasst?  Dagegen  ist  die  naturwissenschaftliche  (phonetische,  im  gewöhnlichen 
sinne  des  Wortes)  hetrachtung  luwÄchsX.  physiologisch ;  diese  konzentrirt  sicii  mit 
ausschliesslichkeit  auf  die  Untersuchung  der  hervorbringungsart  der  laute.  Es  bot 
sich  hier  ein  schier  unerscliöpfliches  feld  der  thats.ächlichkeit.  der  beobachteten 
lautdifTerenzirungen,  aber  dieses  feld  bot ,  nach  B.s  meinung,  „weder  aussieht, 
noch  auch  recht  eigentlich  einsieht"-.  Wollte  die  lautphysiologie  ihre  aufgäbe 
..wirklich  ernst  nehmen",  so  musste  sie  die  lautgruppen  noch  viel  weiter  ab- 
stufen und  präzisiren  und  bis  zur  fi.xirung  der  physiognomik  der  stimme  des  indi- 
viduums,  und  in  ihr  zur  bestinimung  jeder  flüchtigen  Variante  der  laune  oder  des 
affekts,  fortschreiten,  wodurch  sie  sich  von  den  eigentlichen  aufgaben  und  inneren 
zielen  der  Sprachforschung  immer  meiir  entfernt  hätte. '  Die  betrachtung  artete 
bei  der  individuellen  Verschiedenheit  der  artikulation,  der  auffassung  und  der  be- 
urteilung  in  end-  und  zwecklose  kontroversen  aus ;  also  kurz  und  gut,  die  ..selbst- 
herrliche lautphysiologie"  war,  nach  der  meinung  B.s,  viel  lärmen  um  nichts !  — 
eine  zwecklose,  für  die  Sprachwissenschaft  belanglose  Spielerei ! 

Der  entgegengesetzte  w'eg  der  naturwissenschaftlichen  lautbetrachtnng,  der 
physikalische,  geht  von  der  natur  des  vernommenen  lautes  aus  und  gipfelt  in  der 
akustischen  analyse.  ,,Hier  stellte  dieselbe  Schwierigkeit,  die  bei  der  lautphysio- 
logie im  objektiven  liegt  (in  der  unbegrenztheit  der  individuellen  lautgestaltung). 
im  subjektiven  sich  wieder  ein  :  sie  beruht  in  der  Unbestimmtheit  der  individuellen 
lautapperzeption,  in  der  letztlichen  Unmöglichkeit  einer  absoluten  lautfixirung  für 
alle  fälle". 

Dieser  unterschied  in  den  Schwierigkeiten  der  physiologischen  und  der 
akustischen  methode  ist  entschieden  falsch.  Vielmehr  liegt  bei  beiden  eine  ob- 
jektive' (die  mannigfaltigkeit ,  ja  Unendlichkeit  der  artikulirten  laute)  und  eine 
sul)jektive  Schwierigkeit  vor,  welch  letztere  ebenso  gut  in  der  mangelhaften  be- 
obachtung  des  auges,  wie  in  der  des  obres  beruhen  kann,  und  in  beiden  fällen 
können  die  fehler  der  perzeption  durch  fehler  der  apperzeption  vergrösseit  werden; 
wozu  fieilich  bei  akustischen  Wahrnehmungen  die  gefahr  noch  grösser  sein  mag 
als  bei  optischen.  Am  schlimmsten  steht  es  in  dieser  hinsieht  mit  der  beoh-- 
achtung  des  muskelgefühls,  die  ja  bei  der  lautphysiologie  eine  grosse  rolle  spielt. 
—  B.s  bemerkungen  (p.  lO  f.)  über  die  ..höhe  und  tiefe  der  vokale"  sind  recht 
unbedeutend.  Er  scheidet  nicht  einmal  zwischen  dem  eigenton  des  geflüsterten 
vokals  und  der  klangfarbe  des  gesprochenen,  sondern  wirft  beides  durcheinander. 
Richtig  i.st  dagegen  der  hinweis  auf  die  Wichtigkeit  der  klangfarbe  für  den  vokal ; 
sie  ist  sein  Charakteristikum  —  vmd  das  ist  nicht  wunderbar .  wenn  wir  mit  B. 
uns  vergegenwärtigen .  dass  wohl  die  klangfarbe  irgend  eines  einmal  gehörten 
Instrumentes  uns  im  gedächtnis  bleibt,  nicht  aber  die  absolute  tonhöhe  des  ver- 
nommenen tones.     Dagegen   ist  z.  b.  für  den  musikalischen  ton  die  tonhöhe.  nicht 


•   Allerdings  !  deshalb  war  es  sehr  gut,    dass  die  lautphysiologie    ihre  auf- 
gäbe nicht  so  ernst  genommen  hat. 

Phonetische  Studien.    VI.  13 


194  Rezensionen. 

aber  die  klangfoibe  oder  die  intensität,  das  in  erster  linie  massgebende.  Unsere 
qualitative  Schätzung  des  tones  (d.  h.  beurteilung  seiner  klangfarhe)  berulit,  wie 
allgemein  bekannt,  auf  der  nicht  zur  besonderen  appcrzeption  gelangenden  Wirkung 
<ler  einzelnen  mit  dem  grundton  gleichzeitigen  teiltöne;  eine  eigentümlichkeit 
dieser  qualitativen  Schätzung  ist  es  nun  (p.  14),  ,,dass  ihr  im  Verhältnisse  zum 
Objekte  eine  teiidenz  innewohnt,  die  auf  ein  bestimmtes  moment  der  ])hysiologisch 
möglichen  Unterscheidung,  auf  ein  bestimmtes  differenzmoment  gerichtet  ist", 
nämlich  auf  das  mittel  zwischen  den  möglichen  extremen  der  quantitativen  Unter- 
scheidung. Kben  durch  diese  tendenzabweichungen  gelangen  wir  zum  aufstellen 
von  qualitativen  skalen.  durch  welche  wir  willkürlich  die  kontinuität  der  existi- 
renden  oder  doch  die  der  möglichen  laute  schematisiren.  Diese  ,.hei-ausl)ildung 
des  Schematismus  der  qualitativen  momente"  nennt  B.  p.  18  den  ausgangsptmkt 
seiner  metluidc.  L~)er  gedanke  ist  an  und  für  sich  richtig  und  fruchtbar  —  ob  er 
aber  Ijei  13.  fruchtbar  sein  wird,  bleibt  noch  abzuwarten.  Mich  überkommt  ein 
leises  giauen,  wenn  B.  versichert,  dass  nur  auf  diese  weise  ,,den  zwiespältigen 
äquivoken  der  lautgebung.  die  zwischen  tönung  und  verschlusslaut  in  der  mitte 
liegen  ( !  ?)  und  daher  (!)  die  besonderen  Streitobjekte  der  phonetik  geworden 
sind:  aspiration.  anusvära,  mouillirung  (!),'  arabisch  ain,  digamma  (!),  systematisch 
beizukommen  sein  wird.  Ich  glaube  auch  ohne  B.s  forschungen  über  diese  Streit- 
objekte so  ziemlich  im  klaren  zu  sein.  Und  doch  sagt  B..  dass  in  dieser  rich- 
tung  .,nur  zufällige  ausätze"  vorliegen,  die  er  zu  wüidigen  wissen  wird  ,  ..ohne 
die  blind  tappende  einseitigkeit  der  von  erkenntnis-  und  physikalischer  theorie 
unberührten  laut-  und  sprachmeister,  deren  ansetzungen  nicht  blos  theoretisch  auf 
abwege,  sondein  auch  praktisch  auf  irrwege  führen"  (!).  —  Danach  dürfen  wir 
ja  auf  B.'s  lautsystem  recht  neugierig  sein,  zumal  er  uns  verspricht,  keine  laute 
oder  lautgruppen  aus  dem  „natürlichen  system"  ,, herauszuwerfen"  (cf.  unten  die 
bemerkung  über  die  nasalvokale),  und  behauptet,  dass  der  konsonantismus  nur  in 
graduellem,  nicht  in  generellem,  gegensatz  gegen  den  vokalismus  stehe.  -Diese 
bemerkung  gibt  dem  Verfasser  zu  einem  exkuis  veranlassung,  den  ich  zitiren  muss, 
weil  er  die  gradezu  verblüffende  kenntnis  (hictis  a  non  lucendo)  desselben  in 
phonetischen  dingen  klarer  zeigt ,  als  man  nach  seinen  ,, erkenntnistheoretischen" 
bemerkungen  vermuten  sollte.  Da  heisst  es  (p.  45):  „Die  vorgebliche 'kehlkopf- 
probe' ist  keineswegs  angethan,  einen  absoluten  genetischen  gegensatz  zwischen 
tenuis  und  spirans  einerseits  und  'tönender  media'  (nebst  weichem  s,  sog.  engl. 
z  und  v)  zu  begründen.  Denn  es  konnvit  meinen  benliachtungen  nach  nur  auf 
die  geringere  oder  grössere  weite  der  mundötfnung  an ,  um  das  charakteristische 
vibriren  des  kehlkopfs  (beim  tönen  der  Stimmbänder)  vermöge  grösserer  oder 
geringerer  resonanzbildung  zu  erhöhen  oder  zu  vermindern.  Tenuis  und  harte 
spirans  bei  geringer  ötfnung  wirken  dann  tönender  (! !) ,  als  media  und  weiche 
spirans  bei  weiter.  Nur  setzt  sich  das  plus  von  potentieller  energie  in  hervor- 
bringung des  explosivlauts  eben  von  natur  in  grössere  mundöffnung  um  (!  was 
heisst  das?).  Wo  dies  aber  auch  bei  der  media  etc.  oder  überhaupt  der  fall  i.st, 
wie  in  roher  au.ssprache  (!  w-as  ist  für  den  phonetiker  ,, rohe  ausspräche"?),  dann 
treten  jene  äquivoken  des  konsonantismus  ein,  wie  sie  uns  in  der  Schreibung  (!) 
z.  b.  der  negersprachen  deutlich  genug  werden  können.  Ich  halte  überhaupt  das 
wiederaufbringen  des  alten  schlaebaumes    zwischen   'stimmhaft'  und  'stimmlos'  in 


Rudolf  Lenz.  195 

ilieseni  jalirluindeit  .  .  .  eine  imglückMiclie  nacluvirUung  der  alten  'inuta',  der  man 
sich  doch  endlich  entschlagen  sollte  (! ! !) ,  iiher  die  aber  gleicliwohl  bereits  eine 
iinermessliche  litteratur  angewaclisen  ist  —  für  keineswegs  geeignet,  die  anscliau- 
iingen  über  die  elemente  der  lautwissenschaft  zu  klären  ....  Es  gibt  nur  nielisclie 
(U-ehlkoi)f-)  und  rein  spiratoriscbe  (fliister-)  artikulation,  sonst  niclits.  Stimmlosig- 
keit  in  den  lauten  ist  wie  liclitlosigkeit  in  den  färben  (absolutes  schwarz;  ein 
nonsens  .  .  .   ." 

Ich  glaube,  ein  nonsens  sind  nur  die  behauptungen  B.s,  sie  bedürfen  einer 
Widerlegung  nicht.  Es  fehlt  dem  verf.  offenbar  an  dem  allerelementarsten  Ver- 
ständnis des  Stimmtones,  sonst  wäre  der  schlechte  witz,  den  er  uns  einige  Zeilen 
weiter  bietet,  nämlich  dass  er  sich  unter  Flodströms  Jaut\o%tm  augenblick"  im 
„verschluss/flM/"  nichts  anderes  vorstellen  könne  als  —  stottern,  wohl  unterblieben. 
AVer  die  tönung  (d.  h.  stimmton)  in  der  artikulation  mit  der  beleuchtung  bei  der 
färbe  vergleichen  kann ,  mit  dem  ist  nicht  zu  rechten.  Und  was  ist  es  anderes 
als  die  von  B.  so  viel  verspottete  mystik,  wenn  er  uns  von  seiner  lautsystematik 
einen  Vorgeschmack  gibt  mit  den  worten:  „die  qualitativen  momente  der  artiku- 
lationsreihe  sind  ebenso  einschneidend  als  ausgangspunkte  der  konsonii'ung ,  als 
ausschlaggebend  für  die  normirung  fester  vokalstufen"  (p.  17).  „Sie  verdichten 
sich  im  extrem  zu  Spiranten  und  erstarren  endlich  zu  explosiven"  (p.  46)?  Was 
heisst  es  ferner,  „dass  der  sonantische  gi'undlaut  alles  vermittelt"  in  bezug  auf 
die  tonhöhe  der  konsonanten :  i  für  das  dentale,  u  für  das  labiale,  a  für  das  velare 
gebiet  im  allgemeinsten  gesprochen  (p.  46)?  Mir  ist  leider  der  sonantische  grund- 
laut eines  /,  t,  k,  s,  f  etc.  noch  unbekannt. 

So  wenig  vertrauen  wir  nach  diesen  bemerkungen  zu  der  zukünftigen  laut- 
systematik B.s  haben  können ,  so  scheint  mir  doch  einer  seiner  grundgedanken 
richtig  —  wenn  anders  er  so  gemeint  w-ar,  wie  ich  ihn  auslege  ,  was  ich  nicht 
behaupten  mag.  Ich  meine  die  tendenz  unseres  apperzeptionsvermögens,  die  mannich- 
faltigkeit  der  gehörten  (perzipirten)  laute  durch  gruppirung  um  eine  relativ  geringe 
anzahl  von  lautzentren  zu  schematisiren ,  wie  es  offenbar  in  den  gewöhnlichen 
buchstabenschriften  überall  der  fall  ist.  Dabei  ist  von  grösster  Wichtigkeit,  dass 
die  grenzen  dieser  lautzentren  bei  den  einzelnen  sprachen  und  dialekten  durchaus 
verschieden  laufen.  Eben  hierdurch  entstehen  zahlreiche  Schwierigkeiten  beim 
eilernen  fremder  sprachen.  Einige  beispiele  aus  der  praxis  mögen  dies  erläutern. 
Das  spanische  hat  —  ausser  dem  z,  c  (p),  das  hier  in  Amerika  nicht  gebraucht 
wird  —  keinen  laut,  der  dem  phonetisch  naiven  deutschen  fremdartig  vorkäme, 
in  dem  dieser  zunächst  //,  n,  ch  durch  Ij,  nj,  tsch  (statt  t,  ix,  c)  \viedergibt.  Die 
spanischen  vokale  wird  der  deutsche  wohl  auch  alle  zu  den  richtigen,  entsprechen- 
den Zentren  schlagen ,  aber  der  Spanier  thut  nicht  das  gleiche  mit  den  deutschen 
vokalen ;  er  schreibt  vorgesprochenes  iind  ohne  zweifei  ont,  wenn  nicht  oiitc,  uml 
statt  bis  entweder  bes  oder  ves.  Alan  kann  dem  Spanier  zehnmal  frz.  habit  (abi) 
vorsprechen,  und  er  wiederholt  ebenso  oft  avis  (ati  oder  avi),  b  imd  b  sind  für 
ihn  derselbe  laut  ebenso  wie  für  den  norddeutschen  /CH  und  aCH  ((-x)  dasselbe 
bedeuten,  je  nach  dem  vorhergehenden  (für  den  Chilenen  je  nach  dem  folgenden) 
vokal.  Der  Chilene  spricht  aji  vor:  agi ,  der  deutsche  wiederholt  es  axi ;  der 
Chilene  spricht    hija  :  ixa ,    der  deutsche  wiederholt  ica.     l'"iz.  jamais  würde  der 


196  Rezensionen. 

des  frz.  unkundige  tieutsche  schreiben  :  schatnäh,  der  cliiiene  aber  rame  oder  chame\ 
ein  Peruaner  fragte  mich  einmal,  was  das  deutsche  wörtchen  hpt^  vor  eigennamen 
bedeute  —  erst  ein  Ijeispiel  brachte  mich  darauf,  dass  er  ^von"-  meinte.  Wie 
«lern  Spanier  die  eigenart  des  verschlusses  bei  h  t  (v)  entgeht,  so  hält  der  deutsche. 
ohne  auf  den  stinimton  zu  acliten,  dies  =  diese  ohne  end-^  (dls,  dizi),  so  spricht 
<ler  araukaner  den  bilabialen  reibelaut  bald  mit,  bald  ohne  stinimton,  ohne  des- 
halb an  eine  verschiedene  bedeutungsmöglichkeit  zu  denken.  —  Jeder  sprachen- 
kinidige  kann  die  beispiele  für  die  Verschiedenheiten  der  lautgrenzen  leicht  ins 
endlose  vermehren.  Ihre  richtige  erkenntnis  ist  von  allergrösstem  werte  für  die 
beurteilung  von  lautübergängen  in  der  entwicklung  einer  spräche  einerseits  und 
für  den  praktischen  Unterricht  in  der  ausspräche  andrerseits.  Der  lautsystematiker 
luuss  aber  grade  im  gegensatz  zu  diesen  subjektiven  lautzentren  die  objektiven 
lautzentien  heraussuchen ;  für  ihn  muss  es  gleichgiltig  sein ,  ob  der  deutsche  im 
auslaut  geschriebenes  b  d  g  für  denselben  laut  hält  wie  im  inlaut,  oder  nicht,  er 
imiss  auf  alle  fälle  Vorhandensein  oder  abwesenheit  des  stinmitons  als  charakteri- 
stisches differenzmoment  festhalten ;  ja  er  muss  sogar  akustisch  kaum  bemerkbare 
Verschiedenheiten  der  artikulation  (z.  b.  dorsales  und  apikales  s  s  d  t  n  etc.) 
piinzipiell  unterscheiden ,  wenn  diese  Scheidung  auch  in  keiner  spräche  als  sinn- 
differenzirendes  lautmoment  anerkannt  wäre.  Ebenso  ist  es  ganz  selbstverständlicii. 
dass  die  nasalen  und  die  oralen  vokale  prinzipiell  systematisch  zu  scheiden  sind. 
B.  scheint  allerdings  ebenso  wenig  echte  nasalvokale  aussprechen  zu  können,  wie 
er  stiminhafte  und  stimmlose  laute  zu  unterscheiden  fähig  sein  mag.  Ich  habe  in 
der  phonetischen  fachlitteratur  selten  etwas  traurigeres  gelesen  als  B  s  anmerkung 
über  die  nasalirung  (p.  42):  „Dass  sie  (die  nasalirung)  an  sich,  nicht  als  folge- 
zustand, wozu  auch  die  besonders  durch  anlegen  des  gaumensegels  leicht  ein- 
tretende konsonirung  {»g  u.  a)  gebort,  die  vokalisationsstufen  transponire,  dafür 
ist  gar  kein  grund;  ebensowenig  daher  für  i\'\^  peda>ilische  gepßogenheit  Atv  neuesten 
phonetiker,  diese  iiiiart  besonders  zu  klassifiziren  als  'das  systeni  der  genäselten 
vokale'"  (!).  Wollte  gott,  B.  hätte  seinen  Trautmann,  über  den  er  sich  mit  einem 
ausrufungszeichen  lustig  zu  machen  wagt,  ein  weniges  nur  studirt,  dann  wäre  ihm 
vielleicht  ein  licht  aufgegangen  über  den  wert  und  die  gründe  der  besonderen 
ansetzung  von  nasalvokalen.  Er  hätte  dann  vielleicht  auch  gelernt,  zu  unter- 
scheiden zwischen  dein  leichten  eintreten  der  ausspräche  avg  (d.  h.  05»)  statt  ä  bei 
einem  deutschen  oder  engländer,  der  schlechten  französischen  Unterricht  gehabt 
hat.  und  der  ausspräche  des  franzosen  oder  Portugiesen,  der  ä  unii  ang  nie  ver- 
wechseln wird. 

Die  zitirten  geistreichen  bemerkungen  über  die  pedantischen  phonetiker 
werden  aber  noch  überboten  durch  die  darautYolgende  witzige  (?)  abkanzelung 
der  linguisten :  „In  der  idg.  Sprachforschung  ist  gegenwärtig  die  nasalirung  (nasal- 
intigirung)  eine  art  Wünschelrute  geworden,  mit  der  man  die  verzwicktesten  laut- 
übergänge  hervorlocken  zu  können  meint;  nicht  bedenkend,  dass  man  dadurch 
den  ehrwürdigen  uivätern ,  gleichgültig  wann  und  wo,  eine  chronische  7-acken- 
affcktion  imputirt .  die  sporadisch  aber  länger  grassirt  haben  muss .  als  voraus- 
sichtlich ^nasalis  sojians'  in  der  Ursprachenforschung.  Denn  in  der  nasalirung  ein 
artikulationsmittel   und  somit  ein  glottogonisches  nioment    zu    sehen  ,  werden   uns 


Rudolf  Lknz.  197 

ihre  liebhaber  wohl  nicht  einreden  wollen'".  —  Sapieiil!  sal I  Der  autor  dieser 
Worte  will  die  phonetik  und  lingiiistik  reforniiren  !  — 

Im  zweiten  hauptteil  seiner  abhandlung  spricht  H.  vom  Inutwandel 
(p.  lQ._3i).  Auch  hier  finden  wir  neben  manchen  guten  gedanken  (z.  b.  über 
lautgesetze,  analogie  u.  dergl.)  ganz  verfehlte  neuerungen  und  eine  oft  im  gründe 
gegenstandslose  polemik.  Die  verquickung  der  lauttheorie  mit  der  musik  führt 
den  autor  wieder  auf  abwege ;  so  wenn  er  von  dem  richtigen  gruniisatze  aus- 
gehend ,  dass  das  treibende  moment  in  der  musik  in  zahlenniässig  ausdrückbaren 
Verhältnissen  liegt  (der  akkord  mit  komplizirtem  schwingungszahlenverhäitnis  ist 
unruhig  und  weist  auf  eine  auflüsung  mit  einfachen  Zahlenverhältnissen  hin),  als- 
dann mit  einem  trugschluss  fortfährt:  „Diese  eigentümlichkeit,  die  «/«?  klingenden 
ton  alsbald  zu  einem  neuen  ton  forttreibt  .  .  .  teilt  auch  der  artikulirte  laut  mit 
dem  melischen".  Ein  einzelner  ton  wird  durchaus  nicht  zu  einem  folgenden,  zu 
einer  auflösung,  fortgetrieben ,  sondern  nur  ein  akkord ,  und  etwa  das  ^vort  mit 
dem  a/i;^ö;-</ zu  vergleichen,  scheint  mir  nicht  möglich  oder  doch  zwecklos.  Also 
mit  der  „grossen  mechanischen  grundwahrheit"  :  „allgemeine  anziehung,  propoi- 
tional  der  dynamischen  thatsache,  umgekehrt  proportional  der  statischen  thatsache" 
dürfte  in  der  praxis  ebenso  wenig  anzufangen  sein,  wie  mit  der  organischen  grund- 
wahrheit, dem  „gesetz  des  geforderten  wechseis",  mit  dem  „prinzipiellen  ausgleich 
in  den  qualitativen  elementen"  als  norm.  B.  w'ill  mit  diesen  gesetzen  alle  laut- 
erscheinungen  erklären  können  —  ich  fürchte,  er  wird  nur  statt  einiger  alten 
Schlagworte  einige  neue  in  die  weit  setzen  —  nicht  zum  heile  unserer  positiven 
kenntnis  und  erkenntnis. 

Dagegen  ist  zweifellos  lichtig.  wenn  B.  (p.  23  f.)  behauptet,  das  wort 
„lautgesetz"  werde  meist  falsch  angewendet.  Die  historischen  lautentwicklungen 
sind  einfache  thatsachen,  und  sie  sind  keine  lautgesetze,  sondern  sie  gehorchen 
lautgesetzen.  Diese  sind  etwas  viel  höheres,  und  wirkliche  h\\.\\.gesetze  sind  noch 
verhältnismässig  wenige  bekannt,  l'm  es  an  einem  beispiel  klar  zu  machen  (was 
B.  leider  fast  nie  thut) :  man  kann  sagen :  es  ist  ein  lautgesetzlicher  wandcl,  (bss 
k  vor  vorderen  (palatalen)  vokalen  sich  im  ital.  zu  c  verändert,  aber  dieser  wandel 
ist  kein  lautgesetz  selbst ;  das  lautgesetz,  dem  er  gehorcht,  müsste  etwa  lauten : 
„hat  eine  spräche  die  tendenz,  *  die  artikulationsstelle  und  -art  von  konsonanten 
an  folgende  vokale  anzugleichen,  so  entwickelt  sich  k  vor  vokalen  mit  vorderer 
Zungenhebung  entweder  auf  dem  wege  von  >&>  ^>  ^>>  f  >  r>>  .f  .  .  .  odw 
^>  ^  >  S>  f  > /.f  >  j"  .  .  '"  Die  Schwierigkeit  liegt  vor  allem  darin,  die  be- 
dingungen  herauszufinden,  welche  die  Wirksamkeit  eines  solchen  lautgesetzes  ver- 
anlassen oder  hemmen  oder  modifiziren.  Die  erkenntnis  von  lautgesetzen  (in 
unserem  .sinne  des  Wortes)  ist  bisher  noch  sehr  dürftig,  aber  grade  deshalb  um 
so  mehr  eistrebenswert ;  erst  wenn  wir  eine  genügende  anzahl  von  lautgesetzen 
mit  ihren  spezialbedingungen  und  ihren  physiologischen  erklärungen  erkannt  haben 
werden,    erst    dann    werden    uns    die  lauterscheinungen    ganzer   s|)rachgrnppen  in 


*  Worin  diese  tendenz  bestellt,  wissen  wir  noch  nicht ;  wir  erschliessen 
sie  vorläufig  aus  ihren  Wirkungen ;  aber  man  wird  wohl  einmal  dahinter  kommen, 
was  die  eigentliche  treibende  kraft  ist. 

2  Vgl.  Kuhns  Zs.  XXXIX  p,  26  IV.,  p.  40  H'. 


198  Rezensionen. 

einem  höheien  lichte  erscheinen  als  ^spezialisirungen  von  allgemeinerem",  als 
, Projektionen  von  höherem",  wie  Schuchardt  sich  ausdrückt,'  —  als  anwendung 
eines  lautgesetzes. 

Dass  der  akzent  in  vielen  fallen  (abei-  wohl  nicht  in  allen)  das  treibende 
agens  der  lautwandlungen  ist  „als  eigentliches  lebensprinzip  der  spräche",  „zu- 
gleich ihr  destruktives  wie  ihr  konstruktives  dement"  (B.  p.  27),  ist  schon 
lange  klar,  aber  es  wird  noch  lange  dauern,  bis  da.«  wesen  aller  arten  von 
,akzenten"  und  „akzentuationen"  nicht  nur  den  lautphysiologen  klar  (dazu  sind 
wir,  dank  vor  allem  den  schwedischen  forschem,  die  für  diese  Untersuchung 
])rädestinirt  scheinen,  auf  dem  besten  wege).  sondern  auch  allen  linguisten  bekannt 
ist.  Vorläufig  ist  „akzent"  für  die  meisten  noch  ein  bequemes  aber  leeres  Schlag- 
wort. Auch  darin  hat  B.  recht,  dass  er  sagt  (p.  28):  man  darf  die  „analogie- 
biklung"  nicht  mit  den  lautgesetzen  in  eine  kategorie  bringen.  Die  analogie  ist 
vielmehr  eine  die  Wirkung  der  Lautgesetze  (nicht  die  lautgesetze  selbst)  störende 
tendenz,  ebenso  wie  die  bedeutungsklarheit  eine  solche  und  oft  die  Ursache  der 
analogiebildung  ist. 

Der  letzte  teil  der  abhandlung,  über  wort-  und  neubildung,  beschäftigt 
sich  luit  den  letzten  fragen  der  Sprachwissenschaft,  mit  der  entstehung  und  dem 
\vachstum  der  Worte,  als  deren  agentia  B.  dies  ich  die  wage  haltenden  bestrebungen 
nach  Verdeutlichung  (diflerenzirung)  und  nach  einheit  in  der  bezeichnung  (aus- 
gleichung)  ansetzt.  Dieses  kapitel  gehört  strenggenommen  nicht  in  die  phonetik, 
ondern  nach  B.s  terminologie  in  die  „poetik".  Ein  abschliessendes  urteil  über 
den  nur  angedeuteten  gedankengang  dieses  teiles  habe  ich  mir  nicht  bilden  können. 
Wenn  ich  ein  solches  über  die  beiden  ersten  teile  abgeben  sollte,  so  würde  es 
etwa  folgendes  sein.  Ich  zweifle  nicht  daran,  dass  B.  ein  eigenartig  denkender 
köpf  ist,  aber  er  ist  entschieden  zu  sehr  philosoph,  um  ein  guter  phonetiker 
sein  zu  können.  Seine  terminologie  ist  alles  andere,  nur  nicht  streng  physikalisch, 
wie  sie  nach  seiner  eigenen  forderung  (p.  28)  sein  sollte.  Kr  gefällt  sich  offen- 
bar in  abstrakten  philosophischen  terminis,  auch  da,  wo  sie  durchaus  entbehrlich 
und  im  interesse  der  klarheit  durch  recht  konkiete  physiologische  oder  physika- 
lische zu  ersetzen  wären.  Er  hat  die  souveräne  Verachtung  so  mancher  philo- 
sophen  gegen  die  exakten  naturvvissenschaftler  (zu  diesen  rechne  ich  die  phonetiker;, 
die,  nach  seiner  meinung,  nicht  genug  erkenntnistheorie  studirt  haben.  Aber  was 
nützt  die  schönste  erkenntnis/Z^^t^^/i?,  wo  die  erkenntnis  selbst,  wo  die  einfachen 
positiven  realen  kenntnisse  fehlen?  Hüte  ein  gütiges  Schicksal  die  phonetik  davor, 
zum  gegenständ  iihilosophischer  Spekulation  zu  werden  ,  so  lange  nicht  alle  ihre 
einzelheiten  durch  objektive  ruhige  beobachtung  in  ihrem  wesen  und  in  ihren 
veihältnissen  klar  erkannt  sind  —  und  daran  fehlt  leider  noch  viel.  Ehe  B.  an 
die  Veröffentlichung  seiner  grossen  werke  geht,  die  zweifellos  manches  interessante 
bieten  werden ,  möge  er  sich  mit  den  dementen  der  phonetik  gründlich  vertraut 
machen  und  an  l)üchern  wie  denen  von  Trautmann  und  Vietor  eine  klare  leicht- 
verständliche ausdrucksweise  lernen  (sie  braucht  ja  freilich  nicht  puristisch  deutsch 
zu  sein),  die  allein  einer  klaren  erkeimtnis  naturwissenschaftlicher  beobachtungen  und 
thatsachen    entspricht;    möge  er  sich   befleissigtMi ,    einen    klaren    einfachen  Stil  zu 

•    Litt.hlatt  für  gcrm.  u.  rom.  philol.    1892  p.   244. 


JOH.  Stürm.  199 

schreiben,  tinniit  ninn  niclit  gar  zu  oft  seine  verzwickten  Satzgefüge  zwei- .  drei- 
mal zu  lesen  braucht,  um  am  ende  zu  erkennen,  dass  der  autor  nur  eine  ahe 
bekannte  erscheinung  mit  zentnerscliwereii  (aber  nicht  immer  gedankenscliweren) 
ausdrücken  dunkel  angedeutet  hat.  Die  phoiietik  ist  vorläufig  noch  —  gott  sei 
dank  —  der  realistischste  zweig  der  Sprachwissenschaft ;  möge  sie  es  bleiben  unrl 
den  anderen  zweigen  zum  vorbild  dienen,  statt  sicii  von  dem  sophistischen  theo- 
retisiren  anstecken  zu  lassen,  das,  wie  B.  richtig  erkennt,  der  sprachpaläontologie, 
der  forschung  nach  dem  Ursprung  der  spräche,  so  sehr  gescliadet  hat. 

Santiago  de  Ol ih-,  casiila  844.   24.  sept.  1892.  KCDOM'   LknZ. 


Kritischer  yakresbericht  über  die  fortschritle  der  romanischen  philologie.  Unter 
mitwirkung  von  hundertfünfzehn  fachgenossen  herausgegeben  von  KARL  \'OLL- 
.MöLLER  und  Richard  Otto.  Mitredigirt  von  G.  Baist,  C.  Salvtoni.  W. 
ScHEFKLER,  E.  SEELMANN.  1.  Jahrgang —  iSgo.  l.heft.  München  und  Leipzig, 
K.   Oldenbourg,   1892. ' 

Wir  begrüssen  mit  freude  xlieses  neue  unterneiimen,  das  sicher  meiir  als 
jedes  andere  dazu  beitragen  wird,  die  romanisten  aller  länder  von  den  neuesten 
erzeugnissen  der  Wissenschaft  gleich  in  kenntnis  zu  setzen.  Über  entstehen  und 
zweck  der  Zeitschrift  gibt  der  auf  dem  umschlage  mitgeteilte  prospektus  genaue 
iuiskunft;  es  heisst  daiin  u.  a. :  .,Dem  programme  gemäss  belehrt  der  Ä'öwawwf/^if 
Jahresbericht  in  kuizer  und  klarei"  darstellung  über  die  gesamten  leisiungen  nnd 
fortschritte  auf  Aem  githi^iitt  der  romanischen  philologie,  ihrer  hilfsivissenschaften  mM\ 
ihrer  Verwendung  im  Unterricht  der  hoch-  inid mittelschtdett."  Auch  iür  den  phone- 
tiker  wird  sich  hier  manches  bedeutsame  linden.  Wir  können  hier  nur  auf  den 
teil,  welcher  zu  der  phonetik  in  näherer  oder  fernerer  beziehung  steht,  etwas 
genauer  eingehen.  Das  l.  heft  wird  geiade  durch  einen  artikel  über  phonetik 
von  E.  Seelmann  eröffnet.  Dieser  gelehrte  hat  in  seiner  bekannten  arbeit  Aits- 
sprache  des  latein,  Heilhronn  1885,  in  vielen  stücken  phonetische  begabung  an  den 
tag  gelegt ;  ei"  kann  jedoch  kaum  als  massgebende  autorität  angesehen  werden ; 
dazu  fehlt  es  ihm  zu  sehr  an  phonetischer  Schulung  und  umfassender  kenntnis  der 
laute  lebender  sprachen  und  dialekte;  er  wandelt  seine  eigenen  wege,  ..völlig  un- 
abhängig von  den  gebräuchlichen  lehrbüchern".  wie  er  selbst  sagt,  Vorwort  XI; 
doch  muss  ich  mit  anerkennung  erwähnen,  dass  er  gerade  meine  EPh^  lleissig 
benutzt  und  berücksichtigt  hat.  Infolge  dieser  eigentündichen  art  selb.ständigkeit 
ist  er  auf  mehrere  phonetischen  Wunderlichkeiten  verfallen,  die  dem  erfahreneu 
l)honetiker  und  sjjrachforscher  nicht  anders  als  sehr  problematisch  erscheinen 
können;  und  der  anspruchsvolle  ton  trägt  nicht  dazu  hei.  diesen  eindruck  abzu- 
schwächen.    Seinen  hau|jtwert   hat   das   buch  als  niaterialiensaniniUnig.    als  solche 

•  Abkürzungen:  liPh^    =  Joh.   Storm  ,  Englische  philologie    1.   aull.   lleil- 
bronn    1881.     EPh-  ^^  Joh..  Storni,  Englische  philologie  2.   umgearb.  aufl.   I.  ab 
teilung:  phonetik  und  ausspraciie.     Leipzig,  Keisland   (november)    1892. 


2  00  Rezensionen. 

ist  es  für  den  roinaiiisteii  eine  wahre  fuiuigruhe.  '  —  Auch  im  gegenwäitigeii 
artikel  gibt  Seelinann  beweise  seiner  begabung  und  gelehrsamkeit ,  namentlich 
einer  bedeutenden  belesenheit  sowohl  im  lateinischen  als  im  romanischen.  Al)er 
er  zeigt  auch  andere  eigenschaften ,  die  zweifei  aufkommen  lassen,  ob  er  der 
rechte  mann  dazu  ist,  sich  als  phonetiker  auf  den  richtersitz  zu  setzen.  Es  fehlt 
ihm  nicht  nur  an  kompetenz,  sondern  auch  an  der  objektiven  lulie,  die  sich  dem 
kritischen  berichterstatter  geziemt.  Er  weiss  das  rechte  mass  nicht  zu  beobachten. 
Für  einige  mitforscher  kann  er  nicht  genug  'lobende ,  für  andere  nicht  genug 
geringschätzige  ausdrücke  finden.  Die  art,  wie  er  mit  der  einen  band  sich  selbst 
und  sinnesverwandten  lob  erteilt,  mit  der  anderen  über  andersdenkende  die  geissei 
der  Züchtigung  schwingt ,  macht  einen  höciist  eigentümlichen  eindruck.  Am 
schlimmsten  ergeht  es  denjenigen,  die  ihren  Seelmann  nicht  gehörig  gelesen  haben. 
Trotz  dieser  Verstösse  gegen  den  guten  ton  verkenne  ich  nicht ,  dass  Seelmanns 
arbeit  viel   gutes  enthält. 

Der  artikel  fängt  an  mit  einer  Übersicht  „Zur  orkntirimg'^ ,  wo  Seelmann 
mit  recht  die  grosse  bedeutung  der  phonetik  für  die  Sprachwissenschaft  hervor- 
hebt. Er  sagt  sehr  richtig,  dass  in  der  förderung  der  phonetischen  Wissenschaft 
gerade  die  romanisten  gegen  die  germanisten  und  anglisten  zurückstehen.  „Für 
die  phonetik  der  einzelnen  romanischen  landessprachen  ist  wenig  geschehen.  Eine 
wissenschaftliche  darstellung  der  ausspräche  des  italienischen  fehlt  ganz.  Für  das 
portugiesische  sind  die  arbeiten  von  SVVEET,  L.  BONAPARTE  und  VlANNA  nicht 
ausreichend".  Diesem  überlegenen  urteil  fehlt  jede  t)egründung.  SWEETS  und 
VlANNAS  arbeiten  über  das  portugiesische  sind  das  beste,  was  wir  haben  und 
ragen  über  vorhergehende  leistungen  hoch  empor;  man  kann  sagen,  dass  uns  durch 
diese  neuen  scharfen  analysen  über  die  natur  der  poitugiesischen  laute  ein  neues 
licht  aufgegangen  ist;  freilich  aber  muss  die  terminologie  Sweets  in  die  gewöhn- 
liche phonetische  übersetzt  werden,  um  allgemein  verständlich  zu  weiden.  Die 
einzige  sichere  faktische  grundlage  der  sprachgeschichtlichen  forschung  ist  die 
scharfe  sowohl  akustische  als  artikulatorische    bestimmung  der  laute  der  lebenden 


^  Vgl.  u.  a.  das  sachkundige  urteil  von  O.  A.  DANIELSSO.N'  in  iVordisk 
revy  II  299  ff.  335  ff.,  Upsala  1885,  und  das  ebenso  sachkundige  von  ThuRNEYSE.N 
im  Litleraturblatt  IX  494,  wo  u.  a.  bemerkt  wird:  „Sein  hauptwert  besteht  in 
der  fast  vollständigen  Zusammenstellung  der  grammatiker-zeugnisse  und  in  der 
reichen  Sammlung  inschriftlicher  belege.  Stöiend  wirkt  mehrfach ,  dass  sich  der 
verf.  in  die  problerTie  des  lat.  Iant7va)idels  nicht  sehr  tief  versenkt  hat  und  oft  auf 
Corssens  Standpunkt  stehen  geblieben  ist  —  s.  274  f.  wird  z.  b.  die  Streitfrage  nicht 
einmal  erwähnt,  ob  in  cognosco,  ignottts  etc.  das  g  explosiva  od.  nasal  w^ir  — , 
und  dass  er  auch  über  romanische  Vorkommnisse  hie  und  da  ansichten  vorträgt, 
die  sich  kaum  allgemeiner  Verbreitung  erfreuen  noch  wohl  erfreuen  werden.  Dass 
seine  deutung  der  oft  vieldeutigen  Zeugnisse  fast  notwendiger  weise  eine  subjek- 
tive ist  imd  }?tanche  zweifei  bestehen  lässt,  hat  wenig  zu  sagen ,  da  er  stets  das 
material  vorführt"  etc.  Andere  rezensionen  s.  weiter  unten.  —  Ich  hätte  auch 
selbst  bei  Seelmanns  mit  unleugbarer,  begabung  geschriebenem  buche  manche  be- 
merkung  zu  machen,  aber  hier  ist  nicht  ort  und  zeit  dazu.  Vielleicht  komme  ich 
ein  anderes  mal  darauf  zurück. 


JOH.    StOR.M.  201 

s]ira(.lien  utnl  iliaickte  (vgl.  EJh^.  vorw.  s.  W).  und  es  ist  gerade  in  dieser  l)e- 
ziehung,  dass  die  zwei  genannten  geleluten  e|)Ocliemaciiende  leistungen  geliefert 
haben.  Dazu  kommt  noch,  dass  beide  unabhängig  von  einander  zu  wesentlich 
denselben  lesultaten  gelangt  sind ;  die  tliflerenzen  sind  geringfügig.  Weder  von 
der  Schwierigkeit  noch  von  der  schärfe  und  feinheit  dieser  analysen  scheint  Scel- 
niann  den  rechten  begritT  zu  halien.  Es  bedarf  abei-  einer  Vertrautheit  mit  der 
portug.  spräche,  die  nur  sehr  wenige  besitzen,  um  die  schwierigen  laute  derselben 
in  ihrem  wesen  zu  erkennen.  —  Wenn  Seelmann  es  künftigen  dialektfurscliern 
ans  herz  legt,  dass  es  für  die  historische  erkenntnis  der  sprachenentwickiung  in 
erster  linie  auf  die  erforschung  der  physiologisch-genetischen  seite  der  laute,  des 
artikulationsmechanismus  ankomme,  so  muss  man  hier  gleich  an  den  von  .Seel- 
uiann  so  hoch  gepriesenen  Techmer  denken,  der  nach  ihm  nicht  nur  in  dieser 
bezieluing  unübertroffen  dastand,  sondern  überiiaupt  ..der  eiste  itlionetiker  der  weit 
war,  der  alle  teile  der  phonetik  gleichmässig  beherrschte".  Wenn  wir  nun  Techmeis 
dem  umfange  nach  ziendich  bedeutende  produktion  überblicken  und  fragen:  „In 
welchen  rücksichten  ist  die  Wissenschaft  durch  ihn  vorwärts  gekommen?  durch 
welche  neuen  thatsachen  ist  sie  durch  ihn  bereiciiert  worden  ?"  so  müssen  wir 
Mntworten:  Wenn  wir  aufrichtig  sein  sollen,  so  ist  die  positive  ausbeute  von 
Techmers  arbeit  überraschend  klein.  Wir  haben  bei  genauer  durchprüfung  kaum 
eine  einzige  neue  sichere  analyse  gefunden,  dagegen  mehrere  fälle,  die  er  ivcniger 
richtig  bestimmte,  als  früher  geschehen  war.  .Sein  verdienst  bestand  hauptsäch- 
lich darin,  dass  er  die  durch  andere  schon  gewonnenen  thatsachen  bis  ins  unend- 
liche systematisirte  und  zum  teil  präzisirte.  Was  er  dabei  als  eigene  beobacli- 
tungen  beisteuerte,  ermangelte  in  auflallendem  grade  der  klarheit  und  evidenz;  es 
waren  trotz  der  behaupteten  naturwissenschaftlichen  analyse  mehr  theoretische 
s])ekulationen  als  wirkliche  l)eobachtungen  von  thatsachen.  l'echnier  scheint  trotz 
seines  mehijährigen  aufenthalts  im  auslande  die  fremden  laute  nie  wirklich  be- 
herrscht imd  erkannt  zu  haben. '  Die  praktische  aneignung  der  laute  war  ihm 
mir  eine  „fehlei'<iuelle'".  offenbar  we'il  es  ihm  an  anläge  für  nachahmung  fehlte, 
lir  begnügte  sich  meist  mit  einer  flüchtigen  analyse  der  mundstcllungen  eines  aus- 
länders,  wenn  es  hoch  kam,  mittelst  der  von  ihm  so  hochgepriesenen  stomato- 
skopischen  luethode,  die  in  seinen  bänden  oft  nichts  als  eine  neue  „fehlerquelle" 
wurde.  Kr  legte  auf  die  anatomische  seite  ein  allzu  ausschliessliches  gewicht  und 
vernachlässigte  die  akustische.  Er  scheint  alles  mit  deutschen  obren  geholt  zu 
haben;  vgl.  namentlich  seine  bestimnmng  des  fiz.  akzents.  £/%*  276.  Am  ende 
i  rkennt  auch  Seelmann  sehr  richtig:  „Techmer  war  kein  genie,  das  neue  bahnen 
und  ideen  erschloss".  Dass  mit  ihm,  wie  Seelmann  sagt,  „ein  phänomenales 
talent  für  die  kunst  systeiuatisciier  stolTzei'gliederung  dahin  gegangen  ist",  mag 
wahr  sein:  aber  was  hilft  eine  solche  infinitesimale  Zergliederung,  wenn  die  ein- 
zelnen glieder  selbst  nicht  richtig  bestimmt  sind?  Dass  dies  aber  wirklich  mehr- 
mals der  fall  ist,  glaube  ich  EPh^  nachgewiesen  zu  haben.  Ich  hege  für  Techmer 
als  idealen,  Wahrheitssuchenden  forscher  die  arösste  achtung,  aber  ich  muss  davor 


1  Ich  erfahre  von  hervorragenden  nicht-deutschen  jibonetikern,  die  ihm 
nahe  standen,  dass  seine  ausspräche  ihrer  sprachen,  z.  b.  des  schwedischen  (woraus 
er  selbst  resultate  und  folgerungen   zog),  eine  sehr  fehlerhafte  war. 


20  2  Rezensionen. 

wiirnei).  die  ergebnisse  seiner  rorscluing  zu  übeiscliätzen.  Um  die  phonetische 
forscliung  wiiklich  weiter  zu  bringen,  muss  man  in  Deutsciiland  das  konfuse  und 
unlVucIitbare  technier'sche  tlieoretisiren  aufgeben  und  mehr  praktisch-realistische 
wege  einschlagen,  was  die  theoretische  forschung  ja  nicht  ausschliesst.  Einen 
guten  anfang  dazu  sehe  ich  in  einzeldarstel Ringen  wie  F.  Bkvers  bekannte  arbeiten 
über  frz.   phonetik  und  F.  K.\UI"1'"MANXS   Geschichte  der  schwäbischen  mundai-t.  ^ 

Cianz  mit  Seelmann  überein  stimme  ich  in  der  bedeutung,  die  er  der  ge- 
schichte  der  phonetik  und  den  aibeiten  TechmkRS  auf  diesem  felde  beilegt.  Die 
letzte  aibeit  Techmers,  Beiträge  zur  geschickte  der  französischen  und  engliscJien 
phonetik  mid  phonographie,  unterwirft  S.  einer  eingehenden  prüfung,  worin  er  zeigt, 
dass  Techmers  quellen  für  das  altfranzösische  ungenügend  waren.  Dagegen  sagt 
er:  „Glänzend  gestaltet  sich  die  darstellung  der  phonetischen  französischen  oder 
französisch  geschriebenen  litteratur  der  neuen  und  neuesten  zeit.  Das  ist  der 
TiwYvolle  teil  der  arbeit,  und  mit  Spannung  verfolgt  man,  was  über  männer  wie 
Ballu,  Havel,  Toussaint-Langenscheidt ,  Paul  Passy,  Arsene  Darmesteter,  Kosch- 
witz.  Suchier.  Rousselot,  Horniiig.  Wilmotte  u.  a.  als  phonetiker  gesagt  wird". 
Nach  diesem  anfange  kommt  es  ein  wenig  überraschend,  wenn  Seelmann,  gewiss 
mit  recht,  findet,  dass  Techmers  urteile  über  Bp:YER  und  Passy  ,  die  einzigen, 
die  in  der  neueren  zeit  über  frz.  ]ihonetik  bedeutenderes  geleistet  haben,  herb 
und  einseitig  sind.  Seelmaim  urteilt  also  hierüber  ungefähr  wie  ich  in  EPh^. 
\\x  hebt  ausdrücklich  hervor,  dass  Techmers  sprachgeschichtliches  wissen  sich 
hier  ungenügend  erweist;  er  sagt  sogar:  „Der  mangel  philologischer  Schulung 
i\at  zu  den  gröbsten  Schnitzern  geführt.  Ein  beispiel  I  G.Paris  führt  aus:  T/ est 
ecrite  gn  ou  ng''.  Techmer  beeilt  sich,  in  eckigen  klammern  verständnisinnig 
[!]  beizufügen:  'wie  bereits  im  latein  !'  Aber  der  lat.  laut  war  ein  y  oder  agma, 
wie  in  deutsch  '^finger,  der  altfranz.  das  bekannte  n  nwuillee ,  dessen  wiedergäbe 
durch  h  den  jüngsten  [!]  romanisten  aus  dem  spanischen  geläufig  zu  sein  pflegt. 
Zum  überfluss  findet  sich  bei  G.  Paris  noch  ausdrücklich  die  erklärung:  '>"!.  — 
ji  mouillee'.  Bei  dieser  kritik  ist  nun  verschiedenes  zu  bemerken:  l.  Techmers 
Worte  sind:  ..Er  [Paris]  fährt  fort:  s  tantot  dure,  tantöt  z;  l  .  .  ecrite  il  ou  ill, 
u  .  .  gn  ou  ng  [wie  bereits  im  lat.  104]".  Ein  jeder,  der  dies  ohne  Vorurteil 
liest,  sieht  leicht,  dass  Techmer  bei  Paris  in  diesem  Zusammenhang  nur  die 
mouillirten  /  und  n  hat  verstehen  können ;  er  kann  unmöglich  ij  gemeint  haben, 
das  er  weder  im  alt-  noch  im  neufranzösischen  anerkennt.  2.  S.  154,  worauf 
Techmei-  in  der  angeführten  stelle  verweist,  gibt  er  eine  ausführliche  darlegung 
seiner  ansieht  über  lat.  g  vor  n,  wonach  die  Schreibung  singmwi  andeutet,  dass 
ein  nasales  g  (unser  }j)  gesprochen  wurde;  die  weitere  volkslat.  uml  roman.  ent- 
wickelung  habe  dann  allmählich  bis  zu  dem  neuesten  z'(»;-</t'rzuagenschIusslaut 
im  frz.  sig7ie  geführt.  Techmer  befindet  sich  also  in  naher  Übereinstimmung  mit 
Seelmann  selbst,  welcher  Ausspr.  d.  lat.  269  ausdrücklich  sagt,  dass  lat.  n  adul- 
terinum  mehr  palatal  als  das  deutsche  ij  ist,  „wie  vulgärlateinische  lautübertritte 
und  gewisse  lomanische  übeigänge  lehren".     Vgl.  ebenda  28,t:   „In   ING.VES  Sl.N'C- 


'  Vgl.  Behaghei.S  besprechung  der  letztgenannten  abhandlung,  Litteratw- 
hlatt  XII  .t:  „in  seiner  arbeit  vereinigen  sich  wie  in  einem  brennjiunkte  die  be- 
strebungen  der  beiden  letzten  Jahrzehnte". 


JoH.  Storm.  203 

NIKKK  Steht  N(JN  zum  ausilnitk  des  gnide  iK\ch  1  k-iclit  ilcr  p.iliitalisining  ausge- 
setzten II  —  ij".  Ks  ist  liier  zu  lieineiken ,  dass  ingncs  sciion  in  einer  pom- 
peianischen  inscliiil't  voikomnit.  „CIL.  VI"  bei  Seelin.  soll  „CIL.  IV  heissen. 
Dies  lässt  die  niögliciikeit  iler  nasalen  inouilliiten  ausspräche  (,;j  oder  >|)  bedeutend 
höher  hinaufrücken,  als  man  bisher  gewniinlich  angenommen  hat.  .\ut"  diese  mög- 
lichkeit  hat  Techmer  offenbar  hingespielt.  Ks  war  also  kein  grund  vorhanden, 
gerade  hier  von   „den  gröbsten  Schnitzern"  zu  sprechen. ' 

3.  ]\Ian  kann  jetzt  nicht  ohne  weiteres  vom  „bekannten  ;/  mouil/'c-'  als  von 
einem  einzigen  bestimmten  lautwert  sprechen ,  da  vom  frz.  gn  in  sigiie  mehreie 
verschiedenen  Varietäten  oder  wenigstens  auffassungen  vorliegen,  welche  die  ganze 
strecke  vom  velaniasalen  y  duich  das  postpalatalnasale  »j  bis  an  das  präpaiatale 
n  durchlaufen.  Auch  hat  Seelniann  son.'^t  diese  von  mir  gemachten  Unterscheidungen 
genau  wiedergegeben. 

Unter  ^AUgememe  phonctik''  w'wA  zuerst  PassYS  Changements  phonctiqucs 
erwähnt  und  davon  ein  langes  referat  gegeben.  Seelmann  weiss  l'assys  klare, 
ehrliche  und  anziehende  darstellung  wohl  zu  würdigen.  „Ciute  beobachtungsgabe, 
Unbefangenheit  des  urteils.  ein  hocii  entwickelter  sinn  für  die  bedürfnisse  der 
praxis  .  .  .  Eine  fülle  von  einzclbeobachtungen  aus  dem  bereiche  der  frz.  Um- 
gangs- und  dialektsprache  gibt  dem  werke  für  romanisten  besondern  wert.  Passys 
werk  bildet  eine  neue  und  französische  illustraticn  zu  der  von  s])rachforschern 
noch  nirgends  [?]  gewürdigten  grossen  bedeutung  der  Varietäten  und  parallelismeii 
im  sprachlichen  leben.  Es  wird  .  .  fast  innner  nur  mit  je  einem  lauttypus  ge- 
rechnet .  .  .  Der  nüchterne  beobachtungsblick  .  .  erkennt,  dass  jeder  laut  einen 
lokal,  sozial  und  tempore]!  wechselnden  spiehAmw,  eine  gewisse  breite  zone  der 
richtigkeit  hat".  Daneben  hebt  S.  niehrere  mängel  hervor,  u.  a.  dass  I^issy  auf 
die  forschungen  Techmers  und  Wulffs  zu  wenig  rücksicht  nimmt.  Wie  viele  sind 
aber  im  stände  gewesen,  sich  durch  die  chaotische  produktion  Techmers  hindurch- 
zuarbeiten !  „Auffallend  ist  die  zula.ssung  einer  l)ezeichnung  ''Toyelks  mixtcs  bei 
einem  phonetiker,  der  seine  kunstsprache,  ähnlich  wie  Trautmann,  sorgfältig  sich 
selber  geschaffen  und  von  dem  üblichen  indisch-amerikanischen  [!J  kauderwelsch 
sonst  so  bewundernswert  rein  zu  halten  verstanden  hat".  Bei  diesem  lyrischen 
ausbruch  ül)er  das  bell'sche  Vokalsystem,  das  weder  indisch  noch  amerikanisch 
ist.  ist  es  ahei-  noch  auffallender,  dass  Seelmann  verkannt  hat,  dass  Passy.  wie 
in  vielen  anderen  stücken,  so  auch  in  seiner  tei  niinologie  Sweet  und  der  eng- 
lischen schule  gefolgt  ist,  so  dass  er  gewissermassen  als  ein  Schüler  derselben  zu 
betrachten  ist ;  so  sind  zum  beispiel  *les  voyelles  tendites  et  rclachces'  bekanntlich 
nichts  anders  als  die  sweet'schen  'narrow  and  vvide  vowels';  spu/ßc  —  breath, 
chiiche  =  whisper;  grottpes  de  soufflc  —  breath  groups  etc.  Vcyelles  mixtes  sind 
einfach  die  'mixed   vowels',  welchen   die  Techmerschen   „mittelzungenvokale"   ent- 

'  Der  hauptunterschied  zwischen  beiden  forschem  ist,  da^s  fi  z.  gn  in  sigtic 
von  Techmer  als  gewöhnliches  >j,  von  Seelmann  nach  EPk '  als  y  aufgefasst  und 
bezeichnet  wird.  Zu  Techmer  vgl.  EPk  2  283.  —  Es  ist  aber  gar  nicht  erwiesen, 
das  g  in  Signum  »j  oder  ij  war;  e.s  kann  anfangs  sehr  gut  tj  gewesen  sein;  vgl. 
norweg.  ligne  lhjn!>,  signe  shjns ;  dagegen  dänisch  //<f;w,  fast  lijnj,  vgl.  EFh^  321, 
wo  ich,   genau   genonnnen,   nicht  ^,  sondern  i^  hätte  setzen  sollen. 


2  04  Rezensionen. 

sprechen;  vgl.  EPh"^  \\~.  279-  Auf  diese  und  ähnliche  einzelheiten  legt  jedoch 
Seelinann  am  ende  weniger  gewicht :  schwerer  wiege  es ,  dass  der  eigentliche 
Kernpunkt  der  passy'schen  theorie  falsch  ist.  ^Ihm  zufolge  gehen  sprachliche  Ver- 
änderungen und  dialektbildung  im  wesentlichen  auf  ''faules  de  prcmottciatio7i  tum 
corrigees'  zurück.  Es  werden  also  akustisch-psychologische  momente  als  haupt- 
faktoren  angegeben.  Aber  die  luigleich  häufigeren,  wichtigeren  und  regulären 
momente.  die  ptiysiologischen  und  mechanischen  veränderungsanstösse,  sind  damit 
völlig  verkannt,  nicht  erst  im  zuhm-chenden  jungen  kinde ,  nein,  schon  im  ausge- 
bildeten sprechenden  individuum  selber  vollziehen  sich  die  meisten  sprachlichen 
Veränderungen:  laute  gehen  vornehmlich  in  einander  über,  nicht  weil  sie  ähnlich 
klängen,  sondern  weil  sie  ähnlich  gebildet  werden"!  Auch  Passy  lässt  wohl  im 
gründe  auch  ähnlichkeit  der  artikulation  als  faktor  bei  dem  lautwandel  zu.  Aber 
die  hauptfrage  ist.  ob  sich  der  lautwandel  überhaupt  nur  beim  kinde  oder  beim 
ciivachsenen  vollzieht.  Ich  kann  nicht  umhin  zu  finden  ,  dass  Seelmann  Passys 
hehauptung,  die  doch  auf  mehrere  beobachtungen  gestützt  ist,  durch  eine  andere, 
auf  keine  beobachtungen  gestützte,  zu  w-iderlegen  sucht.  Ein  strenges  urteil  fällt 
Seelmann  Ober  Passys  erklärungen  des  lautwandels :  ,.  Seine  deutungsversuche  sind 
im  allgemeinen  verfehlt".  Auch  diese  hinriciitung  wird  ohne  nähere  begründung 
vollzogen.  „Verfehlt  sind  andererseits  auch  die  versuche,  phonetische  teiidenzen 
abzuleiten  ...  Es  war  überhaupt  nicht  von  tendenzen ,  sondern  von  physiolo- 
gischen, akustischen,  physiologischen  anlassen  auszugehen,  nicht  aus  dem  histo- 
rischen material,  sondern  aus  der  natur  der  menschlichen  sprach-  und  hörorgane 
sowie  der  tonempfindung  normen  abzuleiten,  das  bist,  material  nur  als  kor- 
rektiv und  beweismaterial  heranzuziehen".  Wenn  aber  eine  theorie  geprüft 
oder  bewiesen  werden  soll,  kommt  es  doch  vor  allem  auf  das  faktische  be- 
weismaterial an.  Durch  die  physiologie  kann  eine  theorie  wie  die  passv'sche 
mehr  oder  weniger  wahrscheinlich  gemacht  werden .  aber  nur  die  erfahrnng 
kann  entscheiden ;  der  eigentliche  beweis  kann  nur  durch  ein  umfassendes  stati- 
stisches material  geliefert  weiden.  —  KAOUL  DK  LA  QtKh'i'üV.^XY.  Essai  de  phoiiHiquc 
generale,  Paris  1890,  wird  als  eine  dilettantische  darstellung  der  lautlehre  einer 
menge  verschiedener  sprachen  charakterisirt.  Sehr  entrüstet  ist  der  kritiker 
über  die  behauptung  des  Verfassers ,  dass  die  deutschen  frz.  media  und  teimis 
verwechseln,  b  d  g  wie  p  t  k  und  umgekehrt  aussprechen.  Indessen  ist  dies  der 
allgemeine  eindruck .  den  die  gewöhnliche  deutsche  ausspräche  auf  alle  die- 
jenigen macht,  die  in  ihrer  eigenen  spräche  einen  kräftigen  stimmlaut  haben: 
selbst  der  norddeutsche  stimmlaut  ist  nicht  so  energisch  wie  der  französische, 
englische  oder  schwedisch-norwegische,  fällt  aber  mit  dem  schwachen  dänischen 
stimmlaut  wesentlich  zusammen.'  Auch  die  deutsche  tenuis  wird  unter  gewissen 
imiständen  mit  halbem  stimmlaut  gesprochen.  Ich  habe  z.  b.  bemerkt,  dass  t  in 
nordd.  fertig  und  d  im  dän.  ßrrdig  oft  ganz  gleich  lauten ;  deutsches  total  klingt 
oft  fast  wie  dodal.     Von  hervonagenden  norddeutschen   lehrern  des  französischen 


'  Vgl.  EPh^  68.  196.  259.  .306.  311.  428.  Im  dänischen  bilden  opus, 
globus  einen  vollkommenen  reim,  indem  nachtoniges  /  wie  das  schwachstimmige 
/>  lautet;  vgl.  den  reim  oktol>er  :  viisanthroper  im  dän.  Ptmch  13.  okt.  1892,  s.  326. 
Dän.    apotheker    wird    dpotcq^l   gesprochen ,    Jespersen  Art.  03-    —    Nachtrag    zu 


JuH.  Storm.  205 

lialie  ich  saus  doiitc  iino;efalir  wie  saus  tonte  sprechen  hören.*  Dagegen  habe  ich 
bei  einem  künigsberger  /..  h.  «las  wort  kladde  mit  schönem,  vollem  stimmlaiit 
beobaciitet ;  vielleicht  haben  die  ostpreiissen  durch  ihre  litu-slawische  nachbar- 
schaft  einen  reineren  stimmlaut?  Eine  solche  ausspräche  der  mediae  müssen  sich 
die  deutschen  überhaupt  aneignen,  wenn  sie  iVanzösiscIi  oder  englisch  rein  aus- 
s)irechen  wollen.  —  LLOYDS  Speech  sminds  weiss  Seelmann  nicht  zu  würdigen. 
Kr  behauptet  ohne  jede  begründung:  ^Ohne  den  kern  der  sache  zu  treßen,  erkennt 
er  klang  und  artikulation  als  gleich  wichtig  für  die  lautforschung  an  .  .  .  Di: 
vorgebrachten  phonetischen  thatsachen  sind  nicht  neu  ;'"  das  sollte  doch  wirklicii  nach- 
gewiesen werden.  Und  was  ist  nach  Seelmann  „der  kern  der  sache?"  Der  wahre 
Sachverhalt  ist,  das  Lloyd  in  mehreren  wichtigen  punkten  die  ergebnisse  der 
neuesten  Forschungen  modifizirt  und  berichtigt  hat.  Über  das  nähere  verweise 
ich  auf  EPh^  342  ff.  —  SWEETS  Pri/ner  of  pkonetics  wird  ungünstig  und  über- 
legen beurteilt;  „Sweet  hat  einzelheiten  seines  früheren  Systems  geändert  .  .  . 
Aber  das  System  selbst  ist  doch  das  alte  geblieben ,  und  was  auch  immer  von 
'J'rautmann  ,  Techmer  und  andern  wohl  zu  beachtenden  autoritäten  daran  als 
mangelhaft  nachgewiesen  ist,  die  Jortschritte.  welche  die  phonetik  durch  deutsche 
und  schwedische  phonetiker  erfahren,  der  englische  altmeister  schreitet  unbekümmert 
um  sie  auf  der  ihm  von  seinem  lehrer  Bell  gewiesenen  einseitigen  bahn  weiter, 
fremder  belehrung  unzugänglich!"  Das  heisst,  einer  einseitigkeit  mit  einer  andern 
einseitigkeit  zu  begegnen.  Es  wundert  uns  nicht,  dass  Seelmann  ebenso  wenig 
wie  Techmer  und  Trautmann  das  englische  system  verstanden  hat ;  dazu  sind  sie, 
besonders  die  zwei  ersten,  zu  sehr  theoretikei,  zu  wenig  praktiker;^  aber  darum 
sind  sie  auch  nicht  dazu  befähigt,  das  engl,  system  zu  beurteilen.  Das  schlimmste 
für  Sweet  aber  ist.  dass  er  sich  gegen  Seeliuann  selbst  versündigt   hat,  indem  er 


EPh^  482:  Ich  bin  jetzt  darüber  im  klaren,  dass  in  dän.  formen  wie  dcdi  die 
zwei  d  niclit  ganz  denselben  laut  haben ;  das  erste  d  hat  deutlichen  ,  wenn  aucli 
nicht  starken  ,  stimmlaut ,  und  klingt  entschieden  als  ein  </-laut ;  das  zweite  hat 
schwachen  stimmlaut  und  klingt  zwischen  d  und  /,  etwas  näher  d  als  c. 

'  Neben  tenuis  f.  media  ist  auch  media  f.  tenuis  ein  althochdeutscher  zug, 
vgl.  grii/t  aus  crypta,  crupta,  mhd.  gerner  carnarium,  gwnpan.  giwtpost,  gunter- 
feit ;  in  alten  glossen  gnba  galdarios  etc.,  s.  DiEZ,  Jahrb.  VIII  3.  In  ßgido,  fidelli 
gl.  cass.  mögen  romanische  und  deutsche  neigungen  zusammentreffen ;  sedella,  aber 
putelli ;  bisle  neben  der  Obersetzung /ämö/  ibid.  =  ^hz.  peisle.  poele.  Andrerseits 
parba,  pragas,  pirpici,  callus,  puticla  neben  ordigas  (vielleicht  f.  ordiglas)  etc.  Das 
alles  zeigt,  wüe  unbestimmt  auffassung  und  bezeichnung  waren.  Vielleicht  strebte 
das  deutsche  durch  die  media  die  romanische  hauchlose  tenuis  wiederzugeben. 

^  \'gl.  Sweets  bemerkung  in  Victors  Phon.^  224:  „The  difficulties  of 
Bell's  System  lie  in  tiie  vowels  themselves.  The  discrimination  of  36  vow'el- 
sounds  is  really  equivalent  to  pronouncing  perfectly  at  least  6  languages  —  and 
how  many  can  pronounce  a  single  language  besides  their  own  ?  Again ,  neither 
you  [Vietor],  nor  Evans,  nor  Tiautmann  etc.  have  ever  (as  far  as  1  know)  had 
any  practical  training  in  Visible  Speech,  and  without  this  you  are  sinij)ly  inconi- 
petent  to  crtiticise  it  as  a  whole,  just  and  correct  as  your  ciiticisms  of  many  ot 
its  details  may   l)e". 


2o6  Rezensionen. 

sich  erlaubt,  von  ihm  abzuweiclieii :  „Mv  greatest  dit'ficulty  has  heen  with  final 
m  in  latin.  As  I  feel  convinced  that  Seelmann's  [ref.  protestirt  gegen  diese 
„eigenmächtige  anglisirung  seines  gut  deutschen  namens"]  'implosive  voieed  dorsal 
leduced  n  with  sinniltaneous  loose  lip-closure'  could  not  possibly  have  existed 
as  an  indefiendent  sound  in  Latin  er  any  other  language,  1  have  heen  obliged  to 
return  to  my  own  theory"  etc.  Zur  strafe  für  dieses  greuliche  vergehen  wird 
Sweet  ohne  gnade  zum  philologischen  tode  verurteilt  in  folgenden  verhängnis- 
vollen Worten :  „Mag  Sweet  auch  hier  seinen  eigenen  weg  gehen ,  aber  mag  ei' 
sich  nicht  wundern,  wenn  das  ausländ  ihm  mit  gleicher  nichtachtung  zu  begegnen 
beginnt ,  und  namentlich  in  Deutschland  ausserhalb  iler  ihm  ])ersünlich  nahe- 
stehenden anglizistenkreise  k'aum  ein  mensch  mehr  ernstlich  daran  denkt,  sich  in 
die  hieroglyphen  seiner  phonetik  /u  vertiefen  oder  ihm  auf  seiner  einseitigen 
bahn  zu  folgen !  Das  wirken  des  mit  recht  einst  allgemein  gefeierten  mannes 
ist  nicht  mehr  als  eine  förderung  der  phonetischen  Wissenschaft  aufzufassen  ,  es 
mag  von  vielen  bereits  als  ein  drückender  henmischuh  empfunden  werden !"  Die 
bedeutung  Sweets  kann  aber  nicht  so  ohne  weiteres  durch  einen  federstrich  eines 
Seelmann  vernichtet  werden.  Wenn  man  ihn  auch  von  gewissen  einseitigkeiten 
nicht  freisprechen  kann,  so  verfallen  diejenigen  deutschen ,  die  seine  bedeutung 
ganz  leugnen,  in  eine  noch  weit  grössere.  Sweet  hat  so  grosse  dinge  geleistet, 
dass  ihm  dergleichen  anfalle  erspart  bleiben  sollten.  —  A.  T.'KNZER.  Die  natur  unserer 
sprachlaulc,  wird  als  eine  unreife  kompilation  erklärt,  vgl.  Lloyds  besprechung 
Phon.  sind.  IV  247.  —  (>.  KaR-STEXS  theorie  von  den  Spracheinheiten,  Phon.  stud.  III, 
wird  kurz  diskutirt. 

Unter  romanische  phonetik  erwähnt  Seelmann  rühmend  AVULl'K ,  Un 
chapitre  de  phonetique  andalouse ,  aber  ohne  auf  einzelheiten  einzugehen;  vgl. 
die  recension  Viannas ,  MaUre  fotietique  V  10,^;  ref.  EPh.-  71.  Ebenso  lobt  er 
AraUJO  ,  Kecherches  sur  le  phonetique  espagnole ,  Phon.  stud.  III  ff.  Von  einzel- 
heiten hebt  er  die  halbvokale  u  in  Imeno  (=  engl,  w)  und  i  in  bien  (=  engl,  j', 
\\ö\n.  J)  hervor  und  bemerkt:  „Der  ausdruck  halbvokal  ist  allerdings  nur  ein 
notbehelf.  Gemeint  ist  ein  echtes  vokalisches  ti,  dem  bei  der  artikulation  ein  iv 
parallel  geht,  und  ein  echtes  /,  dem  unabhängig  in  derselben  ein  y'-reibegeräusch 
zur  Seite  geht.  Man  könnte  solche  ein  u  mit  w-beigeräusch  und  /  mit  y-beige- 
i'äusch  mit  mehr  recht  vokalisch-konsonantische  parallellaute,  mischlaute,  Zwielaute 
nennen."  Man  darf  wohl  getrost  sagen,  dass  dies  eine  phonetische  phantasie  ist. 
Um  ein  vollkommenes  i  mit  gleichzeitigem  J  hervorzubringen  ,  müsste  die  zunge 
an  derselben  stelle  zwei  engen  verschiedener  weite  bilden.  Ein  /'  mit  y-geräusch 
ist  aber  kein  vollkommenes  /,  sondern  ein  enger  als  sonst,  mit  annäherung  an  die 
y-stellung,  gebildetes  i.  Meines  erachtens  ist  aber  span.  /  in  patria,  patio  ganz 
einfach  ein  unsilbiges  /,  nicht  wesentlich  verschieden  von  /  in  der  deutschen  aus- 
sjDr.  des  lat.  patria.  —  Miss  SOAMES's  N'otes  an  the  Sounds  of  the  Romanch  or 
Romanese  of  the  Upper  Ettgaditie ,  Phon.  stud.  III  werden  kurz  erwähnt.  —  SYL- 
VESTER Primer,  The  Huguetwt  Element  in  Charleston^s  pronunciation  „hält  sich 
nicht  streng  an  das  thema ;  im  ganzen  überwiegt  das  sprachgeschichtliche  interesse 
das  rein  phonetische".  —  Ch.  LeveoUE,  L'accenl  tonique  et  Vccriture  wird  mit 
recht  als  dilettantisch  bezeichnet.  —  jEAN  Passv's  Notes  de  phonetique  Jrangaise 
werden  mit  ebenso  gutem  rechte  gelobt,  vgl.  EPk.^  202.  —  Einer  scharfen  und 


JOH.  Stor-m.  207 

nicht  unbilligen  kritiU  unterzieht  Seehiiann  die  ahhandiung  von  Sc  HWAN  .S:  l'KINtiS- 
HEl.M.  Der  französische  akzent.  Er  wundert  sicii  wie  ich  über  die  lange  und  an- 
spruchsvolle einleitung,  der  ein  so  dürftiges  resultat  folgt.  Dies  ist  um  so  aner- 
kennungswerter, als  Schwans  stil  an  Seelinainis  eigenen  in  Ausspr.  d.  ImI.  leb- 
haft erinnert.  SCHWAN  will  dem  endlosen  streit  über  frz.  akzent  ein  ende  machen; 
er  habe  ein  unfehlbares  mittel  entdeckt,  um  die  läge  und  das  wesen  desselben  in 
einer  einspruchslosen  weise  festzustellen  —  den  schott  -  könig'schen  phonatito- 
graphcnl  „Der  glückliche  entdecker  ist  grausam  genug,  dem  gespannten  leser 
volle  30  Seiten  lang  sein  geheimnis  vorzuentlialten.  Er  benutzt  sie,  ältere  und 
neuere  akzenttheoretiker  in  fünf  gruppen  zu  sondern,  über  die  er,  dank  überlegener 
einsieht  und  seiner  'methode'  den  stab  brechen  kann".  Wie  er  dies  gethan,  wird 
nun  näher  nachgewiesen.  Im  zweiten  teile  tritt  der  physiker  Pringshei.m  auf, 
der  über  die  betr.  experimente  weit  nüchterner  urteilt.  Er  erkennt ,  dass  der 
apparat  in  mehreren  beziehungen  ungenügend  ist;  namentlich  gebe  derselbe  zwar 
die  \.o\\hdlu,  aber  nicht  die  \.ox\st(irke ,  genau  wieder.  [Mit  anderen  werten,  der 
eigentliche  kernpunkt,  die  frage,  auf  welche)-  silbe  der  frz.  hauptnachdruck  liegt, 
lässt  sich  durch  den  apparat  nicht  entscheiden.]  Was  aber  Pringsheim  aus  den 
wenigen  brauchbaren  kurvenregistrirungen  nach  mühseligen  konstruktionen  und 
rechnungen  unter  vorbehalten  und  einschränkungen  erschliessen  zu  können  glaubt, 
beschränkt  sich  auf  folgendes:  „Die  isoUrte  ausspräche  eines  wertes  ist  ungefähr 
mit  der  am  schluss  des  satzes  identisch  .  .  Ztmsilbige  worte  haben  gleich  hoch, 
gleich  stark  und  gleich  lang  betonte  vokale",  was  Seelmann  mit  vollem  recht  als 
dürftige  und  fragwürdige  resuitate  bezeichnet.  WULKF.  den  Seelmann  zitirt,  hebt 
ebenso  richtig  hervor,  dass  eine  solche  ausspräche,  w-enn  sie  auch  richtig  beob- 
achtet wäre,  doch  nur  eine  unter  vielen  wäre.  „Schwans  phonetischer  sinn", 
sagt  Seehnann ,  „ist  nicht  derart  entwickelt,  und  seine  kenntnis  der  phonetischen 
litteratur  eine  viel  zu  mangelhafte,  als  dass  er  in  der  läge  wäre,  eine  geschichte 
oder  geschichtliche  Übersicht  der  theorien  über  den  frz.  akzent  überhaupt  zu 
geben".  Es  folgt  eine  lange  auseinandersetzung  über  d'Olivet's  akzenttheorie, 
deren  hauptergebnis  ist,  dass  der  frz.  akzent  zu  seiner  zeit  wesentlich  derselben 
art  war  wie  jetzt.  Seelmann  weist  nach,  dass  Schwan  von  der  älteren  frz.  phone- 
tischen litteratur  nur  eine  oberflächliche  kenntnis  besitzt .  und  dass  seine  gruppi- 
rung  der  akzenttheoretiker  überhaupt  verfehlt  ist.  Wenn  er  bei  Schwan  besonders 
die  berücksichtigung  AcKEK.MANNS  verniisst ,  so  kann  ich  diesen  forscher,  nach 
dem  was  ich  von  ihm  [aus  Techmer,  vgl.  j^7%.2  276  j  kenne,  gerade  in  der  frage 
des  akzents  nicht  so  hoch  schätzen,  wie  es  Techmer  und  Seelmann  thun.  Anderer- 
seits führt  Seelmann  eine  interessante  äus.serung  Ackermanns  an  über  frz.  akzent 
bei  den  grenzbewohnern  und  nachbarn  Frankreichs :  „Les  Flamands ,  les  Beiges, 
les  Lorrains,  les  Suisses,  les  Francomtois  ont  tous  une  accentuation  vicieuse  .  .  . 
comme  les  Allemands  memes,  ils  sont  tous  portes  h  mettre  l'accent  tonique  [d.  h. 
den  nachdruck,  J.  S.]  sur  la  premiere  moitie  des  dissyllabes  [er  hätte  sagen  können: 
„sur  la  premiere  syllabe  des  polysyllabes",  J.  S.]."  Dies  stimmt  ganz  mit  meinen 
eigenen  beobachtungen ,  vgl.  meine  rezension  von  T.  MERKEf,,  Der  frz.  wortton, 
im  Litteraturblatt  \\  59;  s.  EPh?  278.  Das  gibt  mir  von  Ackermann,  dessen 
Schriften  mir  nicht  zugänglichen  gewesen ,  eine  günstigere  meinung.  Seelmann 
hebt  sehr  gut  hei  vor,    dass  wir    hier  auch  zu  RAl'PS  akzenttheorie  den  schlüssel 


2o8  Rezensionen. 

bekommen,  indem  dieser  den  tVz.  akzent  wesentlicli  in  der  frz.  Schweiz  beob- 
achtete. Seehiiann  fasst  sein  urteil  über  Schwans  buch  in  den  Worten  zusammen. 
„Die  arbeit  .  .  .  ist  vollständig  neu  zu  machen".  Ich  stimme  hier  Seelmaini 
ganz  bei. 

S.  26  folgt  lateinische  spräche  und  literatiir,  redigirt  von  K.  SEEl.- 
.MAN.N;  der  erste,  eig.  lateinische  teil  ist  von  ]•'.  Skitsch.  Hier  kann  ich  nur 
einzelnes  ausheben.  In  KLOTZ,  Grundzüge  altrömischer  metrik  eikennt  der  kritiker 
trotz  augenfälliger  schwächen  doch  einen  bemerkenswerten  fortschritt.  Klotz  ist 
der  ansieht,  dass  das  saturnische  metrum  quantitirend  ist,  was  Skutsch  bestreitet, 
indem  er  sich  überhaupt  der  ansieht  Seelmanns  anschliesst  ,  dass  der  iat.  akzent 
von  jeher  expiratorisch-energisch  war.  Klotz  erweitert  das  schon  längst  erkannte 
gesetz ,  wonach  formen  wie  henc  zu  />enc  wurden,  auch  auf  fälle  wie  püdlcitia, 
uerebamini.  Skutsch  macht  gegen  Klotz  mit  kraft  geltend ,  dass  dies  nicht  nur 
ein  ?netrisches ,  sondern  auch  ein  sprachliches  gesetz  war;  eine  solche  küizung 
müsse  auch  in  der  wirklichen  Umgangssprache  stattgefunden  haben ,  sonst  hätten 
sich  die  dichter  eine  solche  nie  in  einem  solchen  umfange  erlauben  können. 
„Braucht  es  dafür  belege,  so  genügen  wohl  schon  l'eiie  und  mdlc,  an  deren  in  der 
alltagssprache  pyrrhichischer  natur  bei  ursjjrünglich  jambischer  gellung  doch  wohl 
kein  zweifei  bestehen  kann."  LÜes  ist  im  höchsten  grade  bedeutungsvoll  und  ist 
eine  neue  bestätigung  meiner  theorie  der  romanischen  quantitätsentwickelung,  s. 
Phon,  stiid.  II  139  flf.  Was  mir  dabei  bedenken  erregt,  ist  der  von  A.  POGATSCHEK, 
Zur  lautlehre  der  Iat.  etc.  lehnworle  im  altenglischen  gelieferte  nach  weis ,  dass 
Iat.  betonte  kürzen  und  längen  sich  im  volkslatein  noch  im  4.  —  6.  jahrh.,  am 
anfang  des  mittelalters ,  erhielten ,  vgl.  ags.  formen  wie  pise  pisum ,  pipor  piper, 
draca  draco,  im  gegensatz  zu  solchen,  wie  strcrt  sträta,  wJ«  ulnum.  Auf  dieses 
problem  kann  ich  hier  nicht  airsführlich  eingehen ,  bemerke  aber  vorläutig 
folgendes : 

1.  Viele  der  angeführten  Wörter  stammen  wohl  aus  einer  noch  fi-üheren 
zeit,  teils  als  gemeingermanisch,  wie  dies  Pogatscher  6  für  christliche  Wörter  wie 
cirice,  deofol  aimimmt,  teils  als  britisch-lateinisch,  wie  Leden  latinum,  Pogatscher  8. 
Durch  solche  formen  bildete  sich  früh  eine  feste  tradition  der  wiedergäbe,  welche 
sich  auch  später  fortsetzte.  Wir  finden  in  allen  germanischen  sprachen  dasselbe 
prinzip,  so  im  altnordisch  -  isländischen  piparr, '  dreki,  strati,  vin.  Nachdem  die 
Iat.  quantität  zerstört  war.  wurde  die  qualität,  die  Offenheit  oder  geschlossenheit 
iler  vokale  massgebend. 

2.  Pogatscher  zeigt,  dass  in  Iat.  vortonigen  und  gern),  nachtonigen  silben 
kürzung  stattlindet,  wie  sicor  scctJrus,  dinor  denärius,  was  vollständig  zu  meiner 
theorie  stimmt. 

3.  Ob  die  längung  in  gelehrten  Wörtern  wie  säcerd ,  mägister  wirklich 
auf  romanischen  lautgesetzen  beruht,  wie  Pogatscher  44  annimmt,  ist  mir  zweifel- 
haft ;    ich    bin  vielmehr    geneigt .    in  derselben    eine    falsche    gelehrsamkeit  zu   er- 


*  Noch  in  neunorw.  dialekten,  wenigstens  in  einem,  dem  von  'l'inn  (Tele- 
marken,  s.  EPh?  2,'-)l),  kurz  ohne  konsonantendop])elung:  pyphr,  regelmässig  dem 
altn.  pipar(r)  entsprechend. 


JoH.  Stokm.  209 

i>Iickt-n.  welche  die  lat.  vokale  so  genau  als  möglich  sprechen  wollte  und  ihnen 
daher  „den  alphabetischen  lauf  gab;  diese  ausspräche  begegnete  sich  mit  ger- 
manischen neigungen.  Auch  Pogatscher  aber  sieht  die  längung  nicht  als 
gemeinromanisch  an.  indem  „sirh  zeigen  lässt,  dass  sie  noch  einige  zeit  nach  dem 
zerfalle  des  römischen  reiches  nicht  eingetreten  ist."  Noch  deutlicher  spricht  er 
sich  48  aus:  lat.  /"und  d,  ü  und  o  seien  erst  in  einem  kurzen  geschlossetten  e  0  zu- 
sammen/allen, ehe  sie  ini  romanischen  [zum  teil,  nicht  z.  b.  im  spanischen]  ver- 
längert wurden.     Auch  diese  annähme  stimmt  mit  meiner  theorie  überein. 

§  40  zeigt  Seelmann,  dass  die  „von  Joh.  Storm  nicht  entdeckte  [!]  aber 
mit  nachdruck  und  offenbarer  genugthuung  [!]  wiederholt  {Phon.  stud.  II  177.  V 
:}ci9)  angeführte  ^owa  Ruoma  für  R^ma  bei  Pomponius"  nichtig  ist,  und  das  ^öwa 
/.u  lesen  ist.  „Unglücklicherweise  hatte  ich  nicht  beobachtet,  dass  diese  stelle 
„schon  von  SeeLMANN  in  seiner  Ansspr.  des  lalein  nicht  weniger  als  drei  mal 
genannt  und  gedeutet  war."  Meine  strafe  ist  fürchterlich:  ich  werde  wie  Sweet. 
Meyer-Lübke  und  Schwan-Pringsheim  ohne  gnade  hingerichtet.  „Der  fall  zeigt 
wiederum,  zu  welcher  traurigen  veriiTung  es  führt ,  wenn  romanisten ,  philologi- 
scher Schulung  bar-  ( !]  und  ohne  genügende  kenntnis  lateinischer  grammatiker, 
phantastische  theorien  voreilig  zu  stützen  unternehmen."  Ich  lasse  mich  gern  von 
Seelmann  belehren  und  habe  sein  buch  mit  interesse  gelesen;  wenn  ich  nicht 
alles  darin  beachtet  iiabe.  ist  daran  zum  teil  die  unübersichtliche  und  unklare 
tlarstellung  schuld.  Aber  eins  ersehe  ich  aus  Seelmann :  auch  seine  „überlegene 
einsieht",  welche  er  dazu  benutzt,  über  seine  mitforscher  „den  stab  zu  brechen", 
liat  ihn  nicht  davor  geschützt,  „phantastische  theorien"  aufzustellen.  —  Hand- 
schriften. Briefe,  abhandlungen  und  predigten  aus  den  zwei  letzten  Jahrhunderten 
des  kirchlichen  altertums  etc.  herausgegeben  von  P.  C.  C.^SP.^Rl,  Christiania  1890. 
Die  gediegene  und  auch  für  das  Vulgärlatein  wertvolle  leistung  unseres  gelehrten, 
leider  1892  verstorbenen  Orientalisten, '  wird  sehr  anerkennend  erwähnt:  besonders 
hervorgehoben  wird  jectare  =  it.  gettare.  frz.  jetei'.  —  Unter  inschriften  werden 
u.  a.  o^WoAviX.  flivelis  ^  flebilis ,  it.  fievole ,  frz.  faible,  und  capus  =  caput.  it. 
capo,  in  einer  Trierer  inschrift  wahrscheinlich  des  ,ö.  jahrh.  erwähnt.  —  Sprach- 
forschung. Hier  folgt  eine  scharfe,  in  einem  unangenehmen  und  se]l)stgefälligen  ton 
;;eführte  polemik  Seeimanns  gegen  den  hervorragenden  romanisten  W.MeyeR-LObke. 
Dieser  hatte  in  GRÖBERS  Grundriss  I  359  gesagt:  „Die  geschichte  der  lateinischen 
Volkssprache  muss  fast  ganz  aus  den  lebenden  sprachen  konstruirt  werden  ,  das 
spärliche  niaterial.  das  uns  die  alte  zeit  liefert,  lässt  sich  nur  als  stütze  einfügen, 
was  aljfer  von  diesem  material  nirgends  in  den  bau  passt,  darf  füglich  als  unnütz 
und  trügerisch  bei  seite  geworfen  werden."  ^leyer-Lübke  hat  seine  ansieht  hier 
ein  wenig  auf  die  spitze  getrieben ;  aber  im  gründe  besagen  seine  worte  nicht  viel 
mehr  als  das.  was  Seelmann  bei  einer  anderen  gelegenheit  {yahresbcrichts.  9)  selbst  sagt : 
.Das  historische  material  ist  nur  als  korrektiv-  und  beweismaterial  heranzuziehen." 
Durch  spitzfindige  deutung  bekonmit  aber  Seelmann  aus  Meyer-Lübkes  Worten 
heraus,  dass  für  ihn    „nicht  die  theorie  sich  den  thatsachen  anzupassen  hat.  sondern 

1  1814  zu  Dessau  von  jüdischen  eitern  geboren,  1838  zum  Christentum 
übergetreten,  1847  nach  Christiania  als  lektor  der  theologie  berufen,  1857  ord. 
jnofessor;  als  solcher  1892  gestorben. 

Phonetische  Studien.    \'l.  ]ij. 


2  r  o  Rezensionen. 

die  tliatsachen  sich  der  tlieoiie  unterzuordnen  iiahen!"  Kr  führt  in  seinem  eigen- 
tüniHchen  stile  fort:  „Diese  unerhörte  forderung  als  dogma  zu  brandmarken,  die 
in  das  prunkgewand  Wissenschaft! icliei  melhode  sich  hüllende  Unwissenheit  [!]  in 
ihrer  hülflosen  nacktheit  [!]  und  Uicherlichkeit  [!]  zu  zeigen,  strebt  eine  umlang- 
reiche  kritik,  die  Seelmaxn  (ref.J  im  Jahrg.  1890  der  Gott.  gel.  anz.  der  öfient- 
lichkeit  übergeben  hat"  etc.  Seeliuann  selbst  spricht  davon  „mit  nachdruck  und 
offenbarer  genugthuung",  ei'  unterlässt  nicht  einmal,  seinen  „grausamen  spott" 
selbstgefällig  hervorzuheben.  Von  Seelmanns  kritik  sagt  die  Romania  XX  365: 
„Critique  acerbe ,  parfois  iiijuste  oti  mcnic  inintelligente ,  mais  a  certains  egards 
meritee ,  h  coup  sür  instructive. "  Von  der  entgegnung ,  die  Meyer-Lübke  in 
Gröbers  Zeitschrift  f.  rom.  phil.  W'  2^\  geliefert  hat.  heisst  es  j?cwa««a  XX  335 : 
„Reponse  de  Meyer-Lübke,  aussi  digne  que  solide,  h  la  violente  attaque  dont  il 
a  ete  l'objet  de  la  part  de  M.  Seelmann."  Zur  bestätigung  dieses  Urteils  werde 
ich  von  Meyer-Lübkes  artikel  einige  bruchstücke  anführen.  „In  den  Gölt.  gel.  attz. 
1890  s.  66,5  ff.  macht  E.  Seelmann  seinem  unmut  darüber,  dass  ich  Woclienschr. 
f.  klass.  phil.  1885,  no.  19.'  den  lauthistorischen  teil  seines  buches  Die  Amts- 
sprache des  Latein  einer  durchaus  abschätzenden  kiitik  unterworfen  habe  }  damit 
luft,  dass  er  meinem,  vor  vier  jähren  erschienenen  artikel  Die  tat.  spr.  etc.  eine 
besprechung  widmet ,  die  sich  so  vernichtend  anhört ,  dass  ich  mich  zu  einer 
gegenäusserung  veranlasst  sehe  ....  S.  stellt  als  dogma  auf.  dass  so  ziemlich 
alles,  was  auf  Inschriften  und  bei  granimatikern  sich  findet,  auch  gesprochen 
worden  sei.  darin  wie  so  oft  Schuchardt  {Vok.  I  3)  folgend.  Einen  beweis  für 
dieses  dogma  gibt  er  nicht.  Ich  verlange  auch  den  inschriften  und  grammatikern 
gegenüber  kritik  imd  habe  meine  gründe  ,  die  S.  mit  keinem  worte  berührt ,  ge- 
schweige widerlegt ,  gegeben  .  .  .  Für  den  wandel  von  t  zwischen  vok.  bringe 
ich  imtidavit  aus  einer  span.  inschr.,  welches  beispiel  bei  S.  fehlt.  Dafür  hat  er 
Amadus,  amada,  iradam  142  n.  Chr.  Von  diesen  beispielen  ist  das  zweite  jünger 
als  das  von  mir  gegebene,  das  erste  gehört  nicht  hieher  (Atnandtis).  Endlich 
iradam  auf  einer  pompejanischen  inschr.  ist  verlesen  für  iratam,  wie  schon  durch 
Schuchardt  angedeutet.  Was  das  datuni  betrifft,  so  könnte  ich,  in  meines  gegners 
Stil  verfallend,  ihm  'grobe  defekte  allgemeiner  bildung',  Unkenntnis  des  datums 
von  Pompejis  Untergang  u.  dei'gl.  vorwerfen,  ich  will  aber  lieber  anerkennen, 
dass  ein  verschreiben  oder  ein  verlesen  irgend  welcher  art  vorliegt.  —  Man  sieht, 
wie  es  sich  mit  den  aus.stellungen,  die  herauszufinden  S.  vier  jähre  gebraucht  hat. 
verhält:  sie  reduziren  sich  auf  druckfehler.  auf  zu  kurz  oder  nicht  ganz  richtig 
gefasste  regeln,  die  ich  unterdess  selbst  richtiger  dargestellt  habe,  und"  darauf, 
dass  S.  nicht  im  stände  ist ,    eine  von    der   seinigen  verschiedene  auffassung  auch 


'  Zur  orientirung  führe  ich  aus  diesem  artikel  den  schluss  an:  „Wo  es 
sich  um  lautbeschreibung,  um  physiologische  darstellung  handelt,  ist  .Seelmanns 
buch  vortrefflich  und  bildet  eine  gute  grundlage  für  weitere  forschung,  wo  aber 
um  sprachenentwickelung.  um  historische  lautlehre,  da  bezeichnet  es  in  sehr 
wenigen  punkten  einen  fortschritt,  in  sehr  vielen  einen  rückschritt." 

-  Ich  [M. -L.  I  stehe  damit  nicht  vereinzelt,  vgl.  namentlich  G.  Ml-;VE1<. 
Zeitschr.  f.  östr.   Gymn.  XXX\'I  lieft  4,  TlURNEVSEN  Litld.  1888.  s.  494. 


JOH.    STOKM.  211 

mir   richtig    zu  verstellen,    gescliweige  zu  heurteilen."      In  seiner  zu  erwartenden 
gegenäusserung  verspricht  Seelniann  seinem  gegner  noch  fürchterlicher  zu  kommen : . 
hoftentlich   nicht    im  yahresbericlU ,    denn    es  würde  wahrlich    zu    bedauern    sein, 
wenn  diese  art  polemik  fortfahren  sollte,    die  sonst  so  wertvolle  publikation  zu 
verunstalten. 

Über  den  rückstehenden  teil  des  heftes  rauss  ich  mich  ganz  kurz  fassen. 
.SiTTL.  Was  ist  Vulgärlatein?  wird  von  Seelmann  sehr  gelobt.  Bei  gelegenheit 
von  Stolz,  Lat.  Laut-  it.  Formenlehre  2.  aufi.  hat  Seelmann  einige  bemerkungcn 
über  die  lat.  ausspr.  des  diphthongen  au,  die  mir  unklar  oder  zweifelhaft  sind: 
o  für  au  finde  sich  auch  bei  gebildeten.  „In  der  vulgärsprache  mochte  dieses  o 
mehr  diphthongisch  und  so  dem  au  sogar  noch  ähnlicher  klingen.  Ausser  der 
allgemeinen  erfahrung,  die  durch  das  Verhältnis  der  poi^tugiesischen  und  englischen 
gesellschaftsklassen  bestätigt  wird,  neigen  ja  die  unteren  Volksschichten  zu  breiterer 
ausspräche ,  wo  die  sorgfältiger  artikulirenden  gebildeten  stände  knappe ,  scharf 
pointirte  monophthonge  bevoizugen."  Es  gibt  aber  keine  solche  allgemeine  Unter- 
scheidung ,  eine  gebildete  monothongische  und  eine  ungebildete  diphthongische. 
Einige  völker  und  dialekte  bevorzugen  monophthongische,  andere  diphthongische 
ausspräche.  So  spricht  die  eine,  östliche  hälfte  Norwegens  die  langen  vokale 
monophthongisch,  die  andere,  westliche  aber  diphthongisch  ,  s.  EPh.  ^  256.  Die 
altnordischen  diphthonge  ei  au  ey  werden  im  dänischen  und  schwedischen  zu  / 
^  zusammengezogen.  Die.  altdeutschen  diphthonge  werden  im  niederdeutschen 
bekanntlich  monophthongisch  u.  s.  w.  Im  lateinischen  war  ja  gerade  ae,  au  die 
hochlateinische,  c,  0  die  rustike  und  vulgärlateinische,*  deren  die  erste  im  roma- 
nischen alleinherrschend  wurde,  während  andererseits  0  sich  fast  nur  im  italieni- 
schen und  spanischen  behauptete.  Ich  betrachte  es  trotz  Seelmann  Ausspr.  1 2. 
162.  223  nichts  als  ganz  ausgemacht,  dass  romanisches  0  =^  au  mit  lateinischem 
ff  für  a7t  nichts  zu  thun  hat.  Auch  bin  ich  wie  G.  Meyer  1.  c.  277  nicht  da 
von  überzeugt ,  dass  dieses  lat.  (T  immer  geschlossen  war.  Die  alte  rustike  zu- 
sammenziehung 07-um,  oricula  hatte  wahrscheinlich  q,  da  au  schwerlich  anders  als 
durch  du,  pü,  qq  zu  o  werden  konnte.  Dafür  spricht  auch  die  Übereinstimmung 
zwischen  it.  cbsa  und  dem  afrz.  chose  aus  *chause  ^=  prov.  cauza,  neuprov.  hnizo. 
Das  rustike  q  aber  wuide  wohl  dialektisch  und  bes.  hochlateinisch  zu  geschlossenem 
o ;  daher  das  hochlatein  umgekehrt  aus  cüda  plUdo  fälschlich  cauda  plaudo  machte, 
vgl.  Thurneysen  Kuhns  Zeitschr.  XXVIII  159  ff.  Gegen  diese  theorie  des  ital.  ;' 
in  cosa  spricht  zwar,  dass  dieses  g  nicht  zu  no  geworden  ist  wie  in  Inwno.  Aber 
dieses  ist  vielleicht  folgendermassen  zu  erklären :  aii  wurde  ursprünglich  nur  in 
einem  kleinen  teile  des  ital.  gebiets  zu  0,  sonst  blieb  au;  erst  nachdem  die  diph- 
thongirung  0 — uo  abgeschlossen  war,  breitete  sich  das  bisher  nur  partiell  eingetretene 
o  aus  ati-  über  ganz  Italien  hinaus.  Es  hält  nämlich  schwer  zu  glauben,  dass 
zwischen  altlat.  omni,  oricula,  vulgärlat.  oricla  Prob.  App.,  und  ital.  oro,  orecchia 
gar  kein  Zusammenhang  bestehe.  Man  sieht,  wie  die  Volkssprache  immer  wieder 
zu  derselben  neigung  zurückkehrt.  Besonders  auf  italienischem  boden  dürfte  es 
schwer  sein  ,  die  volkslateinische  und  romanische  kontraktion  zu  scheiden  •.    viel- 


'  Ich  sehe  von  Seelmanns   willkürlicher    Unterscheidung   zwischen  ,.volks- 
latein"  und  „Vulgärlatein"  ab,  vgl.  G.  Meyers  rezension  s.  276. 

14* 


2  12  Rezensionen. 

leicht  besteht  aucli  in  Spanien  ein  Zusammenhang.  —  Unter  den  fibiigen  von 
Seelmann  besprochenen  werken  erwähne  ich  kurz :  K.  K.  GEORGES,  Lexikon  der 
lat.  wortformen;  G.  KÖRTING,  Lateinisch-romanisches  wörterbnch ;  M.  Breal.  De 
la  prononciation  du  c  latin.  —  Aus  den  folgenden  abschnitten  hebe  ich  hervor: 
Vergleichende  romanische  grammatik,  italienische  gram?natik,  altitalicnische  mundarten, 
ref.  W.  Meyer -LÜBKE;  man  findet  hier  vieles  auch  phonetisch  interessante. 
Ferner  Oberitalienische  (lebende)  mundarten,  ref.  C.  SalvionI;  Mittelitalienische 
nmndarten,  lef.  E.  MoNACl ;  Unteritalienische  ymnidarten ,  ref.  H.  ScHNEEGANS; 
Sardinische  mimdartcn,  ref.  P.  E.  GUARNKRIO. 

Christiania,  dezeinber  1892.  JOH.   Storii. 


Ed.  -ML'RET,  Enzyclopädisches  -Wörterbuch  der  englischen  und  deutschen  spräche.  Mit 
angäbe  der  ausspräche  nach  dem  phonetischen  system  der  metiiode  Toussaint- 
Langenscheidt.  Ersterteil:  englisch-deutsch.  Lieferung  l  — 5.  Berlin,  Langen- 
scheidt.    1891  —  tj2. 

Von  diesem  seitenstück  zu  „Sachs-Villatte"  liegen  jetzt  fünf  lieferungen  vor. 
die  bis  conic  leichen :  ich  habe  dieselben  so  fieissig  bei  meinem  Studium  von 
modern-englischen  werken  benutzt,  dass  mein  exemplar,  wie  es  in  antiquarkatalogen 
heisst,  deutliche  gebrauchsspuren  zeigt  -.  und  ich  habe  dadurch  immer  aufs  neue 
meinen  ersten  eindruck  bestätigt  gefunden,  dass  wir  es  hier  mit  einer  ungemein 
hervorragenden  leistung  zu  tiiun  haben.  Ich  schlage  dieses  Wörterbuch  lieber  auf, 
als  irgend  ein  andeies.  und  ich  ärgere  mich  fast,  wenn  das  wort,  das  ich  nach- 
schlagen möchte ,  mit  einer  später  als  con-  kommenden  buchstabenverbinduiig 
anfängt,  so  dass  ich  mich  zu  Flügel  oder  sonst  einem  anderen  buch  wenden  muss. 
Man  möchte  fast  diejenigen  beneiden,  die  in  einigen  jahi^en  ihr  Studium  der  eng- 
lischen spräche  damit  anfangen  können,  dass  sie  sich  einen  fertigen  Muret  (und 
Jlurray !)  anschaffen. 

Worin  bestellt  nun  die  vortreffiichkeit  dieses  würteibuches?  Erstens  natürlich 
in  der  reichhaltigkeit  des  wortvorrats;  dann  in  der  sehr  grossen  Sorgfalt,  mit 
welcher  die  bedeutungen  der  Wörter  angegeben  und  geordnet  sind;  dazu  tfitt  aber 
ein  weiteres  moment,  das  nicht  zu  unterschätzen  ist,  ich  meine  die  ganze  äussere 
einrichtung  und  ausstattung  des  buches,  die  dasselbe  so  eminent  piaktisch  macht. 
In  keinem  der  grösseren  Wörterbücher  findet  man  so  leicht,  was  man  gerade  braucht. 
Alles  was  zu  der  leichten  auffindung  von  einzelheiten  in  Wortbedeutung  u.  dgl. 
beitragen  kann,  ist  benutzt  woiden ;  und  Verfasser  und  Verleger  sind  nicht  etwa 
bei  dem  stehen  geblieben,  was  wir  bei  Sachs-Villatte  bewundern,  sondern  haben 
das  System  vielfach  erweitert  und  verbessert.  Als  einen  der  wichtigsten  fortschritte 
möchte  ich  die  afisonderung  von  redensarten  und  allerlei  einzelheiten  bezeichnen, 
«iie  jetzt  einen  absctinitt  für  sich  am  ende  jedes  grösseren  artikels  bilden,  nachdem 
schon  alle  die  wichtigsten  bedeutungen  verzeichnet  sind;  in  dem  oberen  teile  des 
artikels  verweist  ein  pfeil  auf  die  unten  zu  findenden  weiteren  ausführungen. 
Durch  diese  ganze  einrichtung  vereinigt  das  buch  die  vorteile  eines  knappen  und 


Otto  Jespeksen.  213 

eines  sehr  ausfiihrliciien  wörterbuclies ,  und  dem  sucliendeii  ^vi^d  lingemeiii  viel 
zeit  und  mühe  erspart. 

Selbst  in  dem  ausführlichsten  und  reichhaltigsten  Wörterbuch  wird  man  hie 
und  da  ein  wort  vermissen,  dessen  aufnähme  man  gern  gesehen  hätte,  ohne  doch 
dem  verf.  die  auslassung  zur  last  legen  zu  können.  Ich  verzeichne  die  folgenden 
kleinigkeiten  in  der  hoffnung.  dass  niemand  so  unvernünftig  sein  wird  daraus  zu 
folgern,  dass  Murets  buch  also  dennoch  nicht  so  gut  und  reichhaltig  ist,  wie  man 
gewöhnlich  sagt.  Meine  behauptung  ist  vielmehr  die,  dass  Muret  weit  mehr  gibt. 
als  man  das  recht  hat  zu  erwarten.  Also  meine  kleinen  ausstellungen  sind  die 
folgenden:  accomodatmi  -  raihvay  fehlt,  obgleich  das  wort  in  der  vorrede,  s.  X. 
genannt  wird.  —  allsorts  muss  in  England  etwas  anderes  bezeichnen  als  in  Amerika; 
das  wort  findet  sich  bei  Jeirold,  Caudle's  Curtain  Lecttires  40.  —  the  bally  idiot 
(Jerome,  Tkree  in  a  boat  24)  fehlt.  —  Unter  behindliand  findet  sich  keine  er- 
wähnung  der  doppelten  konstruktion  to  he  hehindhand  ivith  some  one  in  smth.  (z. 
I).  G.  Eliot,  Alill  on  the  Floss  I,  61)  —  belard  (euch  otlur  zuith  praise \  Trollope 
Duke's  Children  III  179)  fehlt.  —  as  dead  as  a  bilge  (Stevenson,  Treasure  Isl.  202). 
—  blackguardly  als  adjektiv  findet  sich  bei  demselben  Verfasser,  Dr.yekyll,\2..  —  bottse 
, saufen"  wird  als  vulgjir  aufgeführt,  findet  sich  aber  in  Keats'  gedieht  The  Mennaid 
Tavertt.  —  danm  my  buttons!  ist  aufgenommen,  dagegen  nicht  das  synonyme  Oh 
niy  button!  (Eliot,  Mill  I,  83).  —  biUton-nose  „blumenstrauss  für  das  knopfloch'- 
fehlt.  —  cannikifi  wird  auch  canikiti  geschrieben.  —  Was  bedeutet  Im  am  in  the 
douds ?  (Darwin,  Life  and  Letters  I,  269).  —  S.  XXVII  wird  als  ersatz  für  die 
fehlenden  formen  der  unvollständigen  verba  u.  a.  /  have  been  obliged  to  come  an- 
geführt; warum  nicht  das  doch  wohl  gewöhnlichere  I  have  had  to  corne? 

Die  leser  der  Plwtt.  Studien  werden  bei  der  beurteilung  eines  Wörter- 
buches nicht  nur  reichhaltigkeit,  genauigkeit  und  praktische  anordnung  des  Stoffes 
in  betracht  ziehen,  sie  werden  auch  in  erster  linie  nach  der  aussprachebezeichnung 
fragen.  Muret  befolgt  wie  die  anderen  bei  demselben  Verleger  erschienenen  werke 
das  System  Toussaint-Langenscheidt.  Dieses  aus  den  Unterrichtsbriefen  und  aus 
Sachs  wohl  bekannte  System  ist,  wie  es  in  der  vorrede  heisst,  „seit  einem  drittel- 
jahrhundert  praktisch  erprobt";  und  es  unterliegt  mir  keinem  zweifei,  dass  es  in 
dieser  zeit  mächtig  dazu  beigetragen  hat,  in  Deutschland  (zum  teil  wohl  auch 
ausserhalb  des  deutschen  reiches)  den  sinn  für  eine  bessere  ausspräche  zu  erwecken 
und  zu  verbreiten;  das  system  ist  zweifelsohne  weit  besser  als  alles,  was  man 
sonst  in  englisch-deutschen  Wörterbüchern  und  in  englischen  Pronouncing  Dictio- 
naries  sieht;  die  zeichen  sind  z.  b.  viel  leichter  zu  erlernen  und  zu  behalten  als 
diejenigen   bei  Flügel. 

Bei  Muret  spürt  man  auch  mehr  als  bei  den  meisten  ähnlichen  werken  ein 
deutliches  bestreben,  neben  der  konservativen  festhaltung  des  alten  T.-L. sehen 
Systems  auch  der  neueren  phonetischen  richtung  gerecht  zu  werden.  Und  dennoch 
wird  wohl  kein  mit  den  arbeiten  der  letzten  jähre  auf  diesem  gebiete  vertrauter 
fachmann  mit  der  aussprachebezeichnung  in  diesem  werke  zufrieden  sein.  Als  er- 
gebnis  zahlreicher  versuche  in  und  ausserhalb  Englands  steht  es  jetzt  unerschüt- 
terlich fest,  dass  eine  genaue  angäbe  der  englischen  laute  möglich  ist  ohne  all 
die  diakritischen  zeichen  über  und  neben  den  buchstaben,  und  dass  die  durchgän- 
gige   anlehnung    an    traditionelle  orthographische  gewohnheiten ,    die  die  tvpogia- 


2  14  Rezensionen. 

pilische  hässlichkeit  des  Systems  T.-L.  bedingt,  ganz  entbehrlich  ist.  Wir  können 
also  ein  zeichen  wie  das  aus  G  und  j  zusammengesetzte  für  den  laut  in  frz.  dcj'a 
oder  engl,  measure  nicht  gutheissen;  für  den  entsprechenden  stimmlosen  laut  fordern 
wir  ein  einfiiches  zeichen  statt  fd);  die  beiden  j-laute  werden  auch  nicht  besonders 
gut  durch  ^  und  f  dargestellt.  Es  ist  viel  einfacher  und  für  den  schüler  wirklich 
auch  leichter,  diese  4  Sibilanten  mit  zeichen  wie  s  z  s  z  oder  s  z/5  zu  schreiben; 
ebenso  empfiehlt  es  sich,  für  die  konsonanten  in  voice  und  witig  v  resp.  w  zu 
wählen,  statt  io  und  w.  da  der  unterschied  zwischen  deutschen  und  lateinischen 
buchstaben  nichtssagend  und  undeutlich  ist ,  wogegen  der  lernende  doch  die  be- 
deutung  von  engl,  v  und  10  inne  haben  muss.  Ebenso  unglücklich  kommt  mir 
der  gebrauch  von  ä  und  ä.  von  o  und  0  in  verschiedener  bedeutung  vor;  ferner 
das  zeichen  für  den  „guttural-nasalen"  konsonanten.  Die  diphthongirung  der  vo- 
kale in  ale,  boat  in  mustergültiger  ausspräche  ist  eine  errungenschaft  der  neuereu 
forschung.  über  die  man  sich  nicht  hinaussetzen  sollte;  und  selbst  wenn  man  es 
in  einem  solchen  werke  nicht  wagen  will,  die  vokale  in  z.  b.  morning  und 
moiiruing  zu  identifizii'en  (vgl.  die  vorsichtige  Stellung  Murets  in  der  vorrede  s. 
XXXIl),  so  geht  es  doch  wohl  nicht  an,  den  laut  in  mourning  demjenigen  in  note, 
110  gleichzustellen;  der  laut  ist  vielmehr  bei  den  engländern,  die  den  unteischied 
noch  machen,  dem  dänischen  ä  in  täre  gleich  (vergl.  meint  Ar ticulations  of  Speech 
Sotmds  §  128).  Absolut  verwerflich,  weil  zu  schlechter  ausspräche  führend,  ist 
die  Schreibung  ö  für  a  in  biit. 

Wenn  aber  auch  die  gewählten  zeichen  nicht  gebilligt  werden  können,  so 
muss  doch  die  Sorgfalt  lobend  hervorgehoben  werden ,  mit  der  dieselben  benutzt 
worden  sind;  wenn  man  mit  einer  guten  ausspracheschulung  an  die  henutzung 
des  buches  geht,  so  dass  man  die  T.-L. sehen  buchstaben  in  die  richtigen  laute 
umsetzen  kann,  dann  wird  man  auch  von  der  phonetischen  seite  des  Wörterbuches 
grossen  nutzen  haben  können.  Die  besten  quellen  sind  ja  benutzt,  und  man  findet 
auch  bei  Muret  vieles,  was  man  anderswo  vergebens  suchen  muss,  so  die  genaue 
angäbe  der  ausspräche  vieler  eigennamen.  Bei  einigen  Wörtern  vermisst  man  un- 
gern die  angäbe  einer  andern  ausspräche  neben  der  in  das  wb.  aufgenommenen, 
so  bei  Baltic,  Balliiuorc  die  ausspräche  mit  kurzem  vokal,  bei  coffee  die  mit  langem 
ä.  Nur  eine  angäbe  ist  mir  aufgestossen ,  die  als  ein  fehler  bezeichnet  werden 
kann,  nämlich  die  Umschreibung  des  verbs  compli??ie>it  mit  akzent  auf  der  ersten 
silbe:   sowohl  Murray   wie  Sweet  geben  die  auch  mir  geläufige  oxytonirung  an. 

Möge  das  prächtige  buch  recht  grosse  Verbreitung  finden  —  und  recht  bald 
fertig  erscheinen ! 

Kopenhagen.  ÜTTO  JE.SI'ERSEN. 


(i.  GlET.M.\.\.N',  S.  J.,  Die  ausspräche  des  englischen,  in  systematischer  Vollständig- 
keit, einschliesslich  der  legeln  über  (|uantität  und  akzent.  ]'"reiburg  i.  B.  Herder, 
M.   i.,5i).  i8y2. 

Der  inhalt  dieses  etwa  lOu  seilen  zählenden  oktavbüchleins  entspricht  völlig 

den  Versprechungen ,    die  im  titel  gemacht  weiden.     Das  werkchen  ist  ein  ernst- 


K.    TEN    BrUCGENCATE.  2  I  5 

liafter  versiicli.  die  <;i'hfiiiinisse  der  ausspräche  des  englischen  nach  jeder  hiiisiclit 
aufzudecken,  und  j;ibt  demzufolge  vollständige  auskunft  über  vokale,  konsonanten, 
quantität  und  akzent.  Das  wort  vollstäudig  darf  man  im  eigentlichsten  sinne  auf- 
fassen; der  verfasse)-  bericiitet  uns  in  seiner  Vorbemerkung,  dass  die  Vollständigkeit 
des  niaterials  nach  Vollendung  der  arbeit  geprüft  wurde  auf  Chambers's  Etymolo- 
crical  Dictionary,  London,  1890,  „so  dass  kaum  ein  gebräuchliches  wort  unberück- 
sichtigt geblieben  ist". 

Indem  ich  dem  sannnellleiss  des  henn  G.  gcbühicndcs  I(d)  zolle,  und  die 
wissenschaftliche  schärle  nicht  veikcnne,  welche  namentlich  die  regeln  über  quan- 
tität \md  akzent  bezeugen,  glaube  ich  doch  sogleich  hinzulugen  zu  müssen,  dass 
eine  einfachere  fassung  vieler  regeln  erreicht  woiden  wäre,  wenn  hcrr  G.  sich 
des  schon  vorhandenen  mateiials  bedient  hätte,  das  der  jetzt  verstorbene  prof. 
Beckering  Vinckers  schon  1875  auf  regeln  reduzirt  hatte*.  Ich  werde  versuchen, 
sowohl  die  licht-  als  die  Schattenseiten  dieses  werkchens  hervortreten  zu  lassen, 
und  mich  bestreben,  dem  Verfasser  den  beweis  zu  liefern,  dass  ich  wirklich  nicht 
zu  den  schlechtesten  heunden  des  büchleins  gehöre,  wenn  ich  auch  hiei-  und  da 
etwas  auszusetzen  habe.  Eine  zweite  ausgäbe,  in  welcher  das  buch  bald  ohne 
zweifei  erscheinen  wird,  ni'">ge  mir  beweisen,  dass  ich  keine  vergebliche  arbeit 
gethan. 

^  la.  Ich  waine,  ohne  darauf  bezügliche  bemerkung,  vor  aliud c  ^=  aljud. 
Der  Schüler  kommt  durch  diese  voistellung  des  lautes  von  //  so  leicht  z\u'  Ver- 
wechselung von  shoot  und  stdt,  etc. 

§  2a.  Nicht  nur  vor  thci\  sondern  auch  vor  d,  v,  sii,  und  sa  lautet  ca  =^ 
('  mit  nur  wenigen  ausnahmen. 

§  4.  Kin  vokal  vor  r  erleiflet  keine  Veränderung,  wenn  r  oder  rr  zwischen 
vokalen  steht,  und  das  wort  nicht  direkt  abgeleitet  ist  von  einem  worte,  das  auf 
y  oder  ;';-■  endigt;  man  vergleiche  viarry  mit  ftia r r ed  {im\>tvL  von  mar),  merit  und 
herring  mit  preferrhig,  sqidrrel  und  syriip  mit  sHrrüig,  sorry  mit  abhorring,  Imrry 
mit  furry,  etc.  Wenn  der  Verfasser  sich  an  diese  einfache  regel,  zu  der  es  kaum 
eine  ausnähme  gibt,  gehalten  hätte,  so  wäi-e  für  alle  vokale  ein  für  allemal  der 
einfluss  des  r  bestimmt  und  festgestellt.  Ani  besten  freilich  wäre  es  gewesen, 
wenn  G.  diesen  cinHuss  des  r  in  einem  gesonderten  ])aragra])hen  behandelt  hätte, 
/..   b.   so  : 

1.  Jedes  ä  wird   zu  <*  vor  r:  mane,  7nare ;  panc,  pare. 

2.  Jedes  «  wird   zu  ä  vor  r:  mau,  mar-^  pan,  par. 

3.  Jedes  e,  t  und  ü  wird   zu  u  vor  ;'.'  hen,  sin,  piin;  her,  sir,  piirr. 

4.  Jedes  o  und  ö  wird  zu  ait  vor  r :  fop,  for ;  cone,  core.^ 

Auf  diese  weise  wird,  mit  obiger  einschränkung,  das  eigentündiche  des  r 
und  sein  einfluss  auf  den  vorhergehenden  vokal  ins  volle  licht  gerückt ;  überdies 
erhellt    die    unrichtige    fassung  der  regel   in  4:    „Nur    wenn  ;-;'  zwischen   vokalen 


'  Eugchche  spraakkunst.  l'lerste  stuk:  Uit^piaak.  liaarU-ni,  Erven  I". 
Bohn.    lS7,->. 

^  G.  macht  in  5.  /.  noch  einen  unterschied  zwischen  fore  und  for ,  der 
praktisch  nicht  mehr  bestehen  dürfte. 


2i6  Rezensionen. 

steht,  bleibt  der  kurze  laut  («):  ^/any,  marry" ,  uml  in  5./'  und  /.  In  4  huMiptt 
G.  auch  noch  dem  smart'schen  ^compromise'-'  mit  den  Worten:  „Am  besten  ist 
(nl.  in  Wörtern  wie  master  und  after)  ä  mit  geringer  dehnung". 

Die  regel  in  5.  b,  dass  vor  gutturalen  (g,  ck,  ng,  x)  unrl  /  reines  ä  nacli 
w  bleibt,  ist  durchaus  richtig. 

Dass  das  unbetonte  /'  nach  e  hinüberklinge  (p.  6),  ist  allerdings  riclitig; 
ich  möchte  aber  füi"  die  wni-ter  auf  hig  eine  ausnähme  machen,  weil  das  i  darin 
entschiedene!'  hervortritt :  morning,  making,  etc. 

§  8.  „Unbetontes  11  wird  nach  s,  g  und  q  wie  englisch  w,  d.  li.  vokalischei' 
als  im  deutschen  gesprochen :  persttade."'  Soll  ,. vokalischer"  nicht  „konsonantischer" 
heissen  ':■ 

§  9.  Die  regel  über  ng  ist  einfacher  zu  fassen.  A^  =  ngg  in  der  luitte 
eines  worts ,  ausgenommen  bei  direkter  aldeitung  von  einem  worte,  wo  iig  am 
ende  steht:  finger,  iningle  und  singer,  dringer.  Freilich  machen  die  komparations- 
formen  von  lo7ig,  strong  und  yoting  eine  ausnähme.  Wie  ist  die  letzte  zeile  zu 
fassen:  ^n  biirgh  ^nuA  g,  weil  r  zwischentritt,  ohne  ver.änderung  des  vokals  wie 
g  gesprochen?"  Soll  dies  l)edeuten,  dass  der  vokal  nicht  vom  r  beeinflusst  wird? ' 

§  10.  Die  regel  über  die  ausspräche  von  arch  ist  neu,  einfach  und  vor- 
trefflich. 

§  12.  Ist  das  h  in  Worten  wie  exhort .  exhaiist  deutlich  hörbar?  Das 
dürfte  bezweifelt  werden. 

Die  regeln  über  th  in  §  12  (am  ende)  und  34  (s.  43  unten  44)  sind  viel 
einfacher  und  richtiger  zu  fassen.  In  §  12  ist  die' hinzufügung  unentbelirlich. 
dass  die  regel  nur  in  echt  englischen  Wörtern  stichhaltig  ist.  Sweet  gibt  smithy 
mit  stimmhaftem  tk  (siehe:  Wordlist  in  A  History  of  English  Sounds,  2"d  ed).  Th 
zwischen  vokalen  ist  nur  stimmhaft  in  englischen  Wörtern;  in  allen  fremdwörterii 
(resp.  klassischen  Wörtern)  ist  es  stimm/icj:  catholic ,  author,^  authentic,  etc.  Mir 
ist  keine  ausnähme  auf  diese  einfache  regel  bekannt.  Weiter  ist  th  s'Cwxwwhafl  in 
allen  pronominalen  Wörtern,  also  nicht  nur  im  anlaut  der  demonstrativa :  thal, 
thither,  thencc  etc. 

Die  behauptung  auf  s.  20,  dass  en  in  engrave  uml  engine  (weil  es  am 
schluss  eines  wortteils  steht)  den  reinen  laut  behält,  ist  unrichtig;  in  engrave 
lautet  das  n  wie  ng,  weil  das,  mit  ausnähme  einiger  gelehrten  worte,  immer  vf  r 
gutturalen  der  fall  ist;  in  engine  folgt  ein  dental  auf  das  n,  wodurch  »rein  bleibt; 
in  concur  und  concordance  lautet  das  n  der  vorsilbe  nach  meinem  dafürhalten  auch 
wie  ng,  was  der  Verfasser  verneint.     Der  unterschied  ist  oft  kaum  hörbar. 

In  sovereign  hört  man  am  häufigsten  ö,  nicht  ü  (seile  22). 

„Schwierig  ist  die  Unterscheidung  des  scharfen  s  von  dem  weichen",  sagt 
G.,  und  er  hat  recht.  Er  hätte  sich  selbst  und  den  schülern  die  arbeit  aber  leichter 
machen  können,  wenn  er  stets  das  französische  und  deutsche  zur  vergleichung 
hinzugezogen  hätte.  Dass  grcase  als  verb  sehr  häufig  mit  stimmlosem  s  gesprochen 


*  „Eigentlich  lautet  das  holl.  g  vor  e  und  /  mehr  wie  unser  ch"-  ist  ent- 
schieden unrichtig;  eine  richtige  ausspräche  lässt  den  stimm/^a//"^«  reibelaut  hören. 

^  Die  hemerkung  des  Verfassers,  dass  in  autJior  das  th  stimmlos  sei,  viel- 
leicht   weil    ursprünglich  noch  ein  c  vorherging,    ist  also  ohne  jede  begründung. 


K.   IHN  Bkuggexcaie.  217 

wird,  und  risc  als  iioineii  flurcligängig  mit  weicliem,  niclit  scliai  fem  s,  dem  kann 
der  ref.  niclit  beistimmen.  Pansy  (vveiclies  j)  ist  in  4j  17c  vergessen.  Wie  man 
bei  schneller  ausspräche  in  siibsist  das  h  stimmhaft  und  das  folgende  j  stimmlos 
sprechen  könnte,  ist  mir  ein  rätsei.  Durch  die  assiniilation,  eine  vom  Verfasser 
vernachlä.ssigte  erscheinung,  wird  b  leicht  zu  /.  Über  das  s  wäre  nocii  vieles  zu 
sagen,  aber  ich  darf  nicht  z.u  viel  räum  in  ansjiruch  nehmen. 

Sw^eet  setzt  auch  für  ayc  („immer")  die  ausspräche  ^  /  an. 

Bei  den  unregelmässigen  lauten  (s.  30  —  50)  steht  in  meinem  exemplar 
manches  fragezeichen.  „Vor  silbenschliessendeni  ;/  wird  an  vorwiegend  ä  (s.  33 
unten);  hier  wäre  einfacher  zu  schreiben:  au  ist  ä  in  aiDi  \  konsonant ,  mit 
ausnähme  von  avaunt. 

In  den  beispielen  auf  s.  39  soll  iione  wegen  des  reims  mit  langem  0  ge- 
sprochen werden !  Ist  e  stumm  in  solely  und  vilely  (s.  42),  und  werden  die  Wörter 
etwa  wie  soully  und  v'illy  gesprochen?  Isi  fnchsia  mit  ü  zu  sprechen,  und  nicht 
mit  dem  11  von  rude?  Und  stnver  auch  mit  ü?  Ich  habe  nur  foosha  und  soo-a 
geh  ölt. 

Auf  diese  weise  könnte  noch  verschiedenes  gesagt  werden;  ich  gehe  aber 
lieber  über  zur  „quantität"  (s.  51  — 71).  Dieser  teil  ist  im  allgemeinen  trefflich 
bearbeitet,  und  enthält  eine  fülle  reichhaltiger  und  schöner  bemerkungen,  um  die 
man  den  Verfasser  beneiden  möchte.  Die  lektüre  und  das  ernsthafteste  Studium 
dieses  teils  sei  allen  empfohlen,  die  sich  auf  die  kenntnis  der  englischen  ausspräche 
verlegen. 

Der  dritte  teil,  „akzent"  (s.  7-  —  9-)  ist  nicht  minder  tüchtig  bearbeitet; 
es  will  mir  aber  die  bemerkung  aus  der  feder,  dass  der  Verfasser  zu  sehr  den 
etymologischen  Standpunkt  eingenommen,  und  die  einflösse  der  analogie  und  der 
Position  nicht  genug  hat  hervortreten  lassen.  Sobald  irgend  ein  wort  (wir  wollen 
die  nur  den  gelehrten  bekannten  Wörter  ruhen  lassen)  aus  der  gelehrtensprache  in 
den  volksmund  übergeht,  gehört  es  den  unüberwindlichen  mächten  der  analogie  und 
Volksetymologie  an,  und  man  kommt,  wenn  man  von  diesem  prinzip  ausgeht, 
weiter,  als  wenn  man  die  ableitungsendungen  in  englische,  lateinische  und  griechische 
einteilt.  Ich  bin  schon  verschiedene  jähre  auf  der  regelsuche  für  die  akzentuation. 
und  ich  hoffe  nach  einiger  zeit  damit  fertig  zu  sein.  Ein  beispiel  möge  genügen. 
Die  regel :  In  dreisilbigen  Wörtern  liegt  akzent  vor  vokal  1- vokal,  vor  vokal -|- vokal 
4- konsonant,  und  vor  vokal  -f  konsonant  +  vokalische  endungen  (wie  al,  ol,  Otts,  etc.), 
erleidet  nur  wenige  ausnahmen,  und  erklärt  die  ausspräche  von  tausenden  von 
Wörtern;  ich  habe  sie  an  den  vom  Verfasser  gegebenen  beispielen  geprüft,  und 
die  resultate  sind  übeiraschend :  odyssee,  cäliier,  register,  thcatre  ('wie  theat^r  ge- 
sprochen, also  mit  oftener  endung),  läbyrinth,  cärdinal,  cäpital,  Cäpitol,  Saraceu, 
äblative,  äccitrate,  resolute,  prcvalent,  incident,  promiitent,  acäcia ,  malärian ,  etc. 
AVeiter  liegt  der  akzent  inmier  vor  ent,  ant,  ancy,  enger,  istry,  erty,  d.  h.  endungen. 
worin  zwei  verschiedene  konsonanten  sich  finden,  wenn  nicht  vor  denselben  vokal 
-1- konsonant  steht;  man  vergleiche:  tendency  und  allegiance,  reliictai/t  und  lenient.  etc. 
Ich  glaube,  dass  durch  solche  regeln  die  einstige  auflösung  der  schwierigen  ak- 
zentuation im  englischen  gefunden  werden  muss.  Die  regel,  dass  deutliche  ab- 
leitungen  stets  die  akzentuation  des  grundwortes  belialten,  erleichtert  auch  das 
Studium    sehr,  und  wird  nui    durclibrochen  durch  bestimmte  endungen,  wie  ation 


2iS  Rezensionen. 

uml  itiojt,  die  stets  den  ton  auf  a  und  /  liaben.  X'orläufig  wage  ich  n)icli  niclit 
weiter  in  dieses  netz;  ich  bin  ja  noch  auf  der  suclie.  Was  G.  gethan ,  zeugt 
von  grosser  genauigkeit  und  wissenschaftlichkeit;  er  wäre  ni.  e.  aber  weiter  ge- 
kommen, wenn  er  den  praktischem  Standpunkt  eingenommen  hätte. 

Leemhardeii,  Holland,   20.  9.   9-..  K.   TEN  BruGGE.NC.ME.  1 


Dr.  KCüOl.l'H  DkgeNHAKDT,  Lehrgang  der  englischen  spräche.  14.  aufläge.  In 
zeitgemässer  neubearbeitung.  Schidgranunatik  in  kurzer  fassung.  Dresden  1892. 
\" erlag  von  L.  Ehlenuann. 

Ein  vergleich  mit  der  13-  aufläge  des  lehrbuchs  von  Degenhardt  zeigt  uns, 
dass  wir  es  nicht  nur  mit  einer  kürzung  des  umfanges.  sondern  mit  einer  voll- 
ständigen Umarbeitung  dieses  buches  zu  thun  haben.  Die  küizung  gereicht  dem 
^verke  nur  zum  vorteil,  und  die  Umarbeitung  verrät  überall  die  geschickte  iiand 
des  erfahrenen  lehrers,  der  die  drängenden  forderungen  der  neuzeit  wohl  zu  be- 
achten und  zu  verwerten   weiss. 

Besteht  das  luaterial.  aus  welchem  die  regeln  abgeleitet  werden,  zum  teil 
auch  noch  aus  einzelsätzen ,  von  denen  viele  dem  Christma-  Carol  von  Dickens 
entlehnt  sind,  so  lassen  sich  doch  dieselben  oft  zu  grösseren  gedankengruppen 
zusammenstellen ;  ja  zuweilen  finden  sich  auch  längere  zusammenhängende  stocke 
zur  veranschaulichung  der  nachfolgenden  grammatischen  regeln  (p.  4;  90  und 
91  ;  213;  229-232).  nur  treten  dieselben  in  verhältnismässig  geringerer  anzahl 
auf.  Der  Verfasser  wird  den  wünsch  nach  einer  veiTnehrung  der  zusammen- 
.  hängenden  stücke  und  möglichster  beseitigung  der  einzelsätze  verzeihen,  nachdem 
er  uns  die  möglichkeit  zusammenhängender  Übungsstücke  auf  dem  gebiete  des 
französischen  gezeigt  hat. 

Bei  den  Übersetzungsübungen  kommt  er  dem  ausgesprochenen  wünsche 
noch  am  meisten  nach.  Schon  auf  p.  14  u.  15  bringt  er  längere  wüederholungs- 
aufgaben;  dsgl.  auf  p.  30 — 32:  .46— 50.  Die,  erzählung  wird  abgelöst  durch  be- 
schreibungen  und  vergleichungen  (70,  182);  auch  die  form  des  briefes  tritt  auf 
(p.  157)-  Bewegt  sich  der  grössere  teil  der  Übungen  mit  recht  auf  englischem 
boden,  so  findet  doch  auch  Amerika  berücksichtigung  (p.  75).  Aus  der  litte- 
ratur  werden  eingehender  folgende  personen  behandelt:  Chaucer,  Wyclif,  Burns 
und  Scott. 

Am  ende  des  buches  finden  sich  noch  „Concluding  Remarks''  über  eng- 
liche geschichte  und  „Chronological  Outline  of  English  History  front  i-f.Sß  to  our 
days"  :  ferner  „  Table  of  Sofereigns  of  England  frotn  the  jVorman  Conquesf. 

Mit  einem  wöiterverzeichnisse  zu  den  Übungsstücken  (p.  274— 331),  einem 
alpiiabetischen  anhange  über  ausspräche  der  eigennamen  (p.  331  —  333)  und  einem 
Wörterbuche  zu  den  deutschen  Übungsstücken  schliesst  das  buch.  Zugegeben  ist 
ausserdem  noch  eine  tabellarische  Übersicht  über  die  präpositionen. 

Die  aussprachebezeichnung  ist    dieselbe,    wie    in    dem    von    mir    fiüher  in 


*  Ich  kann  die  bemerkung  nicht  unterdrücken,  dass  m.  e.  bücher  wie  das 
besprochene 'die  \vissenschaft  wenig  fördern,  im  Unterricht  gebraucht  aber  geradezu 
.schädlich  wirken.  W.  V. 


E.    WiLKE.       (i.    ROLIN.  219 

haiul  IV,  lieft  2  der  IVurn.  stud.  besprochenen  ersten  teile  des  k-hrbuchs  von 
Degenhardt  (50.  aiifl.)-     Es  wird  genügen,  auf  diese  besprechung  zurückzuweisen. 

Die  anerkennenswerte  kürzung  des  buclies  hätte  sich  vielleicht  in  einzelnen 
teilen  noch  weiter  ausführen  lassen.  Um  unnötige  Wiederholung  aus  der  formen- 
lehre  zu  vermeiden,  konnte  das  im  ersten  teile  gewonnene  systematisch  zusammen- 
gestellt und  dadurch  noch  grössere  kürzung  des  granmiatischen  gewonnen  werden. 
Manches  aus  kap.  III,  V  u.  VI  war  dieser  Zusammenstellung  zuzuweisen,  da  die 
durcharbeitung  des  1.  teiles  schon  einen  wesentlichen  schätz  grammatischer  kennt- 
nisse  sichern  muss.  Auch  bei  solchen  schülern.  welche  den  2.  teil  ohne  vorher- 
gegangene durcharbeitung  des  1.  benutzen  sollen,  muss  vorausgesetzt  werden 
können,  dass  sie  sich  die  demente  der  grammatik  angeeignet  haben. 

Das  gut  ausgestattete,  mit  vielem  fleis^e  gearbeitete  buch  sei  der  beachtung 
bestens  zu  empfehlen. 

Leipzig,  d.  26.  okti)r.   1892.  K.   Wil-KK. 


Fr.\NZ  Beyer  &  Paul  PassY:    Elemmtarbuch  des  gesprochenen  französisch.    Otto 

Schulze,  Cöthen,  1893.  —  Ergiinztingshcft  zu  Beyer-Passy,  bearbeitet  von  F.  Beyer. 

("ötlien,   Otto   Schulze,    1893. 

Mono:  Sachie/,  seignor,  go  est  fine  vertes 
Si  fönt  tels  gen/,   coiiitise  deserter. 
(Miscans). 

Ce  travail  excellent,  appuye  sur  une  connaissance  approfondie  de  la  langue, 
que  nous  appellerions  volontiers  lingtca  francisca  tnodcrna  nistica,  pareille  h  Celle 
que  le  bas  peuple  de  Ronie  parlait,  aupres  du  latin  iMepant  des  classes  bien 
elevees,   —  donne  Heu  h  peu   d'observations. 

Disons,  avant  tout,  que  I'orthographe  jjhonctiipie  se  fiit  ra|iidenicnt  popu- 
larisee,  si  les  phoneticiens  s'etaient  contentes  de  la  simplifier  par  le  retranchement 
des  lettres  superflues  sans  üiire  intervenir  de  nouveaux  caracteres  ,  qui  ont  pour 
resultnt  d'elTaroucher  au  premier  abord   les  cleves  les  plus  entiiousiasmes. ' 

Voici,   ä  peu  pres,   les  principales  questions  que  la  criti()ue  doit  se  poser: 

1  o  I.a  transcription  phonetique  est-elle  irreprochable  h  tous  les  points 
de    vue? 

2°  Les  accents  toniques.  et  les  quantitcs  vocaliques  et  syllabiques  ont-ils 
ete  notes  avec  la  minutieuse  exactitude  et  la  rigoureuse  logiijue  que  l'on  a  le 
droit  d'exiger  de  phoneticiens  qui  tourneiit.  en  l'evitant,  la  difficulte  de  noter 
t;raphiquement  Tintonation  si  variee  de  la  phrase  francaise. 

30  Le  choix  des  textes  est-il  heureux  (juant  au  fond  et  <|uant  ;i  la  torme, 
i'ordre  d.uis  lequel  ils  sont  prescntes,  ainsi  que  leur  connexion  intime,  n^pondent- 
ils  au  but  que  les  auteurs  se  sont  propose?  l,.i  methode  est-elle  bonne  et  ce 
but  a-t-il  ete  atteint? 

Ad  1  o.  —  On  reconnait  au  premiei-  abord  i|ue  la  transcription  est  des 
plus  soignees,  ä  quelques  lares  exceptions  jires.      II  eüt,    sans    contredit .    mieux 

*  Les  auteurs  auraicnt  du  suivre  l'oitliographe  de  ("ledat  legerement 
inodiliee. 


2  2  o  Rezensionen'. 

valu  que  l'on  marqiiat  la  liaison  des  elcments  plioiiL-tiques  par  un  autie  nioyen 
que  le  trait  d'union,  qui,  en  gent^ral,  surtout  en  alleiiiand,  est  un  signe  designant 
Separation.  Nous  aurions  prefere  une  paientht-se  horizontale,  ou  bien,  nous  aurions 
fait  figurer  la  consonne  finale  d'un  niot  au  commencenient  du  mot  suivant :  l3  sä 
kckylje,  ou  säk  ek^lje,  drur  k&pti  ou  (wcek  &pti\  procede  dont  les  avantages  con- 
trebalanceraient  h  coup  sür  le  surcroit  de  difficulte  qui  en  resulterait  pour  l'elcve. 
A  la  page  5i,  nos  eleves,  tous,  nous  prononcaient :  hmatinche  —  pause  — peiix, 
pour  lematin  jcpeux ;  il  en  est  de  menie  h  la  page  18-*.  oü  l'on  fern  la  pau.se  ä 
la  suite  du  niot  ärbr.  En  lisant  p.  l^  bmcctr  crtdsi ,  le  comniencant ,  surtoui 
l'autodidacte,  h  qui  s'adresse  en  partie  \ Elementarhuch,  n'aura  garde  de  pronon- 
cer  ces  cinq  niots  d'une  seule  emission  de  voix ;  partant  il  fera  faire  syllabe  ä  r, 
ou  glissera  sur  cette  consonne  finale  h  la  maniere  allemande  en  la  changeant  en 
c.     Notons  donc  de  preference:  h7ncv  trcetdsi. 

La  notation  de  l'accent  tonique  avant  la  syllabe.  qui  consiste  parfois  en  trois 
ou  quatre  memhres  contractes  (cf.  30  19  ivi'n-j-ä-g  de'plä:t,  36  i2/v  di-d'libi,  di-'dlwi) 
et  Celle  de  la  longueur  des  voyelles  :i  la  suite  de  ces  elcnients,  est  incontestable- 
nient  un  defaut  qui  prete  h  la  confusion.  Pourquoi .  plus  simplenient  ,  ne  jjas 
surmonter  la  voyelle  tonique  d'un  accent  aigu  ? 

Les  auteurs  amont  icniarque  eux-niemes  que  le  trait  ligatif  a  tte  oublie 
dans  nombre  de  cas,  que  l'accent  tonique  a  ete  omis  oü  le  parier  du  peuple  le 
reclame  necessairenient,  et,  enfin,  que  les  pauses  et  les  interruptions  ä  faire  dans 
l'eniission  de  la  voix  ont  eti'  notees  avec  une  extreme  irregulaiüte.  que  rien  ne 
saurait  justifiei". 

L'assimiiation  des  consonnes,  teile  que  l'on  a  coutunie  de  l'etablir,  est.  au 
point  de  vue  pratique,  faite  pour  induire  les  eleves .  surtout  les  Allemands,  en 
erreur.  Declarons,  avant  tout,  que  la  notation  en  est  fausse,  l'assimiiation  ne  se 
]jroduisant  que  rarement  dans  toute  sa  mesure,  et  encore  les  consonnes  ne  s'assi- 
milent-elles  que  dans  le  parier,  nous  ne  disons  pas  courant,  mais  rapide;  facilite 
«i'elocution  h  laquelle  on  ne  saurait  parvenii-  qu'a]>rt-s  un  sejour  prolonge  en 
France,  en  societe  de  gens  bien  eleves.  et  qui  ne  prononcent  pas  pypid  dmälibi. 
Erg.  hft.  p.  7*5,  1  4.  Faisons  observer,  en  outre.  que  pour  une  oreille  tant  seit 
))eu  exercee,  il  y  a  une  tout  aussi  grande  difTerence  entre  pypid  dimöfrcer  et 
etvd  ädmöfi-irr,  qu'entre  äple  et  phvn,  oü  les  combinaisons  consonantiques  sont  bien 
loin  d'ttre  identiques.  Menie  dans  la  prononciation  du  plus  bas  peuple ,  il  v  a 
une  nuance  legere.  luais  bien  perceptible,  qui  distingue  la  femelle  du /«  du  palais 
du  luv.  Les  gens  qui  ont  frequente  les  ecoles.  et  qui  constituent  aujourd'hui  la 
presque  totalite  de  la  nation  (et  c'est  h  ceux-lh  que  les  etrangers  veulent  avoir  affaire), 
fönt  sonner  la  liquide  interconsonantique,  plus  ou  moins  devocalisee  sous  l'action 
du  milieu,  mais  toujours  presente.  11  en  est  differemment  des  groupes  arretes 
)iar  l'usage;  lä  les  consonnes  se  sont  coiupletement  fondues  les  unes  dans  les 
autres,  l'assimiiation  de  leurs  natures  s'est  produite  foncierement : //rfse/äi/ö/«,  dont 
la  fricative  dentale  vocalique  diftere  considerahlenient  de  celle  du  groupe:  Idplds 
thry(fr<rr.  ün  a  donc  tort  de  generaliser  des  plienomenes  qui  ne  se  produisent 
(jue  „facultativement"  dans  des  conddnaisons  il'un  frequent  us.ige.  telles  que  jutr, 
7'.'>tr,  kirlks,  dvick,  suivis   d'un   substantif. 


(i.    ROMN.  22  1 

Nous  aiities,  sans  doubler  la  dirticiiltt,  nous  clisons  K  nos  i-leves  de  faire 
sonner  pleineiucnt  le  .'  A^  pypitri,  tont  comine  si  ce  phoneme  fonnait  syllabe'. 
ce  qiii,  eil  d('i)it  des  opiiüons  contraiies,  est"  le  trait  caracteristiqiie  de  la  pronon- 
ciation  des  veis.  En  partant  de  Ih,  nous  faisons  disparaitre  peu  ä  peti,  par  iine 
emission  de  voix  de  plus  en  plus  piecipitee,  la  voyelle  et  rc-lenient  vocalique 
de  1';-.  Alois,  nous  reconiniandons  h  nos  eleves  de  respecter,  sans  se  souciei"  de 
i'elenient  [^recedent,  „la  coiisonne  suivante",  dont  les  Ailemands  ne  sont  que  trop 
portes  h  attaquer  l'integrite.  Sans  qu'il  üiille  recourir  pour  cela  ä  des  graphies 
monstrueuses  (cf.  2^7  ply  herip  k3  hl  gärjn),  la  seini-assimilation  se  produit  d'elle- 
iiieme,  coinnie  dans  toules  les  langues,  gernianiques  et  slaves ,  aussitot  que  les 
eieinents  sont  intinieiiient  lies  les  uns  aux  autres.  Biet",  la  soi-disant  assiniilation 
n'est  d'aucune  valeur  pour  le  debut,  eile  ne  doit  constituer  qu'un  des  eieinents 
de  perfectionnenient.  Aussi  doutons-nous  qu'il  vienne  jamais  ä  l'idee  d'un  niaitie 
pedagogiquement  forme  de  faire  prononcer  ii  des  enfants  qui  coniniencent  h  ap- 
prendre  le  franqais :  zdezirwdr  psfölniinis  (=  je  desire  voir  monsieur  le  niinistre) 
ou  dlä/ätubtr  splcC'ntscrymdtis  (on  l'entend  toujours  se  plaindre  de  ses  rhumatis- 
ines). *  —  11  eüt  certainenient  niieux  valu  se  servir  des  notations  que  B.  a  eta- 
blies dans  sa  Französische  plwnetik  (l  r)  et  introduire  dans  les  textes  les  leqons 
secondaires,  tres  frequentes  et  aussi  harmonieuses  de :  pypitridväiwi,  ou  mäsäh-i- 
mscTr,  que  l'on  rencontre  i;;i  et  Ih ,  dans  X Elenioitarluich  de  B.-P.  (cf  6 '3  skii- 
vi'Stflar). 

Les  pauses,  telles  qu'elles  sont  notees  dans  les  textes,  nous  seinblent  par 
trop  arl)itraires ;  il  nous  est  iaipossible  d'y  decouvrir  le  principe  que  les  auteurs 
ont  suivi ;  nous  y  trouvons  absence  complete  de  niethode.  Prenons  par  ex.  p.  :{ 
1.  7  —  '^'.  "  <>  vii'ä  piiritt  lä  lytiijivr  o  »lymä  u  Id  ml'i  dispdrcr ,  quatorze  syilabes 
prononcees  dune  seule  emission  de  voix,  suivies  d'une  longue  pause  entre  uii 
sujet  et  son  verbe;  34  dhucrst  ds  lä  Uvr\  quoique  se  rapportant  aux  quatre  sub- 
stantifs  precedents.  ce  dernier  groupe  ne  saurait,  ä  nioins  de  leur  etre  coordonne, 
ttre  separe  phonetiquenient  du  terme  wcest ;  p.  19 '5  lire  dmtemdkc,  sans  pause 
intermediaire.  Pour  ce  ([ui  touclie  la  suppression  des  consonnes,  nous  signalons 
pai'tout  ce  (pii  constitue  le  principal  defaut  de  l'ouvrage  ■  absence  de  precisioii 
et  iiianque  de  logique  ■.  restons-en  a  rexein])le  eile  ci-dessus  34;  le  /  devrait  etre 
aussi  bien  cundamne  au  inutisnie  dans  7Ucrst  dd  Id  ticr  que  dans  4S  1°  hdtis  (Baptiste) 
kiimz  äi>i(jcn ,  d'autant  plus  que  dans  Tun  et  l'autre  cas  les  termes  sont  separes 
|iar  la  ])ause ;  pron.  donc  dht<(jezddldta:r  ou  niieux ,  en  intercalant  un  .'  inter- 
mediaire dhvivstddldtivr  et  hdtistdki.  Dans  d'autres  passages,  il  eüt  cte  de  la  der- 
niere  importance  pour  l'elcve  d'introduire  au  bas  des  pages  et  d'ajouter  aux  phe- 
nomeiies  peu  connus  h   l'etranger  des    explications    (pii    les    eussent    mis    en    leur 


'   Coinme  Passy   le  fait  parfois,   en  transciivant  des  pieces  de  poesie. 

^  Uli  plienoniene  tres  interessant  au  point  de  vue  de  la  phonetique  physio- 
logique,  c'est  que,  en  sufiprimant  completeiuent  les  deux  derniers  eleincnts  du 
groupe  CS  +  Iq  +  3,  le  mot  sab  dans  4 '5  mdsäbmdsicr,  sur  les  levres  d'un  Alle- 
inand,  nous  fait  l'impression  de  zäb  (jambe)  mal  prononce  plutot  que  de  säbr? 
bien   prononce;   ce  ijui  plaide  en  faseur  de  ce  que  nous  avons  avance. 


2  22  Rezensionen. 

pleine  luniiere.  Nous  trouvons  p.  l  lo  syl  tdl>lo ;  pour  peu  que  Ton  reflechisse, 
on  en  conclura  que  le  r  de  syr  (on  pounait  y  ajouter  pur,  dans  le  parier  des 
gamins)  "s'assiniile"  toujoius  n  la  consonne  voisine;  ce  qui  est  completeinent 
faux,  la  chute  de  la  consonne  iie  se  pioduisant  apres  l'assimilation  que  dans  la 
combinaison  prip.  -(-  art.  de/.,  suitout  /  (^  le):  on  ne  dira  janiais  Imimi  märs 
sypdri. 

Des  sons  transitoires  7u,  kc,  j,  nous  regrettons  de  ne  pas  y  voir  figurer  j, 
Ih  oü  il  sert  d'intermediaire  entre  deux  elements  a  articulation  plus  ou  nioins 
affiliee:  ä,^ peji  ou  pirji.  I^'eleve  vena  toujours  une  diphtongue  dans  la  notation 
pci,  ou  bien  coupera  le  niot  en  deux.  II  en  est  de  meine  dans  la  conjugaison, 
au  condit..  imparf.  de  l'ind.,  et  subj.  pres..  surtout  dans  les  verbes  dont  le  radi- 
cal  se  termine  par  une  consonne  suivie  d'une  liquide:  midefädrijo,  mimurrijo, 
ou  bien,  ce  qu'il  faut  eviter:  nudefädsrjo  numursrjo-  Soit  dit  en  passant  que 
les  notations  10,  w  sont  de  celles  qui  ont  le  plus  contribue  h  rebuter  les  non- 
inities  sans  etre  pour  cela  d'aucun  avantage  pratique.  Nous  ne  nous  en  sonimes 
jamais  servi  avec  des  commencants,  nous  leur  avons  fait  prononcer  un  u,y,  ?  pur 
suivi  d'une  autre  voyelle  pure,  et  enoncer  petit  a  petit  ces  phonemes  d'une  seule 
eraission  de  voix  en  executant  le  mouvemenl  labial  dans  toute  sa  plenitude.  Ils 
tournent  Ires  facilement  la  difficulte  sans  etre  effarouches  par  des  notations  inu- 
sitees  oü  ils  ne  peuvent  s'empecher  de  voir  un  son  affilie  h  leur  w  bilabial.  Sans 
faire  parade  de  la  science,  disons  plus  brievement  et  plus  justenient  que  iv,  iv  ne 
sont  que  les  voyelles  correspondantes  relacliees. 

Dans  notre  £ssai  de  gratntnaire  phonctique ,  nous  avons  cite  les  liaisons 
qui  sont  de  rigueur  dans  le  parier  populaire,  les  autres  ont  ete,  ä  tres  juste  titre. 
elaguees.  Dans  les  textes  que  nous  avons  sous  les  yeux.  nous  signalons,  ä  notre 
grand  regret,  un  pele-mele  inextiicable.  La  bonne  logique  reclamait  que  l'on 
partit  des  formes  purenient  populaires  pour  arriver  petit  h  petit  et  methodique- 
nient  h  celles  plus  ou  moins  rapprochees  du  langage  litteraire,  comme  la  raison 
reclame  que  l'on  passe  du  facile  au  difficile  et  du  simple  au  compose.  Pour 
prendre  le  premier  exemple  qui  nous  tombe  sous  la  main:  3  i"  k/(eäf(ls^  et  non 
kjivtäfas.  II  se  peut  fort  bien  qu'il  y  ait  des  gens  du  peuple  qui  introduisent 
un  t,  mais  ils  le  fönt  inconsciemment,  et,  dans  la  meme  phrase,  un  moment  plus 
tard,  ils  intercaleront  un  s  ou  un  n  peut-etre.  Bref,  ce  sont  plutot  des  cidrs,  ou  du 
Velours.  Dans  4I''  prmij'o'retdi  la  liaison  ne  convient  nullement  ä  la  maniere  de 
parier  du  peuple,  qui  dit  d'ordinaire  opr:>mje  ou  opr:>mJe:tdz^,  Corr.  donc  12  i^ 
soä,  14 18  (rä,  de  meme  16^ •,  25  10  taärive,  41  l*  ettryn ,  de  meme  422c,  436, 
45  2;  532  scFdzL 


^  Pour  bien  rendre  le  parier  vtdgaire,  les  auteurs  auraient  du  transciire 
ka:  et  non  kja:,  j  disparaissant  dans  la  gutturale  palatalisee. 

^  Remarquons  l'action  gutturalisatrice  de  m,  analogue  h  la  palatalisatrice 
de  i  (zjU,  pron.  toujours  hli,  qui  est  plus  juste  et  aussi  frequent) ;  af.  prämier, 
proiimier,  en  dial.  fotnelle  fumelle.  Nous  le  repetons,  le  y  fr<;.  est  un  son  ä  la 
formation  duquel  contribuent  les  regions  gutturales,  de  l;i  la  difference  cardinale 
entre  les  y  frc.  et  all. 


G.  RüMN.  223 

La  transcription,  eile  non  plus,  n'cst  pas  executee  avec  la  logiqiie  et  la 
consequence  voulue.  L'auteur  tianscrit  les  toinies,  non  pas- telles  qu'elles  Uli 
viennent  ä  l'espiit,  niais  plutöt  telles  qu'elles  se  jHesentent  sous  sa  plume.  Dans 
nonibie  de  cas.  les  notations  divergentes  du  mcuie  mot  ne  sont  justifiees  ni  par 
l'influence  du  milieu,  ni  par  l'action  des  elements  circonvoisiiis,  ni  par  le  carac- 
tere  general  de  la  piece  qu'il  nous  met  sous  les  yeux,  ni  par  le  ton  du  langage 
qu'il  veut  reproduire.  L'eleve  qui  refltchit  tant  soit  peu,  —  et  cest  le  cas  en 
Alleniagne,  011  Ton  cherche  ä  se  rendre  compte  des  moindres  details,  —  se  trou- 
vera  dans  un  grand  embanas  et  perdra  un  tenips  precieux  ä  des  reclierches  inu- 
tiles  et  Sans  resuitat;  les  fornies  divergentes  n'etant  justifiees  par  aucune  circon- 
stance  de  quelque  valeur.  D'autres  fois ,  —  et  c'est  malheureusenient  dans  la 
grande  niajorite  des  cas,  —  les  auteurs  fönt  des  concessions  |)ar  trop  dt-raison- 
nees  au  langage  vulgaire.  Ce  qui  demontre  (ju'en  transcrivant  leurs  textes  ils 
n'avaient  point  la  conscience  bien  pure,  ce  sont  ces  remarques  qui  eraergent  par 
ci  par  lii,  telles  que:  „und  die  offizielle  grannnatik  würde  erwarten  lassen"  etc. 
üuand  ils  s"aperqoivent  qu'ils  sont  alles  de  beaucoup  trop  loin,  ils  recourent  h 
un  nioyen  bien  simple  pour  se  tirer  d'affaire:  ils  notent  au  bas  des  pages  les 
formes  delayees,  ils  ajoutent  les  ?  la  oü  ils  avaient  ete  condamnes  dans  le  texte, 
travail  fort  simple  que  l'on  eCit  dii  abandonner  ä  la  perspicacite  ou  plutöt  h  la 
patience  de  ceux  qui  se  hasardent  ä  apprendre  une  langue  moderne  selon  cette 
niethode.  Que  l'on  nous  permette  de  faire  remarquer  en  ce  lieu  que,  entre  vit 
et  lätmä,  il  y  a  des  nuances  infinies,  et  qu'il  faudrait  en  admettre  au  moins  deux 
ou  trois :  3  ^  skncvubve,  sivuvtdve,  siuvulve,  siu:lve,  sju:lve,  sjulve.  En  outre,  nous 
trouvons  au  bas  des  pages  des  lecons  etrangeres  Ii  la  conversation  et  meme  ä  la 
recitation:  p^  15  tidemoJdäläg  (\.  dld) ,  p.  9  tasö  da  rädra  lezotrakotä;  p.  lO 
sitänimäl  ne  se  dit  plus  (I.  stet  ou  st);  p.  21   l?syni(?,  (1.  lasnw). 

Le  manque  de  logique  est  encore  plus  evident  aux  n»«  22  et  23,  morceaux 
qui  auraient  du  figurer  au  comniencement  de  l'ouvrage,  transcrits  tels  que  l'on 
est  accoutunie  ä  les  entendre.  Nous  voudrions  bien  savoir  quel  est  l'homme  de 
Dieu  qui,  en  chaire,  lisant  les  Saintes  llcritures,  se  soit  servi  d'un  tel  cliarabia. 
qui,  a  cote  du  majestueux  lezcevrididjö  34II— i-,  ait  fait  retentir  des  mots  tels 
que  disip  34  "J,  stjni  34 10,  s^uClj,  aj  348.  n,  äpraäirwär  34 1',  loictiswilä-  351-4 
kagzcß  (!)  3522.  On  outrage  la  majeste  de  PEvangile  jusqu'  h  aller  faii'e  sonner 
ä  nos  oreilles  les  paroles  de  Notre  Seigneur  comme  les  aboiements  de  Mirot. 
le  chien  de  Perset  („der  nicht  gewählt  sprechen  will'' !  Erg.-hft.  94). 

II  ne  convient  aucunement  de  faire  disparaitre  des  elements  dans  les  pre- 
mieres  syllabes  des  mots  figurant  au  commencement  de  la  phrase  ou  en  pause ; 
tpwi  peut  bien  se  rattacher  ä  une  voyelle,  mais  il  ne  saurait  etre  isole  (cf.  48  2 , 
oü  la  forme  est  juste,  et  4622,  oü  eile  est  ä  corriger).  Ce  principe  n'est  point 
applicable  aux  prolongeables,  qui,  en  vertu  de  leur  duree,  forment  syllabe: 
39  skotiid  est  juste.  —  La  rencontre  de  trois  ou  quatre  consonnes  ne  necessite 
pas  toujours,  dans  le  parier  vulgaire,  la  presence  d'un  ?.  Vw  grnupe  de  plusieurs 
consonnes  dont  une  ou  deux  scnt  liquides  ou  prolongeables ,  est  admissible  et 
meme  trcs  frequent:  ceux  qui  disent  t.'dlar,  prononceront  sans  doute  kalsjlivjshrT.' 
310,  17.     L'individu  qui  ne  substituera  pas  que  \\  si  dans  le  membre  complement 


3  2  4  Rezensionen. 

de  la  propositioii ,  ne  s'avisera  janiais  d'en  agii'  difft-reninient  poiir  quapid ;  donc 
si  .   .   .  si  3^  est  populaire.  kü  .   .   .  Zv  3  ^•'  est  litteraiie. 

Ouant  aux  atones ,  les  auteurs  n'ont  pas  remarque  la  grande  influence 
qu'exercent  sur  la  natura  de  l'atone  l'analogie,  le  caracttre  des  elements  circon- 
voisins,  ainsi  que  la  place  que  la  voyelle  occupe  dans  le  mot.  Les  consonnes 
ouvertes  contribuent  h  l'ouverture,  les  feniiees  h  la  fenneture  des  atones :  cer'ö 
1 1  18  action  de  r  et  de  \b?n,  mal  ar ;  zla-s,  i(/;'(rj- ont  amene  Iwse  drirse  2\^^  22". 

L'omission  de  la  fiicative  du  groupe  v7ü  est,  ä  Paris,  des  plus  indivi- 
duelles. L'affluence  des  etrangers  ä  Paris  est  immense  et  accroit  rle  jourenjour; 
rien  d'etonnant  donc  a  ce  que  la  purete  de  la  prononciation  parisienne  se  cor- 
rompe  peu  ä  peu.  L'  influence  que  les  patois  de  l'Est,  le  champenois ,  le  pi- 
card  du  Sud,  le  lorrain  et  le  messin  ont  exercee  sur  Paris,  a  toujours  ete  dele- 
tere,  et  n'a,  jusqu'ici,  pas  ete  suffisaniment  approfondie.  L'omission  de  la  frica- 
tive  est  incontestablement  d'origine  germanique,  c'est  un  trait  propre  aux  te.xtes 
ecrits  ou  rediges  dans  les  provinces  oiiginairement  allemandes. 

Le  Parisien  ne  sacrifiera  jamais  son  v,  qu'il  souleve  la  levre  d'en  haut  et 
montre  les  dents  poui"  mieux  articuler.  Comme  dans  pdyl  djuar,  il  dira  ovwdr 
2  !'•,  en  articulant  faihlement  ou.en  condamnant  completement  au  mutisme  le  r. 
D'ailleurs,  il  y  a  encore  l'eternel  ttänicsm,  qui  nous  inspire  des  soupcons.  Que 
l'eleve  corrige  partout  et  impitoyablement  tudmivm:  l'assimilation  h  l'initiale  est 
contraire  au  genie  francais :  consultez  les  textes  des  les  temps  les  plus  anciens. 

La  notation  h  n'aurait  pas  du  etre  introduite  dans  le  texte,  surtout  dans 
un  livre  que  l'on.  adresse  aux  Allemands.  Quoi  que  l'on  dise,  h  est  toujours 
muette  ä  Paris,  la  fricative  gutturale  ne  se  produit  jamais;  son  ancienne  existence 
ne  se  trahit  que  par  une  interruption  legere,  presque  imperceptible,  de  Temission 
de  la  voix.  Nous  ne  foisons  pas  de  diiTerence '  entre  Ido  de  Va  haut  et  la  an 
(ciel) ;  supprimons  donc  cette  lettre  partout  oü  nous  la  rencontrons  (2  i"-,  etc.). 

La  forme  sc  est  purement  parisienne,  ineprocliable  au  point  de  vue  de 
l'etymologie  (sapjo  sc,  comme  abjo  ai,  e) ;  sais  et  ai  ont  entraine  yV  vais ,  pron. 
ve,  tandis  que  l'inf.  fcer  a  sauve  l'ouverture  des  formes  de  ce  verbe:  sfcB,  zefce. 
II  en  est  de  meme  de  mir  (=  mägis),  seule  forme  admissibie  pour  Paris  ;  fe, 
See,  viE  appartiennent  ä  la  province,  me  appartient  a  l'etranger. 

"l"^  drwdl  (w  entrave  l'action  de  rj'  4»  nyrdwo'sl;^  621  ryli ;^  8  2  uya-l 
(nwirl  n'est  pas  meme  francais ;  nous  n'avons  entendu  prononcer  ainsi  qu'  a  des 
etrangers  ä  Paris):*  8  22  ,egzä:pl3;  *^)~^  swät,  comme  wdt,  f-wdt,  pwa:l  (=  four- 
neau,  mais  pwdl  =  pihts),  inwdl  &c  .  .  . ;  JWd'/ est  savant ;  '[o'i  /er^s  (  e,  actioii 
de/,  en  depit  de  rj,  M^fiwd;  \1^  kru<dje ;  1210  Hvr^dlcrkt^'r ;  131'  dsjr  (deyr 
vulg.);  15  18 -19  brcesisvj'iedi-d  ou  l3rivsvj(vdrd ;  l63  läti:jptitfi:j ;  \~^  plazätri 
(action  de  phe,  phrz) ;  \~^'^  la:se  (cf.  las  14 13,  oü  le  mot  est  atone;  corr. 
39«);     18'^    imr.-msrjcü ;     19 3    t,-(j>(e    (strat) ;     199    oh.rr'z ;     21  lä    fäktardldpjst 


'  A  l'accent  pres. 

^  lariuinst  et  n^rwa.  jjron.  des  marins. 

*  l^li,  prononciation  effeminee  des  voyous  et  des  petits-creves. 

*  Pour  demeurer  consequent,  il  faudrait  noter  m^viz  37  n  pntuct  39  n  (!). 


G.  RoLiN.  225 

(rdl  giüiipe  agivable  ä  roreille);  22  l^  eUe;  22  1»  hi^äzi ;  251  ozce ;  26"  oieni;^ 
;-!c>'=^  lenerdlmä  (i  fernie;  ou  zenar) ;  30'-!  atseterd  (t  entinve  l'action  de  r ;  cf. 
!a  le(,on  correcte  de  67 H);  30 10  Itvle  n'est  pas  si  faux  que  B.  le  pietend;  cf. 
rekr  et  celer,  querir  et  querir ;  31  6  /ze/rf,  cf.  limef  59'''  ^;  31^2  pnvd;  32  3  j,?/^ 
de  meme  328;  328  iudmcem;^  41  2  ra.r;  41  13  rwd;  43*  le  paysan,  qui  ne  se 
sert  que  de  la  forme  bie,  ne  sait  pas  qu'il  en  existe  iiiie  autie  parallele:  bjöi', 
Eghft  93.  "43*;  46*'  bs,  lezas,  populaire,  bs,  lezo  savant,  toujours  dezose ;  46  1* 
rdgajdrdi  (cf.  ga,  gajdr) ;  4I  ^^  pjce:ro ;  4~i^*^  kasryl  (katse)  ;  492  (^/^«ri  (puisqu'ils 
tiotent  odccr  50 1);  49  l^  äpcerswä',  h^^  far  (fer!  c'est  tiop  fort  !V,  50 21  tädik? 
est  parisien,  tädisks,  forme  analogique  A^  pwisks  est  rare;  ^4^  7nardi ;  60- a:n, 
en  parlant  de  fenimes  celebres  dans  l'histoire,  accompagne  d'un  determinatif:  a:ndo- 
tris,  'a.'ndsbozö,  'a.'nstwär  'a.-ndsbrstdn,  sü'ta:n ;  niais  on  n'entendra  janiais  crier : 
■^■/d-doisi  a:n,  uiais  dn  011  diid  ;  61  &  ovn'rh  ;  63  12  fivd  (vicem,  fidcm,  fagu  +  ittn), 
fioa  (ficaimn) ;  b^^^^  /r7t<d ;  conime  il  est  impossihie  d'attaqiier  le  mot  a:n  en 
rime  avec  alten  (pron.  iüaii),  on  admettra  la  prononciation  lä  (lade),  frwä,  pro- 
pre il  un  dialecte  de  l'Est,  oü  1'/  epentiietique  n'exerqait  aucune  action  sur  X a 
precedent  et  oü  le  n,  prononce  ä  la  germanique,  faisait  passer  e,  par  ci,  oi,  oe, 
l\  oa,  a:  on  devrait  transcrire  /ti-/mt/ (lä-frwä),  äne-haloine  (a:n-älwatt  ou  ö/a«, 
cf.  avoine);  cf.  68^—11  a:n  et  fa:r  pour  ßer;  7^2,  -l  vätr  et  jräz  ne  sont  point 
des  rimes  fausses,  mais  des  assonances,  anciennes  et  tres  correctes :  67 1"  säiro:- 
pd'zMmä. 

Ad  2*J.  Les  indications  suivantes,  nous  les  devons  ;i  notre  maitie.  ^lon- 
sieur  le  Dr.  J.  Cornu,  prof.  ä  l'Univ.  all.  de  Prague.  ^  Un  des  principes  fonda- 
mentaux  de  l'accentuation  franqaise  est  ce  que  nous  appellerions  volontiers  "l'hor- 
reur  du  choc  de  deux  toniques".  Ouand  deux  syllahes  saillantes  se  rencontrent. 
il  y  en  a  une  qui  doit  necessairement  le  ceder  ä  l'autre,  h  nioins  que  l'on  ne 
les  separe  au  uioyen  d'une  pause.  Cette  pause,  parfois  imperceptible,  ne  reclame 
souvent  pas  nieme  d'interruption  dans  remission  de  la  voix ,  un  affaiblissement 
d'intensitc  suftit.  Mais  la  syllabe  qui  l'emporte  sur  l'autre ,  n'absorbe  qu'en 
])artie  Taccent  de  sa  rivale;  celle-ci  conserve  un  accent  plus  ou  nioins  faible, 
Selon  l'importance  intiinseque  du  mot  et  sa  valeur  phraseologique ,  et  surtout, 
suivant  la  plus  ou  moins  grande  puissance  de  son  vainqueur.  A  la  p.  2ii 
ma''tnä  'pil  serait ,  ä  moins  de  la  pause ,  inadmissible ;  il  n'y  a  de  possible  que 
'i>wt)iä  'p3l ,  avec  deux  accents  d'intensite  differente.  Dans  ce  cas,  c'est  sans 
conteste  la  valeur  intrinseque  de  l'adverbe  (jui  l'emporte  sur  le  substantif,  nous 
accentuerons  donc  "in&tnä  'pil ;  si,  p.  2  11  —  12.  on  voulait  faire  ressortir  l'idee  de 
premier,  l'on  dirait  ledd''promje'v(er.  Le  mot  kbse,  ne  pouvant,  ä  cause  de  son 
original  kbs,  etre  accentue  que  sur  la  premicre  et  les  idees  d'age  et  de  couleur 
lirune  devant  etre  relevees,  le  mot  kbse  perd  necessairement  l'accent  et  nous 
avons  p.   2 11  da,"vfdkbsebry'ni.     On    i)Ourrait    ai)pliquer  ce  juincipe    meme    ä   la 


'   Ceux   ijui  courent  apres  le  vuigaire,  auraient   du   noter:  yzeni,  vi«;/.' 
-  Nous   nous  t'-tonnons   que  B.,   qui  observe  avec  tant  de  finesse,  n'ait  pas 
corrige   P. 

'  Qu'il   nous  pardonne  de   les  avoir  faussees,  ou  tro|>  mal  rendues. 
Phonetische  Studien.     VI.  In 


2  2  6  Rezensionen. 

qiiantite  des  voyelles;  p.  3II  "sylwjbri.y  a  la  peiuiltieme  seini-longue.  Ici  encore, 
poui  que  le  choc  soit  conipletenient  ecarte,  il  faut  qiie  les  syllabes  soieiit  Sepa- 
rees par  une  pause  ou  par  une  syüabe  sonore,  non  affaiblie  d'intensite.  ni  etouffce 
par  la  rapidite  de  la  diction  ;  la  notation  est  donc  tres  jiiste  p.  3^5  kymäsd'/>ic:se ; 
d  preposition  etant  trop  faible  pour  nffaiblir  le  choc  ,  ä  perd  de  sa  longueur  et 
de  son  accent. 

Ce  qui  nous  iiiduit  tres  souvent  en  eireur,  c'est  (}iren  francais.  l'oii  a  cou- 
tume  de  changer  d'intonation  et  de  moduler  differemment  la  voix  dans  Tenon- 
ciation  des  dernieres  syllabes  d'un  groupe  formant  un  tout,  modification  qui, 
phonetiquement,  detache  ces  elements  du  reste  du  gioupe  et  nous  laisse  niaitres 
de  les  accentuer  selon  nos  vues  en  suivant  les  principes  de  la  longueur  et  de  la 
brievete.  Un  autre  eiement  de  confusion  ,  c'est  qu'une  syüabe  longue  a  souvent 
"l'air"  d'etre  tonique.  p^r  le  simple  motif  qu'en  francais  la  quantite  suppiee  tres 
souvent  ä  l'accent  tonique ;  corrigeons  donc  8  ö  otila::r"zivdjö.  En  outre ,  une 
syllabe  tres  longue  peut  fort  bien  figurer  dans  la  proximite  immediate  d'une  autre 
tonique;  mais  alors  l'intensite  de  la  sonorite  de  la  voyelle  va  s'aftaiblissant  de 
plus  en  plus  jusqu'ä  la  reprise  de  l'intensite  operee  par  la  syllabe  sui%-ante,  ce 
que  l'on  pourrait  appeler;  "intensite  descendante".  Cet  affaiblissement  tient  lieu 
de  pause :  8  i^  "/yVr;  'hja::  15:' tä.  de  meme  33  "  . 

II  est  impossible,  en  francais  moderne,  de  separer  ces  deux  elements: 
l'accent  et  la  longueur.  Tun  amenant  d'ordinaire  l'autre.  —  Nous  voilä  en  face 
du  cöte  le  plus  faible  de  l'ouvrage  de  B.-P.  Sans  guide  aucun,  l'eleve,  surtout 
I'autodidacte.  est  livre  ä  la  merci  de  la  plus  complete  confusion.  Tout  ce  qui 
est  facultatif,  tout  ce   qui  est  arbitraire.  aurait  du  etre  impitoyablenient  ecarte. 

Le  premier  mot  de  la  proposition,  quel  qu'il  soit,  est  d'ordinaire  atteint 
d'un  accent  secondaire,  c'est  une  loi  que  l'on  peut  etablir  pour  les  langues  en 
general.  Mais  un  comniencant  pourra  fort  bien  se  passer  de  respecter  les  lois 
des  accents  secondaires  ou  facultatifs.  Ainsi  p.  36,  le  premier  si  porte  aussi 
bien  l'accent  que  le  second,  quoique  celui-ci  soit  le  complement  du  premier;  en 
les  supprimant  tous  les  deux,  la  purete  du  francais  n'en  souffre  aucunement. 
D'ailleurs,  il  eüt  fallu  appliquer  le  principe  partout,  ou  ne  pas  l'introduire  du 
toirt.  Ne  notons  donc  ni  accent  ni  longueur  dans  les  parties  du  discours  qui 
representent  les  rapports  des  mots  et  des  phrases ;  la  rapidite  du  debit  efface 
toutes  ces  distinctions. 

Pour  la  quantite,  l'eleve  se  trouve  dans  le  menie  cliaos  inextricable.  Vous 
aurez  beau  lui  dire  apres  coup  6 '8  'gro:si  „wegen  nachdruck  und  dauer",  il.vous 
repondra  que  dans  nombre  de  cas,  l'accent  ne  surmonte  pas  les  syllabes  qui  de- 
vraient  etre  relevees.  11  ne  voit  pas  bien  pourquoi  il  ne  pourrait  pas  faire  res- 
sortir  le  mot  en  appuyant  sur  la  finale.  Ici  mieux  que  nulle  part  se  trahit  le 
peu  de  justesse  du  principe  de  la  brievete  des  voyelles  phonetiquement  finales. 
/>o,  pa,  bu,  krcr,  vi  ne  sont  pas  de  la  meme  quantite  que  vit,  surtout  quand  ces 
mots  sont  prononces  isolement:  Si  l'on  donne  a  ces  termes  la  quantite  de  l'all. 
kniff,  ils  peident  completement  leur  aspect  franqais.  D'ailleurs,  le  feminin  gro:s 
ne  permettrait  jamais    au    masc.  gro  d'etre    aussi  bref  que  %>it,    de  meme  que  S3t 


Ci.    ROMN.  227 

abrcgera  considerablciiicnt  la  senii-Icingueur  de  so.'^  Doiic.  la  lungiieiir  complcte 
de  oro:s  ameiie  la  seiiii-longueur  de  gnf  et  de  grosir.  —  Dans  gro.'si.'r  nous 
sommes  en  piesence  de  deux  voyelles  longiies;  laqiielle  des  deux  l'emportera  sur 
Tautre?  La  premiere  a  deux  grands  avantages  sur  la  seconde:  1°  La  voyelle  en 
est  plus  pleine ,  plus  sonore  que  «';  „la  longueur  tient  ä  la  nature  intime  de  0 
ferme,  ce  phonenie  ne  pourra  jamais  etre  aussi  href  que /" ;  2°  le  peuple  decouvre 
dans  la  premiere  svllnhe  l'element  sur  lequel  a  ete  forme  le  verhe ,  il  y  ,.sent" 
l'adjectif  gro,  tandis  ijue  dans  perir,  il  a  perdu  le  sentiment,  „la  conscience"  du 
rapport  de  ce  verbe  ä  l'idee  fondanientale  et  premiere  ([u'il  doit  rendre.  Voilä 
pourquoi  le  premier  element  de  gro:si:r  portera  „toujours"  l'accent,  que  l'on 
veuille  faire  ressortir  le  mot  ou  non.  Mais  il  y  a  d'autres  cas  oü  l'analogie  a 
plus  libre  carriere  encore ,  oü  eile  n'est  entravee  par  aucun  obstacle.  La ,  nous 
eussions  ete  heureux  de  voir ,  longueur  et  accent .  notes  partout ,  avec  precision 
et  logique.  Prenons  le  verbe  'plä-Je,  7iuplä:tö ;  ce  mot,  dans  la  raajorite  des  cas, 
se  presente  aux  levres  du  peuple  sous  la  forme  'plä:t:  —  1^,  2«,  3^  p.  sg.  36  p.  pl. 
iudic.  et  subj..  2«  p.  sg.  de  l'imper.,  —  soit  teile  quelle,  soit  suivie  des  desinences 
e,  re,  a:,  qui,  toutes ,  ne  peuvent  etre  que  breves.  11  y  a  donc  une  infinite  a 
parier  contre  un  que,  dans  toutes  les'circonstances,  cette  syllabe  portera  l'accent 
tonique  et  la  longueur.  II  en  est  de  meme  pour  la  quantite;  plus  l'analogie 
trouve  de  prise  et  d'appui ,  plus  eile  est  active.  Les  auteurs  auraient  du  noter 
avec  rigueur  nu'tra-.'iio  la  seconde  longue  et  tonique,  imdi:'zo ,  la  seconde  semi- 
longue  et  atone.  iiupu'vo,  la  penultieme  a  quantite  non  notee  et  atone .  vu  que 
le  prolongement  est  imperceptible.  L'analogie  ,  dans  le  premier  cas,  opere  avec 
iteiif  elements  longs,  dans  le  second  avec  cinq ,  dans  le  dernier  eile  ne  s'appuie 
que  sur  un  seul  element :  poe:v.  Rappeions  l'action  que  doivent  exercer  sur  la 
fixation  de  l'accent,  des  formes  aussi  frequentes  que  'mä:z. 

Meme  quand  les  syllabes  sont  breves,  le  sens  joue  le  role  le  plus  iniportant 
<lans  l'accentuation  franqaise.  Les  verbes  de  la  l^re  conj..  „abstraction  faite  de 
toute  influence  du  milieu",  portent  l'accent  sur  la  syllabe,  qui,  d'ordinaire,  rappelle 
le  sens  du  mot ;  les  autres,  dont  le  peuple  ne  ressent  plus  la  base,  ont  ete  entraine 
par  l'analogie.  C'est  la  conjugaison  eminemment  „Substantive"  :  eile  s'empare  de 
tous  les  neologismes  formes  sur  des  suljstantifs :  boiser  (vieux  mot)  de  Iwis ,  his- 
}narker  (m  tromper)  de  bismark.  Donc,  au  verbe  correspond .  dans  la  presque 
totalite  des  cas.  un  substantif,  qui  en  determine  l'accent.  A  ces  circonstances  si 
propices  au  radical,  viennent  se  joindre  des  considerations  flexionnelles  non  moins 
favorables.  La  majorite  des  verbes  de  cette  conjugaison ,  gräce  aux  principes 
qui  ont  preside  ii  la  transfiguration  successive  du  latin  vulgaire  sur  le  domaine 
franijais,  sont  dissyllabes,  abstraction  faite  des  prefixes  et  des  suffixes,  qui  n'entrent 
pas  en  ligne  de  compte.  L'oreille  du  peuple  entend  presque  toujours  sonner  le 
phoneme,  rappelant  le  sens  (le  present  etant,  par  malheur,  le  temps  le  plus  usite) 
du  mot,  suivi  de  temps  a  autre,  d'un  suffixe  flexionnel,  qui  n'a,  d'ordinaire,  pas 
iiK-me  l'avantage  de  la  prolongeabilite,   etant  phonetiquement  final :  (P,  n,  e,  re,  rä, 


^  Le    role    de    l'analogie    dans    la    phonetique    seiait    un    travail    des    plus 

interessants. 

15* 


2  28  Rezensionen. 

ro.  Coininent  ces  avortons  phonetiques,  ces  types  bleines  et  incolores,  depourviis 
'ie  t'ond,  oseraient-ils  entreprendre  la  lutte  contre  leur  tout  puissant  voisin.  qui, 
outre  d'autres  avantages,  a  eiicoie.  dans  nombre  de  cas,  celui  de  la  quantite  syl- 
lahique  et  phraseologique  ?  C'est  la  conjugaison  du  substantif,  et  c'est  le  sub- 
stantif  qui  est  tonique ,  coiimie  il  Test  dans  la  phrase ,  et  comme  il  est ,  dans  le 
langage  de  riiomme,  le  Symbole  de  l'etre,  d'oü  emane  et  oü  se  reporte  l'activite 
aniinale,  <|ui  trouve  son  image  dans  le  verbe.  —  Et  dire  que  ces  principes  ont 
ete ,  jusqu'ici,  inconnus  ou  meconnus ,  et  que,  depuis  des  annees,  on  bätit  des 
systeiiies  sur  des  fondements  erronnes  et  condamnes  de  prime  abord !  Vous  direz 
donc  's:ä:tre  (je  chaiiterai)  coinme  vous  dites  's:ä:t,  comme  vous  dites  'ävis.  II 
est  vrai  que  l'ancien  franqais  mettait  un  accent  secondaire  sur  le  suffixe,  les  as- 
sonances  et  les  rimes  le  prouvent,  niais  lien  que  secondaire,  et  cela  encore  aussi 
longtemps  seulement  que  le  e  de  er(-are)  jouissait  de  sa  pleine  valeur  phonelique. 
Une  fois  le  e  affaibli  en  3  ou  condamne  au  mutisme  (les  cas  rares,  tels  (jue  pdrhre 
ne  comptent  pas,  du  reste  pdlre  est  assez  frequent),  le  choc  se  produisait  et 
l'accent  final  secondaire  disparaissait.  Les  auteurs  notent  tantöt  'ma-.zS ,  tantöt 
ina-:'zo ;  ils  ont  raison  de  recourir  h  cette  dernieie  notation  (juand  le  mot  est 
precede  d'une  tonique  opiniätre,  qui  ne  veut  pas  en  demordre;  mais ,  de  noter 
tantöt  'saUo,  tantöt  sa:'to,  sans  reflechir,  sans  meme  consulter  l'action  du  milieu, 
ils  ont  grand  tort.  Naturellement  que  si  l'on  considere  le  mot  isole ,  en  dehors 
de  la  phrase,  on  arrivera  h  mettre  l'accent  sur  la  derniere ,  nos  faux  principes 
inveteres  nous  induiront  en  erreur.  Que  de  fois  on  nous  a  raliäche  sur  les  bancs 
que  l'accent  atteignait  la  derniere  sonore  et  que  de  fois  on  nous  a  fait  scander 
les  vers  en  consequence !  voilh  la  pensee  qui  entrave  votre  reflexion.  ..Oui, 
scander,  ynouter,  nous  disait  le  maitre ,  c'est  dans  le  sens  du  mot  latin,  qui  veut 
dire  grimper,  grimpez  donc,  grimpez  encoie,  grimpez  toujours:  admiration  L  Z  '" '[L, 
bctise  ±  1,"  tandis  que  c'etait  -i  ^  ^  ^  et  "  Z. '  Et  la-dessus  on  bätissait  des 
prosodies.  Comme  vous  dites  'vur:%ö ,  vous  direz  'hjctUo,  vjce  'bjie.'vit.  Cette 
explication  met  en  pleine  lumicre  les  formes  'zvce-'re,  'spure,  'ssore  kc.  Les  ß'^  et 
4^  conjugaisons,  ainsi  que  la  2«  non-inchoative ,  entrent  dans  la  categorie  de  la 
premiere.  C'est  le  radical ,  poiteur  du  sens,  qui  est  frappe  de  l'accent.  Nous 
esperons  que  personne  n'aura  la  tete  assez  feice  pour  vouloir  accentuer  le  radical 
phoiTetique  sv  (ou  s^v)  et  l'opposer  h  notre  raisonnement  (nurssvo  ou  nursdvö). 
La  seconde  conjugaison  se  trouve  dans  des  circonstances  toutes  difTerentes. 
Le  radical  ne  tigure  Jamais  seul,  il  est  toujours  suivi  de  terminaisons  plus  pleines 
et  partant  plus  sonores  que  celies  de  la  l«  cj.  On  avouera  toutefois  que,  si 
tavorisees  qu'elles  fussent  a  l'endroit  de  la  sonorite,  ces  desinences  etaient,  dans 
la  lutte  prosodique,  en  grand  desavantage  en  face  du  radical,  quant  ä  la  quantiti^. 
Ces  terminaisons,  breves  pour  la  plupart,  couraient  le  danger  de  succomber,  et 
d'etre,  malgre  tout,  absorbees  par  le  radical.  Mais,  au  grand  avantage  de  l'har- 
luonie  si  variee  de  la  langue  franqaise,  et  au  detriment  de  son  unite  verbale, 
elles  se  sont  retranchees  derriere  les  formes  si  frequemment  en  usage  de  l'infinitif, 
du  futur  et  du  conditionnel.  La  voyelle  de  l'infinitif,  si  longue  en  vertu  de  sa 
])Osition  devant  un  ;-  phonetiquement  final,  —  quantite,  accentuee  encore  jusqu'au 

'  Affaiblissement  d'intensite  dans  bL 


Ci.  RoLix.  229 

supiC-me  dfgre  sous  l'actioii  prolongatrice  des  inliiiitils  si  usiU-s  diri:,  ccrire,  ikc, 
et  qiii  a  sauvc-  ]';■  final ,  qiie  des  circonstances  moins  propices  ont  cohdamne  au 
mutisme  dans  la  Igcong.  — ,  appuyte  sur  la  demi-longue  du  futiir  et  du  condi- 
tionnel,  oü  eile  persiste  et  ne  disparait  pas  comine  dans  les  verhes  de  la  K  cj., 
a,  ;i  tout  jainais,  interdit  h  l'accent  tonique,  de  deserter,  sans  y  C-tre  absolument 
contraint  [lar  l'action  irresistible  du  niilieii,  les  desinences  en  faveur  des  ladicaux. 
Kn  outie,  dans  nombre  de  cas  (3«  p.  pl.  de  find.,  tout  le  shj.,  2  p.  itnptf.,  tout 
l'impft.,  futur  et  cond.,  pour  :ie  prendre  (jue  les  temps  empioyes  par  le  peuple, 
et  en  consideiant  que  IV  (?)  a  sonne  jadis),  le  radical  figurait  \\  rantepenultieiiie, 
oü  le  genie  de  la  langue  fiant;aise,  des  sa  formation ,  n'a  Jamals  tolere  qu'un 
accent  secondaire  (cf.  z'/r^^«t'-wV;-^^,  espirete-esprit  \i7WAX\\.\).  Donc,  Faccent  n'avait 
que  l'alternative  de  demeurer  sur  la  finale  ou  de  passer  sur  le  radical  en  iiiutilant 
les  terminaisons;  or,  cette  derniere  possibilite  etait  exclue,  l'infinitif  et  la  sifflante 
mettant  les  desinences  a  l'abri  de  tout  outrage.  A  cet  avantage  vient  s'ajouter 
encore  le  iait  que  la  2^  conj.  est  ce  que  l'on  pourrait  appeler  „la  conjugaisoij 
emincnmient  adjectivale".  Les  adjectifs  les  plus  frequeniiiient  en  usage,  ceux  qui 
se  rapportent  h  la  nature  intime  des  choses,  ä  leurs  dimensions,  tels  (|ue  long, 
large,  hon,  beau,  vilain,  mauvais,  figurent  de  coutume  devant  le  substantif,  et  lui 
cedent  la  portion  qui  leur  revient  d'accent  tonique  et  pbraseologique:  donc,  ab- 
straction  faite  de  l'empbase,  ils  sont  atones.  Encore  si  ces  verbes  etaient  formes 
sur  la  foime  masculine  de  l'adjectif,  on  y  verrait  figurer  nombre  de  syllabes 
longues,  susceptibles  de  se  charger  de  l'accent  tonique;  au  contraire,  c'est  d'ordi- 
r.aire  la  forme  feminine  des  adjectifs,  c'est-h-dire  la  breve,  qui  correspond  au  radical 
du  verlie.  11  est  vrai  qu'au  point  de  vue  de  Tetymologie,  verdir  remonte  plutot 
h  vert  (viridis)  qu'h  verde;  mais  aujourd'hui,  le  peuple  n'y  soupconne  plus  la 
forme  masc.  vcetr,  mais  la  fem.  vart,  h  voyelle  breve.  11  n'en  est  plus  de  ineme 
des  cas  assez  rares,  oii  le  verbe  remonte  h  un  radical  toujours  long,  tel  que  rii:z ; 
Hl,  l'accent  tonique  atteint  d'ordinaire ,  disoiis ,  toujours,  le  radical,  abstraction 
faite  de  l'action  du  milieu  :  ru:z  —  'h'n:zi,  rns  —  zm'si.  De  meme,  quand  ils 
eveillent  l'idee  de  leur  origine,  ils  passent  ä  la  conj.  substantivalc.  On  peut  donc, 
en  respectant  l'entourage,  toujours  accentuer  les  verbes  de  la  2=  conj.  inchoative 
sur  la  terminaison,  en  ajoutant,  si  bon  nous  semble,  un  accent  secoudaire  facul- 
tatif  sur  le  radical.  A  l'infinitif,  au  futur  et  au  cond.,  ces  verbes  peuvent  suivre 
les  lois  que  nous  avons  etablies  quant  aux  paroxytons. 

Nous  ne  saurions  parier  de  l'accent  tonique  sans  dire  un  mot  du  role  ä 
assigner  ii  la  negation  dans  le  developpement  de  l'accentuation  francaise.  11  est 
incontestable  que,  tant  que  le  peuple  avait  conserve  le  sentiuient  de  l'origine  de 
ces  mots  (passum,  ran),  il  les  faisait  ressortir  en  les  traitant  coiiime  des  suh- 
stantifs.  Mais  aussitot  qu'il  eut  perdu  la  conscience  de  leur  origine,  il  leur  as- 
signa  le  role  et  l'importance  de  simples  suffixes  ou  afiixes,  susceptibles  de  deci- 
der  du  sort  de  syllabes  breves,  mais  sans  action  aucune  sur  les  syllabes  iongues 
ou  „prolcngeables'^ ,  qui  les  precedent.  Dans  les  verbes  de  la  l«  cj.,  l'inffuence 
des  negalions  etait  entravee  par  le  caractere  des  radicaux,  longs  ou  prolongeables 
dans  la  presque  totalite  des  cas  (z3n"mä:spa) ,  compietement  paralysee  par  la 
presence  d'une  voyelle  intermediaire  plus  ou  moins  sonore  selon  ie  groupe  de 
consonnes  qui  la  separait  du  radical  (ilnjre"k:}lt3'pa,maidre"kjho'pa,hnrc"k}ltce'pa) ; 


230  Rezensionen. 

tanclis  que  dans  les  veibes  de  la  2"  cj.,  la  termiiiaison  flexioiinelle,  tantnt  mono-, 
tantot  polysyllabe,  breve  presque  partout,  et,  partant,  afTaiblie  dans  sa  force 
vitale,  cedait  ä  l'action  du  suffixe  negatif.  Dans  le  choc  qui  en  resultait,  l'accent 
secondaire  demeurait  sur  la  negation ,  tandis  que  l'accent  principal  errait  d'une 
syllabe  h  l'autre,  cherchant  un  refuge  dans  un  element  plus  ou  nioins  prolonge 
ou  prolongeable,  ou  rappelant  plus  ou  moins  bien  l'origine  du  mot  (sß'ni,  "sfiiii'pa, 
ilß" ni.'rpa ,  iln3"frä:sis(e'pa;  de  nicme  dans  la  forme  interr.,  pronom.  et  impert.: 
"sä:to'7iH,  re"zivtso'nu). 

Ya\  outre,  les  adjectifs,  eu  servant  de  base  ä  des  verbes,  perdent  de  la 
plenitude  de  leurs  forraes ;  il  y  a  toujours  quelqu'un  de  leurs  elements  qui  se 
detache  du  radical  pour  se  joindre  ä  la  desinence,  cf.  brynir  et  bröt,  sä:te  et  sä.^ 

Quittons  ce  sujet  en  rappelant  \^,  que  la  sonorite  des  voyelles  et  „des 
consonnes,  surtout  prolongeables",  decide  paiTois  de  l'accent,  particulierement 
dans  les  subst.  et  adj.:  "z^H  d'my:smä  ~i^^;  20,  que  dans  les  composes,  l'accent. 
s'il  ne  se  trouve  pas  sur  le  radical  des  verbes  de  la  l«  cj.,  y  passe  toutes  les 
fois  qu'ii  cC-de  h  un  accent  suivant,  phenomene  qui  ne  se  produit  pas  dans  les 
verbes  de  la  2«  cj.,  ä  cause  de  la  polysyllabilite  des  Suffixes;  cf.  196  ' mä:za:r' dim ; 
:^0,  qu'  il  V  a  certains  groupes  prosodiques  que  le  francais  abhorre,  par  ex.  une 
breve  tonique  h  la  fin  de  la  phrase  ou  en  pause,  entouree  de  breves  sonores :  on 
s'attendiait  a  trd'vdjc,  selon  btrd'vdj,  strd'vdj,  mais  on  a  512  "trdvd'Je,  4'1  voskii'sc, 
mais  fort  bien  "ä:zdd'mi  (ange  d'amie) ;  "dbrikftie  et  non  ^^  '  ^} 

Si  l'on  veut  mettre  en  relief  un  terme  dont  on  ne  sent  plus  les  lapports 
avec  les  elements  dont  il  est  forme,  on  l'accentue  sur  la  premiere  en  l'allongeant 
si  possible:  'ä:kjr  61'-';  'hodjö  8  6,  'ßno  16  6,  pour  rappeler  la  zwä  et  ]n  ßnas. 
D'autres  fois,  l'accent  depend  du  sentiment  qui  nous  anime  18 3,  'marsi  (inton. 
descend.),  indiflference ;  inczr'si,  gratitude  et  empressement ;  "tu:p?ti  lö»,  en  mon- 
trani;  tiipti,  simple  narration ;  tantot  il  depend  des  formes  de  la  diction :  affirm. : 
'vrir:mä,  interr. :  vrtt'mä  ? 

Dans  les  poesies,  ces  lois  ont  ete,  inconsciemment,  respectees,  h  quelques 
exceptions  pres : 

.=,4  21   Zvd'spromiie,  56  10  eniitj"gdrd3'rdy  58  !•*  eüEto" bordy'ni. 

Le    nombre    d'accents    n'a    pas   toujours    ete    observe:    57  8  äßl'djr ,    57' 
Hitt3' dynrozä' kor .     D'autres    sont    impossibles    dans    l'accentuation    francaise :  59 » 
'käzsmdsvciz^'te,  acc.  'siibi.   L'admirable  petit  poeine  no.  3,3  a  des  vers  a  trois  toni- 
ques,  ou  a  deux  avec  une  syllabe  tres  longue,  qui  supplee  a  la  3^  tonique.    Bien 
accentues  et  scandes,  ces  petits  chefs-d'oeuvre  offiüaient  la  plus  douce  harmonie: 
66 -t— 8    ebjci;:  kdtyvy  ^  "   ^  ^    ' 
zciy  licdezivir  ^    '   ^  ^   " 
zepa:  seldmt€:r  ^  "  ^  ^    '    , 
zetu  vydäl(r:r  w   "  ^  ^   " 
itksic  ptelivir.'r .'  ^  "  ^  ^    ' 


'   Au   point  de  vue  de   la  phonetique! 

-   En   voilh  encore    un    „begriff,    der    neu    eintritt"    {,Erg.  hft.   79,  6  8),  et 
que,  malgie  cela,  B.  n'accentue  pas  sur  la  jiremiC-re. 


G.  Rüi.ix.  231 

A  iiotre  gr;in(l  i'egrt-t,  l'espace  iious  iiitc-nlit  de  nous  eii  occupcr  davantage. 
Passv  seiiil)le  s'etre  brouille  avec  la  prosodie ;  cf.  Aes  Sons  du  Fr.,  2«  ed.,  p.  90I : 
Ivndivu  iCp3tcc:tr3  ne,  un  vers  de  neiif  pieds ! 

Corrigez :  73  ir?;/,  et  bjü'-.  partout  oü  il  est  tonique ;  81"  etä:bl3 ,  iCv.hh 
.  .  .  semi-longues.  T^i;  95  po:fp3ti,  l'assimilation  n'exerqant  qu'iine  influence  in- 
signifiante  sur  la  voyelle,  cf.  'so:ßwä;  ä  cote  de  'täphvA,^  donc  21 1  n:f ;  cf.  3C^, 
oü  la  notation  est  juste;  II6  är(c:t  1/2  '."'■;  '3'  pad'dä:ze  (B.  bien ,  P.  mal); 
'fxe.-tlä,  Eghß\i2-^  \4i^  vi:d ;  17  i"  l'i^se,  cf.  l^^^  (zlces)  et  20 1*  (pus) ;  231*  ttur:, 
loiigucur  individuelle;  27»  debu:l ;  304  sä:le,  Mk'ze,  cf.  3^''';  31 4 /«'•/?  pour  le 
iiian<]ue  de  logique,  cf.  307,  oü,  conirne  ici,  le  mot  est  suivi  de  deux  soufflees; 
(  Dir.  'pa-.-f  pa  'bjcerole,  cf.  encore  3l'''i-;  3i;(  so:/;  311»  l,cs ;  31  n  «.-  =  .inde ; 
«  =  in  ;  3123  liyz,  cf.  321 ;  32^^  pr^d'r.g,  coiiime  le  verhe  ;  33^  'p.-trrspn  33^  zmä:'ve ; 
AS^O  pari,  cf.  40 14;  39 16-17  allongez  les  trois  h-ö:s ,  que  le  mot,  ainsi  que  les 
syllabes  j:r,  u:?;  deviennent  aussi  longs  que  le  travail ,  longs  conime  des  jours 
sans  pain;  de  meme  39 '^  cf.  41-*^;  4li-*  's.ypirrb,  tres  long  h  cause  de  \'s  pre- 
cedent;  il  est  difficile  d'accentuer  une  syllabe  tres  hieve  sans  jirolonger  la  con- 
sonne,  de  meme  s:i  43I2;  4210  fiwäi  bref!;  464  rtnu-.'d ;  514  d:jnir;  öH'i  iriitdcvl; 
035  0:^ 

~^^  pnvwiif  "pdtl'ne;  lo-  hä'rdk,  tut'sjrt  dj'so.'s  ;  12'"  UztMhicj ;  \\\'i  isävä'ztue 
lüä'bäl,  oü  V(\  fait  corps  avec  hoc;  14'J  'o:t  ru-s'pakty"ö:z7nü ;  lö'"  'tnle'livr,  cf. 
löl'^  'ttile'mo ;  18IO  'ba'ba;  22l  bi'jce ;  2412  'pa;  241^  'pä:d;  2519  'z:yst3mä,  cf. 
251:  2'i^'^  (K'fäjibbtnä ;  291-*  se'rjö:zniä;  33I8  'plydia  (nicht  mehr  würdig), //i'Vw 
(wüidiger) ;  33'-2  d"nme  Ivo'gra  e"tibel3  (  '  v^  tres  frequent) ;  34I  'kär  (cf.  af.  car 
et  quer);  416  '/rt.-.r^r  ^  'rpa.se ;  o'^  plvz^H-  Le  type  acoustique  '  w,  h  la  fin  des 
jihrases,  a  ete  trop  neglige:  61*'  'tnoa.su ;  61  0  'frö:nu;  6t  l^  tiuzä'sa:iro ;  ces 
groupes  sont  dus  h  l'analogie  des  niots  a  penultienie  longue:  la  longueur  a  atteint 
les    „projongeables"  :  '»tcE.'zo  a  contrihue  ä  amener  ' frij:iiii. 

"  w:  4  IS  dri:ve ;  419  ka:re ;  52  iö.V?  3po:ze ;  54  zidxrbjät ;  59  ^^j.v-ö  Cef. 
/ij'.-r_);  5 10  /^ö.-X'«;  (y^  prce:tä,  cf.  613;  t^  pa.-knrt  (action  Att  pa:k)  ;  6^*^  pcr.s'e  (ptr.'s)  ; 
py/n/e  (p^m) ;  ~ö  täunfö ;  720  Vö.-.f?  'bo:kar ;  86  /«.i^;  88  /^o.V«;  81«  i^.-sr  (action 
de  l'Kglise) ;  10  18  salmä ;  lO'-O  ^/z/.'«^?  (bdvä'.) ;  ll»  ^-«.^^r  (/w;s^  (trä.p ,  ro:z) ; 
\\cisä:plym(!.')  ;  \2^^  ku:tä  ;  131  dma.se  ;  \?,'^^  fu:re  (fti:r,fu:ro);  \:i^^  arö.-zmä  (!)  ; 
152  t7.-2^  l(£rr3fy:ze ;  lö^  frä:sie ;  11^^  Sisvne.'mä  &pl(e:zi:r ;  \%'^' dekä:pe ;  \^)'^vilc£ 
(vil);  \^^<i  r3b(l:sö ;  21 14  ^/.-Jo,  cf.  2li";  22^^  biv:ta,  221«  bivUiz;  23**  bjä.'sdz; 
25»  rd,fr<r:sir ;  292  ds<r:mr  (s(s:ti) ;  29»  grossu ;  311  irtr:/ce^  (P.  mal,  B.  tres  bien 
/si,'/^//,  89,  31I);  355  mä:dje ;  38I8  les  mots  en  a.-j/o;  43''  mceja.-r  ba:skii:r ;  43I6 
dka:blät  (dkable,  kabb) ;  453  ^j-?<  (^45  l"*  bien:  'pn$)  ;  51I''  idmä:d(rpa:mjd ;  54^ 
7w(r  f.'J;  616,0  tnva:s»  fru:nu. 

^  "  :  51  spmnvdr ;   13 16  zvlätr3 ;    2o6  dögro:s  bu-:iinvd:r ;  33--'  rehi'isömc 


•   =   tu  ])eux  te  taper,  te  fouiller  ^=  quark,  schniarn  ! 

2  Les   niots  en  y«/,  «</  sont  au  inoins  semi-longs;  ile  meme  «pie  ceux  qui 
se  terminent   en  irj,  sjLrj,  vcTJ ;  la  linale  //  est   longue  dezt'ibi:/  'i'-l. 

3  Ce  que  B.   fait  seul,  il   le  fait  admirablement   bien;   il   se  montre  partout 
l'auteur  de  la  französische  phonetik. 


232  Rezensionen. 

{^"^  ');  ii,\'i^  satiöß'fiisce'pa;  o'^'-> 'älo'sivive'tnwä ;  \0^  öe'>'dni'mälcrs"t)-:)rdi'nir:r ; 
521  msparr'bjä,  d:>r'mir  (ich  hoffe  wohl,  class  ich  scli.  w.),  Z(i'sp(r:r  "bj(i':(brmir 
(ich  h.,  gut   zu  seh.). 

'  ^  "  :  6'  inärgriibläs ;  biitodjr;  kukit'zon;  6^ prhnvarzon;  6-t*  "  ^  >  fribimvris  : 
"6^^  ptitäfä  (mais  '6^  lc'zä:/ä)  ;  ^^^ purkwädo  ;  f)^^  hilezä ;  \0^  turdifsrs  ;  12S  sma/i- 
pase;  124  krwäjevu ;  'l~fi  sart&ljcezird ;  '1^)^  nattväje;  38^3  vjd-Jjmrzo  (altes  haus; 
figürlich:  vjajpdtrdk) ;  ^2'^^  ßccrsypcerb ;  43^"  pasla.'se. 

'  ^  ":  'ßno"s:o:v ;  '  ^  -^  "  ^  11»  sißytäge:mä ;  "  ^  ^  '  ^^^  ptitäfäporrs ; 
%-^  grä:tpivrs3tiosi ;  ll^  grjhtätfrwä  (cL  grydcc  pour  grsdce) ;  33^'  mcetelälwi  ■  ■  ■ 
e"mmte'lwi',  "  ^  ^  ^  ou  ''  .^  ^  '  :  10"  ätremesjö ;  ^  "  ^  ^  ^  '  :  \A^^  yiigrCatpärtit- 
sepwd:r ;  "  ^  ^  -^  ^   '   est  faux,  coii'.   20 ^   "pamivä'jiedäsjr'tir. 

Pour  demeuier  fideies  ä  leurs  principes,  les  auteurs  auraient  ])U  intioduiie 
les  lecons  suivantes,  frequentes  dans  le  peuple,  inais  que  nous  desapprouvons : 
9 18  vägoism^tßcer ;  9 16  t:uko:te ;  102  mo:t:uts3rt  (le  peuple  ne  craint  point  la 
confusion  de  mötre  avec  rnötc)'^  lOn.  4  säiisko-cuäjce ;  kuleu  =  que  voulez-vuus' 
echt  gemütlich  und  kolloquial !  ? ;  10I8  smädösu  (seulement  deux  sous) ;  1*1 20  Itdrjic  ; 
\'>,^  hpcerdzyl,  tres  ancieii,  tres  francais  et  tres  populaire,  sans  etre  vulgaiie ;  13I' 
ra:zdd:>r;  l'i^"^  znnag  ;  \(y>  dsa  (qui  est  l'anc.  pron.  de  y'a,  et  noii  dcjli)  ;  18I  vit  (I; 
kmäsdUi;  182  kastepavy ;  iSH  dästddi;  19 10  mifö;  3322  sujc  (=  soulier);  20  23 
"kx:sö ;  2220  purpaktylpcej ;  258  tyrmhnä ;  27II  Hbdl  (infl.  du  s) ;  28»  swit::dla'r ; 
30-  /Jy  zr  //}/;  4^'^  prsmi  (cf.  i^i//^;  498  tddusmä;  49I9  »?.v7  (=;:  monient) ;  50-1 
pisks ;  53^"^  /«?  =^  <?/«;  et  dans  I'edition  prochaine :  scvsk  =  sexe]  ßa-rdcrzissird/' 
=  faire  des  extias;  zidefä  -^  je  le  d. ;  ddvc^k  r=  avec;  zöpy  ^^  je  n'ai  plus; 
Icerzi  ^^  le  leur;  sprtirsrje;  o'zd'ö  :=  ozurdihi ;  hrs,  dbrs ;  kceskiviiprä  z=  piirlra'd  j 
pom'ri  chhielh  \>ovn'  polic hineile ;  "zu'sfö  =  bonjour  monsieur. 

Le  style,  quoique  des  plus  simples,  est,  dans  niaint  endrnit ,  extremement 
defectueux  et  vicieux.  P.  69  on  corrigera:  dälehivao:si  jddeßoer  ^  „auch  in  den 
w.  g.  es  b.",  et  non  pas  „In  den  w.  g.  es  a.  b."  ;  n20  rä:d ,  subj.  ineme  dans 
le  peuple;  l61l  Idmierdshuiz  lwid:>n,  h  qui?;  corr.  lämoerdalwiz  (^ondsdßj ',  l6l2 
li  =^  Idkriit,  Idkm-ot;  l6l"  Ubüd,  dans  le  parier  pop.  on  supprime  l'acc.  comme  en 
af. ;  3222  „quand  il  a  eu  tout  depense"  renionte  a  „(].  il  eut  t.  d."  et  non  ;i  ,.q. 
il  a  t.  d."  Erghft  1^0,  3222;  0524  sdgddplytn  vid,  s'il  est  vide,  ce  n'est  plus  qu'un 
y,sac  ä  plumes"  ;  34!"  ilkrdsdpdrtar ,  corr.  dtar  ;^  36'  rsvy,  un  aveugle-ne  qui 
?'£voit?  Evangile;  7ni  clair ;  45I9  ihraja  .  .  .  kymsiöhWirhve,  paf!  un  refroidi  qui 
se  met  h  brailler!-  corr.  k^Maymar  ou  k.  si  0  i'ulaltibe;  47'^  miz  meme  pop.  — 

Fautes  d'impression  :  1  ll2  da;  1510  sdn ;  2llS  äl'dlö;  2618  ätrcb;  42I"  h  l.  : 
461  s'md' ;  6714  £/cßä;  Ergzhft  83,    13II  sotäkylcer ;  93.  ^2^^  sypirrb ;  96,  512  ?;^j- 

Ad  3C  La  methode  est  completenient  nianquee.  Les  auteurs  adressent  leur 
livre  h  la  premit-re  jeunesse,  h  des  commenqants.  h  des  autodidactes ;  h  des  eleves 
qui,  ne  possedant  pas  encore  les  rudiments  du  franc^ais,  auront  h  apprendre  par 
ca-ur.  peut-etre,  des  recits .  oü  fourinillent  les  fornies  popu'.aires  et  vulgaires, 
contractees  par  la  rapidite  de  la  diction.     Nous  nous  etions  attendu  h  de  petites 


1  Texte  de  l'Evangile  defigure  d'une  nianii-re  ridicule. 

^  Gesund  legte  er  sich  nieder,  und   ..erwachte"  als  leiche  (Flieg,  hl.). 


Cl.    ROLIN.  233 

conversations  011  dialogues,  tantot  enjouc-es  et  badiiie«.  taiitot  SL-iieuses  et  instiuc- 
tives,  parseinees  de  lieux-conimiins  du  parier  journalier.  pleines  de  inoiivement 
et  de  Variete,  de  la  plus  grande  siuiplicite  d'abord;  nfin  que  l'elcve  en  jiuisse 
deduire  lui-nieme  les  principes  grainmaticaux,  <iui  se  trouveraient  resumes  au  has 
des  pages,  puis  de  plus  en  plus  compliquees;  ä  la  fin  on  aurait  intercale  de  petits 
extraits  de  coinedies  francaises ;  le  tout  note  conime  le  prononcent  les  gens  qui 
out  frequente   les  ecoles. 

La  GraiDinaire  qui  est  ajoutee  aux  textes ,  n'offre  rien  qui  ne  se  trouve 
dans  VEssai  de  grammaire  plwnctique  que  nous  avons  public  dans  les  Phon,  stttd., 
l)d.  IV  hft.  III  et  IV.  L'article  s'v  trouve  accoinpagne  de  differentes  rcgles  sur 
le  genre  des  substantifs.  qui  sont  plus  couipletes  dans  les  editions  des  ouvrages  de 
l'excellent  pedagogue  Charles  Pkttz;  les  exemples  y  sont  mal  choisis,  par  ex.: 
une  des  regles  les  plus  irnpoitantcs,  c'est  que  a,  est,  en  francais,  une  terminaison 
inasculine ;  oi',  au  Heu  de  citer  conune  exemples :  le  cholera  die  cholera,  le  pliyl- 
loxera  die  reblaus.  le  reseda  die  reseda,  il  aliegue  comme  ex.;  /i?  bas  (/^/' strumpf, 
le  pas  der  schritt ,  le  bras  der  arm ,  le  combat  der  kämpf.  En  revanciie  on  ap- 
prendra  que  Ton  dit  „la  Maladetta",  et  nwcvl.  —  Les  Jegles  que  nous  avons 
etablies  sur  les  adjectifs ,  en  piutant  du  fem.  pl.,  comprennent  toutes  les  formes 
adjectivales  sans  exception ;  Celles  de  B.  ne  se  rapportent  qu'  aux  adjectifs  d'usage 
dans  la  conversation ;  encore  est-il  oblige  de  recourir  souvent  ä  des  resumes  peu 
consolants  pour  l'eleve:  „und  viele  andere,  &c.".  „meist".  L'eleve  y  apprendra 
que  l'on  dit  ärcoätuiä,  p.  126;  b  &  zivöe ,  p.  12,S;  djne»m<üla- ,  p.  126;'  kwkä, 
p.    1.33;  üvceglpmä  (adv.),    166. 

Le  verf)e ,  qui  aurait  dii  figurer  au  commencement  de  la  grammaire  et 
auquel  l'auteur  aurait  du  rattacher  les  autres  parties  du  discours,  est,  en  maints 
endroits,  fort  defectueux.  II  e.'^t  parfois  impossible  de  trouver  le  lil  d'Ariane 
dans  ce  pele-mele  inextricable.  L'auteur  part  toujours  de  la  l^^f^  pers.  du  sing. 
pour  arriver  h  la  ,3«  du  pl.;  la  route  opposee  est  seule  logique:  comme  dans 
les  adj.  on  commencera  par  la  forme  la  plus  pleine.  II  ])art  du  radical ,  et  se 
sent  oblige  dans  son  glossaire  de  citer  en  regard  les  formes  correspondantes  de 
l'infinitif;  quand  il  reconnait  que  la  regle  est  un  guide  ])eu  sür,  il  se  borne  ä 
enumerer  toutes  les  formes  (cj.  inchoa.);  il  niutile  le  verbe  en  en  retranchant  le 
passe   defini,    sous    pretexte  (|ue   le  Sud  seul   et   hi  lar.gue  litteraire  s"en  servent,- 


'   II   faliait  ne  pas  oubiier:  dyiinm'äzä .'  »/(C/im^cäzi,  vin'uzäveficmäl  165. 

2  Comme  si  le  Sud  ne  valait  pas  le  Nord.  Le  francais  .se  trouve  ainsi 
rapproche  du  dahomeen,  qui,  lui  aussi ,  n'a  que  le  prcsent ,  le  passe  et  le  futur. 
\J Elemeiüarbiich  marquerait  fort  bien  h  la  suite  des  Parisismes  de  Villatte ,  ii 
titre  d'appendice.  —  Pour  I'enseignement  „du  bon  francais"  ä  l'etranger,  le  Lelir- 
Imch  der  franz.  spräche  de  George  Weitzenl)öcU  ,  l'emporte,  ä  tous  les  ])oints 
de  vue,  sur  les  grammaires  qui  ont  paru  jusqu'ici.  Bechtel  est  par  trop  mal 
soigne,  et  ne  se  tient  pas  suffisamment  au  courant  de  la  phonetique  (cf.  tout  au 
conmiencement ,  p.  2  a-uf,  ba-tif  ^\nc  un  ö  ferme!;  p.  1,  absence  de  a  velaire); 
tandis  que  Weitzenböck  repond  completement  aux  progres  de  la  phonetique  con- 
temporaine.   —   Soit   dit  pour  I'enseignement  du   frani^ais  en  Antriebe. 


234 


Rezens'.onex. 


et,  malgie  cela,  son  verbe  comprend  dix-huit  pages,  tandis  q\ie  le  untre,  sans 
lacuiie,  sans  locutions  telles  que  „manche,  einige,  viele  andere,  140,  141  •',  com- 
plet,  n'en  reniplit  que  luiit.  En  revanche  vous  y  apprendrez  p.  144  que  Inijir 
a,  h  la  3«  p,  du  pl. ,  Im  f=  haut!),  que  Jj  riti  ce  HW  se  traduit  par:  „der 
braten  \si  gekocht-'  pour  ^gar""  ;  rwCiJ  ligurera  a  cute  de  suhX,  <rj  a  cote  de  <?; 
si  vous  vous  interessez  ä  l'etude  des  dialectes ,  vous  y  trouverez  votre  affaire: 
irkiü(7;,  cdzävcc,  pp.  136,  137;  l'ancien  franqais,  n'y  a  pas  ete  oublie:  äzcrt  pour 
äsfft!  &c.,  iJcc,  &c.;  —  p.  37i9  vous  trouverez  kdkaköt. 

Cet  Instrument  magique  de  la  pensee  et  de  la  civilisation,  cette  langue  si 
male  et  si  harmonieuse.  cpie  les  nations  aiment  comme  leur  seconde  langue  mater- 
nelle,  se  voit  mutilee ,  outragee ,  ridiculisee,  caricatuiee,  et  exposee  ainsi  ä  la 
risee  de  Tetranger. 

Damnedeiis  pere,  nc  laisier  hon'tr  Fraiicc  ! 

Frag  HC,  St.  jVicoias  de  Port  iSgz.  G.  ROLIN.  1 


Karl  Kühn.   Französische  schidgranimatik.   /weite  umgearbeitete  jiuflage.   Velliagen 
und  Klasing,  Bielefeld  und  Leipzig  1892. 

Die  zweite  aufläge  von  Kuhns  französischer  schulgrammatik  zeigt  gegen 
die  erste  einen  grossen  fortschritt.  Das  kapitel  „laut  und  schrift"  ist  bedeutend 
vereinfacht.  Die  formenlehre  ist  nicht  melir  auf  die  iautform  gebaut  sondern  geht 
von  der  sclirift  aus,  eine  Verbesserung,  die  manchen  kollegen  aus  einem  gegner 
zum  freunde  des  buches  machen  wird.  Daneben  ist  die  lautform  nicht  unberück- 
sichtigt geblieben.  Ganz  umgearbeitet  ist  das  verbum.  Daran  schliessen  sich 
melirere  übersichtliche  und  zur  Wiederholung  recht  geeignete  Zusammenstel- 
lungen: 1.  eine  zusanimeusteilung  der  abweichenden  und  unregelmässigen  formen 
nach  lautgesetzen  geordnet,  2.  eine  Zusammenstellung  der  für  die  abweichung  wich- 
tigen merkformen,  3.  eine  Zusammenstellung  der  mit  den  unregelmiissigen  verben 
verwandten  bildungen,  geordnet  nach  verbstämmen,  nach  dem  Infinitiv,  dem  partiz. 
präs.,  partiz.  perf.  und  sonstigen  Wortbildungen.  Dann  folgt  die  formenlehre  der 
übrigen  wortarten  und  die  syntax.  Für  eine  dritte  auttage  möchte  ich  dem  Ver- 
fasser einige  wünsche  zur  berücksichtigung  empfehlen:  dem  §  18  einige  beispiele 
hinzuzufügen,  in  §  21,4  den  ausfall  des  a  in  la  und  des  i  in  si  vor//,  //j  anzu- 
führen und  den  §  61  etwas  zu  erweitern.  In  §  154  iiätte  ich  gern  den  historischen 
inlinitiv  erwähnt  gefunden,  von  dem  mir  im  lesebuch  des  Verfassers  die  beispiele 
34.  20  Et  le  renard  de  courir  und  139.  36  Et  le  citadiii  de  dire  A\.\^gtsiosse:w  sind. 
§  l6,"i  über  das  gerundium  wäie  vielleicht  anders  abzufassen  und  die  konjunktionen 
ausführlicher  zu  behandeln.  —  Im  anhang  folgt  eine  kurze  verslehre  sowie  die 
wiclitigsten  synonyma  (60  nummern),  unter  denen  ich  penser-songer  vermisst  habe. 
Eine  Übersicht  der  gebräuchlichen  grammatischen  bezeichnungen  im  deutschen  und 

'  Herr  dr.  P.  Passv  wird  einige  bemerkungen  zu  der  obigen  besprechung 
im   nächsten  heft   der  Fh.  st.   veröffentlichen.  W    \'. 


\V.   VVandschneiuek.  235 

t'raiiznsisclien  schliesst  das  bucli.  —  Mir  scheint  die  külin'sclie  grainniatik  wohl 
geeignet,  die  schüler  der  realgyiunasien  und  obeireaischulen  von  der  untersten  bis 
in  die  eiste  klasse  /u  begleiten.  Sie  sei  dalier  l)ei  neueinfülirungen  den  fachkoliegen 
l)estens  zur  berücksichtigung  empfolilen. 

KAKI.   KChn,  Französisches  lesclmch  für  anfäuger.   Velhagen  und  Klasing,  liielefeid 
und   Leipzig    lS9-- 

Seitdem  ein  teil  der  Jugendgedichte  in  der  2.  aufläge  des  kühn'schen  lese- 
buches  fortgeblieben  ist,    hat  sich  der  Verfasser  entschlossen,    dieselben  nebst  an- 
ileren  Stoffen  für  den  anfangsunterricht,  leichteren  gedichten  und  prosatexten,    ge 
sondert  zu  veröffentlichen.     Das  so  entstandene  lesebuch  für  anfänger  soll  haupt- 
sächlich eine  einleitung  und  ergänzung  des  lesebuches  für  die  Unterstufe  sein. 

Der  Stoff  ist  in  die  aljschnitte  eingeteilt :  Rimes  et  jeux  de  Pen/aiice,  La 
vie  a  la  maisoti,  L'ccole,  Lefons  de  citoses,  Les  Saisons.  Alle  stücke  sind  dem  an- 
schauungskreise  des  se.\taners  angemessen.  Sie  sind  durchschnittlich  leichter  als 
die  stücke  des  1.  teils  der  Unterstufe  und  eignen  sich  treft'lich  zu  Sprechübungen. 
Einigen  schliessen  sich  unmittelbar  eine  anzahl  fragen  an.  Für  jedes  stück  finden 
sich  hinten  die  Vokabeln  zusanimengestellt,  ein  umstand,  der  das  buch  für  den  an- 
fangsunterricht besonders  geeignet  macht.  Gern  sähe  ich  diese  einrichtung  auch 
auf  den  1 .  teil  des  lesebuchs  für  die  Unterstufe  ausgedehnt.  Es  wird  dadurch 
viel  zeit  gewonnen,  die  mit  dem  an-  und  abschreiben  der  Vokabeln  verloren  geht, 
und  die  schüler  haben  ein  fehlerloses  Wörterverzeichnis  in  bänden,  das  sonst  kaum  zu 
erreichen  ist.  Ich  denke  hier  zunächst  an  sextaner  der  real-  und  oberrealschulen. 
Erwünscht  wäre  es,  wenn  bei  den  ersten  stücken  alle  vorkonniienden  verbfornien 
aufgenommen  würden,  da  diese  anfangs  als  blosse  Vokabeln  gelernt  werden  müssen, 
sowie,  dass  auch  späterhin  bei  unregelmässigen  verben  die  jedesmal  vorkommende 
form  angeführt  wird.  Den  stücken  gehn  21  texte  in  lautschrift  voran,  von  denen 
ein  teil  sich  in  der  Unterstufe  findet,  und  y  melodien.  —  Hoffentlich  wird  sich 
das  leselnich  für  anfänger  viele  freumle  erwerben. 

Hugo  Fischer,  Übungsstücke  s«  Kühn,  Kleine  französische  schulgrammatik.    Unter- 
stufe. Velhagen  und  Klasing,   Bielefeld  und  Leipzig   l8y2. 

Mit  rücksicht  auf  die  forderung  der  abschluss-  und  der  reifeprüfung  kann 
die  Übersetzung  aus  dem  deutschen ,  so  sehr  sie  auch  eingeschränkt  zu  werden 
verdient,  nicht  ganz  beseitigt  werden.  Da  sie  sich  aber  nach  möglichkeit  dem 
le.sestüff  anschlies.sen  soll,  so  ist  es  ein  verdienstvolles  unternehmen,  die  vorlie- 
genden Übungsstücke  zu  dem  schon  weit  verbreiteten  kühn'schen  lesebuch  ver- 
öffentlicht zu  haben.  Mancher  lehrer  hat  sich  wohl  selbst  schon  ähnliche  Sachen 
für  seinen  Unterricht  zurecht  gemacht.  Was  nun  die  Obersetzung  ins  französische 
anbetrifft,  so  will  es  mir  am  besten  scheinen,  wenn  man  im  eisten  halbjahr  über- 
haupt von  jedei-  Übertragung  aus  dem  deutschen  ins  französische  absieht  und  im 
anschluss  an  nr.  1  —  29  des  kühn'schen  lesebuchs  keine  Übersetzungsübungen  an- 
stellt. Dagegen  halte  ich  es  für  nötig,  das  präsens  und  imperfekt  von  avoir  und 
itrc  auch  in  der  verneinenden  und  fragenden  form  an  ganzen  sätzen  einzuüben. 
Aus  nr.    l,  3,   7.    13  lassen  sich  diese  mit  leichtigkeit   bilden.     CKühn.  Der  f ran- 


236  Rezensionen. 

zösische  ari/aiigsunterrkht .  s.  ;55j.  Auf  eine  ausser  der  reilie  genannte  deutsclie 
form  muss  der  schiiler  mit  leiclitigkeit  den  entsprechenden  französischen  satz  an- 
führen können,  zu  nr.  17  habe  ich  die  gescliichte  Le  petit  moucluron,  zu  nr.  18 
Le  petit  rat,  zu  nr.  21  Le  petit  poiilet  erzählen  und  sclireiben  lassen,  eine  Übung, 
an  der  die  veiänderung  des  adjektivs  gelernt  wuide.  Docli  sind  das  keine  eigent- 
lichen übeisetzungsübungen.  Erst  im  zweiten  halbjalir  mögen  diese  in  beschränktem 
masse  folgen,  vielleicht  einmal  jede  woche  als  Vorbereitung  für  das  exerzitium 
oder  extemporale.  Für  solche  Übungen  scheint  mir  das  vorliegende  buch  recht 
geeignet.  —  Der  Verfasser  hat  sich  bemüht,  alle  stücke  in  gutem  deutsch  darzu- 
bieten. Seite  21  würde  ich  lieber  „Seine  grossmutter  war  in  dasselbe  vernarrt" 
schreiben,  ebenso:  „Es  ging  zu  den  blumen",  „welche  in  ihre?n  bette  lag"  und 
Seite  22:  „indem  er  seine  stimme  nachmachte."  Den  Übungsstücken  schliesst 
sich  ein  anhang  an ,  der  verweise  auf  Kuhns  kleine  schulgrammatik  enthält  und 
die  unbekannten  Wörter  dem  schüler  noch  einmal  vorführt.  Dann  folgt  ein  Wörter- 
verzeichnis, in  dem  mir  als  feiilend  aufgestossen  sind:  auflesen  19.  8;  hammel 
r-{8,  l.ö;  jemand  18,  22;  freudig  18,  4.  In  nr.  51  des  anhangs  wäre  zu  erwähnen  :  rire  de 
toutes  ses  forces  aus  leibeskräften  lachen.  Hofl'entlich  wird  bald  eine  zweite  aufläge 
der  Übungsstücke  notwendig  sein ,  die  auch  den  von  den  schüiern  mit  grossem 
Interesse  gelesenen  Gribouille  enthält,  wie  auch  stücke  im  anschluss  an  die  Histoirc 
und  Lefoiis  de  c/ioses.  Möge  bald  die  angekündigte  fortsetzung  für  die  mittel-  und 
Oberstufe  folgen. 

Wismar,  Oktober   1892.  W.   WanijS(  HNF.[DEK. 


Textausgahc7i  franz.  tuid  engl,  schriflstclhr  für  den  schulgcbränch,   herausgegeben 

von  OSK.^R  SCHMAGEK ,    Oberlehrer    am  realgymnasium    zu    Gera.     Verlag  von 

Gerhard  Kühtmann    (Dresden) .    früher   im  verlag    von  Herm.  Schlutter  (Gera). 
Nr.  8.     Sketches  hy  „Boz"".    Illustrative  of  Every-Day  Eife  and  Every-Day  People. 

}iy  Charles  Dickens.    In  auswahl  herausgegeben  von  pro  f.  C.  Th.  ElON.     Dresden 

1891.     VIII.  78.     Preis    broch.    60    pf. ,    geb.  80    pf.     Anmerkungen    für    den 

lehrer  —  gratis. 
Nr.    I O.     Selections   from   the  History  of  Sandford  and  Merton.     By    Thomas  Day. 

With  an  account  of  tlie  author.     Herausgegehen  von  oberlehier  W.  BERTRAM. 

Dresden   1891.    XIII.  56.    Preis  broch.  .öO  pf.,  geb.  70  pf.    Wörterverzeichnis 

2.5  pf. 
Nr.   11.     Le    Chevrier    de   Ij)rraine    von    Emile    Souvestre.     Herausgegehen    von 

Oberlehrer  Dr.  H.  Erzgraebek.     Dresden  1892.     IX.  80.     Preis  broch.  60  ).f., 

geb.  80  pf.     Anmerkungen  für  den  lehrer  gratis. 

Die  zahl  der  verlagshandlungen ,  welche  sich  die  heiausgabe  franz.  inid 
engl,  texte  für  den  schulgebrauch  zur  aufgäbe  stellen,  ist  bereits  sehr  beträchtlich 
und  bei  dem  regen  wettt)ewerb  auf  diesem  gebiete,  bei  dem  bestreben,  gediegene, 
schön  ausgestattete  und  billige  ausgaben  neusprachlicher  lektüre  herzustellen,  kann 
die  schule  nur  gewinnen.  Der  lehrer.  welcher  für  seine  schüler  (III — I)  einen 
jiassenden    text    sucht ,    beiludet    sicli    in  der  thal   in  einem  gewi.ssen  cmharras  de 


A.  Beyer.  237 

riehesse,  il;t  eine  jede  der  Vfrscliii-ilent]i  samuilungen  für  den  scludgtbraucli  ihre 
ei"entiimliclien  Vorzüge  besitzt.  Ausgaben  mit  und  olme  annierkungen ,  mit  und 
ohne  spezialwörtcrbucli  ,  mit  besonderen  anhängen  für  schüler  und  lehrer  sind  in 
reiclK'r  zahl  vorlianden  unii  wollen  jedem  bedürfnis  genügen.  Der  umstand,  dasi 
die  Pädagogen  sich  nicht  darüber  einig  sind,  welche  art  von  ausgaben  beim 
unterrichte  zu  gründe  gelegt  werden  soll ,  macht  die  vielartigkcit  und  mannig- 
faltigkeit  der  ausgaben  erklärlich.  Methodische  fragen,  ob  man  den  Schülern  einen 
reinen  oder  einen  kommentirten  text  in  die  hand  geben  soll,  ob  die  anmerkungen 
unter  dem  texte  oder  als  gesonderter  anhang  zu  geben  seien,  ob  ein  spezial Wörter- 
buch wünschenswert  sei ,  harren  noch  innner  einer  endgiltigen  lösung.  Daher 
wird  auch  die  behandlung  der  texte  seitens  der  herausgeber  immer  eine  ver- 
schiedene sein,  je  nach  dei-  methodischen  ansieht  derselben.  —  Unter  den  hervoi'- 
rao-enden  Sammlungen  neusprachlicher  texte  sind  besonders  zu  nennen  die  franz. 
und  t\\g\.  Schulbibliothe/c  der  renger'schen  Verlagshandlung  in  Leipzig  (herausgeber : 
O.  Dickmann);  die  weidmann'sche  Sammlung  franz.  und  engl.  Schriftsteller,  her- 
ausgegeb.  von  Pfundheller  und  Lücking;  die  von  A.  Benecke  besorgte  Sammlung 
bei  Velhagen  und  Klasing ;  die  franz.  und  engl  ausgaben  von  Friedberg  und  Mode 
(Berlin),  sowie  die  vortreffliche  sanindung  von  iMartin  Hartmanns  Schulausgaben. 
die  in  den  letzten  jähren  bei  K.  A.  Seemann  in  Leipzig  erschien  und  allerdings 
erst  eine  kleine  anzahl  von  texten  enthält.  Von  reinen  textausgaben  erfreut  sich 
auch  die  bei  Theissing  in  Münster  erscheinende  Bibliothek  gediegener  tind  interes- 
santer franz.  -iverke,  w-elche  bereits  ca.  60  bändchen  umfasst,  einer  zunehmenden 
lieliebtheit. 

Alle  diese  Sammlungen  sind  mit  anmeikungen  vnid  erläuterungen,  entweder 
unter  dem  texte  oder  in  getrennten  heften,  versehen  und  zu  jedem  text  gehört 
vielfach  ein  t)illiges  spezialwörterbuch  ,  welches  dem  schüler  den  gebrauch  eines 
grossen   wörteibuchs  ersparen  soll. 

.Seit  einiger  zeit  erscheinen  im  verlage  von  Gerhard  Kühtmann  in  Dresden 
lextausgaben  franz.  und  engl,  schriftsteiler,  welche  pro  f.  O.  SCHMAGER  in  Gera 
unter  mitw-irkung  geeigneter  kräfte  herausgibt.  Die  zahl  tler  bis  jetzt  erschienenen 
bändchen  beträgt  11.  Von  franz.  texten  sind  daiunter:  Voltaire,  Charles  XII; 
Girardin .  La  f.oie  fait  peur ;  ,Michaud,  Les  Croisades  de  Frederic  Barbcrotisse  et 
de  Richard  Canr  de  Lion ;  Daudet,  Ausgewählte  erzählungen.  Von  engl.  Sachen 
linden  wir:  Shakespeare,  y«//;«  6'((-j'a;- ;  Scott,  Tales  of  a  Grandfathcr ;  .Macaulay, 
Ranke's  History  of  the  Popes ,  sowie  eine  auswahl  engl,  gedichte,  letztere  heraus- 
gegeben von  Dr.  Regel  in  Halle.  —  Die  schmager'schen  ausgaben  sind  reine 
textausgaben  ohne  kommentar.  Den  texten  gehen  kurze,  aber  sehr  zweckmässige 
einleitungen  voraus,  welche  den  schüler  in  das  Verständnis  des  vorliegenden  Werkes 
einführen  sollen.  Bei  solchen  Schriftstellern ,  welche  besondere  Schwierigkeiten 
bieten  oder  von  denen  kommentirte  ausgaben  noch  nicht  vorliegen,  wird  ein  von 
der  Schülerausgabe  vollständig  getrennter  anhang  mit  anmerkungen  fi'ir  den  lehrer 
beigefügt,  in  welchem  alles  zur  erklärung  nötige  material,  auch  besonders  nach- 
weise von  hilfsmitteln  und  quellen,  bezw.  auszüge  aus  denselben,  zusammenge- 
tragen ist.  Bis  jetzt  erschienen  solche  anhänge  für  den  lehrer  zu  der  auswahl 
engl,  gedichte,  sowie  zu  den  vorliegenden  texten  nr.  8  und  II.  Den  für  die 
inittelklassen  (HI — Hb)  bestimmten  ausgaben  sind  spezialwörterbücher  beigegeben. 


238  Rezensionen. 

Avelche  auch  alle  geogr.  und  hist.  eigennanien  erkläieii  und  für  einen  sehr  geringen 
preis  zu  haben  sind. 

Der  umfang  der  einzehien  bändchen  ist  auf  durclischnittlich  7  —  8  bogen 
oktav  berechnet,  so  dass  jedes  in  einem  semester  bequem  durchgearbeitet  werden 
kann.  Dass  der  text  sehr  korrekt,  druckfehlerfrei  ist,  davon  sind  vorliegende  3 
bändchen  ein  erfreulicher  beweis.  Druck',  papier  und  forniat  entsprechen  in  jeder 
weise  den  an  ein  Schulbuch  zu  stellenden  anforderungen  und  der  pieis  ist  so 
niedrig  gehalten  (40 — 60  pf.  für  das  broschirte,  60 — 90  pf.  für  das  gebundene 
€xemplar),  dass  man  schon  aus  diesem  gründe  gern  dazu  greifen  wird. 

Nr.  8  der  schmager'schen  Sammlung  enthält  Dickens'  Sketches,  herausge- 
geben von  prof.  C.  Th.  Lion.  Von  dem  grossen  britischen  novellisten  wird  auf 
unseren  schulen,  abgesehen  von  A  Chrisimas  Carol  und  vielleicht  The  Cricket  on 
the  Hearth,  nur  wenig  gelesen.  Und  doch  verdienen  seine  „skizzen",  wenn  auch 
aus  der  ersten  Schaffensperiode  des  dichters  stammend,  durch  die  packende,  lebens- 
wahre Schilderung,  die  treffliche  charakterzeichnung  und  eine  kräftige  ungekünstelte 
spräche  eine  weitere  Verbreitung  im  unterrichte.  Ausser  in  vorliegender  Samm- 
lung sind  Dickens'  Sketches  herausgegeben  von  G.  Erzgraeber  (Weidmann)  und 
E.  Paetsch  (Velhagen  und  Klasing).  Die  von  Lion  getroffene  auswahl  ist  sehr 
ansprechend.  Es  sind  im  ganzen  7  skizzen  aufgenommen,  wobei  jede  der  4  ver- 
schiedenen Serien  (Oia-  Parish;  Sccnes :  Characters ;  Tales)  vertreten  ist.  Am 
meisten  interesse  erregen  die  den  Sccnes  und  Characters  entnommenen  partieen. 
Es  sind  dies  The  Sireets  —  Mornmg  \.w\AA'ight  — ,  welche  ein  anschauliches  bild 
von  dem  täglichen  und  nächtlichen  strassenleben  Londons  in  den  dreissiger  jähren 
geben.  Nicht  minder  anziehend  sind  die  einen  guten  einblick  in  die  engl,  weih- 
nachtsgebräuche  gewährenden  Schilderungen  A  Christmas  Dinner  und  The  New 
Year.  —  Die  erzählung  Mr.  Minns  and  his  Cousin  ist  als  erstlingswerk  des  Ver- 
fassers, das  er  im  alter  von  21  jähren  schrieb,  von  besonderem  litterarischen 
interesse.  Weniger  für  die  Jugend  geeignet  scheint  mir  die  hochtragische  erzäh- 
lung  The  Black   Veil. 

Die  dem  text  vorhergehende  einleitung  berührt  den  lebensgang  des  dichters 
nur  soweit  er  sich  auf  die  Sketches  bezieht.  Wenn  auch  ausführlichere  biogra- 
phische notizen  über  die  Verfasser ,  nach  dem  plan  der  schmager'schen  ausgaben, 
ausgeschlossen  sind,  so  wäre  es  doch  immerhin  wünschenswert  gewesen,  den 
Schüler  über  die  grosse  novellistische  thätigkeit  des  dichters  nicht  in  Unkenntnis 
zu  lassen  und  auf  die  grosse  bedeutung  Dickens'  als  romanschriftsteller  hinzu- 
weisen.    Der  text  der  „skizzen"  ist  Cassell's  Red  Library  entnommen. 

Nr.   10.    Thomas  Day,  Selections  from  the  History  of  Sandford  a)id  Merton. 

Der  herausgeber,  Oberlehrer  W.  Bertram,  hofl't ,  dass  sich  diese  für  die 
Jugend  bestimmte  schrift  des  engl,  philanthropen  Thomas  Day  (1748 — 1789)  ganz 
besonders  für  anfänger  zur  einführung  in  die  engl,  prosalektüre  eignen  möge. 
Nun  sind  ja  allerdings  zusammenhängende  texte  für  den  engl,  anfangsunterricht, 
also  für  tertia,  nicht  in  grosser  auswahl  vorhanden,  und  so  ist  ihre  Vermehrung 
immer  dankbar  anzuerkennen.  Die  geschichte  von  Sandford  und  Merton  ist  eine 
lose  aneinanderreihung  einer  ganzen  anzahl  von  erzählungen  und  anekdoten,  die 
wegen  ihrer  leichten  Verständlichkeit  in  lesebüchern  und  Chrestomathien  aller  art 
aufnähme  gefunden  haben.     Zu  welchem  zweck  Day  sein  buch  schrieb ,    ersehen 


A.  Beyer.  239 

wir  aus  ilen  Worten  der  bcigegcbencn  biograpliie  (s.  XIII):  ,.IIe  was  in  general 
displeased  with  the  fasliionahle  müdes  of  education,  and  thought  that  little  atten- 
tion was  paid  to  tlie  forniation  of  tlie  lieart,  while  the  liead  was  anipiy  supplied 
with  elenientarv  instruction.  To  inculcate  what  he  deeined  a  hetter  phm,  and  to 
inspiie  youth  with  a  liardy  spiiit  ,  hoth  of  passive  and  native  virtue  ,  he  wrole 
'The  History  of  Sandford  and  IMerton'."  In  der  vorliegenden  auswahl  Bertranis 
finden  wir  die  bekannte  fabel  von  Androkles  und  dem  iöwen,  die  geschichte  der 
brüder  Pizano  (Gesenius,  ElenmitarlnicJi .') ,  die  erzählung  von  den  4  russischen 
Seeleuten  auf  Spitzbergen  und  endlich  die  geschichte  des  Leonidas.  Day  hat  alle 
seine  erzählungen  durch  anschliessende  gespräche  didaktisch  verarbeitet,  ganz  iiu 
geiste  der  philanthropischen  anschauungen  des  18.  Jahrhunderts.  (Jerade  diese 
dialoge,  welche  in  den  lesebüchern  etc.  weggelassen  sind ,  hält  der  iicrausgeber 
für  besondeis  wichtig,  da  an  iiinen  die  engl,  gesprächsforni  in  bester  weise  ver- 
anschauJiclit  werde.  Die  dialogischen  partieen  von  Days  werk  mögen  ja  in 
formeller  hinsieht  für  die  schüler  von  wert  sein ,  ob  aber  der  lehrhafte  inhalt 
derselben  auf  die  dauer  ihr  interesse  erregt ,  mag  dahin  gestellt  bleiben.  Dem 
texte  vorauf  geht  eine  kurze  lebensgeschichte  des  Verfassers,  die  einer  engl,  aus- 
gäbe vom  jalire  l82;<  entlehnt  ist.  Beigefügt  ist  ferner  ein  Wörterbuch  mit 
phonetischer  Umschrift. 

Inwiefern  diese  auswahl  aus  Days  History  gerade  mit  besonderer  rücksicht 
auf  die  induktive  methode  getrotTen  sein  soll ,  wie  der  herausgeber  im  vorvvort 
behauptet,  lässt  sich  nicht  erkennen.  Er  sagt:  „Wer  neben  der  im  Schulunter- 
richt nicht  zu  entbehrenden  synthetischen  methode  einen  ernsthaften  versuch  mit 
der  induktiven  methode  machen  will  ,  wird  es  nicht  ungern  sehen ,  eine  mit  be- 
sonderer rücksicht  darauf  getroffene  auswahl  von  lesestoffen  zur  Verfügung  zu 
haben.  Die  schulmässige  betreibung  der  induktiven  methode  verlangt  reine  texte 
ohne  alles  beiwerk ;  solche  liegen  hier  vor."  —  Ob  leine  oder  komnientirte  texte 
beim  Unterricht  zu  gründe  gelegt  werden,  ist  für  das  methodische  verfahren  nicht 
ausschlaggebend.  Wohl  aber  dürfte  es  schwierig  sein  ,  das  induktive  verfahren 
iicbeit  dem  synthetischen  anzuwenden,  wie  der  herausgeber  meint.  Das  induktive 
verfahren  wird,  namentlich  im  anfangsunterricht,   allgemein  vorzuziehen  sein. 

Nr.  11.  Souvestre  ,  Le  Chevrier  de  Lorraine,  hsgb.  von  Dr.  Erzgraeber. 
Vorliegende  erzählung  Souvestres  gehört  zu  den  4  kleinen  geschichten,  welche  er 
Au  bord  du  lac  betitelt  hat.  Sie  versetzt  uns  in  eine  der  interessantesten  epochen 
der  franz.  mittelalterlichen  geschichte,  in  die  kämpfe  zwischen  franzosen  imd 
engländern  ,  in  die  zeit  der  Jungfrau  von  Orleans,  welche  letztere  in  unserer  er- 
zählung eine  hervorragende  rolle  spielt.  Sie  bildet  einen  vortrefflichen  lesestoff 
für  unsere  oberen  klassen  ,  denn  diesen  niuss  der  text  wohl  zugewiesen  werden 
wegen  der  fülle  kultvn-geschichtlichen  materials  ,  das  in  der  erzählung  verarbeitet 
ist,  ohne  jedoch  irgendwie  weitschweifig  zu  werden.  Im  gegenteil,  das  interesse 
des  lesers  ist  fortwährend  bis  zum  Schlüsse  gefesselt.  Wo  es  sich  nicht  ermög- 
lichen lässt ,  den  text  in  der  klasse  zu  lesen ,  ist  er  doch  als  privatlektüre  aufs 
beste  zu  empfehlen.  N'orauf  geht  eine  über  die  damaligen  Zeitverhältnisse  treff- 
lich orientirende  einleitung,  die  für  das  Verständnis  des  textes  wesentlich  ist.  Ein 
Wörterbuch  ist  nicht  beigegeben,  wäre  aber  vielleicht  ganz  wünschensweit.  Ein 
anhang    für    den    lehrer    enthält    eine    fülle    von    belegen  für  die  in  der  erzählun«' 


240 


Rezensionen. 


berührU-n  kulturgeschichtlichen  Verhältnisse  des  15.  Jahrhunderts,  besonders  nach 
Monteiis  Histoire  des  Fravgais  des  divers  etats  aitx  chu]  deriiiers  siecles  (Paris 
1842 — 44,  10  bde.),  und  Le  Grand  cV Aüssy,  I/istoire  de  la  vie  privce  des  Frangais 
("Paris  1782).  Dass  Monteii  mit  seinen  gewissenhaften  quellenangaben  als  autorität 
angesehen  wird,  ist  nur  zu  billigen.  Erteilt  ihm  doch  kein  geringerer  als  Duruy 
das  lob,  dass  er  „ä  force  d'erudition  s'est  presque  rendu  le  coiitemporaire  de  ces 
vieux  ages." 

iJie  ausgäbe  PIrzgraebers  ist  demnach  eine  sehr  zweckentsprechende  und 
durchaus  zu  empfehlen.  Von  diaickfehlern  findet  sich  nur  einmal  p.  lu  hur 
t'nr  leiirs. 


Im  veilage  von  Gerhard  Kühtmaiin  in  Dresden  erscheint  seit  einigen  jähren 
eine  Sammlung  franz.,  engl,  und  ital.  te.xte,  welche  sich  von  den  oben  genannten 
fremdsprachlichen  te.xtausgaben  wesentlich  unterscheiden.  Die  von  prof.  C.  Th. 
LlON  in  Thal  (herzogtum  Gotha)  geleitete  Bibliothhjue  frangaise  und  Ejiglish  Library 
veröffentlicht  nur  erzählende  texte ,  novellen  u.  dergl.  und  scheint  vielmehr  für 
den  privatgebrauch  als  für  die  schule  bestimmt  zu  sein.  Novellen  und  romane 
wird  man  mit  den  Schülern  selten  lesen  können,  höchstens  —  falls  genügend  zeit 
vorhanden  —  auf  den  oberen  stufen,  wo  die  schüIer  schon  eine  gewisse  gewandt- 
heit  im  lesen  besitzen.  Die  ganze  art  der  textausgabe  der  Bibl.  fram;.  und  Engl. 
Library  ist  auch  mehr  auf  ein  grösseres  ]Hiblikum  zugestutzt.  Solche,  welche 
zu  ihrem  vergnügen  und  doch  bei  geringen  Vorkenntnissen  einen  franz.  oder  engl, 
text  rasch  lesen  wollen,  junge  kaufleute  u.  dergl.  werden  obige  ausgaben,  die  in 
bezug  auf  äussere  ausstattung,  druck  etc.  das  höchste  lob  verdienen,  mit  grossem 
nutzen  zur  band  nehmen.  Die  anmerkungen  unter  dem  texte  sind  nämlich,  wenig- 
stens bei  einer  ganzen  anzahl  der  vorliegenden  bände,  derart  abgefasst,  dass  der 
Schüler  nicht  einmal  nötig  hat,  das  beiliegende  spezialwörterbuch  aufzuschlagen. 
Die  fussnoten  bestehen  fast  sämtlich  nur  aus  der  deutschen  Übersetzung  nicht 
bloss  schwierigerer  konstruktionen ,  sondern  auch  sehr  oft  nui-  von  Vokabeln .  so 
dass  das  Wörterbuch  überflüssig  ist.  Grammatische  und  sachliche  erklärungen 
sind  nur  sehr  spärlich.  Es  leuchtet  ein  ,  dass  derartige  ausgaben  einen  grossen 
leserkreis  finden  werden,  aber  für  die  schule  sind  sie  weniger  zu  empfehlen.  Da- 
gegen eignen  sich  die  texte  vorzüglich  zur  privatlektüre  für  die  Jugend  und  werden 
recht  passende  geschenke  zu  Weihnachten  u.  dergl.  bilden.  Der  auf  dem  gebiet 
der  Schulausgaben  rühmlichst  bekannte  herausgeber ,  jirof.  C.  Th.  Lion,  verlangt 
Zeitschrift  für  neufrz.  spr.  11.  iitt.Vl-  s.  270,  dass  die  anmerkungen  in  Schulaus- 
gaben, was  grammatische  und  lexikalische  angaben  betrifft,  in  erheblicher  weise 
beschränkt  werden  sollen,  die  sachlichen  dagegen  nicht.  An  derselben  stelle  sagt 
er,  romane  sollten  lediglich  dem  privatgebiauch  überwiesen  werden.  Hieraus 
folgt  schon,  dass  obige  Sammlung  für  leser  berechnet  ist,  die  ausserhalb  der  schule 
stehen,  l'nter  diesei"  einschränkung  können  wir  dem  unternehmen  nur  unser  volles 
lob  erteilen.  L^ie  vorausgesetzten  sprachlichen  kenntnisse  der  leser  sind  äusserst 
gering,  da  oft  die  einfachsten  dinge  erkläit,  resp.  übersetzt  werden.  Am  ende 
jedes  bandes  befmden  sich  qiicstionnaires  zu  den  einzelnen  kapiteln.  Der  schüler, 
oder  vielmehr  die  Schülerin,   denn  die  meisten  texte  sind  für  junge  mädchen  viel 


A.    I]EVER.  241 

geeigneter,  soll  diese  fragen  aus  dem  texte  mündlich  Ofler  schriftlich  beantworten, 
auch  können  sie  bei  zwei  lesern  gute  dienste  für  den  dialog  leisten. 

Die  Bihl.  fraiig.  ist  schon  auf  h'l  bändchen  angewachsen,  die  Eti^l.  Libr. 
auf  30,  gewiss  ein  beweis,  dass  die  ausgaben  einem  grossen  bedürfnis  entsprechen. 
Ich  führe  die  einzelnen  texte  an,  welche  mir  zur  besprechung  vorliegen.  Spezial- 
wörterbücher  sind  überall  lose  anliegend,  oiine  jireiserhöhung. 

Bibliotlieqtie  fravgaisc. 
Haml  \S.    Madeleine,  Extrait  de  l'oiivragc  de  J.  Sandeau.    Mit  anmerkungen,   tragen, 
und  einem  wörterljuch  zum  schul-  luid    privatgebrauch  neu  herausgegeben  von 
prof.  C.  Th.  Lion.     9.  aufläge.      1892.     Pr.  60  pf.     IU4  s.     Schillerformat. 
Die  vorliegende  erzählung  ist  in  hohem  grade  interessant  und  verdient  die 
vielen  auflagen  vollkommen.    Auch  die  anmerkungen  sind  sehr  massvoll  gehalten. 
Das  druckfehlerveizeichnis    zählt   18  versehen  auf,    wozu    noch    hinzuzufügen    ist 
s.  59,  je  psasaient  statt  passaient.     Im   Wörterbuch   s.   X\  fehlt  le  t}Miwir,  s.  48  la 
saillie,  welche    beide  im  texte  vorkommen. 

Band  8.  Courage  et  bon  caur ,  atucdotes  du  temps  de  Pempire.  Par  E.  M.  de 
St.  Hilaire.  Avec  notes  allemandes  et  questionnaires  par  Mme.  A.  Bree.  ancienne 
maitresse  de  conversation  ;i  l'institut  francais  de  Leipzic.  7.  aufl.,  durchgesehen 
und  mit  Wörterbuch  zum  schulgebrauch  herausgegeben  von  prof.  C.  Th.  I.ion. 
Vv.  90  pf.     82  s. 

Es  werden  uns  hier  ;}  hübsche  erzählungen  geboten  aus  der  zeit  Napoleons  I. 
Mademoiselle  de  Lajolais,  Le  petit  pccheur,  Le  sapetir  de  dix  ans,  welche  das  Inte- 
resse der  Jugend  in  hohem  niasse  fesseln  dürften.  Die  anmeikungen  sind  zwar 
sehr  zahlreich ,  doch  ist  der  herausgeber  bestrebt  gewesen ,  solche  anmerkungen, 
welche  nur  Worterklärungen  enthalten,  zu  tilgen.  S.  48  konnte  zu  Pharmonic  du 
ra  et  du  fla  bemerkt  werden,  dass  ra  einen  kurzen  trommelwirbel ,  ßa  einen 
doppelschlag  auf  der  trommel  bedeutet.  Der  konjunktiv  in  comment  en  eüt-il  cti 
autremettt  (s.  49)  hätte  wohl  einer  anmerkung  bedurft.  Im  Wörterbuch  s.  15  ist 
die  eigentliche  bedeutung  von  le  fo7id  nicht  angegeben.  Wb.  s.  27  fehlt  das  wort 
sauvagerie  =  Wildheit,  menschenscheu,  denn  die  freie  Übersetzung  (s.  49)  von 
un  fand  de  sauvagerie  et  d^eloignemeut  genügt  nicht.  Auch  eloignement  fehlt  im 
wb.  s.  12.  Der  schüler  soll  doch  auch  die  grundbedeutung  der  einzelnen  Wörter 
kennen  lernen.  Der  ausruf  Baste.'  findet  sich  im  wb.  nicht.  Im  text  wird  über- 
setzt s.  8  „Es  ist  wohl  nicht  möglich!",  dagegen  s.   14  „Ach  was  da!'. 

Band  26,  27,  28,  29.  Kosa.  Une  histoire  de  jeu7ie  fille  par  Madatne  de  Pressense. 
2  teile  h  186  s.  Mit  anmerkungen  und  fragen  nebst  einem  Wörterbuch  zum 
schulgebrauch  herausgegeben  von  Meta  v.  Metzsch.  ,'>.  aufläge.  I891.  Pi'eis 
jedes  bandes   1,40  mk. 

Eine  recht    anziehende  lektOre    für   mädchen ,    die  an  den  Schicksalen  und 

iler  entwicklung  im  Charakter  der  heldin  des  romans  .    der  kleinen   Rosa,    gewiss 
viel  gefallen  finden  werden. 

Phonetische  Studien.     VI.  16 


242  Rezensionen. 

Die  anineikungen  sind  viel  zu  zalilreicli ,  was  bei  der  lekti'iie  mir  störend 
wirkt.  Wozu  ist  denn  das  Wörterbuch  da.  wenn  die  meisten  unbekannten  vokalieln 
unter  dem  texte  iil)ersetzt  sind?  I  s.  14<.(  findet  sich  rabougri  übersetzt  mit  „ver- 
krüppelt", im  wd).  steht  nur  die  bedeutung  „verkümmern".  Druckfehler  sind  selten. 
11  112  steht  irrtümlich  des  ces  paroles  für  de  c.  p.  Im  vorwort  bemerkt  die  her- 
ausgeberin. dass  d'e  ,,qiiestiom/aires"'  ganz  besonders  diejenigen  im  äuge  haben, 
welche. ohne  lehrer  die  spräche  treiben.  Zwei  schüler  sollen  sich  gegenseitig  die 
fragen  vorlegen  und  beantworten ,  sei  es  mündlich  oder  schriftlich.  Audi  kann 
der  lehrer  die   beantwortuns  der  fragen  als  häusliche  aufgäbe  stellen. 

Band  41».  4I.     Feiite  I\Ierc,  par  Madatnc  de  Prcsscnsc.    Im  aus/.uge  herausgegeben 
von  prof.  C.  Tii.  Lion.     3.  aufläge.     1892.     179  s.     Pr.   1,50  mk. 

In  den  anmerkungen  ist  ein  wesentlicher  fortschritt  zu  erkennen.  Auch 
dieser  text  ist  besonders  für  mädchen  geeignet.  Das  werk  der  Mme.  de  Pressense 
ist  hier  bedeutend  gekürzt,  doch  ist  der  sinn  nirgends  gestört,  da  der  herausgeber 
durch  kurze  resumes  den  leser  auf  dem  laufenden  erh.ilt.  Der  text  ist  nicht 
ohne  druckfehler.  das  Verzeichnis  weist  allein  25  auf. 

Band  44,  45,  46,  47.    Hector  Maiot.  Sans  Familie.    In  auszügen  mit  anmerkungen  etc. 
von  prof.  C.  Th.  Lion.     2  teile  162  und   177  s.     Pr.  jedes  teils  l,öo  mk. 

Malots  bekannter  roman  Sans  Familie  erscheint  hier  zum  ersten  mal  als 
Schulausgaben  ,  allerdings  gekürzt.  Für  die  schule  würden  selbst  diese  2  bände 
zu  viel  Stoff  enthalten,  und  für  die  privatlektüre  würde  man  manche  der  gekürzten 
teile  ausführlicher  wünschen.  Doch  bildet  der  roman  auch  in  dieser  gestalt  einen 
sehr  angenehmen  Zeitvertreib.  Dass  der  leser  nicht  zu  viel  mühe  hat  mit  auf- 
suchen von  Wörtern,  dafür  haben  die  anmerkungen  gesorgt,  die  in  der  that  sehr 
wenig  voraussetzen.  So  sind  z.  b.  worte  wie  affluent ,  veiive ,  sol ,  arrcter  etc. 
unter  dem  text  übersetzt  und  infolgedessen  im  wb.  w-eggelassen.  was  m.  e.  nicht 
zu  billigen  ist.  Worte  ,  deren  bedeutung  unter  dem  text  angegeben  ist ,  gehören 
deswegen  doch  ins  wdi. .  so  fehlt  auch  se  disloqner.  Dass  ?nettrc  sa  casqiicttc  = 
„seine  mutze  aufsetzen"  (s.  18)  bedeutet,  sollte  jeder  leser  eines  frz.  romans  wissen. 

Band  ,t1.      .Mphonse  Daudet,   Le  Petit  Chose.     Im  auszuge    mit    anmerkungen  etc. 
hsgb.  von  prof.   C.  Th.  Lion.   1891.   179  s.     Pr.   1.20  m. 

Daudets  erstes  grösseres  werk,  den  loman  Le  Petit  Clwsc ,  für  deutsche 
leser  zu  bearbeiten,  war  ein  glücklicher  gedanke.  Hat  uns  doch  der  dichter  in 
diesem  buche  seine  eigene  lebensgeschichte  geschildert.  In  den  Schicksalen  seines 
beiden,  Daniel  Eyssette,  gibt  uns  Daudet  ein  ergreifendes  bild  seiner  eigenen 
kindheit.  Der  Zusammenbruch  des  väterlichen  geschäfts,  die  sorgen  seiner  familie, 
seine  thätigkeit  als  unterlehrer,  seine  reise  nach  Paris,  sein  kämpf  ums  dasein, 
den  ei-  hier  führte,  wird  uns  in  meisterhafter  Schilderung  vor  äugen  geführt.  In 
Jacques  Eyssette  erkennen  wir  seinen  bruder  Ernest,  der  sich  mit  rührender  Sorg- 
falt seiner  annimmt,  und  den  er  als  Ja  mcre  Jacques'^  bezeichnet.  Wir  sehen  beide 
brüder  an  der  ausführung  ihres  planes  arbeiten ,  ihren  eitern  einen  sorgenfreien 
lebensabend  zu  bereiten  (recoiistruire  le  foyer).     Von    dem   originalwerk   hat   der 


A.  Beyer.  243 

lisgh.  etwas  über  tili  drittel  abgedruckt,  vieles  ist  mir  in  kurzen  resunies  wieder- 
gegeben, indessen  leidet  darunter  der  Zusammenhang  in  keiner  weise.  —  Die  an- 
merkungen  halten  sich  im  ganzen  in  bescheidenen  grenzen.  Manche  einzelheiten. 
wie  z.  b.  das  attributive  de  in  oe  hott  enfant  de  Jacques,  ce  diahle  d'lwmme  ^verden 
immer  von  neuem  wiederholt.  Auch  die  fortwährenden  hinweise  auf  früliere 
stellen  sind  sehr  störend.  —  Daudets  Le  Petit  Chose  ist  soeben  auch  bei  \'el- 
hagen  und  Klasing  erschienen. 

Hand  .")'2.  Perlcs  de  la  Prose  Frajigatse  ponr  jeiincs  dcmoisellcs,  recueillies  et  ]jour- 
vues  d'un  vocabulaire  ])ar  Chret.  Guil.  Daniour.  1891.  142  s.  Pr.  1,5()  m. 
^'orliegender  band  enthält  eine  grosse  zahl  von  erzählungen  geringeren 
umfangs.  Sie  sind  hübsch  und  interessant  geschrieben.  Der  hsgb.  hat  sie  ge- 
widmet „aux  jeunes  demoiselles  desirant  lire  quelque  chose  de  vraiment  joli,  de 
beau  et  d'edifiant".  Indessen  werden  auch  knaben  vieles  davon  mit  vergnügen 
lesen.  Der  titel  Perles  de  la  Prose  Frang.  ist  ein  wenig  pomphaft  für  diese 
einfachen,  schlichten  erzählungen,  deren  wert  ziemlich  ungleichmässig  ist.  Viele 
darunter,  wie  La  M'cre  de  Washington,  Le  Prenettr  de  Rats  de  Hameln,  Prascovie 
aus  Xavier  de  Maistres  Jeune  Sibcrienne,  Amour  filial,  Le  Petit  Mousse  u.  a. 
bilden  eine  vortreffliche  Jugendlektüre.  Der  hsgb.  hat  keinerlei  anmerkungen 
hinzugefügt,  was  dem  buche  nur  zum  vorzug  gereiciit.  In  dem  zugehörigen  wb. 
vermisse  ich  s.  25  la  lame  z=  welle,  w'oge. 

English  Library. 

Band  30.  A  Stmday  Club  in  Germany :  Humourous  Sketches  for  young  Ladies 
by  Grace  Wilson.  Mit  anmerkungen  etc.  hsgb.  von  Wilson  und  prof.  C.  Th. 
Lion.   1891.      129  s.     1,50  m. 

Wenn  eine  engländerin  deutsche  Verhältnisse  zum  gegenständ  ihrer  Schilde- 
rungen macht,  so  wird  es  uns  von  interesse  sein  zu  erfahren,  wie  sie  darüber 
urteilt.  Es  wird  vor  allem  die  formale  seile  sein,  die  uns  fesselt.  Man  wird 
gern  einmal  heimische  zustände  und  sitten  im  fremden  gewande  an  sich  vorüber- 
ziehen lassen,  aber  doch  nur  ausnahmsweise.  Denn  als  regel  müssen  wir  wünschen 
bei  der  lektüre  fremdsprachlicher  texte  auch  unsere  kenntnis  des  fremden  landes 
und  Volkes  zu  erweitern.  Und  nur  solche  Stoffe,  welche  uns  inmitten  des  fremden 
landes  versetzen,  wollen  wir  unserer  reiferen  Jugend  in  die  band  geben.  Von 
diesem  standi)unkt  aus  können  wir  obigen  text  nicht  empfehlen.  Auch  „jungen 
damen",  für  welche  ja  jene  humoristischen  skizzen  der  Verfasserin  bestimmt  sind, 
möchten  wir  raten,  sich  lieber  einen  original-englische  zustände  behandelnden  Stoff 
für  ihre  iortbildung  im  engl,  zu  suchen.  Die  engl,  roman-litteratur  ist  ja  so  un- 
endlich reichhaltig.  Obige  skizzen  führen  uns  ein  spiessbürgerliches  „sonntags- 
kränzchen"  einer  deutschen  kleinstadt  vor,  mit  all  seinen  leiden  und  freuden,  wo- 
bei der  „kaffeeklatsch"  eine  hauptrolle  spielt.  Es  soll  nicht  geleugnet  werden, 
dass  manche  partien  recht  flott  und  anziehend  geschrieben  sind ,  wie  z.  b.  die 
feier  des  sedantages,  at)er  im  ganzen  ist  der  stoff  für  deutsche  leser  doch  recht 
dürftig.     In  hezug  auf  äussere  au.sstattung  gleicht  das  buch  der  Bibl.  franc.  voll- 

16* 


2  44  Rezensionen. 

kommen.  Reichliche  Übersetzungen  unter  dem  texte  ermöglichen  eine  rasche 
lektüre ;  zuweilen  wird  ein  und  dieselbe  sache  mehrfach  erklärt.  Der  vorausge- 
setzte bildungsstandpunkt  der  leserinnen  ist  ein  sehr  geringer,  wird  doch  z.  b.  der 
ausdruck  eau  de  sucre  zweimal  unter  dem  texte  übersetzt.  (S.  34  u.  86).  I« 
tinem  für  junge  mädchen  bestimmten  texte  sollte  man  doch  auch  gegen  „alte  jung- 
fern"  feinfühliger  sein.  Von  einer  solchen  heisst  es  z.  b.  p.  38 :  „poor  Helen 
remained  hanging  on  the  tree  like  an  overripe  cherry  that  no  one  caied  to  pluck". 
J'"Or  den  Schulunterricht  dürfte  somit  A  Ssinday  Cluh  in  Gcrmanv  nicht  in  betracht 
kommen. 

Bremeii.  A.  BEYER. 


MISZELLEN. 


SPRECHSAAL. 

Sehr  geehrter  Iieir  professorl 

Ob  nachstehende  kleine  beobachtung  wert  ist,  in  Ihren  Phonetischen  sHidien 
veröffentlicht  zu  werden,  mag  Ihrem  urteil  überlassen  bleiben.  Ich  glaubte  sie 
aber  um  so  weniger  unterdrücken  zu  dürfen,  als  sie  vielleicht  zu  ähnlichen  prak- 
tischen versuchen  anregen  könnte. 

Wohl  alle  lehrer,  die  sich  bemühen  (sit  venia  verbo),  engländeni  eine  gute 
deutsche  ausspräche  beizubringen ,  werden .  auch  wenn  sie  phonetisch  genügend 
durchgebildet  sind  und  sich  im  besondern  Ihr  treffliches  German  prammciation  zu 
eigen  gemacht  haben,  in  einzelnen  fällen  auf  scheinbar  unüberwindliche  Schwierig- 
keiten stossen. 

So  hat  wol  jeder  von  ihnen  die  erfahrung  gemacht,  dass  deutsches  n  {■/.. 
b.  in  hbime)  in  englischem  munde  zu  einem  dem  ü  am  nächsten  liegenden,  jedoch 
auch  einen  timbre  von  o  enthaltenden  laute  wird  (blöme  anstatt  blume).  Andrer- 
seits erhält  ü  die  ausspräche  des  offenen  u  (für  anstatt  für).  Diese  Verwechse- 
lungen haften  am  hartnäckigsten  auch  bei  denen,  die  sich  die  erdenklichste  müJit 
geben,  deutsche  worte  in  deutscher  weise  zu  gehör  zu  bringen. 

Nun  habe  ich  den  schülern  (es  Iiandelt  sich  um  erwachsene)  anempfohlen, 
beim  rauchen,  wenn  sie  sich  einer  federposenspitze  bedienen,  zunächst  die  aus- 
spräche der  laute  u  und  ü  sich  einzuuübcn ,  dann  einzelne  worte ,  wie  bliimc, 
thür  u.  s.  w.  folgen  zu  lassen.  Bei  hervorbringung  des  «  darf  der  zungenrücken 
die  spitze  nicht  berühren ,  bei  der  des  ü  mnss  der  untere  teil  der  zunge  an  die 
scharfe  mündung  der  pose  stossen. 

Mit  diesen  versuchen,  die  mit  vergnügen  angestellt  wurden,  habe  ich  den 
besten  erfolg  erreicht.  Dass  die  Vorschrift  der  protruted  Ups  hierbei  nicht  einge- 
halten werden  kann,  da  das  experiment  sonst  leicht  dem  Schicksale  des  raben  mit 
dem  käse  anheimfiele,  thut  der  sache  keinen  eintrag.  Denn  diese  kann  ja  während 
des  Unterrichts  von  dem  munde  des  lehrers  gewissermassen  abgelesen  werden. 
Werden  Sie  nicht  ausrufen:  Tant  de  briiit  ponr  wie  Omelette.'} 
IlochaciitungsvoU 

Berlin,  IV.,  29.   okt.  92.  Dr.   HEINRICH  S.MJKRSKV. 


246  NOIZEN. 

NOTIZEN. 

DIE  VIERTE    NORDISCHE    PHlEÜLOGENVERSAM.MLUxNG 

fand  in  diesem  jähre,  16  jähre  nach  der  ersten  und  6  jähre  nacli  dei-  dritten,  vom 
l8.  bis  zum21.juli  in  Kopenhagen  statt.  In  dem  offiziellen  Verzeichnisse  waren 
2ü7  teihiehmer  aufgeführt,  davon  allein  aus  Dänemark  1 15,  die  übrigen  (31)  aus 
Norwegen,  (45)  aus  Schweden,  (8)  aus  Finnland  und  (8)  „aus  anderen  ländern". 
Darunter  befanden  sich  mehrere  damen ,  frauen  anwesender  kollegen  oder  kolle- 
ginnen  selbst.  Offenbar  beteiligt  sich  das  weibliche  geschlecht  im  germanischen 
norden  weit  mehr  als  in  Deutschland  am  öffentlichen  und  wissenschaftlichen  leben. 
In  den  vortragen  und  Verhandlungen  bedienten  sich  die  redenden  stets  ihrer 
muttersprache ,  die  dänen  und  norweger  des  dänischen,  die  Schweden  und  finn- 
länder  des  schwedischen.  Dies  verfahren  ist  für  die  nordländer  selbst ,  die,  wie 
es  scheint,  ohne  gi'osse  Vorstudien  gemacht  zu  haben,  sich  gegenseitig  ziemlich 
leicht  verstehen,  mit  keinen  bedeutenden  Schwierigkeiten  verbunden ;  jedoch  hörte 
ich.  wie  einige  dänen  sich  darüber  beklagten,  dass  sie  die  Schweden  nur  unvoll- 
kommen verständen.  Für  den  ausländer ,  der  nur  eine  nordische  spräche  kennt, 
ist  es  recht  mühselig ,  sich  an  ein  solches  verfahren  zu  gewöhnen ,  aber  mit  ge- 
duld  und  aufmerksamkeit  gelingt  es  ihm  allmählich ,  seine  wenn  auch  noch  so 
geringe  kenntnis  der  einen  spräche  auch  beim  anhören  der  anderen  nicht  ganz 
erfolglos  zu  benutzen.  Hierbei  hat  er  die  herrlichste  gelegenheit ,  vergleichende 
praktische  phonetik  zu  treiben  und  über  die  Verschiedenheit  der  ausspräche  der 
ilänen ,  norweger ,  Schweden  und  finnländer  interessante  beobachtungen  anzu- 
stellen und  sich  ein  eignes  urteil  zu  bilden.  Die  rede  des  eigentlichen  dänen 
ist  durch  den  häufigen  stosston  (st<)d)  eigenartig  charakterisirt ,  rhetorisch  wirkungs- 
voll .  kräftig ,  fast  rauh  und  doch  zugleich  in  mancher  hinsieht  zierlich,  affektirt ; 
die  des  eigentlichen  Schweden  ist  wohllautend,  klangvoll,  dem  orgelspiel  in  der 
kirche  ähnlich,  gleichmässig  dahinrauschend  und  wohl  deshalb  für  den  nichtkenner 
leicht  von  einschläfernder  Wirkung,  etwa  wie  die  sch'ine.  aber  einförmige  melodie 
eines  feierlichen,  dem  inhalte  nach  nur  wenig  verstandenen  gesanges.  Die  spräche, 
wie  sie  in  Norwegen  von  den  gebildeten  gebraucht  wird  .  ist  bekanntlich  weiter 
nichts  als  dänisch  mit  landschaftlicher  färbung  und  mit  einmischung  gewisser 
Wörter  und  Wendungen  aus  den  einheimischen,  vom  dänischen  mehr  oder  weniger 
verschiedenen  dialekten.  Der  musikalische  akzent .  der  in  so  hohem  gzade  im 
schwedischen  vorherrscht,  kommt  auch  im  norwegischen  zur  geltung,  das  infolge 
dessen  dem  allgemeinen  eindrucke  der  rede  nach  dem  schwedischen  näher  als  dem 
dänischen  steht;  anderseits  tritt  er  verhältnismässig  weniger  stark  in  der  spräche 
der  finnländei-  schwedischen  Stammes  heivor,  die  sich  wohl  hauptsächlich  dadurch 
von  der  der  skandinavischen  Schweden  unterscheidet.  Es  scheint  mir,  da.ss  so- 
wohl die  norweger  in  ihrem  dänisch  als  die  finnländer  in  ihrem  schwedisch 
einen  artificial  Standard  befolgen .  sich  vom  schriftbilde  beeinflussen  lassen  und 
daher  „deutlicher  aussprechen"  und  vom  ausländer  leichter  verstanden  werden, 
als  die  dänen  und  Schweden.  Eine  ähnliciie  erfahrung  macht  ja  jeder  fremde, 
der  englisch  und  deutsch  in  der  heiniat  hauptsächlich  im  bücherunterricht  gelernt 
liat ,    mit    der    ausspräche  der  gebildeten  nordamerikaner,    die  auf  einem  artificial 


XuTIZEX.  247 

Standard  benilit  und  iluii  deutlicher  vuikoiiiiiit  mIs  die  der  .südengländer,  und  mit 
ileiii  liochdeutscli  im  luuiuie  der  gebildeten  norddeutschen,  das  verglichen  mit  dem 
niitteldeutsch  als  eine  ebenso  künstliclie  biidung  zu  bezeichnen  ist ,  als  das  nor- 
wegische danisch  gegenüber  dem  „eciiten"  dänisch.  Sollte  icii  mich  in  dieser 
.uiffassung  in\'n,  so  m()chte  ich  meine  nordischen  freunde,  die  etwa  meinen  bericht 
lesen  sollten,    bitten,  mich   eines  bessern   zu   belehren. 

Die  Verhandlungen  des  plülologentages  nahmen  einen  durchaus  friedlichen 
verlauf,  trotz  mancher  scharfen  gegensätze ,  die  im  norden  nicht  minder  als  in 
Deutschland  unter  den  philologen  vorhanden  sind  und  sich  im  gespräch  oder  in 
iler  debatte  bemerklich  machten.  Auch  in  den  nordischen  [ändern  stehen  sich 
gegenüber  altphilologen  und  neupliilologen,  reformer  und  nicht-reformer.  Im  all- 
gemeinen kann  man  wohl  sagen,  dass  unter  den  nordischen  philologen  das  inter- 
esse  für  das  Studium  der  neueren  s|irachen,  die  muttersprachen  daiin  einbegrift'en, 
und  zugleich  für  phonetik  und  lehr-  und  lernfragen  des  praktischen  Unterrichts 
überwiegt.  In  der  Unterhaltung  gebrauchen  die  neuphilologen  mit  erstaunlicher 
gewandtheit  und  korrektheit  mindestens  eine  der  grossen  kultursprachen,  viele 
zwei  oder  sogar  alle  drei.  Die  altphilologen  verschmähen  es  keineswegs  und 
empfinden  alle  das  bedürfnis ,  sich  mit  den  lebenden  sf)rachen  zu  beschäftigen ; 
die  meisten  von  ihnen  sjjrechen  deutsch.  Die  universilätsprofessoren  der  neuei'n 
Philologie  halten  es  nicht  füi'  ihrer  unwüi-dig,  nicht  füi'  „unwissenschaftlich",  der 
reform bevvegung  auf  dem  gebiete  des  Sprachunterrichts  nidier  zu  treten  und  neben 
?i//deutsch  «^«deutsch,  neben  «//englisch  ««/englisch,  neben  «//französisch  neu- 
französisch  gründlich  zu  verstehen  und  dieses  wissen  in  der  rede  zu  bethätigen. 
Auch  scheinen  sie  es  als  sehr  wichtig  und  notwendig  zu  betrachten .  dass  die 
kandidaten  .  die  bei  ihnen  das  e.xamen  liestchen,  die  spräche,  die  diese  im  Schul- 
unterrichte lehren  sollen,  mündlich  und  schriftlich  beherrschen  und  dazu  vorher 
ilie  nötige  anleitung  erhalten.  In  der  that  sind  die  ansichten,  die  piof.  Waetzoldt 
und  prof.  Rambeau  in  den  thesen  ihrer  vortrage  am  letzten  deutschen  neuphilo- 
logentage  in  Berlin  ausgesprochen  haben  ,  und  mit  denen  sich  diese  Versammlung 
mit  grosser  majorität,  aber  unter  jirotest  der  meisten  deutschen  univei'sitätsprofes- 
soren  „im  wesentlichen  einverstanden"  erklärt  hat,  in  den  nordischen  ländern 
längst  im  grossen  und  ganzen  als  richtig  anerkannt  und  gelten  doi  t  selbst  an  den 
Universitäten  so  ziemlich  als  unbestrittene  Wahrheit,  l'nd  doch  ist  „die  nordische 
Wissenschaft  nicht  verloren"  ! 

Am  montag,  18.  juli,  vormittags  wurde  die  vierte  nordische  philologen- 
versamndung  vom  generalsekretär ,  di-.  phil.  Jorgensen,  in  anwesenheit  des  däni- 
schen kultusministers  Goos  in  einem  geräumigen  auditorium  der  alten  polytech- 
nischen lehranstalt  in  der  nähe  der  Universität  eröffnet.  Zu  Vorsitzenden  erwählte 
man  prof.  Tssing  (Kopenhagen),  prof.  (histav  Storni  (Cliristiania)  und  prof.  Noreen 
((J|isala).  Nach  einer  begrüssung  der  anwesenden  und  einer  kurzen  einleitung 
über  die  philologi.sche  Wissenschaft  (im  altphilologischen  sinne)  sprach  prof.  L'ssing 
über  den  theaterhau  bei  den  griechen.  Darauf  behandelte  prof.  Gustav  Stoim.  der 
biuder  des  berühmten,  in  Deutschland  mehr  bekannten  neuphilologen,  in  einem 
interessanten  vortrage  die  namengebung  bei  den  alten  germanen  in  ihrem  zusammen- 
hange mit  dem  glauben  an  die  seelenwanderung  und  die  Wiedergeburt  iler  seelen 
der  vorfahi-en  in  den  kindern. 


248  Notizen. 

Die  übrigen  sieben  Sitzungen .  eine  am  montag  nachinittag  und  je  zwei 
am  ciienstag,  mittwocli  und  donnerstag,  wuiden  in  der  Universität  ai)gehalten  und 
zwar  meist  in  Sektionen.  Ks  gab  eine  Sektion  für  klassische  philologie,  eine 
zweite  für  nordische  philologie.  eine  dritte  für  neuere  sprachen  und  viertens  eine 
philologisch  -  pädagogische  Sektion.  Ausser  den  oben  erwähnten  zwei  vortragen 
waren  noch  25  im  programm  angemeldet.  \'on  diesen  will  ich  hier  nur  die- 
jenigen anführen,  die  selbst  anzuhören  mir  vergönnt  war ,  und  die  mir  besonders 
interessant  und  lehrreich  zu  sein  schienen : 

Betnerkungen  über  den  Ursprung  einiger  cigentilmUchkeiten  in  der  dätiisckot 
Orthographie  von  pi'of.  Thomsen  (Kopenhagen). 

Der  zierliche  stil  (beobachtungen  über  die  spräche  der  dänischen  dichtkunst 
im  17.  und  18.  jahrhundertj  von  cand.  mag.  Vilh.  Andersen  (Kopenhagen).  — 
Der  redner  sprach  sehr  lebhaft  und  ausdrucksvoll  und  für  ausländer  ungemein 
deutlich;  bei  der  liehandlung  seines  themas  beiührte  er  dieselbe  sprachliche  er- 
scheinung  in  der  littei'atur  der  andei'en  modernen  kulturvölker;  vor  allem  des 
deutschen  volkes. 

über  rhythinus  und  rhythmizität  von  ]jrof.  Fr.  Wulff  (Lund).  —  Den  leser 
mache  ich  auf  zwei  aufsätze  Von  der  rolle  des  akzentes  in  der  versbildung  auf- 
merksam .  die  W.  im  Skandinavischen  archiv  1891  und  1892  verötfent licht,  imd 
in  denen  er  seine  geistreichen  und  schai'fsinnig  begründeten  ansichten  in  deutscher 
spräche  entwickelt  hat. 

Über  den  musikalische)!  akzent ,  besonders  im  chinesischen  von  prof.  Johan 
Storm  (Christiania).  —  Der  gelehrte  polyglott  ging  vom  norwegischen  und 
schwedischen  aus  inid  besprach  dann  den  musikalischen  akzent  im  slavischen  und 
schliesslich  im  chinesischen.  *  In  dieser  spräche  kann  dasselbe  wort  je  nach  der 
musikalischen  betonung,  mit  der  es  ausgesprochen  wird,  eine  menge  von  wech- 
selnden und  sehr  verschiedenen  bedeutungen  annehmen  uud  daher  leicht  veranlassung 
zu  sonderbaren  missverständnissen  geben.  So  wollte  einmal  ein  europäer  einer, 
hochstehenden  mandarin  mil  „mein  herr"  anreden,  sagte  aber  statt  dessen  „dein 
Schwein". 

Über  den  ursprimg  der  spräche  von  dr.  O.  Jespersen  (Kopenhagen).  — 
Der  hübsche  Vortrag  schien  mir  die  ankündigung  oder  einleitung  eines  grössern 
Werkes  zu  sein,  das  J.  über  diesen  anziehenden,  aber  recht  schwierigen  gegen- 
ständ zu  verfassen  im  begriffe  ist.  Hoffen  wir,  dass  seine  arbeit  zu  sicherern 
ergelniissen  führen   wird,  als  die  seiner  zahlieichen   Vorgänger. 

Unterricht  in  den  lebenden  sprachen  von  dr.  Paul  Passv  (Paris).  —  Er 
zeigte  hauptsächlich,  wie  man  die  fremde  ausspräche  mittelst  der  phonetik  uml 
der  lautschrift  zu  lehren  hat,  und  bediente  sich  für  seine  erörterungen  der  nor- 
wegisch-dänischen Sprache,  2    die  er   in    seiner   heimat    ausschliesslich    auf  phoiie- 


'   Man  vgl.  jetzt  '>\.oxms  Engl.  phil.   P,   besonders  s.  212  ff.  W.  \'. 

-  In  der  dänischen  Zeitung  Dagbladet,  mittwoch  20.  juli  1892,  findet  man 
folgendes  urteil  des  berichterstatters  :  Det  vpperlige  Foredrag,  som  af  Fransk- 
nianden holdtes  paa  et  fortnrffelig ,  korrekt  norsk  Sprog ,  lennedes  med  sttcrkt 
Bifald. 


NONIZEN.  249 

tisclu-in  wege,  so  <;ut  wie  gar  iiiclit  giaminatisch  gelernt  hat.  \'gl.  seine  aiisichteii 
im  Maltre  Phoneliqiie  (märz  1892). 

Die  Sprachstudien  im  schubmlerricht  vom  gcsichtspunkte  der  formalen  bildung 
aus  betrachtet  von  lektor  A.  Drake  (Nyköping).  —  Herr  D.  ist  anliänger  einer 
vennittelnden,  der  granniiatisclien  sehr  nahe  stehenden  methode. 

Der  sprachliche  anschauungsunterricht  (die  intuitive  und  imitative  methode) 
von  cand.  mag.  Jul.  Schiött  (Kopenhagen).  —  Herr  S.  wusste  seinen  Standpunkt, 
der  etwa  mit  der  von  Schmidt  und  Kossmanii  in  ihrem  Lehrbuche  der  franzö- 
sischen Sprache  auf  grundlage  der  aiischauung  hefolgten  muthotle  übeieinstimnit. 
gewandt  und  wirkungsvoll  /u  verteidigen  und  empfahl  nachdrücklicii  die  von 
fräulein  Thorn  Goldschmidt  oder  von  dieser  danie  und  ihm  herausgegebenen  lehr- 
liiicher. 

Mitteilungen  über  den  Unterricht  in  den  neueren  sprachen  in  Finnland  von 
trau  prüf.  Edla  Freudenthal  (Helsingl'ors).  —  Die  dame  vertrat  ungefähr  den- 
selben Standpunkt  als  herr  Schiött  und  verstand  ihre  ansichten  und  erfahrungen 
an  einigen  beispielen  aus  dem  deutschen  unterrichte  in  Finidand  in  recht  ge- 
lungener weise  zu  veranschaulichen.  Sie  erntete  selbstverständlich  reichen  und 
wohl  verdienten   beifall. 

An  die  in  der  philologisch-pädagogischen  Sektion  gehaltenen  vortrage  vori 
dr.  Paul  Passy  am  (dien.stag)  ,  von  lektor  A.  Drake  (am  mittwoch) ,  von  cand. 
mag.  Jui.  Schiött  und  frau  prof.  Freudenthal  (am  donnerstag)  schlössen  sich  drei 
lebhafte  und  lehrreiche  debatten  an.  an  denen  sich  unter  anderen  die  herren  Wulft". 
Jespersen ,  Schiött,  rektor  Feilberg  (Christiansand) ,  dozent  dr.  A.  Wallensköld 
( Helsingfors)  ,  prof.  dr.  C.  A.  Nissen  (Kopenhagen)  und  vor  allem  der  ridim- 
lichst  bekannte  phonetiker,  herr  Aug.   Western  (Fredriksstad),  rege  beteiligten. 

Leider  verboten  mir  die  natürlichen  hindernisse  der  zeit  und  des  raumes. 
noch  andere  vortrage  anzuhören,  deren  themata  ebenfalls  geeignet  waren,  einen 
neuphilologen  zu  interessiren,  z.  b.  Über  die  schwedische  „reichssprache''  nttd  über 
ein  methodisches  zjisammenarbeiten ,  um  eine  a7igemessene  Übereinstimmung  in  der 
rechtschreibung  der  hatiptsächlichen  nordischen  sprachen  zu  erzielen  von  jirol.  Fr. 
Wulff,  Über  französische  pßanzcnnamen  \on  [)rof.  P.  A.  Geijer  (Usjiala),  Über  das 
•!'ulgärlatein  von   piof.  Joh.   Vising  (Göteborg)  u.  a.   m. 

In  der  letzten  sitzung,  einer  allgemeinen  veisammlung .  brachte  der  luier- 
niüdliche  prof.  Fr.  Wulff  folgende  zwei  bedeutungsvolle  vorschlage  zur  ab- 
stimniung : 

1 .  dass  nach  ansieht  der  versam?nlnng  die  ausspräche  soi:c'ohl  in  bezug  au/ 
die  fremden  sprachen  im  gesamten  sprachlichen  Unterricht  die  ihr  gebührende  Stellung 
erlangen  („zu  ihrem  rechte  gelangen'^)  mnss, 

2.  dass  kimftig  in  jeder  allgettieinen  nordischen  philologenversammlung  ein 
bericht  über  die  wichtigsten  f ortschritte ,  die  in  orthographischer  hinsieht  seit  der 
vorhergehenden  Versammlung  gemacht  worden  sind,  abgestattet  werden  soll. 

Beide  vorschlage  wurden  von  der  überwiegenden  majorität  der  anwesenden 
angenommen  und  somit  zum  beschluss  des  vierten  nordischen  philologentages 
erhoben. 

Nicht  mindei-  interessant,  als  die  vortrage  und  verliandhnigen  der  ver- 
sammlunt;.   und  im  höchsten  grade  angenehm   waren  die    damit    verbundenen  fest- 


250  Notizen. 

lichkeiten,  die  testessen  in  Skydebaneoi,  in  der  Stadt  uirI  in  Skodsborg ,  die  dabei 
gesungenen  heitern  imd  ernsten  lieder,  die  tischreden,  der  besuch  der  wertvollen 
glyptothek  des  brauereibesitzers  und  nordischen  rnäzens  C.  Jacobsen  in  Nv  Carls- 
l'erg,  die  ausflüge  nach  Klampcn/wrg,  Frederiksborg  und  Skodsborg  und  dei'  persön- 
liche verkehr  mit  den  liebenswürdigen,  kosmopolitisch  gesinnten,  von  nationalen 
Vorurteilen  freien  dänen  und  Skandinaviern.  Icli  freue  mich  aufrichtig,  in  Kopen- 
liagen  nicht  bloss  meine  kenntnisse  in  wissenschaftlicher  hinsieht  bereichert,  sondern 
auch  die  bekanntschaft  so  vieler  durch  wissen  und  Charakter  ausgezeichneter, 
tüchtiger  und  achtungswerter  männer  gemacht  zu  haben. 

Die  fünfte  nordische  philologenversainnilung  soll  in  fünf  jähren  in  Christiania 
abgehalten  werden. 

Hamburg,  31.   august   l8y2.  A.    Ra.MBKAL'. 


DIE  REFORM  IN  WÜRTTEMBERG. 

Wie  uns  von  zuverlässiger  seite  mitgeteilt  wird  ,  hat  die  refornunethode 
sich  in  Württemberg  eines  unerwarteten  sieges  zu  erfreuen.  Nachdem  durch  ver- 
schiedene vortrage  auf  den  reallehrerversammlungen  der  letzten  jähre  auf  die  grossen 
vorteile  der  neuen  methode  aufmerksam  gemacht  woriien  war,  und  die  massgeben- 
ilen  persönlichkeiten  der  behörde  ihre  einwilligung  dazu  gegeben  hatten,  machten 
eine  reihe  von  lehiern  an  grösseien  und  kleineren  schulen  veisuche  mit  dieser 
methode  und  erzielten  damit  die  schönsten  erfolge.  Namentlich  hat  rektor  Jäger 
in  Cannstadt  an  seiner  ganzen  anstalt  seit  einigen  jähren  nach  den  grundsätzen 
der  reforni  miterrichten  lassen  und  auf  der  am  25.  juni  v.  j.  in  Stuttgart  abge- 
haltenen reailehrerversammlung  über  die  art  und  weise  der  durchführung  der 
neuen  methode,  sowie  über  die  ergebnisse  derselben  ausführlichen  bericht  erstattet. 
Die  herrn  oberstudienräte  v.  Henzler  und  Günzler  haben  sich  sehr  anerkennend 
über  den  erfolg  des  neuen  Unterrichtsbetriebes  ausges]jrochen  und  namentlich  her- 
vorgehoben, dass  ein  frischer  ziig,  lust  und  leben  in  den  neuspr achlichen  Unterricht 
gekommen  sei  und  dass  nebenbei  die  schüler  in  keinerlei  weise  in  beziehung  auf  ihre 
granimatisc/un  kenntnisse  gegen  früher  zurückstehen  ,  dass  vielmehr  alles  gramma- 
tische wissen  in  innigerem  zusammenhange  mit  tlem  behandelten  Stoffe  stehe. 

W.   V. 


UNSERE   ..NEUE  METHODE-'  IN  ENGLAND.     111. 

Nachstehend  folgt  der  im  vorigen  hefte  versprochene  auszug  aus  der 
anonymen  l)esprechung.  welche  l'hc  Modern  Language  Monthlv  (juni  1892)  dem 
artikel  von  A.  A.   M.    widmet. 

„One  of  the  chief  objects  of  this  method  is  to  accustom  the  boys  from 
the  outset  to  think  in  the  foreign  language,  and  not  mentally  compare  the  form 
of  bis  thoughts  with  those  in  the  vernacular.  The  first  difficulty  here  is  to  compel 
the    pnpils,    who    live,    breathe  and    have   their    being  for  a  whole  week  in   the 


Notizen.  2  5 1 

veinaculMr,  to  slumt  tlieir  thou<^lils  011  lo  ;i  tbreigii  iniknown  track  Tor  ahout 
three  or  Tour  separate  Iiouis  a  weck,  an  Operation  wliicli  can  only  he  accoiu- 
plished  by  a  fully  developed  iniiiil,  and  tlien  not  witliout  considerable  mental 
etTorl.  But  suppose  tliat  the  piipils  have  swept  from  tlieii-  ininds  every  trace  of 
tlie  vernacular,  and  are  ready  and  willing  to  tliink  in  French  linder  tlie  guidance 
of  tlie  teaclier.  Every  teacher  knows  how  ditficiilt  it  is  to  teach  hoys  to  tliink 
and  express  theiiiseives  correctiy  in  tlie  vernacular.  Will  not  tliis  continiial  sliifting 
ot"  tlie  ibrms  in  whicli  tliey  are  to  niould  tlieir  thouglits  be  a  great  hiiidrance  to 
their  mental  training?  And  tliis  the  authors  seem  to  have  feit  too,  for  the  hoys 
have  to  repeat  the  words  spoken  by  the  uiaster,  'like  a  pairot.' 

„The  master,  so  contiiuies  the  article,  writes  down  phonetically  the  question 
uid  the  answer,  and  the  class  is  iiiade  to  copy  tliese  and  otliei.s  that  follow,  and 
by  the  eiid  of  the  lessoii  will  have  acquired  soiiie  knowledge  of  simple  answers 
and  questions  in  the  thii^d  persoii,  the  names  of  a  nuniber  of  nbjects,  and  the 
nieans  öf  phonetically  transcribing  theni. 

„Gradually  the  stock  of  knowledge  is  increased.  the  nunierals  and  pronouns 
are  learnt.  and  more  coniplicated  questions  mav   be  put. 

„'The  nunierals  and  pronouns  are  learnt.'  Aie  they  too.  learnt  by  ques- 
tions and  answers,  thus:  Combicn  de  Uwes  y  a-t-il  sur  la  table?  II  y  cn  a  un, 
il  y  en  a  detix,  and  so  011  through  all  the  nunierals.  If  so,  the  old  method  of 
going  through  them  with  the  class,  teaching  their  pronunciation  and  their  peculi- 
arities  by  the  way,  and  then  setting  the  class  to  learii  them,  is  a  mucli  quicker 
method.  We  shudder  to  think  how  long  it  would  take  to  teach  the  conjugations 
on  this  method.  The  article  in  one  place  sa\s  that  grammar  is  learnt  instinc- 
lively,  whatever  this  may  mean ;  in  another  place,  that  wlien  the  class  has  begun 
to  read  stories  they  must  have  acquired  a  ceitain  knowledge  of  the  grammar  — 
instinctively,  of  course.  But,  Svhile  the  stories  are  read,  the  more  diflficult  parts 
of  the  grammar  are  [iractised,  and,  after  this  stage,  the  time  comes  for  going 
more  scientifically,  or  rather,  more  dogmatically.  into  the  grammar,  in  Order  to 
meet  the  usual  requirements  of  examinations.'  We  tremble  for  tliese  scientific 
results  in  grammar.  founded  upon  a  basis  laid  and  acquired  instinctivelv.  And 
why  drag  in  the  exaniinations?  A  language  so  taught  ought  to  be  above  such 
cnide  tests. " 

Ich  kann  nicht  glauben,  dass  die  meluzalil  unserer  kollegen  über  dem 
kanal  auf  einem  so  skeptischen  Standpunkt  und  bei  der  rein  thenretischen  i)rüfung 
der  neueren  vorschlage  stehen  bleibt.  W.   V\ 


DIK  METIIüDK  GOITX  IX  ENtiLAND.     I. 

Ihis  grosse  ereignis  des  sommers  auf  dem  gebiete  der  neusprachlichen 
metliodik  in  England  ist  ohne  zweifei  die  Verpflanzung  der  methode  Gouiii  auf 
englischen  lioden.  im  mai  d.  j.  erschien  bei  (ieo.  l'liilij)  and  Sun,  London,  3'-^^ 
l'^leet  Street:  The  Art  of  Teachuig  and  Stitdving  La)tguagcs.  Bv  M.  l'"ran(;ois 
("louin.      Translated     by    Howard   Swan    and    Victor  Betis.  (407  s.)      I>ie    blätter 


252  Notizen. 

spraclieii  und  sprechen  iiocli  (s.  u.)  in  ihren  anzeigen  von  einer  neuen  entdeckung. 
und  doch  schienen  die  mitteilungen  aus  dem  buche  längst  gelesenes  zu  bringen. 
Auch  der  nanie  Gouin  klang  l)ekannt.  Richtig:  in  einer  wohl  wenig  verbreiteten 
broschüre  des  klausenburger  professors  Samuel  Brassai,  Die  reform  des  sprach- 
tinterricht  in  Europa:  Ein  beitiag  zur  Sprachwissenschaft.  Kolozvär,  Sumptibus 
editorum  actoruni  comparationis  litterarimi  universalium;  London,  Trühner  &  Co. 
[1881]  (von  mir  zitirt  in  der  broschüre  Der  Sprachunterricht  mnss  umkehren) 
steht  s.  28  zu  lesen :  „Es  erschien  unlängst  ein  buch  unter  dem  viel  verheissenden 
titel:  Expose  d'utie  notmelle  incthode  lingiiistique.  Vart  d'enseigner  et  d'etudier  le 
langucs  par  Francois  Gouin.  Paris  1880."  Und  nun  folgt  eine  chaiakteristik  und 
kritik  desselben  buches.  dessen  englische  fassung  neuerdings  so  vielfach  über  dem 
kinal  besprochen,  empfohlen,  gepriesen,  begreiflicherweise  auch  bemängelt  und 
geradezu  veispottet  woiden  ist.  Ich  muss  mich  an  dieser  stelle  darauf  beschränken, 
eine  kurze  skizze  des  inhajts  und  einige  urteile  aus  englischen  besprechungeii 
wiedeizugeben. 

Die  inhaltsangabe  entnehme  ich  einem  anonymen  aitikei  The  Natural  Alethod 
of  Learning  Langnage  in   der  Educational  Revieiv,  juni    1892: 

„In  the  first  part  (pp.  1—59)  the  author,  a  native  of  Normandy,  relates 
bis  own  e.xperitnce  in  learning  German  so  as  to  be  able  to  study  at  a  German 
Universitv.  After  manv  fruitless  efforts,  a  ti'ue  insight  into  the  natural  and  only 
successfui  method  is  at  last  revealed  to  him  by  the  Observation  of  a  little  child's 
first  visit  to  a  miil.  "Whüe  hefore  the  mill  the  child's  mind  had  taken  a  pas- 
sive and  entireiv  receptive  attitude;  but  after  the  intellectual  digestion,  he  saiv 
in  the  mind's  eye."  This  is  the  point  of  departure  of  nature's  method,  and  the 
basis  of  ]\I.  Gouin's  linguistic  method.  We  must  commence  by  representing  to 
ourselves  real  and  tangible  facts  perceived  by  us  and  transformed  by  reflection 
and  conception  into  constituent  parts  of  our  own  individuaiity.  As  to  the  recep- 
tive organ  of  language,  tiie  [uocess  of  nature,  in  utter  contradiction  to  that  ot 
the  school,  demonstrates  it  to  be  the  ear  and  not  the  eye. 

„In  the  second  part  (pp.  60  to  195)  M.  Gouin  reconstructs  the  natural 
System  synthetically,  and  treats  of  the  three  constituent  parts  of  language  — viz., 
objective,  suhjective,  and  figurative.  Ile  shows  how  a  language  should  be 
acquired  in  series—i.c.,  connected  narratives  and  descriptions,  where  all  the  facts 
and  phenomena  are  expressed  successively  in  the  order  of  their  natural  develop- 
ment.  Here  is  an  instance  of  one  of  those  series .  based  on  the  theme ,  "The 
maid  chops  a  log  of  wood"  (p.  68):  To  clioji  a  log  of  wood.  This  is  the  end. 
What  are  the  means  employed?  To  chop  the  wood  we  re(|uiie  a  iiatchet; 
therefore,  first  of  all,  the  maid  goes  to  seek  the  hatchet ;  tiien  what  does  she 
do?  She  takes  a  log  of  wood;  and  then  ?  She  goes  up  to  the  chopping- 
block;  and  then '^  She  kneels  down  near  this  l)lock:  she  places  the  wood 
on  the  block;  she  raises  the  hatchet;  she  brings  down  the  hatchet;  the 
hatchet  cleaves  the  air;  the  hatchet  strikes  the  wood;  the  blade  buries  itself  in 
the  wood;  the  blade  cleaves  the  wood;  the  two  pieces  fall  to  the  ground ,  tiie 
woman  [licks  up  the  two  pieces;  she  chops  them  again  antl  again  to  the  sizc 
desired;  she  Stands  up  again;  she  carries  the  hatchet  hack' to  its  place.  The  ein! 
is  attained. 


Notizen.  253 

„'11k'  thiid  ])Mit.  pp.  Uj6  —  :{<)4,  discusses  the  inethod  of  teacliing  giammar 
wliifli  uiusl  be  constantly  embodied  in  connected  sentcnces.  The  fourth,  pp. 
305—3^".  is  entitied  '-Study  of  the  Classics,"  and  the  fiftli,  pp.  362— .386,  dis- 
cusses the  value  ot  Greek  and  Latin.  An  appendix  of  specimen  lessons,  and  an 
alplKil)ctical  index,  coniplete  a  volume  of  407  pages." 

Derselbe  aufsatz  urteilt  über  Gouins  buch  folgendermassen : 

„We  heartily  welcome  in  this  excellent  book  another  convincing  pioof 
that  tlie  psychoiogical  factor  is  speedily  asserting  its  just  impoitance  in  language- 
teaching.  (Folgt  die  ol)ige  inlialtsangabe).  M.  Gouin  has  thus  expanded  very 
t'reely,  vvliat  individual  teacheis  and  tlie  Association  Phonetiqtte ,  have  lang  ago 
advocated  in  fewer  lines  than  he  gives  us  pages ;  he  shovvs  very  clearly  and  in 
an  interesting  way,  what  refornis  are  most  urgently  needed  in  the  still  ineflicient 
State  of  language-teaching,  and,  without  confining  himself  to  mere  argument,  he 
substantiates  bis  recoreimendations  by  copious  i)ractical  examples  in  various  lan- 
guages  .  .  .  .  M.  Gouin  proposes  to  abolisli  written  exercises ,  dictations .  &c., 
and.  in  fact,  announces  the  millenniuni  to  teachers.  when  "the  child  will  iio  longer 
See  in  the  man  set  to  form  his  mind  and  niorals  an  enemy  and  a  tyrant.  He 
will  love  bim,  he  will  be  drawn  to  him  as  the  most  worthy  and  the  most  esti- 
mable  of  his  friends.  We  shall  see  the  child  running  to  school  with  the  same 
ardour  as  to  the  village  fair."  A  little  outburst  of  enthnsiasm  may  easily  be 
pardoned,  but  as  long  as  languages  are  written,  the  art  of  composition  must  be 
j)ractised  on  paper  as  well  as  viva  voce,  and,  as  long  as  we  keep  up  a  bewil- 
dering  mode  of  spelling,  so  long  will  there  be  a  necessity  for  dictation.  We 
therefore  cannot  agree  with  M.  Gouin  on  all  points,  but  we  fuUy  share  and 
have  long  ago  expressed  his  main  views.  His  book  has  the  advantage  of  impo- 
-^ing  itself  by  its  considerable  size;  you  cannot  ignore  it  as  you  would  a  little 
liamphleti  in  this  sense  it  decidedly  carries  more  weight  than  all  that  has  been 
hitherto  aciiieved  in  the  same  line." 

Ein  gleichfalls  ungenannter  rezensent  iiu  Journal  of  Education  vom  juni 
1892  äussert  sich,   wie  folgt: 

„We  confess  that  we  approached  this  work  with  a  certain  amount  of 
prejudice,  which  we  will  proceed  to  justify.  The  preface  informs  us  that  we 
have  here  an  essentially  new  departure,  an  original  discovery  that  the  inventor 
hit  on,  more  by  good  fortune  than  inductive  reasoning,  while  he  was  attempting 
to  learn  a  foreign  tongue.  Now  a  long  experience  has  shown  us  that  these 
brand-new  patent  methods,  wbether  of  memorizing,  or  of  language  learning.  are 
probably  either  as  old  as  the  hüls  or  eise  one  of  those  royal  roads  that  do  not 
lead  to  leaiiüng.  Nor  did  the  account  which  i\I.  Gouin  gives  of  his  personal 
expcriences  tend  to  reniove  our  scepticism.  After  tiying  by  the  ordinary  methods 
lo  learn  German,  and  signally  failing,  he  vvent  to  board  with  a  German  family 
where  he  acted  as  tutor  to  the  children  ,  teaching  them  French  by  the  conver- 
•<ational  method,  and  learning  fiom  them  in  the  same  way  their  native  tongue. 
The  result  must  be  given   in   his  own  words. 

„".^  fortnight  after,  in  a  jjhilosophical  bout  at  the  l'niversity.  1  made  a 
Speech  in  German.  The  subject  proposed  (1  can  never  forget  it)  was  the  com- 
parison  of  the  formula  of  Descartes,  Je  pensc,  donc  je  suis,  with  the  formula  of 


2  54  Notizen. 

Heqjel,  Das  reine  Nichts  und  das  7-eine  Sein  sind  identisch.  After  a  loiit;  and 
lively  debate  (in  Gernian,  be  it  understood),  the  Fiench  Student  was  proclainied 
Victor.  I  knew  (rernian  !"  That  a  fortnight's  conversational  practice  might  give 
fluency  to  a  .Student  who  had  mastered  the  grammar,  vocabulary,  and  liteiature 
of  a  language,  liut  never  spoken  it  before,  is  possihle.  though  not  prol)able.  But 
M.  Gouin  will  not  aliow  iis  thus  to  rationalize  the  miracle.  The  anterior  work,  he 
teils  US.  hat  actually  hindered  him.  "I  hat  a  double  task.  first  to  forget  and  after- 
wards  to  relearn."    After  thi?  the  gift  of  tongues  is  a  patch  upon  M.  Gouin's  gift. 

„So  much  for  the  genesis  of  tlie  schenie.  We  will  atteinpt,  hovvever.  to 
disabuse  our  ininds  of  prejudice.  and  consider  it  on  its  own  luerits.  It  is  based 
on  two  principles:  (l)  the  association  of  articulatp  speech  with  external  objects 
and  with  action  ;  (2)  the  logical  aiialvsis  of  all  human  thought.  as  expressed  by 
language,  and  the  grouping  of  such  expressions  in  ascending  series.  The  plan 
will  be  inade  clearer  by  quoting  a  specimen  lesson.  The  subject  is  opening  the 
door.  The  master.  suiting  the  action  to  the  word.  dictates  to  the  class :  "Je 
inarche  vers  la  porte,  je  m'approche  de  la  porte,  j'arrive  ä  la  porte,  j'allonge  le 
tiras,  je  prends  la  poignee,"  and  so  on.  The  class  repeat  the  sentences  after 
him,  and  continue  repeating  tili  they  can  reel  them  off  unaided  and  without 
hesitation.  Given  a  lively  master  and  a  sniall  class  of  very  young  children,  we 
do  not  doubt  that  this  would  be  an  excellent  method  of  laarning  French,  pro- 
vided  it  were  not  persisted  in  too  long.  Under  other  conditions  ,  and  without 
this  liniitation.  it  is  ruled  out  of  court  bv  ^'oltaire's  canon  ,  Toute  incthode  est 
honne,  exceptc  T ewiuieuse.  This  is  no  a  priori  criticism ;  we  have  seen  the  method 
tried  on  a  class,  whose  average  age  was  about  fourteen ,  with  the  following 
results.  The  first  lesson  was  a  brilliant  success,  the  second  hung  fire  a  little,  at 
the  third  they  yawned,  and  after  that  they  were  bored  to  death. 

„M.  Gouin's  second  principle  seems  to  us  to  fiy  in  the  face,  not  only  of 
pisychology,  but  of  language.  Language  is  a  living  thing,  and  niust  be  studied, 
not  in  the  Jwrtiis  siccus  of  Roget's  "'Thesaurus,"  but  as  it  lives  and  moves  in 
men  and  books.  "We  murder  to  dissect."'  Logical  associations  are  of  the  ieast 
importance  to  the  student  of  language.  The  "door  series ,"  for  instance ,  will 
afford  no  possible  aid  to  the  adult;  he  will  not  remember  that  the  French  say 
"march,"  where  we  say  "walk,"  "cede,"  where  we  say  "yield,"  "arrest  myself 
for    'stop."  and  so  on. 

„We  have  no  space  to  criticise  M.  Gouin's  "Grammatical  Analysis."  We 
will  give,  without  comment,  one  example.  Here  is  his  proof  that  the  condi- 
tional  niood  is  universal  in  language:  "To  any  first  fact,  real  or  supposed ,  the 
human  mind  has  the  faculty  of  associating  a  second.  If  the  expression  of  the 
first  represents  a  condition,  the  expression  of  a  second  represents  a  conditional 
fact.  The  two  together  form  the  object  or  material  of  what  is  termed  in  gram- 
mar the  conditiotial  ?>wod.  For  the  reason  that  every  man  has  the  faculty  of  con- 
jecturing,  and  of  associating  one  fact  to  (sie)  any  other  fact,  every  language  pos- 
sesses   a  conditiotial  tnood."'^ 

Die  Zeitschrift  The  Mode?-Ji  Language  Montldy  beschäftigt  sich  mehrere 
monatsnummern    hindurch    in    ihren    leitartikeln   mit    der    methode    Gouin.      Die 


NcrmEN.  255 

folgende  stelle  aus  der  juli-nurniner  genügt,    um    zu  zeigen,    welchen    standiiunkt 
(las  genannte  blatt  in  der  frage  einnimmt. 

„We  began  to  write   witli  the   Intention,  announced   last  month,  of  giving 

an  account  of  the  method  itself,  and  here  we  find  ourselves    at    the    end    of  oui- 

allotted  Space  without  having  given  so  niuch  as  an  earnest  of  our  promise.    (Jur 

excuse  is  that,  after  having  recovered  from  the  mute  awe   tiiat  seizefl    us  at   tlu- 

discoverv  of  the  niiracle  performed  upon  the  pcrson  of  M.  Gouin,  we  were  un- 

able  to  proceed  with  the  subject  before  having  tried    to    give    the    reader   some 

idea  of  what  we  look  upon  as  one  of  the  greatest  supernatural  nianifestation  of 

modern  times.    And  it  all  came  about  without  the  author  even  seeming  to  suspect 

what  wondrous  things  were  happpening.     At  least  in  his  l)Ook  he  describes  them  as 

most  ordinarv  occurrences.   like  the  iiead-waiter  in  Mark  Twain  who  continually 

changed  one  kind  of  wine  into  another  by  siniply  pasting  a  different   label  over 

the  old  one,  without  being  in  the  least  aware  of  the  miracle  he  was  performing. 

„Those  of  our  readers  who  possess  their  souls  in  patience  will,  no  doubt. 

bear  with  us  in  this  matter,  and  perhaps  be   rather    glad   to    have    the    initiation 

into  the  mysteries  of  the  Gouin  method   put    off   tili   the    holiday    month,    when 

perchance  they,  too,  niay  be  enabied,  like  the  children    who  taught    our   author, 

to  dream  in    some    foreign    and ,  as    yet,    unknown    tongue.      Those   of   a    more 

anxious  turn  of  mind,  who  feel  that  a  boon  so  great  ought    not  to  be  withheld 

in  such  a  tantalising  manner    from    a    language-studying    public ,    can    ha\  e    their 

curiosity  gratified  by  sending  for  the  book  itself,  which  is  published  by  .Messrs. 

G.  Philip  &  Son,  and  of  which.  we  unterstand,  the  first  edition  is  already  exhausted." 

Vor  allen    bisher    erwähnten    anzeigen    des    buches    erschien    —    ungefähr 

gleichzeitig  mit  diesem  selbst  —  ein  ziemlich  umfangreicher  aufsatz  in  der  Revuu< 

of  Reviezvs  vom  mai   l8y2    unter  dem  titel :    Now    to    Learn    a    Laiignage    in  Six 

Mouths ;  or  a  Roval  Road  to  Foreign  Tongues,  dessen  verf.   ohne  zweifei   der  heraus- 

geber  der  zs.,  \V.  T.  Stead,  ist.    Nur  der  schluss  kann  hier  noch  eine  stelle  finden: 

„It  is  easy  to  say  a  thing  can  be  done.  but  less    easy    to    prove    it.     So 

by  way  of  demonstration  I  have  offered  Mr.    Swan  —  or  rather    M.    Belis  .    his 

collahorateur  —  my  family  to  experiment  upon.     Here  are  five    children  —    ex- 

cludiiig  the  youngest,  who  is  now  learning  her  own  language  in    Nature's    own 

method.      It    they    can  be  taught  French  in  six  months,  1  will    be  w-ell    content. 

They  jiave  been  learning  it  —  the  eider  ones,  at  least  —  for  sorae  years  without 

being  at    home  in  it ;  and  the  youngest,  Jack,   has    not  even    begun.      They    vary 

from  seventeen  tn  eight  —   four  boys  and  one  girl,  the  latter  aged  twelve      They 

shall  beginn  on  M.  Gouin's    System  after    Easter,    and    if  by    October    they    can 

talk  with  good  accent  and  with  ease  in  French,  Mr.  Swan  will  have  proved  his 

case,  and  I  shall  be  ready  to  admit  that  he  has  some  ground    for    believing  that 

the  Series  sytem  of  using  the  ear  only  to  learn  with,    and    confining   the   eye  to 

the  duty  of  seeing  pictures  of  the  idea  which  the  sound  of  the  words  conveys  to 

the  ear,  may  yet  revolutionise  pedagogy.    It  is  about  timc  it  was  revolutionised. 

„The  translators  have   made  further    applications   of  M.  Gouin's    "Series" 

System  to  mathematics  and  to  science,  the  jinblication  of  which  is  also  promised. 

„Mr.  Swan  informs  me   that  by    autumn    it  is    hoped   that  there    will    be 

established  in  London  on  some  practical  scale  a  school  of  oral  teaching  on  the 

Series  svstem." 


256  Notizen. 

i'bcr  ilen  erfolg  dieser  praktischen  versuche  und  fernere  Schicksale  der 
inetiiode  Cjouin  in  England  hoffe  ich  im  nächsten  hefte  berichten  zu  können. 

W.  V. 

Infolge  eines  merkwürdigen  ziifalls  trat  ich  in  diesem  herbst  gelegentlich 
einer  ferienreise  nach  Frankreich  mit  M.  Francois  Gouin,  dem  entdecker  und  Ver- 
fasser der  methode  Gouin,  welche  eben  in  England  so  grosses  aufsehen  macht, 
zusammen.  M.  Gouin  verbrachte  seine  ferien  zu  Cambremer  (Calvados)  bei 
seinem  freunde  M.  Hervieu,  an  den  ich  von  Paris  aus  empfohlen  war.  Bei  dem 
niehrwöchentlichen  zusammenleben,  das  sich  bald  zu  einem  freundschaftlichen  ver- 
kehr entwickelte ,  ergab  sich  die  mannigfachste  gelegenheit,  sowohl  von  der 
methode  selbst  als  von  den  beziehungen  des  herrn  Gouin  zum  ausländ,  speziell 
zu  Deutschland ,  zu  reden.  Von  der  methode  berichtet  der  artikel  in  gegen- 
wärtiger nummer  der  Phmi.  stiui.  Von  den  beziehungen  zum  ausländ  will  ich 
hier  das  wichtigste  mitteilen. 

Im  jähre  1866  war  !M.  Gouin  hauslehrer  in  Rumänien  und  verötTentlichte 
(zunächst  anonym)  eine  broschüre,  welche  die  missbräuche  in  der  regierung  des 
fürsten  Kusa  schilderte  und  dadurch  zum  stürz  desselben  unmittelbar  beitrug.  M. 
Gouin  selbst  musste  wegen  der  Unsicherheit  der  Verhältnisse  bald  darauf  Rumänien 
verlassen  und  Hess  sich  in  Genf  nieder,  von  wo  er  später  nach  seiner  heimat 
zurückkehrte.  —  Zu  zwei  bedeutenden  deutschen  männern  blickt  M.  Gouin  mit 
dankbarer  Verehrung  und  freundschaft  auf;  es  sind  Alexander  von  Humboldt  und 
der  Philosoph  Trendelenburg.  IMit  Humboldt  hat  er  die  letzten  jähre  vor  dessen 
tod  zu  Berlin  in  persönlichem  freundschaftlichem  verkehr  gestanden  und  wusste 
manches  scharfe  und  treffende  vvort  über  politische  angelegenheiten  von  dem  hoch- 
betagten, aber  geistig  immer  noch  jugendfrischen  mann  zu  berichten.  Bis  kurz 
vor  seinem  tode  erschien  der  grosse  gelehrte  gern  in  gesellschaft,  sprach  speise 
und  trank  tapfer  zu  und  führte  gleichzeitig  die  Unterhaltung,  welcher  die  anwesenden, 
hoch  und  niedrig,  mit  andacht  lauschten ;  denn  welches  auch  der  gegenständ  der 
Unterhaltung  sein  mochte,  er  traf  immer  den  nagel  auf  den  kojjf.  Der  philosoph 
Trendelenburg,  bekannt  durch  seine  Logischen  tmlersucluingen,  hat  M.  Gouin  als 
eifrigen  schüler  gehabt,  und  eine  seiner  Vorlesungen,  Der  zweck  mid  das  mittel,  hat 
rlas  suchen  des  i\I.  Gouin  nach  der  besten  methode  der  Spracherlernung  lebhaft 
angeregt  und   gefördert. 

Indem  ich  diese  kuizen  persönlichen  notizen  schliesse,  halte  ich  es  für 
meine  pflicht,  zu  erwähnen,  dass  ich  ebenso  wie  bei  früheren  gelegenheiten  auch 
diesmal  in  Frankreich  freundliche  aufnähme  und  von  Chauvinismus  keine  spur 
gefunden  habe.  Das  französische  volk  ist  ebenso  friedlich  gesinnt  wie  das 
deutsche ;  leider  verhindern  einige  chauvinistische  Vertreter  der  presse  zu  beiden 
Seiten  der  Vogesen,  dass  jedes  volk  das  andere  richtig  beurteilt.  Die  deutschen 
glauben,  dass  die  franzosen  den  krieg  wollen,  und  umgekehrt.  Möchten  die  lehrer 
der  neueren  sprachen  alle  gelegenheit  benutzen,  die  friedlichen  beziehungen  zwischen 
den  beiden  Hindern  zu  pflegen  und  jedes  volk  über  die  friedensliebe  des  anderen 
aufzuklären. 

Wiesbaden,  ende  September  1892.  KC'H.V. 


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RECHERCHES  SUR  LA  PHONETIQUE  ESPAGNOLE. 


4  l'ibro  mäxVcq. 
(kivnito). 


El  libro  magico. 
{Cuento). 


i'nuui'tlno  (IdaniDJa  -  Dtvjö 
■mqtrqtjeiiqw' iiitafam'djn  pode- 
rqsa,\  —  Ji'tlyo  xefe'j  — ,  lamddq 
avivapäidä  bpiiseiiadlzy  — ,  i'ps- 
jietdc/o  e}it(jda^~^ dhela^^ qstnisa 
kqmdrhä\/  —  avltdväuipnagm- 
fykq  pidäzjö  9ii('lyemen/\  — , 
dqnde  s^avjd  retlnulq,'-parades- 
kansär  äeläxitädurida  kdavjd 
leDÜdq  astci^ rntqnzes.^ 

euakrlennOsqpaläzjq  ~-,  döiule- 
nädafaltdcal  \  dqnäeacunääva- 
tqdq/  —  eksistia  ünävituzjonA 
— ,  kihja  ptvrrtadejrfö\  —  i^tq- 
dqsj  —  nirii(>  saoicabdcdd/  — . 
igfiordcau  l()kec/tvardäse.\ 

iiiühdc  vezes,^  —  ktvdndq^ 
apdald   zenUi  lazimitam  para- 


En  un  reino  de  la  Arabia  vivio 
en  otro  tiempo  una  familia  pode- 
rosa,  cuyo  jefe,  llamado  Abu- 
Abdalä  -  ben  -  Senadid  ,  respetado 
en  toda  aquella  extensa  comarca, 
habitaba  un  magni'fico  palacio 
en  el  Yemen,  donde  se  habi'a 
retirado  para  descansar  de  la 
agitada  vida  que  habia  llevado 
hasta  entonces. 

En  aquel  hermoso  palacio, 
donde  nada  faltaba  y  donde  abun- 
daba  todo,  existi'a  una  habitaciön, 
cuya  puerta  de  hierro  todos, 
menos  Abu-Abdalä ,  ignoraban 
lo   que  guardase. 

Muchas    veces,    cuando   Ab- 
dalä     cefiia     la     cimitarra     para 


'   Voyez  tlionetische  Studien  III,  ;5()<j  et  suiv.,  V.  47  tt  suiv.,  142  et  suiv., 
VI,  35  et  .suiv.,  et   129  suiv. 

Phonelisclie  Studien.    VI.  I7 


^58 


ReCHERCHES    SUR    LA    PHONETIQUE    ESPAGNOLE. 


iitiirliii  ralalh'/  — ,  ((ola  n'ni- 
ieiihhh»  snssen'ldfjre  sabri  rakrla 
pu'rrtn' ■  — .  fraliumnito  sjrinpre 
njsiistentativds.  \  —  Jh  picrrta 
nqzedifj  ))JaIrisfii:sj(l  njalaficä'r- 

rrcüiezesdrjö  ledärse  hiiiihi- 
f/t'inagesavrr  'keahr/a^  frasakrla 
jj/crrtäA  — ,  jfmherddz/kenö 
kqvmü/iqf/nstöA  —  .  sefesif/ndva 
1 1  a eil)  InssrrDidqre r  drlpo de ) "oso 
■lefe  drlyetnni  \  —  :  kel<i/ntrj(i- 
mld  zamlqsjetnpre  -.<j  rdndesev  ora 
QerohfufddesA  —  jamh/age  he- 
seladexe  kqntridd.  \ 

hiqeran  Iqssrrvdlqres  d.'cii'K- 
apitald'  —  J'isütiikqs  krxutsjdrKni 
jjenefrd  nilcrlniistrfji):-  —  his- 
}.C(t':iinrnio^A  de/ttirrün  d.xtl'cl- 
jxddzjq'  —  t<eavf.(iv)  />re</inifddq 
iiiiiliarreses  Iqlepodrla  (>kidtn 
rakrhi  pirrrtn-  — ,  si)ik<>i/se(jf 
riitr((l,('i^a  —  ke/qniidr  kqrjxe- 
tdrdr  inä^omriK»  sesfntrdf/thife 
sjarrnftiraddfi. 

sinem/Miif/q  -  ^aclii'  und  it(if: 
—  sqhrelapwrrfa  dejrrq  ■■'  -  oe'i- 
ase  r.s/.rita' iiHafrase  onkarak- 
trres  liiiiqs  ,  -  ilqrv/exq  xrs- 
kldi-(>r  delpaldzjtiA  —  sehnitä- 
fcinke  —  azid  mididfjrmpöA^  — 
avki  lefjädq  alpal  sune>itfuii- 
.rryq  A.  —  keavia  deszifrdd<> 
:>lrqlTd(i.  —  dizjendit  kesigni- 
Jikdra'   —    ^"^dla  del  rdjrtf\  ^ 

fir/ia  pice  stnd/fi)'()A  —  s/ii(>- 
meiifffin  iqs(\vk/dt)(tr  d.iacKdp- 
ilald/  — ,  qsji'Irsfraijierq  n(>s^H(- 


marchar  ä  la  lid ,  habian  inteji- 
tado  sus  servidores  abrir  aquella 
puerta,  iracasando  siempre  on 
sus  tentativas.  La  puerta  iio 
cedia  iii  ;i  la  astucia,  lü  ä  la 
fuerza. 

Era  iicccsario  quedarse  con  la 
gana  de  saber  que  habria  träs 
aquella  [juerta,  y  eri  verdad  que 
no  con  mucho  gusto  se  resignaban 
ä  ellü  los  servidores  del  poderoso 
jefe  del  Yemen;  que  la  curiosidad 
ha  sido  siempre  grandc  senora 
de  voluiitades,  y  amiga  de  ([ue 
se  la  deje  contenta. 

Y  no  eran  los  servidores  de  Abu- 
Abdalä  los  ünicos  que  ansiaban 
penetrar  aquel  misterio  ;  los  hijos 
mismos  del  duefio  de  aquel 
palacio  se  habian  preguntado 
niuchas  veces  lo  ([ue  podria  ocultar 
aquella  puerta,  sin  conseguir 
otra  cosa  que  Ibrmar  conjeturas 
mäs  (')  menos  extravagantes  y 
aventuradas. 

Sin  embargo,  habia  im  dato : 
sobre  la  puerta  de  hierro  veiasc 
escrita  una  irase  en  caracteres 
chinos ,  y  los  viejos  esclavos 
del  palacio  se  contaban  que, 
hacia  mucho  tiempo ,  habia 
llegado  al  pais  un  extranjero 
que  habia  descifrado  el  rotulo 
diciendo     que    significaba    "sala 

DEL    LIERO". 

Habia,  pucs,  un  libro,  si  no 
mentian  los  esclavos  de  Abu- 
Abdald,  6  si  el  extranjero  no  se 


F.  Araujo  in  Tor.EDO. 


259 


r/'arjijq((üddö/\,  —  osi  rfUotülo 
(leziu  laverddz.  —  \_p^i'*i }  ^^1^^ 
Ubroeru  ~  este  ?\^  —  porftverza 
devhi  ser~^Hidihrq  demuho  nien- 
tf>A,  —  kuuindit  sedestütnru~^ 
iuiasdhf  jxirarlsdlö .  —  itide- 
(jirufdüßd  k()td('mt(iH  jirchiu- 
z Jones. 

iintrhfc  '  ((l()ufezinijrnt(>'  \  — 
vinnu  poiirr  ffiniUKo\u  l((rs- 
j)ekiafiva  dehtttuos  ihuünäpda- 
ld\:  —  clpodermo  Xi'fe~^(iräDe 
mmy'y'  — jainirjt)veiddlci  ,  su- 
srredrros  — .  ordenärn  iiehd 
ravdaco  luiß/rrrta  Qyrr()  Q.du- 
s/JdalUbro.  \  —  doerocüsfo  srs- 
}:ldv()S  kniiipljero  ludinanddtö'y 
-,  jäsiisfiölpes/japirrrta  zeitjo^. 

II. 

'  ^Jciur/it '  trdrde  l(ipii\rUi  (j.>- 
J'-y  ()':'•  —  unascditapelcrna'' ,  — 
triste,  s'madnriK)  (dc/iuio  —  sin- 
niijgdn  detdle Akelauidra  läten- 
zjqn.  \  —  amtrjqveiddl((\sepre- 
zipitdro  nnisuinteriqr' /  —  ,  i- 
prdntit  srstdva  namostrd  rr^ldr- 
sfjeho  j'enqxq  delueseqkänto,  ■'  — 
ku'dnäq  deümvekq  delaparez^  — 
rjrrq^  kqlfjn  runazintctDrrcte^ 
'^kii.fjqhra^nir' '  -  japarezjojmi- 
prrtpnninq  urolddo  jat(id()  por- 
rla:  —  trmhldndq  deinozjqn,\/ 
seUdevdj-q  natma  delarinarreti- 
rdda  savitazjqner  \äelpcddzjqf\ 
— ,  jiina  'oezali\J  —  lodescwo- 
Idni  nantesuv'tstü,  —  JsepKsjerq 
nalcrr  kqnavkUz. , 


habia  enganado,  ö  si  cl  rotiilo 
decfa  la  verdad.  Pero  ^.  ciue 
libro  era  este?  Por  fuerza  dehia 
ser  un  libro  de  mucho  merito, 
cuando  sc  destinaba  una  sala 
para  el  solo,  y  se  Ic  guar- 
daba  com  tantas  prccaucioiios. 

Un  triste  acontecimieiito  vinc 
ä  poner  termino  ;i  la  espec- 
tativa  de  los  hijos  de  Abu-Ab- 
dalä:  el  poderoso  jefe  ärabe 
murio,  y  Amir  y  Obeidala ,  sus 
herederos,  ordenaron  echar  abajo 
la  puerta  de  hierro  de  la  S(7/a 
del  libro.  Dos  robustes  esclavos 
cumplieron  el  mandato,  y  d  sus 
golpcs,  la  puerta  ccdio. 


^Qut  habia  trds  de  la  [Uierta 
de  hierro  ?  Una  salita  periueüa, 
triste,  sin  adorno  alguno,  sin 
ningün  detalle  quc  llamara  la 
atencion.  Amir  y  Obeidala  se 
precipitaron  en  su  interior  y 
prontos  estaban  ä  mostrar  el  des- 
pecho  y  enojo  del  desencanto, 
cuando  de  un  huecö  de  la  pared 
vieron   colgar  una  cinta  verde. 

Cogiola  Amir,  y  aparecio  un 
pergamino  arrollado  y  atado  por 
ella ;  temblando  de  cmociön  se 
lo  llevaron  d  una  de  las  mäs 
retiradas  habitaciones  del  palacio, 
y  una  vez  alli,  lo  desarrollaron 
ante  su  vista,  y  se  pusicron  d 
leer  con  avidez. 


zCo 


RECHtKCHES    SUR    LA    PHONETlQUE    ESPAGNOLE. 


"'/(]  Ixornuor.'^  '  aiinrj<ihei- 
dnla.'\  —  ydezla  <fhn(i)iuskrttn.^ 
.<j<ihdsq  eiiibu\stra  v'nla  teneis 
kesufri  ralc/üu  loitfrafjnupo'^^'  — 
uJCutctlrsa  fortüna  irjmjfa'/  — , 
y)in~oräesaleHf('/s.'f  —  ahrißel-  l 
Vthrö/heäjtrdjirnjo  saiäbenql-  : 
zeräx''  amipääre/  —  jnzkt  16-  i 
k^oc  mdiiäe/^'  i2^qrI,walkjA)'  s'tfjq 
keloubruisj  — .  pära  onkqntni 
reselibrq  — ,  prournajarel  srn- 
lasalita  i/qiute~a(ei  sestep'vqa- 
nniiq/  —  idnömbre  ddxenjqA 
sai(V)enqherdx.\j  -  srjlq'^abrirei 
sdlibrq  oiikdsq  deapsqli'ita  neze- 
sidnz^'  — ,  jiinaved  .-qlamrnteA 
pävak('ulakäs<>.\  —  jald  oc 
'jicdrde/j  —  (n-iiapdahi  'bi'ji- 
setiudi2\''\ 

tf-rniiiidda  lalrhtuiä.^  —  mini- 
rqiise  amirjqceiddla  kqnestn- 
!'d>'\  —  l''^  libro  d(i  xeujo  sdiz 
cenqUerdx'/j  —  ^kqmo  serd? !^ 
—  ^gdqiide  podraldrse?'  •'  — 
^ ^kekqntcjidrd'"P  —  töda  sestas 
pi'e(jd)das\seazi.ai}  kqnlqsdxqs A 
■ — ,  sinaldr  frjtpicrsta  satisfak- 
törja  paraclas.  \ 

('n(  nke\\dwpüoi<hk(/iiioercniaöra 
drlsekrrto,\—  podian  mthfazer 
^ukiirjqsiddzh.  —  <:rüml\bweno 
s!xq<i,\ ,  —  isefesigndrq  näÖD- 
sn-rd  relmanddtq  d^supadre/\  ~, 
(iguarddniAO  iindqkasjdti'  /  — 
'iikfi  —  kqufdnue  älas/jaldbrac 
ncl indiinskrHq' i  — ,  "turjese\nöp- 
suhitanezesiddz'\'  —  d^Mibri  rrl- 
l'ibro    . 


";0h  hijos  mios,  Amir  y  Obei- 
dala!,  decia  el  manuscrito.  Si 
acaso  en  vuestra  vida  teneis 
quo  sufrir  algun  contratiempo, 
6  la  adversa  ibrtuna  triunfa, 
;no  OS  desalentcis!  Abrid  el 
libro  que  diö  el  genio  Said-ben- 
Alzerag  ä  mi  padre,  y  haced  lo 
que  OS  mande,  por  cualquier  sitio 
que  lo  abrais.  Para  encontrar 
ese  libro ,  pronunciareis  en  la 
salita ,  donde  halleis  este  per- 
gamino,  el  nombre  del  genio 
Said-ben-Alzerag.  Solo  abrireis 
el  libro  en  caso  de  absoluta 
necesidad,  y  una  vez  solamente 
para  cada  caso.  ;  Alä  os 
guarde !  —  A/^u  Abdalä  ben 
Senadid." 

Terminada  la  lectura ,  mirä- 
ronsc  Amir  y  Obeidala  con  es- 
tupor.  ;E1  libro  del  genio  Said- 
ben -  Alzerag !  i  Como  serä  ? 
^^  Donde  podrd  hallarse?  ,J  Que 
contendrä?  Todas  estas  pre- 
guntas  se  haci'an  con  los  ojos, 
sin  hallar  respuesta  satisfactoria 
para  ellas. 

Aunque,  dueüos  como  eran 
ahora  del  secrcto,  podian  satis- 
faccr  su  curiosidad,  cran  buenos 
hijos ,  y  se  rcsignaron  ä  ob- 
servar  cl  mandato  de  su  padre, 
aguardando  una  ocasiön  en 
que,  conforme  ä  las  palabras 
del  manuscrito ,  "tuviesen  ab- 
soluta necesidad"'  de  abrir  el 
libro. 


F.  Arauio  IX  Toledo. 


261 


lankaslon\  poruerqn'tsja  s  — ,  La  ocasion,  por  desgracia,  no 

iiofarcto  ^tmpresf^)ifdrse\.  tardo  en  presentarse. 


ill. 

olkaUfa  moained'  murjo  poh)- 
'lespwes  kesHpo(lero!<o  vasäfo 
ncnabftalä  ■^  —  al-je  navUi  dls- 
ftnqf(/(>  sjnnpre  pori<iradesJö 
/ns('rhf2jf)s.\,  — •  rijsuluf/dr/ 
^iwjq~aliröiiq  elpr'tnzipe  avena- 
rez ,  —  ,  enemigo ~  'i¥ek(mziljähle 
l:>aDJästdo\daavuabdala /  \  — , 
/äiv]  desnsprimerq  sdktqfiAfwe 
dospo.rd  ralqsixqc  di^ste,\— jtniir 
jitveidnla/  — ,  desiihmntjqsa 
fqrtiina /idefqdos  siisqnqyes\ . 

amir  joveiddla/  —  keddrq^ 
Iqijstoniddqs    kqnlainedidatirn- 


iiika    diHwenavez.'^ 


'.k^loa 


srrdclös?^  —  dqcdhis  seleskqn- 
zedjrrqn  detrrm'tnq  —  parCiDcin- 
dnnd  Vdkrl  pcddzjq  kelesrra 
taijker'idi).^  —  snprimer  p^ijsa- 
mjrntq/  ■ —  fumikud'i  rällibrq 
kesiipddre  ledegdra.X  —  l"%" 
'jiota    qkasjöij    mexör  k9akH<( ,. 

sedirixjrro  na lasalHa\dqiid9- 
iildrq  nrJpqrf/aimnqA  —  idr.s- 
inv<lr.  deav(rse  zn'zjqrddq\de- 
henadje  Irsioskuhdvd \nlve'iil /\  — 
,esk/am6  qrelddl.a:,  —  '/sdiz 
henqlzerdx!^ 

apenas  prqmoizjq  rstas  pald- 
bräs  '  — ,  kivdudo  unljrnzq  de- 
pared  sealzq/kqino  poriina- 
fwerza  inisterjqsa"  — ,  dexändq 
vjr\  nnJargistmo  kqyedqr'  — , 
I  cdumbrddq    porrrniösar     /diii- 


III. 

El  califa  Mohamed  murio  pocc' 
despues  que  su  poderoso  vasallo 
Abu-Abdalä,  :i  quicn  habi'a  dis- 
tinguido  siemprc  por  su  adhcsion 
y  scrvicios.  En  su  lugar  subiö 
al  troiio  el  principe  Abcn-.\bed, 
enemigo  irreconciliablc  que  habia 
sido  de  Abu  Abdald ,  y  uno 
de  sus  primeros  actos  fuü  des- 
pojar  ä  los  hijos  de  este,  Amir 
y  Obeidala,  de  su  cuantiosa  for- 
tuna  y  de  todos  sus  honores. 

Amir  y  Obeidala  quedaron 
consternados  con  la  mcdida  tirä- 
nica  de  Aben  Abed.  /.Que  iba 
d  ser  de  ellos?  Dos  dias«se  les 
concedieron  de  termino  para  aban- 
donar  aqucl  palacio  que  les  era 
tanquerido.  Su  primer  pensa- 
miento  fue  acudir  al  libro  que 
su  padre  les  legara.  Ninguna 
ocasion   mejor  que  aquella. 

Se  dirigieren  ä  la  salita  donde 
hallaron  cl  pergamino,  y  des- 
pues de  habersc  cerciorado  de 
que  nadie  les  escuchaba  ni  veia, 
exclamo  Obeidala:  —  ;Said  ben 
Alzerag ! 

Apenas  pronuncio  estas  pala- 
bras,  cuando  un  lienzo  de  parod 
se  alzo  como  por  una  luerza 
misteriosa,  dejando  ver  un  lar- 
guisimo  corredor ,  alumbrado 
por  hcrmosas  lämparas  de  plata. 


26: 


ReCHEKCHES    SLR    LA    PHONETIQUE    ESPAGXOLE. 


päviic  depluta.^  —  ami  cjovei- 
ddl<V  j  scintniiu  t<)iit  porr!  reswcl- 
fciHirnte-  . 

t'j'minddq  ,)lh)i-'edo/  — ,  s.-^- 
'djrjö  mxosuspje  sunafrdmpd": 
—  jiiSHsöxos  seprescntonipimi- 
da'^('jika/rra.\~  Va.rdrq  tuuiQu- 
IHK)  SKseskalqnesA  — ,  ise^pj/ion- 
fräro  )iennn<isal dmirhdar  ,  — 
degaute',  —  lena  dcbhide  per- 
fihmls/  — ,  Jadorndda  depri- 
morösos  taplze  yqlfqmbras.  — 
f^HclzAntrq  delasälcC/  —  avia 
dos  sitjäleSyfqmdqr  dedamds- 
kq~a2ÜL\ 

I:qmq^ai--astrddqs  porlresi^^ti- 
h/e'  Tinpijlsö,/  — •  se/ddrqnse  fm- 
elq  sfuiiir  jqveidula,^  — japenas 
Iqiijerqn/  — ,  sesiidjer(>  uave- 
ratddq  salqalto  A  kqiwcqjided 
üfp'tixiiiqsa.^^  —  Alffu  Iqssifjäles 
sedeh(rjerqn\y  —  ilqsixqc  d^a- 
cnabdidd  selecantdrqn.\  —  ala- 
cause  .müna  (■spazjqshima  sdlä 
— .  I:ualnatjhaf\sii'i)uaxinazjqn 
/aD/äs()nadq.  \  —  'nejzihitro  ds- 
lä  Ulla  imaeiiqniie  kdxa  dee- 
ränq,\J  —  ijikiiyatdpa  sehia 
kouletrar  deqrq:  \^l'ihr<>  de  sdiz 
benidzerdx^\ 

aniirabrjq' akrJa  kdxa  der- 
räiiql  —  ,  kiridrq  üHaj  —  qij- 
kqntrö~dti'(i  demarfd  kqnohnir-  \ 
iiiot/fafq;\.—  drtitrq  ileiaQdmar-  j 
fiV,  aviaötra  Qjtuikar,  —  dcntrq  | 
(17'stü/^  iiiiude  kqnha  —  hrrgd'!  ■ 
ihiadeiiiaJerag^iedrq^  —  des-  \ 
picfs'  '('jtra^  'sniida/t) ,      —      (Aj.s-   ! 


Aniir    y    Übcidala    se    iiUcrnaron 
por   el  resueltamentc. 

Termiiiado  el  corredor,  se  abriö 
bajo  süs  pies  una  trampa  y  ;i 
sus  ojos  se  preseiitö  empinada 
escalera.  Bajaron  iino  ä  uno 
sus  escalones,  y  se  cncontraron 
en  una  salita  circular ,  llena 
de  luz  y  de  perfumes,  y  ador- 
nada  de  primorosos  tapices  y 
alfombras.  En  el  centro  de  Ja 
sala  habia  dos  sitiales  forrados 
de  damasco  azul. 

Como  arrastrados  por  irresis- 
tible  impulso  ,  sentaronse  en 
ellos  Amir  y  Obeidala,  y  apenas 
lo  hicieron ,  se  sintieron  arre- 
batados  ä  lo  alto  con  rapides^ 
vertiginosa.  AI  fin  los  sitiales 
se  detuvieron,  y  los  hijos  de 
Abu  Abdala  se  levantaron.  Hallä- 
banse  en  una  espaciosisima  sala, 
cual  nunca  su  imaginaciön  la 
habia  sonado.  En  el  centro  de 
ella  habia  una  enorme  caja  de 
ebano ,  en  cuya  tapa  se  leia 
con  letras  de  oro :  "Libro  de  Said 
heil  Alzerag". 

Amir  abriö  aquella  caja  de 
ebano,  y  dentro  de  ella  encontrö 
otra  de  marfil  con  el  mismo 
titiilo ;  dentro  de  la  de  marfil 
habia  otra  de  nacar ,  dentro 
de  esta  una  de  concha,  luego 
una  de  niadera  de  cedro,  des- 
pues    otra    de    sändalo  ,     despues 


F.   AkAU.io  IN  Tcji.EiJi). 


263 


jncrs'  ötra  (lephitajorn  I  — ,  ipor- 
fiif  i'jtra^  —  '''"'  detmlar  Uts- 
siistdmjar  delacdenids  — ,  l- 
gicarne^ida  Qohrildntes^ :  — 
^dridrq  dila  rstdva  el  lihrOf. 

(weidala  loahrjo  '  —  donj- 
seüodsivrnndnq  \  —  :  dinbos 
/))'()niefjerqii  kuinpli  rrlmandatq 
k.fuk(ii-(w<ni  delerr/  — ,  isaljerqn 
doakelasdla  ^  kqtiddii  im  0  dk'h^- 
traiik'Uq.\  —  sjrinpre  kcrui- 
ktimplinifrnfq  delasqrdrner  del- 
Ithrq  ttldian  dlfikidtdz^ / ,  — 
akuditi  iKikqijsidfdrlt'v'  —  iyrni- 
prealdcdii  kqijswrloj'  fwn-za  \ 
sr» ein h I •(>  ni isterjqsq.\. 

kinnpljrndq'as'i  las  preskrip- 
zjqner  drllibröy  —  lef/drqn  Iq- 
sixqs  dpavuahdald  asrrqtravez 
felizes^  —  poderqsf)  >>irrspetd- 
dqs/  —  (iMa.dpu)dq  -  Q^ke,  \  — 
femjqridq  sniiifiiirnzjä/  — ■.  el 
kalifa  areiniDqd  Iqchniiqäsu- 
kqrte,  —  idevqlojqndqles  susq- 
nqre  si^ihlzas./  —  lespidjö  per- 
dqn\  —  Ueskqnfiq  lospirrstiir 
demasÖHfai  kqujiaiizn. 

andr  jqceiddhMric utd roti  sjriH- 
pr.r  nbnisterjq.sq  ld>rq  la  niaijör 
renenizjqii/  — ,  jalmorir''/  — 
i=epdjerq  nawsixq  sehijkdrgq 
d€supädre\. 

IV. 

"^^/iC  Didxikar  fnhes  k<>iite>t/ 1^ 

—  ('/  lihrq  dcjjqnjq  stiid  vnudze- 

nix'^^  rntodas  suspdx'lnäsh-  sea- 

läV'O  ,)skr(ta\qst((  sola  palähra  . 

^"'fravdxa"' ,. 

(!•".  Akaijo.  - 


otra  de  plata  y  oro ,  y  por 
tili  otra ,  hecha  de  todas  las 
sustancias  de  las  demäs,  y  guar- 
necida  de  brillantes.  Dciitro  de 
ella  estaba  el  libro. 

Obeidala  lo  abri(')  y  lu  en- 
senö  ;l  su  hermaiio ;  ainbos  pro- 
mctieron  cumplir  el  mandato 
que  acababan  de  le(>r,  y  salieroii 
de  aquella  sala  con  el  äiiimo 
mäs  tranquilo.  Siein[)re  que  en 
el  cumplimiento  de  las  ordenes 
del  libro  hallaban  dificultad,  acii- 
dian  ä  consultarje ,  y  siempre 
hallaban  consuelo  y  luerzas  ru 
el  libro   misterioso. 

Cumpliendo    asi    las    prescrip- 

ciones    del    libro ,     llegaron     los 

hijos    de  Abu  Abdala  d  ser  otra 

vez    felices,    poderosos   y    respe- 

tados,    hasta    el    punto    de    ([ue, 

I   temiendo    su  influencia,    el   calita 

Aben     Abed     los     Hämo     ;1    su 

•   corte,    y    devolviendoles    sus    ho- 

I  nores  y  riquezas,    les   pidiö  per- 

dön,    y    les    confio    los    [)uestos 

de  mds  honra  y  confianza. 

Amir  y  OJieidala  tributaroii 
siempre  al  misterioso  libro  la 
mayor  veneraciön ,  y  al  morir 
repitieron  ä  sus  hijos  el  cncargo 
de  su  padre. 

I\. 

^_Que    mdgicas    Irases  cont(Mii:i 

el   lii)ro   del   genio  Said    l)cii   Al- 

zerdg?     En   todas   sus  pdginas  so 

hallaba  escrita  esta  sola  juilabra : 

"'rKAHAJA". 

Ctientos  Morales). 


2  64 


ReCHERCHES    SUR    LA    PHONETIQUE   ESPAGNOLE. 


5.  Iqseksdmenes. 
(kiidärq  snhivq.) 

—  m(dacaratjrnes,'\Mkr>:  — 
iiekqnqze  kefesfäs  kqmjfhidq  Iqc- 
Uhrqs.  —  u^'dydujj  kaijqrlq 
ketepeskasy 

—  jnver  imkrras^  .  —  noec- 
'jniijkqsa :  \  —  prro  f/aves';  — : 
(Ikdsö/noes  pamrnös/\  —  yViia- 
üäna  meksaininq.f 

—  av^r'  — ,  ^ndiD^üna  pre- 
f/nnta\^  — .  oje  kqrjkhmlq\Qd¥Pr 
pasd  relhaku  — .  iydno  pjei^sq 
mirdrlq  mds.  — -  ^^tjene  saP 
rl  ijrqgräma^  depatqlqxla? / 

—  si. 

—  pives  sakalth    —,  jdzüna 
pregünta  kwcilkjoru. 

—  ^alävdj  — :  ^dja(/i)qsnkq\ 
difermz)äV!  entre  Ja  disriifer/a 
üa  enterqräxju\^. 

—  i^ntqrö .  .j  ^ ^ke?^  ~  ; porcl- 
medjq^sikemms  partklo  aqra.\ 
—  2ireztsamente''l\  ^esnna  kqsa 
kenqse.j 

—  pive  santigö .  .  ./\  —  ^mrn■ 
kwfmtrq  9ndiuU:nio  kdsoi. 

■ —  Jüdi/d' tnnc  pldnJiä^  ka- 
iiiord!    , 


5.    Los    EXA.MENES. 

(C  uath-os  al  vivo.) 

—  Mala  cara  tiencs,  chico ; 
se  conoce  que  te  estäs  comiendo 
los  libros.  ;Vaya  un  canguelo 
que  tc  pescas! 

—  Piies  110  creas,  no  es 
grau  cosa.  Pcro  ya  ves :  el  casc> 
no  es  para  menos.  Manana  me 
examino. 

—  A  vor,  hazme  una  pre- 
günta. Hoy  he  concliiido  di- 
rcpasar  cl  Jaccoud,  y  ya  no  pienso 
mirarlo  mds.  ^/Henes  ahi  el  pro- 
grama  de  patologia? 

^  Sf. 

—  Pues  säcalo ,  y  haz  una 
pregünta  cualquiera. 

—  Allä  va :  diagnöstico  dife- 
rencial  entre  la  disenteria  y  la 
enteroragia. 

—  Entere  .  .  .  ^.que?  Por  el 
mediu  si  que  me  has  partido 
ahora.  Precisamente  es  una  cosa 
que  no  se. 

—  Pucs  amigo  .  .  .  me  encuen- 
tro  en   el  mismo   caso. 

—  ;Vaya  una  [)lancha,  camarä! 


—  iqlu,  läkq.\  —  '^^dqnde 
äjählq  sasestdq,\  —  kenqtes-}- 
dvistq  por  niiujthia  pdrfe?A^  — 
^äsidoälac  fj(star  descnns/diq? 

—  jinomäla  fjrsta'.-^  — 
^ihivrna' \.,  hicrnafjesta  tc)j(jqi/q  ■ 
kqnlakhmko !  j  -    ^/n'dade  los- 


—  ;Hola,  chico I  ^Donde  dia- 
blos  has  estado,  que  no  te  se  ha 
ha  visto  por  ninguna  parte?  ^.Has 
ido  ä  las    fiestas    de  San  IsidroV 

—  ;Y  no  mala  fiesla!  jBuena, 
buena  fiesta  tengo  )o  con  la 
quimica!    ;Ni   la   de  los  innume- 


F.  Araujo  in  Toleuü. 


265 


innumemhlec  vidrf'irer  ilezara- 
fiqza,  '  —  Jcedesegüri)  deoesrr 
mai/tisküla  \  — ,  mpße  sölntoke 
namrdjafjesfd  porvärva  /  \  ,  — 
,///«,  yä\' f  —  ted'igö/keniDcr- 
zeljiis  nidüinasA,  'njestol.'^  — 

—  f/asi  lesuvjerani  pegdo  kit-u- 
frqtiro  sakaüno' f  ^  —  estöi- 
fwrjqsq  .\\>mbre.\  —  m<>dblan 
desqskisnlfYüyis'/  ■ — ,  ikönwsiine- 
ahlüvan  delacpci'/qdac  delahidjaK 

—  Jirnmicklii    pjeijsq    vrrläs., 

—  tratdndqse  Qometalqides  / ,  — 
^minfra  dqlqrdekavf'za.j  — 
k(nj1<)rmetdlefi.' /  — ,  temn  mede 
imäpoplexln  fulinijtanfe  ,\  — 
snhrefqdq  ^^ajp^nmr  kenqtrijqq 
nnapeseta\,  — ;  kqnlassälrs .  — , 
semstaze  lavokndgioa  A  — ,  por- 
keiiqkqriqzkq\  mäskefasdj  delaqbi 

—  ilas()1demmorrna^\  ykenovs 
pökö^  — ;  'inq/dicjämocnd\sise- 
trdta      glateorj evcrzHj üs  ,\    — 

—  pork^ntqnzci A  niedd  nlnfen- 
zjqner  daabri  rrlvqlkthiiped/r 
sqkqrö.\  —  cjipn' ,  —  ted'igq^ 
krstdjiim  prd  deinärka iiiagqiW  - 
US/CS  ^kenoe  fenjö  unucmedjq 
kenietrrme  dijkäsä/  — ,  idealinq 
mhpi  ■  nidedta  -"  nideiiqhe.\  — 
diüm  >^Jfqdq,\/  —  rijkqiitrdr 
ijüna  pt'qvddq  —,  rslandifizil,\ 
porloitiiHiös/  — ,  kqmoeijkontrdr 
Ja  pjedra  •filosofar/  —  qla- 
kwadrati'iral  z'/rkülq.\ 

—  \i''dg(i^  i'dga' ,  qmhrcIA  — 
ji.qrst(ir((s  faniiinlA  —  kwdndq 
tamlnvqumnor  tjrnes.\ 


rables  mdrtires  de  Zaragoza,  que 
de  segiiro  debe  srr  mayi'iscula, 
aunque  solo  toqucii  ä  media 
fiesta  por  barba!  ;  Ya,  ya!  ;Tr 
digo  que  ni  Berzelius,  ni  Dumas, 
ni  Stahl!  ;Asi  les  hubieran  pe- 
gado  cuatro  tiros  ä  cada  uno ! 
;  Estoy  furioso ,  hombre !  Me 
hablan  de  sesquisulfuros,  y  como 
si  me  hablaran  de  las  pagodas 
de  la  India ,  que  en  mi  vida 
pienso  verlas.  Tratandose  de 
metaloides,  me  entra  dolor  de 
cabeza;  con  los  metales,  temo 
me  de  una  apoplegia  fulminante, 
sobre  todo  al  pensar  que  110 
tengo  una  peseta;  con  las  sale^, 
se  me  hace  la  boca  agua,  por- 
que  no  conozco  mds  ([ue  la  sal 
de  la  olla  y  la  sal  de  mi 
morena,  que  no  es  poco;  y  nt> 
digamos  nada  si  se  trata  de  la 
teori'a  de  Berzelius,  porque  en- 
tonces  me  dan  intcnciones  de 
abrir  el  balcon  y  pedir  socorro. 
En  fin  te  digo  cjue  estoy  un 
pez  de  marca  mayor.  Asi  es 
que  no  he  tenido  mds  remedio 
que  meterme  en  casa,  y  de  alli 
no  salgo  ni  de  dia  ni  de  noche. 
Aun  asi  y  todo ,  encontrar  yt> 
un  aprobado,  es  tan  dificil,  por 
lo  menos ,  como  encontrar  la 
piedra  filosolal  ö  la  cuadratuni 
del  circulo. 

—  jVaya,  vaya,  hombre!  No 
cstards  tan  mal  cuando  tan  buen 
humor  tienes. 


266 


RF-CHERCHES    SUk    LA    PHONKTIQUE    ESPAGNOLE. 


—  ; [nrrs-  nö/ ,  Jcemeharm- 
/(trär!\j  —  konesq  iiädarenie- 
tljariü'/  —  JserniH  äontiiHe 
s((lavez.,   —  '^^^iiu?^  —  ^Ja)mQ- 

—  jPst.'j  —  (if'i  ast\  — 
rtiiMorja  naturf'd'A  ni.pasüsta 
numpökq  lqszÖfitos\  —  üasklasi- 
fiJcazjqnec  äevotthnka  dedeJcan- 
dq/.f  delinn(lq,'\(idzetrrä,\  — ; 
iperöf  ^;vüy<i'!^  —  ^pwedq- 
p((S(ir\j  —  rulqkf'Stöi  temjciufq" 
üna  katdströfT',  '  —  yvse  urldi- 
xebra\^;  — u/ddndonie  dekira- 
sjöner  depriiHrr  ijrddö/  — .  ftUi- 
frq  rnkalqr-,^  —  ndasde>^egiind(>/ 
I  Si'idq  ; ,  —  nilucdetcrzryo^ j ,  mhi- 
fra  kalqiitüra\;  — ■  jejdarde- 
kwurtö' y  y^unutiritöiin  keujthi- 
sirr)ja\_^  — .  Iqkrnie  kqnfurrln' / 
—  ('skjii  lqrdc'i)i('(S\lc'si)asa  Iq- 
tn/rmoA   — ,  Iwäldeniüliqs^   .  .  . 

—  ;  cstdmor  frrskqs! 


—  ;Piies  no,  que  me  cchare 
ä  Uorar.  Con  eso  nada  reme- 
diaria ,  y  serian  dos  males  d 
la  vez.    ^_Y  tu?   ^,C6mo  estdsV 

—  jPst!  asi,  asi.  En  Historia 
natural ,  ine  asustan  un  poco 
los  zoütitos,  y  las  clasificaciones 
de  botanica  de  Decandolle,  de 
Linneo,  etcetera;  pero  ;vaya! 
puedo  pasar.  En  lo  quc  estoy 
temiendo  una  catästrote  es  en 
el  Algebra ;  habldiulome  de 
ecuaciones  de  primer  grado» 
entro  en  calor ;  cn  las  de 
segundo,  sudo ;  cn  las  de 
tercero,  me  entra  calentura;  y 
en  las  de  cuarto ,  una  tiritona 
que  ni  en  Siberia.  Lo  (]ue  me 
consuela  es  que  ä  los  demäs 
les  pasa  lo  mismo,  y  mal  d(^ 
muchos  .  .  . 

—  :Estamos  frescosi 


—  i^utaüffo,  slxeriko^  cdl/'a, 
f'H)d()rrd<)  i  .  .  . 

—  pero^  ^senqr/tq/\^  —  kcstd 
lasqpa  9nlanulsa\. 

—  ;  dexämeempäädesopas  !  — 
\aqfa  oöl^  —  Jnrirniwidq,  f.jq- 
dqrikq,  rurikq  .  .  . 

—  pero  ' ixeüoj'Uq!  .  .  .' 

—  ^; porr'idade  täl !  .  .  .\  — 
Jcdla'.'j  -  Jaöra  kemefixo' ^ 
'^^sdoes  kerecvonda^A,  muhdlta  \? 

iiq^    iiq  .  .  .  \-vädii   rrfrq.' \^  — 


—  Ataulfo ,  Sigerico ,  Walia, 
Teodoredo  .  .  . 

—  Pero ,  seiiorito ,  que  est;! 
la  sopa  en  la  mesa. 

—  jDejame  en  paz  de  sopas! 
Ahora  voy.  Turismundo ,  Teo- 
dorico,   Eurico  .  .  . 

—  Pero,   senorito  .  .  . 

—  ;  Por  vida  de  tal !  .  .  . 
; Calla!  Y  ahora  que  mc  tijo 
(j^sabcs  que  eres  bonita,  mucha- 
chaV  iQiiti  tentaciones!  Pero 
no,  no  .  .  .   ;7urdr  rctro!    Alarico, 


F.  Araujo  in  'roi.EDO. 


267 


a/ar'do,  xesa/eikn,  anndarthu  . . .  1  Gcsalcico,  Amalarico,  .  .  .  Amala- 

—  ^amalanko,    awalarikq^  —   I  rico,     Amalarico     ^(luicn     viene 

'  /kjän  hjene^aor<(?\^  \  ahora? 

—  ndiije^  yeiiorito.^  —  Nadic,  scnorito. 

—  i'')   —  teiid/a.    teudisillq,  —  ;AhI     Tcudis ,    'IViuliselo, 

axila  ...  Agila  .  .  . 

I 

—  y('lseüorit<)    .istii    löko^    —  —    El      scnonto     cst;i     loco. 

/[johresifq.'    —    /rehii    J<)het}ene  \  jPobrecito!    l'elay    lo    quc  tiene 

Jantorsfui/jar.  [  tanto  estudiar. 

(F.   Akaujo.   —    Tipos,  ciientos  y  cromos.) 


i).  kröiiior  deviäxe. 
1.    i'ridxn-ii  Kil  Iren! 

—  ^ ;pakt!^paki\  rcimünd  1 ! /\^ 

—  rste  sd,rsfd  esqkupd^q  .  . . 

—  itoiiiä' !\  —  pirrcäikesi . .  .V 

—  iioec  m(dofqytiina\  ...  — 
^;ant('mjn\  .  .,  rifä' . .  .,  mika- 
tHa!'  —  '  renhqs\paki   . ' 

—  /diidti.  diidd!  —  n6p(n'äej' 
tjeiiipo.\  —  Keime  ddndq  rsq 
saJiipri'es. 

—  airiiluzes1ä\\  —  tPi^kivi- 
ddq/  —  kcsfd  }toi  Iqsölnt  U'CDOS 
kemedjöld  p((skic:d((^ . 

—  u'i'di/dün  dlspardte.' ,  — 
Jncrna  fört/hi  si^vnndzrr.  — 
^  pake     träesrsq  \  '■f^ 

— -  ^,' iki-kerjäs  ki2Jera\''f^  — 
i^pues  yiiverds/kqmo  tegustan\ , 

—  fqma  /(iscdfq)'xas\\  —  nq- 
laspqijQar  d('se/dq\'()ndjre.A  — • 


6.    Cromos  de  via  je. 

I.    i\  iajei'os  .  .  .  al   ti  i-n! 

—  ;r(ara)aqui,  Reimunda! 
Este  si  qu(e)  estd  (d)esocupa(d)o. 

—  ;Toma!  pucs  di  que  si .  .  . 
No  es  mala  fortuna  .  .  .  ;An- 
tonia,    Rita,    Micacla!     jVcni'sosi 

[   p(ara)aqiu! 

i        —   jAnda,  an  da!     No  perder- 

tiempo.  Veime*^  daiido  esos  (/c/i/- 

perres. 

—  Ahi  va  la  cesta;  ten  cuida- 
(d)o,  qu(c)  estdn  ahi  los  ocho 
huevos   que  me  diö    la  Pascuala. 

—  ;Vaya  im  disparate  I  ;Buena 
tortilla  se  van  (d)  haccr.  ^.Pi'ar)d 
que  tracs  eso? 

—  -^X  que  (juerias  (lui'ei  hiciera? 
Pucs  ya  verds  como  te  gustan. 
Tema  las   alforjas;    no    las  pon- 

;   gas    d(e)    ese    la(d)o ,     hombrc. 


'  Vaiisos  püiir  Ten  tos ;  toiiiie  |)opiilaire  (tit-s  vii|n;aire)  ;i  j  iiiterialaire ;  oix 
tioiive  aiissi  Tttiiros  (moins  vulg.)  et  veiicisos,  7rncisits  (plus  viil<r.J. 

^  -\^'  perder  au  licii  de  no  pcrdais  et  meine  fle  «<»  picrdaii  iistedcs.  Cet 
eiiiploi  tle   rinfinitir  poiir  rini]ii'iatit"  est  ties  frcipient. 

*  Vehne  poiir  vedme.  luiine  vulgaire  <le  riiii).i'ratit'  ilu  vei  he  /> ;  le  langage 
ciilte   ilirait  idnie  oii  vayan  ustcdcs. 


268 


ReCHERCHES    SL"R    LA    PHONETIQUE    ESPAGNOLE. 


^  ;'jiqves    levai    lalxqcin'nja    ise- 
iiqcvd  voyar't' 

—  nqtriyjar  nijedq  ■.  — ;  er- 

—  divmi  las  l-qrras  hm.  Iqs- 
iihrigqs.- 

—  Jbtvrni>,  niKXri'j  — ,  ehalps 
paka' ;  —  dui^ke  mesdd  pivrsto 
<»ilakave<(iJ\  —  ketqestq  estä 
esqhra. 

—  ^^ßqhrus?^    —    ,;noestdn 


indlas  sdbras. 


yarems  si- 


jiäsmjsevastjdn-tehüpa  sentadia 
locdeor   gefriö.\  — •    isino  /  — 
akjqstä  gqn(i/it(i\  —  Jienq  me- 
xarä  rnrntir.   ^  -  '^,nqrrzjrftq^\ 
gquarlta\? 

—  ^^hirdlä?  ^ 

—  Iqdrjfriq  pitsaijseDasfjänN. 

—  ^l yalqkreq^k^äl  viqP  ■ — 
if/iflq  keraddrdhtmdr.  —  ike- 
tjnmpivrnte .  .  , 

—  iP^^'Oj  ^ dkc^'U)^  iii  kaqhq- 
kwarfqs,\  ^^senqrä? ^  —  sjahlü- 
mor  ärlfrlq. 

—  ^  ^jf^'iq  dlzeustez?^  —  ^  ^Jce- 
tjeue' liste  friq?^  —  ^picesixa^ 
l<)kcs  yq  -  ...  —  ^ufff\  —  lestq 
'jahrasadita!  —   l^J^j- 

— •  jdeinonjq  Q9sörd((  .\  '^la 
digq^  —  kesjäzefr'io^pdsim  se- 
vastjdn  / ' 

■ —  ptro  I  seüqruj  —  pa pve- 
f/iivtd  'resq'/\  -  /loäzcfd/td  peyd 


^.Nü  ves  que  va  (ahji  la  cocinilla 
y  sc  nos  va  (äj  ('a)bollary 

—  No  tengas  miedo ;  es 
fuerte. 

—  Ahi  van  ]as  corrcas  con  los 
abrigos. 

Bueno,  miijer,  echalos 
p(ära)  acä ;  aunque  me  se  ha 
pucsto  en  la  cabcza  que  tofdoj 
esto  estä  (d)e  sobra. 

—  ^.Sobras?  ;No  estän  malas 
sobras !  Ya  veräs  si  p(ar)a  San 
Sebastian  te  chupas  entadia ' 
los  de(d)os  de  frio.  Y  sino, 
aqui  estä  Dona  Rita,  que  no  nie 
dejarä  mentir.  ^_No  es  cierto, 
Dona  RitaV 

—  ^CualaV- 

—  Lo  del  frio  p(arja  San  Sebastian. 

—  ;Ya  lo  creo  que  hay  rio  I 
Un  rio  que  va  (ä)  dar  ä  la  mar  y 
que  tie(ne)  un  puente  .  .  . 

- —  Pero  (i.  que  rio  ni  qud  ocho 
cuartos ,  sefiora  V  Si  hablamos 
del   frio. 

—  (J.Frio  dicc  ustedV  ^.Que 
tienc  usted  frio?  Pues,  hija, 
lo  que  es  yo  .  .  .  ufl  ;estoy  abra- 
sadita!  juffi 

—  ;Demonio  de  sorda !  I.a 
digo  . .  .  que  si  hace  frio  p(ar)a  San 
Sebastian. 

—  Pero,  senora,  p(ar)a  pre- 
guntar  eso,  no  hace    falta    pegar 


2  l-'.iitadia.  enlai'ia,  eiitoavia  juiur  eittodavia.  loiiiie  iiopulaire  de  l'adveil».- 
todmiia. 

-  Ciuil  n'a  pas  (k-  iV-iiiiiiiii ;  le  mein:  ]ieuple  ])(>uitaiit  (le  la  Castille  nu'ri- 
<liuiiale  foiine   Ic   rt^iuiiiiii  citala. 


F.  Akaujo  in  Tuleuü. 


'.6g 


rt'sar  üöz(;s',\  —  sojajcjo  tinjru- 
f(l  ^\  —  ijrro  iioes  pai(lnti)f\ 
;  karamhtd  /\  —  ilwegö/  —  '/me- 
gnsta  lannhaxä!/^  —  ^^hlseyö 
sjdze  onöfr!ö\?^  —  '^^loevisto- 
yo?^  —  asi  näya  märfrlo  knj- 
incalri  iJorenero.\ 

—  liväyavdya.'  —  ydejirnio 
Srsta  hqmbrrsazjqn! ^  —  ri'istd- 
moe  yaUklqch  ^rehm(7iäa\?^  — 

—  »lirä  javn'  sifaltiUyo\  — : 
akjestä  lamaletä',  —  ai  loHabri- 
gös\\  —  all  lazbstahikä\^  — 
u'i  la  grdncW  .  .  .\  —  iP^rq 
;käh !Aj  —  ^ ^kqsesq  kep'njqa?^ 

—  jbtvenq  trstäs  povjenäq  dl- 
oestidq!  f   —  ,/idima    dstrena!^ 

■ —  i/xesüs,  marjdl  xiise !^\  — 
^ ; sis6n/los  yivevös\ !  ^ 

—  '  ^ju>teloe<ja  yq?^^ 

—  pero  fqkqnitenuq  f\ ,  — 
'  ^  pake  mdaspivestq  \  p^izima  la- 
i^stccA  PsesdkqA?  —  '  ^nqve\ 
sqmbre,'^'^  kes^aplastdvcni.  log 
gu'ei:qs\  '^ 

—  pösIxäV,  —  tambqril  por- 
ydita./  —  yalakösa  nqtje  re- 
in edj(>. 

—  ^penji  ml  vestiditoA  ^v!rxen 
de  lapalqma  ,  ?  —  ^hiagoyo  kqij- 
mloestidito  ? 


csas  voces;  soy  algo  tinienta, 
pero  no  es  p(ar;a  tanto  .  .  .  ;ca- 
ramba !  Y  liicgo  ;mc  gusta  la 
embajafdaj  I  ^Q"*^  '^^  y°  ^' 
hace  ö  no  frio?  ^,Lo  he  visto 
yo?  Asin"^  haga  niäs  Iri'o  ([ue 
en  Madri(d)  por  enero. 

;Vaya ,  vaya!  Dejemos 
esta  conversaciön.  ^,Estamos  ya 
todos,  RcimundaV  iVIirai-  ä  ver 
si  falta  algo :  aciui  estä  la 
maleta,  ahi  los  abrigos,  alli 
la  ccsta  chica,  ahi  la  grande  .  .  . 
Pero  ;  calla !  ^  Que  (e)s  eso 
que  pinga?  jBueno  te  estäs 
poniendo  el  vestido  I  iva(ya)  una 
estrena ! 

—  ; Jesus,  Maria  y  Jose!  ;Si 
son  los  huevos! 

—  fi.No  te  lo  (d)ccia  yo? 

—  Pero,  recondena(djo;  p(arja 
que  me  has  puesto  encima  de 
la  cesta  ese  saco?  ^,No  ves, 
hombre,  que  se  aplastaban  los 
huevos  ? 

—  Pos'^  hija,  tamboril  por 
gaita.  Ya  la  cosa  no  tie(ne)  re- 
medio. 

—  Pero  lY  mi  vestidito,  Virgeii 
de  la  Paloma?  ^Que  hago  yo 
con  mi  vestidito? 


^  Asriia,  asin  [lOur  asi.  "Asina  lo  liaiga  sieniide",  "asin  liaiga  sieiiipic 
lo   niisino."     C'cst  reiiphonie  (jui  lügle  l'emploi  iles  deiix  lonues. 

2  Mirai,  impeiatif,  J^e  pers.  pliir.,  <ic  mirar.  Nous  avons  dejä  parlt- 
ilu  (.hangement   de  d  eii  i  dans  ces  cas. 

=*  Pos  et  aussi  pus  au  lieu  de  pues,  sont  tn's  cni]jloyes  par  le  iiienu  pciiple 
im   [jeii   ])aitoiit. 


2  70 


ReCHEKCHES    SIR    I.A    PHONKTIQUE    ESPAGXOLE. 


—  pijsixd' /  —  ii<( ,  —  ha- 
]/ärIoA   iSitc  parece^. 

—  diulai  hhpulqtü,  kalzond- 
208 A,  —  kenosirces  pannditita 
eäjqs  lakqsa^\  —  kouio  nns.m 
paze  restruphjos  \. 

—  f^m'rrd.  reiiini/idä^  —  tetj- 
(jdiiioe  lafjesfd  empazXj. 

—  '^ijf'He  fazöu  lareiimhida.^? 
■ —  hrid(df(t\lionalzd  rclgäiO^ 

—  ^dqnariiä,  ödqnatiiij/^ntä  qdq- 
vademonjqs,A^  kei/ameDol  yöata- 
fdndq\  —  p?<s  nqpärze  sinq  ke- 
smiitjdji)  idglqvq,\  —  kirändq 
solo  setrdtd  Qekei^pO  iiPskarhdq 
dos  gtvrvqs:\  -  slspskarhf'irqn 
ypordh'fH)  porrre^A  — ,  ^('ß>arhä<) 
srstön^  —  isans€akav6.\ 

Jj\  ff ^  - —  Jrdkuhi.  fräkäla,  frd- 
kälctj  —  ^f,  ß\  ff\  —  ■"/)//.  pii 
pH . .  ? 

—  ^lyri'izja  sadjqs^'  kcmo 
savaijkdq!^  —  ^;adj6s,  mddrtz',^ 
ketekdda  sh^xrnteAf 


—  /^os  hija,  na(cla),  chuparlo 
si  te  pa(^r)cce. 

—  Anda  y  chvipalo  tu,  cal- 
zonazos ,  que  no  sirves  p(ar)a 
maldita  (djc  Dios  la  cosa,  como 
no  sea  pfarai  hacer  estntpicios. 

—  Mira,  <Reimunda,  tengamos 
la  fiesta  en  paz. 

—  Tienc   razöii  la  Reimunda. 

—  Cuidafdjito  con  alzar  el 
gallo,  Dona  Rita,  6  Dona  Tinienta, 
6  dofia  Demonios,  que  ya  me  voy 
yo  atufando.  Pus  no  pai'rjece  sino 
que  se  ha  hundi(d)o  el  globo,  cu- 
ando  solo  sc  trata  de  que  se  han 
escarcha(d  )o  dos  huevos ;  si  se 
escarcharon  por  ache  o  por  erre, 
cscarcha(d)os  estan,  y  san  se  acabo. 

—  Pii.  .  .,  pii.  .  .,  flf .  .  .  ff.  .. 
ff .  .  .  träcala ,  träcala  ,  träcala, 
ff.  .  .,  ff .  .  .,  ff .  .  .  pii  .  .  .,  pii . .  ., 
pii .  .  . 

—  ;Gracias  il  Dios  que  hemos 
arranca(d)oI  ;Adios,  Madrid,  que 
te  quedas  sin  gentel 


—  "^^  kestazjo  nes^sta  '^\? 

—  med'hia  drjkdmpo:- 

—  '^^jjdru  müho^akjdtrni?y^ 

—  mär  Qemedjuqra:^ 

—  ^ i'i'ß^^^  livisa\?  sikjercs', 
— ,  uktpodenwc  vaxdr\\  -  tene- 
fiioc  mäsQeinedJdqi'ä' . 

—  sf  esq  dizen.\  —  perö  . ,  .  \ 
—  ^'Isise  )iqsint'(r]ia? \ 

—  ^/kespade  niarhdr^  J  ^niu- 


II.   l'iirail.i   y   loiida. 

—  ^,Qiie  cstacion   es  estaV 

—  Medina  del  Campo. 

—  ^Pära  mucho  aqui  el  tren? 

—  Mäs  de  media  hora. 

—  ^,Oyes,  LuisaV  Aqui  po- 
demos  bajar ;  tenemos  mäs  de 
media  hora. 

■ —  Si,    eso    dicen.     Pero  .  .  . 


t.y 


si  se  nos  marchay 

jQue  se  ha  de  marchar,  mujer! 


!•'.    AkaU[0    IX    TOLKDO. 


271 


av';-,/  —  ^J(int<>  setdrdil  ./iiibere 
ruiuhdso  ibdgivä  A  '■ 

—  pivermh'a\  id.mtu  sikje- 
res^\  —  li/oiiomm  treoo.^  — 
tei^qq  m nh asez,  V  -  pet 'oli>kftci/p'i ' 

—  Jarer(td.s\  —  mmroq  pa- 
räeHusprtsa».\ 

—  pen>  iiösMS  fonta,\Jiendaf\ 
— ;  sinodi  jiristi  iiiijqi~(n(V ;  — 
r^itenemos  fjrinpö  paloiiic  rum- 
pdc<i  ^olrno  ■ —  ireiiiojärlq  kq- 
nunipdr  devotMas  kqntqda  traij- 
kiliddd/  —  kivunfqnuh  paccce 
nimhasq  d.nif/tra  .  .  ,  \ 

—  u'^"!/^'  ••  n(>tcinpenes,\  — 
tedi(/q  kenn.'  ■ —  //q  iiipatraf/dutq 
iqdd  sjd)idq  kqmprhCis:  \  —  era 
kapd  Qeponerme   mdhi. 

—  jkdapokädai  ke  ninärrei^! ^ 

—  ^^odya\^  piirsdUe\kf'-däs/,  — 
mjeidrar  ijqvöjd  Idfquää  refres- 
k<i  reUjazndte  >  kqnuna  vofcla 
ge(/((seqsa.  \ 

—  ^  iUatrevc  inidexdntie  sq/ä?/\ 

—  ^^Istse  vaMtrrn'^'^  —  J pordjq 
sal/redq.  f  nqtevdyüs  !\  —  rres 
tanäirtraidqAketevd  sakedd  rm- 
läestaz/qn.  —  ^;xesils!/^  — 
■}tqkjef<i  pci(snrlq:\.  —  '^ke  sei'jä 
denii?^  —  rra  kupdit  detirdrme 
jKjnhid  r'e>itan'da.\ 

—  perq'ua  dcJtiJmTi' A  — .  nq- 
Sddstanaprci^su'u:  —  äztrl- 
kdnju;  ^nuixrr.^  -  sitünÖ  kjerer 
vajfdr,    —  hlej'cnne  vuxdrami? 

—  Vi  t?(i.se(/ürq  kenqdi  femör 
iii)pjHnq.\ 

—  nqmi'lq    digu\S(iJfredqA, 


^.Taiito    sc    tarda    cii    beber    uii 
vaso  de  agiiaV 

—  Pues  mira ,  baja  tu  si 
quiercs ;  yo  110  mc  atrcvo. 
Tengo  mucha  sed,  pero  lo  (|iie 
es  yo,  la  vcrdad,  no  sirvo  para 
esas  prisas. 

—  Pero  no  seas  tonta,  (juo- 
rida;  si  no  hay  prisa  ninguna; 
si  tenemos  tiempo  p(ar)a  comer 
Uli  pavo  rellcno  y  remojarlo  con 
un  par  de  botellas  con  toda  tran- 
quilidad,  cuanto  mds  p(ar)a  beber 
un  vaso  de  agua  .  .  . 

—  (Vaya,  no  te  empenes,  te 
digo  quc  no !  Yo  mc  atraganto 
toda  si  ando  con  prisas ;  era 
capäz  de  ponermc  mala. 

—  iQutJ  apocada  y  que  nina 
eres!  Vaya,  pues  ahi  te  quedas, 
mientras  yo  voy  ä  la  fonda  d 
refrescar  el  gaznatc  con  una  !)o- 
tella  de  gaseosa. 

—  ^\  te  atreves  d  dejarme 
sola?  ^Y  si  sc  va  el  tren?  ;  Por 
Dios,  Alfredo,  no  te  vayas!  Eres 
tan   distraido  quc  te  vas  d  qucdar 


en     la     estaciön. 


No 


quicro  pensarlo.  ^,Que  seria  de 
mi?  Era  capdz  de  tirarme  por 
una  vcntanilla. 

—  Pero  hija  del  alma,  no 
seas  tan  aprensiva ,  hazte  el 
cargo,  mujcr.  Si  tu  no  quieres 
bajar,  dejame  bajar  d  mi.  Yo 
te  aseguro  que  no  hay  temor 
ninguno. 

—  No    mc    lo  digas,  Alfredö, 


-7- 


ReCHERCHES    SL'R    LA    PHONETIQUE    ESPAGNOLE. 


nönirlo  dkjas.\  —  tifjritfras  cd- 
sala  foiida  . .  .  \ 

—  pero  sj'rstdinii  pdsq,\  — 
iiiiralu'/.  ((j\n  fronte. 

—  i/^"'C'"i/-'j  —  P*'^'^  nij<ln- 
tracoös,  —  ipideda  üotf'dä\  — 
Uela  slrceit,  —  ilafhes,  —  Ha- 
pdfjas,  —  y^sitoi  Iftrö^  —  ipoyukt 
porald'  —  iheseyg/  ...  —  jpor- 
djq  snlfrAdö! 

—  pero  sitenqq  med  ja  orä . . . 

—  ,/.s/,  s*.'j  —  /dqndrstarä 
//«  laniedja  6raf\^  —  decdeke 
iKtrIqdIxerön  A. 

—  i^soh  s^ainpasdo  trer  minn- 
fqs.j 

—  .' xestis !/;  ke    disparä te  !  \ 

—  Jtrer  mini(tqs\.'j  —  ^^perqm- 
hrel\i  '^d^stä  sentuxicizjq^  pa- 
dezi  resq?\ 

—  nqtjenesnids\keüe.  rdrqlq/. 

—  andard  mal  tu^elq  '.  — 
ijq  Irrq  keuqbac  düqkwerda. 

—  ^  sinqer  mi^eld/^  — ,  sinq- 
■ihelq    Qeläestazjq/n clkelqdize.\ 

—  smhrd    paräqakdsq.    — 

—  nqs^as  loka,  viiixer  .  .  .  — 
I  väija  i  —  biioloQd^  seyida.\ 

—  j(dfred<>'^(dfredq,  pordjqs\'j 

—  iHÖm-ja  raudqneSj  —  nqme- 
desese  äicgüstq,  —  Cidmaskdsq\ 
detumuxer.<:ita.\  —  j'djq^mlo'.j 

—  ;  iketrijfjatina  ker<>i/dr:\  — 
'^^kjcij  melqavia  gedezP  rdze 
kirne  dtas\?  —  /tqdqs,  ^fodqs' 
son  lo)itirmo.'\ 


no    me    lo    digas.     Mientras    vas 
ä  la  fonda  .  .  . 

—  Pero  si  estä  un  paso, 
nürala,  aln  en   frente. 

—  jBuenoI  Pero  mientras 
vas,  y  pides  la  botella,  y  te 
la  sirven,  y  la  bebes,  y  la  pa- 
gas ,  y  esto  y  lo  otro,  y  por 
aqui  y  por  alla,  y  que  se  yo  .  .  . 
jpor  Dios,  Alfredo  I 

—  Pero  si  tengo  media  hora  . . . 

—  [Si,  si!  jDonde  estarä  ya 
la  media  hora  I  Desde  qiie  nos 
lo  dijeron  .  .  . 

—  Solo  se  han  pasado  tres 
miiiutos. 

— ■  ;  Jesus !  ;  que  disparate  ! 
jTres  minutos !  Pero,  hombre 
jjestäs  en  tu  juicio  p(ar)a  decir 
eso? 

—  Xo  tienes  mäs  que  ver  el 
relörj). 

—  Andard  mal  tu  relo;  yo 
creo  que  no  le  has  da(d)o  cuerda. 

—  Si  no  es  mi  relö  sino  el 
relö  de  la  estaciön  el  que  lo  dice. 

—  Sc  habrä  para(d)o  acaso. 
;Quien  sabe,  Alfredo! 

—  No  seas  loca,  mujer.  ;Vaya, 
vuelvo  en  seguida  I 

—  ;  Alfredo,  Alfredo,  por  Dios! 
No  me  abandones,  no  me  des 
ese  disgusto,  haz  mds  caso 
de  tu  mujercita.  ;  Dios  mio ! 
;Y  que  tenga  una  que  rogar! 
^;Quien  me  lo  habla  de  decir 
hace  quince  dias?  ;Todos,  todos 
son  lo  mismo ! 


F.  Aral'jo  in  Tolkdo. 


275 


—  pcfolni  t\,  ^  siteijqi)Seka\^  !  —  Pero,  hija,  si  tengo  scca 
l(i(/ar(/((iita  ...  '  la  garganta  .  .  . 

—  lamhjri}  !/<>f<ifOi'JQ^  ,'^'J~  —  Tambitjn  yo  la  tcngo,  Al- 
fre(l(>,  — ,  i)iiea(/tvä)it().\  —  frcdo,  y  me  aguanto.  No  seas 
nosyaciiKilq  - ,  pordjös^  —  iiös.ia  malo,  por  Dios,  no  scfs  ingrato, 
slii'j)'('it(>,\  —  no  tei>di/as.\  —  no  te  vayas.  jSi  me  qucdara 
,simeheclura  sola  jellreii  sefwese,.  \  sola  y  el  trcn"  se  fuese!  .  .  . 

—  j)ero  ^  ;kes9a  deir/^  kesm  ^  —  Pero  ;,  que  se  ha  de  ir? 
i/err!   *  '  (^.  T^iti  se  ha  de  i'r? 

—  ''si,  sl\  ajfredo,^-  p'Wcdeirse^  '  —  Si,  si,  Alfredo,  paede  irse, 
nqdigas  keno.  —  ,7nlra\  yqfe-  no  digas  qiie  no.  Mira,  yo  te 
k/'erq  miihö.\  —  sjentataaki,\  \  quiero  mucho.  Sientate  aqui,  ä 
amilädo,\e State  kjetezitq.\  ^ ^q-  \  mi  lado,  cstate  quietecito.  (^Oyes? 

—  ydsilva  lamdktna^ .  Ya  silba  la  maquina. 

andard  demaniqbras^ . —  '       — Andarä  de  maniobras,  Vaya, 


ijes'P 


cdija ,  J}WoJvQW)skdpe v . 

—  ;  nqmedexes  .,  poräjgs! 

—  estqes  sakrißkdrme  Jivlsa] 


vuelvo  ä  escape. 

— •  ;  No    me    dejes,   por  Dios ! 
—  Esto  es  sacrificarme,  Luisa, 


— ,  S(ih'ißkdrmef\  pormjkaprihq  sacrificarme     por     un     capricho 

tqntqi  süjftuidanvhitq  \  [  tonto  y  sin  fundamento. 

—  tqdq  lqkekj<>ras.\  —  rinem*',  \       —  Todo    lo  que  quieras.    Ri- 

pegainc', —  Ianianietqnta^v6vä/'\  neme,    pegame,    llämame    tonta, 


Ikirdntq  s^t.xoitdxe-^K  —  pero 
iiotemiya  saora,  ddmese  giistq\ 
— :  t/o  feprqiiu'iq'/kenlaprimrrä- 
ilßtazjo  •  nerjkepdreltrru  \  —  qtra 
medj(h'(i  sikjerä',/  —  nievdxq 
k<mti(jqa  veve  rumhdsq  dmgwa. 
—  pwe  saviddq  sestämös.-^  — 


boba,  y  cuanto  se  te  antoje;  pero 
no  te  vayas  ahora,  dam(e)  ese 
gusto ;  yo  te  prometo  qu(e)  en  la 
primera  estacion  en  que  pare  el 
tren  otra  media  hora  siquiera,  me 
baj o  contigo  ä  beber  un  vaso  de  agua. 
—  Pues  aviados  estamos.     Lo 


Iqmir.ino  nieDJenee  äi2Jrnäo\dec-  ,  mismo  me  vienes  diciendo  desde 


deke  sathnoc  detqirdq/-  itodavia . . 

—  pero  ^ ^tänovh^  krs  porlq- 
dihIk)  ketekjerq?\ 

—  ^sij  sp,  gase.  —  depürolq 
ketdkjero\  Je  nnvoiräq^ 


que  salimos  de  Toledo,  y  todavia . . 

—  Pero  ^^ti'i    no   ves   qu(e)  es 
por  lo  mucho  (juc  te  quiero? 

—  Sf,  si,  ya  se.     De  puro  lo 
que  te  (luiero,  te  muerdo. 


F.  AkaL'JO.   —  {Tipos,  citentos  y  cromos). 

Toledo  (Kspagne)    1893.  D-.  Fernando  Araujo. 


Plionetische  Studi 


18 


CHILKNISCHE  STUDIEN.    VI.  VII. 

VI,      DIE     VOKALE     L'ND     IHRE     VERBINDUNGEN. 

Im  vergleich  zu  den  vielen  durchgreitenden  konsonantenver- 
änderungen  des  chilenischen  sind  die  qualitativen  Wandlungen  des 
chilenischen  vokalismus,  insbesondere  der  einfachen  vokale,  ziemlich 
geringfügig.  Auffalliger  sind  die  Veränderungen  der  Quantität.  Das 
kastellanische  von  Madrid  zeichnet  sich  iiämlicli  dadurch  aus,  dass 
ihm  wirklich  lange  vokale  (deutsch  sec,  söhn,  vatcr)^  so  viel  ich  weiss, 
vollständig  fehlen.  Da  es  aber  auch  keine  reduzirten  vokale  kennt, 
so  sind  fast  alle  vokale  des  madrider  spanischen  gleich  lang,  d.  h. 
ilir  unser  gefiihl  gleich  kurz.  Ich  erinnere  mich  noch  ganz  deutlich 
des  eindrucks,  d(Mi  die  erste  rede  eines  vnnirileHo  auf  mich  machte 
mit  ihren  kurz  abgehackten  offenen  silben  wie:  ai  Uhla  mi  ^'idd  /u> 
dlvidarc  .  .  . ;  es  mutet  den  deutschen  ebenso  sonderbar  an,  wie  die 
gedehnten  konsonanten  des  italienischen  '.  Die  allerdings  vorhandenen 
(]uaiititativen  verschiedeidiciten  der  vokale  sind  für  uns  so  unbedeutend, 
dass  mir  die  länge-  und  kürzezeichen,  mit  denen  P.\UL  Förster  seine 
grammatik  so  reichlich  ausgestattet  hat,  als  eine  ebenso  nicht  nur 
müssige,  sondern  schädliche  Spielerei  erscheinen  wie  seine  bogen 
über  den  sogenannten  diphthongen.  Der  pcrtiancr  spricht  die  freien 
vokale  für  meine  deutschen  begriffe  noch  auffallig  kurz,  dagegen 
macht  der  Chilene  wesentlich  dieselben  unterschiede  zunschen  freien  und 

'  Icli  hatte  diese  lieirierkungen  schon  geschrieben,  als  ich  in>  laufe  de.s 
letzten  jaliies  die  drei  ersten  bände  dei-  P/ion.  stud.  in  ilie  band  bekam,  und  freue 
niiLJi  in  dem  trelTlicben  aufsatz  Stok.MS  {Phon.  stud.  11  ]..  145  IT.)  meine  be- 
(ibaclitungen  bestätigt  zu  linden.  Auch  Akau.IOS  span.  laullebre  im  :\.  bde.  war 
mir  natürlich  hochwillkommen.  Ich  komme  auf  einige  zweit'elhal'te  dinge  dei- 
.selben   zurück. 


Dr.  Rudolf  Lenz  in  Santiago  de  Chile.  275 

l'fiieckteti  vokalen  ic<k  der  deutsche;  ch,  )'/,  II  gelten  dabei  als  silben- 
anlautcnd,  was  ihrer  natur  als  einfache  konsonanten  entspricht,  also: 
ä-m>,  vm-co,  ö-c'o,  he-lo  oder  vielmehr  mittel-chilenisch  be-yo,  mit  etwas 
gedehnten  vokaltMi,  nicht  an-jo,  miti-so,  wie  der  deutsche  auszusprechen 
geneigt  ist. 

(irosse  neigung  zur  delinung  zeigen  vokale  vor  n  -j-  cofis.  und 
vor  reduzirteni  .v  —  sthntnh.  cons.  Im  ersten  falle  ist  die  nasalirung 
des  vükals  doch  noch  häufiger  als  ich  früher  angenommen  habe. 
Man  sagt  nicht  nur  epoxa,  laräxa^,  ofise,  gq/ixo,  sondern  auch  nicht 
selten  köntento,  käntao  etc.  Diese  nasalirung  ist  aber  meist  sehr  gering 
und  die  qualität  des  vokals  nicht  verändert.  Ich  bin  sogar  zu  der 
Überzeugung  gekommen,  dass  sehr  viele  Chilenen  die  vokale  nach 
nasalen  konsonanten  fast  regelmässig,  wenn  auch  schwach,  nasaliren, 
so  besonders  mg,  via,  no,  na.  Dehnung  der  vokale,  besonders  vor 
n  -X-  cons.  und  ,4  4-  cons.,  ist  auch  in  Buenos  Aires  sehr  gebräuchlich, 
und  in  Santiago  in  emphatischer  rede  fast  ausnahmslos,  wodurch  diese 
etwas  unangenehm  schleppendes  erhält. 

Die  stimmtonhöJie  der  vokale  wechselt  bei  lebhafter  rede  des 
santiaguiners  meist  sehr  lebhaft  ab ;  insbesondere  ist  überspringen 
in  fistel  sehr  häufig  und  oft  verbunden  mit  zwar  ausdrucksvollem,  aber 
sehr  hässlichem  minenspiel,  indem  die  augenbrauen  herunter,  die 
nasenflügel  hinauf  und  der  mund  schief  nach  einer  seite  gezogen 
werden.  Ein  mit  dieser  gebärde  gesprochenes  „me  parece",  „;,qnicn 
sähe'!"  „icimo  7iö !•'  kann  man  des  tages  hundert  mal  auf  der  Strasse 
und  im  pferdebahnwagen  bewundern.  Im  übrigen  ist  das  minen- 
Jind  gebärdenspiel  des  Chilenen  ziemlich  dürftig.  Der  ton/all  ist  im 
allgemeinen  dem  norddeutschen  nicht  auffällig,  vor  allem  nicht 
,, singend"  ;  nur  bei  ()ffentlichen  reden,  nicht  in  der  Unterhaltung,  ist 
es  sitte  die  letzte  sill)e  jeder  sprechgruppe,  bei  der  der  gedanke 
noch  nicht  abgeschlossen  ist,  mit  sehr  hohem  stimmton  zu  s[)rechen, 
was  dem  deutschen  beim  Chilenen  noch  viel  auftalliger  erscheint  als 
beim  franzosen,  da  der  ausgang  der  spanischen  Wörter  vorwiegend 
trochäisch  ist  und  so  am  ende  der  sprechgruppe  meistens  die  vor- 
letzte silbe  exspiratorisch  stark,  aber  tief,  die  letzte  schwach,  aber 
hocli  und  zuweilen  gedehnt  gesprochen  wird. 


•  Dieses  i.<t  die  eclil  volkstüiuliclic  füiiii.  nicht  fiaraxa,  wie  ich  C/til.  stud. 
IV  angab.  Zum  Wechsel  von  «  >  /,  der  iil)rigens  niclit  speziell  chilenisch  isl, 
hätte  ich  ausser  ahaldouar  noch  aliniar  (attitiiar),  alimal  (animal)  hinzufügen  sollen. 

18* 


276  Chilenische  studifn.  VI.  VII. 

Eine  weitere  eigcntümlichkeit  des  chilenischen  ist  die  gewohn- 
heit,  die  letzte  oder  die  letzten  silben  eines  satzes  zu  flüstern,  so  dass 
sie  fast  oder  ganz  unhörbar  werden.  Man  könnte  zehn  gegen  eins 
wetten,  dass  jeder  chilenV,  den  man  in  bezug  auf  irgend  einen  be- 
kannten reichen  mann  {ot)ihre  platüo)  fragt:  ^Tienc  niiicha  plata?  die 
antwort  gibt:   „f/iiica !''  (mit  geflüstertem  a)^. 

Die  qualitativen  Verschiedenheiten  der  spanischen  vokale  sind 
bekanntlich  nicht  sehr  reich ;  es  genügt  auch  nach  Araujos  ansieht 
\Plioii.  stiid.  III,  {).  320J  im  allgemeinen  nur  ein  a,  e,  i,  0,  u  zu 
unterscheiden,  u  und  /  sind  die  enden,  a  genau  die  mitte  der  vokal- 
reihe, also  das  bühnendeutsche  a  in  „vkter''  =  pkdre.  0  steht  in  der 
regel  mitten  zwischen  tt  und  a,  also  zwischen  dem  offenen  und  dem 
geschlossenen  0  des  französischen  und  italienischen;  das  entsprechende 
gilt  von  e;  etwas  oftener  sind  beide  vokale  in  gedeckter  Stellung, 
besonders  vor  r,  und  vor  /';  c,  weniger  0,  ist  geschlossen  im  wort- 
auslaut.  Alles  dieses  ist  gemeinspanisch.  Speziell  chilenisch  ist  die 
neigung  zu  geschlossenem  e  nach  palatalen  wie  yente,  mu'yer,  k'eso 
und  bei  der  erwähnten  nicht  seltenen  vokaldehnung :  diferensia,  kon- 
tento  u.  dergl.  Es  handelt  sich  hierbei  nur  um  neigungen,  die  bald 
mehr  bald  weniger  hervortreten,  ohne  notwendig  zu  sein. 

Was  die  artikulation  der  vokale  anbetrifft,  so  ist  für  das  chilenische 
die  schlaffe  lippenartikulation  charakteristisch;  am  meisten  rundung 
und  wulstige  vorschiebung  hat  in  der  regel  nicht  u^  sondern  0,  dabei 
sind  aber  die  lippenmuskeln,  im  gegensatz  zur  deutschen  und  noch 
mehr  zur  franz.  ausspräche,  durchaus  schlaff  und  nicht  zusammenge- 
zogen. IL  wird  meist  mit  schmalem  spalt  bei  schlaff  übereinander- 
liegenden lippen  hervorgebracht.  Trotz  dieser  eigenartigen  bildung 
weicht  meines  erachtens  der  klang  des  chilenischen  u  nicht  viel  vom 
normalen  u  ab;  sein  geflüsterter  eigenton  ist  allerdings  beträchtlich 
höher. 

Lippenrundung  bei  e,  also  neigung  nach  ö  hin,  die  auch  für 
das  kastellanische  aus  Araujos  transskription  viua'rc  =  muere  (1.  c, 
p.  320)  hervorgeht,  ist  im  chilenischen  ziemlich  selten;  am  häufigsten 
findet  sie  sich  noch  in  eu  fausser  vor  /,  r),  das  dann   "öu  mit  ziemlich 


*  Das  betretTende  woit  der  finge  zu  wiederliolen,  ist  viel  gebräuchlicher 
•nls  die  einfache  hejahung  mit  si ;  dagegen  ist  conto  nö  als  bejahung  ungeheuer 
h.aullg,  etwa   wie  das  sächsische  ci  freilich. 


Dk.  Rudoi-I"  Lenz  in  Santiago  dk  Chilk.  277 

oßencm  ö  gesprochen  wird,  z.  b.:  pcumo  (eine  chil.  fruchtj,  penco 
(eine  falkenartj,  ceuto  einer  der  eine  gespaltene  Oberlippe,  Hasen- 
scharte hat;  ferner  zuweilen  in  clucco  (klijöko)  und  l)ei  nachlässiger 
ausspräche  in  bueno  und  luego. 

In  der  bestätigenden  antvvort  auf  einen  auftrug  heisst  es  bald 
huino  {0  geflüstert)  bald  ivcn  oder  buön  und  sogar  miiön;  in  der  gruss- 
formel  beim  abschied  hasta  luego  (die  man  übrigens  auch  anwenden 
kann,  wenn  man  der  festen  voraussieht  ist,  den  andern  niemals,  oder 
erst  nach  jähren  oder  monaten  wiederzusehen)  heisst  es:  ata  Iiu'jO, 
Vi 7  lu'o;  ta  Itiöo,   ta  lö^. 

Wo  die  chilenische  Volkssprache  in  betonten  einfachen  vokalen 
vom  kastellanischen  abweicht,  handelt  es  sich  wohl  ohne  ausnähme 
um  wortformen,  die  sich  auch  in  anderen  gegenden  finden,  und  meist 
auch  im  älteren  spanisch  des  15.  und  16.  jhs.  nachweisbar  sind.  Das- 
selbe gilt  von  den  meisten  Wandlungen  der  unbetonten  vokale  und 
von  der  akzentverschiebung  bei  vokalgruppen  wie  ai,  ei,  oi,  an  etc. 
zu  lii,  ä,  öi,  all  etc.  Es  ergibt  sich  daraus,  dass  für  das  amerikanische 
S[)anisch  von  einer  ziemlich  gleichmässigen  spanischen  Volkssprache  des 
y  T .  Jhs.  auszugehen  ist,  deren  charakteristische  züge  durch  das  klassische 
spanisch  des  16.  jhs.  grösstenteils  verwischt  worden  sind.  Dadurch 
wird  die  ähnlichkeit  der  entwicklung  des  lateinischen  zum  romanischen 
und  der  des  kastilianischen  zum  amerikanischen  noch  grösser. 

Den  genauen  nach  weis  für  diese  behauptung  hoffe  ich  später 
geben  zu  können,  wenn  meine  amerikanischen  und  altspanischen 
materialien  vollständiger  sein  werden.  Vorläufig  genüge  der  hinweis 
auf  formen  wie  /nesmo,  anidc  und  aüidc,  ritulo,  naide  u.  s.  w.  statt 
nnsrno,  af/ade,  rötulo,  nadic,  zu  denen  man  Cuervos  angaben  ver- 
gleichen möge,  und  auf  die  unbetonten  vokale  in  formen  wie  escrcbir. 
recebido,  insaminar,  empolla^  in^iicnto,  estituto,  escuro,  rebusto,  prcduto, 
cstäciilo  f-=  escribir,  recibido,  examinar,  avipolla,  iingiicnio,  institnto. 
oscuro,  robiisto,  pi-odncto,  o(b)stäculo).  Assimilatorische  neigung  ist 
klar  in  revulnsion,  ecnnwnia,  urgulloso,  cumuntcar,  diicumento,  ncitpa(d)o, 
nculto,  tunimba  (;=  tarumba)  pilliscon  {=  pellizcon),  pijiwn'io  {■=  pedi- 
giieüo),  ai'iriguasion,  lipidia,  varraco  und  vielen  andern,  deren  klassische 


<  «>('  unter  einfluss  von  w  lindet  sich  besonders  in  den  endungsbetunten 
formen  von  agnaitar,  z.  b. :  au<oita}ido,  aüwiamo\  aber  inei.sl  awditem:,  oder  nur  mit 
geringer  neigung  zu  awöifemi. 


278  Chilenische  stuüien.    VI.  MI. 

und  deren  streng  chilenische  form  sich  der  leser  leicht  konstruiren 
können  wird. 

Völliger  ausfall  unbetonter  vokale  ist  mir  nur  in  i^  >d tcro  <; 
forastero  aufgefallen.  Anlautendes  a  bei  weiblichen  Substantiven 
schwankt  zuweilen  wegen  Zusammenfalls  mit  dem  end-(?  der  artikcl, 
z.  b.  acequia  una_sekia  la _sekiii,  dann   do  sekia  (2   kanälej. 

Ich  gehe  jetzt  zu  den  sogenannten  diphthongcii  des  spanischen 
über.  — •  Mit  dem  worte  diphthong  wird  sehr  viel  unfug  getrieben. 
Mag  es  für  die  allgemeine  linguistische  lautlehre  kein  grosses  Un- 
glück sein,  alle  möglichen  Verbindungen  von  zwei  vokalen,  sei  nun 
der  erste  oder  der  zweite  betont,  diphthonge  zu  nennen,  der  phone- 
tiker  darf  sich  auf  keinen  fall  an  das  äussere  Schriftbild  halten,  sondern 
muss  verschiedene  dinge  mit  verschiedenen  namen  bezeichnen.  Ich 
fasse  das  wort  diphthong  zunächst  ebenso  wie  Sievers  ( Phonetik - 
p.  120);  seine  definition  lautet:  ,, Unter  einem  diphthong  versteht 
man  die  Verbindung  zweier  mit  ein  und  demselben  exspirationsstoss 
hervorgebrachter,  d.  h.  nur  eine  silbe  bildender,  einfacher  vokale, 
deren  erster  den  stärkeren  akzent  trägt".  Ebenso  nenne  ich  echte 
diphthonge  diejenigen,  bei  denen  sich  der  kieferwinkel  gegen  ende  ver- 
engert. Alle  schriftdeutschen  diphthonge  f(«,  <?//,  (v)  und  alle  englisch("n 
diphthonge  sind  echte.  Dagegen  hat  das  französische,  spanische  und 
italienische,  so  viel  ich  sehe,  keinen  einzigen  echten  diphthong.  Der 
diphthong  des  deutschen  »uin  oder  englisch  mine  ist  in  seinem  wesen 
durchaus  verschieden  von  dem  italienischen  mai,  oder  spanischem 
hm.  Bei  diesem  letzteren  hört  man  deutlich  zwei  laute  a  und  /,  was 
bei  deutsch  englisch  äi  (de)  nicht  der  fall;  und  doch  glaube  ich, 
dass  it.-span.  ai  in  obigen  beispielen  durchaus  der  siEVERs'schcn 
definition  entsprechen  und  unter  einem  exspirationsstrom  mit  stärkerer 
betonung  des  ersten  der  beiden  einfachen  vokale  hervorgebracht 
werden.  Ich  bin  deshalb  der  meinung,  dass  die  oben  gegebene 
definition  nicht  vollständig  ist.  Beim  echten  deutschen  und  eng- 
lischen diphthong  liegt  der  nachdruck  nicht  nur  auf  dem  ersten  teil, 
sondern  auch  noch  auf  dem  Übergang  zum  zweiten  vokal,  in  der 
it.-span.  Verbindung  äi  liegt  der  nachdruck  nur  auf  dem  a;  dann 
schwächt  sich  der  exspirationsdruck,  und  unter  diesem  schwachen 
druck  vollzieht  sich  der  artikulationsübergang  bis  zu  dem  darauf- 
folgenden /.  Dabei  ist  zu  bemerken,  dass  die  zunge  bei  dem  wirk- 
lichen  diphthong  keinen  augenblick  in  einer  Stellung  ruhig  verharrt ; 


Dr.   RiDoi.i-  I.KNZ  IN  Saniia(;()  dk  Chu.k.  279 

deshalb  kann  ein  wirkliclicr  difjhtliong  nicht  vc-rlängvrt  werden,  (;s 
sei  dein),  dass  man  die  ganze  artikulatiun,  die  btnvegung  des  vorderen 
und  mittleren  zungenrückens  von  der  tiefen  «-Stellung  bis  zur  /-heljung 
langsam  ausführt.  In  diesem  falle  wird  die  ganze  Stufenleiter  der 
vokale  zwischen  a-;-c-i  mehr  oder  weniger  deutlieh  iK'irbar.  Man 
kann  freilich  auch  den  ersten  und  letzten  teil  des  diphthonges  ver- 
längern und  ä-a^ci  oder  a;ei-l  sprechen,  und  zwar  ist  letzteres  leichter 
als  das  erstere,  das  leicht  in  ä-i  übergeht,  weil  am  ende  des  langen 
a  eine  besondere  anstrengung  dazu  gehört,  den  exspirationsnachdruck 
während  der  bewcgung  der  zunge  noch  so  stark  zu  erhalteji,  dass 
ein  klarer  vokalklang  ertönt.  Die  kraft  ist  am  ende  des  langen  a 
schon  beinahe  aufgebraucht,  und  die  zunge  führt  den  Übergang  zum 
/  dann  meist  zu  fchnell  aus.  Überhaupt  glaube  ich,  dass  die  wirk- 
lichen diphthonge  sehr  starken  exspirationsdruck  nötig  hai)en  —  eben- 
deshalb entwickeln  sie  sich  fast  ausschliesslich  in  betontc-n  silben 
und  zwar  aus  langen  vokalen,  die  wegen  ihrer  länge  viel  exspirations- 
strom  verbrauchen.  Das  wesen  des  wirklichen  diphthonges  beruht, 
nach  meiner,  übrigens  durchaus  nicht  neuen  auffassung  darin,  dass 
die  zunge  während  des  stimmtons  unter  einem  starken  exs[)irations- 
strom  eine  kontinuirliche  i)ewegung  ausführt;  diphthong  nenne  ich 
nur  das,  was  während  der  bewegung  ertchit'. 

Demnach  kann  es  zunächst  nur  zwei  hauptdiphthonge  geben  : 
oHi  und  a?ou,  vom  ersten  habe  ich  gesprochen,  beim  zweiten  zieht 
sich  der  (mittlere  und)  hintere  zungcnrücken  in  der  richtung  nacli 
dem  hinteren  ende  des  velum  und  zur  pharynxwand  zurück  unter 
gleichzeitiger  geringer  hebung.    Dass  die  lippen  gleichzeitige  kontinu- 


'  Streng  genomiiieii  koniml  allerdirj^s  ger;ule  «liescii  l;uitgf bildt-ii  lit-r  iiaine 
..diphthong"  —  ,, zweilaut"  nicht  zu;  es  wäre  vielleicht  richtiger  eine  andire  hi- 
i\ennung,  vielleicht  gradezu  „inonophthong"  in  diesem  sinne  zu  geljrauclicn.  Abcr 
ich  liirchte,  das  wih'de  die  vei"wirrung  nur  vermehren.  lileihen  wir  also  lici  ileii» 
„echten  diphthong"  und  nennen  ^vir  alles  andere  unechte  diphthonge  oder  eintaci» 
„vokalgruppe",  also  ai  im  deutschen  tnai,  /nein,  engl,  (rv,  mine  ist  ein  ccJitir 
diphtliong,  dl  im  span.  hai  ist  eine  fallende  vokalgiuppe.  Bei  diesen  vokalaruppeii 
ist  der  zweite  teil  ein  schwachhetonter  vokal.  <ler  vor  folgendem  vokal  nieist  zinn 
halbvoknl  oder  konsonanten  w'ird  und  dadurch  mehr  oder  weniger  deutlich  aus 
dem  auslaut  der  vorhergehenden  in  den  anlaut  der  folgenden  silbe  tritt.  Man  vgl. 
die  ausspräche  von  sj.an.  di  (ausruf)  plur.  aycs,  hi  plui-.  Icves,  phonetisch:  ai, 
d-ies ;  lei,  le-'us,  mit  deutsch  tndi,  tȊi-es. 


2 So  Chilenische  s'iudien.    VI.  VII. 

irlichc  bcvvcgungen  ausführen,  brauche  ich  nicht  weiter  auszuführen, 
sie  gehen  bei  ai  von  der  weiten  Öffnung  zum  engen  spalt,  bei  au 
zur  vorgeschobenen  rundung  über.  In  den  meisten  fällen  werden 
die  enden  der  reihe  nicht  ganz  erreicht,  da  ja  bekanntlich  die  meisten 
ai  nur  ae,  die  aji  nur  ao  oder  aj  gesprochen  werden.  Wie  weit  die 
bewegung  geht,  wo  sie  anfängt  und  aufhört,  ist,  wie  Sievers  richtig 
sagt,  durchaus  unwesentlich  ;  die  reihe  ai  zerfällt  also  in  die  unter- 
diphthonge  ae,  ae ;  i^i,  ;c,  ei.  Erstreckt  sich  die  bewegung  auf  ein 
engeres  gebiet,  wie  bei  dem  englischen  langen  /  und  /?,  so  dürft*- 
es  praktischer  sein,  nur  von  einem  diphthongischen  vokal  zu  sprechen. 
Die  Unterdiphthonge  der  reihe  au  sind  natürlich  ao,  aj :  .nc,  .w;  ou. 
Nach  dem  TRAUTMANN'schen  vokalkreuz  mit  seinen  vier  reihen, 
das  ich  vorläufig  noch  immer  für  das  beste  vokalschema  halte,  nenne 
ich  aic  etc.  diphthonge  der  ersten  ,  ai  etc.  diphthonge  der  zweiten 
reihe.  Natürlich  gibt  es  nun  auch  diphthonge  der  dritten  und  vierten 
reihe.  Also  ai'i;  ä?;  aö;  !?ö,  m;  öü ;  und  entsprechend  die  der  vierten, 
die  ich  ihrer  Seltenheit  wegen  bei  Seite  lasse.  Alle  bisher  genannten 
diphthonge  erfüllen  die  bedingung,  dass  zungen-  und  lippenartikulation 
nach  einer  bestimmten  richtung  gleichmässig  mehr  oder  weniger  weit 
fortschreiten,  bei  allen  wird  der  kiefcrwinkel  während  de  bewegung 
kleiner.  Dasselbe  findet  auch  statt  bei  einigen  diphthongen  zwischen 
der  zweiten  und  dritten  reihe,  nämlich:  3e,  3/;  öi;  tö,  i-ii ;  eil.  Wenn 
es  sich  darum  handelte  eine  vollständige  terminologie  aufzustellen, 
so  würde  ich  vorschlagen,  diese  diphthonge  wechsehiiphthonge  der 
zweiten  zur  dritten,  bezw.  dritten  zur  zweiten  reihe  zu  nennen,  und 
zwar  ungrade  Wechseldiphthonge,  während  "jt,  öe,  üi  und  ;3,  cö,  iii 
grade  wechseldiphthongc  wären.  Diese  letzteren  sind  schon  ab- 
weichender bildung,  weil  die  normalvokale  'y-t,  ö-e,  ü-i  mit  gleicher 
Zungenstellung  hervorgebracht  werden,  ein  fortschreiten  also  nur  in 
der  lippenartikulation  stattfindet,  aber  es  ist  ein  völlig  gleichmässiges 
fortschreiten.  Die  Zwischenstufen,  durch  welche  die  artikulationen 
passiren  müssen,  lassen  sich  überall  leicht  angeben  ;  so  liegt  zwischen 
//  und  /  ein  vokal,  der  mit  der  Zungenstellung  des  /'  eine  lippen- 
stellung  verbindet,    die    zwar    dem  kieferwinkel    im    kleinsten    grade 


'    Ich  sehe  hier  davon  al),   dass  //  wohl    iiiLislcns    iiiclit    ganz   die  y.ungeu- 
stelhmg  von  /,  sondern  die  eines  beschlossenen   e  hat. 


Dk.   Ruudi.K  Lenz  in  Santiago  de  Chile.  2S1 

(Mitspreclirii  muss,  sonst  aber  zwischen  der  des  p  und  f  oder  des  o 
und  e  in  der  mitte  steht. 

Ein  entsprechendes  dutzend  echter  diphthonge  liegt  zwischen 
der  ersten   und  vierten  TRAUTMANN'schen  vokalreihe. 

Einen  ganz  ähnlichen  charaktcr  wie  die  genannten  diphthonge 
haben  auch  noch  die  von  .'  nach  der  zweiten  und  dritten  reihe  gehen- 
den diphthonge  ,?f,  .v,  pi;  oJ,  00,  oü.  Die  zunge  kann  leicht  von 
der  .7-stellung  zur  f-stellung  fortschreiten,  ohne  dabei  die  <?-stellung 
zu  passiren,  was  man  auch  akustisch  leicht  konstatiren  kann,  wenn 
man  ^i  oder  oü  ganz  langsam  spricht.  Die  Zwischenstufen  sind  i^-artige 
laute,  aber  kein  a.  Ähnliches  gilt  von  r.',  t-o,  .■//.  Dagegen  scheint 
es  mir,  als  ob  die  übrigen  kombinationen  mit  gleichbleibendem  oder 
enger  werdendem  kieferwinkel  keine  echten  diphthonge  mehr  bilden 
könnten,  ich  meine  <^v,  oi,ui;  00,  oü,  uü ;  wwA  eo,  eu:  in.  Wenigstens 
machen  diese  lautverbindungen  einen  entschieden  anderen  eindruck  als 
diphthonge  wie  deutsch  ai,  au,  oi.  Der  grund  ist  zweifellos  darin 
zu  suchen,  dass  hier  die  zungenartikulationeii  des  anfangs  und  des 
<'ndes  zu  weit  auseinander  liegen  und  nicht  schnell  genug  durch  eine 
kontinuirliche  bewegung  vereinigt  werden  können.  Die  zungenarti- 
kulation  des  o,  u  ist  der  des  e,  i  durchaus  entgegengesetzt ;  es  gibt 
daher  zwischen  beiden  keinen  kontinuirlichen  Übergang,  sondern  der 
zweite  teil  der  kombination  wird  während  des  rückganges  des  ersten 
von  einem  anderen  teile  der  zunge  gebildet.  Daher  bleiben  die 
!)eiden  vokale,  auch  wenn  sie  unter  einem  auf  dem  ersten  teile  stärker 
ruhenden  exspirationsdruck  stehen,  unvermittelt  neben  einander  stehen. 
Soll  eine  artikulatorische  kontinuität  hergestellt  werden ,  so  muss 
einer  der  zentralen  vokale  a,  .«■  oder  j  (oder  auch  ein  für  die  zungen- 
stellung  gleichwertiges  "j)  die  Vermittlung  übernehmen.  So  entstehen 
die  sogenannten  triphthonge  wie  eau,  ihu,  in  denen  aber  der  mittlere 
teil  weiteren  kieferwinkel  und  deshalb  grössere  schallstärke  hat  als 
der  erste  und  deshalb  leicht  den  akzent  an  sich  zieht,  so  dass  wir 
eäu,  l'u  erhalten.  Sprachliche  beispiele  hierfür  sind  in  französischen, 
proveiizalischen,  rätischen  u.  a.  m.  diuh^kten  S(j  häufig,  dass  zitate 
überflüssig  erscheinen'. 

'  In  fiilkii  wie  hcls  >  hiaus,  ßls  >  ßins  wirkt  lias  /  mit  Sfiiier  //-aitigea 
liiiiterzuiifrcnstelluiis  cheiiso  wit-  der  vokal  //. 


282  Chilenische  stldikn.    VI.   \'II. 

Ich  komme  nun  zu  den  umkehrungen,  'rheoretisch  miissten 
die    reihen   üa  =  uoja  und  ia  =  iaa  nebst  ihren  untcrabteihingen 

ebenso  einheitliche  diphthonge  bilden  können  wie  au,  ai.  Dem  ist 
jedoch  nicht  so.  Sollen  die  schallschwachcn  engen  laute  //  /  den 
akzent  bewahren,  so  müssen  sie  exakt  und  deutlich  gebildet  sein. 
Ginge  die  zunge,  ohne  in  der  /-Stellung  zu  verharren,  zu  den  folgen- 
den offeneren  lauten  über,  so  würde  das  /  unweigerlich  seinen  akzent 
an  die  stärkeren  nachbaren  verliercMi  und  halbvokal  werden,  was  ja 
thatsächlich  sprachgeschichtlich  ungeheuer  häufig  ist.  Dagegen  finden 
wir,  dass,  wenn  das  /  den  akzent  l)ehält,  der  folgende  offene  vokal 
oft  mit  sehr  schwachem  exspirationsdruck  gesprochen  wird,  und  dem 
entsprechend  auch  leicht  nur  undeutlich,  indifferent  artikulirt  wird'. 
Ein  solches  />,  üa  etc.  macht  einen  durchaus  von  di,  du  verschiedenen 
eindruck.  Lautgruppen  wie  Ja,  ;'a  tragen  dagegen  schon  wieder  viel 
mehr  diphthongischen  charakter.  Tritt  zu  dieser  allgemein  weniger 
diphthongischen  Verbindung  mit  steigendem  kieferwinkel  nun  noch 
die  oben  erwähnte  Unmöglichkeit  eines  gleichmässig  fortschreitenden 
artikulatorischen  Überganges  wie  bei  ür,  i:>  etc.  so  bleiben  die  beiden 
komponenten   um   so   deutlicher  getrennt. 

Ich  komme  also  zu  dem  schluss,  dass  echte  diphthonge  nur 
vom  Zentrum  des  vokalkreuzes  aus  nach  den  vier  extremen  hin  mög- 
lich sind,  wobei  wir  zum  Zentrum  ausser  a  auch  noch  j  und  f  rechnen 
dürfen,  und  als  wesen  des  diphthonges  sehe  ich  die  kontinuirliche 
bewegung  von  zunge  und  lippen  an,  wobei  das  lautprodukt  unter 
einem  absteigenden  akzent  einen  durchaus  dnheitlichen,  unteilbaren 
eindruck  machen  muss.  Ich  möchte  deshalb  diese  echt  diphthongischen 
di,  du  etc.  nicht  mit  konsonantengruppen  wie  hl,  tr,  sondern  mit 
lauten  wie  c,  n,  /j  t' ,  d'  vergleichen,  die  ebenfalls  ohne  Zerstörung 
ihres  wesentlichen   charakterzuges  nicht  zerlegt  werden   können. 

Vokalgruppen,  die  den  akzent  nicht  auf  dem  ersten  teil  tragen, 
bleiben  gesonderte  vokale,  von  denen  der  erste  als  nicht  silbentragend 
leicht  zum  konsonanten  werden  kann ;  sie  haben  mit  den  diphthongen 
wie  ai,  au,  'bil  gar  nichts  zu  thun.  Dass  zwei  und  auch  drei  !)eliebige 
vokale   unter  einem  exspirationsdruck  gesprochen   werden   können,   ist 


*  Den  ersten  weg  nalmien  die  meisten  ie,  i'to  der  ronianisclien,  den  zweiten 
die  der  geimanisclien  spraclien,  insbesondere  des  deutschen. 


ÜK.   Riuot.i'  Lenz  in  Saniiacjo  dk  Chile.  285 

z\V(;ifrI]os,  aber  deshalb  bilden  sie  noch  lange  nicht  notwendiger- 
weise diphthongc.  Vollständig  gleichgiltig  ist  es,  ob  solche  vokal- 
gnippen  von  dichtem  metrisch  als  eine  oder  mehr  silben  gerechnet 
werden.  Ob  z.  b.  tracr  im  versc  als  eine  oder  als  zwei  silben  gilt, 
be(Mnflusst  die  ausspräche  so  gut  wie  gar  nicht.  Der  exspirations- 
strom  brauclit  bei  mehreren  aufeinander  folgenden  vokalen  iiiclit 
unterbrochen  zu  werden,  und  die  grade  der  abschwächung  sind  un- 
zählig. Je  mehr  vokale  im  verse  als  eine  silbe  zählen  sollen,  um 
so  kürzer  werden  sie  gesprochen,  um  so  mehr  von  ihnen  funktioniren 
als  lialbvokale ;  ganz  unterdrückt  wird  im  spanischen  kein  vokal  in 
solchem  falle;  zwei  gleiche  schmelzen  aber  oft  zu  einem  mehr  oder 
weniger  verlängerten  zusammen.  Vokale,  die  nicht  von  natur  einen 
diphthong  bilden,  ändern  nie  durch  solche  zusammenziehungen  ilir 
wesen ;  luid  vokale,  die  einen  diphthong  zusammen  bilden,  können 
nicht  zu  halbvokalen  werden.  Damit  widerspreche  ich  der  ansieht 
Sievers'  und  anderer,  welche  meinen,  der  zweite  teil  eines  deutschen 
ai,  au  sei  halbvokal.  Der  echte  diphthong  ist  für  mich  ebenso  un- 
zerlegbar wie  ein   langer  vokal. 

U'as  nun  die  vokalgruppen  des  spanischen  anbetrifft,  so  muss  ich 
noch  einmal  auf  Paul  Försters  angaben  zurückkommen;  leider  wieder, 
um  ihnen  zu  widersprechen.  Er  sagt  [Span.  Sprachlehre  ^  19J,  nach 
Brücke,  ganz  richtig,  bei  zwei  zusammenstossenden  vokalen  sind 
drei  fälle  möglich :  i.  sie  sind  durch  kehlkopfverschluss  getrennt^,  2. 
„es  wird  einem  jeden  sein  besonderer  lautwert  in  der  art  gegeben, 
dass  bei  forttönender  stimme  der  Übergang  von  der  einen  in  die 
andere  vokalstellung  mit  einiger  geschwindigkeit  ohne  übcrgangslaute 
gemacht  wird;  in  jeder  vokalstellung  wird  aber  so  lange  verweilt, 
dass  der  vokal  einzeln  deutlich  hörbar  wird,  z.  b.  ital.  paura.  3.  GeJit 
man  aus  der  mundstellung  für  den  einen  vokal  allmählich  in  die  für 
den  andern  über  und  lässt  während  des  Übergangs  die  stimme  lauten,, 
so  entsteht  keiner  der  beiden  vokale,  sondern  ein  neuer  in  unend- 
lich vielen  \okalnuancen  verlaufender  laut,  ein  difibthong  resp.  triph- 
thong,  der  den  Zeitwert  eines  einfachen  vokals  hat  und  demgemäss 
eine  kürze  oder  länge  sein  kann."    Diesen  theoretischen  auseinander- 


*   So  im  (ieutsclien  hei  »leiitliclier  aiisspradic  meist:  btanticorten,  ge'i'tht  ^\.i:., 
aucii  wohl  ideal.    In  tiiesem  falle  stossen  lieide  vokale  iibeilianijt  nicht  y.iisammeiu 


284  Chilenische  stuoikn.  \'I.  VIF. 

Setzungen  stimme  ich  ganz  zu,  abgesehen  von  dem  schluss  '.  Nun 
aber  die  anvvendung:  der  ei'ste  fall  soll  in  span.  sa-äa,  ra-iz,  o-ir, 
cri-a^  ri-es  etc.  vorliegen  (!),  der  zweite  im  spanischen  nicht  vorhanden 
sein  (!),  der  dritte  also  liegt  vor  überall  da,  wo  Förster  seinen 
bogen  setzt,  also  z.  b.  auch  in  ca-erä,  fe-aldad,  hero-e,  herö-ico  etc.! 
Ich  finde  dagegen,  dass  der  erste  einem  spanischen  organ  kaum  aus- 
sprechbar, jedenfalls  nicht  gebräuchlich  ist,  der  zweite  dagegen  die 
regelrechte  ausspräche  fast  aller  spanischen  vokalgruppen  angibt,  der 
dritte,  d.  h.  der  echte  diphthong  in  unserem  sinne,  höchstens  ge- 
legentlich in  Worten  wie  cdi^^o,  digo  vorkommt,  in  denen,  wie  man 
gewöhnlich  sagt,  der  diphthong  der  ersten  silbe  durch  attraktion  eines 
/  aus  der  zweiten  entstanden  ist.  Über  diesen  punkt  bin  ich  noch 
nicht  einmal  sicher;  vielleicht  ist  in  der  guten  spanischen  ausspräche 
auch  hier  nur  vokal  -j-  halbvokal:  äi,  öi,  nicht  di,  öi,  zu  sprechen, 
was  mir  bei  du  (nie  du)  zweifellos  scheint.  Es  sind  theoretisch  aus- 
sprachen möglich,  bei  denen  man  kaum  unterscheiden  kann,  ob  noch 
di  oder  schon  mehr  di  gesprochen  wird.  Eine  genaue  grenze  zwischen 
den  echten  diphthongen  und  den  ihnen  entsprechenden  zentrifrugalen 
lautgruppen  (betonter  vokal  -;-  halbvokal)  ist  nicht  möglich.  In  Chile 
scheint  mir  edigo,  digo,  pdire  (padre)  nicht  selten  mit  echtem  diph- 
thong gesprochen  zu  werden,  was  aber  nie  vorkommt  bei  vokal- 
gruppen, die  zwei  lateinischen  silben  entsprechen,  wie  herö-ico,  a-irddo, 
und  nie  im  auslaut :  estöi,  söi,  (h)di. 

Die  vokalgruppen  des  spanischen  werden  in  Chile  sehr  ver- 
schieden behandelt  je  nach  der  qualität  und  betonung  der  vokale; 
auch  sind  die  sekundären  vokalgruppen,  d.  h.  solche,  die  erst  im 
chilenischen  sonderleben  durch  konsonantenschwund  entstanden  sind, 
meist  in  der  entwicklung  nicht  so  weit  fortgeschritten  wie  die  pri- 
mären. Je  nach  den  benachbarten  konsonanten  finden  sich  eine  reihe 
feiner  unterschiede. 

Ursprüngliche  doppel vokale  werden  zu  einfachen.  Beispiele 
im  Worte  sind  ziemlich  selten,  ausser  bei  ce.  Der  eigenname  Saavedra 
wird    von  gebildeten  sd/>c(]n7-,    vom  \-olke  sähi':^ra   und   sabiyra  ge- 


'  Wie  icii  oben  ausuinaiuler  gesetzt  hahe,  ist  der  echte  tliplitliong  mimle- 
steiis  inittelzeitig  und   iiiclit  leicht  verlangeibar,   uhne  seinen  cliarakter  zu    ändern. 

2  (i  langes  a  mit  absteigendem  akzent  (e.KSpiratiunsdnick  und  tonhöhe;; 
dies  ist  auch  die  gebräucidiche  kastilisclie  ausspräche. 


Dr.  Rudolf  I.enz  ix  Santiago  ue  Chile.  285 

sprechen  ;  (Ka/mres  nur  o.uire;  crccr,  leer,  volkstümlich  cbrnso  wie 
vcr :  krel,  kl,  ohne  besondere  Verlängerung  des  vokals ;  gebildet  lir, 
krir,  exspirationsdruck  und  tonhöhe  ansteigend.  Eine  besitzung  bei 
Santiago  ///  Dehcsa  wird  volkstümlich  hit'sa  genannt.  Die  ausspräche 
r an/'iixar ,  retnplasar  gehört  auch  der  gebildeten  ausspräche  an  und  ent- 
spricht der  alten  form  mit  einem  e;  die  künstlichen  akademieformen 
rcempujar,  recmplazar  sind  auch  in  Spaniern  in  der  ausspräche  nur 
wenig  durchgedrungen.  Für  ursprüngliches  //,  00,  uii  sind  mir  keine 
volkstümlichen  beispiele  gegenwärtig^  Sekundäre  doppclvokalc  ent- 
stehen besonders  durch  ausfall  eines  d.  Die  ausspräche  kann  dann 
wirklicher  doppelvokal  sein  mit  zwei  akzent-(exspirations-)gipfeln,  aber 
ohne  kehlkopfverschluss  oder  -Öffnung  in  der  mitte:  aa,  00  etc.  Ob 
der  erste  oder  der  zweite  vokal  stärker  betont  ist,  hängt  von  dem 
ursprünglichen  Verhältnis  ab,  also :  nda,  töo,  aber  Jiaäiuio.  Bei  weiterer 
kontraktion  tritt  langer  vokal  mit  fallender  oder  steigender  betonung 
ein:  na,  to;  nando;  dieses  ist  die  häufigste  form.  Nicht  selten  tritt 
aber  auch  einfacher  kurzer  vokal  ein,  der  dann  immer  die  gewöhn- 
liche betonung  einfacher  vokale  hat:  nd,  iö,  ama  etc.  In  der  regel 
finden  sich  alle  drei  formen  neben  der  vierten  mit  mehr  oder  weniger 
erhaltenem  d  bei  demselben  individuum,  je  nach  der  Stellung  im 
satz,   nach  ausdruck   und  aufmerksamkeit. 

Vokalgruppen  in  unbetonten  silben  sind  im  allgemeinen  nicht 
beliebt  und  zeigen  nicht  nur  im  chilenischen,  sondern  in  allen  spani- 
schen volksmundarten  und  auch  in  der  gebildeten  Umgangssprache 
neigung  zur  Vereinfachung,  besonders  wenn  es  sich  um  vokalgruppen 
handelt,  die  nur  in  buchwörtern  vorkommen ;  so  allgemein  :  individo, 
contino,  niostro  {individuo,  continuo,  nid{n)strud)  chil. :  indibio  fauch  en- 
dibio),  kontino,  mosfro,  ferner  read  (realidad),  kasolid  (casualidad),  iiropia 
(europeo),  Tsajire  {Eisaguirre,  eigenname),  el se  siisida  —  j-z/zV/VA?  (populärer : 
se  tndta  solo) ;  ogäo{ahogddo).  So  erklären  sich  auch  die  alten  und  in 
Amerika  noch  allgemein  verbreiteten  formen  wi(^  aijke  ichil.  auch  eijke) 

'  Über  moho,  inoiwso  und  seine  ausspräche  ynözo,  mozpso  habe  icii  schon 
früher  gesprochen.  In  der  spräche  der  argentinischen  gauchos  sagt  man  amojosao, 
was  wohl  amoxosao  zu  lesen  ist;  dort  sind  aber  auch  sonst  formen  wie  jedor, 
Jediendo  gebräuchlich,  in  denen  altes  f  sich  als  .r  fortsetzt,  wie  im  heutigen  anda- 
lusischen.  In  Chile  finden  sich  /-reste  nur  noch  gelegentlich  in  formen  von  huir, 
fast  gleich  '^njir,  htiyo  >■  7iuyö,  was  durch  Vermischung  mit  formen  wie  fiie  > 
7fiic  gehalten  sein  mag.     Dort  habe  ich  auch  Tfiiijentar  ■<  Imymtar  gehört. 


286  Chh.enische  Studien.    \'I.  VII. 

■=  (7U/i(/Hi\  aiide  =  aonde  (ado/tiie).  Auch  estäiita  (chil.  auch  ctuata) 
statt  estdiiia  und  ähnliche  attraktionen  und  Umstellungen  sind  wohl 
gemein-spanisch,  sowie  das  schwanken  zwischen  ien  und  en  bei  be- 
nachbarten /  -f  voc.\  bes.  Wörter  auf  encia  -iencia ;  z.  b.  diferiencia, 
misiencia;  cencia,  concencia ;  ähnlich  auch /»<:/>»«<?  statt /«r/>;w^.  Diese 
letzteren  formen  sind  keine  volkstümlichen  entwicklungcn,  sondern 
Verwechselungen  der  halbgebildeten. 

Zentrifnigalc  ^  7>okalgriippe>i  init  betomwg  auf  dctn  ersten  vokal 
bleiben  im  chilenischen  wesentlich  unverändert.  Neigung  zu  wirk- 
lich diphthongischer  ausspräche  ist  in  Chile  bei  äi,  ii  gering,  bei 
du  und  andern  gar  nicht  vorhanden.  Viel  stärker  ist  diese  neigung 
in  Peru  und  wahrscheinlicli  auch  in  Argentiniefi.  In  Tacna  spricht 
man  formen  wie  vayäis  :  />ayd/s,  ahora  :  dura  u.  ähnl.  In  dialektischen 
stücken  aus  Argentinien  finde  ich  geschrieben:  />ei/e  {baile)  neben 
hailarä,  reiz  {ratz)  neben  ray  (rey),  raina  (rewa)  und  sogar  trai,  train, 
traindo,  cair  (=-  trae,  traeii,  traendo  (sie!)  caer):  aura  für  ahora. 
In  der  chilenischen  ausspräche  sind  dagegen  beide  vokale  fast  immer 
deutlich  getrennt:  beispiele:  frdigo,  käigo,  dire,  ebenso  sekundäres 
ai'- :  päire,  mdire.  Ein  schönes  beispiel  von  „überentäusserung", 
nach  Gärtners  benennung^,  ist  die  bildung  adre  statt  aire,  die  aber 
natürlich  nicht  populär,  sondern  dem  viediopelo  (dem  halbgebildeten) 
eigen  ist ;  eine  falsche  analogiebildung  nach  der  Verbesserung  des 
vulgären  päire  zum   ,, gebildeten"  padre. 

de  bleibt:  trde,  irden:  in  unbetonter  silbe  wird  es  zu  ai:  kairf 
<:   cacri,   ailante  <;  adelante. 

do  bleibt:  amdo,  sordao  (soldado),  rao  {rabo):  ebenso  du:  sause 
pdusa.  Vor  ;-  und  /  zeigen  jedoch  alle  auf  u  ausgehenden  vokal- 
verbindungen  mit  fallender  betonung  (gleichviel  ob  diese  ursprüng- 
lich oder  erst  im  chilen.  entstanden)  starke  neigung  zur  konsonan- 
tirung  des  u,  das  sich  in  pß  (ein  ganz  locker  gebildetes  /',  bei  dem 
der  stimmton  das  konsonantische  geräusch  bei  weitem  übertönt)  ver- 
wandelt und  mehr  oder  weniger  deutlich  vom  ausgang  der  silbe  in 
den    anfang    der    folgenden    tritt.     Diese  neigung  ist  im  spanischen 


^   ZenlnlVugal    im    sinne    des    TKALT.MANN'schen     vükalkivu/.es ,    wie    oben 
auseinandergesetzt. 

^  Vielleiclit    dieses  mit  etwas  mehr  neigung  zu  di. 
*  cf.   Rätoro7>i.  grainmatik  ^   25. 


Dr.  Rudolf  Lenz  in  Santiago  de  Chile.  2S7 

alt,  wie  Pablo  <:  Paiiliini  beweist,  im  chilen.  ;il)er  weiter  durch- 
gerührt ;  also :  xatjla,   last  xa-Ha  (Jaiiht). 

fi  bleibt  meist  unverändert:  pHne  (das  e  ist  meist  ziemlich  offen, 
fast  li),  St'/'  (seis) :  sekundär  ^r^üo  (crMito),  miiko  {tnidico).  Die  ver- 
ballbrmen  wie  jvvv'  =  sercis,  fv"  =  r-m,  mati'  =  mateis  erheischen 
besondere  erklärung  durcli  analogiewirkung. 

CH  bleil)t  meist  unverändert;  über  die  neigung  zu  öu  habe  ich 
gesjjrochen  :  piiimo,  lUudai  aber  vor  /:  nUula,  fast  nie-hla  =  vnUiula 
(nur  diese  form  ist  hier  gebräuchlich).  Ich  vermute,  dass  hierher 
auch  das  chilenische  wort  pebrc,  gesprochen  pca^rc.  zu  ziehen  ist. 
In  Sjianien  Ijedeutet  pchrc  pfefter  und  scharfe  gepfefferte  sauce  und 
ist  natürlich  etymologisch  gleich  lat.  pipcr.  In  Chile  bedeutet  pebre 
aber  ausschliesslich  brei,  und  zwar  besonders  kartoffell)rei  (den  selbst 
d(>r  Chilene  kaum  pfeffert),  während  für  pfeffer,  ebenso  wie  in  den 
meisten  gegenden  Spaniens,  p'nuienta  gebraucht  wird.  Ich  vermute 
daher  einfluss  des  französischen  puree,  das  der  Chilene  nicht  aus- 
sprechen kann,  sondern,  wie  ich  durch  versuche  mit  dienstboten 
festgestellt  habe,  im  günstigsten  falle  durch //>//r  wiedergibt.  P^inHuss 
des  französischen  bei  einem  ausdruck  der  kochkunst  wird  niemandem 
auffallen ;  ohne  ihn  wäre  der  bedeutungswechsel  kaum   erklärlich. 

tn  ist  unverändert :  öigo,  öiga,  oi  {hol).  Nur  in  ausrufen  der 
Zeitungsjungen  wird  dt-  hoi  zuweilen  zu  defi  und  sogar  da  und  ii ; 
so :  la  lunbtiidfi,  la  /i{!>)crtaci  und  sogar  bi  li(b)irtai  (die  Zeitungen 
ht  Nac'wn,   la  iJbcrtad). 

öu  ist  keine  ursprünglich  s[)anischc  vokalverl)induiig  und  er- 
scheint fast  nur  sekundär,  z.  1).  doidör  oder  doiitöl  (doctor).  In  dem 
cigennamen  Cousiüo  wird  es  gewöhnlich  durch  au  ersetzt:  er  parke 
kausino  fder  santiaguiner  stadtparki,  la  serbeseria  e  ':^uble  i  kausiiio 
{Ccrveceria  de  G übler  r   Cousiüo  die  gr()sste    brauerei  Santiagos). 

Zeiitrifrugale  Tokalgruppeu  mit  betonung  auf  dem  zweiten  teil 
neigen,  wie  schon  früher  erwähnt,  wohl  in  allen  sjjanischen  mund- 
arten  zur  betonung  des  ersten  vokals.  Aus  allen  spanischen  ländern 
Südamerikas  liegen  mir  beweis»^  vor,  dass  aussprachen  wie  päis,  h'ido, 
bduL  bido  nicht  nur  im  niederen  volke,  sondern  auch  unter  den  ge- 
bildeten gebräuchlich  sind.  Trotzdem  scheint  es  mir  nicht  unmög- 
lich, dass  diese  betonung  sich  überall  selbständig  entwickelt  hat, 
oder  wenigstens  dass  dieser  wandel  im  spanischen  zur  zeit  der  hispani- 
sirung  Amerikas    zwar    angefangen,    aln-r    noch    nicht   abgeschlossen 


28S  Chilenische  Studien.    IV.  VII. 

war.  Zu  dieser  annähme  zwingen  meiner  meinung  nach  grade  einige 
chilenischen  formen.  Während  nämlich  sonst  ursprüngliches  ai  mit 
altem  di  zusammenfällt  (also  träido  wie  träigo)^  ist  dieses  in  Chile 
nicht  der  fall  gewesen  ;  altes  äi  ist  dt  geblieben,  altes  ai  dagegen 
wahrscheinlich  über  ei  zu  ci  geworden  und  mit  altem  ei  zusammen- 
gefallen, also  chilenisch :  käi::^o,  t]-di~o,  aber  die  partizipien  kädo, 
triido  wie  Icido  aus  leido,  krädo  aus  creido.  Weitere  beispiele  sind: 
ci  (a/ii),  pä'  (pais),  mdt  (maiz),  debtido  (desvahido ').  Dieselbe  ent- 
wicklung  scheint  ursprüngliches  ai  genommen  zu  haben,  wie  föna 
((j('ifia)  au^ /ai'na  zeigt.  Vor  mehrfacher  konsonanz  sind  diese  ii  zu 
e  geworden  oder  hat  sich  ai,  ai  direkt  in  e  verwandelt;  beispiele 
sind  allerdings"  spärlich :  der  name  eines  weges  bei  Santiago,  der  lo 
Barahinca  geschrieben  wird,  heisst  im  volke  lo  tmrcijka;  viaistro  ist 
misiro,  viacstranza  >  inesfra/jsa-.  Die  verbalformen  von  cair,  tracr 
scheinen  unter  dem  einfluss  der  analogie  von  ver  zu  stehen,  die  in- 
finitive  sind  licl,  frei,  die  gerundien  li(i)endo,  tHcndo,  traed  ist  /fv. 
kendo  könnte  allerdings  regelrecht  aus  cacndo  (diese  sonst  in  dialekten 
überlieferte  form  und  nicht  cayendo  ist  jedenfalls  zu  gründe  zu  legen) 
entstanden  sein.  Infolge  des  präpalatalen  li  klang  dann  kendo  ganz 
ähnlich  wie  viendo,  und  nach  dieser  doppelten  analogie  wurde  fviendo 
statt  zu  erwartenden  ^frcido  gebildet.  Auch  die  infinitive  können 
rein  lautlich  sein,  da  ei  vor  auslautendem  r  nicht  gebräuchlich  ist^, 
aber  ("ri  statt  traid  scheint  nicht  zu  fiina   <  faena  zu  passen. 

Neben  diesen  formen  mit  ii  statt  ai  kommen  allerdings  auch 
die  formen  mit  di  vor:  pdi\  di  (ahf),  trdido;  sie  gehören  aber  nicht 
dem  niedrigsten  volke  an,  sondern  den  halbgebildeten.  Dass  die 
ausspräche  ai,  ai,  aü  etc.  überhaupt  dem  Chilenen  unangenehm  ist, 
sieht  man  daran,  dass  sie  auch  dann  neigung  zur  akzentverschiebung 
haben,  wenn  sie  erst  ganz  jung  sind;  so  schwankt  die  betonung 
schon  oft  in  den  zahlreichen  deminutivformen  auf  iio,  wie  ndita,  fast 
näita  (nadita),  töito  (todito),  z.  b.  töito  lo  öia  {toditos  los  dias),  ebenso 
knrdira  zuweilen   fast  kurdira  (cnradera)  u.   s.   w. 

ad  wird  do,    mit  neigung  zu  du :  duga  (aiiöga),    dora,    zuweilen 


'    Chil.  sind.  II   habe   ich  aus  versehen  dcst'cido  gesclirieben. 
^  Audi  in  Peru  mtstro,  mestränsa. 

3  Wie  der  infinitiv  rei  ohne  r  (=   reii-)  beweist,  der  aucli  in  Argentinien 
gebraucht  wird. 


Dk.  Rudolf  I.enz  in  Santiago  de  Chile.  289 

iiniii  <:  aliora  (neben  der  echt  vülkstümlichen  form  az^öra,  altspau. 
tjj^ora.  Ebenso  aii  >  du:  änvia  (ahilma),  säuma  {zahüma):  mit  neigung 
zu  h  vor  r,  l :  tdijre,  oft  tat)re  (tahür),  bdijle,  zuweilen  bablc  {baül)^ 
woljei  die  anhängung  des  c  deutlich  die  tendenz  zeigt,  die  fallende 
vokalgruppe  du  vor  r,  l  zu  vermeiden  und  das  b  in  den  anlaut  der 
folgenden,  eigens  zu  diesem  zweck  geschaffenen  silbe  zu  bringen. 
Zu  diesen  beispielen  mit  ursprünglichem  aü  (denn  das  h  zählt  nicht 
als  konsonant)  ist  duxa  <:  agüja  hinzuzufügen,  für  welches  formen 
wie  abiijii  und  ahnja  sich  schon  in  alten  textcMi  finden.  Ebenso 
duyjro  mit  akzentverschiebung '  statt  agnjiro,  halbgebildet  aüyero. 
Sonst  schwankt  bei  sekundärem  aii  fdas  aus  abii,  agü  entstanden  ist; 
die  betonung  noch  zwischen  aü,  di'i  und  entschiedenem  du;  z.  b. : 
Iduiur,  sduko,  trduko  {lagiina,  sabüco^  irabüco);  so  hört  man  auch 
schon  zuweilen  e  (oder  sou)  Iduna  {es  la  una  es  ist  ein  uhr).  Bei 
allen  diesen  formen  mit  du  haben  wir,  wie  schon  erwähnt,  in  Chile 
fallende  vokalgruppe,  nicht  wirklichen  diphthong  wie  im  deutschen 
„hdus''  anzusetzen.  In  Tacna  wird  dagegen  zweifellos  echter  diph- 
thong gesprochen :  tdure,  bdulc,  yiuxa,  sogar  sestaugando  (se  estd  aho- 
gando),  se  duga  {se  ahoga),  astdura  (/lasta  a/iora),  es  läura  (es  la  Iiora). 

Zu  ä  aus  ei,  öi  aus  oi  habe  ich  den  erwähnten  formen  wie  l^ido, 
krt'ido,  öido,  nichts  hinzuzufügen ;  einige  abweichungen  bei  verbal- 
formen gehören   in   die  formenlehre. 

Sekundäres  cii  (primäres  ist  mir  nicht  bekannt)  wird  nicht  zu 
iu,  sondern  folgt  den  anderen  steigenden  vokalgruppen  mit  ('  an  erster 
stelle,  über  die  ich  gleich  sprechen  werde,  und  wird  zu  iü,  z.  b. 
inordii'ira  {mordedüra),  liiübo  {nju^  hubo?). 

Fallend  betonte  vokalgruppen,  die  nicht  zentrifugal  sind,  bleiben 
unverändert.  Es  sind  ia,  ^0,  6a,  öc,  üa,  üe,  üo,  ia,  ie,  io ;  beispiele 
scheinen  mir  nicht  nötig.  Nur  die  Verbindungen  öa  und  üa  scheinen 
neigung  zu  haben,  ein  5  oder  auch  ein  lockeres  b  einzuschieben, 
z,  b.  kanöz,a  oder  kanöba  aus  canoa;  obgleich  ich  nicht  ganz  sicher 
bin,  ob  hier  wirklich  das  bekannte  wort  für  den  kahn  der  indianer 
vorliegt,  denn   das  wort  bedeutet  in   Chile  nur  die  aus  drei  brettern 


^  Diese  ait  al<zeiitvci'scliitljimt5  ist  in  Ciüle  wie  in  allen  span.  dialekten 
selir  beliebt.  Icli  habe  früher  sclion  jilgtiero  zitirt,  ebenso  mendigo.  In  biicli- 
wörtern  ist  sie  selir  liäufig;  so  cölcga, plehiscito  11.  s.w.,  cf.  Cl'ERVO,  Leng.  bog.  kap.  I. 

Phonetische  Siudieii.     VI.  K} 


290  Chilenische  studien.   \'I.   \'II. 

oder  einem  ausgehöhlten  baunistamm  bestehende  Wasserleitung,  mittels 
der  ein  Wassergraben  (ace<juia)  über  den  andern  hinweggeleitet  wird. 
Der  bcdeutungsübergang  ist  allerdings  nicht  schwer.  Ich  habe  auch 
den  familicnnamen  Ncwöa  schon  mehrfach  noöha  aussprechen  gehört. 
gania  der  Staubregen  {llovizna)  und  dazu  das  verbum  garuar  werden 
in  Chile  gewr>hidich  garüz.a,  garuyir  gesprochen  und  auch  mit  g 
geschrieben. 

Aus  Ecuador,  Peru  und  Argentinien  kenne  ich  nur  die  schreil)- 
weise  gania,  die  auch  in  die  Wörterbücher  (allerdings  nicht  das  der 
akademiej  aufgenommen  ist.  Ob  hier  wirklich  ein  einschub  von  g 
vorliegt,  kann  ich  nicht  eher  entscheiden,  bis  ich  den  Ursprung  des 
Wortes  kenne.  Das  wort  scheint  aus  Peru  zu  stammen,  ich  kann 
aber  kein  passendes  indianisches  fkeshuai-etymon  finden.  Das  in 
Lima  im  jähre  1765  gedruckte  araukanische  Wörterbuch  von  Febres 
schreibt   das  wort  mit  g  '. 

In  den  Wörtern  auf  do,  io,  ia  wird  nicht  selten  nach  falscher 
analogic  ein  d  eingeschoben,  was  nicht  eigentlich  populär,  sondern 
7nedio-pelo-'ioxxn  ist ;  besonders  häufig  beim  gesang  (cf.  oben  Chil. 
sind.  IV.j.  Über  diese  ausspräche  macht  sich  der  spruch  lustig: 
tanto  friMol  no  sc  puic  pasar  el  rino  para  ir  a  her  al  Udo;  ebenso: 
HO  a  yigdv>o  el  korcMo  del  Kal'äVfO  {no  ha  llegado  el  correo  del  Callao, 
wobei  auch  die  von  der  schrift  geforderte  form  llegavo  lächerlich 
erscheint;. 

eä,  eö,  ei'  gehen  wie  eü  mehr  oder  weniger  vollständig  in  /a, 
io,  i('  über,  ebenso  od,  be  in  nd,  lü.  Bei  dem  so  entstandenen  und 
dem  ursprünglichen  id,  iö,  ie,  iid.  tit  handelt  es  sich  nun  um  die 
frage,  ob  der  erste  teil  konsonantisch  wird  oder  nicht.  Zu  unterscheiden 
sind  von  vornherein  zwei  fälle  ;  erstens  /  und  //  stehen  vor  betontem 
\okal  im  wortanlaut ;  zweitens  sie  stehen  nach  konsonanten.  Im  ersten 
falle  ist  die  Orthographie  r  oder  ///  {hicrba,  yerba),  im  zweiten  falle 
hn  (hiiesped,  hueso).  Paul  Förster  spricht  überall  von  diphthongen, 
ausser  bei  anlautendem  r  (yer/io),  welches  nach  ilim  glcicli  deutschem 


'  Altes  g  sclieint   aiicli   iresicherl  ilurch  den  reim: 
Con  el  tievipo  i  ta  gantga 
!odo  sc  arrnga. 
orler  aucli :  kou  la  qfc'/cq  i  In  zarii-a 
toa  la  bicxa  se  anr.aii. 


Dr.   Rudolf  I.ex/  in  Santiago  de  Chile.  291 

j  ist.  In  der  Verbindung  liiii  soll  //  leise  tönend  gesprochen  werden, 
gleichviel  ob  es  iirsprünglich  (huesped)^  aus  /  entstanden  (hnelgo).  oder 
vorgesetzt  ist  (hueso).  Gegen  diese  in  fast  allen  spanischen  gram- 
matiken  wiederkehrende  fabel  von  dem  leise  tönenden  //  erhebt  sich 
EscRiCHE  in  seiner  schon  mehrfach  zitirten  Reforma  de  In  ortografia 
Castellana  p.  46  ff.  Kr  setzt  sehr  verständig  auseinander,  dass  hie, 
Jute — ye,  we  gesprochen  wird,  betont  aber,  dass  im  gegensatz  zum 
französischen  ir,  we  nicht  eintritt  nach  vorhergehender  konsonaiiz; 
also  spaii.  bien,  franz.  byen;  span.  rueda,  franz.  rwa.  Noch  anderer 
ansieht  ist  Ar.aujo  {Phon.  stud.  III,  p.  314  ff.).  Nach  ihm  s[)richt 
man  :  wt'so,  tig7C'a,  7'weno,  kwida  mit  demselben  7c<  wie  franz.  tncni 
(trois) :  ferner  zß/o,  pronnnzjazjon,  patrja,  njego,  pjidra  aber  yedra. 
Hier  ist  zunächst  nach  meiner  meinung  die  bezcichnungsweise  un- 
glücklich gewählt.  Nach  der  gewöhnlichen  transskription  ist  /  der 
reine  konsonant  (bühnendeutsches  yj,  während  man  mit  y  meist  den 
zwischen  /  und  j  die  mitte  haltenden  halbvokal  (vokal  mit  konso- 
nantischen reibegeräuschen)  bezeichnet,  der  entsteht,  wenn  man  die 
zunge  aus  der  /-Stellung  so  weit  hebt,  dass  konsonantische  reibcge- 
räusche  hörbar  werden,  aber  nicht  so  weit,  dass  der  vokalische  klang 
ganz  schwindet.  Araujo  braucht  beide  zeichen  umgekehrt;  bei  ihm 
st  y  reiner  konsonant  und  j  der  halbvokal.  Ich  glaube  aber,  dass 
<'r  auch  mit  der  sache  unrecht  hat.  Das  spanische  r  in  yerno,  ya 
ist  durchaus  nicht  der  reine  konsonant  des  bühnendeutschen  (nord- 
deutschen) jeder,  jähr  und  des  franz.  /y>.  Dieses  vorausgesetzt,  mag 
Araujo  ziemlich  recht  haben,  wenn  er  sagt,  dass  das  /  in  piedra 
nicht  so  konsonantisch  ist  wie  das  i'  in  yedra:  es  müsste  dann  also 
ein  ganz  wenig  konsonantisch  angehauchtes  /  sein,  das  wohl  kaum 
eine  besondere  transskription  verdiente.  Ich  glaube,  Araujo  ist  durch 
die  transskription  des  französischen  zu  seiner  Schreibung  pjäira  ver- 
führt worden  ;  franz.  pierre  wird  aber  ganz  anders  gesprochen.  Ebenso 
T^cheint  es  mir  nicht  ohne  weiteres  erlaubt,  jedes  span.  n  vor  be- 
tontem vokal  mit  7t'  zu  transskribiren,  am  wenigsten  in  fällen  wie 
mwi,  wogegen  schon  die  akademische  Orthographie  mit  ihrem  bei- 
behaltenen ;■  (viuy)  si)richt,  das  die  betonung  müy  voraussetzt.  Ebenso 
ist  die  ausspräche  vweno,  vuhH^  wobei  v  bilabialer  frikativ  ist  (also 
unser  /5),  ganz  theoretisch.  Ich  glaube  für  das  gute  spanisch  genügt 
es  vollkommen,  nach  konsonanten  /  und  u  in  der  transskription  be- 
stehen zu  lassen.    Beide  laute  werden  in  dieser  Stellung  sowieso  leicht 


292  Chilenische  studiex.  VI.  VIl. 

etwas  konsonantisch,  und  das  spanische  ^o  in  hucso,  hiieste  hat  nur 
sehr  wenig  konsonantische  geräuschc  und  einen  reineren  ?/-klang  als 
englisches  fi*  in  7C'ater.  Für  den  deutschen  ist  es  nur  nötig,  darauf 
hinzuweisen,  dass  die  spanischen  vokale  nie  kehlkoplVerschluss  hörbar 
öffnen  und  dass  vor  allem  /lueso,  hierro  u.  ä.  mit  offenem  kehlkopf 
einsetzen,  'iero,  'iieso  wäre  ebenso  falsch  wie  'iero,  'ueso,  ebenso 
falsch  wie  deutsch  gesprochenes  Jero,  vcso.  Ob  der  deutsche  liiego 
oder  hüego  sich  zu  sprechen  vornimmt,  ist  ziemlich  gleich,  wenn 
er  nur  nicht  lu'cgo  sagt,  was  man  hier  von  deutschen  nicht  selten 
hört.  Im  übrigen  glaube  ich,  dass  auch  im  guten  spanischen  der 
grad  der  konsonantirung  des  /  und  u  je  nach  dem  vorhergehenden 
konsonanten  etwas  schwankt,  wie  es  in  Chile  ganz  deutlich  der 
fall  ist. 

/  vor  betontem  vokal  bleibt  meist  reiner  vokal  nach  b,  p,  d, 
/,  f,  s,  m,  ti,  r,  l;  es  neigt  zu  y  und  sogar  zw  j  nach  t> :  byento  {viento), 
hyendo  {vicndo),  byato  {heato).  Mit  vorhergehenden  präpalatalen  ver- 
schmilzt /  mehr  oder  weniger  vollständig,  so  dass  ursprünglich  gie, 
kie  mit  ursprünglichem  gc^  ke  in  je,  Jie  zusammenfallen  ;  auch  xe  lautet 
ye  (fast  yii)  (vgl.  oben  die  betreffenden  konsonanten). 

//  vor  betontem  vokal  bleibt  meist  reiner  vokal  nach  b,  p,  d, 
t,  s,  /,  m,  11;  es  ist  w  nach  /'.-  pcrwano,  sirweltj,  rivia  (riieda).  b 
und  :;  fallen  mit  u  in  fc>  zusammen,  fveno.  fcctfo  {bueno,  vuelto),  waso 
(guaso);  ebenso  wird  anlautendes  /i/u',  /lua,  hui  gesprochen,  werte 
(huerto),  ivibo  (huevo),  winca  {huiucha  (araukanisches  wort  =  (breites) 
band) ;  nach  vorhergehendem  n  tritt  meist  gu,  seltener  mbit  ein : 
koi'guibo^  u/>g7ic'so,  iii'guä  (weniger  populär  utn  buii). 

Inlautendes  s;it  zwischen  vokal  ist  w,  awa,  iwaL  indem  n  mit 
ursprgl.  g,  5  zusammenfällt. 

Mit  voraufgehendem /' und  a:  (geschrieben  y)  bildet  «:  y  ,  einen 
sehr  //-haltigen  dorso-postpalatalen  reibelaut  mit  chilenischer  lippen- 
rundung,  den  dem  w  entsprechenden  stimmlosen  laut.  Dabei  verliert 
//  mehr  oder  weniger  seinen  stimmton,  so  dass  man  in  der  trans- 
skription  zwischen  Tiiietp  und  Tjez^o  (=  fuego  oder  juego)  schwanken 
kann.  Auch  nach  k  ist  verlust  des  stimmtons  nicht  selten :  kual 
oder  k%al  (cual),  kiienta  oder  kwcnta  etc. 

Nicht  selten  tritt  deutliche  neigung  hervor,  bei  ii  den  akzent 
zu   verschieben,   ohne  dass  es  mir  bisher    gelungen   wäre,    bestimmte 


Dr.  Rudoi.k  Lenz  ix  Santiago  de  Chile.  293 

bcdingungcn  dafür  zu  linden  \  So  hört  man  häufig  u//  die  {dicz  zrhn- 
zcntavosstückj,  last  regehnässig  disioco  (dicz  i  oc/io),  sowohl  als  zahl 
als  auch  als  Substantiv,  das  fest  des  Dicz  i  oc/io  de  sctietnhrc  (chilenisches 
nationalfest).  Sehr  häufig  ist  die  ausspräche  riclc  und  rilc  =  vieles, 
eljcnso  derilando  (desrielando);  regelmässig  mio  oder  f/iieo  =  viiedo. 
Neben  ken  (</uiäi)  hört  man  zuweilen  /iin,  besonders  in  der  chileni- 
schen  lieblingsredensart  /ii/i  sähe,   sogar  kin  sa. 

Bei  u  ist  mir  die  entsprechende  erscheinung  bisher  nur  in 
kution  •=  cuestion,  im  vorton  aufgefallen ;  custion  finde  ich  auch  in 
Argentinien  belegt.  Die  form  vio  statt  vid  gehört  natürlich  nicht 
hierher ;  sie  ist  neben  der  vollständigeren  vido  gut  altspanisch  und 
anscheinend  in  ganz  Amerika  ebenso  wie  in  spanischen  dialekten 
erhalten   [für  0(!,  od  diene  als  beispiel  knete  (cohete),  almuct  (a/mohada)]. 

Eine  besondere  stelle  nehmen  die  vokalgruppcn  ui  und  ///  ein, 
die  aus  zwei  schwachen  vokalen  bestehen.  Man  spricht  mit  Zurück- 
ziehung des  modernen  akzentes  (wahrung  des  alten  Vj  Mida,  dekiUdo: 
dagegen  wifrc,  211,'guifrc  (buitrc,  nach  Tollhausen  Imitre,  nach  Booch- 
Arkossv  büitre).  rwio  stimmt  zu  rühi,  bei  betonung  i'üido  hätte  das 
d  nicht  schwinden  können  ,  vergl.  kiüda.  fui,  fiu'  ist  meist  Tfi,  TJt' 
oder  höchstens  mit  resten  eines  halbstimmlos  gewordenen  //.  Dass 
im  allgemeinen  in  Chile  u  der  stärkere  laut  ist,  sieht  man  aus  der 
ausspräche  des  Wortes  curagüilla  (eine  schilfartige  pflanze)  als  kura- 
hiija  neben  kurawija.  in  ist  ziemlich  selten  ;  in  viuda  ruht  der  akzeiit 
meist  gleichmässig  auf  beiden  vokalen,  neben  siudä  (eiiidiid)  kommt 
hier  wie  auch  in   Peru  und  sonst  zuweilen  sitidd  vor. 

Sogenannte    svarabhakti-vokale    sind  selten.      Ich   habe  mir  nur 
notirt :  engirifao  {cngrifado)  und  kilin  (clin). 

Es  bleibt  mir  übrig,  noch  ein  wort  über  die  vokalgruppen  zu 
sagen,  die  in  den  wortfugen  entstehen.  Als  allgemeine  regel  kann 
man  aufstellen,  dass  in  der  gebildeten  spräche  kein  vokal  ohne 
weiteres  ganz  ausfällt,  ausser  in  einigen  feststehenden  ausnahmen  wie 
liei  statt  de  el  (z.  b.  sii  casa  dcl).  In  der  Volkssprache  sind  diese 
falle  zahlreicher;  aus  dem  älteren  spanisch  erhalten  ist:  esiotro,  esiotra 
=■  este  fltrfl.     Der  artikel   vor  worten,   die  mit  vokalen   anfangen,  ist 


'  Während  im  allgeiiicincn  die  lietommg  des  span.  ic,  nc  lest  zu  stehen 
scheint,  erinnere  ich  mich,  einen  nordspanier,  er  war,  glauhe  ich,  aus  Zaiagoza, 
gehört  zu  hahen,   der  immer  cücrpo,  büeiio,  tienipo,  siempre,  tieiie  etc.  betonte. 


294  Chilenische  Studien.    VI.  VII. 

im  maskulinum  nach  vokalen  einfach  /:  etä  lo7nbrc,  lokasiön,  im  fcmi- 
ninum  vor  a  auch  nach  konsonanten  :  cn  lawa  (en  el  agua).  Sehr 
häutig  wird  das  e  der  formen  von  estar  unterdrückt :  iidtöi  (no  cstoi), 
ydtd  (ja  cstä);  mit  noch  stärkerer  \-erkürzung  ontä  =  donde  estä, 
ebenso  das  pronomen  esia  in  entamaüana  {en  esta  ?na/lafia)^  entanoce 
(en  esta  noche).  Auslautende  vokale  von  Substantiven  und  adjektiven 
fallen  oft  vor  folgenden  vokalen,  auch  wenn  letztere  erst  durch 
Schwund  von  a  in  den  anlaut  gekommen  sind:  kar::^-e  lä'ia  (carga 
de  lefui);  sogar  über  geschwundenes  aulaut-^  wird  zuweilen  elidirt : 
.pap-i  poroto  ÜerdeJ  (ausruf  der  gemüsehändler:  papas  i  porotos  vcrdes). 
Genaue  regeln  lassen  sich  nicht  aufstellen,  da  die  mehr  oder  weniger 
vollständige  Unterdrückung  durchaus  von  dem  grade  der  flüchtigkeit 
der  rede  abhängt.  In  den  folgenden  proben-  werde  ich  den  schwächeren 
vokal  durch  „  bezeichnen. 


Vll.    I'ROHKN. 
I.  Gebildete  Umgangssprache. 

Aus:  Antonio  de  Trueba,  Aarracioncs  ptpularcs^.  El  Citra 
de  Faracuellos,   kapitel  II,  mit  auslassungen. 

'i'J  gi'ändc  (lepäna-athindondba'^  kon  ftykuhisia  sit  paläsio  de 
tnadri  i  se-itiä-aljHe^.  ia  Re  no  sdben  uUc(s)  a  ke  it>a?  pue-sit>ä  sakdl 
la  tripa^  (le  vialdno,  parke  le  susedia-una  kösa  inüi  rdra-':  no  podia- 
atrabesdr  bokdo-en  su  kdsa,  äunke  su  kosim\ro  etiididha  kon  cl  mivüsimo 
demönio  para-abrllle  lapctito,  y  ^  cn  aljete  komia  kotn(p)  un  saha  i'idn 
del  bödrio  kargdo  de  phneniön  y  asafrdn  koij  ke  sc-alimentdban,  tumbdd 
kon  cl  cn  lo-siirkd,  ldtrabaxa{d)6re  dc-ütia  posesiön  ke  teni-aji 


'  Leipzig,  Br.ückliaus :   Colleccioii  de.  Antorcs  Espanoles  XXXII,  p.  6  f. 

-  Durch  hindestricli  verbundene  laute  werden  zusammengezogen,  mit  be- 
son<lerer  Schwächung  des  etwa  durch  ^  gezeichneten  vokals.  Konsonanten  mit  ^ 
sehr  locker  artikulirt.  eingeklammerte  können  ganz  wegfallen. 

^  Keines  g  vor  c  i  sprechen   nur  wenige. 

*  Viele  sprechen  immer  tk. 

*  Anlaut-r  bei  vielen  immer  i. 

*  i  vor  vokalen   meist   r. 


Du.   RuDoi.i"  I,KXZ  IN  Santiago  dk  Chilk.  295 

pepijo  si-iiprcsurd-a  haxar  de  /o-Si'ro,  saliäido-al  eijkndntio  drakH 
seiuir  kon  el  Uhro  bdxo-cl  hrdso  y  fl  som/nu'ro,  j^öra  0  lo  lic  q  (uysern 
la  rihiiio. 

—  mucdco,  le{d)ixo  cl  ^n-d/idc,  Uielo  Ik  töUJ)o  lo  diu  /r'  /^(>/f 
tdrita-atcnsiön  cii  r'so-Si'f'd  ? 

—  siviör,  Uo  und  litu-d  müi  sdtnd ,  le  kontctö  pepijo,  cipeändole 
losöxo  de  admirasiön  i  cntusidnio  al  atdär  de  lo    libro  lie  kia. 

— ■  ;/i  /(■'  payo-entjeteni.ifc  0  para-i(i!)tru/.ite? 

—  paro-i{n)' tniinne,   se/'iör. 

— ■  idla!  f,koi>ke  kisUra-ser  saldo? 

—  [bäya  si  khiiral 

—  pui  pdra  tu  o/isio  uo  se  iiesesita  sabir  müeo. 

—  sci'iör,  el  Sahir  en  tö{d)d lo-sofisio-se  wino.  mi  pddrc  tieti-tf 
gloria  desla  liel  sablr  iw-oktipa   lu%dr,   i  ienia  »n'ua  rasöri. 

—  sie.iUvninte  lie  la  teuia.  <-:  /  ///  plinsd  pasdl  la  biila  lüarddii- 
do  iörd  ? 

—  si  no  ay-ötro  remhiio,  me  kontentari  kou  eso,  dui'lie  tii'go- 
eperdiisa    de  ser  dlgo  nni 

Das  vorhergehende  ist  so  geschrieben,  wie  es  ein  gebildeter 
Chilene  vorliest,  wenn  er  nicht  grade  ,, reines  kastellanisch"  heraus- 
beissen  will,  das  übrigens  wahrscheinlich  auch  nicht  viel  reiner  aus- 
fallen würde.  In  der  konversation  werden  die  meisten  noch  mehr 
dialektische  zügc  aufweisen  als  in  dem  beispiel  angege!)en,  so  etwa 
^.s  statt  /;-,  gelegentlich  im  auslaut  /  statt  r  u.  s.  w.  Die  abstufungeu 
sind  unzählig. 

n.  (Gewöhnliche  Volkssprache. 

Die  folgende  erzählung,  welche  hier  allgemein,  wenn  auch  in 
verschiedenen  Varianten,  bekannt  ist  und  in  ihrem  aufbau  lel)haft  an 
unsere  deutsche  erzählung  CijDer  herr  der  schickt  den  Jockei  aus, 
er  soll  den  hafer  schneiden ;  der  Jockei  schneid't  den  hafer  nicht 
und  kommt  auch  nicht  nach  haus  u.  s.  w.")  erinnert,  ist  nach  der 
erzählung  einer  älteren  frau  aus  Nunoa  aufgeschrieben.  Ich  geb(" 
sie  chilenisch  und  in  spanischer  Orthographie,  sowie  zum  leichteren 
Verständnis  mit  einigen  anmerkungen  versehen. 


296 


Chilenische  studiex.   VI.  \II. 


lahiriwasiön  de  la  fsc>,>ka. 
Ulla  \>y(xa  tä(d)a  pcldndo  iin  diu 
do  "i^räno  e  fi<iz,o ,  i  la  fsnjka  le 
komiö  ilno.  i  la  \)y{xa  lecö  la 
j/iardisiöii  ke  Icltt  toiia  lic  ke- 
in alle  tma  patita. 

iPi  dia  Tpe  la  fiL^i>ka  diide  le- 
la  i  le  ixo:  —  ela ,  leixo, 
parke  söi  taiti  brä{!>)a,  ke  me  ke- 
fndi  la  patit-a  ml? 

i  h'lc'i  le  kante  tö:  —  7na 
ttrda  e-e.i  ^al  ke  nie  .zelte  a 
ini.  y  entcmse  ha  la  f^e/jka  aii- 
te.ii^äl  i  le  isc:  ■ —  sal,  porki 
soi  tarn  hre/a  ke  .feit/llelä 
i  leid  nie  kfma  la  pa- 
tit-a nü: 

ex  •^ol  le  konti'ta:  —  nia  hrdo 
e-e.i  nuhldo  ke  me  tdp-a  nti. 

la  fse'i'ka  Im  anta.i  nu- 
t)lda  i  le  ise :  —  nublda,  par- 
ke sai  tarn  bräo  ke  tapäi  a.i  vol 
y  eu  ^ol  seile  leid ,  i  leid 
nie  kinia  la  patit-a  fnif  — 
jna  brda  e-er  hii'nta  ke  nie  kdze 
a  mi. 

la  tsi/jka  ha  antar  hienta 
i  le  ise:  —  hiinta,  parki  soi 
tarn  brda  ke  kap(s)  a.i  nuhlda^  y 
e.i  nuhlda  tdpa  ej  ^-al,  e.i  i>ol 
zelte       leid      i     leid      ?ne      khna 


LA    AVERIGUACION    DE    LA    TENXA  '. 

Una  vieja  estaba  pclando  uii  dia 
dos  granos  de  trigo,  i  la  tenca  le 
comiö  uno,  i  la  vieja  le  echo  la 
maldicion  que  la  helada  tenia  (jue 
quemarle   una  patita. 

Un  di'a  tue  la  tenca  doiidc'-  la 
helada  i  le  dijo  :  —  Helada,  le  dijo, 
^porque  sois  tan  brava  que  me  que- 
mais  la  patita  a  miV 

I  la  helada  le  contestö :  —  Mas 
bravü  es  el  soi  que  me  derrite'" 
a  mi.  I  entonces  va  la  tenca  donde 
estä  el  soi  i  le  dise :  —  Soi,  ^,porque 
sois  tan  bravo  que  derretis  la  he- 
lada i  la  helada  me  quema  la  pa- 
tita a  mi? 

El  soi  le  contesta :  —  Mas  bravo 
es  el  nublado  que  me  tapa  a  mi. 

La  tenca  va  donde  estä  el  nu- 
blado i  le  dice:  —  Nublado,  ^,por- 
que  sois  tan  bravo  que  tapais  al  soi, 
i  el  soi  derrite  la  helada,  i  la  he- 
lada me  qucma  la  patita  a  mi?  — 
Mas  bravo  es  el  viento  que  me  cor- 
re  a  mi. 

La  tenca  va  donde  estä  el  viento 
i  le  dice  :  —  Viento,  ^^porcjue  sois 
tan  bravo  que  corn's  al  nublado  i 
(>1  nublado  tapa  el  soi,  el  soi  der- 
rite la  helada  i  la  helada  me  quema 


'  fniniiis  thciica,  eine  cliilen.  diosselart.  AVegen  des  wechseis  von  /,  ///,  tr 
vgl.   cap.  1. 

2  donde  als  präposition  r=  frz.  chez  ist  aueh  hei  gehildeten  sehr  gebräuchlich. 

^  derretir  >  re{d)itir  (cf.  span.  redcdor  aus  derredor),  in  Chile  und  bes. 
in  Argentinien  sehr  häufiges  umspringen:  "reota  <Z.  derrota;  argent. :  redepente  <C 
<ierep  eilte. 


Dr.  RuDOLi-   Len/C  in  Santiago  dk  Chile. 


297 


/</  patit-a  7nir  —  f/ia  hrii(l>)a  c  la 
p<rt'r  kc  j/ir  atdx-a  )>ii!  -  /a 
fst/ika   ha    onde    la  pail  i  le    ise: 

—  pat'L  por/it'  soi  iam  bräa 
ke  ataxäi  ar  hidnio  y  er  \ndnto 
kö,h'  a.i  riuhläo  y  e.i  nuhläo  tä- 
pa.i  so/  y  C.I  ^ol  zeite  lelä  i 
/(•/()  vie  ketna  la  patit-a 
vü(  —  ma  hräo  e-e^  ^atdn  He 
i/ir  aiiyeri^-a  tni ,  Ic  Ixo  la  pail. 
cittdijsc  la  tsii'ka  ha  ontaz 
^atön  i  le  ise :  zatön ,  porlii 
soi  ta>n  brao  kc  au/eridi  a  la 
pari  i  la  pacr  tapa-.i  soi  und 
so  weiter. 

—  ma     hrao     e-cr     -^ato     ke     tue 

kas-a  mi. 

—  i,ato,  poi'ki  soi   tarn    hrao  He 

kasäi  a,z  zaton  .  .  . 

—  ma    hrao     e-er  pe.fo    He     //le 

miie,idr  ^   a  mi  .  .  . 

—  ma     lirao    e-er   palo    He    nie 

mat-a  mi  .  .  . 

—  ma    hrao     e-er    if^ez^o    He    tue 

He?/i-a  7/1  i  .  .  . 

—  ma     hra(fi)a     e     laii'a     He    mr 

apa--a  mi  .  .  . 

—  ma  hrao  e-er  7e'i'i  He  me  /sa~-a 

mi  .  .  . 

—  mcr    hrao    e    lomhre     He     me 

mat-a  mi .  .  . 
■ —     ma    hrao    e    dio     He    me    ase 
a  mi. 
entonse      la      tseijka     ha    oiita 
dio     i    le    ise:    —    senol,    le    ise. 


la  patita  a  mi?  —  Mas  brava  es  la 
parcd  que  me  ataja  a  mi.  —  La 
teiica  va  donde  la  pared  i  le  dice: 

—  Pared,  ^porque  sois  tan  brava 
que  atajais  al  viento  i  el  viento 
corre  al  nublado  i  el  nublado  tapa 
al  soi  i  el  soi  derrite  la  helada  i 
la  helada  me  quema  la  patita  a 
mf?  —  Mas  bravo  es  el  raton  que 
me  agujerea  a  mi,  le  dijo  la  pared. 
Entonces  la  tenca  va  donde  esta 
el  raton  i  le  dice:  Raton,  ^, porque 
sois  tan  bravo  que  agujereais  a  la 
pared  i  la  parcd  tapa  al  soi  und 
so  weiter. 

—  Mas  bravo  es  el  gato  que  me 

caza  a  mi .  . . 

—  Gato,   ^porque  sois  tan  bravo 

que  cazais  al  raton  .  .  . 
Mas  bravo  es  el  perro  que  me 
muerdc  a  mi .  .  . 

—  Mas  l)ravo  es  el  palo  que  nie 

mata  a  mi .  .  . 

—  Mas  bravo  es  el  fuego  que  me 

quema  a  mi .  .  . 
-—   Mas  brava  es  el  agua  quemc 
apaga  a  mi .  .  . 
Mas  bravo  es  el  buei  que  me 
traga  a  mi .  .  . 
-   Mas  bravo   es  el  hombre  (|uc 
me  mata  a  mi .  .  . 

—  Mas    bravo    es   Dios    que  me 

hace  a  mi. 
Entonces  la  tenca  va  donde  estä 
Dios  i  le  dice:  —  Senor,  le  dice, 


*    L)ie    zweite    peison ,    die    in    dem    ausgelassenen    stück    vorkoiiinit  ,    ist 
)n,:<(h'\   die  übrigen  tnatät' ,  V:emiii    etc. 


29^^ 


Chilenische  stuuien.  VI.  \  IL 


porki  soi  tum  hrao  Jic  iisi(s) 
iil-o?nbre  i  hnnbrc  mat  -  ar 
Tvü  yer  7C'('/  /s(f^a  hnva  i  hrnm 
apd-^a  l  tj^'^o ,  er  ifcxp  ke- 
ma  l  palo,  er  palo  mitt-är 
pe^o ,  er  pe.zo  vine.ide  ar  Zflto,  er 
-^ato  kas-az  zaion,  ez  zaton  aiiyerea 
la  pael ,  la  pae.i  atdx  ar  hic/ito, 
er  Itiento  koze  a.i  nuhlao,  e.i 
nuhtao  tap-a.i  so/,  e.i  sol  .feite 
leid  i  leid  nie  kema  la 
patit-a  i/ii?  —  /  did'  le  kante  ta : 
—  nia  hrao  soi  yd  lie  te  nidto 
a  }id^  i  le  did  um  papirote  i  la 
niatd.   i  (jenesid  lahiriwasidn. 


^_  por  ( jud  sois  tarn  bravo  que  haceis 
al  hombre  i  el  hombre  mata  al 
buei  i  el  buci  traga  el  agiia  i  el 
agua  apaga  el  tliego  i  el  fuego 
qiiema  el  palo,  el  palo  mata  al 
perro,  el  perro  muerde  al  gato,  el 
gato  caza  al  raton,  el  raton  agujerea 
la  pared,  la  pared  ataja  el  viento, 
el  viento  corre  al  nublado ,  el 
nublado  tapa  al  soi,  el  soi  derrite 
la  helada  i  la  helada  me  quema 
la  patita  a  mi?  I  Dios  le  contesta: 
—  Mas  bravo  soi  yo  que  te  inato 
a  vos,  i  le  diö  uii  [)apirote  i  la 
mat('),    i    fenecio  la  averiguacion. 


Eine  hexengcschiehtc  aus  derselben  quelle. 


la  kaleona. 
ctd  eran  da'  kasao  ke  \>i})i- 
an  en  e.i  sa.ito,  teniaij  kinta, 
sievibra  i  tse'  ninito,  er  niario 
sali-a  fsa{b)axaL  lo  ke  l  niario 
sali-a  tsa(b)axal  benia  eya  i 
s-eeaha  uno-sunio  ke  tenia  de- 
haxo  el  katse  i  salia  eya,  puc , 
ee-o\iexa  c'kondier  niario 
dexaba  Ion  ninito  solo,  y  una 
he'  yeyj-l  niario  i  no  l-ayd. 
i  preymtö  por  eya.  lei/eron  lo' 
ninito  ke  ahia  salio  /  se  <fe 
el  pa  SU  fsahaxo.  kijando  yez.d, 
s-CJioxö  kon  eya  /  le  preyintd 
ende    andaha    i    le    ixo    ke    abia 


LA    CAI.CHONA.  ^ 

Estos  eran  dos  casados  que  vivi- 
an  en  el  Salto '',  tenlan  quinta, 
siembras  i  tres  ninitos.  El  marido 
salia  a  trabajar.  Eo  que'^  el  marido 
salia  a  trabajar  venia  ella  i  se 
echaba  unos  untos,  <jue  tenia  de- 
bajo  dcl  catre,  i  salia  ella,  pues, 
hecha  oveja  escondida  del  marido 
i  dejaba  los  ninitos  solos.  I  una 
vez  llegö  el  marido  i  no  la  hallö. 
I  pregunto  por  ella.  Le  dijeron  los 
ninitos  que  habia  salido  i  se  tue 
el  para  su  trabajo.  Cuando  llegö, 
sc  enoj(')  con  ella  i  le  pregunto 
donde  andaba,   i   le  dijo  ke  habia 


*  Die  liexe. 

*  Es  gibt  verscliieilene  orte  ilieses  namens  in  der  5;egenil  vcm   Santiago. 

*  Sehr  gelniuichlich   ^=  ruando. 


Dr.   Rudoi.k  I-e\/  in  Saniiago  de  Chile. 


299 


Udo  asiT  una  iliynis'hi>  y  al 
ofso  di'a  kuando  sc  Tj  <'  l-ombre 
pa-l  fsahaxo  le  ixo  lic  110  Tjcra 
iisel  lo  lie  iso  cnr/.  cn- 
tonse  eya  le  dio  .uil'iu  i  lo  iso 
airer.  y  cl  ofnbre  le  ahia  exao 
dico  a  Ion  ninito  lic  la- 
ü'oitara/i.  lo  He  saliö  el,  enfkö 
eya  paentso  e  la  kasa  i  Id 
ninito  la  ijeron  afcoital ,  /'  la 
hieron  kc  sakö  und  ojita  ke 
tenia  ehaxo  el  kafse  i  s-ecö 
po.i  fö  er  kuerpo  i  saliö  ee'a 
ohexa  i  saliö.  se  ije ;  y  c.i  ninito 
ke  lawoiiö,  no  lo  biö  eya.  ije 
er  ninito  He  lawoitö  i  le  ^ixo  a 
id  ofso:  mi  niamiia  saliö  eeo- 
hexa.  y  e.i  do'  niedio  le  ixo: 
hämo  a  ecalld  nosofso  ta- 
tnieji^  pa  sejir  a  mi  niaviita,  a 
her  onde  ha.  i  s-ecaron  i  liia- 
ron  a  lorija  er  i\ez,o  eco 
so^ito.  en  eto  yez,a  er  pairc 
i  id  ayo  eco  soto.  y  e.i  tan 
cnoxao  le  prez,tintö:  i  tu  via- 
udta,  ondetd.  y  er  viayol  le 
kontetö :  saliö  ee'-obexa.  y  el 
otnbre  le  prcycntö:  i  los  unto, 
onde  lo  .exaf  yeu  ijinito  sc  lo 
((/  a  enfsez,al.  el  pairc  leco 
unto      a     Id      eitUjo      /     lo       iso 


ido  ;i  hacer  una  dilijciicia.  I  al 
ötro  dia,  cuando  se  fue  el  liombrc 
para  el  trabajo,  le  dijo  ke  no  luera 
a  hacer  lo  que  hizo  aycr.  En- 
toiices  ella  le  die  rabia  ^  i  lo  hizo 
adrede.  I  el  hombrc  les  habia  dc- 
jado  dicho  a  los  iiiüitos  que  la 
aguaitaran.  Lo  quo  saliö  el,  entrö 
ella  para  adentro  de  la  casa  i  los 
ninitos  la  fueron  a  aguaitar,  i  la 
vieron  que  saco  unas  ollitas  que 
tenia  debajo  del  catre  i  se  echö 
por  todo  el  cuerpo  i  saliö  hecha 
ov'cja  i  saliö-.  Se  fue;  i  el  ninito 
que  la  aguaitö,  no  lo  viö  ella.  Fue 
el  ninito  que  la  aguaitö  i  les  dijo  a 
los  otros :  'Mi  mamita  saliö  hecha 
oveja.'  I  el  del  medio'^  le  dijo: 
'Vamos  a  echarnos  *  nosotros  tam- 
bien  para  seguir  a  mi  mamita,  a 
ver  donde  va.'  I  se  ecliaron  i  que- 
daron  a  la  orilla  del  fuego  hechos 
zorritos.  En  esto  llega  el  padre 
i  los  hallo  hechos  zorros.  I  ol  tan 
enojado  les  preguntö:  I  tu  ma- 
mita, ^,  donde  estäV  1  el  mayor  le 
contestö:  'Saliö  hecha  oveja.'  I  el 
hombrc  le  preguntö :  'I  los  untos, 
^, donde  los  deja?"  I  el  ninito  se  los 
lue  a  entregar.  El  padre  les  echö 
untos  a  los  chiquillos  i  los  hizo 


'  \).  h. :  Da  wollte  sie  ihn  ärgern  und  tliat  es  absichtlicli. 
-  Doppelte  bedeiitung  von  salir:    Sie  wurde  in  ein  sehnt"  verwandelt   und 
ging  hinaus. 

^  Der  mittlere,  dem  alter  nach. 

*   Kigcntlicii  echarlos.  los  für  die  erste  pers(jn  gebrauclit. 


300 


Chilenische  stuuiex.  VI.  MI. 


kritiano  y  entouse  azß^ö  Id 
oya  i  Id  cparö  pn  T^era. 
ISO  tira  los  iinto  i  lo  cco  ar 
(fcgo.  kuaiido  yczf)  eya  tan  eno- 
xä  i  leixo:  ya  iw  vir  heri' 
md,  i  saliö  andai-  i  cn  lo  pe- 
asito  Ik  Jieabaii  de  id  ojita 
er  pe-i^aito  s-eco  eya  dta 
viitä  er  kiterpo;  keö  la  ?nitd 
eca  kritiana  i  la  mitd 
eea  dbexa  i  se  saliö  andar  i 
sc  rpe  ar  kombcjito  e  la  dominika 
i  dci  la  kozieron  i  se  Tpe  eya. 
i  ya  e.i  se  Tje  a  koiufesal  der  pe- 
kao  ke  kot/ietiö  i  nhjgiini  paire 
lo  insorl'iö^ ;  i  lo  viandaron  pa 
ZOfiia  i  pii  ayd  keö  el  i  eya 
keö  ec-öhexa  aki.  la  koze- 
tiaron  Id  nii'io ,  i  la  tnacu- 
karon  muco  dta  ke  sc  imiriö. 
i  sc  akahö  er  kuento. 


cristianos  ^  i  cntonces  agarro  las 
ollas  i  las  disparo  para  afuera. 
Hizo  tira  los  untos  i  los  echo  al 
fuego.  Cuando  liege  ella  tan  eno- 
jada,  i  le  dijo:  ';Ya  iio  me  vereis 
mas  I'  i  saliö  a  andar  i  en  los  pe- 
dacitos  que  quedaban  de  las  olli- 
tas  el  pegadito  ^  se  echö  ella  hasta 
mitad  dcl  cuerpo;  quedö  la  mitad 
hecha  cristiana  i  la  mitad 
hecha  oveja ;  i  se  saliö  a  andar  i 
se  fue  al  convento  de  la  Dominica 
i  de  ahi  la  corrieron  i  sc  fue  ella. 
I  ya  el  se  fue  a  confesar  del  pe- 
cado  que  cometiö  i  ningun  padre 
lo  absolviö  ;  i  lo  mandaron  para 
Roma  i  por  allä  quedo  el,  i  ella 
quedö  hecha  oveja  aqui.  La  cor- 
retearon  los  ninos,  i  la  machu- 
caron  mucho,  hasta  que  se  murio. 
I  se  acabö  el  cuento. 


Zum  schluss  erlaube  ich  mir  noch  einmal  darauf  hinzuweisen, 
dass  die  in  den  Chil.  Studien  niedergelegten  beobachtungcn  keinen 
aiispruch  auf  Vollständigkeit  machen  können.  Eine  lebende  volks- 
mundart  ist  so  reich,  dass  sie  niemals  vollständig  beschrieben  werden 
kann.  Auf  die  von  mir  vermutete  beeinflussung  der  chilenischen 
ausspräche  durch  das  araukanische  komme  ich  noch  einmal  an 
anderer  stelle  zurück.  Eine  chilenische  formenlehre ,  zu  der  das 
material  ziemlich  vollständig  vorliegt,  wird  bald  folgen,  ebenso  lexi- 
kographische  beitrage    zum   spanischen   Wörterbuch  und  Studien   über 


1  Dw  gewölinlicliste  ausdiuclc  ist  vok'erse  Jaite.  rristiano  als  „nienscli" 
auch  sonst  gebräuclilicli. 

^  Sie  bescliniierte  sich  mit  den  restclieii,  die  in  den  zeihrochenen  topf- 
scherlien  waren. 

^  Niclit  lautliche  entwicklung,  sondern  veiballhoinung  des  gelelirten 
Wortes,  das  nur   in   der  kircliensprache  gebraucht   wird. 


Dk.  Rudolf  Lenz  i\  Santiago  de  Chile.  301 

chilenische  Volkskunde.  Ich  kann  diese  zeilcn  nicht  abschlicssen, 
ohne  auch  an  dieser  stelle  meinem  schüler  herrn  Luis  Trujillo 
meinen  besten  dank  auszusprechen  für  die  vielseitige  Unterstützung, 
die  er  mir  bisher  bei  meinen  arbeiten  gewährt  hat,  besonders  durch 
sammeln  von  Volksliedern,  Sprüchen,  redensarten,  erzählungen  und 
sonstigem  sprachlichen  und  litterarischen  material,  wozu  er  als  echter 
söhn  des  volkes  besonders  befähigt  ist.  Gebildete,  die  vom  niederen 
Volke  anders  als  mit  Verachtung  sprechen,  gibt  es  hier  nicht  viel. 
Halbbildung  und  dunkel  finden  sich  ja  nicht  nur  im  jungen  Amerika 
zusammen ,  aber  hier  sind  die  ausnahmen  doch  noch  seltener  als 
anderswo.     Um  so  schwerer  wiegen  diese  wenigen  ausnahmen. 

Santiago  de  Chile,  casilla  844,  Dr.  Rudolf  Lenz. 

9.  märz   1892. 


KURZE  DARSTELLUNG   DES    UNGARISCHEN  LAUTSYSTEMS. 


IV.  Synthetisches. 

Die  ung.  ausspräche  artikulirt  alle  sprachlaute  klar  und  deutlich, 
ebenso  in  betonten,  wie  in  unbetonten  silb.en.  Die  thätigkeit  der 
lippen  ist  bei  den  gerundeten  vokalen  eine  bedeutende ,  bei  allen 
andern  sprachlauten  nur  eine  geringe. 

Im  wortanlaute  können  ebensowohl  vokale ,  wie  konsonanten 
stehen.  Die  vokale  beginnen  mit  dem  festen,  die  konsonanten  mit 
dem  leisen  einsatze;  steht  ein  //  im  wortanlaute,  so  müssen  wir  es 
als  den  gehauchten  einsatz  des  folgenden  vokals  auflassen.  Am  wort- 
ende kann  auch  entweder  ein  vokal  oder  ein  konsonant  stehen ; 
beide  enden  mit  dem  leisen  absatze.  Der  gehauchte  absatz  im  wort- 
auslaute ist  der  ung.  ausspräche  ganz  fremd.  Bei  den  stimmhaften 
konsonanten  beginnt  und  endet  der  stimmton  gleichzeitig  mit  der 
artikulation  des  betreft'enden  konsonanten. 

Der  Übergang  von  einem  laute  auf  den  andern  geschieht  immer 
auf  dem  kürzesten  wege.  Berühren  sich  stimmhafte  laute ,  so  tönt 
die  stimme,  während  die  Sprachwerkzeuge  von  der  Stellung  des  einen 
lautes  in  die  Stellung  des  andern  übergehen.  Bei  der  berührung  stimm- 
hafter laute  mit  stimmlosen  beginnt  und  endet  die  stimme  gleich- 
zeitig mit  der  bildung  des  betreffenden  stimmhaften  lautes. 

Berühren  sich  in  einem  ung.  worte  zwei  vokale,  so  geschieht 
der  Übergang  nicht  auf  dem  kürzesten  wege;  in  der  ungezwungenen 
Umgangssprache  stellt  sich  zwisclien  diesen  vokalen  ein  gleitlaut 
des  /  {/)  ein  :  reja:  (reä)  darauf,  kijatt  (kialt j  er  schreit,  /iija:h  (hiäba) 
umsonst.      ]  )ieser    gleitlaut    wird   oil  auch    dann    gesprochen ,    wenn 


JüSEF  Halassa  in  Debreczen.  303 

die  zwei   vokale   zu   zwei  verschiedenen   wijrtern   gehören,    z.   h.   iirt? 
j.->st  (irta  azt)   er  schrieb  es. 

J>i/i/nn^'  der  silbeii. 

Im  ungarischen  k()nncn  nur  vokale  silbenbildcnd  vorkommen, 
eine  silbe  ohne  vokal  ist  unmöglich.  Nachdem  jeder  geschriebene 
vokal  ausgesprochen  wird,  besteht  ein  ung.  wort  immer  aus  so  viel 
Silben,  als  dasselbe  vokale  (Mithält. 

Steht  ein  konsonant  zwischen  zwei  vokalen,  so  gehört  er  immer 
zur  zweiten  silbe :  ?-k.i-rok  (akarokj  ich  will.  Wenn  zwei  konsonantcn 
zwischen  zwei  vokalen  stehen ,  gehört  der  erste  immer  zur  ersten, 
der  zweite  zur  zweiten  silbe,  das  ende  der  silbe  lallt  also  zwischen 
die  zwei  konsonanten ,  z.  b.  va:r-t?»i  (vartam)  ich  wartete,  kop-Jvt 
(kaphat)  er  kann  bekommen.  Auch  bei  den  doppelkonsonanten  gehört 
der  erste  teil  zur  ersten,  der  zweite  zur  zweiten  silbe :  ps-sos  (asszony) 
frau,  .'/-/.';;/  ( adtamj  ich  gab.  Drei  konsonanten  kommen  im  ungarischen 
sehr  selten  zwischen  zwei  vokalen  vor;  oft  fällt  in  solchen  lallen 
der  mittlere  konsonant  aus,  wenn  nicht,  so  werden  die  zwei  ersten 
konsonanten  zur  ersten ,  der  letzte  zur  zweiten  silbe  gesprochen : 
k}r-/>e  oder  kirt-br  fkertbe.i  in  den  garten;  fns-tnii  fkezdtem)  ich 
begann,  pjrt-mvJ  (partndl)   beim  ufer. 

Im  wortanlaute  steht  entweder  ein  vokal  oder  ein  konsonant, 
nur  in  einigen  fremdwörtern  l)eginnt  das  wort  mit  zwei  konsonanten  ; 
auch  in  diesen  lallen  schiebt  die  volkstümliche  ausspräche  einen  vokal 
zwischen  die  zwei  konsonanten,  z.  b.  ^ro:f  (gröfi  gral",  im  volks- 
munde  gorcnf,  krojtsair  (krajczär;  kreuzer,   auch :  kor.ytsa-.r. 

Die  form  der  ung.  silben  ist  also  die  folgende :  sie  beginnt 
meistens  mit  einem  konsonanten,  ihm  folgt  ein  vokal ,  und  dieser 
schliesst  gewöhnlich  die  ■  silbe,  aber  es  kann  ilmi  noch  ein  konsonant, 
in  seltenen  fallen  können  auch  zwei  konsonanten  folgen.  Die  erste 
silbe  des  Wortes  kann  auch  mit  einem  vokale  beginnen. 

Im  innern  des  Wörterverbandes  werden  die  silben  ebenso  ge- 
sprochen ,  wie  in  den  einzelnen  Wörtern :  der  endkonsonant  eines 
Wortes  wird  immer  zur  ersten  silbe  des  folgenden  Wortes  gesprochen, 
weiui  dasselbe  mit  einem  vokale  beginnt ;  z.  b.  k£:-t?s-t:il  (ket  asztal) 
zwei  tische.  Sogar  der  letzte  konsonant  eines  Wörterverbandes  wird 
oft  zum  anlautenden  vokale  des  folgenden  wörterverl)andes  gesprochen : 


304  KURZK    DARSTELLUNG    DES    UNGARISCHEN    LAUTSVSTEMS.    II. 

ho-l.^  zivibcr  (hol  az  ember;  wo  ist  der  mensch.  Folgt  nach  einem 
im  wortauslautc  stehenden  langen  konsonanten  im  selben  wörter- 
verbande  ein  vokal,  so  wird  aus  dem  langen  konsonanten  —  wie 
wir  schon  gesehen  haben  — ■  ein  doppelkonsonant,  dessen  zweiter 
teil  zur  zweiten  silbe  gesprochen  wird ;  z.  b.  ros:  ('rosszj  schlecht, 
aber  ros-sud  (rossz  üt)  schlechter  weg.  In  den  texten  schreibe  ich 
diese  konsonanten  immer  zu  dem  worte,  wohin  sie  ursprünglich  ge- 
hören, aber  der  umstand,  dass  diese  Wörter  zu  einem  wörterverbande 
gehören,   zeigt  schon  wie  die  einzelnen  silben   zu  sprechen  sind. 


Wort-  und  Satzakzent. 

Wir  haben  schon  in  der  einleitung  erwähnt,  dass  die  betonuiig 
der  ung.  spräche  einförmiger  ist,  als  die  des  deutschen,  englischen  oder 
französischen.  Mehrere  Wörter  können  durch  den  Satzakzent  zu  einem 
wörterverbande  vereinigt  werden  ,  welcher  dann  in  der  ausspräche 
wie  ein  einheitliches  wort  behandelt  wird. 

Im  ung.  wird  immer  die  erste  silbe  des  Wortes,  resp.  des  wörter- 
verbandes  am  stärksten  akzentuirt ;  der  akzent  läuft  dann  in  wellen- 
artigen Schwingungen  über  die  übrigen  silben  hinweg,  die  3.,  5. 
eventuell  7.  silbe  wird  etwas  schwächer,  die  dazwischen  liegenden 
silben  (2.,  4.,  ev.  6.)  Vi^erden  noch  schwächer  akzentuirt.  Der  Satz- 
akzent kann  nur  auf  die  erste  silbe  eines  Wörterverbandes  fallen ;  in 
diesem  falle  wird  diese  silbe  noch  stärker  gesprochen.  Wir  müssen 
also  wenigstens  vier  stufen  des  ung.  akzentes  unterscheiden.  Am 
stärksten  wird  die  erste  silbe  eines  Wörterverbandes  gesprochen,  wenn 
sie  durch  den  Satzakzent  hervorgehoben  wird.  Erstbetont  ist  die 
erste  silbe  aller  übrigen  wörterverbande;  zweitbetont  die  3.,  5.,  7., 
drittbetont  die  2.,  4.,  6.  silbe  des  Wörterverbandes,  von  der  nächst 
vor  ihnen  stehenden  erstbetonten  silbe  an  gerechnet. 

Die  einzelnen  grade  des  akzentes  unterscheiden  sich  nicht  sehr 
stark  von  einander.  Die  erstbetonte  silbe  wird  ungefähr  so  gesprochen, 
wie  eine  starkbetonte  silbe  der  deutschen  ausspräche ;  die  zweit-  und 
drittbetonten  silben  werden  je  etwas  schwächer  gesprochen ,  aber 
nicht  so  schwach,  wie  die  deutschen  schwachbetonten.  Eine  solche 
betonung,  wie  die  der  deutschen  schwachen  sill)ei],  kommt  im  ung. 
gar  nicht  vor. 


JosEK  Bai.assa  ix  I)ei;reczex.  305 

Da  der  uiig.  akzciit  so  regelmässig  auf  die  einzelnen  silben 
verteilt  ist,  brauche  ich  in  den  texten  die  akzentuirten  silben  nicht 
besonders  zu  bezeichnen.  Ich  bezeichne  nur  diejenigen  Wörter,  die 
nicht  selbständig  gesprochen  werden,  sondern  mit  dem  vorhergehenden 
Worte  zu  einem  wörterverbande  vereinigt  sind,  vor  solche  Wörter  setze 
ich  ein  - ,  z.  b.  hozd  -.'/  -y  kemvit  (hozd  el  a  könyvetj  bringe  das 
buch.  ('Vergl.  Jespersen,  Maiire  phonäiqtie ,  1888).  Oft  steht  am 
anfange  des  satzes  ein  wort  Partikel,  bindewort,  etc.),  welches  nicht 
mit  einer  erstbetonten,  sondern  mit  einer  zweitbetonten  silbe  beginnt, 
es  wird  daher  wie  ein  auftakt  vor  dem  folgenden  wörterverbande 
gesprochen,  solche  Wörter  bezeichne  ich  auch  mit  einem  -,  z.  b. 
-]u  tljes:  ('ha  eljössz)  wenn  du  kommst.  Die  silben,  welche  durch 
den  Satzakzent  hervorgehoben  werden,  bezeichne  ich  mit  einem  vor- 
gesetzten L. 

Vokalharmonie. 

Das  gesetz  der  vokalharmonie  übt  einen  grossen  einfluss  auf 
die  bildung  der  ung.  Wörter.  Nach  diesem  gesetz  können  in  einem 
ung.  Worte  entweder  nur  vordere  oder  nur  hintere  vokale  vorkommen ; 
ausserdem  haben  auch  die  suffixe  je  zwei  formen,  eine  mit  hintern 
und  eine  mit  vordem  vokalen,  von  welchen  die  letztere  nur  nach 
einem  wortc  mit  vordem,  die  erstere  dagegen  nur  nach  einem  worte 
mit  hintern  vokalen  stehen  kann.  Die  Wörter  mit  vordem  vokalen 
nennen  wir  Jwchtönige  (viagas  /laiigü),  die  mit  hintern  vokalen  tief  tönige 
{tndy  hangü)  Wörter. 

Das  gesetz  der  vokalharmonie  finden  wir  in  den  meisten  altaischen 
sprachen  mehr  oder  weniger  entwickelt,  oder  besser  gesagt,  erhalten. 
Denn  dieses  gesetz  ist  eine  gemeinschaftliche  eigentümlichkeit  dieser 
sprachen,  nur  einige  haben  dieselbe  im  laufe  ihrer  entwicklung  ein- 
gebüsst.  Von  den  finnisch-ugrischen  sprachen  ist  die  vokalharmonie 
am  vollständigsten   im   ungarischen  und  im  finnischen   erhalten. 

Ursprünglich  war  die  harmonie  der  vokale  nur  in  den  Stamm- 
wörtern entwickelt,  und  zwar  so,  dass  alle  woristämme  entweder  tief- 
tönig  oder  hochtönig  waren.  Einzelne  wortstämme  hatten  oft  zwei 
formen,  eine  mit  vordem  und  eine  mit  hintern  vokalen  und  zwar 
beide  mit  einer  andern  abstufung  derselben  bedeutung.  In  der  ung. 
spräche  finden  wir   heute    noch    solche    doppelformen:    Ubeg    (libeg) 

PiiOnetisclie  Studien.     VI.  -lO 


3o6       Ki;rze  üars'jellung  des  ungarischen  lautsvstems.  IL 

und  lolwg  (lobog)  es  Hackcrt,  dobbin  (döbbenj  und  dohlon  fdobban) 
<'r  crbel:»t,  Hver  (kever)  und  kwor  (kavar;  er  mischt  u.  s.  w.  Budenz 
weist  aucli  in  seinem  ügrischen  wörterbuche  nach,  dass  die  meisten 
wurzeln  in  der  ügrischen  Ursprache  zwei  formen  hatten,  eine  hoch- 
tönige  und  eine  tieftönige.  Die  demonstrativ  pronomina  haben  in 
der  ungarischen  spräche  heute  noch  zwei  formen,  eine  mit  vordem 
vokalen,  welche  auf  das  nähere,  und  eine  mit  hintern  vokalen,  welche 
auf  das  entferntere  objekt  hinweist,  z.  b,  iZ  lezj  dieser,  :>£:  (az)  jener ; 
it:  (itt;  hier,   oi:   (ottj   dort,  ich  (ide)  hieher,  oib  fodai  dorthin. 

Durch  die  entwicklung  der  deklination  und  konjugation  wurde 
die  regelmässigkeit  der  vokalharmonic  verwirrt,  denn  Wörter  mit  v^er- 
schiedenen  vokalen  wurden  zu  einem  worte  vereinigt.  Aber  die 
assimilirende  kraft  der  ung.  spräche  war  in  dieser  hinsieht  so  stark 
entwickelt,  dass  sobald  der  eine  oder  der  andere  teil  des  entstandenen 
Wortes  seine  Selbständigkeit  in  der  bedeutung  einbüsste ,  sich  die 
vokale  der  ganzen  worteinheit  assimilirten ,  und  zwar  so,  dass  die 
vokale  der  suffixe  sich  nach  den  vokalen  des  wortstammes  änderten. 
So  entwickelten  sich  allmählich  zwei  formen  für  die  meisten  suflixe, 
und  die  einzelnen  vokale  teilten  sich  auch  in  zwei  reihen,  in  welchen 
Je   zwei   vokale   einander   entsprechen. 

Finden  sich  in  der  vordem  und  hintern  reihe  zwei  vokale,  dir- 
mit  derselben  zuiigenstellung  und  lippenrundung  gebildet  werden, 
wie  das  u^  n:  und  y\  y:  oder  o.  o:  und  0.  o:  ^  so  entsprechen  ein- 
ander dieselben  auch  in  der  vokalharmonic.  Einige  der  vordem 
vokale  haben  aber  keinen  vollständig  entsprechenden  laut  in  der  andern 
reihe  ;  bei  diesen  lauten  bejuitzt  die  spräche  denjenigen  vokal,  welcher 
ihnen  in  betreff  der  artikulation  am  nächsten  steht.  So  enspricht 
dem  ohne  lippenrundung  gebildeten  c  das  gerundete  0,  denn  in  der 
hintern  vokalreihe  finden  wir  keinen  mit  mittlerer  zungenstellung  und 
ohne  lippenrundung  gebildeten  vokal.  Dem  f  entspricht  das  ge- 
rundete :>  und  dem  e:  das  a:^  obzwar  dieser  laut  mit  niedriger  zungen- 
stellung gebildet  wird.  Auch  dem  /,  /':  entsprechen  keine  hintern 
\okale,  wir  finden  sogar  in  der  hintern  reihe  keinen  nahe  stehenden 
laut;  die  suifixe  also,  welche  mit  einem  /  oder  /.•  lauten,  behalten 
diesen  vokal  auch  nach  tieftönigen  Wörtern  ;  z.  b.  hojht  (hasi't)  er 
spaltet,  hri-.t  (teritj  er  breitet  aus,  oder:  ha:zig  (häzig)  bis  zum  hause, 
hurtig  (kertigj  bis  zum  garten. 


(osEK  Balassa  in  Deüreczex.  307 

In  l)ctrrl"t'  der  vokalharinoiiic  ciits{)rcchen  einander  die  folgenden. 
A-okale : 

Vordere  vokale:     f,  }•:    e,  0:    f,  e,  tw    i,      i: 
Hintere  vokale:     u,  u:,  0,  0:,  :?,  o,  a:,    -  , 

Schon  der  umstand,  dass  denn  /  und  /:  keine  hintern  laute 
entsprechen,  dass  diese  vokale  also  sowohl  in  hochtönigen ,  wie  m 
tieftönigen  Wörtern  vorkommen  können ,  beeinträchtigte  die  regel- 
mässigkeit der  vokaiharmonie.  Dazu  kam  nocli,  dass  in  vielen  Stamm- 
wörtern aus  den  diphthongen  .y.  0/  ein  /:,  /,  oft  auch  ein  e:,  e  wurde, 
und  diese  vokale  blieben  aucli  neben  hintern  vokalen  stehen ,  z.  b. 
isovi  (iszom;  ich  trinke.  Dadurch  wurden  diese  laute  für  die  vokai- 
harmonie indifferent  und  heute  linden  wir  die  vokale  /,  /:  und  c,  e: 
ebensowohl  in  tieftönigen,  wie  in  liochtönigen  Wörtern.  Und  auch 
in  den  iremdwörtern  bleiben  diese  vokale  neben  hintern  vokalen 
stehen. 

In  der  ung.  spräche  linden  wir  noch  eine  andere  vokaiharmonie, 
die  der  gerundeten  vokale.  Diese  harmonie  ist  von  geringem  umfang 
und  besteht  nur  darin,  dass  in  einer,  nach  einem  gerundeten  vokale 
(0,j-)  folgenden  silbe  kein  r,  sondern  nur  der  entsprechende  gerundete 
vokal,  das  />  stehen  kann;  die  sufüxe  also,  welche  mit  einem  e  lauten, 
besitzen  drei  formen :  eine  mit  0  nach  hintern  vokalen,  eine  mit  e 
nach  ungcrundeten  vordem  vokalen,  und  eine  mit  <^  nach  gerundeten 
vordem  vokalen;  z.  b.  vairtok  (värtok)  ihr  wartet,  ke:rtek  (kertek) 
ihr  bittet,  yttok  /"üttökj  ihr  schlaget :  la-.phoz  (läbhoz)  zum  fuss,  keishez 
(kezhez)  zur  hand,  feldhez  (foldhözj  zur  erde.  Diese  assimilation 
der  gerundeten  vokale  entwickelte  sich  in  der  neuern  periode  der 
ung.  spräche,  in  altern  Sprachdenkmälern  linden  wir  das  e  oft  auch 
nach  gerundeten  vokalen. 

Die  assimilation  der  vokale  ist  in  der  ung.  spräche  progressiv: 
die  suflixe  ändern  sich  unter  dem  einHusse  des  Stammwortes.  Und 
das  ist  ganz  natürlich,  denn  der  bedeutendere  und  wichtigere  stamm 
kann  ja  nach  dem  vokale  des  suflixes  keine  zwei  oder  drei  formen 
annehmen ;  die  funktion  desselben  suflixes  können  wir  aber  leicht 
mit  zwei  oder  drei  formen  verbinden. 

In  einigen  zusammengesetzten  Wörtern  finden  wir  auch  rück- 
wirkende vokaiharmonie,  und  zwar  in  solchen  fällen,  wo  der  zweite 
teil  der  wichtigere  ist,  welcher  demnach  seinen  vokal  unverändert 
erhielt.     So  entstand  das  wort  ne:Ikyl  (nelkül)  ohne,  aus  näl  A-  kü/y 

20* 


3o8      Kurze  Darstellung  des  ungarischen  lautsystem'^.  II. 

und  Johj  (soha)  nie,  aus  sc  —  ha\  ebenso  hören  wir  im  volksmundc 
Johun  statt  fehun  (sehun),  foJiol  statt  Jehol  (sehol)  nirgends,  usw.  In 
fremdwörtern  finden  wir  öfters  rückwirkende  vokalharmonie,  z.  b. 
ißlaui  (csaläd)  familie,  aus  altsl.  celjadt;  tßij  (csata)  Schlacht,  serb.  ceia. 


Assimilation  (kr  konsonanten. 

In  der  ung.  ausspräche  stehen  gewöhnlich  entweder  nur  stimm- 
hafte oder  nur  stimmlose  laute  nebeneinander ;  kommen  aber  in  der 
Wortbildung,  sowie  in  der  deklination  oder  konjugation  stimmhafte 
und  stimmlose  konsonanten  neben  einander,  so  ändert  sich  der  erste 
unter  dem  einflusse  des  zweiten.  Die  assimilation  der  konsonanten 
ist  also  immer  rückwirkend,  und  das  können  wir  leicht  begreifen,  da 
der  zweite  konsonant  immer  im  silbenanlaute  steht,  also  stärker  ge- 
sprochen wird,  als  der  erstere,  der  im  silbenauslaute  steht.  Einige 
konsonanten  ändern  auch  ihre  bildungsstellc  unter  dem  einflusse  des 
folgenden  konsonanten. 

Die  wichtigsten  fälle  der  konsonanten -assimilation  sind  die 
folgenden : 

1.  Vor  einem  stimmlosen  konsonanten  kann  nur  ein  stimm- 
loser konsonant  stehen,  die  nasen-  und  die  /,  ;-  laute  ausgenommen  ; 
aus  einem  stimmhaften  konsonanten  wird  also  immer  der  entsprechende 
stimmlose,  z.  b.  doptjm  (dobtam)  ich  warf,  :>t]vt  (adhat)  er  kann  geben, 
vaikö  (vagta)  er  schnitt  es,  hrjksik  (haragszik)  er  ist  böse,  netßshn 
(nevtelen)  namenlos,  hsts  (kezdte)  er  begann. 

2.  Vor  einem  stimmhaften  verschlusslaute  und  vor  z,  -  kann 
nur  ein  stimmhafter  konsonant  stehen ,  aus  einem  stimmlosen  laute 
wird  also  der  entsprechende  stimmhafte,  z.  b.  logdef  (lökdös)  er 
stösst,  a:yi  (äsdj  grabe,  kyb^i  (kapzsi)  habgierig,  bgzi  (lakzi)  hoch- 
zeitsmahl. 

3.  Die  nasenlaute  werden  immer  an  derselben  stelle  gebildet, 
wie  der  folgende  konsonant;  z.  b.  torombj  ftoronyba)  in  den  türm, 
ho>ip  (hangya)  ameise,  la:i;k}  (länyka)  mädchen  ;  aus  dem  zeitworte 
romol  es  verdirbt,  stammen :  rombol  (rombol)  er  zerstört,  roiit  (ront ) 
er  verdirbt,  rot'gad  frongdl)  er  verdirbt.  Vor  einem  alveolaren  laute 
wird  das  /;  nicht  interdental,  sondern  alveolar  gesprochen,  und  vor 
V,  f  wird  das  ;//  labiodental  gebildet. 


Josef  Balassa  in  Deekeczex.  309 


\'.  Texte. 

In  den  zwei  ersten  sprachproben  bezeichne  ich  die  unge- 
zwungene Umgangssprache ,  in  der  dritten  die  möglichst  dialektfreie 
ausspräche  der  gebildeten. 

Die  Wörter,  welche  mit  einem  vorgesetzten  -  bezeichnet  sind, 
gehören  mit  dem  vorhergehenden  zu  einem  und  demselben  wörter- 
verbande ;  steht  am  anfange  des  satzes  ein  mit  -  bezeichnetes  wort, 
so  ist  dessen  erste  silbe  zweitbetont.  Der  Satzakzent  wird  mit  einem 
vorgesetzten  L  bezeichnet. 


/.   Gyermekvcrsek.  yrniekvir/ck. 

Neuem    sütött  pogätsdt,  i.   ne:nc:m    -fytet:  poga:tfa:t. 

De  nem  adott  beliile;  -dr-    ^n:m  -pdoi:  b^lyh; 

Kn   is  sütök  pogdtsat,  ^e:n  -if  -fytek  poga:tfa:t, 

En  se  adok  belüle.  ^e:u  -fe  -jodok  bdyh. 

Tettem  a  kosarba,  tethni  •:>  kofairb?, 

Vittem  a  väsärba ;  vitutn  -:>  vaifairlo: 

Kerdik  a  väsärba  V  keirdik  ■?  va:fa:rb.\ 

Mi  van   a  kosärba?  Lw//  -vyn  -y  ko/a:rby? 

Tiiros  beles,   derelye,  |  tir.ro-.f  -bedef  direji-, 

Egyel  Jancsi  belüle.  e}e:  -jontfi  bilyU. 

Egy,   kettö,  hdrom,   negy....  2.  ey.   kttto:  ha:rotn  /le:}, 

Kopasz  bardt,   hovd  megyV  kopps  -bpra:t  hinui:  -mc:}? 

Päpdra  szendert,  pa:pa:r?  se:na:je:r, 

Szendt  adom  lovamnak,  se:na:t  -?dotn  lovyntn?k, 

Lovam   nekem  trdgydt  ad,  kn'?7n  -mkem  tra:}a:t  -?d. 


Kindemer  sehen. 

1.  Meine  tante  hat  einen  kuchen  gebacken,  aber  sie  gal)  mir 
nicht  davon ;  ich  backe  auch  einen  kuchen,  ich  gebe  ihr  aucli  nichts 
davon.  Ich  legte  ihn  in  den  korb,  trug  ihn  auf  den  markt ;  man 
fragt  auf  dem  markte,  was  ist  im  korbe?  Topfenstrudel,  mehlspeise, 
Hänschen,  iss  auch  davon. 

2.  Eins,  zwei,  drei,  vier  .  .  .,  wohin  gehst  du,  kahler  mönchV 
Nach  Pdpa  um  heu,    das  heu  gebe  ich  meinem   pferde,    mein   pferd 


31  o      Kurze  Darstellung  des  ungarischen  lautsystems.    II. 


Trägyät  adom  földemnek, 
Földem  nekem  büzdt  ad, 
Büzät  adom  molnärnak, 
Molnär  nekem  zsömlyet  ad, 
Zsömlyet  adom  bojtärnak, 
Bojtär  nekem  botot  ad, 
Ugy  mogdobom  a  kutyat, 
Hogy  eltöri  a  läbät. 


//.    A  vadgalatnh  t's  a  szarka. 

Tudod-e,  miert  nem  ert  a  vad- 
galamb  a  feszekcsinälclshoz,  miert 
rak  olyan  hitväny  feszket,  mely 
csak  nehdny  szdraz  agl^öl  van 
összetäkolva  ? 

Elmondoni  en. 

A  vadgalamb  a  szarkdt  kerte 
meg,  hogy  tani'tsa  mag  ot  a  fe- 
szekrakdsra,  mert  ebben  a  szarka 
igen  nagy  mester  s  olyan  feszket 
tud  csindlni,  hogy  ahhoz  a  heja 
hozzd  nem  fer.  A  szarka  elvdl- 
lalta  a  tanitdst  es  feszekrakds  köz- 
ben,  mig  egy-egy  galyat  helyere 


tra:yv.t  -.y/otn  f0lih7nnrk, 
feldirtn   -inkcin  l>ii:za:f  -jd, 
bu:za:t  -jdom  tno:na:rii?k, 
7no:na:r  •inkein  z^övijc:t  -:>d, 
-0ffijc:t  -.idovi  bojta:rii?k, 
bojta-.r   -ii'Jicm   botot  -.ni, 
^u:}  -tnegdobom  -3  kucait, 
-ho}  r.teri  -jy  la:ba:t. 

-.'  v.hig.djmb  -€:/  -J  sjrk.K 
^tudode,  me:r  -mm  -e:rt  -.'  v?d- 
gobinb  -.7  fe:sckt/ina:la:fho:^  ^vie:r 
-rjk  -oj.vi  hitiia:x  fcisket,  -»n-j 
-tfspk  /ic:ka:A-  sa:rjz  ■a:gbn:  -v.m 
essita-Jw.v.T.? 
i:nu>iido)n  ein. 

-0  v.nigjbmb  -y  sjrkait  -keirt^ 
•meg,  -ho}  t.vi'r.tfy  -meg  -eü  -o fc:- 
sekryka:Jrj  ^  -m;  r  ibbf-  -JD  sjrk:f 
igen  -/U}  -mr/ter  fojj/i  -feisket 
-tud  tj'uiauii,  -ho}  yhhoz  -.>  he:p 
Iwzza:  -mm  -feir.  -j  s.irkj  nvai 
b:tj  -J3  t3ni:ta:Jt,  -e:/  fcsekrjka:/ 
-kezbf-,    -m'r.g    -ey}    g:ijJ3t   /a-Jeifb 


gibt  mir  dünger,  den  dünger  gebe  ich  meinem  Felde,  mein  feld  gibt 
mir  Weizen,  den  weizen  gebe  ich  dem  müller,  der  müller  gibt  mir 
Semmel,  die  semmel  gebe  ich  dem  hirten,  der  hirt  gibt  mir  einen 
stock,   ich  werfe  damit   den   hund,   dass  er  den   tuss  bricht. 


Die  Wildtaube  und  die  elster. 

W'eisst  du ,  warum  die  wildtaube  sich  nicht  auf  den  nestbau 
versteht,  warum  sie  so  ein  schlechtes  nest  baut,  welches  nur  aus  einigen 
dürren   zweigen   zusammengelegt  ist? 

Ich  erzähle  es. 

Die  Wildtaube  ersuchte  die  elster,  sie  soll  sie  lehren,  wie  man 
neste  baut ,  denn  die  elster  ist  eine  grosse  meisterin  ,  sie  baut  ein 
solches  nest,    dass   der  falke  i^ar  nicht  zukommen  kann.      Die  elster 


JosEK  JjALassa  in   Debreczex.  311 

illesztctt,    inindig    inondogatta    a      -ilhstet: ,     -viimi'r.g    nwnäogjtü    ■> 


maga  niodjän: 

—  Csak  igy,  csak  ügy  I  csak  igy, 
csak  ügy! 

A  vadgalamb  i-rrc  miiulig  azt 
fcleltc : 

—  Ti'idom,  tüdom,  tüdom. 

A  szarka  elhallgatta  azt  egy 
darabig ,  de  utoljdra  mcghara- 
gudott. 

— -  Ha  tudod  csinäldl  niondta 
es  otthagyta  a  feszket  feie  mun- 
kdjäban. 

A  vadsralamb  azota  scm  tudott 


-iiugJ  mo:^a:n 

-tpk  /:j,  -tf-yk  //;}.'  -ipk  /;;, 
-tpk  u:}! 

-?  vjdgjbvib  -f.v'f  miiiiüig  ?st 
-ßl'-.t, 

tuidom,   iiiulom,   tuidovi. 

-y  sorky  i^:hr.g}ttj  ■j:>st  -ej 
i/:?rj/>/g,  -d;-  uto:ja:r?  mekloro- 
gudot: 

-h.i  Uudod,  Ufinauil  molit.^ 
-je:/  otiutt.-i  -jj  fe-.sket  fik  -//iiii>- 
ka:Ja:bj. 

-j    vjdgjbmb    jzo:t:>    -fc   -tudot: 


ebbül  a  mestersegbol  többet  meg-       My:  -_/>  fmfterjeighy:  tehbittnck- 
tanviliii.  N'c'pviesc.  tJnir.iiL  ne-.pimjt-. 

II J.   A  lö,  a  bdrdiiyka   iS  a  iiyiil.  -j  lo:,    -o   ba:ra:tßa  -Je:/  -J  XtrJ. 

Ret  iiagyon  szomorü  idoszakom  ke:t    it)}on     -sovioru:    id(>:i?ko7it 

vaii,  a  mikor  nem  tudok  mosolyog-  -von,  -.v/iikor  Uhin  -tudok  inojojog- 

ni ;  ha  ilyenkor  irok,  ne  vegytftek  ni;    -h?   '  ijeijkor  irok,  ^ne  -7-e]e:tek 

übernahm  den   Unterricht,   und  während  sie  beim  ncstbaucn   die   ein- 
zelnen  zweige  auf  ihren   platz  legte,  sagte  sie  immer  nach  ihrer  art  : 

—  Nur  so,   nur  so!   nur  so,   nur  so! 
Die  Wildtaube  antwortete  darauf  immer : 
• —  Ich  weiss,  ich  weiss,  ich  weiss  I 

Die    elster    hörte    dies    eine    Zeitlang  an ,    aber  endlich  wurde 
sie  böse. 

—  Wenn   du   es  weisst,  so  mache   es  !    sagte  sie  und  Hess  das 
nest  halb  fertig. 

Die    Wildtaube    konnte    auch    seitdem    von    dieser  kunst   nichts 
mehr  erlernen.  Volksuuire/ie/i. 


Das  Pferd,   das  Uvnmehen   und  der  Iiase. 
Ich  habe  zwei  traurige  perioden ,    da  kann   ich  nicht  lächeln  : 
nehmt   nicht  in   die  hände,   was  ich  in  dieser  zeit  schreüjc,  wenn  ihr 
das  bittere  nicht   liebet. 


,12       Kurze  darstelllng  des  ungarischen  i.autsvstem.s.  II. 


kezetekbe  a  dolgaimat,  — ■  ha  iicm 
szeretitek  a  kescrut. 

Ebbol  a  ket  idöszakbol  a  forro 
nyärra  esik  az  cgyik ,  mikor  a 
väros  mcgindul  az  erdok  feie. 
Kn  magam  is  megyek  a  csalä- 
dommal  együtt,  — de  »valakit« 
itt  kell  hagynom.  A  mäsik  idoszak 
a  zord  telre  esik ,  mikor  az  er- 
dük    indulnak    mcg   a  väros  feie. 

Egy  fa  az  erdökbol,  egy  kicsike 
fa  (az  olcsöbbakböl)  eljut  az  en 
lak.isomra  is,  de  mär  nem  taläl 
Ott  />valakit«.  »Valaki«  a  neve. 
Nem  szabad  mäskep  kimondani. 
A  kis  testverkei  is  igy  szölnak,  ha 
emlegetik ,  ha  kivetödik  valami 
fölturkdlt  fiökböl  egy  ostornyel, 
egy  pityke  a  veres  mellenykerol 
vagy  egy  kis  kalapäcs.  .>Melyitcke 
ez,  gyerekck?«  Felve  mondjäk, 
halkan  mondjäk;  »Aze  a  valakie 
volt!«     Igazi  nevetol  malomko  a 


kizt:tekh^  -Jj  dolg.yini.Ti .  -h?  ?itm 
-Shrrtitck  -?  kf-fsry.i. 

ihlw.l  -?  kc:t  -id0:s?kho:l  -j  fo:ro: 
Xiv.rrp  -Jt/ik  -?z  c^^ik ,  mikor  -? 
vairoj  mcgindul  -Jz  hrdozk  -feie:. 
c:u  -vugjm  -if  vicyk  -o  tfjla:- 
domm.d  -<ÖJ'/:.  -d%  vjbkit  it 
-kel:  -Ivyiom.  -?  ma:fik  -ideis^k 
-j  zord  tedrs  -r/ik,  mikor  -)z  tr- 
de-.k  -indultvk  -meg  -.1  va:ro/  -ftlc: 

-ec  f^  -j?z  -erdeiklw.L  -ec  kit/iki- 
fj,  -.'S  olt/od)hkho:l,  iljut  •9Z  ein 
-l.^kaijomrj  -jij\  di-  -vnr.r  lu-m  -t.dad 
-ot:  v:>bkit.  vjl.iki  -Jj  ncrt. 
ne?n  -s.dod  ma:/ke:/>  kimondani. 
-.1  -kis  ti-ft7'c:rke:ji  -if  U:e  -so:ln?k 
du  emlegetik,  -h?  kivsteidik  -vobmi 
foltiirkadt  -fijoikbod  -ej  oftorNed, 
-ec  picke-  -jy  veref  -mslk:/>ke:r&:l 
-?'.y  -ec  -kif  kobpa-.tf.  » '  mFJitekc: 
-jiZ  }vrekek?«  fedvh  -moX}a:k, 
/ulk?n  -mo.V}(7:k  y>.izc:  -jj  i'p/jkije: 
-volt!«  igozi  -UbVeitöd  mylomke:  -jo 


Die  eine  dieser  zwei  perioden  fällt  in  den  hcissen  sommer, 
wenn  die  Stadt  sich  gegen  die  wälder  in  bewegung  setzt.  Ich  gehe 
auch  mit  meiner  familie  hinaus,  aber  > jemanden«  muss  ich  hier 
lassen.  Die  andere  fällt  in  den  rauhen  winter,  wenn  die  wälder  sich 
gegen   die  Stadt  in   bewegung  setzen. 

Ein  bäum  aus  dem  walde ,  ein  kleines  bäumchen  (eines  von 
den  billigern j  kommt  auf  meine  wohnung,  aber  »jemanden«  findet 
es  nicht  mehr  dort.  Er  heisst  »jcmand<'.  Man  darf  ihn  nicht  anders 
nennen.  Seine  brüder  sprechen  auch  so,  wenn  sie  ihn  erwähnen, 
wenn  aus  dem  aufwühlten  Schubladen  ein  peitschenstiel,  ein  knöpf- 
chen von  der  roten  weste  oder  ein  kleiner  hammer  zum  Vorschein 
kommt.  »Wem  gehört  das,  kinderV«  Sie  antworten  furchtsam  und 
leise:  »Es  gehörte  jemandem  !«  Von  seinem  wahren  namen  ist  mein 
herz  wie  ein   mühlstein ,    meine  trockenen   äugen  wie  zwei   brunnen. 


fosEF  Balassa  in  Debreczex. 


313 


szivem ,  kct  küt  a  ket  szäraz 
szemem. 

Egyetlen  egy  cseszc  van  a 
hdznäl,  a  mclycn  ott  all  a  ncve 
fcli'rva:  Jilnoska.  Ebbül  iszogatta 
a  kävejdt,  ö  es  a  macska,  piert 
a  feiet  mindi'g  od'adta  a  macs- 
känak.  Most  en  rcggelizck  abbol 
a  cseszebul.  Szomoruan  iiezi 
messzirol  a  macska,  mintha  ker- 
dezgetne :  »Hol  az  en  kis  gaz- 
ddin?* 

Meg  az  a  ku  is  megfordulhat, 
a  mit  a  vizbe  dobnak,  hulldm 
fölemeli ,  mds  oldalra  t'orditja, 
de  az  en  bdnatom,  az  meg  nem 
ibrdiilhat. 

Menckszem  az  cmlekektol  es 
rajkent  tödulnak  elem.  Futok 
tolük  es  hivogatom  uket  ma- 
gamhoz. 

Ott  dllnak  iröasztalomon  az  o 
kedvenc  dllatjai  a  mikkel  utol- 
jdra  jdtszott,  nem  szabad  elmoz- 
ditani.    A  lö  a  nycrcggcl,  arany- 


sk'rm .  kc:t  kir.t  -?  kc:t  sn:r.K 
semevi. 

ey4ltn  -cy.  ifcist  -v^n  -} 
ha:zna:l ,  -ym-jtn  ott  -a:l  -?  mv:^ 
feiiirv.^  jainofk?.  ibhod  -iso^.'tt.i 
-Jj  ka:ve:ja:t,  o:  -c:f  -.->  m.Hjky^  -tiiyrt 
-.1  fik'.t  viindiig  -oibttJ  -jo  nutjka:- 
n?k.  -moft  c:n  -7-egg^lizek  ybhod 
-.'  tfe:se:bo:L  somoru:>ii  -neizi 
Jinssired  -?  ?/ijt/k.K  -miutho  ke:r- 
dezgsi/ic:  fAhol  -?z  -c:ii  -kif  g?z- 
da:m  /« 

vie:g  -oz  -y  ko:  -j'if  nukfordulhat, 
-jviit  -.i  7'i:z!>p.  -dobiuk,  hullawi 
fehf/nli,  ma:/  -ohblr?  fordiicc.K 
-db  -J:>z  I  e:?i  -bauvtom,  -,'s  vicg  -iihtn 
-fordulJi.it. 

miiibksem  -.iz  smle:kckto:/  c:J 
r?jke:ut  -touinliuk  fle:vi.  futok 
-to-.lyk  -cf  hivog.itom  -o:k-t  vu- 
gpnikoz. 

^ott  •ad.vi.di  i:ro:?stjlomon  -?z  -0 
kbdvhuts  adyccoji,  -jmikkd  utoj- 
ja:r.i  jadtsot:,  iihfn  -spb.id  i-lmoz- 
did.vii.      -.'   lo:   -j?  X^reggil,  ?r.i\- 


Wir  haben  nur  eine  schale  im  hause,  worauf  sein  name  ge- 
schrieben steht :  Hän sehen.  Aus  dieser  schale  trank  er  seinen  kaflfee, 
er  und  seine  katze,  denn  die  hälfte  gab  er  immer  der  katze.  Jetzt 
trinke  ich  aus  dieser  schale.  Die  katze  sieht  von  weitem  traurig 
zu,  wie  wenn  sie  fragen  wollte:   »Wo  ist  mein  kleiner  herrV« 

Es  kann  sich  wenden  der  stein,  den  man  ins  wasser  warf,  eine 
welle  hebt  ihn  auf,  und  wirft  ihn  auf  dir  andere  seite,  aber  mein 
kummer  kann  sich  nicht  wenden. 

Ich  flüchte  vor  den  erinnerungen  und  sie  drängen  sich  wie  ein 
schwärm  gegen   mich.     Ich  fliehe  vor  ihnen   und  ich  rufe  sie  zu  mir. 

Seine  liebsten  tiere,  mit  welchen  er  zuletzt  spielte,  stehen  auf 
meinem  Schreibtische,    man   darf  sie  von   dort  nicht  entfernen.      Das 


314  KURZK    DARSTELLUNG    DES    UNGARISCHEN'    LAUTSYSTEMS.    II. 


särga  s()renyevel,  a  nyi'il  a  piros 
päntlikdval,  a  bdranyka  a  csenge- 
tyuvel  a  nyakän.  Mereven,  csön- 
desen  neznek  räm,  a  mikor  irok 
s  egyszer  csak  valamelj'  sornäJ,  ha 
egy  könyvet  vagy  iratot  tovdbb 
talälok  taszitani  a  könyökömmel, 
inegszölal  a  bäräny  nyakdn  a 
csöngetyu : 

—  Kling,  klang  I  kling,  klang ! 
hol  a  mi  kis  gazdänk? 

—  Hol  a  mi  kis  gazdänk,  a  ki 
megitatott,  a  ki  megetetett  piczi 
kezeivel ,  a  ki  simogatott,  ki  a 
zöld  pokröcra  legelni  lerakott. 

Mit  kcrditek  hol  van  V  Hiszen 
oleg  legelni  valot  hagyott  nektek. 
Azt  a  szeles  rtftct ,  a  hol  az  en 
j6  kedvem  viragzott  .  .  .  Hiszen 
utoljära  is  rätok  gondolt.  H^l- 
doklö  hangjdval  benneteket  szö- 
litott:  lovacskdm  !   bdränykdm! 

Mindig    olyan    gyenge,    vezna 


ft^t'-r^}  J'err.A'eiVfl,  -y  Xu:l  -J  pirof 
-pa:ntUka:vJl,  -J  ba:ra:i>kj  -Jj  tfcij- 
g^cy:i'i:l  -?  X.'>ka:n.  m^rt^'cii,  tjofi- 
dfj'irii  -nczufk  -raim,  -ymikor  iirok, 
Jecscr  -tßk  -vyhmej  fornail.  -Jv 
-jcc  kontVit  -?'.'j  lr?tot  iova:h 
-tjUv.lok  iJsi-.bni  -jj  keX'^komm^l, 
mcksoihl  -J  ba:ra:X  -XJka:n  -? 
tjo/'gscy: 

—  klh/g,  klaijgl  klii'g,  klai'gl 
^hol  -J   -mi  -kif  gyzdau'k''! 

^/lol  -.'  -f/ii  -Mf  g^zda-.ak.  -?ki 
incgitJtoti,  -Jki  megetstct:  -pitsi 
kszm'sl ,  -oki  s'wiogytot:,  -ki  -/> 
zold  -pokro-.tsrj  kg^lni  -Icrjkot: 

hnit  -kc-.rdikk  ^hol  -v:iu'i  -hisen 
clc'.g  -Ifgflfii  -v:>lo:t  -}u}ot:  inktek. 
-yst  -J  seile/  -rcüct  ohol  -jz  -em 
jo\  -kedvem  viraigzot:  .  .  .  hisen 
titojjairy  -jif  raiiok  -gondolt.  Jvl- 
doklo:  -k:>/,'gja:z'jl  bennttektt  -so:- 
liitot:  lov.djkaiml  />a:ra:i>ka:m! 

mindiig       -ojcn      yi^gt      vcizn? 


pl'crd  mit  dem  sattel,  mit  der  goldgelben  mahne,  der  hase  mit  dem 
blauen  bändchen ,  das  lämmchen  mit  einer  glocke  am  halse.  Sie 
schauen  mich  starr  und  still  an,  wenn  ich  schreibe,  und  auf  einmal, 
wenn  ich  ein  buch  oder  eine  schrift  mit  dem  ellbogen  wegschiebe, 
ertcint  die  glocke  am  halse  des  lämmchens : 

—  Kling,  klang!   kling,  klang!    Wo  ist  unser  kleiner  hcrrV 

—  Wo  ist  unser  kleiner  herr,  der  uns  mit  seinen  kleinen  händ- 
chcii  zu  trinken  und  zu  essen  gab,  der  uns  streichelte  und  uns  auf 
di(^   grüne  kotze  legte,   dass  wir  dort  weiden. 

Was  fragt  ihr,  wo  er  ist  V  Er  licss  euch  weide  genug.  Die  weite 
wiese,  wo  meine  lust  und  freude  blühte  .  .  .  Zuletzt  dachte  er  auch 
an  euch.  Mit  seiner  sterbenden  stimme  rief  er:  mein  pferdchen, 
mein   lämmchen  ! 

Er    war    immer    so  ein  schwacher,   magerer  knabe.     Er  wollte 


lOSEK    l^ALASSA    IN    ÜKHKECZKN. 


tiücska  volt.  Nem  akart  enni. 
Az  orvosok  pedig  vdltig  mondo- 
gattäk:  »Hüsra  kell  fogni  a  Jä- 
noskät,  hogy  izmosodjek,  crus 
legyeii.« 

Mennyi  Iclemenyesseg,  meniiyi 
furfang  kellett,  hogy  a  läbärol 
levegyem.  Mert  epen  a  hi'ist 
szerette  legkevesbbe. 

Igertem  iieki  kepeskönyvet. 
Hasznält  is  egy  iiapra,  mig  a  köny- 
vet  ätlapozta ,  mdsnap  mär  nem 
evett.  Hoztani  ncki  szdz  es  szaz 
jätekot.  De  mi  lett  a  vege?  A 
hüst  nem  szerette  meg,  hanema 
jätekböl  kiszeretett. 

Kesubb  hiäba  igertem  akärmit, 
mindenre  räzta  a  szep  szoke 
fcjecskejet : 

— -  Nem   eszem,  nem  eszem. 

—  Igazi  lovat  veszek  eszten- 
dore. 

—  Nem    eszem    hüst  megsem. 


-pjait/lij  vo:t.  nun  -:>Jort  cnni. 
■?z  orvofok  -pf-dig  vailtig  -inondo- 
gottaik  »^/iir./rj  -kel:  -fogni  -j.\ja:- 
nofka-.t ,  -/lO}  iznioJo\^r.k,  ^rn:f 
-leyn. 

^m-cXX'i  -hhmeixefjag,  ^vif-XXl 
•furfjijg  kellet:,  -ko}  -.'  la:ba:ro:l 
levey,7n.  -fmrt  eipp^n  -.'  hir.ft 
-sirtÜB    hkkroer^he: 

igc:rt}-tn  -ns-ki  kciphj  konivit. 
Ivsna-.li  -ij  -e^  n?pro  mi:g  -j  kem- 
Vft  a:tbposb,  nia:/njp  -ma-.r  mm 
■evet:  hostom  -m^ki  sa:z  -c:f  sa:z 
ja:te:kot.  -de  ^vii  -lett  -p  ve:ge?  -? 
hu'.ft  ni-m  -srn-tlf  -meg,  -louhm  -y 
ja:te:kbo:l  kisi  ;v tct : 

ke:s0:b  hijaiby  •ige:rtf?n  pkairmif, 
mindetirs  ra:slJ  -Jj  se:p  seiks 
ßjitfkeijeü. 

—  '//;/;/  -csetn,   ^mm  -esetn. 

—  ^  igyzi  -lovjt  -vesek  !shn- 
dö'.r^. 

—  ^nim    -escm   -kif.ft  nic-.kscvi. 


nicht  essen.  Die  ärzte  sagten  immer :  »Hänschen  muss  fleisch  essen, 
dass  er  kräftiger  und  stärker  werde.« 

Wie  viel  erfindsamkeit,  wie  viel  list  brauchte  ich  ihn  dazu  zu 
bewegen.     Denn  gerade  das  fleisch  ass  er  nicht  gerne. 

Ich  versprach  ihm  ein  bilderbuch.  Einen  tag  nützte  es,  so 
lange  er  das  buch  durchblätterte,  den  andern  tag  ass  er  schon  nicht 
mehr.  Ich  brachte  ihm  hundert  und  hundert  Spielzeuge.  Und  was 
geschah?  Das  fleisch  gewann  er  nicht  lieb  und  der  Spielzeuge  wurde 
rr   überdrüssig. 

Später  versprach  ich  ihm  alles  umsonst,  er  schüttelte  sein 
schchies,   blondes  häuptchen. 

—  Ich  esse  nicht,   ich   esse   nicht. 

—  Nächstes  jähr  kaufe  ich   dir  ein   wirkliches   pfrrd. 

—  Fleisch  esse  ich   doch  nicht. 


, i6      Kurze  Darstellung  des  ungarischen  lautsystems.  II. 


—  Sarkantyüt  veretek  kicsi 
csizmäidra. 

—  Jaj,  nem  eszem  en  hiist  I 
Egyszer  aztan   ölembe  ültettem 

Jdnoskdt  es  elkezdtem  neki  okosan 
megmagyaräzni  a  dolgot. 

—  Pedig  lätod,  abbol  nagy 
hiba  lesz,  ha  te  hüst  nem  eszel. 

Ragyog(3  szemeit,  azokat  az 
edes  szemeit,  räm  vetette  kivan- 
csian,    hogy    mi    baj    lesz  abböl. 

—  Mert  mikor  te  hüsz  esztendos 
leszel,  akkor  en  teged  fölviszlck 
Btfcsbe. 

—  A  hol   a  kiräly  lakik  V 

—  A  hol  a  kiräly  lakik  szivccs- 
kem,  eppcn   6  hozzäja. 

—  Mama  is  velünk  jön? 

—  Mama  nem  jön  velünk.  Csak 
magadat  viszlek,  mert  neked  Ott 
meg  kell  verekedned  a  kiräly 
häval. 


—  forhxcmt  -virt^tek  -kitfi 
tfiznuv.jidiw 

—  y.y,    '«,'W   -esevi  -c:n  hwjtl 
ecscr    -jsta:n    ehmbi-     -ylhttim 

jiv.nofkaü     -c:f     ilhst^tn     okof?n 
inegvi?yra:zni  -jo  dolgot. 

—  -pirdig  laüod  -Mw.l  ^ivc 
-hib?  -/es:,  -Zu  -te  hir.ft  7ittu  -esel. 

rj}ogo:  -sem'jit ,  -Jzok:>t  -?z 
euiej  -scmsjit,  ra:m  -vi-tetti:  kwain- 
f/ijj/i  -ho}  hfl/  -fi.y  -/ess  vhbo:}. 

—  7mrt  -mikor  -tc  hir.s  -isttnde:/ 
IcsiL  -.ikkor  -c:u  -te-.ged  fohisltk 
/>e:t/h. 

—  -    -jliol  -.'    ^kiraij  -/:>kikr 

—-  -.iJwl  -.'  kira-.j  -hkik,  sivi-tf- 
kc:m,   c:pp;-n    ^o:   -/iozza:jj. 

—  ^vioiio  -jif  7'i-ly/>k  -jo'if 

—  ni.wo  fittn  -Jon  -Vflyt^k.  -tfyk 
mog?d?t  -vishky  -»nrt  ii^kcd  -ot: 
juck  -kcl:  -vtr^kedned  -?  kiratj 
fija:v:}l. 


—  Ich  kaufe  dir  sporen  auf  deine  kleinen  Stiefel. 

—  Ach  !  ich  esse  kein  fleisch. 

Endlich  nahm  ich  einmal  Hänschcn  auf  den  schoss  und  begann 
ihm  die  Sache  vernünftig  zu  erklären. 

—  Du    wirst    sehen ,    es    wird  schlecht  enden  ,    wenn  du  kein 
fleisch   isst. 

Neugierig  warf  er  seine  glänzenden  äugen,  diese  teueren  augcn 
auf  mich;   wie  kann   es  schlecht  enden? 

—  Denn   sobald  du  zwanzig  jähr  alt  bist,   nehme  ich  dich  nach 
Wien   mit. 

—  Wo  der  könig  wohnt? 

—  Wo   der  könig  wohnt,   mein   herzchen,  gerade   zu   ihm. 
■ —   Mutter  kommt  auch  mit  ? 

-    Mutter  kommt  nicht  mit.    Ich   nehme  dich  allein  mit,   denn 
du  musst  dich   dort  mit  dem   söhne   des  königs  schlagen. 


losKF  Bai.assa  IX  Debreczen. 


ö^/ 


Mosolyg(')  kepe  komoly  lett, 
magas  siina  homlokära  kiült  egy 
öreges  ränc  s  a  szivecskejc  han- 
gosan  dobogott.  Volt  annak  a 
dobügäsäban  felelem  is ,  büszke- 
seg  is. 

—  Igaz  lesz  az,  apaV 

—  Igaz  lesz,  ha  mondom, 
csak  aztan  jöl  üssön  ki  a  dolog, 
mert  ha  te  leszel  a  birkozäsban 
az  erösebb,  akkor  neked  jut  az 
orszäg,  ha  pcdig  a  kiräly  fia  lesz 
az  erosebb,  akkor  öve  marad  az 
orszäg  —  teged  pedig  becsuknak 
egy  börtönbe. 

Szeme  megvillant ;  s  hogy  meg- 
vigasztaljon,  piiha  kezeivel  meg- 
slmogatta  arcomat. 

—  Nekeni  ügy  kltszik ,  hogy 
en  leszek  az  erosebb. 

—  De  nekem  nein  ügy  lätszik, 
—  inondäm  szemrehänyöan  — 
mert  a  kiräly  fia  mindennap 
egy    fönt   hi'ist   eszik  meg,    hogy 


tnojojgo:  -ke-.pe  komoj  -iet:, 
tnjgj/  Jifii:?  -ho7nloka:ry  kijylt  -c} 
enge/  -ra-.nts,  -Jj  sivifj'ke-.jh  h?/;- 
goßn  -dobogot:  voll  -07iivk  -.> 
dobogiV.fir.hn  fedilem    -if,    hysk:- 

—  ^ig:>z  -less  -jz  ypy? 

—  ^igyz  -/es:  -lo  mondom  ^ 
-tjbk  -? staut  jo:l  -yfjon  -ki  -Jj  dolog, 
-ffiir  -/u  '  te  -lesel  -j  birko:zafhon 
-jz  ive'.fib:,  -jkkor  ^mked  -jut  -jz 
orsa:g,  -Ju  -ptdig  -p  \^kira:J  -ßp  -less 
-oz  irie-.ftb:  -?kkor  ^eve:  -mjvjd  -Jz 
orsaig,  teiged  -pf-dig  bf-tfukmk 
-ej  bertembf. 

scmb  megvilbnt ;  -f/ioj  meg- 
2'igjstjjjon,  puhy  khZtivbl  mek- 
sr.mogJitj  -artsomyt. 

—  iiikem  u:}  -laittsik,  -lio} 
Vein  -lesek  -jz  ir&:fhbb. 

—  -ds  nhke7)i  ^nun  -u:j  -la-.tt- 
sik,  mondcv.m  semrtlia:^o:}ii. 
-int  7  t  -j  khuT.J  -fijj  77Ü7ide7in?p 
-ec  Jont    -hir.Jt    -esik    -77ieg,    -hoy 


Sein  lächelndes  antlitz  wurde  ernst,  auf  seine  hohe  stirn  legte 
sich  eine  falte  und  sein  herz  schlug  laut.  Furcht  und  stolz  war  in 
diesem  schlagen. 

— ■  Wird  das  wahr  sein,  vater? 

—  Es  wird  wahr  sein,  wenn  ich  es  sage,  nur  dass  die  sache 
gut  ausfallen  soll,  denn  bist  du  im  kämpfe  der  stärkere,  dann  be- 
kommst du  das  land ,  wird  aber  der  königssohn  der  stärkere  sein, 
bleibt  ihm  das  land  und  dich  sperrt  man  ins  gefängnis. 

Seine  äuge  blitzte  und  um  mich  zu  trösten  streichelte  er  mein 
antlitz  mit  seinen  weichen  händen.  • 

—  Ich  glaube,   ich  werde  der  stärkere  sein. 

—  Aber  ich  glaube  es  nicht  —  sagte  ich  vorwurfsvoll  —  denn 
der    königssohn    isst   jeden    tag    ein    pfund  fleisch,    dass  er  kräftiger 


.iS 


TosEF  Balassa  in  Dehkeczex. 


megn(')vekedjek  az  ereje,  tc  pe- 
dig  nem  akarsz  enni.  Szomori- 
tod  a  szivemet  es  nem  szerzed 
vissza  az  orszägot  a  magyaroknak. 
Jänoska  mag  volt  gyozve. 

—  Nekem  ket  fönt  tont  hüst 
süssenek !  selypi'te  parancsolon. 

S  attol  a  naptölkezdve  rcndes 
hüsevo  lett  s  ha  tdn  ingadozott 
benne  neha  az  akarat,  eleg  volt 
räpiri'tani  az  asztalnäl : 

—  Jdnos ,  Jdnos ,  megvernek 
Eecsben,  majd  meglätod. 

Ennek  az  idcänak  elt,  a  mig 
elt.  Ezert  evett ,  erröl  kellett 
neki  mcselnem  estenkint.  A  nagy 
becsi  verekedesrc  keszült  örökö- 
sen.  Fei  is  osztotta  mär  a  kivi- 
vott  orszägot  testverei  közt;  Laczi 
megkapta  az  összes  ökröket,  a 
mik  az  orszägban  vannak,  Albert 
megkapta  a  tcheneket,  nekem  ide 
adta  beiöle  az  embereket.  (Ki- 
veve    a  häzmostert  es  Zsöfit,    az 


meg)i0Vike^e:k  -pz  tr^/i; ,  ff  -pi- 
dig  I  ?iim  -phrs  enni.  soffiori:- 
tod  -p  sh'i-in:t  -c:J  iium  -serzcd 
-vissj  -ßz  orsaigot  -o  mjyproknok. 
jaiJiofkp  meg  -volt  }o:zvf-. 

—  -ii'fkem  ^ke:t  -fönt  -hnifi 
JyJ/tnsk .'  fi-jp'r.te:  pprpntj'olom. 

Jottod  -J  -n?pto:l  kszdvs  rendej 
huijri'o:  let:  -/Iw  -ta:n  iijgodozot: 
-btnttf  ne-Jv  -Jpz  pkorpt.  ele:g  -volt 
ra:piri:tjni  -jpz  pstylna:! 

—  ja:noJ\  jamoj ,  inegvsrvnfk 
beitjbhii,   -vi.y  vieglaitod. 

\  ennsk  -oz  ideja:tiok  cdt  -omhg 
e:lt.  '  ize:rt  evet:,  ^hrrod  -kellet: 
-nttu  nii-Jednevi  hjteu'kint.  -p  np} 
hedji  -virbkedeijrt  -ke-.sylt  ereke- 
Jtn.  fei  -if  -ostottJ  -via:r  -J  kivi- 
vott  orsijigot  t^ftveirtji  -kest;  btsi 
niekk.pto  -j.iz  -0ss(-f  flkroket,  -.' 
w/X'  -?z  orsaighfj  vpnnpk,  plbi-rt 
vtekhptj  -y>  t^hmhkit,  -nt-kem  i- 
dcttj  -bdo'di:  -jpz  tmberekst.  ki- 
Z'e:vc  -JJ  haizms/tcrt  -e:f  y):fit,  -pz 


werde,   du  willst  aber  nichts  essen.     Du  betrübst  mein  herz  und  du 
wirst   das  land  den   Ungarn   nicht  zurückerobern. 
Häuschen   war  besiegt. 

—  Mir  soll  man  zwei  pfund  fleisch  braten,  lallte  er  gebieterisch. 
Seit  diesem  tage  ass  er  regelmässig  fleisch  und  wenn  sein  wille 

manchmal  schwankte,  warf  ich  ihm  nur  l)eim  tische  vor : 

—  Hans,    Hans,    du    wirst  sehen,    man  besiegt  dich  in   Wien. 
Dieser  idee  lebte   er,   so  lang  er  lebte.      Darum  ass  er,   davon 

musste  ich  ihm  abends  immer  erzählen.  Er  bereitete  sich  immer  zum 
grossen  wiener  kämpfe  vor.  Er  verteilte  schon  das  eroberte  land 
unter  seinen  brüdern ;  Laczi  bekam  sämmtliche  ochsen  im  lande. 
Albert  die  kühe,  mir  gab  er  die  menschen  (den  hausmeister  und 
Sofie,  die  alte  amme,  ausgenommen.     Die  behielt  er  sich  selbst.) 


Kurze  Darstellung  des   ungarischen'  lautsystems.   II.      319 


örcg    dadät.      Kzeket   incgtartotta 
magänak.) 

Egyzer  azutdii  nieghallotta, 
elärultdk  kiinii  a  konylKiban  a 
szülgälok,  a  hogy  kiräly  fia  mcg- 
halt.  Szegeny  kis  cseledkem  ege- 
szcn  beleszomorodott. 

—  Hat  most  ni;lr  cn  kivel 
verekszem  V 

Pedig  ncm  mcssze  voJt  mär 
akkor,  a  kivel  meg  kcllett  vere- 
kednif.  A  difteritisz.  A  haläl 
legrettenetesebb  generdlisa.  Hu- 
szonnegy  napig  viaskodott  vele  s 
ha  több  hi'ist  eszik,  ö  gyözte  volna 
le  a  difleritiszt.  Oh,  milyen  hu- 
szonnegy  nap  volt  cz!  Ha  volna 
szivem  Irirni. 

Mikor  haldokolva  odahi'tt  a 
kis  dgyacskdjähoz  es  azt  sügta 
fiilembe : 

—  Apa ,  ha  meghalok,  viseld 
gondjdt    az    dllataimnak,    oda  ne 


-ifrt^'  d.hia-.t.  -izekht  uiekt.^rtott.^ 
m.tgiim.ik. 

ecser  -jstam  mekfvllott?, 

tlairnltaik  -kyrin  -p  koA'ha:byn  -? 
solga'.loik,  -ho\  -j  kiraij  -Jij:>  mek- 
Ivlt.  sege:?;  -kij  tjtlc'-tkeivi  ^ge:- 
stti  b^lBSomorodoi: 

■ —  /ici:/  -fnoj  -ma:r  -e:n  '  krn  l 
-mr^ksem  r 

-prdig  mm  -m^sse  -volt 
okkor,  -okivsl  nick  -kellet: 
kedn'ijh.  -.'  difteriüis.  -J 
hgrettenste/ek:  gcnerad'iß 
sonneq  -mpig  vijofkodot  -j-'g/f  -flv 
teb  -hu'.ft  esik,  ^o:  -}(/:s/i  -V(dn:> 
-le  -p  difteri-.tist.  ^o:  ^mijhu  hu- 
sonne:}  -nop  -volt  ss!  -Ju  vohv 
-sivtni  leji:rni. 

-mikor  holdokolvo  odohit  -j 
-kif  a:ptfka:ja:hoz  -cf  pst  -fu:kt? 
fyhmbf- 

—  .py ,  -/o  mek/ulok,  Tifild 
-goN}o:i   •:>z  a'Jjtojimnjk ,    ody   -ne 


-ma:r 

7'en- 

luhr.l 

liu- 


Auf  einmal  erfuhr  er,  die  dienstmädchen  sagten  es  ihm  in  der 
küche ,  dass  der  söhn  des  königs  starb.  Mein  armes  kind  wurde 
ganz  traurig. 

—  Mit  wem  werde   ich   mich  jetzt  schlagen  V 

Das  gespenst  war  aber  nicht  mehr  weit,  mit  welchem  er  sich 
schlagen  musste.  Die  diphtheritis.  Der  schrecklichste  general  des 
todes.  Vierundzwanzig  tage  kämpflc  er  mit  ihm  und  hätte  er  mehr 
fleisch  gegessen,  könnte  er  die  diphtheritis  besiegen.  Was  für  tage 
waren  diese !     Hätte  ich  das  herz,  dies  zu  beschreiben  ! 

Als  er  mich  sterbend  zu  seinem  bette  rief  und  mir  ins  ohr 
flüsterte : 

Vater,   gib  acht  auf  meine  tiere,    wenn  ich  sterbe,  gib   sie 
weder  dem  Laczi,  noch  dem  Albert,  denn  die  zerbrechen  sie. 


Josef  Balassa  in  Debreczen. 


add  se  Lacinak,  sc  Albertnek, 
mert  azok  összetörnek. 

Meg  cgyszcr  lätni  akarta. 

Az  anyja  oda  vittc  agyäba  a 
lovacskdt,  a  bäränykdt  es  a  nyulat. 

Nezte,  nezte  oket,  keze  mär 
erötlen  volt  arra  is ,  hogy  meg- 
fogja. 

Azutdii  meg  egyszer  odaintett, 
s  nagy  titokban  egy  fenyes  kraj- 
cärkät  nyomott  a  markomba.  (Az 
orvostöl  kapta,  a  miert  az  orvos- 
sägüt  bevette.) 

—  Nekem  adod,  Janoskäm? 

—  Az  ällatok  kosztjära,  —  fe- 
lelte  elhalö  hangon. 


Itt  van  a  szobäban  ujra  a  ka- 
räcsoiiyfa.  Gyujtsatok  meg  rajta 
a  gyertyakat  — ■  tiidnak-e  meg 
ragyogni,  vildgitani  ?  Hadd  jöjje- 
nek  be  a  gyerekek.    Minden  kesz. 


■jod:^  -Je  lotßivk,  -fc  Jlbirtnirkr 
-mirt  -Jzok  0ss;terne:k. 

me:g  -ccscr  ladiii  -Jpkjrt.T. 

-:>z  3 AN-''  oib  -vitti-  a:yi:bo  -jj 
loTOtfkait,  -0  ba:ra:ijkat  -e:f  -J  Ntiht. 

ueisU,  nc:sti-  -jeikhi,  khZfr  -nia-.r 
tr&Ultn    -volt  jrry  -ji/,  -/lo}  mek- 

fogp- 

yziita-.n  me:g  -ccser  oibjintet: 
fivc  -titokbjii  ~ec  fe:xe/  kryj- 
tfa:rka:t  -Notnott  -p  tivrkomby.  -:>z 
orvoftod  -kjptj  :itnije:rt  -Jz  orvof- 
Ja:got  b^veih. 

—  ^mkcni  -jdod,  Jd:nofka:m? 

—  -JZ  aibtok  -koscairo,  fdilte 
ilholo:  -liJijgon. 


^it  -7'J/i  -J  -soba:bjn  ujry  -Jj  k:)- 
ra-.tfovif:).  yijtfaitok  -meg  r^jb 
■Jj  }erca:kjt  —  Uudujke  -meig 
ry^ogni,  vila:gi:biii?  ^hjd  •J0-ji- 
mk  -bs   -p  }irekek.     minden  ke:s. 


Er  wollte  sie  noch  einmal  sehen. 

Seine  mutter  brachte  ihm  das  pferdchen,  das  lämmchen  und 
den  hasen  ins  bett. 

F>r  schaute  sie  an,  seine  hand  war  schon  zu  schwach  sie  zu 
ergreifen. 

Da  rief  er  mich  noch  einmal  hin,  und  legte  mir  im  geheimen 
einen  blanken  kreuzer  in  die  hand.  (Er  bekam  ihn  vom  arzte,  weil 
er  die  arznei  eiimahm.) 

—  Gibst  du  ihn  mir,  Häuschen? 

-  -  Für  die  kost  der  tierc,  —  antwortete  er  mit  sterbender 
stimme. 


Der  Weihnachtsbaum    ist    wieder    im    zimmer.      Zündet    an   die 
kerzen   —  ob  sie  noch  glänzen,  leuchten  können?  Die  kinder  sollen 


Kurze  Darstellung  des  unx;\kischen  LAUJsv>rE.MS.  II. 


321 


Minden  olyan  rajta  mint  tavaly. 
Hat  igazän  termcttck  a  dicMak 
meg  diökat  az  idcn   is  V 

Nem,  ncm  I  Lükjetek  felrc  az 
összcväsärolt  i'ij  holmit.  Idc  kell 
ällitani  a  la  ahl  a  lovacskät,  az 
aranysärga  sörenyiit,  a  nyulat  tfs 
a  bärdnykdt,  a  kiket  nekeni  kell 
kosztolnoni  abböl  a  kis  rezkraj- 
cärböl. 

Itt  älltak  tavaly,  älJjanak  itt  az 
iden  is.  Räzd  meg  magadat  b;l- 
ränykäm,  hadd  hallom  csengöd- 
nck  szivettepü  hangjdt : 

—  Kling,  klang !  Kling,  klang ! 
Hol  a  mi  kis  gazdänk  ? 

MiKSZÄTH  Kälmän. 


Illinden  oj.vi  -r.yt.i  -viint  tw?j. 
-luT.t  ^igjza-.n  -ttrniettik  -.'  dijo:fa:k 
-nu:g  dijoik.it  -:>z  idem  -i/f 

hif^n/,  ^mni!  lokjcitck  -fe-Jn-  -tz 
oss\7!a:Ja:rolt  u:J  -hohmt.  idi-  -kell 
a:li:tJni  -y>  f?  -?la:  -J  Io7>at/ka:t,  -jz 
yr?Kjii:rgJ  J'orc:.\y:t,  -p  Xuht  -e:J 
-?  ha:rai>ka:t ,  -okiJu^i  n:kem  -kcl: 
-JiOiiolnoni  :)hho:l  -P  -kis  re:skroj- 
tsa:rl>o:l. 

itt  -a:lt?k  triOJ,  aij.wk  -itt  -jz 
idem  ij .  ^ra:zd  -meg  vugydpt  ba:- 
7-a:i;ka:ni,  li.id  -Ivllom  tj'ei;g0:d- 
ntk  siv'.tte:/)/»:   -/ui>gja:t 

—  Klii'g,  klaijgl  kliiig,  klaiig  l 
\hol  -J  -nti  -kif  gozdaiijk] 

miksait  kadviam. 


herein  kommen.  Alles  ist  bereit.  Alles  ist  daran  so ,  wie  voriges 
jähr.      Haben   die  nussbäumc  also  auch  heuer  nüsse  gebracht? 

Nein,  nein  !  Werfet  zur  seite  die  zusammengekauften  neuen  Sachen. 
Stellen  wir  das  pfcrd  mit  der  goldgelben  mahne,  den  hasen  und  das 
lämmchen  unter  den  Weihnachtsbaum ,  die  ich  von  diesem  kreuzer 
'•mähren  muss. 

Sie  standen  hier  voriges  Jahr,  sie  sollen  auch  heuer  hier  stehen. 
Schüttele  dich  lämmchen,  dass  ich  die  herzzerbrechende  stimme  deines 
glöckleins  höre: 

—  Kling,    klang!     Kling,   klang!     Wo   ist  unser  kleiner  hcrr? 

Koloman  AHrs/ath. 

Debreczen.  Josef  Balassa. 


Phonetische  Studien.     \\. 


DIK  SCHREIBUNG  GEOGRAPHISCHER  XA:MEX. 

Eange  zeit  ist  es  von  geogra})hen,  kartoyraphen,  «jeographie- 
1  ehrern  und  dem  publik  um,  das  sich  für  geos^raphie  interessirt, 
hart  empfunden  worden,  dass  in  der  sclireibung  solcher  geo- 
graphischer namcn,  die  fremden  erdteilen  angehören  und  die  von 
den  bewohnern  entweder  gar  nicht  oder  nicht  in  der  lateinischen 
Schrift  geschrieben  werden,  in  reisewerken,  auf  landkarten,  in  lehr- 
büchern  gar  kein  ersichtliches  orthographisches  prinzi]),  sondern 
eine  ganz  regellose  willkür  herrscht.  Wenn  z.  b.  ein  solcher 
name  in  schriftzeichen  der  eingeborenen  fixirt  ist,  so  ist  man  nie 
siclier,  ob  der  geograph  das  Schriftbild  durch  die  entsprechenden 
schriftzeichen  seiner  rauttersprache,  also  graphisch,  oder  ob  er 
das  akustische  wortbild  phonetisch  riclitig  wiedergibt.  Daher 
kommen  solclie  unterschiede  in  der  Schreibung  wie  P\indjah  und 
J\tidjah  und  P^nJschab,  Syihdj  und  Sktledj,  HoK)gli  und  Hxjgli. 
Ferner  hat  fast  jeder  reisende  seine  eigene  <)rthogra})hie ,  ja 
man  fiiulet  oft  in  demsell)eii  bucli,  auf  derselben  karte,  je  nach- 
dem teile  davon  nach  französischen,  englischen,  deutschen  u.  a. 
originalen  geschrieben  oder  gezeichnet  sind ,  dieselben  zeichen 
mit  verschiedener  phonetischer  geltung.  Man  sielit  Bagavio]o 
neben  Bagainoxo .  Ki/it/mnv^cwiiro  im  text  neben  KiHvia)iv>]aro  auf 
der  dazu  gehörigen  karte,  st)  auch  Ri/pD^cni  und  RiipD\i '  und 
vieles  andere.  Noch  schlimmer  wird  die  Verwirrung,  wenn  z.  h. 
engliscJu'  kartogra})hen,  wie  es  eingestandnermassen  häutig  geschieht, 
gezwungen  sind,  deutsche  originalaufnahmen  zu  benützen.  So  lange 
dieser    jammer    nur   gelelirte    und   missionäre   betraf,    zog  er  die- 

1  Vgl.  z.  b.  Kellers  Afrikatiischr  iiarhrkliUn  iSuj.  nr.  1,  2  und  dit-  bei- 
lieüiende  riemer'sche  karte  von  Inner-AIVika. 


Wilhelm  Swoüüua   ix  C/Raz.  323 

ieni.nen  menschlichen  kreise,  die  vornehmlicli  wirtscliaftliche  iiiter- 
essen  vertreten,  nicht  so  sehr  in  niitleidenschaft ;  jetzt  aber,  wo 
besojiders  die  teiliin.y:  Afrikas  unter  die  curopäisciien  kolonial- 
iiiächte  die  Signatur  der  zeit  ist  und  sich  das  akademische  inter- 
esse  in  ein  greifbar  reales  verwandelt  liat,  erhielt  die  frage  einer 
womöglicli  einht;itlichen  ge<)grai)hischen  welt(>rth()graf)hie  eine 
praktische  bedeutung.  Ks  ist  nun  ein  glück,  dass  nicht  irgend 
ein  volapükcntluisiast  von  der  sache  und  ihrer  dringlichkeit  wind 
bekommen  und  die  gelegenheit  zur  erHndung  einer  volapükreciit- 
schreibung  benutzt  hat,  sondern  ilass  sich  praktische  leute,  die 
sinn  für  das  mögliclie  haben,  der  sache  annahmen  und  vollendete 
thatsachen  schufen,  bevor  sich  noch  nationale  emptindliclikeit 
regen  konnte. 

Den  anfang  machte  im  jalire  1885  die  Royal  Geo<^raphical Society 
in  London  mit  einem  System  of  Orthography  for  Native  Names  of 
Flaces^,  das  der  kongress  der  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika 
fast  w()rtlich  angenommen  hat^  Die  Soc'nHc  de  Geographie  in  Paris 
folgte  gegen  ende  1886  2  ihrerseits  mit  einem  systera,  dessen 
regeln  dem  englisch -nordamerikanischen  sehr  ähnlich  sind;  den 
schluss  macht  die  bekanntmachung  des  deutschen  kolonialarates 
unter  dem  titel :  FAnheitlichc  schreib-  niui  Sprechweise  der  geographi- 
schen nameii  in  den  deutschen  Schutzgebieten  von    i892''. 

Das  englische  system  samt  begründung  und  durcliführungs- 
vorschriften   lautet: 

Orthography  of  Geographica/  iVatnes. 

The  following  revised  and  soinewhat  ainplitied  slaleinent  of  tlie  svstem 
dl  oitliojjrapliy  for  tlie  native  names  of  places,  deviscd  hy  tlie  Council  of  the 
Society  in  188'),  lias  l>een  recenlly  circulatcrl  anion?  all  to  wlioni  it  i?  likflv  to 
inove  of  Service:    — 

1,   Saville   Row.    lHurlin<;ton  (iardeiis.   W. 
I)ecenilier    I  I'l'-    18^1. 
In    l88.'(  tlie  Conncil   of  tiu-    Kdval    (je()<;raiiliicai   Societv.    inipRSsed   willi 
tlie  nccessity    of   endeavoinincr  to  rediice  tlu-    coiif'tision   existiiit;  in   Hritish   map? 


'   l^rocudiugs  of  tlu  R.   G.  S.    l8Sr,  p.   r>;{.'>  tnid    18^2   (novbr.)  p.    \\(^  sq. 
-    I  )ie    en'ilische    üliersetzung    stellt    in    den    l^roc.    of  the   R.    G.    S.    1886 

p.     790    S(j. 

^    Vfrhandlniis:t>i  itfr  lierl'iner  ^eaeflsrhaft    für  irdkiinJe.      I S92,   6.   7.   und 
KoloDtalhlatt  189J.   nr.    16. 

21' 


324  Die  Schreibung  geographischer  namen. 

with  legard  to  tl>e  spelling  of  geogntphical  names,  in  consequence  of  tlie  variety 
of  Systems  of  ortliograpliy  used  by  travellers  and  others  to  lepresent  the  sound 
of  native  place-nanies  in  different  parts  of  tlie  world,  formal ly  adopted  the  general 
principle  which  liad  been  long  used  bv  many,  and  the  recognition  of  which  had 
been  steadily  gaining  ground,  viz.  that  in  writing  geographical  native  names 
vowels  sliould  have  their  Italian  significance  and  consonants  that  which  tht_y 
have  in  the  English  language. 

This  broad  principle  required  elucidation  in  detail«,  and  a  System  based 
lipon  it  was  consequently  drawn  up  with  the  intention  of  representing  the  principal 
syllabic  sounds. 

It  will  be  evident  to  all  who  consider  the  subject,  that  to  ensure  a  fairly 
correct  pronnnciation  of  geographica!  names  by  an  English-speaking  person  an 
arbitrary  system  of  orthography  is  a  necessity.  It  is  hardly  too  nuich  to  say 
that  in  the  English  language  every  possible  combination  of  letters  has  more  than 
one  possible  pronunciation.  A  stränge  word,  or  name,  even  in  our  own  language 
is  freijuently  niispronounced.  How  much  more  with  words  of  languages  utterly 
unknown  to  the  reader.  The  same  necessity  does  not  arise  in  most  Continental 
languages.  In  them  a  definite  combination  of  letters  indicates  a  definite  sounrl, 
and  each  notion  consequently  has  speit  foreign  words  in  accordance  with  the 
othographic  rules  of  its  own  language. 

It  was  therefore  not  anticipated  that  foreign  nations  would  elTect  any 
change  in  the  form  of  orthography  used  in  their  maps,  and  the  needs  of  the 
English-speaking  communities  were  alone  considered. 

The  object  aimed  at  was  to  provide  a  system  whicii  should  be  simple 
enough  for  any  educated  person  to  master  with  the  minimum  of  trouble,  and 
which  at  the  same  time  would  afford  an  approximation  to  the  sound  of  a  place- 
name  such  as  a  native  might  recognise. 

No  attempt  w^as  made  to  represent  the  nuinberless  delicate  inflexions  of 
sound  and  tone  which  belong  to  every  language,  often  to  different  dialects  of 
the  same  language.  For  it  w"as  feit  not  only  that  such  a  task  would  be  im- 
possible,  but  that  an  attempt  to  provide  for  such  niceties  would  defeat  the  object. 

The  adoption  by  others  of  the  system  thus  settled  has  been  more  general 
than  the  Council  ventured  to  hope. 

The  Charts  and  maps  issued  by  the  Admiralty  and  War  Office  have  been, 
snice  188,5,  compiled  and  extensively  revised  in  accordance  with  it:  The  Foreign 
and  Colonial  Offices  have  accepted  it.  and  the  latter  has  communicated  with  the 
Colonies  requesting  them  to  carry  it  out  in  respect  to    names    of   natiVe   origin. 

Even  luore  important,  however,  than  these  adhesions  is  the  recent  action 
of  the  Government  of  the  United  States  of  America,  which,  after  an  exhaustive 
inquiry,  has  adopted  a  system  in  close  conformity  with  that  of  the  K.  G.  S.  and 
has  directed  that  the  spelling  of  all  names  in  their  vast  territories  should,  in 
cases  where  the  orthography  is  at  present  doubtful,  be  settled  authoritatively  by 
a  Commiltee  appointed  for  that  purpose.  The  two  great  English-speaking  nations 
are  thus  working  in  harmony. 

Contr.ary  to  expectation.  but  highly  satisfactory,  is  the  news   that  France 


Wilhelm  Sa\'op.oua  ix  (Jraz.  325 

aml  Geniianv    liave    Itoth  foimnlated  Systems  of  ort!iogrii]ili\"  for   foieign  vvorfls. 
whicli  in  inany  details  agree  with  tlie  Englisli  System. 

'l'lie  Council  of  the  R.  G.  S.,  l)y  i)iinting  tlie  Kules  in  'llints  to  '1' ra- 
vellers", and  hy  other  means,  have  endeavoured  to  ensiire  tliat  all  travellers 
connected  with  the  Society  should  he  made  aware  of  them;  hut  as  it  is  possible 
that  some  bodies  and  persons  interested  in  the  question  inay  still  be  in  ignorance 
of  their  existence  and  general  acceptance.  they  feel  that  tiie  time  has  corne  to 
again  iiul)lis]i  tiiem  as  widely  as  possible,  and  to  take  every  means  in  their  powei 
to  aid  the  progress  of  the  refonn. 

To  this  end,  and  with  a  view  to  still  closer  uniformity  in  geographical 
nomenclature  in  revisions  of  editions  of  published  maps  —  a  gigantic  task  re- 
(juiring  many  years  to  carry  out  —  the  Council  have  decided  to  take  steps  to 
commence  tentatively  indexes  of  a  few  regions,  in  whicii  iW-  place  names  will 
be  recorded  in  the  accepted  form. 

.M.   K.  Grant  DutV, 
Pi-esident. 

1.  No  change  is  inade  in  the  oilhography  of  foreign  names  in  countries 
which  use  roman  letters:  thus  Spanish,  Portuguese,  Dutch,  \c.  names  will  he 
Spelt  as  hy  the  respective  nations. 

2.  Neither  is  change  made  in  the  spelling  of  such  names  in  languages 
\\hich  are  not  written  in  Roman  character  as  have  become  Ity  long  use  familiär 
tu  English  leaders :  thus  Calcutta,  Ciitsch,  Celehe.:,  Mecca  kv.  will  be  letained  in 
their  present   form. 

A.  'J'he  true  sound  of  the  word  as  locally  proiiounced  will  be  taken  as 
the  basis  of  the  spelling. 

4.  An  approximation.  however,  to  the  sound  is  alone  aimed  at.  A  System 
wiiich  would  attempt  to  represent  the  more  delicate  inflexions  of  sound  and 
accent  would  be  so  complicated  as  onlv  to  defeat  itself.  Those  who  desiro  a 
luore  accurate  prununciation  of  the  written  namc  must  learn  it  on  the  spot  by 
a  study  of  local  accent  and   |ieculiarities. 

5.  The  broad   features   of  the  svsteni  are :   — 


I.KTTKRS. 


PKONUNCIATlnV    AND    KK.M\RK> 


EXAMI'LK: 


a 

ah,  a  as  in  father 

yava,  Baiiai'ta 

c 

eh,  a  as   in  fate 

Td-el-Kebir,  Olileh, 
Yezo,  Medhia,  Levüka, 
Fem. 

i 

English  c;  i  as  in  ravine y 

the 

sound 

of 

cc 

'    Verhandbitigcn    der  gesellscha/t   für  erdknnde    in   Berlin.     iSyi.    8.   und 
Kolonialhlalt  1892.  nr.   16. 


Die    SCHREIBUNG    GEOGRAPHISCHER    NAMEN. 


I,ETTKRS. 

Pronünciation  and  Re.marks. 

KXA.MI'I.KS. 

in  /xet.     Tlius  not  Feejee  but 

Fiji,  Hindi 

0 

0  as  in  niok 

Tokyo 

u 

long    u  as    in  ßiae :    the    soiiml    nt'    oo    in 
boot.    00  or  ou  should  never  he  eniployoi 
for  this  sound; 

Thus  not  Zooloo,  but 

Zulu,  Sumatra 

All    vowels    are    slioitened    in    sound     by 

Yarra,  Tanna,  Mecca, 

doubling  tbe  following  consonant. 

Jidda,  Bo)my 

\ 

Doubling    of  a   vowel    is    only  .necessaiy 

where    there    is  a  distinct   repetition    of 

A'iiulüa,   Oosinia 

1 

tlie  Single   sound 

tu 

Englisli  /  as  in  ice 

Shanghai 

an 

ow  as  in   //07v.     Tluis    not  Foocluno    but 

Fticlian 

<?<; 

is  slightly   different  tVoni  tlie  above : 

Macao 

c'i 

is  the   sound    of  tiie    tvvo  Italian    vowels. 
but  is  frequently    slurred  over.    vvhen  it 
is  scaix-elv  to    be  distinguislied    t'roni  ey 
in  the  Engl,  thcy 

b 

Knglish  b 

c 

is  always  soft,  but  is  so  neariy  tlie  sound 
of  s  tliat   it  should  be  seldoni  used 

If  Celches  were    not    already    recognised  it 
would  be  written  Selebes 

Celebcs 

eh 

is  alwavs  soft  as  in  church 

Chiiigchin 

d 

pjiglish  d 

f 

English  /".  ph  should  not  be  used    t'or  tlu- 
sound  of  / 

Thus  not  Hoiphong  but 

Haifong,  A'afa 

H 

is  always  hard  (soft  g  is  given  by  j) 

Galäpagos 

h 

is  always  pionounced  when  inserted 

hw 

as  in  v'hal ;   better   rendered    by   hw   than 

l)V  -loh,  or  li  followed   by  a  vowel,  thus 

Hnning-ho 

Hioang-ho,  not    Wliang-Iw,   or  Hoang-ho 

Xgan  Invi 

j 

1-jiglish  /.   Dj  should  never  be  put  iox  this 

so\nid 

Japan,  linchucn 

k 

l-jiglish  /'.      It  siiould    alw.iys    i)e    put    for 
the  hard  c 

Thus.  not  Corea,   but 

Korea 

kh 

The  Oriental  guttural 

Khan 

S'^ 

is  another  guttural,  as  in  the  'Jurkisii 

Dagh,  Ghazi 

Wilhelm  Swohoda  in  (}raz. 


327 


I.PITTKKS. 


'KdNTNC  lATlo.V    .\S\)    KE.MARKS. 


KnAMI'I.K 


T 

1 

as  in   Kiiglish 

n 

J 

>'^' 

lias  Iwo  separate  soiinds,   llie  oiie    lianl  as 
in    the  Englisli  fiiii^er,    the    otlier    as    in 
sii/ger.    As  these  two  soiinds  are  larely 
euiployed  in  the  same  locality,  no  attenipt 
is  niade  to  distinguisli   hetween  theiii 

P 

as  in   English 

ph 

as  in  loophole 

Clicmiilpho,  Mokpko 

tit 

Stands   both  tor  its  sound   in  tliing,  anil  as 

in  Ulis.     'I'he  fi)rmer    is    niost    conimon. 

Bethlcliciii 

<1 

should  never  be  eniployed ;  (]ii  (in  quiver) 

is  given  as  kuh    Wlien  ijii  lias  tlie  soiind 

J\'7i'lll/gltlllif 

r,  s.   s/i 

t.  V,  7C,  . 

r 

1 

'7 

of  /'  as  in  qtwit.  il  slioulil   be  given   by  k 
as  in   Englisli 

is    always    a    consonant,    as    in   yavil,    and 
therefore    sliould    never    be    used    as    a 

Smvdkiu 

terminal,  i  or  e  being  substituted  as  the 

A'iki'tva 

sound  may  leqiiire 

Tluis  not  Mikindthiy,  but 

Mikindäiii 

not  ktvaly,   but 

Kiuale 

: 

English  z 

ZhIh 

z/t 

The  Erencli  /,  or  as  j-  in  treasurc 

Mitzlidalia 

Accents  should  not  generally  be  used,  but 

Ton^aläihi 

where  there  is  a  very  decided  eniphatic 

Galäpagos 

syllable  or  stress,  vvhich  alfects  the  sound 

PaLhi'aii 

of  the  Word,    it    sliould    be    niarked   by 

Sarä-wak. 

I        an  acute  accent  | 

Die  französischen  regeln  lauten  in  englischer  Übersetzung: - 

"I'he  geographica!  nanies  of  the  nations  using  Eatin  charactcrs  are  to  be 
written  willi  the  orthography  of  the  country  of  iheir  origiii.  An  exception  is 
also  inade  in  favour  of  names  of  ])laces  wlüch  have  been  sanctioned  by  long 
usage ,  e.  g.  La  Mecque,  Naples,  CalcuUa;  these  are  to  i)e  written  as  here- 
tofore. 

I.  '1  he  vovvels  a,  c,  i.  o,  sliould  be  pronouiRcii  as  in  Ereneii.  Italiaii, 
Spanish,  or  Geniian.     The   letter  c  never  tf)   iic  mute. 


'    Dieses    y.eichen    drückt    iialürhch    in  ßnger    die  laute  ijg,    in  siiigcr  den 
laut  r^  aus. 

2  Proc.  0/  the  R.   G.  S.    1SS6  p.  7i,)0  f. 


328  Die    SCHREIBUNG    GEOGRAPHISCHER    NAMEN. 

II.  'l'lie  Fiencli  souiid  tt  to  l)e  jepresented  hy  ;ui  u  witli  a  trema,  as 
in  German. 

III.  Tlie  French  souiid  on  to  be  lepresented   by  an  21,  as  in  Italian.   &c. 

IV.  The  French  sound  eii  by  the  character  a  pronounced  as  in  ceil. 

V.  The  lengthening  of  a  vowel  to  be  indicated  by  a  circumflex    accent. 

VI.  The  consonants  b,  t,  f,  j,  k,  l,  m,  11,  p,  q,  r,  i,  7',  z  to  be  pronounced 
as  in  Frencli. 

VII.  g  and  .r  will  always  have  the  hard  sound,  as  in  gameUe,  sirop. 

VIII.  The  French  ch  will  be  written  sJi,  e.  g.  Sherif,  Kashgar. 

IX.  Kh  will  represent  the  hard  fjuttural  of  the  Arabs,  and  gli  the  soft 
guttural. 

X.  ///  will  represent  the  sound  at  the  end  of  the  Knglisli  word  patli 
(Greek  o)  and  dli  the  sound  of  the  English  those  (Greek  S). 

XI.  The  letter  h  will  always  be  an  aspirate. 

XII.  The  seuii-vowel  /  will  be  represented  by  y  pronounced  as  in  yole, 
and  the  semi-vowel  w  will  be  pronounced  as  in    IVilUam. 

XIII.  The  double  sounds  dj,  tcli,  ts,  iVc.  will  remain  as  written. 

XIV.  ;/  with.a   liquid   accent,  thus  j").   will   be  [irononced  as  in  seigneur. 

XV.  The  letters  x,  c,  q,  will  disappear,  except  that  q  will  be  employed 
to  represent  the  Arabian  sign  qaf. 

Die  deutsche  „einheitliche  schreib-  und  Sprechweise  etc."  setzt 
folgendes  fest: 

Bei  geographischen  bezeichnungen ,  welche  europäischen  spraciien  ent- 
nommen sind,  oder  von  eigennamen  herrühren,  verbleibt  es  bei  der  üblichen 
Schreibweise.  Europäischen  spiachen  entnommene  allgemeine  geographische  be- 
zeichnungen, wie  berg,  fluss,  see,  dorf,  Stadt  u.  s.  w.  sind  in  der  regel  deutsch 
wiederzugeben. 

Im  übrigen  gelten  für  die  schreib-  und  Sprechweise  der  geographischen 
namen  in  den  deutschen  Schutzgebieten  folgende  regeln : 

I.  Die  Schrift  hat  den  Wortlaut  so  genau  wiederzugeben,  wie  dies  mit 
einlachen  scliriftzeichen  möglich   ist. 

II.  Selbstlauter  (vokale)  und  doppellauter  (diphthonge)  werden  so  ge- 
schrieben, wie  sie  in  der  deutschen  spräche  klingen.  Für  an,  eii,  oi  und  oy  wird 
nur  oi,  für  ai,  ay.  ey  nur  ai  gesetzt.  Die  reihe  der  selbstlauter  und  dopiiellauter 
ist   darnach   folgende : 

a,  c,  i,  0,  ?/,  ii,  (i,  ü,  oi,  ai,  an. 

.Selbstlauter  werden  doppelt  geschrieben,  wenn  sie  getrennt  ausgesprochen 
werden.  ^Verden  doppellauter  getrennt  ausgesprochen,  so  wird  einer  derselben 
mit  einem  (")  bezeichnet.  Besondere  dehnung  eines  Selbstlautes  wird  durch 
y.irkuinflex  (  *  )  bezeichnet. 

III.  Für  mitlauter  (konsonanten)  gelten  folgende  regeln: 

1.  Zusammengesetzte  mitlauter  werden  in  ihre  bestandteile  aufgelöst: 
X  =   ks,  z  und  c   —   ts. 

2.  Genau  wie    im    «leutschen   werden    gebraucht:    />,  d,  f,  g,  h,  k,  /, 
III,  II,  p,  r  (/.ungen-;-).  /. 


AVlLHKl.M    SWOBODAIN    (iKAZ.  329 

:\.   y  tritt  an   dif  stelle  des  deutschen  /. 

4.  /  enlspriclit  dem   franz.  /;  (//  dem   englischen  /  (fr.  d/). 

5.  s/i  entsjiiiciit  dem  deutsclien  sr/i,  tsh  fiem  dcntsclien  tsch  (engl. 
ch,  frz.  tch ). 

6.  V  entspricht  dem  deutschen  7.';  7i'  dem  engl,  w;  kio  dem  deutsclien  <///. 

7.  kh  entspricht  dem  deutschen  gutturalen  c/i ,  gh  demselben  laut 
(auch  dem  sog.  zäpfchcn-r).  jcdocli  weicher  gesprochen,  /•/■  dem 
deutschen  ck. 

8.  s  entspricht  dem  weichen  deutschen  s.  S  dem  scharfen  s  (deutsch  -w). 

9.  ts  entspricht   dem  deutschen  z  und   weichem   c. 

Als  entbelirlich  werden  daher  ausgescliieden    die  deutschen  schriftzeichen: 

c  (z=  ts  oder  k),  ck  (—.  kk),  ch  (-^  k/t),  seh  und  tsch  (^^  sh  und  tsh). 
qii  C=r  kzv),  X  (-=  ks),  ph,    sofern    es   wie  f  ausgesprociien   wird    und   c    (—::.  ts). 

.\nders  als   im   deutschen   werden  ausgesprochen:  /.  r'.  'w.  y. 

IV.  Bestehen  namen  aus  mehreren  Wörtern,  so  sind  diese  in  der  regel 
gelrennt,  jedoch  mit  Verbindungszeichen  zu  sclireiben. 

^'.  Zur  bezeiciniung  der  betonten  silbe  wird  der  aUut  gebraucht,  sofern 
niciit  der  zirkumHe.x   Verwendung  findet  {\\."). 

VI.  Nach  den  vorstellenden  regeln  wird  ein  Verzeichnis  der  wichtigeren, 
bekannten,  geograiihischen  namen  aus  <len  einzelnen  Schutzgebieten  aufgestellt, 
welches  allmählich  zu  ergänzen   und  aus/.udehnen   ist. 

VII.  Die  ermittlung  der  Sprech-  und  spreibweise  neuei"  geographischer 
namen,  welche  in  den  gebrauch  übernommen  werden  sollen,  geschieht  in  erster 
linie  in  den  Schutzgebieten  selbst.  Zu  diesem  zwecke  em])fiehlt  es  sich,  damit 
befasste  (I)  beamte  und  sonst  geeignete  personen  dahin  mit  aiiweisungen  zu  ver- 
sehen, dass  sie  die  nanicn  nach  möglichst  sorgfältiger  aufnähme  des  Wortes  nieder- 
schreiben  vnid  sich  dabei   nach  den  obigen   regeln  für  die  Schreibweise  richten. 

VIII.  Bei  der  autnahme  ist  daravif  zu  achten,  dass  flie  namen  so  wieder- 
gegeben werden,  wie  sie  von  der  ansässigen  bevölkerung  ausgesprochen,  bezw. 
geschrieben  werden.  Es  ist  ferner  dabei  zu  ermitteln,  ob  der  name  aus  einen' 
Worte  oder  aus  Wörtern  besteht,  welche  eine  besondere  bedeutung  halben.  I-'fir 
solche  %vörter  ist  eine  einheitliche  Schreibweise  anzuwenden. 

Der  oberbeanite  jedes  Schutzgebietes  wird  sich  einer  ]>rüfung  der  ihm  vor- 
gelegten namen  mit  den  ihm  zu  geböte  stellenden  iutlichen  hillsmitteln  unterziehen 
und  auf  grund  derselben  deren  klang  und  Schreibweise  feststellen.  Verzeichnisse 
derselben  werden  ]ieriodiscli  dem  Auswärtigen  Amte  überreicht. 

IX.  I)as  -Xuswärtige  Amt  beruft  eine  ständige  kominission  von  sachver- 
ständigen, welche  die  aufgäbe  hat,  eingehende  verzeichni.sse  fortzuführen.  et7c>ii 
notwendig  'd'eideude  ergiinziiugeu  oder  ahänderiingen  der  schriftzeichen  (II.  III.~)  tw- 
zuberaten  und  auf  beseitigung  abweichender  Schreibweisen  hinzuwirken. 

X.  Die  in  gemässheit  vorstehender  vorschlage  festgestellten  namen  sind 
in  dem  amllichen  verkehr  in  und  mit  den  Schutzgebieten  ausschliesslich  anzuwenden. 
.*sie  werden  von  zeit  zu  zeit  durch  das  kolonialblatt  oder  in  sonst  geeigneter  weise 
verötTentlicht.  in  der  absieht,  zu  ihrer  ainvendung  beim  kartendruck,  in  der  tages- 
pre.sse  und  in  anderen  druckschriften  zu  bestinnnen. 


Die  s(;hreip,ung  geographischer  na.men. 


Ks   ergibt  sich   nach   vergleicliung   ehr  drei  resj).  vier  ortho- 
graphischen  Systeme   folgende  tabelle: 


DEUTSCHE 

ENGLISCHE 

ZEICHEN", 

a,    C,    i,    0,    11 

a,   C,    i,    0, 

ä 

ö 

— 

i't 

— 

ai 

ai 

au 

au 

FRANZOSISCHE 


LAUTE 


(/,     C,    I,    0    U 

ä 

ö 


au 
(ao) 

Ol 

/',   J.  /'.   i\  //,  X'.  1    ,.  ,        , 

:  die  entsprechenden   zeichen    sind   gemenisam 
/,   ;//,    //,   /',   /        j 

/nc  —  /'«'  — 

il 

V 


(ac) 


!.'K   '.! 
ü 

J 


s 

sh 

ä 

J 

dz 

dj 

t.< 

ts/i 

Orient.   /•// 

— 

Orient,  gh 

— 

c/i  in  ac/i. 

ich 

kh 

1  unteres  c/i 

untl 

gh 

zäpfchen-;- 

(?) 

labiodenta 

.    7i' 

V 

doiible-7i' 

7V 

///   (inouM) 

■ 

///  i///isj 

— 

arab,   kaf 



ih 

zh 

j 
ih 
kh 


y 

s 

sh 

j 
dj 
ich 
kh 


w 

7U 

th 

ih 

dh 

dh 

— 

3^> 

34 

Wilhelm  Swoiioda  in  (Ikaz.  531 

Trotz  einzelner  abweichunyen  zeigt  docli  die  tal)elle,  «lass. 
die  Übereinstimmung^  tler  zukünftigen  deutschen,  englischen  uiul 
französischen  Orthographie  für  geographische  namen  überwiegt, 
(reraeinsam  ist  allen  dreien,  tlass  namen,  die  in  lateinis*:her  schrift 
tixirt  sind  und  solche  aussereuropäische,  deren  Orthographie  sich 
in  den  verschiedenen  sprachen  durch  langen  gebrauch  festgesetzt 
hat,  ungeändert  bleiben  sollen.  Über  russische  namen  aber,  die 
in  den  verschiedenen  Orthographien  sehr  abweichen,  ist  nichts 
gesagt.  Den  franz(")sischen  und  den  englischen  regeln  sollen  alle 
fremden  namen,  den  deutschen  nur  die  in  den  «leutschen  Schutz- 
gebieten unterworfen  sein.  Die  deutschen  ersetzen  die  allge- 
meinen ausdrücke  für  physikalisch-geographische  ol)jekte  wie  lierg, 
fluss,  see,  dorf  u.  ä.  durch  deutsche  ausdrücke.  Die  bisher  üb- 
lichen abkürzungen  /  [Jel>el  =  berg),  N  (^Ngare  =^  ström)  G  (Gnaso 
=^  tluss),  D  [Docnjo  =  berg)  werden  aufgegeben.  Das  ist  sehr 
löblich,  da  eine  karte  in  kleinem  massstab  häufig  grosse  gebiete 
umfassen  kann,  deren  sprachen  sich  in  der  namengebung  für 
solche  geographische  objekte  unterscheiden.  Gemeinsam  sind 
auch  die  zeichen  für  die  einfachen  vokale  in  kontinentaler  aus- 
spräche, was  besonders  den  engländern,  aber  auch  den  franzosen. 
lioch  anzurechnen  ist.  Die  engländer  verschmähen  zeichen  füi 
tue  umlaute  </,  ö,  it ;  die  franzosen  haben  iv  und  /V,  aber  kein  ti, 
ilas  die  deutsciien  besser  strichen,  denn  es  ist  wirklich  über- 
flüssig. Über  die  diphthonge  sprechen  sich  die  französischen 
regeln  nicht  aus,  dem  englischen  fehlt  oi,  aber  dies  ist  nur  ein 
vergessen;  eine  Übereinstimmung  ergibt  sich  aus  dem  zusammen- 
liange.  Die  zeichen  /',  il,  f,  ^^  //,  k,  l,  in,  11,  i\  sh,  v,  7C>,  v 
sind  gemeinsam,  für  //  h;Ut  es  die  deutsche  regel  nicht  nötig  ein 
eigenes  zeichen  anzuführen;  dasselbe  gilt  für  das  englische  //7i' 
z.  1).  in  H7c<au}:;-lw.  Die  deutschen  regeln  besitzen  keine  zeichen 
für  englisches  stimmloses  und  stimmhaftes  ///.  vermutlich,  weil 
sie  für  afrikanische  resp.  neuguineische  namen  übertlüssig  sind. 
Mouillirtes  //.  für  das  franz.  i)  steht,  werden  deutsclie  und  i-ng- 
länder  wohl  durch  iiy  ausdrücken  müssen.  Eine  i^edauerliche  Un- 
einigkeit lierrscht  in  den  zeichen  für  die  Zischlaute  s,  z,  z,  die 
zusammengesetzten  dz  und  iL  Eine  einigung  Hesse  sich  liier  seiir 
leicht  erzielen.  Die  deutschen  geben  .f  auf  und  setzen  dafür  -v, 
u.   z.    zu    ihrem    vorteil.      Es    ist    nämlich    bedauerlich,    dass    die 


332  Die  Schreibung  geographischer  namen. 

deutschen  regeln  eine  grosse  zalil  cliakritisclier  zeichen  (■,  ',  *,  — ) 
anwenden.  Auf  Icarten,  wo  es  viele  gestrichelte  und  punktirte 
linien  gibt,  können  diese  zeichen  leicht  mit  einem  teil  einer  solchen 
linie  verwechselt  werden.  Obwohl  es  also  phonetisch  zweck- 
mässig ist,  für  einen  laut  nur  ein  zeichen  zu  wählen,  so  ist  in  tler 
geographischen  Orthographie,  wo  man  auf  neue  zeichen  von  vorn- 
herein verzichten  muss,  immer  noch  besser  für  einen  laut  zin'ei 
buchstaben  als  einen  mit  einem  diakritischen  zeichen  zu  setzen. 
Für  das  stimmhafte  z  wäre  dann  das  zeichen  z  verfügbar,  da  es 
in   der  geltung  von  ts  ausgemerzt  ist. 

In  rücksicht  auf  z  müssten  sich  die  engländer  der  majorität 
fügen  und  wie  die  deutschen  und  franzosen  j  sclireiben.  Damit 
ergäbe  sicli  dj  für  dz  für  alle  drei  von  selbst.  Bei  is  ist  nur  die 
deutsche  regel  konsequent;  es  ist  nicht  recht  verständlicii,  wie  so 
die  franzosen  und  die  engländer  dazu  kamen  für  y  sh  zu  setzen, 
für  ts  aber  teh  resp.  eh.    Nach  diesen  vorschlagen   ergäbe  j>ich  also: 

Laut  deutsch,   engl,   franz.   zeichen 


/  sh 

-  '  j 

ts  tsh 

dz  dj\ 

Auch   die   niclit   bedeutenden   differenzen   in   der    ausspräche 
der  deutschen  kh  und  gh  einerseits,   der  französischen    und   eng- 
lischen andrerseits   Hessen  sich  wohl  nicht  allzuschwcr  ausgleichen. 
Mangelhaft  sind  in  allen  drei  Orthographien  die  l)estimmungen 
ülier  die  ausdrucksweise   der  quantität  und  der  qualität   der  silben. 


'  [M.  e.  wäre  es  bessei'.  wenn  nicht  die  engländei'  d;is  französiscli-deutsclie 
J  ( =  ij.  sondern  die  franzosen  inid  deutschen  das  englische  zli  anniilimen.  Dafür 
spricht  vor  allem  die  analogie  des  englisch-französisch-deutschen  sh  (r-=  i).  Auch 
ist  gerade  /  ein  sehr  /.wei-  resp.  mehrdeutiges  zeichen  (in  der  üblichen  deutschen 
Orthographie  =  palatalem  reilielaut.  in  der  französischen  =  i,  in  der  englischen 
=  dz),  wobei  nicht  zu  übersehen  ist.  dass  die  Umschrift  des  Ne'w  English  Didio- 
nary  der  Philological  Society  das  j  mit  dem  ursprünglicheren  palatalen  wert  (wie 
im  deutschen)  statt  dem  englischen  y  verwendet,  während  sie  den  i-laut  durch  ?, 
<len  /-laut  durch  /  ausdrückt.  Diese  einfachen  zeichen  des  N.  E.  D.  für  die 
bi'eiten  Zischlaute  scheinen  mir  wohl    geeignet,    die  andern    hezeichnungen,  wenn 


WiLHEF.M    SWOBOUA    IN    GrAZ.  335 

Das  cnglist;hr  systciii  drückt  die  kurze  der  vokale  durch  Ver- 
doppelung des  folgenden  konsonanten  aus;  dabei  ist  natürlich 
nur  die  akzentsilbe  gemeint.  Lange  akzentsilben  können  daher 
unliezeicluiet  bleiben;  das  deutsche  und  das  franz(")sische  dagegen 
bezeichnen  die  länge  des  akzentvokals  durch  ,  dennoch  führt 
die  deutsche  regel  kk  für  ck  ein  und  sagt  damit,  dass  auch  sie 
die  kürze  des  akzentvokals  durch  doppelung  des  folgenden  konso- 
nanten bezeichnen  will.  Man  sollte  jedoch  entweder  nur  die 
kürze  oder  nur  die  länge  bezeichnen,  nicht  aber  beides.  Das^ 
französische  System  verschmäht  überhaupt  jeden  akzent,  das  eng- 
lische will  den  akut  (')  nur  dann  setzen  „where  ilurc  is  <j  7'erv 
decided  emphatk  syllahlc  or  s/ress",  nur  das  deutsche  \erlangt  den 
akut  zur  bezeiclinung  (jeder)  „betonten"  silbe.  Es  ist  jedenfalls^ 
ein  grosser,  aber  erklärlicher  mangel  der  franz()sischen  regeln,. 
dass  sie  eine  akzentbezeichnung  überhaupt  nicht  zulassen,  denn 
gerade  die  franzosen  werden  noch  mehr  als  andere  Völker  geo- 
graphische namen  falsch  akzentuiren.  Aus  den  beispielcn  zur 
englischen  regel  geht  hervor,  dass  nur  dann  ein  akut  gesetzt 
werden  soll,  wenn  nicht  die  erste  silbe  akzentuirt  ist;  nur  ist  dies 
nicht  klar  ausgesprochen.  Eine  einigung  wäre  auch  hier  leicht 
möglich:  ,, Einsilbige  namiÄ  erhalten  keinen  akzent,  ebensowenig' 
mehrsilbige,  wenn  die  erste  silbe  akzentuirt  ist." 

Wenn  akzentuirung  und  länge  des  vokals  konkurriren,  so 
wird  nach  der  deutschen  regel  nur  das  längezeichen  (^)  gesetzt. 
Das  ist  natürlich  ein  mangel.  Wenn  aber  das  deutsche  System 
auf  den  Zirkumflex  verzichtete,  so  wäre  der  mangel  behoben 
(vgl.    oben). 


;tuch    erst    in  einer  späteren  zeit,  zu  verdrängen.     Ich   setze  zum  vergleich  sämt- 
liche erwähnten  hezeichnungsweisen  noch  einmal  neben  einander: 

N.  E.  D. 


f 


A\\\\.. 

den 

tsciier 

engl. 

fiz. 

Swobodas 

mein 

Vorschlag 

einigungsvorschlag 

Vorschlag 

(■' 

's 

s 

s 

j- 

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•*■ 

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./  Ü'J' 

1) 

y 

V 

y 

y 

1 

334  f^'^    SCHREIBUNG    GEOGKAPHISCHKK    NAMKN. 

Die  grösste  aussieht  diirclizudringen  haben  natürlich  das 
deutsche  und  das  amerikanische  System,  da  sie  einen  amtlichen 
<:liarakter  haben,  während  das  französische  und  das  englische 
bloss  Unternehmungen,  freilich  der  einflussreichsten  geographischen 
gesellschaften,  beider  länder  sind.  Dagegen  sind  bei  der  an- 
Avendung  des  deutschen  Systems  wegen  der  bureaukratischen  be- 
liandlung  ])lionetischer  fragen  missverständnisse  und  missgriff'e 
nicht  ausgeschlossen. 

Man  war  aber  bei  der  aufstellung  der  orlhographisclien 
regeln  nicht  so  unklug,  ein  System  zu  schaffen,  das  ein  für  alle- 
raal unabänderlich  feststehen  sollte,  sondern  man  ist  bereit,  „er- 
gänzungen  und  abänderungen  der  scliriftzeicVien"  vor/.unelunen, 
■wenn  sich  dafür  eine  notwendigkeit  herausstellen  sollte.  Die 
Royal  GeographJcnl  Society  in  London  lässt  durch  eines  ihrer  mit- 
glieder  in  einem  aufsatz  '  ihre  l^ereitwilligkeit  aussprechen,  mit 
den  deutsclien  wegen  eines  Übereinkommens  zu  verfiandeln.  Dies 
wäre  gewiss  besonders  für  die  engländer  von  grossem  vorteil, 
,,da  die  hervorragendsten  geographen  der  weit  deutsche  sind 
und  ihre  arbeiten  von  den  englischen  kartographen  in  grossem 
umfang  benützt  werden  müssen."  Wir  wollen  also  hoffen,  dass 
es  zu  einer  vollständigen  einigung  komme,  wozu  ja  in  den  be- 
.sprochenen  Systemen   eine   l)reite  grundlage   vorhanden   ist. 

Graz.  Wilhelm  Swoboda. 

•    i'roc.  of  tlie  R.    G.   S.   1 892  (iiovember). 


REZENSIONEN. 


Kkumhach.  CAkf.  Julius,  J),uitsc/ie  Sprech-,  lese-  und  sprachübiingen.  Zugleirh 
eine  ergänzung  zu  jedem  lesebuche  und  zu  jeder  grammatik.  (irössere  aus- 
gäbe für  leb.rer  und  erzielier.  Leipzig,  verlag  von  B.  G.  Teubner.  189:^. 
Preis  2  mark. 
Kkumhach.  Sprich  lantreiii  und  richtig'.  Deutsche  Sprech-,  lese-  und  spracli- 
iibungen.  Kleinere  ausgal)e  für  schüler.  I.  teil:  sprech-  und  leseübungen. 
Preis  30  pf.  11.  teil:  sprachühungen.  l'reis  45  pf".  Leipzig,  verlag  von 
B.  G.  Teubner.     1893. 

Es  ist  unstreitbar,  dass  die  lautphvsiologischen  forschungen  in  den  letzten 
Jahrzehnten  zu  nicht  zu  unterschätzenden  ergebnissen  geführt  haben.  So  lange 
die  plioiietik  aber  nur  Wissenschaft  an  sich  blieb,  so  lange  sie  nicht  praktisch 
verwertet  wurde,  so  lange  auch  war  flas  interesse  an  ihr  ein  geringes.  Erst  als 
man  sie  in  ihren  resultaten  für  flie  zwecke  des  Sprachunterrichts  in  höheren  und 
taubstunimen-schulen  verwendbar  machte,  da  wurde  sie  nicht  etwa  die  durch  die 
mode  (denn  aucli  diese  i)eeintlusst  «las  bildungsstreben)  bevorzugte  Wissenschaft, 
vielmehr  erkannte  man  sie  als  einen  wesentlichen  faktor  zu  Vervollkommnung 
mid  erleichterung  der  Unterrichtsarbeit,  dessen  sich  zu  bedienen  nicht  wenige 
ilarnach  trachteten.  So  viel  nun  aber  auch  die  lautphysiologie  dem  neufremd- 
sprachlichen unteriicht  diente,  so  wenig  fand  sie  im  deutschen  Sprachunterrichte 
an  höheren  und  niederen  schulen  Verwendung.  Dafür  scheinen  mancherlei  gründe 
ausschlaggebend  gewesen  zu  sein.  Einmal  mag  eine  gewis-^e  Voreingenommenheit 
gewaltet  haben.  Man  sah  auf  verschiedenen  gebieten  refonuer  auftreten,  die  nicht 
immer  gute  erfolge  aufzuweisen  halten.  Warum  sollte  man  auch  den  so  gut  ge- 
tretenen weg  verlassen,  so  lange  ungeübte  obren  von  ilei"  schlechten  ausspräche 
des  deutschen  nicht  beleidigt  wurden:  Zum  andern  wusste  m:ui  nicht,  wie  man 
methodisch  zu  verl'ahren  hatte,  selbst  wenn  man  einer  berücksichtigung  der  laut- 
physiologischen forderungen  sympathisch  gegenüberstand.  Heute  noch  nicht  erhalten 
die  angehenden  volksschullehrer  auf  dem  seminar  aufschlüsse  darüber,  wie  sie  in 
gegenden  mit  stark  ausgebildeter  mundart  oder  an  den  Sprachgrenzen  die  reinheit  und 
Schönheit  der  deutschen  spräche  zu  fördern  und  zu  erhalten  haben.  I'.s  gereicht  dem 
Verfasser  der  eingangs  genannten   schritten  zum  grossen  verdienst,  wiederum  darauf 


^^0  Rezensionen. 

hingewiesen  zu  liaben,  «iass  es  jeileni  lelirer  ilei'  ileutsclieii  s]jiaclie  heilige  ptiicht 
sei,  seinen  sthülern  eine  spräche  anzubilden.  die  rein  und  klar  erklinge  und 
gesetzmässig  gebraucht  werde.  Besonders  und  mit  allem  recht  wendet  sich  der 
Verfasser  gegen  die  überhandnehmende  schriftliche  darstellung  der  spräche  mit 
hintenansetzung  des  mündlichen  gebrauchs  derselben  in  den  schulen.  Schreiben 
ist  missbratich  der  spräche,  stille  für  sich  lesen  ein  trauriges  Surrogat  des  ge- 
sprochenen Wortes.  Letzterem  gebührt  im  Sprachunterricht  die  erste  stelle.  — 
Doch  gehen  wir  näher  auf  die  Schriften  l\rinnbachs,  vor  allem  auf  die  grössere 
ausgäbe  ein. 

Im  vor7i>ort  wird  auf  die  im  letzten  Jahrzehnt  laut  gewordenen  klagen 
über  <lie  vernachlässigte  und  nachlässige  ausspräche  und  über  das  schlechte  lesen 
in  den  schulen  hingewiesen.  Die  ganze  Sorgfalt  werde  nur  der  ergrundung  des 
Inhalts,  dem  verstehen,  der  veistandesbildung  zugewendet,  wobei  die  elementaren 
fertigkeiten,  das  können  zum  aschenbröilel  werden,  die  gefühlsbildung,  besonders 
ilie  ausbildung  der  ästhetischen  gefühle  benachteiligt  werde.  Wenn  Krumbach 
meint,  die  Volksschule  zeige  weniger  eine  vernachlässigte  ausspräche  als  die 
iiöheren  schulen,  so  kann  ich  ihm  nicht  widersprechen,  weil  mir  nicht  genügend 
erfahrung  zn  geböte  steht.  Das  kann  ich  ihm  aber  versichern,  dass  die  Volks- 
schule aucti  viel  vernachlässigtes  s[)rechcn  aufweist.  Dass  die  methode,  besonders 
das  ausgehen  vom  lesebuche,  hierzu  viel  beiträgt,  liegt  ausser  allem  zweifei. 
Man  steht  zu  wenig  in  lier  lebensvollen  spräche.  Stelle  man  den  freien  an- 
schauungsunterricht  in  den  mittelpunkt  des  Sprachunterrichts  auf  der  unter-  und 
mittelstufe, '  lasse  man  erst  auf  der  oberstufe  das  lesebuch  den  mittelpunkt  des 
Sprachunterrichts  bilden,  dann  wird  man  zu  besseren  als  den  bisherigen  ergebnissen 
gelangen.      Dies    gilt    für    höhere  wie  für  niedere  schulen. 

Den  zweck  seiner  schritt  bezeichnet  der  Verfasser  also:  Unsere  schritt 
will  nichts  anderes,  als  die  Jetzt  herrschende  Sprachmethode  frei  machen  von  den 
fesseln  schriftlicher  i'ihzmgen,  es  will  ein  versuch  sein,  die  schi'der  hinübcrzufiihrcn 
zti  der  freilieit  utid  Schönheit  unserer  gesprochenen  spräche. 

Die  dem  Vorworte  folgenden  Vorbemerkungen  dürlen  wir  füglich  als  den 
theoretischen,  alles  übrige  als  den  praktischen  teil  der  schiift  bezeichnen. 

1.  Die  klagen  über  schlechtes  spreclicu  und  lesen.  Die  schule  allein  für 
schlechtes  sprechen  und  lesen  verantwortlich  zu  machen,  so  führt  der  Verfasser  aus, 
wäre  ungerecht.  Das  haus,  die  familie  möge  sich  einen  grossen  teil  der  schuld  daran 
mit  beimessen.  Während  früher  noch  zeit  vorhanden  w^ar,  dass  in  der  familie 
ilie  Unterhaltung  gepflegt  wurde,  dass  die  kinder  angehalten  werden  konnten,  den 
eitern  aus  Schriften  und  tagesblättern  vorzulesen,  entfremdet  heute  das  geschäft- 
liche hasten,  die  Vergnügungssucht  der  eitern,  die  überbürdung  der  schüler  elteiH 
und  kinder  immer  mehr.  Letztere  werden  dem  dienstpersonal  anvertraut  umi 
und  lernen  von  ihm  neben  anderen  auch  sprachliche  Ungezogenheiten.  Dazu 
kommt  noch  der  mangel  an  geeignetem  lesestofte  für  unseie  Jugend.  Leider 
schildert  der  Verfasser  nur  zu  wahr.  Dies  muss  aber  erst  recht  die  schule  auf 
abhülfe  sinnen   lassen,  und  es  ist  verfehlt,  wenn  in  höhern  schulen  das  lesen  auf- 

'  Vgl.  H01'"l'"i\IANN.  Der  erste  Sprachunterricht  in  schulen  z'weisprachigcn 
gebicts.     Marburg  bei  Elwert.     (Untei-  der  [iresse.) 


Hugo  Hoffmanx.  337 

hört  Selbstzweck  7.11  sein,  sobald  der  scluiler  über  das  mechanische  lesen  hinaus 
ist.  Die  Volksschule  lässt  auch  auf  der  mittel-  und  Oberstufe  neben  der  pflege 
<les  logischen  und  euphonisch-schönen  lesens  nicht  das  mechanische  lesen  ausser 
acht,  ja  das  euphonisch-schöne  lesen  bedingt  niciit  nur  logisches  lesen,  sondern 
auch  die  mechanische  lesefertigkeit.  Ich  lasse  noch  auf  der  Oberstufe  meine  taub- 
stummen Schüler  monatlich  1 — 2  stunden  mechanisches  lesen  üben.  Darin  stimme 
ich  mit  dem  verf.  voll  und  ganz  überein,  wenn  er  sagt,  die  höheren  schulen 
können  ( in  methodischer  hinsieht)  viel  von  der  Volksschule  lernen. 

2.  Die  gcivöhnlichen  Sprech-  und  lesefehler  und  ihre  Ursachen.  Um  erstere 
kennen  zu  lernen,  muss  jeder  lehrer  selbst  piionetische  bildung  besitzen;  er  muss 
ferner  ein  feines  gehör  für  sprechfehler  haben  und  die  ihm  entgegentretenden  sprech- 
und  Sprachunrichtigkeiten  schriftlich  aufzeichnen.  Die  Ursachen  der  Sprech-  und 
lesefehler  findet  der  Verfasser  1.  in  dem  einflusse  des  dialekts,  2.  in  organischen 
gebrechen,  3.  in  schlechter  angewöhnung.  Hierbei  will  ich  den  Verfasser  auf  einige 
irrtümer  aufmerksam  machen.  Es  wäre  verkehrt,  wenn  man  vor  strengen  mass- 
regeln  nicht  zurOckscheuen  wollte,  um  auf  angewöhnung  beruhende  sprechfehler 
abzustellen.  Damit  schüchtert  man  das  kind  ein  und  verschlimmert  das  übel. 
Konsequenz,  in  schonendster  weise  beobachtet,  ist  vielmehr  anzuraten.  Der  arzt, 
der  kranke  kinder  mit  strenge  behandeln  wollte,  hätte  seinen  beruf  verfehlt.  Die 
kinder,  welche  unter  dem  drucke  der  gewohnung  schlecht  sprechen,  sind  ebenfalls 
als  krank,  als  psychisch  anormal  zu  bezeichnen.  —  Dass  es  sich  beim  stottern 
oftmals  um  atemvergeudung  nur  handeln  sollte,  bestreite  ich.  Stottern  ist  eine 
koordinations-neurose ;  bei  diesem  sprechfehler  leidet  das  lichtige  ineinandergreifen 
der  respiratorischen,  phonischen  und  artikulatorischen  bewegungen  im  sprech- 
apparat. 

3.  Genügt  es,  die  lese-  und  sprechfehler  gelegentlich  zu  verbessern,  oder  sind 
planvolle,  gesonderte  Übungen  nötig  •  Verfasser  will  besondere  Sprechübungsstunden 
angesetzt  wissen.  Auch  ich  stehe  auf  diesem  Standpunkte ;  ich  möchte  jedoch 
Sprechübungsstunden  nur  für  den  erste  1  Sprachunterricht,  der  dem  leseunterricht 
vorausgeht,  also  wenigstens  für  das  erste  halbjahr,  wo  es  angeht  für  das  erste 
Schuljahr,  als  besondere  bestehen  lassen.  In  dieser  zeit  kann  das  vollsinnige  kind 
ihm  schwerfallende  laute  richtig  sprechen  lernen.  Für  die  folgende  Schulzeit  wird 
der  lehrer  mit  gelegentlichen   Übungen  zu  einem  guten  ziele  kommen. 

4.  Anderweitige  vorteile  des  guten,  artikulirtcn  und  richtigen  Sprechens  und 
lesens.  Als  solche  werden  genannt:  l.  Stärkung  des  Sprachgefühls  überhaupt, 
2.  Wertschätzung  der  gesprochenen  spräche  im  besonderen. 

5.  Soll  eine  nationale  ausspräche  durch  diese  Übungen  angestrebt  luerden  .- 
Mit  dem  Verfasser  bin  ich  der  gleichen  meinung,  dass  es  möglich  ist,  eine  überall 
gleichmässige  nationale  deutsche  ausspräche  zu  schaffen,  ohne  dass  dabei  den 
niundarten  zu  nahe  zu  treten  wäre.  Die  Stellung,  welche  die  schule  den  mund- 
arten  gegenüber  einzunehmen  hat,  präzisirt  der  Verfasser  dahin:  Nur  was  dem 
lautstande  des  hochdeutschen  entspricht,  verdient  in  der  schule  anspruch  auf 
1  ichtigkeit.  Trotzdem  hat  dei-  schüler  die  mundart  wertzuschätzen ;  er  darf  sie 
nicht  als  etwas  verachtenswertes,  das  nur  dem  gemeinen  volke  angehöre,  ansehen. 
Auf  der  Unterstufe,  zu  anfang   des  Sprachunterrichts,  wird  in  der  Volksschule  der 

Phonetiäclie  Studien.    VI.  22 


^^S  Rezensionen. 

lehrer  sogar  bisweilen  behufs  Verständigung  mit  den  schillern  die  mundart  an- 
wenden müssen.  Ja  ich  gelie  hier  noch  weiter  als  der  Verfasser.  Ich  möchte 
auch  auf  der  Oberstufe  ab  und  zu  eine  dialektische  dichtung  behandelt  wissen.  — 
Kine  nationale  ausspräche  kann  geschaffen  werden,  ohne  dass  von  einer  Verge- 
waltigung der  sprechenden  die  rede  sein  kann.  Lernen  die  schüler  die  fran- 
zösischen und  englischen  laute  richtig  bilden,  so  wird  ihnen  dies  bei  den  deutschen 
noch  viel  leichter  fallen.  Hier  wird  es  noch  geringerer  Übung  bedürfen  — 
Wenn  der  Verfasser  als  gründe  für  das  Vorhandensein  von  mundarten  auch  physio- 
logische eigentümlichkeiten  im  bau  der  Sprechwerkzeuge  aufzählt,  so  wird  das 
gewiss  nicht  ohne  Widerspruch  bleiben.  Wenn  er  aber  Merkel  anführt,  welcher 
die  dicke  der  schädelknochen  hierbei  von  einfluss  sein  lassen  will,  so  muss  icli 
Merkels  ansieht  ganz  und  gar  für  unzutreffend  erklären.  Die  schädelknochen 
koumien  als  schallleiter  nur  bei  solchen  menschen  in  betracht,  welche  kein  trommel- 
fell  oder  defekte  an  den  gehörknöchelchen  und  am  Labyrinth  aufweisen,  bei  denen 
der  Schallzuleitungsapparat  nicht  richtig  funktionirt.  —  Dass  sich  die  zahl  der 
Jautzeichen  bei  phonetischer  Schreibung  imserer  deutschen  nationalen  ausspräche 
verdoppeln  und  verdreifachen  würde,  wird  wohl  niemand  dem  Verfasser  glauben. 
Ich  verweise  dabei  auf  die  vielfach  im  gebrauch  befindliche  lautumschrift  von 
Professor  Victor,  die  doch  billigen  anfordeiungen  entspricht  und  nicht  mehr  als 
30  zeichen  verwendet. 

6.  EHvas  zur  methode.  Hier  findet  man  beherzigenswerte  methodische 
ratschlage. 

Die  hierauf  folgenden  Sprech-  und  leseidningen  sollen  inid  werden  eine  er- 
gänzung  zu  jedem  lesebuche  bilden.  Sie  sind  nach  den  einzelnen  lauten  geordnet. 
Die  Übungen  sind  mit  vielem  geschick  und  mit  sachkenntniss  ausgewählt  worden. 
Ich  halte  es  aber  für  vorteilhafter,  bei  einer  neuen  aufläge  die  lautumschrift  zu 
verwenden,  um  zweifeln  in  der  ausspräche  zu  begegnen.  Die  laute  nach  akusti- 
schen merkzeichen  zu  unterscheiden,  ist  w^eniger  zu  empfehlen  als  deren  Unter- 
scheidung nach  artikulatorischen  eigentümlichkeiten.  Dass  r  lang  sein  müsse, 
ist  nicht  nötig,  wenn  es  auch  gewöhnlich  der  fall  ist.  Ruft  beispielsweise  der 
kutscher  die  pferde  mit  hc-  an.  so  ist  r  kurz.  Einen  unterschied  zwischen  c  in 
tjuälen  und  beten,  zwischen  e  und  ä  in  brtistivehr  und  fliisswehr  zu  machen,  dürfte 
wohl  zu  weitgehend  sein.  In  sehen  spricht  man  niemals  c  (e  dem  ä  fast  gleich- 
klingend), sondern  <■•.  Dumpfes  e  nennt  der  Verfasser  den  neutralvokal  3.  Eine 
eigentümlichkeit  dei'  sächsischen  mundart  ist  nicht  die  falsche  l)ildung  \on  p,  b,  t, 
^i  k,  g,  sondern  die  vertauschung  von  tenues  mit  mediae.  In  plns  bildet  der 
sachse  das  p  so  richtig  wie  der  norddeutsche  in  pär  und  in  här  das  b  so  tadellos 
wie  der  norddeutsche  in  hins.  —  An  die  Sprech-  und  leseübungen  reihen  sich 
beachtenswerte  helehrungen  über  silben  und  worte.  aus  der  betonungslehre.  vom 
satztone  und  der  satzmelodie,  vom  rythmischen  lesen,  über  sprachgruppen  und 
sprachtakte  und  über  tönende  konsonanten. 

Die  folgenden  sprachübtttigett  sollen  als  ergänzung  zu  jeder  grammatik  be- 
nutzt werden.  .Sie  sollen  nicht  nur  das  richtigschreiben  sondern  auch  das  richtig- 
sprechen fördern  und  die  Sprachfehler  vermindern  Die  herangezogenen  beispiele 
sind  der  Umgangssprache,  den  schüleraufsätzen  und  lesebüchern  entlehnt,  inid  so- 
mit   bietet    Verfasser    gewähr ,    nichts    gesuchtes    oder    geschraubtes    vorzuführen. 


Hugo  Hoffmann.  339 

rnberücksichtigt  blieben  alle  der  strassensprache  angeliöiendeii  mundaitlidieii 
eigentümlichkeiten  und  alle  auf  schlechter  und  nachlässiger  ausspräche  beruhenden 
Unrichtigkeiten.    Wenn  der  Verfasser  auf  seite  95  verlangt 

statt:  manches  brave  mädchen  —  manches  braves  mädchen, 

statt :  heutigen  tages  —  heutiges  tages. 

statt:  geraden  vveges  —  gerades  weges  u.  s.  vv.. 
so  kann  ich  ihm  nicht  beipflichten.  Schon  mein  eigenes  Sprachgefühl  sträubt  sich 
ijagegen ;  ausserdem  findet  man  in  Wetzel,  Leitfaden  für  den  Unterricht  in  der 
deiitsciien  spräche  l873.  seite  59  folgende  regel :  Das  attributive  adjektiv  wird 
stark  deklinirt,  wenn  die  starke  flexionsendung  nicht  schon  an  dem  artikel  oder 
an  einem  adjektivischen  für-  oder  zahlworte  haftet.  Dies  ist  der  fall,  wenn  das 
attributive  adjektiv  ohne  dergleichen  Wörter  steht,  wobei  indessen  des  Wohlklanges 
wegen,  um  nämlich  das  mehrfache  es  7.u  vermeiden,  im  genitiv  singularis  männ- 
lichen und  sächlichen  geschlechts  das  adjektiv  meist  die  schwache  endung  erhält, 
wenn  das  Substantiv  schon  die  starke  genitivendung  hat.  Ahnlich  sagt  Sanders 
im  Lehrbuch  der  deutscheti  spräche  für  schulen  1880,  seite  31  :  Der  männliche 
und  sächliche  genitiv  im  singular  der  beiwörter  geht,  wie  in  der  schwachen  und 
gemischten  deklination.  nach  heutigem  gebrauch  auch  in  der  starken  auf  ...tf« 
aus.  —  Man  findet  noch  zuweilen:  grades  weges.  heutiges  tages,  aber  auch  hier 
verdienen  der  gleichniässigkeit  halber  die  üblicheren  formen  auf  .  .  .en  den  vorzug. 
Die  eingangs  dieser  besprechung  genannte  kleinere  ausgäbe  enthält  nur  die 
beispiele  der  grösseren  und  ist  für  die  hand  der  schüIer  berechnet. 

Die    in    rede    stehenden  Schriften    von  Krumbach    kann    ich   zur    fleissigen 
benützung  im  unterrichte  angelegentlich  empfehlen.    Sie  sind  geeignet,  im  deutschen 
Sprachunterrichte,  gleichviel  in  welchen  schulen,  segensreich  zu  wirken. 
Ratibor,  im  april    1893.  HUCO  HOFF.MANN. 


Brf;ymaNN-Mceller,  Französisches  übungslnich  für  gvnmasicn.     1.  teil.    München- 
Leipzig,  Oldenbourg   1892.     239  s.     Preis? 

Das  buch  ist  für  die  bairischen  gymnasien  bestimmt,  an  welchen  der  frz. 
Unterricht  in  den  obersten  vier  klassen  mit  3  ^-  3  -f-  2  -j-  2  stunden  erteilt 
wird;  am  ende  des  dritten  Jahres  soll  der  abschluss  der  grammatik  erreicht  sein. 
Der  Unterricht  muss  daher  ziemlich  schnell  vorwärts  gehen;  bei  dem  reiferen 
Standpunkt  der  schüler  kann  er  dies  ja  auch.  —  Das  Übungsbuch  beginnt  mit 
2  abschnitten:  Laut  und  schrift.  Im  ersteren  werden  die  laute  an  Wörtern  geübt: 
il,  ri,  fini  etc.,  was  wie  immer  den  nachteil  hat,  dass  darin  laute  vorkommen, 
die  noch  nicht  besprochen  sind.  An  die  „einübung  der  schriftlehre''  schliessen 
sich  leseübungen  mit  beigegebener  Übersetzung.  Die  durch  häkchen  verbundenen 
sprachtakte  erscheinen  für  den  anfänger  bisweilen  etwas  zu  lang,  so  in  nr.  III: 
Les_Visigoths_etaient_dejä_etablis_de_rautre_cöte_de_la_Loiie.  —  In  dem 
hauptteil  des  buclies  stellen  die  Verfasser  die  zusammenhängende,  und  zwar  nach 


34°  Rezensionen. 

giaiiimatischen  gesichtspunkten  geordnete  leklüre  in  den  mittelpunkt;  aus  ihr  soll 
der  Schüler  die  regel  abstrahiren.  Im  kapitel  I  führen  2  lesestucke:  Au  Jardin 
und  A  la  niaison  in  die  spräche  des  gewöhnlichen  lebens  ein.  Mit  diesen  sollen 
die  hilfsverben  avoir  und  Hre  vollständig  erlernt  werden,  auch  der  konjunktiv. 
Kapitel  11  enthält  2  moralisirende  lesestücke  und  verlangt  die  erlernung  des  aktivs 
der  verben  auf  -er.  Besonderer  wert  wird  auf  zahlreiche  konjugationsübungen 
gelegt,  die  in  reichlicher  auswahl  angegeben  sind.  Von  nun  an  werden  die  lese- 
stücke, in  einzelsätze  aufgelöst,  zur  Übersetzung  in  das  französische  benützt.  Gleich 
der  erste  satz :  „Indem  er  sein  bild  in  dem  wasser  bemerkte,  glaubte  der  hund, 
dass  es  ein  anderer  hund  wäre"  ist  allerdings  nicht  schön ;  auch  an  anderen  stellen, 
so  in  §§  45,  49,  143,  144,  147,  l,ö2  könnte  der  eine  oder  andere  satz  in  besserem 
deutsch  wiedergegeben  werden.  Im  übrigen  sind  die  Übungsstücke  den  ver- 
schiedensten gebieten  entnommen  und  führen  dem  schüler  einen  reichen  Wort- 
schatz vor.  Einzelne  sind  etwas  zu  gesucht,  so  §  66.  68  (bildung  des  plurals), 
wo  der  unterschied  zwischen  briefmarken,  korallen,  diamanten,  Schneeglöckchen 
und  hirschkäfern  auseinandergesetzt  wird.  Jeder  abschnitt  enthält  als  beigäbe  Le 
franfais  de  totis  les  jours,  phrasen  der  Umgangssprache;  nur  sind  die  ausdrücke 
des  Sprechens,  sagens  zu  stark  bevorzugt.  —  Drei  gedichte  beschliessen  das 
Übungsbuch,  dem  ein  alphabetiscii  geordnetes  Wörterbuch  beigegeben  ist.  —  Die 
gramm.itik  ist  vom  Übungsstoff  getrennt  und  möglichst  kurz  und  übersichtlich. 
Mit  der  beibehaltung  der  7  kennformen  zur  erlernung  dei  konjugation:  Infinitiv, 
part.  präs.,  part.  perf.,  I.  sg.  präs.  ind.,  I.  pl.  präs.  ind.,  111.  pl.  präs.  ind., 
histor.  perf.,  kann  ich  mich  nicht  befreunden,  rnvollständig  ist  dabei  der  im- 
perativ. In  §  43  gehört  Ic  passeport  zu  a.  —  §  54  kurz:  mit  ausnähme  von 
bleu.  —  §  71,  3  würde  ich  wie  a  ordnen.  —  §  \\~  je  reussis  sox  fai  soif.  — 
Von  druckfehlern  nur  noch  s.  20,  z.  11  v.u.:  yai.  Für  die  besonderen  Verhält- 
nisse kann  das  Übungsbuch  im  allgemeinen  empfohlen  werden. 

Bn'eg.  H.  Flaschel. 


Dr.   HERM.\NN'  Bre;y.M.\NN.    Ergänztmgen    zum  französische)!   ituterrichte   an  gym- 
nasien  mit  besonderer  berücksichtigung  des  latein.    Anhang  zu  den  an  den  gym- 
nasien  verwendeten  französischen  gramniatiken.    Derselbe  verlag;  29  s.  Preis? 
Im  Vorwort  weist  der  Verfasser  auf  den  widerstreit  der  meinungen  in  be- 
treff  der   heranziehung   des    latein    für  den  frz.  Unterricht  hin  und  sagt,    dass  die 
vergleichung    des   lateinischen    nur    da    eintreten    dürfe,   „wo    sich    gleichsam  von 
selber   passende    Vergleichspunkte    bieten".     Dies    erscheint    im  vorliegenden   heft 
nun  nicht  durchgeführt.    Es  ist  besonders  im  2.  teil  zu  ausführlich,  enthält  vieles, 
was  dem  schüler  nicht  gesagt  zu  werden    braucht,    und  könnte   bedeutend  kürzer 
gefasst  werden.    Der  Verfasser  will  die  Übersicht  der  frz.  legeln  nicht  durch  ein- 
gestreute hinweise  auf  das  latein  stören.    Da  er  aber  in  der  vorher  besprochenen 
grammatik  selbst  auf  das  latein    hinweist,    z.  b.  §  48,  3,  so  konnte   er  in  einem 
kurzen  anhang,  ähnlich  wie  bei  Ohlert,  Schnlgrammatik  der  frz.  spräche,  das  für 


H.  Fl.aschel.  341 

einen  reiferen  scliüler  wesentliche  zusanimenstelien.  —  Audi  das  kapitel  iUter 
wortbildungslehre  könnte  kürzer  gefasst  werden,  vgl.  §  21,  22.  Der  ,3.  teil  ent- 
hält einige  Wortfamilien,  die  nach  den  in  der  granimatik  vorkommenden  unregel- 
mäs.sigen  verben  geordnet  sind.  Hin/.iizufügen  wären  bei  venir  Zusammensetzungen 
wie  avenir,  aveniie  u.  a.  —  Für  einen  lehrer,  der  eine  Zusammenstellung  des 
wesentlichen  braucht,  wird  das  kleine  werkchen  immeriiin  von  nutzen  sein. 
Briesr.  II.    l'L.ASCHEf.. 


DR  AnTOM  Rausch.MAIER,  Fi'anzdsisches  Vokabularium  auf  etymologischer  grund- 
lage  mit  einem  anhang  für  mitteischulen  und  zum  privatgebrauch.  Derselbe 
Verlag.   1  lo  s.     Preis  ? 

Der  Verfasser  will  durch  sein  eigenartig  angelegtes  buch  das  systematische 
lernen  von  vokabein  erleichtern.  Er  stellt  auf  die  linke  seite  die  wichtigsten 
Wörter,  daneben  die  etymologie  derselben ;  auf  der  rechten  seite  stehen  die  nächst- 
wiciitigen  Wörter,  nebst  redensarten,  musterbeispielen.  Den  schluss  jeder  gruppe 
bilden  die  etwa  sonst  noch  wissensweiten  Wörter.  Der  anhang  enthält  „das 
wissenswerteste  aus  der  geschichte,  etymologie,  Synonymik,  litteraturgeschichte" 
auf  \\\  Seiten!  Dazukommt  noch  mancherlei  anderes,  dement  argrammatik,  fremd- 
wni  ter,  anknüpfende  redensarten,  kurz,  der  Verfasser  hat  alles  mögliche  vereinigen 
wollen,  leider  ohne  die  nötige  sichtung.  Zunächst  könnten  an  zahlreichen  stellen 
die  Wörter  besser  geordnet  sein,  liesonders  in  den  schlusszusammensteilungen.  da- 
mit nicht  Wörter,  wie  z.  b.  un  pompier,  la  flute,  le  cor,  le  catalogue,  Je  garfon, 
la  claque,  aufeinanderfolgen.  Bei  keinem  neuen  wort  dürfte  der  artikei  fehlen. 
Die  öfters  vorkommenden  Wiederholungen  müssen  vermieden  werden,  z.  b.  la 
religieuse  drei  mal  auf  einer  seite,  oder  s.  74  links:  „le  drap.  davon  drapeau 
fahne"  —  und  rechts  :  „von  drap  ist  abgeleitet  le  drapeau,  die  fahne."  —  Was 
die  etvmologie  betrifft,  so  wird  der  unterschied  der  vom  nominativ ,  bzw. 
akkusativ  abgeleiteten  Wörter  nicht  berücksichtigt.  Hierzu  gehören  auch  nicht 
bemerkungen  wie  bei  bravoure  —  „aber  la  cour  ohne  ^."  Die  erklärung  zu 
feldmarechal  besagt  einfach  =  „feld  — ,"  Die  „l)ekannten  grammatiken  ent- 
lehnten" Sätze,  ebenso  wie  zahlreiche  historische  anmerkungen  könnten  durch 
reichlichere  phraseologie  ersetzt  werden.  Überflüssig  ist  der  anhang,  besonders, 
wenn  er  flüchtigkeiten  enthält  wie  s.  99 :  Der  strassburger  eid  aus  dem  jähre  843, 
den  im  jähre  842  Ludwig  der  Deutsche  und  Karl  der  Grosse  einander  leisteten. 
Welclie  Vorstellung  soll  man  sich  von  der  neuesten  prosalitteratur  seit  1830 
machen,  wenn  als  deren  Vertreter:  Erckmann-Chatrian,  Ta'pfer.  Littre.  Villemain. 
Arago ,  Cuvier  angegeben  werden?  Druckfehler:  s.  6  la  sctirditc ,  s.  39  au 
XIX.  siede,  s.    \00  je  vieux. 

Brieg.  H.   FLAS-CHliF,. 


342 


Rezensionen. 


C.  Massey,  In  the  Stniggle  of  Life.  Ein  lesestoff  zur  einföhrung  in  die  lebens- 
verhältiiisse  und  in  die  unigangsspiaclie  des  engl,  volkes.  Für  den  sdiulge- 
hrauch  bearbeitet  von  Dr.  ALBERT  HARNISCH.  Mit  einem  anliang:  Englisches 
leben.  Bemerkungen  über  land  und  leute.  1892.  Leipzig  (Paul  Spindler). 
\\\   S.  8.  Pr.   1   M.  Wörterbuch  25  Pf. 

Aus  dem  in  dem  gleichen  verlage  erscheinenden  werke  Methode  Schliemann 
zur  crlernung  der  engl,  spräche,  herausgegeben  von  Oberlehrer  Dr.  Penner  und 
C.  Massev  in  London,  liat  Dr.  Harnisch  die  erzählung  In  the  Stntggle  of  Life 
entnommen  und  sie  in  kürzerer  form  für  den  schulgebrauch  in  trefflicher  weise 
bearbeitet.  Wir  begrüssen  dieses  buch  mit  grosser  freude,  bietet  es  doch  einen 
Stoff,  der  uns  voll  und  ganz  in  die  Verhältnisse  des  fremden  landes  hineinversetzt. 
An  der  band  einer  spannenden  erzählung,  welche  uns  die  erlebnisse  eines  deutschen 
in  London  schildert,  werden  wir  gleichsam  spielend  mit  einer  solchen  fülle  von 
realien  aus  dem  englischen  leben  und  Volkstum  bekannt  gemacht,  wie  dies  in 
keinem  andern  für  schulzwecke  bestimmten  buche  der  fall  ist.  „Das  vornehme 
glänzende  treiben  der  'oberen  zehntausend'  im  Hyde  Park ;  das  geschäftige  ge- 
töse  der  City;  der  feierliche  ernst  der  St.  Pauls-kirche  und  Westminster  Abtei 
wie  die  geräuschvollen  aufzüge  der  Salvation  Army ;  der  anmutige  plauderton  des 
gebildeten  engländers  wie  die  unentbelirlichen  Wendungen  des  täglichen  lebens  — 
sie  alle  treten  in  den  gesichtskreis  des  lesers,  nicht  in  dei-  gekünstelten  ausdrucks- 
weise gemachter  gespräche,  sondern  in  fesselnder  weise  verbunden  mit  den  Schick- 
salen eines  jungen  landsmannes,  den  wir  auf  seinen  erlebnissen  im  fremden  lande 
begleiten.  Und  dies  in  einer  spräche,  die  frisch  hineingreift  ins  volle  menschen- 
leben  und  auch  „dem  slang  und  cant  nicht  ängstlich  aus  dem  wege  geht."  Das 
buch  verfojgt  also  ein  wesentlich  praktisches  ziel,  die  einführung  in  die  kenntnis 
von  land  und  leuten  in  England.  Einen  ganz  besonderen  vorzug  derselben  bildet 
der  beigegebene  vortreffliche  anhang:  „Englisches  leben,  bemerkungen  über  land 
und  leute,".  In  23  kürzeren  oder  längeren  artikeln  erfährt  der  schüler  das  wesent- 
lichste über  London  und  das  öffentliche  wie  das  private  leben  der  engländer. 
Die  anordnung  dieser  abschnitte  ist  nicht,  wie  in  den  bekannten  langenscheidt'schen 
notwörterbiiehern  eine  alphabetische,  sondern  eine  stoffliche.  Die  einzelnen  an- 
gaben sind  durchaus  zuverlässig  und  lassen  kaum  etwas  wiclitiges  vermissen, 
leisten  somit  wichtige  dienste  als  nachschlagebuch  über  das,  was  einem  deutschen 
über  englische,  besonders  londoner  Verhältnisse  für  den  praktischen  gehrauch  zu 
wissen  not  thut.  Zur  besseren  orientirung  .seien  die  im  anliang  besprochenen 
gegenstände  aufgeführt,  wodurch  die  reichhaltigkeit  deiselben  noch  mehr  hervor- 
tritt. 1.  Reisevvege  nach  England.  2.  Zollrevision.  3.  Münzen,  ma.sse  und  ge- 
wichte. 4.  Eisenbahnwesen,  h-  —  7-  London,  Strassen,  Verkehrsmittel.  8.  Post- 
verhältnisse, t).  Zeitungswesen  und  reklame.  lO.  Polizei.  11.  Londoner  markte. 
12.  Öffentliche  gebäude  und  Sehenswürdigkeiten.  13.  — 14.  Londoner  parks  und 
vergnügungslokale.  15.  Das  englische  haus.  16.  Sitten  und  gebrauche  im  Privat- 
leben: a)  anrede,  titulaturen  etc.,  b)  besuchszeit  und  kieidung;  c)  niahlzeiten : 
d)  erziehung  und  Umgangsformen,  e)  klubwesen,  f)  boarding-houses,  g)  hoch- 
zeitsgebräuche ;  h)  vermittlerwesen.  17-  Die  kirche.  18.  Soziale  bestrebungen 
der  engländer.  19.  Das  beer.  2ü.  Sport  und  spiele.  21.  Die  deutschen  in  London. 
22.  Londons  Umgebung.     23.  Englisches  landlel.en.  —  In  dieser    liste  wird  man 


A.  Beyer.  343 

allerdings  mancherlei  ungern  vermissen,  wie  z.  h.  einen  nrtikel  über  die  englische 
fotte,  die  kolonien,  die  englische  Verfassung  u.  a..  was  sie!)  vielleicht  bei  einer 
späteren  aufläge  nachholen  lässt.  Es  ist  selbstverständlich,  dass  die  wichtigsten 
eiischlägigen  quellen  gut  benutzt  wurden,  doch  beruht  auch  vieles  auf  des  heraus- 
gebers  eigenen  beobachtungen. 

Was  die  art  der  textbehandlung  angeht,  so  können  wir  uns  auch  damit 
einverstanden  erklären.  Die  anmerkungen.  welche  niclits  weniger  als  zahlieich 
sind,  sind  fast  stets  sachlicher  natur  oder  geben  winke  für  die  ausspräche  von 
eigennamen.  Grammatische  andeutungen  sind  selten.  Man  hätte  vielleicht  hie 
und  da  eine  bemerkung  wünschen  können  bei  ledewendungen,  welche  dem  cant 
oder  slaiig  ringehören.  Ein  zugehöriges  spezialwörterbuch  erhöht  die  brauch- 
l)arkeit  des  buches  für  schülei'.  Dasselbe  ist  sehr  zuverlässig  und  für  den  preis 
von  25  pf.  gesondert  zu  haben.  Die  ausspräche  wird  zuweilen  durch  besondere 
lautzeichen  (<f,  /,  s  etc.),  bei  den  vokalen  aber  meist  durch  diakritische  hilfs- 
mittel id,  a,  d,  ä,  e  etc.)  angedeutet.  Daduich  wird  das  Schriftbild  sehr  entstellt 
und  das  lautbild  tritt  kaum  hervor.  Warum  niclit  liel)er  neben  dem  Schriftbild 
eine  planmässige  phonetische  Umschrift  in  klanmiern  beifügen^  Dann  brauchte 
man  sich  nicht  mit  kursiv  gedruckten  buciistaben  u.  dergl.  zu  behelfen. 

Nun  noch  ein  paar  worte  über  die  benutzung  des  buches.  Der  heraus- 
geber  hat  dasselbe  vor  allem  für  solche  anstalten  bestimmt,  welche  ausschliesslicii 
praktische  ziele  verfolgen,  wie  handeis-  und  fortbildungsschulen,  kaufmännische 
und  gewerbliche  fachschulen  u.  dergl.,  da  an  diesen  anstalten  der  grund.sat7,  dass 
jeder  Sprachunterricht  zugleich  sachunterricht  sein  müsse,  am  meisten  zur  geltung 
gebracht  werden  könne.  Es  wäre  aber  doch  durchaus  falsch,  wenn  dieser  grund- 
satz  nur  auf  die  genannten  anstalten  anwendung  finden  sollte.  Dies  wird  Kling- 
hardt,  von  dem  dieses  prinzip  nach  des  herausgebers  ansieht  zuerst  ausgesprochen 
sein  soll,  nie  gemeint  haben.  Vielmehr  soll  auch  gerade  auf  unseren  gymnasien 
und  reilgymnasien  bei  der  lektüre  das  grösste  gewicht  auf  die  realien  gelegt 
werden.  Daher  ist  ///  the  Struggle  of  Life  ein  trefflicher  lesestofF  für  unsere 
)irimanei-,  aucii  für  das  humanistische  gymnasium.  Da  hier  der  umfang  der  eng- 
lischen lektüre  nur  ein  sehr  geringer  ist,  so  ist  gerade  dieses  buch  für  den  fakul- 
tativen englischen  Unterricht  in  I  ganz  besonders  geeignet,  da  es  die  schüIer  mit 
<ien  wichtigsten  Verhältnissen  des  ersten  industrie-  und  handelsvolkes  der  weit 
l.iekannt  macht. 

Der  herausgeber  scheint  die  herstellung  einer  reinen  textausgabe  zu  planen. 
Wir  sind  entschieden  gegen  eine  ausgäbe  ohne  den  anhang,  denn  gerade  dieser 
n)acht  das  buch  so  wertvoll.  Dagegen  möchten  wir  für  eine  event.  2.  aufläge 
den  dringenden  wünsch  ausdrücken  nach  beigäbe  eines  kleinen  planes  von  London, 
vielleicht  auch  eines  kärtchens  der  näheren  Umgebung  Londons.  Dasselbe  ist 
zum  Verständnis  der  örtlichkeiten  unbedingt  erforderlich  und  lässt  sich  mit  geringen 
kosten    herstellen.     Druck    und    äussere   ausstattung    des    buches    sind  vorzüglich. 

So  wünschen  wir  denn  demselben  eine  möglichst  weite  Verbreitung  un<l 
möchten  die  aufmerksamkeit  aller  kollegen  auf  dasselbe  hingewiesen  haben.  Möge  es, 
wie  der  herausgeber  wünscht,  sein  scherflein  dazu  beitragen,  unser  heran  wachsendes 
geschlecht  in  dem   friedlichen  Wettbewerb  der  Völker  widerstandsfähig  zu  machen! 

Bnmen.  A.  BEYER. 


M  I S  Z  E  L  L  E  N. 


E  R  W I  D  E  R  U  N  G  E  N. 
REPONSE 

A     .A    CklllOLt:  DK  BkyeR-Passv.  Eletncutarlnich  des  gesprochenen  französisch. 
PAR  I\I.   G.  RoLIN. 

Les  observations  de  M.  Rolin  paraissant  dirigees  contre  moi  plutot  quc 
contre  inon  collaborateur,  M.  Victor  m'a  demande  d'y  ix'pondre.  Je  tacherai  de 
le  faire,  non  pas  tout  au  long  —  il  faudrait  un  volume  — ,  mais  en  relevant 
quelques-unes  des  assertions  de  mon  critique. 

Une  remarque  tout  d'abord.  M.  R.  trouve  que  nous  aurions  du  employer 
la  transciiption  de  M.  Cledat  legtrement  modifiee.  Affaire  d'opinion ;  mais  alois, 
pourquoi  M.  R.  en  emploie-t-il  lui-meme  une  fort  differente?  '"Cest  sans  doute. 
pensera  naturellement  le  lecteur,  parce  qu'en  critiquant  l'ouvrage  de  Beyer-Passy, 
il  a  voulu  suivre  leur  Systeme".  —  C'est  ainsi  que  sans  dire  expressement  rien 
d'inexact,  M.  R.  donne  h  ses  lecteurs  une  idee  fausse ;  car  ce  n'est  pas  notre 
Systeme  qu'il  emploie. 

Ceci  n'est  pas  un  detail  insignifiant ;  c'est  un  exemple  d'une  methode  de- 
fectueuse.  IMus  d'une  fois,  en  Jisant  le  texte  de  M.  R.,  on  sera  porte  a  mettre  sur 
notre  conte  fies  formes  de  son  invention :  ainsi,  page  221,  X,dezirwAr  psjehninis, 
et  ~3lätätu'^ur  spHtitserytnAtis.  —  II  y  a  d'ailleurs  des  inexactitudes  plus  caracte- 
risees.  Sans  sortir  de  la  page  22  1,  j'en  trouve  une  forte.  11  parait  que  dans 
notre  livre,  page  ,3,  lignes  7—8,  nous  indiquons,  pour  la  phrase,  u  f  vnva.  pargU 
la  lymj'f.'r  o  mymä  u  /a  nyi  disp:\rf,  "quatorze  svUabes  prononcees  d'une  seule 
emission  de  vois,  suivies  d'une  longue  pause  entre  un  sujet  et  son  verbe".  Or 
il  >•  a  dans  le  texte  une  virgule  apres  lymjr.r  (indiquant  arret  necessaire),  et  entre 
ni/i  et  disparf,  seulement  un  espace  un  peu  grand,  indiquant  arret  facultatif.  — 
On  peut  juger  par  lä  de  ce  que  vaut  le  requisitoire  entier. 

Pour  les  critiques  proprement  dites,  il  est  difficile  d'y  repondre,  autrement 
qu'en  opposant  des  assertions  ä  des  assertions.  M.  R.  veut  qu'on  dise  rwn,  drwz.t, 
frwd,,  prtvA,  krwye;  pour  moi  j'ai  toujours  entendu  donner  au  groupe  -roi-  la 
valeur    riva,    excepte    dans    tiroir  et  miroir.  —  J'ai    ecrit    deux   fois  or'd<7y:r  pour 


Paul  Passy.  345 

an  rez'oir ;  d'apres  -M.  K.,  Ic  Parisieii  "ne  saciilie  juiiiais  son  v"  clans  la  com- 
binaison  zno ;  il  fuut  croire  qu'il  n'a  janiais  cte  a  Paris'.  —  tnil^l,  selon  luj,  n'est 
"l)as  meine  franrais" :  s'il  venait  en  France  veis  la  fin  de  decembre,  il  changeiait 
saus  doute  d'avis!  —  ^«7/  est  la  "prononciation  efTeminee  des  voyous  et  des 
pctits-cievc's'":  j'ai  la  pretention  de  n'etre  ni  Tun  ni  rautre,  et  je  n'ai  jainais  dit 
autrement.  —  Et  ainsi  de  suite. 

M.  R.  me  reproche  de  "courir  apres  le  vuigairc".  Et  pourtant,  il  trouve 
que  je  note  trop  de  liaisons:  il  voiidiait  kjtäf^s,  U  sä  ä  k^lt.'r,  il  f  a  mii'^t/c 
vid,  o  prsviji  ^/a;^.  Ce  seraient  lä  poiir  de  hon.  des  formes  vulgaires  ou  dia- 
lectales,  les  trois  premieres  du  inoins :  qunnt  ;i  la  dernit-re,  je  ne  la  connais  pas. 
ra:r,  qu'il  leclame  ,i   la  place  de  ra.v,  est  aus.i  un   vulgarisme. 

II  y  a,  dans  ['Elementarbuch,  deux  passages  des  ICvangiles,  traduits  eii 
fiancais  familier.  M.  R.  s'indigne.  Nous  voudrions  bien  savoir,  s'ecrie-t-il.  "quel 
est  l'homme  de  Dieu,  qui,  en  chaire,  lisant  les  Saintes  Ecritures,  se  soit  servi 
d"un  tei  charabia".  —  Cher  Monsieur,  je  n'ai  pas  songe  h  preparer  les  eleves 
allemands  pour  la  predication  dans  les  chaires  franqaises.  J'ai  seulement  observt- 
que  ceitaines  paities  des  ]>angiles  sont  des  textes  incomparables  pour  l'etude 
pratique  dune  langue;  d'autre  part.  j'ai  constate  que  cet  avantage  est  contre- 
balance,  pour  l'etude  du  franqais,  par  le  fait  que  nous  n'avons  que  des  traductions 
en  langage  archai'que.  J'ai  vouhi  remedier  h  cet  inconvenient  en  employant  dans 
ces  deux  passages,  autant  que  po.ssible,  le  style  dont  je  me  sers  lorsque  je  raconte 
ces  histoires  ä  des  enfants.  Je  n'ai  peut-etre  pas  bien  reussi';  mais  qu'on  me 
tienne  quitte    de   l'accusation  ridicule  d'avoir  "outrage   la  niajeste   de  l']'",vangile." 

D'autres  critiques  sont  de  la  UK-me  foice.  Nous  avons,  parait  il,  niutiU- 
le  verbe  francais  en  en  retrancliant  le  passe  delini,  "sous  pretexte  que  le  Sud 
.seul  et  la  langue  litteraire  s'en  servent.  Comme  si  le  Sud  ne  valait  j)as  le  Nord  I 
Le  francais  se  trouve  ainsi  rapproche  du  dahomeen.  qui,  lui  aussi.  n'a  que  le 
present,  le  passe  et  le  futur."  —  J'ai  le  regret  de  ne  pas  savoir  le  dahomeen. 
Quant  au  francais,  je  n'ai  pas  a  recherclier  si  nos  ptres  ont  eu  tort  ou  raison 
de  se  debarrasser  du  passe  defini ;  je  me  contente  de  constater  le  fait,  qui  est 
evident.  Si  M.  R.  en  doute,  qu'il  vienne  dire,  dans  une  societc'-  parisienne,  "Hier 
je  vins  h  Paris,  oü  je  fis  la  rencontre  d'un  ami ;  nous  primes  un  fiacre.  et  nous 
allämes  ä  l'hotel,  etc."  Les  figures  de  ses  auditeurs  lui  feront  voir  ce  qu'on 
pense  de  son  francais.  —  Dans  le  Midi  de  la  France,  il  en  serait  autrement: 
niais  faufaut-il  astreindie  les  eleves  allemands  a  etudier  ;i  la  fois  deux  idionies 
distincts  r 

En  voila  assez  sur  les  critiques  de  M.  R.  Si  maintenant  je  voulais  prendre 
l'offensive  h  mon  tour,  et  critiquer  les  passages  oü  M.  R.  fait  parade  d'erudition, 
j'aurais    vraiment    tieau    jeu ;    voir    par    exem])le    la    note  '1   de    la    page   222,  sur 


'  Un  juge  plus  competent  que  .M.  R.,  .M.  11.  Klinghardt,  s'exprime  ainsi: 
„Sämtliche  stücke  sind  in  demselben  wunderbar  leichten,  graziös-liebenswürdigen 
Stil  abgefasst,  wie  ihn  etwa  ein  gebildeter  vater  in  traulicher  dammerstunde  oder 
beim  heiteren  Spaziergang  jüngeren  oder  älteren  kindern  gegenüber  in  anwendung 
brinsren  würde.'' 


346  Erwiderungen. 

'i'action  gutturalisatrice  de  w",  et  sur  le  r  francais  "h  la  foniiation  duquel  con- 
tribuent  las  regions  gutturales";  ou  bien,  pages  225  —  230.  la  dissertation  fantasti- 
que  sur  l'accent  francais.     Mais  je  iie  nie  sens  gut-re  tente  d'entreprendre  ce  tia- 
vail :  j'en  ai  dit  suffisamment,  je  pense,  pour  edifier  le  lecteur  impartial.* 
Xaiilly-St.   James,  avril    J893.  V .\V\.   PaSSY 


'  Herr  Dr.  G.  RoLix  antwortet  auf  diese  l<ritik  folgendes:  Ich  habe  mein 
französisch  nur  in  Paris,  wo  ich  geboren  bin.  und  wo  ich  meine  ferien  öfters 
zubringe,  gelernt,  folglich  weiss  ich  wohl,  ob  die  gebildeten  orvoar  oder  orouar 
sagen  (orivdr,  orvwdr) ;  rar  für  rar  (notwendig  wegen  des  einflusses  der  beiden 
r)  entspringt  dem  bestreben,  allmählich  das  wohlklingende  velare  a  verschwinden 
zu  lassen.  Ja,  ich  will,  dass  P.  P.  kjträ/ds  schreibt,  damit  er  seinem  System 
konsequent  bleibt,  und,  wenn  schon  in  seinem  ganzen  buche,  so  auch  hier,  die 
vulgäre  form  einführe  (die  ich  für  den  fremdsprachliclien  Unterricht  in  Deutschland 
im  vornherein  verdamme !).  Manche  sprechen  in  Paris  imurl  aus ;  man  muss 
aber  an  den  riesenhaften  zufluss  von  fremden  nach  Paris  denken  (ich  sagte  es  ja 
in  der  kritik  I),  der  unsere  echte  pariser  ausspräche  eben  nicht  besser  macht;  des- 
wegen will  ich  liicht  (und  P.  P.  wird  mir  sicher  beipflichten),  dass  man  ein 
deutsches  kind  iiotul  (nivid)  für  noel  aussprechen  lässt.  Ich  weiss  wohl,  dass 
das  passe  defini  in  der  konversation  wenig  räum  findet;  ich  habe  in  meinei'  kiitik 
nur  gemeint,  dass  man  es  nicht  deswegen  mir  nichts  dir  nichts  aus  einem  für 
die  nichtfranzosen,  insbesondere  für  die  deutschen  bestimmten  elementnrbuch  zum 
fenster  hinauswerfen  sollte,  umsoweniger  als  es  Südfrankreich  (die  südfranzosen, 
eine  schöne  anzahl  von  millionen,  gebrauchen  das  passe  defiiii,  ihrer  muttersprache 
analog,  auch  wenn  sie  nordfianzösisch  sprechen)  und  der  Schriftsprache  ange- 
gehört. Niemals  würde  sich  ein  deutscher  phonetiker  einfallen  lassen,  weil  in 
der  Umgangssprache  gewisse  Wörter  oder  wortformen  (ich  buk  brot,  ich  sott  wasser, 
das  w.  sott),  und  gewisse  Zeiten  (mitverg.  im  vergleich  zui-  vergang.)  seltener  vor- 
kommen, dieselben  aus  seinem  elementarbuch  des  gesprochenen  deutsch  zu  zu- 
streichen.  Meine  ^actio7t  gutturalisatrice-'  des  m  und  besonders  des  ;-  in  dem  halb- 
i'ulgäroi  grjdäi,  promje,  und  der  halbgutturale  charakter  des  y  (u)  bleiben  fest 
stehen;  man  muss  eben  in  der  fremde  und  nicht  in  Frankreich  seine  den  Unter- 
richt betreuenden  erf;ihrungen  machen.  Die  beurteilung  meines  kleinen  aufsatzes 
über  den  akzent,  der  nur  den  zweck  hatte  (er  erschien  ja  in  der  kritik  des  Ele- 
mentarbiiches .'),  in  den  bunten  Wirrwarr  ein  wenig  Ordnung  zubringen,  überlasse 
ich  dem  unparteiischen  kser;  meine  absieht  war  ja  eine  gute,  und  P.  P.  sollte 
mir  eigentlich  dafür  dank  wissen.  Eine  kritik  soll  man  schreiben,  nicht  um 
jemandem  zu  schaflen,  sondern  um  einer  wirklich  edlen  sache  zu  dienen;  ich 
ahnte,  dass  der  materialismus  in  der  litteratur  seinen  bösen  einfluss  auf  die  aus- 
drucksweise und  die  ausspräche  dts  Jin  de  siede  übt;  diesem  übel  zu  steuern  oder 
wenigstens  den  versuch  zu  machen,  dem  schlechten  einfluss  einhält  zu  thun,  war 
mein   unsclnildiser  Vorsatz.     Ich  danke  hier  vom   sanzen    herzen   meinen  kollegen 


Notizen.  347 


NOTIZEN. 


DIE  MKllIODE  (JOUIN  IN  ENGLAND.    II. 

Zum  scliluss  nieinei"  ersten  iioti/.  über  die  inethode  Gouin  in  England  (s.  255) 
s|)rach  ich  von  dem  plan  des  herausgebers  der  Review  of  Reviews,  Mr.  Stead,  seine 
i'finf  kinder  ein  iialbes  jähr  lang  nach  gouin'scher  methode  im  französischen  unter- 
lichten  zu  lassen,  inii  so  eine  probe  auf  die  leistungsfähigkeit  des  Verfahrens  zu 
machen.  Das  Januarheft  der  genannten  Zeitschrift  enthält  Ober  diesen  versuch 
unter  der  Überschrift  A  Royal  Road  to  Learn  Languages  —  The  Resiilt  of  Six 
Months'  Experminent  einen  ausführlichen  bericht,  den  ich  zum  giössten  teil  hier 
wiedergebe:  handelt  es  sich  doch  gewisserniassen  um  ein  protokoll  über  die 
resultate  der  zu  ende  des  halbjahrs  angestellten  prüfung.  Ein  paar  kleine  Wieder- 
holungen aus  dem  schon  im  vorigen  hefte  gesagten  muss  der  leser  um  des  Zu- 
sammenhangs willen  in  den  kauf  nehmen.     Mr.  Steads  berichtet  wie  folgt; 

Mr.  Howard  Swan,  who  first  brought  the  System  under  my  attention,  was 
fortunate  enough  to  secure  as  teacher  M.  Betis,  a  disciple  of  M.  Gouin,  wha 
came  over  from  Paris  for  the  purpose  of  giving  this  object  lesson  in  the  Utility 
of  a  System  which  its  inventor  believes  to  be  destined  to  revolutionise  the  tenching^ 
of  all  languages  in  the  schools  of  the  future.  The  experiment  commenced  on 
the  läth  of  May.  It  was  to  be  continued  for  six  months.  For  one  month, 
however,  in  the  sunimer,  M.  Betis  and  his  pupiis  had  tiieir  holidays,  so  that  the 
six  months  terminated  on  the  l.öth  of  December.  During  that  time.  M.  Betis 
attended  tive  days  a  week  at  Cambridge  Ilouse,  Wimbledon,  and  gave  lessons 
on  M.  Gouin's  system  for  three  hours  a  day.  The  cliildren  were  divided  into- 
two  classes — the  three  eklest,  aged  respectively  eighleen,  seventeen,  and  iifteen, 
having  two  hours  each  day,  and  the  two  younger,  a  girl  and  a  l)oy,  aged  thirteei> 
and  nine,  having  one  hour  a  day.  The  three  eldest  had  previously,  for  some 
time,  been  learning  French  with  their  tutor,  Dr.  Borns.  They  had  been  through 
Hadois's  Granimar  and  vaiious  conversational  and  other  exercises,  and  were  about 
as  far  advanced  as  are  most  pupiis  who  have  undergone  the  regulär  training^ 
under  the  ordinary  methods.  They  were,  however,  none  of  them  competent  to- 
have  gone  to  France  alone,   nor  would  anv   of  them  have  undertaken  to  take  part 

und  Professoren,  insbesondere  aber  jener  wissenschaftlich  höchstgebildeten  per- 
sönlichkeit, die  mich  dazu  beglückwünschte,  dass  ich  eine  den  Unterricht  gegen 
das  eindringen  des  strassenecken-französich  rettende  kritik  (einen  versuch  ja  nur!) 
schrieb.  Ich  schliesse  mit  der  behauptung,  dass  nicht  miszellen- erwiderungen, 
sondern  die  nahe  zukunft  zeigen  wird,  ol)  die  junge  phonetische  wissenschalt, 
die  mit  allem  recht  zum  grundstein  des  zeitgenössischen  Sprachstudiums  geworden 
ist,  sich  keine  edlere  aufgäbe  vorgenommen  hat.  als  an  stelle  dieser  wohlklingen- 
den, eleganten  Weltsprache  in  den  unterriclit  in  Deutschland  das  kauderwelsch 
der  strassenecke  und  der  werkst.itte  einzuführen. 


348  Notizen. 

in  an  ordiiiarv  French  conversation  lipon  any  general  topic.  Tlie  girl  was  less 
advanctd,  and  Jack  was  entirely  innocent  of  even  the  inost  elementarv  acquain- 
tance  witli  tlie  language. 

IV/iat  was  Claitned. 

It  will  be  reniembeied  tliat  Mr.  Swan  claimed  that  in  six  months'  teacli- 
ing  of  M.  Gouin's  systeni  it  would  be  possiblc  to  take  a  boy  of  average  inteiii- 
gence,  and  by  a  series  of  lessons,  which  would  be  as  amusing  as  a  pastime. 
enable  him  to  think  in  French.  to  read  with  ease  any  oidinary  French  news- 
paper  er  romance,  to  carry  on  a  conversation  with  any  Frenchman,  to  intelli- 
gently  follow  any  Jecture.  sermon,  or  debate,  and  in  short  to  have  a  thorough 
gi'asp  of  the  language  as  an  instruinent  of  thought  and  of  communication  with 
his  fellow.s.  The  advocates  of  the  system  did  not  claiin  in  that  space  of  tinie 
to  give  a  literary  command  of  French,  but  fov  all  practica!  purposes  they  imdei- 
took  that  pupils  trained  on  this  system  would  be  able  to  find  Iheir  way  about 
France  without  difficulty,  and  hold  their  own  in  general  conversation.  Six  months 
having  now  expired,  my  readers  will  naturally  ex}iect  a  rejjort  as  to  how  far 
tliese  promises  have  heen   fuifiiled. 

What  has  bcen  Doiie. 

I  have  never  had  the  good  foitune  to  be  trained  011  M.  Gouin'.s  system, 
and  although  1  have  learned  to  read  French,  I  can  no  more  speak  it  than 
I  can  talk  Sanscrit.  ISIy  opinion  upon  the  pioficiency  attained  by  my  children 
is  therefoi'e  worth  little.  One  thiiig,  however,  1  can  say  —  that  is,  that  in 
the  latter  part  of  the  six  months'  period,  the  thiee  eider  boys  read  regularly 
the  Fetit  yoiirnal.  They  also  read  "Monte  Cristo"  from  beginning  to  end 
in  their  spare  moments  as  they  would  read  any  other  novel  written  in  their 
motiier  tongue.  Although  never  jiresent  at  the  lessons,  I  could  see  that  M. 
Betis's  teaching  was  liv  no  means  iiT'some ;  that  thev ,  the  girl  as  well  as 
the  boys,  enjoyerl  theii"  teaching,  and  instead  of  wearying  of  it,  wanted  more. 
M.  Poire's  report  at  the  end  of  three  months.  which  was  published  in  the 
November  Revieii' ,  gave  ari  extremelv  satisfactorv  account  of  the  progress 
made  up  to  that  date.  It  was  with  considerable  confidence,  therefore,  that  l 
invited  several  friends  to  my  house  on  December  19,  for  the  purpose  of  ascer- 
taining  how  far  Mr.  Swan's  assertions  had  been  verified  by  the  result  of  the 
experiment.  I  may  piemiscthe  repoit  uf  the  proceedings  of  the  examination 
by  stating  that  none  of  our  children  are  naturally  good  linguists.  On  neither 
side  of  the  house  have  they  inherited  the  least  talent  for  acquiring  foreign  lan- 
guages.  During  the  whole  of  the  time  that  the  French  lessons  were  going  on  their 
ordinary  studies  were  being  conducted  in  the  morniiig  as  far  as  possible  in  Geiinan 
under  their  tutor,  Dr.  Borns. 

The  Company  assembled  in  my  study  were  Mr.  1".  Storr,  M.  A.,  editor 
of  the  yoiirnal  of  Education,  who  had  repeatedly  expressed  himself  more  or  less 
sceptically  as  to  the  advantage  of  the  system,  excepting  for  young  childreir;  M. 
Poire,  French  master  of  the  Halifax  Grammar  School  and  Huddersfield  College; 


Notizen.  349 

Dr.  Piyde.  late  principal  of  the  Edinburgh  Young  Ladies'  College,  where  he 
had  no  fewer  than  15(X)  girls  under  his  tuition;  Mrs.  Garrigues,  wjio  is  present 
in  this  coitntry  with  a  conimission  tVoni  the  Minister  of  Education  at  Washington  ; 
Madame  de  Leeuw,  a  very  accomplished  linguist  who  condiicts  the  Kingsley 
Kindergarten  School,  Wimbledon;  and  Dr.  Borns,  the  tutor  of  the  boys,  besides 
Mr.  Swan,  M.  Betis,  Mrs.  Stead,  and  niyself. 

THE   FAAMINATION. 

The  examination  coninienced  at  a  quarter  past  three,  and  continued,  with 
an  interva!  for  refreshment,  until  about  seven  o'clock.  The  examination  was 
rather  a  long  one;  bat  long  as  it  was.  it  was  impossible  in  the  time  to  go 
through  the  very  exhaustive  programme  which  had  been  drawn  up  by  M.  Betis 
for  the  purpose  of  testing  the  capacity  of  his  pupils.  'The  questions",  said  Mr. 
Swan,  who  prefaced  the  examination  by  a  few  words.  "are  to  test  whether  or 
not  the  pupils,  who  have  had  six  months'  lessons,  of  two  hours  a  day  of  five 
days  a  week,  are  able  to  do  the  following  :  — 

1.  To  give  in  French  the  names  of  objects  shown  to  them. 

2.  To  describe  in  French  the  gestures  which  are  made  before  them. 

3.  To  repeat  an  old  Series  lesson. 

4.  To  repeat  in  French  a  story  which  they  have  just  heard  in  French. 

5.  To  recount  personal  facts  which  have  occurred  to  them  at  any  moment 
of  their  lives. 

6.  To  read  an  articie  from  a  French  newspaper,  or  a  page  from  an  ordi- 
nary  novel,  and  repeat  it  in  French. 

7.  To  give,  in  French,  the  explanations  necessary  to  make  themselves  under- 
stood,  if  they  lack  the  proper  word  in  French. 

8.  To  ask,  in  French,  sufficient  explanation  to  understand  the  meaning  of 
a  French  word  which  they  do  not  recognise. 

y.  To  consult  a  dictionary  in  French  when  they  meet  with  any  French 
word  wiiich  they  do  not  understand. 

10.  To  repeat  immediately  in  French  a  fact  recounted  in  English  by  one 
of  tiie  persons  present,  or  taken  from  a  newspaper,  or  an  English  book. 

11.  To  recount,  in  French,  what  they  would  do  in  France  under  any 
given  circumstance. 

IJ.  To  explain  and  recount  in  l-'rench  a  series  of  pictures  witiiout  titles. 

13.  To  improvise  immediately.  in  French,  the  end  of  a  story  of  which 
they  have  been  told  the  beginning. 

14.  To  sum  up  this  story  in  a  few  words. 

l.'i.  To  recount  in  French  the  same  story  twice  over  in  ditTerent  terms. 

16.  To  calculate  in  French. 

17-  To  explain  in  French  wiiat  are  the  mental  pictures  which  spring  up 
in  their  mind  when  hearing  a  word  or  a  phrase. 

18.  To  explain  in  French  the  reason  of  the  forms  of  conjugation  employed 
by  a  French  author  in  any  extract  (newspaper  or  book). 

K)-    lo  act  as  interpreler. 


3  So  Notizen. 

20.  To  lepeat  in  French  a  conveisation  held  hy  persons  present  at  the 
«xamination. 

21.  To  undeistand  completel\'  a  lesson  in  science  or  literatme  given 
in  Frencli. 

22.  Themselves  to  teach  a  Frencli  Series  to  others. 

23.  To  explain  a  granimatical  table. 

24.  To  write  an  ordinary  letter,  not  technical. 

This,  it  niust  be  confessed,  was  a  sufficiently    coniprehensive  programuie. 

To  do  the  first  was,  of  course,  comparatively  easy.  Each  one  piesent 
:selected  an  object  in  turn,  which  was  tben  correctly  named.  The  second  was 
not  quite  so  satisfactorily  gone  through.  Several  gestures  were  correctly  ex- 
pressed, but  they  did  not  know  the  French  equivaients  of  three  gestures — to 
tickle,  to  sneeze,  and  to  wipe  one's  nose.  The  third,  which  was  to  repeat  an 
«Id  series,  was  taken  by  all  the  children.  The  eider  boys  described  the  taking 
of  a  ticket  at  the  railway  Station.  Jack  and  Emma  had  their  turn  with  the 
series  of  the  cat.  which  describes  the  catching  and  eating  of  a  mouse.  This, 
however,  was  but  the  rehearsing  of  lessons  which  had  previousiy  been  gone 
through.  The  first  important  test  was  the  fourth,  which  was  to  recount  in  French 
.a  Story  which  they  had  just  heard  in  French.  M.  Poire  repeated  in  French  a 
variant  upon  the  story  of  the  shipwreck  and  rescue  from  an  iceberg,  described 
in  our  Christmas  Number,  which  was  then  repeated  in  French,  but  in  their  own 
rendering,  by  two  of  the  eider  boys.  Jack  then  had  his  turn  with  a  story  im- 
provised  for  the  occasion  by  Madame  de  Leeuw,  going  through  his  task  with 
the  utmost  sang-froid  and  success. 

The  fifth  was  the  recounting  of  a  personal  fact  in  the  experience  of  the 
pupils.  The  subjects  were  chosen  by  those  present.  The  eldest  boy  briefly 
recounted  the  journey  which  he  took  with  his  father  to  Oberammergau  in  the 
summer  of  1890.  The  second  boy  described  the  visit  he  paid  to  the  Khine  last 
year,  making  one  stumble  ahout  the  genders.  Jack,  at  the  Suggestion  of  his 
mother,  told  a  doleful  tale  of  how  his  fingers  had  been  cut  by  the  spokes  of  a 
rapidly  revolving  bicycle,  with  the  resultant  visit  to  the  doctor's  to  have  his 
mutilated  fingers  bound  up.  Jack  was  bothered  about  the  word  "bicyclette", 
which  is  the  French  equivalent  for  safety  bicycle,  and  for  "pedals",  which  he 
•had  never  learned  in  French,  but  othersvise  he  told  his  story  very  well. 

Ulis  brought  us  to  the  sixth  question.  They  had  to  read  an  article  from 
■a  French  newspaper.  A  bündle  of  that  day's  French  papers  were  laid  upon  the 
table,  and  the  following  passage,  selected  at  random,  was  taken  from  the  Petit 
JmirJial:  — 

A  rittstntctioti.  —  Un  petit  garqon  de  six  h  sept  ans,  —  brun.  les  yeux 

reieves  k  la  chinoise,  —  jouait  samedi  dans  le  couloir  sur  lequel  s'ouvrent 

les  cabinets  des  juges  d'instruction  de  la  troisieme  galerie. 

De    tenips  ä  autre,    ie  petit  s'elancait   dans  la  galerie,  tapait  de  sa 

petite  main  sur  le  bureau  du  garcon  qui,  en  riant,  le  nienacait   du    doigt. 
I.'enfant   se    sauvait,    enchante,    et    se    refugiait    aupres  d'une  jeune 

femme,  —  une  gouvernante,  —  qui  essayait  en  vain  de  le  faire  tenir  tranquille. 


Notizen.  351 

Un  prevenu  qu'accompagnait  im  garde  republicaiii  arriva ;  le  petit 
garcjon  lui  saiita  au  cou  eii   ciiant : 

—  Bonjour,  ition  papa  ! 

L'homme  tenait  le  petit  dans  ses  bras.  des  sanglots  soulevaient  sa 
poitrine;  le  prisonniei  etait  M.  Pedro  de  San-Luna,  l'artiste  peintre  qui, 
le  22  septembie  dernier.  dans  un  acces  de  fureur  jalouse,  avait  tire  des 
coups  de  revolver  sur  sa  belle-nieie  et  son  beau-fme,  M.  Paido  de  'l'avera. 

Viens-tu,  papa?  deniandait  l'enfant. 

—  Tout  a  rheure.  lepondit  le  malheureux  liomme. 
Et  il  entra  che/  M.  Pasques,  juge  d'instniction. 
L'enfant  partit  avec  sa  bonne. 

One  of  the  boys  read  it  out  loud.  and  tiien  handing  the  paper  to  M.  Betis. 
repeated  in  his  own  words  the  story  which  he  had  just  read.  The  only  word 
which  he  boggled  at  was  "prevenu",  which  necessitated  the  reference  to  a  Frencli 
—  not  a  French-English  —  dictionary  in  order  to  discover  its  meaning.  Departing 
from  the  strict  order  of  the  progranime,  M.  Betis  then  asked  the  boys  to  explain 
in  French  the  true  reasons  of  the  fornis  of  the  conjugations  employed  in  the 
narrative  that  had  just  been  read — for  instance :  Why  "deinanda/V  l'enfant",  but 
"repond//  l'homine",  etcl"  This  they  did  quite  correctly,  except  for  one  verb. 
which  was  corrected  by  one  of  the  other  boys.  The  tenth  was  a  stiff  test  —  to 
repeat  immediately  in  French  a  fact  recounted  in  English.  I  told  a  gory  tale 
concerning  a  mortal  combat  between  a  cock  and  a  cat.  with  dire  results  to  the 
cat.  It  was  a  comical  story,  which  was  iniprovised  for  the  moment,  and  was 
satisfactorily  rendered  into  French.  'l'he  following  passage  was  then  taken  froni 
the  last  nuniber  or  the  Graphic :  — 

At  about    eleven    o'clock  we  reached  a  shallow  ravine,  where  we 
intended  to  inake  our  midday  halt.    There  was  then  a  stiff  breeze  blowing. 
I  feit  sleepy  (we  had  commenced  our  march  about  midnigiit,  and  had  not 
halted  except    for  a  few    minutes    at  sunrise,  when  I  took  a  hasty   snack 
of  cold  meat  and  bread,  standing  by  one  of  the  cameis);  and  I  lay  down 
intending  to  get  up  and  have  a  cup  of  tea  and  some  breakfast  about  one 
o'clock.    By  that  time,  however.  there  was  a  furious  Storni  blowing.    .My 
head  camelnian,  by  shouting  in  my  ear.  made  me  understand  il  was  useless 
attenipting  to  march,  as  I  could  soon  perceive  for  myself. 
It  was  rather  a  long  story.  which  I  should    not   have    liked    to    have  re- 
peated in  English,  the  sequence  of  events  not  being  very  ciose.    My  second  boy. 
however.  went  through  it  in  French  much  better  than  his  father  could  have  done 
in  English.     This  brought  us  to  the  eleventh  question.    At  this  point  Mr.  Storr 
suggested   that  it  would  be  well  to  have  a  passage    in  English  written    out  and 
translated  textually.    To  this  M.  Betis  objected  on  principle.    Textual  translation 
was    opposed   to   the    essence   of  .M.  (louin's  system.     He  was  perfectly  willing 
to  take  any  passage  that  Mr.  Storr  would  submit  froni  any  Englisii  author,  and 
the  boys  would  render  it  in  French  in  theii^  own  language.  but  the  textual  trans- 
lation, phrase  by  phrase,  was  exactly  the  khid  of  thing  against  which  M.  (jouin 
set  his  face.     Translation    in  whicii    the  exact    phrase  was    reproducfd  belonged 


352  Notizen. 

to  literary,  not  colloquial  Frencb,  and  it  ought  not  to  be  undertaken  at  the  end 
of  six  months'  tuition.  All  that  M.  Gouin  claimed  to  do  was  to  enable  his 
pupils  to  give  the  sense  of  the  thing,  to  express  accmately  and  clearly  the  gist 
of  what  an  English  author  or  Speaker  liad  said  or  written;  but  textual  trans- 
lation,  phrase  by  phrase  —  no,  they  would  have  none  of  it !  To  prove,  however, 
that  the  objection  was  not  taken  on  the  score  of  inability,  he  consented  to  put 
the  following  passage  from  Answers,  sentence  by  sentence :  — 

N'ot  Made  by  Lmv. 

Three  years  ago  I  was  travelling  in  a  füll  carriage.  One  side  of 
the  compai tment  was  occupied  by  four  portly  farmers. 

At  a  wayside  Station  a  thin,  cadaverous  man  got  in  and  tried  to 
wedge  hiniself  in  between  two  of  the  aforesaid  farmers. 

Not  obtaining  a  comfortable  position,  he  turned  to  the  biggest 
farnier  and  said  :  — 

"Excuse  me,  sir.  The  Act  of  Parliament  allows  you  to  occupy 
thirty  inches.     1  think  you  are  occupying  niore." 

"Confound  you,  sir!"  roared  the  farmer.  "TM  have  you  to  know 
I  was  not  nianufactured  by  Act  of  Parliament." 

This  the  hoys  rendered  in  French  with  a  slight  difficulty  about  the  French 
equivalents  for  "wedged  in"  and  •■cadaverous,"  while  "confound  you"  they 
judiciously  left  untranslated,  or  rather  replaced  by  an  astonished  "Monsieur!" 

After  this  they  were  requested  to  recount  what  they  would  do  in  France 
under  circumstances  which  were  to  be  suggested  by  those  present.  The  Situation 
suggested  to  the  eider  boys  was  this :  —  Suppose  that  one  of  them  got  out  at 
Amiens,  to  get  something  to  eat,  and  was  left  behind  by  the  train  without  money 
and  without  ticket  —  what  would  he  do  ?  The  resources  of  the  imagination  of 
the  fifteen-year-old  were  not  very  extensive,  being  chiefly  confined  to  a  vain 
pilgrimage  to  the  Comniissaire  de  Police,  and  then  to  the  Stationmaster,  to  ask 
for  money  in  order  to  rejoin  his  father  in  Paris.  Failing  both  these  resources 
of  supply,  he  resolved  to  wait  in  the  waiting-room  until  his  father  came  back 
for  him  —  the  idea  of  pledging  his  watch  at  the  nearest  pawnbroker's  shop  not 
having  come  within  the  ränge  of  his  experience.  Jack  was  then  asked  to  explain 
what  he  would  do  if  he  had  lost  his  purse  when  sent  to  make  some  purchases. 
His  answers  were  clear  and  satisfactory. 

The  twelfth  ordeal  was  to  describe  and  explain  in  French  pictures  sub- 
?nitted  to  them  without  explanation.  The  first,  fi^om  the  Graphic,  was  somewhat 
simple  —  a  party  going  to  play  golf;  then  came  one  froni  the  illustrated  Supple- 
ment of  the  Petit  yoiirnal,  portraying  the  tiiumphal  march  of  the  French  into 
Abomey.  Then  Jack  had  his  turn  with  a  series  of  pictures  from  the  Imagerie 
Artistique  series,  representing  the  anger  of  a  concierge  when  mocked  by  naughty 
children.  At  first  he  was  somewhat  bothered  about  the  first  picture  of  the  con- 
cierge, who  niight  have  been  any  old  man  sitting  in  a  chair  holding  in  his  hand 
anything  between  a  fishing  rod  and  a  wliip,  but  which  is  supposed  to  be  a  bell 
rope.    Afterwards  Jack  went  on  all  right.    Thirtecn,  fourteen,  fifteen,  and  sixteen 


Notizen.  353 

were  umitterl,  as  tlif  tiiiie  was  rapidly  passing.  Seventeen  was  tlie  expl.inatioii 
in  Fiencli  of  the  mental  pictuies  which  arose  before  their  minds  on  liearing  a 
woifl  or  a  phrase.  'I'lie  words  cliosen  were  "tache,"  "couiageux."  "respectahle". 
•iibraire,"  "actviel,"  and  "lanon."  Respectability  driving  its  gig  did  not  arist- 
before  the  minds  of  the  pupils,  but  only  a  person  well  dressed  or  very  well 
dressed.  "Larron"  was  a  word  they  did  not  know,  and  this  led  them  to  haii'C 
back  to  the  eighth  head,  in  which  they  barl  to  ask  in  Fiench  for  sufficient  ex- 
planation  to  enable  them  to  understand  that  "lanon"  in  colloquial  or  modern 
French  was  "un  voleur"  —  a  word  they  knew  very  well. 

We  then  had  first  oiie  and  then  another  of  the  boys  employcd  as  Inter- 
preters between  a  Frenchman  and  an  Englishman  piesent  who  weie  supjiosed 
not  to  know  each  other's  language.  Tbis  was  gone  through  very  satisfactorily. 
Upon  this  I  can  speak  with  authority.  as  it  is  one  of  the  few  jjarts  of  the  exa- 
mination  upon  which  1  am  entitled  to  have  a  voice.  The  subjects  selected  were 
the  best  way  to  go  to  Biarritz.  and  supposed  biisiness  interview  for  the  bar- 
gaining  for  an  indefinite  number  of  animals  of  various  sizes  and  descriptions. 
The  subjects  were  selected  by  those  present.  After  this  Jack  acted  as  interpreter 
between  two   ladies  present   with  reference  to   obtaining  rooms  in  Paris. 

The  elfler  boys  now  lepeated  in  French  a  discussion  held  previously  in 
English  between  Mr.  Storr.  Mr.  Swan,  and  ^I.  Betis,  on  the  Utility  or  otherwise 
of  tianslation  phrase  by  phrase  instead  of  re-thinking  the  whole  in  French. 

Then  came  the  crucial  test  to  prove  whether  the  scholars  could  unter- 
stand ordinary  spoken  French.  i\I.  Betis  and  M.  Poire  began  a  very  rapid  con- 
versation  in  French  concerning  their  intended  visit  to  France,  which  was  con- 
tinued  for  some  little  time.  Ihe  substance  of  it  was  then  given  in  French  by 
the  boys.  One  took  the  part  of  M.  Betis  and  the  other  of  M.  Poire,  to  the 
complete  satisfaction  of  those  whose  conversation  thev   undertook  to  lepeat. 

No.  21  was  passed  over  foi^  lack  of  time,  it  now  being  half-past  six, 
greatly  to  the  disappointment  ofM.  Betis,  who  was  most  anxious  to  prove  that 
the  boys  could  understand  a  lesson  given  either  in  science  or  literature  in  the 
French  language.  One  of  the  boys  was  tlien  told  off  to  give  a  lesson  according 
to  M.  Gouin's  system  to  bis  sister,  which  he  did  standing  at  the  table,  to  the 
satisf;\ction  of  M.  Gouin's  representatives.  The  grammatical  table  had  been  pre- 
viously explained.  Then  the  eider  boys  were  instructed  to  write  a  letter  to  an 
imaginary  person  in  Paris  asking  the  price  of  a  flat  of  five  apartments,  near  the 
Touvre.  These  were  written  in  good  phraseology,  but  there  was  a  mistake  in 
tlie  use  of  the  word  "apartement"  for  "piece",  the  responsibility  of  which.  how- 
ever,  does  not  lie  at  the  door  of  the  jiupil.  The  Company  was  breaking  ui>. 
and  they  were  writing  in  the  midst  of  a  general  hubbub.  Jack  then  read  tluenlly 
an  extract  from  the  fairy  story  of  "Le  Petit  Poucet".  and  his  sister  desciibed 
one  of  the  pictuies.     The  examination   then  closed. 

THE    RESULT. 

Tlie    net  result    of    it    all    on    my  mind   was  tliat   whatever  eise  lunl   been 
done  or  had  not  been  done,  M.  Gouin's  system  had  taught  my  children  to  ihink 
Phonetische  Studien.    VI.  2|i 


^54  NoTiZEX. 

in  rreiicli.  'I'liat  is  to  s.iy.  tlie  Fiencli  language  had  becoiiie  to  them  a  vehicie 
of  thought.  They  were  not  glib,  and  as  they  have  never  been  to  scliool,  but 
always  under  private  tiitorsliip,  they  had  not  the  fiee  decided  manner  of  reci- 
tation  that  is  acqiiireil  when  srt  pieces  are  learned  by  lieart  and  repeated  in  chiss. 
Although  they  hesitated  sometinies  in  getting  the  facts  grasped  in  their  ininds 
betöre  giving  the  French  seiitences,  tliey  lind  unquestionably  got  hold  ot"  the  in- 
strument  and  were  able  to  use  it   tor  all  practica)  purposes. 

It  will  be  seen  tVoni  the  extracts  which  I  have  given  above  that  the  task 
covered  a  tolerably  wide  ränge  and  sampled  pretty  fairly  the  kind  of  ordinary, 
average  coiloquial  language  which  they  woiild  requiie  in  finding  their  way  about 
the  World.  As  to  their  accent,  pronvniciation  and  grannuar,  of  that.  of  course, 
1  can  say  nothing.  1  leave  that  to  the  testimony  of  those  who  were  present, 
especially  M.  Poire  and  Madanie  de  Leeuw.  M.  Poire  is  a  Frenchman  born. 
and  Madame  de  Leeuw  has  half  a  dozen  languages  at  the  ti])  of  her  tongue.  No 
doulit  the  previous  grounding  in  French  which  the  eider  boys  had  received  from 
their  tutor  stood  theni  in  good  stead.  although  both  they  and  their  tutor  frankly 
adniit  that  they  never  woiild  have  been  able  to  have  gone  through  such  an  exa- 
min.ition  but  for  ihe  six  nionths'  training  under  ^I.  Gouin's  systeni.  In  the  case 
of  J.ick,  however,  M.  Betis  liad  virgin  soil  to  work  upon.  He  is  only  nine 
years  old,  and  he  luui  never  opened  a  French  gramniar.  He  also  told  his  stories 
in  French  and  took  pait  in  the  Fiench  conversation.  and  fully  justified  what 
Mr.   Swan   had   ciainied   when  he  canie  to  nie  six   nionths  ago. 

REPORTS    FRO.M    THO.SE    PRE.SENT. 

1  appcnd  the  writteii  Statements  of  those  who  were  present,  each  of  which 
has  been  wrilten  independentiy,  which  Supplement  and  confirm  my  own  iiii- 
pression  as  to  tlie  results  which  have  been  obtained.  My  boys  had  never  before 
been  at  any  examination  of  a  quasi-public  nature,  and  anyone  who  has  had  to 
iindergo  an  examination  in  the  presence  of  half  a  dozen  strangers,  in  the  native 
language  of  some  of  tlicm.  can  understand  liow  formidable  such  an  ordeal  niust 
have  been. 

Mr.   A.    C.   Poirc. 

l8,  Portland  Place,  Halifax, 
Dec.  20,  1892. 
Having  had  the  privilege  of  being  one  of  the  examineis  on  the  Hjth  Dec, 
1  am  glad  to  State  that  the  boys  gave  proof  of  a  thoiough  and  wide  knowledge 
of  what  one  may  call  simple  French;  and  by  that  I  mean  the  ordinary  straight- 
forw.ird  langn.ige  used  bv  French  ])eople  theniselves  in  the  intercourse  of  life, 
eiiaiding  tlieni  to  express  all  their  own  Ihoughts  and  the  thoughts  of  others. 

Of  couise  there  was  occasional  hesitation,  which  may  be  easily  understood 
if  WC  remember  that  everything  had  to  be  done  on  the  spur  of  the  monient  (and 
even  in  their  inother-tongue  they  would  probably  have  ilone  the  same). 

Therc  were  also  sonie  mistakes  of  genders.  In  the  few  rare  cases  of 
inaccuracy  of  tense,  the  right  form  was  given  after  Ihe  simple  indication  that  a 
mistake  had  been  made. 


Notizen. 


355 


1.  I  was  particul.iily  stiiick,  as  a  Finicliiiian  and  a  teacher,  bv  thc  way 
in  wliich  tliey  repeated,  with  astonisliing  accuiacy,  a  conversation  belween  Mr. 
Betis  and  myself,  in  tlie  coiirse  of  which  1  puiposely  spoUe  more  quicklv  than 
we  generally  do,  never  waiting  a  second  to  give  tliein  tiine  to  tliink.  And  let 
it  he  renneinbered  that  the  pupils  clid  not  repeat  after  each  sentence.  biit  only 
when  tbt'  conversation  was  over;  that  is,  they  tliought  in  Frencli. 

2.  By  the  facility  witli  whicli  they  lepeated  a  short  stor\ ,  whicli  I  rapidly 
iinproviseti  in  French  on  a  tlienie  given   hy  another  person. 

3.  By  the  repetition.  in  excellent  French,  of  a  disciission  which  had  take:i 
place,  in  English,  half  an  hoiir  or  so  l)efore.  which  they  did  not  know  thev 
would  be  asked  to  repeat,  and  whicli  one  might  think  the\-  had  forgotten.  occu- 
pied  as  they  were  with  the  rpiestions  put  to  them  between  the  discussion  and 
tiie  repetition   of  it. 

4.  By  their  repealing,  almost  word  for  word.  an  articie  froui  a  F^rench 
newspaper  read   quicklv  to   theni. 

fi.  By  their  explanation  (in  French)  of  the  true  reasons  for  the  use  ofall 
Mioods  and  tenses  in  the  articie  read  —  an  e.\planation  much  clearer  than  that 
generally  found  in  gramniar?  —  a  very  remarkahle  feat,  if  we  remetnber  that  the 
niethod  does  not  take  granunar  as  its  basis. 

6.  By  the  e.xcellent  manner  in  which  one  of  the  i)oy.-  gave  a  lesson  to 
his  sister,  with  the  necessary  explanations.  insisting.  wheii  needed.  on  the  value 
of  certain  words,  and  e.\plaining  their  meaning  (the  whole  in  French,. 

7.  By  the  adinirable  nianner  in  which  Jack  recountcd  bis  experiences  (in 
French),  and  acted  as  an  interpreter  between  an  American  lady  and  a  French 
lady,  a  result  in  keeping  with  his  attainments  la.st  August. 

These  tests  —  and  others  — have  proved  to  me  that  although  we  had  not 
tinie  to  subniit  the  boys  to  the  last  test  —  that  of  listening  to  a  lecture  in  French, 
and  reporting  it  in  English  —  the  wide  knowledge  of  Frencii  thev  manifested 
would  have  enabled  them  to  do  it. 

A.  C.  PoiRK. 
Fiench  Mastei-  al  the  Iluddersfield  College. 

Madame  Allda   /-,.  de  LiCuiv. 

Decenibei-  20th.    1892, 

Much    as  I  expected    froin  Mr.  Gouin's  method,    and    Messrs.  Sw\an's   and 

Betis's  application  of  it,  I  was  quite  Struck  by  tiie  results  >hown  yesterdav.    The 

clear  and  correct  pronunciation  gave  evidence    of   carefui  training.     'l'he  facility 

with   which    even    the    boy    of   nine  could  act  as  interpreter.  and  the  wonderful 

ease  with  wliich    the    eider    ones    rendered    in  idioniatic  Frencli  a  most    difficult 

passage,  chosen  at   randoin    froiii    an  English    daily   paper,    sliowed    conclusively 

that  they    had    gained  a  masteiy    over   the    language  which  will    enalile  them  to 

converse  with  any  Frenchman   on  any  topic  short  of  distinctively   "special"  sub- 

jects.     The    nianner    in   which    the    questions    on  the  use   of    the  tenses  were  an- 

swered  ought  to  convince  any  one  that  this  is  indeed  "French    made  easy".  the 

explanations  being  perfectly  simple,  intelligihle,  and  easy  of  application. 

Al.iDA    E.   DE   LKEUW. 
The  Kingslev  Scliool.  Wimbledon. 

23* 


356  Notizen. 

Mr.   F.   Storr. 

Athenaeum  Club.  Fall  Mall.  S.W., 
Dec.   24II1,    1892. 

iJear  Mr.  Stead.  —  You  have  hcen  good  enough  to  let  me  see  in  proof 
yoiir  account  of  the  e.\amination  oC  yoiii"  chiklren  in  French  on  December  löth. 
at  whicli  I  was  pre.'^ent.  and  to  ask  nie  to  appeiid  niy  own  impression  of  the 
resnlts  attained  by  six  months'   teaching  on  tbe   Gouin   method. 

I  feel  some  hesitation  in  so  doing.  As  I  told  you,  when  you  invited 
nie,  1  canie  witii  a  preconceived  prejudice  against  the  method,  not,  1  liope,  due 
wholly  to  pedagogic  conversatism,  but  fornied  after  a  careful  penisal  of  M.  Gouin'.s 
book.  This  prejudice  was  only  in  pait  renioved,  and  it  is  alwavs  unpleasant 
to  play  the  part  of  Mephisto,  der  geist  der  stets  verneint.  1  am  glad  to  be  able 
to  begin  with  unstinted  praise.  Jack's  Performance,  considering  the  tinie  he  had 
beeil  in  training,  1  thought  very  remarkable.  Within  the  ränge  of  nursery  F'rench 
he  moved  with  ease  and  comfort,  and  though  bis  verbal  terniinations  were  pe- 
culiar,  he  couid  have  made  himself  at  home  if  turned  adrift  in  a  French  nurserv. 

As  to  the  eiders,  I  feel  it  liardcr  to  speak.  and  I  confess  I  should  have 
found  the  "five  niinutes"  private  conversation  wlüch  Dr  Baker  desiderated  at 
tiie  Headmasters'  Conference  a  inore  satisfactory  test  than  the  three  or  four  hours 
<if  the  public  Performance  by  your  boys.  'L'heir  most  astonishing  feats  (and  some 
of  tliem  were  really  astonishing)  depended  more  on  exceptionally  strong  memories 
than  a  knowledge  of  French.  To  put  it  briefly,  they  seenied  to  me,  in  regard 
to  French,  very  much  in  the  same  stage  of  development  in  wbich  the  Dorset- 
shi|-e  labourer  is  as  regards  English.  llis  vocabulary,  according  to  Mr.  Barnes, 
is  limited  to  two  hundred  vocablcs,  but  he  can  iiianipulate  these  vocables  with 
jjerfect  ease.  ("omparing  them  with  iiiy  own  pupils  of  the  same  age,  tlieir  collo- 
quial  attainments  were  far  superioi',  and  tlieir  accent  was  above  the  average.  ün 
the  other  band,  their  genders  of  nouns  and  conjugations  of  verbs  were  distinctly 
below  the  average  of  my  class;  and  1  should  be  inclined  to  back  my  own  clas^. 
against  them  in  an  examination  consisting  of  a  passage  at  sight  to  be  rendereil 
into  English  —  a  dictation  or  a  piece  of  French  composition.  ^line,  however, 
is  very  probably  the  partiality  of  a  parent,  or  one  who  Stands  in  loco  parentis. 
As  M.  Betis  Said,  our  methods  —  and  1  would  add,  our  aims  — arc  wholly  diüerent. 
—  Yours  sincerely,  F.   STORR. 

Mr.   H.  Borns. 

Dear  Sir.  —  ^'ou  ask  me  to  e.xpress  my  opinion  concerniiig  ^londay',s 
examination. 

The  vouiigest  boy,  iiine  years  of  age,  had  nevcr  had  aiiy  jirevious  in- 
struction  in  French.  Since  the  middle  of  May  he  lias  liad  one  hour  —  the  eider 
boys  two  hours  —  live  times  a  week.  ,He  nanied  ohjects  and  movements,  repeated 
stories,  negotiated  for  a  bouse  and  rooms,  described  pictures,  talked  —  .i  remark- 
able success. 

The  eider  boys  are  uiider  my  tuition;  lliev  had  had  French  since  Kastei', 
1888,    two    lessons  a  week    at    first.     1   do  not    lliink   they   were    given  sufficient 


Notizen.  357 

ohpuitiinity  to  sliow  wiiat  thcy  liave  le.uncd.  Tlie  hoys  passe'l  llirougli  tlie 
ordinary  gestuies  and  movemenfs ;  in  their  case  soinctliing  inore  than  tlie  nierc 
Verl)  shoiild  liave  heen  reqiiired  to  dcmnnstrate  that  tliey  know  the  regime.  They 
narratcd  in  French  wliat  tliey  liail  heani  in  Englisli  or  in  Fiencli.  a  <iuartcr  of 
a  colunni  fiom  tlie  Petit  yoiinial,  a  disastroiis  polar  expeditioii,  alioiinding  in 
])eiil.s  l)Otli  to  tlie  navigator  and  the  linguist ;  they  acted  as  inteipieters,  and 
npeated  a  conversation  puiposely  Lanie>l  oii  at  an  ainazing  speed.  All  this  was 
not  easy,  and  was  well  done.  It  jiioves  that  the  Ijoys  think  in  French  —  a  great 
achievenient.  It  furtiier  shows  that  they  possess  a  leiiiaikable  retentive  faculty, 
developed,  no  doubt,  by  systeniatic  teaching.  Mr.  Storr  siilmiitted  a  piece  for 
translation,  not  a  difficiilt  one.  They  should  liave  done  it.  and  could  have  done 
it.  1  think;  our  copy-books  of  halfayear  ago  contain  niany  creditable  exercises 
1)1"  this  type.  But  Mr.  Betis  ohjected  on  jirinciple.  He  dei)iecates  translating. 
In  a  ceilain  sense  I  concur.  'ihe  Student  should  think  and  construe  in  French. 
Hut  when  a  certain  knowledge  has  been  obtained,  he  iinist  translate,  if  he  is  not 
con.stantiv  to  stunible  over  gender,  conjugation.  termination.  etc..  wiiether  he  wish 
siiiiply  to  correspond  in  French  or  to  ma'^ter  the  finesses  of  tlie  language.  Oral 
teaching  quickly  imparts  a  fair  smatteriiig.  e.vceedingly  usefui,  and  very  pleasing 
to  the  heginner;  it  cannot  alone  impart  lirm  knowledge.  Not  many  a  teacher, 
nioreover,  can  spare  two  hours  live  tinie.s  a  week  for  each  language ;  judicious 
translating  and  re-translating  then  becoiiies  a  chief  resource.  The  slips  which 
occurred  proved  that  piain  graniniar  practice  and  wrilten  exercises  in  general 
require  more  consideration  than  they  have  apparently  received  during  these  months, 
when  novel  impressions   and  ex])ressions  have  heen  siioweied  upon  tiie  students. 

Tlie  examination  was  essentially  oval,  as  the  Instruction  had  heen.  and 
the  results  were,  perhaps,  in  accordance. 

The  hoys  have  learned  to  understand  Fiencli,  spoken  and  printed,  and  to 
uiake  theniselves  iinderstood;  but  they  need  proper  study.  They  know  morc, 
1  believe,  than  the  examination  brougiit  out.  It  should  he  icmaikeil  that  they 
have  lieen  k'ept  very  husy  all  the  tinie  with  ordinary  and  extraordinary  work. 
.md   will  shortly  have  to  undergo  an  examination  in  Gernian. 

Dcceniber  22,    l8g2.  II.   BoRNS. 

Mr.   David  Prydc,   LL.D. 

28.   Wohurn   Place,   Russell   Square,   W.C. 

Dear  Sir.  —  1  now  take  the  opportunity,  which  1  did  not  get  on  Monday, 
t)f  thanking  you  foj'  allowing  nie  to  he  ])resent  at  the  examination  of  your 
children  according  to  the  new  systeni  of  teaching  French.  I  was  pleased  and 
satisfie<i   beyond  expectation. 

That  the  natural  niethod  of  tciching  languages  is  the  best,  aml  that  this 
particidar  metliod  is  more  natural  than  the  others  now  in  use.  will  be  readily 
admitted  by  every  unprejudiced  educationist.  The  only  problem  to  be  solved 
was:   '-Could  the  melhod  in  question  be  carried   out  efliciently  ?" 

1  think  that  this  problem  was  undoubtedly  proved  by  the  examination  at 
your  house.    The   puidls  were  tiied  by  everv  possible  test.  and  they  stood  every 


3S8    .  NoT.'ZEx. 

test  most  satisfactoril) .  Tliey  weie  tliorouglily  at  hojiie  in  tlie  siibject.  On  tlie 
various  occasioiis  when  they  weie  asked  to  descrilie  an  object,  it  was  evident 
that  thcy  were  not  piittiiig  their  description  into  Englisli,  and  then  translating  it 
word  for  word  into  Fiencli.  hiit  tliat  they  were  looking  at  the  ohject  with  tlie 
niind's  eye.  and  allowing  the  object  to  suggest  tlie  Fiench  words.  In  every 
imaginable  position  in  which  they  were  placed  they  were  always  able  to  find 
sonie  language  to  describe  their  ide;i?.  Of  coinse  tliey  w^ere  not  always  fluent 
and  correct.  But  even  French  children  in  simiiar  circunistanres  would  liave 
occasionally  hesitated  and  niade  some  grammatical  mistake.  Even  English  adults. 
if  set  on  the  spur  of  the  nioment  to  describe  an  object  in  their  own  language, 
would  not  have  been  absoUitely  without  a  mistake  In  fact,  I  could  not  helii 
noticing  that  the  keenest  critic  present  at  the  examination,  while  drawing  up  an 
English  passage  to  be  translated  into  Freneh.  made  a  slight  eiror  which  he  after- 
w'ards  conected. 

On  these  grounds  I  think  that  M.  B(.'tis  and  Mi-.  Swan  ought  to  be  con- 
gratulated   oi:   the  success  of  their  experiment. 

I  am.  yours  verv  sincerely. 

December  :i2iKi,   i8qj.  David  pR'iDE.  LL.D. 

JMadaiiic  Adele  M.   Garrigncs. 

tio,  Gower  Street.  London.   W.C. 
Dec.   24tli.    1892 

Dear  Mr.  Stead,  —  I  liad  lead,  in  \\\t  American  Review  of  Rez'iews  of  July 
last,  your  paper  on  the  Gouiii  systeni  of  teacliing  languages  before  I  left  America, 
and  since  I  have  been  in  London  1  have  taken  every  means  at  my  disposal  of 
seeing  the  theory  applied  to  practice.  Conserjuently  I  was  glad  to  witness  the 
examination  of  Monday  last,  and  1  take  pleasure  in  expressing  niy  satisfaction 
with  the  result  of  the  six  months'  test. 

The  fact  that  the  young  people  really  possessed  their  French,  and  were 
able  to  use  it  for  practica!  purposes,  and  that  they  did  so  use  it,  was  wliat  first 
impressed  nie.  The  quickening  and  stimulating  effect  of  this  method  of  .study 
upon  the  imagination  was  also  evident,  and  it  would,  I  should  say,  have  its 
effect   on   study   in  otlier  directions  as  well  as  in   languages. 

The  reproductions  in  French  of  conversations  and  of  stories  read  or  re- 
peated  in  English,  showed  this  quickness  of  mental  energy  and  also  the  mental 
attitude  which  the  Gouin  method  aims  to  secure.  It  was  evident  that  a  distinct 
picture  was  conveyed  to  each  brain,  and  that  the  variations,  when  there  were 
any,  were  caused  l)y  the  individual  colouring  which  the  same  picture  niay  take 
in  different  minds  I  have  never  seen  results  gained  by  six  months  of  instruction 
which  could  compnre  favourahly  with  what  yoiu'  children  did  on  Monday.  The 
ground  covered,  and  the  thoughtful.  intelligent  mannei"  in  which  the  work  was 
done,  were  alike  gratifying.  As  soon  as  the  facts  or  ideas  presented  in  English 
took  shape  in  the  brain  llie  response  in  French  was  prompt  and  confident. 

The  incidents  which  you  termed  "Autobiographical  reminiscences  of  the 
Stend   family"   were  clearly  and  pleasantly  told. 


Notizen.  359 

1  was,  howevfi",  even  moie  interested  in  Jack  as  an  inteipieter.  Nothing 
Lould  he  inoie  satistactoiy  tlian  tlie  simple  and  direct  nianner  in  wliicli  he  trans- 
hited  niy  English  questions  nbout  apaitnients  in  Paris  to  Madame  Leeuw,  01 
than  the  clearness  witli  whicli  he  lendeied  lier  French  leplies  to  me  in  English. 
It  was  something  1  ha\e  nevcr  seen  accomplislied  hy  an  adult  aftt-r  the  same 
aniount   of  insfiuction. 

It  was,  l  think,  duiing  sonie  geneval  discussion  that  Miss  Kmma  came  to 
my  side  and  told  me  the  story  of  a  series  of  picturts  in  one  of  the  papers  that 
l  took  from  tlie  table.  1  had  seeu  tiie  paper  hroiight  in,  and  iVom  its  date  1  was 
sme  that  it  was  new  to  her.  No  test  of  her  powers  to  sliape  iier  own  thoughts 
in  l''rench  could  liave  been  more  complete. 

1  have  Seen  many  students  make  literal  translations,  that  is,  snbstituting 
one  Word  or  phrase  for  another,  and  it  is  done  l)y  some  who  have  not  the  power 
to  express  a  tiiought  in  a  forcign  language.  It  lieais  the  same  relation  to  thinking 
and  speaking  as  the  theory  of  swimming  does  to  the  actual  practice.  One  may 
know  very  well  how  it  should  be  done  without  ever  plunging  into  the  water. 
Your  childien  have  certainly  made  the  plunge,  and  I  earnestly  liope  tliat  their 
success  may  give  conUdence  to  those  who  are  waiting  on  the  shore.  I  expect 
to   see  the  Gouin  system   widely  adopted  in   America. 

.\gain  thanking    yoii  for   tlie  jjleasuie  of  seeing   the  examination,  ■ — I  am, 

Very  sincerely  yours, 

ADKLE   M.   G.^RR1GUES. 

Weiter  erzählt  Mr.  Stead  von  sonstigen  erfolgen  der  methode.  Am  tage  der 
prüfung  habe  er  aus  so  weit  von  einander  entfernten  gegenden  wie  Chicago  und 
Britisch  Bechuanaland  briete  erhalten  mit  anerkennenden  äusserungen  Ober  die 
methode  und  mit  der  bitte  um  auskunft.  In  manchen  englischen  schulen  werde 
sie  jetzt  angewendet,  in  mehreren  mit  bestem  erfolg.  M.  Poire  leite  drei  klassen : 
eine  von  40  knaben  im  alter  von  11  — 12  jähren  in  der  Higher  Board  School 
(mittelschule)  in  Halifax,  eine  zweite  von  6o  erwachsenen  und  eine  privatklasse 
von  2q  erwachsenen.  Die  ausspräche  {„i/ie  accent"')  sei  ausgezeichnet  und  die 
stunden  für  die  schüler  so  interessant,  dass  keine  strafen  nötig  würden.  Bei  den 
erwachsenen  seien  die  erfolge  noch  befriedigende).  Zwei  zum  schluss  abgedruckte 
urteile  über  die  mit  der  methode  gemachten  erfahnnigen  sollen  hier  ebenfalls 
reproduzirt  werden. 

Mr.  Richard  W.  Waddy,  M.  .\.,  hend-mastcr  «ler  Abhey  School  in  North 
Berwick,   sagt: 

As  to  the  System,  so  far  as  1  have  got.   I   feel  aide  to  say  this:  — 

1.  It  has  interested  all  the  boys,  both  the  clever  and  the  dull,  and  is, 
perhaps,  the  most  populär  branch  of  study  at  present  in  the  school.  This  may 
be  set  down  to  novelty .  perhaps,  but  the  interest  seems  to  grow,  and  not 
to  abate. 

2.  It  has  won  the  goodwill  of  the  boys  tor  the  subjects  to  which  the 
System  is  applied.  This  goodwill,  which  is  sought  for  in  many  ways  (Horace 
says  the  teachers,  when  kind-hearted,  gave  the  boys  cakes  to  make  them  wish 
to   learnj,   is  half  the  battle.  and  that  the  method  seems  to  secure. 


360  Notizen'. 

« 

3.  The  boys  show  tlie  interest  by  repeating  tlie  series  at  honie,  niucli  to 
the  deligbt  of  tlie  pareiits.  Sevcral  parents  liave  spoken  to  nie  aboiit  tbis,  and 
Said  how  pleased  they  vvere.  Wlien  did  boys  evei-  lepeat  anything  of  tlieir  own 
accord  under  the  old  regime- 

4.  The  absence  of  detention  lii«  iiiade  the  scliool  both  happicr  and  heal- 
thier;  the  strain  of  detention  woik,  both  for  inaster  and  boys,  when  the  time- 
table  is  already  long,  being  very  injurious.  Last  year,  under  the  old  system,  niv 
own  health  suffered  from  staying  in  witli  the  boys.  Nearly  eveiy  day  some  one 
stayed  in  to  learn  Freiich  gramniar.  This  absence  of  detention  (whicli  I  never 
knew  before  liow  to  bring  about)  is  one  of  the  tliings  which  has  niade  the  system 
populär  with  us.     I  tliink  this  is  a  fair,  and  not  a  meretricious  popularity. 

ö.  One  one  of  the  luost  striking  things  is  the  vvay  in  which  the  dull 
boys.  who  were  incurable  laggards  before.  have  jiicked  up  courage  and  taken 
fresh  Iieart  under  the  new  system.  The  levelling  effect  of  the  system  upon  tiie 
classes  is  reaiiy  surprising. 

A  little  boarder  whö  came  this  term  i'I  must  say  he  is  a  very  intelligent 
and  clever  child  of  nine  years),  and  who  was  called  out  of  school  to  see  bis 
fathei"  and  mothei'.  who  were  so  anxious  about  bis  liappiness  in  the  new  scliool 
that  they  came  early  the  first  Saturday  of  term  to  see  how  he  was,  expecting 
to  find  liim  hoine-sick  and  dull;  this  little  chap  ruslied  into  the  study,  and  tlie 
first  w^ords  he  said  were:  "Oh.  the  Fiencli  is  deligbtful !"  "Fancy",  said  bis 
fathei"  to  me,  "that  was  the  first  tbing  tlie  child  said  to  nie !"  I  suppose  he  e\- 
pected  to  be  implored  to  take  him  away.  or  something  like  that,  and  tbis  was 
what  he  heartl. 

6.  It  is  a  deligbtful  systeni  to  teach.  It  is  such  fun  I  x\nd  then  tlie  delight 
of  liaving  no  junior  exercises  to  coiiect,  and  tlie  pleasure  of  liearing  Frencli  read 
fluently  from  the  "Series",  and  not  stumbled  over  from  a  reading-book. 

T  find  the  classes  wonderfullv  equal.  For  instaiice.  some  new  airivals  do 
just  as  well  as  the  older  fellows.  and  the  slower  boys  aie  plucking  up  courage 
in  consequence.  1  think  tbis  is  a  inost  striking  tbing.  Personalls'  niv  work  is 
far  happier,  the  disappearance  of  detention  deligbtful  to  every  one,  and  scliool 
atmosphere  far  happier  all  round.  1  am  doing  I-atin  as  mucli  as  possible  on 
tliese  lines,  with  good  results.  I  have  been  using  the  plan  of  reconstructing  tlie 
sentences  recommended  in  the  cliapter  on  classics  with  admirable  result.  It  keeps 
the  whole  class  eniployed,  and  gets  the  lesson  into  their  lieads  so  well  that  it 
is  learnt   by  heait  by  all   the  clever  boys.   and  well   known   by  the  rest. 

Miss  N.  C.  Pryde,  Bedford  Park  High  School.  die  in  London  zuerst  die 
jnethode    in  den  regelmässigen    Unterricht    eingeführt  bat,    schreibt  an  Mr.   Swan : 

I  am  sure  you  will  be  pleased  to  hear  that  the  new  method  of  teaching 
French  has  been  a  great  success  in  this  school.  A  class  of  beginners  started 
under  the  new  system  011  the  l^'  (Jctobei-,  and  in  ten  weeks  the  pupils  have 
learnt  iiiore  tlian  otlier  classes,  woiking  according  to  the  old  method,  leai nt  in  ten 
montlis.    The  pronunciation  of  the  former  also  is  mucli  better  than  that  of  the  latter. 

The  niost  remarkable  result,  however,  of  the  new  method  is  the  interest 
it  awakens  in  the  inipils.     They  are  sorry  when  the  French  lesson  is  done,  and 


'  Notizen.  361 

heg  the  mistress  to  give  tliem  anothei-.  We  overliear  tliem  going  tliiougli  tlit- 
Seiies  by  tliemselves;  and  sonictimes  during  the  Englisli  lesson  wlien  tliey  arc 
at  a  loss  for  an  cxpression.  they  involuntarily  use  a  Frencli  plirase.  About  three 
weeks  after  tlie  commencenient  of  the  new  niethod,  1  was  printing  soirie  papers 
on  the  typograph,  and  soiiie  cliiKhen  ol'  eight  or  nine  years,  pupils  of  tlie  newly 
Started  French  class.  were  looking  on.  I  heard  theni  expressing  all  iny  actions 
in  French  to  theinselves,  each  one  Irving  fo  name  them  first. 

One  of  the  gieat  advantages  of  this  new  System  is  tliat  it  does  away  with 
the  necessitv  of  honie  pieparation.  If  tliis  could  be  accomplished  in  other  siib- 
jects,  it  woiild  be  a  great  reiief.  not  only  to  the  pupils.  biit  to  their  parents. 

Sonie  peopie  say  that  ihis  metiiod.  wliile  it  inay  be  iiseful  for  children, 
cannot  be  successful  with  adults.  In  refutation  of  tJiis  1  inav  statt  tliat  1  have 
a  German  class  for  adults  and  the  results  are  wonderful.  'I"he  pupils  theniseives 
are  very  niiicli  surprised   at   the   piogress  thev   liave  niade. 

Bei  dieser  gelegenheit  sei  der  Wortlaut  rles  schreil'eiis  niitgeteilt.  wodurch 
die  teilnehmer  des  ersten  gouiiTschen  kursus  in  England  dem  eriindcr  der  methode 
ihre  anerkennung  ausspraciien. 

:<4,  John  St..  Bedford  Kow,   London   W.  C, 
.\ng.    l(>t'i    l8<.>2. 
7(1  Mr.   F.   Goiiiii. 

Dear  Sir. 

This  address  proceeds  froiii  the  students  and  teachers  of  language 
who  have  attended  here,  duiing  the  past  three  weeks.  to  acquire,  linder 
the  guidance  of  Messrs.  Howard  Swan  and  Victor  Betis.  a  practical  know- 
ledge  of  your  "Series  System". 

The  recent  publication  in  England  of  your  book  on  the  "Art  of 
learning  and  teaching  languages",'  awakened  in  those  who  read  it  an  ardent 
desire  to  know  more  of  a  method  that  seemed  so  füll  of  hope.  Accord- 
ingly  we  gladly  availed  ourselvcs  of  the  iioliday  class  opened  by  Messrs. 
Swan  and  Betis,  and  now  feel  oursclves  in  a  position  to  jndge,  from  actual 
experience.  of  tiie  nierits  of  the  new  system.  —  Briefly  then.  we  came, 
we  saw,  and  we  were  conqiiered!  We  one  and  all  intend  to  adojU  and 
spread  your  method  so  far  as  in  us  lies.  — 

Before  separating  we  wisii  to  send  to  you.  into  whose  labours 
we  have  entered,  this  exprcssion  of  our  thanks.  and  to  bid  von  (lod-speed 
in  the  w^ork  you  have  in    band.   — 

And  lastly,  we  would  congratulate  you  on  having  secured  in  Messrs. 
Swan  and  Betis  two  such  able  exponents  of  your  opinions.  —  It  is  im- 
possible  to  remain  unkindled  by  their  enthusiani,  or  uneonvinced  by  the 
earnestness  and  lucidity  of  their  teaching. 

(Folgen  die  Unterschriften.) 

Diese  erklärung  ist  sehr  allgemein  gehalten.    Soviel   aber  geilt   ohne  zweifei 
1   Die  englische  ausgäbe  ist  bereits   im  Januar  189;}  in  W.  aufläge  erschienen. 


362  Notizen. 

aus  den  oben  mitgetheilten  Zeugnissen  hervor,  dass  die  iiiethode  Uouin  das  inter- 
esse  der  schüIer  für  den  gegenständ  in  viel  höherem  grade  erweckt,  als  das  in 
England  noch  hellsehende  '.'ranmiatisiren,  und  dass  sie  die  schülei-  bei  massigem 
aufwand  von  zeit  und  niülie  in  stand  setzt,  die  fremde  spraclie  zu  verstehen  und 
zu  brauchen,  luid  zwar  ohne  dass  die  vielgeliebte  grammatik  darüber  ernstlich  zu 
schaden  käme.  Sie  ist  eben  eine  art  der  natürlichen,  imitativen,  neuen  oder 
reform-methode  —  der  name  tluit  niciits  zui'  snche  —  und  zeigt  in  ihrer  weise, 
dass  deren  grundsätze  richtig  sind.  W.   V. 

EIN   VORTRAG  VON  A.  M.  BELE  ÜBER  DIE  y?-EAl)TE. 

Die  in  New  York  erscheinende  Zeitschrift  Science  enthält  in  der  wochen- 
iiuninier  vom  14.  oktober  1S92  den  abdruck  eines  Vortrags  über  die  r-laute,  den 
der  altmeister  der  sog.  englischen  schule  bereits  im  dezember  1891  vor  der  phone- 
tischen  Sektion   der  amerikanischen   Mixient  Langiiage  Associa/ion  gehalten   hat. 

Bell  unterscheidet  r-laute,  die  auf  blosser  reibung  beruhen,  gerollte  r-laute 
und  vokalische  r-laute  ohne  reibung  und  rollen.  Als  grundlage  aller  Varietäten 
betrachtet  er  ,.a  fiictional  emission  of  breath  or  ol'  voice  between  two  surfaces 
in  the  breath  Channel."  Das  normale  englische  r  wird  naeh  Bell  ohne  reibung 
zwischen  der  Zungenspitze  und  dem  oberen  Zahnfleisch  gebildet,  wozu  manchmal 
inversion  der  zunge  oder  gutturale  odei"  labiale  kontraktion  kommt.  Gerolltes 
zungenspitzen-r  ist  die  gewöhnliche  form  in  Schottland  und  Irland.  Vokalisches 
r  tritt  im  englischen  regelrecht  ein.  wo  kein  vokal  folgt.  Die  folgenden  aus- 
führungen  Beils  über  englisches  r  dürfen  um  so  mehr  auf  die  beachtung  rechnen, 
als  sie  zu  einem  ..vor  kurzem  in  England  veröffentlichten  buche"  in  gegen- 
salz treten. 

In  a  book  recently  published  in  England  the  learnei'  is  taught  that  R  is 
silent  in  such  woids  as  fayvi,  servc,  lord,  prayer,  locird,  etc.  Had  the  Statement 
been  that  the  sound  ol"  consonant-R  is  not  heard  in  these  words  it  would  have 
l)een  correct,  but  the  R  is  certainly  not  "silent;"  il  has  a  phonetic  effect  of  its 
ovvn,  soft  and  vowel-like,  but  a  quality  wanting  which  the  words  would  not 
have  their  characteristic  pionunciation. 

That  there  may  be  no  mistake  as  to  the  teaching  in  the  work  referred 
to,  the  leader  is  specifically  told  that  the  words  arms  and  lord  are  exactly  the 
same  to  the  ear  as  the  words  abns  and  latid.  Now  what  is  the  sound  of  R 
which  baft'les  the  disciimination  of  this  writer '  Let  us  magnify  it,  as  in  a 
microscope,  by  prolonging  the  elementary  sounds.  First  let  us  put  "alms"  and 
"laud"   under  the   microscope:   — 

a  .  .  .  .  Inis ;   lau  .  .  .  .  d. 
llere  there   is   no   R;  Ihe  vowel   lemains  unchanged   \intil   slopped  sharply  by   the 
>ucceeding    conson.uit.     Now    \m\.   "arms''  and   "lord"   under  the    microscope:   — 

a  .  .  .  .  (,?)rms  ;   lo  .  .  .  .  (^)rd. 
llere   between   the  vowel  nnil   the  m  oi'  d  there  is  interposed  a  gliding  conncctive 
•sound,   so  that  the  vowel   is  not  stO]ii3ed  sharply  by  the  consonant,   but   its  quality 
is  gradually    changed    by  a   iil't    of   the    tongue,    verging    towards    but    not   quite 


Notizen.  363 

reaching  tlie  position  for  K.  'Ihis  is  all  the  sound  that  R  lias,  in  modern  English. 
betöre  any  consonant  or  when  final  in  a  word.  But  it  is  soinething  inore  than 
tiothing;  and  something  that  is  essential  to  the  conect  utterance  ol'  any  word 
containing  R  before  a  consonant. 

Aniong  the  sounds  of  R  may  be  reckoned  the  infUience  of  R  upon  other 
■-ounds.  The  mouth  cavity  for  R  being  very  large.  any  closer  vowel  preceding 
K  is,  as  it  were,  stretclud  at  the  point  of  junction,  so  as  to  assimilate  with  R. 
Thus  a  pure  c  is  with  difficulty  pronounced  before  R;  a  pure  ä  is  never,  in 
Anglican  speech,  heard  before  R,  but  a  is  "stretched"  to  eh,  as  in  air,  chair. 
So.  too,  o  and  00  before  R  liave  a  niore  open  than  their  usual  formation,  as 
in  old  —  ore;  pool  —  poor. 

These  widened  sounds  of  o  and  00  are  distinctly  dilTerent  from  the  sound 
of  aw ;  yet  in  the  book  before  leferred  to  the  words  shore  and  drawer  are  said 
to  have  the  saine  vowel ;  and  tlie  words  yoitr  and  yore  are  classed  as  identical 
in  sound.  Your,  shore,  and  drawer  are  thus  "phoneticised"  into  yawer,  shawer, 
and  drawer.  These  words  are,  indeed,  offen  so  pronounced  in  dialectic  speech ; 
but  the  science  of  phonetics  niust  be  retrograding  instead  of  advancing  when,  in 
.m  "Introductory  Science  Text-Book",  such  diflerences  can  be  ignored,  and  such 
inert-  negligences  cited  as  exaniples  of  correct  usage. 

All  Short  vowels  stop  sharpiy  on  consonant-R,  as  on  other  consonants, 
as  in  parrot,  verry,  spirit,  sarry,  hiirry;  but  long  vowels  take  on  the  connective 
glide  even  before  consonant-R.  as  in  iccarv.  fair^v,  rdry,  gory,  fury.  Thus  wea(p)ry, 
iai(?)ry,  wi(?)ry,  etc. 

The  vowel  quality  inherent  in  the  niouth-cavity  of  R  is  that  of  er-ir  in 
her,  Str.  Consequently,  in  such  as  words  as  ßrm,  yearn,  ther  has  the  effect  of 
lengthening  the  syllable  by  inaking  it  contain  two  sounds  of  the  saine  vowel. 
f-et  US  put  the  words  under  the  niicroscope:  — 

H  .  .  .  .  (p)rm ;  yea  .  .  .  .  r^)rn. 

Test  this  further  by  analyzing  the  syllable  "word."  If  the  r  were  "silent", 
the  vowel  would  be  sharpiy  .stopped  by  the  consonant  d.  Thus,  wo  .  .  .  .  d: 
liut  the  true  pronunciation  of  this  syllable  interposes  a  glide  betwcen  the  vowel 
and  the  d.     Thus,  wo  ....  \3)x<\. 

In  forming  this  sinooth  transitional  r  the  tongue  is  slightly  lifted  from 
the  bed  of  the  jaw ;  therefore  when  a  vowel  follows  the  r,  the  consonant  sound 
of  the  letter  is  also  developed  ;  as  in  fearing  =  fear-ring.  There  is  a  tendency 
among  niany  Speakers  to  finish  all  open  vowels  with  this  lift  of  the  tongue.  so 
that  the  consonant  r  is  inadvertently  interpolated  between  two  words.  as  in 
*Pennsylvania-r-Avenue,"  "I  saw-r-it  all." 

Nice  distinctions  —  like  those  which  are  the  subject  of  this  paper  —  are 
of  no  importance  where  mere  inteliigihility  is  concerned ;  for  example,  in  the 
speech  of  the  deaf.  In  such  cases,  the  widest  ditferences  may  be  disregarded. 
s.)  long  as  the  words  are  understood.  But  in  the  study  of  phonetics,  the  niost 
minute  varieties  reijuire  to  be  distinguished,  because  what  in  one  case  mav  be 
a  distinction  with  but  little  diflference,   may  in  another  become  a  very  shibboleth. 

w.  \-. 


364  Notizen. 

DIE  PHONETISCHEN  APPARATE. 

hl  ineinein  bericlit  iiber  den  berliner  neuphilologentag,  riwii.  sttid.  V[,  s.  \2.'\ 
habe  ich  die  während  der  berliner  Versammlung  Uursirende  angäbe  wiederholt, 
dnss  Rousselots  apparate  70CXJ  ftanken  kosteten.  Glücklicherweise  ist  die  anagbe 
irrig;  die  kosten  belaufen  sich  nach  ausweis  des  nachstehenden  Überschlags,  dessen 
niitteiiung  ich  der  gute  des  herrn  prof.  Koschwitz  verdanke,  alles  in  allem  auf 
1724  fr.  Das  von  der  firma  Charles  Verdin,  Constructeur  d'instrtimcnts  de  precision 
servant  en  Physiologie  et  en  mcdicine,  7,  rue  Linne  7-  Paris,  aufgestellte  Verzeichnis 
hiutet  wie   folgt : 

Dcvis  d' appareils  poiir  Farl  phonelii/uc. 

1   Enregistreur  avec  regulateur  de  Foucault ...  600  fr. 

1   Chariot  conduisant  les  appareils  inscripteurs  (vis  spi-ciaie)     .     .  iqo    ,. 

1  Support  pour  noircir  les  feuilles  de  papier      ........  [}(>., 

100  Feuilles  de  papier  pour  traces ....  12    „ 

3  Supports  n'^   1 :><>    „ 

2  ideni  de  cotes  ;v   reglage.   diuit    1    ii  droite  et   l'autre  ;i  gauche     .     .       .nO    „ 
2  ideni  simples  de  cotes lO    „ 

1  idem  d'equerre  h  doublcs  viroles Ifj  „ 

2  Tambours  inscripteurs 80  „ 

1    Signal  electro-magnetique 75  .. 

1  Appareil  pour  ie  mesurement  des  levres 50  „ 

1   Pneumographe  de  M.  Marey 60  „ 

1   idem                    de  Paul  Bert lo  „ 

1   Appareil  pour  les  vibrations  du  larynx 80  „ 

1    Enregistreur  de   ia  ]>arole 150  „ 

1   Microphone • lOO  „ 

1    Stethoscope !.">., 

1    SpiromC-tre  de  Ciiarles  \'erdin y.'i  „ 

1   Pile  de  Grenet 12  „ 

1    Capsule  avec  tubulure .5  - 

Embouts  d'ivoire .^    .. 

Tubes  de  caoutchouc.  soupapes  et  fils  ölectriques 25    „ 

1699  fr. 
l'.mballage  25    ,. 

1724  fr. 
Wie  herr  jirof.  K.  hervorhebt,  liegt  überdies  bei  Rousselot  und  Wagner  nur  eine 
Verschiedenheit  des  ?ro-/j-/r/;-apparats  vor,  während  man  alle  rousselot'schen  hilfs- 
apparate  (lippenbeobachter,  Zungenbeobachter,  kehlkopfbeobachter  etc.)  aucli  bei 
dem  wagner'schen  registrirapparat  anwenden  kann.  Herr  prof.  K.  hält  dies  ,. sogar 
für  ideal,  weil  die  kurven  auf  dem  wagner'schen  registrirapparat  viel  grösser  und 
deutlicher  sind  als  auf  dem  rousselot'schen".  Übrigens  denkt  auch  R.  seine  apparate 
zu  vereinfachen  und  zu  verl)illigen.  —  Ich  darf  bei  dieser  gelegenheit  bemerken, 
dass  mir  die  niittel  zur  anschaffung  des  grösseren  wagner'schen,  bezw.  albrcchl- 
schen  apparats  (l8<)  mk.)  vom  kuratorium  der  hiesigen  Universität  nunmehr  be- 
willigt worden  sind.  Der  ajipaial  arbeitete  gleiili  l>cini  ersten  versuch  durcha\is 
nach  wunscli.  W.  \. 


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