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5riechifche und lafeinifche
Klassiker fi&. Schulausgaben
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Teubners Schulausgaben griechischer und lateinischer Kiassiker
mit deutscben erklarenden Anmerkungen.
Griechisehe Schriftsteller. g8h.
Aeschylos' Agnmeiunnn. Von R. Enger u. W. Gllbert. 3. Aufl. von Th. PIOB JL 2.26
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Prometlieus. Von N. Wecklein. 8. Aufl 1.80
Von L. Schmidt . 1.40
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II. Bd Mel. u. chor. Dichter u. Bukolikcr. 4. Aufl. von J. Sitzlor 2.10
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Arlstoteles' Staat der Athener, historischer Hauptteil. Von K. Hude — C0
Arrlans Anabasis. VonK-Abioht. LHeft. MitlKarte. M 1.80, geb.„ £2.25. 11. Heft 2.25
Demosthcnos' nuscew. Beden. Von C. Behdantz u. F. Blafs. I. Teil in 2 Heften.
I. Heft. I— IU. Olynthische Redon. IV. Erste Bede gegen Philippos. 8. Auflage 1.20
II. Heft. I. Abt. V. Rede flber den Erieden. VI. Zweite Rede gegen Philippos.
VQ. Hegesippos' Rede tlber Halonnes. VHI. Rede tiber die Angelegcnheiten
ira Chcrrones. IX Dritte Rede gegen Philippoa. 5. Aufl
H. Heft. II. Abt. Indice». 4. Aufl
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Iphigenie im Taurierland. 2. Aufl. Hippolytos je
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Bandl.H 1 Ges. 1—6. ll.Auti.^t 1.50 geb.2.— j Band H. H. 1. Ges. 13— 18. 8 Aufl
_ I. — 2. — 7— 12. 10. Aufl. 1.35 — 1.80 | — _. — 2. — 19—24 9. Aufl
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Heftl.Gos.l— 6. 4.Aufl.„«;i.60geb.4#2.— ] Heft 8. Ges. 13— 18. 3. Anfl
_ 2. — 7— 12. 3. Aufl. 1.20 — .. 1.70 I — 4.* —19—24. 3. Aufl
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3. Aufl..
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Ges. 13—15. 2. Aufl.
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Bandl.H.l.Ges.l— 3.6. Aufl. J£ 1 . £0 geb. 1.70 Band II. H. 1. Ges. 13— 15.
_ I _ 2. — 4—6. 5. Aufl.1.20 — 1.70 — H. — 2. — 16—18.
_ I. _ 3. — 7—9. 4. Aufl i.50 — 2.— — H. — 3. —
_ I. _ 4. —10— 12.4. Aufl.1.20 — 1.70 — H. —4. - 22—24.
Anhang:
Heftl.Ges.l— 3.3. Aufl..^ 2.10 geb. ^2.60 Heft 5.
_ 5!. _ 4_6. 2. Aufl. 1.50 — .... 2.— — 6.
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Hlas. Von J. Da Roche. 6 Hefte je
I Helt:Ges. 1—4. 3. Aufl. U.Heft:Ges. 5—8. S.Aufl. m.Heft:Ges. 9— 12.3. Aufl
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metheue. Charon. 3. Aufl. von K. Bflrger. _. Bdchn : Totengesprache. Gotter-
gespracho. DcrHahn. 2 . Aufl. m.Bdchn: Demonax. DerFischer. Anacharsisje
Lykurgos' Rede gegen Lookrates. Von C. Rehdants
Lyslas' ansgewahlte Keden. Von H. Frohberger. Kleinere Ausg.
I. Heft. S.Aufl.v.Th. Thalheim. R. g. Eratosthenes. Rg.Agoratos. Verteid.
g.dAnklageweg.Unuturzesd.Verfassung. R. f.Mantitheos. R.g.Philon
_. — 2. Autl v T!i Thalheim. Reden g. Alkibiades. R. g. Nikomachos.
R. fl. d. Vermrtgen d Aristophanes. R. fl. d. Olbaum. R. g. d. Korn-
handler. R g. Theomnestos. R f d (ipt>rechlichen. R. g. Diogeiton.
Grofii-reAusgabe. (II. u. 1U. Bd. vergT.) I. Bd. Beden g. Eratosthenes,
Agoratos. Verteidigung g. die Anklage wegenUmsturzes d. Verfassung. 2. Aufl.
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1.80
2.10
1.80
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1.60
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2.25
1.80
1.80
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Platons ausgewahlto Schriften. Von Cron, Deuschle u. a.
I.Bdchn.: D.Verteidigungerede d.Sokrates. Kriton. V.Cli r. Cron. U.Aufl.v.H.LThle 1.—
ILI. — Gcjzias. Von J. Deuschlo u. Cron. 4. Aufi 2.10
LL — 1. Heft: Laches. Von Chr. Cron. 5. Aufi — .75
m. — 2. Heft: Euthyphrcn. Von Wohlrab. 4. Aufl —.60
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V — Oidipus auf Kolonos.
I. Teil: Aias. 5. Aufl.
IX — Elektra. 4. Aufl.
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Thakydide8. Von G. Bohme u. S. Widmann. 9 Bandchen. 6/5. Aufl je
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1.50
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1.50
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I. Heft: CatuU JC — .90, geb. 1.30 I HI. Heft: Properz 1.—
H. — Tibull JC — .60, geb. 1.— | IV. — Ovid 1.—
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LLL — Buch VH u. VLLI — .91)
de bello civili. Von A. Doberenz. 5. Aufl. von B. Dinter 2.40
Chrestomathifi Ciceroniana. Von C. F. Luders. 8. Aufl. von O. Weiflenfels. . .
aus Schriftstellem der sog. silbernen Latinitat. Von Th. Opitzu. A.Weinhold 2. 80
Cicero de oratore. Von K. W. Piderit. 6. Aufl. von O. Harnecker.
1. Heft:Einl.u.I.Buch^l.80,geb.2.25 I 8. Heft: IH. Buch u. erkl. Indlces.
2. — H. Bnch Ji 1.50, geb. 2.— | (Lnd. einz. Ji — .45) 1.50
Brutus. Von K. W. Piderit. S. Aufi. von W. Friedrich 8.26
Orator. Von K. W. Piderit. 2. Aufl 2.—
Partitiones oratorlae. Von K. W. Piderit 1.—
Bede fiir Sex. Koscius. Von Fr.Richter. 3. Aufl. von A. Flecke i son. . . — .90
Divinatio in O,. Caecilium. Von Fr. Bichter. 2. Aufl. von A. Eberhard. —.45
Reden gegen C. Yerres. IV. Buch. Von Fr. Riohter. 3. Aufl. v. A. Eberhard 1.50
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Reile iib. d. Imperlum d. Cn. Pompejus. Von Riohter n. Eberhard. 5. Aufl. —.75
finibus bon. ot mal. I, 3-
7. l)e re publica.
Clcero de oratore. Cat III narischo Reden.Von F r. E i c h t e r. 6. Aufl. von A. K b e r h a r d
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Koile fur T. Sulln. Vou Fr. Richter. 2. Aufl. von G. Laudgr»f . .
Koile liir Sestius. Von H. A. Koch. 2. Aufl. von A. Kberhard
Kede fiir Cn. Planclus. Von E. Kc-pkc 3. Aufl. von G. Landgraf .
Kede f. T. Annius Hilo. VonFr. Richteru.A.Kberhard. 4.Aufl.v. II Nohl
1. n. H. Pliilippisclie Kedc. Von H. A. Koch. 8. Aufl. von A. Kberhard
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H. Heft kpl
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MUyUdLUd i. 2. n. Ji 12.— II. 1. n. Ji 6.— II. 2. n. M. 9
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Landgraf, Schmalz, Stolz, Thussing,
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MwihniftniP Lexikon d. gr. u. rom. Mythol., herausg. v.
my LIIUIUU.IC. R0scher. I. Bd. [A-H] n. Ji 34.— II. Bd.
[I-M] n. Ji 38.—. III. Bd. (jede Lief. n. M. 2. — ) im Erscheinen
Plllf inPllfl Pompej. Wandbilder u. rom. Satyrspiole Von
geb. n. M. 10.
ich. M. Taf. u. Abb. geh. n. Ji 8.—,
Rnm ^as aite -^om> Entwickelung seines Grundrisses u. Ge-
IIUIII. gchichte seiner Bauten. Auf 12 Karten u. 14 Tafeln
dargestellt u. mit einem Plane der heutigen Stadt sowie
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Qof |||*o Ausgewahlte Satiren desHoraz, Persius und Juvenal.
*"»**LLII a. jn freior nietrischer Ubertragung von H. Bliimner.
Geschmackv. kart. n. Ji 5. —
Charakteristik d. latein. Sprache v. 0. Weise.
Sprache. n^240
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Sammlnng wissenscliaftlicher Commentare
zn griechischen iind rbmischen Scliriftstellem • •
Sophokles Elektra. Von G. Kaibel. geh. n. JL 6. — , in Leinw.
geb. n. JL 7. —
Lucrez Buch III. Von R. Heinze. geh. n. JL 4. — , in Leinw.
geb. n. JL 5. —
a
Demniichst sind in Aussicht genommen:
Aetll.1. Von S. Sudhaus.
Clemens Alex. Paidagogos. Von E. Schwartz.
Herodot V. VI. Von G. Kaibel.
Minucius Felix Octavius. Von E. Norden.
Ovid Heroiden. Von K. Ehwald.
Plautus Rudens. Von F. Marx.
Tacitus Germania. Von G. Wissowa.
Tibnll. Von F. Leo.
Yergil Aeueis VI. Von E. Norden.
Kritisclie und kommentierte Ansgaben
Neue Erscheinungen 1896. 1897. 1898.
Acta Apostolorum : s. Lucas.
Apollonius' von Kitilllll illustrierter Kommontar zu der Hippo-
krateischen Schrift rtepl afj&pwv. Herausgegoben von Her-
mann SchSne. MitSl Taf. i. Lichtdruck. 4. n. Jt 10. —
Aristopuanis Equites. Rec. A. v. Velsen. Ed. II cur. K. Zacher
n. JL 3.—
Batrachomachia, dio Homerische, des Karers Pigres nebst Scholien
u. Paraphrase, hrsg. von A. Ludwich. gr. 8. n. JL 20. —
Leges Graecorum sacrae e titulis collectae edd. et expll. I. de
Prott, L. Ziehen. Fasc. I. Fasti sacri. ed. de Prott.
gr. 8. n. JL 2.80. [Fasc. LT u. d. Pr.]
[Lticas.] Acta Apostolorum s. L. ad Theophilum lib. alter. Seo.
formam quae vid. Komanam rec. Fr. Blass. n. J(. 2. —
[ ] Evangeliuni sec. Lucaui s. L. ad Theoph. lib. prior. Seo.
formam quae vid. Romanam rec. Fr. Plass. n. JL ±. —
Lykophron's Alexandra, herausg., ubersotzt u. erklart von C. v.
Holzinger. n. JL 15.—
Miscellauea Tironiana. A. d" Cod. Vat. Lat. Reg. Christ. S4i>
(fol. 99—114) hrsg. v. W. Schmitz. Mit 32 Tafeln in Licht-
druck. 4. In Mappe. n. JL 20. —
1'imlari carmina prolog. et comm. instr. od. W. Christ. n. JL 14. —
1'latonis Sophista ed. O. Apelt. n. JL 5.60.
Statius" silvae, herausg. u. erkl. v. Fr. Vollmor n. JL 16. —
Theoplirasts Charaktere, hrsg., ubers. u. erkl. v. d. Philol. Gesellsch.
zu Loipzig. n. JL 6. —
Unter der Presse und inVorbereitungbefinden sich:
[Aherkios.] D. Legenden d. h. A., hrsg. v. K. Krumliacher.
Didascaliac Apostolorum Lat. redd. fragm. Veron. ed. E. Hauler.
Euripidis fabulae ed. Prinz. Fortsetzung von Weckle.in.
Itincraria Kontaiia odd. O. Cuntz et W. Kubitschok.
LexlCOgraphl Grteoi rocogniti et app. crit. instructi:
Lexika z. d. 10 Rednern. — Plirynichus, Aolius Dionysius, Pau-
sanias u. a. Atticisten. — Homerlcxika. — Stephanus v. By-
zanz. — Cyrill, Bachmannsches Lex. u. a. — Photios. —
Suidas. — Hesych. — Pollux. — Specialglossare.
Llicili saturarum reliquiae reconsuit, enarravit Fr. Marx.
Poetae lyrloi Qraeoi rcc. Th. Bergk. Ed. v.
A'ol. I. Pindari carmina continens cur. O. Schroedor.
— II. Poetas elegiacos et iambographos continens cur.
O. Crusius.
Servii inVergiliicarminacommentarii rocc. G.Thilo et H.Ha gon.
Vol. III. Fasc. II. Servii grammatici appendix. Indices.
EMP Wird hiermit vollstiindig.
LL
T3ltpD
AUSGEWAHLTE KOMODIEN
DES
R TEKEJNTTIUS AFER
ZUR EINFUHRUNG IN DIE LEKTURE
DER ALTLATEINISCHEN LUSTSPIELb)
ERKLART VON
KARL DZIATZKO.
' ■ ERSTES BANDCHEX:
PHOEMIO.
DRITTE VERANDERTE AUFLAGE
BEARBEITET VOX
dh. edmund hauler.
LEIPZIG,
DRUCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNER.
1898.
ALLE KECHTE
EINSCHLIESSLICH DES DER tTBERSETZUNG VORBEHALTEN.
HERRN HOFRAT PROFESSOR
Dr. karl schenkl
ZUR FEIER
SEINES SIEBZIGSTEN GEBURTSFESTES
UND
VIERZIGJAHRIGEN WIRKENS ALS AKADEMISCHER LEHRER
IN VEREHRUNG UND DANKBARKEIT
GEWIDMET
VOM
HERAUSGEBER.
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in 2011 with funding from
University of Toronto
http://www.archive.org/details/phormiotOOtere
Vorwort zur dritten Auflage.
Als gegen Ende des verflossenen Jahres die verehrliche Ver-
O O
lagsbuchhandlung sich mit dem Ersuchen an mich wendete, die
dritte Auflage dieses Bandchens zu besorgen, welches der als
Terenzforscher bestens bekannte Yerfasser wegen anderwei-
tiger Arbeiten zuriickgelegt hatte, trug ich einige Zeit Be-
denken, den schnieichelhaften Antrag anzunehmen. Nicht nur
war die mir fiir die Neuherausgabe gesetzte Frist verhaltnis-
mafsig knapp bemessen, sondern auch eine Reihe anderer
wichtiger Arbeiten liefs mich kaum hoffen, die seit 1884/5
sehr stark angewachsene einschlagige Litteratur fiir diesen
Zweck gehorig # verarbeiten zu konnen.
Fiir die Ubernahme sprach aber der Umstand, dafs ich
die zweite Auflage des Biichleins in der cZeitschrift fiir die
osterreichischen Gymnasien' (1885, S. 908 — 917) eingehend an-
gezeigt und seither nicht aus den Augen verloren hatte.
Wesentlich bestimmte mich ferner das iiberaus ermutigendc
Entcregenkommen des Herrn Verfassers selbst: denn er raumte
mir nicht nur fvolle Freiheit in der Bearbeitung nach meiner
besten IJberzeugung' ein, sondern forderte auch durch die
Ubersendung seines Handexemplares, das namentlich eine Reihe
erwiinschter' Litteraturangaben enthielt, und durch die TJber-
mitthmg der Vergleichung des Bembimis, welche, von A. Mi-
chaelis fiir H. Sauppe angefertigt, jetzt iui Besitze der Gottinger
Universitatsbibliothek sich befindet, meine Arbeit aufs wohl-
wollendste imd dankenswerteste. Dazu cresellte sich der gun-
stige Umstand, dafs der gerade in Italien weilende Herr Dr. phil.
Robert Kauer aus Wien die Freundlichkeit hatte, die von
ihm auf meine Anregung hin angefertigte, m. E. ergebnisreiche
Neuvergleichung dieser ehrwiirdigen Handschrift, weiter die
ebenso sorgfaltige des Victorianus und Ambrosianus zunachst
fiir den Phormio mir rechtzeitio; zur Verfiiguiiff zu stellen.
Als ich nim im Besitze dieser willkommenen Hilfsmittel
die Neuherauso-abe in Angriff nahm, komite es nicht meine
Absicht sein, die urspriingliche treffliche Arbeit vollig umzu-
gestalten. Ich war vielmehr l)emiiht, die Leistungen der
VI VORWORT.
neueren Forsckung in der Weise heranzuziehen, dafs einerseits
die eigenartigen Vorziige der Ausgabe moglichst gewahrt
blieben, anderseits Tberholtes durch das von mir als richtig
Angesehene ersetzt werde. Denn die sklavische [Jbernahme
des alten Textes mit blofser Hinzufiigung abweichender An-
sichten oder Erganzungen in Klammern ware fiir die Beniitzer
sehr unbequem gewesen. Auch hatte dieser zudem gar nicht
im Sinne des Yerfassers gelegene Notbehelf den Umfang viel-
fach nur unniitz vergrofsert. Deshalb mufste ich im Texte
der Einleitung und des Stiickes von einer Scheidimg des Neuen
und Alten absehen. Doch glaubte ich, ohne Storung des
Lesers die neu aufgenommenen oder wesentlicher geanderten
und erweiterten Anmerkungen, fur die ich allein die Verant-
wortung trage, aufserlich durch ein vorgesetztes Sternchen (*)
kemizeichnen zu sollen; dafs die Bearbeitung aber nicht blofs
auf diese Bemerkungen sich erstreckt, diirfte eine fliichtige
Vergleichung lehren. Leichter war es, im 'Kritischen Anhang'
das Eigentum Dziatzkos von dem meinen abzusondern.
Um auf einzelnes kurz einzugehen, so wurde in der Ein-
leitung der in gleicher Anordnung belassene Stoff durch die
Einteilung in Kapitel etwas iibersichtlicher gestaltet, sachlich
aber auf die neue Litteratur entsprechend Riicksicht genommen
und auf wichtigere Erscheinungen, wie bisher; ausgiebig ver-
wiesen. Die starkere Betonung der gerade bei Terenz so
wichtigen sprachlichen Eigentiimlichkeiten und die neu hinzu-
gefiigte Ubersichtstabelle iiber die benutzten Tereiizhandschriften
wird wohl manchem angehenden Philologen willkommen seio.
Denn fiir diese ist die Arbeit in erster Linie bestimnit, und
dieser Charakter der Ausgabe wurde nunmehr noch etwas
strenger als bisher durchzufiikren gesucht.
In der Textgestaltung folgte ich meist dem bewahrten
Fiihrer. Wo ich in nennenswerter Weise abwich (Per. 7 f.,
Prol. 15, V. 172, 175 f., 191, 199, 215, 243, 249, 266, 284,
312, 328, 368, 373, 458, 490 ff., 501, 503, 507, 515, 561,
566, 598, 667, 710, 725, 761, 792, 806, 863, 875, 902 f.,
913, 949, 976, 1022, 1028 und 1054), kehrte ich in der
Regel zur bestbeglaubigten Lesart zuriick, niemals ohne An-
gabe meiner oder fremder Griinde. Auch in der Rechtschrei-
bung schlofs ich mich im allgemeinen etwas enger an die
handschriftliche Uberlieferung an (vgl. S. 57 ff.), ohne aber
deren Buntscheckigkeit, besonders in den Superlativ- und
Gerundivausgangen zu ubernehmen. Von den Abweichungcn
in der Interpunktion sind die im V". 96, 212. 225, 227. 411,
521, 706 ff., 898, 986, 1015 und 1019 erwahnenswoit.
Aus den erklarenden Anmerkungen wurden rein text-
kritische Bemerkungen ausgeschieden und in den Anhang ver-
VORWOKT. VII
setzt; der daclurch gewonnene Rauni kam neuen sachlichen,
sprachlichen und stilistischen Erlauterungen zugute. Schon
das vielfache Echo, welches Terenz mit seinen gelungenen
Ubersetzungen griechischer Sprichworter wachrief, wird es er-
klaren, dafs die zahlreichen gefliigelten Worte miseres Lust-
spieles entsprechender Erlauterung gewiirdigt wurden.
Der Anhang handelt im ersten Teile iiber die Hand-
schriften, Scholien und Ausgaben des Dichters und giebt im
zweiten die Rechtfertigimg der Textgestaltung. In Uberein-
stimmung mit dem bisher in der Ausgabe beobachteten Ver-
fahren und im Hinblick auf cleren Bestimmung hielt ich
Lakonismus weder hier noch sonst fiir angebracht. Das
Wort- imd Sachverzeichnis wurde gleichfalls erweitert,
damit es den Inhalt der Anmerkungen thunlichst erschopfe.
Bei meiner Arbeit regten mich die belehrenden Vor-
lesungen iiber Terenz' Andria und Plautus' Truculentus, welche
ich seinerzeit bei meinen hochverehrten Lehrern W. von Hartel
und Fr. Biicheler gehort habe, vielfach forderlich an. Ferner
boten die gediegenen Aufsatze in E. Wolfflins cArchiv fiir
lat. Lexikographie und Grammatik' nicht minder reichhaltigen
Baustoff als Fr. Leos cPlautinische Forschungen', W. Stude-
munds ^Studien' und 0. Seyfferts griindliche Beobachtungen
auf dem Gebiete des Altlateins. Hilfe gewahrten mir auch
die Terenzausgaben von Spengel, Wagner; Fabia und die
von Brix-Niemeyer, Lorenz, Ussing u. a. erklarten Plautus-
komodien. Weiter verwertete ich die Kritiken der 2. Ausgabe des
Bandchens von A. Engelbrecht (Berl. phil. Wochenschr. 1885,
Sp. 1258 ff.)? Fr. Schlee (Zeitschr. fiir das Gymn.-Wesen 1886,
S. 285 f.) und E. Krah (Pad. Archiv XXIX, 296 f.), sodann
H. W. Hayleys Anzeige (Class. Bev. X, 390 f.) der Phormio-
ausgabe von.H. Ch. Elmer (Boston, New York, Chicago 1895),
die im wesentlichen nach Dziatzkos 2. Auflage gearbeitet ist,
aber manches Beachtenswerte enthalt.
Es eriibrigt mir noch die angenehme Pflicht, clem Univ.-
Professor Dr. Fr. Skutsch fiir seine Opferwilligkeit herzlichst
zu danken. Er begleitete nanilich von Anfang an meine Be-
arbeitung mit dem regsten Interesse und unterzog sich mit
vereinsbriiderlicher Bereitwilligkeit der grofsen Miihe, die Ein-
leitung in der ersten Korrektur, clie iibrigen Bogen im Manu-
skript zu lesen; seiner bekannten Fachkenntnis verclankt das
Biichlein eine stattliche Reihe von Erganzungen und Verbesse-
rungen. Ebenso drangt es mich, Herrn Dr. R. Kauer und
der verehrlichen Verlagsbuchhandlung fiir ihr so liebens-
wiirdiges Entgegenkommen auch hier den besten Dank auszu-
sprechen.
VIII VORWORT.
Ohne fiir die Mangel und SchwJichen nieiner Uberarbeitung
blind zu sein, welche naturgemafs auf eine Menge oft strittiger
Einzelfragen sich erstreckt und die iiberdies niit manchen
aufseren Hemmnissen zu kampfen hatte (von denen ich nur
meinen halbjahrigen, teilweise mit der Durchsicht und dem
Drucke zusammenfallenden Aufenthalt in der Fremde erwahne),
glaube ich doch aussprechen zu diirfen, dafs ich es an eigener
ehrlicher Arbeit und an redlichem Willen, das Biichlein dem
Stande der neueren Forschung anzupassen, nicht habe fehlen
lassen. In diesem Sinne gebe ich dem Wunsche Raum; diese
Auflage moge zunachst von meinem hochgeschatzten, unermiid-
lichen Lehrer Herrn Universitats-Professor Hofrat Dr. Karl
Schenkl als schlichte Festgabe und von dem um Terenz so
sehr verdienten Herrn Verfasser als Fortsetzung seiner Arbeit
freundlich aufgenommen werden.
Wien im December 1897.
I)r. Edmund Hauler.
Yorrede zur ersteii Auflage.
Die Bedeutung der Plautinischen und Terenzischen
Lustspiele fiir unsere Kenntnis des griechischen und romischen
Privatlebens, fiir die Erforschung der lateinischen Sprache und
des Entwicklungsganges der romischen Litteratur iiberhaupt
bedarf im Hinblick auf den Grang, welchen die klassischen
Studien gerade in den letzten Decennien genommen haben,
keines besonderen Nachweises. Diese Vorziige sichern jenen
Denkmalern altlateinischer Poesie die Aufmerksamkeit zunachst
der Philologen, auch solcher, deren Thiitigkeit wesentlich ver-
schiedenen Gebieten des Altertums zugewendet ist. Zugleich
hat ihnen aber ihr eigener hoher litterarischer Wert auch
aus nichtphilologischen Kreisen zahlreiche Freunde erworben
uiid sie in friiherer Zeit zur regelmafeigen Lekture in den
oberen Klassen humanistischer Mittels<-hulen gL-macht. Aller-
dings ist seit einigen Decennien namentlich in Preufsen die
Praxis eine andere geworden. Indes sind m. E. die Stiicke
eines Plautus und Terenz fiir die Schule ein besonders ge-
eignetes Bildungsmittel. Sie gewiihren einmal in anziehender
Lektiire ein unmittelbares und anschauliches Bild einer Seite
VORWORT. IX
des antiken Lebens, welche sonst auf der Schule nur gelegent-
liche Erwahnung findet; sodann aber bieten sie namentlich in
formaler Beziehung einen reichen Stoff, um in die Entwick-
lung der lautlichen und syntaktischen Gesetze der lateinischen
Sprache den Schuler einzufiihren, ihn zu einer historischen
Auffassung der Gramniatik anzuleiten. In dieser Hinsicht
konnen Plautus und Terenz bis zu einem gewissen Grade fiir
das Latein die Stellung beanspruchen, welche Homer im Grie-
chischen als Schulschriftsteller einnimmt.
Von Terenz gilt das Gesagte, wie sehr er auch von
Plautus an Originalitat, an Vielseitigkeit und Kraft der Sprache
und des Versbaues iibertroffen wird, doch in hoherem Mafse,
insofern seine Dramen besser erhalten und lesbarer sind als
die des Plautus, ferner auch in ihrer Form der klassischen
Latinitat naher stehen.
Vorliegende Ausgabe schliefst sich ihrein Zwecke und
ihrer ganzen Anlage nach den anderen Ausgaben der gleichen
Sammlung an. Sie ist bestimmt, die Lektiire des Phormio
von Terenz zu erleichtern und eine genauere Kenntnis dieses
ganzen Litteraturzweiges zu vermitteln. Mein Haivptaugemnerk
war es daher, einen kritisch moglichst gesichteten Text zu
geben und in Bezug auf den Sinn imd die Form alles das zu
erklaren, was Ungeiibten bei der Lesimg Schwierigkeiten zu
bereiten im stande ist. Aufserdem suchte ich durch Nach-
weisung der wichtigsten Litteratur iiber die einzelnen Fragen
angehenclen Philologen sowie Lehrern7 welche sich nicht speziell
mit Plautus uncl Terenz beschaftigen, ein genaueres Eincrehen
auf die beziiglichen Punkte zu ermogiichen. Vollstandigkeit
in dieser Beziehung konnte natiirlich von mir nicht erstrebt
werden.
Breslau' im September 1874.
Vorrede znr zweiten Auflage.
Gern habe ich die Gelegenheit einer zweiten Auflage be-
nutzt, um clieser Ausgabe des Phormio, welche in nicht we-
nigen Punkten durch die Ergebnisse zahlreicher Arbeiten auf
dem Gebiete des alten Lateins und der altlateinischen Sceniker
iiberhaupt sowie des Terenz im besonderen iiberholt imd einer
Revision bediirftig geworden war, eine Gestalt zu geben, welche
sowohl dem gegenwartigen Stande dieser Studien durch Ver-
X VORWORT.
wertung der seit 1874 erschieneuen Terenzlitteratur entsprechen
als auch clas Resultat eigenen fortgesetzten Arbeitens auf diesem
Felde bieten soll. Yor allem hat der zweite Teil der Ein-
leitung und ein grofser Teil der Annierkungen eingreifende
Anderungen, bez. eine vollige Uruarbeitung erfahren. Die teils
in Recensionen, teils in andereni Zusammenhang iiber die erste
Auflage gemachten Bemerkungen habe ich gewissenhaft be-
riicksichtigt sowie die mir von einzelnen Freunden zur Ver-
fiigung gestellten Berichtigungen und Ratschlage mit Dank
benutzt.
Noch mehr als in der ersten Auflage habe ich diese Aus-
gabe fiir den Gebrauch von angehenden Philologen eingerichtet
und von dem Charakter einer eigentlichen Schulausgabe um
so mehr abgesehen, als auf Gynmasien, wenigstens den preu-
fsischen, Terenz als Schulschriftsteller immer noch nicht hei-
misch wird.
Breslau im September 1884.
Karl Dziatzko.
I. Allgeineine Einleituiig.
1. Kurze Geschictite der griechischen und romischen Komodie
bis Terenz.
Die griechische Komodie (zojuadtu von y.ojuadog, und
dieses von 6 x&uog:. der frohliche Aufzug, und aoidog) hat sich
in ihren Anfangen unabhangig neben der Tragodie, jedoch
gleichfalis in engem Zusammenhang mit dem Dionysoskultus
entwickelt, dessen heitere Seite sie darstellt. In mehreren
griechischen Landschaften und Kolonien gelangten fruh drama-
tische Sehwanke unter mannigfachen Namen und mit verschie-
dener Farbung zu ortlicher und selbst zu weitergehender
litterarischer Bedeutung. Epicharmus (um 500 v. Chr., also
ein Zeitgenosse des Aeschylus), von Geburt zwar ein Koer,
indes im sicilischen Megara erzogen und zuerst hier, spater in
Syrakus thatig, fand mit seinen mythologischen Travestien und
den einfachen, dem Menschenleben entnommenen gedanken-
reichen Lustspielen bei den Griechen und — mittelbar wenig-
stens — bei den Romem dauernde Anerkennung; mit Reeht
gilt er als der Hauptvertreter der vorattischen, dorischen Ko-
modie. Aber erst auf dem Boden Athens entfaltete sich gleich
anderen Zweigen der Kunst und Wissenschaft auch dieser zur
vollsten Bliite. Dem hohen geistigen Aufschwung der Peri-
kleischen Zeit, ihrer reichen Entfaltung des politischen
Lebens, dem Zusammenwirken giinstigster aufserer und innerer
Bedingungen gelang es sehr rasch, unter der von aufsen kom-
menden Anregung die heimischen Keime der neuen Diehtungs-
art zu bedeutender, ja fast unerreichter Hohe zu entwickeln.
Nach Kratinus, Eupolis, Phrynichus u. a. trat bald ihr
jiingerer Zeitgenosse Aristophanes auf, der von 427 bis nach
388 v. Chr. als der bedeutendste Dichter der sogenannten alten
attischen Komodie {aQ%cdu. y,(ouaduc) die Buhne beherrschte.
Liegt es iiberhaupt im Wesen des Lustspieles, die heitere und
lacherliche Seite an Personen und Zustanden hervorzukehren,
so gab ihr in jener Epoche das bewegte und inhaltreiche poli-
tische Leben die eigentiimliche Richtung, die damaligen offent-
lichen Verhaltnisse mit voller Redefreiheit zu behandeln. Zu-
Terentius, Phormio, 3. Auflage. ]
2 I. ALLGEMEINE EINLEITUNG.
gleich zeichnete cliese Dichter jener feine und scharfe Witz
aus, mit welchem die Athener mehr noch als ihre griechischen
Stammverwandten begabt waren. In Bezug auf die Technik
und die dramatisehe Okonomie lehnte sich iibrigens dieses
Lustspiel, von manchen Eigentiimlichkeiten abgesehen, an das
bewahrte Vorbild der friiher erstarkten Tragodie an; aufserdem
lieferte dieselbe der Komodie vielfach den Stoff zu Parodien.
Der ungluckliche Ausgang des Peloponnesischen Krieges,
welcher Athens frische, selbstbewufste Kraft brach, bildet einen
Wendepunkt in der Geschichte der attischen Komodie. Mit
der Freude an den offentlichen Verhaltnissen verlor sich auch
das Interesse an ihnen; andere, zunachst materielle Riicksichten
traten fiir die Menge in den Vordergrund. Die zum Teil ver-
armte und durch andere Leistungen in Anspruch genommene
Biirgerschaft stellte zwar noch in herkommlicher Weise die
Chore der Komodien1), verstand sich aber nicht mehr zu der
phantasie- und abwechslungsreichen Ausriistung und zeitrauben-
den Einiibung derselben wie friiher. Der TlXovxog des Ari-
stophanes, das jiingste der elf von ihm erhaltenen Lustspiele,
zeigt in der uns vorliegenden Fassung aus dem J. 388 v. Chr.
bereits diesen Ubergang. An Stelle personlicher und politischer
Angriffe ist die Behandlung socialer Zustande (hier in der
Form einer Allegorie) getreten, und die innig mit dem Stiicke
zusammenhangenden Chorpartien sind durch leicht einzuiibende,
vielleicht bereits bekannte, anderswoher entlehnte Lieder ersetzt.
Die neue attische Komodie (r\ xuivr\ oder vscc xcoucpdia),
welche erst unter Alexander dem Grofsen und den Diadochen
(336 bis 250) vollig ausgebildet erscheint, zeigt, dem offent-
lichen Leben fast ganz entfremdet, im Vergleich zur alten
Komodie einen erheblichen Mangel an wechselnden, durch Neu-
heit fesselnden Stoffen, einen Riickgang in der komischen Er-
tindung und kiihnen Gestaltung der Stoffe; dafiir aber als Er-
gebnis der fortgesetzten, eifrigen Ubung grofsere Glatte und
Abrundung in Sprache und Handlung, feinere Charakteristik
sowie eine vollendete Technik. Es ist ein zahmes Familien-
lustspiel, das sich innerhalb der Verhaltnisse und Bestrebungen
der damaligen Zeit bewegt. Auch die gelegentlich aus anderen
Gebieten, z. B. der Mythologie und Philosophie, entlehnten
Stoffe werden in der gleichen Weise behandelt, Schaden des
offentlichen Lebens bleiben von der Besprechung so gut wie
ausgeschlossen. Zumal die personlichen Angriffe fallen weg;
nur typische Gestalten, ruhmredige Soldaten, schmarotznidi'
*1) Vgl. fiir diese and die n&chste Zeit die Angabe bei Aristot. ' A0->,v.
rro/.iT. ;".G. 3 (6 apjjtoj') %OQ7jyovg rgccyaSots hcc&Iotiioi rgtig it, anavtmv
' j49t]vaiar roiv nXovttuatdrovg' xqotsqov Sl -/.ca y.coucoSolg y.a-9"/o"r/( «fvre,
vvv Sh tovTOvg ai cpi<Xat tpigovttiv.
I. ALLGEMEINE EINLEITUNG. 3
Tischfreunde, verwegene Sykophanten, verschmitzte Sklaven,
geizige Vater; leichtsinnige Sohne u. dergl., werclen dem Lachen
preisgegeben. Ersatz fiir den beschrankten Kreis der zu wah-
lenden Stoffe bot die Erfindung immer neuer Situationen,
Verwicklungen und Losungen, in welche die im Grunde un
veranderten Personen und Charaktere gebracht werden. In
dieser Beziehung ist der fruchtbare und unermudliche Geist
der zahlreichen Dichter der neuen Komodie zu bewundern; die
Bruchstiicke, ja zuweilen schon die Titel ihrer Lustspiele, ferner
die Nachbildungen dieser durch lateinische Dichter gestatten
uns hieriiber ein Urteil.
In Bezug auf die dramatische Anlage und Technik
hat sich die neue Komodie ebenso wie die alte an die Tragodie
angelehnt, erstere besonders an Euripides^). Gemein hat sie
mit diesem auch den vielfach moralisierenden Ton der Stiicke;
indes ist wohl zu beachten, dafs alle solche Sittenspruche dem
Stucke mehr als gelegentliches Beiwerk eingefugt sind; wah-
rend die alte attische Komodie mit ihren derben Austallen
iiber alles, was dem Dichter tadelnswert erschien, und mit
ihrem mafslosen Spott im Grunde eine kraftigere Moral vertrat.
Als hervorragendster unter den Dichtern der neuen atti-
schen Komodie, deren man mehr als sechzig zahlte^J, galt
nach der Schatzung des Altertums Menander (342- — 291
v. Chr.). Nachst ihm sind Philernon, Diphilus, Philip-
pides, Posidippus und Apollodorus aus Carystus, dessen
Bliitezeit zwischen 300 und 2G0 v. Chr. fallt, als beliebte und
fruchtbare Komodienschreiber zu nennen. Zusammenhancrende
Stiicke einzelner der Genannten liegen uns nur noch in den
lateinischen Bearbeitungen des Plautus und Terenz vor.
Natiirlich vollzog sich der Ubergang von der alten zur
neuen Komodie nicht plotzlich, sondern wurde durch eine Kunst-
iibung vermittelt, welche mit der alten Komodie in etwas noch
das Interesse fiir die politischen Begebenheiten teilte, dieses
aber nur in versteckten Anspielungen zeigen konnte, dagegen
litterarisch besonders gegen Auswiiclise in der Dichtkunst,
Musik und Mythologie zu Felde zog, dabei aber schon in die
spater festen Bahnen des biirgerlichen Lustspiels einlenkte.
1) Fui* die Gestaltung der Prologe hat K. Dziatzko dies nach-
gewiesen in der Abhandlung cUber die Plautin. Prologe. Allg. Gesichts-
punkte' fJahresber. d. Luzerner Kantonsch. 1867), S. 4 ff. Auf Euripides
geht auch die Lockerung des Verhaltnisses zwischen dem Chor und der
Handlung des Stiickes zuriick. Zur Geschichte der Prologe in den Komo-
dien vgl. besonders W. Frantz, De comoediae Attieae prologis (Strafsl
1891) und Fr. Leo, Plautinische Forschungen (Berlin 1895), S. 170 ff.
2) S. Aug. Meineke, Fragm. com. Graec. I (Hist. crit. com. <•■
Berol. 1839), S. 435 ff. Die Bruchstucke stehen auch in Th. Kocks Comi-
corum Atticorum fragm. (Lipsiae 1888).
4 I. ALLGEMEINE EINLEITUNG.
Man hat diese ganze bis zur niacedonischen Herrschaft reichende
Ubergangszeit (von etwa 400 bis 336) schon im Altertum als
eine besondere Art der Komodie, r) {ie6r) JCGoutodm, bezeichnet1).
Antiphanes, Anaxandrides und Alexis sind vielgenannte
Dichter dieser Periode. Man kann iiber die Berechtiefung,
. t o o/
die mittlere Komodie als selbstandige Gattung aufzufassen,
allerdings, wie iiber die Zugehorigkeit jedes Grenzgebietes,
verschiedener Ansicht sein, aber die Dreiteilung der griechi-
schen Komodie ist nicht nur alt, sondern auch sonst aus-
reichend begriindet.
In manchen Punkten bekundet die neue Komodie, deren
Entwicklung ja mit dem politischen Verfall Grieehenlands
und dem langsamen Verbliihen seiner Kunst iiberhaupt zu-
sammenfallt, einen Riickgang gegeniiber der alten Komodie.
Eins aber ist es, was .ihr aus den namlichen Bedingungen
als ein gewisser Vorzug erwuchs: die Befreiung von jeder ort-
lichen Eigenart, welche selbst die Dramen eines Aristophanes
nur fiir die mit den damaligen Verhaltnissen Athens Ver-
trauten vollig verstandlich macht. Eben dieser Eigenschaft
der kosmopolitischen Farbung, welche iiberhaupt im Laufe
des IV. und III. Jahrhunderts v. Chr. griechischer Bildung und
griechischem Wesen immer mehr eigentumlich wird, verdankt
die neue Komodie ihren leichten Eingang in das staatlich
erstarkte, aber litterarisch ungebildete Rom um die Mitte des
III. Jahrhunderts v. Chr. Dafs die romischen Komiker fiir ihre
TJbertragungen, soweit wir es iibersehen konnen, ausschliefslich
Stoffe der neuen (und vielleicht auch der mittleren2) Komodie
wahlten, erklart sich gewifs nicht blofs daraus, dafs die Bliite
jener Dichtungsart zeitlich den Anfangen romischer Litteratur
am nachsten stand.
Die R o m e r besafsen gleich anderen italischen Volker-
schaften und gleich den heutigen Bewohnern Italiens von Haus
aus Neiguug und Anlage fiir die dramatische Kimst, und zwar
besonders fiir den Kunstzweig der Komodie. Ihr scharfer Blick
*1) W. Fielitz, De Atticorum comoedia bipartita (Diss. Bonn 1866)
hat wahrscheinlick zu rnachen gesucht, dafs die Unterscheidung der \nr,i]
■nco^aSia erst in der Hadrianischen Zeit erfolgt sei (vgl. Th. Kock, Rhein.
Musl XXXXV, 57). Dagegen geht nach G. Kaibel (Hermes XXIV. 56 ff.)
die Zweiteilung auf die Perganiener, die Dreiteilung auf die Alexandrim r
zurvick. Gegen Fielitz' Ansicht erklarte sich u. a. V. v. Wilamowitz iiu
Herm. XII, 357. Derselbe setzt (im Index leet. hib. Gotting. 1893/4,
S. 24 f.) auseinander, dafs die Peripatetiker nur zwei Gattungen unter-
schieden hatten, der Komiker Plato der Hauptvertreter der [dar\ sei und
weibliche Rollen zu deren Eigentumlichkeiten gehorten. Zur Frage vgl.
auch 0. Crusius, Philol. XXXXVI, 606 f.
*2) S. Gell. Noct. Att. II 23, 1. D. v. Wilamowitz sucht im an-
gefiihrten huh., Uct. Gott. den Persa des Plautus als das einzige uns
erhaltene Stiick der \iicr\ zu erweisen.
I. ALLGEMELNE EINLEITUNG. 5
fiir alles Liicheiiiche, ihre Neigung zu personlichem Spott sind
unverkennbar. Vergil Georg. II, 385 — 396 und Hor. Epist. II
1, 139 ff. schildern die Lustbarkeiten landlicher Feste, bei
denen derb scherzhafte Stegreifsticheleien im nationalen, aber
hochst kunstlosen Saturnischen Verse iiblich waren; sie wurden
in lebhafter Wechselrede unter Vermummung und gewifs mit
lebhaftem Geberdenspiel vorgetragen. Litterarische Bedeutung
hatten diese carmina patria oder uersus Fescennini1) nicht;
immerhin aber sehen wir in ihnen die gleichen Keime, aus
welchen bei den Griechen die kunstgemafse Komodie mit den
verschiedenen lokalen Nebenarten hervorgegangen ist.
Die weitere Entwicklung kniipft Livius VII 2, 1 ff. ( vgl.
Valer. Max. II 47 4), in dieser Schilderung vermutlich Varro
folgend2), an eine bestimmte Begebenheit. Im J. 364 v. Chr.
wurden nach seinem Berichte infolge einer hartnackigen Pest,
welche schon das zweite Jahr wiitete und weder durch profane
Mafsregeln noch durch die gewohnlichen religiosen Gebrauche
sich beseitigen liefs, von staatswegen scenische Feste als
etwas ganz Neues zu den bereits ublichen circensischen Spielen
eingefiihrt. Aus Etrurien wurden Schauspieler herbeigezogen,
welche mimische Tanze zur Flotenbegieitung, aber ohne Text
auffiihrten. Es heifst dann weiter: imitari deinde eos iuuentus
simul inconditis inter se iocularia fundentes uersibus cocpere;
nec absoni a uoce motus erant. Accepta itaque res saepiusque
usurpando excitata. Offenbar werden mit den inconditi uersus
die alten uersus Fescennini gemeint. So wuchsen nach Livius
die Anforderungen an das Kunstgemafse , und es bildete sich
eine besondere Klasse einheimischer Schauspieler aus: uer-
naculis artificibus, quia hister Tusco uerbo ludio uocabatur,
nomen histrionibus inditum, qui non sicut ante Fescennino
uersu similem incompositum temere ac rudem alternis iaciebant''),
sed impletas modis saturas descripto iam' ad tibicinem cantu
motuque congruenti peragebant. Danach haben wir uns diese
*1) Spater noch bei Hochzeiteu iiblich, vgl. Paul. Auszug aus Festus,
S. 85 (M., 60 f. Thewr.): Fescennini uersus, qui canebantur in nuptiis,
ex urbe Fescennina dicuntur allati, siue icleo dicti, quia fascinum (Be-
zauberung) putabantur arcere. Em. Hofftuann (Rhein. Mus. LI, 320 ff.)
will sie als spottische Ansiinge deuten, welche urspi-iinglich die sfadtischen
Herren am Tage der liindlichen Unfreien (an den Liberalia, dem
14. Marz) sich gefallen lassen mufsten, und verlegt auf dieses Fest die
von Augustin (de ciuit. Dei Vn, 21) geschilderte, fiir unser Gefiihl so an-
stofsige Feier, deren Mittelpunkt das fascinum (der Phallus, das Symbol
des Liber) bildete.
2) Vgl. 0. Jahn, Herm. II, 225.
3) Geleugnet wird hier nur, dafs der Text der saturae regellos und
roh gewesen sei, nicht dafs ein gewisser Zusammenhang zwischen der
neuen Art des Textes und den alten uersus Fescennini bestanden habe.
6 I. ALLGEMEINE EINLEITUNG.
satmrae als rnusikalisch-draniatische Quodlibets1) reiu lokalen
Inhalts und gewifs noch ziemlich kunstlosen Gefiiges, aber
von den griechischen Lustspielen in Bezug auf Inhalt und
Anlage durchaus verschieden zu denken. Man mag iiber die
Einzelheiten des Berichtes wie immer denken2), eine Zwischen-
stufe zwischen dem Absingen der regellosen Fescenninen und
der Auffuhruno- kunstgerechter Dramen bleibt hochst wahr-
scheinlich; der Fortschritt wird, da Gesang und Tanz zur
Flotenbegleitung alter Festbrauch war, besonders in der Auf-
zeichnung des Textes bestanden haben. Diese Darstellungen
diirften, was die mimische und musikalische Begleitung und
selbst die Sprache betrifft, nieht ohne vorbildenden direkten
Einflufs auf die spatere Palliatkomodie geblieben sein3).
Bevor noch die Einfiihrung des griechischen Lust-
spieles in lateinischer Ubertragung, d. h. der sogen. comor-
dia palliata4'), erfolgte, war das romische Volk zu dem grie-
chischen in mannigfache Beruhrung getreten. In Spracbe
und Sitte, in Staats- und Kultus-Einrichtungen sowie im biirger-
lichen Leben, in den Anfangen von Litteratur und Kunst hatte
es bereits Grriechisches angenommen 5 ) und damit Verstandnis
*1) Die Alten leiteten den Namen teils von den cdrvQoi, teils von der
lcoi.v satura (Schiissel mit allerlei (Jpfergaben), von einer Art Wurst (Pastete)
oder vom Gesetzesausdruck per saturam ab (Diomed. Gramm. Lat. I, 485 fl'.
Keil). Vgl. dazu italienisch farsa (Fiillsel, Nachspiel), franzbsisch farce
und den Namen der arabischen Dichtungsart Quasside (s. Kwald, Gbtting
Gel. Anz. 1861, S. 833); ferner H. Nettleship. The Roman Satura, < »xford
1878, A. Funck, Arch. f. lat. Lexic. V, 37 ff. und Albr. Dieterich, Pulcinella.
Pompejanische Wandbilder und rom. Satjrspiele (Leipzig 1897), S. 75 ff.
*2) Auf die gelehrte Forschung des Altertmns fiihrt Fr. Leo (Herm.
XXIV, 75 ff.) diese Angaben zuriick; er liifst Varro nach Aristotelischem
Muster die satura mit der alten griech. Komodie in Parallele stellen;
s. auch Hendrickson, The Dramatic Satura and the Old Comedy at Jiome
(Amer. Journ. of Phil. XV). Vgl. aber Satura als Titel eines Stiickes
des Naevius sowie einer Togata des Atta und einer Atellana des Pom-
ponius, ferner die Bemerkungen von M. Schanz, Rom. Litteratuxgesch.
§ 55 und von A. Dieterich a. 0. S. 77.
*3) AVohl auch schon die von romischen Jiinglingen wesentlich aus
dem Stehgreif aufgefiihrte Atellane (Oscus ludus) mit ihren stehenden
Charaktermaskon des Maccus, Bucco, 1'appus und Dossewnus, fine derbe
Posse, die erst nach 100 v. Chr. durch L. Pomponius und Noviua in die
Litteratur oingefiihrt wurde; vgl. iiber sie namentlich Fr. Marx' Artikel
Atellanae fabulat inPauly-WissowasReal-Encycl.2u.A.Dietericha. D.S.s-.; ff.
4) So (zuni Fnterschiede von der comoedia togata nach dem den
Griechen eigentiimlichen pallium (IfiaTiov) benannt.
5) Vgl. I'v Osc. Weise, Die griech. W8rter im Lat, (1882), S. 87 ff. ;
G. Al. Saa&eld, Italograeca. Cultnrgesch. Stud. I. Heft (1882, beson.lrr-
S. 21 ff.), Der Eellemsmus in Latium (1883) und Tensaunts Italograecus
ilssi; wosentliche Nachtrage von E. Georges, Berl. phil. Wochenschr
1885, Sp. 342 ff. ; Mommsen, EUJm. Gesch. I7, S. 226 ff., 436 f., 443 ff.
449 ff. 477 uiul Gabel-Weise, Zur Latinisierung griechischer W6rter,
Arch. f. lat. Loxic VIII. 839 ff.
I. ALLGEMEINE EINLEITUNG. 7
rnid Ernpfanglichkeit fiir weitere Erzeugnisse griechischen
Geistes gewonnen. Unter diesen Umstanden konnte es von
vomherein als eine vielversprechende und gliickliche Neuerung
erscheinen, als Livius Andronicus im J. 240 v. Chr. ohne
Zweifel mit Emwilligung und vielleicht auf Betrieb der fest-
gebenden Behorde griechische Dramen in lateinischer Bearbei-
tung vor dem romischen Publikum zur Auffiihrung brachte. Fiir
die Richtung, welche seitdem die fiir sich kaum entwicklungs-
fahige romische Litteratur und Kunst nahm, und fiir die all-
mahliche Verpflanzung immer weiterer Zweige der griechischen
Litteratur auf den italischen Nachbarboden ist dieser Schritt
geradezu ausschlaggebend gewesen.
Livius Andronicus, aus Tarent stammend, kam nach der
Eroberung der Vaterstadt im J. 272 v. Chr. jung als Kriegs-
sklave nach Rom. Grieche von Geburt7 eignete er sich das
Latein wohl erst hier an und gab spater Unterricht in beiden
Sprachen. Von seinem Herrn Livius Salinator, dessen Kinder
er gleichfalls unterrichtete, wurde er seiner geistigen Vorziige
wegen freigelassen und erhielt somit dessen Gentilnamen.
Aufser seiner ungelenken Ubersetzung der Odyssee in lateini-
schen Saturniern1), welche sich lange Zeit in Rom als Schul-
buch erhielt (Hor. Epist. II 1, 69 ff.), verschaffte ihm die ge-
lungenere Ubertragung griechischer Dramen (in griechischen
Versmafsen) einen Namen in der Litteraturgeschichte. Uber
ihre erste Auffiihrung bemerkt Cicero Brut. 72 (nach Pom-
ponius Atticus, beziehungsweise Varro): Liuius primus fabu-
Jam C Claudio, Caeci filio, d M. Tuditano consulibus docuit,
anno ipso ante quam natus est Ennius, post Homam conditam
autem quarto decumo et quingentensimo2), d. h. dieses Stiick kam
im J. 240 v. Chr. auf die Biihne. Der Geschichtschreiber
Livius berichtet dieselbe Thatsache VII 27 8 mit den Worten:
Liuius . . ., qui ab saturis ausus est primus argumento fabulam
serere, idem scilicet, id quod omnes tum erant, suorum carminum
actor:}). Der innere Zusammenhang und die planmafsige Gliede-
rung des Inhalts wird hier als das bezeichnet, was die neuen
Dramen von den alten saturae unterschied. Aufserdem lag das
Unterscheidende im Stoff und in den dem griechischen Original
entlehnten, aber der lateinischen Sprache thunlich angepafsten
Metren sowie in der ganzen Form der Auffuhrung. Er iibersetzte
*1) Der Aufangsvers lautete: Virum mihi, Camena, insece uorsutum.
*2) Vgl. Cic. Tusc. I, 3 und de sen. 50; wenig abweichend Cassiodo
Chron. zum Konsulat des C. Manlius und Q. Valerius (241 v. Chr.): His
coss. ludis Bomanis primum tragoedia et comoedia « Lucio Liuio ad
scaenam data.
*3) S. hierzu Fr. Leo, Herm. XXIV, 75 ff.
8 I. ALLGEMEINE EINLEITUNG.
ziernlich frei und zwar fiir den so schwierigen Anfang nicfct
ohne Geschick1)-, auch suchte er die Stiicke nach Moglichkeit
dem damaligen noch rohen Geschmacke der Romer mundgereeht
zu machen. Von ihm, der besonders als Tragodiendichter ge-
sehiitzt war, haben wir nur wenige Fragmente aus Dramen2),
darunter aus drei benannten Lustspielen. Er genofs zu Rom
so grofses Ansehen, dafs ihm von staatswegen die Abfassung
eines Bittgesanges (207) und eines Dankliedes aufgetragen
wurde und die Dichter (^Schreiber' ) und Schauspieler (seribae
ct hisbriones) ihm zu Ehren den Tempel der Minerva auf dem
Aventin fiir ihre gemeinsamen Kultuszwecke angewiesen er-
hielten imd dadurch gewissermafsen als Zunft anerkannt wurden.
Sein Leben reichte etwa von 284 bis 204.
Gleichfalls auf beiden Gebieten des Dramas war Cn. Naevius
aus Campanien thatig. Als freier Latiner (geb. etwa 27< » v. Chr.)
nahm er am ersten punischen Kriege teil, den er spater im
Nationalepos Bellum Poenicum in Saturniern beschrieb. Seit
dem J. 235 v. Chr. wirkte er zu Rom als feuriger, begabter
und beliebter Biihnendichter, besonders auf dem Felde des
Lustspiels. Von mehr als 30 Komodien sind uns die Titel
und einzelne Bruchstiicke erhalten. Er verarbeitete ohne
Zweifel zuerst zwei Originale zu einem Stiicke (Ter. Andr.
Prol. 18), um Stoff und Handlung zu haufen. Seine Bearbei-
tungen belebte er ferner durch allerlei Ziig-e aus dem romi-
schen Leben; er wurde dadurch Vorlaufer3) der vaterliindischen
comocdia togata. Zugleich ist er der Schopfer des romischen
historischen Schauspieles (der praetexta). Auch seine Sprache
war urwiichsig und kiihn, aber wenig gefeilt. Die heftigen
Angriffe, welche er in seinen Dichtungen gegen die hochsten
Familien Ronis (so die Meteller) richtete, zogen ihm Gefiingnis
und spater Verbannung zu, in welcher er um 200 v. Chr. starb.
Nur Komodiendichter war T. Maceius Plautus1). Um
254 v. Chr. zu Sarsma in Umbrien frei, aber arm und niederen
*1) Vgl. uber ihn als tjbersetzer Fr. Leo, Plaut. Forschungen, S. 80 ff.
*2) Text in 0. Ribbecks Scaenicae JRomanorum poesis fragmenta I.
Tragicorum fragmenta3 (1897), S. 1 ft'., II. Comicorum Romanorum praeter
Plautum et Terentium fragmenta' (1873), S. 3 f. In derselben Sammlung
stehen die dramatischen Bruchstiicke des Naevius, Ennius und Caeci-
li\is Statius.
*3) Fr. Leo, Plaut. Forschungen, S. 83 vermutet, X. habe solbst schon
einzelne togatae geschrieben.
*4) Gegen Fr. Leos Zweifel (a. 0. S. 73 ff.) an der Dreinamigkeit
von Freien niederer Stiindi' vor '/'. Quinctius Alta (um 100 v. Chr.) lafst
sich auf den sonst ofters bei den Peregrinen vorkommenden, dem der Frei-
gelassenen ahnlichen Brauch der Xamensgebung hinweisen (so haben auf
den alten Grabsteinen von Praneste Bechs Freie Cognomina). Wie ferner
z.B. P. Terentius Afer and T. PubMlius Pellio den rraheren Eigennamen ala
Cognomen weiter fuhrten, ao wird auch der Umbrer Titus den heimi-
I. ALLGEMEINE EINLEITUNG. 9
Standes geboren, war er zu Rom ini Dienste von Biihnenteeh-
nikem beschaftigt. Was er hierbei1) sich erspart hatte, verlor
er darauf durch kaufmannische Geschafte aufserhalb Roms,
kehrte mittellos nach der Hauptstadt zuriick und war genotigt,
durch schwere Arbeit in einer Miihle sich den Unterhalt zu ver-
schaffen. Er versuchte ■ — - nicht mehr jung-j — durch Schreiben
von Lustspielen seine Lage zu verbessern und wurde in kurzem
ein fruchtbarer und zugleich der beliebteste Komodiendichter.
Die griechischen Stiicke hat er ziemlich frei iibertragen und
sich ofters mit einer lockeren Verbindung biihnenwirksamer
Scenen begniigt. Namentlich die Verarbeitung zweier Originale
zu einem Lustspiele ist bei ihm aufserlich geblieben. Dafiir hat
er seinen Stiicken nicht blofs sachlich dadurch, dafs er hie und
da an die Stelle griechischer Einrichtungen und Grebrauche die
heimischen setzte, sondern auch sprachlich durch den meister-
lich behandelten lebhaften Dialog;;), die eigenartige Freiheit,
Frische und Fiille des Ausdrucks (mit vielen Neubildungen,
haufigen Klangfiguren, selbstgeschaffenen Wortspielen und oft
schen Spitznanien Plotus, latein. Plautus (Plattfufs) naeh der Aufnahme
in die romische Biirgerschaft beibehalten haben; der Volksniund liebt
Cognomina, und so wird der (nicht amtliche) Xame fest geworden sein.
Maccius ist nach Fr. Biicheler (Rhein. Mus. XLI, 12) aus dem zweiten
Spitznamen Maccus (ytlaroTtoiog; vgl. Prol. Asin. 11), den Plautus vom
romischen Publikum (als Schauspieler) erhalten hatte, ebenso gebildet, wie
ein seruus publicus freigelassen zu einem Publicius wurde. Fr. Marx zieht
es vor, Maccus im genannten Prologverse (M. uortit barbare) als einen
Witz zu fassen, und weist fur den ISfamen Maecius auf dessen haufiges
Vorkommen in spaterer Zeit hin. Die Fomi Maecius ist iibrigens bei Varro
L. L. VII, 104 (sonst.citiert V. nur Plautus) und Plinius im Katalog zur
Nat. Hist. B. XIV, XV, XIX uberliefert; der Genetiv Macci Plaut. Merc.
Prol. C, Accius Didask. (Gell. Noct. Att, III 3, 9) und in den Subskrip-
tionen des altesten Codex (Ambros.) zur Casina und zum Epidicus konnte
auch vom Nomin. Maccus herkommen. Vgl. besonders F. Ritschl, Parerga
Plaut. Terentianaque, S. 3 ff., M. Hertz, Ue Plauti . . nominibus epimetrum
1867 und gegen E. Cocchia (Biv. di filol XIH, 97 ff.) Ch. Hulsen, Berl.
phil. Wochenschr. 1886, Sp. 419 ff. und Biicheler a. 0.
*1) Gell. Noct. Att. III 3, 14: pecunia omni, quam in operis artifi-
cum scaenicorum pepererat. . . perdita; vgl. Ritschl, Parerga S. 60. Fr. Leos
Erklarung (a. 0. S. 65) von operae art. sc. als rLeistungen, Auffiihrungen
der Schauspieler' wird durch die angefiihrten Stellen (Suet. Aug. 45,
Tib. 35, Calig. 58, besonders aber Tac. Ann. I, 16 dux olim theatralium
cperarum = Theaterclaqueure) nicht bestatigt; auch wiirde nach dieser
Deutung der Gelliusstelle Plautus eher als Theaterdirektor denn fa]s
Schauspieler' oder Dichter sich bethatigt haben.
*2) Fr. Leo a. 0. S. 68 tf. beschrankt die Schaftenszeit des Dichters
(die Ritschl auf 224 — 184 ansetzte) auf die Jahre 204 bis 184: er nimmt
vorher schauspielerische Thatigkeit des Plautus an.
*3) VaiTO Sat. Menipp. 399 (B.): vn argumentis Caecilius poscit pal-
mam , in ethesin Terentius, in sermonibus /'lautus; Hor. Epist. II 1, 58
(dicitur) Plautus ad exemplar Si< uli properare Epicharmi (vgl. Fr. Leo,
Herm. XXIV, 81).
10 I. ALLGEMEINE EINLEITTJNG.
derben Witzen) nnd metrisch durch die passende Verwendung
abweichender, mannigfaltiger Versmafse (namentlich in den lyri-
schen Abschnitten) das Geprage der Selbstandigkeit gegeben.
Sein Tod erfolgte im J. 184 v. Chr.; doch blieb das Andenken
an ihn im Publikum wach, so dafs seine Dramen, als man seit
der Mitte des zweiten Jahrhunderts v. Chr. anfing, statt neuer
Lustspiele alte zu wiederholter Auffuhrung zu bringen, durch
mehrere .lahrzehnte erneute Zugkraft ubten1). In dieser Zeit
wurden unter seinem Namen auch viele Lustspiele anderer
aufgefiihrt. Unter der ganzen Masse der schliefslich als Plauti-
nisch umlaufenden Stiicke (etwa 130 an der Zahl) schied M.
Terentius Varro, der Zeitgenosse Ciceros, nebst 19 wahrschein-
lich echten folgende 21 entschieden echte aus2): Amphitruo,
Asinaria, Auhdaria, Bacchides, Captiui, Casina, CisteUariu, Ou/r-
culio, Epidicus, MenaecJtmi, Mercator, Miles gloriosus, Mostel-
laria, Persa, Poenulus, Pseudolus (191 aufgefiihrt), Budens,
Stichus (200 gegeben\ Trinummus, Truculentus und Vididaria.
Diese sind uns mit Ausnahme der Vidularia, des letzten Stuckes,
erhalten, einige davon (Amphitruo, Auhdaria, Bacchides, Cistel-
laria) freilich mit bedeutenden Liicken. Der Ambrosianische
Palimpsest des Plautus (wohl aus dem IV. Jahrh.) enthielt
ursprunglich auch die Vidularia, wie drei Blatter desselben
noch heute bezeugen3).
Q. Ennius aus Rudiae in Calabrien (239 bis 169 v. Chr.)
kam im J. 204 mit dem Quaestor M. Porcius Cato aus Sar-
*1) DaXa auch zu Ciceros Zeit die Plautinische KomOtlie Pseudolus
aufgefiihrt wurde, ergiebt sich aus der. Rede pro. Bosc. com. 20; die
Figur des Kupplers Ballio aus diesern Lustspiele wurde sprichwortlich
(Cic, or. Phil. II, 15).
2) Fr. Ritschl, Tarerga S. 71 ff.
*3) Was von ihrem luhalt sich entzitfern liefs, ist mitgeteilt von
Willi. Stml. 'hihikI, l)c V idularia Phtutiua {Ind. lcct.hih. Gryphisw. 1870/71).
Eine zweite vervollstiindigte und mit reichem Kommentar versehene Aus-
gabe der Fragmente des Stiickes enthalt die Abhandluixg desaelben Ver-
fassers ftjber zwei Parallel-Komodien des Diphilus' (Verhandl. d.36.Philol.-
Vers., S. 33—65). Eine sehr sorgfaltige Abschrift des ganzen im Ambro-
sianischen Palimpseste lesbaren Plautustextes bietet das (nach Stude-
munds Tode von 0. Seytfert herausgegebene) Werk T. Macci Phtuti fdbu-
larum religuiac Ambrosianae (1889). — Gesamtausgaben: Die \mi
Fr. Ritschl begonnene, von G. Lowe, G. Gotz ond Fr. SchSll vollendete
grofs.- kritische Ausg. (Tenbner, Leipzig 1871—1894), die von G. Gotz
und Fr. Scboll in der Bibl. Teubn. vfWHfentlichte tretfliche kleinere il893
bis 1896) und der von Fr. Leo herausgegebene Text mit Apparat Weid-
mann. Berlin 1895 f.V Vollstamlige erkliirende Ausgabe von I. L.
Ussing (Hauniae, Eopenhagen 1875 bis 1886); Einzelausgaben mil
deutschem Kommentar von Brix-Niemeyer (Teubner): Trvnummus4 1888),
Ctiptitti1 lssij, Mcnacchmi* (1891 i, ' Milcs glorr (1882); von Lorenz
(Weidmann): Mostcllaria- . Milcs <jl<>r* und Pseudolus; mit englischem
Kommentar 1,'ttilcns von Sonnenschein (Oxford 1891) u. v. a.
I. ALLGEMEIXE ELNLEITUNG. H
dinien nach Rom und lebte hier, wie es scheint, in beschei-
denen Verhaltnissen als Lehrer des Griechischen und als
Biihnendiehter, verkehrte aber viel mit den Scipionen, mit M.
und Q. Fulvius Nobilior und anderen gebildeten Mannern fCic.
pro Arch. 22, de orat. II7 276). Im J. 184 v. Chr. erhielt er
ehrenhalber das romische Biirgerrecht. Am bedeutendsten
wirkte Ennius ohne Zweifel als Epiker durch seine Annales
I in 18 Biichern), in denen er die Geschichte Roms bis auf
seine Zeit in Hexametern beschrieb; er hat in dieser erst
durch Vergil verdunkelten Heldendichtung einen epischen
Wortsehatz gepragt und durch die Einfiihrung des strengen
daktylischen Rhythmus (mit der unaufloslichen zweizeitigen
Hebung und der strengen Scheidung von Langen und Kiirzen)
das Latein vor der Yerdumpfung bewahrt. Bedeutendes leistete
er auch als Tragiker und als Satirendichter sowie als Gramma-
tiker x). Wenig hervortretend war seine Thatigkeit als Komodien-
schreiber. Erwahnenswert ist, dafs ihn Terenz (And. Prol. 18)
zu denen rechnet, welche zwei griechische Stiicke zu einem
lateinischen verarbeiteten.
Endlich ist von einigen anderen uns fast nur dem Namen
nach bekannten, im Altertum jedoch zum Teil hoch geschatzten2)
Palliatendichtern als ein bedeutender Vorganger des Terenz
noch Statius Caecilius zu erwahnen. Von Geburt ein Insubrer,
kam er wahrscheinlich als Kriegsgefangener um das J. 194
nach Rom. Spater freigelassen, errang er sich als Komodien-
dichter, wenn auch nur langsam und nicht ohne Miihe3), den
Beifall des mehr fiir Plautus' Art eingenommenen Publikums
und bedeutendes litterarisches Ansehen. Er verfasste etwa 40,
besonders nach Menander gearbeitete Lustspiele, welche die ur-
spriingliche Komposition im wesentlichen wahrten und in der
Stoffwahl und; wie es scheint, in der Behandlung leidenschaft-
licher, oft derb komischer Scenen vollendeter waren als im
sprachlichen Einzelausdruck4;. Er starb bald nach Ennius, mit
dem er auch im Leben enff befreundet war.
1 Aufser anderen grammatischen Fragen behandelte er wohl auch
die Konsonantenverdopplung, deren Durchfiihrung in der Schrift ihm
zugeschrieb:'n wird (vgl. Fest. S. 293 M., 412 Th.). Eine eingehende
Wiirdigung seiner hervorragenden Verdienste findet man in dem Buche
von Luc. Miiller, Quintus Ennius (St. Petersburg 1884).
2) Vgl. den Kanon des Volcacius Sedigitus (aus seinem liber de
poetis) bei Gell. XV, 24.
3) Ter. Hec. Prol. II, 6 S.
*4) Volcac. Sedigit. (bei Gell. XV, 24): Caecilio palmam sintii, <!,,
mimico; Varro Sat. Menipp. 399 (B.): in argumentis poscit palmam; Cic.
de opt. gen. or. 2: licet dicere et Ennittm summum epicum /><>rf<n/i — et
Caeciliinx fortasse comicum; vgl. Quintil. X 1, 99; Charis. Gr. Lat. 1 241. -.'s t.
(Keil): Tta.%i\ . . Trabea, Atilius, Caecilius facile mouerunt ; dies b
12 I. ALLGEMEINE EINLEITUNG.
2. Terenz' Leben und Dichtungen.
Publius Terentius Afer aus Karthago, nach seinem
Beinamen aber von Geburt nicht ein Punier, sondern einer
der (den Karthagern unterworfenen") afrischen Volkerschaften
angehorig1), ward nach der TJberlieferung im Jahre 185 v. Chr.,
vielleicht aber etwas vorher (etwa um das Jahr 190) geboren2)
wohl auch Horaz Epist. II 1 , 59 mit (dicitur) uincere C. grauitate.
Sprachlich: Cic. ad Att. VII 3, 10: malus . . auctor Latinitatis est und
Brut. 258. Schlecht fiir Caecilius fallt der Vergleich aus, den Gell. II, 23
zwischen Stellen aus dessen Plocium (rHalsband') und denen des Menan-
drischen Urtextes anstellt; dafs aber Gellius hiebei gelegentlich zu Un-
gunsten des rom. Dichters iibertrieben hat, zeigt Fr. Skutsch in Pauly-
Wissowas Real-Encyclop.2 unter Caecilius. Daselbst u. a. eine knappe
Charakteristik der Sprache und Metrik des C.
1) Vgl. Liv. XXX 33, 5 Carthaginienses Afrosque; XX VIII 14, 4
und 19. Auf die Bedeutung des Beinamens Afer hat Em. Baehrens (N.
Jahrb. f. Phil. 1881, S. 401 f.) mit Recht aufmerksam gemacht, jedoch
ohne geniigenden Grund einen Widerspruch damit in der Nachricht ge-
funden, dafs Terenz in Karthago geboren sei. Afrer (griech. Aifivsg) wird es
in grofser Zahl als Unfreie in jener Stadt gegeben haben; wurde nun
Ter. als Sohn eines solchen von dort durch Kauf oder als Geschenk
nach Rom gebracht und als Beiname fiir ihn, wie bei Sklaven ublich
war, die Bezeichnung der Nation gewahlt, so konnte er eben nicht Poe-
nuhts (das dem griech. KuQ%r\S6viog entspricht), sondern nur Afer heifsen.
tjber ahnliche Verhaltnisse in Bezug auf die Soldaten der romischen
Kaiserzeit handelt Th. Mommsen im Herm. XIX. •_".» ff., besonders S. 35 f.
*2) Dafs Terenz im J. 160 bei seiner Abreise nach Griechenland (s.
unten) nicht erst 24 oder 25 Jahre alt und demnach etwa im J. 185
geboren war, wie von Sueton in der Vita Terenti S. 32 (Ausg. von Ritschl
bei Reifferscheid Suet. S. 26 ff. und 481 ff = Opusc. 1TI, 204 ff.) berichtet
wird, hat H. Sauppe (Nachr. d. Gott. Ges. 1870, S. 111 ff) wahrschein-
lich zu machen gesucht. Nach ihm hat Dziatzko2 das Geburtsjahr auf
etwa 190 v. Chr. angesetzt. Dazu bemerkt dieser u. a. : fAUerdings
wird von Ter. Heaut. Prol.*23 der Vorwurf seines Gegners: Pepente
iid studium hunc (Terentiiim) se adplicasse musicum beziiglich der That-
sache nicht zuriickgewiesen. Daraus ist aber nur zu folgern, dafs er
nicht schon lange vor seinem ersten Auftreten sich in den Dichterkreisen
Roms gewissermafsen durch Studiendramen bekannt gemacht hat; ,ja
die Angabe, sich plotzlich, d. h. unerwartet, dem Dichterberufe zuge-
wendet zu haben, scheint sogar passender von einem Manne zu gelten,
der die ersten Jiinglingsjahre ohne eine solche Beschliftigung hat ver-
streichen oder wcnigstens nichts davon bekannt werden lasson. Endlich
sehen wir in keinem der Prologe, dafs der Dichter notig hat, sich gegen
den Tadel allzu grofser Jugendlichkeit zu verteidigen; vielmehr be-
zeichnet er selbst Heaut. Prol. 51 seine Gegner unter den Zuschauern
mit Geringschatzung als adule&cemtiuli' . Beztiglich der letzteren Stelle
ist allerdings zu beachten, dafs sie der senc.r Ambiuius Tmrpio niit deut-
licher Beziehung auf sein Alter (V. 43 ff.) und m. E. ohne Riicksicht-
nahme auf Terenz" Widersacher spricht. rTeuerdingfl will man, so
M. Kraseninnikow (im Sticpuvog f. Th. Sokolow, Petersburg 1895) das
Geburtsjahr des Dichters auf 195 bis 193 zuriickverlegen. Dagegen ist an
die Angabe in der Vita Ter. S. 20 mature manu missus est, die leicht-
mogliche Friihreife des gebiirtigen Afrikaners und an den Umstand zu
I. ALLGEMEENE EINLEITDNG. 13
und kam friih als Sklave uacli Rom in das Haus des Senators
Terentius Lucanus. Dafs er nicht romischer Kriegsgefangener
gewesen sein kann, bemerkte schon Fenestella, ein Historiker
aus der Zeit des Augustus und Tiberius, in der uns im Donat-
kommentar erhaltenen Terenzbiographie Suetons (S. 26 Reiff.)
sehr richtig: cum inter finem secundi Panici belli et initium
tertii natus sit et mortuus1). Sein Herr liefs den seiner Mutter-
sprache wohl kaum noch machtigen Knaben wegen seiner
Geistesanlagen und seines einnehmenden Aufsern nicht nur
sorgfaltig erziehen, sondern schenkte ihm auch bald die Frei-
heit (s. Vit. Ter. a. 0.). Die gewifs schon im Hause seines
urspriinglichen Herrn angeknupften Beziehungen bewirkten es7
dafs er auch fernerhin gerade mit dem Adel Roms, zunachst
wohl mit Altersgenossen, engen Yerkehr pflegte. Dieselben
Eigenschaften, welche ihm seine Freilassung verschafft hatten,
sicherten ihm die Gunst von Sohnen der hochsten Familien2):
erinnern, dafs ciie Ubertragung von Palliatkoraodien nicbt mit eigenen
Dicbtungen auf gleicbe Stufe zu stellen ist. Aber selbst in der letzteren
Hinsicbt konnen niancbe ebenso friib fertig gestellte Erzeugnisse unserer
Litteratur (so Schillers Jugenddramen bis rDon Carlos', Goetbes Leistungen
bis zur Ubersiedlung nacb Weimar und u. a. Korners gesamte, mit
dem 24. Jabre abgescblossenen Dicbtungen) zur Vorsicbt mabnen.
1 Weniger bestimmt lafst sicb mit Fenestella a. 0. S. 26 f. die
andere Tvloglicbkeit bestreiten, dafs er durcb eine Kartbago feindlicbe
afriscbe Volkerscbaft (in noch zartem Alter) von dort geraubt und spater
nach Rom gebracht worden sei. Wenigstens hat dessen Grund: tudlo com-
mercio inter Itaiicos et Afros nisi post deletai» Carthaginem coepto doch
nur bedingte Geltung (s. Bergk im Philol. XVI, 628). Nur der Beiname
Afer spricht uberhaupt gegen punische Abstammung.
■l Vgl. Ter. Adelpboe Prol. 15—21:
Nam quod isti dicunt maleuoli [-dici Cod. Bemb.1, Eugr.] homines nobilis
Hunc adiutare adsidueque una scribere,
Quod illi maledictum uehemens esse existumant:
Eaih laudem hic ducit maxumam, quom illis placet,
Qui uobis tmiuorsis et populo placent,
Quorwm opera m bello, in otio, in negotio
Suo quisque tempore usust sme superbia.
Die nabeliegende Bemerkung, dafs wegen V. 20 f. hier nicht so jugend-
licbe Manner, wie Scipio und Laelius damals waren, gemeint sein konnen,
hat schon im Altertum Santra, ein Grammatiker aus der Zeit des
Augustus, gemacht; derselbe verweist Vit. Ter. S. 31 f.) zugleich auf
Manner wie C. Sulpicius Gallus i 'homine docto et quo consule Megaien-
sibus ludis initium fdbularum dandarum fecerif namlich Terentius) oder
Q. Fabius Labeo und M. Popillius ('consulari utroque ac poeta'). Sauppe
a. 0. S. 118 ff. meint, Terenz habe dem Vorwurf seiner Gegner absicht-
lich eine allgemeine Wendung gegel'en und von liomines nobiles iiber-
haupt gesprochen, um sich mit V. 19 ff. ieichter verteidigen zu konnen;
dabei habe jeder Zuschauer zugleich an den besondern Fall denken und
unter den homines nobiles Laelius und Scipio versteben konnen. Dies
bat aber eben wegen des V. 20 f. seine Scbwierigkeiten, wenn auch die
Beruhmtbeit und das Anseben der Scipionenfamilie und die fnihe Be-
14 I. ALLGEMEINE EINLEITUNG.
denn gerade danials warfen zumeist Altadelige wie in der
Politik so in der Kunst und Litteratur ihre Blicke iiber die
Grenzen des Mutterlandes hinaus und zeigten ein lebendiges
Interesse fur hohere Bildung. Unter den adeligen Freunden
des Terenz wurden schon im Altertum Scipio Africanus der
Jiingere, C. Laelius und L. Furius Philus genannt (vgl. z. B.
Vit. Ter. S. 27 f.; 30 f.). Dem engeren Kreise der Dichter
Rorns, welche sogar zunftmafsig zusammenhielten x)? scheint er
wenigstens anfangs fern geblieben zu sein. So lafst sich die
(allerdings recht zweifelhafte) Nachricht (daselbst S. 28 f.)
am einfachsten erklaren, dafs der bejahrte Dichter Caecilius,
welchem Terenz sein erstes Stiick, die Andria, zur Begutach-
tung vorlesen mufste, bevor die Adilen als Festgeber es zur
Auffuhrung' annahmen, den Dichter noch gar nicht kannte.
Dementsprechend lautet der schon erwahnte Vorwurf eines
Gegners (Haut. Prol. 23 £):
Mepente ad studium hunc se applicasse musicum,
Amicum ingenio fretum, haud natura sua.
Auch der offene Neid und Hafs; besonders des uetus poeta,
Luscius Lanuvinus, und wohl auch anderer Berufsgenossen,
unter welchem Terenz bei seinem Auftreten zu leiden hatte,
kann zu einem guten Teil auf seine Abschliefsung gegen jene
zuriickgehen. Zufrieden mit dem Beifall, welchen er in dem
Kreise hochgestellter Manner fand, sorgte er wenig daruni,
sich das Wohlwollen einer engherzigen Dichterclique zu er-
werben 2).
Dafs die vorher erwahnten adeligen Freunde den Terenz
bei seinen dramatischen Arbeiten unterstiitzten, ja dafs sogar
ganze Teile seiner Dramen von ihnen gefertigt seien (s. Vit.
liebtheit des jungeren Scipio beim Volke (Plut. Aem. Paul. 22) sowie
seine Tapferkeit in der Schlacht bei Pydna (Liv. XLIV 44, 3) die Be-
denken vermindern helfen. Wir werden besser (mit K. Dziatzko) bei die-
sem Ausdruck an den bestimmten, ziemlich abgegrenzten Kreis der ade-
ligen Ereunde des Dichters, der jiingeren wie der alteren, denken,
wahrend er sich im Folgenden auf die allgemeine Anerkennung beruft,
welche die angesehenen adeligen Familien iiberhaupt beim Publikum
genossen.
1) Vgl. S. 8.
2) Diese Dichterschar ist And. Prol. 15 (Id isti uitupercmt factuni)
iiud 21 (istorum obacwram diligentiam) gemeint; au sie ist Haut. Prol. 1(5
maleuoli (vgl. auch Ad. Prol. 15) und 27 (iniquom . . . <>r«tio), Ad. Prol. 2
(iniqui and aduersarii; vgl. Hec. Prol. II, 14 [=22], 46 [=54])
zu denken. Sie hat der Dichter im Sinn, wenn er Hec. Prol. II, 38 f.
(= 46 f.) das Publikum warnt: Nolite sinere per uos a/rtem musicam
Eecidere ad paucos. S. auch Spengel, Andriaausg.a S. IX f. und Boissier,
Les prologues de Terence (Melanges Graux, S. 83). Weniger wahrschein-
Iich denkt A. Rohricht (Dissert. Argentor. IX, 320 f.) an Luscius Lanu-
vinus und seine Anhiinger im Pubhkum.
I ALLGEMEINE EINLEITUNG. 15
Ter. S. 30 ff.), war eine iin Altertum verbreitete Ansicht. Sie
geht irri Grunde auf die Neider des Dichters zuriick und
wurde durch die zuriickhaltende Art, wie er sich im Prolog
der Adelphoe 15 ff. verteidigt, nur noch bestarkt1). Allgemeine
Anregung und Ermunterung sowie unter Umstanden besondere
Ratschlage empfing wohl Terenz, wie wir annehmen durfen,
bei seinen Arbeiten von seiten jener Freunde; ihm eine weiter-
gehende Abhangigkeit von ihnen zuzuschreiben, dafiir fehlt
ein wohlbegriindeter Anhalt. Dafs seine Sprache die der ge-
bildeten und vornehmen Gesellschaft jener Zeit wiederspiegelt2),
ist allgemein anerkannt und gewifs auch als die Folge seines
personlichen Verkehrs mit diesen Kreisen anzusehen.
Die schriftstellerische Richtung der Zeit und eigene Nei-
gung fiihrten den Dichter zur Palliatkomodie. Vor die Offentlich-
keit trat Terenz zuerst im J. 166 v. Chr. an den ludi Megalenses
(im Monat April) mit der Andria. Ist die Nachricht in der
Vita Ter. S. 28 f. nicht blofs erfunden3), so trugen die fest-
gebenden Adilen Bedenken, das Stiick eines noch vollig un-
bekannten Jiinglings zur Auffiihrung anzunehmen, und Terenz
wurde veranlafst, es zuvor dem alteren und bewahrten Dichter
Caecilius vorzulesen. Uber diese Zusammenkunft wird daselbst
Folgendes erzahlt: ad cenantem cum uenisset, dicitur initium
quidem fabulae, quod erat contemptiore uestitu, subsellio iuxta
lectulum residens legisse, post paucos uero uersus inuitatus, ut
act wmberet, cenasse una, dein cetera percucurrisse non sine magna
Caecilii admiratione4).
*1) Aber mit J. Vahlen (Ber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1876, S. 797 f.)
an eine spatere Erdichtung der ganzen Sache aus den Prologversen der
Ad. 15 ff. und des Haut. 22 ff zu denken, widerrat schon die Art
der Vertheidigung in diesen Versen selbst.
2) Vgl. P. Langen, N. Jahrb. 1882, S. 673; A. G. Engelbrecht Studia
Terentiana (Vindobonae 1883), S. 7 f.
*3) Salv. Betti, Sidla patria del poeta com. Ter. (Atti dell' accad.
rom. di arch. XIV, 139 ff.), Fr. Marx (Pauly-Wissowas Real-Encyclop.-
unter Accins), Fr. Leo (Plaut. Forsch., S. 90, Anm. 1), und Fr. Skutsch (Pauly-
Wissowas R.-Encycl.2unter Caecilius) halten die Erzahlung fiir eine Fabel.
*4) Hiilt man den Bericht fiir vollig glaubwiirdig, so ergeben sich
zeitliche Schwierigkeiten, da nach Hieronymus (in Euseb. Chron. Olymp.
CL, 2) Caecilius schon im Jahre nach Ennius' Tode (der 169 v. Chr. er-
folgte) gestorben sein soll. Es fragt sich nun, ob diese Nachricht auf
einem Irrtum beruht oder ob die erste Auffuhrung der Andria trotz des
Beifalls, den das Stiick bei Caecilius fand, sich noch um einige Jahre
verzogert hat. Dziatzko2 und Fl. Nencini, De Terentio eiusque fontibus
(Liburni 1891;, S. 18 stimmen im wesentlichen Ritschl bei, welcher (Vit
Ter. S. 497 f.) bei Hieronymus mortaas est (Caecilius) anno post mortem
Ennii et iuxta Iameulum sepultus hinter Ennii ein Zahlzeichen (IJI) als
ausgefallen annimmt; Dziatzko glaubt aber, um die beiden Nachriclitin
in Einklang zu bringen, vielmehr HH (oder IV) erganzen zu miissen.
Eine einfachere Losung ergiebt freilich die Annahme der Ansicht von
S. Betti u. a. (s. vorhergehende Anm.).
16 I. ALLGEMEINE EINLEITUNG
Auf die Audria1) folgten die Auffiihrungen der weiteren
Stiicke des Dichters in dieser zeitlichen Ordnung:
Im J. 165 v. Chr.: Hecyra (erste, nur beabsichtigte Auffiih-
rung) an den ludi Megalenses\
„ 163 „ Hauton timorumenos2) an den ludi Me-
galenses •
„ 161 „ Eunuchus3) an den htdi Megalenses-,
*1) Vornehmlicb aus Prol. 5 (Nam in prologis scribundis operam
abutitur) ist friiber von W. Wagner (Liber miscell. soc. phil. Bonn. [1864],
S. 72 ff.; N. Jahrb. 1865, S. 288 und Ausg. d. Haut. Einl. S. 10, Anm. 5)
nach dem Vorgang anderer geschlossen worden, dafs der iiberlieferte
Andriaprolog zu einer zweiten, etwa im J. 164 v. Chr. stattgehabten Auf-
fiihrung gehort. Wagner hat in Bursians Jahresber. III, 808 diese An-
sicht aufgegeben; vgl. Dziatzko De prologis Plaut. et Terent. (1863),
S. 1, Anm. 1, Rh. Mus. XX, 579 f. und in der I. Auflage dieser Ausgabe
S. 10, Anm. 2, ferner 0. Brugmann in d. N. Jahrb. 1876, S. 417 und Rich.
Meister in d. Zeitschr. f. Gymn. 1876, S. 560. Dagegen haben E. Herr-
manowski, Quaestiones Terent. sel. (Halis Sax. 1892), S. 32 f. und Fr. Leo,
Plaut. Forsch., S. 89, Anm. 3 die altere Auffassung als ungezwungener
wieder aufgenommen. Fr. Skutsch macht darauf aufmerksam, dafs auch
die drei ersten Prologverse und V. 7 (Entgegnung auf Lanuvinus' Angriffe)
ein friiheres oftentliches Auftreten des Dichters nahelegen.
*2) Der handschriftlichen Namensform Heauton timorumenos gegen-
iiber macht im Prol. dieses Stiickes V. 5 das Metrum die Schreibweise
Hauton tim. notig. Die Stelle giebt fur die Aussprache und die
Schreibung durch den Dichter besser Zeugnis als der weit leichter Ver-
derbnissen ausgesetzte Titel und die Didaskalie; dazu ist im Griechi-
schen Avrbv rtiicoQOviisvog (bei Athen. XIV, 651 A und Phot. 70, 24 f,
daneben ' Eccvrbv riu. Athen. VI, 231 A u. a.) und aufser anderen hand-
schriftlich iiberlieferten Titeln inschriftlich Chaerions Avrov xurcxipsvdo-
usvog (U. Koehler, Inscr. Att. II 975, 12) beglaubigt. Hauton timoru-
menos schrieb bereits Ritscbl (Parerg. S. 381, Anm.) und anfangs auch
Dziatzko (Rh. Mus. XX, 571; Heaut. aber Rh. M. XXVII, 159 ff. und
Phorm.2). Die kiirzere Form verteidigte ferner W. Wagner in seiner
Ausgabe des Haut., S. 25 f. (unter anderem mit dem Hinweis auf Caeci-
lius' Exkautukestos). Wenn es auch natiirlich den Dichtern frei stand,
die kurzere oder langere Pronominalfonn zu gebrauchen ^letztere liegt
z. B. , worauf Dziatzko2 aufmerksam machte, \vieder in dem Titel des
Stiickes c Tcp' tcivrwv nXavojLitvoi von Dexikrates vor), so wird bei guten,
oft genannten Stiicken die iiberhaupt nach Kiirzung strebende Umgangs-
sprache, zumal bei so langen Titeln fiir die kiirzere Form sich ent-
schieden haben.
'■'■ Die Annahme Ph. Fabias (Les prologues de Terein, . Paris 1888
und Eunuchausg. 1895, S. 61 ff), der Eun. sei 166 (oder 165) aufgefuhrl
worden , stiitzt sich auf die zeitlichen Vermerke (facta ■ I II III ■)
in den Didaskalien, welche sich an die (nicht chronologische) Anordnung
der Stiicke im Bembinus anlebnen, und auf die ni. E. nicht richtige Er-
klarung der Schlufsverse des Prologes zum Phomiio (vgl. zu V. 31 ff.).
Dafs ferner im Prolog zum Eun. eine Anspielung auf die dnrcngefallene
Hec. fehlt, erkliirt sich aus dem aktuellen Stofte dieses Prologes. der
Entgegnung auf die cben vorangegangene ottentliche Beleidigung dee
Dichtors durch Luscius Lanuvinus (V. 23: Exclamat fureiii. non poetam
fabulam dedisse). Dagegen macht schon die Ahnlichkeit dea Tones in
den Prologen /,um Eun. und zum Phormio (vgl. zu V. 30) es wahrscheinlich,
I. ALLGEMEINE EINLEITUNG. 17
Im J. 161 v. Chr.: Phormio an den ludi Romani,
160 „ Hecyra (zweite, mifsgliickte Auff. ) an den
ludi funerales des Aemilius Paullus:
}) 160 „ Adelphoe1) an den ludi funerales des Aemi-
lius Paullus;
„ 160 „ Hecyra (dritte, gelungene Auff.) an den
ludi Bomani.
Es folgen also nacli der Uberlieferung des Altertums
zeitlich2) die sechs Stiicke so auf einander: Andria, Hauton
dafs diese Stiicke unmittelbar aufeinander folgten. Auch ware es seltsam,
dafs in allen unseren Quellen die Angabe iiber diese erste Auffiihrung
des Eun. fehlen sollte. Gegen einen Zwischenraum von fiinf Jahren zwi-
schen den zwei Vorstellungen des Stiickes spricht endlich entschieden
die Stelle aus der Vita Ter. S. 26: Eunuchus quidem bis die acta est, an
der nichts zu andern ist; vgl. J. Vahlen, Ind. lect. hib. Berol. 1883/4, S. 4.
1) Zweifelhaft ist die von Dziatzko (Rh. Mus. XXI, 78 ff.) nach dem
Vorgange von W. Wilmanns, De didascal. Terent. (Berolini 1864), S. 49 f.,
ferner von H. Paeckelmann, I)e ordine P. Ter. fabularum (Halis Sax. 1875),
S. 23 ff. und E. Herrmanowski a. 0. angenommene friihe Auffuhrung der
Adelphoe (an zweiter Stelle bald nach der Andria); zu ihr gehort — so
war die Annahme — der erhaltene Prolog, wiihrend die Didaskalie sich
auf eine zu Lebzeiten des Dichters wiederholte Auffiihrung bezieht.
W. Wagner hat N. Jahrb. 1865, S. 289 ff. die von Wilmanns vorgebrachten
Griinde, wenn auch nicht alle in iiberzeugender Weise, zuriickzuweisen
gesucht, ebenso H. Bosse, Quaest. Terent. (Lipsiae 1874), S. 3 — 17; gegen
Herrmanowski und seine anderen stark abweichenden Aufstellungen vgl.
Dziatzko in d. Wochenschr. f. kl. Phil. 1893, Sp. 74 f. Haltlos ist die
Vermutung H. Schindlers, Obseruat. crit. et hist. in Ter. (Halis Sax. 1881),
S. 29 — 38, dafs der Prolog der Ad. zu einer zwischen Haut. und Eun.
stattgehabten Auffiihrung jenes Stiickes gehore. — Pet. Langen (Phil.
Rundsch. 1881, S. 1122; behauptet, Terenz habe das Stiick Adelphi
genannt, die Endung -oe sei lediglich dem Verfasser der Didaskalie zu
verdanken. Indes beweisen Haut. Prol. 5 Hauton timorumenon und
Phor. Prol. 25 Epidicazomenon, dafs vom Dichter sicher bei den Titeln
der Palliatkomodien nicht nur die griechischen Namen, sondern auch
die griechischen Endungen nach Moglichkeit beibehalten wurden, falls
nicht etwa ein griechisches Wort (wie Eunuchus) bereits mit lateini-
scher Endung in deu lateinischen Wortschatz aufgenommen war, in
welchem Falle eine Riickbildung ins Griechische allerdings nicht mehr
erfolgte.
*2) Diese Reihenfolge der Stiicke stimmt im wesentlichen mit den
in den Didaskalien den einzelnen Lustspielen beigelegten Nummern ihrer
Auffiihrungszeit iiberein. Nur haben wir anzunehmen, dafs die erste gar
nicht zustande gekommene Auffiihrung der Hec. fur die Zahlung ganz
unberiicksichtigt blieb, und miissen, um die zeitliche Abfolge herzustellen,
dem Haut. mit einem Teile der Handschriften die Zahl n (statt II [ .
dem Eun. aber gegen diese (mit Donat) die IH. Stelle statt der zweiten
zuweisen (vgl. Dziatzko, Rh. Mus. XXI, 84 ff.; XXXIX, 339 fi.). Diese
durch die Didaskalien gebotene Folge stimmt mit der im besten
Kodex (A = Bembinus) erhaltenen: And., Eun., Haut., Phor., Hec. Ad.
iiberein. Dieselbe alte, wohl schon Sueton vorliegende Ordnung (s. Fr.
Leo, Rh. Mus. XXXVIII, 320) erklart sich m. E. vielleicht daraus, dafs
man iu den ersten fiir ein gebildetes Lesepublikum bestimnit<'ii Band-
Terentius, Phormio, 3. Auflage. 2
18 I. ALLCEMEINE EINLEITlNc
timoruraenos, Eunuehus, Phormio, Hecyra, Adelphoe.
Vier derselben sind Ubertragungen von Stiicken des Menander,
zwei (sicher Phormio und sehr wahrscheinlich auch die Hecyra1)
von solchen des Apollodorus von Karystos.
War es friiher natiirlich, ja notwendig gewesen, dem
fremden Geisteserzeugnis ein heimisches Gepriige zu geben7
und fuhren noch die Plautinischen Stiicke, um von ihrem In-
halte abzusehen, samtlich lateinische Titel (Asinaria, Aulularia,
Captiui u. s. w.), falls derselbe nicht dem griechischen Namen
einer Person des Stiickes entlehnt ist (z. B. Amphitruo, JEpi-
dicus), so suchte man spater, je mehr sich der Einflufs grie-
chischer Bildung befestigte, um so mehr die lateinischen Be-
arbeitungen den griechischen Lustspielen gleich zu machen.
Ja Zeitgenossen des Terenz, darunter sein Hauptgegner Luscius
Lanuvinus, gingen in ihrer *obscur<< diligmUa9 so weit, es ihm
vorzuwerfen, dafs er von der griechischen Vorlage abweiche.
Terenz anderte namlich nicht nur einzelnes fiir das rom.
Empfinden Verletzende ab, sondern verwebte auch, was Caeci-
lius wohl vermieden hatte, aus anderen attischen Lustspielen
verwandte Scenen, von welchen er sich Erfolg versprach, in
sehriften dem weniger beliebten Stvicke Haut. das beliebteste, den
Eun., niit Absieht voranstellte, um so eine bessere Abwechslung, als sie
die rein zeitliche Ordnung bot, zu erzielen. In der einen Klasse der
Handschriften Calliopischer Recension (y) sind Ad. und Phor. umgestellt :
Ancl, Eun., Haut., Acl., Hec, Phor., um, wie Fr. Leo a. 0. S. 419 sehr
wahrscheinlich macht, die aus Menander iibersetzten Stiicke den nach
Apollodorus gearbeiteten voranzustellen (vgl. Donats Zusatz zu Suetons
Vita und Praef. zur Hec. ; s. auch die Einleitung zum fKritischen
Anhang'). Daneben wurden die Lustspjele gleich den Plautinischen
Stiicken in alphabetischer Reihenfolge iiberliefert: And.,Ad., Eun.. For.,
Haut., Hec, indem sich der Phormio infolge der spatlateinischen Schrei-
bung Formio (s. Bosse a. 0. S. 9, 11; so auch bei Non. und in Donats
Praef. : Phormionem parasitum putant a formula litis . . nominatum)
zwischen Eun. und Haut. eindrangte. So im Victoria/nus (D), Hecurta-
tus (G) und den iibrigen Handschriften , die den andern Zweig der zur
Calliopischen Recension gehorigen Codices (S) bilden, vielleicht auch im
Donatkommentar; in der einzigen alten Handschrift niimlich, welche es
von ihm giebt, findet sich nur der Kommentar zur And. und zum An-
fang der Ad.
*1) Fl. Nencini a. 0. S. 50 ff. nimmt als Original Menanders ' Kkvqcc
an, welche dieser spater iiberarbeitet und'E7nr()t7roj'Tf^betitelt haben soll.
Die Frage lafst sich trotz der Angabe der Didaskalie im Kodex A
[Graeca Menandru) nicht vollig sicher entscheiden; Donat giebt mehr-
mals, aber zweifelnd Apollodor als Verfasser an, Eugraphius Bpricht Bich
gegen Menanders Urheberschaft aus, und die Stelle aus Sidonius Apolli-
naris (Ep. IV, 12) beweist nichts; vgl. Fr. Schlee, Phil. Wochenschr. 1885,
No. 6. Leo, Plaut. Forsch., S. 127 erkennt Zeichen bewufster Abweichungen
von den ausgebildeten Typen der attischen Komodie, insbesondere von
Menander in diesem Stiicke, so den in seine Frau verliebten Jungling,
die HetSxe, welche ihrem treulosen Liebhaber zur Frau verhiltt uml stets
ihre wesentliclien Unterschiede vom Het&rentypua hervorheht u. a.
I. ALLGEMEINE EINLEITUNG. 19
das Hauptdrama. So in der Andria, den Adelplioe und
dem Eunuchus; zweifelhaft ist es bei der Hecyra1) uiid
dem Hauton tim.2). Contaminare (Stamm tag, zu dem auch
contagium gehort; eigentl. cin Beriihrung bringen, vermischen',
dann) czusaminenpatzen3), -sudeln, -schweifsen', und dadurch
verunstalten, verderben, nannten seine Gegner dies Verfahren.
Terenz7 welcher sonst die griechischen Originale wenig romani-
sierte4), hat sich doch in diesem Punkte den kleinlich ein-
seitigen Widersachern gegeniiber freie Hand gewahrt und dies
wiederholt in den Prologen seiner Stiicke gerechtfertigt0).
Noch ein zweiter Punkt war es7 auf welchen hinsichtlich
der Vorlage die damalige Kunstkritik Wert legte: Stucke,
welche zum erstenmal gegeben wurden (fiir 'wiederholen' ist
referre der tibliche Ausdruck), sollten neu sein; d. h. das griech.
Original durfte nicht bereits ganz oder zum Teil von einem an-
o # o
dern lateinischen Dichter verwertet, sondern sollte den Zu-
schauern noch unbekannt sein. Dies entsprach zugleich deren
Verlangen nach neuen6) Stiicken. Der danach auch praktisch
begriindeten Forderung hat sich Terenz im ganzen gefiigt:
in Fallen, wo seine Gegner ihm fwrtum vorwarfen, weist er
seine Ubertragung als vollig cneu' nach (s. Ad. Prol. 6 — 14)
oder entschuldigt sich mit der Unkenntnis der friiheren Be-
nutzung einer Stelle (Eun. Prol. 19 — 34). Allerdings lassen
*1) Vgl. Dziatzko, Rh. Mus. XXI, 80 f.; Einheit der Vorlage be-
hauptet Fl. Nencini a. O. S. 58 f.
*2) Die von Ed. Rotter, I)e Heaut. Terent. (Bayreuth 1892) und
E. Herrmanowski a. 0. vorgebrachten Anstofse zwingen nicht zur Au-
nahme der Contamination des Haut. (vgl. Dziatzko, De prologis Plaitt. et
Ter., S. 10 f., Deutsch. Litt.-Zeit. 1892, Sp. 1459 f. und Wochenschr.
f. kl. Phil. 1893, Sp. 73 f.). Dagegen halt Fr. Skutsch nach der von
Hermann, Ritter und Fabia angebahnten Erkliirung der Prologverse die
Contamination fur sicher.
*3) Donat zur And. Prol. 16: Proprie contamina/re est manibus luto
plenis aliquid attingere. Et contaminare attingere est et polluere. Bei
i lc. Top. 69 wird integra contaminatis als Gegensatz zusammengestellt ;
fibertragen Acc. Atreus frg. VII (V. 207 f. R.): matres conquinari regias,
Contaminari stirpem ac misceri genus , Cic. clom. 35, Hor. Carm. I 37. 9.
Gegen W. Ihne, Quaest. Terent. (1843), S. 7 nimmt Fl. Nencini a. 0.
S. 6 f. an, contamimare beziehe sich nicht blofs auf die Verarbeitung zweier
Originale, sondern auch auf die Entlehnung von einzelnen Gedanken
und Satzen aus verschiedenen Stucken.
*4) Vgl. auch Nencini a. 0. S. 149 ff. Dazu gehort besonders eine
Anzahl von Sprichwortern , Wortspielen, Bildern und volkstumlichen
Wendungen.
5) And. Prol. 13—21; Haut. Prol. 16—21; Ad. Prol. 1—14; auch
Eun. Prol. 31 ff.
6) A. Rohricht (JJiss. Argentor. IX, 301 ff.) leitet den Unterschied
zwischen noua und uetus fabula aus dem Griechischen her, indem er
fur die Hervorhebung der kccivtj yf.au.aSia gegeniiber der naXuiu littera-
rische und inschriftliche Zeugnisse beibringt.
20 I. ALLGEMEINE EINLEITUNG.
seine Worte Eun. Prol. 27 (Si id est peccatum q. s.) und 35 ff.
daran zweifeln, ob er die Bearbeitung eines griechischen Dramas
oder eines Teiles desselben durch verschiedene lateinische
Dichter fiir einen grofsen Verstofs ansah1).
Alle sechs Stiicke des Dichters fanden beim Publikum
Beifall, die Hecyra freilich erst bei ihrer dritten Auffiihrung.
Die grofsere Zugkraft, welche an den Tagen ihrer ersten und
zweiten Auffiihrung andere Lustbarkeiten auf das Volk aus-
iibten, bewirkten, dafs das Stiick das eine Mal gar nicht, das
andere Mal nur zum kleinen Teile aufgefiihrt werden konnte
(s. Phor. Prol. 31 f.; Hec. Prol. I und II). Dagegen gefiel
cler Eunuchus so gut, dafs er von den Festgebern noch ein-
mal, hochst wahrscheinlich an einem und demselben Tage2)
gegeben wurde und der Dichter gewifs mit Riicksicht hierauf
die ungewohnlich hohe Summe von 8000 Sesterzen (etwa
1400 Mark) als Honorar erhielt8).
Nach der dritten Auffiihrung der Hecyra im J. 160 v. Chr.4)
verliefs Terenz Rom und begab sich nach Griechenland, um
Leben und Sitten der Griechen an Ort und Stelle genauer
kennen zu lernen5). Schon im folgenden Jahre 159 v. Chr. 6)
starb der Dichter eben im Begriffe, mit neu iibersetzten Lust-
spielen7) nach Rom zuriickzukehren. Er fand entweder durch
1) S. auch die bezeiehnenden Verse des Togatendichters Afranius
irn Prol. zu seinem Stiicke Compitalia, welche gegen einen ahnlichen
Vorwurf (Fragrn. com.2 V. 25 f. R.) gerichtet sind: Fateor sumpsi non
ab solo illo (Menandro) modo, Sed >d quisque haberet, conueniret quod
viilii. Quodque me non posse melius facere credidi, Etiam a Latino.
*2) Suet. Vit. Ter. S. 26: Eunuclms. quidem l>is die acta est; vgl.
dazu S. 16 f., Anm. 3 (Schlufs).
3) Suet. Vit. Ter. S. 29 und 503, Donat Praef. Eun. S. 10, 12 (Reiff.) ;
vgl. Anhang zu V. 16 f.
4) Nach Schindler a. O. S. 51 f. ging Ter. im Anfang des J. 160
v. Chr. (noch vor der zweiten Auffiihrung der Hecyra) nach Griechen-
land; die beiden Prologe der Hecyra sollen vom Schauspieldirektor Am-
bivius Turpio hemihren (S. 39 ff.), der Adelphoe-Prolog aber zu einer
friilicren Auffiihrung gehoren. Doch liifst sich dies nicht gehorig begriinden.
5) Einen zweiten, aber wenig glaubliehen Beweggrund neben
diesem giebt die Vit. Ter. S. 32: uitandae opinionis (causa), qua ui<l<i><t-
tur aUena j>r<< suis <'<!< re. Die ebenda mitgeteilte Stelle des Volcacius, die
scheinbar im Widerspruch zu den anderen Angaben stebt: Itet hinc i»
Asiam feeit, will Pr. Leo, Quaest. Aristoph. Sent. contr. X. durch die k<m-
jektux i» Achaiam fui m Asiam) beseitigen; bier ist aber an das grie-
chischc Kliinasien (z. B. Pergamum) zu denken, womit die Worte des
Porcius Licinus (daselbst S. 28): abit Graeciae in terram ultimai» Qber-
einstimmen.
6) Hieronymus in Euseb. Chron. II, 127 (bei A. Schoene) setzt wohl
nur iritumlicb diese Nachricht zu Olymp. CLV, 3 (158 v. Chr.).
7) Q. Cosconius in der Vit. Ter. S. 32 berichtet nach der Lesart
der Handschriften sogar folgenden Nebemuiistand : perissr i» nuiri (sinu
Leucadiae) cum C et VIII fabulis <<>nuersis a Menandro. Indes hat
I. ALLGEMEINE EINLEITUNG. 21
einen Schiffbruch irn Meere bei Leukas seinen Tod oder
starb, nachdem er sein vorausgeschicktes Gepack nebst den
litterarischen Arbeiten durch einen solchen Unfall verloren
hatte, zu Stymphalos in Arkadien1). Er hinterliefs eine Tochter,
welche spater einen romischen Ritter heiratete, und ein Ver-
mogen, das in 20 Morgen Gartenland an der uia Appia be-
stand (Vit. Ter. S. 33). Letztere Xachricht klingt glaubhafter
als die des parteischen litterarhistorischen Dichters Porcius
Licinus (gegen das Ende des II. Jahrh. v. Chr.), Terenz habe
wegen seiner Freundschaft mit den homines nobiles seine Privat-
verhaltnisse vernachlassigt und sei dadurch in vollige Armut
geraten (Vit. Ter. S. 2$, 33).
Uber die aufsere Erscheinung des Dichters heifst es bei
Suet. Vit. Ter. S. 33: Fuisse dicitur mediocri statura, gracili cor-
pore, colore fusco. Die in einigen alten Terenzhandschriften
sowie auf einer Contorniatmiinze erhaltenen Darstellungen des
Terenz haben keine oder nur geringe Grlaubwtirdigkeit, wenn
aueh die jener Handschriften in letzter Linie bis auf Varros
Hebdomades zuriickgehen mogen2).
Eine Wiirdigung der dichterischen Eigentiimlich-
keiten unseres Dichters lafst sich am besten aus den Worten
des feinen Kunstkritikers Horaz (Epist. II 1. 59) entwickeln:
(Dicitni ) uineere . . Terentius arte. Durchdacht und wohl-
erwogen ist zunachst die Anlage der Stiicke. In dieser Be-
ziehung hat er sich sogar Abweichungen vom griechischen
Original aus berechtigten asthetischen Griinden gestattet3).
Insbesondere ersetzte er langere Erzahlungen und Selbst-
gesprache durch Handlung und Zwiegesprache. Bei einheit-
lichen Stiicken schlofs er sich zum Vorteil des Ganzen enger
an seine griechischen Muster an. Bei der Vereinigung zweier
ftitschl a. <> S. 519 scharfsiimig in CVIII eine Dittographie cles vor-
ausgehenden CVM vermutet. Oder die Zahl, welche gerade mit der
im Altertum mehrfach berichteterj Gesamtzahl der Lustspiele Menanders
ubereinstimmt . ist aus einer dieser Quellen in den Text Suetons ein-
gedrungen und hat daselbst ein anderes Xomen (etwa nouis) verdrangt.
Fr. Skutsch halt den sprachlich auffalligen Ausdruek conuersis a M. fiir
sehr verdachtig.
1) Vgl. aufser Ritschl zur Vit.Ter.. S. 520 f. auch Sauppe a. 0. S. 120 f.,
welcher die doppelte Nachricht iiber den Ort des Todes klar geschieden hat.
2 Sieh J. J. Bernoulli, Rom. Iconographie (1882), S. 66—70 und
dazu Fr. Leo im Rh. Mus. XXXVIII. 335.
*3) Fiir die Eingangsscenen mehrerer Stiicke hat Dziatzko dies nach-
zuweisen gesucht in der Abhandlung rtJberd. Plaut. Prol.AIlg. Gesicht-p ".
S. 15 f. Die Sorgfalt in der Anlage zeigt z. B. gleich die erste Scene
der Andria, wie schon Cic. de invent. I, 33 richtig bemerkte. Dafs
dessen Lob Terenz, nicht dem Vorbilde gilt. sucht J. Kubik, De
M Tullii Ciceronis poetarum Latinorum studiis Diss. phil. Vindob.
II , 323) darzuthun. Terenz liefs im allgemeinen alles Eintonige, lii-
22 I. ALLUEMELNi; EINLEITUNG.
Lustspiele vollzog er die Verarbeitung zumeist so vollkomnien *),
dafs die Fugen ohne seine und Donats Angaben kaum aufzu-
finden waren. Dies gelang ikm, weil er das Widersprechende
aussonderte und dann das iibrige mit iiberlegter Kunst anein-
anderpafste. Ferner durehbrach er die Illusion nicht wie
Plautus und (nach den Bruchstiicken) gelegentlich auch die
attischen Dichter dadurch, dafs er mit den Zuschauern innerhalb
eines Lustspieles in unmittelbaren Verkehr trat. Dazu hat er
den litterarischen Prolog, welcher absichtlich auf den Inhalt des
Stiickes nicht eingeht, gegeniiber Plautus, bei dem dieser blofs
in den Anfangen vorhanden ist (Prol. Asin., Aulul.), vollkommen
ausgestaltet2). Nicht minder iiberlegt und infolgedessen zu-
treffend ist die Charakteristik der Personen und die Moti-
vierung der Handlung. Verdankte er das Wesentliche und
Beste hierin allerdings seinen griechisehen Vorbildern, so dafs
diesen im Grunde die im Altertum typisch gewordenen Figuren
des Selbstqualers Menedemus 3), des Phormio, die *Miciones et
Lachetcs'4) gebiihren, so hat er doch — wieder abweichend von
Plautus — diese Eigenschaften treu und sorgsam seinen Lust-
spielen zu wahren gesucht, ja in Einzelheiten sogar Verbesse-
rungen gewagt5). Endlich ist es die Sprache, welche, durch-
aus gewahlt und rein, geradezu als Muster des sermo wbanus
( der feinen Umgangssprache) seiner Zeit gelten kann 6). Die gewifs
mafsgebenden Beurteiler Cicero und Caesar zollen ihm in dieser
Beziehung das hochste Lob (Vit. Ter. S. 34 7). Zur Sprach-
wahrscheinliche, den Koniern Unverstiindliche und ihreni Gefiihl Wider-
sprechende in seinen Bearbeitungen aus oder ersetzte es durch Ent-
sprechenderes. Das religiose Moment tritt-u. a. bei ihm gegeniiber Plautus
stark zurvick.
*1) Einige von Ihne a. 0. S. 19 ff. und Ch. Kenoit, Essai swr la
comedie de Menandre , S. 228 angenommene Mangel und Widerspriiche
im Eunuch leugnet gut Ph. Fabia in der Ausg. dieses Stiickes, S. 46 ft'.
*2) Vgl. besonders Fr. Leo, Plaut, Forsch.,S. 100, Anm. 4, S. 153, 174 f.;
aufserdem F. Kampe, Die Lustspiele des Terent. und ihre griech. Origi-
nale (Halberstadt 1884) und G. Regel , Terenz im Verhaltnis zu seinen
griech. Originalen (Wetzlar 1884).
3) Vgl. das von W. Wagner, Ausg. des Haut., Einleitung S. 26 Zu-
sammengestellte.
4) Sieh Ammian. Marc, XXVIII 4, 27.
*5) Vgl. z. B. das in Bd. II (Dziatzkos Au8g. der Ad.), S. 4 fiber
die Heirat Micios in den Adelphoe Gesagte. Zusammenfassend handell
Pl Nencini a. 0. S. 18 ff, 157 ft'. iiber das Verhiiltnis Terenz' zu seinen Origi-
nalen namentlich mit Kiicksicht auf die Entwicklung der Handlung
und die Charakteristik der Personen. Zur Erkliirung der Namensiinilr-
rungen ini Etm. und liber andere Abweichungen in diesem Stiicke vgl.
auch Ph. Fabia a. 0. S. 4* f. und 54 ff.
*6) S. Haut, Prol. 46: In hac (fabnla) est pwa orabio.
7) Vgl. A. G. Engelbrecht, Stud. Ter.. S. 6 ff.; iiber Ciceros Ver-
haltnie zu Ter. s. J. Schiifler in d. Bl. f. d. bay. Gymn. XX, 291—294
und J. Kubik, Diss. phil. Vmd. II, .'521 ff. An einem einzelnen Punkte,
I. ALLGEMEINE EINLEITUNG. 23
reinheit kommt die Klarheit und Scharfe seines Ausdruckes
(proprietas) , die Anwendung der Worter in ihrer echten Be-
deutung. Anderseits entspricht diesen vorwiegend auf U berlegung
heruhenden Vorziigen ein gewisser Mangel an unmittelharer
Kraft, an sprudelndem Witz, an Lebendigkeit, an Wechsel der
Stimmung und an Kraft der geschilderten Affekte: in ri&s6ivl)
und nicht in 7Cv.%t(5iv lag seine Starke. Darauf griindeten
wohl die Gegner des Terenz den Yorwurf (Phor. Prol. 5),
seine Stiicke seien ztenui oratione et scriptura leui'; aher auch
Caesar beklagt es a. 0., dafs mit den Henia scripta^ des Dich-
ters nicht ^uis' verbunden sei. Ihm fehlt eben die packende
Plautinische Komik: seine Vater und Sohne sind aus guter
Familie, die Frauen achtbar, selbst die Hetaren ansfandig und
wohlgesinnt; das Possenhafte hat er vermiedem auf zweideutige,
unanstandige, iibermiitige eigene Witze ganz verziehtet. Aus
diesem oder ahnlichem Grunde hat auch, wie anzunehmen ist,
der Litterarhistoriker Volcacius Sedigitus (um das Ende des
II. Jahrh. v. Chr. ) in seinem Kanon (s. S. 11, Anm. 2 und 4),
in welchem er die zehn namhaftesten lateinischen Palliaten-
dichter dem Range nach aufzahlt, dem Terenz erst den sech-
sten Platz angewiesen2). Dagegen verbreitet der Dichter
ruhige, vornehme Heiterkeit und halt iiberall die richtige Mitte
zwischen tragischem Pathos und gemeiner Redeweise ein3). —
Ubrigens ist zu beachten, dafs eine Entwicklung des Dichters
im Verlauf seiner Arbeiten sich kaum erkennen lafst. Zumeist
beruht dies ohne Zweifel auf dem Zuriicktreten der Individua-
litat eines Palliatendichfcers iiberhaupt und besonders zur Zeit
des Terenz, zugleich aber auch auf der Kiirze des Zeitraums,
in welchen seine gesamte litterarische Thatigkeit fallt. Jeden-
dein Gebrauch des Adjektivums, weist P. Barth (N. Jahrb. 1884, S. 177 fF.)
Terenz' Eleganz'nach; iiber seine Sorgfalt in der Verwendung der griechi-
schen Lehn- und Fi-erndworter und seltenen Ausdriicke s. meine Dissert
(Studia Terent, Vindob. 1882, S. 13 ff'. und 23 ff.).
*1) Vgl. Varro (bei Charis. Gr. Lat. I, 241, 27 f.): ii&r, — nullis aliis
seruare eonuenit (contigit?) . . quam Titinio, Terentio, Attae und Cic. de
invent. I, 27, der die Worte: Illa autem narratio, auae uersatur in per-
sonis, eiusmodi est, ut in ea simul cum rebus ipsis personarum sermones
et animi perspici possint durch Ter. Ad. 60 bis 64 erlliutert.
*2) Vgl. 0. Ribbeck, Geschichte der rom. Dichtung I, 155 f.
3) Nachdem Ladewig, Uber den Canon des Volc. Sed. (Neustrelitz
1842) den grofseren oder geringeren Grad von Originalitat als Princip
fiir die Anordnung jener Dichter erklart hatte (S. 11 i, suchte Heinr. Iber,
De Volc. Sed. canone (Munster 1865) nachzuweisen, dafs aufserdem das
Vorwiegen von Ttd&og oder rftog als zweites Moment fur Bevorzugunpy
oder Nachsetzung der einzelnen Komiker mafsgebend gewesen sei. Die
in dem Kanon zur Begriindung der Voranstellung des Caecilius und
Naevius gebrauchten Ausdriicke mimicus und X., qui feruet legen die
Vermutung nahe, dafs Sed. die mehr oder minder mimenhaft derbe,
possenhafte Komik der Dichtungen seiner Einteilung zu Gruhd legte.
24 I. ALLGE.MEIXE EINLEITUNG.
falls konnen wir keines seiner Lustspiele als noeh ungereifte
Jugendarbeit bezeiehnen oder in Bezug auf die Ausfiihrung
hinter die anderen zuriickstellen *).
3. Zur Textgeschichte der Terenzischen Lustspiele.
Als nach deni Tode des Terenz die . Reihe der guten
Palliatendiehter fast abgeschlossen2) und diese Dichtungs-
gatuung selbst einer weiteren Entwicklung nicht mehr fahig
war, fing man an, die Palliatkomodien friiherer Dichter wie
neue wieder aufzufiihren. Naturlich mufsten sich dabei die
Stticke alterer Dichter manche Veranderung gefallen lassen.
Auch Terenz' Stiicke sind in den nachsten Decennien nach der
Mitte des II. Jahrh. v. Chr. wiederholt aufgefiihrt worden,
worauf die erhaltenen Didaskalien der Stiicke noch in sicheren
Spuren hinweisen3). Giinstig war es fiir die tlberlieferung der
Stiicke unseres Dichters, dafs sein ganzer Nachlafs wohl gleich
nach seinem Tode, vielleicht auf Betrieb seiner gebildeten und
*1) C. Conraclt, Die metrische Compos. der Com. des Ter. (Berlin 1876),
S. 69 will eine gewisse Verschiedenheit in Bezug auf die Rhythnien
in den Adelphoe als dem letzten Stiicke erkennen (zur Andria vgl. S. 195
und 206 f.). Bezeichnend scheint. dafs bacckeische und kretische Tetra-
meter nur in der Andria (nach Plautiniseher Art) erscheinen. S. auch
Car. Rothe, Quaest. gramm. ad usum Plaut. poUssimum et Ter. spect. (Berolini
1876), S. 17 (tiber einen Fall der cons. temp. in der And.); ferner weist
Ed. Wolfflin im Arch. f. lat. Lex. I, 167 auf die Unsicherheit im Ge-
braueh der Causalpartikeln in der And. hin (id propterea, proptereaque,
eapropter im V. 414, 693, 959 sind &7taE, tiQi](iivcc bei Ter.). Weiter
macht Fr. Skutsch, Forschungen zur lat. Gramm. u. .Mctrik. Bd.I. (Leipzig
1892), S. 90 darauf aufmerksam, dafs sich* bei Ter. die >vukopierte Form
dein (statt deinde nur in diesem ersten Stiicke findet.
2) Im Prolog der Casina des Plautus, welcher um das J. 154 v. Chr.
oder bald nachher geschrieben ist, heifst es V. 9 f. :
Xinn nunc nouae quae prodeunt comoediae,
MnJto sunt nequiores quam nummi noui.
Turpilius, der letzte namhafte Palliatendichter, lebte zwar noih bis
zum J. 10.*J v. Chr. , horte aber wahrscheinlich fruh zu dichteu auf (s.
lvitsrhl. Varerga S. 188, Anm.). — Miinner wie Fnmhniius iHor. Serm.
I 10, 40fi'.s Virgilius Bomanus (Plin. Epist. VI. 21) imd .1/. Pomponius
Jiiissiiltis aus dem Elnde des I. Jahrhunderts n. Chr\, dessen Grabschrift
uns erhalten ist (Corp. I. L. IX, 1164), uhertrugeri griechische Lustsj
wohl nur fiir die Lektiire (garrire libellos bei Horaz) und zum eigenen
Vergniigen; jedenfalls waren sie Ausnahmen (unus uiuorum bei Horaz).
Ygl. Steinhoff, Das Fortleben des Plaut. auf d. Biihne Blankenhurg
1881), Anm. 48; Boissier in Mel Graux (1884), S. 79 f. — Die von An-
fang an wachsende Abhangigkeit der Palliata von den griechischen
Vorlagen ist als die innere Ursache ihres so schnellen Verfalls anzu-
sehen; ein Zwiespalt im Urteil der Zuschauer, von denen im Grnnde nur
die htterarisch Gebildeten an der streng gr&cisierenden Etichtung dieser
Dichtungsart Gefallen Qnden konnten, war die niichste Folge davon
(vgl. Boissier a. < >. .
3 Vgl. Dziatzko, Rh. Mus. XX. 591 und XXI, 64 ff.
I. ALLGEMEINE EINLEITUNG. 25
weitblickenden Freunde zusammengestellt und veroffentlicht
wurde; dadurch entging sein Text gliicklich den Gefahren gro-
fserer Verderbnisse, die der Plautinische leider erlitten hat1).
Schon in der zweiten Halfte des II. Jahrh. v. Chr. fing
die gelehrte Thatigkeit in Nachahmung und Nacheiferung der
ffriechischen Grammatiker an, sich der Palliatkomodie zu-
zuwenden. Es wurden die Texte der Komiker fiir die Lektiire
zusarninengestellt, wobei die Sorge mafsgebend gewesen zu sein
seheint, bei verschiedener tTberlieferung die parallelen Fassungen
nach Moglichkeit zu erhalten. Ferner wurden die Notizen zur
Geschichte der einzelnen Stiicke und ihrer Auffiihrungen ge-
sammelt und zusammenhangend geordnet. Endlich haben
romische Gelehrte in selbstandigen Schriften litterarhistorische,
scenische und sprachliche Eigentiimlichkeiten der alten Komiker
behandelt; unter ihnen L. Accius (der beruhmte Tragiker),
Porcius Licinus (s. S.21), Volcacius Sedigitus (S. 23), dann
der erste romische Philologe, zugleich Varros und Ciceros Lehrer
L. Aelius Stilo, Aurelius Opilius (Opillus), Q. Cosco-
nius (s. S. 20), Servius Clodius, vor allen aber M. Teren-
tius Varro (116 — 27 v. Chr.), dessen durch umfassende Ge-
lehrsamkeit und Sachkunde ausgezeichnete Werke fiir die
rumischen Litterarhistoriker der Folgezeit die Hanptcmelle
bildeten. Den Stoff fiir diese Arbeiten boten zunachst wohl
Schauspielerexemplare, soweit man ihrer habhaft werden konnte2),
1) Unzweifelhaft bildet fur die Plautinischen Koinodien die G-estalt,
welche sie bei den Wiederholungen in nachplautinischer Zeit erhielten,
die Grundlage unseres Textes. Anders bei Terenz. Dafs zu dessen
Stucken uns die Prologe, welche doch nur je fur die eine Auffiihrung
pafsten, fiir welche sie geschrieben waren, unverfalscht erhalten sind,
ist ein deutlicher Beweis dafiir, dafs man zur Zeit der ersten litterari-
schen Verbreitung Terenzischer Lustspiele die Mittel und den Willen
hatte, sie in ihrer urspriinglichen Fassung zu iiberliefern. Von den
Plautinischen Prologen zeigen hn Gegenteil# die meisten eine nicht fiir
die erste Auffiihrung giltige Fassung. Ahnlich steht es niit den
Schliissen. Denn was die zwei unechten der Andria anlangt (den
zweiten versetzt A. Greifeld, De Andriae Terent. gemino exitu, 1886,
S. 4-2 und Fr. Falbrecht, Diss. phil. Vincl. IV, 36 ins VII. Jahrh. d. St.,
Dziatzko, N. Jahrb. 1876, S. 235 ff. ins II. Jahrh. n. Chr. ; den dritten noch
jiingeren Falbrecht a. 0. S. 38 in das Zeitalter Donats, vgl. dazu Greifeld,
Eerl. phil. Wochenschr. 1894, Sp. 367), so wurden diese, wie ihr Fehlen
in unseren alten Terenzhandschriften zeigt, in keine mafsgebende Re-
cension des Altertums aufgenommen; ganz anders liegt die Sache wieder
bei Plautus, wie die verschiedenen Schliisse des Poenulus beweisen.
2) Diese Quelle wurde von W. Wilmanns, De didasc. Ter., S. 63 ff.,
von Dziatzko (Rh. Mus. XXI, 92) und C. Steffen (Act. soc. phil. Lips. II,
150 ff.) in den Vordergrund gestellt, die andere dagegen, insbesondctc
die commentarii magistratuum , von Fr. Scholl (Rh. Mus. XXXI, 461) ff.)
nach Madvig, Opusc. acad., S. 109 und Ritschl, Parerg. S. 319 f. Aus
dem Titel De actis scaenicis einer Varronischen Schrift mit Scholl auf
den amtlichen Charakter der Quelle unserer Didaskalieu /u schlieJ
26 I. ALLGEMEINE EINLEITUM;.
aufserdem gelegentliche Aufzeichnungen der einzelnen Beaniten
iiber die von ihnen geleiteten scenischen Auffiihrungen. Die
Fursorge fiir die Bequenilichkeit des Lesers durch gleichniafsige
Feststellung der Scenenuberschriften und der Personenbezeich-
nung ira Dialog sowie die systematische Aufnahme oder Bei-
fiigung von Noten zur Unterscheidung der Scenen nach Art
ihres Vortrags und zu anderen Zwecken . gehorten , wie es
scheint, jener oder doch der niichstfolgenden Zeit an1). Da-
neben erhielten sich die Stiicke zum Teil lange2) auf der Biihne;
freilich wohl mit grofserem Erfolg in den Landstadten als in
der Hauptstadt, wo die Festgeber mit aufregenderen sceni-
schen Darstellungen dem veranderten Geschmacke der Menge
huldigten.
Da im Laufe der Zeit die Exemplare des Terenz, der im
Altertum immer ein in und aufser der Schule viel gelesener
Schriftsteller blieb, durch Schreibfehler, Glossen und Inter-
polationen verderbt wurden, so war eine von Zeit zu Zeit
durch gelehrte Grammatiker erneuerte Recension des Textes
ein natiirliches Bediirfnis. So ist zu vernmten, clafs von
M. Valerius Probus aus der Mitte des I. Jahrh. n. Chr.; von
welchem es bei Sueton (S. 118 Reiff.) heifst: multaque exem-
pla/ria contracta emendare ac distinguere et adnotare
curauit, eine solche Durchsicht des Terenz ausging, bei der er
gelit nach Dziatzko nur dann an, wenn nian acta scaenica als fest-
stehenden Namen regelmafsiger officieller Aufzeichnungen (wie aeta
senatus, acta populi u. dgl.) erklart, was anderweitig nicht uberliefert
ist. Gegen die Annahme solcher amtlicher Aufzeichnungen iiber den
Gegenstand der scenischen Spiele spricht -u. a. der Umstand, dafs schon
am Ende des II. Jahrh. v. Chr. die Gelehrten iiber die Echtheit der
Plautinischen Lustspiele fast vollig im Zweifel waren.
1) Aus nachvarronischer Zeit stammen die Reste von Kolo- und
Stichometrie , welche sich in Plautinischen Handschriften finden (vgl.
iiberhaupt Ritschl, Trin} Praef. S. LXV, Dziatzko in d. N, Jahrb. 1883,
S. 61 ff., Fr. Schoell in Trin,3 Praef. S. LVH f.). Nach Studemund (Wiirzb
Festgrufs, S. 48) ist die griech. Technik in der im Ambrosianus genau durch-
gefuhrten, in den Palatini nur verdunkelten Aristophanisch-Heliodorischen
Vers- und Kolenstellung (mit Aus- und Einriicken der Zeilenanfiinge) er-
kennbar (vgl. Fr. Leo, Rh. Mus. XXXX, 182 und Plaut. Forsch., S. 20).
*2) Cic. de sen. 65: in scaena intellegi potest ex ets fratribm, qui
in Adelphis swKb\ vgl. Amm. Marc. XXVIII 4, 27: Micciones soccati. In
den Pompeianischen Inschriften begegnet fiinfmal der Name Menedemm
aus dem Haut. scherzhaft in M enedemerumenus i Mered.) verandert: CIL. IV,
1211, 1212, 1616, 1637, 1870 (vgl. Wagner, Ausg. des Haut,, S. 26).
Eraen ungefahren Gradmesser for die Beliebtheit der Stiicke zur Cicero-
nischen Zeit giebt die Verteilung der 67 von Cicero angefiihrten Terenz-
verse auf die einzelnen Lustspiele. Danach fallen 22 auf den Eun.,
16 auf die And.. 11 auf den Phor., 10 auf den Haut., 8 auf die .!-/..
gar kein Vers auf die Hec. (vgl. Kubik a. 0. S. 332). Ein iihnliches
Verhaltnis ergiebt die Zahl der Citate bei Nonius (s. E. Bartels, Diss.
Argent. IX, 6).
I. ALLGEMEINE EINLErTUNG. 27
konservativ die Fehler der Abschreiber berichtigt, Versabteilung
und Interpunktion hergestellt und sein Urteil iiber den Text
durch kritische Zeichen angezeigt haben wird. Und weil das
lebendige Verstandnis des Textes in den Einzelheiten fruhzeitig
schwand oder weil nian eine etwaige Durchsicht des Textes zu
begriinden suchte, wurden seit der ersten Kaiserzeit wiederholt
ausfiihrliche Erlauterungen der Terenzischen Stiicke geschrieben.
Solche Commentare wurden von dem genannten Probus1),
von Aemilius Asper, Arruntius Celsus (vielleicht nur
zum Phorniio2), Helenius Acro, Euanthius und dem etwas
jiingeren Aelius Donatus (um die Mitte des IV. Jahrh. n. Chr.),
dem Lehrer des hl. Hieronymus, verfafst. Euanthius, der in
Constantinopel um 360 n. Chr. lehrte, ist der Verfasser der
unseren Donatscholien vorausgehenden Abhandlung iiber die
Koniodie, welche wohl als Einleitung eines eigenen Terenz-
kommentares (Rufin. Gr. Lat. VI, 554, 4: Euanthius in com-
mentario Terentii de fabuld) zu betrachten ist. Unter Donats
Namen ist uns eine Scholienmasse zu fiinf Stiicken erhalten
(der Teil zum Haut. ist verloren), eine wirre Zusammenstellung
von Ausziigen aus verschiedenen (wenigstens zwei) Kommen-
taren, in welchen wertvolle altere Erklarungsschriften benutzt
waren3). — In der ersten Halfte des II. Jahrh. n. Chr., einer
Zeit, welche mit besonderem Eifer die auf die altere lateinische
Litteratur gerichteteten Studien pflegte, wurden von C. Sul-
picius Apollinaris aus Karthago, dem Lehrer des A. Gellius
und des Kaisers Pertinax, metrische Inhaltsangaben zu den
Stiicken des Terenz in je 12 Senaren abgefafst4); sie sind in
1) An einen andern Probus denkt Steup, De Probo gramm. (1871),
S. 97 ff. ; s. aber Fr. Leo, Plaut. Forsch., S. 45.
2) Vgl. Lud. Schopen, De Terentio et Donato (Bonn 1821), S. 38 f.;
dagegen halt Ritschl, Parerga S. 367 einen besonderen Kommentar des
Celsus iiberhaupt ffir zweifelhaft.
*3) Vgl. L. Schopen a. 0. S. 30—50. Bestandteile suchen auf Euan-
thius zurfickzufuhren H. Usener (Rh. Mus. XXIII, 493 ff.) und E. Scheide-
mantel, Quaestiones Euanthianae (Leipzig 1883); weitere Versuche, die
Scholien in ihre Massen aufzulosen, bei A. Teuber, De anctor. comment.
in Ter. (Eberswalde 1881; und N. Jahrb. 1891, S. 353 ff.; s. Leo, Rh. Mus.
XXXVIII, 32G ff. Zur Handschriftenfrage vgl. Dziatzko, N. Jahrb. Suppl. X,
675 ff. ; R. Sabbadini, JZ commento di Donato a Terenzio (Studi Ital. di fil.
class. II, 1 ff; vgl. III, 249 ff.) und P. Wefsner, Rh. Mus. LII, 69 ff -
Alter als das X. Jahrh. ist der Kommentar des Eugraphius (Eugra-
fius), der nach Calliopius und nach Orosius (1. Halfte des V. Jahrh. ;
vgl. Dziatzko, N. Jahrb. 1894, S. 473) lebte; H. Gerstenberg, De Eugra-
pJiio, Terentii interprete (Jena 1886), S. 103 ff. versetzt ihn ins VI. Jahrh.
Der Kommentar des J. Calphurnius (Giov. Calfurnio aus Brescia) zum
Haict. stammt aus dem XV. Jahrh. (1476).
4) Sehr eingehend handelt von ihnen und 'ahnlichen Arbeiten jener
Zeit C. R. Opitz, De argum. metr. Lat. arte et origine (Leipz. Stud. f.
Phil. VI, 193—316); vgl. meine Anzeige in d. Phil. Rundsch. V, 1261 ff.
28 I. ALLGEMEINE EINLEITUNG.
den Handschriften deni Texte der einzelnen Lnstspiele voraus-
geschickt.
In einen wie fehlerhaften Zustand schon im IV. bis
V. Jahrh. n. Chr.1) der Text der Terenzischen Koniodien ge-
raten war, lehrt deutlich unser altester Codex Bembinus (A),
welcher eben jener Zeit zugeschrieben wird. So wertvoll diese
Handschrift wegen der zahlreichen guten Lesarten ist, welche
sie allein unverandert oder in zweifellosen Spuren erhalten hat,
so bietet sie fiir sich doch nichts weniger als einen leicht les-
baren Text. Wollte man in damaliger Zeit zu einer eigent-
lichen Lektiire des Dichters gelangen, so mufste der Text
abermals einer umfassenden, durchgreifenden Durchsicht unter-
zogen werden, und diese hat ein gewisser Calliopius2) vor-
genommen, dessen Name auch in den Subskriptionen3) siimt-
licher bekannten Handschriften aufser dem Bembinus erscheint.
Die fiir die Kritik mafsgebenden iilteren Handschriften, welche
im Kommentar und in dem cKritischen Anhange' dieser Ausgabe
haufig erwahnt werden, sind im Folgenden zusammengestellt:
1) Wie lange der sprachliche Einflufs des Dichters sich geltend
machte, zeigt u. a. das am Ende des IV. Jahrh. verfafste Sammehverk
des Arusianus Messius, Exempla elocutionum ex Vergilio, Sallustio,
Terentio, Cicerone digesta per litteras (Gr. Lat. VII, 449 ff. K.). Die
Lektiire des Terenz noch im V. Jahrh. n. Chr. beweist eine Stelle
des Cl. Marius Victor, Ad Salm. abb. V. 70 ff. Uber die verschiedenen
mittelalterlichen Vitae Terent. vgl. Dziatzko, N. Jahrb. 1894, S. 472 ff.
und E. Abel, Die Terenzbiographien des Altertums und des Mittel-
alters (Budapest 1887). Von den Spuren der Kenntnis unseres Dichters
im Mittelalter handelt 0. Francke, Ter. u. die lat. Schulcom. in Deutschl.
(1877) in dem einleitenden Kapitel und -besonders W. Creizenach, Ge-
schichte des neueren Dramas (Halle 1893), I, 1 ft". Notizen iiber die Auf-
fiihrung einzelner Terenzstiicke in der Renaissancezeit findet man auch
bei 0. Francke und bei Steinhoft' a. 0. S. 9, 11, 12.
2) Uber Person und Zeit des Calliopius steht nichts Sicheres fest.
Nach Konr. Braun, Quaest. Ter. (Gotting. 1877), S. 21 stammt die Calliop.
riecension aus dem Ende des III. oder dem Anfang des IV. Jahrh., nach
Fr. Leo (Rh. Mus. XXXVIJJ, 321) aus dem III. Jahrhundert. Dziatzko
{Commentat. Woelfflin. 1891, S. 225 f.) verlegt sie etwa ins V. Jahrh.
Jedenfalls fallt sie nach Sulpicius Apollinaris, dessen argumenta fiber-
nommen sind; wohl auch nach Donat, dessen Angaben in der Praef.
nicht ganz mit den Didaskalien dieser Eeeension iibereinstimmen,. son-
dern vielmehr, wie es scheint, von Calliopius gleichmiifsig redigiert
wurden. Der Mann diirfte kein vornehmer Eomer, sondern eher eiu
Grieche wie Euanthius gewesen sein. Gegen K. Cutjahrs (Ber. d. siichs.
Ges. d. Wiss. 1891, phil.-hist. Cl., S. 273 ff. Wiederaufhahme der Ver-
mutung C. Barths, Calliopius sei der karolingische Gelehrte Alcuin, 7gl.
Dziatzko, Eh. Mus. XX XX VII, 63G ft'. , Fr. Schlee, Scholia Terentiana
(1893), S. 9 f. und besonders den fKritischen Anhang'.
\-l. 0. Jahn, Ber. d. siichs. Ges. d. Wiss. 1851, phil.-hist. GL,
S. 327 ft'.; Fr. Haase, Ind. lect. schol. Vratisl. 1860 1 und A. Eeifterscheid
das. 1872 3; Th. Birt, Das antike Buchwesen (1882), S. 123 ff.
I. ALLGEMEINE EINLEITUXG.
^y
Abkurzungen
(Siglen): Name der Handschrift,
Klasse, I Hand- Bibliotheks-Signatur :
Gruppe ^schrift :|
( i
d
I
s{
v
M
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i>
G
F
E
B e iq b i n u s \ ,
Vat. Lat. 3226
IV./V. Maiuskel,
Jahrh. j Capitale.
Victorianus2),
Laure)it.XXX\Tm,24:
D e c u r t a t u s ,
Vat. Lat. 1640
XI.
Fragrn. Vindobo
n e n s e 3) ,
Vind. phil. 263
Parisinus 4),
Paris. Lat. 7899
Vaticanus5),
Vat. Lat. 3868
Ambrosianus,
Amhr. H. 7.") mf
Lipsiensis,
Stadtbibl. Bep. I. 37
Riccardianus,
528)
Flor. m (
XXX
IX. X.
Minuskel.
Es fehlen: And. 1 bis
786 ganz, 787—888 fast
ganz ; Hec. Prol. I, E bis
V. 30 ganz; Ad. 915 bis
997 fast ganz.
Minuskel.
Minuskel.
IX. X.
X.
XI.
Minuskel,
Bilder-
handschr.
Minuskel,
Bilder-
handschr.
Minuskel,
Bilder-
handschr.
Minuskel.
Minuskel.
Es fehlt die Per. des
Eun.; viell. aus dem XI.
Jahrh. (nachCod. d. y-Kl. ):
And. 98—179, 384—453,
846—903; Haut. 466 bis
517; Phor. 588—633.
Es fehlen : Eun. 848 bis
1021 ; Haut. Per., 1—313,
1049— 1067; Phor. 779 bis
1055; Hec. 1—194, 310
bis 880.
Enthalt: And. 912 bis
981 ; Ad. Per. und 26 bis
158.
Es fehlt die Per. des
Eun. Von manr And. 804
bis 853 ; Eun. Prol. 1—30.
Es fehlt die Per. des
Etin. Von d. Scholienhand
And. 804-853 ; Eun. Prol.
Es fehlen: And. ganz;
Eun. 1—415; Phor. 832
bis 1055.
Es fehlt:
376.
And. 74 bis
Es fehlen: And. Per.,
1—39; Eun. Per.; Phor.
900—1055.
*1) Xaheres in Fr. Umpfenbachs Ausgabe (Berol. 1870), S. IV ff., in meiner
Abhandlung in d. Wien. Stud. XI, 268 ff. (vgl. XII, 240 ff.) und im 'Kritischen
Anhange'; Schriftprobe u. a. in E. Chatelains Paleogr. dcs class. Lat. (Paris
1884), Bl. VI (von Cod. DG PCF Bl. VII— XI). — *2) Vgl. auch Fr. Schlee,
Rh. Mus. XXXXVI, 147 ff. und Dziatzko, N. Jahrb. 1894, S. 465. — *3) Vgl.
mein Aufsatzchen L)e fragm. Terent. Vindob. (Wien. Stud. XVIJJ, 84 ff. . -
*4) Nachtr. zu d. Angaben Umpfenbachs giebt M. Warren, llie Americ. Journ.
of phil. III, 59 f. in seinem Aufs. On Bentley's EngJish mss. of Teroar. —
*5) Die Abschrift dieser Handschrift und (zum kleineren Teilei dtis i 'od. I>. den
BasiUccmus (Bibl. Basil. Vat. H, 79 vom Ende des X.Jahrh., Umpfenbachs B),
habe ich auscreschieden.
30 I. ALLGEMEINE EINLEITUNG.
Genaueres iiber den Bembinus und seine Hande (tod
denen A1, A2, A3 alter, A^ jiinger ist als die Scholien des
VI./VII. Jahrh.), ferner iiber die Klassen der Calliopischen
Recension (von welchen d die altere, dern A niiher-, y die ihni
fernerstehende, [i die geniischte Gruppe darstellt), endlich iiber
die Ausgaben und Scholien zu Terenz findet sich im *Kriti-
schen Anhang' zusammengestellt.
4. Scenisches.
Wenden wir uns jetzt zur Zeit des Terenz zuriick und
zu den scenischen Auffiihrungen im alten Rom uberhaupt,
so fanden solche urspriinglich seit Livius Andronicus nur an
den ludi Mqmani oder maximi (im September von den cu-
rulischen Adilen besorgt) statt, seit dem J. 214 v. Chr. an
vier auf einander folgenden Tagen1). Seit dem J. 194 v. Chr.
wurden die Megalesia (im April) gleichfalls mit scenischen
Spielen verbunden und auch von den curulischen Adilen gegeben2).
Bereits in Plautinischer Zeit gehoren hierher ferner die ludi
plebei (im November), welche die plebeischen Adilen gaben,
und seit dem J. 211 oder 212 v. Chr. die in den Juli fallenden,
von dem stadtischen Praetor besorgten ludi Apoll i nares3).
Der Staat zahlte den leitenden Beamten eine bestimmte, im
Laufe der Zeit wiederholt erhohte Summe zur Bestreitung des
Aufwandes fiir die Festlichkeiten (htcar. den Ertrag der heili-
gen luci), doch waren jene oft noch zu grofsen Zuschiissen
aus eigenen Mitteln genotigt4). Zu den von staatswegen ein-
gefiihrten Festen kommen ferner als auHsergewohnliche die ludi
funebres (oder funerales) hochgestellter Manner, von ihren
Angehorigen besorgt, die Dedikations-, Triumphal- und
Votivspiele5).
Als Ort der scenischen Auffiihrungen haben wir uns fiir
die ganze erste Zeit bis zum J. 174 v. Chr. den Plat/. in der
1) S. Ritschl, Parerga S. 289 ff. und 306 tf.
2) Die Thatsache, dafs Terenz" Stiicke zumeist an den Megalesia
neu aufgefiihrt wurden, erklart H. T. Karsten (Mnemos. XXII. 8 f.) wohl
richtig aus den Beziehungen des Dichters zu den Patriciern, aus denen
die aediles curules hervorgrngen.
3) S. RitscU a. o. Praef. S. XXII f.
4) Vgl. Ludw. Friedliinder in Marquardt-Mommsen, Handb. d. Kdm.
Altert. III, 467 ff. ; Mommsen ebenda H l2, S. 505 ff. — Uberhaupt von
den scenischeu Spielen handeln 0. Ribbeck, Die rom. Trag. im Zeitalt.
d. Rep., S. 647 i\\, Friedlander an verschiedenen Stellen des bezeichneten
Abschnittes (S. 462 — 544) und Mommsen a. Q. S. 505 ff.
5) Uber dieDedikationsspieles.Ritschla. 0. S.295; siewurden vwi den
Censoren und in Ermanglung solcher vom praetor wrbtmus gegeben. Fiir
Votivspiele (auch der republikanischen Zeit) weist scenische Auffiihrungen
P. v. Boltenstern, De rebus seaen. Kom. (Gryphisw. 1875), S. 1 — 17 nach.
I. ALLGEMEINE EIXLEITUNG. 31
Nahe des Tempels derjenigen Gottheit zu denken, welcher das
Fest galt1). Es wurde von Holz eine Biihne fiir die Zeit der
Auffiihrungen in einer Niederung aufgeschlagen ; das Volk
lagerte sich im Freien auf der gegeniiber ansteigenden Hohe,
wozu sich die einzelnen von Sklaven Sessel nachtragen liefsen2),
obwohl zeitweilig selbst dies als Verweichlichung verboten war3).
Nachdem bereits im J. 179 v. Chr. beim Apollotempel ein
steinernes Proseenium und Umfassungssehranken vom g-leichen
Material, vermutlich aber nur fiir die ludi Apollinares und
von beschrankter Grofse4), errichtet worden, wurde fiinf Jahre
spater von staatswegen der Bau einer festen Biihne angeordnet,
welche iibrigens nicht von langem Bestande gewesen zu sein
scheint (s. Ritschl a. 0. S. 227). Erst im J. 14(3 v. Chr. er-
richtete L. Mummius ein vollstandiges Theater mit Sitz-
reihen, aber nur von Holz und blofs fiir seine Spiele5), so
dafs die immer prachtiger werdenden Bauten allemal fiir die
scenischen Spiele neu hergestellt werden mufsten, bis im J. 55
v. Chr. Cn. Pompeius sein steinernes Theater einweihte und
dadurch die alte Wandelbiihne beseitigte.
Die Vorstellungen fanden wie in Griechenland von friih
1) Leichenspiele fanden auf dem Forum statt; s. W. Hahn, Scaen.
quaest. Plaut. (Gryphisw. 1867), S. 2 ff. Fiir die ludi Romani lafst sich
anscheinend das Gleiche aus Xon. S. 206 (Lucil. III, 103 L., 63 M.) ver-
muten: Romanis ludis forus olim ornatu' lucernis, obschon wir die ver-
schiedenen Arten von Festlichkeiten uns vielleicht an verschiedenen Orten
zu denken haben. Aus der Plautusstelle (Mil. gl. 991): Iamst ante aedis
circus, ubi sunt lu&i faciundi mihi und aus Varro L. L. V, 153: armi-
lustrum ab ambitu lustri; locus idem circus maximus dictus, quod circum
spectaculis aedificatis ibi ludi fiunt, et quod ibi circum metas fertur pompa
et equi currunt. Itaque dictum in Cornicula militis aduentu, quem
circumeunt ludentes (Plaut. fragm. 48 Winter, 62 Gotz-Sch.): Quid cessa-
mus ludos facere? circus noster ecce (eccum Langen) adest lafst sich nichts
Sicheres itber die Art und den Ort der Spiele erschliefsen. Dafs aber
die (mit Buhnenspiel verbundenen) ludi ApoUinares wenigstens im An-
fang im Circus maximus gegeben wurden, geht aus Liv. XXV 12, 14
hervor. Die ludi Megalesia wurden bei dem Tempel der Magna dea
auf dem Palatin aufgefiihrt, der nach einem neueren inschriftlichen
Funde mit dem bisher als Tempel der Victoria bezeichneten Funda-
mente identisch ist.
2) Vgl. Bitschl, Parerga S. 209 ff.
*3) S. Ritschl a. 0. S. 213; Friedlander a. 0. S. 519 f. Ph. Fabia,
Les theatres de Bome au temps de Plaute et de Ter. (Revue de phil. XXI,
11 ff.j nimmt an, die Errichtung von Theatern mit Sitzbanken habe
spatestens um 200 v. Chr. (die Mitte der VI. Jahrh. d. St.) in Rom statt-
gefunden.
*4) Vgl. Ritschl, Parerga S. 217, Anm.
*5) S. fiir die Zeit vor Pompeius Tac. Ann. XIV, 20: antea subi-
tariis gradibus et scaena in tempus structa ludos edi solitos uel,
uetustiora repetas, stantem populum spectauisse und Vitr. V ">. 7: multa
theatra quotannis Momae facta esse.
32 I. ALLGEMEINE EINLEITUNG.
morgens1) ab statt und schlossen vor der cena~). Die etwaige
Aufeinanderfolge von Stiicken3) (zumeist wohl von Tragcdie und
Komodie) stand in des Festgebers Belieben. So wurde aller
Wahrscheinlichkeit nach der Eunuch zweimal wahrend eines
Tages gespielt4).
Angekundigt wurden die ludi scaenici zuerst im all-
gemeinen durch einen praeco, der das Volk im Namen des
Festgebers einlud5). Unmittelbar vor der Auffiihrung fand
aber eine tituli pronuntiatio statt, an deren Stelle unter
Umstanden auch erst der als Prolog auftretende Schauspieler
den Namen des Stiickes und des Dichters dem Publikum kund
thun konnte6). Diese Mitteilungen des Prologs, verbunden
mit der Gewohnheit der Dichter, die neu auftretenden Per-
sonen durch Namennennung oder Charakterbezeichnung dem
Publikum im Stiicke selbst vorzustellen, entsprechen etwa
dem Inhalte unseres Theaterzettels.
Die Schauspieler (actores, histriones) waren Sklaven oder
*1) Plaut. Poen. Prol. 21 f. : Diu qui domi otiosi dormierunt, decet
Animo aequo nunc stent uel dormire temperent; Amph. Prol. 149, 272 ff.;
Cic. Epist. VII 1, 1 schauen die Leute wahrend der matuti na tem-
pora communes mimos semisomni.
*2) S. Plaut. Rud. 1418: spectatores, uos quoque ad cenam uocem.
*3) Poen. Prol. 8: Qui non edistis, saturi fite fabulis. Auch
wenn dieseni Lustspiel eine Tragodie oder eine andere Koinodie nicht
vorangegangen war, enthiilt der V. 1224: In pauca confer: sitiunt qui
sedent keinen Widerspruch zu dem Gesagten; vgl. die Anspielungen im
Prol. 6: qui esurientes et qui saturi uenerint, 10 Nimiast stultiUa sessum
inpransum incedere, 30 Ne et ipsae sitiant et pueri peritent fame u. a.
*4) Vgl. S. 10 f., Anni. 3 (Schlufs). -
5) Indicere ludos heifst es bei Plaut. Pseud. 546, uocare populum
bei Tertull. de spectac. c. 10. In der Kaiserzeit war, wie die Pompeia-
nischen Inschriften zeigen, der Anschlag (nrdo ludorum) gebrauchlich.
*6) Vgl. Dziatzko, De prologis Plaut. et Ter. quaest. seh, S. 1 ff. ;
Friedlander a. 0. S. 521. Zur Frage s. auch Fr. Leo, Plaut. Forsch.
S. 222 f., der sich iiberhaupt gegen die Verkiindigung des Titels auf der
romischen Biihne ausspricht und alles, was Donat dariiber berichtet,
spliterer Sitte zuschreiben will. Aber zu beachten ist, dafs das Publikum
aus Terenz' Prologen den Namen des lateinischen Dichters nirgends er-
flihrt und auch sonst seine und Plautus' Mitteilungen (so besonders
iiber den lateinischen Titel, der bei Terenz blofs angedeutet oder nur
nebenher erwiihnt wird) nicht vollstiindig sind. Wenn es nun auch
fvollig im Belieben des romischen Dichters stand, ob und wieviel er
viber die Titel und Autoren seiner Komodie selbst berichten wollte',
iiber die genannten zwei wichtigsten Angaben diirfte doch das Pulilikmn,
welches, wie es scheint, manchmal erst im Theater selbst erfuhr, was
fiir ein Stiick gegeben wurde (vgl. Plaut. Amph. Prol. 51 ff), am wahr-
scheinlichsten an Ort und Stelle aufgekliirt worden sein. Auf der
griechischen (fiir die romische vorbildlichen) Biihne entspricht iiber-
dies der tituli pronuntiatio vollig die itooocvucpoovi]6is, welche E. Rohde,
Rh. Mus. \\X\ III. 2G8 schon ftir das IV. Jahrh. v. Chr. wahrscheinlich
gemacht hat.
I. ALLGEMEINE ELNLEITUNG. 33
(in spaterer Zeit) Freigelassene1); die Truppe leitete ein Freige-
lassener, der dominus (gregis), gelegentlich auch actor ini engeren
Sinne2) genannt (gleich actor primarum als Trager der Haupt-
rolle). Anfangs brachten die Dichter ihre Stiicke selbst zur Auf-
fiihrung (s. S. 1), indem sie taugliche Sklaven und Freigelassene
fiir den Zweck niieteten. Doch schon Plautus war nicht mehr
selbst actor; sein Stichus betiteltes Stiick wurde nach der uns
erhaltenen Didaskalie von T. Publilius Pellio3) auf die Biihne
gebracht, der auch vom Dichter selbst (Bacch. 214 f.) mit
sehr abfalligem Urteil iiber seine Auffiihrungen des Epidicus
erwahnt wird. Der actor des Caecilius und Terenz war L. Am-
bivius Turpio.
An solche Theaterdirektoren, die iibrigens auch selbst zu-
gleich Rollen der Stiicke iibernahmen4), wandten sich die fest-
gebenden Personen, um Vorschlage fiir den scenischen Teil
ihrer Spiele zu erhalten. Die Direktoren standen namlich mit
den Dichtern in unmittelbarem Verkehr: sie kauften ihnen ihre
neuen0) Stiicke ab oder wiesen diese zuriick und konnten so
auf das Schicksal und die Entwicklung dichterischer Talente
grofsen Einflufs iiben. Die Festgeber, welche am Erfolge der
kostspieligen Auffiihrung ein grofses Interesse hatten, beteiligten
sich wohl sehr haufig selbst an der Auswahl der Stiicke. Erst
auf Grrund ihrer Zustimmung wird der Direktor mit dem
Dichter abgeschlossen haben; unter Umstanden behielten sie
sich die Wahl und den Ankauf des Stiickes ganz vor6). Als
Schauspielunternehmer waren die domini (jregis auch materiell
am Erfolge beteiligt, nicht die Dichter7). Die Festgeber aber
1 Bezeichnend fiir ihre Stellung ist z. B. der Vers aus dem Schlusse
der Cistellaria des Plautus (V. 785): Qui deliquit, uapulabit; gui non
deliquit, bibet. Vgl. auch Friedlander a. 0. S. 517 ff.
2) Vgl. Eh. Mus. XX, 587 ff.
3) TJber den Isamen s. Studemund, Comment. phil. in hon. Momm-
seni, S. 800 f.
4) U. a. vgl. Ter. Haut. Prol. 37 ff.
*5) S. Ter. Hec. Prol. II, 56 f . , wo der Theaterdirektor Ambivius
Turpio sagt: mihique ut discere Nouas expediat posthac pretio emptas
meo, und Phor. 14; zur ganzen Frage Ritschl, Parerga S. 327 ff. und
Dziatzko, Rh. Mus. BL, 562 f. Dieser erklart die nachtragliche Erhohung
des Kaufpreises des JEun. als Ausnahme und freiwillige Handlum;
Adilen; vgl. Donat Praef. Eun. S. 10, 12 (R.): actaesttanto successu, plaus
atque suffragio, ut rursus esset uendita et ageretur iterum pro noua. Die
Hec. liefs sich der Dichter nochmals bezahlen (Prol. I, 7), weil sie das
erste Mal nicht aufgefiihrt werden konnte, also plane pro noua (V. 5)
wieder gegeben wurde. An eine Uberarbeitung denkt m. E. ohne zwin-
genden Grund A. Rohricht, Diss. Argent. IX, 300, 34f>.
*6) Eun. Prol. 20: (Eunuchum) postquam aediles emerunt, Suet. Vita
Ter. S. 28 f. ; vgl. Dziatzko a. O. und die folgende Note.
7) Unerwiesen ist die Behauptung Mommsens, Rom. Gesch. I7, S. 887,
dafs die Dichter ihr Honorar nur erhielten, wenn das Stiick nicht durch-
Terentins, Phormio, 3. Auflage. 3
34 I. ALLGEMEINE EINLEnTN*.
verpflichteten sich, den Theaterdirektoren je nach (ielingen
oder Mifslingen einer scenischen Anffiihrnng einen hoheren
oder geringeren Preis auszuzahlen, um deren Interesse an einer
sorgfaltigen Auffiihrung des gewahlten Stiickes zu erhohen.
Der Leiter der Truppe seinerseits pflegte nach einer gelungenen
Vorstellung die tiichtigen Schauspieler durch einen Festschmaus
zu belohnen; wenigstens haben wir keinen Grrund daran zu
zweifeln, dafs der bereits angefiihrte Vers 785 aus dem Schlufs
der Cistellaria des Plautus auf einen bestehenden Brauch anspielt
vgl. Plaut. Kud. 1418 ff.1). — Was zur aufseren Ausstattung
der Auffiihrungen gehorte, lieferten Unternehmer (condnctores
bei Plaut. Asin. Prol. 3) ini Auftrage der Festgeber, insbeson-
dere der choragus die Biihnenkleidung2). Auch der praeco
wurde gemietet3).
Die Zahl der Schauspieler war wohl nur durch "aufsere
Riicksichten beschrankt. Der dominus gregis wird sehon der
Kosten wegen nicht unnotig viel Personal verwandt und ein
Stiick lieber mit einer kleineren Zahl guter Darsteller als
mit einer grofseren unbewahrter Schauspieler gegeben haben4).
fiel. Vgl. besonders die schon angefiihrten Verse aus Hee. Prol. II, 56 f. und
zu pretio emptas meo Donats Bemerkung: aestimatione a mc (Ambiuio) facta,
quantum aediles darent: et proinde me periclitante, si abiecta fabula, a me
pretium, quod poetae numerauerint, repetant; fur Plautus Hor. Epist.
H 1, 175 f. : Gestit enim nummum in loculos demittere, post hoc Securus
cadat an recto stet fdbula talo. Dazu Dziatzko a. 0. und Friedliinder
a, 0. S. 517.
1) S. auch Friedlander a. 0. S. 519 ff.
2) Plaut. Curc. 462 ff, Pers. 159 f., Trin. 858; s. Capt. 61. Mit
Unrecht halt Momnisen, Rom. Gesch. I7; S. 886 den choragu* mit dem
dommus gregis fur gleichbedeutend; vgl. Dziatzkos Disseii, Thes. VI
und Friedlander a. 0. S. 525. Nach Donat zu Eun. 967 (V 4, 45): ecce
autem uideo rure redeuntem scnem] Choragi est administratio, ut opportiow
in proscaenium . . hatte er auch die Verrichtungen eines Regisseurs zu ver-
sehen (Weinberger, Wiener Stud. XIV, 123). Dieses Amt weist A. Miiller
(K. Fr. Hermanns Lehrbuch der griech. Antiq. III 2, 195, Anm. 5) dem
i>7io(iok£vg zu. Ostermayer, Dc hist. fab. Thos. II hiilt alle Stellen. an
denen der choragus erscheint, fiir eingeschoben; sie sind wohl eher aus
den Originalen iibernommen.
3) Plaut. Poen. Prol. 15: Age nunc reside. duplicem itt mercedem
feras. Die Entlohnung war vermutlich vorher ausbedungen oder durch
den Gebrauch festgestellt.
*4) Intersuchungen wie von Friedr. Schmidt. Ober die Zahl der
Schauspieler bei Plaut, u. Ter. und die Verteilung der E&ollen unter die-
selben, Erlangen 1870 (vgl. C. StefTen, Act. SOC. phil. Ups. II. 109 ff.. 128 ff.,
H. Bosse. Quaest. Terent., Leipzig 1874 und G. H. Schmitt. Qua ratione
ueteres et guot inter actores Ter. fabularum i» scenam edendarum partes
distrtbuerint, Earlsruhe 1882) hlilt Dziatzko insofern fiir wertvoll. als da-
durch festgestellt wird, mit wie vielen Personen ein Stiick durchgefuhrt
werden konnte, und ona so manche Rnckschlusse auf daa griechische
Original, auf Kontamination u. dergl. ermOglicht werden. DaranB auf
eine feste Regel und etwaige Selbstbeschrankung der lateinischen Dichter
I. ALLGEMEINE EENLEITUNG. 35
Einen standigen Chor hatte die lateinische Palliatkornodii so
wenig wie die letzte Periode des neuen griechischen Lnst-
spiels. Ansnahmsweise erscheint etwas Ahnliches, wahrschein-
lich schon nach dem griechischen Originale, wie der Chor
der Fischer bei Plantns Rud. 290 ff. r). Terenz hat dergleichen
nicht. Im allgemeinen aber fand das romische Publikum grofses
Grefallen an prachtigen Aufziigen, und diese Geschmacks-
richtung begiinstigte das Vorfiihren grofsartiger Chore, zu-
nachst in der Tragodie2). — Die weiblichen Rollen wurden
durch Schauspieler gegeben; erst in spater Zeit traten nach
Donat zu And. 716 (IV 3, 1) Schauspielerinnen auf. Weib-
liche Mimen gab es aber schon zu Ciceros Zeit.
Der Grebrauch von Masken kam nach den uns vor-
liegenden Nachrichten, zu denen Stellen wie Phor. V. 210 ff. gut
stimmen, erst nach Terenz, und zwar durch den Schau-
spieler Roscius oder (nach Donat) durch die Schauspiel-
direktoren Cincius Faliscus und Minucius Prothymus ;) in
bei Komposition ihrer Stiicke zu schliefsen, wagt er rait Recht nicht.
Daran, dafs die in den Handschr. A und D stehenden griech. Buchstaben,
welche zur Personenbezeichnung dienen, mit der alten Rollenverteilung
zusammenhangen (Ritschl, Trin.2 Praef. S. LV f., Steffen a. 0. II, 116 ff.,
Wagner, Bursians Jahresb. I, 445 f. u. a.'j. ist nicht zu denken (vgl. Leos
Senecaausg. I, 85 f. und A. Wilms, De personarum notis vn cod. Ter., Hal.
1881). Fr. Scholls Annahme zweier domini gregis fiir Stiicke mit mehr
als ftinf Schauspielern (N. Jahrb. CXIX, 41 ff.) geht vou der zunachst
wohl blofs fiir griechische Verhaltnisse giltigen Euanthiusstelle de com.
4, 19 aus (vgl. Cic. Div. in Caec. 48). Begriindet scheint Dziatzkos Ansicht
(Rh. Mus. XX. 587 ff. und XXI, 64 ff.), die zweiten actores gehorten zu
einer Wiederauffiihrung (s. auch Weinberger a. 0. S. 125 f.). Gegen Nen-
cinis Annahme a. 0. S. 8 ff., schon bei Menander seien 5 — 7 Schauspieler
anzunehmen, erklart sich Schlee (Wochenschr. f. kl. Phil. X, 600 f.). Von
einer vierten Hauptrolle spricht iibrigens Donat Praef. zur Hec. (vgl. die
Schlufsscene des Truc. und des Phor.), und der neueren griech. Komodie
sind 5 Schauspieler nicht leicht abzusprechen. Fiir je eine grofsere
Rolle nimmt einen besonderen Schauspieler 'fiir den Phor. 6 Haupt- und
mehrere Nebendarsteller) an M. Hodermann , N. Jahrb. 1897. S. 66 f.
Dafs man mit 5 Schauspielern fiir dieses Stiick auslangt, zeigt Nencini
a. 0. S. 13.
1 Vgl. H. Usener im Rh. Mus. XXH, 446 und XXATH, 418 f.;
Kock, Com. Att. fragm. I, 55 und Rh. Mus. XXXXUI, 41 f. Ein Chor
der Tuchwalker fullones) diirfte in dem gleichnamigen Stiicke des
Togatendichters Titinius erschienen sein (s. V. 26 f. Ribb.2). Anderer
Art ist das Auftreten der caterua am Schlufs der (Bacchides,; Captivi
und Cistellaria, des grex am Ende der Asinaria; hiezu pafst, was Cic.
pro Sest. 118 von einigen Versen des L. Afranius (V. 804 f. R.2) aus der
Togatkomodie Simulans berichtet, welche die caterua tota clarissima con-
centione (nach dem InhaR der Verse offenbar am Schlusse des S t V i ■
vortrug. Vgl. auch Leo, Plaut. Forsch., S. 85 f.
2) Vgl. 0. Jahn im Herm. H, 227 ff. ; 0. Ribbeck, Die rom. Trag.,
5. 637 ff.
*3) Diomed. Gr. Lat. I 489, 12 schreibt (nach Sueton und Varro)
die Neuerung dem Roscius zu, qiiod oculis peruersis erat (s. Cic. Nat. d
36 L ALLGEMEINE EINLEITUNG.
Gebrauch; l>is dahin begniigte man sich mit Periicken und
Schminken v).
Ort der Handlung ist in der comoedia palliata ausschliefs-
lich eine griechische Stadt oder Kolonie, bez. eine Gegend
in ihrer Nahe. Meist ist es Athen2) selbst. Spielte das
Stiick in einer Stadt, so stellte das Proscenium die offene
Strafse dar. Die Hinterwand bildeten, entsprechend den drei
Eingangen in den Fiirstenpalast der griechischen Tragodie, in
der Regel drei Privathauser; statt eines derselben fand sich
nach Bediirfnis die Vorderansicht eines Tempels. Auch schmale
Durchlasse oder Seitengassen (angiportum, seltener angiportas)
miindeten von der Biihnenwand her in die Strafse (vgl. V. 891 f.).
Auf der Biihne standen, wie Donat (de com. S. 11 Reiff.) be-
richtet, zwei Altare, der eine rechts dem Liber, der andere
links der Festgottheit geweiht3). — Rechts (vom Zuschauer-
raume aus betrachtet) fiihrt die Strafse nach dem Forum und
ins Innere der Stadt, links nach dem Hafen und in die Fremde4).
5. Zur Metrik, Musik und zum Bau der Stiicke.
Was die metrische Form der Terenzischen Lustspiele
betrifft, so zeigt sie, wie die der lateinischen Palliatkomodie
iiberhaupt, im grofsen und ganzen die Versmafse der griechi-
I, 79) nec satis decwus in (sine?) personis nisi parasitus pronuntiabat
(vgl. Cic. de Orat. III, 221); Dcmat de com. 10, 1: personati primi egisse
dicuntur comoediam Cincius Faliscus, tragoediam Mmucius Pmthymus
(vielleicht ist an oine Vertauschung von com. und trag. zu denken). Die
beiden Nacbrichten wollen Dziatzko (Kh. Mus. XXI, 68) und Ribbeck
(Rom. Trag., S. 661 ; vgl. Leo, Rh. Mus. XXXVTII, 342) vereinigen, indem
sie den Minucius Prothymus zuin domimts gregis des Roscius machen.
Bedenken dagegen hegt Weinberger a. 0. S. 126.
1) Anders C. Steffen, Act. soc. phil. Lips. II, 154 ff. ; vgl. jedoch
Dziatzkos Bemerkung in der Jen. Litt.-Zeit. 1874, S. 29; Christ. Hoffer,
De personarum usu in Ter. comoed. (Hal. Sax. 1877) und d. Anm. zu V. 210.
2) Vgl. Rh. Mus. XXIV, 571 ff.
3) Wahrscheinlicher ist es Dziatzko, dafs auf offener Buhne nur ein
Altar in der Mitte) sich befand (vgl. besonders Plaut. Most. 1094 f.),
und zwar meist dem Apollo Agyieus zugeeignet: s. Plaut. Bacch.
172 f., Merc 676 ff., Don. zu And. 726 (IV 3, 11), Eun. 85 (I 2, 5) and
vom griech. Theater Menand. Frag. inc. 212 (Mein.; Kotk a. 0. HI, Men.
Frg. 740^ uctQTVQOucci val ^a tbv 'AnoXXco rovrovi \ ncd rccg &vqcc$
(vgl. Meineke zur St.), Poll. IV, 123. Unter Umstanden war er einer
anderen Lokalgottheit geweiht, wie der Ephesischen Diana im Miles gl.
(V. 411), der Venus im Rudens. Aufserdem konnten vor einzelnen Hausern
und in deren Bereiche Privatalfare stehen, wie im Curculio ein Altar
der Venus vor deni Hause des Kupplers Cappadox (V. 71). Bei der \n-
nahme nur eines Altares auf der Biihne entsteht aber die Schwierigkeit,
dafs dann der romischen Festgottheit an anderer Stelle als auf der
Buhne ein Altar errichtet gewesen sein miifste.
4) Falsch ist es, wenn W. Hahn a. 0. S. 24 ff. iu den einen Plau-
tinischen Stiicken das Forum rechts, in anderen links gelegen sein lafst.
I. ALLGEMEINE EIXLEITTJNG. 37
schen Vorbilder, aber nicht immer an den gleichen Stellen1).
Der Hauptteil (bei Terenz reichlich die Halfte) eines jeden
Stiickes ist
1) in iambischen Senaren abgefafst, einer dem griechi-
schen Trimeter nachgebildeten Versform. Hatte aber schon
die griechische Komodie dem strengen Trimeter der Tragodie
durch die haufige Anwendung aller dort nur vereinzelt
vorkommenden Freiheiten (wie Auflosung der Lange und Er-
satz des Iambus durch einen Anapast in den fiinf ersten
Fiifsen) eine verschiedene, der Sprache des taglichen Lebens
mehr entsprechende Grestalt gegeben, so gingen die Lateiner
in dieser Richtung noch viel weiter2). In dem von ihnen
statt Trimeter cSenar' benannten Verse wurde die Anwen-
dung jener Freiheiten auf alle fiinf ersten Fiifse des Verses
ohne wesentlichen Unterschied ausgedehnt3). An die Stelle
*1) Oft sind langere oder kurzere in Trimetern abgefafste Partien
lateinisch in Septenaren (bez. Octonaren und anderen Metren) wieder-
gegeben worden; vgl. Phor. 562 (troch. Sept.) rnit dem Apollodorbruch-
stiick, Ad. 866 (troch. Sept.) mit den Worten Menanders 'Eya> 8' aypoiy.og,
igyccTris, axv&Qog, ni-AQog, (fretdcalog und Ad. 216 (iamb. Oct.) niit dem
Verse des Diphilus Kcuqcq ri&ifisvov nsgdog atg v.ccq-jiov cptQtt (s. Xencini
a. 0. S. 161 f.) oder von iilteren Dichtern das Ennhisfragment bei Gell.
XI, e. 4. Dies geschah wohl des reicheren Wechsels wegen, zumal die
langeren Verse Musikbegleitung hatten; nach R. Klotz, Grundziige alt-
rom. Metrik (Leipzig 1890), S. 455 f. trat der troch. Septenar dort an
die Stelle des Senars, wo die Gestikulation eine besondere Rolle spielte.
Auf solche Abweichungen bezieht sich u. a. die Behauptung des Marius
Victorin. (VI 78, 20 ff. K.): Termtianas uel maxime fabulas metrum ac
disciplinam Graecarum comoediarum non custodisse, i. e. quas Menander,
Philemon, Diphilus et ceteri ediderunt.
2) Dem Versbau des Ter. mifst W. Meyer, tjber die Beobacht. des
Wortacc. in der altlat. Poesie (Abh. der bay. Ak. I. Cl. XVII, 21, 48,
54, 55) rXachlassigkeit' bei; wie Dziatzko urteilt, mit Unrecht. Ter.
scheint vielrnelir mit Absicht den strengeren Bau der Senare aufgegeben
und dadurch gleich den griech. Komikern die Dialogpai-tien der Sprache
des taglichen Lebens niiher gebracht zu haben.
*3) Schon J. Draheim im Herm. XV, 240 hatte beobachtet, dafs
Ter. eine lange Silbe mit dem Wortaccent in der 2. (oder inneren) Thesis
einer iambischen (oder der 1. einer troehaischen) Dipodie thunlichst ver-
meide (vgl. 0. Podiaski, Quomodo Terent. m tetrametris ianib. et troch.
uerborum accentus cum numeris consociauerit, Diss. Berolini 1882, S. 16, 73).
W. Meyer hat dann in seiner oben erwahnten Arbeit die Verschiedenheit
im Baue der geraden und ungeraden Stellen des Senars und der anderen
dramatischen Metra, sein sogenanntes Dipodiengesetz, entwickelt, nach
dem die 2. Senkung der iambischen und die 1. Senkung der troch.
Dipodie mit der folgenden Hebung nur iambischen, nicht spondeischen
oder anapastischen Wortschlufs bilden darf. Dafs jedoch hierbei sowie
z. B. bei dem Widerstreben , ein daktylisches Wort auf der vorletzten
Silbe zu betonen, die Rucksicht auf den Wortaccent ohne allen Ein-
flufs gewesen sei, ist ganz unwahrscheinlich (vgl. P.Langen,Philol.XXXXVI,
400 ff. und R. Klotz a. 0. S. 315 ff.); denn unbetonte lange Silben
sind auch an diesen Versstellen erlaubt. Die alte Bentley-Hermann-
38 I. ALLGEMEINE EINLEITUNG.
der Quantitatsverschiedenheit tritt thunliehste Ubereinstininiung
des Satz- und Versaccentes. Nur der letzte Fufs mufs ausnahms-
los, um den Abschlufs und Charakter des Verses zu bezeichnen,
ein reiner Iambus (bez. ein Pyrrhichius) sein; dagegen ist nur
in bestimmten Fallen1) der Doppeliambus am Versende ge-
stattet. Erweitert wurden jene Freiheiten auch noch dadurch,
dafs namentlich im 1. Fufse2), jedoch auch in den folgenden mit
Ausnahme des letzten durch Auflosung der Lange eines Ana-
pastes der Proceleusmaticus (^._<^w) eintritt (s. V. 48, 276, 370,
707, 768, 966, 068, 999; auch im vorletzten, vgl. Ad. 29). In
solchen Fallen soll freilich vor die Ictussilbe ein Wortende fallen3)
Ritschlsche Ansicht, Wort- und Versaccent falle moglichst zusammen,
ist von W. M. Lindsay (Class. Review V, 373 ff., 402 ff; Journ. of Phil.
XX, 135 ff.; Transact. of the Philol. Soc. 1894, S. 405 ff) und F. Skutsch,
Forsch. I, 155 ff. , 159 zu neuen Ehren gebracht worden durch den Naeh-
weis, dafs die Verse der altlatein. Sceniker die Verschiebungen, welche
der Wortaccent im Satzzusammenhange erfahrt, meist genau wiedergeben.
Formelhafte Verbindungen (wie uac misero mihi, uoluptds mea, operdm
dare u. v. a.) hatten in der Sprache ohne Zweifel dieselbe Betonung
(vgl. unten rWort-, Vers- und Satzaccent'). Damit erledigen sich andere
Annahmen, so die von O. Brugman, Quemadmodum in iambico senario
Bomani ueteres uerborum accentus cum numeris consociarint (Bonn 1874),
dafs im 3. Versfufse (in der Versmitte) Vers- und Wortaccent iiberein-
stimmen miifsten, also ein iambisches Wort diesen Fufs nicht bilden diirfe.
*1) S. besonders Aug. Luchs (Studem. Stud. I, 1 — 75), O. Brugman
a. 0. S. 17 ff. und R. Klotz a. 0. S. -232 ff. Hauptsiichlich nach dem
letzteren ist kein Anstofs zu nehmen 1) an vielsilbigen Wortern (wie
potissimum) und an diesen gleichkonmienden iambischen Wortverbin-
dungen, wie V. 368 (i iri) malam crucem, Poen. 495 (in) malam crucem,
ebenso wohl auch nicht an V. 667 decem minas (vergleichbar mit V. 631
pecuniae), Curc. 477 supra lacum, Cas. 395 lucrum facit, Men. 750 patrem
meu/m; 2) wenn das Eintonige des schliefsenden Doppeliambus behoben
wird a) durch Elision (oder durch Personenwechsel) , z. B. Haut. 304
rogare uti; b) durch Auflosung der voi-hergehenden (drittletzten)
Hebung, vgl. aufser V. 368 auch V. 507 retineam sdo (Amph. 188
reueniunt domum, Most. 57 reueniat senex, Curc. 86 recipiat mare, Men.
550 operuit fores u. a. m.), V. 162 quia superest, dolet (Capt. 362 crus
operam dare, Asin. 110 erit aniuio >nco, Trin. 906 edcpol liomini probo,
Stich. 615 accipis: habeas Hbi, Merc. 693 insuper etiam siet? , vgl. Pers.
733, Poen. 500). Schliisse wie namque ueneram sind fraglos richtig.
2) Die Bevorzugung des 1. Versfufses vor den anderen in Bezug
auf Anwendung von Freiheiten zeigt sich vor allem in der nur hier
gestatteten Betonung daktylischer WSrter auf der Mittelsilbe (_ ^ ^)
(vgl. u. a. Luchs, Comment. ]»■<>*. Plaut. I, S. 15), im daktylischen Ge-
brauch des kretischen Wortes nescio an der Spitze eines eigentlichen
Fragesatzes (s. Luchs im Herm. VI, 271) u. a. Beziiglich der Freiheiten
des 1. (und 5.) Fufses in troch. \'ersen vgl. auch S. 40 und den r Krit.
Anhang' zu V. 863; betreffs Ule S. 49, Anm. 3.
3) Vgl. Ritschl, Prol in VI. Trin. S. CCLXXXVHI ff. und J. Winter,
Die metr. Reconstr. 4er Plaut. Cant. (Miinchen 1880), S. 19 f. Auch in der
alteren attischen Komodie finden sicli vereinzelte Beispiele von Proce-
leusm. ; die aus den Bruchstucken der neueren sind nicht sicher (vgl
Klotz a. O. S. 346 f). Ubrigens enthalten die oben angefiihrten Verse
auch die ans iamb. < 'ctonaren entlehnten Beispiele.
I. ALLGEMEIXE EINLEITUNG. 39
sowie Vers- und Wortaccent tibereinstimmen1). — Von den
verschiedenen Casuren ist die sogen. Penthemimeres (nach
der 3. Senkung) weitaus die haufigste, darnach die Hephthe-
mimeres (nach der 4. Senkung), oft niit eineni Wortende nach
deni zweiten Iamhus verbunden2). Ohne eine der beiden Ca-
suren finden sich nicht viele Verse. Diese Senare sind dann
in anderer Weise gegliedert, am oftesten durch Wortende vor
dem letzten Creticus (_._) und zugleich nach dem 2. Fufse3)
(z. B. V. 457) oder nach der 2. Senkung und nach dem 4. Fufse
(V. 60,454). Nicht zu leugnen scheint auch der bei den griechi-
schen Vorbildern haufiger sich findende Einschnitt nach dem
3. Iambus (die sog. caesura medid)\ in diesem Falle ist aber
die Gleichformigkeit des Baues zumeist durch Wortschlufs vor
der 3. Hebung, manchmal auch durch schliefsenden Creticus
vermieden (vgl. V. 101, 134, 27!» u. a. m.4). Dabei ist aber
zu bemerken, dafs dem Bediirfnis einer rhythmischen Unter-
brechung des Verses anscheinend schon dann geniigt ist, wenn
die Silbe, hinter welcher eine der Casuren eintreten sollte,
durch die sogen. Elision (richtiger Svnalophe) verschwindet
(V. 447 5).
Nachst dem Senar kommt bei Terenz am haufigsten vor:
2) der trochaische Septenar (uersus quadratus). Er
entspricht einem griechischen katalektischen troch. Tetrameter,
wird aber mit den gleichen Freiheiten wie der Senar behandelt.
Setzt man vor den Anfang des Senars noch einen Trochaus
und die Hebung eines zweiten (_. _ / mit den verschiedenen
Moglichkeiten der Auflosung), so erhalt man den troch. Sep-
tenar. Am haufigsten tritt Diarese nach dem 4. Trochaus ein6),
*1) Auch der fallende Proceleusmaticus (_•_•_ \j) ist unter iihnlichen
Bedingungen ertriiglich, vgl. Klotz a. 0. S. 349 if. und die Anm. zu
V. 394. Jedenfalls ist die Annahme der vulgarlateinischen Formen
benfitium, malftcium u. a., die man zur Vermeidung mehrerer solcher
Falle einfiihren wollte, fiir Terenz sehr bedenklich.
2) Ritschl a. 0. S. CCLXXX ff.; W. Meyer a. 0. S. 52 ff.
3) Vgl. C. Conradt, De uers. Ter. struct. (Berolini 1870), S. 6—11;
anders 0. Schubert, Symb. ad Ter. emend. (Weimar 1878), S. 4 f. Gegen
die Annahme jeder anderen Gliederung als durch die Hauptciisuren er-
klart sich R. Klotz a. 0. S. 199 ff.
*4 Vgl. Fr. Gottschalk, Senarius, qui uocatur, Terentianus compa-
ratur cum trimetro Graecorum (com. nouae), Patschkau 1893, S. 19 ff.
5) Gegen diese Annahme Ritschls (Prol. S. CCLXXXH u. CCLXXTV)
spricht sich 0. Schubert a. 0. S. 4 aus. Dafiir ist W. Meyer a. 0. S. 60 ff.;
durch Beispiele aus der neueren attischen Komodie und durch den Ilin-
veis auf die Aussprache der Romer (bis etwa auf Seneca) stiitzt diese
Ansicht R. Klotz a, 0. 192 ff.
*6) Die in diesem Falle bezweifelte Verwendung des Pyrrhichius in
der vierten Senkung weist ffir Plautus nach F. Skutsch, .Satu/ra Viadrina
(Breslau 1896), S. 138 ff. (vgl. 0. Seyffert, Burs. Jahresber. LXXX, 268).
Der Daktvlus ist bei Terenz in diesem Fufse allerdinffs am seltensten
40 L ALLGEMEINE EINLEITUNG.
sodann die Casur nach der 4. Hebung1), meist mit einem Ein-
schnitt nach der 5. Senkung verbunden (vgl. V. 535 7 1038\
Auch hier lafst der erste (und nach der Diiirese der 5.)
Fufs grofsere Freiheiten zu, z. B. in dem Gebrauch eines dak-
tylischen Wortes statt eines Trochaus2). Ein Proeeleusmaticus
fiir einen Trochaus kommt vereinzelt bei Plautus vor, jedoch
nicht bei Terenz.
3) Der iambische Octonar, eine bei Terenz haufiger
als bei Plautus erscheinende Versart, welche dem sehr seltenen
akatalektischen iamb. Tetrameter der griechischen Dramatiker3)
entspricht, schliefst sich in den Einzelheiten des Baues eng
an die schon besprochenen Versarten an. In Bezug auf die
Casuren ist der Vers bei Terenz gerade wie ein trochaischer
Septenar mit einem Auftakt (Anakrusis) behandelt4). Dabei
ist zu beachten, dafs, wenn der Einschnitt hinter den 4. Fufs
(ohne Zutritt einer Synalophe) fallt, dieser ein reiner Iambus
sein mufs und so der Vers, dem griechischen Vorbild entspre-
chend, in zwei Kola zei*fallt, von denen das erste auch noch
dadurch an Selbstandigkeit gewinnt, dafs an seinem Ende
zuweilen — bei Plautus haufig, bei Terenz nur hochst selten5) —
Hiatus und Syllaba anceps eintritt, ebenda auch gewisse sonst
bei Terenz am iambischen Versende besonders beliebte Wort-
formen (siet, -ier u. dergl.) gebraucht werden.
4) Der iambische Septenar (von Varro bei Rufin VI 556,
15 f. K. comicus guadratus genannt, da er auf die Komodie be-
schrankt blieb) ist einem griechischen katalektischen iamb.
Tetrameter vergleichbar, jedoch mit allen dem lateinischen
Senar gestatteten Freiheiten. Er zeigt in der Regel nach dem
4. Fufs eine Diarese und hat dann diesen immer als reinen
(vgl. 0. Podiaski, Die troch. Septen. des Ter. mit bes. Berucksiehtigung
der Hec, Berlin 1894).
*1) A. Franke, De caesuris septenar. troch. Plautin. et Terent. (Halle
1893) ist in der Verwerfung der Casur nach der 5. Hebung (Ritschl,
Prol. CCLXXIIl ff. u. a.) mit W. Meyer a. 0. S. 77 ff. und R, Klotz a. 0.
S. 213 f. einig, mit diesem auch in der Leugnung der Diarese nach dem
5. Trochaus und in der Anerkennung der Casur nach der 4. Hebung
(ohne rein iambischen Charakter). Von seinen Belegen fiir diese ist
freilich eine grofsere Anzahl in Abzug zu bringen (s. 0. Seyffert a. 0.
S. 268). Die Mehrzahl der Falle spricht nicht fiir die Selbstiindigkeit
der Diiirese hinter der 5. Senkung, welche 0. Podiaski a, 0. neben den
zwei Einschnitten des 4. Fufses annimmt.
2) Vgl. Ritschl-Fleckeisen in d. N. Jahrb. 1867, S. 625 f.; C. Conradt
a. 0. S. 33; 0. Seyffert, Berl. phil. Wochenschr. 1891, Sp. 926; Skutsch,
Sat. Viadr., S. 142 und den rKrit. Anhang' zu V. 863.
;:> Vgl. Klotz a. 0. S. 450.
4) Vgl. C. Conradt a. 0. S. 13 f. ond W. Meyer a. 0. S. 70 ff.
*5) Gegen Klotz a. 0. S. 143 tf. . der den asyiiartetischeii l!au bei
Ter. leugnet, vgl. 0. Seyffert, Berl. phil. Wochenschr. 1891, Sp. 883.
I. ALLGEMEINE EINLEITUNG. 41
Iambus erhalten. In diesem Falle hat die erste Halfte fast
die Bedeutung eines selbstandigen1) Verses, indem an ihrem
Ende — bei Terenz allerdings selten — alle die eben von der
Mitte des iambischen Octonars angefuhrten Freiheiten statt-
haben konnen, der folgende (5.) Fufs aber dementsprechend
die Freiheit eines Anfangsfufses geniefsen kann. Uberall, wo
die Diarese fehlt, erscheint ein Einschnitt nach der 5. Senkung2)7
z. B. V. 754, 759.
Wahrend die bisher besprochenen vier Versarten stichisch,
d. h. in langerer Aufeinanderfolge von Versen derselben Art,
g-ebraucht werden und wesentlich der Erzahlung und Erorte-
rung, kurz der Entwicklung der Handlung dienen, kommen
nur in lyrischen Partien vor
5)'die trochaischen Octonare, wechselnd mit anderen
Versen und mit solchen zu besonderen rhythmischen Abschnitten
(Systemen) verbunden3). Der Bau dieses Verses zeigt dieselben
Freiheiten wie der des troch. Septenars; vom letzten Fufse
bleibt der Daktylus ausgeschlossen. Die Diarese (Casur) tritt
regelmafsig hinter dem 4. Fufse ein; ein Daktylus ist auch an
dieser Stelle nicht gestattet.
Andere lvrische Metra sind bei Terenz selten. Einis:e
Male, aber nur in der Andria, finden sich
6) kretische und baccheische Tetrameter, in wel-
chen die Kretici (_j w \.) und Bacchien (y ± i) die Auf losung
einer der beiden Langen (jedoch nieht vor dem Zeilen- oder
Casursehluls) sowie ausnahmsweise im 1. und 3. Fufse die
Verlangerung der Senkung zulassen. Eine Casur tritt im kre-
tischen Verse nach der 4., seltener nach der 5. Hebung, in
den Bacehien nach der 3. oder 5. Hebung ein4).
Eingemischt unter die langeren Verse werden in lvrischen
*1) Gegen die asynartetische Bildung sprechen sich ohne zureichende
Griinde C. Meifsner. 1)>: iambico apud Ter. septen. (Bernburg 1884) und
Klotz a. 0. S. 145 ff. aus.
2) Vgl. C. Conradt a. 0. S. 14 ff.; Christ, Metrik2 S. 341 f.; W. Meyer
a. 0. S. 67 ff.
3) Den wichtigen Unterschied zwischen stichischer und lyrischer
Koruposition hat zuerst C. Conradt, Die metr. Composition der Com. des
Ter. (187(5; nachgewiesen und ihre Grenzen fest bestimmt. — Wenn
bei Plautus troch. Octonare in grofserer Zahl nacheinander vorkommen,
so darf auch ihnen der lyrische Charakter nicht abgesprochen werden.
Terenz hat nur Eun. 739 — 746 eine liingere Reihe dieser Verse hinter
einander.
4) Uber die Ivrischen Versarten vgl. u. a. das Buch von A. Spengel,
Reformvorschlage zur Metrik der lyr. Versarten bei Plaut. und den iibr.
lat. Scen. (1882); W. Meyer a, 0. S. 95 ff. (And. 626 ff ruifst er als kret.
Hexameter). — Fraglich ist, ob Ter. (Ad. 611 — 613) choriambi
Trimeter in Verbindung mit Trochaen oder Iamben gebraucht hat. Dies
ware eine wesentliche Neuerung (vgl. Klotz a. < ». S. 369).
42 I. ALLGEMEINE EINLEITUNG.
Abschnitten und am Ende stichischer Reihen (And. 605, Hec.
621 } 731) einzelne, Klauseln genannte, kiirzere Grlieder,
welehe durch fortlaufenden Rhythmus mit dem vorausgehenden
Verse zusammenhangen *) : akatalektische iambische Quater-
narii (V. 163, 183, 191), katalektische iamb. und troch. Quater-
narii (V. 729). Metrisch sind sie wie die Yollverse des glei-
chen Rhythmus behandelt. — Einzelne Worte, Anrufe und
Ausrufe enthaltend, stehen zumeist an der Spitze einer lyri-
schen Partie (Y. 485).
So konnten die romischen Dramatiker — denn dies gilt
nicht von der comoedia palliata allein — ihren Stiicken je
nach Lage und Stimmung der auftretenden Personen durch die
Wahl entsprechender metrischer Formen eine grofse Mannig-
faltigkeit verleihen. Zumeist beruht diese auf dem Wechsel
iambischer und trochaischer Metren2). — Da die anapasti-
schen Mafse dem Charakter der lateinischen Sprache wider-
streben, verwendete sie Terenz gar nicht und ersetzte sie durch
iambische Octonare.
Hand in Hand mit dem Wechsel der Metra eines ronii-
schen Lustspiels ging ein entsprechend mannigfacher Vortrag
der einzelnen Scenen mit oder ohne Musikbegleitung3). Wir
haben in dieser Beziehung drei Arten von Scenen zu unter-
scheiden:
1) die lyrischer Natur wurden unter Musikbegleitung
recitativisch gesungen4);
1) Vgl. B. Bom, De diuerbii ap. Ter. iiers. (Magdeburg 1868),
S. 20 ff; C. Conradt, Metr. Coinp., S. 15 ff. — Die Bedingungen des Ge-
brauches der Klauseln innerhalb der lyrischen Abschmtte sind noch
nicht festgestellt. Beitrage dazu Leo, Rh. Mus. XXXX, 202 f. und Klotz
a. 0. 480 ff. Die Cantica zerfallen zunachst in xcoia, vgl. Pollux IV, 112 :
rfj dh OTQOCpij iv yicaXoig TTQOKC&siar] tb iniQQritia . . . irtccySTcu.
2) Der erste Akt ist bei Ter. stets in Senaren, das Ende des letzten
Aktes stets in troch. Septenaren abgefafst; lyrische Partien giebt es
nur am Anfang von Scenen. Bei Wechsel des Metrums (auch in stichi-
scher Koniposition) ist immer ein Wechsel der Stimmung zu beobachten;
hiiung trifft er mit dem Auf- oder Abtreten von Personen und dem-
zufolge mit Scenenwechsel zusammen; vgl. hierzu A. Spengel, Die Akt-
eint, d. Kom. d. Plaut. (Progr. d. Max.-Gyrn., Miinchen 1877) und ders.,
Scenentitel u. Scenenabt. in d. lat. Kom. (Ber. d. bay. Ak. Phil. Cl. 18*.s.
II, 272 ff.). — Iambische Octonare entsprechen einer lebhaft bewepft''n.
trochiiische Septenare einer ruhigeren Stimmung (nach Klotz a. 0. S. 455 f.
besonders dort, wo die Gestikulation eine besondere Kolle spielt); die
iambischen Septenare, welche nur bei Komikern, im Griechischen aufser-
dem auch bei Iambographen vorkommen (s. Christ, Metr.2 S. 343), haben
vorwiegend den Charakter des Komisch-Pathetischen.
3) S. Ritschl, Rh. Mus. XXVI, 599-637; 0. Ribbeck, Rom. Trag.,
S. 633 'ff.
4) Von diesen Scenen gilt das anf S. 41 aber die lyrischen Metra
Gesagte. Die Gesetze des Wechsels der Verse in diesen Partien sind
noch nicht aufgedeckt. Verfehlt scheinen die Versuche, strophische An-
I. ALLGEMEINE EINLEITUNG. 43
2) die in trochaischen oder ianibischen Septenaren so-
wie die in iambischen Octonaren abgefafsten Scenen wurden
ebenfalls mit Musik, aber melodramatisch vorgetragen
(zur Musik deklaniiert);
3) die Senarscenen1) wurden ohne Musikbegleitung ein-
fach gesprochen.
In den Textausgaben des Altertums wurden den einzelnen
Sceneniiberschriften Buchstaben zur Bezeichnung ihrer Vortrags-
weise beigefiigt, und in einigen Plautushandschriften haben sich
noch Reste dieser Notierung erhalten. Darnach hatten die
beiden ersten Arten von Scenen wegen der gemeinsamen Musik-
begleitung das Zeichen C- (= canticum), die dritte die Buchstaben
DV (deuerbium oder wohl besser diuerb.2). In den Terenzaus-
ordnung in ihnen nachzuweisen(so C. Conradt, Metr. Comp. und C. Meifsner,
N. Jahrb. Suppl. XII, 465 — 588). Richtig bemerkt in dieser Hinsicht
F. Leo (Deut. Litt.-Zeit. 1882, Sp. 932), dafs uns die Kenntnis der musika-
lischen Bedingungen abgeht, unter denen diese Komodien entstanden
sind. Wahrscheinlich zerfallt ein Canticum zuniichst in kleinere Ein-
heiten (Systeme), deren Zusammensetzung besonderen Grundsatzen folgt
(s. Fr. Schlee, De uersuum in canticis Ter. consecutione, Berolini 1879).
Unter diesen steht nur einer fest (s. Bentley zu And. 307 [II 1, 7]), dafs
auf einen trochaischen Octonar immer wieder ein trochaischer Vers
folgen mufs. Dies beruht auf der continuatio numeri, durch welche
ubrigens auch ein iambischer Sej:>tenar vor einem andern iambischen
Verse innerhalb desselben Systems ausgeschlossen ware. Neben der
mehr formalen Art der continuatio numeri (bei Klauseln, die zum Ab-
schlusse eines metrischen Systems dienen und als iambische Auslaufer
sich an Trochaen oder in troch. Form an iamb. Verse anschliefsen)
unterscheidet J. Winter, Metrische Rekonstr. der Plautin. Cant. (Miinchen
1880) die aus logischen Griinden sich erklarende, wenn der Redende
(zumeist im Anfang von Scenen) wegen der Fiille des Stoffes und der
Gedanken in grofser Eilfertigkeit spricht. Klotz a. 0. S. 409 f. findet
z. B. in Eurip. Or. 1409 ff., 1444 ff. und Ter. Ad. 517 ff. fiir diese Kom-
positionsform das Moment grofser, ruheloser Angst besonders bezeichnend.
*1) Gegen Klotz' Annahme (a. 0. S. 387 f.), auch troch. Septenare
seien gelegentlich blofs gesprochen worden, vgl. 0. Seyffert in Bursians
Jahresber. LXXX, 282 f.
* 2) Dziatzko halt die handschriftlich iiberlieferte Form deuerbium fiir
richtig (Rh. Mus. XXVI, 101 ff. und N. Jahrb. 1871, S. 819 ff.); dafiir
entschieden sich 0. Ribbeck a. 0. S. 633 und Friedlander a. 0. S. 522.
Deuerbium ist nach Dziatzko von de uerbo abgeleitet wie interordinium
(wiederholt bei Columella) von inter ordines, und de uerbo entspreche
in seiner Bedeutung dem griechischen v.cct(xloyaSr]v. Vgl. dagegen
Biicheler, N. Jahrb. 1871, S. 273 f. und Ritschl a. 0. S. 618. Danach ist
deuerbium spatere Schreibung statt diuerbium (== SidXcyog Zwiegespriich,
synon. aiioifiaia, Bildung wie diludia)- fiir diese Form spricht Suet. bei
Diom. Gr. Lat. I 491, 22 f., in dessen Worten diuerbia sunt partes
comoediarum , in quibus diuersorum personae uersantw ein alter ety-
mologischer Versuch liegt. Kazaloyrj, "AaraloydSr^v bezeichnet ferner
vielmehr das Lied ohne musikalische Begleitung. Die Abkiirzuno- /)]'
stammt aus der Kaiserzeit (nach Leo, Plaut. Forsch., S. 14 aua dem
II. Jahrh. n. Chr.); die iiltere Form war DI\ •
44 I. ALLGEMEINE EINLEITUNG.
gaben fiihrten, wie man aus Donat ersieht, die Scenen erster
Art das besondere Zeiehen MM- C- (wohl nntttttis modis canti-
cnm1), die dritte Art gleichfalls DV-2), die zweite nach Ritschls
Annahnie — Donat berichtet dies nicht — ein einfaches C-
Musik spielte aufserdem noch vor Beginn des Stiickes
(vor dem Prolog) und in den Zwischenpausen3). Sie wurde
von einem besonderen Musikverstlindigen komponiert, nicht
vom Dichter. Fiir die Stiicke des Plautus und Terenz lieferten
Sklaven die Musikbegleitung4): fiir samtliche Stiicke des Terenz
ein Flaccus, Sklave des Claudius5), dessen Name in die Auf-
fiihrungsurkunde (Didaskalie) aufgenommen erscheint. Aus-
gefuhrt wurde die Musik wie in Griechenland von einem ein-
zigen Flotenblaser (tibicen), wahrscheinlich dem Komponisten
selbst, auf einer Doppelfiote. Von diesem mehr unserer Klari-
nette als Flote vergleichbaren Instruniente, bei welchem in
beide Rohre zugleich geblasen wurde, lernen wir aus den er-
haltenen Didaskalien vier verschiedene Arten kennen, die tibiae
pares, impares, Sarranae (= Tyriae) und duac dcxtraeG). Ohne
*1) Die von Dziatzko angenornmene Auflosung des Zeichens MMC-
durch modi mutati cantici scheint niir der durch mutatis modis caitticum,
welche sich auf die Stelle aus Donats Praef. zu d. Ad. (vgl. die Praef. zum
Eun. und den Tract. de com. S. 12, 8 R.): saepe tamen mutatis per
scaenam modis cantata: quod significat tittdus scaenae habens subiectas
personis litteras .M-M-C-) grundet und durch echt lateinische Wort-
stellung auszeichnet, auch darum nachzustehen, weil in dieser Formel
auf canticum als dem HauptbegrifFe im Gegensatze zum diitcrl/ium mit
Recht ein sfarkerer Ton liegt.
2) Gerade im Phormio hat sich vor V. 441 (II, 4) im Cod. P ein
Rest dieser Bezeichnung erhalten; s. Rh\ Mus. XXIX, 54.
3) Fiir den zweiten Punkt ist, von anderem abgesehen, eine Stelle
des Plautinischen Pseudolus am Ende des I. Aktes (V. 573) entscheidend :
Tibicen uos interibi hic delectauerit.
Um so weniger Bedenken erregt die Nachricht Donats wegen der Ouver-
turen mit Flotenspiel (vgl. De prol. Plaut. et Ter., S. 13 tf.).
*4) Im Victorianus (_D) scheint die alte musikalische Komposition
von Hec. 861 erhalten zu sein; s. L. Havet und S. Reinach, liev. des
etudes grecques 1894, S. 196.
*5) Fr. Skutsch macht darauf aufmerksam, dafs derselbe Claudius
(Clodius) im Varrobruchstucke (epist. ad Fufiwri) bei Nonius p. 117
und 425 gemeint sein diirfte.
*6) Vgl. Dziatzko, Rh. Mus. XX, 594 ff. , Ed. Bruner, Quaestiones
TerenUanae Helsingfors 1868) und Acta soc. sc. Fewn. TX •_>, l ff. (Hcl-
singfors 1871) gegen Donats Angaben. Bei den Hbiae pares waren die
beiden Flotenrohre von gleicher, bei den tib. impares von ungleicher
Lange und entsprechendem Grundton. Das rechte Rohr war fiihrendes,
das linke Rohr begleitendes Instrument (mcenMua und succentiua tibia
Varro r. r. I 2, 15). Ersteres konnte auch von der tibia sinistra ge-
trennt und verdoppelt werden (tibiae duae dextrae). 0~ber A. Howard,
The AvXog or Tibia (Harvard Studies in class. Phil. IV, 1893) vgl.
C. v. Jan (Berl. phil. Wochenschr. 1894, Sp. 207 tf.). Nach diesem
konnen, da uns nirgends duae sinistrae beglaubigt sind (auch Pbaedr.
I. ALLGEMEINE EINLEITUNG. 45
dafs wir iiber den Unterschied dieser genauer unterrichtet
sind, lafst sich doch niit Gewifsheit annehmen, dafs die Wahl
der Art von dem Charakter und der Stimmung des Stiickes
abhing: vom Haut. wissen wir aus der Didaskalie, dafs im
o/ '
Stiicke selbst die Flotenart wechselte.
Eine wichtige Abweichung von dem modernen Biihnen-
brauche ist es7 dafs nach Livius VII 2, 8 ff. schon seit Livius
Andronicus durch die ganze Bliitezeit des romischen Lustspiels
die cantica (im engern Sinne) von einem besondern, in der
Nahe des Flotenspielers aufgestellten Sanger vorgetragen
wurden, wahrend die Schauspieler dazu nur agierten. Auf
diesen Sanger nimmt Horaz Bezug an der bekannten Stelle
ad Pis. 154 f.:
Si plosoris eges aulaea manentis ct usque
Sessuri, donec cantor (Vos plaudite' dicat
Da ein solcher besonderer Sanger nicht blofs fiir die Schlufs-
worte eines Dramas verwendet worden sein wird, so liegt in
den angefiihrten Yersen ein Beweis ftir die Richtigkeit des
Livianischen Berichtes.
Eine Einteilung der Stiicke in Akte bestand zur Zeit des
Plautus und Terenz nicht1). Die Dichter beachteten bei der
Abfassung ihrer Stiicke, wie es scheint, nur den Wechsel
V 7, 8 f. spricht gegen ihr Vorkonmien), die pares nur ciie dextrae und
Lydiae sein; da die Abbildungen zunieist zwei kurze hohe Floten zeigen,
nie aber die grofse und gekruniuite Flote verdoppeln, erkliirt er die
dextra fur eine hohe, die sinistra fiir eine tiefe Flote und folgert aus
Aelian bei Porph. zu Ptol. Harm. 217 und Athen. IV 185, A (vgl. Catull.
63, 22; Theb. VI, 120) fiir die phrygische Flote Tiefe, fur die lydische
Hohe. Varros Stelle (bei Serv. Aen. IX, 618): tibia Fhrygia dextra unum
foramcn habet, sinistra duo, quorum unum acutum sonum habet, alterum
grauem will ni. E. nicht dazu stinimen. Biicheler denkt bei t. pares an
monodischen (gymnastischen), bei t. impares an synodischen Vortrag
(diese seien Floten verschiedener Tonhohe und Tonreihe) ; t . dextrae
(nach Donat Praef. Ad. S. 7, 11 R. : modulata cst tibiis dextris, i. e.
Lydiis ob seriam grauitatem bezogen sich auf Bafs, sinistrae auf Diskant,
diesen stiinden die Sarranae nahe. Das Fehlen von duae sinistrae liefse
sich danach, da nur Manner spielten, unschwer erkliiren.
* 1) Die Handschriften zu Terenz und Plautus zeigen keine nennens-
werte Spur einer solchen Teilung (im Cod. /,.' des Ter. blofs zu vier
Kom., wahrscheinlich von der Hand des XIV. oder XV. Jahrh.). Ferner
konnen alle erhaltenen Lustspiele, kleine Pausen abgerechnet, in einem
Zuge durchgespielt werden. Akte fanden die rom. Sceniker auch in
ihren Originalen nicht. Denn nirgends zeigt sich in den Scholien zu
den griech. Tragikern und Komikern eine Spur von dieser Einteilung.
Das Wort actus findet sich zwar schon im II. Prol. der Hec. 39: Primo
actu placeo, aber hier ist der Ausdruck gleich prima fabula (Prol. Ad. '.):
lenoni eripit Meretricem in prima fabula) zu fassen, also fim Anfang der
Auffiihrung, des Stiickes.' Vollig leugnet die Ursprunglichkeit der Akt-
einteilung Donat selbst (Praef. Ad.): quos (actus) minime distin-
guunt Latini comici.
46 I. ALLGEMEINE EINLEITUXii.
von (iambischen) Senar- und (trochaischen) Septenarscenen
mit eigentlichen Canticis, einen Wechsel, welcher zwar ge-
wissermafsen die spatere Akteinteilung ersetzt, aber ohne Zwang
weder die Sechszahl (Ritschls Bacch.) noch die Fiinf-1), Vier-
oder Dreizahl (Lorenz' MosteM.), sondern einen freien ab-
wechslungsreichen Aufbau2) erkennen lafst. Doch soll da-
mit naturlich nicht geleugnet werden, dafs (wohl im Zusammen-
hange mit der metrischen Komposition des Stiickes) vom
Theaterdirektor kleine, durch Flotenspiel ausgefiillte Pausen
(Psead. 571 ff.) angesetzt werden konnten, sofern es gewisse
*1) An die Nachricht Philons von Byzanz iiber das fiinfaktige
Puppenspiel Nauplios (V. Prou , Memoires presentes par divers savants a
VAcademie 1884, IX 1, 117 f.) lassen sich wohl weder fiir die Theorie
noch fiir die Praxis des hellenistischen Dramas (Leo a. 0. S. 208 f.)
weitergehende Schlusse kniipfen. Die Fiinfzahl der uigr} (actus) wird seit
dem II. nachchristl. Jahrh. bezeugt; dagegen konnen von den letzten Stiicken
der alten Komodie die Eccles. nur etwa in 6, der Plutos in 7 Akte geteilt
werden. DieWorte in Donats Arg. Hec. (p. 13, 24 R,): Docet autem Varro
neque in hac fabula neque in aliis esse mirandum, quod actus impares scae-
narum paginarumque sint numero beweisen nicht, dafs Varro die Fiinfzahl
der Akte durchfiihren wollte, vielmehr spricht das Schweigen der Gramma-
tiker hieriiber, deren grofse Unsicherheit auf diesem Gebiete, von denen
Bemerkungen, wie die des Euanth. de com. S. 6 R. : apud illos (Latinos
comicos) dirimere actus quinquepartitos difficile est und die des Donat
Praef. Eun.: actus . . implicatiores sunt in ea hinlangliche Vorstellung
gewahren, m. E. dagegen, dafs eine Autoi*itat wie Varro hierin grund-
legend vorgearbeitet hatte. Die Spateren hielten sich eben an die be-
kannte Regel fiir die Tragodie bei Horaz (Ars poet. 189): neue mvnor
neu sit quinto productior actu fdbula, welche sich an die Gliederung der
Handlung in den TtQoXoyog, die 3 tnsiooSict und den %£odog anschlofs,
wahrend noch Sueton (de poet. S. 11, & f . R.) den eigentlichen That-
bestand mit den Worten angiebt: membra comoediae diuersa sunt, de-
finito tamen numero continentur a quinque usque ad decem; vgl.
Vitruv. Praef. § 4 zum IV. Buche. Naher habe ich dies auszufiihren ge-
sucht in der Zeitschr. f. d. osterr. Gymn. 1885, S. 909 ff. ; vgl. auch
Hasper, Ersch und Grubers Encvklop. rKomodie', S. 173. Anders Leo
a, 0. S. 205 ff.
*2) A. Spengel hat das Verdienst, in seinem anregenden Programm-
aufsatze (Die Akteinteilung der Komodien des Plautus, Miinchen 1877)
auf das fur den Bau der alten Komodien wesentliche Moment der
metrischen Komposition hingewiesen zu haben. Doch kann ich
ihm nicht darin zustimmen, dafs durch das musikalische Eloment,
welches einen wesentlichen Bestandteil eines jeden Aktes bilde, die
Fiinfzahl der Akte in den Plautin. Kom. erweisbar sei. Denn schon
das nach seiner Ansicht regelrechte Schema eines Scenenkomplexes
1. iamb. Sen., 2. troch. Sept. , 3. lyr. Cant. , 4. troch. Sept. , 5. iamb.
Senar liifst sich in keinem seiner Akte nachweisen. Er ist ferner ge-
notigt, um fiinf Akte zu gewinnen, eine Reihe von Akten ohne ein
lyrisches Canticum aufzustellen (so seinen I. Akt der Capt. ; Epid. V;
Rud. II, V; Trin. I, m; Bacch. II; Curc. II— V; Merc. IH— V; Most. II, V;
Mil. I — HI, V), ja selbst aus reinen Senaren gebildete Akte anzunehmen
(I. Akt d. Cas. , Trin. , Mil. und Aulul.). Weiteres s. Zeitschr. f. d.
osterr. Gymn. 1885, S. 912.
I. ALLGEMEIXE EDSTLEITUNG. 47
teclmische Vorkehrungen1) innerhalb eines Stiickes (z. B. Ver-
kleidungen desselben Schauspielers ) oder die innere Wahr-
scheinlichkeit (so langere Zwischenzeit zwischen zwei Scenen)
geboten, vielleicht auch die Erschopfung der Spielenden oder
die Abspannung des Publikums ratlich erscheinen liefsen; diese
waren aber nicht zu allen Stiicken und jederzeit von gleicher
Anzahl, jedenfalls vom Dichter nicht in irgend einer be-
stimmten Zahl bei der Abfassung vorgesehen.
Dagegen ist die Sceneneinteilung sehr alt"). Es war
Brauch, jeder einzelnen Scene ein vollstandiges Rollen- und
Namenverzeichnis der darin auftretenden Personen voraus-
zuschicken, auch wenn dieselben bereits in der vorhergehenden
Scene auf der Biihne waren3). Aufserdem war in den unseren
Handschriften zu Grunde liegenden Exemplaren jede nicht
stumme Person mit einem Buchstaben des griechischen Alpha-
bets bezeichnet, welche auch im Text der folgenden Scene zur
Personenbezeiehnung diente4). Fiir die Sceneneinteilung selbst
scheinen in unseren Handschriften zwei verschiedene Grundsiitze
befolgt zu sein. Nach dem einen, objektiven, aber mehr
aufserlichen Princip fallt Personen- und Scenenwechsel i von
stummen Personen abgesehen | fast vollig zusammen ( so zu-
meist im Bembinus). Ausgenommen sind hierbei Falle, in
welchen eine Person nur ganz voriibergehend die Biihne ver-
lafst, um sogleich zuriickzukehren (vgl. V. 446), oder wo die
zuriickbleibenden Personen bis zum Eintritt einer neuen Scene
nur weniges und unwesentliches zu sprechen haben (V. 219,
778, 816 5). Das andere Princip lafst eine neue Scene nur
dann anfangen, wenn der Personenwechsel dem Gange der
*1) Gegen die neuerdings von Ohmichen zweifelnd aufgenomniene
Behauptung (Handbuch d. ciass. Alterturnswiss. V 3, S. 246), es habe
schon vor 133 (der Attalischen Erbschaft'- einen Vorhanq- in Koni uvovli..n,
s. W. Weinberger. Wien. Stud. XIV, 128 f.
*2) Fr. Leo, Plaut. Forsch., S. 13, Anm. 3 fiihrt sie auf die Biihnen-
exemplare, nicht den Dichter selbst zuriick: fDeni Regisseur konnte
daran liegen, die Abschnitte der Handlung regelmafsig zu bezeichnen,
und er mufste darin bestimmte Principien befolgen.'
3) A. Spengel, Scenentitel u. s. w. S. 257 ff. sucht nachzuweisen,
dafs im Archetypus unserer Handschriften des Terenz sowie des Plautus
die Scenenuberschriften keine Narnen, sondern nur die Bezeichmmg der
Rollen enthalten hatten.
4) Dafs mit diesen Buchstaben nicht zugleich auch die Verteilung
der Kollen unter die einzelnen Schauspieler bezeichnet gewesen sein
kann, zeigten (wie schon S. 34 f., Anm. 4 erwahnt wurde Pr. Leo, Sen.
trag. I, 85 f. und Alb. Wilms. Ue personarum notis in cod. Ter. (Hal.
1881). Unrecht hat letzterer darin, dafs er diese Verwendung der
griech. Buchstaben mit dem Cod. A fiir gleichalterig ha.lt (vgl. Kh. Mus.
XXI, 313 f. und Dziatzkos Textausg. Praef. S. XV).
5) Eine Abweichung von der Regel ist fvir den Cod. ,1 /.. B. zu
V. 441 zu verzeichnen, wo er keinen Scenenanfang hat.
48 I. ALLGEMEINE EINLEITUNG.
Handlung eine wesentliche Wendung giebt; diese Hand-
schriften haben also keinen Scenenanfang bei V. 795, 884.
Das erstere Princip scheint alter zu sein1). Zu bemerken ist
endlich noch, dafs bei Terenz der Anfang einer neuen Scene
auch in die Mitte eines neuen Verses2) fallen kann (V. 795;
And. 580; Haut. 954; Eun. 1049; Hec. 767; Ad. 81, 635, 958).
6. Zur Prosodie.
Eigentiimlichkeiten, durch welche die Prosodie des
Terenz von den Regeln der spateren klassischen Schriftsteller
abweicht, sind bei weitem weniger zu verzeichnen als fiir den
wenig alteren Plautus. Indem die Besprechung der meisten
Einzelnheiten fur die Anmerkungen aufbewahrt werden soll,
sind im folgenden vor allem die ofter oder regehnafsig sich
wiederholenden Erscheinungen zusammengefafst.
A. Vokale.
In den Endsilben von Wortern des alteren Lateins giebt
es eine Reihe von Natur langer Vokale mit oder ohne fol-
genden Konsonanten, welche in der Folgezeit verkiirzt wurden.
Die urspriingliche Lange hat sich bei Terenz noch sicher er-
halten in -H der 3. Pers. Sing. Ind. Perf. Act., z. B. Phor. 9 '):
ferner wie in dem Ausgange des Perfect Coniunctivs gesserlmus
V. 772, norimus Ad. 271, so auch in augeat Ad. 25. Uber
fleri (am iamb. Versende) vgl. zu V. 593. Unter dem Ein
flusse der Hebung hat sich wohl in obstupefecit V. 284 die
Naturlange erhalten (s. die Bemerkung zu diesem V.).
Ein bemerkenswertes Beispiel der Kiirzung der grieehi-
schen Lange vor Vokal (iwcalis ante uocalem corripUur) bietet
das bei den Scenikern regelniafsige platea (nkatsla) V. 215
1) Nicht beistiminen kann man Ritschl, welcher Opusc. phil.
II, 367 (vgl. Trin.2 Praef. S. LVIII f.) mir beim Auftreten von Personen
eine neue Scene ansetzt, nicht aber beim Abtreten solcher. Dabei wird
namlich der durch die Sceneniiberschriften gerade beabsichtigte Zweck
nicht erreicht. — Nach A. Spengel a. 0. S. 272 ff. war der Wechsel
des Versmafses, beziehungsweise der musikalischen Begleitung von ent-
scheidender Bedeutung fur die Sceneneinteilung sogar in Fiillen, wo ein
Wechsel der Personen nicht stattfand. Ahnliches nimmt fur Plautus
an B. Bayer, De Pluxti fulntl. recemione Ambr. et Pulut. < Hrcslau iss"' .
S. 109 ff.
2) Vgl. B. Born, De diuerbii apud Ter. uersibus (Magdeburg 1868), S. 6.
3) Im V. 776 kann wegen der Ciisur nach dem 4. Fufse des iamb.
Septenars, zugleich wegen des Sinnesabschnittes Doppelzeitigkeit der
letzten Silbe von censuit angenommen werden. Vgl. iiber -It auch Fleck-
eisen, N. Jahrb. 1851, S. 20 ff.; 1871, S. 809 f.; A. Klette, Exercitat. Ter.
(Bonn 1855), S. S ff.; C. F. W. Miiller, Plaut, Prosod., S. 71 ff
I. ALLGEMEINE EFNLEITUXG. 49
und balineae (ficcXavsZov) V. 339; woraus das spatere balneae
entstand1).
B. Konsonanten.
a, Das altere Latein hatte von Anfang an keine Kon-
sonantenverdopplung. Erst Ennius hat durch deren Ein-
fiihrang in der Schrift der schwankenden Verwendung solcher
Silben in der Dichtung ein Ende gesetzt, wenn auch natiirlich
sein Grrundsatz nicht sogleich allgemeine und unbedingte Giiltig-
keit erlangte2). Terenz steht bereits unter dem Einflufs der En-
nianischen Neuerung, verwendet aber doch, wie es seheint, die
erste Silbe des vielgebrauchten ille in der Senkung kurz3);
meist im metrisch freieren ersten Fufse iambischer Verse4),
*1) Vgl. Fr. Biicheler, Rh. Mus. XLI, 311 ff.
2) Vgl. "W. Brambach, Die Neugest. der lat. Orthogr. (Leipzig
1868), S. 13, 18; Lucil. ed. L. Miiller, S. 251 f. und L. MiUler, Q. Ennius,
S. 236.
*3) Fr. Skutsch, Forschungen I, 97 ff. erklart bes. wegen des Feh-
lens von ille vor Vokal die Zweirnorigkeit der Formen durch Synkope
der letzten Silbe (wie bei nempe, inde, unde, proinde, deinde); bei An-
nahme der Aussprache von il le . il la) als Femin. vor Konson. \ill(i)c,
ill{u)d vor Vokalen finden sich nicht bei Ter.] liest er z. B. V. 109 II
qut Ulam amabat und Eun. 343 _Z7 (f. illa) sese interea commodum huc
aduorterat. Gegen Birts Einwendungen (Rh. Mus. LI, 240 ff.) vgl. Skutsch
daselbst S. 478 ff. Gerade weil ich mit Skutsch im Iambenkiirzungs-
gesetz nicht eine blofs metriscbe, sondern eine teilweise in der wirk-
lichen volkstumlichen Aussprache begriindete Erscheinung erblicke, trage
ich Bedenken, z. B. im V. 109 die durch die Freiheit des 1. Fufses nahe-
gelegte Aussprache des nicht betonten ille von der von tllam, die er da-
selbst ansetzt, zu trennen. Gegen die Annahme von mehr geschlecht-
losen Formen in der altrom. Volkssprache als in der klassischen scheint
mir die Thatsache zu sprechen, dafs die adjekt. Pronomina, deren spa-
terer Gen. und Dat. regelmafsig -ius, -i zeigt, im iilteren Latein die Fem.-
Form auf -ae aufweisen (z. B. V. 928, Haut. 271 alterae; vgl. Eun. 1004
solae). Ich verweise ferner auf die Formen eilum, ellam, die sich bei
der hergebrachten Ansicht leichter erklaren, ferner die nicht blofs ortho-
graphischen Schwankungen: olie (ille) — olim, mille — milia, uilia — uili-
cus, Pollio — Polio, auch nach Kiirzen wie olorom (CIL. I 195, 10), tabelai
(CIL. I 196, 30), tabelarios (CIL. I, 551) neben tabellae, tabellarius, uolo
— uelie und die handschriftlich und inschriftlich bezeugten Formen
ueilit, uellint neben uelet, ueient (CIL. I 196, 4, 7, 11, 20 f.; VII, 80),
reliquiae neben relliquiae (CIL. I 1051) u. a. m. Die Zeugnisse des Pli-
nius bei Prisc, I, 38 (Gr. Lat, II 29, 8) und Consentius (V 394, 22 ff.)
fur die diinne Aussprache des zwischen zwei Vokalen stehenden 11 (z. B.
in ille, Metellus) behandeln E. Seelmann, Die Aussprache des Latein (Heil-
bronn 1885), S. 324, 326 und Osthoff, Transact. of the Amer. Phil, Assoc.
XXIV, 50 ff. ; vgl. auch Biicheler, Carm. epigr. 130, 470. Zu denselben
Erscheinungen gehort des Lucilius (V. 1181b Lachm.): ore corupto. —
tJber tUh(S s. S. 61, Anm. 2.
4) So bes. V. 109 Iile qui illam (V. 43 s. S. 52), ferner Hec. 120, Ad. 72,
395, 476; illa Eun. 343; vgl. Andria2 v. Spengel, Einl. S. XXVI;
S. Brandt, De uaria genetiui singularis pronominum forma ac
mensura (Lipsiae 1877), S. 9 f. und Dziatzkos Ausgabe der Ad. zu V. 72. —
Terentius, Phormio, y. Auflage. 4
50 I. ALLGEMEINE EINLEITUNG.
sehr selten in deren Mitte (s. Ad. 213 und den 'Krit. Anli.' zu
V. 266); auch die Kiirzung von immo, welches sieh gleichfalls im
1. Fufse iambischer Verse oder gleichwertiger Versreihen findet1),
diirfte so zu erklaren sein.
b. Da in der Aussprache des gewohnlichen Lebens Kon-
sonanten fliissiger Natur, besonders m und s am Ende von Wor-
tern schwach horbar waren (die Inschriften. beweisen das deut-
lich) und die latein. Komodiendichter ihr sprachliches Material
zunachst dem Munde des Volkes entnehmen mufsten, so er-
klart es sich leicht, dafs diese Endkonsonanten von der Proso-
die unter Umstanden unberiicksichtigt bleiben konnten. Dafs
m vor jedem folgenden Vokal und h verstummte2), hat die
Dichtung seit Eunius beibehalten (vgl. zu V. 290). Unbe-
standig war auch (bis Catull) auslautendes s nach kurzen
Vokalen3); es konnte vor Konsonanten in der Senkung (ganz
sicher im letzten Fufse) oder in der unbetonten Silbe einer
aufgelosten Hebung seine Geltung verlieren, z. B. V. 943 se-
puUus sum\, Ad. 839 tempus fert\, Hec. 730 sdtius stt\; (in
der Hebung) V. 10 mdgis stetisse. Fiir die Schwache des
schliefsenden -s spricht ferner die Seltenheit der Positions-
lange von auslautendem -*s und -us bei den Scenikern in
Wortern wie satis, magis, potis, prius u. a. Vor es und est
erfolgt oft Abstofsung des -s (jm kurzvokalischen Auslaute)
und Synalophe (Verschmelzung) der Vokale, so opust V. 75,
100, 1003; tempust Hec. 597; leuiust Hec, 568, rectiust Ad. 920;
trisfi's Eun. 273. Sonst vermeidet es Terenz, den Auslaut
-is von Adjektiven mit es oder est zu verschmelzen, z. B. potis
est V. 379 u. &., p. es Haut. 321; wilis est V. 55S; similis es
Eun. 496; tristis est Haut, 620 (vgl. satis est V. 724 4).
Zweifelhafter ist die Kiirzung der 1. Silbe vou ille bei Terenz, wenn
diese den Versaccent hat (vgl. C. Conradt, Metr. Cornp., S. 148), doch
durch das Vorkommen im Anfang des Verses oder eines Kolons (Eun.
618) vielleicht entschuldigt.
*1) Vgl. im ersten Fufse immo uero V. 036, Hec. 726, 877 (s
Podiaskis Programm, S. 5 f.); Immo <]i«><l Hec. -4.-J7 (dagegen nimmt
Skutsch andere Lesung oder Verderbnis dieser Stellen an). In der
Hebung aber ist sowohl And. 854 als im Versinnern V. 1047 immo uero
betont. S. den fKritischen Anhang' zu V. 936.
2 Vgl. G. Grober, Commentat. Woelfflmianae , S. 173 f.; Leo a. O.
S. -J-.".i f., 253 ff.
*3) Uber multhnodis (V. 465 und sonst) vgl. S. 55, 5.
*4) Er setzt daher auch nicht selten es oder est vor das Adjektiv:
V. 57 es tristis; V. 501 est similis (Ad. 411); Eun. 304 quid tu es Wistis?
quidue es alacris? Lange Auslautssilben wachsen nicht mit es und esi
zusammen: V. 454 suos quoique mos est (est gcstrichen von A*)j Haut,
i»73 qune istast prauitast (A verschrieben statt pr<<nil<is , Fiir die ganze
Frage ist Leo a. 0. zu vergleichen. Nach Skutsch sind Leos Dar-
legungen fiir Plautus nur bei den Dentalstammen zutreffend. S. auch
I. ALLGEMELXE EINLEITUNG. 51
C. Einflufs des Wort-, Vers- und Satzaccentes.
1. Das sogen. Iainbenkiirzungsgesetz. Die wichtigste
und weitgreifendste Eigentiinilichkeit der scenischen Vers-
naessung ist die Moglichkeit des pyrrhichischen Gebrauchs
einer ianibischen Silbenfolge, wenn der zu verkurzenden
Silbe der Versietus unmittelbar nachfolgt oder vorausgeht1).
Im ersteren Falle bilden die beiden Silben zusammen die Sen-
kung, im letzteren die Hebung eines Versfufses: es kann also
a) entweder _ _ _ zu _.__: V. 113 enim se zu emm se oder
_.___- zu _■_•_•_■: V. 730 qms Tric Voqmtur zu qms Iriic loqmt., und
b) __ zu _._. werden: V. 59 obl zu abi. Zunachst vrird bei iamb.
Wortern schon der auf der 1. Silbe ruhende (im Latein stark
exspiratorische) Wortaccent dazu beigetragen haben, die Quan-
titat der 2. Silbe zu schwachen. Bei einzelnen vielgebrauchten
und oft enklitisch verwendeten Wortchen, wie nriJri2')^ tibi,
sibi, ibi, ubi, nisi, quasi, ego, modo, war die Quantitat der End-
silbe besonders abgenutzt und gesclrwacht. Diese erscheinen
deshalb in der Mitte iamb. und troch. Verse verhaltnisniafsig
sehr selten (und natiirlich unter dem Versaccent) mit iambischer
Messung und konnen zum Teil auch bei den Dichtern der spa-
teren Zeit, welchen sonst die behandelte Freiheit in ihrem
ganzen Umfang frenid ist, doch pyrrhichisch gemessen werden.
L. Havet, L'S latin caduc (Etudes romanes d_diees a Gaston Paris, 1891\
S. 302 ff. und M. W. Lindsay, Journal of PhiJ. XX, 143.
1) C. F. W. Miiller, Plaut, Prosodie (1869), S. 81—403 hat zuerst
die verschiedenen, hier in Betracht komnienden prosodischen Erschei-
nungen des Versbaues der altlateinischen Sceniker unter obigem Gesichts-
punkt erklart und zusammengefafst, nachdem man vorher einzelnes be-
reits richtig beobachtet, fiir anderes andere Erklarungsversuche aufgestellt
hatte. Fr. Skutsch giebt dem Iambenkiirzungsgesetz (in Vollmollers
Jahresber. f. rom. Phil. I, 33 f.) diese Fassung: fEine iambische Silben-
folge, die den Ton (Wort- oder Versaccent) auf der Kiirze trag-t oder
der die tontragende Silbe unmittelbar folgt, wird pyrrhichisch'. — Fiir
die Terenzischen Komodien ist das gesamte Material von A. Spengel in
der Einleitung zu seiner Ausgabe der Andria2 (1888), S. XXVI ff. nach den
von Muller gewonnenen Gesichtspunkten zusammengestellt. Fiir Plautus
hat die Frage eigens behandelt H. Leppermann, De correptione uoca-
bulorum iambicorum, quae apud Plautum in senar. atque septen. iamb. et
troch. inucnitur (Miinster 1890), fiir Terenz A. Bomer, _9e correptione
uocabulorum natura iambic. Terentiana (Miinster 1891). Danach findet
sich diese Erscheinung zumeist bei vokalisch, am seltensten bei diph-
thongisch oder auf -s auslautenden Wortern. Die im allgemeinen rich-
tige Beobachtung R. Klotz' (a. 0. S. 56), dafs die Kiirzung iambi-
scher Worter in den inneren Senkungen iamb. und troch. Verse (d. h.
den ungeraden bei diesen, den geraden bei jenen) gemieden worden
ist, trifft nicht in dem Grade zu, als. Klotz meinte, und ist jedenfalls
an und fiir sich unzureichend, um Anderungen der Uberlieferung zu
rechtfertigen.
2) Dafiir lafst sich freilich nach Bediirfnis mi einsetzen.
4*
52 I. ALLGEMEINE EINLEITUNG.
Vor allem aber wirkte der Versaccent der nachfolgenden oder
vorausgehenden Silbe auf jene Kiirzung ein. Die ianibische
Silbenfolge, welche pyrrhichisch wird, kann bestehen:
a) aus eineni zweisilbigen iambischen Worte: 1) mit
dem Versaccent auf der nachstfolgenden Silbe (z. B. 201 Dafi
mi in; 352 Negcit Phdnium; 411 homo suduis, aber V. 123
homo confidens)^ 2) mit dem Versaccent auf der ersten Silbe
(z. B. V. 16 Is sibi respons.; 342 Frior bibds; 346 Scnex
adest)\
b) aus zwei einsilbigen oder durch Elision einsill>iu;
gewordenen Wortern, von denen das erste kurz ist: 1) wenii
die erste Silbe des folgenden Wortes den Versaccent hat ( z. B.
V. 43 Quod We unc; 150 Et ad pdrt.; 266 Hic %n nox.;
2) wenn das erste der einsilbigen Worter den Versaccent hat
(z. B. V. 209 Quid Mc cont.; 296 sed ul quod; 564 scio
esse exan.).
In allen bezeichneten Fallen macht Positions- oder Natur-
liinge keinen Unterschied in Bezug auf Verkiirzung der Silbe.
c) aus einem kurzen einsilbigen oder durch Elision
einsilbig gewordenen Worte und der Anfangssilbe eines
(zwei-oder) mehrsilbigen vokalisch anlautenden Wortes:
1) wenn die nachstfolgende Silbe den Versaccent hat (z. B.
V. 143 uel occidito; 184 quid illuc; 439 tibi mpingam; 557 tibi
argenti; 707 permpluuium; 776 ut uxorcm; 793 Ego ostenderem);
2) wenn das einsilbige Wort den Versaccent hat (z. B. V. 343
und 800 Quid tstuc; 809 dd vpsam). An solchen Stellen han-
delt es sich fast durchaus1) um die Kiirzung positionslanger,
von Natur kurzer Vokale. Ebensq
d) aus den iambischen Anfangssilben eines mehr-
silbigen Wortes. Eine Verkiirzung der zweiten Silbe findet
sich sowohl 1) wenn die dritte Silbe als auch 2) wcnn die
erste Silbe den Versaccent tragt (z. B. V. 434 Senectutem ; V. 666
SupeJlectile; Haut. 71 uoluptdti; 1025 uoluntate2). Auch in
*1) Haut. 226 ist aber wohl mitA: et igndram (also rnit Kiirzung cler
Naturliinge) zu lesen. Auch ecastor (And. 486 Per ecdstor; Plaut. Most.
273, Truc. 111) wird hierher gehoren; vgl. ecastor Poen. 1175, Cas. 531,
857. Zweifelhafter ist, ob bei hercle Haut. 523 und Hec. 306 (mit hand-
schriftlich uberlieferter Kiirzung der ersten Silbe) Naturlange dieser
Silbe anzunehmen ist (dagegen spricht nach Skutschs Mitteilung das
Oskische, wo es im Genetiv herckleis, nicht hirekleis heifst). Ferner
liest Skutsch Ad. 874 meam autem. Dafs die Kiirzung auch bei ur-
spriinglichen Naturliingen nicht (u. a. mit Leo, Plaut. Forsch., S. 291 f.)
zu leugnen ist, legt F. Skutsch, Satura Viadrina, S. 122 ff. besonders an
Plautinischen Beispielen dar; vgl. auch L. Havet, Cours elcmait. de metri-
que (Paris 1886), § 131.
2) Vgl. Ritschl im Rh. Mus. XXXI, 485. Bei Plautus findet rich
grofsere Freiheit, wie gegen Lindsay (Journ. of Phil. XXI, 198 ff, XXII,
I. ALLGEMEINE EEXLEITUXG. 53
diesen verhaltnismafsig seltenen Fallen handelt es sich beinahe
ausschliefslich um die Kiirzung positionslanger Silben; ferner
ist zu beachten, dafs allemal ein zweisilbiger Stamm den ersten
Teil des langeren Wortes ausmacht. Doch ist, wie die regel-
mafsige Verkiirzung der urspriinglich langen (bei Terenz nur
V. 284 in der Hebung bewahrten) zweiten Silbe der Komposita
von facere (calefdcere, -fieri, stupefacere, patefacere, tepefacere u. a. );
ferner uidelicet, diutius, diuturnus (diuturnior Ov. Met. III, 472),
ubicumque, ubiuis, ibtdem (ibidem And. 777, ibidem Plaut. JBacch.
313, ibidemgue Capt. 874 u. a.) zeigen konnen, die Wirkung des
Gesetzes auch auf einzelne Naturlangen auszudehnen und
daher V. 902 uerebdmini (ahnlich in den Palat. Plaut. Rud. 601
uidebdtur), Merc. 846, Pseud. 1263 amicUia und Amph. 930,
Epid. 405 pudicitia, Men. Prol. 37 Syracusas u. a, kaum zu be-
anstanden1 ).
2. Fiir die pyrrhichisch zu messenden trochaischen
Worter Nenrpe (Phormio) V. 307 und Inde (sumam) 681 kann
die rhythmische Freiheit des ersten Fufses geltend gemacht
werden. Da sich aber nempe vor Vokalen nicht einrnorig ge-
braucht findet, wird dessen erste Silbe auch vor Konsonanten
nicht als verkiirzt, sondern wahrscheinlicher (gleich ac, nec,
1 ff. und Class. Review VI, 342 f.) 0. Seyffert, Bursians Jahresber. LXXX,
264 f. ausfiihrt.
*1) Vgl. Klotz a. 0. S. 88 f., 0. Seyffert in Bursians Jahresber.
LXXX, 2G6 und Skutsch, Forsch. I, 108, Sat. Viadr., S. 122 ff Leo, der
dies in den Plaut. Forsch., S. 292 bestreitet, weist ubrigens auf die ahn-
liche spatere Entwicklung (bei Venantius : commoiterere, jwferebatur, con-
ti6nator,.creatura, sacrdmentum) hin; vgl. aufserdern bei Iuvencus: potl-
retur II, 296, III, 80; bei Claudius Marius Victor Aleth. I, 341 obedire,
I, 382 recepisse u. a, m. Die von Skutsch bei Plautus angenomnienen
weiteren Falle des Iambenkiirzungsgesetzes, dafs die iambische Gruppe
aus Wortschlufs (z. B. Trin. 1156 Filtdm meam, Mil. 1088 dicito) oder
aus Wortschlufs und "Wortanfang (Poen. 265 inter istds, Aul. 721 pessume
omdtus) besteht, fehlen, soweit ich sehe, fast ganz bei Terenz; dieser ver-
wendet namlich keine Anapasten, in denen (abgesehen vom 1. und
5. Fufse der iambisch-troch. Langverse) solche Beispiele nur vorkommen
kOnnen. Doch liest Skutsch Haut. 237 Pergin istuc; Hec 281 bietet die
Uberlieferung von A1: Nemhii plura, was Skutsch fur sicher halt, und
Hec, 867 kann mit ihm Omnia omnes gelesen werden. Die anderen Bei-
spiele auffalligen Gebrauches von omnis finden durch die Freiheit des
ersten Fufses ihre Erklarung, so Hec. 380 und Ad. 971 Omnibus (mit folgen-
dem nobis und gratiam) durch das Verstummen des auslautenden s.
Zu den obigen Fallen zieht Skutsch noch nescio, das als selbstlindiges
Zeitwort kretische Messung (_ w _ , z. B. V. 775) hat und nur im ersten
Fufs bei Terenz daktylisch (nescio) gebraucht sein kann, da es ;m
anderen Versstellen eine unerlaubte (zweisilbige) Senkung hervorriefe.
Jedoch mit quis, quid, quod u. a. verbunden (in der Bedeutung eines
Pron. indef.) zeigt es stets Kiirze des o (nesciof/uud . w_w oder _^w^,
so V. 193) und macht dann der Worteinheit halber keine unrichtige
Senkuns:.
54 I. ALLGEMEINE EINLEITUNG.
neu, seu) als in nem oder (vor Liquiden, s und t) in nemp
(Ad. 742) sjnkopiert anzusehen sein1). Nach proin, dein,
exin lafst sich auch bei inde an die gelegentliche Aussprache
gleieh in (mit niehr minder nachklingendem Dental) denken2).
Doch ist diese der familiaren Sprache eigenttimliche Erschei-
nung bei Terenz gegeniiber Plautus sehr selten.
3. Auf die Wirkung des Wortaccentes wird ferner die
haufige, selbst bei Dichtern der klassischen Zeit vorkommende
Verkiirzung der vorletzten Silbe im Perfectum Ind. Act.
3. Pers. Plur. (z. B. Eun. 20 emeruni) zuruckgefuhrt3); denn
die Volksaussprache hat unter Umstanden ohne Riicksicht
auf die Quantitat der vorletzten Silbe die Betonung der Stamm-
silbe in Flexion und Ableitung beibehalten konnen. Doch
scheinen von altersher -erunt und -Irunt nebeneinander be-
standen zu haben (vgl. pisaurens. dedrot — dederunt* ).
4. Bei viersilbigen Wortern, die mit 3 Kiirzen be-
ginnen (^w^w Proceleusmatikern und sog. vierten Paonen),
steht in allen Metren (aufser dem anapastisehen) der Vers-
accent in der Regel auf der ersten und letzten Silbe: fdcilius,
■miilierem, sequimini, vgl. V. 37 relicuom, 47 pepererit, 97 beniuolus,
(Ausnahmen sind selten: z. B. V. 69 supcrerat, 816 operuit5).
Man schliefst daraus auf die Urspriinglichkeit dieser Betonung,
die sich in der Umgangssprache noch zur Zeit der Sceniker
erhalten hatte. — Viersilbige Worter mit langer Anfangssilbe
und kurzen Mittelsilben (./ ww^ erste Paone und Choriamben)
haben den Versaccent entweder auf der ersten oder zweiten
Silbe; z. B. V. 8 subuenidt, aber (wie in der gewohnlichen Aus-
sprache) V. 38 conficerem, 45 abripict, 53 couurniet, 81 Con-
tinuo6). — Tribrachysche Worter nehmen nie, dakty-
*1) 0. Seyffert, Berl. phil. Wochenschr. 1888, Sp. 700 hatte bemerkt,
dafs nempe nirgends bei den scenischen Dichtern einen ganzen Fufs
fiillt. Lie Synkope begriindete ausfiihrlich F. Skutsch, Forsch. I, 30 ff.
Das in den Palatinen Trin. 328 (gegen den Ambros.) und im Vetus
Trin. 966 (gegen CD und das Metrum) uberlieferte nepe erklart er S. 29
iibei-zeugend als Schreibfehler. Kempe, hide u. s. w. sucht Birt, Rh. Mus.
LI, 240 ff. zu vertheidigen ; vgl. dagegen Skutsch ebenda S. 478 ff.
*2) Fiir zweimoriges und(e) erscheint kein Beispiel bei Terenz.
3) Nur am Ende der Verse oder Halbverse (vor der Casur) kommt
diese Verkiirzung bei den Scenikern vor; ausgenommen ist nur der
nicht von Plautus stammende Vers 21 des Poenulusprologes. Vgl. Brix
zu Plaut. Mil. gl.2 62.
*4) Brugmann, Grundriss der vergleichenden Gramm. (Strafsbnrg
1890), I, 1329.
*5) Keine Ausnahme bildet das fiinfsilbige in itinere V. 566; denn
Priiposition und Substantiv gelten als ein Wort.
*6) Vgl. P. Langen, De gramm. Latm. praecept., ijnae ad aecent. spec-
tant (Bonn 1857), S. 17 ff., Phil. XXXI. luii ff.. XLVl. 412: M. W. Lindsav,
^Volfflins Archiv f. lat, Lex. VII, 596 f., Philol. LI, 364 ff. und dazu
O. Seyffert in Bursians Jahresber. LXXX, 271 f.
I. ALLGEMEIXE EINLEITUNG. 55
lisclie nur selten ( im Yerseingang und nach der Diarese)
den Accent auf die ATittelsilbe: vgl. V. 2 hominem, 10 dpera
und V. 2 trdnsdere, 51 desine, 62 obuidm i dagegen im 1. Fufse:
Eun. 348 Desine). In Wortverbindungen zeigt sich ferner
yielfach eine weitgehende Uberemstimniung von Wort- i besser
S a t z -) und Ve r s accent l • .
5. Durch Tonanschlufs und Zusammenwachsen erleiden
Verkiirzung (wie hodie. sine): tuquidem (tequidem, mequidem,
miquidem neben deni zweifach betonten, rednerisch gedehnten
iu (te, me, mihi) quidem, ferner siquidem (Hec. 560), quod-,
idquidem (V. 578, 850), quandoquidem (V. 405, vgl. Eun. 374,
Hee. 492, Ad. 640 im ersten Fufse mit der Betonung quandbq.;
And. 487, 608, Haut. 1064, Ad. 956 innerhalb des Verses
qudndpq. betont), gelegentlich numquid (V. 563). siquis (nach
der Uberlieferung And. 258), siquid, ecquis (neben ecquis2).
— Uber nescioquis u. a. vgl. S. 53, Anm. I3). — Der Ton-
anschlufs kann auch den Laut- und Quantitatsverlust in mulr
ttmodis (V. 465, Hec. 280, Haut. 320, And. 939) herbeigefuhrt
haben4).
*1) Den Widerstreit z-n-iscben Wort- uncl Versaccent sucht M. W.
Lindsay (Classic. Review V, 373 ff., 402 ff. und Journal of Philol. XX.
135 ff.) fur eine Anzahl von Fallen zu beseitigen, indem er als enklitisch
erklart: 1) alle ein- und zweisilbigen Forrnen des uerb. subst., daber
is erit V. 27. istuc est V. 156, res sit V. 171, ingenio sumus V. 172 regel-
recht betont sind; — 2) das unbetonte pron. possess., wie uxorem
vieam V. 71'J: — 3) das unbetonte pron. person., z.B. senserit te V. 205;
gewohnl. miserum me (ocler me miserum; Y. 749 miseram me einzige
Ausnabme, aber rnit Elision von me); uae misero (-ae) mihi And. 302,
743 u. sonst; — 4) Zeitworter, die zusammen mit einem Accus.
einen Begriff bilden, z. B. operdm do davo . fidem da, factnm uolo
V. 787, missdm face; — 5) Hauptworter von untergeordneter Be-
deutung, so res. modus, z. B. maldm rem V. 930, nouo modo ei V. '.»72; —
6) andere unter einem Accent zusammengefafste Wortverbindungen,
so Prapositionen mit ihrem Casus und Falle wie annos decem. — Nach
demselben haben Prapositionen vor einsilbigen Pronomina regel-
mafsig den Accent: V. 23 de se, 28 per quem, 36 dd me , 37 apud me,
167 ex hac u. a. (vgl. aber V. 88 In quo haec, 271 Ex qud im 1. Fufse,
V. 13'J in me omnis, 184 ad hdnc rem u. a.).
*2) Vgl. Bticheler, Wolfflina Archiv III, 145 f., der von dem Lucilius-
verse XIV, 393 (L., 20 M.): quod uiscus dederds tuquidem, hoc est: uiscera
largi ausgeht; Seyffert, Bursians Jabresber. LXIII. 57 ff., Skutsch, Forsch.
I, 9 und uber die Verbindungen mit quidem A. Lucbs, Commentat. prosod.
I/II (Erlangen 1883/4). Die lautphysiologische Erkliirung der Erschei-
nung geben Wackernagel, Beitrage zur Lehre vom griech. Accent (Rek-
toratsprogr. Basel 1893), S. 22 f. und F. Solmsen, Studien zur lat. Laut-
geschichte (Strafsburg 1894), S. 99 f.
*3) Vgl. A. Luchs, Herm. VI, 261 ff. Blofses Aneinandertreten des
ne an scio nimmt L. Havet an, Cours eiem. de metr. § 127.
*4) S. Cic. Orat. 153: Sine uocalibus saepe breuitatis causa contra-
hebant, ut ita dicerent: multimodis et uasargenteis et palmicrini-
bus (passicrinibns Lambin) et tectifractis; s. dazu Bucheler-Wind.3
56 I. ALLGEMEDNE EDNLEITCXG.
6. Ahnlich werden haufig einsilbige auf einen langen
Vokal oder ein /// ausgehende Worter1) vor folgendeni Vokal
oder k nicht elidiert2), sondern treten niit cler folgenden An-
fangssilbe unter einen Versiktus und erleiden (nach deni
Satze: uocalis ante uocalem corripitur) Verkiirzung: V. 27
qut aget, 419 ne agas, 982 dum ego, 501 .qudm uterque und
vielleicht V. 808 qudm ego; ferner vermutlich auch in der
Senkung (des ersten Fufses): V. 191 Quam kic, Haut. 540
Idm kuic (Caecil. 40 Nam kicz).
D. Synizesis und Hiatus.
Zwei inmitten eines Wortes zusammentreffende Vokale,
welche nicht einen Diphthong bilden, bleiben wie beim ge-
wohnlichen Sprechen der Regel nach auch irn Verse getrennt,
so stets bei den alten Dramatikern gratiis (V. 500, Ad. 744).
Verschmelzung (Synizesis) tritt dagegen ein in einzelnen
sehr haufig gebrauchten Wortern, wie ain (= aisne), aibam
u. s. w.; in denen ai zum Diphthongen wird4). Man nimmt
sie vielfach in den verschiedenen Formen von deus, meus, is,
idcm, ire (im Simplex), fuisse, tuus, suus, duoh), ferner bei quoi
und kuic, aber oft ohne zwingenden Grund an; in der Mehr-
zahl der Falle wird die Kiirzung der Endsilbe eines iam-
bischen Wortes vorzuziehen sein6). — Bei Wortern, von wel-
a, O. § 334 und Leo a. 0. S. 298 f. Skutsch balt multimodis fiir ein
kiinstliches Kouipositum (wie bustfrapus u. dgl.).
1) Daraus wirdrnitRecht aufLlinge der irn Hiatus stehenden Vokale
geschlossen (vgl. Lachmann zu Lucrez, S. 130 f.).
2) G. Grober, Comment. WoelffUn,, S. 173 weist darauf hin, dafs
auslautendes -m nach betontem Vokal (rem , spem) sich in die romani-
scben Sprachen gerettet hat {rien).
3) Vgl. die zahlreichen Plaut, Beispiele bei C. F. W. Miiller, Plaut.
Pros., S. 742 ff., der dieselben andert. Anders u. a. A. Luchs (Studem.
Stud. I, 22 f.) und Leo, Plaut. Forsch., S. 30C f. Ahnliche Fiille bei den
daktylischen Dichtern, z. B. Lucil. I, 19 (L., 32 M.) canes quum humo,
Lucrez II, 681 sunt cum odore, III, 394 et quatn ~tn (vgl. Munro zu Lucr.
II, 404 contrd quae dmdra), auch bei Catull und den augusteischen
Dichtern: Verg. Buc. VIII, 107 qui amdnt, Hor. Serm. H 2, 28 num
adest. Mit Hiat zu sprechen galt zu Ciceros Zeit (Or. 150) als rusticum.
*4) Dagegen liegt in ant(e)hac (z. B. in V. 4) einfacbe Elision vor
(vgl. animaduertere, nullus); wie proinde iin V. 668 zweisilbig) behandelt
wurde, ist nicht ebenso sicher; vgl. auch zu V. 614. Wenn der lange
Endvokal des ersten Teiles eines Compositums den Versiktus hatte, so
konnte er (nach der oben unter 6 aufgestellten Regel) verkiirzt werden,
aber erhalten bleiben, z. B. V. 346 coitiost, 425 prohibebo; vgl. Spengel,
Einl. zur And.2, S. XXXII.
5) Ritschl, Proleg. in Trin. Cap. XH.
6) C. F. W. Muller a, 0. S. 456 if. sucht die Erscheinung im ganzen
durch Annahme von Verkiirzung je der zweiten Silbe zu erklaren. z. T.
I. ALLGEMELNE EMLEITUNG. 57
chen die Spraehe neben der yollen auch eine kontrahierte
Form hat, wie mi neben mihi, nil neben nikil, prendo neben
prehendo u. s. w., bieten die Terenzhandschriften fast aus-
nahnislos die gedehnte Form, auch da, wo das Metrum die
kurze Form verlangt.
Hiatus beim Zusammentreffen zweier Yokale am Ende
und Anfang verschiedener Worter findet sich, abgesehen von
dem bei Terenz hochst seltenen in der Casur (Diarese) iambi-
scher Septenare (und Octonare), von welcher bereits S. 40 f. die
Rede war, sowie von den in Abschnitt C, 6 besprochenen
Fallen, bei Terenz innerhalb der Yerse nur: 1) nach Inter-
jektionen (Y. 411, 754, 803) unter Yerkurzung derselben, wenn
sie von Natur lang sind und in die Senkung fallen; 2) bei
Personenwechsel vor interjektionsartigem Worte und zumeist
in Yerbindung mit einer Casur (vgl. zu Y. 146; ferner 542, 963).
7. Zur Orthographie und Sprache.
I. Bestimmte Reihen von Wortern, bez. Silben, stehen bei
Terenz noch zum Teil auf einer fruheren Stufe der Yokal-
entwicklung als in klassischer Zeit. So wird nach u regel-
mafsig o gesetzt, wo die spatere Zeit u vorzieht; z. B. seruos,
tuos, nouom (Y. 245, 848), uiuont (Y. 749) u. s. w. Dagegen
scheint in ursprunglichem uo (vo), auf das unmittelbar r, s, t
folgt, schon in Terenz' Zeit1) TJbergang zu ue eingetreten zu
auch durch Konjektur zu beseitigen. Skutsch, Sat. Viadr., 135 ff. leugnet
besonders gegen Leo, Plaut. Forsch., 323 die Synizese ganz. Soweit zu
gehen, widerraten die Falle der Totalelision von meo u. dgl. (Plaut. Mil.
262, Stich. 39, 275; vgl. Cas. 543, Trin. 724), welche durch Konjektureu
beseitigt werden nriissten. Eigentivmlieh ist obigen Wortern, dafs dem
nieist langen Vokal ein kurzes u oder e (gleich urspriinglicheni i) vor-
ausgeht. — Fiir einsilbiges rei, spei, zweisilbiges diei u. dgl. bietet
das Altlatein die Nebenform re, spe, die u. s. w. (s. Engelbrecht, Stud.
Terent., S. 15 f.).
*1) Der Wechsel von uo (vo) und ue (ve) ist irn Latein. ganz ge-
wohnlich (vgl. uolo, uelle). Aber bezviglich der obigen Falle berichtet
Quintil. Inst. I 7, 25: Quid dicam uortiees et uorsus ceteraque in eun-
dem modum, quae primus Scipio Africanus in e litteram secundam
uertisse dicitur? Auch sonst lafst sich nachweisen, dafs dies zutritit
(vgl. F. Solmsen, Studien zur latein. Lautgeschichte, Strafsburg 1894).
Dafs sich Terenz dieser Neuerung zuganglich zeigte, ist sehr wahrschein-
lich und wird durch unsere gute Uberlieferung bestatigt. Ubrigens
folgten bekanntlich die Alten in der Rechtschreibung meist nicht so
strengen Grundsiitzen wie wir (vgl. S. 59, Note 4), anderseits ist auch an-
zuerkennen, dafs gerade die formelle Seite des Textes Neuerungen am
leichtesten ausgesetzt war. Wir haben deshalb nur dort. wo die Hand-
schriften und sonstigen Zeugnisse einstimmig oder doch iiberwiegend
fiir die jiingere Schreibung einer Wortform sprachen, dieser Aut-
nahme gewahrt.
58 I. ALLGEMEINE EINLEITUNG.
sein; wir sclireiben deshalb nacli der besten Uberlieferung stets
uetare (V. 417, 709, 8641), uester und uoster (dies bes. in alteren
Formeln wie di uostram fdem Haut. 502, Eun. 790, 924,
And. 716, 744, daher wohl auch Y. 757, 808; oder in Bil-
dungen wie Hec. 216, 240 uostrarum fiir uostrum und bei
Gleichklang Voluntas uostra V. 29, uostram et nostram Hec.
249 2), uertere mit einigen Ableitungen und Kompos. neben
uortere u. s. w.3). — Ebenso steht u neben e in dem Gerundium
und Gerundivurn der III. und IV. Konjugation, doch so, dafs
die Handschriften bei den «'-Stammen fast durchaus den Aus-
gang auf -u bieten, z. B. faciundum V. 207, 250, 785, con-
ueniundi 828, -us 897 (conficienda 831 AD1, capiendus 890 A
Mon.)-, sonst iiberwiegt der auf -e (ausnahmslos dann, wenn
ein vokalisches oder konsonantisches u vorhergeht ) : consu-
lcndi Y. 174, ducendum, -a 423, 693, 700, eludendi 885, uiucn-
dum And. 152. — Fiir spateres i erscheint u namentlich in
lubet (z. B. V. 347, 981), lacruma, lacrumare (V. 92, 522, Ad.
536 u. a.) und in den Superlativen, bes. nach t und s (wohl nicht
mehr nach r und n) ■ z. B. optumus, pcssumus, proxumus, maxu-
mus (aber pulcherrimus, acerrimus, minimus*). Im Genet. Sing.
der ?'o-Stamme erscheint regelrecht ein einfaches (aus ii kon-
trahiertes5) l, vgl. in der Didaskalie Terenti, Claudi, V. 244
*1) Dagegen uotare im Ambros. des Plautus (s. 0. Seyffert im
Index orthogr. zu Studemunds Apographum des Ambr.)
*2) V. 29 hat A3 uestra; V. 224 schreiben wir mit dem M^onac.)
14420 (des XI. Jahrh.; Schlee, Scholia Ter., S. 27) twstra oratio.
*3) Das bei Terenz zu einem Wort gewordene animaduertere er-
scheint immer in dieser Form (V. 467, ©09, And. 156, 767), dagegen
animum aduortunt (Eun. 397, daher vielleicht auch Haut. 656 gegen die
Handschr.), sese aduortere Eun. 343, aduorsus, -um (V. 78, 242, 427;
-usA, -um ?: Hec. 534; -us 8: V. 520; M: V. 822; s Non.: Ad. 27; DXP:
Ad. 676), aduorsor (Hec. 271, Ad. 144; daher wohl auch V. 75), uorso
(Eun. 1085), uorsum (Gleichklang deorsum u. Ad. 575 5), exaduorsum, -0
(Ad. 584, V. 97 A einz. <?, 88 einz. s), uniuorsum (Eun. 224; daher viell. auch
V. 45, Ad. 19), uorsura (V. 780 A1?, uers. A3); di bene uortant (V. 552,
Ad. 728), di uortant bene (Eun. 390, daher wohl auch Hec. 196), res uortat
male (V. 678, Ad. 191), quo me uortam? (Hec. 516, vgl. Haut. 946),
reuortor (Haut. 122, 340, And. 485 gegen And. 740, Haut. 68, Eun. 219.
Ad. 525), anteuorto (Eun. 738, A mit alter Korr.); sonst: bene uertendo
Eun. Prol. 7; ferner erscheinen in unseren Handschr. stets conuertere,
diui ■rtirnlum (Eun. 635), deuerti (V. 312, P reuortar), inuersa uerba,
euersas ceruices (Haut. 372 durch Paronomasie gesichert), aduersariu*
(V. 237, Hec. Prol. n, 22, 72, Ad. Prol. 2) und controuersia (Y. 854,
auch bei Plaut. findet sich aufser der verderbten Stelle Men. 592 nicht
das iibelklingende controuorsia).
*4) Nach l schwankt der Gebrauch, z. B. facillume And. 65, Haut. 998,
aber faciUime Ad. 501 und difficiUimum Eun. 926. Vgl. auch die Zusammen-
stellungen von A. Brock, Quaest. gramtn. capita duo (Dorpat 1897), S. 9 ff.
*5) Vgl. Leo, Plaut. Forsch., S. 311; Stellensammlung der Formen
bei A. Petermann, De genet. substantiuorum m -ius et -ium e.veuntium
forma (Grofsglogau 1863).
I. ALLGEMEIXE EINLEITUNG. 59
fli, 578 consili, Eun. 25 Nacui, Ad. 707 negoti u. a. — uber
defrudare statt defraudare vgl. zu V. 44. — Bei den Wortern
prriclum, saeclum u. a. tritt im alteren Latein meist nicht
die spater gewohnliche Vokalentfaltung (-culum) ein (vgl.
Y. 243, 763).
II. Unter den Konsonanten ist q zu beachten, welches
mit uo verbunden da erscheint, wo die spatere Zeit cu ver-
wendet; also quoius, quoi, quom, quor1) u. s. w. — Einzelne
Worter, so gnatus, gnata als Substantive2), vielleicht auch
gnauiter Eun. 51 haben das anlautende g noch nicht abgeworfen.
— Eine Assimilation der Konsonanten trat am haufigsten
in oft gebrauchten Wortern und in solchen Composita ein, die
als solche kaum mehr gefiihlt wurden, weil ihr Grundwort ab-
gestorben war; auch Kiirze der Stammsilbe begiinstigte die
Assimilation3). Ad wird assimiliert vor c in accedere, accer-
serey accidere, accingere, accipcre, accubare, accumbcre, accurrere4)
und accusare (gegen adeurare, adcrescere), vor p in apparare,
apparere, appellare (gegen adportare, adprobare u. a.; schwan-
kend adponere Haut. 89, apponere Phor. 342), vor r in arri-
pere, arrigere (gegen adridcre) und vor ti (atfincre, attigisse,
aber Ad. 834 adtcntus). — B in ab geht vor s und t in den
Handschriften manchmal in p iiber (so in aps, apsoluo, apsum:
doch iiberwiegen die gewohnlichen Forrnen). — Com (cum)
bleibt vor m und /) regelmafsig unverandert (aber conmonstrarc
Y. 305, Haut. 1027, conmendare Eun. 577, conpersit Y. 44),
wird vor r zu con in conradere (z. B. Y. 40) und zu cor (corri-
gere, corripere, corrumpere), vor l zu con (z. B. conloqui Y. 739).
*1) Unsere Handschriften (vor allem A) haben von diesen alten
Formen nur geringe Spuren erhalten: quom Y. 848 (quo A), And. 944
(in DV) und Ad. 254 (296 falsch A quom fiir quod); quoiquam V. 887 (A).
Vgl. Ph. Bersu, Die Gutturalen und ihre Yerbindung mit v im Lat.,
(Berlin 1885), S. 54 ff.
*2) Dagegen natus als Particip (aber in der Scipionengrabschrift
CLL. I 34, 5 annos gnatus XX; vgl. im Ambros. d. Plaut. Epid. 107, Poen.
300, 902 u. a.); als Subst. gebrauchen gnatus selbst noch Yergil, Horaz
und der Tragiker Seneca.
*3) Doch ist zu berucksichtigen, dafs es sich in der folgenden Dar-
legung um die beste handschriftliche Schreibung handelt. Dafs aber
in der Aussprache die Assimilation gelegentlich weiter vorgeschritten
war, zeigt z. B. das AVortspiel in collo collocare Plaut. Asin. 657 (der
Cod. B: conloc.) und Epid. 360; ferner das mit assus (assum) Poen. 279
(wo die Handschr. adsum bieten).
*4) So im Cod. A viberall, meist bestatigt von allen oder den besten
Call.: V. 862, 983, Eun. 335, Haut. 124, And. 133, Lucil. LX, 330c: atque
accurrere scribas \ clne an c non est guod quaeras atque (eque Skutsch)
labores geht gegen grammatische Dissimilationsversuche in der Schrei-
bung. Sieh zur ganzen Frage J. Dorsch, Assimilation in den Cornpo-iti-
bei Plautus und Terenz (Prager 'philol. Stud., I, 9 ff.) und U. Seyfferta
Inclex orthogr. a. O.
60 I. ALLGEMEINE EINLEITUNG.
— Ex wird vor f assimiliert, nur ccfcrre (so Hec. 565 in A) ist
neben efferre bei Terenz bezeugt. — In bleibt zumeist unver-
andert (z. B. inpendere, inludere, inridere), besonders als in
priuatiuum (inmerito, inparatus, inpudens, inliberaliter, inritus)]
ausgenommen scheinen nur die gewohnlichen Worter imperium,
imperare, impetrare, imperitus, impius und immortalis. — Nec
bleibt auch in neclegere und den verwandten Formen erhalten
(V. 54, 358, 366, 571, 1016). — Ob wird vor c, g, p und f
angeglichen: occtpere, occidere, occupare, ogganire, opperiri, offen-
dere. Vor t steht im Einklange mit der Aussprache1) und den
alteren Inschriften meist die Tenuis p: optigisse, optundere; vor s
erscheint handschriftlich vorwiegend b (so obsecrare2). — Per
wird vor l assimiliert (peUicere), aber nicht in den frisch zu-
sammengesetzten Nomina perliberalis, perlongus. — Re erscheint
in der vollen Form red aufser in reddere, redire noch in redducere
(s. zu V. 86) und reUatum (V. 21 3). — Sub ist in den Hand-
schr. assimiliert vor c, g, p, f, m und r aufser in subcentu-
riatus (V. 230); sie bieten ferner suscensere wie suscipere. —
Trans steht vor d gelegentlich noch in transdcre (V. 2 nach
Don.). — TJber die volkstumliche Form tennitur statt tenditur
s. zu V. 330, betreffs miliens zu V. 487. — Sehr schwanken
die Handschriften bezuglich des auf kurzen Vokal folgenden
d oder t am Ende einiger Pronomina und Partikeln; man schlofs
sich mit der Schreibung it, illut, aliut, aliquit, aput an die
Aussprache an. Umgekehrt uberliefert der Codex A statt
aliquot und quot die Formen aliquod und cpiod; die Ausgabe
folgt der ublichen Orthographie (s. Anhang zu V. 159). —
Aspiration kannte nach den Zeugnissen Ciceros (Orat. 160),
Quintilians (I 5, 20) und der Inschriften das Zeitalter Terenz'
noch nicht4); man schrieb also damals statt des griechischen
&, i, (p einfach t, c, p. Unsere Handschriften zeigen aber
hiervon nur mehr ganz geringfiigige Spuren5), sonst aber die
jiingere Orthographie, ja auch fehlerhafte Aspiration, die schon
zu Catulls Zeit (carm. 84) uncl spater vorkam und in der
*1) Quint. I 7, 7: cum dico ^optinuit', aures magis audiunt p.
*2) V. 112, 197, 319, 473, 486, 553, 740, 742, 754, 803, 944, 990,
996 und nur einmal opsecro V. 209.
*3) Repperire V. 179 und sonst einigemal falsch for reperire.
*4) Ritschl, Opusc. IV, 765 (als Ergebnis der inschriftlichen Belege):
Aspiratio consonantium: nulla ante a. 650.— 660. (etwa 100 v. Chr.), /hi<-
tuans ad a. circiter 700., fere constans ab initio saeculi octaui. Vgl.
W. Brambach, Neugestaltung d. lat. Orth., S. 287 ff.; Fleckeisen, N.
Jahrb. 1869, S. 656 ff. und 1891, S. 658 ff.
*5) So z. B. in A: Moeco f. moecho Eun. 992; in V: Aescinum, -us
Ad. arg. 2, 147, sicopanta (niit iiberschr. h) And. 919, Pania und {Cjtesi-
ponem (beide gleichfalls mit h iiber d. Z.) And. 984, Ad. arg. 3; vgL
Mamnusium And. 930 in s; ora Eun. 341 in A] • orsum Hec. 450 (J.).
I. ALLGEMEINE EIXLEITUNG. 61
Volkssprache sich erhielt (vgl. Stilpho statt Stilpo ZtiIticov
V. 356 und Dorchio irn Cod. A fiir Dorcio Aoqxlco V. 152).
III. In Bezug auf clie Deklination ist zu bemerken, dafs
die Urngangsspraehe, welcher sich die altlatein. Dramatiker in
ihren Stiicken anschlossen, die Latinisierung griechischer Worter,
auch der Eigennamen, verlangt, also z. B. satrapa, lampada}
Clinia (nach der 1. Dekl.), Aeschinus {Ai6%iw\q) , AnUpho -onis
('AvTLcptav (ovrog), ebenso Demipho -onis (Ar^iiocpcbv cbvrog),
doch finden sich bei Ter. seiner Richtung gemafs Ausnahmen,
so aufser Adelphoe, Hauton timorumenon, Epidicazomenon (Prol.
V. 2o) mehrere Formen der Eigennamen auf -es (s. zu V. 63).
— Die Worter der 4. Deklin. haben im Genetiv nur die
Endung -uis oder (metaplastisch) -i (s. Anm. zu V. 154), im
Dativ vielleicht blofs -u1). — Von der Endung -e neben -ei
im Grenetiv und Dativ der 5. Deklin. war schon S. 56 f., Anm. 6
die Rede. — Einzelne Pronomina und Adiectiva, deren Genetiv
regelmafsig die Endung -ius zeigt, scheinen daneben im alteren
Latein die einsilbigen Endungen -l (und -is) gehabt zu haben,
von welchen in den Handschriften freilich nur wenige Reste
erhalten sind (nulli consili And. 608, iUi . . sumptibus Haut.
930) und die daher in unseren Texten fast nur durch die Vers-
messung zur Geltung komrnen2). Bei Terenz findet sich von
solus und alter die Dativendung des Femininums auf -ae (solae
Eun. 1004, alterae V. 028, Haut. 271), zufallig aber kein
Genetiv auf aeh). — Vom Pronomen hic haben der Genetiv
Sing., der Genetiv, Dativ und Ablativ Plur., der Accusativ
Plur. Masc. und Fem. doppelte Formen, mit oder ohne das
hinweisende ce. Von diesen gebraucht Terenz die Formen mit
ce nur vor Vokalen und ]>, die anderen nur vor Konsonanten 1 1.
Der Nominativ Plur. lautet im Masc. neben hi auch hisce
*1) Aber Haut. 630 hat Ax mit leichter Verschreibung ANUTILLI.
welche A3 richtig in ANUIILLI verbessert.
2) Vgl. Bucheler-Windekilde, Lat. Decl.s, § 119 f.; P. Langen, Quaest.
grammat. (1873), S. 5 f. ; O. Ribbeck im Rh. Mus. XXLX, 17; A. Luchs in
Studem. Stud. I, 319 ff, bes. 366 ff. ; Sam. Brandt, De uaria .... genet.
sing. pron. forma ac mensura (Lips. 1877); Engelbrecht, Stud. Terent.,
S. 37, 39, der in dieser Schrift uberhaupt eingehend fast alle Eigentum-
lichkeiten der Sprache des Terenz behandelt; ferner Skutsch, Forsch.
I, 102. Dagegen sucht Leo a. O. S. 290 ff. die gelegentliche Kiirzung
der beiden ersten Silben von illius (der zweiten als uocalis ante uoca-
lem, vgl. Lucil. IV, 145 odio ittius ecferor ira und IX, 319 hoc unius fiet)
wahrscheinlich zu machen.
3) S. Engelbrecht a. 0. S. 37.
4) Vgl. Fr. Schmidt im Herm. VHI, 478 ff. — Auch sonst macbt
es fiir die Wahl verschiedener Wortformen einen Unterschied, ob ein
Vokal oder ein Konsonant darauf folgt; z. B. necesse (vor Vokalen) neben
necessus vor Konsonanten (s. Lachmann zu Lucr. S. 397 und Engelbrecht
a. 0. S. 30 f.).
62 I. ALLGEMEINE EINLEITUNG.
(Eun. 269), im Fem. wahrscheinlich nur haec1). — Neben ipse
steht sehr oft und ohne nachweisbaren Unterschied ipsus (s.
zu V. 1782). — Sehr zweifelhaft ist die bei Nonius auch fiir
Terenz iiberlieferte Nebenform stuc fiir istuc3).
IV. In der Konjugation giebt es zunachst bei Terenz
noch manche Verba, welche statt oder neben der spiiter iiblichen
deponentialen Form die aktive erhalten haben (altercare, conflic-
tare, inpertire, luctare, obsonare). — Die Verba der 4. Konjug.
und aio haben im Singular4) des Imperf. und Fut. Act. (sel-
tener auch des deponentialen Futurs) neben den gewohnlichen
Endungen -iebam, -iam (-iar) u. s. w. (seruiebat V. 83, con-
ueniet 53) die alteren Formen -ibam, -Ibo (nebst -ibor) u. s. w.,
so insanibat V. 642; einzelne Verba (scio, aio, z. B. scibat
V. 529, scibam 582, scibit 765, aibat 480, aibant 572) geben
ihnen besonders den Vorzug. — Der Umgangssprache gehoren
die zahlreichen kiirzeren (synkopierten) Endungen an, welche
in der 2. Person Sing.5) Indic. und (seltener") im Infinitiv Per-
fecti neben den vollen Formen sich finden, wenn dem -isti
oder -isse ein s oder x vorausgeht (z. B. sensti, dixti, iusse,
produxe6)-, ebenso die anderen verkiirzten vom Perfektstamme
gebildeten Formen7). — Im Passiv (Medium) gebraucht Ter. in
der 2. Person Sing. der vom Infinitivstamm gebildeten Zeiten
statt der Endung -ris fast ausschliefslich -res). — Im Infinitiv
1) Anders Fr. Schniidt a. O. S. 485 f.
*2) Vgl. Luchs, Studem. Stud., I, 47; dagegen 0. Brugman a. 0.
S. 25 f. und Engelbrecht a. 0. S. 32 ff.
3) Vgl. C. F. W. Miiller, Nachtrage zu Plaut. Pros. (Berlin 1871\
S. 158 und Engelbrecht a. 0. S. 42, del- bereits richtig benierkt, dafa
die von Nonius angefiLhrten Stellen metrisch auch istuc zulassen. Auch
Haut. 237 verlangt nach Skutsch nicht die abgekiirzte Form, da er
Pergtn tstuc prius (vgl. S. 53, Anm. 1) liest.
4) Nur von aio findet sich auch im Plural aibant bei Terenz.
5) Der Plural erscheint zufallig bei Terenz nicht.
6) Vgl. Engelbrecht a. 0. S. 59 ff. Derselbe hat beobachtet, dafs
in den sechs Stiicken des Terenz mehr synkopierte Formen vorkommen
als in den zwanzig des Plautus.
7) Conradt im Herm. X, 104 ff. und Engelbrecht in den Wien.
Stud. 1884, S. 219 ff.; vgl. Anm. zu V. 13.
*8) Da die Handschriften an 54 Stellen fast ohne Abweichung diese
Fomi bieten, halt sich Engelbrecht, Stud. Ter., S. 81 ff. fiir berechtigt,
Haut. 701 mentiaris (AD*) in mentiare und Hec. 317 Tute Joqueris , me
uetas in T. toquere abzuandern, hier gegen die einstimmige Uberlieferung
und gegen die metrische Vorliebe des Dichters, an dieser Versstelle
eine Lange zu setzen; loqueris scheint aber in diesem V. mit Absicht
gesetzt, um den Gegensatz und den Gedanken klarer auszudriicken. Dazu
ist an der bei Plautus Men. 298, Aul. 152, Bacch. 569, Cas. 203 sicher
viberlieferten Form loqueris bei Terenz, dem Vertreter der stadtromischen
Gesellschaftssprache, welcher wohl nebst Ennius die Erhaltung der
volleren Endung zu danken ist (vgl. Leo, Plaut. Forsch., S. 2G2), kein
Anstofs zu nehmen, zumal da er Doppelformen liebt.
I. ALLGEMEINE ELNLEITUNG. 63
Praes. Pass. kommt neben der Endung -i auch die auf -ier
vor7 welche aber (bis auf Ad. 535) nur am Ende iambisch
ausgehender Verse oder Vershalften (vor der Diarese1) steht. —
Die (iambischen) Formen siem u. s. w. (mit Einschlufs der
Composita) sind bei Terenz gleichfalls am Ende der Verse
und Halbverse (vor der Casur) vorherrschend2).
*1) L. Lange, Sitzungsber. d. Wien. Ak., phil.-hist. Kl. 1860, S. 1 ff.,
Conradt, Herm. X, 104 und Engelbrecht, Stud. Ter., S. 66 f. Den sonst
untadeligen Vers Ad. 535, in welchem die wegen ihres iambischen Aus-
ganges am Versschlufs beliebte Form auf -ier (laudarier) am Versanfang
erscheint, wollen Conradt und Engelbrecht durch die Anderung laudari
und Umstellung den iibrigen angleichen. Man kann u. a. daran er-
innern, dafs Ennius und mit ihm Vergil die alten Formen olle, ollis
fast immer an den Versanfang stellt und bei Pacuv. Trag. 410 (Ribb.3
S. 153) capier potest, Accius Brut. 28 (Ribb.3 S. 329) linquier cursu nouo
sowie bei Plaut. Men. 1006 (in lyr. Partie) deripier innerhalb des Verses
erscheint.
*2) Beziiglich der abweichenden Plautinischen Stellen s. C. F. W.
Miiller, Nachtrage S. 83 f. Die bei Ter. nicht am Versende stehenden
Formen andern Spengel zur Andria V. 234, Conradt a. 0. S. 100 f. und
Engelbrecht a. 0. S. 52 ab. Doch Ad. 83 scheint mir die iiberlieferte
Lesart den bisher vorgebrachten Vermutungen zu trotzen; noch mehr
ist dies bei Hec. 637 Sin est, ut aliter tua siet sententia der Fall, an
dessen natiirlicher leichter Fassung alle bisherigen Besserungsversuche
gescheitert sind. Deshalb darf wohl gefragt werden, ob denn fiir Ter.
wirklich die so haufig angewandte volle Forcn eine veraltete war, die
er sich nur am Versende gestattet haben sollte. Dies mufs verneint
werden, da sie sich nicht nur bei Lucil. V. 330 d, 409 a, 659, 1067 (L.)
findet, sondem selbst zu Ciceros Zeit gebriiuchlich war, worauf Engel-
brecht selbst hinweist (vgl. Orat. 157 siet plenum est, sit imminutum:
licet utare utroque und daselbst: quasi uero nesciamus in hoc genere
et plenum uerbum recte dici et imminutum usitate). Der Grund,
weshalb die Korniker die volle Form so haufig am Versende gebrauchen,
ist m. E. ganz einfach der, weil sie am geeignetsten war, im iambischen
Senar, Octonar und trochaischen Septenar den iambischen (pyrrhichi-
schen) Ausgang zu bilden. Wie nun niemand die hie und da am Vers-
schlusse stehenden metrisch gesicherten, einfachen Formen durch die (bei
Ter. an 9 Stellen handschriftlich gebotenen) volleren ersetzen wird, so
sollten auch die im Versinnern erscheinenden zweisilbigen Formen nicht
gewaltsam hinweggeschafft werden. Was fiir eine Bedeutung der metri-
schen Form eines Wortes fiir dessen Stellung im Verse beizumessen ist
und wie sehr man sich vor der Ubertreibung der im allgemeinen rich-
tigen Beobachtung, dafs die alteren Formen ans Versende geriickt wer-
den, zu hiiten hat, zeigt schlagend die Verwendung der Futurformen von
scio bei Terenz; das gewohnliche scies (-et, -ent) erscheint namlich aus
dem gleichen metrischen Grunde elfmal am Versende und nur einmal
zu Versanfang, dagegen das altere unklassische scibo (-is, -it) sieben-
mal, und zwar nie am Versende. Nur wegen des bequemeren iam-
bischen Versschlusses verwendet Ter. z. B. regelmafsig di uortant bene,
uae misero mihi, aduersarius, animaduertere , anicula, die Formen auf
-auerim, -euerim, -ouerim u. a. am Ende des Senars. Vgl. meine An-
zeige der Schrift Engelbrechts in der Phil. Rundschau (1884, Sp. 682 f.)
und E. Stange, De archaismis Terentianis (Wehlau 1890), der aus den
Inschriften den Xachweis erbringt, dafs zu Terenz' Zeit siem u. s. w.
64 I. ALLGEMEINE EINLEITUNG.
V. Viele alte von Plautus durchwegs oder iiberwiegend
verwendete Formen gebraucht Terenz selten oder ersetzt sie
durch die gewohnlichen. So bedient er sich im Verhaltnis
zu Plautus weniger metaplastischer Bildungen: feruit Ad. 534 *),
subolat Haut. 899 (aber subolet V. 474), intuitur Haut. 403,
poUtur Ad. 871, 876, poteretur V. 469, 830, emoriri Eun. 432
(aber cmori V. 956, Haut. 971, mori Eun. 66, 772); fuat Hec.
610 (fors fuat pol). — Dice und ducc (als Simplex) erscheinen
bei Plautus, nicht bei Ter. — Finctum Eun. 104, nanctus And.
967, Eun. 556, Hec. 681 (nactus V. 81, 168, Hec. 825 u. a.). —
Das bei Plautus regelmafsige tetuli trefien wir blofs And.
808 und 832, hingegen 14 mal tuli samt Ableitungen des Per-
fektstammes. — Die in den Plautinischen Komodien haufigen
Formen des Konj. Fut. (Optat. Aor.) auf -sim (-sis) beschranken
sich in Terenz' Stucken auf die an die Gesetzessprache er-
innernden Stellen And. 760 excessis, V. 742 appellassis und
ausim (Eun. 884, 904); aber faxim (faxis, faxit, faxint,
so V. 554) tritt gleich der Futurform faxo (V. 308, 1028,
1055 u. a.) neunmal formelhaft auf. Am Versende finden
sich endlich bei unserem Dichter die bei Plautus freieren Formen
attigo And. 789 (wahrscheinlich auch Hec. 136), coeperet Ad.
397, der Imperativ face2) V. 397, 674 u. a.; creduas V. 993,
duint und pcrduint V. 123, 519, 713, 976, 1005, Hec. 134
(innerhalb des Verses perdas, -nt, wie schon Spengel zu And.1
666 bemerkt hat); bei diesen ist der iambische (pyrrhich.)
Ausgang hervorzuheben.
VI. Auch sonst ist der sprachlische Unterschied
zwischen Plautus und Terenz sehr erheblich. Was zunachst
die Eigennamen anlangt, so ist bei jenem ein Viertel latei-
nischen Ursprunges, bei diesem nur ein Achtel; Plaut. hat
117 Namen, die bei den anderen Schriftstellern nicht begegnen,
Ter. 53). — Griechische Lehn- und Fremdworter sind bei
unserem Dichter nicht eben spiirlich, sofern sie schon von
seinen Vorgangern, insbesondere von Plautus verwendet worden
und die Infinitive auf -ier keineswegs veraltet waren und eine dichte-
rische Freiheit fiir ihren Gebrauch nicht vorliegt; s. ferner A. Brock a. O.
S. 80 ff.
*1) Vgl. Engelbrecht a. O. S. 43 ff.
* 2) Zu dieser Form bemerkt Skutsch a. 0. S. 57 : 'Face ist irn Yers-
innern einmal in unseren Handschriften (And. 712), einmal im schol.
Bemb. iiberliefert (And. 483), beidemal vor Vokalen, aber am Versende
steht es nicht weniger als neunmal; denn dem altlateinischen Sceniker
gilt lautlich Versende wie Satzende, und am Satzende ist Vokalverlust
durch Apokope ausgeschlossen.'
*3) Vgl. iiber die Substantiva bei Terenz M. S. Slaughter, On the
substantives of Terence (Johns Hopkins Univ. Circulars VI, 77 f., Balti-
more 1877) und The substantives of Terence (Boston 1891).
I. ALLGEMEIXE EINLEITUNG. 65
waren. Von den zuerst bei ihm erscheinenden Wortern: astu
(aCxv), asymbolus (V. 339), citharistria i V. 82, 144), eunuchus, p>sal-
tria,pytissare,risms,satrapa und den Ableitungen: cetarius,comix
sator, debaccliari. parasitaster, phaleratus (V. 500), stomacha/ri war
gewifs ein Teil schon dem Yolksmunde gelaufig, ein anderer in der
uns verloren gegangenen Litteratur vor Terenz belegt. Jeden-
falls zeigt er sich im Neueinfuhren griechischer Worter sehr
vorsichtig und hat namentlich kein einziges griechisch ge-
schriebenes Wort ubernommen1). — ■ Vulgares (Schimpfworter,
derbe oder iibertriebene Ausdriicke u. dgl.) beschrankte Ter.
sehr; zudem ist das meiste durch die Situation und die sprechen-
den Personen (Sklaven, Ammen, Kuppler, s. zu V. 37, 40, 501 u. a.)
gerechtfertigt. Hauptsaehlich sind es die volkstiimlichen per-
sonlichen Substantiva auf -o (wie nebulo z. B. Eun. 269; uerbero
V. 684, 850 2), die Zusammensetzungen mit -fware (vgl. liidi-
ftcari V. 948), die Intensiva und Frequentativa (so adiu-
tare V. 34, 99; ductare 500; fugitare 623, 835; pollicitari 521 3),
die Deminutiva (ratiuncida V. 36; aedicidae 663; ancillula
665, 838; aliquantulum 655; pluscidus 665; paululus 702 u. a.4),
ferner die dem Simplex in der Bedeutung oft ganz nahestehen-
den Composita mit ad-, con-, de- und cx- (z. B. adprime
And. 61, Hec. 247, Eun. 952; adsolere And. 481; complacitam
esse And. 645, Haut. 773; conduplicare V. 516; consimi!i<
Haut. 209 u. a.; defrudare V. 44; derepente Hec. 518 u. a.; exaugere
Haut. 232) und andere der TJmgangssprache entlehnte Worter
(suholet V. 474, Haut. 899, defit V. 162, confit, lactare u. a.),
welche gegeniiber dem Plautinischen Gebrauche sehr im Riick-
gange begriffen sind. Die einschlagigen Bildungen, welche bei
Terenz zuerst begegnen (wie anicula s. Anm. zu V. 985); homuncio
*1) Vgi. meine Terentiana, S. 13 ff. ; colax hatten nach Eun. 25
schon Xaevius und Plautus gebraucht, ephebus ist Plaut. Merc. 40 und 61
sicher (vgl. Caecilius Statius" Komodientitel Synephebi). Yon den bei
Slaughter als zuerst bei Ter. vorkommend angefuhrten prologus, obolus,
riscus, sandalium, psaltria, eunuchus, ciiharistria fallen die zwei ersten
besser vreg (vgl. Plaut. Poen. 270 seorta diobolaria, Bacch. 260 triobulum ;
prologus weist mit seiner Quantitat auf friihe Entlehnung (vgl. zu V. 14
und Pacnv. Trag. 383 R.3 prologium); ebenso war sanddlium damals ein
geliiufiges Wort (Plaut. Trin. 252 sandaligerulae). In allem Wesent-
lichen stimmt mit mir iiberein Gabel-Weise, Wolfflins Arch. Vin. 342.
*2) Vgl. auch Haut. 1033 f. S. R. Fisch, Wolfflins Arch. V, 56 ff.
und fDie latein. Nomina personalia auf -o, -onis'', Berlin 1890.
*3) S. Wolfflin im Arch. IV, 197 ff.
*4) Vgl. besonders G. Ryhiner, De deminutiuis Plautinis Terentia-
nisque (Basil. 1894); danach erscheinen u. a. tantillus und quantillus
16 mal bei Plaut. , einmal (Ad. 563) bei Ter. ; bellus mit Ableitungen
37 mal bei jenem, gleichfalls nur einmal (Ad. 590) bei diesem.
*5) Denn die Plautusstelle bei Serv. zu Georg. III. 4'.>7. an welcher
anicula erscheint, ist wohl nur ein freies Citat yon Most. 218 f.
Terentius, Phormio, 3. Auflage. -"i
66 I. ALLGEMEINE EINLEITUNG.
Eun. 501; hacsitare V. 780; cursitare Eun. 278; pauitare Hec.
321 u. a.), sowie die bei ihru beliebten Composita mit per
(vgl. zu V. 558) hat die spatere Schriftsprache, vor allem
Cicero zumeist bewahrt, wahrend die entsprechenden Plautini-
schen Formen fast durchwegs aufgegeben wurden1). Von den
sonst fiir uns zuerst bei Ter. erscheinenden Wortern, so aclop-
tare'1), adtemperate, aduncus, aequanimitas (Prol. V. 34; Ad. Prol.
24), alicubi, alimenta, awMgere, angustus, arbitrium (arbitratus
us Cato r. r., Plaut.) u. v. a. sind gleichfalls fast alle im
Hochlatein vertreten. "A%a%, siQrj^sva finden sich verhalt-
nismafsig nur wenige, so Babylo (Bafivlcov = Nabob, Ad. 915),
consusurrare (Haut. 473), contortor (V. 374), flabell(uT)um (Eun.
598), integrascit (And. 688), obsaturare (Haut. 869), prae-
monstrator (Haut. 875), prodcambidarc (Ad. 766), pytissare
(Haut. 457), saeuidicus (V. 213), scrcatus (Haut. 373) und
uilluni (Ad. 786 3). Seltene Worter sind besonders: con-
locupletare (Haut. 258), commitigare (Eun. 1028), compotrix (And.
232), conuasare (V. 190), curatura (Eun. 316), gerro (Haut. 1033;
vgl. Plaut. Most. 931, 1049 congerrones), inceptor (Eun. 1035),
iocularius (s. zu V. 134), istorsum (s. V. 741), palmarium (Eun.
930), parasitaster (Ad. 779), perdolet (Eun. 154), perfector (Eun.
1035), praenarrare (Eun. 982 *). — Noch mehr unterscheidet
sich die Sprache des Terenz von der seines Vorgangers hin-
sichtlich der Wortbedeutungen. Besonders zeigt sich bei
ihm eine wesentliche Entwicklung der ubertragenen (meta-
phorischen) Ausdrucksweise5), ein Fortschritt, der ohne
Zweifel nicht ausschliefslich sein personliches Verdienst ist,
sondern zum grofsten Teile schon de"r damaligen Gesellschafts-
sprache eigentumlich war (vgl. stilus bei Plaut. cSchreibgrifFel',
bei Ter. And. Prol. 12 ubertragen: cStil, Schreibart'; s. ferner
zu V. 85, 181, 584 und 721). — Auch in der Wahl der
Phrasen zeigt sich manche Abweichung; so setzt Ter. mit
*1) Nach Slaughter a. O. hat Plaut. 72 Substaut. auf -tes, 23 auf
-tudo, Ter. 50 auf -tas, 9 auf -tudo. Auch in der Wortbildung steht,
■wie dieses Beispiel zeigt, Ter. Cicero naher als Plautus.
*2) Plaut. Truc 859 ist verderbt,
*3) Uber die einschlagigen Bildungen mit per vgl. zu V. 55s.
*4) Vgl. auch denarrare Anni. zu V. 944, deuerberare zu V. 327,
dispudet und distaedet zu V. 1011, expiscari zu V. 382, ogganire zu V. 1030,
protinam zu V. 190, prouisere And. 957 u. s., riscus Eun. 754, silicernium
Ad. 587, sorbilare Ad. 591, subcenturiatus Anm. zu V. 230, submonere
Eun. 570, subseruire And. 735, subtristis And. 447, tardiusculus Haut.
515 (s. zu V. 665), transmouere Eun. 400, uentulus Eun. 595, uincibilis zu
V. 226 u. a.
*5) Vortrefflich behandelt diese Seite der Terenzischen Sprache
P. Langen, fDie Metapher im Lateinischen von Plautus bis Terentius'
(N. Jahrb. 1882, S. 673 ff.).
I. ALLGEMEINE ELNLEITUNG. 67
dem klassischen Sprachgebrauch iibereinstimmend statt des
Plaut. noch ganz gelaufigen insidias dare entweder insidias
facere oder insidiari1), und die bei diesem haufige volkstiim-
liche Verbindung von habeo mit Part. Perf'.2) schrankt unser
Dichter moglichst ein. — Die Allitteration und die Klang-
figuren3) hat er sparsamer, aber oft wirksamer verwendet
(s. zu V. 8, 163, 191, 212 u. a.). — Gliicklich war endlich
Ter. in der Ubersetzung der griechischen Sprichworter,
deren viele in der von ihm gepragten Form zu gefliigelten
wurden 4).
*1) Vgl. Ph. Thiehnann, Das Verbuui dare im Latein (Leipzig
1882), S. 20.
*2) Thielmann, Wolfflins Arch. II, 536.
*3) Vgl. Wolfflin, Uber die allitfcerier. Verbindungen derlat. Sprache,
Miinchen 1881 (aus den Sitzungsber. d. bayer. Akad. d. Wiss. 11. Juni
1881); Der Reini im Lat. (Arch. I, 350 f.); Zur Allitteration und zum
Reime (Arch. III, 443 ft'.; IX, 567 ffi). Nach H. Jordan, Krit. Beitrage zur
Geschiche der lat. Sprache (Berlin 1879), S. 172 hat Plaut. in %, Ter.
in y20 der Verse Allitteration. Vgl. auch L. Buchhold, De paromoeoseos
(allitterationis) apud ueteres Homanorum poetas usu (Lipsiae 1883) und
0. Keller, Gramm. Aufsatze (Leipz. 1895), S. 1 — 72. Nach 0. Raebel, De
usu adnominationis apud Roman. poetas com. (Halle 1882) vermeidet
Ter. die bei Plaut. beliebten Scherze mit Paronomasie.
*4) Trotzdem bei Plaut. die sprichwortlichen Wendungen weit zahl-
reicher sind, sind sie ihm weit weniger gelungen; vgl. A. Otto, Die Sprich-
worter und sprichwortlichen Redensarten der Romer, Leipzig 1890, S. XXII.
II. Besondere Beinerkungen znm Pkorniio.
Das fiinffce Lustspiel, welches Terenz abgefafst hat, ist der
Pho rmio. Aufgefiihrt wurde das Stiick (wenn man von der mifs-
gliickten ersten Auffiihrung der Hecyra absieht) als viertes, und
zwar zuerst an den lndi Bomani des J. 161 v. Chr. Das grie-
chische Original ist der 'ETtidtna^o^svog1) des Apollodorus
von Carystus. Terenz hat entgegen seiner sonstigen Gewohn-
heit und dem Brauch der damaligen Palliatendichter iiberhaupt,
welcher moglichst engen Anschlufs an das jedesmalige griech.
Original verlangte, den Namen des griech. Stiickes nicht bei-
behalten. Der Grund dazu war sicher, dafs er befiirchtete, der
Name; welcher ja fiir Nicht-Griechen einer juristischen Er-
klarung bedurfte, werde von seinem romischen Publikum nicht
verstanden werden2); die Lange des Wortes kann nicht den
1) Sieh Prol. V. 24 ff. Donats Bemerkung zu dieser Stelle: Epi-
dicazomenon quam nocant comoediani] Hic manifeste errat Teren-
tius. Nam haec fabida, quam transtulit, Epidicazomene dicta est a puella,
de qua iudicium est, cum sit alia Epidicazomenos eiusdem Apollodori.
Debuit ergo dicere: Epidicazomenen Graeci, Latini Phormionem
ist offenbar falsch (vgl. Mein., Fragm. com. Gr. I, 464 ff, Kock, Com.
Att. fragm. III, 285 und schon friiher C. L. Struve, Opusc. sel. II, 55 ff,
dann besonders F. V. Fritzsche, De Graee. font. Ter. spec. II. Ind. lect.
aest. Rostoch. 1862, S. 3 f.). ' ETtidi-Act&iv, rgerichtlich zuerkennen', im
Medium fzuerkennen lassen, beanspruchen' (zunlichst fur sich, aber auch
fiir einen andern), wird als technischer Ausdruck in Bezug auf eine Erb-
schaft oder eine verwaiste heiratsfahige Tochter gebraucht, welche nach
athenischem Gesetz der nachste mannliche Anverwandte heiraten oder
zur Heirat mit 500 Drachmen ausstatten niufste. Der Name des griechi-
schen Stiickes bezog sich also auf Phormio, welcher Phanium dem An-
tipho vor Gericht zusprechen liefs (vgl. Isae. Or. X, 5: ccnsXrJGag 7) ccvrbg
civxr]v %%slv ?) rco visi fisra rov h7.i]qov imditiciGaG&ai). Dafs der Parasit
bei Apollodor den gleichen Namen gefiihrt habe wie bei Tercnz, ist an
sich Avahrscheinlich , aber nicht notwendig. Aus einem andern Stvicke
(JidpoXog) des gleichen Dichters wird ein Phormio erwahnt (s. Mein.
a. 0. IV, 444; I, 466 und Kock a. 0. III, 283). Die spiirlichen, im Kom-
mentar des Donat verstreuten Angaben aus dem griech. Original lassen
aber hn allgemeinen auf eine grofse Ubereinstimmung der beiden Stiicke
schliefsen.
2) Im Irrtum ist Struve a. 0. S. 56 f. (und mit ihm Fritzsche a. 0.
S. 3), wenn er sagt, Terenz habe sein Lustspiel Phormio genannt, da es
ihm nicht moglich gewesen sei, das griechische 'EnidiHa^o^isvog kurz
lateinisch wiederzugeben. Dies konnte Terenz zur Anderung nicht be-
stinrmt haben, da er, wie die Beibehaltung der griechischen Namen
Hecyra, Adelphoe und Haut. timorumenos zeigt, eine lateinische Dber-
setzung des Titels nicht beabsichtigte.
II. BESONDERE BEMERKUNGEN ZUM PHOKMIO. 69
Anstofs erregt haben, da er vorher bereits den Hauton Mmoru-
menos unter diesem Nainen und mit gutem Erfolg zur Auf-
fiihrung gebracht hatte. Indes tragt er der Richtung seiner
Zeit und dem eigenen Brauche insoweit Rechnung, als er den
Namen des iiiLdixu^Ofisvog selbst zum Titel wahlt, wie ja
sonst sehr oft die griechischen und lateinischen Lustspiele nach
einzelnen darin auftretenclen Personen benannt sind und dieser
griechische Name das Stiick hinlanglich als Palliatkomodie er-
kennen lafst. — Kontaminiert ist der Phormio wohl nicht, selbst
die Eingangsscene mit Davos; einem sonst nicht mehr im
Stiicke auftretenden XQogcoTtov 7iQOTtxtix6v, fand sich schon bei
Apollodor, wie wir aus Donat zu V. 49 (I 1, 15) schliefsen
konnen1). Sicher erlaubte sich Ter. kleinere sachliche Ab-
weichungen2) aus Riicksicht auf sein Publikum (s. zu V. 92,
292 f.); er liefs femer einzelnes bei Apollodor minder taktvoll
Ausgefiihrte weg (V. 482) und gab V. 646 f. mit gutem Grunde
dem geschwatzigen und geistesgewandten Sklaven, nicht dem
wortkargen Demipho.
Der Ort der Handlung ist wie gewohnlich Athen vgl.
V. 114, 837). Die Biihne stellt eine Strafse der Stadt dar,
die hintere Biihnenwand aber drei Hauser, das Demiphos in
der Mitte, dann die des Chremes und des Kupplers Dorio links
und rechts von den Zuschauern. — Das Stiick spielt nicht in
einer bestimmten Zeit: im allgemeinen hat man aber an die
Verhaltnisse und die Zustande zu denken, wie sie in Athen
zur Zeit Apollodors bestanden. Die Abfassungszeit des grie-
chischen Stiicks ist nicht mit Sicherheit zu ermitteln3).
1) Vgl. Dziatzkos Abhandl. fUber die Plaut. Prol.', S. 11 a, 15b.
2) Uber die Abweichungen und Ubereinstimmungen des griecb.
Originals uberhaupt handelt Fritzsche in der angefiihrten Abhandlung
und Nencini a. 0. S. 106 ff.
3) Einen gewissen Anhaltspunkt fur die Feststellung der Ab-
fassungszeit des griech. Stuckes kann nach Dziatzkos Ansicht allerdings
das Verhaltnis der Insel Lemnos zu Athen geben. Wenn in unserm
Stiick ein athenischer Biirger auf Lemnos nicht nur eine rechtsgiltige
Ehe eingehen und fiihren kann, sondern die daraus hervorgegangene
Tochter auch als ciuis Attica bezeichnet ist (V. 114), die ohne Bedenken
an einen andern freien Athener verheiratet wird, so weist uns das auf
eine Zeit hin, wo Lemnos im Besitze Athens war, solche Verhaltnisse
also ohne nahere Erklarung von selbst verstandlich waren. Sonst hiitte
der Dichter wohl leicht den Schauplatz der zweiten Ehe des Chremes
an einen andern, Athen naheren Ort verlegen konnen. Nun scheint
Lemnos, das etwa von 318 bis 307 v. Chr. von Athen getrennt gewesen
war, in diesem Jahre der alten Mutterstadt wiedergegeben worden zu
sein; indes nicht auf lange Zeit, da jedenfalls durch Besetzung der Insel
durch Seleucus (283 v. Chr.), wenn nicht schon viel friiher, deren Ver-
bindung mit Athen wieder fiir lange Zeit aufgehoben wurde (so nach
Ulr. Kohler, Mitteil. d. deut. arch. Inst. in Athen, I [1876], S. 201 ff.;
vgl. Ad. Wilhelm, Zur Geschichte der att. Kleruchen auf Lemnos, Herm.
70 U- BESONDERE BEMERKUNGEN ZUM PHORMIO.
Den Mittelpunkt der Handlung bildet, worauf sich
auch der Name des griech. Stiickes bezieht, die List, durch
welche Phorinio, der haufige Tischgast1) des jugendlichen An-
tipho, diesem in Abwesenheit seines Vaters die Heirat mit
einem armen verwaisten Madchen aus Lemnos ermoglicht.
Auf Grund des schon erwahnten Gesetzes (S. 68, Anm. 1) er-
klart er vor Gericht Antipho und dessen vater fiir die nach-
sten Verwandten des Madchens und setzt es, da Antipho nicht
widerspricht, durch, dafs dieser laut Urteilsspruch verpflichtet
wird, die Waise zu heiraten. Dies geschieht denn auch noch
vor der Ankunft des Vaters2). Unterstiitzt werden die beiden
durch den zum Hause Antiphos gehorigen Sklaven Geta, wel-
chen der alte Demipho bei seiner Abreise zur Bewachung des
Sohnes zuruckgelassen hat, der aber, wie in der Regel die
Sklaven des griech. Lustspiels, durchaus auf seiten des jungen
Herrn steht, voll Ergebenheit fiir diesen und bereit, jede Un-
besonnenheit desselben mit seinem eigenen Riicken zu decken.
Ferner hilft ihnen Phaedria, der Vetter Antiphos, dessen Vater
Chremes, ein Bruder Demiphos, gleichfalls verreist ist. Doch ist
auch Phaedria inzwischen in eine unangenehme Lage geraten, da er
sich in eine schone Zitherspielerin, die Sklavin eines Kupplers3),
verliebt hat, ohne das notige Geld zu ihrem Ankauf zu haben.
Mit der Riickkehr der beiden Alten beginnt die Handluno-
XXIII, 354 ff.). Erwiigt nian nun, dafs die Bliitezeit des Apollodorus
von Carystus etwa in die Jahre 300 — 260 v. Chr. fallt, so diirfte nach
dem eben Ausgefiihrten die Abfassung des Phormio in die erste Halfte,
bez. das erste Drittel seiner dichterischen Thiitigkeit (etwa ins erste
Decennium des 3. Jahrh. v. Chr.) zu setzen sein.
1) Halb Parasit, halb Sykophant (s. V. 327 ff.) unterscheidet er
sich, obschon er V. 28, 122 (vgl. V. 335, 338 ff.) als Parasit bezeichnet
wird, zu seinem Vorteil von einem Parasiten gewohnlichen Schlages
durch sein selbstbewufstes Wesen, das er — fern jeder speichelleckeri-
schen Unterwvirfigkeit — auch den reichen Freunden und Wohlthatern
gegenuber bewahrt, von einem Sykophanten aber durch die freundschaft-
liche und uneigenniitzige Gesinnung , mit der er die Sache des Antipho
und des Phaedria durchfiihrt, wie wenn es sich um die eigene handelte.
In der Abhandlung 0. Ribbecks fKolax, Eine etholog. Studie' (Abh. d.
sachs. Ges. d. Wiss., Phil.-hist. Cl. IX, Nr. 1) wird das Wesen der grie-
chischen Y.6lav.ts-ita.Qa6ixoi mit besonderer Beziehung auf die Komodie
eingehend behandelt und ist vom Phormio insbesondere auf S. 27, 33,
42, 60 u. s. die Rede.
2) In dem Aufsatze 'Le procis du Phorurion'' (Ann. de 1'assoc. pour
l'enc. des etudes gr. en France XII, 48 — 62) weist R. Lallier nach, dafs
die von Phormio ersonnene Intrigue und sein ganzes Vorgehen, wenn
man die Rechtszustande und politischen Verhiiltnisse Athens in Betracht
zieht, durchaus nichts Unwahrscheinliches enthalten.
*3) Da diese nicht handelnd auftritt, ist unser Stiick das einzige
Terenzische, dem Hetaren fehlen. Unter den 21 Plautinischen stimmen
A^nphitruo, Auhdaria , Captiui, Casina, Stichns und Trinummm damit
iiberein.
II. BESONDERE BEMERKUNGEN ZUM PHORMIO. 71
des Stiickes. Wir sehen, die Schiirzung des Knotens fiilit
vor den Anfang unseres Lustspiels; in diesem handelt es sich
nur noch um die Losung des Knotens, d. h. um die Siche-
rung der erschlichenen Ehe und die Aussohnung des Vaters.
Das neben der Haupthandlung hergehende Verhaltnis Phaedrias
erfahrt allerdings im Verlauf des Stiickes selbst insofern eine
schwere Verwicklung, als der Kuppler, des Wartens niiide,
das Madchen nach auswarts verkaufen will und fiir den ver-
zweifelten Jiingling dadurch die Notwendigkeit, Geld zu be-
schaffen, aufserst dringend wird. Tn wirksamer Weise wird
diese Schwierigkeit mit der Hauptverwicklung eng verkniipft,
indem Phormio fiir Antipho die junge Ehe aufrecht zu erhalten
sucht, zugleich aber von Demipho durch die Vorspieglung der
Trennung jener Ehe das fiir Phaedria notige Geld herauslockt.
— Die Losuno- der Verwickluno-en beruht, wie gewohnlich in
o o ' c>
der Palliatkoniodie, auf rein iiufseren Vorgangen. Nicht eine
Anderung der Denk- und Sinnesart tritt bei Demipho ein und
veranlafst ihn, seine nachtragliche Zustimmung zu der ihm
anfangs so iiberaus verhafsten Heirat zu geben, sondem das
gewohnliche Mittel der avayvcoQUjtg bringt dies zustande.
Phanium, die junge Frau, wird namlich als Tochter des Chremes
aus einer heimlichen Ehe erkannt, welche er unter falschem
Namen in Lemnos neben seiner rechtmafsigen athenischen Ehe
gefiihrt hatte1); so ist sie wirklich, was vor Gericht nur vor-
gegeben worden war, die nachste Blutsverwandte Demiphos
und war von diesem und von ihrem Vater 1'angst Antipho zur
Frau bestimmt gewesen. Durch die Entdeckung des Geheim-
nisses an Nausistrata, die athenische Frau des Chremes, sichert
Phormio, welcher durch einen gliicklichen Zufall Kenntnis von
der Sache erlangt hat, zum Schlufs auch dem Phaedria den
Besitz seines Liebchens und sich einen guten Kosttisch2).
Wie nach dem Gesagten Einheitlichkeit und sicheres In-
einandergreifen der lebhaften und rasch vorschreitenden Hand-
lung zu riihmen ist, so sind auch die einzelnen Charaktere
fest gezeichnet und mit gleichmafsiger Feinheit durchgefiihrt.
Die beiden Jiinglinge freilich sehen, was in der Natur der
Sache liegt, einander sehr jihnlich; dagegen sind die beiden
Alten deutlich individualisiert: Demipho ist auffahrend, rasch
und entschieden, Chremes unschliissig, zaghaft und nachgiebig3).
1) Ein gaiiz ahnliches Verhaltnis eines verheirateten Mannes zu
einer Frau auf Naxos kommt m Antiphons I. Redc {KaxriyoqCa (puQiiK-
xsiceg v.ccT,a TTjg firirgm&g) vor.
2) Da die Mutter der Phanium gestorben ist, 1'afst es sich wohl
annehmen, dafs Chremes zum guten Ende von Nausistrata nach An-
horung des Sohnes Verzeihung fur seinen Leichtsinn erlangen werde.
3) Ubrigens, wie es scheint, auch kriinklich (vgl. S. 78).
72 H. BESONDERE BEMERKUNGEN ZUM PHORMIO.
Nausistrata weifs diesen Unterschied wohl zu wiirdigen und
schenkt Demipho, der iibrigens Witwer ist (s. V. 422 f.), eben-
solches Zutrauen, wie sie ihren Mann mit Geringschatzung
behandelt (vgl. V. 719 ff, 784 ff, 1011 ff, 1031 ff.1). — An
einem Punkte der Handlung konnte wohl das Kunsturteil
Anstofs nehmen. Warum begniigt sich Phormio am Schlusse
des Stiickes, nachdem er die Alten gehorig gefoppt und von
ihnen durch die Drohung, die Geschichte von der Doppelehe
an Nausistrata zu verraten, den Verzicht auf das ihm bereits
gezahlte Geld errungen hat (V. 946 £), nicht mit diesem Er-
folg, sondern setzt durch die Ausfiihrung jener Drohung das
Gewonnene von neuem aufs Spiel? Er mufste doch voraus-
sehen, dafs er, ohne das Geheimnis Phaedrias preiszugeben,
den Handel nicht werde durchfiihren konnen. Recht wohl
hatte nach V. 947 das Stiick unter Losung aller vorher ge-
botenen Verwicklungen einen raschen Abschlufs finden konnen.
Indes entspricht es einerseits dem kecken, entschlossenen Wesen
Phorrnios, dafs er die sich bietende Gelegenheit zu einem lustigen
Streiche voll ausnutzt, anderseits sollte Chremes fiir sein einem
Ehemanne wenig geziemendes Verhalten den verdienten Lohn
erhalten. Fiir Phaedria bot sich zugleich die Aussicht, seine
Mutter zur Verbiindeten in seinem Liebeshandel zu gewinnen2),
fiir Phormio endlich, sfandiger Tischgast im Hause des Chremes
zu werden (V. 1050 ff). Jedenfalls wurde das Lustspiel um
eine hochst wirksame Scene reicher.
Unser Stiick, welches aufser den dargelegten Vorziigen
der Handlung und Charakterzeichnung durch eine lebhafte,
leichtfliefsende Sprache ausgezeichnet ist, gefiel gleich bei
seiner ersten Auffiihrung (Vit. Ter. S. 29). Die Rolle Phormios
wurde einer Anekdote zufolge, welche uns Donat zum V. 315
1) Das Verhiiltnis des Chremes zu seiner Frau wird, worauf es in
diesem Stiicke viel ankommt, noch dadurch fiir ihn ungiinstiger, weil
das ganze Vennogen ihr gehort und sie sich dessen wohl bewufst ist
(s. V. 586 f., (580, 788 ff., 940).
2) Im allgemeinen scheint es den sittlichen Grundsatzen der neueren
Komodie oder des Terenz bei Auswahl seiner Vorlagen entsprochen zu
haben, ihre in eine Liebschaft mit einer Unfreien verwickelten Jiing-
linge nicht dauernd dieses Verhiiltnis hinter dem Riicken der Eltern
fortfiihren, sondern es zur offenen Auseinandersetzung zwischen Eltern
und Sohnen dariiber kommen zu lassen. So in allen Terenzischen Stficken,
in welchem solche Verhiiltnisse vorkommen, im Hauton timorumenos,
Phormio und in den Adelphoe, ahnlich auch im Eunuch; in der Andria
und der Hecyra wissen die Vater von vornherein um die Neigungen
ihrer Sohne. Offenbar sollte gerade das Heimliche und Versteckte, der
Mangel an Offenheit als eines freien athenischen Jiinglings unwiirdig
erscheinen (vgl. besonders And. 896 ff., Haut. 1043 f.). So kommt es,
dafs am Schlufs dieser Komodien, wie der Dichter der Hecyra V. 866 f.
selbst scherzhaft bemerkt: 'Omnia omnes resciscunV .
II. BESONDERE BEMERKUNGEN ZUM PHORMIO. 73
(II 2, 1) — vielleicht aus dem Terenzkommentar des Aemilius
Asper1) — erhalten hat, vom Schauspieldirektor Ambivius
selbst gegeben, und zwar zum vollen Beifall des Dichters:
Adhac narratur fabula de Terentio et Amoiuio ehrio, qui acturus
hanc fabulam, oscifans temulenter atque aurem minirno inscalpens
digitulo hos Terentio pronuntiauit uersus, quibus auditis exclama-
uerit poeta se talem, cum scriberet, cogitasse parasitum, et ex in-
dignatione, quod eum saturum potumque deprehenderat, dehmitus
statim sit2). — Eine wiederholte Auffiihrung des Phormio fand
wahrscheinlich im J. 141 v. Chr. an den Megalensischen Spielen
durch den Schauspieldirektor L. Atilius Praenestinus statt;
von ihr haben sich Angaben in der Didaskalie des Stiickes
erhalten (s. Dziatzko; Rh. Mus. XXI, 70 ff.). Dafs es iiberhaupt
im Altertum zu den gelesensten und bekanntesten Lustspielen
und wohl auch zu den beliebtesten Biihnenstiicken gehorte,
beweist der Umstand, dafs Phormio der Typus eines ver-
wegenen Menschen geworden ist3). Ein Drama gieichen Namens
- nach 0. Ribbeck, Frag. com.2, S. 302 war es ein Mimus —
gab es von Valerius (aus Ciceros Zeit); Naheres iiber das
Verhaltnis seines Inhaltes zu unserer Komodie wissen wir nicht.
Im J. 1671 hat Moliere den Stoff des Phormio zu seinem
Lustspiel Les fourheries de Scapin verarbeitet; er benutzte jedoch
das alte Stiick in sehr freier Weise, anderte die Hauptmotive
ab, zog anderen Stoff heran und kehrte mehrfach die possen-
hafte Seite4) hervor. Aus der neuesten Zeit stammt das dem
Hauptgedanken nach auf Terenz' Stiick zuriickgehende Lust-
spiel cDer Winkelschreiber' von A. v. Winterfeld.
1) Vgl. Rufins Comment. i/n metra Ter. (Gramm. Lat. VI, 555). Es
ist da auch von dem Vortrag der gleichen Stelle durch einen (nicht ge-
nannten) Schauspieler die Rede.
2) Die ubrigen Donatstellen, an welchen von der Mimik und dem
Vortrag der Rolle des Phormio gehandelt wird, sind von 0. Ribbeck,
Kolax (S. 42, Anm. 4) zusammengestellt. — Dafs er noch jugendlichen
Alters zu denken ist, zeigt V. 378.
3) Vgl. Cic. Phil. II, 15: Plwrmioni alicui; pro Caec. 27: argenta-
rius Sex. Clodius, cui cognomen est Phormio, nec minus niger nec minus
confidens quam ille Terentianus est (vgl. Quintil. VI 3, 56); s. auch
Cic. de Nar. deor. LU, 73. Bei Auson. Epist. XXII 2, 9 ff. wird ein Mann
geschildert als canus, comosus, hispidus, trux, atribux (wohl gleich atris
buccis), Terentianus Phormio.
4) Vgl. C. H. Humbert, Le Phormion de Ter. et Les fourb. de Scapin
(Elberfeld 1859); Oeuvres de Moliere p. p. Despois et Mesnard T. VIII
(Paris 1883), S. 387—406 (Einleit. zur Ausg. der Fourb.).
Abktirzungen.
^ ^> Erganzungen.
] Interpolationen.
f Verderbnisse.
Cursiver Druek von Buchstaben und Wortern im Texte bezeichnet Kon-
jekturen, z. B. Tmius' statt (kandschr.) feius'.
C. I. L. = Corpus inscriptionum, Latinarum.
Gr. L. = Grammatici Latini, H. Keil.
Bentl. = Bentleys Terenzausgabe (P. Terentii Afri comoediae, Cantabrig.
1726; neuere Ausg. von Ed. Vollbehr, Kiliae 1846).
Don. = Donat.
Dz. = Dziatzko (Dz.a = Dziatzkos zweite Phormioausgabe 1882).
Fleck. = Fleckeisen.
Studem. = Studemund.
Umpf. = Umpfenbachs Ausgabe (P. Terenti comoediae, Berolini 1870).
V. == Vers (ohne nahere Bezeichnung der Komodie stets) aus dem Phormio.
Die Bezeichnung der Terenzhandschriften sieh S. 29; vgl. S. 58,
Anm. 2 und den rKrit. Anhang'.
P. TERENTI AFRI
P H O R M I O.
INCIPIT TERENTI PHORMIO 1
ACTA LVDIS ROMANIS
L • POSTVMIO ALBINO L • CORNELIO MERVLA
AEDILIBVS CVRVLIBVS
EGJT L • AMBrVIVS TVRPIO [L • HATILIVS PRAENESTINVS] 5
MODOS FECIT FLACCVS CLAVDI
TIBIS LNPARIBVS TOTA
GRAECA APOLLODORV EPIDICAZOMENOS
FACTA HH •
C • FANNIO M • VALERIO COS • 10
Jidaa-nccXlca, ' Auffiihrungen', hei-
fsen bei den Griechen auch die liiih-
nengeschichtlichenAufzeichnungen,
welche sich auf die Auffiihrung der
einzelnen Dranien beziehen. Syste-
matisch wurden dieselben von den
alexandrinischen Gelehrten bear-
beitet, und in der Folge wurde jedern
Drama am Ende der fv7t6&£6tg'
die Didaskalie , zunilchst fiir die
erste als die wichtigste Auffiihrung,
vorausgeschickt. Romische Gram-
matiker seit der Mitte des II. Jahrh.
v. Chr. ahmten diese Sitte fiir die
lateinischen Dramatiker nach, als
bedeutendster M. Terentius Varro
in den Schriften De actis scaenicis
und De actionibus scaenicis (die
dramatischen Auffiihrungen ; s. Einl.
S. 25). Ihre Arbeiten waren die
Quelle fiir die in den Terenzhand-
schriften erhaltenen Didaskalien.
Uber die Uberlieferung und Fest-
stellung des titulus s. Dziatzko im
Rh. Mus. XX, 575 und XXI, 70 ft'.
Die in den griechischen tituli
beobachtete Reihenfolge ist (nach
Ad. Brink, Inscript. Graecae acl
choreg. pertinent, Halle 1885, S. 20 ff.)
diese: 1) in alterer Zeit die Pkyle,
spater der %OQr\y6s, 2) %OQt]y6g, 3) %o-
Qo8i8a.GY.akoq, 4) avlriTijg, erst im
IV. Jahrh. und nicht regelmafsig;
gegen Ende des IV. Jahrh. wurde
er wichtiger als der %OQoSi8a.6%alog.
Z. 1. Uber die Schreibung Terenti
(vgl. Z. 6 Claudi) s. S. 58 f.
Z. 5 egit, fbrachte zur Auffiihrung' ;
s. S. 33 und 73. — Von dem Schau-
spieldirektor L. Ambiuius Tur-
pio handelt besonders Ritschl, Par-
erga S. 327 tf. Dafs er im J. 150
v. Chr. noch thatig war, folgert
Chr. Hoffer, De personarum usu,
Halle 1877, S. 16 wohl mit Recht aus
Cic. de sen. §48: Ut Turpione Am-
biuio magis delectatur, qui in
prima cauea spectat, deJectatur tamen
etiam, qui in ultima. Derselbe mag
damals ein hoher Sechziger gewesen
sein. Tac. Dial. '20, 10 erwahnt
ihn zugleich nrit dem Schauspieler
Roscius als veraltet hinsichtlich
ihres gestus. — *Der zweite Name
L. Hatilius (so Cod. A in der
Did. zu Eun. und Ad.; vgl. C. I. L.
X 8067, 11 L. Hatilius Feli.r) Prae-
nestinus bezieht sich wohl auf
den Direktor, der das Stiick spater
wieder auffuhrte (nach den griech.
tituli ware dies tibrigens der Platz
des .%OQo8i8a6%aXos).
Z. 6. Uber den Komponisten und
die Musik s. S. 44 f. — *{Flaccus)
Claudi: der genet. possess. bezeich-
net bei Sklavennamen den Besitzer
(bei Frauennamen den Mann, z. B.
Caecilia Metelli).
Z. 7. Betreffsder SchreibungTIBlS
(mit i longa = tibis, kontrahiert
statt tibiis) und iiber die griechi-
sche, gelehrte Fonn Apollodoru s.
Dziatzkos Ausg. der Ad. zu d. Did.
Z. 9. Uber die Reihenfolge der
Stiicke s. S. 16 f.
Z. 10 cos. oder coss., nicht cons.,
ist die regelmafsige Abkiirzung bei
Jahresangaben, entsprechend der
volksmafsigen schwachen Ausspra-
che des n vor s.
Das im Cod. A zu unserem
Stiick erhaltene Didaskalienfrag-
ment bezieht sich auf eine wieder-
holte Auffiihrung des J. 141 v. Chr.
(s. S. 73).
G. SVLPICI APOLLINARIS PERIOCHA.
Chremetis frater aberat peregre Demipho
Relicto Athenis Antiphone filio.
Chremes clam habebat Lemni uxorem et filiam,
Athenis aliam coniugem et amantem unice
Gnatum fidicinam. Mater e Lemno aduenit
Athenas; moritur ; ufrgo sola (aberat Chremes)
Fumis procurat. Ibi eam uisam | Antipho
Cum amaret, opera parasiti uxorem accipit.
Pater et Chremes reuersi fremere. Dem minas
Trigmta dant parasito, ut illam coniugem
Haberet ipse: argento hoc emitur fidicina.
Vxorem retinet Antipho a patruo adgnitam.
10
Kurze Inlialtsangaben (nzQio-
%cd), bei Dichtem in metrischer
Forrn, wurden im II. Jahrh. n. Chr.,
einer Renaissance der alteren Litte-
ratur, den einzelnen Werken der
fruheren romischen Schriftsteller
vorgesetzt; s. S. 27 f. Der Versbau,
die Prosodie und Sprache der alten
Komiker sind im ganzen ziemlich
treu nachgeahmt; die Knappheit der
Sprache macht indes den Inhalt
stellenweise etwas dunkel, z. B. oben
V. 5 die Beziehung von mater. Als
ahnliche Arbeiten stammen von S u 1 -
picius Apollinaris, dem Zeitge-
nossenFrontosfuml^On.Chr.^dieln-
haltsangaben zu den 12 Biichem von
Vergils Aeneis in je 6 Hexametem.
Der gleichen Schule gehoren die
zu den Lustspielen des Plautus in
je 15 Senaren an, die sich zu meh-
reren Stiicken noch erhalten haben
(zum Amphitruo in 10 Senaren),
sowie die akrostichischen zu allen
Plautinischen Stiicken; s. Ritschl,
Prol. in Trin. CCCXVI ff.; Opusc.
U, 404 f. ; R. Opitz, De argument.
metr. Lat. arte et orig. (s. S. 27).
* Uberschrift : Zur Abkiirzung G.
(statt C), welche, im Cod. A er-
halten, aus der Kaiserzeit stammt,
vgl. den Anhang.
V. 4 f. verbinde: et gnatum unice
amantem fidicina m.
*V. 7 uisam \ Antipho mit Hiat,
welcher gleich dem in der Per.
And. 4 nam dliam dem Sulpicius
Apollinaris zuzuschreiben sein wird.
Ahnlich finden sich in den akro-
stichischen Per. des Plaut. unter
166 Versen 37 Falle des Hiatus
iiberliefert, darunter wie hier vor
schliefsendem Creticus : Aul. Arg. II, 1
Aulam repertam auri plenam | Euclio
(ebenso vor einem Eigennamen und
nach schliefsendem -m), femer Arg.
Merc. 7 Charinum ex fuga, 8 ami-
cam inuenit, Cas. 1 conserui expe-
tunt, Truc. 4 clandestino editum,
Poen. 6 furto alligat. Seit der Nero-
nischen Zeit schwindet iiberhaupt,
wie u. a. die Inschriften zeigen,
nicht nur das Gefiihl fiir den Hiat,
sondern es wird sogar die Elision
gemieden. Dazu konnten Messungen
wie (Phor.) V. 501 quam uterque, 982
dum ego, die auch bei den daktyli-
schen Dichtem wiederkehren (vgl.
S. 56), sowie die in denText der Sceni-
ker eingedrungenen Hiate wiePlaut.
Ba,cch..Q87 exitimnllio, Amph.897 »ii-
sercim arguit u. a. dem Verf. direktes
Vorbild gewesen sein. Die Stellung
des gemeinschaftlichen Objektes und
Subjektes (eam uisam Antipho) vor
die Konjunktion scheint stilistisch
beabsichtigt. — Vgl. Anhang.
V. 8 amaret: Sulp.Apoll. gebraucht
inHauptsatzen mit Vorliebe das Prii-
sens, sehr selten das Perfektum, in
Nebensatzen mit dem Konjunktiv da-
gegen nie die Nebenzeiten der Gegen-
wart (Hec. Per. 6 scheint verdorben).
V. 12 adgnitam (so in ACD) archai-
sierend fiir agnitam; s. And. Per. 11
adgnitam (C) u. Hec. Per. 1 1 adgnoscit.
PERSOKAE.
(PROLOGVS)
DAVUS SERVOS
GETA SERVOS
ANTIPHO ADVLESCENS
PHAEDRIA ADVLESCENS
DEMIPHO SENEX
PHORMIO PARASITVS
HEGIO )
CRATINVS ADVOCATI
CRITO
DORIO LENO
CHREMES SENEX
SOPHRONA NVTRIX
NAVSISTRATA MATRONA
(Cantor).
Ein Personenverzeicknis fin-
det sich zu keinem Terenzischen
Stvicke in einer Handschrift. Da-
gegenhahen die Bilderhandschriften
PCF vor jedem Stticke eine Zusarn-
menstellung von gemalten Kopfen
der auftretenden Personen (vgl.
Umpf.Praef. und Fr. Leo im Rh.Mus.
XXXVHJ, 317 ff.). — Die Perso-
nennamen derPalliatkomodie sind
durchwegs griechisch (mit Latinisie-
rung der Form), wenn sie auch nicht
immer mit den Namen des griechi-
schenOriginals iibereinstimnien. Sie
sind im ganzen aus dem Vorrat ge-
brauchlicher Namen so gewahlt,
seltener frei so gebildet, dafs ihre
Grundbedeutung, wo nicht dem be-
sonderen Charakter der Rolle im
einzelnen Stiicke, doch dem der
Rollengattung im allgemeinen ent-
spricht(fsprechendeNamen'). Donat
zu Ad. 26 (I 1, 1) lehrt: Nomina
personarum, in comoediis dumtaxat,
habere debent rationem et etymolo-
giam. Etenim absurdum est comi-
cum . . . uel nomen personae incon-
gruwm dare uel offcium, quod sit n
nomine diuersum: hinc seruus fidelis
Parmeno, infdelis uel Syrus uel Geta,
milesThrasouelPolemo,iuuenisPam-
philus, matrona Myrrina ct puer uel
ab ndore Storax uel a ludo et a gesti-
culatione Scirtus: et item similin. i)t
guibus summum poetae uitium est, si
quid e contrario (a charactere Teuber,
Progr. Eberswalde 1881, S. 21) rcpu-
gnanscontrarium diucrsumqueprotu-
lerit. nisi per 6cvricpQa6ir iocularitcr
nomen imponit, ut Misargyrides in
Plauto dicitur trapezita. Von den
Sklavennamen insbesondere handelt
noch Don. zu And. 226 (I 3, 21);
vgl. Ritschl, Quaest. onomat. com.
in Opusc. phil. ni, 301—351. Unter
den obigenNamenbestatigenDawos,
Geta (rixns fa nationihus'' ; vgl. Anm.
zu V. 35), Phaedria, Hegio, Cratinus,
Crito , JDorio (von dwgov), Chremes
('der Rausperer' oder 'Hiistler', von
[Xq£{lco] £P^MK°fua; ygl. V. 574 f.;
meist von geizigen, reichen Greisen,
z. B. Hor. Epod. 1, 33, Sat. I 10, 40,
Athen. VI 222 A) und Sophrona ohne
weiteres dasGesagte. Xuch.Demipho
(gr. dnuoywv) ist ein passender Name
ftir einen iilteren Biirger ; Na usistrata
scheint mit dem zweiten Teile des
Wortes auf die streitbare Sinnesart
der Namenstiiigerin hinzuweisen,
Antipho dagegen mit seinem Namen
wohl den Widerspruch anzudeuten,
in dem er sich den Absichten des
Vaters gegeniiber befindet; Phormio
diirfte der herkommlicheNameeines
Parasiten sein (wohl von cpoQ^iog,
fDecke,Matte',mitRiicksichtaufdas
bequeme Wesen solcher Leute, vgl.
V. 339 ff.; Nencini a. 0. S. 112 f. be-
zieht den Xamen auf einen ganz ar-
men Menschen und vergleicht dazu
das itaJien. povero in cemna, stoiato
sowieSuid. (J>OQulcovo$6Tifiug- inlTiov
evrsXcbv). Sonst kommen noch Anti-
phosjungc VrnxiPhanium (voncpavog,
dieLeuchte)undZ,rt/»/7f/7«,Phaedrias
Geliebte, offenbar mit ganz bezeich-
nenden Namen im Stiicke vor.
Prol. 1—4
PHORMIO
79
PROLOGVS.
Postquam poeta uetus poetam non potest
Retrahere a studio et transdere hominem in otium,
Maledictis deterrere ne scribat parat;
Qui ita dictitat, quas antehac fecit fabulas,
In diesem nur for die erste Auf-
fiihrung des Phor. passenden Pro-
log behandelt der Dichter, der von
sich wie regelmafsig in der 3. Per-
son als poela, bez. liie spricht, V. 1
bis 21 die Anfeindungen, welche er
seitens seines Rivalen Luscius
Lanuvinus zu erdulden hat. Von
diesem Thema abgehend (V. 22, 23),
empfiehlt er sodann das neue Sttick,
dessen Name erklart wird, dem
Woklwollen der Zuschauer (V. 24
bis 34). — *Die Rolle des 'prologtis''
wurde in der Regel von einem jiin-
gern Schauspieler, nur aus beson-
deren Oriinden vom dominus gregis
selbst gegeben (s. Haut. Prol. 1, 2
und Hec. Prol. II, 1 f.). Der ornatus
des Prologsprechers , welcher als
Gesandter und Bittender im Narnen
des Dichters erschien, bestand wqhl
aus einem Stab , oder einem 01-
(Lorbeer-)zweig mit Bandern; vgl.
Liv. XXIV 30, 14, XXV 2.% 6 und
die handschriftlichen Bilder zu un-
serem Stiicke (das aus F ist bei F.
Wieseler, Denkmaler des Biiknen-
wesens, Taf. X, 8 abgebildet) und
zu den Ad. (s. A. Rohricht, Diss.
Argent. IX, 336). Uber die Ent-
wicklung des Prologs im griech.
und lat. Drama s. Dziatzkos Ab-
handlung rUber die Plaut. Prol.
Allg. Gesichtspunkte', Luzern 1867,
Ph .Fabia, Les prologues cle Terence,
Paris 1888, W. Frantz, De comoe-
diae Atticae prologis, Strafsburg 1891
und Fr. Leo, Plaut. Forsch., S. 170 ff.
V. 1. *Po8tquam hier nicht rein
zeitlich (wie V. 909), sondern mit
causalem Nebensinn (vgl. Ad. 765 f.
postquam intus sum . . satur, Pro-
deambulare huc lubitumst, Ad. Prol.
1 ff. Postquam poeta sensit scriptu-
ram suam Ab iniquis obseruari — ,
Indirio de se ipse erit u. a. ; s. P.
Scherer, Studem. Stud. II, 87 ff.);
ilhnlich wird fnachdem' in unserer
Umgangssprache ofters causal ge-
braucht. — poeta uetus: der seit
langem thatige, daher alte Dichter
(V. 13 f. stellt sich ihm Ter. als nouos
p. gegenuber) ; . viell. spielt auch der
NebensinndesUberlebtseinsmithin-
ein (vgl. Eun. 688). Gemeint ist Lu-
scius Lanuuinus, nur aus den Pro-
logen des Ter. und durch Donats
Kommentar zu ihnen etwas naher
bekannt (s. Ribbeck, Frg. com.
Lat.i,'&. 83 f.). Volcacius Sedigitus
in seinem Canon (s. S. 23) weist
ihm unter zehn lat. Palliatendich-
tern die neunte Stelle an. Nach
Leo (Herm. XXIV, 67) wagt es
Ter. wegen Furcht vor einer actio
iniuriarum nicht, Luscius beim
Namen zu nennen. Man wird sich
dabei an das Zwolftafelgesetz uber
die mala carmina (Cic. de re publ.
IV, 12, Hor. Epist. II 1, 152 f.) und
an das attische jxt^ ovoihxgtI kco{io)-
dslv erinnern.
V. 1. 2 geht auf die Bemiihungen
des Luscius, die einzelnen Stiicke
des Ter. bei ihrer Auffiihrung zu
Fall zu bringen; das Vergebliche
dieser Anstrengungen zeigte beson-
ders der durchschlagende Erfolg
des kurz vorher aufgefuhrten Eunu-
chus. V. 3 ff. bezieht sich auf die
Zwischenzeit zwischen der Auffuh-
rung des Eunuch (Megalesia 101)
und dcs Phormio (ludi Jiom. 101),
wahrend welcher Luscius in dem
80
PHORMIO
Prol. 5—9
Tenui esse oratione et scriptura leui:
Quia nusquam insanum scripsit adulescentulum
Ceruam uidere fugere et sectari canes
Et eam plorare, orare, ut subueniat sibi.
Quod si mtellegeret, quom stetit olim noua,
Prologe eines (wohl an den Apollina-
rischen Spielen gegebenen) Stiickes
auf Terenz' Ausfiihrungen im Eu-
nuchprolog beleidigend geantwortet
haben konnte (Fr.Leo, Plaut.Forsch.,
S.89) oder durch allgemeineVorwiirfe
(aufserhalb der Biihne) eine un-
giiustige Meinung iiber Ter. hei*vor-
zubringen suchte. — transdere nach
Donat zur St. : transdere ueteres
sonantius, quod nos lenius dicimus
tradere, ut tralatum nos trans-
latum e contrario; vgl. C. I. L.
I, 198, 54 und 58 transdito. Die
Handschr. des Ter. haben hier tra-
dere, dagegen steht Haut. 740 (in
D G) transducenda und Ad. 910
(in s) transduce.
V. 5. Zu beachten ist der Chias-
nius, vgl. V. 7, 13 f., 20 u. s. Auch
die Anwendung anderer natiirlicher
rhetorischer Hilfsmittel ist bei Te-
renz, dem kunstniiifsigen Dichter,
nichtselten. — Dafs auch die Sprache
der Terenz. Lustspiele Tadler fand,
beweist aufser obiger St. Haut. Prol.
V. 46: In liac est pura oratio q. s.
V. 6 ff. Von aduUscentulum uidere
hangt ab 1) ceruam fugere; 2) sec-
tari canes; 3) eam plorare, orare,
ut (adul.) subueniat sibi (ceruae).
Bei uidere und den anderen Verben
der unmittelbaren Wahmehmung
setzen die lateinischen Komiker am
haufigsten den acc. c. infin., oft
aber auch dem griech. Sprach-
gebrauch entsprechend das Partici-
pium; z. B. Hec. 550 f. : Audisti ex
aliquo fortasse, qui uidisse ewm <li-
ceret Exeuntem aut intro euntem ad
amicam (obenso V. 607, And. 242,
769 f., 773, 838, Eun. 967, Hec. 680,
807, Ad. 211 f.). — Vielleicht hatte
Luscius nicht lange vorher in einem
seiner Lustspiele einen Jungling
vorgefiihrt, welcher durch ungliick-
liche Liebe dem Wahnsinn nahe
gebracht wie irre redete, seine Ge-
liebte als Hindin zu selien glaubte
u. s. w. Passend vergleicht Spengel
(And.2 Einl. S. IX) die Stelle aus
Plaut. Merc. 931 ff. Scenen dieser
Art (s. auch Men. 836 ff. , 862 ff.)
eignen sich natiirlich besser fiir
eine Tragodie als fiir ein Lustspiel;
vgl. Euanth. in Ter. fab. praef. :
(Terent.) temperauit affectum, ne i)i
tragoediam transiliret. Der Mangel
an Kraft und Lebendigkeit , den
Luscius dem Ter. zum Vorwurf
machte, verwandelt sich so in das
Fernhalten fremdartiger oder gar
geschmackloser Zuthaten. Don. zur
St. bemerkt: Et callide hic (Ter.)
non solum errori Luscii obuiat re-
preliendentis , sed etiam imperite
scripsisse ipsum ostendit Luscium
Lanuuinum. Leo (Plaut. Forsch.,
S. 146, Anm. 3) denkt an eine
Traumerzahlung der gleichen Art
wie im Rud. 597 ff. und im Merc.
225 ff.
*V. 8 2^orare,orare: Vollreim wie
bei Caecil. Stat. 212 oro, ploro at-
que inploro fidem ; 150 plorando,
orando und Afran. 246 plorat, orat :
iihnliche reimende Verbindungen
V. 521 nil ferentem, flentem; And.
912 Sollicitando et pollicitando ;
Haut. 218 et cognoscendi et igno-
scendi(yg\. Eun. 42); V.470, Ad. 331
spesopesque; Enn.23G pannis annis-
que obsitum und V. 305 f. die Vers-
ausgange conmonsirarier-demonstra-
rier (s. Wolfflin, Arch. I, 350 ff.).
V. 9 stetit iambisch: s. S. 48.
Der Indikativ wie z. B. Hec. 410 f.
nam olim soli credidi, F.a me ab-
stinuisse in principio, quom datast.
Auch in abhiingiger Rede kann bei
Ter. noch in Sixtzen mit quom, wel-
cher Art dieses auch sei, der Indi-
kativ stehn; besonders hiiufig der
Ind. Perf. zum Ausdruck momen-
taner Ereignisse; vgl. Ed. Liibbert,
Gramm. Stud. II (1870) fDie Synt.
von quoni' . — stare (im Oegensatz
zu cadere Hor. Epist. II 1, 176,
exigi Hec. 15 und moueri loco
Phor. 32) gilt zunachst von den
Prol. 10—16
PHORMIO
81
10
15
Actoris opera magis stetisse quam sua,
Minus miilto audacter, quam nunc laedit, laederet.
Nunc si quis est, qui lioc dicat aut sic cogitet:
cVetus si poeta non lacessisset prior,
Xullum inuenire prologum posset nouos,
Quem diceret, nisi haberet cui male diceret':
Is sibi responsum hoc habeat, in medio omnibus
10
15
Schauspielern, welche gefallen und
nicht vorzeitig abzutreten brau-
chen (Hec. 36 ut ante tempus ex-
irem foras); sodann auch vom Dich-
ter (Hor. Sat. I 10, 17) und vom
Drama selbst (s. oben; vgl. And. 27,
Hec. 12). Dem gleichen Bilde ge-
horen die Ausdrttcke restituere locum
(V. 33), in locum restituere (Hec. 21)
und tutari locum (Hec. 42) an.
V. 10 Actoris, des Schauspiel-
direktors; s. S. 33.
*V 11 audacter: vgl. Anhang.
MitV. 12—21 beugtTer.demMifs-
fallen vor, welches etwa das Einer-
lei der Prologe erregen konnte. Die
Prologe des Plautus zeigen dagegen
€ine reiche Mannigfaltigkeit.
V. 13 laeessisset: In den Per-fekta
auf -iui, -aui, -eui, -oui und den
vom Perfektstamm gebildeten For-
men schwindet beim Schnellspre-
chen in den Endungen mit r, st
und ss das u (v). In diesem Falle
wird (zunachst bei Plaut. und Ter.)
vor r das e (nach a, e, o) und vor
st und ss das i der Endung (auch
nach i) rnit dem vorausgehenden
Vokal kontrahiert; nur die Kom-
posita von ire behalten im letzteren
Falle zumeist ii bei (vgl. A. Spengel,
Bursians Jahresb. XXXIX,83\ Engel-
brecht (Wien. Stud. 1884, S. 219 ff.)
sucht zu erweisen, dafs Ter. mitten
im Verse nur die kiirzeren Formen
gebrauche und die vollen sich nur
am Versende gestatte. Von den
Formen, deren Endung mit er be-
ginnt, hatte schon Conradt (Herm.
X, 104 ff.) dies nachgewiesen. Ahn-
liches gilt nach J. M. Stowasser
(Wien. Stud. VH, 36 f.) fiir den
Sprachgebrauch des Lucilius, nach
A. Brock (Quaest. gramm., Dorpat
1897, S. 97 ff.) z. T. fttr den des Plautus
und der ttbrigen iamb. Dichter. Auch
in diesem Falle ist fttr die Ver-
Terontius, Phormio. 3. Auflage.
wendung der volleren Formen am
Versende der iambische Schlufs vor
allem mafsgebend gewesen.
*V. 14 prologus (Tcooloyog) zeigt
dm-ch die Anlehnung der Quantitat
(der griech. Praposition) an die des
lateinischen pro, dafs das Substan-
tiv ein iilteres Lehnwort ist; vgl.
propinare (Eun. 1087, Mart. I 68,
3 u. a.) und icqoitivsiv.
*V. 15 diceret lafst sich causativ
fassen. Doch scheint dies nicht
unbedingt notig, da der Prologist
als Vertrauensmann des Dichters
in dessen Namen spricht; vgl.
z. B. V. 22: De illo iam finem fa-
ciam dicundi milii; im V. 33 stellt
er sich sogar in Gegensatz zum
actor; Eun.Prol. 15: *Defunctus iam
sum, nihilest, quo<l dicat mihV , 17 f. :
Haheo alia multa, guae nunc con-
donabitur , Quae proferentur post,
si perget laedere. Hier ist zudem
diceret sichtlich wegen des Wort-
spieles und Gleichklanges mit dem
folgenden male diceret gewahlt; so
vielleicht auch Ad. Prol. 15 nach A1:
Nam quod isti dicunt malediei
(A3 [doch wieder rad.] ?: maleuoli);
sicher Haut. Prol. 33 f. : De illius
peccatis plura dicet nisi finem
maledictis facit; Eun. Prol. 23 f. :
non poetam fabulam Dedisse et nihil
dedisse uerborum tamen; vgl. V. 9 f. :
stetit .... stetisse, 18: a studio stu-
timt. 22 f. : fniem faciam — finem
non facit). Auf unseren Vers bezieht
sich endlich der Dichter in seiner
Antwort V. 20—23. S. Anhang.
V. 16 f. Luscius begnugte sich
nicht mit dem Kampf um den ersten
Rang in der Lustspieldichtung; er
wollte die Aufftthrung von Stttcken
des Ter. ganzlich hintertreiben : dies
erkllirt den Inhalt der Ter. Prologe.
— palma {in medio omnibus posita :
der Ausdruck ist hergeleitet von
6
82
PHORMIO
Prol. 17 — 29
20
25
Palmam esse positam, qui artem tractant miisicam.
Ille ad famem hunc a stiidio studuit reicere:
Hic respondere udluit, non lacessere.
Benedictis si certasset, audisset bene:
Quod ab fllo adlatumst, sibi esse rellatiim putet.
De illo iam finem faciam dicundi ruihi,
Peccandi quom ipse de se finem ndn facit.
Nunc quid uelim animum attendite: adporto nouam
Epidicazomenon quam uocant comoediam
Grraecf, Latini Phormionem ndminant,
Quia primas partis qui aget, is erit Phdrmio
Parasitus, per quem res geretur maxwme,
Voliintas uostra si ad poetam accesserit.
20
der palma, welche seit den altesten
Zeiten die Sieger in den Circus-
spielen, dann auch ausgezeichnete
Schauspieler erhielten (p. histrio-
nalis). Die Wendung ist aber all-
gemein zu nehnien und nicht an
eine Einrichtung nach Art der grie-
chischen Wettkampfe zu denken (s.
Ritschl, Parerga S. 229 ff. ; Friedlan-
der in Marquardt-Mommsens Handb.
d. Rom. Alt. IIP, 542). S. Anhang.
V. 17 tractant (As? Donat, trac-
tent A1): der Indikativ wie z. B. im
V. 424, 481. Der Konj. in Relativ-
satzen der oratio obl. bei Ter. ist
entweder an sich erforderlich (s.
V. 413, 721) oder an den Modus des
Hauptsatzes attrahiert (s. V. 125).
*V. 18 reicere: ausfuhrliche Nach-
weise uber die Quantitiit der Silben
vor -icio bei allen Dichtern bietet
M. W. Mather (Harvard Studies
VI, 83 ff.); zur Betonung s. S. 54, 4.
V. 21 sibi esse: s. S. 52. — rella-
twm (Don., relatum Codd.) assimi-
liert aus redl; vgl. V. 86 und S. 60.
— S. Anhang.
V. 22 f. Ein iihnlicher Ubergang
und Oedanke im Eun. 14 — 11» un.l
Haut. 33 f. — Adversatives (kon-
cessives) quom steht in direkter
Rede bei Plaut. noch ausschliers-
lich mit dem Indikativ, bei Ter.
ebenso mit diesem (Eun. 243) wie
mit dem Konj. (Ad. 106 f. ; s. V. 733).
Vgl. Ed. Lubbert a. 0. S. 117—123,
130—142.
*V. 24 f. adporto — comoediam, vgl.
F\ii\\tMen.Frol:S Adi)ortouubi*J'l<< tt-
tum. — nouam: die fNeuheit' hebt
Ter. auch sonst hervor, so Haut.
Prol. 7 Nouam esse ostendi, Ad.
Prol. 12, Hec. Prol. I, 5.
V. 25 Epidicazomenon: uber den
Namen s. S. 68.
V. 26. Latini Phormionem nomi-
nant scheint bei dem neuen, den
Romern doch noch unbekannten
Lustspiele auffallig; denn dafs es
noch nicht offentlich aufgefiihrt
war, geht aus V. 24, 27 und der fol-
genden Bitte um Wohlwollen hervor.
Mau konnte aber daran denken,
dass das Stiick schon vor der Auf-
fiihvung durch Vorlesen, Abschriften
oder die Probevorstellung einem
engeren Kreise bekannt geworden
sei. Doch am einfachsten erkliirt
sich wohl der Ausdruck durch die
Annahme, dafs der Dichter der
Concinnitixt und des Parallelismus
halber die erwartete Fassung La-
tine Phormio nominatur odev Latine
hic Phormionem nominat (so Bent-
ley) der vorausgehenden ange-
passt hat; vgl. Plaut. Merc. 9 f.
V. 27. Zur Stellung des Rela-
tivsatzes qui aget vor das Demon-
strativum (oder ein sonstiges Be-
ziehungswort) vgl. V. 43 ff., 60 f.,
1 25 f., 131 f., 153 f., 221 f. u. a. —
Die Rolle des Phormio wurde einer
Schauspielertradition zufolge von
Ambivius selbst gegeben; s. S. 73.
— gui aget: b. S. 56.
V. 29: wenn ihr das Stiick zu
Ende spielen lafst. — *Voluntas
uostra: s. S. 58.
Prol. 30—34. I 1, 1— -2]
PHORMIO
83
30
Date operam, adeste aequo animo per silentium7
Ne simili utamur fortuna, atque usi suinus7
Quom per tumultum noster grex motiis locost;
Quem actdris uirtus nobis restituft locum
Bonitasque uestra adiiitans atque aequanimitas.
30
[ACTVS I.]
Davos
Servos
Amicus summus meus et popularis Geta
Heri ad me uenit; erat ei de ratiiincula
35
V. 30 Dare operam fsichMuhe g.,
Aufinerksamkeit schenken' wird in
derartigen Anreden entweder abso-
lut gebraucht, wie oben und Eun. 44,
Plaut, Mil. 98, Poen. 58 (ahnlich
ist Hec. 55 date silentium und
Trin. 11 date uociuas auris), oder
wird niit dem Dativ (Plaut. Capt, 54
fabulae haic operam dare), be-
ziehungsweise mit ad verbunden
(Plaut. Cas. 22 operam detis ad
nostrum gregem).
*V. 31 f. geht auf die erste mifs-
gliickte Auffiihrung der Hecyra.
Die Erwahnung mag mit einer neuer-
lichen boswilligen Darstellung des
Vorfalles durch Luscius Lanuvi-
nus, worauf besonders die V. 9 ff.
schliefsen lassen, ziisammenhaugen.
Gegenuber der vermutlichen Aus-
streuung, das Stiick sei durch-
gefallen, hebt Ter. im V. 32 den
Thatbestand hervor.
*V; 33 actoris uirtus: Dank des
Dichters fiir das Verdienst, das
sich Ambivius Turpio um die ge-
lungene Auffiihrung des Haut. und
den glanzenden Erfolg des Eun.
erworben hatte. Gegeniiber den
Prologversen 24 f. der And. : Fauete,
adeste aequo animo et rem cogno-
scite, Vt pernoscatis, ecquid spei sit
relicuom und Haut. 28: Facite
aequi sitis, date crescendi copiam
zeigtEun. Prol. 44: T)ate operam,
cum silentio animum attendite
mit der unserer Stelle (V. 30) so
iihnlichen Fassung die wachsende
Zuversicht des Dichters (vgl. auch
A. Rohricht a. O. S. 339). S. Anhang.
*V. 34 aequanimitas : ein nach un-
seren Litteraturresten hier zuerst
vorkommendes Wort, vgl. Ad. Prol.
24 und S. 66.
I, 1. *Uber die nicht urspriing-
liche Akteinteilung vgl. S. 45 ff. —
Davos ist ein sog. TiQogwnov kqo-
xaxiY.ov (nach Euanthius' Tract.
de com. *persona extra argumentum
arcessita'), d. h. eine zur Einleitung
des Stuckes, beziehungsw. zur Ex-
position der Handlung in dialogi-
scher Form notige Person, welche
im weiteren Verlaufe des Stiickes
nicht mehr vorkommt. Terenz ver-
wandte solche itQog. iiqox. auch
noch in der And. und Hec. (s.
Dziatzko, Uber die Plaut. Prol.,
S. 1.") f. und Leo, Plaut. Forsch.,
S. 220). — Dauos kommt mit einem
Geldbeutel in der Hand von der
Stadtseite her.
V. 35 *Amicus summus (hochster
= grofster Fr.) familiar fur ami-
cissimus, so V. 1049, And. 970 Vater
amicxs summus nobis und ohne
amicus Eun. 27») f. Parmenonem,Sum-
iii u in suom, Ad. 352; auch schon
Plaut. Truc, 79 me fuisse huic fateor
summum atque intumum. — popu-
laris Geta, insofern den Alten zl&oi.
als gleichbedeutend mit duv.oi galt
und die Dacier als stammverwandi
mit ihren Xachbarn, den Geten;
vgl. S. 78.
6*
84
PHORMIO
[I 1, 3—10
Iam pridein apud me relicuom pauxillulum
Nummorum: id ut conficerem. Confeci: adfero.
Nam erilem filium eius duxisse aiidio
40 Vxorem: ei, credo, miinus hoc conraditur.
Quam inique comparatumst, ei, qui minus habent,
Vt semper aliquid addant ditioribus!
Quod ille linciatim uix de demenso suo
Suom defrudans genium conpersit miser,
lii
V. 37 relicuos u. s. w. bei Plaut.
und Ter. nur viersilbig, vgl. Lach-
mann zu Lucr., S. 305. — *pau-
xillulum: Deminutiv von pauxillum
(dieses wieder von paulus [=paucs-
lus~\ vom gleichen Stamme wie
pauci) fganz wenig, ein kleines
Bifschen, ein ganz kleiner Betrag'.
Die volkstumliche, bei Plaut. hau-
figer erscheinende Bildung (vgl.
Poen. 538 Quicquid est p. illuc
nostrum, Truc. 940 u. a.) ist wohl ab-
sichtlich einem Sklaven in den
Mund gelegt; vgl. das gleichfalls
nur hier bei Ter. belegte ratiuncula
V. 36; ferner puellula V. 81, ani-
culaY. 98, And. 231, plusculaY. 665,
mirificissumum 871 u. a. ; s. auch
S. 65 und Anm. zu V. 40.
V. 38. Nummorum statt nummum,
weil keine bestimmte Zahlangabe
vorhergeht (wie Haut. 606 mille
nnmmum); den Genet. Plur. auf
-um der 2. Deklin. hat Ter. inner-
halb der Stiicke nur noch in viel-
gebrauchten Wortern, wie talentum
(V. 393), nostrum liberum, maiorum
suom, deum (z. B. V. 351) oder
diuom (im Ausruf), uber deren Ge-
brauchlichkeit sich Cic. de Orat.
155 f. 'aufsert. In den Prologen
dagregen werden wie bei Plaut.
aeqiiom, imquom, aduersarmm. uiiu-
cum verwendet, die langeren En-
dungen aber nur ausnahmsweise
aus Deutlichkeitsriicksichten ge-
braucht; s. Engelbrecht, Stud. Ter.,
S. 18 f.
*V. 40 conraditur: Wort des Volks-
mundes, von Geld und Geldeswert
gebraucht, rzusammenscharren' ; s.
Ad. 242 Miyias decem conradet alic-
wnde, llaut. 111; Plaut. Poen. 1363.
V. 4.'! (^llnil illr iihc: s. S. 52. —
* unciatim: runzt,invtiise' ials Miinze
yi8 As, als Gewicht 1/1S libra, etwa
25 Gramm), vgl. Plin. Nat. Hist.
XXVIII, 139 datur . . unciatim. Glei-
che Bildung wie centuriatim, tribu-
tim, urceatim, guttatim u. a. (vgl.
A. Funck, Wolfflins Archiv VIII,
77 ff.). — demensum: rdas Abge-
messene, die monatliche Ration',
welche den Sklaven nach Plaut.
Stich. 60 (Vos meministis quot-
calendis petere demensum cibum)
je an den Kalenden zu ihrem
Unterhalt zugeteilt wurde. Die
Hohe dieses Deputats (vgl. auch
Herond.Mimiamb. VI, 5 f. taXcpit' ttjv
ftsrpico, zcc ■x.qluv' ccui&Qsig) wai'
natiirlich schwankend: nach Donat
zur St. erhielt ein Sklave monat-
lich vier modii (etwa 35 Liter) Ge-
treide, nach Sen. Ep. 80, 7 fiinf
modii und fiinf Denare. — Mit die-
sem und dem fg. V. vgl. Alciphr.
III 50, 2 a ya.Q iyteivoi xar' ufioXbv
Gvvrjyayov, cc&QOcog ccvaXol to tcoIv-
KOIVOV TOVTO Y.O.I aicSXQOTUTOV yv-
vaiov.
V. 44 defrudans genium: fes sich
vomMunde absparend'; vgl. Plaut.
Aul. 724 f. egomet me defraudaui
Animumque meum gcniumque meum;
Truc. 184 qui cum geniis suis belli-
gertmt parcepromi; Lucil. XXVI,
558 f. (L. , 75 f. M.) genium suum
Defrudet; ahnlich Sen. Ep. 80, 4
peculium sauin, quod comparauerimi
(serui) uentre fraudato. *Genius
(vom Verb. genere, redupl. gignere:
fder Zeugende, Werdegeist', Cen-
sorin de die nat. 3) ist die zur Gott-
heit gemachte Personlichkeit des
Mannes mit allen seinen Trieben,
auch dem des Genusses; daher
heifst es von dem, der diesem hul-
digt. mdulget genio (Persius V, 151),
liml damit liiingen die bereits bei
Plaut. und Ter. haufigen auf Essen
und Trinken bezusrlichen Wen-
I 1, 11— I 2, 2]
PHORMIO
15
Id illa uniuorsum abripiet haud existumans,
Quanto labore partuni. Porro autem Geta
Ferietur alio miinere, ubi era pepererit;
Porro aiitem alio, ubi erit piiero natalis dies;
Vbi fnitiabunt. Omne hoc mater aiiferet:
Puer caiisa erit mittiindi. Sed uideon Getam?
45
50
Geta Davos
Servi II
12 Ge. Si quis me quaeret riifus . . Da. Praestost, desine. Ge. Oh,
At ego obuiam conabar tibi, Daue. Da. Accipe em:
dungen zusammen: genio suo bona
facere, genium suom meliorem facere
(Plaut.Pers. 263, Stich. 622), genio s.
aliquid praestare (Senec. Ep. 95, 41),
genium curare (Hor. Carm. III 17, 14);
den Gegensatz dazu bildet die obige
Wendung (vgl. Birt, Roschers Ausf.
Lex. d. Myth. I, 1613 ff.). — defru-
dare fur defraudare , wie schon in
sehr alter Zeit in der Volkssprache
au in u (friiher in o) sich trubte;
z. B. claudo (in)cludo, causa incuso;
ferner C.I.L. 1 1 98,64 frude (= fraude),
Cato r. r. 5, 4 segetem ne defrudet u. a. ;
auch Ter. Ad. 246 iinderfc A3 die
Lesart defraudat (A1) in defrudat.
Vgl. Ritschl, Parerga S. 541 f.
*V. 45. Zu uniuorsum vgl. S. 58,
Anm. 3; zu existumans s. Anhang.
V. 46. Das Fehlen der Kopula
wird hier dadurch gemildert, clafs
Quanto labore partiim einem Aus-
rufe nahe kommt. Die Rede erhalt
dadurch rhetorische Farbung. Im
allgemeinen bleibt die Kopula in
der Umgangssprache nicht selten,
aber in bestimmten Fallen weg.
Dafs die Auslassungen bei den Sce-
nikern weit zahlreicher seien als
Ritschl (Prol. in Trin., S. 109— 114)
zugeben wollte, suchte bes.W. Olsen,
Quaestionum Plaut. de uerbo subst.
specim. (1884) darzuthun; vgl. da-
gegen E. Baumann, De Terentiano
uerbi subst. usu (1890). Die haupt-
sachlichen Falle bei Ter. sind in den
Anm. zu V. 80, 238,247,324,418,432,
492, 524,612, 643 uncl 751 besprochen.
* V. 48. Dass demGeburtstagskinde
Geschenkegegebenwurden,zeigtu.a.
auchPlaut.Epid. 639 f. Non memvnisti
me auream ad te afferre natali die
Lunulam atque anellum aureolum in
digitum?
V. 49 initiare: feinweihen' in eine
religiose Genossenschaft, nach Sitte
der Athener; s. Donat zur St.: Te-
rentius Apollodorum sequitur, apud
quem legitur initiis (= mysteriis;
Vulg. in insula) Samothracum a
certo tempore pueros imbui more
Atheniensium. — S. Anhang.
I, 2. Geta tritt aus dem Hause
des Demipho. Zunachst spricht er
nach riickwarts gewendet zu einem
Mitsklaven ins Haus hinein.
*V. 51 rufus: Dauos trug also eine
rote Periicke. Das Wort bezeichnet
ein hafsliches Rot (hier: rfeuer-,
fuchsrot',vgl. ttvqqos), so auch Haut.
1061 f. Eufamne illam uirginem,
Caesiam, sparso ore, adunco naso?,
Plaut. Pseud. 1218 u. a. (S. auch
Blumner,W6lfflins Arch. VI, 404 ff).
— Oh : ausgesprochen gleich o, aber
nach der besten Uberlieferung hier
(ferner V. 286, 857, 945 und sonst)
orthographisch von dem blofs vor
Vocat. uncl Accus. des Ausrufes
erscheinenden o geschieden ; oh steht
entweder wie hier absolut oder an
der Spitze eines ganzen Satzes (da-
her wohl auch V. 70, 324, 609 so
zu verbessern). AmVersende (aufser
Capt. 200) immer nach Elision. Es
driickt verschiedene Gemvitsstim-
mungen aus,soFreude(wie hierauch
V. 324, 609), Entriistung (286, 945),
Wunsch (70) u. a. Vgl. P.Richter,
Studem. Stud. I, 600 ff.
V. 52 iiiiiiiiint condbar. Entweder
ist ire, fieri, esse od. dgl. (vgl. V. 196,
86
PHORMIO
[I 2, 3-8
Lectumst; conueniet niimerus quantum debui.
Ge. Amo te, et non neclexisse habeo gratiam.
55 Da. Praesertim ut nunc sunt mores. Adeo res redit:
Si quis quid reddit, magna habendast gratia.
Sed quid tu es tristis? Ge. Egone? nescis quo m metu,
Quanto m periclo simus! Da. Quid istuc est? Ge. Scies,
617 u. a.) durch eine Aposiopesis
weggeblieben oder conari ist, waa
wahrscheinlicher ist, da jede Be-
miihung zugleich eine Art Bewegung
in sich schliefst, absolut gebraucht
(vgl. And. 676 Conari manibus pedi-
bus noctisque et dies, Haut. 240
Dum moliuntur, dum conantur, annus
est) und unmittelbar mit obuiam
zu verbinden (im Deutschen: fich
wollte dir entgegen'). Eine iihnl.
Verbindung ist auch conari contra
fluminis tractum (ictum fluuii Augu-
stin Epist. 73, 3; Vulg. Eccles. 4, 32)
cgegen den Strom schwimmen wol-
len'. Donat fvihrt beide Erklarungen
an. — *em (wohl = eme rnimm',
Imperat. von emo wie dic, duc, fac;
vgl. J. M. Stowasser, Zeitschr. f. d.
ost. Gymn. XXXXI, 1087 f.) ist hin-
hinweisend (fda') und begleitet
eineBewegung(s.besonders d. Schol.
Bemb. zu obiger St. : Em: hoc cum
gestu offerentis dicitur), wiihrend
hem gleichsam das Echo eines
Eindruckes ist und unserem nach-
denklichen oder staunenden fhem'
zumeist gleichkommt. Bezeichnend
ist hierfiir Ad. 558 f. Sv. Ctesipho
me pugnis . . . Vsque occidit. De. Hem,
quid narras? Sv. Em uide, ut disci-
dit labrum. Ebenso wie oben accipe
em auch V. 858; ferner steht em
mit Demonstr. verbunden, so vor
istic V. 753, istuc 139, 212, sic 210,
nunc 227; dann em tibi s. zu V. 847,
em tempus est 1026. Die Gebrauchs-
weisen von hem s. zu V. 195. Das
oft mit beiden verwechselte en steht
nur in der Verbindung mit umquam
in leidenschaftlichen, zur Vernei-
nung neigenden Fragen (rdenn'),
vgl. V. 329 und 348 (0. Ribbeck,
Beitr. z. Lehre d. lat. Partikeln,
S. 34; A. Kohler, Wolfflins Arch.
VI, 25 ff.; P.Richter, Studcm. Stud.
I, 472 ff, 544 ff).
V. 53 Lectumst : f ausgesucht' inBe-
zug auf die Qualitiit; vgl. Plaut.
Pseud. 1149 Accipe: hic sunt quin-
que argenti lectae wwmeratae minae.
V. 54 Amo te, voller merito te
amo, sind formelhafte Wendungen
der Umgangssprache ; vgl. V. 478.
Ahnlich ist das in Bitten hiiufig
wiederkehrende amabo und umge-
kehrt si me amas. — non neclexisse
habeo gratiam. Als Subjektsaccu-
sativ im accus. c. infinit. wird ein
aus dem Zusammenhang leicht zu
erganzendes reflexives oder nicht re-
fiexives personliches Pronomen aus
demStreben nachKiirze undEleganz
in der Umgangssprache oft, jedoch
mit bestimmten Ausnahmen weg-
gelassen; vgl. V. 206, 315, 460,
610, 627, 801, 1014 und 1022 (s.
A. Funck in den N. Jahrb. 1880,
S. 725 ff und P. Barth, De in/init.
apud scaen. poet. Lat. usu, Lipsiae
1881, S-34— 44). — Uber die Schrei-
bung von neclexisse s. S. 60.
V. 55. *Klagen iiber Sittenver-
derbnis sind in der Palliata, be-
/.iehHngsweise ihren Originalen hiiu-
fig; vgl. Ad. 304 Hocine saecluml
o scelera, o genera sacrilega! Plaut.
Trin. 283 Noui ego hoc saecuium
moribus quibus sit; Pers. 385 non
tu nunc hom m um mores uides? u. oft.
Ahnliches bekanntlich auch sonst,
so das gefltigelte Wort bei Cic.
Verr. IV, 56 (Catil. I, 2 u. s.): O tem-
pora, o mores! — adeo: auf das Fol-
gende zu beziehen wie z. B. V. 153.
V. 57. Das am Ende des Verses
handschriftlich iiberlieferte et wird
mitFleckeisen zu streichen sein; das
Asvndeton ist rhetorisch gefarbt.
VgL 0. Conradt (Herm. X, 106 ft'.).
*V. 58 Quid istuc est? ond die ?er-
wandten Fragen quid hoc (id. ifflud
est? fwas ist das?' enthalten eine
Beziehung auf eine (vorhergehende
oder nachfolgende) Bemerkung oder
Beobachtung , deren Erkliirung
oder niihere Ausfahrung der Fra-
gende wiinscht (s. V. 156, 177, S06J;
I 2, 9—16"!
PHORMIO
87
Modo lit tacere possis. Da. Abi sis, insciens:
10 Quoius tu fidem in pecitnia perspexeris, 00
Verere uerba ei credere? ubi quid niflii lucrist
Te fallere? Ge. Ergo ausculta. Da. Hanc operam tibi dico.
Ge. Senis nostri, Daue, fratrem maiorem Chremem
Nostm? Da. Quid ni? Ge. Quid? ems gnatuni Phaedriam?
15 Da. Tam quam te. Ge. Euenit senibus ambobiis simul, 65
Iter illi in Lemnum ut esset, nostro in Ciliciam
dagegen weifs der mit quid est?
fwas ist? was giebts?' Fragende,
das ohne eine solche Beziehung
ist, gar nicht, worum es sich han-
delt (quid est? V 852, 1037; nach
Ausrufen 411, 749, 810, 941; indir.
quid sit 93; vgl. F. Schlee, Wolff-
lins Arch. HI, 553 ff.).
V. 59 Modo ut: ebenso V. 773,
And. 409; ut modo im Ausruf V. 711.
— *abi: s. V. 944. — Uber sis
(= si uis), sultis (= si uoltis, das
aber bei Ter. nicht vorkormnt), so-
des (= si audes) und iihnliche Wen-
dungen, welche in der Umgangs-
sprache einer Bitte oder Aufforde-
rung zugefugt werden, s. Loch, Zum
Gebrauch des Imperat. bei Plaut.
(Memel 1871), S. 15 f.
V. 60 f. perspexeris ist Konjunk-
tiv, attrahiert an den Konjunktiv der
Annahme, der imHauptsatz dem Ge-
danken nach liegt (ei uerba non cre-
das?);\g\.X. 125, 153f., 272,449, 463,
502, 552 u. s. w. — *Bezuglich der
Gliederung des Verses vgl. S. 39.
V. 61 Verere:' vgl. S. 62. — ubi:
relativer Anschlufs an das Vorher-
gehende wie z. B. V. 157.
V. 62 *J2rgo ausculta: ergo vor
dem Imper. bei Terenz hier und
V. 882 Quin ergo rape me; mehr-
mals bei Plaut., z. B. Rud. 1053
ergo abi; die umgekehrte Stelhmg
sonst bei den Scenikern gewohn-
lich wie V. 539 age ergo, 718, 984.
Regelmafsig ferner bei Ter., meist
bei Plaut. : Quid ergo? (V. 685, 995)
u. 'a. S. Kellerhoff, Studem. Stud.
II, 74 f. — Hanc operam tibi dabo:
vgl. Anm. zu V. 30.
•V. 63 Chremem (auch V. 865 und
Eun. 909), bei Ter. etwas hilufiger
als Chremetem (And. 472, 533), hat
diegriech.metaplastischeAccusativ-
form Xoeur\v Chremen (in Ayu Eun.
724, vgl. auch And. 361, 527) neben
sich (s. Spengel And.2 zu V. 361);
ferner entspricht der And. V. 368
aus Grammatikercitaten hergestellt e
Genetiv Chremi (neben Ch/remetis)
einem vorauszusetzenden Xgmov
und der Vokativ Chreme (neben
Chremes) der griech. Form Xg^rr
Uber letztere giebt Priscian I, 288 H.
folgende Regel: Nec solum in his,
quae sunt primae, sed etiam in illis,
quae tertiae, id est in omnibus Grae-
cis fes' producta finitis, similiter
inuenis uocatiuum in V productam
proferri, ut Chreme, Lache.
Achille. Im Phor. findet sich
Chremes durch die beste Uberliefe-
rung nur V. 797 und wohl auch
V. 577 bezeugt, sonst steht CJireme
(s. Anh. zum V. 567), das ebenso
wie Lache neben Laches am Vers-
ende frei abwechselt; im Versinnern
aber scheinen Griinde des Wohl-
lautes fiir die Wahl der einen oder
anderen Form entschieden zu haben
(so steht Chremes nicht vor s, Chreme
und Lache nicht vor Vokalen).
V. 66 f. Von dem Zweck der Reise
des Chremes lafst Ter. den Geta
schweigen, weil davon spater noch
die Rede sein soll, Geta auch zu-
nachst nur seinen Herrn und dessen
Riickkehr im Kopfe hat. — in Lem-
num: wiihrend Ter. sonst bei Na-
men von Stadten (Ortschaften) und
Inseln auf die Frage wohin? 7 mal
den blofsen Accus. hat (s. V. 567,
837; einmal bei einem p>^l^'fde to-n-
t ii iii : And. 907), ist hier wohl wegen
des folgenden in Ciliciam die Prii-
position gewahlt; denn beiLander-
namen setzt er nie den einfachen
Casus. Auch auf die Frage wo?
steht bei jenen Xamen sowohl der
Lokativ (6 mal; s. V. 680, 942, 1013)
als auch in mit dem Abl.(4mal ;
88
PHORMIO
[I 2, 17—27
Ad liospitem antiquom. Ts senem per epistulas
Pellexit, modo non mdntis auri pdllicens.
Da. Quoi tiinta erat res et supererat? Ge. Desinas:
i Sic est ingenium. Da. 0<(h)>; regem me esse oportuit!
Ge. Abeuntes ambo hic tiim senes me fQiis
Relihquont quasi magistrum. Da. 0 Geta, prouinciam
Cepisti duram. Ge. Mi usus uenit, hdc scio;
Memini relinqui me deo iratd meo.
Coepi aduorsari primo: quid uerbis opust?
Seni fidelis diim sum, scapulas perdidi.
Da. Venere in mentem mi fstaec; namque inscitiast
20
26
X. 873,1004); aufdieFragewoher?
— vielleicht nur zufiillig — alleiu
cx (e) mit dem Abl. (3 mal). Kahe-
res bei W. Gorbig, Nominum, gui-
bus loca signif., usus Plautin. . . cum
^isu Tcrent. comparatur (Halberstadt
1883), S. 27 ff. und E. Konig, Quaestio-
nes Plaut. (Patsehkau 1883), S. 1 ff.
*V. 68 will Donat auf die Ge-
schenke, welche Gastfreunde ihren
Giisten zu geben pflegten, beziehen,
doch haben wir eher an glanzende
Demipho gemachte Versprechungen
zu denken, es werde sich Gelegen-
heit zu gewinnbringenden Ge-
schiiften ergeben. Das auch uns
geltiufige Sprichwort (vgl. im Griech.
%qvg& oqt[) findet sich bei Hieron.
adv. Kufin. III, 39 (Sp. 565 V.) cum
montes aureos poUicitus fueris. Abn-
lich Persius IH, 65 maynos pro-
miitere montis und Sall. Cat. 23, 3
maria montisque polliceri (italien.
promcltcrc mari c monti; vgl. auch
Plaut. Stich. 25 und Otto, DieSprich-
worter u. sprichwortl. Kedensarten
dcr Komer, Leipzig 1890), S. 227.
V. 69 Quoi ist Kelativum; zu er-
ganzen ist 'cum pellexit. . ?' — Das
lmperfektum in Pezug auf die Zeit,
iu welcher sich die Erzlihlung be-
v.regt. — Sehr passend wixd schon
hier Demipho als geldgierig ge-
schildert, um das (spater erziihlte)
Wagnis seines Sohnes desto be-
denklicher erscheinen zu lassen (s.
V. 120 f. u. s.).
V. 70. Dauos meint, dafs er als
reicher machtiger Mann (s. V. 338)
einen ganz andern Gebrauch vom
Keichtum machen wiirde (s. Donat).
— *o<^hy.- s. Anm. zu V. 51.
V. 71 hic: s. Anhang.
V. 72 *magistrum: dem griech.
rtcadaycoyog entsprechend, wie Plau-
tus Bacch. V. 138—163 mit den
Ausdrxicken 2)aedagogusund magister
wechselt. — prouinciam (= officium)
Cepisti cluram: ein dem romi-
schen Leben entnommenes Bild;
s. V. 230, 964.
V. 73 usus uenit eine formelhafte
Wendung (hier etwa : fich hab's er-
fahren'); vgl. z. B. V. 505, Haut.
V. 553, 556, 557. — *uenit,hocscio:
Parataxe ; die Satzverbindung ist so
noch loser als bei vorausgehendem
Demonstr., vgl. V. 137 f. — S. Anh.
V. 74 deo..meo: der das Schick-
sal Getas zumeist leitende Gott;
scbon Donat citiert Verg. (Aen. XII,
539 f.) nec di texere Cupencum \
Aenea ueniente sui und Naevius im
Stvicke Stalagmus (Fragm. com.
Kibb.2 V. 70) Deo meo propitio mcus
homost. Der Wendung deo irato mco
ganz lihnlich ist Plaut. Poen. 452 dei$
meis iratissumis. Auch And. 664
wird ein verderblichrr Entschlufs
dem Zorn der Gotter zugeschrieben,
eine schon aus Homer hinlanglich
bekannte Auffassung.
V. 76 seapulas perdidi in komi-
scherUbertreibung (vgl.Plaut. Epid.
91 corium perdidi). Die scapulac
als der unter Umstlinden leidende
Tcil spielen bei den Sklaven der
Komodie eine wichtige Rolle; vgl.
Plaut. Asin. 315, 547, Cas. 956,
Poen. 153 u. s. w.
V. 77 f. Venere w mentem mi
istacc: an die (niimlich scapulae
tuae) oder an das (was du sagst,
die von dir erwahnten ublen Folgen)
I 2, 28—37]
PHOPMIO
89
35
Aduorsuni stimulum calces. Ge. Coepi eis omnia
Facere, obsequi quae uellent. Da. Scisti uti foro.
o Ge. Noster mali nil quicquam primo; hic Phaedria
Contmuo quandam nactus est puellulam
Citharistriam : hanc amare coepit perdite.
Ea seruiebat lenoni inpurissifmo,
Neque qudd daretur quicquam; id curarant patres.
Kestabat aliuc? nil nisi oculos pascere,
Sectari, in ludum diicere et redditcere.
Nos otiosi operam dabamus Phaedriae.
80
85
dacht' ich eben auch! istaec kann
Fem. sein wie Haec nuptiae And.
656 (nach Donat) u. s. Ahnliche
Beispiele aus Plaut. fiir die Wen-
dung uenire in tnentem s. bei Schaaff,
De genet. usu Plaut., S. 41, Anni. 3.
— S. Anhang.
V. 78 Aduorsum stimulum calces:
'wider den Stachel locken', eine
tlbertragung des griech. Sprich-
wortes TtQog (ru) x.svtqcc JLentri^siv
(Zenob. 5, 70; Aesch.Agam. 1624,
Eurip. Bacch. 795). Ahnlich heifst
es bei Plaut. Truc. 768 si stimulos
pugnis caedis, manibus plus dolet.
* v. 79 uti foro, ein vom Markt-
leben entlehntes Sprichwort: Du
weifst die Leute zu behandeln und
dich nach den Umstanden zu rich-
ten. Dazu stimmt Donats Er-
kliirung: Est uulgare prouerbium.
Sensus liic est: Scisti, inquit, quid
facere te oporteret; vgl. Querol.
S. 18, 28 (Peip.): Si toto uis uti
f (>n). In anderem Sinne steht ayoQu
y.i'/or[vxaL (fsienehmenander Staats-
verwaltung teil') bei Anaxandrides
(Fragm. com. Gr. Mein. III, S. 163,
Oom. Att. frag. II, Anax. 4 Kock);
vgl. F. V. Fritzsche, Ind. lect. aest.
Bost. 1862, S. 5; 1877, S. 3 und Otto,
Die Sprichworter d. Rom., S. 145 f.
V. 80 Noster: namlich erus oder
erilis filius, wie oft, z. B. V. 110,
117. Sehr naturlich spricht inncr-
halb des gleichen Hausstandes der
Sklave mit einfachem noster vom
Herm oder Sohn, von der Frau
(Hec. 188) oder Tochter (Haut. 660)
des Hauses, unter Umstanden auch
von den Mitsklaven (Eun. 678). —
Zur Verstlirkung von nihil und nemo
wird in der Umgangssprache haufig
gu iequam und quisquam pleonastisch
zugefiigt; vgl. z. B. V. 250, Hec. 67
nemo illorum quisquam. — Die
Ellipse von fecit entspricht der leb-
haften Erziihlung, vgl. das Fehlen
ahnl. Formen V. 113, 142, 144 u. a.;
ferner das von esse im gleichen Falle
oderbeigedrangterAufzahlungV. 84,
100, 104, 106 f., 133, 249 f. u. a.; von
inquit, loqui, dicere oder verw. Zeit-
wortem V. 101, 102, 794, 797; von
uenire V. 482, uocare, accersere (ar-
cessere) V. 440 u. s. w. — Mit liic
weist Geta auf Chremes' Haus hin.
*V. 82 Citharistriam: ein gleich
dem verw. psaltria (Ad. 388, 405 s.),
wie es scheint, von Ter. zuerst ge-
brauchtes Fremdwort (vgl. S. 65),
das sich auch im V. 144 findet,
aber im V. 109 imd von Sulpic.
Apollin. in der Perioch. V. 5 und 11
durch das latein. ftdicina ersetzt
wird. Zur ganzen Stelle vgl. Plaut.
Piud. Prol. 43 f. Eam uidit ire e ludo
fidicinio domum. Amare occepit: ad
lenonem deuenit. — amare: s. V. 109
und Haut. 97 Eius filiam ille amare
coepit perdite und Anhang.
*V. 85 oculos pascere: cdie Augen
weiden'; bei Plaut. pasccre nur in
der eigentl. Bedeutung.
V. 86 ludus: eine Schule fiir Ci-
therspiel mit G esang und wohl auch
far Tanz (s. V. 109, 144). Vgl. die
zu V. 82 angefiihrte St. aus Plaut.
Rud. 43. — redducere (so hat Cod. D
aus Corr. in Ubereinstimmung mit
der Schreibung des Wortes in A und
gelegentl. einigen s zu Hec. 501,605,
617, 634, 654, 660, 665, 698 u. a.),
gebildet wie reddere, redire u. ahnl.;
vgl. Lachmann zu Lucr., S. 303 und
die Anm. zu V. 2J.
V. 87. Der von Donat liickenhaft
iiberlieferte Vers des griech. Origi-
90
PHORMIO
[I 2, 38—48
90
95
In quo haec cliscebat litdo, exaduorsum flico
Tonstrina erat quaedam: hfc solebamiis fere
Pleriimque eam opperiri, dum inde iret domum. 40
Interea dum sedemus illi, interuenit
Adulescens quidam lacrumans. Nos mirarier;
Rogamus quid sit. cNiimquam aeque' . inquit fac modo
Paupertas mihi onus uisumst et miserum et graue.
Modo quandam uidi uirginem hic uicmiae 45
Miseram suam matrem lamentari mortuam;
Ea sita erat exadudrsuim neque illi beniuolus
Neque notus neque cognatus extra unam aniculam
nals ist von Dziatzko (Rh. Mus.
XXXI, 370 ff. durch : r^islg ds (cvcyo-
>lot^ gvvstisiis Xoviis&a , von Ellis
(Journ. of Phil. X, 21) durch : rjiisTg
(£v ^axvy ^8 Gi von Nencini (a. 0.
S. 115): rj(i>. (psv ccQyovvrsgy 6. er-
ganzt worden.
V. 88 *exaduorsum (Schreibung
S. 58, Anm. 3): zusammengesetztes
Adverb., ortlich gebraucht V. 97,
Ad.584 est pistrilla et exadu. fabrica,
Plaut. Bacch. 835, Cato r. r. 18, 3
u. a. ; als Priipos. mit Acc. gewohnl.
exaduersus Cic. Div. I, 101 (nach
einem iilteren Historiker), Nepos
H 3, 4 (-U)n), VIII 2, 7 u. a. (Hamp,
YVolffl. Arch. V, 348 f.). — exad-
uorsum ilico rgleich gegeniiber' ; iihn-
lich ortlich bei Plaut. Most. 1064
Uico intra limen isti astate; Merc.
912 isti[nc] ^a^sta ilico; Rud. 328
ilicohic, 836, 878 ; Ter. Ad. 156 ; vgl. P.
Langen, Beitr. S.157ff. — S.Anhang.
V. 89 f. Tonstrina: die Barbier-
stuben waren neben den Parfumerie-
laden, den Offizinen der Arzte,
den Gymnasien und Paliistren die
gewohnlichen Sammelpunkte fiir
die miifsige, unterhaltungsbediu-f-
tige Jugend Athens (s. Plaut. Amph.
1011 ff., Asin. 343 ff., 408 ff; Ly-
sias XXIV, 20).
V. 91 illi: der einfache Lokativ
zu ille neben illic; s. V. 572, 772
und Engelbrecht, Stud. Te>\,S.67ff.
V. {vi *Adulescens qu/idam laeru-
mans, dazu bernerkt Donat: ApoUo-
dorus tonsorem ipsumnuntium farit,
qui dicat se nuper puellae comam <>!>
luctum abstulisse: quod sci(t~}o mu-
tasse Terentium, ne externis mori-
bus sjicttittorcmliomanum offenderct.
Zur griech. Sitte des Haarabschnei-
dens in der Trauer vgl. Hom. W
135 f., 141, (o 46, Eurip. Troad. 1183
u. a. m. Da dieser Brauch in Rom
nicht iiblich war, zog es Ter. vor,
die Nachricht durch einen Jiingling
iiberbringen zu lassen; vgl. V. 106
Capilluspassus. — *mirarier: dersog.
infin. histor. ist bei uerbis adfectuum
zuliissig, wenn die Stimmung liin-
ger anhalt und sich in verschiede-
nen Worten und Gebiirden aufsert,
vgl. Sall. Iug. 64, 2 commotus in-
solita re mirari eius consilium; der
Infin. kann auch eine sich wieder-
holende, fortsetzende Handlung be-
zeichnen, z. B. And. 146 f. ego illud
sedulo Negare factum. nicht aber
eine" einmalige ; daher der Ubergang
in das uerb. finit. oben durch Roga-
mus und Ad. 45 f. Buri agere uitam,
semper p>arce ac ditritcr Se habere;
uxorem duxit u. a. (vgl. Wolfflin,
Arch. X, 177 ff). — Uber die In-
finitive auf -ier s. S. 63.
»V. 93 quid sit: vgl. zu V. 58.
V. 95 uiciniae ist Lokativ (als
Apposition zu hic), wie Plaut. Bacch.
205 proxumac uiciniae habitat und
Mil. 273 hic proxumae uiciniae.
Ahnlich steht Most. 1062 foris con-
crepuit proxuma uicinitt und wird
Ter. And. 70 huc uiciniam gelesen.
Vgl. Brix zu Mil.2 a. 0. und Spengel,
And.2 S. 151.
* V. '.t(i. (uirgmem) Miseram . . lamen-
tari wie in dtscrudor miscr. timeo
miscr, misera anmt u. dgl., deutsch
adverbiell; vgl. 0. Sevffert, Stuilia
l>l<<ut., S. 8.
*V. 97 lnniutihts: s. Anhang.
* V. 98 extra zur Bezeichnunar einer
I 2, 49—63]
PHORMII I
91
50
55
Quisquani aderat, qui adiutaret funus: miseritunist.
Virgo fpsa facie egregia'. Quid uerbis opust?
Commdrat omnes nos. Ibi continuo Aiitipho
'Voltisne eamus uisere?' Alius ^censeo:
Eanius; duc nos sddes'. Imus, uenimus,
Videmus. Virgo piilchra, et quo magis diceres,
Nil aderat adiumenti ad pulchritiidinem:
Capillus passus, niidus pes, ipsa hdrrida,
LacrMinae, uestitus tiirpis; ut, ni uis boni
In fpsa inesset fdrma, haec formam exstmguerent.
Ille, qui illam amabat fidicinam, tantiim modo
cSatis' fnquit cscitast'; ndster uero . . Da. Iam scio:
Amare coepit. Ge. Scin quam? Quo euadat uide.
Postridie ad anum recta pergit; dbsecrat,
Vt sibi eius faciat cdpiam. Illa enim se negat
100
105
110
Ausnahme gehort nicht blofs der
Umgangssprache an ; so aufser Plaut.
Amph. 833 extra unum te auch
Ennius bei Ribb., Frag. trag.3 V. 4ij
extra me, Cicero (z. B. Phil. V, 53)
und Liv. (VIII 32, 8). — anicula
erscheint wohl zuerst bei Terenz
(dann bei Cic); vgl. And. 231 in-
portunitatem spectate aniculae; denn
die Stelle aus Plaut. bei Serv. Georg.
III, 497 scheint mit Most, 218 f. gleich
zu sein.
V. 101 Commorat im Plusquam-
perfektum wegen der folgenden,
auch schon der Vergangenheit an-
gehorigen Handlungen. — Uber die
Kontraktion der Endung s. zu V. 13.
— ibi zur Fortfiihrung der Erzah-
lung (haufig bei Ter. in der Ver-
bindung ibi tum) gehort der Um-
gangssprachean; vglvBrix zu Plaut.
Mil.258. — *cdntinuoAntipho: died&k-
tylische Wortform ist unanstofsig,
weil sie erst durch Svnaloephe der
Schlufssilbe entstanden ist; so auch
V. 601 pertimui autem, Haut. 86
consilio aut re, Eun. 933, Ad. 318
(vgl. Spengel zu Ad. 827 und Klotz
a.O.S. 352 f.). — *UberdieErganzung
eines uerb. dicendi in diesem und
dem fgn. Verse vgl. zu V. 80.
V. 102 eamus uisere: der fmale
Infin. steht bei Ter. nach dare, ire
und introire, mittere (nicht nach
uenire); vgl. P. Barth, De infm.
apud scaen. etc, S. 13 f.
V. 103 f. Imus, uenimus. Videnvus:
zu beachten ist der Wechsel der
Tempora (vgl. z. B. V. 135 f., 943)
und das Asyndeton.
V. 104 quo magis diceres geht auf
eine unbestimmte Person: fwas
einen noch mehr veranlafste, sie
schon zu nennen'; vgl. And. 135 f.
Tum illa, ut consuetum facile amo-
rem cerneres, Reiecit se. — Eine ahn-
liche Beschreibung eines trauern-
den Miidchens findet sich Haut.
285 ff.
* V. 106 horrida : starker als incultus,
etwa fganz vernachliissigt, ganz
schmucklos'; vgl. Enn. Ann. 297
horridus miles amatur, Liv. LX 40, 4
horridum militem esse debere, non
caelatum awro et argento, Cic Brut.
117 ut uita, sic oratione durus, in-
cultus, horridus.
V. 108 ein Wortspiel; das zweite
Mal steht forma in pragnantem
Sinne. Vgl. z. B. V. 138.
V. 109. tJber ille im 1. Versfufs
s. S. 49.
V. 110 noster uero: ra.7toGiu>7Tt]Oi$
tertia, quae succurrit, quotiens
uerba rebus minora sunt' (Donat).
V. 111 quam sowie tam werden
im alteren Latein oft bei Verben
zur Bezeichnung eines Grades ge-
braucht; vgl. z. B. V. 65.
V. 113 eius: die zweisilbigen Ge-
netive eius , huius mit iamb. Mes-
sung scheinen in der Mitte zu
stehen zwischen der einsilbigen
Messung (s. S. 61) und den spiiter
92
PHORMIO
[I 2, 64—73
05
Neque eum aequom ait facere: illam ciuem esse Atticam,
115 Bomini bouis prognatam; si uxorem uelit,
Lege fd licere facere; sin aliter, negat.
Noster quid ageret nescire: et illam diicere
Cupiebat et metuebat absentem patrem.
Da. Non, si redisset, ei pater ueniam daret?
120 Ge. Ille mdotatam uirginem atque ignobilem to
Daret illi? Numquam fticeret. Da. Quid fit denique?
Ge. Quid fiat? Est parasitus quidam Phormio,
Homd confidens: qui iilum di omnes perduint!
allein iiblichen Formen; vgl. V.
185 (?), 483; Haut. 551 ; Eivn. 131, 980.
S. Anhang. — * enim ist gleieh nam
(V. 615, Ad. 190 Nam hercle etiam hoc
restat) eine alte Beteuerungsparti-
kel, vgl. enim nero (V. 528) und
V. 338, 487, 555, 694; als solche
kann enim auch an die Spitze des
Satzes treten; s. V. 983 Enim nequeo
solus, 937 und Donats Bem. zu Ad.
168 enim inceptiua particula aptid
ueteres fuit. Vgl. P. Langen, Bei-
trage S. 264 ff. — se negat: erganze
cius copiam facturam esse (s. Anrn.
zu V. 80 und 399).
V. 114 ait und ais ist bei den
Koniikem in der Regel zweisilhig;
ain ist immer einsilbig (a. S. 56). —
eiuem esse Atticam: die Ehrbarkeit
der Biirgerinnen suchten Sitte und
Gesetz streng zu wahren.
V. 115 Bonam: ' unbescholten,
hrav'. — * Bonam bonis: vgl. zu
V. 212. — si uxorem uelit: das leicht
zu erganzende Objekt eam fehlt wie
sehr oft (s. Anhang).
V. 117 quid ageret nescire: der
infin. hist. steht in Bezug auf Tem-
pusfolge dem praes. hist. gleich.
Naheres vgl. bei Em. Hoffniann,
Stud. auf dem Geb. der lat. Synt.
(ist<4), S. 85 ff. ; teilweise anders
A. Hug, Rh. Mus. XXXX, 397 ff.;
Beispiele auch beiC.Rothe, Quacst.
gramm. (1876), S. 26 tf.
V. 119. Einfaches non in Frage-
s&tzen (statt novme) drvickt Staunen
oder Umvillen aus. Der Redende
entninimt die gefiirchtete Antwort
bereits den Worten dea Gefragten.
S. Holtze, Synt. II, 249ff.; Beispiele
auch bei E. Boeckel, Exereit. 1'laut.
(1872), S. 8 f.
V. 120 *indotatam uirginem: die
Mitgift wurde fur eine standes-
gemiifse Heirat als wesentlich an-
gesehen; daher heifst es auch Ad.
345 Primum indotatast (vgl. 729),
und Trin. 690 ff. sagt der verarmte
Lesbonicus zum Freunde Lysiteles,
der seine Schwester heiraten, aber
keine Mitgift annebmen will, er
wiirde in das Gerede kommen:
Me germanam meam sororem m
concubinatum tibi, Si sine dote
(dony, dedisse magis quam in
matrimoniu/m. — Die Weglassung
der fragenden Partikel ist in der
Umgangssprache und daher bei den
Komikern uberaus haufig; vgl.
Holtze a. O. H, 237 ff.
V. 1 •_'•_> Qwid ftat? eine indirekte
Frage; zu ergiinzen ist rogasne?
V. 123 *Homo confidens, wie Cic.
proCaec.27 den argentarius Sex. Clo-
dius mit dem Beinamen Phormio
in offenbarer Erinnerung an unsere
Stelle folgendemiafsen charakteri-
siert: nec minus niger nec minus
confidens quam iUe Terentianus est
Phormio. — qui ist aua einem rela-
tiven Modaladverb gleich ut (V. 130)
auch Wunscbpartikel geworden
(Don. zur St, gui 'utinam' est u.s.w.),
wird indcs nur in ^erwunschungen
(mit unmittelbar folgendem Pro-
nomen) so unabhangig, sonst aber
als bekraftigendes Wort nacb hercle,
edepol, at (oder at poJ), quippe, ui
u. a. gebraucht; vgl. Fleck. in N.
Jahrb. 1850, S. 246; Krit. Misc.
(1864), S. 28 ff.; 0. Seytfert, Stud.
Plaut., S. 6 and Fr. Leo, Nachr. d.
Cott. Gres. d. Wiss. 1895, S. 421 ff.
— Die altertumlichen Optative
duinl und perdumt fmden sich bei
I 2, 74—85]
PHORJIIO
93
Da. Quicl is fecit? Ge. Hoc consilium, quod dicam7 dedit:
fLex est7 ut orbae, qui sint genere proxumi;
Eis mibant, et illos diicere eadem haec lex iubet.
Ego te cognatum dicara et tibi scribain dicani;
Patemum amicum me adsimulabo mrginis;
Ad ividices ueniemus: qui fuerit pater,
Quae mater, qui cognata tibi sit; omnia haec
Confmgam; quod erit mihi bonum atque commodum,
Quom tu hdrum nihil refelles, uincam scilicet.
Pater aderit; mihi paratae lites: quid mea?
Illa quidem nostra erit'. Da. Ioculareni audaciam!
85 Ge. Persuasumst homini: factmnst: uentumst: umcimur:
sO
12:
130
135
Ter. nur am Ende von Versen, s.
S. 64. Die gleiche Verwiinschungs-
formel steht Plaut. Men. 451 ; ahn-
lich heifst es daselbst 933 Qui te
luppiter dique omnes . . perduint!
Asin. 467 Hercle istutn di omnes
perduint! und Aul. 785, mit perdant
Rud. 1166, Eun. 302 u. a.
V. 125 f. bezieht sich natiirlich
auf athenische Verhaltnisse, uber
welche die rom. Zuschauer aufge-
klart werden mufsten; das Gesetz
s. bei Diod. Sic. XII 18, 2. 3:
Tgirog Ss vouog Slcoo&w&i] 6 -xsol
zav S7tL-/.li]0(ov, 6 v.ul -xuou Zioloivi
y.SLUSvog. 'ExsXsvs yuo trj ixiy.lrjQcp
S71lSlkc/.'^sg&ui xbv sy%L6Tu ysvovg,
(ocuvTcog Ss y.ul ttjv iniv.Xr\Qov sttl-
Slv.u&g&ul xco ccy%LGTSi, co tjv uvuyvr\
GVVOLV.SLV ~T) ■XSVTUV.QGiug SVXlGUL
SQayuug sig 7Cootv.bg loyov tfj tisvl-
%qu iTttv.Xrjoco. Vgl. V. 296 f., 410,
Ad. 651 f/und S. 68. Sehr aus-
fdhiiiche und eingehende Bestim-
mungen iiber das Erbtochterrecht
bietet das Gesetz von Gortyn (Col.
yn, i5— ix, 24, xn, 20—33); ahn-
lich wie im attischen Recht (De-
mosth. XLVI, 18, S. 1134) wird hier
die Erbtochter definiert als die un-
verheiratete oder verheiratete Frau,
welche keinen Vater und keinen
von Vaterseite rechten Bruder (frater
consanguineus) hat. Text und Er-
klarung des (auf altariscb.es Erb-
teil zuriickgehenden) Gesetzes bei
Biicheler-Zitelmann, Das Recht von
Gortyn (Frankfurt a. M. 1885),
S. 30 ff. und 149 ff. Dafs das atti-
sche Gesetz nicht klar und unzwei-
deutig war und darnm vielfach
verschiedene Auffassung erfuhr, be-
merkt Aristoteles 'Ad-r]v. itoltx. 9, 2;
die einschlagigen Klagen gehorten
nach Kap. 56 unter die Gerichts-
barkeit des ersten Archon : er konnte
diejenigen, welche sich eine Rechts-
verletzung hatten zu Schulden kom-
men lassen, mit einer Geldbufse
belegen oder vor das Gemeinde-
gericht verweisen. Vgl. auch Meier
und Schomann, Att. Proc, S. 457 ff.
— Zur Stellung des Relativsatzes
qui sint vgl. V. 27. — S. Anhang.
V. 127 scribam clicam: yoatyco
Siv.r\v. Letzteres Wort findet sich
bei Plaut. und Ter. stets in latini-
sierter Form und nur im Xom.
oder Accus. Siug. (s. V. 329, 439
u. Plaut. Aul. 760, Poen. 800; eben-
so Cic. Verr. II 2, 37) oder im
Accus. des Plurals (V. 668).
V. 128 adsimulo: in strengerProsa
dafiir simulo.
V. 129. Der fiir die spatere Zeit
festgestellte Unterschied von fra-
gendem quis und q_ui gilt noch
nicht im alteren Latein; s. Holtze
a. 0. I, 389 ff.
V. 133. Die Kiirze der Rede Phor-
mios zeigt, wie wenig Bedenken
er in dem Plane findet und wie
leicht er die Schwierigkeiten zu
bemeistern gedenkt.
*V. 134. Iocularem audaciam: vgl.
Cic. deFat. 15 0 licentiam iocularem ;
dagegen iocularius [And. 782) nur
noch bei Porph. zu Hor. I !
II 2, 60.
V. 135 uentumst: s. V. 129. —
*factumst\ uentumst; uincimur wir-
kungsvolles A.syndeton; vgl.V. 103f.
94
PHORMIO
[I 2, 8G— 95
Duxit. Da. Quid narras? Ge. Hoc, quod audis. Da. 0 Geta,
Quid te futururust? Ge. Nescio hercle; unum hoc scio:
Quod fdrs feret, ferernus aequo animo. Da. Placet.
Em istuc uirist officium. Ge. In me omnis spes mihist.
140 Da. Laudo. Ge. Ad precatorem adeam credo, qui mihi 90
Sic oret: eNunc amitte quaeso hunc; . ceteruni
Posthac si quicquani, nihil precor'. Tantiim modo
Non addit: cVbi ego hinc abiero, uel occidito'.
Da. Quid paedagogus lfle, qui citharistriam?
145 Quid rei gerit? Ge. Sic, tenuiter. Da. Non miiltum habet, 95
— umcimur zwischen den Perfekten
wie umgekehrt V. 103 uenimus.
V. 137 Quid te futurumst? Esse,
fieri und faecre werden in der Um-
gangssprache oft, besonders in
Fragesatzen, mit dem blofsen Ab-
lativ (wohl einem abl. instntm.,
vgl. Plaut. Most. 636 Quid eost
argento factum?) in der Bedeutung
raus etwas, jem. werden, mit etwas,
jem. geschehen, machen' verbunden ;
vgl. Draeger, Hist. Synt. P, 561;
Schmalz, Lat. Syntax § 99. — * Nescio
lierele auch V. 683; haud scio hercle
V. 774. Auch andere negative Ver-
binduhgen stehen bei Plaut. und
Ter. regelmafsig in dieser unmittel-
baren Wortfolge, so Non hercle
V. 969 und Non pol 998. Geht ein
Wort voraus, so bleibt hcrcle an
der gewohnlichen zweiten Satzstelle,
z. B. V. 807 Equidem hercle nescio,
And. 505 Itaque hercle nihil (Keller-
hoff, Studem. Stud. II, 68 ff. und
zur Erklarung J. Wackemagel , In-
dogemi. Forschungen I, 406 ff.).
V. 138 Allitteration undWortspiel
wie V. 108; iibersetze etwa: rWas
die Schickung schickt, in das schicke
ich mich mit Gleichmut'.
•V. 139 Em: s. zu V. 52.
V. 140 Ad precatorem : vgl. Haut.
976, 1002; Plaut. Asin. 415, Pseud.
606, Epid. 687 S. . Most. 1168 ff;
Petron. 30, 49. H. Dsener (W6lff-
lins Arch. II, 228 tf.) legt dar, dafs
der precator in Rom rechtlich und
praktisch ffir den Sklaven daa war,
waa der patronus (griech. ngoatd-
Tt}g) fiir den cliens und libertus.
Das starre Kccht, drn Sklaven als
Ding zu betrachten, ergiinzte sich
unwillkiirlich durch dessen Schutz
seitens des precator in den ober-
sten Menschenrechten , dem An-
sprach auf Leben und Gesundheit.
Der griechische 7taQUK).r}tog ent-
spricht (nach Usener) eigentlich
dem rom. aduocatus, nicht ganz
aber dem preccttor. Wie zweifelhaft
iibrigens die Hilfe eines solchen
sein konnte, zeigt unsere St. —
orare mit dem dat. commodi oder der
Prapos. pro (so bei Plaut. Asin. 783
tu pro illa ores, ut sit propitius).
*V. 141 amittere driickt, bei den
Scenikem noch oft in der Gnind-
bedeutung vorkommend, eine beab-
sichtigte Handlung aus und ist
dann sinnverwandt mit dimittere,
missum faccre , so hier (vgl. Eun.
852 f. unam hanc noxiam Amitte,
Plaut. Poen. 403), dann V. 175 f.
und 507 (im Gegensatz zu retinere),
V. 414, ferner V. 714 Hoc (argen-
tum) tcmere numquam amittam ego
a me, V. 918, 920 (mulierem ab se
amittere), die den tJbergang zu der
gew5hnlichen Bedeutung der unbo-
absichtigten Handlung (rverlieren',
itnoBdXXsiv), wie in V. 673, bilden.
*V. 142. Posthac: vgl. Anm. zu
V. 347. — Die Wendung cetcrum
. . . niliil precor gebrauchten gewifs
die pftctitores in den Komodien oft;
denn mit darauf beruht die Schluls-
pointe in Plaut. Most. 1178. wo
Tranio fiir sich selbst ahnlich bittet.
V. 143 uel occidito: s. S. 62.
V. 14 t paedagogus Bcherzhaft in
Bezug auf V. 86.
V. 145 rSic dicendum est cum
aliquo gestu' (Donat). Yirl. And. 8<i4
(dazu Donat) und Th. Braune, Ob-
serv. gramm., S. 55.
I 2, 96—102]
PHORMIO
95
Quod det, fortasse? Ge. Imnio nil nisi spein meram.
Da. Pater eius rediit an non? Ge. Nondum. Da. Quid? senem
Quoad e'sspectatis uestrum? Ge. Non certum scio,
Sed epistulam ab eo adlatam esse audiui modo
100 Et ad portitores esse delatam: lianc petam. 150
Da. Nuin quid, Geta, aliud me uis? Ge. Vt bene sit tibi.
Puer, heus. — Nemon lioc prodit? — Cape, da hoc Dorcio.
V. 146. Nach fortasse ist der
Hiatus in der Thesis durch den Per-
sonenwechsel entschuldigt. Beach-
tenswert ist, dafs das folgende be-
tonte Wort interjektionsartig ist
und ofters (so hier) eine Casur da-
mit zusammenfallt; aknliche Falle
vor immo Eun. 409, Ad. 604; ecce
Ad. 767; attat Y. 963; ita V. 542;
fraglich vor haud Eun. 433 (mit^l1)
und vor eheu Haut. 83 (mit A und
den meisten s) ; s. S. 57; anders
C.F.W. Miiller, Plaut. Pros., S. 640—
674 und Leo, Plaut. Forsch., S. 325.
— S. Anhang.
V. 148 Quoad etwa: fbis wann';
'quam diu: et recte locutus est, quia
aduentus finis est exspectationis'
(Donat) ; vgl. V. 462, 'ahnlich V. 524
(dies) quam ad. — certum scire:
'Sicheres wissen' (Eun. 111, 921)
neben certo scire fsicher wissen'
(And. 929 u. s. w., besonders Hec.
324). Letzteres steht immer, wenn
scire bereits ein Objekt im Accus. hat.
V. 150 portitores: fHafenaufseher'
(in Athen) zum Zweck der Zoll-
erhebung fiir die Zollpachter, daher
'Zolleinnehmer' (Plaut. Asin. 159,
Trin. 1107). Ihrer Kontrolle waren
nicht nur die aus- und eingehen-
den Waren unterworfen, sondern
sie durften auch, um uber die La-
dung eines Schiffes sich genau zu
unterrichten, die mit dem Schiffe
beforderten Briefe offnen; vgl.Plaut.
Trin. 793 ff . : Iam si opsignatas
non feret, dici 4ioc potest, Apud
portitorem(-es?) eas resignatas sibi
Inspectasque esse (s. Brix-Niemeyer4
zur St,); vgl. Trin. 810.
V. 151 Num quid aliud me uis?
fKann ich sonst mit etwas dienen?'
eine sehr gebrauchliche Wendung
(auch ohne me oder ohne uis, dann
aber mit anderer Wortstellung) im
Munde derer, welche das Gesprach
abbrechen und sich entfernen wol-
len; z. B. Eun. 191, 363; Horaz
Sat. I 9, 6. Der doppelte Accus.
steht bei uelle nach Analogie der
Verba des Bittens u. s. w. ; vgl.
Anm. zu V. 914. — Vt bene sit tibi:
eineHoflichkeitswendung(d'<jT£i'(7fi.og)
fur nihil (s. Donat).
Mit V. 151 geht Dauos in die
Stadt (rechtshin) zuriick; Geta ruft
einen Burschen (puer) aus dem
Hause Demiphos.
V. 152 *heus (rhe! heda!') Anruf
(auch an eine nicht bestimmte,
auf der Biihne nicht anwesende
Person gerichtet), meist vor einem
Vokativ, z. B. h. tu V. 398, h. Geta!
V. 847, vgl. 1037. Nachgestellt wie
hier nur noch Plaut. Pers. 459
Sagaristio, heus, exi, Poen. 279 und
Men. 844. Zu heus kann hier aus
dem fg. jyrodit leicht prodi wie zu
V. 440 heus, domo me ein Impera-
tiv wie arcessito erganzt werden.
Nachdriicklich lenkt es die Auf-
merksamkeit auf das folgende V. 819,
904, And. 636. (Naheres bei Richter,
Studem. Stud. I, 566 ff.). — Dem
Burschen iibergiebt Geta das von
Dauos gebrachte Geld, damit er
es der Dorcium (doQKtov, Kose-
forrn wie Philotium <£d6>Tiov; iiber
die aspirierte Schreibung im Cod. A
vgl. S. 60 f.) bringe, die ohne Zweifel
als die Frau (contubernalis) Getas
zu denken ist. Dann geht dieser
nach der anderen Seite ab, um
zum Hafen zu gelangen (V. 150).
Antipho und Phaedria treten hochst
wahrscheinlich aus dem Hause des
Chremes; s. Anhang.
96
PHORMIO
[I 3, 1—10
[ACTVS II.]
Antipho Phaedkia
Advlescentes II
An. Acleon rem redisse, ut qui mi consultum opt^me uelit esse, i 3
Phaedria, patrem ut extimescam; ubi fn mentem eius ad-
uenti ueniat!
155 Quod ni fuissem incogitans, ita exspectarem, ut par fuit.
Ph. Quid istuc est? An. Hogitas? qui tam audacis facinoris
mihi consciu's?
Qudd utinam ne Phormioni id suadere in mentem mcidisset 5
Neii me cupidum eo mpulisset, quod mihi principiiimst mali !
Non potitus essem: fuisset tum fllos mi aegre aliquo^ dies,
160 At non cottidiana cura haec angeret animum, Ph. Aiidio.
An. Dum exspecto, quam mox ueniat, qui adimat hanc mihi
consuetiidinem.
Ph. Aliis quia defit, quod amant, aegrest; tibi quia superest dolet: 10
Der II. Akt beginnt mit einer
lyrischen Partie, die etwa bis V. 163
oder 164 reicht und der eine Reihe
iamb. Oktonare folgt. Dem Canti-
cum (mit wechselnden Rhythmen)
eigentiimlich sind die troch. Okto-
nare und die Klausel (V. 163).
V. 154 ut nach Vorausschickung
des Relativsatzes wiederholt wie
And. 830 nach einem langeren Satz-
teile und oft bei Plaut. — acluenti:
die Substantiva der 4. Dekl. gehen
im Genetiv bei Ter. meist in die
2. Deklination iiber (domi, fructi,
omati, quaesti, tumuJti); sonst hat
Terenz nur noch die Endung -uis
bei diesen Wortern, z. B. Haut. 287
anuis. Vgl. S. 61, IH. — Der Gene-
tiv steht nach uenirr in mentem
auch Plaut. Rud. 685 f. Miserae
(quom uenity in mentem Mihi mortis
q. s.; vgl. Anm. zu V. 77.
V. 155. S. Anhang.
V. 156. Quidistucest? As.Rngitusr
Ebenso V. 257 ; s. V. 58 und Anhang.
*V. 157 Qnod: Accus. der Be-
ziehung, wie in quod si (quodsi);
vor utinam auch bei Cic. Epist.
XIV 4,1: Quod utinam mmus uitae
cupidi fuissemus! Bezfiglich des
folgenden id vgl. And. -J58: Quod
si ego rescissem id prius, guid
faccrem.
*V. 159 Uber das handschriftliche
aliquod = aliquot und quod = quot
s. Anhang und S. 60.
V. 160. Audio ironisch (s. Don.
zur St.).
V. 161 schliefst sich in der Kon-
struktion an die vorausgehenden
Worte Antiphos an. — *exspecto,
quam mox ueniat: eine Verschmel-
zu*ng (sog. Kontamination, s. H. Paul,
Principien d. Sprachgcscli.*-', S. 135)
von exspecto, quando ueniat und certe
mox ueniet; vgl. auch V. 606.
V. 162 *defit im Gegensatz zu
superest, ein Wort der Uingangs-
sprache; der Bedeutung nach =
deest, deficit, z. B. Eun. 243 nil
quom est, nil clefit tamen, Plaut.
Men. 221 Neque clefiat ncqxe super-
sit. — quid superest: eines der nicht
zahlreichen Beispiele, in denen ein
pyrrhichisches Wort, dem eine oder
zwei kurze Silben folgen, auf der
Bndsilbe betont wird; s. Ad. 523
quid propest, V. 556 mdld tolerd-
bimus, V. 725 quoque uoluntdte
(vgl. V. 179, Haut. 898, Plaut.
Asin. 184, Pers. 627), And. 950,
A.d. 281, 553; s. A. Luchs, Studem.
Stud. I, 15 f. , Podiaski, Quomodo
Ter. i)i trtnun. . . . uerb. acceni. c.
num. consoc, S. 12, Klotz a. O.
S. 266 f., 244, 246; danach ist
I 3, 11—18]
PHORMIO
97
Amore abundas, Antipho.
Nam tua quidem hercle certo uita haec expetenda optan-
daque est.
Ita me di bene ament, itt mihi liceat tam diu quod amoi65
frui,
Iam depecisci morte cupio: tii conieito cetera,
Quid ego ex hac inopia nunc capiam et quid tu ex istac
copia;
Vt ne addam, quod sine siimptu ingenuarn, liberalem
nactus es,
Quod habes, ita ut uoluisti, uxorem sme mala fama palam:
Beatus, ni unum desit, animus, qui modeste istaec ferat. 170
fast ausnahmslos clie 2. Silbe des
auf den betonten Auslaut folgen-
den mehrsilbigen Wortes unbetont.
— *Zur Gestaltung des Versschlusses
s. S. 38.
*V. 163. Nachdrucksvolle allitte-
rierende Verstiirkung des in superest
liegenden wesentlichen Gedankens.
S. Anhang.
*V. 164 quidem herch ist wie bei
Plaut. (s. Ed. Kellerhoff, Studem.
Stud. II, 64 f.) auch bei Ter. die iib-
liche Wortstellung und Betonung
(vgl. V. 624 und zu V. 137). Bei
umgekehrter Wortfolge steht vor
quidem ein betontes Pronomen;
vgl. V. 523. Bei Plaut. wird hercle
certo (Plaut. Men. 312, Stich. 480,
561) von certe hercle geschieden.
Da aber And. 347 die Codd. die
umgekehrte Wortstellung bieten
(auch an unserer St. herch certe
A3DlGl Don., vgl. Schlee, Scholia
Ter., S. 36), so scheint der bei Plant
bestehende Unterschied (vgl. Spen-
gel zu And. 347 und Kellerhoff a. 0.
S. 63) bei Ter. nicht ebenso ge-
sichert.
V. 165. Itn me ili hene ament oder
kiirzer Ita me di ament (amabtmt)
ist eine Beteuerungsformel der Um-
gangssprache, welche einem Haupt-
satze (mit oder ohne ut) vorausge*
schickt oder in einenHauptsatz ohne
ut eingeschoben wird; die Stellen
aus Ter. (vgl. V. 883, 954) s. bei
C. Meissner (N. Jahrb. Suppl.-Bd.
XH, S. 527) und E. Lalin, I)e par-
ticul. comparat. usu apud Ter. (1894),
S. 24 ff. Es liegt in der Natur
Terentius, Phormio, 3. Auflage.
formelhafter Wendungen, dafs auch
die Betonung derselben sich wieder-
holt; so findet sich meist, obschon
nicht ausschliefslich, ita me di ament
und ita me di bene ament. — Der
Satz mit ut ist vom Folgenden ab-
hangig. — tam diu, namlich wie
Antipho.
V. 166 depecisci: pactionem trans-
igere nach Don. ; morte ist der Preis.
Vgl. Plaut. Bacch. 865 pacisci cum
illo paulula pecumia potes, Cic. ad
Att. IX 7, 3 cuui enim tot (peri-
cula) impendeant, cur non hone-
stissimo depecisci uelim?
*V 107 ijiiiil tu r.r istac copiu ist
mit dem vorausgehenden Gliede
vollkommen parallel. — S. Anhang.
V. 168. Vt ne addam, quod: vgl.
Anm. zu V. 232, Eun. 926 ut
inittiuii quod; ahnliche Konstruk-
tionen fehlen bei Plaut.
*V 169 sinr maln fama, wiihrend
dem Sprecher das Verhiiltnis zur
citharistria naturlich iiblen Ruf
bringen kann.
V. 170. =!:Beatus, ni nnum desit
wie Plaut. Trin. 27 Inuitus, ni id
me inuitet ut faciam fides mit be-
stimmt hingestelltem, fast einem
Ausruf gleichkommenden Haupt-
satz; iihnlich ni nach Hauptsatzen,
welche einen Vorwurf in Frage-
form enthalten, z. B. V. 543 f.,
546 f. (vgl. 0. Brugmann, Uber
den Gebrauch des condic. ni in
d. iilt. Latin., Leipzig 1887, S. 24).
— istaec: iste mit dem deiktischen
ce wird wie hic dekliniert (s. 61 f.) ;
nur wird aus istiul-r: istuc; s. Neue,
7
98
1'HORMIO
[I 3, 19— 26
Quod si tibi res sit cum eo lenone, qud inihist, tum
sentias.
Ita plerique ingenio sumus omnes: ndstri nosmet 20
paenitet.
An. At tii mihi contra niinc uidere fdrtunatus, Phaedria,
Quoi de fntegro est potestas etiam cdnsulendi, quid uelis:
175 Retinere amare amittere; ego in eum mcidi infelix locum,
Vt neque mihi sit amittendi nec retinendi cdpia.
Sed quid hoc est? Videon ego Getam currentem huc ad- 25
uenire?
Is est lpsus. Ei, timed miser, quam hic mihi nunc nun-
tiet rem.
a. 0. II3, 398 ff. Der Annahme Fr.
Schmidts, Quaest. de pron. dem.
form. Plaut. (1875), S. 80 1'., Ter.
habe wie Plautus im Neutr. Plur.
nur istaec, uie ista gebraucht, wider-
streben Ad. 185 u. 677.
V. 171 quo (in A, quocum in g).
Die Wiederholung der Prilposition
ist unterlassen wie im Griechischen ;
ebenso V. 476 in hac re ut aliis
(ohne in nach A), Ad. 961 Quod
nam ob factum? De. Multa und
besonders Plaut. Cas. 317 f. Qui-
cum litigas, Olympio? Ol. Cum
eadem, qua tu semper. Indes Eun.
119, wo im Haupt- und Nebensatz
nicht das gleiche Verbum steht,
wird cum wiederholt: Ego cumillo,
quocum tum uno rem habebam,
hospite Abii huc.
V. 172. *Uber die Betonung /n-
genio sumus s. S. 55, Anm. 1. — pleri-
que . . omnes: fdie allermeisten, fast
alle', eine im alteren Latein mehr-
mals belegte Wendung (And. 55;
Haut. 830; Plaut. Trin. 29; Donat
zu And. a. 0.). Der Begriff omnes
soll als Attribut den von pleri-
que nachtraglich noch verstarken,
oder omnes wird durch sein Attri-
but plerique, wenn auch nur in
sehr geringer Weise, eingeschrankt ;
die Verbindung entspricht wohl
dem griech. Tiu^noXXoi. ■ — S. Anh.
* V. 175 f. Hetinere amare amittere:
dem vorausgehenden quid (nicht
utrum) uelis entsprechend stehen
nicht nach den Forderungen der
strengen Logik zwei disjunktive
Glieder (etwa \utno»] retinere at-
que amare an amittere), sondern in
volkstumlicher Weise parataktisch
drei Verba, wodurch fiir den Horer
die Wahlfreiheit Phaedrias gegen-
iiber der scharf entgegengestellten
Alternative, die fiir den Sprecher
eriibrigt , vergrofsert erscheint
(gleichsam die Antwort auf V. 167
inopia — copia). Amare ist ferner
wegen Phaedrias rLiebschaft' (nicht
Ehe), dann wegen des Gleich-
klanges mit amittere und mit
Riicksicht darauf, dafs Phaedria
diesen Begriff so sehr betont hatte
(V. 162, 163, 165), absichtlich ge-
wahlt. — amitterc: vgl. zu V. 141.
— Uber mihi vgl. den Anhang.
V. 177. Geta kommt vom Hafen
heT geeilt. — V. 177 f. bilden als
iamb. Septenai-e den Ubergang von
iamb. Oktonaren zu einer lyrischen
Scene.
V. 178. *Ei bezieht sich auf die
sprechende, bei den Scen. miinnl.
Person (ei misero mihi, dagegen von
der Frau heu miserae mihi Plaut.
Merc. 701, 770, heu me m. Hec, 271
neben heu misero mihi Merc 661 u.
heu H" mis< rum And.646; andersz. B.
( »v. Met.VII,843). Esdriicktzunachst
Furcht aus, auch folgen wie hier
gern uerba timendi (vgl. V. 491),
oder dieser Atfekt ist aus dem Zu-
sammenhang ersichtlich (so V. 671
Ki rnihi!, 1004 u. 797); dann Klage
und Schmerz (V. 501) oder Ent-
riistung (Ad. 124, 452 u. a.). Die
Interjektion steht nicht wie oft
ah, oh, hent, hui unmittelbar am
Versende (vgl. auch V. 491 ; Richter,
Studem. Stud. I, 460 ff.). — ipsus:
s. S. 62. — titneo miser: vgl. zu V. 96.
I 4. 1 — 7]
PRORMIO
99
GrETA ANTIPHO PHAEDRIA
Servos Advlescentes II
1 4 Ge. Nullus es7 Geta, nisi iam aliquod tibi consiliuui celere
reperis :
Ita nunc inparatum subito tanta te inpendent rnala; iso
Quae neque uti deuitem scio neque quo modo me inde
extraham :
i Nam non potest celari nostra dfutius iam audacia.
• Ax. Quid illic commotiis uenit?
Ge. Tum temporis mihi punctum ad hanc rem est: erus adest.
Ax. Quid illiic malist?
V. 179 — 194 spricht einerseits
Geta zu sich allein, ohne die bei-
den Jiinglinge zu bemerken ; ander-
seits reden diese mit einander
unter Bezugnahme auf Getas Woi'te.
— Diese Scene beginnt wieder mit
einem Canticum, das etwa bis V. 196
reicht und in dem iamb. Quaternare
u. Okton. als Klauseln vorkommen.
*V. 179. Nullus es fmit dir ist es
aus, du bist verloren', volkstiim-
liche Wendung, vgl. V. 942 Nullus
sum, 943 Sepultus sum. — Geta: das
-a des Nomin. und Vokat. der
l.Dekl. in den Eigennaruen, welche
den griechischen auf -5g ent-
sprechen, war ursprunglich lang;
bei Ter. notigt aber weder diese
Stelle (Geta nisi) noch V. 482 (am
Versende) oder V. 830 (vor der Ca-
sur des iamb. Septen.) zur Annahme
der Lange; am ehesten noch Haut.
406, wo aber Havet, Cours element.
de rnetr* § 134 Clinia sdlue (wie
Minerua st. Minerea, larua u. dgl.)
zu lesen vorschlagt. — celere er-
klaren Donat (zur St.), Charisius
und Priscian (s. Umpf. zu d. St.)
hier als • Adjektiv. Engelbrecht
a. 0. S. 73 beruft sich dagegen
auf Plaut. Curc. 283 (Ita nwrn
subito propere et celere obiectumst
mihi negotium), wozu Rud. 1323
Eloquere propere celeriter uncl die
noch bei Sall., Nepos und Livius
erscheinenden Wendungen propere
sequi, egredi und se recipere sich
vergleichen lassen. Neben dem Adv.
propere haben Pacuv. und Accius
auch properiter gebildet.
V. 180 inpendere, in ubertragenem
Sinne gewohnlich mit in und dem
Accus. oder mit dem Dativ verbun-
den, wird vereinzelt auch zum trans-
itiven Verbum mit dem Accus.;
vgl. Lucil. inc. V. 1092 (L., 98 M.):
ut quae res me inpendet agatur.
Beispiele ahnlicher mit dem Accus.
verbundener Verba s. bei Brix.
Mil.2 1047.
V. 181 inde nimmt das Relativ
quae in demonstrativer Form auf;
s. Holtze, Synt. I, 389. — *cxtraham:
iibertragen, so auch noch Hec. 876
ex quanta aerumna extraxeris (me).
Bei Plautus im eigentl. Sinne, z. B.
Rud. 461 sine labore hanc (aquam
extraxi, 984, 1168 (vgl. Langen,
N. Jahrb. 1882, S. 753).
V. 182 * diutius mifkmzQx 2.Silbe,
vgl. namentlich Phaedr. HI, Epil.
14; 12, 16 und die spateren Dichter
(s. Solmsen, Stud. z. lat. Lautgesch.,
S. 194 ff. und Skutsch, Sat. Viadr.
S. 133). — Nach V 182 (oder 181)
ist in den Hdschr. And. 208 wieder-
holt. — S. Anh.
*V. 183 illic auch von Personen,
welche auf der Biihne anwesend
sind oder erscheinen, wenn sie vom
Sprechenden weiter entfernt sind
als der Angesprochene (hier Phae-
dria), oder wenn sich der Sprechende
von ihnen ab- und dem Publikum
zuwendet; besonders in derFormel
quis iilic est? (vgl. J. Bach, Studem.
Stud. H, 303 f.).
V. 184 ad hanc rem: Don. 'ad
deliberandum, quod ago\ — *erus
adest: Don. 'uultu tristi ac super-
ciliis arcluis hoc dicendum est' ; vgl.
C. Sittl, Die Gebiirden der Griechen
100
PH0RMIO
\l 4, 8—14
185 Ge. Quod quom audierit, quod eius remedium mueniani ira-
cundiae?
Loquarne? incendam; taceam? instigem; piirgeni me? la-
terem lauem.
Heii me miserum! Quom mihi paueo, tum Antipho me io
excriiciat animi:
Eius me miseret, ei nunc timeo, is niinc me retinet; nam
absque eo esset,
Recte ego mihi uidissem et senis essem ultus iraciindiam:
190 Aliquid conuasassem atque hinc me conicerem protinani
m pedes.
An. Quam | hic fugam aut furtiim parat?
u. Romer (Leipzig 1890), S. 201,
Anm. 4.
V. 185. Bei quod (quom audierit)
schwebt dem Sprechenden das V.
182 und V. 184 mit hancrem An-
gedeutete noch vor. — Uber eius
s. Anm. zu V. 113. Ubrigens kann
der Vers auch mit Hermann, Elem.
S. 173 und Fr. Schlee a. O., S. 29
als iamb. Oktonar gemessen werden,
so dafs eius seine gewohnliche Quan-
titat behalt.
*V. 186 laterem lauem: r7taQ0iuia,
nllv&ov Ttlvvsis' (Don.). Ebenso
Senec. Controv. X, Praef. 11 no)i
intellegis te laterem lauare? u. a. ; das
Sprichwort bezeichnet eine ganz
vergebliche Arbeit; gemeint ist
wohl der later crudus (denn ttHv&os
geht besonders auf den rohen, nicht
gebrannten Ziegelstein) , welcher
durch lauare zum caenum aceratum
(Lucil.IX, 292L.,47M.)wird. S. Anh.
V. 187. Heu: s. Anh. — animiwie
Eun. 274 falsus an., Hec. 121 an.
incertus; Ad. 610 Discrucior an.,
Haut. 727 pendebit art.
V. 188 absque, aus abs und -gue
zusammengesetzt, wird bei Plaut.
und Ter. nur wie hier vor einem
Personal- oder Demonstrativprono-
men in einem Satze mit kondicio-
nalem Sinn und mit dem Konjunkt.
Imperf. gebraucht (ahsqtie eo esset
rware es ohne ihn, wiire er nicht
gewesen'; vgl. O.Brugman, Rh.Mus.
XXXII, 485 ff., H. Jordan, Krit, Beitr.
zur Gesch. der lat. Spi\, S. 313 tf. ond
bes. J. Praun. Wolfflins Arch. VI,
197 ff.). DasWort ist seit Ter. (vgl.
Hec. 601) sehr iin Ruckgang begriffen
(wahrscheinlich Cic. ad Att. I 19, 1;
Quintil. VII 2, 44 absque sententia).
erscheint aber wieder seit Fronto
(Epist. S. 85, 24 N.: Apsque te)
haufiger, so bei Apul., Gell., den
(afrikan.) Kirchenvatem und in der
Vulgata bes. des alten Testamentes
(Wolfflin, Rh. Mus. XXXVH, 96 ff.).
V. 189 uidere in pragnantem Sinne
fiir prouidere.
V. 190 'conuasare dicitur furto
omnia colligere' (Non. S. 87). Das
Wort scheint iibrigens von Ter. zu-
erst gebraucht zu sein und die
spiiteren Belege von obiger Stelle
direkt oder indirekt abhiiugig zu
sein. — *protinam ein im iilteren
Latein gebrauchliches Ortsadverb,
hier vom gelehrten Nigidius Figulus
(Prator 58 v. Chr.) bezeugt (Don., s.
Paul. Fest. S. 226 M., 283 Th.); pro-
tinus ist dagegen immer zeitlich
(s. auch P. Langen,Beitrage S. 163 f.).
Dieselbe Verbindungerscheint schon
bei Plaut. Bacch. 374 me . . contuli
protma/m in pedes.
*'V. 191. Quam hic mit Erhaltun<:
des -m im einsilbigen Worte (in
der Thesis des ersten Fufses\ wie
Haut. 540 Iam huic und in etwa
30 iihnlichenFallen(mit unbetontem
quam . nam . iam, tum, ewn, rem)
bei Plaut., z. B. Aul. 663 Nam hic,
Poen. 1054 Nam haud . vsA. S. 56
nnd Leo, Plaut. Forsch., S. 306 f.
— fugam aui furtum: allitterierende
nnd assonierende Verbindung, vgl.
Plaut. Pers. 421 lurco edax, furax,
fugax u. Cic. Ven-. II, 18 cum istius
in quaestura fugam et furtum re-
cognosceret.
I 4, 15—21]
PHORMIO
101
i5 Ge. Sed ubi Antiphoneui reperiam? aut qua quaerere in-
sistam uia?
Ph. Te nominat. An. Nescfoquod magnum hoc niintio exspecto
malum. Ph. Ah.
(Sanusne es?] Ge. Domum ire pergam; ibi plurimumst.
Ph. Reuocemus hominem. An. Sta flico. Ge. Hem?195
Satis pro imperio, quisquis es. An. Geta. Ge. fpsest, quem
uolui obuiam.
An. Cedo, quid portas, obsecro? atque id, si potes, uerbo expedi.
20 Ge. Faciam. An. Eloquere. Ge. Modo apud portum . . An. Me-
umne? Ge. Intellexti. An. CJccidi. Ph. Hein,
An. Quid agam? Ph. quid ais? Ge. Hums patrem uidisse me
et patruom tuom.
V. 192. Gewohnlich wird (mit
AFG1) uiam gelesen. Doch P. Barth,
De infin. etc. , S. 18 f. hat nach-
gewiesen, dafs der Infin. (quaerere)
wohl von insistam, aher nicht von
insistam uiam abhiingen kann.
V. 193. Nescioquis u.s.w. alsPron.
indefin. stets mit choriambischer
Messung; s. S. 53, Anm. 1 u. zumln-
dikativ Anm. zu V. 358. — *Ah: Inter-
jektion, die gewohnlich Mifsbilli-
gung (V. 216, 541, 809), Verbesserung
und Widerlegung (wie hier u. V.
325), Klage (474) oder Furcht (503)
ausdruckt. ISIur bei Ter. leitet sie
auch Fragen ein, so V. 503, And.
628, Eun. 797 (vgl. P. Richter,
Studem. Stud I, 398 ff.).
V. 194 f. S. Anh.
■ X . 195. Hem . (Bedeutung s. zu
V. 52) richtig als Erwiderung des
Angerufenen, vg]. 682: An. Geta.
Ge. Hem. An. Quid egisti? ferner
Ad. 320 u. a. Ahnlich der (bei
Plaut. nicht belegte) Ausruf: Hem,
perii (occidi) And. 928, Ad. 326 und
Eun. 827. Sonst steht diese Lieb-
lingspartikel des Ter. gewohnlich
vor Fragen in den Verbindungen
Hem, quid ais? (V. 198 f. nur durch
Antiphos Zwischenfrage unterbro-
chen, 1004, 1040), hem, quid di-
x(is)ti? (And. 592, Eun. 1017, Haut.
340) und hem, quo pacto? V. 817
(Richter a. 0. I, 544 ff. und Kohler,
Wolfflins Arch. VI, 29).
*V. 196 quem uolui obuiam: s. zu
V. 52. P. Barth a. 0. S. 46 will
ipsest, quem uolui, obuiam inter-
pungieren wegen And. 532,aber dort
schreibt Dz. : Atque adeo in ipso tem-
pore eccum ipsum [obuiam] Chremem.
*V. 197 Zumlndikativ im indirek-
ten Fragesatz Cedo, quid portas?
vgl. V. 642 Cedo, quid postulat? und
die Bemerkung zu V. 358.
V. 198. Die Kiirze in den Worten
Getas und Antiphos erkliirt sich
aus ihrer Angst, das entscheidende,
gefurchtete Wort auszusprechen. —
Intellexti: s. S. 62.
* V . 199. Huius patrem . . e t patruom
tuom fso richtig A1; zweifelhaft,
ob von Az durchstrichen), durch et
wird der Ausdruck angemessen
verstarkt. Das Bild des gefiirchteten
Mannes, der Antiphos Vater und
Phaedrias Onkel ist, tritt in dieser
Form zweimal und dadurch kriif-
tiger vor Augen; dem Frager Phae-
dria gegeniiber — Antipho hat die
Schreckenskunde schon nach Getas
ersten Worten erraten — ist iiber-
dies die Bezeichnung des ihn an-
gehenden Verwandtschaftsverha.lt-
nisses durch eine Apposition weniger
passend als durch ein selbstandiges
Glied. Ahnliche Beispiele dieser
im Konversationsstile des archai-
schen und archaisierenden Lateins
nicht gerade seltenen Verbindungs-
weise sind: And. 571 tibi generum
firmwm et filiae inuenies uirwn;
Plaut. Trin. 111 simul eim matrem
suamque uxorem mortuam; Bacch.
495 Serua tibi sodalem et rnihi
filium; Capt. 879 tuom gnatum et
genium meum; Stich. 372; Poen.
1382 (vgl.Wiener Studien IV, 322 ff.
und C. Sydow, I)e fide etc, S. 34).
102
PHORMlu
|i i, 22—33
200 An. Nam quod ego huic nunc 3iibito exitio remedium inueniam
miser?
Quod si eo meae fortiinae redeunt, Phanium, abs fce ut
distrahar,
Nullast mihi uita expetenda. Ge. Ergo fstaee quom ita
sint, Antipho,
Tanto magis te aduigilare aequomst: fortis fortuna adiuuat. 25
An. Non sum apud me. Ge. Atqui opus est, nunc quom ma-
xume ut sis, Antipho;
205 Nam si senserit te timidum pater esse, arbitrabitur
Commeruisse ciilparu. Ph. Hoc uerumst. An. Non possum
inmutarier.
Ge. Quid faceres, si aliiid quid grauius tibi nunc faciundiim foret?
An. Quom hoc non possum, illud minus possem. Ge. Hoc nfhil 30
est, Phaedria: ilicet.
Quid hic conterimus operam frustra? Quin abeo? Ph. Et
quidem ego? An. O&secro,
210 Qufd si adsimulo? Satinest? Ge. Garris. An. Voltum con-
templamini: em,
Satine sic est? Ge. Non. An. Quid si sic? Ge. Propemodum.
An. Quid sic? Ge. Sat est:
V. 200. Die Wendung remedium
inuenvre wie V. 185; ahnlick lafst
sich bei V. 202 (uita expet.) auf
V. 164 verweisen.
V. 201. Phanium ist die junge
Frau Antiphos. Die Anrede an sie
geschieht per anooTQocpijv, wie z. B.
Haut. 398, Hec. 134, 325 f., 504.
Ad. 713. Im ganzen wird von dieser
Figur ein zieralich sparsamer Ge-
brauch gemacht.
*V. 203 fortis fortuna adiuuat: vgl.
Cic. Tusc. n, 11 Fortis . . . fortuna
adiuuat, ut est >» uetere prouerbio
und Liv. XX XIV 37, 1: ahnl. Enn.
bei Macrob. Sat, VI 1, 62 Fortibus
est fortuna uiris data; Varro r. r.
I 1, 4 ut aiunt, dei fadentes adiu-
uant; Verg. Aen. X, 284 Audentis
fortuna iuuat; Ov. Met. X, 586 .1»-
dentex deus ipse iuuat ; Liv. 1 9, 3 u. a.
SchonSoph. Prg.842N. hatte oi rotg
&d"6fioig 1) vb%n 6vXXcciL§avsi gesagt.
V. 20 1 Xmi siiin iijiik! nic: Wen-
dung der Umgangssprache, vgl. z. B.
Anil. 408 /'"(■ apud te ut sies, 937,
den entsprechenden deutechen Aus-
druck Bowie das griech. iv iuavxm
tlui. — nunc (ittoiii maxuine: s. Ad.
518 u. !>/.>. Amn. dazu.
V. 205 f. arbitrabitur Commeruisse
culpam: s. zu V. 54. — commerere
wird nur in iiblem, promerere nur
in gutem, merere in beiderlei Sinne
gebraucht; vgl. Don. zu Ad. 201
(II 1, 47).
V. 207. Geta meint, dafs Antipho
unter Umstanden auf Phanium ganz
verzichten miisse.
V. 208. Mit kausalem qiwm ver-
hiilt es sich wie mit koncessivem
(s. Anm. zu V. 22 f. ; Lubbert, Gramm.
Stud. H, § 7 f, bes. S. 116). — Mit
ilicet = vre licet) wird im Sinne
von actum est das Ende einer Hand-
lung bezeichnet (s. Don. zur St.).
Geta Bagt das zu Phaedria, da alle
Yerhandlungen rnit Antipho Bich
als nutzlos erweisen.
*V. 209. Ober die lautlich berech-
tigte Schreibung opsecro (vgl tep-
smwj . die sich im Fhor. nur hier
nandschriftlich bezeugt findet, vgL
S 60.
V. 210 Satine: s. Anh. — *Unsere
Stelle (vgl. V. 57, 890, And. 839,
878, Plaut. Mt'ii. 828 f.) kann zei-
gen, daJs znr Zeit des Plautus und
Ter. Masken noch nicht imGebrauch
waren s. S. 35 f.; Chr Hoffer, T)e
I 4, 34— 44J
PHORMIO
103
Eni istuc serua; et uerbum uerbo par pari ut respondeas,
35 Ne te iratus siiis saeuidicis dictis protelet. An. Scio.
Ge. Vi coactuiu te esse inuitum. Ph. Lege, iudicio. GrE. Tenes?
Sed hic quis est senex, quem uideo in ultima platea?2i5
Ipsus est.
An. Non possum adesse. Ge. Ah, quid agis? quo abis; Antipho?
Mane, inquam. An. Egomet me noui et peccatiim meum:
40 Vobis commendo Phanium et uitam meam. —
Ph. Geta, quid nunc fiet? GrE. Tii iam litis aiidies;
Ego plectar pendens, nisi quid me fefellerit. 220
Hed quod modo hic nos Antiphonem monuimus,
Id ndsmet ipsos facere oportet, Phaedria.
personarum usu, S. 34 tt'. uncl Leo,
Rh. Mus. XXXVIII, 343).
*V. 212 uerbum uerbo par pari:
er soll iiberhaupt keine Antwort
schuldig bleiben, uncl zwar im ganz
gleichen Tone antworten. Zu clieser
Art von Verbinclung vgl. Plaut.
Pers. 223 par pari respondes dicto;
haufiger blofs par pari respondere,
so Merc. 629. Truc. 939 (to o^iotov
ra dfioico uncl hnog nobg inog); Cic.
ad Att. XVI 7, 6 par pari respondea-
tur; ahnl. Ter. Eun. 445 par pro
pari referto, sprichwortlich , soviel
als fmit gleicher Miinze heim-
zahlen.' S. aufserdem Rhet. aclHer.
IV, 61 res tota totae rei necesse est
similis sit (clie eine Sache vollstiin-
clig cler anclern), Cic. Nat. cleor. I,
50 omnia omnibus paribus paria
respondeant. Die fJopplung cler
Substantive ist besonclers in Sprich-
worterniiblich: manusmanumlauat ;
de manu, ut aiunt, in manum (Cic.
Epist. VII 5, 3); ahnlich V. 115
Bonam bonis prognatam, V. 726,
790, 800, Ad. Prol. 11 (vgl. Lancl-
graf, Wolfflins Arch. V, 161 ff).
V. 213 * saeuidicus: wie es scheint,
ein ciTtai; tio^iisvov, vgl. auch S. 66.
Hie Stelle macht aber clen Einclruck.
als ob tragischer Stil parodiert
wiirde. — 'protelet et protelum
.... ab assiduo tehrum iactu ex-
istimant dici, ut Lucretius e Vndique
protelo plagarum continuato' hoc
est:tenore' (Don.); vgl. Opitz, Leipz.
Stud. VI, 222. Das Subjekt senex
ist leicht zu ergiinzen. — Zu Scio
bemerkt Don. richtig: Apparet
hoc uerbum eo uultu dici, ut mani-
festum sit absenti animo esse eum,
qui loquitur. Das Gleiche zeigt der
Ausdruck Tenes? V. 214 (s. Don.
zur St.).
*V. 215. Sed hic quis est? : Ab-
weichung von der bei Plaut. iibli-
chen Wortstellung Sed quis hic est?,
wohf yeranlafst durch die Aufregung
und Uberraschung des gerade nach
der Richtung, aus welcher der Ge-
fiirchtete erscheint , hinblickenden
Sprechers; s. Pacuv. 148 Ribb.3 Is
qicis est? u. a. Beispiele im Anh.
— platea (ttIcctsIcc), vgl. S. 48.
V. 217. Mit Mane, inquam wird
die bereits in quid agis? quo abis?
liegende Aufforderung zu bleiben
nachdrucklich wiederholt. Eine*
doppelten mane bedarf es dazu
nicht; vgl. z. B. Ad. 780 f. Sy.
Quidagis? quo abis? De. Mitte me.
Sy. Noli. inquam. — Nach V. 218
eilt Antipho nach rechts hin weg
(vgl. V. 462 ff.).
V. 220 *plectar pendens: hierbei
ist nur an eine korperliche Ziichti-
gung zu denken, verscharft durch
das Baumeln, vgl. Plaut. Most.
1167 Verberibus . . caedcre pendens,
Cas. 1003 Nulla causast, quin pen-
dentem me, uxor, uirgis uerberes;
iibertr. Trin. 247 illa (amica) pen-
dentem (amantem) ferit. — fefetlerit:
das Tempus ist in genaue Beziehung
zu dem des Hauptsatzes geset/.t.
obwohl hier gerade auch das Prii-
sens zulassig ware, wie Haut. 668:
Nisi me animus fallit multum, haud
multum a me abcrit infortunium.
Die Wahi des ubrigens in solchen
Verbindungen beliebten Fut. exact.
104
PHORMIO
[I 4, 45—11 1, 2
Pn. Aufer mi 'oportet': qufn tu quid faciam fmpera. 45
Ge. Meminfstin, olim ut fuerit uostra oratio
225 In re fncipiunda ad defendundam noxiam
Iustam fllam causam, facilem, uincibilem, optumam?
Ph. Memini. Ge. Em nunc ipsast opus ea aut, si <pu'd potest,
Melidre et callidiore. Ph. Fiet sedulo, 50
Ge. Nunc prfor adito tu, ego in insidiis hfc ero
230 Subcenturiatus, sf quid deficias. Ph. Age.
Demipho Phaedria Geta
Senex Advlescens Servos
De. Itane tandem uxorem duxit Antipho iniussu meoV 11 1
Nec meum imperium — ac mftto imperium — non simul-
tatem meam
wird hier (wie so oft bei Plautus)
durcb das Metrum beeinflufst sein;
denn fiir das Versende eignet sich
diese vollere .Form besser.
*Y. 221 hic iws: s. Anh.
V. 223 quin steht eigentlich in
der ungeduldig oder doch lebhaft
auffordernden Frage mit dem In-
dikativ (quin imperas? fwarum be-
fiehlst du nicht?' = fso bef. doch!')
und wird danach analog auch vor
den Imperativ gesetzt (vgl. 0. Rib-
beck, Lat. Part., S. 14). Letztere
Verbindung gehort vorzugsweise
der Umgangssprache an (s. Loch,
Imper. bei Plaut., S. 18); doch auch
z. B. Cic. Mil. 79 quin sic attendite.
V. 22G *causam u. s. w. ist kaum
Apposition zu dem ganzen «Satze
mit ut und von meministin abhiln-
gig, sondern als Subjekt des von
ut fuerit uostra oratio regierten
accus. c. inf. zu fassen. — uinci-
bilis in aktiver Bedeutung (nach
Don. : quae facile uincat); s. V. 9G1
placabilius; vgl. Lorenz zu Plaut.
Most. 1147 ; Madvig, Adv. crit. II, 15.
Daneben kommen natiirlich auch
gleichgebildete Adjektiva mit passi-
vem Sinne vor, /.. 13. V. 239 in-
credibilc; 690 utibile; And. 625
credibile und monorabiJe (siimtlich
im Neutrum).
*V. 227 ipsast . . ea aut q. s. Die
Behauptung Reins, De pron ap.
Ter. colloc, S. 56 ff., ipse pflege bei
Ter. anderen Pronomina nachgestellt
zu werden, ist zwar im allgemeinen
zutrettend, berechtigt aber nicht zu
einer Umstellung ; vielmehr wird in
dieser Verbindung ea mehr hervor-
gehoben als in ea ipsa. S. Anh.
V. 229 f. Geta tritt in den Hin-
tergrund, wohin ihm Phaedria zu-
nachst folgt (s. V. 247).
V. 230 Subcenturiatus: als rKe-
servist'. 'Succenturiati dieuntur,
qui explendae centuriae gratia sub-
iciunt sead supplementum <ir<liinti>i~
(Don.); vgl. Festus unter succentu-
riare (S. 306 f. M., 442 f. Th.). Ahn-
liche dem Kriegswesen entlehnte
Bilder sind hilufig. z. B. V. 321,
346 f. und Plaut. Pseud. .07-_» J)«m
concenturio m corde sucophantiasj
s. auch zu V. 7-J.
V. 231. Demipho kommt in lautern
Selbstgespriich begriffen von links
her. Getaund Phaedria unterhalten
sich abseits, bis nach V. 252 letzte-
rer seinem Oheim entgegentritt.
V. -232 f. *Die Worte bis saUm
verwendet Cic. ad Att. n 19. 1
als scherzhaftes Citat. — Infinitive
ohne bestimmtes Subjekt stehen
haufig bei Ter. in einem Ausruf
des Unwillens und der Verwunde-
rung; vgl. V. 339 f. Die Konstruk-
tion (negativ nur mit non, nicht
mit haud , vgl. Fr. Sigismund, De
haud negationis . . . usu ls,83, S.
239) lafet sich mit der des ein-
fachen Accusat. in Ausrufen ver-
gleichen. — *ac mitto imperium:
i-hetorische Figur der praeteritio,
die auf ilie Wichtigkeit des Fol-
II 1, 3 — 13]
PHORMIO
105
Reuereri salteni! Ndn pudere! 0 facinus audax, 6 Geta
Monitdr! Ge. Vix tandem! De. Quid mihi dicent aiit quam
causam reperient?
Demiror. Ge. Atqui reperiam: aliur/ ciira. De. An hoc-235
dicet mihi:
Inuitus feci; lex coegit'? Audio, fatedr. Ge. Places.
De. Verum scientem, tacitum causam tradere aduersariis,
Etiamne id lex coegit? Ph. Illud diirum. Ge. Ego ex-
pediani: sine.
De. Incertumst quid agam, quia praeter spem atque fncredi-
bile hoc mi dptigit:
io Ita sum mritatus, animum ut uequeam ad cdgitandum240
instituere.
Quam ol) rem dmnis, quom seciindae res sunt maxuuie,
tum maxume
Meditari secum opdrtet, quo pacto aduorsam aerumnam
ferant,
Pericla, damna, exsilia: peregre rediens semper cdgitet,
genden vorbereitet und aufrnerksam
niacht (s. M. Seyffert, Scholae Lat.
I, §43); vgl.Anm.zuV.168,293, 648.
V. 234. Vixtandem: ironisch. Geta
ist gewissermafsen enttauscht, da
er glaubte, Demipho werde gegen
ihn vor allen aufgebracht sein, und
dieser ihn nun erst spat an zweiter
Stelle erwahnt (vgl. Don. zur St.); s.
And. 470 Vix tandem sensi stolidus;
Plaut. Most. 727 uix tandem per-
cepi u. a.
V. 235. *Nach hoc dicet mihi
Parataxe; bei dicere mit Demon-
strativ und folgender sprichwort-
licher oder stehender Redensart
findet sich dieselbe auch Haut.
795 f. uerum illud, Chremes, Dicunt:
rIus summum saepe summust ma-
litia', Ad. 28 f., Eun. 1064 f., Plaut.
Merc. 70 f., Cist. 14 f. (Vgl. Cl. Linds-
kog, Quaest. de parataxi et hypot.
apud prise. Lat., Lundae 1896,
S. 48 f.). — S. Anh.
V. 238. lllud durum: in Antwor-
ten fehlt bei dem ein Urteil ent-
haltenden Priidikatsnomen (im Neu-
trum) haufig die Copula est; so in
der Regel bei den bestatigenden
Wendungen uerum, certum, factum
(V. 524), ebenso bei bene und male
factum (V. 751, 883), ridiculum (V.
902, And. 712, Eun. 452).
V. 239. Don. bemerkt richtig:
Nownihil iam fracta indignatio est;
nam in his uerbis non iam ira,
sedadmodum maerorest. DemPhae-
dria und Geta wird so, indem sie
das Selbstgesprach horen, der Mut
gestiirkt.
V. 240 ff. S. Anh.
V. 241. *Mit Quam ob rem leitet
der Sprechende aus seiner beson-
deren Lage die allgemeine Regel
ab, wie umgekehrt oft nam (yccQ)
die allgemeine Regel mit der be-
sonderen Ex-fahrung belegt (vgl.
Brix-Niemeyer zu Trin. V. 25). —
V. 241 ff. haben grofse Ahnlichkeit
mit einem Fragment aus dem
Theseus des Euripides (Poet. scen.
Ghr. Dind. ed. V. p. 318; Eur. fr.
392 N.), welches Cic. Tusc. HL 29
iibersetzt hat; vgl. Fritsche, De
Graec. font. Ter. H, 5 f.
*V. 243 exsilia bezieht sich auf
die zur Diadochenzeit haufigen Fiille
des Eintretens von liederlichen
Junglingen (s. im fgn. Verse fili
peccatum) in die asiatischen Sold-
nerheere, vgl. z. B. Haut. 111 ff,
Ad. 385, Trin. 599. Mil. 74 K und
Ciceros Ubersetzung des soeben
angefiihrten Euripidesbruchstiickes
Tusc. IH, 29: Futuras mecum com-
mentdbar miserias: Aut mortem
acerbam aut exsili maestam fugam
Aut semper aliquam molem medi-
106
PHOKMio
[II 1, 14— 21
Aut fili peccatuin aiit uxoris niortem aut morbum filiae:
245 Communia esse haec, fieri posse, ut ne quid animo sit i:>
nouom ;
Quidquid praeter spem eueniat, omne id deputare esse
m lucro.
GrE. 0 Phaedria, incredibile[st] quantum erum ante eo sapientia.
Meditata mihi sunt oinnia mea incommoda, erus si redierit:
Molenduni usque in pistrmo, uapulandum, habendae com-
pedes,
250 Opus niri faciundum: hdrum nil quicquam accidet anirno •■><>
nouom.
Quidquid praeter spem eueniet, omne id deputabo esse
m lucro.
tabar mali. Bei dein offenbar
chiastischen Bezuge der allgemei-
neren Objekte auf die spezielleren
im V. 244 ist fur die Stellung der
griech. Frau bezeichnend, dafs ihr
Tod mit einem damnum (Einbufse
namentlich an Geldeswert) gleich-
gestellt wird; sind doch die Ehen
wenigstens in der griech. Komodie
fast durchaus Geldheiraten. — In
peregre rediens (s. auch Plaut. Stich.
584 f. saluom gaudeo Peregre te in
patriam rediisse) sowie in der bei
Plaut. hliufigen Wendung peregre
uenio,aduenio u. dgl. bezeichnet per-
egre auch das woher? Aus^erund
dem Lokativ agri oder agre zu-
sammengesetzt, bedeutet es ruber
(das, was) auf dem Felde (ist,) hin-
weg', kann also faus der', rin die' und
fin der Fremde' ausdriicken (vgl.
Skutsch, Berl. phil. Wochenschr.
1894, Sp. 267). — An der Substanti-
vierung des zumal generell zu fassen-
den rediens (mit vorschwebendem
Subst. pater rein Vater') ist kein
Anstofs zu nehmen, vgl. anums V.
756, And. 76, 218, 555 u. a. Bez. des
tlberganges vom Plural zum Sing.
vgl. Haut. 483 ft'., wo die Streichung
auch nicht berechtigt scheint; abnl .
And. 626 f., Haut. 392 f.
V. 245. S. Anh.
*V. 246 deputare ein bei Ter.
mehrmals vorkommendes Komposi-
tum der Umgangssprache etwa im
Sinne des Simplex, vgl. Haut. 135
Malo qwidem mr quouis dignum
deputem , Si id faciam, Hec. 799
weam erus esse operam deputat
parui preti u. a. — eueniat: zur
Wendung und zum Gedanken vgl.
Hec. 287 Omne quod est interea
tempus, prius qiiam id rescitumst,
hicrost; Hor. Epist. I 4, 14 grata
superueniet quae non sperabitur
hora, Carm. 19, 14 f. Quem fors
dierum cumque dabit, lucro Appone
und V. 757 f.; beziiglich des Kon-
junktives vgl. V. 17.
V. 247 ante eo im Indikativ, weil
incredibile quantum zu einem Be-
griffe verschmilzt gleich nescioquis
u. s. w. Das handschriftliche est
(bez. st) bleibt weg nach Charis.
207 K; s. Bentley zur St. und Ed.
Beeker, Studem. Stud. I, 235 f. ;
vgl. Anm. zu V. 358.
V. 248. Die Anwendung der De-
ponentia, namentlich ihres Part.
Perf. in passivem Sinne geschieht
vor allem in der Umgangssprache
hiiufig; vgl. Eun. 383 f. quae nos no-
stramqueadulescenUam llabentdes}>i-
catam. S.IIoltze a.O.II, 17f.— *Cic.
Tusc.IH,30sm£ semper omnia h<i»/i>ii
humana meditata hatte ohne Zweifel
unseren V. im Sinne (vgl. sein dar-
auf folgendesCitat derV. 241—246).
V. 249 in j)istri)io: die schwere
Arbeit in der Stampfmiihle war von
den Sklaven gefiirchtet und wurde
daher zu ihrer Bestrafung verwamlt .
— *usque rin einem fort, fortwiih-
rend, ununterbrochen'. Das Adverb
steht iihnlich wie Eun. 220 ut <l<-
fetiger usque; A.d. 213 Ego uapu-
Ihik/o, ille uerberando usque ambo
defessi sumus; vgl. auch V. 395 und
1030. S. Anh.
II 1, 2-2— 32]
PHORMIO
107
Sed quid cessas hominem adire et blande in principio
adloqui ?
De. Phaedriam mei fratris uideo fflium mi ire obuiam.
Ph. Mi patrue, salue. De. Salue; sed ubist Antipho?
25 Ph. Saluoin uenire . . De. Credo; hoc responde mihi. 255
Ph. Valet, hic est; sed satine omnia ex sententia?
De. Vellem quidem. Ph. Quid istiic est? De. Rogitas, Phaedria?
Bonas me absente hic confecistis niiptias.
Ph. Eho, an fd suscenses niinc illi? Ge. Artificein probum!
yoDE. Egon illi non suscenseam? Ipsum gestio 260
Dari mi m conspectuni, nunc sua culpa ut sciat
Lenem patrem illum factum me esse acerrimum.
V. 252 f. bilden beini Wechsel
der Scenerie und des Inhalts als
troch. Septenare den TJbergang von
iamb. Oktonaren zu Senaren. —
Phaedria tritt dem Demipho aus
dem Hintergrund entgegen; s. Anh.
zu V. 152.
V. 255. Die gewohnliche Be-
griifsung eines aus der Fremde
Wiedergekehrten geschah mit den
Worten Saluom uenisse (uenire
gaudeo (Haut. 407 und Gaudeo
uenisse saluom Hec. 353) oder mit
geringer Veranderung dieser Wen-
dung (saluom te aduenire, -isse
gaudeo, gaudemus V. 286, Eun. 976,
Ad. 80). Statt gaudeo tritt V. 610
(uenire saluom) uolup est ein. Das
Pronomen te kann ebenso gut
stehen als wegbleiben. Hier lafst
Demipho dem Phaedria nicht Zeit,
seinen Grufs zu vollenden. Ebenso
wird derselbe Plaut. Trin. 1073 f.
abgeschnitten : St. Saluom te . . .
Ch. Scio et credo tihi. Sed omitte
alia. In den ahnlichen Wendungen
ohne gaudeo steht Prasens, z. B.
And. 783 per tempus aduenis. —
hoc bezieht sich auf das dem Spre-
chenden zunachst Liegende(V. 254).
*V. 256. Valet: Phaedria wartet
Demiphos Frage nach dem Befinden
seines Sohnes nicht erst ab und
will das Gesprach auf Demip!i<>>
Reiseergebnisse ablenken. — hic:
hier, wohl in die Richtung der
Stadt weisend.
V. 257. Quid istuc est? vgl. Anh.
zu V. 156.
*V. 259. Eho wird mtweder mit
Vokativen (E. tu V. 384, uerbero
684) oder ohne solche besonders
vor Fragesatze (wie hier, vgl. Hec.
100) oder vor Befehlssatze (V. 633,
748) gesetzt. Die zweisilbige Par-
tikel ist stets an eine bestimmte,
auf der Buhne anwesende Person
gerichtet (ander> heus V. 152) und
leitet nie in Verbindung mit einer
Frage unmittelbar ein Gesprach
ein; sie driickt wirkliche (V. 748)
oder geheuchelte (259, 384) Ver-
wunderung, zornigen Vorwurf (684),
auch blofse Verstiirkung der Frage
und Aufforderung (633) aus (vgl.
Richter, Siudem. Stud. I, 440 ff. u.
O.Seyffert,Bursians.TahresV LXXX,
315 f.).
V. 261. *Dari mi in conspeetum:
vgl. Enn. Ann. 41 (49) nec sese dedit
in conspectuiii : Cic. Verr. V, 86;
Liv. IX 27. 4 u. a.: den (regensatz
bildet Plaut, Pseud. 1106 Ex con-
spectu eri . . . se abdiderunt Thiel-
mann, Das V^erbum dare, S. 105).
— Derunterordnenden Konjunktion.
dem Relativ- und InteiTOgativpro-
nomen werden in der Umgangs-
sprache oft Teile des Xebensatzes
vorausgeschickt, welche gerade
durch Wichtigkeit sich dem Sinne
des Sprechenden zunachst aufdran-
gen. Mit mehr als zwei Satzgliedern
geschieht dies nur ausnalun-w^i^'
(V. 304, 621). S. Anh.
V. 262. *Lenem patrem illum: wir
iibersetzen diese Apposition besser
mit faus dem rfruheren) milden
Vatcr'. Tlle hat hier kaum die
abgeschwachte Bedeutung des blo-
fsen Artikels (wie Bach, Studem.
Stud. II, 297 anuimmt), sondern
108
PHORMIO
| II 1 . 33—50
Ph. Atqui nil fecit, patrue, quod suscenseas.
De. Ecce aiitem similia omnia! Omnes cdngruont:
265 Vniim quom noris, dmnis noris. Ph. Haiid itast.
De. Hic in ndxast, ille ad defendundam caiisara adest;
Quom illest, hic praestost: tradunt operas mutuas.
Ge. Probe hdrum facta inpnidens depinxit senex.
De. Nam ni haec ita essent, cum illo haud stares, Phaedria.
270 Ph. Si est, patrue, culpam ut Antipho in se adiniserit,
Ex qua re rainus rei fdret aut famae temperans,
Non caiisam dico, qum quod meritus sit ferat.
Sed si quis forte malitia fretiis sua
Insidias nostrae fecit adulescentiae
■2T.r) Ac uicit, nostran culpa east an iiidicum,
Qui saepe propter muidiam adimunt diuiti
Aut propter misericordiara addunt paiiperi?
Ge. Ni ndssem causam, crederem uera hiinc loqui.
De. An quisquam iudex est, qui possit ndscere
280 Tua iiista, ubi tute uerbum non respdndeas,
S8
Demipho will sagen, er sei nun
ein ganz anderer geworden, der
frahere Standpunkt des lenis pater
sei fiir ihn uberwunden.
V. 265. *Vnumqaomnoris: Sprich-
wort, i'6, Bvbg ru 7Tccv&' oq&v. S. Anh.
— noris ist beidemal Fut. exact.
V. 266. Hic ist als Nom. Sing. des
Demonstrativs immer kurz, vgl.
z. B. Plaut. Pers. 544 hic est am
Ende eines Senars; hoc (Nom. und
Acc. Sing.) bei Plaut. und Ter. lang
(s. Luchs, Comm. pros. Plaut. I, 3ff.).
— *noxa (so Pseudo-Ascon. und die
meisten 5 st. des sonst bei Ter. gew.
noxia) auch bei Liv. Andr. Trag. 1,
Cato r. r. 5, 1 pro noxa, Sall. Hist. n,
87 (M.), in alter Formel Liv. IX 10, 9
noxam nocuerunt und in der gleichen
Bedeutungwie hier = crimen, culpa
z. B. Verg. Aen. I, 41 Vnius ob
noxam, Liv. XXXII 26, 16 qui in ea
noxa era/at. S. auch R. Scholl, Leg.
XII tab. rel. Prol. S. 65 und O. Hey,
Semasiol. Stud., S. 187 ff. — ad
defendundam ca/usam: vgl. Anh.
V. 2G7 illest, nitml. in noxa.
V. 2tj(.) cum aliquo stare nach
Don. fiiv pro aliquo stare; vgl. Nep.
Ages. 5, 4 qui nohisaun aduersus
barbaros steterunt. Das Gewohnliche
ist ab aliquo, ab uJivuius parte stare
(Plaut. Men. 799 Hinc stas).
V. 271 rei forei aut famae tem-
perans: vgl. V. 120 indotatam uirg.
atque ignobilem u. Don. zur St. —
temperare m. Dat. fschonen' ; s. Truc.
61 Qui nostrae aetati tempestiuo
temperent(-int). Indes lafst sich
temperans auch adjektivisch neh-
men (s. Haut. 580 Hominis frugi
et temperantis), und dann sind rei
und famae Genetive.
V. 272. Kon causam dieo: non
rccliso, non deprecor (Don.). Wegen
quin vgl. And. 600: Quid causae
est, quin . . proficiscar? (qitin wahrt
auch hier noch die Bedeutung
fwarum nicht?' wie in der zu V.
223 besprochenen Verbindung).
V. 274 *insidias fecit, so auch
Eun. 532 oder insidiari Hec. 70,
aber nicht mehr insidias dare, wie
bei Plaut. (vgl. Thielmann a. 0.
S. 36). — nostrar adulescentiae:
Phaedria nimmt das den Antipho
Betreffende mit auf sich.
V. 276 f. Phaedria sucht das in
Athen mit vielem Recht bestehende
Mifstrauen gegen die Unparteilich-
keit der Gerichte zum Vorteil An-
tiphos auszubeuten.
V. 280 iusta substantiviert und
mit einem Attribut verbunden. Im
allgemeinen macht Ter. von der
Substantivierung der Neutra im
Nom. keinen, sonst aber einen be-
schriinkten Gebrauch: beim Accus.
u i. ;>i— 60]
PHORMK >
109
Ita ut llle fecit? Ph. Fiinctus adulescentulist
Officium liberalis: postquam ad iiidices
Ventiimst, non potuit cogitata proloqui;
Ita eum tum timidum ibi obstupefecrt pudor.
55 Ge. Laudo hunc. Sed cesso adire quam primiim senem?
Ere, salue: saluom te aduenisse gaiideo. De. 0hf
Bone ciistos, salue, columen uero faiuiliae,
Quoi commendaui filium hinc abiens meum!
60 (xE. Iam diidum te onims nos accusare aiidio
Inmerito et me horunc oinnium inmeritisswmo.
285
290
des Inhalts und andereu dem Ver-
balbegriff nahestehenden Ergan-
zungen, in Sprichw. u. bei allgern.
abstr. Begriffen (vgl. V. 771; dann
auch irn Genetiv, s. V. 637), end-
lich bei Wendungen von lokaler Be-
deutung (z. B. in proxumo u. dgl.).
Vgl. P. Barth, N Jahrb. 1884,
S. 177 ff. — respondeas: Coni. potent.
attrahiert an possit; uber ubi in
Satzen der Annahme einiges bei
Holtze a. 0. II, 152, 155.
*V. 281. Zu Phaedrias Antwort
bemerkt Don. : Oratorie (erimen),
quod obiectum est, nonpurgauit modo,
sed etiam ad laudem conuertit, quod
rhetores ti£qi6tc(Civ dicunt. Et hoc
de Apollodoro. — fungi wird im
alteren Latein (auch bei Ter.) nur
mit dem Accus. verbunden (Ad.
603 tuo officio hat Fleck. darnach
abgeandert. Skutsch vermutet nach
Donats Bemerkung zu V. 601, dals
die Worte von ' V. 600 et illam
psaltriam bis 603 fueris functus
nicht Ter. gehoren). Uti findet
sich bei Plaut. und Ter. in der
Gerundivkonstruktion und beim
Neutrum des Pron. transitiv (Haut.
133 ad haec uteuda , Ad. 815 tma
utantur; zweifelhaft Haut. 972 istoc
utitor), sonst mit Abl. (z. B. V. 31,
79); stets transitiv abuti (V. 413 .
Bei frui steht bei Ter. gewohnlich
Abl. (Acc. nur Haut. 401, zweifel-
haft V. 165); potiri, gleichfalls ur-
spriinglich transitiv (Ad. 871 patria
i> commoda, 876 ;mitPron.V. 469^4 x),
verbindet sich auch mit Abl. V. 830
(P. Langen, Woltflins Arch. III,
329 ff.).
* V. 284 obstupefccit : Erhaltuno' der
urspriinglichen Liinge, welche mit
der in stupebam, stupebo gleich ist
(Brugmann, Grundrifs H, 1267),
unter der Wirkung des Accentes;
vgl. z. B. uidelicet Plaut. Asin. 599,
ferner Lucrez IV, 320 (343) pate-
fecit, VI, 1001 (999) patefiet, Catull
64, 360 tepefaciet, die nicht als
metrische Notbehelfe betrachtet
werden diirfen. Sprachen doch so-
gar noch zu Quintilians Zeiten
(16,21) multum Utterati die zweite
Silbe von calefac&re lang aus, wozu
dieser bemerkt: llecta est haec
uia: quis negatY Sed adiacet et
mollior et magis trita. Obstupe-
fecit pudor malt hier zudem rhyth-
misch die Befangenheit des .Tiing-
lings, ahnlich der Allitteration in
Hor. Sat. I 6, 56 f. : Vt ueni coram,
singultim pauca locutus , Infans
namque pudor prohibebat plurapro-
fari. S. Anh.
*V. 286. Zur Begi-iifsungsformel
vgl. V. 255.
V. 287. Ironischer Grufs, wie
And. 846 Oh salue, bone uir!, Eun.
850 und Plaut. Pers. 789 O bone
ii ir . salueto; zu columen s. Plaut.
Cas. 536 Sed eccum egreditur senati
columen, praesidium popli.
* V. 290 me: da Demipho im V. 23 1
Geta Monitor (facinoris a/udacis)
genannt hatte, so bezieht dieser
im Bewufstsein seiner Verantwort-
lichkeit, zumal nach der vielsagen-
den Begriindung durch den Herrn
(V. 287 f.) auch dessen allgemeine
Anklagen (V. 258, 264 ff.) zunachst
auf sich. — horunc (Cod. Mon. mit
y mid V. 518 MC allein, istanc V.
658 M mit der besten tjberlieferung ;
denn es ist unglaublich . dafs sich
bei Ter. das in den iibriffen Hand-
110
PHORMIO
[II 1, 61 — 70
Nam quid nie in hae re facere uoluisti tibi?
Seruom hominem causam orare leges ndn sinunt,
Neque testimoni dictiost, De. Mitto omnia:
Do istiie 'inprudens timuit adulescens', sino
295 cTu seruoV; uerum si cognatast rnaxurne,
Non fuit necesse habere; sed id quod lex iubet,
Dotem daretis, quaereret aliiim uirum.
Qua ratione inopem potius ducebat domum?
GrE. Non ratio, uerum argentum deerat. De. Siimeret
300 Aliciinde. Ge. Alicunde? Nihil est dictu facilius.
schr. iiberlieferte Sehlufs-j» vor
anlautenden Vokalen innerhalb des
Verses erhalten habe; vgl. auch
die fragl. Uberlieferung mit Hiat
V. 598 und 958. Nur im 1. Fufse
scheint bei einsilbigen Wortem
eine freiere Behandlung nioglich.
V. 292. Seruom hominem mit Ge-
ringschatzung , insofem gewisser-
mafsen verschiedene Arten von
Menschen unterschieden werden ;
Plaut. Epid. 60, 328 hat ebenso
seruom hominem (vgl. seruo homini
Stich. 692, seruos homo Stich. 58,
442), aber Asin. 470 und Mil. 563
hominem seruom. ■ — causam orare
leges non sinunt, insofern Sklaven
nicht als ovvrjyoQoi im Prozefs auf-
treten durften. Auch das ^ccqtvqsIv
war ihnen nach athenischem Recht
verboten aufser gegen den eines
Mordes wegen Verklagten. Durch
die Folter konnten ihnen Zeugen-
aussagen nur nach einer deshalb
an den Gegner erlassenen Provoka-
tion oder auf dessen Verlangen ab-
genommen werden. S. Meier und
Schomann, Att. Proz., S. 667, 680 ff.
Ter. diirfte sich hier wegen des
romischen Brauches genauer aus-
drucken, als Apollodor es gethan
hatte (vgl. auch Plaut. Amph. 157,
wo der Sklave Sosia sagt: nec cau-
sam Jiceat dicere mihi).
*V. 293 testimoni dictio est: vgl.
causae und iuris divtio. Die Ver-
balsubstantiva auf -io haben bei
den iilteren Komikern nur iu halb
verwunderten, halb unwilligen Fra-
gen den vom Verbum regierten
Casus bei sich, meist von Pron.
oder doch mit solchen verbundenen
Subst. (z. B. Plaut. Curc, 626 <jni<l
tibi istum tactiost? Truc. 622 f.
quid tibi hcme aditiost? Quid tibi
hanc notiost,inquam,amicam meam ?).
Ter. indes setzt auch in solchen
Fragen fiir den Accus. bereits den
Genetiv: Eun. 671 Quid huc tibi
reditiost? uestis quid mutatiost?
Dariiber und iiber den Accus. der
Richtung nach Verbalsubst. , die
von Verben der Bewegung abge-
leitet sind (wie bei huc reditiost,
domum itio u. a.) vgl. G. Landgraf,
Wolffl. Arch. X, 400 ff.
*V. 295. Tu seruo's: vgl. Anh.
V. 296 f. lex iubet: s. zu V. 125 f.
V. 297 daretis, quaereret (V. 299
sumeret) stehen, wie regelmafsig,
wenn die Wirklichkeit dem ange-
nommenen Falle nicht entspricht,
als Potentialis der Vergangenheit ;
vgl. V. 468 Nam, ut ut era nt alia,
. . consuleres; V. 874.
V. 298 f. Um das Wortspiel mit
ratio beizubehalten,kann man V. 298
iibersetzen: fWie war er so unver-
niinftig...?' — * inopem substanti-
viert, obwohl das Geschlecht sich
nicht aus der Endung (aber leicht
aus dem Zusammenhang) erkennen
lafst; vgl. V. 938, 940. Ter. substan-
tiviert fast nur in generellem Sinne
das Masc. und Fem. von Adject. (s.
V. 243). Eine bestimmte Person
ist aber wohl V. 367 und (gegen
P. Barth, N. Jahrb. 1884, S. 180)
auch Ad. 155 f. ferte misero atque
innocenti auxilium: Subuenite inopi
gemeint; s. V. 986, Eun. 646, 1014.
::V. 300. Dazu bemerkt Don. : Hoc
quasi subridens et auerso ab illo
uultu pronuntiauit Geta: quod genus
actioniti sccuritatem ostendit. — Nihil
est dictu fac: sprichwortl. rDas ist
recht leicht gesagt,'
II 1, 71—79]
PHOKMIO
111
De. Postremo si nullo alio pacto, faenore. (xE. Hui,
Dix<Ys)>ti pulchre! Sfquidem quisquam crederet
Te uiuo. De. Non, non sic futurumst; non potest.
Egon illam cum illo ut patiar nuptam unum diem?
Nihil suaue meritumst. Hdminem conmonstrarier 305
Mihi istiim uolo aut ubi habitet demonstrarier.
Ge. Nempe Phormionem? De. Istum patronum miilieris.
Ge. Iam faxo hic aderit. De. Antipho ubi nunc est? GrE. Foris.
De. Abi, Phaedria, eum require atque huc addiice. Ph. Eo:
V. 301. Hui, ein Ausruf starken,
fast erschreckten (hier ironischen)
Staunens (hu! ha!), s. V. 558, 791.
Die Form ist stets einsilbig.
V. 302. Bix<is)ti: s. Engelbrecht,
Stud. Ter., S. 59.
V. 303 potest: absolut und un-
personlich, im Sinne von fieri potest ;
vgl. V. 818 Quo pacto potuit?, And.
327, Haut. 677, Ad. 568 und die
hiiufige Wendung quantum potest
(s. Anm. zu V. 478 und 674), si
quid potest V. 227 u. a.
V. 304. *Egon: vgl. Anh.zu V. 210.
— *cum illo . . nuptam: Eonstruk-
tion nach Art von matrimonio iuncta
cum; s. V. 817 nuptam cum tuo
filio; Hec. 534, 656; Cic. Epist. XV
3, 1 und Verr. IV, 136 (vgl. A.
Reifferscheid, Ind. lect. hib. Vratisl.
1885/6, S. 4 f.). — ut in Fragesatzen
mit oder ohne fragendes ne weist
eine aus dem Vorhergehenden ge-
f o 1 g e r t e Forderung lebhaft zuruck ;
s. Eraz, Die sog. unwill. od. mifs-
bill. Frage (Stuttg. 1862), S. 19 ff. u.
G. Miiller, Uber die sog. unwill.
od. mifsbill. Fr. im Lat. (Gorlitz
1875), S. 2 ff. Fragesatze ohne ut
nehmen auf eine klar und bestirnmt
ausgesprochene Forderung Bezug
(Muller a. O. S. 14 ff.).
V. 305. Nihil suauc meritumst wird
von Don. so erkliirt: Nihil mihi
mercedis suaue est, ut ego illam cwm
illo nuptam feram; suaue meritum
enim suauem mercedem significat.
Da aber meritum nicht dasselbe
wie merces bedeutet und jedenfalls
der Genetiv meriti stehen sollte,
mussen wir mit Bentley Donats
Erklarung verwerfen. Unnotig ist
ferner Bentleys Anderung in Nihil
suaue meritast oder die Lesart des
Goveanus (s. Umpf.) und Guyetus
Nihil s. meritust. Die Worte Nihil
suaue meritumst, naml. ab eis oder
eorum, heifsen rnichts Freundliches
haben sie verdient' und enthalten
eine Drohung gegen die in der
Sache Schuldigen. Vgl. V. 1051 Pol
meritumst tuom und Haut. 92 Sic
meritumst meum; ahnlich auch
Haut. 158 peccatum a me maxu-
mumst. — conmonstrarier und V. 306
demonstrarier : s. S. 63, 67 und zu
den reimenden Versausgangen V. 8.
V. 307. Uber den Gebrauch von
nempe in Fragesiitzen und die ver-
schiedenen Schattierungen seiner
Bedeutung s. Hand, Turs. IV, 159 ff.
Hier vergewissert sich Geta dessen,
dafs sein Herr V. 305 f. den Phor-
mio gemeint habe. — Uber die
Messung von nempe s. S. 53 f.
V. 308 faxo: die archaistische
Form des sigmatischen Fut., nach
welcher -so (-sis, -sit u. s. w.) an
den Verbalstamm tritt (in der I.
und H. Eonj. mit -ss vor der En-
dung; von der IV. Eonj. kommt
nur ambissit und ambissint vor).
Ebenso werden Eonjunktive Futur.
(oder Optat. Aor.) auf -sim (-sis, -sit
u. s. w.) gebildet, welche in Ge-
beten, Wunschen, Verwiinschungen
und Aufforderungen gebraucht wer-
den (vgl. S. 64). Auf die Schrift-
steller der klass. Zeit sind nur faxo,
faxis, -t, -nt und ausim, -t iiber-
gegangen (s. u. a. Ed. Liibbert,
Grarnm. Stud. I, 3 ff. und Wolfflins
Arch. II, 223 ff.). Faxo ist hier,
wie sehr oft bei den Eomikern,
parenthetisch gebraucht zum Aus-
druck der Sicherheit und Schnellig-
keit. — Foris: s. Anli.
V. 309 adduce: s. /.u V. 397.
112
PHORMIo
[II 1, SO— II 2, 3
310 Kecta uia quideui llluc. Ge. Nernpe ad Paniphilam.
De. Ego deos penates hine salutatum domum
Deuertar; inde ibo ad forum atque aliquos mihi
Aimcos aduocabo, ad hanc rem qui adsient,
Vt ne mparatus sim, si ueniat Phormio.
[ACTYS III.]
Phokmio Geta
Parasitvs Servos
315 Ph. Itane patris ais aduentum ueritum hinc abi/sse? Ge. Ad-112
modum.
Ph. Phanium relictaui solam? Ge. Sic. Ph. Et iratum senem?
Ge. Oppido. Ph. Ad te summa solum, Phormio. reriim redit.
V. 310. Nempe ad Pamphilam
wird von Geta zur Seite gesprochen,
wahrend er iiber die Biihne naeh
rechts abgeht. Phaedria tritt nam-
lich sogleich, vermutlich vom Sei-
tengafschen (angiportum, s. V. 891)
aus, in das Haus rechts hinein, in
welchem seine Geliebte wohnt; s.
Anm. zu V. 484.
*V. 311 penates (so die Codices,
nicht -is), im griechischen Origi-
nale entsprach wohl icpiotioi &eoi.
— Vgl. mit dem Wortlaute dieses
und des fgn. Versea Plaut. Stich.
534: Deos salutatum . . . intro de-
uortor domwn.
V. 312. Deuertur; inde ibo Para-
taxe statt der Konstruktion mit
guom. — *aliquos mihi amicos: vgl.
Eun. 149 Cupio dliguos parere ami-
cos. S. Anh.
V. 313 adsient: s. S. 63.
V. 314 *ueniat: s. Anh — Nach
V. 314 tritt Demipho in sein Baus
(in der Mitte der Biihne) ein, geht
aber spater [vd der Zwischenzeit
zwischen dem II. und HI. Akt\ wie
er angekiindigt hat, nach dem
Forum und kehrt V. 346 in Be-
gleitung dreier Rechtsbeistande von
da zunick
V. 315. Phonnio und Geta kom-
men vom Markte her, Phomiio in
etwas angeheitertem Zustande (s.
Don. zur St.; vgl. S. 73). — *Die
obige mit Wahrscheinlichkeit aus
den Handschr. zu entnehmende Les-
art zeigt ais mit langer Endsilbe
(vgl. z. B. auch Plaut. Capt. 1016).
wie denn das Verbum . nach dem
Imperf. aibam zu schliefsen, nach
der IV. Konjug. flektiert. Die 1. Silbc
von ais ist bei Ter. kurz (s. V. 755):
da aber bei Plaut. ain (z. B. Amph.
284, 344) erscheint, so war a wohl
doppelzeitig, wie in eius, Jiuius
Es konnte daher ais oder
oder (nach dem Iambenkurzungs-
gesctze) o w gemessen werden. —
*abi\iysse: im Infin. und in der
2. Pers. Sing. (u. Plur.) Perf. sowie
im Plusqu. Konj. gebraucht Ter
vom Simplex ire nur die Formen
mit einfachem i, auch in den Kom-
posita stimmen alle Handschr. in
der Schreibung eines einfachen i
vor 88 und st an allen Stellen iiberein.
Daa Metrum spricht aber vielfach
wic hier ffir die Einsetzung des
Doppel-i. Kngelbrecht (Wien. Stud.
VI, 236 tt'.» befiirwortet die aus-
schliefsliche Schreibung der Kom-
posita mit doppeltem i auch dort,
wo das Metrum nicht an ednen
Doppellaut zu denken niitigt wie
Y 119, 153, 460, 466V
V. 317. Oppido, ein Wort der Dm-
gangssprache : rfest. sehr, vdlli<r" ;
nach Don. zur Hec. 238 (II 1, 41)
= naldc. Die Herleitung dea Wor-
tes ist von den alten und neueu
Gelehrten sehr verschieden versucht
II 2, 4—13]
PHORMIO
113
Titte hoc intristi; tibi omnest exedenduni: accmgere.
s Ge. Obsecro te. Ph. Si rogabit . . Ge. In te spes est. Ph.
Eccere,
Quid si reddet? Ge. Tu lmpulisti. Ph. Sic? opinor.320
Ge. Subueni.
Ph. Cedo senem: iam instriicta sunt mi in corde consilia dmnia.
Ge. Quid ages? Ph. Quid uis, nisi uti maneat Phaniuni at-
que ex crimine hoc
Antiphonem eripiam atque in me omnem fram deriuem
senis?
io Ge. (3<(h/; uir fortis atque amicu's. Verum hoc saepe, Phormio,
Vereor, ne istaec fortitudo in neruom erumpat denique.325
Ph. Ah,
Non itast: factiimst periclurn, iam pedum uisast uia.
Quot me censes homines iam deuerberasse usque ad neceni,
worden (s. Hand, Turs. IV, 379ff.;
0. Ribbeck, Lat. Part.. S. 44; Lan-
gen, Anal. Plaut. H, S. 11 f.; Wolff-
lin, Arch. VI, 196 leitet es von
oppidum rBefestigung' ab).
V. 317—320 spricht Phorrnio nur
zu sich selbst; Geta richtet kurze
bittende und ermunternde Zwiscken-
bemerkungen an ihn, auf welche
derselbe keine Rucksicht nimmt.
V. 318 *intristi: s. zu V. 13. Zu
dem auf den Parasiten bes. passen-
den Sprichwort (rWas du dir ein-
gebrockt, das mufst du auch aus-
essen') s. Auson. Id. XXV (VH) 2, 5
Tibi, qupd intristi, exedendum est und
Macar.IV, 50 tjv Ttg_ E[i<x'£s n&£av,T<xv-
xr\v v.a\ ia&LStco (vgl. Otto, Sprich-
worter, S. 175 f.). — accingere: uber
die bei den Komikern nicht seltene
mediale Bedeutung der Passivfor-
men s. Holtze a. 0. II, 20.
V. 319 si rogabit: der von Phor-
mio angefangene Gedanke ist durch
recusabo oder dgl. zu erganzen. —
Eccere, Quid si reddet? geht auf
eine andere Moglichkeit als der
vorausgehende Satz, mit welchem
es in gar keinem Zusammenkang
steht. * Eccere bei Ter. nur hier,
sechsmal bei Plautus (Trin. 386,
Men. 401, Amph. 554 im Sinne von
fda haben wir die Geschichte, da
haben wirV; eccere Cas. 386 und
eccere autem Mil. 207 und wohl
auch Pers. 300 fsieh da, gieb acht').
Paul. Fest. S. 78 (M., 55 Th.) er-
Terontius, Phormio, 3. Auflage.
klart es so: Eccere iuris iurandi
est, ac si dicatur per Cererem, ut
ecastor, edepol. Alii eccere pro
ecce positum accipiunt (vgl. Miiller
zur St.). Da die erste Ableitung
sowohl der Bedeutung wie ins-
besondere der Form nach unmog-
lich ist, kann nur die zweite in
Betracht kommen. Doch steht eine
befriedigende etymologische Er-
kliirung des Wortes noch aus (denn
aus ecce rem kann es nicht ent-
standen sein, da rem das aus-
lautende m nicht verliert).
V. 321. Uber das Bild s. Anm.
zu V. 230.
V. 324. *0<7«>, s. zu V. 51. —
uir fortis atque amicu's: vgl. V. 1046
Mulier sapiens es. Anderseits kann
esse auch fehlen; vgl. Ad. 528
Tanto nequior, 742 Corrector.
V. 325 in neruom: f. . quia saepe
in neruum coniciebantur ex aliquo
maleficio in carcerem missP (Don.).
Vgl. V. 695 f. nostra causa scilicet In
neruom potiusibit ; CatoFrg. or. LXX,
1 (S. 69lord.): Fures priuatorum fur-
torum in neruo atque in compedibus
aetatem aqunt und oft bei Plaut., z. B.
Curc. 723, Rud. 872 ff.
V. 326 iam pedum uisast uia:
schon weifs ich (von friiher her),
auf welchen Weg ich meinen Fufs
zu setzen habe, wie ich ausreifsen
kann; kaum spricb.w(5rtlich. S. Anh.
V. 327. Quot (Codd. Quod): s. Anh.
zuV. 159. — *deuerberasse..ad necem
114
PHORMIO
[II 2, 14—18
Hdspites, tum eims? Quo magis noui, tanto saepius.
Cedo dum, enumquam iniiiriarum audisti niihi scriptam 15
dicam?
330 Ge. Qui istuc? Ph. Quia non rete accipitri tennitur neque miluo,
Qui male faciunt ndbis; illis, qui nihil faciunt, tennitur,
Quia enim in illis friictus est, in illis opera liiditur.
(deuerb. noch bei Auson. Epist. II,
14, aber bei Lactanz, Diuin. Inst. II
7, 20 Br. steht das Simplex) be-
deutet ffast tot prtigeln, halbtot
schlagen'. Man wird hier an eine
tibertreibende Aufserung Phormios
und an Gewaltthatigkeiten, beson-
ders nachtliche, zu denken haben,
wie sie in der Koniodie oft erwahnt
werden (z. B. Plaut. Stich. 606 Non
tu scis, quam efflictentur homines
noctu hic in uia? ; vgl. Ad. 155 fi'.).
Phormio sucht seinen Mut und sein
Ghick in den von ihm gesuchtenHan-
deln ins gehorige Licht zu rucken.
*V. 328. Zu hospites ist das auch
sonst haufig beim ersten Gliede zu
erganzende primum hinzuzudenken.
Phormio riihrnt, an wie vielen Leu-
ten er das deuerberare u,. ad necem
schon geiibt habe, (erst) bei Frem-
den (^evoig), hernach bei Biirgern
(ccGTotg, ■KoliTccig). Dafs er sich
zuerst gerade jene als Opfer aus-
ersehen hat, ist leicht begreiflich
(And. 810 ft. nunc me hospitem
Litis sequi, qucnn id mihi sit facile
atque utiJe, AJiorum exempJa com-
monent; vgl. Eun. 759 f. , Plaut.
Poen. 1403); das allgemeine, an
und fiir sich matte homines wird
durch diesen inhaltsreichen Zusatz
sehr gehoben. Das folgende Quo
magis nouihei[st: rjemehrich mich
darauf verstand, je mehr ich die
notigen Schliche kennen lernte.'
Mit der wachsendcn IVrtigkeit
wuchs also auch Phormios Aii.urill —
lust. — S. Anh.
V. 329. *Cedo dwn: vgl. zu V.
594. — ewutngua/m: zu V. 52.
V. 330 tewnitwr hier u. V. 331 fiir
das handschriftliche tenditur nach
Donat: Legitur et 'tevmitur' ; habet
emmNlittera cw/n I> communionem.
Es war dies die volkstumliche Fonn
wie dispennite und distewnite bei
Plaut. Mil. 1407; vgl. Schuchardt,
Voc. des Vulgarlat. 1, 14G. — *miluo:
dem Weih, dessen Schadlichkeit u.
Raubgier sprichwortlich war; s.
Plaut. Pseud. 852 miJuinis . . ungu-
lw, Mart. IX 54, 10 rapax miluus
und Hieron. Epist. 68, 1 feritate
JitpoS:, rapacitate miluos uincere.
Ein ahnlicher Gedanke bei Iuven.
I 2, 63 Dat ueniam coruis, uexat
cetisura coJumbas.
V. 332 enim wirdhaufigbeidenKo-
mikem bekraftigend an quia gefiigt ;
s. zu Y. 113. — *in UJis . . in illis:
eine solche Gegeniiberstellung ver-
schiedener Personen oder Sachen
mit dem gleichen Pronomen ist
in der Sprache der Komiker nicht
gerade selten. In ihr ist die Klar-
stellung des sprachlich minder ge-
nauen Ausdruckes durch Gesten
leicht moglich (vgl. iibrigens im
Deutschen: der — der, im Griech.
6 [itv — 6 dt): Plaut. Bacch. 881
Moga hunc tu , tx promitte huic;
Stich. 351 Hoc egomet, tu hoc con-
uorre; Cas. 971 Hac lupi, hac canes;
Haiit. 976 f. nil suscenseo Nec tihi
nec tibi, Ad. 130 f. (vgl.B&ch^Studcm.
Stud. II, 310 f. und verbessennl I >.
Seyffert, Bursians Jahresb. LXXX.
306). Wie die Aufserung des Ser-
vius in Cic. Epist. IX 16, 4 'Hic
uersus JPJauti non est, hic estf
zeigen kann, blieb diese Ausdrucks-
weise in der Umgangssprache iib-
lich. Nach E. Wfilinin. Die G
nation ini Lat. (Sitz.-Ber. d. bay.
Ak. Phil. Cl. 1882, I, 434 Anm.)
finden sich die ahnl. Verbindungen
hic et (aut) hic, iUe et (aut) Ule in
der Prosa seit Comificius (auct.
ad Her.) als Nachbildung dee Eon-
versationBatils fauct. ad Her. II. i<»
hoc aut hoc; Cic. Inv. I, 99, 100
hoc ct hoc; Hor. Sat. I 1. 112 Jittnc
hunc; Lucr. IH, 1092 f. ille
— et ille; Cic. Rosc. Am. 5'.i ille
aui ille a. a. S. Anli. — opera />>-
ditur: rdic Miihe wird viTtiindelt';
s. Lorenz zu Plaut. Pseud. 357 (369).
n 2, 19— 2$
PHORMIO
115
Aliis aliimcle est periclum, unde aliquid abradi potest:
20 M£hi sciunt nihil esse. Dices cdiicent damnatum domum':
Alere nolunt hoininem edacem, et sapiunt mea sententia,335
Pro maleficio si beneficium sitmmum nolunt reddere.
Ge. Non potest satis pro merito ab illo tibi referri gratia.
Ph. Immo enim nemo satis pro merito gratiam regi refert.
25 Tene asymboliim uenire unctum atque lautum e balineis,
6tiosum ab animo, quom ille et ciira et sumptu absumitur!340
Dum tibi fit quod placeat, ille rihgitur: tu rideas,
Prior bibas, prior decumbas; cena dubia apponitur..
V. 334. Mit grofserer Mafshaltung
als Plautus, aber nicht weniger
wirkungsvoll verwendet Ter. zur
Hebung der rhetorischen Wirkung
die Allitteration. *Auch sonst ist
diese Klangfigur im Versschlufs be-
liebt, vgl. V. 347, Haut. 209 con-
silia consequi consimilia, Ad. 322
oppido opportune te obtulisti tni
obuiam, 893, 978, Hec. 440 crispus,
crassus, caesius u. a. rn.
*V. 337. Das handschriftliche po-
test ist metrisch untadelig. Die
Auslassung der Formen von esse
bei potis und pote ist bei Plautus
haufig, nicht aber bei Ter. S. zu
V. 379 und Anh.
V. 338 rex (^ccaiXsvg) bezeichnet
den reichen Brotherrn (rCr6sus,
Nabob') im Gegensatz zum Para-
siten oder scurra; s. z. B. Plaut.
Stich. 455, Men. 902, Capt. 92, Hor.
Sat. H 2, 45, Epist. I 17, 43, Iuv.
I 1, 136 u. a. Dieser Begriff ent-
wickelte sich in der Diadochenzeit.
V. 339 f. S. zu V.232f. — asym-
bolum: c:avu[iolog (von Gv^.§oXrj),
einer, der keinen Beitrag zu einer
gemeinsamen Mahlzeit giebt oder
zahlt; das Wort erscheint in der
rom. Litteratur wohl hier zuerst.
Der lat. Ausdruck ist immunis
(Hor. Carm. IV 12, 23; Gell. VII
13, 2). — balineis (von balineae)
wie regelruafsig bei Plaut. (griech.
(iaXuvelov). S. Anh. und vgl. S. 49.
— Nach Don. zur St. sind V. 339 ff.
nicht aus Apollodor, sondern aus
Ennius Sat. 1. VI entlehnt. Dies ist
nicht nur an und fiir sich wenig
glaublich, sondern die angefiihrten
Verse zeigen auch, dafs zwischen
ihnen und unserer Stelle nur eine
Sinnesverwandschaft besteht; vgl.
auch Fritzsche, De Graecis font.
Ter. II, 6.
*V. 340. Otiosum ab animo rvon
seiten, hinsichtlich' ; wie es V. 832 f.
heifst otium Ab senibus . . . habeam
und Haut. 75 f. tantumne ab re
tuast oti tibi, Aliena ut cures? ,
so kann auch bekn Adjektiv diese
allerdings seltenere, volkstvimliche
Konstruktion stehen statt otiosus
animo oder animo otioso (And. 842);
vgl. z. B. Plaut. Truc. 833 ab in-
genio inprobust, Epid. 129 a morbo
ualui, ab animo aeger fui; Sall.
Iug. 48, 3 (mons) uastus ab natura;
Cic. ad Att. VH 15, 3 flagitiose im-
parati cum a militibus, tum a pe-
cunia u. a.
V. 341 'ringi est stomachari taci-
twm; est enim translatio a canibus
latraturis' (Don.). Ini Corp. Gloss.
Lat. H 174, 51 wird ringitur durch
7tiY.QcclvSTtu, ooyiQsTui erkliirt. Auch
bei Hor. Epist. H 2, 128 sapere et
riniji steht das bei Pompon. Com.
124 ridens ringitur wohl in eigent-
licher Bedeutung gebrauchte Ver-
bum (= die Ziihne fletschen) in glei-
cher Weise tibertragen (= knurren,
murren, argerlich sein) ; vgl. subrmgi
Cic. ad Att. IV 5, 2.
V. 342 cena dnbia, eine, wie
der folgende Vers deutlich zeigt,
nicht gelitufige Wendung far fman-
nigfache, reichbesetzte Tafel'. Wie-
derholt wird die Wendung aus
unsrer Stelle von Horaz Sat. II
2, 77 und Auson. Mos. 102. Sehr
nahe kommt die Bedeutung von
dubius bei Pacuviu? V. 307 R.3: 0
multiinodis uarium et dubium . . diem!
Vgl. franz. embarras de richesse.
8*
116
PHORMIO
[II 2, 29—11 3, 4
Ge. Quid istuc uerbi est? Ph. ^bi tu dubites, quid sumas
potfsswmum.
Haec, quoni rationem fneas, quam sint suauia et quam 30
cara sint,
345 Ea qui praebet, non tu liunc habeas plane praesentem deum?
Ge. Senex adest: uide, quid agas; prima coitiost acerrima.
Si eam sustinueris, postilla iam, ut lubet, ludas licet.
Demipho Hegio Cratinvs Crito Phormio Geta
Senex Advocati III Parasitvs Servos
De Eniimquam quoiquam contumeliosius n 3
Audistis factam iniiiriam quam haec est mihi?
350 Adeste quaeso. Ge. Iratus est. Ph. Quin tu hoc age:
Iam ego hiinc agitabo. — Pro deum immortalium,
V. 344. Uber die Wortstellung
s. Anm. zu V. 261.
V. 346. Senex, namlich Demipho:
s. Anm. zu V. 314. — *coitio: cder
militar. Zusammenstofs', in dieser
Bedeutung litterarisch wohl nur
hier; vgl. coire Curt. X 9, 15 Iam
agmina coibant, Verg. Aen. XII, 709
Inter se coiisse uiros et cernere ferro
u. a. Bei Cicero heifst das Sub-
stant. : f Vereinigung , Komplott' ,
z. B. Planc. 53. Prima coitiost acer-
rima scheint sprichwortlich.
V. 347 postilld, zusammengesetzt
aus post und einem alten ablativi-
schen Adverb (illac, illa), gleich
posthdc, postea, postidea und den
entsprechenden Zusammensetzun-
gen von ante, praeter, propter und
inter (Ritschl, Opusc. phil. II, 270 f.,
541 ff. und N. Plaut. Exc, S. 82 f.);
es bezieht sich nie wie posthac (von
jetzt an, in Hinkunft) an und fiir
sich auf die Zukunft, sondern be-
zeichnet immer etwas, das nach
einem andern bestimmten Vorfall
geschehen ist, geschieht oder ge-
schehen wird. — ludas licet: dies
ist die einzige Stelle bei Ter., wo
licet mit dem Konjunktiv und nicht
mit dem Infinitiv verbunden ist (s.
Barth, I)e in/in., S. 61). — *ludere
ist gleichfalls in niilitilrischem Sinne
aufzufassen, vgl. Lucr. II, 630 f. inter
se forte . . armis Ludunt '; Ov. Trist.
TTl 12, 19 leuibu8 nunc lialitnr armis.
V. 348. Mit wuchtigen Worten
giebt Demipho seinem schweren
Crolle Ausdruck. — Enumquam: s.
zu V. 52. — *Plaut. und Ter. lieben
die Zusammensteilung von umquam
(usquam) oder numquam (nusquam)
mit folgendem quisquam, vgl. Ad. 161
usquam . . quisquam; Eun. 678, Hec.
861 numquam quisquam; Hec. 486,
Eun. 1002 u. a. numquam quicquam
(ftir Plaut. s. J. Lange, N. Jahrb.
1894, S. 275 ff); uber nihil quicquam
und-xe/wo quisquam s. zu V. 80. Das
bei Piaut. fehiende klassische nemo
umquam erscheint Hec. 281. Wenig
geschmackvoll hiiuft Enn. Trag. 400
Quiquam quisquam quiequam quom-
quam; vgi. Plaut. Pseud. 134.
V. 350 f. Bis agitabo sprechen
Geta und Phormio abseits. Letzte-
rer lenkt, ohne auf Getas Bemer-
kung liucksickt zu nehmen, dessen
Aufmerksamkeit auf das Folgende.
Hoc age und Hoc agite sind ge-
wohnliche Wendungen, nm Auf-
merksamkeit zu verlangen; z. B.
V. 435, Eun. 130. Nach Plut. Numa
14, 4 und Coriol. 25 war dic> die
Formel, welche der Herold dem
Volke bei der Opferhandlung zu-
rief; vgl. auch Plaut. Capt. 444 und
Hor. Sat. II 3, 162.
V. 351. DerGenetiv deum immor-
talium ist durch die Ellipse von
fidem zu erklaren, wie eine Ver-
sfleichumr mit And. 237,246: Haut.
II 3, 5—14]
PHORMIO
117
5 Negat Phaniuni esse hanc sibi cognatam Dernipho?
Hanc Demipho negat esse cognatain? Ge. Negat.
Ph. Neque eius patrem se scire qui fuerit? Ge. Negat.
De. Ipsum esse opinor, de quo agebam: sequimini!
[PH.Nec Stilphonem ipsum scire qui fuerft? Ge. Negat.]
io Ph. Quia egens relictast mfsera, ignoratiir parens7
Neclegitur ipsa. Vicle auaritia quid facit.
Ge. Si erum msimulabis malitiae, male aiidies.
De. 0 audaciam! Etiam me liltro accusatum aduenit.
Ph. Nam iam adulescenti nihil est quod suscenseam,
355
360
61; Eun. 943; Hec. 198; Ad. 746
zeigt. Sonst steht der Vokativ der
angerufenen Gottheit bei der Inter-
jektion pro; z. B. V. 1008 Pro di
immortales, Ad. 447 u. a. — *Zur
Stelle bemerkt Don.: Artificiose
prior exclamat, ut Demipho, qui
iniuriam passus est, ultro impetum
accusationis incurrat. — Von Pro
an ist das Gesprach zwischen Geta
und Phomrio darauf berechnet, dafs
Demipho es hort, wahrend sie thun,
als ahnten sie seine Anwesenheit
nicht.
*V. 352 f. Beachte die wirkungs-
volle Wiederholung mit Umstellung.
*V. 354. Neque eiuspatrem se scire
quifuerit? Prolepsis (Attraktion),
eine der Umgangssprache eigen-
tiimliche Art des Satzbaues, bei
welcher das Subjekt des Xeben-
satzes als Objekt in den Haupt-
satz gezogen wjrd; die Konstruk-
tion findet sich bei Terenz bei den
Vei-ben dicere (V. 1048), enarrare
(Ad. 364), exspectare (Hec. 280),
facere (vgl. zu V. 670 f. ), metuere
(s. zu V. 491), nouisse (Haut. 370,
Eun. 566, Ad. 572), ostendere (Eun.
307), perspicere (And. 377), scire
(vgl. noch Eun. 1035 scis me in
quibus sim gaudiis? , Hec. 468,
wohl auch Eun. 374), nescire (Eun.
657 f. Ego illum nescio Qui fuerit),
resciscere (Hec. 567), timere (Eun.
160), uereri (Hec. 575; gewohnl.
Konstr. And. 175 f.), uidere (V. 986,
Haut. 689; aber Haut. 694 f., Eun.
265). Vgl. Cl. Lindskog, Quaest.
de parataxi et hypot., S. 75 ff.
V. 356 lafst sich weder mit V. 354
noch mit V. 386 ff. vereinbaren und
ist daher mit Recht von Bentley
fur unecht erklart worden. — Uber
die Schreibung des Namens Stilpo
(Ecllnav), s. Anh. und S. 60 f.
*V. 357 egens adjektivisch, wie
V. 751 und Ad. 384 nur von Per-
sonen, wie bei Plaut. (von Sachen
sagt dieser res egenae). Die Schei-
dung herrscht auch noch spater vor.
V. 358. Vide auaritia quid facit:
der Indikativ steht im alteren
Latein in indir. Fragesatzen: l)wenn
man den Hauptsatz dem Inhalt
und der Fomi nach vom Nebensatz
loslosen und diesen als selbstandi-
gen Satz auffassen kann (so oben),
besonders bei Imperativen wie dic
fmihi) V. 447, 633, 748, loquere,
cedo, responde mihi, explana mihi,
uide u. a. ; 2) wenn der Inhalt des
Nebensatzes als reine Thatsache
hingestellt werden soll, oft mit
einem im Hauptsatze stehenden
oder zu erganzenden Korrelativ
(V. 798). Eigentlich nicht hieher-
gehorig ist der Fall, wenn das
Fragepronomen mit dem regieren-
den Verbum zu einem Begriffe ver-
schmilzt (nescioquis loquitur = l.
aliquis, V. 193, 247 u. a. ; denn
hier liegt kein indir. Fragesatz vor;
nur quis, nicht loquitur ist in Frage
gestellt). Der Konjunktiv steht
indes in allen diesen Fallen dann,
wenn er auch in Hauptsiitzen stehen
miifste (als iussiuus, potentialis, du-
bitatiuus, deliberatiuus, z. B. V. 161,
223, 346, 444, 855) und nach nega-
tiven oder ahnlichen Ausdrucken
(V. 57 f, 117, 178, 181 u. a.), ferner
nach den nicht imperat. Formen der
uerba dicendi, sentiendi u. s. w.
(V. 129, 344, 390, 446 u. a.). S.
Ed. Becker, Studwn. Stud. I, 113 ff.
118
PHORMIO
[II 3, 15—23
Si illitm minus norat: quippe homo iam grandior, 15
Paupei-, quoi in opere uita erat, ruri fere
Se continebat; fbi agrum de nostrd patre
365 Colendum habebat. Saepe interea mihi senex
Narrabat se hunc neclegere cognatum suom;
At quem uirum! Quem ego uiderim in uita optmnum. 20
Ge. Videas te atque illum, ut narras! Ph. I in malam crucem!
Nam ni eum esse existwmassem, numquam tam grauis
370 Ob hanc mimicitias caperem in uostram familiarn,
V. 363 opus im Sing. wird sehr
hiiufig von derFeldarbeit gebraucht;
vgl. Haut. 72, 73, 142; Eun. 220;
Ad. 518. S. Anh.
V. 364. Se continebat: hielt sich
zuriickgezogen fob pudorem inopiae'
(Don.). — ibi agrum de nostro
patre c. habebat (naml. zur Pacht).
Phormio fugt dies hinzu, um zu
zeigen, dafs schon damals seine
Familie aus Freundschaft fiir Stilpo
gesorgt habe, wahrend dessen
nachster Verwandter nichts fiir ihn
that.
*V. 365 habebat ist mit dem Pra-
positionalausdruck (de synonym mit
ab) zu verbinden; das Gerundiv
colendum steht wie nach tradere
und sumere, vgl. Cic. Verr. H 1, 130
Aedem Castoris, iudices, P. Iunvus
habuit tuendam de L. Sulla Q.
Metello consulibus (s. Thielmann,
Wolffl. Arch. II, 67).
*V. 367 optumum ist wohl wegen
V. 368 f. priidikativ mit uidcrim
zii verbinden (anders P. Barth, N.
Jahrb. 1884, S. 181 f.).
V. 368. Geta, welcher scheinbar
Demiphos Sache fiihrt, bricht mit
erheuchelter Entriistung in den
(ironischeu) Wunsch aus: Phonuio
moge sich doch (so brav) sehen
wie er jenen nach seiner Erzah-
lung (seinen Worten) gesehen liat.
Das vergleichende atque kann in
der Umgangssprache auch dann
stehen, wenn im vorausgehenden
Satze das die Ahnlichkeit bezeich-
nende Wort nur aus dem Zusam-
menhang zu ergitnzen ist; z. B.
And. 841 . . tilii sum oblitus hodie,
ac uolui, dicere; Plaut. Bacch. 549
quem essc amicum ratus swtn aique
ipsus sum mihi. Zu atque illum
ist aus dem vorhergehenden Verse
uidisti optumum zu ergitnzen. Vi-
deas nimmt das vorhergehende
uiderim absichtlich wieder auf. —
narrare kommt in der Umgangs-
sprache haufig einem freden, sagen'
nahe, vielfach mit verachtlichem
Nebensinn, vgl. V. 401, Catull 67,
29 u. 6. S. Anh. — Im Hinblick
auf das gewohnliche Strafmittel
fiir Sklaven setzte sich 'mala crux'
(immer in dieser Wortfolge und
oft verstiirkt durch ein vorgesetztes
magna oder maxuma) in der Um-
gangssprache fest als Bezeichnung
von etwas Unheilvollem und wurde
I i>i malam crucem mit seinen
Variationen zur gewohnlichen Ver-
wnnschungsforme] : Veh zum Hen-
ker' (bei Ter. nur hier). Ahnlich
aber* Jn' m mnlam rcm V. 930,
And. 317 Abin hmc in mdlam rem,
vgl. Eun. 536 u. V. 544. S. Lorenz
zu Plaut. Pseud. 817 und Luchs,
Studem. Stud. I, 18 ff. Don. las
in' (= isne) malam crucem und
vergleicht huc uiciniam (And. 70;
Eun. 536 heifst e« jedenfalls Malam
rem hinc ibis? s. W. Gorbig, Xomi-
num, quib. loca signif.. usus Plaut.,
S. 24 f.). — *Zum VersBchltira vgl.
S. 38, Note 1.
V. 369 eum esse (nach A1): niiml.
optumum. In die auderen Handschr.
hat das Glossem ita sich eiuge-
schlichen (ita eum oder cum ita)
und esse rerdrangt.
V. 370. Ob hanc, niiml. Phanium.
— inimicitiiis caperem m uostram
familiam: bierbei i-t an dasgegen-
seitige feindliche Verhilltnis, nicht
etwa blofs an die feindliche Ge-
sinnung Phormios gegen die Fa-
milie Demiphos zu denken.
n 3, 24—32]
PHORMIO
119
Quani is aspernatur niinc tani inliberaliter.
2oGrE. Pergm ero absenti rnale loqui, inpurisswme?
Ph. Dignum autem hoc illost. Ge. Am tandern, carcer? De. Geta!
Ge. Bonorum extortor, legum contortdr. De. Geta!
Ph. Respdnde. Ge. Quis homost? Ehem . . De. Tace. Ge. Ab-375
senti tibi
Te indignas seque dignas contumelias
30 Numquam cessauit dicere liodie. De. Desine.
Adulescens, primurn abs te hdc bona uenia peto,
Si tibi placere potis est, mi ut respdndeas:
V. 371. Quam bezieht sich auf
das entferntere hanc (etwa rmeine
Schutzbefohlene'); vgl. Anm. zu V.
657. Dergleichen Konstruktionen
sind auf einen ausdrucksvollen
Vortrag berechnet.
V. 373. *Der Anstofs Bentleys
an dem (nur scheinbar) spondei-
schen Worte tandem im vierten
Fufse scheint nicht gerechtfertigt,
weil ain tandem? eine formelhafte,
eng zusammengehorige Verbinduug
ist (vgl. enim vero V. 985). Die
gleiche Verbindung kehrt zudem
in derselben Bedeutung And. 875
wieder: Ain tandem, ciuis Glyce-
riumst? Dem Sinne nach kommt
diese zur Bezeichnung eines hefti-
gen AfFektes besonders in Frage-
satzen sich findende Wendung dem
ain uero? sehr nahe; vgl. Eun. 803 :
Ch. Diminuam ego tibi caput hodie,
nisi abis. Gn. Ain uero, canis?
und Ad. 405. Ahnlich steht in
unwilliger Frage quid ait tcmdem?
V. 799, And. W.'.), Ad. 276 und
itan(e) tandem? V. 231, 413, 527 u. a.
Tandem entspricht dabei etwa un-
seremleidenschaftlichgesprochenen
cendlich, nun gar' = was, schon
so weit ist es gekommen! An
unserer Stelle ist es um so passen-
der, als pergin vorhergeht und un-
mittelbar dai-aufDemipho denGeta
unterbricht. Dafs Phormios letzte
Aufserung dignum autem hoc (male
loqui) illost geeignet war, den Skla-
ven in (die freilich nur geheuchelte)
Hitze zu bringen, zeigt dessen so-
fortige nachdriickliche Bezugnahme
in der scheinheiligen Verantwortung
vor seinem Herrn V. 375 S. — carcer
iibertragen wie unser cZuchthausler,
Galgenstrick' ; ebenso Lucilius ex
inc. lib. 1155 (L., 141 M.): carcer,
uix carcere dignus (Donat).
*V. 374. Bonorum extortor, legum
contortor: Vollreim und Paronomasie
(etwa 'Gutentwinder, Kniffefinder').
Beide Worte sind der Situation gut
entsprechendvonTer.,wieesscheint,
zuerst gebildet. Das zweite ist aTtcc'%
Isyo^isvov geblieben, doch contortio
bei Cic. u. contortus Lucil. und Cic.
Zur Paronomasie vgl. V. 305 f. und
Haut. 372 Inuersa uerba, euersas
ceruices.
V. 375. Responde wird leise zu
Geta gesagt. — *JEhem, stets zwei-
silbig (s. besonders And. 417 und
Ad. 266) und mit kurzer erster Silbe
(s. Ad. 81), ist Interjektion der_freu-
digen oder verwunderten Uber-
raschung (fsieh da!'). Sie steht
gern vor Vokativen (V. 795 u. a.),
an der Spitze eines Fragesatzes
(V. 991), nach einem solchen: Eun.
976 und hier, wo die Grufsformel
durch Demiphos Tace unterdrvickt
wird. Auch ehem opportune Ad. 81,
266 (mit Ergiinzung von aduenire).
Vgl. Richter, Studem. Stud. I, 425 ff.
V. 377 hodie fast formelhaft ge-
setzt; vgl. z. B. V 626, Hec. 788,
873; Titin. V. 62 R.2 Numquamne
ntilii licebit horfie dicere?
V. 379 potis und (abgekurzt) pote
stehen in Verbindung mit essc ale
Nomin. aller Genera und Numeri
ohne Unterschied. *Pote findet sich
aber bei den Scenikern vor Konson.
(V. 535 pote fuisset; denn pote est,
pote esse wurde fruh zu potest,p>osse),
potis vor Vokalen (und zwar nur
vor Formen von csse; auch potin
Ad. 539 wird aus potcne abzuleiten
120
PHORMIO
[H 3, 33—42
380 Quem amicurn tuom ais fuisse istum, explana niihi,
Et qui coguatum nie sibi esse diceret.
Ph. Proinde expiscare, quasi non nosses. De. Nossem? Ph. Ita. ss
De. Ego me nego; tu qui ais, redige in memoriam.
Ph. Eho tvi, sobrinum tiiom non noras? De. Enicas.
385 Dic nomen. Ph. Nomen? Maxwnie. De. Quid niinc taces?
Ph. Perii hercle, nomen perdidi. De. Quid afs? Ph. Geta,
Si meministi id, quod olim dictumst, siibice. Hem, 4»
Non dico: quasi non nosses, temptatum aduenis.
De. Ego aiitem tempto? Ge. Stilpo. Ph. Atque adeo quid mea?
sein); s. Engelbrecht, Stud. Ter., S.
29 u. Leo, Plaut. Forsch., S. 2G4 if.
Den Gebrauch von potis (urspr.
Masc. u. Fem. ; vgl. 7io6ig, norvia)
fiir das Neutrum erkliirt Skutsch
so: Potis konnte (nach Leo a. 0.)
vor Konson. sein s verlieren und
so zu pote (d. h. dem Neutr.) wer-
den. Da nun im Masc. u. Fem.
potis und pote nebeneinander als
gleichwertigbestanden,glaubtenian
auch im Neutr. pote und potis
nebeneinander setzen zu diirfen.
V. 380 ais mit dem acc. c. inf.
pleonastisch statt des einfachen zu
explana gehorigen Fragesatzes ;
vgl. Hec. 261 Neque adeo clam mc
est, quam esse eum grauiter laturwn
credam; Ad. 12 f. pernoscite Fur-
tumne factum existumetis. Ahn-
liches ist im griech. Dialog sehr
gewohnlich.
V. 381 qui natvirlich adverbial.
— Fiir diceret wird nach strenger
Tempusfolge dixerit erwartet ; durch
das vorausgehende fuisse und den
Umstand, dafs Stilpo ja schon tot
sein soll, wird in der Vorstellung
das regierende Verbum in die Ver-
gangenheit geriickt (etwa = gwid
contendit?).
V. 382 r expiscari est diligen-
tissime quacrere, ubinam pisces la-
teant: ergo uerbum est tractwn a
piscatoribus'' (Don.). Das fiir uns bei
Ter. zuerst belegte, in der Schrift-
sprache seltene Verbum erscheint
gleichfalls iibertragen (rausfor-
schen') noch bei Cic. Pis. 69 nihil
expiscatus est und Epist. IX 19, 1.
— *Das Plusquamperfektum nosses
und nossem (hier und V. 388) isi aus
demModus des unabhiingigenSatzes
(non nosses?) zu erkliiren; vgl. Haut.
527 f. quasi is non ditiis Abundet,
gnatus eius profugit inopia (unab-
hiingig etwa: Is non ditiis abu/n-
det?). Sonst steht rn Komparativ-
siitzen (mit quasi) in Ubereinstim-
mung mit der Regel der consecutio
temporum nach einem Haupttempus
bei Vorzeitigkeit Perf. Konj., z. B.
Ad. 290 Iam nunc times, quasi
mtmquam adfueris, numquam tute
pepereris? (hier lautet der direkte
Satz etwa: Numquamne adfuisti,
n. t. peperisti?), bei Gleichzeitig-
keit in zahlreichen Beispielen Priis.
Konj. (And. 372, 544, 549 u. s. w.).
*V. 383 redige in memoriam: s.
Anm. zu V. 802.
V. 385. Maxumr: Ausdruck der
Verlegenheit, die durch die kraftige
Versicherung maskiert werden soll.
V. 386 f. bis subice spricht Phor-
mio natiirlich zur Seite. S. Anh.
*V. 387. Hem driickt scheinbar
entriistetes Erstaunen dariiber aus,
dafs Demipho ihm den doch wohl-
bekannten Namen abnotigen will;
vgl. Anm. zu V. 52.
V. 388 nosses (s noris): s. zu
V. 382. — temptare hier sowie
V. 389 'priifen' mit der Neben-
bedeutung des Beliistigens, Reizens.
tJber den Gebrauch des Wortes bei
Plautus s. E. Boeckel. Exerc. Plauf.
spec, S. 9.
V. 389. Mit autem wird haufig
eine mifsfallende Aufserung in ent-
riisteter Frage wiederliolt; es druckt
die gegensatzliche Meinung des
Fragenden aus. Vgl. Hand, Turs.
I, 574 f. — Atqur adeo leitet einen
zusatzlichen (atque), iiber das Frii-
here hinausgehenden (adeo) Gedan-
n 3, 43—58]
PHOinno
121
Stilpdst. De. Quem dixti? Ph. Stflponem inquam ndueras.390
De. Neque ego illuni noram nee ruihi cognatiis fuit
> Quisquam fstoc nomine. Ph. Itane? Non te horiim pudet?
At si talentum rem reliquisset decem;
De. Di tibi malefaciant! Ph. primus esses memoriter
Progeniem uestram usque ab auo atque atauo prdferens.395
De. Ita ut dicis! Ego tum7 quom aduenissem, qui mihi
» Cognata ea esset, dicerem: itidem tii face. ,
Cedo qui est cognata? Ge. Eu, ndster, recte: heus tii; caue.
Ph. Dilucide expedmi quibus me opdrtuit
Iudicibus; tum id si falsum fuerat, filius 400
Quor ndn refellit? De. Filium narras mihi?
> Quoius de stultitia dici ut dignumst ndn potest.
Pn. At tii, qui sapiens es7 magistratvis adi,
Iudicium de eadem caiisa iterum ut reddant tibi;
Quanddquidem solus regnas et soli licet 405
ken ein, der logisch sich nicht aus
dem Vorhergehenden zu ergeben
braucht, sondern sogar in einem
gewissen Gegensatz zu ihm stehen
kann (atque oft = 'ubrigens'). Vgl.
And. 532, 977, Eun. 964 (atque adeo
autem); ohne allen Gegensatz Hec.
457. Seyffert, Schol. Lat.3 S. 23
bezeichnet atque adeo als eine Form
der corredio. Vgl. Theod. P>raune,
Obseru. gramm. (1871), S. 24 ff. —
viea, zu erg. refert. Vgl. V. 940;
Haut. 793. __
V. 390. tJber noueras u. s. w. (am
Ende der Verse) neben noras (in
der Mitte der Verse, z. B. V. 391)
s. Anm. zu V. 13 und 584.
*V. 391. Neque ego..nec mihi, vgl.
Ad. 141 nec nihil neque onmia haec
u. V. 176. S. Anh.
V. 392 horum ist Masc. und geht
auf die aduocati; das Neutrum
stande im Nomin. (vgl. Ad. 754
Non te haec pudeni).
V. 393 talentwm: s. V. 38.
* V. 394 tibi malefdciant: Proceleus-
maticus, in welchem ein zweisilbi-
ges Wort die Hebung bildet und
die Senkung mit einer vom Wort-
ton getroffenen Silbe einsetzt. So
wird die metrische Gliederung so-
wohl durch Wortende als auch
durch Wortbetonung zum Ausdruck
gebracht; s. Eun. 871 miJii benefi-
cium, so auch Plaut. Rud. 1221;
Amph. 889 sdtis facidt (vgl. S. 39,
Anm. 1, ferner V. 686 und Klotz a.O.
S. 347 ff.). Skutsch hebt hervor,
dafs Ter. den Proceleusmatiker sich
erlaubte, weil malefdcere ein Wort
bildete. Zum fallenden Proceleus-
maticus s. auch Anh. zu V. 406.
V. 395 usque: fin einer Beihe';
vgl. V. 249.
V. 397 face: diese volle Impe-
rativform findet sich bei Ter. nur
noch am Versende (z. B. V. 674),
wahrend dice und duce bei ihm
gar nicht mehr vorkommen. In den
Composita von ducere scheint, je
nachdem die Stammsilbe des Ver-
bums betont ist oder nicht, die En-
dung c zu stehen oder zu fehlen
(vgl. z. B. V. 309 adduce. Ph. Eo;
Eun. 377 dbduc, duc). S. O. Schu-
bert, Symb. ad Ter. emend., S. 15 ff.
u. Engelbrecht, Stud.Ter., S. 63 ff.
V. 398. Eu, euge (fv, zbye) haben
sich gleich vielen anderen griecbi-
schen Beteuerungs-, Wunsch- und
Verwunsehungsformeln bei den la-
tein. Komikern vollig eingebvirgert;
vgl. V. 478, 869.
V. 399 quibus me oportuit: ab-
gektirzt wie V. 113, 383, 447, 683
u. s. w.
*V. 401. Zu narras vgl. V. 368.
V. 405 f. Qiiandoqnidrm: vgl.
S. 55, 5. — Phormio schlagt hier
einen Ton an (vgl. Ad. 175), von
welchem Demipho wufste, dafs er
ihm vor dem athenischen Gericht
122
PHORMIO
[II 3, 59—71
Hic de eaderu causa bis iudicium adipiscier.
De. Etsi rnihi facta iniiiriast, ueriirn tarnen 60
Potius quam litis secter aut quam te aiidiain,
Itidem ut cognata si sit, id quod lex iubet
410 Dotis dare, abduc hanc, minas quinque accipe.
Ph. Hahahae, homo suauis. De. Quidest? Numiniquoinpostulo?
An ne hoc quidem ego adipiscar, quod ius piiblicumst? 65
Ph. Itan tandem, quaeso, item lit meretricem ubi abiisus sis,
Mercedem dare lex iubet ei atque amittere?
415 An, ut ne quir/ turpe ciuis in se admitteret
Propter egestatem, proxnmo iussast dari,
Vt cum lino aetatem degeret? Quod tii uetas. ?o
De. Ita, proxMino quidem; at nos unde? aut quam 6b rem?
Ph. Ohe,
gefahrlich werden konnte (ahnlich
verdachtigt Battaros den Gegner
vor den koischen Richtern in Heron-
das' Mimiamben II, 27 xr\v avxovo-
fiirjv v[l£<ov QaXfjg Xvasi). Die aus
den Mangeln der athenischen Ge-
richte leicht erklarliche Furcht vor
eineni Prozefs niit einem Manne
■wie Phormio bestimmt denn auch
Demipho im Folgenden einen gat-
lichen Vergleich zu suchen. — Was
die Sache betrifft, so galt in der
Regel jeder einmal von den Rich-
tern abgeurteilte Rechtshandel als
vollkommen und fur immer be-
endigt, s.V. 419 und Demosth. Lept.
147, S. 502 oi vo\ioi 8' ovh i&oi
6lg 7tgbg tbv ctvxbv ttsql t&v avx<av
otixe dix.ag oftx' sv&vvag obxs dia-
dinaoiav ovx' aXXo xoiovxov ovSsv
slvai; vgl. Meier u. Schomann, Att.
Proz., S. 753 ff. und Don. zu And.
465 (III 1, 7).
* V. 406 adipiscier: vgl.V. 412, And.
332 (s. Spengel), Plaut. Capt, 483.
S. Anh.
V. 410 *abduc (abduce ?): b. zu
V.397. Stattzus agen : minas quin-
cjiie accipe (= tibi dabo), si hanc db-
duxcris, schickt Demipho das fiir
ihn Wichtigste im selbstandigen
Imperativ parataktisch voraus. S.
Anh. — viina: die latein. Form fiir
liva; i ist zur Erleichterung der
Aussprache eingeschoben, wie sich
Ahnliches vielfach im alten La-
tein findet, wenn das Griechische
Konsonantenverbindungen bietet,
welche dem Organ der Lateiner
widerstrebten : z. B. Alcumena, Her-
cides (s. Ritschl, Opusc. jihil. II,
469—523). — Zur Sache vgl. Anm.
zu V. 125; fiinf Minen sind gerade
500 Drachmen.
*V. 411. Hahahae (dreisilbig) auch
Haut. 886, Hec. 862, Eun. 497 im
Versanfang; hier mit folgendem
Hiat, vgl. S. 57. — homo sucmis:
nicht Anrede, sondern wie Haut.
222 Astutus (fder Schlaukopf, vgl.
And. 844 Scelus; anders V. 324) zu
fassen. Gegen homo sua/wCs spricht
besonders das auf S. 50 & Bemerkte.
S. Anh.
*V. 412. An folgt auf eine Frage
mit num auch Plaut. Poen. 1315 f.
Num tihi . . malae aut dentes pru-
rinnt — ? Anmaiamrem quaeritns?
Y. 413 meretricem . . abusus s.:
s. zu V. 281 f.
*V. 414 amittere, Bedeutung zu
V. 141.
V. 415 ut nr ijiiiil: ut ne ist eine
beliebte Verbindung (vgl. z. B.V. 168,
314); einfachea ne <\ni<t steht /.. B. Y.
469; ut ne quid dagegen z. B. V. 215,
Haut. 269. — nWsisthierFemininuin.
V. 418. *Ita (eja') stets ohne est
in der bejahenden Antwort aut
eine Fra^e :vgl. V. :>s-J. ;>li und
901); aber bei der Bestatigung
einer vorhergehenden Behaup
(rso ist es') kann die Kopula stehen
oder fehlen (dies zumeist, wenn zu
ita noch eine Beteuerungspartikel
tritt); vgl. V 26:>. S26, 396, 612 und
P. Langen, Beitrage, S.210ff. Nicht
ganz entsprecheml ist der Gebrauch
n 3, 72—83]
PHORMIO
123
cActum' aiunt cne agas'. De. Ndn agani? Inimo haud
desinam,
Donec perfecero hdc. Ph. Ineptis. De. Sme modo.
Ph. Postremo tecum nil rei nobis, Demipho, est;
75 Tuos est damnatus gnatus, non tu; nam tua
Praeterierat iam ad diicendum aetas. De. Omnia haec
Illum putato, quae ego nunc dico, dicere;
Aut quidem cum uxore hac fpsum prohibebd domo.
Ge. Iratus est. Ph. Tu te idem melius feceris.
80 De. Itane es paratus facere me aduorsum dnmia,
Infelix? Ph. Metuit Mc nos, tam etsi sedulo
Dissimulat. Ge. Bene habent tibi principia. Ph. Quin
quod est
Feriindum fers? Tuis dignum factis feceris, 430
420
425
von Sic und Sic est, von denen
jedes bejahend (vgl. zu V. 813),
sic est aber auch bestiitigend (z. B.
Eun. 719) gebraucht sein kann.
Die Wendung der Verwunderung
Itane? steht gleichfalls zumeist
ohne est (so V. 392, 542; bei Ter.
nur Hec. 418 Itan est?). — at nos
unde? naml. proxumi sumus. —
Ohe (oho! hor' auf! genug!), eine
Interjektion ungeduldiger Abwehr;
vgl. V. 1001, Haut. 879, Ad. 723,
769; Hor. Sat, II 5, 96.
V. 419 ff. Demipho, welcher von
Anfang an (V. 378) Phormio gegen-
iiber mit grofser Mafsigung ge-
sprochen hat, lafst sich, da er nicht
zum Ziele gelangt, nach und nach
vom Zorne fortreifsen. — *Actum ne
agas: etymol. Figur und sprich-
wortliche Wendung, dem Gerichts-
leben entlehnt (t6 7tQu%&sv fii]
7tQu£r]s), vgl. Don. zur Stelle: Acta
res est, de qua sententia prolata est
und zu Ad. 232 (H 2, 24): quod
enim in iure semel iudicatum fuerit,
rescindi et iterum agi non potest.
Als Verbot erscheint Actum ne
agas Cic. ad Att. IX 18, 3; acta ne
agamus IX 6, 7 u. a. Zur positiven
Wendung leitet iiber Cic. Lael. 85
acta agimus, quod uetamur uetere
prouerbio , wie schon bei Plaut.,
z. B. Pseud. 261 rem actam agis;
Liv. XXVIII 40, 3 (vgl. Otto, Sprich-
worter S. 9.).
V. 420 modo beimlmperativ macht
denselben eindringlicher und unge-
duldiger. S. Loch a. O. S. 17 f.
V. 423. S. Anh.
V. 426 idem (Neutr.) feceris so
viel als prohibueris domo (vgl. Plaut.
Amph. 386 Fugit te ratio. So. Vti-
nam istuc pugni fecissent tui). Von
diesem dem Sinne vorschwebenden
Worte hangt te als Aceus. ab. Oder
te ist Ablativ, wie er sonst sehr
gewohnlich bei esse, facere, fieri
steht; s. Anm. zu V. 137. — feceris
ist ebenso wie V. 430 als Fut. exact.
zu fassen (vgl. V. 882 Fecero) ; s. zu
V. 516 conduplicauerit. — S. Anh.
*V. 427 aduorsum oft und nicht
blofs bei Plaut. nachgestellt (doch
nur hier bei Ter.), vgl. Bacch. 698
quae dicta dixit me aduorsum tibi;
Sall. Iug. 101, 8; Hist. II, 71 (M.),
auch bei Nepos u. a., aber nur
nach Furwortern; vgl. zu V. 524.
V. 428 f. Metuit q. s. ist die Ant-
wort auf G-etas Bemerkung (V. 426)
Iratus est.
*V. 429. Beneliabenttibiprincipia:
gewohnlich heifst es res se(se) habet
habenli), s. V. 820; aber habere
{=* %%uv) familiar auch reflexiv,
vgl. Ad. 364 f. Omnem rem modo
seni Quo pacto haberet, enarramus
ordine; schon bei Plaut. Cas. 338
Opinione melius res tibi habet tua.
Ahnlich bes. in der rnilitarischen
Sprache recipere, accingere, expedire,
derigere, uertere und Composita
(WSlfflin im Arch. X, 1 ff.; vgl.
A. Elter, Rh. Mus. XLI, 539 ff.).
V. 430 f. Im Gefuhl der Sicher-
heit geht Phormio dazu iiber, den
124
PHORMIO
[II 3, 84— n 4, 7
Vt amici inter nos simus. De. Egon tuam expetam
Amicitiam? aut te uisum aut auditiim uelim?
Ph. Si cdncordabis cum illa; habebis quae tuam
Senectiitem oblectet: respice aetatem tuam.
435 De. Te oblectet, tibi habe. Ph. Mihue uero iram. De. Hdc age;
Satis iam uerborumst: nisi tu properas miilierem
Abdiicere, ego illam eiciam. Dixi, Phdrmio.
Ph. Si tu fllam attigeris secus quam dignumst liberam,
Dicam tibi inpingam grandem. Dixi, Demipho.
440 Si quid opus fuerit, heus, domo me! Ge. Intellego.
85
90
[Demipho Geta Cratinvs Hegio Crito
Senex Servos Advocati HI]
De. Quanta me cura et sdllicitudine adfieit
Gnatiis, qui me et se hisce mpediuit miptiis!
Neque mi m conspectum prddit, ut saltein seiam,
Quid de ea re dicat quidue sit sententiae.
445 Abi, uise redieritne iam an nondiim domum.
Ge. Ed. — De. Videtis, quo m loco res haec siet.
Quid agd? dic; Hegio. He. Ego? Cratinum censeo,
II 4
schon in hellem Zorn auflodernden
Demipho noch zu reizen (s. V. 433 f.).
* V. 432 te uiswm aut auditum
iidim ohne esse, vgl. V. 79-J; in
Verbindung mit dem Part. Perf.
Pass. fehlt esse bei Ter. stets bei
oportet und pati (s. V. 304), zumeist
bei uelle, nolle, bes. in kurzen for-
melhaften Wendungen, wie Factwm
uolo V. 787, nollem datum 7'.iG, Ad.
165; manswm tamen oportuit Haut.
200. Diese energische Konstruktion
ist als Vorstufe des Acc. c. Inf. zu
betrachten; vgl. im Deutschen fge-
schenkt will ich es nicbtl'
V. 435 Hoc age: s. V. 350.
V. 437 ff. Hier ist der ParaJlelis-
mus der beiderseitigen Schlufsdro-
hungen (V. 437 Di.ri. Phormio, V.
439 Dixi, Demipho; abnlich Eun.
901 Ch. Non faeiam, Pythias. Py.
Non credo, Chaerea) zu beachten.
V. 439. Dicam (dixr]v): s. zuV. 127.
V. 440. Phormio und Geta spre-
chen dies zur Seite; darauf geht
Phormio nach rechts ab. — heus,
domo me: s. zu V. 80 und 152.
*t)ber den Ansatz einer neuen
Scene vor V. 441 in den Call.
Handschr. s. Anh.
V. 442 hisce: s. S. 61 f. und V. 518,
[609.] 664, 734, 827, 892, 974.
V. 443 m conspectum wie V. 261;
sonst auch ante oculos (s. Eun.
623, 794).
V. 445. Abi,uise: s. zu V. 777. —
Geta wird auf diese Weise zugleich
sehr passend von der Beratung
entfernt. Er geht ins mittlereHaus
ab, aus dem er V. 459 zuriickkehrt.
*V. 446 quo in loco..siet: so bei
den Komikern haufiger als mit blo-
fsem Abl., vgl. V. 473, Eun. 542,
And. 292, 718; doch auch die spilter
gcwohnliche Konstruktion Ad. 344
Peiore res loco non potis est esse
quam i)i quo nunc sitaxt, wenn hier
nicht mit Leo, Analecta Plaut.
(Gotting. 1896), S. 43 die Figur
cctto v.oivov an/.uuchmen ist.
V. 447. *Quid agd? oder Quid ago?
wird gew. betont. — Die Schwierig-
keit dea Falles wird gut gleich zu
Anfang durch die Unschlussigkeit
des zuerst Befragten vor Augen ge-
fuhrt. Vgl. aber auch zu V. 458.
II 4, 8—24]
PHORMIO
125
Si tibi uicletur. De. Dic, Cratine. Cra. Mene uis?
De. Te. Cra. Ego, quae m reni tuam sint, ea uelini facias. Mihi
i Sic hdc uidetur: qudd te absente hic filius 450
Egit, restitui in mtegrum aequomst et bonum,
Et id fmpetrabis. Dixi. De. Dic nunc, Hegio.
He. Ego sedulo hunc dixisse credo; ueruni itast:
Quot homines, tot sententiae; suos quoique mos.
Mihi non uidetur, quod sit factum legibus, 455
Rescmdi posse; et turpe inceptust. De. Dic, Crito.
Cri. Ego amplius deliberandum censeo:
Res magnast. Cra. Num quid nos uis? De. Fecistis probe:
Incertior sum multo quam dudum. — GrE. Negant
> Redisse. De. Frater est exspectandiis mihi: 460
Is qudd mihi dederit de hac re consilium, ld sequar.
Percdntatum ibo ad pdrturn, quoad se recipiat.
Ge. At ego Antiphonem quaeram, ut quae acta hic smt sciat.
Sed eccum fpsum uideo in tempore huc se recipere.
•V. 448 f. Auf den handschrift-
lichen Bildern erscheint Cratinus
als Mann mit erhobener Rechten,
Hegio und Crito sind als Junglinge
in bescheidener Stellung darge-
stellt.
V. 453 itast (nicht sic est): wie
vorher ausgefuhrt.
V. 454. *Zurn Sprichwort Quot
homines, tot sententiae (so auch Cic.
de Fin. I, 15) vgl. Hor. Sat. II 1,
27 f. qaot capitum uiuunt, totidem
studiorum Milia (Otto, Sprichworter
S. 166 f.). — suos quoique mos mit
Beziehung darauf, dafs Cratinus
wohl handelsiichtig, er selbst aber
vorsichtig sei und den Demipho vor
unnutzenProzessen bewahren wolle.
— *Hinsichtlich der Gliederung
dieses V. und des V. 457 vgl. S. 39.
V. 456 inceptust = inceptu est:
das Supinum bei turpe auch Ad.
275 turpe dictu.
*V. 457 amplius deliberandum cen-
seo erinnert an das formelhafte
Amplius seitens des Vorsitzenden
in einer allen oder den meisten
Richtern nicht gehorig klaren
Rechtssache (was sie durch N[on]
L[iquet\ auf den Stimmtafelchen
ausgedriickt hatten); vgl. Cic. Brut.
86, Verr. II 1, 26 und 74.
V. 458. Num quid nos uis? vgl.
V. 151 u. Anm. Nach diesen Wor-
fcen des Cratinus gehen die drei
'aduocati' nach dem Forum zuriick.
Gleichzeitig tritt Geta wieder aus
dem Hause Demiphos. S. Anh. —
Die Unzuverlassigkeit und Untvich-
tigkeit der in Rechtssachen zum
Beistand angerufenen Bekannten
werden von den Komikern wieder-
holt lacherlich gemacht. Vgl. z. B.
Plaut. Poen. 504 ff.
V. 462. Percontatum: bei ire hat
Ter. ebenso haufig das Supinum
wie den Infinitiv (s. zu V. 102y, ein-
mal auch einen Satz mit ut (Ad.
632 : vgl. Barth, Be infm., S. 13.
— quoad: s. zu V. 148. — se reci-
pere ohne den ISTebenbegriff des
Zogernden, Widerwilbigen : czurvick-
kehren'; vgi. V. 464, 606, 826,879.
— Nach dieseru Verse geht De-
mipho nach der Hafenseite hin ab.
Der soeben auftretende Antipho
trifft mit ihm nicht zusammen,
kommt also von der Markt- oder
Stadtseite (s. zu V. 217 .
V. 464. Wie ecce den Accus. einea
besonderen Nomens oderPronomens
{ecce me Ad. 995) bei sich haben kann,
so verbindet es sich auch mit dem
Accus. der Demonstrativpronomiua
zu einem Worte, und zwar zu
eccum (aus ecce-hum, der alten
Form von hunc ohne das angehangte
ce, vgl. Stowasser, Eine zweite
Ileihe dunkler W6rter, Wien 1891,
S. 15 und Bach, Studem. Stud. H,
120
PHORMIO
[III 1, 1—5
ANTIPHO GrETA
Advlescens Servos
465 Ax. Enim uero, Antipho, rnultimodis cum fstoc animo es uitu-mi
perandus:
ftane te hinc abisse et uitam tiiam tutandam aliis dedisse!
Alios tuam rem credidisti magis quam tete animaduer-
suros?
Nam; lit ut erant alia, flli certe, quae nunc tibi domist,
consuleres,
Ne quid propter tiiam fidem deeepta poteretiir mali;
397 ff.), eccam , eccos (= ecce hos),
eccas, ecca, bei Plaut. auch zu
ecciUum und eccistam. Diese hin-
weisenden Ausrufe nehmen (ohne
Zeitwort) entweder einen anderen
Accus. zu sich (z. B. V. 600 Sed
eccum ipsum; Eun. 395 sed eceum
■militcm), oder sie stehen vor, bez.
parenthetisch (ofters einem ecce
nahekommend) in einem Satze
ohne Riicksicht auf dessen Kon-
struktion (z. B. V. 484 Eccum ab
sua palaestra exit foras; Ad. 792 f.
Eccum adest Communis corruptela
nostrum liberum; Plaut. Mil. 1281
Nescioquis eccumi incedit). Da in
ecce, eccum der Begriff fsieh' liegt,
ist die Verbindung mit dem Zeit-
wort uideo (wie oben) eigentlich
pleonastisch (vgl. 0. Schubert,
Symb. S. 10 f., Bach a. O. und
dazu 0. Seyffert, Burs. Jahresb.
LXXX, 311 f.; ferner A. Kohler,
Woltfl. Arch. V, 16 ff, V7U, 221 ff).
V. 465. Mit diesem V. beginnt ein
bis ans Ende der Scene (aufser dem
Ubergangsvers 484) reichendes Can-
ticum mit wechselnden Metren,
darunter auch troch. Oktonaren. —
*Nach den Darstellungen der Bil-
derhandschriften erhebt der kla-
gende, zu sich selbst sprechende
Jiingling in der Regel die hohle
Hand zur Brust oder zum Gesicht;
dazu stimmt die zuniichst fiir den
Redner geltende Vorschrift bei
Quintil. XI 3, 124: IUud quoquc
raro decebit, caua manu summis
digitis pectus adpetere, si quando
nosmet ipxos adloquemur cdhortantes,
obiurgantcs, miserantcs. — *multt-
modis: vgl. S. 55, 5. — cum istoc
animo wie z. B. And. 940 f. Dignus
es Cum tua religione, odium, Hec.
134 At te di deaeque perdant cum
isto odio; vgl. Ruhnken zur And.
941 (V 4, 38), Holtze a. 0. I, 97 f.
V. 466 uitam tuam, das Leben,
welches auf Phaniums Besitz beruht.
*V. 467 animaduersuros: vgl. S. 58,
Anm. 3; das Verb. ist mit dem
alten Objekt animum so vollig zur
Einheit verschmolzen , dafs dieses
nicht mehr gefiihlt wird und das
Hinzutreten eines neuen Accusa-
tivs gestattet (wie z. B. auch aedi-
ficare naues u. a.); vgl. id animum
aducrtito Cato r. r. 1, 2; hanc cdic-
tionem . . animum aduortetis Plaut.
Pseud. 143 u. a. ; mit Accus. cum
Inf. V. 909.
V. 468 ut ut wird, wie AVolfflin,
Sitzungsb. d. bay. Akad. Phil. Cl.
1882, I, 459 beobachtet hat, fast
nur mit Formen von esse oder den
damit umschriebenen Tempora ver-
bunden; vgl. V. 531, Haut. 200,
Ad. 248, 630. — consukres: s. V.
297 u. Anin.
*V. 469. Zui metaplasi i>i-henForm
poteretwr vgl. V. 830, Ad. 871, 876;
hinsichtlich der Bedeutun" bemerkt
Don. zur St. 'potiri rav ^iiocov fuiV
(vgl. Ad. ^76 misiriam nmnrm ego
capio, hiv potitur ga/udia). Seltenet
erscheint, wie hier, ein unerwun-rh-
tes Ding als Objekt beim Deponens
wi'*halb .Miihly, Bl. f. d. bayr.Gymn.
XXIV, 478 mit A*s pateretur vor-
zieht); vgl. jedoch Plaut. Rud. 190
Idboremhuncpotvri; wohl auchAcc.
40 seras potiuntur plagas. Hiiufiger
m i, 6—14]
PHOKMIO
127
Quoi nunc niiserae spes opesque siint in te uno omnes sitae. 470
Ge. Et quidem, ere, nos iam diidum hic te absentem mcusa-
mus, qui abieris.
An. Te ipsum quaerebam. Ge. Secl ea causa nihilo magis de-
fecimus.
An. Loquere obsecro, quo nam m loco sunt res et fortunae meae:
10 Num qufd patri subolet? Ge. Nil etiam. An. Ecquid spei
porrost? Ge. Nescio. Ax. Ah.
Ge. Nisi Phaedria haud cessauit pro te eniti. An. Nihil fecit noui.475
Ge. Tum Phormio itidem in hac re ut aliis strenuom homi-
nem praebuit.
An. Quid is fecit? Ge. Confutauit uerbis admodum iratiim
senem.
An. Eu7 Phormio. Ge. Ego, quod potui, porro. Ax. Mi Geta,
omnis uos amo.
ist dies bei potiri in passivem
Sinne der Fall; s. C.I.L. I, 1011
necis potior fich gerate in die Ge-
walt cles Todes, falle ilim anheim',
Lucr. IV, 766 eum mortis letique
potitum (Auson. XXIX, 50 Sch. morte
potiri), Plaut. Capt. 92 est potitus
hostium.
*Y. 470 spes opesque Reim, vgl.
Ad. 331; spes opes Plaut. Capt. 517;
opes spes Pers. 253; opesque spesque
Rud. 1145; opes et spes Sall. Hist.
H 98, 2 (M.); spes atque opes Iug.
114, 4 u. a, (s. zu V. 8).
V. 471. Mit Et quidem wird die
vorausgehende Behauptung aufrecht
erhalten und ihr eine verwandte,
zwar beschranktere, aber sicherere
zugefiigt. — Fiir iam dudum steht
hier und Eun. 734, 743 im Cod. A
ia/nd., wahrend an sehr vielen an-
deren Stellen iam unverandert ge-
blieben ist. Diese Assimilation
beim Zusammenstofs zweier Belb-
standiger Worter, welche clie Aus-
sprache allerdings schon friihzeitig
vornahm, fand in die Schreibung
nur vereinzelt Eingang, wenn auch
die Theorie spaterer Grammatiker
sie verlangte (vgl. <^eyt(iaynunnc
Hercul. Pap. Facsim. Oxford VII,
1621 und iiber die Aussprache
VeliusLongus,De orthogr. 78, 19 K.).
S. auchBrambach,Lat.Orth.,S.263ff. ;
Corssen, Ausspr. P, S. 265 f. — Der
Relativsatz qui abieris bezeichnet
den Grund.
V. 474 subolet, ein Wort der Um-
gangssprache (neutral wie das grie-
chische o£co), wird nur unpersonlich
gebraucht; vgl. Haut. 899, wo iibri-
gens subolat den Ubergang in die
IH. Konjug. zeigt.
V. 475. Nisi in verkiirzter Wen-
dung einem Adverbium (raufser,
nur') entsprechend ; das voraus-
gehende Nescio schwebt dem Spre-
chenden dabei noch vor: vgl. Haut.
541 f. Vollsfandig V. 952 f. Nescio;
Nisi me dixisse nemini certo scio;
s. And. 663 f, Eun. 826 f. und
Hand, Turs. IV, 234 f.
V. 476 ut aliis ohne in: s. zu
V. 171. — Die Konstruktion von
praebere (ohne se) ist gewahlt und
rhetorisch gefarbt, aber erklarlich
und ohne Anstofs; vgl. Apul. Met.
X, 28 talem parentem praebuit, qua-
lem exhibuerat uxorem und Anm.
zu V. 429. S. Anh.
V. 478 'ego . . porro (zu erganzen
etwa feci); fDe se mediocriter per
VlUivpiv, moraliter satis'' (Don.). —
*Die Wendung quod possum (queo)
findet sich auch V. 1050 guod po-
tero; Eun. 214 f. Mtmus nostrum
ornato uerbis, quocl ' poteris: et istum
aemulum, Quod potvris. ab ea pel-
KtO; Hec. 447, Ad. 511. Ahnlich
quod queo (Ad. 423, Hec. 760),
quod in te est, fuit (Ad. 692, Haut.
845), quantum queo, queam (Eun.
844, And. 577); aber unpers*
quantum potest (s. V. 303 und 674).
128
PHORMIO
[m i, 15-
Ge. Sic habent principia sese, ut dixi: adhuc tranquilla res est, 15
480 Mansurusque patruorn pater est, dum hiic adueniat. An.
Quid euni? Ge. Vt aibat
De eius consilio sese uelle facere, quod ad hanc reni attinet.
An. Quantuni rnetmst mihi, uidere huc saluom nunc patruom,
Geta!
Nam per eius unam, ut aiidio, aut uiuam aiit moriar sen-
tentiam.
Ge. Phaedria tibi adest. An. Vbi nam? Ge. Eccum ab siia 20
palaestra exit foras.
Phaedria Dorio Antipho Geta
Advlescens Leno Advlescens Servos
485 Ph. Dorio, ni2
Audi obsecro. Do. Non aiidio. Ph. Pariimper. Do. Quin
omftte me.
V. 479 ut dixi: s. Anh.
*V. 480. Mansurusque patruom:
manere steht gleich ybivEiv im Sinne
von exspectare nicht nur absolut
(V. 48(J), sondern auch transitiv,
vgl. V. 512 me maneai , 570 f. non
manebat aetas uirginis Meam necle-
gentiam ('konnte nicht warten auf ') ;
s. auch Plaut. Men. 422 Etiam pa-
rasitum manes? ; Hor. Epist. I 5, 3
te . . domi, Torquate, manebo, H 3,
154 u. a. m. — Die beiden Kon-
struktionen Vt aibat, de eius c.
uolt facere und Aibat de eius c.
sese uelle facere sind in eine ver-
schrnolzen (sog. Kontarnination).
Ebenso Ad. 648 Vt opinor eas non
nosse te; Cic. de Re publ. I, 58 si
ut Graeci dicunt omnes aut Graios
esse aut barbaros und Off. I, 22. Im
Griech. z. B. Herod. I 65, 3 <hg . . Accks-
dccitLOPioi XiyovGi AvaovQyov — ctycc-
yia&cu (vgl. Stein z. St.); Plato Phil.
20 D roSs . . wg oltica . . ccvccyv.cao-
xccxov Hvcct, Phaedr. 272D; Aesch.
Pers. 188, Soph. Trach. 1238 u. a.
(vgl. H. Paul, Principien der Sprach-
gesch.2, S. 136 und im allgemeinen
H. Ziemer, Junggramm. Streifziige
im Gebiete der Syntax, Colberg
1882, S. 58 ff.). — Zur Forin aibat
vgl. S. 62.
V. 48-'. Quantum metu(iyst (s.
zu V. 154 und Anh.) ist hier mit
dem Infinitiv verbunden, wie er
nicht nur gewohnlich bei den ent-
gegengesetzten Begriffen uolup est,
gaudeo, sondern auch gelegentlich
bei metuo steht, vgl. Plaut. Pseud.
304 Metuont credere omnes . . . me-
tuo credere; Catull LXIV, 146; Liv.
XXXIV 27, 10. Im Folgenden fehlt
das leicht zu erglinzende uenire. —
*Bei Apollodor war, wie es scheint,
derTnit saluom kaum angedeutete
Wunsch Antiphos, der Onkel moge
durch ein Unwohlsein am Kommen
gehindert sein, weniger rucksichts-
voll ausgefiihrt. Vgl. Don.: Non
optat samom patruum uenire secun-
dum Apollodorum et ostendU
non congruere salutem eius cwn
commodo suo.
V. 484. Dorio, der sich auf den
Markt begeben will, tritt aus sei-
nem Hause; ihm folgt Phaedria. —
palaestra in komischer Vergleichung
wie Plaut. Bacch. 66 und Mart. X
55, 4.
V. 485. Mit der neuen Scene be-
ginnt eine neue lyrische Partic, die
etwa bis V. 503 reicht. Uber den
vorausgeschicktenkatal.troch.Binar
s. S. 42. — Bis V. 503 sprecben die
beiden Parteien nur unter sich,
uud zwar so, dafs die eben Hinzu-
gekommenen die bereits Anwesen-
den noch nicht bemerken.
in 2, 2—10]
PHORMIO
129
Ph. Aiidi, quod dicam. Do. At enim taedet iam aiidire eadem
miliens.
Ph. At nunc dicam, quod Lnbenter aiidias. Do. Loquere, aiidio.
Ph. Non queo te exorare, ut maneas triduom hoc? Quo nunc
abis?
sDo. Mirabar, si tu mihi quicquam adferres noui. 490
An. Ei, metuo lenonem, ne quid suo suat capiti . . Ge. Idem
ego uereor.
Ph. N6n[dum] mihi credis? Do. Hariolare. Ph. Sm fidem
do? Do. Fabulae.
Ph. Faeneratum istiic beneficium piilchre tibi dices. Do. Logi.
Ph. Crede mihi, gaudebis facto; uerum hercle hoc est. Do. Sdmnia.
io Ph. Experire; non est longum. Do. Cantilenam eandem canis. 495
*V. 487. In miliens ist bei Ter.
der wohl urspriingliche Nasal des
Suffixes -iens erhalten ; vgl. quotiens,
totiensy dann Megalensia (wofiir Cic.
nach Velius Longus VII, 78 f. K. Me-
galesia sprach), formonsus u. a. —
miliens ist hier unbestimmte Zahl
fiir das griechische iLVQid%ig (%iliu-
xt£, vgl. %iliug Herond. V, 33 f.),
wie And. 946 Ex ipsa miliens au-
diui, Eun. 422; Plaut. Pseud. 1057
Ego periurare me mauellem miliens;
Cic. ad Att. II 19, 3 millies coactus
est dicere; vgl. sescenties und sescenti
zu V. 668. — at enim: s. zu V. 113.
*V 489. Non queo (A) wird neben
nequeo (hier ?) von Ter. gebraucht,
vgl. V. 512.
*V. 491 f. Uber Ei vgl. zu V. 178.
— Geta unterbrrcht nach capiti An-
tiphos leicht zu erganzende Worte
(rnali: ' ' a.TtoGi(OTtr\Gig 8iu zov svcpr]-
luG[i6v' nach Donat) mit dem scher-
zenden Idem ego uereor Cbesorge'
ironisch fur ''hoffe'), das Anti-
phos ironischem metuo ne (= ich
wiinsche) entspricht. Zur Prolepsis
vgl. V. 354 und Eun. 610 metuo
fratrem, Ne intus sit; 855 Hanc
metui, ne me criminaretur tibi. —
Der Tropus suere entspricht wohl
dem griech. qo.71T£lv , wie Tqwsggi
Y.UY.U q. Hom. £ 367 und sonst. —
Zum Dativ vgl. Plaut. Truc. 819
meo illic nunc sunt capiti comitia,
Poen. 645 Capiti uostro istuc qui-
dem; vgl. Cic. ad Att. VHI 5, 1
suo capiti, ut aiunt; ahnliche Ver-
wfinschungsformeln sind das griech.
Terentius, Phormio, 3. Auflage.
gol slg %sq>ali\v und Vae capiti tuo
Amph. 741, Curc. 314. S. Anh.
*V. 492. Zu [dum] s. Anh. —
hariolare fdu bist ein Wahrsager,
du faselst' ; die Entwertung dieses
Wortes (vgl. auch z. B. Plaut. Cist.
746) zeigt, in wie geringer Achtung
die harioli (V. 708) standen; s.
Plaut. Amph. 1132 hariolos , haru-
spices Mitte omnes, Enn. Trag. V.
272 ff. (R.3), Catos an den Verwalter
gerichtetes Verbot (r. r. 5, 4): hario-
lum, Chaldaeum ne quem consuluisse
■uelit und Phaedr. III 3, 1 Vsu pe-
ritus hariolo ueracior Vulgo esse
fertur. — Fabulae: Ausruf, ohne
sunt wie V. 946; ferner ebenso
logi 493, somnia 494, somnium 874,
ridiculum 902, nimium Haut. 770;
vgl. auch zu V. 238.
V. 493. Faeneratum passiv (vom
trans. faenerare) fauf Zins angelegt,
verzinst'; vgl. Sen. de Benef. I 1, 9
demus beneficia, non faeneremus
und Cic. Lael. 31 neque enim benefi-
cium faeneramur (Depon.), sed natura
propensi ad liberalitatem sumus. —
Logi: latinisiert aus Xoyoi, bei Ter.
nur hier, mehrmals bei Plaut. (vgl.
Stich. 393 logi, 221, 383 logos); es
bildet hier den Gegensatz zum Rea-
len (itQuyLiaTcc) und bezeichnet da-
her etwas Nichtiges, Leeres.
*V. 494 somnia: sprichwortlich; s.
zu V. 874.
V. 495 * cantilena: 'uetus et uul-
gata cantio' (Don.); also fdieselbe
(alte) Leier' ; vgl. Cic. ad Att, 1 19, 8
ut crebro mihi . . insusurret Epichar-
130
PHORMIO
[III 2, 11—19
Ph. Tu niihi cognatus, tii parens, tu aniicus, tu . . Do. Garri modo.
Ph. Adeon ingenio esse duro te atque inexorabili,
^t neque misericdrdia neque precibus molliri queas!
Do. Adeon te esse incogitantem atque mpudentem, Phaedria,
500 Vt phaleratis ducas dictis me et meam ductes gratiis! i&
An. Miseritumst. Ph. Ei, ueris uincor! Ge. Quam uterquest
similis sui!
Ph. Atque Antipho alia quom occupatus esset sollicitudine,
Tum hoc esse mi obiectiim malum! An. Ah, quid istiic
est autem, Phaedria?
Ph. () fortunatisswme Antipho! An. Egone? Ph. Quoi quod
amas domist.
mus cantilenam illam suam (s. Otto,
Sprichworter S. 73).
V. 497 f. entsprechen den V. 499 f.
in gleicher Weise wie V. 436 f. den
V. 438 f.
V. 500 phaleratis: 'honestis atque
ornatis^ (Don.) ; 'ornatis aut fictidis'
(Gloss. cod. Vat. 3321, C. Gl. L. IY,
73) : rprunkend'. Ebenso bildlich das
Subst. bei Persius III, 30 Ad popu-
lum phaleras, ego te intus et in
cute noui. — ducere chinziehen, an-
fuhren, tauschen'; vgl. And. 180
Id uoluit, nos sic necopinantis duci
falso gaudio. — ducas me und
meam (ancillam) ductes ist ein
vibrigens etwas frostiges Wortspiel
mit chiastischer Stellung der allit-
terierenden Begriife. Ductare rheim-
fiihren' in obsconem Sinne, wie
z. B. Plaut. Poen. 868 Neque trio-
bolum ullum amicae das et ductas
grati(e)is, 272 quasi eampse reges
ductitent. — Die Ellipse von seruos,
ancilla u. dgl. ist sehr gewohnlich.
Uber den Genet. bei Angabe des
Namens des Herrn vgl. die Anm. zu
Flaccus Claudi S. 76, Z. 6. — gra-
tiis dreisilbig, vgl. S. 56. — S. Anh.
*V. 501. Ei, ueris udncor/ spricht
der durch die zutreffenden Entgeg-
nungen Dorios geschlagene Jiing-
ling zu sich, indem er verzweif-
lungsvoll vom Kuppler sich ab-
wendet. Veris lehnt sich mit der bes.
in der Umgangssprache ganz gelaufi-
gen Ellipse von dictis (oder uerbis) an
das vorhergehende (phaleratis dictis)
an; ebenso verwendet Ter. tnultis
(And. 114) und oft paucis (z. B.
And. 29), auch ohne jegliche Stvitze
durch ein benachbartes Substantiv.
Vgl. noch die stehenden Verbin-
dungen xiera loqui, dicere, praedi-
care, audire (V. 278, Eun. 106, Hec.
111 u. a.) und ueri simile (z. B. Ad.
627 tot concurrunt ueri similia).
Die Ansicht Barths (N. Jahrb. 1884,
S. 179), Ter. habe das Neutr. eines
Adj. (bes. im Abl.) nur in generellem
Sinne substantiviert, kann nicht
als Sprachgesetz gelten. — uterque
. . sui: das Reflexiv im Munde des
Sklaven volkstumlich reciprok ge-
braucht (statt utriusque, vgl. V. 800
oder alterius); eine Zweideutigkeit
ist wegen uterque nicht leicht mog-
lich; vgl. Ps. -Apul. Ascl. 1 ita
sihi est utrutnque conexum (a. Bei-
spiele bei Thielmann, Wolffl. Arch.
VH, 379). — Quam uterquest vgl.
S. 56. — Uber die Stellung est
similis s. S. 50, Anm. 4. — S. Anh.
V. 502 f. S. Anh.
V. 503. Nachdem durch das ver-
zweifelnde Eingestiindnis des Phae-
dria (V. 501) dessenUnterredung mit
Dorio zu einem gewissen Abschlufs
gelangt ist, wird dem Gespriich durch
das Eintreten Antiphos und Getas
eine neue Wendung gegeben. —
*Uber ah vgL zu V. 193. S. Anh.
*V. 504. Das nach V. 502 auf-
fiillige O fortwnatis8ume A. is\ m
dem von Phaedria selbst (V. 504 f.)
begriindeten Sinne zu fassen. Er
nennt Ant. im Vergleich zu sich
so, weil dieser im hiiuslichen Lie-
besgliick schwimme (vgl. V. 10.*! tt.)
und keinen Kampf mit einem Bose-
wicht vom Schlage des Kupplera
zu fiihren habe.
III 2, 20—27]
PHORMIO
131
2c Neque cum huius modi umquam lisus uenit lit conflicta- 505
res malo.
An. Mfhin domist? Immo, ld quod aiunt, aiiribus teneo lupum:
Nam neque quo pacto a me amittam neque uti retineam
scio.
Do. Ipsum istuc mihi in hdc est. An. Heia, ne parum lend sies.
Num quid hic confecit? Ph. Hicine? quod homo inhuma-
nissMinus:
25 Pamphilam meam uendidit. An. Quid? uendidit? Ge. Ain?5io
uendidit?
Ph. Vendidit. Do. Quam indignum facinus, ancillam aere
emptam meo!
Ph. Nequeo exorare, ut me maneat et cum illo ut mutet fidem
*V. 505 cum huius modi malo:
die mit einem Attribute verbundene
voranstehende Praposition kann am
leichtesten von ihrem Substantiv
getrennt werden, vgl. V. 621 f. cum
bona Vt componamus gratia; Plaut.
Trin. Prol. 12 qui in kisce habitat
aedibus. — conflictares aktive Form
neben conflictari And. 93 wie ob-
sonare Ad. 117 neben obsonari And.
451 (-tus: q aufser P^C1, Engelbr.
a. 0. S. 49) und viell. inpertiri (A)
Ad. 320 neben inpertire Eun. 271.
*V. 506 f. auribus teneo lupum
fhalte den Wolf bei den Ohren'
(sprichwortlich von einem gefiihrl.
Wagnis): 'Graecum prouerbium:
r<ov cotcov i%c& xbv Xv%ov OVX £%tLV
oUt' acpBlvai 8vvacLai> (Don.); vgl.
Aiistaenet. Epist. II, 3: iyco yag
rbv Ivkov rcav cotcov %%co, ov otirs
•Aax£%£iv iiil noXv dvvaxbv ovxs
(ir]v amvSvvov acpsivuL und fast
ebenso bei Macar. 8, 44 und u. a.
Hieron. lib. contra Ioann. Hieros. 6:
Nunc uero quasi auribus Iwpwm
apprehenderis , nec tenere potes nec
audes dimittere. Danach ist kein
Zweifel, dafs bei Apollodor der
griech. Text auch fur V. 507 stand
(vgl. Kock, Rh. Mus. XLIH, 35,
Com. Att. Frg. IH, 286). Eine ahn-
liche Verbindung citiert Gellius
XV 9, 1 aus Caecil. (V 79 f. R.):
Nam hi sunt inimici pessumi fronte
hilaro , corde tristi, Quos neque
ut adprendas neque uti dimittas
scias (s. Otto, Sprichworter S. 199).
Wiederholungen einer zutreffenden
oder stehenden Wendung finden sich
auch sonst (vgl. z. B. V. 585 mit 746
und Anm. zu V. 200), daher ist die
Ahnlichkeit mit V. 176 kein Ver-
dachtsgrund. S. Anh.
*V. 508. Heia: Partikel einerseits
der Mahnung, des Einspruches und
des meist ironischen Tadels (so
auch V. 628, Ad. 868, Hec. 250;
vgl. Eun. 1065, bei Ablehnung von
Schmeicheleien Haut. 521), ander-
seits der ironischen Freude Haut.
1063 (s. Richter, Studem. Stud. I,
538 ff.). — ne parurn leno sies kraf-
tiger als ne parum lenonius sies
(das Adjektiv findet sich mehrmals
bei Plaut., nicht bei Ter.) oder
ne parum lenonis more agas; vgl.
auch Plaut. Pers. 686 Ne non sat
esses leno, id metuebas miser? ; Cic.
ad Att. X 9, 2 pudet te parum op-
timatem esse. Haufiger stehen so
Adverbia bei Verbalsubstantiven ;
vgl. Brix zu Plaut, Mil.2 11. -
S. Anh.
*V. 509 homo inhumanissumusOxy-
moron; zur Bedeutung von inhuma-
«»sf(unmenschlich,) gefiihllos, riick-
sichtslos' s. Hec. 86 cum milite ....
inhumanismmo und Eun. 880.
*V. 511 aere eiDjiim» nt<<>: Emere,
ursprunglich 'nehmen' (vgl. em und
adimere), wurde schon friih durch
die Verbindung mit pretio (Hec
Prol. n, 57, Ad. 219), aere , minis
u. dgl. zu rkaufen'.
V. 512. Die Prap. cum wird in
der Umgangssprache eigentumlich
zur Bezeichnung einer Person ge-
9*
132
PHORMIO
[III 2, 28—31
Triduom hoc, dum id quod est promissum ab amicis
argentum aiifero.
Si non tum dedero, linam praeterea horam ne oppertiis sies.
515 Do. Optiindis. An. Haud longuinst [id] quod orat: Dorio, ex- so
oret sine.
Idem luc tibi, quod boni promeritus fueris, conduplicauerit.
braucht, welche an einer auf Weeh-
selseitigkeit beruhenden Handlung
als notwendiges Glied beteiligt ist;
selbst dann, wenn die betreffende
Handlung gegen sie gerichtet ist.
So conuenire und discrepare (u. ahnl.)
cum aliquo, orare und queri cum
aliguo, coniugium und diuortium
facere cum aliqua. Ebenso fidem
seruare (mutare, perdere) cum aJi-
quo u. a. , vgl. z. B. Plaut. Merc.
531 Si (sei) mecum scruatur fides;
Pseud. 376 cum illo perdidero fidem ;
Cas. Prol. 75 f. mecum pignus . . .
dato (wie wir auch sagen fer soll
mit mir wetten'). S. Hand, Turs.
H, 147 ff.; Reisigs Vorles. v. Haase
§ 417 und Anm. 574.
V. 513. Bei dum (fdie Weile,
dieweil, wahrend'; vgl. zu V. 594)
ist bei vorausgehendem Yerbum
des Wartens in der Umgangs-
sprache das Pras. Indic, d. h. eine
rein temporale, nicht finale Auf-
fassung des Zusammenhanges ganz
gewohnlich; vgl. Haut. 833 Tu hic
nos, dum cximus, interea opperibere.
Weitere Beispiele bei Holtze a. 0.
n, 68; G. M. Richardson, De dum
particulae apud prisc. script. Lat.
«s« (Lips. 1886) und E. Lalin, De
dum, donec, quoad part. usu apud
Ter. (Norcop. 1888); zur Bedeutungs-
entwicklung der Partikel s. Wolff-
lin, Arch. X, 368 ff.
V. 514 tum dedero gewissermafsen
ein Begriff (fdie Frist einhalten,
Wort halten'), daher non vor tum.
— Das Perf. Konj. (oppertns sies)
statt des Imperativs kommt nur in
negativen Siitzen vor, ist auch im
allgemeinen nicht haufig; vgl. Loch,
Der Imper. bei Plaut., S. 21 und
H. Ch. Elmer (Amcr. Journ. of
Phil. XV, 133 ff.), nach welchem
zwischen Terenz und Livius nur
11 Beispiele von der Art ne dixe-
ris vorkommen, Ciceros Briefe nicht
mitgerechnet.
*V. 515. Optundis bildlicher Aus-
druck, vom Hammern auf Schmiede-
eisen (Don.: fabri obtundunt malleo
et hebetant) ftbertragen : r(das Gehor)
befauben, einem in den Ohren lie-
gen, jem. behelligen' ; hier absolut,
wie And. 348 optundis, tam etsi in-
teilego?; Cic. Verr. IV, 109; trans.
Plaut. Cist. 118 auris grauiter o.;
Haut. 879 deos . . gratulando o., Ad.
113, Eun. 554. — Dorio nachdruck-
lich vorangestellt, wie V. 485; bei
der Bitte wird mit Absicht der
Personenname anstatt der Bezeich-
nung des schmutzigen Gewerbes
(V. 491, 508) gewahlt. S. Don. zu
Ad. 210 (II 2, 2): qui in sordidis pro-
fessionibus agunt. honorifice nomine
proprio appeUari .... gaudent. Be-
achte auch die Assonanz in quod
orat: Dorio, exoret. — S. Anh.
V. 516. Idem hic ist die gewohn-
liche Wortstellung, wahrend man
in der Regel hic ipse u. s. w. sagte.
— * promcritus fueris statt prom.
eris; wie Plautus umschreibt auch
Ter. das Fut. ex. Pass. aufser mit
dem haufigeren ero (ohne merklichen
Bedeutungsunterschied) mit furro,
so And. 213 si lubitum fuerit, cau-
sam ceperit; hiiufiger bei Deponen-
tien (vgl. Brix zu Plaut, Mil.* 102;
s. oben und Ad. 603 fueris functus).
Diese in der Volkssprache iibliche
Form dringt nach Livius auch in
der Litteratur durch (vgl. H. Blase,
Wolfflins Arch. X, 321 ff.). — *con-
duplicauerit 'verdoppeln', vgl. Pac.
Trag. 412 (Ribb.3) tenebrae eon-
duplicantur, Lucr. in, 71 diuibias
c. u. a.; in scherzhafter Weise von
Liebenden Plaut. Pseud. 1261 cor-
pora conduplicant; vgl. S. 65. Das
Fut. exact. hebt die Sicherheit und
Schnelligkeit der Erfiillung hervor,
vsd. zu V. 426.
EI 2, 32—39]
PHORMIO
133
Do. Verba istaec sunt. An. Pamphilamne hac lirbe priuari sines?
Tiim praeterea horiinc amorem distrahi poterih pati?
Do. Neque ego neque tu. Ph. Di tibi omnes ld, quod es digmis,
duint !
S5 Do. Ego te compluris aduorsum ingenium meum inenses tuli 520
Pollicitantem et nihil ferentem, flentem; nunc contra oinnia
haec
Repperi, qui det neque lacrumet: da locum melidribus.
An. Certe hercle, ego si satis commemini, tibi quidem est
olim dies,
Quam ad dares huic, praestituta. Ph. Factum. Do. Num
ego istiic nego?
*V. 517. Verba f(leere, schone)
Worte, Redensarten', synonym mit
logi (V. 493); besonders hiiufig bei
den Komikem in der Wendung
(alicui) uerba dare (Gegens. rem
dare) = decipere c(schone) Worte
geben, vorflunkern'; vgl. V. 713.
*V. 518. Tum praeterea breitere
Ausdrucksweise der Umgangsspra-
che, vgl. Haut. 1022 Tum praeterea
talem nisi tu nulla pareret filium.
V. 519. Neque ego neque tu iro-
nisch, wobei ein besonderer Hohn
darin liegt, dafs Antipho, den die
Sache eigentlich nichts angeht,
auch als einer bezeichnet wird,_ der
nicht dulden kann u. s. w. — Uber
die Personenverteilung s. Anh. —
quod es dignus: s. zu V. 399. — *Zu
beachten ist die Allitteration Di
— dignus duint!
V. 521. Die Partizipia wie in der
bekannten griech. Konstruktion; s.
Kruger, Griech. Sprachl. § 56, 6,
Anm. 1. — *ferentem, flentem: s.
V. 8. — * contra ist wie wohl auch
Ad. 44 f. (ille contra haec omnia
Euri agere uitam) Priiposition, so
Plaut. Perri. 13 zweimal contra me
astare, Pseud. 156 Adsistite omnes
contra me; Cato Orat. I, fr. 20 (S.
36, 2 Iord.) hostium copiae magnae
contra me sedebant. Die praposi-
tionale Auffassung begiinstigt an
unserer Stelle der Sinn, indem
sich omnia haec ungezwungen nicht
auf Bepperi qui det neque lacrumet,
wohl aber auf das im Vorhergehen-
den Aufgezahlte beziehen lafst.
*V. 522. Miihly (Bl. f. d. bayer.
Gymn. XXIV, 478) denkt an die
vom Dichter beabsichtigte Allitte-
ration det neque dacrumet. Dacruuia
(8dv.QV[Lc() erscheint bei Liv. Andr.
Odyss. fr. 21 B. (vgl. Paul. ex Fest.
S. 68 M., 48 Th.), Enn. Sat. 67 M.
(vgl. Ritschl, Opusc. phil. H, 471);
bei Plaut. aber findet sich bis auf
Pseud. 100, wo dacrumis flere ar-
genteis wegen des Wortspieles mit
dracumis (Drachmen) gewahlt ist,
die Allitteration mit l (Merc. 870,
Stich. 466, Pseud. 10); es ist daher
fiir Ter. die Annahme jener Form
hochst fraglich. Zu beachten ist
dagegen det — da und lacrumet
— locum.
V. 523. Certe hercle: diese Wort-
stellung ist die gewohnliche (And.
495, Plaut. Asin. 263, Truc. 172);
s. zu V. 164.
V. 524. Aufser obigem ad beim Re-
lativ findet sich bei Ter. auch aduor-
sum(V. 427), erga (Haut. 189, 265) und
penes (Hec. 535) dem Personalpron.
nachgesetzt; ifber die Stellung von
ad hinter das Relativ oder Interro-
gativ s. Studem. zu Plaut. Vidul.
V. 35 (Verh. d. 36. Phil.-Vers., S. 57).
Gerade obige Wendung mochte
formelhaft in Vertragen u. dgl.
vorkommen und bewahrte so die
altertiimliche Fassung. Auch bei
Cic. Nat. deor. II, 10 findet sich:
senatus quos ad soleret referendum
censuit, u*nd so setzt er am hiiufig-
sten in der Jugendschrift de In-
uent. (wie der auct. ad Her.) quo
de, qua de und einmal quibus de
(die Stellen bei Hellmuth, Act. sem.
phil. Erlang. I, 147). Die Nachstel-
lung zwei- u. mehrsilbiger Priipos.
134
PHORMIO
[III 2, 40—3, 2
525 An. Iam ea praeteriit? Do. Non, uerum haec ei antecessit. 40
An. Ndn pudet
Vanitatis? Do. Mihime, dum ob rem. Ge. Sterculinum!
Ph. Dorio,
Itane tandem facere oportet? Do. Sic sum: si placeo, utere.
Ax. Sic hunc decipis! Do. Immo enim uero, Antipho, hic me
decipit :
Nam hic me huius modi scibat esse; ego hiinc esse aliter
credidi ;
530 fste me fefellit; ego isti nihilo sum aliter ac fui. 45
Sed ut ut haec sunt, tamen hoc faciam: cras mane argen-
tiim mihi
Miles dare se dixit; si mihi prior tu attuleris, Phaedria,
Mea lege utar, lit potior sit, qui prior ad dandiimst. Vale!
535
Phaedria Antipho Geta
Advlescentes II Servos
Ph. Quid faciam? Vnde ego niinc tam subito huic argenturnim
inueniam miser,
Quoi" minus nihilost? Quod, hic si pote fuisset exorarier
ist iibrigens schon bei Plaut. bau-
figer (vgl. aucb zu V. 427). Eine
ahnlicbe Verbindung aus dem Ge-
ricbtsleben bietet Nep. Cbabr. 3, 1
dicm certam Chabriae praesti-
tuerunt, quam ante domum nisi
redisset, capitis se illum darrmaturos
denuntiarunt. Unnotig ist daber der
von H. Degering (Beitrage zur bist.
Synt. der lat. Spr., Erlang. 1893,
S. 26 f.) gemacbte Vorscblag, quaad
(so Varro r. r., Keil) zu scbreiben.
Bei Plaut. Pseud. 622 f. stebt ar-
gento haec dies Praestitutast, quoad
rcfcrret nobis, s. zu V. 148. — In
der besfatigenden einfacben Wen-
dung Factum feblt regelmafsig est
(z. B. aucb Hec, 846, Haut. 568;
vgl. zu V. 238); doch steht es beim
Ilin/.utreten von sic oder ita, so
V. 1006, Hec. 357 u. a.
V. 526. Stercidinum: Schimpfwort
wie bei Plaut, (Pers. 406 f. Oh,
lntum lenonium, Commixtum caeno
sterculinum publicum und Cas. 114
E.r sterculmo effosse). S. Anh.
V. 528. Die letzte Silbe von de-
cipis ist als Liinge gebraucbt, wie
aucb sonst gelegentlich beim Per-
sonenwechsel oder sfarkerer Inter-
punktion syllaba anceps eintritt.
Gewohnlich wird an u. St. mit Lach-
mann {in Lucr. S. 116) decipi mit
Hiatus nach uero (in der Versmitte
und"vor einem Eigennamen) ange-
nommen; docb ist es sehr fraglich,
ob Ter. sich diesen im troch.
Septenar gestattete, und aufserdem
spricht Dorios Entgegnung (hir m )
dafiir, dafs auch vorher decipere ein
Subjekt hatte. — *enim uero: vgl.
zu V. 113. — S. Anh.
V. 529 scibat: vgl. S. 62. — S. Anh.
V. 531 f. *cras manc . . . dare
statt des Futurs, da in cras schon
die Beziehung auf die Zukunft
ausgedriickt liegt. — NacB V. 533
geht Dorio nach dem Markte hin ab.
V. 534 argcntum inucnire bei
den Komikern sebr haufig fiir ar-
gentum parare, conficere; z. 1!. V.
540, 778, Haut. 329, 512 f.
V. 635*mmusnihilost: volkstiiin-
liche und sprichwortliche Hyperbel,
vgl. Plaut. Pseud. 938 tnmus nilo
sit; iihnlich Ov. Her. 18 (19), 170
jilns quam nihil illud erit\ s. auch
V. 661. Bei Caecil. Com. 92 (R.)
III 3, 3—10]
PHORMIO
135
Triduom hoc, promissum fuerat. Ax. Itane hunc patiennir,
Geta,
Fieri miseruin, qui me dudum, ut dixti, adiuerit comiter?
5 Quih, quom opust, beneficmm rursum ei' experiemur reddere?
Ge. Scio equidem hoc esse aequom. Ax. Age ergo, solus ser-
uare hiinc potes.
Ge. Quid faciam? Ax. Inuenias argentum. Ge. Ciipio; sed id540
unde, edoce.
An. Pater adest hic. Ge. Scio; sed quid tum? An. Ah, dictum
sapienti sat est.
Ge. Itane? Ax. Ita. Ge. Sane hercle pulchre suades: etiam tu
hmc abis?
10 Non triimipho, ex niiptiis tuis si nihil nanciscdr niali,
ist minus nilo nur Umstellung statt
des gelaufigen ni(hi)lo minus; dem
Sinn nach steht das bei Cicero
haufige nihil minus (nichts weniger
= ganz und gar nicht) naher. —
quod asufjtrgentum bezogen; s. V.
371. — tJber pote s. zu V. 379. —
*Zur Casur vgl. S. 39 f.
V. 536. Triduom hoc : mit bes.
derUmgangssprache eigentiimlicher
Kiirze etwa fiir fut triduom hoc ex-
spectaretf (s. V. 489, 513). — pro-
missum: seitens der Freunde.
V. 537. Dafs mit Guyet das auch
handschriftl. (so durch .F1) beglau-
bigte adiuerit statt adiuuerit zu
lesen sei, mit Kurzung des ersten «,
verlangen das Metrum und die Ana-
logiealleranderenPerfektformenauf
-ui (s. adiuero Enn. Ann. 339 ; ferner
zu v. 13, Engelbrecht, Wien. Stud.
1884, S. 229 und bes. F. Solmsen, Stu-
dien zur lat. Lautgesch. 1894, III, 5).
V. 539 equidem ist ein vor allem
derUnterhaltungsspracheeigentum-
liches versicherndes Adverb, das
nach Hand, Turs. II, 424 und 0.
Ribbeck, Lat. Part., S. 26 f. aus der
Interjektion e, nach a., so Skutsch
(Herm. XXXI, 94 ff.), aus eg{o) und q u i-
dem zusammengesetzt ist (andere
DeutungenbeiJ.Wackernagel,Beitr.
z. Lehre vom griech. Accent, Basel
1893, S. 22). Eine, wie es scheint,
von Cicero durchgefuhrte Theorie
hat das Wort — wohl weil man
es schon damals von ego und qui-
dem herleitete — auf die Hervor-
hebung der ersten Person als
Subjektes beschrankt, ohne dafs,
bei Cicero wenigstens, ego selbst
dazutritt. Plautus und andere
Schriftsteller fruher sowie spliter
Zeit gebrauchen es, darin wohl der
Volkssprache sich anschliefsend,
auch mit Beziehung auf eine andere
Person. Sehr eingehend hat hier-
iiber H. Iordan, Krit. Beitr. z. Gesch.
d. lat, Spr., S. 314 ff. gehandelt;
vgl. F. Skutsch a. 0., der den
Nachweis versucht, dafs equidew
auch schon bei Plautus nur zur
1. Person trat und fiir Falle wie
Eun. 956 Atque equidem orante
Thaide die Schreibung Atque quidem
annimmt (Bentl., Dz. : Et quidem).
V. 540 id (argentum) unde, naml.
inueniam.
* V. 541 dictumsap. s. est: Sprichwort,
das auch Plaut. Pers. 729 erscheint,
V. 542. *Zu Itane? und Ita vgl.
Anm.zuV.418. — Betreffs desHiatus
nach Itane s. zu V. 146. — etiam
tu hinc abis? fmachst du auch, dafs
du fortkommst?' Plaut, Poen. 431
Etiamne dbis? Das hinzugefiigte
etiam steigert die Eindringlichkeit
und Heftigkeit der Frage; man
forscht fast befehlend, ob die
Sache nicht schon geschehen sei
(Ad. 550 etiam taces?). Eun. 799
heifst es einfacher: non tu hmc
abis? Sonst sagt Ter. auch dbin
(in oder ibin) hinc? hinc ibis? oder
blofs abi; vgl. Schubert, Symb. S. 13 f.
*V. 543 f. An eine vorwurfsvolle
Frage wird condicional mit ni ein
Fall angereiht, durch dessen Ein-
136
PHORMIO
[III 3, 11—19
Ni etiam nunc me huius caiisa quaerere in malo iubeas
crucem?
545 An. Verum hic dicit. Ph. Quid? ego uobis, Geta, alienus sum?
Ge. Haud puto;
Sed parumne est, quod omnibus nunc nobis suscenset senex,
Ni mstigemus etiam, ut nullus locus relinquatiir preci?
Ph. Alius ab oculis meis illam in fgnoturn abducetlocum? Hem: i&
Tum igitur7 dum licet dumque adsum; loquimini mecum,
Antipho,
550 Cdntemplamini me. An. Quam ob rem? aut quid nam
factuni's? cedo.
Ph. Quoquo hinc asportabitur terrarum, certumst persequi
Aiit perire. Ge. Di bene uortant quod agas! pedetemptim
tamen.
treten der vorhanderie Ubelstand
(Geta stellt sich wenigstens so, als
ob er fiir seine Mitwirkung bei
der Heirat eine Belohnung verdient
hatte) eine Verschlimmerung er-
fahren wurde. Wir geben den
Satz mit ni besser parataktisch :
rMufst du jetzt gar noch mich . . .
heifsen?' Ebenso ist das Verhalt-
nis des Satzes mit ni im V. 547;
vgl. And. 647 f. (wo ni fur nisi zu
lesen ist) und Eun. 1014 (s. 0.
Brugmann, Uber den Gebrauch des
condic. ni in der alt. Latinit.,
Leipz. 1887, S. 24 f.).
V. 544 huius: die logische Be-
tonung eines Wortes ist ofters ohne
Einflufs auf den Versictus. Rich-
tiger Vortrag vermittelt dabei
ebenso wie in unserer Dichtung. —
* quaerere in malo . . crucem wird
von Donat gut erkliirt durch:
'quasi dicat: in malo aliud maln»i\
Malum bezeichnet das, was er fur
die Mithilfe bei der Hochzeit er-
dulden wird; crux das schlimmste
Ubel, das ihm beim Auftreiben
der Geldsumme (inuenire argentum)
bevorstiinde; vgl. zu V. 780 f. — mi-
cem quaerere nach malum oder
malam rcm quaerere, das ein der
Umgangssprache sehr gelaufiger
Ausdruck ist (s. Bentl. zur St.).
V. 546 f. Vgl. zu V. 543 f. und
Plaut. Merc. 6'J2 f. : Parumne est
malai rei, quod amat Demipho, Ni
sumptuosus insuper etiam siet? —
Zu parumne est vgl. z. B. Plaut.
Curc. 401 Licetne inforare, ferner
die Abkurzungen uiden, tacen und
S. 52.
*V. 547 nullus locus relinquatur
preci, vgl. And. 601 Nihil est preci
loci relictum; diese Stellen sind zu-
gleich bisher die einzigen Belege
fur den Dativ preci. Der Nomin.
und Genet. Sing. sind ungebriiuch-
lich (wenige spiite Stellen zumeist
aus Grammatikern und Glossaren in
Georges' Lexikon der lat. Wortfor-
men, Leipzig 1890, Sp. 554).
V. 551. *Quoquo (verstiirkt quo-
quouersus) verallgemeinerndes Pro-
nominaladverb (vgl. quisquis, quam-
quam): Plaut. Merc. 857 ff. Certa
rest Me usque quaerere illam, quo-
quohinc abductast gentium: — Non
concedam — Prius profecto quam
aut amicam aut mortem inuestiga-
uero; indefinit: quoquo t&rrarum
Tac. Ann. XIV, 1 ituram q. t.; die
Form findet sich noch bei Ter.
Eun. 554 quoquo eam. Ahnlich
ubiubi est Eun. 295, 1042 u. a.;
dagegen fehlt bei Ter. quaqua
(Plaut., Lucr. u. a.); vgl. Wolfflin,
Die Gemination im Lat. (Sitzungsb.
d.bayer. Ak. Phil.C1.1882, S. 464 ff.).
— persequi: fiir sich allein nicht
ffeindlich verfolgen'; s. And. 935
meque in Asiam persequens profi-
ciscitur und Hec, 454 uiam j>.
V. 552. Die Worte des etwas un-
gliiubigen Geta sind ironisch zu
nehmen. — Di bene uortant: in
dieser formelhaften Wortstellung
III, 3, 20—26]
PHORMIO
137
20 An. Vicle, si quid opis potes adferre huic. Ge. eSi quid'? quid?
An. Quaere obsecro:
Ne quid plus mimisue faxit, quod nos post pigeat, Geta.
Ge. Quaero. — Saluos est, ut opinor: uerum enim metuo555
malum.
An. Ndli metuere: lina tecum bdna mala tolerabimus.
Ge. Quantum opus est tibi argenti, loquere. Ph. Solae triginta
minae.
25 Ge. Triginta? Hui, percarast, Phaedria. Ph. Istaec uero uflis est.
Ge. i.ge age7 inuentas reddam. Pn. 0 lepidum! Ge. Aufer tehinc!
Ph. Iam opust. Ge. Iam feres.
stets mitten im Verse (s. Ad. 728),
am Ende desselben di uortant bene
(s. Hec. 196 u. vgl. res uortat male
V. 678, Ad. 191); s. 0. Seyffert,
Stud. Plaut., S. 2 ; Kellerhoff, Studem.
Stud. H, 78 f. — pedetemptim tamen,
naml. agas.
V. 554 plus minusue (quam aequom
est) formelhaft; vgl. Plaut. Capt.
995, Men. 592 (s. Westerhof zu un-
serer St.). Hec. 730 in andrer Wen-
dung: ne quid faciam plus , quod
post me minus fecisse satius sit. ■ —
Die Form faxim u. s. w. erscheint
bei Ter. nur noch in formelhaften
Wendungen; vgl. And. 753, Haut.
161, 187, 198, Hec. 102, 354, Ad.
887, 896. Uber die Bildung dieser
Form s. zu V. 308.
*V. 555. Bei Quaero nimmt Geta
die Stellung tiefen Nachdenkens
an; nach einer Pause ruft er: Saluos
est, ut opinor, fugt aber mit ver-
andertem Tone nachdenklich uerum
u. s. w. hinzu. — uerumenim: s.V. 113.
V. 556 bona mala: das Asyndeton
ist besonders bei zwei sich wech-
selseitig erganzenden Begriffen auch
in der Prosa gewohnlich, und zwar
sowohl be; sinnverwandten Wor-
tern (z. B. uolens propitius) als auch
in Gegensatzen (manibus pedibus,
melius peius, prosit obsit, sursum
deorsum u. a.); vgl. Nagelsbach,
Lat. Stil. § 173 f.; Holtze a. O. H,
212 f. — *Zur Betonung mald vgl.
V. 162.
V. 558. tJber die hochst ver-
schiedenen Preise von Sklaven und
Sklavinnen s. Boeckh, Staatsh. d.
Ath. I2, S. 95 ff. und Buchsenschvitz,
Bes. u. Erw., S. 200 ff. Fur Ter.
vgl. V. 665 ff. , Eun. 471 und Ad.
191 f. — *percara: begegnet bei
Ter. wohl zuerst (dann bei Cic),
vgl. perliberalis V. 815, Hec. 864
(-iter Cic), peruolgatus Haut. 101
(Cic), permagnum Haut. 467 (Cic),
Ijerscitus (Tmesis) And. 486 (vgl.
Cic de Or. H, 271), pergrauis Hec.
292 (Cic), perpauci Eun. 409 (Cic),
pernimium Ad. 393, perbenigne Ad.
702 (Cic), persancte Hec 771, per-
plexe Eun. 817; uTta^ iiQrm. sind,
wie es scheint, geblieben: percon-
tumax Hec 504, perpulcher Eun.
468, perparce And. 455 (andere per
parce nimium mit Tmesis), perfor-
titer Ad. 567, perlonge Eun. 609 (-us
Plaut.,Cic) xmd peropus est And. 265.
V. 559. Age age driickt Einwilli-
gung in eine unerwiinschte Sache
aus (gut, gut! schon gut! meinet-
wegen!); vgl. V. 662, And. 310,
Haut. 722, Ad. 877; Hand, Turs.
I, 208 und Brix zu Plaut. Mil.*
V- 1024, Spengel zur And. 310. —
*inuentas reddam, vgl. And. 684 f.
inuentum tibi curabo et mecum ad-
ductum Tuom Pamphilum; iihnliche
Wendungen mit reddere, welche zu
dare = facere iiberleiten, sind Ad.
849 excoctam reddam, Hec 407
amor me ad hanc rem exercitatum
reddidit, And. 864. Dare im Sinne
von faeere And. 683 hoc tibi in-
uentum dabo , Eun. 212 factum
(effectum) dabo und V. 974 illam . .
tibi incensam dabo, Haut. 950 f.
(vgl. Langen, Beitr. S.217 u. Thiel-
mann, Das Verbum dare, S.44ff.). —
*0 lepidum! viell. mit zu erganzen-
dem caput, das die s im Texte zei-
gen. So Ad. 966, Plaut, Mil. 725;
138
PHORMIO
[III 3, 27—33
560 Sed opus est mihi Phdrinioneni ad hanc rem adiutoreni dari.
Ph. Praestost: audacissMme oneris quiduis inpone, hic feret;
Solus est homo amico amicus. Ge. Eamus ergo ad eum
ocius!
Ax. Niimquid est, quod opera mea uobis opus sit? Ge. Nihil; 30
uerum abi domum
Et illam miseram, quam ego nunc intus scio esse exani-
matam rnetu,
565 Cdnsolare. Cessas? An. Nihil est, aeque quod faciam lubens.
Ph. Qua uia istuc facies? Ge. Dicam in itinere: modo te
hinc amoue!
o capituJum lepidissumum! Eun.
531, ridiculum c. And. 371, festiuom
c. Ad. 261. — *Aufer te hinc: vgl.
das wiederholte Driingen V. 566
modo te hinc amoue! Geta will
nicht nur die Sache schnell be-
treiben (vgl. V. 562) und halt da-
her weitere Auseinandersetzungen
oder gar Schmeicheleien (viell. beab-
sichtigte ihn Phaedria mit 0 lepi-
dttm ! zu streicheln; ahnl. Bentl., der
aber auferte mit zu erg. amplexari
schreiben wollte und Ad. 937 ver-
gleicht) fiir recht unzeitgemafs,
sondern fiirchtet auch wohl die
Gefahrlichkeit der Nachbarschaft
und das Kommen der Greise.
*V. 561 oneris quiduis inpone, hic
fcret: das Asyndeton (in A3) nach
einem imperativischen (oder opta-
tivischen) Vordersatz ist im Alt-
latein und in der klassischen Zeit
die Regel, erst bei den Augustei-
schen Dichtern und in der silber-
nen Latinitat iiberwiegt die Ver-
bindung mit et (hier in g). Mit
der Wendung des Vordersatzes
(ohne personlichen Dativ) vgl. And.
897 quiduis oneris inpone, impera
(hier sind die Imperative koordi-
niert). Das Pronomen hic mit
Rvicksicht auf Praestost. S. Anh.
V. 662. Solus est homo amico
amicus lautete nach Donat bei
Apollodor: Movog <pu.eiv yix.o rovg
cpiXovg iniataxui (vgl. Hesiod. Op.
353 Tbv cpiXiovtu cpiXsiv, Eurip. Iph.
Taur. 610 toig cpD.oig t oo%u>g cpiXog).
— *Die Zusammenstellung amico
amicus ist sprichwortlich fiir einen
wahren Freund (cein Freund seiner
Freunde'). In der gleichen Wort-
stellung auch bei Acc. 132 R.3
neque amico amicus umqtiam grauis
neque hosti hostis fuit; dagegen
bei Plaut. noch in der stehenden,
volkstiimlichen Verbindung amicus
amico {amicis) Mil. 660, Curc. 332,
Merc. 385; Petron. 43 und 44 (wei-
tere Beispiele bei Otto, Sprich-
worter, S. 23 u. Leo, Plaut. Forsch.,
S. 234 f.).
V. 563. *Numquid mit Tonan-
schhifs, vgl. S. 55 (doch ist auch
Num quid cst moglich).
Mit V. 565 tritt Antipho in das
mittlere Haus.
*Y. 566. Zur Betonung in itincre
vgl. S. 54, Anm. 5. — te hinc
amoue! s. Plaut. Trin. 802 quin tu
(te) hinc amoues et te moues? (vgl.
meine Terentiana S. 22), Most. 74
/, rus tc amoue; Suet. Tib. 10 sta-
tuit repente secedere seque e medio
quam longissimeamouere; Cic. Epist.
VI 20, 3 te istim ne temere com-
moueas. S. Anh.
Phaedria und Geta gehen nach
V. 566 gegen den Marktplatz hin ab.
IV 1, 1—12]
PHORMIO
130
[ACTVS IV.]
Demipho Chremes
Senes II
iv i De. Quid? qua profectus caiisa hinc es Leniniim, Chrenie,
Addiixtin tecum fQiain? Ch. Non. De. Quid ita non?
Ch. Postquam uidet me eius mater esse hic diutius,
Simul aiitem non manebat aetas uirginis
5 Meam neclegentiam: fpsam cum omni familia
Ad me profectam esse aibant. De. Quid illi tain diu
Quaeso lgitur conmiorabare, ubi id audieras?
Ch. Pol me detinuit morbus. De. Vnde? aut qui? Ch. Rogas'
Senectus ipsast rnorbus. Sed uenisse eas
io Saluas audiui ex naiita, qui illas uexerat.
De. Quid gnato optigerit me absente, audisti, Chreine?
Ch. Quodquidem me factum consili incertiim facit.
570
575
Bei Beginn des IV. Aktes treten
Demipho uncl Chremes von links,
der Hafenseite, auf die Buhne uncl
bleiben vor dem Hause des Chre-
mes stehen. Erst aus ihrer Unter-
redung wird der eine Teil, und
zvar ein sehr wichtiger, des Argu-
mentes den Zuschauern bekannt.
V. 567. *Uber denVokativ Chreme
vgl. Anh. und Anm. zu V. 63. —
Lemnum: s. zu. V. 66.
V. 570 f. uidet . . manebat: der
Wechsel der Zeit beruht auf dem
verschiedenen Verhiiltnis der bei-
den Kebensatze zurHaupthandlung.
— manebat transitiv : vgl. zu V. 480.
V. 571 cttin iniiui familia stimmt
nicht recht zu V. <J7 ff.. 733 f., 751.
V. 572 illi: s. zu V. 91.
V. 573 audieras (mit langem i)
ist aus ADGL aufgenommen, wie
auch Hec. 813 alle Hdschr. audierit
bieten. Dies lafst sich mit lerant
Ad. 27 vergleichen, wo diese Les-
art auch durch Don. ausdrucklich
bezeugt ist.
V. 574. * Pol und edepol, der
Schwur beim Pollux, war Mannern
und Frauen gemeinsam, aber herele
wurde (nach Gell. XI, 6, der aus
VaiTO schopfte) blofs vom mann-
lichen, ecastor nur vom weiblichen
Geschlechte verwendet (s. V. 1050).
— Vnde fragt nach Grund und An-
lafs der Krankheit, qui nach ihrer
Art (bez. dem Kamen).
V. 575. * Senectus ipsast morbus
lautete mach Don.) bei Apollodor:
Tb yfiQ<is iariv avrb v6ar\ua. Vgl.
Senec. Epist. 108, 28 senectus . . in-
sanabilis morbusest; zum Gedanken
s. Cic. Cato M. 35 pugnandum tam-
qttiun contra morborum uim sic con-
tra senectutcm, Verg. Aen. VI, 275
Morbi tristisque Senectus, Pers. H,
41 Poscis opem neruis corpusque
fidele senectae und Iuven. X, 218 f.
(senem) circumsilit agmine facto
Morborum omnc genus (vgl. auch
Otto, Sprichworter S. 316).
V. 577 f. Um eine "VViederholung
des bereits Bekannten zu vermeiden,
lafst der Dichter den Chremes vor
dieser Scene das Notige iiber die
Heirat Antiphos erfahren; dafs De-
mipho selbst es ihm erzahlt habe,
ist keineswegs notig. — audisti (so
nach A) klingt zuversichtlicher als
audistin (so ?) und ist daher hier
besser am Platz. — consili, zur
Form vgl. S. 58 f.
*V. ol*. Quodquidem: s. S. 55.
140
PHORMIO
[IV 1, 13—24
Nam hanc condicioneru si quoi tulero extrario,
Quo pacto aut unde niihi sit, dicundum ordinest.
Te mihi fidelem esse aeque atque egomet siim mihi
Scibam. Ille si me alienus adfinem uolet,
Tacebit, dum intercedet familiaritas;
Sin spreuerit me, pliis quam opus est scito sciet.
Vereorque, ne uxor aliqua hoc resciscat mea.
Quod si fit7 ut me exciitiam atque egrediar domo,
Id restat; nam ego meorum solus siim meus.
De. Scio ita esse; et istaec mihi res sollicitudinist,
Neque defetiscar lisque adeo experirier,
590 Donec tibi id, quod pollicitus sum, effecero.
580
585
15
V. 579 condicio ist die auf Gegen-
seitigkeit beruhende Abruachung
(hier fVerlobung, Partie'), welche
von dem einen angetragen oder er-
beten, von dem andern angenom-
men oder gewahrt wird. Bei Plaut.
Trin. 488 f. heifst es in gleicher
Beziehung: Nunc condicionem hanc,
quam ego fero et quam aps te peto,
Dare atque accipere, Lesbonice , te
uolo. — extrarius, im Gegensatz
von domesticus, ist nach Paul. ex
Festo (S. 78 M., 55 Th.) equi extra
focum, sacramentum iusque sif. Das
Wort erscheint in unseren Littera-
turresten zuerst hier, subst. "wohl erst
wieder beiApul. Apol. QSextrario nu-
bere und extrarii bei demselben Flor.
18; vgl. C.I. L. X, 3165 extrdri^um)».
V. 580 sit, niiml. condicio, wobei
der Gedanke an diePerson in den
Vordergrund tritt.
V. 581 f. Die Worte Te . . Scibam
kann man im Deutschen mit der
Partikel f\vahrend' dem Folgenden
unterordnen : im Griechischen triite
liiv . . 86 ein.
V. 582 alienus: vgl. V. 579 ex-
trario.
V. 584 spreuerit: hier sowie Hec.
24 (spreuissem) steht die volle Per-
fektform mitten im Verse, da bei
einsilbigen Stiimmen die Kontrak-
tion meist unterbleibt; vgl. Engel-
brecht, Wien. Stud. 1884, S. 225 f.
und Brock, Quaest. gramm., S. 102 ff.,
der zeigt, dafs die Kontraktion
bei den Formen auf -eui und
-oui nur bei quiescere, ad- , con-,
insuescere, decernere u. noscere be-
liebt war. — opus est (und usus
est) werden namentlich bei den
Komikern mit dem Abl. Sing. eines
Partic. Perf. Pass. im Neutr. ver-
bunden. Ein solches Participium
ist dem Gerundium entsprechend
als Substantivierung des passiven
Verbalbegriffes zu fassen, dieser
jedoch als vergangen, abgeschlossen
zu denken. Fast immer geht ein
neutrales Pron. im Nomin. (der
Einzahl, selten der Mehrzahl) als
Subjekt voraus; vgl. Reisigs Vorl.
v. Haase, Anm. 275 und § 392;
Holtze a. 0. I, 26, 139—141.
V. 586 excutere: f ausschiitteln,
ausklopfen' (vgl. Plaut. Aul. 646
excutedum paUium), ist hier nicht
blofs bildlich zu nehmen. Chremes,
dessen Vermbgen von der Frau
herstammte (vgl. S. 72), wiirde in
dem V. 585 angedeuteten Falle mit
leeren Taschen verstofsen werden.
V. 587 ego meorum solus sum
meus, ein dem griechischen Origi-
nal entlehntes Wortspiel: 'Eya>
yaQ si/iL rav i^iav fybg fi6vog
(Don. niit Guyets Umstellung, 'Eyoi
d', iubg yctQ i-iut rcbv iuiov [i6i'og
Nauck); vgl. das Bruchstiick 993
(N.) des Euripides: iyco S' iuog
tlut. Unsere Stelle enthalt zu-
gleich einen Hinweis auf die per-
sonliche Mittellosigkeit des Chre-
mes und auf sein nichts weniger
als inniges Verhiiltnis zu seiner
Frau.
V. 589. S. Anh.
V 590 geht auf die schon V.
578 ff. angedeutete Absicht, An-
tipho mit Chremes' Tochter zu
verheiraten.
IV 2, 1—10]
PHORMIO
141
GrETA DEMIPHO CHREMES
Servos Senes II
1V2GE. Ego hominem callididrem uidi neminem
Quam Phormionem. Venio ad hominem, ut dicerem
Argentum opus esse et fd quo pacto fieret.
Vixdiim dimidium dixeram, intellexerat:
5 Gaudebat, me laudabat, quaerebat senem. 595
Dis gratias agebat, tempus sil>i dari,
Vbi Phaedriae esse ostenderet nihilo minus
Amicum sese quam Antiphoni. Hominem ad forum
Iussi opperiri: eo me esse adducturum senem.
10 Sed eccum lpsum. Quis est ulterior? Attat, Phaedriae 600
Geta, welcher mit V. 591 vom
Markte her kommt (vgl. V. 598), ist
anfangs von den Greisen noch weit
entfernt (s. V. 600), niihert sich
ihnen aber gegen Ende des Auf-
tritts so, dafs er den mit V. 606
aus dem mittleren Hause heraus-
tretenden Antipho nicht mehr be-
merkt.
V. 591. Statt non oder nullum ist
des Nachdrucks wegen neminem mit
Wiederholung des Begritfs hominem
gesetzt. Vgl. z. B. Ad. 259 homini
nemini; in umgekehrter Wortfolge
Eun. 549 nemo homost und Hec.
281; s. Anm. zu V. 80.
V. 592. Geta hatte den Phormio
in dessen Hause aufgesucht (s.
V. 440, 562; Ausflucht V. 617).
V. 593 fieri steht hier (auch V.
605 u. s.) wie im Aktiv conficere
(V. 38) oder efficere (Haut. 584).
— fieret (Creticus) am iambischen
Versende mit der ursprunglichen
Lange (vgl. fio, fiam, fies); vgl.
dagegen V. 760.
*V. 594 uixdum: dum (Accusativ;
vgl. diu) fdie Weile, dieweiP lehnt
6ich als temporales Adverb enkli-
tisch an andere Partikeln an , wie
etiamdum, interdum, dudum, ehodum ;
ferner an Negationen, wie nondum,
uixdum (auch mehrmals bei Cic).
nedum (Haut. 454), oder an Impe-
rative: abi dum, age d. (V. 784
ays Sij), cedo d. (V. 329), dic d.,
mane d. u. a. m. Aus dem para-
taktischen Gebrauch von dum-dum
entwickelt sich allniahlich der kor-
relative (noch bei Catull 62, 45
uirgo, dum intacta manet, dum
cara suis est) und daraus die Kon-
junktion, vgl. V. 513.
V. 595 quaerebat senem: 'verlangte
nach dem Alten'.
•V. 597. S. Anh.
*V. 598. Ad steht nicht nur bei
Verben der Bewegung, sondern
auch (wie z. B. im Griech. tzccqbivcci
sig) bei solchen, die den Abschlufs
derselben, also einen Zustand be-
zeichnen, wie Haut. 979 tibi iam
(cibum) esse ad sororem intellego;
gerade bei forum, porta, uilla,
aedis, urbs und ahnl. ortlichen
Ausdriicken wechselt zumal in der
Umgangssprache ad nicht selten
mit apud, vgl. Plaut. Mil. 930 f.
ego ad forum illum conueniam;
Pseud. 1236 esses ad forum; C. I. L.
I 199, 13 ad terminum, qui stat ad
ftouiom Edem; Cato r. r. 7, 2 ad
fahrum ferrarium . . eae recte ser-
uantur; 22, 4 ii (orbes) emuntur ad
Bufri macerias; Cic. Tull. 20 do-
minum esse ad uillam und ad
uillam erat Tullius, Rosc. Am. 44
alereiur od uillam, Verr. II, 21 ad
urbem cum esset, IV, 4; Petron. 61
u. a. S. zu V. 859 und Anh.
V. 600 eccum ipsum: s. zu V. 464.
— quis est ulterior? Chremes ist
etwas hinter dem lebhafteren De-
mipho zuruckgeblieben. — attat ist
der Ausruf eines Uberraschten, bez.
Erschreckten; s. V. 963, Hec. 449,
Eun. 228, 727, 756 und And. 125.
142
PHORMIO
[IV 2, 11—3, 6
605
Pater ueuit. Sed quid pertimui autem belua?
An quia quos fallam pro uuo duo sunt milii dati?
Commddius esse opinor duplici spe litier.
Petam hmc, unde a primo mstiti: is si dat, sat est;
Si ab eo nil fiet, tum hunc adoriar hospitem.
Antipho Geta Chremes Demipho
Advlescens Servos Senes II
IV 3
An. Exspecto, quam mox recipiat sese Geta.
Sed patruom uideo ciim patre adstantem. Ei rnihi,
Quam timeo, aduentus hiiius quo inpellat patrem!
Ge. Adibo [hosce]: o(hy salue, ndster Chreme! Ch. Salue, Geta!
610 Ge. Venire saluom uolup est. Ch. Credo. Ge. Quid agitur? 5
Multa aduenienti, ut fit, noua hic? Ch. Compluria.
V. 601 sed . . autem (aber . . doch)
steht in Fragen, welche in einen
durch secl eingeleiteten, durch autem
nachdriicklicn hervorgehobenen und
daher vorwurfsvollen Gegensatz zum
Vorhergehenden treten; vgl. Hand,
Turs. I, 583. — *Zu pertimiii autem
vgl. V. 101.
V. 602. An (pertimui) quia . .:
eine sehr beliebte Form der argu-
rnentierenden Frage; s. M. Seyffert,
Schol. Lat. I, § 44, 51 ff.
*V. 603 duplici spe utier: fdoppelt
halt besser', vgl. das griech. Sprich-
wort £nl Svolv (cxyyivpcav) dpiistv;
Pind. 01. VI, 100 (170) ayudal dh
TtiXovx iv %siii£Qia Nvnvl . . . . 8v
aynvQat,; Prop. II 22, 41 melius duo
defeiidunt retinacula nauim; ferner
negativ: Stob. Flor. CX, 22 otirs
vavv it, kvbg aynvQiov ovts filov iu
liias ilniSog 6qiii6t£ov\ Herondas
Mim. I, 41 f. und Ov. Remed. Am.
447 Non satis u/na tenet ceratas
ancora puppes (vgl. 0. Crusius, Vn-
ters. zu d. Mimiamb. des Herond.,
S. 10 und A. Otto, Sprichworter
S. 122).
V. 604 institi: s. Anh.
V. 606. Zum Auftreten Antiphos
bemerkt Don. : Ad crrorcm cumu-
land/um persona Antiphonis inter-
ponitur, ut ei adaucto metu amit-
tendae uxoris maior uis fiat repen-
tinae laetitiae. — *Exspecto, quam
mox recipiat sese: zur Konstruktion
vgl. V. 161; zum Ausdruck s. Plaut.
Men. 882 f. oculi spectando dolent,
Manendo medicum, dum se ex opere
recipiat; Auson. Lud. VH sap. 132
manendo Solonem, quoad sese recipiat.
V. 609. Die Anrede mit noster
ist ein Zeichen von freundlicher
Vertraulichkeit; vgl. Ad. 883 ff., wo
ein sonst strenger Herr ausnahms-
weise einen Sklaven anredet: o
Syre noster, saiue: quid fit? quid
agitur? und zu sich sprechend dann
fortfahrt: Iam nunc haec . . pri-
mum addidi Praeter naturam: eO
noster'' u. s. w. — Chreme: s. zu
V. 63. Die umstandliche Anrede
soll die Freude des Wiedersehens
grofser und Getas Benehmen un-
befangener erscheinen lassen.
V. 610. *Zur Begriifsungsformel
s. V. 255. — uolup ist gleich faeul
ein indeklinables Nomen (s. Don.
zur St.). Es steht bei Ter. nur
noch Hec. 857, gleichfalls in Ver-
bindung mit est; bei Plaut. Men.
677 am Ende eines Verses: ut tihi
ex me sit uolup (Codd. uoluptas)
und Cas. 784 facite uostro animo
uolup (Codd. 5: uolupe). tjber die
arspr. Form uoJujjc (bei Ter. in eini-
gen s) vgl. Biicheler(-Windekilde,
Grundr. d. lat. Dekl. § 23), der uo-
lupest schreibt. — *Qui<l agitur? fwie
gehts?' vgl. Ad. 373 f., 901; quid
fit? quid agitur? Ad. 883, 885.
V. 61 1 . Auf die gespriichigen Fra-
IV 3, 7—19]
PHORMIO
143
Ge. Ita. De Antiphone audistin quae facta? Ch. (3innia.
Ge. Tun dfxeras huic? Facinus indignum, Chreme,
Sic circumiri! Ch. Id cum hoc agebam cdmmodum.
io Ge. Nam hercle ego quoque id quidem agitans mecum sedulo G15
Inueni, opinor, remedium huic rei. Ch. Quid, Geta?
De. Quod remedium? Ge. Vt abii abs te, fit forte obuiam
Mihi Phormio. Ch. Qui Phdrmio? De. Is, qui istanc...
Ch. Scio.
Ge. Visumst mihi, ut eius temptarem sententiam.
15 Prendo hominem solum: 'Qudr non' inquam, 'Phormio, 020
Vides, inter nos sic haec potius cum bona
Vt cdmponamus gratia quam ciim mala?
Erus liberalis est et fugitans litium;
Nam ceteri quidem hercle amici onines modo
gen Getas, welche vor allem seine
Harmlosigkeit bekunden sollen,
giebt Chremes zuerst nur ganz
kurze und moglichst ausweichende
Antworten. S. Anh. — compluria
im alteren Latein ofters statt com-
plura; vgl. Don. zur St. , welcher
Cato (Orig. I, 23 Iord.) citiert:
Fana in eo loco (hoc l.) compluria
fuere.
*V. 612. Ita: vgl. zu V. 418. —
audistin? Die Interrogativpartikel
-ne wird bei Ter. in der Regel an
das erste, selten an das zweite
Wort (nach vorausgehender Kon-
junkt. oder Prapos.) angehangt;
nur hier erscheint sie an dritter
Stelle (Haut. 180 wird mit Schlee,
Wolffl. Arch. HI/556 Huncin Me-
nedemum nosti? zu schreiben sein)
und Hec. 787 Ob eam rem uin ergo
intro eam? an vierter, doch bilden
die vorhergehenden Worter beide-
mal nur einen Begriff (anders bei
Plautus, vgl. G. Kampf, Berl. Stud.
HI 2, 42). — quae facta ohne Hilfs-
verb, wie in dieser fast formel-
haften Verbindung oft bei Plautus ;
vgl. Amph. 474, 575 u. a.
V. 614. Sic circumiri, erklarende
Apposition zu Facinus indignum;
vgl. Plaut. Men. 1004 ff.: 0 facinus
indignum et malum, . . erum Meum
hic in pacato o^p^pido Luci deri-
pier in uia; Rud. 393 f. (vgl. auch
zu V. 232). — *circumiri (als Kom-
positum) viersilbig, wahrend And.
202 in circum itione, das nicht als
Kompositum gefuhlt wurde, die
2. Silbe von circum elidiert wird,
vgl. intro ire (dreisilbig) neben in-
troire (viersilbig) u. a. — commodum
(feben, gerade') gehort als tempo-
rales Adverb der Umgangssprache
an; vgl. Eun. 343; Plaut. Trin.
400 u. a.
*V. 615. Xam: s. zu V. 113.
V. 617 fit . . obuiam; vgl. And.
590 und Anm. zu V. 52.
*V.618.Personenverteilung:s. Anh.
*V. 621 f. Uber die Trennung von
cum hona und gratia s. zu V. 505,
uber die Stellung von ut zu V. 261.
* V. 623 fugitansl iti um : vgl. Ambros.
de Off. H 21, 106 und de exc. fratr.
II, 99 ; ahnl./'» giens laborisCa.es. Bell.
civ. I 69, 3. Das Verbum fugitare
gehort der Umgangssprache an und
wird aufser von Plaut. und Ter.
(s. z. B. V. 835) von Lucr., Cic. (blofs
Am. 78 quaestionem fugitant),
Val. Max., Phaedr., Martial und in
der spateren Latinitat gebraucht.
V. 624. Der Satz mit Nam be-
grundet die in V. 623 hervorgeho-
bene Eigenschaft besonderer Fried-
fertigkeit seines Herrn. Dafs das
Gutachten der mit Demipho be-
freundeten aduocati durchaus nicht
so bestimmt gelautet hatte (s. V.
446 ff), mufste Demipho zu einem
Vergleich um so williger machen.
— *ceteri . . . omnes steht ohne Be-
zug auf die aduocati; denn Geta
heuchelt Demipho gegenuber, er
habe Phormio durch den Bericht
144
PHORMIO
[IV 3, 20—33
625 Vno dre auctores fuere, ut praecipitem hanc daret.' 20
An. Quid hic coeptat aut quo euadet hodie? Ge. cAn legibus
Datiirum poenas dices, si illam eiecerit?
Iam id exploratumst: heia, sudabis satis,
Si cum illo inceptas homine: ea eloquentiast.
Veriim pono esse uictum eum; at tandem tamen 25
Non capitis ei res agitur, sed peciiniae.'
Postquam hominem his uerbis sentio mollirier,
cSoli sumus nunc hic' lnquam; feho dic, quid ufs dari
Tibi fn nianum, ut erus his desistat litibus,
Haec hmc facessat. tii molestus ne sies?' so
An. Satin flli di sunt propitii? Ge. cNam sat scio,
Si tu aliquam partem aequi bonique dixeris,
Vt est ille bonus uir, trfa non commutabitis
630
635
von der Einstimmigkeit der Freunde
(hinsichtlich rucksichtslosen Vor-
gehens) eingeschiichtert. Ceteri ist
dabei fast pleonastisch, wie oft alius
(&XXog), vgl. Plaut. Amph. 271 f.
si quicquamst aliud, quod credam
aut certo sciam, Credo ego hac
noctu Nocturnum obdormiuisse ebri-
um; Hom. G 416 f. ur\rs xi xbv ^slvov
GTvcpsXlgsxz urjxs xiv allov dudxav
u. a. — modo: fsoeben'.
V. 624 f. *omnes . . Vno ore: ste-
hende Redensart; vgl. And. 96 uno
ore omnes omnia Bona dicere; Cic.
Lael. 86 omnes uno ore consentiunt;
Senec. Epist. 81, 31 u. a. (vgl. Ari-
stoph. Equ. 670 i£ svog cxouaxog
a.7tuvxsg civixoctyov, Herond. IH, 47
SvyuQ 6xou' i6xlrfjgcvvoiY.irig7ta6r\g).
— praecipitem dare aliquam: eine
in der Umgangssprache beliebte
Wendung; vgl. And. 214, 606,
Ad. 318 (die Formen von dare
stehen dabei am iambischen Vers-
schlufs); bildlich: Sall. Iug. 63, 6
postea ambitione praeceps datus
est u. a.
V. 626 quo euadere: vgl. V. 111,
And. 127 Quam timeo, quorsum eua-
das!, 176, Ad. 508 f. — hodie:
s. Anm. zu V. 377.
V. 631. Es galt hier einen Pro-
zefs wegen gewaltsamer Entfernung
der Phanium (HaHwcscog). Bei einer
fcapitis res' handelte es sich um
personliche Strafen (Tod, Ver-
bannung, Verlust von Ehrenrech-
ten u. dgl.).
V. 633. Soli sumus nunc hic,$o data
Phormio sich vor ubler Nachrede
wegen des Geldgeschaftes nicht zu
fiirchten brauchte. — *Zum Sprich-
wort (\l6voi yctQ s6\lsv) s. Plaut.Poen.
891 und Cic. ad Att. VI 3, 7.
V. 634 f. ut erus u. s. w. Dies
waren in Kiirze die drei Bedingun-
gen, welche, wenn angenommen,
beide Teile befriedigen sollten.
V. 635 facessere, reflexiv fsich da-
von machen' gehort der Umgangs-
sprache an; vgl. Plaut. Rud. 1061 f.
Si quidem Sis pudicws, hinc facessas;
auch proficisci (eig. csich fortzu-
machen beginnen'), das vorklassi-
sche proficiscere (Plaut. Mil. 1329),
das nachklass. proficere (Commod.
Apol. 211), facere Tortgehen' (Petron.
62 coepit ad stelas f, s. FriedTander)
und zu V. 429.
V. 636. Satin illi di sunt propitii?
soviel als Satin sanus est? Vgl.
Plaut. Mil. 701 Di tibi propitii sunt
(== du bist verniinftig); dagegen
handelt dis iratis, der einen tollen
Streich macht.
V. 638. Vt est ille bonus uir
h&ngt vom Folgenden ab; zur
Wendung vgl. V. 774 Haud scio
hercle, ut homost, an mutet animum.
— tria non commutabitis uerba:
Parataxe (nach sat scio) ; Sinn : ihr
werdet schnell iiber die Abfindungs-
summe einig werden. — *tria von
einer unbestimmt kleinen Zahl auch
Plaut. Trin. 963 te tribus uerbis uolo
(wir: fauf zwei Worte'), Mil. 1020;
Pind. Nem. VH, 48 (70) xqicc Znscc u. a.
Oegensatz: sescenti, trecenti(s. Anm.
IV 3, 34—42]
PHORMIO
145
Verba hodie inter uos'. De. Quis te istaec iussit loqui?
35 Cn. Immd non potuit melius peruenfrier 640
Eo, quo nos uolumus. An. Occidi. De. Perge eloqui.
Ge. A primo homo insanibat. Ch. Cedo, quid postulat?
Ge. Quid? nimium quantum. Ch. Qudntum? dic. Ge. Si quis
daret
Talentum magnum. De. Immo malum hercle: ut nihil pudet !
40 Ge. Quod dixi adeo ei': cQuaeso7 quid si filiam 645
Suam unicam locaret? Parui retulit
Non siiscepisse: inuentast, quae dotem petat.'
zu V. 668) und mille (Anm. zu V.
487). Die Wendung ist formelhaft.
V. 639 f. Hier wie im Folgenden
ist die ganz verschiedene Sinnesart
der beiden Alten zu beachten, welche
uberdies dem unerwarteten Ereig-
nis in sehr verschiedener Stellung
sich gegenuber befinden.
V. 641. Eo, quo nos uolumus:
vgl. V. 578 ff. und Anm. zu V. 579.
V. 643 nimium, incredibile, mirum
und ahnl. Ausdriicke (s. Charis.
S. 207 K.) werden ohne Kopula so
eng mit folgendem relativen quan-
tus, a, um verbunden, dafs die
Worte als ein Gesamtbegriff er-
scheinen; vgl. ftavuuoxbv boov,
Ttlsiorov boov und Anm. zu V. 247.
Ahnlich mirum ni, quidni, quid
quod u. a.
V. 644. Talentum magnum: ge-
meint ist das attische Silbertalent
(s. V. 695, 712, 778, 922 u. s. w.)
von 60 Minen, welches zum Unter-
schied von anderen griechischen
und aufsergriechischen Talenten
geringeren Gewichtes (s. Festus
S. 359 M., 542 Th.) auch das fgrofse'
hiefs. Der attische Miinzfufs, wel-
cher von den Macedoniern und den
Diadochen angenommen wurde,fand
im Altertum sehr weite Verbreitung,
so dafs wir in den rom. Palliat-
komodien unbedenklich auch da an
attisches Gewicht denken diirfen,
wo es ohne niihere Bezeichnung ist.
tJber den Wert des attischen Silber-
talents s. Goodwin, Transact. of the
Amer. Phil. Assoc. 1885. — Immo
malum hercle, naml. magnum (dabo).
V. 645. Aus der steigernden Be-
deutung von adeo entwickelt sich
die der Hervorhebung (rso, gerade'),
Terentius, Phorrai o, 3. Auflage.
meist im Anschlufs an ein Prono-
men ; vgl. V. 679, 944 u. a. (Hand,
Turs. I, 143 ff). — ei mit langer
erster Silbe, wie auch V. 972, 1030.
V. 646 locare : f unterbringen '
wird in Bezug auf Verheiratung
entweder absolut gebraucht oder
mit nuptum (V. 752), in matrimo-
viiim (bei Cicero in matrimonio)
u. dgl. verbunden; im gleichen
Sinne steht collocare allein V.
759, nuptum (in matrimonium) coll.
Plaut. Trin. 735 u. a. Hiiufiger
findet sich aber fiir 'verheiraten'
uxorem dare, nuptum dare oder
blofses dare (vgl. V. 121, 416, 653,
658, 720 u. s.). — *retulit (re tulit)
von refert (re fert), dagegen hat
refero im Perf. rettuli (hier bietet
A1 rettuli, das wohl schon A1 od.
A2, dann A3 in re tulit verbesserte).
V. 647. Non suscepisse: haupt-
sachlich aus Vermogensriicksichten
pflegte man in den athenischen
Familien nur ein oder hochstens
zwei Kinder (wenn moglich, Sohne)
durch die 'susceptio'1 anzunehmen und
zu erziehen; die anderen wurden
bekanntlich beseitigt. Demipho,
welcher seiner Zeit keine Tochter
angenommen hatte , um sich die
Mitgift fiir sie zu sparen, sollte
jetzt einen gleichen Betrag fiir eine
Fremde an Phormio hingeben. Die
Hohe der Mitgift wechselte natiir-
lich sehr. Wahrend arme Verwaiste
sich mit 5 Minen begniigen mufsten
(s. zu V. 410), ist Haut. 838. 940
von einer (offenbar nicht hohen)
Mitgift von 2 Talenten die Rede,
und And. 950 f. wird gar eine Mit-
gift von 10 Talenten versprochen.
— *Die Konstruktion inuentast,
10
146
PHORMIO
[IV 3, 43—54
650
655
Vt ad paiica redeam ac mittarn illius ineptias,
Haec denique eius fiiit postrema oratio:
cEgo' fnquit fa principio amici filiam,
Ita ut aequom fuerat, uolui uxorem diicere;
Nam milii uembat m mentem eius incommodum,
In seruitutem pauperem ad ditem dari.
Sed mi opus erat, ut aperte tibi nunc fabuler,
Aliquantulum quae adferret, qui dissoluerem
Quae debeo; et etiam nunc, si uolt Demipho
Dare quantum ab hac accfpio, quae sponsast mihi,
Nullam mihi malim quam fstanc uxorem dari.'
An. Vtriim stultitia facere ego hunc an malitia
4&
50
quae dotem petat neben Haut. 989
inuentast causa, qua te expellerent
(vgl. Plaut. Epid. 285 mitMost. 715
und Men. 784 f. mit 787 f.) zeigt, dafs
bei den scenischen Dichtern nach
histor. Perf. der konjunktivische
Nebensatz in freierer, der Umgangs-
sprache naher stehender Weise (oft
auch durch das Metrum beeinflufst)
bald nach der Form des regieren-
den Zeitwortes, bald nach dem
Sinne des Nebensatzes (als in die
Gegenwart hineinragend) behandelt
wird (vgl. 0. Seyffert, Berl. phil.
Wochenschr. 1889, Sp. 690 f.). —
*Zu Parui bis dotem petat bemerkt
Don. : In Graeca fabula senex hoc
dicit: 'Quid interest me non susce-
pisse filiam, si modo dos dabitur
alienae?' Ter. lafst passend den
schlauen, geschwatzigen Sklaven
die Gedanken des erzurnten Grei-
ses erraten und aussprechen.
V. 648. *Vt ad pauca redeam ac
mittam: Praeteritio, vgl. Anm. zu
V. 232. — illius wohl zweisilbig,
s. S. 61. *'
V. 651 aequom fuerat im Plus-
cpuamperf. , indem die dem uolui
vorausgehende Erwagung des ae-
quom beriicksichtigt wird. Eben-
so Ad. 686 Virginem uitiasti, quam
te non ius fuerat tangere.
V. 652 uenibat: s. S. 62. Ubri-
gens ist hier nicht ausgeschlossen,
mihi (oder mi) ueniebat (so alle
Hdschr.) zu lesen.
V. 653. Sehr boshaft ist hier der
Ausdruck in seruitutem statt in
matrimonium gewaklt. — *In der
Verbindung in seruitutem dari (vgl.
Petron. 57 se dare in seruitutem)
besitzt dare die Bedeutung fver-
setzen, bringen in einen Zustand',
wie in den juristischen Ausdrucken
in matrimonium (concubinatum)se d. ;
s. Thielmann, Das Verb. dare, S. 106.
V. 654 erat: s. zu V. 528 und V. 718.
*V. 655 aliquantulum: substanti-
visch; adverbiell Haut. 163 f. ali-
quantulum Tibi parce.
*V. 657 ab hac (deiktisch) bezieht
sich wie quae sponsast mihi auf
die dem vorgeblichen Sprecher
(Phormio) nachste Person (rmeine
Braut') im Gegensatz zu istanc
fdie von dir (Geta) empfohlene.'
Ahnl.V.371; Eun.299f. von dem auf
der- Biihne anwesenden Chaerea:
Hic uerost, qui si occeperit, Ludum
iocumque dicet fuisse illum alterum
(der abwesende Phaedria). Hic qui
steht im Altlat. nur sehr selten (so
Cato S. 85, 1 Iord. ; r. r. 14, 5) rein
correlativ, wird aber in der nach-
august. Zeit auch bei Prosaikern
allgemein (Bach, Studem. Stud II.
365 im wesentlichen richtig).
V. 659 *stultitia und malitia
sind Ablative des Beweggrundes,
wie sie bei den Komikern hiiufig,
selten aber bei Cicero vorkommen;
dafs sie ihm jedoch nicht abge-
sprochen werden diirfen, zeigt z. B.
Phil. XIV, 5 ne — uim fortunac
stultitia contempsissc uideamur. —
idrum . . faeere liunc . . dicam . . .,
incertus sum, wie Hec. 519 f. id
ijua causa clam mr habuisse Ihfnm.
non edepol scio; andere Beispiele
fiir diesen volkstuml. Pleonasmus s.
bei C. Bothe, Quaest. gramm., S. 43.
IV 3, 55—63]
PHORMIO
147
55 Dieani, scienteni an mprudentem, incertus sum. 6G0
De. Quid si animam debet? Ge. ?Ager oppositus pignori
Ob decem minas est.' De. Age age? iam ducat: dabo.
Ge. cAediculae item sunt 6b decem alias.' De. Oiei,
Nimiumst. Ch. Ne clama: <^re)>petito hasce a me decem.
co Ge. cVxdri emunda ancillulast; tum pluscula 665
Supellectile opus est, opus est sumptu ad niiptias:
His rebus sane pdne' inquit ?decem minas.'
De. Sescentas proinde scribito iam mihi dicas:
V. 661. Quid si animam debet?
80 dafs Demipho ihm Ungemesse-
nes zahlen miifste. Donat zur St.
vergleicht ein griechisches Sprich-
wort: KaX ccvti)v ti]V ipv%i)v ocpsilst.
(Ti Sr\, si tr\v ip. ocpsiXst.;). Wir
sagen: rEr hat Leib und Seele
verschrieben (verpfandet), er steckt
iiber die Ohren in Schulden' ; vgl.
V. 535 quoi minus nihilost. — oppo-
situs pignori ist der technische
Ausdruck fflr das Verpfiinden;
z. B. Plaut. Pseud. 87 si me oppo-
nam pignori, Capt. 433. Zum fina-
len Dativ s. Landgraf, Wolffl. Arch.
VIII, 55 f.
V. 662. Eine Mine ist Y60 des
Talents, hier unzweifelhaft eines
attischen; s. zu V. 644. — Age
age: s. zu V. 559.
V. 663 item sunt, niiml. oppositae
pignori. — Oiei: ro weh!', Ausruf
der Klage; denselben Schmerzens-
laut stofst ein Gepriigelter aus
Eun. 716 und Plaut. Mil. 1406.
V. 664. *Ne clama: der Imper.
Pras. mit ne ist in allen Perioden
dichterisch und erscheint in der
klass. Prosa nur bei Liv. III 2, 9
ne timete (s. H. Ch. Elmer, Amer.
Journ. of Phil. XV, 133 ff., 299 ff).
— repetito, insofern zunachst De-
mipho das Geld an Phormio zu
zahlen hat. S. Anh.
V. 665 *ancillula: schon bei
Plaut. (z. B. Men. 339), ferner bei
Ter. auch im V. 838, Eun. 166,
Haut. 252, 293. — pluscula: vom
Neutr. Sing. der Komparativstamme
werden Deminutive auf -culus, a, um
gebildet, welche die Bedeutung des
Komparativs , aber verkleinernden
Sinn haben (im Deutschen durch
fetwas'); z. B. pluscuhim Plaut.
Amph. 283, Pers. 21 (auch Cic. de
Or. II, 99); dies complusculos Plaut.
Rud. 131, Ter. Hec. 177; maiuscula
Eun. 527 ; meliuscula Plaut. Capt.
959, 968, Hec. 354; tardiusculus
Haut. 515.
*V. 667. Der schliefsende Doppel-
iambus decem minas besteht aus
einer iambischen Wortverbindung,
welche sich mit pecuniae V. 631
vergleichen lafst (S. 38, Anm. 1)
und wohl wie uiginti minae, tri-
gintd minae Toneinheit bildet (vgl.
Lindsay, Class. JRev. V, 208 und
Skutsch, Forsch. I, 163). Die enge
Verbindung konnen ds-nd^vov^ (Ss-
Y.a[Lvalog), Ssxcclt-tQOv (Miinzstuck
im Wert von 10 Obolen), dsndxcd-
y.ov, denarius u. a. zeigen. S. Anh.
V. 668. *Sescentas: beliebte ita-
lische Ausdrucksweise fiir eine un-
bestimmte Zahl; so Plaut. Trin. 791
Sescentae . . . causae, Aul. 320 u. a.
Bei Cic. bes. in den Briefen (z. B.
ad Att. II 17, 2; 19, 1), dann bei
Petron.56, Martial, spiiter sehr selten ;
vgl. Don. zur St. : Perspicere hinc
licet consuetudinem utriusque sermo-
nis; nam Apollodorus iivgiag dixit
pro 'multis\ Ersetzt wurde sesccnti
manchmal durch trecenti (z. B.
Plaut. Mil. 250, Hor. Sat. I 5, 12)
oder centum, haufiger durch mille
(das griech. %ilioi und ^vgioi ; ad-
uerb. num.: miliens V. 487). Vgl.
Wolfflin im Arch. IX, 177 ff und
537 ff. ; iiber 60 und 600 als runde
Zahlen bei den Assyrern J. Krall,
Wien. Stud. III, 147 ff". u. J. Schmidt,
Abh. der Berl. Akad. 1890, S. 297 ff.
— *proinde erscheint bei Ter. vor
einem Kons. auch Haut. 05 provnde
quasi , daher an ob. St. nicht (mit
Schol. d. ? in potius) zu iindern (vgl.
10*
148
PHORMIO
[IV 3, 64—76
Nihil do. Inpuratus me ille ut etiam inrideat?
G70 Ch. Quaeso, ego dabo, quiesce: tu modo filium
Fac ut illam ducat, nos quam uolumus. An. Ei mihi !
Geta, dccidisti me tuis fallaciis.
Ch. Mea caiisa eicitur; me hoc est aequom amittere.
Ge. cQuanturn potest me certiorem' inquit 'face,
C75 Si illani dant, hanc ut mittani, ne incertus siem;
Nam illi mihi dotem iam constitueriint dare/
Ch. Iam accipiat: illis repudium reniintiet;
Hanc diicat. De. Quae quidem illi res uortat male!
Ch. Opportune adeo argentum nunc mecum attuli,
680 Fructum, quem Lemni uxdris reddunt praedia.
Inde siimam; uxori tibi opus esse dixero.
70
75
deinde vor Kons.: And. 441, Haut.
3, 19, 864, Hec. 143). Sonst steht
proinde wie bei Plaut. vor Vokalen
oder h: V. 382, And. 707, Hec.
218; dagegen proin gleichfalls wie
bei Plaut. vor Kons.: And. 408,
Haut. 177, Eun. 56, 106 und zwar
nur in der Verbindung proin tu.
TJber die wahrscheinlich durch Ter.
erfolgte Verwendung von proinde
vor Kons. und gegen die Annahnie
eines Bedeutungsunterschiedes der
blofs lautlich verschiedenen Formen
ygl. Skutsch, Forsch. I, 87 f. —
TJber die koncessive Bedeutung des
Imper. Fut. (scribito) s. Loch, Iru-
per. bei Plaut., S. 12 f. u. 18.
V. 669. *Jnj3Mra<Ms;Schhnpfwort,
bei Ter. nur noch V. 962, ofter bei
Plaut. (z. B. Rud. 751); zu inpurus
(V. 83, 372, 986) verhalt es sich,
wie sordidatus zu sordidus, candi-
datuszu candidus. — ut. .inrideat?
vgl. zu V. 304.
•V. 670 f. filium (A1, -us A* s)
Fac ut illam ducat: Prolepsis, vgl.
zu V. 354, 986 und Haut. 84 isbuc
. . fac me ut sciam (dagegen die
gewohnl. Konstruktion in V. 784
und viell. And. 483); s. Engelbrecht
(Wien. Stud. 1884, S. 216 ff.), wel-
cher die beiden letzten Stellen den
anderen anpassen will (doch vgl.
noch Eun. 1042, Capt. 337, Pers.
92 und den Wechsel der Konstruk-
tionen Eun. 610 u. 611).
V. 673 eicitur, naml. Phanium.
V. 674. Quantum potest (im Sinne
von Q. fieri p) erhalt durch den
Zusammenhang die Beziehung auf
die Schnelligkeit; vgl. V. 897, Ad.
909, Anm. zu V. 303 und uber
die personlichen Wendungen quan-
tum queo, quodpossum u. s. w. V. 478.
V. 676 illi und V. 677 illis geht
auf die Verwandten der angeblich
bereits Verlobten. — dotem dare:
dies pflegte kurz vor der Hochzeit
zu geschehen.
V. 677 repudium renuntiet: fdie
Verlobung auf losen' ; vgl. V. 928 f.
rep. remittere und Plaut. Aul. 783
Is me nunc renuntiare repwUum
iussit tibi; V. 799 Ea re repwlium
remisit. Durch re in renuntio und
remitto wird die in repudium be-
reits liegende Bezeichnung der Auf-
losung des Verhiiltnisses wieder-
holt und verstarkt.
V. 678. Die sonst beim Abschlufs
eines Geschiiftes gewohnliche Seg-
nungsformel fQuae res . . bene uor-
tatP wird hier von dem ergrimmten
Demipho ins Oegenteil verkehrt;
vgl. Ad. 191 quae res tibi uortat
male! Indes erteilt Dem. damit
doch seine Einwilligung zum Ab-
schlufs des Handels.
V. 680. Lemni: Lokativ; s. zu
V. 66.
V. 681. *Jnde sumam: vgl. S. 53 f.
— dixero: s. zu V. 516. — Nach
diesem Verse treten die Alten in
Chremes' Haus. Sie bemerken da-
her Antipho nicht, welcher V. 608
aus dem elterlichen Hause (in der
Mitte der Biihne) getreten war. Er
nahert sich nunmehr Geta.
IV 4, 1—8]
PHORMIO
149
Antipho Geta
Advlescens Seevos
iv4An. Geta. GE.Hem. An. Quidegisti? Ge. Emunxi argento senes.
An. Satine est icl? Ge. Nescio hercle: tantum iiissus sum.
An. Eho, uerbero, aliud mihi respondes ac rogo?
Ge. Quid ergo narras? An. Quid ego narrem? Opera tua
5 Ad restim mihi quidem res redit plamssume.
Yt te quidein omnes cli deae[que] superi mferi
Malis exemplis perdant! Ern, si quid uelis,
Huic mandes, qui te acl scdpulum e tranquillo aiiferat.
i>;
V. 682. Emunxi argento senes:
emungere fausschneuzen' ist (ent-
sprechend dem griech. aitouvxrbiv
Poll. II, 78: to iitl k£qSsi i^anaxav)
ein in der Sprache der Koniiker sehr
gebrauchlicher Ausdruck fiir faus-
beuten, prellen'; vgl. auch Hor.
Epist. II 3, 238 Pyihias emuncto
lucrata Simone talentum.
V 683. Antipho will Geta ver-
anlassen, sich wegen des anschei-
nenden Verrates an seiner Sache zu
verantworten ; Geta aber versteht
die Worte absichtlich falsch. —
* Satine est id? Stellung wie Hec.
272 Certumne est istuc?; aber V.
211 Satine sic est? ; vgl. V. 494,
Eun. 129, Haut. 607 u. a. — Nescio
hercle: vgl. V. 137. — tantum iussus
sum: s. zu V. 399.
*V. 684 uerbero: Scheltwort fur
einen, der Prugel verdient, etwa
fSchlingel' ; vgl. V.850, fernerPlaut.
Amph. 284, Capt. 551, Cic. ad Att.
XIV 6, 1 u. s. w.
V. 685 narrare im Sinne von di-
cere wie V. 368 u. sonst.
V. 686. Acl restim. mihi quidcm
res redit: Antipho meint, ihm bleibe
nichts iibrig, als sich zu erhangen.
Dieselbe sprichwortliche Wendung
hatte schon Caecil. 215 (Ribb.):
Ad restim res redit verwendet.
Von dieser Art des Selbstmordes
ist auch sonst bei den Komikern
viel dieRede ; so z. B. And. 255, Plaut.
Capt.636, Pers.815, Pseud. 88 f.; vgl.
den Titel der Kom. des Crobylus
'ATtayx6[L£vog. Dafs in diesem Mo-
tive das griech. Original voran-
gegangen war, zeigt das Bruch-
stuck Apollodors: a> tpils, ya^lg
av 6%olvi(ov naloviiivcov; (fda es
noch Stricke zu kaufen giebt?').
— *mihi quidem (res): Proceleus-
maticus mit dem in der Hebung
hiiufig erscheinenden mihi, vgl. Ad.
337 Mihi quidem ndn placet; an-
dere Beispiele bei Klotz, Metrik
S. 350 und Anm. zu V. 394. Statt
mihi quidem ist allerdings auch
miquidem (niit Tonanschlufs) zu
lesen moglich.
V. 687. Die Hdschr. haben di
deaeque; doch empfiehlt die Auf-
regung des Sprechenden und das
folgende Asyndeton die Auslassung
der Konjunktion. Auch scheint,
wenn omnes vorausgeschickt ist, in
der Regel di deae asyndetisch zu
stehen (vgl. u. a. Leo, Rh. Mus.
XXXVIH, 12). S. Anh.
V. 688. Malis exemplis: fdurch
schlimme (exemplarische) Strafen';
denn exempla, pragnant gebraucht,
sind Strafen, die als warnende Bei-
spiele dienen konnen (s. Nagels-
bach, Lat. Stil. § 9). Vgl. Eun. 946
Quae futura exempla dicunt in illum
indigna, 948, 1022, Plaut. Capt. 691.
Sonst erscheint in ahnlichen adver-
bialen Wendungen die Bedeutung
von exemplum auch abgeschwacht;
vgl. Plaut. Merc. 225 f. Miris mo-
dis di iudos faciunt hominibus
Mirisque exemplis somnia in somnis
danunt und Anm. zu V. 972.
*V. 689 ad scopulum c tranquillo
auferat: sprichwortlich von einem
tolpelhaften Steuermann, der das
Schiff aus dem ruhigen Fahrwasser
auf eine Klippe hinlenkt; zum
Bilde vgl. Liv. XXXVIH 10, 6 tum
illam tempestatem coortam, quae eos
150
PHORMIO
[TV 4, 9—23
690
695
700
Quid minus utibile fuit quani hoc ulcus tangere
Aut nominare uxorem? Iniectast spes patri
Posse illam extrudi. Cedo nunc porro: Phormio
Dotem si accipiet, lixor ducendast domum:
Quid fiet? Ge. Non enim ducet. An. Noui. Ceterum
Quom argentum repetent, nostra causa scilicet
In neruom potius lbit. Ge. Nihil est, Antipho,
Quin male narrando possit deprauarier.
Tu id, quod bonist, excerpis, dicis quod malist.
Audi nunc contra: iam si argentum acceperit,
Ducendast uxor; lit ais (concedo tibi):
Spatiiim quidem tandem apparandi niiptias,
Vocandi, sacruficandi dabitur paiilulum.
Interea amici quod polliciti siint dabunt:
Inde fste reddet. An. Quam 6b rem? aut quid dicet? GrE
Rogas?
20
ad Antiochum sicut in scopulum in-
tulisset. Eine ahnliche ironische
Wendung ohne dieses Bild Ad.
372 Huic mandes, si quid recte cu-
ratum uelis.
V. 690. Das mit der volleren Ab-
leitungsendung gebildete utibilis
findet sich (neben utilis) bei Plaut.
haufig, bei Ter. nur hier; vgl. zu
V. 226. — ulcus tangere: sprich-
wortlich (s. Don.) feinen wunden
Punkt beruhren' ; die Beriihrung
einer wunden Stelle (eines Ge-
schwiirs) bereitet Schmerz und
hiilt die Heilung auf, vgl. Cic.
Nat. deor. I, 104 Quidquid . . horum
attigeris, ulcus est (fist wund, fauP)
und Ps.-Plato Ax. 368 C: &%X' ov%
olov, cog cpccoiv, e'XKog (Otto, Sprich-
worter S. 353).
•V. 692. Bei Plaut. und Ter. be-
deutet extrudere raus dem Hause
(hinaus)jagen', s. V. 913, Eun. 737,
Haut. 589 u. a. ; dagegen excludere
fnicht hereinlassen', z. B. Eun. 49,
98 (0. Seyffert, Stud. Plaut., S. 19).
V. 693 uxor ducendast domum
ist wohl ebenso wie Ducendast
uxor in V. 700 als Nachsatz auf-
zufassen (vgl. V. 579 f. und P.
Thomas, La synt. de fut. 2)ass-i
S. 34 f), obschon so das an beiden
Stellen darauf folgende Asyndeton
(Quid fiet? und Spatium u. s. w.)
mifsflillt.
*V. 694. Uber die Bedeutung von
enim vgl. zu V. 113.
* V. 695 f. nostra causa q. s. : "VVenn
die Alten das nicht mehr in Phor-
mios Besitz befindliche Geld zu-
riickverlangen , wird dieser, so
fiirchtet Antipho, doch lieber Pha-
nium heiraten als Phaedrias und
seinethalben in das Schuldgefang-
nis wandern; fiir diese Bedeutung
von neruos vgl. z. B. Plaut. Poen.
1399 Vt mvnam mihi argenti reddas
(uoto), prius quam in neruom ab-
ducere, 1409. und zu V. 325.
*V. 698. Ahnliche Wendungen:
Accius Trag. 7 (Ribb.3) Tu addis
quod uitio est, demis quod laudi
datur; Cic. de Leg. III, 23 est ini-
qua in omni re accusanda praeter-
missis bonis malorum enumeratio
uitiorumque selectio.
V. 701 f. Spatium . . apparandi
nuptias . . dabitur: vgl. Hec. 684
Quam longum spatium amwndi ami-
cam tihi dedil
V. 702. Vocandi, nainl. amicos;
vgl. And. 453 f. — sacruficandi '.-
vgl. Ad. 699 Abi domum ac deos
conprecarc, ut uxorem accersas; die
Form sacruf. (statt sacrif., so in ?;
J.4 sacref. in Ras.) wie camufex,
aurufex (C.I.L. I, 1310). — paulu-
lu») hier Adjektiv, wie paulum
(quiddam , bez. aliquid) Eun. 856,
Ad. 980 u. Plaut. Bacch. 865 pau-
lula pecunia. Substantiviert mit
IV 4, 24—2$
PHORMIO
151
'Quot res postilla monstra euenenint mihi!
Intro fit in aedis ater aliemis canis,
Anguis per inpluuium decidit de tegulis,
Gallina cecinit; mterdixit hariolus,
Harispex uetuit; ante brumam autem noui
705
nachfolgendem Genetiv steht pau-
lulum And. 360, Eun. 281.
V. 705. Quot (quod A<s): s. zu
V. 159. — *Ahnliche Aufzahlung von
Ausfliichten auch bei Plaut. Mil.
251 ff. und Trin. 791 ff. — postilla:
s. zu V. 347. — monstra: rMahn-
zeichen, warnende Zeichen' steht
hier in ursprunglicher Bedeutung.
Festus (S. 138 M., 114 Th.): Mon-
strum, ut Aelius Stilo interpretatur , a
monendo dictum est, uelut monestrum
-ttntm). Item Sinnius Capito, quod
monstret futurum et moneat uolun-
tatem deorum (vgl.Paul. eb.S. 140 M.,
117 Th.). Uber die Dinge, welche
aberglaubische Menschen zu schre-
cken pflegten, s. Theophr. Char. c.
16 (dsiGtSat^oviag).
V. 707 inpluuium bezeichnet
nicht nur die offene Bodenflache
im Innern des antiken Hauses, auf
welche der Regen durch die Dach-
offnung (compluuium) fiel (so wohl
Plaut. Amph. 1108), sondern auch
den dazu gehorigen Luftraum (vgl.
Plaut. Mil. 159, 287, 340, 553,
ebenso Ter. Eun. 589, Gell. X
15, 8); unbestimmt ist die genauere
Bedeutung des Wortes z. B. Varr.
de L. L. V, 161. Eine Notwendig-
keit, hier mit Guyet, Bentl. u. a.
in inpl. zu schreiben, liegt also
nicht vor. An 2. Versstelle steht
natiirlich ein Proceleusmat. (per
inpluuium). S. Anh.
V. 708 f Gallina cecinit: die
Bedeutung dieses omen erklilrtDon. :
Obseruatum est, in qua domo gal-
lina canat, superstitem (so die alten
Ausgaben fiir superiorem) marito
esse uxorem. Das Krahen des Hah-
nes (gallus gallinaceus cantauit)
wird bei Petron. 74 so gedeutet:
aut incendium oportet fiat aut ali-
guis in uicinia animam abiciet. —
interdixit hariolus, Harispex uetuit:
Es war Sitte des Altertums bei
uufsergewohnlichenEreignissen und
bei allen wichtigen Anlassen des
Privatlebens, insbesondere auch vor
Eingehen der Ehe, den Willen
der Gotter durch Befragung von
harioli und haruspices zu erforschen;
vgl. Phaedr. in 3, 5 f. Monstro ex-
territus Ad consulendos currit mae-
rens hariolos; Liv. I 31, 4 haruspi-
(■II ni monitu u. a. m. — Harispex
(Cod. A) ist, obgleich neben haru-
spex eine jiingere Bildung, gerade
aus der "alteren Zeit ubei-liefert,
wahrend die zweite Form auf
nachaugusteischen Inschriften vor-
kommt: s. C.I.L. I, Index S. 581;
Brambach, Neugestaltung der lat.
Orth., S. 123.
V. 709 f. ante brumam q. s. 'Quod
ante brumam dies decrescere inci-
pianf (Don.). Da Chremes die
Einkiinfte von den Giitern auf
Lemnos mit sich gebracht hat
(V. 679 f.), offenbar also noch nach
der Ernte dort war, spater als
erwartet hingekommen (V. 569),
auch ungewohnlich lange daselbst
geblieben ist (V. 572 ff), so ver-
setzt uns das Stiick etwa in den
Anfang des November. Wenn Phor-
niio nun unter Umstanden erklaren
will, vor der Wintersonnenwende
ein so wichtiges Geschaft nicht
vornehmen zu konnen, so stellt er
sich eben ungewohnlich itngstlich,
um dem Antipho zuniichst eine
recht lange Zeit der Ruhe zu ver-
schaffen. — * ante brumam . . . in-
cipere: unwilliger Ausruf, den Ter.
sehr liebt, vgl. zu V. 232 f. — *noui
Negoti incipere: j>artitiver Genetiv,
Lihnlich Plaut. Most. 1017 f. mecum
n f ille hic gesserit, Dum tu hincabes,
negoti? (nach vorausgehendem quod
negoti), Truc. 382 f. Sed quod ego
facinus audiui adueniens tuom,
Quod tu hic me absente noui negoti
gesseris? und Poen. 641 Boni de
nostro tibi nec ferimus nec damus
(nach Siquid boni); vgl. Leo, Plaut.
152
PHORMIO
[IV 4, 29—5, 6
710 Negdti incipere!' quae causast iustisswma.
Haec fient. An. Vt modo fiant! Ge. Fient: me uide. so
Pater exit: abi, dic esse argentum Phaedriae.
Demipho Cheemes Geta
Senes II Servos
De. Quietus esto, inquani; ego curabo, ne quid uerborum duit. ivs
Hoc temere numquam amittam ego a me, quih mihi testis
adhibeam:
715 Quoi dem et quam ob rem dem, cdmmemorabo. Ge. Vt
caiitus est, ubi nil opust.
Ch. Atque lta opus factost; et matura, diim labido eadem haec
manet:
Nam si altera illaec magis instabit, fdrsit an nos reiciat. $
Ge. Rem ipsam putasti. De. Diic me ad eum ergo. Ge. Ndn
moror. Ch. Vbi hoc eseris.
Forsch., S. 92, Anm. 3. Dem Dich-
ter kann hier auch das zu incipere
synonyme initium facere oder ini-
tium incipere (And. 709 Narrationis
incipit mi initium) vorgeschwebt
haben. Umpf., Anal. Ter., S. 17 ver-
gleicht noch credere mit Genet., z.B.
Bacch. 504 ; naher liegt desinere (nicht
Caecil. V. 66, sondern erst)Hor. Cann.
H 9, 17 (s. auch zu V. 971 u. Schmalz,
Lat. Stil.2, § 77). — causa, nanil. die
Hochzeit zu verschieben. — S. Anh.
V. 711 me uide: eine Formel, um
Zuversicht zu erwecken; vgl. And.
350 istucipsumnihil periclist : me uide,
Plaut, Trin. 808, Rud. 680. S. Anh.
V. 712. Demipho und Chremes
treten mit einander sprechend wie-
der aus dem Hause des letzteren.
Antipho geht, ohne bemerkt zu
werden, nach der anderen Seite zu
Phaedria ab, d. h. nach dem Markte
hin (s. zu V. 566).
V. 713. Quietus esto formelhaft;
vgl. V. 670 quiesce und And. 598
quiesca,8. — uerba dare (alicui): vgl.
V. 517.
V. 714. Eoc geht auf das Geld,
welches er in einem Beutel halt.
V. 715 ubi nil opust, insofern
Phormio gar nicht den Empfang
des Geldes spiiter leugnen will und
das, was mit denVorsichtsmafsregeln
erreicht werden soll, durch sie doch
nicht durchgesetzt werden kann.
*V. 717 forsit an: das hier und
And. 957 einstimmig iiberlieferte
Wort ist bei Lucrez (V, 105, 610,
VI, 346, 735) schon geschlossene
daktylische Partikel; bei Ter. lafst
die Betonung/bV.s/fr/'» an unserer St.
und viell. And. 957 vermuten, dafs
an . noch als Einzelwort gefiihlt
wurde (s. forsit Hor. Sat. I 6, 49
und forset Carm. I 28, 31; Verg.
Aen. XI, 50). An der Doppelform
neben deni alteren fors fuat an
Hec. 610 ist bei unserem Dichter
nicht Anstofs zu nehmen (Fleck.,
N. Jahrb. 1894, S. 284 ff., 849 will
forsan aufser Eun. 197, wo der
Cod. Mon. und Don. diese Form
bieten, auch hier und And. 957
herstellen).
V. 718. JRem ipsam putasti: iro-
nisch. — putarc: hier 'erwagen'
wie Ad. 796 Bem ipsam putemus;
vgl. u. a. Eun. 632. Da Geta von
den Alten vor kurzem erst (nach
V. 681) vor dem Hause zuriickge-
lassen worden ist, braucht er nicht
besonders ins Gesprach eingefiibrt
zu werden. — *moror kann als
Iambus (s. zu V. 528) oder als
Pvrrhichius (zur Betonung moror.
Ch. Vbi vgl. V. 162) gefafst werden.
IV o, 7— V 1, 1]
PHORMIO
153
Transfto ad uxorem nieam, ut conueniat hanc prius quam
hmc abit.
Dicat eam dare nos Phormioni niiptum, ne suscenseat; 720
Et magis esse illum idoneum, qui ipsi sit faniiliarior;
io Nos nostro officio non digressos esse: quantum is uoluerit,
Datum esse dotis. De. Quid tua malum id refert? Ch.
Magni, Demipho.
Non satis est tuom te officium fecisse, ld si non fama
adprobat :
Volo ipsms quoque uoluntate haec fieri, ne se eiectam725
praedicet.
De. Idem ego istuc facere possum. Ch. Mulier miilieri magis
conuenit.
15 De. Rogabo. Ch. Vbi illas niinc ego reperire possim, cogito.
sopheona cheemes
Nvtrix Senex
viSo. Quid agam? quem mi amicum inueniam misera? aut quo
consflia haec referam?
V. 719 hanc, naml. Phanium. S.
Anh. — In den folgenden Versen
zeigt sich wieder, wie verschiedener
Sinnesart die beiden Briider sind.
V. 721 qui ipsi sit familiarior:
ein Relativsatz des Grundes. —
* familiarior , iibertragen: fbekann-
ter, vertrauter', so auch V. 851;
denn bei Ter. hat familiaris nicht,
wie noch bei Plaut., die urspriing-
liche Bedeutung fzur Familie ge-
horig'.
V. 723 malum: ein sehr haufiger
parenthetischer Accus. des Ausrufs
('zum Henker'); vgl. z. B. V. 948
und Don. zu Eun. 780 (IV 7, 10).
Er druckt argerliches Staunen uber
etwas Thorichtes aus.
*V 724 satis est: s. S. 50 und
Anh.
V. 725. Wenn ipsius zweisilbig
gemessen und nach dem einsilbigen
uol(o) die erste Silbe verkiirzt wird,
kann man (das zuerst von Fleck.
eingeklammerte) quoque beibehal-
ten und braucht nicht haec vor
uoluntate umzustellen. *Zwar steht
V. 785 blofses sua uoluntate ohne
quoque, aber dort geht nicht wie
hier (V. 722) quantum is (Phormio)
uoluerit und der deutliche Ausdruck
de.s lebhaften Wunsches des Spre-
chers nach solcher Regelung dieser
Angelegenheitvoraus. ZurBetonung
quoque uohmtdte vgl. V. 162.
V. 726. Mulier mulieri magis con-
uenit: vgl. Eur. Hel. 830 yvvai-Ai
TZQogcpoQOv yvvr\ (s. Fritzsche , De
Gr. font, Ter. H, 8). Ahnl. Flor.
II 10 (IH 22), 3 Viro cum uiris fa-
cile conuenit. Betreffs der Dopplung
des Substantivs s. zu V. 212.
V. 727 iUas, niiml. Frau und Toch-
ter. — Nach der Zusage Rogabo
geht Demipho nach der Marktseite
hin ab; Chremes bleibt nachsin-
nend zuriick. Zu ihm tritt So-
phrona aus dem Hause Demiphos
(s. V. 732), indem sie nach den
Bilderhandschriften in grofser Auf-
regung beide Arme seitwarts halb
ausstreckt; vgl. Quint. XI 3, 114
in latus utramque (palmam) disten-
dimus. — Es beginnt eine etwa
bis V. 739 reichende lyrische Partie
mit wechselnden Metren, darunter
troch. Oktonaren.
V. 728 consilia haec: die Er-
wiigungen, wie das der Phanium
drohende Unheil abgewendet wer-
154
PHORMIO
[V 1, 2—15
Aiit unde auxilium petam?
730 Nam uereor, era ne db meum suasum indigna iniuria ad-
ficiatur:
Ita patrem adulescentis facta haec tolerare audid uiolenter.
Ch. Nani quae haec anus est, exanimata a fratre quae egressast 5
meo?
So. Quod ut facerem egestas me fnpulit, quom scirem infirmas
niiptias
Hasce esse, ut id consiilerem, interea uita ut in tutd foret.
735 Ch. Certe edepol, nisi me animus fallit aiit parum prospieiunt
oculi,
Meae nutricem gnatae uideo. So. Neque ille inuestigatur,
Ch. Quid ago?
So. Qui est eius pater. Ch. Adeo, rnaneo, dum haec quae io
loquitur magis cognosco?
So. Quod si eum nunc reperire possim, nihil est, quod uerear.
Ch. East ipsa:
Cdnloquar. So. Quis hic ldquitur? Ch. Sophrona. So. Et
meum nomen nominat?
740 Ch. Respice ad me. So. Di obsecro uos, estne hic Stilpo ? Ch.
Ndn. So. Negas?
Ch. Cdncede hinc a fdribus paulum istdrsum sodes, Sdphrona.
Ne me fstoc posthac ndmine appellassis. So. Quid? non 15
dbsecro es.
den konne. — *quo (A1) wie im
folgenden unde allgemeiner statt
des personl. und gewohnl. cui (A3%);
hier mit referre verbunden, wie
sonst ofters mit ad, z. B. Plaut.
Curc. 254 Tute ipse siquid somniasti
ad me refers; Cic. Phil. II, 14 u. a.
V. 732. Nam quis u. s. w. in der
Umgangssprache haufig fur quisnam
u. s. w. (s. Hand, Turs. IV, 18 ff.).
— *a fratre . . meo fvon meinem
Br. weg = aus dem Hause mei-
nes Br.', diese Bedeutung erhiilt o
(ab, abs) in der Umgangssprache
nach Verben derBewegung,nament-
lich in der Verbindung mit einem
Eigennamen oder Personalprono-
men, z. B. V. 795 abs te exire, Eun.
545 Quis nam liinc ab Thaide exit?
(franzos. : de chez Thais). Ahnlich
apud me (te) u. ii. fbei mir = in
meinem Hause' V. 837, 926, 934
u. a. (cliez moi). Ebenso bei ad:
V. 847 ad lenonem . . irc u. a. m.
V. 733. Quod bezieht sich auf
Sophronas Verniittlung bei der
Heirat (s. V. 730). — quom scirem:
iiber den Konjunktiv bei koncessi-
vern quom s. zu V. 22 f. ; hier tritt
die indirekte Rede hinzu.
* V. 735. Certe edepol: regelmaisige
Wortfolge, so auch bei Plaut.
Amph. 271, 399, 441 u. a.; vgl. zu
V. 137 und 164.
V. 737 eius pater: s. Anh.
V. 740. Bespice, weil Chremes
im Hintergrunde der Biihne (nahe
seinem Hause) steht, Sophrona aber
mehr im Vordergrunde vor dem
Hause Demiphos. Auf Chremes' An-
rede hin eilt sie auf diesen zu.
V. 741 istorsum : nach dem Hause
Demiphos, von wo Sophrona ge-
kommenist. Das Wort istorsum fin-
det sich nach Georges, Lat. Handw.7
nur bei Ter. (hier und Haut. 588).
Entsprechend ist guorsum und daa
auch von Plaut. gebrauchte horsum
(= hoc oder huc ohne -ce und uor-
surn) gebildet Eun. 219, Hec. 450.
V. 742 appeUassis: s. S. 64 und
Anm. zu V. 308.
V 1, 16—27]
PHORMIO
155
Quem senrper te esse dictitasti? Ch. St. So. Quid has
rnetuis fores?
Ch. Concliisani hic habeo uxorein saeuam. Veruin istoc me
nomine
Eo perperam olim dixi, ne uos forte inprudentes foris 745
Effiittiretis atque id porro aliqua rixor mea rescisceret.
20 So. Istoc pol nos te hic muenire miserae numquam potuimus.
Ch. Eho dic mihi, quid rei tibist cum familia hac, unde exis?
Ybi illae sunt? So. Miseram me! Ch. Hem, quid est?
uiuontne? So. Yiuit gnata.
Matrem fpsam ex aegritiidine hac miseram mors conse-750
ciitast.
Ch. Male factuin. So. Ego autem, quae essem anus deserta,
egens, ignota,
25 Yt potui nuptum uirginem locaui huic adulescenti,
Harum qui est dominus aedium. Ch. Antiphonin? So. Em
istic lpsi.
Ch. Quid? duasne uxores habet? So. Au, obsecro, linam ille
quidem hanc solam.
V. 743. *Zu semper . . dictitasti.
das die standige Wiederholung
nach Art der Volkssprache kraftig
hervorhebt, vgl. Plaut. Capt. 298 f.
sedulo . . occultare, Men. 161 respec-
tas identidem; Cic. Quinct. 68 sem-
per id clamitat, Verr. V, 60 u. Phil.
II, 41 factitare semper. — I)ie Sclrwei-
gen gebietende Interjektion st hat
prosodisch den Wert einer vollen
(langen) Silbe, in der Mitte des
Verses und in . der Hebung wie
hier auch Plaut. Most. 489, Pseud.
952 St, tace und Merc. 749 St, abi.
Chremes deutet iibrigens zugleich
voll Furcht auf sein Haus.
•V. 744. Zur Situation vgl. Plaut.
Men. 158 f. Concede huc a foribus
Etiam nunc concede audacter
ab leonino cauo, indem er ahnlich
■vvie Chremes an unserer St. seine
Frau mit einer wutenden Lowin
und das Haus mit ihrem Kafig
vergleicht.
V. 746. In effuttire {fundere, fut-
tilis) liegt der Begriff des Leichten
(s. Hor. Epist. II 3, 231 Effattirr
leuis indigna tragoedia uersus) und
daher des Unbesonnenen ('ausplau-
dern'). — Die zweite Halffce des
Verses wiederholt fast wortlich
den V. 585.
V. 747. Istoc (und isto) wird von
den Komikern gleich eo und ge-
legentlich hoc (V. 804) in kausalem
Sinne gebraucht (vgl. Hand, Turs.
HI, 465); s. Anh. — Aus dem Man-
gel jedes Erstaunens iiber die Er-
wahnung der uxor in V. 744 ist
zu schbiefsen, dafs nach des Dich-
ters Annahme Chremes in Lemnos
aus seiner athenischen Ehe kein
Geheimnis gemacht hatte.
V. 748 mihi: vgl. Anhang zu V.
176. — quid rei tibist: vgl. z. B.
V. 171. 421 und zum Indikativ
V. 358.
V. 749 illae: Frau und Tochter.
V. 751. Zur Wendung Male fac-
tum erganze est, vgl. V. 238. —
quae essem: Relativsatz des Grundes.
V. 754. *Quid? duasne: vgl. Eun.
1012 Quid? ilicone credere . . . opor-
tuit te? , Ad. 177, Hec. 323; iiber-
haupt ist nach quid? die Frage-
partikel -ne nicht haufig. Ferner
steht weder diese noch ein anderes
Fragewort wie in der klassischen
Prosa, so auch bei den Scenikem
unmittelbar nach quid? (vgl. E. P.
Morris, On the sentence-question
in Plaut. omd Ter., Baltimore 1890,
S. 81 und Seyffert, Bursians lahresb.
LXXX. 346 f. — *Au, obsecro mit
156
PHORMIO
[V 1, 28—38
755 Ch. Quid illam alterain, quae dicitur cognata? So. Haec ergost.
Ch. Quid ais?
So. Compdsito factumst, quo modo hanc amans habere posset
Sine ddte. Ch. Di uostram fidem, quam saepe forte temere so
Eueniunt, quae non audeas optare! Offendi adueniens,
Quocum uolebam et ut uolebam conlocatam gndtom.
760 Quod nos ambo opere maxnmo dabamus operam ut fieret,
Sine nostra cura, maxiema sua cura [hic] solus fecit.
So. Nunc quid opus facto sit uide: pater adulescentis uenit 35
Eumque animo iniquo hoc oppido ferre aiunt. Ch. Nihil
periclist.
Sed per deos atque homines meam esse hanc caue re-
sciscat quisquam.
765 So. Nemo e me scibit. Ch. Sequere me: intus cetera audie<ti)>s.
Hiat nach der Interjektion (vgl.
S. 57) wie V. 803 und Eun. 656.
Diese driickt schmerzliches Er-
staunen oder Entriistung aus und
ist hier wie V. 803, Eun. 680, 899
u. a. von einer abwehrenden Hand-
bewegung begleitet zu denken. Die
Bemerkung Donats zu And. 751
(IV 4, 12) und zu Eun. 899 (V 2,
60): Au interiectio est perturbatae
mulieris, ut apud Graecos iov
scheint fiir die Sceniker zuzu-
treffen (vgl. P. Richter, Studem.
Stud. I, 415 ff.); jedoch findet sich
im C.I.L. VIII 152, 4 au als schmerz-
licher Ausruf eines Wittwers: Au,
miseram Carthago mihi eripuit so-
ciam (M. Warren, Transact. of the
Amer. Philol. Assoc. XXVI, 24).—
Zur Casur vgl. S. 41. S. Anh.
V. 756. Composito: auch Nepos
Dat. 6, 6, Verg. Aen. H, 129, wofiir
bes. in der spateren Prosa ex com-
composito (Sall., Liv., Curt.) iiblich
ist. — quo moclo . . posset : Relativ-
satz der Absicht.
*V. 757 f. quam saepe forte temcre
Eueniunt, quae non audeas optare:
unser fUnverhofft kommt oft' ; vgl.
auch V. 246, 251; Haut. 664 Vt
praeter spem euenit! Plaut. Rud.
400 multa praeter spem scio multis
bona euenisse, Most. 197 Insperata
accidunt magis saepe guam quae
speres und Theognis V. 639 f.
riolhdxt, nuQ So^av t£ %ccl HttiScc
yivszat sv qsiv 'Egy' cxvdgwv (s.
Otto, Sprichworter S. 330). — forte
temere: eine nicht seltene asynde-
tische Verbindung, so Cic. de Divin.
II, 141 nisi ista (somnia) casu non-
numquam forte temere concurrerent ;
de Fato 6 forte temere casu . . fierent;
Liv. XXHI 3, 3 raptim aut forte
temere u. a.
V. 759 et ut uolebam, da Antipho
die Phanium wirklich liebte. —
*cem7ocflta»i "Verheiratet', wie Nepos
Epam. 3, 5 cum — uirgo nubilis . .
collocari non posset; vgl. zu V. 646.
Betreffs der Verbindung mit cutn
anstatt des Dativs s. zu V. 304. —
*Zum Homooteleuton vgl. And. 100
iDiiedm gnatdm stidm, Ad. 553 eccum
sceleratum Syntm; vgl. V. 63, 74,
757, 761, 867, And. 179, 248, Haut.
93, Eun. 294, Ad. 160 u. a. m. S. Auh.
V. 760 nos ambo: der Redende
und sein Bruder. — fieret mit kurzer
Anfangssilbe am Ende des tro-
chiiisch ausgehenden Verses wie
sonst in der Mitte der Verse, wiih-
rend das Wort im iambischen Vers-
schlusse einen Creticus bildet (s.
zu V. 593).
V. 761 solus, niiml. Antipho, auf
den bereits V. 759 die Hauptauf-
merksamkeit gerichtet wurde. —
*Zu solus braucht kein Pronomen
hinzugefiigt zu werden, vgl. V. 405
(solus regnas), 539 (solus seruare
hunc potes), 562 und Hec. 350. —
S. Anh.
*V. 763 oppido: vgl. zu V. 317.
V. 764. S. Anh.
V. 765 e me scibit (Cod. A ; 5 : ex
V 2, 1-4]
PHORMIO
157
[ACTVS V.]
Demipho Geta
Senex
Servos
v 2 De. Nostrapte culpa facinius, ut malis expediat esse,
Dum nimium dici nos bonos studemus et benignos.
Ita fugias, ne praeter casam, quod aiunt. Nonne id sat erat,
Accipere ab illo iniiiriam? Etiam argentumst ultro obiectum,
me). Gerade in dieser Wendung
(mit scire) ist vielleicht aus Wohl-
lautsgriinden die kiirzere Form der
Praposition im taglichen Yerkehr
gebrauchlich gewesen; wenigstens
steht auch Haut. 411 e me ut sciat
(nach A1, aber A3 fiigte x zu) dem
c.r me ut sc. der anderen Hdschr.
gegenuber, und Plaut. Most. 745
heifst es ebenso: E me . . nil sciet.
Dagegen hat Terenz And. 854 ex
we audies; Hec. 765 ex me audias
und Ad. 862 ex me . . facilest noscere.
(Uber ex vor m s. Studem., Verh. der
36. Phil.-Vers., S. 60 f. und F.Harder,
N. Jahrb. 1890, S. 774). — audietis,
naml. Sophrona und Phanium,
welche letztere auch iiber den Sach-
verhalt aufgeklart werden mufste
uud es auch wirklich wurde (vgl.
V. 866 cum illis). S. Anh. — Nach
V. 765 gehen beide ins Haus De-
miphos zu Phanium.
V. 766. Demipho, der inzwischen
sein Geschaft mit Phormio abge-
macht hat, kehrt mit Geta vom
Markte zuriick. — Nostrapte: -pte
dient wie bei Cicero und 30nst, so
auch bei Plaut. (Merc. 970 suapte
cnlpa) und Ter. (vgl. Haut. 686
meapte causa), zur Verstarkung des
Ablat. Sing. der Possessivpronomina
Zweifelhaft sind einige Stellen bei
Plautus, wo es von den Herausgebern
mit einem anderen Casus dieser
Pron. verbunden wird. — malis
expediat esse: diese sowie die ab-
weichende Konstruktion Haut. 388
(expedit bonas esse uobis) lassen
sich nach der von licet und 'ahn-
lichen Wendungen im Griechischen
erklaren. S. Anh.
*V. 70 7 bonos . . et benignos: allit-
terierende Verbindung, vgl. Hor.
Sat. I 2, 51 bonus atque benignus,
Plaut. Truc. 34 benignusne an bo-
nae frugi sies und die hiiufige Ver-
bindung bene benigyxeaue (benigne,
bene) in DankfonneLu bei Plaut.,
z. B. Most. 816, Truc. 128.
*V. 768. Ita fugias, ne praeter
casam, namlich fugias: wer einer
Gefahr zu entfliehen sucht, soll
zusehen, dafs er nicht dabei im
blinden Eifer an der Behausung
vorbeilaufe (Schol. Bemb.: ne ante
casam transeas) und die sichere
Zufluchtsstatte seinen eigenen Ver-
folgern iiberlasse. So erkltirte schon
Don. ; ahnl. ist das griech. Sprichwort
oi'y.oi ysvoiunv (£tiI x&v izcpvyslv xa
dstvu tv%oiitvo)v) und wohl auch der
Titel einer Varron. Menipp. Sat. :
Longe fugit, qui suos fugit. Dabei
wird casa die bescheidenere, klei-
nere Behausung (z. B. Varr. r. r.
II 10, 6 im Gegens. zur uilla, dem
Herrenhaus) bedeuten (vgl. casula
Petron. 44 und das aus der Volks-
sprache zu erklarende italien. casa
= Haus und franzos. chez). Nach
Dziatzko aber ist das Sprichwort
vielleicht einem verbreiteten Kin-
derspiele, nach Otto (Sprichworter
S. 76 f.) dem Soldatenleben ent-
lehnt. — Die nicht zahlreichen Bei-
spiele einer Verbalellipse im Neben-
satze aus Terenz (obwohl nicbt alle^
s. bei Umpfenbach, Anal. Ter.,
S. 18 f. — *quod aiunt (nacb.
A3? und Prisc. I, 250) scheint das
ursprungliche und regelmafsige
gegeniiber dem wohl glossierten
quod dicunt (Al).
158
PHORMIO
[V 2, 5—15
770 Vt sit, qui uiuat, duui aliud aliquid flagiti eonficiat. 5
Ge. Planisswme. De. Eis nunc praerniuinst, qui recta praua
faciunt.
Ge. Veriss^raie. De. Vt stultissume quidem illf rem gesserimus.
Ge. Modo ut hoc consilio possiet discedi, ut istam diicat.
De. Etiamne id dubiumst? Ge. Haiid scio hercle, ut honiost,
an mutet animum.
775 De. Hem, mutet autem? Ge. Nescio; uenim, si forte, dico. io
De. Ita faciarn, ut frater censuit, ut uxorern eius huc addiicam,
Cum ista lit loquatur. Tii, Geta, abi prae, niintia hanc
uenturam. —
Ge. Argentum inuentumst Phaedriae; de iurgio siletur;
Prouisumst, ne in praesentia haec hinc abeat: quid nunc
porro?
780 Quid fiet? In eodem luto haesitas: uorsuram solues, 15
V. 770 aliud aliquid mit pleona-
stischer Wiederholung von ali-. Die
Bedeutung 'irgend einer (etwas)
sonst' ist deni Etynion geniafs wohl
auch die urspriingliche von aliquis,
aliquid (s. Sonnenschein zu Plaut.
Rud. 135). Alius wurde, wenn
man den Ausdruck verstarken
wollte oder das Etymon nicht
mehr fiihlte, hinzugesetzt.
*V. 771 recta ist nicht Adverb,
sondern Objektsaccusativ, wie z. B.
Eun. 61 f. incerta haec si tu ^iostit-
les JRatione certa facere, nihilo plus
agas; Apollodor schwebte wohl der
den Sophisten gemachte Vorwurf
vor Augen rov tjttco Xoyov xqzittco
TtotBlv, der auf den Winkeladvoka-
ten Phormio gut pafst. Ahnl. Plaut.
Bacch. 412 f. und Ovid Met. XI, 314.
V. 772 illi adverbial (s. zu V. 91),
hier = in illa re. — rem gerere
fhandeln'. — gesserimus mit langer
Panultima, wie iiberhaupt das i
der Endung im Perf. Konj. ur-
spriinglich lang war (vgl. S. 48).
V. 773 hoc consilio bezieht sich
auf die mit Phonnio getroffene
Abmachung und wird durch ut
istam ducat crliiutert. — possiet:
s. S. 63. — discedere zunachst von
den Parteien, die in einer Streit-
sache eine Vereinbarung getroffen
oder einen richterlichenBescheid er-
halten haben (s. auch zu V. 1047).
— Durch die Bedenken, wel-
che Geta aufsert, will er schon
das spatere Verhalten Phormios
vorbereiten.
*V. 776 ut uxorem: vgl. S. 52.
V. 777 abi prae, nuntia: so dient
sehr haufig einfaches i oder abi
asyndetisch zur Einleitung eines
weiteren Befehls; vgl. V. 445, 712,
994, Haut. 804, Eun. 499, 538, 753
(iiber i und ite s. Loch a. 0. S. 25 f.
und E. Norden, N. Jahrb. Suppl.
XVffl, 269). Mit ac, atque verbun-
den z. B. Eun. 763, Ad. 167.
Nach V. 777 geht Demipho in
Chremes' Haus ab, um Nausistrata
zu holen; Geta spricht, bevor er in
Demiphos Haus tritt, noch einige
Verse, welche nicht die Bedeutung
einer selbstlindigen Scene bean-
spruchen konnen.
V. 778 de iurgio siletur: gemeint
ist der Vorwurf , den Antipho und
Geta eigentlich wegen der Heirat
zu erwarten hatten.
V. 780 *in eodem luto haesitas: fdu
steckst im gleichen Schlamme, im al-
ten Kot' ; vgl. in luto haerere Plaut.
Pers. 535. — uorswram (Als, uers.
As) solues: fdu wirst den Wechsel
(mit Zinsen) bezahlen miissen' ; Geta
hat die erste Schuld beziiglich der
Heirat Antiphos durch einen natiir-
lich hoher lautenden Wechsel ge-
deckt, indem er durch eine zweite
List dem Alten eine vergebliche
Aussicht auf Beseitigung Phaniums
bereitete. Dadurch wird sein Konto
beim Alten erhoht, das er, sobald
V 2, 16—3, 7]
PHORMIO
159
Geta; praesens quod fuerat malum, in dieni abiit; plagae
crescunt,
Nisi prdspicis. Nunc kmc domum ibo ac Pkanium edocebo,
Ne quid uereatur Phdrmionem aut huius oratidnem.
Demipho Navsistrata
Senex Mvlier
v 3 De. Age duni, ut soles, Nausistrata, fac illa ut placetur ndbis,
Vt sua uoluntate id7 quod est faciundum, faciat. Na. Fa-785
ciam.
De. Pariter nunc opera me adiuues, ac re dudum opitulata's.
Na. Factiim uolo; ac pol mmus queo uiri culpa quam me
dignumst.
sDe. Quid aiitem? Na. Quia pol mei patris bene parta indi-
ligenter
Tutatur; nam ex eis praediis talenta argenti bina
Statim capiebat. Vir uiro quid praestat! De. Binan quaeso?790
das Trtigerische jenerAussicht kund
wird, einzulosen, d. h. doppelte
Schlage auszuhalten haben wird.
Die Stelle wird von Kirchenvatern,
so Lactant. Inst. II 8, 24 als ge-
fliigeltes Wort citiert. S. Anh.
V. 781 praesens malum: der Aus-
bruch des Unwillens von seiten
Demiphos wegen der Heirat; vgl.
zur Stelle Plaut. Pseud. 502 f. illud
malum aderat, istuc aberat longius:
Uhid erat praesens,huic era^iyt die-
culae. — in diem: ffiir kurze Zeit,
Frist'; vgl. Cic. de Or. H, 169 Si
barbarorum est in diem uiuere; Eun.
1020 bildet in diem den Gegensatz
zu iam (fgleich').
V. 783 huius (die Codd. haben
das mifsverstandliche eius) weist auf
Nausistrata hin, welche ja mit
Phanium sprechen soll (s. V. 776 f.).
Oeta eilt in das Haus Demiphos,
dieser tritt mit Nausistrata aus dem
des Chremes.
V. 784 ut soles: schmeichelnd,
wahrend Nausistrata im Benehmen
gegen ihren Mann heftiges Wesen
und ziinkischen Sinn zeigt.
V. 786 re dudum opitulata's be-
zieht sich auf V. 681. Langen, Beitr.
S. 33 ff. hat nachgewiesen, dafs du-
dum (ohne iam) mit Prateritum sich
bei Plaut. und Ter. auf Gescheh-
nisse wahrend des Stiickes oder
doch am Tage seiner Handlung be-
zieht, 'vorhin, unlangst'. — Der Vers
wie die ganze Scene dient gut zur
Charakterisierung des Verhaltnisses
zwischen Demipho und seiner
Schwagerin. Dadurch wird der
grofse Einflufs begriindet, den er
V. 1011 ff. auf diese ausubt.
V. 787. *Factum uolo: vgl. zu
V. 432. — dignumst (= decet, von
dem es etymologisch herstammt
[dec-nus]) ist formelhaft ; vgl. V. 402,
Haut. 107 f. u. sonst.
V. 788 bene parta: substantivisch
gleich bene facta, male facta, bene-
dictis (V. 20 u. s.). Partizipial Trin.
643 Vt uirtute eorum anteparta
per flagitium perderes.
V. 789. Tutatur: als der recht-
liche tutor (Vormund) seiner Frau.
— Wenn Chremes auch wegen
seines zweiten Hausstandes auf
Lemnos nicht mehr volle 2 Talente
aus den dortigen Besitzungen zog,
so brachte er doch noch so viel
mit, dafs % Talent (= 30 Minen)
davon fiir die Abfindung Phormios
genommen werden konnte (s. V. 68 1).
V. 790 statim nach Don. zur St. :
'perpetuo, aequaliter et quasi uno
statu'' (etwa unser 'standig'), ebenso
nach Non. S. 393 * perseueranter et
160
PHORMIO
[V 3, 8—16
Na. Ac rebus uilioribus niulto talenta bma. De. Hui.
Na. Quid haec uidentur? De. Scilicet. Na. Vinim me natam
uellem:
Ego ostenderem, De. Certd scio. *Na. quo pacto . . De. io
Parce sodes,
Vt pdssis cum illa, ne te adulescens miilier defetiget.
795 Na. Faciam, ut iubes. Sed meum uirum abs te exire uideo.
Navsistrata Chremes Demipho
mvlier senes ii
Ch. Ehein, Demipho.
Iam illi datumst argentum? De. Curaui ilico. Ch. Nollem
datum.
Ei; uideo uxorem: paene plus quam sat erat. De. Quor
nolles, Chremes?
Ch. Iam recte. De. Quid tu? ecquid locutu's cum fstac, quam 15
ob rem hanc ducimus?
Ch. Transegi. De. Quid ait tandem? Ch. Abduci non potest.
De. Qui ndn potest?
aequaliter'' ; vgl. Plaut. Amph. 276
Ita statitn stant signa und W. Abra-
ham, N. Jahrb. Suppl. XIV, 236.
— capiebat: der Vater Nausistra-
tas, wie aus dem Zusammenhang
klar hervorgeht; vgl. das unmittel-
bar Folgende. — uiro ist Dativ:
vgl. Eun. 232 homini homo quid
praestat? und zur Dopplung des
Subst. V. 212. Zur St. s. auch
Antiphan. (Kock, Com.Att. fragm. II)
Frg. 104 ccvdQog dicccptQSt xovt ccvj]q.
— S. Anh.
V. 791 rebus uilioribus multo:
die bei den latein. Komikern noch
in der Entwicklung begriffene Kon-
struktion des sogen. ablat. absol.
enthalt bei ihnen stets eine tem-
porale Bcstimmung, doch so, dafs
zuweilen der Zusammenhang eine
kausale oder, wie hier, eine adver-
sative (koncessive) Beziehung er-
giebt; vgl. z. B. Plaut. Mil. 321
Mirumst lolio uictitare te tam uili
tritico (s. E. Bombe, De abl. abs.
(ipud ant. Rom. scr. tisu, 1877, bes.
S. 26 ff.). — S. Anh.
V. 792. Scilicet: Demipho, der ja
weifs , was Chremes auf Lemnos
mit einem Teile der Einnahmen
angefangen hat, begniigt sich, mit
einem vieldeutigen 'Naturlich' der
Nausistrata zuzustimmen. — * Vi-
rum me natam: s. Anh.
V. 793. *Ego bstenderem: vgl.
S. 52. — *Certo scio: s. Anh. —
Pdrce: fhalt ein' absolut; bei
Plaut. Pers. 682 ausfuhrlicher Tace,
parce uoci.
V. 794 cum illa: ntlml. loqui:
vgl. zu V. 80.
V. 795 *abs te exire: vgl. zu V. 732.
— Chremes, der aus dem Hause
Demiphos von seiner Tochter zu-
rvickkommt, sieht zuerst die mehr
im Hintergrunde stehende Nausi-
strata nicht. — Uber den Scenen-
anfang inmitten des Verses s. S. 48.
V. 797. *Ei: Chremes erschrickt,
da er seine Frau erblickt; s. zu
V. 178. — paene 2~>1><x quam sat
erat: wieder mit der Auslassung
eines uerb. dicendi. — sat est: fes
ist geniigend , dienlich , gut' ; vgl.
Ad. 834 Adtentiores sumus ad rem
omnes quam sat est. Der Kouiiiara-
tiv satius e*t im Sinne von melius
est V. 956, Eun. 772, Ad. 29, 234.
V. 798 istac geht auf Phanium,
hanc auf Nausistrata.
V 3, 17—24]
PHORMIO
161
Ch. Quia uterque utrique est cordi. De. Quid istuc nostra?800
Ch. Magni; praeterhac
Cognatam comperi esse nobis. De. Qmd? deliras. Ch. Sic
erit.
Non temere dico: redii mecum in memoriam. De. Satin
sanus es?
20 Na. Au; dbsecro, uide ne m cognatam pecces. De. Non est.
Ch. Ne nega:
Patris nomen aliur/ dictumst; hoc tu errasti. De. Non norat
patrem?
Ch. Norat. De. Quor aliud dixit? Ch. Numquamne hodie805
concedes mihi
Neque intelleges? De. Si tu nil narras? Ch. Perdis. Na.
Miror, quid hoc siet.
De. Equidem hercle nescio. Ch. Vin scire? At fta me seruet
Iiippiter,
V. 800. *Vterque utrique: vgl.
Haut. 394 utrique ab utrisque . . de-
umcimiwi; Caes. b. Gall. VH 35, 1
u. a. Ahnliche Dopplung mit re-
ciproker Bedeutung bei Plaut. Stich.
733 neuter (ne~)utri inuidet und
das haufige alter alteri (-um), alius
alium (z. B. And. 779, Haut. 598);
vgl. zu V. -2 1-2 (Landgraf, Wolffl.
Arch. V, 170 f. und Thielmann,
a. 0. VH, 3G0 f.). — Der von Chre-
mes geltend gemachte Grund konnte
bei Demipho freilich nicht verfan-
gen. — praeterhac verhalt sich zu
dem ganz entsprechend gebildeten
praeterea wie hic zu is (s. zu V. 347);
das Wort findet sich wiederholt
bei Plaut. (Ad. 847 haben iibrigens
auch am Versende alle Hdschr.,
wie hier <s: praeter haec; Engel-
brecht, Stud. Ter., S. 72 vermutet
auch dort praeterhac).
V. 801. Sic erit: die Bestatigung
der Nachricht in der Zukunft wird
versichert; vgl. Haut. 1014, Euu.
732 (und Bentl. zur St.).
V. 802 * redii . . in memoriam:
fmir kehrte die Erinnerung wieder,
ich erinnerte niich'; vgl. Hec. 113
Ad mgenium redis, Ad. 71 (doch
auch wie im Deutschen Hec. 347
istoc uerbo animus mihi redit);
ferner bei Plaut. Capt. 1023 Nune
edepol dernum iu memoriam regre-
Cic. Cat. M. 21 iu tnemoriam
Terentius, Phormio, 3. Auflage.
redeo mortuorum. In diesen Wen-
dungen erscheint memoria, inge-
ii iii,i/ (animus) dem personlichen
Subjekte gegeniiber als etwas Un-
personliches und liufserlich Geson-
dertes. Ahnlich auch V. 1029 Redeat
..in gratiam fihm werde Verzeihung
zuteil, ihm werde verziehen'. Zum
beigefiigten mecum vgl. die Kon-
struktion von cogito u. a.
V. 803. Au, obsecro: mit Hiatus
wie V. 754. — Non est: naml.
cognata. — Ne nega: vgl. zu V. GG4.
*V. 804 hoc ist hier kausal zu
fassen wie eo und istoc (V. 747).
V. 805 f. Hier wie in der ganzen
Scene bemiiht sich Chremes Leb-
haft, von seiner Frau unbemerkt
mit Demipho durch Zeichen sich
zu versttindigen.
V. 806. Perdis: eine formelhafte
Wendung grofser Ungeduld, wie
Haut. 582 Perdis hercle (vom Schol.
Bemb. durch occidis erklart); vgl.
V. 856 Enicas. — *Miror, quid hoc
siet: auf die unbestimmten An-
deutungen der beiden Greise, na-
mentlich die unklaren Antworten
ihres Mannes, sagt Nausistrata:
i. nimint mich wunder, was die-
ses Gerede bedeutet'; vgl. Eun.
644 Perii: hoc quid sit uereor und
Anm. zu V. 58. — * Zu quid hoc s.
2. _ S. Anh.
Y. 807. ■ Equidem hercle nescio:
11
162
PHORMIO
[V 3, 25—34
Vt propior illi; quam ego suni ac tu, [homo] nemost. De. 25
Di uostram fidem,
Eamus ad ipsam: una dmnis nos aut scire aut nescire hdc
uolo. Ch. Ah.
810 De. Quid est? Ch. Itan paruam mrni fidem esse apuYZ te!
De. Vin me credere?
Vin satis quaesitum mi fstuc esse? Age, fiat. Quid?
illa filia
Amici nostri quid futurumst? Ch. Recte. De. Hanc igi-
tur mittimus?
Ch. Quid ni? De. Illa maneat? Ch. Sic. De. Ire igitur tfbi 30
licet, Nausistrata.
Na. Sic pdl commodius esse in omnis arbitror, quam ut coeperas,
815 Manere hanc;. nam perliberalis uisast, quom uidi, mihi. —
De. Quid istuc negotist? Ch. Iamne operuit ostium? De. Iam.
Ch. 0 Iiippiter,
Di nds respiciunt: gnatani inueni miptam cum tuo fiTio.
De. Hem,
zur Wortstellung vgl. V. 137. —
At ist am Platze, da die voraus-
gehende Frage bei Demipho einen
Zweifel an dem voraussetzt, was
Chremes versichert. Diese Worte
(V. 807 f.) spricht Chremes wohl
leiser zu seinem Bruder.
V. 808. Die in s (nicht von A) ge-
botene Lesart homo nemo ist an sich
metrisch und sprachlich (vgl. zu
V. 591) nicht zu beanstanden.
V. 809 omnis nos: mit Einschlufs
Nausistratas, vor welcher Chremes
naturlich in grofster Angst ist.
*V. 810 paruam..fidem: vgl. Eun.
197; Plaut. Pseud. 467 Paruam esse
apud te mihi fidem ipse intellego,
477, Bacch. 570 (und dazu Leo).
V. 811. T7» satis quaesitwm mi
isttic esse? Wir sagen besser nega-
tiv: rDu willst, dafs ich nicht wei-
ter fragen soll?' — illa fUia iat
Ablativ; vgl. zu V. 137.
V. 812. *Amici nostri: durch die
Anwesenheit Nausistratas gebote-
ner Ausdruck fur Chremes selbst;
also ilhi /iliii amici nostri = tua
filin. Demipho meint: fWenn also
Phanium bei Antipho bleibt, was
wird dann mit jener Tochter unse-
res Fr. geschehen, die wir (nach
unserer Verabredung) ihm (Ant.) zur
Frau geben wollten?' — *Recte:
rschon recht, schon gut!' stammelt
Chremes in seiner grofsen Ver-
legenheit; vgl. V. 798. — mittere
ist hier ganz am Platze, weil nach
Demiphos Meinung mit Chremes'
Tochter (hanc) noch keine Verbin-
dung angeknupft war (vgl. V. 675
hanc ut mittam), wahrend amittere
in"offenem Gegensatze zu retintre
(dem Behalten in festem Besitz)
steht, z. B. V. 176, 507, 918, 920
(s. Wien. Stud. XI, 280 f.).
V. 813. Sic, vollstiindiger Sic est
oder Sic res est, ist eine der vielen
Bejahungsformeln der Umgangs-
sprache; s. V. 418, Haut. 167, 242
u. a. und Anm. zu V. 418.
V. 815. *Zu pcrliberalis s. V. 558.
— Nausistrata kehrt nach diesem
Verse in ihr BTaus zuruck. — Uber
die Fortsetzung der Scene vgl. das
zu V. 777 Bemerkte.
*V. 816. O Iitppiter: so nicht bei
Plaut., der blols Tujppiter oder pro
Tuppiter gebraucht (Pers. 99 O mi
lnpp. ist eine scherzhafte Anrede
an eine Person; vgl. Ferger, De
uocatiui usu Phutt. Terentianoque,
Strafsb. 1889, S. 23).
V. 817. Di nos respiciunt (oder
adiuuant): Ausdruck der Freude
V 3, 35—4, 9] PHORMIO 163
35 Quo pacto potuit? Ch. Non satis tutus est ad narran-
dum hic locus.
De. At tu intro abi! Ch. Heus, ne filii quideni hoc nostri
resciscant uolo.
Antipho
Advlescens
v 4 Laetiis sum', ut meae res sese habent, fratri 6ptigisse&20
qudd uolt.
Quam scitumst, eius mddi parare in animo civpiditates,
Quas, qudm res aduorsae sient, pauld mederi pdssis!
Hic simul argentum repperit, cura sese expediuit;
& Ego niillo possum remedio me eudluere ex his tiirbis,
Quin, si hdc celetur, m metu, sin patefit, in probrd sim.825
Neque me domum nunc reciperem, ni mi esset spes ostenta
Huiiisce habendae. Sed ubi nam Getam muenire pdssim?
[Vt rdgem; quod tempus cdnueniundi patris me capere
suadeat.l
uber ein unerwartetes Gluck; vgl.
V. 854 (ahnlich And. 973), And.
642 nisi quicl di respiciunt und
Hec. 772. Hiibsch ruft fernerPlaut.
Poen. 408 f. der Liebhaber der Ge-
liebten, welche der Venus opfern
geht, zunachst respice! nach und,
als sie dies gethan hat (Bespexit):
Idem edepol Venerem credo factu-
ram tibi.
V. 818 potuit: vgl. zu V. 303
(die ? haben id potuit).
V. 819. Mit Heus (vgl. V. 152)
ruft Chremes nachtragiich seinen
Bruder an, der ihm in einiger Ent-
fernung in sein (Demiphos) Haus
nachfolgt (s. V. 879). Bald darauf
erscheint Antipho von der Markt-
seite her (vgl. zu V. 712).
V. 820 ut meae res sese habent:
fnach der Lage meiner Angelegen-
heiten bin ich froh' u. s. w. Anti-
phos Sache ist nicht besser uinl
nicht schlechter geworden durch
PhaedriasErfolg. — *fratri(a8eXq>q>) :
'Geschwisterkind, Vetter' (fruter
patruelis Plaut. Poen. 1069, Cic.
Fin. V, 1), vgl. Cic. Epist. IX 16, 4,
ad Att. I 5, 1.
V. 821 scitus: rhubsch', nicht
blofs von Personen (wie V. 110,
And. 486 und Eun. 254), sondern
auch ubertragen, wie Haut. 210
Scitumst periclum ex aliis facere.
Y. 822. Der Accus. bei mederi
gehort der Umgangssprache an
(vgl. zu V. 281); And. 831 u. 944
findet sich bei medicari der Dativ
(einer Person). — sient: vgl. S. 63.
Der Modus ist, wie sehr oft, von
dem des regierenden Satzes beein-
flufst; vgl. z. B. V. 825 celetur
(gegen patefit) und Anm. zu V. 60 f.
V. 827. Huiusce (bei Ter. nur
noch And. 439 iiberliefert) wird
wie die Pluralfoinnen auf -ce blofs
vorVokalen gebraucht (Fr. Schmidt,
Herm. VTH, 478 ff. und Studem.,
N. Jahrb. 1876, S. 57 ff.). — *ubi
nam . . possim? Durch den Kon-
junktiv wird der dubitative (poten-
tiale) Charakter der Frage hervor-
gehoben (das gewohnliche possum
steht in ?)■ vgl. Plaut. Pscud. 236
Quonam pacto possim? (wo aller-
dings auch das vorhergehende Foc
possis eingewirkt haben kami). —
Zugleich nahert sich Antipho dem
vaterlichen Hause.
V. 828. S. Anh.
11*
164
PHORMIO
[V 5, 1—12
Phormio Antipho
Parasitvs Advlescens
Ph. Argentum accepi, tradidi lendni; abduxi miiliereni, v 5
830 Curaui, propria ut Phaedria poteretur; nam emissast manu.
Nunc una mihi res etiam restat, quae est conficiunda, otium
Ab senibus ad potandum ut habeam; nam aliquot hos
sumam dies.
An. Sed Phormiost. Quid ais? Ph. Quid? An. Quid nam niinc 5
facturust Phaedria?
Quo pacto satietatem amoris ait se uelle absumere?
835 Ph. Vicissim partis tiias acturus est. An. Quas? Ph. Vt
fugitet patrem.
Te suas rogauit rursum ut ageres; causam ut pro se diceres;
Nam potaturus est apurf me. Ego me lre senibus Siinium
Dicam ad mercatum, ancillulam emptum diidum quam 10
dixit Geta;
Ne quom hic non uideant me conficere credant argentiim
suom.
840 Sed ostium concrepuit abs te. An. Vide, quis egreditiir.
Ph. Getast.
V. 829. Phormio tritt von der
Marktseite her auf.
V. 830. Uber die Quantitat der
Schlufssilbe von Phaedria vgl. zu
V. 179. — nam emissast manu: fin
Freiheit gesetzt' vom leno. Man
mufs annehmen, dafs Phaedria die
Citherspielerin vom Kuppler frei-
gekauft hat, um dann mit ihr als
einer liberta das Verhaltnis fort-
zusetzen; als Sklavin zu Hause
konnte er sie schon seines Vaters
wegen nicht haben. Das propria
potiri (Konstruktion V. 281) ist
daher in beschriinktem Sinne zu
nehmen. Anders gestaltet sich
z. B. in den Ad. das Verhilltnis
der Geliebten Ctesiphos, welche
dem Kuppler als Sklavin abgekanlt
und als solche ins Haus Micios,
spilter (vgl. «42 ff.) in das Demeas
gebracht wird.
V. 832 *aliquot (-d: A) hos . .
dies: vgl. V. 159 illos . . aliguot dies
und Eun. 151, Haut. 752 hosce ali-
quot dies; s. Anh. — sumere: prag-
nant im Sinne von fverwenden,
geniefsen'; vgl. Ad. 287 hilarem
(Codd.; hilare Palmer., Bentl.) hunc
sumamus diem, 854 ei rei 'hunc suma-
mus diem und Lucil. XIX, 499 (L.,
10 M.) sume diem , quist uisus til>i
pulcherrimus unus.
V. 834 *satietatem amoris. . . absu-
mere: etwa amore ad satietatem frui.
V. 835 f. erinnert an Demiphos
Wort V. 267 tradunt operas mit-
tuas. — *fugitet: s. zu V. 623. —
S. Anh.
V. 837 *apud me: vgl. zu V. 732.
— Sunium, weil daselbst als in
einem Hafenplatze eine grofsere
Auswahl zu erwarten war; vgl.
Biichsenschutz , Bes. u. Erw. im
griech. Alt., S. 122 f.
*V. 838 bezieht sich auf V. 665.
V. 840 ostium concrepuit: das
antike griech. Haus wurde haufig
nach aufsfn zu geOffnet. Um beim
Offnen der Thiir keine Storung
auf den sehr engen Strafsen zu
vcrursachen, soll es Sitte gewesen
sein, das Heraustreten von innen
durch Klopfen an der Tlnir anzu-
kiindigen; darauf beziehe sich das
in den KomOdien oft wiederkeh-
rende (ostii<m concrepuiV u. iihnl.
So berichtet Plutarch ausdriicklich
V 6, 1—i
PHORMIO
165
Gteta Antipho Phormio
Servos Advlescens Parasitvs
v g Ge. (3 Fortuna, o Fdrs Fortuna, quantis cornmoditatibus
Quam subito nieo ero Antiphoni ope uostra liunc onerastis
diem
An. Qufd nam hic sibi uolt? Ge. nosque amicos eius exone-
rastis metu!
Sed ego nunc mihi cesso7 qui non limerurn hunc onero pallio
5 Aftrae hominem propero muenire, ut haec7 quae contigeriht7845
sciat?
An. Niirn tu intellegis7 quid hic narret? Ph. Num tu? An.
Nihil. Ph. Tantiindem ego.
Ge. Ad lenonem hinc fre pergam; ibi niinc simt. An. Heus7
Geta! Ge. Em tibi.
Niim mirum aut nouomst reuocari, ciirsum quom institeris?
An. Geta!
Public. c. 20 (und auf ihiii fufsend
spatere Schriftsteller) , doch geht
dessen Mitteilung seinen Worten
nach nur auf die Komodien zuruck :
Tdg . . 'EllijviKag (ftvQug) 7tQ0t£Q0v
ovtcog %%ei v UTtdaag Xiyovaiv aitb tmv
Y.(o\uo8imv lu^dvovteg, btt Y.07ctov6i
kccl ipocpov6i tag avtcov &voag
hoco&sv ol TtQoitvai usllovt8g, oitcog
UL6%r\oig h"£,co yivoito tolg 7tuQ£Q%o-
icevotg i) TtQOt6tco6i nui lit] v.utu-
luiL^dvoivto TtQOLOveuig ruig xXsi-
6tu6iv dg tbv 6tsvco7t6v. Wahr-
scheinlicher ist, dafs nur an das
mit dem Offnen der Thiire und dem
etwaigen Zuriickschieben des Rie-
gels verbundene Gerausch zu den-
ken ist. Fest verschlossen waren
am Tage fiir gewohnlich nur die
Hauser armerer Leute, die keinen
eigentlichen Thiirhiiter halten konn-
ten, und zwar von innen (s. Haut.
275 ff., Ad. 634). Von Fremden,
die in ein Haus treten wollten,
heifst es pultaba/nt fores oder osbiiwn
(griech. "AOTttuv titv &vquv oder r/-:-
ftvQug), von den Austretenden crepuit
oder concrepuit ostium, bez. fores
(griech. nur ipocpslv). Vgl. Becker-
Goll, Charikles I, 88 ff. Uber griech.
Thiirenund Schlosser s. H. Diels, Par-
menides' Lehrged., 1897, S. 117 ff. —
Vide, quis egreditur: Antipho tritt
rasch zurvick (nach Chremes' Hause
zu), um einem etwaigen Zusammen-
treffen mit seinem Vater zu ent-
gehen.
V. 841. GetakommtausdemHause
Demiphos. — Fortuna sowie Fors
Fortuna wurden in Rom gottlich
verehrt und hatten Tempel. Allitte-
rierende Verbindung ist bei rorni-
schen Gottemamen nicht selten:
Fausta Frficitas, Dea Dia, Iuno
Iuga, Pilumnus Picunmus.
V. 844 *mihi ist clat. incommodi ;
mihi cesso auch Plaut. Epid. 344,
Pseud. 241 u. a. — umerum hutwonero
pallio: bei Giingen aufser deniHause
trugen auch Sklaven eine Art Man-
tel als Obergewand; diesenzogensie
aufwarts, wenn sie eilen mufsten.
V. 845. Fiir atcjue steht hier und
Eun. 964 in A%: adque, wie auch
sonst gelegentlich in alten Codd.
anderer Schriftsteller; ebenso bietet
. 1 niit mehreren <s in V. 418, 900, 910
acl fiir at; vgl. Brambach, Neugest.
der lat. Orth., S. 332, Schuchardt,
Vokal. d. Vulgiirlat. I, 121.
V. 847. Em tihi: zu dem hinwei-
senden cm (V. 52) tritt sehr haufig
tibi hier auf den Redenden selbst
zu beziehen, wie V. 848 mstit< ris .
um anzugeben, fur wen die Hin-
weisung gilt: fda ffir dich, da hast
du's.' Ebenso Ad. 790 Em tibi und
537 (vgl. mit Plaut. Stich. 577).
V. 848 cursum quom institeris':
vffl. V. 192.
166
PHORMIO
[V 6, 9—23
Ge. Pergit liercle. Numquam tu odio tuo rue uiuces. An. Non
manes?
850 Ge. Vapula! An. Idquidem tfbi iam fiet, nisi resistis, uerbero. 10
Ge. Familiariorem oportet esse hunc: minitatur malum.
Se77 isne est, quem quaero, an non? Ipsust. Congredere
actutitm. . An. Quid est?
Ge. 0 omniurn, quantiim est qui uiuont, homo hominum or-
natisswme!
Nam sine controuersia ab dis solus diligere, Antipho.
S5oAn. Ita uelim; sed qui istuc credam ita esse, mihi dici uelim. 15
Ge. Satine est, si te delibutum gaiidio reddo? An. Enicas.
Ph. Quih tu hinc pollicitationes aiifer et quod fers cedo. Ge. Oh,
Tii quoque aderas, Phormio? Ph. Aderam; sed tu cessas?
Ge. Accipe, em:
V t modo argentum tibi dedimus apud' foruru, recta domum
860 Siimus profecti; interea mittit erus me ad uxorem tuam. 20
An. Quam 6b rem? Ge. Omitto proloqui; nam nfhil ad hanc
rem est, Antipho.
^Toi in gynaeceum fre occipio, piier ad me accurrit Mida,
Pdne reprendit pallio, resupmat: respicio, rogo
V. 849 numquam tu odio tuo me
uinces: fnie wirst du mich durch
dein lastiges Benehmen zum Fol-
gen bestimmen konnen.' Vgl. Hor.
Sat. I 7, 6 Durus homo atque odio
qui jwsset uincere Regem. Dieser
Bedeutung von odium entsprechend
steht auch odiosus in der Komodie
und Umgangssprache im Sinne von
'argerlich, langweilig, lastig' ; vgl.
V. 937. — *Uber das unerwiinschte
Zuriickrufen aufgebracht wird Geta
immer grober (vgl. den fg. V.).
V. 850. Vapula, eine Drohung
der Umgangssprache ; vgl. Plaut.
Curc. 568 Vapulare ego te uehemoi-
ter iubeo. — *Idquidem: s. S. 55, 5.
V. 852 congredere actutwn: Geta
war wohl dem Hause Demiphos,
in welches er den jungen Herrn
bringen sollte, niiher als dieser.
Auch wirkten wohl Biihnenriick-
sichten mit, um die folgende Un-
terhaltung mehr in der Mitte der
Biihne fiihren zu lassen.
*V. 853 omnium, qua/ntum est . .,
homohominum ornatissume! s. Plaut.
Capt. 836 Quantumst hominum op-
tumorum optume, Rud. 706 natum
(jninttumst hominum sacrilcgissitmc.
Zur Zusammenstellung (Dopplung)
vgl. auch Ad. 218 hominum homo
stuUissume.
V. 854 ah dis solus diligere: s.
zu V. 817.
V. 855 qui istuc credam: Kon-
junkt. dubit. wie im unabh. Satze.
V. 856. Enicas: s. zu V. 806.
V. 859. Auf die Frage wo? setzt
Ter. nie in foro, das bei Plaut. wie-
derholt vorkommt, sondern gewohn-
lich apud forum (And. 254, 302,
745, Ad. 154, 404, 512) oder ge-
legentlich ad f. (V. 598). Auf die
Frage wohin? sagt er ad forum,
auf die Frage woher? a foro (s.
Ad. 645).
V. 861 proloqui: 'heraussagen,
sich aufsern'; vgl. z. B. V. 283
(nicht 'einleitend bemerken'). —
*Die blofs zum Zwecke der Er-
zahlung des Vorgefallenen erwiihnte
Sendung Getas an Phanium wird
als unwesentlich nicht begriindet.
*V. 862 gijnaeceum (gunacv/ u m .
yvvoci-ABlov = yvvaiKaviTtg): rdie
Weiberwohnung, Frauengemiicher'
im griech. Hintei-hause ; vgl. Plaut.
Most. 755, Cic. Phil. H, 95 (in
gynaecio).
*V. 863 reprcndit 'pallio: vgl. Plaut.
Mil. 59 f. paUio Me rcprchendcrunt,
V 6, 24—33]
PHORMIO
167
80
Quam db rem retineat me; ait esse uetitum intro ad eram
accedere.
'Sdphrona modo fratrem huc' inquit csenis introduxit865
Chremem' ;
Eumque nunc esse mtus cum illis. Hdc ubi ego audiui;
ad fores
Suspenso gradii placide ire perrexi; accessi; astiti;
Animam compressi; aiirem admoui; ita animum coepi
attendere,
Hdc modo sermdnem captans. Ph. Eii, Geta! Ge. Hic
pulcherrimum
Facinus audiui; ltaque paene hercle exclamaui gaiidio. 870
An. Qudd? Ge. Quod nam arbitrare? An. Nescio. Ge. Atqui
mirificiss wmum :
Patruos tuos est pater inuentus Phanio, uxori tuae.
An. Quid ais? Ge. Cum eius consueuit olim matre in Lemno
clanculum.
Epid. 1 Quis properantem me re-
prehendit pallio? , Trin. 624, Lucil.
XIX, 493 (L., 6 M.), wie im Grie-
chischen Xafiia&cci Ttvbg tov iua-
tiov (s. Fr. Marx, Stnd. Lucil,
Bonn 1882, S. 26 f.). Ahnliche,
aber ubertragene Bedeutung hat
reprehendere Ter. Ad. Prol. 13 f.
locum Repreliensum (rauf eine Stelle
zuruckgegriffen') , qui praeteritus
neclegentiast , 623 me reprehendi
(fhielt mich zurvick'). Zur Verbin-
dung Pone repr. vgl. Plaut. Poen.
611 Pone nos recede, Val. Max.
I 7, 1, ext. 1 pone respiciens, Lucr.
II, 130 Commutare uiam retroque
repulsa reuerti, Cic. Tusc. V, 6 retro
respicere; andere Beispiele, so fiir
retro relicta s. bei E. Loch, De
usu allit. apud poetas Lat., Hal.
Sax. 1865, S. 25 f. — Die Teilung
der zweisilbigen Senkung iml.Fufse
des troch. Septenars findet sich
viell. auch And. 857 Tristi' seueri-
tas, ferner Plaut. Trin. 880 Multa
simul rogitas, 1010 Adde gradum,
adpropera, vgl. 301, 655, Epid. 107,
593, Mil. 184 u. a. m. — Zur Al-
literation s. Haut. 946 retundam,
redigam; Eun. 746 Eeddere ac re-
stituere; Ad. 307; Plaut. Men. 114
me retines, reuocas, rogitas und Trin.
1015 Mecipe te et recurre petere (re")
recenti. S. zu V. 677 und Anh.
V. 865. Sophrona: wohl mit Be-
tonung der zweiten Kiirze eines
daktylischen Wortes; vgl. Ad. 343
Sostrata, uide, 346 uirgine dari
(s. Bd. II, Anm. zu diesem V.). —
Ch/remem: s. zu V. 63.
V. 867 f. Die Umstandlichkeit der
Eiv.iihlung soll die Spannung er-
hohen. — aurem, weil man beim
Horchen nur ein Ohr an die Thiir
halt.
V. 869 modo: nur das Substant.
wird so ohne Verkurzung der End-
silbe mitten im Verse gebraucht
(vgl. V. 181, Hec. 325 u. 266, eineSt.,
an der freilich die Verliingerung
noch einen andern Grund haben
kann); beim Adverbium ist die
Kiirzung des Schlufs-o die Regel.
V. 870 paene auch bei den Ko-
mikern ganz regelmafsig mit dem
Indik. Perf. verbunden; z. B. Haut.
814 Quam paene tua me perdidit
proteruitas!
V. 872. Phanio, uxori tuae: der
Gebrauch des nicht blofs logisch
die Abhangigkeit, sondern auch
ethisch die Beziehung zu jemand
bezeichnenden Dativs an Stelle des
Genetivs gehort der Umgangssprache
an; vgl. And. 458 u. Ad. 568 huic
rei caput und Brix zu Plaut. Mil.-
V. 272.
V. 873 consueuit: fl'nigang pfle-
168
PHORMIO
[V 6, 34—43
880
Ph. Sdmnium: utin haec fgnoraret suom patrem? Ge. Aliquid
credito,
Phdrmio, esse caiisae; sed men censes potuisse dmnia 35
Intellegere extra dstium, intus quae lhter sese ipsi egerint?
An. Atque ego quoque inaiidiui illam fabulam. Ge. Immo
etiam dabo,
Qud magis credas: patruos interea mde huc egreditiir
foras ;
Haiid multo post ciirn patre idem recipit se intro denuo:
Ait uterque tibi potestatem eius adhibendae dari. 40
Denique ego sum missus, te ut requirerem atque adducerern.
An. Quin ergo rape me; quid cessas? Ge. Fecero. An. 0 mi
Phdrmio,
Vale! Ph. Vale? Antiphd! Bene, ita me di ament, factum:
gaiideo.
gen', in obsconeni Sinne; vgl. Ad.
666. — in Lemno: s. zu V. 66.
V. 874. * Somnium, wie wir sagen
fdu trauinst' (Plaut. Rud. 1327 som-
nias), um etwas als haltlos und
hochst unwahrscheinlich zu bezeich-
nen (f Traume, Schaume') ; vgl. V. 494
Somnia, Ad. 204 de argento som-
nium, Plaut. Amph. 738 somnium
narrat tibi (dveiQccrd aoi liysi). —
utin: s. zu V. 304.
*V. 875 sed men censes? vgl. zu
V. 612; bei vorausgehendem Perso-
nalpronomen wird -ne nicht an das
Verbum, sondern an das Fiirwort
angehangt, vgl. Plaut. Cas. 380 f.
uerbero, Men te censes esse? S. Anh.
*V. 876. Zu inter sese ipsi vgl.
Hec. 511 inter se transigant ipsi
und Cic. de Fin. II, 90 inter sese
ipsa pugnant. Die umgekehrte
Stellung ipsi inter se(se) ist in der
klassischen Zeit zum Ausdruck des
reciproken Verhaltnisses gewohn-
licher (Thielmann, Wolfflins Arch.
VII, 345). — Sehr geschickt ist
durch diese Begriindung (men . .
potuisse omnia Intellegere extra
ostium, intus quae . . . egerint?) die
nochmalige Darlegung der Sache
vermieden.
V. 877 inaudiui: dieses (bei Ter.
blofs hier belegte) Verbum, wel-
ches sich nur in den Formen des
Perfektstammes findet, bezeichnet
den Anfang des. Horens 'verlauten,
munkeln horen' und gehort viel-
leicht zu einem ungebrauchlichen
Incohativum. Bei Plaut. lautet
iibrigens das Wort altertiimlicher
indaudiuisse (s. Ritschl, Prol. in
Trin., S. 143, Anm. und A. Brock,
Quaest. gramm., S. 144 ff.). Anti-
pho hatte von Sophrona oder Pha-
nium auch einiges iiber die Her-
kunft dieser gehort, was schon
daraus hervorgeht, dafs vor Ge-
richt gerade derjenige Name des
Vat«rs gewithlt wurde, unter wel-
chem Chremes auf Lemnos bei
seiner zweiten Familie gelebt hatte ;
vgl. V. 389 f. mit V. 740.
*V. 880 evm adhibendae: die Ver-
bindung aliquam adhibere (namlich
uxorem) mit dem auch zu potcstit-
tem dari gehorigen tibi heifst fzu-
gesellen', vgl. Dig. XXVni 5, 86 (M.)
quemquam heredem frabri; ahnlich
\<i im V. 711 »u/>i testis adhibeam.
Die Kraft der Prliposition ist die
gleiche wie im verwandten ad-
iungere Ail. 926 f. Quam maxumc
unam facere nos hanc familiam,
Colerc . adiuuare. adiungere und
Cic. de Fin. III, 68 uxorem ad-
iungere. S. Anh.
V. 882. Fecero: s. zu V. 426 u. 516.
V. 883. Bene, ita me di ament,
factium: s. zu V. 165 und 238. —
Nach V. 883 treten Antipho und
Geta in Demiphos Haus ab.
V 7, 1—8, 3]
PHORMIO
169
Phormio
Parasitvs
v 7 Tantam fortunam de mprouiso esse his datam!
Summa eludendi occasiost mihi nunc senes
Et Phaedriae curam adimere argentariam,
Ne quoiquam suorum aequalium supplex siet.
5 Nam idem hoc argentum ita lit datumst ingratiis
Ei datum erit; hoc qui cogaim. re ipsa repperi.
Nunc gestus mihi uoltiisque est capiundus nouos.
Sed hmc concedam in angiportum hoc proxwmum,
Inde hisce ostendam me, libi erunt egressi foras.
io Quo me adsimularam ire ad mercatum, ndn eo.
890
Demipho Chremes Phormio
Senes II Parasitvs
v 8 De. Dis magnas merito gratias habeo atque ago,
Quando euenere haec nobis, frater, prospere.
Ch. Estne fta ut(iy dixi liberalis? De. 6j)pido.
895
Y. 886 adimere: Wechsel der Kon-
struktion gegeniiber dem voraus-
gehenden eludendi; die inhaltliche
Verschiedenheit der zwei Grlieder
tritt durch die syntaktische Un-
gleichheit scharfer hervor, ahnl.
And. 55 ff. Quod . . faciunt adu-
lescentuli, Vt animum ad aliqiwd
studium adiungant, aut equos Alere
aut canes ad uenandum aut ad
philosophos u. s. w.
V. 888 f. *Das den Alten ent-
rissene Geld soll so, wie es (ein-
mal) wider ihren Willen dem Phae-
dria gegehen ist, ihm auch gegeben
bleiben (d. h. sie sollen ihm nichts
davon wegnehmen konnen). — hoc:
(Acc. Sing.) vgl. zu V. 266.
V. 890 uoltus: s. zu V. 210.
V. 891. Phormio tritt in das
zwischen den Hausern Demiphos
und des Kupplers angedeutete
Seitengiifschen zurtick, vgl. S. 36
und zu V. 310. — *Zu angiportum
bemerkt Don. : Inter portus . . locus
angustus, hoc est inter domos; nam
domos uel portus uel insidas (Miet-
hiluser) ueteres dixerunt. Statt der
neutralen Form unserer Hand-
schriften bietet Prisc. I, 262 die
selteuere mannliche angiportum
hunc proximum.
V. 893 nimmt Bezug auf V. 837 f.
V. 894. Demipho und Chremes
treten aus dem Hause des ersteren,
im Begriff zu Phormio auf den
Markt zu gehen. Da tritt ihnen
dieser aus der Seitengasse , die
nach der gleichen Seite hin ge-
legen ist, entgegen. — gratias we-
gen des bedeutsameren ago; bei
habere steht sonst regelmafsig auch
bei den Komikern der Singular gra-
tiam (z. B. V. 54).
*V. 895 quando bei Ter. (aufser
Ad. 206, wo die zeitliche Bedeu-
tung iiberwiegt) nur kausal (s.
V. 999, 1034), dagegen bei Plaut.
in diesem Sinne weit seltener.
Zur Verbindimg vgl. Ad. 138 f.
est dis gratia, Quom ita ut uolo
est und sonst.
V. 896 steht in den Handschr.
erst nach V. 905, mufs aber jeden-
falls vor dem Eintreten Phormios
in das Gespriich seinen Platz haben.
S. Anh.
170
PHORMIO
[V 8, 4—21
Quantiim potest, nunc cdnueniundust Phdrmio,
Prius quam dilapidat ndstras triginta minas
Vt auferamus. Ph. Demiphonem si domist
900 Visara, lit quod . . De. At nos ad te ibamus, Phormio.
Ph. De eadem hac fortasse causa? De. Ita hercle. Ph. Credidi:
Quid ad me ibatis? De. Ridiculum. Ph. An uerebamini,
Ne non id facerem, qudd recepissem semel? i
Heus, quanta quanta haec mea paupertas est, tamen
905 Adhiic curaui unum hoc quidem, ut mi esset fides.
Idque adeo uenio niintiatum, Demipho,
Paratum me esse: ubi uoltis, uxorem date.
Nam omnis posthabui mihi res, ita uti par fuit, i
Postquam ld tanto opere uos uelle animaduerteram.
910 De. At hic dehortatus est me, ne illam tibi darem:
*Nam qui erit rumor pdpuli' inquit, ^si id feceris?
Ollm quom honeste pdtuit, tum non est data;
Eam minc extrudi turpest'. Ferme eadem dmnia, i
Quae tiite dudum cdram me incusaueras.
V. 898 dilapidat: rversclileudert,
verklopft', ein trivialer Ausdruck
fur consumit; ebenso rem dilapidare
im Fragm. 38 (V. 55 Ribb.) eines un-
bekannten Komikers (bei Cbaris. 285,
31) und ofter bei den Spiiteren.
■ — *nostras triginta minas gehort
ccTtb Y.OIVOV aucb zum folgenden
Vt auferamus ; vgl. V. 888 in-
gratiis.
*V. 900. At nos (EC*P~, in A
und mebreren ?: Ad nos): vgl. V.
845 und Anb. zu V. 159.
V. 901. Credidi: mit einer ge-
wissen (aber blofs gebeucbelten)
Bitterkeit iiber das Mifstrauen der
beiden Alten.
V. 902. Uber ridiculum obne est
als Antwort vgl. V. 238 und 492.
V. 902 f. uerebdmini: s. S. 53
und Anh.
V. 904. Heus: s. V. 152. — * qnairfn
quanta : volkstiimlicbe Dopplung,
wie Ad. 394 quantus quanttfs, Plaut.
Poen. 738 quantu/m quantum (daov
oaov); vgl. Cic. ad Attic. XII 23,3
quanti quanti benc emitur, quod
necesse est, Apul. Met. IX, 35 quan-
tulum quantuhim fcrentes auxiiium;
klass. quantuscumque od. quawtu-
luscumque (s. Wolffhn, Die Gemi-
nation, Sitz.-Ber. d. bayer. Ak.
pbilos.-phil. Cl. 1882, S. 460 f.).
V. 906. Idque adeo: vgl. V. 645
und 389.
*V. 908 o-mnis posthabui mihi res:
vgl. Caes. b. Civ. III 33, 1 omnia-
que posthaberet und Cic. Tusc. V, 2
omnibus rebus posthabitis; ahnl.
Hec. 483 te postputasse omnis res
prae parcnte intellego.
*V. 909 animaduerteram (Cod. A):
vgl, S. 58, Anm. 3.
*V. 910 dehortatus: viersilbig; s.
V. 614, Plaut. Capt. 209 u. Poen. 674.
*V. 911 rumorpopuli: fderLeute',
vgl. Ad. 93 (hoc) in orest omni populo
(s. aucb Crainer,"W6lfn. Arch.VI, 370).
*V. 913. Eam nunc extrudi tur-
pest: wie aus den folgenden Wor-
ten hervorgeht, bezieht sich Demi-
pho auf die starken Ausdriicke
Phormios (V. 413 f.) ut mortricin
ubi abusus sis, Mercedem dare lex
iubet ei atque amittere? u. s. w. Es
cutspricht der Sachlage und der
Bildung des Greises, dafs er diese
Vorwiirie mir andeutet. — S. Anh.
V. 914. Quae . . . mr incusoMeras:
Konstruktion niit doppeltem Accus.
(da coram, wie sonst bei Ter., Ad-
verb ist). Dieselbe ist bei den
Komikern weit ausgedehnter als
in der klassischen Prosa, indem
nicht nur andere Zeitworter des
Anklagens (z. B. Plaut. Amph. 859
V 8, 22—38]
PHORMIO
1 71
Ph. Satis superbe inluditis rne. De. Qui? Ph. Rogas?
Quia ne alterain quidem illanr potero diicere;
Narn quo redibo ore ad eani, quam contempserim?
25 Ch. ?Tum autem Antiphonem uideo ab sese arnittere
Inuftum eam' inque. De. Tum aiitem uideo filium
Inuftum sane miilierem ab se amittere.
Secl transi sodes ad forum atque illuW mihi
Argenturn rursum iiibe rescribi, Phdnnio.
30 Ph. Quodne ego diseripsi porro illis, quibus debui?
De. Quicl lgitur fiet? Ph. Si uis mi uxorem dare,
Quam despondisti, diicani; sin est, ut uelis
Manere illam aputf te, dos hic nianeat, Demipho.
Nam ndn est aequom me propter uos decipi,
35 Quom ego uestri honoris causa repudium alterae
Remiserim, quae ddtis tantundem dabat.
De. In' in malam rem hinc cum fstac niagnificentia,
Fugitme? Etiam nunc credis te ignorarier
915
920
9-25
930
me insimulare falso facinus tam
malum), sondern auch die des
Verlangens (vgl. zu V. 151), des
Gewahrens, Schenkens (vgl. V. 947
Argentum . . condonamus te) u. dgl.
ein personliches und ein sachliches
Objekt im Acc. zu sich nehmen
konnen; s. Holtze a. 0. I, 286 ff.
Uberhaupt ist der Gebrauch eines
sachlichen Acc. (auch bei Intransit.)
in vorklassischer Zeit ausgedehnter,
als Draeger, Hist. Synt. I2, 358
zugiebt.
*V. 915. Satis superbe: s. Anh.
V. 922 rescribi: von demWechs-
ler {xQa-ns^irr^, tarpessita), welcher
vorher die betreffende Summe auf
Demiphos Konto dem Phormio zu-
geschrieben hatte. Solchen Wechs-
lern, welche auf dem Markte ihre
Pliitze hatten, iibergaben Besitzende
in der Regel ihr Barvermogen ganz
oder teilweise zur Verwaltung, um
Zahlungen auf sie anweisen oder
bei ihnen umschreiben (SiayQcccpsiv,
discribere) zu konnen (s. Hemiann-
Bliinmer, Griech. Antiq. IV, 454 f).
Mit Rucksickt auf V. 714 ist hier
anzunehmen, dafs Deraipho das von
Hause mitgebrachte bare Geld zu-
niichst bei seinem Wechsler fitr
Phormio eingezahlt hat.
*V. 923. Quodne: das Relativ mit
angehangter Fragepartikel leitet
einen ironischen Einwurf ein (fwohl
das' oder fmeinst du das . .?'). —
Die Betonung illis auch Haut. 642
(daselbst Abl.), an unserer St. ist
sie durch die Enklisis des Relati-
vums veranlafst.
V. 925 sin est, ut uelis (fwenn
es aber wahr ist, dafs'), nachdrucks-
volle Umschreibung des einfachen
Gedankens (sin uis) ; vgl. Hec. 558 f.
si est, ut dicat uelle se, Hedde; sin
est autem, ut nolit u. V. 270.
V. 928 f. Quom . . Bemiserim :
der Konj. bei kausalem quom be-
sonders in indirekter Rede, obwohl
auch schon in der direkten. S.
Liibbert, Gramm. Stud. II, 130;
vgl. V. 22 f. — uestri honoris causa:
boshaft; den Alten erschien es
namlich als Schande, eine arme
Schwiegertochter in der Familie
zu haben. — alterae: s. S. 61.
V. 930. Das erste In' steht fiir
Isne (von eo). — magnificentia:
rGrofsthuerei', gelegentlich auch
bei Cic. und Tac. in ganz ahnlicher
tadelnder Bedeutung; vgl. Eun. 741
meptiam et magnifica uerba.
Hier wie schon V. 902 zeigt sich
Demipho seinem Charakter gemafs
aufbrausend. — S. Anh.
V. 931. Fugitiue: ein Schimpf-
wort , welches zunachst nur fiir
Sklaven pafst (s. Eun. 669), aber
172
PHORMIO
[V 8, 39—56
Aut tiia facta adeo? Ph. Inritor. De. Tune hanc duceres,
Si tibi daretur? Ph. Fac periclum. De. Vt filius 4
Cum illa habitet apurZ te: hoc uestrum consiliiim fuit.
935 Ph. Quaesd quid narras? De. Qurh tu mi argentiim cedo.
Ph. Immo uero uxorem tu cedo. De. In ius ambula!
Ph. Enim uero si porro esse odiosi pergitis . .
De. Quid facies? Ph. Egone? Vos me indotatis modo i
Patrdcinari fdrtasse arbitramini;
940 Etiam dotatis sdleo. Ch. Quid id nostra? Ph. Nihil.
Hic quandam noram, quoius uir uxorem . . Ch. Hem.
De. Quid est?
Ph. Lemni habuit aliam, Ch. Niillus sum. Ph. ex qua filiam
Suscepit; et eam clam educat. Ch. Sepiiltus sum.
Ph. Haec adeo ego illi iam denarrabo. Ch. Obsecro,
945 Ne facias. Ph. Oh, tune is eras? De. Vt ludds facit!
Ch. Missiim te facimus. Ph. Fabulae. Ch. Quid uis tibi?
Argentum, quod habes, cdndonamus te. Ph. Aiidio.
Quid uds malum ergo me sic ludificamini
Inepti uestra piierili sententia?
50
55
auch gegen solche angewandt wird,
welche man jenen gleichstellt ; vgl.
Plaut. Pseud. 365.
V. 932 adeo wie V. 906; vgl.
Th. Braune, Obseru. gramm., S. 29 f.
V. 933 f. Vt filim . . . apud te:
erg. hanc ducere uis.
V. 936. Immo uero: vgl. S. 50,
Anm. 1 und Anh. — In ius ambula :
vgl. Curc. 621; ahnl. V. 981 In ius
eamus! Dies istdiegewohnlicheFor-
mel, mit der ein Romer in Gegen-
wart eines Dritten, den er zum
Zeugen anrufen (' ' antestari'') mufste,
einen Privatprozefs gultig einleitete.
*V. 937. Enimuero: an der Spitze
des mit Entriistung ausgesproche-
nen Satzes, wie z. B. Cic. Verr.
act. sec. I, 66 Enim uero ferendum
hoc qtiidem non est; vgl. zu V. 113.
S. Anh. — odiosi: Bedeutung s. zu
V. 849.
V. 938 indotatis und V. 940 do-
tatis (zunachst auf Nausistrata zu
beziehen) sind substantivierte Fe-
minina; vgl. zu V. 298.
V. 943 educat: nur hier bei Ter.,
sonst educere, z. B. Ad. 48 Eduxi
a paruolo, 875.
*V. 944 denarrare (i^r}yslo^c:i ■.
'vom Anfang bis zum Ende, haar-
klein erzahlen', erscheint noch bei
Hor. Sat. II 3, 315 f. matri denarrat,
ut ingens Belua cognatos eliserit
und Gell. I 23, 12 rem, sicut fuerat.
denarrat.
V. 945 Judos facere: Theater spie-
len, sein Spiel treiben'.
V. 946 fabulae: vgl. V. 492.
V. 947. Argentum . . condonamm
te: vgl. Eun. 17 Habeo alia multa,
quae nunc condonabitur ; Hec. 849
Egone te pro hoc nuntio quid do-
nem? und V. 914.
V. 948 ff. Uber die neue Wen-
dung, welche die Handlung durch
Phormios Vorgehen erhalt, s. S. 72.
— malum: b. V. 723.
*V. 949 puerili sententia: das Sub-
stantiv ist wie in der Wendung
sententiam mutare (And. 393, Hec.
569) und in mulieres stmt ferme ut
pueri leui sententia Hec. 312
(vgl. acta . . illa res est animo uirili,
consilio puerili Cio. ad Att.
XIV 21, 3) nicht als Teste An-
sicht, Urteil, Entscheidung', son-
dern als fWillensmeinung, Sinn'
(so auch V. 454) zu fassen, also
in Verbindung mit puerili und
inepti als sinnesverwandt mit in-
constantia. S. Anh.
V 8, 57—75]
PHORMIO
173
Nolo uolo; uolo nolo rursum; cape cedo; 950
Quocl dictum, indictumst; quod modo erat ratum, mritumst.
Ch. Quo pacto aut unde hic haec resciuit? De. Nescio;
60 Nisi me dixisse nemini certo scio.
Ch. Monstri, ffca me di ament, sfmile. Ph. Inieci scriipulum.
De. Heni,
Hicme ut a nobis hoc tantum argenti auferat
Tam aperte inridens? Emori hercle satius est.
Animo uirili praesentique ut sis para:
65 Vides tuom peccatum esse elatum foras
Neque iam fd celare posse te uxorein tuam.
Nunc qudd ipsa ex aliis aiiditura sft, Chreme,
Id nosmet indicare placabilius est;
Tum hunc mpuratum poterimus nostro modo
70 Ylcisci. Ph. Attat, nisi mi prospicio, haereo
Hi gladiatorio animo ad me adfectant uiam.
Ch. At uereor, ut placari possit. De. Bono animo es:
Ego redigam uos in gratiam, hoc fretiis, Chreme,
Quom e medio excessit, unde haec susceptast tibi.
75 Ph. Itane agitis mecum? Satis astute adgredimini.
955
9G0
965
V. 950. Zu beachten ist derWech-
sel im Versaccent bei Wiederholung
derselben Worter. Die Art der
Wiederholung, vielleicht auch die
Versgattung sind mafsgebend bei
der Frage, ob wiederholte Worter
die gleiche oder eine verschiedene
Betonung im Verse erhalten.
V. 952 hic haec, wie die g haben (A :
haec hic), ist die regebrechte Wort-
stellung. Wenn. verschiedene Ca-
sus desselben Pronomens in einem
Satze vorkommen, so steht der
Nomin. gewohnlich vor allen Casus
und der Accus. vor den iibrigen
Casus obl.; Ausnahmen sind nur
unter bestimmten Bedingungen zu-
gelassen (vgl. Rein, De pron. ap.
Ter. colloc., S. 33 ff.).
V. 954. Momtrum: fdas Mahn-
zeichen, Wunder' (ein aufsergewohn-
liches, fiir iibernatiirlich gehaltenes,
Furcht erregendes Ereignis), s. V.
705. — *serupulus, Demin. von
serupus, fspitzes Steinchen' (Paul.
exc. Fest. S. 332 M., 495 Th.; vgl.
scruposa uia Plaut. Capt. 185); die
iibertragene Wendung inicere SCTU-
fyulwm (ebenso Ad. 228 Inieei scru-
pulum homini, Cic. Cluent. 76) er-
innert noch an die Grundbedeutung ;
vgl. auch V. 1019 qui fuit in re
hac scrup., And. 940 scr. mi etiam
unus restat, qui me male habet,
ferner scrupulum euellere und exi-
mere bei Cic. Sext. Rosc. 6 und in
Plin. Epist. III 17, 2.
* V. 955. Hicmeut: s. Anh.zuV. 210.
*V. 956 satius est: Bedeutung vgl.
V. 797.
V. 957. Animo . . praesenti (cge-
fafst'): vgl. Eun. 769 Fac animo
haec praesenti dicas.
*V. 958 tuom peccatum: s. Anh.
V. 963. tjber den Hiatus beim
Personenwechsel vor attat vgl.V. 146.
— haereo: vollstandiger V. 780 in
. . luto haesitas. — Es ist anzuneh-
men, dafs Demipho mit Chremes
so laut verhandelt, dafs Phormio
es horen kann; an die Moglichkeit
eines Vorgehens, wie Phormio es
in der Folge einschlagt, dachten
sie nicht.
*V. 964 gladiatorio animo: rom.
Bild, vgl. V. 72 und 230.
V. 9i; 7. Quom . . excessit: das ex-
plikative quom mit dem Indik. ist
sntlich bei Plautus sehr beliebt,
kommt aber auch bei Ter. wieder-
holl vor (s. Ed. Liibbert, Gramm.
Stud. II, 95—108).
174
PHORMIO
[V 8, 76—87
Non hercle ex re istius me fhstigasti, Dernipho.
Ain tu? iibi; quae lwbitum. fiierit, peregre feceris
Neque huius sis ueritus feminae primariae,
Quin nouo moclo ei faceres contumeliam,
Venias nunc precibus laiitum peccatum tuom? 8
Hisce ego illam dictis fta tibi incensam dabo,
Vt ne restinguas, lacrninis si exstillaueris.
De. Malum quod isti di deaeque omnes duint!
Tantane adfectum quemquam esse hominem audacia!
Non hoc publicitus scelus hinc asportarier 8
In solas terras! Ch. In id redactus siirn loci,
980 Vt quid agam cum illo nesciam prorsum. De. Ego scio:
970
975
V. 969 istius: zweisilbig; s. S. 61.
V. 970. Ain tu? urspriinglich nur
zurFeststellung, ob der Fragendegut
gehort hat, dann aber auch wie hier
zur Einleitung einer unwilligen Ent-
gegnung (frneinst du?'); vgl. Plaut.
Asin. 812, Pseud. 218. — lubitum
fuerit: uber diesen Konjunktiv und
feceris vgl. V. 60 f. ; s. auch V. 516.
V. 971 huius sis ueritus feminae
primariae: den kausalen Genetiv
hat die Umgangssprache vereinzelt
bei uereri nach Analogie von pudet;
vgl. Cic. ad Att. VIII 4, 1 u. Non. S.
496f.,wo St. aus Pacuvius (V. 183 R. :
Cuius (mey ueretur maxume) und
Accius (V. 76: Si tui ueretur te pro-
genitoris, cedo) angefuhrt werden.
V. 972 nouo modo: Apollodor
scheint hier selbst durch den Mund
Phormios auf die Neuheit des Mo-
tivs von der heimlichen Doppelehe
aufmerksam zu machen. Ahnlich
Plaut. Cas. 860 f. Nec fallaciam astu-
tiorem ullus fecit Poeta atque ut
haec est fabre facta ab nobis. —
*nouo modo steht formell statt des
fehlenden Adverbs von nouus, vgl.
Plaut. Mil. 624, Trin. 141. Ahn-
liche Umschreibungen sind miris,
multi(s), omnibus, indignis, malis,
miseris modis (z. B. Hec. 179, 280,
701, Eun. 710, 955; vgl. V. 688 und
Wolfllin, Arcb. VIII, 144 f.).
V. 974 incensam dabo: vgl. V. 559.
*V. 975 exstillare: s. Plaut. Pseud.
818 oculi ut ex^sytiUent facit.
*V. 976. Eine auch Plaut.Most.655
erscheinendeVerwunschungsformel;
ahnl. V. 123, 519. Der Vers scheint
eher eine dem Volksmund entlehnte
Redensart als eine direkte Plautus-
reminiscenz, von denen sich bei
Ter., falls nicht schon die Original-
verse ubereinstimrnten, allerdings
mehrere finden (vgl. z. B. Eun. 801
mit Plaut. Capt. 800, Ad. 35 ff. mit
Mil. 719 ff., Haut. 236 mit Bacch.
679). — Malum ist hier kaum eine
selbstandigeVerwunschung, an wel-
che sich der Relativsatz anschliefst,
sondern quod wird wie Plaut. Amph.
563 f. Malum quod tibi di dabunt und
Pseud.ll30mitLorenz zurMost.655
als Pron. indef. zu fassen sein.
V. 977 f. Wenn mehrere aeeus.
c. inf. als Ausrufe aufeinander fol-
gen, steht haufig nur beim ersten
ne; vgl. Bd. H, Anm. zu V. 304
(auch oben zu V. 232 f.). — *q%iem-
quam . . hommem : diese Verbindung
steht besonders in unwilligen Aus-
rufen und Fragen, vgl. And. 245
. Ideon hominem esse . . infelicem qucm-
quam, ut ego sum! ; iiber die Lihn-
liche Verbindung nemo quisquam
s. zu V. 80.
* V. 978. Zum C4edanken der staat-
HchenVerschickungvonVerbrechern
vgl.Plaut.Trin.548ff. Malos in quem
(agrum) omnes publice mitti decet;
Sicut fortunatorum memorant msu*
/<is. (L)t<<> cuncti, qui aetatem egerint
caste suam, Conueniant : contra istoc
detrudi maleficos Aequom uidetur,
qui quidem istius sit modi.
V. 980 ff. wird durch den Hin-
blick auf die griech. und rom.
Rechtsverhaltnisse erkliirlich. Falls
jemand der Vorladung (in ius uo-
catio, 7iQogTiXv6ig) keine Folge lei-
stete, hatte sein Gegner (so auch
V 8, 88—9, 1]
PHORMIO
175
In iiis eamus! Ph. In ius? Huc7 si quid lubet.
Ch. Adsequere, retine, diim ego huc seruos euoco.
90 De. Enim nequeo solus: accurre. Ph. Vna iniiiriast
Teciim. De. Lege agito ergo. Ph. Alterast teciim, Chreme.
Ch. Rape hunc. Ph. Sic agitis? Enim uero uocest opus: 985
Nausistrata, exi! Ch. Os dpprime: inpuriim uide
Quantiim ualet. Ph. Nausistrata! inquam. De. Non taces?
9oPh. Taceam? De. Nisi sequitur, piignos in uentrem fngere.
Ph. Vel oculum exsculpe: est libi uos ulciscar probe.
Navsistrata Chremes Demipho Phormio
Mvlier Senes II Parasitvs
v 9Na. Qui nominat me? Heni, quid istuc turbaest, obsecro, 990
im Zwolftafelgesetze) das Recht der
manns iniectio (%hqc<s icpisvai, ein
Erbstiick der urspriinglichen Selbst-
hilfe) und durfte jenen mit Gewalt
vor den Richter fiihren ((ad prue-
toris seJlani' nach Don. zu V. 981,
rapere fschleppen' V. 985). Vgl.
Ihering, Geist des Rom. Rechts I3,
S. 150 ff., 157 f.; B. W.Leist, Graco-
ital. Rechtsgesch. (1884). Demipho
hoffte, Chremes wenigstens fiir
einige Zeit von Phormio zu befreien.
— agam cum illo: vgl. res miJii est
cum aliquo und Holtze a. 0. 1, 96 f.
V. 981 Jiuc: Phormio geht auf
Chremes' Haus zu.
V. 982 ff. Chremes lauft in seiner
Angst auf das Haus Demiphos zu,
um von da Sklaven herauszuholen;
sein Bruder soll einstweilen Phor-
mio zuriickhalten. Demipho kann
das allein nicht und ruft Chremes
zuriick (V. 983 accurre). Phormio,
an den zuerst Demipho, sodann
Chremes gewaltsam Hand angelegt
hat, stellt dies V. 983 f. fiir eine
etwaige Siy.ri uixiag fest (s. Meier u.
Schoemann, Att. Proz., S. 547 ff.).
V. 983. *Enim: vgl. V. 113. —
Vna iniuriast Tecum: fid est actio
iniuriarum ex lege' (Don. zur St.);
vgl. Weiske, Rechtslex. V, 864—867.
V. 984. Lege agito ergo: ''verkln^'
mich also' ; vgl. V. 980 ff. und Dom,
derzurSt.bemerkt: 'Legeagito' dice-
batur ei, cuius intentio contempti-
bilis aduersario uidebatur.
V. 986. Os opprime: Chremes er-
hoht zugleich selbst seine An-
strengungen, stofst dabei aber auf
Phormios kraftigen Widerstand. —
*inpurum ist kaum mit os zu ver-
binden, da Ter. zwar das Masc.
und Fem. eines Adjekt. (oder Par-
tic.) fast nur in generellem Sinne
substantiviert (vgl. V. 298), aber,
wie V. 372 Pergin ero abseitti male
loqui, inpwrisswme? zeigt, dieses
Adjektiv bereits als Substantiv ge-
braucht. Auch verbindet sich in-
purus an allen Stellen bei Ter. nur
mit personlichen Begriffen (vgl.
z. B. V. 83, Ad. 183, 360 u. s. w.).
Zur beliebten Prolepsis inpwrwm
uide Qnantum ualet vgl. z.B.Plaut.
Mil. 1045 Viden tu ignauom at sese
infert? und Anm. zu V. 354. S. Anh.
*V. 989. Vel oculum exsculpe : Dz.*
erklarte, fdafs Phormio in gleicher
Weise einiiugig zu denken ist, wie
der Curculio des Plautus (s. Curc.
392 ff, anders bei Suet. Reiff. S.ll);
die gefahrliche Seite seines Berufes
wurde damit angedeutet. Beim
Fehlen von Masken konnte ein
Auge verbunden werden'. Weit
wahrscheinlicher aber geht oculwm
auf ein Auge (von beiden vorhan-
denen) wie Plaut. Pseud. 510 Ecli-
dito mihi hercle oculum, Men. 156
oculum ecfodito (s. Brix-Niemeyer
zur St.); vgl. ferner V. 868 aurem
admoui, Ad. 781 und Haut. 565
abstmere manwm.
V. 990. Nausistrata tritt aus
ihrem Hause.
176
PHORMIO
[V 9, 2—20
Mi mr? Ph. Ehem, quid nunc dbstipuisti? Na. Quis hic
homost?
Non mihi respondes? Ph. Hicine ut tibi respdndeat,
Qui hercle ubi sit nescit? Ch. Caue isti quicquam credwas.
Ph. Abi, tange; si non tdtus friget, me eniea.
995 Ch. Nihil est. Na. Quid ergo? qufd istic narrat? Ph. Iain scies:
Ausculta. Ch. Pergin credere? Na. Quid ego dbsecro
Huic credam, qui nihil dixit? Ph. Delirat miser
Timdre. Na. Non pol temerest, quod tu tam times.
Ch. Egon timeo? Ph. Recte sane: quando nihil times,
1000 Et hoc nfhil est, quod ego dico, tu narra. De. Scelus,
Tibi narret? Ph. Ohe tu7 factumst abs te sedulo
Pro fratre. Na. Mi uir, udn mihi dices? Ch. At . .
Na. Quid fat'?
Ch. Non dpus est dicto. Ph. Tibi quidem; at scito huic opust:
In Lenmo Na. Hem, quid ais? Ch. Ndn taces? Ph. clam
te Ch. Ei mihi!
1005 Ph. Vxdrem duxit. Na. Mi homo, di meliiis duint!
Ph. Sic factumst. Na. Perii misera. Ph. Et inde filiam
Suscepit iam unam, dum tu dormis. Ch. Quid agimus?
Na. Pro di fmmortales; facinus miserandum et malum!
Ph. Hoc actumst. Na. An quicquam hddiest factum indignius?
20
V. 991. Mi uir ist die stehende
Anrede der Ehefrau an ihren Mann
(s. S. Brandt, Rh. Mus. XXXIV, 584,
Anm. 2). — *Aus rnetrischen und
sachlichen Griinden ist hier ehem
(s, hem: A) richtig, s. V. 375. — ob-
stipuisti : so und nicht obstup. lautet
auch, wo sonst das Wort bei Ter. vor-
kommt, Ad. 613 u. And. 256 (s.Schol.
Bemb.), die beste Uberlieferung.
V. 993 creduas: s. S. 64.
*V. 994. Ahi, ttmge: der Impera-
tiv abi kommt in der Umgangs-
sprache manchmal (wie unser fgeh!'
oder das franz. va) einer Interjek-
tion nahe; in freundlichem Tone
(etwa gleich fei!, gut!') auch Ad.
bMLaudo: Ctesipho, patrissas ; abi,
uirum te iudico, Ad. 765; arger-
lich (fgehfort, pack'dich, hinweg!'):
V. 59 abi sis, insciens, Ad. 220, 620,
Eun. 221.
V. 999. Eecte sane: ironisch das
Gesagte (daJ's ChremeB Bich nicht
fiirchte) besfatigend.
V. 1001. Tibi, insofern Phormio
zum Erziihlen aufgefordert hat.
V. 1004. Uber die Personenver-
teilung s. Anh. — *hem, quid ais?
vgl. V. 195. — * clam (verwandt
mit celare): hier nicht Adverbium
wie V. 943 und in der klassischen
Prosa, sondern als Praposition mit
Accus. gebraucht wie Hec. 681
clam te, Haut. 98 clam me, 118 u. a.;
bei Plaut. noch ofter.
V. 1005. Mi homo: eine Vertrau-
lichkeit der (an Pkormio gerichte-
ten) Anrede, welche durch die Auf-
regung des Augenblicks zu erklii-
ren ist (vgl. auch Don. zur St.).
*V. 1007 dormire: fibertr. fun-
thatig, unbesorgt, unbekiimmert
sein' , so auch Ad. 693 credt bas
dormienti haec Hbi confectu/ros deos?,
Haut. 730, Cic, Verr. V, 180; noch
niit Anlfhnung an die bei Plaut.
gewohnliche eigentliche Bedeutung
llaut. 342 In aurem wtramuis
Utdormias (^»' aacpOTega -/.ci&svdtiv,
niiml. ra mxcc).
V. 1009. Hoc actumst (fdies ist
gethan, erledigt') nimmt hohnisch
Bezug auf die Frage des Chremes
V". 1007 Quid agimus?
V 9, 21—30]
PHORMIO
177
Qui nii, ubi ad uxores uentumst, tuni fiunt senes! 1010
Deniipho, te appello; nani cum hoc lpso distaedet loqui:
Haecine erant itiones crebrae et mansiones dfutinae
Lemni? Haecine erat ea; quae nostros mmuit fructus, uilitas?
25 De. Ego, Nausistrata, esse in Eac re ciilpam meritum non nego:
Sed ea quin sit fgnoscenda? Ph. Verba fiunt mortuo. 1015
De. Nam neque neclegentia tua neque odio id fecit tuo.
Vmolentus fere abhinc annos qumdecim mulierculam
Eam eompressit, linde haec uatast; neque postilla imiquam
attigit.
Ea mortem obiit, e medio abiit qui fuit in re hac scriipulus.
V. 1010. Der Relativsatz bezieht
sich auf ein vorschwebencles Em
uiros. — mi: ethischer Dativ; s.
Holtze a. 0. I, 351. — *Trollig und
ganz in der Art der neueren Ko-
modie ist es, dafs dies den Haupt-
grund fur Nausistratas Klagen bil-
det, vgl. Plaut. Asin. 872 ff.
V. 1011. Mit der Anrede an De-
mipho tritt ein Wechsel imMetrum
ein. Ahnliche Ubergange von Senar-
partien zu musikalischen mitten in
einer Scene sind namentlich bei
Ter. haufig (s. 'N. Jahrb. 1871,
S. 822, Anm. 11); selbst mitten in
der Rede derselben Person findet,
wie oben, ein solcher Wechsel statt
(z. B. Ad. 227 f. u. 678 f). — distae-
det: ein der Umgangssprache ent-
lehntes Kompositum (s. Charis. Gr.
L. I, 198 K. rdis pro ualde', also)
fes verdriefst vollig, widert an', vgl.
Plaut. Amph.50-3; ahnl. Most. 1166,
Eun. 832 dispudet, ferner Haut. 404
disperii, Ad. 610 discrucior u. a.
V. 1012 itiones . . mansiones : Ab-
strakta werden bei den Komikern
zahlreich im Plural gebraucht;
vgl. Holtze a. O. I, 17 f, Draeger,
Hist. Synt. P, 10 ff. u. Studem. Stud.
I, Prooem. S. VII, Anm. — *mansio
wohl hier zuerst ; s. Turpil. V. 1 71 (R.).
*V. 1013. Haecine: s. Anh. zu V.
210; beachte auch die wirkungs-
volle Anaphora.
V. 1014. Dafs mit dem Subjekts-
accusativ zu meritum der direkte
liinweis auf Chrernes fehlt, ist
schonend fiir diesen.
V. 1015. Sed ea quin sit ignoscouln .
quin wird hier in der Regel durch
die Erganzung von negare non /<"-
Terentius, Phormio, 3. Auflago.
teris, nemo negauerit (Faemus bei
Bentl, Westerhof zur St.), non
negabis (Holtze a. 0. H, 179) oder
dgl. erklart. Dz.2 hiilt dies gram-
matisch fur ebenso unmoglich wie
Umpfenbachs Annahme einer voll-
stitndigen Aposiopesis. Nach ihm
gehort zu Sed ganz regelmafsig
nego eum culpam meritum esse;
dann bedeutet der Satz: faber
(ich leugne, dafs er eine begangen
hat), welche nicht . .'. *Doch un-
gezwungener lafst sich (auch mit
Dz.2) an einen dir. Fragesatz den-
ken; vgl. fur quin? V. 209, 429 f.,
Haut. 832 und zum dubitat. Kon-
junktiv Eun. 674 Quidni haoeam?,
Cic. Cat. IV, 2 cur ego non laeter?,
ferner Plaut. Amph. 559 f. Tamen
quin loquar , Nwmquam . . me
potes deterrere (eig. T. qu. I. ? N. . .),
und zu V. 272. — Verba fiunt mor-
tuo: die wohlwollenden, entschul-
digenden Worte Demiphos werden
mit der iiblichen laudatio fwnebris
verglichen. Dies soll sowohl den
wirklichen Wert der Entschuldi-
gung als auch den Zustand des
vollig vernichteten Chremes charak-
terisieren (vgl. V. 994, 997, 1026).
Mit denselben Worten wird bei
Plaut. Poen. 840 die Schmahrede
eines Sklaven auf seinen abwesen-
den Herrn ironisch mit einer Lei-
chenrede verglichen: uerba facit
emortuo. Bentl. bezieht mortuo auf
Nausistrata, die gleich einem Toten
fiir die Rede Demiphos vollig un-
zuganglich sei, doch entspricht dies
nicht der gew. Bedeutung der Worte.
*V. 1019 abiit scrupulus: vgl. V.
781,954 u.Liv. II 52, 1 timor....abiit.
12
178
PHORMIO
[V 9, 31—40
1020 Quam db rem te oro, ut alia facta tiia sunt, aequo animo
hdc feras.
Na. Quid ego aequo animo? Ciipio misera in hac re iam
defiingier;
Sed quid sperem? aetate porro ruinus peccaturiim putem?
Iam tum erat senex, senectus si uerecundds facit.
An mea forma atque aetas nunc magis expetendast, De- 35
mipho?
1025 Quid mi hic adfers, quam db rem exspectem aut sperem
porro ndn fore?
Ph. Exsequias Chremeti quibus est cdmmodum ire, em tem-
pus est!
Sic dabo: age nunc Phdrmionem qui uolet lacessito:
Faxo tali sit mactatus atque hic est infortiinio.
Redeat sane in gratiam iam: supplici satis est mihi. i&
V. 1021 defungier: fvollig zu
Ende, zur Ruhe kommen, abschlie-
fsen' ; vgl. Eun. 15 Defunctus iam
sum, nihil est, quod dicat mihi;
Ad. 507 f. steht unpersonlich: uti-
nam hic sit modo Defunctum! S.
Anh.
*V. 1022. Sed quid sperem? Nau-
sistrata wunscht in der bosen
Sache nunmehr vollig zum Ab-
schlufs zu kommen; sie erklart
aber ihre Lage fiir hoifnungslos.
Denn ihr Mann werde sich weiter-
hin nicht bessei*n, und von Demi-
pho konne fiir dessen weiteres
Wohlverhalten keine Gewahr ge-
boten werden. Nach diesen Aufse-
rungen liegt der Gedanke an die
Scheidung nahe.
V. 1026. Exsequias alicui ire ist
der formelhafte Ausdruck fiir das
Geleiten eines Leichenbegiingnisses.
Die Worte enthalten wohl die in
Kom vibliche Aufforderung des Aus-
rufers zur Teilnahme an einem
offentlichenLeichenzuge. ZumDativ
vgl. auch die Wendung aus der Di-
dask. zur Hec. relata est L. Aemilio
Paalo ludis funeraUbus und V. 872.
V. 1020 ff. spricht Phormio natiir-
lich zu den Zuschauem gewendet.
*V. 1027. Sic dabo: fso werde
ich's geben, machen' (namlich:
jedem Widersacher) ; vgl. Plaut.
Pseud. 155 em sic datur, si quis
erum seruos spernit (fast = sic fit).
Dare niihert sich namlich in der
Volkssprache manchmal einem fa-
cere oder agere dem Sinne nach,
so in der Verbindung mit einem
modalen Adverb, z. B. auch Plaut.
Asin. 439 Sic dedero (Capt. 494
sic egero); ebenso mit dem Neutr.
des Pron. verbunden: Eun. 301
huius rabies quae dabit ('anstelleu,
anstiften') und Hec. 869 (vgl. Langen,
Beitr. S. 215 ff. und Thielmann,
Da,s Verbum dare, S. 50).
V. 1028. *Faxo tali sit mactatus
. . . infortunio : der Opfersprache ent-
lehnt, wie Plaut. Amph. 1034 Me.
Sacrufico ego tibi. Am. Qui? Me. Quia
enim te macto infortunio, Novius V.
39 (R.), Cic. Cat. I, 27 Nonne hunc —
summo supplicio mactari imperabis?,
iihnl. Cic. Vat. 36, Liv. X 28, 13. -
*Zum vulgiiren euphemistischen in-
fortunium TJnheil' vgl. Plaut. Merc.
21 Magno atque solido multat in-
fortunio; Atl. 178 ferres infortunium,
Haut. 668, Liv. I 50, 9 u. a. — est
ist natiirl. verkiirzt nach dem ein-
silbigen hlc; vgl. S. 52 und Anh.
*V. 1029. Da Chremes die Jam-
mergestalt eines gerichteten Siin-
ders darbietet, kann Phormio iiber
seinen volligen Triumplifrohlocken:
er droht jedem Beleidiger mit
gleicher Rache. Doch hat er sein
Miitchen an Chremes bereits ge-
kiihlt und schUi^t nun einen ver-
V 9, 41—53]
PHORMIO
179
Habet haec, ei quocl, duni uiuat, ilsque ad aurem ogganniat. 1030
Na. At meo merito credo. Quid ego nunc commemorem, De-
mipho,
Smgulatim, qualis ego in «hunc fuerim? De. Noui aeque
omnia
Tecum. Na. Merito lioc meo uidetur factum? De. Minime
gentium.
Verum iani, quando accusando fieri infectum non potest,
Ignosee: orat, confitetur, piirgat: quid uis amplius? 1035
Ph. Enim uero prius quam haec dat ueniam, mihi prospiciam
et Phaedriae.
Heus Nausistrata, prius quam huic respondes temere, audi!
Na. Quid est?
Ph. Ego minas trigfhta per fallaciam ab illoc abstuli:
Eas dedi tuo gnato; is pro sua amica lenoni dedit.
Ch. Hem, quid ais? Na. Adeon indignum hoc til)i uidetur, 1040
filius
Homo adulescens si habet unam amfcaia, tu uxores duas?
Nihil pudere? quo dre illum obiurgabis? Responde mihi.
sohnlicheren Ton an, indem er
leiser spricht: Redeat sane (nicht
besfatigend , sondern, wie sonst
oft: rimmerhin , meinetwegen') in
gratiam iam: supplici satis est mihi.
S. Anh.
*V. 1030. Mit haec weist Phormio
auf die lebhaft und erbittert gesti-
kulierende Nausistrata hin, welche,
ohne (auf ihre rhetorischen Fragen)
eine eigentliche Antwort gewiinscht
oder erhalten zu haben, mit V.
1031 ff. ihre Vorwurfe, gegen De-
mipho gewendet, fortsetzt. — usque
mit ogganiat zu verbinden, wie es
auch sonst nicht selten mit Verben,
die einen Laut oder Ton bezeich-
nen, verkniipft wird, vgl. Mart. V
60, 1 Allatres licet usque nos et
usque; ahulich Plaut. Asin. 39 us-
que ex(s~}crea. Hierbei driickt usque
hyperbolisch eine sich immer er-
neuernde, ununterbrochen wieder-
holende Thatigkeit aus (in wirk-
sanieni Gegensatze zu Demiphos
Aufserung V. 1020); vgl. V. 249
und Thielmann, Wolfflins Arch. V,
445. — ogganire: fvorbelfern', vgl.
Plaut. Asin. 422 Quin centies eadem
. . ogganiam, mit in aurem mulieris
verbunden Apul. Met. II. 2.
V. 1031. *At meo merito cr.: zur
ironischen Wendung ist factum zu
erganzen. Die Durchfiihrung des
mit Quid ego nunc commemorem? an-
gedeuteten, psychologisch begriin-
deten Eigenlobes seitens der tief-
gekrankten Gattin bleibt uns durch
Demiphos Antwort 1032 f. erspart;
fiir diese Kiirzung sprachen kiinst-
lerische und (weil gegen Schlufs des
Stuckes1) biihnentechnische Griinde.
— Quid ego nunc commemorem?
hinsichtlich Stellung und Betonung
vgl. And. 012 Nam quid ego nunc
dicam patri? und V. 685 Quid ego
narrem? S. ferner Eun. 1044 Quid
commemorem?
V. 1032 f. aeque . . cum gehort
ebenso wie iuxta, simul . . cum der
Umgangssprache an ; s. Hand, Turs. I,
193, II, 140 und Holtze a. O. I, 91 f.
*V. 1033. Minime gentium: starke
volkstiimliche Verneinung cnicht in
aller Welt, nimmennehr' ; s. Ad.
342, Plaut. Merc. 419. Ahnlich
nusquam gentium, ubi (unde, quo)
(jrtitilttl ?
V. 1037. Nausistratd: vgl. So-
phrond in V. 865.
V. 1038. Zur Casur vgl. S. 40.
*V 1040. Adeon: s. Anh.
12*
180
PHORMIO
[V 9, 54—64
De. Faciet, ut uoles. Na. Immo ut meam iam scias sen-
tentiam,
Neque ego ignosco neque promitto quicquam neque re
spondeo,
1045 Prius quam gnatum uidero; eius iudicio permitto omnia:
Quod is iubebit faciam. Ph. Mulier sapiens es; Nau-
sistrata.
Na. Satin tibist? <(De. Ita. Ch.> Immo uero piilchre discedo
et probe
Et praeter spem. Na. Tu tuom nomen dic mihi quid s/t.
Ph. Phormio:
Vestrae familiae hercle arnims et tuo summus Phaedriae. eo
1050 Na. Phormio, at ego ecastor posthac tibi7 quod potero, qudd
uoles
Faciamque et dicam. Ph. Benigne dicis. Na. Pol meri-
titmst tuom.
Ph. Vin primum hodie facere quod ego gaiideam, Nausi-
strata,
Et quod tuo uiro oculi doleant? Na. Ciipio. Ph. Me ad
cenam uoca!
V. 1045 f. Wie das Urteil Phae-
drias ausfallen wird, konnte der
Dichter fiiglich die Zuschauer er-
raten lassen. Seine Anwesenheit
neben den vier vorhandenen Per-
sonen war unnotig.
V. 1047 *puhhre discedo et probe:
bildlich wie Plaut. Stich. 395 sane
discessisti non bene (rdu bist nicht
gut weggekomruen'); vgl. zu V. 773.
— S. Anh.
V. 1048 quid sit: in Fragen nach
dem Namen einer Person ist die
regelmafsige Pronominalform der
Umgangssprache quid (A; nicht
quod s); die Beispiele s. bei Ed.
Becker, Studem. Stud. I 170, Anm. 3.
Ebenda ist S. 167 ff. im Zusammen-
hang nachgewiesen, dafs der Konj.
im Nebensatz stehen mufs, da das
Yerhaltnis der beiden Satze nicht
als ein parataktisches aufgefafst
werden kann. — *Zur Prolepsis
vgl. Plaut. Most. 661 Dicam: sed
nomen domini quaero quid siei;
Bacch. 555 Dic modo hommem gui
sit (fraglich Rud. 1163), s. auch
V. 354. S. Anh.
*V. 1049 cmicus . . sunwnits: 3.
V. 35.
V. 1050 ecastor: vgl. V. 574. -
quod potero, quod uoles: die beiden
Relativsatze stehen in verschiede-
nem Verhaltnis zum Hauptsatze
(vgl. z. B. Ad. 53); zu quod potero
s. V. 478.
IV. 1051 que — et: bei gegensei-
tiger Verbindung auch noch Ad. 64
praeter aequomque et bonum, And.
676 twctisque et dies, Eun. 876 acci-
pioque et uolo, Hec. 488 Amoque et
laudo et . . desidero, Plaut. Capt. 313
auditque et uidet, Mil. 1348 Metuo-
que et timeo, 1315, Asin. 283, Amph.
Prol. 5; ferner Sall. Iug., Tibull,
Liv., Tac. u. a. (s. auch H. Ch. El-
mer, Amer. Journ. of Phil. VIII, .°.'-,7
rQue, et, atque in the irtscr. of thr
rrji., in Ter. and vn Cato').
V. 1053 quod . . . doleant: liber
den freieren Gebrauch des Accus. in
der Umgangssprache vgl. zu V. 914.
— *Zur sprichwortlichen Redensart
vgl. Plaut. Most. 891 Oculi dolent,
Caelius bei Cic. Epist. VEI 14, 1
numquam til>i oculi doluissent, st
in repulsa Domitii uultum uidisaes.
Ahnlich ist unsere Wendung rein
Dom im Auge' (s. Otto, Sprich-
worter S. 251).
V 9, 65—66]
PHORMIO
181
"Xa. Pol uero uoco. Ph. Eamus iutro hiuc! Na. Fiiat! tied ubist
Phaedria,
Iudex noster? Ph. Iani hfc faxo aderit. Cantor. Vos ualete 1055
et plaiidite!
i: V. 1054 f. Phormio drangt sei-
ner Parasitennatur entsprechend
zum Aufbruch zur Mahlzeit. Auf
Nausistratas Frage nach Phaedria
eilt er aber schleunig (1055) nach
der Marktseite hin ab, nicht blofs
aus Hoflichkeit, sondern auch um
die Tischgesellschaft recht rasch
vollziihlig zu machen. Die iibrigen
gehen indessen in Chremes' Haus.
S. Anh.
V. 1055. Die Schlufsworte eines
jeden lateinischen Lustspiels ent-
halten die Aufforderung an das
Publikum, dem Stucke durch Klat-
schen Beifall zu spenden (vgl. auch
Anh. zu V. 16). Bei Plautus ge-
schieht dies noch meist mit lan-
gerer, mannigfacher Begi-iindung.
Allmahlich trat ein formelhaftes
(Vos) plauclite oder Vos ualete et
plaudite em (s. Hor. ad Pis. 155).
Gesungen wurden die Worte von
dem besondem Sanger (in den
Hdschr. mit dem griech. Buch-
staben co bezeichnet), welcher auch
diejenigen -Scenen zur Flotenbe-
gleitung sang, welche von den
Schauspielem nur mimisch dar-
gestellt wurden (s. S. 45). Das
Eintreten des cantor war um so
leichter, als die erhaltenen Lust-
spiele regelmafsig (mit einziger
Ausnahme des zweiten unechten
Schlusses der And. und des ersten
des Poenulus) in einem Metrum
schliefsen, welches Musikbegleitung
bereits erheischte.
Ubersicht der Metra.
Vers
1 — 152
153 u. 154
155
156
157
158 u. 159
160—162
163
164—176
177 u. 178
179
180
181 u. 182
183
184
185
186
187 u. 188
189 u. 190
191
192 — 194
(nebstl95)
196 — 215
216 — 230
231 u. 232
233 — 251
252 u. 253
254 — 314
315 — 347
348 — 464
465 — 468
469 u. 470
471 — 478
479 u. 480
481 u. 482
483
484
485
486
487 — 189
490
491
492 — 495
496
497 — 501
502 u. 503
504 — 514
515 u. 516
517 — 566
iambische Senare:
trochiiische Oktonare
trochaischer Septenar
iambischer Oktonar
trochiiischer Oktonar
[Prol.; Akt I, Sc. 1 u. 2]
[Akt II, Sc. 1 (= Vulg. I, Sc, 3)
trockaische Septenare > mi Anf. ein Cant, mit wechs
iambische Oktonare
ianibischer Quaternar
iambische Oktonare
iambische Septenare
trochaischer Oktonar
trochiiischer Septenar
iambische Oktonare
iambischer Quaternar
iambischer Oktonar
trochaischer Septenar
iambischer Oktonar
trochaische Oktonare
trochiiische Septenare
iambischer Quaternar
iambische Oktonare (?)
trochaische Septenare
iambische Senare
trochaische Septenare
iambische Oktonare
trochaische Septenare
iambische Senare
trochaische Septenare:
iambische Senare:
trochiiisehe Oktonare
trochaische Septenare
iambische Oktonare
trochaische Oktonare
trochaische Septenare
iambischer Oktonar
trochaischer Septenar
katal. troch. Binar
ia.nbiseher Oktonar
trochaische Septenare
Lambischer Senar
trochiiischer Oktonar
trochiiische Septenare
iambischer Oktonar
trochiiische Septenare
iambische Oktonare
brochiiiache Septenare
iam.iische Oktonarc
trochiiische Septenare
Rhvth.]
[Akt II, Sc._ 2 (= Yulg. I, Sc. 4)
im Anf. ein Cant, mit wechs.
Rhyth.]
[Akt II, Sc. 8 (= Vulg. H, Sc. 1)]
[Akt III, Sc. 1 (= Vulg. II, Sc. 2)]
[Akt III, Sc. 2, 3 (= Vulg. II, Sc. 3, 4)]
[Akt III, Sc. 4 (= Vulg. HI, Sc. 1)
Cant. mit wechs. Rhyth.]
[AktIII,Sc,5u.6(=Vulg.III.Sc.2u.:.)
im Anf. von Sc. 5 (= Vulg. Sc. 2)
ein Cant. mit wechs. Rl.yth.J
ITBERSICHT DER METRA.
18:
567
713
728
729
730
732
733
735
739
74-2
748
795
820
829
841
884
1011
ers
— 712
u. 731
u. 734
— 738
— 741
— 747
— 794
— 819
— 827
_ 840
— 883
— 1010
— 1055
iambische Senare:
iambische Oktonare:
trochaischer Oktonar
katal. troch. Quaternar
trochiiische Oktonare
trochaischer Septenar
iambische Oktonare
trochaische Oktonare
trochaische Septenare
iambische Oktonare
iambische Septenare
iambische Oktonare:
iambische Septenare
iambischer Oktonar]
iambische Oktonare:
trochaische Septenare :
iambische Senare
trochaische Septenare
[Akt IV. Sc. 1—4]
[Akt IV , Sc. 5]
; IV,Sc.6,V,Sc.lu.2(— Vulg.
| V. Sc. 1, 2, 3a); im Anf. von rV,
Sc. 6 (— Vulg. V, Sc. 1) ein
Cant. mit -wechs. Rhyth.]
)
[Akt V, Sc. 3 (= Vulg. Sc. 3b)]
] Akt V, Sc. 4]
[Akt V, Sc. 5]
[Akt V, Sc. 6]
] [Akt V, Sc. 7—9].
Kritischer Auhang.
Handschriften. Unser iiltester Terenzcodex A (Vat. Lat. 3226),
naeh seinem ehernaligen Besitzer Bernardo Bernbo (1433 — 1519), dem
Vater des beriihniten Kardinals Pietro Bembo (1470 — 1547), Bembinus
genannt (vgl. S. 29), weist aufser der ersten Hand (J.1), welche mit
ihren Majuskeln ohne Worttrennung (scriptwra continua) wohl der
Wende des IV. /V. Jahrhunderts angehort, noch drei meist sicher zu
scheidende Hande auf. Fr. Umpfenbach nahm zwar in seiner Ausgabe
(Weidmann 1870, S. X fg.), von dem Schreiber selbst abgesehen, blofs
zwei bessernde Hande an, von denen er die altere ins X./XL , die
jiingere ins XV. Jahrh. versetzte; in dem Aufsatze Talaographisches,
Historisches und Kritisches zum Bembinus des Terenz' (Wiener Stud.
XI, 268 ff.) habe ich aber zu zeigen gesucht, dafs Umpfenbachs Auf-
stellung nicht zutrifft, und wollte auf Grund kurzer Beschaftigung mit
der Handschrift A* dem VI./VII., As etwa dem Vin./TX. Jahrh. zu-
weisen. Nur gegen den letzteren Ansatz hat K. Dziatzko (Rhein. Mus.
X17VTL, 635) eingewendet, dafs das stumpfe Schwarz der.Tinte und die
Art, wie einzelne Worter fliichtig durch mehrere horizontale Striche,
nicht behutsam durch Punkte und feines Ausstreichen der einzelnen
Buchstaben getilgt seien, s. E. die verhaltnismafsig spate Zeit verrieten.
Jedoch ein iihnliches Schwarz findet sfch auch sonst gelegentlich bei
iilteren ausbessernden Hiinden (so im Augustincodex Vat. Lat. 5758 des
VI. / VII. Jahrh.). Zudem werden wir unten eine, wie ich denke, ganz
glaubliche Erklarung fiir die Farbe des von ,i3 (und A*) verwendeten
Schreibstoffes finden. Ubrigens ist es recht wenig glaublich, dafs die
geradezu schonungslos zu nennende Art der Verbesserung dem Zeitalter
der Renaissance zuzumuten sei, sicherlich darf sie nicht der Familic
des Bernardo Bembo, der in die Handschrift 'Codex mihi Carior Awo'
eintrug, zur Last gelegt werden1); sie erkliirt sich dagegen ungezwungen
durch die Thiitigkeit mehrerer iilterer nacheinander korngierender Hiinde.
Ausschlaggebend fiir deren zeitliche Bestimmung ist aber, um vom Schrift-
charakter von A3 zunachst abzusehen, das Verhitltnis der Hiinde zu den
1) Die Sorgfalt, mit welcher die Besitzer des Codex von etwa
1457 — 1547, Bemardo und Pietro Bembo, schrieben und selbst weit
weniger wertvolle Manuskripte ausbesserten, ersieht man schon aus den
Schriftproben im Anhange zu P. de Nolhacs La bibltoih&que de Fidcio
Orsmi, Paris 1887 (vgl. auch die Bemerkung daselbst S. 193 f). Dafs
die Korrekturen von ^3 jedenfalls vor die Erwerbung durch Bern. Bembo
fallen, geht schon daraus hervor. dafs der Codex nach den Einzeich-
nungen dieses Humanisten nicht vollstandiger war als heute (s. meinen
Aufsatz S. 277 fg.), die tjberbleibsel der zerrissenen Bliitter aber die
fdeichen bessernden Hiinde aufweisen.
KRITISCHER ANHANG. 185
Scholien, wie eine auf meine Anregung von Dr. Robert Kauer vor-
genommene sorgfaltige Neuvergleichung des ganzen Codex gezeigt hat.
Diese lieferte namlich nicht nur beachtenswerte Nachtrage zu Umpfen-
bachs Apparat 2), sondern fiihrte auch beziiglich der Zeitbestimmung der
Hiinde zu folgenden interessanten Ergebnissen : 'A1 ist der Schreiber
(IV. /V. Jahrh.), welcher Farbstoff gebraucht und interpunctio media an-
wendet, so VITA-SED; J.2 der orrector antiquissimus (lichtgelbe Tinte,
ziemlich regelmafsige Kapitalbuckstaben, zeitlich nicht viel spater alsA1);
A3 der corrector antiquus (bald blasse, verfliefsende, bald dunkle Tinte
mit braunem, im Phor. gelegentlich auch ins Blauliche spielendem
Stich). Er macht treffliche Interpunktion MVLTA SBD, manchmal auch
zu Versanfang**, setzt ferner die Paragraphos beiAbsiitzen, oft zu Anfang
und zu Schlufs der Scene, und glossiert zuweilen oberhalb des Verses (so
Phor. 232 simidtatem durch iracondiam). Da die Scholienhand, welche
nach Studemund dem VI. bis VII. , nach Zangemeister-Wattenbach und
Th. Sickel dem VI. Jahrh. angehort2), auf die Interpunktionen und Ver-
besserungen der A3 Rucksicht3) nimmt (z. B. Phor. Prol. 21, 24, 768,
Ad. 303, 306), ist zu schliefsen, dafs J.3 sicher vor die Eintragung der
Scholien, also wahrscheinlich ins V. bis VI. Jahrhundert fallt. Die
Korrekturen gehoren, wie u. a. die zu Phor. 300, 559, 635 zeigen konnen,
demjenigen an, der sich durch die ganze Handschrift fast auf jedem
dritten Blatte in sehr alter Kursive mit Iouiales unterschrieben und die
Abschnitte seiner Korrekturen mit der Paragraphos, grofsere mit dem
Worte hucusque oder mit seinem Naruen und der Paragraphos be-
zeichnet hat. Bemerkenswert ist , dafs seine Schrift mit der in der
Ravennatischen Urkunde in Marinis Pap. dipl. LXXIH (das Original in
der Vaticana) grofse Ahnlichkeit besitzt. Wurde vielleicht der Codex
im V./VI. Jahrh. in Ravenna verbessert und gelangte er, da Bern. Bembo
von Ravenna nach Florenz kam, dort in seine Hande? A* (schwarze
Tinte) fiillt nach der interpungierenden Hand A3 und nach den Scholien;
sie radiert und verbessert oft die Lesungen der dritten Hand (A3) oder
fahrt gelegentlich dei-en verblafste Worte und Buchstaben nach (z. B.
Phor. 98, 228, 261, 348 u. a). Auch Korrekturen von A° diirfte diese
Hand ofters ausradiert haben.'
Aus diesen durch sorgfaltige und langere Priifung der Handschrift
gewonnenen Beobachtungen ergiebt sich zunachst, dafs die Lesarten der
A?' nicht, wie man bisher annahm, mehr minder willkiirliche Anderungen
eines Renaissancegelehrten, sondern Korrekturen nach einem alten Exem-
plare der ersten nachchristlichen Jahrhunderte sind. Ihnen kommt da-
her weit mehr Wert zu, als man bisher annehmen durfte, und die fraher
oft unberechtigte Aufnahme der vielfach treffenden Verbesserungen des
1) Wie ich der mir freundlichst von Dr. K. zur Verfiigung gestellten
Kollation der Ad. und des Phor. entnehme, verbesserte z. B. A2 Ad. 687
sane magnum, A3 Ad. 263 laborem, das aufser Noniusnuri bietet. Ferner
hatte diese Hand Phor. V. 240 — 242 unten nachgetragen ; A1 schrieb weiter
im V. 266 defendv/ndam, V. 719 lianc, A3 besserte im V. 618 si qui in is
qui u. a. m. Ausfiihrlicher wird hieruber der Genannte demnachst in
den "Wiener Studien' berichten.
2) Auch die jiingere (im Eun.) steht nach Studem. X. Jahrb. 1868,
S. 550) der alteren ..zeitlich sicher sehr nahe".
3) Dr. Kauer macht darauf aufmerksam, dafs dies auch auf der
Abbildung bei Zangemeistor-Wattenbach (Tafel VIII. und IX.) zu er-
kennen ist, indem der Scholiast zweimal (VIII, in der 4. und 7. Zeile)
wegen der Interpunktion absetzt und unten iiber die Paragraphos, welche
ein wenig radiert ist, schreibt.
186 KRITISCHER ANHANG.
Benibinustextes l) erhalt erst jetzt ihre Begriindung. Die alte ^orlage
stand, auch wenn man von den nicht geiinderten, mit A1 iiberein-
stimmenden Lesarten ganz absieht, der iilteren, mit dem Bembinus
enger verwandten Gruppe 8 (DG), wie es scheint, naher2) und zeigte
einen Text, welcher dem des Arnsianus Messius (vom Ende des
IV. Jahrh. 3), des Donat und Nonius (vgl. E. Bartels, Diss. Argent.
IX, 50) ahnlich war. Der seltsame, aber fiir einen Heiden des sinkenden
Altertums gut passende Name Iouiales4) erinnert an die Iouiani Diocle-
tians (Ammian XXII 3, 2, XXV 6, 2; Iouiam cohortem Claud. bell. Gild. 418).
Die Vermutung Dr. Kauers, der Codex sei in Ravenna verbessert und
dort (oder von dort aus durch des Betteldichters Giantonio Porcello
Vermittlung) in B. Bembos Hiinde gelangt, mufs natiirlich dahingestellt
bleiben, aber sein Hinweis auf die Ahnlichkeit der Schrift mit der in
der Ravennater Urkunde legt die Annahme nahe, das Schwarz der
Tinte (von A3 und A4) sei durch Verwendung oder Beimengung der bei
den Papyri gebrauchten Rufstinte zu erklaren. Dazu stimmt trefflich,
dafs so viele Stellen verwischt und nachtriiglich iiberschrieben sind6).
Was die schwierige Frage nach der Trennung der den Namen des
Calliopius tragenden iibrigen Handschriften anlangt, so stehen, rein
1) In tJbereinstimmung mit den s z. B. Phor. Prol. 11, 17, 31, 55 f.,
77, 98, 122, 172 (Vers erg&nzt, ebenso 635), 191, 195, 300, 336, 439,
503, 618, 644, 683, 690 u. s. w. Recht beachtenswert sind die Varianten
V. 164 (certe auch D^G1; vgl. Schlee, Schol. Terent., S. 36), 306, 561
(wohl hic feret); allein richtig bietet As z. B. die Personenverteilung im
V. 611. Die fehlerhaften oder weniger wahrscheinlichen Lesungen sind
dagegen in der Minderheit, selbst wenn man die Falle hinzurechnet, in
welchen A3 offenbar glossierte (V. 75, 78, 213, viell. blofse Variante 295,
weil st nicht durchstrichen) oder mit allen ? iibereinstimmt (V. 154,
199, 350 [s in ages, aber wohl von m.s wieder getilgt], 701 u. a.).
2) Vgl. V. 164 mit DlGl, 260 mit J>, 326 und 329 mit Dl{G), 332
mitG, MlmitD2GEFP2, dazu V. 190 mit D^E^F^C^P1; gegenDG und
mit PC nur V. 668 (aber ohne die Glosse potius). V. 369 ist ita von AA iiber
enm gesetzt (auch zeigt diese Stelle, wle leicht sich die verschiedene
Wortstellung in den zwei Handschriftgruppen erkliirt). V. 479 stammt dico
von A4; 540 id von derselben Hand aufRas. (viell. schon von i3 verb.).
3) Vgl. H. Schindler, Obseniat. crit. et hist. in Terent. (Halle 1881,
S. 7, 13, 15 ff.), wonach die Gruppe y (PC) an 21 unter 39 Stellen mit
Arus. Messius ubereinsthnmt, an 18 von ihm abweicht, D aber an
25 Stellen gleiche, an 14 eine meist wenig verschiedene Lesart aufweist.
4) Adjektivisch erscheint Iouialis in _T. Genius, incontinentia, pcllacia
bei Arnobius III, 40, 43; V, 10, 21 und als louialis stella bei Macrob. Somn.
Scip. I 19, 25. Zur Bildung vgl. (jlamen) Dialis, dann Martialis, (sodales)
Flauiales und die Mercv/riales (Cic. ad Quint. fr. II 5, 2). — Oder sollte
bei Iouiales an zwei Personen zu denken sein, von denen die eine vor-
las, die andere verbesserte?
5) Eine sehr erfreuliche Bestiitigung des von mir Vermuteten erhielt
ich durch eine gefiillige Mitteilung des Prof. Dr. H. Schenkl, der die
Handschrift selbst eingesehen hat; er schreibt: fDie Beweisstellen, auf
die Dr. Kauer (fur die Altersbestimmung) sich stiitzt, scheinen in der
That unanfechtbar. Die sonderbare Farbe der Tinte suchte ich durch
die Hypothese zu erklaren, dafs der Korrektor Papyrus- (d. i. Rufs-)
Tinte verwendet hat; das von Dr. K. auch beobachtete leichte Abspringen
der Farbe schiene dem nicht eben zu widersprechen.' Inzwischen hat
mich der Augenschein in dieser mit H. Schenkl geteilten Annahme
noch bestiirkt. — Uber die Verwendung der Rufstinte im Altertum s.
W. Wattenbach, Das Schriftwesen im Mittelalter3 (Leipzig 1896), S. 233 ff.
KRITISCHER AXHANG. 187
aufserlich betrachtet, PCF mit ihren, wie schon H. Usener (Rh. Mus.
XXVHI, 409) vermutet und Fr. Leo (Rh. Mus. XXXVIII, 335 ff.) dar-
gelegt hat, wertvollen und aus lebendiger Anschauung der antiken
Biihne hervorgegangenen Bildern ') den schmucklosen anderen gegentiber.
Dafs aber dieses von Leo (a. a. 0. S. 335) als charakteristiseh angesehene
Unterscheidungsmerkmal nicht ausschlaggebend ist, zeigt einerseits
Dziatzkos wahrscheinliche Vermutung (Rh. Mus. XXXXVII, 638), dafs
auch D, der aQ%r\y6s der andern Klasse2), auf eine Bilderhandschrift
zuruckgekt, anderseits der von Schlee (Schol. Tereut., S. 5 ff.) aus dem
Widerspruche zwischen den Scenenuberschriften und den einzelnen
Bildern in PC geftihrte Xachweis, dafs deren Archetyp kein Bilder-
codex war; die Zeichnungen scheinen vielmehr einem anderen alteren
Codex entlehnt zu sein. Hinsichtlich der Subskriptionen wird man
gleichfalls zweifeln konnen, ob das in den Bilderhandschriften (CP;
F fehlt vom V. 832 ab) am Ende unseres Stiickes stehende EXPLK.TJ
— PELICITER CALLIOPIO BOXO SCHOLASTICO als eine besondere
Eigentiimlichkeit gelten darf, da merkwiirdigerweise im Cod. U am
Schlufs der letzten Komodie Hec. nach dem sonst fiir dessen Klasse
als bezeichnend gehaltenen CALLIOPIWS RECENSVI von gleicher Hand
die namliche Wendung (BONO SCOLASTICO) erhalten ist. Die An-
nahme Leos (a. a. 0. S. 334), diese konne im Archetyp von D offenbar
nur aus einer Handschrift der anderen Klasse interpoliert sein, bleibt
deshalb mifslich, weil D (s. Leos Mitteilung das. S. 334) und G auch
im Anfang nach dem Verzeichnis der Stiicke ebenso wie PC: Feliciter
Calliopio®) darbieten und hinsichtlich der Subskription in den ubrigen
Handschriften der beiden Klassen mannigfache Abweichungen vor-
kommen4). Auch in der Art der Personenbezeichnung durch grie-
chische Buchstaben kann kein wesentliches Merkmal der ganzen <?-Gruppe
gefunden werden (Leo a. 0. S. 334); denn diese Eigentiimlichkeit hat
zwar D (bis auf den Eun.) mit A gemeinsam, aber die derselben Klasse
angehorigen G V weisen (gleich PCFE) die latein. Anfangsbuchstaben
der Personennamen auf5). Wesentlich ist aber m. E. die Reihenfolge
der Komodien; denn die in A erhaltene Anordnung And., Eun., Haut.,
Phor., Hec, Ad. findet sich in PCFE nur wenig geandert vor: And.,
Eun., Haut., Ad., Hec, Phor., d. h. es sind wohl den vier Menanderstiicken
1) Vgl. daruber auch B. Arnold in Baumeisters Denkmalern des
klass. Altert. H, 830 ff. und 0. Crusius, Philol. LV, 5G1 ff. rDie illustrierten
Terenzhandschriften und Tacitus Dial. XX'.
2) Die Angaben E. Gutjahrs (vgl. S. 28, Anm. 2) bezuglich der Ein-
tragung der Namen Valch(onis) und Hrabano M'n<r<> in den Codex ent-
behren nach Dr. Kauer, der sich langere Zeit mit der Handschrift be-
schaftigt hat, jeder Grundlage. Dieser las statt Valchonis vielmehr
abbatis und konnte von Hrahano 3/. kein Anzeichen finden. Dazu sind die
zwei in Betracht kommenden Vorblatter erst viel spater zum Codex ge-
fiigt worden; daher gehoren auch alle Eintragungen einer weit jiingeren
Zeit an und konnen fiir Gutjahrs Vermutung, Calliopius sei mit Alcuin
identisch, keinen Anhalt bieten (vgl. gegen diese bes. Dziatzko, Rh. Mus.
XLVH, 636 ff.).
3) Dieses rHoch dem C liifst darauf schliefsen, dafs ein Schiiler,
Freund oder auch ein spaterer Verehrer des fho)n<--< schdlasticus' eine
von den Abschriften seiner Recension besorgt hat.
4) Vgl. auch Dziatzko, Comment. Woelfflin., Leipzigl891,S.222,Anm. 1.
5) Reste der alten Bezeichnung mit griech. Buchstaben zeigen noch
der Paris. Lat. 7903, 2 (jetzt 10304 des XI. Jahrh.) und der Scholien-
codex Mipnac. 14420 des XI. Jahrh.; vgl. dariiber Fr. Schlee, Schol.
Terent, S. 17).
188 KRITISCHER ANHANG.
die zwei Komodien Apollodors nachgestellt (vgl. S. 17 f., Anni. 2). Die
d-Klasse zeigt dagegen alphabetische :) Reihenfolge: And., Ad., Eun.,
Phor. (Formio), Haut,, Hec, und hierin stimmt diese wahrscheinlich mit
Donat2) und viell. auch mit Nonius3) iiberein. Im wichtigsten Punkte,
in der Textgestaltung selbst, niihern sich DGV mehr dem A als PC,
weldhe zwar viele willkiirliche, aber noch auf ziemlicher Kenntnis des
archaischen Lateins und seiner Metrik gegriindete Anderungen aufweisen
(vgl. C. Sydow, De fidc librorwm Terent. ex Call. recens. duct., Berol.
1878, S. 15 ff.). Umpfenbach erkliirte (S. LXVIII fg.) diese Handschriften
in Verbindung mit (B)EF4) als Vertreter der urspriinglichen Recension
des Grammatikers Calliopius, den Archetyp von I) aber als eine etwa
im VII. oder VIII. Jahrh. vorgenommene Uberarbeitung derselben nach
Donat, Servius und Priscian. Dagegen sprach sich besonders H. Schindler
a. 0. S. 5 ff. aus, indem er nachwies, dafs schon Arusianus Messius, ein
Zeitgenosse Donats, eine DG nahe Textesgestalt benutzt hatte, welche
jedoch auch Lesungen aufwies, die in dem von Calliopius recensierten
Exemplare Aufnahme fanden oder standen. Ferner machte Dziatzko
(Comment. Woelffl., S. 226) folgendes wahrscheinlich : Der durch Callio-
pius (etwa im V. Jahrh.) eingreifend veranderte Text gewann wegen
seiner Lesbarkeit ein iiberwiegendes Ansehen und wurde daher teils in
vollstandigen Abschriften verbreitet (Gruppe y), teils beeinflufste er die
sonst vorhandenen Terenzhandschriften, welche man nach jenen Exem-
plaren durchkorrigierte , in starkem Mafse (Gruppe S). fSogar die
Recensionsvermerke drangen dementsprechend friihzeitig in Handschriften
dieser Gruppe und wurden daraus weiter fortgepflanzt und um andere
iihnliche vermehrt. Naturlich beruhte die Ahnlichkeit zwischen y und 8
nicht blofs auf dem, was letztere Handschriften aus der Calliopianischen
Recension angenommen haben, sondern zu einem grofsen Teile wohl
schon auf dem, was vor jener Recension dem Vulgattext an guten und
schlechten Lesarten gemeinsam gewesen war.' Fr. Schlees Untersuchung
der Scholienmassen in den Calliop. Handschriften (Scholia Terentiana,
S. 37) hat weiter ergeben, dafs EF, von denen man wenigstens den
letzteren bisher gewohnlich zur Gruppe y zahlte, nach dem Bestande
der alteren Scholien mit DG niichstverwandt sind, wahrend PC von
gleichzeitiger Hand nur Excerpte aus Donat enthalten5). Schlee weist
deshalb die Codices EF mit DGV der gleichen Klasse zu. Dagegen
spricht aber eine Reihe von Lesarten und die Reihenfolge der Stvicke,
die in EF mit y iibereinstimmt. Daher sind diese zwei Handschriften
samt i 6) am besten als Ubergangs- oder Mischgruppe 7) anzusehen
1) Die Alten beriicksichtigten bekanntlich bei der alphabetischen
Ordnung nur den Anfangsbuchstaben.
2) Doch diirfte dieser den Haiit., zu dem uns sein Kommentar fehlt,
an letzter Stelle gehabt haben. Vgl. zur ganzen Frage der Anordnung
der Komodien auch noch H. T. Karsten, Mnemos. XXU, 178 ff. und
jiingst P. Rabbow, N. Jahrb. 1897, S. 328 ff.
3) Vgl. E. Bartels, Diss. Argent, IX, S. 29 f.
4) Der B(asilicanus H, 79 vom Ende des X. Jahrh.) kann als Ab-
schrift teils von C, teils von D wohl ohne Schaden weggelassen werden;
hierin bestiirkte mich Prof. Mint. Warren, der den Codex nachver-
glichen hat.
5) P enthiilt im Anfang sogar den vollstiindigen , beziehungsweise
blofs wenig gekiirzten Donatkommentar. Dies hatte Dziatzko bereits
1878 in Paris gefunden und hat seitdem E. Chatelain (Paleogr. des class.
Lnt.. zu Bl. VH) zur allgemeinen Kenntnis gebracht.
6) Vgl. Dziatzko, Comm. Woelffl., S. 221.
7) Den Ubergang zeigt auch die Vorlage des von Schlee aus-
KRITISCHER ANHANG. 189
(s. auch Dziatzko, Deutsche Litt.-Zeit. 1894, Sp. 432). Gegen Fr. Leos
Ansicht (Rh. Mus. XXXVIII, 317 ff.), wonach die Codices der Gruppe S
als echte Calliopiusrecension , die Bilderhandschriften PCF aber als
eine neue Auflage derselben anzusehen seien1), spricht der Umstand,
dafs die dann durchgreifendere spiitere Recension von einem vollig un-
bekannten Grammatiker veranstaltet worden sein soll, von dem weder
eine Subskription noch eine sonstige Nachricht etwas meldet2). Wenn
ferner Calliopius vor Donat die Recension besorgt hatte, ware es sehr
auffallig, dafs weder in dem Kommentare dieses noch bei den gleich-
zeitigen Grammatikern sein Name irgendwo genannt wird. Die Ansicht
Dziatzkos, welche iibrigens mit der Leos darin vibereinstimmt, dafs dem
Archetyp der 5-Gruppe hoheres Alter zukommt, wird durch das von
G. Gotz (aus dem Vat. Lat. 1771 des IX. Jahrh.) herausgegebene Glossa-
rium Terentianum (Jena 1885) unterstiitzt, welches, wie 0. Seyffert (Berl.
phil. Wochenschr. 1885, Sp. 644 ff.) gezeigt hat, aus einer eigenen alten
Quelle geflossen ist, welche zwischen A und der Calliopischen Recen-
sion, aber dem A naher liegt. In ahnlicher Weise nimmt W. Prinz-
horn (De libris Terentianis, quae ad recens. Calliop. redeunt, Gotting.
1885) an, dafs der Archetyp von DG nach einem mit A nahe ver-
wandten Codex verbessert worden sei; von dieser ersten Klasse der
Calliopischen Handschriften trennt er die dem Bembinus ferner stehen-
den PC und die Mischklasse. Ein Stemma der Handschriften aufzu-
stellen, scheint aber verfrviht, bevor nicht die mafsgebenden Calliopi-
schen Handschriften , zwischen denen sich so viele Faden hin- und
herspinnen, vollstandiger herangezogen 3) und genauer verglichen sind,
als dies in der Umpfenbachischen Ausgabe geschehen ist. Auch kann
der Einflufs Donats auf die abweichenden Lesarten unserer Codices und
seine Bedeutung fiir die Textkritik erst dann richtig gewiirdigt werden,
wenn uns die so lange entbehrte kritische Ausgabe des Kommentars
endlich einmal vorliegen wird 4). Fiir unsere Zwecke wird es geniigen,
aufser dem Bembinus (A) und seinen Handen (A1, A~, A3 und A*) die
Calliopischen Handschriften (s) zu unterscheiden und diese in 1) die
geniitzten M, dessen Lemmata vielfach mit G stimmen. Der Codex
hatte wahrscheinlich die Stiicke in der Reihenfolge von DG, anderte
sie aber, wie eine Randbemerkung zu Beginn der Hec. darthut, nach PC.
1) E. M. Pease (Transact. of the Amer. Phil. Assoc. 1887, S. 30 ff),
der durch Zahlen der Varianten zu einem der Leoschen Ansicht ahn-
lichen Resultate und zu der Ansicht gelangt, dafs y mehr Glaubwiirdig-
keit besitze als S, fufst auf dem vielfach unzuverliissigen Apparate und
Texte Umpfenbachs.
2) Gegen die Vermutung, dafs Iouiales bei dieser Frage eine Rolle
spiele, spricht der Umstand, dafs der Text von As dem von A1 und
der Gruppe S niiher steht.
3) Vgl. z. B. noch fiir die d-Klasse den Paris. Lat. 7903, 2, jetzt
Lat. 10304 (des XI. Jahrh.; s. A. Fritsch, Philol. XXXn, 446 ff. und
K. Dziatzko, Rh. Mus. XXXIX, 344); fiir y das Haut.-Fragm. im Cod.
1190 der Lyoner Stadtbibl. (des VIII. Jahrh.; vgl. W. Forster, Zeitschr.
f. d. Ost. Gymn. 1875, S. 188 fg.), die Paris. Lat. 7900 (des X. Jahrh.)
und 7903 (beide teilweise mit Zeichnungen); fiir u. den Paris. /."/
16235 (des X. Jahrh.) und den cod. Begius (Brit. Mus. 15 A, XII, wohl
des XI. Jahrh.; vgl. noch Mint. Warren, Amer. Journ. of Pliil. III, 65 ff.,
der u. a. den Dunelmensis erwahnt). Dazu kommt der Harleian. -2i:>'>
(d.IX./X. Jahrh.), das Eun.-Bruchstiick (des X.Jahrh.) im Sangall. 1391
K. Schenkl, Zeitschr. f. d. o.st. Cvmn. 1864, S. 70 f.) und das Hec.-Fragm.
im Paris. Lat. 12244 (des X. Jahrh.; s. E. Kalinka. Wien. Stud. XVI, 78 ff).
4) Wir erwarten eine krit. Ausgabe von P. Wefsner (Verlag Teubner).
190 KRITISCHEK ANHAXG.
dein A naherstehende , auf altere seholienreiche Uberlieferung zuriick-
gehende Klasse d (BGV, dazu wohl auch J.3), 2) die ihm ferner-
liegende jungere1) Gruppe y (PC) und 3) die Mischklasse ll (FLE)
zu trennen.
Scholien. Die des A hat Fr. Urnpfenbach (Herm. H, 337—402)
veroffentlicht ; wichtige Nachtrage dazu gab W. Studemund (N. Jahrb.
1868, S. 546 — 571). Die meisten in F enthaltenen Erkliirungen finden
sich in A. Mais Werk M. Acei Plauti fragm. inedita. item ad P. Teren-
tium commentationes (Milan. 1815). Die Scholien anderer g , nament-
lich die von BGEC und des M(onac. 14420 des XI. Jahrh.) samt den
wichtigen Lemmata dieser Handschrift, welche einen fortlaufenden Kom-
mentar zu Terenz' Komodien darbietet, hat Fr. Schlee in den Scholia
Terentiana (Lipsiae 1893) herausgegeben. Nach ihm zerfallen diese Er-
liiuterungen in drei Gruppen: 1) Randbemerkungen in BGE bes. aus
Servius und Priscian, 2) Einleitungen zu den einzelnen Scenen mit sich
anschliefsenden meist sehr kurzen Glossen, erhalten am besten in M,
dann in BGEF von erster, in PC von spaterer Hand, 3) Teile eines
zusammenhangenden jvingeren Kommentars mit Vorbemerkungen zu den
verschiedenen Scenen und mit Erklarungen des Zusammenhanges auf
den jungen Blattern von B und E. Der altere Kommentar, wie er
namentlich in M vorliegt, scheint um 800 n. Chr. zusammengestellt zu
sein (vgl. E. Wolfflin, Arch. VHI, 413 ff. und dazu Dziatzko, N. Jahrb.
1894, S. 477); der jungere, von dem Schlee (S. 163—174) nur eine Probe
gegeben hat, ist nach dem XI. Jahrh. entstanden (vollstandig ist er z. B.
im Cod. Barber. T. VHI, 47 erhalten).
Ausgaben. Nach der editio princeps (Argentorati 1470) ist die Aus-
gabe des griindlichen Gabriel Faernus (Florent. 1565) hervorzuheben,
weil in ihr die Wichtigkeit des A fiir die Kritik zuerst erkannt und
gewiirdigt ist. Unter den folgenden Herausgebern des Terenz hat fam
wirksamsten Richard Bentley (Cantabrigiae 1726 und Amstelaedami
1727 2) durch methodische, wenn auch noch immer eklektische Fest-
stellung und Abwiigung der handschriftlichen Lesarten, durch sorgfaltige
Beobachtung und Verwertung des SpKachgebrauchs , vor allem durch
glanzenden Scharfsinn und hervorragendes Divinationstalent die Text-
kritik gefordert. Was seitdem insbesondere durch Gottfried Hermann
und Friedrich Ritschl fiir die lateinischen Komiker und speziell fiir
Terenz geleistet worden, hat Alfred Fleckeisen, zugleich durch eigene
feine Beobachtungsgabe und umfassende Kenntnis der alten Latinitat
unterstiitzt, in seiner Textausgabe (Lipsiae 1857 ff.) mit umsichtiger und
konsequenter Kritik verwertet. Wenn gleichwohl der vorstehende Text
an nicht wenigen Stellen von der Fleckeisenschen Ausgabe abweicht,
so beruht dies in den meisten Fallen auf der vollstandigeren Kenntnis
aller wichtisen handschriftlichen Lesarten, welcbe erst die Terenz-
1) Aus dem Schreibemamen Hrodgar (mit dem ungespaltenen deut-
schen o-Laut) in C am Schlusse des Phor. (Hrodgarius scripsit) wollte
1.'. Klotz (Grundziige altrom. Metr., S. 563) schliefsen, dafs der illustrierte
Archetyp dieser Handschriften etwa ins VIII. Jahrh. zu setzen sei. Dafs
aber die Bilder wohl einer anderen Vorlage entnommen sind, haben wir
oben beruhrt.
2) Neuere Ausgabe von Ed. Vollbehr (Kiliae 1846) mit der wert-
vollen Abhandlung l'r. A\'. lfeiz": Ihirmanuum dc Bentleii doctrina metro-
rum Terentianorum iudicare nim potuisse, dem Aufsatze Gottfr. Hennanns :
Be P. Bentieio eiusque editionc Terentii dissertatio und R. Bentleys: Be
metris Terentianis ciibiaanu samt Indices.
KRITISCHER ANHANG. 191
ausgabe von Franz Umpfenbach (Berolini 1870) ermoglicht hat1).
So verdienstlich und fruchtbringend sie durch die Mitteilung des hand-
schriftlichen Apparates, besonders der Lesarten des Bembinus sich er-
wies, so ist sie doch in Bezug auf die Gestaltung des Textes vollig
unbefriedigend und bedarf auch hinsichtlich des Apparates selbst
wesentlicher Ergiinzungen und Berichtigungen' 2).
Eine selbstandige, besonnene Textesrecension bietet Karl Dziatzko
in seiner bei Tauchnitz (Leipzig 1884) erschienenen Ausgabe, welcher
eine Einleitung De uita ac scriptis P. Terenti Afri vorausgeschickt ist.
Derselbe ist Verfasser der vorliegenden erkliirenden Ausgabe des Phormio
(1. Auflage Leipzig 1874, 2. veranderte Auflage 1885) und der Adelphoe
(Leipzig 1881). Seine zweite Phormioauflage diente der von Dr. Herbert
Charles Elmer (Boston, New "York, Chicago 1895) veroffentlichten Er-
kltirung dieses Stiickes grofsenteils zur Grundlage ^). Einen englischen
Kommentar zum Phormio enthiilt ferner die brauchbare Ausgabe aller
Terenzischen Lustspiele von Dr. Wilhelm Wagner (Cambridge 1869)
und die besondere dieses Stiickes von A. Sloman (2. Auflage, Oxford
1894). Von den deutschen Kommentaren zu den anderen Komodien des
Terenz sind, um von blofsen Text- und Schuldrucken abzusehen, hier
noch namentlich anzufiihren: A. Spengels Ausgaben der Andria
(2. Aufl., Berlin 1888) und der Adelphoe (das. 1879), sodann die der
Andria von Dr. Carl Meifsner (Bernburg 1876) und des Hauton tinto-
rumenos von Dr. Wilhelm Wagner (Berlin 1872). Von franzosischen
Kornmentaren kommen endlich die der Hecyra von P. Thomas (Paris
1887), der Adelphoe von Fr. Plessis (Paris 1884) und von Ph. Fabia
Paris 1892) und desselben Ausgabe des Eunuchus (das. 1895) in Betracht.
Kritisclie Beinerkmigeii. Periocha: fG., nicht C, als Abktirzung
von Gaius hat Cod. A vor allen fiinf metrischen Inhaltsangaben, die
er erhalten hat. Beispiele fiir diesen Gebrauch der Kaiserzeit finden
sich im C. I. L. H ff. (s. Indices); vgl. auch A. Schneider, Beitr. z. Kenntn.
d. rom. Pers. (1874) S. 20, 77.' Dz. — Vom II. nachchristl. Jahrh. ab wird
der Gebrauch von G. auf den Inschriften bes. der Provinzen haufiger
(vgl. E. Hiibner, Rom. Epigraph. J 21).
Per. V. 7 lafst Umpf. der Uberlieferung zuliebe folgenden Hiatus
zu: Furms proeurat. ibi eam uisam | Antipho Cum q. s. Fleck. hat cum
aus V. 8 in V. 7 vor nisam, Opitz (s. oben S. 27, Anm. 4) S. 213 f. vor
Antipho umgestellt. Letzteres lafst die Stellung von cum vor dem ge-
meinsamen Subjekt unmotiviert.' Dz. — Die Anm. zur St. rechtfertigt die
Belassung der handschr. Lesart. Gegen Opitz' Versuche, den Hiatus
aus den akrostichischen Periochen des Plautus durch Konjekturen zu
entfemen, spricht schon die verhaltnismafsig sehr grofse Zahl von Hiaten
in diesen Versen; vgl. meine Bemerkungen in der Philol. Rundschau V,
Sp. 1264. Auch G. Gotz und Fr. Scholl haben in der kleineren Plautus-
ausgabe die Hiaten in den Argum.__ unangetastet gelassen; zuletzt hat
Elmer in seiner Phormioausg. die Uberlieferung unserer St. verteidigt.
Prolog: V. 1. rLuscius wird heutzutage mit ganz verschiedenem
Beinamen teils Lauinius, teils Lanuuinus benannt. Letzteren Namen
halte ich fiir besser beglaubigt. Der gute Cod. A des Don. hat, weil
unvollstandig, nur einmal den Namen (And. Prol. V. 1) und bietet
'lanumo'. Das iibergeschriebene i kann, da u nicht unterpungiert ist,
1) Dz(iatzkos Phormioausgabe)2 S. 126.
2) Dz. im Rh. Mus. XLVH, 634.
3) Dzs. Text wurde u. a. auch von J. B. Greenough und M. H.
Morgan in ihre latein. Phormioausgabe mit engl. Prosaiibersetzung
(Cambridge 1894) tibernommen, welche wegen der beigegebenen Bepro-
duktion der Zeichnungen des Codex C zu erwahnen ist.
192 KRITISCHER ANHANG.
zunlichst nur als berichtigendes Einschiebsel betrachtet werden. So
kommen wir zum Nanien Laniuinus (statt Ixinuinus?), einer Nebenform
von Lanuuinns. Ebenso hat in der Vita Ter. Ambrosiana (Ritschl in
Suet. ed. Reiff., S. 535) der gute Pariser Cod. (saec. XI.) Lanuuinus, die
schlechten Hdschr. wie bei Donat Lauinius. In den Scholien des Cod.
Bembinus kommt viermal Lanuuinus , niemals die andere Namensform
vor (s. Umpf. im Herm. II, 342, 353, 354, 377).' Dz. fiigt den Hinweis
auf die Schreibung Pacuius im Cod. E von Varros De lingua Latina
(fiir Pacuuius, s. Spengel S. 4) hinzu und verweist auf Alb. C. E. Bor-
mann (Antiqu. Lanuuinarum part. L, Progr. d. Rofslebner Klosterschule
1845), der auch von der haufigen Verwechslung der beiden Stadte
Lanuuium und Lauinium handelt. Ubrigens fiihrt die Uberlieferung
im Donatcodex A (als Lesart der ersten Hand) auf Lanuinus, wie bis
zum Ende der Republik statt Lanuuinus geschrieben wurde (vgl. iuentus
statt iuuentus und wie juentus gesprochen; s. F. Solmsen, Studien z. lat.
Lautgesch., S. 158 ff); fiir die Korr. Laniuinus bietet schon C. I. L. LX,
4206 — 8 Belege (aber IX, 4399 Lanuuinorum).
Text: V. 11. Audacter von A3 aus audaciter der A1 verbessert
und von Priscian bestatigt; vgl. Haut. 58. Die volle, hier metrisch un-
zulassige Form erscheint beim auct. ad Her. IV, 28, bei Cic. Sext. Rosc
104, Sall. Hist. II, 113 (M.) u. a.; Quintilian I 6, 17 erklart sie fiir sehr
geziert. — Am Ende dieses V. findet sich in A die Sigle h. s. (= hiv
supplendum) von A3, und unten am Rande stand (bisher iibersehen) ein
ausradierter Vers, von welchem Dr. Kauer Et ma gelesen hat. Hier war
also das in g (auch in DM) iiberlieferte Et magis placerent quas fecisset
fabulas eingefiigt gewesen. Dies verbiirgt das Alter dieses Verses, nicht
aber dessen Echtheit; denn er pafst nicht in den Zusammenhang,
besitzt mit And. .Prol. V. 3: Populo ut placerent quas fecisset fabulqs
eine verdachtige Ahnlichkeit und wird von Donat nicht beriieksichtigt.
V. 15 fist besonders wegen des fiir den Dichter unpassenden Aus-
druckes diceret (prologum) anstofsig und deshalb mit Recht von Guyet
(In Ter. comm., 1657), Ihne (Quaest. Ter., Thes. XV) u. a. beanstandet
worden.' Dz. — Diesen Anstofs sucht die Bemerkung zur St. hinweg-
zuraumen.
V. 16 f. fAufser dem, was schon Ritschl gegen die Annahme ge-
regelter Wettkampfe unter verschiedenen Dichtern vorgebracht hat,
spricht dagegen auch der Umstand, dafs wiederholt an den niimlichen
Spielen verschiedene Stiicke desselben Dichters zur Auffiihrung kamen.
So die Ad. und Hec. des Terenz (s. S. 17), und vermutlich bezieht sich
der Schlufs des Plautinischen Pseud. ein crastinum uos nocabd' auf die
Auffiihrung eines zweiten Plautinischen Lustspiels (s. Ritschl, Parerga
S. 296). Auch dafs Tragodien und Komodien an denselben Spielen ge-
geben wurden (z. B. von Livius Andronicus im J. 240 v. Chr. [s. S. 7],
ferner die Togata Simulans des Afranius und der Eurysaces des Accius
im J. 57 v. Chr.), spricht nicht fiir jene Annahme. Die am Ende eines
jeden Dramas, mitunter ausfiihrlich und angelegentlich ausgesprochene
Bitte um Beifallklatschen des Publikums x) liegt wohl nur im Interesse
des Schauspieldirektors (vgl. Ter. Hec. 56 f.). Die Dichter scheinen,
wenn ihr Stiick grefiel, nicht einmal eine Geldbelohnunjj als Zeichen der
1) fNach Plat. Leg. II 5, p. 659 B (■hk&cctcsq 6 HihsXixo^ ra xoa
IzuXixbg vo\iog vvv rco Trhj&et r&v ^sarStv imxQinoiv v.ctl rbv vi-movtcc
Siay.Qivcov [duxy.Qivtiv'?] %siQOtoviciig Scicp&c<QY.s [Csv rovg noir\x6cg ccvxovg)
war es Brauch der sicilischen und unteritalischen Griechen, iiber den
Sieg im Wettkampf der Dichter durch die Majoritat der Zuschauer ent-
scheiden zu lassen.' Dz.
KRITISCHER ANHANG. 193
Anerkennung erhalten zu haben, wie ich aus Hor. Epist. II 1, 175 f.
schliefse :
Gestit (Plautus) enim nummum in loculos demittere, post hoc
Securus, cadat an recto stet fabula talo.
Eine Ausnahme hiervon rnachte der Eun. des Terenz, welcher zweimal
nacheinander aufgefiihrt wurde und 'meruit pretium, quantum nulla antea
cuiusquam comoedia, octo milia nummum' (Vit. Ter. S. 29 R.); vgl. Auct.
Don. bei Ritschl a. 0. S. 35 'magno successu et pretio stetit Eunuchus
fabula'. In diesem Falle scheinen die Festgeber eben ausnahmsweise,
iiber den grofsen Erfolg des Stiickes erfreut, dem Dichter sein Honorar
so ansehnlich erhoht zu haben, gleichviel ob der Dichter nach der ersten
Auffiihrung sein Eigentumsrecht auf das Stiick behielt oder nicht (s.
Rh. Mus. XXI, 473). Auf eine andere Zeit beziehen sich Stellen wie
Hor. ad Pis. 249 f. Nec . . Aequis accipiunt animis donantue corona
(niimlich den Dichter der vorher naher bezeichneten Dramen); ja dafs
schon zu Caesars Zeit ein Wettstreit der Dichter stattfand, beweist
Macrob. Sat. II 7, 7 — 9. — Mit Mommsen, Rom. Gesch. II, 442 meint
G. Lafaye, De poet. et orat. certam. apud uet. (Paris 1883), S. 34 ff,
die griechische Sitte sei im Jahre 145 durch Mummius eingefuhrt
worden.' Dz. — Vgl. auch S. 33, Anm. 5 ff.
V. 18 — 34 faus Cod. A ist in Ex. cod. Lat. ed. Zangemeister u. Watten-
bach (tab. Vin) wiedergegeben.' Dz.
V. 21. 'A schiebt vor sibi, g vor rellatum noch id ein; Bentl. und
Umpf. gehen mit g, Fleck. mit A unter Weglassung von esse; mir
scheint gerade die verschiedene Stellung von id dieses zu verdach-
tigen.' Dz.
V. 33. L. Havet (Bevue de Phil. X, 15 f.) hiilt statt restituit den
Konjunktiv fiir notig; dieser bestechende Vorschlag und die iibrigen
Bedenken Havets gegen die einstimmige Uberlieferung erledigen sich
wohl durch die Anm. Damit ist auch wohl seiner Zustimmung zu
Schindlers Ansicht, die Verse 30 — 34 gehorten dem ersten Prolog der
Hec. und dem Ambivius Turpio an, sowie seinen weitgehenden Schliissen
iiber den Zusammenflufs unseres Terenztextes aus einem Autor- und
einem Biihnenexemplar die eigentliche Grundlage entzogen. Wahrschein-
licher ist mir Leos Ansicht, nach welcher schon Terenz' vornehme
Freunde fiir die Veroffentlichung einer Gesamtausgabe sorgten. Dafs
zu den spater hinzugefiigten Didaskalien fernerhin Zusatze gemacht
wurden und die Jahrhunderte lange Erkliirung besonders in der Schule
auf den Text Einflufs nahm, ist auch ohne Havets Vermutung leicht zu
begreifen. Erwahnen mochte ich hier auch H. T. Karstens Ansicht
(Mnem. XXII, 203 f), unser Prolog sei aus zwei Fassungen zusammen-
geschweifst, die fiir verschiedene Aufftihrungen (die I. an den ludi Eom.
161 mit Prol. V. 1 — 25 und 30; die II. an den ludi Bom. oder pleb. 160
mit dem ganzen Prol., aber mit Anderung von quam V. 25 in hanc) be-
stimmt gewesen seien. Die vorne gegebene Erklarung des V. 26 riiumt
m. E. den Hauptgrund fiir den Ansatz einer (zu Lebzeiten des Dichters
nicht bezeugten) II. Auffiihrung des Sttickes hinweg. Gegen Karstens
Annahme spricht ferner, dafs entweder zwei Lustspiele desselben Verf
(Hec. III. und Ad. II.) an dSn ludi Bom. 160 (nach der Auffiihrung der
Ad. I. und Hec. II. unmittelbar vorher an den ludi funer. des Aemil.
Paullus) oder aber (was nach K. selbst [S. 181] nicht wahrscheinlich ist)
ein Stiick des Patricierfreundes Ter. an den ludi pleb. gegeben sein soll.
Weiterhin is^ V. 30 ff. nach der ersten Auffiihrung der Hec. ganz passend
(vgl. den II. Prol. dieser Kom. V. 29 ff.), anstofsig aber nach der dritten
gelungenen, nach welcher sie K. ansetzt. In der von ihm vorgeschlagenen
Fassung des angeblichen I. Prologes des Phor. scheint mir sodann V. 24 f
Terentius, Phormio, 3. Auflage. l;}
194 KRITISCHER ANHANG.
adporto nouam Epiclicazomenon quam uocant comoediam ohne ein be-
sonderes Subjekt zu uocant weit aufialliger als die TJberlieferung. End-
lich sind die Futura im V. 27 f. doch fiir die Erstauffiihrung am meisten
angemessen.
V. 45. existumans in DF (nach Dr. Kauer).
V. 49. f Aus der von Donat beigebrachten Varrostelle 'Legitur apucl
Varronem initiari pueros Eduliae et Poticae et Cubae, diuis edendi et
potandi et cubandi, ubi primum a lacte et a cunis transierunf und der
entsprechenden Stelle bei Nonius S. 108 geht nur hervor, dafs die romi-
schen Schriftsteller das Wort initiare auch von heimischen Verhaltnissen
gebrauchten, wenn der Zusammenhang die Beziehung ergab. Absolut
gesetzt und auf einen einmaligen Akt bezogen ist es in der Palliat-
komodie ohne Zweifel aus griechischer Sitte zu erklaren. Unpassend
sind die in der Anm. zu V. 49 angefiihrten Worte Donats nach der
Vulgata: legitur in insula Samothracum . . . initiari more Ath.; ich bin
dem Cod. Oxon. gefolgt, welcher (mit anderen Handschriften) statt in
insula: mitis (d. h. initiis) und nachher imbui hat. Den Ausdruck Sa-
mothracum initia hat auch Varro de 1. L. V, 58.' Dz. — Fl. Nencini, I)e
Ter. eiusque font., S. 109 f. setzt in der Donatstelle nach initiari Inter-
punktion und erklart in insula Samothracum initiari ftir gleichbedeutend
mit iv Hatio&Qa-xri usuvsio&cu {Samoihracum mysteriis initiari, vgl.
Aristoph. Pax 277' u. a.); die Lesung des Oxon. halt er — mir wenig
wahrscheinlich — fur eine vielleicht erklarende Glosse.
V. 71. hic: A1, hinc: A3<s; auch Don. kennt beide Lesarten. fIch
habe (mit Umpf.) erstere gewahlt, einmal weil hinc leichter aus anderen
Stellen (z. B. V. 288) hier sich eingedrangt haben kann; sodann weil
an den vielen Stellen bei Ter., wo abeo u. s. w. mit der Angabe des
Ausgangsortes vorkommt, diese meist unmittelbar beim Verbum steht,
jedenfalls nie von ihm durch ein von demselben gar nicht abhangiges
Wort (allenfalls durch eine Konjunktion) getrennt wird.' Dz. — Nicht
ohne Zweifel habe ich den bisherigen Text beibehalten; die Worte
abeuntes ambo hinc . . senes bilden doch ein Ganzes, und von einer
Trennung kann eher Hec. 610 Abi rus ergo hinc die Rede sein als hier.
Vgl. auch die Verbindungen auf die Frage wohin?: Eun. 662 Quo ille
abire ignauos possit (Dz. schreibt Quo ille (liinc} abire ign. p.; Fleck.
Quo illic ab.); Hec. 314 Abi, Parmeno, intro.
V. 73. usus uenit: D1 (Dr. Kauer) y (in C aber mit Punkt unter dem
zweiten s) ; usu uenit: F (per usum u.: EG und schol. F), usu euenit (erstes e
auf Rasur): D2, usus euenit: A. Diese letzte Lesart ware nur bei der
Aussprache usu' euenit moglich, doch halt sie Leo, Plaut. Forsch., S. 285
fur nicht beweisend. Dazu kommt, dafs usus u. bei Ter. die iibliche
Wendung ist (z. B. V. 505; vgl. auch P. Langen, Beitr. S. 163).
V. 77 f. fGegen die von Bentl. und Fleck. angenommene Personen-
verteilung, wonach Geta von Dauos gar nicht unterbrochen wird, spricht
sowohl die Wahl des Pronomens iste und der Plurai, als vor allem die
geschraubte Wendung nam quae inscitiast q. s.; denn das handschr.
namque kann man bei solcher Personenverteilung unmoglich mit Bentl.
belassen. Ich bin mit Umpf. den Hdschr. (aufser A) gefolgt. Al liifst
vor Venere und Namque eine neue Person eintreten (Geta — Dauos);
erst von As ist das erste Zeichen vertauseht und das zweite getilgt
worden. Personenwechsel vor Namque kannte auch Don. Umnoglich
und selbst unwahrscheinlich ist es nicht, dafs die betreffenden Worte
unter Dauos und Geta zu verteilen sind, und letzterer mit Namque u. s. w.
selbst die Begriindung von scapulas perdidi iibernimmt. Nam quae steht
im Cod. Vindob. des Anon. de gen. nom. ed. Haupt, S. 100 (Gr. L. V,
591 K.).' Dz. — A3 verbesserte also nach Dzs Ansicht richtig. Fr. Schlee
(Zeitschr. f. d. Gymnas.-W. XL, 286) nimmt den Ausfall eines Verses an,
.KRITISCHER ANHANG. 195
etwa <^Da, Ei ero parcndum est usque, stimulum qui gerity und beliifst
weiterhin die Verteilung nach A1. Aber Venere in mentem mi istaec
scheint nach dem doch kaum als sprichwortlich zu fassenden ein-
geschobenen Verse nicht passender als ohne denselben. Auch diirfte bei
der Raschheit des Dialogs eine solche Ausfuhrung eines wohlbekannten
Sprichwortes weniger am Platze sein. Skutsch bezweifelt Venere in
mentem mi istaec in der Bedeutung fDas hab' ich mir gedacht' und findet
mit Bentl. den Sing. Seni (V. 76 gegeniiber eis V. 78) auffallig. Er sieht
deshalb V. 76 als Sprichwort oder vielmehr Citat aus einer Palliata an
und giebt quid uerbis opust? bis perdidi dem Dauos, dann alles Folgende
bis uellent dem Geta (oder nur bis istaec, worauf Dauos mit A1 und
Don. das Citat bis calces fortsetzt). In der Palliata kann es nach ihm
geheifsen haben: 'Seni fidelis dum sum, scapulas perdidi: Nam aduorsuvi
stimulum si calces, inscitiast.'' Trotz dieses sehr erwagenswerten Vor-
schlages bleibe ich bei Dzs Erklarung, weil zunachst die Moglichkeit,
istaec auf die scapulae zu beziehen, offen bleibt. Aber auch Venere in
mentem mi istaec in der Bedeutung fDaran dacht' ich' scheint mir nicht
ausgeschlossen, vgl. Haut. 888 fg. : Idem istuc mihi Venit in mentem,
Phor. 652 mihi uenibat in mentem eius incommodum u. a. Daraus ferner,
dafs der Sklave zunachst seinem eigenen Herrn Treue halten mufs, ihm
in erster Linie verantwortlich bleibt und dessen Strenge vor allem zu
fiirchten hat, erklart sich mir Seni (fMeinem Alten').
V. 82. fNach Charis. S. 213 K. las Arruntius Celsus an u. St. ardere
statt amare; das gleiche Wort steht im Argum. z. Phor. (S. 362, Z. 28 Kl.).
Wagner (Anm. z. d. St.) sowie Hauler, Terent. S. 7 ff. empfahlen ardere
in den Text aufzunehmen.' Dz. — Ich habe daselbst u. a. auf Eun. 72
amore ardeo, Lucr. V, 897, das griech. atQ-ea&at (tto %qg>ti), cpXiysc&at, den
iibertr. Gebrauch von ignis (= tpX6£) Eun. 85, ferner das transit. ardere
bei Verg. Buc. II, 1, Hor. u. Gell. VI 8, 3 und die Wendung der Komiker
perire oder deperire aliquam (= perdite al. amare) hingewiesen.
V. 88. fLeo, Rh. Mus. XXXVIIt, 22 scheint der Lesart in <s (ei loco) vor
der von A1 (ilico) den Vorzug zu geben. Dem mochte ich entgegen-
halten, dafs exaduorsum sonst bei Ter. (V. 97 und Ad. 584), auch bei
Plaut. Bacch. 835 absolut (ohne Dativ) gebraucht wird.' Dz. — Beach-
tenswert ist, dafs auch A3 die Lesart ei loco bietet; vielleicht ist nach
A zu Ad. 584 ei aduorsum statt der Vulg. et exaduorsum vielmehr ei
exaduorsum zu schreiben.
V. 97. beniublus -4xEugr. ; beniuolens (beneu.) A3 g. Dies ist die iiltere
bei Plaut. ubliche Form, in ahnl. Verbindung mit amicus Plaut. Trin.
1177 Beneuolens tuos atque a?nicus, Most. 195 amicum et beneuolentem.
Es ware wohl moglich, dafs hier Ter. dem Sklaven diese Form in den
Mund legte. Ich anderte aber nicht, weil Ter. Hec. 761 Facilem beni-
uolumque . . . tibi me reddidit und stets maleuolus (maleuolens Plaut., Enn.
Trag. 12 R.) gebraucht; auch bei Plaut. Capt. 350 findet sich me esse scit
sese erga beniuolum.
V. 113. rWahrend ich in der 1. Auflage die iamb. Messung der
Genetive hier und an anderen Stellen durch Konjektur zu beseitigen
suchte, hat W. Wagner (Jahresber. f. Phil. IH, 809) mit Recht die Uber-
lieferung in Schutz genommen.' Dz.4
V. 115. (eam ist ebenso als Objekt weggelassen V. 136, 296, 320,
662, 727, 830 (ed), 975; eum V. [155,] 982; id V. 121, 238, 532, 681, 704,
745 f., 799, 945, 1001, 1002; eas V. 559, 662; me V. 382, 863; te V. 334;
se (oder ea) V. 1035.' Dz. — In V. 382 ist eum (nicht me)^ zu nosses
und nossem? zu erganzen.
V. 125. proxumi: MF2 (proxume: F1); proximi die iibr. Codd.
V. 145 f. fO. Schubert, Symb. ad Ter. em., S. 14 f. will diese Verse
aus dem Text entfernen, weil V. 84 der Geldmangel des Phacdria be-
13 *
196 KRITISCHER ANHANG.
reits ausdriicklich hervorgehoben sei. Mir scheint Sch. damit zu weit
zu gehen, obschon der Anstofs, den er nimmt, anzuerkennen ist. Ter.
wollte mit dieser kurzen Erwiihnung des Phaedria , die freilich eine
Wiederholung enthalt, sich in ungezwungener Weise den Ubergang zur
Frage nach dessen Vater schaffen; auch wurde ohne V. 145 f. die Frage
in V. 144 unmotiviert sein.' Dz.
V. 146. Wenn Fleck. (N. Jahrb. 1894, S. 852) das'Citat bei Nonius
344, 1 f. nihil habet nisi spem meram fur fohne Zweifel richtig' erklart,
so ist, selbst wenn man die durch E. Bartels (Diss. Argent. IX, 43)
anschaulich gemachte Verderbnis des Textes bei Nonius durch Glossen
und dessen bekannte Sorglosigkeit beim Citieren nicht besonders betonen
will, doch zu erwiigen, dafs schon zur besseren Verstandlichkeit der
aus dem Zusammenhange gerissenen Worte habet vom Grammatiker
selbst leicht zugesetzt werden konnte. Die 'lectio difficilior'' ist die
handschriftlich iiberlieferte.
V. 152. rDafs die beiden Jiinglinge, aus dem Hause des Chremes
(links fiir die Zuschauer) tretend, vielleicht aber auch vom Forum her-
kommend, vor jenem Hause stehen bleiben, schliefse ich daraus, dafs
Geta in der folgenden Scene vom Hafen (also linksher) kommend nach
dem Hause des Demipho (in der Mitte) eilt (V. 194) und von den Jiing-
lingen zuriickgerufen wird (V. 194: Beuocemus hominem). tJbrigens ist
von obigen zwei Moglichkeiten die erstere wahrscheinlicher, da die zweite
wohl irgendwie motiviert worden ware. V. 216 folgen Geta und Phae-
dria dem Antipho eine Strecke nach rechts hin, so dafs Phaedria V. 253
dem von links gekommenen Demipho entgegentreten kann.' Dz.
V. 155. eum fehlt in A (nach Dr. Kauer wohl von A2 oberh. geschr.,
dann ausradiert), und Dz. hat es mit Umpf. weggelassen (vgl. Anh. zu
V. 115). 'Allerdings kommen kleinere Auslassungen infolge von Fliichtig-
keit im Bemb. sehr oft vor, indes mufs doch in jedem einzelnen Falle
eine Liicke bestimmt nachgewiesen werden.' Dz. — Man kann die Aus-
lassung in A1 auf einen bei der Ahnlichkeit der Schlufssilbe von ex(s)>pec-
tarem erkliirlicken Schreibfehler zuriickfiihren; doch ist selbstverstiind-
lich der absol. Gebrauch wie And. 435 moglich.
V. 156. fDie Hdschr. geben am Ende conscius sis; dies haben die
Herausgeber seit Bentl. beibehalten und mit Weglassung von est (nach
istuc) einen troch. Tetrameter hergestellt. Ich bin jetzt Fr. Schlee, De
uers. in cant. Ter. cons., S. 16 f. gefolgt, der die Auslassung von est
mifsbilligt ('quid istuc?' uerba sunt mirantis [uelut Eun. 650], 'quid istuc
est?' autem rogitantis) und fiir conscius sis: consciu's schreibt (im Indik.
wie Eun. 794), obschon ich glaube, dafs auch quid istuc? , der Ausdruck
der Verwunderung, hier nicht gerade unangemessen ware.' Dz. — Klotz,
Metrik S. 396 f. halt conscius sis und schreibt mit Bentl. Quicl istuc?
V. 159. fS. Heaut. 752; Eun. 151, 539; Phor. 159, 832 und (fiir quod)
Heaut. 916, 932; Phor. 327, 454, 705; Hec, 817 zweimal; Ad. 92, 555;
Phor. 312 hat A infolge eines Schreibfehlers ALIQVOS; jedenfalls kann
man Umpf. nicht beistimmen, welcher hier ein vereinzeltes aliquot ein-
setzt. In der And. hat, so weit Cod. A fehlt, V. 534 und 771 wenig-
steus C" aliquod (Umpf. aliquot), V. 313 und 328 alle Codd. -t. Dieser
im ganzen gleichmiifsigen Uberlieferung gegeniiber halte ich mich trotz
Corssen, Ausspr. P, 193 nicht fiir berechtigt, aliquot und quot in den
Text zu setzen (vgl. Schuchardt, Voc. d. Vulgiirl. I, 123).' Dz. — Be-
ziiglich des V. 312 stimme ich wegen Eun. 149 Dz. nicht zu. Im iibrigen
beurteile ich die Schreibung aliquod und quod ebenso wie die der
iibrigen Fiille, in denen der Dental am Ende schwankt. Die Deutlich-
keit widerriit, die Interscheidung der Formen aufzugeben. Denn es ist
zu beachten, dafs wir nach A iiberall aput und nach den besten
Hdschr. auchan 30 Stellen ad statt at schreiben miifsten, dagegen an
KRITISCHER ANHANG. 197
8 Stellen at te statt acl te; dabei konnten wir fiir diese (von Dz. nicht
befolgte) handschr. Orthographie darauf verweisen, dafs noch zu Quinti-
lians Zeit (I 7, 5 illa quoque seruata est a multis differentia, ut ad,
cum esset praepositio, d litteram, cuni autem coniunctio, t acciperet) eine
strenge Unterscheidung nicht durchgefiihrt war, ja selbst Charisius
(S. 229, 9 K.) ad ita (statt at ita) als tev(pa)v6rsQov, gelten liefs. Gerade
der folgende Anlaut war fur die Gestaltung des schwankenden dentalen
Auslautes sehr mafsgebend. Es findet sich nun aliquod (statt aliquot)
vor d: V. 159, Eun. 151, Haut. 752, vor Vokal oder h: V. 832, Eun. 539;
quod (fiir quot) vor Vokal und h: V. 454, Haut. 932, Hec. 817, vor
Liquiden: V. 327, 705, Haut. 916, Ad. 92, 555 und nur einmal vor einer
Tenuis (c) Hec. 817 (so anderseits aliquit aufser vor Konsonanten auch
vor Vokalen: Eun. 308, 999). In jenen Schreibungen liegt, wie die Hand-
schriften spaterer Autoren zeigen, keine Besonderheit des alten Lateins
vor; doch habe ich alle Abweichungen von der handschr. Uberlieferung
durch Kursiv im Texte ersichtlich gemacht.
V. 163. Miihly (Bl. f. d. bayer. Gymn. XXIV, 478) will den Vers
als Glosse zum Vorhergehenden streichen. Im Munde des das Liebes-
glvick des Freundes eifrig ausmalenden Phaedria scheinen mir aber diese
Worte gut zu passen; auch das Klangmoment wird m. E. mitgewirkt
haben. Endlich ist es, wie Skutsch hinzufiigt, unwahrscheinlich , dafs
ein Interpolator solche Kenntnis der Klauselmetrik besessen hatte.
V. 167. Bie Hdschr. haben ista (Umpfenbachs Angabe, E biete
istac, ist nach S. LXXXIV zu verbessern); aber der Parallelismus zum
vorausgehenden ex hac inopia begiinstigt die Lesung ex istac copia.
V. 172. ingenio sumus omnis: A3, omnes: s Don. Bie Umstellung
Bentleys plerique omnes sumus ingenio ist von den neueren Herausg., wie
Skutsch und mir scheint, ohne zwingenden Grund angenommen worden ;
denn auch Gell. XX 6, 4 und Non. 501, 19 bezeugen dieselbe Stellung,
und fiir deren Richtigkeit spricht iiberdies die Enklise von esse (vgl.
S. 55, Anm. 1). — Zu demselben V. bemerkte Bz.2 richtig: f Weil, wenn
mehrere cas. obl. von Personalpronomina in einem Satze vorkommen,
der Accus. den anderen voranzustehen pflegt, will C. Rein, De pron. ap.
Ter. coll., S. 22 mit Pseudoacro in Hor. Serm. I 1, 13 nosmet nostri lesen,
zumal in A1 der Vers ganz fehlt. Indes liifst jene Regel doch mancherlei
Ausnahmen zu und gestattet deshalb nicht eine strenge Durchfuhrung.'
V. 175. fBei Herstellung des ersten Verses (1?: retinere amare
amittere) hatte ich in der 1. Auflage wegen V. 176, 507, 918, 920 (wo
iibrigens von Antipho die Rede ist) amittere verlangt und, um ein Ob-
jekt fiir die Verba zu haben, eam anne statt amare gelesen. Ich glaube
indes, dafs sowohl eam anstofsig ist, da vorher nur V. 162 und 165 (quod
amo) eine Anspielung auf die Geliebte des Phaedria sich findet, auf sie
also nicht ohne weiteres mit eam Bezug genommen werden kann, als
auch dafs fiir die Lage des Phaedria gerade mittere ('aufgeben', was
man noch nicht in festem Besitz hat) bezeichnender ist als amittere.
Baher bin ich zu Schmieders Konjektur (nach Bothes Ausg. des Ter.
von 1806) amorem an mitt. zuriickgekehrt, obschon da wieder die Ver-
bindung von retinere mit einem Abstraktum Bedenken erregt. 0. Brug-
man, Comment. Bonn. (1873) S. 97 f. konjiciert an a te fiir amare? Bz.s
— Von den vorgeschlagenen Verbesserungen empfiehlt sich die von
Goldbacher (Wien. Stud. VH, 162 f.) begriindete und von Elmer auf-
genommene Betinere (ariy amorem amittere palaographisch am meisten ;
doch glaube ich mit Spengel (Burs. Jahresb. LXVHI, 190), dafs sich die
iiberlieferte Lesart halten lasse, und erblicke in der Verbindung lietinere
amare amittere eine Spur volkstunilicher Redeweise. Skutsch dachte an
amare als Objekt wie Plaut. Bacch. 158 Hic uereri perdidit.
198 KRiTISCHER ANHANG.
V. 176 lafst A1 eius aus, das allerdings A3 (aber viell. als Glosse)
iiberschreibt und das die s irn Texte darbieten. fVielleicht haben wir
mihi huius sit zu lesen mit Hinweisung auf Phaniurn; das Mask. des
Gerundii stiinde dann wie Hec. 372 ego eius (uxoris) icidendi cupidus
(vgl. Holtze a. 0. H, 54 f).' Dz. — Ich lasse das auffallige eius aus; auf
diese Weise wird auch die Concinnitat mit V. 174 f. hergestellt. An
der iambischen Messung von miht ist kein Anstofs zu nehmen, vgl.
z. B. V. 748, (vor der Diarese) Haut. 691, Ad. 604; tibi V. 516, Hec. 623,
680, Eun. 803, Haut. 977, (vor d. Diiirese) And. 684, 703, Hec. 791 (mehr
als 60 sichere Beispiele aus Plaut. ftir milii. tibi, sibi bei Brix-Niemeyer,
Trin.4 S. 139); vgl. ego (vor d. Diarese) V. 727, And. 702, homo V. 123, 362,
Haut. 77, 731, Eun. 232, Ad. 218, modo V. 181, 869, Hec. 266, 325 u. a,m.
V. 179 f(nebst Scenentitel) bis V. 223 aus A findet sich bei Em.
Chatelain, Paleogr. d. class. lat. (Paris 1884) I, pl. VI.' Dz.
V. 182 fist von Conradt, Metr. Comp., S. 126 f. als Interpolation
beseitigt worden. Ihm stimmen M. Hoelzer, De interpol. Ter. (1877),
S. 21 f. und Meifsner, Cant. d. Ter., S. 511 bei. Mir scheint es an einem
durchschlagenden Grunde ffir die Unechtheit zu fehlen, wenn auch die
Beziehung von V. 184 (ad hanc rem) auf V. 181 durch den dazwischen-
stehenden Vers etwas erschwert wird.' Dz.
V. 186. fDa bei Anfuhrung des griech. Sprichwortes das Verbum
bei Don. in der 2. Pers. steht, liegt die Vermutung nicht zu fern, dafs
7tXiv&ov nXvvslg zu lesen ist als Ende eines Trimeters aus dem griech.
Original. Auch bei Ter. spricht Geta V. 179, 180 zu sich in der 2. Per-
son.' Dz. — Doch stimmt die vorne angefiihrte latein. Belegstelle aus
Seneca mit Ambr. de uirg. lTI 4, 19, Hieron. adu. Pelag. I, 24 und Gaudent.
(XX, 904 Migne) im Prasens uberein.
V. 187. Eheu (ACP, Ehu: F), heu (DGE). Dieses scheint richtig,
da eheu sonst uberall zweisilbig ist, z. B. Haut. 83, wo es den letzten
Senarfufs bildet; daher ist Bentleys Vertheidigung der volleren Partikel
mit einsilbiger Messung nicht zu billigen (s. Richter, Studem. Stud. I, 439).
V. 191. Dz. schlofs sich an Bentl. an, der nach Quam ein nam
fauf Grund der Beobachtung einschob, dafs die Klauseln sich im Rhyth-
mus stets an den Schlufs des vorausgehenden Verses anschliefsen.' Aber
das wenig wohlklingende Quam nam wird im Latein vermieden und
fehlt bei Ter. Dagegen fafst Fr. Schlee, De uers. in cant. Ter. comec,
S. 29 den troch. Semiseptenar als Vertreter des vollen Verses; Skutsch
denkt zweifelnd an illic. Ich verweise hingegen auf meine in der Anm.
gegebene Erklarung.
V. 194 f. fUmpf., dem ich mich friiher anschlofs, gab einen troch.
Oktonar (Sanun . . . hominem) und einen katal. troch. Binar. Andere
teilten anders ab, ohne indes schwere metrische Bedenken zu vermeiden
(s. Fr. Schlee a..O. S. 30 f). Ich bin jetzt Conradt, Metr. Comp., S. 128 f ge-
folgt.' Dz. — Uberliefert ist in ADlDon. Sanusne es, vgl. die fg. Anm.
V. 210. fHinsichtlich der Wahl zwischen der vollen und der ab-
geschwiichten Form der Fragepartikel (ne und n) scheint eine Verglei-
chung der freilich sehr schwankenden Uberlieferung zu ergeben: 1) dafs
.nach Konsonanten natiirlieh volles ne eintritt; — 2) nach langen
Vokalen a) in einsilbigen Wortern volles ne, wenn diese selbst den
Versaccent haben (V. 448 Mene uis? Ad. 638 tune has), andernfalls
blofses n (Phor. 613 Tun rfi.r., Hec. 340 tun hic); b) in mehrsilbigen
Wortern blofses, n (And. 497 Credon tibi, 609 Seruon fort., Phor. 753
Antiphonin? \\ Em), aufser wenn der lange Vokal den Versaccent triigt
und ne vor einem Vokal steht (V. 977 Tantdne adf.1); — 3) dafs nach
1) fIn diesem Falle sowie m den unter 2a) mit dem Beispiele tnn
hic bezeichneten Fiillen ist die Uberlieferung besonders schwankend.' Dz.
KRITISCHER ANHANG. 199
kurzen oder (in iambischen Wortern) gekiirzten Vokalen a) vor
Konsonanten, a) falls das Wort mit der Fragepartikel selbst den
Versaccent hat, nach Bedurfnis des Verses ne oder n eintritt (V. 231
itane tdnd., V. 1047 Sdtin tibist? , And. 804 sdtine recte? , 492 itdne
cont.); p) andernfalls einfaches n (V. 810 Itan pdruam); b) vor Vokalen
in der Regel ne, obschon auch hier es einen Unterschied auszumachen
scheint, ob das Wort mit ne den Versaccent tragt oder nicht; — 4) dafs
die Worter, in welchen vor ne ein s ausgefallen ist, nur n behalten
(z. B. ain, scin, sanun, censen, poterin). Satine und potine, welche nach
3) behandelt werden, sind nur scheinbare Ausnahmen von 4), da sie aus
sate (der anzunehmenden Zwischenform von satis und sat) und pote mit
ne zusammengesetzt sind.' Dz. — Diese Frage behandelt fiir Plaut. ein-
gehend P. Schrader (Diss. phil. Argent. VHI, 257 ff.). Er leugnet bes. zu
2a), dafs ne nach langen Vokalen vor Konsonanten stehe; nach kurzen
(zu 3) schreibt er aber in der Regel -ne, z. B. egone (jedoch nicht egdne
u. ahnl., doch auch egon), hdscine u. dgl. ; lange Verbalformen der 2. Pers.
Sing. Act. der II. und IV. Konj. finden sich nach ihm regelmafsig ver-
kurzt vor (censen, haben, uiden, audin, ain, aber gewohnl. rogdsne,
possisne u. a.); bei verbalem ts tritt meist Kiirzung (pergin) ein, nur in
der Hebung vor Vokalen steht die volle Form (dabisne argentum) u. a. m.
Ich habe mich mit Skutsch in zweifelhaften Fallen enger an die beste
Uberlieferung angeschlossen, weil Terenz oder besser die Recensenten
unseres Textes sich hierin kaum an so fest bestimmte Einzelregeln ge-
halten haben werden; fur die Aussprache war und ist die Schreibung
jedenfalls vielfach gleichgiltig (z. B. in tune has oder tun has, vgl. die
handschr. Abweichungen zu V. 260, 304, 339). Ich habe deshalb V. 194/5
[Sanusne es~\ mit AD'Don. (vgl. Truc. 122), V. 427 Itane es (A8 ; Itan;
es: F; Itanes yE), 683 Satine est (A, vgl. ahnl. Beispiele bei Schrader
S. 286; Satin est <s), 968 Itane agitis (Aq), 1040 Adeon indignum (AD)
geschrieben; ferner lese ich (zu 3a«) in And. 492 itdn cont. (nicht mit
Dz. itdne cont.). Skutsch will auch V. 955 Hicin ut und 1013 Haecin erat
(st. des handschr. Hicine und Haecine) einsetzen, doch wird durch cUe
Synalophe (Elision) die tribrachysche, bez. daktyl. Wortform verandert.
V. 215. fDie von Cod. A allein gebotene Wortstellung Sed hic quis
wird von 0. Seyffert, Stud. Plaut. (Progr., Berlin 1874), S. 26 f. mit Recht
unter Berufung auf den stehenden Sprachgebrauch in solchen Fragen
zuriickgewiesen. In der Personenverteilung bin ich iibrigens V. 214, 215
mit Umpf. dem Cod. A gefolgt, wenn auch der Sinn manche Abweichung
von dieser gestattet.' Dz. — Von der allerdings bei Plautus iLblichen
Wortstellung (Quis hic est? , aber in der Regel ohne eine vorausgehende
Konjunktion oder einen vrie hier folgenden Relativsatz) finden sich, wie
Seyffert selbst angiebt, Abweichungen; vgl. Truc. 719 Qui(sy est iste . .,
qui perit? Merc. 869 Non amittunt hi me comites qui tenent. Ev. Qui
sunt ei? Rud. 646 f. sed eae mulieres Quae sunt? Poen. 620 Et ille
chlamydatus quisnamst, qui sequitur procul? u. a. Dafs die s nach der
gewohnlichen Wortfolge umstellen, ist begreiflich, beweist aber nicht
fiir die Hand des Dichters; A besitzt, was Wortstellung anlangt, ent-
schieden die grofste Glaubwiirdigkeit (vgl. E. M. Pease, Transact. of
the Am. Phil. Ass. 1887, S. 33 f.). Elmer Ausg., S. 160 verweist auf
Cic. Verr. IV, 5 Canephoroe ipsae uocabantur; sed earum artificem quem?
— Die Zweifel L. Havets, Revue de Phil. XI, 48 an der Urspriinglich-
keit des Personenzeichens fiir Antipho vor Non possum in .1 werden
durch Dr. Kauer nicht bestiitigt. An und fur sich ware allerdings die
Lesung der ? recht beachtenswert.
V. 221. Gegen W. Kampf (Berl. Stud. III 2, 26), der die Wort-
stelhmg in DGE: nos hic als die gewcihnliche vertheidigt, verweise ich
auf Haut, 709 hic me, Eun. 239 Hic ego, Ad. 175 hic tu, Hec. 597 u. a.
200 KRITISCHER ANHANG.
Es kommt dabei auf die Betonung des einen oder anderen Begriffes an;
auch ist die dichterische Wortstellung immer etwas freier als die pro-
saische, und auch in dieser finden wir nicht selten die Voranstellung
von hic, vgl. z. B. aus Ciceros Reden Beispiele in Merguets Lexikon II,
471 ff. (so Verr. act. sec. I, 144, dom. 7, 92, Sulla 50).
V. 225. defendundam: vgl. Anh. zu V. 2GG.
V. 227. Wegen C. Reins Bedenken (De pron. apud Tcr. colloc,
S. 66) gegen die Stellung eines Demonstr. nach ipse interpimgierte Dz.a
nunc ipsast opus, ea aut, si quid potest, Meliore und fafste ea als nach-
tragliche Ausfiihrung von ipsa. Skutsch und mir scheint dies nicht
natiirlich. Symmetrischer ist zunachst der Satzbau, wenn man Em nunc
ipsast opus ea verbindet und so mit dem fgn. aut, si quid potest, Meliore
et callidiore besseres Gleichgewicht herstellt. Dazu wird hier sinngemafs
dem Pron. ea durch die weniger gewohnl. Nachstellung und die Traiectio
von opus mehr Nachdruck verliehen. Gegen Rein beliefs iibrigens Dz.
V. 508 Ipsum istuc mihi in hoc est (s. Anh. z. V.). Sehr fraglich ist mir
ferner die Umstellung beider in And. 312 Hunc ipsum orabo statt des
handschr. Ipsam hunc o.; denn dafs hier hic stiirker betont ist, zeigt
die gleich fge. Anaphora huic — huic. Bei der Verbindung is ipse (ipsus)
bei Ter. ist die Betonung von ipse und die Accentlosigkeit von is zu be-
achten (vgl. V. 178, 738, Eun. 908, Haut. ,779, 851 u. a.). Dies scheint
mir auch gegen Reins Anderung Ad. 627 Id metuo ipsum (Dz. Id ipsum
m.) und fur das iiberlieferte Ipsum id m. zu sprechen.
V. 235. fDie Worte Atqui reperiam: aliud cura gegen die Hdschr.
(aufser F) und Don. mit Lachmann in Lucr., S. 210 f. dem Phaedria
statt dem Geta zuzuweisen, wie alle neueren Herausgeber gethan habeu,
fehlt es nicht nur an jedem entscheidenden Grunde, sondern steht sogar
im Widerspruch zur Stimmung des Phaedria. Dieser ist zwar des besten
Willens (V. 228), im Grunde aber doch zaghaft (V. 238) und ennangelt
jedenfalls des Galgenhumors , welcher aus obigen Worten spricht.' Dz.
— Statt aliut cura (A*) stand nach Dr. Kauer vorher (doch kaum von
A1) aliut age. Diese etwas familiare Wendung (vgl. V. 350, 435, Haut.
558, Hec. 826, Eun. 348 f. u. a.) bedingt Hiat beim Personenwechsel, wes-
halb ich ihr die Aufnahme versagte.
V. 240 ff. 'Dieser und die beiden folgenden Verse fehlen in A. Umpf.,
Anal. Terent., S. 21 bemerkt bereits, dafs V. 240 oder 239 entbehrlich
ist. Mir scheint V. 240 zumeist den richtigen Gedankengang zu storen
und daher entweder eingeklammert oder vor V. 239 gesetzt werden zu
miissen. — Den bereits von Umpf. a. 0. angezweifelten V. 243 habe ich
eingeklammert; der Ubergang vom Plur. zum Sing. , das Fehlen eines
Subjekts, bezw. der substantivische Gebrauch von rediens, den man an-
nehmen mufs, sind anstofsig (vgl. P. Barth, N. Jahrb. 1884, S. 180).' Dz.
— Die Verse 240 — 242 standen von A3 erganzt sicher im Codex; denn
gegen den Rand zu steht von dieser Hand h. d. (= hic desunt), und
unten konnte Dr. Kauer in(r-iytatus lesen. Die nachgetragenen Verse
wurden spater wegradiert. Ich bin, wie dies Dz. in den folgenden Versen
thut, den Handschr. und Don. treu geblieben; dabei habe ich mit
Westerhof-Stallbaum (vgl. auch Sydow, De fk/e libr. Ter., S. 68) die all-
gemeineren Objekte Pericla, damna, ex(syili<i zum allgemeineren Subjekt
omnis bezogen und vor pcregre rediens stiirker interpungiert. Die Reihen-
folge der drei Substantive wird durch Ad und Don. als die des Arche-
typs bezeugt (Pericla, ex^syUia, damna ist eine Sonderlesart von y).
Der Parallelismus der drei generellen Objekte mit den spezielleren im
folgenden V. und das zumal fiir die damaligen griechischen Verhiiltnisse
gut passende exsilia (s. Anm.) scheinen mir fiir die handschr. Uberliefe-
rung und gegen das (nach meditari secum V. 242) schleppende secum-
(cogitet) bei Cic. Tusc. III, 30 zu sprechen. Fiir den Ubergang vom
KRITISCHER ANHANG. 201
Plural zum Sing. verweist Skutsch auf Haut. 483 ff., wo die Richtigkeit
der von Bentl. herriihrenden Streichung zweier Verse bereits von
P. Thomas, La synt. du fut. passe de Ter. (Extr. de la JRevue de Vin-
struct. publ. XIX, 6. livr., 25) bezweifelt worden ist.
V. 245. rDie im Text gebotene Fassung beruht mit geringfiigigen
Abweichungen auf der Uberlieferung der Hdschr. und Donats. Dagegen
bietet Cic. Tusc. IH, 30, wo er V. 241 — 246 citiert, im wesentHchen
folgende Lesart: Communia esse haec, ne quid horum umquam accidat
animo nouom; und in dieser Form ist der Vers seit Bentl. in den Aus-
gaben wiedergegeben. Meinerseits glaube ich, obwohl der grofsere Um-
fang des Citats das Zuruckgehen auf eine Handschrift des Dichters von
seiten Ciceros sehr wahrscheinlich macht, doch eher Interpolation der
Cicerohandschriften als der Terenziiberlieferung, allenfalls eine willkiir-
liche Anderung des Verses durch Cicero (mit Benutzung von V. 250)
annehmen zu diirfen (ebenso F. Schmidt, Herm. VIII, 482 f.).' Dz. —
Ich habe hier gleichfalls (wenn auch nicht mit gleicher Sicherheit wie
zu V. 242) die Terenziiberlieferung gehalten.
V. 249. cAuffallend ist der Mangel einer der gewohnlichen Casuren,
weshalb P. Barth, De inf. p. 31 f. mit Benutzung der Lesart in y: Mo-
lendum usque in pistrino erit lesen und fiir uap.: plorandum einsetzen
will. Eher lafst sich an eine Umstellung denken: Molendumst, uapu-
landum in pistrino, usque hab. comp.'. Dz. — Ich habe, da nicht nur
der M(on)., sondern auch nach Dr. Kauer A uber esse das Adv. usq(ue)
bietet, diese Lesart aufgenommen, wie dies schon Umpf. gethan hatte.
Nach Terenz' Gewohnheit, wonach das zum ersten Gliede gesetzte Hilfs-
verb auch bei den folgenden wiederholt wird (vgl. V. 135, Ad. 425, 474,
950 f., Hec. 202 u. a.), diirfte es nicht blofs Molendumst heifsen. Ander-
seits ist in der lebhaften, gedriingten Darstellung das Fehlen von esse
ganz passend (vgl. zu V. 80), die Interpolation des keineswegs so ge-
wohnl. usque aber wenig wahrscheinlich (vgl. auch das Citat bei Lactanz,
Inst. Vn 27, 3).
V. 261. cWeitere Beispiele solcher Wortstellungen sind V. 147,
201, 224, 270, 313, 344, 345, 358, 361, 379, 413, 461, 505, 523, 535, 540,
565, 608, 655, 669, 671, 692 f., 730, 732, 734, 753, 777, 784, 811 f., 830,
831 f., 836, 838, 844, 848, 866, 876, 881, 889, 957, 975, 1015, 1026, 1030,
1040 f.' Dz. — Bezuglich des V. 844 vgl. die erklarende Anm. zu demselben.
V. 265. *A und i2 haben Vnum cum noris, die anderen Codd. mit
Don. , welchen Fleck. und Umpf. folgen, Vnum cognoris. Diese Lesart
wird von P. Thomas a. 0. (Extr. de la Rev. de Vinstr. publ. XIX, 6. livr.,
13 f.) geschickt verteidigt und passend Heaut. 487 (Dare denegqris: ibit
ad illud ilico) verglichen. Gleichwohl habe ich der besseren Uberliefe-
rung wegen mit Bentl., der auf And. 10 hinweist, quom noris vorgezogen.'
Dz. — Die bestiiberlieferte Lesart befiirwortet auch C. Sigmund (Diss.
phil. Vind. IV, 94) gegen A. Weninger (De parataxis in Ter. fab. uestigiis,
Erlang. 1888, S. 95), der die parataktische Konstruktion der biindigen
Redeweise Demeas mehr entsprechend findet; jener verweist mit Recht
auf V. 267 Quom illest, hic praestost gegeniiber dem vorhergehenden.
Hierbei kommt nicht nur die allen Dichtern eigene Freiheit im Aus-
druck, sondern auch Terenz' Vorliebe fiir Abwechslung in Betracht.
V. 266. fDie handschr. Uberlieferung tfle ad defendendam c. ist
aus metrischen Griinden nicht zu halten (vgl. Conradt, Metr. Comp.,
S. 148). Mit Fleck. bin ich daher Palmerius (Gruteri Thes. IV, 851) ge-
folgt, der defend. durch dicendam ersetzt. Vielleicht ist causam Glossem
und dd eam defendendam adest zu schreiben.' Dz. — Fiir defenden-
dam bietet A1: defendundam, das ich ebenso aufnahm wie V. 225 ad
defendundam noxiam (in F erhalten defefunda, korr. von F*). Das von
Dr. Kauer iiber hic (nicht sicher) erblickte iam (A*) ist wohl nur eine
202 KRITISCHER ANHANG.
Glosse. Die handschr. Lesart bestiitigen auch Don. und Pseudo-Ascon.
zu Cic. Verr. S. 212. Zu defendere causam vgl. V. 225; es steht fiir den
defensor (patronus) bezeichnender als das gewohnlichere causam dicere,
das (ohne nahere Bestimmung -wie pro aliquo) zunachst auf die person-
liche Verantwortung geht. Ich behalte daher lieber die Uberlieferung bei
und ziehe ferner, da tUe als breuis breuians, wie es scheint, mit Recht
bezweifelt wird (auch von Leo, Plaut. Forsch., S. 293, Anm. 1; vgl. aber
noch nach Ad Don., Eugr. Eun. 797 Tibi illam reddat aut tu illam tdngas)
die Aufnahme von noxa, das Pseudo-Ascon., DlFx (i iiberschr. von ■/«■.*),
EP (mit Ras. zwischen x und a) und G (va.it Punkt unter t) bieten
und das leicht an das sonst bei den Scenikern gebrauchliche, formell
und begrifflich so nahe verwandte noxia (vgl. 0. Hey, Semas. Stud.,
Sep.-Abdr. aus d. N. Jahrb. XVIH. Suppl.-Bd., S. 192 f.) angeglichen werden
konnte, der Konjektur Paulmiers vor. Skutsch denkt auch an Hic in
noxia, ille ad defendundam causam adest (mit Annahme eines Zeugma).
V. 284. 'A1 hat ibistupefecit, DGL: ibi obstup., y ebenso ohne ibi.
Dafs man nicht obstupef messen kann, steht fest (anders Bentl. und
Engelbrecht, Stud. Ter., S. 69). Ritschl (Op. phil. H, 619) will, von der
Lesart des A ausgehend, fiir ibi: subito schreiben; ich mochte lieber
totum vor ibi einschieben und im 4. Fufse einen Proceleusmat. annehmen.
Indes habe ich mit Fleck. u. a. illic (fiir ibi) obst. in den Text gesetzt.'
Dz. — A3 schreibt ob uber das nicht durchgestrichene ib (wiihrend das
zweite i gestrichen ist). Gegen die landlaufige von Ritschl a. 0. auf-
gestellte Anschauung, dafs die Komposita von facere, deren erster Be-
standteil der Stamm eines Verbums nach der zweiten Konjugation ist,
dessen Schlufs-e verkiirzen, wenn der urspriinglich zweisilbige Stamm
eine kurze erste Silbe hat, jedoch die Liinge bewahren, wenn diese Silbe
lang ist, hat Klotz, Metrik S. 50 Einsprache erhoben und Skutsch (Sat,
Viadrina, S. 133 f.) darauf hingewiesen, dafs das Iambenkiirzungsgesetz,
welches auch fiir gewisse Binnensilben gilt (vgl. S. 52 f.), aus einem
urspriinglichen stupefacio ein stupefacio machen konnte, dafs aber
Ritschls u. a. Annahme einer sekundixren Dehnung des e in tepefaciet
bei Catull u. dgl. ganz unwahrscheinlich ist. Skutsch wahrt danach
m. E. richtig mit Bentl., Engelbrecht,*0. Seyffert (Bursians Jahresber.
LXXX, 261) in unserem Verse obstupefecit als feine kostbare Reliquie
des urspriinglichen Zustandes.'
V. 295. Ed. Baumann a. 0. S. XXIV bleibt zweifelnd mit Bentl.
bei fTu seruos\ Die von ihm verglichenen Stellen And. 359 f. und
Haut. 635 ff. zeigen aber zwei oder mehrere Glieder ohne Kopula in
ununterbrochener Aufzahlung, wahrend hier Hnprudens timuit adulescens,
durch Do istuc und Tu seruo's durch sino eingeleitet ist; auch das
f. uerum si cognatast maxume begiinstigt seine Schreibung m. E. nicht.
V. 308. fWenn man bedenkt, dafs illuc (V. 310) nur an einen be-
stimmten Ort denken liifst, wo Antipho sich aufhalten soll, so liegt die
Vermutung nahe, dafs fiir foris vielmehr fori als alter Lokativ zu lesen
ist, der vielleicht auch Plaut. Truc. 69 in der Lesart eri (Spengel foro,
Scholl heri) steckt. Auffallend wiire es beinahe, wenn von einem so
vielgebrauchten Worte sich nicht auch wie von belhim , domus u. a. die
Lokativform erhalten hatte.' Dz. — Die Annahme des Lokativs fori
hiilt Skutsch fiir bedenklich. IUuc geht allerdings zuniichst auf Anti-
phos Aufenthaltsort; aber diesen kann m. E. Phaedria kennen, oder
besser er giebt zu Demiphos Beschwichtigung nur vor, denselben zu
kennen. Die allgemeine Wendung ist femer wohl auch deshalb gesetzt,
um Getas komisch wirkende Erliiuterung Nempe <n/ Pamphilam zu er-
moglichen. Dafs aber Antipho inzwischen nach der Absicht des Dichters
sich auf dem Marktplatze aufgehalten haben sollte, ist, obwohl er mit
V. 465 aus der Richtung der Markt- oder Stadtseite erscheint, mir des-
KRITISCHER ANHANG. 203
halb unwahrscheinlich , weil Demipho sich selbst bald (V. 312) auf den
Markt begiebt; die dann naheliegende Moglichkeit eines vorzeitigen
Zusammentreffens beider spricht gegen Dziatzkos Vorschlag und fur die
Uberlieferung.
V. 312 schreibe ich mit A: aliquos (so auch Skutsck); aliquot s und
viele Herausg., aliquod Dz.
V. 314. si ueniat: A1, wahrend A3 (nach Dr. Kauer) mit s: cum ad-
ueniat hat.
V. 326. Skutsch interpungiert mit T. Faber factumst periclum iam
pedum, uisast uia.
V. 328 rerscheint einerseits so inhaltslos und bietet anderseits so
schwere, durch Konjektur gar nicht zu beseitigende Anstofse, dafs ich
ihn entschieden fur interpoliert halte. Wie ist tum zu erklaren? Zu
noui ferner lafst sich bei ungezwungener Interpretation doch nur eos
ergiinzen, was einen durchaus unangemessenen, dem Charakter des Phor-
mio gar nicht entsprechenden Sinn giebt. Bei der Interpolation mag
V. 605 mit zum Anhalt gedient haben.' Dz. — Ahnlich wie im Texte hatte
ich den von Priscian bezeugten V. schon in der Zeitschr. f. d. ost. Gymn.
1885, S. 914 verteidigt. Auch Skutsch, Sloman und Elmer halten ihn.
Miihlys leichte Konjektur a. 0. saeuius billige ich nicht, bes. wegen des
fgn. enumquam, zu dem saepius einen besseren Gegensatz bildet.
V. 332. Statt in illis . . in illis bietet A3 an zweiter St is oder
his (vgl. D1: iis, G: his).
V. 337. Dz.2 schrieb mit Bentl. pote (vgl. auch Engelbrecht, Stud.
Ter., S. 29); dagegen aber u. a. Conradt, Metr. Comp., S. 111, Barth, De
infin., S. 17 und Ed. Baumann a. 0. S. XIII.
V. 339. A1 hatte wohl BALINEIS, A3 strich das erste I, wie es
scheint, durch, radierte aber darnach und rifs ein kleines Loch heraus
(Dr. Kauer).
V. 356. fHier sowie V. 389, 390 (zweimal) u. 740 haben alle Hdschr.
und Don. (dieser auch im Argum. z. Phor.) die aspirierte Namensform,
wahrend das griech. Wort EtD^tkov lautete (an das griech. ZxLlfiav ist
keinesfalls zu denken). Es ist zu vermuten, dafs bei Transscription der
ursprunglich ohne h geschriebenen Aspiratae griechischer Worter aus
Versehen auch obigem Worte die Aspiration gegeben worden ist. Das
mufs aber in sehr fruher Zeit geschehen sein, da auch bei Cic. Or. 157
(aus V. 390) Stilphonem in allen Hdschr. steht.' Dz. — Die richtige
Schreibung Stilpo steht im Lemma des Mon. zu V. 389 (vgl. Schlee,
Schol. Ter., S. 28); sie wurde von 0. Jahn bei Cic. Or. 157 hergestellt
und nach dessen Vorgang von Fleck. in seine Terenzausgabe (1857)
eingesetzt; vgl. denselben in den N. Jahrb. 1891, S. 659.
V. 363. Cui in operc: <s; cui opcra uita: A, Don., Prisc. II, 65. Diese
Lesart setzt Zweisilbigkeit von quoi voraus (nach Biicheler-Windek.,
Grundrifs der lat. Dekl. § 297 erhielt sich quoiei bis zum VII. Jahrh.).
Schwieriger ist die Erklarung von opera. Etwa fdie opera war sein
Leben' oder rsein Leben war Mvihe und Arbeit'? (Skutsch). Als Adjekt.
aber ist operus zu seltsam, um fiir Ter. glaublich zu sein (vgl. gegen
Ussing zu Curc. 234 und Fleck., N. Jahrb. 1891, S. 676, welche das
hiiufige scelerum caput adjektivisch erklaren, bes. 0. Seyftert, Burs.
Juhresber. LXXX, 292 f.).
V. 368. fNach der iiberlieferten Lesart ist der an sich einfache Ge-
danke so sckwerflillig und geschraubt wiedergegeben (Videus te, atque
illum [esse uidisti] ut narras), und anderseits liegt die Annahme, dafs
ut Glossem zu atque sei, so nahe, dafs ich darnach selbst den Text zu
andern wagte.' Dz. — Dz. erkliirt den Vers in der Fassung Videas te,
atque illum [ut] narras so: 'Phormio moge sich doch sehen, wie er von
204 KrHTISCHER ANHANG.
jenem erziihlt, d. h. optumum esse.' Bedenken erregt aber die folgende
Erwiderung Phormios, die voraussetzt, dafs in Getas Worten ein Zweifel
am braven Charakter Stilpos ausgedriickt ist. Die Uberlieferung enthiilt
diesen, wie es scheint, richtig. Ich habe sie deshalb beibehalten; vgl.
Schlee (Zeitschr. f. d. Gynm.-W. XL, 286). Ahnlich Sloman, Phormio-
ausgabe, S. 136: 'compare yourself and him according to your accounf ,
i. e. 'u-hat a contrast between such an excellent man as you describe and
a rascal like yourself.'
V. 386. fIch habe nach Cod. A mit Umpf. Hem vor Quid ais? weg-
gelassen. Demipho kann nach allem nicht vermuten, dafs Phormio sich
des friiher angegebenen Namens nicht mehr erinnert. Das Staunen be-
zeichnende hem wiirde aber auf eine solche Vennutung schliefsen lassen.
Demipho glaubt nur den Phormio etwas reden gehort zu haben und
wiinscht zu wissen: was?' Dz. — Ahnlicher Zusatz der Lieblingspartikel
des Ter. hem in den ? gegen A auch in V. 790, 873, And. 975.
V. 391. nec mihi: AS Umpf., Skutsch; neque mihi: yu; neque mi:
Fleck., Dz. u. a. Fiir den Wechsel von neque und nec vgl. auch V. 176.
V. 406. Von Bentl. stammt die gewohnliche Schreibung apiscier
statt des handschr. adipiscier her. Aber weder die Form noch das
Metrum zwingen zur Anderung. In iudicium adipiscier scheint der
fallende Proceleusmatikus ertraglich, weil die Silben durch Elision enger
verbunden sind. Der Fall unterscheidet sich nach Skutsch metrisch
nicht von tibi malefdciant u. ahnl. (s. zu V. 394). Dafs die Proceleusma-
tiker ersterer Art seltener sind, ist naturgemafs; denn sie konnen nur
bei Elision einer Silbe hinter dem ersten Pyrrhichius zustande kommen,
weil sonst die unerlaubte Betonung auf der vorletzten von zwei wort-
schliefsenden Kiirzen sich ergeben wtirde (iudicis ddipiscier ist nicht
moglich). Vgl. Plaut. Trin. 804 Conttnuo operito, Aul. 168 imperia,
eburdta uehicla, Capt. 493 und Klotz, Metrik S. 353 f.
V. 410. Mahly a. 0. S. 478 will nach dotis dare ein (daboy ein-
fiigen. Doch empfiehlt sich der Vorschlag metrisch nicht, die iiberl. Aus-
drucksweise hingegen scheint durch Demiphos Aufregung gerechtfertigt.
V. 411. suaui's Dz. Baumann a. 0. S. XXVII nimmt die Ergiinzung
von est (zu homo suaitis) an und will in der fgn. Frage Quid est? die
Kopula mit Bentl. streichen. Aber dafs auf Quid est? wieder eine
Frage folgen kann, zeigt aufser Hec. 614 f. auch die Verwendung der-
selben (nur durch hoc erweiterten) Formel quid hoc est? V. 177 vor
uideon ego Getam? An der natiirlichen Betonung Quid est? nehme ichr
auch wenn sonst bei Ter. gewohnlich quid est? oder quld est? erscheint
(denn Baumanns Angabe, dies sei immer der Fall, ist unzutreffend),
keinen Anstofs, vgl. Haut. 901, 1008, Eun. 559 quid est? ; V. 93, Eun. 548,
659, Haut. 620, Hec. 530, 873, Ad. 261 quid sit, And. 234 u. a. quid siet.
V. 423. Tiir ad ducendum hat A: ducenda (D: ducendu ohne ad),
L1 aber ducendi, vielleicht richtig.' Dz. — Ducendi liest Elmer. Moglicher-
weise ist ducenda aetas in A aus ducenda(ey aetas (niimlich eius) ver-
schrieben, wie ducere aliquam bei Ter. (vgl. And. 316) ublich ist.
V. 426. f A und D2 teilen minder gut die ersten Worte (Iratus est)
auch dem Phormio zu, der sie natiirlich (wie in V. 428 f.) an Geta zur
Seite richten wiirde.' Dz. — Mir scheint diese Lesart sehr erwiigenswert.
Nach V. 440 setzte Dz. mit den s, die in der Reihenfolge der Per-
sonen nicht schwanken (denn auch E stellt Cratinus vor Hegio), eine
neue Scene an. Ich folge A, Umpf. und Skutsch.
V. 458. Mit A habe ich Nutn quid nos uis? dem Cratinus, der
auch zuerst seine Meinung geiiufsert hatte und nach den Bilderhand-
schriften der iilteste von den dreien ist (s. Anm. zu V. 448), wieder-
gegeben; so auch Umpf. und Skutsch. Dz. hatte die Worte mit den s
und vielen anderen Herausg. dem Hegio zugeteilt.
KRITISCHER ANHANG. 205
V. 476. T. Langen, N. Jahrb. 1882, S. 768 halt die Konstruktion
Phormio . . . strenuom hominem praebuit (ohne se) fiir einen Verstofs gegen
den latein. Sprachgebrauch und setzt — an sich wenig wahrscheinlich
— for itidem: se item ein. Dem entgegen wies mir mein Freund
C. F. W. Muller aus seinen reichen Kollektaneen eine ganz gleiche
Stelle nach bei Apul. Met. X, 28 talem parentem praebuit (mulier) qualem
exhibuerat uxorem, ahnliche aber von Cicero und Ovid an in grofser
Zahl (z. B. Sen. Contr. IX 6 (29), 13 (p. 443 K.) et promisit oratorem et
praestitit; Exc. contr. X 6 (35), 5 (p. 525 K.) et proditorem nobis ostendit
et furem; Petr. 97 ostendere fratrem; Tac. Ann. IV, 59 ut erectum et
fidentem animi ostenderet u. s. w.). In allen diesen Fallen steht ein Per-
sonalbegriff pragnant im Sinne des Ideals, der Rolle (exemplum, partes)
einer solchen Personlichkeit. Besonders die rhetorischen Schriften bieten
Beispiele dieses Sprachgebrauchs in Fulle.' Dz. — Se bietet wohl nur
als Glosse A*; vielleicht ist es dem verblafsten A3 nachgezogen.
V. 479. 'dixi fiir dico habe ich aus DG~L und anscheinend A1 auf-
genommen. Es bezieht sich auf V. 474 ff. ; adhuc q. s. giebt nur das
Ergebnis der kurzen Darlegung.' Dz. — Dico erst von A4; dixi hatte
wahrscheinlich A1, so wohl auch G1, nicht G*.
V. 482. Quantum metus est: A; quantus metus est: s Bentl., Engelbr.,
Stud. Ter., S. 19 f. ; quantum metu(i)st Fleck.
V. 491 f. fDie . . Worte 'idem ego uereor'' hatte ich friiher anders
erkUirt (Geta fiige hinzu, dafs er dabei das Gleiche fiir sich fiirchte),
schliefse mich jetzt aber Jo. Schneider, De prouerb. Plaut. Terentianisque
(1878), S. 9 f. an. Die Hdschr. lassen Getas Worte erst mit idem be-
ginnen; von Bentl. riihrt die Verbesserung (nach Don.) her. Sehr an-
sprechend setzt iibrigens Fr. Schlee, De uers. q. s., S. 59 mit AFP: Ei
aus V. 490 an den Anfang des folgenden Verses und macht diesen so
zum troch. Oktonar; in V. 492 mufs er dann freilich dum mit ? aus-
lassen, um einen troch. Septenar zu gewinnen.' Dz. — In der Fassung
der V. 491 f. weiche ich von Dz.2 darin ab, dafs ich mit den Handschr.
und Don. Ei, metuo lenonem, ne quid suo suat capiti . . . Ge. Idem ego
uereor schreibe. Dabei billige ich den schon von Dz. als sehr an-
sprechend bezeichneten Vorschlag Schlees, Ei an den Anfang des
V. 491 zu stellen; denn dadurch wird nicht nur der Rhythmus besser,
sondern es entspricht dann die Stellung von ei auch der Gepflogenheit
der Sceniker, welche diese Interjektion gern an den Versbeginn, nie an
das Versende stellen (vgl. Richter, Studem. Stud. I, 469). Ich stimme
darin auch mit Skutsch iiberein. Das entbehrliche dum (V. 492) fehlt
auch im Mon.; es scheint durch eine Glosse in den Text des A geraten
zu sein.
V. 500. eA stellt me hinter ut, DXG lassen es ganz aus, doch hat
D* es hinter ducas zugefiigt und ut phale steht in D auf Rasur, L allein
hat me ut fal., vielleicht richtig.' Dz. — D bietet ut * * phaleratis (D1
hatte also wie A: ut me, D2 radierte me und fiigte es nach ducas ein).
Elmer setzt me als Glosse in Klammern, doch die chiastische (beziehungs-
weise parallele) Stellung scheint beabsichtigt; auch wird durch me der
Gedanke scharfer und bestimmter ausgedriickt.
V. 501. "Ei, uerbis uincor! mit Bezug auf das vorausgehende Wort-
gefecht, aus dem Dorio sowohl durch die kurze Abfertigung dor Ver-
sprechungen des Jiinglings als besonders durch seine Phaedrias Rede
(V. 497 f.) iibertrumpfende Gegenrede (V. 499 f.) als Sieger hervor-
gegangen war. Alle Hdschr. aufser G* haben ueris (statt uerbis), und
so lautet die Vulgata; indes ist ueris unklar, und namentlich gestattet
der Terenz. Sprachgebrauch nicht, das Neutr. eines Adjektivs anders als
in generellem Sinne zu substantivieren (s. Barth, N. Jahrb. 1884, S. 179).'
Dz. — Ich halte uerbis fiir eine Glosse zu ueris oder fiir einen blofsen
206 KRITISCHER ANHANG.
Anderungsversuch dieses Wortes und verweise im iibrigen auf die Anni.
Auch Sloman, Elmer und Skutsch halten an der Uberlieferung fest.
V. 502 f. fFiir Atque steht va. Az: Neque (F hat Teque). Da ich
in den Worten Neque . . . malum einen verniinftigen Sinn nicht zu er-
kennen vermochte, habe ich sie in der 1. Ausgabe als ungeschickte
Interpolation eingeklammert. Jetzt schliefse ich mich W. Wagners Kon-
jektur an (Ausg. des Ter., Cambridge 1869), obschon auch diese nicht
alle Schwierigkeiten beseitigt, namentlich nicht das anstofsige esset und
den Widerspruch mit V. 504 (0 fortunat. Ant). Guyet z. d. St. geht un-
notig weit, wenn er gleich V. 501 — 503 fiir unecht erkliirt.' Dz. — Die
zum V. 504 gegebene Erklarung sucht den Widerspruch zu beheben.
Die gewohnliche von Stallbaum und Sloman gebotene Neque . . alia
= aequa, eadem scheitert m. E. an O fortunatissume Antipho! (V. 504).
Dieser Ausruf ist nur gerechtfertigt , wenn die alia sollicitudo von hoe
malum verschieden ist. Die ahnliche auf Don. sich stiitzende Erlaute-
rung Elmers (S. 116), wonach alia . . sollicitudine 'trouble (far) different
from (i. e. less engrossing than)' (also mit Neque verbunden 'Nicht sehr
verschieden, minder grofs als') bedeuten soll, scheint mir gekiinstelt und
gleichfalls vom V. 504 nicht begunstigt.
V. 503. Ah fiel in A1 wegen des Personenzeichens A (ftir Antipho)
aus; A3 erganzte es richtig, so auch im wesentlichen einstimmig ?
(vgl. auch P. Richter, Studem. Stud. I, 401, Anm. 23).
V. 507. fLadewig, Beitr. S. 13 und Fritzsche, Dc font. Gr. Ter.,
II, 6 f. nehmen den Vers nicht ohne Grund in Schutz. Vielleicht sind
eher V. 175 f. fur einen spateren Zusatz anzusehen.' Dz. — Dafs der V.
nicht auszuscheiden ist (wie nach Bentl. Dz.2 tbat), geht aus den griech.
von Kock (Rh. Mus. XXXXIH, 35) angefiihrten Parallelen hervor. Auch
gegen V. 175 f. lafst sich nichts Stichhaltiges vorbringen. Wie in einer
Rede, werden auch im Schauspiele zutreffende, wesentlichere Gedanken
oder stehende (sprichwortliche) Wendungen den Horern gern in gleicher
oder ahnlicher Form in Erinnerung gebracht. Bemerkenswert ist nur,
dafs in unserem V. A3 statt a me die Variante oder Glosse eam bietet.
V. 508. rWeil ipse bei Verbindung mit Demonstrativis diesen nach-
gesetzt zu werden pflegt, will Rein, De pron. q. s., S. 64 Istuc mi ipsitm
schreiben.' Dz. — Vgl. zu V. 227.
V. 515. 'Optundis hat Cod. A, die anderen Hdschr. obtunde, G mit
einer Rasur nach e. Je sicherer der Imperativ falsch ist, um so be-
stimmter ist m. E. das e desselben festzuhalten.' Dz. — Ich kehre zur
besten handschr. Lesart zuriick, da das von Dz. ausgelassene Dorio mir
ganz passend und eindringlich gesetzt zu sein scheint und optundis, wie
auch Leo (Plaut. Forsch., S. 273, Anm. 2) bemerkt, ohne Zweifel besser
ist als optundes; dazu scheint obtunde nur graphische Variante der
Form auf -is zu sein. Leos Zweifel an der Richtigkeit der Uberlieferung
wegen tundendo Hec. 123 schliefse ich mich nicht an. Der lebhaft ein-
dringlichen Art der Bitte entspricht das Ethos der jetzt fiir V. 515 f.
gewahlten Rhythmengattung (iamb. Oktonare) weit besser als das der
bisher angesetzten trochiiischen Septenare, welche eine ruhigere Stim-
mung ausdriicken. Von den zwei Moglichkeiten, das Metrum des Verses
wiederherzustellen, entweder longum[st] id quod oder longumst [id] quod
zu schreiben, habe ich die letztere vorgezogen; denn in den formelhaften
Wendungen wie certum est, melius est, mirum est liifst Ter. est nicht weg;
vgl. fur l. est V. 495, And. 977, Haut. 335 (s. auch Baumann a. 0. S. XH f.).
V. 519. fMit A und Umpf. die Worte Di tibi dem Phaedria zu
geben, ist deshalb ratsam, weil Dorio im Folgenden zu ihm, wie es
scheint, erwidernd spricht. Mag man sie aber Geta oder Phaedria zu-
teilen, jedenfalls weisen sie darauf hin, dafs Dorio vorher gesprochen
hat. Deshalb stimme ich Madvig, Adu. crit. H, 18 unbedingt nicht zu,
KRITISCHER ANHAXG. 207
welcher den Antipho bis tu sprechen lafst; man wiirde in diesem Falle
auch Neque tu neque ego erwarten (vgl. M. Niemeyer, De Plaut. fab.
rec. dupl., S. 18).' Dz. — Das Schwanken der Uberlieferung zeigt deut-
lich As; denn diese Hand schrieb nach Dr. Kauer neben T (Phaedria,
von A1) zuerst B (Geta, dem auch g die Worte zuteilen), dann aber
grofs darauf A (Antipho).
V. 526. Stercilinium , die Uberlieferung von AM(on.)g bis auf P1
(sterculinum) und C1 (stercilinum), ist metrisch nicht zulassig (sterciUnium
ware unrichtiger daktyl. Wortschlufs). Sprachlich halt die Form H. Keil,
Comment. in Cat. de agri cult. libr., S. 10 f. fiir eine spate Erfindung;
doch vgl. intercilinio (f. in st.) Colum. VII 5, 8, sterquilinium Caper VII
111, 11 (Keil); C. Gl. L. IV 175, 38 sterclinia; Serv. Verg. Georg. I, 21
u. Aen. IX, 4 Sterculinius ; s. auch Bersu, Die Gutturalen, S. 120.
V. 528. Von der Lesart der Codd. decipis wird nicht abzugehen
sein. Auch Leos Vermutung (a. 0. S. 304) decipnes ist nicht zu billigen ;
denn die Uberlieferung verlangt nicht die von ihm bis auf V. 555 (vgl.
Cas. 372) iibrigens mit zweifelhaftem Rechte geleugnete Betonung enim.
Das Prasens ist aber notig, wie das folgende decipit zeigt.
V. 529. A. Luchs (Studem. Stud. I, 348) schreibt Nam hic me
scibat kuiusmodi esse; vgl. aber V. 505 und Haut. 812 huius modi, ~B.ec.
385 huius, V. 737 und Haut. 299 eiiis u. a,
V. 561. A1: inpone feret, A3: inpone hic feret (statt hic glaubt
Dr. Kauer auch an die Moglichkeit der Lesung von ni e; doch scheint
mir die andere palaographisch , metrisch und sprachlich allein wahr-
scheinlich); inpone et feret ?. Wenn auch ganz vereinzelte Parallelen
fur et im Altlatein vorhanden sind (vgl. Cato r. r. 6, 3 serito — et parata
erit\ vgl. Schmalz, Lat. Syntax2 § 167), so spricht doch die Haufigkeit
dieses Gebrauches in der spateren Latinitat weit mehr gegen als fur
die Urspriinglichkeit der letzten Lesung. Ist aber et von Calliopius ein-
gefiigt, so verliert die Vermutung von Guielmus (Dz.) ecferet und der
Vorschlag Mahlys a. 0. S. 479 inp. ei, feret, dem Elmer beipflichtet, seine
Grundlage. Hic scheint mir dagegen zur Verstarkung des so kurzen
eigentlichen Hauptsatzes nach dem langeren Vordersatz stilistisch sowie
auch gedanklich recht passend. Denn die Hervorhebung der Person ist
schon wegen des folgenden Solus est homo u. s. w. am Platze. Und dafs
zur Wendung oneris quiduis inpone der Dativ nicht gefiigt zu werden
braucht, zeigt das Beispiel aus der And. (897), das einzige, in dem sich
bei Terenz diese Verbindung noch findet.
V. 566 habe ich mit Umpf. und Skutsch die handschr. Lesart modo
te hinc amoue -wiederhergestellt; Dz. schrieb mit Fleck. hinc modo
te amoue.
V. 567. fEinfaches -e im Vokativ von Chremes haben alle Hdschr.
bei Umpf. V. 613 (D in Ras.), 960, 966, 984, fast alle V- 577; A allein
V. 567, 609; nur V. 797 hat A: Chremes (Chreme in BCP). Grunde des
Wohllautes konnen bei der Wahl dieser oder jener Vokativform mit-
gewirkt haben. Ritschl, Prol. in Trin., S. 88 spricht sich iiber diese
Frage als eine fvir Plautus gleichgiltige nicht aus. Die Zulassigkeit
beider Formen verteidigt Edm. Hauler, Terent. S. 10 ff. , dagegen den
alleinigen Gebrauch der Endung -e E. Koenig, De nomin. propr., quae
sunt ap. Pl. et Ter. (1876), S. 40 f.' Dz. — Zu erganzen habe ich nur,
dafs V. 577 A1 blofs CHRE bietet mit fiir ME zureichendem Platze
und wohl erst A* (Chre)mes kleiner nachbesserte (Dr. Kauer); Chreme'i:
hat D (mit Rasur), also stimmte D1 mit EG, die Chremes schreiben,
iiberein, Chreme steht aber in CPF. Auch diese St. spricht also eher fiir die
Form auf -e. Meine Stellung in der Frage habe ich in den Terent. a. 0.
dargelegt und dazu in den Wien. Stud. XH, 242 nachgetragen, dafs Haut.
518 und 844 A gegen Umpfenbachs Angaben Chremes bietet, Wenn so
208 KRITISCHER ANHANG.
auch eine oder andere der nach Umpf. fur Chreme sprechenden Stellen
wegfallen sollte, das Hauptergebnis, die Gleichberechtigung beider For-
men fur Terenz, kann m. E. nicht bezweifelt werden. Ja, es scheint
sogar Plaut. nach der besten Uberlieferung die Formen auf -e im Vokativ
vereinzelt zugelassen zu haben (Charmide Trin. 617, CaUidamate Most.
1130, Apelle nach A Poen. 1271), so dafs bei Ter. blofs ein Fortschritt
in der Verwendung der Form, nicht aber ein Gegensatz zu Plaut. vor-
lage (vgl. auch Richter, Studem. Stud. I, 480). '
V. 589. fCod. A hat ganz abweichend neque adeo defitiscar umquam
experirier, was Vahlen bei Conr. Sydow, De fide libr. Ter. (1878), S. 9 f.
in der Weise beibehalten will, dafs aktives defetiscam eingesetzt wiirde.
Von den anderen Hdschr. hat die Gruppe y im wesentlichen neque def
umquam ego exp., G liest umqua adeo, D: unq. mit einer Liicke vor fec.
und Rasur an der Stelle. Vsque adeo ist aus Prisc. I, 514 und II, 251
genommen, doch bietet Cod. L des Ter. (allein von den bekannten) in
der Lesart usqua adeo wenigstens einen Teil der als richtig angenom-
menen Version.' Dz. — Nach Schlee (Rh. Mus. XLVI, 149) hat D (auf
einemjiingeren Blatte)mit y. neque defeciscar umquam ego, nach Dr. Kauer
im Texte n. deficiscar u. (ici auf Rasur und ego iiber der Z.), F wie A
defitiscar, doch scheint der Schreiber zwischen t und c geschwankt
zu haben.
V. 597 f. Die Umstellung von esse und sese wurde nach Lachmann
(Comm. in Lucr., S. 161) vorgenommen. In A findet sich auf radierter
Stelle im V. 597 (wohl von A3) driae se osten mit (sicher von derselben
Hand) iiberschriebenem deret; von A1 stand, wie die entsprechenden
15 Buchstaben der folgenden Zeile zeigen, hier urspriinglich mehr.
Sese ostenderet hat d, sese ost. auch F1 mit Punkten unter dem zweiten
se und se ost.: yE. Die Vertauschung ist, da die Wortstellung sese —
esse sich als die natiirliche aufdrangte, leicht erkliirlick.
V. 604. fDie Lesart des A: INSTIISSI (Vulg. institui: is si) fiihrt
eher auf institi als auf institui. Ebenso Hec. 381 Hanc habere orationem
mecum principio institit; vgl. Phor. 192 u. Anm.; Eun. 19 heifst es in
gleichem Sinne Ita ut facere instituit. Phor. 848 hat A institueris , wo
sicher institeris zu lesen ist. Auck Afranius V. 81 R.2 hat institi mit
einem Infinitiv.' Dz. — Vgl. Fleck., N. Jahrb. 1897, S. 405. Skutsch zieht
(nach Eun. 19) institui der s vor.
V. 611 f. fIn den Hdschr. gehort V. 611 ganz dem Chremes, was
wegen der Verbindung von Multa . . noua . . compluria unmoglich ist.
A3 lafst Multa . . . hic? den Geta fragen (im Anschlufs an seine voraus-
gehende Frage) und den Chremes mit Compluria antworten. In V. 612
spricht Geta nach der Lesart aller Hdschr. von Ita bis facta (dies ist
auch die Vulgata, indem nach Ita Punkt gesetzt wird). Die Personen-
verteilung des ^l3 lafst sich (mit Conradt, Metr. Comp., S. 47) recht gut
halten; dafs Geta eine gewisse Redseligkeit an den Tag legt und zwei
Fragen (Quid agitur? multa . .hic?) aufeinander folgen lafst, scheint der
Situation sogar sehr angemessen zu sein. Abweichend von Conradt a. 0.
glaube ich nur, dafs nach Ita interpungiert werden mufs, da sich sonst
ne an Ita angeschlossen hiitte, auch aus V. 611 noch nicht mit ita ge-
schlossen werden kann, Chremes sei iiber Antiphos Heirat unterrichtet.'
Dz. — Auch hier zeigt sich wieder die gute Uberlieferung von A3.
V. 618. fUnzweifelhaft laist sich die von A gebotene Personen-
einteilung, wonach Demipho (nicht Geta) Is qui istanc spricht, sehr gut
verteidigen, und Umpf. geht wie ofters von seinem Prinzip ab, wenn er
hier dem Bembinus nicht folgt.' Dz. — Auch an dieser Stelle giebt As
(was bei Umpf. fehlt) textlich das Richtige; denn diese Hand streicht
von SI das I und setzt dieses Zeichen vor S (Dr. Kauer), bezeugt also
sicher IS wie s, Don. und Eugr.
KRITISCHER ANHANG. 209
V. 664. Ich bin bei der von Fleck. und Dz.2 gebotenen Lesung repetito
geblieben, ohne sie fiir eine sichere Heilung der handschr. Verderbnis
zu halten. Diese merkte wohl schon As, die nach Dr. Kauer iiber die
zweite Silbe von PETITO ein I oder deni I ahnliches Zeichen fugte.
Bentl. schrieb illasce, Skutsch vermutet istasce.
V. 667. rDie Hdschr. haben His rebus sane pone (ein Teil pone
sane) inquit decem minas. Aus metrischen Griinden und weil auf die
abermalige Wiederholung der Zehnzahl gar keine Riicksicht genommen
ist, erscheint die Uberlieferung unhaltbar. Luchs, Stuclem. Stucl. I, 64 f.
schlagt vor H. r. inquit pone sane alias decem; inauit hatte schon Fleck.
umgestellt, minas schon Bentl. gestrichen und alias zugefiigt. Um eine
iibergrofse Ahnlichkeit mit V. 663 (ob decem alias) zu vermeiden, habe
ich vielmehr porro vor pone (oder sane?) eingeschoben: vgl. Heaut. 838
am Ende einer ahnlichen Aufzahlung: Porro haec talenta dotis adposcunt
duo.' Dz. — Mir scheint die Unterlassung der Riicksicht auf die Wieder-
holung der Zehnzahl im Interesse des Sprechers zu liegen, der dadurch
den Anschein einer kleineren Zahl erwecken will. Wiirde man meine
in der Anm. gegebene Auffassung von decem minas nicht billigen, so
hielte ich sane pones mitgleicher Betonung von decem mincis wie im
V. 662 fiir die leichteste Anderung. Gegen die Ausschliefslichkeit der
Regel von der Vermeidung des Doppeliambus weist J. Vahlen, Berl.
Sommer-Ind. 1878, S. 10 und 1880, S. 5 auf Ennius' Versschliisse : parat
putat (V. 295 Ribb.3: pemat putat) und loco: licet (V. 197) hin, doch ist
dies fiir Terenz nicht beweisend; vgl. S. 38 nnd S. 55, Anm. 1.
In V. 687 behalt Skutsch die handschr. Uberlieferung bei, indem er
di deaeque superi inferi milst.
V. 707. fIn Beibehaltung der handschr. Lesart per inpluuium folge
ich nunmehr C. Sydow, I)e fide q. s., S. 20 und Koenighoff, Diss. Ter.
crit. (1877), S. 8 ff Nur mufs man zugeben, dafs auch in inpluuium
richtig gesagt werden konnte.' Dz.2 — Andere Herausgeber (so Sloman)
wollen hier inpluuium als synonym mit conpluuium (der Dachoffnung)
fassen.
V. 709 f. fKoenighoff a. 0. S. 2 ff will die Worte ante brumam . . .
incipere als Interpolation streichen und quae causast unmittelbar an
uetuit anschliefsen. Doch ist es ihm m. E. nicht gelungen, die Unhalt-
barkeit jener Worte nachzuweisen. Umpf. setzt keine Liicke an und
beruft sich (Anal. Ter., S. 17) wegen des Genetivs auf Plaut. Most. 1017
u. 1018, Truc. 383 sowie auf den Genetiv bei credere. An ersteren
Stellen steht aber das Neutrum eines Pron. dabeL und der Genetiv bei
credere hat etwas Formelhaftes. Eher konnte an eine von einer ab-
wehrenden Bewegung begleitete Aposiopesis nach incipere zu denken
sein und dann ohne Liicke fortgefahren werden. Nach incipere sind,
wie Fleck. vermutet hat, zwei Halbverse ausgefallen, in denen wenig-
stens die vorausgehende Konstruktion zu Ende gefiihrt war.' Dz. — In
der Erklarung der Konstruktion von incipere folge ich im allgemeinen Umpf.
und Leo, Plaut. Forsch., S. 92. Ferner habe ich abweichend von Dz.
die monstra nicht durch Strichpunkte, sondern durch Beistriche getrennt
und die inhaltlich einander naherstehenden chiastischen Glieder inter-
dixit hariolus, Harispex uetuit aufserlich enger verbunden. Quae causast
iustissuma scheint mir nach dem vorausgehenden unwilligen Ausruf
weniger im Munde Phormios, der sich den Greisen gegeniiber wegen
Verschiebung der Hochzeit verteidigt, passend zu sein als fiir den
Sklaven, der diesen Grund fiir den am meisten berechtigten und am
wenigsten anfechtbaren halt.
V. 711. Der von Kiimpf (Berl. Stud. III 2, 44) gemachte Vorschlag,
hier men uicles? zu schreiben, empfiehlt sich gegeniiber der einstimmigen
iinl vollig sinngemafsen handschr. Uberlieferung me uide durch nichts.
Terentius, Phormio, 3. Auflage. 14
210 KRITISCHER ANHANG.
V. 719. hanc hat auck A (Umpf. wohl durch Druckf. hunc).
V. 724. satis est: ASFS, sat: yFlE; Leo a. 0. S. 266 sieht in satis
cst blofs eine andere Schreibart fiir sat est unter Hinweis auf V. 768,
wo A: satis erat statt sat erat und Ad. 621, wo A: sat statt satis der
g bietet.
V. 737. fIn der Gruppe y und EF steht pater eius, was eine natiir-
lichere Wortbetonung giebt.' Dz. — Doch anderte auch er m. E. mit
Recht nichts ab.
V. 747. P. Richter (Studcm. Stud. I, 480) will (mit CP: em. FEM:
hem) em istoc pol schreiben; aber AS lassen em aus, und bei Ter. findet
sich sonst zu em mit Demonstrativen oder demonstr. Partikeln nicht noch
pol oder hercle hinzugefiigt (V. 139, 212, 753, Haut. 866, Hec. 347 u. a.).
V. 754. fVielleicht ist . . mit <s: duasne is uxores zu lesen und
obsecro mit Fleck. als Glossem einzuklammern.' Dz. — Dafiir liegt m. E.
kein zwingender Grund vor.
V. 759. A hat conlocatam amari (das Sloman vergeblich zu halten
sucht durch die Ubersetzung: rThat she has been wedded to the man I
irished, and is loved as I wished''), s und Priscian colloc. fdiam; danach
schrieb Bentl. filiam locatam. In naherem Anschlufs an A vermutet
Leo conlocatam amanti und J. Koehm (Quaest. Plaut. Terentianaeque,
Gissae 1897, S. 45 ff.) collocatam amore. Doch kann das Objekt 'Tochter'
kaum entbehrt werden; gegen amore spricht ferner, wie Koehm selbst
geftihlt hat, der Vers 761 Sine nostra cura, maxuma sua cura [hic] sohts
fecit, der nach seiner Auffassung auf den personificierten Amor geht.
Dagegen ist bei Aufnahme von Faemus' Vorschlag, den auch Dz.2 billigte,
conlocatam (gnatanxy, der Ausfall des Objekts durch das Homooteleuton
ebenso leicht zu erklaren als das Eindringen der zu ut uolebam ge-
horigen Glosse amari in den Text des A. Gegen Kraufs' Vermutung
(Rh. Mus. VIII, 542) conlocatum eam iri spricht die ungewohnliche Ver-
bindung von uelle mit acc.c. inf.fut. ,die harte Erganzung von eam conlocatam
zu offendi sowie das Imperfekt ut uolebam statt des Plusquamperfekts.
V. 761. fIn der auch Don. bekannten Lesart hic solus, welche unter
den Hdschr. A allein hat Qiic fehlt da, wird aber von Don. angefuhrt),
zeigt sich gegeniiber dem haec sola der 'anderen Codices an einem recht
deutlichen Beispiele die Uberlegenheit des Bembinus. Sophrona hat gar
nicht 'maxumam curam? angewendet, und in ihrem Bemuhen lage auch
nichts Wunderbares.' Dz. — A1 giebt richtig solus, das As und nach
Radierung A* in sola verandern. Der Bezug auf Antipho scheint mir
auch ohne hic vollig deutlich zu sein. Dafs auf Donats Angabe hier
nicht viel zu geben ist, beweist deren Fassung: Si 'hic' legcrimus, An-
tiphonem intellegimus ; si fhaec', Sophronam.
V. 764 rbetonen Fleck. und Umpf. etwas schwerfallig Sed per deos
atque homines meam esse q. s. Gestiitzt auf die analoge Accentuierung in
Hec. 249 Quod tu si idem faceres, magis q. s. folge ich ohne Bedenken
der Bentleyschen Iktusverteilung (Sed per deos dtque homines).'' Dz. —
Mir erscheint die Betonung Sed per deos atque homines meam esse hcm
ungezwungener.
V. 765. 'audies haben alle Hdschr. ; wie das Metrum zeigt, offenbar
falsch. Bentl. — ihm folgt Umpf. — setzte audiemus in den Text.
Chremes hat aber, mag man audiemus als Plur. maiest. nehmen oder
nicht, gar nichts mehr zu erfahren, da er bereits iiber alles unterrichtet
ist. Hingegen mufste Sophrona und vor allem Phanium von dem wun-
derbaren Zusammentreffen unterrichtet werden, und gerade in letzterer
Person liegt iiufserlich das Motiv, weshalb das Gespriich nun ins Innere
des Hauses verlegt wird. Fleckeisens 'intus audies quae restanf entfernt
sich unnotig weit von der Uberlieferung und nimmt auf Phanium keine
Riicksicht. Mir scheint audietis daher eine sichere (schon von Weise
KRITISCHER ANHANG. 211
und W. Wagner in den Text gesetzte) Emendation. Mehrere reine Tro-
ehaen hinter einander finden sich z. B. auch V. 767 amEnde eines iamb.
Septenars (nach cetera tritt zudem Synalophe ein).' Dz.
V. 766. Malis (A^GC1, der Schol. von D, wohl auch D1 vor der
Rasur und P1) ist von A3 in malos verandert (das o iiber d. Zeile von
A4 radiert und innerhalb derselben korrigiert, nach Dr. Kauer); diese
Variante bieten auch die iibrigen g (D in Rasur von etw. lichterer Tinte).
V. 780. cEntscheidend fiir die handschr. Lesart uorsuram solues
(statt der sehr alten Konjektur uorsura; s. Guyet zur St.) ist das
Futurum, welches sich nur auf die schliefsliche Katastrophe beziehen
kann. Von dieser konnte Geta nicht sagen, dafs er mittels einer An-
leihe seine Schuld bezahlen werde, da alsdann die Zahlung des Kapi-
tals immer noch bevorgestanden hatte; z. B. Cic. ad Att. V 1, 2 quae
quidem ego utique uel uersura facta solui uolo und V 15, 2 ut uerear, ne
illud, quod tecum permutaui , uersura mihi soluendum sit, an welchen
beiden Stellen an eine Erledigung der Schuld fiir Cicero mittels der
uersura gar nicht zu denken ist. Bentleys Verteidigung des Ablativs
pafst nur fiir die Lesart soluis, die er auch gleich Guyet mit richtigem
Takte gewahlt hat (nur Cod. D und L1 haben so). Grund zu einer
Anderung ist nicht vorhanden (s. Anm. zur St.).' Dz. — Ergiinzend be-
merkt Dr. Kauer, dafs soluis von D1, solues von D2 steht.
V. 790. Das von Mahly a. 0. S. 479 verlangte Statim (is") capiebat
scheint entbehrlich, da durch den ganzen Zusammenhang eine Zwei-
deutigkeit ausgeschlossen ist.
V. 791. In A scheint in der von allen Codd. iiberlieferten Lesung
multo tamen das Adverb fein durchgestrichen zu sein (Dr. Kauer).
V. 792. Virum me natuellem: Al mit der Korrektur am wohl von A*
(Dr. Kauer); ebenso S (auch D) natam. Danach hat natum keine direkte
Beglaubigung. Dazu kommt, dafs nicht uirum, sondern me dem Pra-
dikatsnomen zunachst steht. Der Witz Plaut. Amph. 814 haec iam
mulier factast ex uiro kann nichts fiir unsere St. beweisen.
V. 793. Certo scio A1; oberhalb des o schrieb (nach Dr. Kauer) J.2:
e, liest also mit D1: certe, scio.
V. 806. cNur A und D1 haben perdis, die anderen Hdschr. bei Umpf.
nebst L pergis; ebenso Heaut. 582 nur A: perdis gegen pergin der anderen
Codices. Diese beiden Stellen bestatigen gegenseitig die Lesart des A.1
Dz. — Miror quid hoc siet, die Lesart von ADXF (A-D* Lindern mit y.
est), habe ich mit Fr. Schlee (Wolffl. Arch. III, 556 f.) aufgenommen;
Dz. mit Fleck. miror quid siet.
V. 828. fDer metrisch imd inhaltlich gleich anstofsige Vers ist von
Fleck. mit Recht eingeklammert worden. Ubrigens steht in ?: iubeat
fiir suadeat.'' Dz. — Skutsch halt den V. fiir ertraglich. Dieser bildet
dann als iamb. Oktonar den Abschlufs eines katal. Systemes. Ahnl. Ad.
707 — 712, wo auf fiinf iamb. Septenare ein Oktonar als Schlufsvers folgt;
doch leitet er hier zu Senaren, an unserer St. wieder zu Oktonaren iiber
(vgl. dagegen Schlee, De uersuum in cant. Ter. consecutione , S. 70 f.).
Auch Don. erkliirt den V. nicht.
V. 832. Mahlys Vorschlag a. 0. S. 479 aliquot hoc (= huc cdazu')
sumam dies ist nicht notig, da der Zweck ad potandum eben angegeben
war; auch findet sich sumcre nirgends bei Ter. in solcher Verbinduno-.
V. 835. Tleck. schreibt gegen die Hdschr. : ..acturust. An. Quds?
Pn. Vt fugitet suom putrem. Diese Einschiebung von suom lialte ich
nicht nur fvir unnotig, sondern sogar fiir nicht recht passend, weil damit
die von Phormio ausdrucklich beabsichtigte Doppelbeziehung des Satzes
auf Antipho und Phaedria undeutlicher wird.' Dz.
V. 863. A1 hat reprehendit; A3 mit s: adprehendit (von unwesent-
lichen Abweichungen abgesehen). fGegen ai/jtr. hat Hauler, Terent. S. 6
14*
212 KRITISCHER ANHANG.
mit Recht. sich ausgesprochen ; gegen repr., was derselbe nach A vor-
schlagt, spricht der Bau des 1. Versfufses (_ _, . _ _,) und dafs repi\
bei Ter. sonst nur in ubertragener Bedeutung sich findet.' Dz. — Dz.*
schrieb darnach das Simplex prendit. Jedoch uber die im ersten Fufse
trochaischer Verse gestattete Verwendung daktylischer Fiifse, welche
entweder von einem daktylischen Worte oder einem trochaischen und
der ersten Kiirze des folgenden Wortes gebildet sein konnen, handelt
0. Seyffert (Berl. phil. Wochenschr. XI, 925 f. und Burs. Jahresb. LXXX,
276); iiber die Teilung der Senkung durch Wortende auch Skutsch
(Forsch. I, 35, Anm. 4 und Berl. phil. Wochenschr. XII, 1615 f.). Fiir
reprendit spricht auch die Allitteration.
V. 875. men censen: A, censen me: D, me censen die iibrigen . und
mit ihnen u. a. Dz.s Diese Lesart ist aber wegen der Stellung von -ne
bedenklich, das bei vorhergehendem sed nicht an dritter St. steht. Ich
schreibe.' daher mit Kampf a. 0. S. 44 men censes, indem ich in men
censen einen auch sonst in A nicht seltenen Fehler der Angleichung er-
blicke (ahnl. Haut. 973 Quae istast prauitast? statt prauitas, Hec. 353, 378,
417 u. a.). Censen steht sonst dem Personalpronomen bei Ter. voran
(And. 256, Eun. 217, Ad. 579, Hec. 662 u. a.). Skutsch zieht wegen der
Betonung censen me (D) vor.
V. 880. Leo (Forsch. S. 326) meint, adhibendae (A) verstofse gegen
den Sinn und habendai (so auch Skutsch) wiirde den Vers herstellen.
Ich glaube aber, dafs sich das Kompositum in der vorne angegebenen
Art erklaren Tafst, so dafs es nicht notig ist, diese 'lectio difficiHor" ab-
zuandem, um die von unserer im ganzen recht guten Terenziiberliefe-
rung nirgends gebotene alte Genetivform einzufiihren; vgl. iiber diese
Frage auch Engelbrecht, Stud. Ter., S. 14 f., A. Brock, Quaest. gramm.,
S. 157 f. und Birt, Rh. Mus. Suppl.-Band 1897, S. 2 f.
V. 896. rWie Umpf. den Vers, nachdem er einmal richtig von
Fleck. in den Anfang der Scene (vorher von Bothe an die Spitze der-
selben) umgestellt war, hinter V. 905 belassen konnte, ist mir unerklar-
lich. Auf Phormio bezogen enthalt er doch nur einen sehr matten
Witz, und ita uti dixi bleibt hochst -anstofsig, da die Alten an eine
wirkliche oder erheuchelte liberalitas des Parasiten vorher gewifs nichi
denken konnten.' Dz.
V. 902 f. fFvir an rebamini steht in A: uerebamini, in DlL: an
uerebamini, in yD*: an ueremini; alle Hdschr. haben im Folgenden ne . .
facerem. Die Lesart in A wird verdachtigt durch die Kiirzung der
naturlangen 2. Silbe, wofiir nur aus Plaut. zwei Stellen von zweifelhafter
Autoritat sich anfiihren lassen, V. 37 des unechten Menaechmenprologs
(Syraciisas: ein Eigenname) und Amph. 930 (pudwitiam). ein Vers, der
auch sonst nicht heil zu sein scheint. Bentl., Spengel (And. Praef. -
S. XXXI) und 0. Brugman (N. Jahrb. 1876, S. 422) geben der Lesart
in yD* den Vorzug; doch handelt es sich an den von Bentl. zum Beleg
fiir eine gleiche conscc. temp. angefiihrten Stellen (V. 592 und Heaut. 492)
um Fiille, wo auf ein sicheres Priis. hist. ein lmperf. Konj. folgt. Auch
durch ein kondicionales Verhaltnis sind, soviel ich sehe, die Neben-
tempora nicht zu erklaren, da quod recepissem wohl als Bedingtuig, aber
nicht als irreale, zu fassen ist. Ich habe daher im Anschlufs an
C. F. W. Miiller (Plaut. Pros., S. 279) an rebamini (Miiller rebaminin
ohne an) und V. 903 me . . facere geschrieben.' Dz. — Ich blieb mit
Klotz (Metrik S. 88 f.) und Skutseh (Forsch. I, 108 u. Sat. Viadr., S. 130 ff.)
bei der besten tjberlieferung uerebamini , da die Beispiele fiir die Kiir-
zung naturlanger zweiter Silben hiiufiger sind als Dz. meinte (vgl. S. 53).
V. 913. rA hat eam nunc ertrudi (und so Umpf. und Dz.1) stafrl
nunc uiduam extr. Zwar entspricht uiduam nicht ganz der Sachlage,
KRLTISCHER ANHANG. 213
insofem Phanium ja eine andere Ehe eingehen soll; aber zunachst wird
sie doch getrennt von ihrem Gatten, und im Sinne des vibelredenden
Publikums ist deshalb das gehiissige Wort gut gewahlt.' Dz.2 — Sloman
und Elmer haben die Lesart Eam nunc (A) gegen. die der g (auch M)
wiederhergestellt. Auch ich halte uiduam fiir eine Anderung des Calliop.
oder eine Glosse; nach dem fgn. Bezug auf Phormios Worte (413 ff.)
erwartet man einen starkeren Ausdruck als uiduam, den aber der Greis
aus guten Griinden vermeidet.
V. 915. Satis superbe: A1; satin sup.: A3?T)oii. (Leo a. 0. S. 269
fsicher nicht schlechter'). Satis (mit Positionslange der 2. Silbe) steht
aber auch Eun. 577, Haut. 198, vielleicht auch Ad. 309; vgl. Lucil.
1137 (L.; I, 17 M.) satis sit und bei Plaut. im bacch. Metrum Poen. 215,
227, Trin. 227; magis Mil. 539 (im 1. Versfufs), 615, Men. 594, Ad. 179,
mdgis magisque Pseud. 1214, Eun. 507 u. a. m.
V. 930. Fleck. (N. Jahrb. CXLVH, 200) liest mit Bentl. Irt hinc
malam rem cum istac magnificentia? ; vgl. Eun. 536.
V. 936. fWiihrend die Kurzung der Ultima von immo bei folgendem
Iktus ohne allen Anstofs ist, lafst sich die Kiirze der ersten Silbe nur
durch die Analogie von ille und quippe erklaren. Bei einfachem immo
ist die erste Silbe lang (Heaut. 599, 770; Eun. 355, 812; Hec. 228). Da-
gegen hnmo uero findet sich, von Fleck. durch Konjektur beseitigt, Hec.
726; immo uero wahrscheinlich And. 854 und Phor. 1047.' Dz. — Vgl.
dazu S. 50, Anm. 1, wo auch das hier fehlende Beispiel Hec. 877 immo
uero angefiihrt ist. Skutsch will an unserer St. entweder Immo uero
uxorem tu cedo. De. In ius dmbuld lesen oder tu streichen; Hec. 726
liifst er (mit y) uero aus, 877 streicht er scio, 437 me.
V. 937. In ius enim uero: Ag; in ius tilgte Bentl.
V. 949. Inconstantia, das Fleck. und u. a. Dz.2 in den Text gesetzt
haben, stammt von Kayser zu Cornif. (Leipz. 1854), S. 262. Das hdschr.
sententia habe ich vorne zu begriinden versucht. Auch Sloman und Elmer
haben dieses Substant. aufgenommen.
V. 958. Az haben peccatum tuum gegen das Metrum; die alte Um-
stellung des Erasmus t. p. hilft wohl am leichtesten ab; Bentl. schrieb
pecc. tuum (hocy. Gegen tuom (iamy spricht das iam im folgen-
den Verse.
V. 986. "Inpurum ist — ■ entgegen der Vulgata, welche inp. von
uide abhangig macht — mit os verbunden, da Ter. das Masc. und Fem.
eines Adjekt. (oder Partic.) nur in generellem Sinne substantiviert.' Dz.2
- Dafs Barths Beobachtungen (N. Jahrb. 1884, S. 180), auf welche sich
Dz. stiitzt, durch Ausnahmen eingeschrankt werden, geht wohl aus der
Anm. zu V. 298 und zur St. hervor.
V. 997 '(miser) bis V. 1019 (obiit) aus Cod. B sowie weiter V. 1011
bis V. 1053 aus Cod. C ist bei Chatelain a. 0. pl. Xb, bez. pl. IX wieder-
gegeben.' Dz.
V. 1004. fCod. A teilt die Worte Hem, quid ais? dem Demipho und
die folgende Frage dem Chremes zu, wahrend die anderen Hdschr. dies
Verhaltnis gerade umkehren. Mir scheint nach V. 941 f. erstere Frage
des Staunens fiir keinen der Greise, sehr gut aber ftir Nausistrata zu
passen, welche durch die Erwahnung von Lemnos sogleich aufmerksam
wird. Die zweite Frage lasse icb niit A dem hierbei zumeist beteiligten
Chremes.' Dz.
V. 1021 f. Statt Quid ego aequo animo? schlagt Mahly a. 0. S. 479
Qui ego aequo animo? (naml. feram) vor, ohne wesentlichen Unterschied
des Gedankens (vgl. V. 788). — fMadvig, Aduers. crit. II, 18 vermutet'-
una ftir in. Wenn man defungier auf die Befreiung von der Furcht vor Un-
treue des Gatten bezieht, mufs man mit Fleck. qui id (sp.) statt quid (sp.)
21 4 KRITISCHER ANHANG.
schreiben (qui haben einige gute Hdschr.). Ganz sicher ist die Erklarung
der Worte in hac re . . defwngier nicht, da Nausistrata, wie es scheint,
aus Anstandsriicksichten sich nicht deutlicher ausdriickt.' Dz. — Ich
bleibe lieber mit Umpf. und Skutsch bei der bestbeglaubigten Lesart
Sed quid sperem? (so jetzt auch Dz.) und ln-inge die Frage mit dem
Folgenden in engere Beziehung.
V. 1028 f. fNur A L(I)lc>) haben den (ersten) Vers, wie er im Text steht;
die anderen Hdschr. und mit ihnen die Herausg. lesen Faxo tali eion
mactatum atque hic e. i. Der Urheber dieser Lesart nahm jedenfalls an
der iibrigens vollig gesicherten Kiirze von hic (s. Anm. zu V. 266) An-
stofs und anderte darnach die erste Halfte des Verses (vgl. Aug. Luchs,
Comm. pros. Plaut. I. 8 f). — Ohne die Annahme einer dem V. 1029
unmittelbar vorausgehenden Aufforderung zur Versohnung (die etwa so
lautete: Mitte eum animum: nimis irata es m uirum, Nausistrata) er-
wartet man V. 1029 statt des bestatigenden sane vielmehr sed. Ferner
scheint mir die Annahme, dafs Phormio V. 1029 f. laut zu Nausistrata
spreche und diese, welche V. 1011 sich ausdriicklich an Demipho ge-
wendet hatte, V. 1031 jenem gewissennafsen antworte, hochst anstofsig;
auch V. 1036 spricht Phormio nur zu sich und redet erst V. 1037 Nau-
sistrata namentlich, sogar mit Heus N., an. Endlich wiire es iiber-
haupt auffallend, wenn Demipho nach der Rede der Nausistrata (V. 1021
bis 1025) vollig schwiege und den Bruder gewissermafsen seinem Schick-
sale iiberliefse.' Dz. — Diese Bedenken erledigen sich, meine ich, durch
die von mir in der Anm. versuchte Erklarung. Der Dichter lafst (nach
der hierin iibereinstimmenden handschr. Uberlieferung) Demipho auf die er-
neuten heftigen, aber nur allzu wahren Anklagen seines Bruders Chremes
durch Nausistrata nicht mit Worten (wohl aber durch eine besanftigende
Geste) antworten: er hat seine Entschuldigungen in tlen Versen 1016
bis 1020 erschopft und wiirde die in hochster Aufregung und Leiden-
schaftlichkeit befindliche Nausistrata durch einen unzweideutigen Tadel,
den die nach Dziatzkos Meinung zu ergiinzenden Worte nimis irata es
in uirum in sich schliefsen, nur noch mehr reizen. Hatte diese doch
Demiphos freundlichem Ersuchen Quam ob rem ti- oro, ><t alia facta tua
sunt, aequo animo hoc feras soeben ein scharfes Quid ego aequo it>uwt>?
entgegengesetzt. Auch an die von Mahly"a. 0. S. 479 vorgeschlagene Um-
stellung des V. 1029 nach 1035 glaube ich nicht.
V. 1040. Adeone indignum hoc stellt Dz. nach Bentl. um (adeon
hoc ind.: AD, adeo ind.: y), was abgesehen von der Schreibung Adron.
die jene Handschriften bieten, die leichteste Anderung des in ihnen stehen-
den hoc indignum zu sein scheint. Dz. denkt iibrigens auch an Adeo
hoc ind. tibi uidetur? oder Adeon ind. tibi uidetur?
V. 1047. rDafs man dem Bembinus, welcher allerdings in Bezug auf
Personenverteilung sehr grofse Autoritat verdient, doch nicht allemal
folgen diirfe, zeigt sich in diesem Verse, wo er zugleich mit den anderen
Codices ganz unpassend den Phormio auf die Frage der Nausistrata ant-
worten lafst. Bentl. hat dies verbessert, aber auch V. 1046 die Worte
Mulier sapiens es, N. dem Demipho zugewiesen. Dem Sinne entspricht
das ganz gut, docli kann hier (V. 1046) ebenso passend den Hdschr. ge-
mafs Phormio eintreten. Ich gebe dieser Lesart sogar den Vorzug aus
dem Grunde, weil dann die falsche PerBonenverteilung der Hdschr. im
folgenden Verse um so erklarlicher wird. Vor Immo uero hat Jos. Eraufs,
Quaest. Ter. (1850), S. 32 dem Chremes zur Ergiinzung des Verses noch
die Frage Mihin? oder Satis? zugewiesen. Da aber Nausistrata V. 1047
kaum ihren Mann anredet (vgl. V. 1011), vielmehr den Demipho, so ge-
biihrt diesem zuniichst ein kurzes bestiitigendes Ita (Satis oder dgl.).
Nur wenn Satin tibist? dem Demipho gegeben wird, kann man den Chre-
mes in jener Weise mit Mihin? oder Satis? antworten lassen.' Dz.
KRITISCHER ANHANG. 215
V. 1048. TJafs Mihm? , welches in den Hdschr. vor Phormio steht,
nicht zu halten ist, hat bereits Fleck. richtig erkannt (Umpf. hat es
zwar wieder in den Text aufgenomrnen). Ausfiihrlich hat dies Ed. Becker
a. 0. (s. Anm. zu V. 1048), S. 1G9 ff. begriindet. Beide stellen tuom dic
n&men um und weisen dem Mihin? einen Platz in der Liicke des vorigen
Verses an (nach Kraufs a. 0.). Ich habe es vorgezogen, nach einem an-
dern Vorschlag von Ed. Becker (a. 0. S. 172) mihi innerhalb des Verses
1048 selbst umzustellen.' Dz.
V. 1050. fMit Fr. Leo (Rh. Mus. XXXVHI, 12) gebe ich jetzt der
Lesart des Cod. A den Vorzug vor derjenigen der Calliop. Recension (et
quae uoles; nur LXD'2 haben wenigstens auch quod statt quae).'' Dz.
V. 1054. rDie Worte Eamus intro hine gehoren in A und D dem
Phormio; dabei fallt es auf, dafs derselbe gleich darauf nach einer an-
dern Seite hin abgehen soll. Daher habe ich mit den anderen Hdschr. (y)
jene Worte dem Demipho gegeben, ffir den freilich wieder das auffallig
ist, dafs er in ein anderes Haus als das eigene einzutreten einladen
soll.' Dz. — Meine Erkliirung dtirfte den Anstofs beheben; auch Elmer
folgt der besten Uberlieferung.
Wort- nnd Saclwerzeichnis.
a , End. der 1. Dekl. , Quantitat
V. 179, 830, 1037
ab in Compos. S. 59 ; fvon seiten'
V. 340; ab aliquo rvom Hause
eines' V. 732
abi asyndetisch vor zweitem Im-
perat. V. 777; interjektionsartig
V. 994; abire hinc Ank. zu V. 71;
abiit scrupulus V. 1019
Abkiirzungen S. 74; S. 76, Z. 10
ablat. absolutus V. 791; abl. causae
V. 659; instrumenti bei esse, fa-
cere, fieri V. 137; pretii V. 166
absicktlickes Mifsversfandnis V. 683
absque V. 188
Abstracta im Plur. V. 1012
absumere satietatem V. 834
abuti mit dem Acc. V. 281, 413
Abwecbslung im Ausdruck, in den
Formen S. 62 f.; V. 63, Ank. zu
V. 265
Abweickungen vom Original S. 22,
69; V. 92, 292, 482, 647
Accent, Wort-, Vers- und Satzaccent
S. 51 ff.
accingi medial V. 318
actor = dominus gregis S. 32 ff. ;
V. 10, 33
Accusativ, doppelter V. 151, 914,
947 ; Subjektsacc. ausgelassen V.
54; Acc. des Part. Perf. Pass.
okne esse V. 432; bei mederi V.
822; freier Acc. V. 1053
ad in Compos. S. 59; S. 77, V. 12;
nacbgestellt V. 524; statt apud
V. 598; ad aliquem fzum Hause
eines' V. 732; at gesckr. V. 845,
900
Adelpkoe, erste Auffiikrung und
Name S. 17, Anm. 1.
adeo V. 389, 645, 906, 932
adgnitam S. 77, V. 12
adhibere aliquam (uccorem) V. 880
Adiectiva auf -is nickt mit es oder
est versckmolzen S. 50; auf -bilis
V. 226; auf-cw/ws V. 665; zusam-
menges. mit per Y. 558; sub-
stantiviert, Neutra V. 280, 501,
771, 788, Masc. und Fem. V. 298,
986 ; fiir das deutscke Adv. V. 96
adipiscier V. 406 und Ank.
adiuerit = adiuuerit V. 537
adque fiir atque V. 845
adsimulare V. 128
Adverbia auf -tim V. 43 ; bei Subst.
V. 508; zusammenges. mit per
V. 558
aduocati V. 458
aduorsum, Sckreibung S. 58; nack-
gestellt V. 427
aequanimitas V. 34
aeque . . cum V. 1032 f.
Afe.r, Beiname S. 12, Anm. 1
agere (fabulam) S. 76, Z. 5; lege
agito V. 984; age age V. 559;
hoc age (agite) V. 350 f. ; huc
actumst V. 1009; quid ago? be-
tont V. 447; quid agitur? V. 610;
aliud age Anb. zu V. 235
ah V. 193
aibam u. s. w. S. 56, 62; ain, ais. <tit
Messung S. 56, V. 114, 315; ain
tandem? V. 373; ain tu? V. 970;
ain uero? V. 373; ais pleonast.
V. 380
Akteinteilung S. 45 ff.
aktive Form statt Deponens V. 505
aliquantulwm V. 655
aliqui amici V. 312; aliquis Bedeu-
tung V. 770
<di>ii<it fiir dliquid S. 60, Ank. zu
V. 159
aliquod -=- aliquot S. 60, V. 159 und
Anh.: al . hos dtes V. 832
alitul aliquid V. 770; quicquam
aliud V. 624
WORT- UKD SACHVERZEICHNIS.
217
Allitteration S. 67; V. 29, 138, 163,
191, 212, 334, 500, 519, 522, 767,
841, 863 u. Anh.
Altare auf der Buhne S. 36
alte Formen S. 61 ff.
Ambivius Turpio S. 33, 73, 76;
V. 27, 33
amittere synon. mit dimittere V. 141 ;
Unterschied von mittere V. 812,
Anh. zu V. 175
amo te, amabo V. 54; ita me di
ibene) ament V. 165
amouere, te hinc amoue V. 566
an V. 412, 602
avayvwQiag S. 71
Anapaste, ersetzt S. 42
Anaphora V. 1013
ancillula Y. 665
angiportum S. 36; V. 310, 891
anicula V. 98
animaduertere , Schreibung S. 58;
mit Objekt V. 467
animam debere V. 661
animi excruciare u. a. V. 187
S.Tta'E, fiQmitva bei Terenz S. 24,
Anm. 1 ; S. 66 ; V. 190, 213, 374, 558
anb v.oivov Y. 898
Apollinaris, C. Sulpicius Ap. S. 27, 77
Apollodorus S. 3, 18, 68, 69; V. 92,
281, 292, 482, 506 f., 647, 771, 972
Aposiopese V. 110, 491 f. ; Anh. zu
Y. 709 f.
Apostrophe V. 201
appellassis S. 64; V. 742
apud aliquem rim Hause eines'
V. 732, 837 ; apud forum Y. 859 ;
apud se esse rbei sich sein' V. 204 ;
aput geschrieben Anh. zu V. 159
ardere (amore) Anh. zu V. 82
argumentierende Frage V. 602
Aristophanes S. 1 f.
Arruntius Celsus 3. 27; Anh. zu
V. 82
Aspiration S. 60 f.; V. 356 und Anh.
Assimilation in Compos. S. 59 f.
Assonanz V. 191, 515
asymbolus Y. 339 f.
Asyndeton V. 57, 103, 135, 445,
556, 561, 687, 693, 757 f., 777
at, Schreibung ad V. 845, 900, Anh.
zu V. 159
Atellanen S. 6, Anm. 3
Athen als Ort derHandlung S. 36, 69
athenische Rechtspflege V. 292, 405
atque vergleichend V. 368 ; atque adeo
V. 389 ; Schreibung adque V. 845
attat Y. 600
attische Komodie, alte S. 1 f. ; mitt-
lere S. 3 f. ; neue S. 2 f.
Attraktion des Modus V. 60 f., 280,
822 ; des Subj. des Nebens. V. 354
au Y. 754
audacter, audaciter V. 11 und Anh.
audieras Y. 573; audio ironisch
V. 160
Ausfliichte, aufgezahlt V. 705
Ausgaben des Plautus S. 10, Anm.3;
des Terenz S. 74, 190 f.
Ausruf, unwilliger V. 232 f., 709 f.,
977 f.
autem in entrvisteten Fragen V. 389
Bacchien S. 41
balineae S. 49; V. 339
Begriifsungsformeln V. 255, 286,
287, 609, 610
Bejahungsformeln V. 418, 813
Bembinus S. 29 f. und 184 ff. ; Aus-
lassungen Anh. zu V. 155; zu-
verlassige Wortstellung Anh. zu
V. 215; Fehler Anh. zu V. 875;
Scholien des B. V. 52, 768; S. 190
Bembo, Bernardo und Pietro S. 184
bene parta u. ahnl. V. 788
benficium, malficium bei Ter. sehr
fraglich S. 39, Anm. 1
beniuolus, beniuolens Anh. zu V. 97
Betheuerungsformeln V. 165, 883
Bilder, bildliche, iibertragene Aus-
driicke S. 66; V. 9, 85, 181, 321,
346, 347, 382, 484, 491, 500, 515,
586, 682, 689, 690, 721, 746, 863,
954, 1047; rom. B. V. 72, 230,
964; handschriftliche B. S. 79;
V. 448 f., 465, 727; Bilderhand-
schriften S. 29, 187
bonus funbescholten, brav' V. 115
Biihne S. 31 f., 36, 45
Buhnenriicksichten V. 852, 1031
Caecilius, Statius Caec. S. 11, 14 f.
Calphurnius (Calfurnio) S. 27,Anm. 3
Calliopius S. 28; Calliopische Hand-
schriften S. 28 f., 186 ff.
cantica S. 42 ff., 228
cantilena V. 495
cantor S. 45; V. 1055
carcer, Schimpfwort V. 373
Casuren S. 39 ff.
casa, Gegens. zur uilla V. 768
celere, Adv. V. 179
cena dubia V. 342
certe edepol V. 735; certe hercle,
hercle certo V. 164, 523
218
WORT- UND SACHVERZEICHNIS.
certo scire, certum scire V. 148
cesso mihi V. 844
ceteri . . . omnes V. 624
Charakterzeichnung im Phor. S. 71 f.
Chiasmus V. 5, 243, 500 und Anh.
Chor S. 2 und 35
choragus S. 34
Choriamben S. 41, Anm. 4; chor-
iamb. Worter betont S. 54
Chremes, Name S. 78; FormenV. 63,
567 und Anh.
circumiri, circum itione V. 614
citharistria V. 82
clam, Praposition V. 1004
-clum = -culum S. 59
coitio fmilit. Zusammenstofs' V. 346
collocare von der Verheiratung V.
646, 759
com- in Compos. S. 59
commerere V. 205 f.
commodum, Adv. V. 614
comoedia palliata S. 6 ff. , 24, Anm.
2; togata S. 8; praetexta S. 8
compluria V. 611
Composita, Assimilation und Dissi-
milation der Prap. S. 59 f. ; C. fast
den Simplicia gleich S. 65; mit
per S. 66, V. 558; von ducere, Im-
perat. V. 397 ; von facere, Messung
S. 53, V. 284 und Anh.; von ire,
PerfektformenV. 315
composito V. 756
conari obuiam V. 52
Concinnitat V. 26
condicio Werlobung, Partie' V. 579
condonare mit zwei Accus. V. 914,
947
conductores S. 34
conduplicare V. 516
confidens V. 123
conflictare V. 505
conlocata cum fverheiratet mit' V.
759
conradere V. 40
Consecutio temp. S.77, V. 8; V. 117,
381, 382, 647 ; Anh. zu V. 902 f.
consuescere obscon V. 873
contaminare S. 19
continere se fsich zuriickgezogen
halten' V. 364
continuatio numeri S. 43
contortor V. 374
contra, Priipos. V. 521
conuasare V. 190
Copula s. Kopula
coram, Adv. V. 914
cras, Futuibegrift' V. 531 f.
credere mit Gen. V. 709 f. ; creduets
S. 64, V. 993
crux V. 544; mala crux V. 368
cum, Prap. V. 269, 304, 465, 512,
759, 802, 980, 1032 f.; vom Subst.
getrennt V. 505, 621 ; Konj. s.quom
dacruma sehr unwahrscheinlich bei
Ter. V. 522
daktylische Wortformen V. 101 ;
betont S. 55, V. 865; dakt. Fiifse
im l.Fufse troch. Verse Anh. zu V.
863; d.Wortschluf.-» Anh. zuV.526
dare, d. operam V. 30; dari in con-
spectum V. 261 ; = facere V. 559,
974, 1027; praecipitem V. 624 f.;
dari in seruitutem V. 653; uerba
V. 517; uxorem u. ahnl. V. 646
Dativ Sing. d. 4. Dekl. S. 61 ; Sing. von
altera u. s. w. S. 61 ; synt. Gebrauch
V. 491 f., 844, 872, 1010, 1026
Dauos = /J&nog V. 35
de synonym mit ab V. 365
decem minas am Versschlufs V. 667
und Anh.
decipis V. 528
deftt V. 162
defrudare V. 44
defungi, Bedeutung V. 1021
dehortatus viersilbig V. 910
Deklination, Besonderheiten S.61f.
demensum V. 43
Deminutiva S. 65; V. 37, 665, 702
Demonstrativa als Subjekts- oder
Objektsacc. weggelassen V. 54,
115 und Anh.; Stellung der Dem.
V. 952, Anh. zu V. 221, 227
denarrare V. 944
depecisci V. 166
Deponentia passiv V. 248, 305
deputare V. 246
deuerberare ad necem V. 327
deuerbium, diuerbium S. 43
deus meus V. 74; satiu illi <li su/tt
propitii? V. 636; omnes di deae
V. 687; di nos respiciunt V. 817;
ab dis solus diligere V. 854
Diaresen S. 39 ff.
dica = SUn V. 127
Didaskalie S. 76
dies, in diem Tiir kurze Zeit' V. 781
dignumst, formelhaft V. 787
dilapidare fverklopfen' V. 898
Dipodiengesetz, das sogen. D. S. 37,
Anm. 3
dis — ualde in Verbalcomposita
V. 1011
WORT- DND SACHVERZEICHNIS.
219
discedere V. 773; pulchre et probe
V. 1047
distaedet V. 1011
diutius, Messung V. 182
dominus gregis S. 33 f.
Donat, Kommentar S. 27; Erkla-
rungen S. 72 f., 78 ; V. 2, 43, 49
und Anh., 68, 74, 77 f., 79, 87,
92,. 110, 123, 145, 160, 166, 179,
184. 186 und Anh., 190, 205 f.,
208, 213, 226, 230, 234, 239,
269 ff., 281, 300, 305, 315, 317,
325, 339, 341, 351, 364, 373,
382, 419 ff., 469, 478, 482, 491 f.,
495, 500, 506 f., 515, 544, 562,
573, 575, 587, 606, 610, 647,
661, 668, 708 ff, 754, 768, 790,
891, 980 ff., 984; Anh. zu V. 1,
77 f., 194 f., 235, 245, 265, 363,
502 f., 618, 761, 915
Doppelehe, neues Motiv V. 972
Doppelformen von Wortern S. 61 ff.
Doppeliambus am Versschlufs S. 38,
Anm. 1; V. 667 und Anh.
doppelter Accus. nach Verben V.
914 947
Dopplung V. 115, 2-12, 551, 559,
562, 726, 790, 800, 853, 904
Dorcium V. 152
dormire, iibertr. V. 1007
Drohformel V. 850
dubia cena V. 342
ducere Compos., Imperat. V. 397,
410; Bedeutung V. 500
duint u. s. w. S. 64; V. 123
dudum V. 786
dum, Adv. V. 594; Konj. mit Indik.
V. 513
e fiir ex vor m V. 765
ecastor S. 52; V. 574, 1050
ecce V. 464
eccere V. 319
eccum u. s. w. V. 464
edepol V. 574
educare, educere V. 943
effutire fausplaudern' V. 746
egens, adjektivisch V. 357
ego Anh. zu V. 176
ehem V. 375
eheu Anh. zu V. 187
tlw V." 259
ei, Dat. V. 645
ei,Interjekt.V. 178,797, Anh. zuV. 491
Eigennamen S. 64
Einleitungsformel im Privatprozefs
V. 936
eius, Messung V. 113, 185, 315
Elision S. 56, Anm. 4; V. 614
Ellipse von Subst. V. 80, 351, 500,
501, 559; von Pron. V. 54, 115
und Anh., 232 f. ; von Verben
V. 80, 113, 399, 478, 768, 794,
797; der Formen von esse V. 46,
80, 238, 247, 324, 337, 418, 432,
492, 524, 612, 643, 751, 813
em V. 52, Anh. zu V. 747 ; em tibiV . 847
emere V. 511; emerunt S. 54
emittere manu V. 830
emungere rausbeuten, prellen' V. 682
en, enumquum V. 52
Endkonsonanten S. 50
enicas, formelhaft V. 806, 856
enim , Beteuerungspartikel V. 113;
quia enimV. 332 ; e. ueroV. 113, 937
Enklisis des Relativs V. 923
Enkliticil S. 51, 55
Ennius S. 10 f.; V. 339
Epicharmus S. 1
i7iidi-Aut,£6TTGii S. 68, Anm. 1
Epidicazomenos, Stiick S. 68, Anm.
1 u. 2; V. 25
equidem V. 539
Erbtochtergesetz V. 125 f.
ergo vor Imper. V. 62
Erhangen V. 686
es und est, Verschmelzung S. 50;
V. 324; siem u. s. w. S. 63; esse
ausgelassen s. Ellipse
et vor appositivem Gliede V. 199
etiam in eindringlicher Frage V. 542
et quidem V. 471
etymologische Figur V. 419
eu, euge V. 398
euadere, quo V. 626
Euanthius S. 27
Eugraphius S. 27
Euphemismus V. lo-js
Euripides S. 3; V. 243
ex in Compos. S. 60; vor m V. 765
exaduorsum, Schreibung S. 58; Be-
deutung V. 88 und Anh.
excludere fnicht hereinlassen' V. 692
exeutere fausschiLtteln, ausklopfen'
V. 586
exempla, exemplum V. 688
expedit, Konstruktion V. 766
expiscari V. 382
exsequias alicui irc V. 1026
exsilium V. 243
exstillare V. 975
extortor V. 374
extra faufser, ausgenommen' V. 98
extrahere, iibertragen V. 181
220
WORT- UND SACHVERZEICHNIS.
extrarius V. 579
extrudere raus dem Hause jagen'
V. 692
fabulae V. 492, 946
face S. 64; V. 397
facere Compos., Messung S. 53; V.
284 und Anh. ; Konstruktion von f.
V. 426; factum st. f. est V. 524
facessere rsich davon machen' V. 635
faeneratum fverzinst' V. 493
Familiares s. Umgangssprache
familiaris 'vertraut' V. 721
faxim, faxo S. 64; V. 308, 554
Fescenninen S. 5
Feste mit scen. Spielen S. 30
fieri S. 48, V. 593 ; fieret V. 760
Flaccus, Komponist S. 44, 76
formelhafte Wendungen V. 54, 73,
350 f., 373, 432, 457, 478, 554,
624 f., 638, 711, 787, 806, 856,
936, 991, 1015, 1055; der Ver-
wunderung V. 418; der Freude
V. 817; Beruhigung V. 713; Be-
grufsung V. 255, 286, 287, 609 f. ;
Bejahung V. 418, 813; Beteue-
rung V. 165, 883 ; Drohung V. 850 ;
Verwiinschung V. 368, 491 f, 678,
976; des Segenswunsches V. 552
Fors Fortuna und Fortuna V. 841
forsit (forsef),forsit an, fors fuat an
V. 717
forum, Ortsbest. V. 598, 859, Anh.
zu V. 308
Frage, argumentierende Fr. V. 602 ;
-satze, affektvolle, unwillige V.
304, 373, 542, 977 f.; mit u. ohne
ut V. 304; indir. V. 358, 1048
frater rVetter' V. 820
Frauenrollen S. 35
Freiheiten des ersten Fufses S. 38,
Anm. 2 ; S. 40, S. 49, Anm. 3 ; V.
290, Anh. zu V. 863
Freikaufen einer Sklavin V. 830
Fremdwbrter, griech. S. 64 f.
Frequentativa S. 65 f. ; mit semper
und ahnl. Adv. verb. V. 743
fuero = ero im fut. exact. pass.
V. 516
frui, Konstruktion V. 281
fugitans litium V. 623
fugitiuus, Schimpfwort V. 931
fungi mit Acc. V. 281
Futur. auf -ibo S. 02
Futur. exact., Bedeutung V. 220,
426, 516; Pass. mit fuero V. 516
Futurbegriff in cras liegend V. 531
G. = Gaius S. 77, 191
Gebarden V. 184, 210, 213, 300, 555
Geburtstagsgeschenke V. 48
Geldheiraten V. 120, 243
Geldzahlungen V. 922
Genetiv Sing. der 1. Dekl. auf -ai
Anh. zu V. 880; der 2. Dekl. auf
-i S. 58 f., 76, Z. 1 ; Plur. der 2.
Dekl. V. 38; Sing. der 4. Dekl.
S.61,V.154; von/iicu.s.w. S.61f.,
V. 113, 185; synt. Gebrauch:
genet. possess. S. 76, Z. 6; partit.
V. 853, 702; nach incipere u. ahnl.
V. 709 f. ; relationis V. 623
genius V. 44
Gerichte in Athen V. 276 f.; s.
Rechtsverhaltnisse
Gerundium, Schreibung S. 58
Geschenke der Sklaven V. 40 ff.
gesserlmus S. 48; V. 772
Gesten V. 145, 332, 465, 727
gnatus, gnauiter S. 59
gratias habere atque agere V. 894
griechische Worter S. 64; griech.
Buchstaben zur Personenbezeich-
nung S. 35, 47, 187
Grufsformeln V. 255, 286 f., 609 f.
gynaeceum V. 862
Haarabschneiden in der Trauer
V. 92
habere, reflexiv V. 429; mit Gerun-
div V. 365
ha&rere, haesitare {in luto) V. 780, 963
hahahae V. 411
Handschriften des Terenz S. 29 f.,
S. 58, Anm. 2, S. 184 ff.
handschriftliche Bilder S. 79; V.
448 f., 465, 727
hariolari, harioli V. 492, 708 f.
harispex, haruspex V. 708 f.
Hatilius, L. Praenestinus S. 76
Hauton timorumenos S. 16, Anm. 2
heia V. 508
hem V. 52, 195, 387, Anh. zu V. 386
hercle, Messung S. 52; Stellung V.
137, 164, 523; Verwendung V. 574
heu V. 178
heus V. 152, 819|
Hiatus S. 40 f., 56 f., 77, V. 7; V.146,
542, 754, 803, 963, Anh. zu
V. 235
hic, DeklinationsformenS.61, V.442 ;
Quantitat V. 266, Anh. zu V. 1028 ;
Stellung V. 952, Anh. zu V. 227 •
hic-hic V. 332; hic-qui sehr sel-
ten rein correlativ V. 371, 657
WORT- UND SACHVERZEICHNIS.
221
hlc (Adv.) nos, Stellung Anh. zu V. 221
Hilfsverb esse s. Kopula
hoc, kausal V. 804
hoc (Nom. u. Acc. Sing.), Quantitat
V. 266; Bedeutung V. 255; hoc
age (agite) V. 350
hodie, formelhaft V. 377
homo Anh. zu V. 176; homo nemo
(n. h.) V. 591, 808
Homooteleuton V. 759; s. Reim
horridus, Bedeutung V. 106
horunc V. 290
hui V. 301
Tmms, MessungV. 113,315; Betonung
Anh. zu V. 529; huiusce V. 827
Hyperbel V. 76, 327, 535, 661
i longa S. 76, Z. 7
Iambenkiirzungsgesetz S. 51 ff. ; Anh.
zu V. 902 f.
iandudum V. 471
-ibam, -ibo, -ibor S. 62
ibi in der Erzahlung V. 101
idem, Stellung V. 516
idquidem S. 55
-ier, Inf. Pras. Pass. S. 63
ilicet V. 208
ilico ortlich V. 88
itte S. 49, 61, Anh. zu V. 266; Gen.
S. 61, V. 109, 648; Bedeutung
V. 262; illis V. 923
ille — ille V. 332
illi, Adv. V. 91, 772
illic, Pron., Bedeutung V. 183
immo S. 50; V. 936 und Anh.
Imperativ von facere, der Compos.
von ducere S. 64, V. 397; Imp.
Fut. mit koncess. Bedeutung V.
668; ne clama V. 664, 803
Imperf. auf -ibam S. 62; Gebrauch
V. 69; Konj. V. 297
in in Compos. S. 60; bei locus V.
446; bei Ortsnamen V. 66 f.
inaudiuisse V. 877
incipere mit Gen. V. 709
incredibile quantum V. 247
incusare mit zwei Accus. V. 914
ind(e) S. 53 f., 228
Indikativ bei quom V. 9 ; bei paene
V. 870; in Relativs. der orat. obl.
V. 17; in indir. Frages. V. 197,
247, 358
indirekte Fragesatze im Indik. V.
197, 247, 358
indotata uirgo V. 120
Infinitiv auf -ier S. 63; inf. hist.
V. 92, 117; Gebrauch des Infin.
V. 102, 192, 232 f., 462, 482, 531 f.,
709 f., 886
infortunium V. 1028
Inhaltsangabe des Stiickes S. 70 ff. ;
Periocha S. 77
inhumanus V. 509
initiare V. 49 und Anh.
in ius uocatio V. 936, 980 ff.
inpendere, trans. V. 180
inpluuium V. 707 und Anh.
inpuratus, Schimpfwort V. 669
inpurus V. 986
inquam verstarkend V. 217
Inselnamen konstruiert V. 66 f.
insidias facere, nicht insid. dare
S. 67, V. 274
insistere V. 192, Anh. zu V. 604
Intensiva S. 65
inter sese ipsi V. 876
inuenire argentum fiir parare arg.
V. 534
iocularis, -ius V. 134
Iouiales S. 185 f., 189, Anm. 2
ipse, Stellung V. 227 und Anh.
ipsus S. 62; V. 178
ire, Perfektformen V. 13 und 315;
asynd. i vor zweitem Imperat.
V. 777; mit finalem Inf. V. 102
Ironie V. 160, 234, 287, 368, 491 f.,
519, 552, 689, 718, 923, 928 f.,
999, 1031
%s = iis S. 76, Z. 7
istic V. 170
istoc, isto kausal V. 747
istorsum V. 741
-it, Perf. Ind. Act. S. 48; V. 9
ita, ita est V. 418; itane? V. 418
Klangfiguren S. 67 ; V. 8, 15, 374, 470 ;
s. Allitteration , Assonanz, Reim
Klauseln S. 42; Anh. zu V. 191
Kleidung der Sklaven V. 844
Kolometrie S. 26, Anm. 1
Komodie, griech. S. 1 ff. ; rom. S. 4ff. ;
vgl. comoedia
Komparativsatze, Modus V. 382
Komponist S. 44
Komposita s. Composita
Komposition, metrische S. 36 ff.,42, 46
Konjugation, Besonderheiten S.62ft'.
Konjunktiv im Nebens. V. 17, 60 f.,
280, 822, 970; in indir. Frages. V.
358, 855 ; in dir. Frages. V. 827,1015
Konsonanten, Besonderheiten S. 49 f.
Kontamination von Stiicken S. 8, 18 f.,
69; von Wendungen V. 161, 480
Konstruktion von Ortsnamen V. 66 f.
222
WORT- UND SACHVERZEICHNIS.
Kopula (esse) fehltV.46, 80, 238, 247,
324, 337, 418, 432, 492, 524, 612,
643, 751, 813; steht Anh. zu
V. 515; wiederholt Anh. zu V.249
Kretiker S. 41
Kiirze des Ausdrucks V. 399, 536
Kiirzung langer Silben S. 48 ff.
Lange der Schlufssilbe V. 528
Lanuuinus s. Luscius Lan.
Latinisierung griech. Subst. S. 61
laudatio funebris V. 1015
lectum fausgesucht' V. 53
lege agere V. 984
Lehnworter, griech. bei Ter. S. 64 f.
Lemnos' Verhaltnis zu Athen S.69,
Anm. 3
licet mit Konjunktiv V. 347
Liebesverhaltnisse athen. JtLnglinge
S. 72, Anm. 2
Liquidae, Aussprache S. 49 f.
Livius Andronicus S. 7 f.
locare von der Verheiratung V. 646
loco, quo in loco V. 446
logi V. 493
longum est Anh. zu V. 515
ludere, militarisch V. 347
ludos facere, iibertr. V. 945
ludus 'Musikschule' V. 86
Luscius Lanuvinus S. 14, 79; V.lf.,
6ff., 16 f., 31 f., S. 191 f.
lyrische Metra S. 41; lyr. Scenen
V. 42
-m am Wortende schwach horbar
S. 50; bei einsilb. Wortern im
ersten Fufs vor Voc. oder h er-
halten S. 56, V. 191, 290
mactari infortunio V. 1028
magister V. 72
magnificentia 'Grofsthuerei' V. 930
mala crux V. 368
malefacere V. 394; mal(e)ficium bei
Ter. sehr fraglich S. 39, Anm. 1
malum, parenth. V. 723; malum
quod isti di . . duint! V. 976; m.,
malam rem quaerere V. 544
manere mit Acc. V. 480
mansio, mansiones V. 1012
manus iniectio V. 980 ff.
Masken S. 35 f.; V. 210
mederi mit Acc. V. 822
Menander S. 3, 18
merere und Compos. V. 205 f. ; me-
ritumst V. 305
Metaphern S. 66, V. 85, 181, 515, 586 ;
metaphorische Ausdrucksweise 8.
Bilder, bildl. Ausdrucksweise
metaplastische Fornien S. 64
Metra S. 36 ff. ; Ubersicht der M.
S. 182 f.; Wechsel der M. Anh.
zu V. 828
Metrisches S. 36 ff. ; -e Komposition
der Komodie S. 42
mihi Anh. zu V. 176
mi homo V. 1005; mi uir V. 991
miliens V. 487
mille, unbestimmte Zahl V. 668
miluus V. 330
mina V. 410; Wert V. 662
mmime gentium V. 1033
miser, Adj. fvir das deutsche Adv.
V. 96
Mitgift V. 120; H6he V. 410, 647
mittere V. 812, Anh. zu V. 175f.
modo, Messung V. 869, Anh. zu
V. 176; m. beim Imperat. V. 420;
m. ut V. 59
modus, umschreibend st. Adv. V. 972
Modus in abh. Komparativs. V. 382 ;
M. attrahiert V. 17, 60f., 280, 822
monstra, -um V. 705, 954
multimodis S. 55
Musik, -begleitung S. 42 ff.
mutare fidem cum V. 512
Naevius S. 8
nam, Beteuerungspartikel V. 113;
eine besondere Erfahrung ein-
leitend V. 241
nam quis f. quisnam V. 732
Naturlangen durch d. Iambenkur-
zungsges. gekvirzt S. 53
narrare synon. mit dicere V. 368, 685
-ne und -n, Stellung V. 612, 754,
875; Gebrauch Anh. zu V. 210
ne mit Imperativ V. 664, 803
ne in Ausrufen V. 977 f. ; nicht unmit-
telbar nach quid? V. 754
Nebensatze der orat. obliqua V. 9
nec in Compos. S. 60
neclegere S. 60
nemo homo, h. n. V. 591, 808
nemo quisquam, nihil quicqu. V. 80
nemp(e) S. 53 f., 228; V. 307
neque — nec V. 391 und Anh.
neruos V. 325, 695 f.
nescioqiiis. -quid, -quod S.53, Anm. 1 ;
V. 193, 247, 358
Neuheit der Stiicke S. 33, V. 24 f.;
des Motivs V. 972
ni, Gebrauch V. 170, 543 f.
nimium quantum u. iihnl. V. 643
nisi in veikiirzter Weudung V. 475
non statt nowne V. 119
non queo V. 489
WORT- UND SACHVERZEICHMS.
223
noster, vertrauliche Anrede V. 609
nostrapte V. 766
nouo modo f. Adv. von nouus V.972
noxa, noxia V. 266 und Anh.
nullus es V. 179
numquam (nusquam) quisquamY. 348
numquid u. ahnl. S. 55, V. 563
nupta cum V. 304
ob, op in Compos. S. 60, V. 209
obstipescere V. D91
obstupefecit S. 48, V. 284 und Anh.
obuiam conari V. 52; uelle V. 196;
fieri V. 617
odiosus, odium, Bedeutung V. 849
ogganire V. 1030
oh V. 51
ohe V. 418
ozet V. 663
o Iuppiter V. 816
Octonar (Okt.), ianib. S. 40, Anh. zu
-# V. 515 und zu V. 828; troch. S. 41
Okonomie des Stuckes V. 445, 577,
861, 876, 1031
omina V. 708 f.
omnis, Messung S. 53, Anm. 1
opera, dare operam V. 30 ; op. ludere
V. 332
oportet, Konstruktion V. 432
oppido = ualde V. 317
oppositus pignori fverpfandet' V.661
optundere, bildlich V. 515
opus fFeldarbeit' V. 363
opus est mit Abl. Sing. eines Part.
Perf. Pass. V. 584
orare aliciii oder pro V. 140
Orthographie S..57ff.
ostium concrepuit, o. pultare V. 840
Oxymoron V. 509
paene mit Ind. Perf. V. 870
palma (histrionalis) V. 16 f. und Anh.
Paone bildende Worter betont S. 54
Parallelismus V. 26, 167, 437 ff., 497 ff.
Parasiten S 70; -natur V. 1054 f. ;
Aufseres mancher Paras. V. 989
Parataxe V. 73, 175 f., 235, 312, 410,
638
parce fhalt ein' V. 793
parodierter trag. Stil V. 213
Paronomasie V. 374
Particip. Priis. nach ferre V. 521
parua fides V. 810
parum leno (sies) V. 508
parumne est V. 546 f.
pascere oculos V. 85
Passiv medial gebraucht V. 318
pati Konstruktion V. 432
pauluhts u. s. w. V. 702
pauxillulum V. 37
Pellio, T. Publilius S. 33
penates V. 311
per in Compos. S. 60, 66; adjekt.
Compos. V. 558
perdis, Wendung grofser Ungeduld
V. 806
perduint S. 64, V. 123
pcregre, Bedeutungen V. 243 ]
Perfektformen S. 62; V. 13, 537, 573,
(auf -eui, -oui~) V. 584; von ire
V. 315
Perfekt Konj. statt Imperat. V. 514;
histor. Perf. konstruiert V. 647
periclum S. 59
Periocha S. 77
persequi, Bedeutung V. 551
Personennamen S. 78; statt des Ge-
werbes V. 515
Personenverzeichnis S. 78
phaleratus V. 500
Phormio S. 17 f., 68 ff., 78; V. 26 f.,
747, 972
Phrasen, von Plautus abweichende
S. 66 f.
platea S. 48, V. 215
plaudite V. 1055
Plautus, Leben S. 8f. ; Sprache, Me-
trik S.9f.,40ff.; Stiicke S. 10, 18,
70, Anm. 3; Uberlieferung S. 10,
26, Anm. 1 ; Ausgaben S. 10, Anm. 3
Plautus,Cwc.283,392ff: V.179, 989
Plautusreminiscenzen V. 976
Pleonasmus V. 80, 380, 464, 591,
624, 659, 743, 770, [808]
plecti pendentem V. 220
plerique omnes V. 172
Plural S. 16, Anm. 1, Anh. zu V.
765; von Abstrakten V. 1012
plusculus V. 665
pol V. 574
pone repre(he)ndere V. 863
populus fLeute' V. 911
portitores V. 150
posthabere V. 908
posthac, -illa V. 347
postquam, causal gefarbt V. 1
pote V. 337, 379
Potential der Vergangenheit V. 297
potest = fieri potest V. 303, 818;
potest V. 337
potiri metaplastisch S. 64, V. 469;
Konstruktion V. 281 ; Bedeutung
V. 469
potis V. 337, 379
224
WORT- UND SACHVERZEICHNIS.
praebere ohne Reflexiv V. 476 und
Anh.
praecipitem dare aliquam V. 624 f.
Praposition und Subst. ein Wort
S. 54, Anm. 5; Prap. betont S. 55,
Anni. 1 ; fehlt beim zweiten Gliede
V. 171, 476; steht nach Pron. V.
427, 524; voni Subst. getrennt
V. 505
Prasens statt Futurs V. 531 f.
praesens fgefafst' V. 957
praeterhac V 800
Praeteritio V. 168, 232 f., 648
precator V. 140
preci, Dativ V. 547
Preise von Sklaven V. 558
pro, Interj. mit Vok. V. 351
Probus, M. Valerius S. 26 f.
Proceleusmaticus S. 38 f. ; Proc. bil-
dende Worter betont S. 54, V. 394,
686, Anh. zu V. 406
proinde, proin V. 668
Prolepsis V. 354, 491, 670 f., 986,
1048
Prolog S. 22, 79; V 12 ff., S. 193
prologus S. 79; V. 14
proloqui fsich aufsern' V. 861
promerere V. 205 f.
Pronomina, altere Formen S. 61 f. ;
Personal- oder Demonstrativ-Pro-
nom. im Acc. fehlen V. 54, 115 und
Anh. ; Stellung Anh. zu V. 221, 227
Prosodie S. 48 ff.
TTQOCCOTCU TtQOTUXlY.(k S. 83
protelare V. 213
protinam, protinus V. 190
-pte V. 766
pudet, Konstruktion V. 392
putare ferwagen' V. 718
Pyrrhichius, auf der Endsilbe be-
tont V. 162
quaerere malum, malam rem , cru-
cem V. 544
quam bei Verben V. 111
quam ob rem, allgem. Regel einlei-
tend V. 241
quando kausal V. 895
quantum potest V. 303, 478, 674
quasi, Komparativsatz einl. V. 382
Quaternarii S. i-
que — et V. 1051
qui, Wunschpartikel V. 123
quid agitur? V. 610
quid est? quid hoc (istuc, id, illud)
est? V. 58, 156 und Anh., Anh.
zu V. 411
quid istuc? Anh. zu V. 156
quid (nomen q. sit)? V. 1048
quin V. 223, 272, 1015
quis? und qui? V. 129
quisquam homo V. 977 f. ; nemo (nihil)
qu. V. 80; numquam qu. V. 348
quo allgemeiner als cui V. 728
quoad V 148
quod, Acc. der Beziehung V. 157;
hdschr. = quot V. 159 und Anh.,
327, 705; Pron. indef. V. 976
quodne V. 923
quod possum (queo u. a.) V. 478;
quod . . . doleant V. 1053
quodquidem S. 55
quom S. 59, V. 9, 22 f., 208, 733,
928 f., 967
quoquo V. 551
rapere fschleppen' V. 980 ff.
re, red in Compos. S. 60, V 21, 86;
wiederholt V. 677
-re statt -ris S. 62
Rechtsverhaltnisse V. 125 f., 276 f.,
292, 405 f., 447, 458, 631, 980 ff.
recipere se fzuriickkehren' V. 462
Reciprocitiit V. 501, 876
recte fschon recht' V. 812; r. sane
V. 999
reddere mit Partizip V. 559
redducere V. 86
redicns, generell zu fassen V. 243
redire m memoriam u. ahnl. V. 802
referre, refeH, Perfektformen V. 646
referre ad, r. quo V. 728
Eeflexiv reciprok gebr. V. 501
reflexiver Gebr. akt. Verba V. 429, 635
reicere V. 18
Reihenfolge der Komodien S. 16,
17, Anm. 2, 187 f.
Reim V. 8, 305, 374, 470, 759; s.
Vollreim
Relativa V. 61, 69, 371; -satze V.
27, 60f., 125f., 471, 721, 751, 756,
855, 1050
rrlicuos V. 37
nllatum V. 21
repre[he)ndere paUio V. 863 ; repr.
iibertr. V. 863
rescribere V. 922
retro repeUere u. a. V. 863
retulit — rettulit V. 646
rex, Gegens. parasitus, scurra V. 338
Rhetorisches V. 5, 46, 57, 168,
232 f., 334, 352 f., 476; rhet. Frage
V. 1030
WORT- UND SACHVERZEICHNIS.
225
rhythmische Malerei V. 284
ringi V. 341
romische Bilder V. 72, 230, 964
rufus V. 51
s schwach im Auslaut S. 50
-s, -st S. 50
sacruficare V. 702
saeclum S. 59
saeuidicus V. 213
sane 'iminerhin, nieinetwegen ' V.
1029
sat,satius estY. 797, Anh. zu V. 724
satis Anh. zu V. 915
Satura S. 5f.
Satzaccent S. 55
Satzstellung V. 27
Scenenanfang im Verse S. 48, V. 795 ;
-einteilung S. 47 f.; -ansatz S.124
und Anh. zu V. 441
Scenisches S. 30ff., V. 51, 989
Schauspieler S. 32 f.; Zahl S. 34 f.
Schauspielerexemplare S. 25 f., Anh.
zu V. 33
scire, Imperf. , Fut. S. 62; certum
(-0) sc. V. 148
SchimpfworterV.373, 526, 669,684,
931, 986
scitus 'hiibsch' V. 821
Scholien S. 190; s. Bembinus
scrupulus V. 954, 1019
sed — autem V. 601
semper mit Frequent. V. 743
Senar S. 37 ff.
sententia puerilis V. 949
Septenar, troch. S. 39 f., 42, Anm. 2,
Anb. zu V. 515; iamb. S. 40f.
seruos homo V. 292
sescenti f. unbest. Zahl V. 668
sic, sic est V. 418, 813
siem u. s. w. S. 63
Singular, Gebrauch V. 243,867 f., 989
siquidem S. 55
sis — si uis V. 59
Sittenverderbnis beklagt V. 55
Sklaven bei Prozessen V. 292; mo-
natliche Ration V. 43; -preise V.
558; -tracht V. 844
solus ohne Pron. V. 761
somwia, -um V. 874
Sprache des Ter. S. 17, Anm. 1, S. 18 f,
22 f.; Besonderh. S. 61 ff.
sprechende Namen S. 78
spreuerit innerhalb des Verses V. 584
Sprichworter, sprichw. Wendungen
S. 67, V. 68, 78, 79, 186, 203, 212,
240, 265, 300, 318, 330, 346, 419,
Terentius, Phorraio. 3. Auflage.
454, 494, 495, 506 f . , 535, 541,
562, 575, 603, 633, 661, 686, 689,
690, 726, 757f., 768, 771, 780,
874, 1053
st, Interjektion V. 743
Stadtenainen konstruiert V. 66 f.
stare, fabula stat V. 9; st. cum V. 269
statim 'standig' V. 790
stehende Redensarten V. 235; s. for-
melhafte Wendungen
Stellung der Personalpron. Anh. zu
V.221; s. Satz-und Wortstellung;
der griech. Frau V. 243
sterculinum V. 526; stercilinium Anh.
zu V. 526
stichische Komposition S. 41
Stichometrie S. 26, Anm. 1
Stilpo S. 60 f., Anh. zu V. 356
stuc = istuc S. 62
sub in Compos. S. 60
subceiituriatus V. 230
subolet V. 474
Subskriptionen in Handschr. S. 187
Substantiva auf -o S. 65; zuerst bei
Ter. gebraucht S. 65 f., V. 34, 98,
374, 579, 1012; zu erganzen V. 80
Substantivierung von Mascul. und
Femin. der Adj. V. 298 f., 938, 986
und Anh.; der Partic. V.243, 788;
von Neutr. der Adj. V. 280, 501,
771, 788
suere bildlich V. 491 f.
sumere 'verwnden, egeniefsen' V. 832
summus, amicus s. V. 35
Sunium V. 837
Superlative, Schreibung S. 58
Supinum auf -u V. 456; auf -um
V. 462
susceptio (der Kinder) V. 647
syUaba anceps S. 40 f., V. 528
Synalophe S. 39
Synizesis S. 56
synkopierte (kiirzere) Verbalformen
S. 62; s. Perfektformen
t fiir d im Auslaute S. 60, Anh. zu
V. 159
talentum magnum V. 644
tam bei Verben V. 111
tandem V. 373
temperare mit Dat. V. 271
temptare V. 388
Tempusgebrauch bei Sulpicius Apoi-
linaris S. 77, V. 8; bei Terenz V.
117, 381, 647; -wechsel V. 103
135
tennitur V. 330
i:.
226
WORT- UND SACHVERZEICHNIS.
Terenz, Leben S. 12 ff. ; Lustspiele
S. 15 ff. ; sprachliche und dichte-
rische Eigentiimlichkeiten S. 17,
Anm. 1, S. 18f., 21ff.,61ff.; Text-
geschichte S. 24ff., 188 ff.; Hand-
schriften S. 17, Anm. 2, S. 28 ff.,
184 ff.; Scholien S. 190; Metrik,
Musik, Bau der Stiicke S. 36 ff.,
44 ff.
testimoni dictio (est) V. 293
Theater in Rom S. 31
Thiiroffnen, -schliefsen V. 840
tibi Anh. zu V. 176
tibiae, tibicen S. 44 f.
tituli pronuntiatio S. 32 ; titulus S. 76
Tonanschlufs S. 55
tonstrina V. 89
Traiectio V. 505, 621 f.
trans in Compos. S. 60
transdere V. 2
tres, tria von kleiner Zahl V. 638
tribrachysche Worter betont S. 54 f.
Trimeter, griech. wiedergegeben
durch lat. Septenare u. s.w. S. 37,
Anm. 1
trochaische Worter (wie inde) ge-
messen S. 53 f.
tum praeterea V. 518
tuquidem S. 55
Turpilius S. 24, Anm. 2
tutari vom Vormund V. 789
u fiir au V. 44
uapula, Drohung V. 850
Yarro S. 10, 25
Ubergang vom Plur. zum Sing. V.
243 und Anh. ; der Metra S. 42,
V. 252 f., 1011, Anh. zu V. 828
iibertragene Ausdrucksweise S. 66,
V. 863, 954; s. Bilder, bildl. Aus-
drucksweise
Ubertreibungen V. 76, 327, 535, 661
uelle aliquem obuiam V. 196; quid
me (nos) uis? V. 151, 458; u. mit
Tart. Perf. Pass. V. 432
uerba 'Redensarten' V. 517; u. dare
(alicui) V. 713
Verba der unmittelb.Wahrnehmung
V. 6ff.; V. bei Ter. zuei\4 ge-
braucht S. 65 f., V. 190, 327, 382,
944; V. zu erganzen s. Ellipse
Verbalsubstantiva auf -io konstr.
V. 293
uerbero cSchlingel' V. 684
Verbote V. 664, 803
nerebdmini S. 53, V. 902 und Anb.
uercri mit Gen. V. 971
Vergleichung V. 744
verheiraten, Wendungen V. 646, 759
Verkiirzung durch das Iambenkiir-
zungsgesetz S. 5 1 ff. ; durch Ton-
anschlufs S. 55 ; einsilb. auf lan-
gen Vok. oder -m auslaut. Wor-
ter vor vokal. Anlaut S. 56
Verneinung, starke V. 1033
Versaccent, Einflufs S. 51 ff. ; tritt
auf die Endsilbe pyrrh. Worter
V. 162; Wechsel des Versacc. bei
Wiederholung vonWorternV.950;
Versacc. und logische Betonung
V. 544
Verschickung, staatliche von Ver-
brechern V. 978
Verschmelzung von Konstruktionen
V. 161, 480
Versende mit Doppeliambus S. 38,
Anm. 1; Anh. zu V. 667
Versfufs, Freiheiten des erstenVersf.
S. 38, Anm. 2; S. 40, 49, Anm. 3;
Anh. zu V. 863
Versmafse bei Terenz S. 37 ff. ; de-
ren Ethos S. 42, Anm. 2
uertere, uortere S. 58
VerwiinschungsformelnV. 368,491 f.,
678, 976
uiciniae, Lokativ V. 95
uidere, Konstruktion V. 6ff. ; =pro-
uidere V. 189; me uide V. 711
uidua Anh. zu V. 913
uincibilis V. 226
uixdum V. 594
ulcus tangere V. 690
Umgangssprache S. 65 ; V. 37, 40, 162,
175 f., 179, 199, 204, 246, 248,
261, 317, 332, 368, 429, 474, 501,
518, 536, 544, 554, 566, 623, 624 f.,
635, 659, 682, 732, 850, 904, 971,
976, 1032 f.; Anh. zu V. 235
umquam (usqnam) quisquam V. 348
Umschreibung durch est, ut V. 925;
durch exemplum V. 688; durch
modus V. 972
unbestimmte Zahlen V. 487, 638, 668
und(e) S. 54, Anm. 2
-undus, -endus S. 58
unwilliger Ausruf, unw. Frage V.
232 f., 304, 373, 542, 709 f., 977 f.
Volcacius Sedigitus S. 11, Anm. 2,
4; S. 23, 25
volkstiimliche Bildungen S. 65; V.
37, 40; vgl. Umgangssprache
Vollreim V. 8, 374, 521
uolup, uoJupa V. IU0
uorsuram soluere V. 780
WORT- UND SACHVERZEICHMS.
227
Vortrag der verschiedenen Scenen
S. 42 f.
Vulgares S. 65; V. 780, 898, 1028;
s. auch Umgangssprache
usque V. 249, 395, 1030
usus uenit und ahnl. Ausdr. Anh.
zu V. 73
tit in Fragesatzen V. 304
uti mit Accus. und Ablat. V. 281
utibilis V. 690
ut ne V. 415
ut ut V. 468
Wechsel der Metra S. 42, V. 252 f.,
1011, Anh. zu V. 828; des Vers-
accentes bei gleichen Wortern V.
950; der Konstruktion V. 886;
der Tempora V. 103 f., 135, 570 f.
Wechsler V. 922
Wettkampfe der Dichter V. 16 f.
und Anh.
Wiederholung gleicher Wendungen
V. 200, 506 f. und Anh., 746; mit
Umstellung V. 352 f. ; W. von ut
V. 154; W. derPrapos. unterlassen
V. 171
Wortaccent S. 39, 51 ff., 55
Wortbedeutungen S. 66
Wortformen, daktyl. S. 54 f., V. 101 ;
iamb. S. 51 ff, Anh. zu V. 176;
pyrrhichische betont V. 162; tri-
brachysche S. 54 f. ; viersiibige
(Proceleusm., Choriamben, Paone)
S. 54
Wortspiel V. 15, 108, 298 f., 500,
587
Wortstellung S. 77, V. 7 ; V. 154, 164,
165, 215, 261, 344, 368, 505, 514,
516, 523, 552, 562, 621 f., 683, 735.
754, 807, 875, 952, 1031; Anh. zu
V. 172, 215, 221, 227. 261, 491 f.,
597 f., 875
Wortverbindungen S. 38, Anm. 1,
S. 55; V. 373.
15 <
Berichtigungen und Nachtrage wahrend des Druckes.
S. 10, Anm. 3. Plautus' Captiui5 (1897) von Brix-Nienieyer.
S. 16, Anm. 1. Die Zugekorigkeit des Prologs zu einer 'spateren Auf-
fuhrung nimmt auch H. T. Karsten, Mnem. XXII, 186 ff. an.
S. 27, Anm. 3. Vgl. auch J. Hartraann, De Terentio et Donato commen-
tatio, Lugd. Bat, 1895.
S. 30, Anm. 2 lies: Mnem. XXII, 181 f.
Anm. 4 lies: L. Friedlander in Marquardt-Mommsen , Handb. d.
Rom. Altert. III2, 487 ff. und (3 Zeilen tiefer): S. 482 bis
566; S. 31, Anm. 3: Friedlander a. 0. S. 529f.; S. 32,
Anm. 6: ders. S. 543; S. 33, Anm. 1: S. 539 ff.; S. 34,
Z. 26: S. 538; ebenda Anm. 1: S. 541 ff.; das. Anm. 2:
S. 547; S. 43, Anm. 2: S. 544.
S. 31, Z. 2. Vgl. auch Dorpfeld-Reisch, Das griech. Theater (1896),
S. 327 ff.
S. 42, Anm. 4. Einen Zusammenhang der Cantica des rom. Dramas mit
dem erotischen, von Grenfell veroffentlichten Papyrus-
Fragment des II. Jahrh. v. Chr. (An Alexandrian erotic
fragment, Oxford 1896) vermuteten U. v. Wilamowitz,
Nachr. d. Gott. Ges. d. Wiss. 1896, S. 231 und 0. Cru-
sius, Philol. LV, 384 und sucht Fr. Leo fDie Plautini-
schen Cantica und die hellenistische Lyrik' (Abh. der
Gott. Ges. der Wiss., phil.-hist. Kl. N. F. I, Nr. 7) dar-
zuthun. Er kniipft den metrischen Formenschatz des
Plautus an die hellenistische Technik an und erkliirt
fiir das einzige allen Plautin. Liedern gemeinsame Ord-
nungsprincip "die Einteilung in metrische Perioden, die
zugleich Perioden des Inhalts sind. Es ist aber das-
selbe Ordnungsprincip, das auch in der Euripideischen
und hellenistischen astrophischen Lyrik herrscht.'
S. 44, Anm. 6. Vgl. auch C. v. Jans* Artikel "Flote' in Baumeisters
Denkmalern des klass. Altert. I, 553 ff.
S. 46, Anm. 1. Fr. Leo, Die Plautin. Cant., S. 112 besckrankt nunmehr
selbst seine friihere Ansicht iiber das Alter und den
Wert der "Theorie der 5 Akte, die jeder richtigen Er-
kenntnis (der Composition) im Wege ist.'
S. 54, Anm. 1. Gegen Skutschs Annahme von nem(p), in(d) neuerdings
Th. Birt, Rhein. Mus. Suppl.-Band.1897, S. 170 ff. Trotz-
dem halte ich ac, nec, proin, dein, exin fvir hinreichende
Parallelen, um die Wahrscheinlichkeit einer solchen Aus-
sprache jener Partikeln zu belegen. An die Synkope
von Pronorninalformen wie il(h), ilija) glaube auch ich
nicht (s. S. 49, Anm. 3).
S. 64, Z. 17 v. u. lies: 177 Namen.
S. 66, Z. 5ff. vgl. auchPaul Tschernjaew, Terentiana. De Ciceronis studiis
Terentianis, Casani 1897/8, S. 46 ff.
S. 86, I. Sp., Z. 11 f. v. u. lies: en steht bei den Scenikern nur in der
Verb. mit wmguam.
S. 87, V. 59, Z. 3 *abi: s. V. 994.
& & Verlag von B. G. Teubner in Leipzig. ^fc &
Vergils epische Tecllllik. Von Eichard Heinze. gr. 8. geh. JC 12.—,
geb. JL 14.—
Aber auch die wissenschaftlichen Kontroversen neuerer Zeit, die sich um
Vergil und was mit ihm zusammenhangt, bewogten, haben deutlich gezeigt, daB keine
Aufgabe dringliehor war als die in diesem Buch geloste. Wenn das TJrteil ttber eine
der literarischen Weltgroflen wieder einmal sehwankend geworden ist, so beweisen zwar
diese GroCen iinmer, dafl sie erstaunlich fest auf ihren Fftfien stehen, aber durait das
Urteil nicht umfalle, mtissen die Bedingungen, aus denen das Werk selbst hervorgegangen
ist, dia porsonlichen, nationalen, die im Zusammenhang der geistigen Bewegung liegenden
neu untersucht werden; dann werden die reicheren Mittel der Zeit das Vcrstandnis des
Werkes gegenliber der Bewunderung friiherer Zeiten feator begrunden. Nicht immer er-
zeugt die wissensehaftliche Bewegung das Buch, auf das sie hindrangt; in diesem Falle
ist os geschehen Das Buch ist, so weit ich die Literatur kenne, das beste. was
bisher tiber Vergil geschrieben wordcn ist. Es hat aber auch allgemeine Bedeutung als
durchgefuhrtes Beispiel der Analyse und wiasenschaftlichen Wtirdigung eines der groCen
literarischen Kunstwerke. F. L e o i. d. „Deutschen Literatnrztg."
DaS iilte ItOIll. Entwickelung seines Grundrisses und Goschichte seiner Bauten auf
12 Karten und 14 Tafeln dargestellt und mit einem Plane der heutigen Stadt sowie
einer stadtgeschichtlichen Einleitung herausgegeben von Arthur Schneider.
12 Seiten Text, 12 Karten, 14 Tafeln mit 287 Abbildungen und 1 Plan auf Karton.
Quer-Foiio 45x56 cm. Geschmackvoll gebunden JL 16. —
Das "Werk sucht ein Gesamtbild des alteu Bom zu geben, in dem die Dar-
stelhwg duroh das Wort mit der in Bild und Plan zusammenwirkt, auf strena
wissenschaftlicher Grundlage, aber zugleich in allgemein verstandlichor Form. Es
erscheint deshalb besonders geeignet, jedom Gebildeten di3 Bedeutung des alten Bom
fiir unscro Zeit nahe zu bringen, indem 68 ihra ein besseres Verstandnis der antiken
Architektur und Kultur zu ermoglichen sucht, und Metet so besonders fiir jeden Roin-
fahrer die beste Vorbereitung und dio schonste Erinnerung.
Fiihrer durcli die offentlichen Sammlungen klassischer Altertiimer
in Roil). VonWolfgang Helbig. 2 Bande. 2. Anfl. 8. Geschmackv. geb. JL 15.—
Ausgabe mit Schr6ibpapier durchschossen gob. Jt 17. — (Die Biinde sind nicht
einzeln kauflich.)
Die zweite, vollig umgearbeitete und vielfach vermehrte Auflage des „Fiibrers"
dtirfte sich fiir jeden Archaologen und Philologen sowio tiberhaupt fur jeden Gebildeten,
der die Antiken Boms mit Verstiindnis sehen will, als unentbehrlich erwoisen.
Geschichte des hellenistischen Zeitalters von juiins Kaerst. l Band:
Die Grundlegnng des Hellenismus. gr. 8. geh. JL 12. — , geb. JL 14. —
Kaerst geht nirgends elner Schwierigkeit aus dem Wege, umsichtig hat er vor
seiner Entscheidnng stets die Moglichkeiten erwogen. DaB sein Werk ganz ausgereift
ist, zeigt mit am doutlichsten sein Maflhalten. Es ist ein gefahrlicbes Gebiet, die Ge-
scliichte Alexanders, wo jeder leicht zeigen kann. was er nicht kaun; mit dem Mute der
Jugend ist Kaerst an dieso Aufgabe gegangen, uin in dor Kraft der Mannesjahre sie zu
losen. Das Urteil iiber ein Work, das vollig hat ausreifen kdnnen, darf einen hohen
Maflstab anlegen, aber diese Geschichte Alexanderg enttauscht auch die Leser nicht, dio
viel erwarten : in Forschung nnd Darstellung, nach Form und Inhalt ist sie die bedeutendste,
die durchdachteste seit J. G. Droysen. (Literar. Centralblatt. Nr. 31. 1903.
Die antike Kunstprosa voin VI. Jahrhundert v. Chr. his in die Zeit
der Renaissaiice. Von Eduord Norden. 2 Bande. gr. 8. geh. JL 28.—
(Elnzeln jedor Band JL 14.—)
„Dies grandiose Werk wird wohl fttr immer die erste Etappe auf dem kaum be-
tretenen Wege der Geschichte des Prosastiis biiden. . . . Aber nicht nur dio gewaltige
Receptivitat des Verfassers, der namentlich in den gelehrton Noten einen kUnftig fttr alle
behandelten Fragen unentbehrlichen Apparat zusammengetragen hat, auch dio Gewandt-
heit in der Auffassung dor stilistischen Individualitat und das frische Urteil fordern
meistens hohe Anerkennung." (Zoitschrift fttr das deutscho Altertum.)
Charakteristik der lateinischen Sprache. von Prof. Dr. o. Weise. zweite
Auflage. gr. 8. geh. JL 2.40.
Die Konntnis einer Sprache bleibt oberfliichiich, solango sich der Lcmende nicht
anch dio Grunde fttr die verschiedenartige Gestaltung ihres Baues klar gt-macht hat.
Daa bereits in zweitor, mehrfach vermehrter Auflage vorliegende Schriftchen will der
Schabloue des rein gedachtnismafligen Einttbens im Sprachunterricht mogliohst zu cMit-
raten helfen und darauf hinwirkou, dafiir eine mohr vertiefende, mohr zum Nachdenkou
zwingendo und anregende Lehrmethode zu wiihlon.
Charakterkbpfe aus der antiken Literatur. Vou rrof. Dr. h. Sohware»
in Gottingun. Filnf Vortrago: 1. Hesiod und 1'indar, 2. Thikydides und Enripides,
3. Sokrates und Plato, 4. Polybios und Poscidonios, 5. Cicero. [VI u
geh. JL 2.—, geb. JL 2.60.
„Das Buchlein will nach der Vorrede nicht fUr Fachgenossen bestimmi
GewlB ist vor allem zu wiinschon, dafl der weiter,e Krois, an di
reiche Belehrnng suche, die or hier finden kann; aber ich wiiflto nioht, wer nin solches
Buch zu gouiefleu befahigter wiire als der Fachgenosse. . . . Die GOtter baben dem V r-
fasser gegeben, ein arucf^Xov /ueXt ?,u produzieren, wie dom Kallimachos; das sohmeckt
vielen nicht, weil sie an dio geschmackloso Sufligkeit des gemeinen Honigs gowoiint sind.
Aber so liefern ihn die BiVnen, die wirklich an den hellenischen Wurzkraatern geniihrt
sind. Und vielen, denen der klassizistische Zuckerkand zuwider ist, \. lnrch
das echte Hellenentum wieder genieflbar werden." Ulrioh v. A\ i iOllendorf)
Schulworterbiicher t£ B. G. Teubner.
Tiic AiiQQtfrftiiiin beider Worterb&cher ist chirch Wahl eines
1/ir JAU&bllLllllui) griifieren Formats, weiteren Satzes,
uhersichtlicherer 1>ruckeinric/d nng eine allen Anforderungen ge-
niigende, die die nieisten anderen Schttlirorferbiicher weitilbertrifft.
Tlpri" T^llmlr w^rd a^ein durch die Nainen der Searbeitcr als
-*-'"' -Lilllllvl den JZrgebnissen tier II is.sensehtift wie den Be-
diirfnissen der Sehule entsprecJiend gewciJirieistet erscheinen.
Heinichen-Wagener: lateinisch. Schulworterbuch.
7. Aufl. [XXIX u. 926 S.] Lex.-8. Geh. JC 6.30, dauerh. in Halbfr. geb. JL 7.50.
Die „Sudwestdeutschen SchuJbldtter" 1898, 1 wteilen: „Wir werden
die Frage „ Wetehes lateinische Schulworterbucli sollen wir unsern
Schiilern empfehien?" dahin beantworten: „Fcmpfehlung verttient
nur ein ScJiuJworterbuch, v;eJches init al/em iiberfliissigen Bailast
griindiich aafraumt, somit sich auf das Notige beschrankt uud dies
in einer Anordnung und einer Barstellung bietet, toelche dem
Schuler tlic yesuchte IFi/fe auch wirklich an die lland gibt und
ihn f/eistig fiirtferf." . . . Seitdem die von Wagener besorgte Neu-
bearbeitung des Ileinichenschen Lexikons erschienen ist, trage ich
kein Bedcvken, dieses Bueh zu empfeh/en. . . . Die VeriagsbucJihanrflung
hat das Buch aueh dujieriic/i vortreJ)'lic/t ausgesfaftef , so rfafi es
eine Zierde der angtJicnden Bibliothek jecles Sekundaners bilden kann."
Benseler-Kaegi: griechisches Schulwbrterbuch.
12. Aufl. [Vm u. 916 S.l Lex.-8. Geh. JL 6.—, dauerb. in Halbfr. geb. JC 8.—
Die 12. Aaflage beriicksiclitigt das Wilamowitz'sche Lesebach vollstandig.
Neues KorrespondenzbJatt f. d. gel. und Bealschulen Wiirttembergs 1900,
12: „ . . . Der Arbeitskraft und dem praktisclien GesdncJ: cles um den
griechischen Unterricht so hocJi verdienten Herausgebers stellt rficse Auf-
lage wiederum cin gldnzendes Zeugnis aus, und sie ist ein neuer Beweis,
dafi die Bearbcitung des Worterbuches in keine besseren Hdnde hdtte ge-
legi werden konnen. Schon aufierlich empfieJdt sich diese Auflage durch
ntlich verliesserte Ausstattung: grdfieres Format, weiteren Satz, uber-
ftichtlichen Druck (in der HauptsacJie nach dem Muster des lateinischtn
Wbrterbuchs von HeinicJien-Wagner, 6. Aufl.); das Buch ist aber dabei
seJir handlich geblieben mit 916 Seiten gegen 929 in der 10. Auflage." •
ZtscJir. f. d. 6'stcrr. Gymnas. 1897, 7: „Wcr die grundliche Genauig-
keit in Kaegis Arbeiten kennt und weift, wie seine auf den griechischen
SprachunterricJit zielende Tatigkcit befruchtend und anregend wirkt, wird
es woJil mit Freuden begmfit haben, dafi gerade ihm die Weitcrfiihrung
des belicbten Benselerschen WbrterbucJies ubertragen wurde. . . . Im iibrigen
sei das Worterbuch als tilchtiger, praktisch gut verwendbarer
Liernhehelf fiir die ScJiiiler bestens empfoJilen."
Pvnhpewmrnlnre stellt den mr)"n Direktoren und Lehrern
± i UUc&vWiii/jJi/iii e> gegen Vorhereinsendung vonJC3. — fiir das
geheftete und von JC 4.— fur das gebundene Exemplar zur Verfugung
die VeriagsbucJJiandJung von B. Q. Teubner in Leipzig, Poststrafie 3.
O J III" 1 L" L zu CBsar, von Ebeling-Lauge —
oondBr-wonBrDiicnBr «<>»"'••> °n Autenrieth - ncPoS,
UUIIUbl IIUI IUIUUUIIUI vonHaacke_OvidsMetaniorph08en,
von Siebelis-Polle — Phadrus, von Schaubach — Xcnophons
Anabasis, von Vollbrecht — Xonophons Hellenika, von Thiemann
— Siebelis' tirochmm pocticum, von Schaubach.
Samtlich geschmackvoll und dauerhaft gebunden.
SBerlag t>on 83. @. Seufcner ttt Setpgtg.
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