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Full text of "Phormio;"

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5riechifche  und  lafeinifche 

Klassiker   fi&.  Schulausgaben 

mif  Hnmerkungen 


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terenz 

1;  Phormio 


%  Dzia&fto  •  Hauter  3 


Teubners  Schulausgaben  griechischer  und  lateinischer  Kiassiker 

mit  deutscben  erklarenden  Anmerkungen. 

Griechisehe  Schriftsteller.  g8h. 

Aeschylos'  Agnmeiunnn.     Von  R.  Enger  u.  W.  Gllbert.    3.  Aufl.  von  Th.  PIOB  JL  2.26 
— —  Dlo  Scliutzilehendcn.    Von  N.  Wecklein 1.60 

Perser.     Von  W.  S.  Teuffel.    4.  Aufl    von  X.  Wecklein  1.60 

Prometlieus.     Von  N.  Wecklein.     8.  Aufl 1.80 

Von  L.  Schmidt .     1.40 

Sieben  gegen  Theben.    Von  N.  Wecklein 1.20 

die  Orestle.    Von  N.  Wecklein 6.— 

Daraus  a  JCt. —  einzeln:  I.  Agamemnon.  II.  Die  Choephoren.  m.  Die  Eunieniden. 

Anthologle    aus    den    griech.   Lyrikern.     Von   K.  Buchholz.     2  Bde. 

I.  Bd.  Elegiker  u.  Iambographen.     5.  Auti.  von  R.  Peppmuller 2.10 

II.  Bd     Mel.  u.  chor.  Dichter  u.  Bukolikcr.     4.  Aufl.  von  J.  Sitzlor 2.10 

Artstophanes'  Wnlken.    Von  W.  S.  Teuffel.    2.  Aufl.  von  Otto  Kaehler 2.70 

Arlstoteles'  Staat  der  Athener,  historischer  Hauptteil.     Von  K.  Hude —  C0 

Arrlans  Anabasis.  VonK-Abioht.  LHeft.  MitlKarte.  M  1.80,  geb.„  £2.25.  11.  Heft    2.25 
Demosthcnos'  nuscew.  Beden.   Von  C.  Behdantz  u.  F.  Blafs.    I.  Teil  in  2  Heften. 

I.  Heft.  I— IU.    Olynthische  Redon.    IV.  Erste  Bede  gegen  Philippos.  8.  Auflage     1.20 
II.  Heft.  I.  Abt.  V.  Rede  flber  den  Erieden.    VI.  Zweite  Rede  gegen  Philippos. 
VQ.  Hegesippos'  Rede  tlber  Halonnes.   VHI.  Rede  tiber  die  Angelegcnheiten 

ira  Chcrrones.     IX  Dritte  Rede  gegen  Philippoa.     5.  Aufl 

H.  Heft.     II.  Abt.     Indice».     4.  Aufl 

—  H.  Teil.     Die  Rede  vom  Kranze.    Von  F  r.  B 1  a  fi 

Euripldes' ausgew.  Tragodten.    Von  N.  Wecklcin.    Medea.   3.  Aufl.    Phonissenje 

Iphigenie  im  Taurierland.     2.  Aufl.     Hippolytos je 

. Bacchen.    2.  Aufl 


Band  H.  H.  2.  B.  IV.  3.  Aufl 

—  III.  B.V.VI.  3.  Aufl 

—  rv.  B.  VII.    M.  2  Kart.     4.  Aufl. 

—  V.  B.  VHI.IX.M.2Kart.4.Aufl. 


HerodotOS.    Von  Dr.  K.  Abicht.     5  Bande. 
Band  I.  H.  1.  B    I.  Einleitung,  Ubers. 

flb.  d.  Dial.  5.Aufl.„«L2.40geb.*fc  2.90 

—  I    —  2.B.H.  S.Aufl.1.50  —  ...   2.— 

—  n.  —  l.B.IIL'8.Aufl.l.50  —  ...   2.— 
Horaers  Odyssee.  VonK.Er.  Am  eis  u.C.  Hentze.  2Bande  zu  2Heften. 

Bandl.H  1  Ges.  1—6. ll.Auti.^t  1.50 geb.2.—  j  Band  H.    H.  1.    Ges.  13— 18.    8  Aufl 
_    I.  —  2.  —  7— 12.  10.  Aufl.  1.35  —  1.80  |     —    _.    —  2.      —     19—24     9.  Aufl 

■ A  nhan  g: 

Heftl.Gos.l— 6.  4.Aufl.„«;i.60geb.4#2.—  ]    Heft  8.     Ges.  13— 18.     3.  Anfl 

_     2.   —  7— 12.  3.  Aufl.  1.20  —   ..   1.70  I       —    4.*     —19—24.     3.  Aufl 

Honiers  Illas.    Von  K.  Fr.  Ameis  u.  C.  Hentzo.     2  Bande  zu  4  Helten. 


3.  Aufl.. 
3.  Aufl.. 
3.  Aufl.. 
3  Aufl.. 


Ges.  13—15.     2.  Aufl. 

—  16—18.    2.  Aufl. 

—  19—21 

—  22—24 


Bandl.H.l.Ges.l—  3.6.  Aufl.  J£  1 .  £0  geb.  1.70    Band  II.    H.  1.    Ges.  13— 15. 
_    I    _    2.  —  4—6.  5.  Aufl.1.20    —    1.70         —     H.    —  2.      —    16—18. 
_   I.  _  3.  —  7—9.  4.  Aufl  i.50   —    2.—        —    H.    —  3.      — 
_   I.  _  4.  —10— 12.4.  Aufl.1.20  —   1.70         —     H.    —4.       -    22—24. 

Anhang: 

Heftl.Ges.l— 3.3.  Aufl..^  2.10  geb.  ^2.60      Heft  5. 
_  5!.  _   4_6.    2.  Aufl.  1.50  — ....   2.—        —     6. 

_  3.  —    7—9.    2.  Aufl.  1.80— 2.80        —     7. 

_  4.  _  10— 12.  2Aufl    1.20  — ....   1.70        — 

Hlas.    Von  J.  Da  Roche.    6  Hefte je 

I  Helt:Ges.    1—4.  3.  Aufl.  U.Heft:Ges.  5—8.  S.Aufl.  m.Heft:Ges.  9— 12.3.  Aufl 
IV.Heft:  Ges.  13— 16. 3.  Aufl.  V.Heft:Ges.l7— 20.2.  Aufl.  VI.  Heft:  Ges.21— 24. 2.  Aufl. 

lsokrates'  «usirewiihlte  Reden.    Von  O.  Schneider. 

I    Bandchen:  [An  Demonikos].    Euagoras.     Areopagitikos.    3.  Aufl 

H.  —  Panegyricus  und  Philippus.     3.  Aufl 

Lnclans  ausgew.  Dialoge.  Von  C.  J  acobitz.  I.  Bdchn:  Traum.  Timon.  Pro- 
metheue.  Charon.  3.  Aufl.  von  K.  Bflrger.  _.  Bdchn :  Totengesprache.  Gotter- 
gespracho.  DcrHahn.  2 .  Aufl.  m.Bdchn:  Demonax.  DerFischer.  Anacharsisje 

Lykurgos'  Rede  gegen  Lookrates.    Von  C.  Rehdants 

Lyslas'  ansgewahlte  Keden.    Von  H.  Frohberger.    Kleinere  Ausg. 

I.  Heft.     S.Aufl.v.Th.  Thalheim.  R.  g.  Eratosthenes.   Rg.Agoratos.  Verteid. 

g.dAnklageweg.Unuturzesd.Verfassung.  R.  f.Mantitheos.  R.g.Philon 

_.     —       2.  Autl    v   T!i  Thalheim.    Reden  g.  Alkibiades.    R.  g.  Nikomachos. 

R.  fl.  d.  Vermrtgen  d  Aristophanes.    R.  fl.  d.  Olbaum.    R.  g.  d.  Korn- 

handler.    R  g.  Theomnestos.    R  f  d   (ipt>rechlichen.    R.  g.  Diogeiton. 

Grofii-reAusgabe.   (II.  u.  1U.  Bd.  vergT.)   I.  Bd.  Beden  g.  Eratosthenes, 

Agoratos.    Verteidigung  g.  die  Anklage  wegenUmsturzes  d.  Verfassung.  2.  Aufl. 


1.50 
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2.10 
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1.80 

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4.50 


geh. 
Platons  ausgewahlto  Schriften.    Von  Cron,  Deuschle  u.  a. 

I.Bdchn.:  D.Verteidigungerede  d.Sokrates.  Kriton.  V.Cli  r.  Cron.  U.Aufl.v.H.LThle  1.— 

ILI.      —        Gcjzias.     Von  J.  Deuschlo  u.  Cron.     4.  Aufi 2.10 

LL      —        1.  Heft:  Laches.     Von  Chr.  Cron.     5.  Aufi    —  .75 

m.       —        2.  Heft:  Euthyphrcn.     Von  Wohlrab.     4.  Aufl —.60 

IV.       —        Protagoras.     Von   J.  Deuschle.     5.  Aufl.  v.  E.  Bochmanu 120 

V       —        Syniposion.    Von  A.  Hug.     2.  Aufl 3. — 

VI.      —        Phaedon.     Von  M.  Wohlrab.     3.  Aufl 150 

VLX      —        Staat.     I  Buch.    Von  M.  "Wohlrab —.60 

Plntarclis  Bioaraphien.    Von  O.  Siefert  u.  Fr.  Blafi. 

I.  Bdchn.:  Philopoemen  n.  Flamininus.     2.  Aufl.  v.  Fr.  Blafl ■ 

II.      —        Timoleon  u.  Pyrrhos.     2.  Aufl.  v.  F  r.  B 1  a  B 

IH.      —        Thcmistoklen  u.  Perikles.     Von  F  r.  Blafl.     2.  Aufl 

IV.      —        Aristides  und  Cato.     Von  Fr.  Blafl.     2.  Aufl 

V.      —        Agis  und  Kleomenes.     Von  F  r.  B 1  a  B ■ 

VL      —        Tiberius  und  Gajus  Gracchus.    Von  F  r.  B 1  a  fl ■ 

Sophokies.     Von  G.  Wolff  u.  L.  Bellermann.     5  Teile  zu .joJt 


-.90 
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1.50 
1.20 
-.90 
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1.50 


IV.  Teil:  Konig  Oidipus.     4.  Aufl. 
V      —     Oidipus  auf  Kolonos. 


I.  Teil:  Aias.     5.  Aufl. 
IX     —     Elektra.     4.  Aufl. 

III.  —     Antigone.     6.  Aufl. 
Snpplcmentum  lectionis  Qraecae.    Von  C.  A.  J.  Hoffmann 

Testamentuni,  novuni,  Graece. 

L  Matthaus-Evangelium,  von  Zelle 

IV.  Johannes-E vangelium ,  von  Wohlfahrt 

V.  Die  Apostelgeschichte,  von  Wohlf  ahrt.     Mit  Karte 

Thookrits  Idyllen.     Von  A.  T.  H.  Fritzsche.     3.  Aufl.  von  E.  Hiller 

Thakydide8.    Von  G.  Bohme  u.  S.  Widmann.    9  Bandchen.    6/5.  Aufl je 

1. — 8.  Bdchn:  Brfch  1—8.  —  9.  Bdchn:  Einl. ,  geogr. ,  histor.  u.  gramm.  Verz. 

Xenophons  Anabasis.    Von  F.  Vollbrecht. 

Ausgabe  Komraentar  unter  dera  Text. 

1.  Bdchn.     B.  I.  II.     Mit  2  Figurentafeln  u.  1  Karte.    9.  Aufl 

n.       —        B.  LLL  IV.   9.  Aufl 

III.       —        B.  V— VLL   7.  Anfl 

Buch  I— IV.  Ausgabe  Konimentar  und  Text  getrennt. 

Text.     Mit  1  Karte    

Kommentar.    Mit  2  Figurentafeln 

Kyropadie.    Von  L.Breitenbach.    2  Hefte je 

L  Heft:  B.  I— JV.    4.  Aufl.  v.  B.  Buchsenschntz. 
H.      —     B.  V— Vm.     3.  Aufl. 

(Jriechischo  Cleschichte.    Von  B.  Buchsenschutz.    2  Hefte je 

L  Heft:  B.  I— IV.    6.  Aufl.  —  LL  Heft:  B.  V— VH.    4.  Aufl. 

Memorabilicn.    Von  Raph.  Kflhner.    6.  Aufl.  von  Bud.  Kuhner 

-  Agesilaos.    Von  O.  Guthling 

Anabasis  u.  Helienika  in  Ausw.  Mit  Einleitung, Karten, Planen  u.  Abbildungen. 

Text  u.  Kommentar.     Von  G.  Sorof.     2  B&ndchen. 
I.  Bdchn.     Anab.  Buch  1—4  Text 

Kommentar 
n.       —        Anab.  Buch  5— 7  u.  Hellenika Text 

Kommen  tar 


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1.20 
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Xiateinische  Sehriftsteller. 

Anthologie  a.  d.  Elegikern  d.  Bomer,  von  C.  Jacoby.    2.  Aufi.    In  4  Heften. 

I.  Heft:  CatuU  JC  —  .90,   geb.  1.30    I    HI.  Heft:  Properz 1.— 

H.      —     Tibull  JC  —  .60,  geb.  1.—    |     IV.      —     Ovid 1.— 

Caesaris  commentarii  de  bello  Gallico.  Von  A.  Dobsrenz.  9.  Aufl.  v.  B.  Dinter. 

I.  Heft:  Buch  1— HL     Mit  Einleitung  und  Karte  von  Gallien — .90 

n.      —     Buch  IV— VI —.75 

LLL     —     Buch  VH  u.  VLLI — .91) 

de  bello  civili.    Von  A.  Doberenz.    5.  Aufl.  von  B.  Dinter 2.40 

Chrestomathifi  Ciceroniana.   Von  C.  F.  Luders.    8.  Aufl.  von  O.  Weiflenfels. . . 

aus  Schriftstellem  der  sog.  silbernen  Latinitat.  Von  Th.  Opitzu.  A.Weinhold    2. 80 

Cicero  de  oratore.    Von  K.  W.  Piderit.    6.  Aufl.  von  O.  Harnecker. 

1.  Heft:Einl.u.I.Buch^l.80,geb.2.25    I    8.  Heft:    IH.  Buch  u.   erkl.  Indlces. 

2.  —     H.    Bnch  Ji  1.50,  geb.  2.—    |                      (Lnd.  einz.  Ji  —  .45) 1.50 

Brutus.     Von  K.  W.  Piderit.    S.  Aufi.  von  W.  Friedrich 8.26 

Orator.    Von  K.  W.  Piderit.    2.  Aufl 2.— 

Partitiones  oratorlae.    Von  K.  W.  Piderit 1.— 

Bede  fiir  Sex.  Koscius.    Von  Fr.Richter.    3.  Aufl.  von  A.  Flecke  i  son. . .  — .90 

Divinatio  in  O,.  Caecilium.    Von  Fr.  Bichter.    2.  Aufl.  von  A.  Eberhard.  —.45 

Reden  gegen  C.  Yerres.  IV.  Buch.  Von  Fr.  Riohter.  3.  Aufl.  v.  A.  Eberhard    1.50 

V.  Buch.    Von  Fr.  Richter.    2.  AufL  von  A.  Eberhard 1.20 

Reile  iib.  d.  Imperlum  d.  Cn.  Pompejus.   Von  Riohter  n.  Eberhard.  5.  Aufl.  —.75 


finibus  bon.  ot  mal.  I,  3- 
7.  l)e  re  publica. 


Clcero  de  oratore.  Cat  III  narischo  Reden.Von  F  r.  E  i  c  h  t  e  r.  6.  Aufl.  von  A.  K  b  e  r  h  a  r  d 

Hoile  fiir  L.  Miircini.     Von  H.  A.  Koch.     2.  Aufl.  von  O.  Lan  dgraf 

Koile  fur  T.  Sulln.     Vou  Fr.  Richter.     2.  Aufl.  von  G.  Laudgr»f  . . 

Koile  liir  Sestius.     Von  H.  A.  Koch.     2.  Aufl.  von  A.  Kberhard 

Kede  fiir  Cn.  Planclus.     Von  E.  Kc-pkc      3.  Aufl.  von  G.  Landgraf  . 

Kede  f. T.  Annius  Hilo.  VonFr.  Richteru.A.Kberhard.  4.Aufl.v.  II  Nohl 

1.  n.  H.  Pliilippisclie  Kedc.     Von  H.  A.  Koch.     8.  Aufl.  von  A.  Kberhard 

— -  1.,  IV.  u.  XIV.  Pliillppischo  Rcdo.     Von  K.  R.  Gast.  

Keilon  fur  MarcoIIus,  l.uurius  nnd  Deiotnrus.    Von  Fr.  Richter.    4   Aufl. 

Bede  f.  d.  Dlcliter  Archias.  Von  Richter  n.  Kberhard.    4.  Aufl.  v.  H 
ftnsgeiriihlte  Briefe.    Von  Josef  Frey.    6.  Aufl. . . 

Krlefe,  nnd  telner  Zeltgenossen 

TnscaIancn.VonO.Heine.I.Heft:lib.l/2.4.Afl.^tl.20.  H:lib.3— 5.  4  Afl 

Cato  maior.    Von  C.  Meifiner.    4.  Aufl 

Somr.lum  Scipionis.    Von  C.  Meifi  ner.    4.  Aufl 

Laelius.     Von  C.  MeiBnor.     2.  Aufl 

dc  ofnclU  libri  tres.    Von  C.  F.  W.  Mttller 

- —  de  nntura  deorum  Iihri  trcs.     Von  A.  Goetho 

[ philosoplitsclie  Scliriften.     Auswabl  fttr  dio  Schule      Von  <) .  Weifion  fels. 

(Textausgabe  mit  deutschen  Kinleitungen  und  Analysen.) 

Auch  iu  7  kart.  Heftec:  4.  Laelius  do  amicitia 

1.  Kinleitung  i.  d.  Sohriftstellerei  5.  Tusculanarum  diep.  libri  V   

Ciceros  u.  i.  die  alte  Ph»los.  JL  — .90     6    De  catura  deorum  libri  III  und  de 

2.  De  olficis  libri  IH — .C0 

3.  Cato  maior  d6  senectute — .30 

Clceros   rhetorisclie  Srliritten.      Auswahl   fUr   die    Schule    nebst   Kinleitnng   und 

Vorbemerkungen  von  O.  Weifienfela Jt 

Aucb  in  3  kart.  Heften: 

1    Kinleitung  in  die  rhetorischen  I  2.  De  oratore  und  BrutiiB 

Scbriften  Ciceros JC    1 . —  |  8.  Orator - 

Cornelius  Nepos.     Von  J.  Siebolis.     12.  Aufl.  von  O.  Stange.     Mit  S   Earten  .  .  . 

[ Rec.  et  usui  schol.  accommodavit  E.  Ortmann.     Kd.  V   .  .  . 

CurtiuH  Kufus.     Von  Th.  Vogel. 

I.Bdchn.  B.IH — V.  4.Aufl.  von  I  ,-»  -,.  .      _,  ,_     ,-   „   .     „,.,,. 

\    w.i«i„u  u  a  ai\  ™«v  o  an    H.  Bdchn.  B.VT — X.  2.  Auil.  M.l  Karte 

A.  w  slDholii  ..  M.  2 . 40,  geb.  2 . 80  | 

Horaz*  Oden  und  Epoden.    Von  C.  W.  Nauck.    15.  Aufl.  von  O.  Weifionfels. . . . 

Satiren  nnd  Kpisteln.    Von  G.  T.  A.  Krilger. 

I.  Teil:  Satiren.  15.  Aufl.  —  H.  Teil:  Kpisteln.  14.  Aufl 

Sermonen.    Von  A.  Th.  H.  Fritrsche. 

I.  Band.    Buch  I  . .  M.    3.40,  geb.  2.90  |  H.  Band.     Bucli  II 

Lhius.     Kuch  1  (2.  Aufl).    8.     VonM.  MUller 

Buch  3.  4  5.  6.  7.  8.  9.  10.     Von  F.  Luterbacher ..   jo 

—  21  (5  Aufl.)  V.F.Luterbaoher.  M.e.Karte.  22(:l.Aufl).  V.K.WOlff  linje 

—  23      Von  K.  Wolff  lin  u.  F.  Luterbacher 

—  24.     Von  H.  J.  MUller     2.  Aufl 

—  l'j.     VonH.  J.  MUller 

—  26.27  28.     Von  F.  Friedersdorff 

—     29.30.     Von  F.  Lnterbacher .  .  je 

Ortds  Metamorphosen.    Von  J.  Siebelis  und  Fr.  Polle. 

I.  Heft.     Buch  I— IX.     16.  Aufl.  —  U.  Heft.     Buch  X— XV.     14.  Aufl je 

Fasten.     Von  H.  Peter.     I.  Abt.     Text  und  Kommontar.     3.  Aufl 

II.Abt.  Kritische  u.  exeget.  AusfUhrungen  u.  Zusatze  z.Kommentar.  3.  Aufl. 

[ aasgen.  tiedlehte,  mit  Krlauterungen  f  d.  Schulgebrauch,  v.  H.  Gunther.. 

Phaeilri    fnbulne.    Von  J.  Siebelia  und  F.  Polle-    6.  Aufl 

Plautus'  nusgew.  Kom.     Von  E.  J.  Brix  und  M.  Niemeyer. 

I.  Trinummus.   4  Aufl.  1.20,  geb.  1.70     HI.  Menaechmi.     4.  Aufl 

II.  Captivi.     5.  Aufl    JC  1.—,   gob.  1.40  '  IV.  Miles  gloriosus.     3.  Aufl 

Plinius'  d.  J.  ansgewkhlte  Briofe.    VonA.  Kreuser 

Oulntiliani  Institutionts  oiatorlae  liber  ileclmus.   Von  G.  T.  A.  Krttger.  3.  Anfl. 
Sallust.  VonTh.  Opitz.  SHefte    1:  Bell.  Cat.^t  — .60,  geb.l,— .  H:  Bell.  Iugurth. 

HI:  Reden  u.  Briofe 

Tacltiis'  Histnrien.    Von  K.  Heraeus. 

I  Teil     B.  In.H.    5.Aufl.    JC  2.20,  geb.  JC  2.80.  —  n.  TeU.    B.  II!      V    lAutl 

Anualou.     Von  A.  Draeger. 

I.  Band.    6.  Aufl.  von  Becher.     2  Ilefte  (B.  1  u.  2.    B  3— 6) 

H.  Baud.  4  Aufl.  v.  Becher.  2  Hefte.    (B.ll— 13).   (B.14— 1C) jo 

Agrlcoln.    Von  A.  Draeger.    5.  Aufl 

DlaloguH  de  oratoribuH.    Von  Georg  Andresen     8.  Auti   

Oerninnla.    VonK.  Wolff 

Terentlus' ausgew.  Komoillen.    Von  C.  Dziatako. 

ichn:  Phormio.    8.  Aufl.  v.  Hauler 

H.  Bdchn:  Adelphoe.     2.  Aufl.  v.  Kauer   

VerglU  Aeneide,  v.  K.  Kappes.    4  Hefto.    I  Heft.    6.  Aufl 

II    Heft.   4.  Aufl.  von  1    WOrner.   3  Abt.    I:  Buch  4.  II:  6,  111 

H.  Heft  kpl 

111 

IV.  Hcft     3.  Aufl.  von  M.  K  appcs-Fickolseherer.  . 

3  Abt.     I:  Aeneide  X,  H:  XI.,  HI:  XII . .  jo 

Hmulicn  und  tieorgica.    Von  K.  Kappes  . . 


gen. 

geb 

1  — 

1.40 

—  .'J0 

1.30 

1.20 

1.40 

1 .  -jo 

1.70 

1.40 

—  .00 

—  .90 

1.60 

—  .45 

—  .80 

2  20 

8.— 

I   — 

1.40 

3  30 

—  .60 

1  — 

—  .45 

—.80 

—  .75 

1.20 

2.25 

2.90 

2.40 

2.- 

—  .30 

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—.30] 

1.80 

1,— 

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2.75 

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2.— 

1.20 

1.70 

1.20 

1.70 

1.80 

1.70 

1.35 

1.80 

1.20 

1.70 

1.20 

1.70 

1    L'0 

1.70 

1.50 

2,- 

2.70 

3.30 

—  .90 

1.80 

2.— 

—  .75 

1.20 

1. — 

1.40 

1.80 

3.80 

1.50 

8.— 

1.— 

1.40 

1.— 

1.40 

—  .45 

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2.10 

2.60 

1.50 

1.35 

—.60 

—  .90 

—  .£'0 

1.80 

1.76 

2.90 

2.90 

1.90 

—  .60  | 


HANDBUCHER  U.   NEUE  ERSCHEINUNGEN 
D.  KLASSISCHEN  ALTERTUMSWISSENSCHAFT 


B.  G.  TEUBNER  IN  LEIPZIG. 


-  .'■■  __  _.  .'■_•_.[._•  ■  .'■ 


AllflllcfllC    u    8-  ^6**  v-  "V-  Gardthausen.     I.  1.   u.  Jf  10. 
MUyUdLUd   i.  2.    n.  Ji  12.—  II.  1.  n.  Ji  6.—  II.  2.  n.  M.  9 

[I.  3  u.  II.  3  (Schlufs)  in  Vorhereitung.] 


Pippi»n     im  Wandei 
Ull/GI  U     fip.sr.i,mn~i„, 


der   Jahrhundertu   von    Th.    Zielinski. 


D.  Briefwechsel    C.s  v.  s.  Procons.   h.  z.  Caesars  Ermordg  v. 
O.  E.  Schmidt.     n.  M  12.— 

Dialector.  Ital.  7Sa  ed-  E-  Schneider-  L  *■  n- 


PnPVPlfinSPflio  u.  Methodologie  d.  philologischen  Wissen- 

histor.. 

Landgraf,   Schmalz,    Stolz,  Thussing, 


schaften  v.  Boe  ckh.    2.  Aufl.    n.  M  14. — 

fit*ainimiti!/    histor.,  d.  latein.  Sprache  v.  Blase,  Golling, 
«I  aillllldLIIX,  Landgraf,   Schmalz,    S tolz,  Thussin 
Wagener,  Weinhold.    I.  1.    Einleitung  u.  Lautlehre.   I.  2. 


Staminbildungslehre.     Von  Fr.  Stolz.  je  n.  M.  7 .  - 

Studien  zur  latein.  Moduslehre  v.  A.  Dittmar.     n.  M  8. — 

j/o  !QPP7fiif     Die  geschichtl.  Litteratur  d.  rom.  Kaiserzeit  v. 
IXaiOCI  IIH.    h.  Peter.     2  Bande.    je  n.  M.  12.— 

k^lltict ni*nC3      d-  antike,  v.  VI.  Jahrhundert  v.  Chr.  his  in  die 
IVUIIdlUI  Uoa,    Zeit  der  Kenaissance  v.  E.  Norden.    2  Bde. 
je  n.  M.  14.— 

I   [ff ppf)f||f*       Geschichte    der   rom.  Litteratur   v.  Teuffel- 
L-IILCI  Clllil  .     Schwabe.     5.  Aufl.     n.  Ji  14.40. 

Geschichte  der  griech.  Litteratur  der  Alexandrinerzeit  v. 

Susemihl.     2  Bde.     n.  Jl.  30.— 
Studien  u.    Charakteristiken   z.  gr.  u.  r6m.  Litter.-Gesch. 

v.  Teuffel.     2.  Aufl.     n.  Ji  12.— 
Mpfpil/     der    Griechen    und    Komer    v.    Christ.     2.  Aufl.     n. 

D.  Gesetze  d.  Wortstellung  i.  Pentameter  d.  Ovid  v.  Hilberg. 

n.  M.  28.— 
Grundziige  altrom.  Metrik  v.  Klotz.     n.  M  12. — 
Theorie   d.    musischen   Kiinste   d.  Hellenen  v.  Kofsbach  u. 

Westphal.    3  Bde.    n.  M  36.— 

MOdUSlehrei    s.  Grammatik. 

MwihniftniP     Lexikon   d.   gr.   u.    rom.  Mythol.,   herausg.  v. 
my  LIIUIUU.IC.    R0scher.    I.  Bd.  [A-H]    n.  Ji  34.—    II.  Bd. 

[I-M]  n.  Ji  38.—.    III.  Bd.  (jede  Lief.  n.  M.  2.  — )  im  Erscheinen 

Plllf  inPllfl      Pompej.  Wandbilder  u.  rom.   Satyrspiole     Von 


geb.  n.  M.  10. 


ich.   M.  Taf.  u.  Abb.  geh.  n.  Ji  8.—, 


Rnm       ^as  aite  -^om>  Entwickelung  seines  Grundrisses  u.  Ge- 

IIUIII.     gchichte   seiner  Bauten.     Auf   12   Karten   u.   14   Tafeln 

dargestellt   u.   mit    einem    Plane    der    heutigen    Stadt   sowie 

einer   stadtgeschichtlichen    Einleitung    von    A.  Schneider. 

geb.  n.  M  16. — 

Geschichte   u.  Topogr.  i.  Altert.  v.  O.  Gilbert.      3   Bde. 
u.  Ji  24.— 

Qof  |||*o       Ausgewahlte  Satiren  desHoraz,  Persius  und  Juvenal. 
*"»**LLII  a.     jn  freior  nietrischer  Ubertragung  von  H.  Bliimner. 
Geschmackv.  kart.  n.  Ji  5. — 

Charakteristik   d.   latein.    Sprache   v.    0.  Weise. 


Sprache.  n^240 
Staatsverfassung. 
Stilistik.  h 
Tragodie. 
Volksetymologie,  SJSf6- 


Geschichte   u.  System   d.   rom.  St. 
v.  E.  Herzog     2  Bde.   n.  Ji  33. — 

andbuch  d.  latein.  Stilistik  v.  Klotz.    n.  ,/#.4.80. 

D.  rom.  Tr.  i.  Zeitalter  d.  Bepuhik  v.  O.  Bibbeck. 
n.  Ji  18.— 

und   Verwandtes    v.   O. 
M.  10.— 


WISSENSCHAFTLICHE  AUSGABEN 
GRIECH.  U.  LATEIN.  SCHRIFTSTELLER 
IM  VERLAGE  VON  >^Z^r.Z^rZ^^JJSimaKSMatUU^UUI§A 
B.  G.  TEUBNER  IN  LEIPZIG.  r^^^t?M^ 

Sammlnng  wissenscliaftlicher  Commentare 

zn   griechischen   iind   rbmischen  Scliriftstellem    •   • 

Sophokles  Elektra.    Von  G.  Kaibel.     geh.  n.  JL  6. — ,  in  Leinw. 

geb.  n.  JL  7. — 
Lucrez  Buch  III.     Von  R.  Heinze.     geh.  n.  JL  4. — ,   in  Leinw. 

geb.  n.  JL  5. — 


a 


Demniichst  sind  in  Aussicht  genommen: 
Aetll.1.     Von  S.  Sudhaus. 

Clemens  Alex.  Paidagogos.     Von  E.  Schwartz. 
Herodot  V.  VI.    Von  G.  Kaibel. 
Minucius  Felix  Octavius.     Von  E.  Norden. 
Ovid  Heroiden.     Von  K.  Ehwald. 
Plautus  Rudens.     Von  F.  Marx. 
Tacitus  Germania.     Von  G.  Wissowa. 
Tibnll.    Von  F.  Leo. 
Yergil  Aeueis  VI.     Von  E.  Norden. 


Kritisclie  und  kommentierte  Ansgaben 

Neue  Erscheinungen  1896.  1897.  1898. 

Acta  Apostolorum :  s.  Lucas. 

Apollonius'   von   Kitilllll   illustrierter   Kommontar   zu   der  Hippo- 

krateischen  Schrift  rtepl  afj&pwv.     Herausgegoben  von  Her- 

mann  SchSne.    MitSl  Taf.  i.  Lichtdruck.     4.     n.  Jt  10. — 
Aristopuanis  Equites.   Rec.  A.  v.  Velsen.  Ed.  II  cur.  K.  Zacher 

n.  JL  3.— 
Batrachomachia,  dio  Homerische,  des  Karers  Pigres  nebst  Scholien 

u.  Paraphrase,  hrsg.  von  A.  Ludwich.    gr.  8.     n.  JL  20. — 
Leges  Graecorum  sacrae  e  titulis  collectae  edd.  et  expll.  I.  de 

Prott,    L.    Ziehen.      Fasc.  I.      Fasti  sacri.   ed.   de   Prott. 

gr.  8.     n.  JL  2.80.     [Fasc.  LT  u.  d.  Pr.] 
[Lticas.]    Acta  Apostolorum  s.  L.  ad  Theophilum  lib.   alter.   Seo. 

formam  quae  vid.  Komanam  rec.  Fr.  Blass.     n.  J(.  2. — 
[ ]  Evangeliuni  sec.  Lucaui  s.  L.  ad   Theoph.   lib.  prior.    Seo. 

formam  quae  vid.  Romanam  rec.  Fr.  Plass.     n.  JL  ±. — 
Lykophron's   Alexandra,  herausg.,    ubersotzt  u.  erklart  von  C.  v. 

Holzinger.     n.  JL  15.— 
Miscellauea  Tironiana.    A.   d"   Cod.   Vat.   Lat.   Reg.   Christ.   S4i> 

(fol.  99—114)  hrsg.  v.  W.  Schmitz.    Mit  32  Tafeln  in  Licht- 

druck.     4.     In  Mappe.    n.  JL  20. — 
1'imlari  carmina  prolog.  et  comm.  instr.  od.  W.  Christ.  n.  JL  14. — 
1'latonis  Sophista  ed.  O.  Apelt.    n.  JL  5.60. 
Statius"  silvae,  herausg.  u.  erkl.  v.  Fr.  Vollmor      n.  JL  16. — 
Theoplirasts  Charaktere,  hrsg.,  ubers.  u.  erkl.  v.  d.  Philol.  Gesellsch. 

zu  Loipzig.     n.  JL  6. — 


Unter  der  Presse  und  inVorbereitungbefinden  sich: 

[Aherkios.]     D.  Legenden  d.  h.  A.,  hrsg.  v.  K.  Krumliacher. 

Didascaliac  Apostolorum  Lat.  redd.  fragm.  Veron.  ed.  E.  Hauler. 

Euripidis  fabulae  ed.  Prinz.     Fortsetzung  von  Weckle.in. 

Itincraria  Kontaiia  odd.  O.  Cuntz  et  W.  Kubitschok. 

LexlCOgraphl  Grteoi  rocogniti  et  app.  crit.  instructi: 
Lexika  z.  d.  10  Rednern.  —  Plirynichus,  Aolius  Dionysius,  Pau- 
sanias  u.  a.  Atticisten.  —  Homerlcxika.  —  Stephanus  v.  By- 
zanz.   —   Cyrill,  Bachmannsches   Lex.  u.  a.   —  Photios.  — 
Suidas.  —  Hesych.  —  Pollux.  —  Specialglossare. 

Llicili  saturarum  reliquiae  reconsuit,  enarravit  Fr.  Marx. 

Poetae  lyrloi  Qraeoi  rcc.  Th.  Bergk.    Ed.  v. 

A'ol.  I.  Pindari  carmina  continens  cur.  O.  Schroedor. 
—  II.  Poetas     elegiacos     et    iambographos    continens     cur. 
O.  Crusius. 
Servii  inVergiliicarminacommentarii  rocc.  G.Thilo  et  H.Ha  gon. 
Vol.  III.    Fasc.  II.     Servii  grammatici  appendix.     Indices. 
EMP  Wird  hiermit  vollstiindig. 


LL 
T3ltpD 

AUSGEWAHLTE  KOMODIEN 

DES 

R  TEKEJNTTIUS  AFER 

ZUR  EINFUHRUNG  IN  DIE  LEKTURE 
DER  ALTLATEINISCHEN  LUSTSPIELb) 


ERKLART   VON 


KARL  DZIATZKO. 


' ■    ERSTES  BANDCHEX: 

PHOEMIO. 



DRITTE  VERANDERTE  AUFLAGE 

BEARBEITET    VOX 

dh.  edmund  hauler. 


LEIPZIG, 

DRUCK   UND    VERLAG   VON   B.  G.  TEUBNER. 
1898. 


ALLE  KECHTE 
EINSCHLIESSLICH  DES  DER  tTBERSETZUNG  VORBEHALTEN. 


HERRN  HOFRAT  PROFESSOR 

Dr.  karl  schenkl 

ZUR  FEIER 

SEINES  SIEBZIGSTEN  GEBURTSFESTES 

UND 

VIERZIGJAHRIGEN  WIRKENS  ALS  AKADEMISCHER  LEHRER 

IN  VEREHRUNG  UND  DANKBARKEIT 

GEWIDMET 

VOM 

HERAUSGEBER. 


Digitized  by  the  Internet  Archive 

in  2011  with  funding  from 

University  of  Toronto 


http://www.archive.org/details/phormiotOOtere 


Vorwort  zur  dritten  Auflage. 

Als  gegen  Ende  des  verflossenen  Jahres  die  verehrliche  Ver- 

O     O 

lagsbuchhandlung  sich  mit  dem  Ersuchen  an  mich  wendete,  die 
dritte  Auflage  dieses  Bandchens  zu  besorgen,  welches  der  als 
Terenzforscher  bestens  bekannte  Yerfasser  wegen  anderwei- 
tiger  Arbeiten  zuriickgelegt  hatte,  trug  ich  einige  Zeit  Be- 
denken,  den  schnieichelhaften  Antrag  anzunehmen.  Nicht  nur 
war  die  mir  fiir  die  Neuherausgabe  gesetzte  Frist  verhaltnis- 
mafsig  knapp  bemessen,  sondern  auch  eine  Reihe  anderer 
wichtiger  Arbeiten  liefs  mich  kaum  hoffen,  die  seit  1884/5 
sehr  stark  angewachsene  einschlagige  Litteratur  fiir  diesen 
Zweck  gehorig  #  verarbeiten  zu  konnen. 

Fiir  die  Ubernahme  sprach  aber  der  Umstand,  dafs  ich 
die  zweite  Auflage  des  Biichleins  in  der  cZeitschrift  fiir  die 
osterreichischen  Gymnasien'  (1885,  S.  908 — 917)  eingehend  an- 
gezeigt  und  seither  nicht  aus  den  Augen  verloren  hatte. 
Wesentlich  bestimmte  mich  ferner  das  iiberaus  ermutigendc 
Entcregenkommen  des  Herrn  Verfassers  selbst:  denn  er  raumte 
mir  nicht  nur  fvolle  Freiheit  in  der  Bearbeitung  nach  meiner 
besten  IJberzeugung'  ein,  sondern  forderte  auch  durch  die 
Ubersendung  seines  Handexemplares,  das  namentlich  eine  Reihe 
erwiinschter'  Litteraturangaben  enthielt,  und  durch  die  TJber- 
mitthmg  der  Vergleichung  des  Bembimis,  welche,  von  A.  Mi- 
chaelis  fiir  H.  Sauppe  angefertigt,  jetzt  iui  Besitze  der  Gottinger 
Universitatsbibliothek  sich  befindet,  meine  Arbeit  aufs  wohl- 
wollendste  imd  dankenswerteste.  Dazu  cresellte  sich  der  gun- 
stige  Umstand,  dafs  der  gerade  in  Italien  weilende  Herr  Dr.  phil. 
Robert  Kauer  aus  Wien  die  Freundlichkeit  hatte,  die  von 
ihm  auf  meine  Anregung  hin  angefertigte,  m.  E.  ergebnisreiche 
Neuvergleichung  dieser  ehrwiirdigen  Handschrift,  weiter  die 
ebenso  sorgfaltige  des  Victorianus  und  Ambrosianus  zunachst 
fiir  den  Phormio  mir  rechtzeitio;  zur  Verfiiguiiff  zu  stellen. 

Als  ich  nim  im  Besitze  dieser  willkommenen  Hilfsmittel 
die  Neuherauso-abe  in  Angriff  nahm,  komite  es  nicht  meine 
Absicht  sein,  die  urspriingliche  treffliche  Arbeit  vollig  umzu- 
gestalten.      Ich    war    vielmehr    l)emiiht,    die    Leistungen    der 


VI  VORWORT. 

neueren  Forsckung  in  der  Weise  heranzuziehen,  dafs  einerseits 
die  eigenartigen  Vorziige  der  Ausgabe  moglichst  gewahrt 
blieben,  anderseits  Tberholtes  durch  das  von  mir  als  richtig 
Angesehene  ersetzt  werde.  Denn  die  sklavische  [Jbernahme 
des  alten  Textes  mit  blofser  Hinzufiigung  abweichender  An- 
sichten  oder  Erganzungen  in  Klammern  ware  fiir  die  Beniitzer 
sehr  unbequem  gewesen.  Auch  hatte  dieser  zudem  gar  nicht 
im  Sinne  des  Yerfassers  gelegene  Notbehelf  den  Umfang  viel- 
fach  nur  unniitz  vergrofsert.  Deshalb  mufste  ich  im  Texte 
der  Einleitung  und  des  Stiickes  von  einer  Scheidimg  des  Neuen 
und  Alten  absehen.  Doch  glaubte  ich,  ohne  Storung  des 
Lesers  die  neu  aufgenommenen  oder  wesentlicher  geanderten 
und  erweiterten  Anmerkungen,  fur  die  ich  allein  die  Verant- 
wortung  trage,  aufserlich  durch  ein  vorgesetztes  Sternchen  (*) 
kemizeichnen  zu  sollen;  dafs  die  Bearbeitung  aber  nicht  blofs 
auf  diese  Bemerkungen  sich  erstreckt,  diirfte  eine  fliichtige 
Vergleichung  lehren.  Leichter  war  es,  im  'Kritischen  Anhang' 
das  Eigentum  Dziatzkos  von  dem  meinen  abzusondern. 

Um  auf  einzelnes  kurz  einzugehen,  so  wurde  in  der  Ein- 
leitung  der  in  gleicher  Anordnung  belassene  Stoff  durch  die 
Einteilung  in  Kapitel  etwas  iibersichtlicher  gestaltet,  sachlich 
aber  auf  die  neue  Litteratur  entsprechend  Riicksicht  genommen 
und  auf  wichtigere  Erscheinungen,  wie  bisher;  ausgiebig  ver- 
wiesen.  Die  starkere  Betonung  der  gerade  bei  Terenz  so 
wichtigen  sprachlichen  Eigentiimlichkeiten  und  die  neu  hinzu- 
gefiigte  Ubersichtstabelle  iiber  die  benutzten  Tereiizhandschriften 
wird  wohl  manchem  angehenden  Philologen  willkommen  seio. 
Denn  fiir  diese  ist  die  Arbeit  in  erster  Linie  bestimnit,  und 
dieser  Charakter  der  Ausgabe  wurde  nunmehr  noch  etwas 
strenger  als  bisher  durchzufiikren  gesucht. 

In  der  Textgestaltung  folgte  ich  meist  dem  bewahrten 
Fiihrer.  Wo  ich  in  nennenswerter  Weise  abwich  (Per.  7  f., 
Prol.  15,  V.  172,  175  f.,  191,  199,  215,  243,  249,  266,  284, 
312,  328,  368,  373,  458,  490  ff.,  501,  503,  507,  515,  561, 
566,  598,  667,  710,  725,  761,  792,  806,  863,  875,  902  f., 
913,  949,  976,  1022,  1028  und  1054),  kehrte  ich  in  der 
Regel  zur  bestbeglaubigten  Lesart  zuriick,  niemals  ohne  An- 
gabe  meiner  oder  fremder  Griinde.  Auch  in  der  Rechtschrei- 
bung  schlofs  ich  mich  im  allgemeinen  etwas  enger  an  die 
handschriftliche  Uberlieferung  an  (vgl.  S.  57  ff.),  ohne  aber 
deren  Buntscheckigkeit,  besonders  in  den  Superlativ-  und 
Gerundivausgangen  zu  ubernehmen.  Von  den  Abweichungcn 
in  der  Interpunktion  sind  die  im  V".  96,  212.  225,  227.  411, 
521,  706  ff.,  898,  986,  1015  und  1019  erwahnenswoit. 

Aus  den  erklarenden  Anmerkungen  wurden  rein  text- 
kritische  Bemerkungen  ausgeschieden  und  in  den  Anhang  ver- 


VORWOKT.  VII 

setzt;  der  daclurch  gewonnene  Rauni  kam  neuen  sachlichen, 
sprachlichen  und  stilistischen  Erlauterungen  zugute.  Schon 
das  vielfache  Echo,  welches  Terenz  mit  seinen  gelungenen 
Ubersetzungen  griechischer  Sprichworter  wachrief,  wird  es  er- 
klaren,  dafs  die  zahlreichen  gefliigelten  Worte  miseres  Lust- 
spieles  entsprechender  Erlauterung  gewiirdigt  wurden. 

Der  Anhang  handelt  im  ersten  Teile  iiber  die  Hand- 
schriften,  Scholien  und  Ausgaben  des  Dichters  und  giebt  im 
zweiten  die  Rechtfertigimg  der  Textgestaltung.  In  Uberein- 
stimmung  mit  dem  bisher  in  der  Ausgabe  beobachteten  Ver- 
fahren  und  im  Hinblick  auf  cleren  Bestimmung  hielt  ich 
Lakonismus  weder  hier  noch  sonst  fiir  angebracht.  Das 
Wort-  imd  Sachverzeichnis  wurde  gleichfalls  erweitert, 
damit   es    den   Inhalt    der   Anmerkungen   thunlichst    erschopfe. 

Bei  meiner  Arbeit  regten  mich  die  belehrenden  Vor- 
lesungen  iiber  Terenz'  Andria  und  Plautus'  Truculentus,  welche 
ich  seinerzeit  bei  meinen  hochverehrten  Lehrern  W.  von  Hartel 
und  Fr.  Biicheler  gehort  habe,  vielfach  forderlich  an.  Ferner 
boten  die  gediegenen  Aufsatze  in  E.  Wolfflins  cArchiv  fiir 
lat.  Lexikographie  und  Grammatik'  nicht  minder  reichhaltigen 
Baustoff  als  Fr.  Leos  cPlautinische  Forschungen',  W.  Stude- 
munds  ^Studien'  und  0.  Seyfferts  griindliche  Beobachtungen 
auf  dem  Gebiete  des  Altlateins.  Hilfe  gewahrten  mir  auch 
die  Terenzausgaben  von  Spengel,  Wagner;  Fabia  und  die 
von  Brix-Niemeyer,  Lorenz,  Ussing  u.  a.  erklarten  Plautus- 
komodien.  Weiter  verwertete  ich  die  Kritiken  der  2.  Ausgabe  des 
Bandchens  von  A.  Engelbrecht  (Berl.  phil.  Wochenschr.  1885, 
Sp.  1258  ff.)?  Fr.  Schlee  (Zeitschr.  fiir  das  Gymn.-Wesen  1886, 
S.  285  f.)  und  E.  Krah  (Pad.  Archiv  XXIX,  296  f.),  sodann 
H.  W.  Hayleys  Anzeige  (Class.  Bev.  X,  390  f.)  der  Phormio- 
ausgabe  von.H.  Ch.  Elmer  (Boston,  New  York,  Chicago  1895), 
die  im  wesentlichen  nach  Dziatzkos  2.  Auflage  gearbeitet  ist, 
aber  manches  Beachtenswerte  enthalt. 

Es  eriibrigt  mir  noch  die  angenehme  Pflicht,  clem  Univ.- 
Professor  Dr.  Fr.  Skutsch  fiir  seine  Opferwilligkeit  herzlichst 
zu  danken.  Er  begleitete  nanilich  von  Anfang  an  meine  Be- 
arbeitung  mit  dem  regsten  Interesse  und  unterzog  sich  mit 
vereinsbriiderlicher  Bereitwilligkeit  der  grofsen  Miihe,  die  Ein- 
leitung  in  der  ersten  Korrektur,  clie  iibrigen  Bogen  im  Manu- 
skript  zu  lesen;  seiner  bekannten  Fachkenntnis  verclankt  das 
Biichlein  eine  stattliche  Reihe  von  Erganzungen  und  Verbesse- 
rungen.  Ebenso  drangt  es  mich,  Herrn  Dr.  R.  Kauer  und 
der  verehrlichen  Verlagsbuchhandlung  fiir  ihr  so  liebens- 
wiirdiges  Entgegenkommen  auch  hier  den  besten  Dank  auszu- 
sprechen. 


VIII  VORWORT. 

Ohne  fiir  die  Mangel  und  SchwJichen  nieiner  Uberarbeitung 
blind  zu  sein,  welche  naturgemafs  auf  eine  Menge  oft  strittiger 
Einzelfragen  sich  erstreckt  und  die  iiberdies  niit  manchen 
aufseren  Hemmnissen  zu  kampfen  hatte  (von  denen  ich  nur 
meinen  halbjahrigen,  teilweise  mit  der  Durchsicht  und  dem 
Drucke  zusammenfallenden  Aufenthalt  in  der  Fremde  erwahne), 
glaube  ich  doch  aussprechen  zu  diirfen,  dafs  ich  es  an  eigener 
ehrlicher  Arbeit  und  an  redlichem  Willen,  das  Biichlein  dem 
Stande  der  neueren  Forschung  anzupassen,  nicht  habe  fehlen 
lassen.  In  diesem  Sinne  gebe  ich  dem  Wunsche  Raum;  diese 
Auflage  moge  zunachst  von  meinem  hochgeschatzten,  unermiid- 
lichen  Lehrer  Herrn  Universitats-Professor  Hofrat  Dr.  Karl 
Schenkl  als  schlichte  Festgabe  und  von  dem  um  Terenz  so 
sehr  verdienten  Herrn  Verfasser  als  Fortsetzung  seiner  Arbeit 
freundlich  aufgenommen  werden. 

Wien  im  December  1897. 

I)r.  Edmund  Hauler. 


Yorrede  zur  ersteii  Auflage. 

Die  Bedeutung  der  Plautinischen  und  Terenzischen 
Lustspiele  fiir  unsere  Kenntnis  des  griechischen  und  romischen 
Privatlebens,  fiir  die  Erforschung  der  lateinischen  Sprache  und 
des  Entwicklungsganges  der  romischen  Litteratur  iiberhaupt 
bedarf  im  Hinblick  auf  den  Grang,  welchen  die  klassischen 
Studien  gerade  in  den  letzten  Decennien  genommen  haben, 
keines  besonderen  Nachweises.  Diese  Vorziige  sichern  jenen 
Denkmalern  altlateinischer  Poesie  die  Aufmerksamkeit  zunachst 
der  Philologen,  auch  solcher,  deren  Thiitigkeit  wesentlich  ver- 
schiedenen  Gebieten  des  Altertums  zugewendet  ist.  Zugleich 
hat  ihnen  aber  ihr  eigener  hoher  litterarischer  Wert  auch 
aus  nichtphilologischen  Kreisen  zahlreiche  Freunde  erworben 
uiid  sie  in  friiherer  Zeit  zur  regelmafeigen  Lekture  in  den 
oberen  Klassen  humanistischer  Mittels<-hulen  gL-macht.  Aller- 
dings  ist  seit  einigen  Decennien  namentlich  in  Preufsen  die 
Praxis  eine  andere  geworden.  Indes  sind  m.  E.  die  Stiicke 
eines  Plautus  und  Terenz  fiir  die  Schule  ein  besonders  ge- 
eignetes  Bildungsmittel.  Sie  gewiihren  einmal  in  anziehender 
Lektiire   ein   unmittelbares   und  anschauliches  Bild  einer  Seite 


VORWORT.  IX 

des  antiken  Lebens,  welche  sonst  auf  der  Schule  nur  gelegent- 
liche  Erwahnung  findet;  sodann  aber  bieten  sie  namentlich  in 
formaler  Beziehung  einen  reichen  Stoff,  um  in  die  Entwick- 
lung  der  lautlichen  und  syntaktischen  Gesetze  der  lateinischen 
Sprache  den  Schuler  einzufiihren,  ihn  zu  einer  historischen 
Auffassung  der  Gramniatik  anzuleiten.  In  dieser  Hinsicht 
konnen  Plautus  und  Terenz  bis  zu  einem  gewissen  Grade  fiir 
das  Latein  die  Stellung  beanspruchen,  welche  Homer  im  Grie- 
chischen  als  Schulschriftsteller  einnimmt. 

Von  Terenz  gilt  das  Gesagte,  wie  sehr  er  auch  von 
Plautus  an  Originalitat,  an  Vielseitigkeit  und  Kraft  der  Sprache 
und  des  Versbaues  iibertroffen  wird,  doch  in  hoherem  Mafse, 
insofern  seine  Dramen  besser  erhalten  und  lesbarer  sind  als 
die  des  Plautus,  ferner  auch  in  ihrer  Form  der  klassischen 
Latinitat  naher  stehen. 

Vorliegende  Ausgabe  schliefst  sich  ihrein  Zwecke  und 
ihrer  ganzen  Anlage  nach  den  anderen  Ausgaben  der  gleichen 
Sammlung  an.  Sie  ist  bestimmt,  die  Lektiire  des  Phormio 
von  Terenz  zu  erleichtern  und  eine  genauere  Kenntnis  dieses 
ganzen  Litteraturzweiges  zu  vermitteln.  Mein  Haivptaugemnerk 
war  es  daher,  einen  kritisch  moglichst  gesichteten  Text  zu 
geben  und  in  Bezug  auf  den  Sinn  imd  die  Form  alles  das  zu 
erklaren,  was  Ungeiibten  bei  der  Lesimg  Schwierigkeiten  zu 
bereiten  im  stande  ist.  Aufserdem  suchte  ich  durch  Nach- 
weisung  der  wichtigsten  Litteratur  iiber  die  einzelnen  Fragen 
angehenclen  Philologen  sowie  Lehrern7  welche  sich  nicht  speziell 
mit  Plautus  uncl  Terenz  beschaftigen,  ein  genaueres  Eincrehen 
auf  die  beziiglichen  Punkte  zu  ermogiichen.  Vollstandigkeit 
in  dieser  Beziehung  konnte  natiirlich  von  mir  nicht  erstrebt 
werden. 

Breslau'  im  September  1874. 


Vorrede  znr  zweiten  Auflage. 

Gern  habe  ich  die  Gelegenheit  einer  zweiten  Auflage  be- 
nutzt,  um  clieser  Ausgabe  des  Phormio,  welche  in  nicht  we- 
nigen  Punkten  durch  die  Ergebnisse  zahlreicher  Arbeiten  auf 
dem  Gebiete  des  alten  Lateins  und  der  altlateinischen  Sceniker 
iiberhaupt  sowie  des  Terenz  im  besonderen  iiberholt  imd  einer 
Revision  bediirftig  geworden  war,  eine  Gestalt  zu  geben,  welche 
sowohl   dem    gegenwartigen  Stande   dieser  Studien  durch  Ver- 


X  VORWORT. 

wertung  der  seit  1874  erschieneuen  Terenzlitteratur  entsprechen 
als  auch  clas  Resultat  eigenen  fortgesetzten  Arbeitens  auf  diesem 
Felde  bieten  soll.  Yor  allem  hat  der  zweite  Teil  der  Ein- 
leitung  und  ein  grofser  Teil  der  Annierkungen  eingreifende 
Anderungen,  bez.  eine  vollige  Uruarbeitung  erfahren.  Die  teils 
in  Recensionen,  teils  in  andereni  Zusammenhang  iiber  die  erste 
Auflage  gemachten  Bemerkungen  habe  ich  gewissenhaft  be- 
riicksichtigt  sowie  die  mir  von  einzelnen  Freunden  zur  Ver- 
fiigung  gestellten  Berichtigungen  und  Ratschlage  mit  Dank 
benutzt. 

Noch  mehr  als  in  der  ersten  Auflage  habe  ich  diese  Aus- 
gabe  fiir  den  Gebrauch  von  angehenden  Philologen  eingerichtet 
und  von  dem  Charakter  einer  eigentlichen  Schulausgabe  um 
so  mehr  abgesehen,  als  auf  Gynmasien,  wenigstens  den  preu- 
fsischen,  Terenz  als  Schulschriftsteller  immer  noch  nicht  hei- 
misch  wird. 

Breslau  im  September  1884. 

Karl  Dziatzko. 


I.  Allgeineine  Einleituiig. 

1.   Kurze  Geschictite  der  griechischen  und  romischen  Komodie 

bis  Terenz. 

Die  griechische  Komodie  (zojuadtu  von  y.ojuadog,  und 
dieses  von  6  x&uog:.  der  frohliche  Aufzug,  und  aoidog)  hat  sich 
in  ihren  Anfangen  unabhangig  neben  der  Tragodie,  jedoch 
gleichfalis  in  engem  Zusammenhang  mit  dem  Dionysoskultus 
entwickelt,  dessen  heitere  Seite  sie  darstellt.  In  mehreren 
griechischen  Landschaften  und  Kolonien  gelangten  fruh  drama- 
tische  Sehwanke  unter  mannigfachen  Namen  und  mit  verschie- 
dener  Farbung  zu  ortlicher  und  selbst  zu  weitergehender 
litterarischer  Bedeutung.  Epicharmus  (um  500  v.  Chr.,  also 
ein  Zeitgenosse  des  Aeschylus),  von  Geburt  zwar  ein  Koer, 
indes  im  sicilischen  Megara  erzogen  und  zuerst  hier,  spater  in 
Syrakus  thatig,  fand  mit  seinen  mythologischen  Travestien  und 
den  einfachen,  dem  Menschenleben  entnommenen  gedanken- 
reichen  Lustspielen  bei  den  Griechen  und  —  mittelbar  wenig- 
stens  —  bei  den  Romem  dauernde  Anerkennung;  mit  Reeht 
gilt  er  als  der  Hauptvertreter  der  vorattischen,  dorischen  Ko- 
modie.  Aber  erst  auf  dem  Boden  Athens  entfaltete  sich  gleich 
anderen  Zweigen  der  Kunst  und  Wissenschaft  auch  dieser  zur 
vollsten  Bliite.  Dem  hohen  geistigen  Aufschwung  der  Peri- 
kleischen  Zeit,  ihrer  reichen  Entfaltung  des  politischen 
Lebens,  dem  Zusammenwirken  giinstigster  aufserer  und  innerer 
Bedingungen  gelang  es  sehr  rasch,  unter  der  von  aufsen  kom- 
menden  Anregung  die  heimischen  Keime  der  neuen  Diehtungs- 
art  zu  bedeutender,  ja  fast  unerreichter  Hohe  zu  entwickeln. 
Nach  Kratinus,  Eupolis,  Phrynichus  u.  a.  trat  bald  ihr 
jiingerer  Zeitgenosse  Aristophanes  auf,  der  von  427  bis  nach 
388  v.  Chr.  als  der  bedeutendste  Dichter  der  sogenannten  alten 
attischen  Komodie  {aQ%cdu.  y,(ouaduc)  die  Buhne  beherrschte. 
Liegt  es  iiberhaupt  im  Wesen  des  Lustspieles,  die  heitere  und 
lacherliche  Seite  an  Personen  und  Zustanden  hervorzukehren, 
so  gab  ihr  in  jener  Epoche  das  bewegte  und  inhaltreiche  poli- 
tische  Leben  die  eigentiimliche  Richtung,  die  damaligen  offent- 
lichen  Verhaltnisse  mit  voller  Redefreiheit  zu  behandeln.    Zu- 

Terentius,  Phormio,  3.  Auflage.  ] 


2  I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG. 

gleich  zeichnete  cliese  Dichter  jener  feine  und  scharfe  Witz 
aus,  mit  welchem  die  Athener  mehr  noch  als  ihre  griechischen 
Stammverwandten  begabt  waren.  In  Bezug  auf  die  Technik 
und  die  dramatisehe  Okonomie  lehnte  sich  iibrigens  dieses 
Lustspiel,  von  manchen  Eigentiimlichkeiten  abgesehen,  an  das 
bewahrte  Vorbild  der  friiher  erstarkten  Tragodie  an;  aufserdem 
lieferte  dieselbe   der  Komodie  vielfach   den  Stoff  zu  Parodien. 

Der  ungluckliche  Ausgang  des  Peloponnesischen  Krieges, 
welcher  Athens  frische,  selbstbewufste  Kraft  brach,  bildet  einen 
Wendepunkt  in  der  Geschichte  der  attischen  Komodie.  Mit 
der  Freude  an  den  offentlichen  Verhaltnissen  verlor  sich  auch 
das  Interesse  an  ihnen;  andere,  zunachst  materielle  Riicksichten 
traten  fiir  die  Menge  in  den  Vordergrund.  Die  zum  Teil  ver- 
armte  und  durch  andere  Leistungen  in  Anspruch  genommene 
Biirgerschaft  stellte  zwar  noch  in  herkommlicher  Weise  die 
Chore  der  Komodien1),  verstand  sich  aber  nicht  mehr  zu  der 
phantasie-  und  abwechslungsreichen  Ausriistung  und  zeitrauben- 
den  Einiibung  derselben  wie  friiher.  Der  TlXovxog  des  Ari- 
stophanes,  das  jiingste  der  elf  von  ihm  erhaltenen  Lustspiele, 
zeigt  in  der  uns  vorliegenden  Fassung  aus  dem  J.  388  v.  Chr. 
bereits  diesen  Ubergang.  An  Stelle  personlicher  und  politischer 
Angriffe  ist  die  Behandlung  socialer  Zustande  (hier  in  der 
Form  einer  Allegorie)  getreten,  und  die  innig  mit  dem  Stiicke 
zusammenhangenden  Chorpartien  sind  durch  leicht  einzuiibende, 
vielleicht  bereits  bekannte,  anderswoher  entlehnte  Lieder  ersetzt. 

Die  neue  attische  Komodie  (r\  xuivr\  oder  vscc  xcoucpdia), 
welche  erst  unter  Alexander  dem  Grofsen  und  den  Diadochen 
(336  bis  250)  vollig  ausgebildet  erscheint,  zeigt,  dem  offent- 
lichen  Leben  fast  ganz  entfremdet,  im  Vergleich  zur  alten 
Komodie  einen  erheblichen  Mangel  an  wechselnden,  durch  Neu- 
heit  fesselnden  Stoffen,  einen  Riickgang  in  der  komischen  Er- 
tindung  und  kiihnen  Gestaltung  der  Stoffe;  dafiir  aber  als  Er- 
gebnis  der  fortgesetzten,  eifrigen  Ubung  grofsere  Glatte  und 
Abrundung  in  Sprache  und  Handlung,  feinere  Charakteristik 
sowie  eine  vollendete  Technik.  Es  ist  ein  zahmes  Familien- 
lustspiel,  das  sich  innerhalb  der  Verhaltnisse  und Bestrebungen 
der  damaligen  Zeit  bewegt.  Auch  die  gelegentlich  aus  anderen 
Gebieten,  z.  B.  der  Mythologie  und  Philosophie,  entlehnten 
Stoffe  werden  in  der  gleichen  Weise  behandelt,  Schaden  des 
offentlichen  Lebens  bleiben  von  der  Besprechung  so  gut  wie 
ausgeschlossen.  Zumal  die  personlichen  Angriffe  fallen  weg; 
nur  typische  Gestalten,  ruhmredige  Soldaten,  schmarotznidi' 

*1)  Vgl.  fiir  diese  and  die  n&chste  Zeit  die  Angabe  bei  Aristot. ' A0->,v. 
rro/.iT.  ;".G.  3  (6  apjjtoj')  %OQ7jyovg  rgccyaSots  hcc&Iotiioi  rgtig  it,  anavtmv 
' j49t]vaiar  roiv  nXovttuatdrovg'  xqotsqov  Sl  -/.ca  y.coucoSolg  y.a-9"/o"r/(  «fvre, 
vvv  Sh  tovTOvg  ai  cpi<Xat   tpigovttiv. 


I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG.  3 

Tischfreunde,  verwegene  Sykophanten,  verschmitzte  Sklaven, 
geizige  Vater;  leichtsinnige  Sohne  u.  dergl.,  werclen  dem  Lachen 
preisgegeben.  Ersatz  fiir  den  beschrankten  Kreis  der  zu  wah- 
lenden  Stoffe  bot  die  Erfindung  immer  neuer  Situationen, 
Verwicklungen  und  Losungen,  in  welche  die  im  Grunde  un 
veranderten  Personen  und  Charaktere  gebracht  werden.  In 
dieser  Beziehung  ist  der  fruchtbare  und  unermudliche  Geist 
der  zahlreichen  Dichter  der  neuen  Komodie  zu  bewundern;  die 
Bruchstiicke,  ja  zuweilen  schon  die  Titel  ihrer  Lustspiele,  ferner 
die  Nachbildungen  dieser  durch  lateinische  Dichter  gestatten 
uns  hieriiber  ein  Urteil. 

In  Bezug  auf  die  dramatische  Anlage  und  Technik 
hat  sich  die  neue  Komodie  ebenso  wie  die  alte  an  die  Tragodie 
angelehnt,  erstere  besonders  an  Euripides^).  Gemein  hat  sie 
mit  diesem  auch  den  vielfach  moralisierenden  Ton  der  Stiicke; 
indes  ist  wohl  zu  beachten,  dafs  alle  solche  Sittenspruche  dem 
Stucke  mehr  als  gelegentliches  Beiwerk  eingefugt  sind;  wah- 
rend  die  alte  attische  Komodie  mit  ihren  derben  Austallen 
iiber  alles,  was  dem  Dichter  tadelnswert  erschien,  und  mit 
ihrem  mafslosen  Spott  im  Grunde  eine  kraftigere  Moral  vertrat. 

Als  hervorragendster  unter  den  Dichtern  der  neuen  atti- 
schen  Komodie,  deren  man  mehr  als  sechzig  zahlte^J,  galt 
nach  der  Schatzung  des  Altertums  Menander  (342- — 291 
v.  Chr.).  Nachst  ihm  sind  Philernon,  Diphilus,  Philip- 
pides,  Posidippus  und  Apollodorus  aus  Carystus,  dessen 
Bliitezeit  zwischen  300  und  2G0  v.  Chr.  fallt,  als  beliebte  und 
fruchtbare  Komodienschreiber  zu  nennen.  Zusammenhancrende 
Stiicke  einzelner  der  Genannten  liegen  uns  nur  noch  in  den 
lateinischen  Bearbeitungen  des  Plautus  und  Terenz  vor. 

Natiirlich  vollzog  sich  der  Ubergang  von  der  alten  zur 
neuen  Komodie  nicht  plotzlich,  sondern  wurde  durch  eine  Kunst- 
iibung  vermittelt,  welche  mit  der  alten  Komodie  in  etwas  noch 
das  Interesse  fiir  die  politischen  Begebenheiten  teilte,  dieses 
aber  nur  in  versteckten  Anspielungen  zeigen  konnte,  dagegen 
litterarisch  besonders  gegen  Auswiiclise  in  der  Dichtkunst, 
Musik  und  Mythologie  zu  Felde  zog,  dabei  aber  schon  in  die 
spater    festen    Bahnen    des    biirgerlichen    Lustspiels    einlenkte. 

1)  Fui*  die  Gestaltung  der  Prologe  hat  K.  Dziatzko  dies  nach- 
gewiesen  in  der  Abhandlung  cUber  die  Plautin.  Prologe.  Allg.  Gesichts- 
punkte'  fJahresber.  d.  Luzerner  Kantonsch.  1867),  S.  4  ff.  Auf  Euripides 
geht  auch  die  Lockerung  des  Verhaltnisses  zwischen  dem  Chor  und  der 
Handlung  des  Stiickes  zuriick.  Zur  Geschichte  der  Prologe  in  den  Komo- 
dien  vgl.  besonders  W.  Frantz,  De  comoediae  Attieae  prologis  (Strafsl 
1891)  und  Fr.  Leo,  Plautinische  Forschungen  (Berlin  1895),  S.  170  ff. 

2)  S.  Aug.  Meineke,  Fragm.  com.  Graec.  I  (Hist.  crit.  com.   <•■ 
Berol.  1839),  S.  435  ff.    Die  Bruchstucke  stehen  auch  in  Th.  Kocks  Comi- 
corum  Atticorum  fragm.  (Lipsiae  1888). 


4  I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG. 

Man  hat  diese  ganze  bis  zur  niacedonischen  Herrschaft  reichende 
Ubergangszeit  (von  etwa  400  bis  336)  schon  im  Altertum  als 
eine  besondere  Art  der  Komodie,  r)  {ie6r)  JCGoutodm,  bezeichnet1). 
Antiphanes,  Anaxandrides  und  Alexis  sind  vielgenannte 
Dichter    dieser    Periode.      Man    kann    iiber    die    Berechtiefung, 

.  t  o         o/ 

die  mittlere  Komodie  als  selbstandige  Gattung  aufzufassen, 
allerdings,  wie  iiber  die  Zugehorigkeit  jedes  Grenzgebietes, 
verschiedener  Ansicht  sein,  aber  die  Dreiteilung  der  griechi- 
schen  Komodie  ist  nicht  nur  alt,  sondern  auch  sonst  aus- 
reichend  begriindet. 

In  manchen  Punkten  bekundet  die  neue  Komodie,  deren 
Entwicklung  ja  mit  dem  politischen  Verfall  Grieehenlands 
und  dem  langsamen  Verbliihen  seiner  Kunst  iiberhaupt  zu- 
sammenfallt,  einen  Riickgang  gegeniiber  der  alten  Komodie. 
Eins  aber  ist  es,  was  .ihr  aus  den  namlichen  Bedingungen 
als  ein  gewisser  Vorzug  erwuchs:  die  Befreiung  von  jeder  ort- 
lichen  Eigenart,  welche  selbst  die  Dramen  eines  Aristophanes 
nur  fiir  die  mit  den  damaligen  Verhaltnissen  Athens  Ver- 
trauten  vollig  verstandlich  macht.  Eben  dieser  Eigenschaft 
der  kosmopolitischen  Farbung,  welche  iiberhaupt  im  Laufe 
des  IV.  und  III.  Jahrhunderts  v.  Chr.  griechischer  Bildung  und 
griechischem  Wesen  immer  mehr  eigentumlich  wird,  verdankt 
die  neue  Komodie  ihren  leichten  Eingang  in  das  staatlich 
erstarkte,  aber  litterarisch  ungebildete  Rom  um  die  Mitte  des 
III.  Jahrhunderts  v.  Chr.  Dafs  die  romischen  Komiker  fiir  ihre 
TJbertragungen,  soweit  wir  es  iibersehen  konnen,  ausschliefslich 
Stoffe  der  neuen  (und  vielleicht  auch  der  mittleren2)  Komodie 
wahlten,  erklart  sich  gewifs  nicht  blofs  daraus,  dafs  die  Bliite 
jener  Dichtungsart  zeitlich  den  Anfangen  romischer  Litteratur 
am  nachsten  stand. 

Die  R  o  m  e  r  besafsen  gleich  anderen  italischen  Volker- 
schaften  und  gleich  den  heutigen  Bewohnern  Italiens  von  Haus 
aus  Neiguug  und  Anlage  fiir  die  dramatische  Kimst,  und  zwar 
besonders  fiir  den  Kunstzweig  der  Komodie.    Ihr  scharfer  Blick 

*1)  W.  Fielitz,  De  Atticorum  comoedia  bipartita  (Diss.  Bonn  1866) 
hat  wahrscheinlick  zu  rnachen  gesucht,  dafs  die  Unterscheidung  der  \nr,i] 
■nco^aSia  erst  in  der  Hadrianischen  Zeit  erfolgt  sei  (vgl.  Th.  Kock,  Rhein. 
Musl  XXXXV,  57).  Dagegen  geht  nach  G.  Kaibel  (Hermes  XXIV.  56  ff.) 
die  Zweiteilung  auf  die  Perganiener,  die  Dreiteilung  auf  die  Alexandrim  r 
zurvick.  Gegen  Fielitz'  Ansicht  erklarte  sich  u.  a.  V.  v.  Wilamowitz  iiu 
Herm.  XII,  357.  Derselbe  setzt  (im  Index  leet.  hib.  Gotting.  1893/4, 
S.  24  f.)  auseinander,  dafs  die  Peripatetiker  nur  zwei  Gattungen  unter- 
schieden  hatten,  der  Komiker  Plato  der  Hauptvertreter  der  [dar\  sei  und 
weibliche  Rollen  zu  deren  Eigentumlichkeiten  gehorten.  Zur  Frage  vgl. 
auch  0.  Crusius,  Philol.  XXXXVI,  606  f. 

*2)  S.  Gell.  Noct.  Att.  II  23,  1.  D.  v.  Wilamowitz  sucht  im  an- 
gefiihrten  huh.,  Uct.  Gott.  den  Persa  des  Plautus  als  das  einzige  uns 
erhaltene  Stiick  der  \iicr\  zu  erweisen. 


I.    ALLGEMELNE  EINLEITUNG.  5 

fiir  alles  Liicheiiiche,  ihre  Neigung  zu  personlichem  Spott  sind 
unverkennbar.  Vergil  Georg.  II,  385 — 396  und  Hor.  Epist.  II 
1,  139  ff.  schildern  die  Lustbarkeiten  landlicher  Feste,  bei 
denen  derb  scherzhafte  Stegreifsticheleien  im  nationalen,  aber 
hochst  kunstlosen  Saturnischen  Verse  iiblich  waren;  sie  wurden 
in  lebhafter  Wechselrede  unter  Vermummung  und  gewifs  mit 
lebhaftem  Geberdenspiel  vorgetragen.  Litterarische  Bedeutung 
hatten  diese  carmina  patria  oder  uersus  Fescennini1)  nicht; 
immerhin  aber  sehen  wir  in  ihnen  die  gleichen  Keime,  aus 
welchen  bei  den  Griechen  die  kunstgemafse  Komodie  mit  den 
verschiedenen  lokalen  Nebenarten  hervorgegangen  ist. 

Die  weitere  Entwicklung  kniipft  Livius  VII  2,  1  ff.  ( vgl. 
Valer.  Max.  II  47  4),  in  dieser  Schilderung  vermutlich  Varro 
folgend2),  an  eine  bestimmte  Begebenheit.  Im  J.  364  v.  Chr. 
wurden  nach  seinem  Berichte  infolge  einer  hartnackigen  Pest, 
welche  schon  das  zweite  Jahr  wiitete  und  weder  durch  profane 
Mafsregeln  noch  durch  die  gewohnlichen  religiosen  Gebrauche 
sich  beseitigen  liefs,  von  staatswegen  scenische  Feste  als 
etwas  ganz  Neues  zu  den  bereits  ublichen  circensischen  Spielen 
eingefiihrt.  Aus  Etrurien  wurden  Schauspieler  herbeigezogen, 
welche  mimische  Tanze  zur  Flotenbegieitung,  aber  ohne  Text 
auffiihrten.  Es  heifst  dann  weiter:  imitari  deinde  eos  iuuentus 
simul  inconditis  inter  se  iocularia  fundentes  uersibus  cocpere; 
nec  absoni  a  uoce  motus  erant.  Accepta  itaque  res  saepiusque 
usurpando  excitata.  Offenbar  werden  mit  den  inconditi  uersus 
die  alten  uersus  Fescennini  gemeint.  So  wuchsen  nach  Livius 
die  Anforderungen  an  das  Kunstgemafse ,  und  es  bildete  sich 
eine  besondere  Klasse  einheimischer  Schauspieler  aus:  uer- 
naculis  artificibus,  quia  hister  Tusco  uerbo  ludio  uocabatur, 
nomen  histrionibus  inditum,  qui  non  sicut  ante  Fescennino 
uersu  similem  incompositum  temere  ac  rudem  alternis  iaciebant''), 
sed  impletas  modis  saturas  descripto  iam' ad  tibicinem  cantu 
motuque  congruenti  peragebant.     Danach  haben   wir   uns    diese 


*1)  Spater  noch  bei  Hochzeiteu  iiblich,  vgl.  Paul.  Auszug  aus  Festus, 
S.  85  (M.,  60  f.  Thewr.):  Fescennini  uersus,  qui  canebantur  in  nuptiis, 
ex  urbe  Fescennina  dicuntur  allati,  siue  icleo  dicti,  quia  fascinum  (Be- 
zauberung)  putabantur  arcere.  Em.  Hofftuann  (Rhein.  Mus.  LI,  320  ff.) 
will  sie  als  spottische  Ansiinge  deuten,  welche  urspi-iinglich  die  sfadtischen 
Herren  am  Tage  der  liindlichen  Unfreien  (an  den  Liberalia,  dem 
14.  Marz)  sich  gefallen  lassen  mufsten,  und  verlegt  auf  dieses  Fest  die 
von  Augustin  (de  ciuit.  Dei  Vn,  21)  geschilderte,  fiir  unser  Gefiihl  so  an- 
stofsige  Feier,  deren  Mittelpunkt  das  fascinum  (der  Phallus,  das  Symbol 
des  Liber)  bildete. 

2)  Vgl.  0.  Jahn,  Herm.  II,  225. 

3)  Geleugnet  wird  hier  nur,  dafs  der  Text  der  saturae  regellos  und 
roh  gewesen  sei,  nicht  dafs  ein  gewisser  Zusammenhang  zwischen  der 
neuen  Art  des  Textes  und  den  alten  uersus  Fescennini  bestanden   habe. 


6  I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG. 

satmrae  als  rnusikalisch-draniatische  Quodlibets1)  reiu  lokalen 
Inhalts  und  gewifs  noch  ziemlich  kunstlosen  Gefiiges,  aber 
von  den  griechischen  Lustspielen  in  Bezug  auf  Inhalt  und 
Anlage  durchaus  verschieden  zu  denken.  Man  mag  iiber  die 
Einzelheiten  des  Berichtes  wie  immer  denken2),  eine  Zwischen- 
stufe  zwischen  dem  Absingen  der  regellosen  Fescenninen  und 
der  Auffuhruno-  kunstgerechter  Dramen  bleibt  hochst  wahr- 
scheinlich;  der  Fortschritt  wird,  da  Gesang  und  Tanz  zur 
Flotenbegleitung  alter  Festbrauch  war,  besonders  in  der  Auf- 
zeichnung  des  Textes  bestanden  haben.  Diese  Darstellungen 
diirften,  was  die  mimische  und  musikalische  Begleitung  und 
selbst  die  Sprache  betrifft,  nieht  ohne  vorbildenden  direkten 
Einflufs  auf  die  spatere  Palliatkomodie  geblieben  sein3). 

Bevor  noch  die  Einfiihrung  des  griechischen  Lust- 
spieles  in  lateinischer  Ubertragung,  d.  h.  der  sogen.  comor- 
dia  palliata4'),  erfolgte,  war  das  romische  Volk  zu  dem  grie- 
chischen  in  mannigfache  Beruhrung  getreten.  In  Spracbe 
und  Sitte,  in  Staats-  und  Kultus-Einrichtungen  sowie  im  biirger- 
lichen  Leben,  in  den  Anfangen  von  Litteratur  und  Kunst  hatte 
es  bereits  Grriechisches   angenommen 5 )   und   damit  Verstandnis 


*1)  Die  Alten  leiteten  den  Namen  teils  von  den  cdrvQoi,  teils  von  der 
lcoi.v  satura  (Schiissel  mit  allerlei  (Jpfergaben),  von  einer  Art  Wurst  (Pastete) 
oder  vom  Gesetzesausdruck  per  saturam  ab  (Diomed.  Gramm.  Lat.  I,  485  fl'. 
Keil).  Vgl.  dazu  italienisch  farsa  (Fiillsel,  Nachspiel),  franzbsisch  farce 
und  den  Namen  der  arabischen  Dichtungsart  Quasside  (s.  Kwald,  Gbtting 
Gel.  Anz.  1861,  S.  833);  ferner  H.  Nettleship.  The  Roman  Satura,  <  »xford 
1878,  A.  Funck,  Arch.  f.  lat.  Lexic.  V,  37  ff.  und  Albr.  Dieterich,  Pulcinella. 
Pompejanische  Wandbilder  und  rom.  Satjrspiele  (Leipzig  1897),  S.  75  ff. 

*2)  Auf  die  gelehrte  Forschung  des  Altertmns  fiihrt  Fr.  Leo  (Herm. 
XXIV,  75  ff.)  diese  Angaben  zuriick;  er  liifst  Varro  nach  Aristotelischem 
Muster  die  satura  mit  der  alten  griech.  Komodie  in  Parallele  stellen; 
s.  auch  Hendrickson,  The  Dramatic  Satura  and  the  Old  Comedy  at  Jiome 
(Amer.  Journ.  of  Phil.  XV).  Vgl.  aber  Satura  als  Titel  eines  Stiickes 
des  Naevius  sowie  einer  Togata  des  Atta  und  einer  Atellana  des  Pom- 
ponius,  ferner  die  Bemerkungen  von  M.  Schanz,  Rom.  Litteratuxgesch. 
§  55  und  von  A.  Dieterich  a.  0.  S.  77. 

*3)  AVohl  auch  schon  die  von  romischen  Jiinglingen  wesentlich  aus 
dem  Stehgreif  aufgefiihrte  Atellane  (Oscus  ludus)  mit  ihren  stehenden 
Charaktermaskon  des  Maccus,  Bucco,  1'appus  und  Dossewnus,  fine  derbe 
Posse,  die  erst  nach  100  v.  Chr.  durch  L.  Pomponius  und  Noviua  in  die 
Litteratur  oingefiihrt  wurde;  vgl.  iiber  sie  namentlich  Fr.  Marx'  Artikel 
Atellanae  fabulat  inPauly-WissowasReal-Encycl.2u.A.Dietericha.  D.S.s-.;  ff. 

4)  So  (zuni  Fnterschiede  von  der  comoedia  togata  nach  dem  den 
Griechen  eigentiimlichen  pallium  (IfiaTiov)  benannt. 

5)  Vgl.  I'v  Osc.  Weise,  Die  griech.  W8rter  im  Lat,  (1882),  S.  87  ff. ; 
G.  Al.  Saa&eld,  Italograeca.  Cultnrgesch.  Stud.  I.  Heft  (1882,  beson.lrr- 
S.  21  ff.),  Der  Eellemsmus  in  Latium  (1883)  und  Tensaunts  Italograecus 
ilssi;  wosentliche  Nachtrage  von  E.  Georges,  Berl.  phil.  Wochenschr 
1885,  Sp.  342  ff.  ;  Mommsen,  EUJm.  Gesch.  I7,  S.  226  ff.,  436  f.,  443  ff. 
449  ff.  477  uiul  Gabel-Weise,  Zur  Latinisierung  griechischer  W6rter, 
Arch.  f.  lat.  Loxic   VIII.  839  ff. 


I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG.  7 

rnid  Ernpfanglichkeit  fiir  weitere  Erzeugnisse  griechischen 
Geistes  gewonnen.  Unter  diesen  Umstanden  konnte  es  von 
vomherein  als  eine  vielversprechende  und  gliickliche  Neuerung 
erscheinen,  als  Livius  Andronicus  im  J.  240  v.  Chr.  ohne 
Zweifel  mit  Emwilligung  und  vielleicht  auf  Betrieb  der  fest- 
gebenden  Behorde  griechische  Dramen  in  lateinischer  Bearbei- 
tung  vor  dem  romischen  Publikum  zur  Auffiihrung  brachte.  Fiir 
die  Richtung,  welche  seitdem  die  fiir  sich  kaum  entwicklungs- 
fahige  romische  Litteratur  und  Kunst  nahm,  und  fiir  die  all- 
mahliche  Verpflanzung  immer  weiterer  Zweige  der  griechischen 
Litteratur  auf  den  italischen  Nachbarboden  ist  dieser  Schritt 
geradezu  ausschlaggebend  gewesen. 

Livius  Andronicus,  aus  Tarent  stammend,  kam  nach  der 
Eroberung  der  Vaterstadt  im  J.  272  v.  Chr.  jung  als  Kriegs- 
sklave  nach  Rom.  Grieche  von  Geburt7  eignete  er  sich  das 
Latein  wohl  erst  hier  an  und  gab  spater  Unterricht  in  beiden 
Sprachen.  Von  seinem  Herrn  Livius  Salinator,  dessen  Kinder 
er  gleichfalls  unterrichtete,  wurde  er  seiner  geistigen  Vorziige 
wegen  freigelassen  und  erhielt  somit  dessen  Gentilnamen. 
Aufser  seiner  ungelenken  Ubersetzung  der  Odyssee  in  lateini- 
schen  Saturniern1),  welche  sich  lange  Zeit  in  Rom  als  Schul- 
buch  erhielt  (Hor.  Epist.  II  1,  69  ff.),  verschaffte  ihm  die  ge- 
lungenere  Ubertragung  griechischer  Dramen  (in  griechischen 
Versmafsen)  einen  Namen  in  der  Litteraturgeschichte.  Uber 
ihre  erste  Auffiihrung  bemerkt  Cicero  Brut.  72  (nach  Pom- 
ponius  Atticus,  beziehungsweise  Varro):  Liuius  primus  fabu- 
Jam  C  Claudio,  Caeci  filio,  d  M.  Tuditano  consulibus  docuit, 
anno  ipso  ante  quam  natus  est  Ennius,  post  Homam  conditam 
autem  quarto  decumo  et  quingentensimo2),  d.  h.  dieses  Stiick  kam 
im  J.  240  v.  Chr.  auf  die  Biihne.  Der  Geschichtschreiber 
Livius  berichtet  dieselbe  Thatsache  VII  27  8  mit  den  Worten: 
Liuius  .  .  .,  qui  ab  saturis  ausus  est  primus  argumento  fabulam 
serere,  idem  scilicet,  id  quod  omnes  tum  erant,  suorum  carminum 
actor:}).  Der  innere  Zusammenhang  und  die  planmafsige  Gliede- 
rung  des  Inhalts  wird  hier  als  das  bezeichnet,  was  die  neuen 
Dramen  von  den  alten  saturae  unterschied.  Aufserdem  lag  das 
Unterscheidende  im  Stoff  und  in  den  dem  griechischen  Original 
entlehnten,  aber  der  lateinischen  Sprache  thunlich  angepafsten 
Metren  sowie  in  der  ganzen  Form  der  Auffuhrung.    Er  iibersetzte 


*1)  Der  Aufangsvers  lautete:   Virum  mihi,  Camena,  insece  uorsutum. 

*2)  Vgl.  Cic.  Tusc.  I,  3  und  de  sen.  50;  wenig  abweichend  Cassiodo 
Chron.  zum  Konsulat  des  C.  Manlius  und  Q.  Valerius  (241  v.  Chr.):    His 
coss.  ludis  Bomanis  primum    tragoedia   et   comoedia   «   Lucio   Liuio  ad 
scaenam  data. 

*3)  S.  hierzu  Fr.  Leo,  Herm.  XXIV,  75  ff. 


8  I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG. 

ziernlich  frei  und  zwar  fiir  den  so  schwierigen  Anfang  nicfct 
ohne  Geschick1)-,  auch  suchte  er  die  Stiicke  nach  Moglichkeit 
dem  damaligen  noch  rohen  Geschmacke  der  Romer  mundgereeht 
zu  machen.  Von  ihm,  der  besonders  als  Tragodiendichter  ge- 
sehiitzt  war,  haben  wir  nur  wenige  Fragmente  aus  Dramen2), 
darunter  aus  drei  benannten  Lustspielen.  Er  genofs  zu  Rom 
so  grofses  Ansehen,  dafs  ihm  von  staatswegen  die  Abfassung 
eines  Bittgesanges  (207)  und  eines  Dankliedes  aufgetragen 
wurde  und  die  Dichter  (^Schreiber' )  und  Schauspieler  (seribae 
ct  hisbriones)  ihm  zu  Ehren  den  Tempel  der  Minerva  auf  dem 
Aventin  fiir  ihre  gemeinsamen  Kultuszwecke  angewiesen  er- 
hielten  imd  dadurch  gewissermafsen  als  Zunft  anerkannt  wurden. 
Sein  Leben  reichte  etwa  von  284  bis  204. 

Gleichfalls  auf  beiden  Gebieten  des  Dramas  war  Cn.  Naevius 
aus  Campanien  thatig.  Als  freier  Latiner  (geb.  etwa  27< »  v.  Chr.) 
nahm  er  am  ersten  punischen  Kriege  teil,  den  er  spater  im 
Nationalepos  Bellum  Poenicum  in  Saturniern  beschrieb.  Seit 
dem  J.  235  v.  Chr.  wirkte  er  zu  Rom  als  feuriger,  begabter 
und  beliebter  Biihnendichter,  besonders  auf  dem  Felde  des 
Lustspiels.  Von  mehr  als  30  Komodien  sind  uns  die  Titel 
und  einzelne  Bruchstiicke  erhalten.  Er  verarbeitete  ohne 
Zweifel  zuerst  zwei  Originale  zu  einem  Stiicke  (Ter.  Andr. 
Prol.  18),  um  Stoff  und  Handlung  zu  haufen.  Seine  Bearbei- 
tungen  belebte  er  ferner  durch  allerlei  Ziig-e  aus  dem  romi- 
schen  Leben;  er  wurde  dadurch  Vorlaufer3)  der  vaterliindischen 
comocdia  togata.  Zugleich  ist  er  der  Schopfer  des  romischen 
historischen  Schauspieles  (der  praetexta).  Auch  seine  Sprache 
war  urwiichsig  und  kiihn,  aber  wenig  gefeilt.  Die  heftigen 
Angriffe,  welche  er  in  seinen  Dichtungen  gegen  die  hochsten 
Familien  Ronis  (so  die  Meteller)  richtete,  zogen  ihm  Gefiingnis 
und  spater  Verbannung  zu,  in  welcher  er  um  200  v.  Chr.  starb. 

Nur  Komodiendichter  war  T.  Maceius  Plautus1).  Um 
254  v.  Chr.  zu  Sarsma  in  Umbrien  frei,  aber  arm  und  niederen 

*1)  Vgl.  uber  ihn  als  tjbersetzer  Fr.  Leo,  Plaut.  Forschungen,  S.  80  ff. 

*2)  Text  in  0.  Ribbecks  Scaenicae  JRomanorum  poesis  fragmenta  I. 
Tragicorum  fragmenta3  (1897),  S.  1  ft'.,  II.  Comicorum  Romanorum  praeter 
Plautum  et  Terentium  fragmenta'  (1873),  S.  3  f.  In  derselben  Sammlung 
stehen  die  dramatischen  Bruchstiicke  des  Naevius,  Ennius  und  Caeci- 
li\is  Statius. 

*3)  Fr.  Leo,  Plaut.  Forschungen,  S.  83  vermutet,  X.  habe  solbst  schon 
einzelne  togatae  geschrieben. 

*4)  Gegen  Fr.  Leos  Zweifel  (a.  0.  S.  73  ff.)  an  der  Dreinamigkeit 
von  Freien  niederer  Stiindi'  vor  '/'.  Quinctius  Alta  (um  100  v.  Chr.)  lafst 
sich  auf  den  sonst  ofters  bei  den  Peregrinen  vorkommenden,  dem  der  Frei- 
gelassenen  ahnlichen  Brauch  der  Xamensgebung  hinweisen  (so  haben  auf 
den  alten  Grabsteinen  von  Praneste  Bechs  Freie  Cognomina).  Wie  ferner 
z.B.  P.  Terentius  Afer  and  T.  PubMlius  Pellio  den  rraheren  Eigennamen  ala 
Cognomen  weiter  fuhrten,   ao  wird   auch   der  Umbrer  Titus  den  heimi- 


I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG.  9 

Standes  geboren,  war  er  zu  Rom  ini  Dienste  von  Biihnenteeh- 
nikem  beschaftigt.  Was  er  hierbei1)  sich  erspart  hatte,  verlor 
er  darauf  durch  kaufmannische  Geschafte  aufserhalb  Roms, 
kehrte  mittellos  nach  der  Hauptstadt  zuriick  und  war  genotigt, 
durch  schwere  Arbeit  in  einer  Miihle  sich  den  Unterhalt  zu  ver- 
schaffen.  Er  versuchte  ■ — -  nicht  mehr  jung-j  —  durch  Schreiben 
von  Lustspielen  seine  Lage  zu  verbessern  und  wurde  in  kurzem 
ein  fruchtbarer  und  zugleich  der  beliebteste  Komodiendichter. 
Die  griechischen  Stiicke  hat  er  ziemlich  frei  iibertragen  und 
sich  ofters  mit  einer  lockeren  Verbindung  biihnenwirksamer 
Scenen  begniigt.  Namentlich  die  Verarbeitung  zweier  Originale 
zu  einem  Lustspiele  ist  bei  ihm  aufserlich  geblieben.  Dafiir  hat 
er  seinen  Stiicken  nicht  blofs  sachlich  dadurch,  dafs  er  hie  und 
da  an  die  Stelle  griechischer  Einrichtungen  und  Grebrauche  die 
heimischen  setzte,  sondern  auch  sprachlich  durch  den  meister- 
lich  behandelten  lebhaften  Dialog;;),  die  eigenartige  Freiheit, 
Frische  und  Fiille  des  Ausdrucks  (mit  vielen  Neubildungen, 
haufigen  Klangfiguren,  selbstgeschaffenen  Wortspielen  und  oft 


schen  Spitznanien  Plotus,  latein.  Plautus  (Plattfufs)  naeh  der  Aufnahme 
in  die  romische  Biirgerschaft  beibehalten  haben;  der  Volksniund  liebt 
Cognomina,  und  so  wird  der  (nicht  amtliche)  Xame  fest  geworden  sein. 
Maccius  ist  nach  Fr.  Biicheler  (Rhein.  Mus.  XLI,  12)  aus  dem  zweiten 
Spitznamen  Maccus  (ytlaroTtoiog;  vgl.  Prol.  Asin.  11),  den  Plautus  vom 
romischen  Publikum  (als  Schauspieler)  erhalten  hatte,  ebenso  gebildet,  wie 
ein  seruus  publicus  freigelassen  zu  einem  Publicius  wurde.  Fr.  Marx  zieht 
es  vor,  Maccus  im  genannten  Prologverse  (M.  uortit  barbare)  als  einen 
Witz  zu  fassen,  und  weist  fur  den  ISfamen  Maecius  auf  dessen  haufiges 
Vorkommen  in  spaterer  Zeit  hin.  Die  Fomi  Maecius  ist  iibrigens  bei  Varro 
L.  L.  VII,  104  (sonst.citiert  V.  nur  Plautus)  und  Plinius  im  Katalog  zur 
Nat.  Hist.  B.  XIV,  XV,  XIX  uberliefert;  der  Genetiv  Macci  Plaut.  Merc. 
Prol.  C,  Accius  Didask.  (Gell.  Noct.  Att,  III  3,  9)  und  in  den  Subskrip- 
tionen  des  altesten  Codex  (Ambros.)  zur  Casina  und  zum  Epidicus  konnte 
auch  vom  Nomin.  Maccus  herkommen.  Vgl.  besonders  F.  Ritschl,  Parerga 
Plaut.  Terentianaque,  S.  3  ff.,  M.  Hertz,  Ue  Plauti .  .  nominibus  epimetrum 
1867  und  gegen  E.  Cocchia  (Biv.  di  filol  XIH,  97  ff.)  Ch.  Hulsen,  Berl. 
phil.  Wochenschr.  1886,  Sp.  419  ff.  und  Biicheler  a.  0. 

*1)  Gell.  Noct.  Att.  III  3,  14:  pecunia  omni,  quam  in  operis  artifi- 
cum  scaenicorum  pepererat. .  .  perdita;  vgl.  Ritschl,  Parerga  S.  60.  Fr.  Leos 
Erklarung  (a.  0.  S.  65)  von  operae  art.  sc.  als  rLeistungen,  Auffiihrungen 
der  Schauspieler'  wird  durch  die  angefiihrten  Stellen  (Suet.  Aug.  45, 
Tib.  35,  Calig.  58,  besonders  aber  Tac.  Ann.  I,  16  dux  olim  theatralium 
cperarum  =  Theaterclaqueure)  nicht  bestatigt;  auch  wiirde  nach  dieser 
Deutung  der  Gelliusstelle  Plautus  eher  als  Theaterdirektor  denn  fa]s 
Schauspieler'  oder  Dichter  sich  bethatigt  haben. 

*2)  Fr.  Leo  a.  0.  S.  68  tf.  beschrankt  die  Schaftenszeit  des  Dichters 
(die  Ritschl  auf  224 — 184  ansetzte)  auf  die  Jahre  204  bis  184:  er  nimmt 
vorher  schauspielerische  Thatigkeit  des  Plautus  an. 

*3)  VaiTO  Sat.  Menipp.  399  (B.):  vn  argumentis  Caecilius  poscit  pal- 
mam ,  in  ethesin  Terentius,  in  sermonibus  /'lautus;  Hor.  Epist.  II  1,  58 
(dicitur)  Plautus  ad  exemplar  Si<  uli  properare  Epicharmi  (vgl.  Fr.  Leo, 
Herm.  XXIV,  81). 


10  I.    ALLGEMEINE  EINLEITTJNG. 

derben  Witzen)  nnd  metrisch  durch  die  passende  Verwendung 
abweichender,  mannigfaltiger  Versmafse  (namentlich  in  den  lyri- 
schen  Abschnitten)  das  Geprage  der  Selbstandigkeit  gegeben. 
Sein  Tod  erfolgte  im  J.  184  v.  Chr.;  doch  blieb  das  Andenken 
an  ihn  im  Publikum  wach,  so  dafs  seine  Dramen,  als  man  seit 
der  Mitte  des  zweiten  Jahrhunderts  v.  Chr.  anfing,  statt  neuer 
Lustspiele  alte  zu  wiederholter  Auffuhrung  zu  bringen,  durch 
mehrere  .lahrzehnte  erneute  Zugkraft  ubten1).  In  dieser  Zeit 
wurden  unter  seinem  Namen  auch  viele  Lustspiele  anderer 
aufgefiihrt.  Unter  der  ganzen  Masse  der  schliefslich  als  Plauti- 
nisch  umlaufenden  Stiicke  (etwa  130  an  der  Zahl)  schied  M. 
Terentius  Varro,  der  Zeitgenosse  Ciceros,  nebst  19  wahrschein- 
lich  echten  folgende  21  entschieden  echte  aus2):  Amphitruo, 
Asinaria,  Auhdaria,  Bacchides,  Captiui,  Casina,  CisteUariu,  Ou/r- 
culio,  Epidicus,  MenaecJtmi,  Mercator,  Miles  gloriosus,  Mostel- 
laria,  Persa,  Poenulus,  Pseudolus  (191  aufgefiihrt),  Budens, 
Stichus  (200  gegeben\  Trinummus,  Truculentus  und  Vididaria. 
Diese  sind  uns  mit  Ausnahme  der  Vidularia,  des  letzten  Stuckes, 
erhalten,  einige  davon  (Amphitruo,  Auhdaria,  Bacchides,  Cistel- 
laria)  freilich  mit  bedeutenden  Liicken.  Der  Ambrosianische 
Palimpsest  des  Plautus  (wohl  aus  dem  IV.  Jahrh.)  enthielt 
ursprunglich  auch  die  Vidularia,  wie  drei  Blatter  desselben 
noch  heute  bezeugen3). 

Q.  Ennius  aus  Rudiae  in  Calabrien  (239  bis  169  v.  Chr.) 
kam   im  J.  204  mit  dem  Quaestor  M.  Porcius  Cato  aus  Sar- 


*1)  DaXa  auch  zu  Ciceros  Zeit  die  Plautinische  KomOtlie  Pseudolus 
aufgefiihrt  wurde,  ergiebt  sich  aus  der.  Rede  pro.  Bosc.  com.  20;  die 
Figur  des  Kupplers  Ballio  aus  diesern  Lustspiele  wurde  sprichwortlich 
(Cic,  or.  Phil.  II,  15). 

2)  Fr.  Ritschl,  Tarerga  S.  71  ff. 

*3)  Was  von  ihrem  luhalt  sich  entzitfern  liefs,  ist  mitgeteilt  von 
Willi.  Stml. 'hihikI,  l)c  V idularia  Phtutiua  {Ind.  lcct.hih.  Gryphisw.  1870/71). 
Eine  zweite  vervollstiindigte  und  mit  reichem  Kommentar  versehene  Aus- 
gabe  der  Fragmente  des  Stiickes  enthalt  die  Abhandluixg  desaelben  Ver- 
fassers  ftjber  zwei  Parallel-Komodien  des  Diphilus'  (Verhandl.  d.36.Philol.- 
Vers.,  S.  33—65).  Eine  sehr  sorgfaltige  Abschrift  des  ganzen  im  Ambro- 
sianischen  Palimpseste  lesbaren  Plautustextes  bietet  das  (nach  Stude- 
munds  Tode  von  0.  Seytfert  herausgegebene)  Werk  T.  Macci  Phtuti  fdbu- 
larum  religuiac  Ambrosianae  (1889).  —  Gesamtausgaben:  Die  \mi 
Fr.  Ritschl  begonnene,  von  G.  Lowe,  G.  Gotz  ond  Fr.  SchSll  vollendete 
grofs.-  kritische  Ausg.  (Tenbner,  Leipzig  1871—1894),  die  von  G.  Gotz 
und  Fr.  Scboll  in  der  Bibl.  Teubn.  vfWHfentlichte  tretfliche  kleinere  il893 
bis  1896)  und  der  von  Fr.  Leo  herausgegebene  Text  mit  Apparat  Weid- 
mann.  Berlin  1895  f.V  Vollstamlige  erkliirende  Ausgabe  von  I.  L. 
Ussing  (Hauniae,  Eopenhagen  1875  bis  1886);  Einzelausgaben  mil 
deutschem  Kommentar  von  Brix-Niemeyer  (Teubner):  Trvnummus4  1888), 
Ctiptitti1  lssij,  Mcnacchmi*  (1891  i,  '  Milcs  glorr  (1882);  von  Lorenz 
(Weidmann):  Mostcllaria- .  Milcs  <jl<>r*  und  Pseudolus;  mit  englischem 
Kommentar   1,'ttilcns  von  Sonnenschein  (Oxford  1891)  u.  v.  a. 


I.    ALLGEMEIXE  ELNLEITUNG.  H 

dinien  nach  Rom  und  lebte  hier,  wie  es  scheint,  in  beschei- 
denen  Verhaltnissen  als  Lehrer  des  Griechischen  und  als 
Biihnendiehter,  verkehrte  aber  viel  mit  den  Scipionen,  mit  M. 
und  Q.  Fulvius  Nobilior  und  anderen  gebildeten  Mannern  fCic. 
pro  Arch.  22,  de  orat.  II7  276).  Im  J.  184  v.  Chr.  erhielt  er 
ehrenhalber  das  romische  Biirgerrecht.  Am  bedeutendsten 
wirkte  Ennius  ohne  Zweifel  als  Epiker  durch  seine  Annales 
I in  18  Biichern),  in  denen  er  die  Geschichte  Roms  bis  auf 
seine  Zeit  in  Hexametern  beschrieb;  er  hat  in  dieser  erst 
durch  Vergil  verdunkelten  Heldendichtung  einen  epischen 
Wortsehatz  gepragt  und  durch  die  Einfiihrung  des  strengen 
daktylischen  Rhythmus  (mit  der  unaufloslichen  zweizeitigen 
Hebung  und  der  strengen  Scheidung  von  Langen  und  Kiirzen) 
das  Latein  vor  der  Yerdumpfung  bewahrt.  Bedeutendes  leistete 
er  auch  als  Tragiker  und  als  Satirendichter  sowie  als  Gramma- 
tiker x).  Wenig  hervortretend  war  seine  Thatigkeit  als  Komodien- 
schreiber.  Erwahnenswert  ist,  dafs  ihn  Terenz  (And.  Prol.  18) 
zu  denen  rechnet,  welche  zwei  griechische  Stiicke  zu  einem 
lateinischen  verarbeiteten. 

Endlich  ist  von  einigen  anderen  uns  fast  nur  dem  Namen 
nach  bekannten,  im  Altertum  jedoch  zum  Teil  hoch  geschatzten2) 
Palliatendichtern  als  ein  bedeutender  Vorganger  des  Terenz 
noch  Statius  Caecilius  zu  erwahnen.  Von  Geburt  ein  Insubrer, 
kam  er  wahrscheinlich  als  Kriegsgefangener  um  das  J.  194 
nach  Rom.  Spater  freigelassen,  errang  er  sich  als  Komodien- 
dichter,  wenn  auch  nur  langsam  und  nicht  ohne  Miihe3),  den 
Beifall  des  mehr  fiir  Plautus'  Art  eingenommenen  Publikums 
und  bedeutendes  litterarisches  Ansehen.  Er  verfasste  etwa  40, 
besonders  nach  Menander  gearbeitete  Lustspiele,  welche  die  ur- 
spriingliche  Komposition  im  wesentlichen  wahrten  und  in  der 
Stoffwahl  und;  wie  es  scheint,  in  der  Behandlung  leidenschaft- 
licher,  oft  derb  komischer  Scenen  vollendeter  waren  als  im 
sprachlichen  Einzelausdruck4;.  Er  starb  bald  nach  Ennius,  mit 
dem  er  auch  im  Leben  enff  befreundet  war. 


1  Aufser  anderen  grammatischen  Fragen  behandelte  er  wohl  auch 
die  Konsonantenverdopplung,  deren  Durchfiihrung  in  der  Schrift  ihm 
zugeschrieb:'n  wird  (vgl.  Fest.  S.  293  M.,  412  Th.).  Eine  eingehende 
Wiirdigung  seiner  hervorragenden  Verdienste  findet  man  in  dem  Buche 
von  Luc.  Miiller,  Quintus  Ennius  (St.  Petersburg  1884). 

2)  Vgl.  den  Kanon  des  Volcacius  Sedigitus  (aus  seinem  liber  de 
poetis)  bei  Gell.  XV,  24. 

3)  Ter.  Hec.  Prol.  II,  6  S. 

*4)  Volcac.  Sedigit.  (bei  Gell.  XV,  24):  Caecilio  palmam  sintii,  <!,, 
mimico;  Varro  Sat.  Menipp.  399  (B.):  in  argumentis  poscit  palmam;  Cic. 
de  opt.  gen.  or.  2:  licet  dicere  et  Ennittm  summum  epicum  /><>rf<n/i  —  et 
Caeciliinx  fortasse  comicum;  vgl.  Quintil.  X  1,  99;  Charis.  Gr.  Lat.  1  241.  -.'s  t. 
(Keil):    Tta.%i\  .  .   Trabea,  Atilius,  Caecilius  facile  mouerunt ;    dies  b 


12  I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG. 

2.  Terenz'  Leben  und  Dichtungen. 

Publius  Terentius  Afer  aus  Karthago,  nach  seinem 
Beinamen  aber  von  Geburt  nicht  ein  Punier,  sondern  einer 
der  (den  Karthagern  unterworfenen")  afrischen  Volkerschaften 
angehorig1),  ward  nach  der  TJberlieferung  im  Jahre  185  v.  Chr., 
vielleicht  aber  etwas  vorher  (etwa  um  das  Jahr  190)  geboren2) 


wohl  auch  Horaz  Epist.  II  1 ,  59  mit  (dicitur)  uincere  C.  grauitate. 
Sprachlich:  Cic.  ad  Att.  VII  3,  10:  malus  .  .  auctor  Latinitatis  est  und 
Brut.  258.  Schlecht  fiir  Caecilius  fallt  der  Vergleich  aus,  den  Gell.  II,  23 
zwischen  Stellen  aus  dessen  Plocium  (rHalsband')  und  denen  des  Menan- 
drischen  Urtextes  anstellt;  dafs  aber  Gellius  hiebei  gelegentlich  zu  Un- 
gunsten  des  rom.  Dichters  iibertrieben  hat,  zeigt  Fr.  Skutsch  in  Pauly- 
Wissowas  Real-Encyclop.2  unter  Caecilius.  Daselbst  u.  a.  eine  knappe 
Charakteristik  der  Sprache  und  Metrik  des  C. 

1)  Vgl.  Liv.  XXX  33,  5  Carthaginienses  Afrosque;  XX VIII  14,  4 
und  19.  Auf  die  Bedeutung  des  Beinamens  Afer  hat  Em.  Baehrens  (N. 
Jahrb.  f.  Phil.  1881,  S.  401  f.)  mit  Recht  aufmerksam  gemacht,  jedoch 
ohne  geniigenden  Grund  einen  Widerspruch  damit  in  der  Nachricht  ge- 
funden,  dafs  Terenz  in  Karthago  geboren  sei.  Afrer  (griech.  Aifivsg)  wird  es 
in  grofser  Zahl  als  Unfreie  in  jener  Stadt  gegeben  haben;  wurde  nun 
Ter.  als  Sohn  eines  solchen  von  dort  durch  Kauf  oder  als  Geschenk 
nach  Rom  gebracht  und  als  Beiname  fiir  ihn,  wie  bei  Sklaven  ublich 
war,  die  Bezeichnung  der  Nation  gewahlt,  so  konnte  er  eben  nicht  Poe- 
nuhts  (das  dem  griech.  KuQ%r\S6viog  entspricht),  sondern  nur  Afer  heifsen. 
tjber  ahnliche  Verhaltnisse  in  Bezug  auf  die  Soldaten  der  romischen 
Kaiserzeit  handelt  Th.  Mommsen  im  Herm.  XIX.  •_".»  ff.,  besonders  S.  35  f. 
*2)  Dafs  Terenz  im  J.  160  bei  seiner  Abreise  nach  Griechenland  (s. 
unten)  nicht  erst  24  oder  25  Jahre  alt  und  demnach  etwa  im  J.  185 
geboren  war,  wie  von  Sueton  in  der  Vita  Terenti  S.  32  (Ausg.  von  Ritschl 
bei  Reifferscheid  Suet.  S.  26  ff.  und  481  ff  =  Opusc.  1TI,  204  ff.)  berichtet 
wird,  hat  H.  Sauppe  (Nachr.  d.  Gott.  Ges.  1870,  S.  111  ff)  wahrschein- 
lich  zu  machen  gesucht.  Nach  ihm  hat  Dziatzko2  das  Geburtsjahr  auf 
etwa  190  v.  Chr.  angesetzt.  Dazu  bemerkt  dieser  u.  a. :  fAUerdings 
wird  von  Ter.  Heaut.  Prol.*23  der  Vorwurf  seines  Gegners:  Pepente 
iid  studium  hunc  (Terentiiim)  se  adplicasse  musicum  beziiglich  der  That- 
sache  nicht  zuriickgewiesen.  Daraus  ist  aber  nur  zu  folgern,  dafs  er 
nicht  schon  lange  vor  seinem  ersten  Auftreten  sich  in  den  Dichterkreisen 
Roms  gewissermafsen  durch  Studiendramen  bekannt  gemacht  hat;  ,ja 
die  Angabe,  sich  plotzlich,  d.  h.  unerwartet,  dem  Dichterberufe  zuge- 
wendet  zu  haben,  scheint  sogar  passender  von  einem  Manne  zu  gelten, 
der  die  ersten  Jiinglingsjahre  ohne  eine  solche  Beschliftigung  hat  ver- 
streichen  oder  wcnigstens  nichts  davon  bekannt  werden  lasson.  Endlich 
sehen  wir  in  keinem  der  Prologe,  dafs  der  Dichter  notig  hat,  sich  gegen 
den  Tadel  allzu  grofser  Jugendlichkeit  zu  verteidigen;  vielmehr  be- 
zeichnet  er  selbst  Heaut.  Prol.  51  seine  Gegner  unter  den  Zuschauern 
mit  Geringschatzung  als  adule&cemtiuli' .  Beztiglich  der  letzteren  Stelle 
ist  allerdings  zu  beachten,  dafs  sie  der  senc.r  Ambiuius  Tmrpio  niit  deut- 
licher  Beziehung  auf  sein  Alter  (V.  43  ff.)  und  m.  E.  ohne  Riicksicht- 
nahme  auf  Terenz"  Widersacher  spricht.  rTeuerdingfl  will  man,  so 
M.  Kraseninnikow  (im  Sticpuvog  f.  Th.  Sokolow,  Petersburg  1895)  das 
Geburtsjahr  des  Dichters  auf  195  bis  193  zuriickverlegen.  Dagegen  ist  an 
die  Angabe  in  der  Vita  Ter.  S.  20  mature  manu  missus  est,  die  leicht- 
mogliche  Friihreife  des  gebiirtigen  Afrikaners    und   an   den  Umstand  zu 


I.    ALLGEMEENE  EINLEITDNG.  13 

und  kam  friih  als  Sklave  uacli  Rom  in  das  Haus  des  Senators 
Terentius  Lucanus.  Dafs  er  nicht  romischer  Kriegsgefangener 
gewesen  sein  kann,  bemerkte  schon  Fenestella,  ein  Historiker 
aus  der  Zeit  des  Augustus  und  Tiberius,  in  der  uns  im  Donat- 
kommentar  erhaltenen  Terenzbiographie  Suetons  (S.  26  Reiff.) 
sehr  richtig:  cum  inter  finem  secundi  Panici  belli  et  initium 
tertii  natus  sit  et  mortuus1).  Sein  Herr  liefs  den  seiner  Mutter- 
sprache  wohl  kaum  noch  machtigen  Knaben  wegen  seiner 
Geistesanlagen  und  seines  einnehmenden  Aufsern  nicht  nur 
sorgfaltig  erziehen,  sondern  schenkte  ihm  auch  bald  die  Frei- 
heit  (s.  Vit.  Ter.  a.  0.).  Die  gewifs  schon  im  Hause  seines 
urspriinglichen  Herrn  angeknupften  Beziehungen  bewirkten  es7 
dafs  er  auch  fernerhin  gerade  mit  dem  Adel  Roms,  zunachst 
wohl  mit  Altersgenossen,  engen  Yerkehr  pflegte.  Dieselben 
Eigenschaften,  welche  ihm  seine  Freilassung  verschafft  hatten, 
sicherten  ihm  die  Gunst  von  Sohnen  der  hochsten  Familien2): 


erinnern,  dafs  ciie  Ubertragung  von  Palliatkoraodien  nicbt  mit  eigenen 
Dicbtungen  auf  gleicbe  Stufe  zu  stellen  ist.  Aber  selbst  in  der  letzteren 
Hinsicbt  konnen  niancbe  ebenso  friib  fertig  gestellte  Erzeugnisse  unserer 
Litteratur  (so  Schillers  Jugenddramen  bis  rDon  Carlos',  Goetbes  Leistungen 
bis  zur  Ubersiedlung  nacb  Weimar  und  u.  a.  Korners  gesamte,  mit 
dem  24.  Jabre  abgescblossenen  Dicbtungen)  zur  Vorsicbt  mabnen. 

1  Weniger  bestimmt  lafst  sicb  mit  Fenestella  a.  0.  S.  26  f.  die 
andere  Tvloglicbkeit  bestreiten,  dafs  er  durcb  eine  Kartbago  feindlicbe 
afriscbe  Volkerscbaft  (in  noch  zartem  Alter)  von  dort  geraubt  und  spater 
nach  Rom  gebracht  worden  sei.  Wenigstens  hat  dessen  Grund:  tudlo  com- 
mercio  inter  Itaiicos  et  Afros  nisi  post  deletai»  Carthaginem  coepto  doch 
nur  bedingte  Geltung  (s.  Bergk  im  Philol.  XVI,  628).  Nur  der  Beiname 
Afer  spricht  uberhaupt  gegen  punische  Abstammung. 
■l    Vgl.  Ter.  Adelpboe  Prol.  15—21: 

Nam  quod  isti  dicunt  maleuoli  [-dici  Cod.  Bemb.1,  Eugr.]  homines  nobilis 

Hunc  adiutare  adsidueque  una  scribere, 

Quod  illi  maledictum  uehemens  esse  existumant: 

Eaih  laudem  hic  ducit  maxumam,   quom  illis  placet, 

Qui  uobis  tmiuorsis  et  populo  placent, 

Quorwm  opera  m  bello,  in  otio,  in  negotio 

Suo  quisque  tempore  usust  sme  superbia. 
Die  nabeliegende  Bemerkung,  dafs  wegen  V.  20  f.  hier  nicht  so  jugend- 
licbe  Manner,  wie  Scipio  und  Laelius  damals  waren,  gemeint  sein  konnen, 
hat  schon  im  Altertum  Santra,  ein  Grammatiker  aus  der  Zeit  des 
Augustus,  gemacht;  derselbe  verweist  Vit.  Ter.  S.  31  f.)  zugleich  auf 
Manner  wie  C.  Sulpicius  Gallus  i  'homine  docto  et  quo  consule  Megaien- 
sibus  ludis  initium  fdbularum  dandarum  fecerif  namlich  Terentius)  oder 
Q.  Fabius  Labeo  und  M.  Popillius  ('consulari  utroque  ac poeta').  Sauppe 
a.  0.  S.  118  ff.  meint,  Terenz  habe  dem  Vorwurf  seiner  Gegner  absicht- 
lich  eine  allgemeine  Wendung  gegel'en  und  von  liomines  nobiles  iiber- 
haupt  gesprochen,  um  sich  mit  V.  19  ff.  ieichter  verteidigen  zu  konnen; 
dabei  habe  jeder  Zuschauer  zugleich  an  den  besondern  Fall  denken  und 
unter  den  homines  nobiles  Laelius  und  Scipio  versteben  konnen.  Dies 
bat  aber  eben  wegen  des  V.  20  f.  seine  Scbwierigkeiten,  wenn  auch  die 
Beruhmtbeit   und   das   Anseben   der  Scipionenfamilie    und    die  fnihe  Be- 


14  I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG. 

denn  gerade  danials  warfen  zumeist  Altadelige  wie  in  der 
Politik  so  in  der  Kunst  und  Litteratur  ihre  Blicke  iiber  die 
Grenzen  des  Mutterlandes  hinaus  und  zeigten  ein  lebendiges 
Interesse  fur  hohere  Bildung.  Unter  den  adeligen  Freunden 
des  Terenz  wurden  schon  im  Altertum  Scipio  Africanus  der 
Jiingere,  C.  Laelius  und  L.  Furius  Philus  genannt  (vgl.  z.  B. 
Vit.  Ter.  S.  27  f.;  30  f.).  Dem  engeren  Kreise  der  Dichter 
Rorns,  welche  sogar  zunftmafsig  zusammenhielten  x)?  scheint  er 
wenigstens  anfangs  fern  geblieben  zu  sein.  So  lafst  sich  die 
(allerdings  recht  zweifelhafte)  Nachricht  (daselbst  S.  28  f.) 
am  einfachsten  erklaren,  dafs  der  bejahrte  Dichter  Caecilius, 
welchem  Terenz  sein  erstes  Stiick,  die  Andria,  zur  Begutach- 
tung  vorlesen  mufste,  bevor  die  Adilen  als  Festgeber  es  zur 
Auffuhrung'  annahmen,  den  Dichter  noch  gar  nicht  kannte. 
Dementsprechend  lautet  der  schon  erwahnte  Vorwurf  eines 
Gegners  (Haut.  Prol.  23  £): 

Mepente  ad  studium  hunc  se  applicasse  musicum, 
Amicum  ingenio  fretum,  haud  natura  sua. 
Auch  der  offene  Neid  und  Hafs;  besonders  des  uetus  poeta, 
Luscius  Lanuvinus,  und  wohl  auch  anderer  Berufsgenossen, 
unter  welchem  Terenz  bei  seinem  Auftreten  zu  leiden  hatte, 
kann  zu  einem  guten  Teil  auf  seine  Abschliefsung  gegen  jene 
zuriickgehen.  Zufrieden  mit  dem  Beifall,  welchen  er  in  dem 
Kreise  hochgestellter  Manner  fand,  sorgte  er  wenig  daruni, 
sich  das  Wohlwollen  einer  engherzigen  Dichterclique  zu  er- 
werben 2). 

Dafs  die  vorher  erwahnten  adeligen  Freunde  den  Terenz 
bei  seinen  dramatischen  Arbeiten  unterstiitzten,  ja  dafs  sogar 
ganze  Teile   seiner  Dramen  von   ihnen  gefertigt  seien   (s.  Vit. 


liebtheit  des  jungeren  Scipio  beim  Volke  (Plut.  Aem.  Paul.  22)  sowie 
seine  Tapferkeit  in  der  Schlacht  bei  Pydna  (Liv.  XLIV  44,  3)  die  Be- 
denken  vermindern  helfen.  Wir  werden  besser  (mit  K.  Dziatzko)  bei  die- 
sem  Ausdruck  an  den  bestimmten,  ziemlich  abgegrenzten  Kreis  der  ade- 
ligen  Ereunde  des  Dichters,  der  jiingeren  wie  der  alteren,  denken, 
wahrend  er  sich  im  Folgenden  auf  die  allgemeine  Anerkennung  beruft, 
welche  die  angesehenen  adeligen  Familien  iiberhaupt  beim  Publikum 
genossen. 

1)  Vgl.  S.  8. 

2)  Diese  Dichterschar  ist  And.  Prol.  15  (Id  isti  uitupercmt  factuni) 
iiud  21  (istorum  obacwram  diligentiam)  gemeint;  au  sie  ist  Haut.  Prol.  1(5 
maleuoli  (vgl.  auch  Ad.  Prol.  15)  und  27  (iniquom  . .  .  <>r«tio),  Ad.  Prol.  2 
(iniqui  and  aduersarii;  vgl.  Hec.  Prol.  II,  14  [=22],  46  [=54]) 
zu  denken.  Sie  hat  der  Dichter  im  Sinn,  wenn  er  Hec.  Prol.  II,  38  f. 
(=  46  f.)  das  Publikum  warnt:  Nolite  sinere  per  uos  a/rtem  musicam 
Eecidere  ad  paucos.  S.  auch  Spengel,  Andriaausg.a  S.  IX  f.  und  Boissier, 
Les  prologues  de  Terence  (Melanges  Graux,  S.  83).  Weniger  wahrschein- 
Iich  denkt  A.  Rohricht  (Dissert.  Argentor.  IX,  320  f.)  an  Luscius  Lanu- 
vinus  und  seine  Anhiinger  im  Pubhkum. 


I    ALLGEMEINE  EINLEITUNG.  15 

Ter.  S.  30  ff.),  war  eine  iin  Altertum  verbreitete  Ansicht.  Sie 
geht  irri  Grunde  auf  die  Neider  des  Dichters  zuriick  und 
wurde  durch  die  zuriickhaltende  Art,  wie  er  sich  im  Prolog 
der  Adelphoe  15  ff.  verteidigt,  nur  noch  bestarkt1).  Allgemeine 
Anregung  und  Ermunterung  sowie  unter  Umstanden  besondere 
Ratschlage  empfing  wohl  Terenz,  wie  wir  annehmen  durfen, 
bei  seinen  Arbeiten  von  seiten  jener  Freunde;  ihm  eine  weiter- 
gehende  Abhangigkeit  von  ihnen  zuzuschreiben,  dafiir  fehlt 
ein  wohlbegriindeter  Anhalt.  Dafs  seine  Sprache  die  der  ge- 
bildeten  und  vornehmen  Gesellschaft  jener  Zeit  wiederspiegelt2), 
ist  allgemein  anerkannt  und  gewifs  auch  als  die  Folge  seines 
personlichen  Verkehrs  mit  diesen  Kreisen  anzusehen. 

Die  schriftstellerische  Richtung  der  Zeit  und  eigene  Nei- 
gung  fiihrten  den  Dichter  zur  Palliatkomodie.  Vor  die  Offentlich- 
keit  trat  Terenz  zuerst  im  J.  166  v.  Chr.  an  den  ludi  Megalenses 
(im  Monat  April)  mit  der  Andria.  Ist  die  Nachricht  in  der 
Vita  Ter.  S.  28  f.  nicht  blofs  erfunden3),  so  trugen  die  fest- 
gebenden  Adilen  Bedenken,  das  Stiick  eines  noch  vollig  un- 
bekannten  Jiinglings  zur  Auffiihrung  anzunehmen,  und  Terenz 
wurde  veranlafst,  es  zuvor  dem  alteren  und  bewahrten  Dichter 
Caecilius  vorzulesen.  Uber  diese  Zusammenkunft  wird  daselbst 
Folgendes  erzahlt:  ad  cenantem  cum  uenisset,  dicitur  initium 
quidem  fabulae,  quod  erat  contemptiore  uestitu,  subsellio  iuxta 
lectulum  residens  legisse,  post  paucos  uero  uersus  inuitatus,  ut 
act  wmberet,  cenasse  una,  dein  cetera  percucurrisse  non  sine  magna 
Caecilii  admiratione4). 

*1)  Aber  mit  J.  Vahlen  (Ber.  d.  Berl.  Akad.  d.  Wiss.  1876,  S.  797  f.) 
an  eine  spatere  Erdichtung  der  ganzen  Sache  aus  den  Prologversen  der 
Ad.  15  ff.  und  des  Haut.  22  ff  zu  denken,  widerrat  schon  die  Art 
der  Vertheidigung  in  diesen  Versen  selbst. 

2)  Vgl.  P.  Langen,  N.  Jahrb.  1882,  S.  673;  A.  G.  Engelbrecht  Studia 
Terentiana  (Vindobonae  1883),  S.  7  f. 

*3)  Salv.  Betti,  Sidla  patria  del  poeta  com.  Ter.  (Atti  dell'  accad. 
rom.  di  arch.  XIV,  139  ff.),  Fr.  Marx  (Pauly-Wissowas  Real-Encyclop.- 
unter  Accins),  Fr.  Leo  (Plaut.  Forsch.,  S.  90,  Anm.  1),  und  Fr.  Skutsch  (Pauly- 
Wissowas  R.-Encycl.2unter  Caecilius)  halten  die  Erzahlung  fiir  eine  Fabel. 

*4)  Hiilt  man  den  Bericht  fiir  vollig  glaubwiirdig,  so  ergeben  sich 
zeitliche  Schwierigkeiten,  da  nach  Hieronymus  (in  Euseb.  Chron.  Olymp. 
CL,  2)  Caecilius  schon  im  Jahre  nach  Ennius'  Tode  (der  169  v.  Chr.  er- 
folgte)  gestorben  sein  soll.  Es  fragt  sich  nun,  ob  diese  Nachricht  auf 
einem  Irrtum  beruht  oder  ob  die  erste  Auffuhrung  der  Andria  trotz  des 
Beifalls,  den  das  Stiick  bei  Caecilius  fand,  sich  noch  um  einige  Jahre 
verzogert  hat.  Dziatzko2  und  Fl.  Nencini,  De  Terentio  eiusque  fontibus 
(Liburni  1891;,  S.  18  stimmen  im  wesentlichen  Ritschl  bei,  welcher  (Vit 
Ter.  S.  497  f.)  bei  Hieronymus  mortaas  est  (Caecilius)  anno  post  mortem 
Ennii  et  iuxta  Iameulum  sepultus  hinter  Ennii  ein  Zahlzeichen  (IJI)  als 
ausgefallen  annimmt;  Dziatzko  glaubt  aber,  um  die  beiden  Nachriclitin 
in  Einklang  zu  bringen,  vielmehr  HH  (oder  IV)  erganzen  zu  miissen. 
Eine  einfachere  Losung  ergiebt  freilich  die  Annahme  der  Ansicht  von 
S.  Betti  u.  a.  (s.  vorhergehende  Anm.). 


16  I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG 

Auf  die  Audria1)  folgten  die  Auffiihrungen  der  weiteren 
Stiicke  des  Dichters  in  dieser  zeitlichen  Ordnung: 
Im  J.  165  v.  Chr.:    Hecyra  (erste,   nur  beabsichtigte  Auffiih- 

rung)  an  den  ludi  Megalenses\ 
„      163       „  Hauton  timorumenos2)  an  den  ludi  Me- 

galenses  • 
„      161       „  Eunuchus3)  an  den  htdi  Megalenses-, 


*1)  Vornehmlicb  aus  Prol.  5  (Nam  in  prologis  scribundis  operam 
abutitur)  ist  friiber  von  W.  Wagner  (Liber  miscell.  soc.  phil.  Bonn.  [1864], 
S.  72  ff.;  N.  Jahrb.  1865,  S.  288  und  Ausg.  d.  Haut.  Einl.  S.  10,  Anm.  5) 
nach  dem  Vorgang  anderer  geschlossen  worden,  dafs  der  iiberlieferte 
Andriaprolog  zu  einer  zweiten,  etwa  im  J.  164  v.  Chr.  stattgehabten  Auf- 
fiihrung  gehort.  Wagner  hat  in  Bursians  Jahresber.  III,  808  diese  An- 
sicht  aufgegeben;  vgl.  Dziatzko  De  prologis  Plaut.  et  Terent.  (1863), 
S.  1,  Anm.  1,  Rh.  Mus.  XX,  579  f.  und  in  der  I.  Auflage  dieser  Ausgabe 
S.  10,  Anm.  2,  ferner  0.  Brugmann  in  d.  N.  Jahrb.  1876,  S.  417  und  Rich. 
Meister  in  d.  Zeitschr.  f.  Gymn.  1876,  S.  560.  Dagegen  haben  E.  Herr- 
manowski,  Quaestiones  Terent.  sel.  (Halis  Sax.  1892),  S.  32  f.  und  Fr.  Leo, 
Plaut.  Forsch.,  S.  89,  Anm.  3  die  altere  Auffassung  als  ungezwungener 
wieder  aufgenommen.  Fr.  Skutsch  macht  darauf  aufmerksam,  dafs  auch 
die  drei  ersten  Prologverse  und  V.  7  (Entgegnung  auf  Lanuvinus'  Angriffe) 
ein  friiheres  oftentliches  Auftreten  des  Dichters  nahelegen. 

*2)  Der  handschriftlichen  Namensform  Heauton  timorumenos  gegen- 
iiber  macht  im  Prol.  dieses  Stiickes  V.  5  das  Metrum  die  Schreibweise 
Hauton  tim.  notig.  Die  Stelle  giebt  fur  die  Aussprache  und  die 
Schreibung  durch  den  Dichter  besser  Zeugnis  als  der  weit  leichter  Ver- 
derbnissen  ausgesetzte  Titel  und  die  Didaskalie;  dazu  ist  im  Griechi- 
schen  Avrbv  rtiicoQOviisvog  (bei  Athen.  XIV,  651 A  und  Phot.  70,  24  f, 
daneben  '  Eccvrbv  riu.  Athen.  VI,  231 A  u.  a.)  und  aufser  anderen  hand- 
schriftlich  iiberlieferten  Titeln  inschriftlich  Chaerions  Avrov  xurcxipsvdo- 
usvog  (U.  Koehler,  Inscr.  Att.  II  975,  12)  beglaubigt.  Hauton  timoru- 
menos  schrieb  bereits  Ritscbl  (Parerg.  S.  381,  Anm.)  und  anfangs  auch 
Dziatzko  (Rh.  Mus.  XX,  571;  Heaut.  aber  Rh.  M.  XXVII,  159  ff.  und 
Phorm.2).  Die  kiirzere  Form  verteidigte  ferner  W.  Wagner  in  seiner 
Ausgabe  des  Haut.,  S.  25  f.  (unter  anderem  mit  dem  Hinweis  auf  Caeci- 
lius'  Exkautukestos).  Wenn  es  auch  natiirlich  den  Dichtern  frei  stand, 
die  kurzere  oder  langere  Pronominalfonn  zu  gebrauchen  ^letztere  liegt 
z.  B. ,  worauf  Dziatzko2  aufmerksam  machte,  \vieder  in  dem  Titel  des 
Stiickes  c  Tcp'  tcivrwv  nXavojLitvoi  von  Dexikrates  vor),  so  wird  bei  guten, 
oft  genannten  Stiicken  die  iiberhaupt  nach  Kiirzung  strebende  Umgangs- 
sprache,  zumal  bei  so  langen  Titeln  fiir  die  kiirzere  Form  sich  ent- 
schieden  haben. 

'■'■  Die  Annahme  Ph.  Fabias  (Les  prologues  de  Terein,  .  Paris  1888 
und  Eunuchausg.  1895,  S.  61  ff),  der  Eun.  sei  166  (oder  165)  aufgefuhrl 
worden ,  stiitzt  sich  auf  die  zeitlichen  Vermerke  (facta  ■  I  II  III  ■) 
in  den  Didaskalien,  welche  sich  an  die  (nicht  chronologische)  Anordnung 
der  Stiicke  im  Bembinus  anlebnen,  und  auf  die  ni.  E.  nicht  richtige  Er- 
klarung  der  Schlufsverse  des  Prologes  zum  Phomiio  (vgl.  zu  V.  31  ff.). 
Dafs  ferner  im  Prolog  zum  Eun.  eine  Anspielung  auf  die  dnrcngefallene 
Hec.  fehlt,  erkliirt  sich  aus  dem  aktuellen  Stofte  dieses  Prologes.  der 
Entgegnung  auf  die  cben  vorangegangene  ottentliche  Beleidigung  dee 
Dichtors  durch  Luscius  Lanuvinus  (V.  23:  Exclamat  fureiii.  non  poetam 
fabulam  dedisse).  Dagegen  macht  schon  die  Ahnlichkeit  dea  Tones  in 
den  Prologen  /,um  Eun.  und  zum  Phormio  (vgl.  zu  V.  30)  es  wahrscheinlich, 


I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG.  17 

Im  J.  161  v.  Chr.:    Phormio  an  den  ludi  Romani, 

160       „  Hecyra  (zweite,  mifsgliickte  Auff. )  an  den 

ludi  funerales  des  Aemilius  Paullus: 

})     160      „         Adelphoe1)  an  den  ludi  funerales  des  Aemi- 

lius  Paullus; 
„      160       „         Hecyra  (dritte,   gelungene  Auff.)   an   den 

ludi  Bomani. 
Es    folgen    also    nacli    der    Uberlieferung    des    Altertums 
zeitlich2)  die  sechs  Stiicke  so  auf  einander:  Andria,  Hauton 


dafs  diese  Stiicke  unmittelbar  aufeinander  folgten.  Auch  ware  es  seltsam, 
dafs  in  allen  unseren  Quellen  die  Angabe  iiber  diese  erste  Auffiihrung 
des  Eun.  fehlen  sollte.  Gegen  einen  Zwischenraum  von  fiinf  Jahren  zwi- 
schen  den  zwei  Vorstellungen  des  Stiickes  spricht  endlich  entschieden 
die  Stelle  aus  der  Vita  Ter.  S.  26:  Eunuchus  quidem  bis  die  acta  est,  an 
der  nichts  zu  andern  ist;  vgl.  J.  Vahlen,  Ind.  lect.  hib.  Berol.  1883/4,  S.  4. 
1)  Zweifelhaft  ist  die  von  Dziatzko  (Rh.  Mus.  XXI,  78  ff.)  nach  dem 
Vorgange  von  W.  Wilmanns,  De  didascal.  Terent.  (Berolini  1864),  S.  49  f., 
ferner  von  H.  Paeckelmann,  I)e  ordine  P.  Ter.  fabularum  (Halis  Sax.  1875), 
S.  23  ff.  und  E.  Herrmanowski  a.  0.  angenommene  friihe  Auffuhrung  der 
Adelphoe  (an  zweiter  Stelle  bald  nach  der  Andria);  zu  ihr  gehort  —  so 
war  die  Annahme  —  der  erhaltene  Prolog,  wiihrend  die  Didaskalie  sich 
auf  eine  zu  Lebzeiten  des  Dichters  wiederholte  Auffiihrung  bezieht. 
W.  Wagner  hat  N.  Jahrb.  1865,  S.  289  ff.  die  von  Wilmanns  vorgebrachten 
Griinde,  wenn  auch  nicht  alle  in  iiberzeugender  Weise,  zuriickzuweisen 
gesucht,  ebenso  H.  Bosse,  Quaest.  Terent.  (Lipsiae  1874),  S.  3 — 17;  gegen 
Herrmanowski  und  seine  anderen  stark  abweichenden  Aufstellungen  vgl. 
Dziatzko  in  d.  Wochenschr.  f.  kl.  Phil.  1893,  Sp.  74  f.  Haltlos  ist  die 
Vermutung  H.  Schindlers,  Obseruat.  crit.  et  hist.  in  Ter.  (Halis  Sax.  1881), 
S.  29 — 38,  dafs  der  Prolog  der  Ad.  zu  einer  zwischen  Haut.  und  Eun. 
stattgehabten  Auffiihrung  jenes  Stiickes  gehore.  —  Pet.  Langen  (Phil. 
Rundsch.  1881,  S.  1122;  behauptet,  Terenz  habe  das  Stiick  Adelphi 
genannt,  die  Endung  -oe  sei  lediglich  dem  Verfasser  der  Didaskalie  zu 
verdanken.  Indes  beweisen  Haut.  Prol.  5  Hauton  timorumenon  und 
Phor.  Prol.  25  Epidicazomenon,  dafs  vom  Dichter  sicher  bei  den  Titeln 
der  Palliatkomodien  nicht  nur  die  griechischen  Namen,  sondern  auch 
die  griechischen  Endungen  nach  Moglichkeit  beibehalten  wurden,  falls 
nicht  etwa  ein  griechisches  Wort  (wie  Eunuchus)  bereits  mit  lateini- 
scher  Endung  in  deu  lateinischen  Wortschatz  aufgenommen  war,  in 
welchem  Falle  eine  Riickbildung  ins  Griechische  allerdings  nicht  mehr 
erfolgte. 

*2)  Diese  Reihenfolge  der  Stiicke  stimmt  im  wesentlichen  mit  den 
in  den  Didaskalien  den  einzelnen  Lustspielen  beigelegten  Nummern  ihrer 
Auffiihrungszeit  iiberein.  Nur  haben  wir  anzunehmen,  dafs  die  erste  gar 
nicht  zustande  gekommene  Auffiihrung  der  Hec.  fur  die  Zahlung  ganz 
unberiicksichtigt  blieb,  und  miissen,  um  die  zeitliche  Abfolge  herzustellen, 
dem  Haut.  mit  einem  Teile  der  Handschriften  die  Zahl  n  (statt  II [  . 
dem  Eun.  aber  gegen  diese  (mit  Donat)  die  IH.  Stelle  statt  der  zweiten 
zuweisen  (vgl.  Dziatzko,  Rh.  Mus.  XXI,  84  ff.;  XXXIX,  339  fi.).  Diese 
durch  die  Didaskalien  gebotene  Folge  stimmt  mit  der  im  besten 
Kodex  (A  =  Bembinus)  erhaltenen:  And.,  Eun.,  Haut.,  Phor.,  Hec.  Ad. 
iiberein.  Dieselbe  alte,  wohl  schon  Sueton  vorliegende  Ordnung  (s.  Fr. 
Leo,  Rh.  Mus.  XXXVIII,  320)  erklart  sich  m.  E.  vielleicht  daraus,  dafs 
man   iu   den  ersten  fiir  ein  gebildetes  Lesepublikum  bestimnit<'ii  Band- 

Terentius,  Phormio,  3.  Auflage.  2 


18  I.    ALLCEMEINE  EINLEITlNc 

timoruraenos,  Eunuehus,  Phormio,  Hecyra,  Adelphoe. 
Vier  derselben  sind  Ubertragungen  von  Stiicken  des  Menander, 
zwei  (sicher  Phormio  und  sehr  wahrscheinlich  auch  die  Hecyra1) 
von  solchen  des  Apollodorus  von  Karystos. 

War  es  friiher  natiirlich,  ja  notwendig  gewesen,  dem 
fremden  Geisteserzeugnis  ein  heimisches  Gepriige  zu  geben7 
und  fuhren  noch  die  Plautinischen  Stiicke,  um  von  ihrem  In- 
halte  abzusehen,  samtlich  lateinische  Titel  (Asinaria,  Aulularia, 
Captiui  u.  s.  w.),  falls  derselbe  nicht  dem  griechischen  Namen 
einer  Person  des  Stiickes  entlehnt  ist  (z.  B.  Amphitruo,  JEpi- 
dicus),  so  suchte  man  spater,  je  mehr  sich  der  Einflufs  grie- 
chischer  Bildung  befestigte,  um  so  mehr  die  lateinischen  Be- 
arbeitungen  den  griechischen  Lustspielen  gleich  zu  machen. 
Ja  Zeitgenossen  des  Terenz,  darunter  sein  Hauptgegner  Luscius 
Lanuvinus,  gingen  in  ihrer  *obscur<<  diligmUa9  so  weit,  es  ihm 
vorzuwerfen,  dafs  er  von  der  griechischen  Vorlage  abweiche. 
Terenz  anderte  namlich  nicht  nur  einzelnes  fiir  das  rom. 
Empfinden  Verletzende  ab,  sondern  verwebte  auch,  was  Caeci- 
lius  wohl  vermieden  hatte,  aus  anderen  attischen  Lustspielen 
verwandte  Scenen,   von   welchen   er   sich  Erfolg   versprach,   in 


sehriften  dem  weniger  beliebten  Stvicke  Haut.  das  beliebteste,  den 
Eun.,  niit  Absieht  voranstellte,  um  so  eine  bessere  Abwechslung,  als  sie 
die  rein  zeitliche  Ordnung  bot,  zu  erzielen.  In  der  einen  Klasse  der 
Handschriften  Calliopischer  Recension  (y)  sind  Ad.  und  Phor.  umgestellt : 
Ancl,  Eun.,  Haut.,  Acl.,  Hec,  Phor.,  um,  wie  Fr.  Leo  a.  0.  S.  419  sehr 
wahrscheinlich  macht,  die  aus  Menander  iibersetzten  Stiicke  den  nach 
Apollodorus  gearbeiteten  voranzustellen  (vgl.  Donats  Zusatz  zu  Suetons 
Vita  und  Praef.  zur  Hec. ;  s.  auch  die  Einleitung  zum  fKritischen 
Anhang').  Daneben  wurden  die  Lustspjele  gleich  den  Plautinischen 
Stiicken  in  alphabetischer  Reihenfolge  iiberliefert:  And.,Ad.,  Eun..  For., 
Haut.,  Hec,  indem  sich  der  Phormio  infolge  der  spatlateinischen  Schrei- 
bung  Formio  (s.  Bosse  a.  0.  S.  9,  11;  so  auch  bei  Non.  und  in  Donats 
Praef. :  Phormionem  parasitum  putant  a  formula  litis  .  .  nominatum) 
zwischen  Eun.  und  Haut.  eindrangte.  So  im  Victoria/nus  (D),  Hecurta- 
tus  (G)  und  den  iibrigen  Handschriften ,  die  den  andern  Zweig  der  zur 
Calliopischen  Recension  gehorigen  Codices  (S)  bilden,  vielleicht  auch  im 
Donatkommentar;  in  der  einzigen  alten  Handschrift  niimlich,  welche  es 
von  ihm  giebt,  findet  sich  nur  der  Kommentar  zur  And.  und  zum  An- 
fang  der  Ad. 

*1)  Fl.  Nencini  a.  0.  S.  50  ff.  nimmt  als  Original  Menanders '  Kkvqcc 
an,  welche  dieser  spater  iiberarbeitet  und'E7nr()t7roj'Tf^betitelt  haben  soll. 
Die  Frage  lafst  sich  trotz  der  Angabe  der  Didaskalie  im  Kodex  A 
[Graeca  Menandru)  nicht  vollig  sicher  entscheiden;  Donat  giebt  mehr- 
mals,  aber  zweifelnd  Apollodor  als  Verfasser  an,  Eugraphius  Bpricht  Bich 
gegen  Menanders  Urheberschaft  aus,  und  die  Stelle  aus  Sidonius  Apolli- 
naris  (Ep.  IV,  12)  beweist  nichts;  vgl.  Fr.  Schlee,  Phil.  Wochenschr.  1885, 
No.  6.  Leo,  Plaut.  Forsch.,  S.  127  erkennt  Zeichen  bewufster  Abweichungen 
von  den  ausgebildeten  Typen  der  attischen  Komodie,  insbesondere  von 
Menander  in  diesem  Stiicke,  so  den  in  seine  Frau  verliebten  Jungling, 
die  HetSxe,  welche  ihrem  treulosen  Liebhaber  zur  Frau  verhiltt  uml  stets 
ihre  wesentliclien  Unterschiede  vom  Het&rentypua  hervorheht  u.  a. 


I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG.  19 

das  Hauptdrama.  So  in  der  Andria,  den  Adelplioe  und 
dem  Eunuchus;  zweifelhaft  ist  es  bei  der  Hecyra1)  uiid 
dem  Hauton  tim.2).  Contaminare  (Stamm  tag,  zu  dem  auch 
contagium  gehort;  eigentl.  cin  Beriihrung  bringen,  vermischen', 
dann)  czusaminenpatzen3),  -sudeln,  -schweifsen',  und  dadurch 
verunstalten,  verderben,  nannten  seine  Gegner  dies  Verfahren. 
Terenz7  welcher  sonst  die  griechischen  Originale  wenig  romani- 
sierte4),  hat  sich  doch  in  diesem  Punkte  den  kleinlich  ein- 
seitigen  Widersachern  gegeniiber  freie  Hand  gewahrt  und  dies 
wiederholt  in  den  Prologen  seiner  Stiicke  gerechtfertigt0). 

Noch  ein  zweiter  Punkt  war  es7  auf  welchen  hinsichtlich 
der  Vorlage  die  damalige  Kunstkritik  Wert  legte:  Stucke, 
welche  zum  erstenmal  gegeben  wurden  (fiir  'wiederholen'  ist 
referre  der  tibliche  Ausdruck),  sollten  neu  sein;  d.  h.  das  griech. 
Original  durfte  nicht  bereits  ganz  oder  zum  Teil  von  einem  an- 

o  #  o 

dern  lateinischen  Dichter  verwertet,  sondern  sollte  den  Zu- 
schauern  noch  unbekannt  sein.  Dies  entsprach  zugleich  deren 
Verlangen  nach  neuen6)  Stiicken.  Der  danach  auch  praktisch 
begriindeten  Forderung  hat  sich  Terenz  im  ganzen  gefiigt: 
in  Fallen,  wo  seine  Gegner  ihm  fwrtum  vorwarfen,  weist  er 
seine  Ubertragung  als  vollig  cneu'  nach  (s.  Ad.  Prol.  6 — 14) 
oder  entschuldigt  sich  mit  der  Unkenntnis  der  friiheren  Be- 
nutzung    einer  Stelle   (Eun.  Prol.  19 — 34).     Allerdings    lassen 


*1)  Vgl.  Dziatzko,  Rh.  Mus.  XXI,  80  f.;  Einheit  der  Vorlage  be- 
hauptet  Fl.  Nencini  a.  O.  S.  58  f. 

*2)  Die  von  Ed.  Rotter,  I)e  Heaut.  Terent.  (Bayreuth  1892)  und 
E.  Herrmanowski  a.  0.  vorgebrachten  Anstofse  zwingen  nicht  zur  Au- 
nahme  der  Contamination  des  Haut.  (vgl.  Dziatzko,  De  prologis  Plaitt.  et 
Ter.,  S.  10  f.,  Deutsch.  Litt.-Zeit.  1892,  Sp.  1459  f.  und  Wochenschr. 
f.  kl.  Phil.  1893,  Sp.  73  f.).  Dagegen  halt  Fr.  Skutsch  nach  der  von 
Hermann,  Ritter  und  Fabia  angebahnten  Erkliirung  der  Prologverse  die 
Contamination  fur  sicher. 

*3)  Donat  zur  And.  Prol.  16:  Proprie  contamina/re  est  manibus  luto 
plenis  aliquid  attingere.  Et  contaminare  attingere  est  et  polluere.  Bei 
i  lc.  Top.  69  wird  integra  contaminatis  als  Gegensatz  zusammengestellt ; 
fibertragen  Acc.  Atreus  frg.  VII  (V.  207  f.  R.):  matres  conquinari  regias, 
Contaminari  stirpem  ac  misceri  genus ,  Cic.  clom.  35,  Hor.  Carm.  I  37.  9. 
Gegen  W.  Ihne,  Quaest.  Terent.  (1843),  S.  7  nimmt  Fl.  Nencini  a.  0. 
S.  6  f.  an,  contamimare  beziehe  sich  nicht  blofs  auf  die  Verarbeitung  zweier 
Originale,  sondern  auch  auf  die  Entlehnung  von  einzelnen  Gedanken 
und  Satzen  aus  verschiedenen  Stucken. 

*4)  Vgl.  auch  Nencini  a.  0.  S.  149  ff.  Dazu  gehort  besonders  eine 
Anzahl  von  Sprichwortern ,  Wortspielen,  Bildern  und  volkstumlichen 
Wendungen. 

5)  And.  Prol.  13—21;  Haut.  Prol.  16—21;  Ad.  Prol.  1—14;  auch 
Eun.  Prol.  31  ff. 

6)  A.  Rohricht  (JJiss.  Argentor.  IX,  301  ff.)  leitet  den  Unterschied 
zwischen  noua  und  uetus  fabula  aus  dem  Griechischen  her,  indem  er 
fur  die  Hervorhebung  der  kccivtj  yf.au.aSia  gegeniiber  der  naXuiu  littera- 
rische  und  inschriftliche  Zeugnisse  beibringt. 


20  I.   ALLGEMEINE  EINLEITUNG. 

seine  Worte  Eun.  Prol.  27  (Si  id  est  peccatum  q.  s.)  und  35  ff. 
daran  zweifeln,  ob  er  die  Bearbeitung  eines  griechischen  Dramas 
oder  eines  Teiles  desselben  durch  verschiedene  lateinische 
Dichter  fiir  einen  grofsen  Verstofs  ansah1). 

Alle  sechs  Stiicke  des  Dichters  fanden  beim  Publikum 
Beifall,  die  Hecyra  freilich  erst  bei  ihrer  dritten  Auffiihrung. 
Die  grofsere  Zugkraft,  welche  an  den  Tagen  ihrer  ersten  und 
zweiten  Auffiihrung  andere  Lustbarkeiten  auf  das  Volk  aus- 
iibten,  bewirkten,  dafs  das  Stiick  das  eine  Mal  gar  nicht,  das 
andere  Mal  nur  zum  kleinen  Teile  aufgefiihrt  werden  konnte 
(s.  Phor.  Prol.  31  f.;  Hec.  Prol.  I  und  II).  Dagegen  gefiel 
cler  Eunuchus  so  gut,  dafs  er  von  den  Festgebern  noch  ein- 
mal,  hochst  wahrscheinlich  an  einem  und  demselben  Tage2) 
gegeben  wurde  und  der  Dichter  gewifs  mit  Riicksicht  hierauf 
die  ungewohnlich  hohe  Summe  von  8000  Sesterzen  (etwa 
1400  Mark)  als  Honorar  erhielt8). 

Nach  der  dritten  Auffiihrung  der  Hecyra  im  J.  160  v.  Chr.4) 
verliefs  Terenz  Rom  und  begab  sich  nach  Griechenland,  um 
Leben  und  Sitten  der  Griechen  an  Ort  und  Stelle  genauer 
kennen  zu  lernen5).  Schon  im  folgenden  Jahre  159  v.  Chr. 6) 
starb  der  Dichter  eben  im  Begriffe,  mit  neu  iibersetzten  Lust- 
spielen7)  nach  Rom  zuriickzukehren.    Er  fand  entweder  durch 


1)  S.  auch  die  bezeiehnenden  Verse  des  Togatendichters  Afranius 
irn  Prol.  zu  seinem  Stiicke  Compitalia,  welche  gegen  einen  ahnlichen 
Vorwurf  (Fragrn.  com.2  V.  25  f.  R.)  gerichtet  sind:  Fateor  sumpsi  non 
ab  solo  illo  (Menandro)  modo,  Sed  >d  quisque  haberet,  conueniret  quod 
viilii.  Quodque  me  non  posse  melius  facere  credidi,  Etiam  a  Latino. 

*2)  Suet.  Vit.  Ter.   S.  26:    Eunuclms.  quidem   l>is  die  acta  est;   vgl. 
dazu  S.  16  f.,  Anm.  3  (Schlufs). 

3)  Suet.  Vit.  Ter.  S.  29  und  503,  Donat  Praef.  Eun.  S.  10,  12  (Reiff.) ; 
vgl.  Anhang  zu  V.  16  f. 

4)  Nach  Schindler  a.  O.  S.  51  f.  ging  Ter.  im  Anfang  des  J.  160 
v.  Chr.  (noch  vor  der  zweiten  Auffiihrung  der  Hecyra)  nach  Griechen- 
land;  die  beiden  Prologe  der  Hecyra  sollen  vom  Schauspieldirektor  Am- 
bivius  Turpio  hemihren  (S.  39  ff.),  der  Adelphoe-Prolog  aber  zu  einer 
friilicren  Auffiihrung  gehoren.  Doch  liifst  sich  dies  nicht  gehorig  begriinden. 

5)  Einen  zweiten,  aber  wenig  glaubliehen  Beweggrund  neben 
diesem  giebt  die  Vit.  Ter.  S.  32:  uitandae  opinionis  (causa),  qua  ui<l<i><t- 
tur  aUena  j>r<<  suis  <'<!<  re.  Die  ebenda  mitgeteilte  Stelle  des  Volcacius,  die 
scheinbar  im  Widerspruch  zu  den  anderen  Angaben  stebt:  Itet  hinc  i» 
Asiam  feeit,  will  Pr.  Leo,  Quaest.  Aristoph.  Sent.  contr.  X.  durch  die  k<m- 
jektux  i»  Achaiam  fui  m  Asiam)  beseitigen;  bier  ist  aber  an  das  grie- 
chischc  Kliinasien  (z.  B.  Pergamum)  zu  denken,  womit  die  Worte  des 
Porcius  Licinus  (daselbst  S.  28):  abit  Graeciae  in  terram  ultimai»  Qber- 
einstimmen. 

6)  Hieronymus  in  Euseb.  Chron.  II,  127  (bei  A.  Schoene)  setzt  wohl 
nur  iritumlicb  diese   Nachricht  zu  Olymp.  CLV,  3  (158  v.  Chr.). 

7)  Q.  Cosconius  in  der  Vit.  Ter.  S.  32  berichtet  nach  der  Lesart 
der  Handschriften  sogar  folgenden  Nebemuiistand :  perissr  i»  nuiri  (sinu 
Leucadiae)   cum   C  et    VIII   fabulis    <<>nuersis  a    Menandro.     Indes    hat 


I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG.  21 

einen  Schiffbruch  irn  Meere  bei  Leukas  seinen  Tod  oder 
starb,  nachdem  er  sein  vorausgeschicktes  Gepack  nebst  den 
litterarischen  Arbeiten  durch  einen  solchen  Unfall  verloren 
hatte,  zu  Stymphalos  in  Arkadien1).  Er  hinterliefs  eine  Tochter, 
welche  spater  einen  romischen  Ritter  heiratete,  und  ein  Ver- 
mogen,  das  in  20  Morgen  Gartenland  an  der  uia  Appia  be- 
stand  (Vit.  Ter.  S.  33).  Letztere  Xachricht  klingt  glaubhafter 
als  die  des  parteischen  litterarhistorischen  Dichters  Porcius 
Licinus  (gegen  das  Ende  des  II.  Jahrh.  v.  Chr.),  Terenz  habe 
wegen  seiner  Freundschaft  mit  den  homines  nobiles  seine  Privat- 
verhaltnisse  vernachlassigt  und  sei  dadurch  in  vollige  Armut 
geraten  (Vit.  Ter.  S.  2$,  33). 

Uber  die  aufsere  Erscheinung  des  Dichters  heifst  es  bei 
Suet.  Vit.  Ter.  S.  33:  Fuisse  dicitur  mediocri  statura,  gracili  cor- 
pore,  colore  fusco.  Die  in  einigen  alten  Terenzhandschriften 
sowie  auf  einer  Contorniatmiinze  erhaltenen  Darstellungen  des 
Terenz  haben  keine  oder  nur  geringe  Grlaubwtirdigkeit,  wenn 
aueh  die  jener  Handschriften  in  letzter  Linie  bis  auf  Varros 
Hebdomades  zuriickgehen  mogen2). 

Eine  Wiirdigung  der  dichterischen  Eigentiimlich- 
keiten  unseres  Dichters  lafst  sich  am  besten  aus  den  Worten 
des  feinen  Kunstkritikers  Horaz  (Epist.  II  1.  59)  entwickeln: 
(Dicitni )  uineere  .  .  Terentius  arte.  Durchdacht  und  wohl- 
erwogen  ist  zunachst  die  Anlage  der  Stiicke.  In  dieser  Be- 
ziehung  hat  er  sich  sogar  Abweichungen  vom  griechischen 
Original  aus  berechtigten  asthetischen  Griinden  gestattet3). 
Insbesondere  ersetzte  er  langere  Erzahlungen  und  Selbst- 
gesprache  durch  Handlung  und  Zwiegesprache.  Bei  einheit- 
lichen  Stiicken  schlofs  er  sich  zum  Vorteil  des  Ganzen  enger 
an  seine  griechischen  Muster  an.     Bei  der  Vereinigung  zweier 


ftitschl  a.  <>  S.  519  scharfsiimig  in  CVIII  eine  Dittographie  cles  vor- 
ausgehenden  CVM  vermutet.  Oder  die  Zahl,  welche  gerade  mit  der 
im  Altertum  mehrfach  berichteterj  Gesamtzahl  der  Lustspiele  Menanders 
ubereinstimmt .  ist  aus  einer  dieser  Quellen  in  den  Text  Suetons  ein- 
gedrungen  und  hat  daselbst  ein  anderes  Xomen  (etwa  nouis)  verdrangt. 
Fr.  Skutsch  halt  den  sprachlich  auffalligen  Ausdruek  conuersis  a  M.  fiir 
sehr  verdachtig. 

1)  Vgl.  aufser  Ritschl  zur  Vit.Ter..  S.  520  f.  auch  Sauppe  a.  0.  S.  120  f., 
welcher  die  doppelte  Nachricht  iiber  den  Ort  des  Todes  klar  geschieden  hat. 

2    Sieh  J.  J.  Bernoulli,   Rom.  Iconographie   (1882),   S.  66—70   und 
dazu  Fr.  Leo  im  Rh.  Mus.   XXXVIII.  335. 

*3)  Fiir  die  Eingangsscenen  mehrerer  Stiicke  hat  Dziatzko  dies  nach- 
zuweisen  gesucht  in  der  Abhandlung  rtJberd.  Plaut.  Prol.AIlg.  Gesicht-p  ". 
S.  15  f.  Die  Sorgfalt  in  der  Anlage  zeigt  z.  B.  gleich  die  erste  Scene 
der  Andria,  wie  schon  Cic.  de  invent.  I,  33  richtig  bemerkte.  Dafs 
dessen  Lob  Terenz,  nicht  dem  Vorbilde  gilt.  sucht  J.  Kubik,  De 
M  Tullii  Ciceronis  poetarum  Latinorum  studiis  Diss.  phil.  Vindob. 
II ,  323)   darzuthun.     Terenz   liefs   im    allgemeinen    alles   Eintonige,    lii- 


22  I.    ALLUEMELNi;   EINLEITUNG. 

Lustspiele  vollzog  er  die  Verarbeitung  zumeist  so  vollkomnien  *), 
dafs  die  Fugen  ohne  seine  und  Donats  Angaben  kaum  aufzu- 
finden  waren.  Dies  gelang  ikm,  weil  er  das  Widersprechende 
aussonderte  und  dann  das  iibrige  mit  iiberlegter  Kunst  anein- 
anderpafste.  Ferner  durehbrach  er  die  Illusion  nicht  wie 
Plautus  und  (nach  den  Bruchstiicken)  gelegentlich  auch  die 
attischen  Dichter  dadurch,  dafs  er  mit  den  Zuschauern  innerhalb 
eines  Lustspieles  in  unmittelbaren  Verkehr  trat.  Dazu  hat  er 
den  litterarischen  Prolog,  welcher  absichtlich  auf  den  Inhalt  des 
Stiickes  nicht  eingeht,  gegeniiber  Plautus,  bei  dem  dieser  blofs 
in  den  Anfangen  vorhanden  ist  (Prol.  Asin.,  Aulul.),  vollkommen 
ausgestaltet2).  Nicht  minder  iiberlegt  und  infolgedessen  zu- 
treffend  ist  die  Charakteristik  der  Personen  und  die  Moti- 
vierung  der  Handlung.  Verdankte  er  das  Wesentliche  und 
Beste  hierin  allerdings  seinen  griechisehen  Vorbildern,  so  dafs 
diesen  im  Grunde  die  im  Altertum  typisch  gewordenen  Figuren 
des  Selbstqualers  Menedemus 3),  des  Phormio,  die  *Miciones  et 
Lachetcs'4)  gebiihren,  so  hat  er  doch  —  wieder  abweichend  von 
Plautus  —  diese  Eigenschaften  treu  und  sorgsam  seinen  Lust- 
spielen  zu  wahren  gesucht,  ja  in  Einzelheiten  sogar  Verbesse- 
rungen  gewagt5).  Endlich  ist  es  die  Sprache,  welche,  durch- 
aus  gewahlt  und  rein,  geradezu  als  Muster  des  sermo  wbanus 
( der  feinen  Umgangssprache)  seiner  Zeit  gelten  kann 6).  Die  gewifs 
mafsgebenden  Beurteiler  Cicero  und  Caesar  zollen  ihm  in  dieser 
Beziehung    das   hochste   Lob   (Vit.  Ter.  S.  34 7).     Zur   Sprach- 

wahrscheinliche,  den  Koniern  Unverstiindliche  und  ihreni  Gefiihl  Wider- 
sprechende  in  seinen  Bearbeitungen  aus  oder  ersetzte  es  durch  Ent- 
sprechenderes.  Das  religiose  Moment  tritt-u.  a.  bei  ihm  gegeniiber  Plautus 
stark  zurvick. 

*1)  Einige  von  Ihne  a.  0.  S.  19  ff.  und  Ch.  Kenoit,  Essai  swr  la 
comedie  de  Menandre ,  S.  228  angenommene  Mangel  und  Widerspriiche 
im  Eunuch  leugnet  gut  Ph.  Fabia  in   der  Ausg.  dieses  Stiickes,  S.  46  ft'. 

*2)  Vgl.  besonders  Fr.  Leo,  Plaut,  Forsch.,S.  100,  Anm.  4,  S.  153,  174  f.; 
aufserdem  F.  Kampe,  Die  Lustspiele  des  Terent.  und  ihre  griech.  Origi- 
nale  (Halberstadt  1884)  und  G.  Regel ,  Terenz  im  Verhaltnis  zu  seinen 
griech.  Originalen  (Wetzlar  1884). 

3)  Vgl.  das  von  W.  Wagner,  Ausg.  des  Haut.,  Einleitung  S.  26  Zu- 
sammengestellte. 

4)  Sieh  Ammian.  Marc,  XXVIII  4,  27. 

*5)  Vgl.  z.  B.  das  in  Bd.  II  (Dziatzkos  Au8g.  der  Ad.),  S.  4  fiber 
die  Heirat  Micios  in  den  Adelphoe  Gesagte.  Zusammenfassend  handell 
Pl  Nencini  a.  0.  S.  18  ff,  157  ft'.  iiber  das  Verhiiltnis  Terenz'  zu  seinen  Origi- 
nalen  namentlich  mit  Kiicksicht  auf  die  Entwicklung  der  Handlung 
und  die  Charakteristik  der  Personen.  Zur  Erkliirung  der  Namensiinilr- 
rungen  ini  Etm.  und  liber  andere  Abweichungen  in  diesem  Stiicke  vgl. 
auch  Ph.  Fabia  a.  0.   S.  4*  f.  und  54  ff. 

*6)  S.  Haut,  Prol.  46:    In  hac  (fabnla)  est  pwa  orabio. 
7)  Vgl.   A.  G.  Engelbrecht,    Stud.   Ter..  S.  6  ff.;    iiber   Ciceros  Ver- 
haltnie   zu  Ter.  s.  J.  Schiifler  in  d.  Bl.  f.  d.  bay.  Gymn.  XX,  291—294 
und  J.  Kubik,   Diss.  phil.    Vmd.   II,  .'521  ff.     An  einem  einzelnen  Punkte, 


I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG.  23 

reinheit  kommt  die  Klarheit  und  Scharfe  seines  Ausdruckes 
(proprietas) ,  die  Anwendung  der  Worter  in  ihrer  echten  Be- 
deutung.  Anderseits  entspricht  diesen  vorwiegend  auf  U  berlegung 
heruhenden  Vorziigen  ein  gewisser  Mangel  an  unmittelharer 
Kraft,  an  sprudelndem  Witz,  an  Lebendigkeit,  an  Wechsel  der 
Stimmung  und  an  Kraft  der  geschilderten  Affekte:  in  ri&s6ivl) 
und  nicht  in  7Cv.%t(5iv  lag  seine  Starke.  Darauf  griindeten 
wohl  die  Gegner  des  Terenz  den  Yorwurf  (Phor.  Prol.  5), 
seine  Stiicke  seien  ztenui  oratione  et  scriptura  leui';  aher  auch 
Caesar  beklagt  es  a.  0.,  dafs  mit  den  Henia  scripta^  des  Dich- 
ters  nicht  ^uis'  verbunden  sei.  Ihm  fehlt  eben  die  packende 
Plautinische  Komik:  seine  Vater  und  Sohne  sind  aus  guter 
Familie,  die  Frauen  achtbar,  selbst  die  Hetaren  ansfandig  und 
wohlgesinnt;  das  Possenhafte  hat  er  vermiedem  auf  zweideutige, 
unanstandige,  iibermiitige  eigene  Witze  ganz  verziehtet.  Aus 
diesem  oder  ahnlichem  Grunde  hat  auch,  wie  anzunehmen  ist, 
der  Litterarhistoriker  Volcacius  Sedigitus  (um  das  Ende  des 
II.  Jahrh.  v.  Chr. )  in  seinem  Kanon  (s.  S.  11,  Anm.  2  und  4), 
in  welchem  er  die  zehn  namhaftesten  lateinischen  Palliaten- 
dichter  dem  Range  nach  aufzahlt,  dem  Terenz  erst  den  sech- 
sten  Platz  angewiesen2).  Dagegen  verbreitet  der  Dichter 
ruhige,  vornehme  Heiterkeit  und  halt  iiberall  die  richtige  Mitte 
zwischen  tragischem  Pathos  und  gemeiner  Redeweise  ein3).  — 
Ubrigens  ist  zu  beachten,  dafs  eine  Entwicklung  des  Dichters 
im  Verlauf  seiner  Arbeiten  sich  kaum  erkennen  lafst.  Zumeist 
beruht  dies  ohne  Zweifel  auf  dem  Zuriicktreten  der  Individua- 
litat  eines  Palliatendichfcers  iiberhaupt  und  besonders  zur  Zeit 
des  Terenz,  zugleich  aber  auch  auf  der  Kiirze  des  Zeitraums, 
in  welchen  seine  gesamte  litterarische  Thatigkeit  fallt.    Jeden- 

dein  Gebrauch  des  Adjektivums,  weist  P.  Barth  (N.  Jahrb.  1884,  S.  177  fF.) 
Terenz'  Eleganz'nach;  iiber  seine  Sorgfalt  in  der  Verwendung  der  griechi- 
schen  Lehn-  und  Fi-erndworter  und  seltenen  Ausdriicke  s.  meine  Dissert 
(Studia  Terent,  Vindob.  1882,  S.  13  ff'.  und  23  ff.). 

*1)  Vgl.  Varro  (bei  Charis.  Gr.  Lat.  I,  241,  27  f.):  ii&r,  —  nullis  aliis 
seruare  eonuenit  (contigit?)  . .  quam  Titinio,  Terentio,  Attae  und  Cic.  de 
invent.  I,  27,  der  die  Worte:  Illa  autem  narratio,  auae  uersatur  in  per- 
sonis,  eiusmodi  est,  ut  in  ea  simul  cum  rebus  ipsis  personarum  sermones 
et  animi  perspici  possint  durch  Ter.  Ad.  60  bis  64  erlliutert. 

*2)  Vgl.  0.  Ribbeck,  Geschichte  der  rom.  Dichtung  I,  155  f. 
3)  Nachdem  Ladewig,  Uber  den  Canon  des  Volc.  Sed.  (Neustrelitz 
1842)  den  grofseren  oder  geringeren  Grad  von  Originalitat  als  Princip 
fiir  die  Anordnung  jener  Dichter  erklart  hatte  (S.  11  i,  suchte  Heinr.  Iber, 
De  Volc.  Sed.  canone  (Munster  1865)  nachzuweisen,  dafs  aufserdem  das 
Vorwiegen  von  Ttd&og  oder  rftog  als  zweites  Moment  fur  Bevorzugunpy 
oder  Nachsetzung  der  einzelnen  Komiker  mafsgebend  gewesen  sei.  Die 
in  dem  Kanon  zur  Begriindung  der  Voranstellung  des  Caecilius  und 
Naevius  gebrauchten  Ausdriicke  mimicus  und  X.,  qui  feruet  legen  die 
Vermutung  nahe,  dafs  Sed.  die  mehr  oder  minder  mimenhaft  derbe, 
possenhafte  Komik  der  Dichtungen  seiner  Einteilung  zu  Gruhd  legte. 


24  I.    ALLGE.MEIXE  EINLEITUNG. 

falls  konnen  wir  keines  seiner  Lustspiele  als  noeh  ungereifte 
Jugendarbeit  bezeiehnen  oder  in  Bezug  auf  die  Ausfiihrung 
hinter  die  anderen  zuriickstellen *). 

3.   Zur  Textgeschichte  der  Terenzischen  Lustspiele. 

Als  nach  deni  Tode  des  Terenz  die  .  Reihe  der  guten 
Palliatendiehter  fast  abgeschlossen2)  und  diese  Dichtungs- 
gatuung  selbst  einer  weiteren  Entwicklung  nicht  mehr  fahig 
war,  fing  man  an,  die  Palliatkomodien  friiherer  Dichter  wie 
neue  wieder  aufzufiihren.  Naturlich  mufsten  sich  dabei  die 
Stticke  alterer  Dichter  manche  Veranderung  gefallen  lassen. 
Auch  Terenz'  Stiicke  sind  in  den  nachsten  Decennien  nach  der 
Mitte  des  II.  Jahrh.  v.  Chr.  wiederholt  aufgefiihrt  worden, 
worauf  die  erhaltenen  Didaskalien  der  Stiicke  noch  in  sicheren 
Spuren  hinweisen3).  Giinstig  war  es  fiir  die  tlberlieferung  der 
Stiicke  unseres  Dichters,  dafs  sein  ganzer  Nachlafs  wohl  gleich 
nach  seinem  Tode,  vielleicht  auf  Betrieb  seiner  gebildeten  und 


*1)  C.  Conraclt,  Die  metrische  Compos.  der  Com.  des  Ter.  (Berlin  1876), 
S.  69  will  eine  gewisse  Verschiedenheit  in  Bezug  auf  die  Rhythnien 
in  den  Adelphoe  als  dem  letzten  Stiicke  erkennen  (zur  Andria  vgl.  S.  195 
und  206  f.).  Bezeichnend  scheint.  dafs  bacckeische  und  kretische  Tetra- 
meter  nur  in  der  Andria  (nach  Plautiniseher  Art)  erscheinen.  S.  auch 
Car.  Rothe,  Quaest.  gramm.  ad  usum  Plaut. poUssimum  et  Ter.  spect.  (Berolini 
1876),  S.  17  (tiber  einen  Fall  der  cons.  temp.  in  der  And.);  ferner  weist 
Ed.  Wolfflin  im  Arch.  f.  lat.  Lex.  I,  167  auf  die  Unsicherheit  im  Ge- 
braueh  der  Causalpartikeln  in  der  And.  hin  (id  propterea,  proptereaque, 
eapropter  im  V.  414,  693,  959  sind  &7taE,  tiQi](iivcc  bei  Ter.).  Weiter 
macht  Fr.  Skutsch,  Forschungen  zur  lat.  Gramm.  u.  .Mctrik.  Bd.I.  (Leipzig 
1892),  S.  90  darauf  aufmerksam,  dafs  sich*  bei  Ter.  die  >vukopierte  Form 
dein  (statt  deinde    nur  in  diesem  ersten  Stiicke  findet. 

2)  Im  Prolog  der  Casina  des  Plautus,  welcher  um  das  J.  154  v.  Chr. 
oder  bald  nachher  geschrieben  ist,  heifst  es  V.  9  f. : 

Xinn  nunc  nouae  quae  prodeunt  comoediae, 
MnJto  sunt  nequiores  quam  nummi  noui. 
Turpilius,  der  letzte  namhafte  Palliatendichter,  lebte  zwar  noih  bis 
zum  J.  10.*J  v.  Chr. ,  horte  aber  wahrscheinlich  fruh  zu  dichteu  auf  (s. 
lvitsrhl.  Varerga  S.  188,  Anm.).  —  Miinner  wie  Fnmhniius  iHor.  Serm. 
I  10,  40fi'.s  Virgilius  Bomanus  (Plin.  Epist.  VI.  21)  imd  .1/.  Pomponius 
Jiiissiiltis  aus  dem  Elnde  des  I.  Jahrhunderts  n.  Chr\,  dessen  Grabschrift 
uns  erhalten  ist  (Corp.  I.  L.  IX,  1164),  uhertrugeri  griechische  Lustsj 
wohl  nur  fiir  die  Lektiire  (garrire  libellos  bei  Horaz)  und  zum  eigenen 
Vergniigen;  jedenfalls  waren  sie  Ausnahmen  (unus  uiuorum  bei  Horaz). 
Ygl.  Steinhoff,  Das  Fortleben  des  Plaut.  auf  d.  Biihne  Blankenhurg 
1881),  Anm.  48;  Boissier  in  Mel  Graux  (1884),  S.  79  f.  —  Die  von  An- 
fang  an  wachsende  Abhangigkeit  der  Palliata  von  den  griechischen 
Vorlagen  ist  als  die  innere  Ursache  ihres  so  schnellen  Verfalls  anzu- 
sehen;  ein  Zwiespalt  im  Urteil  der  Zuschauer,  von  denen  im  Grnnde  nur 
die  htterarisch  Gebildeten  an  der  streng  gr&cisierenden  Etichtung  dieser 
Dichtungsart  Gefallen  Qnden  konnten,  war  die  niichste  Folge  davon 
(vgl.  Boissier  a.  <  >.  . 

3    Vgl.  Dziatzko,  Rh.  Mus.  XX.  591  und  XXI,  64  ff. 


I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG.  25 

weitblickenden  Freunde  zusammengestellt  und  veroffentlicht 
wurde;  dadurch  entging  sein  Text  gliicklich  den  Gefahren  gro- 
fserer  Verderbnisse,  die  der  Plautinische  leider  erlitten  hat1). 
Schon  in  der  zweiten  Halfte  des  II.  Jahrh.  v.  Chr.  fing 
die  gelehrte  Thatigkeit  in  Nachahmung  und  Nacheiferung  der 
ffriechischen  Grammatiker  an,  sich  der  Palliatkomodie  zu- 
zuwenden.  Es  wurden  die  Texte  der  Komiker  fiir  die  Lektiire 
zusarninengestellt,  wobei  die  Sorge  mafsgebend  gewesen  zu  sein 
seheint,  bei  verschiedener  tTberlieferung  die  parallelen  Fassungen 
nach  Moglichkeit  zu  erhalten.  Ferner  wurden  die  Notizen  zur 
Geschichte  der  einzelnen  Stiicke  und  ihrer  Auffiihrungen  ge- 
sammelt  und  zusammenhangend  geordnet.  Endlich  haben 
romische  Gelehrte  in  selbstandigen  Schriften  litterarhistorische, 
scenische  und  sprachliche  Eigentiimlichkeiten  der  alten  Komiker 
behandelt;  unter  ihnen  L.  Accius  (der  beruhmte  Tragiker), 
Porcius  Licinus  (s.  S.21),  Volcacius  Sedigitus  (S.  23),  dann 
der  erste  romische  Philologe,  zugleich  Varros  und  Ciceros  Lehrer 
L.  Aelius  Stilo,  Aurelius  Opilius  (Opillus),  Q.  Cosco- 
nius  (s.  S.  20),  Servius  Clodius,  vor  allen  aber  M.  Teren- 
tius  Varro  (116 — 27  v.  Chr.),  dessen  durch  umfassende  Ge- 
lehrsamkeit  und  Sachkunde  ausgezeichnete  Werke  fiir  die 
rumischen  Litterarhistoriker  der  Folgezeit  die  Hanptcmelle 
bildeten.  Den  Stoff  fiir  diese  Arbeiten  boten  zunachst  wohl 
Schauspielerexemplare,  soweit  man  ihrer  habhaft  werden  konnte2), 


1)  Unzweifelhaft  bildet  fur  die  Plautinischen  Koinodien  die  G-estalt, 
welche  sie  bei  den  Wiederholungen  in  nachplautinischer  Zeit  erhielten, 
die  Grundlage  unseres  Textes.  Anders  bei  Terenz.  Dafs  zu  dessen 
Stucken  uns  die  Prologe,  welche  doch  nur  je  fur  die  eine  Auffiihrung 
pafsten,  fiir  welche  sie  geschrieben  waren,  unverfalscht  erhalten  sind, 
ist  ein  deutlicher  Beweis  dafiir,  dafs  man  zur  Zeit  der  ersten  litterari- 
schen  Verbreitung  Terenzischer  Lustspiele  die  Mittel  und  den  Willen 
hatte,  sie  in  ihrer  urspriinglichen  Fassung  zu  iiberliefern.  Von  den 
Plautinischen  Prologen  zeigen  hn  Gegenteil#  die  meisten  eine  nicht  fiir 
die  erste  Auffiihrung  giltige  Fassung.  Ahnlich  steht  es  niit  den 
Schliissen.  Denn  was  die  zwei  unechten  der  Andria  anlangt  (den 
zweiten  versetzt  A.  Greifeld,  De  Andriae  Terent.  gemino  exitu,  1886, 
S.  4-2  und  Fr.  Falbrecht,  Diss.  phil.  Vincl.  IV,  36  ins  VII.  Jahrh.  d.  St., 
Dziatzko,  N.  Jahrb.  1876,  S.  235  ff.  ins  II.  Jahrh.  n.  Chr. ;  den  dritten  noch 
jiingeren  Falbrecht  a.  0.  S.  38  in  das  Zeitalter  Donats,  vgl.  dazu  Greifeld, 
Eerl.  phil.  Wochenschr.  1894,  Sp.  367),  so  wurden  diese,  wie  ihr  Fehlen 
in  unseren  alten  Terenzhandschriften  zeigt,  in  keine  mafsgebende  Re- 
cension  des  Altertums  aufgenommen;  ganz  anders  liegt  die  Sache  wieder 
bei  Plautus,  wie  die  verschiedenen  Schliisse  des  Poenulus  beweisen. 

2)  Diese  Quelle  wurde  von  W.  Wilmanns,  De  didasc.  Ter.,  S.  63  ff., 
von  Dziatzko  (Rh.  Mus.  XXI,  92)  und  C.  Steffen  (Act.  soc.  phil.  Lips.  II, 
150  ff.)  in  den  Vordergrund  gestellt,  die  andere  dagegen,  insbesondctc 
die  commentarii  magistratuum ,  von  Fr.  Scholl  (Rh.  Mus.  XXXI,  461)  ff.) 
nach  Madvig,  Opusc.  acad.,  S.  109  und  Ritschl,  Parerg.  S.  319  f.  Aus 
dem  Titel  De  actis  scaenicis  einer  Varronischen  Schrift  mit  Scholl  auf 
den  amtlichen  Charakter  der  Quelle  unserer  Didaskalieu  /u  schlieJ 


26  I.    ALLGEMEINE  EINLEITUM;. 

aufserdem  gelegentliche  Aufzeichnungen  der  einzelnen  Beaniten 
iiber  die  von  ihnen  geleiteten  scenischen  Auffiihrungen.  Die 
Fursorge  fiir  die  Bequenilichkeit  des  Lesers  durch  gleichniafsige 
Feststellung  der  Scenenuberschriften  und  der  Personenbezeich- 
nung  ira  Dialog  sowie  die  systematische  Aufnahme  oder  Bei- 
fiigung  von  Noten  zur  Unterscheidung  der  Scenen  nach  Art 
ihres  Vortrags  und  zu  anderen  Zwecken  .  gehorten ,  wie  es 
scheint,  jener  oder  doch  der  niichstfolgenden  Zeit  an1).  Da- 
neben  erhielten  sich  die  Stiicke  zum  Teil  lange2)  auf  der  Biihne; 
freilich  wohl  mit  grofserem  Erfolg  in  den  Landstadten  als  in 
der  Hauptstadt,  wo  die  Festgeber  mit  aufregenderen  sceni- 
schen  Darstellungen  dem  veranderten  Geschmacke  der  Menge 
huldigten. 

Da  im  Laufe  der  Zeit  die  Exemplare  des  Terenz,  der  im 
Altertum  immer  ein  in  und  aufser  der  Schule  viel  gelesener 
Schriftsteller  blieb,  durch  Schreibfehler,  Glossen  und  Inter- 
polationen  verderbt  wurden,  so  war  eine  von  Zeit  zu  Zeit 
durch  gelehrte  Grammatiker  erneuerte  Recension  des  Textes 
ein  natiirliches  Bediirfnis.  So  ist  zu  vernmten,  clafs  von 
M.  Valerius  Probus  aus  der  Mitte  des  I.  Jahrh.  n.  Chr.;  von 
welchem  es  bei  Sueton  (S.  118  Reiff.)  heifst:  multaque  exem- 
pla/ria  contracta  emendare  ac  distinguere  et  adnotare 
curauit,  eine  solche  Durchsicht  des  Terenz  ausging,  bei  der  er 


gelit  nach  Dziatzko  nur  dann  an,  wenn  nian  acta  scaenica  als  fest- 
stehenden  Namen  regelmafsiger  officieller  Aufzeichnungen  (wie  aeta 
senatus,  acta  populi  u.  dgl.)  erklart,  was  anderweitig  nicht  uberliefert 
ist.  Gegen  die  Annahme  solcher  amtlicher  Aufzeichnungen  iiber  den 
Gegenstand  der  scenischen  Spiele  spricht -u.  a.  der  Umstand,  dafs  schon 
am  Ende  des  II.  Jahrh.  v.  Chr.  die  Gelehrten  iiber  die  Echtheit  der 
Plautinischen  Lustspiele  fast  vollig  im  Zweifel  waren. 

1)  Aus  nachvarronischer  Zeit  stammen  die  Reste  von  Kolo-  und 
Stichometrie ,  welche  sich  in  Plautinischen  Handschriften  finden  (vgl. 
iiberhaupt  Ritschl,  Trin}  Praef.  S.  LXV,  Dziatzko  in  d.  N,  Jahrb.  1883, 
S.  61  ff.,  Fr.  Schoell  in  Trin,3  Praef.  S.  LVH  f.).  Nach  Studemund  (Wiirzb 
Festgrufs,  S.  48)  ist  die  griech.  Technik  in  der  im  Ambrosianus  genau  durch- 
gefuhrten,  in  den  Palatini  nur  verdunkelten  Aristophanisch-Heliodorischen 
Vers-  und  Kolenstellung  (mit  Aus-  und  Einriicken  der  Zeilenanfiinge)  er- 
kennbar  (vgl.  Fr.  Leo,  Rh.  Mus.  XXXX,  182  und  Plaut.  Forsch.,  S.  20). 
*2)  Cic.  de  sen.  65:  in  scaena  intellegi  potest  ex  ets  fratribm,  qui 
in  Adelphis  swKb\  vgl.  Amm.  Marc.  XXVIII  4,  27:  Micciones  soccati.  In 
den  Pompeianischen  Inschriften  begegnet  fiinfmal  der  Name  Menedemm 
aus  dem  Haut.  scherzhaft  in  M enedemerumenus i  Mered.)  verandert:  CIL.  IV, 
1211,  1212,  1616,  1637,  1870  (vgl.  Wagner,  Ausg.  des  Haut,,  S.  26). 
Eraen  ungefahren  Gradmesser  for  die  Beliebtheit  der  Stiicke  zur  Cicero- 
nischen  Zeit  giebt  die  Verteilung  der  67  von  Cicero  angefiihrten  Terenz- 
verse  auf  die  einzelnen  Lustspiele.  Danach  fallen  22  auf  den  Eun., 
16  auf  die  And..  11  auf  den  Phor.,  10  auf  den  Haut.,  8  auf  die  .!-/.. 
gar  kein  Vers  auf  die  Hec.  (vgl.  Kubik  a.  0.  S.  332).  Ein  iihnliches 
Verhaltnis  ergiebt  die  Zahl  der  Citate  bei  Nonius  (s.  E.  Bartels,  Diss. 
Argent.  IX,  6). 


I.    ALLGEMEINE  EINLErTUNG.  27 

konservativ  die  Fehler  der  Abschreiber  berichtigt,  Versabteilung 
und  Interpunktion  hergestellt  und  sein  Urteil  iiber  den  Text 
durch  kritische  Zeichen  angezeigt  haben  wird.  Und  weil  das 
lebendige  Verstandnis  des  Textes  in  den  Einzelheiten  fruhzeitig 
schwand  oder  weil  nian  eine  etwaige  Durchsicht  des  Textes  zu 
begriinden  suchte,  wurden  seit  der  ersten  Kaiserzeit  wiederholt 
ausfiihrliche  Erlauterungen  der  Terenzischen  Stiicke  geschrieben. 
Solche  Commentare  wurden  von  dem  genannten  Probus1), 
von  Aemilius  Asper,  Arruntius  Celsus  (vielleicht  nur 
zum  Phorniio2),  Helenius  Acro,  Euanthius  und  dem  etwas 
jiingeren  Aelius  Donatus  (um  die  Mitte  des  IV.  Jahrh.  n.  Chr.), 
dem  Lehrer  des  hl.  Hieronymus,  verfafst.  Euanthius,  der  in 
Constantinopel  um  360  n.  Chr.  lehrte,  ist  der  Verfasser  der 
unseren  Donatscholien  vorausgehenden  Abhandlung  iiber  die 
Koniodie,  welche  wohl  als  Einleitung  eines  eigenen  Terenz- 
kommentares  (Rufin.  Gr.  Lat.  VI,  554,  4:  Euanthius  in  com- 
mentario  Terentii  de  fabuld)  zu  betrachten  ist.  Unter  Donats 
Namen  ist  uns  eine  Scholienmasse  zu  fiinf  Stiicken  erhalten 
(der  Teil  zum  Haut.  ist  verloren),  eine  wirre  Zusammenstellung 
von  Ausziigen  aus  verschiedenen  (wenigstens  zwei)  Kommen- 
taren,  in  welchen  wertvolle  altere  Erklarungsschriften  benutzt 
waren3).  —  In  der  ersten  Halfte  des  II.  Jahrh.  n.  Chr.,  einer 
Zeit,  welche  mit  besonderem  Eifer  die  auf  die  altere  lateinische 
Litteratur  gerichteteten  Studien  pflegte,  wurden  von  C.  Sul- 
picius  Apollinaris  aus  Karthago,  dem  Lehrer  des  A.  Gellius 
und  des  Kaisers  Pertinax,  metrische  Inhaltsangaben  zu  den 
Stiicken  des  Terenz  in  je  12  Senaren  abgefafst4);    sie   sind   in 


1)  An  einen  andern  Probus  denkt  Steup,  De  Probo  gramm.  (1871), 
S.  97  ff. ;    s.  aber  Fr.  Leo,  Plaut.  Forsch.,  S.  45. 

2)  Vgl.  Lud.  Schopen,  De  Terentio  et  Donato  (Bonn  1821),  S.  38  f.; 
dagegen  halt  Ritschl,  Parerga  S.  367  einen  besonderen  Kommentar  des 
Celsus  iiberhaupt  ffir  zweifelhaft. 

*3)  Vgl.  L.  Schopen  a.  0.  S.  30—50.  Bestandteile  suchen  auf  Euan- 
thius  zurfickzufuhren  H.  Usener  (Rh.  Mus.  XXIII,  493  ff.)  und  E.  Scheide- 
mantel,  Quaestiones  Euanthianae  (Leipzig  1883);  weitere  Versuche,  die 
Scholien  in  ihre  Massen  aufzulosen,  bei  A.  Teuber,  De  anctor.  comment. 
in  Ter.  (Eberswalde  1881;  und  N.  Jahrb.  1891,  S.  353  ff.;  s.  Leo,  Rh.  Mus. 
XXXVIII,  32G  ff.  Zur  Handschriftenfrage  vgl.  Dziatzko,  N.  Jahrb.  Suppl.  X, 
675  ff. ;  R.  Sabbadini,  JZ  commento  di  Donato  a  Terenzio  (Studi  Ital.  di  fil. 
class.  II,  1  ff;  vgl.  III,  249  ff.)  und  P.  Wefsner,  Rh.  Mus.  LII,  69  ff  - 
Alter  als  das  X.  Jahrh.  ist  der  Kommentar  des  Eugraphius  (Eugra- 
fius),  der  nach  Calliopius  und  nach  Orosius  (1.  Halfte  des  V.  Jahrh. ; 
vgl.  Dziatzko,  N.  Jahrb.  1894,  S.  473)  lebte;  H.  Gerstenberg,  De  Eugra- 
pJiio,  Terentii  interprete  (Jena  1886),  S.  103  ff.  versetzt  ihn  ins  VI.  Jahrh. 
Der  Kommentar  des  J.  Calphurnius  (Giov.  Calfurnio  aus  Brescia)  zum 
Haict.  stammt  aus  dem  XV.  Jahrh.  (1476). 

4)  Sehr  eingehend  handelt  von  ihnen  und  'ahnlichen  Arbeiten  jener 
Zeit  C.  R.  Opitz,  De  argum.  metr.  Lat.  arte  et  origine  (Leipz.  Stud.  f. 
Phil.  VI,  193—316);   vgl.  meine  Anzeige  in  d.  Phil.  Rundsch.  V,  1261  ff. 


28  I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG. 

den  Handschriften  deni  Texte  der  einzelnen  Lnstspiele  voraus- 
geschickt. 

In  einen  wie  fehlerhaften  Zustand  schon  im  IV.  bis 
V.  Jahrh.  n.  Chr.1)  der  Text  der  Terenzischen  Koniodien  ge- 
raten  war,  lehrt  deutlich  unser  altester  Codex  Bembinus  (A), 
welcher  eben  jener  Zeit  zugeschrieben  wird.  So  wertvoll  diese 
Handschrift  wegen  der  zahlreichen  guten  Lesarten  ist,  welche 
sie  allein  unverandert  oder  in  zweifellosen  Spuren  erhalten  hat, 
so  bietet  sie  fiir  sich  doch  nichts  weniger  als  einen  leicht  les- 
baren  Text.  Wollte  man  in  damaliger  Zeit  zu  einer  eigent- 
lichen  Lektiire  des  Dichters  gelangen,  so  mufste  der  Text 
abermals  einer  umfassenden,  durchgreifenden  Durchsicht  unter- 
zogen  werden,  und  diese  hat  ein  gewisser  Calliopius2)  vor- 
genommen,  dessen  Name  auch  in  den  Subskriptionen3)  siimt- 
licher  bekannten  Handschriften  aufser  dem  Bembinus  erscheint. 
Die  fiir  die  Kritik  mafsgebenden  iilteren  Handschriften,  welche 
im  Kommentar  und  in  dem  cKritischen  Anhange'  dieser  Ausgabe 
haufig  erwahnt  werden,   sind   im  Folgenden  zusammengestellt: 


1)  Wie  lange  der  sprachliche  Einflufs  des  Dichters  sich  geltend 
machte,  zeigt  u.  a.  das  am  Ende  des  IV.  Jahrh.  verfafste  Sammehverk 
des  Arusianus  Messius,  Exempla  elocutionum  ex  Vergilio,  Sallustio, 
Terentio,  Cicerone  digesta  per  litteras  (Gr.  Lat.  VII,  449  ff.  K.).  Die 
Lektiire  des  Terenz  noch  im  V.  Jahrh.  n.  Chr.  beweist  eine  Stelle 
des  Cl.  Marius  Victor,  Ad  Salm.  abb.  V.  70  ff.  Uber  die  verschiedenen 
mittelalterlichen  Vitae  Terent.  vgl.  Dziatzko,  N.  Jahrb.  1894,  S.  472  ff. 
und  E.  Abel,  Die  Terenzbiographien  des  Altertums  und  des  Mittel- 
alters  (Budapest  1887).  Von  den  Spuren  der  Kenntnis  unseres  Dichters 
im  Mittelalter  handelt  0.  Francke,  Ter.  u.  die  lat.  Schulcom.  in  Deutschl. 
(1877)  in  dem  einleitenden  Kapitel  und  -besonders  W.  Creizenach,  Ge- 
schichte  des  neueren  Dramas  (Halle  1893),  I,  1  ft".  Notizen  iiber  die  Auf- 
fiihrung  einzelner  Terenzstiicke  in  der  Renaissancezeit  findet  man  auch 
bei  0.  Francke  und  bei  Steinhoft'  a.  0.  S.  9,  11,  12. 

2)  Uber  Person  und  Zeit  des  Calliopius  steht  nichts  Sicheres  fest. 
Nach  Konr.  Braun,  Quaest.  Ter.  (Gotting.  1877),  S.  21  stammt  die  Calliop. 
riecension  aus  dem  Ende  des  III.  oder  dem  Anfang  des  IV.  Jahrh.,  nach 
Fr.  Leo  (Rh.  Mus.  XXXVIJJ,  321)  aus  dem  III.  Jahrhundert.  Dziatzko 
{Commentat.  Woelfflin.  1891,  S.  225  f.)  verlegt  sie  etwa  ins  V.  Jahrh. 
Jedenfalls  fallt  sie  nach  Sulpicius  Apollinaris,  dessen  argumenta  fiber- 
nommen  sind;  wohl  auch  nach  Donat,  dessen  Angaben  in  der  Praef. 
nicht  ganz  mit  den  Didaskalien  dieser  Eeeension  iibereinstimmen,.  son- 
dern  vielmehr,  wie  es  scheint,  von  Calliopius  gleichmiifsig  redigiert 
wurden.  Der  Mann  diirfte  kein  vornehmer  Eomer,  sondern  eher  eiu 
Grieche  wie  Euanthius  gewesen  sein.  Gegen  K.  Cutjahrs  (Ber.  d.  siichs. 
Ges.  d.  Wiss.  1891,  phil.-hist.  Cl.,  S.  273  ff.  Wiederaufhahme  der  Ver- 
mutung  C.  Barths,  Calliopius  sei  der  karolingische  Gelehrte  Alcuin,  7gl. 
Dziatzko,  Eh.  Mus.  XX  XX  VII,  63G  ft'. ,  Fr.  Schlee,  Scholia  Terentiana 
(1893),  S.  9  f.   und  besonders  den  fKritischen  Anhang'. 

\-l.  0.  Jahn,  Ber.  d.  siichs.  Ges.  d.  Wiss.  1851,  phil.-hist.  GL, 
S.  327  ft'.;  Fr.  Haase,  Ind.  lect.  schol.  Vratisl.  1860  1  und  A.  Eeifterscheid 
das.  1872  3;    Th.  Birt,  Das  antike  Buchwesen  (1882),  S.  123  ff. 


I.    ALLGEMEINE  EINLEITUXG. 


^y 


Abkurzungen 

(Siglen):  Name  der  Handschrift, 
Klasse,  I  Hand-  Bibliotheks-Signatur : 
Gruppe  ^schrift  :| 


(       i 


d 


I 


s{ 


v 


M 


^    l 


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G 


F 


E 


B  e  iq  b  i  n  u  s  \ , 
Vat.  Lat.  3226 


IV./V.  Maiuskel, 
Jahrh.  j  Capitale. 


Victorianus2), 
Laure)it.XXX\Tm,24: 


D  e  c  u  r  t  a  t  u  s , 
Vat.  Lat.  1640 


XI. 


Fragrn.  Vindobo 
n  e  n  s  e 3) , 
Vind.  phil.  263 


Parisinus  4), 
Paris.  Lat.  7899 


Vaticanus5), 
Vat.  Lat.  3868 


Ambrosianus, 
Amhr.  H.  7.")  mf 


Lipsiensis, 
Stadtbibl.  Bep.  I.  37 


Riccardianus, 

528) 


Flor.  m  ( 


XXX 


IX.  X. 


Minuskel. 


Es  fehlen:  And.  1  bis 
786  ganz,  787—888  fast 
ganz ;  Hec.  Prol.  I,  E  bis 
V.  30  ganz;  Ad.  915  bis 
997  fast  ganz. 


Minuskel. 


Minuskel. 


IX.  X. 


X. 


XI. 


Minuskel, 

Bilder- 
handschr. 

Minuskel, 

Bilder- 
handschr. 


Minuskel, 

Bilder- 
handschr. 


Minuskel. 


Minuskel. 


Es  fehlt  die  Per.  des 
Eun.;  viell.  aus  dem  XI. 
Jahrh.  (nachCod.  d.  y-Kl. ): 
And.  98—179,  384—453, 
846—903;  Haut.  466  bis 
517;    Phor.  588—633. 


Es  fehlen :  Eun.  848  bis 
1021 ;  Haut.  Per.,  1—313, 
1049— 1067;  Phor.  779 bis 
1055;    Hec.  1—194,  310 

bis  880. 


Enthalt:  And.  912  bis 
981 ;  Ad.  Per.  und  26  bis 
158. 


Es  fehlt  die  Per.  des 
Eun.  Von  manr  And.  804 
bis  853 ;  Eun.  Prol.  1—30. 


Es  fehlt  die  Per.  des 
Etin.  Von  d.  Scholienhand 
And.  804-853 ;  Eun.  Prol. 

Es  fehlen:  And.  ganz; 
Eun.  1—415;  Phor.  832 
bis  1055. 


Es  fehlt: 
376. 


And.  74  bis 


Es  fehlen:  And.  Per., 
1—39;  Eun.  Per.;  Phor. 
900—1055. 


*1)  Xaheres  in  Fr.  Umpfenbachs  Ausgabe  (Berol.  1870),  S.  IV  ff.,  in  meiner 
Abhandlung  in  d.  Wien.  Stud.  XI,  268  ff.  (vgl.  XII,  240  ff.)  und  im  'Kritischen 
Anhange';  Schriftprobe  u.  a.  in  E.  Chatelains  Paleogr.  dcs  class.  Lat.  (Paris 
1884),  Bl.  VI  (von  Cod.  DG  PCF  Bl.  VII— XI).  —  *2)  Vgl.  auch  Fr.  Schlee, 
Rh.  Mus.  XXXXVI,  147  ff.  und  Dziatzko,  N.  Jahrb.  1894,  S.  465.  —  *3)  Vgl. 
mein  Aufsatzchen  L)e  fragm.  Terent.  Vindob.  (Wien.  Stud.  XVIJJ,  84  ff.  .  - 
*4)  Nachtr.  zu  d.  Angaben  Umpfenbachs  giebt  M.  Warren,  llie  Americ.  Journ. 
of  phil.  III,  59  f.  in  seinem  Aufs.  On  Bentley's  EngJish  mss.  of  Teroar.  — 
*5)  Die  Abschrift  dieser  Handschrift  und  (zum  kleineren  Teilei  dtis  i  'od.  I>.  den 
BasiUccmus  (Bibl.  Basil.  Vat.  H,  79  vom  Ende  des  X.Jahrh.,  Umpfenbachs  B), 
habe  ich  auscreschieden. 


30  I.   ALLGEMEINE  EINLEITUNG. 

Genaueres  iiber  den  Bembinus  und  seine  Hande  (tod 
denen  A1,  A2,  A3  alter,  A^  jiinger  ist  als  die  Scholien  des 
VI./VII.  Jahrh.),  ferner  iiber  die  Klassen  der  Calliopischen 
Recension  (von  welchen  d  die  altere,  dern  A  niiher-,  y  die  ihni 
fernerstehende,  [i  die  geniischte  Gruppe  darstellt),  endlich  iiber 
die  Ausgaben  und  Scholien  zu  Terenz  findet  sich  im  *Kriti- 
schen  Anhang'  zusammengestellt. 

4.    Scenisches. 

Wenden  wir  uns  jetzt  zur  Zeit  des  Terenz  zuriick  und 
zu  den  scenischen  Auffiihrungen  im  alten  Rom  uberhaupt, 
so  fanden  solche  urspriinglich  seit  Livius  Andronicus  nur  an 
den  ludi  Mqmani  oder  maximi  (im  September  von  den  cu- 
rulischen  Adilen  besorgt)  statt,  seit  dem  J.  214  v.  Chr.  an 
vier  auf  einander  folgenden  Tagen1).  Seit  dem  J.  194  v.  Chr. 
wurden  die  Megalesia  (im  April)  gleichfalls  mit  scenischen 
Spielen  verbunden  und  auch  von  den  curulischen  Adilen  gegeben2). 
Bereits  in  Plautinischer  Zeit  gehoren  hierher  ferner  die  ludi 
plebei  (im  November),  welche  die  plebeischen  Adilen  gaben, 
und  seit  dem  J.  211  oder  212  v.  Chr.  die  in  den  Juli  fallenden, 
von  dem  stadtischen  Praetor  besorgten  ludi  Apoll i nares3). 
Der  Staat  zahlte  den  leitenden  Beamten  eine  bestimmte,  im 
Laufe  der  Zeit  wiederholt  erhohte  Summe  zur  Bestreitung  des 
Aufwandes  fiir  die  Festlichkeiten  (htcar.  den  Ertrag  der  heili- 
gen  luci),  doch  waren  jene  oft  noch  zu  grofsen  Zuschiissen 
aus  eigenen  Mitteln  genotigt4).  Zu  den  von  staatswegen  ein- 
gefiihrten  Festen  kommen  ferner  als  auHsergewohnliche  die  ludi 
funebres  (oder  funerales)  hochgestellter  Manner,  von  ihren 
Angehorigen  besorgt,  die  Dedikations-,  Triumphal-  und 
Votivspiele5). 

Als  Ort  der  scenischen  Auffiihrungen  haben  wir  uns  fiir 
die   ganze   erste  Zeit  bis  zum  J.  174  v.  Chr.  den   Plat/.  in  der 


1)  S.  Ritschl,  Parerga  S.  289  ff.  und  306  tf. 

2)  Die  Thatsache,  dafs  Terenz"  Stiicke  zumeist  an  den  Megalesia 
neu  aufgefiihrt  wurden,  erklart  H.  T.  Karsten  (Mnemos.  XXII.  8  f.)  wohl 
richtig  aus  den  Beziehungen  des  Dichters  zu  den  Patriciern,  aus  denen 
die  aediles  curules  hervorgrngen. 

3)  S.  RitscU  a.  o.  Praef.  S.  XXII  f. 

4)  Vgl.  Ludw.  Friedliinder  in  Marquardt-Mommsen,  Handb.  d.  Kdm. 
Altert.  III,  467  ff. ;  Mommsen  ebenda  H  l2,  S.  505  ff.  —  Uberhaupt  von 
den  scenischeu  Spielen  handeln  0.  Ribbeck,  Die  rom.  Trag.  im  Zeitalt. 
d.  Rep.,  S.  647  i\\,  Friedlander  an  verschiedenen  Stellen  des  bezeichneten 
Abschnittes  (S.  462 — 544)  und  Mommsen  a.  Q.  S.  505  ff. 

5)  Uber  dieDedikationsspieles.Ritschla.  0.  S.295;  siewurden  vwi  den 
Censoren  und  in  Ermanglung  solcher  vom  praetor  wrbtmus  gegeben.  Fiir 
Votivspiele  (auch  der  republikanischen  Zeit)  weist  scenische  Auffiihrungen 
P.  v.  Boltenstern,  De  rebus  seaen.  Kom.  (Gryphisw.  1875),  S.  1  —  17  nach. 


I.    ALLGEMEINE  EIXLEITUNG.  31 

Nahe  des  Tempels  derjenigen  Gottheit  zu  denken,  welcher  das 
Fest  galt1).  Es  wurde  von  Holz  eine  Biihne  fiir  die  Zeit  der 
Auffiihrungen  in  einer  Niederung  aufgeschlagen ;  das  Volk 
lagerte  sich  im  Freien  auf  der  gegeniiber  ansteigenden  Hohe, 
wozu  sich  die  einzelnen  von  Sklaven  Sessel  nachtragen  liefsen2), 
obwohl  zeitweilig  selbst  dies  als  Verweichlichung  verboten  war3). 
Nachdem  bereits  im  J.  179  v.  Chr.  beim  Apollotempel  ein 
steinernes  Proseenium  und  Umfassungssehranken  vom  g-leichen 
Material,  vermutlich  aber  nur  fiir  die  ludi  Apollinares  und 
von  beschrankter  Grofse4),  errichtet  worden,  wurde  fiinf  Jahre 
spater  von  staatswegen  der  Bau  einer  festen  Biihne  angeordnet, 
welche  iibrigens  nicht  von  langem  Bestande  gewesen  zu  sein 
scheint  (s.  Ritschl  a.  0.  S.  227).  Erst  im  J.  14(3  v.  Chr.  er- 
richtete  L.  Mummius  ein  vollstandiges  Theater  mit  Sitz- 
reihen,  aber  nur  von  Holz  und  blofs  fiir  seine  Spiele5),  so 
dafs  die  immer  prachtiger  werdenden  Bauten  allemal  fiir  die 
scenischen  Spiele  neu  hergestellt  werden  mufsten,  bis  im  J.  55 
v.  Chr.  Cn.  Pompeius  sein  steinernes  Theater  einweihte  und 
dadurch  die  alte  Wandelbiihne  beseitigte. 

Die  Vorstellungen  fanden   wie   in   Griechenland  von  friih 


1)  Leichenspiele  fanden  auf  dem  Forum  statt;  s.  W.  Hahn,  Scaen. 
quaest.  Plaut.  (Gryphisw.  1867),  S.  2  ff.  Fiir  die  ludi  Romani  lafst  sich 
anscheinend  das  Gleiche  aus  Xon.  S.  206  (Lucil.  III,  103  L.,  63  M.)  ver- 
muten:  Romanis  ludis  forus  olim  ornatu'  lucernis,  obschon  wir  die  ver- 
schiedenen  Arten  von  Festlichkeiten  uns  vielleicht  an  verschiedenen  Orten 
zu  denken  haben.  Aus  der  Plautusstelle  (Mil.  gl.  991):  Iamst  ante  aedis 
circus,  ubi  sunt  lu&i  faciundi  mihi  und  aus  Varro  L.  L.  V,  153:  armi- 
lustrum  ab  ambitu  lustri;  locus  idem  circus  maximus  dictus,  quod  circum 
spectaculis  aedificatis  ibi  ludi  fiunt,  et  quod  ibi  circum  metas  fertur  pompa 
et  equi  currunt.  Itaque  dictum  in  Cornicula  militis  aduentu,  quem 
circumeunt  ludentes  (Plaut.  fragm.  48  Winter,  62  Gotz-Sch.):  Quid  cessa- 
mus  ludos  facere?  circus  noster  ecce  (eccum  Langen)  adest  lafst  sich  nichts 
Sicheres  itber  die  Art  und  den  Ort  der  Spiele  erschliefsen.  Dafs  aber 
die  (mit  Buhnenspiel  verbundenen)  ludi  ApoUinares  wenigstens  im  An- 
fang  im  Circus  maximus  gegeben  wurden,  geht  aus  Liv.  XXV  12,  14 
hervor.  Die  ludi  Megalesia  wurden  bei  dem  Tempel  der  Magna  dea 
auf  dem  Palatin  aufgefiihrt,  der  nach  einem  neueren  inschriftlichen 
Funde  mit  dem  bisher  als  Tempel  der  Victoria  bezeichneten  Funda- 
mente  identisch  ist. 

2)  Vgl.  Bitschl,  Parerga  S.  209  ff. 

*3)  S.  Ritschl  a.  0.  S.  213;  Friedlander  a.  0.  S.  519  f.  Ph.  Fabia, 
Les  theatres  de  Bome  au  temps  de  Plaute  et  de  Ter.  (Revue  de  phil.  XXI, 
11  ff.j  nimmt  an,  die  Errichtung  von  Theatern  mit  Sitzbanken  habe 
spatestens  um  200  v.  Chr.  (die  Mitte  der  VI.  Jahrh.  d.  St.)  in  Rom  statt- 
gefunden. 

*4)  Vgl.  Ritschl,  Parerga  S.  217,  Anm. 

*5)  S.  fiir  die  Zeit  vor  Pompeius  Tac.  Ann.  XIV,  20:    antea   subi- 
tariis  gradibus  et  scaena  in  tempus  structa  ludos  edi  solitos  uel, 
uetustiora  repetas,  stantem  populum  spectauisse  und  Vitr.  V  ">.  7:    multa 
theatra  quotannis  Momae  facta  esse. 


32  I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG. 

morgens1)  ab  statt  und  schlossen  vor  der  cena~).  Die  etwaige 
Aufeinanderfolge  von  Stiicken3)  (zumeist  wohl  von  Tragcdie  und 
Komodie)  stand  in  des  Festgebers  Belieben.  So  wurde  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  der  Eunuch  zweimal  wahrend  eines 
Tages  gespielt4). 

Angekundigt  wurden  die  ludi  scaenici  zuerst  im  all- 
gemeinen  durch  einen  praeco,  der  das  Volk  im  Namen  des 
Festgebers  einlud5).  Unmittelbar  vor  der  Auffiihrung  fand 
aber  eine  tituli  pronuntiatio  statt,  an  deren  Stelle  unter 
Umstanden  auch  erst  der  als  Prolog  auftretende  Schauspieler 
den  Namen  des  Stiickes  und  des  Dichters  dem  Publikum  kund 
thun  konnte6).  Diese  Mitteilungen  des  Prologs,  verbunden 
mit  der  Gewohnheit  der  Dichter,  die  neu  auftretenden  Per- 
sonen  durch  Namennennung  oder  Charakterbezeichnung  dem 
Publikum  im  Stiicke  selbst  vorzustellen,  entsprechen  etwa 
dem  Inhalte  unseres  Theaterzettels. 

Die  Schauspieler  (actores,  histriones)  waren  Sklaven  oder 


*1)  Plaut.  Poen.  Prol.  21  f. :  Diu  qui  domi  otiosi  dormierunt,  decet 
Animo  aequo  nunc  stent  uel  dormire  temperent;  Amph.  Prol.  149,  272  ff.; 
Cic.  Epist.  VII  1,  1  schauen  die  Leute  wahrend  der  matuti na  tem- 
pora  communes  mimos  semisomni. 

*2)  S.  Plaut.  Rud.  1418:    spectatores,  uos  quoque  ad  cenam  uocem. 

*3)  Poen.  Prol.  8:  Qui  non  edistis,  saturi  fite  fabulis.  Auch 
wenn  dieseni  Lustspiel  eine  Tragodie  oder  eine  andere  Koinodie  nicht 
vorangegangen  war,  enthiilt  der  V.  1224:  In  pauca  confer:  sitiunt  qui 
sedent  keinen  Widerspruch  zu  dem  Gesagten;  vgl.  die  Anspielungen  im 
Prol.  6:  qui  esurientes  et  qui  saturi  uenerint,  10  Nimiast  stultiUa  sessum 
inpransum  incedere,  30  Ne  et  ipsae  sitiant  et  pueri  peritent  fame  u.  a. 

*4)  Vgl.  S.  10  f.,  Anni.  3  (Schlufs).  - 
5)  Indicere  ludos  heifst  es  bei  Plaut.  Pseud.  546,  uocare  populum 
bei  Tertull.  de  spectac.  c.  10.    In  der  Kaiserzeit  war,  wie  die  Pompeia- 
nischen  Inschriften  zeigen,  der  Anschlag  (nrdo  ludorum)  gebrauchlich. 

*6)  Vgl.  Dziatzko,  De  prologis  Plaut.  et  Ter.  quaest.  seh,  S.  1  ff. ; 
Friedlander  a.  0.  S.  521.  Zur  Frage  s.  auch  Fr.  Leo,  Plaut.  Forsch. 
S.  222  f.,  der  sich  iiberhaupt  gegen  die  Verkiindigung  des  Titels  auf  der 
romischen  Biihne  ausspricht  und  alles,  was  Donat  dariiber  berichtet, 
spliterer  Sitte  zuschreiben  will.  Aber  zu  beachten  ist,  dafs  das  Publikum 
aus  Terenz'  Prologen  den  Namen  des  lateinischen  Dichters  nirgends  er- 
flihrt  und  auch  sonst  seine  und  Plautus'  Mitteilungen  (so  besonders 
iiber  den  lateinischen  Titel,  der  bei  Terenz  blofs  angedeutet  oder  nur 
nebenher  erwiihnt  wird)  nicht  vollstiindig  sind.  Wenn  es  nun  auch 
fvollig  im  Belieben  des  romischen  Dichters  stand,  ob  und  wieviel  er 
viber  die  Titel  und  Autoren  seiner  Komodie  selbst  berichten  wollte', 
iiber  die  genannten  zwei  wichtigsten  Angaben  diirfte  doch  das  Pulilikmn, 
welches,  wie  es  scheint,  manchmal  erst  im  Theater  selbst  erfuhr,  was 
fiir  ein  Stiick  gegeben  wurde  (vgl.  Plaut.  Amph.  Prol.  51  ff),  am  wahr- 
scheinlichsten  an  Ort  und  Stelle  aufgekliirt  worden  sein.  Auf  der 
griechischen  (fiir  die  romische  vorbildlichen)  Biihne  entspricht  iiber- 
dies  der  tituli  pronuntiatio  vollig  die  itooocvucpoovi]6is,  welche  E.  Rohde, 
Rh.  Mus.  \\X\  III.  2G8  schon  ftir  das  IV.  Jahrh.  v.  Chr.  wahrscheinlich 
gemacht  hat. 


I.    ALLGEMEINE  ELNLEITUNG.  33 

(in  spaterer  Zeit)  Freigelassene1);  die  Truppe  leitete  ein  Freige- 
lassener,  der  dominus  (gregis),  gelegentlich  auch  actor  ini  engeren 
Sinne2)  genannt  (gleich  actor  primarum  als  Trager  der  Haupt- 
rolle).  Anfangs  brachten  die  Dichter  ihre  Stiicke  selbst  zur  Auf- 
fiihrung  (s.  S.  1),  indem  sie  taugliche  Sklaven  und  Freigelassene 
fiir  den  Zweck  niieteten.  Doch  schon  Plautus  war  nicht  mehr 
selbst  actor;  sein  Stichus  betiteltes  Stiick  wurde  nach  der  uns 
erhaltenen  Didaskalie  von  T.  Publilius  Pellio3)  auf  die  Biihne 
gebracht,  der  auch  vom  Dichter  selbst  (Bacch.  214  f.)  mit 
sehr  abfalligem  Urteil  iiber  seine  Auffiihrungen  des  Epidicus 
erwahnt  wird.  Der  actor  des  Caecilius  und  Terenz  war  L.  Am- 
bivius  Turpio. 

An  solche  Theaterdirektoren,  die  iibrigens  auch  selbst  zu- 
gleich  Rollen  der  Stiicke  iibernahmen4),  wandten  sich  die  fest- 
gebenden  Personen,  um  Vorschlage  fiir  den  scenischen  Teil 
ihrer  Spiele  zu  erhalten.  Die  Direktoren  standen  namlich  mit 
den  Dichtern  in  unmittelbarem  Verkehr:  sie  kauften  ihnen  ihre 
neuen0)  Stiicke  ab  oder  wiesen  diese  zuriick  und  konnten  so 
auf  das  Schicksal  und  die  Entwicklung  dichterischer  Talente 
grofsen  Einflufs  iiben.  Die  Festgeber,  welche  am  Erfolge  der 
kostspieligen  Auffiihrung  ein  grofses  Interesse  hatten,  beteiligten 
sich  wohl  sehr  haufig  selbst  an  der  Auswahl  der  Stiicke.  Erst 
auf  Grrund  ihrer  Zustimmung  wird  der  Direktor  mit  dem 
Dichter  abgeschlossen  haben;  unter  Umstanden  behielten  sie 
sich  die  Wahl  und  den  Ankauf  des  Stiickes  ganz  vor6).  Als 
Schauspielunternehmer  waren  die  domini  (jregis  auch  materiell 
am  Erfolge  beteiligt,  nicht  die  Dichter7).     Die  Festgeber  aber 


1  Bezeichnend  fiir  ihre  Stellung  ist  z.  B.  der  Vers  aus  dem  Schlusse 
der  Cistellaria  des  Plautus  (V.  785):  Qui  deliquit,  uapulabit;  gui  non 
deliquit,  bibet.     Vgl.  auch  Friedlander  a.  0.  S.  517  ff. 

2)  Vgl.  Eh.  Mus.  XX,  587  ff. 

3)  TJber  den  Isamen  s.  Studemund,  Comment.  phil.  in  hon.  Momm- 
seni,  S.  800  f. 

4)  U.  a.  vgl.  Ter.  Haut.  Prol.  37  ff. 

*5)  S.  Ter.  Hec.  Prol.  II,  56  f . ,  wo  der  Theaterdirektor  Ambivius 
Turpio  sagt:  mihique  ut  discere  Nouas  expediat  posthac  pretio  emptas 
meo,  und  Phor.  14;  zur  ganzen  Frage  Ritschl,  Parerga  S.  327  ff.  und 
Dziatzko,  Rh.  Mus.  BL,  562  f.  Dieser  erklart  die  nachtragliche  Erhohung 
des  Kaufpreises  des  JEun.  als  Ausnahme  und  freiwillige  Handlum; 
Adilen;  vgl.  Donat  Praef.  Eun.  S.  10,  12  (R.):  actaesttanto  successu, plaus 
atque  suffragio,  ut  rursus  esset  uendita  et  ageretur  iterum  pro  noua.  Die 
Hec.  liefs  sich  der  Dichter  nochmals  bezahlen  (Prol.  I,  7),  weil  sie  das 
erste  Mal  nicht  aufgefiihrt  werden  konnte,  also  plane  pro  noua  (V.  5) 
wieder  gegeben  wurde.  An  eine  Uberarbeitung  denkt  m.  E.  ohne  zwin- 
genden  Grund  A.  Rohricht,  Diss.  Argent.  IX,  300,  34f>. 

*6)  Eun.  Prol.  20:  (Eunuchum)  postquam  aediles  emerunt,  Suet.  Vita 
Ter.  S.  28  f. ;    vgl.  Dziatzko  a.  O.  und  die  folgende  Note. 

7)  Unerwiesen  ist  die  Behauptung  Mommsens,  Rom.  Gesch.  I7,  S.  887, 
dafs  die  Dichter  ihr  Honorar  nur  erhielten,  wenn  das  Stiick  nicht  durch- 

Terentins,  Phormio,  3.  Auflage.  3 


34  I.   ALLGEMEINE  EINLEnTN*. 

verpflichteten  sich,  den  Theaterdirektoren  je  nach  (ielingen 
oder  Mifslingen  einer  scenischen  Anffiihrnng  einen  hoheren 
oder  geringeren  Preis  auszuzahlen,  um  deren  Interesse  an  einer 
sorgfaltigen  Auffiihrung  des  gewahlten  Stiickes  zu  erhohen. 
Der  Leiter  der  Truppe  seinerseits  pflegte  nach  einer  gelungenen 
Vorstellung  die  tiichtigen  Schauspieler  durch  einen  Festschmaus 
zu  belohnen;  wenigstens  haben  wir  keinen  Grrund  daran  zu 
zweifeln,  dafs  der  bereits  angefiihrte  Vers  785  aus  dem  Schlufs 
der  Cistellaria  des  Plautus  auf  einen  bestehenden  Brauch  anspielt 
vgl.  Plaut.  Kud.  1418  ff.1).  —  Was  zur  aufseren  Ausstattung 
der  Auffiihrungen  gehorte,  lieferten  Unternehmer  (condnctores 
bei  Plaut.  Asin.  Prol.  3)  ini  Auftrage  der  Festgeber,  insbeson- 
dere  der  choragus  die  Biihnenkleidung2).  Auch  der  praeco 
wurde  gemietet3). 

Die  Zahl  der  Schauspieler  war  wohl  nur  durch  "aufsere 
Riicksichten  beschrankt.  Der  dominus  gregis  wird  sehon  der 
Kosten  wegen  nicht  unnotig  viel  Personal  verwandt  und  ein 
Stiick  lieber  mit  einer  kleineren  Zahl  guter  Darsteller  als 
mit  einer  grofseren  unbewahrter  Schauspieler  gegeben  haben4). 


fiel.  Vgl.  besonders  die  schon  angefiihrten  Verse  aus  Hee.  Prol.  II,  56  f.  und 
zu  pretio  emptas  meo  Donats  Bemerkung:  aestimatione  a  mc  (Ambiuio)  facta, 
quantum  aediles  darent:  et  proinde  me  periclitante,  si  abiecta  fabula,  a  me 
pretium,  quod  poetae  numerauerint,  repetant;  fur  Plautus  Hor.  Epist. 
H  1,  175  f. :  Gestit  enim  nummum  in  loculos  demittere,  post  hoc  Securus 
cadat  an  recto  stet  fdbula  talo.  Dazu  Dziatzko  a.  0.  und  Friedliinder 
a,  0.  S.  517. 

1)  S.  auch  Friedlander  a.  0.  S.  519  ff. 

2)  Plaut.  Curc.  462  ff,  Pers.  159  f.,  Trin.  858;  s.  Capt.  61.  Mit 
Unrecht  halt  Momnisen,  Rom.  Gesch.  I7;  S.  886  den  choragu*  mit  dem 
dommus  gregis  fur  gleichbedeutend;  vgl.  Dziatzkos  Disseii,  Thes.  VI 
und  Friedlander  a.  0.  S.  525.  Nach  Donat  zu  Eun.  967  (V  4,  45):  ecce 
autem  uideo  rure  redeuntem  scnem]  Choragi  est  administratio,  ut  opportiow 
in  proscaenium . .  hatte  er  auch  die  Verrichtungen  eines  Regisseurs  zu  ver- 
sehen  (Weinberger,  Wiener  Stud.  XIV,  123).  Dieses  Amt  weist  A.  Miiller 
(K.  Fr.  Hermanns  Lehrbuch  der  griech.  Antiq.  III  2,  195,  Anm.  5)  dem 
i>7io(iok£vg  zu.  Ostermayer,  Dc  hist.  fab.  Thos.  II  hiilt  alle  Stellen.  an 
denen  der  choragus  erscheint,  fiir  eingeschoben;  sie  sind  wohl  eher  aus 
den  Originalen  iibernommen. 

3)  Plaut.  Poen.  Prol.  15:  Age  nunc  reside.  duplicem  itt  mercedem 
feras.  Die  Entlohnung  war  vermutlich  vorher  ausbedungen  oder  durch 
den  Gebrauch  festgestellt. 

*4)  Intersuchungen  wie  von  Friedr.  Schmidt.  Ober  die  Zahl  der 
Schauspieler  bei  Plaut,  u.  Ter.  und  die  Verteilung  der  E&ollen  unter  die- 
selben,  Erlangen  1870  (vgl.  C.  StefTen,  Act.  SOC.  phil.  Ups.  II.  109  ff..  128  ff., 
H.  Bosse.  Quaest.  Terent.,  Leipzig  1874  und  G.  H.  Schmitt.  Qua  ratione 
ueteres  et  guot  inter  actores  Ter.  fabularum  i»  scenam  edendarum  partes 
distrtbuerint,  Earlsruhe  1882)  hlilt  Dziatzko  insofern  fiir  wertvoll.  als  da- 
durch  festgestellt  wird,  mit  wie  vielen  Personen  ein  Stiick  durchgefuhrt 
werden  konnte,  und  ona  so  manche  Rnckschlusse  auf  daa  griechische 
Original,  auf  Kontamination  u.  dergl.  ermOglicht  werden.  DaranB  auf 
eine  feste  Regel  und  etwaige  Selbstbeschrankung  der  lateinischen  Dichter 


I.    ALLGEMEINE  EENLEITUNG.  35 

Einen  standigen  Chor  hatte  die  lateinische  Palliatkornodii  so 
wenig  wie  die  letzte  Periode  des  neuen  griechischen  Lnst- 
spiels.  Ansnahmsweise  erscheint  etwas  Ahnliches,  wahrschein- 
lich  schon  nach  dem  griechischen  Originale,  wie  der  Chor 
der  Fischer  bei  Plantns  Rud.  290  ff. r).  Terenz  hat  dergleichen 
nicht.  Im  allgemeinen  aber  fand  das  romische  Publikum  grofses 
Grefallen  an  prachtigen  Aufziigen,  und  diese  Geschmacks- 
richtung  begiinstigte  das  Vorfiihren  grofsartiger  Chore,  zu- 
nachst  in  der  Tragodie2).  —  Die  weiblichen  Rollen  wurden 
durch  Schauspieler  gegeben;  erst  in  spater  Zeit  traten  nach 
Donat  zu  And.  716  (IV  3,  1)  Schauspielerinnen  auf.  Weib- 
liche  Mimen  gab  es  aber  schon  zu  Ciceros  Zeit. 

Der  Grebrauch  von  Masken  kam  nach  den  uns  vor- 
liegenden  Nachrichten,  zu  denen  Stellen  wie  Phor.  V.  210  ff.  gut 
stimmen,  erst  nach  Terenz,  und  zwar  durch  den  Schau- 
spieler  Roscius  oder  (nach  Donat)  durch  die  Schauspiel- 
direktoren    Cincius    Faliscus    und    Minucius    Prothymus ;)     in 

bei  Komposition  ihrer  Stiicke  zu  schliefsen,  wagt  er  rait  Recht  nicht. 
Daran,  dafs  die  in  den  Handschr.  A  und  D  stehenden  griech.  Buchstaben, 
welche  zur  Personenbezeichnung  dienen,  mit  der  alten  Rollenverteilung 
zusammenhangen  (Ritschl,  Trin.2  Praef.  S.  LV  f.,  Steffen  a.  0.  II,  116  ff., 
Wagner,  Bursians  Jahresb.  I,  445  f.  u.  a.'j.  ist  nicht  zu  denken  (vgl.  Leos 
Senecaausg.  I,  85  f.  und  A.  Wilms,  De  personarum  notis  vn  cod.  Ter.,  Hal. 
1881).  Fr.  Scholls  Annahme  zweier  domini  gregis  fiir  Stiicke  mit  mehr 
als  ftinf  Schauspielern  (N.  Jahrb.  CXIX,  41  ff.)  geht  vou  der  zunachst 
wohl  blofs  fiir  griechische  Verhaltnisse  giltigen  Euanthiusstelle  de  com. 

4,  19  aus  (vgl.  Cic.  Div.  in  Caec.  48).  Begriindet  scheint  Dziatzkos  Ansicht 
(Rh.  Mus.  XX.  587  ff.  und  XXI,  64  ff.),  die  zweiten  actores  gehorten  zu 
einer  Wiederauffiihrung  (s.  auch  Weinberger  a.  0.  S.  125  f.).  Gegen  Nen- 
cinis  Annahme  a.  0.  S.  8  ff.,  schon  bei  Menander  seien  5 — 7  Schauspieler 
anzunehmen,  erklart  sich  Schlee  (Wochenschr.  f.  kl.  Phil.  X,  600  f.).  Von 
einer  vierten  Hauptrolle  spricht  iibrigens  Donat  Praef.  zur  Hec.  (vgl.  die 
Schlufsscene  des  Truc.  und  des  Phor.),  und  der  neueren  griech.  Komodie 
sind  5  Schauspieler  nicht  leicht  abzusprechen.  Fiir  je  eine  grofsere 
Rolle  nimmt  einen  besonderen  Schauspieler  'fiir  den  Phor.  6  Haupt-  und 
mehrere  Nebendarsteller)  an  M.  Hodermann ,  N.  Jahrb.  1897.  S.  66  f. 
Dafs  man  mit  5  Schauspielern  fiir  dieses  Stiick  auslangt,  zeigt  Nencini 
a.  0.  S.  13. 

1  Vgl.  H.  Usener  im  Rh.  Mus.  XXH,  446  und  XXATH,  418  f.; 
Kock,  Com.  Att.  fragm.  I,  55  und  Rh.  Mus.  XXXXUI,  41  f.  Ein  Chor 
der  Tuchwalker  fullones)  diirfte  in  dem  gleichnamigen  Stiicke  des 
Togatendichters  Titinius  erschienen  sein  (s.  V.  26  f.  Ribb.2).  Anderer 
Art  ist  das  Auftreten  der  caterua  am  Schlufs  der  (Bacchides,;  Captivi 
und  Cistellaria,  des  grex  am  Ende  der  Asinaria;  hiezu  pafst,  was  Cic. 
pro  Sest.  118  von  einigen  Versen  des  L.  Afranius  (V.  804  f.  R.2)  aus  der 
Togatkomodie  Simulans  berichtet,  welche  die  caterua  tota  clarissima  con- 
centione  (nach  dem  InhaR  der  Verse  offenbar  am  Schlusse  des  S t V i  ■ 
vortrug.     Vgl.  auch  Leo,  Plaut.  Forsch.,  S.  85  f. 

2)  Vgl.  0.  Jahn  im  Herm.  H,  227  ff. ;    0.  Ribbeck,  Die  rom.  Trag., 

5.  637  ff. 

*3)  Diomed.  Gr.  Lat.  I   489,    12    schreibt  (nach   Sueton   und  Varro) 
die  Neuerung  dem  Roscius  zu,  qiiod  oculis  peruersis  erat  (s.  Cic.  Nat.  d 


36  L    ALLGEMEINE  EINLEITUNG. 

Gebrauch;  l>is  dahin  begniigte  man  sich  mit  Periicken  und 
Schminken  v). 

Ort  der  Handlung  ist  in  der  comoedia  palliata  ausschliefs- 
lich  eine  griechische  Stadt  oder  Kolonie,  bez.  eine  Gegend 
in  ihrer  Nahe.  Meist  ist  es  Athen2)  selbst.  Spielte  das 
Stiick  in  einer  Stadt,  so  stellte  das  Proscenium  die  offene 
Strafse  dar.  Die  Hinterwand  bildeten,  entsprechend  den  drei 
Eingangen  in  den  Fiirstenpalast  der  griechischen  Tragodie,  in 
der  Regel  drei  Privathauser;  statt  eines  derselben  fand  sich 
nach  Bediirfnis  die  Vorderansicht  eines  Tempels.  Auch  schmale 
Durchlasse  oder  Seitengassen  (angiportum,  seltener  angiportas) 
miindeten  von  der  Biihnenwand  her  in  die  Strafse  (vgl.  V.  891  f.). 
Auf  der  Biihne  standen,  wie  Donat  (de  com.  S.  11  Reiff.)  be- 
richtet,  zwei  Altare,  der  eine  rechts  dem  Liber,  der  andere 
links  der  Festgottheit  geweiht3).  —  Rechts  (vom  Zuschauer- 
raume  aus  betrachtet)  fiihrt  die  Strafse  nach  dem  Forum  und 
ins  Innere  der  Stadt,  links  nach  dem  Hafen  und  in  die  Fremde4). 

5.   Zur  Metrik,  Musik  und  zum  Bau  der  Stiicke. 

Was  die  metrische  Form  der  Terenzischen  Lustspiele 
betrifft,  so  zeigt  sie,  wie  die  der  lateinischen  Palliatkomodie 
iiberhaupt,  im  grofsen  und  ganzen  die  Versmafse  der  griechi- 

I,  79)  nec  satis  decwus  in  (sine?)  personis  nisi  parasitus  pronuntiabat 
(vgl.  Cic.  de  Orat.  III,  221);  Dcmat  de  com.  10,  1:  personati  primi  egisse 
dicuntur  comoediam  Cincius  Faliscus,  tragoediam  Mmucius  Pmthymus 
(vielleicht  ist  an  oine  Vertauschung  von  com.  und  trag.  zu  denken).  Die 
beiden  Nacbrichten  wollen  Dziatzko  (Kh.  Mus.  XXI,  68)  und  Ribbeck 
(Rom.  Trag.,  S.  661 ;  vgl.  Leo,  Rh.  Mus.  XXXVTII,  342)  vereinigen,  indem 
sie  den  Minucius  Prothymus  zuin  domimts  gregis  des  Roscius  machen. 
Bedenken  dagegen  hegt  Weinberger  a.  0.  S.  126. 

1)  Anders  C.  Steffen,  Act.  soc.  phil.  Lips.  II,  154  ff. ;  vgl.  jedoch 
Dziatzkos  Bemerkung  in  der  Jen.  Litt.-Zeit.  1874,  S.  29;  Christ.  Hoffer, 
De  personarum  usu  in  Ter.  comoed.  (Hal.  Sax.  1877)  und  d.  Anm.  zu  V.  210. 

2)  Vgl.  Rh.  Mus.  XXIV,  571  ff. 

3)  Wahrscheinlicher  ist  es  Dziatzko,  dafs  auf  offener  Buhne  nur  ein 
Altar  in  der  Mitte)  sich  befand  (vgl.  besonders  Plaut.  Most.  1094  f.), 
und  zwar  meist  dem  Apollo  Agyieus  zugeeignet:  s.  Plaut.  Bacch. 
172  f.,  Merc  676  ff.,  Don.  zu  And.  726  (IV  3,  11),  Eun.  85  (I  2,  5)  and 
vom  griech.  Theater  Menand.  Frag.  inc.  212  (Mein.;  Kotk  a.  0.  HI,  Men. 
Frg.  740^  uctQTVQOucci  val  ^a  tbv  'AnoXXco  rovrovi  \  ncd  rccg  &vqcc$ 
(vgl.  Meineke  zur  St.),  Poll.  IV,  123.  Unter  Umstanden  war  er  einer 
anderen  Lokalgottheit  geweiht,  wie  der  Ephesischen  Diana  im  Miles  gl. 
(V.  411),  der  Venus  im  Rudens.  Aufserdem  konnten  vor  einzelnen  Hausern 
und  in  deren  Bereiche  Privatalfare  stehen,  wie  im  Curculio  ein  Altar 
der  Venus  vor  deni  Hause  des  Kupplers  Cappadox  (V.  71).  Bei  der  \n- 
nahme  nur  eines  Altares  auf  der  Biihne  entsteht  aber  die  Schwierigkeit, 
dafs  dann  der  romischen  Festgottheit  an  anderer  Stelle  als  auf  der 
Buhne  ein  Altar  errichtet  gewesen  sein  miifste. 

4)  Falsch  ist  es,  wenn  W.  Hahn  a.  0.  S.  24  ff.  iu  den  einen  Plau- 
tinischen  Stiicken  das  Forum  rechts,  in  anderen  links  gelegen  sein  lafst. 


I.    ALLGEMEINE  EIXLEITTJNG.  37 

schen  Vorbilder,  aber  nicht  immer  an  den  gleichen  Stellen1). 
Der  Hauptteil  (bei  Terenz  reichlich  die  Halfte)  eines  jeden 
Stiickes  ist 

1)  in  iambischen  Senaren  abgefafst,  einer  dem  griechi- 
schen  Trimeter  nachgebildeten  Versform.  Hatte  aber  schon 
die  griechische  Komodie  dem  strengen  Trimeter  der  Tragodie 
durch  die  haufige  Anwendung  aller  dort  nur  vereinzelt 
vorkommenden  Freiheiten  (wie  Auflosung  der  Lange  und  Er- 
satz  des  Iambus  durch  einen  Anapast  in  den  fiinf  ersten 
Fiifsen)  eine  verschiedene,  der  Sprache  des  taglichen  Lebens 
mehr  entsprechende  Grestalt  gegeben,  so  gingen  die  Lateiner 
in  dieser  Richtung  noch  viel  weiter2).  In  dem  von  ihnen 
statt  Trimeter  cSenar'  benannten  Verse  wurde  die  Anwen- 
dung  jener  Freiheiten  auf  alle  fiinf  ersten  Fiifse  des  Verses 
ohne    wesentlichen    Unterschied    ausgedehnt3).      An    die    Stelle 


*1)  Oft  sind  langere  oder  kurzere  in  Trimetern  abgefafste  Partien 
lateinisch  in  Septenaren  (bez.  Octonaren  und  anderen  Metren)  wieder- 
gegeben  worden;  vgl.  Phor.  562  (troch.  Sept.)  rnit  dem  Apollodorbruch- 
stiick,  Ad.  866  (troch.  Sept.)  mit  den  Worten  Menanders  'Eya>  8'  aypoiy.og, 
igyccTris,  axv&Qog,  ni-AQog,  (fretdcalog  und  Ad.  216  (iamb.  Oct.)  niit  dem 
Verse  des  Diphilus  Kcuqcq  ri&ifisvov  nsgdog  atg  v.ccq-jiov  cptQtt  (s.  Xencini 
a.  0.  S.  161  f.)  oder  von  iilteren  Dichtern  das  Ennhisfragment  bei  Gell. 
XI,  e.  4.  Dies  geschah  wohl  des  reicheren  Wechsels  wegen,  zumal  die 
langeren  Verse  Musikbegleitung  hatten;  nach  R.  Klotz,  Grundziige  alt- 
rom.  Metrik  (Leipzig  1890),  S.  455  f.  trat  der  troch.  Septenar  dort  an 
die  Stelle  des  Senars,  wo  die  Gestikulation  eine  besondere  Rolle  spielte. 
Auf  solche  Abweichungen  bezieht  sich  u.  a.  die  Behauptung  des  Marius 
Victorin.  (VI  78,  20  ff.  K.):  Termtianas  uel  maxime  fabulas  metrum  ac 
disciplinam  Graecarum  comoediarum  non  custodisse,  i.  e.  quas  Menander, 
Philemon,  Diphilus  et  ceteri  ediderunt. 

2)  Dem  Versbau  des  Ter.  mifst  W.  Meyer,  tjber  die  Beobacht.  des 
Wortacc.  in  der  altlat.  Poesie  (Abh.  der  bay.  Ak.  I.  Cl.  XVII,  21,  48, 
54,  55)  rXachlassigkeit'  bei;  wie  Dziatzko  urteilt,  mit  Unrecht.  Ter. 
scheint  vielrnelir  mit  Absicht  den  strengeren  Bau  der  Senare  aufgegeben 
und  dadurch  gleich  den  griech.  Komikern  die  Dialogpai-tien  der  Sprache 
des  taglichen  Lebens  niiher  gebracht  zu  haben. 

*3)  Schon  J.  Draheim  im  Herm.  XV,  240  hatte  beobachtet,  dafs 
Ter.  eine  lange  Silbe  mit  dem  Wortaccent  in  der  2.  (oder  inneren)  Thesis 
einer  iambischen  (oder  der  1.  einer  troehaischen)  Dipodie  thunlichst  ver- 
meide  (vgl.  0.  Podiaski,  Quomodo  Terent.  m  tetrametris  ianib.  et  troch. 
uerborum  accentus  cum  numeris  consociauerit,  Diss.  Berolini  1882,  S.  16,  73). 
W.  Meyer  hat  dann  in  seiner  oben  erwahnten  Arbeit  die  Verschiedenheit 
im  Baue  der  geraden  und  ungeraden  Stellen  des  Senars  und  der  anderen 
dramatischen  Metra,  sein  sogenanntes  Dipodiengesetz,  entwickelt,  nach 
dem  die  2.  Senkung  der  iambischen  und  die  1.  Senkung  der  troch. 
Dipodie  mit  der  folgenden  Hebung  nur  iambischen,  nicht  spondeischen 
oder  anapastischen  Wortschlufs  bilden  darf.  Dafs  jedoch  hierbei  sowie 
z.  B.  bei  dem  Widerstreben ,  ein  daktylisches  Wort  auf  der  vorletzten 
Silbe  zu  betonen,  die  Rucksicht  auf  den  Wortaccent  ohne  allen  Ein- 
flufs  gewesen  sei,  ist  ganz  unwahrscheinlich  (vgl.  P.Langen,Philol.XXXXVI, 
400  ff.  und  R.  Klotz  a.  0.  S.  315  ff.);  denn  unbetonte  lange  Silben 
sind  auch   an   diesen  Versstellen    erlaubt.     Die    alte    Bentley-Hermann- 


38  I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG. 

der  Quantitatsverschiedenheit  tritt  thunliehste  Ubereinstininiung 
des  Satz-  und  Versaccentes.  Nur  der  letzte  Fufs  mufs  ausnahms- 
los,  um  den  Abschlufs  und  Charakter  des  Verses  zu  bezeichnen, 
ein  reiner  Iambus  (bez.  ein  Pyrrhichius)  sein;  dagegen  ist  nur 
in  bestimmten  Fallen1)  der  Doppeliambus  am  Versende  ge- 
stattet.  Erweitert  wurden  jene  Freiheiten  auch  noch  dadurch, 
dafs  namentlich  im  1.  Fufse2),  jedoch  auch  in  den  folgenden  mit 
Ausnahme  des  letzten  durch  Auflosung  der  Lange  eines  Ana- 
pastes  der  Proceleusmaticus  (^._<^w)  eintritt  (s.  V.  48,  276,  370, 
707,  768,  966,  068,  999;  auch  im  vorletzten,  vgl.  Ad.  29).  In 
solchen  Fallen  soll  freilich  vor  die  Ictussilbe  ein  Wortende  fallen3) 

Ritschlsche  Ansicht,  Wort-  und  Versaccent  falle  moglichst  zusammen, 
ist  von  W.  M.  Lindsay  (Class.  Review  V,  373  ff.,  402  ff;  Journ.  of  Phil. 
XX,  135  ff.;  Transact.  of  the  Philol.  Soc.  1894,  S.  405  ff)  und  F.  Skutsch, 
Forsch.  I,  155  ff. ,  159  zu  neuen  Ehren  gebracht  worden  durch  den  Naeh- 
weis,  dafs  die  Verse  der  altlatein.  Sceniker  die  Verschiebungen,  welche 
der  Wortaccent  im  Satzzusammenhange  erfahrt,  meist  genau  wiedergeben. 
Formelhafte  Verbindungen  (wie  uac  misero  mihi,  uoluptds  mea,  operdm 
dare  u.  v.  a.)  hatten  in  der  Sprache  ohne  Zweifel  dieselbe  Betonung 
(vgl.  unten  rWort-,  Vers-  und  Satzaccent').  Damit  erledigen  sich  andere 
Annahmen,  so  die  von  O.  Brugman,  Quemadmodum  in  iambico  senario 
Bomani  ueteres  uerborum  accentus  cum  numeris  consociarint  (Bonn  1874), 
dafs  im  3.  Versfufse  (in  der  Versmitte)  Vers-  und  Wortaccent  iiberein- 
stimmen  miifsten,  also  ein  iambisches  Wort  diesen  Fufs  nicht  bilden  diirfe. 
*1)  S.  besonders  Aug.  Luchs  (Studem.  Stud.  I,  1 — 75),  O.  Brugman 
a.  0.  S.  17  ff.  und  R.  Klotz  a.  0.  S.  -232  ff.  Hauptsiichlich  nach  dem 
letzteren  ist  kein  Anstofs  zu  nehmen  1)  an  vielsilbigen  Wortern  (wie 
potissimum)  und  an  diesen  gleichkonmienden  iambischen  Wortverbin- 
dungen,  wie  V.  368  (i  iri)  malam  crucem,  Poen.  495  (in)  malam  crucem, 
ebenso  wohl  auch  nicht  an  V.  667  decem  minas  (vergleichbar  mit  V.  631 
pecuniae),  Curc.  477  supra  lacum,  Cas.  395  lucrum  facit,  Men.  750  patrem 
meu/m;  2)  wenn  das  Eintonige  des  schliefsenden  Doppeliambus  behoben 
wird  a)  durch  Elision  (oder  durch  Personenwechsel) ,  z.  B.  Haut.  304 
rogare  uti;  b)  durch  Auflosung  der  voi-hergehenden  (drittletzten) 
Hebung,  vgl.  aufser  V.  368  auch  V.  507  retineam  sdo  (Amph.  188 
reueniunt  domum,  Most.  57  reueniat  senex,  Curc.  86  recipiat  mare,  Men. 
550  operuit  fores  u.  a.  m.),  V.  162  quia  superest,  dolet  (Capt.  362  crus 
operam  dare,  Asin.  110  erit  aniuio  >nco,  Trin.  906  edcpol  liomini  probo, 
Stich.  615  accipis:  habeas  Hbi,  Merc.  693  insuper  etiam  siet? ,  vgl.  Pers. 
733,  Poen.  500).     Schliisse  wie  namque  ueneram  sind  fraglos  richtig. 

2)  Die  Bevorzugung  des  1.  Versfufses  vor  den  anderen  in  Bezug 
auf  Anwendung  von  Freiheiten  zeigt  sich  vor  allem  in  der  nur  hier 
gestatteten  Betonung  daktylischer  WSrter  auf  der  Mittelsilbe  (_  ^  ^) 
(vgl.  u.  a.  Luchs,  Comment.  ]»■<>*.  Plaut.  I,  S.  15),  im  daktylischen  Ge- 
brauch  des  kretischen  Wortes  nescio  an  der  Spitze  eines  eigentlichen 
Fragesatzes  (s.  Luchs  im  Herm.  VI,  271)  u.  a.  Beziiglich  der  Freiheiten 
des  1.  (und  5.)  Fufses  in  troch.  \'ersen  vgl.  auch  S.  40  und  den  r Krit. 
Anhang'   zu  V.  863;   betreffs  Ule  S.  49,  Anm.  3. 

3)  Vgl.  Ritschl,  Prol  in  VI.  Trin.  S.  CCLXXXVHI  ff.  und  J.  Winter, 
Die  metr.  Reconstr.  4er  Plaut.  Cant.  (Miinchen  1880),  S.  19  f.  Auch  in  der 
alteren  attischen  Komodie  finden  sicli  vereinzelte  Beispiele  von  Proce- 
leusm. ;  die  aus  den  Bruchstucken  der  neueren  sind  nicht  sicher  (vgl 
Klotz  a.  O.  S.  346  f).  Ubrigens  enthalten  die  oben  angefiihrten  Verse 
auch  die  ans  iamb.  <  'ctonaren  entlehnten  Beispiele. 


I.    ALLGEMEIXE  EINLEITUNG.  39 

sowie  Vers-  und  Wortaccent  tibereinstimmen1).  —  Von  den 
verschiedenen  Casuren  ist  die  sogen.  Penthemimeres  (nach 
der  3.  Senkung)  weitaus  die  haufigste,  darnach  die  Hephthe- 
mimeres  (nach  der  4.  Senkung),  oft  niit  eineni  Wortende  nach 
deni  zweiten  Iamhus  verbunden2).  Ohne  eine  der  beiden  Ca- 
suren  finden  sich  nicht  viele  Verse.  Diese  Senare  sind  dann 
in  anderer  Weise  gegliedert,  am  oftesten  durch  Wortende  vor 
dem  letzten  Creticus  (_._)  und  zugleich  nach  dem  2.  Fufse3) 
(z.  B.  V.  457)  oder  nach  der  2.  Senkung  und  nach  dem  4.  Fufse 
(V.  60,454).  Nicht  zu  leugnen  scheint  auch  der  bei  den  griechi- 
schen  Vorbildern  haufiger  sich  findende  Einschnitt  nach  dem 
3.  Iambus  (die  sog.  caesura  medid)\  in  diesem  Falle  ist  aber 
die  Gleichformigkeit  des  Baues  zumeist  durch  Wortschlufs  vor 
der  3.  Hebung,  manchmal  auch  durch  schliefsenden  Creticus 
vermieden  (vgl.  V.  101,  134,  27!»  u.  a.  m.4).  Dabei  ist  aber 
zu  bemerken,  dafs  dem  Bediirfnis  einer  rhythmischen  Unter- 
brechung  des  Verses  anscheinend  schon  dann  geniigt  ist,  wenn 
die  Silbe,  hinter  welcher  eine  der  Casuren  eintreten  sollte, 
durch  die  sogen.  Elision  (richtiger  Svnalophe)  verschwindet 
(V.  447  5). 

Nachst  dem  Senar  kommt  bei  Terenz  am  haufigsten  vor: 
2)  der  trochaische  Septenar  (uersus  quadratus).  Er 
entspricht  einem  griechischen  katalektischen  troch.  Tetrameter, 
wird  aber  mit  den  gleichen  Freiheiten  wie  der  Senar  behandelt. 
Setzt  man  vor  den  Anfang  des  Senars  noch  einen  Trochaus 
und  die  Hebung  eines  zweiten  (_.  _  /  mit  den  verschiedenen 
Moglichkeiten  der  Auflosung),  so  erhalt  man  den  troch.  Sep- 
tenar.    Am  haufigsten  tritt  Diarese  nach  dem  4.  Trochaus  ein6), 


*1)  Auch  der  fallende  Proceleusmaticus  (_•_•_  \j)  ist  unter  iihnlichen 
Bedingungen  ertriiglich,  vgl.  Klotz  a.  0.  S.  349  if.  und  die  Anm.  zu 
V.  394.  Jedenfalls  ist  die  Annahme  der  vulgarlateinischen  Formen 
benfitium,  malftcium  u.  a.,  die  man  zur  Vermeidung  mehrerer  solcher 
Falle  einfiihren  wollte,  fiir  Terenz  sehr  bedenklich. 

2)  Ritschl  a.  0.  S.  CCLXXX  ff.;  W.  Meyer  a.  0.  S.  52  ff. 

3)  Vgl.  C.  Conradt,  De  uers.  Ter.  struct.  (Berolini  1870),  S.  6—11; 
anders  0.  Schubert,  Symb.  ad  Ter.  emend.  (Weimar  1878),  S.  4  f.  Gegen 
die  Annahme  jeder  anderen  Gliederung  als  durch  die  Hauptciisuren  er- 
klart  sich  R.  Klotz  a.  0.  S.  199  ff. 

*4  Vgl.  Fr.  Gottschalk,  Senarius,  qui  uocatur,  Terentianus  compa- 
ratur  cum  trimetro  Graecorum  (com.  nouae),  Patschkau  1893,  S.  19  ff. 

5)  Gegen  diese  Annahme  Ritschls  (Prol.  S.  CCLXXXH  u.  CCLXXTV) 
spricht  sich  0.  Schubert  a.  0.  S.  4  aus.  Dafiir  ist  W.  Meyer  a.  0.  S.  60  ff.; 
durch  Beispiele  aus  der  neueren  attischen  Komodie  und  durch  den  Ilin- 
veis  auf  die  Aussprache  der  Romer  (bis  etwa  auf  Seneca)  stiitzt  diese 
Ansicht  R.  Klotz  a,  0.  192  ff. 

*6)  Die  in  diesem  Falle  bezweifelte  Verwendung  des  Pyrrhichius  in 
der  vierten  Senkung  weist  ffir  Plautus  nach  F.  Skutsch,  .Satu/ra  Viadrina 
(Breslau  1896),  S.  138  ff.  (vgl.  0.  Seyffert,  Burs.  Jahresber.  LXXX,  268). 
Der  Daktvlus  ist  bei  Terenz  in   diesem  Fufse   allerdinffs   am  seltensten 


40  L    ALLGEMEINE  EINLEITUNG. 

sodann  die  Casur  nach  der  4.  Hebung1),  meist  mit  einem  Ein- 
schnitt  nach  der  5.  Senkung  verbunden  (vgl.  V.  535 7  1038\ 
Auch  hier  lafst  der  erste  (und  nach  der  Diiirese  der  5.) 
Fufs  grofsere  Freiheiten  zu,  z.  B.  in  dem  Gebrauch  eines  dak- 
tylischen  Wortes  statt  eines  Trochaus2).  Ein  Proeeleusmaticus 
fiir  einen  Trochaus  kommt  vereinzelt  bei  Plautus  vor,  jedoch 
nicht  bei  Terenz. 

3)  Der  iambische  Octonar,  eine  bei  Terenz  haufiger 
als  bei  Plautus  erscheinende  Versart,  welche  dem  sehr  seltenen 
akatalektischen  iamb.  Tetrameter  der  griechischen  Dramatiker3) 
entspricht,  schliefst  sich  in  den  Einzelheiten  des  Baues  eng 
an  die  schon  besprochenen  Versarten  an.  In  Bezug  auf  die 
Casuren  ist  der  Vers  bei  Terenz  gerade  wie  ein  trochaischer 
Septenar  mit  einem  Auftakt  (Anakrusis)  behandelt4).  Dabei 
ist  zu  beachten,  dafs,  wenn  der  Einschnitt  hinter  den  4.  Fufs 
(ohne  Zutritt  einer  Synalophe)  fallt,  dieser  ein  reiner  Iambus 
sein  mufs  und  so  der  Vers,  dem  griechischen  Vorbild  entspre- 
chend,  in  zwei  Kola  zei*fallt,  von  denen  das  erste  auch  noch 
dadurch  an  Selbstandigkeit  gewinnt,  dafs  an  seinem  Ende 
zuweilen  —  bei  Plautus  haufig,  bei  Terenz  nur  hochst  selten5)  — 
Hiatus  und  Syllaba  anceps  eintritt,  ebenda  auch  gewisse  sonst 
bei  Terenz  am  iambischen  Versende  besonders  beliebte  Wort- 
formen  (siet,  -ier  u.  dergl.)  gebraucht  werden. 

4)  Der  iambische  Septenar  (von  Varro  bei  Rufin  VI 556, 
15  f.  K.  comicus  guadratus  genannt,  da  er  auf  die  Komodie  be- 
schrankt  blieb)  ist  einem  griechischen  katalektischen  iamb. 
Tetrameter  vergleichbar,  jedoch  mit  allen  dem  lateinischen 
Senar  gestatteten  Freiheiten.  Er  zeigt  in  der  Regel  nach  dem 
4.  Fufs   eine   Diarese   und   hat   dann   diesen   immer    als    reinen 


(vgl.  0.  Podiaski,  Die  troch.  Septen.  des  Ter.  mit  bes.  Berucksiehtigung 
der  Hec,  Berlin  1894). 

*1)  A.  Franke,  De  caesuris  septenar.  troch.  Plautin.  et  Terent.  (Halle 
1893)  ist  in  der  Verwerfung  der  Casur  nach  der  5.  Hebung  (Ritschl, 
Prol.  CCLXXIIl  ff.  u.  a.)  mit  W.  Meyer  a.  0.  S.  77  ff.  und  R,  Klotz  a.  0. 
S.  213  f.  einig,  mit  diesem  auch  in  der  Leugnung  der  Diarese  nach  dem 
5.  Trochaus  und  in  der  Anerkennung  der  Casur  nach  der  4.  Hebung 
(ohne  rein  iambischen  Charakter).  Von  seinen  Belegen  fiir  diese  ist 
freilich  eine  grofsere  Anzahl  in  Abzug  zu  bringen  (s.  0.  Seyffert  a.  0. 
S.  268).  Die  Mehrzahl  der  Falle  spricht  nicht  fiir  die  Selbstiindigkeit 
der  Diiirese  hinter  der  5.  Senkung,  welche  0.  Podiaski  a,  0.  neben  den 
zwei  Einschnitten  des  4.  Fufses  annimmt. 

2)  Vgl.  Ritschl-Fleckeisen  in  d.  N.  Jahrb.  1867,  S.  625  f.;  C.  Conradt 
a.  0.  S.  33;    0.  Seyffert,  Berl.  phil.  Wochenschr.  1891,  Sp.  926;    Skutsch, 
Sat.  Viadr.,  S.  142  und  den  rKrit.  Anhang'  zu  V.  863. 
;:>    Vgl.  Klotz  a.  0.  S.  450. 

4)  Vgl.  C.  Conradt  a.  0.  S.  13  f.  ond  W.  Meyer  a.  0.  S.  70  ff. 
*5)  Gegen   Klotz  a.  0.   S.  143  tf. .   der  den  asyiiartetischeii  l!au  bei 
Ter.  leugnet,  vgl.  0.  Seyffert,  Berl.  phil.  Wochenschr.  1891,  Sp.  883. 


I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG.  41 

Iambus  erhalten.  In  diesem  Falle  hat  die  erste  Halfte  fast 
die  Bedeutung  eines  selbstandigen1)  Verses,  indem  an  ihrem 
Ende  —  bei  Terenz  allerdings  selten  —  alle  die  eben  von  der 
Mitte  des  iambischen  Octonars  angefuhrten  Freiheiten  statt- 
haben  konnen,  der  folgende  (5.)  Fufs  aber  dementsprechend 
die  Freiheit  eines  Anfangsfufses  geniefsen  kann.  Uberall,  wo 
die  Diarese  fehlt,  erscheint  ein  Einschnitt  nach  der  5.  Senkung2)7 
z.  B.  V.  754,  759. 

Wahrend  die  bisher  besprochenen  vier  Versarten  stichisch, 
d.  h.  in  langerer  Aufeinanderfolge  von  Versen  derselben  Art, 
g-ebraucht  werden  und  wesentlich  der  Erzahlung  und  Erorte- 
rung,  kurz  der  Entwicklung  der  Handlung  dienen,  kommen 
nur  in  lyrischen  Partien  vor 

5)'die  trochaischen  Octonare,  wechselnd  mit  anderen 
Versen  und  mit  solchen  zu  besonderen  rhythmischen  Abschnitten 
(Systemen)  verbunden3).  Der  Bau  dieses  Verses  zeigt  dieselben 
Freiheiten  wie  der  des  troch.  Septenars;  vom  letzten  Fufse 
bleibt  der  Daktylus  ausgeschlossen.  Die  Diarese  (Casur)  tritt 
regelmafsig  hinter  dem  4.  Fufse  ein;  ein  Daktylus  ist  auch  an 
dieser  Stelle  nicht  gestattet. 

Andere  lvrische  Metra  sind  bei  Terenz  selten.  Einis:e 
Male,  aber  nur  in  der  Andria,  finden  sich 

6)  kretische  und  baccheische  Tetrameter,  in  wel- 
chen  die  Kretici  (_j  w  \.)  und  Bacchien  (y  ±  i)  die  Auf  losung 
einer  der  beiden  Langen  (jedoch  nieht  vor  dem  Zeilen-  oder 
Casursehluls)  sowie  ausnahmsweise  im  1.  und  3.  Fufse  die 
Verlangerung  der  Senkung  zulassen.  Eine  Casur  tritt  im  kre- 
tischen  Verse  nach  der  4.,  seltener  nach  der  5.  Hebung,  in 
den  Bacehien  nach  der  3.  oder  5.  Hebung  ein4). 

Eingemischt  unter  die  langeren  Verse  werden  in  lvrischen 


*1)  Gegen  die  asynartetische  Bildung  sprechen  sich  ohne  zureichende 
Griinde  C.  Meifsner.  1)>:  iambico  apud  Ter.  septen.  (Bernburg  1884)  und 
Klotz  a.  0.  S.  145  ff.  aus. 

2)  Vgl.  C.  Conradt  a.  0.  S.  14  ff.;  Christ,  Metrik2  S.  341  f.;  W.  Meyer 
a.  0.  S.  67  ff. 

3)  Den  wichtigen  Unterschied  zwischen  stichischer  und  lyrischer 
Koruposition  hat  zuerst  C.  Conradt,  Die  metr.  Composition  der  Com.  des 
Ter.  (187(5;  nachgewiesen  und  ihre  Grenzen  fest  bestimmt.  —  Wenn 
bei  Plautus  troch.  Octonare  in  grofserer  Zahl  nacheinander  vorkommen, 
so  darf  auch  ihnen  der  lyrische  Charakter  nicht  abgesprochen  werden. 
Terenz  hat  nur  Eun.  739  —  746  eine  liingere  Reihe  dieser  Verse  hinter 
einander. 

4)  Uber  die  Ivrischen  Versarten  vgl.  u.  a.  das  Buch  von  A.  Spengel, 
Reformvorschlage  zur  Metrik  der  lyr.  Versarten  bei  Plaut.  und  den  iibr. 
lat.  Scen.  (1882);  W.  Meyer  a,  0.  S.  95  ff.  (And.  626  ff  ruifst  er  als  kret. 
Hexameter).  —  Fraglich  ist,  ob  Ter.  (Ad.  611 — 613)  choriambi 
Trimeter  in  Verbindung  mit  Trochaen  oder  Iamben  gebraucht  hat.  Dies 
ware  eine  wesentliche  Neuerung  (vgl.  Klotz  a.  < ».  S.  369). 


42  I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG. 

Abschnitten  und  am  Ende  stichischer  Reihen  (And.  605,  Hec. 
621 }  731)  einzelne,  Klauseln  genannte,  kiirzere  Grlieder, 
welehe  durch  fortlaufenden  Rhythmus  mit  dem  vorausgehenden 
Verse  zusammenhangen  *) :  akatalektische  iambische  Quater- 
narii  (V.  163,  183,  191),  katalektische  iamb.  und  troch.  Quater- 
narii  (V.  729).  Metrisch  sind  sie  wie  die  Yollverse  des  glei- 
chen  Rhythmus  behandelt.  —  Einzelne  Worte,  Anrufe  und 
Ausrufe  enthaltend,  stehen  zumeist  an  der  Spitze  einer  lyri- 
schen  Partie  (Y.  485). 

So  konnten  die  romischen  Dramatiker  —  denn  dies  gilt 
nicht  von  der  comoedia  palliata  allein  —  ihren  Stiicken  je 
nach  Lage  und  Stimmung  der  auftretenden  Personen  durch  die 
Wahl  entsprechender  metrischer  Formen  eine  grofse  Mannig- 
faltigkeit  verleihen.  Zumeist  beruht  diese  auf  dem  Wechsel 
iambischer  und  trochaischer  Metren2).  —  Da  die  anapasti- 
schen  Mafse  dem  Charakter  der  lateinischen  Sprache  wider- 
streben,  verwendete  sie  Terenz  gar  nicht  und  ersetzte  sie  durch 
iambische  Octonare. 

Hand  in  Hand  mit  dem  Wechsel  der  Metra  eines  ronii- 
schen  Lustspiels  ging  ein  entsprechend  mannigfacher  Vortrag 
der  einzelnen  Scenen  mit  oder  ohne  Musikbegleitung3).  Wir 
haben  in  dieser  Beziehung  drei  Arten  von  Scenen  zu  unter- 
scheiden: 

1)  die  lyrischer  Natur  wurden  unter  Musikbegleitung 
recitativisch  gesungen4); 

1)  Vgl.  B.  Bom,  De  diuerbii  ap.  Ter.  iiers.  (Magdeburg  1868), 
S.  20  ff;  C.  Conradt,  Metr.  Coinp.,  S.  15  ff.  —  Die  Bedingungen  des  Ge- 
brauches  der  Klauseln  innerhalb  der  lyrischen  Abschmtte  sind  noch 
nicht  festgestellt.  Beitrage  dazu  Leo,  Rh.  Mus.  XXXX,  202  f.  und  Klotz 
a.  0.  480  ff.  Die  Cantica  zerfallen  zunachst  in  xcoia,  vgl.  Pollux  IV,  112 : 
rfj  dh  OTQOCpij  iv  yicaXoig  TTQOKC&siar]  tb  iniQQritia  .  .  .  irtccySTcu. 

2)  Der  erste  Akt  ist  bei  Ter.  stets  in  Senaren,  das  Ende  des  letzten 
Aktes  stets  in  troch.  Septenaren  abgefafst;  lyrische  Partien  giebt  es 
nur  am  Anfang  von  Scenen.  Bei  Wechsel  des  Metrums  (auch  in  stichi- 
scher  Koniposition)  ist  immer  ein  Wechsel  der  Stimmung  zu  beobachten; 
hiiung  trifft  er  mit  dem  Auf-  oder  Abtreten  von  Personen  und  dem- 
zufolge  mit  Scenenwechsel  zusammen;  vgl.  hierzu  A.  Spengel,  Die  Akt- 
eint,  d.  Kom.  d.  Plaut.  (Progr.  d.  Max.-Gyrn.,  Miinchen  1877)  und  ders., 
Scenentitel  u.  Scenenabt.  in  d.  lat.  Kom.  (Ber.  d.  bay.  Ak.  Phil.  Cl.  18*.s. 
II,  272  ff.).  —  Iambische  Octonare  entsprechen  einer  lebhaft  bewepft''n. 
trochiiische  Septenare  einer  ruhigeren  Stimmung  (nach  Klotz  a.  0.  S.  455  f. 
besonders  dort,  wo  die  Gestikulation  eine  besondere  Kolle  spielt);  die 
iambischen  Septenare,  welche  nur  bei  Komikern,  im  Griechischen  aufser- 
dem  auch  bei  Iambographen  vorkommen  (s.  Christ,  Metr.2  S.  343),  haben 
vorwiegend  den  Charakter  des  Komisch-Pathetischen. 

3)  S.  Ritschl,  Rh.  Mus.  XXVI,  599-637;  0.  Ribbeck,  Rom.  Trag., 
S.  633 'ff. 

4)  Von  diesen  Scenen  gilt  das  anf  S.  41  aber  die  lyrischen  Metra 
Gesagte.  Die  Gesetze  des  Wechsels  der  Verse  in  diesen  Partien  sind 
noch  nicht  aufgedeckt.    Verfehlt  scheinen  die  Versuche,  strophische  An- 


I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG.  43 

2)  die  in  trochaischen  oder  ianibischen  Septenaren  so- 
wie  die  in  iambischen  Octonaren  abgefafsten  Scenen  wurden 
ebenfalls  mit  Musik,  aber  melodramatisch  vorgetragen 
(zur  Musik  deklaniiert); 

3)  die  Senarscenen1)  wurden  ohne  Musikbegleitung  ein- 
fach  gesprochen. 

In  den  Textausgaben  des  Altertums  wurden  den  einzelnen 
Sceneniiberschriften  Buchstaben  zur  Bezeichnung  ihrer  Vortrags- 
weise  beigefiigt,  und  in  einigen  Plautushandschriften  haben  sich 
noch  Reste  dieser  Notierung  erhalten.  Darnach  hatten  die 
beiden  ersten  Arten  von  Scenen  wegen  der  gemeinsamen  Musik- 
begleitung  das  Zeichen  C-  (=  canticum),  die  dritte  die  Buchstaben 
DV  (deuerbium  oder  wohl  besser  diuerb.2).    In  den  Terenzaus- 


ordnung  in  ihnen  nachzuweisen(so  C.  Conradt,  Metr.  Comp.  und  C.  Meifsner, 
N.  Jahrb.  Suppl.  XII,  465 — 588).  Richtig  bemerkt  in  dieser  Hinsicht 
F.  Leo  (Deut.  Litt.-Zeit.  1882,  Sp.  932),  dafs  uns  die  Kenntnis  der  musika- 
lischen  Bedingungen  abgeht,  unter  denen  diese  Komodien  entstanden 
sind.  Wahrscheinlich  zerfallt  ein  Canticum  zuniichst  in  kleinere  Ein- 
heiten  (Systeme),  deren  Zusammensetzung  besonderen  Grundsatzen  folgt 
(s.  Fr.  Schlee,  De  uersuum  in  canticis  Ter.  consecutione,  Berolini  1879). 
Unter  diesen  steht  nur  einer  fest  (s.  Bentley  zu  And.  307  [II  1,  7]),  dafs 
auf  einen  trochaischen  Octonar  immer  wieder  ein  trochaischer  Vers 
folgen  mufs.  Dies  beruht  auf  der  continuatio  numeri,  durch  welche 
ubrigens  auch  ein  iambischer  Sej:>tenar  vor  einem  andern  iambischen 
Verse  innerhalb  desselben  Systems  ausgeschlossen  ware.  Neben  der 
mehr  formalen  Art  der  continuatio  numeri  (bei  Klauseln,  die  zum  Ab- 
schlusse  eines  metrischen  Systems  dienen  und  als  iambische  Auslaufer 
sich  an  Trochaen  oder  in  troch.  Form  an  iamb.  Verse  anschliefsen) 
unterscheidet  J.  Winter,  Metrische  Rekonstr.  der  Plautin.  Cant.  (Miinchen 
1880)  die  aus  logischen  Griinden  sich  erklarende,  wenn  der  Redende 
(zumeist  im  Anfang  von  Scenen)  wegen  der  Fiille  des  Stoffes  und  der 
Gedanken  in  grofser  Eilfertigkeit  spricht.  Klotz  a.  0.  S.  409  f.  findet 
z.  B.  in  Eurip.  Or.  1409  ff.,  1444  ff.  und  Ter.  Ad.  517  ff.  fiir  diese  Kom- 
positionsform  das  Moment  grofser,  ruheloser  Angst  besonders  bezeichnend. 

*1)  Gegen  Klotz'  Annahme  (a.  0.  S.  387  f.),  auch  troch.  Septenare 
seien  gelegentlich  blofs  gesprochen  worden,  vgl.  0.  Seyffert  in  Bursians 
Jahresber.  LXXX,  282  f. 

* 2)  Dziatzko  halt  die  handschriftlich  iiberlieferte  Form  deuerbium  fiir 
richtig  (Rh.  Mus.  XXVI,  101  ff.  und  N.  Jahrb.  1871,  S.  819  ff.);  dafiir 
entschieden  sich  0.  Ribbeck  a.  0.  S.  633  und  Friedlander  a.  0.  S.  522. 
Deuerbium  ist  nach  Dziatzko  von  de  uerbo  abgeleitet  wie  interordinium 
(wiederholt  bei  Columella)  von  inter  ordines,  und  de  uerbo  entspreche 
in  seiner  Bedeutung  dem  griechischen  v.cct(xloyaSr]v.  Vgl.  dagegen 
Biicheler,  N.  Jahrb.  1871,  S.  273  f.  und  Ritschl  a.  0.  S.  618.  Danach  ist 
deuerbium  spatere  Schreibung  statt  diuerbium  (==  SidXcyog  Zwiegespriich, 
synon.  aiioifiaia,  Bildung  wie  diludia)-  fiir  diese  Form  spricht  Suet.  bei 
Diom.  Gr.  Lat.  I  491,  22  f.,  in  dessen  Worten  diuerbia  sunt  partes 
comoediarum ,  in  quibus  diuersorum  personae  uersantw  ein  alter  ety- 
mologischer  Versuch  liegt.  Kazaloyrj,  "AaraloydSr^v  bezeichnet  ferner 
vielmehr  das  Lied  ohne  musikalische  Begleitung.  Die  Abkiirzuno-  /)]' 
stammt  aus  der  Kaiserzeit  (nach  Leo,  Plaut.  Forsch.,  S.  14  aua  dem 
II.  Jahrh.  n.  Chr.);    die  iiltere  Form  war  DI\  • 


44  I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG. 

gaben  fiihrten,  wie  man  aus  Donat  ersieht,  die  Scenen  erster 
Art  das  besondere  Zeiehen  MM-  C-  (wohl  nntttttis  modis  canti- 
cnm1),  die  dritte  Art  gleichfalls  DV-2),  die  zweite  nach  Ritschls 
Annahnie  —  Donat  berichtet  dies  nicht  —  ein  einfaches  C- 
Musik  spielte  aufserdem  noch  vor  Beginn  des  Stiickes 
(vor  dem  Prolog)  und  in  den  Zwischenpausen3).  Sie  wurde 
von  einem  besonderen  Musikverstlindigen  komponiert,  nicht 
vom  Dichter.  Fiir  die  Stiicke  des  Plautus  und  Terenz  lieferten 
Sklaven  die  Musikbegleitung4):  fiir  samtliche  Stiicke  des  Terenz 
ein  Flaccus,  Sklave  des  Claudius5),  dessen  Name  in  die  Auf- 
fiihrungsurkunde  (Didaskalie)  aufgenommen  erscheint.  Aus- 
gefuhrt  wurde  die  Musik  wie  in  Griechenland  von  einem  ein- 
zigen  Flotenblaser  (tibicen),  wahrscheinlich  dem  Komponisten 
selbst,  auf  einer  Doppelfiote.  Von  diesem  mehr  unserer  Klari- 
nette  als  Flote  vergleichbaren  Instruniente,  bei  welchem  in 
beide  Rohre  zugleich  geblasen  wurde,  lernen  wir  aus  den  er- 
haltenen  Didaskalien  vier  verschiedene  Arten  kennen,  die  tibiae 
pares,  impares,  Sarranae  (=  Tyriae)  und  duac  dcxtraeG).    Ohne 


*1)  Die  von  Dziatzko  angenornmene  Auflosung  des  Zeichens  MMC- 
durch  modi  mutati  cantici  scheint  niir  der  durch  mutatis  modis  caitticum, 
welche  sich  auf  die  Stelle  aus  Donats  Praef.  zu  d.  Ad.  (vgl.  die  Praef.  zum 
Eun.  und  den  Tract.  de  com.  S.  12,  8  R.):  saepe  tamen  mutatis  per 
scaenam  modis  cantata:  quod  significat  tittdus  scaenae  habens  subiectas 
personis  litteras  .M-M-C-)  grundet  und  durch  echt  lateinische  Wort- 
stellung  auszeichnet,  auch  darum  nachzustehen,  weil  in  dieser  Formel 
auf  canticum  als  dem  HauptbegrifFe  im  Gegensatze  zum  diitcrl/ium  mit 
Recht  ein  sfarkerer  Ton  liegt. 

2)  Gerade  im  Phormio   hat  sich  vor  V.  441  (II,  4)   im  Cod.  P  ein 
Rest  dieser  Bezeichnung  erhalten;    s.  Rh\  Mus.  XXIX,  54. 

3)  Fiir  den  zweiten  Punkt  ist,  von  anderem  abgesehen,  eine  Stelle 
des  Plautinischen  Pseudolus  am  Ende  des  I.  Aktes  (V.  573)  entscheidend : 

Tibicen  uos  interibi  hic  delectauerit. 
Um  so  weniger  Bedenken  erregt  die  Nachricht  Donats  wegen  der  Ouver- 
turen  mit  Flotenspiel  (vgl.  De  prol.  Plaut.  et  Ter.,  S.  13  tf.). 

*4)  Im  Victorianus  (_D)  scheint  die  alte  musikalische  Komposition 
von  Hec.  861  erhalten  zu  sein;  s.  L.  Havet  und  S.  Reinach,  liev.  des 
etudes  grecques  1894,  S.  196. 

*5)  Fr.  Skutsch  macht  darauf  aufmerksam,  dafs  derselbe  Claudius 
(Clodius)  im  Varrobruchstucke  (epist.  ad  Fufiwri)  bei  Nonius  p.  117 
und  425  gemeint  sein  diirfte. 

*6)  Vgl.  Dziatzko,  Rh.  Mus.  XX,  594  ff. ,  Ed.  Bruner,  Quaestiones 
TerenUanae  Helsingfors  1868)  und  Acta  soc.  sc.  Fewn.  TX  •_>,  l  ff.  (Hcl- 
singfors  1871)  gegen  Donats  Angaben.  Bei  den  Hbiae  pares  waren  die 
beiden  Flotenrohre  von  gleicher,  bei  den  tib.  impares  von  ungleicher 
Lange  und  entsprechendem  Grundton.  Das  rechte  Rohr  war  fiihrendes, 
das  linke  Rohr  begleitendes  Instrument  (mcenMua  und  succentiua  tibia 
Varro  r.  r.  I  2,  15).  Ersteres  konnte  auch  von  der  tibia  sinistra  ge- 
trennt  und  verdoppelt  werden  (tibiae  duae  dextrae).  0~ber  A.  Howard, 
The  AvXog  or  Tibia  (Harvard  Studies  in  class.  Phil.  IV,  1893)  vgl. 
C.  v.  Jan  (Berl.  phil.  Wochenschr.  1894,  Sp.  207  tf.).  Nach  diesem 
konnen,   da  uns  nirgends   duae  sinistrae  beglaubigt  sind  (auch  Pbaedr. 


I.   ALLGEMEINE  EINLEITUNG.  45 

dafs  wir  iiber  den  Unterschied  dieser  genauer  unterrichtet 
sind,  lafst  sich  doch  niit  Gewifsheit  annehmen,  dafs  die  Wahl 
der  Art  von  dem  Charakter  und  der  Stimmung  des  Stiickes 
abhing:    vom  Haut.   wissen   wir   aus   der   Didaskalie,    dafs    im 

o/  ' 

Stiicke  selbst  die  Flotenart  wechselte. 

Eine  wichtige  Abweichung  von  dem  modernen  Biihnen- 
brauche  ist  es7  dafs  nach  Livius  VII  2,  8  ff.  schon  seit  Livius 
Andronicus  durch  die  ganze  Bliitezeit  des  romischen  Lustspiels 
die  cantica  (im  engern  Sinne)  von  einem  besondern,  in  der 
Nahe  des  Flotenspielers  aufgestellten  Sanger  vorgetragen 
wurden,  wahrend  die  Schauspieler  dazu  nur  agierten.  Auf 
diesen  Sanger  nimmt  Horaz  Bezug  an  der  bekannten  Stelle 
ad  Pis.   154  f.: 

Si  plosoris  eges  aulaea  manentis  ct  usque 
Sessuri,  donec  cantor  (Vos  plaudite'  dicat 
Da  ein  solcher  besonderer  Sanger  nicht  blofs  fiir  die  Schlufs- 
worte   eines  Dramas   verwendet  worden  sein  wird,    so  liegt  in 
den   angefiihrten   Yersen    ein   Beweis    ftir    die   Richtigkeit    des 
Livianischen  Berichtes. 

Eine  Einteilung  der  Stiicke  in  Akte  bestand  zur  Zeit  des 
Plautus  und  Terenz  nicht1).  Die  Dichter  beachteten  bei  der 
Abfassung    ihrer   Stiicke,    wie  es   scheint,    nur    den   Wechsel 


V  7,  8  f.  spricht  gegen  ihr  Vorkonmien),  die  pares  nur  ciie  dextrae  und 
Lydiae  sein;  da  die  Abbildungen  zunieist  zwei  kurze  hohe  Floten  zeigen, 
nie  aber  die  grofse  und  gekruniuite  Flote  verdoppeln,  erkliirt  er  die 
dextra  fur  eine  hohe,  die  sinistra  fiir  eine  tiefe  Flote  und  folgert  aus 
Aelian  bei  Porph.  zu  Ptol.  Harm.  217  und  Athen.  IV  185,  A  (vgl.  Catull. 
63,  22;  Theb.  VI,  120)  fiir  die  phrygische  Flote  Tiefe,  fur  die  lydische 
Hohe.  Varros  Stelle  (bei  Serv.  Aen.  IX,  618):  tibia  Fhrygia  dextra  unum 
foramcn  habet,  sinistra  duo,  quorum  unum  acutum  sonum  habet,  alterum 
grauem  will  ni.  E.  nicht  dazu  stinimen.  Biicheler  denkt  bei  t.  pares  an 
monodischen  (gymnastischen),  bei  t.  impares  an  synodischen  Vortrag 
(diese  seien  Floten  verschiedener  Tonhohe  und  Tonreihe) ;  t .  dextrae 
(nach  Donat  Praef.  Ad.  S.  7,  11  R. :  modulata  cst  tibiis  dextris,  i.  e. 
Lydiis  ob  seriam  grauitatem  bezogen  sich  auf  Bafs,  sinistrae  auf  Diskant, 
diesen  stiinden  die  Sarranae  nahe.  Das  Fehlen  von  duae  sinistrae  liefse 
sich  danach,  da  nur  Manner  spielten,  unschwer  erkliiren. 

*  1)  Die  Handschriften  zu  Terenz  und  Plautus  zeigen  keine  nennens- 
werte  Spur  einer  solchen  Teilung  (im  Cod.  /,.'  des  Ter.  blofs  zu  vier 
Kom.,  wahrscheinlich  von  der  Hand  des  XIV.  oder  XV.  Jahrh.).  Ferner 
konnen  alle  erhaltenen  Lustspiele,  kleine  Pausen  abgerechnet,  in  einem 
Zuge  durchgespielt  werden.  Akte  fanden  die  rom.  Sceniker  auch  in 
ihren  Originalen  nicht.  Denn  nirgends  zeigt  sich  in  den  Scholien  zu 
den  griech.  Tragikern  und  Komikern  eine  Spur  von  dieser  Einteilung. 
Das  Wort  actus  findet  sich  zwar  schon  im  II.  Prol.  der  Hec.  39:  Primo 
actu  placeo,  aber  hier  ist  der  Ausdruck  gleich  prima  fabula  (Prol.  Ad.  '.): 
lenoni  eripit  Meretricem  in  prima  fabula)  zu  fassen,  also  fim  Anfang  der 
Auffiihrung,  des  Stiickes.'    Vollig  leugnet  die  Ursprunglichkeit  der  Akt- 

einteilung  Donat  selbst  (Praef.  Ad.):  quos  (actus) minime  distin- 

guunt  Latini  comici. 


46  I.   ALLGEMEINE  EINLEITUXii. 

von  (iambischen)  Senar-  und  (trochaischen)  Septenarscenen 
mit  eigentlichen  Canticis,  einen  Wechsel,  welcher  zwar  ge- 
wissermafsen  die  spatere  Akteinteilung  ersetzt,  aber  ohne  Zwang 
weder  die  Sechszahl  (Ritschls  Bacch.)  noch  die  Fiinf-1),  Vier- 
oder  Dreizahl  (Lorenz'  MosteM.),  sondern  einen  freien  ab- 
wechslungsreichen  Aufbau2)  erkennen  lafst.  Doch  soll  da- 
mit  naturlich  nicht  geleugnet  werden,  dafs  (wohl  im  Zusammen- 
hange  mit  der  metrischen  Komposition  des  Stiickes)  vom 
Theaterdirektor  kleine,  durch  Flotenspiel  ausgefiillte  Pausen 
(Psead.   571  ff.)  angesetzt  werden   konnten,    sofern   es  gewisse 


*1)  An  die  Nachricht  Philons  von  Byzanz  iiber  das  fiinfaktige 
Puppenspiel  Nauplios  (V.  Prou ,  Memoires  presentes  par  divers  savants  a 
VAcademie  1884,  IX  1,  117  f.)  lassen  sich  wohl  weder  fiir  die  Theorie 
noch  fiir  die  Praxis  des  hellenistischen  Dramas  (Leo  a.  0.  S.  208  f.) 
weitergehende  Schlusse  kniipfen.  Die  Fiinfzahl  der  uigr}  (actus)  wird  seit 
dem  II.  nachchristl.  Jahrh.  bezeugt;  dagegen  konnen  von  den  letzten  Stiicken 
der  alten  Komodie  die  Eccles.  nur  etwa  in  6,  der  Plutos  in  7  Akte  geteilt 
werden.  DieWorte  in  Donats  Arg.  Hec.  (p.  13,  24  R,):  Docet  autem  Varro 
neque  in  hac  fabula  neque  in  aliis  esse  mirandum,  quod  actus  impares  scae- 
narum  paginarumque  sint  numero  beweisen  nicht,  dafs  Varro  die  Fiinfzahl 
der  Akte  durchfiihren  wollte,  vielmehr  spricht  das  Schweigen  der  Gramma- 
tiker  hieriiber,  deren  grofse  Unsicherheit  auf  diesem  Gebiete,  von  denen 
Bemerkungen,  wie  die  des  Euanth.  de  com.  S.  6  R. :  apud  illos  (Latinos 
comicos)  dirimere  actus  quinquepartitos  difficile  est  und  die  des  Donat 
Praef.  Eun.:  actus  .  .  implicatiores  sunt  in  ea  hinlangliche  Vorstellung 
gewahren,  m.  E.  dagegen,  dafs  eine  Autoi*itat  wie  Varro  hierin  grund- 
legend  vorgearbeitet  hatte.  Die  Spateren  hielten  sich  eben  an  die  be- 
kannte  Regel  fiir  die  Tragodie  bei  Horaz  (Ars  poet.  189):  neue  mvnor 
neu  sit  quinto  productior  actu  fdbula,  welche  sich  an  die  Gliederung  der 
Handlung  in  den  TtQoXoyog,  die  3  tnsiooSict  und  den  %£odog  anschlofs, 
wahrend  noch  Sueton  (de  poet.  S.  11,  &  f .  R.)  den  eigentlichen  That- 
bestand  mit  den  Worten  angiebt:  membra  comoediae  diuersa  sunt,  de- 
finito  tamen  numero  continentur  a  quinque  usque  ad  decem;  vgl. 
Vitruv.  Praef.  §  4  zum  IV.  Buche.  Naher  habe  ich  dies  auszufiihren  ge- 
sucht  in  der  Zeitschr.  f.  d.  osterr.  Gymn.  1885,  S.  909  ff. ;  vgl.  auch 
Hasper,  Ersch  und  Grubers  Encvklop.  rKomodie',  S.  173.  Anders  Leo 
a,  0.  S.  205  ff. 

*2)  A.  Spengel  hat  das  Verdienst,  in  seinem  anregenden  Programm- 
aufsatze  (Die  Akteinteilung  der  Komodien  des  Plautus,  Miinchen  1877) 
auf  das  fur  den  Bau  der  alten  Komodien  wesentliche  Moment  der 
metrischen  Komposition  hingewiesen  zu  haben.  Doch  kann  ich 
ihm  nicht  darin  zustimmen,  dafs  durch  das  musikalische  Eloment, 
welches  einen  wesentlichen  Bestandteil  eines  jeden  Aktes  bilde,  die 
Fiinfzahl  der  Akte  in  den  Plautin.  Kom.  erweisbar  sei.  Denn  schon 
das  nach  seiner  Ansicht  regelrechte  Schema  eines  Scenenkomplexes 
1.  iamb.  Sen.,  2.  troch.  Sept. ,  3.  lyr.  Cant. ,  4.  troch.  Sept. ,  5.  iamb. 
Senar  liifst  sich  in  keinem  seiner  Akte  nachweisen.  Er  ist  ferner  ge- 
notigt,  um  fiinf  Akte  zu  gewinnen,  eine  Reihe  von  Akten  ohne  ein 
lyrisches  Canticum  aufzustellen  (so  seinen  I.  Akt  der  Capt. ;  Epid.  V; 
Rud.  II,  V;  Trin.  I,  m;  Bacch.  II;  Curc.  II— V;  Merc.  IH—  V;  Most.  II,  V; 
Mil.  I — HI,  V),  ja  selbst  aus  reinen  Senaren  gebildete  Akte  anzunehmen 
(I.  Akt  d.  Cas. ,  Trin. ,  Mil.  und  Aulul.).  Weiteres  s.  Zeitschr.  f.  d. 
osterr.  Gymn.  1885,  S.  912. 


I.    ALLGEMEIXE  EDSTLEITUNG.  47 

teclmische  Vorkehrungen1)  innerhalb  eines  Stiickes  (z.  B.  Ver- 
kleidungen  desselben  Schauspielers )  oder  die  innere  Wahr- 
scheinlichkeit  (so  langere  Zwischenzeit  zwischen  zwei  Scenen) 
geboten,  vielleicht  auch  die  Erschopfung  der  Spielenden  oder 
die  Abspannung  des  Publikums  ratlich  erscheinen  liefsen;  diese 
waren  aber  nicht  zu  allen  Stiicken  und  jederzeit  von  gleicher 
Anzahl,  jedenfalls  vom  Dichter  nicht  in  irgend  einer  be- 
stimmten  Zahl  bei  der  Abfassung  vorgesehen. 

Dagegen  ist  die  Sceneneinteilung  sehr  alt").  Es  war 
Brauch,  jeder  einzelnen  Scene  ein  vollstandiges  Rollen-  und 
Namenverzeichnis  der  darin  auftretenden  Personen  voraus- 
zuschicken,  auch  wenn  dieselben  bereits  in  der  vorhergehenden 
Scene  auf  der  Biihne  waren3).  Aufserdem  war  in  den  unseren 
Handschriften  zu  Grunde  liegenden  Exemplaren  jede  nicht 
stumme  Person  mit  einem  Buchstaben  des  griechischen  Alpha- 
bets  bezeichnet,  welche  auch  im  Text  der  folgenden  Scene  zur 
Personenbezeiehnung  diente4).  Fiir  die  Sceneneinteilung  selbst 
scheinen  in  unseren  Handschriften  zwei  verschiedene  Grundsiitze 
befolgt  zu  sein.  Nach  dem  einen,  objektiven,  aber  mehr 
aufserlichen  Princip  fallt  Personen-  und  Scenenwechsel  i  von 
stummen  Personen  abgesehen  |  fast  vollig  zusammen  ( so  zu- 
meist  im  Bembinus).  Ausgenommen  sind  hierbei  Falle,  in 
welchen  eine  Person  nur  ganz  voriibergehend  die  Biihne  ver- 
lafst,  um  sogleich  zuriickzukehren  (vgl.  V.  446),  oder  wo  die 
zuriickbleibenden  Personen  bis  zum  Eintritt  einer  neuen  Scene 
nur  weniges  und  unwesentliches  zu  sprechen  haben  (V.  219, 
778,  816  5).  Das  andere  Princip  lafst  eine  neue  Scene  nur 
dann    anfangen,    wenn    der    Personenwechsel    dem    Gange    der 


*1)  Gegen  die  neuerdings  von  Ohmichen  zweifelnd  aufgenomniene 
Behauptung  (Handbuch  d.  ciass.  Alterturnswiss.  V  3,  S.  246),  es  habe 
schon  vor  133  (der  Attalischen  Erbschaft'-  einen  Vorhanq-  in  Koni  uvovli..n, 
s.  W.  Weinberger.  Wien.  Stud.  XIV,  128  f. 

*2)  Fr.  Leo,  Plaut.  Forsch.,  S.  13,  Anm.  3  fiihrt  sie  auf  die  Biihnen- 
exemplare,  nicht  den  Dichter  selbst  zuriick:  fDeni  Regisseur  konnte 
daran  liegen,  die  Abschnitte  der  Handlung  regelmafsig  zu  bezeichnen, 
und  er  mufste  darin  bestimmte  Principien  befolgen.' 

3)  A.  Spengel,  Scenentitel  u.  s.  w.  S.  257  ff.  sucht  nachzuweisen, 
dafs  im  Archetypus  unserer  Handschriften  des  Terenz  sowie  des  Plautus 
die  Scenenuberschriften  keine  Narnen,  sondern  nur  die  Bezeichmmg  der 
Rollen  enthalten  hatten. 

4)  Dafs  mit  diesen  Buchstaben  nicht  zugleich  auch  die  Verteilung 
der  Kollen  unter  die  einzelnen  Schauspieler  bezeichnet  gewesen  sein 
kann,  zeigten  (wie  schon  S.  34  f.,  Anm.  4  erwahnt  wurde  Pr.  Leo,  Sen. 
trag.  I,  85  f.  und  Alb.  Wilms.  Ue  personarum  notis  in  cod.  Ter.  (Hal. 
1881).  Unrecht  hat  letzterer  darin,  dafs  er  diese  Verwendung  der 
griech.  Buchstaben  mit  dem  Cod.  A  fiir  gleichalterig  ha.lt  (vgl.  Kh.  Mus. 
XXI,  313  f.  und  Dziatzkos  Textausg.  Praef.  S.  XV). 

5)  Eine  Abweichung  von  der  Regel  ist  fvir  den  Cod.  ,1  /..  B.  zu 
V.  441  zu  verzeichnen,  wo  er  keinen  Scenenanfang  hat. 


48  I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG. 

Handlung  eine  wesentliche  Wendung  giebt;  diese  Hand- 
schriften  haben  also  keinen  Scenenanfang  bei  V.  795,  884. 
Das  erstere  Princip  scheint  alter  zu  sein1).  Zu  bemerken  ist 
endlich  noch,  dafs  bei  Terenz  der  Anfang  einer  neuen  Scene 
auch  in  die  Mitte  eines  neuen  Verses2)  fallen  kann  (V.  795; 
And.  580;  Haut.  954;  Eun.  1049;  Hec.  767;  Ad.  81,  635,  958). 

6.   Zur  Prosodie. 

Eigentiimlichkeiten,  durch  welche  die  Prosodie  des 
Terenz  von  den  Regeln  der  spateren  klassischen  Schriftsteller 
abweicht,  sind  bei  weitem  weniger  zu  verzeichnen  als  fiir  den 
wenig  alteren  Plautus.  Indem  die  Besprechung  der  meisten 
Einzelnheiten  fur  die  Anmerkungen  aufbewahrt  werden  soll, 
sind  im  folgenden  vor  allem  die  ofter  oder  regehnafsig  sich 
wiederholenden  Erscheinungen  zusammengefafst. 

A.    Vokale. 

In  den  Endsilben  von  Wortern  des  alteren  Lateins  giebt 
es  eine  Reihe  von  Natur  langer  Vokale  mit  oder  ohne  fol- 
genden  Konsonanten,  welche  in  der  Folgezeit  verkiirzt  wurden. 
Die  urspriingliche  Lange  hat  sich  bei  Terenz  noch  sicher  er- 
halten  in  -H  der  3.  Pers.  Sing.  Ind.  Perf.  Act.,  z.  B.  Phor.  9 '): 
ferner  wie  in  dem  Ausgange  des  Perfect  Coniunctivs  gesserlmus 
V.  772,  norimus  Ad.  271,  so  auch  in  augeat  Ad.  25.  Uber 
fleri  (am  iamb.  Versende)  vgl.  zu  V.  593.  Unter  dem  Ein 
flusse  der  Hebung  hat  sich  wohl  in  obstupefecit  V.  284  die 
Naturlange  erhalten  (s.  die  Bemerkung  zu  diesem  V.). 

Ein  bemerkenswertes  Beispiel  der  Kiirzung  der  grieehi- 
schen  Lange  vor  Vokal  (iwcalis  ante  uocalem  corripUur)  bietet 
das   bei   den   Scenikern   regelniafsige   platea  (nkatsla)   V.  215 


1)  Nicht  beistiminen  kann  man  Ritschl,  welcher  Opusc.  phil. 
II,  367  (vgl.  Trin.2  Praef.  S.  LVIII  f.)  mir  beim  Auftreten  von  Personen 
eine  neue  Scene  ansetzt,  nicht  aber  beim  Abtreten  solcher.  Dabei  wird 
namlich  der  durch  die  Sceneniiberschriften  gerade  beabsichtigte  Zweck 
nicht  erreicht.  —  Nach  A.  Spengel  a.  0.  S.  272  ff.  war  der  Wechsel 
des  Versmafses,  beziehungsweise  der  musikalischen  Begleitung  von  ent- 
scheidender  Bedeutung  fur  die  Sceneneinteilung  sogar  in  Fiillen,  wo  ein 
Wechsel  der  Personen  nicht  stattfand.  Ahnliches  nimmt  fur  Plautus 
an  B.  Bayer,  De  Pluxti  fulntl.  recemione  Ambr.  et  Pulut.  <  Hrcslau  iss"'  . 
S.  109  ff. 

2)  Vgl.  B.  Born,  De  diuerbii  apud  Ter.  uersibus  (Magdeburg  1868),  S.  6. 

3)  Im  V.  776  kann  wegen  der  Ciisur  nach  dem  4.  Fufse  des  iamb. 
Septenars,  zugleich  wegen  des  Sinnesabschnittes  Doppelzeitigkeit  der 
letzten  Silbe  von  censuit  angenommen  werden.  Vgl.  iiber  -It  auch  Fleck- 
eisen,  N.  Jahrb.  1851,  S.  20  ff.;  1871,  S.  809  f.;  A.  Klette,  Exercitat.  Ter. 
(Bonn  1855),  S.  S  ff.;    C.  F.  W.  Miiller,  Plaut,  Prosod.,  S.  71  ff 


I.    ALLGEMEINE  EFNLEITUXG.  49 

und   balineae  (ficcXavsZov)  V.  339;   woraus   das   spatere  balneae 
entstand1). 

B.    Konsonanten. 

a,  Das  altere  Latein  hatte  von  Anfang  an  keine  Kon- 
sonantenverdopplung.  Erst  Ennius  hat  durch  deren  Ein- 
fiihrang  in  der  Schrift  der  schwankenden  Verwendung  solcher 
Silben  in  der  Dichtung  ein  Ende  gesetzt,  wenn  auch  natiirlich 
sein  Grrundsatz  nicht  sogleich  allgemeine  und  unbedingte  Giiltig- 
keit  erlangte2).  Terenz  steht  bereits  unter  dem  Einflufs  der  En- 
nianischen  Neuerung,  verwendet  aber  doch,  wie  es  seheint,  die 
erste  Silbe  des  vielgebrauchten  ille  in  der  Senkung  kurz3); 
meist    im    metrisch    freieren   ersten   Fufse   iambischer   Verse4), 


*1)  Vgl.  Fr.  Biicheler,  Rh.  Mus.  XLI,  311  ff. 
2)  Vgl.  "W.   Brambach,    Die    Neugest.    der   lat.    Orthogr.    (Leipzig 
1868),  S.  13,  18;  Lucil.  ed.  L.  Miiller,  S.  251  f.  und  L.  MiUler,  Q.  Ennius, 
S.  236. 

*3)  Fr.  Skutsch,  Forschungen  I,  97  ff.  erklart  bes.  wegen  des  Feh- 
lens  von  ille  vor  Vokal  die  Zweirnorigkeit  der  Formen  durch  Synkope 
der  letzten  Silbe  (wie  bei  nempe,  inde,  unde,  proinde,  deinde);  bei  An- 
nahme  der  Aussprache  von  il  le  .  il  la)  als  Femin.  vor  Konson.  \ill(i)c, 
ill{u)d  vor  Vokalen  finden  sich  nicht  bei  Ter.]  liest  er  z.  B.  V.  109  II 
qut  Ulam  amabat  und  Eun.  343  _Z7  (f.  illa)  sese  interea  commodum  huc 
aduorterat.  Gegen  Birts  Einwendungen  (Rh.  Mus.  LI,  240  ff.)  vgl.  Skutsch 
daselbst  S.  478  ff.  Gerade  weil  ich  mit  Skutsch  im  Iambenkiirzungs- 
gesetz  nicht  eine  blofs  metriscbe,  sondern  eine  teilweise  in  der  wirk- 
lichen  volkstumlichen  Aussprache  begriindete  Erscheinung  erblicke,  trage 
ich  Bedenken,  z.  B.  im  V.  109  die  durch  die  Freiheit  des  1.  Fufses  nahe- 
gelegte  Aussprache  des  nicht  betonten  ille  von  der  von  tllam,  die  er  da- 
selbst  ansetzt,  zu  trennen.  Gegen  die  Annahme  von  mehr  geschlecht- 
losen  Formen  in  der  altrom.  Volkssprache  als  in  der  klassischen  scheint 
mir  die  Thatsache  zu  sprechen,  dafs  die  adjekt.  Pronomina,  deren  spa- 
terer  Gen.  und  Dat.  regelmafsig  -ius,  -i  zeigt,  im  iilteren  Latein  die  Fem.- 
Form  auf  -ae  aufweisen  (z.  B.  V.  928,  Haut.  271  alterae;  vgl.  Eun.  1004 
solae).  Ich  verweise  ferner  auf  die  Formen  eilum,  ellam,  die  sich  bei 
der  hergebrachten  Ansicht  leichter  erklaren,  ferner  die  nicht  blofs  ortho- 
graphischen  Schwankungen:  olie  (ille)  —  olim,  mille  —  milia,  uilia  —  uili- 
cus,  Pollio  —  Polio,  auch  nach  Kiirzen  wie  olorom  (CIL.  I  195,  10),  tabelai 
(CIL.  I  196,  30),  tabelarios  (CIL.  I,  551)  neben  tabellae,  tabellarius,  uolo 
—  uelie  und  die  handschriftlich  und  inschriftlich  bezeugten  Formen 
ueilit,  uellint  neben  uelet,  ueient  (CIL.  I  196,  4,  7,  11,  20  f.;  VII,  80), 
reliquiae  neben  relliquiae  (CIL.  I  1051)  u.  a.  m.  Die  Zeugnisse  des  Pli- 
nius  bei  Prisc,  I,  38  (Gr.  Lat,  II  29,  8)  und  Consentius  (V  394,  22  ff.) 
fur  die  diinne  Aussprache  des  zwischen  zwei  Vokalen  stehenden  11  (z.  B. 
in  ille,  Metellus)  behandeln  E.  Seelmann,  Die  Aussprache  des  Latein  (Heil- 
bronn  1885),  S.  324,  326  und  Osthoff,  Transact.  of  the  Amer.  Phil,  Assoc. 
XXIV,  50  ff. ;  vgl.  auch  Biicheler,  Carm.  epigr.  130,  470.  Zu  denselben 
Erscheinungen  gehort  des  Lucilius  (V.  1181b  Lachm.):  ore  corupto.  — 
tJber  tUh(S  s.  S.  61,  Anm.  2. 

4)  So  bes.  V.  109  Iile  qui  illam  (V.  43  s.  S.  52),  ferner  Hec.  120,  Ad.  72, 
395,    476;    illa    Eun.    343;     vgl.    Andria2    v.    Spengel,    Einl.    S.    XXVI; 

S.  Brandt,  De  uaria genetiui  singularis  pronominum  forma  ac 

mensura  (Lipsiae  1877),  S.  9  f.  und  Dziatzkos  Ausgabe  der  Ad.  zu  V.  72.  — 

Terentius,  Phormio,  y.  Auflage.  4 


50  I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG. 

sehr  selten  in  deren  Mitte  (s.  Ad.  213  und  den  'Krit.  Anli.'  zu 
V.  266);  auch  die  Kiirzung  von  immo,  welches  sieh  gleichfalls  im 
1.  Fufse  iambischer  Verse  oder  gleichwertiger  Versreihen  findet1), 
diirfte  so  zu  erklaren  sein. 

b.  Da  in  der  Aussprache  des  gewohnlichen  Lebens  Kon- 
sonanten  fliissiger  Natur,  besonders  m  und  s  am  Ende  von  Wor- 
tern  schwach  horbar  waren  (die  Inschriften.  beweisen  das  deut- 
lich)  und  die  latein.  Komodiendichter  ihr  sprachliches  Material 
zunachst  dem  Munde  des  Volkes  entnehmen  mufsten,  so  er- 
klart  es  sich  leicht,  dafs  diese  Endkonsonanten  von  der  Proso- 
die  unter  Umstanden  unberiicksichtigt  bleiben  konnten.  Dafs 
m  vor  jedem  folgenden  Vokal  und  h  verstummte2),  hat  die 
Dichtung  seit  Eunius  beibehalten  (vgl.  zu  V.  290).  Unbe- 
standig  war  auch  (bis  Catull)  auslautendes  s  nach  kurzen 
Vokalen3);  es  konnte  vor  Konsonanten  in  der  Senkung  (ganz 
sicher  im  letzten  Fufse)  oder  in  der  unbetonten  Silbe  einer 
aufgelosten  Hebung  seine  Geltung  verlieren,  z.  B.  V.  943  se- 
puUus  sum\,  Ad.  839  tempus  fert\,  Hec.  730  sdtius  stt\;  (in 
der  Hebung)  V.  10  mdgis  stetisse.  Fiir  die  Schwache  des 
schliefsenden  -s  spricht  ferner  die  Seltenheit  der  Positions- 
lange  von  auslautendem  -*s  und  -us  bei  den  Scenikern  in 
Wortern  wie  satis,  magis,  potis,  prius  u.  a.  Vor  es  und  est 
erfolgt  oft  Abstofsung  des  -s  (jm  kurzvokalischen  Auslaute) 
und  Synalophe  (Verschmelzung)  der  Vokale,  so  opust  V.  75, 
100,  1003;  tempust  Hec.  597;  leuiust  Hec,  568,  rectiust  Ad.  920; 
trisfi's  Eun.  273.  Sonst  vermeidet  es  Terenz,  den  Auslaut 
-is  von  Adjektiven  mit  es  oder  est  zu  verschmelzen,  z.  B.  potis 
est  V.  379  u.  &.,  p.  es  Haut.  321;  wilis  est  V.  55S;  similis  es 
Eun.  496;    tristis  est  Haut,  620  (vgl.  satis  est  V.  724 4). 


Zweifelhafter  ist  die  Kiirzung  der  1.  Silbe  vou  ille  bei  Terenz,  wenn 
diese  den  Versaccent  hat  (vgl.  C.  Conradt,  Metr.  Cornp.,  S.  148),  doch 
durch  das  Vorkommen  im  Anfang  des  Verses  oder  eines  Kolons  (Eun. 
618)  vielleicht  entschuldigt. 

*1)  Vgl.  im  ersten  Fufse  immo  uero  V.  036,  Hec.  726,  877  (s 
Podiaskis  Programm,  S.  5  f.);  Immo  <]i«><l  Hec.  -4.-J7  (dagegen  nimmt 
Skutsch  andere  Lesung  oder  Verderbnis  dieser  Stellen  an).  In  der 
Hebung  aber  ist  sowohl  And.  854  als  im  Versinnern  V.  1047  immo  uero 
betont.     S.  den  fKritischen  Anhang'  zu  V.  936. 

2    Vgl.  G.  Grober,  Commentat.  Woelfflmianae ,  S.  173  f.;   Leo  a.  O. 
S.  -J-.".i  f.,  253  ff. 

*3)  Uber  multhnodis  (V.  465  und  sonst)  vgl.  S.  55,  5. 

*4)  Er  setzt  daher  auch  nicht  selten  es  oder  est  vor  das  Adjektiv: 
V.  57  es  tristis;  V.  501  est  similis  (Ad.  411);  Eun.  304  quid  tu  es  Wistis? 
quidue  es  alacris?  Lange  Auslautssilben  wachsen  nicht  mit  es  und  esi 
zusammen:  V.  454  suos  quoique  mos  est  (est  gcstrichen  von  A*)j  Haut, 
i»73  qune  istast  prauitast  (A  verschrieben  statt  pr<<nil<is ,  Fiir  die  ganze 
Frage  ist  Leo  a.  0.  zu  vergleichen.  Nach  Skutsch  sind  Leos  Dar- 
legungen  fiir  Plautus  nur  bei  den  Dentalstammen  zutreffend.     S.  auch 


I.    ALLGEMELXE  EINLEITUNG.  51 

C.    Einflufs  des  Wort-,  Vers-  und  Satzaccentes. 

1.  Das  sogen.  Iainbenkiirzungsgesetz.  Die  wichtigste 
und  weitgreifendste  Eigentiinilichkeit  der  scenischen  Vers- 
naessung  ist  die  Moglichkeit  des  pyrrhichischen  Gebrauchs 
einer  ianibischen  Silbenfolge,  wenn  der  zu  verkurzenden 
Silbe  der  Versietus  unmittelbar  nachfolgt  oder  vorausgeht1). 
Im  ersteren  Falle  bilden  die  beiden  Silben  zusammen  die  Sen- 
kung,  im  letzteren  die  Hebung  eines  Versfufses:  es  kann  also 

a)  entweder  _  _  _  zu  _.__:  V.  113  enim  se  zu  emm  se  oder 
_.___-  zu  _■_•_•_■:  V.  730  qms  Tric  Voqmtur  zu  qms  Iriic  loqmt.,  und 

b)  __  zu  _._.  werden:  V.  59  obl  zu  abi.  Zunachst  vrird  bei  iamb. 
Wortern  schon  der  auf  der  1.  Silbe  ruhende  (im  Latein  stark 
exspiratorische)  Wortaccent  dazu  beigetragen  haben,  die  Quan- 
titat  der  2.  Silbe  zu  schwachen.  Bei  einzelnen  vielgebrauchten 
und  oft  enklitisch  verwendeten  Wortchen,  wie  nriJri2')^  tibi, 
sibi,  ibi,  ubi,  nisi,  quasi,  ego,  modo,  war  die  Quantitat  der  End- 
silbe  besonders  abgenutzt  und  gesclrwacht.  Diese  erscheinen 
deshalb  in  der  Mitte  iamb.  und  troch.  Verse  verhaltnisniafsig 
sehr  selten  (und  natiirlich  unter  dem  Versaccent)  mit  iambischer 
Messung  und  konnen  zum  Teil  auch  bei  den  Dichtern  der  spa- 
teren  Zeit,  welchen  sonst  die  behandelte  Freiheit  in  ihrem 
ganzen  Umfang  frenid  ist,  doch  pyrrhichisch  gemessen  werden. 


L.  Havet,  L'S  latin  caduc  (Etudes  romanes  d_diees  a  Gaston  Paris,  1891\ 
S.  302  ff.  und  M.  W.  Lindsay,  Journal  of  PhiJ.  XX,  143. 

1)  C.  F.  W.  Miiller,  Plaut,  Prosodie  (1869),  S.  81—403  hat  zuerst 
die  verschiedenen,  hier  in  Betracht  komnienden  prosodischen  Erschei- 
nungen  des  Versbaues  der  altlateinischen  Sceniker  unter  obigem  Gesichts- 
punkt  erklart  und  zusammengefafst,  nachdem  man  vorher  einzelnes  be- 
reits  richtig  beobachtet,  fiir  anderes  andere  Erklarungsversuche  aufgestellt 
hatte.  Fr.  Skutsch  giebt  dem  Iambenkiirzungsgesetz  (in  Vollmollers 
Jahresber.  f.  rom.  Phil.  I,  33  f.)  diese  Fassung:  fEine  iambische  Silben- 
folge,  die  den  Ton  (Wort-  oder  Versaccent)  auf  der  Kiirze  trag-t  oder 
der  die  tontragende  Silbe  unmittelbar  folgt,  wird  pyrrhichisch'.  —  Fiir 
die  Terenzischen  Komodien  ist  das  gesamte  Material  von  A.  Spengel  in 
der  Einleitung  zu  seiner  Ausgabe  der  Andria2  (1888),  S.  XXVI  ff.  nach  den 
von  Muller  gewonnenen  Gesichtspunkten  zusammengestellt.  Fiir  Plautus 
hat  die  Frage  eigens  behandelt  H.  Leppermann,  De  correptione  uoca- 
bulorum  iambicorum,  quae  apud  Plautum  in  senar.  atque  septen.  iamb.  et 
troch.  inucnitur  (Miinster  1890),  fiir  Terenz  A.  Bomer,  _9e  correptione 
uocabulorum  natura  iambic.  Terentiana  (Miinster  1891).  Danach  findet 
sich  diese  Erscheinung  zumeist  bei  vokalisch,  am  seltensten  bei  diph- 
thongisch  oder  auf  -s  auslautenden  Wortern.  Die  im  allgemeinen  rich- 
tige  Beobachtung  R.  Klotz'  (a.  0.  S.  56),  dafs  die  Kiirzung  iambi- 
scher  Worter  in  den  inneren  Senkungen  iamb.  und  troch.  Verse  (d.  h. 
den  ungeraden  bei  diesen,  den  geraden  bei  jenen)  gemieden  worden 
ist,  trifft  nicht  in  dem  Grade  zu,  als.  Klotz  meinte,  und  ist  jedenfalls 
an  und  fiir  sich  unzureichend,  um  Anderungen  der  Uberlieferung  zu 
rechtfertigen. 

2)  Dafiir  lafst  sich  freilich  nach  Bediirfnis  mi  einsetzen. 

4* 


52  I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG. 

Vor  allem  aber  wirkte  der  Versaccent  der  nachfolgenden  oder 
vorausgehenden  Silbe  auf  jene  Kiirzung  ein.  Die  ianibische 
Silbenfolge,  welche  pyrrhichisch  wird,  kann  bestehen: 

a)  aus  eineni  zweisilbigen  iambischen  Worte:  1)  mit 
dem  Versaccent  auf  der  nachstfolgenden  Silbe  (z.  B.  201  Dafi 
mi  in;  352  Negcit  Phdnium;  411  homo  suduis,  aber  V.  123 
homo  confidens)^  2)  mit  dem  Versaccent  auf  der  ersten  Silbe 
(z.  B.  V.  16  Is  sibi  respons.;  342  Frior  bibds;  346  Scnex 
adest)\ 

b)  aus  zwei  einsilbigen  oder  durch  Elision  einsill>iu; 
gewordenen  Wortern,  von  denen  das  erste  kurz  ist:  1)  wenii 
die  erste  Silbe  des  folgenden  Wortes  den  Versaccent  hat  ( z.  B. 
V.  43  Quod  We  unc;  150  Et  ad  pdrt.;  266  Hic  %n  nox.; 
2)  wenn  das  erste  der  einsilbigen  Worter  den  Versaccent  hat 
(z.  B.  V.  209  Quid  Mc  cont.;  296  sed  ul  quod;  564  scio 
esse  exan.). 

In  allen  bezeichneten  Fallen  macht  Positions-  oder  Natur- 
liinge  keinen  Unterschied  in  Bezug  auf  Verkiirzung  der  Silbe. 

c)  aus  einem  kurzen  einsilbigen  oder  durch  Elision 
einsilbig  gewordenen  Worte  und  der  Anfangssilbe  eines 
(zwei-oder)  mehrsilbigen  vokalisch  anlautenden  Wortes: 

1)  wenn  die  nachstfolgende  Silbe  den  Versaccent  hat  (z.  B. 
V.  143  uel  occidito;  184  quid  illuc;  439  tibi  mpingam;  557  tibi 
argenti;  707  permpluuium;  776  ut  uxorcm;  793  Ego  ostenderem); 

2)  wenn  das  einsilbige  Wort  den  Versaccent  hat  (z.  B.  V.  343 
und  800  Quid  tstuc;  809  dd  vpsam).  An  solchen  Stellen  han- 
delt  es  sich  fast  durchaus1)  um  die  Kiirzung  positionslanger, 
von  Natur  kurzer  Vokale.     Ebensq 

d)  aus  den  iambischen  Anfangssilben  eines  mehr- 
silbigen  Wortes.  Eine  Verkiirzung  der  zweiten  Silbe  findet 
sich  sowohl  1)  wenn  die  dritte  Silbe  als  auch  2)  wcnn  die 
erste  Silbe  den  Versaccent  tragt  (z.  B.  V.  434  Senectutem ;  V.  666 
SupeJlectile;    Haut.    71    uoluptdti;    1025   uoluntate2).     Auch    in 


*1)  Haut.  226  ist  aber  wohl  mitA:  et  igndram  (also  rnit  Kiirzung  cler 
Naturliinge)  zu  lesen.  Auch  ecastor  (And.  486  Per  ecdstor;  Plaut.  Most. 
273,  Truc.  111)  wird  hierher  gehoren;  vgl.  ecastor  Poen.  1175,  Cas.  531, 
857.  Zweifelhafter  ist,  ob  bei  hercle  Haut.  523  und  Hec.  306  (mit  hand- 
schriftlich  uberlieferter  Kiirzung  der  ersten  Silbe)  Naturlange  dieser 
Silbe  anzunehmen  ist  (dagegen  spricht  nach  Skutschs  Mitteilung  das 
Oskische,  wo  es  im  Genetiv  herckleis,  nicht  hirekleis  heifst).  Ferner 
liest  Skutsch  Ad.  874  meam  autem.  Dafs  die  Kiirzung  auch  bei  ur- 
spriinglichen  Naturliingen  nicht  (u.  a.  mit  Leo,  Plaut.  Forsch.,  S.  291  f.) 
zu  leugnen  ist,  legt  F.  Skutsch,  Satura  Viadrina,  S.  122  ff.  besonders  an 
Plautinischen  Beispielen  dar;  vgl.  auch  L.  Havet,  Cours  elcmait.  de  metri- 
que  (Paris  1886),  §  131. 

2)  Vgl.  Ritschl  im  Rh.  Mus.  XXXI,  485.     Bei  Plautus   findet    rich 
grofsere  Freiheit,  wie  gegen  Lindsay  (Journ.  of  Phil.  XXI,  198  ff,  XXII, 


I.    ALLGEMEINE  EEXLEITUXG.  53 

diesen  verhaltnismafsig  seltenen  Fallen  handelt  es  sich  beinahe 
ausschliefslich  um  die  Kiirzung  positionslanger  Silben;  ferner 
ist  zu  beachten,  dafs  allemal  ein  zweisilbiger  Stamm  den  ersten 
Teil  des  langeren  Wortes  ausmacht.  Doch  ist,  wie  die  regel- 
mafsige  Verkiirzung  der  urspriinglich  langen  (bei  Terenz  nur 
V.  284  in  der  Hebung  bewahrten)  zweiten  Silbe  der  Komposita 
von  facere  (calefdcere,  -fieri,  stupefacere,  patefacere,  tepefacere  u.  a. ); 
ferner  uidelicet,  diutius,  diuturnus  (diuturnior  Ov.  Met.  III,  472), 
ubicumque,  ubiuis,  ibtdem  (ibidem  And.  777,  ibidem  Plaut.  JBacch. 
313,  ibidemgue  Capt.  874  u.  a.)  zeigen  konnen,  die  Wirkung  des 
Gesetzes  auch  auf  einzelne  Naturlangen  auszudehnen  und 
daher  V.  902  uerebdmini  (ahnlich  in  den  Palat.  Plaut.  Rud.  601 
uidebdtur),  Merc.  846,  Pseud.  1263  amicUia  und  Amph.  930, 
Epid.  405  pudicitia,  Men.  Prol.  37  Syracusas  u.  a,  kaum  zu  be- 
anstanden1 ). 

2.  Fiir  die  pyrrhichisch  zu  messenden  trochaischen 
Worter  Nenrpe  (Phormio)  V.  307  und  Inde  (sumam)  681  kann 
die  rhythmische  Freiheit  des  ersten  Fufses  geltend  gemacht 
werden.  Da  sich  aber  nempe  vor  Vokalen  nicht  einrnorig  ge- 
braucht  findet,  wird  dessen  erste  Silbe  auch  vor  Konsonanten 
nicht    als    verkiirzt,    sondern    wahrscheinlicher   (gleich   ac,   nec, 


1  ff.  und  Class.  Review  VI,  342  f.)  0.  Seyffert,  Bursians  Jahresber.  LXXX, 
264  f.  ausfiihrt. 

*1)  Vgl.  Klotz  a.  0.  S.  88  f.,  0.  Seyffert  in  Bursians  Jahresber. 
LXXX,  2G6  und  Skutsch,  Forsch.  I,  108,  Sat.  Viadr.,  S.  122  ff  Leo,  der 
dies  in  den  Plaut.  Forsch.,  S.  292  bestreitet,  weist  ubrigens  auf  die  ahn- 
liche  spatere  Entwicklung  (bei  Venantius :  commoiterere,  jwferebatur,  con- 
ti6nator,.creatura,  sacrdmentum)  hin;  vgl.  aufserdern  bei  Iuvencus:  potl- 
retur  II,  296,  III,  80;  bei  Claudius  Marius  Victor  Aleth.  I,  341  obedire, 
I,  382  recepisse  u.  a,  m.  Die  von  Skutsch  bei  Plautus  angenomnienen 
weiteren  Falle  des  Iambenkiirzungsgesetzes,  dafs  die  iambische  Gruppe 
aus  Wortschlufs  (z.  B.  Trin.  1156  Filtdm  meam,  Mil.  1088  dicito)  oder 
aus  Wortschlufs  und  "Wortanfang  (Poen.  265  inter  istds,  Aul.  721  pessume 
omdtus)  besteht,  fehlen,  soweit  ich  sehe,  fast  ganz  bei  Terenz;  dieser  ver- 
wendet  namlich  keine  Anapasten,  in  denen  (abgesehen  vom  1.  und 
5.  Fufse  der  iambisch-troch.  Langverse)  solche  Beispiele  nur  vorkommen 
kOnnen.  Doch  liest  Skutsch  Haut.  237  Pergin  istuc;  Hec  281  bietet  die 
Uberlieferung  von  A1:  Nemhii  plura,  was  Skutsch  fur  sicher  halt,  und 
Hec,  867  kann  mit  ihm  Omnia  omnes  gelesen  werden.  Die  anderen  Bei- 
spiele  auffalligen  Gebrauches  von  omnis  finden  durch  die  Freiheit  des 
ersten  Fufses  ihre  Erklarung,  so  Hec.  380  und  Ad.  971  Omnibus  (mit  folgen- 
dem  nobis  und  gratiam)  durch  das  Verstummen  des  auslautenden  s. 
Zu  den  obigen  Fallen  zieht  Skutsch  noch  nescio,  das  als  selbstlindiges 
Zeitwort  kretische  Messung  (_  w  _ ,  z.  B.  V.  775)  hat  und  nur  im  ersten 
Fufs  bei  Terenz  daktylisch  (nescio)  gebraucht  sein  kann,  da  es  ;m 
anderen  Versstellen  eine  unerlaubte  (zweisilbige)  Senkung  hervorriefe. 
Jedoch  mit  quis,  quid,  quod  u.  a.  verbunden  (in  der  Bedeutung  eines 
Pron.  indef.)  zeigt  es  stets  Kiirze  des  o  (nesciof/uud  .  w_w  oder  _^w^, 
so  V.  193)  und  macht  dann  der  Worteinheit  halber  keine  unrichtige 
Senkuns:. 


54  I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG. 

neu,  seu)  als  in  nem  oder  (vor  Liquiden,  s  und  t)  in  nemp 
(Ad.  742)  sjnkopiert  anzusehen  sein1).  Nach  proin,  dein, 
exin  lafst  sich  auch  bei  inde  an  die  gelegentliche  Aussprache 
gleieh  in  (mit  niehr  minder  nachklingendem  Dental)  denken2). 
Doch  ist  diese  der  familiaren  Sprache  eigenttimliche  Erschei- 
nung  bei  Terenz  gegeniiber  Plautus  sehr  selten. 

3.  Auf  die  Wirkung  des  Wortaccentes  wird  ferner  die 
haufige,  selbst  bei  Dichtern  der  klassischen  Zeit  vorkommende 
Verkiirzung  der  vorletzten  Silbe  im  Perfectum  Ind.  Act. 
3.  Pers.  Plur.  (z.  B.  Eun.  20  emeruni)  zuruckgefuhrt3);  denn 
die  Volksaussprache  hat  unter  Umstanden  ohne  Riicksicht 
auf  die  Quantitat  der  vorletzten  Silbe  die  Betonung  der  Stamm- 
silbe  in  Flexion  und  Ableitung  beibehalten  konnen.  Doch 
scheinen  von  altersher  -erunt  und  -Irunt  nebeneinander  be- 
standen  zu  haben  (vgl.  pisaurens.  dedrot  —  dederunt* ). 

4.  Bei  viersilbigen  Wortern,  die  mit  3  Kiirzen  be- 
ginnen  (^w^w  Proceleusmatikern  und  sog.  vierten  Paonen), 
steht  in  allen  Metren  (aufser  dem  anapastisehen)  der  Vers- 
accent  in  der  Regel  auf  der  ersten  und  letzten  Silbe:  fdcilius, 
■miilierem,  sequimini,  vgl.  V.  37  relicuom,  47  pepererit,  97  beniuolus, 
(Ausnahmen  sind  selten:  z.  B.  V.  69  supcrerat,  816  operuit5). 
Man  schliefst  daraus  auf  die  Urspriinglichkeit  dieser  Betonung, 
die  sich  in  der  Umgangssprache  noch  zur  Zeit  der  Sceniker 
erhalten  hatte.  —  Viersilbige  Worter  mit  langer  Anfangssilbe 
und  kurzen  Mittelsilben  (./ ww^  erste  Paone  und  Choriamben) 
haben  den  Versaccent  entweder  auf  der  ersten  oder  zweiten 
Silbe;  z.  B.  V.  8  subuenidt,  aber  (wie  in  der  gewohnlichen  Aus- 
sprache)  V.  38  conficerem,  45  abripict,  53  couurniet,  81  Con- 
tinuo6).    —   Tribrachysche    Worter    nehmen    nie,     dakty- 


*1)  0.  Seyffert,  Berl.  phil.  Wochenschr.  1888,  Sp.  700  hatte  bemerkt, 
dafs  nempe  nirgends  bei  den  scenischen  Dichtern  einen  ganzen  Fufs 
fiillt.  Lie  Synkope  begriindete  ausfiihrlich  F.  Skutsch,  Forsch.  I,  30  ff. 
Das  in  den  Palatinen  Trin.  328  (gegen  den  Ambros.)  und  im  Vetus 
Trin.  966  (gegen  CD  und  das  Metrum)  uberlieferte  nepe  erklart  er  S.  29 
iibei-zeugend  als  Schreibfehler.  Kempe,  hide  u.  s.  w.  sucht  Birt,  Rh.  Mus. 
LI,  240  ff.  zu  vertheidigen ;    vgl.  dagegen  Skutsch  ebenda  S.  478  ff. 

*2)  Fiir  zweimoriges  und(e)  erscheint  kein  Beispiel  bei  Terenz. 
3)  Nur  am  Ende  der  Verse  oder  Halbverse  (vor  der  Casur)  kommt 
diese    Verkiirzung    bei    den    Scenikern   vor;    ausgenommen   ist   nur    der 
nicht  von  Plautus   stammende  Vers  21  des  Poenulusprologes.     Vgl.  Brix 
zu  Plaut.  Mil.  gl.2  62. 

*4)  Brugmann,  Grundriss  der  vergleichenden  Gramm.  (Strafsbnrg 
1890),  I,  1329. 

*5)  Keine  Ausnahme  bildet  das  fiinfsilbige  in  itinere  V.  566;  denn 
Priiposition  und  Substantiv  gelten  als  ein  Wort. 

*6)  Vgl.  P.  Langen,  De  gramm.  Latm.  praecept.,  ijnae  ad  aecent.  spec- 
tant  (Bonn  1857),  S.  17  ff.,  Phil.  XXXI.  luii  ff..  XLVl.  412:  M.  W.  Lindsav, 
^Volfflins  Archiv  f.  lat,  Lex.  VII,  596  f.,  Philol.  LI,  364  ff.  und  dazu 
O.  Seyffert  in  Bursians  Jahresber.  LXXX,  271  f. 


I.    ALLGEMEIXE  EINLEITUNG.  55 

lisclie  nur  selten  ( im  Yerseingang  und  nach  der  Diarese) 
den  Accent  auf  die  ATittelsilbe:  vgl.  V.  2  hominem,  10  dpera 
und  V.  2  trdnsdere,  51  desine,  62  obuidm  i  dagegen  im  1.  Fufse: 
Eun.  348  Desine).  In  Wortverbindungen  zeigt  sich  ferner 
yielfach  eine  weitgehende  Uberemstimniung  von  Wort-  i  besser 
S  a  t  z  -)  und  Ve  r  s  accent l  • . 

5.  Durch  Tonanschlufs  und  Zusammenwachsen  erleiden 
Verkiirzung  (wie  hodie.  sine):  tuquidem  (tequidem,  mequidem, 
miquidem  neben  deni  zweifach  betonten,  rednerisch  gedehnten 
iu  (te,  me,  mihi)  quidem,  ferner  siquidem  (Hec.  560),  quod-, 
idquidem  (V.  578,  850),  quandoquidem  (V.  405,  vgl.  Eun.  374, 
Hee.  492,  Ad.  640  im  ersten  Fufse  mit  der  Betonung  quandbq.; 
And.  487,  608,  Haut.  1064,  Ad.  956  innerhalb  des  Verses 
qudndpq.  betont),  gelegentlich  numquid  (V.  563).  siquis  (nach 
der  Uberlieferung  And.  258),  siquid,  ecquis  (neben  ecquis2). 
—  Uber  nescioquis  u.  a.  vgl.  S.  53,  Anm.  I3).  —  Der  Ton- 
anschlufs  kann  auch  den  Laut-  und  Quantitatsverlust  in  mulr 
ttmodis  (V.  465,  Hec.  280,  Haut.  320,  And.  939)  herbeigefuhrt 
haben4). 


*1)  Den  Widerstreit  z-n-iscben  Wort-  uncl  Versaccent  sucht  M.  W. 
Lindsay  (Classic.  Review  V,  373  ff.,  402  ff.  und  Journal  of  Philol.  XX. 
135  ff.)  fur  eine  Anzahl  von  Fallen  zu  beseitigen, indem  er  als  enklitisch 
erklart:  1)  alle  ein-  und  zweisilbigen  Forrnen  des  uerb.  subst.,  daber 
is  erit  V.  27.  istuc  est  V.  156,  res  sit  V.  171,  ingenio  sumus  V.  172  regel- 
recht  betont  sind;  —  2)  das  unbetonte  pron.  possess.,  wie  uxorem 
vieam  V.  71'J:  —  3)  das  unbetonte  pron.  person.,  z.B.  senserit  te  V.  205; 
gewohnl.  miserum  me  (ocler  me  miserum;  Y.  749  miseram  me  einzige 
Ausnabme,  aber  rnit  Elision  von  me);  uae  misero  (-ae)  mihi  And.  302, 
743  u.  sonst;  —  4)  Zeitworter,  die  zusammen  mit  einem  Accus. 
einen  Begriff  bilden,  z.  B.  operdm  do  davo  .  fidem  da,  factnm  uolo 
V.  787,  missdm  face;  —  5)  Hauptworter  von  untergeordneter  Be- 
deutung,  so  res.  modus,  z.  B.  maldm  rem  V.  930,  nouo  modo  ei  V.  '.»72;  — 
6)  andere  unter  einem  Accent  zusammengefafste  Wortverbindungen, 
so  Prapositionen  mit  ihrem  Casus  und  Falle  wie  annos  decem.  —  Nach 
demselben  haben  Prapositionen  vor  einsilbigen  Pronomina  regel- 
mafsig  den  Accent:  V.  23  de  se,  28  per  quem,  36  dd  me ,  37  apud  me, 
167  ex  hac  u.  a.  (vgl.  aber  V.  88  In  quo  haec,  271  Ex  qud  im  1.  Fufse, 
V.  13'J  in  me  omnis,  184  ad  hdnc  rem  u.  a.). 

*2)  Vgl.  Bticheler,  Wolfflina  Archiv  III,  145  f.,  der  von  dem  Lucilius- 
verse  XIV,  393  (L.,  20  M.):  quod  uiscus  dederds  tuquidem,  hoc  est:  uiscera 
largi  ausgeht;  Seyffert,  Bursians  Jabresber.  LXIII.  57  ff.,  Skutsch,  Forsch. 
I,  9  und  uber  die  Verbindungen  mit  quidem  A.  Lucbs,  Commentat.  prosod. 
I/II  (Erlangen  1883/4).  Die  lautphysiologische  Erkliirung  der  Erschei- 
nung  geben  Wackernagel,  Beitrage  zur  Lehre  vom  griech.  Accent  (Rek- 
toratsprogr.  Basel  1893),  S.  22  f.  und  F.  Solmsen,  Studien  zur  lat.  Laut- 
geschichte  (Strafsburg  1894),  S.  99  f. 

*3)  Vgl.  A.  Luchs,  Herm.  VI,  261  ff.  Blofses  Aneinandertreten  des 
ne  an  scio  nimmt  L.  Havet  an,  Cours  eiem.  de  metr.  §  127. 

*4)  S.  Cic.  Orat.  153:  Sine  uocalibus  saepe  breuitatis  causa  contra- 
hebant,  ut  ita  dicerent:  multimodis  et  uasargenteis  et  palmicrini- 
bus  (passicrinibns  Lambin)   et  tectifractis;    s.   dazu  Bucheler-Wind.3 


56  I.    ALLGEMEDNE  EDNLEITCXG. 

6.  Ahnlich  werden  haufig  einsilbige  auf  einen  langen 
Vokal  oder  ein  ///  ausgehende  Worter1)  vor  folgendeni  Vokal 
oder  k  nicht  elidiert2),  sondern  treten  niit  cler  folgenden  An- 
fangssilbe  unter  einen  Versiktus  und  erleiden  (nach  deni 
Satze:  uocalis  ante  uocalem  corripitur)  Verkiirzung:  V.  27 
qut  aget,  419  ne  agas,  982  dum  ego,  501  .qudm  uterque  und 
vielleicht  V.  808  qudm  ego;  ferner  vermutlich  auch  in  der 
Senkung  (des  ersten  Fufses):  V.  191  Quam  kic,  Haut.  540 
Idm  kuic  (Caecil.  40  Nam  kicz). 

D.    Synizesis  und  Hiatus. 

Zwei  inmitten  eines  Wortes  zusammentreffende  Vokale, 
welche  nicht  einen  Diphthong  bilden,  bleiben  wie  beim  ge- 
wohnlichen  Sprechen  der  Regel  nach  auch  irn  Verse  getrennt, 
so  stets  bei  den  alten  Dramatikern  gratiis  (V.  500,  Ad.  744). 
Verschmelzung  (Synizesis)  tritt  dagegen  ein  in  einzelnen 
sehr  haufig  gebrauchten  Wortern,  wie  ain  (=  aisne),  aibam 
u.  s.  w.;  in  denen  ai  zum  Diphthongen  wird4).  Man  nimmt 
sie  vielfach  in  den  verschiedenen  Formen  von  deus,  meus,  is, 
idcm,  ire  (im  Simplex),  fuisse,  tuus,  suus,  duoh),  ferner  bei  quoi 
und  kuic,  aber  oft  ohne  zwingenden  Grund  an;  in  der  Mehr- 
zahl  der  Falle  wird  die  Kiirzung  der  Endsilbe  eines  iam- 
bischen  Wortes  vorzuziehen  sein6).  —  Bei  Wortern,  von  wel- 


a,  O.   §  334  und  Leo  a.  0.   S.  298  f.     Skutsch  balt   multimodis  fiir  ein 
kiinstliches  Kouipositum  (wie  bustfrapus  u.  dgl.). 

1)  Daraus  wirdrnitRecht  aufLlinge  der  irn  Hiatus  stehenden  Vokale 
geschlossen  (vgl.  Lachmann  zu  Lucrez,  S.  130  f.). 

2)  G.  Grober,  Comment.  WoelffUn,,  S.  173  weist  darauf  hin,  dafs 
auslautendes  -m  nach  betontem  Vokal  (rem ,  spem)  sich  in  die  romani- 
scben  Sprachen  gerettet  hat  {rien). 

3)  Vgl.  die  zahlreichen  Plaut,  Beispiele  bei  C.  F.  W.  Miiller,  Plaut. 
Pros.,  S.  742  ff.,  der  dieselben  andert.  Anders  u.  a.  A.  Luchs  (Studem. 
Stud.  I,  22  f.)  und  Leo,  Plaut.  Forsch.,  S.  30C  f.  Ahnliche  Fiille  bei  den 
daktylischen  Dichtern,  z.  B.  Lucil.  I,  19  (L.,  32  M.)  canes  quum  humo, 
Lucrez  II,  681  sunt  cum  odore,  III,  394  et  quatn  ~tn  (vgl.  Munro  zu  Lucr. 
II,  404  contrd  quae  dmdra),  auch  bei  Catull  und  den  augusteischen 
Dichtern:  Verg.  Buc.  VIII,  107  qui  amdnt,  Hor.  Serm.  H  2,  28  num 
adest.    Mit  Hiat  zu  sprechen  galt  zu  Ciceros  Zeit  (Or.  150)  als  rusticum. 

*4)  Dagegen  liegt  in  ant(e)hac  (z.  B.  in  V.  4)  einfacbe  Elision  vor 
(vgl.  animaduertere,  nullus);  wie  proinde  iin  V.  668  zweisilbig)  behandelt 
wurde,  ist  nicht  ebenso  sicher;  vgl.  auch  zu  V.  614.  Wenn  der  lange 
Endvokal  des  ersten  Teiles  eines  Compositums  den  Versiktus  hatte,  so 
konnte  er  (nach  der  oben  unter  6  aufgestellten  Regel)  verkiirzt  werden, 
aber  erhalten  bleiben,  z.  B.  V.  346  coitiost,  425  prohibebo;  vgl.  Spengel, 
Einl.  zur  And.2,  S.  XXXII. 

5)  Ritschl,  Proleg.  in  Trin.  Cap.  XH. 

6)  C.  F.  W.  Muller  a,  0.  S.  456  if.  sucht  die  Erscheinung  im  ganzen 
durch  Annahme  von  Verkiirzung  je  der  zweiten  Silbe  zu  erklaren.  z.  T. 


I.    ALLGEMELNE  EMLEITUNG.  57 

chen  die  Spraehe  neben  der  yollen  auch  eine  kontrahierte 
Form  hat,  wie  mi  neben  mihi,  nil  neben  nikil,  prendo  neben 
prehendo  u.  s.  w.,  bieten  die  Terenzhandschriften  fast  aus- 
nahnislos  die  gedehnte  Form,  auch  da,  wo  das  Metrum  die 
kurze  Form  verlangt. 

Hiatus  beim  Zusammentreffen  zweier  Yokale  am  Ende 
und  Anfang  verschiedener  Worter  findet  sich,  abgesehen  von 
dem  bei  Terenz  hochst  seltenen  in  der  Casur  (Diarese)  iambi- 
scher  Septenare  (und  Octonare),  von  welcher  bereits  S.  40  f.  die 
Rede  war,  sowie  von  den  in  Abschnitt  C,  6  besprochenen 
Fallen,  bei  Terenz  innerhalb  der  Yerse  nur:  1)  nach  Inter- 
jektionen  (Y.  411,  754,  803)  unter  Yerkurzung  derselben,  wenn 
sie  von  Natur  lang  sind  und  in  die  Senkung  fallen;  2)  bei 
Personenwechsel  vor  interjektionsartigem  Worte  und  zumeist 
in  Yerbindung  mit  einer  Casur  (vgl.  zu  Y.  146;  ferner  542,  963). 

7.   Zur  Orthographie  und  Sprache. 

I.  Bestimmte  Reihen  von  Wortern,  bez.  Silben,  stehen  bei 
Terenz  noch  zum  Teil  auf  einer  fruheren  Stufe  der  Yokal- 
entwicklung  als  in  klassischer  Zeit.  So  wird  nach  u  regel- 
mafsig  o  gesetzt,  wo  die  spatere  Zeit  u  vorzieht;  z.  B.  seruos, 
tuos,  nouom  (Y.  245,  848),  uiuont  (Y.  749)  u.  s.  w.  Dagegen 
scheint  in  ursprunglichem  uo  (vo),  auf  das  unmittelbar  r,  s,  t 
folgt,    schon   in  Terenz'  Zeit1)  TJbergang  zu  ue  eingetreten    zu 


auch  durch  Konjektur  zu  beseitigen.  Skutsch,  Sat.  Viadr.,  135  ff.  leugnet 
besonders  gegen  Leo,  Plaut.  Forsch.,  323  die  Synizese  ganz.  Soweit  zu 
gehen,  widerraten  die  Falle  der  Totalelision  von  meo  u.  dgl.  (Plaut.  Mil. 
262,  Stich.  39,  275;  vgl.  Cas.  543,  Trin.  724),  welche  durch  Konjektureu 
beseitigt  werden  nriissten.  Eigentivmlieh  ist  obigen  Wortern,  dafs  dem 
nieist  langen  Vokal  ein  kurzes  u  oder  e  (gleich  urspriinglicheni  i)  vor- 
ausgeht.  —  Fiir  einsilbiges  rei,  spei,  zweisilbiges  diei  u.  dgl.  bietet 
das  Altlatein  die  Nebenform  re,  spe,  die  u.  s.  w.  (s.  Engelbrecht,  Stud. 
Terent.,  S.  15  f.). 

*1)  Der  Wechsel  von  uo  (vo)  und  ue  (ve)  ist  irn  Latein.  ganz  ge- 
wohnlich  (vgl.  uolo,  uelle).  Aber  bezviglich  der  obigen  Falle  berichtet 
Quintil.  Inst.  I  7,  25:  Quid  dicam  uortiees  et  uorsus  ceteraque  in  eun- 
dem  modum,  quae  primus  Scipio  Africanus  in  e  litteram  secundam 
uertisse  dicitur?  Auch  sonst  lafst  sich  nachweisen,  dafs  dies  zutritit 
(vgl.  F.  Solmsen,  Studien  zur  latein.  Lautgeschichte,  Strafsburg  1894). 
Dafs  sich  Terenz  dieser  Neuerung  zuganglich  zeigte,  ist  sehr  wahrschein- 
lich  und  wird  durch  unsere  gute  Uberlieferung  bestatigt.  Ubrigens 
folgten  bekanntlich  die  Alten  in  der  Rechtschreibung  meist  nicht  so 
strengen  Grundsiitzen  wie  wir  (vgl.  S.  59,  Note  4),  anderseits  ist  auch  an- 
zuerkennen,  dafs  gerade  die  formelle  Seite  des  Textes  Neuerungen  am 
leichtesten  ausgesetzt  war.  Wir  haben  deshalb  nur  dort.  wo  die  Hand- 
schriften  und  sonstigen  Zeugnisse  einstimmig  oder  doch  iiberwiegend 
fiir  die  jiingere  Schreibung  einer  Wortform  sprachen,  dieser  Aut- 
nahme  gewahrt. 


58  I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG. 

sein;  wir  sclireiben  deshalb  nacli  der  besten  Uberlieferung  stets 
uetare  (V.  417,  709,  8641),  uester  und  uoster  (dies  bes.  in  alteren 
Formeln  wie  di  uostram  fdem  Haut.  502,  Eun.  790,  924, 
And.  716,  744,  daher  wohl  auch  Y.  757,  808;  oder  in  Bil- 
dungen  wie  Hec.  216,  240  uostrarum  fiir  uostrum  und  bei 
Gleichklang  Voluntas  uostra  V.  29,  uostram  et  nostram  Hec. 
249 2),  uertere  mit  einigen  Ableitungen  und  Kompos.  neben 
uortere  u.  s.  w.3).  —  Ebenso  steht  u  neben  e  in  dem  Gerundium 
und  Gerundivurn  der  III.  und  IV.  Konjugation,  doch  so,  dafs 
die  Handschriften  bei  den  «'-Stammen  fast  durchaus  den  Aus- 
gang  auf  -u  bieten,  z.  B.  faciundum  V.  207,  250,  785,  con- 
ueniundi  828,  -us  897  (conficienda  831  AD1,  capiendus  890  A 
Mon.)-,  sonst  iiberwiegt  der  auf  -e  (ausnahmslos  dann,  wenn 
ein  vokalisches  oder  konsonantisches  u  vorhergeht ) :  consu- 
lcndi  Y.  174,  ducendum,  -a  423,  693,  700,  eludendi  885,  uiucn- 
dum  And.  152.  —  Fiir  spateres  i  erscheint  u  namentlich  in 
lubet  (z.  B.  V.  347,  981),  lacruma,  lacrumare  (V.  92,  522,  Ad. 
536  u.  a.)  und  in  den  Superlativen,  bes.  nach  t  und  s  (wohl  nicht 
mehr  nach  r  und  n)  ■  z.  B.  optumus,  pcssumus,  proxumus,  maxu- 
mus  (aber  pulcherrimus,  acerrimus,  minimus*).  Im  Genet.  Sing. 
der  ?'o-Stamme  erscheint  regelrecht  ein  einfaches  (aus  ii  kon- 
trahiertes5)  l,   vgl.   in   der  Didaskalie  Terenti,   Claudi,  V.  244 

*1)  Dagegen  uotare  im  Ambros.  des  Plautus  (s.  0.  Seyffert  im 
Index  orthogr.  zu  Studemunds  Apographum  des  Ambr.) 

*2)  V.  29  hat  A3  uestra;  V.  224  schreiben  wir  mit  dem  M^onac.) 
14420  (des  XI.  Jahrh.;    Schlee,  Scholia  Ter.,  S.  27)  twstra  oratio. 

*3)  Das  bei  Terenz  zu  einem  Wort  gewordene  animaduertere  er- 
scheint  immer  in  dieser  Form  (V.  467,  ©09,  And.  156,  767),  dagegen 
animum  aduortunt  (Eun.  397,  daher  vielleicht  auch  Haut.  656  gegen  die 
Handschr.),  sese  aduortere  Eun.  343,  aduorsus,  -um  (V.  78,  242,  427; 
-usA,  -um  ?:  Hec.  534;  -us  8:  V.  520;  M:  V.  822;  s  Non.:  Ad.  27;  DXP: 
Ad.  676),  aduorsor  (Hec.  271,  Ad.  144;  daher  wohl  auch  V.  75),  uorso 
(Eun.  1085),  uorsum  (Gleichklang  deorsum  u.  Ad.  575  5),  exaduorsum,  -0 
(Ad.  584,  V.  97  A  einz.  <?,  88  einz.  s),  uniuorsum  (Eun.  224;  daher  viell.  auch 
V.  45,  Ad.  19),  uorsura  (V.  780  A1?,  uers.  A3);  di  bene  uortant  (V.  552, 
Ad.  728),  di  uortant  bene  (Eun.  390,  daher  wohl  auch  Hec.  196),  res  uortat 
male  (V.  678,  Ad.  191),  quo  me  uortam?  (Hec.  516,  vgl.  Haut.  946), 
reuortor  (Haut.  122,  340,  And.  485  gegen  And.  740,  Haut.  68,  Eun.  219. 
Ad.  525),  anteuorto  (Eun.  738,  A  mit  alter  Korr.);  sonst:  bene  uertendo 
Eun.  Prol.  7;  ferner  erscheinen  in  unseren  Handschr.  stets  conuertere, 
diui ■rtirnlum  (Eun.  635),  deuerti  (V.  312,  P  reuortar),  inuersa  uerba, 
euersas  ceruices  (Haut.  372  durch  Paronomasie  gesichert),  aduersariu* 
(V.  237,  Hec.  Prol.  n,  22,  72,  Ad.  Prol.  2)  und  controuersia  (Y.  854, 
auch  bei  Plaut.  findet  sich  aufser  der  verderbten  Stelle  Men.  592  nicht 
das  iibelklingende  controuorsia). 

*4)  Nach  l  schwankt  der  Gebrauch,  z.  B.  facillume  And.  65,  Haut.  998, 
aber  faciUime  Ad.  501  und  difficiUimum  Eun.  926.  Vgl.  auch  die  Zusammen- 
stellungen  von  A.  Brock,  Quaest.  gramtn.  capita  duo  (Dorpat  1897),  S.  9  ff. 

*5)  Vgl.  Leo,  Plaut.  Forsch.,  S.  311;  Stellensammlung  der  Formen 
bei  A.  Petermann,  De  genet.  substantiuorum  m  -ius  et  -ium  e.veuntium 
forma  (Grofsglogau  1863). 


I.    ALLGEMEIXE  EINLEITUNG.  59 

fli,  578  consili,  Eun.  25  Nacui,  Ad.  707  negoti  u.  a.  —  uber 
defrudare  statt  defraudare  vgl.  zu  V.  44.  —  Bei  den  Wortern 
prriclum,  saeclum  u.  a.  tritt  im  alteren  Latein  meist  nicht 
die  spater  gewohnliche  Vokalentfaltung  (-culum)  ein  (vgl. 
Y.  243,  763). 

II.  Unter  den  Konsonanten  ist  q  zu  beachten,  welches 
mit  uo  verbunden  da  erscheint,  wo  die  spatere  Zeit  cu  ver- 
wendet;  also  quoius,  quoi,  quom,  quor1)  u.  s.  w.  —  Einzelne 
Worter,  so  gnatus,  gnata  als  Substantive2),  vielleicht  auch 
gnauiter  Eun.  51  haben  das  anlautende  g  noch  nicht  abgeworfen. 
—  Eine  Assimilation  der  Konsonanten  trat  am  haufigsten 
in  oft  gebrauchten  Wortern  und  in  solchen  Composita  ein,  die 
als  solche  kaum  mehr  gefiihlt  wurden,  weil  ihr  Grundwort  ab- 
gestorben  war;  auch  Kiirze  der  Stammsilbe  begiinstigte  die 
Assimilation3).  Ad  wird  assimiliert  vor  c  in  accedere,  accer- 
serey  accidere,  accingere,  accipcre,  accubare,  accumbcre,  accurrere4) 
und  accusare  (gegen  adeurare,  adcrescere),  vor  p  in  apparare, 
apparere,  appellare  (gegen  adportare,  adprobare  u.  a.;  schwan- 
kend  adponere  Haut.  89,  apponere  Phor.  342),  vor  r  in  arri- 
pere,  arrigere  (gegen  adridcre)  und  vor  ti  (atfincre,  attigisse, 
aber  Ad.  834  adtcntus).  —  B  in  ab  geht  vor  s  und  t  in  den 
Handschriften  manchmal  in  p  iiber  (so  in  aps,  apsoluo,  apsum: 
doch  iiberwiegen  die  gewohnlichen  Forrnen).  —  Com  (cum) 
bleibt  vor  m  und  /)  regelmafsig  unverandert  (aber  conmonstrarc 
Y.  305,  Haut.  1027,  conmendare  Eun.  577,  conpersit  Y.  44), 
wird  vor  r  zu  con  in  conradere  (z.  B.  Y.  40)  und  zu  cor  (corri- 
gere,  corripere,  corrumpere),  vor  l  zu  con  (z.  B.  conloqui  Y.  739). 


*1)  Unsere  Handschriften  (vor  allem  A)  haben  von  diesen  alten 
Formen  nur  geringe  Spuren  erhalten:  quom  Y.  848  (quo  A),  And.  944 
(in  DV)  und  Ad.  254  (296  falsch  A  quom  fiir  quod);  quoiquam  V.  887  (A). 
Vgl.  Ph.  Bersu,  Die  Gutturalen  und  ihre  Yerbindung  mit  v  im  Lat., 
(Berlin  1885),  S.  54  ff. 

*2)  Dagegen  natus  als  Particip  (aber  in  der  Scipionengrabschrift 
CLL.  I  34,  5  annos  gnatus  XX;  vgl.  im  Ambros.  d.  Plaut.  Epid.  107,  Poen. 
300,  902  u.  a.);  als  Subst.  gebrauchen  gnatus  selbst  noch  Yergil,  Horaz 
und  der  Tragiker  Seneca. 

*3)  Doch  ist  zu  berucksichtigen,  dafs  es  sich  in  der  folgenden  Dar- 
legung  um  die  beste  handschriftliche  Schreibung  handelt.  Dafs  aber 
in  der  Aussprache  die  Assimilation  gelegentlich  weiter  vorgeschritten 
war,  zeigt  z.  B.  das  AVortspiel  in  collo  collocare  Plaut.  Asin.  657  (der 
Cod.  B:  conloc.)  und  Epid.  360;  ferner  das  mit  assus  (assum)  Poen.  279 
(wo  die  Handschr.  adsum  bieten). 

*4)  So  im  Cod.  A  viberall,  meist  bestatigt  von  allen  oder  den  besten 
Call.:  V.  862,  983,  Eun.  335,  Haut.  124,  And.  133,  Lucil.  LX,  330c:  atque 
accurrere  scribas  \  clne  an  c  non  est  guod  quaeras  atque  (eque  Skutsch) 
labores  geht  gegen  grammatische  Dissimilationsversuche  in  der  Schrei- 
bung.  Sieh  zur  ganzen  Frage  J.  Dorsch,  Assimilation  in  den  Cornpo-iti- 
bei  Plautus  und  Terenz  (Prager  'philol.  Stud.,  I,  9  ff.)  und  U.  Seyfferta 
Inclex  orthogr.  a.  O. 


60  I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG. 

—  Ex  wird  vor  f  assimiliert,  nur  ccfcrre  (so  Hec.  565  in  A)  ist 
neben  efferre  bei  Terenz  bezeugt.  —  In  bleibt  zumeist  unver- 
andert  (z.  B.  inpendere,  inludere,  inridere),  besonders  als  in 
priuatiuum  (inmerito,  inparatus,  inpudens,  inliberaliter,  inritus)] 
ausgenommen  scheinen  nur  die  gewohnlichen  Worter  imperium, 
imperare,  impetrare,  imperitus,  impius  und  immortalis.  —  Nec 
bleibt  auch  in  neclegere  und  den  verwandten  Formen  erhalten 
(V.  54,  358,  366,  571,  1016).  —  Ob  wird  vor  c,  g,  p  und  f 
angeglichen:  occtpere,  occidere,  occupare,  ogganire,  opperiri,  offen- 
dere.  Vor  t  steht  im  Einklange  mit  der  Aussprache1)  und  den 
alteren  Inschriften  meist  die  Tenuis  p:  optigisse,  optundere;  vor  s 
erscheint  handschriftlich  vorwiegend  b  (so  obsecrare2).  —  Per 
wird  vor  l  assimiliert  (peUicere),  aber  nicht  in  den  frisch  zu- 
sammengesetzten  Nomina  perliberalis,  perlongus.  —  Re  erscheint 
in  der  vollen  Form  red  aufser  in  reddere,  redire  noch  in  redducere 
(s.  zu  V.  86)  und  reUatum  (V.  21 3).  —  Sub  ist  in  den  Hand- 
schr.  assimiliert  vor  c,  g,  p,  f,  m  und  r  aufser  in  subcentu- 
riatus  (V.  230);  sie  bieten  ferner  suscensere  wie  suscipere.  — 
Trans  steht  vor  d  gelegentlich  noch  in  transdcre  (V.  2  nach 
Don.).  —  TJber  die  volkstumliche  Form  tennitur  statt  tenditur 
s.  zu  V.  330,  betreffs  miliens  zu  V.  487.  —  Sehr  schwanken 
die  Handschriften  bezuglich  des  auf  kurzen  Vokal  folgenden 
d  oder  t  am  Ende  einiger  Pronomina  und  Partikeln;  man  schlofs 
sich  mit  der  Schreibung  it,  illut,  aliut,  aliquit,  aput  an  die 
Aussprache  an.  Umgekehrt  uberliefert  der  Codex  A  statt 
aliquot  und  quot  die  Formen  aliquod  und  cpiod;  die  Ausgabe 
folgt  der  ublichen  Orthographie  (s.  Anhang  zu  V.  159).  — 
Aspiration  kannte  nach  den  Zeugnissen  Ciceros  (Orat.  160), 
Quintilians  (I  5,  20)  und  der  Inschriften  das  Zeitalter  Terenz' 
noch  nicht4);  man  schrieb  also  damals  statt  des  griechischen 
&,  i,  (p  einfach  t,  c,  p.  Unsere  Handschriften  zeigen  aber 
hiervon  nur  mehr  ganz  geringfiigige  Spuren5),  sonst  aber  die 
jiingere  Orthographie,  ja  auch  fehlerhafte  Aspiration,  die  schon 
zu    Catulls    Zeit    (carm.  84)    uncl    spater    vorkam    und    in    der 


*1)  Quint.  I  7,  7:  cum  dico  ^optinuit', aures  magis  audiunt  p. 

*2)  V.  112,  197,  319,  473,  486,  553,  740,  742,  754,  803,  944,  990, 
996  und  nur  einmal  opsecro  V.  209. 

*3)  Repperire  V.  179  und  sonst  einigemal  falsch  for  reperire. 

*4)  Ritschl,  Opusc.  IV,  765  (als  Ergebnis  der  inschriftlichen  Belege): 
Aspiratio  consonantium:  nulla  ante  a.  650.—  660.  (etwa  100  v.  Chr.),  /hi<- 
tuans  ad  a.  circiter  700.,  fere  constans  ab  initio  saeculi  octaui.  Vgl. 
W.  Brambach,  Neugestaltung  d.  lat.  Orth.,  S.  287  ff.;  Fleckeisen,  N. 
Jahrb.  1869,  S.  656  ff.  und  1891,  S.  658  ff. 

*5)  So  z.  B.  in  A:  Moeco  f.  moecho  Eun.  992;  in  V:  Aescinum,  -us 
Ad.  arg.  2,  147,  sicopanta  (niit  iiberschr.  h)  And.  919,  Pania  und  {Cjtesi- 
ponem  (beide  gleichfalls  mit  h  iiber  d.  Z.)  And.  984,  Ad.  arg.  3;  vgL 
Mamnusium  And.  930  in  s;    ora  Eun.  341  in  A]  •    orsum  Hec.  450  (J.). 


I.    ALLGEMEINE  EIXLEITUNG.  61 

Volkssprache  sich  erhielt  (vgl.  Stilpho  statt  Stilpo  ZtiIticov 
V.  356  und  Dorchio  irn  Cod.  A  fiir  Dorcio  Aoqxlco  V.  152). 
III.  In  Bezug  auf  clie  Deklination  ist  zu  bemerken,  dafs 
die  Urngangsspraehe,  welcher  sich  die  altlatein.  Dramatiker  in 
ihren  Stiicken  anschlossen,  die  Latinisierung  griechischer  Worter, 
auch  der  Eigennamen,  verlangt,  also  z.  B.  satrapa,  lampada} 
Clinia  (nach  der  1.  Dekl.),  Aeschinus  {Ai6%iw\q) ,  AnUpho  -onis 
('AvTLcptav  (ovrog),  ebenso  Demipho  -onis  (Ar^iiocpcbv  cbvrog), 
doch  finden  sich  bei  Ter.  seiner  Richtung  gemafs  Ausnahmen, 
so  aufser  Adelphoe,  Hauton  timorumenon,  Epidicazomenon  (Prol. 
V.  2o)  mehrere  Formen  der  Eigennamen  auf  -es  (s.  zu  V.  63). 
—  Die  Worter  der  4.  Deklin.  haben  im  Genetiv  nur  die 
Endung  -uis  oder  (metaplastisch)  -i  (s.  Anm.  zu  V.  154),  im 
Dativ  vielleicht  blofs  -u1).  —  Von  der  Endung  -e  neben  -ei 
im  Grenetiv  und  Dativ  der  5.  Deklin.  war  schon  S.  56  f.,  Anm.  6 
die  Rede.  —  Einzelne  Pronomina  und  Adiectiva,  deren  Genetiv 
regelmafsig  die  Endung  -ius  zeigt,  scheinen  daneben  im  alteren 
Latein  die  einsilbigen  Endungen  -l  (und  -is)  gehabt  zu  haben, 
von  welchen  in  den  Handschriften  freilich  nur  wenige  Reste 
erhalten  sind  (nulli  consili  And.  608,  iUi  .  .  sumptibus  Haut. 
930)  und  die  daher  in  unseren  Texten  fast  nur  durch  die  Vers- 
messung  zur  Geltung  komrnen2).  Bei  Terenz  findet  sich  von 
solus  und  alter  die  Dativendung  des  Femininums  auf  -ae  (solae 
Eun.  1004,  alterae  V.  028,  Haut.  271),  zufallig  aber  kein 
Genetiv  auf  aeh).  —  Vom  Pronomen  hic  haben  der  Genetiv 
Sing.,  der  Genetiv,  Dativ  und  Ablativ  Plur.,  der  Accusativ 
Plur.  Masc.  und  Fem.  doppelte  Formen,  mit  oder  ohne  das 
hinweisende  ce.  Von  diesen  gebraucht  Terenz  die  Formen  mit 
ce  nur  vor  Vokalen  und  ]>,  die  anderen  nur  vor  Konsonanten  1 1. 
Der    Nominativ    Plur.    lautet    im    Masc.    neben    hi    auch    hisce 


*1)  Aber  Haut.  630   hat  Ax   mit  leichter  Verschreibung  ANUTILLI. 
welche  A3  richtig  in  ANUIILLI  verbessert. 

2)  Vgl.  Bucheler-Windekilde,  Lat.  Decl.s,  §  119  f.;  P.  Langen,  Quaest. 
grammat.  (1873),  S.  5  f. ;  O.  Ribbeck  im  Rh.  Mus.  XXLX,  17;  A.  Luchs  in 
Studem.  Stud.  I,  319  ff,  bes.  366  ff. ;  Sam.  Brandt,  De  uaria  ....  genet. 
sing.  pron.  forma  ac  mensura  (Lips.  1877);  Engelbrecht,  Stud.  Terent., 
S.  37,  39,  der  in  dieser  Schrift  uberhaupt  eingehend  fast  alle  Eigentum- 
lichkeiten  der  Sprache  des  Terenz  behandelt;  ferner  Skutsch,  Forsch. 
I,  102.  Dagegen  sucht  Leo  a.  O.  S.  290  ff.  die  gelegentliche  Kiirzung 
der  beiden  ersten  Silben  von  illius  (der  zweiten  als  uocalis  ante  uoca- 
lem,  vgl.  Lucil.  IV,  145  odio  ittius  ecferor  ira  und  IX,  319  hoc  unius  fiet) 
wahrscheinlich  zu  machen. 

3)  S.  Engelbrecht  a.  0.  S.  37. 

4)  Vgl.  Fr.  Schmidt  im  Herm.  VHI,  478  ff.  —  Auch  sonst  macbt 
es  fiir  die  Wahl  verschiedener  Wortformen  einen  Unterschied,  ob  ein 
Vokal  oder  ein  Konsonant  darauf  folgt;  z.  B.  necesse  (vor  Vokalen)  neben 
necessus  vor  Konsonanten  (s.  Lachmann  zu  Lucr.  S.  397  und  Engelbrecht 
a.  0.  S.  30  f.). 


62  I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG. 

(Eun.  269),  im  Fem.  wahrscheinlich  nur  haec1).  —  Neben  ipse 
steht  sehr  oft  und  ohne  nachweisbaren  Unterschied  ipsus  (s. 
zu  V.  1782).  —  Sehr  zweifelhaft  ist  die  bei  Nonius  auch  fiir 
Terenz  iiberlieferte  Nebenform  stuc  fiir  istuc3). 

IV.  In  der  Konjugation  giebt  es  zunachst  bei  Terenz 
noch  manche  Verba,  welche  statt  oder  neben  der  spiiter  iiblichen 
deponentialen  Form  die  aktive  erhalten  haben  (altercare,  conflic- 
tare,  inpertire,  luctare,  obsonare).  —  Die  Verba  der  4.  Konjug. 
und  aio  haben  im  Singular4)  des  Imperf.  und  Fut.  Act.  (sel- 
tener  auch  des  deponentialen  Futurs)  neben  den  gewohnlichen 
Endungen  -iebam,  -iam  (-iar)  u.  s.  w.  (seruiebat  V.  83,  con- 
ueniet  53)  die  alteren  Formen  -ibam,  -Ibo  (nebst  -ibor)  u.  s.  w., 
so  insanibat  V.  642;  einzelne  Verba  (scio,  aio,  z.  B.  scibat 
V.  529,  scibam  582,  scibit  765,  aibat  480,  aibant  572)  geben 
ihnen  besonders  den  Vorzug.  —  Der  Umgangssprache  gehoren 
die  zahlreichen  kiirzeren  (synkopierten)  Endungen  an,  welche 
in  der  2.  Person  Sing.5)  Indic.  und  (seltener")  im  Infinitiv  Per- 
fecti  neben  den  vollen  Formen  sich  finden,  wenn  dem  -isti 
oder  -isse  ein  s  oder  x  vorausgeht  (z.  B.  sensti,  dixti,  iusse, 
produxe6)-,  ebenso  die  anderen  verkiirzten  vom  Perfektstamme 
gebildeten  Formen7).  —  Im  Passiv  (Medium)  gebraucht  Ter.  in 
der  2.  Person  Sing.  der  vom  Infinitivstamm  gebildeten  Zeiten 
statt  der  Endung  -ris  fast  ausschliefslich  -res).  —  Im  Infinitiv 


1)  Anders  Fr.  Schniidt  a.  O.  S.  485  f. 
*2)  Vgl.  Luchs,   Studem.   Stud.,  I,  47;    dagegen   0.  Brugman   a.  0. 
S.  25  f.  und  Engelbrecht  a.  0.  S.  32  ff. 

3)  Vgl.  C.  F.  W.  Miiller,  Nachtrage  zu  Plaut.  Pros.  (Berlin  1871\ 
S.  158  und  Engelbrecht  a.  0.  S.  42,  del-  bereits  richtig  benierkt,  dafa 
die  von  Nonius  angefiLhrten  Stellen  metrisch  auch  istuc  zulassen.  Auch 
Haut.  237  verlangt  nach  Skutsch  nicht  die  abgekiirzte  Form,  da  er 
Pergtn  tstuc  prius  (vgl.  S.  53,  Anm.  1)  liest. 

4)  Nur  von  aio  findet  sich  auch  im  Plural  aibant  bei  Terenz. 

5)  Der  Plural  erscheint  zufallig  bei  Terenz  nicht. 

6)  Vgl.  Engelbrecht  a.  0.  S.  59  ff.  Derselbe  hat  beobachtet,  dafs 
in  den  sechs  Stiicken  des  Terenz  mehr  synkopierte  Formen  vorkommen 
als  in  den  zwanzig  des  Plautus. 

7)  Conradt  im  Herm.  X,  104  ff.  und  Engelbrecht  in  den  Wien. 
Stud.  1884,  S.  219  ff.;    vgl.  Anm.  zu  V.  13. 

*8)  Da  die  Handschriften  an  54  Stellen  fast  ohne  Abweichung  diese 
Fomi  bieten,  halt  sich  Engelbrecht,  Stud.  Ter.,  S.  81  ff.  fiir  berechtigt, 
Haut.  701  mentiaris  (AD*)  in  mentiare  und  Hec.  317  Tute  Joqueris ,  me 
uetas  in  T.  toquere  abzuandern,  hier  gegen  die  einstimmige  Uberlieferung 
und  gegen  die  metrische  Vorliebe  des  Dichters,  an  dieser  Versstelle 
eine  Lange  zu  setzen;  loqueris  scheint  aber  in  diesem  V.  mit  Absicht 
gesetzt,  um  den  Gegensatz  und  den  Gedanken  klarer  auszudriicken.  Dazu 
ist  an  der  bei  Plautus  Men.  298,  Aul.  152,  Bacch.  569,  Cas.  203  sicher 
viberlieferten  Form  loqueris  bei  Terenz,  dem  Vertreter  der  stadtromischen 
Gesellschaftssprache,  welcher  wohl  nebst  Ennius  die  Erhaltung  der 
volleren  Endung  zu  danken  ist  (vgl.  Leo,  Plaut.  Forsch.,  S.  2G2),  kein 
Anstofs  zu  nehmen,  zumal  da  er  Doppelformen  liebt. 


I.    ALLGEMEINE  ELNLEITUNG.  63 

Praes.  Pass.  kommt  neben  der  Endung  -i  auch  die  auf  -ier 
vor7  welche  aber  (bis  auf  Ad.  535)  nur  am  Ende  iambisch 
ausgehender  Verse  oder  Vershalften  (vor  der  Diarese1)  steht.  — 
Die  (iambischen)  Formen  siem  u.  s.  w.  (mit  Einschlufs  der 
Composita)  sind  bei  Terenz  gleichfalls  am  Ende  der  Verse 
und  Halbverse  (vor  der  Casur)  vorherrschend2). 


*1)  L.  Lange,  Sitzungsber.  d.  Wien.  Ak.,  phil.-hist.  Kl.  1860,  S.  1  ff., 
Conradt,  Herm.  X,  104  und  Engelbrecht,  Stud.  Ter.,  S.  66  f.  Den  sonst 
untadeligen  Vers  Ad.  535,  in  welchem  die  wegen  ihres  iambischen  Aus- 
ganges  am  Versschlufs  beliebte  Form  auf  -ier  (laudarier)  am  Versanfang 
erscheint,  wollen  Conradt  und  Engelbrecht  durch  die  Anderung  laudari 
und  Umstellung  den  iibrigen  angleichen.  Man  kann  u.  a.  daran  er- 
innern,  dafs  Ennius  und  mit  ihm  Vergil  die  alten  Formen  olle,  ollis 
fast  immer  an  den  Versanfang  stellt  und  bei  Pacuv.  Trag.  410  (Ribb.3 
S.  153)  capier  potest,  Accius  Brut.  28  (Ribb.3  S.  329)  linquier  cursu  nouo 
sowie  bei  Plaut.  Men.  1006  (in  lyr.  Partie)  deripier  innerhalb  des  Verses 
erscheint. 

*2)  Beziiglich  der  abweichenden  Plautinischen  Stellen  s.  C.  F.  W. 
Miiller,  Nachtrage  S.  83  f.  Die  bei  Ter.  nicht  am  Versende  stehenden 
Formen  andern  Spengel  zur  Andria  V.  234,  Conradt  a.  0.  S.  100  f.  und 
Engelbrecht  a.  0.  S.  52  ab.  Doch  Ad.  83  scheint  mir  die  iiberlieferte 
Lesart  den  bisher  vorgebrachten  Vermutungen  zu  trotzen;  noch  mehr 
ist  dies  bei  Hec.  637  Sin  est,  ut  aliter  tua  siet  sententia  der  Fall,  an 
dessen  natiirlicher  leichter  Fassung  alle  bisherigen  Besserungsversuche 
gescheitert  sind.  Deshalb  darf  wohl  gefragt  werden,  ob  denn  fiir  Ter. 
wirklich  die  so  haufig  angewandte  volle  Forcn  eine  veraltete  war,  die 
er  sich  nur  am  Versende  gestattet  haben  sollte.  Dies  mufs  verneint 
werden,  da  sie  sich  nicht  nur  bei  Lucil.  V.  330  d,  409  a,  659,  1067  (L.) 
findet,  sondem  selbst  zu  Ciceros  Zeit  gebriiuchlich  war,  worauf  Engel- 
brecht  selbst  hinweist  (vgl.  Orat.  157  siet  plenum  est,  sit  imminutum: 
licet  utare  utroque  und  daselbst:  quasi  uero  nesciamus  in  hoc  genere 
et  plenum  uerbum  recte  dici  et  imminutum  usitate).  Der  Grund, 
weshalb  die  Korniker  die  volle  Form  so  haufig  am  Versende  gebrauchen, 
ist  m.  E.  ganz  einfach  der,  weil  sie  am  geeignetsten  war,  im  iambischen 
Senar,  Octonar  und  trochaischen  Septenar  den  iambischen  (pyrrhichi- 
schen)  Ausgang  zu  bilden.  Wie  nun  niemand  die  hie  und  da  am  Vers- 
schlusse  stehenden  metrisch  gesicherten,  einfachen  Formen  durch  die  (bei 
Ter.  an  9  Stellen  handschriftlich  gebotenen)  volleren  ersetzen  wird,  so 
sollten  auch  die  im  Versinnern  erscheinenden  zweisilbigen  Formen  nicht 
gewaltsam  hinweggeschafft  werden.  Was  fiir  eine  Bedeutung  der  metri- 
schen  Form  eines  Wortes  fiir  dessen  Stellung  im  Verse  beizumessen  ist 
und  wie  sehr  man  sich  vor  der  Ubertreibung  der  im  allgemeinen  rich- 
tigen  Beobachtung,  dafs  die  alteren  Formen  ans  Versende  geriickt  wer- 
den,  zu  hiiten  hat,  zeigt  schlagend  die  Verwendung  der  Futurformen  von 
scio  bei  Terenz;  das  gewohnliche  scies  (-et,  -ent)  erscheint  namlich  aus 
dem  gleichen  metrischen  Grunde  elfmal  am  Versende  und  nur  einmal 
zu  Versanfang,  dagegen  das  altere  unklassische  scibo  (-is,  -it)  sieben- 
mal,  und  zwar  nie  am  Versende.  Nur  wegen  des  bequemeren  iam- 
bischen  Versschlusses  verwendet  Ter.  z.  B.  regelmafsig  di  uortant  bene, 
uae  misero  mihi,  aduersarius,  animaduertere ,  anicula,  die  Formen  auf 
-auerim,  -euerim,  -ouerim  u.  a.  am  Ende  des  Senars.  Vgl.  meine  An- 
zeige  der  Schrift  Engelbrechts  in  der  Phil.  Rundschau  (1884,  Sp.  682  f.) 
und  E.  Stange,  De  archaismis  Terentianis  (Wehlau  1890),  der  aus  den 
Inschriften   den  Xachweis   erbringt,   dafs    zu   Terenz'   Zeit  siem  u.  s.  w. 


64  I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG. 

V.  Viele  alte  von  Plautus  durchwegs  oder  iiberwiegend 
verwendete  Formen  gebraucht  Terenz  selten  oder  ersetzt  sie 
durch  die  gewohnlichen.  So  bedient  er  sich  im  Verhaltnis 
zu  Plautus  weniger  metaplastischer  Bildungen:  feruit  Ad.  534  *), 
subolat  Haut.  899  (aber  subolet  V.  474),  intuitur  Haut.  403, 
poUtur  Ad.  871,  876,  poteretur  V.  469,  830,  emoriri  Eun.  432 
(aber  cmori  V.  956,  Haut.  971,  mori  Eun.  66,  772);  fuat  Hec. 
610  (fors  fuat  pol).  —  Dice  und  ducc  (als  Simplex)  erscheinen 
bei  Plautus,  nicht  bei  Ter.  —  Finctum  Eun.  104,  nanctus  And. 
967,  Eun.  556,  Hec.  681  (nactus  V.  81,  168,  Hec.  825  u.  a.).  — 
Das  bei  Plautus  regelmafsige  tetuli  trefien  wir  blofs  And. 
808  und  832,  hingegen  14  mal  tuli  samt  Ableitungen  des  Per- 
fektstammes.  —  Die  in  den  Plautinischen  Komodien  haufigen 
Formen  des  Konj.  Fut.  (Optat.  Aor.)  auf  -sim  (-sis)  beschranken 
sich  in  Terenz'  Stucken  auf  die  an  die  Gesetzessprache  er- 
innernden  Stellen  And.  760  excessis,  V.  742  appellassis  und 
ausim  (Eun.  884,  904);  aber  faxim  (faxis,  faxit,  faxint, 
so  V.  554)  tritt  gleich  der  Futurform  faxo  (V.  308,  1028, 
1055  u.  a.)  neunmal  formelhaft  auf.  Am  Versende  finden 
sich  endlich  bei  unserem  Dichter  die  bei  Plautus  freieren  Formen 
attigo  And.  789  (wahrscheinlich  auch  Hec.  136),  coeperet  Ad. 
397,  der  Imperativ  face2)  V.  397,  674  u.  a.;  creduas  V.  993, 
duint  und  pcrduint  V.  123,  519,  713,  976,  1005,  Hec.  134 
(innerhalb  des  Verses  perdas,  -nt,  wie  schon  Spengel  zu  And.1 
666  bemerkt  hat);  bei  diesen  ist  der  iambische  (pyrrhich.) 
Ausgang  hervorzuheben. 

VI.  Auch  sonst  ist  der  sprachlische  Unterschied 
zwischen  Plautus  und  Terenz  sehr  erheblich.  Was  zunachst 
die  Eigennamen  anlangt,  so  ist  bei  jenem  ein  Viertel  latei- 
nischen  Ursprunges,  bei  diesem  nur  ein  Achtel;  Plaut.  hat 
117  Namen,  die  bei  den  anderen  Schriftstellern  nicht  begegnen, 
Ter.  53).  —  Griechische  Lehn-  und  Fremdworter  sind  bei 
unserem  Dichter  nicht  eben  spiirlich,  sofern  sie  schon  von 
seinen  Vorgangern,  insbesondere  von  Plautus  verwendet  worden 


und  die  Infinitive  auf  -ier  keineswegs  veraltet  waren  und  eine  dichte- 
rische  Freiheit  fiir  ihren  Gebrauch  nicht  vorliegt;  s.  ferner  A.  Brock  a.  O. 
S.  80  ff. 

*1)  Vgl.  Engelbrecht  a.  O.  S.  43  ff. 

*  2)  Zu  dieser  Form  bemerkt  Skutsch  a.  0.  S.  57 :  'Face  ist  irn  Yers- 
innern  einmal  in  unseren  Handschriften  (And.  712),  einmal  im  schol. 
Bemb.  iiberliefert  (And.  483),  beidemal  vor  Vokalen,  aber  am  Versende 
steht  es  nicht  weniger  als  neunmal;  denn  dem  altlateinischen  Sceniker 
gilt  lautlich  Versende  wie  Satzende,  und  am  Satzende  ist  Vokalverlust 
durch  Apokope  ausgeschlossen.' 

*3)  Vgl.  iiber  die  Substantiva  bei  Terenz  M.  S.  Slaughter,  On  the 
substantives  of  Terence  (Johns  Hopkins  Univ.  Circulars  VI,  77  f.,  Balti- 
more  1877)  und  The  substantives  of  Terence  (Boston  1891). 


I.    ALLGEMEIXE  EINLEITUNG.  65 

waren.  Von  den  zuerst  bei  ihm  erscheinenden  Wortern:  astu 
(aCxv),  asymbolus  (V.  339),  citharistria  i  V.  82, 144),  eunuchus,  p>sal- 
tria,pytissare,risms,satrapa  und  den  Ableitungen:  cetarius,comix 
sator,  debaccliari.  parasitaster,  phaleratus  (V.  500),  stomacha/ri  war 
gewifs  ein  Teil  schon  dem  Yolksmunde  gelaufig,  ein  anderer  in  der 
uns  verloren  gegangenen  Litteratur  vor  Terenz  belegt.  Jeden- 
falls  zeigt  er  sich  im  Neueinfuhren  griechischer  Worter  sehr 
vorsichtig  und  hat  namentlich  kein  einziges  griechisch  ge- 
schriebenes  Wort  ubernommen1).  — ■  Vulgares  (Schimpfworter, 
derbe  oder  iibertriebene  Ausdriicke  u.  dgl.)  beschrankte  Ter. 
sehr;  zudem  ist  das  meiste  durch  die  Situation  und  die  sprechen- 
den  Personen  (Sklaven,  Ammen,  Kuppler,  s.  zu  V.  37, 40, 501  u.  a.) 
gerechtfertigt.  Hauptsaehlich  sind  es  die  volkstiimlichen  per- 
sonlichen  Substantiva  auf  -o  (wie  nebulo  z.  B.  Eun.  269;  uerbero 
V.  684,  850 2),  die  Zusammensetzungen  mit  -fware  (vgl.  liidi- 
ftcari  V.  948),  die  Intensiva  und  Frequentativa  (so  adiu- 
tare  V.  34,  99;  ductare  500;  fugitare  623,  835;  pollicitari  521 3), 
die  Deminutiva  (ratiuncida  V.  36;  aedicidae  663;  ancillula 
665,  838;  aliquantulum  655;  pluscidus  665;  paululus  702  u.  a.4), 
ferner  die  dem  Simplex  in  der  Bedeutung  oft  ganz  nahestehen- 
den  Composita  mit  ad-,  con-,  de-  und  cx-  (z.  B.  adprime 
And.  61,  Hec.  247,  Eun.  952;  adsolere  And.  481;  complacitam 
esse  And.  645,  Haut.  773;  conduplicare  V.  516;  consimi!i< 
Haut.  209  u.  a.;  defrudare  V.  44;  derepente  Hec.  518  u.  a.;  exaugere 
Haut.  232)  und  andere  der  TJmgangssprache  entlehnte  Worter 
(suholet  V.  474,  Haut.  899,  defit  V.  162,  confit,  lactare  u.  a.), 
welche  gegeniiber  dem  Plautinischen  Gebrauche  sehr  im  Riick- 
gange  begriffen  sind.  Die  einschlagigen  Bildungen,  welche  bei 
Terenz  zuerst  begegnen  (wie  anicula  s.  Anm.  zu  V. 985);  homuncio 


*1)  Vgi.  meine  Terentiana,  S.  13  ff. ;  colax  hatten  nach  Eun.  25 
schon  Xaevius  und  Plautus  gebraucht,  ephebus  ist  Plaut.  Merc.  40  und  61 
sicher  (vgl.  Caecilius  Statius"  Komodientitel  Synephebi).  Yon  den  bei 
Slaughter  als  zuerst  bei  Ter.  vorkommend  angefuhrten  prologus,  obolus, 
riscus,  sandalium,  psaltria,  eunuchus,  ciiharistria  fallen  die  zwei  ersten 
besser  vreg  (vgl.  Plaut.  Poen.  270  seorta  diobolaria,  Bacch.  260  triobulum  ; 
prologus  weist  mit  seiner  Quantitat  auf  friihe  Entlehnung  (vgl.  zu  V.  14 
und  Pacnv.  Trag.  383  R.3  prologium);  ebenso  war  sanddlium  damals  ein 
geliiufiges  Wort  (Plaut.  Trin.  252  sandaligerulae).  In  allem  Wesent- 
lichen  stimmt  mit  mir  iiberein  Gabel-Weise,  Wolfflins  Arch.  Vin.  342. 

*2)  Vgl.  auch  Haut.  1033  f.  S.  R.  Fisch,  Wolfflins  Arch.  V,  56  ff. 
und  fDie  latein.  Nomina  personalia  auf  -o,  -onis'',  Berlin  1890. 

*3)  S.  Wolfflin  im  Arch.  IV,  197  ff. 

*4)  Vgl.  besonders  G.  Ryhiner,  De  deminutiuis  Plautinis  Terentia- 
nisque  (Basil.  1894);  danach  erscheinen  u.  a.  tantillus  und  quantillus 
16  mal  bei  Plaut. ,  einmal  (Ad.  563)  bei  Ter. ;  bellus  mit  Ableitungen 
37  mal  bei  jenem,  gleichfalls  nur  einmal  (Ad.  590)  bei  diesem. 

*5)  Denn  die  Plautusstelle  bei  Serv.  zu  Georg.  III.  4'.>7.  an  welcher 
anicula  erscheint,  ist  wohl  nur  ein  freies  Citat  yon   Most.  218  f. 

Terentius,  Phormio,  3.  Auflage.  -"i 


66  I.    ALLGEMEINE  EINLEITUNG. 

Eun.  501;  hacsitare  V.  780;  cursitare  Eun.  278;  pauitare  Hec. 
321  u.  a.),  sowie  die  bei  ihru  beliebten  Composita  mit  per 
(vgl.  zu  V.  558)  hat  die  spatere  Schriftsprache,  vor  allem 
Cicero  zumeist  bewahrt,  wahrend  die  entsprechenden  Plautini- 
schen  Formen  fast  durchwegs  aufgegeben  wurden1).  Von  den 
sonst  fiir  uns  zuerst  bei  Ter.  erscheinenden  Wortern,  so  aclop- 
tare'1),  adtemperate,  aduncus,  aequanimitas  (Prol.  V.  34;  Ad.  Prol. 
24),  alicubi,  alimenta,  awMgere,  angustus,  arbitrium  (arbitratus 
us  Cato  r.  r.,  Plaut.)  u.  v.  a.  sind  gleichfalls  fast  alle  im 
Hochlatein  vertreten.  "A%a%,  siQrj^sva  finden  sich  verhalt- 
nismafsig  nur  wenige,  so  Babylo  (Bafivlcov  =  Nabob,  Ad.  915), 
consusurrare  (Haut.  473),  contortor  (V.  374),  flabell(uT)um  (Eun. 
598),  integrascit  (And.  688),  obsaturare  (Haut.  869),  prae- 
monstrator  (Haut.  875),  prodcambidarc  (Ad.  766),  pytissare 
(Haut.  457),  saeuidicus  (V.  213),  scrcatus  (Haut.  373)  und 
uilluni  (Ad.  786 3).  Seltene  Worter  sind  besonders:  con- 
locupletare  (Haut.  258),  commitigare  (Eun.  1028),  compotrix  (And. 
232),  conuasare  (V.  190),  curatura  (Eun.  316),  gerro  (Haut.  1033; 
vgl.  Plaut.  Most.  931,  1049  congerrones),  inceptor  (Eun.  1035), 
iocularius  (s.  zu  V.  134),  istorsum  (s.  V.  741),  palmarium  (Eun. 
930),  parasitaster  (Ad.  779),  perdolet  (Eun.  154),  perfector  (Eun. 
1035),  praenarrare  (Eun.  982  *).  —  Noch  mehr  unterscheidet 
sich  die  Sprache  des  Terenz  von  der  seines  Vorgangers  hin- 
sichtlich  der  Wortbedeutungen.  Besonders  zeigt  sich  bei 
ihm  eine  wesentliche  Entwicklung  der  ubertragenen  (meta- 
phorischen)  Ausdrucksweise5),  ein  Fortschritt,  der  ohne 
Zweifel  nicht  ausschliefslich  sein  personliches  Verdienst  ist, 
sondern  zum  grofsten  Teile  schon  de"r  damaligen  Gesellschafts- 
sprache  eigentumlich  war  (vgl.  stilus  bei  Plaut.  cSchreibgrifFel', 
bei  Ter.  And.  Prol.  12  ubertragen:  cStil,  Schreibart';  s.  ferner 
zu  V.  85,  181,  584  und  721).  —  Auch  in  der  Wahl  der 
Phrasen   zeigt   sich    manche  Abweichung;    so  setzt  Ter.  mit 


*1)  Nach  Slaughter  a.  O.  hat  Plaut.  72  Substaut.  auf  -tes,  23  auf 
-tudo,  Ter.  50  auf  -tas,  9  auf  -tudo.  Auch  in  der  Wortbildung  steht, 
■wie  dieses  Beispiel  zeigt,  Ter.  Cicero  naher  als  Plautus. 

*2)  Plaut.  Truc  859  ist  verderbt, 

*3)  Uber  die  einschlagigen  Bildungen  mit  per  vgl.  zu  V.  55s. 

*4)  Vgl.  auch  denarrare  Anni.  zu  V.  944,  deuerberare  zu  V.  327, 
dispudet  und  distaedet  zu  V.  1011,  expiscari  zu  V.  382,  ogganire  zu  V.  1030, 
protinam  zu  V.  190,  prouisere  And.  957  u.  s.,  riscus  Eun.  754,  silicernium 
Ad.  587,  sorbilare  Ad.  591,  subcenturiatus  Anm.  zu  V.  230,  submonere 
Eun.  570,  subseruire  And.  735,  subtristis  And.  447,  tardiusculus  Haut. 
515  (s.  zu  V.  665),  transmouere  Eun.  400,  uentulus  Eun.  595,  uincibilis  zu 
V.  226  u.  a. 

*5)  Vortrefflich  behandelt  diese  Seite  der  Terenzischen  Sprache 
P.  Langen,  fDie  Metapher  im  Lateinischen  von  Plautus  bis  Terentius' 
(N.  Jahrb.  1882,  S.  673  ff.). 


I.    ALLGEMEINE  ELNLEITUNG.  67 

dem  klassischen  Sprachgebrauch  iibereinstimmend  statt  des 
Plaut.  noch  ganz  gelaufigen  insidias  dare  entweder  insidias 
facere  oder  insidiari1),  und  die  bei  diesem  haufige  volkstiim- 
liche  Verbindung  von  habeo  mit  Part.  Perf'.2)  schrankt  unser 
Dichter  moglichst  ein.  —  Die  Allitteration  und  die  Klang- 
figuren3)  hat  er  sparsamer,  aber  oft  wirksamer  verwendet 
(s.  zu  V.  8,  163,  191,  212  u.  a.).  —  Gliicklich  war  endlich 
Ter.  in  der  Ubersetzung  der  griechischen  Sprichworter, 
deren  viele  in  der  von  ihm  gepragten  Form  zu  gefliigelten 
wurden  4). 


*1)  Vgl.  Ph.  Thiehnann,  Das  Verbuui  dare  im  Latein  (Leipzig 
1882),  S.  20. 

*2)  Thielmann,  Wolfflins  Arch.  II,  536. 

*3)  Vgl.  Wolfflin,  Uber  die  allitfcerier.  Verbindungen  derlat.  Sprache, 
Miinchen  1881  (aus  den  Sitzungsber.  d.  bayer.  Akad.  d.  Wiss.  11.  Juni 
1881);  Der  Reini  im  Lat.  (Arch.  I,  350  f.);  Zur  Allitteration  und  zum 
Reime  (Arch.  III,  443  ft'.;  IX,  567  ffi).  Nach  H.  Jordan,  Krit.  Beitrage  zur 
Geschiche  der  lat.  Sprache  (Berlin  1879),  S.  172  hat  Plaut.  in  %,  Ter. 
in  y20  der  Verse  Allitteration.  Vgl.  auch  L.  Buchhold,  De  paromoeoseos 
(allitterationis)  apud  ueteres  Homanorum  poetas  usu  (Lipsiae  1883)  und 
0.  Keller,  Gramm.  Aufsatze  (Leipz.  1895),  S.  1 — 72.  Nach  0.  Raebel,  De 
usu  adnominationis  apud  Roman.  poetas  com.  (Halle  1882)  vermeidet 
Ter.  die  bei  Plaut.  beliebten  Scherze  mit  Paronomasie. 

*4)  Trotzdem  bei  Plaut.  die  sprichwortlichen  Wendungen  weit  zahl- 
reicher  sind,  sind  sie  ihm  weit  weniger  gelungen;  vgl.  A.  Otto,  Die  Sprich- 
worter  und  sprichwortlichen  Redensarten  der  Romer,  Leipzig  1890,  S.  XXII. 


II.   Besondere  Beinerkungen  znm  Pkorniio. 

Das  fiinffce  Lustspiel,  welches  Terenz  abgefafst  hat,  ist  der 
Pho  rmio.  Aufgefiihrt  wurde  das  Stiick  (wenn  man  von  der  mifs- 
gliickten  ersten  Auffiihrung  der  Hecyra  absieht)  als  viertes,  und 
zwar  zuerst  an  den  lndi  Bomani  des  J.  161  v.  Chr.  Das  grie- 
chische  Original  ist  der  'ETtidtna^o^svog1)  des  Apollodorus 
von  Carystus.  Terenz  hat  entgegen  seiner  sonstigen  Gewohn- 
heit  und  dem  Brauch  der  damaligen  Palliatendichter  iiberhaupt, 
welcher  moglichst  engen  Anschlufs  an  das  jedesmalige  griech. 
Original  verlangte,  den  Namen  des  griech.  Stiickes  nicht  bei- 
behalten.  Der  Grund  dazu  war  sicher,  dafs  er  befiirchtete,  der 
Name;  welcher  ja  fiir  Nicht-Griechen  einer  juristischen  Er- 
klarung  bedurfte,  werde  von  seinem  romischen  Publikum  nicht 
verstanden   werden2);    die   Lange   des  Wortes   kann   nicht   den 


1)  Sieh  Prol.  V.  24  ff.  Donats  Bemerkung  zu  dieser  Stelle:  Epi- 
dicazomenon  quam  nocant  comoediani]  Hic  manifeste  errat  Teren- 
tius.  Nam  haec  fabida,  quam  transtulit,  Epidicazomene  dicta  est  a  puella, 
de  qua  iudicium  est,  cum  sit  alia  Epidicazomenos  eiusdem  Apollodori. 
Debuit  ergo  dicere:  Epidicazomenen  Graeci,  Latini  Phormionem 
ist  offenbar  falsch  (vgl.  Mein.,  Fragm.  com.  Gr.  I,  464  ff,  Kock,  Com. 
Att.  fragm.  III,  285  und  schon  friiher  C.  L.  Struve,  Opusc.  sel.  II,  55  ff, 
dann  besonders  F.  V.  Fritzsche,  De  Graee.  font.  Ter.  spec.  II.  Ind.  lect. 
aest.  Rostoch.  1862,  S.  3  f.).  ' ETtidi-Act&iv,  rgerichtlich  zuerkennen',  im 
Medium  fzuerkennen  lassen,  beanspruchen'  (zunlichst  fur  sich,  aber  auch 
fiir  einen  andern),  wird  als  technischer  Ausdruck  in  Bezug  auf  eine  Erb- 
schaft  oder  eine  verwaiste  heiratsfahige  Tochter  gebraucht,  welche  nach 
athenischem  Gesetz  der  nachste  mannliche  Anverwandte  heiraten  oder 
zur  Heirat  mit  500  Drachmen  ausstatten  niufste.  Der  Name  des  griechi- 
schen  Stiickes  bezog  sich  also  auf  Phormio,  welcher  Phanium  dem  An- 
tipho  vor  Gericht  zusprechen  liefs  (vgl.  Isae.  Or.  X,  5:  ccnsXrJGag  7)  ccvrbg 
civxr]v  %%slv  ?)  rco  visi  fisra  rov  h7.i]qov  imditiciGaG&ai).  Dafs  der  Parasit 
bei  Apollodor  den  gleichen  Namen  gefiihrt  habe  wie  bei  Tercnz,  ist  an 
sich  Avahrscheinlich ,  aber  nicht  notwendig.  Aus  einem  andern  Stvicke 
(JidpoXog)  des  gleichen  Dichters  wird  ein  Phormio  erwahnt  (s.  Mein. 
a.  0.  IV,  444;  I,  466  und  Kock  a.  0.  III,  283).  Die  spiirlichen,  im  Kom- 
mentar  des  Donat  verstreuten  Angaben  aus  dem  griech.  Original  lassen 
aber  hn  allgemeinen  auf  eine  grofse  Ubereinstimmung  der  beiden  Stiicke 
schliefsen. 

2)  Im  Irrtum  ist  Struve  a.  0.  S.  56  f.  (und  mit  ihm  Fritzsche  a.  0. 
S.  3),  wenn  er  sagt,  Terenz  habe  sein  Lustspiel  Phormio  genannt,  da  es 
ihm  nicht  moglich  gewesen  sei,  das  griechische  'EnidiHa^o^isvog  kurz 
lateinisch  wiederzugeben.  Dies  konnte  Terenz  zur  Anderung  nicht  be- 
stinrmt  haben,  da  er,  wie  die  Beibehaltung  der  griechischen  Namen 
Hecyra,  Adelphoe  und  Haut.  timorumenos  zeigt,  eine  lateinische  Dber- 
setzung  des  Titels  nicht  beabsichtigte. 


II.    BESONDERE  BEMERKUNGEN  ZUM  PHOKMIO.  69 

Anstofs  erregt  haben,  da  er  vorher  bereits  den  Hauton  Mmoru- 
menos  unter  diesem  Nainen  und  mit  gutem  Erfolg  zur  Auf- 
fiihrung  gebracht  hatte.  Indes  tragt  er  der  Richtung  seiner 
Zeit  und  dem  eigenen  Brauche  insoweit  Rechnung,  als  er  den 
Namen  des  iiiLdixu^Ofisvog  selbst  zum  Titel  wahlt,  wie  ja 
sonst  sehr  oft  die  griechischen  und  lateinischen  Lustspiele  nach 
einzelnen  darin  auftretenclen  Personen  benannt  sind  und  dieser 
griechische  Name  das  Stiick  hinlanglich  als  Palliatkomodie  er- 
kennen  lafst.  —  Kontaminiert  ist  der  Phormio  wohl  nicht,  selbst 
die  Eingangsscene  mit  Davos;  einem  sonst  nicht  mehr  im 
Stiicke  auftretenden  XQogcoTtov  7iQOTtxtix6v,  fand  sich  schon  bei 
Apollodor,  wie  wir  aus  Donat  zu  V.  49  (I  1,  15)  schliefsen 
konnen1).  Sicher  erlaubte  sich  Ter.  kleinere  sachliche  Ab- 
weichungen2)  aus  Riicksicht  auf  sein  Publikum  (s.  zu  V.  92, 
292  f.);  er  liefs  femer  einzelnes  bei  Apollodor  minder  taktvoll 
Ausgefiihrte  weg  (V.  482)  und  gab  V.  646  f.  mit  gutem  Grunde 
dem  geschwatzigen  und  geistesgewandten  Sklaven,  nicht  dem 
wortkargen  Demipho. 

Der  Ort  der  Handlung  ist  wie  gewohnlich  Athen  vgl. 
V.  114,  837).  Die  Biihne  stellt  eine  Strafse  der  Stadt  dar, 
die  hintere  Biihnenwand  aber  drei  Hauser,  das  Demiphos  in 
der  Mitte,  dann  die  des  Chremes  und  des  Kupplers  Dorio  links 
und  rechts  von  den  Zuschauern.  —  Das  Stiick  spielt  nicht  in 
einer  bestimmten  Zeit:  im  allgemeinen  hat  man  aber  an  die 
Verhaltnisse  und  die  Zustande  zu  denken,  wie  sie  in  Athen 
zur  Zeit  Apollodors  bestanden.  Die  Abfassungszeit  des  grie- 
chischen  Stiicks  ist  nicht  mit  Sicherheit  zu  ermitteln3). 


1)  Vgl.  Dziatzkos  Abhandl.  fUber  die  Plaut.  Prol.',  S.  11  a,  15b. 

2)  Uber  die  Abweichungen  und  Ubereinstimmungen  des  griecb. 
Originals  uberhaupt  handelt  Fritzsche  in  der  angefiihrten  Abhandlung 
und  Nencini  a.  0.  S.  106  ff. 

3)  Einen  gewissen  Anhaltspunkt  fur  die  Feststellung  der  Ab- 
fassungszeit  des  griech.  Stuckes  kann  nach  Dziatzkos  Ansicht  allerdings 
das  Verhaltnis  der  Insel  Lemnos  zu  Athen  geben.  Wenn  in  unserm 
Stiick  ein  athenischer  Biirger  auf  Lemnos  nicht  nur  eine  rechtsgiltige 
Ehe  eingehen  und  fiihren  kann,  sondern  die  daraus  hervorgegangene 
Tochter  auch  als  ciuis  Attica  bezeichnet  ist  (V.  114),  die  ohne  Bedenken 
an  einen  andern  freien  Athener  verheiratet  wird,  so  weist  uns  das  auf 
eine  Zeit  hin,  wo  Lemnos  im  Besitze  Athens  war,  solche  Verhaltnisse 
also  ohne  nahere  Erklarung  von  selbst  verstandlich  waren.  Sonst  hiitte 
der  Dichter  wohl  leicht  den  Schauplatz  der  zweiten  Ehe  des  Chremes 
an  einen  andern,  Athen  naheren  Ort  verlegen  konnen.  Nun  scheint 
Lemnos,  das  etwa  von  318  bis  307  v.  Chr.  von  Athen  getrennt  gewesen 
war,  in  diesem  Jahre  der  alten  Mutterstadt  wiedergegeben  worden  zu 
sein;  indes  nicht  auf  lange  Zeit,  da  jedenfalls  durch  Besetzung  der  Insel 
durch  Seleucus  (283  v.  Chr.),  wenn  nicht  schon  viel  friiher,  deren  Ver- 
bindung  mit  Athen  wieder  fiir  lange  Zeit  aufgehoben  wurde  (so  nach 
Ulr.  Kohler,  Mitteil.  d.  deut.  arch.  Inst.  in  Athen,  I  [1876],  S.  201  ff.; 
vgl.  Ad.  Wilhelm,  Zur  Geschichte  der  att.  Kleruchen  auf  Lemnos,  Herm. 


70  U-    BESONDERE  BEMERKUNGEN  ZUM  PHORMIO. 

Den  Mittelpunkt  der  Handlung  bildet,  worauf  sich 
auch  der  Name  des  griech.  Stiickes  bezieht,  die  List,  durch 
welche  Phorinio,  der  haufige  Tischgast1)  des  jugendlichen  An- 
tipho,  diesem  in  Abwesenheit  seines  Vaters  die  Heirat  mit 
einem  armen  verwaisten  Madchen  aus  Lemnos  ermoglicht. 
Auf  Grund  des  schon  erwahnten  Gesetzes  (S.  68,  Anm.  1)  er- 
klart  er  vor  Gericht  Antipho  und  dessen  vater  fiir  die  nach- 
sten  Verwandten  des  Madchens  und  setzt  es,  da  Antipho  nicht 
widerspricht,  durch,  dafs  dieser  laut  Urteilsspruch  verpflichtet 
wird,  die  Waise  zu  heiraten.  Dies  geschieht  denn  auch  noch 
vor  der  Ankunft  des  Vaters2).  Unterstiitzt  werden  die  beiden 
durch  den  zum  Hause  Antiphos  gehorigen  Sklaven  Geta,  wel- 
chen  der  alte  Demipho  bei  seiner  Abreise  zur  Bewachung  des 
Sohnes  zuruckgelassen  hat,  der  aber,  wie  in  der  Regel  die 
Sklaven  des  griech.  Lustspiels,  durchaus  auf  seiten  des  jungen 
Herrn  steht,  voll  Ergebenheit  fiir  diesen  und  bereit,  jede  Un- 
besonnenheit  desselben  mit  seinem  eigenen  Riicken  zu  decken. 
Ferner  hilft  ihnen  Phaedria,  der  Vetter  Antiphos,  dessen  Vater 
Chremes,  ein  Bruder  Demiphos,  gleichfalls  verreist  ist.  Doch  ist 
auch  Phaedria  inzwischen  in  eine  unangenehme  Lage  geraten,  da  er 
sich  in  eine  schone  Zitherspielerin,  die  Sklavin  eines  Kupplers3), 
verliebt  hat,  ohne  das  notige  Geld  zu  ihrem  Ankauf  zu  haben. 

Mit  der  Riickkehr  der  beiden  Alten  beginnt  die  Handluno- 


XXIII,  354  ff.).  Erwiigt  nian  nun,  dafs  die  Bliitezeit  des  Apollodorus 
von  Carystus  etwa  in  die  Jahre  300 — 260  v.  Chr.  fallt,  so  diirfte  nach 
dem  eben  Ausgefiihrten  die  Abfassung  des  Phormio  in  die  erste  Halfte, 
bez.  das  erste  Drittel  seiner  dichterischen  Thiitigkeit  (etwa  ins  erste 
Decennium  des  3.  Jahrh.  v.  Chr.)  zu  setzen  sein. 

1)  Halb  Parasit,  halb  Sykophant  (s.  V.  327  ff.)  unterscheidet  er 
sich,  obschon  er  V.  28,  122  (vgl.  V.  335,  338  ff.)  als  Parasit  bezeichnet 
wird,  zu  seinem  Vorteil  von  einem  Parasiten  gewohnlichen  Schlages 
durch  sein  selbstbewufstes  Wesen,  das  er  —  fern  jeder  speichelleckeri- 
schen  Unterwvirfigkeit  —  auch  den  reichen  Freunden  und  Wohlthatern 
gegenuber  bewahrt,  von  einem  Sykophanten  aber  durch  die  freundschaft- 
liche  und  uneigenniitzige  Gesinnung ,  mit  der  er  die  Sache  des  Antipho 
und  des  Phaedria  durchfiihrt,  wie  wenn  es  sich  um  die  eigene  handelte. 
In  der  Abhandlung  0.  Ribbecks  fKolax,  Eine  etholog.  Studie'  (Abh.  d. 
sachs.  Ges.  d.  Wiss.,  Phil.-hist.  Cl.  IX,  Nr.  1)  wird  das  Wesen  der  grie- 
chischen  Y.6lav.ts-ita.Qa6ixoi  mit  besonderer  Beziehung  auf  die  Komodie 
eingehend  behandelt  und  ist  vom  Phormio  insbesondere  auf  S.  27,  33, 
42,  60  u.  s.  die  Rede. 

2)  In  dem  Aufsatze  'Le  procis  du  Phorurion''  (Ann.  de  1'assoc.  pour 
l'enc.  des  etudes  gr.  en  France  XII,  48 — 62)  weist  R.  Lallier  nach,  dafs 
die  von  Phormio  ersonnene  Intrigue  und  sein  ganzes  Vorgehen,  wenn 
man  die  Rechtszustande  und  politischen  Verhiiltnisse  Athens  in  Betracht 
zieht,  durchaus  nichts  Unwahrscheinliches  enthalten. 

*3)  Da  diese  nicht  handelnd  auftritt,  ist  unser  Stiick  das  einzige 
Terenzische,  dem  Hetaren  fehlen.  Unter  den  21  Plautinischen  stimmen 
A^nphitruo,  Auhdaria ,  Captiui,  Casina,  Stichns  und  Trinummm  damit 
iiberein. 


II.    BESONDERE  BEMERKUNGEN  ZUM  PHORMIO.  71 

des  Stiickes.  Wir  sehen,  die  Schiirzung  des  Knotens  fiilit 
vor  den  Anfang  unseres  Lustspiels;  in  diesem  handelt  es  sich 
nur  noch  um  die  Losung  des  Knotens,  d.  h.  um  die  Siche- 
rung  der  erschlichenen  Ehe  und  die  Aussohnung  des  Vaters. 
Das  neben  der  Haupthandlung  hergehende  Verhaltnis  Phaedrias 
erfahrt  allerdings  im  Verlauf  des  Stiickes  selbst  insofern  eine 
schwere  Verwicklung,  als  der  Kuppler,  des  Wartens  niiide, 
das  Madchen  nach  auswarts  verkaufen  will  und  fiir  den  ver- 
zweifelten  Jiingling  dadurch  die  Notwendigkeit,  Geld  zu  be- 
schaffen,  aufserst  dringend  wird.  Tn  wirksamer  Weise  wird 
diese  Schwierigkeit  mit  der  Hauptverwicklung  eng  verkniipft, 
indem  Phormio  fiir  Antipho  die  junge  Ehe  aufrecht  zu  erhalten 
sucht,  zugleich  aber  von  Demipho  durch  die  Vorspieglung  der 
Trennung  jener  Ehe  das  fiir  Phaedria  notige  Geld  herauslockt. 
—  Die  Losuno-  der  Verwickluno-en  beruht,  wie  gewohnlich  in 

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der  Palliatkoniodie,  auf  rein  iiufseren  Vorgangen.  Nicht  eine 
Anderung  der  Denk-  und  Sinnesart  tritt  bei  Demipho  ein  und 
veranlafst  ihn,  seine  nachtragliche  Zustimmung  zu  der  ihm 
anfangs  so  iiberaus  verhafsten  Heirat  zu  geben,  sondem  das 
gewohnliche  Mittel  der  avayvcoQUjtg  bringt  dies  zustande. 
Phanium,  die  junge  Frau,  wird  namlich  als  Tochter  des  Chremes 
aus  einer  heimlichen  Ehe  erkannt,  welche  er  unter  falschem 
Namen  in  Lemnos  neben  seiner  rechtmafsigen  athenischen  Ehe 
gefiihrt  hatte1);  so  ist  sie  wirklich,  was  vor  Gericht  nur  vor- 
gegeben  worden  war,  die  nachste  Blutsverwandte  Demiphos 
und  war  von  diesem  und  von  ihrem  Vater  1'angst  Antipho  zur 
Frau  bestimmt  gewesen.  Durch  die  Entdeckung  des  Geheim- 
nisses  an  Nausistrata,  die  athenische  Frau  des  Chremes,  sichert 
Phormio,  welcher  durch  einen  gliicklichen  Zufall  Kenntnis  von 
der  Sache  erlangt  hat,  zum  Schlufs  auch  dem  Phaedria  den 
Besitz  seines  Liebchens  und  sich  einen  guten  Kosttisch2). 

Wie  nach  dem  Gesagten  Einheitlichkeit  und  sicheres  In- 
einandergreifen  der  lebhaften  und  rasch  vorschreitenden  Hand- 
lung  zu  riihmen  ist,  so  sind  auch  die  einzelnen  Charaktere 
fest  gezeichnet  und  mit  gleichmafsiger  Feinheit  durchgefiihrt. 
Die  beiden  Jiinglinge  freilich  sehen,  was  in  der  Natur  der 
Sache  liegt,  einander  sehr  jihnlich;  dagegen  sind  die  beiden 
Alten  deutlich  individualisiert:  Demipho  ist  auffahrend,  rasch 
und  entschieden,  Chremes  unschliissig,  zaghaft  und  nachgiebig3). 

1)  Ein  gaiiz  ahnliches  Verhaltnis  eines  verheirateten  Mannes  zu 
einer  Frau  auf  Naxos  kommt  m  Antiphons  I.  Redc  {KaxriyoqCa  (puQiiK- 
xsiceg  v.ccT,a  TTjg  firirgm&g)  vor. 

2)  Da  die  Mutter  der  Phanium  gestorben  ist,  1'afst  es  sich  wohl 
annehmen,  dafs  Chremes  zum  guten  Ende  von  Nausistrata  nach  An- 
horung  des  Sohnes  Verzeihung  fur  seinen  Leichtsinn  erlangen  werde. 

3)  Ubrigens,  wie  es  scheint,  auch  kriinklich  (vgl.  S.  78). 


72  H.    BESONDERE  BEMERKUNGEN  ZUM  PHORMIO. 

Nausistrata  weifs  diesen  Unterschied  wohl  zu  wiirdigen  und 
schenkt  Demipho,  der  iibrigens  Witwer  ist  (s.  V.  422  f.),  eben- 
solches  Zutrauen,  wie  sie  ihren  Mann  mit  Geringschatzung 
behandelt  (vgl.  V.  719  ff,  784  ff,  1011  ff,  1031  ff.1).  —  An 
einem  Punkte  der  Handlung  konnte  wohl  das  Kunsturteil 
Anstofs  nehmen.  Warum  begniigt  sich  Phormio  am  Schlusse 
des  Stiickes,  nachdem  er  die  Alten  gehorig  gefoppt  und  von 
ihnen  durch  die  Drohung,  die  Geschichte  von  der  Doppelehe 
an  Nausistrata  zu  verraten,  den  Verzicht  auf  das  ihm  bereits 
gezahlte  Geld  errungen  hat  (V.  946  £),  nicht  mit  diesem  Er- 
folg,  sondern  setzt  durch  die  Ausfiihrung  jener  Drohung  das 
Gewonnene  von  neuem  aufs  Spiel?  Er  mufste  doch  voraus- 
sehen,  dafs  er,  ohne  das  Geheimnis  Phaedrias  preiszugeben, 
den  Handel  nicht  werde  durchfiihren  konnen.  Recht  wohl 
hatte  nach  V.  947  das  Stiick  unter  Losung  aller  vorher  ge- 
botenen  Verwicklungen  einen  raschen  Abschlufs  finden  konnen. 
Indes  entspricht  es  einerseits  dem  kecken,  entschlossenen  Wesen 
Phorrnios,  dafs  er  die  sich  bietende  Gelegenheit  zu  einem  lustigen 
Streiche  voll  ausnutzt,  anderseits  sollte  Chremes  fiir  sein  einem 
Ehemanne  wenig  geziemendes  Verhalten  den  verdienten  Lohn 
erhalten.  Fiir  Phaedria  bot  sich  zugleich  die  Aussicht,  seine 
Mutter  zur  Verbiindeten  in  seinem  Liebeshandel  zu  gewinnen2), 
fiir  Phormio  endlich,  sfandiger  Tischgast  im  Hause  des  Chremes 
zu  werden  (V.  1050  ff).  Jedenfalls  wurde  das  Lustspiel  um 
eine  hochst  wirksame  Scene  reicher. 

Unser  Stiick,  welches  aufser  den  dargelegten  Vorziigen 
der  Handlung  und  Charakterzeichnung  durch  eine  lebhafte, 
leichtfliefsende  Sprache  ausgezeichnet  ist,  gefiel  gleich  bei 
seiner  ersten  Auffiihrung  (Vit.  Ter.  S.  29).  Die  Rolle  Phormios 
wurde  einer  Anekdote  zufolge,  welche  uns  Donat  zum  V.  315 


1)  Das  Verhiiltnis  des  Chremes  zu  seiner  Frau  wird,  worauf  es  in 
diesem  Stiicke  viel  ankommt,  noch  dadurch  fiir  ihn  ungiinstiger,  weil 
das  ganze  Vennogen  ihr  gehort  und  sie  sich  dessen  wohl  bewufst  ist 
(s.  V.  586  f.,  (580,  788  ff.,  940). 

2)  Im  allgemeinen  scheint  es  den  sittlichen  Grundsatzen  der  neueren 
Komodie  oder  des  Terenz  bei  Auswahl  seiner  Vorlagen  entsprochen  zu 
haben,  ihre  in  eine  Liebschaft  mit  einer  Unfreien  verwickelten  Jiing- 
linge  nicht  dauernd  dieses  Verhiiltnis  hinter  dem  Riicken  der  Eltern 
fortfiihren,  sondern  es  zur  offenen  Auseinandersetzung  zwischen  Eltern 
und  Sohnen  dariiber  kommen  zu  lassen.  So  in  allen  Terenzischen  Stficken, 
in  welchem  solche  Verhiiltnisse  vorkommen,  im  Hauton  timorumenos, 
Phormio  und  in  den  Adelphoe,  ahnlich  auch  im  Eunuch;  in  der  Andria 
und  der  Hecyra  wissen  die  Vater  von  vornherein  um  die  Neigungen 
ihrer  Sohne.  Offenbar  sollte  gerade  das  Heimliche  und  Versteckte,  der 
Mangel  an  Offenheit  als  eines  freien  athenischen  Jiinglings  unwiirdig 
erscheinen  (vgl.  besonders  And.  896  ff.,  Haut.  1043  f.).  So  kommt  es, 
dafs  am  Schlufs  dieser  Komodien,  wie  der  Dichter  der  Hecyra  V.  866  f. 
selbst  scherzhaft  bemerkt:    'Omnia  omnes  resciscunV . 


II.    BESONDERE  BEMERKUNGEN  ZUM  PHORMIO.  73 

(II  2,  1)  —  vielleicht  aus  dem  Terenzkommentar  des  Aemilius 
Asper1)  —  erhalten  hat,  vom  Schauspieldirektor  Ambivius 
selbst  gegeben,  und  zwar  zum  vollen  Beifall  des  Dichters: 
Adhac  narratur  fabula  de  Terentio  et  Amoiuio  ehrio,  qui  acturus 
hanc  fabulam,  oscifans  temulenter  atque  aurem  minirno  inscalpens 
digitulo  hos  Terentio  pronuntiauit  uersus,  quibus  auditis  exclama- 
uerit  poeta  se  talem,  cum  scriberet,  cogitasse  parasitum,  et  ex  in- 
dignatione,  quod  eum  saturum  potumque  deprehenderat,  dehmitus 
statim  sit2).  —  Eine  wiederholte  Auffiihrung  des  Phormio  fand 
wahrscheinlich  im  J.  141  v.  Chr.  an  den  Megalensischen  Spielen 
durch  den  Schauspieldirektor  L.  Atilius  Praenestinus  statt; 
von  ihr  haben  sich  Angaben  in  der  Didaskalie  des  Stiickes 
erhalten  (s.  Dziatzko;  Rh.  Mus.  XXI,  70  ff.).  Dafs  es  iiberhaupt 
im  Altertum  zu  den  gelesensten  und  bekanntesten  Lustspielen 
und  wohl  auch  zu  den  beliebtesten  Biihnenstiicken  gehorte, 
beweist  der  Umstand,  dafs  Phormio  der  Typus  eines  ver- 
wegenen  Menschen  geworden  ist3).  Ein  Drama  gieichen  Namens 
-  nach  0.  Ribbeck,  Frag.  com.2,  S.  302  war  es  ein  Mimus  — 
gab  es  von  Valerius  (aus  Ciceros  Zeit);  Naheres  iiber  das 
Verhaltnis  seines  Inhaltes  zu  unserer  Komodie  wissen  wir  nicht. 
Im  J.  1671  hat  Moliere  den  Stoff  des  Phormio  zu  seinem 
Lustspiel  Les  fourheries  de  Scapin  verarbeitet;  er  benutzte  jedoch 
das  alte  Stiick  in  sehr  freier  Weise,  anderte  die  Hauptmotive 
ab,  zog  anderen  Stoff  heran  und  kehrte  mehrfach  die  possen- 
hafte  Seite4)  hervor.  Aus  der  neuesten  Zeit  stammt  das  dem 
Hauptgedanken  nach  auf  Terenz'  Stiick  zuriickgehende  Lust- 
spiel  cDer  Winkelschreiber'  von  A.  v.  Winterfeld. 


1)  Vgl.  Rufins  Comment.  i/n  metra  Ter.  (Gramm.  Lat.  VI,  555).  Es 
ist  da  auch  von  dem  Vortrag  der  gleichen  Stelle  durch  einen  (nicht  ge- 
nannten)  Schauspieler  die  Rede. 

2)  Die  ubrigen  Donatstellen,  an  welchen  von  der  Mimik  und  dem 
Vortrag  der  Rolle  des  Phormio  gehandelt  wird,  sind  von  0.  Ribbeck, 
Kolax  (S.  42,  Anm.  4)  zusammengestellt.  —  Dafs  er  noch  jugendlichen 
Alters  zu  denken  ist,  zeigt  V.  378. 

3)  Vgl.  Cic.  Phil.  II,  15:  Plwrmioni  alicui;  pro  Caec.  27:  argenta- 
rius  Sex.  Clodius,  cui  cognomen  est  Phormio,  nec  minus  niger  nec  minus 
confidens  quam  ille  Terentianus  est  (vgl.  Quintil.  VI  3,  56);  s.  auch 
Cic.  de  Nar.  deor.  LU,  73.  Bei  Auson.  Epist.  XXII  2,  9  ff.  wird  ein  Mann 
geschildert  als  canus,  comosus,  hispidus,  trux,  atribux  (wohl  gleich  atris 
buccis),  Terentianus  Phormio. 

4)  Vgl.  C.  H.  Humbert,  Le  Phormion  de  Ter.  et  Les  fourb.  de  Scapin 
(Elberfeld  1859);  Oeuvres  de  Moliere  p.  p.  Despois  et  Mesnard  T.  VIII 
(Paris  1883),  S.  387—406  (Einleit.  zur  Ausg.  der  Fourb.). 


Abktirzungen. 

^  ^>  Erganzungen. 

]    Interpolationen. 
f  Verderbnisse. 
Cursiver  Druek  von  Buchstaben  und  Wortern  im  Texte  bezeichnet  Kon- 

jekturen,  z.  B.  Tmius'  statt  (kandschr.)  feius'. 
C.  I.  L.  =  Corpus  inscriptionum,  Latinarum. 
Gr.  L.  =  Grammatici  Latini,  H.  Keil. 
Bentl.  =  Bentleys  Terenzausgabe  (P.  Terentii  Afri  comoediae,  Cantabrig. 

1726;  neuere  Ausg.  von  Ed.  Vollbehr,  Kiliae  1846). 
Don.  =  Donat. 

Dz.  =  Dziatzko  (Dz.a  =  Dziatzkos  zweite  Phormioausgabe  1882). 
Fleck.  =  Fleckeisen. 
Studem.  =  Studemund. 

Umpf.  =  Umpfenbachs  Ausgabe  (P.  Terenti  comoediae,  Berolini  1870). 
V.  ==  Vers  (ohne  nahere  Bezeichnung  der  Komodie  stets)  aus  dem  Phormio. 
Die   Bezeichnung  der   Terenzhandschriften    sieh    S.  29;    vgl.   S.  58, 

Anm.  2  und  den  rKrit.  Anhang'. 


P.  TERENTI  AFRI 

P  H  O  R  M  I  O. 


INCIPIT  TERENTI  PHORMIO  1 

ACTA  LVDIS  ROMANIS 
L  •  POSTVMIO  ALBINO  L  •  CORNELIO  MERVLA 
AEDILIBVS  CVRVLIBVS 
EGJT  L  •  AMBrVIVS  TVRPIO  [L  •  HATILIVS  PRAENESTINVS]      5 
MODOS  FECIT  FLACCVS  CLAVDI 
TIBIS  LNPARIBVS  TOTA 
GRAECA  APOLLODORV  EPIDICAZOMENOS 
FACTA  HH  • 
C  •  FANNIO  M  •  VALERIO  COS  •  10 


Jidaa-nccXlca,  ' Auffiihrungen',  hei- 
fsen  bei  den  Griechen  auch  die  liiih- 
nengeschichtlichenAufzeichnungen, 
welche  sich  auf  die  Auffiihrung  der 
einzelnen  Dranien  beziehen.  Syste- 
matisch  wurden  dieselben  von  den 
alexandrinischen  Gelehrten  bear- 
beitet,  und  in  der  Folge  wurde  jedern 
Drama  am  Ende  der  fv7t6&£6tg' 
die  Didaskalie ,  zunilchst  fiir  die 
erste  als  die  wichtigste  Auffiihrung, 
vorausgeschickt.  Romische  Gram- 
matiker  seit  der  Mitte  des  II.  Jahrh. 
v.  Chr.  ahmten  diese  Sitte  fiir  die 
lateinischen  Dramatiker  nach,  als 
bedeutendster  M.  Terentius  Varro 
in  den  Schriften  De  actis  scaenicis 
und  De  actionibus  scaenicis  (die 
dramatischen  Auffiihrungen ;  s.  Einl. 
S.  25).  Ihre  Arbeiten  waren  die 
Quelle  fiir  die  in  den  Terenzhand- 
schriften  erhaltenen  Didaskalien. 

Uber  die  Uberlieferung  und  Fest- 
stellung  des  titulus  s.  Dziatzko  im 
Rh.  Mus.  XX,  575  und  XXI,  70  ft'. 
Die  in  den  griechischen  tituli 
beobachtete  Reihenfolge  ist  (nach 
Ad.  Brink,  Inscript.  Graecae  acl 
choreg.  pertinent,  Halle  1885,  S.  20  ff.) 
diese:  1)  in  alterer  Zeit  die  Pkyle, 
spater  der  %OQr\y6s,  2)  %OQt]y6g,  3)  %o- 
Qo8i8a.GY.akoq,  4)  avlriTijg,  erst  im 
IV.  Jahrh.  und  nicht  regelmafsig; 
gegen  Ende  des  IV.  Jahrh.  wurde 
er  wichtiger  als  der  %OQoSi8a.6%alog. 

Z.  1.  Uber  die  Schreibung  Terenti 
(vgl.  Z.  6  Claudi)  s.  S.  58  f. 

Z.  5  egit,  fbrachte  zur  Auffiihrung' ; 
s.  S.  33  und  73.  —  Von  dem  Schau- 
spieldirektor  L.  Ambiuius  Tur- 
pio  handelt  besonders  Ritschl,  Par- 
erga   S.  327  tf.     Dafs   er  im  J.  150 


v.  Chr.  noch  thatig  war,  folgert 
Chr.  Hoffer,  De  personarum  usu, 
Halle  1877,  S.  16  wohl  mit  Recht  aus 
Cic.  de  sen.  §48:  Ut  Turpione  Am- 
biuio  magis  delectatur,  qui  in 
prima  cauea  spectat,  deJectatur  tamen 
etiam,  qui  in  ultima.  Derselbe  mag 
damals  ein  hoher  Sechziger  gewesen 
sein.  Tac.  Dial.  '20,  10  erwahnt 
ihn  zugleich  nrit  dem  Schauspieler 
Roscius  als  veraltet  hinsichtlich 
ihres  gestus.  —  *Der  zweite  Name 
L.  Hatilius  (so  Cod.  A  in  der 
Did.  zu  Eun.  und  Ad.;  vgl.  C.  I.  L. 
X  8067, 11  L.  Hatilius  Feli.r)  Prae- 
nestinus  bezieht  sich  wohl  auf 
den  Direktor,  der  das  Stiick  spater 
wieder  auffuhrte  (nach  den  griech. 
tituli  ware  dies  tibrigens  der  Platz 
des  .%OQo8i8a6%aXos). 

Z.  6.  Uber  den  Komponisten  und 
die  Musik  s.  S.  44  f.  —  *{Flaccus) 
Claudi:  der  genet.  possess.  bezeich- 
net  bei  Sklavennamen  den  Besitzer 
(bei  Frauennamen  den  Mann,  z.  B. 
Caecilia  Metelli). 

Z.  7.  Betreffsder  SchreibungTIBlS 
(mit  i  longa  =  tibis,  kontrahiert 
statt  tibiis)  und  iiber  die  griechi- 
sche,  gelehrte  Fonn  Apollodoru  s. 
Dziatzkos  Ausg.  der  Ad.  zu  d.  Did. 

Z.  9.  Uber  die  Reihenfolge  der 
Stiicke  s.  S.  16  f. 

Z.  10  cos.  oder  coss.,  nicht  cons., 
ist  die  regelmafsige  Abkiirzung  bei 
Jahresangaben,  entsprechend  der 
volksmafsigen  schwachen  Ausspra- 
che  des  n  vor  s. 

Das  im  Cod.  A  zu  unserem 
Stiick  erhaltene  Didaskalienfrag- 
ment  bezieht  sich  auf  eine  wieder- 
holte  Auffiihrung  des  J.  141  v.  Chr. 
(s.  S.  73). 


G.  SVLPICI  APOLLINARIS  PERIOCHA. 


Chremetis  frater  aberat  peregre  Demipho 
Relicto  Athenis  Antiphone  filio. 
Chremes  clam  habebat  Lemni  uxorem  et  filiam, 
Athenis  aliam  coniugem  et  amantem  unice 
Gnatum  fidicinam.     Mater  e  Lemno  aduenit 
Athenas;   moritur ;   ufrgo  sola  (aberat  Chremes) 
Fumis  procurat.     Ibi  eam  uisam  |  Antipho 
Cum  amaret,  opera  parasiti  uxorem  accipit. 
Pater  et  Chremes  reuersi  fremere.     Dem  minas 
Trigmta  dant  parasito,  ut  illam  coniugem 
Haberet  ipse:    argento  hoc  emitur  fidicina. 
Vxorem  retinet  Antipho  a  patruo  adgnitam. 


10 


Kurze  Inlialtsangaben  (nzQio- 
%cd),  bei  Dichtem  in  metrischer 
Forrn,  wurden  im  II.  Jahrh.  n.  Chr., 
einer  Renaissance  der  alteren  Litte- 
ratur,  den  einzelnen  Werken  der 
fruheren  romischen  Schriftsteller 
vorgesetzt;  s.  S.  27  f.  Der  Versbau, 
die  Prosodie  und  Sprache  der  alten 
Komiker  sind  im  ganzen  ziemlich 
treu  nachgeahmt;  die  Knappheit  der 
Sprache  macht  indes  den  Inhalt 
stellenweise  etwas  dunkel,  z.  B.  oben 
V.  5  die  Beziehung  von  mater.  Als 
ahnliche  Arbeiten  stammen  von  S  u  1  - 
picius  Apollinaris,  dem  Zeitge- 
nossenFrontosfuml^On.Chr.^dieln- 
haltsangaben  zu  den  12  Biichem  von 
Vergils  Aeneis  in  je  6  Hexametem. 
Der  gleichen  Schule  gehoren  die 
zu  den  Lustspielen  des  Plautus  in 
je  15  Senaren  an,  die  sich  zu  meh- 
reren  Stiicken  noch  erhalten  haben 
(zum  Amphitruo  in  10  Senaren), 
sowie  die  akrostichischen  zu  allen 
Plautinischen  Stiicken;  s.  Ritschl, 
Prol.  in  Trin.  CCCXVI  ff.;  Opusc. 
U,  404  f. ;  R.  Opitz,  De  argument. 
metr.  Lat.  arte  et  orig.  (s.  S.  27). 
*  Uberschrift :    Zur  Abkiirzung  G. 

(statt  C),  welche,   im  Cod.  A  er- 

halten,  aus  der  Kaiserzeit  stammt, 

vgl.  den  Anhang. 

V.  4  f.  verbinde:  et  gnatum  unice 

amantem  fidicina m. 
*V.  7   uisam   \   Antipho  mit  Hiat, 

welcher    gleich    dem    in    der    Per. 

And.   4  nam  dliam  dem   Sulpicius 

Apollinaris  zuzuschreiben  sein  wird. 


Ahnlich  finden  sich  in  den  akro- 
stichischen  Per.  des  Plaut.  unter 
166  Versen  37  Falle  des  Hiatus 
iiberliefert,  darunter  wie  hier  vor 
schliefsendem  Creticus :  Aul.  Arg.  II,  1 
Aulam  repertam  auri  plenam  |  Euclio 
(ebenso  vor  einem  Eigennamen  und 
nach  schliefsendem  -m),  femer  Arg. 
Merc.  7  Charinum  ex  fuga,  8  ami- 
cam  inuenit,  Cas.  1  conserui  expe- 
tunt,  Truc.  4  clandestino  editum, 
Poen.  6  furto  alligat.  Seit  der  Nero- 
nischen  Zeit  schwindet  iiberhaupt, 
wie  u.  a.  die  Inschriften  zeigen, 
nicht  nur  das  Gefiihl  fiir  den  Hiat, 
sondern  es  wird  sogar  die  Elision 
gemieden.  Dazu  konnten  Messungen 
wie  (Phor.)  V.  501  quam  uterque,  982 
dum  ego,  die  auch  bei  den  daktyli- 
schen  Dichtem  wiederkehren  (vgl. 
S.  56),  sowie  die  in  denText  der  Sceni- 
ker  eingedrungenen  Hiate  wiePlaut. 
Ba,cch..Q87 exitimnllio,  Amph.897  »ii- 
sercim  arguit  u.  a.  dem  Verf.  direktes 
Vorbild  gewesen  sein.  Die  Stellung 
des  gemeinschaftlichen  Objektes  und 
Subjektes  (eam  uisam  Antipho)  vor 
die  Konjunktion  scheint  stilistisch 
beabsichtigt.  —  Vgl.  Anhang. 

V.  8  amaret:  Sulp.Apoll. gebraucht 
inHauptsatzen  mit  Vorliebe  das  Prii- 
sens,  sehr  selten  das  Perfektum,  in 
Nebensatzen  mit  dem  Konjunktiv  da- 
gegen  nie  die  Nebenzeiten  der  Gegen- 
wart  (Hec.  Per.  6  scheint  verdorben). 

V.  12  adgnitam  (so  in  ACD)  archai- 
sierend  fiir  agnitam;  s.  And.  Per.  11 
adgnitam  (C)  u.  Hec.  Per.  1 1  adgnoscit. 


PERSOKAE. 


(PROLOGVS) 
DAVUS  SERVOS 
GETA  SERVOS 
ANTIPHO  ADVLESCENS 
PHAEDRIA  ADVLESCENS 
DEMIPHO  SENEX 
PHORMIO  PARASITVS 
HEGIO  ) 

CRATINVS       ADVOCATI 
CRITO 

DORIO  LENO 
CHREMES  SENEX 
SOPHRONA  NVTRIX 
NAVSISTRATA  MATRONA 
(Cantor). 


Ein  Personenverzeicknis  fin- 
det  sich  zu  keinem  Terenzischen 
Stvicke  in  einer  Handschrift.  Da- 
gegenhahen  die  Bilderhandschriften 
PCF  vor  jedem  Stticke  eine  Zusarn- 
menstellung  von  gemalten  Kopfen 
der  auftretenden  Personen  (vgl. 
Umpf.Praef.  und  Fr.  Leo  im  Rh.Mus. 
XXXVHJ,  317  ff.).  —  Die  Perso- 
nennamen  derPalliatkomodie  sind 
durchwegs  griechisch  (mit  Latinisie- 
rung  der  Form),  wenn  sie  auch  nicht 
immer  mit  den  Namen  des  griechi- 
schenOriginals  iibereinstimnien.  Sie 
sind  im  ganzen  aus  dem  Vorrat  ge- 
brauchlicher  Namen  so  gewahlt, 
seltener  frei  so  gebildet,  dafs  ihre 
Grundbedeutung,  wo  nicht  dem  be- 
sonderen  Charakter  der  Rolle  im 
einzelnen  Stiicke,  doch  dem  der 
Rollengattung  im  allgemeinen  ent- 
spricht(fsprechendeNamen').  Donat 
zu  Ad.  26  (I  1,  1)  lehrt:  Nomina 
personarum,  in  comoediis  dumtaxat, 
habere  debent  rationem  et  etymolo- 
giam.  Etenim  absurdum  est  comi- 
cum  .  .  .  uel  nomen  personae  incon- 
gruwm  dare  uel  offcium,  quod  sit  n 
nomine  diuersum:  hinc  seruus  fidelis 
Parmeno,  infdelis  uel  Syrus  uel  Geta, 
milesThrasouelPolemo,iuuenisPam- 
philus,  matrona  Myrrina  ct  puer  uel 
ab  ndore  Storax  uel  a  ludo  et  a  gesti- 
culatione  Scirtus:  et  item  similin.  i)t 
guibus  summum  poetae  uitium  est,  si 
quid  e  contrario  (a  charactere  Teuber, 
Progr.  Eberswalde  1881,  S.  21)  rcpu- 
gnanscontrarium  diucrsumqueprotu- 
lerit.  nisi  per  6cvricpQa6ir  iocularitcr 


nomen  imponit,  ut  Misargyrides  in 
Plauto  dicitur  trapezita.  Von  den 
Sklavennamen  insbesondere  handelt 
noch  Don.  zu  And.  226  (I  3,  21); 
vgl.  Ritschl,  Quaest.  onomat.  com. 
in  Opusc.  phil.  ni,  301—351.  Unter 
den  obigenNamenbestatigenDawos, 
Geta  (rixns  fa  nationihus'' ;  vgl.  Anm. 
zu  V.  35),  Phaedria,  Hegio,  Cratinus, 
Crito ,  JDorio  (von  dwgov),  Chremes 
('der  Rausperer'  oder 'Hiistler',  von 
[Xq£{lco]  £P^MK°fua;  ygl.  V.  574  f.; 
meist  von  geizigen,  reichen  Greisen, 
z.  B.  Hor.  Epod.  1,  33,  Sat.  I  10,  40, 
Athen.  VI  222  A)  und  Sophrona  ohne 
weiteres  dasGesagte.  Xuch.Demipho 
(gr.  dnuoywv)  ist  ein  passender  Name 
ftir  einen  iilteren  Biirger ;  Na  usistrata 
scheint  mit  dem  zweiten  Teile  des 
Wortes  auf  die  streitbare  Sinnesart 
der  Namenstiiigerin  hinzuweisen, 
Antipho  dagegen  mit  seinem  Namen 
wohl  den  Widerspruch  anzudeuten, 
in  dem  er  sich  den  Absichten  des 
Vaters  gegeniiber  befindet;  Phormio 
diirfte  der  herkommlicheNameeines 
Parasiten  sein  (wohl  von  cpoQ^iog, 
fDecke,Matte',mitRiicksichtaufdas 
bequeme  Wesen  solcher  Leute,  vgl. 
V.  339  ff.;  Nencini  a.  0.  S.  112  f.  be- 
zieht  den  Xamen  auf  einen  ganz  ar- 
men  Menschen  und  vergleicht  dazu 
das  itaJien.  povero  in  cemna,  stoiato 
sowieSuid.  (J>OQulcovo$6Tifiug-  inlTiov 
evrsXcbv).  Sonst  kommen  noch  Anti- 
phosjungc  VrnxiPhanium  (voncpavog, 
dieLeuchte)undZ,rt/»/7f/7«,Phaedrias 
Geliebte,  offenbar  mit  ganz  bezeich- 
nenden  Namen  im  Stiicke  vor. 


Prol.  1—4 


PHORMIO 


79 


PROLOGVS. 

Postquam  poeta  uetus  poetam  non  potest 
Retrahere  a  studio  et  transdere  hominem  in  otium, 
Maledictis  deterrere  ne  scribat  parat; 
Qui  ita  dictitat,  quas  antehac  fecit  fabulas, 


In  diesem  nur  for  die  erste  Auf- 
fiihrung  des  Phor.  passenden  Pro- 
log  behandelt  der  Dichter,  der  von 
sich  wie  regelmafsig  in  der  3.  Per- 
son  als  poela,  bez.  liie  spricht,  V.  1 
bis  21  die  Anfeindungen,  welche  er 
seitens  seines  Rivalen  Luscius 
Lanuvinus  zu  erdulden  hat.  Von 
diesem  Thema  abgehend  (V.  22,  23), 
empfiehlt  er  sodann  das  neue  Sttick, 
dessen  Name  erklart  wird,  dem 
Woklwollen  der  Zuschauer  (V.  24 
bis  34).  —  *Die  Rolle  des  'prologtis'' 
wurde  in  der  Regel  von  einem  jiin- 
gern  Schauspieler,  nur  aus  beson- 
deren  Oriinden  vom  dominus  gregis 
selbst  gegeben  (s.  Haut.  Prol.  1,  2 
und  Hec.  Prol.  II,  1  f.).  Der  ornatus 
des  Prologsprechers ,  welcher  als 
Gesandter  und  Bittender  im  Narnen 
des  Dichters  erschien,  bestand  wqhl 
aus  einem  Stab ,  oder  einem  01- 
(Lorbeer-)zweig  mit  Bandern;  vgl. 
Liv.  XXIV  30,  14,  XXV  2.%  6  und 
die  handschriftlichen  Bilder  zu  un- 
serem  Stiicke  (das  aus  F  ist  bei  F. 
Wieseler,  Denkmaler  des  Biiknen- 
wesens,  Taf.  X,  8  abgebildet)  und 
zu  den  Ad.  (s.  A.  Rohricht,  Diss. 
Argent.  IX,  336).  Uber  die  Ent- 
wicklung  des  Prologs  im  griech. 
und  lat.  Drama  s.  Dziatzkos  Ab- 
handlung  rUber  die  Plaut.  Prol. 
Allg.  Gesichtspunkte',  Luzern  1867, 
Ph  .Fabia,  Les  prologues  cle  Terence, 
Paris  1888,  W.  Frantz,  De  comoe- 
diae  Atticae  prologis,  Strafsburg  1891 
und  Fr.  Leo,  Plaut.  Forsch.,  S.  170  ff. 
V.  1.  *Po8tquam  hier  nicht  rein 
zeitlich  (wie  V.  909),  sondern  mit 
causalem  Nebensinn  (vgl.  Ad.  765  f. 
postquam  intus  sum  .  .  satur,  Pro- 


deambulare  huc  lubitumst,  Ad.  Prol. 
1  ff.  Postquam  poeta  sensit  scriptu- 
ram  suam  Ab  iniquis  obseruari  — , 
Indirio  de  se  ipse  erit  u.  a. ;  s.  P. 
Scherer,  Studem.  Stud.  II,  87  ff.); 
ilhnlich  wird  fnachdem'  in  unserer 
Umgangssprache  ofters  causal  ge- 
braucht.  —  poeta  uetus:  der  seit 
langem  thatige,  daher  alte  Dichter 
(V.  13  f.  stellt  sich  ihm  Ter.  als  nouos 
p.  gegenuber) ; .  viell.  spielt  auch  der 
NebensinndesUberlebtseinsmithin- 
ein  (vgl.  Eun.  688).  Gemeint  ist  Lu- 
scius  Lanuuinus,  nur  aus  den  Pro- 
logen  des  Ter.  und  durch  Donats 
Kommentar  zu  ihnen  etwas  naher 
bekannt  (s.  Ribbeck,  Frg.  com. 
Lat.i,'&.  83  f.).  Volcacius  Sedigitus 
in  seinem  Canon  (s.  S.  23)  weist 
ihm  unter  zehn  lat.  Palliatendich- 
tern  die  neunte  Stelle  an.  Nach 
Leo  (Herm.  XXIV,  67)  wagt  es 
Ter.  wegen  Furcht  vor  einer  actio 
iniuriarum  nicht,  Luscius  beim 
Namen  zu  nennen.  Man  wird  sich 
dabei  an  das  Zwolftafelgesetz  uber 
die  mala  carmina  (Cic.  de  re  publ. 
IV,  12,  Hor.  Epist.  II  1, 152  f.)  und 
an  das  attische  jxt^  ovoihxgtI  kco{io)- 
dslv  erinnern. 

V.  1.  2  geht  auf  die  Bemiihungen 
des  Luscius,  die  einzelnen  Stiicke 
des  Ter.  bei  ihrer  Auffiihrung  zu 
Fall  zu  bringen;  das  Vergebliche 
dieser  Anstrengungen  zeigte  beson- 
ders  der  durchschlagende  Erfolg 
des  kurz  vorher  aufgefuhrten  Eunu- 
chus.  V.  3  ff.  bezieht  sich  auf  die 
Zwischenzeit  zwischen  der  Auffuh- 
rung  des  Eunuch  (Megalesia  101) 
und  dcs  Phormio  (ludi  Jiom.  101), 
wahrend   welcher  Luscius    in   dem 


80 


PHORMIO 


Prol.  5—9 


Tenui  esse  oratione  et  scriptura  leui: 

Quia  nusquam  insanum  scripsit  adulescentulum 

Ceruam  uidere  fugere  et  sectari  canes 

Et  eam  plorare,  orare,  ut  subueniat  sibi. 

Quod  si  mtellegeret,  quom  stetit  olim  noua, 


Prologe  eines  (wohl  an  den  Apollina- 
rischen  Spielen  gegebenen)  Stiickes 
auf  Terenz'  Ausfiihrungen  im  Eu- 
nuchprolog  beleidigend  geantwortet 
haben  konnte  (Fr.Leo,  Plaut.Forsch., 
S.89)  oder  durch  allgemeineVorwiirfe 
(aufserhalb  der  Biihne)  eine  un- 
giiustige  Meinung  iiber  Ter.  hei*vor- 
zubringen  suchte.  —  transdere  nach 
Donat  zur  St. :  transdere  ueteres 
sonantius,  quod  nos  lenius  dicimus 
tradere,  ut  tralatum  nos  trans- 
latum  e  contrario;  vgl.  C.  I.  L. 
I,  198,  54  und  58  transdito.  Die 
Handschr.  des  Ter.  haben  hier  tra- 
dere,  dagegen  steht  Haut.  740  (in 
D  G)  transducenda  und  Ad.  910 
(in  s)  transduce. 

V.  5.  Zu  beachten  ist  der  Chias- 
nius,  vgl.  V.  7,  13  f.,  20  u.  s.  Auch 
die  Anwendung  anderer  natiirlicher 
rhetorischer  Hilfsmittel  ist  bei  Te- 
renz,  dem  kunstniiifsigen  Dichter, 
nichtselten.  —  Dafs  auch  die  Sprache 
der  Terenz.  Lustspiele  Tadler  fand, 
beweist  aufser  obiger  St.  Haut.  Prol. 
V.  46:  In  liac  est  pura  oratio  q.  s. 

V.  6  ff.  Von  aduUscentulum  uidere 
hangt  ab  1)  ceruam  fugere;  2)  sec- 
tari  canes;  3)  eam  plorare,  orare, 
ut  (adul.)  subueniat  sibi  (ceruae). 
Bei  uidere  und  den  anderen  Verben 
der  unmittelbaren  Wahmehmung 
setzen  die  lateinischen  Komiker  am 
haufigsten  den  acc.  c.  infin.,  oft 
aber  auch  dem  griech.  Sprach- 
gebrauch  entsprechend  das  Partici- 
pium;  z.  B.  Hec.  550  f. :  Audisti  ex 
aliquo  fortasse,  qui  uidisse  ewm  <li- 
ceret  Exeuntem  aut  intro  euntem  ad 
amicam  (obenso  V.  607,  And.  242, 
769  f.,  773,  838,  Eun.  967,  Hec.  680, 
807,  Ad.  211  f.).  —  Vielleicht  hatte 
Luscius  nicht  lange  vorher  in  einem 
seiner  Lustspiele  einen  Jungling 
vorgefiihrt,  welcher  durch  ungliick- 
liche  Liebe  dem  Wahnsinn  nahe 
gebracht  wie  irre  redete,  seine  Ge- 
liebte  als  Hindin  zu  selien  glaubte 
u.  s.  w.    Passend  vergleicht  Spengel 


(And.2  Einl.  S.  IX)  die  Stelle  aus 
Plaut.  Merc.  931  ff.  Scenen  dieser 
Art  (s.  auch  Men.  836  ff. ,  862  ff.) 
eignen  sich  natiirlich  besser  fiir 
eine  Tragodie  als  fiir  ein  Lustspiel; 
vgl.  Euanth.  in  Ter.  fab.  praef. : 
(Terent.)  temperauit  affectum,  ne  i)i 
tragoediam  transiliret.  Der  Mangel 
an  Kraft  und  Lebendigkeit ,  den 
Luscius  dem  Ter.  zum  Vorwurf 
machte,  verwandelt  sich  so  in  das 
Fernhalten  fremdartiger  oder  gar 
geschmackloser  Zuthaten.  Don.  zur 
St.  bemerkt:  Et  callide  hic  (Ter.) 
non  solum  errori  Luscii  obuiat  re- 
preliendentis ,  sed  etiam  imperite 
scripsisse  ipsum  ostendit  Luscium 
Lanuuinum.  Leo  (Plaut.  Forsch., 
S.  146,  Anm.  3)  denkt  an  eine 
Traumerzahlung  der  gleichen  Art 
wie  im  Rud.  597  ff.  und  im  Merc. 
225  ff. 

*V.  8  2^orare,orare:  Vollreim  wie 
bei  Caecil.  Stat.  212  oro,  ploro  at- 
que  inploro  fidem ;  150  plorando, 
orando  und  Afran.  246  plorat,  orat : 
iihnliche  reimende  Verbindungen 
V.  521  nil  ferentem,  flentem;  And. 
912  Sollicitando  et  pollicitando ; 
Haut.  218  et  cognoscendi  et  igno- 
scendi(yg\.  Eun.  42);  V.470,  Ad.  331 
spesopesque;  Enn.23G pannis  annis- 
que  obsitum  und  V.  305  f.  die  Vers- 
ausgange  conmonsirarier-demonstra- 
rier  (s.  Wolfflin,  Arch.  I,  350  ff.). 

V.  9  stetit  iambisch:  s.  S.  48. 
Der  Indikativ  wie  z.  B.  Hec.  410  f. 
nam  olim  soli  credidi,  F.a  me  ab- 
stinuisse  in  principio,  quom  datast. 
Auch  in  abhiingiger  Rede  kann  bei 
Ter.  noch  in  Sixtzen  mit  quom,  wel- 
cher  Art  dieses  auch  sei,  der  Indi- 
kativ  stehn;  besonders  hiiufig  der 
Ind.  Perf.  zum  Ausdruck  momen- 
taner  Ereignisse;  vgl.  Ed.  Liibbert, 
Gramm.  Stud.  II  (1870)  fDie  Synt. 
von  quoni' .  —  stare  (im  Oegensatz 
zu  cadere  Hor.  Epist.  II  1,  176, 
exigi  Hec.  15  und  moueri  loco 
Phor.   32)   gilt   zunachst    von    den 


Prol.  10—16 


PHORMIO 


81 


10 


15 


Actoris  opera  magis  stetisse  quam  sua, 

Minus  miilto  audacter,  quam  nunc  laedit,  laederet. 

Nunc  si  quis  est,  qui  lioc  dicat  aut  sic  cogitet: 

cVetus  si  poeta  non  lacessisset  prior, 

Xullum  inuenire  prologum  posset  nouos, 

Quem  diceret,  nisi  haberet  cui  male  diceret': 

Is  sibi  responsum  hoc  habeat,  in  medio  omnibus 


10 


15 


Schauspielern,  welche  gefallen  und 
nicht  vorzeitig  abzutreten  brau- 
chen  (Hec.  36  ut  ante  tempus  ex- 
irem  foras);  sodann  auch  vom  Dich- 
ter  (Hor.  Sat.  I  10,  17)  und  vom 
Drama  selbst  (s.  oben;  vgl.  And.  27, 
Hec.  12).  Dem  gleichen  Bilde  ge- 
horen  die  Ausdrttcke  restituere  locum 
(V.  33),  in  locum  restituere  (Hec.  21) 
und  tutari  locum  (Hec.  42)  an. 

V.  10   Actoris,    des    Schauspiel- 
direktors;    s.  S.  33. 
*V  11  audacter:  vgl.  Anhang. 

MitV.  12—21  beugtTer.demMifs- 
fallen  vor,  welches  etwa  das  Einer- 
lei  der  Prologe  erregen  konnte.  Die 
Prologe  des  Plautus  zeigen  dagegen 
€ine  reiche  Mannigfaltigkeit. 

V.  13  laeessisset:  In  den  Per-fekta 
auf  -iui,  -aui,  -eui,  -oui  und  den 
vom  Perfektstamm  gebildeten  For- 
men  schwindet  beim  Schnellspre- 
chen  in  den  Endungen  mit  r,  st 
und  ss  das  u  (v).  In  diesem  Falle 
wird  (zunachst  bei  Plaut.  und  Ter.) 
vor  r  das  e  (nach  a,  e,  o)  und  vor 
st  und  ss  das  i  der  Endung  (auch 
nach  i)  rnit  dem  vorausgehenden 
Vokal  kontrahiert;  nur  die  Kom- 
posita  von  ire  behalten  im  letzteren 
Falle  zumeist  ii  bei  (vgl.  A.  Spengel, 
Bursians  Jahresb.  XXXIX,83\  Engel- 
brecht  (Wien.  Stud.  1884,  S.  219  ff.) 
sucht  zu  erweisen,  dafs  Ter.  mitten 
im  Verse  nur  die  kiirzeren  Formen 
gebrauche  und  die  vollen  sich  nur 
am  Versende  gestatte.  Von  den 
Formen,  deren  Endung  mit  er  be- 
ginnt,  hatte  schon  Conradt  (Herm. 
X,  104  ff.)  dies  nachgewiesen.  Ahn- 
liches  gilt  nach  J.  M.  Stowasser 
(Wien.  Stud.  VH,  36  f.)  fiir  den 
Sprachgebrauch  des  Lucilius,  nach 
A.  Brock  (Quaest.  gramm.,  Dorpat 
1897,  S.  97  ff.)  z.  T.  fttr  den  des Plautus 
und  der  ttbrigen  iamb.  Dichter.  Auch 
in   diesem  Falle   ist   fttr   die   Ver- 

Terontius,  Phormio.     3.  Auflage. 


wendung  der  volleren  Formen  am 
Versende  der  iambische  Schlufs  vor 
allem  mafsgebend  gewesen. 

*V.  14  prologus  (Tcooloyog)  zeigt 
dm-ch  die  Anlehnung  der  Quantitat 
(der  griech.  Praposition)  an  die  des 
lateinischen  pro,  dafs  das  Substan- 
tiv  ein  iilteres  Lehnwort  ist;  vgl. 
propinare  (Eun.  1087,  Mart.  I  68, 
3  u.  a.)  und  icqoitivsiv. 

*V.  15  diceret  lafst  sich  causativ 
fassen.  Doch  scheint  dies  nicht 
unbedingt  notig,  da  der  Prologist 
als  Vertrauensmann  des  Dichters 
in  dessen  Namen  spricht;  vgl. 
z.  B.  V.  22:  De  illo  iam  finem  fa- 
ciam  dicundi  milii;  im  V.  33  stellt 
er  sich  sogar  in  Gegensatz  zum 
actor;  Eun.Prol.  15:  *Defunctus  iam 
sum,  nihilest,  quo<l  dicat  mihV ,  17  f. : 
Haheo  alia  multa,  guae  nunc  con- 
donabitur ,  Quae  proferentur  post, 
si  perget  laedere.  Hier  ist  zudem 
diceret  sichtlich  wegen  des  Wort- 
spieles  und  Gleichklanges  mit  dem 
folgenden  male  diceret  gewahlt;  so 
vielleicht  auch  Ad.  Prol.  15  nach  A1: 
Nam  quod  isti  dicunt  malediei 
(A3  [doch  wieder  rad.]  ?:  maleuoli); 
sicher  Haut.  Prol.  33  f. :    De   illius 

peccatis  plura  dicet nisi  finem 

maledictis  facit;  Eun.  Prol.  23  f. : 
non  poetam  fabulam  Dedisse  et  nihil 
dedisse  uerborum  tamen;  vgl.  V.  9  f. : 
stetit  ....  stetisse,  18:  a  studio  stu- 
timt.  22  f. :  fniem  faciam  —  finem 
non  facit).  Auf  unseren  Vers  bezieht 
sich  endlich  der  Dichter  in  seiner 
Antwort  V.  20—23.     S.  Anhang. 

V.  16  f.  Luscius  begnugte  sich 
nicht  mit  dem  Kampf  um  den  ersten 
Rang  in  der  Lustspieldichtung;  er 
wollte  die  Aufftthrung  von  Stttcken 
des  Ter.  ganzlich  hintertreiben :  dies 
erkllirt  den  Inhalt  der  Ter.  Prologe. 
—  palma  {in  medio  omnibus  posita  : 
der  Ausdruck  ist  hergeleitet  von 
6 


82 


PHORMIO 


Prol.  17  —  29 


20 


25 


Palmam  esse  positam,  qui  artem  tractant  miisicam. 

Ille  ad  famem  hunc  a  stiidio  studuit  reicere: 

Hic  respondere  udluit,  non  lacessere. 

Benedictis  si  certasset,  audisset  bene: 

Quod  ab  fllo  adlatumst,  sibi  esse  rellatiim  putet. 

De  illo  iam  finem  faciam  dicundi  ruihi, 

Peccandi  quom  ipse  de  se  finem  ndn  facit. 

Nunc  quid  uelim  animum  attendite:    adporto  nouam 

Epidicazomenon  quam  uocant  comoediam 

Grraecf,  Latini  Phormionem  ndminant, 

Quia  primas  partis  qui  aget,  is  erit  Phdrmio 

Parasitus,  per  quem  res  geretur  maxwme, 

Voliintas  uostra  si  ad  poetam  accesserit. 


20 


der  palma,  welche  seit  den  altesten 
Zeiten  die  Sieger  in  den  Circus- 
spielen,  dann  auch  ausgezeichnete 
Schauspieler  erhielten  (p.  histrio- 
nalis).  Die  Wendung  ist  aber  all- 
gemein  zu  nehnien  und  nicht  an 
eine  Einrichtung  nach  Art  der  grie- 
chischen  Wettkampfe  zu  denken  (s. 
Ritschl,  Parerga  S.  229  ff. ;  Friedlan- 
der  in  Marquardt-Mommsens  Handb. 
d.  Rom.  Alt.  IIP,  542).  S.  Anhang. 
V.  17  tractant  (As?  Donat,  trac- 
tent  A1):  der  Indikativ  wie  z.  B.  im 
V.  424,  481.  Der  Konj.  in  Relativ- 
satzen  der  oratio  obl.  bei  Ter.  ist 
entweder    an    sich   erforderlich    (s. 

V.  413,  721)  oder  an  den  Modus  des 
Hauptsatzes   attrahiert   (s.  V.  125). 

*V.  18  reicere:  ausfuhrliche  Nach- 
weise  uber  die  Quantitiit  der  Silben 
vor  -icio  bei  allen  Dichtern  bietet 
M.   W.  Mather    (Harvard    Studies 

VI,  83  ff.);  zur  Betonung  s.  S.  54,  4. 
V.  21  sibi  esse:  s.  S.  52.  —  rella- 

twm  (Don.,  relatum  Codd.)  assimi- 
liert  aus  redl;  vgl.  V.  86  und  S.  60. 
—  S.  Anhang. 

V.  22  f.  Ein  iihnlicher  Ubergang 
und  Oedanke  im  Eun.  14 — 11»  un.l 
Haut.  33  f.  —  Adversatives  (kon- 
cessives)  quom  steht  in  direkter 
Rede  bei  Plaut.  noch  ausschliers- 
lich  mit  dem  Indikativ,  bei  Ter. 
ebenso  mit  diesem  (Eun.  243)  wie 
mit  dem  Konj.  (Ad.  106  f. ;  s.  V.  733). 
Vgl.  Ed.  Lubbert  a.  0.  S.  117—123, 
130—142. 
*V.  24  f.  adporto  —  comoediam,  vgl. 
F\ii\\tMen.Frol:S  Adi)ortouubi*J'l<<  tt- 


tum.  —  nouam:  die  fNeuheit'  hebt 
Ter.  auch  sonst  hervor,  so  Haut. 
Prol.  7  Nouam  esse  ostendi,  Ad. 
Prol.  12,  Hec.  Prol.  I,  5. 

V.  25  Epidicazomenon:  uber  den 
Namen  s.  S.  68. 

V.  26.  Latini  Phormionem  nomi- 
nant  scheint  bei  dem  neuen,  den 
Romern  doch  noch  unbekannten 
Lustspiele  auffallig;  denn  dafs  es 
noch  nicht  offentlich  aufgefiihrt 
war,  geht  aus  V.  24,  27  und  der  fol- 
genden  Bitte  um  Wohlwollen  hervor. 
Mau  konnte  aber  daran  denken, 
dass  das  Stiick  schon  vor  der  Auf- 
fiihvung  durch  Vorlesen,  Abschriften 
oder  die  Probevorstellung  einem 
engeren  Kreise  bekannt  geworden 
sei.  Doch  am  einfachsten  erkliirt 
sich  wohl  der  Ausdruck  durch  die 
Annahme,  dafs  der  Dichter  der 
Concinnitixt  und  des  Parallelismus 
halber  die  erwartete  Fassung  La- 
tine  Phormio  nominatur  odev Latine 
hic  Phormionem  nominat  (so  Bent- 
ley)  der  vorausgehenden  ange- 
passt    hat;   vgl.   Plaut.   Merc.   9  f. 

V.  27.  Zur  Stellung  des  Rela- 
tivsatzes  qui  aget  vor  das  Demon- 
strativum  (oder  ein  sonstiges  Be- 
ziehungswort)  vgl.  V.  43  ff.,  60  f., 
1 25  f.,  131  f.,  153  f.,  221  f.  u.  a.  — 
Die  Rolle  des  Phormio  wurde  einer 
Schauspielertradition  zufolge  von 
Ambivius  selbst  gegeben;  s.  S.  73. 
—  gui  aget:  b.  S.  56. 

V.  29:  wenn  ihr  das  Stiick  zu 
Ende  spielen  lafst.  —  *Voluntas 
uostra:  s.  S.  58. 


Prol.  30—34.     I  1,  1— -2] 


PHORMIO 


83 


30 


Date  operam,  adeste  aequo  animo  per  silentium7 
Ne  simili  utamur  fortuna,  atque  usi  suinus7 
Quom  per  tumultum  noster  grex  motiis  locost; 
Quem  actdris  uirtus  nobis  restituft  locum 
Bonitasque  uestra  adiiitans  atque  aequanimitas. 


30 


[ACTVS   I.] 
Davos 
Servos 

Amicus  summus  meus  et  popularis  Geta 
Heri  ad  me  uenit;    erat  ei  de  ratiiincula 


35 


V.  30  Dare  operam  fsichMuhe  g., 
Aufinerksamkeit  schenken'  wird  in 
derartigen  Anreden  entweder  abso- 
lut  gebraucht,  wie  oben  und  Eun.  44, 
Plaut,  Mil.  98,  Poen.  58  (ahnlich 
ist  Hec.  55  date  silentium  und 
Trin.  11  date  uociuas  auris),  oder 
wird  niit  dem  Dativ  (Plaut.  Capt,  54 
fabulae  haic  operam  dare),  be- 
ziehungsweise  mit  ad  verbunden 
(Plaut.  Cas.  22  operam  detis  ad 
nostrum  gregem). 

*V.  31  f.  geht  auf  die  erste  mifs- 
gliickte  Auffiihrung  der  Hecyra. 
Die  Erwahnung  mag  mit  einer  neuer- 
lichen  boswilligen  Darstellung  des 
Vorfalles  durch  Luscius  Lanuvi- 
nus,  worauf  besonders  die  V.  9  ff. 
schliefsen  lassen,  ziisammenhaugen. 
Gegenuber  der  vermutlichen  Aus- 
streuung,  das  Stiick  sei  durch- 
gefallen,  hebt  Ter.  im  V.  32  den 
Thatbestand  hervor. 

*V;  33  actoris  uirtus:  Dank  des 
Dichters  fiir  das  Verdienst,  das 
sich  Ambivius  Turpio  um  die  ge- 
lungene  Auffiihrung  des  Haut.  und 
den  glanzenden  Erfolg  des  Eun. 
erworben  hatte.  Gegeniiber  den 
Prologversen  24  f.  der  And. :  Fauete, 
adeste  aequo  animo  et  rem  cogno- 
scite,  Vt  pernoscatis,  ecquid  spei  sit 
relicuom  und  Haut.  28:  Facite 
aequi  sitis,  date  crescendi  copiam 
zeigtEun.  Prol.  44:  T)ate  operam, 
cum  silentio  animum  attendite 
mit  der  unserer  Stelle  (V.  30)  so 
iihnlichen  Fassung  die   wachsende 


Zuversicht  des  Dichters  (vgl.  auch 
A.  Rohricht  a.  O.  S.  339).  S.  Anhang. 
*V.  34  aequanimitas :  ein  nach  un- 
seren  Litteraturresten  hier  zuerst 
vorkommendes  Wort,  vgl.  Ad.  Prol. 
24  und  S.  66. 

I,  1.  *Uber  die  nicht  urspriing- 
liche  Akteinteilung  vgl.  S.  45  ff.  — 
Davos  ist  ein  sog.  TiQogwnov  kqo- 
xaxiY.ov  (nach  Euanthius'  Tract. 
de  com.  *persona  extra  argumentum 
arcessita'),  d.  h.  eine  zur  Einleitung 
des  Stuckes,  beziehungsw.  zur  Ex- 
position  der  Handlung  in  dialogi- 
scher  Form  notige  Person,  welche 
im  weiteren  Verlaufe  des  Stiickes 
nicht  mehr  vorkommt.  Terenz  ver- 
wandte  solche  itQog.  iiqox.  auch 
noch  in  der  And.  und  Hec.  (s. 
Dziatzko,  Uber  die  Plaut.  Prol., 
S.  1.")  f.  und  Leo,  Plaut.  Forsch., 
S.  220).  —  Dauos  kommt  mit  einem 
Geldbeutel  in  der  Hand  von  der 
Stadtseite  her. 

V.  35  *Amicus  summus  (hochster 
=  grofster  Fr.)  familiar  fur  ami- 
cissimus,  so  V.  1049,  And.  970  Vater 
amicxs  summus  nobis  und  ohne 
amicus  Eun.  27»)  f.  Parmenonem,Sum- 
iii  u in  suom,  Ad.  352;  auch  schon 
Plaut.  Truc,  79  me  fuisse  huic  fateor 
summum  atque  intumum.  —  popu- 
laris  Geta,  insofern  den  Alten  zl&oi. 
als  gleichbedeutend  mit  duv.oi  galt 
und  die  Dacier  als  stammverwandi 
mit  ihren  Xachbarn,  den  Geten; 
vgl.  S.  78. 

6* 


84 


PHORMIO 


[I  1,  3—10 


Iam  pridein  apud  me  relicuom  pauxillulum 
Nummorum:    id  ut  conficerem.     Confeci:    adfero. 
Nam  erilem  filium  eius  duxisse  aiidio 
40  Vxorem:    ei,  credo,  miinus  hoc  conraditur. 

Quam  inique  comparatumst,  ei,  qui  minus  habent, 
Vt  semper  aliquid  addant  ditioribus! 
Quod  ille  linciatim  uix  de  demenso  suo 
Suom  defrudans  genium  conpersit  miser, 


lii 


V.  37  relicuos  u.  s.  w.  bei  Plaut. 
und  Ter.  nur  viersilbig,  vgl.  Lach- 
mann  zu  Lucr.,  S.  305.  —  *pau- 
xillulum:  Deminutiv  von  pauxillum 
(dieses  wieder  von  paulus  [=paucs- 
lus~\  vom  gleichen  Stamme  wie 
pauci)  fganz  wenig,  ein  kleines 
Bifschen,  ein  ganz  kleiner  Betrag'. 
Die  volkstumliche,  bei  Plaut.  hau- 
figer  erscheinende  Bildung  (vgl. 
Poen.  538  Quicquid  est  p.  illuc 
nostrum,  Truc.  940  u.  a.)  ist  wohl  ab- 
sichtlich  einem  Sklaven  in  den 
Mund  gelegt;  vgl.  das  gleichfalls 
nur  hier  bei  Ter.  belegte  ratiuncula 
V.  36;  ferner  puellula  V.  81,  ani- 
culaY.  98,  And.  231, plusculaY.  665, 
mirificissumum  871  u.  a. ;  s.  auch 
S.  65  und  Anm.  zu  V.  40. 

V.  38.  Nummorum  statt  nummum, 
weil  keine  bestimmte  Zahlangabe 
vorhergeht  (wie  Haut.  606  mille 
nnmmum);  den  Genet.  Plur.  auf 
-um  der  2.  Deklin.  hat  Ter.  inner- 
halb  der  Stiicke  nur  noch  in  viel- 
gebrauchten  Wortern,  wie  talentum 
(V.  393),  nostrum  liberum,  maiorum 
suom,  deum  (z.  B.  V.  351)  oder 
diuom  (im  Ausruf),  uber  deren  Ge- 
brauchlichkeit  sich  Cic.  de  Orat. 
155  f.  'aufsert.  In  den  Prologen 
dagregen  werden  wie  bei  Plaut. 
aeqiiom,  imquom,  aduersarmm.  uiiu- 
cum  verwendet,  die  langeren  En- 
dungen  aber  nur  ausnahmsweise 
aus  Deutlichkeitsriicksichten  ge- 
braucht;  s.  Engelbrecht,  Stud.  Ter., 
S.  18  f. 

*V.  40  conraditur:  Wort  des  Volks- 
mundes,  von  Geld  und  Geldeswert 
gebraucht,  rzusammenscharren' ;  s. 
Ad.  242  Miyias  decem  conradet  alic- 
wnde,  llaut.  111;  Plaut.  Poen.  1363. 

V.  4.'!  (^llnil  illr  iihc:  s.  S.  52.  — 
* unciatim:  runzt,invtiise'  ials  Miinze 
yi8  As,  als  Gewicht  1/1S  libra,  etwa 


25  Gramm),  vgl.  Plin.  Nat.  Hist. 
XXVIII,  139  datur . .  unciatim.  Glei- 
che  Bildung  wie  centuriatim,  tribu- 
tim,  urceatim,  guttatim  u.  a.  (vgl. 
A.  Funck,  Wolfflins  Archiv  VIII, 
77  ff.).  —  demensum:  rdas  Abge- 
messene,  die  monatliche  Ration', 
welche  den  Sklaven  nach  Plaut. 
Stich.  60  (Vos  meministis  quot- 
calendis  petere  demensum  cibum) 
je  an  den  Kalenden  zu  ihrem 
Unterhalt  zugeteilt  wurde.  Die 
Hohe  dieses  Deputats  (vgl.  auch 
Herond.Mimiamb.  VI, 5  f.  taXcpit'  ttjv 
ftsrpico,  zcc  ■x.qluv'  ccui&Qsig)  wai' 
natiirlich  schwankend:  nach  Donat 
zur  St.  erhielt  ein  Sklave  monat- 
lich  vier  modii  (etwa  35  Liter)  Ge- 
treide,  nach  Sen.  Ep.  80,  7  fiinf 
modii  und  fiinf  Denare.  —  Mit  die- 
sem  und  dem  fg.  V.  vgl.  Alciphr. 
III  50,  2  a  ya.Q  iyteivoi  xar'  ufioXbv 
Gvvrjyayov,  cc&QOcog  ccvaXol  to  tcoIv- 

KOIVOV     TOVTO     Y.O.I    aicSXQOTUTOV      yv- 

vaiov. 

V.  44  defrudans  genium:  fes  sich 
vomMunde  absparend';  vgl.  Plaut. 
Aul.  724  f.  egomet  me  defraudaui 
Animumque  meum  gcniumque  meum; 
Truc.  184  qui  cum  geniis  suis  belli- 
gertmt  parcepromi;  Lucil.  XXVI, 
558  f.  (L. ,  75  f.  M.)  genium  suum 
Defrudet;  ahnlich  Sen.  Ep.  80,  4 
peculium  sauin,  quod comparauerimi 
(serui)  uentre  fraudato.  *Genius 
(vom  Verb.  genere,  redupl.  gignere: 
fder  Zeugende,  Werdegeist',  Cen- 
sorin  de  die  nat.  3)  ist  die  zur  Gott- 
heit  gemachte  Personlichkeit  des 
Mannes  mit  allen  seinen  Trieben, 
auch  dem  des  Genusses;  daher 
heifst  es  von  dem,  der  diesem  hul- 
digt.  mdulget  genio  (Persius  V,  151), 
liml  damit  liiingen  die  bereits  bei 
Plaut.  und  Ter.  haufigen  auf  Essen 
und     Trinken     bezusrlichen     Wen- 


I  1,  11— I  2,  2] 


PHORMIO 


15 


Id  illa  uniuorsum  abripiet  haud  existumans, 
Quanto  labore  partuni.     Porro  autem  Geta 
Ferietur  alio  miinere,  ubi  era  pepererit; 
Porro  aiitem  alio,  ubi  erit  piiero  natalis  dies; 
Vbi  fnitiabunt.     Omne  hoc  mater  aiiferet: 
Puer  caiisa  erit  mittiindi.     Sed  uideon  Getam? 


45 


50 


Geta  Davos 

Servi  II 

12  Ge.   Si  quis  me  quaeret  riifus  . .   Da.  Praestost,  desine.    Ge.  Oh, 
At  ego  obuiam  conabar  tibi,  Daue.     Da.  Accipe  em: 


dungen  zusammen:  genio  suo  bona 
facere,  genium  suom  meliorem  facere 
(Plaut.Pers.  263,  Stich.  622),  genio  s. 
aliquid  praestare  (Senec.  Ep.  95,  41), 
genium  curare  (Hor.  Carm.  III 17, 14); 
den  Gegensatz  dazu  bildet  die  obige 
Wendung  (vgl.  Birt,  Roschers  Ausf. 
Lex.  d.  Myth.  I,  1613  ff.).  —  defru- 
dare  fur  defraudare ,  wie  schon  in 
sehr  alter  Zeit  in  der  Volkssprache 
au  in  u  (friiher  in  o)  sich  trubte; 
z.  B.  claudo  (in)cludo,  causa  incuso; 
ferner  C.I.L.  1 1 98,64  frude  (=  fraude), 
Cato  r.  r.  5, 4  segetem  ne  defrudet  u.  a. ; 
auch  Ter.  Ad.  246  iinderfc  A3  die 
Lesart  defraudat  (A1)  in  defrudat. 
Vgl.  Ritschl,  Parerga  S.  541  f. 

*V.  45.  Zu  uniuorsum  vgl.  S.  58, 
Anm.  3;  zu  existumans  s.  Anhang. 
V.  46.  Das  Fehlen  der  Kopula 
wird  hier  dadurch  gemildert,  clafs 
Quanto  labore  partiim  einem  Aus- 
rufe  nahe  kommt.  Die  Rede  erhalt 
dadurch  rhetorische  Farbung.  Im 
allgemeinen  bleibt  die  Kopula  in 
der  Umgangssprache  nicht  selten, 
aber  in  bestimmten  Fallen  weg. 
Dafs  die  Auslassungen  bei  den  Sce- 
nikern  weit  zahlreicher  seien  als 
Ritschl  (Prol.  in  Trin.,  S.  109— 114) 
zugeben  wollte,  suchte  bes.W.  Olsen, 
Quaestionum  Plaut.  de  uerbo  subst. 
specim.  (1884)  darzuthun;  vgl.  da- 
gegen  E.  Baumann,  De  Terentiano 
uerbi  subst.  usu  (1890).  Die  haupt- 
sachlichen  Falle  bei  Ter.  sind  in  den 
Anm.  zu  V.  80,  238,247,324,418,432, 
492, 524,612, 643  uncl  751  besprochen. 

*  V.  48.  Dass  demGeburtstagskinde 
Geschenkegegebenwurden,zeigtu.a. 
auchPlaut.Epid.  639  f.  Non  memvnisti 


me  auream  ad  te  afferre  natali  die 
Lunulam  atque  anellum  aureolum  in 
digitum? 

V.  49  initiare:  feinweihen'  in  eine 
religiose  Genossenschaft,  nach  Sitte 
der  Athener;  s.  Donat  zur  St.:  Te- 
rentius  Apollodorum  sequitur,  apud 
quem  legitur  initiis  (=  mysteriis; 
Vulg.  in  insula)  Samothracum  a 
certo  tempore  pueros  imbui  more 
Atheniensium.  —  S.  Anhang. 

I,  2.  Geta  tritt  aus  dem  Hause 
des  Demipho.  Zunachst  spricht  er 
nach  riickwarts  gewendet  zu  einem 
Mitsklaven  ins  Haus  hinein. 

*V.  51  rufus:  Dauos  trug  also  eine 
rote  Periicke.  Das  Wort  bezeichnet 
ein  hafsliches  Rot  (hier:  rfeuer-, 
fuchsrot',vgl.  ttvqqos), so  auch  Haut. 
1061  f.  Eufamne  illam  uirginem, 
Caesiam,  sparso  ore,  adunco  naso?, 
Plaut.  Pseud.  1218  u.  a.  (S.  auch 
Blumner,W6lfflins  Arch.  VI,  404  ff). 
—  Oh :  ausgesprochen  gleich  o,  aber 
nach  der  besten  Uberlieferung  hier 
(ferner  V.  286,  857,  945  und  sonst) 
orthographisch  von  dem  blofs  vor 
Vocat.  uncl  Accus.  des  Ausrufes 
erscheinenden  o  geschieden ;  oh  steht 
entweder  wie  hier  absolut  oder  an 
der  Spitze  eines  ganzen  Satzes  (da- 
her  wohl  auch  V.  70,  324,  609  so 
zu  verbessern).  AmVersende  (aufser 
Capt.  200)  immer  nach  Elision.  Es 
driickt  verschiedene  Gemvitsstim- 
mungen  aus,soFreude(wie  hierauch 
V.  324,  609),  Entriistung  (286,  945), 
Wunsch  (70)  u.  a.  Vgl.  P.Richter, 
Studem.  Stud.  I,  600  ff. 

V.  52  iiiiiiiiint  condbar.  Entweder 
ist  ire,  fieri,  esse  od.  dgl.  (vgl.  V.  196, 


86 


PHORMIO 


[I  2,  3-8 


Lectumst;    conueniet  niimerus  quantum  debui. 
Ge.   Amo  te,  et  non  neclexisse  habeo  gratiam. 
55  Da.  Praesertim  ut  nunc  sunt  mores.     Adeo  res  redit: 
Si  quis  quid  reddit,  magna  habendast  gratia. 
Sed  quid  tu  es  tristis?     Ge.  Egone?  nescis  quo  m  metu, 
Quanto  m  periclo  simus!    Da.  Quid  istuc  est?    Ge.  Scies, 


617  u.  a.)  durch  eine  Aposiopesis 
weggeblieben  oder  conari  ist,  waa 
wahrscheinlicher  ist,  da  jede  Be- 
miihung  zugleich  eine  Art  Bewegung 
in  sich  schliefst,  absolut  gebraucht 
(vgl.  And.  676  Conari  manibus pedi- 
bus  noctisque  et  dies,  Haut.  240 
Dum  moliuntur,  dum  conantur,  annus 
est)  und  unmittelbar  mit  obuiam 
zu  verbinden  (im  Deutschen:  fich 
wollte  dir  entgegen').  Eine  iihnl. 
Verbindung  ist  auch  conari  contra 
fluminis  tractum  (ictum  fluuii  Augu- 
stin  Epist.  73,  3;  Vulg.  Eccles.  4,  32) 
cgegen  den  Strom  schwimmen  wol- 
len'.  Donat  fvihrt  beide  Erklarungen 
an.  —  *em  (wohl  =  eme  rnimm', 
Imperat.  von  emo  wie  dic,  duc,  fac; 
vgl.  J.  M.  Stowasser,  Zeitschr.  f.  d. 
ost.  Gymn.  XXXXI,  1087  f.)  ist  hin- 
hinweisend  (fda')  und  begleitet 
eineBewegung(s.besonders  d.  Schol. 
Bemb.  zu  obiger  St. :  Em:  hoc  cum 
gestu  offerentis  dicitur),  wiihrend 
hem  gleichsam  das  Echo  eines 
Eindruckes  ist  und  unserem  nach- 
denklichen  oder  staunenden  fhem' 
zumeist  gleichkommt.  Bezeichnend 
ist  hierfiir  Ad.  558  f.  Sv.  Ctesipho 
me pugnis . . .  Vsque  occidit.  De.  Hem, 
quid  narras?  Sv.  Em  uide,  ut  disci- 
dit  labrum.  Ebenso  wie  oben  accipe 
em  auch  V.  858;  ferner  steht  em 
mit  Demonstr.  verbunden,  so  vor 
istic  V.  753,  istuc  139,  212,  sic  210, 
nunc  227;  dann  em  tibi  s.  zu  V.  847, 
em  tempus  est  1026.  Die  Gebrauchs- 
weisen  von  hem  s.  zu  V.  195.  Das 
oft  mit  beiden  verwechselte  en  steht 
nur  in  der  Verbindung  mit  umquam 
in  leidenschaftlichen,  zur  Vernei- 
nung  neigenden  Fragen  (rdenn'), 
vgl.  V.  329  und  348  (0.  Ribbeck, 
Beitr.  z.  Lehre  d.  lat.  Partikeln, 
S.  34;  A.  Kohler,  Wolfflins  Arch. 
VI,  25  ff.;  P.Richter,  Studcm.  Stud. 
I,  472  ff,  544  ff). 

V.  53  Lectumst : f  ausgesucht'  inBe- 
zug  auf  die   Qualitiit;    vgl.   Plaut. 


Pseud.  1149  Accipe:  hic  sunt  quin- 
que  argenti  lectae  wwmeratae  minae. 

V.  54  Amo  te,  voller  merito  te 
amo,  sind  formelhafte  Wendungen 
der  Umgangssprache ;  vgl.  V.  478. 
Ahnlich  ist  das  in  Bitten  hiiufig 
wiederkehrende  amabo  und  umge- 
kehrt  si  me  amas.  —  non  neclexisse 
habeo  gratiam.  Als  Subjektsaccu- 
sativ  im  accus.  c.  infinit.  wird  ein 
aus  dem  Zusammenhang  leicht  zu 
erganzendes  reflexives  oder  nicht  re- 
fiexives  personliches  Pronomen  aus 
demStreben  nachKiirze  undEleganz 
in  der  Umgangssprache  oft,  jedoch 
mit  bestimmten  Ausnahmen  weg- 
gelassen;  vgl.  V.  206,  315,  460, 
610,  627,  801,  1014  und  1022  (s. 
A.  Funck  in  den  N.  Jahrb.  1880, 
S.  725  ff  und  P.  Barth,  De  in/init. 
apud  scaen.  poet.  Lat.  usu,  Lipsiae 
1881,  S-34— 44).  —  Uber  die  Schrei- 
bung  von  neclexisse  s.  S.  60. 

V.  55.  *Klagen  iiber  Sittenver- 
derbnis  sind  in  der  Palliata,  be- 
/.iehHngsweise  ihren  Originalen  hiiu- 
fig;  vgl.  Ad.  304  Hocine  saecluml 
o  scelera,  o  genera  sacrilega!  Plaut. 
Trin.  283  Noui  ego  hoc  saecuium 
moribus  quibus  sit;  Pers.  385  non 
tu  nunc  hom m um  mores  uides?  u.  oft. 
Ahnliches  bekanntlich  auch  sonst, 
so  das  gefltigelte  Wort  bei  Cic. 
Verr.  IV,  56  (Catil.  I,  2  u.  s.):  O  tem- 
pora,  o  mores!  —  adeo:  auf  das  Fol- 
gende  zu  beziehen  wie  z.  B.  V.  153. 

V.  57.  Das  am  Ende  des  Verses 
handschriftlich  iiberlieferte  et  wird 
mitFleckeisen  zu  streichen  sein;  das 
Asvndeton  ist  rhetorisch  gefarbt. 
VgL  0.  Conradt  (Herm.  X,  106  ft'.). 
*V.  58  Quid  istuc  est?  ond  die  ?er- 
wandten  Fragen  quid  hoc  (id.  ifflud 
est?  fwas  ist  das?'  enthalten  eine 
Beziehung  auf  eine  (vorhergehende 
oder  nachfolgende)  Bemerkung  oder 
Beobachtung ,  deren  Erkliirung 
oder  niihere  Ausfahrung  der  Fra- 
gende  wiinscht  (s.  V.  156,  177,  S06J; 


I  2,  9—16"! 


PHORMIO 


87 


Modo  lit  tacere  possis.     Da.  Abi  sis,  insciens: 
10  Quoius  tu  fidem  in  pecitnia  perspexeris,  00 

Verere  uerba  ei  credere?     ubi  quid  niflii  lucrist 

Te  fallere?   Ge.  Ergo  ausculta.  Da.  Hanc  operam  tibi  dico. 
Ge.   Senis  nostri,  Daue,  fratrem  maiorem  Chremem 

Nostm?   Da.  Quid  ni?    Ge.  Quid?  ems  gnatuni  Phaedriam? 
15  Da.  Tam  quam  te.     Ge.  Euenit  senibus  ambobiis  simul,  65 

Iter  illi  in  Lemnum  ut  esset,  nostro  in  Ciliciam 


dagegen  weifs  der  mit  quid  est? 
fwas  ist?  was  giebts?'  Fragende, 
das  ohne  eine  solche  Beziehung 
ist,  gar  nicht,  worum  es  sich  han- 
delt  (quid  est?  V  852,  1037;  nach 
Ausrufen  411,  749,  810,  941;  indir. 
quid  sit  93;  vgl.  F.  Schlee,  Wolff- 
lins  Arch.  HI,  553  ff.). 

V.  59  Modo  ut:  ebenso  V.  773, 
And.  409;  ut  modo  im  Ausruf  V.  711. 
—  *abi:  s.  V.  944.  —  Uber  sis 
(=  si  uis),  sultis  (=  si  uoltis,  das 
aber  bei  Ter.  nicht  vorkormnt),  so- 
des  (=  si  audes)  und  iihnliche  Wen- 
dungen,  welche  in  der  Umgangs- 
sprache  einer  Bitte  oder  Aufforde- 
rung  zugefugt  werden,  s.  Loch,  Zum 
Gebrauch  des  Imperat.  bei  Plaut. 
(Memel  1871),  S.  15  f. 

V.  60  f.  perspexeris  ist  Konjunk- 
tiv,  attrahiert  an  den  Konjunktiv  der 
Annahme,  der  imHauptsatz  dem  Ge- 
danken  nach  liegt  (ei  uerba  non  cre- 
das?);\g\.X.  125, 153f.,  272,449,  463, 
502,  552  u.  s.  w.  —  *Bezuglich  der 
Gliederung  des  Verses  vgl.  S.  39. 

V.  61  Verere:' vgl.  S.  62.  —  ubi: 
relativer  Anschlufs  an  das  Vorher- 
gehende  wie  z.  B.  V.  157. 

V.  62  *J2rgo  ausculta:  ergo  vor 
dem  Imper.  bei  Terenz  hier  und 
V.  882  Quin  ergo  rape  me;  mehr- 
mals  bei  Plaut.,  z.  B.  Rud.  1053 
ergo  abi;  die  umgekehrte  Stelhmg 
sonst  bei  den  Scenikern  gewohn- 
lich  wie  V.  539  age  ergo,  718,  984. 
Regelmafsig  ferner  bei  Ter.,  meist 
bei  Plaut. :  Quid  ergo?  (V.  685,  995) 
u.  'a.  S.  Kellerhoff,  Studem.  Stud. 
II,  74  f.  —  Hanc  operam  tibi  dabo: 
vgl.  Anm.  zu  V.  30. 

•V.  63  Chremem  (auch  V.  865  und 
Eun.  909),  bei  Ter.  etwas  hilufiger 
als  Chremetem  (And.  472,  533),  hat 
diegriech.metaplastischeAccusativ- 
form  Xoeur\v  Chremen  (in  Ayu  Eun. 


724,  vgl.  auch  And.  361,  527)  neben 
sich  (s.  Spengel  And.2  zu  V.  361); 
ferner  entspricht  der  And.  V.  368 
aus  Grammatikercitaten  hergestellt  e 
Genetiv  Chremi  (neben  Ch/remetis) 
einem  vorauszusetzenden  Xgmov 
und  der  Vokativ  Chreme  (neben 
Chremes)  der  griech.  Form  Xg^rr 
Uber  letztere  giebt  Priscian  I,  288  H. 
folgende  Regel:  Nec  solum  in  his, 
quae  sunt  primae,  sed  etiam  in  illis, 
quae  tertiae,  id  est  in  omnibus  Grae- 
cis  fes'  producta  finitis,  similiter 
inuenis  uocatiuum  in  V  productam 
proferri,  ut  Chreme,  Lache. 
Achille.  Im  Phor.  findet  sich 
Chremes  durch  die  beste  Uberliefe- 
rung  nur  V.  797  und  wohl  auch 
V.  577  bezeugt,  sonst  steht  CJireme 
(s.  Anh.  zum  V.  567),  das  ebenso 
wie  Lache  neben  Laches  am  Vers- 
ende  frei  abwechselt;  im  Versinnern 
aber  scheinen  Griinde  des  Wohl- 
lautes  fiir  die  Wahl  der  einen  oder 
anderen  Form  entschieden  zu  haben 
(so  steht  Chremes  nicht  vor  s,  Chreme 
und  Lache  nicht  vor  Vokalen). 

V.  66  f.  Von  dem  Zweck  der  Reise 
des  Chremes  lafst  Ter.  den  Geta 
schweigen,  weil  davon  spater  noch 
die  Rede  sein  soll,  Geta  auch  zu- 
nachst  nur  seinen  Herrn  und  dessen 
Riickkehr  im  Kopfe  hat.  —  in  Lem- 
num:  wiihrend  Ter.  sonst  bei  Na- 
men  von  Stadten  (Ortschaften)  und 
Inseln  auf  die  Frage  wohin?  7  mal 
den  blofsen  Accus.  hat  (s.  V.  567, 
837;  einmal  bei  einem  p>^l^'fde  to-n- 
t ii  iii  :  And.  907),  ist  hier  wohl  wegen 
des  folgenden  in  Ciliciam  die  Prii- 
position  gewahlt;  denn  beiLander- 
namen  setzt  er  nie  den  einfachen 
Casus.  Auch  auf  die  Frage  wo? 
steht  bei  jenen  Xamen  sowohl  der 
Lokativ  (6  mal;  s.  V.  680,  942,  1013) 
als  auch  in  mit  dem  Abl.(4mal ; 


88 


PHORMIO 


[I  2,  17—27 


Ad  liospitem  antiquom.     Ts  senem  per  epistulas 

Pellexit,  modo  non  mdntis  auri  pdllicens. 
Da.   Quoi  tiinta  erat  res  et  supererat?     Ge.  Desinas: 
i  Sic  est  ingenium.     Da.  0<(h)>;  regem  me  esse  oportuit! 

Ge.   Abeuntes  ambo  hic  tiim  senes  me  fQiis 

Relihquont  quasi  magistrum.     Da.  0  Geta,  prouinciam 

Cepisti  duram.     Ge.  Mi  usus  uenit,  hdc  scio; 

Memini  relinqui  me  deo  iratd  meo. 

Coepi  aduorsari  primo:    quid  uerbis  opust? 

Seni  fidelis  diim  sum,  scapulas  perdidi. 
Da.   Venere  in  mentem  mi  fstaec;    namque  inscitiast 


20 


26 


X.  873,1004);  aufdieFragewoher? 

—  vielleicht  nur  zufiillig  —  alleiu 
cx  (e)  mit  dem  Abl.  (3  mal).  Kahe- 
res  bei  W.  Gorbig,  Nominum,  gui- 
bus  loca  signif.,  usus  Plautin.  . .  cum 
^isu  Tcrent.  comparatur  (Halberstadt 
1883), S.  27 ff.  und  E. Konig,  Quaestio- 
nes  Plaut.  (Patsehkau  1883),  S.  1  ff. 

*V.  68  will  Donat  auf  die  Ge- 
schenke,  welche  Gastfreunde  ihren 
Giisten  zu  geben  pflegten,  beziehen, 
doch  haben  wir  eher  an  glanzende 
Demipho  gemachte  Versprechungen 
zu  denken,  es  werde  sich  Gelegen- 
heit  zu  gewinnbringenden  Ge- 
schiiften  ergeben.  Das  auch  uns 
geltiufige  Sprichwort  (vgl.  im  Griech. 
%qvg&  oqt[)  findet  sich  bei  Hieron. 
adv.  Kufin.  III,  39  (Sp.  565  V.)  cum 
montes  aureos poUicitus  fueris.  Abn- 
lich  Persius  IH,  65  maynos  pro- 
miitere  montis  und  Sall.  Cat.  23,  3 
maria  montisque  polliceri  (italien. 
promcltcrc  mari  c  monti;  vgl.  auch 
Plaut.  Stich.  25  und  Otto,  DieSprich- 
worter  u.  sprichwortl.  Kedensarten 
dcr  Komer,  Leipzig  1890),   S.  227. 

V.  69  Quoi  ist  Kelativum;  zu  er- 
ganzen  ist  'cum  pellexit. .  ?'  —  Das 
lmperfektum  in  Pezug  auf  die  Zeit, 
iu  welcher  sich  die  Erzlihlung  be- 
v.regt.  —  Sehr  passend  wixd  schon 
hier  Demipho  als  geldgierig  ge- 
schildert,  um  das  (spater  erziihlte) 
Wagnis  seines  Sohnes  desto  be- 
denklicher  erscheinen  zu  lassen  (s. 
V.  120  f.  u.  s.). 

V.  70.  Dauos  meint,  dafs  er  als 
reicher  machtiger  Mann  (s.  V.  338) 
einen  ganz  andern  Gebrauch  vom 
Keichtum  machen  wiirde  (s.  Donat). 

—  *o<^hy.-  s.  Anm.  zu  V.  51. 


V.  71  hic:    s.  Anhang. 

V.  72  *magistrum:  dem  griech. 
rtcadaycoyog  entsprechend,  wie  Plau- 
tus  Bacch.  V.  138—163  mit  den 
Ausdrxicken  2)aedagogusund  magister 
wechselt.  — prouinciam  (=  officium) 
Cepisti  cluram:  ein  dem  romi- 
schen  Leben  entnommenes  Bild; 
s.  V.  230,  964. 

V.  73  usus  uenit  eine  formelhafte 
Wendung  (hier  etwa :  fich  hab's  er- 
fahren');  vgl.  z.  B.  V.  505,  Haut. 
V.  553,  556,  557.  —  *uenit,hocscio: 
Parataxe ;  die  Satzverbindung  ist  so 
noch  loser  als  bei  vorausgehendem 
Demonstr.,  vgl.  V.  137  f.  —  S.  Anh. 

V.  74  deo..meo:  der  das  Schick- 
sal  Getas  zumeist  leitende  Gott; 
scbon  Donat  citiert  Verg.  (Aen.  XII, 
539  f.)  nec  di  texere  Cupencum  \ 
Aenea  ueniente  sui  und  Naevius  im 
Stvicke  Stalagmus  (Fragm.  com. 
Kibb.2  V.  70)  Deo  meo  propitio  mcus 
homost.  Der  Wendung  deo  irato  mco 
ganz  lihnlich  ist  Plaut.  Poen.  452  dei$ 
meis  iratissumis.  Auch  And.  664 
wird  ein  verderblichrr  Entschlufs 
dem  Zorn  der  Gotter  zugeschrieben, 
eine  schon  aus  Homer  hinlanglich 
bekannte  Auffassung. 

V.  76  seapulas  perdidi  in  komi- 
scherUbertreibung  (vgl.Plaut.  Epid. 
91  corium  perdidi).  Die  scapulac 
als  der  unter  Umstlinden  leidende 
Tcil  spielen  bei  den  Sklaven  der 
Komodie  eine  wichtige  Rolle;  vgl. 
Plaut.  Asin.  315,  547,  Cas.  956, 
Poen.  153  u.  s.  w. 

V.  77  f.  Venere  w  mentem  mi 
istacc:  an  die  (niimlich  scapulae 
tuae)  oder  an  das  (was  du  sagst, 
die  von  dir  erwahnten  ublen  Folgen) 


I  2,  28—37] 


PHOPMIO 


89 


35 


Aduorsuni  stimulum  calces.     Ge.  Coepi  eis  omnia 
Facere,  obsequi  quae  uellent.     Da.  Scisti  uti  foro. 
o  Ge.   Noster  mali  nil  quicquam  primo;    hic  Phaedria 
Contmuo  quandam  nactus  est  puellulam 
Citharistriam :    hanc  amare  coepit  perdite. 
Ea  seruiebat  lenoni  inpurissifmo, 
Neque  qudd  daretur  quicquam;    id  curarant  patres. 
Kestabat  aliuc?  nil  nisi  oculos  pascere, 
Sectari,  in  ludum  diicere  et  redditcere. 
Nos  otiosi  operam  dabamus  Phaedriae. 


80 


85 


dacht'  ich  eben  auch!  istaec  kann 
Fem.  sein  wie  Haec  nuptiae  And. 
656  (nach  Donat)  u.  s.  Ahnliche 
Beispiele  aus  Plaut.  fiir  die  Wen- 
dung  uenire  in  tnentem  s.  bei  Schaaff, 
De  genet.  usu  Plaut.,  S.  41,  Anni.  3. 
—  S.  Anhang. 

V.  78  Aduorsum  stimulum  calces: 
'wider  den  Stachel  locken',  eine 
tlbertragung  des  griech.  Sprich- 
wortes  TtQog  (ru)  x.svtqcc  JLentri^siv 
(Zenob.  5,  70;  Aesch.Agam.  1624, 
Eurip.  Bacch.  795).  Ahnlich  heifst 
es  bei  Plaut.  Truc.  768  si  stimulos 
pugnis  caedis,  manibus  plus  dolet. 
*  v.  79  uti  foro,  ein  vom  Markt- 
leben  entlehntes  Sprichwort:  Du 
weifst  die  Leute  zu  behandeln  und 
dich  nach  den  Umstanden  zu  rich- 
ten.  Dazu  stimmt  Donats  Er- 
kliirung:  Est  uulgare  prouerbium. 
Sensus  liic  est:  Scisti,  inquit,  quid 
facere  te  oporteret;  vgl.  Querol. 
S.  18,  28  (Peip.):  Si  toto  uis  uti 
f  (>n).  In  anderem  Sinne  steht  ayoQu 
y.i'/or[vxaL  (fsienehmenander  Staats- 
verwaltung  teil')  bei  Anaxandrides 
(Fragm.  com.  Gr.  Mein.  III,  S.  163, 
Oom.  Att.  frag.  II,  Anax.  4  Kock); 
vgl.  F.  V.  Fritzsche,  Ind.  lect.  aest. 
Bost.  1862,  S.  5;  1877,  S.  3  und  Otto, 
Die  Sprichworter  d.  Rom.,  S.  145  f. 

V.  80  Noster:  namlich  erus  oder 
erilis  filius,  wie  oft,  z.  B.  V.  110, 
117.  Sehr  naturlich  spricht  inncr- 
halb  des  gleichen  Hausstandes  der 
Sklave  mit  einfachem  noster  vom 
Herm  oder  Sohn,  von  der  Frau 
(Hec.  188)  oder  Tochter  (Haut.  660) 
des  Hauses,  unter  Umstanden  auch 
von  den  Mitsklaven  (Eun.  678).  — 
Zur  Verstlirkung  von  nihil  und  nemo 
wird  in  der  Umgangssprache  haufig 
gu  iequam  und  quisquam  pleonastisch 


zugefiigt;  vgl.  z.  B.  V.  250,  Hec.  67 
nemo  illorum  quisquam.  —  Die 
Ellipse  von  fecit  entspricht  der  leb- 
haften  Erziihlung,  vgl.  das  Fehlen 
ahnl.  Formen  V.  113,  142,  144  u.  a.; 
ferner  das  von  esse  im  gleichen  Falle 
oderbeigedrangterAufzahlungV.  84, 
100,  104,  106  f.,  133,  249  f.  u.  a.;  von 
inquit,  loqui,  dicere  oder  verw.  Zeit- 
wortem  V.  101,  102,  794,  797;  von 
uenire  V.  482,  uocare,  accersere  (ar- 
cessere)  V.  440  u.  s.  w.  —  Mit  liic 
weist  Geta  auf  Chremes'  Haus  hin. 

*V.  82  Citharistriam:  ein  gleich 
dem  verw.  psaltria  (Ad.  388,  405  s.), 
wie  es  scheint,  von  Ter.  zuerst  ge- 
brauchtes  Fremdwort  (vgl.  S.  65), 
das  sich  auch  im  V.  144  findet, 
aber  im  V.  109  imd  von  Sulpic. 
Apollin.  in  der  Perioch.  V.  5  und  11 
durch  das  latein.  ftdicina  ersetzt 
wird.  Zur  ganzen  Stelle  vgl.  Plaut. 
Piud.  Prol.  43  f.  Eam  uidit  ire  e  ludo 
fidicinio  domum.  Amare  occepit:  ad 
lenonem  deuenit.  —  amare:  s.  V.  109 
und  Haut.  97  Eius  filiam  ille  amare 
coepit  perdite  und  Anhang. 

*V.  85  oculos  pascere:  cdie  Augen 
weiden';  bei  Plaut.  pasccre  nur  in 
der  eigentl.  Bedeutung. 

V.  86  ludus:  eine  Schule  fiir  Ci- 
therspiel  mit  G  esang  und  wohl  auch 
far  Tanz  (s.  V.  109,  144).  Vgl.  die 
zu  V.  82  angefiihrte  St.  aus  Plaut. 
Rud.  43.  —  redducere  (so  hat  Cod.  D 
aus  Corr.  in  Ubereinstimmung  mit 
der  Schreibung  des  Wortes  in  A  und 
gelegentl.  einigen  s  zu  Hec.  501,605, 
617,  634,  654,  660,  665,  698  u.  a.), 
gebildet  wie  reddere,  redire  u.  ahnl.; 
vgl.  Lachmann  zu  Lucr.,  S.  303  und 
die  Anm.  zu  V.  2J. 

V.  87.  Der  von  Donat  liickenhaft 
iiberlieferte  Vers  des  griech.  Origi- 


90 


PHORMIO 


[I  2,  38—48 


90 


95 


In  quo  haec  cliscebat  litdo,  exaduorsum  flico 

Tonstrina  erat  quaedam:    hfc  solebamiis  fere 

Pleriimque  eam  opperiri,  dum  inde  iret  domum.  40 

Interea  dum  sedemus  illi,  interuenit 

Adulescens  quidam  lacrumans.     Nos  mirarier; 

Rogamus  quid  sit.     cNiimquam  aeque' .  inquit  fac  modo 

Paupertas  mihi  onus  uisumst  et  miserum  et  graue. 

Modo  quandam  uidi  uirginem  hic  uicmiae  45 

Miseram  suam  matrem  lamentari  mortuam; 

Ea  sita  erat  exadudrsuim  neque  illi  beniuolus 

Neque  notus  neque  cognatus  extra  unam  aniculam 


nals  ist  von  Dziatzko  (Rh.  Mus. 
XXXI,  370  ff.  durch :  r^islg  ds  (cvcyo- 
>lot^  gvvstisiis  Xoviis&a ,  von  Ellis 
(Journ.  of  Phil.  X,  21)  durch :  rjiisTg 
(£v  ^axvy  ^8  Gi  von  Nencini  (a.  0. 
S.  115):  rj(i>.  (psv  ccQyovvrsgy  6.  er- 
ganzt  worden. 

V.  88  *exaduorsum  (Schreibung 
S.  58,  Anm.  3):  zusammengesetztes 
Adverb.,  ortlich  gebraucht  V.  97, 
Ad.584  est pistrilla  et  exadu.  fabrica, 
Plaut.  Bacch.  835,  Cato  r.  r.  18,  3 
u.  a. ;  als  Priipos.  mit  Acc.  gewohnl. 
exaduersus  Cic.  Div.  I,  101  (nach 
einem  iilteren  Historiker),  Nepos 
H  3,  4  (-U)n),  VIII  2,  7  u.  a.  (Hamp, 
YVolffl.  Arch.  V,  348  f.).  —  exad- 
uorsum  ilico  rgleich  gegeniiber' ;  iihn- 
lich  ortlich  bei  Plaut.  Most.  1064 
Uico  intra  limen  isti  astate;  Merc. 
912  isti[nc]  ^a^sta  ilico;  Rud.  328 
ilicohic, 836, 878 ;  Ter.  Ad.  156 ;  vgl. P. 
Langen,  Beitr.  S.157ff.  —  S.Anhang. 

V.  89  f.  Tonstrina:  die  Barbier- 
stuben  waren  neben  den  Parfumerie- 
laden,  den  Offizinen  der  Arzte, 
den  Gymnasien  und  Paliistren  die 
gewohnlichen  Sammelpunkte  fiir 
die  miifsige,  unterhaltungsbediu-f- 
tige  Jugend  Athens  (s.  Plaut.  Amph. 
1011  ff.,  Asin.  343  ff.,  408  ff;  Ly- 
sias   XXIV,  20). 

V.  91  illi:  der  einfache  Lokativ 
zu  ille  neben  illic;  s.  V.  572,  772 
und  Engelbrecht,  Stud.  Te>\,S.67ff. 

V.  {vi  *Adulescens  qu/idam  laeru- 
mans,  dazu  bernerkt  Donat:  ApoUo- 
dorus  tonsorem  ipsumnuntium  farit, 
qui  dicat  se  nuper  puellae  comam  <>!> 
luctum  abstulisse:  quod  sci(t~}o  mu- 
tasse  Terentium,  ne  externis  mori- 
bus  sjicttittorcmliomanum  offenderct. 


Zur  griech.  Sitte  des  Haarabschnei- 
dens  in  der  Trauer  vgl.  Hom.  W 
135  f.,  141,  (o  46,  Eurip.  Troad.  1183 
u.  a.  m.  Da  dieser  Brauch  in  Rom 
nicht  iiblich  war,  zog  es  Ter.  vor, 
die  Nachricht  durch  einen  Jiingling 
iiberbringen  zu  lassen;  vgl.  V.  106 
Capilluspassus.  —  *mirarier:  dersog. 
infin.  histor.  ist  bei  uerbis  adfectuum 
zuliissig,  wenn  die  Stimmung  liin- 
ger  anhalt  und  sich  in  verschiede- 
nen  Worten  und  Gebiirden  aufsert, 
vgl.  Sall.  Iug.  64,  2  commotus  in- 
solita  re  mirari  eius  consilium;  der 
Infin.  kann  auch  eine  sich  wieder- 
holende,  fortsetzende  Handlung  be- 
zeichnen,  z.  B.  And.  146  f.  ego  illud 
sedulo  Negare  factum.  nicht  aber 
eine"  einmalige ;  daher  der  Ubergang 
in  das  uerb.  finit.  oben  durch  Roga- 
mus  und  Ad.  45  f.  Buri  agere  uitam, 
semper  p>arce  ac  ditritcr  Se  habere; 
uxorem  duxit  u.  a.  (vgl.  Wolfflin, 
Arch.  X,  177  ff).  —  Uber  die  In- 
finitive  auf  -ier  s.  S.  63. 
»V.  93  quid  sit:  vgl.  zu  V.  58. 
V.  95  uiciniae  ist  Lokativ  (als 
Apposition  zu  hic),  wie  Plaut.  Bacch. 
205  proxumac  uiciniae  habitat  und 
Mil.  273  hic  proxumae  uiciniae. 
Ahnlich  steht  Most.  1062  foris  con- 
crepuit  proxuma  uicinitt  und  wird 
Ter.  And.  70  huc  uiciniam  gelesen. 
Vgl.  Brix  zu  Mil.2  a.  0.  und  Spengel, 
And.2  S.  151. 

*  V.  '.t(i.  (uirgmem)  Miseram . .  lamen- 
tari  wie  in  dtscrudor  miscr.  timeo 
miscr,  misera  anmt  u.  dgl.,  deutsch 
adverbiell;  vgl.  0.  Sevffert,  Stuilia 
l>l<<ut.,  S.  8. 

*V.  97   lnniutihts:    s.   Anhang. 

*  V.  98  extra  zur  Bezeichnunar  einer 


I  2,  49—63] 


PHORMII I 


91 


50 


55 


Quisquani  aderat,  qui  adiutaret  funus:    miseritunist. 

Virgo  fpsa  facie  egregia'.     Quid  uerbis  opust? 

Commdrat  omnes  nos.     Ibi  continuo  Aiitipho 

'Voltisne  eamus  uisere?'     Alius  ^censeo: 

Eanius;    duc  nos  sddes'.     Imus,  uenimus, 

Videmus.     Virgo  piilchra,  et  quo  magis  diceres, 

Nil  aderat  adiumenti  ad  pulchritiidinem: 

Capillus  passus,  niidus  pes,  ipsa  hdrrida, 

LacrMinae,  uestitus  tiirpis;    ut,  ni  uis  boni 

In  fpsa  inesset  fdrma,  haec  formam  exstmguerent. 

Ille,  qui  illam  amabat  fidicinam,  tantiim  modo 

cSatis'  fnquit  cscitast';    ndster  uero  .  .    Da.  Iam  scio: 

Amare  coepit.     Ge.  Scin  quam?     Quo  euadat  uide. 

Postridie  ad  anum  recta  pergit;    dbsecrat, 

Vt  sibi  eius  faciat  cdpiam.     Illa  enim  se  negat 


100 


105 


110 


Ausnahme  gehort  nicht  blofs  der 
Umgangssprache  an ;  so  aufser  Plaut. 
Amph.  833  extra  unum  te  auch 
Ennius  bei  Ribb.,  Frag.  trag.3  V.  4ij 
extra  me,  Cicero  (z.  B.  Phil.  V,  53) 
und  Liv.  (VIII  32,  8).  —  anicula 
erscheint  wohl  zuerst  bei  Terenz 
(dann  bei  Cic);  vgl.  And.  231  in- 
portunitatem  spectate  aniculae;  denn 
die  Stelle  aus  Plaut.  bei  Serv.  Georg. 
III,  497  scheint  mit  Most,  218  f. gleich 
zu  sein. 

V.  101  Commorat  im  Plusquam- 
perfektum  wegen  der  folgenden, 
auch  schon  der  Vergangenheit  an- 
gehorigen  Handlungen.  —  Uber  die 
Kontraktion  der  Endung  s.  zu  V.  13. 
—  ibi  zur  Fortfiihrung  der  Erzah- 
lung  (haufig  bei  Ter.  in  der  Ver- 
bindung  ibi  tum)  gehort  der  Um- 
gangssprachean;  vglvBrix  zu  Plaut. 
Mil.258. — *cdntinuoAntipho:  died&k- 
tylische  Wortform  ist  unanstofsig, 
weil  sie  erst  durch  Svnaloephe  der 
Schlufssilbe  entstanden  ist;  so  auch 
V.  601  pertimui  autem,  Haut.  86 
consilio  aut  re,  Eun.  933,  Ad.  318 
(vgl.  Spengel  zu  Ad.  827  und  Klotz 
a.O.S.  352  f.).  —  *UberdieErganzung 
eines  uerb.  dicendi  in  diesem  und 
dem  fgn.  Verse  vgl.  zu  V.  80. 

V.  102  eamus  uisere:  der  fmale 
Infin.  steht  bei  Ter.  nach  dare,  ire 
und  introire,  mittere  (nicht  nach 
uenire);  vgl.  P.  Barth,  De  infm. 
apud  scaen.  etc,  S.  13  f. 

V.  103 f.  Imus,  uenimus.  Videnvus: 


zu  beachten  ist  der  Wechsel  der 
Tempora  (vgl.  z.  B.  V.  135  f.,  943) 
und  das  Asyndeton. 

V.  104  quo  magis  diceres  geht  auf 
eine  unbestimmte  Person:  fwas 
einen  noch  mehr  veranlafste,  sie 
schon  zu  nennen';  vgl.  And.  135  f. 
Tum  illa,  ut  consuetum  facile  amo- 
rem  cerneres,  Reiecit  se.  —  Eine  ahn- 
liche  Beschreibung  eines  trauern- 
den  Miidchens  findet  sich  Haut. 
285  ff. 

*  V.  106  horrida :  starker  als  incultus, 
etwa  fganz  vernachliissigt,  ganz 
schmucklos';  vgl.  Enn.  Ann.  297 
horridus  miles  amatur,  Liv.  LX  40,  4 
horridum  militem  esse  debere,  non 
caelatum  awro  et  argento,  Cic  Brut. 
117  ut  uita,  sic  oratione  durus,  in- 
cultus,  horridus. 

V.  108  ein  Wortspiel;  das  zweite 
Mal  steht  forma  in  pragnantem 
Sinne.    Vgl.  z.  B.  V.  138. 

V.  109.  tJber  ille  im  1.  Versfufs 
s.  S.  49. 

V.  110  noster  uero:  ra.7toGiu>7Tt]Oi$ 
tertia,  quae  succurrit,  quotiens 
uerba  rebus  minora  sunt'  (Donat). 

V.  111  quam  sowie  tam  werden 
im  alteren  Latein  oft  bei  Verben 
zur  Bezeichnung  eines  Grades  ge- 
braucht;    vgl.  z.  B.  V.  65. 

V.  113  eius:  die  zweisilbigen  Ge- 
netive  eius ,  huius  mit  iamb.  Mes- 
sung  scheinen  in  der  Mitte  zu 
stehen  zwischen  der  einsilbigen 
Messung  (s.  S.  61)  und  den  spiiter 


92 


PHORMIO 


[I  2,  64—73 


05 


Neque  eum  aequom  ait  facere:    illam  ciuem  esse  Atticam, 
115         Bomini  bouis  prognatam;    si  uxorem  uelit, 

Lege  fd  licere  facere;    sin  aliter,  negat. 

Noster  quid  ageret  nescire:    et  illam  diicere 

Cupiebat  et  metuebat  absentem  patrem. 
Da.  Non,  si  redisset,  ei  pater  ueniam  daret? 
120  Ge.  Ille  mdotatam  uirginem  atque  ignobilem  to 

Daret  illi?     Numquam  fticeret.     Da.  Quid  fit  denique? 
Ge.  Quid  fiat?     Est  parasitus  quidam  Phormio, 

Homd  confidens:   qui  iilum  di  omnes  perduint! 


allein  iiblichen  Formen;  vgl.  V. 
185  (?),  483;  Haut.  551  ;  Eivn.  131, 980. 
S.  Anhang.  —  *  enim  ist  gleieh  nam 
(V.  615,  Ad.  190  Nam  hercle  etiam  hoc 
restat)  eine  alte  Beteuerungsparti- 
kel,  vgl.  enim  nero  (V.  528)  und 
V.  338,  487,  555,  694;  als  solche 
kann  enim  auch  an  die  Spitze  des 
Satzes  treten;  s.  V.  983  Enim  nequeo 
solus,  937  und  Donats  Bem.  zu  Ad. 
168  enim  inceptiua  particula  aptid 
ueteres  fuit.  Vgl.  P.  Langen,  Bei- 
trage  S.  264  ff.  —  se  negat:  erganze 
cius  copiam  facturam  esse  (s.  Anrn. 
zu  V.  80  und  399). 

V.  114  ait  und  ais  ist  bei  den 
Koniikem  in  der  Regel  zweisilhig; 
ain  ist  immer  einsilbig  (a.  S.  56).  — 
eiuem  esse  Atticam:  die  Ehrbarkeit 
der  Biirgerinnen  suchten  Sitte  und 
Gesetz  streng  zu  wahren. 

V.  115  Bonam:  '  unbescholten, 
hrav'.  —  *  Bonam  bonis:  vgl.  zu 
V.  212.  —  si  uxorem  uelit:  das  leicht 
zu  erganzende  Objekt  eam  fehlt  wie 
sehr  oft  (s.  Anhang). 

V.  117  quid  ageret  nescire:  der 
infin.  hist.  steht  in  Bezug  auf  Tem- 
pusfolge  dem  praes.  hist.  gleich. 
Naheres  vgl.  bei  Em.  Hoffniann, 
Stud.  auf  dem  Geb.  der  lat.  Synt. 
(ist<4),  S.  85  ff. ;  teilweise  anders 
A.  Hug,  Rh.  Mus.  XXXX,  397  ff.; 
Beispiele  auch  beiC.Rothe,  Quacst. 
gramm.  (1876),  S.  26  tf. 

V.  119.  Einfaches  non  in  Frage- 
s&tzen  (statt  novme)  drvickt  Staunen 
oder  Umvillen  aus.  Der  Redende 
entninimt  die  gefiirchtete  Antwort 
bereits  den  Worten  dea  Gefragten. 
S.  Holtze,  Synt.  II,  249ff.;  Beispiele 
auch  bei  E.  Boeckel,  Exereit.  1'laut. 
(1872),  S.  8  f. 


V.  120  *indotatam  uirginem:  die 
Mitgift  wurde  fur  eine  standes- 
gemiifse  Heirat  als  wesentlich  an- 
gesehen;  daher  heifst  es  auch  Ad. 
345  Primum  indotatast  (vgl.  729), 
und  Trin.  690  ff.  sagt  der  verarmte 
Lesbonicus  zum  Freunde  Lysiteles, 
der  seine  Schwester  heiraten,  aber 
keine  Mitgift  annebmen  will,  er 
wiirde  in  das  Gerede  kommen: 
Me  germanam  meam  sororem  m 
concubinatum  tibi,  Si  sine  dote 
(dony,  dedisse  magis  quam  in 
matrimoniu/m.  —  Die  Weglassung 
der  fragenden  Partikel  ist  in  der 
Umgangssprache  und  daher  bei  den 
Komikern  uberaus  haufig;  vgl. 
Holtze  a.  O.  H,  237  ff. 

V.  1  •_'•_>  Qwid  ftat?  eine  indirekte 
Frage;    zu  ergiinzen  ist  rogasne? 

V.  123  *Homo  confidens,  wie  Cic. 
proCaec.27  den  argentarius  Sex.  Clo- 
dius  mit  dem  Beinamen  Phormio 
in  offenbarer  Erinnerung  an  unsere 
Stelle  folgendemiafsen  charakteri- 
siert:  nec  minus  niger  nec  minus 
confidens  quam  iUe  Terentianus  est 
Phormio.  —  qui  ist  aua  einem  rela- 
tiven  Modaladverb  gleich  ut  (V.  130) 
auch  Wunscbpartikel  geworden 
(Don.  zur  St,  gui  'utinam'  est  u.s.w.), 
wird  indcs  nur  in  ^erwunschungen 
(mit  unmittelbar  folgendem  Pro- 
nomen)  so  unabhangig,  sonst  aber 
als  bekraftigendes  Wort  nacb  hercle, 
edepol,  at  (oder  at  poJ),  quippe,  ui 
u.  a.  gebraucht;  vgl.  Fleck.  in  N. 
Jahrb.  1850,  S.  246;  Krit.  Misc. 
(1864),  S.  28  ff.;  0.  Seytfert,  Stud. 
Plaut.,  S.  6  and  Fr.  Leo,  Nachr.  d. 
Cott.  Gres.  d.  Wiss.  1895,  S.  421  ff. 
—  Die  altertumlichen  Optative 
duinl  und  perdumt  fmden  sich  bei 


I  2,   74—85] 


PHORJIIO 


93 


Da.  Quicl  is  fecit?     Ge.  Hoc  consilium,  quod  dicam7  dedit: 
fLex  est7  ut  orbae,  qui  sint  genere  proxumi; 
Eis  mibant,  et  illos  diicere  eadem  haec  lex  iubet. 
Ego  te  cognatum  dicara  et  tibi  scribain  dicani; 
Patemum  amicum  me  adsimulabo  mrginis; 
Ad  ividices  ueniemus:    qui  fuerit  pater, 
Quae  mater,  qui  cognata  tibi  sit;  omnia  haec 
Confmgam;    quod  erit  mihi  bonum  atque  commodum, 
Quom  tu  hdrum  nihil  refelles,  uincam  scilicet. 
Pater  aderit;    mihi  paratae  lites:    quid  mea? 
Illa  quidem  nostra  erit'.     Da.  Ioculareni  audaciam! 
85  Ge.   Persuasumst  homini:  factmnst:  uentumst:  umcimur: 


sO 


12: 


130 


135 


Ter.  nur  am  Ende  von  Versen,  s. 
S.  64.  Die  gleiche  Verwiinschungs- 
formel  steht  Plaut.  Men.  451 ;  ahn- 
lich  heifst  es  daselbst  933  Qui  te 
luppiter  dique  omnes  .  .  perduint! 
Asin.  467  Hercle  istutn  di  omnes 
perduint!  und  Aul.  785,  mit  perdant 
Rud.  1166,  Eun.  302  u.  a. 

V.  125  f.  bezieht  sich  natiirlich 
auf  athenische  Verhaltnisse,  uber 
welche  die  rom.  Zuschauer  aufge- 
klart  werden  mufsten;  das  Gesetz 
s.  bei  Diod.  Sic.  XII  18,  2.  3: 
Tgirog  Ss  vouog  Slcoo&w&i]  6  -xsol 
zav  S7tL-/.li]0(ov,  6  v.ul  -xuou  Zioloivi 
y.SLUSvog.  'ExsXsvs  yuo  trj  ixiy.lrjQcp 
S71lSlkc/.'^sg&ui  xbv  sy%L6Tu  ysvovg, 
(ocuvTcog  Ss  y.ul  ttjv  iniv.Xr\Qov  sttl- 
Slv.u&g&ul  xco  ccy%LGTSi,  co  tjv  uvuyvr\ 

GVVOLV.SLV       ~T)       ■XSVTUV.QGiug       SVXlGUL 

SQayuug  sig  7Cootv.bg  loyov  tfj  tisvl- 
%qu  iTttv.Xrjoco.  Vgl.  V.  296  f.,  410, 
Ad.  651  f/und  S.  68.  Sehr  aus- 
fdhiiiche  und  eingehende  Bestim- 
mungen  iiber  das  Erbtochterrecht 
bietet  das  Gesetz  von  Gortyn  (Col. 

yn,  i5— ix,  24,  xn,  20—33);  ahn- 

lich  wie  im  attischen  Recht  (De- 
mosth.  XLVI,  18,  S.  1134)  wird  hier 
die  Erbtochter  definiert  als  die  un- 
verheiratete  oder  verheiratete  Frau, 
welche  keinen  Vater  und  keinen 
von  Vaterseite  rechten  Bruder  (frater 
consanguineus)  hat.  Text  und  Er- 
klarung  des  (auf  altariscb.es  Erb- 
teil  zuriickgehenden)  Gesetzes  bei 
Biicheler-Zitelmann,  Das  Recht  von 
Gortyn  (Frankfurt  a.  M.  1885), 
S.  30  ff.  und  149  ff.  Dafs  das  atti- 
sche  Gesetz  nicht  klar  und  unzwei- 
deutig    war    und    darnm    vielfach 


verschiedene  Auffassung  erfuhr,  be- 
merkt  Aristoteles  'Ad-r]v.  itoltx.  9,  2; 
die  einschlagigen  Klagen  gehorten 
nach  Kap.  56  unter  die  Gerichts- 
barkeit  des  ersten Archon :  er  konnte 
diejenigen,  welche  sich  eine  Rechts- 
verletzung  hatten  zu  Schulden  kom- 
men  lassen,  mit  einer  Geldbufse 
belegen  oder  vor  das  Gemeinde- 
gericht  verweisen.  Vgl.  auch  Meier 
und  Schomann,  Att.  Proc,  S.  457  ff. 
—  Zur  Stellung  des  Relativsatzes 
qui  sint  vgl.  V.  27.  —   S.  Anhang. 

V.  127  scribam  clicam:  yoatyco 
Siv.r\v.  Letzteres  Wort  findet  sich 
bei  Plaut.  und  Ter.  stets  in  latini- 
sierter  Form  und  nur  im  Xom. 
oder  Accus.  Siug.  (s.  V.  329,  439 
u.  Plaut.  Aul.  760,  Poen.  800;  eben- 
so  Cic.  Verr.  II  2,  37)  oder  im 
Accus.  des  Plurals  (V.  668). 

V.  128  adsimulo:  in  strengerProsa 
dafiir  simulo. 

V.  129.  Der  fiir  die  spatere  Zeit 
festgestellte  Unterschied  von  fra- 
gendem  quis  und  q_ui  gilt  noch 
nicht  im  alteren  Latein;  s.  Holtze 
a.  0.  I,  389  ff. 

V.  133.  Die  Kiirze  der  Rede  Phor- 
mios  zeigt,  wie  wenig  Bedenken 
er  in  dem  Plane  findet  und  wie 
leicht  er  die  Schwierigkeiten  zu 
bemeistern  gedenkt. 

*V.  134.   Iocularem  audaciam:  vgl. 
Cic.  deFat.  15  0  licentiam  iocularem  ; 
dagegen  iocularius    [And.  782)  nur 
noch    bei    Porph.    zu    Hor.    I ! 
II  2,  60. 

V.  135  uentumst:  s.  V.  129.  — 
*factumst\  uentumst;  uincimur  wir- 
kungsvolles  A.syndeton;  vgl.V.  103f. 


94 


PHORMIO 


[I  2,  8G— 95 


Duxit.   Da.  Quid  narras?   Ge.  Hoc,  quod  audis.  Da.  0  Geta, 
Quid   te   futururust?     Ge.   Nescio  hercle;    unum  hoc  scio: 
Quod  fdrs  feret,  ferernus  aequo  animo.     Da.  Placet. 
Em  istuc  uirist  officium.    Ge.  In  me  omnis  spes  mihist. 

140  Da.  Laudo.     Ge.  Ad  precatorem  adeam  credo,  qui  mihi  90 

Sic  oret:    eNunc  amitte  quaeso  hunc;  .  ceteruni 
Posthac  si  quicquani,  nihil  precor'.     Tantiim  modo 
Non  addit:    cVbi  ego  hinc  abiero,  uel  occidito'. 
Da.  Quid  paedagogus  lfle,  qui  citharistriam? 

145         Quid  rei  gerit?    Ge.  Sic,  tenuiter.   Da.  Non  miiltum  habet,  95 


—  umcimur  zwischen  den  Perfekten 
wie  umgekehrt  V.  103  uenimus. 

V.  137  Quid  te  futurumst?  Esse, 
fieri  und  faecre  werden  in  der  Um- 
gangssprache  oft,  besonders  in 
Fragesatzen,  mit  dem  blofsen  Ab- 
lativ  (wohl  einem  abl.  instntm., 
vgl.  Plaut.  Most.  636  Quid  eost 
argento  factum?)  in  der  Bedeutung 
raus  etwas,  jem.  werden,  mit  etwas, 
jem.  geschehen,  machen'  verbunden ; 
vgl.  Draeger,  Hist.  Synt.  P,  561; 
Schmalz,  Lat.  Syntax  §  99.  —  *  Nescio 
lierele  auch  V.  683;  haud  scio  hercle 
V.  774.  Auch  andere  negative  Ver- 
binduhgen  stehen  bei  Plaut.  und 
Ter.  regelmafsig  in  dieser  unmittel- 
baren  Wortfolge,  so  Non  hercle 
V.  969  und  Non  pol  998.  Geht  ein 
Wort  voraus,  so  bleibt  hcrcle  an 
der  gewohnlichen  zweiten  Satzstelle, 
z.  B.  V.  807  Equidem  hercle  nescio, 
And.  505  Itaque  hercle  nihil  (Keller- 
hoff,  Studem.  Stud.  II,  68  ff.  und 
zur  Erklarung  J.  Wackemagel ,  In- 
dogemi.  Forschungen  I,  406  ff.). 

V.  138  Allitteration  undWortspiel 
wie  V.  108;   iibersetze  etwa:  rWas 
die  Schickung  schickt,  in  das  schicke 
ich  mich  mit  Gleichmut'. 
•V.  139  Em:    s.  zu  V.  52. 

V.  140  Ad  precatorem :  vgl.  Haut. 
976,  1002;  Plaut.  Asin.  415,  Pseud. 
606,  Epid.  687  S. .  Most.  1168  ff; 
Petron.  30,  49.  H.  Dsener  (W6lff- 
lins  Arch.  II,  228  tf.)  legt  dar,  dafs 
der  precator  in  Rom  rechtlich  und 
praktisch  ffir  den  Sklaven  daa  war, 
waa  der  patronus  (griech.  ngoatd- 
Tt}g)  fiir  den  cliens  und  libertus. 
Das  starre  Kccht,  drn  Sklaven  als 
Ding  zu  betrachten,   ergiinzte  sich 


unwillkiirlich  durch  dessen  Schutz 
seitens  des  precator  in  den  ober- 
sten  Menschenrechten ,  dem  An- 
sprach  auf  Leben  und  Gesundheit. 
Der  griechische  7taQUK).r}tog  ent- 
spricht  (nach  Usener)  eigentlich 
dem  rom.  aduocatus,  nicht  ganz 
aber  dem  preccttor.  Wie  zweifelhaft 
iibrigens  die  Hilfe  eines  solchen 
sein  konnte,  zeigt  unsere  St.  — 
orare  mit  dem  dat.  commodi  oder  der 
Prapos.  pro  (so  bei  Plaut.  Asin.  783 
tu  pro  illa  ores,  ut  sit  propitius). 

*V.  141  amittere  driickt,  bei  den 
Scenikem  noch  oft  in  der  Gnind- 
bedeutung  vorkommend,  eine  beab- 
sichtigte  Handlung  aus  und  ist 
dann  sinnverwandt  mit  dimittere, 
missum  faccre ,  so  hier  (vgl.  Eun. 
852  f.  unam  hanc  noxiam  Amitte, 
Plaut.  Poen.  403),  dann  V.  175  f. 
und  507  (im  Gegensatz  zu  retinere), 
V.  414,  ferner  V.  714  Hoc  (argen- 
tum)  tcmere  numquam  amittam  ego 
a  me,  V.  918,  920  (mulierem  ab  se 
amittere),  die  den  tJbergang  zu  der 
gew5hnlichen  Bedeutung  der  unbo- 
absichtigten  Handlung  (rverlieren', 
itnoBdXXsiv),  wie  in  V.  673,  bilden. 

*V.  142.  Posthac:  vgl.  Anm.  zu 
V.  347.  —  Die  Wendung  cetcrum 
. . .  niliil  precor  gebrauchten  gewifs 
die  pftctitores  in  den  Komodien  oft; 
denn  mit  darauf  beruht  die  Schluls- 
pointe  in  Plaut.  Most.  1178.  wo 
Tranio  fiir  sich  selbst  ahnlich  bittet. 
V.  143  uel  occidito:  s.  S.  62. 
V.  14  t  paedagogus  Bcherzhaft  in 
Bezug  auf  V.  86. 

V.  145  rSic  dicendum  est  cum 
aliquo  gestu'  (Donat).  Yirl.  And.  8<i4 
(dazu  Donat)  und  Th.  Braune,  Ob- 
serv.  gramm.,  S.  55. 


I  2,  96—102] 


PHORMIO 


95 


Quod  det,  fortasse?     Ge.  Imnio  nil  nisi  spein  meram. 
Da.  Pater  eius  rediit  an  non?    Ge.  Nondum.   Da.  Quid?  senem 

Quoad  e'sspectatis  uestrum?     Ge.  Non  certum  scio, 

Sed  epistulam  ab  eo  adlatam  esse  audiui  modo 
100         Et  ad  portitores  esse  delatam:    lianc  petam.  150 

Da.  Nuin  quid,  Geta,  aliud  me  uis?    Ge.  Vt  bene  sit  tibi. 

Puer,  heus.  —  Nemon  lioc  prodit?  —  Cape,  da  hoc  Dorcio. 


V.  146.  Nach  fortasse  ist  der 
Hiatus  in  der  Thesis  durch  den  Per- 
sonenwechsel  entschuldigt.  Beach- 
tenswert  ist,  dafs  das  folgende  be- 
tonte  Wort  interjektionsartig  ist 
und  ofters  (so  hier)  eine  Casur  da- 
mit  zusammenfallt;  aknliche  Falle 
vor  immo  Eun.  409,  Ad.  604;  ecce 
Ad.  767;  attat  Y.  963;  ita  V.  542; 
fraglich  vor  haud  Eun.  433  (mit^l1) 
und  vor  eheu  Haut.  83  (mit  A  und 
den  meisten  s) ;  s.  S.  57;  anders 
C.F.W.  Miiller,  Plaut.  Pros.,  S.  640— 
674  und  Leo,  Plaut.  Forsch.,  S.  325. 
—  S.  Anhang. 

V.  148  Quoad  etwa:  fbis  wann'; 
'quam  diu:  et  recte  locutus  est,  quia 
aduentus  finis  est  exspectationis' 
(Donat) ;  vgl.  V.  462,  'ahnlich  V.  524 
(dies)  quam  ad.  —  certum  scire: 
'Sicheres  wissen'  (Eun.  111,  921) 
neben  certo  scire  fsicher  wissen' 
(And.  929  u.  s.  w.,  besonders  Hec. 
324).  Letzteres  steht  immer,  wenn 
scire  bereits  ein  Objekt  im  Accus.  hat. 

V.  150  portitores:  fHafenaufseher' 
(in  Athen)  zum  Zweck  der  Zoll- 
erhebung  fiir  die  Zollpachter,  daher 
'Zolleinnehmer'  (Plaut.  Asin.  159, 
Trin.  1107).  Ihrer  Kontrolle  waren 
nicht  nur  die  aus-  und  eingehen- 
den  Waren  unterworfen,  sondern 
sie  durften  auch,  um  uber  die  La- 
dung  eines  Schiffes  sich  genau  zu 
unterrichten,  die  mit  dem  Schiffe 
beforderten  Briefe  offnen;  vgl.Plaut. 
Trin.  793  ff . :  Iam  si  opsignatas 
non  feret,  dici  4ioc  potest,  Apud 
portitorem(-es?)  eas  resignatas  sibi 
Inspectasque  esse  (s.  Brix-Niemeyer4 
zur  St,);    vgl.  Trin.  810. 

V.  151  Num  quid  aliud  me  uis? 
fKann  ich  sonst  mit  etwas  dienen?' 
eine   sehr  gebrauchliche  Wendung 


(auch  ohne  me  oder  ohne  uis,  dann 
aber  mit  anderer  Wortstellung)  im 
Munde  derer,  welche  das  Gesprach 
abbrechen  und  sich  entfernen  wol- 
len;  z.  B.  Eun.  191,  363;  Horaz 
Sat.  I  9,  6.  Der  doppelte  Accus. 
steht  bei  uelle  nach  Analogie  der 
Verba  des  Bittens  u.  s.  w. ;  vgl. 
Anm.  zu  V.  914.  —  Vt  bene  sit  tibi: 
eineHoflichkeitswendung(d'<jT£i'(7fi.og) 
fur  nihil  (s.  Donat). 

Mit  V.  151  geht  Dauos  in  die 
Stadt  (rechtshin)  zuriick;  Geta  ruft 
einen  Burschen  (puer)  aus  dem 
Hause  Demiphos. 

V.  152  *heus  (rhe!  heda!')  Anruf 
(auch  an  eine  nicht  bestimmte, 
auf  der  Biihne  nicht  anwesende 
Person  gerichtet),  meist  vor  einem 
Vokativ,  z.  B.  h.  tu  V.  398,  h.  Geta! 
V.  847,  vgl.  1037.  Nachgestellt  wie 
hier  nur  noch  Plaut.  Pers.  459 
Sagaristio,  heus,  exi,  Poen.  279  und 
Men.  844.  Zu  heus  kann  hier  aus 
dem  fg.  jyrodit  leicht  prodi  wie  zu 
V.  440  heus,  domo  me  ein  Impera- 
tiv  wie  arcessito  erganzt  werden. 
Nachdriicklich  lenkt  es  die  Auf- 
merksamkeit  auf  das  folgende  V.  819, 
904,  And.  636.  (Naheres  bei  Richter, 
Studem.  Stud.  I,  566  ff.).  —  Dem 
Burschen  iibergiebt  Geta  das  von 
Dauos  gebrachte  Geld,  damit  er 
es  der  Dorcium  (doQKtov,  Kose- 
forrn  wie  Philotium  <£d6>Tiov;  iiber 
die  aspirierte  Schreibung  im  Cod.  A 
vgl.  S.  60  f.)  bringe,  die  ohne  Zweifel 
als  die  Frau  (contubernalis)  Getas 
zu  denken  ist.  Dann  geht  dieser 
nach  der  anderen  Seite  ab,  um 
zum  Hafen  zu  gelangen  (V.  150). 
Antipho  und  Phaedria  treten  hochst 
wahrscheinlich  aus  dem  Hause  des 
Chremes;    s.  Anhang. 


96 


PHORMIO 


[I  3,  1—10 


[ACTVS  II.] 

Antipho    Phaedkia 

Advlescentes  II 

An.  Acleon  rem  redisse,  ut  qui  mi  consultum  opt^me  uelit  esse,  i  3 
Phaedria,  patrem  ut  extimescam;  ubi  fn  mentem  eius  ad- 

uenti  ueniat! 
155         Quod  ni  fuissem  incogitans,  ita  exspectarem,   ut  par  fuit. 
Ph.  Quid  istuc  est?     An.  Hogitas?   qui  tam  audacis  facinoris 

mihi  consciu's? 

Qudd  utinam  ne  Phormioni  id  suadere  in  mentem  mcidisset  5 

Neii  me  cupidum  eo  mpulisset,  quod  mihi  principiiimst  mali ! 

Non  potitus  essem:  fuisset  tum  fllos  mi  aegre  aliquo^  dies, 

160         At  non  cottidiana  cura  haec  angeret  animum,  Ph.  Aiidio. 

An.  Dum  exspecto,  quam  mox  ueniat,   qui  adimat  hanc  mihi 

consuetiidinem. 
Ph.  Aliis  quia  defit,  quod  amant,  aegrest;  tibi  quia  superest  dolet:  10 


Der  II.  Akt  beginnt  mit  einer 
lyrischen  Partie,  die  etwa  bis  V.  163 
oder  164  reicht  und  der  eine  Reihe 
iamb.  Oktonare  folgt.  Dem  Canti- 
cum  (mit  wechselnden  Rhythmen) 
eigentiimlich  sind  die  troch.  Okto- 
nare  und  die  Klausel  (V.  163). 

V.  154  ut  nach  Vorausschickung 
des  Relativsatzes  wiederholt  wie 
And.  830  nach  einem  langeren  Satz- 
teile  und  oft  bei  Plaut.  —  acluenti: 
die  Substantiva  der  4.  Dekl.  gehen 
im  Genetiv  bei  Ter.  meist  in  die 
2.  Deklination  iiber  (domi,  fructi, 
omati,  quaesti,  tumuJti);  sonst  hat 
Terenz  nur  noch  die  Endung  -uis 
bei  diesen  Wortern,  z.  B.  Haut.  287 
anuis.  Vgl.  S.  61,  IH.  —  Der  Gene- 
tiv  steht  nach  uenirr  in  mentem 
auch  Plaut.  Rud.  685  f.  Miserae 
(quom  uenity  in  mentem  Mihi  mortis 
q.  s.;  vgl.  Anm.  zu  V.  77. 

V.  155.    S.  Anhang. 

V.  156.  Quidistucest?  As.Rngitusr 
Ebenso  V.  257 ;  s.  V.  58  und  Anhang. 
*V.  157  Qnod:  Accus.  der  Be- 
ziehung,  wie  in  quod  si  (quodsi); 
vor  utinam  auch  bei  Cic.  Epist. 
XIV  4,1:  Quod  utinam  mmus  uitae 
cupidi  fuissemus!  Bezfiglich  des 
folgenden  id  vgl.  And.  -J58:  Quod 
si  ego  rescissem  id  prius,  guid 
faccrem. 


*V.  159  Uber  das  handschriftliche 
aliquod  =  aliquot  und  quod  =  quot 
s.  Anhang  und  S.  60. 

V.  160.  Audio  ironisch  (s.  Don. 
zur  St.). 

V.  161  schliefst  sich  in  der  Kon- 
struktion  an  die  vorausgehenden 
Worte  Antiphos  an.  —  *exspecto, 
quam  mox  ueniat:  eine  Verschmel- 
zu*ng  (sog.  Kontamination,  s.  H.  Paul, 
Principien  d.  Sprachgcscli.*-',  S.  135) 
von  exspecto,  quando  ueniat  und  certe 
mox  ueniet;    vgl.  auch  V.  606. 

V.  162  *defit  im  Gegensatz  zu 
superest,  ein  Wort  der  Uingangs- 
sprache;  der  Bedeutung  nach  = 
deest,  deficit,  z.  B.  Eun.  243  nil 
quom  est,  nil  clefit  tamen,  Plaut. 
Men.  221  Neque  clefiat  ncqxe  super- 
sit.  —  quid  superest:  eines  der  nicht 
zahlreichen  Beispiele,  in  denen  ein 
pyrrhichisches  Wort,  dem  eine  oder 
zwei  kurze  Silben  folgen,  auf  der 
Bndsilbe  betont  wird;  s.  Ad.  523 
quid  propest,  V.  556  mdld  tolerd- 
bimus,  V.  725  quoque  uoluntdte 
(vgl.  V.  179,  Haut.  898,  Plaut. 
Asin.  184,  Pers.  627),  And.  950, 
A.d.  281,  553;  s.  A.  Luchs,  Studem. 
Stud.  I,  15  f. ,  Podiaski,  Quomodo 
Ter.  i)i  trtnun.  .  .  .  uerb.  acceni.  c. 
num.  consoc,  S.  12,  Klotz  a.  O. 
S.  266  f.,    244,    246;    danach    ist 


I  3,  11—18] 


PHORMIO 


97 


Amore  abundas,  Antipho. 

Nam  tua  quidem  hercle  certo  uita  haec  expetenda  optan- 

daque  est. 
Ita  me  di  bene  ament,  itt  mihi  liceat  tam  diu  quod  amoi65 

frui, 
Iam  depecisci  morte  cupio:    tii  conieito  cetera, 
Quid  ego  ex  hac  inopia  nunc   capiam  et  quid  tu  ex  istac 

copia; 
Vt    ne    addam,    quod    sine    siimptu    ingenuarn,    liberalem 

nactus  es, 
Quod  habes,  ita  ut  uoluisti,  uxorem  sme  mala  fama  palam: 
Beatus,  ni  unum  desit,  animus,  qui  modeste  istaec  ferat.   170 


fast  ausnahmslos  clie  2.  Silbe  des 
auf  den  betonten  Auslaut  folgen- 
den  mehrsilbigen  Wortes  unbetont. 
—  *Zur  Gestaltung  des  Versschlusses 
s.  S.  38. 

*V.  163.  Nachdrucksvolle  allitte- 
rierende  Verstiirkung  des  in  superest 
liegenden  wesentlichen  Gedankens. 
S.  Anhang. 

*V.  164  quidem  herch  ist  wie  bei 
Plaut.  (s.  Ed.  Kellerhoff,  Studem. 
Stud.  II,  64  f.)  auch  bei  Ter.  die  iib- 
liche  Wortstellung  und  Betonung 
(vgl.  V.  624  und  zu  V.  137).  Bei 
umgekehrter  Wortfolge  steht  vor 
quidem  ein  betontes  Pronomen; 
vgl.  V.  523.  Bei  Plaut.  wird  hercle 
certo  (Plaut.  Men.  312,  Stich.  480, 
561)  von  certe  hercle  geschieden. 
Da  aber  And.  347  die  Codd.  die 
umgekehrte  Wortstellung  bieten 
(auch  an  unserer  St.  herch  certe 
A3DlGl  Don.,  vgl.  Schlee,  Scholia 
Ter.,  S.  36),  so  scheint  der  bei  Plant 
bestehende  Unterschied  (vgl.  Spen- 
gel  zu  And.  347  und  Kellerhoff  a.  0. 
S.  63)  bei  Ter.  nicht  ebenso  ge- 
sichert. 

V.  165.  Itn  me  ili  hene  ament  oder 
kiirzer  Ita  me  di  ament  (amabtmt) 
ist  eine  Beteuerungsformel  der  Um- 
gangssprache,  welche  einem  Haupt- 
satze  (mit  oder  ohne  ut)  vorausge* 
schickt  oder  in  einenHauptsatz  ohne 
ut  eingeschoben  wird;  die  Stellen 
aus  Ter.  (vgl.  V.  883,  954)  s.  bei 
C.  Meissner  (N.  Jahrb.  Suppl.-Bd. 
XH,  S.  527)  und  E.  Lalin,  I)e  par- 
ticul.  comparat.  usu  apud  Ter.  (1894), 
S.  24  ff.     Es   liegt   in    der   Natur 

Terentius,  Phormio,  3.  Auflage. 


formelhafter  Wendungen,  dafs  auch 
die  Betonung  derselben  sich  wieder- 
holt;  so  findet  sich  meist,  obschon 
nicht  ausschliefslich,  ita  me  di  ament 
und  ita  me  di  bene  ament.  —  Der 
Satz  mit  ut  ist  vom  Folgenden  ab- 
hangig.  —  tam  diu,  namlich  wie 
Antipho. 

V.  166  depecisci:  pactionem  trans- 
igere  nach  Don. ;  morte  ist  der  Preis. 
Vgl.  Plaut.  Bacch.  865  pacisci  cum 
illo  paulula  pecumia  potes,  Cic.  ad 
Att.  IX  7,  3  cuui  enim  tot  (peri- 
cula)  impendeant,  cur  non  hone- 
stissimo  depecisci  uelim? 

*V  107  ijiiiil  tu  r.r  istac  copiu  ist 
mit  dem  vorausgehenden  Gliede 
vollkommen  parallel.  —  S.  Anhang. 
V.  168.  Vt  ne  addam,  quod:  vgl. 
Anm.  zu  V.  232,  Eun.  926  ut 
inittiuii  quod;  ahnliche  Konstruk- 
tionen  fehlen  bei  Plaut. 

*V  169  sinr  maln  fama,  wiihrend 
dem  Sprecher  das  Verhiiltnis  zur 
citharistria  naturlich  iiblen  Ruf 
bringen  kann. 

V.  170.  =!:Beatus,  ni  nnum  desit 
wie  Plaut.  Trin.  27  Inuitus,  ni  id 
me  inuitet  ut  faciam  fides  mit  be- 
stimmt  hingestelltem,  fast  einem 
Ausruf  gleichkommenden  Haupt- 
satz;  iihnlich  ni  nach  Hauptsatzen, 
welche  einen  Vorwurf  in  Frage- 
form  enthalten,  z.  B.  V.  543  f., 
546  f.  (vgl.  0.  Brugmann,  Uber 
den  Gebrauch  des  condic.  ni  in 
d.  iilt.  Latin.,  Leipzig  1887,  S.  24). 
—  istaec:  iste  mit  dem  deiktischen 
ce  wird  wie  hic  dekliniert  (s.  61  f.) ; 
nur  wird  aus  istiul-r:  istuc;  s.  Neue, 
7 


98 


1'HORMIO 


[I  3,  19— 26 


Quod    si    tibi    res    sit    cum    eo    lenone,   qud   inihist,   tum 

sentias. 
Ita     plerique     ingenio     sumus     omnes:      ndstri     nosmet  20 

paenitet. 
An.  At  tii  mihi  contra  niinc  uidere  fdrtunatus,  Phaedria, 

Quoi  de  fntegro  est  potestas  etiam  cdnsulendi,  quid  uelis: 
175  Retinere  amare  amittere;  ego  in  eum  mcidi  infelix  locum, 

Vt  neque  mihi  sit  amittendi  nec  retinendi  cdpia. 
Sed  quid  hoc  est?    Videon  ego  Getam  currentem  huc  ad-  25 

uenire? 
Is  est  lpsus.     Ei,  timed  miser,  quam  hic  mihi  nunc  nun- 

tiet  rem. 


a.  0.  II3,  398  ff.  Der  Annahme  Fr. 
Schmidts,  Quaest.  de  pron.  dem. 
form.  Plaut.  (1875),  S.  80  1'.,  Ter. 
habe  wie  Plautus  im  Neutr.  Plur. 
nur  istaec,  uie  ista  gebraucht,  wider- 
streben  Ad.  185  u.  677. 

V.  171  quo  (in  A,  quocum  in  g). 
Die  Wiederholung  der  Prilposition 
ist  unterlassen  wie  im  Griechischen ; 
ebenso  V.  476  in  hac  re  ut  aliis 
(ohne  in  nach  A),  Ad.  961  Quod 
nam  ob  factum?  De.  Multa  und 
besonders  Plaut.  Cas.  317  f.  Qui- 
cum  litigas,  Olympio?  Ol.  Cum 
eadem,  qua  tu  semper.  Indes  Eun. 
119,  wo  im  Haupt-  und  Nebensatz 
nicht  das  gleiche  Verbum  steht, 
wird  cum  wiederholt:  Ego  cumillo, 
quocum  tum  uno  rem  habebam, 
hospite  Abii  huc. 

V.  172.  *Uber  die  Betonung  /n- 
genio  sumus  s.  S.  55,  Anm.  1.  — pleri- 
que  .  .  omnes:  fdie  allermeisten,  fast 
alle',  eine  im  alteren  Latein  mehr- 
mals  belegte  Wendung  (And.  55; 
Haut.  830;  Plaut.  Trin.  29;  Donat 
zu  And.  a.  0.).  Der  Begriff  omnes 
soll  als  Attribut  den  von  pleri- 
que  nachtraglich  noch  verstarken, 
oder  omnes  wird  durch  sein  Attri- 
but  plerique,  wenn  auch  nur  in 
sehr  geringer  Weise,  eingeschrankt ; 
die  Verbindung  entspricht  wohl 
dem  griech.  Tiu^noXXoi.  ■ —  S.  Anh. 
*  V.  175  f.  Hetinere  amare  amittere: 
dem  vorausgehenden  quid  (nicht 
utrum)  uelis  entsprechend  stehen 
nicht  nach  den  Forderungen  der 
strengen  Logik  zwei  disjunktive 
Glieder  (etwa  \utno»]  retinere  at- 
que  amare  an  amittere),  sondern  in 


volkstumlicher  Weise  parataktisch 
drei  Verba,  wodurch  fiir  den  Horer 
die  Wahlfreiheit  Phaedrias  gegen- 
iiber  der  scharf  entgegengestellten 
Alternative,  die  fiir  den  Sprecher 
eriibrigt ,  vergrofsert  erscheint 
(gleichsam  die  Antwort  auf  V.  167 
inopia — copia).  Amare  ist  ferner 
wegen  Phaedrias  rLiebschaft'  (nicht 
Ehe),  dann  wegen  des  Gleich- 
klanges  mit  amittere  und  mit 
Riicksicht  darauf,  dafs  Phaedria 
diesen  Begriff  so  sehr  betont  hatte 
(V.  162,  163,  165),  absichtlich  ge- 
wahlt.  —  amitterc:  vgl.  zu  V.  141. 
—  Uber  mihi  vgl.  den  Anhang. 

V.  177.  Geta  kommt  vom  Hafen 
heT  geeilt.  —  V.  177  f.  bilden  als 
iamb.  Septenai-e  den  Ubergang  von 
iamb.  Oktonaren  zu  einer  lyrischen 
Scene. 

V.  178.  *Ei  bezieht  sich  auf  die 
sprechende,  bei  den  Scen.  miinnl. 
Person  (ei  misero  mihi,  dagegen  von 
der  Frau  heu  miserae  mihi  Plaut. 
Merc.  701,  770,  heu  me  m.  Hec,  271 
neben  heu  misero  mihi  Merc  661  u. 
heu  H"  mis<  rum  And.646;  andersz.  B. 
( »v.  Met.VII,843).  Esdriicktzunachst 
Furcht  aus,  auch  folgen  wie  hier 
gern  uerba  timendi  (vgl.  V.  491), 
oder  dieser  Atfekt  ist  aus  dem  Zu- 
sammenhang  ersichtlich  (so  V.  671 
Ki  rnihi!,  1004  u.  797);  dann  Klage 
und  Schmerz  (V.  501)  oder  Ent- 
riistung  (Ad.  124,  452  u.  a.).  Die 
Interjektion  steht  nicht  wie  oft 
ah,  oh,  hent,  hui  unmittelbar  am 
Versende  (vgl.  auch  V.  491 ;  Richter, 
Studem.  Stud.  I,  460  ff.).  —  ipsus: 
s.  S.  62.  —  titneo  miser:  vgl.  zu  V.  96. 


I  4.   1  —  7] 


PRORMIO 


99 


GrETA     ANTIPHO     PHAEDRIA 

Servos        Advlescentes  II 

1 4  Ge.  Nullus   es7    Geta,   nisi    iam    aliquod    tibi   consiliuui   celere 

reperis : 
Ita  nunc  inparatum  subito  tanta  te  inpendent  rnala;  iso 

Quae   neque   uti    deuitem    scio    neque   quo    modo   me  inde 

extraham : 
i         Nam  non  potest  celari  nostra  dfutius  iam  audacia. 
•  Ax.  Quid  illic  commotiis  uenit? 
Ge.  Tum  temporis  mihi  punctum  ad  hanc  rem  est:  erus  adest. 

Ax.  Quid  illiic  malist? 


V.  179 — 194  spricht  einerseits 
Geta  zu  sich  allein,  ohne  die  bei- 
den  Jiinglinge  zu  bemerken ;  ander- 
seits  reden  diese  mit  einander 
unter  Bezugnahme  auf  Getas  Woi'te. 
—  Diese  Scene  beginnt  wieder  mit 
einem  Canticum,  das  etwa  bis  V.  196 
reicht  und  in  dem  iamb.  Quaternare 
u.  Okton.  als  Klauseln  vorkommen. 
*V.  179.  Nullus  es  fmit  dir  ist  es 
aus,  du  bist  verloren',  volkstiim- 
liche  Wendung,  vgl.  V.  942  Nullus 
sum,  943  Sepultus  sum.  —  Geta:  das 
-a  des  Nomin.  und  Vokat.  der 
l.Dekl.  in  den  Eigennaruen,  welche 
den  griechischen  auf  -5g  ent- 
sprechen,  war  ursprunglich  lang; 
bei  Ter.  notigt  aber  weder  diese 
Stelle  (Geta  nisi)  noch  V.  482  (am 
Versende)  oder  V.  830  (vor  der  Ca- 
sur  des  iamb.  Septen.)  zur  Annahme 
der  Lange;  am  ehesten  noch  Haut. 
406,  wo  aber  Havet,  Cours  element. 
de  rnetr*  §  134  Clinia  sdlue  (wie 
Minerua  st.  Minerea,  larua  u.  dgl.) 
zu  lesen  vorschlagt.  —  celere  er- 
klaren  Donat  (zur  St.),  Charisius 
und  Priscian  (s.  Umpf.  zu  d.  St.) 
hier  als  •  Adjektiv.  Engelbrecht 
a.  0.  S.  73  beruft  sich  dagegen 
auf  Plaut.  Curc.  283  (Ita  nwrn 
subito  propere  et  celere  obiectumst 
mihi  negotium),  wozu  Rud.  1323 
Eloquere  propere  celeriter  uncl  die 
noch  bei  Sall.,  Nepos  und  Livius 
erscheinenden  Wendungen  propere 
sequi,  egredi  und  se  recipere  sich 
vergleichen  lassen.  Neben  dem  Adv. 
propere  haben  Pacuv.  und  Accius 
auch  properiter  gebildet. 

V.  180  inpendere,  in  ubertragenem 


Sinne  gewohnlich  mit  in  und  dem 
Accus.  oder  mit  dem  Dativ  verbun- 
den,  wird  vereinzelt  auch  zum  trans- 
itiven  Verbum  mit  dem  Accus.; 
vgl.  Lucil.  inc.  V.  1092  (L.,  98  M.): 
ut  quae  res  me  inpendet  agatur. 
Beispiele  ahnlicher  mit  dem  Accus. 
verbundener  Verba  s.  bei  Brix. 
Mil.2  1047. 

V.  181  inde  nimmt  das  Relativ 
quae  in  demonstrativer  Form  auf; 
s.  Holtze,  Synt.  I,  389.  —  *cxtraham: 
iibertragen,  so  auch  noch  Hec.  876 
ex  quanta  aerumna  extraxeris  (me). 
Bei  Plautus  im  eigentl.  Sinne,  z.  B. 
Rud.  461  sine  labore  hanc  (aquam 
extraxi,  984,  1168  (vgl.  Langen, 
N.  Jahrb.  1882,  S.  753). 

V.  182  * diutius  mifkmzQx  2.Silbe, 
vgl.  namentlich  Phaedr.  HI,  Epil. 
14;  12,  16  und  die  spateren  Dichter 
(s.  Solmsen,  Stud.  z.  lat.  Lautgesch., 
S.  194  ff.  und  Skutsch,  Sat.  Viadr. 
S.  133).  —  Nach  V  182  (oder  181) 
ist  in  den  Hdschr.  And.  208  wieder- 
holt.  —  S.  Anh. 

*V.  183  illic  auch  von  Personen, 
welche  auf  der  Biihne  anwesend 
sind  oder  erscheinen,  wenn  sie  vom 
Sprechenden  weiter  entfernt  sind 
als  der  Angesprochene  (hier  Phae- 
dria),  oder  wenn  sich  der  Sprechende 
von  ihnen  ab-  und  dem  Publikum 
zuwendet;  besonders  in  derFormel 
quis  iilic  est?  (vgl.  J.  Bach,  Studem. 
Stud.  H,  303  f.). 

V.  184  ad  hanc  rem:  Don.  'ad 
deliberandum,  quod  ago\  —  *erus 
adest:  Don.  'uultu  tristi  ac  super- 
ciliis  arcluis  hoc  dicendum  est' ;  vgl. 
C.  Sittl,  Die  Gebiirden  der  Griechen 


100 


PH0RMIO 


\l  4,  8—14 


185  Ge.  Quod   quom    audierit,   quod   eius    remedium  mueniani   ira- 

cundiae? 
Loquarne?  incendam;  taceam?   instigem;   piirgeni   me?  la- 

terem  lauem. 
Heii   me  miserum!     Quom  mihi  paueo,   tum  Antipho  me  io 

excriiciat  animi: 
Eius  me  miseret,  ei  nunc  timeo,  is  niinc  me  retinet;  nam 

absque  eo  esset, 
Recte  ego  mihi  uidissem  et  senis  essem  ultus  iraciindiam: 
190          Aliquid   conuasassem   atque   hinc   me   conicerem  protinani 

m  pedes. 
An.  Quam  |  hic  fugam  aut  furtiim  parat? 


u.   Romer    (Leipzig   1890),    S.  201, 
Anm.  4. 

V.  185.  Bei  quod  (quom  audierit) 
schwebt  dem  Sprechenden  das  V. 
182  und  V.  184  mit  hancrem  An- 
gedeutete  noch  vor. —  Uber  eius 
s.  Anm.  zu  V.  113.  Ubrigens  kann 
der  Vers  auch  mit  Hermann,  Elem. 
S.  173  und  Fr.  Schlee  a.  O.,  S.  29 
als  iamb.  Oktonar  gemessen  werden, 
so  dafs  eius  seine  gewohnliche  Quan- 
titat  behalt. 

*V.  186  laterem  lauem:  r7taQ0iuia, 
nllv&ov  Ttlvvsis'  (Don.).  Ebenso 
Senec.  Controv.  X,  Praef.  11  no)i 
intellegis  te  laterem  lauare?  u.  a. ;  das 
Sprichwort  bezeichnet  eine  ganz 
vergebliche  Arbeit;  gemeint  ist 
wohl  der  later  crudus  (denn  ttHv&os 
geht  besonders  auf  den  rohen,  nicht 
gebrannten  Ziegelstein) ,  welcher 
durch  lauare  zum  caenum  aceratum 
(Lucil.IX,  292L.,47M.)wird.  S.  Anh. 

V.  187.  Heu:  s.  Anh.  —  animiwie 
Eun.  274  falsus  an.,  Hec.  121  an. 
incertus;  Ad.  610  Discrucior  an., 
Haut.  727  pendebit  art. 

V.  188  absque,  aus  abs  und  -gue 
zusammengesetzt,  wird  bei  Plaut. 
und  Ter.  nur  wie  hier  vor  einem 
Personal-  oder  Demonstrativprono- 
men  in  einem  Satze  mit  kondicio- 
nalem  Sinn  und  mit  dem  Konjunkt. 
Imperf.  gebraucht  (ahsqtie  eo  esset 
rware  es  ohne  ihn,  wiire  er  nicht 
gewesen';  vgl.  O.Brugman,  Rh.Mus. 
XXXII,  485  ff.,  H.  Jordan,  Krit,  Beitr. 
zur  Gesch.  der  lat.  Spi\,  S.  313  tf.  ond 
bes.  J.  Praun.  Wolfflins  Arch.  VI, 
197  ff.).  DasWort  ist  seit  Ter.  (vgl. 
Hec.  601)  sehr  iin  Ruckgang  begriffen 


(wahrscheinlich  Cic.  ad  Att.  I  19,  1; 
Quintil.  VII  2,  44  absque  sententia). 
erscheint  aber  wieder  seit  Fronto 
(Epist.  S.  85,  24  N.:  Apsque  te) 
haufiger,  so  bei  Apul.,  Gell.,  den 
(afrikan.)  Kirchenvatem  und  in  der 
Vulgata  bes.  des  alten  Testamentes 
(Wolfflin,  Rh.  Mus.  XXXVH,  96  ff.). 

V.  189  uidere  in  pragnantem  Sinne 
fiir  prouidere. 

V.  190  'conuasare  dicitur  furto 
omnia  colligere'  (Non.  S.  87).  Das 
Wort  scheint  iibrigens  von  Ter.  zu- 
erst  gebraucht  zu  sein  und  die 
spiiteren  Belege  von  obiger  Stelle 
direkt  oder  indirekt  abhiiugig  zu 
sein.  —  *protinam  ein  im  iilteren 
Latein  gebrauchliches  Ortsadverb, 
hier  vom  gelehrten  Nigidius  Figulus 
(Prator  58  v.  Chr.)  bezeugt  (Don.,  s. 
Paul.  Fest.  S.  226  M.,  283  Th.);  pro- 
tinus  ist  dagegen  immer  zeitlich 
(s.  auch  P.  Langen,Beitrage  S.  163  f.). 
Dieselbe  Verbindungerscheint  schon 
bei  Plaut.  Bacch.  374  me  . .  contuli 
protma/m  in  pedes. 

*'V.  191.  Quam  hic  mit  Erhaltun<: 
des  -m  im  einsilbigen  Worte  (in 
der  Thesis  des  ersten  Fufses\  wie 
Haut.  540  Iam  huic  und  in  etwa 
30  iihnlichenFallen(mit  unbetontem 
quam .  nam .  iam,  tum,  ewn,  rem) 
bei  Plaut.,  z.  B.  Aul.  663  Nam  hic, 
Poen.  1054  Nam  haud .  vsA.  S.  56 
nnd  Leo,  Plaut.  Forsch.,  S.  306  f. 
—  fugam  aui  furtum:  allitterierende 
nnd  assonierende  Verbindung,  vgl. 
Plaut.  Pers.  421  lurco  edax,  furax, 
fugax  u.  Cic.  Ven-.  II,  18  cum  istius 
in  quaestura  fugam  et  furtum  re- 
cognosceret. 


I  4,   15—21] 


PHORMIO 


101 


i5  Ge.  Sed    ubi    Antiphoneui    reperiam?    aut    qua    quaerere    in- 

sistam  uia? 
Ph.  Te  nominat.    An.  Nescfoquod  magnum  hoc  niintio  exspecto 

malum.     Ph.  Ah. 
(Sanusne  es?]     Ge.  Domum  ire  pergam;    ibi  plurimumst. 

Ph.  Reuocemus  hominem.  An.  Sta  flico.  Ge.  Hem?195 
Satis  pro  imperio,  quisquis  es.   An.  Geta.    Ge.  fpsest,  quem 

uolui  obuiam. 

An.  Cedo,  quid  portas,  obsecro?  atque  id,  si  potes,  uerbo  expedi. 

20  Ge.  Faciam.    An.  Eloquere.    Ge.  Modo  apud  portum  . .   An.  Me- 

umne?  Ge.  Intellexti.  An.  CJccidi.  Ph.  Hein, 

An.  Quid  agam?  Ph.  quid  ais?    Ge.  Hums  patrem  uidisse  me 

et  patruom  tuom. 


V.  192.  Gewohnlich  wird  (mit 
AFG1)  uiam  gelesen.  Doch  P.  Barth, 
De  infin.  etc. ,  S.  18  f.  hat  nach- 
gewiesen,  dafs  der  Infin.  (quaerere) 
wohl  von  insistam,  aher  nicht  von 
insistam  uiam  abhiingen  kann. 

V.  193.  Nescioquis  u.s.w.  alsPron. 
indefin.  stets  mit  choriambischer 
Messung;  s.  S.  53,  Anm.  1  u.  zumln- 
dikativ  Anm.  zu  V.  358.  —  *Ah:  Inter- 
jektion,  die  gewohnlich  Mifsbilli- 
gung  (V.  216, 541, 809),  Verbesserung 
und  Widerlegung  (wie  hier  u.  V. 
325),  Klage  (474)  oder  Furcht  (503) 
ausdruckt.  ISIur  bei  Ter.  leitet  sie 
auch  Fragen  ein,  so  V.  503,  And. 
628,  Eun.  797  (vgl.  P.  Richter, 
Studem.  Stud  I,  398  ff.). 

V.  194  f.  S.  Anh. 

■  X .  195.  Hem  .  (Bedeutung  s.  zu 
V.  52)  richtig  als  Erwiderung  des 
Angerufenen,  vg].  682:  An.  Geta. 
Ge.  Hem.  An.  Quid  egisti?  ferner 
Ad.  320  u.  a.  Ahnlich  der  (bei 
Plaut.  nicht  belegte)  Ausruf:  Hem, 
perii  (occidi)  And.  928,  Ad.  326  und 
Eun.  827.  Sonst  steht  diese  Lieb- 
lingspartikel  des  Ter.  gewohnlich 
vor  Fragen  in  den  Verbindungen 
Hem,  quid  ais?  (V.  198  f.  nur  durch 
Antiphos  Zwischenfrage  unterbro- 
chen,  1004,  1040),  hem,  quid  di- 
x(is)ti?  (And.  592,  Eun.  1017,  Haut. 
340)  und  hem,  quo  pacto?  V.  817 
(Richter  a.  0.  I,  544  ff.  und  Kohler, 
Wolfflins  Arch.  VI,  29). 

*V.  196  quem  uolui  obuiam:  s.  zu 
V.  52.  P.  Barth  a.  0.  S.  46  will 
ipsest,  quem  uolui,  obuiam  inter- 
pungieren  wegen  And.  532,aber  dort 


schreibt  Dz. :  Atque  adeo  in  ipso  tem- 
pore  eccum  ipsum  [obuiam]  Chremem. 

*V.  197  Zumlndikativ  im  indirek- 
ten  Fragesatz  Cedo,  quid  portas? 
vgl.  V.  642  Cedo,  quid  postulat?  und 
die  Bemerkung  zu  V.  358. 

V.  198.  Die  Kiirze  in  den  Worten 
Getas  und  Antiphos  erkliirt  sich 
aus  ihrer  Angst,  das  entscheidende, 
gefurchtete  Wort  auszusprechen.  — 
Intellexti:  s.  S.  62. 

*  V .  199.  Huius  patrem . .  e  t  patruom 
tuom  fso  richtig  A1;  zweifelhaft, 
ob  von  Az  durchstrichen),  durch  et 
wird  der  Ausdruck  angemessen 
verstarkt.  Das  Bild  des  gefiirchteten 
Mannes,  der  Antiphos  Vater  und 
Phaedrias  Onkel  ist,  tritt  in  dieser 
Form  zweimal  und  dadurch  kriif- 
tiger  vor  Augen;  dem  Frager  Phae- 
dria  gegeniiber  —  Antipho  hat  die 
Schreckenskunde  schon  nach  Getas 
ersten  Worten  erraten  —  ist  iiber- 
dies  die  Bezeichnung  des  ihn  an- 
gehenden  Verwandtschaftsverha.lt- 
nisses  durch  eine  Apposition  weniger 
passend  als  durch  ein  selbstandiges 
Glied.  Ahnliche  Beispiele  dieser 
im  Konversationsstile  des  archai- 
schen  und  archaisierenden  Lateins 
nicht  gerade  seltenen  Verbindungs- 
weise  sind:  And.  571  tibi  generum 
firmwm  et  filiae  inuenies  uirwn; 
Plaut.  Trin.  111  simul  eim  matrem 
suamque  uxorem  mortuam;  Bacch. 
495  Serua  tibi  sodalem  et  rnihi 
filium;  Capt.  879  tuom  gnatum  et 
genium   meum;    Stich.  372;    Poen. 

1382  (vgl.Wiener  Studien  IV,  322  ff. 
und  C.  Sydow,  I)e  fide  etc,  S.  34). 


102 


PHORMlu 


|i    i,   22—33 


200  An.  Nam  quod  ego  huic  nunc  3iibito  exitio  remedium  inueniam 

miser? 
Quod    si    eo   meae   fortiinae   redeunt,  Phanium,   abs   fce   ut 

distrahar, 
Nullast   mihi    uita    expetenda.     Ge.  Ergo  fstaee  quom  ita 

sint,  Antipho, 
Tanto  magis  te  aduigilare  aequomst:  fortis  fortuna  adiuuat.  25 
An.  Non  sum   apud  me.     Ge.  Atqui  opus  est,  nunc  quom  ma- 

xume  ut  sis,  Antipho; 
205         Nam  si  senserit  te  timidum  pater  esse,  arbitrabitur 

Commeruisse  ciilparu.    Ph.  Hoc  uerumst.    An.  Non  possum 

inmutarier. 
Ge.  Quid  faceres,  si  aliiid  quid  grauius  tibi  nunc  faciundiim  foret? 
An.  Quom  hoc  non  possum,  illud  minus  possem.    Ge.  Hoc  nfhil  30 

est,  Phaedria:  ilicet. 
Quid  hic  conterimus  operam  frustra?    Quin  abeo?    Ph.  Et 

quidem  ego?     An.  O&secro, 
210  Qufd  si  adsimulo?   Satinest?    Ge.  Garris.    An.  Voltum  con- 

templamini:  em, 
Satine  sic  est?  Ge.  Non.  An.  Quid  si  sic?  Ge.  Propemodum. 

An.  Quid  sic?    Ge.  Sat  est: 


V.  200.  Die  Wendung  remedium 
inuenvre  wie  V.  185;  ahnlick  lafst 
sich  bei  V.  202  (uita  expet.)  auf 
V.  164  verweisen. 

V.  201.  Phanium  ist  die  junge 
Frau  Antiphos.  Die  Anrede  an  sie 
geschieht  per  anooTQocpijv,  wie  z.  B. 
Haut.  398,  Hec.  134,  325  f.,  504. 
Ad.  713.  Im  ganzen  wird  von  dieser 
Figur  ein  zieralich  sparsamer  Ge- 
brauch  gemacht. 

*V.  203  fortis  fortuna  adiuuat:  vgl. 
Cic.  Tusc.  n,  11  Fortis  . .  .  fortuna 
adiuuat,  ut  est  >»  uetere  prouerbio 
und  Liv.  XX  XIV  37,  1:  ahnl.  Enn. 
bei  Macrob.  Sat,  VI  1,  62  Fortibus 
est  fortuna  uiris  data;  Varro  r.  r. 
I  1,  4  ut  aiunt,  dei  fadentes  adiu- 
uant;  Verg.  Aen.  X,  284  Audentis 
fortuna  iuuat;  Ov.  Met.  X,  586  .1»- 
dentex  deus  ipse  iuuat ;  Liv.  1 9,  3  u.  a. 
SchonSoph.  Prg.842N.  hatte oi rotg 
&d"6fioig  1)  vb%n  6vXXcciL§avsi  gesagt. 
V.  20 1  Xmi  siiin  iijiik!  nic:  Wen- 
dung  der  Umgangssprache,  vgl.  z.  B. 

Anil.  408  /'"(■  apud  te  ut  sies,  937, 
den  entsprechenden  deutechen  Aus- 
druck  Bowie  das  griech.  iv  iuavxm 
tlui.  —  nunc  (ittoiii  maxuine:  s.  Ad. 

518  u.   !>/.>.   Amn.  dazu. 


V.  205  f.  arbitrabitur  Commeruisse 
culpam:  s.  zu  V.  54.  —  commerere 

wird  nur  in  iiblem,  promerere  nur 
in  gutem,  merere  in  beiderlei  Sinne 
gebraucht;  vgl.  Don.  zu  Ad.  201 
(II  1,  47). 

V.  207.  Geta  meint,  dafs  Antipho 
unter  Umstanden  auf  Phanium  ganz 
verzichten  miisse. 

V.  208.  Mit  kausalem  qiwm  ver- 
hiilt  es  sich  wie  mit  koncessivem 
(s.  Anm.  zu  V.  22  f. ;  Lubbert,  Gramm. 
Stud.  H,  §  7  f,  bes.  S.  116).  —  Mit 
ilicet  =  vre  licet)  wird  im  Sinne 
von  actum  est  das  Ende  einer  Hand- 
lung  bezeichnet  (s.  Don.  zur  St.). 
Geta  Bagt  das  zu  Phaedria,  da  alle 
Yerhandlungen  rnit  Antipho  Bich 
als  nutzlos  erweisen. 
*V.  209.  Ober  die  lautlich  berech- 
tigte  Schreibung  opsecro  (vgl  tep- 
smwj  .  die  sich  im  Fhor.  nur  hier 
nandschriftlich  bezeugt  findet,  vgL 
S    60. 

V.  210  Satine:  s.  Anh.  —  *Unsere 
Stelle  (vgl.  V.  57,  890,  And.  839, 
878,  Plaut.  Mt'ii.  828  f.)  kann  zei- 
gen,  daJs  znr  Zeit  des  Plautus  und 
Ter.  Masken  noch  nicht  imGebrauch 
waren    s.  S.  35  f.;    Chr   Hoffer,  T)e 


I  4,  34— 44J 


PHORMIO 


103 


Eni  istuc  serua;  et  uerbum  uerbo  par  pari   ut   respondeas, 
35         Ne  te  iratus  siiis  saeuidicis  dictis  protelet.     An.  Scio. 
Ge.  Vi  coactuiu  te  esse  inuitum.  Ph.  Lege,  iudicio.    GrE.  Tenes? 
Sed  hic    quis    est    senex,    quem    uideo    in  ultima  platea?2i5 

Ipsus  est. 
An.  Non  possum  adesse.  Ge.  Ah,  quid  agis?  quo  abis;  Antipho? 
Mane,  inquam.    An.  Egomet  me  noui  et  peccatiim  meum: 
40         Vobis  commendo  Phanium  et  uitam  meam.  — 
Ph.  Geta,  quid  nunc  fiet?     GrE.  Tii  iam  litis  aiidies; 

Ego  plectar  pendens,  nisi  quid  me  fefellerit.  220 

Hed  quod  modo  hic  nos  Antiphonem  monuimus, 
Id  ndsmet  ipsos  facere  oportet,  Phaedria. 


personarum  usu,  S.  34  tt'.  uncl  Leo, 
Rh.  Mus.  XXXVIII,  343). 
*V.  212  uerbum  uerbo  par  pari: 
er  soll  iiberhaupt  keine  Antwort 
schuldig  bleiben,  uncl  zwar  im  ganz 
gleichen  Tone  antworten.  Zu  clieser 
Art  von  Verbinclung  vgl.  Plaut. 
Pers.  223  par  pari  respondes  dicto; 
haufiger  blofs  par  pari  respondere, 
so  Merc.  629.  Truc.  939  (to  o^iotov 
ra  dfioico  uncl  hnog  nobg  inog);  Cic. 
ad  Att.  XVI  7,  6  par  pari  respondea- 
tur;  ahnl.  Ter.  Eun.  445  par  pro 
pari  referto,  sprichwortlich ,  soviel 
als  fmit  gleicher  Miinze  heim- 
zahlen.'  S.  aufserdem  Rhet.  aclHer. 
IV,  61  res  tota  totae  rei  necesse  est 
similis  sit  (clie  eine  Sache  vollstiin- 
clig  cler  anclern),  Cic.  Nat.  cleor.  I, 
50  omnia  omnibus  paribus  paria 
respondeant.  Die  fJopplung  cler 
Substantive  ist  besonclers  in  Sprich- 
worterniiblich:  manusmanumlauat ; 
de  manu,  ut  aiunt,  in  manum  (Cic. 
Epist.  VII  5,  3);  ahnlich  V.  115 
Bonam  bonis  prognatam,  V.  726, 
790,  800,  Ad.  Prol.  11  (vgl.  Lancl- 
graf,  Wolfflins  Arch.  V,  161  ff). 

V.  213  *  saeuidicus:  wie  es  scheint, 
ein  ciTtai;  tio^iisvov,  vgl.  auch  S.  66. 
Hie  Stelle  macht  aber  clen  Einclruck. 
als  ob  tragischer  Stil  parodiert 
wiirde.  —  'protelet  et  protelum 
....  ab  assiduo  tehrum  iactu  ex- 
istimant  dici,  ut  Lucretius  e  Vndique 
protelo  plagarum  continuato'  hoc 
est:tenore'  (Don.);  vgl.  Opitz,  Leipz. 
Stud.  VI,  222.  Das  Subjekt  senex 
ist  leicht  zu  ergiinzen.  —  Zu  Scio 
bemerkt  Don.  richtig:  Apparet 
hoc  uerbum  eo  uultu  dici,  ut  mani- 


festum  sit  absenti  animo  esse  eum, 
qui  loquitur.  Das  Gleiche  zeigt  der 
Ausdruck  Tenes?  V.  214  (s.  Don. 
zur  St.). 

*V.  215.  Sed  hic  quis  est? :  Ab- 
weichung  von  der  bei  Plaut.  iibli- 
chen  Wortstellung  Sed  quis  hic  est?, 
wohf  yeranlafst  durch  die  Aufregung 
und  Uberraschung  des  gerade  nach 
der  Richtung,  aus  welcher  der  Ge- 
fiirchtete  erscheint ,  hinblickenden 
Sprechers;  s.  Pacuv.  148  Ribb.3  Is 
qicis  est?  u.  a.  Beispiele  im  Anh. 
—  platea  (ttIcctsIcc),  vgl.  S.  48. 

V.  217.  Mit  Mane,  inquam  wird 
die  bereits  in  quid  agis?  quo  abis? 
liegende  Aufforderung  zu  bleiben 
nachdrucklich  wiederholt.  Eine* 
doppelten  mane  bedarf  es  dazu 
nicht;  vgl.  z.  B.  Ad.  780  f.  Sy. 
Quidagis?  quo  abis?  De.  Mitte  me. 
Sy.  Noli.  inquam.  —  Nach  V.  218 
eilt  Antipho  nach  rechts  hin  weg 
(vgl.  V.  462  ff.). 

V.  220  *plectar  pendens:  hierbei 
ist  nur  an  eine  korperliche  Ziichti- 
gung  zu  denken,  verscharft  durch 
das  Baumeln,  vgl.  Plaut.  Most. 
1167  Verberibus  .  .  caedcre  pendens, 
Cas.  1003  Nulla  causast,  quin  pen- 
dentem  me,  uxor,  uirgis  uerberes; 
iibertr.  Trin.  247  illa  (amica)  pen- 
dentem  (amantem)  ferit. —  fefetlerit: 
das  Tempus  ist  in  genaue  Beziehung 
zu  dem  des  Hauptsatzes  geset/.t. 
obwohl  hier  gerade  auch  das  Prii- 
sens  zulassig  ware,  wie  Haut.  668: 
Nisi  me  animus  fallit  multum,  haud 
multum  a  me  abcrit  infortunium. 
Die  Wahi  des  ubrigens  in  solchen 
Verbindungen  beliebten  Fut.  exact. 


104 


PHORMIO 


[I  4,  45—11  1,  2 


Pn.  Aufer  mi  'oportet':  qufn  tu  quid  faciam  fmpera.  45 

Ge.  Meminfstin,  olim  ut  fuerit  uostra  oratio 
225         In  re  fncipiunda  ad  defendundam  noxiam 

Iustam  fllam  causam,  facilem,  uincibilem,  optumam? 
Ph.  Memini.    Ge.  Em  nunc  ipsast  opus  ea  aut,  si  <pu'd  potest, 

Melidre  et  callidiore.     Ph.  Fiet  sedulo,  50 

Ge.  Nunc  prfor  adito  tu,  ego  in  insidiis  hfc  ero 
230          Subcenturiatus,  sf  quid  deficias.     Ph.  Age. 

Demipho     Phaedria      Geta 

Senex       Advlescens    Servos 

De.  Itane  tandem  uxorem  duxit  Antipho  iniussu  meoV  11  1 

Nec  meum  imperium  —  ac  mftto  imperium  —  non  simul- 

tatem  meam 


wird  hier  (wie  so  oft  bei  Plautus) 
durcb  das  Metrum  beeinflufst  sein; 
denn  fiir  das  Versende  eignet  sich 
diese  vollere  .Form  besser. 

*Y.  221  hic  iws:  s.  Anh. 

V.  223  quin  steht  eigentlich  in 
der  ungeduldig  oder  doch  lebhaft 
auffordernden  Frage  mit  dem  In- 
dikativ  (quin  imperas?  fwarum  be- 
fiehlst  du  nicht?'  =  fso  bef.  doch!') 
und  wird  danach  analog  auch  vor 
den  Imperativ  gesetzt  (vgl.  0.  Rib- 
beck,  Lat.  Part.,  S.  14).  Letztere 
Verbindung  gehort  vorzugsweise 
der  Umgangssprache  an  (s.  Loch, 
Imper.  bei  Plaut.,  S.  18);  doch  auch 
z.  B.  Cic.  Mil.  79  quin  sic  attendite. 
V.  22G  *causam  u.  s.  w.  ist  kaum 
Apposition  zu  dem  ganzen  «Satze 
mit  ut  und  von  meministin  abhiln- 
gig,  sondern  als  Subjekt  des  von 
ut  fuerit  uostra  oratio  regierten 
accus.  c.  inf.  zu  fassen.  —  uinci- 
bilis  in  aktiver  Bedeutung  (nach 
Don. :  quae  facile  uincat);  s.  V.  9G1 
placabilius;  vgl.  Lorenz  zu  Plaut. 
Most.  1147 ;  Madvig,  Adv.  crit.  II,  15. 
Daneben  kommen  natiirlich  auch 
gleichgebildete  Adjektiva  mit  passi- 
vem  Sinne  vor,  /..  13.  V.  239  in- 
credibilc;  690  utibile;  And.  625 
credibile  und  monorabiJe  (siimtlich 
im  Neutrum). 

*V.  227  ipsast  .  .  ea  aut  q.  s.  Die 
Behauptung  Reins,  De  pron  ap. 
Ter.  colloc,  S.  56  ff.,  ipse  pflege  bei 
Ter.  anderen  Pronomina  nachgestellt 
zu  werden,  ist  zwar  im  allgemeinen 


zutrettend,  berechtigt  aber  nicht  zu 
einer  Umstellung ;  vielmehr  wird  in 
dieser  Verbindung  ea  mehr  hervor- 
gehoben  als  in  ea  ipsa.     S.  Anh. 

V.  229  f.  Geta  tritt  in  den  Hin- 
tergrund,  wohin  ihm  Phaedria  zu- 
nachst  folgt  (s.  V.  247). 

V.  230  Subcenturiatus:  als  rKe- 
servist'.  'Succenturiati dieuntur, 
qui  explendae  centuriae  gratia  sub- 
iciunt  sead  supplementum  <ir<liinti>i~ 
(Don.);  vgl.  Festus  unter  succentu- 
riare  (S.  306  f.  M.,  442  f.  Th.).  Ahn- 
liche  dem  Kriegswesen  entlehnte 
Bilder  sind  hilufig.  z.  B.  V.  321, 
346  f.  und  Plaut.  Pseud.  .07-_»  J)«m 
concenturio  m  corde  sucophantiasj 
s.  auch  zu  V.  7-J. 

V.  231.  Demipho  kommt  in  lautern 
Selbstgespriich  begriffen  von  links 
her.  Getaund  Phaedria  unterhalten 
sich  abseits,  bis  nach  V.  252  letzte- 
rer  seinem  Oheim  entgegentritt. 

V.  -232  f.  *Die  Worte  bis  saUm 
verwendet  Cic.  ad  Att.  n  19.  1 
als  scherzhaftes  Citat.  —  Infinitive 
ohne  bestimmtes  Subjekt  stehen 
haufig  bei  Ter.  in  einem  Ausruf 
des  Unwillens  und  der  Verwunde- 
rung;  vgl.  V.  339  f.  Die  Konstruk- 
tion  (negativ  nur  mit  non,  nicht 
mit  haud ,  vgl.  Fr.  Sigismund,  De 
haud  negationis  .  .  .  usu  ls,83,  S. 
239)  lafet  sich  mit  der  des  ein- 
fachen  Accusat.  in  Ausrufen  ver- 
gleichen.  —  *ac  mitto  imperium: 
i-hetorische  Figur  der  praeteritio, 
die    auf  ilie  Wichtigkeit   des  Fol- 


II  1,  3  —  13] 


PHORMIO 


105 


Reuereri  salteni!     Ndn  pudere!     0  facinus  audax,  6  Geta 
Monitdr!    Ge.  Vix  tandem!  De.  Quid  mihi  dicent  aiit  quam 

causam  reperient? 
Demiror.     Ge.  Atqui  reperiam:    aliur/  ciira.     De.  An  hoc-235 

dicet  mihi: 
Inuitus  feci;   lex  coegit'?     Audio,  fatedr.     Ge.  Places. 
De.  Verum  scientem,  tacitum  causam  tradere  aduersariis, 

Etiamne    id    lex  coegit?     Ph.  Illud  diirum.     Ge.  Ego  ex- 

pediani:  sine. 
De.  Incertumst  quid  agam,   quia  praeter  spem  atque  fncredi- 

bile  hoc  mi  dptigit: 
io          Ita    sum    mritatus,    animum    ut    uequeam    ad    cdgitandum240 

instituere. 
Quam    ol)    rem    dmnis,    quom    seciindae  res  sunt  maxuuie, 

tum  maxume 
Meditari   secum    opdrtet,   quo   pacto   aduorsam   aerumnam 

ferant, 
Pericla,  damna,  exsilia:  peregre  rediens  semper  cdgitet, 


genden  vorbereitet  und  aufrnerksam 
niacht  (s.  M.  Seyffert,  Scholae  Lat. 
I,  §43);  vgl.Anm.zuV.168,293,  648. 

V.  234.  Vixtandem:  ironisch.  Geta 
ist  gewissermafsen  enttauscht,  da 
er  glaubte,  Demipho  werde  gegen 
ihn  vor  allen  aufgebracht  sein,  und 
dieser  ihn  nun  erst  spat  an  zweiter 
Stelle  erwahnt  (vgl.  Don.  zur  St.);  s. 
And.  470  Vix  tandem  sensi  stolidus; 
Plaut.  Most.  727  uix  tandem  per- 
cepi  u.  a. 

V.  235.  *Nach  hoc  dicet  mihi 
Parataxe;  bei  dicere  mit  Demon- 
strativ  und  folgender  sprichwort- 
licher  oder  stehender  Redensart 
findet  sich  dieselbe  auch  Haut. 
795  f.  uerum  illud,  Chremes,  Dicunt: 
rIus  summum  saepe  summust  ma- 
litia',  Ad.  28  f.,  Eun.  1064  f.,  Plaut. 
Merc.  70  f.,  Cist.  14  f.  (Vgl.  Cl.  Linds- 
kog,  Quaest.  de  parataxi  et  hypot. 
apud  prise.  Lat.,  Lundae  1896, 
S.  48  f.).  —  S.  Anh. 

V.  238.  lllud  durum:  in  Antwor- 
ten  fehlt  bei  dem  ein  Urteil  ent- 
haltenden  Priidikatsnomen  (im  Neu- 
trum)  haufig  die  Copula  est;  so  in 
der  Regel  bei  den  bestatigenden 
Wendungen  uerum,  certum,  factum 
(V.  524),  ebenso  bei  bene  und  male 
factum  (V.  751,  883),  ridiculum  (V. 
902,  And.  712,  Eun.  452). 

V.  239.     Don.    bemerkt    richtig: 


Nownihil  iam  fracta  indignatio  est; 
nam  in  his  uerbis  non  iam  ira, 
sedadmodum  maerorest.  DemPhae- 
dria  und  Geta  wird  so,  indem  sie 
das  Selbstgesprach  horen,  der  Mut 
gestiirkt. 

V.  240  ff.    S.  Anh. 

V.  241.  *Mit  Quam  ob  rem  leitet 
der  Sprechende  aus  seiner  beson- 
deren  Lage  die  allgemeine  Regel 
ab,  wie  umgekehrt  oft  nam  (yccQ) 
die  allgemeine  Regel  mit  der  be- 
sonderen  Ex-fahrung  belegt  (vgl. 
Brix-Niemeyer  zu  Trin.  V.  25).  — 
V.  241  ff.  haben  grofse  Ahnlichkeit 
mit  einem  Fragment  aus  dem 
Theseus  des  Euripides  (Poet.  scen. 
Ghr.  Dind.  ed.  V.  p.  318;  Eur.  fr. 
392  N.),  welches  Cic.  Tusc.  HL  29 
iibersetzt  hat;  vgl.  Fritsche,  De 
Graec.  font.  Ter.  H,  5  f. 
*V.  243  exsilia  bezieht  sich  auf 
die  zur  Diadochenzeit  haufigen  Fiille 
des  Eintretens  von  liederlichen 
Junglingen  (s.  im  fgn.  Verse  fili 
peccatum)  in  die  asiatischen  Sold- 
nerheere,  vgl.  z.  B.  Haut.  111  ff, 
Ad.  385,  Trin.  599.  Mil.  74  K  und 
Ciceros  Ubersetzung  des  soeben 
angefiihrten  Euripidesbruchstiickes 
Tusc.  IH,  29:  Futuras  mecum  com- 
mentdbar  miserias:  Aut  mortem 
acerbam  aut  exsili  maestam  fugam 
Aut   semper   aliquam    molem    medi- 


106 


PHOKMio 


[II  1,  14— 21 


Aut  fili  peccatuin  aiit  uxoris  niortem  aut  morbum  filiae: 
245  Communia   esse   haec,   fieri   posse,   ut   ne    quid   animo  sit  i:> 

nouom ; 
Quidquid    praeter    spem    eueniat,    omne    id    deputare    esse 

m  lucro. 
GrE.  0  Phaedria,  incredibile[st]  quantum  erum  ante  eo  sapientia. 
Meditata  mihi  sunt  oinnia  mea  incommoda,  erus  si  redierit: 
Molenduni  usque  in  pistrmo,  uapulandum,  habendae  com- 

pedes, 
250          Opus  niri  faciundum:  hdrum  nil  quicquam  accidet  anirno  •■><> 

nouom. 
Quidquid  praeter    spem   eueniet,    omne    id    deputabo    esse 

m  lucro. 


tabar  mali.  Bei  dein  offenbar 
chiastischen  Bezuge  der  allgemei- 
neren  Objekte  auf  die  spezielleren 
im  V.  244  ist  fur  die  Stellung  der 
griech.  Frau  bezeichnend,  dafs  ihr 
Tod  mit  einem  damnum  (Einbufse 
namentlich  an  Geldeswert)  gleich- 
gestellt  wird;  sind  doch  die  Ehen 
wenigstens  in  der  griech.  Komodie 
fast  durchaus  Geldheiraten.  —  In 
peregre  rediens  (s.  auch  Plaut.  Stich. 
584  f.  saluom  gaudeo  Peregre  te  in 
patriam  rediisse)  sowie  in  der  bei 
Plaut.  hliufigen  Wendung  peregre 
uenio,aduenio  u.  dgl.  bezeichnet  per- 
egre  auch  das  woher?  Aus^erund 
dem  Lokativ  agri  oder  agre  zu- 
sammengesetzt,  bedeutet  es  ruber 
(das,  was)  auf  dem  Felde  (ist,)  hin- 
weg',  kann  also  faus  der',  rin  die'  und 
fin  der  Fremde'  ausdriicken  (vgl. 
Skutsch,  Berl.  phil.  Wochenschr. 
1894,  Sp.  267).  —  An  der  Substanti- 
vierung  des  zumal  generell  zu  fassen- 
den  rediens  (mit  vorschwebendem 
Subst.  pater  rein  Vater')  ist  kein 
Anstofs  zu  nehmen,  vgl.  anums  V. 
756,  And.  76,  218,  555  u.  a.  Bez.  des 
tlberganges  vom  Plural  zum  Sing. 
vgl.  Haut.  483  ft'.,  wo  die  Streichung 
auch  nicht  berechtigt  scheint;  abnl . 
And.  626  f.,  Haut.  392  f. 
V.  245.    S.  Anh. 

*V.  246  deputare  ein  bei  Ter. 
mehrmals  vorkommendes  Komposi- 
tum  der  Umgangssprache  etwa  im 
Sinne  des  Simplex,  vgl.  Haut.  135 
Malo  qwidem  mr  quouis  dignum 
deputem ,  Si  id  faciam,  Hec.  799 
weam    erus    esse    operam    deputat 


parui  preti  u.  a.  —  eueniat:  zur 
Wendung  und  zum  Gedanken  vgl. 
Hec.  287  Omne  quod  est  interea 
tempus,  prius  qiiam  id  rescitumst, 
hicrost;  Hor.  Epist.  I  4,  14  grata 
superueniet  quae  non  sperabitur 
hora,  Carm.  19,  14  f.  Quem  fors 
dierum  cumque  dabit,  lucro  Appone 
und  V.  757  f.;  beziiglich  des  Kon- 
junktives  vgl.  V.  17. 

V.  247  ante  eo  im  Indikativ,  weil 
incredibile  quantum  zu  einem  Be- 
griffe  verschmilzt  gleich  nescioquis 
u.  s.  w.  Das  handschriftliche  est 
(bez.  st)  bleibt  weg  nach  Charis. 
207  K;  s.  Bentley  zur  St.  und  Ed. 
Beeker,  Studem.  Stud.  I,  235  f. ; 
vgl.  Anm.  zu  V.  358. 

V.  248.  Die  Anwendung  der  De- 
ponentia,  namentlich  ihres  Part. 
Perf.  in  passivem  Sinne  geschieht 
vor  allem  in  der  Umgangssprache 
hiiufig;  vgl.  Eun.  383  f.  quae  nos  no- 
stramqueadulescenUam  llabentdes}>i- 
catam.  S.IIoltze  a.O.II,  17f.—  *Cic. 
Tusc.IH,30sm£  semper  omnia  h<i»/i>ii 
humana  meditata  hatte  ohne  Zweifel 
unseren  V.  im  Sinne  (vgl.  sein  dar- 
auf  folgendesCitat  derV.  241—246). 

V.  249  in  j)istri)io:  die  schwere 
Arbeit  in  der  Stampfmiihle  war  von 
den  Sklaven  gefiirchtet  und  wurde 
daher  zu  ihrer  Bestrafung  verwamlt . 
—  *usque  rin  einem  fort,  fortwiih- 
rend,  ununterbrochen'.  Das  Adverb 
steht  iihnlich  wie  Eun.  220  ut  <l<- 
fetiger  usque;  A.d.  213  Ego  uapu- 
Ihik/o,  ille  uerberando  usque  ambo 
defessi  sumus;  vgl.  auch  V.  395  und 
1030.     S.  Anh. 


II  1,  2-2— 32] 


PHORMIO 


107 


Sed    quid   cessas    hominem    adire    et    blande    in    principio 

adloqui  ? 
De.  Phaedriam  mei  fratris  uideo  fflium  mi  ire  obuiam. 
Ph.  Mi  patrue,  salue.     De.  Salue;    sed  ubist  Antipho? 
25  Ph.  Saluoin  uenire . .    De.  Credo;    hoc  responde  mihi.  255 

Ph.  Valet,  hic  est;  sed  satine  omnia  ex  sententia? 
De.  Vellem  quidem.  Ph.  Quid  istiic  est?  De.  Rogitas,  Phaedria? 

Bonas  me  absente  hic  confecistis  niiptias. 
Ph.  Eho,   an   fd   suscenses  niinc  illi?     Ge.  Artificein  probum! 
yoDE.  Egon  illi  non  suscenseam?     Ipsum  gestio  260 

Dari  mi  m  conspectuni,  nunc  sua  culpa  ut  sciat 
Lenem  patrem  illum  factum  me  esse  acerrimum. 


V.  252  f.  bilden  beini  Wechsel 
der  Scenerie  und  des  Inhalts  als 
troch.  Septenare  den  TJbergang  von 
iamb.  Oktonaren  zu  Senaren.  — 
Phaedria  tritt  dem  Demipho  aus 
dem  Hintergrund  entgegen;  s.  Anh. 
zu  V.  152. 

V.  255.  Die  gewohnliche  Be- 
griifsung  eines  aus  der  Fremde 
Wiedergekehrten  geschah  mit  den 
Worten  Saluom  uenisse  (uenire 
gaudeo  (Haut.  407  und  Gaudeo 
uenisse  saluom  Hec.  353)  oder  mit 
geringer  Veranderung  dieser  Wen- 
dung  (saluom  te  aduenire,  -isse 
gaudeo,  gaudemus  V.  286,  Eun.  976, 
Ad.  80).  Statt  gaudeo  tritt  V.  610 
(uenire  saluom)  uolup  est  ein.  Das 
Pronomen  te  kann  ebenso  gut 
stehen  als  wegbleiben.  Hier  lafst 
Demipho  dem  Phaedria  nicht  Zeit, 
seinen  Grufs  zu  vollenden.  Ebenso 
wird  derselbe  Plaut.  Trin.  1073  f. 
abgeschnitten :  St.  Saluom  te  .  .  . 
Ch.  Scio  et  credo  tihi.  Sed  omitte 
alia.  In  den  ahnlichen  Wendungen 
ohne  gaudeo  steht  Prasens,  z.  B. 
And.  783  per  tempus  aduenis.  — 
hoc  bezieht  sich  auf  das  dem  Spre- 
chenden  zunachst  Liegende(V.  254). 
*V.  256.  Valet:  Phaedria  wartet 
Demiphos  Frage  nach  dem  Befinden 
seines  Sohnes  nicht  erst  ab  und 
will  das  Gesprach  auf  Demip!i<>> 
Reiseergebnisse  ablenken.  —  hic: 
hier,  wohl  in  die  Richtung  der 
Stadt  weisend. 

V.  257.  Quid  istuc  est?  vgl.  Anh. 
zu  V.  156. 

*V.  259.    Eho  wird  mtweder  mit 
Vokativen  (E.   tu   V.  384,  uerbero 


684)  oder  ohne  solche  besonders 
vor  Fragesatze  (wie  hier,  vgl.  Hec. 
100)  oder  vor  Befehlssatze  (V.  633, 
748)  gesetzt.  Die  zweisilbige  Par- 
tikel  ist  stets  an  eine  bestimmte, 
auf  der  Buhne  anwesende  Person 
gerichtet  (ander>  heus  V.  152)  und 
leitet  nie  in  Verbindung  mit  einer 
Frage  unmittelbar  ein  Gesprach 
ein;  sie  driickt  wirkliche  (V.  748) 
oder  geheuchelte  (259,  384)  Ver- 
wunderung,  zornigen  Vorwurf  (684), 
auch  blofse  Verstiirkung  der  Frage 
und  Aufforderung  (633)  aus  (vgl. 
Richter,  Siudem.  Stud.  I,  440  ff.  u. 
O.Seyffert,Bursians.TahresV  LXXX, 
315  f.). 

V.  261.  *Dari  mi  in  conspeetum: 
vgl.  Enn.  Ann.  41  (49)  nec  sese  dedit 
in  conspectuiii :  Cic.  Verr.  V,  86; 
Liv.  IX  27.  4  u.  a.:  den  (regensatz 
bildet  Plaut,  Pseud.  1106  Ex  con- 
spectu  eri  .  .  .  se  abdiderunt  Thiel- 
mann,  Das  V^erbum  dare,  S.  105). 
—  Derunterordnenden  Konjunktion. 
dem  Relativ-  und  InteiTOgativpro- 
nomen  werden  in  der  Umgangs- 
sprache  oft  Teile  des  Xebensatzes 
vorausgeschickt,  welche  gerade 
durch  Wichtigkeit  sich  dem  Sinne 
des  Sprechenden  zunachst  aufdran- 
gen.  Mit  mehr  als  zwei  Satzgliedern 
geschieht  dies  nur  ausnalun-w^i^' 
(V.  304,  621).     S.  Anh. 

V.  262.  *Lenem  patrem  illum:  wir 
iibersetzen  diese  Apposition  besser 
mit  faus  dem  rfruheren)  milden 
Vatcr'.  Tlle  hat  hier  kaum  die 
abgeschwachte  Bedeutung  des  blo- 
fsen  Artikels  (wie  Bach,  Studem. 
Stud.    II,    297    anuimmt),   sondern 


108 


PHORMIO 


|  II    1 .  33—50 


Ph.  Atqui  nil  fecit,  patrue,  quod  suscenseas. 
De.  Ecce  aiitem  similia  omnia!     Omnes  cdngruont: 
265  Vniim  quom  noris,  dmnis  noris.     Ph.  Haiid  itast. 

De.  Hic  in  ndxast,  ille  ad  defendundam  caiisara  adest; 
Quom  illest,  hic  praestost:    tradunt  operas  mutuas. 
Ge.  Probe  hdrum  facta  inpnidens  depinxit  senex. 
De.  Nam  ni  haec  ita  essent,   cum  illo  haud  stares,  Phaedria. 
270  Ph.  Si  est,  patrue,  culpam  ut  Antipho  in  se  adiniserit, 
Ex  qua  re  rainus  rei  fdret  aut  famae  temperans, 
Non  caiisam  dico,  qum  quod  meritus  sit  ferat. 
Sed  si  quis  forte  malitia  fretiis  sua 
Insidias  nostrae  fecit  adulescentiae 
■2T.r)          Ac  uicit,  nostran  culpa  east  an  iiidicum, 

Qui  saepe  propter  muidiam  adimunt  diuiti 
Aut  propter  misericordiara  addunt  paiiperi? 
Ge.  Ni  ndssem  causam,  crederem  uera  hiinc  loqui. 
De.  An  quisquam  iudex  est,  qui  possit  ndscere 
280         Tua  iiista,  ubi  tute  uerbum  non  respdndeas, 


S8 


Demipho  will  sagen,  er  sei  nun 
ein  ganz  anderer  geworden,  der 
frahere  Standpunkt  des  lenis  pater 
sei  fiir  ihn  uberwunden. 

V.  265.  *Vnumqaomnoris:  Sprich- 
wort,  i'6,  Bvbg  ru  7Tccv&'  oq&v.    S.  Anh. 

—  noris   ist  beidemal  Fut.   exact. 
V.  266.  Hic  ist  als  Nom.  Sing.  des 

Demonstrativs  immer  kurz,  vgl. 
z.  B.  Plaut.  Pers.  544  hic  est  am 
Ende  eines  Senars;  hoc  (Nom.  und 
Acc.  Sing.)  bei  Plaut.  und  Ter.  lang 
(s.  Luchs,  Comm.  pros.  Plaut.  I,  3ff.). 

—  *noxa  (so  Pseudo-Ascon.  und  die 
meisten  5  st.  des  sonst  bei  Ter.  gew. 
noxia)  auch  bei  Liv.  Andr.  Trag.  1, 
Cato  r.  r.  5, 1  pro  noxa,  Sall.  Hist.  n, 
87  (M.),  in  alter  Formel  Liv.  IX  10,  9 
noxam  nocuerunt  und  in  der  gleichen 
Bedeutungwie  hier  =  crimen,  culpa 
z.  B.  Verg.  Aen.  I,  41  Vnius  ob 
noxam,  Liv.  XXXII  26,  16  qui  in  ea 
noxa  era/at.  S.  auch  R.  Scholl,  Leg. 
XII  tab.  rel.  Prol.  S.  65  und  O.  Hey, 
Semasiol.  Stud.,  S.  187  ff.  —  ad 
defendundam  ca/usam:    vgl.  Anh. 

V.  2G7   illest,  nitml.  in  noxa. 

V.  2tj(.)  cum  aliquo  stare  nach 
Don.  fiiv  pro  aliquo  stare;  vgl.  Nep. 
Ages.  5,  4  qui  nohisaun  aduersus 
barbaros  steterunt.  Das  Gewohnliche 
ist  ab  aliquo,  ab  uJivuius  parte  stare 
(Plaut.  Men.  799  Hinc  stas). 

V.  271   rei  forei  aut  famae  tem- 


perans:  vgl.  V.  120  indotatam  uirg. 
atque  ignobilem  u.  Don.  zur  St.  — 
temperare  m.  Dat.  fschonen' ;  s.  Truc. 
61  Qui  nostrae  aetati  tempestiuo 
temperent(-int).  Indes  lafst  sich 
temperans  auch  adjektivisch  neh- 
men  (s.  Haut.  580  Hominis  frugi 
et  temperantis),  und  dann  sind  rei 
und  famae  Genetive. 

V.  272.  Kon  causam  dieo:  non 
rccliso,  non  deprecor  (Don.).  Wegen 
quin  vgl.  And.  600:  Quid  causae 
est,  quin  . .  proficiscar?  (qitin  wahrt 
auch  hier  noch  die  Bedeutung 
fwarum  nicht?'  wie  in  der  zu  V. 
223  besprochenen  Verbindung). 

V.  274  *insidias  fecit,  so  auch 
Eun.  532  oder  insidiari  Hec.  70, 
aber  nicht  mehr  insidias  dare,  wie 
bei  Plaut.  (vgl.  Thielmann  a.  0. 
S.  36).  —  nostrar  adulescentiae: 
Phaedria  nimmt  das  den  Antipho 
Betreffende  mit  auf  sich. 

V.  276  f.  Phaedria  sucht  das  in 
Athen  mit  vielem  Recht  bestehende 
Mifstrauen  gegen  die  Unparteilich- 
keit  der  Gerichte  zum  Vorteil  An- 
tiphos  auszubeuten. 

V.  280  iusta  substantiviert  und 
mit  einem  Attribut  verbunden.  Im 
allgemeinen  macht  Ter.  von  der 
Substantivierung  der  Neutra  im 
Nom.  keinen,  sonst  aber  einen  be- 
schriinkten  Gebrauch:  beim  Accus. 


u  i.  ;>i— 60] 


PHORMK > 


109 


Ita  ut  llle  fecit?     Ph.  Fiinctus  adulescentulist 
Officium  liberalis:    postquam  ad  iiidices 
Ventiimst,  non  potuit  cogitata  proloqui; 
Ita  eum  tum  timidum  ibi  obstupefecrt  pudor. 

55  Ge.  Laudo  hunc.     Sed  cesso  adire  quam  primiim  senem? 
Ere,  salue:  saluom  te  aduenisse  gaiideo.     De.  0hf 
Bone  ciistos,  salue,  columen  uero  faiuiliae, 
Quoi  commendaui  filium  hinc  abiens  meum! 

60  (xE.  Iam  diidum  te  onims  nos  accusare  aiidio 

Inmerito  et  me  horunc  oinnium  inmeritisswmo. 


285 


290 


des  Inhalts  und  andereu  dem  Ver- 
balbegriff  nahestehenden  Ergan- 
zungen,  in  Sprichw.  u.  bei  allgern. 
abstr.  Begriffen  (vgl.  V.  771;  dann 
auch  irn  Genetiv,  s.  V.  637),  end- 
lich  bei  Wendungen  von  lokaler  Be- 
deutung  (z.  B.  in  proxumo  u.  dgl.). 
Vgl.  P.  Barth,  N  Jahrb.  1884, 
S.  177  ff.  —  respondeas:  Coni.  potent. 
attrahiert  an  possit;  uber  ubi  in 
Satzen  der  Annahme  einiges  bei 
Holtze  a.  0.  II,  152,  155. 

*V.  281.  Zu  Phaedrias  Antwort 
bemerkt  Don. :  Oratorie  (erimen), 
quod  obiectum  est,  nonpurgauit  modo, 
sed  etiam  ad  laudem  conuertit,  quod 
rhetores  ti£qi6tc(Civ  dicunt.  Et  hoc 
de  Apollodoro.  —  fungi  wird  im 
alteren  Latein  (auch  bei  Ter.)  nur 
mit  dem  Accus.  verbunden  (Ad. 
603  tuo  officio  hat  Fleck.  darnach 
abgeandert.  Skutsch  vermutet  nach 
Donats  Bemerkung  zu  V.  601,  dals 
die  Worte  von  '  V.  600  et  illam 
psaltriam  bis  603  fueris  functus 
nicht  Ter.  gehoren).  Uti  findet 
sich  bei  Plaut.  und  Ter.  in  der 
Gerundivkonstruktion  und  beim 
Neutrum  des  Pron.  transitiv  (Haut. 
133  ad  haec  uteuda ,  Ad.  815  tma 
utantur;  zweifelhaft  Haut.  972  istoc 
utitor),  sonst  mit  Abl.  (z.  B.  V.  31, 
79);  stets  transitiv  abuti  (V.  413  . 
Bei  frui  steht  bei  Ter.  gewohnlich 
Abl.  (Acc.  nur  Haut.  401,  zweifel- 
haft  V.  165);  potiri,  gleichfalls  ur- 
spriinglich  transitiv  (Ad.  871  patria 
i>  commoda, 876 ;mitPron.V.  469^4 x), 
verbindet  sich  auch  mit  Abl.  V.  830 
(P.  Langen,  Woltflins  Arch.  III, 
329  ff.). 

*  V.  284  obstupefccit :  Erhaltuno'  der 
urspriinglichen  Liinge,   welche  mit 


der  in  stupebam,  stupebo  gleich  ist 
(Brugmann,  Grundrifs  H,  1267), 
unter  der  Wirkung  des  Accentes; 
vgl.  z.  B.  uidelicet  Plaut.  Asin.  599, 
ferner  Lucrez  IV,  320  (343)  pate- 
fecit,  VI,  1001  (999)  patefiet,  Catull 
64,  360  tepefaciet,  die  nicht  als 
metrische  Notbehelfe  betrachtet 
werden  diirfen.  Sprachen  doch  so- 
gar  noch  zu  Quintilians  Zeiten 
(16,21)  multum  Utterati  die  zweite 
Silbe  von  calefac&re  lang  aus,  wozu 
dieser  bemerkt:  llecta  est  haec 
uia:  quis  negatY  Sed  adiacet  et 
mollior  et  magis  trita.  Obstupe- 
fecit  pudor  malt  hier  zudem  rhyth- 
misch  die  Befangenheit  des  .Tiing- 
lings,  ahnlich  der  Allitteration  in 
Hor.  Sat.  I  6,  56  f. :  Vt  ueni  coram, 
singultim  pauca  locutus ,  Infans 
namque  pudor  prohibebat  plurapro- 
fari.     S.  Anh. 

*V.  286.  Zur  Begi-iifsungsformel 
vgl.  V.  255. 

V.  287.  Ironischer  Grufs,  wie 
And.  846  Oh  salue,  bone  uir!,  Eun. 
850  und  Plaut.  Pers.  789  O  bone 
ii ir .  salueto;  zu  columen  s.  Plaut. 
Cas.  536  Sed  eccum  egreditur  senati 
columen,  praesidium  popli. 

*  V.  290  me:  da  Demipho  im  V.  23 1 
Geta  Monitor  (facinoris  a/udacis) 
genannt  hatte,  so  bezieht  dieser 
im  Bewufstsein  seiner  Verantwort- 
lichkeit,  zumal  nach  der  vielsagen- 
den  Begriindung  durch  den  Herrn 
(V.  287  f.)  auch  dessen  allgemeine 
Anklagen  (V.  258,  264  ff.)  zunachst 
auf  sich.  —  horunc  (Cod.  Mon.  mit 
y  mid  V.  518  MC  allein,  istanc  V. 
658  M mit  der  besten  tjberlieferung  ; 
denn  es  ist  unglaublich .  dafs  sich 
bei  Ter.  das  in  den  iibriffen  Hand- 


110 


PHORMIO 


[II  1,  61  —  70 


Nam  quid  nie  in  hae  re  facere  uoluisti  tibi? 
Seruom  hominem  causam  orare  leges  ndn  sinunt, 
Neque  testimoni  dictiost,     De.  Mitto  omnia: 
Do  istiie  'inprudens  timuit  adulescens',  sino 

295  cTu  seruoV;  uerum  si  cognatast  rnaxurne, 

Non  fuit  necesse  habere;  sed  id  quod  lex  iubet, 
Dotem  daretis,  quaereret  aliiim  uirum. 
Qua  ratione  inopem  potius  ducebat  domum? 
GrE.  Non  ratio,  uerum  argentum  deerat.     De.  Siimeret 

300         Aliciinde.     Ge.  Alicunde?     Nihil  est  dictu  facilius. 


schr.  iiberlieferte  Sehlufs-j»  vor 
anlautenden  Vokalen  innerhalb  des 
Verses  erhalten  habe;  vgl.  auch 
die  fragl.  Uberlieferung  mit  Hiat 
V.  598  und  958.  Nur  im  1.  Fufse 
scheint  bei  einsilbigen  Wortem 
eine  freiere  Behandlung  nioglich. 
V.  292.  Seruom  hominem  mit  Ge- 
ringschatzung ,  insofem  gewisser- 
mafsen  verschiedene  Arten  von 
Menschen  unterschieden  werden ; 
Plaut.  Epid.  60,  328  hat  ebenso 
seruom  hominem  (vgl.  seruo  homini 
Stich.  692,  seruos  homo  Stich.  58, 
442),  aber  Asin.  470  und  Mil.  563 
hominem  seruom.  ■ —  causam  orare 
leges  non  sinunt,  insofern  Sklaven 
nicht  als  ovvrjyoQoi  im  Prozefs  auf- 
treten  durften.  Auch  das  ^ccqtvqsIv 
war  ihnen  nach  athenischem  Recht 
verboten  aufser  gegen  den  eines 
Mordes  wegen  Verklagten.  Durch 
die  Folter  konnten  ihnen  Zeugen- 
aussagen  nur  nach  einer  deshalb 
an  den  Gegner  erlassenen  Provoka- 
tion  oder  auf  dessen  Verlangen  ab- 
genommen  werden.  S.  Meier  und 
Schomann,  Att.  Proz.,  S.  667,  680  ff. 
Ter.  diirfte  sich  hier  wegen  des 
romischen  Brauches  genauer  aus- 
drucken,  als  Apollodor  es  gethan 
hatte  (vgl.  auch  Plaut.  Amph.  157, 
wo  der  Sklave  Sosia  sagt:  nec  cau- 
sam  Jiceat  dicere  mihi). 
*V.  293  testimoni  dictio  est:  vgl. 
causae  und  iuris  divtio.  Die  Ver- 
balsubstantiva  auf  -io  haben  bei 
den  iilteren  Komikern  nur  iu  halb 
verwunderten,  halb  unwilligen  Fra- 
gen  den  vom  Verbum  regierten 
Casus  bei  sich,  meist  von  Pron. 
oder  doch  mit  solchen  verbundenen 
Subst.  (z.  B.  Plaut.  Curc,  626  <jni<l 
tibi    istum    tactiost?     Truc.   622   f. 


quid  tibi  hcme  aditiost?  Quid  tibi 
hanc  notiost,inquam,amicam  meam  ?). 
Ter.  indes  setzt  auch  in  solchen 
Fragen  fiir  den  Accus.  bereits  den 
Genetiv:  Eun.  671  Quid  huc  tibi 
reditiost?  uestis  quid  mutatiost? 
Dariiber  und  iiber  den  Accus.  der 
Richtung  nach  Verbalsubst. ,  die 
von  Verben  der  Bewegung  abge- 
leitet  sind  (wie  bei  huc  reditiost, 
domum  itio  u.  a.)  vgl.  G.  Landgraf, 
Wolffl.  Arch.  X,  400  ff. 
*V.  295.    Tu  seruo's:  vgl.  Anh. 

V.  296  f.  lex  iubet:  s.  zu  V.  125  f. 

V.  297  daretis,  quaereret  (V.  299 
sumeret)  stehen,  wie  regelmafsig, 
wenn  die  Wirklichkeit  dem  ange- 
nommenen  Falle  nicht  entspricht, 
als  Potentialis  der  Vergangenheit ; 
vgl.  V.  468  Nam,  ut  ut  era  nt  alia, 
.  .  consuleres;  V.  874. 

V.  298  f.  Um  das  Wortspiel  mit 
ratio  beizubehalten,kann  man  V.  298 
iibersetzen:  fWie  war  er  so  unver- 
niinftig...?'  —  * inopem  substanti- 
viert,  obwohl  das  Geschlecht  sich 
nicht  aus  der  Endung  (aber  leicht 
aus  dem  Zusammenhang)  erkennen 
lafst;  vgl.  V.  938,  940.  Ter.  substan- 
tiviert  fast  nur  in  generellem  Sinne 
das  Masc.  und  Fem.  von  Adject.  (s. 
V.  243).  Eine  bestimmte  Person 
ist  aber  wohl  V.  367  und  (gegen 
P.  Barth,  N.  Jahrb.  1884,  S.  180) 
auch  Ad.  155  f.  ferte  misero  atque 
innocenti  auxilium:  Subuenite  inopi 
gemeint;  s.  V.  986,  Eun.  646,  1014. 
::V.  300.  Dazu  bemerkt  Don. :  Hoc 
quasi  subridens  et  auerso  ab  illo 
uultu  pronuntiauit  Geta:  quod  genus 
actioniti  sccuritatem  ostendit.  —  Nihil 
est  dictu  fac:  sprichwortl.  rDas  ist 
recht  leicht  gesagt,' 


II  1,   71—79] 


PHOKMIO 


111 


De.  Postremo  si  nullo  alio  pacto,  faenore.     (xE.  Hui, 
Dix<Ys)>ti  pulchre!     Sfquidem  quisquam  crederet 
Te  uiuo.     De.  Non,  non  sic  futurumst;  non  potest. 
Egon  illam  cum  illo  ut  patiar  nuptam  unum  diem? 
Nihil  suaue  meritumst.     Hdminem  conmonstrarier  305 

Mihi  istiim  uolo  aut  ubi  habitet  demonstrarier. 

Ge.  Nempe  Phormionem?     De.  Istum  patronum  miilieris. 

Ge.  Iam  faxo  hic  aderit.   De.  Antipho  ubi  nunc  est?  GrE.  Foris. 

De.  Abi,  Phaedria,  eum  require  atque  huc  addiice.     Ph.  Eo: 


V.  301.  Hui,  ein  Ausruf  starken, 
fast  erschreckten  (hier  ironischen) 
Staunens  (hu!  ha!),  s.  V.  558,  791. 
Die  Form  ist  stets  einsilbig. 

V.  302.  Bix<is)ti:  s.  Engelbrecht, 
Stud.  Ter.,  S.  59. 

V.  303  potest:  absolut  und  un- 
personlich,  im  Sinne  von  fieri  potest ; 
vgl.  V.  818  Quo  pacto  potuit?,  And. 
327,  Haut.  677,  Ad.  568  und  die 
hiiufige  Wendung  quantum  potest 
(s.  Anm.  zu  V.  478  und  674),  si 
quid  potest  V.  227  u.  a. 

V.  304.  *Egon:  vgl.  Anh.zu  V.  210. 
—  *cum  illo  .  .  nuptam:  Eonstruk- 
tion  nach  Art  von  matrimonio  iuncta 
cum;  s.  V.  817  nuptam  cum  tuo 
filio;  Hec.  534,  656;  Cic.  Epist.  XV 
3,  1  und  Verr.  IV,  136  (vgl.  A. 
Reifferscheid,  Ind.  lect.  hib.  Vratisl. 
1885/6,  S.  4  f.).  —  ut  in  Fragesatzen 
mit  oder  ohne  fragendes  ne  weist 
eine  aus  dem  Vorhergehenden  ge- 
f  o  1  g  e  r  t  e  Forderung  lebhaft  zuruck ; 
s.  Eraz,  Die  sog.  unwill.  od.  mifs- 
bill.  Frage  (Stuttg.  1862),  S.  19  ff.  u. 
G.  Miiller,  Uber  die  sog.  unwill. 
od.  mifsbill.  Fr.  im  Lat.  (Gorlitz 
1875),  S.  2  ff.  Fragesatze  ohne  ut 
nehmen  auf  eine  klar  und  bestirnmt 
ausgesprochene  Forderung  Bezug 
(Muller  a.  O.  S.  14  ff.). 

V.  305.  Nihil  suauc  meritumst  wird 
von  Don.  so  erkliirt:  Nihil  mihi 
mercedis  suaue  est,  ut  ego  illam  cwm 
illo  nuptam  feram;  suaue  meritum 
enim  suauem  mercedem  significat. 
Da  aber  meritum  nicht  dasselbe 
wie  merces  bedeutet  und  jedenfalls 
der  Genetiv  meriti  stehen  sollte, 
mussen  wir  mit  Bentley  Donats 
Erklarung  verwerfen.  Unnotig  ist 
ferner  Bentleys  Anderung  in  Nihil 
suaue  meritast  oder  die  Lesart  des 


Goveanus  (s.  Umpf.)  und  Guyetus 
Nihil  s.  meritust.  Die  Worte  Nihil 
suaue  meritumst,  naml.  ab  eis  oder 
eorum,  heifsen  rnichts  Freundliches 
haben  sie  verdient'  und  enthalten 
eine  Drohung  gegen  die  in  der 
Sache  Schuldigen.  Vgl.  V.  1051  Pol 
meritumst  tuom  und  Haut.  92  Sic 
meritumst  meum;  ahnlich  auch 
Haut.  158  peccatum  a  me  maxu- 
mumst.  — conmonstrarier  und  V.  306 
demonstrarier :  s.  S.  63,  67  und  zu 
den  reimenden  Versausgangen  V.  8. 

V.  307.  Uber  den  Gebrauch  von 
nempe  in  Fragesiitzen  und  die  ver- 
schiedenen  Schattierungen  seiner 
Bedeutung  s.  Hand,  Turs.  IV,  159  ff. 
Hier  vergewissert  sich  Geta  dessen, 
dafs  sein  Herr  V.  305  f.  den  Phor- 
mio  gemeint  habe.  —  Uber  die 
Messung  von  nempe  s.  S.  53  f. 

V.  308  faxo:  die  archaistische 
Form  des  sigmatischen  Fut.,  nach 
welcher  -so  (-sis,  -sit  u.  s.  w.)  an 
den  Verbalstamm  tritt  (in  der  I. 
und  H.  Eonj.  mit  -ss  vor  der  En- 
dung;  von  der  IV.  Eonj.  kommt 
nur  ambissit  und  ambissint  vor). 
Ebenso  werden  Eonjunktive  Futur. 
(oder  Optat.  Aor.)  auf  -sim  (-sis,  -sit 
u.  s.  w.)  gebildet,  welche  in  Ge- 
beten,  Wunschen,  Verwiinschungen 
und  Aufforderungen  gebraucht  wer- 
den  (vgl.  S.  64).  Auf  die  Schrift- 
steller  der  klass.  Zeit  sind  nur  faxo, 
faxis,  -t,  -nt  und  ausim,  -t  iiber- 
gegangen  (s.  u.  a.  Ed.  Liibbert, 
Grarnm.  Stud.  I,  3  ff.  und  Wolfflins 
Arch.  II,  223  ff.).  Faxo  ist  hier, 
wie  sehr  oft  bei  den  Eomikern, 
parenthetisch  gebraucht  zum  Aus- 
druck  der  Sicherheit  und  Schnellig- 
keit.  —  Foris:  s.  Anli. 

V.  309  adduce:  s.  /.u  V.  397. 


112 


PHORMIo 


[II   1,  SO— II  2,  3 


310  Kecta  uia  quideui  llluc.     Ge.  Nernpe  ad  Paniphilam. 

De.  Ego  deos  penates  hine  salutatum  domum 

Deuertar;  inde  ibo  ad  forum  atque  aliquos  mihi 
Aimcos  aduocabo,  ad  hanc  rem  qui  adsient, 
Vt  ne  mparatus  sim,  si  ueniat  Phormio. 


[ACTYS  III.] 

Phokmio        Geta 

Parasitvs      Servos 

315  Ph.  Itane  patris  ais  aduentum  ueritum  hinc  abi/sse?    Ge.  Ad-112 

modum. 
Ph.  Phanium  relictaui  solam?    Ge.  Sic.    Ph.  Et  iratum  senem? 
Ge.  Oppido.     Ph.  Ad  te  summa  solum,  Phormio.  reriim  redit. 


V.  310.  Nempe  ad  Pamphilam 
wird  von  Geta  zur  Seite  gesprochen, 
wahrend  er  iiber  die  Biihne  naeh 
rechts  abgeht.  Phaedria  tritt  nam- 
lich  sogleich,  vermutlich  vom  Sei- 
tengafschen  (angiportum,  s.  V.  891) 
aus,  in  das  Haus  rechts  hinein,  in 
welchem  seine  Geliebte  wohnt;  s. 
Anm.  zu  V.  484. 

*V.  311  penates  (so  die  Codices, 
nicht  -is),  im  griechischen  Origi- 
nale  entsprach  wohl  icpiotioi  &eoi. 
—  Vgl.  mit  dem  Wortlaute  dieses 
und  des  fgn.  Versea  Plaut.  Stich. 
534:  Deos  salutatum  .  .  .  intro  de- 
uortor  domwn. 

V.  312.  Deuertur;  inde  ibo  Para- 
taxe  statt  der  Konstruktion  mit 
guom.  —  *aliquos  mihi  amicos:  vgl. 
Eun.  149  Cupio  dliguos  parere  ami- 
cos.     S.   Anh. 

V.  313  adsient:  s.  S.  63. 

V.  314  *ueniat:  s.  Anh  —  Nach 
V.  314  tritt  Demipho  in  sein  Baus 
(in  der  Mitte  der  Biihne)  ein,  geht 
aber  spater  [vd  der  Zwischenzeit 
zwischen  dem  II.  und  HI.  Akt\  wie 
er  angekiindigt  hat,  nach  dem 
Forum  und  kehrt  V.  346  in  Be- 
gleitung  dreier  Rechtsbeistande  von 
da  zunick 

V.  315.  Phonnio  und  Geta  kom- 
men  vom  Markte  her,  Phomiio  in 
etwas  angeheitertem  Zustande  (s. 
Don.  zur  St.;  vgl.  S.  73).  —  *Die 
obige  mit   Wahrscheinlichkeit  aus 


den  Handschr.  zu  entnehmende  Les- 
art  zeigt  ais  mit  langer  Endsilbe 
(vgl.  z.  B.  auch  Plaut.  Capt.  1016). 
wie  denn  das  Verbum .  nach  dem 
Imperf.  aibam  zu  schliefsen,  nach 
der  IV.  Konjug.  flektiert.  Die  1.  Silbc 
von  ais  ist  bei  Ter.  kurz  (s.  V.  755): 
da  aber  bei  Plaut.  ain  (z.  B.  Amph. 
284,  344)  erscheint,  so  war  a  wohl 
doppelzeitig,    wie    in    eius,    Jiuius 

Es  konnte  daher   ais oder 

oder  (nach  dem  Iambenkurzungs- 
gesctze)  o  w  gemessen  werden.  — 
*abi\iysse:  im  Infin.  und  in  der 
2.  Pers.  Sing.  (u.  Plur.)  Perf.  sowie 
im  Plusqu.  Konj.  gebraucht  Ter 
vom  Simplex  ire  nur  die  Formen 
mit  einfachem  i,  auch  in  den  Kom- 
posita  stimmen  alle  Handschr.  in 
der  Schreibung  eines  einfachen  i 
vor  88  und  st  an  allen  Stellen  iiberein. 
Daa  Metrum  spricht  aber  vielfach 
wic  hier  ffir  die  Einsetzung  des 
Doppel-i.  Kngelbrecht  (Wien.  Stud. 
VI,  236  tt'.»  befiirwortet  die  aus- 
schliefsliche  Schreibung  der  Kom- 
posita  mit  doppeltem  i  auch  dort, 
wo  das  Metrum  nicht  an  ednen 
Doppellaut  zu  denken  niitigt  wie 
Y    119,  153,  460,   466V 

V.  317.  Oppido,  ein  Wort  der  Dm- 
gangssprache :  rfest.  sehr,  vdlli<r" ; 
nach  Don.  zur  Hec.  238  (II  1,  41) 
=  naldc.  Die  Herleitung  dea  Wor- 
tes  ist  von  den  alten  und  neueu 
Gelehrten  sehr  verschieden  versucht 


II  2,  4—13] 


PHORMIO 


113 


Titte  hoc  intristi;  tibi  omnest  exedenduni:  accmgere. 
s  Ge.  Obsecro  te.     Ph.  Si  rogabit  .  .     Ge.  In  te  spes  est.     Ph. 

Eccere, 
Quid    si    reddet?      Ge.    Tu    lmpulisti.     Ph.    Sic?    opinor.320 

Ge.  Subueni. 
Ph.  Cedo  senem:  iam  instriicta  sunt  mi  in  corde  consilia  dmnia. 
Ge.  Quid  ages?     Ph.  Quid  uis,   nisi  uti  maneat  Phaniuni  at- 

que  ex  crimine  hoc 
Antiphonem  eripiam   atque  in  me   omnem  fram  deriuem 

senis? 
io  Ge.  (3<(h/;  uir  fortis  atque  amicu's.    Verum  hoc  saepe,  Phormio, 

Vereor,  ne   istaec  fortitudo   in   neruom  erumpat  denique.325 

Ph.  Ah, 
Non  itast:  factiimst  periclurn,  iam  pedum  uisast  uia. 
Quot  me  censes  homines  iam  deuerberasse  usque  ad  neceni, 


worden  (s.  Hand,  Turs.  IV,  379ff.; 
0.  Ribbeck,  Lat.  Part..  S.  44;  Lan- 
gen,  Anal.  Plaut.  H,  S.  11  f.;  Wolff- 
lin,  Arch.  VI,  196  leitet  es  von 
oppidum  rBefestigung'  ab). 

V.  317—320  spricht  Phorrnio  nur 
zu  sich  selbst;  Geta  richtet  kurze 
bittende  und  ermunternde  Zwiscken- 
bemerkungen  an  ihn,  auf  welche 
derselbe  keine  Rucksicht  nimmt. 

V.  318  *intristi:  s.  zu  V.  13.  Zu 
dem  auf  den  Parasiten  bes.  passen- 
den  Sprichwort  (rWas  du  dir  ein- 
gebrockt,  das  mufst  du  auch  aus- 
essen')  s.  Auson.  Id.  XXV  (VH)  2,  5 
Tibi,  qupd  intristi,  exedendum  est  und 
Macar.IV, 50  tjv  Ttg_  E[i<x'£s  n&£av,T<xv- 
xr\v  v.a\  ia&LStco  (vgl.  Otto,  Sprich- 
worter,  S.  175  f.).  —  accingere:  uber 
die  bei  den  Komikern  nicht  seltene 
mediale  Bedeutung  der  Passivfor- 
men  s.  Holtze  a.  0.  II,  20. 

V.  319  si  rogabit:  der  von  Phor- 
mio  angefangene  Gedanke  ist  durch 
recusabo  oder  dgl.  zu  erganzen.  — 
Eccere,  Quid  si  reddet?  geht  auf 
eine  andere  Moglichkeit  als  der 
vorausgehende  Satz,  mit  welchem 
es  in  gar  keinem  Zusammenkang 
steht.  *  Eccere  bei  Ter.  nur  hier, 
sechsmal  bei  Plautus  (Trin.  386, 
Men.  401,  Amph.  554  im  Sinne  von 
fda  haben  wir  die  Geschichte,  da 
haben  wirV;  eccere  Cas.  386  und 
eccere  autem  Mil.  207  und  wohl 
auch  Pers.  300  fsieh  da,  gieb  acht'). 
Paul.  Fest.   S.  78  (M.,   55  Th.)   er- 

Terontius,  Phormio,  3.  Auflage. 


klart  es  so:  Eccere  iuris  iurandi 
est,  ac  si  dicatur  per  Cererem,  ut 
ecastor,  edepol.  Alii  eccere  pro 
ecce  positum  accipiunt  (vgl.  Miiller 
zur  St.).  Da  die  erste  Ableitung 
sowohl  der  Bedeutung  wie  ins- 
besondere  der  Form  nach  unmog- 
lich  ist,  kann  nur  die  zweite  in 
Betracht  kommen.  Doch  steht  eine 
befriedigende  etymologische  Er- 
kliirung  des  Wortes  noch  aus  (denn 
aus  ecce  rem  kann  es  nicht  ent- 
standen  sein,  da  rem  das  aus- 
lautende  m  nicht  verliert). 

V.  321.  Uber  das  Bild  s.  Anm. 
zu  V.  230. 

V.  324.  *0<7«>,  s.  zu  V.  51.  — 
uir  fortis  atque  amicu's:  vgl.  V.  1046 
Mulier  sapiens  es.  Anderseits  kann 
esse  auch  fehlen;  vgl.  Ad.  528 
Tanto  nequior,  742  Corrector. 

V.  325  in  neruom:  f.  .  quia  saepe 
in  neruum  coniciebantur  ex  aliquo 
maleficio  in  carcerem  missP  (Don.). 
Vgl.  V.  695  f.  nostra  causa  scilicet  In 
neruom  potiusibit ;  CatoFrg.  or.  LXX, 
1  (S.  69lord.):  Fures priuatorum  fur- 
torum  in  neruo  atque  in  compedibus 
aetatem  aqunt  und  oft  bei  Plaut.,  z.  B. 
Curc.  723,  Rud.  872  ff. 

V.  326  iam  pedum  uisast  uia: 
schon  weifs  ich  (von  friiher  her), 
auf  welchen  Weg  ich  meinen  Fufs 
zu  setzen  habe,  wie  ich  ausreifsen 
kann;  kaum  spricb.w(5rtlich.  S.  Anh. 

V.  327.  Quot  (Codd.  Quod):  s.  Anh. 
zuV.  159.  —  *deuerberasse..ad  necem 


114 


PHORMIO 


[II  2,  14—18 


Hdspites,  tum  eims?     Quo  magis  noui,  tanto  saepius. 
Cedo   dum,   enumquam   iniiiriarum   audisti   niihi   scriptam  15 

dicam? 
330  Ge.  Qui  istuc?  Ph.  Quia  non  rete  accipitri  tennitur  neque  miluo, 
Qui  male  faciunt  ndbis;  illis,  qui  nihil  faciunt,  tennitur, 
Quia  enim  in  illis  friictus  est,  in  illis  opera  liiditur. 


(deuerb.  noch  bei  Auson.  Epist.  II, 
14,  aber  bei  Lactanz,  Diuin.  Inst.  II 
7,  20  Br.  steht  das  Simplex)  be- 
deutet  ffast  tot  prtigeln,  halbtot 
schlagen'.  Man  wird  hier  an  eine 
tibertreibende  Aufserung  Phormios 
und  an  Gewaltthatigkeiten,  beson- 
ders  nachtliche,  zu  denken  haben, 
wie  sie  in  der  Koniodie  oft  erwahnt 
werden  (z.  B.  Plaut.  Stich.  606  Non 
tu  scis,  quam  efflictentur  homines 
noctu  hic  in  uia? ;  vgl.  Ad.  155  fi'.). 
Phormio  sucht  seinen  Mut  und  sein 
Ghick  in  den  von  ihm  gesuchtenHan- 
deln  ins  gehorige  Licht  zu  rucken. 
*V.  328.  Zu  hospites  ist  das  auch 
sonst  haufig  beim  ersten  Gliede  zu 
erganzende  primum  hinzuzudenken. 
Phormio  riihrnt,  an  wie  vielen  Leu- 
ten  er  das  deuerberare  u,.  ad  necem 
schon  geiibt  habe,  (erst)  bei  Frem- 
den  (^evoig),  hernach  bei  Biirgern 
(ccGTotg,  ■KoliTccig).  Dafs  er  sich 
zuerst  gerade  jene  als  Opfer  aus- 
ersehen  hat,  ist  leicht  begreiflich 
(And.  810  ft.  nunc  me  hospitem 
Litis  sequi,  qucnn  id  mihi  sit  facile 
atque  utiJe,  AJiorum  exempJa  com- 
monent;  vgl.  Eun.  759  f. ,  Plaut. 
Poen.  1403);  das  allgemeine,  an 
und  fiir  sich  matte  homines  wird 
durch  diesen  inhaltsreichen  Zusatz 
sehr  gehoben.  Das  folgende  Quo 
magis  nouihei[st:  rjemehrich  mich 
darauf  verstand,  je  mehr  ich  die 
notigen  Schliche  kennen  lernte.' 
Mit  der  wachsendcn  IVrtigkeit 
wuchs  also  auch  Phormios  Aii.urill  — 
lust.  —  S.  Anh. 

V.  329.  *Cedo  dwn:  vgl.  zu  V. 
594.  —  ewutngua/m:  zu  V.  52. 

V.  330  tewnitwr  hier  u.  V.  331  fiir 
das  handschriftliche  tenditur  nach 
Donat:  Legitur  et  'tevmitur' ;  habet 
emmNlittera  cw/n  I>  communionem. 
Es  war  dies  die  volkstumliche  Fonn 
wie  dispennite  und  distewnite  bei 
Plaut.  Mil.  1407;  vgl.  Schuchardt, 
Voc.  des  Vulgarlat.  1, 14G.  —  *miluo: 


dem  Weih,  dessen  Schadlichkeit  u. 
Raubgier  sprichwortlich  war;  s. 
Plaut.  Pseud.  852  miJuinis  .  .  ungu- 
lw,  Mart.  IX  54,  10  rapax  miluus 
und  Hieron.  Epist.  68,  1  feritate 
JitpoS:,  rapacitate  miluos  uincere. 
Ein  ahnlicher  Gedanke  bei  Iuven. 
I  2,  63  Dat  ueniam  coruis,  uexat 
cetisura  coJumbas. 

V.  332  enim  wirdhaufigbeidenKo- 
mikem  bekraftigend  an  quia  gefiigt ; 
s.  zu  Y.  113.  —  *in  UJis .  .  in  illis: 
eine  solche  Gegeniiberstellung  ver- 
schiedener  Personen  oder  Sachen 
mit  dem  gleichen  Pronomen  ist 
in  der  Sprache  der  Komiker  nicht 
gerade  selten.  In  ihr  ist  die  Klar- 
stellung  des  sprachlich  minder  ge- 
nauen  Ausdruckes  durch  Gesten 
leicht  moglich  (vgl.  iibrigens  im 
Deutschen:  der  —  der,  im  Griech. 
6  [itv  —  6  dt):  Plaut.  Bacch.  881 
Moga  hunc  tu ,  tx  promitte  huic; 
Stich.  351  Hoc  egomet,  tu  hoc  con- 
uorre;  Cas.  971  Hac  lupi,  hac  canes; 
Haiit.  976  f.  nil  suscenseo  Nec  tihi 
nec  tibi,  Ad.  130  f.  (vgl.B&ch^Studcm. 
Stud.  II,  310  f.  und  verbessennl  I  >. 
Seyffert,  Bursians  Jahresb.  LXXX. 
306).  Wie  die  Aufserung  des  Ser- 
vius  in  Cic.  Epist.  IX  16,  4  'Hic 
uersus  JPJauti  non  est,  hic  estf 
zeigen  kann,  blieb  diese  Ausdrucks- 
weise  in  der  Umgangssprache  iib- 
lich.  Nach  E.  Wfilinin.  Die  G 
nation  ini  Lat.  (Sitz.-Ber.  d.  bay. 
Ak.  Phil.  Cl.  1882,  I,  434  Anm.) 
finden  sich  die  ahnl.  Verbindungen 
hic  et  (aut)  hic,  iUe  et  (aut)  Ule  in 
der  Prosa  seit  Comificius  (auct. 
ad  Her.)  als  Nachbildung  dee  Eon- 
versationBatils  fauct.  ad  Her.  II.  i<» 
hoc  aut  hoc;  Cic.  Inv.  I,  99,  100 
hoc  ct  hoc;  Hor.  Sat.  I  1.  112  Jittnc 
hunc;  Lucr.  IH,  1092  f.  ille 
—  et  ille;  Cic.  Rosc.  Am.  5'.i  ille 
aui  ille  a.  a.  S.  Anli.  —  opera  />>- 
ditur:  rdic  Miihe  wird  viTtiindelt'; 
s.  Lorenz  zu  Plaut.  Pseud.  357  (369). 


n  2,  19— 2$ 


PHORMIO 


115 


Aliis  aliimcle  est  periclum,  unde  aliquid  abradi  potest: 
20         M£hi  sciunt  nihil  esse.    Dices  cdiicent  damnatum  domum': 

Alere  nolunt  hoininem  edacem,  et  sapiunt  mea  sententia,335 
Pro  maleficio  si  beneficium  sitmmum  nolunt  reddere. 
Ge.  Non  potest  satis  pro  merito  ab  illo  tibi  referri  gratia. 
Ph.  Immo  enim  nemo  satis  pro  merito  gratiam  regi  refert. 
25         Tene  asymboliim   uenire  unctum  atque  lautum  e  balineis, 

6tiosum  ab  animo,  quom  ille  et  ciira  et  sumptu  absumitur!340 
Dum  tibi  fit  quod  placeat,  ille  rihgitur:  tu  rideas, 
Prior  bibas,  prior  decumbas;  cena  dubia  apponitur.. 


V.  334.  Mit  grofserer  Mafshaltung 
als  Plautus,  aber  nicht  weniger 
wirkungsvoll  verwendet  Ter.  zur 
Hebung  der  rhetorischen  Wirkung 
die  Allitteration.  *Auch  sonst  ist 
diese  Klangfigur  im  Versschlufs  be- 
liebt,  vgl.  V.  347,  Haut.  209  con- 
silia  consequi  consimilia,  Ad.  322 
oppido  opportune  te  obtulisti  tni 
obuiam,  893,  978,  Hec.  440  crispus, 
crassus,  caesius  u.  a.  rn. 

*V.  337.  Das  handschriftliche  po- 
test  ist  metrisch  untadelig.  Die 
Auslassung  der  Formen  von  esse 
bei  potis  und  pote  ist  bei  Plautus 
haufig,  nicht  aber  bei  Ter.  S.  zu 
V.  379  und  Anh. 

V.  338  rex  (^ccaiXsvg)  bezeichnet 
den  reichen  Brotherrn  (rCr6sus, 
Nabob')  im  Gegensatz  zum  Para- 
siten  oder  scurra;  s.  z.  B.  Plaut. 
Stich.  455,  Men.  902,  Capt.  92,  Hor. 
Sat.  H  2,  45,  Epist.  I  17,  43,  Iuv. 
I  1,  136  u.  a.  Dieser  Begriff  ent- 
wickelte  sich  in  der  Diadochenzeit. 

V.  339  f.  S.  zu  V.232f.  —  asym- 
bolum:  c:avu[iolog  (von  Gv^.§oXrj), 
einer,  der  keinen  Beitrag  zu  einer 
gemeinsamen  Mahlzeit  giebt  oder 
zahlt;  das  Wort  erscheint  in  der 
rom.  Litteratur  wohl  hier  zuerst. 
Der  lat.  Ausdruck  ist  immunis 
(Hor.  Carm.  IV  12,  23;  Gell.  VII 
13,  2).  —  balineis  (von  balineae) 
wie  regelruafsig  bei  Plaut.  (griech. 
(iaXuvelov).  S.  Anh.  und  vgl.  S.  49. 
—  Nach  Don.  zur  St.  sind  V.  339  ff. 
nicht  aus  Apollodor,  sondern  aus 
Ennius  Sat.  1.  VI  entlehnt.  Dies  ist 
nicht  nur  an  und  fiir  sich  wenig 
glaublich,  sondern  die  angefiihrten 
Verse  zeigen  auch,  dafs  zwischen 
ihnen  und  unserer  Stelle  nur  eine 


Sinnesverwandschaft  besteht;  vgl. 
auch  Fritzsche,  De  Graecis  font. 
Ter.  II,  6. 

*V.  340.  Otiosum  ab  animo  rvon 
seiten,  hinsichtlich' ;  wie  es  V.  832  f. 
heifst  otium  Ab  senibus  . .  .  habeam 
und  Haut.  75  f.  tantumne  ab  re 
tuast  oti  tibi,  Aliena  ut  cures? , 
so  kann  auch  bekn  Adjektiv  diese 
allerdings  seltenere,  volkstvimliche 
Konstruktion  stehen  statt  otiosus 
animo  oder  animo  otioso  (And.  842); 
vgl.  z.  B.  Plaut.  Truc.  833  ab  in- 
genio  inprobust,  Epid.  129  a  morbo 
ualui,  ab  animo  aeger  fui;  Sall. 
Iug.  48,  3  (mons)  uastus  ab  natura; 
Cic.  ad  Att.  VH  15,  3  flagitiose  im- 
parati  cum  a  militibus,  tum  a  pe- 
cunia  u.  a. 

V.  341  'ringi  est  stomachari  taci- 
twm;  est  enim  translatio  a  canibus 
latraturis'  (Don.).  Ini  Corp.  Gloss. 
Lat.  H  174,  51  wird  ringitur  durch 
7tiY.QcclvSTtu,  ooyiQsTui  erkliirt.  Auch 
bei  Hor.  Epist.  H  2,  128  sapere  et 
riniji  steht  das  bei  Pompon.  Com. 
124  ridens  ringitur  wohl  in  eigent- 
licher  Bedeutung  gebrauchte  Ver- 
bum  (=  die  Ziihne  fletschen)  in  glei- 
cher  Weise  tibertragen  (=  knurren, 
murren,  argerlich  sein) ;  vgl.  subrmgi 
Cic.  ad  Att.  IV  5,  2. 

V.  342  cena  dnbia,  eine,  wie 
der  folgende  Vers  deutlich  zeigt, 
nicht  gelitufige  Wendung  far  fman- 
nigfache,  reichbesetzte  Tafel'.  Wie- 
derholt  wird  die  Wendung  aus 
unsrer  Stelle  von  Horaz  Sat.  II 
2,  77  und  Auson.  Mos.  102.  Sehr 
nahe  kommt  die  Bedeutung  von 
dubius  bei  Pacuviu?  V.  307  R.3:  0 
multiinodis  uarium  et  dubium . .  diem! 
Vgl.  franz.  embarras  de  richesse. 
8* 


116 


PHORMIO 


[II  2,  29—11  3,  4 


Ge.  Quid  istuc   uerbi   est?     Ph.   ^bi   tu   dubites,   quid  sumas 

potfsswmum. 
Haec,    quoni   rationem   fneas,   quam   sint   suauia  et  quam  30 

cara  sint, 
345          Ea  qui  praebet,  non  tu  liunc  habeas  plane  praesentem  deum? 
Ge.  Senex  adest:  uide,  quid  agas;  prima  coitiost  acerrima. 
Si  eam  sustinueris,  postilla  iam,  ut  lubet,  ludas  licet. 

Demipho    Hegio    Cratinvs    Crito    Phormio    Geta 
Senex  Advocati  III  Parasitvs   Servos 

De   Eniimquam  quoiquam  contumeliosius  n  3 

Audistis  factam  iniiiriam  quam  haec  est  mihi? 
350         Adeste  quaeso.     Ge.  Iratus  est.     Ph.  Quin  tu  hoc  age: 
Iam  ego  hiinc  agitabo.  —  Pro  deum  immortalium, 


V.  344.  Uber  die  Wortstellung 
s.  Anm.  zu  V.  261. 

V.  346.  Senex,  namlich  Demipho: 
s.  Anm.  zu  V.  314.  —  *coitio:  cder 
militar.  Zusammenstofs',  in  dieser 
Bedeutung  litterarisch  wohl  nur 
hier;  vgl.  coire  Curt.  X  9,  15  Iam 
agmina  coibant,  Verg.  Aen.  XII,  709 
Inter  se  coiisse  uiros  et  cernere  ferro 
u.  a.  Bei  Cicero  heifst  das  Sub- 
stant. :  f  Vereinigung ,  Komplott' , 
z.  B.  Planc.  53.  Prima  coitiost  acer- 
rima  scheint  sprichwortlich. 

V.  347  postilld,  zusammengesetzt 
aus  post  und  einem  alten  ablativi- 
schen  Adverb  (illac,  illa),  gleich 
posthdc,  postea,  postidea  und  den 
entsprechenden  Zusammensetzun- 
gen  von  ante,  praeter,  propter  und 
inter  (Ritschl,  Opusc.  phil.  II,  270  f., 
541  ff.  und  N.  Plaut.  Exc,  S.  82  f.); 
es  bezieht  sich  nie  wie  posthac  (von 
jetzt  an,  in  Hinkunft)  an  und  fiir 
sich  auf  die  Zukunft,  sondern  be- 
zeichnet  immer  etwas,  das  nach 
einem  andern  bestimmten  Vorfall 
geschehen  ist,  geschieht  oder  ge- 
schehen  wird.  —  ludas  licet:  dies 
ist  die  einzige  Stelle  bei  Ter.,  wo 
licet  mit  dem  Konjunktiv  und  nicht 
mit  dem  Infinitiv  verbunden  ist  (s. 
Barth,  I)e  in/in.,  S.  61).  —  *ludere 
ist  gleichfalls  in  niilitilrischem  Sinne 
aufzufassen,  vgl.  Lucr.  II,  630  f.  inter 
se  forte  .  .  armis  Ludunt ';  Ov.  Trist. 
TTl  12,  19  leuibu8  nunc  lialitnr  armis. 


V.  348.  Mit  wuchtigen  Worten 
giebt  Demipho  seinem  schweren 
Crolle  Ausdruck.  —  Enumquam:  s. 
zu  V.  52.  —  *Plaut.  und  Ter.  lieben 
die  Zusammensteilung  von  umquam 
(usquam)  oder  numquam  (nusquam) 
mit  folgendem  quisquam,  vgl.  Ad.  161 
usquam  .  .  quisquam;  Eun.  678,  Hec. 
861  numquam  quisquam;  Hec.  486, 
Eun.  1002  u.  a.  numquam  quicquam 
(ftir  Plaut.  s.  J.  Lange,  N.  Jahrb. 
1894,  S.  275  ff);  uber  nihil  quicquam 
und-xe/wo  quisquam  s.  zu  V.  80.  Das 
bei  Piaut.  fehiende  klassische  nemo 
umquam  erscheint  Hec.  281.  Wenig 
geschmackvoll  hiiuft  Enn.  Trag.  400 
Quiquam  quisquam  quiequam  quom- 
quam;  vgi.  Plaut.  Pseud.  134. 

V.  350  f.  Bis  agitabo  sprechen 
Geta  und  Phormio  abseits.  Letzte- 
rer  lenkt,  ohne  auf  Getas  Bemer- 
kung  liucksickt  zu  nehmen,  dessen 
Aufmerksamkeit  auf  das  Folgende. 
Hoc  age  und  Hoc  agite  sind  ge- 
wohnliche  Wendungen,  nm  Auf- 
merksamkeit  zu  verlangen;  z.  B. 
V.  435,  Eun.  130.  Nach  Plut.  Numa 
14,  4  und  Coriol.  25  war  dic>  die 
Formel,  welche  der  Herold  dem 
Volke  bei  der  Opferhandlung  zu- 
rief;  vgl.  auch  Plaut.  Capt.  444  und 
Hor.  Sat.  II  3,  162. 

V.  351.  DerGenetiv  deum  immor- 
talium  ist  durch  die  Ellipse  von 
fidem  zu  erklaren,  wie  eine  Ver- 
sfleichumr  mit  And.  237,246:  Haut. 


II  3,  5—14] 


PHORMIO 


117 


5         Negat  Phaniuni  esse  hanc  sibi  cognatam  Dernipho? 
Hanc  Demipho  negat  esse  cognatain?     Ge.  Negat. 

Ph.  Neque  eius  patrem  se  scire  qui  fuerit?     Ge.  Negat. 

De.  Ipsum  esse  opinor,  de  quo  agebam:  sequimini! 

[PH.Nec  Stilphonem  ipsum  scire  qui  fuerft?     Ge.  Negat.] 
io  Ph.  Quia  egens  relictast  mfsera,  ignoratiir  parens7 
Neclegitur  ipsa.     Vicle  auaritia  quid  facit. 

Ge.  Si  erum  msimulabis  malitiae,  male  aiidies. 

De.  0  audaciam!     Etiam  me  liltro  accusatum  aduenit. 

Ph.  Nam  iam  adulescenti  nihil  est  quod  suscenseam, 


355 


360 


61;  Eun.  943;  Hec.  198;  Ad.  746 
zeigt.  Sonst  steht  der  Vokativ  der 
angerufenen  Gottheit  bei  der  Inter- 
jektion  pro;  z.  B.  V.  1008  Pro  di 
immortales,  Ad.  447  u.  a.  —  *Zur 
Stelle  bemerkt  Don.:  Artificiose 
prior  exclamat,  ut  Demipho,  qui 
iniuriam  passus  est,  ultro  impetum 
accusationis  incurrat.  —  Von  Pro 
an  ist  das  Gesprach  zwischen  Geta 
und  Phomrio  darauf  berechnet,  dafs 
Demipho  es  hort,  wahrend  sie  thun, 
als  ahnten  sie  seine  Anwesenheit 
nicht. 

*V.  352  f.  Beachte  die  wirkungs- 
volle  Wiederholung  mit  Umstellung. 

*V.  354.  Neque  eiuspatrem  se  scire 
quifuerit?  Prolepsis  (Attraktion), 
eine  der  Umgangssprache  eigen- 
tiimliche  Art  des  Satzbaues,  bei 
welcher  das  Subjekt  des  Xeben- 
satzes  als  Objekt  in  den  Haupt- 
satz  gezogen  wjrd;  die  Konstruk- 
tion  findet  sich  bei  Terenz  bei  den 
Vei-ben  dicere  (V.  1048),  enarrare 
(Ad.  364),  exspectare  (Hec.  280), 
facere  (vgl.  zu  V.  670  f. ),  metuere 
(s.  zu  V.  491),  nouisse  (Haut.  370, 
Eun.  566,  Ad.  572),  ostendere  (Eun. 
307),  perspicere  (And.  377),  scire 
(vgl.  noch  Eun.  1035  scis  me  in 
quibus  sim  gaudiis? ,  Hec.  468, 
wohl  auch  Eun.  374),  nescire  (Eun. 
657  f.  Ego  illum  nescio  Qui  fuerit), 
resciscere  (Hec.  567),  timere  (Eun. 
160),  uereri  (Hec.  575;  gewohnl. 
Konstr.  And.  175  f.),  uidere  (V.  986, 
Haut.  689;  aber  Haut.  694  f.,  Eun. 
265).  Vgl.  Cl.  Lindskog,  Quaest. 
de  parataxi  et  hypot.,  S.  75  ff. 

V.  356  lafst  sich  weder  mit  V.  354 
noch  mit  V.  386  ff.  vereinbaren  und 
ist  daher  mit  Recht   von  Bentley 


fur  unecht  erklart  worden.  —  Uber 
die  Schreibung  des  Namens  Stilpo 
(Ecllnav),  s.  Anh.  und  S.  60  f. 

*V.  357  egens  adjektivisch,  wie 
V.  751  und  Ad.  384  nur  von  Per- 
sonen,  wie  bei  Plaut.  (von  Sachen 
sagt  dieser  res  egenae).  Die  Schei- 
dung  herrscht  auch  noch  spater  vor. 
V.  358.  Vide  auaritia  quid  facit: 
der  Indikativ  steht  im  alteren 
Latein  in  indir.  Fragesatzen:  l)wenn 
man  den  Hauptsatz  dem  Inhalt 
und  der  Fomi  nach  vom  Nebensatz 
loslosen  und  diesen  als  selbstandi- 
gen  Satz  auffassen  kann  (so  oben), 
besonders  bei  Imperativen  wie  dic 
fmihi)  V.  447,  633,  748,  loquere, 
cedo,  responde  mihi,  explana  mihi, 
uide  u.  a. ;  2)  wenn  der  Inhalt  des 
Nebensatzes  als  reine  Thatsache 
hingestellt  werden  soll,  oft  mit 
einem  im  Hauptsatze  stehenden 
oder  zu  erganzenden  Korrelativ 
(V.  798).  Eigentlich  nicht  hieher- 
gehorig  ist  der  Fall,  wenn  das 
Fragepronomen  mit  dem  regieren- 
den  Verbum  zu  einem  Begriffe  ver- 
schmilzt  (nescioquis  loquitur  =  l. 
aliquis,  V.  193,  247  u.  a. ;  denn 
hier  liegt  kein  indir.  Fragesatz  vor; 
nur  quis,  nicht  loquitur  ist  in  Frage 
gestellt).  Der  Konjunktiv  steht 
indes  in  allen  diesen  Fallen  dann, 
wenn  er  auch  in  Hauptsiitzen  stehen 
miifste  (als  iussiuus,  potentialis,  du- 
bitatiuus,  deliberatiuus,  z.  B.  V.  161, 
223,  346,  444,  855)  und  nach  nega- 
tiven  oder  ahnlichen  Ausdrucken 
(V.  57  f,  117,  178,  181  u.  a.),  ferner 
nach  den  nicht  imperat.  Formen  der 
uerba  dicendi,  sentiendi  u.  s.  w. 
(V.  129,  344,  390,  446  u.  a.).  S. 
Ed.  Becker,  Studwn.  Stud.  I,  113  ff. 


118 


PHORMIO 


[II  3,  15—23 


Si  illitm  minus  norat:  quippe  homo  iam  grandior,  15 

Paupei-,  quoi  in  opere  uita  erat,  ruri  fere 

Se  continebat;  fbi  agrum  de  nostrd  patre 
365          Colendum   habebat.     Saepe  interea  mihi  senex 

Narrabat  se  hunc  neclegere  cognatum  suom; 

At  quem  uirum!     Quem  ego  uiderim  in  uita  optmnum.     20 
Ge.  Videas  te  atque  illum,  ut  narras!    Ph.  I  in  malam  crucem! 

Nam  ni  eum  esse  existwmassem,  numquam  tam  grauis 
370         Ob  hanc  mimicitias  caperem  in  uostram  familiarn, 


V.  363  opus  im  Sing.  wird  sehr 
hiiufig  von  derFeldarbeit  gebraucht; 
vgl.  Haut.  72,  73,  142;  Eun.  220; 
Ad.  518.     S.  Anh. 

V.  364.  Se  continebat:  hielt  sich 
zuriickgezogen  fob  pudorem  inopiae' 
(Don.).  —  ibi  agrum  de  nostro 
patre  c.  habebat  (naml.  zur  Pacht). 
Phormio  fugt  dies  hinzu,  um  zu 
zeigen,  dafs  schon  damals  seine 
Familie  aus  Freundschaft  fiir  Stilpo 
gesorgt  habe,  wahrend  dessen 
nachster  Verwandter  nichts  fiir  ihn 
that. 

*V.  365  habebat  ist  mit  dem  Pra- 
positionalausdruck  (de  synonym  mit 
ab)  zu  verbinden;  das  Gerundiv 
colendum  steht  wie  nach  tradere 
und  sumere,  vgl.  Cic.  Verr.  H  1,  130 
Aedem  Castoris,  iudices,  P.  Iunvus 
habuit  tuendam  de  L.  Sulla  Q. 
Metello  consulibus  (s.  Thielmann, 
Wolffl.  Arch.  II,  67). 

*V.  367  optumum  ist  wohl  wegen 
V.  368  f.  priidikativ  mit  uidcrim 
zii  verbinden  (anders  P.  Barth,  N. 
Jahrb.  1884,  S.  181  f.). 

V.  368.  Geta,  welcher  scheinbar 
Demiphos  Sache  fiihrt,  bricht  mit 
erheuchelter  Entriistung  in  den 
(ironischeu)  Wunsch  aus:  Phonuio 
moge  sich  doch  (so  brav)  sehen 
wie  er  jenen  nach  seiner  Erzah- 
lung  (seinen  Worten)  gesehen  liat. 
Das  vergleichende  atque  kann  in 
der  Umgangssprache  auch  dann 
stehen,  wenn  im  vorausgehenden 
Satze  das  die  Ahnlichkeit  bezeich- 
nende  Wort  nur  aus  dem  Zusam- 
menhang  zu  ergitnzen  ist;  z.  B. 
And.  841  .  .  tilii  sum  oblitus  hodie, 
ac  uolui,  dicere;  Plaut.  Bacch.  549 
quem  essc  amicum  ratus  swtn  aique 
ipsus   sum   mihi.      Zu    atque   illum 


ist  aus  dem  vorhergehenden  Verse 
uidisti  optumum  zu  ergitnzen.  Vi- 
deas  nimmt  das  vorhergehende 
uiderim  absichtlich  wieder  auf.  — 
narrare  kommt  in  der  Umgangs- 
sprache  haufig  einem  freden,  sagen' 
nahe,  vielfach  mit  verachtlichem 
Nebensinn,  vgl.  V.  401,  Catull  67, 
29  u.  6.  S.  Anh.  —  Im  Hinblick 
auf  das  gewohnliche  Strafmittel 
fiir  Sklaven  setzte  sich  'mala  crux' 
(immer  in  dieser  Wortfolge  und 
oft  verstiirkt  durch  ein  vorgesetztes 
magna  oder  maxuma)  in  der  Um- 
gangssprache  fest  als  Bezeichnung 
von  etwas  Unheilvollem  und  wurde 
I  i>i  malam  crucem  mit  seinen 
Variationen  zur  gewohnlichen  Ver- 
wnnschungsforme] :  Veh  zum  Hen- 
ker'  (bei  Ter.  nur  hier).  Ahnlich 
aber*  Jn'  m  mnlam  rcm  V.  930, 
And.  317  Abin  hmc  in  mdlam  rem, 
vgl.  Eun.  536  u.  V.  544.  S.  Lorenz 
zu  Plaut.  Pseud.  817  und  Luchs, 
Studem.  Stud.  I,  18  ff.  Don.  las 
in'  (=  isne)  malam  crucem  und 
vergleicht  huc  uiciniam  (And.  70; 
Eun.  536  heifst  e«  jedenfalls  Malam 
rem  hinc  ibis?  s.  W.  Gorbig,  Xomi- 
num,  quib.  loca  signif..  usus  Plaut., 
S.  24  f.).  —  *Zum  VersBchltira  vgl. 
S.  38,  Note  1. 

V.  369  eum  esse  (nach  A1):  niiml. 
optumum.  In  die  auderen  Handschr. 
hat  das  Glossem  ita  sich  eiuge- 
schlichen  (ita  eum  oder  cum  ita) 
und  esse  rerdrangt. 

V.  370.  Ob  hanc,  niiml.  Phanium. 
—  inimicitiiis  caperem  m  uostram 
familiam:  bierbei  i-t  an  dasgegen- 
seitige  feindliche  Verhilltnis,  nicht 
etwa  blofs  an  die  feindliche  Ge- 
sinnung  Phormios  gegen  die  Fa- 
milie  Demiphos  zu  denken. 


n  3,  24—32] 


PHORMIO 


119 


Quani  is  aspernatur  niinc  tani  inliberaliter. 
2oGrE.  Pergm  ero  absenti  rnale  loqui,  inpurisswme? 
Ph.  Dignum  autem  hoc  illost.  Ge.  Am  tandern,  carcer?  De.  Geta! 
Ge.  Bonorum  extortor,  legum  contortdr.     De.  Geta! 
Ph.  Respdnde.   Ge.  Quis  homost?   Ehem . .   De.  Tace.   Ge.  Ab-375 

senti  tibi 
Te  indignas  seque  dignas  contumelias 
30         Numquam  cessauit  dicere  liodie.     De.  Desine. 

Adulescens,  primurn  abs  te  hdc  bona  uenia  peto, 
Si  tibi  placere  potis  est,  mi  ut  respdndeas: 


V.  371.  Quam  bezieht  sich  auf 
das  entferntere  hanc  (etwa  rmeine 
Schutzbefohlene');  vgl.  Anm.  zu  V. 
657.  Dergleichen  Konstruktionen 
sind  auf  einen  ausdrucksvollen 
Vortrag  berechnet. 

V.  373.  *Der  Anstofs  Bentleys 
an  dem  (nur  scheinbar)  spondei- 
schen  Worte  tandem  im  vierten 
Fufse  scheint  nicht  gerechtfertigt, 
weil  ain  tandem?  eine  formelhafte, 
eng  zusammengehorige  Verbinduug 
ist  (vgl.  enim  vero  V.  985).  Die 
gleiche  Verbindung  kehrt  zudem 
in  derselben  Bedeutung  And.  875 
wieder:  Ain  tandem,  ciuis  Glyce- 
riumst?  Dem  Sinne  nach  kommt 
diese  zur  Bezeichnung  eines  hefti- 
gen  AfFektes  besonders  in  Frage- 
satzen  sich  findende  Wendung  dem 
ain  uero?  sehr  nahe;  vgl.  Eun.  803 : 
Ch.  Diminuam  ego  tibi  caput  hodie, 
nisi  abis.  Gn.  Ain  uero,  canis? 
und  Ad.  405.  Ahnlich  steht  in 
unwilliger  Frage  quid  ait  tcmdem? 
V.  799,  And.  W.'.),  Ad.  276  und 
itan(e)  tandem?  V.  231,  413,  527  u.  a. 
Tandem  entspricht  dabei  etwa  un- 
seremleidenschaftlichgesprochenen 
cendlich,  nun  gar'  =  was,  schon 
so  weit  ist  es  gekommen!  An 
unserer  Stelle  ist  es  um  so  passen- 
der,  als  pergin  vorhergeht  und  un- 
mittelbar  dai-aufDemipho  denGeta 
unterbricht.  Dafs  Phormios  letzte 
Aufserung  dignum  autem  hoc  (male 
loqui)  illost  geeignet  war,  den  Skla- 
ven  in  (die  freilich  nur  geheuchelte) 
Hitze  zu  bringen,  zeigt  dessen  so- 
fortige  nachdriickliche  Bezugnahme 
in  der  scheinheiligen  Verantwortung 
vor  seinem  Herrn  V.  375  S.  —  carcer 
iibertragen  wie  unser  cZuchthausler, 


Galgenstrick' ;  ebenso  Lucilius  ex 
inc.  lib.  1155  (L.,  141  M.):  carcer, 
uix  carcere  dignus  (Donat). 

*V.  374.  Bonorum  extortor,  legum 
contortor:  Vollreim  und  Paronomasie 
(etwa  'Gutentwinder,  Kniffefinder'). 
Beide  Worte  sind  der  Situation  gut 
entsprechendvonTer.,wieesscheint, 
zuerst  gebildet.  Das  zweite  ist  aTtcc'% 
Isyo^isvov  geblieben,  doch  contortio 
bei  Cic.  u.  contortus  Lucil.  und  Cic. 
Zur  Paronomasie  vgl.  V.  305  f.  und 
Haut.  372  Inuersa  uerba,  euersas 
ceruices. 

V.  375.  Responde  wird  leise  zu 
Geta  gesagt.  —  *JEhem,  stets  zwei- 
silbig  (s.  besonders  And.  417  und 
Ad.  266)  und  mit  kurzer  erster  Silbe 
(s.  Ad.  81),  ist  Interjektion  der_freu- 
digen  oder  verwunderten  Uber- 
raschung  (fsieh  da!').  Sie  steht 
gern  vor  Vokativen  (V.  795  u.  a.), 
an  der  Spitze  eines  Fragesatzes 
(V.  991),  nach  einem  solchen:  Eun. 
976  und  hier,  wo  die  Grufsformel 
durch  Demiphos  Tace  unterdrvickt 
wird.  Auch  ehem  opportune  Ad.  81, 
266  (mit  Ergiinzung  von  aduenire). 
Vgl.  Richter,  Studem.  Stud.  I,  425  ff. 

V.  377  hodie  fast  formelhaft  ge- 
setzt;  vgl.  z.  B.  V  626,  Hec.  788, 
873;  Titin.  V.  62  R.2  Numquamne 
ntilii  licebit  horfie  dicere? 

V.  379  potis  und  (abgekurzt)  pote 
stehen  in  Verbindung  mit  essc  ale 
Nomin.  aller  Genera  und  Numeri 
ohne  Unterschied.  *Pote  findet  sich 
aber  bei  den  Scenikern  vor  Konson. 
(V.  535  pote  fuisset;  denn  pote  est, 
pote  esse  wurde  fruh  zu  potest,p>osse), 
potis  vor  Vokalen  (und  zwar  nur 
vor  Formen  von  csse;  auch  potin 
Ad.  539  wird  aus  potcne  abzuleiten 


120 


PHORMIO 


[H  3,  33—42 


380  Quem  amicurn  tuom  ais  fuisse  istum,  explana  niihi, 

Et  qui  coguatum  nie  sibi  esse  diceret. 
Ph.  Proinde  expiscare,  quasi  non  nosses.   De.  Nossem?    Ph.  Ita.  ss 
De.  Ego  me   nego;  tu  qui  ais,  redige  in  memoriam. 
Ph.  Eho  tvi,  sobrinum  tiiom  non  noras?     De.  Enicas. 
385         Dic  nomen.    Ph.  Nomen?   Maxwnie.    De.  Quid  niinc  taces? 
Ph.  Perii  hercle,  nomen  perdidi.     De.  Quid  afs?     Ph.  Geta, 

Si  meministi  id,  quod  olim  dictumst,  siibice.     Hem,  4» 

Non  dico:  quasi  non  nosses,  temptatum  aduenis. 
De.  Ego  aiitem  tempto?   Ge.  Stilpo.  Ph.  Atque  adeo  quid  mea? 


sein);  s.  Engelbrecht,  Stud.  Ter.,  S. 
29  u.  Leo,  Plaut.  Forsch.,  S.  2G4  if. 
Den  Gebrauch  von  potis  (urspr. 
Masc.  u.  Fem. ;  vgl.  7io6ig,  norvia) 
fiir  das  Neutrum  erkliirt  Skutsch 
so:  Potis  konnte  (nach  Leo  a.  0.) 
vor  Konson.  sein  s  verlieren  und 
so  zu  pote  (d.  h.  dem  Neutr.)  wer- 
den.  Da  nun  im  Masc.  u.  Fem. 
potis  und  pote  nebeneinander  als 
gleichwertigbestanden,glaubtenian 
auch  im  Neutr.  pote  und  potis 
nebeneinander  setzen  zu  diirfen. 

V.  380  ais  mit  dem  acc.  c.  inf. 
pleonastisch  statt  des  einfachen  zu 
explana  gehorigen  Fragesatzes ; 
vgl.  Hec.  261  Neque  adeo  clam  mc 
est,  quam  esse  eum  grauiter  laturwn 
credam;  Ad.  12  f.  pernoscite  Fur- 
tumne  factum  existumetis.  Ahn- 
liches  ist  im  griech.  Dialog  sehr 
gewohnlich. 

V.  381    qui  natvirlich    adverbial. 

—  Fiir  diceret  wird  nach  strenger 
Tempusfolge  dixerit  erwartet ;  durch 
das  vorausgehende  fuisse  und  den 
Umstand,  dafs  Stilpo  ja  schon  tot 
sein  soll,  wird  in  der  Vorstellung 
das  regierende  Verbum  in  die  Ver- 
gangenheit  geriickt  (etwa  =  gwid 
contendit?). 

V.  382  r expiscari  est  diligen- 
tissime  quacrere,  ubinam  pisces  la- 
teant:  ergo  uerbum  est  tractwn  a 
piscatoribus''  (Don.).  Das  fiir  uns  bei 
Ter.  zuerst  belegte,  in  der  Schrift- 
sprache  seltene  Verbum  erscheint 
gleichfalls  iibertragen  (rausfor- 
schen')  noch  bei  Cic.  Pis.  69  nihil 
expiscatus  est  und  Epist.  IX  19,  1. 

—  *Das  Plusquamperfektum  nosses 
und  nossem  (hier  und  V.  388)  isi  aus 
demModus  des  unabhiingigenSatzes 


(non  nosses?)  zu  erkliiren;  vgl.  Haut. 
527  f.  quasi  is  non  ditiis  Abundet, 
gnatus  eius  profugit  inopia  (unab- 
hiingig  etwa:  Is  non  ditiis  abu/n- 
det?).  Sonst  steht  rn  Komparativ- 
siitzen  (mit  quasi)  in  Ubereinstim- 
mung  mit  der  Regel  der  consecutio 
temporum  nach  einem  Haupttempus 
bei  Vorzeitigkeit  Perf.  Konj.,  z.  B. 
Ad.  290  Iam  nunc  times,  quasi 
mtmquam  adfueris,  numquam  tute 
pepereris?  (hier  lautet  der  direkte 
Satz  etwa:  Numquamne  adfuisti, 
n.  t.  peperisti?),  bei  Gleichzeitig- 
keit  in  zahlreichen  Beispielen  Priis. 
Konj.  (And.  372,  544,  549  u.  s.  w.). 
*V.  383  redige  in  memoriam:  s. 
Anm.  zu  V.  802. 

V.  385.  Maxumr:  Ausdruck  der 
Verlegenheit,  die  durch  die  kraftige 
Versicherung  maskiert  werden  soll. 
V.  386  f.  bis  subice  spricht  Phor- 
mio  natiirlich  zur  Seite.  S.  Anh. 
*V.  387.  Hem  driickt  scheinbar 
entriistetes  Erstaunen  dariiber  aus, 
dafs  Demipho  ihm  den  doch  wohl- 
bekannten  Namen  abnotigen  will; 
vgl.  Anm.  zu  V.  52. 

V.  388  nosses  (s  noris):  s.  zu 
V.  382.  —  temptare  hier  sowie 
V.  389  'priifen'  mit  der  Neben- 
bedeutung  des  Beliistigens,  Reizens. 
tJber  den  Gebrauch  des  Wortes  bei 
Plautus  s.  E.  Boeckel.  Exerc.  Plauf. 
spec,  S.  9. 

V.  389.  Mit  autem  wird  haufig 
eine  mifsfallende  Aufserung  in  ent- 
riisteter  Frage  wiederliolt;  es  druckt 
die  gegensatzliche  Meinung  des 
Fragenden  aus.  Vgl.  Hand,  Turs. 
I,  574  f.  —  Atqur  adeo  leitet  einen 
zusatzlichen  (atque),  iiber  das  Frii- 
here  hinausgehenden  (adeo)  Gedan- 


n  3,  43—58] 


PHOinno 


121 


Stilpdst.    De.  Quem  dixti?    Ph.  Stflponem  inquam  ndueras.390 
De.  Neque  ego  illuni  noram  nee  ruihi  cognatiis  fuit 

>  Quisquam  fstoc  nomine.   Ph.  Itane?   Non  te  horiim  pudet? 
At  si  talentum  rem  reliquisset  decem; 

De.  Di  tibi  malefaciant!     Ph.  primus  esses  memoriter 

Progeniem   uestram  usque   ab  auo  atque  atauo  prdferens.395 

De.  Ita  ut  dicis!     Ego  tum7  quom  aduenissem,  qui  mihi 
»          Cognata  ea  esset,  dicerem:  itidem  tii  face.  , 

Cedo  qui  est  cognata?  Ge.  Eu,  ndster,  recte:  heus  tii;  caue. 

Ph.  Dilucide  expedmi  quibus  me  opdrtuit 

Iudicibus;  tum  id  si  falsum  fuerat,  filius  400 

Quor  ndn  refellit?     De.  Filium  narras  mihi? 

>  Quoius  de  stultitia  dici  ut  dignumst  ndn  potest. 
Pn.  At  tii,  qui  sapiens  es7  magistratvis  adi, 

Iudicium  de  eadem  caiisa  iterum  ut  reddant  tibi; 
Quanddquidem  solus  regnas  et  soli  licet  405 


ken  ein,  der  logisch  sich  nicht  aus 
dem  Vorhergehenden  zu  ergeben 
braucht,  sondern  sogar  in  einem 
gewissen  Gegensatz  zu  ihm  stehen 
kann  (atque  oft  =  'ubrigens').  Vgl. 
And.  532,  977,  Eun.  964  (atque  adeo 
autem);  ohne  allen  Gegensatz  Hec. 
457.  Seyffert,  Schol.  Lat.3  S.  23 
bezeichnet  atque  adeo  als  eine  Form 
der  corredio.  Vgl.  Theod.  P>raune, 
Obseru.  gramm.  (1871),  S.  24  ff.  — 
viea,  zu  erg.  refert.  Vgl.  V.  940; 
Haut.  793. __ 

V.  390.  tJber  noueras  u.  s.  w.  (am 
Ende  der  Verse)  neben  noras  (in 
der  Mitte  der  Verse,  z.  B.  V.  391) 
s.  Anm.  zu  V.  13  und  584. 

*V.  391.  Neque  ego..nec  mihi,  vgl. 
Ad.  141  nec  nihil  neque  onmia  haec 
u.  V.  176.     S.  Anh. 

V.  392  horum  ist  Masc.  und  geht 
auf  die  aduocati;  das  Neutrum 
stande  im  Nomin.  (vgl.  Ad.  754 
Non  te  haec  pudeni). 

V.  393  talentwm:  s.  V.  38. 
*  V.  394  tibi  malefdciant:  Proceleus- 
maticus,  in  welchem  ein  zweisilbi- 
ges  Wort  die  Hebung  bildet  und 
die  Senkung  mit  einer  vom  Wort- 
ton  getroffenen  Silbe  einsetzt.  So 
wird  die  metrische  Gliederung  so- 
wohl  durch  Wortende  als  auch 
durch  Wortbetonung  zum  Ausdruck 
gebracht;  s.  Eun.  871  miJii  benefi- 
cium,  so  auch  Plaut.  Rud.  1221; 
Amph.  889  sdtis  facidt  (vgl.  S.  39, 


Anm.  1,  ferner  V.  686  und  Klotz  a.O. 
S.  347  ff.).  Skutsch  hebt  hervor, 
dafs  Ter.  den  Proceleusmatiker  sich 
erlaubte,  weil  malefdcere  ein  Wort 
bildete.  Zum  fallenden  Proceleus- 
maticus  s.  auch  Anh.  zu  V.  406. 

V.  395  usque:  fin  einer  Beihe'; 
vgl.  V.  249. 

V.  397  face:  diese  volle  Impe- 
rativform  findet  sich  bei  Ter.  nur 
noch  am  Versende  (z.  B.  V.  674), 
wahrend  dice  und  duce  bei  ihm 
gar  nicht  mehr  vorkommen.  In  den 
Composita  von  ducere  scheint,  je 
nachdem  die  Stammsilbe  des  Ver- 
bums  betont  ist  oder  nicht,  die  En- 
dung  c  zu  stehen  oder  zu  fehlen 
(vgl.  z.  B.  V.  309  adduce.  Ph.  Eo; 
Eun.  377  dbduc,  duc).  S.  O.  Schu- 
bert,  Symb.  ad  Ter.  emend.,  S.  15  ff. 
u.  Engelbrecht,  Stud.Ter.,  S.  63  ff. 

V.  398.  Eu,  euge  (fv,  zbye)  haben 
sich  gleich  vielen  anderen  griecbi- 
schen  Beteuerungs-,  Wunsch-  und 
Verwunsehungsformeln  bei  den  la- 
tein.  Komikern  vollig  eingebvirgert; 
vgl.  V.  478,  869. 

V.  399   quibus  me  oportuit:    ab- 
gektirzt  wie  V.  113,  383,  447,  683 
u.  s.  w. 
*V.  401.     Zu  narras  vgl.  V.  368. 

V.  405  f.  Qiiandoqnidrm:  vgl. 
S.  55,  5.  —  Phormio  schlagt  hier 
einen  Ton  an  (vgl.  Ad.  175),  von 
welchem  Demipho  wufste,  dafs  er 
ihm  vor  dem  athenischen  Gericht 


122 


PHORMIO 


[II  3,  59—71 


Hic  de  eaderu  causa  bis  iudicium  adipiscier. 
De.  Etsi  rnihi  facta  iniiiriast,  ueriirn  tarnen  60 

Potius  quam  litis  secter  aut  quam  te  aiidiain, 
Itidem  ut  cognata  si  sit,  id  quod  lex  iubet 
410         Dotis  dare,  abduc  hanc,  minas  quinque  accipe. 

Ph.  Hahahae,  homo  suauis.  De.  Quidest?  Numiniquoinpostulo? 

An  ne  hoc  quidem  ego  adipiscar,  quod  ius  piiblicumst?     65 
Ph.  Itan  tandem,  quaeso,  item  lit  meretricem  ubi  abiisus  sis, 
Mercedem  dare  lex  iubet  ei  atque  amittere? 
415         An,  ut  ne  quir/  turpe  ciuis  in  se  admitteret 
Propter  egestatem,  proxnmo  iussast  dari, 
Vt  cum  lino  aetatem  degeret?     Quod  tii  uetas.  ?o 

De.  Ita,  proxMino  quidem;    at  nos  unde?    aut  quam   6b   rem? 

Ph.  Ohe, 


gefahrlich  werden  konnte  (ahnlich 
verdachtigt  Battaros  den  Gegner 
vor  den  koischen  Richtern  in  Heron- 
das'  Mimiamben  II,  27  xr\v  avxovo- 
fiirjv  v[l£<ov  QaXfjg  Xvasi).  Die  aus 
den  Mangeln  der  athenischen  Ge- 
richte  leicht  erklarliche  Furcht  vor 
eineni  Prozefs  niit  einem  Manne 
■wie  Phormio  bestimmt  denn  auch 
Demipho  im  Folgenden  einen  gat- 
lichen  Vergleich  zu  suchen.  —  Was 
die  Sache  betrifft,  so  galt  in  der 
Regel  jeder  einmal  von  den  Rich- 
tern  abgeurteilte  Rechtshandel  als 
vollkommen  und  fur  immer  be- 
endigt,  s.V.  419  und  Demosth.  Lept. 
147,  S.  502  oi  vo\ioi  8'  ovh  i&oi 
6lg  7tgbg  tbv  ctvxbv  ttsql  t&v  avx<av 
otixe  dix.ag  oftx'  sv&vvag  obxs  dia- 
dinaoiav  ovx'  aXXo  xoiovxov  ovSsv 
slvai;  vgl.  Meier  u.  Schomann,  Att. 
Proz.,  S.  753  ff.  und  Don.  zu  And. 
465  (III  1,  7). 

*  V.  406  adipiscier:  vgl.V.  412,  And. 
332  (s.  Spengel),  Plaut.  Capt,  483. 
S.  Anh. 

V.  410  *abduc  (abduce  ?):  b.  zu 
V.397.  Stattzus agen :  minas  quin- 
cjiie  accipe  (=  tibi  dabo),  si  hanc  db- 
duxcris,  schickt  Demipho  das  fiir 
ihn  Wichtigste  im  selbstandigen 
Imperativ  parataktisch  voraus.  S. 
Anh.  —  viina:  die  latein.  Form  fiir 
liva;  i  ist  zur  Erleichterung  der 
Aussprache  eingeschoben,  wie  sich 
Ahnliches  vielfach  im  alten  La- 
tein  findet,  wenn  das  Griechische 
Konsonantenverbindungen  bietet, 
welche    dem    Organ    der    Lateiner 


widerstrebten :  z.  B.  Alcumena,  Her- 
cides  (s.  Ritschl,  Opusc.  jihil.  II, 
469—523).  —  Zur  Sache  vgl.  Anm. 
zu  V.  125;  fiinf  Minen  sind  gerade 
500  Drachmen. 

*V.  411.  Hahahae  (dreisilbig)  auch 
Haut.  886,  Hec.  862,  Eun.  497  im 
Versanfang;  hier  mit  folgendem 
Hiat,  vgl.  S.  57.  —  homo  sucmis: 
nicht  Anrede,  sondern  wie  Haut. 
222  Astutus  (fder  Schlaukopf,  vgl. 
And.  844  Scelus;  anders  V.  324)  zu 
fassen.  Gegen  homo  sua/wCs  spricht 
besonders  das  auf  S.  50  &  Bemerkte. 
S.  Anh. 

*V.  412.  An  folgt  auf  eine  Frage 
mit  num  auch  Plaut.  Poen.  1315  f. 
Num  tihi  .  .  malae  aut  dentes  pru- 
rinnt — ?  Anmaiamrem  quaeritns? 
Y.  413  meretricem  .  .  abusus  s.: 
s.  zu  V.  281  f. 

*V.  414  amittere,  Bedeutung  zu 
V.   141. 

V.  415  ut  nr  ijiiiil:  ut  ne  ist  eine 
beliebte  Verbindung  (vgl.  z.  B.V.  168, 
314);  einfachea  ne  <\ni<t  steht  /..  B.  Y. 
469;  ut  ne  quid  dagegen  z.  B.  V.  215, 
Haut.  269.  —  nWsisthierFemininuin. 
V.  418.  *Ita  (eja')  stets  ohne  est 
in  der  bejahenden  Antwort  aut 
eine  Fra^e  :vgl.  V.  :>s-J.  ;>li  und 
901);  aber  bei  der  Bestatigung 
einer  vorhergehenden  Behaup 
(rso  ist  es')  kann  die  Kopula  stehen 
oder  fehlen  (dies  zumeist,  wenn  zu 
ita  noch  eine  Beteuerungspartikel 
tritt);  vgl.  V  26:>.  S26,  396,  612  und 
P.  Langen,  Beitrage,  S.210ff.  Nicht 
ganz  entsprecheml  ist  der  Gebrauch 


n  3,  72—83] 


PHORMIO 


123 


cActum'   aiunt   cne   agas'.     De.   Ndn   agani?     Inimo   haud 

desinam, 
Donec  perfecero  hdc.     Ph.  Ineptis.     De.  Sme  modo. 
Ph.  Postremo  tecum  nil  rei  nobis,  Demipho,  est; 
75         Tuos  est  damnatus  gnatus,  non  tu;    nam  tua 

Praeterierat  iam  ad  diicendum  aetas.     De.  Omnia  haec 
Illum  putato,  quae  ego  nunc  dico,  dicere; 
Aut  quidem  cum  uxore  hac  fpsum  prohibebd  domo. 
Ge.  Iratus  est.     Ph.  Tu  te  idem  melius  feceris. 
80  De.  Itane  es  paratus  facere  me  aduorsum  dnmia, 
Infelix?     Ph.  Metuit  Mc  nos,  tam  etsi  sedulo 
Dissimulat.     Ge.  Bene  habent   tibi    principia.     Ph.    Quin 

quod  est 
Feriindum  fers?     Tuis  dignum  factis  feceris,  430 


420 


425 


von  Sic  und  Sic  est,  von  denen 
jedes  bejahend  (vgl.  zu  V.  813), 
sic  est  aber  auch  bestiitigend  (z.  B. 
Eun.  719)  gebraucht  sein  kann. 
Die  Wendung  der  Verwunderung 
Itane?  steht  gleichfalls  zumeist 
ohne  est  (so  V.  392,  542;  bei  Ter. 
nur  Hec.  418  Itan  est?).  —  at  nos 
unde?  naml.  proxumi  sumus.  — 
Ohe  (oho!  hor'  auf!  genug!),  eine 
Interjektion  ungeduldiger  Abwehr; 
vgl.  V.  1001,  Haut.  879,  Ad.  723, 
769;   Hor.  Sat,  II  5,  96. 

V.  419  ff.  Demipho,  welcher  von 
Anfang  an  (V.  378)  Phormio  gegen- 
iiber  mit  grofser  Mafsigung  ge- 
sprochen  hat,  lafst  sich,  da  er  nicht 
zum  Ziele  gelangt,  nach  und  nach 
vom  Zorne  fortreifsen.  —  *Actum  ne 
agas:  etymol.  Figur  und  sprich- 
wortliche  Wendung,  dem  Gerichts- 
leben  entlehnt  (t6  7tQu%&sv  fii] 
7tQu£r]s),  vgl.  Don.  zur  Stelle:  Acta 
res  est,  de  qua  sententia  prolata  est 
und  zu  Ad.  232  (H  2,  24):  quod 
enim  in  iure  semel  iudicatum  fuerit, 
rescindi  et  iterum  agi  non  potest. 
Als  Verbot  erscheint  Actum  ne 
agas  Cic.  ad  Att.  IX  18,  3;  acta  ne 
agamus  IX  6,  7  u.  a.  Zur  positiven 
Wendung  leitet  iiber  Cic.  Lael.  85 
acta  agimus,  quod  uetamur  uetere 
prouerbio ,  wie  schon  bei  Plaut., 
z.  B.  Pseud.  261  rem  actam  agis; 
Liv.  XXVIII  40,  3  (vgl.  Otto,  Sprich- 
worter  S.  9.). 

V.  420  modo  beimlmperativ  macht 
denselben  eindringlicher  und  unge- 
duldiger.    S.  Loch  a.  O.  S.  17  f. 


V.  423.    S.  Anh. 

V.  426  idem  (Neutr.)  feceris  so 
viel  als  prohibueris  domo  (vgl.  Plaut. 
Amph.  386  Fugit  te  ratio.  So.  Vti- 
nam  istuc  pugni  fecissent  tui).  Von 
diesem  dem  Sinne  vorschwebenden 
Worte  hangt  te  als  Aceus.  ab.  Oder 
te  ist  Ablativ,  wie  er  sonst  sehr 
gewohnlich  bei  esse,  facere,  fieri 
steht;  s.  Anm.  zu  V.  137.  —  feceris 
ist  ebenso  wie  V.  430  als  Fut.  exact. 
zu  fassen  (vgl.  V.  882  Fecero) ;  s.  zu 
V.  516  conduplicauerit.  —  S.  Anh. 
*V.  427  aduorsum  oft  und  nicht 
blofs  bei  Plaut.  nachgestellt  (doch 
nur  hier  bei  Ter.),  vgl.  Bacch.  698 
quae  dicta  dixit  me  aduorsum  tibi; 
Sall.  Iug.  101,  8;  Hist.  II,  71  (M.), 
auch  bei  Nepos  u.  a.,  aber  nur 
nach   Furwortern;    vgl.   zu  V.  524. 

V.  428  f.  Metuit  q.  s.  ist  die  Ant- 
wort  auf  G-etas  Bemerkung  (V.  426) 
Iratus  est. 

*V.  429.  Beneliabenttibiprincipia: 
gewohnlich  heifst  es  res  se(se)  habet 
habenli),  s.  V.  820;  aber  habere 
{=*  %%uv)  familiar  auch  reflexiv, 
vgl.  Ad.  364  f.  Omnem  rem  modo 
seni  Quo  pacto  haberet,  enarramus 
ordine;  schon  bei  Plaut.  Cas.  338 
Opinione  melius  res  tibi  habet  tua. 
Ahnlich  bes.  in  der  rnilitarischen 
Sprache  recipere,  accingere,  expedire, 
derigere,  uertere  und  Composita 
(WSlfflin  im  Arch.  X,  1  ff.;  vgl. 
A.  Elter,  Rh.  Mus.  XLI,  539  ff.). 

V.  430  f.  Im  Gefuhl  der  Sicher- 
heit  geht  Phormio  dazu  iiber,  den 


124 


PHORMIO 


[II  3,  84— n  4,  7 


Vt  amici  inter  nos  simus.     De.  Egon  tuam  expetam 
Amicitiam?  aut  te  uisum  aut  auditiim  uelim? 
Ph.  Si  cdncordabis  cum  illa;  habebis  quae  tuam 
Senectiitem  oblectet:  respice  aetatem  tuam. 

435  De.  Te  oblectet,  tibi  habe.    Ph.  Mihue  uero  iram.    De.  Hdc  age; 
Satis  iam  uerborumst:  nisi  tu  properas  miilierem 
Abdiicere,  ego  illam  eiciam.     Dixi,  Phdrmio. 
Ph.  Si  tu  fllam  attigeris  secus  quam  dignumst  liberam, 
Dicam  tibi  inpingam  grandem.     Dixi,  Demipho. 

440         Si  quid  opus  fuerit,  heus,  domo  me!     Ge.  Intellego. 


85 


90 


[Demipho     Geta    Cratinvs    Hegio     Crito 

Senex       Servos  Advocati  HI] 

De.  Quanta  me  cura  et  sdllicitudine  adfieit 

Gnatiis,  qui  me  et  se  hisce  mpediuit  miptiis! 
Neque  mi  m  conspectum  prddit,  ut  saltein  seiam, 
Quid  de  ea  re  dicat  quidue  sit  sententiae. 
445          Abi,  uise  redieritne  iam  an  nondiim  domum. 
Ge.  Ed.  —  De.  Videtis,  quo  m  loco  res  haec  siet. 

Quid  agd?  dic;  Hegio.     He.  Ego?     Cratinum  censeo, 


II  4 


schon  in  hellem  Zorn  auflodernden 
Demipho  noch  zu  reizen  (s.  V.  433  f.). 
*  V.  432  te  uiswm  aut  auditum 
iidim  ohne  esse,  vgl.  V.  79-J;  in 
Verbindung  mit  dem  Part.  Perf. 
Pass.  fehlt  esse  bei  Ter.  stets  bei 
oportet  und  pati  (s.  V.  304),  zumeist 
bei  uelle,  nolle,  bes.  in  kurzen  for- 
melhaften  Wendungen,  wie  Factwm 
uolo  V.  787,  nollem  datum  7'.iG,  Ad. 
165;  manswm  tamen  oportuit  Haut. 
200.  Diese  energische  Konstruktion 
ist  als  Vorstufe  des  Acc.  c.  Inf.  zu 
betrachten;  vgl.  im  Deutschen  fge- 
schenkt  will  ich  es  nicbtl' 

V.  435  Hoc  age:  s.  V.  350. 

V.  437  ff.  Hier  ist  der  ParaJlelis- 
mus  der  beiderseitigen  Schlufsdro- 
hungen  (V.  437  Di.ri.  Phormio,  V. 
439  Dixi,  Demipho;  abnlich  Eun. 
901  Ch.  Non  faeiam,  Pythias.  Py. 
Non  credo,  Chaerea)  zu  beachten. 

V.  439.  Dicam  (dixr]v):  s.  zuV.  127. 

V.  440.    Phormio  und  Geta  spre- 

chen   dies  zur  Seite;    darauf  geht 

Phormio  nach  rechts   ab.  —  heus, 

domo  me:    s.  zu  V.  80  und  152. 

*t)ber    den    Ansatz    einer    neuen 


Scene  vor  V.  441  in  den  Call. 
Handschr.  s.  Anh. 

V.  442  hisce:  s.  S.  61  f.  und  V.  518, 
[609.]  664,  734,  827,  892,  974. 

V.  443  m  conspectum  wie  V.  261; 
sonst  auch  ante  oculos  (s.  Eun. 
623,  794). 

V.  445.  Abi,uise:  s.  zu  V.  777.  — 
Geta  wird  auf  diese  Weise  zugleich 
sehr  passend  von  der  Beratung 
entfernt.  Er  geht  ins  mittlereHaus 
ab,  aus  dem  er  V.  459  zuriickkehrt. 
*V.  446  quo  in  loco..siet:  so  bei 
den  Komikern  haufiger  als  mit  blo- 
fsem  Abl.,  vgl.  V.  473,  Eun.  542, 
And.  292,  718;  doch  auch  die  spilter 
gcwohnliche  Konstruktion  Ad.  344 
Peiore  res  loco  non  potis  est  esse 
quam  i)i  quo  nunc  sitaxt,  wenn  hier 
nicht  mit  Leo,  Analecta  Plaut. 
(Gotting.  1896),  S.  43  die  Figur 
cctto  v.oivov  an/.uuchmen  ist. 

V.  447.  *Quid agd? oder Quid ago? 
wird  gew.  betont.  —  Die  Schwierig- 
keit  dea  Falles  wird  gut  gleich  zu 
Anfang  durch  die  Unschlussigkeit 
des  zuerst  Befragten  vor  Augen  ge- 
fuhrt.     Vgl.  aber  auch  zu  V.  458. 


II  4,  8—24] 


PHORMIO 


125 


Si  tibi  uicletur.     De.  Dic,  Cratine.     Cra.  Mene  uis? 
De.  Te.  Cra.  Ego,  quae  m  reni  tuam  sint,  ea  uelini  facias.  Mihi 
i         Sic  hdc  uidetur:  qudd  te  absente  hic  filius  450 

Egit,  restitui  in  mtegrum  aequomst  et  bonum, 

Et  id  fmpetrabis.     Dixi.     De.  Dic  nunc,  Hegio. 
He.  Ego  sedulo  hunc  dixisse  credo;  ueruni  itast: 

Quot  homines,  tot  sententiae;  suos  quoique  mos. 

Mihi  non  uidetur,  quod  sit  factum  legibus,  455 

Rescmdi  posse;  et  turpe  inceptust.     De.  Dic,  Crito. 
Cri.  Ego  amplius  deliberandum  censeo: 

Res  magnast.    Cra.  Num  quid  nos  uis?   De.  Fecistis  probe: 

Incertior  sum  multo  quam  dudum.  —  GrE.  Negant 
>         Redisse.     De.  Frater  est  exspectandiis  mihi:  460 

Is  qudd  mihi  dederit  de  hac  re  consilium,  ld  sequar. 

Percdntatum  ibo  ad  pdrturn,  quoad  se  recipiat. 
Ge.  At  ego  Antiphonem  quaeram,  ut  quae  acta  hic  smt  sciat. 

Sed  eccum  fpsum  uideo  in  tempore  huc  se  recipere. 


•V.  448  f.  Auf  den  handschrift- 
lichen  Bildern  erscheint  Cratinus 
als  Mann  mit  erhobener  Rechten, 
Hegio  und  Crito  sind  als  Junglinge 
in  bescheidener  Stellung  darge- 
stellt. 

V.  453  itast  (nicht  sic  est):  wie 
vorher  ausgefuhrt. 

V.  454.  *Zurn  Sprichwort  Quot 
homines,  tot  sententiae  (so  auch  Cic. 
de  Fin.  I,  15)  vgl.  Hor.  Sat.  II  1, 
27  f.  qaot  capitum  uiuunt,  totidem 
studiorum  Milia  (Otto,  Sprichworter 
S.  166  f.).  —  suos  quoique  mos  mit 
Beziehung  darauf,  dafs  Cratinus 
wohl  handelsiichtig,  er  selbst  aber 
vorsichtig  sei  und  den  Demipho  vor 
unnutzenProzessen  bewahren  wolle. 
—  *Hinsichtlich  der  Gliederung 
dieses  V.  und  des  V.  457  vgl.  S.  39. 

V.  456  inceptust  =  inceptu  est: 
das  Supinum  bei  turpe  auch  Ad. 
275  turpe  dictu. 
*V.  457  amplius  deliberandum  cen- 
seo  erinnert  an  das  formelhafte 
Amplius  seitens  des  Vorsitzenden 
in  einer  allen  oder  den  meisten 
Richtern  nicht  gehorig  klaren 
Rechtssache  (was  sie  durch  N[on] 
L[iquet\  auf  den  Stimmtafelchen 
ausgedriickt  hatten);  vgl.  Cic.  Brut. 
86,  Verr.  II  1,  26  und  74. 

V.  458.  Num  quid  nos  uis?  vgl. 
V.  151  u.  Anm.  Nach  diesen  Wor- 
fcen    des  Cratinus    gehen    die   drei 


'aduocati'  nach  dem  Forum  zuriick. 
Gleichzeitig  tritt  Geta  wieder  aus 
dem  Hause  Demiphos.  S.  Anh.  — 
Die  Unzuverlassigkeit  und  Untvich- 
tigkeit  der  in  Rechtssachen  zum 
Beistand  angerufenen  Bekannten 
werden  von  den  Komikern  wieder- 
holt  lacherlich  gemacht.  Vgl.  z.  B. 
Plaut.  Poen.  504  ff. 

V.  462.  Percontatum:  bei  ire  hat 
Ter.  ebenso  haufig  das  Supinum 
wie  den  Infinitiv  (s.  zu  V.  102y,  ein- 
mal  auch  einen  Satz  mit  ut  (Ad. 
632  :    vgl.  Barth,  Be  infm.,  S.  13. 

—  quoad:  s.  zu  V.  148.  —  se  reci- 
pere  ohne  den  ISTebenbegriff  des 
Zogernden,  Widerwilbigen :  czurvick- 
kehren';  vgi.  V.  464,  606,  826,879. 

—  Nach  dieseru  Verse  geht  De- 
mipho  nach  der  Hafenseite  hin  ab. 
Der  soeben  auftretende  Antipho 
trifft  mit  ihm  nicht  zusammen, 
kommt  also  von  der  Markt-  oder 
Stadtseite  (s.  zu  V.  217  . 

V.  464.  Wie  ecce  den  Accus.  einea 
besonderen  Nomens  oderPronomens 
{ecce  me  Ad.  995)  bei  sich  haben  kann, 
so  verbindet  es  sich  auch  mit  dem 
Accus.  der  Demonstrativpronomiua 
zu  einem  Worte,  und  zwar  zu 
eccum  (aus  ecce-hum,  der  alten 
Form  von  hunc  ohne  das  angehangte 
ce,  vgl.  Stowasser,  Eine  zweite 
Ileihe  dunkler  W6rter,  Wien  1891, 
S.  15  und  Bach,   Studem.  Stud.  H, 


120 


PHORMIO 


[III  1,   1—5 


ANTIPHO  GrETA 

Advlescens     Servos 

465  Ax.  Enim  uero,  Antipho,  rnultimodis  cum  fstoc  animo  es  uitu-mi 

perandus: 

ftane  te  hinc  abisse  et  uitam  tiiam  tutandam  aliis  dedisse! 

Alios   tuam   rem   credidisti   magis    quam    tete    animaduer- 

suros? 

Nam;  lit  ut  erant   alia,   flli  certe,   quae  nunc  tibi  domist, 

consuleres, 

Ne  quid  propter  tiiam  fidem  deeepta  poteretiir  mali; 


397  ff.),  eccam ,  eccos  (=  ecce  hos), 
eccas,  ecca,  bei  Plaut.  auch  zu 
ecciUum  und  eccistam.  Diese  hin- 
weisenden  Ausrufe  nehmen  (ohne 
Zeitwort)  entweder  einen  anderen 
Accus.  zu  sich  (z.  B.  V.  600  Sed 
eccum  ipsum;  Eun.  395  sed  eceum 
■militcm),  oder  sie  stehen  vor,  bez. 
parenthetisch  (ofters  einem  ecce 
nahekommend)  in  einem  Satze 
ohne  Riicksicht  auf  dessen  Kon- 
struktion  (z.  B.  V.  484  Eccum  ab 
sua  palaestra  exit  foras;  Ad.  792  f. 
Eccum  adest  Communis  corruptela 
nostrum  liberum;  Plaut.  Mil.  1281 
Nescioquis  eccumi  incedit).  Da  in 
ecce,  eccum  der  Begriff  fsieh'  liegt, 
ist  die  Verbindung  mit  dem  Zeit- 
wort  uideo  (wie  oben)  eigentlich 
pleonastisch  (vgl.  0.  Schubert, 
Symb.  S.  10  f.,  Bach  a.  O.  und 
dazu  0.  Seyffert,  Burs.  Jahresb. 
LXXX,  311  f.;  ferner  A.  Kohler, 
Woltfl.  Arch.  V,  16  ff,  V7U,  221  ff). 
V.  465.  Mit  diesem  V.  beginnt  ein 
bis  ans  Ende  der  Scene  (aufser  dem 
Ubergangsvers  484)  reichendes  Can- 
ticum  mit  wechselnden  Metren, 
darunter  auch  troch.  Oktonaren.  — 
*Nach  den  Darstellungen  der  Bil- 
derhandschriften  erhebt  der  kla- 
gende,  zu  sich  selbst  sprechende 
Jiingling  in  der  Regel  die  hohle 
Hand  zur  Brust  oder  zum  Gesicht; 
dazu  stimmt  die  zuniichst  fiir  den 
Redner  geltende  Vorschrift  bei 
Quintil.  XI  3,  124:  IUud  quoquc 
raro  decebit,  caua  manu  summis 
digitis  pectus  adpetere,  si  quando 
nosmet  ipxos  adloquemur  cdhortantes, 
obiurgantcs,  miserantcs.  —  *multt- 


modis:  vgl.  S.  55,  5.  —  cum  istoc 
animo  wie  z.  B.  And.  940  f.  Dignus 
es  Cum  tua  religione,  odium,  Hec. 
134  At  te  di  deaeque  perdant  cum 
isto  odio;  vgl.  Ruhnken  zur  And. 
941  (V  4,  38),  Holtze  a.  0.  I,  97  f. 

V.  466  uitam  tuam,  das  Leben, 
welches  auf  Phaniums  Besitz  beruht. 
*V.  467  animaduersuros:  vgl.  S.  58, 
Anm.  3;  das  Verb.  ist  mit  dem 
alten  Objekt  animum  so  vollig  zur 
Einheit  verschmolzen ,  dafs  dieses 
nicht  mehr  gefiihlt  wird  und  das 
Hinzutreten  eines  neuen  Accusa- 
tivs  gestattet  (wie  z.  B.  auch  aedi- 
ficare  naues  u.  a.);  vgl.  id  animum 
aducrtito  Cato  r.  r.  1,  2;  hanc  cdic- 
tionem  .  .  animum  aduortetis  Plaut. 
Pseud.  143  u.  a. ;  mit  Accus.  cum 
Inf.  V.  909. 

V.  468  ut  ut  wird,  wie  AVolfflin, 
Sitzungsb.  d.  bay.  Akad.  Phil.  Cl. 
1882,  I,  459  beobachtet  hat,  fast 
nur  mit  Formen  von  esse  oder  den 
damit  umschriebenen  Tempora  ver- 
bunden;  vgl.  V.  531,  Haut.  200, 
Ad.  248,  630.  —  consukres:  s.  V. 
297  u.  Anin. 

*V.  469.  Zui  metaplasi  i>i-henForm 
poteretwr  vgl.  V.  830,  Ad.  871,  876; 
hinsichtlich  der  Bedeutun"  bemerkt 
Don.  zur  St.  'potiri  rav  ^iiocov  fuiV 
(vgl.  Ad.  ^76  misiriam  nmnrm  ego 
capio,  hiv  potitur  ga/udia).  Seltenet 
erscheint,  wie  hier,  ein  unerwun-rh- 
tes  Ding  als  Objekt  beim  Deponens 
wi'*halb  .Miihly,  Bl.  f.  d.  bayr.Gymn. 
XXIV,  478  mit  A*s  pateretur  vor- 
zieht);  vgl.  jedoch  Plaut.  Rud.  190 
Idboremhuncpotvri;  wohl  auchAcc. 
40  seras  potiuntur  plagas.    Hiiufiger 


m  i,  6—14] 


PHOKMIO 


127 


Quoi  nunc  niiserae  spes  opesque  siint  in  te  uno  omnes  sitae.  470 
Ge.  Et  quidem,  ere,  nos  iam  diidum  hic  te  absentem  mcusa- 

mus,  qui  abieris. 
An.  Te  ipsum  quaerebam.    Ge.  Secl  ea  causa  nihilo  magis  de- 

fecimus. 
An.  Loquere  obsecro,  quo  nam  m  loco  sunt  res  et  fortunae  meae: 
10         Num  qufd  patri  subolet?    Ge.  Nil  etiam.    An.  Ecquid  spei 

porrost?    Ge.  Nescio.    Ax.  Ah. 
Ge.  Nisi  Phaedria  haud  cessauit  pro  te  eniti.  An.  Nihil  fecit  noui.475 
Ge.  Tum  Phormio   itidem   in  hac   re  ut  aliis  strenuom  homi- 

nem  praebuit. 
An.  Quid  is   fecit?     Ge.    Confutauit    uerbis   admodum    iratiim 

senem. 
An.  Eu7  Phormio.    Ge.  Ego,  quod  potui,  porro.    Ax.  Mi  Geta, 

omnis  uos  amo. 


ist  dies  bei  potiri  in  passivem 
Sinne  der  Fall;  s.  C.I.L.  I,  1011 
necis  potior  fich  gerate  in  die  Ge- 
walt  cles  Todes,  falle  ilim  anheim', 
Lucr.  IV,  766  eum  mortis  letique 
potitum  (Auson.  XXIX,  50  Sch.  morte 
potiri),  Plaut.  Capt.  92  est  potitus 
hostium. 

*Y.  470  spes  opesque  Reim,  vgl. 
Ad.  331;  spes  opes  Plaut.  Capt.  517; 
opes  spes  Pers.  253;  opesque  spesque 
Rud.  1145;  opes  et  spes  Sall.  Hist. 
H  98,  2  (M.);  spes  atque  opes  Iug. 
114,  4  u.  a,  (s.  zu  V.  8). 

V.  471.  Mit  Et  quidem  wird  die 
vorausgehende  Behauptung  aufrecht 
erhalten  und  ihr  eine  verwandte, 
zwar  beschranktere,  aber  sicherere 
zugefiigt.  —  Fiir  iam  dudum  steht 
hier  und  Eun.  734,  743  im  Cod.  A 
ia/nd.,  wahrend  an  sehr  vielen  an- 
deren  Stellen  iam  unverandert  ge- 
blieben  ist.  Diese  Assimilation 
beim  Zusammenstofs  zweier  Belb- 
standiger  Worter,  welche  clie  Aus- 
sprache  allerdings  schon  friihzeitig 
vornahm,  fand  in  die  Schreibung 
nur  vereinzelt  Eingang,  wenn  auch 
die  Theorie  spaterer  Grammatiker 
sie  verlangte  (vgl.  <^eyt(iaynunnc 
Hercul.  Pap.  Facsim.  Oxford  VII, 
1621  und  iiber  die  Aussprache 
VeliusLongus,De  orthogr.  78, 19  K.). 
S.  auchBrambach,Lat.Orth.,S.263ff. ; 
Corssen,  Ausspr.  P,  S.  265  f.  —  Der 
Relativsatz  qui  abieris  bezeichnet 
den  Grund. 


V.  474  subolet,  ein  Wort  der  Um- 
gangssprache  (neutral  wie  das  grie- 
chische  o£co),  wird  nur  unpersonlich 
gebraucht;  vgl.  Haut.  899,  wo  iibri- 
gens  subolat  den  Ubergang  in  die 
IH.  Konjug.  zeigt. 

V.  475.  Nisi  in  verkiirzter  Wen- 
dung  einem  Adverbium  (raufser, 
nur')  entsprechend ;  das  voraus- 
gehende  Nescio  schwebt  dem  Spre- 
chenden  dabei  noch  vor:  vgl.  Haut. 
541  f.  Vollsfandig  V.  952  f.  Nescio; 
Nisi  me  dixisse  nemini  certo  scio; 
s.  And.  663  f,  Eun.  826  f.  und 
Hand,  Turs.  IV,  234  f. 

V.  476  ut  aliis  ohne  in:  s.  zu 
V.  171.  —  Die  Konstruktion  von 
praebere  (ohne  se)  ist  gewahlt  und 
rhetorisch  gefarbt,  aber  erklarlich 
und  ohne  Anstofs;  vgl.  Apul.  Met. 
X,  28  talem  parentem  praebuit,  qua- 
lem  exhibuerat  uxorem  und  Anm. 
zu  V.  429.     S.  Anh. 

V.  478  'ego .  .  porro  (zu  erganzen 
etwa  feci);  fDe  se  mediocriter  per 
VlUivpiv,  moraliter  satis''  (Don.).  — 
*Die  Wendung  quod  possum  (queo) 
findet  sich  auch  V.  1050  guod  po- 
tero;  Eun.  214  f.  Mtmus  nostrum 
ornato  uerbis,  quocl '  poteris:  et  istum 
aemulum,  Quod  potvris.  ab  ea  pel- 
KtO;  Hec.  447,  Ad.  511.  Ahnlich 
quod  queo  (Ad.  423,  Hec.  760), 
quod  in  te  est,  fuit  (Ad.  692,  Haut. 
845),  quantum  queo,  queam  (Eun. 
844,  And.  577);  aber  unpers* 
quantum  potest  (s.  V.  303  und  674). 


128 


PHORMIO 


[m  i,  15- 


Ge.  Sic  habent  principia  sese,  ut  dixi:  adhuc  tranquilla  res  est,  15 
480         Mansurusque  patruorn  pater  est,  dum  hiic  adueniat.     An. 

Quid  euni?     Ge.  Vt  aibat 
De  eius  consilio  sese  uelle  facere,  quod  ad  hanc  reni  attinet. 
An.  Quantuni  rnetmst  mihi,  uidere  huc  saluom  nunc  patruom, 

Geta! 
Nam  per  eius  unam,  ut  aiidio,  aut  uiuam  aiit  moriar  sen- 

tentiam. 
Ge.  Phaedria  tibi  adest.     An.  Vbi  nam?     Ge.  Eccum   ab  siia  20 

palaestra  exit  foras. 

Phaedria       Dorio       Antipho        Geta 

Advlescens       Leno      Advlescens     Servos 

485  Ph.  Dorio,  ni2 

Audi  obsecro.    Do.  Non  aiidio.    Ph.  Pariimper.    Do.  Quin 

omftte  me. 


V.  479  ut  dixi:  s.  Anh. 
*V.  480.  Mansurusque  patruom: 
manere  steht  gleich  ybivEiv  im  Sinne 
von  exspectare  nicht  nur  absolut 
(V.  48(J),  sondern  auch  transitiv, 
vgl.  V.  512  me  maneai ,  570  f.  non 
manebat  aetas  uirginis  Meam  necle- 
gentiam  ('konnte  nicht  warten  auf ') ; 
s.  auch  Plaut.  Men.  422  Etiam  pa- 
rasitum  manes? ;  Hor.  Epist.  I  5,  3 
te  .  .  domi,  Torquate,  manebo,  H  3, 
154  u.  a.  m.  —  Die  beiden  Kon- 
struktionen  Vt  aibat,  de  eius  c. 
uolt  facere  und  Aibat  de  eius  c. 
sese  uelle  facere  sind  in  eine  ver- 
schrnolzen  (sog.  Kontarnination). 
Ebenso  Ad.  648  Vt  opinor  eas  non 
nosse  te;  Cic.  de  Re  publ.  I,  58  si 
ut  Graeci  dicunt  omnes  aut  Graios 
esse  aut  barbaros  und  Off.  I,  22.  Im 
Griech.  z.  B.  Herod.  I  65, 3  <hg . .  Accks- 
dccitLOPioi  XiyovGi  AvaovQyov  —  ctycc- 
yia&cu  (vgl.  Stein  z.  St.);  Plato  Phil. 
20  D  roSs  .  .  wg  oltica  .  .  ccvccyv.cao- 
xccxov  Hvcct,  Phaedr.  272D;  Aesch. 
Pers.  188,  Soph.  Trach.  1238  u.  a. 
(vgl.  H.  Paul,  Principien  der  Sprach- 
gesch.2,  S.  136  und  im  allgemeinen 
H.  Ziemer,  Junggramm.  Streifziige 
im  Gebiete  der  Syntax,  Colberg 
1882,  S.  58  ff.).  —  Zur  Forin  aibat 
vgl.  S.  62. 

V.  48-'.    Quantum    metu(iyst   (s. 
zu  V.  154   und  Anh.)   ist  hier  mit 


dem  Infinitiv  verbunden,  wie  er 
nicht  nur  gewohnlich  bei  den  ent- 
gegengesetzten  Begriffen  uolup  est, 
gaudeo,  sondern  auch  gelegentlich 
bei  metuo  steht,  vgl.  Plaut.  Pseud. 
304  Metuont  credere  omnes  .  .  .  me- 
tuo  credere;  Catull  LXIV,  146;  Liv. 
XXXIV  27,  10.  Im  Folgenden  fehlt 
das  leicht  zu  erglinzende  uenire.  — 
*Bei  Apollodor  war,  wie  es  scheint, 
derTnit  saluom  kaum  angedeutete 
Wunsch  Antiphos,  der  Onkel  moge 
durch  ein  Unwohlsein  am  Kommen 
gehindert  sein,  weniger  rucksichts- 
voll  ausgefiihrt.  Vgl.  Don.:  Non 
optat  samom  patruum  uenire  secun- 
dum  Apollodorum  et  ostendU 
non  congruere  salutem  eius  cwn 
commodo  suo. 

V.  484.  Dorio,  der  sich  auf  den 
Markt  begeben  will,  tritt  aus  sei- 
nem  Hause;  ihm  folgt  Phaedria.  — 
palaestra  in  komischer  Vergleichung 
wie  Plaut.  Bacch.  66  und  Mart.  X 
55,  4. 

V.  485.  Mit  der  neuen  Scene  be- 
ginnt  eine  neue  lyrische  Partic,  die 
etwa  bis  V.  503  reicht.  Uber  den 
vorausgeschicktenkatal.troch.Binar 
s.  S.  42.  —  Bis  V.  503  sprecben  die 
beiden  Parteien  nur  unter  sich, 
uud  zwar  so,  dafs  die  eben  Hinzu- 
gekommenen  die  bereits  Anwesen- 
den  noch  nicht  bemerken. 


in  2,  2—10] 


PHORMIO 


129 


Ph.  Aiidi,  quod  dicam.     Do.  At  enim  taedet  iam  aiidire  eadem 

miliens. 
Ph.  At  nunc  dicam,  quod  Lnbenter  aiidias.    Do.  Loquere,  aiidio. 
Ph.  Non  queo  te  exorare,  ut  maneas  triduom  hoc?    Quo  nunc 

abis? 
sDo.  Mirabar,  si  tu  mihi  quicquam  adferres  noui.  490 

An.  Ei,  metuo  lenonem,  ne  quid  suo  suat  capiti  .  .    Ge.  Idem 

ego  uereor. 
Ph.  N6n[dum]    mihi    credis?     Do.   Hariolare.     Ph.    Sm   fidem 

do?     Do.  Fabulae. 
Ph.  Faeneratum  istiic  beneficium  piilchre  tibi  dices.    Do.  Logi. 
Ph.  Crede  mihi,  gaudebis  facto;  uerum  hercle  hoc  est.  Do.  Sdmnia. 
io  Ph.  Experire;  non  est  longum.    Do.  Cantilenam  eandem  canis.     495 


*V.  487.  In  miliens  ist  bei  Ter. 
der  wohl  urspriingliche  Nasal  des 
Suffixes  -iens  erhalten ;  vgl.  quotiens, 
totiensy  dann  Megalensia  (wofiir  Cic. 
nach  Velius  Longus  VII,  78  f.  K.  Me- 
galesia  sprach),  formonsus  u.  a.  — 
miliens  ist  hier  unbestimmte  Zahl 
fiir  das  griechische  iLVQid%ig  (%iliu- 
xt£,  vgl.  %iliug  Herond.  V,  33  f.), 
wie  And.  946  Ex  ipsa  miliens  au- 
diui,  Eun.  422;  Plaut.  Pseud.  1057 
Ego  periurare  me  mauellem  miliens; 
Cic.  ad  Att.  II  19,  3  millies  coactus 
est  dicere;  vgl.  sescenties  und  sescenti 
zu  V.  668.  —  at  enim:  s.  zu  V.  113. 

*V  489.  Non  queo  (A)  wird  neben 
nequeo  (hier  ?)  von  Ter.  gebraucht, 
vgl.  V.  512. 

*V.  491  f.  Uber  Ei  vgl.  zu  V.  178. 
—  Geta  unterbrrcht  nach  capiti  An- 
tiphos  leicht  zu  erganzende  Worte 
(rnali:  ' ' a.TtoGi(OTtr\Gig  8iu  zov  svcpr]- 
luG[i6v'  nach  Donat)  mit  dem  scher- 
zenden  Idem  ego  uereor  Cbesorge' 
ironisch  fur  ''hoffe'),  das  Anti- 
phos  ironischem  metuo  ne  (=  ich 
wiinsche)  entspricht.  Zur  Prolepsis 
vgl.  V.  354  und  Eun.  610  metuo 
fratrem,  Ne  intus  sit;  855  Hanc 
metui,  ne  me  criminaretur  tibi.  — 
Der  Tropus  suere  entspricht  wohl 
dem  griech.  qo.71T£lv  ,  wie  Tqwsggi 
Y.UY.U  q.  Hom.  £  367  und  sonst.  — 
Zum  Dativ  vgl.  Plaut.  Truc.  819 
meo  illic  nunc  sunt  capiti  comitia, 
Poen.  645  Capiti  uostro  istuc  qui- 
dem;  vgl.  Cic.  ad  Att.  VHI  5,  1 
suo  capiti,  ut  aiunt;  ahnliche  Ver- 
wfinschungsformeln  sind  das  griech. 
Terentius,  Phormio,  3.  Auflage. 


gol  slg  %sq>ali\v  und  Vae  capiti  tuo 
Amph.  741,  Curc.  314.     S.  Anh. 

*V.  492.  Zu  [dum]  s.  Anh.  — 
hariolare  fdu  bist  ein  Wahrsager, 
du  faselst' ;  die  Entwertung  dieses 
Wortes  (vgl.  auch  z.  B.  Plaut.  Cist. 
746)  zeigt,  in  wie  geringer  Achtung 
die  harioli  (V.  708)  standen;  s. 
Plaut.  Amph.  1132  hariolos ,  haru- 
spices  Mitte  omnes,  Enn.  Trag.  V. 
272  ff.  (R.3),  Catos  an  den  Verwalter 
gerichtetes  Verbot  (r.  r.  5,  4):  hario- 
lum,  Chaldaeum  ne  quem  consuluisse 
■uelit  und  Phaedr.  III  3,  1  Vsu  pe- 
ritus  hariolo  ueracior  Vulgo  esse 
fertur.  —  Fabulae:  Ausruf,  ohne 
sunt  wie  V.  946;  ferner  ebenso 
logi  493,  somnia  494,  somnium  874, 
ridiculum  902,  nimium  Haut.  770; 
vgl.  auch  zu  V.  238. 

V.  493.  Faeneratum  passiv  (vom 
trans.  faenerare)  fauf  Zins  angelegt, 
verzinst';  vgl.  Sen.  de  Benef.  I  1,  9 
demus  beneficia,  non  faeneremus 
und  Cic.  Lael.  31  neque  enim  benefi- 
cium  faeneramur  (Depon.),  sed  natura 
propensi  ad  liberalitatem  sumus.  — 
Logi:  latinisiert  aus  Xoyoi,  bei  Ter. 
nur  hier,  mehrmals  bei  Plaut.  (vgl. 
Stich.  393  logi,  221,  383  logos);  es 
bildet  hier  den  Gegensatz  zum  Rea- 
len  (itQuyLiaTcc)  und  bezeichnet  da- 
her  etwas  Nichtiges,  Leeres. 

*V.  494  somnia:  sprichwortlich;  s. 
zu  V.  874. 

V.  495  *  cantilena:  'uetus  et  uul- 
gata  cantio'  (Don.);  also  fdieselbe 
(alte)  Leier' ;  vgl.  Cic.  ad  Att,  1 19,  8 
ut  crebro  mihi  .  .  insusurret  Epichar- 


130 


PHORMIO 


[III  2,  11—19 


Ph.  Tu  niihi  cognatus,  tii  parens,  tu  aniicus,  tu  . .  Do.  Garri  modo. 
Ph.  Adeon  ingenio  esse  duro  te  atque  inexorabili, 

^t  neque  misericdrdia  neque  precibus  molliri  queas! 

Do.  Adeon   te   esse   incogitantem   atque  mpudentem,  Phaedria, 

500  Vt  phaleratis  ducas  dictis  me  et  meam  ductes  gratiis!        i& 

An.  Miseritumst.     Ph.  Ei,  ueris  uincor!     Ge.  Quam  uterquest 

similis  sui! 
Ph.  Atque  Antipho  alia  quom  occupatus  esset  sollicitudine, 
Tum  hoc  esse  mi  obiectiim  malum!     An.  Ah,  quid  istiic 

est  autem,  Phaedria? 
Ph.  ()  fortunatisswme  Antipho!     An.  Egone?     Ph.  Quoi  quod 

amas  domist. 


mus  cantilenam  illam  suam  (s.  Otto, 
Sprichworter  S.  73). 

V.  497  f.  entsprechen  den  V.  499  f. 
in  gleicher  Weise  wie  V.  436  f.  den 
V.  438  f. 

V.  500  phaleratis:  'honestis  atque 
ornatis^  (Don.) ;  'ornatis  aut  fictidis' 
(Gloss.  cod.  Vat.  3321,  C.  Gl.  L.  IY, 
73) :  rprunkend'.  Ebenso  bildlich  das 
Subst.  bei  Persius  III,  30  Ad  popu- 
lum  phaleras,  ego  te  intus  et  in 
cute  noui.  —  ducere  chinziehen,  an- 
fuhren,  tauschen';  vgl.  And.  180 
Id  uoluit,  nos  sic  necopinantis  duci 
falso  gaudio.  —  ducas  me  und 
meam  (ancillam)  ductes  ist  ein 
vibrigens  etwas  frostiges  Wortspiel 
mit  chiastischer  Stellung  der  allit- 
terierenden  Begriife.  Ductare  rheim- 
fiihren'  in  obsconem  Sinne,  wie 
z.  B.  Plaut.  Poen.  868  Neque  trio- 
bolum  ullum  amicae  das  et  ductas 
grati(e)is,  272  quasi  eampse  reges 
ductitent.  —  Die  Ellipse  von  seruos, 
ancilla  u.  dgl.  ist  sehr  gewohnlich. 
Uber  den  Genet.  bei  Angabe  des 
Namens  des  Herrn  vgl.  die  Anm.  zu 
Flaccus  Claudi  S.  76,  Z.  6.  —  gra- 
tiis  dreisilbig,  vgl.  S.  56.  —  S.  Anh. 
*V.  501.  Ei,  ueris  udncor/  spricht 
der  durch  die  zutreffenden  Entgeg- 
nungen  Dorios  geschlagene  Jiing- 
ling  zu  sich,  indem  er  verzweif- 
lungsvoll  vom  Kuppler  sich  ab- 
wendet.  Veris  lehnt  sich  mit  der  bes. 
in  der  Umgangssprache  ganz  gelaufi- 
gen  Ellipse  von  dictis  (oder  uerbis)  an 
das  vorhergehende  (phaleratis  dictis) 
an;  ebenso  verwendet  Ter.  tnultis 
(And.  114)  und  oft  paucis  (z.  B. 
And.  29),  auch  ohne  jegliche  Stvitze 


durch  ein  benachbartes  Substantiv. 
Vgl.  noch  die  stehenden  Verbin- 
dungen  xiera  loqui,  dicere,  praedi- 
care,  audire  (V.  278,  Eun.  106,  Hec. 
111  u.  a.)  und  ueri  simile  (z.  B.  Ad. 
627  tot  concurrunt  ueri  similia). 
Die  Ansicht  Barths  (N.  Jahrb.  1884, 
S.  179),  Ter.  habe  das  Neutr.  eines 
Adj.  (bes.  im  Abl.)  nur  in  generellem 
Sinne  substantiviert,  kann  nicht 
als  Sprachgesetz  gelten.  —  uterque 
.  .  sui:  das  Reflexiv  im  Munde  des 
Sklaven  volkstumlich  reciprok  ge- 
braucht  (statt  utriusque,  vgl.  V.  800 
oder  alterius);  eine  Zweideutigkeit 
ist  wegen  uterque  nicht  leicht  mog- 
lich;  vgl.  Ps. -Apul.  Ascl.  1  ita 
sihi  est  utrutnque  conexum  (a.  Bei- 
spiele  bei  Thielmann,  Wolffl.  Arch. 
VH,  379).  —  Quam  uterquest  vgl. 
S.  56.  —  Uber  die  Stellung  est 
similis  s.  S.  50,  Anm.  4.  —  S.  Anh. 

V.  502  f.    S.  Anh. 

V.  503.  Nachdem  durch  das  ver- 
zweifelnde  Eingestiindnis  des  Phae- 
dria  (V.  501)  dessenUnterredung  mit 
Dorio  zu  einem  gewissen  Abschlufs 
gelangt  ist,  wird  dem  Gespriich  durch 
das  Eintreten  Antiphos  und  Getas 
eine  neue  Wendung  gegeben.  — 
*Uber  ah  vgL  zu  V.  193.  S.  Anh. 
*V.  504.  Das  nach  V.  502  auf- 
fiillige  O  fortwnatis8ume  A.  is\  m 
dem  von  Phaedria  selbst  (V.  504  f.) 
begriindeten  Sinne  zu  fassen.  Er 
nennt  Ant.  im  Vergleich  zu  sich 
so,  weil  dieser  im  hiiuslichen  Lie- 
besgliick  schwimme  (vgl.  V.  10.*!  tt.) 
und  keinen  Kampf  mit  einem  Bose- 
wicht  vom  Schlage  des  Kupplera 
zu  fiihren  habe. 


III  2,  20—27] 


PHORMIO 


131 


2c         Neque   cum  huius  modi  umquam  lisus  uenit  lit  conflicta- 505 

res  malo. 
An.  Mfhin  domist?    Immo,  ld  quod  aiunt,  aiiribus  teneo  lupum: 
Nam  neque  quo  pacto  a  me  amittam  neque  uti   retineam 

scio. 
Do.  Ipsum  istuc  mihi  in  hdc  est.  An.  Heia,  ne  parum  lend  sies. 
Num  quid  hic  confecit?    Ph.  Hicine?  quod  homo  inhuma- 

nissMinus: 
25         Pamphilam  meam  uendidit.    An.  Quid?  uendidit?   Ge.  Ain?5io 

uendidit? 
Ph.  Vendidit.     Do.    Quam    indignum    facinus,    ancillam    aere 

emptam  meo! 
Ph.  Nequeo  exorare,  ut  me  maneat  et  cum  illo  ut  mutet  fidem 


*V.  505  cum  huius  modi malo: 

die  mit  einem  Attribute  verbundene 
voranstehende  Praposition  kann  am 
leichtesten  von  ihrem  Substantiv 
getrennt  werden,  vgl.  V.  621  f.  cum 
bona  Vt  componamus  gratia;  Plaut. 
Trin.  Prol.  12  qui  in  kisce  habitat 
aedibus.  —  conflictares  aktive  Form 
neben  conflictari  And.  93  wie  ob- 
sonare  Ad.  117  neben  obsonari  And. 
451  (-tus:  q  aufser  P^C1,  Engelbr. 
a.  0.  S.  49)  und  viell.  inpertiri  (A) 
Ad.  320  neben  inpertire  Eun.  271. 

*V.  506  f.  auribus  teneo  lupum 
fhalte  den  Wolf  bei  den  Ohren' 
(sprichwortlich  von  einem  gefiihrl. 
Wagnis):  'Graecum  prouerbium: 
r<ov  cotcov  i%c&  xbv  Xv%ov  OVX  £%tLV 
oUt'  acpBlvai  8vvacLai>  (Don.);  vgl. 
Aiistaenet.  Epist.  II,  3:  iyco  yag 
rbv  Ivkov  rcav  cotcov  %%co,  ov  otirs 
•Aax£%£iv  iiil  noXv  dvvaxbv  ovxs 
(ir]v  amvSvvov  acpsivuL  und  fast 
ebenso  bei  Macar.  8,  44  und  u.  a. 
Hieron.  lib.  contra  Ioann.  Hieros.  6: 
Nunc  uero  quasi  auribus  Iwpwm 
apprehenderis ,  nec  tenere  potes  nec 
audes  dimittere.  Danach  ist  kein 
Zweifel,  dafs  bei  Apollodor  der 
griech.  Text  auch  fur  V.  507  stand 
(vgl.  Kock,  Rh.  Mus.  XLIH,  35, 
Com.  Att.  Frg.  IH,  286).  Eine  ahn- 
liche  Verbindung  citiert  Gellius 
XV  9,  1  aus  Caecil.  (V  79  f.  R.): 
Nam  hi  sunt  inimici  pessumi  fronte 
hilaro ,  corde  tristi,  Quos  neque 
ut  adprendas  neque  uti  dimittas 
scias  (s.  Otto,  Sprichworter  S.  199). 
Wiederholungen  einer  zutreffenden 


oder  stehenden  Wendung  finden  sich 
auch  sonst  (vgl.  z.  B.  V.  585  mit  746 
und  Anm.  zu  V.  200),  daher  ist  die 
Ahnlichkeit  mit  V.  176  kein  Ver- 
dachtsgrund.     S.  Anh. 

*V.  508.  Heia:  Partikel  einerseits 
der  Mahnung,  des  Einspruches  und 
des  meist  ironischen  Tadels  (so 
auch  V.  628,  Ad.  868,  Hec.  250; 
vgl.  Eun.  1065,  bei  Ablehnung  von 
Schmeicheleien  Haut.  521),  ander- 
seits  der  ironischen  Freude  Haut. 
1063  (s.  Richter,  Studem.  Stud.  I, 
538  ff.).  —  ne  parurn  leno  sies  kraf- 
tiger  als  ne  parum  lenonius  sies 
(das  Adjektiv  findet  sich  mehrmals 
bei  Plaut.,  nicht  bei  Ter.)  oder 
ne  parum  lenonis  more  agas;  vgl. 
auch  Plaut.  Pers.  686  Ne  non  sat 
esses  leno,  id  metuebas  miser? ;  Cic. 
ad  Att.  X  9,  2  pudet  te  parum  op- 
timatem  esse.  Haufiger  stehen  so 
Adverbia  bei  Verbalsubstantiven ; 
vgl.  Brix  zu  Plaut,  Mil.2  11.  - 
S.  Anh. 

*V.  509  homo  inhumanissumusOxy- 
moron;  zur  Bedeutung  von  inhuma- 
«»sf(unmenschlich,)  gefiihllos,  riick- 
sichtslos'  s.  Hec.  86  cum  milite  .... 
inhumanismmo  und  Eun.  880. 

*V.  511  aere  eiDjiim»  nt<<>:  Emere, 
ursprunglich  'nehmen'  (vgl.  em  und 
adimere),  wurde  schon  friih  durch 
die  Verbindung  mit  pretio  (Hec 
Prol.  n,  57,  Ad.  219),  aere ,  minis 
u.  dgl.  zu  rkaufen'. 

V.  512.     Die  Prap.  cum  wird  in 
der  Umgangssprache   eigentumlich 
zur  Bezeichnung  einer  Person   ge- 
9* 


132 


PHORMIO 


[III  2,  28—31 


Triduom    hoc,    dum    id    quod    est   promissum    ab    amicis 

argentum  aiifero. 

Si  non  tum  dedero,  linam  praeterea  horam  ne  oppertiis  sies. 
515  Do.  Optiindis.    An.  Haud  longuinst  [id]  quod  orat:    Dorio,  ex-  so 

oret  sine. 

Idem  luc  tibi,  quod  boni  promeritus  fueris,  conduplicauerit. 


braucht,  welche  an  einer  auf  Weeh- 
selseitigkeit  beruhenden  Handlung 
als  notwendiges  Glied  beteiligt  ist; 
selbst  dann,  wenn  die  betreffende 
Handlung  gegen  sie  gerichtet  ist. 
So  conuenire  und  discrepare  (u.  ahnl.) 
cum  aliquo,  orare  und  queri  cum 
aliguo,  coniugium  und  diuortium 
facere  cum  aliqua.  Ebenso  fidem 
seruare  (mutare,  perdere)  cum  aJi- 
quo  u.  a. ,  vgl.  z.  B.  Plaut.  Merc. 
531  Si  (sei)  mecum  scruatur  fides; 
Pseud.  376  cum  illo  perdidero  fidem ; 
Cas.  Prol.  75  f.  mecum  pignus  .  .  . 
dato  (wie  wir  auch  sagen  fer  soll 
mit  mir  wetten').  S.  Hand,  Turs. 
H,  147  ff.;  Reisigs  Vorles.  v.  Haase 
§  417  und  Anm.  574. 

V.  513.  Bei  dum  (fdie  Weile, 
dieweil,  wahrend';  vgl.  zu  V.  594) 
ist  bei  vorausgehendem  Yerbum 
des  Wartens  in  der  Umgangs- 
sprache  das  Pras.  Indic,  d.  h.  eine 
rein  temporale,  nicht  finale  Auf- 
fassung  des  Zusammenhanges  ganz 
gewohnlich;  vgl.  Haut.  833  Tu  hic 
nos,  dum  cximus,  interea  opperibere. 
Weitere  Beispiele  bei  Holtze  a.  0. 
n,  68;  G.  M.  Richardson,  De  dum 
particulae  apud  prisc.  script.  Lat. 
«s«  (Lips.  1886)  und  E.  Lalin,  De 
dum,  donec,  quoad  part.  usu  apud 
Ter.  (Norcop.  1888);  zur  Bedeutungs- 
entwicklung  der  Partikel  s.  Wolff- 
lin,  Arch.  X,  368  ff. 

V.  514  tum  dedero  gewissermafsen 
ein  Begriff  (fdie  Frist  einhalten, 
Wort  halten'),  daher  non  vor  tum. 
—  Das  Perf.  Konj.  (oppertns  sies) 
statt  des  Imperativs  kommt  nur  in 
negativen  Siitzen  vor,  ist  auch  im 
allgemeinen  nicht  haufig;  vgl.  Loch, 
Der  Imper.  bei  Plaut.,  S.  21  und 
H.  Ch.  Elmer  (Amcr.  Journ.  of 
Phil.  XV,  133  ff.),  nach  welchem 
zwischen  Terenz  und  Livius  nur 
11  Beispiele    von  der  Art  ne  dixe- 


ris  vorkommen,  Ciceros  Briefe  nicht 
mitgerechnet. 

*V.  515.  Optundis  bildlicher  Aus- 
druck,  vom  Hammern  auf  Schmiede- 
eisen  (Don.:  fabri  obtundunt  malleo 
et  hebetant)  ftbertragen :  r(das  Gehor) 
befauben,  einem  in  den  Ohren  lie- 
gen,  jem.  behelligen' ;  hier  absolut, 
wie  And.  348  optundis,  tam  etsi  in- 
teilego?;  Cic.  Verr.  IV,  109;  trans. 
Plaut.  Cist.  118  auris  grauiter  o.; 
Haut.  879  deos  .  .  gratulando  o.,  Ad. 
113,  Eun.  554.  —  Dorio  nachdruck- 
lich  vorangestellt,  wie  V.  485;  bei 
der  Bitte  wird  mit  Absicht  der 
Personenname  anstatt  der  Bezeich- 
nung  des  schmutzigen  Gewerbes 
(V.  491,  508)  gewahlt.  S.  Don.  zu 
Ad.  210  (II  2,  2):  qui  in  sordidis  pro- 
fessionibus  agunt.  honorifice  nomine 
proprio  appeUari ....  gaudent.  Be- 
achte  auch  die  Assonanz  in  quod 
orat:  Dorio,  exoret.  —  S.  Anh. 

V.  516.  Idem  hic  ist  die  gewohn- 
liche  Wortstellung,  wahrend  man 
in  der  Regel  hic  ipse  u.  s.  w.  sagte. 
—  * promcritus  fueris  statt  prom. 
eris;  wie  Plautus  umschreibt  auch 
Ter.  das  Fut.  ex.  Pass.  aufser  mit 
dem  haufigeren  ero  (ohne  merklichen 
Bedeutungsunterschied)  mit  furro, 
so  And.  213  si  lubitum  fuerit,  cau- 
sam  ceperit;  hiiufiger  bei  Deponen- 
tien  (vgl.  Brix  zu  Plaut,  Mil.*  102; 
s.  oben  und  Ad.  603  fueris  functus). 
Diese  in  der  Volkssprache  iibliche 
Form  dringt  nach  Livius  auch  in 
der  Litteratur  durch  (vgl.  H.  Blase, 
Wolfflins  Arch.  X,  321  ff.).  —  *con- 
duplicauerit  'verdoppeln',  vgl.  Pac. 
Trag.  412  (Ribb.3)  tenebrae  eon- 
duplicantur,  Lucr.  in,  71  diuibias 
c.  u.  a.;  in  scherzhafter  Weise  von 
Liebenden  Plaut.  Pseud.  1261  cor- 
pora  conduplicant;  vgl.  S.  65.  Das 
Fut.  exact.  hebt  die  Sicherheit  und 
Schnelligkeit  der  Erfiillung  hervor, 
vsd.  zu  V.  426. 


EI  2,  32—39] 


PHORMIO 


133 


Do.  Verba  istaec  sunt.  An.  Pamphilamne  hac  lirbe  priuari  sines? 

Tiim  praeterea  horiinc  amorem  distrahi  poterih  pati? 
Do.  Neque  ego  neque  tu.   Ph.  Di  tibi  omnes  ld,  quod  es  digmis, 

duint ! 
S5  Do.  Ego  te  compluris  aduorsum  ingenium  meum  inenses  tuli  520 
Pollicitantem  et  nihil  ferentem,  flentem;  nunc  contra  oinnia 

haec 
Repperi,  qui  det  neque  lacrumet:  da  locum  melidribus. 
An.  Certe  hercle,    ego   si   satis    commemini,    tibi    quidem    est 

olim  dies, 
Quam  ad  dares  huic,  praestituta.     Ph.  Factum.    Do.  Num 

ego  istiic  nego? 


*V.  517.  Verba  f(leere,  schone) 
Worte,  Redensarten',  synonym  mit 
logi  (V.  493);  besonders  hiiufig  bei 
den  Komikem  in  der  Wendung 
(alicui)  uerba  dare  (Gegens.  rem 
dare)  =  decipere  c(schone)  Worte 
geben,  vorflunkern';  vgl.  V.  713. 

*V.  518.  Tum  praeterea  breitere 
Ausdrucksweise  der  Umgangsspra- 
che,  vgl.  Haut.  1022  Tum  praeterea 
talem  nisi  tu  nulla  pareret  filium. 
V.  519.  Neque  ego  neque  tu  iro- 
nisch,  wobei  ein  besonderer  Hohn 
darin  liegt,  dafs  Antipho,  den  die 
Sache  eigentlich  nichts  angeht, 
auch  als  einer  bezeichnet  wird,_  der 
nicht  dulden  kann  u.  s.  w.  —  Uber 
die  Personenverteilung  s.  Anh.  — 
quod  es  dignus:  s.  zu  V.  399.  —  *Zu 
beachten  ist  die  Allitteration  Di 
—  dignus  duint! 

V.  521.  Die  Partizipia  wie  in  der 
bekannten  griech.  Konstruktion;  s. 
Kruger,  Griech.  Sprachl.  §  56,  6, 
Anm.  1.  —  *ferentem,  flentem:  s. 
V.  8.  —  *  contra  ist  wie  wohl  auch 
Ad.  44  f.  (ille  contra  haec  omnia 
Euri  agere  uitam)  Priiposition,  so 
Plaut.  Perri.  13  zweimal  contra  me 
astare,  Pseud.  156  Adsistite  omnes 
contra  me;  Cato  Orat.  I,  fr.  20  (S. 
36,  2  Iord.)  hostium  copiae  magnae 
contra  me  sedebant.  Die  praposi- 
tionale  Auffassung  begiinstigt  an 
unserer  Stelle  der  Sinn,  indem 
sich  omnia  haec  ungezwungen  nicht 
auf  Bepperi  qui  det  neque  lacrumet, 
wohl  aber  auf  das  im  Vorhergehen- 
den  Aufgezahlte  beziehen  lafst. 

*V.  522.  Miihly  (Bl.  f.  d.  bayer. 
Gymn.   XXIV,  478)    denkt    an    die 


vom  Dichter  beabsichtigte  Allitte- 
ration  det  neque  dacrumet.  Dacruuia 
(8dv.QV[Lc()  erscheint  bei  Liv.  Andr. 
Odyss.  fr.  21  B.  (vgl.  Paul.  ex  Fest. 
S.  68  M.,  48  Th.),  Enn.  Sat.  67  M. 
(vgl.  Ritschl,  Opusc.  phil.  H,  471); 
bei  Plaut.  aber  findet  sich  bis  auf 
Pseud.  100,  wo  dacrumis  flere  ar- 
genteis  wegen  des  Wortspieles  mit 
dracumis  (Drachmen)  gewahlt  ist, 
die  Allitteration  mit  l  (Merc.  870, 
Stich.  466,  Pseud.  10);  es  ist  daher 
fiir  Ter.  die  Annahme  jener  Form 
hochst  fraglich.  Zu  beachten  ist 
dagegen  det  —  da  und  lacrumet 
—  locum. 

V.  523.  Certe  hercle:  diese  Wort- 
stellung  ist  die  gewohnliche  (And. 
495,  Plaut.  Asin.  263,  Truc.  172); 
s.  zu  V.  164. 

V.  524.  Aufser  obigem  ad  beim  Re- 
lativ  findet  sich  bei  Ter.  auch  aduor- 
sum(V.  427),  erga  (Haut.  189, 265)  und 
penes  (Hec.  535)  dem  Personalpron. 
nachgesetzt;  ifber  die  Stellung  von 
ad  hinter  das  Relativ  oder  Interro- 
gativ  s.  Studem.  zu  Plaut.  Vidul. 
V.  35  (Verh.  d.  36.  Phil.-Vers.,  S.  57). 
Gerade  obige  Wendung  mochte 
formelhaft  in  Vertragen  u.  dgl. 
vorkommen  und  bewahrte  so  die 
altertiimliche  Fassung.  Auch  bei 
Cic.  Nat.  deor.  II,  10  findet  sich: 
senatus  quos  ad  soleret  referendum 
censuit,  u*nd  so  setzt  er  am  hiiufig- 
sten  in  der  Jugendschrift  de  In- 
uent.  (wie  der  auct.  ad  Her.)  quo 
de,  qua  de  und  einmal  quibus  de 
(die  Stellen  bei  Hellmuth,  Act.  sem. 
phil.  Erlang.  I,  147).  Die  Nachstel- 
lung  zwei-  u.  mehrsilbiger  Priipos. 


134 


PHORMIO 


[III  2,  40—3,  2 


525  An.  Iam   ea  praeteriit?     Do.   Non,  uerum  haec   ei  antecessit.  40 

An.  Ndn  pudet 
Vanitatis?    Do.  Mihime,   dum  ob  rem.     Ge.  Sterculinum! 

Ph.  Dorio, 
Itane  tandem  facere  oportet?    Do.  Sic  sum:  si  placeo,  utere. 
Ax.  Sic  hunc  decipis!    Do.  Immo  enim  uero,  Antipho,  hic  me 

decipit : 
Nam  hic  me  huius  modi  scibat  esse;  ego  hiinc  esse  aliter 

credidi ; 
530         fste  me  fefellit;  ego  isti  nihilo  sum  aliter  ac  fui.  45 

Sed  ut  ut  haec  sunt,  tamen  hoc  faciam:  cras  mane  argen- 

tiim  mihi 
Miles  dare  se  dixit;    si  mihi  prior  tu  attuleris,  Phaedria, 
Mea  lege  utar,  lit  potior  sit,  qui  prior  ad  dandiimst.   Vale! 


535 


Phaedria    Antipho     Geta 

Advlescentes  II         Servos 

Ph.  Quid  faciam?    Vnde  ego  niinc  tam  subito  huic  argenturnim 

inueniam  miser, 
Quoi"  minus  nihilost?    Quod,  hic  si  pote  fuisset  exorarier 


ist  iibrigens  schon  bei  Plaut.  bau- 
figer  (vgl.  aucb  zu  V.  427).  Eine 
ahnlicbe  Verbindung  aus  dem  Ge- 
ricbtsleben  bietet  Nep.  Cbabr.  3,  1 
dicm  certam  Chabriae  praesti- 
tuerunt,  quam  ante  domum  nisi 
redisset,  capitis  se  illum  darrmaturos 
denuntiarunt.  Unnotig  ist  daber  der 
von  H.  Degering  (Beitrage  zur  bist. 
Synt.  der  lat.  Spr.,  Erlang.  1893, 
S.  26  f.)  gemacbte  Vorscblag,  quaad 
(so  Varro  r.  r.,  Keil)  zu  scbreiben. 
Bei  Plaut.  Pseud.  622  f.  stebt  ar- 
gento  haec  dies  Praestitutast,  quoad 
rcfcrret  nobis,  s.  zu  V.  148.  —  In 
der  besfatigenden  einfacben  Wen- 
dung  Factum  feblt  regelmafsig  est 
(z.  B.  aucb  Hec,  846,  Haut.  568; 
vgl.  zu  V.  238);  doch  steht  es  beim 
Ilin/.utreten  von  sic  oder  ita,  so 
V.  1006,  Hec.  357  u.  a. 

V.  526.  Stercidinum:  Schimpfwort 
wie  bei  Plaut,  (Pers.  406  f.  Oh, 
lntum  lenonium,  Commixtum  caeno 
sterculinum  publicum  und  Cas.  114 
E.r  sterculmo  effosse).    S.  Anh. 

V.  528.  Die  letzte  Silbe  von  de- 
cipis  ist  als  Liinge  gebraucbt,  wie 
aucb  sonst  gelegentlich  beim  Per- 


sonenwechsel  oder  sfarkerer  Inter- 
punktion  syllaba  anceps  eintritt. 
Gewohnlich  wird  an  u.  St.  mit  Lach- 
mann  {in  Lucr.  S.  116)  decipi  mit 
Hiatus  nach  uero  (in  der  Versmitte 
und"vor  einem  Eigennamen)  ange- 
nommen;  docb  ist  es  sehr  fraglich, 
ob  Ter.  sich  diesen  im  troch. 
Septenar  gestattete,  und  aufserdem 
spricht  Dorios  Entgegnung  (hir  m  ) 
dafiir,  dafs  auch  vorher  decipere  ein 
Subjekt  hatte.  —  *enim  uero:  vgl. 
zu  V.  113.  —  S.  Anh. 

V.  529  scibat:  vgl.  S.  62.  —  S.  Anh. 

V.  531  f.  *cras  manc  .  .  .  dare 
statt  des  Futurs,  da  in  cras  schon 
die  Beziehung  auf  die  Zukunft 
ausgedriickt  liegt.  —  NacB  V.  533 
geht  Dorio  nach  dem  Markte  hin  ab. 

V.  534  argcntum  inucnire  bei 
den  Komikern  sebr  haufig  fiir  ar- 
gentum  parare,  conficere;  z.  1!.  V. 
540,  778,  Haut.  329,  512  f. 

V.  635*mmusnihilost:  volkstiiin- 
liche  und  sprichwortliche  Hyperbel, 
vgl.  Plaut.  Pseud.  938  tnmus  nilo 
sit;  iihnlich  Ov.  Her.  18  (19),  170 
jilns  quam  nihil  illud  erit\  s.  auch 
V.  661.    Bei   Caecil.  Com.  92  (R.) 


III  3,  3—10] 


PHORMIO 


135 


Triduom  hoc,  promissum  fuerat.    Ax.  Itane  hunc  patiennir, 

Geta, 
Fieri  miseruin,  qui  me  dudum,  ut  dixti,  adiuerit  comiter? 
5         Quih,  quom  opust,  beneficmm  rursum  ei'  experiemur  reddere? 
Ge.  Scio  equidem  hoc  esse  aequom.    Ax.  Age  ergo,  solus  ser- 

uare  hiinc  potes. 
Ge.  Quid  faciam?    Ax.  Inuenias  argentum.    Ge.  Ciipio;  sed  id540 

unde,  edoce. 
An.  Pater  adest  hic.    Ge.  Scio;  sed  quid  tum?    An.  Ah,  dictum 

sapienti  sat  est. 
Ge.  Itane?    Ax.  Ita.    Ge.  Sane  hercle  pulchre  suades:  etiam  tu 

hmc  abis? 
10         Non  triimipho,  ex  niiptiis  tuis  si  nihil  nanciscdr  niali, 


ist  minus  nilo  nur  Umstellung  statt 
des  gelaufigen  ni(hi)lo  minus;  dem 
Sinn  nach  steht  das  bei  Cicero 
haufige  nihil  minus  (nichts  weniger 
=  ganz  und  gar  nicht)  naher.  — 
quod  asufjtrgentum  bezogen;  s.  V. 
371.  —  tJber  pote  s.  zu  V.  379.  — 
*Zur  Casur  vgl.  S.  39  f. 

V.  536.  Triduom  hoc :  mit  bes. 
derUmgangssprache  eigentiimlicher 
Kiirze  etwa  fiir  fut  triduom  hoc  ex- 
spectaretf  (s.  V.  489,  513).  —  pro- 
missum:  seitens  der  Freunde. 

V.  537.  Dafs  mit  Guyet  das  auch 
handschriftl.  (so  durch  .F1)  beglau- 
bigte  adiuerit  statt  adiuuerit  zu 
lesen  sei,  mit  Kurzung  des  ersten  «, 
verlangen  das  Metrum  und  die  Ana- 
logiealleranderenPerfektformenauf 
-ui  (s.  adiuero  Enn.  Ann.  339 ;  ferner 
zu  v.  13,  Engelbrecht,  Wien.  Stud. 
1884,  S.  229  und  bes.  F.  Solmsen,  Stu- 
dien  zur  lat.  Lautgesch.  1894,  III,  5). 

V.  539  equidem  ist  ein  vor  allem 
derUnterhaltungsspracheeigentum- 
liches  versicherndes  Adverb,  das 
nach  Hand,  Turs.  II,  424  und  0. 
Ribbeck,  Lat.  Part.,  S.  26  f.  aus  der 
Interjektion  e,  nach  a.,  so  Skutsch 
(Herm.  XXXI,  94 ff.),  aus  eg{o)  und  q u i- 
dem  zusammengesetzt  ist  (andere 
DeutungenbeiJ.Wackernagel,Beitr. 
z.  Lehre  vom  griech.  Accent,  Basel 
1893,  S.  22).  Eine,  wie  es  scheint, 
von  Cicero  durchgefuhrte  Theorie 
hat  das  Wort  —  wohl  weil  man 
es  schon  damals  von  ego  und  qui- 
dem  herleitete  —  auf  die  Hervor- 
hebung    der    ersten    Person     als 


Subjektes  beschrankt,  ohne  dafs, 
bei  Cicero  wenigstens,  ego  selbst 
dazutritt.  Plautus  und  andere 
Schriftsteller  fruher  sowie  spliter 
Zeit  gebrauchen  es,  darin  wohl  der 
Volkssprache  sich  anschliefsend, 
auch  mit  Beziehung  auf  eine  andere 
Person.  Sehr  eingehend  hat  hier- 
iiber  H.  Iordan,  Krit.  Beitr.  z.  Gesch. 
d.  lat,  Spr.,  S.  314  ff.  gehandelt; 
vgl.  F.  Skutsch  a.  0.,  der  den 
Nachweis  versucht,  dafs  equidew 
auch  schon  bei  Plautus  nur  zur 
1.  Person  trat   und  fiir   Falle   wie 

Eun.  956  Atque  equidem  orante 

Thaide  die  Schreibung  Atque  quidem 
annimmt  (Bentl.,  Dz. :   Et  quidem). 

V.  540  id  (argentum)  unde,  naml. 
inueniam. 

*  V.  541  dictumsap.  s.  est:  Sprichwort, 
das  auch  Plaut.  Pers.  729  erscheint, 

V.  542.  *Zu  Itane?  und  Ita  vgl. 
Anm.zuV.418.  — Betreffs  desHiatus 
nach  Itane  s.  zu  V.  146.  —  etiam 
tu  hinc  abis?  fmachst  du  auch,  dafs 
du  fortkommst?'  Plaut,  Poen.  431 
Etiamne  dbis?  Das  hinzugefiigte 
etiam  steigert  die  Eindringlichkeit 
und  Heftigkeit  der  Frage;  man 
forscht  fast  befehlend,  ob  die 
Sache  nicht  schon  geschehen  sei 
(Ad.  550  etiam  taces?).  Eun.  799 
heifst  es  einfacher:  non  tu  hmc 
abis?  Sonst  sagt  Ter.  auch  dbin 
(in  oder  ibin)  hinc?  hinc  ibis?  oder 
blofs  abi;  vgl.  Schubert,  Symb.  S.  13  f. 
*V.  543  f.  An  eine  vorwurfsvolle 
Frage  wird  condicional  mit  ni  ein 
Fall  angereiht,    durch  dessen  Ein- 


136 


PHORMIO 


[III  3,  11—19 


Ni  etiam  nunc  me  huius   caiisa  quaerere  in  malo  iubeas 

crucem? 
545  An.  Verum  hic  dicit.    Ph.  Quid?  ego  uobis,  Geta,  alienus  sum? 

Ge.  Haud  puto; 
Sed  parumne  est,  quod  omnibus  nunc  nobis  suscenset  senex, 
Ni  mstigemus  etiam,  ut  nullus  locus  relinquatiir  preci? 
Ph.  Alius  ab  oculis  meis  illam  in  fgnoturn  abducetlocum?  Hem:  i& 
Tum  igitur7  dum  licet  dumque  adsum;    loquimini   mecum, 

Antipho, 
550         Cdntemplamini  me.     An.   Quam   ob   rem?    aut  quid  nam 

factuni's?  cedo. 
Ph.  Quoquo  hinc  asportabitur  terrarum,  certumst  persequi 
Aiit  perire.    Ge.  Di  bene  uortant  quod  agas!  pedetemptim 

tamen. 


treten  der  vorhanderie  Ubelstand 
(Geta  stellt  sich  wenigstens  so,  als 
ob  er  fiir  seine  Mitwirkung  bei 
der  Heirat  eine  Belohnung  verdient 
hatte)  eine  Verschlimmerung  er- 
fahren  wurde.  Wir  geben  den 
Satz  mit  ni  besser  parataktisch : 
rMufst  du  jetzt  gar  noch  mich  .  .  . 
heifsen?'  Ebenso  ist  das  Verhalt- 
nis  des  Satzes  mit  ni  im  V.  547; 
vgl.  And.  647  f.  (wo  ni  fur  nisi  zu 
lesen  ist)  und  Eun.  1014  (s.  0. 
Brugmann,  Uber  den  Gebrauch  des 
condic.  ni  in  der  alt.  Latinit., 
Leipz.  1887,  S.  24  f.). 

V.  544  huius:  die  logische  Be- 
tonung  eines  Wortes  ist  ofters  ohne 
Einflufs  auf  den  Versictus.  Rich- 
tiger  Vortrag  vermittelt  dabei 
ebenso  wie  in  unserer  Dichtung.  — 
*  quaerere  in  malo  .  .  crucem  wird 
von  Donat  gut  erkliirt  durch: 
'quasi  dicat:  in  malo  aliud  maln»i\ 
Malum  bezeichnet  das,  was  er  fur 
die  Mithilfe  bei  der  Hochzeit  er- 
dulden  wird;  crux  das  schlimmste 
Ubel,  das  ihm  beim  Auftreiben 
der  Geldsumme  (inuenire  argentum) 
bevorstiinde;  vgl.  zu  V.  780  f.  —  mi- 
cem  quaerere  nach  malum  oder 
malam  rcm  quaerere,  das  ein  der 
Umgangssprache  sehr  gelaufiger 
Ausdruck  ist  (s.  Bentl.  zur  St.). 

V.  546  f.  Vgl.  zu  V.  543  f.  und 
Plaut.  Merc.  6'J2  f. :  Parumne  est 
malai  rei,  quod  amat  Demipho,  Ni 
sumptuosus  insuper  etiam  siet?  — 
Zu  parumne   est   vgl.  z.  B.  Plaut. 


Curc.  401  Licetne  inforare,  ferner 
die  Abkurzungen  uiden,  tacen  und 
S.  52. 

*V.  547  nullus  locus  relinquatur 
preci,  vgl.  And.  601  Nihil  est  preci 
loci  relictum;  diese  Stellen  sind  zu- 
gleich  bisher  die  einzigen  Belege 
fur  den  Dativ  preci.  Der  Nomin. 
und  Genet.  Sing.  sind  ungebriiuch- 
lich  (wenige  spiite  Stellen  zumeist 
aus  Grammatikern  und  Glossaren  in 
Georges'  Lexikon  der  lat.  Wortfor- 
men,  Leipzig  1890,  Sp.  554). 

V.  551.  *Quoquo  (verstiirkt  quo- 
quouersus)  verallgemeinerndes  Pro- 
nominaladverb  (vgl.  quisquis,  quam- 
quam):  Plaut.  Merc.  857  ff.  Certa 
rest  Me  usque  quaerere  illam,  quo- 
quohinc  abductast  gentium:  —  Non 
concedam  —  Prius  profecto  quam 
aut  amicam  aut  mortem  inuestiga- 
uero;  indefinit:  quoquo  t&rrarum 
Tac.  Ann.  XIV,  1  ituram  q.  t.;  die 
Form  findet  sich  noch  bei  Ter. 
Eun.  554  quoquo  eam.  Ahnlich 
ubiubi  est  Eun.  295,  1042  u.  a.; 
dagegen  fehlt  bei  Ter.  quaqua 
(Plaut.,  Lucr.  u.  a.);  vgl.  Wolfflin, 
Die  Gemination  im  Lat.  (Sitzungsb. 
d.bayer.  Ak.  Phil.C1.1882,  S.  464  ff.). 
—  persequi:  fiir  sich  allein  nicht 
ffeindlich  verfolgen';  s.  And.  935 
meque  in  Asiam  persequens  profi- 
ciscitur  und  Hec,  454  uiam  j>. 

V.  552.  Die  Worte  des  etwas  un- 
gliiubigen  Geta  sind  ironisch  zu 
nehmen.  —  Di  bene  uortant:  in 
dieser    formelhaften    Wortstellung 


III,  3,  20—26] 


PHORMIO 


137 


20  An.  Vicle,  si  quid  opis  potes  adferre  huic.  Ge.  eSi  quid'?  quid? 

An.  Quaere  obsecro: 
Ne  quid  plus  mimisue  faxit,  quod  nos  post  pigeat,  Geta. 
Ge.  Quaero.   —    Saluos    est,    ut    opinor:    uerum    enim    metuo555 

malum. 
An.  Ndli  metuere:    lina  tecum  bdna  mala  tolerabimus. 
Ge.  Quantum  opus  est  tibi  argenti,  loquere.    Ph.  Solae  triginta 

minae. 
25  Ge.  Triginta?  Hui,  percarast,  Phaedria.  Ph.  Istaec  uero  uflis  est. 
Ge.  i.ge  age7  inuentas  reddam.  Pn.  0  lepidum!  Ge.  Aufer  tehinc! 

Ph.  Iam  opust.  Ge.  Iam  feres. 


stets  mitten  im  Verse  (s.  Ad.  728), 
am  Ende  desselben  di  uortant  bene 
(s.  Hec.  196  u.  vgl.  res  uortat  male 
V.  678,  Ad.  191);  s.  0.  Seyffert, 
Stud.  Plaut.,  S.  2 ;  Kellerhoff,  Studem. 
Stud.  H,  78  f.  —  pedetemptim  tamen, 
naml.  agas. 

V.  554  plus  minusue  (quam  aequom 
est)  formelhaft;  vgl.  Plaut.  Capt. 
995,  Men.  592  (s.  Westerhof  zu  un- 
serer  St.).  Hec.  730  in  andrer  Wen- 
dung:  ne  quid  faciam  plus ,  quod 
post  me  minus  fecisse  satius  sit.  ■ — 
Die  Form  faxim  u.  s.  w.  erscheint 
bei  Ter.  nur  noch  in  formelhaften 
Wendungen;  vgl.  And.  753,  Haut. 
161,  187,  198,  Hec.  102,  354,  Ad. 
887,  896.  Uber  die  Bildung  dieser 
Form  s.  zu  V.  308. 

*V.  555.  Bei  Quaero  nimmt  Geta 
die  Stellung  tiefen  Nachdenkens 
an;  nach  einer  Pause  ruft  er:  Saluos 
est,  ut  opinor,  fugt  aber  mit  ver- 
andertem  Tone  nachdenklich  uerum 
u. s.  w. hinzu.  —  uerumenim:  s.V.  113. 

V.  556  bona  mala:  das  Asyndeton 
ist  besonders  bei  zwei  sich  wech- 
selseitig  erganzenden  Begriffen  auch 
in  der  Prosa  gewohnlich,  und  zwar 
sowohl  be;  sinnverwandten  Wor- 
tern  (z.  B.  uolens  propitius)  als  auch 
in  Gegensatzen  (manibus  pedibus, 
melius  peius,  prosit  obsit,  sursum 
deorsum  u.  a.);  vgl.  Nagelsbach, 
Lat.  Stil.  §  173  f.;  Holtze  a.  O.  H, 
212  f.  —  *Zur  Betonung  mald  vgl. 
V.  162. 

V.  558.  tJber  die  hochst  ver- 
schiedenen  Preise  von  Sklaven  und 
Sklavinnen  s.  Boeckh,  Staatsh.  d. 
Ath.  I2,  S.  95  ff.  und  Buchsenschvitz, 
Bes.   u.   Erw.,  S.  200  ff.     Fur  Ter. 


vgl.  V.  665  ff. ,  Eun.  471  und  Ad. 
191  f.  —  *percara:  begegnet  bei 
Ter.  wohl  zuerst  (dann  bei  Cic), 
vgl.  perliberalis  V.  815,  Hec.  864 
(-iter  Cic),  peruolgatus  Haut.  101 
(Cic),  permagnum  Haut.  467  (Cic), 
Ijerscitus  (Tmesis)  And.  486  (vgl. 
Cic  de  Or.  H,  271),  pergrauis  Hec. 
292  (Cic),  perpauci  Eun.  409  (Cic), 
pernimium  Ad.  393,  perbenigne  Ad. 
702  (Cic),  persancte  Hec  771,  per- 
plexe  Eun.  817;  uTta^  iiQrm.  sind, 
wie  es  scheint,  geblieben:  percon- 
tumax  Hec  504,  perpulcher  Eun. 
468,  perparce  And.  455  (andere  per 
parce  nimium  mit  Tmesis),  perfor- 
titer  Ad.  567,  perlonge  Eun.  609  (-us 
Plaut.,Cic)  xmd peropus  est  And.  265. 
V.  559.  Age  age  driickt  Einwilli- 
gung  in  eine  unerwiinschte  Sache 
aus  (gut,  gut!  schon  gut!  meinet- 
wegen!);  vgl.  V.  662,  And.  310, 
Haut.  722,  Ad.  877;  Hand,  Turs. 
I,  208  und  Brix  zu  Plaut.  Mil.* 
V-  1024,  Spengel  zur  And.  310.  — 
*inuentas  reddam,  vgl.  And.  684  f. 
inuentum  tibi  curabo  et  mecum  ad- 
ductum  Tuom  Pamphilum;  iihnliche 
Wendungen  mit  reddere,  welche  zu 
dare  =  facere  iiberleiten,  sind  Ad. 
849  excoctam  reddam,  Hec  407 
amor  me  ad  hanc  rem  exercitatum 
reddidit,  And.  864.  Dare  im  Sinne 
von  faeere  And.  683  hoc  tibi  in- 
uentum  dabo ,  Eun.  212  factum 
(effectum)  dabo  und  V.  974  illam .  . 
tibi  incensam  dabo,  Haut.  950  f. 
(vgl.  Langen,  Beitr.  S.217  u.  Thiel- 
mann,  Das  Verbum  dare,  S.44ff.).  — 
*0  lepidum!  viell.  mit  zu  erganzen- 
dem  caput,  das  die  s  im  Texte  zei- 
gen.     So  Ad.  966,  Plaut,  Mil.  725; 


138 


PHORMIO 


[III  3,  27—33 


560         Sed  opus  est  mihi  Phdrinioneni  ad  hanc  rem  adiutoreni  dari. 
Ph.  Praestost:  audacissMme  oneris  quiduis  inpone,  hic  feret; 
Solus  est  homo  amico  amicus.     Ge.  Eamus  ergo  ad  eum 

ocius! 
Ax.  Niimquid  est,  quod  opera  mea  uobis  opus  sit?    Ge.  Nihil;  30 

uerum  abi  domum 
Et  illam  miseram,   quam  ego  nunc  intus  scio  esse  exani- 

matam  rnetu, 
565         Cdnsolare.  Cessas?  An.  Nihil  est,  aeque  quod  faciam  lubens. 
Ph.  Qua    uia    istuc    facies?     Ge.    Dicam   in   itinere:    modo    te 

hinc  amoue! 


o  capituJum  lepidissumum!  Eun. 
531,  ridiculum  c.  And.  371,  festiuom 
c.  Ad.  261.  —  *Aufer  te  hinc:  vgl. 
das  wiederholte  Driingen  V.  566 
modo  te  hinc  amoue!  Geta  will 
nicht  nur  die  Sache  schnell  be- 
treiben  (vgl.  V.  562)  und  halt  da- 
her  weitere  Auseinandersetzungen 
oder  gar  Schmeicheleien  (viell.  beab- 
sichtigte  ihn  Phaedria  mit  0  lepi- 
dttm !  zu  streicheln;  ahnl.  Bentl.,  der 
aber  auferte  mit  zu  erg.  amplexari 
schreiben  wollte  und  Ad.  937  ver- 
gleicht)  fiir  recht  unzeitgemafs, 
sondern  fiirchtet  auch  wohl  die 
Gefahrlichkeit  der  Nachbarschaft 
und  das  Kommen  der  Greise. 
*V.  561  oneris  quiduis  inpone,  hic 
fcret:  das  Asyndeton  (in  A3)  nach 
einem  imperativischen  (oder  opta- 
tivischen)  Vordersatz  ist  im  Alt- 
latein  und  in  der  klassischen  Zeit 
die  Regel,  erst  bei  den  Augustei- 
schen  Dichtern  und  in  der  silber- 
nen  Latinitat  iiberwiegt  die  Ver- 
bindung  mit  et  (hier  in  g).  Mit 
der  Wendung  des  Vordersatzes 
(ohne  personlichen  Dativ)  vgl.  And. 
897  quiduis  oneris  inpone,  impera 
(hier  sind  die  Imperative  koordi- 
niert).  Das  Pronomen  hic  mit 
Rvicksicht  auf  Praestost.  S.  Anh. 
V.  662.  Solus  est  homo  amico 
amicus  lautete  nach  Donat  bei 
Apollodor:    Movog  <pu.eiv  yix.o  rovg 


cpiXovg  iniataxui  (vgl.  Hesiod.  Op. 
353  Tbv  cpiXiovtu  cpiXsiv,  Eurip.  Iph. 
Taur.  610  toig  cpD.oig  t  oo%u>g  cpiXog). 
—  *Die  Zusammenstellung  amico 
amicus  ist  sprichwortlich  fiir  einen 
wahren  Freund  (cein  Freund  seiner 
Freunde').  In  der  gleichen  Wort- 
stellung  auch  bei  Acc.  132  R.3 
neque  amico  amicus  umqtiam  grauis 
neque  hosti  hostis  fuit;  dagegen 
bei  Plaut.  noch  in  der  stehenden, 
volkstiimlichen  Verbindung  amicus 
amico  {amicis)  Mil.  660,  Curc.  332, 
Merc.  385;  Petron.  43  und  44  (wei- 
tere  Beispiele  bei  Otto,  Sprich- 
worter,  S.  23  u.  Leo,  Plaut.  Forsch., 
S.  234  f.). 

V.  563.  *Numquid  mit  Tonan- 
schhifs,  vgl.  S.  55  (doch  ist  auch 
Num  quid  cst  moglich). 

Mit  V.  565  tritt  Antipho  in  das 
mittlere  Haus. 

*Y.  566.  Zur  Betonung  in  itincre 
vgl.  S.  54,  Anm.  5.  —  te  hinc 
amoue!  s.  Plaut.  Trin.  802  quin  tu 
(te)  hinc  amoues  et  te  moues?  (vgl. 
meine  Terentiana  S.  22),  Most.  74 
/,  rus  tc  amoue;  Suet.  Tib.  10  sta- 
tuit  repente  secedere  seque  e  medio 
quam  longissimeamouere;  Cic.  Epist. 
VI  20,  3  te  istim  ne  temere  com- 
moueas.    S.  Anh. 

Phaedria  und  Geta  gehen  nach 
V.  566  gegen  den  Marktplatz  hin  ab. 


IV  1,   1—12] 


PHORMIO 


130 


[ACTVS   IV.] 

Demipho     Chremes 

Senes  II 

iv i  De.  Quid?  qua  profectus  caiisa  hinc  es  Leniniim,  Chrenie, 

Addiixtin  tecum  fQiain?     Ch.  Non.     De.  Quid  ita  non? 
Ch.  Postquam  uidet  me  eius  mater  esse  hic  diutius, 
Simul  aiitem  non  manebat  aetas  uirginis 
5         Meam  neclegentiam:  fpsam  cum  omni  familia 

Ad  me  profectam  esse  aibant.     De.  Quid  illi  tain  diu 
Quaeso  lgitur  conmiorabare,  ubi  id  audieras? 
Ch.  Pol  me  detinuit  morbus.    De.  Vnde?  aut  qui?   Ch.  Rogas' 
Senectus  ipsast  rnorbus.     Sed  uenisse  eas 
io          Saluas  audiui  ex  naiita,  qui  illas  uexerat. 
De.  Quid  gnato  optigerit  me  absente,  audisti,  Chreine? 
Ch.  Quodquidem  me  factum  consili  incertiim  facit. 


570 


575 


Bei  Beginn  des  IV.  Aktes  treten 
Demipho  uncl  Chremes  von  links, 
der  Hafenseite,  auf  die  Buhne  uncl 
bleiben  vor  dem  Hause  des  Chre- 
mes  stehen.  Erst  aus  ihrer  Unter- 
redung  wird  der  eine  Teil,  und 
zvar  ein  sehr  wichtiger,  des  Argu- 
mentes    den   Zuschauern    bekannt. 

V.  567.  *Uber  denVokativ  Chreme 
vgl.  Anh.  und  Anm.  zu  V.  63.  — 
Lemnum:  s.  zu.  V.  66. 

V.  570  f.  uidet  .  .  manebat:  der 
Wechsel  der  Zeit  beruht  auf  dem 
verschiedenen  Verhiiltnis  der  bei- 
den  Kebensatze  zurHaupthandlung. 
—  manebat  transitiv :  vgl.  zu  V.  480. 

V.  571  cttin  iniiui  familia  stimmt 
nicht  recht  zu  V.  <J7  ff..  733  f.,  751. 

V.  572  illi:  s.  zu  V.  91. 

V.  573  audieras  (mit  langem  i) 
ist  aus  ADGL  aufgenommen,  wie 
auch  Hec.  813  alle  Hdschr.  audierit 
bieten.  Dies  lafst  sich  mit  lerant 
Ad.  27  vergleichen,  wo  diese  Les- 
art  auch  durch  Don.  ausdrucklich 
bezeugt  ist. 

V.  574.  *  Pol  und  edepol,  der 
Schwur  beim  Pollux,  war  Mannern 
und  Frauen  gemeinsam,  aber  herele 
wurde  (nach  Gell.  XI,  6,  der  aus 
VaiTO   schopfte)   blofs   vom  mann- 


lichen,  ecastor  nur  vom  weiblichen 
Geschlechte  verwendet  (s.  V.  1050). 
—  Vnde  fragt  nach  Grund  und  An- 
lafs  der  Krankheit,  qui  nach  ihrer 
Art  (bez.  dem  Kamen). 

V.  575.  *  Senectus  ipsast  morbus 
lautete  mach  Don.)  bei  Apollodor: 
Tb  yfiQ<is  iariv  avrb  v6ar\ua.  Vgl. 
Senec.  Epist.  108,  28  senectus . .  in- 
sanabilis  morbusest;  zum  Gedanken 
s.  Cic.  Cato  M.  35  pugnandum  tam- 
qttiun  contra  morborum  uim  sic  con- 
tra  senectutcm,  Verg.  Aen.  VI,  275 
Morbi  tristisque  Senectus,  Pers.  H, 
41  Poscis  opem  neruis  corpusque 
fidele  senectae  und  Iuven.  X,  218  f. 
(senem)  circumsilit  agmine  facto 
Morborum  omnc  genus  (vgl.  auch 
Otto,  Sprichworter  S.  316). 

V.  577  f.  Um  eine  "VViederholung 
des  bereits  Bekannten  zu  vermeiden, 
lafst  der  Dichter  den  Chremes  vor 
dieser  Scene  das  Notige  iiber  die 
Heirat  Antiphos  erfahren;  dafs  De- 
mipho  selbst  es  ihm  erzahlt  habe, 
ist  keineswegs  notig.  —  audisti  (so 
nach  A)  klingt  zuversichtlicher  als 
audistin  (so  ?)  und  ist  daher  hier 
besser  am  Platz.  —  consili,  zur 
Form  vgl.  S.  58  f. 
*V.  ol*.    Quodquidem:  s.  S.  55. 


140 


PHORMIO 


[IV  1,  13—24 


Nam  hanc  condicioneru  si  quoi  tulero  extrario, 
Quo  pacto  aut  unde  niihi  sit,  dicundum  ordinest. 
Te  mihi  fidelem  esse  aeque  atque  egomet  siim  mihi 
Scibam.     Ille  si  me  alienus  adfinem  uolet, 
Tacebit,  dum  intercedet  familiaritas; 
Sin  spreuerit  me,  pliis  quam  opus  est  scito  sciet. 
Vereorque,  ne  uxor  aliqua  hoc  resciscat  mea. 
Quod  si  fit7  ut  me  exciitiam  atque  egrediar  domo, 
Id  restat;  nam  ego  meorum  solus  siim  meus. 
De.  Scio  ita  esse;  et  istaec  mihi  res  sollicitudinist, 
Neque  defetiscar  lisque  adeo  experirier, 
590         Donec  tibi  id,  quod  pollicitus  sum,  effecero. 


580 


585 


15 


V.  579  condicio  ist  die  auf  Gegen- 
seitigkeit  beruhende  Abruachung 
(hier  fVerlobung,  Partie'),  welche 
von  dem  einen  angetragen  oder  er- 
beten,  von  dem  andern  angenom- 
men  oder  gewahrt  wird.  Bei  Plaut. 
Trin.  488  f.  heifst  es  in  gleicher 
Beziehung:  Nunc  condicionem  hanc, 
quam  ego  fero  et  quam  aps  te  peto, 
Dare  atque  accipere,  Lesbonice ,  te 
uolo.  —  extrarius,  im  Gegensatz 
von  domesticus,  ist  nach  Paul.  ex 
Festo  (S.  78  M.,  55  Th.)  equi  extra 
focum,  sacramentum  iusque  sif.  Das 
Wort  erscheint  in  unseren  Littera- 
turresten  zuerst  hier,  subst.  "wohl  erst 
wieder  beiApul.  Apol.  QSextrario  nu- 
bere  und  extrarii  bei  demselben  Flor. 
18;  vgl.  C.I.  L.  X,  3165  extrdri^um)». 

V.  580  sit,  niiml.  condicio,  wobei 
der  Gedanke  an  diePerson  in  den 
Vordergrund  tritt. 

V.  581  f.  Die  Worte  Te  . .  Scibam 
kann  man  im  Deutschen  mit  der 
Partikel  f\vahrend'  dem  Folgenden 
unterordnen :  im  Griechischen  triite 
liiv  .  .  86  ein. 

V.  582  alienus:  vgl.  V.  579  ex- 
trario. 

V.  584  spreuerit:  hier  sowie  Hec. 
24  (spreuissem)  steht  die  volle  Per- 
fektform  mitten  im  Verse,  da  bei 
einsilbigen  Stiimmen  die  Kontrak- 
tion  meist  unterbleibt;  vgl.  Engel- 
brecht,  Wien.  Stud.  1884,  S.  225  f. 
und  Brock,  Quaest.  gramm.,  S.  102  ff., 
der  zeigt,  dafs  die  Kontraktion 
bei  den  Formen  auf  -eui  und 
-oui  nur  bei  quiescere,  ad- ,  con-, 
insuescere,  decernere  u.  noscere  be- 
liebt  war.   —    opus    est   (und   usus 


est)  werden  namentlich  bei  den 
Komikern  mit  dem  Abl.  Sing.  eines 
Partic.  Perf.  Pass.  im  Neutr.  ver- 
bunden.  Ein  solches  Participium 
ist  dem  Gerundium  entsprechend 
als  Substantivierung  des  passiven 
Verbalbegriffes  zu  fassen,  dieser 
jedoch  als  vergangen,  abgeschlossen 
zu  denken.  Fast  immer  geht  ein 
neutrales  Pron.  im  Nomin.  (der 
Einzahl,  selten  der  Mehrzahl)  als 
Subjekt  voraus;  vgl.  Reisigs  Vorl. 
v.  Haase,  Anm.  275  und  §  392; 
Holtze  a.  0.  I,  26,  139—141. 

V.  586  excutere:  f  ausschiitteln, 
ausklopfen'  (vgl.  Plaut.  Aul.  646 
excutedum  paUium),  ist  hier  nicht 
blofs  bildlich  zu  nehmen.  Chremes, 
dessen  Vermbgen  von  der  Frau 
herstammte  (vgl.  S.  72),  wiirde  in 
dem  V.  585  angedeuteten  Falle  mit 
leeren  Taschen  verstofsen  werden. 

V.  587  ego  meorum  solus  sum 
meus,  ein  dem  griechischen  Origi- 
nal  entlehntes  Wortspiel:  'Eya> 
yaQ  si/iL  rav  i^iav  fybg  fi6vog 
(Don.  niit  Guyets  Umstellung,  'Eyoi 
d',  iubg  yctQ  i-iut  rcbv  iuiov  [i6i'og 
Nauck);  vgl.  das  Bruchstiick  993 
(N.)  des  Euripides:  iyco  S'  iuog 
tlut.  Unsere  Stelle  enthalt  zu- 
gleich  einen  Hinweis  auf  die  per- 
sonliche  Mittellosigkeit  des  Chre- 
mes  und  auf  sein  nichts  weniger 
als  inniges  Verhiiltnis  zu  seiner 
Frau. 

V.  589.    S.  Anh. 

V  590  geht  auf  die  schon  V. 
578  ff.  angedeutete  Absicht,  An- 
tipho  mit  Chremes'  Tochter  zu 
verheiraten. 


IV  2,  1—10] 


PHORMIO 


141 


GrETA      DEMIPHO       CHREMES 

Servos  Senes  II 

1V2GE.  Ego  hominem  callididrem  uidi  neminem 

Quam  Phormionem.     Venio  ad  hominem,  ut  dicerem 
Argentum  opus  esse  et  fd  quo  pacto  fieret. 
Vixdiim  dimidium  dixeram,  intellexerat: 
5  Gaudebat,  me  laudabat,  quaerebat  senem.  595 

Dis  gratias  agebat,  tempus  sil>i  dari, 
Vbi  Phaedriae  esse  ostenderet  nihilo  minus 
Amicum  sese  quam  Antiphoni.     Hominem  ad  forum 
Iussi  opperiri:  eo  me  esse  adducturum  senem. 
10          Sed  eccum  lpsum.     Quis  est  ulterior?     Attat,  Phaedriae    600 


Geta,  welcher  mit  V.  591  vom 
Markte  her  kommt  (vgl.  V.  598),  ist 
anfangs  von  den  Greisen  noch  weit 
entfernt  (s.  V.  600),  niihert  sich 
ihnen  aber  gegen  Ende  des  Auf- 
tritts  so,  dafs  er  den  mit  V.  606 
aus  dem  mittleren  Hause  heraus- 
tretenden  Antipho  nicht  mehr  be- 
merkt. 

V.  591.  Statt  non  oder  nullum  ist 
des  Nachdrucks  wegen  neminem  mit 
Wiederholung  des  Begritfs  hominem 
gesetzt.  Vgl.  z.  B.  Ad.  259  homini 
nemini;  in  umgekehrter  Wortfolge 
Eun.  549  nemo  homost  und  Hec. 
281;  s.  Anm.  zu  V.  80. 

V.  592.  Geta  hatte  den  Phormio 
in  dessen  Hause  aufgesucht  (s. 
V.  440,  562;  Ausflucht  V.  617). 

V.  593  fieri  steht  hier  (auch  V. 
605  u.  s.)  wie  im  Aktiv  conficere 
(V.  38)  oder  efficere  (Haut.  584). 
—  fieret  (Creticus)  am  iambischen 
Versende  mit  der  ursprunglichen 
Lange  (vgl.  fio,  fiam,  fies);  vgl. 
dagegen  V.  760. 

*V.  594  uixdum:  dum  (Accusativ; 
vgl.  diu)  fdie  Weile,  dieweiP  lehnt 
6ich  als  temporales  Adverb  enkli- 
tisch  an  andere  Partikeln  an ,  wie 
etiamdum,  interdum,  dudum,  ehodum ; 
ferner  an  Negationen,  wie  nondum, 
uixdum  (auch  mehrmals  bei  Cic). 
nedum  (Haut.  454),  oder  an  Impe- 
rative:  abi  dum,  age  d.  (V.  784 
ays  Sij),  cedo  d.  (V.  329),  dic  d., 
mane  d.  u.  a.  m.  Aus  dem  para- 
taktischen  Gebrauch  von  dum-dum 
entwickelt  sich  allniahlich  der  kor- 


relative  (noch  bei  Catull  62,  45 
uirgo,  dum  intacta  manet,  dum 
cara  suis  est)  und  daraus  die  Kon- 
junktion,  vgl.  V.  513. 

V.  595 quaerebat  senem:  'verlangte 
nach  dem  Alten'. 

•V.  597.    S.  Anh. 

*V.  598.  Ad  steht  nicht  nur  bei 
Verben  der  Bewegung,  sondern 
auch  (wie  z.  B.  im  Griech.  tzccqbivcci 
sig)  bei  solchen,  die  den  Abschlufs 
derselben,  also  einen  Zustand  be- 
zeichnen,  wie  Haut.  979  tibi  iam 
(cibum)  esse  ad  sororem  intellego; 
gerade  bei  forum,  porta,  uilla, 
aedis,  urbs  und  ahnl.  ortlichen 
Ausdriicken  wechselt  zumal  in  der 
Umgangssprache  ad  nicht  selten 
mit  apud,  vgl.  Plaut.  Mil.  930  f. 
ego  ad  forum  illum  conueniam; 
Pseud.  1236  esses  ad  forum;  C.  I.  L. 
I  199,  13  ad  terminum,  qui  stat  ad 
ftouiom  Edem;  Cato  r.  r.  7,  2  ad 
fahrum  ferrarium  .  .  eae  recte  ser- 
uantur;  22,  4  ii  (orbes)  emuntur  ad 
Bufri  macerias;  Cic.  Tull.  20  do- 
minum  esse  ad  uillam  und  ad 
uillam  erat  Tullius,  Rosc.  Am.  44 
alereiur  od  uillam,  Verr.  II,  21  ad 
urbem  cum  esset,  IV,  4;  Petron.  61 
u.  a.    S.  zu  V.  859  und  Anh. 

V.  600  eccum  ipsum:  s.  zu  V.  464. 
—  quis  est  ulterior?  Chremes  ist 
etwas  hinter  dem  lebhafteren  De- 
mipho  zuruckgeblieben.  —  attat  ist 
der  Ausruf  eines  Uberraschten,  bez. 
Erschreckten;  s.  V.  963,  Hec.  449, 
Eun.  228,  727,  756  und  And.   125. 


142 


PHORMIO 


[IV  2,  11—3,  6 


605 


Pater  ueuit.     Sed  quid  pertimui  autem  belua? 

An  quia  quos  fallam  pro  uuo  duo  sunt  milii  dati? 

Commddius  esse  opinor  duplici  spe  litier. 

Petam  hmc,  unde  a  primo  mstiti:  is  si  dat,  sat  est; 

Si  ab  eo  nil  fiet,  tum  hunc  adoriar  hospitem. 


Antipho       Geta       Chremes       Demipho 
Advlescens     Servos  Senes  II 


IV  3 


An.  Exspecto,  quam  mox  recipiat  sese  Geta. 

Sed  patruom  uideo  ciim  patre  adstantem.     Ei  rnihi, 
Quam  timeo,  aduentus  hiiius  quo  inpellat  patrem! 

Ge.  Adibo  [hosce]:  o(hy  salue,  ndster  Chreme!  Ch.  Salue,  Geta! 
610  Ge.  Venire  saluom  uolup  est.     Ch.  Credo.     Ge.  Quid   agitur?   5 
Multa  aduenienti,  ut  fit,  noua  hic?     Ch.  Compluria. 


V.  601  sed  . .  autem  (aber  . .  doch) 
steht  in  Fragen,  welche  in  einen 
durch  secl  eingeleiteten,  durch  autem 
nachdriicklicn  hervorgehobenen  und 
daher  vorwurfsvollen  Gegensatz  zum 
Vorhergehenden  treten;  vgl.  Hand, 
Turs.  I,  583.  —  *Zu  pertimiii  autem 
vgl.  V.  101. 

V.  602.  An  (pertimui)  quia  .  .: 
eine  sehr  beliebte  Form  der  argu- 
rnentierenden  Frage;  s.  M.  Seyffert, 
Schol.  Lat.  I,  §  44,  51  ff. 

*V.  603  duplici  spe  utier:  fdoppelt 
halt  besser',  vgl.  das  griech.  Sprich- 
wort  £nl  Svolv  (cxyyivpcav)  dpiistv; 
Pind.  01.  VI,  100  (170)  ayudal  dh 
TtiXovx  iv  %siii£Qia  Nvnvl  .  .  .  .  8v 
aynvQat,;  Prop.  II  22,  41  melius  duo 
defeiidunt  retinacula  nauim;  ferner 
negativ:  Stob.  Flor.  CX,  22  otirs 
vavv  it,  kvbg  aynvQiov  ovts  filov  iu 
liias  ilniSog  6qiii6t£ov\  Herondas 
Mim.  I,  41  f.  und  Ov.  Remed.  Am. 
447  Non  satis  u/na  tenet  ceratas 
ancora  puppes  (vgl.  0.  Crusius,  Vn- 
ters.  zu  d.  Mimiamb.  des  Herond., 
S.  10  und  A.  Otto,  Sprichworter 
S.  122). 

V.  604  institi:  s.  Anh. 

V.  606.  Zum  Auftreten  Antiphos 
bemerkt  Don. :  Ad  crrorcm  cumu- 
land/um  persona  Antiphonis  inter- 
ponitur,  ut  ei  adaucto  metu  amit- 
tendae  uxoris  maior  uis  fiat  repen- 
tinae  laetitiae.  —  *Exspecto,  quam 
mox  recipiat  sese:  zur  Konstruktion 


vgl.  V.  161;  zum  Ausdruck  s.  Plaut. 
Men.  882  f.  oculi  spectando  dolent, 
Manendo  medicum,  dum  se  ex  opere 
recipiat;  Auson.  Lud.  VH  sap.  132 
manendo  Solonem,  quoad  sese  recipiat. 

V.  609.  Die  Anrede  mit  noster 
ist  ein  Zeichen  von  freundlicher 
Vertraulichkeit;  vgl.  Ad.  883  ff.,  wo 
ein  sonst  strenger  Herr  ausnahms- 
weise  einen  Sklaven  anredet:  o 
Syre  noster,  saiue:  quid  fit?  quid 
agitur?  und  zu  sich  sprechend  dann 
fortfahrt:  Iam  nunc  haec  .  .  pri- 
mum  addidi  Praeter  naturam:  eO 
noster''  u.  s.  w.  —  Chreme:  s.  zu 
V.  63.  Die  umstandliche  Anrede 
soll  die  Freude  des  Wiedersehens 
grofser  und  Getas  Benehmen  un- 
befangener  erscheinen  lassen. 

V.  610.  *Zur  Begriifsungsformel 
s.  V.  255.  —  uolup  ist  gleich  faeul 
ein  indeklinables  Nomen  (s.  Don. 
zur  St.).  Es  steht  bei  Ter.  nur 
noch  Hec.  857,  gleichfalls  in  Ver- 
bindung  mit  est;  bei  Plaut.  Men. 
677  am  Ende  eines  Verses:  ut  tihi 
ex  me  sit  uolup  (Codd.  uoluptas) 
und  Cas.  784  facite  uostro  animo 
uolup  (Codd.  5:  uolupe).  tjber  die 
arspr.  Form  uoJujjc  (bei  Ter.  in  eini- 
gen  s)  vgl.  Biicheler(-Windekilde, 
Grundr.  d.  lat.  Dekl.  §  23),  der  uo- 
lupest  schreibt.  — *Qui<l  agitur?  fwie 
gehts?'  vgl.  Ad.  373  f.,  901;  quid 
fit?  quid  agitur?  Ad.  883,  885. 

V.  61 1 .  Auf  die  gespriichigen  Fra- 


IV  3,  7—19] 


PHORMIO 


143 


Ge.  Ita.     De  Antiphone  audistin  quae  facta?     Ch.  (3innia. 
Ge.  Tun  dfxeras  huic?     Facinus  indignum,  Chreme, 

Sic  circumiri!     Ch.  Id  cum  hoc  agebam  cdmmodum. 
io  Ge.  Nam  hercle  ego  quoque  id  quidem  agitans  mecum  sedulo    G15 
Inueni,  opinor,  remedium  huic  rei.     Ch.  Quid,  Geta? 
De.  Quod  remedium?     Ge.  Vt  abii  abs  te,  fit  forte  obuiam 
Mihi  Phormio.     Ch.  Qui  Phdrmio?     De.  Is,  qui  istanc... 

Ch.  Scio. 
Ge.  Visumst  mihi,  ut  eius  temptarem  sententiam. 
15         Prendo  hominem  solum:  'Qudr  non'  inquam,  'Phormio,     020 
Vides,  inter  nos  sic  haec  potius  cum  bona 
Vt  cdmponamus  gratia  quam  ciim  mala? 
Erus  liberalis  est  et  fugitans  litium; 
Nam  ceteri  quidem  hercle  amici  onines  modo 


gen  Getas,  welche  vor  allem  seine 
Harmlosigkeit  bekunden  sollen, 
giebt  Chremes  zuerst  nur  ganz 
kurze  und  moglichst  ausweichende 
Antworten.  S.  Anh.  —  compluria 
im  alteren  Latein  ofters  statt  com- 
plura;  vgl.  Don.  zur  St. ,  welcher 
Cato  (Orig.  I,  23  Iord.)  citiert: 
Fana  in  eo  loco  (hoc  l.)  compluria 
fuere. 

*V.  612.  Ita:  vgl.  zu  V.  418.  — 
audistin?  Die  Interrogativpartikel 
-ne  wird  bei  Ter.  in  der  Regel  an 
das  erste,  selten  an  das  zweite 
Wort  (nach  vorausgehender  Kon- 
junkt.  oder  Prapos.)  angehangt; 
nur  hier  erscheint  sie  an  dritter 
Stelle  (Haut.  180  wird  mit  Schlee, 
Wolffl.  Arch.  HI/556  Huncin  Me- 
nedemum  nosti?  zu  schreiben  sein) 
und  Hec.  787  Ob  eam  rem  uin  ergo 
intro  eam?  an  vierter,  doch  bilden 
die  vorhergehenden  Worter  beide- 
mal  nur  einen  Begriff  (anders  bei 
Plautus,  vgl.  G.  Kampf,  Berl.  Stud. 
HI  2,  42).  —  quae  facta  ohne  Hilfs- 
verb,  wie  in  dieser  fast  formel- 
haften  Verbindung  oft  bei  Plautus ; 
vgl.  Amph.  474,  575  u.  a. 

V.  614.  Sic  circumiri,  erklarende 
Apposition  zu  Facinus  indignum; 
vgl.  Plaut.  Men.  1004  ff.:  0  facinus 
indignum  et  malum,  .  .  erum  Meum 
hic  in  pacato  o^p^pido  Luci  deri- 
pier  in  uia;  Rud.  393  f.  (vgl.  auch 
zu  V.  232).  —  *circumiri  (als  Kom- 
positum)  viersilbig,  wahrend  And. 
202  in  circum  itione,  das  nicht  als 


Kompositum  gefuhlt  wurde,  die 
2.  Silbe  von  circum  elidiert  wird, 
vgl.  intro  ire  (dreisilbig)  neben  in- 
troire  (viersilbig)  u.  a.  —  commodum 
(feben,  gerade')  gehort  als  tempo- 
rales  Adverb  der  Umgangssprache 
an;  vgl.  Eun.  343;  Plaut.  Trin. 
400  u.  a. 

*V.  615.  Xam:  s.  zu  V.  113. 
V.  617  fit  .  .  obuiam;    vgl.  And. 
590  und  Anm.  zu  V.  52. 

*V.618.Personenverteilung:s.  Anh. 

*V.  621  f.  Uber  die  Trennung  von 
cum  hona  und  gratia  s.  zu  V.  505, 
uber  die  Stellung  von  ut  zu  V.  261. 

*  V.  623  fugitansl iti um :  vgl.  Ambros. 
de  Off.  H  21,  106  und  de  exc.  fratr. 
II,  99 ;  ahnl./'» giens  laborisCa.es.  Bell. 
civ.  I  69,  3.  Das  Verbum  fugitare 
gehort  der  Umgangssprache  an  und 
wird  aufser  von  Plaut.  und  Ter. 
(s.  z.  B.  V.  835)  von  Lucr.,  Cic.  (blofs 
Am.  78  quaestionem  fugitant), 
Val.  Max.,  Phaedr.,  Martial  und  in 
der  spateren  Latinitat  gebraucht. 

V.  624.  Der  Satz  mit  Nam  be- 
grundet  die  in  V.  623  hervorgeho- 
bene  Eigenschaft  besonderer  Fried- 
fertigkeit  seines  Herrn.  Dafs  das 
Gutachten  der  mit  Demipho  be- 
freundeten  aduocati  durchaus  nicht 
so  bestimmt  gelautet  hatte  (s.  V. 
446  ff),  mufste  Demipho  zu  einem 
Vergleich  um  so  williger  machen. 
—  *ceteri  .  .  .  omnes  steht  ohne  Be- 
zug  auf  die  aduocati;  denn  Geta 
heuchelt  Demipho  gegenuber,  er 
habe    Phormio    durch   den   Bericht 


144 


PHORMIO 


[IV  3,  20—33 


625          Vno  dre  auctores  fuere,  ut  praecipitem  hanc  daret.'  20 

An.  Quid  hic  coeptat  aut  quo  euadet  hodie?     Ge.  cAn  legibus 
Datiirum  poenas  dices,  si  illam  eiecerit? 
Iam  id  exploratumst:  heia,  sudabis  satis, 
Si  cum  illo  inceptas  homine:  ea  eloquentiast. 
Veriim  pono  esse  uictum  eum;  at  tandem  tamen  25 

Non  capitis  ei  res  agitur,  sed  peciiniae.' 
Postquam  hominem  his  uerbis  sentio  mollirier, 
cSoli  sumus  nunc  hic'  lnquam;  feho  dic,  quid  ufs  dari 
Tibi  fn  nianum,  ut  erus  his  desistat  litibus, 
Haec  hmc  facessat.  tii  molestus  ne  sies?'  so 

An.  Satin  flli  di  sunt  propitii?     Ge.  cNam  sat  scio, 
Si  tu  aliquam  partem  aequi  bonique  dixeris, 
Vt  est  ille  bonus  uir,  trfa  non  commutabitis 


630 


635 


von  der  Einstimmigkeit  der  Freunde 
(hinsichtlich  rucksichtslosen  Vor- 
gehens)  eingeschiichtert.  Ceteri  ist 
dabei  fast  pleonastisch,  wie  oft  alius 
(&XXog),  vgl.  Plaut.  Amph.  271  f. 
si  quicquamst  aliud,  quod  credam 
aut  certo  sciam,  Credo  ego  hac 
noctu  Nocturnum  obdormiuisse  ebri- 
um;  Hom.  G  416  f.  ur\rs  xi  xbv  ^slvov 
GTvcpsXlgsxz  urjxs  xiv  allov  dudxav 
u.  a.  —  modo:  fsoeben'. 

V.  624  f.  *omnes  . .  Vno  ore:  ste- 
hende  Redensart;  vgl.  And.  96  uno 
ore  omnes  omnia  Bona  dicere;  Cic. 
Lael.  86  omnes  uno  ore  consentiunt; 
Senec.  Epist.  81,  31  u.  a.  (vgl.  Ari- 
stoph.  Equ.  670  i£  svog  cxouaxog 
a.7tuvxsg  civixoctyov,  Herond.  IH,  47 
SvyuQ  6xou'  i6xlrfjgcvvoiY.irig7ta6r\g). 
—  praecipitem  dare  aliquam:  eine 
in  der  Umgangssprache  beliebte 
Wendung;  vgl.  And.  214,  606, 
Ad.  318  (die  Formen  von  dare 
stehen  dabei  am  iambischen  Vers- 
schlufs);  bildlich:  Sall.  Iug.  63,  6 
postea  ambitione  praeceps  datus 
est  u.  a. 

V.  626  quo  euadere:  vgl.  V.  111, 
And.  127  Quam  timeo,  quorsum  eua- 
das!,  176,  Ad.  508  f.  —  hodie: 
s.  Anm.  zu  V.  377. 

V.  631.  Es  galt  hier  einen  Pro- 
zefs  wegen  gewaltsamer  Entfernung 
der  Phanium  (HaHwcscog).  Bei  einer 
fcapitis  res'  handelte  es  sich  um 
personliche  Strafen  (Tod,  Ver- 
bannung,  Verlust  von  Ehrenrech- 
ten  u.  dgl.). 

V.  633.  Soli sumus nunc  hic,$o data 


Phormio  sich  vor  ubler  Nachrede 
wegen  des  Geldgeschaftes  nicht  zu 
fiirchten  brauchte.  —  *Zum  Sprich- 
wort  (\l6voi  yctQ  s6\lsv)  s.  Plaut.Poen. 
891  und  Cic.  ad  Att.  VI  3,  7. 

V.  634  f.  ut  erus  u.  s.  w.  Dies 
waren  in  Kiirze  die  drei  Bedingun- 
gen,  welche,  wenn  angenommen, 
beide  Teile  befriedigen  sollten. 

V.  635  facessere,  reflexiv  fsich  da- 
von  machen'  gehort  der  Umgangs- 
sprache  an;  vgl.  Plaut.  Rud.  1061  f. 
Si  quidem  Sis pudicws,  hinc  facessas; 
auch  proficisci  (eig.  csich  fortzu- 
machen  beginnen'),  das  vorklassi- 
sche  proficiscere  (Plaut.  Mil.  1329), 
das  nachklass.  proficere  (Commod. 
Apol.  211),  facere  Tortgehen'  (Petron. 
62  coepit  ad  stelas  f,  s.  FriedTander) 
und  zu  V.  429. 

V.  636.  Satin  illi  di  sunt propitii? 
soviel  als  Satin  sanus  est?  Vgl. 
Plaut.  Mil.  701  Di  tibi  propitii  sunt 
(==  du  bist  verniinftig);  dagegen 
handelt  dis  iratis,  der  einen  tollen 
Streich  macht. 

V.  638.  Vt  est  ille  bonus  uir 
h&ngt  vom  Folgenden  ab;  zur 
Wendung  vgl.  V.  774  Haud  scio 
hercle,  ut  homost,  an  mutet  animum. 
—  tria  non  commutabitis  uerba: 
Parataxe  (nach  sat  scio) ;  Sinn :  ihr 
werdet  schnell  iiber  die  Abfindungs- 
summe  einig  werden.  —  *tria  von 
einer  unbestimmt  kleinen  Zahl  auch 
Plaut.  Trin.  963  te  tribus  uerbis  uolo 
(wir:  fauf  zwei  Worte'),  Mil.  1020; 
Pind.  Nem.  VH,  48  (70)  xqicc  Znscc  u.  a. 
Oegensatz:  sescenti,  trecenti(s.  Anm. 


IV  3,  34—42] 


PHORMIO 


145 


Verba  hodie  inter  uos'.     De.    Quis  te  istaec  iussit  loqui? 
35  Cn.  Immd  non  potuit  melius  peruenfrier  640 

Eo,  quo  nos  uolumus.     An.  Occidi.     De.  Perge  eloqui. 
Ge.  A  primo  homo  insanibat.     Ch.  Cedo,  quid  postulat? 
Ge.  Quid?  nimium  quantum.    Ch.  Qudntum?  dic.   Ge.  Si  quis 

daret 
Talentum  magnum.  De.  Immo  malum  hercle:  ut  nihil  pudet ! 
40  Ge.  Quod  dixi  adeo  ei':    cQuaeso7  quid  si  filiam  645 

Suam  unicam  locaret?     Parui  retulit 
Non  siiscepisse:  inuentast,  quae  dotem  petat.' 


zu  V.  668)  und  mille  (Anm.  zu  V. 
487).    Die  Wendung  ist  formelhaft. 

V.  639  f.  Hier  wie  im  Folgenden 
ist  die  ganz  verschiedene  Sinnesart 
der  beiden  Alten  zu  beachten,  welche 
uberdies  dem  unerwarteten  Ereig- 
nis  in  sehr  verschiedener  Stellung 
sich  gegenuber  befinden. 

V.  641.  Eo,  quo  nos  uolumus: 
vgl.  V.  578  ff.  und  Anm.  zu  V.  579. 

V.  643  nimium,  incredibile,  mirum 
und  ahnl.  Ausdriicke  (s.  Charis. 
S.  207  K.)  werden  ohne  Kopula  so 
eng  mit  folgendem  relativen  quan- 
tus,  a,  um  verbunden,  dafs  die 
Worte  als  ein  Gesamtbegriff  er- 
scheinen;  vgl.  ftavuuoxbv  boov, 
Ttlsiorov  boov  und  Anm.  zu  V.  247. 
Ahnlich  mirum  ni,  quidni,  quid 
quod  u.  a. 

V.  644.  Talentum  magnum:  ge- 
meint  ist  das  attische  Silbertalent 
(s.  V.  695,  712,  778,  922  u.  s.  w.) 
von  60  Minen,  welches  zum  Unter- 
schied  von  anderen  griechischen 
und  aufsergriechischen  Talenten 
geringeren  Gewichtes  (s.  Festus 
S.  359  M.,  542  Th.)  auch  das  fgrofse' 
hiefs.  Der  attische  Miinzfufs,  wel- 
cher  von  den  Macedoniern  und  den 
Diadochen  angenommen  wurde,fand 
im  Altertum  sehr  weite  Verbreitung, 
so  dafs  wir  in  den  rom.  Palliat- 
komodien  unbedenklich  auch  da  an 
attisches  Gewicht  denken  diirfen, 
wo  es  ohne  niihere  Bezeichnung  ist. 
tJber  den  Wert  des  attischen  Silber- 
talents  s.  Goodwin,  Transact.  of  the 
Amer.  Phil.  Assoc.  1885.  —  Immo 
malum  hercle,  naml.  magnum  (dabo). 

V.  645.  Aus  der  steigernden  Be- 
deutung  von  adeo  entwickelt  sich 
die  der  Hervorhebung  (rso,  gerade'), 

Terentius,  Phorrai  o,  3.  Auflage. 


meist  im  Anschlufs  an  ein  Prono- 
men ;  vgl.  V.  679,  944  u.  a.  (Hand, 
Turs.  I,  143  ff).  —  ei  mit  langer 
erster  Silbe,  wie  auch  V.  972,  1030. 

V.  646  locare :  f  unterbringen ' 
wird  in  Bezug  auf  Verheiratung 
entweder  absolut  gebraucht  oder 
mit  nuptum  (V.  752),  in  matrimo- 
viiim  (bei  Cicero  in  matrimonio) 
u.  dgl.  verbunden;  im  gleichen 
Sinne  steht  collocare  allein  V. 
759,  nuptum  (in  matrimonium)  coll. 
Plaut.  Trin.  735  u.  a.  Hiiufiger 
findet  sich  aber  fiir  'verheiraten' 
uxorem  dare,  nuptum  dare  oder 
blofses  dare  (vgl.  V.  121,  416,  653, 
658,  720  u.  s.).  —  *retulit  (re  tulit) 
von  refert  (re  fert),  dagegen  hat 
refero  im  Perf.  rettuli  (hier  bietet 
A1  rettuli,  das  wohl  schon  A1  od. 
A2,  dann  A3  in  re  tulit  verbesserte). 

V.  647.  Non  suscepisse:  haupt- 
sachlich  aus  Vermogensriicksichten 
pflegte  man  in  den  athenischen 
Familien  nur  ein  oder  hochstens 
zwei  Kinder  (wenn  moglich,  Sohne) 
durch  die  'susceptio'1  anzunehmen  und 
zu  erziehen;  die  anderen  wurden 
bekanntlich  beseitigt.  Demipho, 
welcher  seiner  Zeit  keine  Tochter 
angenommen  hatte ,  um  sich  die 
Mitgift  fiir  sie  zu  sparen,  sollte 
jetzt  einen  gleichen  Betrag  fiir  eine 
Fremde  an  Phormio  hingeben.  Die 
Hohe  der  Mitgift  wechselte  natiir- 
lich  sehr.  Wahrend  arme  Verwaiste 
sich  mit  5  Minen  begniigen  mufsten 
(s.  zu  V.  410),  ist  Haut.  838.  940 
von  einer  (offenbar  nicht  hohen) 
Mitgift  von  2  Talenten  die  Rede, 
und  And.  950  f.  wird  gar  eine  Mit- 
gift  von  10  Talenten  versprochen. 
—  *Die  Konstruktion  inuentast, 
10 


146 


PHORMIO 


[IV  3,  43—54 


650 


655 


Vt  ad  paiica  redeam  ac  mittarn  illius  ineptias, 
Haec  denique  eius  fiiit  postrema  oratio: 
cEgo'  fnquit  fa  principio  amici  filiam, 
Ita  ut  aequom  fuerat,  uolui  uxorem  diicere; 
Nam  milii  uembat  m  mentem  eius  incommodum, 
In  seruitutem  pauperem  ad  ditem  dari. 
Sed  mi  opus  erat,  ut  aperte  tibi  nunc  fabuler, 
Aliquantulum  quae  adferret,  qui  dissoluerem 
Quae  debeo;  et  etiam  nunc,  si  uolt  Demipho 
Dare  quantum  ab  hac  accfpio,  quae  sponsast  mihi, 
Nullam  mihi  malim  quam  fstanc  uxorem  dari.' 
An.  Vtriim  stultitia  facere  ego  hunc  an  malitia 


4& 


50 


quae  dotem  petat  neben  Haut.  989 
inuentast  causa,  qua  te  expellerent 
(vgl.  Plaut.  Epid.  285  mitMost.  715 
und  Men.  784 f.  mit  787  f.)  zeigt,  dafs 
bei  den  scenischen  Dichtern  nach 
histor.  Perf.  der  konjunktivische 
Nebensatz  in  freierer,  der  Umgangs- 
sprache  naher  stehender  Weise  (oft 
auch  durch  das  Metrum  beeinflufst) 
bald  nach  der  Form  des  regieren- 
den  Zeitwortes,  bald  nach  dem 
Sinne  des  Nebensatzes  (als  in  die 
Gegenwart  hineinragend)  behandelt 
wird  (vgl.  0.  Seyffert,  Berl.  phil. 
Wochenschr.  1889,  Sp.  690  f.).  — 
*Zu  Parui  bis  dotem  petat  bemerkt 
Don. :  In  Graeca  fabula  senex  hoc 
dicit:  'Quid  interest  me  non  susce- 
pisse  filiam,  si  modo  dos  dabitur 
alienae?'  Ter.  lafst  passend  den 
schlauen,  geschwatzigen  Sklaven 
die  Gedanken  des  erzurnten  Grei- 
ses  erraten  und  aussprechen. 

V.  648.  *Vt  ad  pauca  redeam  ac 
mittam:  Praeteritio,  vgl.  Anm.  zu 
V.  232.  —  illius  wohl  zweisilbig, 
s.  S.  61.  *' 

V.  651  aequom  fuerat  im  Plus- 
cpuamperf. ,  indem  die  dem  uolui 
vorausgehende  Erwagung  des  ae- 
quom  beriicksichtigt  wird.  Eben- 
so  Ad.  686  Virginem  uitiasti,  quam 
te  non  ius  fuerat  tangere. 

V.  652  uenibat:  s.  S.  62.  Ubri- 
gens  ist  hier  nicht  ausgeschlossen, 
mihi  (oder  mi)  ueniebat  (so  alle 
Hdschr.)  zu  lesen. 

V.  653.  Sehr  boshaft  ist  hier  der 
Ausdruck  in  seruitutem  statt  in 
matrimonium  gewaklt.  —  *In  der 
Verbindung  in  seruitutem  dari  (vgl. 


Petron.  57  se  dare  in  seruitutem) 
besitzt  dare  die  Bedeutung  fver- 
setzen,  bringen  in  einen  Zustand', 
wie  in  den  juristischen  Ausdrucken 
in  matrimonium  (concubinatum)se  d. ; 
s.  Thielmann,  Das  Verb.  dare,  S.  106. 
V.  654  erat:  s.  zu  V.  528  und  V.  718. 

*V.  655  aliquantulum:  substanti- 
visch;  adverbiell  Haut.  163  f.  ali- 
quantulum  Tibi  parce. 

*V.  657  ab  hac  (deiktisch)  bezieht 
sich  wie  quae  sponsast  mihi  auf 
die  dem  vorgeblichen  Sprecher 
(Phormio)  nachste  Person  (rmeine 
Braut')  im  Gegensatz  zu  istanc 
fdie  von  dir  (Geta)  empfohlene.' 
Ahnl.V.371;  Eun.299f.  von  dem  auf 
der-  Biihne  anwesenden  Chaerea: 
Hic  uerost,  qui  si  occeperit,  Ludum 
iocumque  dicet  fuisse  illum  alterum 
(der  abwesende  Phaedria).  Hic  qui 
steht  im  Altlat.  nur  sehr  selten  (so 
Cato  S.  85,  1  Iord. ;  r.  r.  14,  5)  rein 
correlativ,  wird  aber  in  der  nach- 
august.  Zeit  auch  bei  Prosaikern 
allgemein  (Bach,  Studem.  Stud  II. 
365  im  wesentlichen  richtig). 

V.  659  *stultitia  und  malitia 
sind  Ablative  des  Beweggrundes, 
wie  sie  bei  den  Komikern  hiiufig, 
selten  aber  bei  Cicero  vorkommen; 
dafs  sie  ihm  jedoch  nicht  abge- 
sprochen  werden  diirfen,  zeigt  z.  B. 
Phil.  XIV,  5  ne  —  uim  fortunac 
stultitia  contempsissc  uideamur.  — 
idrum  .  .  faeere  liunc  .  .  dicam  .  .  ., 
incertus  sum,  wie  Hec.  519  f.  id 
ijua  causa  clam  mr  habuisse  Ihfnm. 
non  edepol  scio;  andere  Beispiele 
fiir  diesen  volkstuml.  Pleonasmus  s. 
bei  C.  Bothe,  Quaest.  gramm.,  S.  43. 


IV  3,  55—63] 


PHORMIO 


147 


55         Dieani,  scienteni  an  mprudentem,  incertus  sum.  6G0 

De.  Quid  si  animam  debet?     Ge.  ?Ager  oppositus  pignori 
Ob  decem  minas  est.'     De.  Age  age?  iam  ducat:  dabo. 
Ge.  cAediculae  item  sunt  6b  decem  alias.'     De.  Oiei, 

Nimiumst.     Ch.  Ne  clama:  <^re)>petito  hasce  a  me  decem. 
co  Ge.  cVxdri  emunda  ancillulast;  tum  pluscula  665 

Supellectile  opus  est,  opus  est  sumptu  ad  niiptias: 
His  rebus  sane  pdne'  inquit  ?decem  minas.' 
De.  Sescentas  proinde  scribito  iam  mihi  dicas: 


V.  661.  Quid  si  animam  debet? 
80  dafs  Demipho  ihm  Ungemesse- 
nes  zahlen  miifste.  Donat  zur  St. 
vergleicht  ein  griechisches  Sprich- 
wort:  KaX  ccvti)v  ti]V  ipv%i)v  ocpsilst. 
(Ti  Sr\,  si  tr\v  ip.  ocpsiXst.;).  Wir 
sagen:  rEr  hat  Leib  und  Seele 
verschrieben  (verpfandet),  er  steckt 
iiber  die  Ohren  in  Schulden' ;  vgl. 
V.  535  quoi  minus  nihilost.  —  oppo- 
situs  pignori  ist  der  technische 
Ausdruck  fflr  das  Verpfiinden; 
z.  B.  Plaut.  Pseud.  87  si  me  oppo- 
nam  pignori,  Capt.  433.  Zum  fina- 
len  Dativ  s.  Landgraf,  Wolffl.  Arch. 
VIII,  55  f. 

V.  662.  Eine  Mine  ist  Y60  des 
Talents,  hier  unzweifelhaft  eines 
attischen;  s.  zu  V.  644.  —  Age 
age:  s.  zu  V.  559. 

V.  663  item  sunt,  niiml.  oppositae 
pignori.  —  Oiei:  ro  weh!',  Ausruf 
der  Klage;  denselben  Schmerzens- 
laut  stofst  ein  Gepriigelter  aus 
Eun.  716  und  Plaut.  Mil.  1406. 

V.  664.  *Ne  clama:  der  Imper. 
Pras.  mit  ne  ist  in  allen  Perioden 
dichterisch  und  erscheint  in  der 
klass.  Prosa  nur  bei  Liv.  III  2,  9 
ne  timete  (s.  H.  Ch.  Elmer,  Amer. 
Journ.  of  Phil.  XV,  133  ff.,  299  ff). 
—  repetito,  insofern  zunachst  De- 
mipho  das  Geld  an  Phormio  zu 
zahlen  hat.     S.  Anh. 

V.  665  *ancillula:  schon  bei 
Plaut.  (z.  B.  Men.  339),  ferner  bei 
Ter.  auch  im  V.  838,  Eun.  166, 
Haut.  252,  293.  —  pluscula:  vom 
Neutr.  Sing.  der  Komparativstamme 
werden  Deminutive  auf  -culus,  a,  um 
gebildet,  welche  die  Bedeutung  des 
Komparativs ,  aber  verkleinernden 
Sinn  haben  (im  Deutschen  durch 
fetwas');    z.   B.    pluscuhim    Plaut. 


Amph.  283,  Pers.  21  (auch  Cic.  de 
Or.  II,  99);  dies  complusculos  Plaut. 
Rud.  131,  Ter.  Hec.  177;  maiuscula 
Eun.  527 ;  meliuscula  Plaut.  Capt. 
959,  968,  Hec.  354;  tardiusculus 
Haut.  515. 

*V.  667.  Der  schliefsende  Doppel- 
iambus  decem  minas  besteht  aus 
einer  iambischen  Wortverbindung, 
welche  sich  mit  pecuniae  V.  631 
vergleichen  lafst  (S.  38,  Anm.  1) 
und  wohl  wie  uiginti  minae,  tri- 
gintd  minae  Toneinheit  bildet  (vgl. 
Lindsay,  Class.  JRev.  V,  208  und 
Skutsch,  Forsch.  I,  163).  Die  enge 
Verbindung  konnen  ds-nd^vov^  (Ss- 
Y.a[Lvalog),  Ssxcclt-tQOv  (Miinzstuck 
im  Wert  von  10  Obolen),  dsndxcd- 
y.ov,  denarius  u.  a.  zeigen.  S.  Anh. 
V.  668.  *Sescentas:  beliebte  ita- 
lische  Ausdrucksweise  fiir  eine  un- 
bestimmte  Zahl;  so  Plaut.  Trin.  791 
Sescentae  .  .  .  causae,  Aul.  320  u.  a. 
Bei  Cic.  bes.  in  den  Briefen  (z.  B. 
ad  Att.  II  17,  2;  19,  1),  dann  bei 
Petron.56,  Martial,  spiiter  sehr  selten ; 
vgl.  Don.  zur  St. :  Perspicere  hinc 
licet  consuetudinem  utriusque  sermo- 
nis;  nam  Apollodorus  iivgiag  dixit 
pro  'multis\  Ersetzt  wurde  sesccnti 
manchmal  durch  trecenti  (z.  B. 
Plaut.  Mil.  250,  Hor.  Sat.  I  5,  12) 
oder  centum,  haufiger  durch  mille 
(das  griech.  %ilioi  und  ^vgioi ;  ad- 
uerb.  num.:  miliens  V.  487).  Vgl. 
Wolfflin  im  Arch.  IX,  177  ff  und 
537  ff. ;  iiber  60  und  600  als  runde 
Zahlen  bei  den  Assyrern  J.  Krall, 
Wien.  Stud.  III,  147  ff".  u.  J.  Schmidt, 
Abh.  der  Berl.  Akad.  1890,  S.  297  ff. 
—  *proinde  erscheint  bei  Ter.  vor 
einem  Kons.  auch  Haut.  05  provnde 
quasi ,  daher  an  ob.  St.  nicht  (mit 
Schol.  d.  ?  in  potius)  zu  iindern  (vgl. 

10* 


148 


PHORMIO 


[IV  3,  64—76 


Nihil  do.    Inpuratus  me  ille  ut  etiam  inrideat? 
G70  Ch.  Quaeso,  ego  dabo,  quiesce:  tu  modo  filium 

Fac  ut  illam  ducat,  nos  quam  uolumus.    An.  Ei  mihi ! 
Geta,  dccidisti  me  tuis  fallaciis. 
Ch.  Mea  caiisa  eicitur;  me  hoc  est  aequom  amittere. 
Ge.  cQuanturn  potest  me  certiorem'  inquit  'face, 
C75         Si  illani  dant,  hanc  ut  mittani,  ne  incertus  siem; 
Nam  illi  mihi  dotem  iam  constitueriint  dare/ 
Ch.  Iam  accipiat:  illis  repudium  reniintiet; 

Hanc  diicat.     De.  Quae  quidem  illi  res  uortat  male! 
Ch.  Opportune  adeo  argentum  nunc  mecum  attuli, 
680         Fructum,  quem  Lemni  uxdris  reddunt  praedia. 
Inde  siimam;  uxori  tibi  opus  esse  dixero. 


70 


75 


deinde  vor  Kons.:  And.  441,  Haut. 
3,  19,  864,  Hec.  143).  Sonst  steht 
proinde  wie  bei  Plaut.  vor  Vokalen 
oder  h:  V.  382,  And.  707,  Hec. 
218;  dagegen  proin  gleichfalls  wie 
bei  Plaut.  vor  Kons.:  And.  408, 
Haut.  177,  Eun.  56,  106  und  zwar 
nur  in  der  Verbindung  proin  tu. 
TJber  die  wahrscheinlich  durch  Ter. 
erfolgte  Verwendung  von  proinde 
vor  Kons.  und  gegen  die  Annahnie 
eines  Bedeutungsunterschiedes  der 
blofs  lautlich  verschiedenen  Formen 
ygl.  Skutsch,  Forsch.  I,  87  f.  — 
TJber  die  koncessive  Bedeutung  des 
Imper.  Fut.  (scribito)  s.  Loch,  Iru- 
per.  bei  Plaut.,  S.  12  f.  u.  18. 

V.  669.  *Jnj3Mra<Ms;Schhnpfwort, 
bei  Ter.  nur  noch  V.  962,  ofter  bei 
Plaut.  (z.  B.  Rud.  751);  zu  inpurus 
(V.  83,  372,  986)  verhalt  es  sich, 
wie  sordidatus  zu  sordidus,  candi- 
datuszu  candidus.  —  ut.  .inrideat? 
vgl.  zu  V.  304. 

•V.  670  f.  filium  (A1,  -us  A*  s) 
Fac  ut  illam  ducat:  Prolepsis,  vgl. 
zu  V.  354,  986  und  Haut.  84  isbuc 
.  .  fac  me  ut  sciam  (dagegen  die 
gewohnl.  Konstruktion  in  V.  784 
und  viell.  And.  483);  s.  Engelbrecht 
(Wien.  Stud.  1884,  S.  216  ff.),  wel- 
cher  die  beiden  letzten  Stellen  den 
anderen  anpassen  will  (doch  vgl. 
noch  Eun.  1042,  Capt.  337,  Pers. 
92  und  den  Wechsel  der  Konstruk- 
tionen  Eun.  610  u.  611). 

V.  673  eicitur,  naml.  Phanium. 

V.  674.  Quantum  potest  (im  Sinne 
von   Q.   fieri  p)   erhalt  durch   den 


Zusammenhang  die  Beziehung  auf 
die  Schnelligkeit;  vgl.  V.  897,  Ad. 
909,  Anm.  zu  V.  303  und  uber 
die  personlichen  Wendungen  quan- 
tum  queo,  quodpossum  u.  s.  w.  V.  478. 

V.  676  illi  und  V.  677  illis  geht 
auf  die  Verwandten  der  angeblich 
bereits  Verlobten.  —  dotem  dare: 
dies  pflegte  kurz  vor  der  Hochzeit 
zu  geschehen. 

V.  677  repudium  renuntiet:  fdie 
Verlobung  auf  losen' ;  vgl.  V.  928  f. 
rep.  remittere  und  Plaut.  Aul.  783 
Is  me  nunc  renuntiare  repwUum 
iussit  tibi;  V.  799  Ea  re  repwlium 
remisit.  Durch  re  in  renuntio  und 
remitto  wird  die  in  repudium  be- 
reits  liegende  Bezeichnung  der  Auf- 
losung  des  Verhiiltnisses  wieder- 
holt  und  verstarkt. 

V.  678.  Die  sonst  beim  Abschlufs 
eines  Geschiiftes  gewohnliche  Seg- 
nungsformel  fQuae  res  .  .  bene  uor- 
tatP  wird  hier  von  dem  ergrimmten 
Demipho  ins  Oegenteil  verkehrt; 
vgl.  Ad.  191  quae  res  tibi  uortat 
male!  Indes  erteilt  Dem.  damit 
doch  seine  Einwilligung  zum  Ab- 
schlufs  des  Handels. 

V.  680.  Lemni:  Lokativ;  s.  zu 
V.  66. 

V.  681.  *Jnde  sumam:  vgl.  S.  53  f. 
—  dixero:  s.  zu  V.  516.  —  Nach 
diesem  Verse  treten  die  Alten  in 
Chremes'  Haus.  Sie  bemerken  da- 
her  Antipho  nicht,  welcher  V.  608 
aus  dem  elterlichen  Hause  (in  der 
Mitte  der  Biihne)  getreten  war.  Er 
nahert  sich  nunmehr  Geta. 


IV  4,  1—8] 


PHORMIO 


149 


Antipho        Geta 

Advlescens     Seevos 

iv4An.  Geta.  GE.Hem.  An.  Quidegisti?  Ge.  Emunxi  argento  senes. 
An.  Satine  est  icl?     Ge.  Nescio  hercle:  tantum  iiissus  sum. 
An.  Eho,  uerbero,  aliud  mihi  respondes  ac  rogo? 
Ge.  Quid  ergo  narras?     An.  Quid  ego  narrem?     Opera  tua 
5         Ad  restim  mihi  quidem  res  redit  plamssume. 
Yt  te  quidein  omnes  cli  deae[que]  superi  mferi 
Malis  exemplis  perdant!     Ern,  si  quid  uelis, 
Huic  mandes,  qui  te  acl  scdpulum  e  tranquillo  aiiferat. 


i>; 


V.  682.  Emunxi  argento  senes: 
emungere  fausschneuzen'  ist  (ent- 
sprechend  dem  griech.  aitouvxrbiv 
Poll.  II,  78:  to  iitl  k£qSsi  i^anaxav) 
ein  in  der  Sprache  der  Koniiker  sehr 
gebrauchlicher  Ausdruck  fiir  faus- 
beuten,  prellen';  vgl.  auch  Hor. 
Epist.  II  3,  238  Pyihias  emuncto 
lucrata  Simone  talentum. 

V  683.  Antipho  will  Geta  ver- 
anlassen,  sich  wegen  des  anschei- 
nenden  Verrates  an  seiner  Sache  zu 
verantworten ;  Geta  aber  versteht 
die  Worte  absichtlich  falsch.  — 
*  Satine  est  id?  Stellung  wie  Hec. 
272  Certumne  est  istuc?;  aber  V. 
211  Satine  sic  est? ;  vgl.  V.  494, 
Eun.  129,  Haut.  607  u.  a.  —  Nescio 
hercle:  vgl.  V.  137.  —  tantum  iussus 
sum:  s.  zu  V.  399. 

*V.  684  uerbero:  Scheltwort  fur 
einen,  der  Prugel  verdient,  etwa 
fSchlingel' ;  vgl.  V.850,  fernerPlaut. 
Amph.  284,  Capt.  551,  Cic.  ad  Att. 
XIV  6,  1  u.  s.  w. 

V.  685  narrare  im  Sinne  von  di- 
cere  wie  V.  368  u.  sonst. 

V.  686.  Acl  restim.  mihi  quidcm 
res  redit:  Antipho  meint,  ihm  bleibe 
nichts  iibrig,  als  sich  zu  erhangen. 
Dieselbe  sprichwortliche  Wendung 
hatte  schon  Caecil.  215  (Ribb.): 
Ad  restim  res  redit  verwendet. 
Von  dieser  Art  des  Selbstmordes 
ist  auch  sonst  bei  den  Komikern 
viel  dieRede ;  so  z.  B.  And.  255,  Plaut. 
Capt.636,  Pers.815,  Pseud.  88  f.;  vgl. 
den  Titel  der  Kom.  des  Crobylus 
'ATtayx6[L£vog.  Dafs  in  diesem  Mo- 
tive  das  griech.  Original  voran- 
gegangen  war,  zeigt  das  Bruch- 
stuck    Apollodors:    a>    tpils,    ya^lg 


av  6%olvi(ov  naloviiivcov;  (fda  es 
noch  Stricke  zu  kaufen  giebt?'). 
—  *mihi  quidem  (res):  Proceleus- 
maticus  mit  dem  in  der  Hebung 
hiiufig  erscheinenden  mihi,  vgl.  Ad. 
337  Mihi  quidem  ndn  placet;  an- 
dere  Beispiele  bei  Klotz,  Metrik 
S.  350  und  Anm.  zu  V.  394.  Statt 
mihi  quidem  ist  allerdings  auch 
miquidem  (niit  Tonanschlufs)  zu 
lesen  moglich. 

V.  687.  Die  Hdschr.  haben  di 
deaeque;  doch  empfiehlt  die  Auf- 
regung  des  Sprechenden  und  das 
folgende  Asyndeton  die  Auslassung 
der  Konjunktion.  Auch  scheint, 
wenn  omnes  vorausgeschickt  ist,  in 
der  Regel  di  deae  asyndetisch  zu 
stehen  (vgl.  u.  a.  Leo,  Rh.  Mus. 
XXXVIH,  12).     S.  Anh. 

V.  688.  Malis  exemplis:  fdurch 
schlimme  (exemplarische)  Strafen'; 
denn  exempla,  pragnant  gebraucht, 
sind  Strafen,  die  als  warnende  Bei- 
spiele  dienen  konnen  (s.  Nagels- 
bach,  Lat.  Stil.  §  9).  Vgl.  Eun.  946 
Quae  futura  exempla  dicunt  in  illum 
indigna,  948, 1022,  Plaut.  Capt.  691. 
Sonst  erscheint  in  ahnlichen  adver- 
bialen  Wendungen  die  Bedeutung 
von  exemplum  auch  abgeschwacht; 
vgl.  Plaut.  Merc.  225  f.  Miris  mo- 
dis  di  iudos  faciunt  hominibus 
Mirisque  exemplis  somnia  in  somnis 
danunt  und  Anm.  zu  V.  972. 
*V.  689  ad  scopulum  c  tranquillo 
auferat:  sprichwortlich  von  einem 
tolpelhaften  Steuermann,  der  das 
Schiff  aus  dem  ruhigen  Fahrwasser 
auf  eine  Klippe  hinlenkt;  zum 
Bilde  vgl.  Liv.  XXXVIH  10,  6  tum 
illam  tempestatem  coortam,  quae  eos 


150 


PHORMIO 


[TV  4,  9—23 


690 


695 


700 


Quid  minus  utibile  fuit  quani  hoc  ulcus  tangere 
Aut  nominare  uxorem?     Iniectast  spes  patri 
Posse  illam  extrudi.     Cedo  nunc  porro:  Phormio 
Dotem  si  accipiet,  lixor  ducendast  domum: 
Quid  fiet?     Ge.  Non  enim  ducet.     An.  Noui.     Ceterum 
Quom  argentum  repetent,  nostra  causa  scilicet 
In  neruom  potius  lbit.     Ge.  Nihil  est,  Antipho, 
Quin  male  narrando  possit  deprauarier. 
Tu  id,  quod  bonist,  excerpis,  dicis  quod  malist. 
Audi  nunc  contra:  iam  si  argentum  acceperit, 
Ducendast  uxor;  lit  ais  (concedo  tibi): 
Spatiiim  quidem  tandem  apparandi  niiptias, 
Vocandi,  sacruficandi  dabitur  paiilulum. 
Interea  amici  quod  polliciti  siint  dabunt: 
Inde  fste  reddet.    An.  Quam  6b  rem?  aut  quid  dicet?    GrE 

Rogas? 


20 


ad  Antiochum  sicut  in  scopulum  in- 
tulisset.  Eine  ahnliche  ironische 
Wendung  ohne  dieses  Bild  Ad. 
372  Huic  mandes,  si  quid  recte  cu- 
ratum  uelis. 

V.  690.  Das  mit  der  volleren  Ab- 
leitungsendung  gebildete  utibilis 
findet  sich  (neben  utilis)  bei  Plaut. 
haufig,  bei  Ter.  nur  hier;  vgl.  zu 
V.  226.  —  ulcus  tangere:  sprich- 
wortlich  (s.  Don.)  feinen  wunden 
Punkt  beruhren' ;  die  Beriihrung 
einer  wunden  Stelle  (eines  Ge- 
schwiirs)  bereitet  Schmerz  und 
hiilt  die  Heilung  auf,  vgl.  Cic. 
Nat.  deor.  I,  104  Quidquid  .  .  horum 
attigeris,  ulcus  est  (fist  wund,  fauP) 
und  Ps.-Plato  Ax.  368  C:  &%X'  ov% 
olov,  cog  cpccoiv,  e'XKog  (Otto,  Sprich- 
worter  S.  353). 

•V.  692.  Bei  Plaut.  und  Ter.  be- 
deutet  extrudere  raus  dem  Hause 
(hinaus)jagen',  s.  V.  913,  Eun.  737, 
Haut.  589  u.  a. ;  dagegen  excludere 
fnicht  hereinlassen',  z.  B.  Eun.  49, 
98  (0.  Seyffert,  Stud.  Plaut.,  S.  19). 
V.  693  uxor  ducendast  domum 
ist  wohl  ebenso  wie  Ducendast 
uxor  in  V.  700  als  Nachsatz  auf- 
zufassen  (vgl.  V.  579  f.  und  P. 
Thomas,  La  synt.  de  fut.  2)ass-i 
S.  34  f),  obschon  so  das  an  beiden 
Stellen  darauf  folgende  Asyndeton 
(Quid  fiet?  und  Spatium  u.  s.  w.) 
mifsflillt. 


*V.  694.  Uber  die  Bedeutung  von 
enim  vgl.  zu  V.  113. 

*  V.  695  f.  nostra  causa  q.  s. :  "VVenn 
die  Alten  das  nicht  mehr  in  Phor- 
mios  Besitz  befindliche  Geld  zu- 
riickverlangen ,  wird  dieser,  so 
fiirchtet  Antipho,  doch  lieber  Pha- 
nium  heiraten  als  Phaedrias  und 
seinethalben  in  das  Schuldgefang- 
nis  wandern;  fiir  diese  Bedeutung 
von  neruos  vgl.  z.  B.  Plaut.  Poen. 
1399  Vt  mvnam  mihi  argenti  reddas 
(uoto),  prius  quam  in  neruom  ab- 
ducere,  1409. und  zu  V.  325. 

*V.  698.  Ahnliche  Wendungen: 
Accius  Trag.  7  (Ribb.3)  Tu  addis 
quod  uitio  est,  demis  quod  laudi 
datur;  Cic.  de  Leg.  III,  23  est  ini- 
qua  in  omni  re  accusanda  praeter- 
missis  bonis  malorum  enumeratio 
uitiorumque  selectio. 

V.  701  f.  Spatium  .  .  apparandi 
nuptias  .  .  dabitur:  vgl.  Hec.  684 
Quam  longum  spatium  amwndi  ami- 
cam  tihi  dedil 

V.  702.  Vocandi,  nainl.  amicos; 
vgl.  And.  453  f.  —  sacruficandi '.- 
vgl.  Ad.  699  Abi  domum  ac  deos 
conprecarc,  ut  uxorem  accersas;  die 
Form  sacruf.  (statt  sacrif.,  so  in  ?; 
J.4  sacref.  in  Ras.)  wie  camufex, 
aurufex  (C.I.L.  I,  1310).  —  paulu- 
lu»)  hier  Adjektiv,  wie  paulum 
(quiddam ,  bez.  aliquid)  Eun.  856, 
Ad.  980  u.  Plaut.  Bacch.  865  pau- 
lula    pecunia.     Substantiviert    mit 


IV  4,  24—2$ 


PHORMIO 


151 


'Quot  res  postilla  monstra  euenenint  mihi! 
Intro  fit  in  aedis  ater  aliemis  canis, 
Anguis  per  inpluuium  decidit  de  tegulis, 
Gallina  cecinit;  mterdixit  hariolus, 
Harispex  uetuit;  ante  brumam  autem  noui 


705 


nachfolgendem  Genetiv  steht  pau- 
lulum  And.  360,  Eun.  281. 

V.  705.  Quot  (quod  A<s):  s.  zu 
V.  159.  —  *Ahnliche  Aufzahlung  von 
Ausfliichten  auch  bei  Plaut.  Mil. 
251  ff.  und  Trin.  791  ff.  —  postilla: 
s.  zu  V.  347.  —  monstra:  rMahn- 
zeichen,  warnende  Zeichen'  steht 
hier  in  ursprunglicher  Bedeutung. 
Festus  (S.  138  M.,  114  Th.):  Mon- 
strum,  ut  Aelius  Stilo  interpretatur ,  a 
monendo  dictum  est,  uelut  monestrum 
-ttntm).  Item  Sinnius  Capito,  quod 
monstret  futurum  et  moneat  uolun- 
tatem  deorum  (vgl.Paul.  eb.S.  140 M., 
117  Th.).  Uber  die  Dinge,  welche 
aberglaubische  Menschen  zu  schre- 
cken  pflegten,  s.  Theophr.  Char.  c. 
16  (dsiGtSat^oviag). 

V.  707  inpluuium  bezeichnet 
nicht  nur  die  offene  Bodenflache 
im  Innern  des  antiken  Hauses,  auf 
welche  der  Regen  durch  die  Dach- 
offnung  (compluuium)  fiel  (so  wohl 
Plaut.  Amph.  1108),  sondern  auch 
den  dazu  gehorigen  Luftraum  (vgl. 
Plaut.  Mil.  159,  287,  340,  553, 
ebenso  Ter.  Eun.  589,  Gell.  X 
15,  8);  unbestimmt  ist  die  genauere 
Bedeutung  des  Wortes  z.  B.  Varr. 
de  L.  L.  V,  161.  Eine  Notwendig- 
keit,  hier  mit  Guyet,  Bentl.  u.  a. 
in  inpl.  zu  schreiben,  liegt  also 
nicht  vor.  An  2.  Versstelle  steht 
natiirlich  ein  Proceleusmat.  (per 
inpluuium).     S.  Anh. 

V.  708  f  Gallina  cecinit:  die 
Bedeutung  dieses  omen  erklilrtDon. : 
Obseruatum  est,  in  qua  domo  gal- 
lina  canat,  superstitem  (so  die  alten 
Ausgaben  fiir  superiorem)  marito 
esse  uxorem.  Das  Krahen  des  Hah- 
nes  (gallus  gallinaceus  cantauit) 
wird  bei  Petron.  74  so  gedeutet: 
aut  incendium  oportet  fiat  aut  ali- 
guis  in  uicinia  animam  abiciet.  — 
interdixit  hariolus,  Harispex  uetuit: 
Es  war  Sitte  des  Altertums  bei 
uufsergewohnlichenEreignissen  und 


bei  allen  wichtigen  Anlassen  des 
Privatlebens,  insbesondere  auch  vor 
Eingehen  der  Ehe,  den  Willen 
der  Gotter  durch  Befragung  von 
harioli  und  haruspices  zu  erforschen; 
vgl.  Phaedr.  in  3,  5  f.  Monstro  ex- 
territus  Ad  consulendos  currit  mae- 
rens  hariolos;  Liv.  I  31,  4  haruspi- 
(■II  ni  monitu  u.  a.  m.  —  Harispex 
(Cod.  A)  ist,  obgleich  neben  haru- 
spex  eine  jiingere  Bildung,  gerade 
aus  der  "alteren  Zeit  ubei-liefert, 
wahrend  die  zweite  Form  auf 
nachaugusteischen  Inschriften  vor- 
kommt:  s.  C.I.L.  I,  Index  S.  581; 
Brambach,  Neugestaltung  der  lat. 
Orth.,  S.  123. 

V.  709  f.  ante  brumam  q.  s.  'Quod 
ante  brumam  dies  decrescere  inci- 
pianf  (Don.).  Da  Chremes  die 
Einkiinfte  von  den  Giitern  auf 
Lemnos  mit  sich  gebracht  hat 
(V.  679  f.),  offenbar  also  noch  nach 
der  Ernte  dort  war,  spater  als 
erwartet  hingekommen  (V.  569), 
auch  ungewohnlich  lange  daselbst 
geblieben  ist  (V.  572  ff),  so  ver- 
setzt  uns  das  Stiick  etwa  in  den 
Anfang  des  November.  Wenn  Phor- 
niio  nun  unter  Umstanden  erklaren 
will,  vor  der  Wintersonnenwende 
ein  so  wichtiges  Geschaft  nicht 
vornehmen  zu  konnen,  so  stellt  er 
sich  eben  ungewohnlich  itngstlich, 
um  dem  Antipho  zuniichst  eine 
recht  lange  Zeit  der  Ruhe  zu  ver- 
schaffen.  —  *  ante  brumam  .  .  .  in- 
cipere:  unwilliger  Ausruf,  den  Ter. 
sehr  liebt,  vgl.  zu  V.  232  f.  —  *noui 
Negoti  incipere:  j>artitiver  Genetiv, 
Lihnlich  Plaut.  Most.  1017  f.  mecum 
n  f  ille  hic  gesserit,  Dum  tu  hincabes, 
negoti?  (nach  vorausgehendem  quod 
negoti),  Truc.  382  f.  Sed  quod  ego 
facinus  audiui  adueniens  tuom, 
Quod  tu  hic  me  absente  noui  negoti 
gesseris?  und  Poen.  641  Boni  de 
nostro  tibi  nec  ferimus  nec  damus 
(nach  Siquid  boni);  vgl.  Leo,  Plaut. 


152 


PHORMIO 


[IV  4,  29—5,  6 


710         Negdti  incipere!'  quae  causast  iustisswma. 

Haec  fient.     An.  Vt  modo  fiant!     Ge.  Fient:  me  uide.       so 
Pater  exit:  abi,  dic  esse  argentum  Phaedriae. 


Demipho     Cheemes     Geta 

Senes  II  Servos 

De.  Quietus  esto,  inquani;  ego  curabo,  ne  quid  uerborum  duit. ivs 
Hoc  temere  numquam  amittam  ego  a  me,  quih  mihi  testis 

adhibeam: 
715         Quoi  dem  et  quam  ob  rem  dem,  cdmmemorabo.     Ge.  Vt 

caiitus  est,  ubi  nil  opust. 
Ch.  Atque  lta  opus  factost;  et  matura,  diim  labido  eadem  haec 

manet: 
Nam  si  altera  illaec  magis  instabit,  fdrsit  an  nos  reiciat.   $ 
Ge.  Rem  ipsam  putasti.    De.  Diic  me  ad  eum  ergo.    Ge.  Ndn 

moror.    Ch.  Vbi  hoc  eseris. 


Forsch.,  S.  92,  Anm.  3.  Dem  Dich- 
ter  kann  hier  auch  das  zu  incipere 
synonyme  initium  facere  oder  ini- 
tium  incipere  (And.  709  Narrationis 
incipit  mi  initium)  vorgeschwebt 
haben.  Umpf.,  Anal.  Ter.,  S.  17  ver- 
gleicht  noch  credere  mit  Genet.,  z.B. 
Bacch.  504 ;  naher  liegt  desinere  (nicht 
Caecil.  V.  66,  sondern  erst)Hor.  Cann. 
H  9, 17  (s.  auch  zu  V.  971  u.  Schmalz, 
Lat.  Stil.2,  §  77).  —  causa,  nanil.  die 
Hochzeit  zu  verschieben.  —  S.  Anh. 

V.  711  me  uide:  eine  Formel,  um 
Zuversicht  zu  erwecken;  vgl.  And. 
350  istucipsumnihil periclist :  me  uide, 
Plaut,  Trin.  808,  Rud.  680.    S.  Anh. 

V.  712.  Demipho  und  Chremes 
treten  mit  einander  sprechend  wie- 
der  aus  dem  Hause  des  letzteren. 
Antipho  geht,  ohne  bemerkt  zu 
werden,  nach  der  anderen  Seite  zu 
Phaedria  ab,  d.  h.  nach  dem  Markte 
hin  (s.  zu  V.  566). 

V.  713.  Quietus  esto  formelhaft; 
vgl.  V.  670  quiesce  und  And.  598 
quiesca,8.  —  uerba  dare  (alicui):  vgl. 
V.  517. 

V.  714.  Eoc  geht  auf  das  Geld, 
welches  er  in  einem  Beutel  halt. 

V.  715  ubi  nil  opust,  insofern 
Phormio  gar  nicht  den  Empfang 
des  Geldes  spiiter  leugnen  will  und 
das,  was  mit  denVorsichtsmafsregeln 


erreicht  werden  soll,  durch  sie  doch 
nicht  durchgesetzt  werden  kann. 

*V.  717  forsit  an:  das  hier  und 
And.  957  einstimmig  iiberlieferte 
Wort  ist  bei  Lucrez  (V,  105,  610, 
VI,  346,  735)  schon  geschlossene 
daktylische  Partikel;  bei  Ter.  lafst 
die  Betonung/bV.s/fr/'»  an  unserer  St. 
und  viell.  And.  957  vermuten,  dafs 
an  .  noch  als  Einzelwort  gefiihlt 
wurde  (s.  forsit  Hor.  Sat.  I  6,  49 
und  forset  Carm.  I  28,  31;  Verg. 
Aen.  XI,  50).  An  der  Doppelform 
neben  deni  alteren  fors  fuat  an 
Hec.  610  ist  bei  unserem  Dichter 
nicht  Anstofs  zu  nehmen  (Fleck., 
N.  Jahrb.  1894,  S.  284  ff.,  849  will 
forsan  aufser  Eun.  197,  wo  der 
Cod.  Mon.  und  Don.  diese  Form 
bieten,  auch  hier  und  And.  957 
herstellen). 

V.  718.  JRem  ipsam  putasti:  iro- 
nisch.  —  putarc:  hier  'erwagen' 
wie  Ad.  796  Bem  ipsam  putemus; 
vgl.  u.  a.  Eun.  632.  Da  Geta  von 
den  Alten  vor  kurzem  erst  (nach 
V.  681)  vor  dem  Hause  zuriickge- 
lassen  worden  ist,  braucht  er  nicht 
besonders  ins  Gesprach  eingefiibrt 
zu  werden.  —  *moror  kann  als 
Iambus  (s.  zu  V.  528)  oder  als 
Pvrrhichius  (zur  Betonung  moror. 
Ch.  Vbi  vgl.  V.  162)  gefafst  werden. 


IV  o,  7— V  1,  1] 


PHORMIO 


153 


Transfto  ad  uxorem  nieam,  ut  conueniat  hanc  prius  quam 

hmc  abit. 
Dicat  eam  dare  nos  Phormioni  niiptum,  ne  suscenseat;      720 
Et  magis  esse  illum  idoneum,  qui  ipsi  sit  faniiliarior; 
io         Nos  nostro  officio  non  digressos  esse:  quantum  is  uoluerit, 
Datum  esse  dotis.     De.   Quid  tua  malum  id  refert?     Ch. 

Magni,  Demipho. 
Non   satis   est  tuom  te   officium  fecisse,  ld  si  non  fama 

adprobat : 
Volo  ipsms    quoque   uoluntate  haec  fieri,    ne   se   eiectam725 

praedicet. 
De.  Idem  ego  istuc  facere  possum.     Ch.  Mulier  miilieri  magis 

conuenit. 
15  De.  Rogabo.     Ch.  Vbi  illas  niinc  ego  reperire  possim,  cogito. 

sopheona     cheemes 

Nvtrix  Senex 

viSo.  Quid  agam?  quem  mi  amicum  inueniam  misera?  aut  quo 

consflia  haec  referam? 


V.  719  hanc,  naml.  Phanium.  S. 
Anh.  —  In  den  folgenden  Versen 
zeigt  sich  wieder,  wie  verschiedener 
Sinnesart    die  beiden  Briider  sind. 

V.  721  qui  ipsi  sit  familiarior: 
ein  Relativsatz  des  Grundes.  — 
* familiarior ,  iibertragen:  fbekann- 
ter,  vertrauter',  so  auch  V.  851; 
denn  bei  Ter.  hat  familiaris  nicht, 
wie  noch  bei  Plaut.,  die  urspriing- 
liche  Bedeutung  fzur  Familie  ge- 
horig'. 

V.  723  malum:  ein  sehr  haufiger 
parenthetischer  Accus.  des  Ausrufs 
('zum  Henker');  vgl.  z.  B.  V.  948 
und  Don.  zu  Eun.  780  (IV  7,  10). 
Er  druckt  argerliches  Staunen  uber 
etwas  Thorichtes  aus. 

*V   724    satis    est:    s.    S.  50    und 
Anh. 

V.  725.  Wenn  ipsius  zweisilbig 
gemessen  und  nach  dem  einsilbigen 
uol(o)  die  erste  Silbe  verkiirzt  wird, 
kann  man  (das  zuerst  von  Fleck. 
eingeklammerte)  quoque  beibehal- 
ten  und  braucht  nicht  haec  vor 
uoluntate  umzustellen.  *Zwar  steht 
V.  785  blofses  sua  uoluntate  ohne 
quoque,  aber  dort  geht  nicht  wie 
hier  (V.  722)  quantum  is  (Phormio) 


uoluerit  und  der  deutliche  Ausdruck 
de.s  lebhaften  Wunsches  des  Spre- 
chers  nach  solcher  Regelung  dieser 
Angelegenheitvoraus.  ZurBetonung 
quoque  uohmtdte  vgl.  V.  162. 

V.  726.  Mulier  mulieri  magis  con- 
uenit:  vgl.  Eur.  Hel.  830  yvvai-Ai 
TZQogcpoQOv  yvvr\  (s.  Fritzsche ,  De 
Gr.  font,  Ter.  H,  8).  Ahnl.  Flor. 
II  10  (IH  22),  3  Viro  cum  uiris  fa- 
cile  conuenit.  Betreffs  der  Dopplung 
des  Substantivs  s.  zu  V.  212. 

V.  727  iUas,  niiml.  Frau  und  Toch- 
ter.  —  Nach  der  Zusage  Rogabo 
geht  Demipho  nach  der  Marktseite 
hin  ab;  Chremes  bleibt  nachsin- 
nend  zuriick.  Zu  ihm  tritt  So- 
phrona  aus  dem  Hause  Demiphos 
(s.  V.  732),  indem  sie  nach  den 
Bilderhandschriften  in  grofser  Auf- 
regung  beide  Arme  seitwarts  halb 
ausstreckt;  vgl.  Quint.  XI  3,  114 
in  latus  utramque  (palmam)  disten- 
dimus.  —  Es  beginnt  eine  etwa 
bis  V.  739  reichende  lyrische  Partie 
mit  wechselnden  Metren,  darunter 
troch.  Oktonaren. 

V.  728  consilia  haec:  die  Er- 
wiigungen,  wie  das  der  Phanium 
drohende  Unheil  abgewendet  wer- 


154 


PHORMIO 


[V  1,  2—15 


Aiit  unde  auxilium  petam? 
730         Nam  uereor,  era  ne  db  meum  suasum  indigna  iniuria  ad- 

ficiatur: 
Ita  patrem  adulescentis  facta  haec  tolerare  audid  uiolenter. 
Ch.  Nani  quae  haec  anus  est,  exanimata  a  fratre  quae  egressast  5 

meo? 
So.  Quod  ut  facerem  egestas  me  fnpulit,  quom  scirem  infirmas 

niiptias 
Hasce  esse,  ut  id  consiilerem,  interea  uita  ut  in  tutd  foret. 
735  Ch.  Certe  edepol,  nisi  me  animus  fallit  aiit  parum  prospieiunt 

oculi, 
Meae  nutricem  gnatae  uideo.    So.  Neque  ille  inuestigatur, 

Ch.  Quid  ago? 
So.  Qui    est   eius   pater.     Ch.   Adeo,  rnaneo,   dum  haec  quae  io 

loquitur  magis  cognosco? 
So.  Quod  si  eum  nunc  reperire  possim,  nihil  est,  quod  uerear. 

Ch.  East  ipsa: 
Cdnloquar.    So.  Quis  hic  ldquitur?    Ch.  Sophrona.    So.  Et 

meum  nomen  nominat? 
740  Ch.  Respice  ad  me.    So.  Di  obsecro  uos,  estne  hic  Stilpo  ?    Ch. 

Ndn.    So.  Negas? 
Ch.  Cdncede  hinc  a  fdribus  paulum  istdrsum  sodes,  Sdphrona. 
Ne  me  fstoc  posthac  ndmine  appellassis.     So.  Quid?  non  15 

dbsecro  es. 


den  konne.  —  *quo  (A1)  wie  im 
folgenden  unde  allgemeiner  statt 
des  personl.  und  gewohnl.  cui  (A3%); 
hier  mit  referre  verbunden,  wie 
sonst  ofters  mit  ad,  z.  B.  Plaut. 
Curc.  254  Tute  ipse  siquid  somniasti 
ad  me  refers;  Cic.  Phil.  II,  14  u.  a. 

V.  732.  Nam  quis  u.  s.  w.  in  der 
Umgangssprache  haufig  fur  quisnam 
u.  s.  w.  (s.  Hand,  Turs.  IV,  18  ff.). 
—  *a  fratre  .  .  meo  fvon  meinem 
Br.  weg  =  aus  dem  Hause  mei- 
nes  Br.',  diese  Bedeutung  erhiilt  o 
(ab,  abs)  in  der  Umgangssprache 
nach  Verben  derBewegung,nament- 
lich  in  der  Verbindung  mit  einem 
Eigennamen  oder  Personalprono- 
men,  z.  B.  V.  795  abs  te  exire,  Eun. 
545  Quis  nam  liinc  ab  Thaide  exit? 
(franzos. :  de  chez  Thais).  Ahnlich 
apud  me  (te)  u.  ii.  fbei  mir  =  in 
meinem  Hause'  V.  837,  926,  934 
u.  a.  (cliez  moi).  Ebenso  bei  ad: 
V.  847   ad   lenonem  .  .  irc  u.  a.  m. 

V.  733.  Quod  bezieht  sich  auf 
Sophronas     Verniittlung     bei     der 


Heirat  (s.  V.  730).  —  quom  scirem: 
iiber  den  Konjunktiv  bei  koncessi- 
vern  quom  s.  zu  V.  22  f. ;  hier  tritt 
die  indirekte  Rede  hinzu. 

*  V.  735.  Certe  edepol:  regelmaisige 
Wortfolge,  so  auch  bei  Plaut. 
Amph.  271,  399,  441  u.  a.;  vgl.  zu 
V.  137  und  164. 

V.  737  eius  pater:  s.  Anh. 

V.  740.  Bespice,  weil  Chremes 
im  Hintergrunde  der  Biihne  (nahe 
seinem  Hause)  steht,  Sophrona  aber 
mehr  im  Vordergrunde  vor  dem 
Hause  Demiphos.  Auf  Chremes'  An- 
rede  hin  eilt  sie  auf  diesen  zu. 

V.  741  istorsum :  nach  dem  Hause 
Demiphos,  von  wo  Sophrona  ge- 
kommenist.  Das  Wort  istorsum  fin- 
det  sich  nach  Georges,  Lat.  Handw.7 
nur  bei  Ter.  (hier  und  Haut.  588). 
Entsprechend  ist  guorsum  und  daa 
auch  von  Plaut.  gebrauchte  horsum 
(=  hoc  oder  huc  ohne  -ce  und  uor- 
surn)  gebildet  Eun.  219,  Hec.  450. 

V.  742  appeUassis:  s.  S.  64  und 
Anm.  zu  V.  308. 


V  1,   16—27] 


PHORMIO 


155 


Quem  senrper  te  esse  dictitasti?     Ch.   St.     So.   Quid  has 

rnetuis  fores? 
Ch.  Concliisani   hic   habeo   uxorein   saeuam.     Veruin  istoc   me 

nomine 
Eo  perperam  olim  dixi,  ne  uos  forte  inprudentes  foris      745 
Effiittiretis  atque  id  porro  aliqua  rixor  mea  rescisceret. 
20  So.  Istoc  pol  nos  te  hic  muenire  miserae  numquam  potuimus. 
Ch.  Eho  dic  mihi,  quid  rei  tibist  cum  familia  hac,  unde  exis? 
Ybi   illae   sunt?     So.  Miseram  me!     Ch.  Hem,   quid  est? 

uiuontne?   So.  Yiuit  gnata. 
Matrem  fpsam   ex   aegritiidine  hac  miseram  mors   conse-750 

ciitast. 
Ch.  Male   factuin.     So.  Ego   autem,  quae  essem  anus  deserta, 

egens,  ignota, 
25         Yt  potui  nuptum  uirginem  locaui  huic  adulescenti, 

Harum  qui  est  dominus  aedium.    Ch.  Antiphonin?    So.  Em 

istic  lpsi. 
Ch.  Quid?  duasne  uxores  habet?     So.  Au,  obsecro,  linam  ille 

quidem  hanc  solam. 


V.  743.  *Zu  semper  .  .  dictitasti. 
das  die  standige  Wiederholung 
nach  Art  der  Volkssprache  kraftig 
hervorhebt,  vgl.  Plaut.  Capt.  298  f. 
sedulo  .  .  occultare,  Men.  161  respec- 
tas  identidem;  Cic.  Quinct.  68  sem- 
per  id  clamitat,  Verr.  V,  60  u.  Phil. 
II,  41  factitare  semper.  —  I)ie  Sclrwei- 
gen  gebietende  Interjektion  st  hat 
prosodisch  den  Wert  einer  vollen 
(langen)  Silbe,  in  der  Mitte  des 
Verses  und  in  .  der  Hebung  wie 
hier  auch  Plaut.  Most.  489,  Pseud. 
952  St,  tace  und  Merc.  749  St,  abi. 
Chremes  deutet  iibrigens  zugleich 
voll  Furcht  auf  sein  Haus. 

•V.  744.   Zur  Situation  vgl.  Plaut. 
Men.  158  f.  Concede  huc  a  foribus 

Etiam  nunc  concede  audacter 

ab  leonino  cauo,  indem  er  ahnlich 
■vvie  Chremes  an  unserer  St.  seine 
Frau  mit  einer  wutenden  Lowin 
und  das  Haus  mit  ihrem  Kafig 
vergleicht. 

V.  746.  In  effuttire  {fundere,  fut- 
tilis)  liegt  der  Begriff  des  Leichten 
(s.  Hor.  Epist.  II  3,  231  Effattirr 
leuis  indigna  tragoedia  uersus)  und 
daher  des  Unbesonnenen  ('ausplau- 
dern').  —  Die  zweite  Halffce  des 
Verses  wiederholt  fast  wortlich 
den  V.  585. 


V.  747.  Istoc  (und  isto)  wird  von 
den  Komikern  gleich  eo  und  ge- 
legentlich  hoc  (V.  804)  in  kausalem 
Sinne  gebraucht  (vgl.  Hand,  Turs. 
HI,  465);  s.  Anh.  —  Aus  dem  Man- 
gel  jedes  Erstaunens  iiber  die  Er- 
wahnung  der  uxor  in  V.  744  ist 
zu  schbiefsen,  dafs  nach  des  Dich- 
ters  Annahme  Chremes  in  Lemnos 
aus  seiner  athenischen  Ehe  kein 
Geheimnis  gemacht  hatte. 

V.  748  mihi:  vgl.  Anhang  zu  V. 
176.  —  quid  rei  tibist:  vgl.  z.  B. 
V.  171.  421  und  zum  Indikativ 
V.  358. 

V.  749  illae:    Frau  und  Tochter. 

V.  751.  Zur  Wendung  Male  fac- 
tum  erganze  est,  vgl.  V.  238.  — 
quae  essem:  Relativsatz  des  Grundes. 

V.  754.  *Quid?  duasne:  vgl.  Eun. 
1012  Quid?  ilicone  credere  .  .  .  opor- 
tuit  te? ,  Ad.  177,  Hec.  323;  iiber- 
haupt  ist  nach  quid?  die  Frage- 
partikel  -ne  nicht  haufig.  Ferner 
steht  weder  diese  noch  ein  anderes 
Fragewort  wie  in  der  klassischen 
Prosa,  so  auch  bei  den  Scenikem 
unmittelbar  nach  quid?  (vgl.  E.  P. 
Morris,  On  the  sentence-question 
in  Plaut.  omd  Ter.,  Baltimore  1890, 
S.  81  und  Seyffert,  Bursians  lahresb. 
LXXX.  346  f.     —  *Au,  obsecro  mit 


156 


PHORMIO 


[V  1,  28—38 


755  Ch.  Quid  illam  alterain,  quae  dicitur  cognata?    So.  Haec  ergost. 

Ch.  Quid  ais? 
So.  Compdsito  factumst,  quo  modo  hanc  amans  habere  posset 
Sine  ddte.    Ch.  Di  uostram  fidem,  quam  saepe  forte  temere  so 
Eueniunt,  quae  non  audeas  optare!     Offendi  adueniens, 
Quocum  uolebam  et  ut  uolebam  conlocatam  gndtom. 
760         Quod  nos  ambo  opere  maxnmo  dabamus  operam  ut  fieret, 
Sine  nostra  cura,  maxiema  sua  cura  [hic]  solus  fecit. 
So.  Nunc  quid  opus  facto  sit  uide:  pater  adulescentis  uenit     35 
Eumque  animo  iniquo  hoc  oppido  ferre  aiunt.     Ch.  Nihil 

periclist. 
Sed   per   deos   atque   homines   meam  esse  hanc   caue   re- 

sciscat  quisquam. 
765  So.  Nemo  e  me  scibit.  Ch.  Sequere  me:  intus  cetera  audie<ti)>s. 


Hiat  nach  der  Interjektion  (vgl. 
S.  57)  wie  V.  803  und  Eun.  656. 
Diese  driickt  schmerzliches  Er- 
staunen  oder  Entriistung  aus  und 
ist  hier  wie  V.  803,  Eun.  680,  899 
u.  a.  von  einer  abwehrenden  Hand- 
bewegung  begleitet  zu  denken.  Die 
Bemerkung  Donats  zu  And.  751 
(IV  4,  12)  und  zu  Eun.  899  (V  2, 
60):  Au  interiectio  est  perturbatae 
mulieris,  ut  apud  Graecos  iov 
scheint  fiir  die  Sceniker  zuzu- 
treffen  (vgl.  P.  Richter,  Studem. 
Stud.  I,  415  ff.);  jedoch  findet  sich 
im  C.I.L.  VIII 152,  4  au  als  schmerz- 
licher  Ausruf  eines  Wittwers:  Au, 
miseram  Carthago  mihi  eripuit  so- 
ciam  (M.  Warren,  Transact.  of  the 
Amer.  Philol.  Assoc.  XXVI,  24).— 
Zur  Casur  vgl.  S.  41.     S.  Anh. 

V.  756.  Composito:  auch  Nepos 
Dat.  6,  6,  Verg.  Aen.  H,  129,  wofiir 
bes.  in  der  spateren  Prosa  ex  com- 
composito  (Sall.,  Liv.,  Curt.)  iiblich 
ist.  —  quo  moclo  .  .  posset :  Relativ- 
satz  der  Absicht. 

*V.  757  f.  quam  saepe  forte  temcre 
Eueniunt,  quae  non  audeas  optare: 
unser  fUnverhofft  kommt  oft' ;  vgl. 
auch  V.  246,  251;  Haut.  664  Vt 
praeter  spem  euenit!  Plaut.  Rud. 
400  multa  praeter  spem  scio  multis 
bona  euenisse,  Most.  197  Insperata 
accidunt  magis  saepe  guam  quae 
speres  und  Theognis  V.  639  f. 
riolhdxt,  nuQ  So^av  t£  %ccl  HttiScc 
yivszat  sv  qsiv  'Egy'  cxvdgwv  (s. 
Otto,  Sprichworter  S.  330).  —  forte 


temere:  eine  nicht  seltene  asynde- 
tische  Verbindung,  so  Cic.  de  Divin. 
II,  141  nisi  ista  (somnia)  casu  non- 
numquam  forte  temere  concurrerent ; 
de  Fato  6  forte  temere  casu  .  .  fierent; 
Liv.  XXHI  3,  3  raptim  aut  forte 
temere  u.  a. 

V.  759  et  ut  uolebam,  da  Antipho 
die  Phanium  wirklich  liebte.  — 
*cem7ocflta»i  "Verheiratet',  wie  Nepos 
Epam.  3,  5  cum  —  uirgo  nubilis . . 
collocari  non  posset;  vgl.  zu  V.  646. 
Betreffs  der  Verbindung  mit  cutn 
anstatt  des  Dativs  s.  zu  V.  304.  — 
*Zum  Homooteleuton  vgl.  And.  100 
iDiiedm  gnatdm  stidm,  Ad.  553  eccum 
sceleratum  Syntm;  vgl.  V.  63,  74, 
757,  761,  867,  And.  179,  248,  Haut. 
93,  Eun.  294,  Ad.  160  u.  a.  m.  S.  Auh. 

V.  760  nos  ambo:  der  Redende 
und  sein  Bruder.  —  fieret  mit  kurzer 
Anfangssilbe  am  Ende  des  tro- 
chiiisch  ausgehenden  Verses  wie 
sonst  in  der  Mitte  der  Verse,  wiih- 
rend  das  Wort  im  iambischen  Vers- 
schlusse  einen  Creticus  bildet  (s. 
zu  V.  593). 

V.  761  solus,  niiml.  Antipho,  auf 
den  bereits  V.  759  die  Hauptauf- 
merksamkeit  gerichtet  wurde.  — 
*Zu  solus  braucht  kein  Pronomen 
hinzugefiigt  zu  werden,  vgl.  V.  405 
(solus  regnas),  539  (solus  seruare 
hunc  potes),  562  und  Hec.  350.  — 
S.  Anh. 
*V.  763  oppido:  vgl.  zu  V.  317. 

V.  764.    S.  Anh. 

V.  765  e  me  scibit  (Cod.  A ;  5 :  ex 


V  2,  1-4] 


PHORMIO 


157 


[ACTVS   V.] 
Demipho       Geta 


Senex 


Servos 


v  2  De.  Nostrapte  culpa  facinius,  ut  malis  expediat  esse, 

Dum  nimium  dici  nos  bonos  studemus  et  benignos. 

Ita  fugias,  ne  praeter  casam,  quod  aiunt.  Nonne  id  sat  erat, 

Accipere  ab  illo  iniiiriam?  Etiam  argentumst  ultro  obiectum, 


me).  Gerade  in  dieser  Wendung 
(mit  scire)  ist  vielleicht  aus  Wohl- 
lautsgriinden  die  kiirzere  Form  der 
Praposition  im  taglichen  Yerkehr 
gebrauchlich  gewesen;  wenigstens 
steht  auch  Haut.  411  e  me  ut  sciat 
(nach  A1,  aber  A3  fiigte  x  zu)  dem 
c.r  me  ut  sc.  der  anderen  Hdschr. 
gegenuber,  und  Plaut.  Most.  745 
heifst  es  ebenso:  E  me  .  .  nil  sciet. 
Dagegen  hat  Terenz  And.  854  ex 
we  audies;  Hec.  765  ex  me  audias 
und  Ad.  862  ex  me . .  facilest  noscere. 
(Uber  ex  vor  m  s.  Studem.,  Verh.  der 
36.  Phil.-Vers.,  S.  60  f.  und  F.Harder, 
N.  Jahrb.  1890,  S.  774).  —  audietis, 
naml.  Sophrona  und  Phanium, 
welche  letztere  auch  iiber  den  Sach- 
verhalt  aufgeklart  werden  mufste 
uud  es  auch  wirklich  wurde  (vgl. 
V.  866  cum  illis).  S.  Anh.  —  Nach 
V.  765  gehen  beide  ins  Haus  De- 
miphos  zu  Phanium. 

V.  766.  Demipho,  der  inzwischen 
sein  Geschaft  mit  Phormio  abge- 
macht  hat,  kehrt  mit  Geta  vom 
Markte  zuriick.  —  Nostrapte:  -pte 
dient  wie  bei  Cicero  und  30nst,  so 
auch  bei  Plaut.  (Merc.  970  suapte 
cnlpa)  und  Ter.  (vgl.  Haut.  686 
meapte  causa),  zur  Verstarkung  des 
Ablat.  Sing.  der  Possessivpronomina 
Zweifelhaft  sind  einige  Stellen  bei 
Plautus,  wo  es  von  den  Herausgebern 
mit  einem  anderen  Casus  dieser 
Pron.  verbunden  wird.  —  malis 
expediat  esse:  diese  sowie  die  ab- 
weichende  Konstruktion  Haut.  388 
(expedit  bonas  esse  uobis)  lassen 
sich  nach  der  von  licet  und  'ahn- 
lichen  Wendungen  im  Griechischen 
erklaren.     S.  Anh. 


*V.  70 7  bonos .  .  et  benignos:  allit- 
terierende  Verbindung,  vgl.  Hor. 
Sat.  I  2,  51  bonus  atque  benignus, 
Plaut.  Truc.  34  benignusne  an  bo- 
nae  frugi  sies  und  die  hiiufige  Ver- 
bindung  bene  benigyxeaue  (benigne, 
bene)  in  DankfonneLu  bei  Plaut., 
z.  B.  Most.  816,  Truc.  128. 

*V.  768.  Ita  fugias,  ne  praeter 
casam,  namlich  fugias:  wer  einer 
Gefahr  zu  entfliehen  sucht,  soll 
zusehen,  dafs  er  nicht  dabei  im 
blinden  Eifer  an  der  Behausung 
vorbeilaufe  (Schol.  Bemb.:  ne  ante 
casam  transeas)  und  die  sichere 
Zufluchtsstatte  seinen  eigenen  Ver- 
folgern  iiberlasse.  So  erkltirte  schon 
Don. ;  ahnl.  ist  das  griech.  Sprichwort 
oi'y.oi  ysvoiunv  (£tiI  x&v  izcpvyslv  xa 
dstvu  tv%oiitvo)v)  und  wohl  auch  der 
Titel  einer  Varron.  Menipp.  Sat. : 
Longe  fugit,  qui  suos  fugit.  Dabei 
wird  casa  die  bescheidenere,  klei- 
nere  Behausung  (z.  B.  Varr.  r.  r. 
II  10,  6  im  Gegens.  zur  uilla,  dem 
Herrenhaus)  bedeuten  (vgl.  casula 
Petron.  44  und  das  aus  der  Volks- 
sprache  zu  erklarende  italien.  casa 
=  Haus  und  franzos.  chez).  Nach 
Dziatzko  aber  ist  das  Sprichwort 
vielleicht  einem  verbreiteten  Kin- 
derspiele,  nach  Otto  (Sprichworter 
S.  76  f.)  dem  Soldatenleben  ent- 
lehnt.  —  Die  nicht  zahlreichen  Bei- 
spiele  einer  Verbalellipse  im  Neben- 
satze  aus  Terenz  (obwohl  nicbt  alle^ 
s.  bei  Umpfenbach,  Anal.  Ter., 
S.  18  f.  —  *quod  aiunt  (nacb. 
A3?  und  Prisc.  I,  250)  scheint  das 
ursprungliche  und  regelmafsige 
gegeniiber  dem  wohl  glossierten 
quod  dicunt  (Al). 


158 


PHORMIO 


[V  2,  5—15 


770         Vt  sit,  qui  uiuat,  duui  aliud  aliquid  flagiti  eonficiat.  5 

Ge.  Planisswme.     De.  Eis  nunc  praerniuinst,   qui  recta  praua 

faciunt. 
Ge.  Veriss^raie.  De.  Vt  stultissume  quidem  illf  rem  gesserimus. 
Ge.  Modo  ut  hoc  consilio  possiet  discedi,  ut  istam  diicat. 
De.  Etiamne  id  dubiumst?    Ge.  Haiid  scio  hercle,  ut  honiost, 

an  mutet  animum. 
775  De.  Hem,  mutet  autem?     Ge.  Nescio;  uenim,  si  forte,  dico.      io 
De.  Ita  faciarn,  ut  frater  censuit,  ut  uxorern  eius  huc  addiicam, 
Cum   ista   lit   loquatur.     Tii,  Geta,  abi  prae,  niintia  hanc 

uenturam.  — 
Ge.  Argentum  inuentumst  Phaedriae;  de  iurgio  siletur; 

Prouisumst,  ne  in  praesentia  haec  hinc  abeat:    quid  nunc 

porro? 
780          Quid  fiet?     In  eodem  luto  haesitas:  uorsuram  solues,  15 


V.  770  aliud  aliquid  mit  pleona- 
stischer  Wiederholung  von  ali-.  Die 
Bedeutung  'irgend  einer  (etwas) 
sonst'  ist  deni  Etynion  geniafs  wohl 
auch  die  urspriingliche  von  aliquis, 
aliquid  (s.  Sonnenschein  zu  Plaut. 
Rud.  135).  Alius  wurde,  wenn 
man  den  Ausdruck  verstarken 
wollte  oder  das  Etymon  nicht 
mehr  fiihlte,  hinzugesetzt. 

*V.  771  recta  ist  nicht  Adverb, 
sondern  Objektsaccusativ,  wie  z.  B. 
Eun.  61  f.  incerta  haec  si  tu  ^iostit- 
les  JRatione  certa  facere,  nihilo  plus 
agas;  Apollodor  schwebte  wohl  der 
den  Sophisten  gemachte  Vorwurf 
vor  Augen  rov  tjttco  Xoyov  xqzittco 
TtotBlv,  der  auf  den  Winkeladvoka- 
ten  Phormio  gut  pafst.  Ahnl.  Plaut. 
Bacch.  412  f.  und  Ovid  Met.  XI,  314. 

V.  772  illi  adverbial  (s.  zu  V.  91), 
hier  =  in  illa  re.  —  rem  gerere 
fhandeln'.  —  gesserimus  mit  langer 
Panultima,  wie  iiberhaupt  das  i 
der  Endung  im  Perf.  Konj.  ur- 
spriinglich  lang  war  (vgl.  S.  48). 

V.  773  hoc  consilio  bezieht  sich 
auf  die  mit  Phonnio  getroffene 
Abmachung  und  wird  durch  ut 
istam  ducat  crliiutert.  —  possiet: 
s.  S.  63.  —  discedere  zunachst  von 
den  Parteien,  die  in  einer  Streit- 
sache  eine  Vereinbarung  getroffen 
oder  einen  richterlichenBescheid  er- 
halten  haben  (s.  auch  zu  V.  1047). 
—  Durch  die  Bedenken,  wel- 
che    Geta    aufsert,    will    er   schon 


das    spatere    Verhalten    Phormios 
vorbereiten. 
*V.  776  ut  uxorem:  vgl.  S.  52. 

V.  777  abi  prae,  nuntia:  so  dient 
sehr  haufig  einfaches  i  oder  abi 
asyndetisch  zur  Einleitung  eines 
weiteren  Befehls;  vgl.  V.  445,  712, 
994,  Haut.  804,  Eun.  499,  538,  753 
(iiber  i  und  ite  s.  Loch  a.  0.  S.  25  f. 
und  E.  Norden,  N.  Jahrb.  Suppl. 
XVffl,  269).  Mit  ac,  atque  verbun- 
den  z.  B.  Eun.  763,  Ad.  167. 

Nach  V.  777  geht  Demipho  in 
Chremes'  Haus  ab,  um  Nausistrata 
zu  holen;  Geta  spricht,  bevor  er  in 
Demiphos  Haus  tritt,  noch  einige 
Verse,  welche  nicht  die  Bedeutung 
einer  selbstlindigen  Scene  bean- 
spruchen  konnen. 

V.  778  de  iurgio  siletur:  gemeint 
ist  der  Vorwurf ,  den  Antipho  und 
Geta  eigentlich  wegen  der  Heirat 
zu  erwarten  hatten. 

V.  780  *in  eodem  luto  haesitas:  fdu 
steckst  im  gleichen  Schlamme,  im  al- 
ten  Kot' ;  vgl.  in  luto  haerere  Plaut. 
Pers.  535.  —  uorswram  (Als,  uers. 
As)  solues:  fdu  wirst  den  Wechsel 
(mit  Zinsen)  bezahlen  miissen' ;  Geta 
hat  die  erste  Schuld  beziiglich  der 
Heirat  Antiphos  durch  einen  natiir- 
lich  hoher  lautenden  Wechsel  ge- 
deckt,  indem  er  durch  eine  zweite 
List  dem  Alten  eine  vergebliche 
Aussicht  auf  Beseitigung  Phaniums 
bereitete.  Dadurch  wird  sein  Konto 
beim  Alten  erhoht,  das  er,   sobald 


V  2,  16—3,  7] 


PHORMIO 


159 


Geta;  praesens  quod  fuerat  malum,  in  dieni  abiit;   plagae 

crescunt, 
Nisi  prdspicis.   Nunc  kmc  domum  ibo  ac  Pkanium  edocebo, 
Ne  quid  uereatur  Phdrmionem  aut  huius  oratidnem. 

Demipho     Navsistrata 

Senex  Mvlier 

v  3  De.  Age  duni,  ut  soles,  Nausistrata,  fac  illa  ut  placetur  ndbis, 

Vt  sua  uoluntate  id7  quod  est  faciundum,  faciat.    Na.  Fa-785 

ciam. 
De.  Pariter  nunc   opera  me  adiuues,   ac  re  dudum  opitulata's. 
Na.  Factiim   uolo;    ac    pol   mmus    queo    uiri   culpa    quam    me 

dignumst. 
sDe.  Quid  aiitem?     Na.   Quia  pol  mei  patris  bene  parta  indi- 

ligenter 
Tutatur;  nam  ex  eis  praediis  talenta  argenti  bina 
Statim  capiebat.  Vir  uiro  quid  praestat!  De.  Binan  quaeso?790 


das  Trtigerische  jenerAussicht  kund 
wird,  einzulosen,  d.  h.  doppelte 
Schlage  auszuhalten  haben  wird. 
Die  Stelle  wird  von  Kirchenvatern, 
so  Lactant.  Inst.  II  8,  24  als  ge- 
fliigeltes  Wort  citiert.     S.  Anh. 

V.  781  praesens  malum:  der  Aus- 
bruch  des  Unwillens  von  seiten 
Demiphos  wegen  der  Heirat;  vgl. 
zur  Stelle  Plaut.  Pseud.  502  f.  illud 
malum  aderat,  istuc  aberat  longius: 
Uhid  erat  praesens,huic  era^iyt  die- 
culae.  —  in  diem:  ffiir  kurze  Zeit, 
Frist';  vgl.  Cic.  de  Or.  H,  169  Si 
barbarorum  est  in  diem  uiuere;  Eun. 
1020  bildet  in  diem  den  Gegensatz 
zu  iam  (fgleich'). 

V.  783  huius  (die  Codd.  haben 
das  mifsverstandliche  eius)  weist  auf 
Nausistrata  hin,  welche  ja  mit 
Phanium  sprechen  soll  (s.  V.  776  f.). 
Oeta  eilt  in  das  Haus  Demiphos, 
dieser  tritt  mit  Nausistrata  aus  dem 
des  Chremes. 

V.  784  ut  soles:  schmeichelnd, 
wahrend  Nausistrata  im  Benehmen 
gegen  ihren  Mann  heftiges  Wesen 
und  ziinkischen  Sinn  zeigt. 

V.  786  re  dudum  opitulata's  be- 
zieht  sich  auf  V.  681.  Langen,  Beitr. 
S.  33  ff.  hat  nachgewiesen,  dafs  du- 
dum  (ohne  iam)  mit  Prateritum  sich 
bei  Plaut.   und  Ter.   auf  Gescheh- 


nisse  wahrend  des  Stiickes  oder 
doch  am  Tage  seiner  Handlung  be- 
zieht,  'vorhin,  unlangst'.  —  Der  Vers 
wie  die  ganze  Scene  dient  gut  zur 
Charakterisierung  des  Verhaltnisses 
zwischen  Demipho  und  seiner 
Schwagerin.  Dadurch  wird  der 
grofse  Einflufs  begriindet,  den  er 
V.  1011  ff.  auf  diese  ausubt. 

V.  787.  *Factum  uolo:  vgl.  zu 
V.  432.  —  dignumst  (=  decet,  von 
dem  es  etymologisch  herstammt 
[dec-nus])  ist  formelhaft ;  vgl.  V.  402, 
Haut.  107  f.  u.  sonst. 

V.  788  bene  parta:  substantivisch 
gleich  bene  facta,  male  facta,  bene- 
dictis  (V.  20  u.  s.).  Partizipial  Trin. 
643  Vt  uirtute  eorum  anteparta 
per  flagitium  perderes. 

V.  789.  Tutatur:  als  der  recht- 
liche  tutor  (Vormund)  seiner  Frau. 
—  Wenn  Chremes  auch  wegen 
seines  zweiten  Hausstandes  auf 
Lemnos  nicht  mehr  volle  2  Talente 
aus  den  dortigen  Besitzungen  zog, 
so  brachte  er  doch  noch  so  viel 
mit,  dafs  %  Talent  (=  30  Minen) 
davon  fiir  die  Abfindung  Phormios 
genommen  werden  konnte  (s.  V.  68 1). 

V.  790  statim  nach  Don.  zur  St. : 
'perpetuo,  aequaliter  et  quasi  uno 
statu''  (etwa  unser  'standig'),  ebenso 
nach  Non.  S.  393  * perseueranter  et 


160 


PHORMIO 


[V  3,  8—16 


Na.  Ac  rebus  uilioribus  niulto  talenta  bma.     De.  Hui. 
Na.  Quid  haec  uidentur?    De.  Scilicet.    Na.  Vinim  me  natam 

uellem: 
Ego  ostenderem,    De.  Certd  scio.  *Na.  quo  pacto  .  .     De.  io 

Parce  sodes, 
Vt  pdssis  cum  illa,  ne  te  adulescens  miilier  defetiget. 
795  Na.  Faciam,  ut  iubes.     Sed  meum  uirum  abs  te  exire  uideo. 

Navsistrata    Chremes   Demipho 

mvlier  senes  ii 

Ch.  Ehein,  Demipho. 
Iam  illi  datumst  argentum?    De.  Curaui  ilico.    Ch.  Nollem 

datum. 
Ei;  uideo  uxorem:    paene  plus  quam  sat  erat.     De.  Quor 

nolles,  Chremes? 
Ch.  Iam  recte.    De.  Quid  tu?  ecquid  locutu's  cum  fstac,  quam  15 

ob  rem  hanc  ducimus? 
Ch.  Transegi.    De.  Quid  ait  tandem?    Ch.  Abduci  non  potest. 

De.  Qui  ndn  potest? 


aequaliter'' ;  vgl.  Plaut.  Amph.  276 
Ita  statitn  stant  signa  und  W.  Abra- 
ham,    N.   Jahrb.   Suppl.   XIV,  236. 

—  capiebat:  der  Vater  Nausistra- 
tas,  wie  aus  dem  Zusammenhang 
klar  hervorgeht;  vgl.  das  unmittel- 
bar  Folgende.  —  uiro  ist  Dativ: 
vgl.  Eun.  232  homini  homo  quid 
praestat?  und  zur  Dopplung  des 
Subst.  V.  212.  Zur  St.  s.  auch 
Antiphan.  (Kock,  Com.Att.  fragm.  II) 
Frg.  104  ccvdQog  dicccptQSt  xovt   ccvj]q. 

—  S.  Anh. 

V.  791  rebus  uilioribus  multo: 
die  bei  den  latein.  Komikern  noch 
in  der  Entwicklung  begriffene  Kon- 
struktion  des  sogen.  ablat.  absol. 
enthalt  bei  ihnen  stets  eine  tem- 
porale  Bcstimmung,  doch  so,  dafs 
zuweilen  der  Zusammenhang  eine 
kausale  oder,  wie  hier,  eine  adver- 
sative  (koncessive)  Beziehung  er- 
giebt;  vgl.  z.  B.  Plaut.  Mil.  321 
Mirumst  lolio  uictitare  te  tam  uili 
tritico  (s.  E.  Bombe,  De  abl.  abs. 
(ipud  ant.  Rom.  scr.  tisu,  1877,  bes. 
S.  26  ff.).  —  S.  Anh. 

V.  792.  Scilicet:  Demipho,  der  ja 
weifs ,  was  Chremes  auf  Lemnos 
mit    einem    Teile    der   Einnahmen 


angefangen  hat,  begniigt  sich,  mit 
einem  vieldeutigen  'Naturlich'  der 
Nausistrata  zuzustimmen.  —  *  Vi- 
rum  me  natam:  s.  Anh. 

V.  793.  *Ego  bstenderem:  vgl. 
S.  52.  —  *Certo  scio:  s.  Anh.  — 
Pdrce:  fhalt  ein'  absolut;  bei 
Plaut.  Pers.  682  ausfuhrlicher  Tace, 
parce  uoci. 

V.  794  cum  illa:  ntlml.  loqui: 
vgl.  zu  V.  80. 

V.  795  *abs  te  exire:  vgl.  zu  V.  732. 
—  Chremes,  der  aus  dem  Hause 
Demiphos  von  seiner  Tochter  zu- 
rvickkommt,  sieht  zuerst  die  mehr 
im  Hintergrunde  stehende  Nausi- 
strata  nicht.  —  Uber  den  Scenen- 
anfang  inmitten  des  Verses  s.  S.  48. 

V.  797.  *Ei:  Chremes  erschrickt, 
da  er  seine  Frau  erblickt;  s.  zu 
V.  178.  —  paene  2~>1><x  quam  sat 
erat:  wieder  mit  der  Auslassung 
eines  uerb.  dicendi.  —  sat  est:  fes 
ist  geniigend ,  dienlich ,  gut' ;  vgl. 
Ad.  834  Adtentiores  sumus  ad  rem 
omnes  quam  sat  est.  Der  Kouiiiara- 
tiv  satius  e*t  im  Sinne  von  melius 
est  V.  956,  Eun.  772,  Ad.  29,  234. 

V.  798  istac  geht  auf  Phanium, 
hanc  auf  Nausistrata. 


V  3,   17—24] 


PHORMIO 


161 


Ch.  Quia   uterque   utrique   est   cordi.     De.  Quid  istuc  nostra?800 

Ch.  Magni;  praeterhac 
Cognatam  comperi  esse  nobis.    De.  Qmd?  deliras.    Ch.  Sic 

erit. 
Non  temere  dico:   redii  mecum  in  memoriam.     De.  Satin 

sanus  es? 
20  Na.  Au;  dbsecro,  uide  ne  m  cognatam  pecces.     De.  Non   est. 

Ch.  Ne  nega: 
Patris  nomen  aliur/  dictumst;  hoc  tu  errasti.  De.  Non  norat 

patrem? 
Ch.  Norat.     De.    Quor   aliud   dixit?     Ch.    Numquamne  hodie805 

concedes  mihi 
Neque  intelleges?    De.  Si  tu  nil  narras?    Ch.  Perdis.    Na. 

Miror,  quid  hoc  siet. 
De.  Equidem  hercle  nescio.    Ch.  Vin  scire?    At  fta  me  seruet 

Iiippiter, 


V.  800.  *Vterque  utrique:  vgl. 
Haut.  394  utrique  ab  utrisque  . .  de- 
umcimiwi;  Caes.  b.  Gall.  VH  35,  1 
u.  a.  Ahnliche  Dopplung  mit  re- 
ciproker  Bedeutung  bei  Plaut.  Stich. 
733  neuter  (ne~)utri  inuidet  und 
das  haufige  alter  alteri  (-um),  alius 
alium  (z.  B.  And.  779,  Haut.  598); 
vgl.  zu  V.  -2 1-2  (Landgraf,  Wolffl. 
Arch.  V,  170  f.  und  Thielmann, 
a.  0.  VH,  3G0  f.).  —  Der  von  Chre- 
mes  geltend  gemachte  Grund  konnte 
bei  Demipho  freilich  nicht  verfan- 
gen.  —  praeterhac  verhalt  sich  zu 
dem  ganz  entsprechend  gebildeten 
praeterea  wie  hic  zu  is  (s.  zu  V.  347); 
das  Wort  findet  sich  wiederholt 
bei  Plaut.  (Ad.  847  haben  iibrigens 
auch  am  Versende  alle  Hdschr., 
wie  hier  <s:  praeter  haec;  Engel- 
brecht,  Stud.  Ter.,  S.  72  vermutet 
auch  dort  praeterhac). 

V.  801.  Sic  erit:  die  Bestatigung 
der  Nachricht  in  der  Zukunft  wird 
versichert;  vgl.  Haut.  1014,  Euu. 
732   (und  Bentl.  zur  St.). 

V.  802  * redii  .  .  in  memoriam: 
fmir  kehrte  die  Erinnerung  wieder, 
ich  erinnerte  niich';  vgl.  Hec.  113 
Ad  mgenium  redis,  Ad.  71  (doch 
auch  wie  im  Deutschen  Hec.  347 
istoc  uerbo  animus  mihi  redit); 
ferner  bei  Plaut.  Capt.  1023  Nune 
edepol  dernum  iu  memoriam  regre- 
Cic.  Cat.  M.  21   iu  tnemoriam 

Terentius,  Phormio,  3.  Auflage. 


redeo  mortuorum.  In  diesen  Wen- 
dungen  erscheint  memoria,  inge- 
ii iii,i/  (animus)  dem  personlichen 
Subjekte  gegeniiber  als  etwas  Un- 
personliches  und  liufserlich  Geson- 
dertes.  Ahnlich  auch  V.  1029  Redeat 
..in  gratiam  fihm  werde  Verzeihung 
zuteil,  ihm  werde  verziehen'.  Zum 
beigefiigten  mecum  vgl.  die  Kon- 
struktion  von  cogito  u.  a. 

V.  803.  Au,  obsecro:    mit  Hiatus 

wie    V.   754.    —    Non    est:     naml. 

cognata.  —  Ne  nega:  vgl.  zu  V.  GG4. 

*V.  804   hoc    ist    hier    kausal    zu 

fassen  wie  eo  und  istoc  (V.  747). 

V.  805  f.  Hier  wie  in  der  ganzen 
Scene  bemiiht  sich  Chremes  Leb- 
haft,  von  seiner  Frau  unbemerkt 
mit  Demipho  durch  Zeichen  sich 
zu  versttindigen. 

V.  806.  Perdis:  eine  formelhafte 
Wendung  grofser  Ungeduld,  wie 
Haut.  582  Perdis  hercle  (vom  Schol. 
Bemb.  durch  occidis  erklart);  vgl. 
V.  856  Enicas.  —  *Miror,  quid  hoc 
siet:  auf  die  unbestimmten  An- 
deutungen  der  beiden  Greise,  na- 
mentlich  die  unklaren  Antworten 
ihres  Mannes,  sagt  Nausistrata: 
i.  nimint  mich  wunder,  was  die- 
ses  Gerede  bedeutet';  vgl.  Eun. 
644  Perii:  hoc  quid  sit  uereor  und 
Anm.  zu  V.  58.  —  *  Zu  quid  hoc  s. 
2.  _  S.  Anh. 

Y.  807.    ■  Equidem  hercle  nescio: 

11 


162 


PHORMIO 


[V  3,  25—34 


Vt  propior  illi;  quam  ego  suni  ac  tu,  [homo]  nemost.    De.  25 

Di  uostram  fidem, 
Eamus  ad  ipsam:  una  dmnis  nos  aut  scire  aut  nescire  hdc 

uolo.     Ch.  Ah. 
810  De.  Quid   est?     Ch.   Itan    paruam   mrni   fidem    esse   apuYZ  te! 

De.  Vin  me  credere? 
Vin    satis    quaesitum    mi    fstuc    esse?     Age,   fiat.     Quid? 

illa  filia 
Amici  nostri  quid  futurumst?     Ch.  Recte.    De.  Hanc  igi- 

tur  mittimus? 
Ch.  Quid  ni?    De.  Illa  maneat?    Ch.  Sic.    De.  Ire  igitur  tfbi  30 

licet,  Nausistrata. 
Na.  Sic  pdl  commodius  esse  in  omnis  arbitror,  quam  ut  coeperas, 
815          Manere  hanc;.  nam  perliberalis  uisast,  quom  uidi,  mihi.  — 
De.  Quid  istuc  negotist?    Ch.  Iamne  operuit  ostium?    De.  Iam. 

Ch.  0  Iiippiter, 
Di  nds  respiciunt:    gnatani  inueni  miptam  cum   tuo   fiTio. 

De.  Hem, 


zur  Wortstellung  vgl.  V.  137.  — 
At  ist  am  Platze,  da  die  voraus- 
gehende  Frage  bei  Demipho  einen 
Zweifel  an  dem  voraussetzt,  was 
Chremes  versichert.  Diese  Worte 
(V.  807  f.)  spricht  Chremes  wohl 
leiser  zu  seinem  Bruder. 

V.  808.  Die  in  s  (nicht  von  A)  ge- 
botene  Lesart  homo  nemo  ist  an  sich 
metrisch  und  sprachlich  (vgl.  zu 
V.  591)  nicht  zu  beanstanden. 

V.  809  omnis  nos:  mit  Einschlufs 
Nausistratas,  vor  welcher  Chremes 
naturlich  in  grofster  Angst  ist. 
*V.  810  paruam..fidem:  vgl.  Eun. 
197;  Plaut.  Pseud.  467  Paruam  esse 
apud  te  mihi  fidem  ipse  intellego, 
477,  Bacch.  570  (und  dazu  Leo). 

V.  811.  T7»  satis  quaesitwm  mi 
isttic  esse?  Wir  sagen  besser  nega- 
tiv:  rDu  willst,  dafs  ich  nicht  wei- 
ter  fragen  soll?'  —  illa  fUia  iat 
Ablativ;  vgl.  zu  V.  137. 

V.  812.  *Amici  nostri:  durch  die 
Anwesenheit  Nausistratas  gebote- 
ner  Ausdruck  fur  Chremes  selbst; 
also  ilhi  /iliii  amici  nostri  =  tua 
filin.  Demipho  meint:  fWenn  also 
Phanium  bei  Antipho  bleibt,  was 
wird  dann  mit  jener  Tochter  unse- 
res  Fr.  geschehen,  die  wir  (nach 
unserer  Verabredung)  ihm  (Ant.)  zur 


Frau  geben  wollten?'  —  *Recte: 
rschon  recht,  schon  gut!'  stammelt 
Chremes  in  seiner  grofsen  Ver- 
legenheit;  vgl.  V.  798.  —  mittere 
ist  hier  ganz  am  Platze,  weil  nach 
Demiphos  Meinung  mit  Chremes' 
Tochter  (hanc)  noch  keine  Verbin- 
dung  angeknupft  war  (vgl.  V.  675 
hanc  ut  mittam),  wahrend  amittere 
in"offenem  Gegensatze  zu  retintre 
(dem  Behalten  in  festem  Besitz) 
steht,  z.  B.  V.  176,  507,  918,  920 
(s.  Wien.  Stud.  XI,  280  f.). 

V.  813.  Sic,  vollstiindiger  Sic  est 
oder  Sic  res  est,  ist  eine  der  vielen 
Bejahungsformeln  der  Umgangs- 
sprache;  s.  V.  418,  Haut.  167,  242 
u.  a.  und  Anm.  zu  V.  418. 

V.  815.  *Zu  pcrliberalis  s.  V.  558. 
—  Nausistrata  kehrt  nach  diesem 
Verse  in  ihr  BTaus  zuruck.  —  Uber 
die  Fortsetzung  der  Scene  vgl.  das 
zu  V.  777  Bemerkte. 

*V.  816.  O  Iitppiter:  so  nicht  bei 
Plaut.,  der  blols  Tujppiter  oder  pro 
Tuppiter  gebraucht  (Pers.  99  O  mi 
lnpp.  ist  eine  scherzhafte  Anrede 
an  eine  Person;  vgl.  Ferger,  De 
uocatiui  usu  Phutt.  Terentianoque, 
Strafsb.  1889,  S.  23). 

V.  817.  Di  nos  respiciunt  (oder 
adiuuant):     Ausdruck    der    Freude 


V  3,  35—4,  9]  PHORMIO  163 

35         Quo  pacto  potuit?     Ch.  Non    satis   tutus   est  ad  narran- 

dum  hic  locus. 
De.  At  tu  intro  abi!     Ch.   Heus,   ne  filii   quideni  hoc  nostri 

resciscant  uolo. 


Antipho 

Advlescens 

v  4         Laetiis   sum',   ut   meae    res    sese    habent,    fratri    6ptigisse&20 

qudd  uolt. 
Quam  scitumst,  eius  mddi  parare  in  animo  civpiditates, 
Quas,  qudm  res  aduorsae  sient,  pauld  mederi  pdssis! 
Hic  simul  argentum  repperit,  cura  sese  expediuit; 
&         Ego  niillo  possum  remedio  me  eudluere  ex  his  tiirbis, 

Quin,   si  hdc  celetur,  m  metu,  sin  patefit,  in  probrd  sim.825 
Neque  me  domum  nunc  reciperem,  ni  mi  esset  spes  ostenta 
Huiiisce  habendae.    Sed  ubi  nam  Getam  muenire  pdssim? 
[Vt    rdgem;    quod   tempus  cdnueniundi   patris   me   capere 

suadeat.l 


uber  ein  unerwartetes  Gluck;  vgl. 
V.  854  (ahnlich  And.  973),  And. 
642  nisi  quicl  di  respiciunt  und 
Hec.  772.  Hiibsch  ruft  fernerPlaut. 
Poen.  408  f.  der  Liebhaber  der  Ge- 
liebten,  welche  der  Venus  opfern 
geht,  zunachst  respice!  nach  und, 
als  sie  dies  gethan  hat  (Bespexit): 
Idem  edepol  Venerem  credo  factu- 
ram  tibi. 

V.  818  potuit:  vgl.  zu  V.  303 
(die  ?  haben  id  potuit). 

V.  819.  Mit  Heus  (vgl.  V.  152) 
ruft  Chremes  nachtragiich  seinen 
Bruder  an,  der  ihm  in  einiger  Ent- 
fernung  in  sein  (Demiphos)  Haus 
nachfolgt  (s.  V.  879).  Bald  darauf 
erscheint  Antipho  von  der  Markt- 
seite  her  (vgl.  zu  V.  712). 

V.  820  ut  meae  res  sese  habent: 
fnach  der  Lage  meiner  Angelegen- 
heiten  bin  ich  froh'  u.  s.  w.  Anti- 
phos  Sache  ist  nicht  besser  uinl 
nicht  schlechter  geworden  durch 
PhaedriasErfolg.  —  *fratri(a8eXq>q>) : 
'Geschwisterkind,  Vetter'  (fruter 
patruelis  Plaut.  Poen.  1069,  Cic. 
Fin.  V,  1),  vgl.  Cic.  Epist.  IX  16,  4, 
ad  Att.  I  5,  1. 

V.  821    scitus:     rhubsch',     nicht 


blofs  von  Personen  (wie  V.  110, 
And.  486  und  Eun.  254),  sondern 
auch  ubertragen,  wie  Haut.  210 
Scitumst  periclum  ex  aliis  facere. 

Y.  822.  Der  Accus.  bei  mederi 
gehort  der  Umgangssprache  an 
(vgl.  zu  V.  281);  And.  831  u.  944 
findet  sich  bei  medicari  der  Dativ 
(einer  Person).  —  sient:  vgl.  S.  63. 
Der  Modus  ist,  wie  sehr  oft,  von 
dem  des  regierenden  Satzes  beein- 
flufst;  vgl.  z.  B.  V.  825  celetur 
(gegen  patefit)  und  Anm.  zu  V.  60  f. 

V.  827.  Huiusce  (bei  Ter.  nur 
noch  And.  439  iiberliefert)  wird 
wie  die  Pluralfoinnen  auf  -ce  blofs 
vorVokalen  gebraucht  (Fr.  Schmidt, 
Herm.  VTH,  478  ff.  und  Studem., 
N.  Jahrb.  1876,  S.  57  ff.).  —  *ubi 
nam  .  .  possim?  Durch  den  Kon- 
junktiv  wird  der  dubitative  (poten- 
tiale)  Charakter  der  Frage  hervor- 
gehoben  (das  gewohnliche  possum 
steht  in  ?)■  vgl.  Plaut.  Pscud.  236 
Quonam  pacto  possim?  (wo  aller- 
dings  auch  das  vorhergehende  Foc 
possis  eingewirkt  haben  kami).  — 
Zugleich  nahert  sich  Antipho  dem 
vaterlichen  Hause. 

V.  828.     S.  Anh. 

11* 


164 


PHORMIO 


[V  5,  1—12 


Phormio      Antipho 

Parasitvs    Advlescens 

Ph.  Argentum  accepi,  tradidi  lendni;  abduxi  miiliereni,  v  5 

830  Curaui,  propria  ut  Phaedria  poteretur;  nam  emissast  manu. 

Nunc  una  mihi  res  etiam  restat,  quae  est  conficiunda,  otium 
Ab   senibus    ad    potandum   ut   habeam;    nam    aliquot   hos 

sumam  dies. 
An.  Sed  Phormiost.    Quid  ais?   Ph.  Quid?  An.  Quid  nam  niinc  5 

facturust  Phaedria? 
Quo  pacto  satietatem  amoris  ait  se  uelle  absumere? 
835  Ph.  Vicissim    partis    tiias    acturus    est.     An.    Quas?     Ph.   Vt 

fugitet  patrem. 
Te  suas  rogauit  rursum  ut  ageres;  causam  ut  pro  se  diceres; 
Nam  potaturus  est  apurf  me.    Ego  me  lre  senibus  Siinium 
Dicam    ad    mercatum,    ancillulam    emptum    diidum    quam  10 

dixit  Geta; 
Ne  quom  hic  non  uideant  me  conficere  credant  argentiim 

suom. 
840         Sed  ostium  concrepuit  abs  te.     An.  Vide,  quis  egreditiir. 

Ph.  Getast. 


V.  829.  Phormio  tritt  von  der 
Marktseite  her  auf. 

V.  830.  Uber  die  Quantitat  der 
Schlufssilbe  von  Phaedria  vgl.  zu 
V.  179.  —  nam  emissast  manu:  fin 
Freiheit  gesetzt'  vom  leno.  Man 
mufs  annehmen,  dafs  Phaedria  die 
Citherspielerin  vom  Kuppler  frei- 
gekauft  hat,  um  dann  mit  ihr  als 
einer  liberta  das  Verhaltnis  fort- 
zusetzen;  als  Sklavin  zu  Hause 
konnte  er  sie  schon  seines  Vaters 
wegen  nicht  haben.  Das  propria 
potiri  (Konstruktion  V.  281)  ist 
daher  in  beschriinktem  Sinne  zu 
nehmen.  Anders  gestaltet  sich 
z.  B.  in  den  Ad.  das  Verhilltnis 
der  Geliebten  Ctesiphos,  welche 
dem  Kuppler  als  Sklavin  abgekanlt 
und  als  solche  ins  Haus  Micios, 
spilter  (vgl.  «42  ff.)  in  das  Demeas 
gebracht  wird. 

V.  832  *aliquot  (-d:  A)  hos  .  . 
dies:  vgl.  V.  159  illos . .  aliguot  dies 
und  Eun.  151,  Haut.  752  hosce  ali- 
quot  dies;  s.  Anh.  —  sumere:  prag- 
nant  im  Sinne  von  fverwenden, 
geniefsen';  vgl.  Ad.  287  hilarem 
(Codd.;  hilare  Palmer.,  Bentl.)  hunc 


sumamus  diem,  854  ei  rei 'hunc  suma- 
mus  diem  und  Lucil.  XIX,  499  (L., 
10  M.)  sume  diem ,  quist  uisus  til>i 
pulcherrimus  unus. 

V.  834  *satietatem  amoris. . .  absu- 
mere:  etwa  amore  ad  satietatem  frui. 

V.  835  f.  erinnert  an  Demiphos 
Wort  V.  267  tradunt  operas  mit- 
tuas.  —  *fugitet:  s.  zu  V.  623.  — 
S.  Anh. 

V.  837  *apud  me:  vgl.  zu  V.  732. 
—  Sunium,  weil  daselbst  als  in 
einem  Hafenplatze  eine  grofsere 
Auswahl  zu  erwarten  war;  vgl. 
Biichsenschutz ,  Bes.  u.  Erw.  im 
griech.  Alt.,  S.  122  f. 
*V.  838   bezieht  sich  auf  V.  665. 

V.  840  ostium  concrepuit:  das 
antike  griech.  Haus  wurde  haufig 
nach  aufsfn  zu  geOffnet.  Um  beim 
Offnen  der  Thiir  keine  Storung 
auf  den  sehr  engen  Strafsen  zu 
vcrursachen,  soll  es  Sitte  gewesen 
sein,  das  Heraustreten  von  innen 
durch  Klopfen  an  der  Tlnir  anzu- 
kiindigen;  darauf  beziehe  sich  das 
in  den  KomOdien  oft  wiederkeh- 
rende  (ostii<m  concrepuiV  u.  iihnl. 
So  berichtet  Plutarch  ausdriicklich 


V  6,  1—i 


PHORMIO 


165 


Gteta        Antipho       Phormio 

Servos     Advlescens     Parasitvs 

v  g  Ge.  (3  Fortuna,  o  Fdrs  Fortuna,  quantis  cornmoditatibus 

Quam  subito  nieo  ero  Antiphoni  ope  uostra  liunc  onerastis 

diem 
An.  Qufd  nam  hic  sibi  uolt?     Ge.  nosque  amicos  eius  exone- 

rastis  metu! 
Sed  ego  nunc  mihi  cesso7  qui  non  limerurn  hunc  onero  pallio 
5         Aftrae  hominem  propero  muenire,  ut  haec7  quae  contigeriht7845 

sciat? 
An.  Niirn  tu  intellegis7  quid  hic  narret?     Ph.  Num  tu?     An. 

Nihil.   Ph.  Tantiindem  ego. 
Ge.  Ad  lenonem  hinc  fre  pergam;    ibi  niinc  simt.     An.  Heus7 

Geta!     Ge.  Em  tibi. 
Niim  mirum  aut  nouomst  reuocari,  ciirsum  quom  institeris? 

An.  Geta! 


Public.  c.  20  (und  auf  ihiii  fufsend 
spatere  Schriftsteller) ,  doch  geht 
dessen  Mitteilung  seinen  Worten 
nach  nur  auf  die  Komodien  zuruck : 
Tdg  .  .  'EllijviKag  (ftvQug)  7tQ0t£Q0v 
ovtcog  %%ei v  UTtdaag  Xiyovaiv  aitb  tmv 
Y.(o\uo8imv  lu^dvovteg,  btt  Y.07ctov6i 
kccl  ipocpov6i  tag  avtcov  &voag 
hoco&sv  ol  TtQoitvai  usllovt8g,  oitcog 
UL6%r\oig  h"£,co  yivoito  tolg  7tuQ£Q%o- 
icevotg  i)  TtQOt6tco6i  nui  lit]  v.utu- 
luiL^dvoivto  TtQOLOveuig  ruig  xXsi- 
6tu6iv  dg  tbv  6tsvco7t6v.  Wahr- 
scheinlicher  ist,  dafs  nur  an  das 
mit  dem  Offnen  der  Thiire  und  dem 
etwaigen  Zuriickschieben  des  Rie- 
gels  verbundene  Gerausch  zu  den- 
ken  ist.  Fest  verschlossen  waren 
am  Tage  fiir  gewohnlich  nur  die 
Hauser  armerer  Leute,  die  keinen 
eigentlichen  Thiirhiiter  halten  konn- 
ten,  und  zwar  von  innen  (s.  Haut. 
275  ff.,  Ad.  634).  Von  Fremden, 
die  in  ein  Haus  treten  wollten, 
heifst  es  pultaba/nt  fores  oder  osbiiwn 
(griech.  "AOTttuv  titv  &vquv  oder  r/-:- 
ftvQug),  von  den  Austretenden  crepuit 
oder  concrepuit  ostium,  bez.  fores 
(griech.  nur  ipocpslv).  Vgl.  Becker- 
Goll,  Charikles  I,  88  ff.  Uber  griech. 
Thiirenund  Schlosser  s.  H.  Diels,  Par- 
menides'  Lehrged.,  1897,  S.  117  ff.  — 
Vide,  quis  egreditur:  Antipho  tritt 
rasch  zurvick  (nach  Chremes'  Hause 
zu),  um  einem  etwaigen  Zusammen- 


treffen  mit  seinem  Vater  zu  ent- 
gehen. 

V.  841.  GetakommtausdemHause 
Demiphos.  —  Fortuna  sowie  Fors 
Fortuna  wurden  in  Rom  gottlich 
verehrt  und  hatten  Tempel.  Allitte- 
rierende  Verbindung  ist  bei  rorni- 
schen  Gottemamen  nicht  selten: 
Fausta  Frficitas,  Dea  Dia,  Iuno 
Iuga,  Pilumnus  Picunmus. 

V.  844  *mihi  ist  clat.  incommodi ; 
mihi  cesso  auch  Plaut.  Epid.  344, 
Pseud.  241  u.  a. —  umerum  hutwonero 
pallio:  bei  Giingen  aufser  deniHause 
trugen  auch  Sklaven  eine  Art  Man- 
tel  als  Obergewand;  diesenzogensie 
aufwarts,  wenn  sie  eilen  mufsten. 

V.  845.  Fiir  atcjue  steht  hier  und 
Eun.  964  in  A%:  adque,  wie  auch 
sonst  gelegentlich  in  alten  Codd. 
anderer  Schriftsteller;  ebenso  bietet 
.  1  niit  mehreren  <s  in  V.  418,  900,  910 
acl  fiir  at;  vgl.  Brambach,  Neugest. 
der  lat.  Orth.,  S.  332,  Schuchardt, 
Vokal.  d.  Vulgiirlat.  I,  121. 

V.  847.  Em  tihi:  zu  dem  hinwei- 
senden  cm  (V.  52)  tritt  sehr  haufig 
tibi  hier  auf  den  Redenden  selbst 
zu  beziehen,  wie  V.  848  mstit<  ris  . 
um  anzugeben,  fur  wen  die  Hin- 
weisung  gilt:  fda  ffir  dich,  da  hast 
du's.'  Ebenso  Ad.  790  Em  tibi  und 
537   (vgl.  mit  Plaut.   Stich.  577). 

V.  848  cursum  quom  institeris': 
vffl.  V.  192. 


166 


PHORMIO 


[V  6,  9—23 


Ge.  Pergit  liercle.    Numquam  tu  odio  tuo  rue  uiuces.    An.  Non 

manes? 
850  Ge.  Vapula!    An.  Idquidem  tfbi  iam  fiet,  nisi  resistis,  uerbero.  10 
Ge.  Familiariorem  oportet  esse  hunc:  minitatur  malum. 

Se77  isne  est,  quem  quaero,  an  non?     Ipsust.     Congredere 

actutitm.   .  An.  Quid  est? 
Ge.  0  omniurn,   quantiim  est  qui  uiuont,  homo  hominum  or- 

natisswme! 
Nam  sine  controuersia  ab  dis  solus  diligere,  Antipho. 
S5oAn.  Ita  uelim;  sed  qui  istuc  credam  ita  esse,  mihi  dici  uelim.  15 
Ge.  Satine  est,  si  te  delibutum  gaiidio  reddo?     An.  Enicas. 
Ph.  Quih  tu  hinc  pollicitationes  aiifer  et  quod  fers  cedo.  Ge.  Oh, 
Tii  quoque  aderas,  Phormio?    Ph.  Aderam;  sed  tu  cessas? 

Ge.  Accipe,  em: 
V  t  modo  argentum  tibi  dedimus  apud'  foruru,  recta  domum 
860          Siimus  profecti;    interea  mittit  erus  me  ad  uxorem  tuam.  20 
An.  Quam  6b  rem?    Ge.  Omitto  proloqui;  nam  nfhil  ad  hanc 

rem  est,  Antipho. 
^Toi  in  gynaeceum  fre  occipio,  piier  ad  me  accurrit  Mida, 
Pdne  reprendit  pallio,  resupmat:  respicio,  rogo 


V.  849  numquam  tu  odio  tuo  me 
uinces:  fnie  wirst  du  mich  durch 
dein  lastiges  Benehmen  zum  Fol- 
gen  bestimmen  konnen.'  Vgl.  Hor. 
Sat.  I  7,  6  Durus  homo  atque  odio 
qui  jwsset  uincere  Regem.  Dieser 
Bedeutung  von  odium  entsprechend 
steht  auch  odiosus  in  der  Komodie 
und  Umgangssprache  im  Sinne  von 
'argerlich,  langweilig,  lastig' ;  vgl. 
V.  937. —  *Uber  das  unerwiinschte 
Zuriickrufen  aufgebracht  wird  Geta 
immer  grober  (vgl.  den  fg.  V.). 

V.  850.  Vapula,  eine  Drohung 
der  Umgangssprache ;  vgl.  Plaut. 
Curc.  568  Vapulare  ego  te  uehemoi- 
ter  iubeo.  —  *Idquidem:  s.  S.  55,  5. 

V.  852  congredere  actutwn:  Geta 
war  wohl  dem  Hause  Demiphos, 
in  welches  er  den  jungen  Herrn 
bringen  sollte,  niiher  als  dieser. 
Auch  wirkten  wohl  Biihnenriick- 
sichten  mit,  um  die  folgende  Un- 
terhaltung  mehr  in  der  Mitte  der 
Biihne  fiihren  zu  lassen. 

*V.  853  omnium,  qua/ntum  est  .  ., 
homohominum  ornatissume!  s.  Plaut. 
Capt.  836  Quantumst  hominum  op- 
tumorum  optume,  Rud.  706  natum 
(jninttumst  hominum  sacrilcgissitmc. 
Zur  Zusammenstellung  (Dopplung) 


vgl.    auch  Ad.  218  hominum   homo 
stuUissume. 

V.  854  ah  dis  solus  diligere:  s. 
zu  V.  817. 

V.  855  qui  istuc  credam:  Kon- 
junkt.  dubit.  wie  im  unabh.  Satze. 

V.  856.    Enicas:  s.  zu  V.  806. 

V.  859.  Auf  die  Frage  wo?  setzt 
Ter.  nie  in  foro,  das  bei  Plaut.  wie- 
derholt  vorkommt,  sondern  gewohn- 
lich  apud  forum  (And.  254,  302, 
745,  Ad.  154,  404,  512)  oder  ge- 
legentlich  ad  f.  (V.  598).  Auf  die 
Frage  wohin?  sagt  er  ad  forum, 
auf  die  Frage  woher?  a  foro  (s. 
Ad.  645). 

V.  861  proloqui:  'heraussagen, 
sich  aufsern';  vgl.  z.  B.  V.  283 
(nicht  'einleitend  bemerken').  — 
*Die  blofs  zum  Zwecke  der  Er- 
zahlung  des  Vorgefallenen  erwiihnte 
Sendung  Getas  an  Phanium  wird 
als  unwesentlich  nicht  begriindet. 
*V.  862  gijnaeceum  (gunacv/  u m . 
yvvoci-ABlov  =  yvvaiKaviTtg):  rdie 
Weiberwohnung,  Frauengemiicher' 
im  griech.  Hintei-hause ;  vgl.  Plaut. 
Most.  755,  Cic.  Phil.  H,  95  (in 
gynaecio). 

*V.  863  reprcndit 'pallio:  vgl.  Plaut. 
Mil.  59  f.  paUio  Me  rcprchendcrunt, 


V  6,  24—33] 


PHORMIO 


167 


80 


Quam  db  rem  retineat  me;  ait  esse  uetitum  intro  ad  eram 

accedere. 
'Sdphrona    modo    fratrem    huc'    inquit    csenis    introduxit865 

Chremem' ; 
Eumque  nunc   esse  mtus  cum  illis.     Hdc  ubi  ego  audiui; 

ad  fores 
Suspenso  gradii  placide  ire  perrexi;  accessi;  astiti; 
Animam    compressi;    aiirem    admoui;    ita    animum    coepi 

attendere, 
Hdc   modo    sermdnem   captans.     Ph.  Eii,  Geta!     Ge.  Hic 

pulcherrimum 
Facinus  audiui;  ltaque  paene  hercle  exclamaui  gaiidio.       870 
An.  Qudd?    Ge.  Quod  nam  arbitrare?    An.  Nescio.    Ge.  Atqui 

mirificiss  wmum : 
Patruos  tuos  est  pater  inuentus  Phanio,  uxori  tuae. 
An.  Quid  ais?    Ge.  Cum  eius  consueuit  olim  matre  in  Lemno 

clanculum. 


Epid.  1  Quis  properantem  me  re- 
prehendit  pallio? ,  Trin.  624,  Lucil. 
XIX,  493  (L.,  6  M.),  wie  im  Grie- 
chischen  Xafiia&cci  Ttvbg  tov  iua- 
tiov  (s.  Fr.  Marx,  Stnd.  Lucil, 
Bonn  1882,  S.  26  f.).  Ahnliche, 
aber  ubertragene  Bedeutung  hat 
reprehendere  Ter.  Ad.  Prol.  13  f. 
locum  Repreliensum  (rauf  eine  Stelle 
zuruckgegriffen') ,  qui  praeteritus 
neclegentiast ,  623  me  reprehendi 
(fhielt  mich  zurvick').  Zur  Verbin- 
dung  Pone  repr.  vgl.  Plaut.  Poen. 
611  Pone  nos  recede,  Val.  Max. 
I  7,  1,  ext.  1  pone  respiciens,  Lucr. 
II,  130  Commutare  uiam  retroque 
repulsa  reuerti,  Cic.  Tusc.  V,  6  retro 
respicere;  andere  Beispiele,  so  fiir 
retro  relicta  s.  bei  E.  Loch,  De 
usu  allit.  apud  poetas  Lat.,  Hal. 
Sax.  1865,  S.  25  f.  —  Die  Teilung 
der  zweisilbigen Senkung  iml.Fufse 
des  troch.  Septenars  findet  sich 
viell.  auch  And.  857  Tristi'  seueri- 
tas,  ferner  Plaut.  Trin.  880  Multa 
simul  rogitas,  1010  Adde  gradum, 
adpropera,  vgl.  301,  655,  Epid.  107, 
593,  Mil.  184  u.  a.  m.  —  Zur  Al- 
literation  s.  Haut.  946  retundam, 
redigam;  Eun.  746  Eeddere  ac  re- 
stituere;  Ad.  307;  Plaut.  Men.  114 
me  retines,  reuocas,  rogitas  und  Trin. 
1015  Mecipe  te  et  recurre  petere  (re") 
recenti.     S.  zu  V.  677  und  Anh. 


V.  865.  Sophrona:  wohl  mit  Be- 
tonung  der  zweiten  Kiirze  eines 
daktylischen  Wortes;  vgl.  Ad.  343 
Sostrata,  uide,  346  uirgine  dari 
(s.  Bd.  II,  Anm.  zu  diesem  V.).  — 
Ch/remem:  s.  zu  V.  63. 

V.  867  f.  Die  Umstandlichkeit  der 
Eiv.iihlung  soll  die  Spannung  er- 
hohen.  —  aurem,  weil  man  beim 
Horchen  nur  ein  Ohr  an  die  Thiir 
halt. 

V.  869  modo:  nur  das  Substant. 
wird  so  ohne  Verkurzung  der  End- 
silbe  mitten  im  Verse  gebraucht 
(vgl.  V.  181,  Hec.  325  u.  266,  eineSt., 
an  der  freilich  die  Verliingerung 
noch  einen  andern  Grund  haben 
kann);  beim  Adverbium  ist  die 
Kiirzung    des    Schlufs-o    die  Regel. 

V.  870  paene  auch  bei  den  Ko- 
mikern  ganz  regelmafsig  mit  dem 
Indik.  Perf.  verbunden;  z.  B.  Haut. 
814  Quam  paene  tua  me  perdidit 
proteruitas! 

V.  872.  Phanio,  uxori  tuae:  der 
Gebrauch  des  nicht  blofs  logisch 
die  Abhangigkeit,  sondern  auch 
ethisch  die  Beziehung  zu  jemand 
bezeichnenden  Dativs  an  Stelle  des 
Genetivs  gehort  der  Umgangssprache 
an;  vgl.  And.  458  u.  Ad.  568  huic 
rei  caput  und  Brix  zu  Plaut.  Mil.- 
V.  272. 

V.  873  consueuit:  fl'nigang  pfle- 


168 


PHORMIO 


[V  6,  34—43 


880 


Ph.  Sdmnium:  utin  haec  fgnoraret  suom  patrem?    Ge.  Aliquid 

credito, 
Phdrmio,  esse  caiisae;  sed  men  censes  potuisse  dmnia         35 
Intellegere  extra  dstium,  intus  quae  lhter  sese  ipsi  egerint? 
An.  Atque    ego    quoque    inaiidiui    illam    fabulam.     Ge.   Immo 

etiam  dabo, 
Qud    magis    credas:    patruos    interea    mde    huc    egreditiir 

foras ; 
Haiid  multo  post  ciirn  patre  idem  recipit  se  intro  denuo: 
Ait  uterque  tibi  potestatem  eius  adhibendae  dari.  40 

Denique  ego  sum  missus,  te  ut  requirerem  atque  adducerern. 
An.  Quin  ergo  rape  me;  quid  cessas?    Ge.  Fecero.    An.  0  mi 

Phdrmio, 
Vale!    Ph.  Vale?  Antiphd!    Bene,  ita  me  di  ament,  factum: 

gaiideo. 


gen',  in  obsconeni  Sinne;  vgl.  Ad. 
666.  —  in  Lemno:  s.  zu  V.  66. 

V.  874.  *  Somnium,  wie  wir  sagen 
fdu  trauinst'  (Plaut.  Rud.  1327  som- 
nias),  um  etwas  als  haltlos  und 
hochst  unwahrscheinlich  zu  bezeich- 
nen  (f  Traume,  Schaume') ;  vgl.  V.  494 
Somnia,  Ad.  204  de  argento  som- 
nium,  Plaut.  Amph.  738  somnium 
narrat  tibi  (dveiQccrd  aoi  liysi).  — 
utin:  s.  zu  V.  304. 

*V.  875  sed  men  censes?  vgl.  zu 
V.  612;  bei  vorausgehendem  Perso- 
nalpronomen  wird  -ne  nicht  an  das 
Verbum,  sondern  an  das  Fiirwort 
angehangt,  vgl.  Plaut.  Cas.  380  f. 
uerbero,  Men  te  censes  esse?    S.  Anh. 

*V.  876.  Zu  inter  sese  ipsi  vgl. 
Hec.  511  inter  se  transigant  ipsi 
und  Cic.  de  Fin.  II,  90  inter  sese 
ipsa  pugnant.  Die  umgekehrte 
Stellung  ipsi  inter  se(se)  ist  in  der 
klassischen  Zeit  zum  Ausdruck  des 
reciproken  Verhaltnisses  gewohn- 
licher  (Thielmann,  Wolfflins  Arch. 
VII,  345).  —  Sehr  geschickt  ist 
durch  diese  Begriindung  (men  .  . 
potuisse  omnia  Intellegere  extra 
ostium,  intus  quae  .  .  .  egerint?)  die 
nochmalige  Darlegung  der  Sache 
vermieden. 

V.  877  inaudiui:  dieses  (bei  Ter. 
blofs  hier  belegte)  Verbum,  wel- 
ches  sich  nur  in  den  Formen  des 
Perfektstammes  findet,  bezeichnet 
den  Anfang  des.  Horens  'verlauten, 


munkeln  horen'  und  gehort  viel- 
leicht  zu  einem  ungebrauchlichen 
Incohativum.  Bei  Plaut.  lautet 
iibrigens  das  Wort  altertiimlicher 
indaudiuisse  (s.  Ritschl,  Prol.  in 
Trin.,  S.  143,  Anm.  und  A.  Brock, 
Quaest.  gramm.,  S.  144  ff.).  Anti- 
pho  hatte  von  Sophrona  oder  Pha- 
nium  auch  einiges  iiber  die  Her- 
kunft  dieser  gehort,  was  schon 
daraus  hervorgeht,  dafs  vor  Ge- 
richt  gerade  derjenige  Name  des 
Vat«rs  gewithlt  wurde,  unter  wel- 
chem  Chremes  auf  Lemnos  bei 
seiner  zweiten  Familie  gelebt  hatte ; 
vgl.  V.  389  f.  mit  V.  740. 

*V.  880  evm  adhibendae:  die  Ver- 
bindung  aliquam  adhibere  (namlich 
uxorem)  mit  dem  auch  zu  potcstit- 
tem  dari  gehorigen  tibi  heifst  fzu- 
gesellen',  vgl.  Dig.  XXVni  5, 86  (M.) 
quemquam  heredem  frabri;  ahnlich 
\<i  im  V.  711  »u/>i  testis  adhibeam. 
Die  Kraft  der  Prliposition  ist  die 
gleiche  wie  im  verwandten  ad- 
iungere  Ail.  926  f.  Quam  maxumc 
unam  facere  nos  hanc  familiam, 
Colerc .  adiuuare.  adiungere  und 
Cic.  de  Fin.  III,  68  uxorem  ad- 
iungere.  S.  Anh. 
V.  882.  Fecero:  s.  zu  V.  426  u.  516. 

V.  883.  Bene,  ita  me  di  ament, 
factium:  s.  zu  V.  165  und  238.  — 
Nach  V.  883  treten  Antipho  und 
Geta  in  Demiphos  Haus  ab. 


V  7,  1—8,  3] 


PHORMIO 


169 


Phormio 

Parasitvs 

v  7  Tantam  fortunam  de  mprouiso  esse  his  datam! 

Summa  eludendi  occasiost  mihi  nunc  senes 
Et  Phaedriae  curam  adimere  argentariam, 
Ne  quoiquam  suorum  aequalium  supplex  siet. 
5         Nam  idem  hoc  argentum  ita  lit  datumst  ingratiis 
Ei  datum  erit;  hoc  qui  cogaim.  re  ipsa  repperi. 
Nunc  gestus  mihi  uoltiisque  est  capiundus  nouos. 
Sed  hmc  concedam  in  angiportum  hoc  proxwmum, 
Inde  hisce  ostendam  me,  libi  erunt  egressi  foras. 
io          Quo  me  adsimularam  ire  ad  mercatum,  ndn  eo. 


890 


Demipho     Chremes     Phormio 

Senes  II  Parasitvs 

v  8  De.  Dis  magnas  merito  gratias  habeo  atque  ago, 
Quando  euenere  haec  nobis,  frater,  prospere. 
Ch.  Estne  fta  ut(iy  dixi  liberalis?     De.  6j)pido. 


895 


Y.  886  adimere:  Wechsel  der  Kon- 
struktion  gegeniiber  dem  voraus- 
gehenden  eludendi;  die  inhaltliche 
Verschiedenheit  der  zwei  Grlieder 
tritt  durch  die  syntaktische  Un- 
gleichheit  scharfer  hervor,  ahnl. 
And.  55  ff.  Quod  .  .  faciunt  adu- 
lescentuli,  Vt  animum  ad  aliqiwd 
studium  adiungant,  aut  equos  Alere 
aut  canes  ad  uenandum  aut  ad 
philosophos  u.  s.  w. 

V.  888  f.  *Das  den  Alten  ent- 
rissene  Geld  soll  so,  wie  es  (ein- 
mal)  wider  ihren  Willen  dem  Phae- 
dria  gegehen  ist,  ihm  auch  gegeben 
bleiben  (d.  h.  sie  sollen  ihm  nichts 
davon  wegnehmen  konnen).  —  hoc: 
(Acc.  Sing.)  vgl.  zu  V.  266. 

V.  890  uoltus:  s.  zu  V.  210. 

V.  891.  Phormio  tritt  in  das 
zwischen  den  Hausern  Demiphos 
und  des  Kupplers  angedeutete 
Seitengiifschen  zurtick,  vgl.  S.  36 
und  zu  V.  310.  —  *Zu  angiportum 
bemerkt  Don. :  Inter  portus  .  .  locus 
angustus,  hoc  est  inter  domos;  nam 
domos  uel  portus  uel  insidas  (Miet- 
hiluser)  ueteres  dixerunt.  Statt  der 
neutralen     Form     unserer     Hand- 


schriften  bietet  Prisc.  I,  262  die 
selteuere  mannliche  angiportum 
hunc  proximum. 

V.  893  nimmt  Bezug  auf  V.  837  f. 

V.  894.  Demipho  und  Chremes 
treten  aus  dem  Hause  des  ersteren, 
im  Begriff  zu  Phormio  auf  den 
Markt  zu  gehen.  Da  tritt  ihnen 
dieser  aus  der  Seitengasse ,  die 
nach  der  gleichen  Seite  hin  ge- 
legen  ist,  entgegen.  —  gratias  we- 
gen  des  bedeutsameren  ago;  bei 
habere  steht  sonst  regelmafsig  auch 
bei  den  Komikern  der  Singular  gra- 
tiam  (z.  B.  V.  54). 

*V.  895  quando  bei  Ter.  (aufser 
Ad.  206,  wo  die  zeitliche  Bedeu- 
tung  iiberwiegt)  nur  kausal  (s. 
V.  999,  1034),  dagegen  bei  Plaut. 
in  diesem  Sinne  weit  seltener. 
Zur  Verbindimg  vgl.  Ad.  138  f. 
est  dis  gratia,  Quom  ita  ut  uolo 
est  und  sonst. 

V.  896  steht  in  den  Handschr. 
erst  nach  V.  905,  mufs  aber  jeden- 
falls  vor  dem  Eintreten  Phormios 
in  das  Gespriich  seinen  Platz  haben. 
S.  Anh. 


170 


PHORMIO 


[V  8,  4—21 


Quantiim  potest,  nunc  cdnueniundust  Phdrmio, 
Prius  quam  dilapidat  ndstras  triginta  minas 
Vt  auferamus.     Ph.  Demiphonem  si  domist 

900          Visara,  lit  quod  .  .  De.  At  nos  ad  te  ibamus,  Phormio. 
Ph.  De  eadem  hac  fortasse  causa?    De.  Ita  hercle.    Ph.  Credidi: 
Quid  ad  me  ibatis?    De.  Ridiculum.     Ph.  An  uerebamini, 
Ne  non  id  facerem,  qudd  recepissem  semel?  i 

Heus,  quanta  quanta  haec  mea  paupertas  est,  tamen 

905          Adhiic  curaui  unum  hoc  quidem,  ut  mi  esset  fides. 
Idque  adeo  uenio  niintiatum,  Demipho, 
Paratum  me  esse:  ubi  uoltis,  uxorem  date. 
Nam  omnis  posthabui  mihi  res,  ita  uti  par  fuit,  i 

Postquam  ld  tanto  opere  uos  uelle  animaduerteram. 

910  De.  At  hic  dehortatus  est  me,  ne  illam  tibi  darem: 

*Nam  qui  erit  rumor  pdpuli'  inquit,  ^si  id  feceris? 
Ollm  quom  honeste  pdtuit,  tum  non  est  data; 
Eam  minc  extrudi  turpest'.     Ferme  eadem  dmnia,  i 

Quae  tiite  dudum  cdram  me  incusaueras. 


V.  898  dilapidat:  rversclileudert, 
verklopft',  ein  trivialer  Ausdruck 
fur  consumit;  ebenso  rem  dilapidare 
im  Fragm.  38  (V.  55  Ribb.)  eines  un- 
bekannten  Komikers  (bei  Cbaris.  285, 
31)  und  ofter  bei  den  Spiiteren. 
■ —  *nostras  triginta  minas  gehort 
ccTtb  Y.OIVOV  aucb  zum  folgenden 
Vt  auferamus ;  vgl.  V.  888  in- 
gratiis. 

*V.  900.  At  nos  (EC*P~,  in  A 
und  mebreren  ?:  Ad  nos):  vgl.  V. 
845  und  Anb.  zu  V.  159. 

V.  901.  Credidi:  mit  einer  ge- 
wissen  (aber  blofs  gebeucbelten) 
Bitterkeit  iiber  das  Mifstrauen  der 
beiden  Alten. 

V.  902.  Uber  ridiculum  obne  est 
als  Antwort  vgl.  V.  238  und  492. 

V.  902  f.  uerebdmini:  s.  S.  53 
und  Anh. 

V.  904.  Heus:  s.  V.  152.  —  * qnairfn 
quanta :  volkstiimlicbe  Dopplung, 
wie  Ad.  394  quantus  quanttfs,  Plaut. 
Poen.  738  quantu/m  quantum  (daov 
oaov);  vgl.  Cic.  ad  Attic.  XII  23,3 
quanti  quanti  benc  emitur,  quod 
necesse  est,  Apul.  Met.  IX,  35  quan- 
tulum  quantuhim  fcrentes  auxiiium; 
klass.  quantuscumque  od.  quawtu- 
luscumque  (s.  Wolffhn,  Die  Gemi- 
nation,  Sitz.-Ber.  d.  bayer.  Ak. 
pbilos.-phil.  Cl.   1882,  S.  460  f.). 


V.  906.  Idque  adeo:  vgl.  V.  645 
und  389. 

*V.  908  o-mnis  posthabui  mihi  res: 
vgl.  Caes.  b.  Civ.  III  33,  1  omnia- 
que  posthaberet  und  Cic.  Tusc.  V,  2 
omnibus  rebus  posthabitis;  ahnl. 
Hec.  483  te  postputasse  omnis  res 
prae  parcnte  intellego. 

*V.  909  animaduerteram  (Cod.  A): 
vgl,  S.  58,  Anm.  3. 

*V.  910  dehortatus:  viersilbig;  s. 
V.  614,  Plaut.  Capt.  209  u.  Poen.  674. 

*V.  911  rumorpopuli:  fderLeute', 
vgl.  Ad.  93  (hoc)  in  orest  omni  populo 
(s.  aucb  Crainer,"W6lfn.  Arch.VI,  370). 

*V.  913.  Eam  nunc  extrudi  tur- 
pest:  wie  aus  den  folgenden  Wor- 
ten  hervorgeht,  bezieht  sich  Demi- 
pho  auf  die  starken  Ausdriicke 
Phormios  (V.  413  f.)  ut  mortricin 
ubi  abusus  sis,  Mercedem  dare  lex 
iubet  ei  atque  amittere?  u.  s.  w.  Es 
cutspricht  der  Sachlage  und  der 
Bildung  des  Greises,  dafs  er  diese 
Vorwiirie  mir  andeutet.  —  S.  Anh. 
V.  914.  Quae  . . .  mr  incusoMeras: 
Konstruktion  niit  doppeltem  Accus. 
(da  coram,  wie  sonst  bei  Ter.,  Ad- 
verb  ist).  Dieselbe  ist  bei  den 
Komikern  weit  ausgedehnter  als 
in  der  klassischen  Prosa,  indem 
nicht  nur  andere  Zeitworter  des 
Anklagens  (z.  B.  Plaut.  Amph.  859 


V  8,  22—38] 


PHORMIO 


1 71 


Ph.  Satis  superbe  inluditis  rne.     De.  Qui?     Ph.  Rogas? 

Quia  ne  alterain  quidem  illanr  potero  diicere; 

Narn  quo  redibo  ore  ad  eani,  quam  contempserim? 
25  Ch.  ?Tum  autem  Antiphonem  uideo  ab  sese  arnittere 

Inuftum  eam'  inque.     De.  Tum  aiitem  uideo  filium 

Inuftum  sane  miilierem  ab  se  amittere. 

Secl  transi  sodes  ad  forum  atque  illuW  mihi 

Argenturn  rursum  iiibe  rescribi,  Phdnnio. 

30  Ph.  Quodne  ego  diseripsi  porro  illis,  quibus  debui? 

De.  Quicl  lgitur  fiet?     Ph.  Si  uis  mi  uxorem  dare, 

Quam  despondisti,  diicani;  sin  est,  ut  uelis 

Manere  illam  aputf  te,  dos  hic  nianeat,  Demipho. 

Nam  ndn  est  aequom  me  propter  uos  decipi, 
35         Quom  ego  uestri  honoris  causa  repudium  alterae 

Remiserim,  quae  ddtis  tantundem  dabat. 
De.  In'  in  malam  rem  hinc  cum  fstac  niagnificentia, 

Fugitme?     Etiam  nunc  credis  te  ignorarier 


915 


920 


9-25 


930 


me  insimulare  falso  facinus  tam 
malum),  sondern  auch  die  des 
Verlangens  (vgl.  zu  V.  151),  des 
Gewahrens,  Schenkens  (vgl.  V.  947 
Argentum  .  .  condonamus  te)  u.  dgl. 
ein  personliches  und  ein  sachliches 
Objekt  im  Acc.  zu  sich  nehmen 
konnen;  s.  Holtze  a.  0.  I,  286  ff. 
Uberhaupt  ist  der  Gebrauch  eines 
sachlichen  Acc.  (auch  bei  Intransit.) 
in  vorklassischer  Zeit  ausgedehnter, 
als  Draeger,  Hist.  Synt.  I2,  358 
zugiebt. 

*V.  915.  Satis  superbe:  s.  Anh. 
V.  922  rescribi:  von  demWechs- 
ler  {xQa-ns^irr^,  tarpessita),  welcher 
vorher  die  betreffende  Summe  auf 
Demiphos  Konto  dem  Phormio  zu- 
geschrieben  hatte.  Solchen  Wechs- 
lern,  welche  auf  dem  Markte  ihre 
Pliitze  hatten,  iibergaben  Besitzende 
in  der  Regel  ihr  Barvermogen  ganz 
oder  teilweise  zur  Verwaltung,  um 
Zahlungen  auf  sie  anweisen  oder 
bei  ihnen  umschreiben  (SiayQcccpsiv, 
discribere)  zu  konnen  (s.  Hemiann- 
Bliinmer,  Griech.  Antiq.  IV,  454  f). 
Mit  Rucksickt  auf  V.  714  ist  hier 
anzunehmen,  dafs  Deraipho  das  von 
Hause  mitgebrachte  bare  Geld  zu- 
niichst  bei  seinem  Wechsler  fitr 
Phormio  eingezahlt  hat. 

*V.  923.  Quodne:  das  Relativ  mit 
angehangter    Fragepartikel     leitet 


einen  ironischen  Einwurf  ein  (fwohl 
das'  oder  fmeinst  du  das  .  .?').  — 
Die  Betonung  illis  auch  Haut.  642 
(daselbst  Abl.),  an  unserer  St.  ist 
sie  durch  die  Enklisis  des  Relati- 
vums  veranlafst. 

V.  925  sin  est,  ut  uelis  (fwenn 
es  aber  wahr  ist,  dafs'),  nachdrucks- 
volle  Umschreibung  des  einfachen 
Gedankens  (sin  uis) ;  vgl.  Hec.  558  f. 
si  est,  ut  dicat  uelle  se,  Hedde;  sin 
est  autem,  ut  nolit  u.  V.  270. 

V.  928  f.  Quom  .  .  Bemiserim  : 
der  Konj.  bei  kausalem  quom  be- 
sonders  in  indirekter  Rede,  obwohl 
auch  schon  in  der  direkten.  S. 
Liibbert,  Gramm.  Stud.  II,  130; 
vgl.  V.  22  f.  —  uestri  honoris  causa: 
boshaft;  den  Alten  erschien  es 
namlich  als  Schande,  eine  arme 
Schwiegertochter  in  der  Familie 
zu  haben.  —  alterae:  s.  S.  61. 

V.  930.  Das  erste  In'  steht  fiir 
Isne  (von  eo).  —  magnificentia: 
rGrofsthuerei',  gelegentlich  auch 
bei  Cic.  und  Tac.  in  ganz  ahnlicher 
tadelnder  Bedeutung;  vgl.  Eun.  741 
meptiam  et  magnifica  uerba. 
Hier  wie  schon  V.  902  zeigt  sich 
Demipho  seinem  Charakter  gemafs 
aufbrausend.  —  S.  Anh. 

V.  931.  Fugitiue:  ein  Schimpf- 
wort ,  welches  zunachst  nur  fiir 
Sklaven  pafst  (s.   Eun.  669),    aber 


172 


PHORMIO 


[V  8,  39—56 


Aut  tiia  facta  adeo?    Ph.  Inritor.    De.  Tune  hanc  duceres, 
Si  tibi  daretur?     Ph.  Fac  periclum.     De.  Vt  filius  4 

Cum  illa  habitet  apurZ  te:  hoc  uestrum  consiliiim  fuit. 
935  Ph.  Quaesd  quid  narras?     De.  Qurh  tu  mi  argentiim  cedo. 
Ph.  Immo  uero  uxorem  tu  cedo.    De.  In  ius  ambula! 
Ph.  Enim  uero  si  porro  esse  odiosi  pergitis  .  . 
De.  Quid  facies?     Ph.  Egone?     Vos  me  indotatis  modo  i 

Patrdcinari  fdrtasse  arbitramini; 
940         Etiam  dotatis  sdleo.     Ch.  Quid  id  nostra?     Ph.  Nihil. 

Hic    quandam    noram,    quoius    uir    uxorem  .  .     Ch.  Hem. 

De.  Quid  est? 
Ph.  Lemni  habuit  aliam,    Ch.  Niillus  sum.    Ph.  ex  qua  filiam 

Suscepit;  et  eam  clam  educat.     Ch.  Sepiiltus  sum. 
Ph.  Haec  adeo  ego  illi  iam  denarrabo.     Ch.  Obsecro, 
945         Ne  facias.     Ph.  Oh,  tune  is  eras?     De.  Vt  ludds  facit! 
Ch.  Missiim  te  facimus.     Ph.  Fabulae.     Ch.  Quid  uis  tibi? 
Argentum,  quod  habes,  cdndonamus  te.     Ph.  Aiidio. 
Quid  uds  malum  ergo  me  sic  ludificamini 
Inepti  uestra  piierili  sententia? 


50 


55 


auch  gegen  solche  angewandt  wird, 
welche  man  jenen  gleichstellt ;  vgl. 
Plaut.  Pseud.  365. 

V.  932  adeo  wie  V.  906;  vgl. 
Th.  Braune,  Obseru.  gramm.,  S.  29  f. 

V.  933  f.  Vt  filim  .  .  .  apud  te: 
erg.  hanc  ducere  uis. 

V.  936.  Immo  uero:  vgl.  S.  50, 
Anm.  1  und  Anh.  —  In  ius  ambula : 
vgl.  Curc.  621;  ahnl.  V.  981  In  ius 
eamus!  Dies  istdiegewohnlicheFor- 
mel,  mit  der  ein  Romer  in  Gegen- 
wart  eines  Dritten,  den  er  zum 
Zeugen  anrufen  (' ' antestari'')  mufste, 
einen  Privatprozefs  gultig  einleitete. 

*V.  937.  Enimuero:  an  der  Spitze 
des  mit  Entriistung  ausgesproche- 
nen  Satzes,  wie  z.  B.  Cic.  Verr. 
act.  sec.  I,  66  Enim  uero  ferendum 
hoc  qtiidem  non  est;  vgl.  zu  V.  113. 
S.  Anh.  —  odiosi:  Bedeutung  s.  zu 
V.  849. 

V.  938  indotatis  und  V.  940  do- 
tatis  (zunachst  auf  Nausistrata  zu 
beziehen)  sind  substantivierte  Fe- 
minina;  vgl.  zu  V.  298. 

V.  943  educat:  nur  hier  bei  Ter., 

sonst  educere,  z.  B.  Ad.  48  Eduxi 

a  paruolo,  875. 

*V.  944    denarrare     (i^r}yslo^c:i   ■. 

'vom  Anfang  bis  zum  Ende,  haar- 


klein  erzahlen',  erscheint  noch  bei 
Hor.  Sat.  II 3,  315  f.  matri  denarrat, 
ut  ingens  Belua  cognatos  eliserit 
und  Gell.  I  23,  12  rem,  sicut  fuerat. 
denarrat. 

V.  945  Judos  facere:  Theater  spie- 
len,  sein  Spiel  treiben'. 

V.  946  fabulae:  vgl.  V.  492. 

V.  947.  Argentum  . .  condonamm 
te:  vgl.  Eun.  17  Habeo  alia  multa, 
quae  nunc  condonabitur ;  Hec.  849 
Egone  te  pro  hoc  nuntio  quid  do- 
nem?  und  V.  914. 

V.  948  ff.  Uber  die  neue  Wen- 
dung,  welche  die  Handlung  durch 
Phormios  Vorgehen  erhalt,  s.  S.  72. 
—  malum:  b.  V.  723. 

*V.  949  puerili  sententia:  das  Sub- 
stantiv  ist  wie  in  der  Wendung 
sententiam  mutare  (And.  393,  Hec. 
569)  und  in  mulieres  stmt  ferme  ut 
pueri  leui  sententia  Hec.  312 
(vgl.  acta  . .  illa  res  est  animo  uirili, 
consilio  puerili  Cio.  ad  Att. 
XIV  21,  3)  nicht  als  Teste  An- 
sicht,  Urteil,  Entscheidung',  son- 
dern  als  fWillensmeinung,  Sinn' 
(so  auch  V.  454)  zu  fassen,  also 
in  Verbindung  mit  puerili  und 
inepti  als  sinnesverwandt  mit  in- 
constantia.     S.  Anh. 


V  8,  57—75] 


PHORMIO 


173 


Nolo  uolo;  uolo  nolo  rursum;  cape  cedo;  950 

Quocl  dictum,  indictumst;  quod  modo  erat  ratum,  mritumst. 
Ch.  Quo  pacto  aut  unde  hic  haec  resciuit?     De.  Nescio; 
60         Nisi  me  dixisse  nemini  certo  scio. 
Ch.  Monstri,   ffca   me  di  ament,  sfmile.     Ph.  Inieci  scriipulum. 

De.  Heni, 

Hicme  ut  a  nobis  hoc  tantum  argenti  auferat 

Tam  aperte  inridens?     Emori  hercle  satius  est. 

Animo  uirili  praesentique  ut  sis  para: 
65         Vides  tuom  peccatum  esse  elatum  foras 

Neque  iam  fd  celare  posse  te  uxorein  tuam. 

Nunc  qudd  ipsa  ex  aliis  aiiditura  sft,  Chreme, 

Id  nosmet  indicare  placabilius  est; 

Tum  hunc  mpuratum  poterimus  nostro  modo 
70         Ylcisci.     Ph.  Attat,  nisi  mi  prospicio,  haereo 

Hi  gladiatorio  animo  ad  me  adfectant  uiam. 
Ch.  At  uereor,  ut  placari  possit.     De.  Bono  animo  es: 

Ego  redigam  uos  in  gratiam,  hoc  fretiis,  Chreme, 

Quom  e  medio  excessit,  unde  haec  susceptast  tibi. 
75  Ph.  Itane  agitis  mecum?     Satis  astute  adgredimini. 


955 


9G0 


965 


V.  950.  Zu  beachten  ist  derWech- 
sel  im  Versaccent  bei  Wiederholung 
derselben  Worter.  Die  Art  der 
Wiederholung,  vielleicht  auch  die 
Versgattung  sind  mafsgebend  bei 
der  Frage,  ob  wiederholte  Worter 
die  gleiche  oder  eine  verschiedene 
Betonung  im  Verse  erhalten. 

V.  952  hic  haec,  wie  die  g  haben  (A : 
haec  hic),  ist  die  regebrechte  Wort- 
stellung.  Wenn.  verschiedene  Ca- 
sus  desselben  Pronomens  in  einem 
Satze  vorkommen,  so  steht  der 
Nomin.  gewohnlich  vor  allen  Casus 
und  der  Accus.  vor  den  iibrigen 
Casus  obl.;  Ausnahmen  sind  nur 
unter  bestimmten  Bedingungen  zu- 
gelassen  (vgl.  Rein,  De  pron.  ap. 
Ter.  colloc.,  S.  33  ff.). 

V.  954.  Momtrum:  fdas  Mahn- 
zeichen,  Wunder'  (ein  aufsergewohn- 
liches,  fiir  iibernatiirlich  gehaltenes, 
Furcht  erregendes  Ereignis),  s.  V. 
705.  —  *serupulus,  Demin.  von 
serupus,  fspitzes  Steinchen'  (Paul. 
exc.  Fest.  S.  332  M.,  495  Th.;  vgl. 
scruposa  uia  Plaut.  Capt.  185);  die 
iibertragene  Wendung  inicere  SCTU- 
fyulwm  (ebenso  Ad.  228  Inieei  scru- 
pulum  homini,  Cic.  Cluent.  76)  er- 
innert  noch  an  die  Grundbedeutung ; 


vgl.  auch  V.  1019  qui  fuit  in  re 
hac  scrup.,  And.  940  scr.  mi  etiam 
unus  restat,  qui  me  male  habet, 
ferner  scrupulum  euellere  und  exi- 

mere  bei  Cic.  Sext.  Rosc.  6  und  in 
Plin.  Epist.  III  17,  2. 

*  V.  955.  Hicmeut:  s.  Anh.zuV.  210. 

*V.  956  satius  est:  Bedeutung  vgl. 
V.   797. 

V.  957.  Animo  .  .  praesenti  (cge- 
fafst'):  vgl.  Eun.  769  Fac  animo 
haec  praesenti  dicas. 

*V.  958  tuom  peccatum:  s.  Anh. 
V.  963.  tjber  den  Hiatus  beim 
Personenwechsel  vor  attat  vgl.V.  146. 
—  haereo:  vollstandiger  V.  780  in 
. .  luto  haesitas.  —  Es  ist  anzuneh- 
men,  dafs  Demipho  mit  Chremes 
so  laut  verhandelt,  dafs  Phormio 
es  horen  kann;  an  die  Moglichkeit 
eines  Vorgehens,  wie  Phormio  es 
in  der  Folge  einschlagt,  dachten 
sie  nicht. 

*V.  964  gladiatorio  animo:  rom. 
Bild,  vgl.  V.  72  und  230. 

V.  9i;  7.  Quom  . .  excessit:  das  ex- 
plikative  quom  mit  dem  Indik.  ist 
sntlich  bei  Plautus  sehr  beliebt, 
kommt  aber  auch  bei  Ter.  wieder- 
holl  vor  (s.  Ed.  Liibbert,  Gramm. 
Stud.  II,  95—108). 


174 


PHORMIO 


[V  8,  76—87 


Non  hercle  ex  re  istius  me  fhstigasti,  Dernipho. 
Ain  tu?  iibi;  quae  lwbitum.  fiierit,  peregre  feceris 
Neque  huius  sis  ueritus  feminae  primariae, 
Quin  nouo  moclo  ei  faceres  contumeliam, 
Venias  nunc  precibus  laiitum  peccatum  tuom?  8 

Hisce  ego  illam  dictis  fta  tibi  incensam  dabo, 
Vt  ne  restinguas,  lacrninis  si  exstillaueris. 
De.  Malum  quod  isti  di  deaeque  omnes  duint! 

Tantane  adfectum  quemquam  esse  hominem  audacia! 
Non  hoc  publicitus  scelus  hinc  asportarier  8 

In  solas  terras!     Ch.  In  id  redactus  siirn  loci, 
980  Vt  quid  agam  cum  illo  nesciam  prorsum.    De.  Ego  scio: 


970 


975 


V.  969  istius:  zweisilbig;  s.  S.  61. 

V.  970.  Ain  tu?  urspriinglich  nur 
zurFeststellung,  ob  der  Fragendegut 
gehort  hat,  dann  aber  auch  wie  hier 
zur  Einleitung  einer  unwilligen  Ent- 
gegnung  (frneinst  du?');  vgl.  Plaut. 
Asin.  812,  Pseud.  218.  —  lubitum 
fuerit:  uber  diesen  Konjunktiv  und 
feceris  vgl.  V.  60  f. ;  s.  auch  V.  516. 

V.  971  huius  sis  ueritus  feminae 
primariae:  den  kausalen  Genetiv 
hat  die  Umgangssprache  vereinzelt 
bei  uereri  nach  Analogie  von  pudet; 
vgl.  Cic.  ad  Att.  VIII  4,  1  u.  Non.  S. 
496f.,wo  St.  aus  Pacuvius  (V.  183  R. : 
Cuius  (mey  ueretur  maxume)  und 
Accius  (V.  76:  Si  tui  ueretur  te  pro- 
genitoris,   cedo)   angefuhrt   werden. 

V.  972  nouo  modo:  Apollodor 
scheint  hier  selbst  durch  den  Mund 
Phormios  auf  die  Neuheit  des  Mo- 
tivs  von  der  heimlichen  Doppelehe 
aufmerksam  zu  machen.  Ahnlich 
Plaut.  Cas.  860  f.  Nec  fallaciam  astu- 
tiorem  ullus  fecit  Poeta  atque  ut 
haec  est  fabre  facta  ab  nobis.  — 
*nouo  modo  steht  formell  statt  des 
fehlenden  Adverbs  von  nouus,  vgl. 
Plaut.  Mil.  624,  Trin.  141.  Ahn- 
liche  Umschreibungen  sind  miris, 
multi(s),  omnibus,  indignis,  malis, 
miseris  modis  (z.  B.  Hec.  179,  280, 
701,  Eun.  710,  955;  vgl.  V.  688  und 
Wolfllin,  Arcb.  VIII,  144  f.). 

V.  974  incensam  dabo:  vgl.  V.  559. 

*V.  975  exstillare:  s.  Plaut.  Pseud. 
818  oculi  ut  ex^sytiUent  facit. 
*V.  976.  Eine  auch  Plaut.Most.655 
erscheinendeVerwunschungsformel; 
ahnl.  V.  123,  519.  Der  Vers  scheint 
eher  eine  dem  Volksmund  entlehnte 


Redensart  als  eine  direkte  Plautus- 
reminiscenz,  von  denen  sich  bei 
Ter.,  falls  nicht  schon  die  Original- 
verse  ubereinstimrnten,  allerdings 
mehrere  finden  (vgl.  z.  B.  Eun.  801 
mit  Plaut.  Capt.  800,  Ad.  35  ff.  mit 
Mil.  719  ff.,  Haut.  236  mit  Bacch. 
679).  —  Malum  ist  hier  kaum  eine 
selbstandigeVerwunschung,  an  wel- 
che  sich  der  Relativsatz  anschliefst, 
sondern  quod  wird  wie  Plaut.  Amph. 
563  f.  Malum  quod  tibi  di  dabunt  und 
Pseud.ll30mitLorenz  zurMost.655 
als  Pron.  indef.  zu  fassen  sein. 

V.  977  f.  Wenn  mehrere  aeeus. 
c.  inf.  als  Ausrufe  aufeinander  fol- 
gen,  steht  haufig  nur  beim  ersten 
ne;  vgl.  Bd.  H,  Anm.  zu  V.  304 
(auch  oben  zu  V.  232  f.).  —  *q%iem- 
quam . .  hommem :  diese  Verbindung 
steht  besonders  in  unwilligen  Aus- 
rufen  und  Fragen,  vgl.  And.  245 
.  Ideon  hominem  esse . .  infelicem  qucm- 
quam,  ut  ego  sum! ;  iiber  die  Lihn- 
liche  Verbindung  nemo  quisquam 
s.  zu  V.  80. 

*  V.  978.  Zum  C4edanken  der  staat- 
HchenVerschickungvonVerbrechern 
vgl.Plaut.Trin.548ff.  Malos  in  quem 
(agrum)  omnes  publice  mitti  decet; 
Sicut  fortunatorum  memorant  msu* 
/<is.  (L)t<<>  cuncti,  qui  aetatem  egerint 
caste  suam,  Conueniant :  contra  istoc 
detrudi  maleficos  Aequom  uidetur, 
qui  quidem  istius  sit  modi. 

V.  980  ff.  wird  durch  den  Hin- 
blick  auf  die  griech.  und  rom. 
Rechtsverhaltnisse  erkliirlich.  Falls 
jemand  der  Vorladung  (in  ius  uo- 
catio,  7iQogTiXv6ig)  keine  Folge  lei- 
stete,  hatte  sein  Gegner  (so  auch 


V  8,  88—9,  1] 


PHORMIO 


175 


In  iiis  eamus!     Ph.  In  ius?     Huc7  si  quid  lubet. 
Ch.  Adsequere,  retine,  diim  ego  huc  seruos  euoco. 
90  De.  Enim  nequeo  solus:  accurre.     Ph.  Vna  iniiiriast 

Teciim.    De.  Lege  agito  ergo.    Ph.  Alterast  teciim,  Chreme. 
Ch.  Rape  hunc.     Ph.  Sic  agitis?     Enim  uero  uocest  opus:      985 
Nausistrata,  exi!     Ch.  Os  dpprime:  inpuriim  uide 
Quantiim  ualet.   Ph.  Nausistrata!  inquam.    De.  Non  taces? 
9oPh.  Taceam?     De.  Nisi  sequitur,  piignos  in  uentrem  fngere. 
Ph.  Vel  oculum  exsculpe:  est  libi  uos  ulciscar  probe. 

Navsistrata     Chremes    Demipho     Phormio 
Mvlier  Senes  II  Parasitvs 

v  9Na.  Qui  nominat  me?     Heni,  quid  istuc  turbaest,  obsecro,       990 


im  Zwolftafelgesetze)  das  Recht  der 
manns  iniectio  (%hqc<s  icpisvai,  ein 
Erbstiick  der  urspriinglichen  Selbst- 
hilfe)  und  durfte  jenen  mit  Gewalt 
vor  den  Richter  fiihren  ((ad  prue- 
toris  seJlani'  nach  Don.  zu  V.  981, 
rapere  fschleppen'  V.  985).  Vgl. 
Ihering,  Geist  des  Rom.  Rechts  I3, 
S.  150  ff.,  157  f.;  B.  W.Leist,  Graco- 
ital.  Rechtsgesch.  (1884).  Demipho 
hoffte,  Chremes  wenigstens  fiir 
einige  Zeit  von  Phormio  zu  befreien. 
—  agam  cum  illo:  vgl.  res  miJii  est 
cum  aliquo  und  Holtze  a.  0. 1,  96  f. 

V.  981  Jiuc:  Phormio  geht  auf 
Chremes'  Haus  zu. 

V.  982  ff.  Chremes  lauft  in  seiner 
Angst  auf  das  Haus  Demiphos  zu, 
um  von  da  Sklaven  herauszuholen; 
sein  Bruder  soll  einstweilen  Phor- 
mio  zuriickhalten.  Demipho  kann 
das  allein  nicht  und  ruft  Chremes 
zuriick  (V.  983  accurre).  Phormio, 
an  den  zuerst  Demipho,  sodann 
Chremes  gewaltsam  Hand  angelegt 
hat,  stellt  dies  V.  983  f.  fiir  eine 
etwaige  Siy.ri  uixiag  fest  (s.  Meier  u. 
Schoemann,  Att.  Proz.,  S.  547  ff.). 

V.  983.  *Enim:  vgl.  V.  113.  — 
Vna  iniuriast  Tecum:  fid  est  actio 
iniuriarum  ex  lege'  (Don.  zur  St.); 
vgl.  Weiske,  Rechtslex.  V,  864—867. 

V.  984.  Lege  agito  ergo:  ''verkln^' 
mich  also' ;  vgl.  V.  980  ff.  und  Dom, 
derzurSt.bemerkt:  'Legeagito'  dice- 
batur  ei,  cuius  intentio  contempti- 
bilis  aduersario  uidebatur. 

V.  986.  Os  opprime:  Chremes  er- 


hoht  zugleich  selbst  seine  An- 
strengungen,  stofst  dabei  aber  auf 
Phormios  kraftigen  Widerstand.  — 
*inpurum  ist  kaum  mit  os  zu  ver- 
binden,  da  Ter.  zwar  das  Masc. 
und  Fem.  eines  Adjekt.  (oder  Par- 
tic.)  fast  nur  in  generellem  Sinne 
substantiviert  (vgl.  V.  298),  aber, 
wie  V.  372  Pergin  ero  abseitti  male 
loqui,  inpwrisswme?  zeigt,  dieses 
Adjektiv  bereits  als  Substantiv  ge- 
braucht.  Auch  verbindet  sich  in- 
purus  an  allen  Stellen  bei  Ter.  nur 
mit  personlichen  Begriffen  (vgl. 
z.  B.  V.  83,  Ad.  183,  360  u.  s.  w.). 
Zur  beliebten  Prolepsis  inpwrwm 
uide  Qnantum  ualet  vgl.  z.B.Plaut. 
Mil.  1045  Viden  tu  ignauom  at  sese 
infert?  und  Anm.  zu  V.  354.  S.  Anh. 
*V.  989.  Vel  oculum  exsculpe :  Dz.* 
erklarte,  fdafs  Phormio  in  gleicher 
Weise  einiiugig  zu  denken  ist,  wie 
der  Curculio  des  Plautus  (s.  Curc. 
392  ff,  anders  bei  Suet.  Reiff.  S.ll); 
die  gefahrliche  Seite  seines  Berufes 
wurde  damit  angedeutet.  Beim 
Fehlen  von  Masken  konnte  ein 
Auge  verbunden  werden'.  Weit 
wahrscheinlicher  aber  geht  oculwm 
auf  ein  Auge  (von  beiden  vorhan- 
denen)  wie  Plaut.  Pseud.  510  Ecli- 
dito  mihi  hercle  oculum,  Men.  156 
oculum  ecfodito  (s.  Brix-Niemeyer 
zur  St.);  vgl.  ferner  V.  868  aurem 
admoui,  Ad.  781  und  Haut.  565 
abstmere  manwm. 

V.   990.      Nausistrata    tritt    aus 
ihrem  Hause. 


176 


PHORMIO 


[V  9,  2—20 


Mi  mr?    Ph.  Ehem,  quid  nunc  dbstipuisti?    Na.  Quis  hic 

homost? 
Non  mihi  respondes?     Ph.  Hicine  ut  tibi  respdndeat, 
Qui  hercle  ubi  sit  nescit?   Ch.  Caue  isti  quicquam  credwas. 
Ph.  Abi,  tange;  si  non  tdtus  friget,  me  eniea. 
995  Ch.  Nihil  est.    Na.  Quid  ergo?  qufd  istic  narrat?    Ph.  Iain  scies: 
Ausculta.     Ch.  Pergin  credere?     Na.  Quid  ego  dbsecro 
Huic  credam,  qui  nihil  dixit?     Ph.  Delirat  miser 
Timdre.     Na.  Non  pol  temerest,  quod  tu  tam  times. 
Ch.  Egon  timeo?     Ph.  Recte  sane:  quando  nihil  times, 
1000         Et  hoc  nfhil  est,  quod  ego  dico,  tu  narra.     De.  Scelus, 
Tibi  narret?     Ph.  Ohe  tu7  factumst  abs  te  sedulo 
Pro    fratre.     Na.    Mi    uir,    udn    mihi    dices?     Ch.   At  .  . 

Na.  Quid  fat'? 
Ch.  Non  dpus  est  dicto.    Ph.  Tibi  quidem;  at  scito  huic  opust: 
In  Lenmo    Na.  Hem,  quid  ais?    Ch.  Ndn  taces?    Ph.  clam 

te     Ch.  Ei  mihi! 
1005  Ph.  Vxdrem  duxit.     Na.  Mi  homo,  di  meliiis  duint! 

Ph.  Sic  factumst.     Na.  Perii  misera.     Ph.  Et  inde  filiam 

Suscepit  iam  unam,  dum  tu  dormis.     Ch.  Quid  agimus? 
Na.  Pro  di  fmmortales;  facinus  miserandum  et  malum! 
Ph.  Hoc  actumst.   Na.  An  quicquam  hddiest  factum  indignius? 


20 


V.  991.  Mi  uir  ist  die  stehende 
Anrede  der  Ehefrau  an  ihren  Mann 
(s.  S.  Brandt,  Rh.  Mus.  XXXIV,  584, 
Anm.  2).  —  *Aus  rnetrischen  und 
sachlichen  Griinden  ist  hier  ehem 
(s,  hem:  A)  richtig,  s.  V.  375.  —  ob- 
stipuisti :  so  und  nicht  obstup.  lautet 
auch,  wo  sonst  das  Wort  bei  Ter.  vor- 
kommt,  Ad.  613  u.  And.  256  (s.Schol. 
Bemb.),  die  beste  Uberlieferung. 

V.  993  creduas:  s.  S.  64. 
*V.  994.  Ahi,  ttmge:  der  Impera- 
tiv  abi  kommt  in  der  Umgangs- 
sprache  manchmal  (wie  unser  fgeh!' 
oder  das  franz.  va)  einer  Interjek- 
tion  nahe;  in  freundlichem  Tone 
(etwa  gleich  fei!,  gut!')  auch  Ad. 
bMLaudo:  Ctesipho, patrissas ;  abi, 
uirum  te  iudico,  Ad.  765;  arger- 
lich  (fgehfort,  pack'dich,  hinweg!'): 
V.  59  abi  sis,  insciens,  Ad.  220,  620, 
Eun.  221. 

V.  999.  Eecte  sane:  ironisch  das 
Gesagte  (daJ's  ChremeB  Bich  nicht 
fiirchte)  besfatigend. 

V.  1001.  Tibi,  insofern  Phormio 
zum  Erziihlen  aufgefordert  hat. 


V.  1004.  Uber  die  Personenver- 
teilung  s.  Anh.  —  *hem,  quid  ais? 
vgl.  V.  195.  —  *  clam  (verwandt 
mit  celare):  hier  nicht  Adverbium 
wie  V.  943  und  in  der  klassischen 
Prosa,  sondern  als  Praposition  mit 
Accus.  gebraucht  wie  Hec.  681 
clam  te,  Haut.  98  clam  me,  118  u.  a.; 
bei  Plaut.  noch  ofter. 

V.  1005.  Mi  homo:  eine  Vertrau- 
lichkeit  der  (an  Pkormio  gerichte- 
ten)  Anrede,  welche  durch  die  Auf- 
regung  des  Augenblicks  zu  erklii- 
ren  ist  (vgl.  auch  Don.  zur  St.). 
*V.  1007  dormire:  fibertr.  fun- 
thatig,  unbesorgt,  unbekiimmert 
sein' ,  so  auch  Ad.  693  credt  bas 
dormienti  haec  Hbi  confectu/ros  deos?, 
Haut.  730,  Cic,  Verr.  V,  180;  noch 
niit  Anlfhnung  an  die  bei  Plaut. 
gewohnliche  eigentliche  Bedeutung 
llaut.  342  In  aurem  wtramuis 
Utdormias  (^»'  aacpOTega  -/.ci&svdtiv, 
niiml.  ra  mxcc). 

V.  1009.  Hoc  actumst  (fdies  ist 
gethan,  erledigt')  nimmt  hohnisch 
Bezug  auf  die  Frage  des  Chremes 
V".    1007  Quid  agimus? 


V  9,  21—30] 


PHORMIO 


177 


Qui  nii,  ubi  ad  uxores  uentumst,  tuni  fiunt  senes!  1010 

Deniipho,  te  appello;    nani  cum  hoc  lpso  distaedet  loqui: 
Haecine  erant  itiones  crebrae  et  mansiones  dfutinae 
Lemni?  Haecine  erat  ea;  quae  nostros  mmuit  fructus,  uilitas? 
25  De.  Ego,  Nausistrata,  esse  in  Eac  re  ciilpam  meritum  non  nego: 

Sed  ea  quin  sit  fgnoscenda?    Ph.  Verba  fiunt  mortuo.        1015 
De.  Nam  neque  neclegentia  tua  neque  odio  id  fecit  tuo. 
Vmolentus  fere  abhinc  annos  qumdecim  mulierculam 
Eam  eompressit,  linde  haec  uatast;  neque  postilla  imiquam 

attigit. 
Ea  mortem  obiit,  e  medio  abiit  qui  fuit  in  re  hac  scriipulus. 


V.  1010.  Der  Relativsatz  bezieht 
sich  auf  ein  vorschwebencles  Em 
uiros.  —  mi:  ethischer  Dativ;  s. 
Holtze  a.  0.  I,  351.  —  *Trollig  und 
ganz  in  der  Art  der  neueren  Ko- 
modie  ist  es,  dafs  dies  den  Haupt- 
grund  fur  Nausistratas  Klagen  bil- 
det,  vgl.  Plaut.  Asin.  872  ff. 

V.  1011.  Mit  der  Anrede  an  De- 
mipho  tritt  ein  Wechsel  imMetrum 
ein.  Ahnliche  Ubergange  von  Senar- 
partien  zu  musikalischen  mitten  in 
einer  Scene  sind  namentlich  bei 
Ter.  haufig  (s.  'N.  Jahrb.  1871, 
S.  822,  Anm.  11);  selbst  mitten  in 
der  Rede  derselben  Person  findet, 
wie  oben,  ein  solcher  Wechsel  statt 
(z.  B.  Ad.  227  f.  u.  678  f).  —  distae- 
det:  ein  der  Umgangssprache  ent- 
lehntes  Kompositum  (s.  Charis.  Gr. 
L.  I,  198  K.  rdis  pro  ualde',  also) 
fes  verdriefst  vollig,  widert  an',  vgl. 
Plaut.  Amph.50-3;  ahnl.  Most.  1166, 
Eun.  832  dispudet,  ferner  Haut.  404 
disperii,  Ad.  610  discrucior  u.  a. 

V.  1012  itiones . .  mansiones :  Ab- 
strakta  werden  bei  den  Komikern 
zahlreich  im  Plural  gebraucht; 
vgl.  Holtze  a.  O.  I,  17  f,  Draeger, 
Hist.  Synt.  P,  10  ff.  u.  Studem.  Stud. 
I,  Prooem.  S.  VII,  Anm.  —  *mansio 
wohl  hier  zuerst ;  s.  Turpil.  V.  1 71  (R.). 
*V.  1013.  Haecine:  s.  Anh.  zu  V. 
210;  beachte  auch  die  wirkungs- 
volle  Anaphora. 

V.  1014.  Dafs  mit  dem  Subjekts- 
accusativ  zu  meritum  der  direkte 
liinweis  auf  Chrernes  fehlt,  ist 
schonend  fiir  diesen. 

V.  1015.  Sed  ea  quin  sit  ignoscouln . 
quin  wird  hier  in  der  Regel  durch 
die  Erganzung  von  negare  non  /<"- 

Terentius,  Phormio,  3.  Auflago. 


teris,  nemo  negauerit  (Faemus  bei 
Bentl,  Westerhof  zur  St.),  non 
negabis  (Holtze  a.  0.  H,  179)  oder 
dgl.  erklart.  Dz.2  hiilt  dies  gram- 
matisch  fur  ebenso  unmoglich  wie 
Umpfenbachs  Annahme  einer  voll- 
stitndigen  Aposiopesis.  Nach  ihm 
gehort  zu  Sed  ganz  regelmafsig 
nego  eum  culpam  meritum  esse; 
dann  bedeutet  der  Satz:  faber 
(ich  leugne,  dafs  er  eine  begangen 
hat),  welche  nicht  .  .'.  *Doch  un- 
gezwungener  lafst  sich  (auch  mit 
Dz.2)  an  einen  dir.  Fragesatz  den- 
ken;  vgl.  fur  quin?  V.  209,  429  f., 
Haut.  832  und  zum  dubitat.  Kon- 
junktiv  Eun.  674  Quidni  haoeam?, 
Cic.  Cat.  IV,  2  cur  ego  non  laeter?, 
ferner  Plaut.   Amph.  559  f.  Tamen 

quin  loquar ,   Nwmquam . .  me 

potes  deterrere  (eig.  T.  qu.  I.  ?  N. . .), 
und  zu  V.  272.  —  Verba  fiunt  mor- 
tuo:  die  wohlwollenden,  entschul- 
digenden  Worte  Demiphos  werden 
mit  der  iiblichen  laudatio  fwnebris 
verglichen.  Dies  soll  sowohl  den 
wirklichen  Wert  der  Entschuldi- 
gung  als  auch  den  Zustand  des 
vollig  vernichteten  Chremes  charak- 
terisieren  (vgl.  V.  994,  997,  1026). 
Mit  denselben  Worten  wird  bei 
Plaut.  Poen.  840  die  Schmahrede 
eines  Sklaven  auf  seinen  abwesen- 
den  Herrn  ironisch  mit  einer  Lei- 
chenrede  verglichen:  uerba  facit 
emortuo.  Bentl.  bezieht  mortuo  auf 
Nausistrata,  die  gleich  einem  Toten 
fiir  die  Rede  Demiphos  vollig  un- 
zuganglich  sei,  doch  entspricht  dies 
nicht  der  gew.  Bedeutung  der  Worte. 

*V.  1019  abiit scrupulus:  vgl.  V. 

781,954  u.Liv.  II  52, 1  timor....abiit. 

12 


178 


PHORMIO 


[V  9,  31—40 


1020  Quam  db  rem  te  oro,  ut  alia  facta  tiia  sunt,  aequo  animo 

hdc  feras. 
Na.  Quid   ego   aequo    animo?     Ciipio    misera    in    hac    re   iam 

defiingier; 
Sed  quid  sperem?  aetate  porro  ruinus  peccaturiim  putem? 
Iam  tum  erat  senex,  senectus  si  uerecundds  facit. 
An  mea  forma  atque   aetas  nunc  magis  expetendast,  De-  35 

mipho? 
1025  Quid  mi  hic  adfers,  quam  db  rem  exspectem   aut   sperem 

porro  ndn  fore? 
Ph.  Exsequias    Chremeti   quibus   est   cdmmodum  ire,  em  tem- 

pus  est! 
Sic  dabo:  age  nunc  Phdrmionem  qui  uolet  lacessito: 
Faxo  tali  sit  mactatus  atque  hic  est  infortiinio. 
Redeat  sane  in  gratiam  iam:  supplici  satis  est  mihi.  i& 


V.  1021  defungier:  fvollig  zu 
Ende,  zur  Ruhe  kommen,  abschlie- 
fsen' ;  vgl.  Eun.  15  Defunctus  iam 
sum,  nihil  est,  quod  dicat  mihi; 
Ad.  507  f.  steht  unpersonlich:  uti- 
nam  hic  sit  modo  Defunctum!  S. 
Anh. 

*V.  1022.  Sed  quid  sperem?  Nau- 
sistrata  wunscht  in  der  bosen 
Sache  nunmehr  vollig  zum  Ab- 
schlufs  zu  kommen;  sie  erklart 
aber  ihre  Lage  fiir  hoifnungslos. 
Denn  ihr  Mann  werde  sich  weiter- 
hin  nicht  bessei*n,  und  von  Demi- 
pho  konne  fiir  dessen  weiteres 
Wohlverhalten  keine  Gewahr  ge- 
boten  werden.  Nach  diesen  Aufse- 
rungen  liegt  der  Gedanke  an  die 
Scheidung  nahe. 

V.  1026.  Exsequias  alicui  ire  ist 
der  formelhafte  Ausdruck  fiir  das 
Geleiten  eines  Leichenbegiingnisses. 
Die  Worte  enthalten  wohl  die  in 
Kom  vibliche  Aufforderung  des  Aus- 
rufers  zur  Teilnahme  an  einem 
offentlichenLeichenzuge.  ZumDativ 
vgl.  auch  die  Wendung  aus  der  Di- 
dask.  zur  Hec.  relata  est  L.  Aemilio 
Paalo  ludis  funeraUbus  und  V.  872. 

V.  1020  ff.  spricht  Phormio  natiir- 
lich  zu  den  Zuschauem  gewendet. 
*V.  1027.  Sic  dabo:  fso  werde 
ich's  geben,  machen'  (namlich: 
jedem  Widersacher) ;  vgl.  Plaut. 
Pseud.  155    em   sic   datur,  si  quis 


erum  seruos  spernit  (fast  =  sic  fit). 
Dare  niihert  sich  namlich  in  der 
Volkssprache  manchmal  einem  fa- 
cere  oder  agere  dem  Sinne  nach, 
so  in  der  Verbindung  mit  einem 
modalen  Adverb,  z.  B.  auch  Plaut. 
Asin.  439  Sic  dedero  (Capt.  494 
sic  egero);  ebenso  mit  dem  Neutr. 
des  Pron.  verbunden:  Eun.  301 
huius  rabies  quae  dabit  ('anstelleu, 
anstiften')  und  Hec.  869  (vgl.  Langen, 
Beitr.  S.  215  ff.  und  Thielmann, 
Da,s  Verbum  dare,  S.  50). 

V.  1028.  *Faxo  tali  sit  mactatus 
. . .  infortunio :  der  Opfersprache  ent- 
lehnt,  wie  Plaut.  Amph.  1034  Me. 
Sacrufico  ego  tibi.  Am.  Qui?  Me.  Quia 
enim  te  macto  infortunio,  Novius  V. 
39  (R.),  Cic.  Cat.  I,  27  Nonne  hunc  — 
summo  supplicio  mactari  imperabis?, 
iihnl.  Cic.  Vat.  36,  Liv.  X  28,  13.  - 
*Zum  vulgiiren  euphemistischen  in- 
fortunium  TJnheil'  vgl.  Plaut.  Merc. 
21  Magno  atque  solido  multat  in- 
fortunio;  Atl.  178  ferres  infortunium, 
Haut.  668,  Liv.  I  50,  9  u.  a.  —  est 
ist  natiirl.  verkiirzt  nach  dem  ein- 
silbigen  hlc;  vgl.  S.  52  und  Anh. 
*V.  1029.  Da  Chremes  die  Jam- 
mergestalt  eines  gerichteten  Siin- 
ders  darbietet,  kann  Phormio  iiber 
seinen  volligen  Triumplifrohlocken: 
er  droht  jedem  Beleidiger  mit 
gleicher  Rache.  Doch  hat  er  sein 
Miitchen  an  Chremes  bereits  ge- 
kiihlt   und   schUi^t  nun  einen   ver- 


V  9,  41—53] 


PHORMIO 


179 


Habet  haec,  ei  quocl,  duni  uiuat,  ilsque  ad  aurem  ogganniat.  1030 
Na.  At  meo  merito  credo.     Quid  ego  nunc  commemorem,  De- 

mipho, 
Smgulatim,  qualis  ego  in  «hunc  fuerim?     De.  Noui  aeque 

omnia 
Tecum.    Na.  Merito  lioc  meo  uidetur  factum?   De.  Minime 

gentium. 
Verum  iani,  quando  accusando  fieri  infectum  non  potest, 
Ignosee:  orat,  confitetur,  piirgat:  quid  uis  amplius?  1035 

Ph.  Enim  uero  prius  quam  haec  dat  ueniam,  mihi  prospiciam 

et  Phaedriae. 
Heus  Nausistrata,  prius  quam  huic  respondes  temere,  audi! 

Na.  Quid  est? 
Ph.  Ego  minas  trigfhta  per  fallaciam  ab  illoc  abstuli: 

Eas  dedi  tuo  gnato;  is  pro  sua  amica  lenoni  dedit. 
Ch.  Hem,   quid   ais?     Na.   Adeon   indignum   hoc  til)i  uidetur,  1040 

filius 
Homo  adulescens  si  habet  unam  amfcaia,  tu  uxores  duas? 
Nihil  pudere?  quo  dre  illum  obiurgabis?    Responde  mihi. 


sohnlicheren  Ton  an,  indem  er 
leiser  spricht:  Redeat  sane  (nicht 
besfatigend ,  sondern,  wie  sonst 
oft:  rimmerhin ,  meinetwegen')  in 
gratiam  iam:  supplici  satis  est  mihi. 
S.  Anh. 
*V.  1030.  Mit  haec  weist  Phormio 
auf  die  lebhaft  und  erbittert  gesti- 
kulierende  Nausistrata  hin,  welche, 
ohne  (auf  ihre  rhetorischen  Fragen) 
eine  eigentliche  Antwort  gewiinscht 
oder  erhalten  zu  haben,  mit  V. 
1031  ff.  ihre  Vorwurfe,  gegen  De- 
mipho  gewendet,  fortsetzt.  —  usque 
mit  ogganiat  zu  verbinden,  wie  es 
auch  sonst  nicht  selten  mit  Verben, 
die  einen  Laut  oder  Ton  bezeich- 
nen,  verkniipft  wird,  vgl.  Mart.  V 
60,  1  Allatres  licet  usque  nos  et 
usque;  ahulich  Plaut.  Asin.  39  us- 
que  ex(s~}crea.  Hierbei  driickt  usque 
hyperbolisch  eine  sich  immer  er- 
neuernde,  ununterbrochen  wieder- 
holende  Thatigkeit  aus  (in  wirk- 
sanieni  Gegensatze  zu  Demiphos 
Aufserung  V.  1020);  vgl.  V.  249 
und  Thielmann,  Wolfflins  Arch.  V, 
445.  —  ogganire:  fvorbelfern',  vgl. 
Plaut.  Asin.  422  Quin  centies  eadem 
.  .  ogganiam,  mit  in  aurem  mulieris 
verbunden  Apul.  Met.  II.  2. 


V.  1031.  *At  meo  merito  cr.:  zur 
ironischen  Wendung  ist  factum  zu 
erganzen.  Die  Durchfiihrung  des 
mit  Quid  ego  nunc  commemorem?  an- 
gedeuteten,  psychologisch  begriin- 
deten  Eigenlobes  seitens  der  tief- 
gekrankten  Gattin  bleibt  uns  durch 
Demiphos  Antwort  1032  f.  erspart; 
fiir  diese  Kiirzung  sprachen  kiinst- 
lerische  und  (weil  gegen  Schlufs  des 
Stuckes1)  biihnentechnische  Griinde. 
—  Quid  ego  nunc  commemorem? 
hinsichtlich  Stellung  und  Betonung 
vgl.  And.  012  Nam  quid  ego  nunc 
dicam  patri?  und  V.  685  Quid  ego 
narrem?  S.  ferner  Eun.  1044  Quid 
commemorem? 

V.  1032  f.  aeque  .  .  cum  gehort 
ebenso  wie  iuxta,  simul .  .  cum  der 
Umgangssprache  an ;  s.  Hand,  Turs.  I, 
193,  II,  140  und  Holtze  a.  O.  I,  91  f. 
*V.  1033.  Minime  gentium:  starke 
volkstiimliche  Verneinung  cnicht  in 
aller  Welt,  nimmennehr' ;  s.  Ad. 
342,  Plaut.  Merc.  419.  Ahnlich 
nusquam  gentium,   ubi  (unde,  quo) 

(jrtitilttl  ? 

V.  1037.  Nausistratd:  vgl.  So- 
phrond  in  V.  865. 

V.  1038.    Zur  Casur  vgl.  S.  40. 
*V  1040.    Adeon:  s.  Anh. 

12* 


180 


PHORMIO 


[V  9,  54—64 


De.  Faciet,   ut    uoles.     Na.    Immo    ut    meam    iam    scias    sen- 

tentiam, 
Neque   ego    ignosco   neque    promitto    quicquam    neque   re 

spondeo, 
1045         Prius  quam  gnatum  uidero;    eius  iudicio  permitto  omnia: 
Quod    is    iubebit    faciam.     Ph.   Mulier    sapiens    es;    Nau- 

sistrata. 
Na.  Satin  tibist?  <(De.  Ita.    Ch.>  Immo   uero  piilchre   discedo 

et  probe 
Et  praeter  spem.    Na.  Tu  tuom  nomen  dic  mihi  quid  s/t. 

Ph.  Phormio: 
Vestrae  familiae  hercle  arnims  et  tuo  summus  Phaedriae.  eo 
1050  Na.  Phormio,  at  ego  ecastor  posthac   tibi7   quod   potero,   qudd 

uoles 
Faciamque  et  dicam.     Ph.  Benigne   dicis.     Na.  Pol   meri- 

titmst  tuom. 
Ph.  Vin    primum    hodie    facere    quod    ego    gaiideam,    Nausi- 

strata, 
Et  quod  tuo  uiro  oculi  doleant?    Na.  Ciipio.    Ph.  Me  ad 

cenam  uoca! 


V.  1045  f.  Wie  das  Urteil  Phae- 
drias  ausfallen  wird,  konnte  der 
Dichter  fiiglich  die  Zuschauer  er- 
raten  lassen.  Seine  Anwesenheit 
neben  den  vier  vorhandenen  Per- 
sonen  war  unnotig. 

V.  1047  *puhhre  discedo  et  probe: 
bildlich  wie  Plaut.  Stich.  395  sane 
discessisti  non  bene  (rdu  bist  nicht 
gut  weggekomruen');  vgl.  zu  V.  773. 
—  S.  Anh. 

V.  1048  quid  sit:  in  Fragen  nach 
dem  Namen  einer  Person  ist  die 
regelmafsige  Pronominalform  der 
Umgangssprache  quid  (A;  nicht 
quod  s);  die  Beispiele  s.  bei  Ed. 
Becker,  Studem.  Stud.  I  170,  Anm.  3. 
Ebenda  ist  S.  167  ff.  im  Zusammen- 
hang  nachgewiesen,  dafs  der  Konj. 
im  Nebensatz  stehen  mufs,  da  das 
Yerhaltnis  der  beiden  Satze  nicht 
als  ein  parataktisches  aufgefafst 
werden  kann.  —  *Zur  Prolepsis 
vgl.  Plaut.  Most.  661  Dicam:  sed 
nomen  domini  quaero  quid  siei; 
Bacch.  555  Dic  modo  hommem  gui 
sit  (fraglich  Rud.  1163),  s.  auch 
V.  354.     S.  Anh. 

*V.  1049  cmicus  .  .  sunwnits:  3. 
V.  35. 


V.  1050  ecastor:  vgl.  V.  574.  - 
quod  potero,  quod  uoles:  die  beiden 
Relativsatze  stehen  in  verschiede- 
nem  Verhaltnis  zum  Hauptsatze 
(vgl.  z.  B.  Ad.  53);  zu  quod  potero 
s.  V.  478. 

IV.  1051  que  —  et:  bei  gegensei- 
tiger  Verbindung  auch  noch  Ad.  64 
praeter  aequomque  et  bonum,  And. 
676  twctisque  et  dies,  Eun.  876  acci- 
pioque  et  uolo,  Hec.  488  Amoque  et 
laudo  et  .  .  desidero,  Plaut.  Capt.  313 
auditque  et  uidet,  Mil.  1348  Metuo- 
que  et  timeo,  1315,  Asin.  283,  Amph. 
Prol.  5;  ferner  Sall.  Iug.,  Tibull, 
Liv.,  Tac.  u.  a.  (s.  auch  H.  Ch.  El- 
mer,  Amer.  Journ.  of  Phil.  VIII,  .°.'-,7 
rQue,  et,  atque  in  the  irtscr.  of  thr 
rrji.,  in  Ter.  and  vn  Cato'). 

V.  1053  quod  .  .  .  doleant:  liber 
den  freieren  Gebrauch  des  Accus.  in 
der  Umgangssprache  vgl.  zu  V.  914. 
—  *Zur  sprichwortlichen  Redensart 
vgl.  Plaut.  Most.  891  Oculi  dolent, 
Caelius  bei  Cic.  Epist.  VEI  14,  1 
numquam  til>i  oculi  doluissent,  st 
in  repulsa  Domitii  uultum  uidisaes. 
Ahnlich  ist  unsere  Wendung  rein 
Dom  im  Auge'  (s.  Otto,  Sprich- 
worter  S.  251). 


V  9,  65—66] 


PHORMIO 


181 


"Xa.  Pol  uero  uoco.  Ph.  Eamus  iutro  hiuc!  Na.  Fiiat!  tied  ubist 

Phaedria, 
Iudex  noster?    Ph.  Iani  hfc  faxo  aderit.    Cantor.   Vos  ualete  1055 

et  plaiidite! 


i:  V.  1054  f.  Phormio  drangt  sei- 
ner  Parasitennatur  entsprechend 
zum  Aufbruch  zur  Mahlzeit.  Auf 
Nausistratas  Frage  nach  Phaedria 
eilt  er  aber  schleunig  (1055)  nach 
der  Marktseite  hin  ab,  nicht  blofs 
aus  Hoflichkeit,  sondern  auch  um 
die  Tischgesellschaft  recht  rasch 
vollziihlig  zu  machen.  Die  iibrigen 
gehen  indessen  in  Chremes'  Haus. 
S.  Anh. 

V.  1055.  Die  Schlufsworte  eines 
jeden  lateinischen  Lustspiels  ent- 
halten  die  Aufforderung  an  das 
Publikum,  dem  Stucke  durch  Klat- 
schen  Beifall  zu  spenden  (vgl.  auch 
Anh.  zu  V.  16).  Bei  Plautus  ge- 
schieht  dies  noch  meist  mit  lan- 
gerer,    mannigfacher  Begi-iindung. 


Allmahlich  trat  ein  formelhaftes 
(Vos)  plauclite  oder  Vos  ualete  et 
plaudite  em  (s.  Hor.  ad  Pis.  155). 
Gesungen  wurden  die  Worte  von 
dem  besondem  Sanger  (in  den 
Hdschr.  mit  dem  griech.  Buch- 
staben  co  bezeichnet),  welcher  auch 
diejenigen  -Scenen  zur  Flotenbe- 
gleitung  sang,  welche  von  den 
Schauspielem  nur  mimisch  dar- 
gestellt  wurden  (s.  S.  45).  Das 
Eintreten  des  cantor  war  um  so 
leichter,  als  die  erhaltenen  Lust- 
spiele  regelmafsig  (mit  einziger 
Ausnahme  des  zweiten  unechten 
Schlusses  der  And.  und  des  ersten 
des  Poenulus)  in  einem  Metrum 
schliefsen,  welches  Musikbegleitung 
bereits  erheischte. 


Ubersicht  der  Metra. 


Vers 
1  —  152 
153  u.  154 
155 
156 
157 

158  u.  159 
160—162 
163 

164—176 
177  u.  178 
179 
180 

181  u.  182 
183 
184 
185 
186 

187  u.  188 
189  u.  190 
191 

192  —  194 
(nebstl95) 
196  —  215 
216  —  230 
231  u.  232 
233  —  251 
252  u.  253 
254  —  314 
315  —  347 
348  —  464 
465  —  468 
469  u.  470 
471  —  478 
479  u.  480 
481  u.  482 
483 
484 
485 
486 

487  —  189 
490 
491 

492  —  495 
496 

497  —  501 
502  u.  503 
504  —  514 
515  u.  516 
517  —  566 


iambische  Senare: 
trochiiische  Oktonare 
trochaischer  Septenar 
iambischer  Oktonar 
trochiiischer  Oktonar 


[Prol.;  Akt  I,  Sc.  1  u.  2] 


[Akt  II,  Sc.  1  (=  Vulg.  I,  Sc,  3) 


trockaische  Septenare    >     mi  Anf.  ein  Cant,  mit  wechs 


iambische  Oktonare 
ianibischer  Quaternar 
iambische  Oktonare 
iambische  Septenare 
trochaischer  Oktonar 
trochiiischer  Septenar 
iambische  Oktonare 
iambischer  Quaternar 
iambischer  Oktonar 
trochaischer  Septenar 
iambischer  Oktonar 
trochaische  Oktonare 
trochiiische  Septenare 
iambischer  Quaternar 

iambische  Oktonare  (?) 

trochaische  Septenare 
iambische  Senare 
trochaische  Septenare 
iambische  Oktonare 
trochaische  Septenare 
iambische  Senare 
trochaische  Septenare: 
iambische  Senare: 
trochiiisehe  Oktonare 
trochaische  Septenare 
iambische  Oktonare 
trochaische  Oktonare 
trochaische  Septenare 
iambischer  Oktonar 
trochaischer  Septenar 
katal.  troch.  Binar 
ia.nbiseher  Oktonar 
trochaische  Septenare 
Lambischer  Senar 
trochiiischer  Oktonar 
trochiiische  Septenare 
iambischer  Oktonar 
trochiiische  Septenare 
iambische  Oktonare 
brochiiiache  Septenare 
iam.iische  Oktonarc 
trochiiische  Septenare 


Rhvth.] 


[Akt  II,  Sc._  2  (=  Yulg.  I,  Sc.  4) 

im  Anf.  ein  Cant,  mit  wechs. 

Rhyth.] 


[Akt  II,  Sc.  8  (=  Vulg.  H,  Sc.  1)] 

[Akt  III,  Sc.  1  (=  Vulg.  II,  Sc.  2)] 
[Akt  III,  Sc.  2,  3  (=  Vulg.  II,  Sc.  3,  4)] 


[Akt  III,  Sc.  4  (=  Vulg.  HI,  Sc.  1) 
Cant.  mit  wechs.  Rhyth.] 


[AktIII,Sc,5u.6(=Vulg.III.Sc.2u.:.) 
im  Anf.  von  Sc.  5  (=  Vulg.  Sc.  2) 
ein  Cant.  mit  wechs.  Rl.yth.J 


ITBERSICHT  DER  METRA. 


18: 


567 

713 
728 
729 

730 
732 
733 

735 
739 

74-2 
748 
795 
820 

829 

841 

884 
1011 


ers 

—  712 


u.  731 

u.  734 

—  738 

—  741 

—  747 

—  794 

—  819 

—  827 

_  840 

—  883 

—  1010 

—  1055 


iambische  Senare: 
iambische  Oktonare: 
trochaischer  Oktonar 
katal.  troch.  Quaternar 
trochiiische  Oktonare 
trochaischer  Septenar 
iambische  Oktonare 
trochaische  Oktonare 
trochaische  Septenare 
iambische  Oktonare 
iambische  Septenare 
iambische  Oktonare: 
iambische  Septenare 
iambischer  Oktonar] 
iambische  Oktonare: 
trochaische  Septenare : 
iambische  Senare 
trochaische  Septenare 


[Akt  IV.  Sc.  1—4] 
[Akt  IV ,  Sc.  5] 


;  IV,Sc.6,V,Sc.lu.2(—  Vulg. 

|      V.  Sc.  1,  2,  3a);  im  Anf.  von  rV, 
Sc.  6   (—  Vulg.   V,   Sc.  1)    ein 
Cant.  mit  -wechs.  Rhyth.] 

) 

[Akt  V,  Sc.  3  (=  Vulg.  Sc.  3b)] 
]   Akt  V,  Sc.  4] 

[Akt  V,  Sc.  5] 
[Akt  V,  Sc.  6] 

]  [Akt  V,  Sc.  7—9]. 


Kritischer  Auhang. 

Handschriften.  Unser  iiltester  Terenzcodex  A  (Vat.  Lat.  3226), 
naeh  seinem  ehernaligen  Besitzer  Bernardo  Bernbo  (1433 — 1519),  dem 
Vater  des  beriihniten  Kardinals  Pietro  Bembo  (1470 — 1547),  Bembinus 
genannt  (vgl.  S.  29),  weist  aufser  der  ersten  Hand  (J.1),  welche  mit 
ihren  Majuskeln  ohne  Worttrennung  (scriptwra  continua)  wohl  der 
Wende  des  IV. /V.  Jahrhunderts  angehort,  noch  drei  meist  sicher  zu 
scheidende  Hande  auf.  Fr.  Umpfenbach  nahm  zwar  in  seiner  Ausgabe 
(Weidmann  1870,  S.  X  fg.),  von  dem  Schreiber  selbst  abgesehen,  blofs 
zwei  bessernde  Hande  an,  von  denen  er  die  altere  ins  X./XL ,  die 
jiingere  ins  XV.  Jahrh.  versetzte;  in  dem  Aufsatze  Talaographisches, 
Historisches  und  Kritisches  zum  Bembinus  des  Terenz'  (Wiener  Stud. 
XI,  268  ff.)  habe  ich  aber  zu  zeigen  gesucht,  dafs  Umpfenbachs  Auf- 
stellung  nicht  zutrifft,  und  wollte  auf  Grund  kurzer  Beschaftigung  mit 
der  Handschrift  A*  dem  VI./VII.,  As  etwa  dem  Vin./TX.  Jahrh.  zu- 
weisen.  Nur  gegen  den  letzteren  Ansatz  hat  K.  Dziatzko  (Rhein.  Mus. 
X17VTL,  635)  eingewendet,  dafs  das  stumpfe  Schwarz  der.Tinte  und  die 
Art,  wie  einzelne  Worter  fliichtig  durch  mehrere  horizontale  Striche, 
nicht  behutsam  durch  Punkte  und  feines  Ausstreichen  der  einzelnen 
Buchstaben  getilgt  seien,  s.  E.  die  verhaltnismafsig  spate  Zeit  verrieten. 
Jedoch  ein  iihnliches  Schwarz  findet  sfch  auch  sonst  gelegentlich  bei 
iilteren  ausbessernden  Hiinden  (so  im  Augustincodex  Vat.  Lat.  5758  des 
VI.  / VII.  Jahrh.).  Zudem  werden  wir  unten  eine,  wie  ich  denke,  ganz 
glaubliche  Erklarung  fiir  die  Farbe  des  von  ,i3  (und  A*)  verwendeten 
Schreibstoffes  finden.  Ubrigens  ist  es  recht  wenig  glaublich,  dafs  die 
geradezu  schonungslos  zu  nennende  Art  der  Verbesserung  dem  Zeitalter 
der  Renaissance  zuzumuten  sei,  sicherlich  darf  sie  nicht  der  Familic 
des  Bernardo  Bembo,  der  in  die  Handschrift  'Codex  mihi  Carior  Awo' 
eintrug,  zur  Last  gelegt  werden1);  sie  erkliirt  sich  dagegen  ungezwungen 
durch  die  Thiitigkeit  mehrerer  iilterer  nacheinander  korngierender  Hiinde. 
Ausschlaggebend  fiir  deren  zeitliche  Bestimmung  ist  aber,  um  vom  Schrift- 
charakter  von  A3  zunachst  abzusehen,  das  Verhitltnis  der  Hiinde  zu  den 


1)  Die  Sorgfalt,  mit  welcher  die  Besitzer  des  Codex  von  etwa 
1457 — 1547,  Bemardo  und  Pietro  Bembo,  schrieben  und  selbst  weit 
weniger  wertvolle  Manuskripte  ausbesserten,  ersieht  man  schon  aus  den 
Schriftproben  im  Anhange  zu  P.  de  Nolhacs  La  bibltoih&que  de  Fidcio 
Orsmi,  Paris  1887  (vgl.  auch  die  Bemerkung  daselbst  S.  193  f).  Dafs 
die  Korrekturen  von  ^3  jedenfalls  vor  die  Erwerbung  durch  Bern.  Bembo 
fallen,  geht  schon  daraus  hervor.  dafs  der  Codex  nach  den  Einzeich- 
nungen  dieses  Humanisten  nicht  vollstandiger  war  als  heute  (s.  meinen 
Aufsatz  S.  277  fg.),  die  tjberbleibsel  der  zerrissenen  Bliitter  aber  die 
fdeichen  bessernden  Hiinde  aufweisen. 


KRITISCHER  ANHANG.  185 

Scholien,  wie  eine  auf  meine  Anregung  von  Dr.  Robert  Kauer  vor- 
genommene  sorgfaltige  Neuvergleichung  des  ganzen  Codex  gezeigt  hat. 
Diese  lieferte  namlich  nicht  nur  beachtenswerte  Nachtrage  zu  Umpfen- 
bachs  Apparat 2),  sondern  fiihrte  auch  beziiglich  der  Zeitbestimmung  der 
Hiinde  zu  folgenden  interessanten  Ergebnissen :  'A1  ist  der  Schreiber 
(IV. /V.  Jahrh.),  welcher  Farbstoff  gebraucht  und  interpunctio  media  an- 
wendet,  so  VITA-SED;  J.2  der  orrector  antiquissimus  (lichtgelbe  Tinte, 
ziemlich  regelmafsige  Kapitalbuckstaben,  zeitlich  nicht  viel  spater  alsA1); 
A3  der  corrector  antiquus  (bald  blasse,  verfliefsende,  bald  dunkle  Tinte 
mit  braunem,  im  Phor.  gelegentlich  auch  ins  Blauliche  spielendem 
Stich).  Er  macht  treffliche  Interpunktion  MVLTA  SBD,  manchmal  auch 
zu  Versanfang**,  setzt  ferner  die  Paragraphos  beiAbsiitzen,  oft  zu  Anfang 
und  zu  Schlufs  der  Scene,  und  glossiert  zuweilen  oberhalb  des  Verses  (so 
Phor.  232  simidtatem  durch  iracondiam).  Da  die  Scholienhand,  welche 
nach  Studemund  dem  VI.  bis  VII. ,  nach  Zangemeister-Wattenbach  und 
Th.  Sickel  dem  VI.  Jahrh.  angehort2),  auf  die  Interpunktionen  und  Ver- 
besserungen  der  A3  Rucksicht3)  nimmt  (z.  B.  Phor.  Prol.  21,  24,  768, 
Ad.  303,  306),  ist  zu  schliefsen,  dafs  J.3  sicher  vor  die  Eintragung  der 
Scholien,  also  wahrscheinlich  ins  V.  bis  VI.  Jahrhundert  fallt.  Die 
Korrekturen  gehoren,  wie  u.  a.  die  zu  Phor.  300,  559,  635  zeigen  konnen, 
demjenigen  an,  der  sich  durch  die  ganze  Handschrift  fast  auf  jedem 
dritten  Blatte  in  sehr  alter  Kursive  mit  Iouiales  unterschrieben  und  die 
Abschnitte  seiner  Korrekturen  mit  der  Paragraphos,  grofsere  mit  dem 
Worte  hucusque  oder  mit  seinem  Naruen  und  der  Paragraphos  be- 
zeichnet  hat.  Bemerkenswert  ist ,  dafs  seine  Schrift  mit  der  in  der 
Ravennatischen  Urkunde  in  Marinis  Pap.  dipl.  LXXIH  (das  Original  in 
der  Vaticana)  grofse  Ahnlichkeit  besitzt.  Wurde  vielleicht  der  Codex 
im  V./VI.  Jahrh.  in  Ravenna  verbessert  und  gelangte  er,  da  Bern.  Bembo 
von  Ravenna  nach  Florenz  kam,  dort  in  seine  Hande?  A*  (schwarze 
Tinte)  fiillt  nach  der  interpungierenden  Hand  A3  und  nach  den  Scholien; 
sie  radiert  und  verbessert  oft  die  Lesungen  der  dritten  Hand  (A3)  oder 
fahrt  gelegentlich  dei-en  verblafste  Worte  und  Buchstaben  nach  (z.  B. 
Phor.  98,  228,  261,  348  u.  a).  Auch  Korrekturen  von  A°  diirfte  diese 
Hand  ofters  ausradiert  haben.' 

Aus  diesen  durch  sorgfaltige  und  langere  Priifung  der  Handschrift 
gewonnenen  Beobachtungen  ergiebt  sich  zunachst,  dafs  die  Lesarten  der 
A?'  nicht,  wie  man  bisher  annahm,  mehr  minder  willkiirliche  Anderungen 
eines  Renaissancegelehrten,  sondern  Korrekturen  nach  einem  alten  Exem- 
plare  der  ersten  nachchristlichen  Jahrhunderte  sind.  Ihnen  kommt  da- 
her  weit  mehr  Wert  zu,  als  man  bisher  annehmen  durfte,  und  die  fraher 
oft  unberechtigte  Aufnahme  der  vielfach  treffenden  Verbesserungen  des 


1)  Wie  ich  der  mir  freundlichst  von  Dr.  K.  zur  Verfiigung  gestellten 
Kollation  der  Ad.  und  des  Phor.  entnehme,  verbesserte  z.  B.  A2  Ad.  687 
sane  magnum,  A3  Ad.  263  laborem,  das  aufser  Noniusnuri  bietet.  Ferner 
hatte  diese  Hand  Phor.  V.  240 — 242  unten  nachgetragen ;  A1  schrieb  weiter 
im  V.  266  defendv/ndam,  V.  719  lianc,  A3  besserte  im  V.  618  si  qui  in  is 
qui  u.  a.  m.  Ausfiihrlicher  wird  hieruber  der  Genannte  demnachst  in 
den  "Wiener  Studien'  berichten. 

2)  Auch  die  jiingere  (im  Eun.)  steht  nach  Studem.  X.  Jahrb.  1868, 
S.  550)  der  alteren  ..zeitlich  sicher  sehr  nahe". 

3)  Dr.  Kauer  macht  darauf  aufmerksam,  dafs  dies  auch  auf  der 
Abbildung  bei  Zangemeistor-Wattenbach  (Tafel  VIII.  und  IX.)  zu  er- 
kennen  ist,  indem  der  Scholiast  zweimal  (VIII,  in  der  4.  und  7.  Zeile) 
wegen  der  Interpunktion  absetzt  und  unten  iiber  die  Paragraphos,  welche 
ein  wenig  radiert  ist,  schreibt. 


186  KRITISCHER  ANHANG. 

Benibinustextes l)  erhalt  erst  jetzt  ihre  Begriindung.  Die  alte  ^orlage 
stand,  auch  wenn  man  von  den  nicht  geiinderten,  mit  A1  iiberein- 
stimmenden  Lesarten  ganz  absieht,  der  iilteren,  mit  dem  Bembinus 
enger  verwandten  Gruppe  8  (DG),  wie  es  scheint,  naher2)  und  zeigte 
einen  Text,  welcher  dem  des  Arnsianus  Messius  (vom  Ende  des 
IV.  Jahrh. 3),  des  Donat  und  Nonius  (vgl.  E.  Bartels,  Diss.  Argent. 
IX,  50)  ahnlich  war.  Der  seltsame,  aber  fiir  einen  Heiden  des  sinkenden 
Altertums  gut  passende  Name  Iouiales4)  erinnert  an  die  Iouiani  Diocle- 
tians  (Ammian  XXII  3,  2,  XXV  6,  2;  Iouiam  cohortem  Claud.  bell.  Gild.  418). 
Die  Vermutung  Dr.  Kauers,  der  Codex  sei  in  Ravenna  verbessert  und 
dort  (oder  von  dort  aus  durch  des  Betteldichters  Giantonio  Porcello 
Vermittlung)  in  B.  Bembos  Hiinde  gelangt,  mufs  natiirlich  dahingestellt 
bleiben,  aber  sein  Hinweis  auf  die  Ahnlichkeit  der  Schrift  mit  der  in 
der  Ravennater  Urkunde  legt  die  Annahme  nahe,  das  Schwarz  der 
Tinte  (von  A3  und  A4)  sei  durch  Verwendung  oder  Beimengung  der  bei 
den  Papyri  gebrauchten  Rufstinte  zu  erklaren.  Dazu  stimmt  trefflich, 
dafs  so  viele  Stellen  verwischt  und  nachtriiglich  iiberschrieben  sind6). 
Was  die  schwierige  Frage  nach  der  Trennung  der  den  Namen  des 
Calliopius   tragenden  iibrigen  Handschriften  anlangt,   so  stehen,   rein 


1)  In  tJbereinstimmung  mit  den  s  z.  B.  Phor.  Prol.  11,  17,  31,  55  f., 
77,  98,  122,  172  (Vers  erg&nzt,  ebenso  635),  191,  195,  300,  336,  439, 
503,  618,  644,  683,  690  u.  s.  w.  Recht  beachtenswert  sind  die  Varianten 
V.  164  (certe  auch  D^G1;  vgl.  Schlee,  Schol.  Terent.,  S.  36),  306,  561 
(wohl  hic  feret);  allein  richtig  bietet  As  z.  B.  die  Personenverteilung  im 
V.  611.  Die  fehlerhaften  oder  weniger  wahrscheinlichen  Lesungen  sind 
dagegen  in  der  Minderheit,  selbst  wenn  man  die  Falle  hinzurechnet,  in 
welchen  A3  offenbar  glossierte  (V.  75,  78,  213,  viell.  blofse  Variante  295, 
weil  st  nicht  durchstrichen)  oder  mit  allen  ?  iibereinstimmt  (V.  154, 
199,  350   [s  in  ages,  aber  wohl  von  m.s  wieder  getilgt],  701  u.  a.). 

2)  Vgl.  V.  164  mit  DlGl,  260  mit  J>,  326  und  329  mit  Dl{G),  332 
mitG,  MlmitD2GEFP2,  dazu  V.  190  mit  D^E^F^C^P1;  gegenDG  und 
mit  PC  nur  V.  668  (aber  ohne  die  Glosse  potius).  V.  369  ist  ita  von  AA  iiber 
enm  gesetzt  (auch  zeigt  diese  Stelle,  wle  leicht  sich  die  verschiedene 
Wortstellung  in  den  zwei  Handschriftgruppen  erkliirt).  V.  479  stammt  dico 
von  A4;  540  id  von  derselben  Hand  aufRas.  (viell.  schon  von  i3  verb.). 

3)  Vgl.  H.  Schindler,  Obseniat.  crit.  et  hist.  in  Terent.  (Halle  1881, 
S.  7,  13,  15  ff.),  wonach  die  Gruppe  y  (PC)  an  21  unter  39  Stellen  mit 
Arus.  Messius  ubereinsthnmt,  an  18  von  ihm  abweicht,  D  aber  an 
25  Stellen  gleiche,  an  14  eine  meist  wenig  verschiedene  Lesart  aufweist. 

4)  Adjektivisch  erscheint  Iouialis  in  _T.  Genius,  incontinentia,  pcllacia 
bei  Arnobius  III,  40,  43;  V,  10,  21  und  als  louialis  stella  bei  Macrob.  Somn. 
Scip.  I  19,  25.  Zur  Bildung  vgl.  (jlamen)  Dialis,  dann  Martialis,  (sodales) 
Flauiales  und  die  Mercv/riales  (Cic.  ad  Quint.  fr.  II  5,  2).  —  Oder  sollte 
bei  Iouiales  an  zwei  Personen  zu  denken  sein,  von  denen  die  eine  vor- 
las,  die  andere  verbesserte? 

5)  Eine  sehr  erfreuliche  Bestiitigung  des  von  mir  Vermuteten  erhielt 
ich  durch  eine  gefiillige  Mitteilung  des  Prof.  Dr.  H.  Schenkl,  der  die 
Handschrift  selbst  eingesehen  hat;  er  schreibt:  fDie  Beweisstellen,  auf 
die  Dr.  Kauer  (fur  die  Altersbestimmung)  sich  stiitzt,  scheinen  in  der 
That  unanfechtbar.  Die  sonderbare  Farbe  der  Tinte  suchte  ich  durch 
die  Hypothese  zu  erklaren,  dafs  der  Korrektor  Papyrus-  (d.  i.  Rufs-) 
Tinte  verwendet  hat;  das  von  Dr.  K.  auch  beobachtete  leichte  Abspringen 
der  Farbe  schiene  dem  nicht  eben  zu  widersprechen.'  Inzwischen  hat 
mich  der  Augenschein  in  dieser  mit  H.  Schenkl  geteilten  Annahme 
noch  bestiirkt.  —  Uber  die  Verwendung  der  Rufstinte  im  Altertum  s. 
W.  Wattenbach,  Das  Schriftwesen  im  Mittelalter3  (Leipzig  1896),  S.  233  ff. 


KRITISCHER  AXHANG.  187 

aufserlich  betrachtet,  PCF  mit  ihren,  wie  schon  H.  Usener  (Rh.  Mus. 
XXVHI,  409)  vermutet  und  Fr.  Leo  (Rh.  Mus.  XXXVIII,  335  ff.)  dar- 
gelegt  hat,  wertvollen  und  aus  lebendiger  Anschauung  der  antiken 
Biihne  hervorgegangenen  Bildern ')  den  schmucklosen  anderen  gegentiber. 
Dafs  aber  dieses  von  Leo  (a.  a.  0.  S.  335)  als  charakteristiseh  angesehene 
Unterscheidungsmerkmal  nicht  ausschlaggebend  ist,  zeigt  einerseits 
Dziatzkos  wahrscheinliche  Vermutung  (Rh.  Mus.  XXXXVII,  638),  dafs 
auch  D,  der  aQ%r\y6s  der  andern  Klasse2),  auf  eine  Bilderhandschrift 
zuruckgekt,  anderseits  der  von  Schlee  (Schol.  Tereut.,  S.  5  ff.)  aus  dem 
Widerspruche  zwischen  den  Scenenuberschriften  und  den  einzelnen 
Bildern  in  PC  geftihrte  Xachweis,  dafs  deren  Archetyp  kein  Bilder- 
codex  war;  die  Zeichnungen  scheinen  vielmehr  einem  anderen  alteren 
Codex  entlehnt  zu  sein.  Hinsichtlich  der  Subskriptionen  wird  man 
gleichfalls  zweifeln  konnen,  ob  das  in  den  Bilderhandschriften  (CP; 
F  fehlt  vom  V.  832  ab)  am  Ende  unseres  Stiickes  stehende  EXPLK.TJ 
—  PELICITER  CALLIOPIO  BOXO  SCHOLASTICO  als  eine  besondere 
Eigentiimlichkeit  gelten  darf,  da  merkwiirdigerweise  im  Cod.  U  am 
Schlufs  der  letzten  Komodie  Hec.  nach  dem  sonst  fiir  dessen  Klasse 
als  bezeichnend  gehaltenen  CALLIOPIWS  RECENSVI  von  gleicher  Hand 
die  namliche  Wendung  (BONO  SCOLASTICO)  erhalten  ist.  Die  An- 
nahme  Leos  (a.  a.  0.  S.  334),  diese  konne  im  Archetyp  von  D  offenbar 
nur  aus  einer  Handschrift  der  anderen  Klasse  interpoliert  sein,  bleibt 
deshalb  mifslich,  weil  D  (s.  Leos  Mitteilung  das.  S.  334)  und  G  auch 
im  Anfang  nach  dem  Verzeichnis  der  Stiicke  ebenso  wie  PC:  Feliciter 
Calliopio®)  darbieten  und  hinsichtlich  der  Subskription  in  den  ubrigen 
Handschriften  der  beiden  Klassen  mannigfache  Abweichungen  vor- 
kommen4).  Auch  in  der  Art  der  Personenbezeichnung  durch  grie- 
chische  Buchstaben  kann  kein  wesentliches  Merkmal  der  ganzen  <?-Gruppe 
gefunden  werden  (Leo  a.  0.  S.  334);  denn  diese  Eigentiimlichkeit  hat 
zwar  D  (bis  auf  den  Eun.)  mit  A  gemeinsam,  aber  die  derselben  Klasse 
angehorigen  G  V  weisen  (gleich  PCFE)  die  latein.  Anfangsbuchstaben 
der  Personennamen  auf5).  Wesentlich  ist  aber  m.  E.  die  Reihenfolge 
der  Komodien;  denn  die  in  A  erhaltene  Anordnung  And.,  Eun.,  Haut., 
Phor.,  Hec,  Ad.  findet  sich  in  PCFE  nur  wenig  geandert  vor:  And., 
Eun.,  Haut.,  Ad.,  Hec,  Phor.,  d.  h.  es  sind  wohl  den  vier  Menanderstiicken 


1)  Vgl.  daruber  auch  B.  Arnold  in  Baumeisters  Denkmalern  des 
klass.  Altert.  H,  830  ff.  und  0.  Crusius,  Philol.  LV,  5G1  ff.  rDie  illustrierten 
Terenzhandschriften  und  Tacitus  Dial.  XX'. 

2)  Die  Angaben  E.  Gutjahrs  (vgl.  S.  28,  Anm.  2)  bezuglich  der  Ein- 
tragung  der  Namen  Valch(onis)  und  Hrabano  M'n<r<>  in  den  Codex  ent- 
behren  nach  Dr.  Kauer,  der  sich  langere  Zeit  mit  der  Handschrift  be- 
schaftigt  hat,  jeder  Grundlage.  Dieser  las  statt  Valchonis  vielmehr 
abbatis  und  konnte  von  Hrahano  3/.  kein  Anzeichen  finden.  Dazu  sind  die 
zwei  in  Betracht  kommenden  Vorblatter  erst  viel  spater  zum  Codex  ge- 
fiigt  worden;  daher  gehoren  auch  alle  Eintragungen  einer  weit  jiingeren 
Zeit  an  und  konnen  fiir  Gutjahrs  Vermutung,  Calliopius  sei  mit  Alcuin 
identisch,  keinen  Anhalt  bieten  (vgl.  gegen  diese  bes.  Dziatzko,  Rh.  Mus. 
XLVH,  636  ff.). 

3)  Dieses  rHoch  dem  C  liifst  darauf  schliefsen,  dafs  ein  Schiiler, 
Freund  oder  auch  ein  spaterer  Verehrer  des  fho)n<--<  schdlasticus'  eine 
von  den  Abschriften  seiner  Recension  besorgt  hat. 

4)  Vgl.  auch  Dziatzko,  Comment.  Woelfflin.,  Leipzigl891,S.222,Anm.  1. 

5)  Reste  der  alten  Bezeichnung  mit  griech.  Buchstaben  zeigen  noch 
der  Paris.  Lat.  7903,  2  (jetzt  10304  des  XI.  Jahrh.)  und  der  Scholien- 
codex  Mipnac.  14420  des  XI.  Jahrh.;  vgl.  dariiber  Fr.  Schlee,  Schol. 
Terent,  S.  17). 


188  KRITISCHER  ANHANG. 

die  zwei  Komodien  Apollodors  nachgestellt  (vgl.  S.  17  f.,  Anni.  2).  Die 
d-Klasse  zeigt  dagegen  alphabetische  :)  Reihenfolge:  And.,  Ad.,  Eun., 
Phor.  (Formio),  Haut,,  Hec,  und  hierin  stimmt  diese  wahrscheinlich  mit 
Donat2)  und  viell.  auch  mit  Nonius3)  iiberein.  Im  wichtigsten  Punkte, 
in  der  Textgestaltung  selbst,  niihern  sich  DGV  mehr  dem  A  als  PC, 
weldhe  zwar  viele  willkiirliche,  aber  noch  auf  ziemlicher  Kenntnis  des 
archaischen  Lateins  und  seiner  Metrik  gegriindete  Anderungen  aufweisen 
(vgl.  C.  Sydow,  De  fidc  librorwm  Terent.  ex  Call.  recens.  duct.,  Berol. 
1878,  S.  15  ff.).  Umpfenbach  erkliirte  (S.  LXVIII  fg.)  diese  Handschriften 
in  Verbindung  mit  (B)EF4)  als  Vertreter  der  urspriinglichen  Recension 
des  Grammatikers  Calliopius,  den  Archetyp  von  I)  aber  als  eine  etwa 
im  VII.  oder  VIII.  Jahrh.  vorgenommene  Uberarbeitung  derselben  nach 
Donat,  Servius  und  Priscian.  Dagegen  sprach  sich  besonders  H.  Schindler 
a.  0.  S.  5  ff.  aus,  indem  er  nachwies,  dafs  schon  Arusianus  Messius,  ein 
Zeitgenosse  Donats,  eine  DG  nahe  Textesgestalt  benutzt  hatte,  welche 
jedoch  auch  Lesungen  aufwies,  die  in  dem  von  Calliopius  recensierten 
Exemplare  Aufnahme  fanden  oder  standen.  Ferner  machte  Dziatzko 
(Comment.  Woelffl.,  S.  226)  folgendes  wahrscheinlich :  Der  durch  Callio- 
pius  (etwa  im  V.  Jahrh.)  eingreifend  veranderte  Text  gewann  wegen 
seiner  Lesbarkeit  ein  iiberwiegendes  Ansehen  und  wurde  daher  teils  in 
vollstandigen  Abschriften  verbreitet  (Gruppe  y),  teils  beeinflufste  er  die 
sonst  vorhandenen  Terenzhandschriften,  welche  man  nach  jenen  Exem- 
plaren  durchkorrigierte ,  in  starkem  Mafse  (Gruppe  S).  fSogar  die 
Recensionsvermerke  drangen  dementsprechend  friihzeitig  in  Handschriften 
dieser  Gruppe  und  wurden  daraus  weiter  fortgepflanzt  und  um  andere 
iihnliche  vermehrt.  Naturlich  beruhte  die  Ahnlichkeit  zwischen  y  und  8 
nicht  blofs  auf  dem,  was  letztere  Handschriften  aus  der  Calliopianischen 
Recension  angenommen  haben,  sondern  zu  einem  grofsen  Teile  wohl 
schon  auf  dem,  was  vor  jener  Recension  dem  Vulgattext  an  guten  und 
schlechten  Lesarten  gemeinsam  gewesen  war.'  Fr.  Schlees  Untersuchung 
der  Scholienmassen  in  den  Calliop.  Handschriften  (Scholia  Terentiana, 
S.  37)  hat  weiter  ergeben,  dafs  EF,  von  denen  man  wenigstens  den 
letzteren  bisher  gewohnlich  zur  Gruppe  y  zahlte,  nach  dem  Bestande 
der  alteren  Scholien  mit  DG  niichstverwandt  sind,  wahrend  PC  von 
gleichzeitiger  Hand  nur  Excerpte  aus  Donat  enthalten5).  Schlee  weist 
deshalb  die  Codices  EF  mit  DGV  der  gleichen  Klasse  zu.  Dagegen 
spricht  aber  eine  Reihe  von  Lesarten  und  die  Reihenfolge  der  Stvicke, 
die  in  EF  mit  y  iibereinstimmt.  Daher  sind  diese  zwei  Handschriften 
samt    i 6)    am   besten    als    Ubergangs-    oder    Mischgruppe 7)    anzusehen 


1)  Die  Alten  beriicksichtigten  bekanntlich  bei  der  alphabetischen 
Ordnung  nur  den  Anfangsbuchstaben. 

2)  Doch  diirfte  dieser  den  Haiit.,  zu  dem  uns  sein  Kommentar  fehlt, 
an  letzter  Stelle  gehabt  haben.  Vgl.  zur  ganzen  Frage  der  Anordnung 
der  Komodien  auch  noch  H.  T.  Karsten,  Mnemos.  XXU,  178  ff.  und 
jiingst  P.  Rabbow,  N.  Jahrb.  1897,  S.  328  ff. 

3)  Vgl.  E.  Bartels,  Diss.  Argent,  IX,  S.  29  f. 

4)  Der  B(asilicanus  H,  79  vom  Ende  des  X.  Jahrh.)  kann  als  Ab- 
schrift  teils  von  C,  teils  von  D  wohl  ohne  Schaden  weggelassen  werden; 
hierin  bestiirkte  mich  Prof.  Mint.  Warren,  der  den  Codex  nachver- 
glichen  hat. 

5)  P  enthiilt  im  Anfang  sogar  den  vollstiindigen ,  beziehungsweise 
blofs  wenig  gekiirzten  Donatkommentar.  Dies  hatte  Dziatzko  bereits 
1878  in  Paris  gefunden  und  hat  seitdem  E.  Chatelain  (Paleogr.  des  class. 
Lnt..  zu  Bl.  VH)  zur  allgemeinen  Kenntnis  gebracht. 

6)  Vgl.  Dziatzko,  Comm.   Woelffl.,  S.  221. 

7)  Den   Ubergang   zeigt    auch    die    Vorlage    des    von     Schlee    aus- 


KRITISCHER  ANHANG.  189 

(s.  auch  Dziatzko,  Deutsche  Litt.-Zeit.  1894,  Sp.  432).  Gegen  Fr.  Leos 
Ansicht  (Rh.  Mus.  XXXVIII,  317  ff.),  wonach  die  Codices  der  Gruppe  S 
als  echte  Calliopiusrecension ,  die  Bilderhandschriften  PCF  aber  als 
eine  neue  Auflage  derselben  anzusehen  seien1),  spricht  der  Umstand, 
dafs  die  dann  durchgreifendere  spiitere  Recension  von  einem  vollig  un- 
bekannten  Grammatiker  veranstaltet  worden  sein  soll,  von  dem  weder 
eine  Subskription  noch  eine  sonstige  Nachricht  etwas  meldet2).  Wenn 
ferner  Calliopius  vor  Donat  die  Recension  besorgt  hatte,  ware  es  sehr 
auffallig,  dafs  weder  in  dem  Kommentare  dieses  noch  bei  den  gleich- 
zeitigen  Grammatikern  sein  Name  irgendwo  genannt  wird.  Die  Ansicht 
Dziatzkos,  welche  iibrigens  mit  der  Leos  darin  vibereinstimmt,  dafs  dem 
Archetyp  der  5-Gruppe  hoheres  Alter  zukommt,  wird  durch  das  von 
G.  Gotz  (aus  dem  Vat.  Lat.  1771  des  IX.  Jahrh.)  herausgegebene  Glossa- 
rium  Terentianum  (Jena  1885)  unterstiitzt,  welches,  wie  0.  Seyffert  (Berl. 
phil.  Wochenschr.  1885,  Sp.  644  ff.)  gezeigt  hat,  aus  einer  eigenen  alten 
Quelle  geflossen  ist,  welche  zwischen  A  und  der  Calliopischen  Recen- 
sion,  aber  dem  A  naher  liegt.  In  ahnlicher  Weise  nimmt  W.  Prinz- 
horn  (De  libris  Terentianis,  quae  ad  recens.  Calliop.  redeunt,  Gotting. 
1885)  an,  dafs  der  Archetyp  von  DG  nach  einem  mit  A  nahe  ver- 
wandten  Codex  verbessert  worden  sei;  von  dieser  ersten  Klasse  der 
Calliopischen  Handschriften  trennt  er  die  dem  Bembinus  ferner  stehen- 
den  PC  und  die  Mischklasse.  Ein  Stemma  der  Handschriften  aufzu- 
stellen,  scheint  aber  verfrviht,  bevor  nicht  die  mafsgebenden  Calliopi- 
schen  Handschriften ,  zwischen  denen  sich  so  viele  Faden  hin-  und 
herspinnen,  vollstandiger  herangezogen 3)  und  genauer  verglichen  sind, 
als  dies  in  der  Umpfenbachischen  Ausgabe  geschehen  ist.  Auch  kann 
der  Einflufs  Donats  auf  die  abweichenden  Lesarten  unserer  Codices  und 
seine  Bedeutung  fiir  die  Textkritik  erst  dann  richtig  gewiirdigt  werden, 
wenn  uns  die  so  lange  entbehrte  kritische  Ausgabe  des  Kommentars 
endlich  einmal  vorliegen  wird 4).  Fiir  unsere  Zwecke  wird  es  geniigen, 
aufser  dem  Bembinus  (A)  und  seinen  Handen  (A1,  A~,  A3  und  A*)  die 
Calliopischen   Handschriften  (s)    zu    unterscheiden    und    diese   in  1)  die 

geniitzten  M,  dessen  Lemmata  vielfach  mit  G  stimmen.  Der  Codex 
hatte  wahrscheinlich  die  Stiicke  in  der  Reihenfolge  von  DG,  anderte 
sie  aber,  wie  eine  Randbemerkung  zu  Beginn  der  Hec.  darthut,  nach  PC. 

1)  E.  M.  Pease  (Transact.  of  the  Amer.  Phil.  Assoc.  1887,  S.  30  ff), 
der  durch  Zahlen  der  Varianten  zu  einem  der  Leoschen  Ansicht  ahn- 
lichen  Resultate  und  zu  der  Ansicht  gelangt,  dafs  y  mehr  Glaubwiirdig- 
keit  besitze  als  S,  fufst  auf  dem  vielfach  unzuverliissigen  Apparate  und 
Texte  Umpfenbachs. 

2)  Gegen  die  Vermutung,  dafs  Iouiales  bei  dieser  Frage  eine  Rolle 
spiele,  spricht  der  Umstand,  dafs  der  Text  von  As  dem  von  A1  und 
der  Gruppe  S  niiher  steht. 

3)  Vgl.  z.  B.  noch  fiir  die  d-Klasse  den  Paris.  Lat.  7903,  2,  jetzt 
Lat.  10304  (des  XI.  Jahrh.;  s.  A.  Fritsch,  Philol.  XXXn,  446  ff.  und 
K.  Dziatzko,  Rh.  Mus.  XXXIX,  344);  fiir  y  das  Haut.-Fragm.  im  Cod. 
1190  der  Lyoner  Stadtbibl.  (des  VIII.  Jahrh.;  vgl.  W.  Forster,  Zeitschr. 
f.  d.  Ost.  Gymn.  1875,  S.  188  fg.),  die  Paris.  Lat.  7900  (des  X.  Jahrh.) 
und  7903  (beide  teilweise  mit  Zeichnungen);  fiir  u.  den  Paris.  /."/ 
16235  (des  X.  Jahrh.)  und  den  cod.  Begius  (Brit.  Mus.  15  A,  XII,  wohl 
des  XI.  Jahrh.;  vgl.  noch  Mint.  Warren,  Amer.  Journ.  of  Pliil.  III,  65  ff., 
der  u.  a.  den  Dunelmensis  erwahnt).  Dazu  kommt  der  Harleian.  -2i:>'> 
(d.IX./X.  Jahrh.),  das  Eun.-Bruchstiick  (des  X.Jahrh.)  im  Sangall.  1391 

K.  Schenkl,  Zeitschr.  f.  d.  o.st.  Cvmn.  1864,  S.  70  f.)  und  das  Hec.-Fragm. 
im  Paris.  Lat.  12244  (des  X.  Jahrh.;  s.  E.  Kalinka.  Wien.  Stud.  XVI,  78  ff). 

4)  Wir  erwarten  eine  krit.  Ausgabe  von  P.  Wefsner  (Verlag  Teubner). 


190  KRITISCHEK  ANHAXG. 

dein  A  naherstehende ,  auf  altere  seholienreiche  Uberlieferung  zuriick- 
gehende  Klasse  d  (BGV,  dazu  wohl  auch  J.3),  2)  die  ihm  ferner- 
liegende  jungere1)  Gruppe  y  (PC)  und  3)  die  Mischklasse  ll  (FLE) 
zu  trennen. 

Scholien.  Die  des  A  hat  Fr.  Urnpfenbach  (Herm.  H,  337—402) 
veroffentlicht ;  wichtige  Nachtrage  dazu  gab  W.  Studemund  (N.  Jahrb. 
1868,  S.  546 — 571).  Die  meisten  in  F  enthaltenen  Erkliirungen  finden 
sich  in  A.  Mais  Werk  M.  Acei  Plauti  fragm.  inedita.  item  ad  P.  Teren- 
tium  commentationes  (Milan.  1815).  Die  Scholien  anderer  g ,  nament- 
lich  die  von  BGEC  und  des  M(onac.  14420  des  XI.  Jahrh.)  samt  den 
wichtigen  Lemmata  dieser  Handschrift,  welche  einen  fortlaufenden  Kom- 
mentar  zu  Terenz'  Komodien  darbietet,  hat  Fr.  Schlee  in  den  Scholia 
Terentiana  (Lipsiae  1893)  herausgegeben.  Nach  ihm  zerfallen  diese  Er- 
liiuterungen  in  drei  Gruppen:  1)  Randbemerkungen  in  BGE  bes.  aus 
Servius  und  Priscian,  2)  Einleitungen  zu  den  einzelnen  Scenen  mit  sich 
anschliefsenden  meist  sehr  kurzen  Glossen,  erhalten  am  besten  in  M, 
dann  in  BGEF  von  erster,  in  PC  von  spaterer  Hand,  3)  Teile  eines 
zusammenhangenden  jvingeren  Kommentars  mit  Vorbemerkungen  zu  den 
verschiedenen  Scenen  und  mit  Erklarungen  des  Zusammenhanges  auf 
den  jungen  Blattern  von  B  und  E.  Der  altere  Kommentar,  wie  er 
namentlich  in  M  vorliegt,  scheint  um  800  n.  Chr.  zusammengestellt  zu 
sein  (vgl.  E.  Wolfflin,  Arch.  VHI,  413  ff.  und  dazu  Dziatzko,  N.  Jahrb. 
1894,  S.  477);  der  jungere,  von  dem  Schlee  (S.  163—174)  nur  eine  Probe 
gegeben  hat,  ist  nach  dem  XI.  Jahrh.  entstanden  (vollstandig  ist  er  z.  B. 
im  Cod.  Barber.  T.  VHI,  47  erhalten). 

Ausgaben.  Nach  der  editio  princeps  (Argentorati  1470)  ist  die  Aus- 
gabe  des  griindlichen  Gabriel  Faernus  (Florent.  1565)  hervorzuheben, 
weil  in  ihr  die  Wichtigkeit  des  A  fiir  die  Kritik  zuerst  erkannt  und 
gewiirdigt  ist.  Unter  den  folgenden  Herausgebern  des  Terenz  hat  fam 
wirksamsten  Richard  Bentley  (Cantabrigiae  1726  und  Amstelaedami 
1727 2)  durch  methodische,  wenn  auch  noch  immer  eklektische  Fest- 
stellung  und  Abwiigung  der  handschriftlichen  Lesarten,  durch  sorgfaltige 
Beobachtung  und  Verwertung  des  SpKachgebrauchs ,  vor  allem  durch 
glanzenden  Scharfsinn  und  hervorragendes  Divinationstalent  die  Text- 
kritik  gefordert.  Was  seitdem  insbesondere  durch  Gottfried  Hermann 
und  Friedrich  Ritschl  fiir  die  lateinischen  Komiker  und  speziell  fiir 
Terenz  geleistet  worden,  hat  Alfred  Fleckeisen,  zugleich  durch  eigene 
feine  Beobachtungsgabe  und  umfassende  Kenntnis  der  alten  Latinitat 
unterstiitzt,  in  seiner  Textausgabe  (Lipsiae  1857  ff.)  mit  umsichtiger  und 
konsequenter  Kritik  verwertet.  Wenn  gleichwohl  der  vorstehende  Text 
an  nicht  wenigen  Stellen  von  der  Fleckeisenschen  Ausgabe  abweicht, 
so  beruht  dies  in  den  meisten  Fallen  auf  der  vollstandigeren  Kenntnis 
aller    wichtisen    handschriftlichen    Lesarten,    welcbe    erst    die    Terenz- 


1)  Aus  dem  Schreibemamen  Hrodgar  (mit  dem  ungespaltenen  deut- 
schen  o-Laut)  in  C  am  Schlusse  des  Phor.  (Hrodgarius  scripsit)  wollte 
1.'.  Klotz  (Grundziige  altrom.  Metr.,  S.  563)  schliefsen,  dafs  der  illustrierte 
Archetyp  dieser  Handschriften  etwa  ins  VIII.  Jahrh.  zu  setzen  sei.  Dafs 
aber  die  Bilder  wohl  einer  anderen  Vorlage  entnommen  sind,  haben  wir 
oben  beruhrt. 

2)  Neuere  Ausgabe  von  Ed.  Vollbehr  (Kiliae  1846)  mit  der  wert- 
vollen  Abhandlung  l'r.  A\'.  lfeiz":  Ihirmanuum  dc  Bentleii  doctrina  metro- 
rum  Terentianorum  iudicare  nim  potuisse,  dem  Aufsatze  Gottfr.  Hennanns : 
Be  P.  Bentieio  eiusque  editionc  Terentii  dissertatio  und  R.  Bentleys:  Be 
metris  Terentianis  ciibiaanu  samt  Indices. 


KRITISCHER  ANHANG.  191 

ausgabe  von  Franz  Umpfenbach  (Berolini  1870)  ermoglicht  hat1). 
So  verdienstlich  und  fruchtbringend  sie  durch  die  Mitteilung  des  hand- 
schriftlichen  Apparates,  besonders  der  Lesarten  des  Bembinus  sich  er- 
wies,  so  ist  sie  doch  in  Bezug  auf  die  Gestaltung  des  Textes  vollig 
unbefriedigend  und  bedarf  auch  hinsichtlich  des  Apparates  selbst 
wesentlicher  Ergiinzungen  und  Berichtigungen' 2). 

Eine  selbstandige,  besonnene  Textesrecension  bietet  Karl  Dziatzko 
in  seiner  bei  Tauchnitz  (Leipzig  1884)  erschienenen  Ausgabe,  welcher 
eine  Einleitung  De  uita  ac  scriptis  P.  Terenti  Afri  vorausgeschickt  ist. 
Derselbe  ist  Verfasser  der  vorliegenden  erkliirenden  Ausgabe  des  Phormio 
(1.  Auflage  Leipzig  1874,  2.  veranderte  Auflage  1885)  und  der  Adelphoe 
(Leipzig  1881).  Seine  zweite  Phormioauflage  diente  der  von  Dr.  Herbert 
Charles  Elmer  (Boston,  New  "York,  Chicago  1895)  veroffentlichten  Er- 
kltirung  dieses  Stiickes  grofsenteils  zur  Grundlage  ^).  Einen  englischen 
Kommentar  zum  Phormio  enthiilt  ferner  die  brauchbare  Ausgabe  aller 
Terenzischen  Lustspiele  von  Dr.  Wilhelm  Wagner  (Cambridge  1869) 
und  die  besondere  dieses  Stiickes  von  A.  Sloman  (2.  Auflage,  Oxford 
1894).  Von  den  deutschen  Kommentaren  zu  den  anderen  Komodien  des 
Terenz  sind,  um  von  blofsen  Text-  und  Schuldrucken  abzusehen,  hier 
noch  namentlich  anzufiihren:  A.  Spengels  Ausgaben  der  Andria 
(2.  Aufl.,  Berlin  1888)  und  der  Adelphoe  (das.  1879),  sodann  die  der 
Andria  von  Dr.  Carl  Meifsner  (Bernburg  1876)  und  des  Hauton  tinto- 
rumenos  von  Dr.  Wilhelm  Wagner  (Berlin  1872).  Von  franzosischen 
Kornmentaren  kommen  endlich  die  der  Hecyra  von  P.  Thomas  (Paris 
1887),  der  Adelphoe  von  Fr.  Plessis  (Paris  1884)  und  von  Ph.  Fabia 
Paris  1892)  und  desselben  Ausgabe  des  Eunuchus  (das.  1895)  in  Betracht. 

Kritisclie  Beinerkmigeii.  Periocha:  fG.,  nicht  C,  als  Abktirzung 
von  Gaius  hat  Cod.  A  vor  allen  fiinf  metrischen  Inhaltsangaben,  die 
er  erhalten  hat.  Beispiele  fiir  diesen  Gebrauch  der  Kaiserzeit  finden 
sich  im  C.  I.  L.  H  ff.  (s.  Indices);  vgl.  auch  A.  Schneider,  Beitr.  z.  Kenntn. 
d.  rom.  Pers.  (1874)  S.  20,  77.'  Dz.  —  Vom  II.  nachchristl.  Jahrh.  ab  wird 
der  Gebrauch  von  G.  auf  den  Inschriften  bes.  der  Provinzen  haufiger 
(vgl.  E.  Hiibner,  Rom.  Epigraph.  J  21). 

Per.  V.  7  lafst  Umpf.  der  Uberlieferung  zuliebe  folgenden  Hiatus 
zu:  Furms  proeurat.  ibi  eam  uisam  |  Antipho  Cum  q.  s.  Fleck.  hat  cum 
aus  V.  8  in  V.  7  vor  nisam,  Opitz  (s.  oben  S.  27,  Anm.  4)  S.  213  f.  vor 
Antipho  umgestellt.  Letzteres  lafst  die  Stellung  von  cum  vor  dem  ge- 
meinsamen  Subjekt  unmotiviert.'  Dz.  —  Die  Anm.  zur  St.  rechtfertigt  die 
Belassung  der  handschr.  Lesart.  Gegen  Opitz'  Versuche,  den  Hiatus 
aus  den  akrostichischen  Periochen  des  Plautus  durch  Konjekturen  zu 
entfemen,  spricht  schon  die  verhaltnismafsig  sehr  grofse  Zahl  von  Hiaten 
in  diesen  Versen;  vgl.  meine  Bemerkungen  in  der  Philol.  Rundschau  V, 
Sp.  1264.  Auch  G.  Gotz  und  Fr.  Scholl  haben  in  der  kleineren  Plautus- 
ausgabe  die  Hiaten  in  den  Argum.__  unangetastet  gelassen;  zuletzt  hat 
Elmer  in   seiner  Phormioausg.   die  Uberlieferung  unserer  St.   verteidigt. 

Prolog:  V.  1.  rLuscius  wird  heutzutage  mit  ganz  verschiedenem 
Beinamen  teils  Lauinius,  teils  Lanuuinus  benannt.  Letzteren  Namen 
halte  ich  fiir  besser  beglaubigt.  Der  gute  Cod.  A  des  Don.  hat,  weil 
unvollstandig,  nur  einmal  den  Namen  (And.  Prol.  V.  1)  und  bietet 
'lanumo'.     Das  iibergeschriebene  i  kann,   da  u  nicht  unterpungiert  ist, 


1)  Dz(iatzkos  Phormioausgabe)2  S.  126. 

2)  Dz.  im  Rh.  Mus.  XLVH,  634. 

3)  Dzs.  Text  wurde  u.  a.  auch  von  J.  B.  Greenough  und  M.  H. 
Morgan  in  ihre  latein.  Phormioausgabe  mit  engl.  Prosaiibersetzung 
(Cambridge  1894)  tibernommen,  welche  wegen  der  beigegebenen  Bepro- 
duktion  der  Zeichnungen  des  Codex  C  zu  erwahnen  ist. 


192  KRITISCHER  ANHANG. 

zunlichst  nur  als  berichtigendes  Einschiebsel  betrachtet  werden.  So 
kommen  wir  zum  Nanien  Laniuinus  (statt  Ixinuinus?),  einer  Nebenform 
von  Lanuuinns.  Ebenso  hat  in  der  Vita  Ter.  Ambrosiana  (Ritschl  in 
Suet.  ed.  Reiff.,  S.  535)  der  gute  Pariser  Cod.  (saec.  XI.)  Lanuuinus,  die 
schlechten  Hdschr.  wie  bei  Donat  Lauinius.  In  den  Scholien  des  Cod. 
Bembinus  kommt  viermal  Lanuuinus ,  niemals  die  andere  Namensform 
vor  (s.  Umpf.  im  Herm.  II,  342,  353,  354,  377).'  Dz.  fiigt  den  Hinweis 
auf  die  Schreibung  Pacuius  im  Cod.  E  von  Varros  De  lingua  Latina 
(fiir  Pacuuius,  s.  Spengel  S.  4)  hinzu  und  verweist  auf  Alb.  C.  E.  Bor- 
mann  (Antiqu.  Lanuuinarum  part.  L,  Progr.  d.  Rofslebner  Klosterschule 
1845),  der  auch  von  der  haufigen  Verwechslung  der  beiden  Stadte 
Lanuuium  und  Lauinium  handelt.  Ubrigens  fiihrt  die  Uberlieferung 
im  Donatcodex  A  (als  Lesart  der  ersten  Hand)  auf  Lanuinus,  wie  bis 
zum  Ende  der  Republik  statt  Lanuuinus  geschrieben  wurde  (vgl.  iuentus 
statt  iuuentus  und  wie  juentus  gesprochen;  s.  F.  Solmsen,  Studien  z.  lat. 
Lautgesch.,  S.  158  ff);  fiir  die  Korr.  Laniuinus  bietet  schon  C.  I.  L.  LX, 
4206 — 8  Belege  (aber  IX,  4399  Lanuuinorum). 

Text:  V.  11.  Audacter  von  A3  aus  audaciter  der  A1  verbessert 
und  von  Priscian  bestatigt;  vgl.  Haut.  58.  Die  volle,  hier  metrisch  un- 
zulassige  Form  erscheint  beim  auct.  ad  Her.  IV,  28,  bei  Cic.  Sext.  Rosc 
104,  Sall.  Hist.  II,  113  (M.)  u.  a.;  Quintilian  I  6,  17  erklart  sie  fiir  sehr 
geziert.  —  Am  Ende  dieses  V.  findet  sich  in  A  die  Sigle  h.  s.  (=  hiv 
supplendum)  von  A3,  und  unten  am  Rande  stand  (bisher  iibersehen)  ein 
ausradierter  Vers,  von  welchem  Dr.  Kauer  Et  ma  gelesen  hat.  Hier  war 
also  das  in  g  (auch  in  DM)  iiberlieferte  Et  magis  placerent  quas  fecisset 
fabulas  eingefiigt  gewesen.  Dies  verbiirgt  das  Alter  dieses  Verses,  nicht 
aber  dessen  Echtheit;  denn  er  pafst  nicht  in  den  Zusammenhang, 
besitzt  mit  And.  .Prol.  V.  3:  Populo  ut  placerent  quas  fecisset  fabulqs 
eine  verdachtige  Ahnlichkeit  und  wird  von  Donat  nicht  beriieksichtigt. 

V.  15  fist  besonders  wegen  des  fiir  den  Dichter  unpassenden  Aus- 
druckes  diceret  (prologum)  anstofsig  und  deshalb  mit  Recht  von  Guyet 
(In  Ter.  comm.,  1657),  Ihne  (Quaest.  Ter.,  Thes.  XV)  u.  a.  beanstandet 
worden.'  Dz.  —  Diesen  Anstofs  sucht  die  Bemerkung  zur  St.  hinweg- 
zuraumen. 

V.  16  f.  fAufser  dem,  was  schon  Ritschl  gegen  die  Annahme  ge- 
regelter  Wettkampfe  unter  verschiedenen  Dichtern  vorgebracht  hat, 
spricht  dagegen  auch  der  Umstand,  dafs  wiederholt  an  den  niimlichen 
Spielen  verschiedene  Stiicke  desselben  Dichters  zur  Auffiihrung  kamen. 
So  die  Ad.  und  Hec.  des  Terenz  (s.  S.  17),  und  vermutlich  bezieht  sich 
der  Schlufs  des  Plautinischen  Pseud.  ein  crastinum  uos  nocabd'  auf  die 
Auffiihrung  eines  zweiten  Plautinischen  Lustspiels  (s.  Ritschl,  Parerga 
S.  296).  Auch  dafs  Tragodien  und  Komodien  an  denselben  Spielen  ge- 
geben  wurden  (z.  B.  von  Livius  Andronicus  im  J.  240  v.  Chr.  [s.  S.  7], 
ferner  die  Togata  Simulans  des  Afranius  und  der  Eurysaces  des  Accius 
im  J.  57  v.  Chr.),  spricht  nicht  fiir  jene  Annahme.  Die  am  Ende  eines 
jeden  Dramas,  mitunter  ausfiihrlich  und  angelegentlich  ausgesprochene 
Bitte  um  Beifallklatschen  des  Publikums x)  liegt  wohl  nur  im  Interesse 
des  Schauspieldirektors  (vgl.  Ter.  Hec.  56  f.).  Die  Dichter  scheinen, 
wenn  ihr  Stiick  grefiel,  nicht  einmal  eine  Geldbelohnunjj  als  Zeichen  der 


1)  fNach  Plat.  Leg.  II  5,  p.  659  B  (■hk&cctcsq  6  HihsXixo^  ra  xoa 
IzuXixbg  vo\iog  vvv  rco  Trhj&et  r&v  ^sarStv  imxQinoiv  v.ctl  rbv  vi-movtcc 
Siay.Qivcov  [duxy.Qivtiv'?]  %siQOtoviciig  Scicp&c<QY.s  [Csv  rovg  noir\x6cg  ccvxovg) 
war  es  Brauch  der  sicilischen  und  unteritalischen  Griechen,  iiber  den 
Sieg  im  Wettkampf  der  Dichter  durch  die  Majoritat  der  Zuschauer  ent- 
scheiden  zu  lassen.'  Dz. 


KRITISCHER  ANHANG.  193 

Anerkennung  erhalten  zu  haben,  wie  ich  aus  Hor.  Epist.  II  1,  175  f. 
schliefse : 

Gestit  (Plautus)  enim  nummum   in  loculos  demittere,  post  hoc 
Securus,  cadat  an  recto  stet  fabula  talo. 

Eine  Ausnahme  hiervon  rnachte  der  Eun.  des  Terenz,  welcher  zweimal 
nacheinander  aufgefiihrt  wurde  und  'meruit  pretium,  quantum  nulla  antea 
cuiusquam  comoedia,  octo  milia  nummum'  (Vit.  Ter.  S.  29  R.);  vgl.  Auct. 
Don.  bei  Ritschl  a.  0.  S.  35  'magno  successu  et  pretio  stetit  Eunuchus 
fabula'.  In  diesem  Falle  scheinen  die  Festgeber  eben  ausnahmsweise, 
iiber  den  grofsen  Erfolg  des  Stiickes  erfreut,  dem  Dichter  sein  Honorar 
so  ansehnlich  erhoht  zu  haben,  gleichviel  ob  der  Dichter  nach  der  ersten 
Auffiihrung  sein  Eigentumsrecht  auf  das  Stiick  behielt  oder  nicht  (s. 
Rh.  Mus.  XXI,  473).  Auf  eine  andere  Zeit  beziehen  sich  Stellen  wie 
Hor.  ad  Pis.  249  f.  Nec  .  .  Aequis  accipiunt  animis  donantue  corona 
(niimlich  den  Dichter  der  vorher  naher  bezeichneten  Dramen);  ja  dafs 
schon  zu  Caesars  Zeit  ein  Wettstreit  der  Dichter  stattfand,  beweist 
Macrob.  Sat.  II  7,  7 — 9.  —  Mit  Mommsen,  Rom.  Gesch.  II,  442  meint 
G.  Lafaye,  De  poet.  et  orat.  certam.  apud  uet.  (Paris  1883),  S.  34  ff, 
die  griechische  Sitte  sei  im  Jahre  145  durch  Mummius  eingefuhrt 
worden.'  Dz.  —  Vgl.  auch  S.  33,  Anm.  5  ff. 

V.  18 — 34  faus  Cod.  A  ist  in  Ex.  cod.  Lat.  ed.  Zangemeister  u.  Watten- 
bach  (tab.  Vin)  wiedergegeben.'  Dz. 

V.  21.  'A  schiebt  vor  sibi,  g  vor  rellatum  noch  id  ein;  Bentl.  und 
Umpf.  gehen  mit  g,  Fleck.  mit  A  unter  Weglassung  von  esse;  mir 
scheint  gerade  die  verschiedene  Stellung  von  id  dieses  zu  verdach- 
tigen.'  Dz. 

V.  33.  L.  Havet  (Bevue  de  Phil.  X,  15  f.)  hiilt  statt  restituit  den 
Konjunktiv  fiir  notig;  dieser  bestechende  Vorschlag  und  die  iibrigen 
Bedenken  Havets  gegen  die  einstimmige  Uberlieferung  erledigen  sich 
wohl  durch  die  Anm.  Damit  ist  auch  wohl  seiner  Zustimmung  zu 
Schindlers  Ansicht,  die  Verse  30 — 34  gehorten  dem  ersten  Prolog  der 
Hec.  und  dem  Ambivius  Turpio  an,  sowie  seinen  weitgehenden  Schliissen 
iiber  den  Zusammenflufs  unseres  Terenztextes  aus  einem  Autor-  und 
einem  Biihnenexemplar  die  eigentliche  Grundlage  entzogen.  Wahrschein- 
licher  ist  mir  Leos  Ansicht,  nach  welcher  schon  Terenz'  vornehme 
Freunde  fiir  die  Veroffentlichung  einer  Gesamtausgabe  sorgten.  Dafs 
zu  den  spater  hinzugefiigten  Didaskalien  fernerhin  Zusatze  gemacht 
wurden  und  die  Jahrhunderte  lange  Erkliirung  besonders  in  der  Schule 
auf  den  Text  Einflufs  nahm,  ist  auch  ohne  Havets  Vermutung  leicht  zu 
begreifen.  Erwahnen  mochte  ich  hier  auch  H.  T.  Karstens  Ansicht 
(Mnem.  XXII,  203  f),  unser  Prolog  sei  aus  zwei  Fassungen  zusammen- 
geschweifst,  die  fiir  verschiedene  Aufftihrungen  (die  I.  an  den  ludi  Eom. 
161  mit  Prol.  V.  1 — 25  und  30;  die  II.  an  den  ludi  Bom.  oder  pleb.  160 
mit  dem  ganzen  Prol.,  aber  mit  Anderung  von  quam  V.  25  in  hanc)  be- 
stimmt  gewesen  seien.  Die  vorne  gegebene  Erklarung  des  V.  26  riiumt 
m.  E.  den  Hauptgrund  fiir  den  Ansatz  einer  (zu  Lebzeiten  des  Dichters 
nicht  bezeugten)  II.  Auffiihrung  des  Sttickes  hinweg.  Gegen  Karstens 
Annahme  spricht  ferner,  dafs  entweder  zwei  Lustspiele  desselben  Verf 
(Hec.  III.  und  Ad.  II.)  an  dSn  ludi  Bom.  160  (nach  der  Auffiihrung  der 
Ad.  I.  und  Hec.  II.  unmittelbar  vorher  an  den  ludi  funer.  des  Aemil. 
Paullus)  oder  aber  (was  nach  K.  selbst  [S.  181]  nicht  wahrscheinlich  ist) 
ein  Stiick  des  Patricierfreundes  Ter.  an  den  ludi  pleb.  gegeben  sein  soll. 
Weiterhin  is^  V.  30  ff.  nach  der  ersten  Auffiihrung  der  Hec.  ganz  passend 
(vgl.  den  II.  Prol.  dieser  Kom.  V.  29  ff.),  anstofsig  aber  nach  der  dritten 
gelungenen,  nach  welcher  sie  K.  ansetzt.  In  der  von  ihm  vorgeschlagenen 
Fassung  des  angeblichen  I.  Prologes  des  Phor.  scheint  mir  sodann  V.  24  f 
Terentius,  Phormio,  3.  Auflage.  l;} 


194  KRITISCHER  ANHANG. 

adporto  nouam  Epiclicazomenon  quam  uocant  comoediam  ohne  ein  be- 
sonderes  Subjekt  zu  uocant  weit  aufialliger  als  die  TJberlieferung.  End- 
lich  sind  die  Futura  im  V.  27  f.  doch  fiir  die  Erstauffiihrung  am  meisten 
angemessen. 

V.  45.    existumans  in  DF  (nach  Dr.  Kauer). 

V.  49.  f  Aus  der  von  Donat  beigebrachten  Varrostelle  'Legitur  apucl 
Varronem  initiari  pueros  Eduliae  et  Poticae  et  Cubae,  diuis  edendi  et 
potandi  et  cubandi,  ubi  primum  a  lacte  et  a  cunis  transierunf  und  der 
entsprechenden  Stelle  bei  Nonius  S.  108  geht  nur  hervor,  dafs  die  romi- 
schen  Schriftsteller  das  Wort  initiare  auch  von  heimischen  Verhaltnissen 
gebrauchten,  wenn  der  Zusammenhang  die  Beziehung  ergab.  Absolut 
gesetzt  und  auf  einen  einmaligen  Akt  bezogen  ist  es  in  der  Palliat- 
komodie  ohne  Zweifel  aus  griechischer  Sitte  zu  erklaren.  Unpassend 
sind  die  in  der  Anm.  zu  V.  49  angefiihrten  Worte  Donats  nach  der 
Vulgata:  legitur  in  insula  Samothracum  .  . .  initiari  more  Ath.;  ich  bin 
dem  Cod.  Oxon.  gefolgt,  welcher  (mit  anderen  Handschriften)  statt  in 
insula:  mitis  (d.  h.  initiis)  und  nachher  imbui  hat.  Den  Ausdruck  Sa- 
mothracum  initia  hat  auch  Varro  de  1.  L.  V,  58.'  Dz.  —  Fl.  Nencini,  I)e 
Ter.  eiusque  font.,  S.  109  f.  setzt  in  der  Donatstelle  nach  initiari  Inter- 
punktion  und  erklart  in  insula  Samothracum  initiari  ftir  gleichbedeutend 
mit  iv  Hatio&Qa-xri  usuvsio&cu  {Samoihracum  mysteriis  initiari,  vgl. 
Aristoph.  Pax  277' u.  a.);  die  Lesung  des  Oxon.  halt  er  —  mir  wenig 
wahrscheinlich  —  fur  eine  vielleicht  erklarende  Glosse. 

V.  71.  hic:  A1,  hinc:  A3<s;  auch  Don.  kennt  beide  Lesarten.  fIch 
habe  (mit  Umpf.)  erstere  gewahlt,  einmal  weil  hinc  leichter  aus  anderen 
Stellen  (z.  B.  V.  288)  hier  sich  eingedrangt  haben  kann;  sodann  weil 
an  den  vielen  Stellen  bei  Ter.,  wo  abeo  u.  s.  w.  mit  der  Angabe  des 
Ausgangsortes  vorkommt,  diese  meist  unmittelbar  beim  Verbum  steht, 
jedenfalls  nie  von  ihm  durch  ein  von  demselben  gar  nicht  abhangiges 
Wort  (allenfalls  durch  eine  Konjunktion)  getrennt  wird.'  Dz.  —  Nicht 
ohne  Zweifel  habe  ich  den  bisherigen  Text  beibehalten;  die  Worte 
abeuntes  ambo  hinc  .  .  senes  bilden  doch  ein  Ganzes,  und  von  einer 
Trennung  kann  eher  Hec.  610  Abi  rus  ergo  hinc  die  Rede  sein  als  hier. 
Vgl.  auch  die  Verbindungen  auf  die  Frage  wohin?:  Eun.  662  Quo  ille 
abire  ignauos  possit  (Dz.  schreibt  Quo  ille  (liinc}  abire  ign.  p.;  Fleck. 
Quo  illic  ab.);   Hec.  314  Abi,  Parmeno,  intro. 

V.  73.  usus  uenit:  D1  (Dr.  Kauer)  y  (in  C  aber  mit  Punkt  unter  dem 
zweiten  s) ;  usu  uenit:  F (per  usum  u.:  EG  und  schol. F),  usu  euenit  (erstes  e 
auf  Rasur):  D2,  usus  euenit:  A.  Diese  letzte  Lesart  ware  nur  bei  der 
Aussprache  usu'  euenit  moglich,  doch  halt  sie  Leo,  Plaut.  Forsch.,  S.  285 
fur  nicht  beweisend.  Dazu  kommt,  dafs  usus  u.  bei  Ter.  die  iibliche 
Wendung  ist  (z.  B.  V.  505;  vgl.  auch  P.  Langen,  Beitr.  S.  163). 

V.  77  f.  fGegen  die  von  Bentl.  und  Fleck.  angenommene  Personen- 
verteilung,  wonach  Geta  von  Dauos  gar  nicht  unterbrochen  wird,  spricht 
sowohl  die  Wahl  des  Pronomens  iste  und  der  Plurai,  als  vor  allem  die 
geschraubte  Wendung  nam  quae  inscitiast  q.  s.;  denn  das  handschr. 
namque  kann  man  bei  solcher  Personenverteilung  unmoglich  mit  Bentl. 
belassen.  Ich  bin  mit  Umpf.  den  Hdschr.  (aufser  A)  gefolgt.  Al  liifst 
vor  Venere  und  Namque  eine  neue  Person  eintreten  (Geta  —  Dauos); 
erst  von  As  ist  das  erste  Zeichen  vertauseht  und  das  zweite  getilgt 
worden.  Personenwechsel  vor  Namque  kannte  auch  Don.  Umnoglich 
und  selbst  unwahrscheinlich  ist  es  nicht,  dafs  die  betreffenden  Worte 
unter  Dauos  und  Geta  zu  verteilen  sind,  und  letzterer  mit  Namque  u.  s.  w. 
selbst  die  Begriindung  von  scapulas  perdidi  iibernimmt.  Nam  quae  steht 
im  Cod.  Vindob.  des  Anon.  de  gen.  nom.  ed.  Haupt,  S.  100  (Gr.  L.  V, 
591  K.).'  Dz.  —  A3  verbesserte  also  nach  Dzs  Ansicht  richtig.  Fr.  Schlee 
(Zeitschr.  f.  d.  Gymnas.-W.  XL,  286)  nimmt  den  Ausfall  eines  Verses  an, 


.KRITISCHER  ANHANG.  195 

etwa  <^Da,  Ei  ero  parcndum  est  usque,  stimulum  qui  gerity  und  beliifst 
weiterhin  die  Verteilung  nach  A1.  Aber  Venere  in  mentem  mi  istaec 
scheint  nach  dem  doch  kaum  als  sprichwortlich  zu  fassenden  ein- 
geschobenen  Verse  nicht  passender  als  ohne  denselben.  Auch  diirfte  bei 
der  Raschheit  des  Dialogs  eine  solche  Ausfuhrung  eines  wohlbekannten 
Sprichwortes  weniger  am  Platze  sein.  Skutsch  bezweifelt  Venere  in 
mentem  mi  istaec  in  der  Bedeutung  fDas  hab'  ich  mir  gedacht'  und  findet 
mit  Bentl.  den  Sing.  Seni  (V.  76  gegeniiber  eis  V.  78)  auffallig.  Er  sieht 
deshalb  V.  76  als  Sprichwort  oder  vielmehr  Citat  aus  einer  Palliata  an 
und  giebt  quid  uerbis  opust?  bis  perdidi  dem  Dauos,  dann  alles  Folgende 
bis  uellent  dem  Geta  (oder  nur  bis  istaec,  worauf  Dauos  mit  A1  und 
Don.  das  Citat  bis  calces  fortsetzt).  In  der  Palliata  kann  es  nach  ihm 
geheifsen  haben:  'Seni  fidelis  dum  sum,  scapulas  perdidi:  Nam  aduorsuvi 
stimulum  si  calces,  inscitiast.''  Trotz  dieses  sehr  erwagenswerten  Vor- 
schlages  bleibe  ich  bei  Dzs  Erklarung,  weil  zunachst  die  Moglichkeit, 
istaec  auf  die  scapulae  zu  beziehen,  offen  bleibt.  Aber  auch  Venere  in 
mentem  mi  istaec  in  der  Bedeutung  fDaran  dacht'  ich'  scheint  mir  nicht 
ausgeschlossen,  vgl.  Haut.  888  fg. :  Idem  istuc  mihi  Venit  in  mentem, 
Phor.  652  mihi  uenibat  in  mentem  eius  incommodum  u.  a.  Daraus  ferner, 
dafs  der  Sklave  zunachst  seinem  eigenen  Herrn  Treue  halten  mufs,  ihm 
in  erster  Linie  verantwortlich  bleibt  und  dessen  Strenge  vor  allem  zu 
fiirchten  hat,  erklart  sich  mir  Seni  (fMeinem  Alten'). 

V.  82.  fNach  Charis.  S.  213  K.  las  Arruntius  Celsus  an  u.  St.  ardere 
statt  amare;  das  gleiche  Wort  steht  im  Argum.  z.  Phor.  (S.  362,  Z.  28  Kl.). 
Wagner  (Anm.  z.  d.  St.)  sowie  Hauler,  Terent.  S.  7  ff.  empfahlen  ardere 
in  den  Text  aufzunehmen.'  Dz.  —  Ich  habe  daselbst  u.  a.  auf  Eun.  72 
amore  ardeo,  Lucr.  V,  897,  das  griech.  atQ-ea&at  (tto  %qg>ti),  cpXiysc&at,  den 
iibertr.  Gebrauch  von  ignis  (=  tpX6£)  Eun.  85,  ferner  das  transit.  ardere 
bei  Verg.  Buc.  II,  1,  Hor.  u.  Gell.  VI  8,  3  und  die  Wendung  der  Komiker 
perire  oder  deperire  aliquam  (=  perdite  al.  amare)  hingewiesen. 

V.  88.  fLeo,  Rh.  Mus.  XXXVIIt,  22  scheint  der  Lesart  in  <s  (ei  loco)  vor 
der  von  A1  (ilico)  den  Vorzug  zu  geben.  Dem  mochte  ich  entgegen- 
halten,  dafs  exaduorsum  sonst  bei  Ter.  (V.  97  und  Ad.  584),  auch  bei 
Plaut.  Bacch.  835  absolut  (ohne  Dativ)  gebraucht  wird.'  Dz.  —  Beach- 
tenswert  ist,  dafs  auch  A3  die  Lesart  ei  loco  bietet;  vielleicht  ist  nach 
A  zu  Ad.  584  ei  aduorsum  statt  der  Vulg.  et  exaduorsum  vielmehr  ei 
exaduorsum  zu  schreiben. 

V.  97.  beniublus  -4xEugr. ;  beniuolens  (beneu.)  A3 g.  Dies  ist  die  iiltere 
bei  Plaut.  ubliche  Form,  in  ahnl.  Verbindung  mit  amicus  Plaut.  Trin. 
1177  Beneuolens  tuos  atque  a?nicus,  Most.  195  amicum  et  beneuolentem. 
Es  ware  wohl  moglich,  dafs  hier  Ter.  dem  Sklaven  diese  Form  in  den 
Mund  legte.  Ich  anderte  aber  nicht,  weil  Ter.  Hec.  761  Facilem  beni- 
uolumque .  .  .  tibi  me  reddidit  und  stets  maleuolus  (maleuolens  Plaut.,  Enn. 
Trag.  12 R.)  gebraucht;  auch  bei  Plaut.  Capt.  350  findet  sich  me  esse  scit 
sese  erga  beniuolum. 

V.  113.  rWahrend  ich  in  der  1.  Auflage  die  iamb.  Messung  der 
Genetive  hier  und  an  anderen  Stellen  durch  Konjektur  zu  beseitigen 
suchte,  hat  W.  Wagner  (Jahresber.  f.  Phil.  IH,  809)  mit  Recht  die  Uber- 
lieferung  in  Schutz  genommen.'  Dz.4 

V.  115.  (eam  ist  ebenso  als  Objekt  weggelassen  V.  136,  296,  320, 
662,  727,  830  (ed),  975;  eum  V.  [155,]  982;  id  V.  121,  238,  532,  681,  704, 
745  f.,  799,  945,  1001,  1002;  eas  V.  559,  662;  me  V.  382,  863;  te  V.  334; 
se  (oder  ea)  V.  1035.'  Dz.  —  In  V.  382  ist  eum  (nicht  me)^  zu  nosses 
und  nossem?  zu  erganzen. 

V.  125.  proxumi:  MF2  (proxume:  F1);  proximi  die  iibr.  Codd. 

V.  145  f.  fO.  Schubert,  Symb.  ad  Ter.  em.,  S.  14  f.  will  diese  Verse 
aus   dem  Text  entfernen,   weil  V.  84  der  Geldmangel  des  Phacdria  be- 

13  * 


196  KRITISCHER  ANHANG. 

reits  ausdriicklich  hervorgehoben  sei.  Mir  scheint  Sch.  damit  zu  weit 
zu  gehen,  obschon  der  Anstofs,  den  er  nimmt,  anzuerkennen  ist.  Ter. 
wollte  mit  dieser  kurzen  Erwiihnung  des  Phaedria ,  die  freilich  eine 
Wiederholung  enthalt,  sich  in  ungezwungener  Weise  den  Ubergang  zur 
Frage  nach  dessen  Vater  schaffen;  auch  wurde  ohne  V.  145  f.  die  Frage 
in  V.  144  unmotiviert  sein.'  Dz. 

V.  146.  Wenn  Fleck.  (N.  Jahrb.  1894,  S.  852)  das'Citat  bei  Nonius 
344,  1  f.  nihil  habet  nisi  spem  meram  fur  fohne  Zweifel  richtig'  erklart, 
so  ist,  selbst  wenn  man  die  durch  E.  Bartels  (Diss.  Argent.  IX,  43) 
anschaulich  gemachte  Verderbnis  des  Textes  bei  Nonius  durch  Glossen 
und  dessen  bekannte  Sorglosigkeit  beim  Citieren  nicht  besonders  betonen 
will,  doch  zu  erwiigen,  dafs  schon  zur  besseren  Verstandlichkeit  der 
aus  dem  Zusammenhange  gerissenen  Worte  habet  vom  Grammatiker 
selbst  leicht  zugesetzt  werden  konnte.  Die  'lectio  difficilior''  ist  die 
handschriftlich  iiberlieferte. 

V.  152.  rDafs  die  beiden  Jiinglinge,  aus  dem  Hause  des  Chremes 
(links  fiir  die  Zuschauer)  tretend,  vielleicht  aber  auch  vom  Forum  her- 
kommend,  vor  jenem  Hause  stehen  bleiben,  schliefse  ich  daraus,  dafs 
Geta  in  der  folgenden  Scene  vom  Hafen  (also  linksher)  kommend  nach 
dem  Hause  des  Demipho  (in  der  Mitte)  eilt  (V.  194)  und  von  den  Jiing- 
lingen  zuriickgerufen  wird  (V.  194:  Beuocemus  hominem).  tJbrigens  ist 
von  obigen  zwei  Moglichkeiten  die  erstere  wahrscheinlicher,  da  die  zweite 
wohl  irgendwie  motiviert  worden  ware.  V.  216  folgen  Geta  und  Phae- 
dria  dem  Antipho  eine  Strecke  nach  rechts  hin,  so  dafs  Phaedria  V.  253 
dem  von  links  gekommenen  Demipho  entgegentreten  kann.'  Dz. 

V.  155.  eum  fehlt  in  A  (nach  Dr.  Kauer  wohl  von  A2  oberh.  geschr., 
dann  ausradiert),  und  Dz.  hat  es  mit  Umpf.  weggelassen  (vgl.  Anh.  zu 
V.  115).  'Allerdings  kommen  kleinere  Auslassungen  infolge  von  Fliichtig- 
keit  im  Bemb.  sehr  oft  vor,  indes  mufs  doch  in  jedem  einzelnen  Falle 
eine  Liicke  bestimmt  nachgewiesen  werden.'  Dz.  —  Man  kann  die  Aus- 
lassung  in  A1  auf  einen  bei  der  Ahnlichkeit  der  Schlufssilbe  von  ex(s)>pec- 
tarem  erkliirlicken  Schreibfehler  zuriickfiihren;  doch  ist  selbstverstiind- 
lich  der  absol.  Gebrauch  wie  And.  435  moglich. 

V.  156.  fDie  Hdschr.  geben  am  Ende  conscius  sis;  dies  haben  die 
Herausgeber  seit  Bentl.  beibehalten  und  mit  Weglassung  von  est  (nach 
istuc)  einen  troch.  Tetrameter  hergestellt.  Ich  bin  jetzt  Fr.  Schlee,  De 
uers.  in  cant.  Ter.  cons.,  S.  16  f.  gefolgt,  der  die  Auslassung  von  est 
mifsbilligt  ('quid  istuc?'  uerba  sunt  mirantis  [uelut  Eun.  650],  'quid  istuc 
est?'  autem  rogitantis)  und  fiir  conscius  sis:  consciu's  schreibt  (im  Indik. 
wie  Eun.  794),  obschon  ich  glaube,  dafs  auch  quid  istuc? ,  der  Ausdruck 
der  Verwunderung,  hier  nicht  gerade  unangemessen  ware.'  Dz.  —  Klotz, 
Metrik  S.  396  f.  halt  conscius  sis  und  schreibt  mit  Bentl.  Quicl  istuc? 

V.  159.  fS.  Heaut.  752;  Eun.  151,  539;  Phor.  159,  832  und  (fiir  quod) 
Heaut.  916,  932;  Phor.  327,  454,  705;  Hec,  817  zweimal;  Ad.  92,  555; 
Phor.  312  hat  A  infolge  eines  Schreibfehlers  ALIQVOS;  jedenfalls  kann 
man  Umpf.  nicht  beistimmen,  welcher  hier  ein  vereinzeltes  aliquot  ein- 
setzt.  In  der  And.  hat,  so  weit  Cod.  A  fehlt,  V.  534  und  771  wenig- 
steus  C"  aliquod  (Umpf.  aliquot),  V.  313  und  328  alle  Codd.  -t.  Dieser 
im  ganzen  gleichmiifsigen  Uberlieferung  gegeniiber  halte  ich  mich  trotz 
Corssen,  Ausspr.  P,  193  nicht  fiir  berechtigt,  aliquot  und  quot  in  den 
Text  zu  setzen  (vgl.  Schuchardt,  Voc.  d.  Vulgiirl.  I,  123).'  Dz.  —  Be- 
ziiglich  des  V.  312  stimme  ich  wegen  Eun.  149  Dz.  nicht  zu.  Im  iibrigen 
beurteile  ich  die  Schreibung  aliquod  und  quod  ebenso  wie  die  der 
iibrigen  Fiille,  in  denen  der  Dental  am  Ende  schwankt.  Die  Deutlich- 
keit  widerriit,  die  Interscheidung  der  Formen  aufzugeben.  Denn  es  ist 
zu  beachten,  dafs  wir  nach  A  iiberall  aput  und  nach  den  besten 
Hdschr.  auchan  30  Stellen  ad  statt  at  schreiben  miifsten,   dagegen   an 


KRITISCHER  ANHANG.  197 

8  Stellen  at  te  statt  acl  te;  dabei  konnten  wir  fiir  diese  (von  Dz.  nicht 
befolgte)  handschr.  Orthographie  darauf  verweisen,  dafs  noch  zu  Quinti- 
lians  Zeit  (I  7,  5  illa  quoque  seruata  est  a  multis  differentia,  ut  ad, 
cum  esset  praepositio,  d  litteram,  cuni  autem  coniunctio,  t  acciperet)  eine 
strenge  Unterscheidung  nicht  durchgefiihrt  war,  ja  selbst  Charisius 
(S.  229,  9  K.)  ad  ita  (statt  at  ita)  als  tev(pa)v6rsQov,  gelten  liefs.  Gerade 
der  folgende  Anlaut  war  fur  die  Gestaltung  des  schwankenden  dentalen 
Auslautes  sehr  mafsgebend.  Es  findet  sich  nun  aliquod  (statt  aliquot) 
vor  d:  V.  159,  Eun.  151,  Haut.  752,  vor  Vokal  oder  h:  V.  832,  Eun.  539; 
quod  (fiir  quot)  vor  Vokal  und  h:  V.  454,  Haut.  932,  Hec.  817,  vor 
Liquiden:  V.  327,  705,  Haut.  916,  Ad.  92,  555  und  nur  einmal  vor  einer 
Tenuis  (c)  Hec.  817  (so  anderseits  aliquit  aufser  vor  Konsonanten  auch 
vor  Vokalen:  Eun.  308,  999).  In  jenen  Schreibungen  liegt,  wie  die  Hand- 
schriften  spaterer  Autoren  zeigen,  keine  Besonderheit  des  alten  Lateins 
vor;  doch  habe  ich  alle  Abweichungen  von  der  handschr.  Uberlieferung 
durch  Kursiv  im  Texte  ersichtlich  gemacht. 

V.  163.  Miihly  (Bl.  f.  d.  bayer.  Gymn.  XXIV,  478)  will  den  Vers 
als  Glosse  zum  Vorhergehenden  streichen.  Im  Munde  des  das  Liebes- 
glvick  des  Freundes  eifrig  ausmalenden  Phaedria  scheinen  mir  aber  diese 
Worte  gut  zu  passen;  auch  das  Klangmoment  wird  m.  E.  mitgewirkt 
haben.  Endlich  ist  es,  wie  Skutsch  hinzufiigt,  unwahrscheinlich ,  dafs 
ein  Interpolator  solche  Kenntnis  der  Klauselmetrik  besessen  hatte. 

V.  167.  Bie  Hdschr.  haben  ista  (Umpfenbachs  Angabe,  E  biete 
istac,  ist  nach  S.  LXXXIV  zu  verbessern);  aber  der  Parallelismus  zum 
vorausgehenden    ex    hac   inopia   begiinstigt    die  Lesung    ex  istac   copia. 

V.  172.  ingenio  sumus  omnis:  A3,  omnes:  s  Don.  Bie  Umstellung 
Bentleys  plerique  omnes  sumus  ingenio  ist  von  den  neueren  Herausg.,  wie 
Skutsch  und  mir  scheint,  ohne  zwingenden  Grund  angenommen  worden ; 
denn  auch  Gell.  XX  6,  4  und  Non.  501,  19  bezeugen  dieselbe  Stellung, 
und  fiir  deren  Richtigkeit  spricht  iiberdies  die  Enklise  von  esse  (vgl. 
S.  55,  Anm.  1).  —  Zu  demselben  V.  bemerkte  Bz.2  richtig:  f  Weil,  wenn 
mehrere  cas.  obl.  von  Personalpronomina  in  einem  Satze  vorkommen, 
der  Accus.  den  anderen  voranzustehen  pflegt,  will  C.  Rein,  De  pron.  ap. 
Ter.  coll.,  S.  22  mit  Pseudoacro  in  Hor.  Serm.  I  1,  13  nosmet  nostri  lesen, 
zumal  in  A1  der  Vers  ganz  fehlt.  Indes  liifst  jene  Regel  doch  mancherlei 
Ausnahmen  zu  und  gestattet  deshalb  nicht  eine  strenge  Durchfuhrung.' 

V.  175.  fBei  Herstellung  des  ersten  Verses  (1?:  retinere  amare 
amittere)  hatte  ich  in  der  1.  Auflage  wegen  V.  176,  507,  918,  920  (wo 
iibrigens  von  Antipho  die  Rede  ist)  amittere  verlangt  und,  um  ein  Ob- 
jekt  fiir  die  Verba  zu  haben,  eam  anne  statt  amare  gelesen.  Ich  glaube 
indes,  dafs  sowohl  eam  anstofsig  ist,  da  vorher  nur  V.  162  und  165  (quod 
amo)  eine  Anspielung  auf  die  Geliebte  des  Phaedria  sich  findet,  auf  sie 
also  nicht  ohne  weiteres  mit  eam  Bezug  genommen  werden  kann,  als 
auch  dafs  fiir  die  Lage  des  Phaedria  gerade  mittere  ('aufgeben',  was 
man  noch  nicht  in  festem  Besitz  hat)  bezeichnender  ist  als  amittere. 
Baher  bin  ich  zu  Schmieders  Konjektur  (nach  Bothes  Ausg.  des  Ter. 
von  1806)  amorem  an  mitt.  zuriickgekehrt,  obschon  da  wieder  die  Ver- 
bindung  von  retinere  mit  einem  Abstraktum  Bedenken  erregt.  0.  Brug- 
man,  Comment.  Bonn.  (1873)  S.  97  f.  konjiciert  an  a  te  fiir  amare?  Bz.s 
—  Von  den  vorgeschlagenen  Verbesserungen  empfiehlt  sich  die  von 
Goldbacher  (Wien.  Stud.  VH,  162  f.)  begriindete  und  von  Elmer  auf- 
genommene  Betinere  (ariy  amorem  amittere  palaographisch  am  meisten ; 
doch  glaube  ich  mit  Spengel  (Burs.  Jahresb.  LXVHI,  190),  dafs  sich  die 
iiberlieferte  Lesart  halten  lasse,  und  erblicke  in  der  Verbindung  lietinere 
amare  amittere  eine  Spur  volkstunilicher  Redeweise.  Skutsch  dachte  an 
amare  als  Objekt  wie  Plaut.  Bacch.  158  Hic  uereri  perdidit. 


198  KRiTISCHER  ANHANG. 

V.  176  lafst  A1  eius  aus,  das  allerdings  A3  (aber  viell.  als  Glosse) 
iiberschreibt  und  das  die  s  irn  Texte  darbieten.  fVielleicht  haben  wir 
mihi  huius  sit  zu  lesen  mit  Hinweisung  auf  Phaniurn;  das  Mask.  des 
Gerundii  stiinde  dann  wie  Hec.  372  ego  eius  (uxoris)  icidendi  cupidus 
(vgl.  Holtze  a.  0.  H,  54  f).'  Dz.  —  Ich  lasse  das  auffallige  eius  aus;  auf 
diese  Weise  wird  auch  die  Concinnitat  mit  V.  174  f.  hergestellt.  An 
der  iambischen  Messung  von  miht  ist  kein  Anstofs  zu  nehmen,  vgl. 
z.  B.  V.  748,  (vor  der  Diarese)  Haut.  691,  Ad.  604;  tibi  V.  516,  Hec.  623, 
680,  Eun.  803,  Haut.  977,  (vor  d.  Diiirese)  And.  684,  703,  Hec.  791  (mehr 
als  60  sichere  Beispiele  aus  Plaut.  ftir  milii.  tibi,  sibi  bei  Brix-Niemeyer, 
Trin.4  S.  139);  vgl.  ego  (vor  d.  Diarese)  V.  727,  And.  702,  homo  V.  123,  362, 
Haut.  77,  731,  Eun.  232,  Ad.  218,  modo  V.  181,  869,  Hec.  266,  325  u.  a,m. 

V.  179  f(nebst  Scenentitel)  bis  V.  223  aus  A  findet  sich  bei  Em. 
Chatelain,  Paleogr.  d.  class.  lat.  (Paris  1884)  I,  pl.  VI.'  Dz. 

V.  182  fist  von  Conradt,  Metr.  Comp.,  S.  126  f.  als  Interpolation 
beseitigt  worden.  Ihm  stimmen  M.  Hoelzer,  De  interpol.  Ter.  (1877), 
S.  21  f.  und  Meifsner,  Cant.  d.  Ter.,  S.  511  bei.  Mir  scheint  es  an  einem 
durchschlagenden  Grunde  ffir  die  Unechtheit  zu  fehlen,  wenn  auch  die 
Beziehung  von  V.  184  (ad  hanc  rem)  auf  V.  181  durch  den  dazwischen- 
stehenden  Vers  etwas  erschwert  wird.'  Dz. 

V.  186.  fDa  bei  Anfuhrung  des  griech.  Sprichwortes  das  Verbum 
bei  Don.  in  der  2.  Pers.  steht,  liegt  die  Vermutung  nicht  zu  fern,  dafs 
7tXiv&ov  nXvvslg  zu  lesen  ist  als  Ende  eines  Trimeters  aus  dem  griech. 
Original.  Auch  bei  Ter.  spricht  Geta  V.  179,  180  zu  sich  in  der  2.  Per- 
son.'  Dz.  —  Doch  stimmt  die  vorne  angefiihrte  latein.  Belegstelle  aus 
Seneca  mit  Ambr.  de  uirg.  lTI  4,  19,  Hieron.  adu.  Pelag.  I,  24  und  Gaudent. 
(XX,  904  Migne)  im  Prasens  uberein. 

V.  187.  Eheu  (ACP,  Ehu:  F),  heu  (DGE).  Dieses  scheint  richtig, 
da  eheu  sonst  uberall  zweisilbig  ist,  z.  B.  Haut.  83,  wo  es  den  letzten 
Senarfufs  bildet;  daher  ist  Bentleys  Vertheidigung  der  volleren  Partikel 
mit  einsilbiger  Messung  nicht  zu  billigen  (s.  Richter,  Studem.  Stud.  I,  439). 

V.  191.  Dz.  schlofs  sich  an  Bentl.  an,  der  nach  Quam  ein  nam 
fauf  Grund  der  Beobachtung  einschob,  dafs  die  Klauseln  sich  im  Rhyth- 
mus  stets  an  den  Schlufs  des  vorausgehenden  Verses  anschliefsen.'  Aber 
das  wenig  wohlklingende  Quam  nam  wird  im  Latein  vermieden  und 
fehlt  bei  Ter.  Dagegen  fafst  Fr.  Schlee,  De  uers.  in  cant.  Ter.  comec, 
S.  29  den  troch.  Semiseptenar  als  Vertreter  des  vollen  Verses;  Skutsch 
denkt  zweifelnd  an  illic.  Ich  verweise  hingegen  auf  meine  in  der  Anm. 
gegebene  Erklarung. 

V.  194  f.  fUmpf.,  dem  ich  mich  friiher  anschlofs,  gab  einen  troch. 
Oktonar  (Sanun  .  .  .  hominem)  und  einen  katal.  troch.  Binar.  Andere 
teilten  anders  ab,  ohne  indes  schwere  metrische  Bedenken  zu  vermeiden 
(s.  Fr.  Schlee  a..O.  S.  30  f).  Ich  bin  jetzt  Conradt,  Metr.  Comp.,  S.  128  f  ge- 
folgt.'  Dz.  —  Uberliefert  ist  in  ADlDon.  Sanusne  es,  vgl.  die  fg.  Anm. 

V.  210.  fHinsichtlich  der  Wahl  zwischen  der  vollen  und  der  ab- 
geschwiichten  Form  der  Fragepartikel  (ne  und  n)  scheint  eine  Verglei- 
chung  der  freilich  sehr  schwankenden  Uberlieferung  zu  ergeben:  1)  dafs 
.nach  Konsonanten  natiirlieh  volles  ne  eintritt;  —  2)  nach  langen 
Vokalen  a)  in  einsilbigen  Wortern  volles  ne,  wenn  diese  selbst  den 
Versaccent  haben  (V.  448  Mene  uis?  Ad.  638  tune  has),  andernfalls 
blofses  n  (Phor.  613  Tun  rfi.r.,  Hec.  340  tun  hic);  b)  in  mehrsilbigen 
Wortern  blofses,  n  (And.  497  Credon  tibi,  609  Seruon  fort.,  Phor.  753 
Antiphonin?  \\  Em),  aufser  wenn  der  lange  Vokal  den  Versaccent  triigt 
und  ne  vor  einem  Vokal  steht  (V.  977  Tantdne  adf.1);   —   3)  dafs  nach 


1)   fIn   diesem  Falle   sowie  m  den  unter  2a)  mit  dem  Beispiele  tnn 
hic  bezeichneten  Fiillen  ist  die  Uberlieferung  besonders  schwankend.'  Dz. 


KRITISCHER  ANHANG.  199 

kurzen   oder   (in   iambischen   Wortern)   gekiirzten   Vokalen    a)   vor 
Konsonanten,    a)   falls    das   Wort   mit   der  Fragepartikel   selbst    den 
Versaccent  hat,   nach  Bedurfnis   des  Verses  ne  oder  n  eintritt  (V.  231 
itane  tdnd.,  V.  1047   Sdtin   tibist? ,   And.    804   sdtine  recte? ,   492   itdne 
cont.);  p)  andernfalls  einfaches  n  (V.  810  Itan  pdruam);  b)  vor  Vokalen 
in  der  Regel  ne,  obschon   auch  hier  es  einen  Unterschied  auszumachen 
scheint,  ob  das  Wort  mit  ne  den  Versaccent  tragt  oder  nicht;  —  4)  dafs 
die  Worter,  in  welchen  vor  ne  ein  s  ausgefallen  ist,   nur  n  behalten 
(z.  B.  ain,  scin,  sanun,  censen,  poterin).     Satine  und  potine,  welche  nach 
3)  behandelt  werden,  sind  nur  scheinbare  Ausnahmen  von  4),  da  sie  aus 
sate  (der  anzunehmenden  Zwischenform  von  satis  und  sat)  und  pote  mit 
ne  zusammengesetzt  sind.'  Dz.  —  Diese  Frage  behandelt  fiir  Plaut.  ein- 
gehend  P.  Schrader  (Diss.  phil.  Argent.  VHI,  257  ff.).     Er  leugnet  bes.  zu 
2a),  dafs  ne  nach  langen  Vokalen  vor  Konsonanten  stehe;  nach  kurzen 
(zu  3)  schreibt  er  aber  in  der  Regel  -ne,  z.  B.  egone  (jedoch  nicht  egdne 
u.  ahnl.,  doch  auch  egon),  hdscine  u.  dgl. ;  lange  Verbalformen  der  2.  Pers. 
Sing.  Act.   der  II.  und  IV.  Konj.   finden   sich  nach  ihm  regelmafsig  ver- 
kurzt   vor    (censen,   haben,   uiden,    audin,   ain,    aber   gewohnl.  rogdsne, 
possisne  u.  a.);  bei  verbalem  ts  tritt  meist  Kiirzung  (pergin)  ein,  nur  in 
der  Hebung  vor  Vokalen  steht  die  volle  Form  (dabisne  argentum)  u.  a.  m. 
Ich  habe  mich  mit  Skutsch  in  zweifelhaften  Fallen  enger  an  die  beste 
Uberlieferung  angeschlossen,  weil  Terenz   oder  besser   die  Recensenten 
unseres  Textes   sich  hierin  kaum  an  so  fest  bestimmte  Einzelregeln  ge- 
halten  haben  werden;    fur  die  Aussprache  war  und  ist  die  Schreibung 
jedenfalls  vielfach  gleichgiltig  (z.  B.   in  tune  has  oder  tun  has,  vgl.  die 
handschr.  Abweichungen  zu  V.  260,  304,  339).    Ich  habe  deshalb  V.  194/5 
[Sanusne  es~\  mit  AD'Don.  (vgl.  Truc.  122),  V.  427  Itane  es  (A8 ;  Itan; 
es:  F;  Itanes  yE),  683  Satine  est  (A,  vgl.  ahnl.  Beispiele  bei  Schrader 
S.  286;  Satin  est  <s),  968  Itane  agitis  (Aq),  1040  Adeon  indignum  (AD) 
geschrieben;  ferner  lese  ich  (zu  3a«)   in  And.  492  itdn  cont.   (nicht  mit 
Dz.  itdne  cont.).    Skutsch  will  auch  V.  955  Hicin  ut  und  1013  Haecin  erat 
(st.   des   handschr.  Hicine  und  Haecine)  einsetzen,  doch  wird  durch  cUe 
Synalophe  (Elision)   die   tribrachysche,  bez.  daktyl.  Wortform  verandert. 
V.  215.    fDie  von  Cod.  A  allein  gebotene  Wortstellung  Sed  hic  quis 
wird  von  0.  Seyffert,  Stud.  Plaut.  (Progr.,  Berlin  1874),  S.  26  f.  mit  Recht 
unter  Berufung   auf  den   stehenden   Sprachgebrauch   in  solchen  Fragen 
zuriickgewiesen.    In  der  Personenverteilung  bin  ich  iibrigens  V.  214,  215 
mit  Umpf.  dem  Cod.  A  gefolgt,  wenn  auch  der  Sinn  manche  Abweichung 
von  dieser  gestattet.'   Dz.   —  Von  der   allerdings  bei  Plautus  iLblichen 
Wortstellung  (Quis  hic  est? ,  aber  in  der  Regel  ohne  eine  vorausgehende 
Konjunktion  oder  einen  vrie  hier  folgenden  Relativsatz)  finden  sich,  wie 
Seyffert  selbst  angiebt,  Abweichungen;  vgl.  Truc.  719  Qui(sy  est  iste  .  ., 
qui  perit?  Merc.   869  Non   amittunt  hi  me  comites  qui  tenent.     Ev.  Qui 
sunt  ei?    Rud.  646  f.  sed  eae  mulieres  Quae  sunt?     Poen.  620   Et   ille 
chlamydatus  quisnamst,  qui  sequitur  procul?  u.  a.     Dafs  die  s  nach  der 
gewohnlichen   Wortfolge   umstellen,   ist  begreiflich,   beweist   aber  nicht 
fiir  die  Hand  des  Dichters;    A  besitzt,  was  Wortstellung  anlangt,    ent- 
schieden    die    grofste   Glaubwiirdigkeit   (vgl.   E.  M.  Pease,    Transact.   of 
the   Am.   Phil.   Ass.   1887,   S.  33  f.).     Elmer   Ausg.,   S.  160  verweist  auf 
Cic.  Verr.  IV,  5  Canephoroe  ipsae  uocabantur;  sed  earum  artificem  quem? 
—  Die  Zweifel  L.  Havets,  Revue  de  Phil.  XI,  48   an  der  Urspriinglich- 
keit  des  Personenzeichens  fiir  Antipho   vor  Non  possum   in    .1    werden 
durch  Dr.  Kauer  nicht  bestiitigt.     An  und  fur  sich  ware  allerdings  die 
Lesung  der  ?  recht  beachtenswert. 

V.  221.  Gegen  W.  Kampf  (Berl.  Stud.  III  2,  26),  der  die  Wort- 
stelhmg  in  DGE:  nos  hic  als  die  gewcihnliche  vertheidigt,  verweise  ich 
auf  Haut,  709  hic  me,  Eun.  239  Hic  ego,  Ad.  175  hic  tu,  Hec.  597  u.  a. 


200  KRITISCHER  ANHANG. 

Es  kommt  dabei  auf  die  Betonung  des  einen  oder  anderen  Begriffes  an; 
auch  ist  die  dichterische  Wortstellung  immer  etwas  freier  als  die  pro- 
saische,  und  auch  in  dieser  finden  wir  nicht  selten  die  Voranstellung 
von  hic,  vgl.  z.  B.  aus  Ciceros  Reden  Beispiele  in  Merguets  Lexikon  II, 
471  ff.  (so  Verr.  act.  sec.  I,  144,  dom.  7,  92,  Sulla  50). 

V.  225.     defendundam:   vgl.  Anh.  zu  V.  2GG. 

V.  227.  Wegen  C.  Reins  Bedenken  (De  pron.  apud  Tcr.  colloc, 
S.  66)  gegen  die  Stellung  eines  Demonstr.  nach  ipse  interpimgierte  Dz.a 
nunc  ipsast  opus,  ea  aut,  si  quid  potest,  Meliore  und  fafste  ea  als  nach- 
tragliche  Ausfiihrung  von  ipsa.  Skutsch  und  mir  scheint  dies  nicht 
natiirlich.  Symmetrischer  ist  zunachst  der  Satzbau,  wenn  man  Em  nunc 
ipsast  opus  ea  verbindet  und  so  mit  dem  fgn.  aut,  si  quid  potest,  Meliore 
et  callidiore  besseres  Gleichgewicht  herstellt.  Dazu  wird  hier  sinngemafs 
dem  Pron.  ea  durch  die  weniger  gewohnl.  Nachstellung  und  die  Traiectio 
von  opus  mehr  Nachdruck  verliehen.  Gegen  Rein  beliefs  iibrigens  Dz. 
V.  508  Ipsum  istuc  mihi  in  hoc  est  (s.  Anh.  z.  V.).  Sehr  fraglich  ist  mir 
ferner  die  Umstellung  beider  in  And.  312  Hunc  ipsum  orabo  statt  des 
handschr.  Ipsam  hunc  o.;  denn  dafs  hier  hic  stiirker  betont  ist,  zeigt 
die  gleich  fge.  Anaphora  huic  —  huic.  Bei  der  Verbindung  is  ipse  (ipsus) 
bei  Ter.  ist  die  Betonung  von  ipse  und  die  Accentlosigkeit  von  is  zu  be- 
achten  (vgl.  V.  178,  738,  Eun.  908,  Haut.  ,779,  851  u.  a.).  Dies  scheint 
mir  auch  gegen  Reins  Anderung  Ad.  627  Id  metuo  ipsum  (Dz.  Id  ipsum 
m.)  und  fur  das  iiberlieferte  Ipsum  id  m.  zu  sprechen. 

V.  235.  fDie  Worte  Atqui  reperiam:  aliud  cura  gegen  die  Hdschr. 
(aufser  F)  und  Don.  mit  Lachmann  in  Lucr.,  S.  210  f.  dem  Phaedria 
statt  dem  Geta  zuzuweisen,  wie  alle  neueren  Herausgeber  gethan  habeu, 
fehlt  es  nicht  nur  an  jedem  entscheidenden  Grunde,  sondern  steht  sogar 
im  Widerspruch  zur  Stimmung  des  Phaedria.  Dieser  ist  zwar  des  besten 
Willens  (V.  228),  im  Grunde  aber  doch  zaghaft  (V.  238)  und  ennangelt 
jedenfalls   des  Galgenhumors ,   welcher  aus   obigen  Worten  spricht.'  Dz. 

—  Statt  aliut  cura  (A*)  stand  nach  Dr.  Kauer  vorher  (doch  kaum  von 
A1)  aliut  age.  Diese  etwas  familiare  Wendung  (vgl.  V.  350,  435,  Haut. 
558,  Hec.  826,  Eun.  348  f.  u.  a.)  bedingt  Hiat  beim  Personenwechsel,  wes- 
halb  ich  ihr  die  Aufnahme  versagte. 

V.  240  ff.  'Dieser  und  die  beiden  folgenden  Verse  fehlen  in  A.  Umpf., 
Anal.  Terent.,  S.  21  bemerkt  bereits,  dafs  V.  240  oder  239  entbehrlich 
ist.  Mir  scheint  V.  240  zumeist  den  richtigen  Gedankengang  zu  storen 
und  daher  entweder  eingeklammert  oder  vor  V.  239  gesetzt  werden  zu 
miissen.  —  Den  bereits  von  Umpf.  a.  0.  angezweifelten  V.  243  habe  ich 
eingeklammert;  der  Ubergang  vom  Plur.  zum  Sing. ,  das  Fehlen  eines 
Subjekts,  bezw.  der  substantivische  Gebrauch  von  rediens,  den  man  an- 
nehmen  mufs,  sind  anstofsig  (vgl.  P.  Barth,  N.  Jahrb.  1884,  S.  180).'  Dz. 

—  Die  Verse  240 — 242  standen  von  A3  erganzt  sicher  im  Codex;  denn 
gegen  den  Rand  zu  steht  von  dieser  Hand  h.  d.  (=  hic  desunt),  und 
unten  konnte  Dr.  Kauer  in(r-iytatus  lesen.  Die  nachgetragenen  Verse 
wurden  spater  wegradiert.  Ich  bin,  wie  dies  Dz.  in  den  folgenden  Versen 
thut,  den  Handschr.  und  Don.  treu  geblieben;  dabei  habe  ich  mit 
Westerhof-Stallbaum  (vgl.  auch  Sydow,  De  fk/e  libr.  Ter.,  S.  68)  die  all- 
gemeineren  Objekte  Pericla,  damna,  ex(syili<i  zum  allgemeineren  Subjekt 
omnis  bezogen  und  vor  pcregre  rediens  stiirker  interpungiert.  Die  Reihen- 
folge  der  drei  Substantive  wird  durch  Ad  und  Don.  als  die  des  Arche- 
typs  bezeugt  (Pericla,  ex^syUia,  damna  ist  eine  Sonderlesart  von  y). 
Der  Parallelismus  der  drei  generellen  Objekte  mit  den  spezielleren  im 
folgenden  V.  und  das  zumal  fiir  die  damaligen  griechischen  Verhiiltnisse 
gut  passende  exsilia  (s.  Anm.)  scheinen  mir  fiir  die  handschr.  Uberliefe- 
rung  und  gegen  das  (nach  meditari  secum  V.  242)  schleppende  secum- 
(cogitet)    bei   Cic.  Tusc.  III,  30    zu    sprechen.     Fiir    den  Ubergang    vom 


KRITISCHER  ANHANG.  201 

Plural  zum  Sing.  verweist  Skutsch  auf  Haut.  483  ff.,  wo  die  Richtigkeit 
der  von  Bentl.  herriihrenden  Streichung  zweier  Verse  bereits  von 
P.  Thomas,  La  synt.  du  fut.  passe  de  Ter.  (Extr.  de  la  JRevue  de  Vin- 
struct.  publ.  XIX,  6.  livr.,  25)  bezweifelt  worden  ist. 

V.  245.  rDie  im  Text  gebotene  Fassung  beruht  mit  geringfiigigen 
Abweichungen  auf  der  Uberlieferung  der  Hdschr.  und  Donats.  Dagegen 
bietet  Cic.  Tusc.  IH,  30,  wo  er  V.  241 — 246  citiert,  im  wesentHchen 
folgende  Lesart:  Communia  esse  haec,  ne  quid  horum  umquam  accidat 
animo  nouom;  und  in  dieser  Form  ist  der  Vers  seit  Bentl.  in  den  Aus- 
gaben  wiedergegeben.  Meinerseits  glaube  ich,  obwohl  der  grofsere  Um- 
fang  des  Citats  das  Zuruckgehen  auf  eine  Handschrift  des  Dichters  von 
seiten  Ciceros  sehr  wahrscheinlich  macht,  doch  eher  Interpolation  der 
Cicerohandschriften  als  der  Terenziiberlieferung,  allenfalls  eine  willkiir- 
liche  Anderung  des  Verses  durch  Cicero  (mit  Benutzung  von  V.  250) 
annehmen  zu  diirfen  (ebenso  F.  Schmidt,  Herm.  VIII,  482  f.).'  Dz.  — 
Ich  habe  hier  gleichfalls  (wenn  auch  nicht  mit  gleicher  Sicherheit  wie 
zu  V.  242)  die  Terenziiberlieferung  gehalten. 

V.  249.  cAuffallend  ist  der  Mangel  einer  der  gewohnlichen  Casuren, 
weshalb  P.  Barth,  De  inf.  p.  31  f.  mit  Benutzung  der  Lesart  in  y:  Mo- 
lendum  usque  in  pistrino  erit  lesen  und  fiir  uap.:  plorandum  einsetzen 
will.  Eher  lafst  sich  an  eine  Umstellung  denken:  Molendumst,  uapu- 
landum  in  pistrino,  usque  hab.  comp.'.  Dz.  —  Ich  habe,  da  nicht  nur 
der  M(on).,  sondern  auch  nach  Dr.  Kauer  A  uber  esse  das  Adv.  usq(ue) 
bietet,  diese  Lesart  aufgenommen,  wie  dies  schon  Umpf.  gethan  hatte. 
Nach  Terenz'  Gewohnheit,  wonach  das  zum  ersten  Gliede  gesetzte  Hilfs- 
verb  auch  bei  den  folgenden  wiederholt  wird  (vgl.  V.  135,  Ad.  425,  474, 
950  f.,  Hec.  202  u.  a.),  diirfte  es  nicht  blofs  Molendumst  heifsen.  Ander- 
seits  ist  in  der  lebhaften,  gedriingten  Darstellung  das  Fehlen  von  esse 
ganz  passend  (vgl.  zu  V.  80),  die  Interpolation  des  keineswegs  so  ge- 
wohnl.  usque  aber  wenig  wahrscheinlich  (vgl.  auch  das  Citat  bei  Lactanz, 
Inst.  Vn  27,  3). 

V.  261.  cWeitere  Beispiele  solcher  Wortstellungen  sind  V.  147, 
201,  224,  270,  313,  344,  345,  358,  361,  379,  413,  461,  505,  523,  535,  540, 
565,  608,  655,  669,  671,  692  f.,  730,  732,  734,  753,  777,  784,  811  f.,  830, 
831  f.,  836,  838,  844,  848,  866,  876,  881,  889,  957,  975,  1015,  1026,  1030, 
1040  f.'  Dz.  —  Bezuglich  des  V.  844  vgl.  die  erklarende  Anm.  zu  demselben. 

V.  265.  *A  und  i2  haben  Vnum  cum  noris,  die  anderen  Codd.  mit 
Don. ,  welchen  Fleck.  und  Umpf.  folgen,  Vnum  cognoris.  Diese  Lesart 
wird  von  P.  Thomas  a.  0.  (Extr.  de  la  Rev.  de  Vinstr.  publ.  XIX,  6.  livr., 
13  f.)  geschickt  verteidigt  und  passend  Heaut.  487  (Dare  denegqris:  ibit 
ad  illud  ilico)  verglichen.  Gleichwohl  habe  ich  der  besseren  Uberliefe- 
rung  wegen  mit  Bentl.,  der  auf  And.  10  hinweist,  quom  noris  vorgezogen.' 
Dz.  —  Die  bestiiberlieferte  Lesart  befiirwortet  auch  C.  Sigmund  (Diss. 
phil.  Vind.  IV,  94)  gegen  A.  Weninger  (De  parataxis  in  Ter.  fab.  uestigiis, 
Erlang.  1888,  S.  95),  der  die  parataktische  Konstruktion  der  biindigen 
Redeweise  Demeas  mehr  entsprechend  findet;  jener  verweist  mit  Recht 
auf  V.  267  Quom  illest,  hic  praestost  gegeniiber  dem  vorhergehenden. 
Hierbei  kommt  nicht  nur  die  allen  Dichtern  eigene  Freiheit  im  Aus- 
druck,  sondern  auch  Terenz'  Vorliebe  fiir  Abwechslung  in  Betracht. 

V.  266.  fDie  handschr.  Uberlieferung  tfle  ad  defendendam  c.  ist 
aus  metrischen  Griinden  nicht  zu  halten  (vgl.  Conradt,  Metr.  Comp., 
S.  148).  Mit  Fleck.  bin  ich  daher  Palmerius  (Gruteri  Thes.  IV,  851)  ge- 
folgt,  der  defend.  durch  dicendam  ersetzt.  Vielleicht  ist  causam  Glossem 
und  dd  eam  defendendam  adest  zu  schreiben.'  Dz.  —  Fiir  defenden- 
dam  bietet  A1:  defendundam,  das  ich  ebenso  aufnahm  wie  V.  225  ad 
defendundam  noxiam  (in  F  erhalten  defefunda,  korr.  von  F*).  Das  von 
Dr.  Kauer  iiber  hic  (nicht  sicher)  erblickte  iam  (A*)   ist  wohl  nur   eine 


202  KRITISCHER  ANHANG. 

Glosse.  Die  handschr.  Lesart  bestiitigen  auch  Don.  und  Pseudo-Ascon. 
zu  Cic.  Verr.  S.  212.  Zu  defendere  causam  vgl.  V.  225;  es  steht  fiir  den 
defensor  (patronus)  bezeichnender  als  das  gewohnlichere  causam  dicere, 
das  (ohne  nahere  Bestimmung  -wie  pro  aliquo)  zunachst  auf  die  person- 
liche  Verantwortung  geht.  Ich  behalte  daher  lieber  die  Uberlieferung  bei 
und  ziehe  ferner,  da  tUe  als  breuis  breuians,  wie  es  scheint,  mit  Recht 
bezweifelt  wird  (auch  von  Leo,  Plaut.  Forsch.,  S.  293,  Anm.  1;  vgl.  aber 
noch  nach  Ad  Don.,  Eugr.  Eun.  797  Tibi  illam  reddat  aut  tu  illam  tdngas) 
die  Aufnahme  von  noxa,  das  Pseudo-Ascon.,  DlFx  (i  iiberschr.  von  ■/«■.*), 
EP  (mit  Ras.  zwischen  x  und  a)  und  G  (va.it  Punkt  unter  t)  bieten 
und  das  leicht  an  das  sonst  bei  den  Scenikern  gebrauchliche,  formell 
und  begrifflich  so  nahe  verwandte  noxia  (vgl.  0.  Hey,  Semas.  Stud., 
Sep.-Abdr.  aus  d.  N.  Jahrb.  XVIH.  Suppl.-Bd.,  S.  192  f.)  angeglichen  werden 
konnte,  der  Konjektur  Paulmiers  vor.  Skutsch  denkt  auch  an  Hic  in 
noxia,  ille  ad  defendundam  causam  adest  (mit  Annahme  eines  Zeugma). 

V.  284.  'A1  hat  ibistupefecit,  DGL:  ibi  obstup.,  y  ebenso  ohne  ibi. 
Dafs  man  nicht  obstupef  messen  kann,  steht  fest  (anders  Bentl.  und 
Engelbrecht,  Stud.  Ter.,  S.  69).  Ritschl  (Op.  phil.  H,  619)  will,  von  der 
Lesart  des  A  ausgehend,  fiir  ibi:  subito  schreiben;  ich  mochte  lieber 
totum  vor  ibi  einschieben  und  im  4.  Fufse  einen  Proceleusmat.  annehmen. 
Indes  habe  ich  mit  Fleck.  u.  a.  illic  (fiir  ibi)  obst.  in  den  Text  gesetzt.' 
Dz.  —  A3  schreibt  ob  uber  das  nicht  durchgestrichene  ib  (wiihrend  das 
zweite  i  gestrichen  ist).  Gegen  die  landlaufige  von  Ritschl  a.  0.  auf- 
gestellte  Anschauung,  dafs  die  Komposita  von  facere,  deren  erster  Be- 
standteil  der  Stamm  eines  Verbums  nach  der  zweiten  Konjugation  ist, 
dessen  Schlufs-e  verkiirzen,  wenn  der  urspriinglich  zweisilbige  Stamm 
eine  kurze  erste  Silbe  hat,  jedoch  die  Liinge  bewahren,  wenn  diese  Silbe 
lang  ist,  hat  Klotz,  Metrik  S.  50  Einsprache  erhoben  und  Skutsch  (Sat, 
Viadrina,  S.  133  f.)  darauf  hingewiesen,  dafs  das  Iambenkiirzungsgesetz, 
welches  auch  fiir  gewisse  Binnensilben  gilt  (vgl.  S.  52  f.),  aus  einem 
urspriinglichen  stupefacio  ein  stupefacio  machen  konnte,  dafs  aber 
Ritschls  u.  a.  Annahme  einer  sekundixren  Dehnung  des  e  in  tepefaciet 
bei  Catull  u.  dgl.  ganz  unwahrscheinlich  ist.  Skutsch  wahrt  danach 
m.  E.  richtig  mit  Bentl.,  Engelbrecht,*0.  Seyffert  (Bursians  Jahresber. 
LXXX,  261)  in  unserem  Verse  obstupefecit  als  feine  kostbare  Reliquie 
des  urspriinglichen  Zustandes.' 

V.  295.  Ed.  Baumann  a.  0.  S.  XXIV  bleibt  zweifelnd  mit  Bentl. 
bei  fTu  seruos\  Die  von  ihm  verglichenen  Stellen  And.  359  f.  und 
Haut.  635  ff.  zeigen  aber  zwei  oder  mehrere  Glieder  ohne  Kopula  in 
ununterbrochener  Aufzahlung,  wahrend  hier  Hnprudens  timuit  adulescens, 
durch  Do  istuc  und  Tu  seruo's  durch  sino  eingeleitet  ist;  auch  das 
f.  uerum  si  cognatast  maxume  begiinstigt  seine  Schreibung  m.  E.  nicht. 

V.  308.  fWenn  man  bedenkt,  dafs  illuc  (V.  310)  nur  an  einen  be- 
stimmten  Ort  denken  liifst,  wo  Antipho  sich  aufhalten  soll,  so  liegt  die 
Vermutung  nahe,  dafs  fiir  foris  vielmehr  fori  als  alter  Lokativ  zu  lesen 
ist,  der  vielleicht  auch  Plaut.  Truc.  69  in  der  Lesart  eri  (Spengel  foro, 
Scholl  heri)  steckt.  Auffallend  wiire  es  beinahe,  wenn  von  einem  so 
vielgebrauchten  Worte  sich  nicht  auch  wie  von  belhim  ,  domus  u.  a.  die 
Lokativform  erhalten  hatte.'  Dz.  —  Die  Annahme  des  Lokativs  fori 
hiilt  Skutsch  fiir  bedenklich.  IUuc  geht  allerdings  zuniichst  auf  Anti- 
phos  Aufenthaltsort;  aber  diesen  kann  m.  E.  Phaedria  kennen,  oder 
besser  er  giebt  zu  Demiphos  Beschwichtigung  nur  vor,  denselben  zu 
kennen.  Die  allgemeine  Wendung  ist  femer  wohl  auch  deshalb  gesetzt, 
um  Getas  komisch  wirkende  Erliiuterung  Nempe  <n/  Pamphilam  zu  er- 
moglichen.  Dafs  aber  Antipho  inzwischen  nach  der  Absicht  des  Dichters 
sich  auf  dem  Marktplatze  aufgehalten  haben  sollte,  ist,  obwohl  er  mit 
V.  465  aus  der  Richtung  der  Markt-  oder  Stadtseite  erscheint,  mir  des- 


KRITISCHER  ANHANG.  203 

halb  unwahrscheinlich ,  weil  Demipho  sich  selbst  bald  (V.  312)  auf  den 
Markt  begiebt;  die  dann  naheliegende  Moglichkeit  eines  vorzeitigen 
Zusammentreffens  beider  spricht  gegen  Dziatzkos  Vorschlag  und  fur  die 
Uberlieferung. 

V.  312  schreibe  ich  mit  A:  aliquos  (so  auch  Skutsck);  aliquot  s  und 
viele  Herausg.,  aliquod  Dz. 

V.  314.  si  ueniat:  A1,  wahrend  A3  (nach  Dr.  Kauer)  mit  s:  cum  ad- 
ueniat  hat. 

V.  326.  Skutsch  interpungiert  mit  T.  Faber  factumst  periclum  iam 
pedum,  uisast  uia. 

V.  328  rerscheint  einerseits  so  inhaltslos  und  bietet  anderseits  so 
schwere,  durch  Konjektur  gar  nicht  zu  beseitigende  Anstofse,  dafs  ich 
ihn  entschieden  fur  interpoliert  halte.  Wie  ist  tum  zu  erklaren?  Zu 
noui  ferner  lafst  sich  bei  ungezwungener  Interpretation  doch  nur  eos 
ergiinzen,  was  einen  durchaus  unangemessenen,  dem  Charakter  des  Phor- 
mio  gar  nicht  entsprechenden  Sinn  giebt.  Bei  der  Interpolation  mag 
V.  605  mit  zum  Anhalt  gedient  haben.'  Dz.  —  Ahnlich  wie  im  Texte  hatte 
ich  den  von  Priscian  bezeugten  V.  schon  in  der  Zeitschr.  f.  d.  ost.  Gymn. 
1885,  S.  914  verteidigt.  Auch  Skutsch,  Sloman  und  Elmer  halten  ihn. 
Miihlys  leichte  Konjektur  a.  0.  saeuius  billige  ich  nicht,  bes.  wegen  des 
fgn.  enumquam,  zu  dem  saepius  einen  besseren  Gegensatz  bildet. 

V.  332.  Statt  in  illis  .  .  in  illis  bietet  A3  an  zweiter  St  is  oder 
his  (vgl.  D1:  iis,  G:  his). 

V.  337.  Dz.2  schrieb  mit  Bentl.  pote  (vgl.  auch  Engelbrecht,  Stud. 
Ter.,  S.  29);  dagegen  aber  u.  a.  Conradt,  Metr.  Comp.,  S.  111,  Barth,  De 
infin.,  S.  17  und  Ed.  Baumann  a.  0.  S.  XIII. 

V.  339.  A1  hatte  wohl  BALINEIS,  A3  strich  das  erste  I,  wie  es 
scheint,  durch,  radierte  aber  darnach  und  rifs  ein  kleines  Loch  heraus 
(Dr.  Kauer). 

V.  356.  fHier  sowie  V.  389,  390  (zweimal)  u.  740  haben  alle  Hdschr. 
und  Don.  (dieser  auch  im  Argum.  z.  Phor.)  die  aspirierte  Namensform, 
wahrend  das  griech.  Wort  EtD^tkov  lautete  (an  das  griech.  ZxLlfiav  ist 
keinesfalls  zu  denken).  Es  ist  zu  vermuten,  dafs  bei  Transscription  der 
ursprunglich  ohne  h  geschriebenen  Aspiratae  griechischer  Worter  aus 
Versehen  auch  obigem  Worte  die  Aspiration  gegeben  worden  ist.  Das 
mufs  aber  in  sehr  fruher  Zeit  geschehen  sein,  da  auch  bei  Cic.  Or.  157 
(aus  V.  390)  Stilphonem  in  allen  Hdschr.  steht.'  Dz.  —  Die  richtige 
Schreibung  Stilpo  steht  im  Lemma  des  Mon.  zu  V.  389  (vgl.  Schlee, 
Schol.  Ter.,  S.  28);  sie  wurde  von  0.  Jahn  bei  Cic.  Or.  157  hergestellt 
und  nach  dessen  Vorgang  von  Fleck.  in  seine  Terenzausgabe  (1857) 
eingesetzt;    vgl.  denselben  in  den  N.  Jahrb.  1891,  S.  659. 

V.  363.  Cui  in  operc:  <s;  cui  opcra  uita:  A,  Don.,  Prisc.  II,  65.  Diese 
Lesart  setzt  Zweisilbigkeit  von  quoi  voraus  (nach  Biicheler-Windek., 
Grundrifs  der  lat.  Dekl.  §  297  erhielt  sich  quoiei  bis  zum  VII.  Jahrh.). 
Schwieriger  ist  die  Erklarung  von  opera.  Etwa  fdie  opera  war  sein 
Leben'  oder  rsein  Leben  war  Mvihe  und  Arbeit'?  (Skutsch).  Als  Adjekt. 
aber  ist  operus  zu  seltsam,  um  fiir  Ter.  glaublich  zu  sein  (vgl.  gegen 
Ussing  zu  Curc.  234  und  Fleck.,  N.  Jahrb.  1891,  S.  676,  welche  das 
hiiufige  scelerum  caput  adjektivisch  erklaren,  bes.  0.  Seyftert,  Burs. 
Juhresber.  LXXX,  292  f.). 

V.  368.  fNach  der  iiberlieferten  Lesart  ist  der  an  sich  einfache  Ge- 
danke  so  sckwerflillig  und  geschraubt  wiedergegeben  (Videus  te,  atque 
illum  [esse  uidisti]  ut  narras),  und  anderseits  liegt  die  Annahme,  dafs 
ut  Glossem  zu  atque  sei,  so  nahe,  dafs  ich  darnach  selbst  den  Text  zu 
andern  wagte.'  Dz.  —  Dz.  erkliirt  den  Vers  in  der  Fassung  Videas  te, 
atque  illum  [ut]  narras  so:  'Phormio  moge  sich  doch  sehen,  wie  er  von 


204  KrHTISCHER  ANHANG. 

jenem  erziihlt,  d.  h.  optumum  esse.'  Bedenken  erregt  aber  die  folgende 
Erwiderung  Phormios,  die  voraussetzt,  dafs  in  Getas  Worten  ein  Zweifel 
am  braven  Charakter  Stilpos  ausgedriickt  ist.  Die  Uberlieferung  enthiilt 
diesen,  wie  es  scheint,  richtig.  Ich  habe  sie  deshalb  beibehalten;  vgl. 
Schlee  (Zeitschr.  f.  d.  Gynm.-W.  XL,  286).  Ahnlich  Sloman,  Phormio- 
ausgabe,  S.  136:  'compare  yourself  and  him  according  to  your  accounf , 
i.  e.  'u-hat  a  contrast  between  such  an  excellent  man  as  you  describe  and 
a  rascal  like  yourself.' 

V.  386.  fIch  habe  nach  Cod.  A  mit  Umpf.  Hem  vor  Quid  ais?  weg- 
gelassen.  Demipho  kann  nach  allem  nicht  vermuten,  dafs  Phormio  sich 
des  friiher  angegebenen  Namens  nicht  mehr  erinnert.  Das  Staunen  be- 
zeichnende  hem  wiirde  aber  auf  eine  solche  Vennutung  schliefsen  lassen. 
Demipho  glaubt  nur  den  Phormio  etwas  reden  gehort  zu  haben  und 
wiinscht  zu  wissen:  was?'  Dz.  —  Ahnlicher  Zusatz  der  Lieblingspartikel 
des  Ter.  hem  in  den  ?  gegen  A  auch  in  V.  790,  873,  And.  975. 

V.  391.  nec  mihi:  AS  Umpf.,  Skutsch;  neque  mihi:  yu;  neque  mi: 
Fleck.,  Dz.  u.  a.    Fiir  den  Wechsel  von  neque  und  nec  vgl.  auch  V.  176. 

V.  406.  Von  Bentl.  stammt  die  gewohnliche  Schreibung  apiscier 
statt  des  handschr.  adipiscier  her.  Aber  weder  die  Form  noch  das 
Metrum  zwingen  zur  Anderung.  In  iudicium  adipiscier  scheint  der 
fallende  Proceleusmatikus  ertraglich,  weil  die  Silben  durch  Elision  enger 
verbunden  sind.  Der  Fall  unterscheidet  sich  nach  Skutsch  metrisch 
nicht  von  tibi  malefdciant  u.  ahnl.  (s.  zu  V.  394).  Dafs  die  Proceleusma- 
tiker  ersterer  Art  seltener  sind,  ist  naturgemafs;  denn  sie  konnen  nur 
bei  Elision  einer  Silbe  hinter  dem  ersten  Pyrrhichius  zustande  kommen, 
weil  sonst  die  unerlaubte  Betonung  auf  der  vorletzten  von  zwei  wort- 
schliefsenden  Kiirzen  sich  ergeben  wtirde  (iudicis  ddipiscier  ist  nicht 
moglich).  Vgl.  Plaut.  Trin.  804  Conttnuo  operito,  Aul.  168  imperia, 
eburdta  uehicla,  Capt.  493  und  Klotz,  Metrik  S.  353  f. 

V.  410.  Mahly  a.  0.  S.  478  will  nach  dotis  dare  ein  (daboy  ein- 
fiigen.  Doch  empfiehlt  sich  der  Vorschlag  metrisch  nicht,  die  iiberl.  Aus- 
drucksweise  hingegen  scheint  durch  Demiphos  Aufregung  gerechtfertigt. 

V.  411.  suaui's  Dz.  Baumann  a.  0.  S.  XXVII  nimmt  die  Ergiinzung 
von  est  (zu  homo  suaitis)  an  und  will  in  der  fgn.  Frage  Quid  est?  die 
Kopula  mit  Bentl.  streichen.  Aber  dafs  auf  Quid  est?  wieder  eine 
Frage  folgen  kann,  zeigt  aufser  Hec.  614  f.  auch  die  Verwendung  der- 
selben  (nur  durch  hoc  erweiterten)  Formel  quid  hoc  est?  V.  177  vor 
uideon  ego  Getam?  An  der  natiirlichen  Betonung  Quid  est?  nehme  ichr 
auch  wenn  sonst  bei  Ter.  gewohnlich  quid  est?  oder  quld  est?  erscheint 
(denn  Baumanns  Angabe,  dies  sei  immer  der  Fall,  ist  unzutreffend), 
keinen  Anstofs,  vgl.  Haut.  901,  1008,  Eun.  559  quid  est? ;  V.  93,  Eun.  548, 
659,  Haut.  620,  Hec.  530,  873,  Ad.  261  quid  sit,  And.  234  u.  a.  quid  siet. 

V.  423.  Tiir  ad  ducendum  hat  A:  ducenda  (D:  ducendu  ohne  ad), 
L1  aber  ducendi,  vielleicht  richtig.'  Dz.  —  Ducendi  liest  Elmer.  Moglicher- 
weise  ist  ducenda  aetas  in  A  aus  ducenda(ey  aetas  (niimlich  eius)  ver- 
schrieben,  wie  ducere  aliquam  bei  Ter.  (vgl.  And.  316)  ublich  ist. 

V.  426.  f A  und  D2  teilen  minder  gut  die  ersten  Worte  (Iratus  est) 
auch  dem  Phormio  zu,  der  sie  natiirlich  (wie  in  V.  428  f.)  an  Geta  zur 
Seite  richten  wiirde.'  Dz.  —  Mir  scheint  diese  Lesart  sehr  erwiigenswert. 

Nach  V.  440  setzte  Dz.  mit  den  s,  die  in  der  Reihenfolge  der  Per- 
sonen  nicht  schwanken  (denn  auch  E  stellt  Cratinus  vor  Hegio),  eine 
neue  Scene  an.     Ich  folge  A,  Umpf.  und  Skutsch. 

V.  458.  Mit  A  habe  ich  Nutn  quid  nos  uis?  dem  Cratinus,  der 
auch  zuerst  seine  Meinung  geiiufsert  hatte  und  nach  den  Bilderhand- 
schriften  der  iilteste  von  den  dreien  ist  (s.  Anm.  zu  V.  448),  wieder- 
gegeben;  so  auch  Umpf.  und  Skutsch.  Dz.  hatte  die  Worte  mit  den  s 
und  vielen  anderen  Herausg.  dem  Hegio  zugeteilt. 


KRITISCHER  ANHANG.  205 

V.  476.  T.  Langen,  N.  Jahrb.  1882,  S.  768  halt  die  Konstruktion 
Phormio  . .  .  strenuom  hominem  praebuit  (ohne  se)  fiir  einen  Verstofs  gegen 
den  latein.  Sprachgebrauch  und  setzt  —  an  sich  wenig  wahrscheinlich 
—  for  itidem:  se  item  ein.  Dem  entgegen  wies  mir  mein  Freund 
C.  F.  W.  Muller  aus  seinen  reichen  Kollektaneen  eine  ganz  gleiche 
Stelle  nach  bei  Apul.  Met.  X,  28  talem  parentem  praebuit  (mulier)  qualem 
exhibuerat  uxorem,  ahnliche  aber  von  Cicero  und  Ovid  an  in  grofser 
Zahl  (z.  B.  Sen.  Contr.  IX  6  (29),  13  (p.  443  K.)  et  promisit  oratorem  et 
praestitit;  Exc.  contr.  X  6  (35),  5  (p.  525  K.)  et  proditorem  nobis  ostendit 
et  furem;  Petr.  97  ostendere  fratrem;  Tac.  Ann.  IV,  59  ut  erectum  et 
fidentem  animi  ostenderet  u.  s.  w.).  In  allen  diesen  Fallen  steht  ein  Per- 
sonalbegriff  pragnant  im  Sinne  des  Ideals,  der  Rolle  (exemplum,  partes) 
einer  solchen  Personlichkeit.  Besonders  die  rhetorischen  Schriften  bieten 
Beispiele  dieses  Sprachgebrauchs  in  Fulle.'  Dz.  —  Se  bietet  wohl  nur 
als  Glosse  A*;  vielleicht  ist  es  dem  verblafsten  A3  nachgezogen. 

V.  479.  'dixi  fiir  dico  habe  ich  aus  DG~L  und  anscheinend  A1  auf- 
genommen.  Es  bezieht  sich  auf  V.  474  ff. ;  adhuc  q.  s.  giebt  nur  das 
Ergebnis  der  kurzen  Darlegung.'  Dz.  —  Dico  erst  von  A4;  dixi  hatte 
wahrscheinlich  A1,  so  wohl  auch  G1,  nicht  G*. 

V.  482.  Quantum  metus  est:  A;  quantus  metus  est:  s  Bentl.,  Engelbr., 
Stud.  Ter.,  S.  19  f. ;  quantum  metu(i)st  Fleck. 

V.  491  f.  fDie  .  .  Worte  'idem  ego  uereor''  hatte  ich  friiher  anders 
erkUirt  (Geta  fiige  hinzu,  dafs  er  dabei  das  Gleiche  fiir  sich  fiirchte), 
schliefse  mich  jetzt  aber  Jo.  Schneider,  De  prouerb.  Plaut.  Terentianisque 
(1878),  S.  9  f.  an.  Die  Hdschr.  lassen  Getas  Worte  erst  mit  idem  be- 
ginnen;  von  Bentl.  riihrt  die  Verbesserung  (nach  Don.)  her.  Sehr  an- 
sprechend  setzt  iibrigens  Fr.  Schlee,  De  uers.  q.  s.,  S.  59  mit  AFP:  Ei 
aus  V.  490  an  den  Anfang  des  folgenden  Verses  und  macht  diesen  so 
zum  troch.  Oktonar;  in  V.  492  mufs  er  dann  freilich  dum  mit  ?  aus- 
lassen,  um  einen  troch.  Septenar  zu  gewinnen.'  Dz.  —  In  der  Fassung 
der  V.  491  f.  weiche  ich  von  Dz.2  darin  ab,  dafs  ich  mit  den  Handschr. 
und  Don.  Ei,  metuo  lenonem,  ne  quid  suo  suat  capiti  .  .  .  Ge.  Idem  ego 
uereor  schreibe.  Dabei  billige  ich  den  schon  von  Dz.  als  sehr  an- 
sprechend  bezeichneten  Vorschlag  Schlees,  Ei  an  den  Anfang  des 
V.  491  zu  stellen;  denn  dadurch  wird  nicht  nur  der  Rhythmus  besser, 
sondern  es  entspricht  dann  die  Stellung  von  ei  auch  der  Gepflogenheit 
der  Sceniker,  welche  diese  Interjektion  gern  an  den  Versbeginn,  nie  an 
das  Versende  stellen  (vgl.  Richter,  Studem.  Stud.  I,  469).  Ich  stimme 
darin  auch  mit  Skutsch  iiberein.  Das  entbehrliche  dum  (V.  492)  fehlt 
auch  im  Mon.;  es  scheint  durch  eine  Glosse  in  den  Text  des  A  geraten 
zu  sein. 

V.  500.  eA  stellt  me  hinter  ut,  DXG  lassen  es  ganz  aus,  doch  hat 
D*  es  hinter  ducas  zugefiigt  und  ut  phale  steht  in  D  auf  Rasur,  L  allein 
hat  me  ut  fal.,  vielleicht  richtig.'  Dz.  —  D  bietet  ut  *  *  phaleratis  (D1 
hatte  also  wie  A:  ut  me,  D2  radierte  me  und  fiigte  es  nach  ducas  ein). 
Elmer  setzt  me  als  Glosse  in  Klammern,  doch  die  chiastische  (beziehungs- 
weise  parallele)  Stellung  scheint  beabsichtigt;  auch  wird  durch  me  der 
Gedanke  scharfer  und  bestimmter  ausgedriickt. 

V.  501.  "Ei,  uerbis  uincor!  mit  Bezug  auf  das  vorausgehende  Wort- 
gefecht,  aus  dem  Dorio  sowohl  durch  die  kurze  Abfertigung  dor  Ver- 
sprechungen  des  Jiinglings  als  besonders  durch  seine  Phaedrias  Rede 
(V.  497  f.)  iibertrumpfende  Gegenrede  (V.  499  f.)  als  Sieger  hervor- 
gegangen  war.  Alle  Hdschr.  aufser  G*  haben  ueris  (statt  uerbis),  und 
so  lautet  die  Vulgata;  indes  ist  ueris  unklar,  und  namentlich  gestattet 
der  Terenz.  Sprachgebrauch  nicht,  das  Neutr.  eines  Adjektivs  anders  als 
in  generellem  Sinne  zu  substantivieren  (s.  Barth,  N.  Jahrb.  1884,  S.  179).' 
Dz.  —  Ich  halte  uerbis  fiir  eine  Glosse  zu  ueris  oder  fiir  einen  blofsen 


206  KRITISCHER  ANHANG. 

Anderungsversuch  dieses  Wortes  und  verweise  im  iibrigen  auf  die  Anni. 
Auch  Sloman,  Elmer  und  Skutsch  halten  an  der  Uberlieferung  fest. 

V.  502  f.  fFiir  Atque  steht  va.  Az:  Neque  (F  hat  Teque).  Da  ich 
in  den  Worten  Neque  .  .  .  malum  einen  verniinftigen  Sinn  nicht  zu  er- 
kennen  vermochte,  habe  ich  sie  in  der  1.  Ausgabe  als  ungeschickte 
Interpolation  eingeklammert.  Jetzt  schliefse  ich  mich  W.  Wagners  Kon- 
jektur  an  (Ausg.  des  Ter.,  Cambridge  1869),  obschon  auch  diese  nicht 
alle  Schwierigkeiten  beseitigt,  namentlich  nicht  das  anstofsige  esset  und 
den  Widerspruch  mit  V.  504  (0  fortunat.  Ant).  Guyet  z.  d.  St.  geht  un- 
notig  weit,  wenn  er  gleich  V.  501 — 503  fiir  unecht  erkliirt.'  Dz.  —  Die 
zum  V.  504  gegebene  Erklarung  sucht  den  Widerspruch  zu  beheben. 
Die  gewohnliche  von  Stallbaum  und  Sloman  gebotene  Neque  .  .  alia 
=  aequa,  eadem  scheitert  m.  E.  an  O  fortunatissume  Antipho!  (V.  504). 
Dieser  Ausruf  ist  nur  gerechtfertigt ,  wenn  die  alia  sollicitudo  von  hoe 
malum  verschieden  ist.  Die  ahnliche  auf  Don.  sich  stiitzende  Erlaute- 
rung  Elmers  (S.  116),  wonach  alia  .  .  sollicitudine  'trouble  (far)  different 
from  (i.  e.  less  engrossing  than)'  (also  mit  Neque  verbunden  'Nicht  sehr 
verschieden,  minder  grofs  als')  bedeuten  soll,  scheint  mir  gekiinstelt  und 
gleichfalls  vom  V.  504  nicht  begunstigt. 

V.  503.  Ah  fiel  in  A1  wegen  des  Personenzeichens  A  (ftir  Antipho) 
aus;  A3  erganzte  es  richtig,  so  auch  im  wesentlichen  einstimmig  ? 
(vgl.  auch  P.  Richter,  Studem.  Stud.  I,  401,  Anm.  23). 

V.  507.  fLadewig,  Beitr.  S.  13  und  Fritzsche,  Dc  font.  Gr.  Ter., 
II,  6  f.  nehmen  den  Vers  nicht  ohne  Grund  in  Schutz.  Vielleicht  sind 
eher  V.  175  f.  fur  einen  spateren  Zusatz  anzusehen.'  Dz.  —  Dafs  der  V. 
nicht  auszuscheiden  ist  (wie  nach  Bentl.  Dz.2  tbat),  geht  aus  den  griech. 
von  Kock  (Rh.  Mus.  XXXXIH,  35)  angefiihrten  Parallelen  hervor.  Auch 
gegen  V.  175  f.  lafst  sich  nichts  Stichhaltiges  vorbringen.  Wie  in  einer 
Rede,  werden  auch  im  Schauspiele  zutreffende,  wesentlichere  Gedanken 
oder  stehende  (sprichwortliche)  Wendungen  den  Horern  gern  in  gleicher 
oder  ahnlicher  Form  in  Erinnerung  gebracht.  Bemerkenswert  ist  nur, 
dafs  in  unserem  V.  A3  statt  a  me  die  Variante   oder  Glosse  eam  bietet. 

V.  508.  rWeil  ipse  bei  Verbindung  mit  Demonstrativis  diesen  nach- 
gesetzt  zu  werden  pflegt,  will  Rein,  De  pron.  q.  s.,  S.  64  Istuc  mi  ipsitm 
schreiben.'  Dz.  —  Vgl.  zu  V.  227. 

V.  515.  'Optundis  hat  Cod.  A,  die  anderen  Hdschr.  obtunde,  G  mit 
einer  Rasur  nach  e.  Je  sicherer  der  Imperativ  falsch  ist,  um  so  be- 
stimmter  ist  m.  E.  das  e  desselben  festzuhalten.'  Dz.  —  Ich  kehre  zur 
besten  handschr.  Lesart  zuriick,  da  das  von  Dz.  ausgelassene  Dorio  mir 
ganz  passend  und  eindringlich  gesetzt  zu  sein  scheint  und  optundis,  wie 
auch  Leo  (Plaut.  Forsch.,  S.  273,  Anm.  2)  bemerkt,  ohne  Zweifel  besser 
ist  als  optundes;  dazu  scheint  obtunde  nur  graphische  Variante  der 
Form  auf  -is  zu  sein.  Leos  Zweifel  an  der  Richtigkeit  der  Uberlieferung 
wegen  tundendo  Hec.  123  schliefse  ich  mich  nicht  an.  Der  lebhaft  ein- 
dringlichen  Art  der  Bitte  entspricht  das  Ethos  der  jetzt  fiir  V.  515  f. 
gewahlten  Rhythmengattung  (iamb.  Oktonare)  weit  besser  als  das  der 
bisher  angesetzten  trochiiischen  Septenare,  welche  eine  ruhigere  Stim- 
mung  ausdriicken.  Von  den  zwei  Moglichkeiten,  das  Metrum  des  Verses 
wiederherzustellen,  entweder  longum[st]  id  quod  oder  longumst  [id]  quod 
zu  schreiben,  habe  ich  die  letztere  vorgezogen;  denn  in  den  formelhaften 
Wendungen  wie  certum  est,  melius  est,  mirum  est  liifst  Ter.  est  nicht  weg; 
vgl.  fur  l.  est  V.  495,  And.  977,  Haut.  335  (s.  auch  Baumann  a.  0.  S.  XH  f.). 

V.  519.  fMit  A  und  Umpf.  die  Worte  Di  tibi  dem  Phaedria  zu 
geben,  ist  deshalb  ratsam,  weil  Dorio  im  Folgenden  zu  ihm,  wie  es 
scheint,  erwidernd  spricht.  Mag  man  sie  aber  Geta  oder  Phaedria  zu- 
teilen,  jedenfalls  weisen  sie  darauf  hin,  dafs  Dorio  vorher  gesprochen 
hat.     Deshalb  stimme  ich  Madvig,  Adu.  crit.  H,  18  unbedingt  nicht  zu, 


KRITISCHER  ANHAXG.  207 

welcher  den  Antipho  bis  tu  sprechen  lafst;  man  wiirde  in  diesem  Falle 
auch  Neque  tu  neque  ego  erwarten  (vgl.  M.  Niemeyer,  De  Plaut.  fab. 
rec.  dupl.,  S.  18).'  Dz.  —  Das  Schwanken  der  Uberlieferung  zeigt  deut- 
lich  As;  denn  diese  Hand  schrieb  nach  Dr.  Kauer  neben  T  (Phaedria, 
von  A1)  zuerst  B  (Geta,  dem  auch  g  die  Worte  zuteilen),  dann  aber 
grofs  darauf  A  (Antipho). 

V.  526.  Stercilinium ,  die  Uberlieferung  von  AM(on.)g  bis  auf  P1 
(sterculinum)  und  C1  (stercilinum),  ist  metrisch  nicht  zulassig  (sterciUnium 
ware  unrichtiger  daktyl.  Wortschlufs).  Sprachlich  halt  die  Form  H.  Keil, 
Comment.  in  Cat.  de  agri  cult.  libr.,  S.  10  f.  fiir  eine  spate  Erfindung; 
doch  vgl.  intercilinio  (f.  in  st.)  Colum.  VII  5,  8,  sterquilinium  Caper  VII 
111,  11  (Keil);  C.  Gl.  L.  IV  175,  38  sterclinia;  Serv.  Verg.  Georg.  I,  21 
u.  Aen.  IX,  4  Sterculinius ;  s.  auch  Bersu,  Die  Gutturalen,  S.  120. 

V.  528.  Von  der  Lesart  der  Codd.  decipis  wird  nicht  abzugehen 
sein.  Auch  Leos  Vermutung  (a.  0.  S.  304)  decipnes  ist  nicht  zu  billigen ; 
denn  die  Uberlieferung  verlangt  nicht  die  von  ihm  bis  auf  V.  555  (vgl. 
Cas.  372)  iibrigens  mit  zweifelhaftem  Rechte  geleugnete  Betonung  enim. 
Das  Prasens  ist  aber  notig,  wie  das  folgende  decipit  zeigt. 

V.  529.  A.  Luchs  (Studem.  Stud.  I,  348)  schreibt  Nam  hic  me 
scibat  kuiusmodi  esse;  vgl.  aber  V.  505  und  Haut.  812  huius  modi,  ~B.ec. 
385  huius,  V.  737  und  Haut.  299  eiiis  u.  a, 

V.  561.  A1:  inpone  feret,  A3:  inpone  hic  feret  (statt  hic  glaubt 
Dr.  Kauer  auch  an  die  Moglichkeit  der  Lesung  von  ni  e;  doch  scheint 
mir  die  andere  palaographisch ,  metrisch  und  sprachlich  allein  wahr- 
scheinlich);  inpone  et  feret  ?.  Wenn  auch  ganz  vereinzelte  Parallelen 
fur  et  im  Altlatein  vorhanden  sind  (vgl.  Cato  r.  r.  6,  3  serito  —  et  parata 
erit\  vgl.  Schmalz,  Lat.  Syntax2  §  167),  so  spricht  doch  die  Haufigkeit 
dieses  Gebrauches  in  der  spateren  Latinitat  weit  mehr  gegen  als  fur 
die  Urspriinglichkeit  der  letzten  Lesung.  Ist  aber  et  von  Calliopius  ein- 
gefiigt,  so  verliert  die  Vermutung  von  Guielmus  (Dz.)  ecferet  und  der 
Vorschlag  Mahlys  a.  0.  S.  479  inp.  ei,  feret,  dem  Elmer  beipflichtet,  seine 
Grundlage.  Hic  scheint  mir  dagegen  zur  Verstarkung  des  so  kurzen 
eigentlichen  Hauptsatzes  nach  dem  langeren  Vordersatz  stilistisch  sowie 
auch  gedanklich  recht  passend.  Denn  die  Hervorhebung  der  Person  ist 
schon  wegen  des  folgenden  Solus  est  homo  u.  s.  w.  am  Platze.  Und  dafs 
zur  Wendung  oneris  quiduis  inpone  der  Dativ  nicht  gefiigt  zu  werden 
braucht,  zeigt  das  Beispiel  aus  der  And.  (897),  das  einzige,  in  dem  sich 
bei  Terenz  diese  Verbindung  noch  findet. 

V.  566  habe  ich  mit  Umpf.  und  Skutsch  die  handschr.  Lesart  modo 
te  hinc  amoue  -wiederhergestellt;  Dz.  schrieb  mit  Fleck.  hinc  modo 
te  amoue. 

V.  567.  fEinfaches  -e  im  Vokativ  von  Chremes  haben  alle  Hdschr. 
bei  Umpf.  V.  613  (D  in  Ras.),  960,  966,  984,  fast  alle  V-  577;  A  allein 
V.  567,  609;  nur  V.  797  hat  A:  Chremes  (Chreme  in  BCP).  Grunde  des 
Wohllautes  konnen  bei  der  Wahl  dieser  oder  jener  Vokativform  mit- 
gewirkt  haben.  Ritschl,  Prol.  in  Trin.,  S.  88  spricht  sich  iiber  diese 
Frage  als  eine  fvir  Plautus  gleichgiltige  nicht  aus.  Die  Zulassigkeit 
beider  Formen  verteidigt  Edm.  Hauler,  Terent.  S.  10  ff. ,  dagegen  den 
alleinigen  Gebrauch  der  Endung  -e  E.  Koenig,  De  nomin.  propr.,  quae 
sunt  ap.  Pl.  et  Ter.  (1876),  S.  40  f.'  Dz.  —  Zu  erganzen  habe  ich  nur, 
dafs  V.  577  A1  blofs  CHRE  bietet  mit  fiir  ME  zureichendem  Platze 
und  wohl  erst  A*  (Chre)mes  kleiner  nachbesserte  (Dr.  Kauer);  Chreme'i: 
hat  D  (mit  Rasur),  also  stimmte  D1  mit  EG,  die  Chremes  schreiben, 
iiberein,  Chreme  steht  aber  in  CPF.  Auch  diese  St.  spricht  also  eher  fiir  die 
Form  auf  -e.  Meine  Stellung  in  der  Frage  habe  ich  in  den  Terent.  a.  0. 
dargelegt  und  dazu  in  den  Wien.  Stud.  XH,  242  nachgetragen,  dafs  Haut. 
518  und  844  A  gegen  Umpfenbachs  Angaben  Chremes  bietet,    Wenn  so 


208  KRITISCHER  ANHANG. 

auch  eine  oder  andere  der  nach  Umpf.  fur  Chreme  sprechenden  Stellen 
wegfallen  sollte,  das  Hauptergebnis,  die  Gleichberechtigung  beider  For- 
men  fur  Terenz,  kann  m.  E.  nicht  bezweifelt  werden.  Ja,  es  scheint 
sogar  Plaut.  nach  der  besten  Uberlieferung  die  Formen  auf  -e  im  Vokativ 
vereinzelt  zugelassen  zu  haben  (Charmide  Trin.  617,  CaUidamate  Most. 
1130,  Apelle  nach  A  Poen.  1271),  so  dafs  bei  Ter.  blofs  ein  Fortschritt 
in  der  Verwendung  der  Form,  nicht  aber  ein  Gegensatz  zu  Plaut.  vor- 
lage  (vgl.  auch  Richter,  Studem.  Stud.  I,  480).  ' 

V.  589.  fCod.  A  hat  ganz  abweichend  neque  adeo  defitiscar  umquam 
experirier,  was  Vahlen  bei  Conr.  Sydow,  De  fide  libr.  Ter.  (1878),  S.  9  f. 
in  der  Weise  beibehalten  will,  dafs  aktives  defetiscam  eingesetzt  wiirde. 
Von  den  anderen  Hdschr.  hat  die  Gruppe  y  im  wesentlichen  neque  def 
umquam  ego  exp.,  G  liest  umqua  adeo,  D:  unq.  mit  einer  Liicke  vor  fec. 
und  Rasur  an  der  Stelle.  Vsque  adeo  ist  aus  Prisc.  I,  514  und  II,  251 
genommen,  doch  bietet  Cod.  L  des  Ter.  (allein  von  den  bekannten)  in 
der  Lesart  usqua  adeo  wenigstens  einen  Teil  der  als  richtig  angenom- 
menen  Version.'  Dz.  —  Nach  Schlee  (Rh.  Mus.  XLVI,  149)  hat  D  (auf 
einemjiingeren  Blatte)mit  y.  neque  defeciscar  umquam  ego,  nach  Dr.  Kauer 
im  Texte  n.  deficiscar  u.  (ici  auf  Rasur  und  ego  iiber  der  Z.),  F  wie  A 
defitiscar,  doch  scheint  der  Schreiber  zwischen  t  und  c  geschwankt 
zu  haben. 

V.  597  f.  Die  Umstellung  von  esse  und  sese  wurde  nach  Lachmann 
(Comm.  in  Lucr.,  S.  161)  vorgenommen.  In  A  findet  sich  auf  radierter 
Stelle  im  V.  597  (wohl  von  A3)  driae  se  osten  mit  (sicher  von  derselben 
Hand)  iiberschriebenem  deret;  von  A1  stand,  wie  die  entsprechenden 
15  Buchstaben  der  folgenden  Zeile  zeigen,  hier  urspriinglich  mehr. 
Sese  ostenderet  hat  d,  sese  ost.  auch  F1  mit  Punkten  unter  dem  zweiten 
se  und  se  ost.:  yE.  Die  Vertauschung  ist,  da  die  Wortstellung  sese  — 
esse  sich  als  die  natiirliche  aufdrangte,  leicht  erkliirlick. 

V.  604.  fDie  Lesart  des  A:  INSTIISSI  (Vulg.  institui:  is  si)  fiihrt 
eher  auf  institi  als  auf  institui.  Ebenso  Hec.  381  Hanc  habere  orationem 
mecum  principio  institit;  vgl.  Phor.  192  u.  Anm.;  Eun.  19  heifst  es  in 
gleichem  Sinne  Ita  ut  facere  instituit.  Phor.  848  hat  A  institueris ,  wo 
sicher  institeris  zu  lesen  ist.  Auck  Afranius  V.  81  R.2  hat  institi  mit 
einem  Infinitiv.'  Dz.  —  Vgl.  Fleck.,  N.  Jahrb.  1897,  S.  405.  Skutsch  zieht 
(nach  Eun.  19)  institui  der  s  vor. 

V.  611  f.  fIn  den  Hdschr.  gehort  V.  611  ganz  dem  Chremes,  was 
wegen  der  Verbindung  von  Multa  .  .  noua  .  .  compluria  unmoglich  ist. 
A3  lafst  Multa .  .  .  hic?  den  Geta  fragen  (im  Anschlufs  an  seine  voraus- 
gehende  Frage)  und  den  Chremes  mit  Compluria  antworten.  In  V.  612 
spricht  Geta  nach  der  Lesart  aller  Hdschr.  von  Ita  bis  facta  (dies  ist 
auch  die  Vulgata,  indem  nach  Ita  Punkt  gesetzt  wird).  Die  Personen- 
verteilung  des  ^l3  lafst  sich  (mit  Conradt,  Metr.  Comp.,  S.  47)  recht  gut 
halten;  dafs  Geta  eine  gewisse  Redseligkeit  an  den  Tag  legt  und  zwei 
Fragen  (Quid  agitur?  multa  .  .hic?)  aufeinander  folgen  lafst,  scheint  der 
Situation  sogar  sehr  angemessen  zu  sein.  Abweichend  von  Conradt  a.  0. 
glaube  ich  nur,  dafs  nach  Ita  interpungiert  werden  mufs,  da  sich  sonst 
ne  an  Ita  angeschlossen  hiitte,  auch  aus  V.  611  noch  nicht  mit  ita  ge- 
schlossen  werden  kann,  Chremes  sei  iiber  Antiphos  Heirat  unterrichtet.' 
Dz.  —  Auch  hier  zeigt  sich  wieder  die  gute  Uberlieferung  von  A3. 

V.  618.  fUnzweifelhaft  laist  sich  die  von  A  gebotene  Personen- 
einteilung,  wonach  Demipho  (nicht  Geta)  Is  qui  istanc  spricht,  sehr  gut 
verteidigen,  und  Umpf.  geht  wie  ofters  von  seinem  Prinzip  ab,  wenn  er 
hier  dem  Bembinus  nicht  folgt.'  Dz.  —  Auch  an  dieser  Stelle  giebt  As 
(was  bei  Umpf.  fehlt)  textlich  das  Richtige;  denn  diese  Hand  streicht 
von  SI  das  I  und  setzt  dieses  Zeichen  vor  S  (Dr.  Kauer),  bezeugt  also 
sicher  IS  wie  s,  Don.  und  Eugr. 


KRITISCHER  ANHANG.  209 

V.  664.  Ich  bin  bei  der  von  Fleck.  und  Dz.2  gebotenen  Lesung  repetito 
geblieben,  ohne  sie  fiir  eine  sichere  Heilung  der  handschr.  Verderbnis 
zu  halten.  Diese  merkte  wohl  schon  As,  die  nach  Dr.  Kauer  iiber  die 
zweite  Silbe  von  PETITO  ein  I  oder  deni  I  ahnliches  Zeichen  fugte. 
Bentl.  schrieb  illasce,  Skutsch  vermutet  istasce. 

V.  667.  rDie  Hdschr.  haben  His  rebus  sane  pone  (ein  Teil  pone 
sane)  inquit  decem  minas.  Aus  metrischen  Griinden  und  weil  auf  die 
abermalige  Wiederholung  der  Zehnzahl  gar  keine  Riicksicht  genommen 
ist,  erscheint  die  Uberlieferung  unhaltbar.  Luchs,  Stuclem.  Stucl.  I,  64  f. 
schlagt  vor  H.  r.  inquit  pone  sane  alias  decem;  inauit  hatte  schon  Fleck. 
umgestellt,  minas  schon  Bentl.  gestrichen  und  alias  zugefiigt.  Um  eine 
iibergrofse  Ahnlichkeit  mit  V.  663  (ob  decem  alias)  zu  vermeiden,  habe 
ich  vielmehr  porro  vor  pone  (oder  sane?)  eingeschoben:  vgl.  Heaut.  838 
am  Ende  einer  ahnlichen  Aufzahlung:  Porro  haec  talenta  dotis  adposcunt 
duo.'  Dz.  —  Mir  scheint  die  Unterlassung  der  Riicksicht  auf  die  Wieder- 
holung  der  Zehnzahl  im  Interesse  des  Sprechers  zu  liegen,  der  dadurch 
den  Anschein  einer  kleineren  Zahl  erwecken  will.  Wiirde  man  meine 
in  der  Anm.  gegebene  Auffassung  von  decem  minas  nicht  billigen,  so 
hielte  ich  sane  pones  mitgleicher  Betonung  von  decem  mincis  wie  im 
V.  662  fiir  die  leichteste  Anderung.  Gegen  die  Ausschliefslichkeit  der 
Regel  von  der  Vermeidung  des  Doppeliambus  weist  J.  Vahlen,  Berl. 
Sommer-Ind.  1878,  S.  10  und  1880,  S.  5  auf  Ennius'  Versschliisse :  parat 
putat  (V.  295  Ribb.3:  pemat  putat)  und  loco:  licet  (V.  197)  hin,  doch  ist 
dies  fiir  Terenz  nicht  beweisend;  vgl.  S.  38  nnd  S.  55,  Anm.  1. 

In  V.  687  behalt  Skutsch  die  handschr.  Uberlieferung  bei,  indem  er 
di  deaeque  superi  inferi  milst. 

V.  707.  fIn  Beibehaltung  der  handschr.  Lesart  per  inpluuium  folge 
ich  nunmehr  C.  Sydow,  I)e  fide  q.  s.,  S.  20  und  Koenighoff,  Diss.  Ter. 
crit.  (1877),  S.  8  ff  Nur  mufs  man  zugeben,  dafs  auch  in  inpluuium 
richtig  gesagt  werden  konnte.'  Dz.2  —  Andere  Herausgeber  (so  Sloman) 
wollen  hier  inpluuium  als  synonym  mit  conpluuium  (der  Dachoffnung) 
fassen. 

V.  709  f.  fKoenighoff  a.  0.  S.  2  ff  will  die  Worte  ante  brumam  .  .  . 
incipere  als  Interpolation  streichen  und  quae  causast  unmittelbar  an 
uetuit  anschliefsen.  Doch  ist  es  ihm  m.  E.  nicht  gelungen,  die  Unhalt- 
barkeit  jener  Worte  nachzuweisen.  Umpf.  setzt  keine  Liicke  an  und 
beruft  sich  (Anal.  Ter.,  S.  17)  wegen  des  Genetivs  auf  Plaut.  Most.  1017 
u.  1018,  Truc.  383  sowie  auf  den  Genetiv  bei  credere.  An  ersteren 
Stellen  steht  aber  das  Neutrum  eines  Pron.  dabeL  und  der  Genetiv  bei 
credere  hat  etwas  Formelhaftes.  Eher  konnte  an  eine  von  einer  ab- 
wehrenden  Bewegung  begleitete  Aposiopesis  nach  incipere  zu  denken 
sein  und  dann  ohne  Liicke  fortgefahren  werden.  Nach  incipere  sind, 
wie  Fleck.  vermutet  hat,  zwei  Halbverse  ausgefallen,  in  denen  wenig- 
stens  die  vorausgehende  Konstruktion  zu  Ende  gefiihrt  war.'  Dz.  —  In 
der  Erklarung  der  Konstruktion  von  incipere  folge  ich  im  allgemeinen  Umpf. 
und  Leo,  Plaut.  Forsch.,  S.  92.  Ferner  habe  ich  abweichend  von  Dz. 
die  monstra  nicht  durch  Strichpunkte,  sondern  durch  Beistriche  getrennt 
und  die  inhaltlich  einander  naherstehenden  chiastischen  Glieder  inter- 
dixit  hariolus,  Harispex  uetuit  aufserlich  enger  verbunden.  Quae  causast 
iustissuma  scheint  mir  nach  dem  vorausgehenden  unwilligen  Ausruf 
weniger  im  Munde  Phormios,  der  sich  den  Greisen  gegeniiber  wegen 
Verschiebung  der  Hochzeit  verteidigt,  passend  zu  sein  als  fiir  den 
Sklaven,  der  diesen  Grund  fiir  den  am  meisten  berechtigten  und  am 
wenigsten  anfechtbaren  halt. 

V.  711.    Der  von  Kiimpf  (Berl.  Stud.  III  2,  44)  gemachte  Vorschlag, 
hier  men  uicles?  zu  schreiben,  empfiehlt  sich  gegeniiber  der  einstimmigen 
iinl   vollig   sinngemafsen   handschr.  Uberlieferung  me  uide  durch  nichts. 
Terentius,  Phormio,  3.  Auflage.  14 


210  KRITISCHER  ANHANG. 

V.  719.    hanc  hat  auck  A  (Umpf.  wohl  durch  Druckf.  hunc). 

V.  724.  satis  est:  ASFS,  sat:  yFlE;  Leo  a.  0.  S.  266  sieht  in  satis 
cst  blofs  eine  andere  Schreibart  fiir  sat  est  unter  Hinweis  auf  V.  768, 
wo  A:  satis  erat  statt  sat  erat  und  Ad.  621,  wo  A:  sat  statt  satis  der 
g  bietet. 

V.  737.  fIn  der  Gruppe  y  und  EF  steht  pater  eius,  was  eine  natiir- 
lichere  Wortbetonung  giebt.'  Dz.  —  Doch  anderte  auch  er  m.  E.  mit 
Recht  nichts  ab. 

V.  747.  P.  Richter  (Studcm.  Stud.  I,  480)  will  (mit  CP:  em.  FEM: 
hem)  em  istoc  pol  schreiben;  aber  AS  lassen  em  aus,  und  bei  Ter.  findet 
sich  sonst  zu  em  mit  Demonstrativen  oder  demonstr.  Partikeln  nicht  noch 
pol  oder  hercle  hinzugefiigt  (V.  139,  212,  753,  Haut.  866,  Hec.  347  u.  a.). 

V.  754.  fVielleicht  ist  .  .  mit  <s:  duasne  is  uxores  zu  lesen  und 
obsecro  mit  Fleck.  als  Glossem  einzuklammern.'  Dz.  —  Dafiir  liegt  m.  E. 
kein  zwingender  Grund  vor. 

V.  759.  A  hat  conlocatam  amari  (das  Sloman  vergeblich  zu  halten 
sucht  durch  die  Ubersetzung:  rThat  she  has  been  wedded  to  the  man  I 
irished,  and  is  loved  as  I  wished''),  s  und  Priscian  colloc.  fdiam;  danach 
schrieb  Bentl.  filiam  locatam.  In  naherem  Anschlufs  an  A  vermutet 
Leo  conlocatam  amanti  und  J.  Koehm  (Quaest.  Plaut.  Terentianaeque, 
Gissae  1897,  S.  45  ff.)  collocatam  amore.  Doch  kann  das  Objekt  'Tochter' 
kaum  entbehrt  werden;  gegen  amore  spricht  ferner,  wie  Koehm  selbst 
geftihlt  hat,  der  Vers  761  Sine  nostra  cura,  maxuma  sua  cura  [hic]  sohts 
fecit,  der  nach  seiner  Auffassung  auf  den  personificierten  Amor  geht. 
Dagegen  ist  bei  Aufnahme  von  Faemus'  Vorschlag,  den  auch  Dz.2  billigte, 
conlocatam  (gnatanxy,  der  Ausfall  des  Objekts  durch  das  Homooteleuton 
ebenso  leicht  zu  erklaren  als  das  Eindringen  der  zu  ut  uolebam  ge- 
horigen  Glosse  amari  in  den  Text  des  A.  Gegen  Kraufs'  Vermutung 
(Rh.  Mus.  VIII,  542)  conlocatum  eam  iri  spricht  die  ungewohnliche  Ver- 
bindung  von  uelle  mit  acc.c.  inf.fut. ,die  harte  Erganzung  von  eam  conlocatam 
zu   offendi  sowie   das  Imperfekt   ut  uolebam  statt  des  Plusquamperfekts. 

V.  761.  fIn  der  auch  Don.  bekannten  Lesart  hic  solus,  welche  unter 
den  Hdschr.  A  allein  hat  Qiic  fehlt  da,  wird  aber  von  Don.  angefuhrt), 
zeigt  sich  gegeniiber  dem  haec  sola  der  'anderen  Codices  an  einem  recht 
deutlichen  Beispiele  die  Uberlegenheit  des  Bembinus.  Sophrona  hat  gar 
nicht  'maxumam  curam?  angewendet,  und  in  ihrem  Bemuhen  lage  auch 
nichts  Wunderbares.'  Dz.  —  A1  giebt  richtig  solus,  das  As  und  nach 
Radierung  A*  in  sola  verandern.  Der  Bezug  auf  Antipho  scheint  mir 
auch  ohne  hic  vollig  deutlich  zu  sein.  Dafs  auf  Donats  Angabe  hier 
nicht  viel  zu  geben  ist,  beweist  deren  Fassung:  Si  'hic'  legcrimus,  An- 
tiphonem  intellegimus ;  si  fhaec',  Sophronam. 

V.  764  rbetonen  Fleck.  und  Umpf.  etwas  schwerfallig  Sed  per  deos 
atque  homines  meam  esse  q.  s.  Gestiitzt  auf  die  analoge  Accentuierung  in 
Hec.  249  Quod  tu  si  idem  faceres,  magis  q.  s.  folge  ich  ohne  Bedenken 
der  Bentleyschen  Iktusverteilung  (Sed  per  deos  dtque  homines).''  Dz.  — 
Mir  erscheint  die  Betonung  Sed  per  deos  atque  homines  meam  esse  hcm 
ungezwungener. 

V.  765.  'audies  haben  alle  Hdschr. ;  wie  das  Metrum  zeigt,  offenbar 
falsch.  Bentl.  —  ihm  folgt  Umpf.  —  setzte  audiemus  in  den  Text. 
Chremes  hat  aber,  mag  man  audiemus  als  Plur.  maiest.  nehmen  oder 
nicht,  gar  nichts  mehr  zu  erfahren,  da  er  bereits  iiber  alles  unterrichtet 
ist.  Hingegen  mufste  Sophrona  und  vor  allem  Phanium  von  dem  wun- 
derbaren  Zusammentreffen  unterrichtet  werden,  und  gerade  in  letzterer 
Person  liegt  iiufserlich  das  Motiv,  weshalb  das  Gespriich  nun  ins  Innere 
des  Hauses  verlegt  wird.  Fleckeisens  'intus  audies  quae  restanf  entfernt 
sich  unnotig  weit  von  der  Uberlieferung  und  nimmt  auf  Phanium  keine 
Riicksicht.     Mir  scheint  audietis  daher  eine   sichere    (schon    von  Weise 


KRITISCHER  ANHANG.  211 

und  W.  Wagner  in  den  Text  gesetzte)  Emendation.  Mehrere  reine  Tro- 
ehaen  hinter  einander  finden  sich  z.  B.  auch  V.  767  amEnde  eines  iamb. 
Septenars  (nach  cetera  tritt  zudem  Synalophe  ein).'  Dz. 

V.  766.  Malis  (A^GC1,  der  Schol.  von  D,  wohl  auch  D1  vor  der 
Rasur  und  P1)  ist  von  A3  in  malos  verandert  (das  o  iiber  d.  Zeile  von 
A4  radiert  und  innerhalb  derselben  korrigiert,  nach  Dr.  Kauer);  diese 
Variante  bieten  auch  die  iibrigen  g  (D  in  Rasur  von  etw.  lichterer  Tinte). 

V.  780.  cEntscheidend  fiir  die  handschr.  Lesart  uorsuram  solues 
(statt  der  sehr  alten  Konjektur  uorsura;  s.  Guyet  zur  St.)  ist  das 
Futurum,  welches  sich  nur  auf  die  schliefsliche  Katastrophe  beziehen 
kann.  Von  dieser  konnte  Geta  nicht  sagen,  dafs  er  mittels  einer  An- 
leihe  seine  Schuld  bezahlen  werde,  da  alsdann  die  Zahlung  des  Kapi- 
tals  immer  noch  bevorgestanden  hatte;  z.  B.  Cic.  ad  Att.  V  1,  2  quae 
quidem  ego  utique  uel  uersura  facta  solui  uolo  und  V  15,  2  ut  uerear,  ne 
illud,  quod  tecum  permutaui ,  uersura  mihi  soluendum  sit,  an  welchen 
beiden  Stellen  an  eine  Erledigung  der  Schuld  fiir  Cicero  mittels  der 
uersura  gar  nicht  zu  denken  ist.  Bentleys  Verteidigung  des  Ablativs 
pafst  nur  fiir  die  Lesart  soluis,  die  er  auch  gleich  Guyet  mit  richtigem 
Takte  gewahlt  hat  (nur  Cod.  D  und  L1  haben  so).  Grund  zu  einer 
Anderung  ist  nicht  vorhanden  (s.  Anm.  zur  St.).'  Dz.  —  Ergiinzend  be- 
merkt  Dr.  Kauer,  dafs  soluis  von  D1,  solues  von  D2  steht. 

V.  790.  Das  von  Mahly  a.  0.  S.  479  verlangte  Statim  (is")  capiebat 
scheint  entbehrlich,  da  durch  den  ganzen  Zusammenhang  eine  Zwei- 
deutigkeit  ausgeschlossen  ist. 

V.  791.  In  A  scheint  in  der  von  allen  Codd.  iiberlieferten  Lesung 
multo  tamen  das  Adverb  fein  durchgestrichen  zu  sein  (Dr.  Kauer). 

V.  792.  Virum  me  natuellem:  Al  mit  der  Korrektur  am  wohl  von  A* 
(Dr.  Kauer);  ebenso  S  (auch  D)  natam.  Danach  hat  natum  keine  direkte 
Beglaubigung.  Dazu  kommt,  dafs  nicht  uirum,  sondern  me  dem  Pra- 
dikatsnomen  zunachst  steht.  Der  Witz  Plaut.  Amph.  814  haec  iam 
mulier  factast  ex  uiro  kann  nichts  fiir  unsere  St.  beweisen. 

V.  793.  Certo  scio  A1;  oberhalb  des  o  schrieb  (nach  Dr.  Kauer)  J.2: 
e,  liest  also  mit  D1:  certe,  scio. 

V.  806.  cNur  A  und  D1  haben  perdis,  die  anderen  Hdschr.  bei  Umpf. 
nebst  L  pergis;  ebenso  Heaut.  582  nur  A:  perdis  gegen  pergin  der  anderen 
Codices.  Diese  beiden  Stellen  bestatigen  gegenseitig  die  Lesart  des  A.1 
Dz.  —  Miror  quid  hoc  siet,  die  Lesart  von  ADXF  (A-D*  Lindern  mit  y. 
est),  habe  ich  mit  Fr.  Schlee  (Wolffl.  Arch.  III,  556  f.)  aufgenommen; 
Dz.  mit  Fleck.  miror  quid  siet. 

V.  828.  fDer  metrisch  imd  inhaltlich  gleich  anstofsige  Vers  ist  von 
Fleck.  mit  Recht  eingeklammert  worden.  Ubrigens  steht  in  ?:  iubeat 
fiir  suadeat.''  Dz.  —  Skutsch  halt  den  V.  fiir  ertraglich.  Dieser  bildet 
dann  als  iamb.  Oktonar  den  Abschlufs  eines  katal.  Systemes.  Ahnl.  Ad. 
707 — 712,  wo  auf  fiinf  iamb.  Septenare  ein  Oktonar  als  Schlufsvers  folgt; 
doch  leitet  er  hier  zu  Senaren,  an  unserer  St.  wieder  zu  Oktonaren  iiber 
(vgl.  dagegen  Schlee,  De  uersuum  in  cant.  Ter.  consecutione ,  S.  70  f.). 
Auch  Don.  erkliirt  den  V.  nicht. 

V.  832.  Mahlys  Vorschlag  a.  0.  S.  479  aliquot  hoc  (=  huc  cdazu') 
sumam  dies  ist  nicht  notig,  da  der  Zweck  ad  potandum  eben  angegeben 
war;    auch  findet  sich  sumcre  nirgends  bei  Ter.  in  solcher  Verbinduno-. 

V.  835.  Tleck.  schreibt  gegen  die  Hdschr. :  ..acturust.  An.  Quds? 
Pn.  Vt  fugitet  suom  putrem.  Diese  Einschiebung  von  suom  lialte  ich 
nicht  nur  fvir  unnotig,  sondern  sogar  fiir  nicht  recht  passend,  weil  damit 
die  von  Phormio  ausdrucklich  beabsichtigte  Doppelbeziehung  des  Satzes 
auf  Antipho  und  Phaedria  undeutlicher  wird.'  Dz. 

V.  863.  A1  hat  reprehendit;  A3  mit  s:  adprehendit  (von  unwesent- 
lichen  Abweichungen  abgesehen).    fGegen  ai/jtr.  hat  Hauler,   Terent.  S.  6 

14* 


212  KRITISCHER  ANHANG. 

mit  Recht.  sich  ausgesprochen ;  gegen  repr.,  was  derselbe  nach  A  vor- 
schlagt,  spricht  der  Bau  des  1.  Versfufses  (_  _,  .  _  _,)  und  dafs  repi\ 
bei  Ter.  sonst  nur  in  ubertragener  Bedeutung  sich  findet.'  Dz.  —  Dz.* 
schrieb  darnach  das  Simplex  prendit.  Jedoch  uber  die  im  ersten  Fufse 
trochaischer  Verse  gestattete  Verwendung  daktylischer  Fiifse,  welche 
entweder  von  einem  daktylischen  Worte  oder  einem  trochaischen  und 
der  ersten  Kiirze  des  folgenden  Wortes  gebildet  sein  konnen,  handelt 
0.  Seyffert  (Berl.  phil.  Wochenschr.  XI,  925  f.  und  Burs.  Jahresb.  LXXX, 
276);  iiber  die  Teilung  der  Senkung  durch  Wortende  auch  Skutsch 
(Forsch.  I,  35,  Anm.  4  und  Berl.  phil.  Wochenschr.  XII,  1615  f.).  Fiir 
reprendit  spricht  auch  die  Allitteration. 

V.  875.  men  censen:  A,  censen  me:  D,  me  censen  die  iibrigen  .  und 
mit  ihnen  u.  a.  Dz.s  Diese  Lesart  ist  aber  wegen  der  Stellung  von  -ne 
bedenklich,  das  bei  vorhergehendem  sed  nicht  an  dritter  St.  steht.  Ich 
schreibe.'  daher  mit  Kampf  a.  0.  S.  44  men  censes,  indem  ich  in  men 
censen  einen  auch  sonst  in  A  nicht  seltenen  Fehler  der  Angleichung  er- 
blicke  (ahnl.  Haut.  973  Quae  istast  prauitast?  statt  prauitas,  Hec.  353,  378, 
417  u.  a.).  Censen  steht  sonst  dem  Personalpronomen  bei  Ter.  voran 
(And.  256,  Eun.  217,  Ad.  579,  Hec.  662  u.  a.).  Skutsch  zieht  wegen  der 
Betonung  censen  me  (D)  vor. 

V.  880.  Leo  (Forsch.  S.  326)  meint,  adhibendae  (A)  verstofse  gegen 
den  Sinn  und  habendai  (so  auch  Skutsch)  wiirde  den  Vers  herstellen. 
Ich  glaube  aber,  dafs  sich  das  Kompositum  in  der  vorne  angegebenen 
Art  erklaren  Tafst,  so  dafs  es  nicht  notig  ist,  diese  'lectio  difficiHor"  ab- 
zuandem,  um  die  von  unserer  im  ganzen  recht  guten  Terenziiberliefe- 
rung  nirgends  gebotene  alte  Genetivform  einzufiihren;  vgl.  iiber  diese 
Frage  auch  Engelbrecht,  Stud.  Ter.,  S.  14  f.,  A.  Brock,  Quaest.  gramm., 
S.  157  f.  und  Birt,  Rh.  Mus.  Suppl.-Band  1897,  S.  2  f. 

V.  896.  rWie  Umpf.  den  Vers,  nachdem  er  einmal  richtig  von 
Fleck.  in  den  Anfang  der  Scene  (vorher  von  Bothe  an  die  Spitze  der- 
selben)  umgestellt  war,  hinter  V.  905  belassen  konnte,  ist  mir  unerklar- 
lich.  Auf  Phormio  bezogen  enthalt  er  doch  nur  einen  sehr  matten 
Witz,  und  ita  uti  dixi  bleibt  hochst  -anstofsig,  da  die  Alten  an  eine 
wirkliche  oder  erheuchelte  liberalitas  des  Parasiten  vorher  gewifs  nichi 
denken  konnten.'  Dz. 

V.  902  f.  fFvir  an  rebamini  steht  in  A:  uerebamini,  in  DlL:  an 
uerebamini,  in  yD*:  an  ueremini;  alle  Hdschr.  haben  im  Folgenden  ne . . 
facerem.  Die  Lesart  in  A  wird  verdachtigt  durch  die  Kiirzung  der 
naturlangen  2.  Silbe,  wofiir  nur  aus  Plaut.  zwei  Stellen  von  zweifelhafter 
Autoritat  sich  anfiihren  lassen,  V.  37  des  unechten  Menaechmenprologs 
(Syraciisas:  ein  Eigenname)  und  Amph.  930  (pudwitiam).  ein  Vers,  der 
auch  sonst  nicht  heil  zu  sein  scheint.  Bentl.,  Spengel  (And.  Praef.  - 
S.  XXXI)  und  0.  Brugman  (N.  Jahrb.  1876,  S.  422)  geben  der  Lesart 
in  yD*  den  Vorzug;  doch  handelt  es  sich  an  den  von  Bentl.  zum  Beleg 
fiir  eine  gleiche  conscc.  temp.  angefiihrten  Stellen  (V.  592  und  Heaut.  492) 
um  Fiille,  wo  auf  ein  sicheres  Priis.  hist.  ein  lmperf.  Konj.  folgt.  Auch 
durch  ein  kondicionales  Verhaltnis  sind,  soviel  ich  sehe,  die  Neben- 
tempora  nicht  zu  erklaren,  da  quod  recepissem  wohl  als  Bedingtuig,  aber 
nicht  als  irreale,  zu  fassen  ist.  Ich  habe  daher  im  Anschlufs  an 
C.  F.  W.  Miiller  (Plaut.  Pros.,  S.  279)  an  rebamini  (Miiller  rebaminin 
ohne  an)  und  V.  903  me  .  .  facere  geschrieben.'  Dz.  —  Ich  blieb  mit 
Klotz  (Metrik  S.  88  f.)  und  Skutseh  (Forsch.  I,  108  u.  Sat.  Viadr.,  S.  130  ff.) 
bei  der  besten  tjberlieferung  uerebamini ,  da  die  Beispiele  fiir  die  Kiir- 
zung  naturlanger  zweiter  Silben  hiiufiger  sind  als  Dz.  meinte  (vgl.  S.  53). 

V.  913.  rA  hat  eam  nunc  ertrudi  (und  so  Umpf.  und  Dz.1)  stafrl 
nunc  uiduam   extr.     Zwar  entspricht  uiduam   nicht  ganz  der  Sachlage, 


KRLTISCHER  ANHANG.  213 

insofem  Phanium  ja  eine  andere  Ehe  eingehen  soll;  aber  zunachst  wird 
sie  doch  getrennt  von  ihrem  Gatten,  und  im  Sinne  des  vibelredenden 
Publikums  ist  deshalb  das  gehiissige  Wort  gut  gewahlt.'  Dz.2  —  Sloman 
und  Elmer  haben  die  Lesart  Eam  nunc  (A)  gegen.  die  der  g  (auch  M) 
wiederhergestellt.  Auch  ich  halte  uiduam  fiir  eine  Anderung  des  Calliop. 
oder  eine  Glosse;  nach  dem  fgn.  Bezug  auf  Phormios  Worte  (413  ff.) 
erwartet  man  einen  starkeren  Ausdruck  als  uiduam,  den  aber  der  Greis 
aus  guten  Griinden  vermeidet. 

V.  915.  Satis  superbe:  A1;  satin  sup.:  A3?T)oii.  (Leo  a.  0.  S.  269 
fsicher  nicht  schlechter').  Satis  (mit  Positionslange  der  2.  Silbe)  steht 
aber  auch  Eun.  577,  Haut.  198,  vielleicht  auch  Ad.  309;  vgl.  Lucil. 
1137  (L.;  I,  17  M.)  satis  sit  und  bei  Plaut.  im  bacch.  Metrum  Poen.  215, 
227,  Trin.  227;  magis  Mil.  539  (im  1.  Versfufs),  615,  Men.  594,  Ad.  179, 
mdgis  magisque  Pseud.  1214,  Eun.  507  u.  a.  m. 

V.  930.  Fleck.  (N.  Jahrb.  CXLVH,  200)  liest  mit  Bentl.  Irt  hinc 
malam  rem  cum  istac  magnificentia? ;  vgl.  Eun.  536. 

V.  936.  fWiihrend  die  Kurzung  der  Ultima  von  immo  bei  folgendem 
Iktus  ohne  allen  Anstofs  ist,  lafst  sich  die  Kiirze  der  ersten  Silbe  nur 
durch  die  Analogie  von  ille  und  quippe  erklaren.  Bei  einfachem  immo 
ist  die  erste  Silbe  lang  (Heaut.  599,  770;  Eun.  355,  812;  Hec.  228).  Da- 
gegen  hnmo  uero  findet  sich,  von  Fleck.  durch  Konjektur  beseitigt,  Hec. 
726;  immo  uero  wahrscheinlich  And.  854  und  Phor.  1047.'  Dz.  —  Vgl. 
dazu  S.  50,  Anm.  1,  wo  auch  das  hier  fehlende  Beispiel  Hec.  877  immo 
uero  angefiihrt  ist.  Skutsch  will  an  unserer  St.  entweder  Immo  uero 
uxorem  tu  cedo.  De.  In  ius  dmbuld  lesen  oder  tu  streichen;  Hec.  726 
liifst  er  (mit  y)  uero  aus,  877  streicht  er  scio,  437  me. 

V.  937.     In  ius  enim  uero:  Ag;  in  ius  tilgte  Bentl. 

V.  949.  Inconstantia,  das  Fleck.  und  u.  a.  Dz.2  in  den  Text  gesetzt 
haben,  stammt  von  Kayser  zu  Cornif.  (Leipz.  1854),  S.  262.  Das  hdschr. 
sententia  habe  ich  vorne  zu  begriinden  versucht.  Auch  Sloman  und  Elmer 
haben  dieses  Substant.  aufgenommen. 

V.  958.  Az  haben  peccatum  tuum  gegen  das  Metrum;  die  alte  Um- 
stellung  des  Erasmus  t.  p.  hilft  wohl  am  leichtesten  ab;  Bentl.  schrieb 
pecc.  tuum  (hocy.  Gegen  tuom  (iamy  spricht  das  iam  im  folgen- 
den  Verse. 

V.  986.  "Inpurum  ist  — ■  entgegen  der  Vulgata,  welche  inp.  von 
uide  abhangig  macht  —  mit  os  verbunden,  da  Ter.  das  Masc.  und  Fem. 
eines  Adjekt.  (oder  Partic.)  nur  in  generellem  Sinne  substantiviert.'  Dz.2 
-  Dafs  Barths  Beobachtungen  (N.  Jahrb.  1884,  S.  180),  auf  welche  sich 
Dz.  stiitzt,  durch  Ausnahmen  eingeschrankt  werden,  geht  wohl  aus  der 
Anm.  zu  V.  298  und  zur  St.  hervor. 

V.  997  '(miser)  bis  V.  1019  (obiit)  aus  Cod.  B  sowie  weiter  V.  1011 
bis  V.  1053  aus  Cod.  C  ist  bei  Chatelain  a.  0.  pl.  Xb,  bez.  pl.  IX  wieder- 
gegeben.'  Dz. 

V.  1004.  fCod.  A  teilt  die  Worte  Hem,  quid  ais?  dem  Demipho  und 
die  folgende  Frage  dem  Chremes  zu,  wahrend  die  anderen  Hdschr.  dies 
Verhaltnis  gerade  umkehren.  Mir  scheint  nach  V.  941  f.  erstere  Frage 
des  Staunens  fiir  keinen  der  Greise,  sehr  gut  aber  ftir  Nausistrata  zu 
passen,  welche  durch  die  Erwahnung  von  Lemnos  sogleich  aufmerksam 
wird.  Die  zweite  Frage  lasse  icb  niit  A  dem  hierbei  zumeist  beteiligten 
Chremes.'  Dz. 

V.  1021  f.  Statt  Quid  ego  aequo  animo?  schlagt  Mahly  a.  0.  S.  479 
Qui  ego  aequo  animo?  (naml.  feram)  vor,  ohne  wesentlichen  Unterschied 
des  Gedankens  (vgl.  V.  788).  —  fMadvig,  Aduers.  crit.  II,  18  vermutet'- 
una  ftir  in.  Wenn  man  defungier  auf  die  Befreiung  von  der  Furcht  vor  Un- 
treue  des  Gatten  bezieht,  mufs  man  mit  Fleck.  qui  id  (sp.)  statt  quid  (sp.) 


21  4  KRITISCHER  ANHANG. 

schreiben  (qui  haben  einige  gute  Hdschr.).  Ganz  sicher  ist  die  Erklarung 
der  Worte  in  hac  re  .  .  defwngier  nicht,  da  Nausistrata,  wie  es  scheint, 
aus  Anstandsriicksichten  sich  nicht  deutlicher  ausdriickt.'  Dz.  —  Ich 
bleibe  lieber  mit  Umpf.  und  Skutsch  bei  der  bestbeglaubigten  Lesart 
Sed  quid  sperem?  (so  jetzt  auch  Dz.)  und  ln-inge  die  Frage  mit  dem 
Folgenden  in  engere  Beziehung. 

V.  1028  f.  fNur  A  L(I)lc>)  haben  den  (ersten)  Vers,  wie  er  im  Text  steht; 
die  anderen  Hdschr.  und  mit  ihnen  die  Herausg.  lesen  Faxo  tali  eion 
mactatum  atque  hic  e.  i.  Der  Urheber  dieser  Lesart  nahm  jedenfalls  an 
der  iibrigens  vollig  gesicherten  Kiirze  von  hic  (s.  Anm.  zu  V.  266)  An- 
stofs  und  anderte  darnach  die  erste  Halfte  des  Verses  (vgl.  Aug.  Luchs, 
Comm.  pros.  Plaut.  I.  8  f).  —  Ohne  die  Annahme  einer  dem  V.  1029 
unmittelbar  vorausgehenden  Aufforderung  zur  Versohnung  (die  etwa  so 
lautete:  Mitte  eum  animum:  nimis  irata  es  m  uirum,  Nausistrata)  er- 
wartet  man  V.  1029  statt  des  bestatigenden  sane  vielmehr  sed.  Ferner 
scheint  mir  die  Annahme,  dafs  Phormio  V.  1029  f.  laut  zu  Nausistrata 
spreche  und  diese,  welche  V.  1011  sich  ausdriicklich  an  Demipho  ge- 
wendet  hatte,  V.  1031  jenem  gewissennafsen  antworte,  hochst  anstofsig; 
auch  V.  1036  spricht  Phormio  nur  zu  sich  und  redet  erst  V.  1037  Nau- 
sistrata  namentlich,  sogar  mit  Heus  N.,  an.  Endlich  wiire  es  iiber- 
haupt  auffallend,  wenn  Demipho  nach  der  Rede  der  Nausistrata  (V.  1021 
bis  1025)  vollig  schwiege  und  den  Bruder  gewissermafsen  seinem  Schick- 
sale  iiberliefse.'  Dz.  —  Diese  Bedenken  erledigen  sich,  meine  ich,  durch 
die  von  mir  in  der  Anm.  versuchte  Erklarung.  Der  Dichter  lafst  (nach 
der  hierin  iibereinstimmenden  handschr.  Uberlieferung)  Demipho  auf  die  er- 
neuten  heftigen,  aber  nur  allzu  wahren  Anklagen  seines  Bruders  Chremes 
durch  Nausistrata  nicht  mit  Worten  (wohl  aber  durch  eine  besanftigende 
Geste)  antworten:  er  hat  seine  Entschuldigungen  in  tlen  Versen  1016 
bis  1020  erschopft  und  wiirde  die  in  hochster  Aufregung  und  Leiden- 
schaftlichkeit  befindliche  Nausistrata  durch  einen  unzweideutigen  Tadel, 
den  die  nach  Dziatzkos  Meinung  zu  ergiinzenden  Worte  nimis  irata  es 
in  uirum  in  sich  schliefsen,  nur  noch  mehr  reizen.  Hatte  diese  doch 
Demiphos  freundlichem  Ersuchen  Quam  ob  rem  ti-  oro,  ><t  alia  facta  tua 
sunt,  aequo  animo  hoc  feras  soeben  ein  scharfes  Quid  ego  aequo  it>uwt>? 
entgegengesetzt.  Auch  an  die  von  Mahly"a.  0.  S.  479  vorgeschlagene  Um- 
stellung  des  V.  1029  nach  1035  glaube  ich  nicht. 

V.  1040.  Adeone  indignum  hoc  stellt  Dz.  nach  Bentl.  um  (adeon 
hoc  ind.:  AD,  adeo  ind.:  y),  was  abgesehen  von  der  Schreibung  Adron. 
die  jene  Handschriften  bieten,  die  leichteste  Anderung  des  in  ihnen  stehen- 
den  hoc  indignum  zu  sein  scheint.  Dz.  denkt  iibrigens  auch  an  Adeo 
hoc  ind.  tibi  uidetur?  oder  Adeon  ind.  tibi  uidetur? 

V.  1047.  rDafs  man  dem  Bembinus,  welcher  allerdings  in  Bezug  auf 
Personenverteilung  sehr  grofse  Autoritat  verdient,  doch  nicht  allemal 
folgen  diirfe,  zeigt  sich  in  diesem  Verse,  wo  er  zugleich  mit  den  anderen 
Codices  ganz  unpassend  den  Phormio  auf  die  Frage  der  Nausistrata  ant- 
worten  lafst.  Bentl.  hat  dies  verbessert,  aber  auch  V.  1046  die  Worte 
Mulier  sapiens  es,  N.  dem  Demipho  zugewiesen.  Dem  Sinne  entspricht 
das  ganz  gut,  docli  kann  hier  (V.  1046)  ebenso  passend  den  Hdschr.  ge- 
mafs  Phormio  eintreten.  Ich  gebe  dieser  Lesart  sogar  den  Vorzug  aus 
dem  Grunde,  weil  dann  die  falsche  PerBonenverteilung  der  Hdschr.  im 
folgenden  Verse  um  so  erklarlicher  wird.  Vor  Immo  uero  hat  Jos.  Eraufs, 
Quaest.  Ter.  (1850),  S.  32  dem  Chremes  zur  Ergiinzung  des  Verses  noch 
die  Frage  Mihin?  oder  Satis?  zugewiesen.  Da  aber  Nausistrata  V.  1047 
kaum  ihren  Mann  anredet  (vgl.  V.  1011),  vielmehr  den  Demipho,  so  ge- 
biihrt  diesem  zuniichst  ein  kurzes  bestiitigendes  Ita  (Satis  oder  dgl.). 
Nur  wenn  Satin  tibist?  dem  Demipho  gegeben  wird,  kann  man  den  Chre- 
mes  in  jener  Weise  mit  Mihin?  oder  Satis?  antworten  lassen.'  Dz. 


KRITISCHER  ANHANG.  215 

V.  1048.  TJafs  Mihm? ,  welches  in  den  Hdschr.  vor  Phormio  steht, 
nicht  zu  halten  ist,  hat  bereits  Fleck.  richtig  erkannt  (Umpf.  hat  es 
zwar  wieder  in  den  Text  aufgenomrnen).  Ausfiihrlich  hat  dies  Ed.  Becker 
a.  0.  (s.  Anm.  zu  V.  1048),  S.  1G9  ff.  begriindet.  Beide  stellen  tuom  dic 
n&men  um  und  weisen  dem  Mihin?  einen  Platz  in  der  Liicke  des  vorigen 
Verses  an  (nach  Kraufs  a.  0.).  Ich  habe  es  vorgezogen,  nach  einem  an- 
dern  Vorschlag  von  Ed.  Becker  (a.  0.  S.  172)  mihi  innerhalb  des  Verses 
1048  selbst  umzustellen.'  Dz. 

V.  1050.  fMit  Fr.  Leo  (Rh.  Mus.  XXXVHI,  12)  gebe  ich  jetzt  der 
Lesart  des  Cod.  A  den  Vorzug  vor  derjenigen  der  Calliop.  Recension  (et 
quae  uoles;  nur  LXD'2  haben  wenigstens  auch  quod  statt  quae).''  Dz. 

V.  1054.  rDie  Worte  Eamus  intro  hine  gehoren  in  A  und  D  dem 
Phormio;  dabei  fallt  es  auf,  dafs  derselbe  gleich  darauf  nach  einer  an- 
dern  Seite  hin  abgehen  soll.  Daher  habe  ich  mit  den  anderen  Hdschr.  (y) 
jene  Worte  dem  Demipho  gegeben,  ffir  den  freilich  wieder  das  auffallig 
ist,  dafs  er  in  ein  anderes  Haus  als  das  eigene  einzutreten  einladen 
soll.'  Dz.  —  Meine  Erkliirung  dtirfte  den  Anstofs  beheben;  auch  Elmer 
folgt  der  besten  Uberlieferung. 


Wort-  nnd  Saclwerzeichnis. 


a ,    End.    der   1.   Dekl. ,    Quantitat 

V.  179,  830,  1037 
ab  in  Compos.  S.  59 ;    fvon  seiten' 

V.  340;    ab  aliquo   rvom   Hause 

eines'  V.  732 
abi   asyndetisch   vor   zweitem   Im- 

perat.  V.  777;    interjektionsartig 

V.  994;  abire  hinc  Ank.  zu  V.  71; 

abiit  scrupulus  V.  1019 
Abkiirzungen  S.  74;  S.  76,  Z.  10 
ablat.  absolutus  V.  791;  abl.  causae 

V.  659;    instrumenti  bei  esse,  fa- 

cere,  fieri  V.  137;  pretii  V.  166 
absicktlickes  Mifsversfandnis  V.  683 
absque  V.  188 

Abstracta  im  Plur.  V.  1012 
absumere  satietatem  V.  834 
abuti  mit  dem  Acc.  V.  281,  413 
Abwecbslung  im  Ausdruck,  in  den 

Formen  S.  62  f.;    V.  63,  Ank.  zu 

V.  265 
Abweickungen  vom  Original  S.  22, 

69;    V.  92,  292,  482,  647 
Accent,  Wort-,  Vers-  und  Satzaccent 

S.  51  ff. 
accingi  medial  V.  318 
actor  =  dominus   gregis   S.  32  ff. ; 

V.  10,  33 
Accusativ,   doppelter  V.  151,   914, 

947 ;  Subjektsacc.  ausgelassen  V. 

54;    Acc.    des    Part.    Perf.  Pass. 

okne  esse  V.  432;    bei  mederi  V. 

822;  freier  Acc.  V.  1053 
ad  in  Compos.  S.  59;  S.  77,   V.  12; 

nacbgestellt  V.  524;    statt  apud 

V.  598;    ad  aliquem  fzum  Hause 

eines'  V.  732;  at  gesckr.  V.  845, 

900 
Adelpkoe,    erste    Auffiikrung    und 

Name  S.  17,  Anm.  1. 
adeo  V.  389,  645,  906,  932 
adgnitam  S.  77,  V.  12 
adhibere  aliquam  (uccorem)  V.  880 


Adiectiva  auf  -is  nickt  mit  es  oder 
est  versckmolzen  S.  50;  auf  -bilis 
V.  226;  auf-cw/ws  V.  665;  zusam- 
menges.  mit  per  Y.  558;  sub- 
stantiviert,  Neutra  V.  280,  501, 
771,  788,  Masc.  und  Fem.  V.  298, 
986 ;  fiir  das  deutscke  Adv.  V.  96 

adipiscier  V.  406  und  Ank. 

adiuerit  =  adiuuerit  V.  537 

adque  fiir  atque  V.  845 

adsimulare  V.  128 

Adverbia  auf  -tim  V.  43 ;  bei  Subst. 
V.  508;  zusammenges.  mit  per 
V.  558 

aduocati  V.  458 

aduorsum,  Sckreibung  S.  58;  nack- 
gestellt  V.  427 

aequanimitas  V.  34 

aeque  .  .  cum  V.  1032  f. 

Afe.r,  Beiname  S.  12,  Anm.  1 

agere  (fabulam)  S.  76,  Z.  5;  lege 
agito  V.  984;  age  age  V.  559; 
hoc  age  (agite)  V.  350  f. ;  huc 
actumst  V.  1009;  quid  ago?  be- 
tont  V.  447;  quid  agitur?  V.  610; 
aliud  age  Anb.  zu  V.  235 

ah  V.  193 

aibam  u.  s.  w.  S.  56,  62;  ain,  ais.  <tit 
Messung  S.  56,  V.  114,  315;  ain 
tandem?  V.  373;  ain  tu?  V.  970; 
ain  uero?  V.  373;  ais  pleonast. 
V.  380 

Akteinteilung  S.  45  ff. 

aktive  Form  statt  Deponens  V.  505 

aliquantulwm  V.  655 

aliqui  amici  V.  312;  aliquis  Bedeu- 
tung  V.  770 

<di>ii<it  fiir  dliquid  S.  60,  Ank.  zu 
V.  159 

aliquod  -=-  aliquot  S.  60,  V.  159  und 

Anh.:   al .   hos  dtes   V.  832 

alitul  aliquid  V.  770;  quicquam 
aliud  V.  624 


WORT-  UKD  SACHVERZEICHNIS. 


217 


Allitteration  S.  67;  V.  29,  138,  163, 

191,  212,  334,  500,  519,  522,  767, 

841,  863  u.  Anh. 
Altare  auf  der  Buhne  S.  36 
alte  Formen  S.  61  ff. 
Ambivius    Turpio    S.   33,    73,    76; 

V.  27,  33 
amittere  synon.  mit  dimittere  V.  141 ; 

Unterschied  von   mittere   V.  812, 

Anh.  zu  V.  175 
amo  te,    amabo  V.  54;    ita  me   di 

ibene)  ament  V.  165 
amouere,  te  hinc  amoue  V.  566 
an  V.  412,  602 
avayvwQiag  S.  71 
Anapaste,  ersetzt  S.  42 
Anaphora  V.  1013 
ancillula  Y.  665 
angiportum  S.  36;  V.  310,  891 
anicula  V.  98 
animaduertere ,    Schreibung    S.  58; 

mit  Objekt  V.  467 
animam  debere  V.  661 
animi  excruciare  u.  a.  V.  187 
S.Tta'E,    fiQmitva   bei   Terenz    S.  24, 

Anm.  1 ;  S.  66 ;  V.  190,  213,  374,  558 
anb  v.oivov  Y.  898 
Apollinaris,  C.  Sulpicius  Ap.  S.  27, 77 
Apollodorus  S.  3,  18,  68,  69;   V.  92, 

281,  292,  482,  506  f.,  647,  771,  972 
Aposiopese  V.  110,  491  f. ;  Anh.  zu 

Y.  709  f. 
Apostrophe  V.  201 
appellassis  S.  64;  V.  742 
apud    aliquem    rim    Hause    eines' 

V.  732,  837 ;  apud  forum  Y.  859 ; 

apud  se  esse  rbei  sich  sein'  V.  204 ; 

aput  geschrieben  Anh.  zu  V.  159 
ardere  (amore)  Anh.  zu  V.  82 
argumentierende  Frage  V.  602 
Aristophanes  S.  1  f. 
Arruntius    Celsus    3.  27;    Anh.    zu 

V.  82 
Aspiration  S.  60  f.;  V.  356  und  Anh. 
Assimilation  in  Compos.  S.  59  f. 
Assonanz  V.  191,   515 
asymbolus  Y.  339  f. 
Asyndeton   V.  57,    103,    135,    445, 

556,  561,  687,  693,  757  f.,   777 
at,  Schreibung  ad  V.  845,  900,  Anh. 

zu  V.  159 
Atellanen  S.  6,  Anm.  3 
Athen  als  Ort  derHandlung  S.  36,  69 
athenische  Rechtspflege  V.  292,  405 
atque  vergleichend  V.  368 ;  atque  adeo 

V.  389 ;  Schreibung  adque  V.  845 
attat  Y.  600 


attische  Komodie,  alte  S.  1  f. ;  mitt- 

lere  S.  3  f. ;  neue  S.  2  f. 
Attraktion  des  Modus  V.  60  f.,  280, 

822 ;  des  Subj.  des  Nebens.  V.  354 
au  Y.  754 

audacter,  audaciter  V.  11  und  Anh. 
audieras   Y.   573;     audio    ironisch 

V.  160 
Ausfliichte,  aufgezahlt  V.  705 
Ausgaben  des  Plautus  S.  10,  Anm.3; 

des  Terenz  S.  74,  190  f. 
Ausruf,  unwilliger  V.  232  f.,  709  f., 

977  f. 
autem  in  entrvisteten  Fragen  V.  389 

Bacchien  S.  41 
balineae  S.  49;  V.  339 
Begriifsungsformeln    V.    255,     286, 

287,  609,  610 
Bejahungsformeln  V.  418,  813 
Bembinus  S.  29  f.  und  184  ff. ;  Aus- 
lassungen   Anh.    zu   V.   155;    zu- 
verlassige  Wortstellung  Anh.  zu 
V.  215;    Fehler  Anh.   zu  V.  875; 
Scholien  des  B.  V.  52,  768;  S.  190 
Bembo,  Bernardo  und  Pietro  S.  184 
bene  parta  u.  ahnl.  V.  788 
benficium,   malficium  bei  Ter.  sehr 

fraglich  S.  39,  Anm.  1 
beniuolus,  beniuolens  Anh.  zu  V.  97 
Betheuerungsformeln  V.  165,  883 
Bilder,  bildliche,  iibertragene  Aus- 
driicke  S.  66;  V.  9,  85,  181,  321, 
346,  347,  382,  484,  491,  500,  515, 
586,  682,  689,  690,  721,  746,  863, 
954,    1047;    rom.   B.   V.  72,    230, 
964;     handschriftliche   B.    S.  79; 
V.  448  f.,  465,   727;    Bilderhand- 
schriften  S.  29,  187 
bonus  funbescholten,   brav'  V.  115 
Biihne  S.  31  f.,  36,  45 
Buhnenriicksichten  V.  852,  1031 

Caecilius,  Statius  Caec.  S.  11,  14  f. 
Calphurnius  (Calfurnio)  S.  27,Anm.  3 
Calliopius  S.  28;  Calliopische  Hand- 

schriften  S.  28  f.,  186  ff. 
cantica  S.  42  ff.,  228 
cantilena  V.  495 
cantor  S.  45;  V.  1055 
carcer,  Schimpfwort  V.  373 
Casuren  S.  39  ff. 
casa,  Gegens.  zur  uilla  V.  768 
celere,  Adv.  V.  179 
cena  dubia  V.  342 
certe   edepol   V.   735;    certe   hercle, 

hercle  certo   V.  164,  523 


218 


WORT-  UND  SACHVERZEICHNIS. 


certo  scire,  certum  scire  V.  148 
cesso  mihi  V.  844 
ceteri  .  .  .  omnes  V.  624 
Charakterzeichnung  im  Phor.  S.  71  f. 
Chiasmus  V.  5,  243,  500  und  Anh. 
Chor  S.  2  und  35 
choragus  S.  34 
Choriamben  S.  41,   Anm.  4;    chor- 

iamb.  Worter  betont  S.  54 
Chremes,  Name  S.  78;  FormenV.  63, 

567  und  Anh. 
circumiri,  circum  itione  V.  614 
citharistria  V.  82 
clam,  Praposition  V.  1004 
-clum  =  -culum  S.  59 
coitio  fmilit.  Zusammenstofs'  V.  346 
collocare    von  der  Verheiratung  V. 

646,  759 
com-  in  Compos.  S.  59 
commerere  V.  205  f. 
commodum,  Adv.  V.  614 
comoedia  palliata  S.  6  ff. ,  24,  Anm. 

2;  togata  S.  8;  praetexta  S.  8 
compluria  V.  611 
Composita,  Assimilation  und  Dissi- 

milation  der  Prap.  S.  59  f. ;  C.  fast 

den  Simplicia  gleich  S.  65;    mit 

per  S.  66,  V.  558;  von  ducere,  Im- 

perat.  V.  397 ;  von  facere,  Messung 

S.  53,  V.  284  und  Anh.;  von  ire, 

PerfektformenV.  315 
composito  V.  756 
conari  obuiam  V.  52 
Concinnitat  V.  26 
condicio  Werlobung,  Partie'  V.  579 
condonare  mit  zwei  Accus.  V.  914, 

947 
conductores  S.  34 
conduplicare  V.  516 
confidens  V.  123 
conflictare  V.  505 
conlocata  cum  fverheiratet  mit'  V. 

759 
conradere  V.  40 
Consecutio  temp.  S.77,  V.  8;  V.  117, 

381,  382,  647 ;  Anh.  zu  V.  902  f. 
consuescere  obscon  V.  873 
contaminare  S.  19 
continere    se    fsich    zuriickgezogen 

halten'  V.  364 
continuatio  numeri  S.  43 
contortor  V.  374 
contra,  Priipos.  V.  521 
conuasare  V.  190 
Copula  s.  Kopula 
coram,  Adv.  V.  914 
cras,  Futuibegrift'  V.  531  f. 


credere  mit  Gen.  V.  709  f. ;  creduets 

S.  64,  V.  993 
crux  V.  544;  mala  crux  V.  368 
cum,  Prap.  V.  269,   304,   465,  512, 

759,  802,  980,  1032  f.;  vom  Subst. 

getrennt  V.  505,  621 ;  Konj.  s.quom 

dacruma  sehr  unwahrscheinlich  bei 

Ter.  V.  522 
daktylische    Wortformen    V.    101 ; 

betont  S.  55,  V.  865;  dakt.  Fiifse 

im  l.Fufse  troch.  Verse  Anh.  zu  V. 

863;  d.Wortschluf.-»  Anh.  zuV.526 
dare,  d.  operam  V.  30;  dari  in  con- 

spectum  V.  261 ;  =  facere  V.  559, 

974,  1027;  praecipitem  V.  624  f.; 

dari  in  seruitutem  V.  653;  uerba 

V.  517;    uxorem   u.  ahnl.  V.  646 
Dativ  Sing.  d.  4.  Dekl.  S.  61 ;  Sing.  von 

altera  u.  s.  w.  S.  61 ;  synt.  Gebrauch 

V.  491  f.,  844,  872,  1010,  1026 
Dauos  =  /J&nog  V.  35 
de  synonym  mit  ab  V.  365 
decem  minas  am  Versschlufs  V.  667 

und  Anh. 
decipis  V.  528 
deftt  V.  162 
defrudare  V.  44 
defungi,  Bedeutung  V.  1021 
dehortatus  viersilbig  V.  910 
Deklination,  Besonderheiten  S.61f. 
demensum  V.  43 

Deminutiva  S.  65;  V.  37,  665,  702 
Demonstrativa    als   Subjekts-    oder 

Objektsacc.    weggelassen    V.  54, 

115  und  Anh.;  Stellung  der  Dem. 

V.  952,  Anh.  zu  V.  221,  227 
denarrare  V.  944 
depecisci  V.  166 
Deponentia  passiv  V.  248,  305 
deputare  V.  246 
deuerberare  ad  necem  V.  327 
deuerbium,  diuerbium  S.  43 
deus  meus  V.  74;  satiu  illi  <li  su/tt 

propitii?  V.  636;    omnes  di  deae 

V.  687;  di  nos  respiciunt  V.  817; 

ab  dis  solus  diligere  V.  854 
Diaresen  S.  39  ff. 
dica  =  SUn  V.  127 
Didaskalie  S.  76 

dies,  in  diem  Tiir  kurze  Zeit'  V.  781 
dignumst,  formelhaft  V.  787 
dilapidare  fverklopfen'  V.  898 
Dipodiengesetz,  das  sogen.  D.  S.  37, 

Anm.  3 
dis  —  ualde    in    Verbalcomposita 

V.  1011 


WORT-  DND  SACHVERZEICHNIS. 


219 


discedere  V.  773;  pulchre  et  probe 
V.  1047 

distaedet  V.  1011 

diutius,  Messung  V.  182 

dominus  gregis  S.  33  f. 

Donat,  Kommentar  S.  27;  Erkla- 
rungen  S.  72  f.,  78 ;  V.  2,  43,  49 
und  Anh.,  68,  74,  77  f.,  79,  87, 
92,.  110,  123,  145,  160,  166,  179, 
184.  186  und  Anh.,  190,  205  f., 
208,  213,  226,  230,  234,  239, 
269  ff.,  281,  300,  305,  315,  317, 
325,  339,  341,  351,  364,  373, 
382,  419  ff.,  469,  478,  482,  491  f., 
495,  500,  506  f.,  515,  544,  562, 
573,  575,  587,  606,  610,  647, 
661,  668,  708  ff,  754,  768,  790, 
891,  980  ff.,  984;  Anh.  zu  V.  1, 
77  f.,  194  f.,  235,  245,  265,  363, 
502  f.,  618,  761,  915 

Doppelehe,  neues  Motiv  V.  972 

Doppelformen  von  Wortern  S.  61  ff. 

Doppeliambus  am  Versschlufs  S.  38, 
Anm.  1;  V.  667  und  Anh. 

doppelter  Accus.  nach  Verben  V. 
914    947 

Dopplung  V.  115,  2-12,  551,  559, 
562,  726,  790,  800,  853,  904 

Dorcium  V.  152 

dormire,  iibertr.  V.  1007 

Drohformel  V.  850 

dubia  cena  V.  342 

ducere  Compos.,  Imperat.  V.  397, 
410;  Bedeutung  V.  500 

duint  u.  s.  w.  S.  64;  V.  123 

dudum  V.  786 

dum,  Adv.  V.  594;  Konj.  mit  Indik. 
V.  513 

e  fiir  ex  vor  m  V.  765 
ecastor  S.  52;  V.  574,  1050 
ecce  V.  464 
eccere  V.  319 
eccum  u.  s.  w.  V.  464 
edepol  V.  574 
educare,  educere  V.  943 
effutire  fausplaudern'  V.  746 
egens,  adjektivisch  V.  357 
ego  Anh.  zu  V.  176 
ehem  V.  375 
eheu  Anh.  zu  V.  187 
tlw  V."  259 
ei,  Dat.  V.  645 

ei,Interjekt.V.  178,797,  Anh.  zuV.  491 
Eigennamen  S.  64 
Einleitungsformel  im  Privatprozefs 
V.  936 


eius,  Messung  V.  113,  185,  315 

Elision  S.  56,  Anm.  4;  V.  614 

Ellipse  von  Subst.  V.  80,  351,  500, 
501,  559;  von  Pron.  V.  54,  115 
und  Anh.,  232  f. ;  von  Verben 
V.  80,  113,  399,  478,  768,  794, 
797;  der  Formen  von  esse  V.  46, 
80,  238,  247,  324,  337,  418,  432, 
492,  524,  612,  643,  751,  813 

em  V.  52,  Anh. zu  V.  747 ;  em tibiV . 847 

emere  V.  511;  emerunt  S.  54 

emittere  manu  V.  830 

emungere  rausbeuten,  prellen'  V.  682 

en,  enumquum   V.  52 

Endkonsonanten  S.  50 

enicas,  formelhaft  V.  806,  856 

enim ,  Beteuerungspartikel  V.  113; 
quia  enimV.  332 ;  e.  ueroV.  113, 937 

Enklisis  des  Relativs  V.  923 

Enkliticil  S.  51,  55 

Ennius  S.  10  f.;  V.  339 

Epicharmus  S.  1 

i7iidi-Aut,£6TTGii  S.  68,  Anm.  1 

Epidicazomenos,  Stiick  S.  68,  Anm. 
1  u.  2;  V.  25 

equidem  V.  539 

Erbtochtergesetz  V.  125  f. 

ergo  vor  Imper.  V.  62 

Erhangen  V.  686 

es  und  est,  Verschmelzung  S.  50; 
V.  324;  siem  u.  s.  w.  S.  63;  esse 
ausgelassen  s.  Ellipse 

et  vor  appositivem  Gliede  V.  199 

etiam  in  eindringlicher  Frage  V.  542 

et  quidem  V.  471 

etymologische  Figur  V.  419 

eu,  euge  V.  398 

euadere,  quo  V.  626 

Euanthius  S.  27 

Eugraphius  S.  27 

Euphemismus  V.  lo-js 

Euripides  S.  3;  V.  243 

ex  in  Compos.  S.  60;  vor  m  V.  765 

exaduorsum,  Schreibung  S.  58;  Be- 
deutung  V.  88  und  Anh. 

excludere  fnicht  hereinlassen'  V.  692 

exeutere  fausschiLtteln,  ausklopfen' 
V.  586 

exempla,  exemplum  V.  688 

expedit,  Konstruktion  V.  766 

expiscari  V.  382 

exsequias  alicui  irc  V.  1026 

exsilium  V.  243 

exstillare  V.  975 

extortor  V.  374 

extra  faufser,  ausgenommen'  V.  98 

extrahere,  iibertragen  V.  181 


220 


WORT-  UND  SACHVERZEICHNIS. 


extrarius  V.  579 

extrudere  raus    dem  Hause  jagen' 
V.  692 


fabulae  V.  492,  946 

face  S.  64;  V.  397 

facere  Compos.,  Messung  S.  53;  V. 
284  und  Anh. ;  Konstruktion  von  f. 
V.  426;    factum   st.  f.  est  V.  524 

facessere  rsich  davon  machen'  V.  635 

faeneratum  fverzinst'  V.  493 

Familiares  s.  Umgangssprache 

familiaris  'vertraut'  V.  721 

faxim,  faxo  S.  64;  V.  308,  554 

Fescenninen  S.  5 

Feste  mit  scen.  Spielen  S.  30 

fieri  S.  48,  V.  593 ;  fieret  V.  760 

Flaccus,  Komponist  S.  44,  76 

formelhafte  Wendungen  V.  54,  73, 
350  f.,  373,  432,  457,  478,  554, 
624  f.,  638,  711,  787,  806,  856, 
936,  991,  1015,  1055;  der  Ver- 
wunderung  V.  418;  der  Freude 
V.  817;  Beruhigung  V.  713;  Be- 
grufsung  V.  255,  286,  287,  609  f. ; 
Bejahung  V.  418,  813;  Beteue- 
rung  V.  165,  883 ;  Drohung  V.  850 ; 
Verwiinschung  V.  368,  491  f,  678, 
976;  des  Segenswunsches  V.  552 

Fors  Fortuna  und  Fortuna  V.  841 

forsit  (forsef),forsit  an,  fors  fuat  an 
V.  717 

forum,  Ortsbest.  V.  598,  859,  Anh. 
zu  V.  308 

Frage,  argumentierende  Fr.  V.  602 ; 
-satze,  affektvolle,  unwillige  V. 
304,  373,  542,  977  f.;  mit  u.  ohne 
ut  V.  304;  indir.  V.  358,  1048 

frater  rVetter'  V.  820 

Frauenrollen  S.  35 

Freiheiten  des  ersten  Fufses  S.  38, 
Anm.  2 ;  S.  40,  S.  49,  Anm.  3 ;  V. 
290,  Anh.  zu  V.  863 

Freikaufen  einer  Sklavin  V.  830 

Fremdwbrter,  griech.  S.  64  f. 

Frequentativa  S.  65  f. ;  mit  semper 
und  ahnl.  Adv.  verb.  V.  743 

fuero  =  ero  im  fut.  exact.  pass. 
V.  516 

frui,  Konstruktion  V.  281 

fugitans  litium  V.  623 

fugitiuus,  Schimpfwort  V.  931 

fungi  mit  Acc.  V.  281 

Futur.  auf  -ibo  S.  02 

Futur.  exact.,  Bedeutung  V.  220, 
426,  516;  Pass.  mit  fuero  V.  516 

Futurbegriff  in  cras  liegend  V.  531 


G.  =  Gaius  S.  77,  191 

Gebarden  V.  184,  210,  213,  300,  555 

Geburtstagsgeschenke  V.  48 

Geldheiraten  V.  120,  243 

Geldzahlungen  V.  922 

Genetiv  Sing.  der  1.  Dekl.   auf  -ai 

Anh.  zu  V.  880;  der  2.  Dekl.  auf 

-i  S.  58  f.,  76,  Z.  1 ;  Plur.  der  2. 

Dekl.  V.  38;    Sing.   der  4.  Dekl. 

S.61,V.154;  von/iicu.s.w.  S.61f., 

V.    113,    185;     synt.    Gebrauch: 

genet.  possess.  S.  76,  Z.  6;  partit. 

V.  853,  702;  nach  incipere  u.  ahnl. 

V.  709  f. ;  relationis  V.  623 
genius  V.  44 
Gerichte    in    Athen    V.   276  f.;    s. 

Rechtsverhaltnisse 
Gerundium,  Schreibung  S.  58 
Geschenke  der  Sklaven  V.  40  ff. 
gesserlmus  S.  48;  V.  772 
Gesten  V.  145,  332,  465,  727 
gnatus,  gnauiter  S.  59 
gratias  habere  atque  agere  V.  894 
griechische  Worter  S.  64;    griech. 

Buchstaben  zur  Personenbezeich- 

nung  S.  35,  47,  187 
Grufsformeln  V.  255,  286  f.,  609  f. 
gynaeceum  V.  862 

Haarabschneiden     in     der    Trauer 

V.  92 
habere,  reflexiv  V.  429;  mit  Gerun- 

div  V.  365 
ha&rere,  haesitare  {in  luto)  V.  780, 963 
hahahae  V.  411 
Handschriften  des  Terenz  S.  29  f., 

S.  58,  Anm.  2,  S.  184  ff. 
handschriftliche    Bilder    S.  79;    V. 

448  f.,  465,  727 
hariolari,  harioli  V.  492,  708  f. 
harispex,  haruspex  V.  708  f. 
Hatilius,  L.  Praenestinus  S.  76 
Hauton  timorumenos  S.  16,  Anm.  2 
heia  V.  508 

hem  V.  52,  195,  387,  Anh.  zu  V.  386 
hercle,  Messung  S.  52;   Stellung  V. 

137,  164,  523;  Verwendung  V.  574 
heu  V.  178 
heus  V.  152,  819| 
Hiatus  S.  40  f.,  56  f.,  77,  V.  7;  V.146, 

542,    754,    803,    963,    Anh.    zu 

V.  235 
hic,  DeklinationsformenS.61,  V.442 ; 

Quantitat  V.  266,  Anh.  zu  V.  1028 ; 

Stellung  V.  952,  Anh.  zu  V.  227  • 

hic-hic  V.  332;    hic-qui  sehr  sel- 

ten  rein  correlativ  V.  371,  657 


WORT-  UND  SACHVERZEICHNIS. 


221 


hlc  (Adv.)  nos,  Stellung  Anh.  zu  V.  221 

Hilfsverb  esse  s.  Kopula 

hoc,  kausal  V.  804 

hoc  (Nom.  u.  Acc.  Sing.),  Quantitat 

V.  266;    Bedeutung  V.  255;    hoc 

age  (agite)  V.  350 
hodie,  formelhaft  V.  377 
homo  Anh.   zu  V.  176;    homo  nemo 

(n.  h.)  V.  591,  808 
Homooteleuton  V.  759;  s.  Reim 
horridus,  Bedeutung  V.  106 
horunc  V.  290 
hui  V.  301 
Tmms,  MessungV.  113,315;  Betonung 

Anh.  zu  V.  529;  huiusce  V.  827 
Hyperbel  V.  76,  327,  535,  661 

i  longa  S.  76,  Z.  7 
Iambenkiirzungsgesetz  S.  51  ff. ;  Anh. 

zu  V.  902  f. 
iandudum  V.  471 
-ibam,  -ibo,  -ibor  S.  62 
ibi  in  der  Erzahlung  V.  101 
idem,  Stellung  V.  516 
idquidem  S.  55 
-ier,  Inf.  Pras.  Pass.  S.  63 
ilicet  V.  208 
ilico  ortlich  V.  88 
itte  S.  49,  61,  Anh.  zu  V.  266;  Gen. 

S.  61,    V.  109,   648;    Bedeutung 

V.  262;  illis  V.  923 
ille  —  ille  V.  332 
illi,  Adv.  V.  91,  772 
illic,  Pron.,  Bedeutung  V.  183 
immo  S.  50;  V.  936  und  Anh. 
Imperativ  von  facere,  der  Compos. 

von  ducere  S.  64,  V.  397;    Imp. 

Fut.   mit  koncess.  Bedeutung  V. 

668;  ne  clama  V.  664,  803 
Imperf.  auf  -ibam  S.  62;  Gebrauch 

V.  69;  Konj.  V.  297 
in  in  Compos.  S.  60;    bei  locus  V. 

446;  bei  Ortsnamen  V.  66  f. 
inaudiuisse  V.  877 
incipere  mit  Gen.  V.  709 
incredibile  quantum  V.  247 
incusare  mit  zwei  Accus.  V.  914 
ind(e)  S.  53  f.,  228 
Indikativ  bei  quom  V.  9 ;  bei  paene 

V.  870;  in  Relativs.  der  orat.  obl. 

V.  17;    in  indir.  Frages.  V.  197, 

247,  358 
indirekte  Fragesatze  im  Indik.   V. 

197,  247,  358 
indotata  uirgo  V.  120 
Infinitiv   auf  -ier  S.  63;    inf.  hist. 

V.  92,  117;    Gebrauch   des  Infin. 


V.  102,  192,  232  f.,  462,  482,  531  f., 

709  f.,  886 
infortunium  V.  1028 
Inhaltsangabe  des  Stiickes  S.  70  ff. ; 

Periocha  S.  77 
inhumanus  V.  509 
initiare  V.  49  und  Anh. 
in  ius  uocatio  V.  936,  980  ff. 
inpendere,  trans.  V.  180 
inpluuium  V.  707  und  Anh. 
inpuratus,  Schimpfwort  V.  669 
inpurus  V.  986 
inquam  verstarkend  V.  217 
Inselnamen  konstruiert  V.  66  f. 
insidias   facere,    nicht    insid.    dare 

S.  67,  V.  274 
insistere  V.  192,  Anh.  zu  V.  604 
Intensiva  S.  65 
inter  sese  ipsi  V.  876 
inuenire  argentum  fiir  parare  arg. 

V.  534 
iocularis,  -ius  V.  134 
Iouiales  S.  185  f.,  189,  Anm.  2 
ipse,  Stellung  V.  227  und  Anh. 
ipsus  S.  62;  V.  178 
ire,  Perfektformen  V.  13   und  315; 

asynd.    i   vor    zweitem   Imperat. 

V.  777;  mit  finalem  Inf.  V.  102 
Ironie  V.  160,  234,  287,  368,  491  f., 

519,   552,   689,   718,   923,   928  f., 

999,  1031 
%s  =  iis  S.  76,  Z.  7 
istic  V.  170 

istoc,  isto  kausal  V.  747 
istorsum  V.  741 

-it,  Perf.  Ind.  Act.  S.  48;  V.  9 
ita,  ita  est  V.  418;  itane?  V.  418 

Klangfiguren  S.  67 ;  V.  8, 15,  374,  470 ; 

s.  Allitteration ,  Assonanz,  Reim 
Klauseln  S.  42;  Anh.  zu  V.  191 
Kleidung  der  Sklaven  V.  844 
Kolometrie  S.  26,  Anm.  1 
Komodie,  griech.  S.  1  ff. ;  rom.  S.  4ff. ; 

vgl.  comoedia 
Komparativsatze,  Modus  V.  382 
Komponist  S.  44 
Komposita  s.  Composita 
Komposition,  metrische  S.  36  ff.,42, 46 
Konjugation,  Besonderheiten  S.62ft'. 
Konjunktiv  im  Nebens.  V.  17,  60  f., 

280,  822,  970;  in  indir.  Frages.  V. 

358, 855 ;  in  dir.  Frages.  V.  827,1015 
Konsonanten,  Besonderheiten  S.  49  f. 
Kontamination  von  Stiicken  S.  8, 18  f., 

69;  von  Wendungen  V.  161,  480 
Konstruktion  von  Ortsnamen  V.  66  f. 


222 


WORT-  UND  SACHVERZEICHNIS. 


Kopula  (esse)  fehltV.46,  80,  238,  247, 
324,  337,  418,  432,  492,  524,  612, 
643,  751,  813;  steht  Anh.  zu 
V.  515;  wiederholt  Anh.  zu  V.249 

Kretiker  S.  41 

Kiirze  des  Ausdrucks  V.  399,  536 

Kiirzung  langer  Silben  S.  48  ff. 

Lange  der  Schlufssilbe  V.  528 
Lanuuinus  s.  Luscius  Lan. 
Latinisierung  griech.  Subst.  S.  61 
laudatio  funebris  V.  1015 
lectum  fausgesucht'  V.  53 
lege  agere  V.  984 

Lehnworter,  griech.  bei  Ter.  S.  64  f. 
Lemnos'  Verhaltnis  zu  Athen  S.69, 

Anm.  3 
licet  mit  Konjunktiv  V.  347 
Liebesverhaltnisse  athen.  JtLnglinge 

S.  72,  Anm.  2 
Liquidae,  Aussprache  S.  49  f. 
Livius  Andronicus  S.  7  f. 
locare  von  der  Verheiratung  V.  646 
loco,  quo  in  loco  V.  446 
logi  V.  493 

longum  est  Anh.  zu  V.  515 
ludere,  militarisch  V.  347 
ludos  facere,  iibertr.  V.  945 
ludus  'Musikschule'  V.  86 
Luscius  Lanuvinus  S.  14,  79;  V.lf., 

6ff.,  16  f.,  31  f.,  S.  191  f. 
lyrische  Metra  S.  41;    lyr.    Scenen 

V.  42 

-m  am  Wortende  schwach  horbar 
S.  50;  bei  einsilb.  Wortern  im 
ersten  Fufs  vor  Voc.  oder  h  er- 
halten  S.  56,  V.  191,  290 

mactari  infortunio  V.  1028 

magister  V.  72 

magnificentia  'Grofsthuerei'  V.  930 

mala  crux  V.  368 

malefacere  V.  394;  mal(e)ficium  bei 
Ter.  sehr  fraglich  S.  39,  Anm.  1 

malum,  parenth.  V.  723;  malum 
quod  isti  di .  .  duint!  V.  976;  m., 
malam  rem  quaerere  V.  544 

manere  mit  Acc.  V.  480 

mansio,  mansiones  V.  1012 

manus  iniectio  V.  980  ff. 

Masken  S.  35  f.;  V.  210 

mederi  mit  Acc.  V.  822 

Menander  S.  3,  18 

merere  und  Compos.  V.  205  f. ;  me- 
ritumst  V.  305 

Metaphern  S.  66,  V.  85,  181,  515, 586  ; 
metaphorische  Ausdrucksweise  8. 
Bilder,  bildl.  Ausdrucksweise 


metaplastische  Fornien  S.  64 
Metra   S.  36  ff. ;    Ubersicht  der  M. 

S.  182  f.;    Wechsel   der  M.  Anh. 

zu  V.  828 
Metrisches  S.  36  ff. ;  -e  Komposition 

der  Komodie  S.  42 
mihi  Anh.  zu  V.  176 
mi  homo  V.  1005;  mi  uir  V.  991 
miliens  V.  487 

mille,  unbestimmte  Zahl  V.  668 
miluus  V.  330 
mina  V.  410;  Wert  V.  662 
mmime  gentium  V.  1033 
miser,    Adj.  fvir  das  deutsche  Adv. 

V.  96 
Mitgift  V.  120;  H6he  V.  410,  647 
mittere  V.  812,  Anh.  zu  V.  175f. 
modo,    Messung  V.  869,    Anh.    zu 

V.  176;   m.  beim  Imperat.  V.  420; 

m.  ut  V.  59 
modus,  umschreibend  st.  Adv.  V.  972 
Modus  in  abh.  Komparativs.  V.  382 ; 

M.  attrahiert  V.  17,  60f.,  280,  822 
monstra,  -um  V.  705,  954 
multimodis  S.  55 
Musik,  -begleitung  S.  42  ff. 
mutare  fidem  cum  V.  512 

Naevius  S.  8 

nam,  Beteuerungspartikel  V.  113; 

eine    besondere    Erfahrung    ein- 

leitend  V.  241 
nam  quis  f.  quisnam  V.  732 
Naturlangen  durch  d.   Iambenkur- 

zungsges.  gekvirzt  S.  53 
narrare  synon.  mit  dicere  V.  368, 685 
-ne  und  -n,    Stellung  V.  612,  754, 

875;  Gebrauch  Anh.  zu  V.  210 
ne  mit  Imperativ  V.  664,  803 
ne  in  Ausrufen  V.  977  f. ;  nicht  unmit- 

telbar  nach  quid?  V.  754 
Nebensatze  der  orat.  obliqua  V.  9 
nec  in  Compos.  S.  60 
neclegere  S.  60 

nemo  homo,  h.  n.  V.  591,  808 
nemo  quisquam,  nihil  quicqu.  V.  80 
nemp(e)  S.  53  f.,  228;  V.  307 
neque  —  nec  V.  391  und  Anh. 
neruos  V.  325,  695  f. 
nescioqiiis.  -quid,  -quod  S.53,  Anm.  1 ; 

V.  193,  247,  358 
Neuheit  der  Stiicke  S.  33,  V.  24  f.; 

des  Motivs  V.  972 
ni,  Gebrauch  V.  170,  543  f. 
nimium  quantum  u.  iihnl.  V.  643 
nisi  in  veikiirzter  Weudung  V.  475 
non  statt  nowne  V.  119 
non  queo  V.  489 


WORT-  UND  SACHVERZEICHMS. 


223 


noster,  vertrauliche  Anrede  V.  609 

nostrapte  V.  766 

nouo  modo  f.  Adv.  von  nouus  V.972 

noxa,  noxia  V.  266  und  Anh. 

nullus  es  V.  179 

numquam  (nusquam)  quisquamY.  348 

numquid  u.  ahnl.  S.  55,  V.  563 

nupta  cum  V.  304 

ob,  op  in  Compos.  S.  60,  V.  209 
obstipescere  V.  D91 
obstupefecit  S.  48,  V.  284  und  Anh. 
obuiam  conari  V.  52;  uelle  V.  196; 

fieri  V.  617 
odiosus,  odium,  Bedeutung  V.  849 
ogganire  V.  1030 
oh  V.  51 
ohe  V.  418 
ozet  V.  663 
o  Iuppiter  V.  816 

Octonar  (Okt.),  ianib.  S.  40,  Anh.  zu 
-#  V.  515  und  zu  V.  828;  troch.  S.  41 
Okonomie  des  Stuckes  V.  445,  577, 

861,  876,  1031 
omina  V.  708  f. 

omnis,  Messung  S.  53,  Anm.  1 
opera,  dare  operam  V.  30 ;  op.  ludere 

V.  332 
oportet,  Konstruktion  V.  432 
oppido  =  ualde  V.  317 
oppositus  pignori  fverpfandet'  V.661 
optundere,  bildlich  V.  515 
opus  fFeldarbeit'  V.  363 
opus  est  mit  Abl.  Sing.  eines  Part. 

Perf.  Pass.  V.  584 
orare  aliciii  oder  pro  V.  140 
Orthographie  S..57ff. 
ostium  concrepuit,  o.  pultare  V.  840 
Oxymoron  V.  509 

paene  mit  Ind.  Perf.  V.  870 
palma  (histrionalis)  V.  16  f.  und  Anh. 
Paone  bildende  Worter  betont  S.  54 
Parallelismus  V.  26, 167, 437  ff.,  497  ff. 
Parasiten  S    70;    -natur  V.  1054  f. ; 

Aufseres   mancher  Paras.  V.  989 
Parataxe  V.  73,  175  f.,  235,  312,  410, 

638 
parce  fhalt  ein'  V.  793 
parodierter  trag.  Stil  V.  213 
Paronomasie  V.  374 
Particip.  Priis.  nach  ferre  V.  521 
parua  fides  V.  810 
parum  leno  (sies)  V.  508 
parumne  est  V.  546  f. 
pascere  oculos  V.  85 
Passiv  medial  gebraucht  V.  318 


pati  Konstruktion  V.  432 

pauluhts  u.  s.  w.  V.  702 

pauxillulum  V.  37 

Pellio,  T.  Publilius  S.  33 

penates  V.  311 

per  in  Compos.   S.  60,   66;    adjekt. 

Compos.  V.  558 
perdis,  Wendung  grofser  Ungeduld 

V.  806 
perduint  S.  64,  V.  123 
pcregre,  Bedeutungen  V.  243  ] 
Perfektformen  S.  62;  V.  13, 537,  573, 

(auf  -eui,   -oui~)  V.  584;    von  ire 

V.  315 
Perfekt  Konj.  statt  Imperat.  V.  514; 

histor.  Perf.  konstruiert  V.  647 
periclum  S.  59 
Periocha  S.  77 
persequi,  Bedeutung  V.  551 
Personennamen  S.  78;  statt  des  Ge- 

werbes  V.  515 
Personenverzeichnis  S.  78 
phaleratus  V.  500 
Phormio  S.  17  f.,  68  ff.,  78;  V.  26  f., 

747,  972 
Phrasen,  von  Plautus  abweichende 

S.  66  f. 
platea  S.  48,  V.  215 
plaudite  V.  1055 
Plautus,  Leben  S.  8f. ;  Sprache,  Me- 

trik  S.9f.,40ff.;  Stiicke  S.  10, 18, 

70,  Anm.  3;   Uberlieferung  S.  10, 

26,  Anm.  1 ;  Ausgaben  S.  10,  Anm.  3 
Plautus,Cwc.283,392ff:  V.179,  989 
Plautusreminiscenzen  V.  976 
Pleonasmus  V.  80,    380,   464,  591, 

624,  659,  743,  770,  [808] 
plecti  pendentem  V.  220 
plerique  omnes  V.  172 
Plural  S.  16,  Anm.  1,   Anh.  zu  V. 

765;  von  Abstrakten  V.  1012 
plusculus  V.  665 
pol  V.  574 

pone  repre(he)ndere  V.  863 
populus  fLeute'  V.  911 
portitores  V.  150 
posthabere  V.  908 
posthac,  -illa  V.  347 
postquam,  causal  gefarbt  V.  1 
pote  V.  337,  379 

Potential  der  Vergangenheit  V.  297 
potest   =  fieri  potest    V.  303,  818; 

potest  V.  337 
potiri  metaplastisch  S.  64,  V.  469; 

Konstruktion  V.  281 ;  Bedeutung 

V.  469 
potis  V.  337,  379 


224 


WORT-  UND  SACHVERZEICHNIS. 


praebere  ohne  Reflexiv  V.  476  und 
Anh. 

praecipitem  dare  aliquam  V.  624  f. 

Praposition  und  Subst.  ein  Wort 
S.  54,  Anm.  5;  Prap.  betont  S.  55, 
Anni.  1 ;  fehlt  beim  zweiten  Gliede 
V.  171,  476;  steht  nach  Pron.  V. 
427,  524;  voni  Subst.  getrennt 
V.  505 

Prasens  statt  Futurs  V.  531  f. 

praesens  fgefafst'  V.  957 

praeterhac  V  800 

Praeteritio  V.  168,  232  f.,  648 

precator  V.  140 

preci,  Dativ  V.  547 

Preise  von  Sklaven  V.  558 

pro,  Interj.  mit  Vok.  V.  351 

Probus,  M.  Valerius  S.  26  f. 

Proceleusmaticus  S.  38  f. ;  Proc.  bil- 
dende  Worter  betont  S.  54,  V.  394, 
686,  Anh.  zu  V.  406 

proinde,  proin  V.  668 

Prolepsis  V.  354,  491,  670  f.,  986, 
1048 

Prolog  S.  22,   79;  V  12  ff.,  S.  193 

prologus  S.  79;  V.  14 

proloqui  fsich  aufsern'  V.  861 

promerere  V.  205  f. 

Pronomina,  altere  Formen  S.  61  f. ; 
Personal-  oder  Demonstrativ-Pro- 
nom.  im  Acc.  fehlen  V.  54, 115  und 
Anh. ;  Stellung  Anh.  zu  V.  221, 227 

Prosodie  S.  48  ff. 

TTQOCCOTCU    TtQOTUXlY.(k    S.    83 

protelare  V.  213 
protinam,  protinus  V.  190 
-pte  V.  766 

pudet,  Konstruktion  V.  392 
putare  ferwagen'  V.  718 
Pyrrhichius,   auf  der  Endsilbe  be- 
tont  V.  162 

quaerere  malum,  malam  rem ,   cru- 

cem  V.  544 
quam  bei  Verben  V.  111 
quam  ob  rem,  allgem.  Regel  einlei- 

tend  V.  241 
quando  kausal  V.  895 
quantum  potest  V.  303,  478,  674 
quasi,  Komparativsatz  einl.  V.  382 
Quaternarii  S.  i- 
que — et  V.  1051 
qui,  Wunschpartikel  V.  123 
quid  agitur?  V.  610 
quid  est?  quid  hoc  (istuc,  id,  illud) 

est?  V.  58,  156  und  Anh.,  Anh. 

zu  V.  411 


quid  istuc?  Anh.  zu  V.  156 
quid  (nomen  q.  sit)?  V.  1048 
quin  V.  223,  272,  1015 
quis?  und  qui?  V.  129 
quisquam  homo  V.  977  f. ;  nemo  (nihil) 

qu.  V.  80;  numquam  qu.  V.  348 
quo  allgemeiner  als  cui  V.  728 
quoad  V  148 
quod,  Acc.    der  Beziehung  V.  157; 

hdschr.  =  quot  V.  159  und  Anh., 

327,  705;  Pron.  indef.  V.  976 
quodne  V.  923 
quod  possum    (queo    u.  a.)  V.  478; 

quod  .  .  .  doleant  V.  1053 
quodquidem  S.  55 
quom   S.  59,   V.  9,    22  f.,  208,  733, 

928  f.,  967 
quoquo  V.  551 

rapere  fschleppen'  V.  980  ff. 

re,  red  in  Compos.  S.  60,  V  21,  86; 

wiederholt  V.  677 
-re  statt  -ris  S.  62 
Rechtsverhaltnisse  V.  125  f.,  276  f., 

292,  405  f.,  447,  458,  631,  980  ff. 
recipere  se  fzuriickkehren'  V.  462 
Reciprocitiit  V.  501,  876 
recte  fschon  recht'  V.  812;   r.  sane 

V.  999 
reddere  mit  Partizip  V.  559 
redducere  V.  86 

redicns,  generell  zu  fassen  V.  243 
redire  m  memoriam  u.  ahnl.  V.  802 
referre,  refeH,  Perfektformen  V.  646 
referre  ad,  r.  quo  V.  728 
Eeflexiv  reciprok  gebr.  V.  501 
reflexiver  Gebr.  akt.  Verba  V.  429, 635 
reicere  V.  18 
Reihenfolge    der   Komodien    S.  16, 

17,  Anm.  2,  187  f. 
Reim  V.  8,  305,  374,  470,  759;  s. 

Vollreim 
Relativa  V.  61,  69,  371;    -satze  V. 

27,  60f.,  125f.,  471,  721,  751,  756, 

855,  1050 
rrlicuos  V.  37 
nllatum  V.  21 
repre[he)ndere  paUio  V.  863 ;    repr. 

iibertr.  V.  863 
rescribere  V.  922 
retro  repeUere  u.  a.  V.  863 
retulit — rettulit  V.  646 
rex,  Gegens.  parasitus,  scurra  V.  338 
Rhetorisches    V.    5,    46,    57,    168, 

232  f.,  334,  352  f.,  476;  rhet.  Frage 

V.  1030 


WORT-  UND  SACHVERZEICHNIS. 


225 


rhythmische  Malerei  V.  284 
ringi  V.  341 

romische  Bilder  V.  72,  230,  964 
rufus  V.  51 

s  schwach  im  Auslaut  S.  50 

-s,  -st  S.  50 

sacruficare  V.  702 

saeclum  S.  59 

saeuidicus  V.  213 

sane  'iminerhin,   nieinetwegen '  V. 

1029 
sat,satius  estY.  797,  Anh.  zu  V.  724 
satis  Anh.  zu  V.  915 
Satura  S.  5f. 
Satzaccent  S.  55 
Satzstellung  V.  27 
Scenenanfang  im  Verse  S.  48,  V.  795 ; 

-einteilung  S.  47 f.;  -ansatz  S.124 

und  Anh.  zu  V.  441 
Scenisches  S.  30ff.,  V.  51,  989 
Schauspieler  S.  32  f.;  Zahl  S.  34  f. 
Schauspielerexemplare  S.  25  f.,  Anh. 

zu  V.  33 
scire,  Imperf. ,  Fut.    S.  62;    certum 

(-0)  sc.  V.  148 
SchimpfworterV.373,  526,  669,684, 

931,  986 
scitus  'hiibsch'  V.  821 
Scholien  S.  190;  s.  Bembinus 
scrupulus  V.  954,  1019 
sed  —  autem  V.  601 
semper  mit  Frequent.  V.  743 
Senar  S.  37  ff. 
sententia  puerilis  V.  949 
Septenar,  troch.  S.  39  f.,  42,  Anm.  2, 

Anb.  zu  V.  515;  iamb.  S.  40f. 
seruos  homo  V.  292 
sescenti  f.  unbest.  Zahl  V.  668 
sic,  sic  est  V.  418,  813 
siem  u.  s.  w.  S.  63 
Singular,  Gebrauch  V.  243,867  f.,  989 
siquidem  S.  55 
sis  —  si  uis  V.  59 
Sittenverderbnis  beklagt  V.  55 
Sklaven  bei  Prozessen  V.  292;  mo- 

natliche  Ration  V.  43;  -preise  V. 
558;  -tracht  V.  844 
solus  ohne  Pron.  V.  761 
somwia,  -um  V.  874 
Sprache  des  Ter.  S.  17,  Anm.  1,  S.  18  f, 

22  f.;  Besonderh.  S.  61  ff. 
sprechende  Namen  S.  78 
spreuerit  innerhalb  des  Verses  V.  584 
Sprichworter,  sprichw.  Wendungen 
S.  67,  V.  68,  78,  79,  186,  203,  212, 
240,  265,  300,  318,  330,  346,  419, 
Terentius,  Phorraio.     3.  Auflage. 


454,  494,   495,  506  f . ,  535,  541, 

562,  575,  603,  633,  661,  686,  689, 

690,    726,    757f.,  768,  771,    780, 

874,  1053 
st,  Interjektion  V.  743 
Stadtenainen  konstruiert  V.  66  f. 
stare,  fabula  stat  V.  9;  st.  cum  V.  269 
statim  'standig'  V.  790 
stehende  Redensarten  V.  235;  s.  for- 

melhafte  Wendungen 
Stellung  der  Personalpron.  Anh.  zu 

V.221;  s.  Satz-und  Wortstellung; 

der  griech.  Frau  V.  243 
sterculinum  V.  526;  stercilinium  Anh. 

zu  V.  526 
stichische  Komposition  S.  41 
Stichometrie  S.  26,  Anm.  1 
Stilpo  S.  60  f.,  Anh.  zu  V.  356 
stuc  =  istuc  S.  62 
sub  in  Compos.  S.  60 
subceiituriatus  V.  230 
subolet  V.  474 

Subskriptionen  in  Handschr.  S.  187 
Substantiva  auf  -o  S.  65;  zuerst  bei 

Ter.  gebraucht  S.  65  f.,  V.  34,  98, 

374,  579, 1012;  zu  erganzen  V.  80 
Substantivierung  von  Mascul.   und 

Femin.  der  Adj.  V.  298 f.,  938,  986 

und  Anh.;  der  Partic.  V.243,  788; 

von  Neutr.  der  Adj.  V.  280,  501, 

771,  788 
suere  bildlich  V.  491  f. 
sumere  'verwnden,  egeniefsen' V.  832 
summus,  amicus  s.  V.  35 
Sunium  V.  837 
Superlative,  Schreibung  S.  58 
Supinum  auf  -u  V.  456;    auf  -um 

V.  462 
susceptio  (der  Kinder)  V.  647 
syUaba  anceps  S.  40  f.,  V.  528 
Synalophe  S.  39 
Synizesis  S.  56 
synkopierte  (kiirzere)  Verbalformen 

S.  62;  s.  Perfektformen 

t  fiir  d  im  Auslaute  S.  60,  Anh.  zu 

V.  159 
talentum  magnum  V.  644 
tam  bei  Verben  V.  111 
tandem  V.  373 
temperare  mit  Dat.  V.  271 
temptare  V.  388 
Tempusgebrauch  bei  Sulpicius  Apoi- 

linaris  S.  77,  V.  8;  bei  Terenz  V. 

117,  381,  647;  -wechsel  V.  103 

135 
tennitur  V.  330 

i:. 


226 


WORT-  UND  SACHVERZEICHNIS. 


Terenz,  Leben  S.  12  ff. ;  Lustspiele 
S.  15  ff. ;  sprachliche  und  dichte- 
rische  Eigentiimlichkeiten  S.  17, 
Anm.  1,  S.  18f.,  21ff.,61ff.;  Text- 
geschichte  S.  24ff.,  188  ff.;  Hand- 
schriften  S.  17,  Anm.  2,  S.  28  ff., 
184  ff.;  Scholien  S.  190;  Metrik, 
Musik,  Bau  der  Stiicke  S.  36  ff., 
44  ff. 

testimoni  dictio  (est)  V.  293 

Theater  in  Rom  S.  31 

Thiiroffnen,  -schliefsen  V.  840 

tibi  Anh.  zu  V.  176 

tibiae,  tibicen  S.  44  f. 

tituli  pronuntiatio  S.  32 ;  titulus  S.  76 

Tonanschlufs  S.  55 

tonstrina  V.  89 

Traiectio  V.  505,  621  f. 

trans  in  Compos.  S.  60 

transdere  V.  2 

tres,  tria  von  kleiner  Zahl  V.  638 

tribrachysche  Worter  betont  S.  54  f. 

Trimeter,  griech.  wiedergegeben 
durch  lat.  Septenare  u.  s.w.  S.  37, 
Anm.  1 

trochaische  Worter  (wie  inde)  ge- 
messen  S.  53  f. 

tum  praeterea  V.  518 

tuquidem  S.  55 

Turpilius  S.  24,  Anm.  2 

tutari  vom  Vormund  V.  789 

u  fiir  au  V.  44 

uapula,  Drohung  V.  850 

Yarro  S.  10,  25 

Ubergang  vom  Plur.  zum  Sing.  V. 
243  und  Anh. ;  der  Metra  S.  42, 
V.  252  f.,  1011,  Anh.  zu  V.  828 

iibertragene  Ausdrucksweise  S.  66, 
V.  863,  954;  s.  Bilder,  bildl.  Aus- 
drucksweise 

Ubertreibungen  V.  76,  327,  535,  661 

uelle  aliquem  obuiam  V.  196;  quid 
me  (nos)  uis?  V.  151,  458;  u.  mit 
Tart.  Perf.  Pass.  V.  432 

uerba  'Redensarten'  V.  517;  u.  dare 
(alicui)  V.  713 

Verba  der  unmittelb.Wahrnehmung 
V.  6ff.;  V.  bei  Ter.  zuei\4  ge- 
braucht  S.  65  f.,  V.  190,  327,  382, 
944;  V.  zu  erganzen  s.  Ellipse 

Verbalsubstantiva  auf  -io  konstr. 
V.  293 

uerbero  cSchlingel'  V.  684 

Verbote  V.  664,  803 

nerebdmini  S.  53,  V.  902  und  Anb. 

uercri  mit  Gen.  V.  971 


Vergleichung  V.  744 

verheiraten,  Wendungen  V.  646,  759 

Verkiirzung  durch  das  Iambenkiir- 
zungsgesetz  S.  5 1  ff. ;  durch  Ton- 
anschlufs  S.  55 ;  einsilb.  auf  lan- 
gen  Vok.  oder  -m  auslaut.  Wor- 
ter  vor  vokal.  Anlaut  S.  56 

Verneinung,  starke  V.  1033 

Versaccent,  Einflufs  S.  51  ff. ;  tritt 
auf  die  Endsilbe  pyrrh.  Worter 
V.  162;  Wechsel  des  Versacc.  bei 
Wiederholung  vonWorternV.950; 
Versacc.  und  logische  Betonung 
V.  544 

Verschickung,  staatliche  von  Ver- 
brechern  V.  978 

Verschmelzung  von  Konstruktionen 
V.  161,  480 

Versende  mit  Doppeliambus  S.  38, 
Anm.  1;  Anh.  zu  V.  667 

Versfufs,  Freiheiten  des  erstenVersf. 
S.  38,  Anm.  2;  S.  40,  49,  Anm.  3; 
Anh.  zu  V.  863 

Versmafse  bei  Terenz  S.  37  ff. ;  de- 
ren  Ethos  S.  42,  Anm.  2 

uertere,  uortere  S.  58 

VerwiinschungsformelnV.  368,491  f., 
678,  976 

uiciniae,  Lokativ  V.  95 

uidere,  Konstruktion  V.  6ff. ;  =pro- 
uidere  V.  189;  me  uide  V.  711 

uidua  Anh.  zu  V.  913 

uincibilis  V.  226 

uixdum  V.  594 

ulcus  tangere  V.  690 

Umgangssprache  S.  65 ;  V.  37, 40, 162, 
175  f.,  179,  199,  204,  246,  248, 
261,  317,  332,  368,  429,  474,  501, 
518,  536,  544,  554,  566,  623,  624  f., 
635,  659,  682,  732,  850,  904,  971, 
976,  1032  f.;  Anh.  zu  V.  235 

umquam  (usqnam)  quisquam  V.  348 

Umschreibung  durch  est,  ut  V.  925; 
durch  exemplum  V.  688;  durch 
modus  V.  972 

unbestimmte  Zahlen  V.  487,  638, 668 

und(e)  S.  54,  Anm.  2 

-undus,  -endus  S.  58 

unwilliger  Ausruf,  unw.  Frage  V. 
232  f.,  304,  373,  542,  709  f.,  977  f. 

Volcacius  Sedigitus  S.  11,  Anm.  2, 
4;  S.  23,  25 

volkstiimliche  Bildungen  S.  65;  V. 
37,  40;  vgl.  Umgangssprache 

Vollreim  V.  8,  374,  521 

uolup,  uoJupa  V.  IU0 

uorsuram  soluere  V.  780 


WORT-  UND  SACHVERZEICHMS. 


227 


Vortrag   der  verschiedenen  Scenen 

S.  42  f. 
Vulgares  S.  65;  V.  780,  898,  1028; 

s.  auch  Umgangssprache 
usque  V.  249,  395,   1030 
usus  uenit  und  ahnl.  Ausdr.  Anh. 

zu  V.  73 
tit  in  Fragesatzen  V.  304 
uti  mit  Accus.  und  Ablat.  V.  281 
utibilis  V.  690 
ut  ne  V.  415 
ut  ut  V.  468 


Wechsel  der  Metra  S.  42,  V.  252  f., 
1011,  Anh.  zu  V.  828;  des  Vers- 
accentes  bei  gleichen  Wortern  V. 
950;  der  Konstruktion  V.  886; 
der  Tempora  V.  103  f.,  135,  570  f. 

Wechsler  V.  922 

Wettkampfe  der  Dichter  V.  16  f. 
und  Anh. 


Wiederholung  gleicher  Wendungen 
V.  200,  506  f.  und  Anh.,  746;  mit 
Umstellung  V.  352  f. ;  W.  von  ut 
V.  154;  W.  derPrapos.  unterlassen 
V.  171 

Wortaccent  S.  39,  51  ff.,  55 

Wortbedeutungen  S.  66 

Wortformen,  daktyl.  S.  54 f.,  V.  101 ; 
iamb.  S.  51  ff,  Anh.  zu  V.  176; 
pyrrhichische  betont  V.  162;  tri- 
brachysche  S.  54  f. ;  viersiibige 
(Proceleusm.,  Choriamben,  Paone) 
S.  54 

Wortspiel  V.  15,  108,  298  f.,  500, 
587 

Wortstellung  S.  77,  V.  7 ;  V.  154, 164, 
165,  215,  261,  344,  368,  505,  514, 
516,  523,  552,  562,  621  f.,  683,  735. 
754,  807,  875,  952,  1031;  Anh.  zu 
V.  172,  215,  221,  227.  261,  491  f., 
597  f.,  875 

Wortverbindungen  S.  38,  Anm.  1, 
S.  55;  V.  373. 


15  < 


Berichtigungen  und  Nachtrage  wahrend  des  Druckes. 

S.  10,  Anm.  3.     Plautus'  Captiui5  (1897)  von  Brix-Nienieyer. 

S.  16,  Anm.  1.  Die  Zugekorigkeit  des  Prologs  zu  einer  'spateren  Auf- 
fuhrung  nimmt  auch  H.  T.  Karsten,  Mnem.  XXII,  186 ff.  an. 

S.  27,  Anm.  3.  Vgl.  auch  J.  Hartraann,  De  Terentio  et  Donato  commen- 
tatio,  Lugd.  Bat,  1895. 

S.  30,  Anm.  2      lies:  Mnem.  XXII,  181  f. 

Anm.  4  lies:  L.  Friedlander  in  Marquardt-Mommsen ,  Handb.  d. 
Rom.  Altert.  III2,  487  ff.  und  (3  Zeilen  tiefer):  S.  482  bis 
566;  S.  31,  Anm.  3:  Friedlander  a.  0.  S.  529f.;  S.  32, 
Anm.  6:  ders.  S.  543;  S.  33,  Anm.  1:  S.  539  ff.;  S.  34, 
Z.  26:  S.  538;  ebenda  Anm.  1:  S.  541  ff.;  das.  Anm.  2: 
S.  547;  S.  43,  Anm.  2:  S.  544. 

S.  31,  Z.  2.  Vgl.   auch  Dorpfeld-Reisch,   Das  griech.  Theater  (1896), 

S.  327  ff. 

S.  42,  Anm.  4.  Einen  Zusammenhang  der  Cantica  des  rom.  Dramas  mit 
dem  erotischen,  von  Grenfell  veroffentlichten  Papyrus- 
Fragment  des  II.  Jahrh.  v.  Chr.  (An  Alexandrian  erotic 
fragment,  Oxford  1896)  vermuteten  U.  v.  Wilamowitz, 
Nachr.  d.  Gott.  Ges.  d.  Wiss.  1896,  S.  231  und  0.  Cru- 
sius,  Philol.  LV,  384  und  sucht  Fr.  Leo  fDie  Plautini- 
schen  Cantica  und  die  hellenistische  Lyrik'  (Abh.  der 
Gott.  Ges.  der  Wiss.,  phil.-hist.  Kl.  N.  F.  I,  Nr.  7)  dar- 
zuthun.  Er  kniipft  den  metrischen  Formenschatz  des 
Plautus  an  die  hellenistische  Technik  an  und  erkliirt 
fiir  das  einzige  allen  Plautin.  Liedern  gemeinsame  Ord- 
nungsprincip  "die  Einteilung  in  metrische  Perioden,  die 
zugleich  Perioden  des  Inhalts  sind.  Es  ist  aber  das- 
selbe  Ordnungsprincip,  das  auch  in  der  Euripideischen 
und  hellenistischen  astrophischen  Lyrik  herrscht.' 

S.  44,  Anm.  6.  Vgl.  auch  C.  v.  Jans*  Artikel  "Flote'  in  Baumeisters 
Denkmalern  des  klass.  Altert.  I,  553  ff. 

S.  46,  Anm.  1.  Fr.  Leo,  Die  Plautin.  Cant.,  S.  112  besckrankt  nunmehr 
selbst  seine  friihere  Ansicht  iiber  das  Alter  und  den 
Wert  der  "Theorie  der  5  Akte,  die  jeder  richtigen  Er- 
kenntnis  (der  Composition)  im  Wege  ist.' 

S.  54,  Anm.  1.  Gegen  Skutschs  Annahme  von  nem(p),  in(d)  neuerdings 
Th.  Birt,  Rhein.  Mus.  Suppl.-Band.1897,  S.  170  ff.  Trotz- 
dem  halte  ich  ac,  nec,  proin,  dein,  exin  fvir  hinreichende 
Parallelen,  um  die  Wahrscheinlichkeit  einer  solchen  Aus- 
sprache  jener  Partikeln  zu  belegen.  An  die  Synkope 
von  Pronorninalformen  wie  il(h),  ilija)  glaube  auch  ich 
nicht  (s.  S.  49,  Anm.  3). 
S.  64,  Z.  17  v.  u.  lies:  177  Namen. 
S.  66,  Z.  5ff.  vgl.  auchPaul  Tschernjaew,  Terentiana.   De  Ciceronis  studiis 

Terentianis,  Casani  1897/8,  S.  46  ff. 
S.  86,  I.  Sp.,  Z.  11  f.  v.  u.  lies:    en  steht  bei  den  Scenikern  nur  in  der 

Verb.  mit  wmguam. 
S.  87,  V.  59,  Z.  3  *abi:  s.  V.  994. 


&  &  Verlag  von  B.  G.  Teubner  in  Leipzig.  ^fc  & 

Vergils  epische  Tecllllik.  Von  Eichard  Heinze.  gr.  8.  geh.  JC  12.—, 
geb.  JL  14.— 

Aber  auch  die  wissenschaftlichen  Kontroversen  neuerer  Zeit,  die  sich  um 

Vergil  und  was  mit  ihm  zusammenhangt,  bewogten,  haben  deutlich  gezeigt,  daB  keine 
Aufgabe  dringliehor  war  als  die  in  diesem  Buch  geloste.  Wenn  das  TJrteil  ttber  eine 
der  literarischen  Weltgroflen  wieder  einmal  sehwankend  geworden  ist,  so  beweisen  zwar 
diese  GroCen  iinmer,  dafl  sie  erstaunlich  fest  auf  ihren  Fftfien  stehen,  aber  durait  das 
Urteil  nicht  umfalle,  mtissen  die  Bedingungen,  aus  denen  das  Werk  selbst  hervorgegangen 
ist,  dia  porsonlichen,  nationalen,  die  im  Zusammenhang  der  geistigen  Bewegung  liegenden 
neu  untersucht  werden;  dann  werden  die  reicheren  Mittel  der  Zeit  das  Vcrstandnis  des 
Werkes  gegenliber  der  Bewunderung  friiherer  Zeiten  feator  begrunden.  Nicht  immer  er- 
zeugt  die  wissensehaftliche  Bewegung  das  Buch,  auf  das  sie  hindrangt;   in  diesem  Falle 

ist  os  geschehen Das  Buch  ist,  so  weit  ich  die  Literatur  kenne,  das  beste.  was 

bisher  tiber  Vergil  geschrieben  wordcn  ist.  Es  hat  aber  auch  allgemeine  Bedeutung  als 
durchgefuhrtes  Beispiel  der  Analyse  und  wiasenschaftlichen  Wtirdigung  eines  der  groCen 
literarischen  Kunstwerke.  F.  L  e  o  i.  d.  „Deutschen  Literatnrztg." 

DaS  iilte  ItOIll.  Entwickelung  seines  Grundrisses  und  Goschichte  seiner  Bauten  auf 
12  Karten  und  14  Tafeln  dargestellt  und  mit  einem  Plane  der  heutigen  Stadt  sowie 
einer  stadtgeschichtlichen  Einleitung  herausgegeben  von  Arthur  Schneider. 
12  Seiten  Text,  12  Karten,  14  Tafeln  mit  287  Abbildungen  und  1  Plan  auf  Karton. 
Quer-Foiio  45x56  cm.     Geschmackvoll  gebunden  JL  16. — 

Das  "Werk  sucht  ein  Gesamtbild  des  alteu  Bom  zu  geben,  in  dem  die  Dar- 
stelhwg  duroh  das  Wort  mit  der  in  Bild  und  Plan  zusammenwirkt,  auf  strena 
wissenschaftlicher  Grundlage,  aber  zugleich  in  allgemein  verstandlichor  Form.  Es 
erscheint  deshalb  besonders  geeignet,  jedom  Gebildeten  di3  Bedeutung  des  alten  Bom 
fiir  unscro  Zeit  nahe  zu  bringen,  indem  68  ihra  ein  besseres  Verstandnis  der  antiken 
Architektur  und  Kultur  zu  ermoglichen  sucht,  und  Metet  so  besonders  fiir  jeden  Roin- 
fahrer  die  beste  Vorbereitung  und  dio  schonste  Erinnerung. 

Fiihrer  durcli  die  offentlichen  Sammlungen  klassischer  Altertiimer 

in  Roil).  VonWolfgang  Helbig.  2  Bande.  2.  Anfl.  8.  Geschmackv.  geb.  JL  15.— 
Ausgabe  mit  Schr6ibpapier  durchschossen  gob.  Jt  17. —  (Die  Biinde  sind  nicht 
einzeln  kauflich.) 

Die  zweite,  vollig  umgearbeitete  und  vielfach  vermehrte  Auflage  des  „Fiibrers" 
dtirfte  sich  fiir  jeden  Archaologen  und  Philologen  sowio  tiberhaupt  fur  jeden  Gebildeten, 
der  die  Antiken  Boms  mit  Verstiindnis  sehen  will,  als  unentbehrlich  erwoisen. 

Geschichte  des  hellenistischen  Zeitalters  von  juiins  Kaerst.   l  Band: 

Die  Grundlegnng  des  Hellenismus.     gr.  8.     geh.  JL  12. — ,   geb.  JL  14. — 

Kaerst  geht  nirgends  elner  Schwierigkeit  aus  dem  Wege,  umsichtig  hat  er  vor 
seiner  Entscheidnng  stets  die  Moglichkeiten  erwogen.  DaB  sein  Werk  ganz  ausgereift 
ist,  zeigt  mit  am  doutlichsten  sein  Maflhalten.  Es  ist  ein  gefahrlicbes  Gebiet,  die  Ge- 
scliichte  Alexanders,  wo  jeder  leicht  zeigen  kann.  was  er  nicht  kaun;  mit  dem  Mute  der 
Jugend  ist  Kaerst  an  dieso  Aufgabe  gegangen,  uin  in  dor  Kraft  der  Mannesjahre  sie  zu 
losen.  Das  Urteil  iiber  ein  Work,  das  vollig  hat  ausreifen  kdnnen,  darf  einen  hohen 
Maflstab  anlegen,  aber  diese  Geschichte  Alexanderg  enttauscht  auch  die  Leser  nicht,  dio 
viel  erwarten :  in  Forschung  nnd  Darstellung,  nach  Form  und  Inhalt  ist  sie  die  bedeutendste, 
die  durchdachteste  seit  J.  G.  Droysen.  (Literar.  Centralblatt.     Nr.  31.     1903. 

Die  antike  Kunstprosa  voin  VI.  Jahrhundert  v.  Chr.  his  in  die  Zeit 

der  Renaissaiice.      Von    Eduord    Norden.     2    Bande.     gr.   8.     geh.    JL    28.— 

(Elnzeln  jedor  Band  JL  14.—) 

„Dies  grandiose  Werk  wird  wohl  fttr  immer  die  erste  Etappe  auf  dem  kaum  be- 
tretenen  Wege  der  Geschichte  des  Prosastiis  biiden.  .  .  .  Aber  nicht  nur  dio  gewaltige 
Receptivitat  des  Verfassers,  der  namentlich  in  den  gelehrton  Noten  einen  kUnftig  fttr  alle 
behandelten  Fragen  unentbehrlichen  Apparat  zusammengetragen  hat,  auch  dio  Gewandt- 
heit  in  der  Auffassung  dor  stilistischen  Individualitat  und  das  frische  Urteil  fordern 
meistens  hohe  Anerkennung."  (Zoitschrift  fttr  das  deutscho  Altertum.) 

Charakteristik  der  lateinischen  Sprache.    von  Prof.  Dr.  o.  Weise.   zweite 

Auflage.     gr.  8.     geh.  JL  2.40. 

Die  Konntnis  einer  Sprache  bleibt  oberfliichiich,  solango  sich  der  Lcmende  nicht 
anch  dio  Grunde  fttr  die  verschiedenartige  Gestaltung  ihres  Baues  klar  gt-macht  hat. 
Daa  bereits  in  zweitor,  mehrfach  vermehrter  Auflage  vorliegende  Schriftchen  will  der 
Schabloue  des  rein  gedachtnismafligen  Einttbens  im  Sprachunterricht  mogliohst  zu  cMit- 
raten  helfen  und  darauf  hinwirkou,  dafiir  eine  mohr  vertiefende,  mohr  zum  Nachdenkou 
zwingendo  und  anregende  Lehrmethode  zu  wiihlon. 

Charakterkbpfe  aus  der  antiken  Literatur.    Vou  rrof.  Dr.  h.  Sohware» 

in  Gottingun.     Filnf  Vortrago:    1.  Hesiod  und   1'indar,    2.  Thikydides  und  Enripides, 
3.  Sokrates  und  Plato,   4.  Polybios  und  Poscidonios,   5.  Cicero.     [VI  u 
geh.  JL  2.—,  geb.  JL  2.60. 

„Das   Buchlein    will    nach    der  Vorrede    nicht   fUr   Fachgenossen   bestimmi 
GewlB  ist  vor    allem   zu  wiinschon,    dafl    der  weiter,e  Krois,    an    di 

reiche  Belehrnng  suche,  die  or  hier  finden  kann;  aber  ich  wiiflto  nioht,  wer  nin  solches 
Buch  zu  gouiefleu  befahigter  wiire  als  der  Fachgenosse.  .  .  .  Die  GOtter  baben  dem  V  r- 
fasser  gegeben,  ein  arucf^Xov  /ueXt  ?,u  produzieren,  wie  dom  Kallimachos;  das  sohmeckt 
vielen  nicht,  weil  sie  an  dio  geschmackloso  Sufligkeit  des  gemeinen  Honigs  gowoiint  sind. 
Aber  so  liefern  ihn  die  BiVnen,  die  wirklich  an  den  hellenischen  Wurzkraatern  geniihrt 
sind.     Und  vielen,  denen  der  klassizistische  Zuckerkand  zuwider  ist,    \.  lnrch 

das  echte  Hellenentum  wieder  genieflbar  werden."      Ulrioh  v.  A\  i  iOllendorf) 


Schulworterbiicher  t£  B.  G.  Teubner. 

Tiic  AiiQQtfrftiiiin  beider  Worterb&cher  ist  chirch  Wahl  eines 
1/ir  JAU&bllLllllui)  griifieren  Formats,  weiteren  Satzes, 
uhersichtlicherer  1>ruckeinric/d  nng  eine  allen  Anforderungen  ge- 
niigende,  die  die  nieisten  anderen  Schttlirorferbiicher  weitilbertrifft. 

Tlpri"  T^llmlr  w^rd  a^ein  durch  die  Nainen  der  Searbeitcr  als 
-*-'"'  -Lilllllvl  den  JZrgebnissen  tier  II  is.sensehtift  wie  den  Be- 
diirfnissen  der  Sehule  entsprecJiend  gewciJirieistet  erscheinen. 

Heinichen-Wagener:  lateinisch.  Schulworterbuch. 

7.  Aufl.  [XXIX  u.  926  S.]  Lex.-8.  Geh.  JC  6.30,  dauerh.  in  Halbfr.  geb.  JL  7.50. 

Die  „Sudwestdeutschen  SchuJbldtter"  1898,  1  wteilen:  „Wir  werden 
die  Frage  „  Wetehes  lateinische  Schulworterbucli  sollen  wir  unsern 
Schiilern  empfehien?"  dahin  beantworten:  „Fcmpfehlung  verttient 
nur  ein  ScJiuJworterbuch,  v;eJches  init  al/em  iiberfliissigen  Bailast 
griindiich  aafraumt,  somit  sich  auf  das  Notige  beschrankt  uud  dies 
in  einer  Anordnung  und  einer  Barstellung  bietet,  toelche  dem 
Schuler  tlic  yesuchte  IFi/fe  auch  wirklich  an  die  lland  gibt  und 
ihn  f/eistig  fiirtferf."  .  .  .  Seitdem  die  von  Wagener  besorgte  Neu- 
bearbeitung  des  Ileinichenschen  Lexikons  erschienen  ist,  trage  ich 
kein  Bedcvken,  dieses  Bueh  zu  empfeh/en.  .  .  .  Die  VeriagsbucJihanrflung 
hat  das  Buch  aueh  dujieriic/i  vortreJ)'lic/t  ausgesfaftef ,  so  rfafi  es 
eine  Zierde  der  angtJicnden  Bibliothek  jecles  Sekundaners  bilden  kann." 

Benseler-Kaegi:  griechisches  Schulwbrterbuch. 

12.  Aufl.  [Vm  u.  916  S.l  Lex.-8.  Geh.  JL  6.—,  dauerb.  in  Halbfr.  geb.  JC  8.— 
Die  12.  Aaflage  beriicksiclitigt  das  Wilamowitz'sche  Lesebach  vollstandig. 

Neues  KorrespondenzbJatt  f.  d.  gel.  und  Bealschulen  Wiirttembergs  1900, 
12:  „ .  .  .  Der  Arbeitskraft  und  dem  praktisclien  GesdncJ:  cles  um  den 
griechischen  Unterricht  so  hocJi  verdienten  Herausgebers  stellt  rficse  Auf- 
lage  wiederum  cin  gldnzendes  Zeugnis  aus,  und  sie  ist  ein  neuer  Beweis, 
dafi  die  Bearbcitung  des  Worterbuches  in  keine  besseren  Hdnde  hdtte  ge- 
legi  werden  konnen.    Schon  aufierlich  empfieJdt  sich   diese  Auflage  durch 

ntlich  verliesserte  Ausstattung:  grdfieres  Format,  weiteren  Satz,  uber- 
ftichtlichen  Druck  (in  der  HauptsacJie  nach  dem  Muster  des  lateinischtn 
Wbrterbuchs  von  HeinicJien-Wagner,  6.  Aufl.);  das  Buch  ist  aber  dabei 
seJir  handlich  geblieben  mit  916  Seiten  gegen  929  in  der  10.  Auflage."  • 
ZtscJir.  f.  d.  6'stcrr.  Gymnas.  1897,  7:  „Wcr  die  grundliche  Genauig- 
keit  in  Kaegis  Arbeiten  kennt  und  weift,  wie  seine  auf  den  griechischen 
SprachunterricJit  zielende  Tatigkcit  befruchtend  und  anregend  wirkt,  wird 
es  woJil  mit  Freuden  begmfit  haben,  dafi  gerade  ihm  die  Weitcrfiihrung 
des  belicbten  Benselerschen  WbrterbucJies  ubertragen  wurde.  .  . .  Im  iibrigen 
sei  das  Worterbuch  als  tilchtiger,  praktisch  gut  verwendbarer 
Liernhehelf  fiir  die  ScJiiiler  bestens  empfoJilen." 

Pvnhpewmrnlnre  stellt  den  mr)"n  Direktoren  und  Lehrern 
±  i  UUc&vWiii/jJi/iii  e>  gegen  Vorhereinsendung  vonJC3. —  fiir  das 
geheftete  und  von  JC  4.—  fur  das  gebundene  Exemplar  zur  Verfugung 
die  VeriagsbucJJiandJung  von  B.  Q.  Teubner  in  Leipzig,  Poststrafie  3. 

O       J         III"    1      L"    L         zu   CBsar,    von  Ebeling-Lauge   — 

oondBr-wonBrDiicnBr  «<>»"'••>  °n  Autenrieth  -  ncPoS, 

UUIIUbl  IIUI  IUIUUUIIUI  vonHaacke_OvidsMetaniorph08en, 
von  Siebelis-Polle  —  Phadrus,  von  Schaubach  —  Xcnophons 
Anabasis,  von  Vollbrecht  —  Xonophons  Hellenika,  von  Thiemann 
—  Siebelis'  tirochmm  pocticum,  von  Schaubach. 

Samtlich  geschmackvoll  und  dauerhaft  gebunden. 


SBerlag  t>on  83.  @.  Seufcner  ttt  Setpgtg. 

Sd3l#<>  te  idnfftfdp  Pettm 

©iebente  oerbefferte  Stuftage,  tion  ^rpf.  Dr.  ^Mar  QErler. 
SJt.  jatyr.  fflbB.    Ser.»8.    gel).  14  gjtf.,  reid)  gebb.  16  2JH.  50  $f. 


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JJugenb  u.  frreunbe  b.  9Iltertuiu3.  3Rlt  i  ©tatjlftid).   JBofilf.  9fu5g.  8.   SRcicfj  geb.  2  9Rt  70  $f. 

BJnnberunnen  burdj  SUt-aSricrfjcninnb.    s»tt  sa&tr.  «arten,  »ianen  uub  9t&&.   3« 

:2cileu.    1  leil:  ©er  ^elobouneS.    H.  SEett:  SDHttel-  it.  <Rorb.©riecf)eitlaitb.   SBoIilf. 
9(u«g.    S.    3ebet  93aub  reid)  geb.  3  2Rf. 


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