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Full text of "Photographisches Archiv"

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I 


TRANSFERREO  TC! 
FINE  ARTS  LIBRARM 


Darvart)  College  Xibrar^ 


American  Photographic 

Publishing  Co. 


Photographisches 


9S  cSl  %M  SSss  <B  Wsk 


Berichte 


über  den 


Fortechritt  der  Photographie. 


Unter  Mitwirkung   von 

Dr.  J.  Sohnauss 


herauBgegeben  Ton 


Paul  £•  Uesegranff. 


iPünfter  Band.  —  Jahrg'ang'  1804. 


Berlin. 

Tlieobald  Grieben. 

1S64. 


"    FA   \Q.1%0 


HARVAW)  ec  L  ÜBn»\RY 

Oirr  OF  TH£ 

AMERICAN  PHOTOtRAPH««  PUBUtH«Ne  00. 


^isnasi  »m  ABTS  ubbi» 

fOöO  MÖSMI 


Das  Nachdruck-  und  Uebersetzangs- Recht  ist  yorbehalten. 


Inhalt  des  V.  Bandes. 

1834. 

IMunpfen  det  Silberbads.    Seite  116. 

Abdrücke  auf  Glae.     11.  74.  424.    auf  U^bertr^gungspapier.     17.  425. 

AlMDteaei  eines  reisenden  Photographen.    47. 

Abkfihlung  des  Silberbads  im  Sommer.    381. 

AblöiQDg  der  GolIodioDSGhicht.    281. 

AbsorptioD.     266. 

Aceton  als  Losemittel  fQr  Harze.    432. 

Actiengesellschaft,  photographische.    491. 

Actinismiis.    266.  322. 

Atholichkeit  und  Schönheit    47. 

Aetzdrock,  photographischer.     172. 

Aetzen  der  Metallplatteu.    203. 

Aetzkali  im  Collodion.     84« 

Aetznatron.    472. 

Albmoin.    38.  126.  136.    Nachweisung  desselben.    431. 

Albaminpapier.    375.    zur  Photolithographie,    421. 

AlbuminTerfahrrn  auf  Glas.    9. 

Alkalischer  Entwickler.     58.  101.  149.  297.  338.  381. 

Alkalisches  Qoldbad.  436.     (s.  a.  Tonen). 

Alkalisches  SUberbad.    471. 

Alkogel  und  AlkosoL     487. 

Alkohol.    503. 

Alkohol  aus  Gas.     137. 

Alkoholcollodion*     461. 

Allgemeine  Studie  über  die  positiven  photographischen  Abzüge.    84.  106.  149. 

193.  217.  298.  315.  339. 
Alpenreise.     18.  114.  139. 
AlomiDium.    311.  505. 
Amflisensaure  im  Entwickler.    46.  273. 
Ammoniakräucherung.    473.  478.  488. 
Amphitypie.    476. 
Analyse  des  Silberbads.    28. 
Angeblich  wichtige  Entdeckungen.    1. 
Anorganisches  Collodion.    484. 
Anthony,  neues  Goldbad.    26. 

Anwendung  der  Photographie  zu  physiologischen  und  practischen  Zwecken.    131. 
Appsrat  zum  Arbeiten  im  Freien.    305.  416. 
Art-Student    98. 


VI 


Asche,  silberhaltige.    342.  . 

As 8 er,  Photolithographie.    174.  ^7. 

Atelier.    446. 

Aoftiahmen  im  Freien  ohne  Dankelzelt    305.  416. 

Aiiftiahmeraum.    445. 

Augenblickliche  Anihahmen.     167. 

Anrotypie.    496. 

Ausflog  im  Luftballon.    409. 

Aosstellnng  in  London.    210.    in  Paris.    14.    in  Wien.     184«  191. 

AnswSrtige   Correspondenz.    Berlin,    20.    44.    70.    86.    181.    271.  •  293.    313. 

London.    45.  94.  208.    Newyork.    287.    Paris.    14.  66.  84.  111.  179. 

268.    Turin.    210.    Wien.    16.  68.  88.  112.  139.  158.  205.  251.  289. 
Auswaschen   der    Papierbilder.    31.  210.  422.   474.  501.    mit  helssem  Wasser. 

71.  253.    des  Pyroxylins.    84.  458. 
BanknotenOlschung.    114. 

Behandlung  der  RfiekstSnde.     116.  258.  275.  315.  339. 
Beleuchtung.     51.  167.  401.  447. 
Belichtung  der  Tanninplatten.    379. 
Benzin,  Wirkung  desselben  auf  Jodsilber.    413. 
BenzoSpapier.    237. 
Berliner  Stereoskopbilder.    22. 
Blaue  Photographien  ohne  Silber,    41. 
Bleigallat    438.  442. 

BleisabEO  beim  Copiren  angewandt    271.  476. 
Blot,  Apparat  zum  Arbeiten  im  Freien.    805. 
Blutlaugensalz.    41,  80. 
Bonamy,  Trockenverfahren.    448. 
Borlinetto's  Copiryerfkhren.    85. 
Br4bis8son*s  Trockenverfahren.    163. 
British  Association.    493. 
Bromarsen.    42. 
Bromcollodion.    100. 
Bromlithium.    462. 

Bromsalze,  Darstellung.     138.  139.  430.    im  Gollodion.     182. 
Bromsilber.    324. 
BromsilbercoUodion.    455. 
B runner,  Reduction  des  Chlorsilbers.    266. 
Brustbilder  auf  Sepiagrund.    812. 
Bunsen,  Photometrie.    42. 
Cabinetsansichten.    25. 
Gisium.     137.  494. 
Cameeportraits.    492. 
Campher.     121.  136. 
Carey   Lea.     Bisencoplrverfahren.     41.   237,     Posttivdnick   mit   Entwicklung. 

438.  441.    über  das  Reinigen  der  Glasplatten.     499. 
Cell 8,  EntsSuerung  des  rothen  CoUodions.    97. 
Chaumeuz,  Conservirung  des  Silberbads.    268. 
Chemische  Mittheilongen.     42.  136.  228.  430.  504. 


Tn 


GbemiBdie  Untenuchnng  der  WothlxBchen  PbotograpkiMi.    3.  68. 

—  Wirkmigen  des  Lichts.    27.  154.  493.  502.    auf  ReagentMD.  430. 
CMorbarinmplatinchlorilr.    42. 

CkloTcaldnm.    394. 

GUorelsen.    67. 

Chloigold.    276.  288.  309. 

ChloTiiidinm.    812. 

Chlorkalk.    23.  145.  500. 

Chloikapfer.    26.  437. 

CUoipalladiom.    424. 

Chlorplatiiiqneeksilber.    414. 

Ghloisflber,  Bedaetion.    266.  334. 

(^loraran.    146. 

Chromophotographie.    (s.  a.  Goloriren).  264. 

Chnnnsaiire,  tarn  Reinigen  der  Gl&ser.    499. 

Chromsanres  Ammoniak.    279. 

—  Bleioxyd.    267. 

—  KalL     172.  26^ 
Ckryiotypie.    468. 
GitronensaiuM  Eiseaoxyd.    86.  477. 

—  Etsenoxyd-Ammon.    465. 

GoUodioD.     25.  84.  119.  269.   277.   287.   295.  358.    SCO.   374    394.   305.   448. 

458.  461.  493.  503.    anorganisches.    484. 
CoUodionUbenng  fOr  Albuminbilder.    245. 
CoUodionyerfyireii  Jim  Poiteviii,    074 
CoUodionwoUe.    75.  119.  138.  228.  229.  373.  öOö. 
Cottoidale  Kieselsam.    484. 

Coloriren  der  Photographien.    181.  182.  375.  479.    mit  Staubfarben.     111.  479. 
Gometen.    482. 

Conservirang  des  Goldbades.    223.  437.    des  Silberbades.    268. 
Cooper,   6ber    das   Kohleverfahren.     281.     Kebledmek.     384.     Bemerkungsii 

fiber  Wenderoth's  Methode  und  Aber  das  neue  KohleverCiJinn.    362. 
Copirrerfahren  auf  Qlas.    11.   74.   424.    ohne  fiilbarsaUe.    27.  41.  49.   77.  85. 

113.  277.  363.  366.  407.  457.  464.  475.  477.  405. 

—  Hflinah's.    288. 
CryBtallflmiss.    479. 
Cyanotypie.  •  464. 

llallas*sche  Aetzphotographien.    50.  86. 

Bavanne  und  Girard,  s.  Allgemeine  Studie. 

Darios,  BemarkagMi  fibsK  den  KohMiuck.    366. 

DtWBon,  über  den  Kohledrack.    277.  366.    Bromsilbercollodion.    455. 

Despratz,  Trockenverfahren.    287.     . 

Dialyse.    486. 

Bisd^ri,  die  Photographie  als  bildende  Kunst.    1& 

Drap  er 's  Teleskop.    135. 

Duehoehois,  YerstÜrkung  der  Negativs.    414. 

Dunkeklmmer.    269. 

Datkiewicc,  fiber  eingei>r«iiHe  FhotognpbHn  und  Photoüthographie.  113.  29 J. 


vin 

-p 


Eingebraimte  PbotographieD.    113. 

Binschmelzen  des  Silben.    841. 

Einstellen  der  Bilder.    288.  444. 

EisenaUnn.    476. 

Eiseneblorid.    78.  241.  465. 

Eiseneopirverfabren.    41.  85.  930.  237.  464.  475.  477. 

Bisenoxalate.    241. 

Eisen  weinstelns&nre.    476. 

Elastische  Formen  rar  Galvanoplastik.    244. 

Electriscbes  Licht    114. 

Elfenbein,  Photographien  auf.    280. 

Elkington's  Goldbad.    437. 

Elliot,  neues  Dmokrerfahren.    882. 

EnuUflmiss.    479. 

Emailphotograpbien.    67.  452. 

EmpflndUohes  Silberbad.    99.  120. 

Ents&nerong  des  Gollodions.    61.  97. 

Entwickler  fDr  Albnminbilder.  11.  mit  Ameiseuanre.  46.  278.  für  MegatlTS. 
254.  268.  808.  858.  861.  486.  442.  498.  fQr  trockne  Platten.  16.  21. 
85.  101.  121.  164.  885.  881.    fQr  podtive  Abdrflcke.    286.  48«. 

EntwicklongSTorricbtong.    418. 

Eseigither.    121. 

Essigsaures  Bleioxyd.     488.  496. 
—    Natron.    474.  492. 

Excnrsion  der  Edinbnrger  photographischen  GeseUfchaft.    425. 

Exposition  des  Beaux-A.rts.     14. 

FUlnng  des  reinen  Silbers  aus  kapferhaltigen  Lösangen.    811. 

Faltenwerfen  der  Collodionschicht.    897. 

Farbloser  Fimlss.    488. 

Farbstoff  Ar  positive  Abdrflcke.    278. 

Fargier's  Kohleverfahren.    118. 

Fehler  bei  Trockenverfahren.    59.  895. 

Ferrier's  Albnminverfahren.    9. 

Feuchtes  Tanninverfahren.    215. 

Field,  LSsmigsvennögen  des  unterschwefligsanren  Natrons  für  In  Walser  un- 
lösliche Salze.    267. 

Filtrlren  des  Gollodions.    459. 

Fiiniss.    482.    fttr  positive  GoUodionbllder.    861. 

Firnissen  der  Negativs.    884. 

Flecke  in  Trockenplatten.   897.   in  Paplerblldem.  489.  auf  CellodlonplattoB.  74. 

Fluorsilber.    42. 

Fothergiirs  Trockenveifahren.    27.  448. 

Clallusaure.    286. 

Gallussanrea  Blei.    489.  449. 

Galvanotypie.    69. 

Gefrieren  der  Silberlosung.    87. 

Geisterphotographlen.    185. 

GeUtine.    256.  265.  277.  281.  289.  886.  846.  868.  867. 


IX 


GeUtineflbeniif.    459. 
GeiiehtiTerlumdliuigen.    89.  947. 
GeMtigeboDg.     16.  98.  187. 
Qlicipapier,  Gopien  aut    494. 
Glas.    980. 

fflwdSdier  waiMrdieht  zu  maehtD.    944. 
GlashiiiMr  und  Beleuebtimg.    51. 
GlurenObmiiig.    43.  504. 
GljMiiD.    965.  868. 
6oddard*B  Erflndungen«    194.  497. 
Gold  mit  Oxaiaure.    941.  469. 
Goldbad,  t.  Tonon. 
Goldebloxid.     976.  495.  499. 
GoMeUoridkaliimi.     107. 
GoIdox7duL     149. 
Ooldpnipar.    854. 
Gndoirta  HlntargrfiDdo.     408. 
Grägor,  Wiederbentellung  dot  Silberbads.    986. 
Glosse  Pbotograpbien.    489.     (s.  a.  Yargrössoniiigeii}. 
Gifina,  Abdrfloke  mit  Silber-  und  Bleisalzan.     971. 
Groppen  m  oompoDiren.    48. 
Gomml  arabicum  fQr  trockne  Platten.     55.  969. 
Giumiil5saDg.    484. 

■aaok,  Bedaotioa  des  Chiorsilbers.    884. 
Hailendmachende  Unterlage.    357. 
Htllenr,  Bisensalze.    475. 
Haltbare  Photographien.    810. 
Hanbnry's  Wasehapparat.    81. 
Hunsiare.    477. 

Harris  OB '8  KagelobjectiTe.    7. 
Haneollodion.    987. 
Hennah's  Copirverfahren.    988. 
Henner,  Dantellang  yon  Bromsalzen.    480. 

Hersehers  Oyanotypie  und   Chrysotypie.    176.  464.    Bilder    die    durch    den 
Haoeh  sichtbar  gemaoht  werden.  475.  Ampbitypie.  476.   Aurotypie  496. 
Hirnes,  Consenrining  des  Tonbades.    993.  437. 
Hiotiignmd.    899. 

Hirzel,  Fillnng  des  Silbers  ans  knpferbaltigen  Losungen.    811. 
Hnnt,  Verfahren  mit  oxalsaurem  Eisen.    475. 
Hydrogel  und  Hydrosol.    487. 
Iridinmsalze.    819. 

Jigermayer's  Alpenreise.     18.  114.  189. 
Jagor's  Stereoskopen.    90. 
Jedaiten.    85. 
JodbleL    967.  407. 
Jodbxomsalz.    969. 
Jodcadminm.    119. 
Jodining  des  Negativ-Saberbads.    850. 


Jodlitbiom.    469. 

JodqDecksilber.    187. 

Jodsilber.    915.  948.  899.  860.  468.    unempfindliche«.    418. 

JodsilberooUodion.    915.  485.  456. 

Jodsitbenalpeter.    116.  165. 

Jodst&rke.    407. 

Jodtinetnr.    498. 

Jailh6t*8  Bromjodsalz.    969. 

KUte,  ihr  Einflnss  aufs  Silberbad.    419. 

Kaiser,  Trookencollodion.    118.    fiber  eine  Wirkung  des  Benzindampft^s  und 

des  Ozons  auf  unempfindliches  Jodsilber.    413. 
Ealiameisencyanid.    464.  475.     — cyanflr.    466. 
Kaliumgoldcyanflr.    487.  496. 
Kalk  fQr  das  OxyhydrogenHcht.    811. 
Kamin  er 's  Mikrophotographien.    994. 
Kandiszucker.    858. 

KautsohnklOsung  zum  Aufkleben  der  Kohlebilder.    980.  981. 
Kieselsiure.    484. 
Kllrung  der  Negativs.    406. 
KlebmitteL    484. 

Kleine  Löcher  in  der  Collodionschicbt,  im  Sommer.    397.    im  Winter.    411. 
Kohlebüder.     81.  118.  977.  844.  868.  866.  884. 
Kohlensaures  Natron  zum  Ents&uren  des  Collodions.    97. 

—    Silberoxyd.    968. 
Korn  in  photographischen  Aetzungen.     15.  88. 
KrOmmung  des  Feldes.     11. 
Kugelobjeötive.    7. 

Kunstausdrficke,  in  photographischen  Schriften  vorkommende.    399. 
Kunstkritik.    505. 
Kunstphotographie.    48. 
Kupferehlorid.    78.  146. 
KupferchlorQr.    859. 
Kupferchlorfirammoniak.    889. 
Kupferhaltige  SllberlSsuDgen.    311. 
Kupferoxalate.    961. 

Kupferoxydhydrat.    967.  , 

Kupferstich  und  Photographie.    948. 

liaboiatorium.    18. 
Lackflrniss.    484. 

Lafollye*s  UmdruekverCahren.    970. 
Landschafts-NegatiTS  zu  retoachlren.    29. 
Law,  Eisenentwickler.    358. 
Lehrgegenstand,  die  Photographie  als.    1. 
Leinsamenschleim  im  Trockenverfahren.    90. 
Leinwand,  YergrSsserungen  auf,    985. 
Lewis,  Photolithographie.    36. 
Licht.     995.  493.  509. 


XI 


Li^fegangi  Yoloiiietrische  AnUyse  d^r  Silberbidn.  S8.  FMMhlif  TNnte«> 
▼nfduaii.  Nenet  Gollodionverfahnn  ohne  8ilbwb«d.  916.  Mflfallv» 
Bilder  ohne  Herrorrafnng.  4t».  Eini(es  Qher  tlkeliieho  CMdbldtf. 
436.  JodtUber-  und  BroneilherooUodimi.  461^.  Sin  neues  Nefeür* 
SUberhftd.  457.  Ueber  Tench&edone  Utere  Copiirerfehfin  ohne  Sil* 
beiMise.    464.  475.  495. 

Literariadie  Notizen.     13.  43.  64.  163.  253.  273.  812« 

Litfaion,  Gewinnnng  ras  dem  Lepidolith.    431. 

Lithionsalse.    494. 

Liihogrephische  Ueberdrncksehwtae.    392. 

Löditr  in  der  CoUodionschicht.    327.  411. 

Loilichkeii  des  Jodsilbers  im  selpelenenren  Silberoxyd.    329.  350. 

LoftbtUonphotographie.    134.  409. 

Lunar  Society  in  Soho.    45. 

iioing'e  foffoloeer  Firniie.    438. 

Loynee'ieher  Preis.    268. 

Maddoz,  Anwendang  des  Megnesiomlichtes  bei  der  Mikrophoiegraphie.    453w 

Xagnssinmlicht.     114.  208.  274.  283.  415.  449.  453.  493.  502. 

Miktrockenplatten.    95. 

MangaoozelAte.    260. 

Manilon*s  Farben.    479. 

Marqniar's  Photottthsfraphle.    14. 

Haiem.    877. 

Metallische  Punkte  im  Aibuminpapier.    483. 

Mtthylisirter  Alkohol.    94. 

MUoophotographie.     135. 

Mikroakoplsehe  Untersachnng  der  Swan'schen  Bilder.    201. 

Müchglas,  Photographien  auf.    424. 

MUdizucker.    120. 

MiUtairphotograpble.     59.  369.  393.  404.  442. 

Miller,  Jodimng  das  Negativ -SUberbads.  35a  das  PlwCographiien  als  Per» 
tigkeit  für  Damen.    62. 

Monds.    398.  482.  493. 

Mendphotographien.    374. 

Montreuil,  Trockenverfahren.    16. 

MorTsn's  PhotolUhographie.    15« 

M  et  lief  f,  fiber  das  Drucken  der  Positivs  mit  JodstSrke.    407. 

Waehweisnng  des  Albnmins.    431.    des  unterschwefllgsanren  Natrons.    428. 

Negativs  ohne  Uervorrufüug.    485.    xiit  Photolithographie.    387. 

Kegati?lack.    76.  87.  443. 

KeiaUvp^pisr.    237. 

Negretti*s  Luftballonphotographie.    411. 

Neue  Gopirmethode  ohne  Silbersake.    77. 

Newton 's  Benzoepapier.    237. 

NiTeaastiinder.    279. 

#bernetter,  Copirmethode  ohne  SllbersaUe.  77.  Anwendung  des  Bisen* 
Chlorids  in  der  Photographie.    241. 

ObJectiTS.     7.  61.  443. 


zn 


O^lfurbenntoiiche.    91.  876. 

Oelgemllde  2U  copinn.    185. 

Ofen  sum  BremiMi  der  MineralSle.     187. 

Ommegftnck,  Tonbad  mit  6old  und  Knpfenelzen.    26. 

Osborne,  über  PhotoUthographie.    818.    Relieft  aaf  Negatlvplatten.    271. 

OxalBänre.    41.  241.  469.  497. 

Oxalsaures  Ammoniak.    495. 

Oxalsaurea  Eiaenoxyd.    85.  98.  241.  476.  477. 

Oxalsaures  Eisenoxyd-Ammon.    280. 

Oxalsäure  Salze.    239.  260. 

Oxyhydrogenlicbt    811. 

Ozon,  Wirkung  desselben  auf  Jodsilber.     418. 

PaUadiumchlorid.    424. 

Peligot's  Beductionsverfahren.    320. 

Petscbler,  Transmission,  Beflectlon  und  Absorption  des  Aotinismus  durch 
verscbiedene  Stoffe.     266. 

Phipson,  Prüfung  des  Salpetersäuren  Silbers  und  des  Chlorgoldes.    809. 

Photocbromie.     264. 

Photoelectrisches  Aetzverfahren.    50. 

Photogenie.     264.  822. 

Photographien  auf  Elfenbeiu.  280.  auf  Porzellan  und  krummen  FISeben.  118. 
424.  in  der  Armee.  59.  869.  398.  404.  442.  und  Kunstgeschichte.  252. 

Photographische  Gesellschaft  in  Berllu.  293.  in  Wien.  16.  68.  112.  158. 
184.  289. 

Photographischer  Verein  in  Berlin.  25.  44.  70.  86.  181.  271.  in  Cadix.  47. 
in  Paris.     179. 

Photolifhographie.     14.  15.  86.  118.  174.  270.  818.  887.  421. 

PhotolithoziDcographiscbe  Gesellschaft.    99. 

Photometrie.     15.  42. 

Photomikrographie.     96.  458. 

Photoseulptur.     14.  111.  249.  292. 

Physiognomische  Studien.     188. 

Placet,  photographischer  Aetzdruck.     172. 

Platin  mit  Oxals&ure.     241. 

Platinsalze.     812. 

Poitevin,  Wirkung  des  Tannins  auf  Jodsilber.  66.  Gummi  arabicum  im 
Tannin.    269. 

Polygraphische  Bilder  aus  dem  vorigen  Jahrhundert.    45.  96. 

Portraitmodelle.     182.  * 

Porzellan,  Photographien  auf.    113.  424. 

Positiv  -  Druck  mit  Eisensalzen.  477.  (s.  a.  Eisencopirverfthren).  mit  Ent- 
wicklung.   488. 

Pouncy's  Photographien  ohne  Silbersalze.    49. 

Practische  Winke  Ober  kflnstlerische  Photographie.     167. 

Pretsch's  Photogalvanographien.    69. 

Prfifting  des  aalpeteraauren  Silberoxyds  und  des  Ohlorgoldee.    809. 

Pyrogallusa&ure.    297.  406. 

flueeksilbeijodid.    267. 


XIII 


OaaekillbeiDz«lU«.    940. 

Bedaetion  des  GhlorsUben  raf  naiMni  Wege.    266.  864. 

—  Sil  kräftigen  NegtÜTi.    S42. 

BeferAte  Obei  Towler'a:  „The  tÜYer  sonbeam^.    659.  461. 

B«flection.    266. 

Beichardt,  Gewiiinimg  des  Lithions  eua  Lepidolith.    481. 

B«iiugi|]ig  der  Platten.   854.  499. 

Beinlichkeit  bei  photographischen  Arbeiten.    ^50. 

BeUe^parat.     18.  21.  61.  805.  416. 

BeisBlg'e  Hetbode  xom  Answaschen  der  Photographien.    422.  501. 

Bejlander*8  Actinometer.    252. 

B«Ue£i  auf  negativen  Bildern.    271. 

BeprodactioD  von  Karten  und  Stichen.    204.  869.  898. 

Betonehe.    21.  22.  264.  876.  479. 

Beynolds,  dae  Albumin  und  seine  Verbindungen  mit  Metalioxyden.    88.  126. 

CoUodion  mit  anorganischer  Grondlage.    464. 
Bhodanaalze.     76.  79.  96. 
Bbodinmsalze.     812. 

'Boseoe,  über  chemische  WirliaDgen  des  Lichts.     498.  502. 
Bosinentrockenverfahren.    295.  885. 
Bnbidium.     187. 

Bfickstinde.     258.  275.  815.  889. 
Bundsehan.     1.  25.  49.  97.  145.  218. 
Baisell,  Tanninyerfahren.     64.    über  das  Bestreben  des  Bromsilbers,  Schleier 

SU  Terursachen.    824. 
Sab  stier  Blot,  Apparat  zum  Arbeiten  im  Freien.    805. 
Salpetsisaures  Ammoniak.    472. 
Silpetsnaurer  Baryt.    861. 
8«lp«tersanres  Bleiozyd.    442. 

—  Natron  im  Silberbad.    288. 

—  Silberoxyd.    809.  897.    (s.  a.  Silberbad). 

—  —    -Ammon.    457.  472.  478. 
S&lpetrige  S&ure  im  Silberbad.    87. 

StWy,  PositiTdraek  mit  Eisensalsen.    477. 

Siizwasser  zum  Auswaschen  der  Papierbilder.    210.  474. 

SdMidmig  des  Silbers  Tom  Gold.    7. 

SchsUack.    488. 

Sdüaditfelderphotographien.    184. 

SeUtter.    324.  460. 

Sehnaass,  Chemische  Untersuchung  der  Photographien  ohne  Silber  des  Herrn 
Wothly.  8.  Ueber  verschiedene  ältere  Copirmethoden  ohne  SUbei^ 
salze.  27.  Nacbtrigliches  Aber  die  Bilder  des  Herrn  Wothly.  58. 
lieber  die  Terbesserungen  der  Troekenverfahren.  99.  Ueber  photo- 
graphische  Streitfragen.  117.  Ein  sehr  raseh  arbeitendes  Negativ^ 
Silberbad.  165.  Versohiedenes  zur  Brledignng.  177.  Practische 
Winke  zum  Wiedergewinnen  des  Silbers  und  Goldes  in  der  Photo- 
graphie. 258.  275.  Das  Magnesiumlicht  und  Herr  de  Roth.  288. 
Das  BosinentrockenTerfiahren  und  seine  neuesten  Yerbesserungen.    295. 


XIV 


385.    Uober  Albaminpapier.    375.     Das   MagnosiumUcht.    415.     Rine 

neue  Methode  sum  scbnollen  und  yoltotäudlgen  Aaswascben  der  Papier 

Photographien.    422.    Ans  der  photographiaehen  Praiia.    458. 
ScbneUklSrmaase.    460. 
Schwache    Silberbäder    für    Albuminpapier.     2.     74.     209.     238.     271.     288. 

470.  472. 
Schwefelsaures  Bleioxyd.    267. 

—    Eisenozydul-Ammon.    2.  75.  182.  268.  389. 
Schwefelsaure-TrodcenTerfkhreo.    269. 
Schwefelsilbor.    276. 
Seld'or.    310. 

SbadboU,  aphirische  Aberration  und  Krümmung  des  Feldes.     11.    mikrosko- 
pische Untersuchung  ron  Swan's  Kohlebildem.    201. 
Silber,  FSllung  aus  knpferhaltigen  Lösungen.    311.    (s.  a.  Wiedergewinnen). 
Sflberbad  fQr  Albuminpapier.    2.  17.  74.  209:  470.  472.  478.    fOr  Albumin  auf 

Glas.     11.     für  Collodion.    99.    120.   166.   268.   269.   286.  827.   350. 

460.  454.  462.    für  Uockne  Platten.    21.   55.  85.  120.  164.  287.  297. 

fQr  Leinwand.    285.    für  Uebertragungspapier.    17.  425.    Volumetriseiie 

Analyse.    28. 
Silberflecken  zu  entfernen.    242. 
Silberoxalat.    240. 

Silbeisalze,  Wirkung  des  Lichts  auf.    82.  104.  122.  147.  178. 
SilberspiegeL    43.   504. 

Simpson,  kleine  Locher  in  der  CoUodionschicht.    327. 
Solarcamera.     1 79. 
Sphiiische  Aberration.     11. 
Spill  er,  die  Photographie  in  ihrer  Anwendung  zu  militairischen  Zwecken.    69. 

Auswaschen    der   Papiorbilder.     210.     Wiederherstellung    verdorbener 

Negativs.    448. 
SUrkezucker.    267. 

Stahlplatten  vor  Bost  zu  schützen.    811. 
Staubfarben.    479. 
Stereoskopbilder.    22. 

Stosch,  Über  das  Auswaschen  der  Photographien  mit  heissem  Wasser.    71. 
Streitfragen.    117. 
Sutton,   schwache   SilberbSder    für   Albuasinpapier.     2.     Theorie    der  Licht« 

Wirkung  auf  Silbeisalze.    82.  104.  122.  147.    rasches  Tanninverfahren. 

54.  355.  378.  895.    salpetersaures  Natron  im  Silbeitad.    288. 
Swan's  Tttschphotographien.   201.  209.  218.  255.  277.  310.  849.   Uebertragnng 

der  Negativs.    265« 
Vabakraiichen  und  Photograpbls.    427. 

Tannin  im  Collodion.    269.  456.    seine  Wirkung  auf  Jodsilber.    66. 
Taoninverfahren.    56.  145.  855.  878.  396.  498.    feuchtes.    215. 
Taylor,  über  Tabakrauohen  und  Photographie.    427. 
Technische  Ifittheilungen.    244.  810.  480.  504. 
Temperatur  des  Silberbades.    829.  411. 
ThalUum.    187. 
TüitecopirvflrfahMn.    1. 


xv 


ToBMi  derposUW«BAbdrflGke.   377.  476.  MOi   mit  ftlkalfsfkeiii  CMdbfttf.  198.  mit 

neutralem  Ooldbad.    106.    mit  saurem  Ooldbad.    84.    mH  GoMezTdul. 

149.    io  mehreren  Nflan^oi.    911.    der  YergroBsertee  AMMeke.    474. 

mit  Platin-,  Rhodium-  nnd  Iridinmsalzen.    819. 
Towier,  The  tAver  susheam.   859.  461.   reise  HitttergTfiDde  lu  erzeugen.  868. 

IVoehne  NegaUrs  ni  TerttiikeD.    497. 
Traosmissfon  dea  Actinitmuf.    966. 
Tnnaparante  PosItivB.    11. 
Asahenaft  Im  Bntwtekler.    954. 
Trichinen,  pbelograpblrte.    71. 
THplet-ObjecIlT.    448. 
TMkMiveffiüffeil.     16.  90.  84.  95.  97.  99.  118.  145.  177.  969.  987.  995.  335. 

354.  496.  493.  494.    rasche.    97.  54.  163.  394.  855.  876. 
Tuekhilder.     901.  909.  918.  955.  977.  810.  866. 
Vtberdraskpapler  zur  PhotoHthographie.    890. 
Uebertiagnng  der  Negatif  s  auf  Gelatine.    965.  369. 
Debertragungspapier.    17.  495. 
Undmelnrezliabren.    970. 
United  Association  of  Photography.    499. 
UnregehnSssiges  Tonen.    399. 
ÜDtoiscbwefllgsaurer  Kalk.    854.    Magnesia.    487. 
Uiiieheii  dea  Misslingens.    395.    des  Veihleichfliis.    301. 
UriiKopiiTerfiahron.    457. 
Unaozalate.    963. 
Van  der  Beeck,  Milit&rphotographie.    869.  393.  404.  449.    Ober  Anwendung 

des  Albuminpapieis  bei  der  Photolithographie.    491. 
VanMonckhoYen,  rothes  Licht  im  Dunkelzimmer.    969. 
Terblichene  Photographien.    300. 
Yerhaoch  tob  Silber  und  Gold.    131. 
ycrxrSssemngen.    185.  179.  470.  489.    auf  Leinwand.    985.    bei  KalUiofat.  95. 

VergrGaserung  mikroskopischer  Objecte.    453. 
Yernier's  Trockenveifahren.    969. 
Yenchiedene  Notizen.    47.  951. 
Yenchwommene  Schwarzen  in  Tanninplatten.    494. 
Yenilbenmg  von  Glas.    43.  504. 
Yaistfrfcung  der  Negativs.    68.  949.  335.  383.  414.  497 
Yial,  Verfahren  zum  Aetzen  der  Metallplatten.    903. 
YidaPs  Photometer.     15. 
Yignettirte  Photographien.    46.  945.  403. 
Vogel,  Bemerkungen  zu   dem    8otton*scheu  Aufsatz  über  die   Wirkung   des 

Lichts.    89.  104.  199.  147.    fiber  den  Binfluss  des  Jodsilbers  im  SU- 

berbad.    943. 
Yolometrische  Analyse  der  Silberlösungen.    98. 
YoTschlige  zu  einem  neuen  Druckverfahren.    339. 
Waehsftberzug  ffir  Glasplatten.    989.  869.    fflr  Stahlplatten.    311. 
Wiime,  Binfluss  derselben  auf  das  Silberbad.    397. 
Waldack,  VergrSsserte  Photographien  auf  Malerleinwand.    985. 
Wall,  Practische  Winke  fiber  kflnstlerische  Photographie.    167. 


XVI 


WftUiB,  Hiltbitkeit  d«r  GoUodionwoUe.    87S. 

Walxe  xor  PhotoUthographi«.    391. 

WMchApptttit    81. 

Wasser  im  CoUodioD.    190. 

Wmit's  Photographifin  (?)  ans  dem  vorigen  Jahrhundert    45.  96. 

Weber,  fiber  Besehlagen  und  BUndwerden  des  CUases  und  Aber  die  Methode 

lur  Vorherbestimmung  dieser  Erscheinung.    230. 
Weinsteins&ure.    486. 
Weiske,  ftber   die  Ver&nderungen  oxalsaurer  Verbindungen  durch   das  Lieht. 

289.  260.    Bemerkungen    über  Pössnecker's    neue  liiohttheorie.     225. 

Bemerkungen  über  einige  photographisehe  KunstausdrAcke.    822.  R«fSe<^ 

rate  Ober:  Towler's  „The  silver  sunbeam".    859.  461.   Aber  Anfaahme« 

im  Freien  ohne  dunkles  Zelt    416. 
Wenderoth,  Uebertragnng  der  Negativs  auf  Gelatine.    961.  862. 
Werner,    fiber  kleine  Löcher  in  der  Cottedionschicht    411.     Aber  Fleoke  la 

Papierbildem.    482. 
Wiederbelobung  ▼erblichener  AbdrAcke.    804. 
Wiedergewinnung  des  Silbers.     116.  258.  275. 
WiederherstelloAg  des  Silberbads.    286.    verdorbener  Negativs.    448. 
Wink  aus  Chtna  fOr  Portraitisten.     47. 
Wissensohaftliohe  Rundschau.    42.  186. 
WShler,  Eigenschaften  des  Kupferchiorfirs.    852. 
Wortley,  Lithlonsalze.    494. 

Wothly's  Photographien  ohne  Silbersalze.    8.  75.  888.  457. 
Suckerschwefelsaures  Eisenoxydul.    25.  498, 
—  —  —        «Ammon.    858. 


Photographisches  Archiv. 


V.  —  mw.  •••  ^ 


Bii  ifies  KeUeTerfalureM« 

Von  J.  V.  Swan. 

So  schön  auch  die  gewöhnliche  ChloraBberphotographie  ist, 
wenn  sie  an«  den  Händen  des  Drackers  konunt,  man  kann  sich 
bei  ibvem  Anblick  des  Gedankens  nieht  erwdiren,  dass  diese  Art 
TOD  Bildern  dem  Verbleichen  onterworfai  ist 

Man  hat  seit  lange  nach  einem  Yerfidiren  gesacht ,  welches 
photographische  Abdrücke  von  verlXsslicher  Haltbarkdt  liefert,  und 
debei  aoeh  an  die  Kohle  gedacht;  sogar  onsählige  Versnche  sind 
TOD  vielen  Forschem  angestellt  worden ,  am  die  KoUe  in  einer 
Weise  su  benatsen,  dass  die  damit  ersengten  Mder  den  Chlor- 
lUberbildem  mögliehst  an  Schönheit  nahe  kommen.  Aber  keins 
4er  Totgeschlagenen  Yeriahren  hat  htmreichend  schöne  Resvltate 
fegeben,  oder  war  genügend  einfach ,  am  in  die  Praxis  sich  ein- 
Ahren  sa  lassen. 

Es  Ist  mir  nnn  dnrch  die  Herstellang  eines  neaen  Stoffes ,  der 
Uegeam  ist  wie  Pikier,  dnrdisichtig  mid  glatt  wie  GHas|,  gelangen, 
gate  Resultate  auf  gans  einfachmn  Wege  zn  erhalten* 

Dieser  Stoff,  der  die  photogenlsche  Sabstana  aa  tragen  bestimmt 
ist,  besteht  ans  CoUodion  und  Gelatine;  letatere  enthttit  ein  Chrom«- 
nli,  Kohle  and  Zackerstoff.  Das  chemische  Princip,  welches  ich 
in  Anwendung  bringe,  ist  das  von  Ponton  Tor  25  Jahren  aaf- 
geftindene  Factum,  dass  Gelatine,  wenn  man  sie  in  Terbindung 
niit  einem  Chromsals  der  Sonne  aussetit,  unlöslidi  in  heissem 
Wssser  wird. 

Dies  Princip  erlaubt  eine  mannigCsltige  Anwendung  in  der 
Photographie;  am  einfachsten  mischt  man  die  Gelatine  und  das 
QitoiDsalB  mit  einem  Farbstoff  und  fibcfileht  das  Papier  damit 
IKee  Papier  belichtet  man  nnter  einem  Negatir  und  wascht  dam 

13 


256 


die  nicht  durch  das  Licht  veränderten  Stellen  fort  Die  belichteten 
Stellen  sind  unlöslich  geworden,  bleiben  daher  am  Papier  haften 
und  erzeugen  das  Bild.  Bei  Negativs  mit  Halbtönen  aber  ist  diese 
Operationsweise  nicht  anwendbar,  denn  die  Wirkung  des  Lichts 
beginnt  an  def  Oberfläche  und  erstreckt  sich  mehr  ocfer  weniger 
tief  dufch  die  Dicke  der  sen«iliyen  SeUcht  Wo  das  Lidit  ain 
stärksten  gewirkt  hat,  ist  vielleicht  die  ganze  Dicke  der  Schicht 
unlöslich  geworden.  Aber  wo  das  Licht  durch  den  Mittelton  des 
Negativs  geschwächt  wurde,  hat  es  die  Schicht  etwa  nur  bis  zur 
Hälfte  unlöAitSh  maehen  Irinnen.  Diese  unlöslidie  Hälfte  ist  aber 
die  obere;  beim  Waschen  wird  die  untere  Hälfte  entfernt  und  sie 
nimmt  die  obere  mit  sich  fort;  oder  die  obere  Schicht  ist  schon  zu 
fest  geworden ,  und  dann  hjll  S|e  die  iintere'  löslich  gebliebene 
Parthie  fest;  so  dass  Halbtöne  sich  nicht  wiedergeben  lassen.  Um 
diese  Schwierigkeit  zu  überwinden,  schlug  Blair  vor^  von  der  Rück- 
seite des  Papier  her  zu  belichten.  Da  in  diesem  Fall  die  an 
den  Stellen  der  Haibtöne  eatetehende  conrertirte  Hälfte  dem  Pikier 
mnäehat  liegt,  an  dem  sie  feet  hafibet,  so  war  allerdings  airf  sokbeni 
Wege  schon  etwas  besseres  zu  erzielen,  jedoch  trat  dabei  der 
Debelstand  em,  dass  die  Bilder^  weil  man  durch  das  Papier  hindurch 
belichten  mnsste,  unsdiarf .  wurden  und  nur  sehr  langsam  entstanden. 

Das  Papier  habe  ich  nun  durch  den  oben  erwähnten  bieg- 
samen Stoff  ersetzt  t  der  dem  Durchgange  des  Lichts  kehierlei 
Hindernisse  in  d^n  Weg  setzt. 

Die  (relatittfliiiisehung  bereite  ich  aus  einem  Tfaeil  gesättigter 
lüsoBg  v<Hi  «feppaltehromsanrem  Ammoniak  (1  Tiieil  des  Salzes  In 
d  Thellen  Wasser),  zwei  Theilen  Gelatine,  einem  Thail  Zu4ter  imd 
acht  Theilen  Wasser;  und  soviel  chinesischer  Tusche,  dass  eine 
hiereichend  schwarze  Farbe  entsteht  Ansserdem  können  zur 
Aenderung  des  Tones  Indigo  und  Karmin,  oder  andere  Farb- 
stoffe zugesetzt  werden. 

Die  sensitive  Tafel  wird  gebildet,  Indem  man  eine  Glasplatte 
mit  Collodfon,  und  damuf  mit  der  Geiatinemlschung  ttbetzieht.  Die 
Mden  Sdnchten  haften  fest  zusammen ,  und  werden  nach  dem 
Tvocknen  vom  Glase  getitennt. 

Die  Tafeln  können  ganz  wie  Papier  behandelt  werden,  man 
■ersehneidet  ele  nach  B^eben.  Ihre  Em^findUeiditeit  ist  bedeutend 
grösser  als  die  des  Chlorsilberpapiers,  man  hat  sie  demnaoh  tot- 
siditig  autelbewnfalten. 

Das  Dfoeken  gescbtelrt  in  gewöhnlicber  Weise;  die  collodioiiirte 
Seite  kommt  auf  das  Negafiv  au  liegen.  Nach  wenigen  Versoehen 
wird  man  die  nöthige  Befichkongszett  liemlioh  'genau  treffen.  •  EStne 


867 


n  lange  Beliehiong  ist  übrigens  b6i  diesett  Yei&hreii  viel  weniger 
lehUUdi  ate  b^m  CUoitBUberrexfahron. 

Ich  bin  jetst  damit  beschäftigt,  ein  ptactisehes  Photometer  in 
eonstrnlren,  dessen  Anwendung  beim  Exponiren  eine  gioeso  Siohtiw 
heit  geben  wird. 

Wenn  man  die  Tafel  aus  dem  Copirrahmen  nimmt,  ist  das 
BUd  scbwacb  siebtbar;  man.  Uebt  es  nun  mit  der  GoUodloni'^ti^ 
auf  ein  Stüclc  Papier,  welcbes  Ibm  beim  Hervorrufen  als  Unterlage 
dienen  soll.  Das  Anfkleben  kann  mit  Stärkekleister  geschoben; 
sDch  eine  Auflösung  von  Kautschuk  und  Dammar  in  Benzin  eignet 
tich  daau. 

Nachdem  man  das  Bild  aufgeklebt  hat,  taucht  man  es  ia  Wasser 
von  etwa  B7^  Geis.  Das  Wasser  löst  sofort  die  nicht  belichteten 
Stellen  auf  und  nach  einigen  Minuten  ist  das  Bild  vollständig 
lichtbar. 

tfan  lasse  indessen  das  Wasser  lange  genug  einwirken^  um 
alles  dof^eltchromsaure  Salz  lösen  zu  können,  auch  wechsele  mau 
das  Wasser  einigemaL  Ich  lasse  die  Bilder  zwei  Stunden  im 
Wasser  liegen.  Wenn  die  Belichtungszeit  stark  übencbritten  wurde, 
nehme  man  heisseres  Wasser.  Ehe  ich  die  Bilder  aus  dem  Wasser 
nehme,  übergehe  ich  sie  mit  einem  breiten  weichen  Pinsel,  und 
darauf  spüle  ich  sie  uochnuüs  mit  reinem  Wasser  ab,  um  .alle  an- 
haftenden fremden  Partikeln  von  der  Oberfläche  zn  entfernen. 

Sodann  werden  die  Abdrücke  zum  Trocl^nen  aufgehängt,  auf 
Gartonpapier  geklebt  und  satinirt. 

Wenn  der  Abdruck  von  einem  Glasnegativ  gemacht  wurde,  so 
ist  er  umgekehrt.  Ist  dies  ein  Hindernias,  so  klebe  man  den 
Abdruck  (mit  der  Bildseite)  mit  Leim  oder  Kleister  auf  Carton- 
papier  und  entferne  nach  dem  Trocknen  das  vor  dem  Aaswaschen 
aofgeklebte  Papier.  Dies  löst  sieh  leicht  ab,  wenn,  man  ea 
mit  Benzol  bestreicht.  Die  CoUodionschieht  ist  in  diesem  Fall 
wieder  oben. 

Das  Uebertragen  ist  nioht  sehr  umständlich;  einfacher  aber  ist 
ei  immerhin,  das  Negativ  vom  Glase  abzulösen  (s.  den  Artikel  des 
Autors  apf  S«  265)  und  die  empfindliche  Tafel  mit  der  Bückseite 
deaselben  in  Berührung  zu  bringen.  Das  Ablösen  der  Schicht  mit 
den  Negativ  vom  Glase  ist  durchaus  nicht  aebwierig  oder  gefahrvoll. 

Die  chinesische  Tusche  kann  durch  andere  ähnliche  Stoffe 
ersetzt,  oder  mit  anderen  Farben  verbunden  werden,  z.  B.  mit 
Aailinfarben. 

Man  hat  auch  Kohle,  die  durch  Elnwiriumg  von  Schwefel- 
alore  auf  Zuekei  daf geatellt  wurde ,  fiir  die  Koblevexfataren  vorge- 


268 


sehlai^ii.  Ich  glaube  aber  nicht,  dass  sie  anwendbar  sein  wird, 
denn  die  Partikeln  streben  su  agglomeriren ,  wie  fein  man  ale 
aüch  lerreiben  mag.  LampenBchwars  ist  ans  demselben  Grande 
Bu  verwerfen. 


Pnetiscke  Wfadie  iw  Wiedei^wiuiuig  des  Hilktn  mi 

fieldes  IM  der  Pketegrapliie. 

Von  Dr.  J.  Schnaiiss. 

Es  ist  schon  oft  gesagt  worden,  wie  wenig  von  dem  verwendeten 
Silber  und  Oold  in  Ae  Hände  des  Publicnms  gelaugt  in  Gestalt 
einer  Photographie  und  dass  mindestens  90  %  von  beiden  im 
Laboratoriam  des  Photographen  zurück  bleiben.  Diese  90  %  wird 
man  jedoch  im  Grossen,  selbst  mit  der  sorglichsten  Aufinerksamkeit, 
schwerlich  wiedergewinnen  können  und  sie  sind  nur  aus  der  Analyse 
der  fertigen  Photographien  durch  den  Verlust  berechnet  worden. 
Die  umständlichen  Anstalten  zum  Auffangen  jedes  silberhaltigen 
Tropfens  Waschwasser,  das  zum  Entfernen  des  unterschwefligsauren 
Natrons  dient  und  der  Zeitverlust  beim  Sammeln  und  Bearbeiten 
solcher  Massen  von  Flfissigkeiten  verbieten  eine  so  weit  getriebene 
Oeconomie  dem  Photographen  von  selbst. 

Dagegen  wäre  es  von  ihm  unsinnige  Verschwendung,  wollte 
er  nicht  die  leichter  zu  sammelnden  silber-  und  goldhaltigen  Flüssig- 
keiten sorgfältig  aufbewahren  und  ausnutzen.  Schon  seit  einer 
langen  Reihe  von  Jahren  musste  ihn  der  fleissige  Besuch  gewisser 
industrieller  Leute  und  ihr  eifriges  Nachfragen  nach  photographisclien 
Abfällen  auf  die  Kostbarkeit  der  letzteren  aufmerksam  machen. 
Trotz  der  oft  nicht  unbedeutenden  Preise ,  welche  diese  Lieute 
bieten  und  den  Kosten  der  Wiedergewinnung  muss  ihnen  doch 
noch  ein  erkleklicher  Gewinn  bleiben.  Darum  sollte  der  Photo^ 
graph,  wenn  es  ihm  seine  Zeit  wenigstens  ein  bis  zweimal  im  Jahre 
erlaubt I  sich  mit  dem  Redttciren  und  Wiederauflösen  der  Silber- 
und  Gk>ldTückstände  zu  beschäftigen,  dies  selbst  thun  und  neben 
der  Freude,  welche  das  eigene  Schaffen  gewährt,  auch  den  nicht 
unbedeutenden  pecuniären  Gewinn  geniessen. 

In  meinem  Atelier  sammle  ich  mit  leichter  Mühe  Silber-  und 
goldhaltige  FlüsiEdgkeiten  und  Papiere  auf  folgende  Weise: 

Die  Entwicklung  der  Platten  geschieht  ober  einer  grossen  Hola* 
wanne,  in  welche  nichts  anderes  kommt.  Es  ist  nicht  nöthig,  ans 
der  Flüssigkeit,  welche  sich  darin  sammelt,  das  Silber  als  Chlor- 
silber zu  fällen^   sondern  dasselbe  hat  sich  schon  von  selbst    als 


S69 


Mtallisdies  SSber^  gemlscAit  mit  JodsHber,  Btaieiioxyd  md  KohleiH 
thellchen,  (yielleicht  hmninartige  ZerBetsmigsprodncte  der  Pyro* 
gAlIassIore),  in  Gestalt  eines  feinen  sebwarzen  Schlammes  zn  Boden 
gesetzt  Derselbe  wird,  naehdem  sieh  eine  genügende  Quantität 
angesammelt  hat,  dnreh  ein  Poraelansieb  geschüttet,  um  viele 
meehanisdie  Veninreinfgangen,  als  Holz-  nnd  Pa{rfer8t(ickefaen  irod 
dergieiehen  so  Tiel  wie  möglich  zn  entfernen.  Dann  wird  er  aof 
einem  nitnim  gesammelt  und  nachdem  alles  Flüssige  abgetropft 
ist,  getrocknet.  Man  gibt  ihn  in  ^nem  grossen  Olaskolben  oder 
ehie  Ponelanschale  nnd  übergiesst  ihn  mit  einer  hinreichenden 
Quantität  starker,  reiner  Salpetefrsfiure.  Die  Reaction  beginnt 
ftogleich  nnd  braudit  nur  wenig  durch  Wärme  unterstützt  zu  werden. 
Wenn  sieh  keine  gelben  Dämpfe  mehr  entwickeln,  so  giesst  man 
die  Uenng  von  dem  Bodensatz  (meist  Jodsilber)  ab  und  behanddt 
denselben  nochmals  mit  starker  Salpetersäure  in  der  Wärme. 
Beide  Lösungen  vereinigt  man  sodann,  verdünnt  sie  mit  der 
doppelten  Menge  reinem  Wasser  nnd  filtrlrt.  Aus  dem  Filtrat 
fSQt  man  alles  Silber  durch  Salzsäure  als  GhlorsOber  nnd  bewahrt 
dieses  im  feuchten  Zustand  und  vor  dem  Licht  geschützt  bis  zur 
Reduction  auf. 

Alle  Spülwasser  von  Silberbadschalen,  Waschwasser  von  Silber* 
papieren  nnd  dergleichen  sammelt  man  in  passenden  grossen  und 
blos  zu  diesem  Zwedk  benutzten  Gefüssen.  Alle  Silberfllter  und 
verdorbene  nicht  fixirte  Silberpapiere  legt  man  in  einen  grossen, 
reinen  Topf,  giesst  eine  entsprechende  Menge  destillirten  Wassere 
nnd  ein  wenig  Salpetersäure  darauf  und  dnreharbeitet  das  Ganze 
tflebtig  mit  einem  Holzstab.  Das  Flüssige  iMtrirt  man  zo  dem 
ftUberhaltigen  Spülwasser,  ebenso  das  zweite  nnd  dritte  Wasch- 
Wasser  aus  den  silberhaltigen  Papieren,  die  zuletzt  ausgepresst 
werden.  Auf  diese  Weise  gewinnt  man  viel  schneller  und  leichter  das 
HMidie  Silber  wieder,  als  wenn  Bum  aolehe  kostbaren  Papiere  mit 
den  andern  Papierabschnitzeln,  die  bei  weitem  weniger  Silber  ent- 
halten, zusammenwirft  und  verascht.  Denn  die  phosphorsauren  und 
kohleDsauren  Yerbindungen  der  Asche  erschweren  die  Reduction 
und  das  Zusammenschmelzen  eines  guten  Silberregulus  ausser- 
ordentlich. Die  ausgewaschenen  Papiere  kann  man  dann  noch 
veraschen,  nachdem  sie  getrocknet  worden,  um  den  allerdings  nur 
noch  sehr  geringen  Silbergehalt  nicht  zu  verlieifen.  —  Das  aus 
dem  Bodensatz  der  Entwicklungswanne  in  Salpetersäure  ungelöst 
gebliebene  Jodsilber  lässt  sich  auf  nassem  Weg  schwer  zersetzen, 
wie  denn  diese  chemische  Verbindung  überhaupt  äusserst  constant 
ist.    Am  besten  thut  man,   dieses  JodsUber   zn  trocknen  nnd  ge- 


890 


)«g«iltlieh    wit  MmtfeloilbiBr    oder    aftdem  SiibtrrttQkttlladeii  \m 
gitihoiiden  Tiegel  iq  redueiren,  wie  apütar  gezeigt  wird. 

Die  Reduetioa  dee  noch  feucfatai  Chlorsiibe»  geschieht  voll- 
ständig and  aaf  einfache  Weise  durch  ^n  Sltt/^k  blanko  Zinkblech| 
«elohe«  man  auf  die  Oberfläebe  des  Cblerailber«  legt  und  dag 
G«n:&e  mit  ein  wenig 'Wasser  übergiesat;  man  «etat  dann  noch  ein 
paar  Tropfen  Salzsäure  au  and  überläset  das  Gtuiae  mindestens 
24  Stunden  der  Ruhe.  Hat  man  Platinbleoh)  so  befördert  4leaea| 
wenn  man  es  mit  dem  Zinkblech  in  Berührung  bringt,  durch  Erregung 
•Ines  gaWai^chen  Stromes  die  Zersetzung  des  Ohlorsilbeiis  sehr« 
Nach  Yerlaof  der  genannten  Zeil  nimmt  man  das  Zink*  und  Platin-* 
blech  heraus,  spült  das  «nhfingende  Silber  ab,  digerirt  das  feine 
melallische  Silber  mit  vier  bis  fünfmal  frisch  gewechselteqi  Wasseri 
dem  man  immer  ehie  kleine  Portion  Salaaftnre  ausetat.  Letzteres 
hat  den  Zweck,  das  mit  abgelöste  metallische  Zink  wieder  aufau* 
Uisen;  durch  das  Wasser  wird  dann,  alles  ZinksaU  entfernt  Eine 
Probe,  ob  alles  Zink  anIgelGst  und  ausgewaschen  sei,  ist,  dass  man 
das  letete  Wasehwasser  mit  kohlensaurer  Natronlösung  versetzt, 
bis  kehl  Attfbniasen  mehr  entsteht.  Wird  hierdurch  ein  weisser 
Niederschlag  erzeugt,  so  ist  noch  Zink  zugegen  und  das  Silber 
muss  neck  mehrmals  mit  verdünnter  Salzsäure  digerirt  werden. 
Zuletzt  wascht  smui  mit  reinem,  destilllrten  Wasser,  trocknet  das 
Silber  nnd  glüht  es  aus.  liStzteres  in  feinster  Vertheilnng,  ninunt 
bei  der  Reibnng  mü  einem  harten  Körper  schönen  MetaUglana  an 
and  wird  nun  wieder  in  reiner  Salpetersäure  aufgelöst,  abgedampft 
nnd  entweder  erystalliabt,  oder  geschmolzen  au  Höllenstein  Ter- 
asfoeitet.  Auf  diese  Weise  kann  man  ohno  besondere  Mühe  mehrere 
PAind  Chlorsiiber  in  wenigen  Tagen  wieder  in  saipetersaures  SUber 
anwandeln.  FortBetzung  folgt. 


lieber  tfe  VertiAerngm  walMwer  Verbiniluigw  imteh 

Eiiwirkiiiig  des  liehts/^ 

Von  Dr.  A.  Weiske, 

Docent    an    der   UDiversitit   Leipzig. 

Xamganozalate. 

Oxalsaures  Manganoxydkali.  Diese  im  Lichte  äusserst 
schnell  veränderliche  Verbindung  ist  zuerst  yoii  Souchai  und  Lenssen 
beobachtet  worden,  welche  Forscher  überhaupt  auch  die  Oxalate 
der  Alkalien  und  Erden,  sowie  die  des  Quecksilbets  und  Silbers 
zuerst  genauer  untersuchten. 

'  *)    VortMtzang  von  Seitt  i41.  • 


261 


Schüttelt  man  Manganhyperoxydhydrat  mit  Oxalsäure,  so  erhält 
man  eine  brftnnliche  Ldsung  von  oxalsaurem  Manganoxyd,  die  aber 
schon  im  Dunkeln  in  der  Kälte  rasch  in  Oxydnlsalz  und  in  Kohlen- 
säure aerfallt.  Setzt  man  zu  dieser  Lösung  neutrales  oxalsanres 
Kali,  Natron  oder  Ammoniak,  so  färbt  sie  sich  prächtig  purpurroth, 
indem  ein  Doppelsalz  des  Oxalsäuren  Manganoxyds  mit  dem  Oxal- 
säuren Kali,  Natron  oder  Ammoniak  entsteht. 

Dieses  Doppelsalz  erhält  man  jedoch  am  besten,  indem  man 
drei  Theile  Oxalsäure  mit  kohlensaurem  Kali  (Natron  oder  Ammoniak) 
abstumpft,  alsdann  noch  vier  Theile  Oxalsäure  hinzufugt  und  nun 
Manganhypeioxydhydrat  einträgt,  bis  die  Flüssigkeit  noch  etwas 
sauer  reagirt.  Das  Manganhyperoxydhydrat  löst  sich  unter  Auf- 
brausen auf.  Wenn  nöthig  wird  die  Lösung  rasch  durch  Asbest 
filtrirt  Diese  Operationen  müssen  jedoch  alle  im  Dunkeln  oder  in 
einem  Räume  TOrgenommen  werden,  dessen  Fenster  mit  gelbem 
Papier  verklebt  sind,  denn  die  so  erhaltene  wunderschöne  rothe 
Flfissigkeit  zersetzt  sieh  im  Lichte  so  rasch,  dass  eine  einige 
Seeunden  lange  Einwirkung  des  hellen  Tageslichtes  genügt,  um  sie 
unter  heftigen  Aufschäumen  gänzlich  zu  entfärben.  Das  entwickelte 
Gas  ist  Kohlensäure,  und  wenn  die  Lösung  concentrirt  genug  war, 
so  scheidet  sich  oxalsaures  Manganoxydulkali  in  weissen  Crystall- 
nadeln  ans.  Setzt  man  im  Dunkeln  zu  der  rothen  Flüssigkeit 
Alkohol  und  kühlt  sie  dabei  stark  ab,  so  erhält  man  ohne  Schwierig- 
keit das  Oxalsäure  Manganoxydkali  oder  die  entsprechenden  Ver- 
bindungen mit  Natron  oder  Ammoniak  in  purpurrothen  Nadeln 
eiystallisirt.  Ein  einziger  Lichtstrahl  genügt  jedoch,  um  die  Farbe 
derselben  in  rein  Weiss  zu  verwandeln. 

Mangansaures  Kali  mit  Oxalsäure.  Mangansaures 
oder  Qbermangansaures  Kali  (mineralisches  Chamäleon)  zersetzt  sich 
bekanntlich  in  verdünnten  Lösungen  schon  allein  im  Lichte,  indem 
es  Manganhyperoxydhydrat  fallen  lässt  und  sich  entfärbt.  Diese 
Enterbung  geht,  wie  ich  gefunden  habe,  auch  in  concentrirten 
Lösungen  und  viel  schneller,  ja  im  directen  Sonnenlichte  fast 
momentan  vor  sich,  wenn  man  zu  der  Chamäleonlösung  Oxalsäure 
oder  ein  oxalsaures  Alkali  fügt  Die  rothe  Chamäleonlösung  wird 
dann  im  Lichte  unter  Bildung  eines  Oxydulsalzes  schnell  entfärbt. 
Auch  ein  durch  Eintauchen  roth  gefärbtes  Stück  Fliesspapier  ent- 
färbt sich  im  Sonnenlichte  momentan. 

Kupferozalate. 

Oxalsaures  Kupferoxyd  ist  eine  weisse  pulverige  Masse, 
welche  man  erhält,  wenn  man  frisch  gefälltes  Kupferoxyd  in  eme 

nM*SnpkJüok«B  ArchiT.  Hr.  SO.  16.  Juni  1864.  13 


262 


coDcentrirte  Lösung    von   Oxalsäure   einträgt    und   damit  ecbüttelt. 
Das  Oxalsäure  Kupferoxjd  verändert  sich  im  Lichte  durchaus  nicht. 

Oxalsaures  Kupferoxydammoniak.  Ich  habe  gefanden, 
dass  sich  oxalsaures  Kupferoxjd  in  neutralem  Oxalsäuren  Ammoniak 
mit  blauer  Farbe  auflöst,  und  ein  crjstallisirbares  Doppelsalz  von 
oxalsaurem  Kupferoxydammoniak  bildet.  Dasselbe  Doppelsalz  bildet 
sich  auch,  wenn  man  zu  einer  Lösung  von  schwefelsaurem  Kupfer- 
oxyd  so  lange  oxalsaures  Ammoniak  setzt,  bis  sich  der  anfangs 
fallende  Niederschlag  wieder  aufgelöst  hat.  Besonders  wenn  ich 
dies  Oxalsäure  Doppelsalz  auf  die  letztere  Weise  herstellte  und  eine 
so  bereitete  Lösung  desselben  dem  Sonnenlichte  aussetzte,  erhielt 
ich  auf  der  der  Sonne  zugewendeten  Seite  des  Glasgefiisses  einen 
blanken  Spiegel  von  metallisch  ausgeschiedenem  Kupfer.  Im  ser- 
streuten  Lichte  war  die  Kupferaussch^idung  viel  schwächer,  im 
Dunkeln  erfolgte  sie  niemals.  Ich  hielt  natürlich  diese  Kapfer- 
reduction  für  eine  Folge  der  Zersetzung  des  Oxalsäuren  Kupfer- 
oxydammoniaks  durch  das  Licht,  wurde  aber  sehr  bald  in  meiner 
Meinung  irre,  denn  oft,  ja  besonders  wenn  ich  mit  möglichst  reinen 
Materialien  arbeitete,  blieb  die  Reduction  auch  im  intensiven 
Sonnenlichte  aus,  und  sogar  wenn  ich  die  Sonnenstrahlen  durch 
ein  Brennglas  concentrirt  auf  die  Gefässwand  fallen  liess,  erfolgte 
oft  durchaus  keine  Reaction,  während  sie  auf  diese  Weise  in  andern 
Fällen  momentan  eintrat.  Lange  Zeit  konnte  ich  es  nicht  in  meine 
Gewalt  bekommen,  die  Kupferreduction  im  Lichte  nach  Wiilkühr 
hervorzurufen,  bis  ich  endUch  auf  die  Idee  kam,  dass  eine  Ver- 
unreinigung der  angewendeten  Kupfersalze  durch  Eisen  davon  die 
Ursache  sein  könnte.  In  der  That  hatte  schon  der  Zusatz  eines 
Tropfens  oxalsaurer  Eisenoxydiösung  die  Bildung  eines  Kupfer- 
spiegels  im  Sonnenlicht  zur  Folge.  Sollten  grössere  Mengen  Eisen 
in  die  Kupferlösung  gebracht  werden,  so  musste  oxalsaures  Eisen«- 
oxydammoniak  zugesetzt  werden,  weil  durch  blosses  oxalsaures 
Eisenoxyd  oxalsaures  Kupfer  ausgefällt  wurde.  Je  mehr  Eisen- 
lösung zugesetzt  wird,  desto  intensiver  wird  die  Kupferausscheidiing 
und  es  setzt  sich  nicht  bloss  in  blanken  Spiegeln  ab,  sondern  fällt 
auch  zum  Theil  pulverig  zu  Boden,  aber  durchaus  nur  im  Licht. 
Ueberwiegt  die  Eisenlösung  bedeutend,  so  vermindert  sich  natürlich 
die  Kupferausscheidung  und  es  scheidet  sich  zugleich  wie  in  blossen 
Eisenlösungen  ein  Niederschlag  von  gelbem  Oxalsäuren  Eisenoxydul 
an  den  Wänden  und  am  Boden  des  Gefässes  aus.  Bei  überwiegender 
Kupferlösung  findet  letztere  Erscheinung  durchaus  nicht  statt 

Auf  welche  Weise  kommt  nun  diese  Kiqpferausscheidung    zu 
Stande?     Durch  dlrecte  Wirkung   des  Lichtes  auf  das  oxalsaore 


u& 


Kopferoxyd  nicht,  sondern  offenbar  anf  indirectem  Wege  durch 
Yennittelang  des  Oxalsäuren  £isenoxyde8.  Der  Vorgang  hierbei 
scheint  mir  folgender  zu  sein.  Das  Eisenoxyd  zerföllt  unter  £in- 
wirlnmg  des  Lichtes  in  Eisenoxydul  und  Sauerstoff. 

Fe^  Os  =  2  Fe  0  +  0. 

Der  Sauerstoff  verbindet  sich  mit  einer  entsprechenden  Quan- 
tität Oxalsäure  zu  Kohlensäure,  während  das  Eisenoxydul  jsich 
wieder  höher  zu  oxydiren  bestrebt  ist  und  zwar  auf  Kosten  des  in 
der  Lösung  vorhandenen  Kupferoxydes,  welches  dadurch  zum  Theil 
in  metallisches  Kupfer  verwandelt  wird. 

2  Fe  0  +  Cu  0  =  Fe,  O3  +  Cu. 

Mir  scheint  diese  secundäre  Kupferreduction  auf  die  gedachte 
Weise  zu  Stande  zu  kommen. 

Ganz  dieselben  Erscheinungen  wie  das  Oxalsäure  Kupferoxyd- 
ammoniak zeigt  auch  das  entsprechende  Natrondoppelsalz.  Das 
Kalidoppelsalz  ist  sehr  schwer  löslich,  doch  zeigt  es  mit  oxalsaurem 
ElBenoxyd  die  Kupferausscheidung  ebenfalls. 

Technisch  verwerthen  wird  sich  diese  durch  das  Sonnenlicht 
bewirkte  Bildung  von  spiegelnden  Kupferausscheidungen  wohl  nicht 
lassen,  denn  die  Kupferspiegel  sind  zwar  oft  sehr  blank,  aber 
abgesehen  von  der  störenden  Kupferfarbe  haften  sie  nicht  fest 
genug  am  Glase. 

üruLoxalate. 

Die  löslichen  Uranoxydsalze  werden  bekanntlich  fiberhaupt  durch 
Einwirkung  des  Lichtes  zu  Oxydulsalzen  reducirt;  um  so  mehr 
wird  sich  dies  erwarten  lassen,  wenn  Oxalsäure  mit  in  das  Spiel 
kommt. 

Wenn  man  eine  Lösung  von  salpetersaurem  Uranoxyd  mit 
Oxalsäure  gemischt,  dem  Lichte  aussetzt,  so  lässt  sie  einen  grünen 
Niederschlag    von   Oxydnlsalz    fallen    und    entwickelt  Kohlensäure. 

Giesst  man  zur  Salpetersäuren  Uranoxydlösung  eine  solche  von 
neutralem  Oxalsäuren  Anmioniak,  so  entwickelt  sich  im  Lichte  eben- 
falls Gas,  aber  es  bildet  sich  ein  brauner  voluminöser  Niederschlag 
von  Uranoxydulhydrat. 

Ganz  dasselbe  findet  statt,  wenn  man  eine  Löstng  von  oxal- 
saurem Uranoxydammoniak  dem  Lichte  aussetzt. 


Photogeiiie  nd  Pliotoehroiiiie. 

Unter  diesem  Titel  wurden,  zuerst  von  Paris  aus^  jetzt  auch 
von  Leipzig,  Breslau  etc.  her  Anleitungen  ausgeboten,  «ohn^  Koim^ 


2M 


11U8  der  Photographie  jedes  beliebige  Bild  photographisch  tn 
copiren^  nnd  „ohne  alle  Vorkenntnisse  im  Zeichnen  ond  Miden 
jede  beliebige  Photographie  zu  coloriren^. 

Dass  es  sich  hier  wieder  um  eine  jener  Speealationen  handelt, 
die  —  durch  die  geeignete  Zeitnngsreclame  unterstützt  -^  in  kurzer 
Zeit  möglichst  viel  Geld  einbringen  sollen,  wird  mancher  geahnt, 
der^aber  schmerzlich  empfunden  haben,  der  so  —  neugierig  war, 
zehn  oder  15  Thaler  für  diese  Geheimnisse  auszulegen. 

Wir  wollen  unsem  Lesern  unentgeltlichen  Unterricht  in  diesen 
Künsten  ertheilen. 

Bie  Photogenie. 

Glänzendes  Albuminpapier  (nicht  gesalzen)  wird  mit  folgender 
Mischung  prKparirt: 

Doppeltchromsaures  Kali      2  Gramm, 

Gelatine 3       „ 

Wasser 106        „ 

Das  Papier  wird  im  Dunkeln  getrocknet  und  unter  einem  Ne- 
gativ belichtet;  an  den  Stellen,  auf  die  das  Licht  wirkt,  wird  die 
Schicht  unlöslich,  während  die  durch  die  Schwärzen  des  Negativs 
geschützten  Stellen  löslich  bleiben.  Nach  dem  Belichten  wird  das 
Papier  gewaschen,  um  das  lösliche  Salz  fortzuschaffen.  Darauf 
bestreicht  man  das  Bild  mittelst  eines  Pinsels  mit  Tanninlösung. 
Diese  Flüssigkeit  kann  nur  da  in  das  Papier  eindringen,  wo  die 
Schicht  entfernt  wurde,  also  die  den  dunkelen  Stellen  des  Glasbildes 
Entsprechen. 

Nachdem  man  nochmals  gut  mit  Wasser  gewaschen,  tibergiesst 
man  das  Papier  mit  einer  20%igen  Auflösung  von  Eisenvitriol, 
wodurch  an  diesen  Stellen  sich  ein  schwarzer  Niederschlag  von 
gerbsaurem  Eisen  absetzt. 

%uh)  Schluss  wird  mit  Wasser  ausgewaschen,  welches  einige 
Tropfen  Ammoniak  enthält,  zur  besseren  Oxydation  des  Eisensalses 
nnd  um  alle  dem  Bilde  schädlichen  Stoffe  zu  vertreiben.  Man  fimimt 
mit  Spiritoslack. 

Die  Photochromie. 

Ein  gewöhnliches  Papierbild  wird  von  der  Rückseite  mit  hellem 
Mastlxfimiss  bestrichen,  bis  es  ganz  transparent  geworden  ist.  Nach 
dem  Trocknen  trägt  man,  ebenfalls  von  der  Rückseite  her,  passende 
Oelfarben  auf;  man  bemalt  zuerst  das  Gesicht  und  die  Hände,  die 
Haare,  und  die  übrigen  Theile  des  Bildes.  Die  Farben  scheinen 
durch  das  Papier ,  und  geben  dem  Bild ,  wenn  es  auf  ein  hellfar- 
biges Papier  gelegt  wird,  ein  frisches  hübsches  Aussehen. 


265 


Nea  itt  diese  Methode  keineswegs,  aber  wohl  weniger  bekannt. 
Bei  einigermaflsen  geschickter  Ausfflhrang  ist  die  Wirkung  eine 
fiberraschende. 

Eine  andere  Manier  der  Photoebromie,  die  aber  umständlicher 
iflt  and  nicht  so  brillante  Resultate  gibt,  besteht  darin,  dass 
man  Ewei  Abdrücke  desselben  Bildes  mit  Wasserfarben  colorirt, 
einen  derselben  mit  Mastixfimiss  durchsichtig  macht  und  so  auf 
den  anderen  legt,  dass  die  Zeichnung  sich  genau  deckt 


Vebcrtragug  der  Ncf  atiTS  aif  (Sdatfaic. 

Von  J.  W.  Swan. 

Das  Negativ  wird  in  gewöhnlicher  Weise  aufgenommen  und 
nachdem  die  Collodionschicht  trocken  geworden,  bis  zu  35^  Gels. 
erwXrmt  Dann  wird  es  horizontal  gelegt  und  die  Schicht  mit 
dieser  (warmen)  Auflösung  übergössen: 

Gelatine    ....     15  Oramm, 
Wasser      ....     60       „ 
Glycerin    ....      1        „ 

Für  eine  Platte  von  9x7  Zoll  braucht  man  circa  30  Gramm 
ron  dieser  Lösung. 

Nachdem  man  die  nöthige  Menge  mitten  auf  die  Platte  ge- 
gossen, neigt  man  diese  und  breitet  die  Gelatine  mit  Hilfe  eines 
GlasBtäbchens  gleichmässig  aus,  wobei  man  die  Bildung  von  Luft* 
blasen  vermeidet.  Die  Platte  mnss  nun  ganz  horizontal  liegen 
bleiben,  bis  die  Gelatine  erstarrt  ist ;  dann  wird  sie  in  einen  Elasten 
gesetzt,  worin  die  Schicht,  vor  Staub  geschützt,  trocknen  kann.  Nach 
Verlauf  von  24  Stunden  überzieht  man  die  Gelatine  mit  Negativlack 
(Spirituslack) ;  schneidet  die  Schicht  mit  einem  Federmesser  Vi  2oll 
nm  den  Rand  der  Platte  herum  durch  und  hebt  dann  das  Bild  ab. 

Zu  bemerken  ist,  dass  das  CoUodion  nicht  zu  dünn  sein  darf; 
dass  man  die  Gelatine  durch  Eiweiss  klären  und  durch  Flanell 
giessen  muss,  welches  kurz  vorher  in  warmes  Wasser  getaucht 
wurde,  und  dass  die  Platte  beim  Auftragen  des  Spiri^uslacks  nicht 
ni  sehr  erwärmt  werden  darf. 

Das  Glycerin  wird  zugesetzt,  damit  die  Gelatine  nicht  zu  trocken 
wird,  ist  aber  entbehrlich.  Die  CoUodionoberfläehe  ist  erstaunlich 
hart  und  wird  beim  Drucken  nicht  leiden;  übrigens  kann  man  sie 
der  YoTsicht  halber  noch  fimiasen. 

Beim  Abdrucken  auf  Ghlorsillierpapier  muss  die  Gelatineseite 
aufgelegt  werden,  indem  sonst  das  Bild  umgekehrt  kommt.    Beim 


2M 


Tuschcopirverfahren  aber  wird  die   Collodtonseite    mit  dem  sensi- 

tiven   Stoffe  in  Verbindung  gebracht.     £g    wird  auf  dieee   Weise 

Detail  von  mikroskopischer  Feinheit  erhalten. 

(The  Photographie  News.    Nr.  996.) 


Die  Transnussioii^  Refleetioii  md  Absorption  des  Aetiiimis 

diireli  Tersehiedene  Stoffe. 

Von  H.  Petschler. 

In  einigen  Fällen  ist  es  dem  Photographen  nützlich,  zn  wissen, 
wieviel  actinische  Wirksamkeit  das  Licht  beim  Durchgang  durch 
verschiedene  Stoffe  verliert  und  wieviel  davon  durch  andere  Stoffe 
reflectirt  wird,  z.  B.  wenn  es  sich  darum  handelt,  Vorhänge  und 
Reflectoren  für  das  Atelier  zu  wählen.  Hr.  Petschler  in  Manchester 
hat  einige  Stoffe  in  dieser  Hinsicht  durch  Chlorsilberpapier  unter- 
sucht und  ist  zu  folgenden  Resultaten  gekommen. 

transmittirt    reflectirt     ai>BOTbirt 

Oewöhnlicher  weisser  Fenstervorhang     .       22          56  22  =  100 

Feines  Nessel,  weiss 23          54  23^100 

„           „       grau  (ungebleicht)   ...       15          39  46^100 

„           „       blau 11           33  56-=100 

Weisses  Schreibpapier 12          38  50  =  100 

Dünnes  Seidenpapier 43          47  10=200 

Reines  Glas    .     : 78           17  05  =  100 

Schmutziges  Glas 61           17  22=100 

Geätztes  Glas 61          22  17^100 

Rauhes  mattes  Glas 47           21  32^100 

Empfindliche  GoUodionalbuminplatte  (jod- 

bromirt) 1           14  85=100 

Das  weisse  Nessel  lässt  verhältnissmässig  wenig  mehr  Licht 
durch  als  das  gelblich  graue,  während  das  blaue  gegen  Erwartung 
weniger  durchlässt.  Weisses  Papier  lässt  nur  ein  achtel  des  acti- 
nischen  Lichtes  durch,  Seidenpapier  bedeutend  mehr. 

lieber  Redaetioi  des  CUorsilbers  aif  lassem  Wege« 

Von  Prof.  C.  Brauner. 

Gnt  ausgewaschenes,  noch  feuchtes  Chlorsilbei  löst  man  in  der 
eben  erforderlichen  Menge  von  Ammoniakflüseigkeit  auf  und  Ifisst 
diese  Aufllisung  tropfenweise  (oder  bei  grösseren  Mengen  in  einem 
schwachen  Strahle)  in  eine  klar  fiitrirtei  kochende  Lösung  von  1 
Thetl  Stärke-  (Trauben-)  Zucker  und  3  Theilen  cryataiiisirten 
kohlensauien  Natrons  in  40  Theile  Wasser  fiiüleu,  mit  der  Yoisiolili 


267 


daas  das  Sieden  nicht  unterbrochen  werde.  Ein  günstiges  Ver- 
hSItniss  ist  auf  3  Theile  metallisches  Silber  (in  Chlorsilber  ver- 
wandelt), &  Theile  StiCrkezncIcer ,  15  Theile  kohlensaures  Natron 
ODd  200  Theiie  Wasser.  Nach  dem  Eintragen  der  Silberlösung 
läast  man  noch  einige  Minuten  kochen ,  stellt  die  Flüssigkeit  zum 
Absetzen  des  Niederschlags  hin,  bringt  denselben,  nach  Abgiessen 
der  Flüssigkeit,  auf  das  Filter  und  wascht  ihn  anfangs  mit  einer 
schwachen  Salzlösung,  dann  mit  reinem  Wasser  sorgfältig  aus.  Das 
80  dargestellte  Silber  erscheint  als  ein  hellgraues  Pulyer  mit  einem 
Stich  ins  Gelbliche.  Getrocknet  und  etwa  auf  300^  Geis,  erhitzt, 
nimmt  es  auf  einmal  die  silberweisse  Farbe  an.  Ein  ungenügendes 
Resultat  erhält  man,  wenn  die  ammoniakalische  Silberlösung  von 
Anfanor  an  mit  der  Zucker-  und  Natronflüssigkeit  gemischt  und  erst 
alsdann  erhitzt  wird.  In  diesem  Falle  scheidet  sich  schon  lange, 
bevor  es  zum  Sieden  kommt,  ein  Antheil  Chlorsilber  aus,  welches 
nachher  nicht  mehr  zersetzt  wird.  Noch  ist  zu  bemerken,  dass 
Rohzucker  statt  Traubenzucker  eine  sehr  unvollkommene  Reduction 
bewirkt     Milchzucker  wirkt  ziemlich  gut,   doch   bleibt  immer  eine 

kleine  Menge  Chlorsilber  unzersetzt. 

(DiDgler'B  polyt.  Journ.  Bd.  171,  Seite  368.) 


Heber  das  LdsugsTermdgen  des  «ntersehweiigsawei 
Natrois  für  in  Wasser  unlösliche  Salze« 

Von  F.  Picld. 

Schwefelsaures  Blei  löst  sich  in  beträchtlicher  Menge  in 
dem  Natronhyposulphid.  In  einer  Lösung  Ton  schwefelsaurem  und 
anterschwefligsaurem  Natron  gibt  salpetersaures  Blei  keinen  Nieder- 
schlag; selbst  natürlich  vorkommendes  cryslallisirtes  Bleisulphat 
löst  sieh  nach  kurzer  Digestion  in  ziemlicher  Menge.  Beim  Erhitzen 
scheidet  sich  Schwefelblei  ab.  —  Chromsaures  Blei  ist  in  dem 
fiyposulphid  unlöslich,  kann  aber  durch  dieses  Lösungsmittel  nicht 
vom  Bleisulphat  getrennt  werden,  weil  es  sich  unter  Bildung  von 
Alkalichromat  zersetzt.  —  Jodblei  löst  sich  augenblicklich  und 
in  grosser  Menge  zu  einer  farblosen  Flüssigkeit.  —  Kupfer oxyd- 
hydrat  gibt  mit  dem  Hyposulphid  allmälig  eine  fast  farblose 
Lösong,  die  beim  Erhitzen  anfanglich  Oxydul,  zuletzt  Sulphid  ab- 
scheidet —  Eupferoxydulbydrat  löst  sich  leicht  in  der  Kälte, 
wird  aber  in  der  Wärme  theilweise  wieder  abgeschieden.  — 
Rothes  Quecksilbe rjodid  löst  sich  ausserordentlich  leicht; 
bei  vorsichtigem  Erhitzen   der  farblosen  Lösung    faUt  alknäiig  als 


268 


ein  blMsrothes  Polver,  eine  jodfreie  Modification  des  QaeckBüber- 
sttlphids.  —  Schwefelsaurer  Kalk  löst  sich  viel  leichter  als 
in  Wasser;  eine  Maassnnze  der  nicht  besonders  starken  Lösung 
des  HyposDlphids  nahm  etwas  über  4  Ors.  auf.  —  Oxalsaurer 
und  kohlensaurerKalk,  kohlensanresBleioxyd,  schwe- 
felsaurer Baryt  und  schwefelsaurer  Strontian  scheinen 
ganc  unlöslich  zu  sein.  (Joum.  of  the  ohem.  Soe.) 


(Von  unteren  speciellen   Correspondenten.) 

Paris,  10.  Mai  18u4. 

Taiiflichhaltmig  des  Silberbads  durch  kohlenssttres  Silber.  —  Vorschrift  zum 
Eisenunmon  -  Eotwlokier.  —  Der  Luynes'sche  Preis.  —  Arbeit  Ten 
Davanne  uud  Girard.  —  Qummi  arabicum  und  Tannin.  —  Monckhoveo 
Aber  die  gelben  Fenster.  —  Jodbromsalz  von  Juilhet.  —  Vemier's  Tannin- 
coUodion  und  SchwefelsfturetrockenTexfahren.  —  Pbotolithographie  von 
M.  de  Lafoliye.  —  Die  Aussteilung. 

Herr  de  Chanmeux  theilt  im  Moniteur  de  la  Photographie  mit, 
dass  er  sein  Silberbad  dadurch  sehr  verbessert  und  eine  empfind- 
lichere Schicht  erhält,  dass  er  es  mit  kohlensaurem  Silberoxyd 
schüttelt  und  erst  kurz  vor  dem  Gebrauch  mit  einer  äusserst 
geringen  Menge  Salpetersäure  versetzt.  Das  kohlensaure  Silber- 
oxyd bleibt  in  der  Yorrathdasche,  in  die  das  Silberbad  A.bends 
zurückgegossen  wird.  Das  Ansäuern  des  Bades  muss  jedesmal 
wiederholt  werden,  nachdem  dies  in  die  Cüvette  ausgegossen  worden 
ist.    Für  rasche  Aufnahmen  nimmt  Herr  Ch.  folgenden  Entwickler: 

Wasser 100  Gramm, 

Schwefelsaures  Eisenammon     .        2       ^ 

Essigsäure 3        „ 

Alkohol 2        „ 

der  täglich  frisch  und  mit  Wasser  bereitet  wird,  aus  dem   die  Luft 
durch  Aufkochen  vertrieben  wurde. 

Die  hier  angegebene  Anwendung  des  kohlensauren  Silbers 
wurde  schon  früher  vom  Abbtf  Laborde  empfohlen. 

Die  Ansprüche  der  verschiedenen  Candidaten  auf  den  Lu3mes*scheD 
Preis  von  6000  Frcs.  werden  der  Prüfungs  *  Commission  viel  Mühe 
bereiten,  indem  manche  dieser  Verfahren  einander  so  gleichen^  dass 
sie  ganz  identisch  erscheinen  und  zur  Feststellung  ihrer  Anspruchs- 
rechte  eine  genaue  chronologische  Untersuchung  erfordern.  Folgende 
neun  Bewerber  haben  sich  gemeldet:  Garnier,  Lafollye,  Lemereier, 
Morvan,  Marie,  Poitevin,  Pouncy,  Pretach,  Keynault  und  Swan. 
Die  Herren  Davanne  und  Girard  haben  der  hiesigen  Academie 
der  Wissenschaften  in  ihrer  letzten  Sitzung  ein  Resum^  ihrer  langen 
Studien  über  die  positiven  Abzüge  übergeben.  Sie  heben  namentlich 
die  theoretische  Seite  ihrer  Versuche  und  ihre  Resultate  hervor. 
Ausser  anderen  Fragen  nehmen  sie  wieder  die  von  der  Formation 


m! 


te  Budes  und  dei  Z^netauBg  wilveiii  d«r  Liditeinvirkunf  auf. 
Sie  DehmeD  an,  dasa  das  Chlonilber  durch  das  Liebt  in  Chlor  nnd 
meialllBches  Silber  aerso^  wird,  nicht  in  ein  Subcblodd,  wie 
eioigp.  Autoren  lueinea. 

In  derselben  Sitanng  werde  der  Academie  durch  den  I>r. 
Duchenne  aus  Bonlof^ne  ein  photogfaphisches  Album  mit  physiolo-^ 
(iscben.  Studien  übeireicht. 

Herr  Poitevin  berichtet  im  Moniteur  de  ia  Ph^toigraphie  über 
die  Aftwendung  von  Gummi  arabicum  mit  Tannin^  er  jBndet,  dass 
M  flie  Empfindlichkeit  vermindert. 

Auf  die  Wichtigkeit,  namentlich  bei  raschen  Aufnahmen,  für 
eine  geeignete  Beleuchtung  des  Dunkelzimmers  zu  sorgen,  kimn 
nicht  häufig  genug  hingewiesen  werden.  Herr  Dr.  van  Monckhoven 
ist  der  Ansicht,  dasa  das  rothe  locht  beim  Entwickebi  sehr  schädlich 
aei,  und  räth  an,  bei  augenblicklichen  Aalnahmen  nur  schwaches 
^bes  Licht  au  gebrauchen«  Entwickelt  man  bei  einem  Fenster, 
wekhea  die  rothen  Strablen  dnrehlässt,  so  kehrt  sich  das  Negativ 
Ott  und  wird  ein  Trananarentpositiv.  *) 

Urt  B.  Juilhet  yeröffentlicht  die  Vorschrift  zur  Anfertigung 
seines  Jodbromsalaes ,  opit  dem  sich  ein.  sehr  rasches,  haltbares 
Collodion  präpariren  lässt.  in  eine  Porzelanschale  gibt  man  30 
Gramm  Jodcadminm,  10  Gramm  Bromcadmium  und  40 — 50  Granun 
reines  Ammoniak;  diese  Mischung  erhitzt  man.  über  der  Wein- 
geistlampe, bis  das  überschüssige  Ammoniak  verdampft  ist,  und  die 
Salze  ztt  crystallisiren  beginnen;  oder  man  setzt  die  Erwärmung 
fort,  bia  die  Salze  schmelzen.  Das  Collodion  wird  so  zusammen- 
gesetit: 

500  Gramm  Alkohol, 
500        „        Aether, 
9        Q        CollodloiiwoUe, 
12        ,^       Jodbromsalz. 

Das  Salz  wird  Abends  vorher  in  der  Hälfte  des  Alkohols 
gelöst  Für  den  Fall,  dass  das  Collodion  nach  einigen  Tagen  sich 
entüirbt,  setze  man  einige  Tropfen  concentrirter  alkoholischer  Jod- 
Ifisnng  hinzu,  um  es  gelb  zu  färben. 

Das  Silberbad  besteht  aus  lOÖ  Gramm  Wasser,  12  Gramm 
salpetersauren  Silbers,  1  Gramm  chemisch  reiner  Salpetersäure  und 
einigen  Tropfen  der  Jodbromsalzlösung. 

Zum  Entwickeln  nimmt  Herr  Juilbert  die  zu  Anfang  dieser 
Correspondenz  erwähnte  Eisenlösung. 

Ein  eigenthümliches  Trockenverfahren  wird  durch  Hrn.  Yernier 
in  Beiford  miigetheilt  Man  löst  6  Gramm  Tannin  in  50  Cub.  Cent. 
Alkohol,  und  6  Gramm  Bromcadmium  ebenfalls  in  50  Cub.  Cent. 
Alkohol;  nachdem  beide  Stoffe  (d.  h.  jeder  besonders)  gelöst  sind, 
versetzt  man  100  Gramm  jodirtes  gutes  Negativcollodion  mit  5 
Gramm  Tanninlösung  und  10  Tropfen  der  Bromcadmiumlösung, 
schüttelt  gut  um,  und  lässt  die  Mischung  24  Stunden  stehen. 

*)  Dieser  F«U  ereignete  sich  bei  uns  kürzlich  beim  Verstärken  mit  Pyro- 
Ksllaisiiire ,  als  du  Bild  mit  kaUchaltigem  Wasser  (aas  einem  neuen  Brunnen) 
«fcS«tp91t  worden  wir.    D.  B. 


870 


Mit  dtesem  Oottodlon  Sbergiesst  man  ein«  Platte,  die  wie  ge- 
wölinlicli  gesilbeit  und  nach  dem  Abtropfen  in  eine  Cfi^ette  getaucht 
wird,  worin  eine  Hiscliang  von  2  Liter  Wasser  mit  24  Gramm 
Schwefelsäure  enthalten  ist.  Hierin  bleibt  die  Platte  2  bis  8  AJinuteo. 
Darauf  stellt  man  sie  zum  Trocknen  bei  Seite.  Nach  2  bis  3  Tagen 
belichtet  man,  einige  Secunden  liinger  als  ffir  feuchte  Platten  er- 
forderlich ist.  Schon  durch  die  Beliclitong  werden  die  höchsten 
Lichter  auf  der  Platte  sichtbar.  Die  Platte  wird  einige  Momeute 
in  die  rorhin  erwiUmte  Cüvette  mit  der  Behwefelsäuremisclrang  ge- 
taucht und  dann  mit  Gallussäure ,  Pyrogallnssänre  oder  Eisenvitrioi 
entwickelt;  der  Entwickler  muss  angesäuert  und  mit  Alkohol  vei- 
■etat  sein. 

Herr  Vemier  gibt  an,  dass  die  Platten  sich  mindestens  yienebn 
Tage  empfindlich  halten ;  wenn  man  eine  grössere  Menge  Sehwefd-> 
säure  nimmt,  bleiben  die  Platten  längere  Zeit  fen^t  und  sind  in 
diesem  Zustande  empfindlicher.  Die  mit  drei  Theilen  Wasser  rer- 
diinnte  Schwefelsäure  kann  auch  an  Stelle  des  Salpetersäuren  Silbers 
zum  Empfindlichmachen  des  chemisch  reinen  Jodsilbers  gebraucht 
werden.  Zu  bemerken  ist,  dass  man  ein  Ablösen  der  CoUodion- 
Schicht  durch  diese  Behandlung  nicht  zu  befürchten  hat. 

M.  de  Lafollye  theilte  der  photographischen  Gesellschaft  eine 
Modification  des  James*schen  und  Poitevin'schen  Cmdruckrerfahren 
mit.  Anstatt  das  mit  Gelatine  und  doppeltchromsanrem  Kali  Über- 
zogene und  unter  dem  Negativ  belichtete  Papier  mit  Dmeker- 
schwärze  zu  bedecken,  durch  deren  Abwaschen  die  Halbtöne  und 
Details  mit  fortgenommen  werden,  legt  man  das.  Papier  mit  der 
Rückseite  auf  Wasser;  die  Feuchtigkeit  dringt  an  den  unbelicbteten 
Stellen  durch  das  Papier.  Darauf  legt  man  es,  mit  der  Bildseite 
nach  unten,  auf  einen  lithographischen  Stein  und  zieht  es  damit 
durch  die  Presse.  Gleicli  darauf  nimmt  man  das  Papier  ab;  es 
lässt  in  den  Lichtern  eine  Lage  von  Gummi  auf  dem  Stein  zurfick. 
Anstatt  den  Stein  mit  dem  Rouleau  anzuschwärzen,  bringt  man 
auf  einen  anderen  Stein  mit  der  Rolle  eine  ddnne  Schicht  lieber- 
tragtingsschwärze  und  legt  darauf  ein  Blatt  autographisches  Papier, 
womit  man  es  durch  die  Presse  zieht  Das  eingeschwärzte  Papier 
legt  man  nun  auf  den  Stein  mit  dem  Bild,  presst  und  entfernt  das 
Papier,  indem  man  es  von  der  Rückseite  befeuchtet.  Ueberall  wo 
der  Stein  nackt  war,  bleibt  die  Schwärze  haften,  die  gnmmirten 
Stellen  nehmen  nichts  an.  Nachdem  man  nun  den  Stein  abge- 
waschen, ist  er  zum  Abdrucken  nach  dem  gewöImUchen  Verfahren 
der  Lithographie  geeignet 

Das  wie  oben  angegeben  von  der  Rückseite  benetzte  Bild  kann 
auch  direct  mit  der  Bildseite  auf  den  vollständig  eingeschwärsten 
Stein  gelegt  werden.  Die  Schwärze  haftet  nur  an  den  trocken 
gebliebenen  Stellen.  Gleich  nachdem  man  das  Bild  durchgezogen, 
spült  man  es  gut  ab,  um  das  chromsaure  Kali  daraus  zu  entfemen, 
und  lässt  es  trocknen.  Das  Waschen  dient  nur  dazu,  Schwärze, 
die  allenfalls  an  den  Lichtern  hangen  geblieben,  fortzuschaffen. 
Bei  der  letzteren  Abziehmethode  hängt  viel  davon  ab,  wie  feucht 
das  Bild  ist,  wenn  man  es  auf  den  eingesohwärzten   Stein   legL 


271 


Je  feuchter  m  ist,  desto  weniger  Sehwfirse  wird  daran  haften 
bleiben.  Das  im  Papier  enthaltene  Gommi  verhindert  die  Ans^ 
breitang  der  Schwirse. 

Von  Deotschland  ist  für  die  diesjXhrige  AnssteHnng  in  den 
Cfaamps  Elys^s  wenig  eingegangen,  desto  mehr  yon  England.  leh 
werde  in  meinem  nächsten  Briefe  eine  Uebersicht  tiber  die,  dieses 
mal  sehr  ToUstlindige  Ausstellimg  geben. 


Berlin,  7.  Mai  1864. 
Sitsung  des  photographischen  Vereina  un  7.  MSrz. 

Herr  Dr.  Vogel  legt  cwei  nene  Woihly'sefae  Kider  vor  und 
bemerkt  daxu,  dass  sie  nach  Mnem  Golddruckverfahren,  vielleieht 
dem  kfirslich  von  Dr.  van  Monekhoven  mitgetheilten ,  angefertigt 
seien.  Hr.  Prfimm  gibt  an,  dass  er  das  Monckboven'sehe  Ver^ 
lUiren  mehrmals  versucht,  aber  nur  flaue  Bilder  ohne  Halhtöne 
erhalten  habe« 

Dann  hielt  Herr  Dr.  Vogel  einen  Vortrag  über  schwache 
CopirsUberbäder  mit  und  ohne  Salpeterzusati.  £r  hftlt  diese  B&der 
ifir  den  Fall  von  Vortheil,  dass  ein  schwach  gesalcenes  Albumin«- 
psfrter  damit  in  Anwendung  kommt.  Je  reicher  ein  Papier  an 
Sals  und  Silber  ist,  um  so  empfindlicher  ist  es;  man  wird  demnach 
M  hellem  Licht  schwächere  Bäder  verwenden  können.  Das  Papier 
msss  dann  aber  länger  schwimmen. 

In  der  Sitzung  vom  8.  April  sprach  Hr.  Osbome  über  die 
Erscheinung  von  Reliefs  auf  Negativplatten.  Wenn  die  Negativs, 
vorsugsweise  Reproductionen  nach  Stichen,  stark  mit  Pyrogalhissäure 
verstärkt  sind,  kann  man  davon  erhabene  Abdrücke  nehmen,  indem 
man  sie  mit  einer  Staniolplatte  durch  die  Presse  zieht  (wob^ 
freilich  häufig  die  Glai^latte  zerbricht).  Hr.  Schliepmann  hat  die 
Relieferscheinung  sehr  hervortretend  gefunden,  wenn  abwechselnd 
mit  Chlorqueduiiber  und  Schwefelammonium  verstärkt  wurde.  Diese 
Reliefs  auf  galvanoplastischem  Wege  zu  reprodncireo,  hielt  Herr 
Osborne  für  kaum  ausführbar,  da  die  Collodionschicht  in  der  Kupfer^ 
iSsung  aufquillt. 

Hr.  Grüne  legte  verschiedene  Abdrücke  vor,  die  mit  Silber- 
oiid  Bleiverbindungen  erzeugt  wurden.  Das  Verfahren  dazu  gab 
er  so  an:  Man  Uisst  gewöhnliches  Papier  auf  einer  Mischung  von 
2%  Theilen  salpetersaurem  Blei,  1  Theil  salpetersaurem  Silber  und 
20  Theilen  Wasser  einige  Minuten  schwimmen,  und  legt  es  nach 
dem  Trocknen  auf  eine  3%ige  wässerige  Kalilösung.  Das  Papier 
wird  gelblich,  beim  Fixiren  aber  wieder  weiss. 

Siisnngsberieht  vom   S.  Hai  1864. 

Der  Vorsitzende  Hr.  Dr.  Vogel  weist  zunächst  bei  Nennung 
der  in  den  Verein  neu  aufgenommenen  Mitglieder  darauf  hin,  wie 
sich  der  junge  Verein  immer  mehr  und  mehr  ausbreite  und  sich 
schon  nach  allen  Weltgegendeu  Europas  hin  erstrecke.  Aus  Peters- 
burg sellist  waren  Meldungen  zur  Aufnahme  in  den  Verein  ein- 
gegangen. — 


372 


Alsduin  wiri  eine  9M  Stendal  efn^egangene  Pkotogcmphle 
jiuf  woisKer  Seide  vorgelegt  Die  PhotogrepU^  .war  eine  gute.  Die 
Aufnahme  geschieht  in  ganz  gewöhnlicher.  Weise ,  nur  da08  die 
Se&de,  beyer  sie  hi's  SUberbad  kommt,  mit  einer  Auflösung  eines 
Harzes  getränkt  wird.  Ebenfalls  eingegangene  yergrdsaerte  Pbolx>* 
gri4)hien  —  MegalophotographieB  —  die  mit  einem  ne«  construirten 
Apparat  ron  Visitenkarten  in  aehteaiUger  Yergrltesetung  dijrect  auf^ 
genommen  waren,  fanden  bei  den  Anwesenden,  ihrer  ausserordent- 
lichen Schönheit  und  der  PräcisitSt  in  der  Ausfährung  wegen,  all- 
seitige nnd  Tolikommene  Anerkennung.  Die  näheren  Details  des 
Apparates  dürfen  von  dem  Vorsitzenden,  obgleich  er  sie  kennt, 
nicht  mitgetheilt  werden,  well  der  Verfertiger  eben  im  Begriff  steht, 
te  Prenesen  aehie  firflndeng  patentiren  zu  lassen.  —  ffieranf  folgte 
ein  Vortrag  des  Vorsitzenden  Dr.  Vogel  über  das  Swan'sche  Ver^- 
iUiren  in  Betreff  der  Kohle  «PhotograpMen.  Die  Kostbarkeit  der 
8Über-Prl^>arate  b«  der  nicht  au  vermeid^den  Versebwendnng 
doreh  Filter  etc.  etc.,  so  wie  die  geringe  Haltbarkeit  des  nicht  mit 
der  grössten  Sorgfalt  angefertigten  Silberbildes,  haben  schon  längst 
AnliMis  gegeben,  Versndie  anzustellen,  diese  Präparate  durdi  andere, 
ohne  diese  Uebelstände  zu  ersetzen.  Ver  zehn  Jahren  schon  schlug 
nutt  vor,  die  Platte  mit  einer  Aufiösnng  ron  chromsaurem  Kali,  in 
der  geriebene  Kohle,  Berlinerblan  oder  irgend  ein  anderer  Farbstoff 
möglichst  fein  zerteilt  war,  ssu  tränken.  Das  sonst  leicht  lösttche 
chromsanre  Kali  wird  in  dünnen  Schichten  dem  Lichte  ausgesetzt, 
unlöslich,  so  dass  nach  dem  Aussetaen  der  Platte  in  der  Camera, 
beim  Abspülen  mit  Wasser  das  cbromsaure  Kali  und  mit  ihm  der 
suspendirte  Farbstoff,  das  Fom  Lichte  getroffen  war,  auf  der  Platte 
zurückbleibt,  wläirend  das  andre  sich  löst  —  mithin  entsteht  mn 
Bild.  Die  auf  diese  Weise  dargestellten  Bilder  haben  aber  den 
Fehler,  dass  sie  keine  Halbschatten  hervortreten  lassen.  Denn  da 
das  IJnlöBliehwerden  voA  der  Oberfläche  ans  vor  sich  geht,  wird 
bei  wenig  intensivem  Lidit  die  Oberfläche  allerdings  unlöslich 
werden,  unter  dieser  aber  noch  eine  lösliche  Schicht  vorhanden 
sein»  Bei  der  Behandlung  mit  Wasser  wird  alsdann  diese  untere 
Schicht  weggespült  und  da  dann  die  obere  nicht  mehr  am  Glase 
haftet,  auch  diese  fortgespült  werden.  Ein  Vorschlag,  die  Beleuch» 
tong  zur  Beseitigong  dieser  Debdstämde,  von  der  hinteren  Seite 
der  Platte  aus  vorzunehmen,  so  dass  die  untere  Schicht  unlöslich 
wird,  während  die  obere  löslich  bleibt,  gewährte  bei  einigen  ange^ 
stallten  Versnchen  ebenfalls  wenig  Befriedigung,  so  dass  man  diese 
Art  der  Photographie  ziemlich  allgemein  aufgab,  bis  es  Swan 
gelungen  ist,  ein  Verfahren  anzugeben,  das  wenigstens,  nach  den 
vorgelegten,  von  ihm  auf  solche  Weise  angefertigten  Bildern  zu 
urtheilen  —  an  Schönheit  die  gewöhnUchen  Bilder,  wenn  nicht 
übertrifft,  so  doch  ihnen  sicher  gleichkommt  Swan  verfertigt  zur 
Darstellung  seiner  Bilder  zuvörderst  ein  dünnes  CoUodionblatt  durcli 
Aufgiessen  von  Collodion  auf  eine  Platte  —  und  bringt  auf  dieses 
dann  eine  Auflösung  von  Gelatine,  in  der  feine  Farbstoffe,  etwa 
chinesische  Tusche,  Anilin  oder  dergl.  m.  suspendirt  sind,  und  lässt 
diese  antrocknen.    Dieses  Trocknen  ist  der  schwierigste   Theil  der 


578 


ganzen  Arbeh  und  nimmt  eine  Zeit  von  6 — 7  Standen  in  Anspruch« 
Nach  dem  Trocknen  bringt  er  eine  möglichst  concentrirte  Lösung 
TOD  dop^tcbromsaurem  Ammoniak  anl  die  so  sobereitete,  gefiirbte 
Sebieht  Aladann  wild  mittelst  eines  Messen  die  GoUocHonschidit 
entfernt,  so  dass  man  nur  eine  ganz  dünne  Platte  von  gef&rbter 
Gelatine  und  doppeltcbromsaurem  Ammoniak  übrig  behält,  welche 
Dim  der  Beleachtang  ausgesetzt  wird«  Es  ist  zu  erwarten,  daas 
dieses  Verfahren  bei  dem,  ?rle  schon  gesagt,  rorüegenden  prächtigen 
Reealtate  die  alte  Art  der  Photographien  bald  TerdrSngen  wM, 
namentlicb  wenn  die  dazu  nöthigen  gefärbten  Platten  erst  !n 
diemischen  Fabriken  im  Grossen  dargestellt  werden.  In  England 
JBt  die  Nachfrage  nach  diesen  Bildern  eine  so  ausserordentlich 
grosse,  dass  den  Bestellungen  unmöglich  genügt  werden  kann. 
Selbst  die  kleinen  eingesandten  Proben  müssen  deswegen  nach 
London  wieder  zurückgdieo.  —  SQyeiiaal  machte  Herr  Osborne 
noch  einige  Mittheilungen,  die  sich  namentlich  auf  die  Oeschichte 
besogen,  die  diese  Art  der  Photographie  bisher  gehabt.  Alsdann 
folgte  die  Verlesung  einiger  eingegangener  Briefe,  sowie  Ausstellung 
und  Erklärung  der  dem  Vereine  zugegangenen  Greschenke. 


Katechismus  der  Photographie  oder  Anleitung  zur  Dar- 
stellung photographischer  Bilder.  Nebst  einem  alphabetisehen 
Vetzeiehniss  der  deutschen,  lateinischen,  französischen  nnd 
englischen  Benennungen  photographischer  Chemiealien  und 
Natorproducle.  Von  Dt.  Julius  SchnaiMS.  Zweite,  ver- 
mehrte und  verbesserte  Auflage.  Mit  25  in  den  Text  ge- 
druckten Abbildungen.    Leipzig,  J.  J.  Weber.    1864. 

Die  neue  Auflage  dieses  tre/flicben  £lemetitorwfirtcet.  der  FbotogrApbie  ist 
bis  zu  den  aevMteu  Fortoehzitten  fortgeführt;  sie  enthUt  elBen  gaozen  Bogen 
mebr  als  die  erste  Anfiege,  wm  bei  dem  aniserst  billiges  Preise  von  10  8gr. 
QDd  der  schönen  Ausstattung  schon  etwas  heissen  wilL 

Wir  entnehmen  dem  Buche  folgende  Vorschrift  för  einen  ameiseuBüurehtl- 
tSgen  Entwickler: 

1,1  Unze  Eisenvitriol, 
30  Unzen  Wasser, 
9  Tropfen  SchwefelsSure, 
3  Unzen  Ameisensaure. 

Am  besten  ist  ee,  die  Ameiseneixire  in  einer  giaduirtea  Flaeche  anüEab^ 
wahren  und  erst  kurz  ror  dem  Gebrauch  in  der  berechneten  Quantität  einer 
bekannten  Menge  der  obigen  Eisenlösung  zuzusetzen.  Diese  Flüssigkeit  ent- 
wickelt sehr  rasch  und  fein,  bi'darf  aber  meist  auch  der  nachträglichen  weiter 
ODten  angegebenen  Yerstirkung  (mit  PyrogaUussaure).'' 

Femer  sind  neu  hinzugekommen;  Notizen  fiber  die  Tripletobjectivs  und  die 
neuen  Priparate :  das  Eisenanmion,  die  Ameisens&ure,  das  Schwefeloyanammonium, 
das  Jodquecksilber;  die  Bereitung  der  Goldsalze  und  das  Wiedergewinnen  des 
Golds  und  Silbers. 

Die  Reichhaltigkeit  des  Inhalts  geht  aus  nachstehender  Aufzählung  der  34 
Abschnitte   des   Werkchens    hervor:    1.     Ueber  das  Licht.    3.     Erfindung    der 


274 


PbotofTAphie.  3.  Die  Oamer*  obictura.  4.  Grondzllge  der  pbotograpliisdieii 
Chemie.  5.  Von  den  photographischen  Localit&ten.  6.  Dm  CoUodionTer- 
fkhren  zur  Brzengiiiig  von  Negsdte.  7.  Dm  Verfahren  «uf  trocknen  CoUodion- 
platten.  8.  Die  Methode  auf  AlbnmincoHodion.  9.  Terfkhren  mit  Gelatine. 
10»  Dantellnng  der  direeten  OlMpotitiTt.  11.  Dm  Uebeitragen  des  Collodioii- 
hlntchens  auf  andere  SnbstaDien.  13.  Das  Verfahren  zur  Enengnng  tob  Ne- 
gativs nnd  darchsicht igen  Positivs  auf  trocknen  AlbnmiDplatten.  13.  Darstellang 
▼on  Negativs  auf  Papier.  14.  Darstellung  von  Negativs  auf  Wachspapler.  15. 
Darstellung  positiver  Gopien  auf  Chlorsilberpapier.  16.  Bereitung  des  Albumin- 
papien.  17.  Bereitung  des  Arrowrootpapiers.  18.  Dm  negative  Verfahren  auf 
Papier  als  Copirmethode.  19.  Copirmethode  nittelst  tJransalzes.  20.  Dar- 
stellung von  Photographien  in  natfirlicher  nnd  fibematttrlicher  Qrdsoe.  Sl.  Dar- 
stellung von  Stereogrammen.  22.  Photographie  auf  Beisen.  23.  Photographie 
bei  Nacht.    24.    Wiedergewinnung  des  Silbers  und  des  Goldes. 


Phtotographitn  bei  lUgBMimmlieht  —  Bei  Gelegenheit  eiuM  Vortrags 
des  Dr.  Crace  Galvert  in  der  Society  of  Arts  in  London  photographlrte  Herr 
Claudet  eine  Böste  des  Prinzgemahls  in  80  Secunden  bei  dem  brillanten  lidite 
▼on  brennendem  Magnesiumdrahi  Die  erste  derartige  Photographie  wurde  vor 
einem  Monat  von  Herrn  Hart  während  einer  Sitzung  der  SfidlondeAer  pfaoto- 
graphisohen  Gesellschaft  aufgenommen. 

Liebtrt'a  flelarounwa.  —  Hr.  Coleman  Seilers  protestirt  in  einem  Briefs 
an  dM  British  Journal  gegen  die  Ansprüche  des  Hm.  Liebert  auf  die  Brilndnng 
der  (in  Nr.  56  des  Archivs  beschriebenen)  Solarr«mera.  Er  sagt,  dieselbe  sei 
seit  vielen  Jahren  in  America  bekannt. 

6tn«ral  Garibaldi  liebt  nicht,  sich  photograpfairen  zu  iMsen.  Es  hat  seinen 
englischen  Freunden  sehr  viel  Mühe  gekostet,  ihn  in  die  Brennweite  eines 
Apparates  zu  bringen.  Herrn  Majall  Sohn  ist  es  gelungen,  am  letzten  Sonn- 
abend auf  der  Insel  Wight  ein  vortreffliches  Portrait  des  Generals  au&unehmen, 
aber   ohne  Kopfhalter,   zu  dem  er  sich   durchaus   nicht  verstehen  wollte. 

Bei  seiner  Anwesenheit  in  Woolwich  sind  von  Spiller  einige  gelungene 
Negativs  des  Generals  aufgenommen  worden. 

Au  XüadMB  wird  berichtet,  dMs  der  k.  Hof  -  Photograph  Herr  Jos. 
Albert  von  Sr.  MaJ.  dem  Kaiser  von  Oesterreich  die  groue  goldene  Medaille 
für  Kunst  nnd  Wissenschaft  erhalten  hat. 

Naeh  den  berühmten  Preller'schen  Compositionen  aus  der  Odyssee  nnd 
kürzlich  bei  Albert  ausgeführte  Photographien  erschienen. 

Die  orsta  photogrnphiiohe  AuMteUnng  in  Madrid,  welche  schon  am  16. 
Mai  erüffnet  werden  sollte,  ist  neuerdings  auf  den  1.  October  dieses  Jahres  ver- 
schoben worden. 


Alle  Briefs  und  Mittheilungen   für  die  Redaction    sind   an    den    Heraufg^t^^ 
Paul  B.  Liesegang  in  Elberfeld,  zu  richten. 


Gedrnekt  bei  Sum.  Lucas  In  Elberfeld. 


Photographisches  Archiv. 


BMid  "W.  "  IVr.  •!.  —  fl«  Juli  Me4. 


Practische  Winke  nr  Wiedergewinniig  des  Silbers  mid 

fieides  in  der  Photographie. 

Von  Dr.  J.  ScItnaUS.*^ 

Alles  Chlorsilber  und  metalliscfae  Silber,  welches  man  auB  alten 
negatiyen  Silberbfidern  gewinnt,  also  auch  der  früher  erwähnte 
Bodensatz  in  der  Entwicklangswanne,  enthält  eine  bedeutende  Menge 
Jodflilber,  von  dem  es  fast  gar  nicht  zu  trennen  ist.  Denn  nur 
dorch  sehr  heftiges  und  anhaltendes  Glühen  wird  das  Ag  I  zersetzt) 
sebeldet  man  dagegen  das  metallische  Silber  auf  nassem  Wege  ab, 
80  wird  sich  das  beigemengte  Jodsilber  beim  Auflosen  des  Silbers 
iu  Salpetersäure  sofort  wieder  mit  lösen.  Ja,  es  bilden  sich  oft 
nach  dem  Abdampfen  und  Erkalten  der  Silberlösung  mitten  unter 
den  bekaimten  tafelförmigen  Crystallen  des  salpetersauren  Silbers 
ganze  Haufen  feiner  Crjstallnadelu  von  dem  bekannten  Doppelsalz 
(Ag  I  +  Ag  0,  NO5  =  Jodsilbersalpeter}.  Ein  solches  Silberprä- 
parat trübt  sich  beim  Auflösen  in  destillirtem  Wasser  stark  und 
ist  nur  zu  negativen  Bädern  anwendbar. 

Man  thut  daher  wohl,  alle  silberhaltigen  Lösungen,  die  ron 
Papiersilberbädem  stammen,  abgesondert  zu  sammeln  und  zu  Ter- 
arbeiten,  weil  sie  frei  von  Jodsilber  und  daher  wieder  zu  demselben 
Zweck  zu  verwenden  sind.  — 

Zur  Wiedergewinnung  des  Gh)ldes  verfthrt  man  folgendermassen. 
Man  whrd  es  jetzt  bei  dem  fast  ausschliesslichen  Gebrauch  von 
Albunünpapier  meist  nur  mit  alkalischen  Goldbädem  zu  thun 
haben.  Sobald  dieselben  ausgenutzt  sind  und  nicht  mehr  fSrheOi 
sammelt  man  sie  nebst  dem  Bodensatz  in  einer  grossen  Flasche 
mid  säuert  sie  mit  etwas  Salzsäure  an,  wodurch  ihre  Farbe  gelblieh 


*)    Fortsettung  von  Seite  960. 

18 


276 


werden  muss.  Hierauf  setzt  man  eine  starke  mit  Schwefelsäure 
angesäuerte  Eisenvitriollösung  unter  tüchtigem  Umschüttcln  so  lange 
in,  als  noch  eine  schwarzbraune  Trübung  entsteht.  Man  muss 
dafür  sorgen,  dass  die  Flüssigkeit  durch  Schwefel-  oder  Salzsäure 
sau^  genug^  gemacht  wurde,  sonst  fallt  mit  dem  ausgesehied/enttii 
feiniz#rtl^il|ei^  daher  fast  schwarzen  Gold  yiel  Eisenozyd  zu  Boden. 
Man  wäscht  den  Goldniederschlag  durch  Decantiren  aus  und  be- 
obachtet die  Vorsicht,  zu  den  ersten  Waschwässern  stets  etwas 
Schwefel-  oder  Salzsäure  zu  setzen.  Wenn  das  Waschwasser  nicht 
mehr  auf  Eisen  reagirt,  d.  h.  mit  gelbem  Blutlaugensalz  keine  blaue 
Färbung  mehr  gibt,  trocknet  man  den  Goldniederschlag  und  glüht 
ihn,  wodurch  er  eine  schöne  matte  Goldfarbe  annimmt  und  etwas 
cfgg^pact  wif4*  Das  Glühen  ist  bei  dem  auf  nassem  Wege  reducirten 
metallischen  Silber  und  Gold  durchaus  nöthig,  um  viele  organische 
Substanzen  und  Eohlentheilchen  zu  zerstören.  Das  Glühen  muss 
unter  Zutritt  der  Luft,  also  in  einer  reinen  eisernen  Schale  geschehen, 
djp  man^  über  einem  Eohlenfeuer  glühend  macht 

D^  so  gewonnene  reine  Gold  löst  man  wiederum  in  Königs- 
^^asi^^r  (3  hiß  4  Theilen  Sahssäure,  1  Theil  Salpetersäure)  auf  und 
Tj^/^hrt  wie  gewöbnlick  — 

i^iur  ^eductioo  des.  Schwefelsilbers,  welches  man  hauptsächlich 
aus.  den  unterschwe^igaauren  Natronlösungen  durch  Fällung  mit 
fif^fl^b  Schw^el^liiinx  (Schwefelleber)  gewöhnlich  neben  etwas 
GfiXd  erhält,  i^t  schwieriger,  wie  die  des  Chlorsilbers  und  lässt  sich 
gi;Üu4Uc^  nur  ^u|  troicknem  Wege  ausführen.  Der  ganz  trockne, 
s<^xrarze  Nied6i;achlag  wijcd  geröstet,  d.  h.  uAter  beständigem  Um- 
ruljuren.  in  ei^c  flachen,  eisernen  Schale  geglüht;  dies  bezweckt, 
de^  S^wefel  zi^  verbrennen  und  daa  Silber  in  Oxyd  zu  verwandeln. 
E|te  eiserne  Scb^  wird,  dadu^rch  angegriffen.  Indessen  läaat  sich 
diese  Operation  in  eisernen  Gefässen  am  bequemsten  ausführen. 
N|i^C^dem,  all^B  mögüjchiit  durchglüht  und  durchrührt  ist,  mischt  man 
nach  dem  Erkalten,  die  Majsiae;  n^it  der  dreifachen  Menge  ganz 
tj^QCkuQU  Salpete])§.  und.  tvägt  sie  nach  und  na,ch  in  einen  roth- 
glühenden, offnen,  eisernen  oder  hessischen  Schmehptiegel  ein.  I^h 
jecle?),  Einic^ce«  e];{qlgt  ^ine  scbwaohe  Yecpuffung  und  eine  anlche 
E^j^i^iU)^  von  Bü^e,  da3S  auch  ohne  starkes  Feuer  ein  gut  ge- 
89)uDol^ener  ReQuliiA  a,m  Boden  dea.  Tiegels  si<^h  bicfindet.  Bevor 
m^  ^gene.  Pojrtioi&en  einträgt,  wai^tet  man  erst  jedesmal  die  Vec- 
pi|ffung  ab,  le^i  i^uletzt,  wenn  Afli^s  im  Tiegel  ist,  den  li>6dk«i 
d99^  jff^d  ^i  npcl^  ^i^  ^hi^e^  hAlhstüiEidige  GUihhitBe ,  um  aU» 
kleinen  Silbertheilchen  zu  einem  Regulus  zu  vereinigen.  Derselbe 
enthält  indessen  meiat  ziemlich  viel  Ei«^,  etwas  Mangan  (^srcli 


277 


den  hessischen  Tiegel)  und  Oold.  Will  man  ganz  reines  Silber 
haben,  so  mnss  man  den  Siiberregulus  erst  wieder  in  Salpetersäui« 
auflösen  (der  verbleibende  Rückstand  ist  grösstentheiis  Gold  neben 
etwas  Kieselsäure,  wenn  ein  hessischer  Tiegel  benutzt  wurde)  und 
als  Chorsilber  fl&llen,  welches  man  nach  der  vorhin  gegebenen  An- 
weisung behandelt 


Swai's  K«lile?erfahi«M« 

Herr  Dawson  veröffentlicht  (im  British  Journal  vol.  XI.  Nr. 
214  u.  215)  einige  BemerlLungen  über  das  neue  Eohleverfahren, 
denen  wir  das  Wichtigere  entnehmen. 

Swau's  Verfahren  hat  mit  einem  Riesenschritt  alle  früheren 
Versuche  in  dieser  Richtung  bei  weitem  überholt  und  scheint  ganz 
dazu  geeignet,  auch  dem  Chlorsilberverfahren  den  Vorrang  abzu- 
laufen. Herr  Swan  hat  seine  Methode  der  Londoner  photogra- 
phischen Gesellschaft  mitgetheilt,  *)  aber  in  den  Detailsachen  ist 
noch  manche  Verbesserung  nöthig,  ehe  das  Verfahren  als  sicher 
und  vollkommen  anerkannt  werden  kann.  Nach  einigen  Versuchen 
ist  es  mir  gelungen,  Eohlebilder  zu  erzeugen,  di^  den  Silberbildern 
vollständig  gleichkommen ;  ich  theile  mit,  was  ich  dabei  beobachtet 
habe. 

Die  Collodionschicht.  —  Das  Pyroxylin  darf  nicht  von 
der  pulverigen  Sorte  sein.  Man  bereitet  es  am  besten  in  der 
Sänremischung  (Schwefelsäure  in  Ueberschuss)  bei  einer  niedrigeren 
Temperatur,  als  die  bei  der  Darstellung  negativer  CoUodionwolle 
gebräuchliche.  Ein  Gramm  in  60  Gramm  gleicher  Theile  Aether 
(v.  725—730)  und  Alkohol  (v.  810—815  spez.  Gew.)  gelöst,  gibt 
eine  feste  Schicht.  Beim  Erstarren  wird  das  Collodion  ein  netz- 
artiges Ansehen  erhalten,  aber  nachdem  es  vollständig  trocken 
geworden,  ist  die  collodionirte  Seite  von  der  anderen  kaum  zu  unter- 
scheiden. Die  Schicht  muss  ganz  durchsichtig  sein.  Die  collo- 
dionirten  Platten  können  eine  Zeit  lang  in  Vorrath  gehalten  werden. 

Bereitung  der  Gelatinelösuug.  —  Gute  weisse  oder 
farblose  Gelatine  ist  am  besten  zu  unserem  Zweck  geeignet.  Ich 
nehme: 

Gelatine    ....       60  Gramm, 
Wasser     ....     360       „ 

Die  Gelatine  lasse  ich  in  dem  Wasiser  einige  Stunden  an- 
schwellen, dann  setze  ich  sie  in  eine  Schale  mit  warmem  Wasser 


•)    Vergl.  photogr.  Archir  Nt.  SO. 


278 


von  etwa  50  ^  Cels.  Die  Gelatine  löst  sich  bald ;  man  setzt  dann 
20  Gramm  gestossenen  weissen  Zacker  hincu*  Dieser  Zusatz 
geschieht  nm  den  Stoff  (der  nachher  vom  Glas  abgenommen  wird) 
biegsam  und  elastisch  zu  machen. 

Klärung  der  Gelatinelösung.  —  Ehe  die  Lösung  erstarrt 
ist,  giesst  man  sie  in  eine  Schale  und  erwärmt  sie  gleichmässig 
unter  fortwährendem  Umrühren  (damit  sie  nicht  verkohlt  oder  an- 
brennt). TVenn  sie  an*s  Kochen  gebracht  ist,  wirft  man  das 
Weisse  von  einem  Ei  hinein,  das  man  zuvor  zu  Schnee  geschlagen, 
sammt  der  zerknitterten  Schale.  Das  coagulirte  Albumin  nimmt 
die  meisten  Unreinigkeiten  mit  sich  zu  Boden.  Das  Kochen  darf 
nur  zwei  oder  drei  Minuten  dauern,  denn  sonst  veimindert  es  die 
Erstarrungsfähigkeit  der  Gelatine.  Man  filtrirt  sofort  durch  einen 
Sack  von  feinem  Musselin,  um  die  grösseren  Theile  des  coagulirten 
Albumins  zu  entfernen,  und  dann,  bevor  die  Gelatine  erkaltet, 
nochmals  durch  vierfach  gefallenes  Musselin  in  die  Vorrathsflasche, 
um  alle  Unreinigkeiten  zu  entfernen.  Die  Flüssigkeit  ist  dann 
schwachgelb  und  klar. 

Wenn  alle  diese  Operationen  rasch  nach  einander  ausgeführt 
werden,  so  dass  die  Lösung  nicht  erkaltet,  so  werden  durch  Ver- 
dampfung etwa  60  Gramm  verloren  gehen,  so  dass  das  Volum 
jetzt  300  C.  C.  beträgt.  Sollte  aber  die  Gelatine  während  der 
Operationen  erstarrt  sein,  so  dass  man  sie  hat  aufs  Neue  in  flüssigen 
Zustand  bringen  müssen,  so  geht  mehr  verloren,  und  es  muss  dann 
soviel  Wasser  zugesetzt  werden,  dass  wieder  ein  Volum  von  300 
C.  C.  heraus  kommt. 

Der  Farbstoff.  —  Alle  meine  Versuche  sind  mit  dem 
fekisten  chinesischen  Tusch  ausgeführt  worden,  da  es  mir  nicht  auf 
den  Ton  ankam,  sondern  auf  andere  Eigenschaften.  Das  Abreiben 
des  Tusches  in  Wasser  ist  höchst  umständlich.  Ich  habe  daher  in 
einem  Mörser  23  Gramm  chinesischen  Tusch  zerstückelt,  mit  300 
Gramm  Wasser  in  einer  Flasche  zwei  bis  drei  Tage  stehen  lassen 
nnd  zuweilen  umgeschüttelt.  Dann  ist  der  im  Tusch  enthaltene 
Leim  erweicht  und  wenn  man  die  Flasche  noch  eine  Stunde  in 
warmes  Wasser  taucht,  erhält  man  eine  Art  feiner  Lösung.  Un- 
lösliche Unreinigkeiten  fallen  zu  Boden;  die  Flasche  bleibt  also 
einige  Zeit  stehen  und  die  obere  Partie  wird  abgegossen.  Dreissig 
Gramm  der  so  präparirten  Flüssigkeit  werden  mit  den  300  Gramm 
Gelatinelösung  innig  gemischt.  Ob  dies  Verhältniss  das  beste  ist, 
habe  ich  indessen  noch  nicht  untersucht.  Viel  hängt  hier  von  der 
Beschaffenheit  des  Negativs,  der  Dicke  der  Gelatinetafel  und  dem 
gewünschten  Effect  ab.    Durch  viel  Farbstoff  erreicht  man  grosse 


279 


Empfindlichkeit,  aber  der  Halbton  geht  gleichzeitig  verloren.  Bei 
geringerer  Menge  erhält  man  schöne  Halbtöne,  die  Empfindlichkeit 
wird  verringert,  und  die  tiefen  Schatten  sind  oft  nicht  intensiv  genug. 

Die  so  präparirte  Oelatine  hält  sich  zwei  bis  drei  Wochen, 
wenn  sie  in  gat  verkorkten  Flaschen  verwahrt  wird*  Wenn  man 
sie  braucht,  stellt  man  die  Flasche  in  ein  Geiass  mit  warmem 
Wasser,  bis  die  Oelatine  flussig  geworden  ist,  und  glesst  davon 
so  yiel  wie  nöthig  in  ein  Becherglas.  Dreissig  Gramm  geniigen 
cmn  Ueberziehen  einer  Platte  von  acht  zu  fUnf  Zoll. 

Das  Empfindlichmachen  der  Gelatinelösung,  and 
das  Ueberziehen  der  Platte.  —  Dies  muss  im  Dunkeln  ge- 
schehen, da  das  Präparat  so  empfindlich  ist,  wie  feuchte  Collodion* 
platten.  Man  setzt  die  Flasche  mit  der  abgemessenen  Gelatine- 
Uisong  in  ein  Bad  von  warmem  Wasser  (53  ^  Cels.)  und  setzt  auf 
je  50  Gramm  der  Lösung  1  Gramm  gepulvertes  doppeltchromsaures 
Ammoniak  zu;  dann  löst  man  bei  schwacher  Wärme  auf,  indem 
man  umrührt,  unter  Vermeidung  von  Blasen,  die  schwierig  zu  ent- 
fernen sind.  Die  collodionirte  Platte  wird  erwärmt  und  (angenommen 
sie  Ist  8  X  5  Zoll  gross)  mit  30  Gramm  Gelatinelösung  übergössen. 
Die  Vertheilung  der  Gelatine  geschieht  aber  nicht  wie  beim  Gollodion 
dorch  Neigen,  denn  die  Gelatine  würde  sogleich  über  den  Rand 
liiessen,  sondern  man  legt  die  Platte  auf  ein  vorher  ganz  eben 
gerichtetes  Brett  und  streicht  mit  einem  weichen  Pinsel  die  Flüssig- 
keit aus,  mit  der  Vorsicht,  dass  Luftblasen  vermieden  werden. 
Bei  richtiger  Ausführung  dieser  Operation  wird  sich  eine  Schicht 
von  gleichmässiger  Dicke  bilden;  die  Platte  bleibt  ruhig  liegen,  bis 
die  Schicht  trocken  ist  und  sich  nicht  mehr  klebrig  anfühlt.  ßi 
einem  massig  warmen  Raum  braucht  sie  hierzu  etwa  24  Stunden. 
Das  Täfelchen  kann  nun  abgelöst  und  gleich  gebraucht  werden, 
ich  ziehe  aber  vor,  es  ganz  trocken  werden  zu  lassen. 

Ich  habe  mir  einen  Niveauständer  construiren  lassen,  aus  einem 
V«  Zoll  dicken  eisernen  Rahmen  von  etwa  18  Zoll  Quadrat,  der 
auf  vier  Füssen  steht;  die  Füsse  können  durch  Schrauben  höher 
und  niedriger  gerichtet  werden,  so  dass  man  eine  ganz  wagerechte 
Fläche  herzustellen  vermag.  Darauf  lege  ich  die  Platten,  welche 
gelatinirt  werden  sollen,  und  erwärme  sie  von  unten  gleichmässig 
mit  einem  Bunsen'schen  Gasbrenner,  bis  der  Rücken  der  Hand 
eben  noch  die  Wärme  erträgt  Dann  wird  die  Flamme  wegge- 
notnmen  und  die  Gelatine,  wie  erwähnt,  aufgegossen  und  mit  einem 
weichen  Pinsel  ausgebreitet.  Dies  bringt  den  Vortheil,  dass  man 
das  Täfelchen  nach  Verlauf  von  zwei  oder  drei  Stunden  ablösen 
und  gleich  gebrauchen  kann. 


280 


Wie  lange  ßich  die  Gelatinetäfelchea  im  Dunkeln  halten,  verrnng 
ich  noch  nicht  zu  bestimmen;  ein  Stücli;,  welci»ea  acht  Tage  lang 
zwischen  den  Blättern  eines  Buchs  aufbewahrt  wurde,  war  nachher 
noch  ganz  empfindlich ;  während  ein  anderes  Stüclc,  das  ebensolange 
frei  im  Dunkelzimmer  gelegen,  unempfindlich  und  in  heissem  Wasser 

unlöslich  war. 

Wenn  die  Tafel  trocken  ist,  löst  man  sie  ganz  einfach  mit 
einem  Federmesser  ab.  Am  besten  bezeichnet  man  gleich  mit 
Kreide  die  Oelatineseite  der  Schicht,  da  man  sie  im  Dunkeln  gar 
leicht  verwechselt.  Die  Tafel  soll  dünner  sein,  als  der  feinste 
Elfenbeincarton ,  aber  fest  und  sehr  biegsam;  in  der  Durehaicbt 
muss  sie  ganz  gleichmässig  sein,  nicht  ganz  undurchsichtig. 

Belichtung.  —  Die  Collodionseite  kommt  auf  das  Negativ 
zu  liegen  grade  so  wie  gewöhnliches  positives  Papier.  In  der  Sonne 
variirt  die  Belichtungszeit  zwischen  einer  halben  bis  drei  Minuten. 
Je  undurchsichtiger  die  Täfelchen  sind,  um  so  empfindlicher  eiad 
sie.  Die  Oelatinetafeln  sind  bei  Sonnenbelichtung  vielleicht  xehnmai 
empfindlicher  als  Albuminpapier,  im  zerstreuten  Licht  hingegen  nur 
zwei  oder  dreimal.  Aus  diesem  Grunde,  dass  nämlich  die  Gelatine- 
tafeln  gegen  schwache  Strahlen  weniger  empfindlich  sind,  erklärt 
es  sich  auch,  weshalb  schwache,  nicht  verstärkte  Negativs  brillantere 
Abdrücke  darauf  geben,  als  auf  Albuminpapier.  Kräftige  brillante 
Negativs  geben  leicht  kalicige  Abdrücke. 

Aufkleben  der  Tafel.  —  Die  im  Handel  vorkommende 
Kautschuklösung  wird  mit  vier  bis  fünfmal  soviel  Benzin  gemischt, 
und  mit  einem  Pinsel  auf  gutes  weisses  Papier  aufgetragen ,  das 
man  trocknen  lässt.  Die  Oberfläche  sollte  dadurch  so  glänzend 
werden  wie  schwach  albuminirtes  Papier.  Dann  überzieht  man 
die  Collodionseite  der  belichteten  Tafel  mit  einer  dickeren  Lösung 
derselben  Art;  ehe  sie  ganz  trocken  geworden,  legt  man  sie  vor- 
sichtig auf  die  präparirte  Seite  des  Papiers,  legt  eine  doppelte  Lage 
von  Saugpapier  darauf  und  drückt  es  durch  eine  Glasrolle  oder 
durch  festes  Reiben  mit  der  Hand  an. 

Die  Entwicklung.  —  Anstatt  wie  Herr  Swan  vorschreibt 
die  aufgeklebte  Tafel  eine  Stunde  im  Wasser  liegen  zu  lassen,  lege 
ich  sie  auf  den  Boden  einer  schräg  stehenden  Porzellansdiale  and 
lasse  Wasser  darüber  hin  fliessen.  Dann  tauche  ich  einen  Schwannn 
in  nicht  zu  heisses  Wasser  und  drücke  ihn  über  der  Tafel  aus. 
Die  lösliche  Gelatine  wird  dadurch  in  wenigen  Minuten  ganz  entfernt. 
Hat  man  überbelichtet,  so  tauche  man  einen  breiten  Kamelhaar- 
pinsel in  kochendes  Wasser  und  übergehe  damit  das  Bild  einigemal ; 
dies  wird  die  Schatten  ziemlich  heller  und  die  Lichter  weisser  machen- 


281 


Umkehrung  des  Bildes.  —  Wurde  die  Copie  nach  einem 
ölasnegative  gemacht  (nicht  nach  eisern  mit  Gelatine  übertragenen 
oder  abgelösten  Gollodionnegatiy},  so  ist  sie  natürlich  jetzt  um- 
gekehrt. Um  sie  richtig  zu  bekommen,  schneidet  man  die  Ränder 
80  zu,  dass  kein  Papier  übersteht;  bestreicht  dann  das  Bild  mit 
Stärkekleister  (die  Bildseite  nämlich)  und  klebt  es  auf  Gartonpapier. 
Das  Bild  ist  also  jetzt  mitten  zwischen  den  zwei  Papieren.  Sobald 
es  trocken  geworden,  befeuchtet  man  das  zuerst  aufgeklebte  Papier 
mit  Benzin,  und  kann  es  dann  leicht  ablösen.  Zum  Schluss  satinirt 
man  das  Bild. 


£inem  Vortrage  des  Herrn  Cooper  jun.  entlehnen  wir  folgende 
Notizen : 

Hr.  Swan  empfiehlt  vier  Theile  Wasser  auf  einen  Theil  Ge- 
latine. Mit  der  trockensten  festesten  Sorte  von  Gelatine  (zum  Preise 
TOD  1 1/3  Tblr.  das  Pfund)  habe  ich  3:1  als  das  beste  Yerhältniss 
gefunden ,  mit  der  weichesten  2 : 1.  Verschiedene  Arten  der  Ge* 
latine  bedürfen  verschiedener  Mengen  Wassers  zur  Lösung,  Man 
halte  sich  demnach  an  der  Sorte,  welche'  das  beste  Resultat  ge- 
geben hat. 

Man  hüte  sich  davor,  die  Lösung  ^u  dünn  zu  nehmen;  mit 
einer  starken  Lösung  ist  viel  leichter  zu  arbeiten,  sie  erstarrt  sehr 
rasch  und  man  kann  einen  Niveauständer  entbehren.  Aus  der 
schwachen  Gelatinelösung  scheidet   sich    der   Farbstoff  leicht   aus. 

Luftblasen  sind  leicht  zu  vermeiden,  wenn  man  die  Mischung 
von  Gelatine  und  der  chromsauren  Lösung  durch  Musselin  flltrirt. 

Zum  Aufkleben  der  Gklatinetafel  empfehle  ich  folgende  Lö- 
sungen: 1)  160  Gramm  Benzin,  2  Gramm  Kautschuk.  2)  160 
Gramm  Benzin,  2  Gramm  Kautschuk,  3  Gramm  Danunargummi. 
Das  Papier  taucht  man  in  Nr.  1,  und  die  Gelatinetafel  lässt  man 
auf  Nr.  2  schwimmen.  Nach  dem  Trocknen  legt  man  beides 
aufeinander  und  drückt  es  fest.  So  aufgeklebt  kann  man  das  Bild 
zwei  Tage  lang  im  Wasser  liegen  lassen,  ohne  dass  es  sich  ablöst. 


AUösai^  der  Cellodion-NegatiTS  Tom  Glase. 

In  Nr.  60  dieser  Zeitschrift  haben  wir  das  Swan'sche  Ver- 
fahren zur  Ablösung  der  CoUodionschicht  mitgetheilt.  Ueber  den- 
selben Gegenstand  macht  Hr.  Wenderoth  aus  Philadelphia  im  British 
Journal  folgende  Angabe. 

^ttozrapUBclief  IreUr.  Vr.  61. 1.  JnU  1S64.  13 


i 


282 


Die  Glasplatte,  auf  der  man  ein  Negativ  erzeugen  will,  wasclit 
oian  mit  gewöhnlichem  Wasser.  Nach  dem  Trocknen  taucht  man 
reines  Leinen  in  eine  gesättigte  Auflösung  von  Bienen- 
wachs inAether.  Man  legt  dann  die  Platte  horizontal  auf 
reines  Papier,  und  reibt  sie  mit  dem  Leinen  gleichmässig  ein;  mit 
einem  anderen  Stück  Leinen  wischt  man  das  überschüssige  Wachs 
ab,  so  dass  nur  eine  ganz  feine,  kaum  sichtbare  Schicht  von  Wachs 
zurückbleibt  Nun  giesst  man  das  CoUodion  auf  und  macht  eine 
Aufnahme  ganz  in  gewöhnlicher  Weise. 

Wenn  das  Negativ  fertig  ist,  wird  es  auf  eine  Gelatinetafel  über- 
tragen, die  man  so  bereitet:  Gelatine  oder  Hausenblase  wird  in 
nicht  zu  warmem  Wasser  und  nicht  zu  dünn  gelöst,  dann  darch 
Zeug  filtrirt  und  mit  10  Tropfen  Gljcerin  auf  30  Gramm  der 
Lösung  gut  vermischt  Glycerin  ist  zum  Weichhalten  der  Gelatine 
besser  als  Honig,  der  sie  gäbren  macht  Eine  ebene  Glasplatte 
wird  wie  oben  beschrieben  mit  Wachs  eingerieben,  und  mit  Roh- 
coUodion  überzogen,  nach  dem  Trocknen  mit  Gelatine  bedeckt  und 
in  ganz  horizontaler  Lage  trocknen  gelassen.  Nach  12  bis  24 
Stunden  schneidet  man  die  Ränder  durch,  löst  die  Schicht  vom 
Glase  und  verwahrt  sie  zwischen  Papierblättem  an  einem  trocknen 
Orte. 

Die  Tafeln  können  im  Voraus  dargestellt  werden.  Wenn  man 
sie  brauchen  will,  taucht  man  sie  für  eine  oder  zwei  Minuten  in 
eine  Mischung  von  3  Theilen  Allcohol  und  einem  Theil  Wasser. 
Die  Collodionseite  mnss  beim  Eintauchen  oben  bleiben.  Das  feuclite 
oder  trockne,  aber  nicht  gefirnisste)  Negativ  übergiesst  man  mit 
derselben  Mischung  von  Alkohol  und  Wasser,  man  legt  es  horizontal, 
und  die  Gelatinetaiel  darauf  (die  Collodionseite  nach  oben),  indem 
man  an  einem  Ende  beginnt;  sie  wird  sich  fest  anlegen.  Nach 
Verlauf  einer  Stunde  kann  man  die  Schicht  mit  dem  Bilde  ablösen, 
dadurch,  dass  man  die  Ränder  durchschneidet. 

Die  in  dieser  Weise  behandelten  Negativs  können  von  beiden 
Seiten  her  abgedruckt  werden,  was  namentlich  beim  Swan'schen 
Kohleverfahren  und  bei  combinirten  Abdrücken  von  grossem  Vortheil 
ist.    Sie  können  auch  bequem  in  Mappen  aufbewahrt  werden. 

Hr.  Wenderoth  hat  der  Nord- Londoner  photographischen  Ge- 
sellschaft mehrere  Bilder,  die  nach  dieser  Methode  übertragen  warem 
durch  Hrn.  Shadbolt  vorlegen  lassen. 


283 


Das  laipMskidieht  iii4  Wen  4e  Retk 

Meine  yerehrten  Leser,  welche  mich  bisher  nur  als  emstea 
pflichteifrigen  Förderer  der  Photographie  kannten,  mögen  mir  hente 
einmal  anf  das  Feld  der  Satyre  folgen,  um  einem  bekannten  Herrn, 
der  sein  Wohlgefallen  an  Spottreden  und  schlechten  Witzen  findet, 
mit  gleicher  Münze  zu  zahlen. 

Hr.  de  Roth,  Redacteur  der  photographischen  Monatshefte,  hat, 
wie  früher  schon  sein  würdiger  Vorgänger  ßollmann,  ebenfaUs  jene 
Blätter  benutzt,  um  über  seinen  ehemaligen  Lehrer  in  der  Photo- 
graphie die  Schale  seines  bekannten  Witzes  auszugiessen. 

Komischer  Weise  führt  dieser  Artikel  die  Ueberschrift:  Das 
Magnesiumlicht,  obgleich  derselbe  eigentlich  von  mir  und  meiner 
Trockenmethode  handelt  —  Wenn  derartige  Herren  ihr  Licht, 
das  nicht  immer  so  hell  wie  Magnesiumlicht  ist,  leuchten  lassen 
können,  so  kommt  es  ihnen  nicht  darauf  an,  ungerechter  Weise 
Bu  verletzen,  bewahre,  sie  haben  zu  viele  Freude  an  ihrer  eignen 
Saade,  um  Rücksichten  nehmen  zu  können;  womit  sollte  überdies 
der  Raum  der  Spalten  von  ihnen  gefüllt  werden,  wenn  nicht  durch 
dergleichen  Originalartikel?  Ob  sie  damit  ihren  Lesern  nützen, 
ist  eine  andere  Frage.  Der  einzige  Vorwurf,  den  ich  mir  gegen 
Hm.  de  Roth  und  vielleicht  auch  gegen  das  photographische  Pub- 
licum zu  machen  habe,  ist  der,  dass  ich  Ersterem  durch  meine 
Empfehlung  bei  Hm.  Spamer  die  Laufbahn  eines  photographischen 
Schriftstellers  eröffinete. 

Hr.  de  Roth  ist  des  Glaubens,  ich  sei  „bitterböse^  über  seine 
Uebersetzang  des  Rnssell'schen  Tanninverfahrens  gewesen.  Allein 
dies  ist  ein  Irrthum.  Als  mich  der  Herr  Verleger  um  eine  Be- 
sprechung dieses  Schriftchens  ersuchte,  lehnte  ich  dieselbe  anfangs 
ab,  ans  dem  Grunde,  weil  ich  schon  seit  einem  Jahr  im  Besitz 
einer  besseren  Methode  war,  was  ich  wohl  sagen  kann,  denn  ich 
habe  alle  bekannten  Trocken  -  Methoden  reiflich  geprüft  Ferner 
konnte  ich  die  Manier  des  Herrn  de  Roth  nicht  gut  heissen,  in 
einer  rein  technischen  Schrift  jedes  Kapitel  mit  einem  witzig  sein 
sollenden  parodirten  Citate  aus  Goethes  Faust  einzuleiten.  Nur 
aus  Rücksicht  für  den  Herrn  Verleger  erfuhr  diese  gänzlich  un- 
passende Behandlungsweise  eines  solchen  Thema*s  von  mir  nicht 
die  gehörige  Würdigung.  Meine  „Erledigung^  bezog  sich  nur  auf 
den  mehrmals  wiederholten  Refrain  des  Hm.  de  Roth,  ich  sollte 
mich  doch  vor  der  RusselVschen  Methode  beugen  (utid  natürlich 
meine  eigne  fallen  lassen);  eine  naive  Zumuthung!  Doch  whr  wollen 
mm  sehen,  wer  von  uns  beiden  die  grössten  ^Roeinen^  im  Kopfe 


284 


hat  WeDn  ich  sage,  dass  meine  Trockenmethode  (die  beiläufig, 
in  demselben  Verlage  erschienen,  wie  de  Roth's  Uebersetzung  von 
Russell)  der  Tanninmethode  ebenbürtig,  ja  ihr  überlegen  ist,  so 
stütze  ich  mich  dabei  nicht  allein  anf  meine  Erfahrungen,  sondern 
auch  auf  die  Vieler  von  meinen  78  Schülern,  und  ich  hoffe,  dass 
mein  Wort  bei  dem  deutschen  photographischen  Publicum  doch 
noch  mehr  Geltung  besitzt,  als  das  des  Herrn  de  Roth,  Ueber- 
Setzers  mehrerer  Schriften  und  Erfinders  einer  Papierschale.  Die 
literarisch  -  photographische  Thätigkeit  des  Herrn  de  Roth  wird,  so 
denke  ich,  bald  gleichfalls  die  gehörige  Würdigung  in  „beiden 
Hemisphären"  finden,  obgleich  dieselbe  bis  jetzt  durch  grossartiges 
Stillschweigen  geehrt  wurde. 

Um  die  beiden  bezüglichen  Trockenmethoden  nach  ihrem 
Werthe  zu  vergleichen,  macht  Herr  de  Roth  den  sinnreichen  Vor- 
schlag —  Magnesiumlicht  zu  benutzen!  —  In  der  That 
originell,  wie  Alles,  was  aus  seiner  Feder  fliesst.  Es  soll  dadurch 
jede  Differenz  bei  der  Beleuchtung  vermieden  werden.  Indessen 
scheint  mir  dies  an  einem  hellen  Tage,  wo  beide  Arten  von  Platten 
kurz  hinter  einander  gleich  lange  in  demselben  Apparate  belichtet 
werden,  nicht  als  wesentliches  Hinderniss  einer  Vergleichung  Beider 
Werth,  dagegen  möchte  die  verschiedene  Geschicklichkeit  und 
Erfahrung  des  Operateurs  schwerer  wiegen  und  hierin  dürfte  Ihnen 
Ihr  ehemaliger  Lelirer  doch  überlegen  sein,  Herr  de  Roth,  um 
80  mehr,  als  Sie  eine  Methode  vertreten,  die  Sie  nicht  erfunden, 
sondern  nur  aus  dem  Englischen  übersetzt  haben.  Sie  sollten  sich 
als  Deutscher  freuen,  wenn  einer  Ihrer  Landsleute  eine  der  aus- 
ländischen ebenbürtige  Methode  erfunden  hat!  Um  unseren  Lesern 
Gelegenheit  zur  Vergleichung  beider  Methoden  zu  geben,  werde 
ich  in  Kurzem  mein  neues  sehr  verbessertes  Trockenver- 
fahren im  Archiv  veröffentlichen,  bin  auch  stets  bereit  zur  Anfer- 
tigung und  Uebersendung  von  Negativs  und  Positivs,  welche 
nach  meiner  Trockenmethode  angefertigt  sind. 

Zur  Fortsetzung  des  Streites  mit  Herrn  de  Roth  ist  indessen 
meine  Zeit  zu  kostbar,  auch  verbietet  es  mir  mein  Gewissen,  unsere 
Leser  auf  diese  Weise  um  etwas  Nützlicheres  zu  bringen. 

So  mag  denn  Herr  de  Roth  gemächlich  weiter  räsonniren  und 
noch  ähnliche  Originalartikel  verfassen. 

Meinen  übrigen  Widersagem  in  der  Photographie  rufe  ich 
aber  zu:  Wahret  die  Würde  unsrer  Kunst  und  Eure  eigne;  lasst 
alle  Persönlichkeiten  und  hämischen  Spöttereien  bei  Seite;  denn 
nur  so  lässt  sich  em  wissenschaftlicher  Streit  ehrenvoll  für  beide 
Theile  ansfechten.  Dr.  J.  SohliaiUtt. 


285 


Vfiprterarte  Phetographiei  aaf  lalerleilwaBd. 

Von  Ch.  Waldack/^ 

Gate  Malerleiowand  wird  mit  einer  starken  Schicht  von  Blei- 
weiss  aberzogen ,  das  hinreichend  alt  ist,  nm  eine  gewisse  Halt- 
barkeit erworben  zu  haben.  Die  Leinwand  wird,  nachdem  man 
sie  aaf  einen  viereckigen  Rahmen  gespannt,  abgeschliffen,  bis  Wasser 
8ich  auf  ihrer  ganzen  Oberfläche  ausbreitet  und  nicht  mehr  in 
Tropfen  abrinnt  Man  erreicht  dies  durch  Abwaschen  mit  Seifen- 
wasser, dem  etwas  Alkali  oder  Gyankaiium  zugesetzt  ist,  oder 
durch  Reiben  mit  einem  in  Alkohol  getauchten  Molletonbfluschchen. 
Zum  Salzen  der  Leinwand  bestreicht  man  sie  mit  einem  breiten 
Pinsel  mit  dieser  Lösung: 

Destillirtes  Wasser    .    .      1  Liter, 

Gelatine 15  Gramm, 

Jodkalium 10        „ 

Bromltalimn      ....      5       „ 

Die  Gelatine  wird  vorher  in  Wasser  eingeweicht  und  in  schwacher 

Wärme  gelöst;    da  die  Lösung  beim  Erkalten  erstarrt,  muss  sie 

warm  angewendet  werden;    auch    das  Auftragen  mnss   in    einem 

warmen  Zimmer  geschehen,  denn  sonst  trocknet  sie  ungleichmSssig. 

Die  Silberlösung  besteht  aus: 

Destillirtem  Wasser  ...      1  Liter, 
Salpetersaurem  Silber    .    •    50  Gramm, 

Jodkalium 2  Dezigr., 

Essigsäure 100  Gramm. 

Die  Leinwand  wird  von  dem  Rahmen  genommen  und  auf 
einen  anderen  Holzrahmen  gestiftet,  über  dessen  Ränder  man  ein 
Kautschukrohr  genagelt  hat.  Sie  kommt  auf  den  Elautschnk  zu 
liegen,  so  dass  sie  den  Boden  einer  Art  von  Schale  bildet  Der 
Holzrahmen  muss  mit  Schellackfirniss  getränkt  sein,  das  Elaat- 
sehnkrohr  aber  mit  Seifenwasser  gewaschen  und  durch  eine  heisse 
Mischung  von  2  Theilen  weissen  Wachses  und  1  Theil  Terpentinöl 
gezogen  werden,  damit  der  Schwefel,  der  im  Kautschuk  enthalten 
ist,  nicht  auf  die  Silberlösung  reagiren  kann.  Das  Anstiften  des 
Rohrs  geschieht  mit  Heftzwecken,  deren  Kopf  mit  Wachs  über- 
zogen ist 

Das  Empfindlichmachen  geschieht  in  der  Weise,  dass  man  die 
Schale  etwas  neigt,  an  die  untere  Seite  eine  hinreichende  Menge 
Silberlösung  giesst  und  dann  die  Schale  rasch  horizootnl  stallt   Man 


*)    B^pertoixe  eneydop^diqne. 


286 


hält  die  Flüsfii^eit  eine  Minate  in  Bewegung  and  giesst  sie  daim 
in  eine  Flasche.  Da  sie  nicht  öfter  als  einmal  gebrancht  werden 
kann,  nehme  man  nar  so  wenig  als  möglich  davon;  für  ein  Bnist- 
bild  in  Lebensgrösse  kommt  man  mit  150 — 200  Cub.  Gent.  ans. 

Das  Einstellen  des  Bildes  geschieht  auf  der  Leinwand  selbst 
vor  dem  Sensibiliren.  Die  Belichtung  in  der  Solarcamera  variirt 
zwischen  einer  halben  und  fünf  Minuten;  das  Bild  muss  schwach 
sichtbar  sein. 

Das  Hervorrufen  geschieht  mit  einer  Mischung  von  einem  Theil 
gesättigter  GallussäurelÖsttng ,  drei  Theilen  Wasser  und  einigen 
Tropfen  Essigsäure.  Es  geht  sehr  rasch  vor  sich.  Die  Flfissigkeit 
die  sich  während  des  Belichtens  unten  angesammelt  hat,  wird  fort- 
gegossen, sodann  erst  die  Gallussäure  in  Anwendung  gebracht 

Wenn  sich  die  Gallussäure  schwärzt,  ehe  das  Bild  gänzlich 
erschienen  ist,  so  ist  sie  durch  organische  Stoffe  verunreinigt 

Damit  die  Weissen  rein  bleiben,  giesst  man  schwache  Salz- 
lösung auf  das  Bild,  wascht  einigemal  aus ,  nimmt  dann  die  Lein- 
wand vom  Rahmen  ab,  und  fixirt  das  Bild  mit  unterschwefligsaurem 
Natron. 

Das  Fixiren  darf  nicht  in  dem  Rahmen  vorgenommen  werden, 
der  dann  sehr  schwierig  zu  reinigen  wäre.  Man  wascht  ihn  mit 
etwas  Seifenwasser  und  Cyankalium  und  spült  ihn  mit  reichlichem 

Wasser  ab. 

Anstatt  Gelatine  hat  man  Eiweiss  angewendet,  aber  der  Pinsel 
gleitet  darauf  aus,  und  die  Schicht  reisst  oft  nach  dem  Malen. 


Wiederhentdlang  des  Silbwbaik. 

Dr.  Gräger  räth,  *)  das  Bad  in  einer  Porzellanschale  oder  einem 
Glaskolben  zum  Kochen  zu  erhitzen,  ihm  frisch  gefälltes  und  völlig 
ausgewaschenes  Silberoxyd  zuzusetzen  und  es  damit  einige  Zeit  im 
Kochen  zu  erhalten;  dann  es  zu  filtriren,  zu  verdampfen  und  zu 
schmelzen,  damit  die  Ammoniaksalze  zerstört  werden.  Den  un- 
löslichen Rückstand,  der  mehr  oder  weniger  reich  an  Silberoxyd 
ist  (weil  man  immer  einen  gewissen  üeberschuss  dieses  Stoffs  an- 
wenden wird),  bewahrt  man  am  besten  im  feuchten  Zustande  auf, 
um  ihn  bei  den  nachfolgenden  Arbeiten  in  gleicher  Weise  zu  be- 
nutzen, bis  er  sein  Silber  abgegeben  hat 

Dr.  G.  ist  der  Ansicht,  dass  die  Wiederherstellung  der  Sflber- 
bäder  durch  Niederschlagen  mit  ChlomÄtrium,  Reduction   und  Auf- 

*)    Im  Arohiv  der  Phannaoie.    Joni  1864. 


287 


ISsen  in  Salpetersäure  zn  lang  and  kostspielig  sei,  namentlich  bei 
geringeren  Mengen. 

(Das  hier  beschriebene  Verfahren  ist  keineswegs  neu,  denn 
68  wird  seit  Jahren  von  manchem  Photographen  in  Anwendung 
gebracht.    D.  R.) 


TrockeiTerfahren  nit  HanMllediM. 

Vom  Abb^  Despratx« 

Das  Collodion.  —  Es  ist  vielleicht  nützlich,  wenn  das 
Hara  in  Alkohol  gelöst  und  dann  erst  dem  Collodion  zugesetzt 
wird.  Die  Art  des  Harzes  ist  ziemlich  einfinsslos.  Benzoe  und 
Goiophoniam  wurden  meistens  von  mir  in  Anwendung  gebracht 
Für  das  Trockenverfahren  ist  Filtrirung  des  CoUodions  unumgänglich 
nöthig.  Das  Gadmiumcollodion  enthält  die  meisten  Verunreinigungen. 
Jodkaliumcollodion  hingegen  wird  darch  blosses  Decantiren  ge- 
Digend  rein.  Es  ist  schade,  dass  dies  Collodion  so  wenig  empfindlich 
irad  w^en  der  geringen  Löslichkeit  des  Jodkaliums  so  schwer  zu 
pr&pariren  ist  Alkohol  von  .  840  löst  kaum  die  erforderliche  Menge 
auf.  Man  muss  demnach  schwächeren  Alkohol  nehmen,  oder  das 
Jodkalimn  zuvor  in  möglichst  wenig  Wasser  auflösen. 

Die  Collodionschlcht  muss  eine  genügende  Menge  Jodsilber 
festhalten  können,  darf  also  nicht  zu  dünn  sein. 

Das  Silberbad.  —  Ein  frisches  Bad  ist  für  die  Trocken- 
ver&hren  vorzuziehen.  Es  kann  neutral  oder  mit  Essigsäure  ge- 
lauert sein«  Neutral  ist  es  am  empfindlichsten.  Es  sollte  6  bis  8 
Procent  Silber  enthalten.  Alte  Bäder,  die  feucht  vortrefflich  arbeiten, 
sind  für  das  Trockencollodion  gar  nicht  geeignet,  wahrscheinlich 
wegen  des  enthaltenden  Alkohols  und  Aethers.  Um  ältere  Bäder 
wieder  taugüch  zu  machen,  dampft  man  sie  ab,  lässt  das  Silber- 
aitrat  sdimelzen  und  löst  es  von  Neuem  auf.  Die  collodionirte 
Platte  bleibt  zwei  Minuten  im  Bade,  wird  dann  gut  abtropfen  ge- 
lassen und  gewaschen.  Die  letztere  Operation  nimmt  nicht  mehr 
als  drei  Minuten  in  Anspruch.    Man  trocknet  bei  künstlicher  Wärme. 

Die  Belichtungszeit  ist  ganz  dieselbe  wie  für  feuchtes  Collodion, 
80  dass,  wenn  man  sie  etwas  vermehrt,  die  Details  in  überraschender 
Vollständigkeit  erscheinen.  Mit  dem  so  wenig  beliebten  Kalium- 
eollodion  wird  man  auf  diese  Weise  ebenso  zarte  Bilder  mit  Ab- 
stufungen und  Mitteltönen  erhalten,  wie  auf  feuchtem  Weg  mit  dem 
besten  bromjodirten  Collodion. 


288 


■emah's  Ctpinurfahrei. 

Salzbad.  — 

Chlorgold 1  Oramm, 

Chlorammonium   ...      2       „ 
Waaser 160       ^ 

Gates  kräftiges  PositiTpapier  lässt  man  auf  dieser  Lösung 
Vs  bis  2  Minuten  schwimmen.  Man  trocknet  es  am  Feuer,  aber 
nicht  Tollständig,  da  es  etwas  feucht  auf  das  Silberbad  kommen 
muss.  Das  Papier  hält  sich  längstens  12  Stunden  im  Dankein; 
auch  das  Licht  macht  es  untauglich,   indem  es   das  Oold  redncirt 

Silberbad.  —  18  Gramm  salpetersanres  Silber  werden  in 
90  Gramm  Wasser  gelöst  nnd  mit  starkem  Anmioniak  versetzt,  bis 
der  anfangs  sich  bildende  Niederschlag  eben  wieder  gelöst  wird. 
Dann  wird  noch  so  viel  Wasser  zugegossen,  dass  das  ganze  Volum 
150  C.  C.  ausmacht 

Wenn  Ammoniak  im  Ueberschuss  vorhanden  ist,  werden  die 
Bilder  grau  und  matt;  mangelt  es,  so  werden  sie  bronzirt  und  hart 

Das  Papier  schwimmt  auf  dem  Silberbad  1^2  bis  3  Minuten 
nnd  wird  gleich  im  Dunkeln  getrocknet.  Im  Winter  hält  es  sich 
einige  Tage,  im  Sommer  nicht  so  lange.    Frisch  ist  es  am  besten. 

Man  belichtet  ganz  wie  gewöhnlich  unter  dem  Negativ. 

Fixirlösung.  —  In  500  Grm.  Wasser  löst  man  125  Grm. 
nnterschwefligsaures  Natron  und  1  Grm.  Jodsilber;  schliesslich  noch 
25  Grm.  obiger  Ammoniaknitratsilberlösung. 

Das  Bad  kann  gleich  gebraucht  werden.  Dieselbe  Lösung 
wird  immerfort  angewandt;  das  verbrauchte  ersetzt  man  durch 
frische  Lösung.  Sie  muss  stets  nach  Ammoniak  riechen;  im  Fall 
dies  verdunstet  ist,  setze  man  etwas  davon  hinzu. 

Die  Abdrücke  werden,  ohne  ausgewaschen  zu  sein,  in  das 
Fixirbad  gebracht;  nach  einer  Stunde  herausgenommen  und  nüt 
kochendem  Wasser  ausgewaschen.  Sobald  sie  getrocknet  sind,  legt 
man  sie  mit  der  Bildseite  auf  glattes  Fliesspapier  und  bügelt  sie 
mit  einem  heissen  Eisen. 

Wenn  die  Natronlösung  zu  schwach  ist,  schlägt  sich  das  Jod- 
silber auf  die  Bilder  nieder.  Für  sächsisches  Papier  ndrd  etwas 
weniger  Gold  und  weniger  Jodsilber  genommen. 


Sali^tersawes  NatrM  m  Capinilberbad, 

Herr  SuUon  sagt  in  Nr.  193    der  Photographie  Notes:  Daa 
salpetersaure  Natron  ist  doch  vielleicht  von  Vortheü  im  Sllbeibad. 


889 


Mail  odm«  irei  UnsrnmeASttreti ;  in  die  eiste  gebe  man  ttne  Lbl«ng 
▼OD  5  Gran  salpet^rsanrem  Silber  in  1  Üoze  destlUirten  Wassers; 
in  die  zweite  eine  Auflösung  von  80  Gran  salpetersaurem  Katron 
in  einer  Unze  destillirten  Wassers;  und  in  die  dritte  eine  Unze 
destillirtes  Wasser,  die  5  Gran  salpetersaures  Silber  und  80  Gran 
salpetersaures  Natron  in  Lösung  bält  In  jede  dieser  drei  Lösungen 
taaehe  man  einen  Streifen  Patentalbuminpapier,  und  lasse  sie  drei 
Minuten  rubig  darin.  Man  nimmt  sie  dann  heraus,  indem  man  die 
Flüssigkeit  zugleich  etwas  in  Bewegung  setzt  Von  den  Streifen, 
4ie  in  die  erste  und  zweite  Lösung  eingetaucht  waren,  ist  das 
Albumhd  gSnzlich  entfernt;  wfthrend  das  Albumin  auf  dem  Streifen, 
wtieher  !n  die  Mischung  von  Silber  und  Natron  getaucht  wtn-de, 
coagulirt  ist  und  sich  nicht  davon  abwaschen  lässt.  Dieser  Versuch 
beweist,  dass  das  salpetersaure  Natron  dem  salpetersaurea  Silber 
beim  Goaguliren  des  Albumins  geholfen  hat;  weshalb  aber  und  wie 
rennögen  wir  nicht  zu  sagen. 

Wir  haben  diesen  von  Hm.  Price  mitgetheilien  Versuch  mehN 
mals  wiederholt  und  stets  mit  demselben  Resultat.  Die  Thatsache 
steht  also  fest. 

Demnach  rathen  wir  unsern  Lesern  nicht  zur  fortwährenden 
Anwendung  des  schwachen  Silberbads  mit  salpetersauretn  Natron; 
denn  unser  Patentalbuminpapier  (und  fast  jedes  andere  Eiwelss- 
papier)  gibt  mit  der  20gränigen  (47o»gen)  Silberlösung  ebenso 
gute  Resultate,  als  wenn  salpetersaures  Natron  hinzugesetzt  wird. 
Wesshalb  also  soll  man  das  Bad  compliciren?  Ein  schwächte 
Silberbad  ist  nur  fOr  iiräftig^  Lieht  und  dichte  Negativs  geeignet. 
Dünne  zarte  Negativs  druckt  man  am  besten  im  zerstreuten  Licht 
auf  Papier,  welches  mit  starker  Lösung  gesilbert  wurde.  Das  auf 
einetn  schwachen  Bade  sensibilirte  Papier  ist  weniger  empfindlidi 
als  das  auf  starker  Lösung  präparirte. 


;3l«9märti0f  <Korrf||ionben?. 

(Von  umereii  •peclellen   Correapondeuten.) 

Wien,  den  16.  Mai  1864. 

Die  photographiflcbe  AussteUong  in  Wien. 

44  Wiener  Photograpben  (unter  denen  auch  mehrere  Dilet- 
Unten),  a  aus  Prag,  Venedig,  München,  Frankfurt,  Constandnopd 
und  Biduurest,  drei  Freunde  der  photographischen  Gesellschaft,  die 
Henen  Seetionsraüi  Ritter  von  Schwarz,  General^Consul  Loosey  nttd 
Dr«  y.  Scfaerser  als  Besitzer  add&nditcfaet  Erzeugnisse,  femer  einige 
Smstfaitndler  und  endlich  Fabrikanten  von  OhAnitcalitti  und  pfaoM^ 


290 


graphischen  Utensilien  aller  Art  haben  sich  an  der  nngeflfar  1800 
Nnmmern  starken  Aasstellung  betheiligt,  welche  gegenwärtig  Saeh* 
verständige  und  Liebhaber  der  modernen  Schwarzkunst  in  das  Dreher- 
sche  Gebäude  am  Opernring  lockt.  Und  Sachverständige  wie  Lieb- 
haber finden  sich  belohnt,  wenn  sie  die  sog.  zwei  Stiegen  (+  Mez- 
zanin ~  3)  erklommen  haben,  denn  jener  erhabene  Standpunkt  ge- 
währt einen  Umbück  nach  allen  Seiten,  dort  auf  den  Weg,  welchen 
Daguerre's  Erfindung  innerhalb  fünfundzwanzig  Jahren  zurückgelegt 
hat,  hier  auf  die  vielen  Arme,  in  welche  der  Strom  sich  theilte,  und 
die  verschiedenen  Richtungen,  welche  dieselben  einschlagen.  Wer 
sich  ein  historisches  Yergniigen  machen  will,  der  beginne  die  Durch- 
wanderung der  zwanzig  Zimmer  mit  Nr.  9,  wo  daguerroiypische  Auf- 
nahmen aus  den  Jahren  1839  und  1840  von  Martin  und  Prol 
V.  Ettingshausen,  eine  „Heliographie^  auf  einer  Zinkplatte  von  Niqpee 
aus  dem  Jahre  1827  (?)  und  erste  Versuche  auf  Albuminpapler  aus- 
gestellt sind.  Eines  von  den  Daguerreotypen  hat  den  Triumph, 
dieses  Fest  als  rüstiger  Veteran  mitCeiern  zu  können,  theuer  bezahlt : 
fecht  wohlerhalten  langte  es  an  Ort  und  Stelle  an,  aber  die  Luft- 
veränderung, vielleicht  auch  die  Feuchtigkeit,  welche  noch  ans  allen 
Wänden  des  neuen  Gebäudes  hervordringt,  bekam  ihm  so  schlecht, 
dass  kaum  noch  ein  dunkler  Schimmer  auf  der  Platte  zu  entdecken 
ist  Wie  werden  sich  nach  abermals  fünfundzwanzig  Jahren  die 
Photographien  darstellen,  deren  Vollkommenheit  wir  jetzt  bewundem? 
Allerdings  arbeitet  die  Chemie  unablässig,  um  Bäder  herzustellen, 
die  auch  die  letzte  Spur  von  Stoffen,  welche  der  Veränderung  durch 
die  Luft  ausgesetzt  sind,  aus  dem  Papierkörper  entfernen  sollen,  abar 
sicher  fühlt  sich  noch  niemand,  und  schon  deswegen  verdienen  die 
fortschreitenden  Versuche  mit  Uebertragung  der  Photographie  auf 
Metallplatten,  Holzstöcke  und  lithographische  Steine,  von  welchen 
dann  wie  gewöhnlich  Abdrücke  mit  Druckerschwärze  genommen 
werden  können,  ganz  besondere  Beaditung.  Wir  werden  mehreren 
interessanten  Proben  begegnen, 

Dass  nicht  alle  Photographen  Wiens  sich  an  der  Ausstellung 
betheiligt  haben,  ergiebt  schon  die  obige  Ziffer,  und  dem  Hinunel 
sei  Dank  dafür,  dass  nicht  einfach  die  Schaukästen  von  den  Strassen- 
ecken  an  die  Wände  im  Dreher*schen  Gebäude  versetzt  wurden.  Doch 
vermissen  wir  einige  renommirte  Firmen  mit  Befremden,  z.  B. 
Miethke  und  Wawra,  welche  in  Portraits  und  Architecturbildcrn, 
wie  in  Reprodnction  von  Gemälden  und  Stichen  Vorzügliches  leisten. 

Das  erste  Zimmer  enthält  Landschaftliches  von  Bosch  und 
Hardtmuth,  sinnig  arrangirte  Stillleben  von  Karl  Lemann  (f  1863) 
und  eine  grosse  Auswahl  aus  dem  Photographienlager  von  Oskar 
Krämer,  Portraits  historischer  Persönlichkeiten,  Landschaften  und 
Architecturen ,  Copien  von  Gemälden  (u.  A.  Piloty's  „Nero^,  Knaus 
„Auszug  zum  Tanz^  u.  m.  a.)  Autographe  etc.  etc.  Den  Ecksalon 
beherrscht  A.  Widter,  dessen  Specialität  Rüstungen  und  Waffen 
sind;  ausserdem  hat  dort  A.  Klein  eine  Anzahl  von  Albums  auf- 
gestellt,  mit  deren  Pracht  der  Geschmack  nicht  immer  Reichen 
Schritt  hält  Fr.  Antoine's  Pflanzenbilder  im  dritten  Zimmer  geben 
dem  Matacsdbstdmck  den  Todesatoss.  Danaben  Ansichten  und  fiaceo- 


291 


tjpen  ans  OstinAen  und  AüBüralien,  von  Dr.  Karl  t.  Scherier  her- 
geliehen,  treffliche  Copien  Dürer'scher  Handseichnnngen  yon  Leth. 
Nr.  4  zeigt  Portraits  von  Mahlknecfat  in  Wien  und  WeiBbrod  in 
Frankfurt  a.  M.,  22  sehr  interessante  Aufnahmen  yon  Dr.  Szeley, 
dem  Begleiter  des  General -Consuls  Hahn  auf  seiner  letzten  Reise 
doreh  Albanien  und  Macedonien,  und  photographische  Scherze  yom 
Grafen  Victor  Wimpffen.  Im  nächsten  behaupten  die  Künstler- 
portraits  des  Ateliers  Adele  sich  ehrenvoll  neben  den  Aibeiten  von 
Angerer,  unter  denen  namentlich  ein  lebensgrosses  Profilbild  des 
FrL  Wolter  hervorragt. 

Die  in  Porzellan  eingebrannten  Photographien  von  M.  Dut- 
kiewicz,  Assistenten  des  Hofphotographen  Anger  er,  werden  bald 
ta  einem  Modeartikel  werden.  Ebendaselbst  haben  auch  zwei  Pa- 
noramen von  Constantinopel,  von  den  dortigen  Photographen  Gebrüder 
Abdullah  aufgenommen,  ihren  Platz  gefunden.  Eramolfn  (in  Nr.  6) 
läuft  mit  seinen  grossen  in  Oel  gemalten  Photographien  allerdings 
seinen  Concurrenten  auf  diesem  speciellen  Gebiete  den  Rang  ab, 
doch  kann  dieser  Zweig  der  Reproduction  den  Portraitmalern  noch 
keine  Besorgniss  einflössen.  Bedeutender  und  wichtiger  sind  die 
Leistungen  von  Schultz,  Copien  nach  alten  Kupferstichen  (Fresken 
Micbel  Angelo's  in  der  Sixtinischen  Kapelle)  und  verschiedene  entomo- 
logische Objecto,  femer  die  topographischen  Arbeiten  des  k.  k.  mili- 
tär-geographischen  Instistutes.  Rabending  und  Heid  haben  ganz 
Torsügliche  Bildnisse  geliefert.  Im  siebenten  Zimmer  interessiren 
photographische  und  chromophotographisehe  Portraits  von  Ost,  von 
demselben  ein  Bildnlss  bei  eiectriscbem  Lichte  aufgenommen,  an 
Sehfirfe  den  Aufnahmen  bei  Tageslicht  nichts  nachgebend  und  in 
den  Schatten  so  weich  und  klar  wie  Aquatinta ;  ferner  sehr  gelungene 
transparente  Glasbilder,  die  sich  zu  Lichtschirmen  u.  dgl.  sehr  gut 
eignen,  und  endlich  Uebertragungen  auf  Seide ^  deren  Verwendung 
indessen  noch  nicht  die  rechte  ist:  ein  kupferstichartiges  Bild  als 
Sesselfiberzog  ist  denn  doch  etwas  Widersinniges.  Jttgermeyer 
gab  Blätter  aus  seiner  Albrecht- Galerie  und  hübsche  Landschaften, 
Matterer  (der  ;,Leichenphotograph^)  eine  Anzahl  von  Grabmonu- 
menten, Leichen,  die  alte  Secirkammer  des  allgemeinen  Kranken- 
hanses  und  entsprechende  freundliche  Gegenstände. 

Die  folgenden  Zimmer  sind  gr5sstentheils  mit  Pariser  Arbeiten 
gefüllt,  welche  die  Gesellschaft  dem  Sectionsrath  v.  Schwarz  ver- 
dankt Hervorheben  müssen  wir  die  Alpen-  und  Gletscher bilder 
ron  Civiale,  von  .Negativen  auf  trockenem,  paraf&n-  und  wachs- 
getränktem  Papier,  die  Photolithographien  von  Polte vin  und  Le- 
mercier,  die  verschiedenen  Photogravuren  auf  Kupfer,  Stahl  etc.  etc. 
von  Lacan,  N^gre,  Riffaut  Im  neudten  Zimmer  befinden  sich 
die  bereits  erwähnten  Materialien  zu  einer  Chronologie  der  Licht- 
bilder, im  eilften  Proben  des  photogaivanographischen  Verfahre  ns  von 
Ptul  Pretsch  in  Wien;  belcanntiich  nimmt  sich  jetzt  die  k.  k* 
Staatsdruckerei  der  Ausbilduug  dieses  Verfahrens  an  und  es  lässt 
lieh  erwarten,  dass.  Pretsch ,  welcher  früher  als  irgend  ein  anderer 
bemüht  war,  die  Photographie  in  die  Reihe  der  eigentlich  graphischen 
läoste  einaofübrani  nun,  da  ihm  die  entspreehendea  Mittel  so  0#. 


'v 


292 


böte  stehen  f  auch  in  jeder  Beziehang  seine  Beslrebußgea  belofant 
sehen  wird.  Die  hier  ausgestellten  Abzüge  mit  der  Eupferdraek- 
und  der  «Buchdruckerpresse  zeigen  wenigstens,  welche  Bedeutasg 
diese  Mtoipolation  erlangen  kann.  Im  zwölften  Zimmer  rerdieoen 
die  Arbeiten  des  ,,  ägyptischen  Hofphotographen  ^  Payer  Beachtong, 
Ansichten  von  Miramar,  Jerusalem ,  Bethlehem,  im  dreizehnten  die 
römischen  Ansichten  von  Lasswergh  in  Rom;  die  Preller'sehen 
Gartons  ztir  Odyssee  von  Albert  in  München,  und  waHacfalaclie 
Bildnisse  und  Architektaren  von  Szathmary  in  Bukarest  Der 
Riesenfloh  über  der  Thür  von  Nr.  17,  nach  einem  neuen  Verfahren 
bis  zur  Dimension  von  1  Meter  vergrössert  von  Aleide  Duvette  in 
Amiens,  macht  sich  schon  selbst  bemerkbar.  Eben  da  finden  wir 
sehr  hübsche  Ansichten  aus  dem  Semmering  von  Melingo  und 
anerkennenswerthe  Versuche  in  der  Photolitbographie  von  ReiffeBh 
stein  und  RÖsch,  zu  besserer  Unterricbtung  liegen  die  geätzten 
Steine  daneben  und  den  Gegensatz  zu  jenem  Floh  bilden  Mikro- 
Photographien in  der  bekannten  Pariser  Manier  von  Löwy.  Zwei 
j,pbotographi8Ghe  Studien"  von  Hanfstängl  in  München  (in  Nr.  18) 
zeicbnon  sich  durch  geschmackvolles  und  aus  dem  gewöhnten  Cirkel 
der  BallustradeUi  Säulen  und  Vorhänge  heraustretendes  Arraagement 
der  Staffage  aus*  Jagemanns  Portraits  entsprechen  seinem  w<ifai- 
begründeten  Rufe. 

Im  nächsten  Zimmer  begegnen  wir  Detailaufnahmen  nach  Ca- 
nova's  Denkmal  der  Erzherzogin  Maria  Christine,  von  Matzner  und 
Räntz,  welche  besondere  Anerkennung  verdienen,  weil  das  ungun- 
stige Licht  in  einer  Kirche  die  Arbeit  sehr  umständlich  und  lang- 
wierig macht.  Weselsky  lieferte  hübsche  Glasbilder,  L.  v.  Krie- 
buber  interessante  photographische  Abdrücke  von  Blättern,  mikro» 
skopische  Aufnahmen  u.  dgl. ,  Bauer  zeigt  sich  bemüht,  ia  die 
Gruppirung  Abwechslung  zu  bringen.  Ferner  befinden  sich  hier 
amerieanische^  namentlich  Lagerscenen,  von  General- Consul  Loosey 
mitgetheiit,  und  Proben  der  „Photosculptur*'. 

Mit  dieser  neuesten  Erfindung,  welche  allerdings  nicht  der  Kunst, 
aber  der  Industrie  wesentliche  Dienste  leisten  kann,  hat  es  folgende 
Bewandtniss.  Eine  Person  wird  von  vierundzwanzig  im  Kreise  aaf- 
gestellten  Apparaten  gleichzeitig  photographirt  und  nach  die.^en 
24  Bildern  wird  eine  Thonmasse  vermittelst  eines  Storchschnabel- 
apparats  vierundzwanzig  Mal  umrissen :  nach  dem  vieruudzwanzigsten 
Mai  ist  die  Büste  oder  Statue  fertig.  So  wird  uns  gedruckt  und 
mündlich  versichert.  Natürlich  kann  dies  kein  Verfahren  „ohoe 
Retouche^  sein,  und  hat  der  Retoucheur  nicht  etwas  vom  Künstler 
an  sich,  so  dürfte  doch  immer  nur  eine  Gliederpuppe  zu  Tage 
kommen.  Aber  die  Industrie  kann  ohne  Zweifel  aus  diesem  Ver- 
fahren Vortheil  ziehen« 

Die  Zwischenräume  in  den  verschiedenen  Zimmern  sind  mit 
allerlei  Accidentien  ausgelullt,  hier  eine  Draperie,  dort  eine  Glätt- 
maschine, hier  ein  Revolverstereoskop,  dort  ein  Alethoskop  und  im 
letzten  Zimmer  findet  man  endlich  alle  die  tausend  Dinge  beisamnck^^ 
welche  der  Photograph  braucht.  Die  BeortheiluBg  dieses  Basais 
fliQssen  wit  Sachverständigen  übedassen,   doch  werden   von   dea 


298 


GegeoitMaden,  die  O.  Kramer  sviitellte,  die  riesige  stark  ooBveaa 
Linse,  welche  dem  photographischea  Appaiat  gestatten  soU,  dem 
Object  ganz  nah  auf  den  Leib  an  rücken,  und  der  Kasten  mit  einem 
voUaländigen  Apparat,  Utenaiiien,  gedruckter  Anweisung  für  photo-^ 
drende  Dilettanten  —  auch  den  Laien  interessiren. 

A.  L.  SohraiA. 


Berlin,  den  22.  Mai  1864. 

Die  photographiftche  GeBellscbaft.  —  Kuniner's  Yergrösserungen  mikrotHopiscbeiP 
Object«. 

Von  den  hiesigen  photographiscben  Ateliers  zeichnet  sich  in. 
letzter  Zeit  durch  ganz  besonders  rührig«  und  umsichtige  Thätigke^t 
das  der  ;, Photographischea  Gesellschaft''  aus.  Der  J^unst^erlag 
dieser  Gesellschail  ist  bereits  einer  der  reichesten.  Der  vor  Kurzeni 
erschienene  Katalog  desselben,  der  bereits  nahe  ßn  700  Nummern 
zShIt,  kann  trotz  der  Höhe  dieser  Zahl  keineswegs  Anspruch  auf 
Vollständigkeit  macheu,  denn  täglich  noch  erscheinen  neue  Ver- 
lügsartili^el  des  genannten  Institutes.  Von  den  bis  jetzt  (^rschieaenen 
Nammem,  die  die  Kunstwerke  der  bedeutendsten  Meister  und  be- 
rühmtesten  Schulen  in  durchweg  gut  ausgeführten  Photographien 
wiedergeben,  ist  ein  grosser  Theil  in  Imperial-,  Folio-,  Quart-  und 
Visitenkartenformat  herausgegeben,  ein  Thcil  nur  in  zweien  dleaex 
Formen,  fast  alle  Nummern  aber  existiren  in  Visitenkartenformat 
Dem)  grade  die  Blätter  in  dieser  Form  sind,  theils  i^hrer  gefällige^ 
Ausstattung,  theils  der  ausserordentlichen  Billigkeit  wegen,  mit  der 
die  pbotographische  Gesellschaft  sie  herstellt  und  ausgiebt  —  das 
Blatt  kostet  im  Ladenpreis  1^2  ^SJ*  (Wiederverkäufer  erhalten  an- 
gemessenen Rabatt)  —  hier  ausserordentlich  beliebt  und  dürfen 
auch  einer  weiteren  Verbreitung  wohl  rersichert  sein.  Die  italienische, 
niederländische,  deutsche  Schule,  die  moderneu  Maler,  alle  sind  in 
diesen  kleinen  Blättern  vertreten  und  können  so  die  Sammlung 
eines  selbst  wenig  bemittelten  Liebhabers  zieren.  Die  Präcisität 
und  Sauberkeit  in  der  Ausführung  der  Blätter  gestatten  trotz  der 
Kleinheit  des  Bildes  Kunstgenuss  und  vollständige  üebersicht.  Aber 
neben  diesen  kleineren  Werken,  die  in  kurzer  Zelt  noch  durch  eine 
—  ebenfalls  durch  Wohlfeilheit  sich  auszeichnende  —  Samndang 
von  Portraits  der  bedeutendsten  Männer  der  Gegenwart  erweitert 
werden  soll,  nebea  diesen  Werken  hat  das  Institut  auch  berdta 
grössere  sogenannte  Sammelwerke  heraus  gegeben,  die  si^h  allge- 
meinster Anerkennung  erfreuen.  Namentlich  hervorzuheben  von 
diesen  wäre  erstens  eine  Prachtausgabe  der  Bibel  mit  60  PbPto- 
graphien  nach  bedeutenden  Werken  der  ersten  italienischen  iind 
niederländischen  Meister,  zweitens  Raphael's  Leben  der  Psyche, 
drittens  das  Cölner  -  Dombild  und  viertens  das  Goncert  Friedrichs 
des  Grössen  in  Sanssouci  von  Adolph  Menael. 

Die  Ausgabe  der  Bibel  hat  nicht  nur  ausgezeichnete  Geistliche, 
wie  den  General  -  Superintendenten  Dr.  Hofmann,  wie  den  Probst 
Dr.  Nitzsch  zu  anerkennenden  Worten  veranlasst,  auch  geschätzte 
Kunstkritiker  haben  darüber  aur  im  günstigsten  Sinne  geurtheilt| 


294 


wir  verweisen    auf  die   Beartiieilang    vom   Obertribunalerath   I>r. 
Sclinaase  im  christlichen  Kunstblatt 

Die  Photographie  von  RaphaeFs  Leben  der  Psyche  in  der 
Villa  Farnesina  zu  Rom  nach  den  Originalzeichnungen  von  Ang. 
tom  Dieck  darf  mit  Recht  eine  ebenso  gelungene  Arbeit  genannt 
werden.  Die  Originalzeichnungen,  die  sich  im  Besitz  der  photo- 
graphischen Gesellschaft  befinden,  sind  von  Cornelius  so  überaas 
günstig  beurtheilt  worden,  dass  jedes  weitere  Lob  überflüssig  er- 
scheint Auch  über  das  Concert  Friedrichs  des  Grossen  in  Sanssouci 
von  Menzel  könnte  in  Bezug  auf  die  vorliegende  Photographie  nur 
Gutes  gesagt  werden.  Mit  Adolph  Menzel  ist  die  Gesellschaft 
übrigens  bereits  in  Unterhandlungen  getreten,  nach  welchen  ihr  and 
zwar  ihr  allein  die  Vervielfältigung  seiner  Gemälde  auf  photogra- 
phischem Wege  gestattet  sein  soll. 

Demnächst  denkt  das  Institut  eine  Pracht -Ausgabe  des  neaen 
Testamentes  zu  veranstalten,  wie  auch  die  Photographien  der  drei 
grossen,  berühmten  Glasfenster  des  Aachener  Domes  erscheinen  zu 
lassen.    Wir  werden  seiner  Zeit  Näheres  darüber  berichten. 

In  andrer  mehr  wissenschaftlicher  Hinsicht  thut  sich  das  Atelier 
des  Herrn  J.  Eaminer  hervor.  Dasselbe  beschäftigt  sich  nämlich 
mit  sogenannten  mikrophotographischen  Abbildungen  kleinster  Körper 
in  milLroskopischer  Vergrösserung  und  leistet  darin  recht  Befrie- 
digendes. Es  ist  gar  nicht  zu  leugnen,  dass  grade  dieser  Theii  der 
Photographie  noch  einer  bedeutenden  Vervollkommnung  fähig  ist, 
und  dass  er,  sobald  diese  erreicht,  eine  ausgedehnte  Anwendung 
finden  wird.  Herr  Eaminer  nun  ist  auf  dem  besten  Wege,  beide, 
sowohl  Vervollkommnung  als  auch  allgemeine  Anwendung  her- 
beizuführen. Wenigstens  muss  nach  den  bereits  angefertigten 
mikrophotographischen  Abbildungen  zu  urtheilen,  der  Apparat  des 
genannten  Herrn,  ein  recht  vollkommener  sein.  Denn  dieselben 
lassen  wenig  oder  gar  nichts  zu  wünschen  übrig.  Die  bereits  vor- 
liegenden Abbildungen  sind  meistentheils  solche,  die  neben  dem 
wissenschaftlichen  auch  allgemeines  populäres  Interesse  haben.  Es 
sind:  1)  Trichina  spiralis  (Muscheltrichine);  2)  Hornhaut  vom  Auge 
der  Fliege;  3)  Kopflaus;  4)  Spinnenhaut;  5)  Kaninchenhaar;  6} 
Milbe;  7}  Schmetterlingsschuppe. 

Herr  Kaminer  beabsichtigt  überhaupt  einen  Cyclus  derartig 
allgemein  interessanter  Abbildungen  herauszugeben^  ist  aber  nebenbei 
auch  schon  vielfach  mit  rein  wissenschaftlichen  Abbildungen  be- 
schäftigt —  so  namentlich  für  das  photographische  Institut  der 
hiesigen  Universität,  das  unter  der  Leitung  des  Herrn  Prof.  Dr. 
Virchow  steht  —  gewiss  ein  Beweis  für  die  Brauchbarkeit  des 
Kaminer'schen  Verfahrens.  Hg. 


Alle  Briefe  und  Mittheiluiigeli   fOr  die  Redaetion   find  an    den  Heranifsbart 
Panl  B.  Liesegang  in  Elberfeld,  sn  richten. 


Gedraokt  bei  Sftxn.  Lneet  i&  JElberftld. 


Photographisches  Archiv. 


BMid  jr.  —  Jtw.  mt.  —  tu.  Jlnll  MSA» 


IW^ 


9is  RosinentrockenTerfahrai  nach  seinen  neuesten  Ver- 

bessernngen. 

Von  Dr.  J.  SchliaiUS. 

Vor  einiger  Zeit  veröffentlichte  ich  in  einer  kleinen,  bei  0.  Spanier 
in  Leipzig  erschienenen  Schrift  mein  neaes  Trocicenverfahren,  welches 
sich  darch  Einfachheit  und  Sicherheit  auszeichnete.  Inzwischen 
habe  ich  diese  Methode,  mit  den  neuesten  Entdeckungen  auf  diesem 
Gebiete  der  Photographie  fortschreitend,  sehr  bedeutend  verbessert^ 
namentlieb  durch  Anwendung  des  alkalischen  Entwicklers.  Das 
Gollodion  sowohl,  wie  das  Silberbad  und  der  Entwickler  sind  darnach 
modificirt  worden  und  nur  die  Präservirungslösung,  sowie  die  Mani- 
pulationen dieselben  geblieben. 


Ich  lege  meine  Trockenmethode  unseren  Lesern  mit  dem 
Wunsche  vor,  sie  der  Prüfung  werth  zu  achten.  Probebilder  jeder 
Art,  (nehmlich:  Negative,  Transpareutpositive  und  Papiercopien) 
Daah  dieser  Methode  gefertigt,  bin  ich  bereit  mitzutheilen. 

1.    Bereitung  des  CoUodions. 

Die  Bereitwig  des  Pyroxjlins  übergebe  ich,  sie  ist  dieselbe, 
wie  ich  sie  in  meinem  ^Katechismus  der  Photographie'^  (Leipzig, 
Weber)  veröffentlicht  habe.  Jedes  gute  Py roxylin  ist  dazu 
brauchbar.  Man  stellt  sich  daraus  zuerst  eine  dicke  Auflösung  dar, 
indem  man  eine  grosse  Flasche  zu  ^/s  ihres  Inhaltes  locker  mit 
der  GoUodtonwolle  anfüllt,  dieselbe  sodann  mit  Alkohol  von  0,835 
spec.  Crewicht  gleichmtissig  und  unter  Umschütteln  befeuchtet, 
wodurch  sie  sehr  zusammenfallt  und  hierauf  ejwa  ^j^  der  Flasche 
mit  reinem  Aether  aniiiUt  Nach  tüchtigem  l'mschütteln  Hillt  man 
die  Hälfte  des  noch   übrigen  Raumes  der   Flasche  mit  absolutem 

14 


296 


Alkohol,  schüttelt  lange  und  stark  um  und  läset  das  Ganze  mehrere 
Wochen  lang  ruhig  stehen.  Die  überstehende  ganz  klare  Flüssigkeit 
wird  dann  verdünnt  und  jodirt.  Das  Verdünnen  geschieht  auf  die 
Weise ,  dass  man  ein  passendes ,  etwas  hohes  und  schmales  fest 
verschliessbares  Gefäss  mittelst  eines  der  Länge  nach  aussen  ange- 
klebten  Papierstreifens  in  vier  gleiche  Theile  theilt,  das  erste 
Viertel  mit  dickem  CoUodion,  das  zweite  mit  Aether  und  das  dritte 
mit  absolutem  Alkohol  füllt  und  nach  jedem  Zusatz  tüchtig  um- 
schüttelt. Im  heissen  Sommer  nimmt  man  etwas  mehr  Alkohol 
und  etwas  weniger  Aether.  Man  prüft  die  Dicke  und  Flüssigkeit 
der  Schicht,  indem  man  etwas  davon  auf  eine  gereinigte  Glasplatte 
giesst  und  auf  die  bekannte  Weise  sich  ausbreiten  lässt  Eine 
möglichst  dicke  Schicht,  wenn  sie  sich  nur  noch  gleichmassig  und 
ohne  Streifen  zeigt,  ist  vorzuziehen.  Sollte  sich  das  Pyroxylin 
nicht  gut  gelöst  haben  oder  das  dicke  Collodion  aus  irgend  einem 
Grund  noch  zu  dünnflüssig  sein,  so  muss  man  davon  etwas  mehr 
nehmen^  bis  die  Schicht  die  gehörige  Dicke  besitzt.  Die  Jodirung 
wird  folgendermassen  bereitet: 

4  Drachmen  Jodammonium, 

2  ;,  Jodcadmium, 

1  ,,  Bromcadmium, ' 

werden  in  5  Unzen  Alkohol  von  0,835  spec.  Gewicht  aufgelöst. 
Diese  Lösung  kann  man  8  Tage  vor  der  Anwendung  bereiten.  Ist 
sie  schon  durch  das  Stehen  ziemlich  geklärt,  so  filtrirt  man  sie 
nur  durch  Baumwolle,  ausserdem  durch  mit  Alkohol  angefeuchtetes 
Filtrirpapier.  Die  Quantität,  welche  zur  Jodirung  des  jedesmaligen 
Quantums  verdünnten  Coliodions  nöthig  ist,  wird  der  geübte  Photo- 
graph leicht  finden,  und  nur  einem  Solchen  ist  die  Beschäftigung 
mit  dem  Trockenverfahren  anzurathen.  Die  einfache  ControUe  über 
genügend^  Jodirung  gibt  ein  eingetauchter  Glasstreifen,  den  man  heim 
Herausziehen  ganz  genau  senkrecht  halten  und  auf  der  einen  Seite 
abwischen  muss.  In  Silberlösung  getaucht,  gibt  er  bald  die  Dicke 
der  Jodsilberschicht  an;  sie  soll  gleich  der  eines  guten  Portrait- 
collodions  auf  feuchten  Platten  sein.  Ist  die  Jodsilberschieht  zu 
dicht  im  Verhältniss  zu  der  Dicke  des  Coliodions,  so  lässt  sieh 
das  später  darauf  erzeugte  Bild  leicht  mit  Baumwolle  wegwischen, 
während  ein  anderes,  dessen  Collodion  den  richtigen  Grad  der 
Jodirung  besass,  ohne  Schaden  von  kleinen  Schmutzflecken  auf  der 
Oberfläche  mit  Baumwolle  befreit  werden  kann.  Doch  ist  stets 
Vorsicht  dabei  anzurathen. 

Das  nunmehr  jodirte  Collodion  lässt  man  3  bis  4  Tage  stehen, 
biB  es  ganz  klar  und  von  gelber  Bemsteinfarbe  geworden  ist. 


297 


2.  Silberbad. 

Das  daso  passende  Silberbad  besteht  einfach  aus: 

2  Unzen  Höllenstein, 
24  „  destiUirten  Wassers, 
woza  man  anter  tüchtigem  Umrühren  15  bis  20  Tropfen  Jo^mng 
giesBt.  Man  lässt  das  Ganze  einige  Stunden  in  der  Sonne  stehen 
ond  filtrirt.  Hieraof  macht  man  ein  Probebild  mit  diesem  Bad 
nnd  obigem  Collodion.  Entwickeln  Itann  man  dasselbe  nüt  der 
gewöhnlichen  (essigsauren)  PTrogallnssäare-  oder  Eisenammoniak« 
lonmg.  Kommt  das  Bild  bei  richtiger  Exposition  langsam/ aber 
klar  ond  kräftig  heraus,  so  ist  Alles  in  Ordnung,  und  man  kann 
auf  gute  Trockenbilder  rechnen.  Sind  sie  hingegen  etwas  schwach 
ood  trübe,  so  setzt  man  einige  Tropfen  kohlensauren  Natrons 
lum  Silberbad,  filtrirt  und  neutralidrt  mit  Eisessig,  wodurch  in  den 
meisten  FfiUen  der  Fehler  beseitigt  wird;  wenn  er  nicht  in  der 
schlechten  Bescha£fenheit  des  GoUodions  begründet  ist 

3.    Der  alkalische  Entwickler. 

Der  Eatwicklungsflüssigkeiten ,  denen  in  dieser  verbesserten 
Methode  eine  höhere  Wichtigkeit,  als  früher  beigelegt  werden  muss, 
siod  folgende : 

1)  Verdünnter  Alkohol:  6  Unzen  Weingeist  werden  mit 
10  Unzen  destiUirten  Wassers  vermischt; 

2)  Ammoniakalische  Lösung:  In  12  Unzen  obigen  ver- 
duonten  Alkohols  werden  16  Gran  kohlensaures  Ammoniak  aufgelöst 
ond  die  Lösung  filtrirt; 

3)  Pyrogallussäurelösung:  Zum  Vorrath  macht  man 
sich  eine  Auflösung  von: 

16  Gran  Pyrogallussäure  in 
4  Drachmen  absolut.  Alkohol. 

Diese  Auflösung  bleibt  monatelang  brauchbar,  obgleich  sie  sich 
braaD  färbt.  Doch  bleibt  sie  klar  und  bildet  keinen  Bodensatz, 
was  mit  der  durch  Wasser  verdünnten  nachfolgenden  Lösung  sehr 
bald  geschieht  Die  letztere  darf  deshalb  nur  in  kleinen  Quantitäten 
für  1  bis  2  Tage  angesetzt  werden  und  wird  weggegossen,  so  wie 
sie  braunlich  trübe  wird.   Diese  verdünnte  Lösung  wird  dargestellt: 

4)  durch  Vermischen  von  1  Unze  und  1  Drachme  des  unter 
1  erwähnten  Alkohols  und  25  Tropfen  der  unter  3  genannten  alko- 
holischen Pyrogallussäurelösung.  Fortsetzung  folgt 


1 


298 


Allgemeine  Stndie  Aber  die  positiTen  piiotograpiiigchai 

Ablage« 

Von  Davanne  und  Giraid*^ 

Die  AuBstelluDgen  photographiscber  Werke  boten  vor  kaum 
fünfzehn  Jahren  ein  ziemlich  trauriges  Schauspiel  dar;  in  Zeit  von 
wenigen  Monaten,  oft  einigen  Wochen,  waren  die  Abzüge,  welche 
die  Photographen  in  glänzendem  Ton  und  lebhafter  Frische  dahin 
gebracht  hatten ,  in  matte ,  gelbe  und  entfärbte  Bilder  verwandelt 
Nur  einige,  die  yon  geschickteren  oder  glücklicheren  Operatcars 
stammten,  überlebten  das  allgemeine  Unglück  und  behielten  ihre 
ursprüngliche  Färbung.  Von  diesem  Gesichtspunkte  aus  haben  sich 
die  Dinge  heut  zu  Tage  sehr  geändert  und  die  photograpbischen 
Ausstellungen  gewähren  einen  ganz  andern  Anblick.  Die  Bilder 
erleiden  während  der  langen  Monate,  die  sie  der  Sonne  und  dem 
Lichte  ausgesetzt  bleiben,  im  Allgemeinen  keine  Veränderung;  wie 
sie  am  ersten  Tage  waren,  so  sind  sie  noch  am  letzten. 

Von  Anfang  Ihrer  Gründung  sah  die  französische  Gesellschaft 
für  Photographie  die  Wichtigkeit  dieser  Veränderung  der  positiven 
Bilder  ein  und  widmete  der  Frage  ihre  lebhafte  Theilnahme.  Unsere 
Aufmerksamkeit  wurde  damals  durch  einige  namhafte  Gelehrte, 
welche  die  Gesellschaft  bereits  unter  ihre  Mitglieder  zälüte,  und 
namentlich  durch  unsern  Präsidenten  Regnault  auf  diesen  wichtigen 
Gegenstand  gelenkt. 

£s  gab  hier  in  der  That  einen  interessanten  Gegenstand  des 
Studiums;  die  Entstehung  der  photographischen  Bilder,  ihre  Ver- 
änderung waren  geheimnissvolle  Erscheinungen,  um  deren  Ergrün- 
dung  die  Wissenschaft  bis  dahin  sich  nicht  bekümmert  hatte.  Ohne 
vor  den  Schwierigkeiten  der  Aufgabe,  die  uns  gestellt  wurde, 
zurückzuschrecken,  gingen  wir  an  dieses  Studium  und  waren  glücklich 
genug,  um  seit  dem  Jahre  1855  die  Hauptpunkte  der  Frage 
bestimmt  aufstellen  zu  können. 

Schon  hatten  manche  geschickte  Photographen  die  Meinung 
geäussert,  dass  das  unterschwefligsaure  Natron  die  Ursache  der 
Veränderung  der  Bilder  sein  müsse,  aber  noch  war  von  dieser 
Thatsache  kein  Nachweis  gegeben  und  die  Hypothese  unbeachtet 
gelassen  worden.  Schon  hatten  manche  Experimentatoren  mit  Be- 
nutzung der  Arbeiten   des  Hrn.  Fizeau    durch   eine  gewisse  innere 


*)     Fortsetzung  von  Seite  225. 


299 


Anschaauog  die  Anwendung  der  Goldsalze  zum  Tonen  der  positiven 
Bilder  Torgeschlagen ;  aber  die  Mehrzahl  der  Pbotographen  be- 
kijnunerte  sich  nicht  um  die  Anwendung  dieser  Salze,  deren  Nütz- 
lichkeit noch  Niemand  nachgewiesen  hatte. 

In  einer  der  französischen  Gresellschaft  für  Photographie  am 
19.  Oetober  1855  vorgelegten  Abhandlung,  welche  das  Programm 
för  jene  langen  Untersuchungen  geblieben  ist ,  die  wir  seit  beinahe 
10  Jahren  vor  derselben  entwidLeln,  sind  wir  so  glücklich  gewesen, 
die  Ursachen  der  Veränderung  der  positiven  Bilder  einzeln  darzu- 
legen, ihr  Wesen  und  ihre  Theorie  auseinander  zu  setzen,  gewisse 
Verfahrungsweisen  anzugeben,  um  die  photographischen  Zeichnungen 
unveränderlich  zu  machen,  und  selbst  eine  sichere  Methode  bekannt 
zu  machen,  um  die  Teränderung  schlecht  präparirter  Bilder  zu 
hemmen  und  ihnen,  wenigstens  zum  Theil,  ihren  ursprünglichen 
Werth  wiederzugeben.  Von  der  Zeit  der  Veröffentlichung  jener 
Abhandlung  datirt  die  regelmässige  Verbesserung  der  Processe  des 
positiven  Drucks. 

Das  Studium  der  Veränderung  der  Bilder  war  von  jenem 
Augenblicke  an  so  gut  wie  vollendet,  und  wir  brauchen  heut  fast 
nur  wieder  an  die  Hauptzüge  unserer  ersten  Arbeit  zu  erinnern. 
Ein  theoretischer  Punkt  war  indess  dunkel  geblieben.  Wir  hatten 
im  Jahre  1855  die  Ursache  der  gelben  Färbung,  welche  die  ver- 
blichenen Bilder  characterisirt,  nicht  bestimmt  angeben  können; 
es  war  dort  eine  Lücke,  deren  Bedeutung  wir  damals  einsahen,  und 
die  wir  in  Folge  gründlicherer  Untersuchungen  heut  auszufüllen  im 
Stande  sind. 

Der  erste  damals  festgestellte  Punkt  der  im  Jahre  1855  von 
uns  angestellten  Untersuchung  ist  folgender :  alle  verblichenen  Bilder 
enthalten  Schwefel,  dessen  Gegenwart  leicht  zu  entdecken  ist  und 
dessen  Quantität  sich  durch  die  gewöhnlichen  analytischen  Mittel 
leiebt  bestimmen  lässt  Wenn  das  Bild  gänzlich  verblichen,  in 
seiner  ganzen  Ausdehnung  völlig  gelb  ist,  so  nähern  sich  die 
Schwefel-  und  Silberverhältnisse,  welche  es  enthält,  den  theoretischen 
Quantitäten,  welche  die  Formel   des  Schwefelsilbers  AgS  verlangt. 

Es  war  natürlich,  aus  dieser  Beobachtung  den  Schluss  abzu- 
zoleiten,  dass  die  Veränderung  der  Bilder  durch  eine  Schwefelung 
veranlasst  werde.  Um  die  Gewissheit  zu  erlangen,  ob  dem  wirklich 
80  sei ,  war  unsere  erste  Sorge ,  frisch  fizirte  und  folglich  einzig 
and  allein  aus  Silber  und  einer  organischen  Silberverbindung  be- 
stehende Bilder  der  Wirkung  schwefelnder  Verbindungen  zu  unter- 
werfen. Die  alkalischen  Schwefelverbindungen  in  Auflösung  waren 
unsere  ersten  Reagentien,  und  wir  fanden  sofort,   dass  die   aufs 


soo  . 

^We  Zeit  hindurch   einer 

AllgeV  ^^  ^  ^'^eof  ««Ji  verändern  ond  sich 

ssirt^  ^'pj^i^'^''^  "'"^^^  unmittelbar  Tor 
h^lL  A^^  get^  ^-^ö^oöng  vorher.    In  den  ersten 

h'  ef ^^^ f! ^^"^^rioletten  Ton  an;  aber  diese  Fftrbung 


Ang^^^^ ^^^    Mir  ^  ^^^^  '"*  schwefelnden  Bade  lassen 
^^^1^-  ^^  nbl^^  herausnehmen,  am  es  za  waschen 
igt  "'^f^^^^  'go,  die  Wirkung  ist  immer  dieselbe;  nach 
^^^'^  '"  ßHä  roilkommen  gelb  geworden. 


^^0^^        f  j^BSserstoß^  dessen  Wirkung  wir  nach  derjenigen 

X?<!f  ^^^''^  g^/i^efelverbindungen  versuchten,   sollte   uns   das 

Aef  sii^^^^^     jie  Aufeinanderfolge  jener  zwei  verschiedenen  Er- 

^itt^i  ^'^  ^   '^  erklären.    In  der  That  verhält  sich  dieses  Reagens, 

0cb^''^^.^r  Auflösung  angewandt,  den  fixirten  Bildern  gegenüber 

in  ^^^    .^  die  alkalischen   Schwefelverbindungen;    es    förbt   sich 

eten^^  ^/„fara,  dann  gelb ;  anders  aber  steht  die  Sache,  wenn  nian 

^^^^   *ofid  absoluter  Trockenheit  operirt. 

ßlQ  bei  der  Temperatur    von   110  Grad   Gels,  sorgfältig  ge- 

kiietes  fixirtes  Bild,  auf  welches  man  einen  Strom  vollkommen 

l^j^nen  Schwefelwasserstoffgases  richtet,  förbt  sich  violett,  es  tont 

li  einem  Worte,  und  so  sehr  man  auch  den  Gasstrom  verlängern 

^^g^  seine  Färbung  ändert  sich  nicht     Aber  die  geringste  Spur 

yon  Wasser  genügt,  um  diesen  Zustand  zu  modificiren;  das  Gas 

braucht   nur   ganz    wenig    feucht   anzukommen,    und   die   violette 

Färbung  wird  sich    ins  Gelbe    umwandeln;    ein  so   getontes  Bild 

braucht   nur  einige  Augenblicke   in   warmes   oder   höchstens   eine 

Stunde  in  kaltes  Wasser  getaucht  zu   werden,  und  es  wird  ganz 

und  gar  ins  Gelbe  übergehen. 

Die  Genauigkeit  der  vorstehenden  Experimente  lässt  nichts  zu 
wünschen  übrig.  Sie  zeigen,  dass  die  Veränderung  der  positiven 
Bilder  durch  die  gleichzeitige  Wirkung  der  schwefelnden  Verbin- 
dungen und  des  Wassers  veranlasst  wird;  sie  stellen  fest,  dass  der 
Schwefelwasserstoff  allein,  dass  die  Feuchtigkeit  allein  nicht  gentigen, 
ein  positives  Bild  verbleichen  zu  lassen,  und  dass  die  Vereinigung 
dieser  beiden  Agentien  uneriässlich  ist;  sie  machen  es  erklärlich, 
warum  manches  Bild,  das  in  eine  Mappe  gelegt  wurde,  wo  tau- 
senderlei Ursachen  die  Feuchtigkeit  anhäufen  konnten,  sich  verändert 
hat,  während  manches  andere  Bild,  das  zu  gleicher  Zeit  auf  die- 
selbe Weise  präparirt  wurde,  es  ohne  Veränderung  ausgehalten 
hat,  dass  es  an  einem  trockenen  Orte  dem  Lichte  ausgesetzt  wurde. 


301 


Die  Drsaeheo,  welche  die  positiveD  Bilder  in  die  so  eben  yon 
oBi  angegebenen  Uniatände  veraeUen  können,  find  ron  dreierlei  Art: 

].  Die  ans  sanrem  oder  mit  Silbersalssen  geschwängertem 
ontorschwefligBanren  Natron  bestehenden  Tonbäder.  Diese  Bäder 
sind  lange  in  Gebrauch  gewesen;  aber  dorch  die  Untersuchungen, 
d«en  Resultate  wir  1855  yeröffentlichf  haben,  sind  sie  heut  zu 
Tige  so  aiemlich  aus  der  photographisohen  Praxis  verschwunden. 
Wir  werden  uns  daher  bei  diesem  Gegenstande  nicht  aufhalten, 
sondern  uns  damit  begnügen,  nur  daran  tu  erinnern,  dass  die 
Bäder  dieser  Art  unbedingt  aus  dem  Atelier  verbannt  werden 
müBsen.  An  diese  Klasse  schwefelnder  Verbindungen  schliessen 
äcfa  auch  jene  ans  S^wefelnatrium  oder  Schwefelammonimn  be- 
stdienden  Tonbäder  an,  welche  manche  Photographen  unbedachter 
Weise  vorgeschlagen  haben,  und  deren  Anwendung  wir  den  so  eben 
ndtgethetlten  Experimenten  zufolge  ebenfalls  unbedingt  verbannen 
iBiisBea. 

3.  Die  unvollständigen  Waschimgen  nach  der  Fizirung  mit  unter- 
sehwefligsaurem  Natron.  Da  liegt  die  wahre  Gefahr  der  Veränderung. 
Besonders  In  Gregenwart  der  Feuchtigkeit  greift  das  auf  dem  Blatte 
zorfiekbleibende  unterschwefligsaure  Natron  nach  und  nach  das  Silber 
des  Bildes  an,  verwandelt  es  langsam  in  Scbwefelsilber,  und  bald 
verliert  das  Bild  unter  dem  Einflüsse  dieser  Veränderung  seine 
frischen  und  glänzenden  TQne,  um  die  gelben  und  matten  Töne 
des  verblich enenBildes  anzunehmen.  Es  ist  aber  leicht,  sich 
vor  dieser  Gefahr  zu  schützen.  In  einem  früheren  Kapitel  haben 
wir  sorgfältig  und  im  Einzelnen  die  practischen  Bedingungen  der 
Fixhrnag' entwickelt;  wenn  der  Photograph  unsere  Vorschriften 
genau  befolgt,  so  wird  er  von  dem  unterschwefligsauren  Natron 
nkkta  zu  fSrcbten  haben.  Die  Anwendung  der  alkalisehen  Scfawefel- 
eyaDverbindungen  werden  ihn,  wie  wir  ebenfalls  gezeigt  haben, 
noch  besser  gegen  diese  Veränderungsnrsache  sicher  stellen. 

3.  Endlidi  der  Schwefelwasserstoff,  der  bei  normalen  Ver- 
Uhaissen  stets  in  der  Atmosphäre  und  besonders  in  der  Atmosphäre 
grosser  Städte  vorhanden  ist.  Diese  Veränderungsursache  ist  jedoch 
nicht  von  grosser  Bedeutung;  sie  würde  auf  eine  Photographie 
nf^  mehr  Wirkung  haben  können,  als  auf  ein  Oelgemälde  oder 
^ir  Pastell;  und  nach  den  Resultaten,  die  wir  jetzt  darzulegen 
gedenken,  ist  selbst  ihr  Einfluss  gar  nicht  zu  bemerken,  wenn 
das  Bild  vermittelst  der  Goldsalze  eine  energische  Tonung  durch- 
gemacht hat 

fh^Ugn^hiwAw  ArehiT.  Kr.  6S.  16.  Juli  18«4.  ^^ 


i 


302 


Im  Torhergehendeii  Kapitel  haben  wir  die  practiscfaen  Bedin- 
gangen  des  Tonens  sorgflUtig  antenocht  und  die  Beschaffenheit  der 
BSder  auseinander   gesetzt,    die   uns    den    Vorzog    zu   yerdienen 
scheinen;  bevor  wir  aber  diese  Untersuchung  beendigten,  mussten 
wir  nachforschen,  welchen  Grad  des  Widerstandes    gegen  die  Ver- 
Änderung   die   verschiedenen   bis  jetzt    vorgesdilagenen    Tonung»> 
processe   dem  Bilde  verleihen  könnteiL     Um    diese  Thatsache  zu 
prfifen,  nahmen  wir  Photographien,    die   vermittelst   der   verschie- 
densten Yerfahmngsweisen,  sei   es   von  uns,    sei  es  von  anderen 
Erperimentatoren  präparirt  waren,  und  brachten  diese  Photographien 
alle  zusammen  in  die  Nähe  natürlicher  Ausströmungen  von  Schwefel- 
wasserstc^gas  (deren  Benennung  wir  bei  uns  behalten  wollen)  und 
zwar  in  einer  solchen  Stellung,  dass  die  Feuchtigkeit,  selbst  der 
B^gen,  gleichzeitig  mit  dem  Schwefelwasserstoffgas  ihre  Wirkung 
auf  die  Silberverbindungen  der  Bilder  ausüben  konnten*    Zu  jenen 
gewöhnlichen  Photographien  fOgten  wir  das  Bruchstück  eines  ver- 
mittelst verlängerter  Eintauchung  in   Chlorgold   von   uns   wieder- 
belebten Bildes.    Es  war  gut,  dass  wir  diesen  Zusatz  machten,  denn 
ohne  ihn  wäre  das  gewonnene  Resultat  für  die  Zukunft  der  Photo- 
gn4[>liie    beklagenswerth    gewesen;    nach    Verlauf   einiger   Monate 
waren  sSmmtliche  Bilder  verblichen,  kein  einziges  hatte  seine  ur- 
sprüngliche Färbung  behalten«    Das  war  al>er  nicht  der  Fali  mit 
dem  wiederbelebten  Bilde;  seine  Färbung,  die  es  dem  beträchtlichen 
Goldniedersclilag  verdankte,  mit  dem  es  überzogen  war,  liatte  nidit 
die  geringste  Modification  erlitten.    Anderersdts  konnten  wir,  indem 
wir  die  fortschreitende  Veränderung  der  Bilder  beobachteten,  gans 
genau  erkennen,   dass   der  Uebergang  jener  Bilder  in  den  gelben 
Ton  um  so  schneller  vor  sich  gegangen  war«  je  schwächer  ihre 
Tonung,  das  heisst  je  weniger  tief  ihre  Vergoldung  gewesen  wai. 

Diese  Experimente  stellim  fest,  dass  die  positiven  Photo- 
graphien der  Veränderung  um  so  besser  widerstehen,  je  stärker  ae 
getont  Bind,  und  dass  sie,  wenn  die  Goldquantität,  welche  die 
Bäder  auf  dieselben  niedergeschlagen  haben,  beträchtlich  ist,  tob 
den  natürlichen  Ausströmungen  von  feuchtem  Schwefelwassersio£Qg;a8 
nichts  zu  furchten  haben. 

So  ist  denn  von  den  drei  Verändemngsursachen,  die  wir  oben 
bezeichnet  haben,  die  erste  nicht  melir  vorhanden,  die  zweite  kann 
leicht  vermieden  werden,  und  die  dritte  hat  keine  Bedeutung,  wenn 
das  photographisehe  Bild  stark  getont  ist  Sprechen  wir  es  daher 
ganz  offen  aus:  eine  gut  ausgewaschene  und  stark  ge- 
tonte Photographie  verbleicht  nicht;  die  Veränderung 
ist  nicht  die  normale  Bestimmung  der  Photographien; 


303 


•  ie  ist  ein  zufälliges  Loos,   das  ihnen  stets  leicht  er- 
spart werden  kann. 

Die  so  eben  von  uns  beschriebenen  Experimente  besitzen  daher 
eine  hohe  practisehe  Bedeutung;  eine  nicht  geringere  haben  sie 
Tom  theoretischen  Gesichtspunkte  aus:  sie  zeigen,  dass  im  Fall 
der  Veründernng  die  Schwefelverbindungen  ihre  Wirkung  nur  auf 
das  Silber  und  lucht  aof  das  Gold  erstrecken. 

Hier  tritt  die  Schwierigkeit  wieder  zum  Vorschein,  die  wir  im 
Jahre    1855    nicht  hatten  lösen  können.    Wenn   die  Veränderung 
durch   die  Wirkung  der  Schwefelverblndnngen  auf  das  Silber  ver- 
anlasst wird,  wie  ist  es  zu  erklären,   dass   die  veränderten  Bilder 
gelb  sind,  da,  wie  Jedermann  weiss,  das  SchwefelsUber  eine  schwarz- 
Tiolette  Farbe  hat?   Erst  in  der  letzten  Zeit  haben  wir  die  Lösung 
dieses   Problems   gefunden.     Sie    beruht  ganz    und    gar  auf  dem 
Einflass  jener  organischen  Steife  auf  das  Schwefelsilber,  welche  in 
den   verschiedenen  Phasen  der   Erzeugung  positiver  Photographien 
eine  so  bedeutende  Rolle  spielen.    Das  Schwefelsilber,  welches  man 
durch  die  Zersetzung  eines  emfachen  Silbersalzes  bereitet,  gleicht 
in  Nidits  demjenigen,  welches  man  erzeugt,   indem  man  dieselbe 
Zersetznng  in  Gegenwart  der  organischen  Sto£fe  bewirkt,   die  ge« 
wohnlich  zum  Leimen  der  Papiere  angewandt  werden.   Man  nehme 
eine  Auflösung  von  salpetersaurem  Silber  und  leite  in  diese  Auf- 
lösung einen  Strom  Schwefelwasserstoffgas,  so  wird  man  den  gewöhn- 
lichen schwarz  -  violetten  Niederschlag  von  Schwefelsilber  erhalten; 
setzt  man  aber  jener  Auflösung  von  salpetersaurem  Silber  Stärke, 
Gelatine,  Albumin  zu,  so  wird  das  durch  das  Schwefelwasserstoffgas 
gebildete  Product  eine  Art  Lack  sein,  welcher  durch  die  Verbindung 
des  organischen  Stoffes  mit  dem  Schwefelsilber  entsteht,   und  dieser 
leicht  lösliche  Lack  wird  genau  jene  gelbe   Farbe  haben,  welche 
die  veränderten  Photographien  characterisirt. 

Wird  also  das  metallische  Silber,  mit  welchem  eine  Photo- 
graphie bedeckt  ist,  der  Wirkung  schwefelnder  Verbindungen  unter- 
worfen, so  bildet  sich  anfangs  schwarz-violettes  Schwefelsilber,  und 
es  entsteht  ein  wirkliches  Tonen;  nach  und  nach  aber  tritt  das 
Wasser  dazwischen,  durchdringt  den  Leimgrund  und  schwellt  ihn  auf, 
die  Verbindung  zwischen  dem  Schwefelsilber  und  dem  organischen 
Stoff  geht  vor  sich,  und  .  der  Schwefelsilberlack  substituirt  dem 
schwarzen  Ton  des  Schwefelsilbers  seine  gelbe  Färbung. 

Das  sind  die  aufeinanderfolgenden  Erscheinungen,  die  sich  auf 
der  Oberfläche  des  Bildes  vollziehen,  wenn  dasselbe  in  schwefelnden 
Bädern  getont  worden  ist,  wenn  unvollkommene  Waschungen  dasselbe 
von   unterschwefligsaurem    Natron    nicht  befreit   haben,   wenn   es 


304 


endlich  nach  ungeniig^der  Tönung  in  ausnahmsweise  starke  Schwefel- 
wasserstoffausströmnngen  gebracht  wird. 

Wiederbelebung.  —  Die  Frage  der  Wiederbelebung  der 
Photographien  hatte,  als  wir  uns  im  Jahre  1855  sum  ersten  Male 
damit  beschäftigten ,  eine  hohe  Bedeutung;  heut  cu  Tage  hat  neb 
diese  Bedeutung  sehr  vermindert  Wir  liaben  soeben  nachgewiesen, 
dass  die  Veränderung  der  Bilder  etwas  Abnormes  ist,  veranlasst 
durch  unvollkommene  Behandlung,  die  heut  zu  Tage  fast  alle 
Operateurs  vermeiden  können,  und  es  hat  daher  die  Wiederhei^ 
Stellung  der  reränderten  Bilder  jetzt  nur  noch  ein  untergeordnetes 
Interesse. 

Darum  wollen  wir  diese  Operation  mit  kurzen  Worten  beschrei- 
ben.    Wir  fuhren  sie  dadurch  aus,   dass  wir  das  Bild  einer  neaen 
Tonung  unterwerfen.     In  eine  goldhaltige  Auflösung  gebracht ,  tont 
das  yeränderte  Bild  und  iärbt  sich  wie  eine  frisch  präparirte  Photo- 
graphie, aber  langsamer.    £s  nimmt  so  theilwelse  den  Glanz  wieder 
an,  den  es  verloren  hatte;   indess  würde  man  sich  täuschen ,   wenn 
man  hoffte,  ihm  auf  diese  Welse  seine  ganze  ursprüngliche  Frische 
wiederzugeben.    Wie  wir  oben  gesagt  haben ,  ist  der  aus  Schwefd- 
Silber  und  organischem  Stoff  bestehende  Lack  leicht  löslich,  ond  es 
haben  folglich  die  feinsten  Halbtinten  nach  ihrem  Uebergang  in  den 
gelben  Zustand  durch  die  Wirkung  des  Wassers  zerstört  werden 
können.    Sind  diese  Halbtinten  verschwunden,  so  kann  die  Wieder- 
belebung  sie   offenbar  nicht  wiederherstellen.     Uebrigens  sind  bei 
allen  verblichenen  Bildern  die  lichten  Partien   gelb  gefärbt,  ebne 
Zweifel  in   Folge   einer  Veränderung  des   Albumins,    welches  das 
Papier  bedeckt,   vielleicht  durch  das  Vorhandensein  von  SUberver- 
bindnngen  in  diesen  Partien,  welche  unvollkommene  Waachungen 
nicht  haben  entfernen  können. 

Im  Wiederbelebungsbade  verschwindet  diese  gelbe  Tinte  nicht; 
sie  tritt  im  Qegentheil  noch  mehr  hervor;  und  will  man,  um  sie 
verschwinden  zu  lassen,  das  wiederbelebte  Bild  der  Wirkung  des 
Chlorwassers  oder  des  Chlorkalkes  unterwerfen,  so  wirken  diese 
Verbindungen  gleichzeitig  auf  die  weniger  dichten  metallischen  Theik 
des  Bildes  und  zerstören  die  Halbtinten. 

Wie  dem  auch  sei,  die  Wiederbelebung  durch  die  Goldsalze 
liefert  nichtsdestoweniger  unter  den  gewöhnlichen  Umständen  hin- 
länglich befriedigende  Resultate;  sie  lässt  den  gelben  Ton  der  ver- 
blichenen Bilder  verschwinden,  substituirt  ihnen  die  schwarze  oder 
violette  Färbung  der  gewöhnlichen  Bilder  und  verhindert  hauptsäch- 
lich Jede  spätere  Verändemng,  indem  sie  die  im  höchsten  Grade 
schwefelungsflihige  Silberoberfläche  durch  eine  Goldoberfläche  von 
fast  absoluter  Widerstandsfähigkeit  ersetzt. 


305 


Die  beste  Weise,  eine  Wiederbelebungsoperation  zu  leiten,  ist 
folgende.  Das  Bild  wird  von  der  Unterlage,  auf  die  es  geleimt 
worden  Ist,  abgelöst,  in's  Wasser  getaucht,  bis  es  von  demselben 
gut  durchdrungen  ist,  dann  vier  bis  fünf  Stunden  lang  einer  sehr 
neutralen,  aber  frisch  pfäparirten,  Chlorgoldkaiiumlösung  fiberlassen; 
die  Goneentratlon  dieser  Auflösung  kann  von  2  bis  5  Tausendtheilen 
ruilren;  je  concentrSrter  sie  ist,  desto  schneller  ist  die  Wirkung. 
Wenn  die  Wiederherstellung  genügend  erscheint,  wäscht  man  in 
gewöhnlichem  Wasser.  Diese  Waschungen,  ebenso  wie  das  Ein- 
tauchen  in's  Goldbad,  müssen  im  Dunkeln  stattfinden.  Das  ausge- 
waschene Bild  wird  hierauf  in  unterschwefligsaures  Natron  gebracht, 
Qaa  das  durch  doppelte  Zersetzung  gebildete  Chlorsilber  zu  entfernen, 
und  dann  nach  der  gewöhnlichen  Methode  in  Wasser  ausgewaschen* 

Fortsetzung  folgt. 


Apparat  mm  Arbeiten  im  Freien« 

Von  Sabaüer  Bloi*) 

Dieser  Apparat  besteht  aus  einer  gewöhnlichen  Camera  obscura, 
eiDcm  Rahmen  als  Plattenträger  und  awei  verticalen  Cüvetten,  die 
in  einen  xweifacherlgen  Kasten  gestellt  werden;  femer  aus  einem 
kleinen  Mechanismus  oder  Regulator  In  der  Gestalt  eines  Braten* 
Wenders,  den  man  oben  am  Rahmen  anbringt,  um  die  Platte  mit 
"grosser  Genauigkeit  in  die  Fltissigkeit  hinabzubringen.  Mit  diesen 
Tier  Gegenständen  kann  man  Bilder  im  Freien  mit  grösserer 
Leichtigkeit  und  selbst  mit  grösserer  Zuverlässigkeit  herstellen  als 
in  einem  Dunkelzimmer. 

Die  Cüvetten,  deren  eine  die  salpetersaure  Silberlösung,  die  andere 
das  schwefelsaure  Eisenoxydul  enthält,  sind  gross  genug,  um  so 
viel  Flüssigkeit  zu  fassen,  dass  man  einen  ganzen  Tag  arbeiten 
kann.  Sie  sind  luftdicht  verschlossen,  so  dass  man  sie  vor  der 
Abreise  mit  Flüssigkeit  füllen  kann;  dies  macht  das  Mitnehmen  von 
Flaschen  unnölhig,  die  immer  auf  der  Reise  belästigen. 

Ist  man  an  Ort  nnd  Stelle  angekommen,  so  schraubt  man  die 
Deckel  der  Cüvetten  ab  nnd  # arbeitet;  ändert  man  den  Platz,  so 
setzt  man  die  Schraube  wieder  auf,  was  mit  der  grössten  Leichtig- 
keit gescliieht  Auf  diese  Weise  kann  man  einen  ganzen  Tag 
hindurch  Bilder  herstellen,  ohne  dass  man  Misslingen  zu  fürchten 
hat;  denn  man  ist  seiner  Sache  gewiss. 


*)    Aut  dem  Moniteur  de  U  Photographie,  15.  Mai  1864,  pag.  49  ff. 


Die  Arbeit  gebt  folgeodermasBen  i 
HGl  »— 


Znent  ffillt  man  die  beiden  Ctlvetten,  die  eine  mit  Silberbad 
Ton  8  Procent,  die  andere  mit  acbwefeleaurem  Eiaenojydal ,  nach 
dem  unten  angegebenen  Recept,  und  aorgt  dafür,  dass  die  FlfisRig- 
beit  nicbt  über  den  oben  an  den  Cüvetten  gezeichneten  Stri<^ 
hinaDsgeht  Hieraur  stellt  man  den  Rahmen  auT  die  mit  der  Silber- 
ißsung  gefüllte  Cüvette  und  befestigt  ihn  sorgfältig  vermittelst  det 
beiden  kleinen  Wirbel,  die  am  Cüvetteubalter  angebracht  sind;  oben 
am  Rahmen  legt  man  den  kleinen  Mechanismus  in  Fonn  eines 
Bratenwenders  an;  ist  dies  geschehen,  so  erhebt  man  die  beiden 
Häkchen  A  und  B  und  nimmt  vom  Rahmen  das  Brettchen  weg, 
welches  dem  Operatenr  zugekehrt  Ist;  vermittelst  des  Enopfes  C, 
der  aussen  angebracht  ist,  hebt  man  es  ein  wenig  in  die  Höhe  nnd 
sieht  es  vom  Rahmen  weg. 

An  der  inneren  Seite  dieses  Bretlchens  befindet  Aeh  ein  OrilT, 
auf  welchen  man  die  Glasplatte  stellt,  die  man  rermittetst  tiner 
Schraubenmutter  befestigt.  Man  schiebt  die  Glasplatte  Über  das 
Brettchen  hinaus,  wozu  man  sich  des  Knopfes  0  bedient.  In  dieser 
Stellung  collodionict  man,  schiebt  dann  ohne  Zeit  su  verlieren,  die 
Platte  wieder  auf  das  Brettchen  zurück  und  stellt  dieses  aogldcfa 
auf  den  Rahmen. 

Von  dem  Augenblick  an,  wo  man  den  ersten  Tropfen  Collodion 
auf  die  Platte  gegossen  bat,  muss  man  bis  bu  zwanzig  oder  dreisaig 
Secunden  zählen,  ehe  man  das  Glas  in  die  SUbeclöaung  taucht, 
aber  länger  darf  man  nicht  warten,  da  man  sonst  beflirchten  müsate, 
das3  die  Platte,  indem  sie  zn  sehr  trocknet,  nicht  mehr  empfindlich 
genug  wäre. 

Man  ÖlTnet  die  lUnne  D  und  taucht  die  Glasplatte  in  das 
SUberbsd.  Diese  Arbeit  ist  eine  der  misslicfasten.  Taucht  man 
die  Glasplatte  zu  schnell  ein,  so  bilden  sich  senkrechte  Streifen; 
TerfShrt  man  langsam,  so  werden  es  horizontale  Linien.  Der  kleine 
Apparat,   der   oben  am  Rahmen  angebracht  ist,  hilft  allM   £esen 


307 


Debetetändeii  ab;  es  handelt  sich  nur  darrnn,  ihn  wie  eine  Uhr 
anfiniziehen ;  man  stellt  das  Häkchen,  welches  sich  am  Ende  der 
Schnur  befindet,  über  den  Schaft  des  Knopfes  C  und  schraubt 
diesen  ab;  sobald  derselbe  frei  ist,  sinkt  er  nieder  und  setzt  den 
kleinen  Mechanismns  in  Bewegung.  Auf  diese  Weise  sinkt 
die  Platte  sanft  und  mit  grosser  Regelmässigkeit  in  die  Silber- 
iSsnng  hinab. 

Während  die  Platte  sich  sensibilisirt,  stellt  man  ein.  In  dem 
SUberbad  mnss  man  die  Platte  anderthalb  bis  zwei  Minuten  lassen; 
dann  lässt  man  sie  Termitteist  des  Knopfes  C  in  der  Silberlösnng 
auf-  und  niedersteigen.  Diese  Bewegung  mnss  man  die  Platte 
fSnizehn  bis  EwanEig  Mal  machen  lassen.  Man  hebt  die  Platte 
bis  tm  Hälfte  vom  Brettchen  ab,  um  sie  einen  Augenblick  abtropfen 
an  lassen;  dann  hebt  man  sie  ganz  ab.  Die  Rinne  D,  in  welche 
man  Sangpapier  zu  legen  nicht  versäumen  darf,  wird  geschlossen 
und  die  Platte  wieder  auf  die  Rinne  niedergelassen,  wo  dann  die 
nberschiissige  Flüssigkeit  abtropfen  wird;  auf  diese  Weise  werden 
die  Tropfen,  die  sonst  vermöge  der  Gapillarität  unfehlbar  znrfick- 
geflossen  wären  und  auf  der  Platte  Streifen  gebildet  hätten,  von 
dem  Sangpapiere  eingesaugt.  Diese  Operation  hat  auch  noch  zum 
Zweck,  die  Glasplatte  im  Brennpunkt  zu.  erhalten.  Würde  die 
Platte  nur  oben  fest  gehalten,  so  könnte  sie,  wenn  der  Wind  ginge, 
im  buchstäblichen  Sinne  zittern ;  indem  man  sie  aber  auf  der  Rinne 
rohen  lässt,  wird  sie  durch  diese  unten  und  durch  den  Griff  oben 
festgehalten,  so  dass  sie  wie  durch  einen  Schraubstock  im  Brenn- 
punkt gehalten  wird.  Man  nimmt  den  Rahmen  ab  und  legt  ihn 
auf  die  Camera  obscura,  nachdem  man  sich  rermittelst  des  matt- 
geschliffenen  Glases  versichert  hat,  dass  der  Gegenstand,  den  man 
darstellen  wiU,  sich  genau  im  Brennpunkt  befindet  Sind  alle  diese 
Anordnungen  getroffen,  so  öffnet  man  das  Objectiv  und  belichtet; 
dann  schliesst  man  den  Rahmen  wieder  und  bringt  ihn  anf  die 
zweite  Güvette,  welche  das  schwefelsaure  Elsenoxjdul  enthält.  Ist 
der  Rahmen  gestellt,  so  öffnet  man  die  Rinne  D  und  taucht  die 
Glasplatte  vermittelst  des  kleinen  Mechanismus  in  Form  eines  Braten- 
wenders in  den  Entwickler.  Man  lässt  die  Platte  ungefähr  fünfzehn 
bis  zwanzig  Secunden  lang  im  Eisen  ^  indem  man  sie  schüttelt  und 
emporhebt  und  dann  wieder  hinein  taucht  Hierauf  zieht  man 
die  Platte  heraus  ohne  Furcht  vor  dem  Tageslichte.  Man  wäscht 
sorgfältig,  und  stellt  dann  die  Platte  in  ein  Kästchen,  auf  dessen 
Boden  man  Saugpapier  gelegt  hat  Wenn  man  auf  diese  Weise 
arbeitet,  so  kann  man  in  einem  Tage  fünfzehn  bis  zwanzig  Bilder 
fertigen,  ohne  dass  man  nöthig  hat;  das  Silberbad  zu  wechseln  oder 


808 


zQ  filtriren;  denn  die  CüTetten  sind  gross  genug,  um. die  su  ailen 
diesen  Bildern  erforderliche  Flüssigkeit  za  mthalten.  Sollte  man 
nach  acht  bis  zehn  Aufnahmen  bemerken,  dass  das  schwefelsaore 
Eisenozydul  schwach  geworden  wäre,  so  müsste  man  demsriben 
stärker  concentrirtes  schwefelsaures  Eisenoxydul  znsetsen  oder  es 
einfach  filtriren. 

Ist  man  am  Abend  oder  am  folgenden  Tage,  ja  selbst  acht 
Tage  darauf  zu  Hause  angekommen ,  so  setzt  man  die  Platten,  die 
man  vollenden  will,  vor  dem  Fixiren  fünfzehn  bis  zwanzig  Minuten 
dem  hellen  Tageslichte  aus.  Der  Zweck  hiervon  ist,  die  Halbtinten 
hervorzurufen,  deren  Hervorkommen  eine  zu  kurze  Exposition  oder 
ein  zu  wenig  bromirtes  Collodion  etwa  verhindert  haben.  Sodann 
fixirt  man  sie  mit  Cyankalium  oder  unterschwefligsaurem  Natron; 
man  wäscht  sie  unter  einem  starken  Wasserstrahl  und  mit  der 
grössten  Sorgfalt,  denn  bliebe  das  geringste  Theilchen  unterschwefiig- 
sauren  Salzes  zurück,  so  würde  die  Platte  unfridbar  Flecken  bekraunen, 
wenn  man  das  Bild  verstärken  wollte.  Ist  es  fixirt  und  gut  aus- 
gewaschen, so  lässt  man  es  von  selbst  trocknen;  wenn  es  trocken 
ist,  nimmt  man  einen  Pinsel  und  trägt  auf  die  Bänder  eine  Schicht 
adiwarzen  oder  weissen  Fimiss  auf,  um  die  Schiebt  zu  veriunden, 
sich  während  der  Operation  der  Verstärkung  zu  erheben. 

Es  gibt  ein  sehr  einfaches  Mittel,  welches  das  Auftragen  vmi 
Fimiss  auf  die  Ränder  der  Platte  unnöihig  macht;  es  besteht  dariDy 
dass  man  die  Plattenränder  schräg  abschleift;  in  diesem  Falle  Vkt 
das  Collodion  sich  nicht  ab,  denn  es  wird  durch  die  Uneb^iheit 
des  sehrägen  Randes  zurückgehalten.  Auf  solche  Weise  kann  num 
die  Platte,  anstatt  sie  erst  trocknen  zu  lassen,  sogleich  nach  der 
Fixirung  verstärken,  wenn  man  nur  Acht  gibt,  dass  die  CoUodioD- 
schicht  sich  nicht  hebt. 

Das  Silberbad  hält  acht  Proeent  mit  Zusatz  von  etwas  CoUoÜcn 
oder  Jodtinctur. 

Der  Entwickler  besteht  ans: 

Gewöhnlichem  Wasser      .    .     .  500  Gramm, 
Schwefelsaurem  Eisenoxydul  32       ^ 

Essigsäure 15        „ 

Alkohol 7        „ 

Salpeters.  Silberlösung  zu  10<^/o     15       „ 

Die  Glasplatte  bleibt  ungefähr  15  Secunden  im  Bade. 


309 
Priftwf  if»  uiffgUnmanm  Silben  ud  des  CU^i^Mes. 

(Auszug  aus  dem  Pr^parateur  photographe  tod  Dr.  PhipSOD.) 

PrüfQBg  des  Salpetersäuren  Silbers.  —  Die  Prüfung 
des  salpetersauren  Silbers  bietet  keine  Schwierigkeit  Wenn  die 
Auflösung  das  Lakmuspapier  rötbet,  enthält  es  einen  lleberschuss 
von  Sfture.  Wenn  sie  durch  einen  Zusatz  von  Ammoniak  blau 
wird,  so  enthält  si«  Kupfer.  Man  hat  das  salpetersaure  Silber  mit 
Salpeter  verfälscht;  um  diesen  Betrug  eu  erkennen,  braucht  man 
mir  die  Auflösung  durch  einen  Ueberschnss  von  Chlorwasserstoff- 
sSure  zu  fällen;  die  obenauf  schwimmende  Flüssigkeit  darf,  wenn 
man  sie  auf  einem  Platinblech  verdampft,  nichts  zurücklassen.  — 
Ist  es  mit  einem  Ammoniaksalz  verfölscht,  so  lässt  die  Auflösung, 
wenn  man  sie  mit  Chlorwasserstoffsäure  behandelt  und  die  obenauf 
schwimmende  Flüssigkeit  auf  einem  Platinblech  verdampft,  Chlor* 
attmonium  zurück,  welches  sich  indess  bei  einer  etwas  erhöhten 
Wärme  rerflüchtigt.  Auch  wird  man  die  Gegenwart  eines  Ammoniak- 
salzes im  salpetersauren  Silber  an  dem  starken  Ammoniakgeruefa 
efkennen,  der  sich  entwickelt,  wenn  man  seine  Auflösung  mit 
Aetznatron  vermischt,  sowie  an  den  starken  bläulichen  Dämpfen, 
wei^e  sich  dann  zeigen,  wenn  man  ein  in  Chlorwasserstoffsäure 
getauchtes  Stäbchen  nähert.  In  den  grossen  Photographie-Anstalten 
ist  es  bisweilen  von  Nutzen,  wenn  man  die  Silberquantität  eines 
Bades,  das  sich  durch  den  Gebrauch  abgeschwächt  hat,  genau  be- 
stimmen kann.  Das  leichteste  Mittel  hierzu  ist  vielleicht  folgendes. 
Man  macht  eine  Normalflüssigkeit  von  Seesalz,  indem  man  17,19 
Gramme  reines  Salz  in  einem  Volum  von  etwas  weniger  als 
einem  Liter  Wasser  auflöst,  uod  dann  so  lange  Wasser  zusetzt, 
bis  die  ganze  Auflösung  1  Liter  darstellt;  10  Cubiccentimeter  dieser 
Flüssigkeit  zersetzen  genau  0,5  Gramm  salpetersaures  Silber.  Dann 
nimmt  man  einen  Tbeil  des  zu  prüfenden  Bades;  ist  es  sauer,  so 
neotraiisirt  man  es  mit  Kreide  und  filtrirt  es.  Vermittelst  einer 
Pipette  misst  man  10  Cubiccentimeter  der  Normalflüssigkeit  ab 
und  ^iesst  sie  in  ein  Glas,  setzt  denselben  noch  einige  Tropfen 
einer  doppeltchromsauren  Kalilösung  zu,  so  dass  die  Flüssigkeit 
heU  gelb  wird.  Die  zu  prüfende  Silberlösung  giesst  man  in  ein 
nach  Cubiccentimetern  und  nach  Zebntel-Cubiccentimetern  graduirtes 
Ghis,  und  giesst  sie  nach  und  nach  in  die  Salzlösung.  Anfangs 
entsteht  ein  weisser  Niederschlag  von  Chlorsilber,  und  jeder  Tropfen 
macht  beim  Niederfallen  einen  rothen  Flecken  (chromsaures  Silber), 
der  beim  Schütteln  verschwindet;  der  letzte  Tropfen  endlich  gibt 
der  Flüssigkeit  plötzlich  eine    karmesinrothe    Färbung.     Dann  hält 


1 


SlO 


man  an  und  liest  an  der  Menrar  die  Zahl  der  gebranehten 
Cubiccentimeter  ab;  diese  Quantität  enthält  0,5  Gramm  salpeter- 
saures Silber.  Um  den  Procentgebalt  des  Bades  an  salpetersanrem 
Silber  zu  bekommen,  braucht  man  nur  mit  der  Zahl  der  gebraichten 
Cubiccentimeter  in  50  zu  diTidlren. 

Prüfung  des  Chlorgoldes.  —  Man  zersetzt  durch  Cal- 
cination  einen  bekannten  Theil  des  Salzes  und  wiegt  den  Gold- 
rückstand. 1  Gramm  reines  Chlorgold  muss  0,785  Gramm  Gold 
zurücklassen*),  aber  es  enthält  fast  immer  einen  Ueberschuss  an 
Wasser  oder  an  Säure.  —  Wäre  das  Cfalorgold  mit  andern  Salzen, 
wie  z.  B.  Chlornatrium,  verfälscht,  so  würde  man  es  entdecken, 
wenn  man  ein  wenig  von  dem  zu  prüfenden  Salze  in  einem  Probir- 
tiegel  oder  einer  Abdampfschale  von  Porzellan  calcinirte;  wenn  sieb 
alles  abgekühlt  hat  und  man  auf  das  Product  der  Caleinatioo 
destülirtes  Wasser  giesst,  welches  man  schwach  erwärmt,  so  töst 
das  Seesalz  sich  auf.  Diese  Flüssigkeit  lässt  bei  der  Verdampfung 
auf  einem  Platinblech ,  einen  Rückstand ;  mit  salpetersaurem  Silber 
behandelt,  gibt  sie  einen  Niederschlag  von  Chlorsilber. 

Prüfung  des  Seld'or  (unterschwefligsaures  Goldoxyd  und 
Natron).  —  Dies  Salz  muss  in  feinen,  im  Wasser  leicht  löslichen 
Nadeln  crystallisirt  sein.  Das  im  Handel  vorkommende  Salz  enthält 
oft  einen  Ueberscbuss  an  unterschwefligsaurem  Natron.  Man  kann 
es  zerlegen,  wenn  man  einem  gegebenen  Gewichtstheil  des  Salzes 
einige  Tropfen  starke  und  reine  Salpetersäure  zusetzt;  hierauf  setzt 
man  Wasser  zu,  sammelt  das  Gold,  welches  zurücicbleibt  und  wiegt 
es,  nachdem  man  es  calcinirt  hat.  1  Gramm  reines  Seld'or  lässt 
so  0,367  Gramm  Gold  zurück. 


Haltbare  Photograpliiei. 

Es  ist  ein  eigenthümliches  Factum,  dass  zu  derselben  Zeit, 
wo  die  französischen  Chemiker  Girard  und  Davanne  ihre  lang- 
jährige Studie  über  das  Chlorsilbercopirverfahren  beendet  haben, 
und  wo  der  Concurs  um  den  Luynes'schen  Preis  für  ein  YeHahrenf 
haltbare  Photographien  zu  erzeugen,  sich  seinem  Schlüsse  nähert, 
ein  Verfahren  in  Concurrenz  tritt,  welches  bei  seinem  ersten  Er- 
scheinen durch  so  äusserst  beweisende  Proben  unterstützt  wird, 
wie  die,  welche  Hr.  Swan  selbst  vorgelegt,  und  andere  naeh  seinen 
Angaben  erzeugt  haben. 


*)    Das  crystolUsirte   Chlorhydrat,  Au>   Gl',  HCl,    lässt    auf    l    Gramm 
0,783  Qold  zunlck. 


811 


Wie  Toraussiuehen ,  haben  sich  gleich  nach  der  Veröffent- 
liehoDg  des  Swao'scheD  Verfahrens  yiele  an's  Versnchent  gegeben, 
mancher  wol  mit  Misstranen,  da  man  leider  oft  genug  die  Ver- 
Bprechnngen,  die  man  den  Anpreisangen  der  Erfinder  entnimmt,  sich 
Dicht  erfüllen  sieht.  Aber  diesmal  war  die  Sache  doch  anders. 
Hr.  Swan  hat  sehr  schöne  Bilder  vorgelegt,  die  den  Silberphoto- 
gmphlen  in  nichts  nachstehen,  und  ohne  Rückhalt  das  Verfahren 
mitgetheilt.  Es  ist  allerdings  richtig,  dass  die  Methode,  namentlich 
die  Bereitung  der  Gelatinetafeln,  ziemlich  umständlich  ist.  Wenn 
aber  anch  aus  diesem  Grunde  nicht  das  Swan'sche  Verfahren, 
«ondem  erst  eine  Verbesserung  desselben  berufen  sein  soUte,  das 
gegenwärtig  gebräuchliche  Druckverfahren  zu  verdrängen,  so  haben 
wir  doch  jetzt  die  Gewissheit,  dass  es  möglieh  ist,  haltbare  Kohle- 
büder  von  schönem  Ton  und  mit  den  feinsten  Abstufungen  und 
Miiteltinten  zu  prodnciren.  Eine  practische  Modifieation  des  Ver- 
fahrens wird  nicht  lange  auf  sich  warten  lassen. 


^d)mf(l)e  inittl^eUungeiL 

Stahlplatten  Ter  lest  in  sehitien. 

Stahlplatten  von  Satinirmaschinen,  die  längere  Zeit  ausser  6e* 
brauch  bleiben  sollen,  überziehe  man  mit  einer  Auflösung  von 
Bienenwachs.  Dieser  Stoff  ist  eben  so  leicht  aufzutragen,  wie  zu 
entfernen. 

iaik  fir  das  «lykjaregei-Licht 

Mr.  J.  S.  Young  theilt  im  Philadelphia  Photographei  mit,  dass 
ihm  beim  Oxybydrogen  -  Licht  die  Kalkstücke  immer  zersprungen 
und  in  Stücke  zerfallen  seien.  Dagegen  habe  ihm  italienischer 
Marmor,  zwanzig  Minuten  geglüht  und  nach  dem  Erkalten  zer- 
schnitten, ganz  vorzügliche  Resultate  ergeben.  Ein  Stück  halte 
für  acht  bis  zehn  Stunden  aus. 

KUug  des  reinen  Silbers  aas  kapferkaltigen  Lösangen. 

Dr.  Hirzel  empfiehlt  hierzu*)  das  Aluminium.  Das  unreine 
Silber  löst  man  auf  gewöhnliche  Weise  in  Salpetersäure  auf,  ver- 
meidet aber  dabei  einen  grossen  Ueberschuss  von  Säure.  Die 
Salpetersäure  Lösung  wird  filtrirt,  mit  der  20fachen  Menge  destilUrten 
Wassers  verdünnt,  zum  Sieden  erhitzt,  und  ein  blankes  Blech  von 
Aluminium  hineingesetzt.  Das  Silber  scheidet  sich  sofort  in 
schönen  glänzenden  Lamellen  ab;  unterhält  man  das  Kochen,  so 
ßült  bald   alles    aus.      Das   gefällte   Silber   wird   gesammelt,    mit 


*}    In  Dingler's  polyteclioischein  Journal. 


312 

Wasser  gut  aasgewaschen,  mit  v^dünnter  Salnäure  gekoekt,  am 
etwa  beigemengtes  Alamininm  zu  entfernen.  Dann  wird  es  mit 
Wasser  gewaschen  und  kann  giei.ch  neu  aufgelöst  werden. 

Piatill-/  Rhodimn-  and  Iridiumsalze  beim  Tonen. 

Dr.  Maugham  bringt  in  einem,  übrigens  nichts  neues  ent- 
haltenden Briefe  an  die  Photographic  News  die  Frage  des  Chlor* 
platintonens  wieder  in  Anregung,  und  empfielüt  die  Anwendung 
der  Platindoppelchloride. 

Gaptain  Seilen  übersandte  Hm.  Simpson  verschiedene  Abdrfii^ 
die  mit  Natriumdoppelchloriden  des  Platins,  Rhodiums  und  Iridiums 
getont  wurden.  Die  mit  Rhodium  allein  getonten  Bilder  sind  fast 
noch  fuchsbraun.  Ein  Bild,  welches  45  Minuten  im  Tonbad  ge- 
blieben war,  besass  einen  warmen  braunen  Ton;  ein  anderes  hatte 
16  Stunden  darin  gelegen ,  ohne  aber  eine  angenehme  Färbung 
anzunehmen.  Durch  Zusatz  von  Chlorgold  wird  die  Tonung  be- 
deutend  verbessert.  Das  Chloriridium  scheint  gar  nicht  zu  tonen. 
Mit  Platin  allein  und  in  Verbindung  mit  Gold  und  mit  Rhodium 
sind  hübsche  Töue  erhalten,  die  sich,  dem  Verhältnisse  des  Goldes 
folgend,  vom  Braun  dem  Schwarz  nähern. 


Brnstbilder  aof  Sepiagnind. 

Das  Eco  de  la  Fotograffa  giebt  folgende  Beschreibung  des 
vom  Präsidenten  der  photographischon  Gesellschaft  zu  Cadix  erfun- 
denen Verfahrens,  Brustbilder  mit  sepiafarbenem  Grund  zu  versehen. 

Ein  Brustbild  wird  in  Vignettemanier  mit  weissem  Grund  ge- 
druckt und  mit  Gold  getont;  danach  wird  das  Papier  im  Dunkeln 
getrocknet,  aufs  neue  zwei  Minuten  gesilbert,  wieder  getrocknet 
und  mit  einem  das  Bild  deckenden  Cartonblättchen  dem  Licht  aus- 
gesetzt, so  dass  der  weisse  Grund  sich  färbt.  Zum  Schluss  fixirt 
man  in  untcrschwefligsaurem  Natron  wie  gewöhnlich. 


Der  Photograpb.  —  Wissenschaftlich-technisches  Journal,  der 

Photographie  und  ihren  Anwendungen  gewidmet.   Redactenr : 

A.  Fribes.     St.  Petersburg.     1864.     Jahrgang   1.    Nr.    1. 

15.  März. 

Die  erste  Nummer  dieses  hdbsch  ausgestatteteD  Journals  (so  viel  uns  be- 
kannt, die  erste  photograpbische  Zeitschrift  in  russischer  Sprache)  enthllt  eine 
Rundschau  Tom   Redacteur,    eine    kritische    Uebersicht    der    photograpbischen 


313 


HaipiilttioBen  und  Becepte,  von  A.  Spakowiky,  einen  Brief  von  Hm.  Motileff 
über  das  Drucken  ohne  8Über,  and  einige  ans  anderen  Jonnialen  leprodneirte 
Artikel  (von  Monckboyen,  PoiteTis,  Ommegank  nnd  RnaselL) 

Herr  Fribes  ist  udb  seit  lange  als  eifriger  AnhSnger  der  Photographie 
bekannt,  imd  Herr  Spakowsky,  der,  wie  es  seheint,  Bfitglied  der  Redaction  ist, 
bat  sich  ISngst  das  Renomm^  eines  tQchtigen  Photographen  erworben;  wir 
kSsnen  daher  erwarten,  dass  das  nene  Journal  die  wichtige  Mission,  das  Ausland 
•  mit  den  Arbeiten  und  Forschungen  der  russischen  Photographen  bekannt  zu 
machen,  mit  gehörigem  Erfolge  ToUziehen  wird. 

Le  pr^parateur-photographe.  Trait^  de  cfaimie  h  l'nsage  des  photo- 
graphes  et  des  fabricants  de  produits  photographiques ,  par 
le  Dr.  T.  L.  Phipson.    Paris.    Leiber.    1864. 


(Von  unseren  speciellen   Correspondenten.) 

Berlin,  den  3.  Jan!  1864. 

Sitzungsbericht  des  Berliner  photographischen  Yereins. 

Der  Vorsitzende  Herr  Dr.  Vogel  tbeilte  zunächst  die  Namen 
der  nea  aufgenommenen  Mitglieder  mit.  Aus  Copenhagen  und 
Ohristiania  wie  aus  Prag  waren  neben  den  zahlreichen  Meldungen 
aus  Preussen  Beitritterklärungen  eingegangen.  Alsdann  wurden  ver- 
schiedene, hauptsächlich  das  Privat-Interesse  des  Vereins  berührende 
Briefe  etc.  vorgelegt. 

Hierauf  nahm  Herr  Osborne  das  Wort,  um  in  einem  längeren 
Vortrage,  die  vorzüglich  mit  durch  ihn  auf  ihre  jetzige  Höhe  ge- 
brachte Photolithograpbie  zu  erläutern.  Herr  Osborne  war  zuerst 
doreh  einen  In  Melbourne  ihm  ertheilten  Auftrag,  geographische  Karten 
abzanebmen,  auf  die  Zweckmässigiceit,  eine  Methode  zu  finden,  die 
dem  Stein  auf  photographischem  Wege  das  Bild  einverleibt,  auf- 
merksam gemacht  worden.  Aber  die  bis  dahin  üblichen  Methoden, 
die  tbeils  darin  bestanden ,  den  Stein  miit  Asphalt  zu  überziehen, 
theik  darin  ihn  mit  bichromsauren  Salzen,  Gelatine,  Eiweiss  etc. 
empfindlich  zu  machen  und  dann  dem  Licht  in  der  Camera  auszu- 
setzen, gaben  wenig  günstige  Resultate.  Er  kam  daher  auf  die 
Idee,  das  Bild  gar  mcht  auf  dem  Steine  direct  hervorzurufen, 
sondern  es  zuvörderst  auf  Papier  zu  erzeugen  und  es  dann  von 
diesem  auf  den  Stein  zu  übertragen.  Die  Ausführung  geschah  auf 
die  Weise,  dass  man  ein  Papier  mit  bichromsauren  Salzen  etc. 
sensibilisirte ,  dann  dem  Licht  aussetzte,  und  schliesslich  das  ganze 
Blatt  auf  eine  fette  Schicht  Druckerschwärze  brachte.  Behandelte 
man  dieses  so  geschwärzte  Papier  dann  mit  Wasser,  so  löste  sich 
die  Schwärze  von  allen  den  Stellen,  die  nicht  vom  Lichte  getroCTen 
waren,  ab;  es  wurde  also  ein  Bild  erhalten.  Dieses  Bild  wurde 
alsdann  auf  den  Stein  gebracht  und  mit  ihm  durch  eine  Walze 
gezogen,  so  dass  die  Schwärze  auf  dem  Steine  zurückblieb.    Dieser 


i 


314 


wurde  dann  geätzt,  und  weiter,  wie  es  sonst  in  der  Lithographie 
üblich,  verfahren.  Schliesslich  erklärte  Herr  Osbome  eine  grosse 
Anzahl  im  Yereinslocale  von  ihm  ausgestellter  Photolithographien, 
die  theils,  namentlich  die  seinerseits  gefertigten,  künstlerischen, 
thells  nur  historischen  Werth  hatten.  Namentlich  verdienten  die 
Photoltthographien ,  die  nach  Zeichnungen  des  Professor  Berg  you 
dessen  japanischer  Reise  durch  Osbome  gefertigt  waren,  yolle 
Anerkennung.  Es  war  kaum  möglich,  Original  und  Copie  von  ein- 
ander zu  unterscheiden.  Herr  Professor  Berg,  ein  sonst  gewiss 
schwer  zu  befriedigender  Kritiker,  hatte  in  den  ehrendsten  Aus- 
drücken von  diesem  Werke  geurtheilt. 

Der  Vorsitzende  Dr.  Vogel  machte  dann  noch  auf  einige 
eigenthümliche  Schwierigkeiten  in  der  Photolithographie  aufmerksam, 
die  namentlich  durch  die  Sehattirungen  erzeugt  werden.  Während 
nämlich  in  der  Lithographie  verhältnissmässig  ausserordentlich  leicht 
jede  Art  von  Schatten  durch  starke  oder  schwache  Punctation  her- 
vorgerufen werden  kann,  ist  das  bei  den  Photolithographien  auf 
diese  Weise  selbstverständlich  nicht  möglich;  aber  man  sieht,  dass 
durch  das  Verfahren  des  Herrn  Osborne  die  Schwierigkeit  bereits 
gehoben. 

Einige  eingegangene  Fragen  und  Schriften  gaben  darauf  Anlass 
zu  erörtern,  ob  und  wie  weit  der  Gebrauch  von  Kautschuk-Apparaten 
in  der  Photographie  —  Cüvetten,  Haken  u.  s.  w.  —  störend  ein- 
wirke. Es  wurde  bemerkt,  dass  häufig  diese  Apparate  allerdings 
Schleier  auf  den  Bildern  hervorbringen,  dass  sich  auch  in  den  heissen 
Sommermonaten  auf  den  Silberbädern,  bei  Anwendung  derartiger 
Cüvetten,  braune  Schichten  zeigten,  die  wahrscheinlich  durch  bisher 
noch  nicht  näher  gekannte  Zersetzungsproductc  des  Kautschuks 
gebildet  wurden.  Vorläufig  jedoch  kann  Bestimmtes  darüber  nicht 
angeführt  werden,  da  mehrere  Photographen  zu  ihrer  vollsten  Zu- 
friedenheit bereits  mehijährig  mit  solchen  Apparaten  arbeiten. 
Jedenfalls  aber  möchte  sich  bei  etwaigen  Störungen  in  der  Operaüon 
empfehlen,  diesen  Apparaten  eine  ganz  besondere  Auftuerksamkeit 
zu  schenken. 

Alsdann  erregte  eine  Anfrage,  welche  Wege  die  Photographen 
wohl  einzuschlagen  hätten,  um  ihre  Arbeiten  vor  Nachdruck  zu 
sichern,  lebhafte  Discussionen ,  in  der  natürlich  auch  die  Frage,  ob 
der  Photograph  Künstler  sei,  und  in  wie  weit  seine  Producte  Kunst- 
producte  genannt  zu  werden  verdienen,  erörtert  wurde.  Zu  einem 
definitiven  Entschlüsse  kam  man  jedoch  nicht.  Ig. 


Berichtigung.  —  Auf  Seite  276  (Nr.  61  dieses  Jonmals)  hat  sich  ein 
Fehler  eingeschlicheiL  Beim  Rösten  des  Schwefelsilbers  Verbrennt  nämlich  nur 
der  mechanisch  beigemengte  Schwefel,  das  SchwefelsUber  schmilzt  nar,  und 
wird  erst  durch  das  Sehmelsen  mit  Salpeter  zersetzt.  Dr.  S. 


AUe  Briefe  und  Mittheilungen   fttr  die  RedMtion   sind   an    den   Herausgeber, 
Paul  B.  Liesegang  in  Biberfeld,  zu  richten. 


Oodrackt  bttl  Sam.  Laea»  in  Klbexfsld. 


Photographisches  Archiv. 


Bund  ir.  ~  IVr.  9M.  —  i.  Ang^iut  t9«4. 


AllgeMebie  Studie  Aber  die  positifei  photographischeB 

Abläge. 

Von  DavaiiDe  and  fiirard.*' 

Behandlung  der  Rückstände. 

Hat  es  der  Photograph  dahin  gehracht,  positive  Bilder  von 
geflüligem  Ansehen  und  haltbarer  Färbung  anzufertigen,  so  hat 
er  doch  noch  nicht  alle  Schwierigkeiten  überwunden,  welche  seine 
EuDst  mit  sich  führen  kann.  Eine  wichtige  Aufgabe  bleibt  ihm 
za  lösen  übrig;  er  muss  jene  schönen  und  haltbaren  Bilder  auch 
möglichst  billig  herstellen. 

Beim  Empfindlichmachen  im  Silberbade  nimmt  jedes  Blatt  eine 
beträchtliche  Quantität  Silber  mit  fort;  beim  Belichten,  Tonen  und 
Fixiren  behält  es  nur  noch  einen  ganz  kleinen  Theil  davon;  fast 
die  ganzen  Silberverbindungen  haben  sich  in  den  verschiedenen 
Reagentien,  die  zur  Erzeugung  angewandt  wurden,  aufgelöst  und 
sind  nach  dem  technischen  Ausdruck  unter  die  Rückstände 
gefallen.  Von  der  Behandlung  dieser  Rückstände,  von  der 
Wiedergewinnung  des  darin  enthaltenen  Silbers  hängt  die  Spar- 
samkeit ab,  welcher  die  Photographie,  wie  jede  industrielle  Arbeit, 
sieh  unterwerfen  muss. 

Wir  gedenken  in  diesem  Abschnitt  den  Gang  darzulegen,  den 
man  nach  unserer  Ansicht  zur  Erreichung  dieses  Zweckes  nehmen 
muss,  und  werden  uns  zuvörderst  damit  beschäftigen,  genau  zu 
bestimmen,  welche  Wichtigkeit  die  photographischen  Rückstände 
haben. 


*)    ForUetnmg  yoo  Seite  306. 

16 


316 


Im  Laufe  der  vorliegenden  Untersuchungen  haben  wir  durch 
directe  Analyse  festgestellt,  dass  jedes  Blatt  von  44  x  57  Mm.  Grösse, 
wenn  es  mit  dem  Sensibilationsbade  in  Berührung  gebracht  wird, 
demselben  theils  im  Zustande  von  salpetersaurem  Silber,  theils  im 
Zustande  von  Chlorsilber  und  Silberoxyd  -  Albuminat  eine  Quantität 
Silber  entzieht,  die  im  Durchschnitt  gleich  ist  Gr.  2,390.  Eine  in 
ziemlich  grossem  Maassstabe  betriebene  Präparation  von  Blatten 
erlaubte  uns ,  die  Genauigkeit  des  durch  die  Analyse  angezeigten 
Verhältnisses  zu  bestätigen.  Wir  sahen  in  der  That,  dass  die 
Präparirung  von  419  grossen  Blättern  im  Umfange  von  44  +  57 
Mm.  den  Sensibilationsbädern  1588  Grm.  salpetersanrefi  Silber  entzog, 
eine  Quantität  die  Gr.  2,400  Silber  aufs  Blatt  entspricht  Die 
Uebereinstimmung  der  Resultate  ist  auffallend. 

Andererseits  haben  wir,  als  wir  uns  damit  beschäftigten,  die 
nicht  getonten  Bilder  mit  den  getonten  zn  vergleichen,  festgestellt, 
dass  auf  einem  grossen,  (gleich  denjenigen,  von  denen  wir  so  eben 
gesprochen)  albuminirten  und  durch  eine  lange  Exposition  gegen 
die  Sonnenstrahlen  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  stark  gefärbten 
Blatte  die  nach  der  Operation  der  Fixirung  zurückbleibende  Quantitit 
Silber  durchschnittlich  Gr.  0,150  beträgt*)  Wenden  wir  auf  diese 
in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  gefärbten  Bilder  den  Schluss  an,  da« 
bei  einem  gewöhnlichen  Bilde  die  Summe  der  weissen  SteUen  so 
ziemlich  gleich  ist  der  Summe  der  schwarzen  Schatten,  so  sehen 
wir,  dass  die  Quantität  Silber,  die  ein  gewöhnliches  Bild  auf 
grossem  Blatte  ausmacht,  durchschnittlich  die  Hälfte  der  oben  fest- 
gestellten Zahl,  das  heisst  Gr.  0,075  betragen  muss.  Vergleichen 
wir  diese  Zahl  mit  den  Gr.  2,400  Silber,  welche  das  Bild  beim 
Austritt  aus  dem  Sensibilisationsbade  mit  fortnimmt,  so  kommen 
wir  zu  dem  Schlüsse,  dass  das  Silber,  aus  welchem  das  Bild  be- 
steht, ungefähr  ^/loo^tel  des  verbrauchten  Metalls  darstellt,  und 
dass  die  übrigen  ^Vioo^^^^9  nachdem  sie  durch  die  verschiedenen, 
zu  den  positiven  Präparaten  angewandten  Reagentien  aufgelöst  sind, 
unter  die  Rückstände  fallen  und  nur  zu  oft  in  den  Rinnstein  lanfen. 

Die  ungeheure  Entwicklung,  welche  die  Kunst  der  Photo- 
graphie in  den  letzten  Jahren  erlangt  hat,  gibt  diesen  Rückständen 
einen  grossem  Werth,  als  man  vielleicht  vermuthet  Es  möchte 
schwer  sein,  in  sicherer  Weise  die  Quantität  Silber  zu  bestimmen, 
welche  in  die  photographischen  Ateliers  eingeführt  wird;  es  fehlen 
darüber   genaue  Nachweisungen;  aber  nach  den  offiziellen  Docu- 


*)    Acht  YerBüohe  haben  folgende  Zahlen   ergeben:  Or.  0,170;  Qr.  0,137 
Qr.  111;  Gr.  0,172;  Gr.  0,112;  Gr.  0,110;  Gr.  0,164;  Gr.  0,121. 


317 


menten,  deren  Einsicht  einem  Ton  uns  bei  Gelegenheit  der  allge- 
meinen Industrie  -  Ausstellung  zu  London  dargeboten  wurde,  ist  es 
keine  Uebertreibungi  wenn  man  sie  für  die  Fabrikation  von  Paris 
allein  auf  eine  Summe  von  mehreren  Millionen  Francs  festsetzt. 
Nur  3  %  dieser  Summe  werden  auf  nützliche  Weise  angewandt ; 
97  %  würden  rettungslos  und  ohne  Crewinn  für  irgend  Jemanden  ver- 
loren gehen,  wenn  der  Photograph  sich  nicht  der  Sorge  unterzöge, 
sie  in  den  Rückständen  seiner  Arbeiten  wieder  aufzusuchen. 

Für  den  Photographen,  der  bei  seinen  Arbeiten  dem  gewöhn- 
lichen Gange  folgt,  sind  die  flüssigen  oder  festen  Substanzen,  in 
denen  das  Silber  sich  anhäuft,  zahlreich,  und  keine  derselben  darf, 
wenigstens  ohne  Weiteres,  yemachlässigt  werden. 

Hat  das  Silberbad  seine  Dienste  gethan,  so  werden  die  Schaalen 
aosge waschen.  Diese  Waschwasser  dürfen  nicht  weggegossen 
werden;  man  kann  sie  zu  den  Rückständen  bringen,  aber  besser 
ist  es,  wenn  man  sie  geradezu  dem  salpetersauren  Silberbade  hin- 
zufügt und  zu  neuen  Sensibilisationen  mit  verwendet 

Während  die  Blätter  zum  Trocknen  aufgehängt  werden,  bringt 
man  an  eine  der  Ecken  Ideine  Streifen  Saugpapier.  Diese  Streifen 
müssen  sorgfaltig  gesammelt  werden;  sie  sind  mit  salpetersaurem 
Silber  gesättigt. 

Beim  Herausnehmen  aus  den  Rahmen  wird  jedes  Blatt  in 
Wasser  ausgewaschen,  um  das  freie  salpetersaure  Silber  zu  ent- 
fernen; hierbei  entsteht  der  wichtigste  Rückstand. 

Dann  kommen  das  zur  Fixirung  angewandte  unterschwefligsaure 
Bad  und  die  Waschwasser  des  fixirten  Bildes. 

Zu  diesen  verschiedenen  Substanzen  lassen  sich  noch  hinzu- 
lugen die  beim  Austritt  aus  dem  Rahmen  vom  Bilde  losgerissenen 
Pi^ierstückchen ,  die  Filter,  das  zum  Abklären  des  Bades  ange- 
wandte Kaolin,  und  endlich  die  mannigfaltigen  Papiere,  die  zum 
Abwischen  der  Tische  und  des  Arbeitszimmers,  oder  der  verschie- 
denen Gegenstände  gedient  haben,  auf  welche  irgend  eine  Quantität 
der  silberhaltigen  Flüssigkeit  hat  vergossen  werden  können. 

Das  Silber  findet  sich  unter  diese  verschiedenen  Mittelstoife 
sehr  nngleichmässig  vertheilt;  die  Vertheilung  ist  vom  Gesichtspunkte 
der  Arbeiten  aus  von  grosser  Wichtigkeit  und  wir  haben  sorg- 
faltige Untersuchungen  darüber  angestellt. 

Die  beiden  folgenden  Analysen  stellen  das  Yerhältniss  fest, 
in  welchem  sich  das  Silber  auf  die  verschiedenen  Manipulationen, 
welche  das  Präpariren  eines  positiven  Bildes  erfordert,  vertheilt  findet. 

Erste  Analyse.  —  Gr.  18,80  Silber  haben  zum  Präpariren 
von  14  halben  Blättern  gedient;   das  Silber  ist  hierauf  aus   den 


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verschiedenen  Rückständen  der  Manipulationen  wiedergewonnen  and 
bestimmt  worden. 

Silbergewicht.   Silberquastitit 
inHundertthcttcB. 

Abtropfpapiere Gr.  0,225  1,196 

Erstes  und  zweites  Waschwasser  vor  dem 

Tonen n  10,170  54,090 

ünterschweffigsaures  Natronbad  nach  Fixi- 

rung «  7,016  37,310 

Waschwasser  der  fixirten  Bilder      ...       r  0,130  0,696 

Nach  der  Exposition  von  den  Blättern  ab- 
gerissene Papiersttickchen  ....       n  0,300  1,695 

Auf  den  Bildern  zurückbleibend      ...»  0,582  3,100 

Verluste,  durch  Abtropfen  u.  s.  w.      .     .      j,  0,377  2,013 

18,800  100,000 

Zweite  Analyse.  —  Gr.  43,76  haben  zum  Präpariren  Ton 
32  halben  Blättern  gedient ;  das  Silber  ist  hierauf  bestimmt  worden 
wie  oben. 

Silbergewicht.   Silberquastitit 
inHunderttlMUii. 

Abtropfpapiere    .........    Gr.  0,450  1,028 

Erstes  und  zweites  Waschwasser  vor  dem 

Tonen »  23,133  52,860 

Cnterschwefligsaures  Natronbad  nach  Fizi- 

rung 14,078  82,100 

Waschwasser  der  fixirten  Bilder     ...       „  1,800  4,110 

Nach  der  Exposition  von  den  Blättern  ab- 
gerissene Papierstückchen    ....       „  2,000  4,570 

Auf  den  Bildern  zurückbleibend     .     .     .       „  1,356  3,100 

Verluste,  durch  Abtropfen  u.  s.  w.     .     .       „  0,943  2,232 

43,760  100,000 

Die  beiden  Analysen,  deren  Resultate  wir  eben  mitgetheilt 
haben,  zeigen,  dass  das  zum  Präpariren  der  positiven  Bilder  an- 
gewandte Silber  sich  so  ziemlich  in  folgender  Weise  vertheilt  fiodet: 

Ungefähr  3  ^/q  finden  sich   auf  dem  vollendeten  Bilde  wieder. 

Ungefähr  7  %  figuriren  im  festen  Znstande  in  den  Abtropf- 
papieren, den  Filtern,  den  Blätterabschnitten,  den  Papieren,  ver- 
mittelst deren  man  beim  Aufwischen  die  von  den  Blättern  ab- 
fallenden Tropfen  hat  sammeln  können ,  nebst  den  2  %  Yerluat, 
welche  die  beiden  obigen  Tabellen  anzeigen. 

50  bis  55  %  sind  im  Znstand  von  salpetersaurem  Silber  in 
den  Waschwassem  des  belichteten  Bildes  aufgelöst. 


319 


30  bis  35  %  sind  im  nDtersehwefligsauren  Natron  -  Fizirbade 
mit  fortgenommen. 

Höehstens  5  %  endlich  lassen  sich  in  den  Waschwassem  der 
fixirten  Bilder  wiederfinden. 

Die  Manipulationen,  welche  nothwendig  sind,  um  aus  diesen 
rerschiedenen  Rückständen  das  darin  enthaltene  Silber  auszuziehen, 
mSssen  drei  Bedingungen  genügen:  sie  müssen  schnell  vor  sich 
gehen ,  der  Sparsamkeit  entsprechen  und  im  höchsten  Grade  einfach 
Bein.  Wir  hoffen  es  dahin  gebracht  zu  haben ,  sie  unter  diese  drei 
Beengungen  zu  stellen  und  aus  der  Behandlung  der  Rückstände 
eme  so  leichte  Arbeit  zu  machen ,  dass  sie  von  jedem  an  chemische 
Operationen  nur  im  mindesten  gewöhnten  Photographen  vorgenommen 
werden  können. 

Behandlung  der  flüssigen  Rückstände.  —  Zunächst 
wollen  wir  uns  mit  den  Flüssigkeiten  beschäftigen;  90  Prozent  des 
in  Arbeit  genommenen  Silbers  finden  sich  in  ihnen  aufgelöst,  and 
auf  diese  mnss  sich  unsere  Aufmerksamkeit  vor  allen  Dingen  richten. 
*  Es  sind  für  die  Behandlung  der  flüssigen  Rückstände  mehrere 
Verfahningsweisen  vorgeschlagen  worden;  keine  derselben  entspricht 
anseres  Erachtens  dem  oben  entworfenen  Programm  vollständig,  und 
wir  finden  uns  daher  veranlasst,  sie  zu  verwerfen.  Einige  Worte 
werden  hinreichen,  unsere  Beweggründe  begreiflich  zu  machen. 

Das  erste  Verfahren,  das  angerathen  wnrde,  war  das  von 
Hro.  Davanne  im  Jahre  1855  vorgeschlagene.  Es  besteht  darin, 
dass  man  alle  flüssigen  Rückstände  vereinigt,  ihnen  eine  Auflösung 
von  Schwefelleber  zusetzt,  welche  das  Silber  im  Zustand  von 
Schwefelsilber  niederschlägt,  letzteres  dann  sammelt,  es  sorgfältig 
röstet,  so  dass  aller  Schwefel  verbrennt,  und  endlieh  den  Rückstand 
der  Röstung  mit  gleichen  Gewichtstheilen  Salpeter  schmilzt.  Dieses 
Verfahren  hat  von  Anfang  an  die  Aufmerksamkeit  der  Photographen 
auf  sich  gezogen,  viele  haben  sich  damit  beschäftigt,  mehr  als  einer 
hat  seit  der  ersten  Veröffentlichung ,  die  der  Erfinder  desselben  ge- 
macht hat,  sogar  geglaubt,  es  aufs  Neue  entdecken  zu  müssen. 
Es  wird  heut  zu  Tage  in  manchen  Laboratorien  angewandt,  aber 
es  hat  bei  weitem  nicht  allgemeine  Aufoahme  gefunden.  Es  führt 
in  der  That  gewisse  Uebelstände  mit  sich :  die  alkalischen  Schwefel- 
Verbindungen  verbreiten  im  Atelier  Schwefelwasserstoff- Ausströmungen, 
die  nicht  nur  unangenehm ,  sondern  auch  der  Haltbarkeit  der  Bilder, 
die  man  dort  präparirt,  nachtheilig  sind;  mit  dem  Schwefelsilber 
schlägt  sich  eine  grosse  Quantität  Schwefel  nieder,  welcher  die  darauf 
folgende  Arbeit  des  Röstens  mühsam  und  misslich  macht  Ist  die 
Röstung  unvollständig,  so  behält  die  Masse  eiu  gewisses  Ver&ält- 


320 


ni88  freien  Schwefel,  der  in  Gegenwart  der  KoblenstoflGspureD,  welche 
die  Aschen  stets  enthalten,  und  des  Salpeters,  mit  dem  man  sie 
behandelt,  zu  gefahrlichen  Verpuffungen  Anlass  geben  kann.  Sab- 
stituirt  man ,  um  diese  Uebelstände  zu  vermeiden ,  der  Schwefelleber 
die  einfachen  Schwefelverbindungen ,  welche  man  im  Chemikalien- 
Handel  findet,  so  begegnet  man  dem  andern  Uebelstände,  dass  man 
mit  unzuverlässigen  Producten  arbeitet,  die  oft  an  kohlensaurem 
Salz  reicher  sind,  als  an  Schwefelverbindnng ,  ein  andermal  wieder 
einen  Ueberschuss  an  Schwefel  enthalten.  Indess  sind  jene  üebel- 
Btände  mit  einiger  Geschicklichkeit  leicht  zu  bekämpfen,  und  das 
Verfahren  mit  den  Schwefelverbindungen  müsste  noch  immer  ange- 
rathen  werden,  wenn  nicht  die  Chemie,  wie  wir  sogleich  aehen 
werden,  viel  einfachere  Methoden  darböte. 

:  .  Seit  jener  ersten  Veröffentlichung  hat  Hr.  Maxwell  Ly  te  zwei 
Verfahrungsweisen  bekannt  gemacht,  deren  erste  darauf  beruht, 
dass  man  die  Rückstände  mit  einer  Ealilösung  kochen  lässt,  die 
zweite  darauf,  dass  man  diese  selbigen  Rückstände  bis  zum  Aub- 
kochen  mit  einer  Mischung  von  Traubenzucker  (Glucose)  und  Kali 
behandelt.  Es  ist,  wie  wir  glauben,  unnütz,  uns  länger  bei  diesen 
beiden  Verfahrungsweisen  aufzuhalten.  Wollten  wir  unsem  Photo- 
graphen, von  denen  manche  tagtäglich  die  Rückstände  in  Hunderten 
von  Litern  erzeugen,  anrathen,  diese  Rückstände  dem  Aufkochen 
zu  unterwerfen,  so  hiesse  das,  ihnen  eine  industrielle  Arbeit  an- 
ralhen ,  der  sich  offenbar  keiner  von  ihnen  wird  unterziehen  wollen. 

Von  dem  Verfahren ,  das  auf  der  Behandlung  der  Rückstände 
mit  Säuren  beruht,  in  der  Absicht,  das  unterschwefligsaure  Natron 
zu  zerstören,  wollen  wir  nicht  weiter  sprechen;  die  Säuren  haben 
nichts  Practisches  und  lassen  sich  nur  bei  den  analytischen  Arbeiten 
des  Laboratoriums  benutzen. 

Hr.  Peligot,  Mitglied  des  Instituts,  hat  zuerst  einen  neuen 
und  vortrefflichen  Weg  eingeschlagen.  Das  Verfahren,  welches  er 
im  Jahre  1861  seinen  Collegen  bei  der  französischen  Gesellschaft 
für  Photographie  vorgelegt  hat,  beruht  darauf,  dass  man  in  die 
Rückstände  ein  Zinkblech  eintaucht,  auf  welches  sich  das  Silber 
als  metallischer  Staub  niederschlägt,  den  man  dann  nur  mit  etwas 
borsaurem  Natron  zu  schmelzen  braucht.  Dieses  Verfahren  geliogt 
sehr  gut  mit  den  Waschwassem,  die  nur  salpetersaures  Silber  ent- 
halten; hat  man  es  aber  mit  unterschwefligsauren  Natronlösungen 
zu  thun,  so  bietet  es  einen  grossen  Uebelstand  dar.  Gleichzeitig 
mit  dem  metallischen  Silber  schlägt  sich  eine  ziemlich  beträchlliche 
Quantität  Schwefelzink  nieder,  welches  sich  durch  die  Wirkung  des 
sich  alsdann  entwickelnden  SchwefelwasserstofiEs  bildet.    Die  G^gen- 


321 


wart  dieses  Schwefelzinks  erschwert  die  Schmelciuig  des  Silbers 
sehr.  Man  kann  es  zwar  zerstören,  wenn  man,  wie  Hr.  Peligot 
anräth,  den  Niederschlag  mit  einer  geringen  Quantität  verdünnter 
Schwefelsäure  behandelt;  aber  in  diesem  Falle  reagirt  der  sich  bil- 
dende Schwefelwasserstoff  auf  das  in  Stanbform  befindliche  Silber, 
ein  Theil  des  letzteren  verbindet  sich  mit  dem  Schwefel,  und  das 
durch  die  Schmelzung  gewonnene  metaUische  Korn  entspricht  nicht 
mehr  den  Silberquantitäten ,  welche  der  Rückstand  enthielt.  Glück- 
licherwelse läset  sich  diesem  Uebelstande  leicht  abhelfen ,  wenn  man 
die  Methode  des  Hrn.  Peligot  nur  um  ein  Weniges  abändert  und 
dem  Zink  das  Kupfer  substituirt,  auf  welches  das  Silber  sich  eben- 
falls leicht  niederschlägt,  und  das,  da  es  sich  dem  unterschweflig- 
saoren  Natron  gegenüber  wie  das  Silber  selbst  verhält,  za  keiner 
Bildung  einer  Schwefelverbindung  Gelegenheit  bietet 

Mit  dieser  durch  die  Substitution  des  Kupfers  für  das  Zink 
gemachten  Abänderung  wollen  wir  daher  die  Methode  des  Hrn. 
Peligot  den  Photographen  anrathen. 

Bevor  wir  jedoch  an  die  Beschreibung  des  practischen  Ver- 
fahrens gehen,  wird  es  nicht  ohne  Interesse  sein,  —  und  wäre  es 
andi  nur,  um  manchen  unnützen  Untersuchungen  vorzubeugen, 
—  wenn  wir  in  einigen  Worten  die  zahlreichen  Versuche  darlegen, 
die  wir  gemacht  haben ,  um  das  Silber  aus  den  unterschwefligsauren 
Auflösungen  auszuscheiden. 

Ehe  wir  das  Kupfer  zur  Niederschlagung  annahmen ,  versuchten 
wir  es  mit  mehreren  anderen  Metallen:  Eisen,  Zinn  u.  s.  w.;  ebenso 
mit  verschiedenen  Metallpaaren.  In  allen  oder  doch  fast  in  allen 
Fällen  sahen  wir  das  Silber  sich  niederschlagen ,  aber  es  blieb  immer 
in  mehr  oder  weniger  starken  Verhältnissen  mit  schwefelhaltigen 
Verbindungen  vermischt 

£in  schwacher  electrischer  Strom  zersetzt  leicht  die  silberhal- 
tigen unterschwefligsauren  Auflösungen ,  aber  der  Niederschlag,  den 
man  auf  diese  Weise  gewinnt ,  besteht  aus  Schwefelsilber  und  nicht 
aas  metallischem  Silber. 

Das  von  Hm.  Martin  zur  Versilberung  des  Glases  angewandte 
Verfahren  ist  ebenfalls  von  uns  geprüft  worden.  Behandelt  man 
die  Rückstände  mit  intervertirtem  Zucker  und  Ammoniak,  so  schlägt 
sich  das  Silber  nieder,  aber  so  langsam,  dass  die  Photographen  aus 
dieser  interessanten  Reaction  keinen  Vortheil  würden  ziehen  können. 

Fortsetzung  folgt. 


PUtograpUMliM  ArehiT.  Vr.  6S.  1.  Angint  1864.  1^ 


322 


BeMerkmgen  iber  einige  in  photograiihiseheB  Sehnfti« 

gebrauchte  Knnstimsdriiclie. 

Von  Dr.  A.  Weiske. 

Die  in  jeder  Kunst,  jedem  Gewerbe  sich  nothwendigerweise 
bildenden  technischen  Ausdrücke  sind  in  der  Eegel  unmittelbar 
verständlich,  wenn  sie  aus  der  Muttersprache  entnommen  sind.  Sie 
sind  dann  freilich  nicht  kosmopolitischer  Natur,  und  man  hat  sie 
daher  oft,  um  ihnen  das  Bürgerrecht  in  der  ganzen  civilisirten  Welt 
zu  sichern,  ähnlich  wie  in  der  Wissenschaft,  aus  der  griechischen 
oder  lateinischen  Sprache  entlehnt.  Geschieht  dies  mit  Sprach- 
und  Sachkenntniss,  so  ist  es  ganz  lobenswerth,  und  es  verdienen 
solche  Eunstausdrücke  sicher  überall  aufgenommen  zu  werden.  Gar 
oft  aber  verföhrt  man  dabei  mit  einem  solchen  Barbarismus  und  solcher 
Vergewaltigung  an  der  Sprache,  dass  denen,  welche  die  wirkliche 
etymologische  Bedeutung  des  neugebildeten,  sein  sollenden  Kunst- 
ausdruckes  kennen,  und  sich  nicht  blos  an  den  äusseren  Klang 
halten^  jedesmal  beim  Lesen  oder  Hören  desselben  der  Unwille 
rege  werden  muss. 

Die  Hauptsünder  in  dieser  Beziehung  sind  die  Franzosen,  Eng- 
IShder  und  Americaner  und  leider  beeilen  sich  auch  Deutsche,  auch 
wenn  sie  es  oft  besser  wissen,  solche  Barbarismen  in  die  deutsche 
Literatur  zu  übertragen. 

Schon  längst  habe  ich  mich  über  das  Widersinnige  einer  Anzahl 
solcher  in  photographischen  Schriften  vorkommender  technischer 
Ausdrücke  aussprechen  wollen.  Die  nächste  Veranlassung  bot  mir 
aber  ein  sonst  prächtiges,  nicht  genug  zu  lobendes  Handbuch  der 
gesammten  Photographie  von  Towler,  welches  1864  zu  New -York 
unter  dem  etwas  wunderlichen  Titel:  „The  silver  sunbeam*  er- 
schienen ist  Auf  das  Buch  selbst  werde  ich  in  weiteren  Artikeln 
noch  zurückkommen,  will  es  aber  schon  hiermit  jedem  der  eng- 
lischen Sprache  mächtigen  Photographen,  sei  er  Fachmann  oder 
Dilettant,  als  reichliche  Fundgrube  und  sich  bewälirendes  Mach- 
schlagebuch angelegentlichst  empfohlen  haben. 

Die  Ausdrücke,  über  deren  völlig  unpassende  Verwendung  ich 
hier  reden  will,  sind  die  beiden  Worte:  ;,Photogenie"  und 
„Actinismus^,  sammt  des  davon  abgeleiteten  Beiworten  „photo- 
genlsch^  und  „actinisch*'. 

Photogenie  sowohl  als  Actinismus  sjnd  aus  dem  Griechischen 
abgeleitet  und  soUen  diejenige  Wirkung  der  Lichtstrahlen  bezeichnen, 
welche  bei  der  Erzeugung  des  photographischen  Bildes  in  Frage 
kommt.    Sie  thun  aber  nichts  weniger  als  dieses. 


323 


Photogenie  heiast  wörtlich  itbersetst  Lichterzengang 
«nd  photogenisch  lieisst  lichterseugend.  Actinismus 
heisst Strahlung  und  actinisch  bedeutet  nichts  weiter  als  strah- 
lend. Was  soll  also  photogenische  Wirkung  des  Lichtes  heissen? 
£8  kann  nur  heissen  ^lichterseugende  Wirkung  des  Lichtes^,  und 
das  ist,  in  dem  Falle  wenigstens,  in  welchem  es  in  der  Photo- 
graphie gebraucht  wird,  baarer  Unsinn;  denn  welches  ist  denn 
eigentlich  die  Wirkung  des  Lichts  auf  den  photographisch  präpa- 
rirten  Oberflächen  ?  Entweder  bringt  es  eine  ehemische  Veränderung 
hervor,  wie  bei  der  Färbung  des  Chlorsilbers  auf  dem  positiven 
Papier,  wobei  das  Ghlorsilber  in  Chlor  und  Subchlorür  zerlegt  wird, 
oder  das  Licht  bringt,  wie  auf  der  Jodsilberschicht  der  negativen 
Platten  I  nur  eine  physicalische  Aenderung  des  Molecularzustandes 
hervor.  Diese  letztere  Wirkung  hat  Dr.  Vogel  sehr  passend  als 
«graphische  Wirkung^  des  Lichtes  bezeichnet  Es  wäre  daher 
eigentlich  schon  nicht  ganz  richtig,  wenn  man  alle  bei  Erzeugung 
des  photographischen  Bildes  in  Rede  kommende  Thätigkeit  des 
Lichtes  chemische  Wirkung  des  Lichtes  nennen  wollte;  doch  ginge 
dies,  wenn  man  den  Begriff  des  Chemismus  nicht  zu  eng  fasst,  noch 
an,  und  man  kann  recht  gut  alle  die  hierher  gehörigen  Wirkungen 
des  Lichtes  oder  die  {diotochemischen  Reactionen  in  der  Photo* 
Chemie  d.  i.  in  der  Lehre  von  den  chemischen  Wirkungen  des 
Lichtes  abhandeln.  Aber  die  Ausdrücke  Photogenie  und  photo- 
genisch  sind  und  bleiben,  wenn  man  sie  hier  anwendet,  baarer 
Unsinn. 

Nicht  ganz  so  schlimm,  aber  dennoch  völlig  unpassend,  sind 
die  Aasdrücke  „Actinismus"  und  „actinisch^.  Der  Actinismus,  die 
Strahlung  des  Lichtes,  bringt  eben  nicht  nur  chemische,  sondern 
auch  physiologische  und  Wärmewirkungen  hervor.  Zerlegt  man 
einen  Strahl  weissen  Sonnenlichtes  durch  ein  Prisma  in  die  ein- 
zefaien,  verschieden  brechbaren  Farben,  Roth,  Orange,  Gelb,  Grün, 
Bhin,  Violett,  so  findet  man,  dass  der  physiologische  Eindruck  auf 
das  Auge,  oder  die  Helligkeit  am  stärksten  im  Gelb  ist  und  nach 
dem  rothen  sowohl  wie  nach  dem  violetten  Ende  des  prismatischen 
Farbenapectrums  hin  abnimmt  Dagegen  ist  die  Wirkung  auf  das 
Thermometer  schon  über  das  Rothe  hinaus,  wo  man  mit  dem  Auge 
noch  nichts  wahrnimmt,  bemerkbar,  erreicht  im  Roth  das  Maximum 
und  nimmt  nach  dem  Violett  hin  ab.  Die  chemische  Wirkung  der 
Strahlen  hat  aber  bekanntlich  im  Violett  und  Blau  ihr  Maximum 
und  entreckt  sich  noch  über  das  Violett  hinaus ,  wo  man  ,mit  dem 
Auge  wenig  und  endlich  nichts  mehr  vom  Licht  wahrnehmen  kann, 
während  sie  dagegen  auf  der  anderen  Seite  des  Blau,  nämlich  im 


324 


Grün  D«r  sehr  schwach  oad  im  Gelb  und  Roth  unmeiicUch  ist 
Man  hat  also  einen  pfaysiologisdien,  einen  thermischen  nnd  efaien 
chemischen  „Actinismus'*  wenn  man  dies  Wort  üb^hanpt  braaehen 
will;  sicher  aber  ist  der  Ausdruck  „actinische  Wirkung  des  Lichtes" 
eine  nichtssagende  Tautologie,  denn  es  heisst  eben  weiter  nichts 
als  strahlende  Wirkung  des  Lichtes. 

Ein  ähnliches  Bewenden  hat  es  mit  dem  Worte  „Actinometer^, 
welches  einen  Apparat  ear  Messung  der  Litensität  der  chemiscli 
wiricenden  Lichtstrahlen  bezeichnen  soll.  £s  heisst  übersetzt  weiter 
nichts  als  ^Strahlungsmesser^,  wobei  es  unentschieden  bleibt,  ob 
man  die  thermische,  physiologische  oder  chemische  Strahlung  meint 
In  der  That  hat  man  schon  früher  mehrfach  (Pouillet  und  Herschel) 
Apparate,  welche  zur  Messung  der  Wärmestrahlung  der  Sonse 
dienen  sollen,  „Actinometer^  genannt,  so  dass  die  Priorität  auf 
dieser  Seite  ist,  und  es  würde  nur  lu  Verwechselungen  föhres, 
wenn  man  auch  die  Apparate  für  Messung  der  chemischen  Strahlung 
so  nennen  wollte.  Die  Apparate  für  Messung  der  physiologischen 
Lichtstärke  nennt  man  bekanntlich  kurzweg  „Photometer^  (Ucht- 
messer). 

Man  hat  auch  früher  (wenn  ich  nicht  irre  zuerst  W.  Draper 
im  Jahre  1843)  die  chemischen  Sonnenstrahlen  „tithonisehe**  genannt, 
und  die  chemischen  Actinometer  „Tithometer^^  von  „Tithon'*  ehiem 
Beinamen  der  Sonne  im  Griechischen.  Diese,  wenig  in  Gebranck 
gekommenen  Benennungen  sind  jedoch  ebenfalls  nicht  bezeichnend, 
denn  tltbonische  Strahlen  würde  so  viel  wie  „sonnige  Strahlen^  und 
Tithometer  „Sonnenmesser''  heissen.  —  Bleiben  wir  daher  lieber 
einfach  bei  den  „chemischen  Strahlen"  stehen. 


lieber  das  Bestreben  des  Bromsilbers,  Sebleier  n 

Yerarsacben« 

Von  C.  Russell 

Bevor  ich  die  Methode  der  Bromsilbertanninplatten  veröffent- 
lichte, hatte  ich  einige  Wochen  mit  gutem  Erfolge  danach  gearbeitet; 
als  ich  aber  später  aufs  neue  begann,  zeigte  sich  eine  Neigung 
zum  Verschleiern,  Zuweilen  war  der  Scliieier  nur  gering,  zaweüen 
aber  verdarb  er  das  Negatiy,  und  war  von  Intensittttsmangel  «id 
Unempfindlichkeit  begleitet  Die  Resultate  waren  so  wediselnd, 
dass  es  ^ohwer  fiel,  die  richtige  Ursache  des  Fehlers  zu  entdecken. 

Brom  im  Collodion  und  Salpetersäure  im  Silberbad  hielt  die 
Bilder  nicht  klar.    Auch  mit  einem  frischen  Silberbad  wurden  die 


325 


Bilder  iiklU  besser.  Nur  £and  kdi,  dass  das  CoUodiöi  etwas  |>0ff6set 
und  wasserhaltiger  war  als  früher,  auch  dass  man  das  Abi^tilen 
UiQger  IbrtsetzeB  masate,  um  Streifeu  im  Himmel  zu  Termcfideii.  Ich 
daehie,  durch  dies  Abspülen  sei  die  saure  Reaetion  entfenit  worden 
und  deshalb  Schleier  entstanden,  aber  das  Resultat  bHeb  dasselbe, 
wenn  ich  auch  etwas  Tannin  in  der  Schiebt  Hess. 

Essigsäure,  Ameisensäure  und  Oitronensäure  wurden  erfolglos 
in  der  Tannintösung  versucht  Ein  letztes  Abspülen  mit  Wasser, 
welches  einen  Tropfen  Schwefelsäure  auf  vier  Unzen  enduelt,  Ter- 
minderte  die  Empfindlichkeit  bedeutend  und  sdden  den  Schleier 
noeh  zu  vermehren.  Das  Resultat  dieses  Versuchs  war  so  wenig 
rersprechend,  dass  ich  es  seitdem  nicht  wiederholt  habe.  Durch 
Abspülen  der  Schicht,  nach  Entfernung  der  Silberlösung,  mit  sai- 
peterBäurehaltigem  Wasser  und  nachherigem  Abwaschen,  blieben 
die  Bilder  klar,  aber  die  Empfindlichkeit  litt  sehr.  Wenn  die  letzten 
Spuren  von  Säure  durch  schwache  Ammoniaklösung  weggenommen 
wurden,  kam  wieder  ein  geringer  Schleier  zum  Vorschein,  ohne 
dass  die  Empfindlichkeit  wieder  grösser  wurde.  Auch  wurde  vor 
dem  Aufgiessen  des  Tannins  die  Schicht  mit  verdünnter  Brom- 
wasserstoffsäure und  mit  alkoholischer  ßromlösung  Übergossen  und 
dann  abgespült,  aber  ohne  Erfolg. 

Da  die  kohlensauren  Salze  und  andere  Vernnreinigungen  des 
Wassers  vielleicht  eine  schädfiche  Wirkung  ausübten,  wurde 
durchweg  nur  destlllirtes  Wasser  angewandt  und  die  letzten  Spuren 
des  Silbemitrats  durch  Bromkaliumlösung  fortgenommen,  jedoch 
erfolgloe.  Verschiedene  Bromsalze  wurden  im  Collodion  versucht, 
aber  keine  gab  ein  so  klares  Bild  wie  Bromcadmium. 

Der  Entwickler  war  nicht  Schuld  an  diese  Erscheinung,  denn 
auch  mit  sauren  Hervorrufungsgüssigkeiten  kam  der  Schleier. 

Nun  wurden  verschiedene  Verhältnisse  von  Pyrozylin  und 
Bromsalz  versucht;  die  Resultate  waren  sehr  verschiedener  Art. 
Das  Silberbad  wurde  stärker  und  schwächer  gemacht,  die  Platten 
lange  und  kurze  Zeit  darin  gelassen,  und  so  fand  sich  denn,  dass 
ein  Silberbad  von  1 :  12  mit  diesem  Collodion  ein  besseres  Resultat 
gab  als  ein  Bad  von  1:8,  und  dass  das  Bild  um  so  klarer  #urde, 
je  kürzer  man  die  Platte  im  Silberbad  Hess.  Langes  Auswaschen 
Temraachte  auch  Schleier.  Daraus  wäre  zu  schliessen,  dass  noch 
eine  Spur  anzeisetztes  Bromsalz  mit  dem  Bromsilber  verbunden 
•ein  müsse  um  eine  theilweise  Reduction  durch  den  Entwickler  zu 
▼erhfiten.  Dies  erklärt  auch,  weshalb  bei  starkem  Silberbad, 
langem  Eintauchen  und  Waschen  das  Bild  um  so  klarer  wurde,  je 
naebr  Pyrozjiin    das  CSoUodion  enthielt;  während  bei  schwachem 


326 


Bade,  kuraem  Eintauchen  und  wenigem  Abspülen  weniger  Pyroxylin 
grössere  Empfindlichkeit  und  Intensität  gab. 

Die  Bromsalee  erfordern  wie  bekannt  tiel  mehr  Zeit  zu  ihrer 
Umwandlung  als  die  Jodsalze.  Es  scheint  dies  daher  zu  kommeU) 
dass  das  Broinsalz  gleichmässig  im  CoUodion  rertheilt  bleibt,  wXhrend 
das  Jodsalz  an  die  Oberfläche  des  Collodions  tritt,  um  sich  mit 
dem  Silber  zu  verbinden;  man  kann  daher  letzeres  oft  ganz  ron 
der  CoUodionschlcht  abwischen.  Je  mehr  Pyrozjlin  das  Coliodion 
enthält,  um  so  weniger  durchdringbar  ist  die  Schicht  und  eine  um 
so  längere  Eintauchung  in  das  Silberbad  ist  erforderlich. 

Um  die  Sache  genauer  festzustellen,  wurden  eine  Anzahl 
Platten  länger  als  gewöhnlich  im  Silberbad  gelassen,  gewaschen 
und  stundenlang  in  Wasser  gelegt,  um  jede  Spur  yon  unzersetztem 
Bromcadmtum  auszuziehen;  dann  mit  Tannin  überzogen  und  nochmals 
abgespült  Die  erste  Platte  wurde  sogleich  zum  Trocknen  bei 
Seite  gesetzt.  Die  zweite  wurde  mit  einer  Auflösung  von  ^/iqq 
Gran  Bromcadmium  in  einer  Unze  dest.  Wasser  (also  1 :  48,000) 
Übergossen;  (Ur  die  nächsten  Platten  wurde  immer  je  Vioo  O'T^ 
mehr  genommen.  Nach  der  Belichtung  und  Entwicidung  war  die 
erste  Platte  ganz  verschleiert;  die  zweite  war  etwas  besser.  Die 
sechste  Platte,  mit  ^/^qo  Gtran  Bromcadmium  (d.  h.  1  Gran  auf 
20  Unzen  Wasser)  gab  schon  ein  ganz  Idares  Bild,  ohne  dass  sie 
unempfindlicher  gewesen  wäre.  Bei  der  letzten  mit  ^/loo  Crnn 
behandelten  Platte  war  eine  Abnahme  der  Intensität  bemerkbar, 
obgleich  dazu  ein  stärkerer  Entwickler  angewandt  wurde. 

Es  bleibt  nur  noch  zu  untersuchen,  ob  man  besser  etwas 
unzersetztes  Bromsalz  in  der  Schicht  lässt,  oder  es  vollständig  ent- 
fernt und  nachher  wieder  etwas  zusetzt ;  wenn  die  letztere  Methode 
sonst  keinen  Uebelstand  besitzt  schemt  sie  die  sicherere  zu  sein. 
Die  aniänglich  angewandten  Bromcollodien  waren  alle  so  dick  und 
undurchdringlich,  dass  ein  starkes  Silberbad  und  langes  Eintaaehen 
erforderlich  war;  wenn  aber  das  Bromsalz  nicht  genügend  zersetzt 
war,  Hess  es  sich  durch  langes  Abspülen  nicht  entfernen;  es  ent- 
stand dadurch  Unempfindlichkeit  Es  leitete  mich  dies  zu  der 
irrigen  Ansicht,  dass  alles  Bromsalz  zersetzt  werden  müsse. 

Ein  vor  langer  Zeit  gemachtes  Experiment  bestätigt  den  Schloss 
zu  dem  wir  oben  gekommen.  Reines  Jodsilber  und  Bronudlber, 
und  eine  Mischung  beider  wurden  auf  Glas  gebracht,  getrocknet 
und  zum  Theil  mit  schwarzem  Papier  bedeckt  Nach  sehr  kurzer 
Belichtung  wurde  das  Jodsilber  durch  den  alkalischen  EntwicUer 
gar  nicht  verändert;  das  Bromsilber  und  die  Mischung  aber  dan^ 
kdten  schon  im  licht  und  mehr  noch  unter  dem  EniwiiUer.  Dies 


327 


zeigt,  dass  das  Bromsilber   nicht  allein  empfindlicher  ist  als  Jod- 
silber, sondern  auch  leichter  Schleier  yerursacht. 

Die  gänzliche  Zersetzung  oder  Entfernung  des  löslichen  Brom- 
saizes  aus  dem  bromjodirten  Collodion  yerursacht  zuweilen  Schleier; 
aber  dies  kommt  nicht  häufig  vor,  denn  die  Platten  bleiben  seiten 
so  lange  im  Silberbad,  dass  alles  Bromsalz  zersetzt  wird,  und  wahr- 
scheinlich ist  die  dem  Glase  zunächst  liegende  Seite  der  Schicht 
weniger  leicht  yom  Bade  durchdringbar.  Indessen  kann  nicht 
leicht  eine  schädliche  Menge  unzersetzten  Bromsalzes  in  dem 
porösen  Theil  der  Schicht  bleiben;  höchstens  wenn  man  kurz  ge- 
silbert  und  unvollständig  gewaschen  hat 


Kiene  Lieher  ni  der  Cellodiottseliiekt  im  Sennera 

Von  6.  WhartoD  -  Simpson.*^ 

Eine  der  belästigendsten  Quellen  der  Stösung  für  den  Photo- 
graphen, yon  welcher  selbst  der  geschickteste  Arbeiter  nicht  ganz 
frei  ist,  ist  die  Gegenwart  kleiner  Löcher  in  seinem  Negativ.  Auch 
weiss  jeder  Photograph,  dass  diese  Belästigung  im  Sommer  vor- 
wiegender ist  als  zu  andern  Zeiten.  Jede  sichtbare  Quelle  dieses 
Fehlers  ist  beseitigt  worden :  der  Staub  ist  am  Abend  vorher ,  oder 
mit  einem  Schwamm  oder  feuchten  Tuch  am  Morgen  sorgfaltig  ent- 
fernt worden,  um  sich  zu  versichern,  dass  keine  herumfliegenden 
Theilchen  in  der  Camera  oder  im  Arbeitsraum  sein  werden;  das 
Collodion  lässt  man  sich  setzen  und  giesst  es  sorgfältig  ab;  das 
Silberbad  und  der  Entwickler  werden  mit  gewissenhafter  Sorgfalt 
filtrirt  und  sind  augenscheinlich  klar  und  in  gutem  Zustande;  die 
Platten  sind  vollkommen  rein  und  alle  Spuren  von  Staub  werden 
unmittelbar  vor  der  Ueberziehung  einer  Platte  mit  einem  breiten 
Kameelhaar- Pinsel  entfernt.  Sind  alle  diese  Yorsichtsmassregeln 
ergriffen,  so  nimmt  das  Tagewerk  einen  guten  Anfang,  gute,  yoU- 
kommen  reine  und  fehlerfreie  Negativs  werden  erlangt.  Wie  aber 
der  Tag  vorrückt  und  heisser  wird  und  die  Thätigkeit  des  Photo- 
graphen steigt,  wie  die  Arbeiten  rascher  vor  sich  gehen,  so  fangen 
die  Negativs  an,  Spuren  von  kleinen  Löchern,  wie  Nadelstichen  zu 
zeigen,  welche  mit  Schnelligkeit  immer  schlimmer  werden,  bis  jedes 
Negativ  durch  diese  hässlichen  Flecken  verdorben  wird.  Ifi  Ver- 
zweiflung entschliesst  sich  der  Photograph,  die  Arbeiten  fünf  bis 
sehe  Minuten  einzustellen,  um  das  Silberbad  noch  einmal  zufiltriren. 
Das  hilft  für  eine  oder  zwei  Platten;   dann  aber  stehen  die  Dhige 


*)    The  Photographic  Newi.    Toi.  Ym.    Nr.  301. 


i\ 


80  schlecht  wie  möglich.  Ist  der  Photograph  klag,  so  hat  er  ein 
anderes  Silberbad  vorräthig;  dieses  wird  sofort  in  Gebranch  ge- 
nommen, nnd  nan  gewinnt  die  Sache  ein  Tiel  besseres  Aussehen; 
aber  ehe  der  Tag  YorQber  ist,  wird  dies  Bad ,  wenn  er  zu  viel  zu 
thün  hat,  so  schlecht  wie  das  erste,  und  mit  dringenden  Geschäften, 
einer  heissen  Atmosphäre  und  einer  in  Verwirrung  bringenden 
Schwierigkeit  geplagt,  leiden  des  Fhotographen  Gesundheit,  Geist 
und  Bilder  zugleich. 

Wahrscheinlich  am  nächsten  Morgen  sehr  früh,  ehe  das  Ge- 
schäft des  Tages  beginnt,  wird  das  Aergemiss  erregende  Silberbad 
behufs  seiner  Verbesserung  wieder  mit  einem  Bilde  yersueht,  und 
der  in  Verlegenheit  versetzte  Fhotograph  ist  bestürzt,  dass  er  es 
vollkommen  wirksam  findet.  Kein  Fleck-  oder  Löchelchen  zeigt 
sich.  Er  ist^  überzeugt,  dass  ungeachtet  seiner  Vorsichtsmassrcgeln 
anderswo  etwas  nicht  in  Ordnung  gewesen  war;  die  Camera  war 
staubig  gewesen,  das  CoUodion  trübe,  oder  der  Entwickler  fehlerhaft 
Es  ist  klar,  dass  das  Silberbad  sich  in  gutem  Zustande  befindet, 
und  er  geht  hoffnungsvoll  an  seine  Arbeit;  dennoch  findet  er  nur 
eine  sich  noch  verdriesslicher  gestaltende  Wiederholung  der  Miss- 
geschicke des  vorhergehenden  Tages,  und  in  vollständiger  Ver- 
legenheit fühlt  er  sich  versucht,  seine  Zuflucht  zu  dem  Gedanken 
zu  nehmen,  dass  es  das  Werk  irgend  eines  jener  tückischen  Kobolde 
sei,  an  die  man  in  einer  weniger  aufgeklärten  und  mehr  phan- 
tastischen Zeit  steif  und  fest  als  die  gewöhnlichen  Urheber  schalk- 
hafter Streiche  glaubte. 

Wir  erinnern  uns,  dass  vor  etwa  zwölf  Jahren,  als  das  CoUo- 
dionverfahren  noch  etwas  verhältnissmässig  Neues  war,  ein  junger 
Photograph  in  grosser  Verlegenheit  zu  uns  kam.  Er  brachte  uns 
ein  Negativ,  das  mit  so  viel  kleinen  Löchern  besät  war,  wie  wir 
nie  wieder  gesehen  haben.  Den  Tag  vorher  hatte  er  gute  Resultate 
gewonnen;  Alles  befand  sich  in  derselben  Beschaffenheit,  mit  Aus- 
nahme eines  unbedeutenden  Zusatzes,  den  er  auf  Anrathen  eines 
Freundes  zu  seinem  Salpetersäuren  Bade,  gemacht  hatte;  dieser 
Zusatz  bestand  in  einem  Stück  Jodkalium.  In  der  ersten  Zeit  des 
Collodionverfahrens  war  es  nicht  üblich,  das  salpetersaure  Bad  zu 
jodiren ;  sein  Verlangen  nach  Jod  ward  befriedigt  durch  die  geringen 
Theile,  die  es  aus  den  wenigen  zuerst  eingetauchten  Flatten  sog. 
Der  Gebrauch,  das  Silberbad  zu  jodiren,  ward,  wenn  wir  uns  recht 
erinnern,  zuerst  durch  Hm  J.  R.  Williams  eingeführt,  und  unser 
junger  Freund  hatte  oberflächliche  Anweisungen  zu  dem  Verfahren 
erhalten,  die  er  sofort  in  Anwendung  gebracht  hatte,  indem  er  ein 
Stück  Jodkalium  etwa  von  der  Grösse  einer  Erbse  in  sein  Silberbad 


S29 


)^e  und  es  darin  Kess.  Ate  wir  die  Auflösung  prüften,  fanden 
wir  sie  ganx  trübe  und  mit  unendlich  kleinen  Partikeln  Jodsilber 
tDgefiillt  Das  war  die  Ursache  der  sehr  augenfälligen  kleinen 
Löcher,  und  wir  empfingen,  was  diese  Ursache  als  Ursprung  kleiner 
Löcher  in  der  CoUodionschicht  betrifft,  einen  lebhafteren  Eindruck, 
als  Yielleieht  irgend  ein  weniger  bösartiger  Fall  auf  uns  hätte 
machen  können. 

Manche  Photographen  werden  sofort  ausrufen:  „Wir  sind  ganz 
▼ertraut  mit  den  kleinen  Löchern,  die  von  einem  überjodirten  Sii- 
berbade  in  der  CoUodionschicht  entstehen,  und  wir  wissen,  ?rie  sie 
la  entfernen  sind,  aber  in  Verlegenheit  sind  wir  mit  denjenigen, 
welche  in  der  Mitte  oder  gegen  das  Ende  des  Tages  zum  Vorschein 
kommen,  die  nicht  da  waren,  als  wir  zu  arbeiten  anfingen,  und 
nicht  da  sind,  wenn  wir  nächsten  Morgen  beginnen.  War  das 
Silberbad  die  letzte  Nacht  überjodirt,  so  wird  es  auch  diesen 
Morgen  überjodirt  sein,  und  entstanden  die  kleinen  Löcher  gestern 
aus  dieser  Ursache,  warum  sind  sie  diesen  Morgen  nicht  vorhanden  ? 
Gleiche  Ursachen  müssen  gleiche  Resultate  hervorbringen/  Wir 
machen  solche  Leser  besonders  aufmerksam  auf  die  interessante 
Mittheilung  des  Hrn.  Dr.  Vogel  (s.  photogr.  Archiv  Nr.  59),  aus 
welcher  hervorgeht,  dass  das  Verhalten  des  Jodsilbers  im  salpeter- 
*8auren  Silberbade  sehr  eigenthümlich  und,  wenn  nicht  wohlver- 
standen, etwas  trügerisch  ist  Eine  mit  Jodid  gesättigte  und  filtrirte 
Silberlösung,  die  heU  und  klar  aussieht,  wird  natürlich,  wenn  sie 
in  jeder  andern  Hinsicht  eine  gut  wirkende  Beschaffenheit  besitzt, 
für  völlig  genügend  gehallen.  Eine  Platte  wird  probirt  und  sie 
wird  für  ganz  gut  befunden,  und  kommen,  wenn  ein  Dutzend  Platten 
probirt  worden  sind,  kleine  Löcher  zum  Vorschein,  so  wird  der 
Photograph  sie  nicht  sofort  dem  Jodsilber  zuschreiben.  Aber  es 
ist  zu  bemerken,  dass,  besonders  wenn  das  Silberbad  mit  Jodsilber 
gesättigt  ist,  die  Entziehung  eines  Gran  Silbers  oder  der  Zusatz 
eines  Tropfen  Wassers  das  Gleichgewicht  zerstören  wird,  da  die 
schwächere  Lösung  weniger  Jodid  auflöst  als  die  starke  Lösung. 
Manche  Photographen  haben  vielleicht  bemerkt,  dass,  nachdem  nuin 
eine  Auflösung  in  eine  Flasche  filtrirt  und  sie  für  klar  befunden 
hat,  dieselbe  beim  Eingiessen  in  eine  neu  ausgewaschene  Cüvette 
etwas  trübe  geworden  ist,  da  die  an  der  Seite  des  Gefässes  hän- 
genden Wassertropfen  das  Bad  hinlänglich  verdünnen,  um  dies 
Resultat  zu  erzeugen.  Unter  solchen  Umständen  bringt  jede  Platte, 
die  beim  Empfindlichwerden  das  Silberbad  ein  wenig  schwächt, 
einen  ähnlichen  Zustand  hervor  und  eine  geringe  Trübung  tritt 
bald  ein.    Nach  Dr.  Vogel's  Versuchen  wirkt  eine  Zunahme  der 


330 


Temperatur  in  ähnlicher  Weise.  Es  ist  wohlbekannt,  dass  ver- 
schiedene Sabstanzen  in  warmem  Wasser  weniger  löslich  sind,  als 
in  kaltem  y  und  darunter  gehört  das  Jodsilber.  Es  wird  also  ieieht 
begreiflich  sein,  wie  bei  einer  Temperaturzunahme  in  der  Mitte 
eines  heissen  Sommertages,  bei  einem  Silberbade,  welches  durch 
das  Empfindlichwerden  jeder  Platte  allmäiig  abgeschwächt  wird, 
ein  trüber  Zustand  eintritt,  der  am  Morgen  nicht  vorhanden  war.*} 
Ueberdies  muss  man  bedenken,  dass  das  Eintauchen  einer  Anzahl 
Platten  in  rascher  Aufeinanderfolge  dieses  Resultat  leichter  herbei- 
fahrt, als  das  Eintauchen  derselben  Anzahl  in  langsamen  Zwischen- 
pausen, da  im  erstem  Falle  die  allmäiig  auflösende  Kraft  der  Sal- 
petersäuren Silberlösung  nicht  Zeit  hat,  in  Wirksamkeit  zu  kommen. 
Wird  es  jedoch  eine  Nacht  hindurch  in  Ruhe  gelassen  und  der 
nothwendig  niedrigen  Temperatur  ausgesetzt,  so  wird  das  Trübung 
verursachende  Jodsilber  wieder  aufgelöst  und  das  Silberbad  wirkt 
auf  kurze  Zeit  wieder  gut. 

Dass  die  Gegenwart  von  Jodsilber  durch  die  ganze  Auflösung 
hin  kleine  Löcher  verursachen  werde,  bedarf  kaum  der  Bestätigung. 
Sie  werden  auf  die  Collodionschicht  abgesetzt  und  bisweilen  schwach 
in  die  Oberfläche  eingebettet,  weil  sie  beim  ersten  Eintauchen  an 
der  Schicht  hängen  geblieben  und  durch  die  gesetzmässige  Bildung 
von  Jodsilber  in  und  auf  der  Schicht  im  ganzen  Umfange  derselben 
fixirt  worden  sind.  In  der  ersten  Entwicklung  mit  Eisen  kommen 
sie  kaum  jemals  zum  Vorschein ;  aber  manche  der  Jodsilberpartikeb 
werden  beim  Wegwaschen  der  Eisenlösung  vertrieben,  und  wenn 
das  Negativ  im  Laufe  der  Verstärkung,  falls  man  dieses  Verfahren 
vor  der  Fixirung  einleitet,  untersucht  wird,  so  zeigen  sich  manche 
der  kleinen  Löcher  und  man  bildet  sich  ein,  die  kleinen  Löcher 
seien  während  des  Verstärkuugs  -  Verfahrens  entstanden ,  ?rie  es 
in  der  That  mit  einer  unreinen  Silberlösung  beim  Verstärken 
durch  Pyrogallussäurelösung  bisweilen  vorkommt.  Sobald  die  Fixir- 
lösung  angewandt  wird,  dann  geschieht  es  in  der  Hegel,  dass 
alle  losen  Theilchen,  so  fest  sie  auch  anfangs  eingebettet  wären, 
entfernt  werden,  und  das  Negativ  erscheint  in  seiner  ganzen  wider- 
lichen Fülle  von  kleinen  Löchern. 

Dr.  VogeFs  Versuche  lassen  sich  auf  sehr  einfache  Weise 
bestätigen.  Wir  brachten  in  ein  Reagensglas  eine  Drachme  von 
einem  alten  salpetersauren  Silberbade,  das  ganz  klar  war  and 
sauber    wirkte;   dazu   wurden    zwei   Tropfen   destilllrten   Wassers 


*)    Di8d6ri  hat   schon   lange  io   seiner  „Kunst   der  Photographie*  dsrtof 
hingewiesen,  dass  im  Sommer  die  Wärme  TrQbungen  im  Süberbade  erzeugt. 


331 


gesetzt,  welche  sofort  eine  entschiedene  Trübung  heryorbraehten. 
Etwa  10  Tropfen  des  alten  Salpetersäuren  Silberbads  mehr  machten 
die  Lösung  wieder  klar.  Die  Lösung  wurde  dann  vor  ein  Feuer 
gehalten,  bis  die  Temperatur  auf  etwa  80^  Fahr,  stieg,  wo  die 
Trübung  wieder  zum  Vorschein  kanou  Bei  der  Abkühlung  wurde 
die  Lösung  wieder  ToUkommen  klar.  Eine  reichliche  Quantität 
der  Lösung,  die  auf  ähnliche  Weise  behandelt  und  mit  der,  während 
sie  trübe  war,  eine  Platte  empfindlich  gemacht  wurde,  gab  eine 
ümnasse  kleiner  Löcher« 

Wie  aus  Dr.  YogeFs  Versuchen  hervorgeht,  gibt  es  mehrere 
Methoden,  das  Jodsilber  in  Auflösung  zu  erhalten,  die  Gegenwart 
Ton  Alkohol,  ron  Salpetersäure  und  Essigsäure,  die  alle  dem  Zweck 
entsprechen;  aber  es  ist  aus  andern  wohlbekannten  Gründen  wün- 
schenswerth,  jedes  Uebermass  dieser  Substanzen  zu  vermeiden.  Die 
beste  Methode  zur  Beseitigung  der  Uebelstände  wird  darin  bestehen, 
dass  man  sich  soviel  als  möglich  vor  dem  Gebrauch  eines  über- 
jodirten  Silberbades  hütet,  die  schneUe  Erschöpfung  eines  Silberbades 
vermindert,  und  die  Lösung  kühl  erhält.  Um  den  letztem  Zweck 
zu  erreichen,  kann  ein  Plan,  auf  welchen  unsere  Aufinerksamkeit 
neuerdings  Ton  S.  Fry  gelenkt  wurde,  mit  Vortheil  angewandt 
werden.  Er  besteht  darin,  dass  man  sich  einen  Kasten  von  Zink 
anschafft,  in  welchen  das  Glas-  oder  Porzeilangefäss  mit  dem  sal- 
petersauren Silberbade  gestellt  werden  kann,  und  inwendig  im 
Kasten  eine  schiefe  Rinne  anbringt,  so  dass  das  Bad  sich  in  ge- 
dgneter  Stellung  hineinsetzen  lässt  Im  Sonuner  kann  dieser  Zink- 
kasten mit  kaltem  Wasser  gefüllt  werden,  um  die  Temperatur 
niedrig  zu  erhalten,  während  im  Winter  heisses  Wasser  benutzt 
werden  Itann,  um  einem  so  tiefen  Sinken  der  Temperatur  vorzu- 
beugen, dass  sie  die  Empfindlichkeit  hemmt.*)  Die  Anwendung 
dnes  solchen  Bfilfsmittels,  die  Anwendung  von  zwei  oder  mehr 
Bidem,  wenn  man  stark  beschäftigt  ist,  und  um  überhaupt  jedem 
Bade  zwischen  dem  Eintauchen  der  Platten  Zwischenzeiten  der 
Buhe  zu  gestatten,  und  vor  Allem  die  Anwendung  eines  nicht  über- 
jodirten  Bades  wird,  wie  wir  glauben,  den  Fhotographen  vor  neun 
Zehnteln  der  Aergemisse  dieser  und  anderer  Art  bewahren,  auf  die 
er  während  der  heissesten  und  geschäftsvolisten  Monate  stösst. 
Kleine  Löcher,  die  vom  CoUodion,  vom  Entwidder,  vom  Glas,  von 
Staub  und  von  Verfahrungsweisen  bei  der  Arbeit  herrühren,  ent- 
springen  freilich  aus  Ursachen,   welche  andere  Vorbengungsmass- 


*)    Aach  diese  Yonobläge  sind  bereits  Ton  Disd^ri  gemaoht  wordeu.    Man 
TeTfl.  dessen  „Konst  der  Photographie^  S.  176.    (Berlin,  Grieben.) 


332 


regeln  und  andere  Beseitigungsnüttel  erfordern;  aber  es  k&mi 
wenig  Zweifel  obwalten,  dass  die  in  Frage  stehende  Ursache 
bei  Weitem  die  vorherrscbendste  ist,  und  wir  hoffen,  dass  die  hier 
gegebenen  Winke  unsere  Leser  in  den  Stand  setzen  werden,  einen 
grossen  Theil  der  Plage  zu  vermeiden,  mit  welcher  der  Eintritt 
des  Sommers  droht. 


VorseUftge  zu  einem  neuen  DrackTerfniiren« 

Von  Francis  6.  EUiot'^ 

Die  Resultate,  welche  Hr.  Swan  im  Eohledruck  erhalten  hat, 
sind  *zwar  schön  und  vollkommen,  aber  in  der  Manipulation  des 
Verfahrens  sind  Schwierigkeiten  vorhanden,  die  sich  seiner  Ein- 
führung in  den  Weg  stellen  werden;  denn  erstens  können  die 
Gelatinetafeln  nicht  im  voraus  präparirt,  also  auch  nicht  in  den 
Handel  gebracht  werden;  zweitens  muss  jedes  Bild  wenn  es  aus 
dem  Gopirrahmen  kommt,  aufgeklebt  werden;  und  drittens  müssten 
alle  alten  Negativs,  die  man  copiren  wollte,  erst  auf  Gelatine  über- 
tragen werden,  damit  die  Abdrücke  nicht  umgekehrt  konunen. 

Allerdings  sind  diese  Schwierigkeiten  nicht  unübersteigbar ;  es 
handelt  sich  nur  darum,  den  Preis  für  die  unveränderlichen  Kohle- 
copien  zu  erhöhen ,  aber  ich  fürchte ,  dass  man  ihn  mindestens  um 
fünf  bis  sechsmal  höher  stellen  muss,  als  für  Silberbilder. 

Ich  wurde  dadurch  auf  die  Betrachtung  geleitet ,  ob  es  nicht 
möglich  sei,  ein  Verfahren  aufzustellen,  welches  eben  so  haltbare 
Bilder  gübe,  wie  das  Eohleverfahren,  und  in  seiner  Anwendung  so 
einfach  wäre,  wie  das  Chlorsilberverfahreti;  man  müsste  ein  dafOr 
geeignetes  glattes  Papier  in  den  Handel  bringen  können,  welches 
nach  Belieben  empfindlich  zu  machen  wäre  und  nicht  umgekehrte 
oder  übertragene  Negativs  erforderte.  Das  neue  von  Hm.  Poitevin 
entdeckte  Verfahren  scheint  mir  hier  gleich  anwendbar  zu  sein. 
Poitevin  hat  nämlich  gefunden,  dass  Gelatine  im  Dunkeln  mit 
einer  Mischung  von  Eisenchlorid  und  Weinsteinsäure  behandelt, 
sofort  unlöslich  wird;  im  Lichte  aber  wieder  seine  Löslichkeit  er- 
langt. Ueberzieht  man  Papier  mit  Gelatine  und  schwarzem 
Farbstoff  und  behandelt  es  mit  der  erwähnten  Mischung,  so  wird 
es,  wenn  man  es  unter  einem  Negativ  belichtet,  auch  ein  Negativ 
werden.     Man  müsste    also   nach    einem  Diapositiv   drucken,  das 


*)    The  Photographie  News.    Nr.  802. 


333 


ebenfalls  vom  Glase  gelöst  und  umgekehrt  werden  müsste  (damit 
rechts  ond  lii^s  ricbtig  kommt);  dies  wäre  also  kein  Vortheil  vor 
dem  Swan*8chen  Verfahren.  Dagegen  könnte  man  auf  diese  Weise 
direct  Negativs  reproduciren.  Eine  Glasplatte  wäre  mit  Wachs* 
l$8ung  zu  überziehen,  dann  mit  Collodion  und  schliesslich  mit 
Gelatine,  die  irgend  einen  dunkeln  feinzertheilten  Stoff  in  Suspension 
enthält  Dann  würde  man  im  Dunkeln  das  saure  Eisenfwlz  auf- 
tragen, trocknen  und  unter  einem  Negativ  belichten,  in  warmem 
Wasser  entwickeln  und  das  Bild  nach  der  Wenderoth'schen  Me- 
thode (s.  S.  282)  auf  eine  Gelatinetafel  übertragen.  Wenn  fQr 
positive  Abdrücke  eine  solche  Methode  auch  zu  umständlich  wäre, 
80  ist  sie  es  nicht  für  die  Darstellung  einer  Anzahl  von  Negativs. 
Vielleicht  Hessen  sich  die  Abdrücke  auch  in  der  Camera  nehmen, 
also  zugleich  beliebig  reduciren  oder  vergrössern. 

Um  zu  unserm  positiven  Drucken  zurückzukehren.  Es  fragt 
sich  also,  wie  wir  direct  positive  Abdrücke  auf  Papier  erhalten 
können.  Mir  scheint  ganz  einfach  dadurch,  dass  wir  anstatt  mit 
schwarzem  Material  auf  weissem  Grund  zu  arbeiten,  umgekehrt 
verfahren,  und  die  Gelatine  mit  weissem  Pulver,  vielleicht  Zink* 
weiss,  gemischt  auf  schwarzes  oder  purpurgefärbtes  Glanzpapier 
auftragen.  Dies  Papier  könnte  in  grossen  Mengen  präparirt  werden. 
Man  würde  es  durch  das  Eisensalz  sensibiliren ,  trocken  unter  dem 
Negativ  belichten,  mit  heissem  Wasser  hervorrufen.  Vielleicht 
müsste  noch  das  mit  der  unbelichteten  Gelatine  verbundene  Eisen- 
salz, etwa  durch  verdünnte  Oxalsäure,  aufgelöst  werden  und  die 
Gelatine  könnte  man  durch  Eintauchen  m  Alaunwasser  gänzlich 
fixiren. 


Die  WotUytypie. 

Vor  einigen  Monaten  kamen  uns  einige  sogenannte  Wothly- 
typien  zu  Gesicht;  diese  Bilder  waren  keineswegs  schön  im  Ton 
mid  nicht  rein  in  den  Weissen;  es  ist  demnach  nicht  zu  ver- 
wanden!,  dass  wir  in  das  allgemeine  Lob  über  diese  Bilder  nicht 
einstimmten.  Kürzlich  indessen  hat  uns  Herr  Wothly  verschiedene 
Abdrücke  zugesandt,  die  von  Albumincopien  kaum  zu  unterscheiden 
sind.  Diese  Bilder  seheinen  nach  einer  anderen  Methode  her- 
gestellt zu  sein,  als  die,  welche  Hr.  Dr.  Schnauss  anal3rtisch  unter- 
encht  hat;  ihr  Cfaaracter  ist  ein  ganz  anderer,  auch  sind  sie  mit 
einem  ziemlich  dicken  farblosen  Lack  überzogen,  während  die 
früheren  nur   den  GoUodionüberzug  besitzen.     Wie  gesagt,  diese 


334 


leisten  Bilder  sind  recht  hübsch,  und  wenn  das  Verfahren  ihrer 
Herstellung  wirklich  diejenigen  Yortheile  besitzt,  die  ihm  Herr 
Wothly  zuschreibt,  so  sind  wir  überzeugt,  dass  keiner  der  Käufer 
desselben  unzufrieden  sein  ?rird.  L 


RedvcÜM  des  CUwsilbers  avf  Bassem  Wege« 

Sehr  Yortheilhaft  ist  es,  ans  den  yerschiedenen  SilberrückstSnden 
möglichst  viel  in  Form  des  Chlorsilbers  zu  erhalten.  Zu  diesem 
Zweck  sammle  der  Photograph  die  Waschwässer  der  Papiere^  alte 
Siiberbäder,  Auszüge  aus  Silberfiltem  u,  s.  w.  in  einen  besonderen 
Topf,  worin  dais  Chlorsilber  durch  Salzsäure  gefallt  wird.  Hat  sich 
eine  genügende  Menge  gesammelt,  so  giesse  man  die  Flüssigkeit 
ab,  koche  den  Rückstand,  um  ihn  compacter  zu  bekommen,  dn 
Mal  auf,  und  wasche  ihn  durch  öfteres  Auf«  und  Abgiessen  von 
frischem  Wasser  aus.  Hierauf  sammelt  man  das  Chlorsilber  auf 
einem  Filter  und  lässt  möglichst  gut  abtropfen.  Der  so  erhaltenen 
Masse ,  die  circa  32  bis  38  %  Chlorsilber  enthält ,  setzt  man  den 
vierten  Theil  ihres  Gewichts  geschmolzenes  Aetzkali  zu,  mit  dem 
dreifachen  Gewicht  Wasser,  und  etwa  */io  b»»  Vs  Theil  Glycerin. 
Nun  erhitzt  man  die  Masse  in  einer  Porzellanscfaale  und  kocht 
V4  Stunde  bis  20  Minuten,  nach  welcher  Zeit  sich  das  Chlorsilber 
reducirt  und  eine  aschgraue  Farbe  bekommen  hat  Löst  sich  eine 
kleine  Probe  nach  dem  Auswaschen  vollkommen  in  Salpetersäure, 
so  ist  die  Reduction  beendigt,  und  das  metallische  Silber  muss 
durch  wiederholtes  Auskochen  und  Decantiren  von  dem  Aetzkali 
getrennt  werden,  was  man  solange  fortsetzt,  bis  darauf  gedrücktes 
Lackmuspapier  keine  alkalische  Reaction  mehr  gibt  Hierauf  löst 
man  es  sofort  in  reiner  Salpetersäure,  und  nachdem  es  zur  Trockne 
verdampft  und  geschmolzen  ist,  kann  man  es  sogleich  zu  negativen 
Süberbädem  verwenden.  Es  ist  rathsam,  einen  solchen  Ueberschass 
von  Aetzkali  anzuwenden,  indem  die  Reduction  dadurch  sehr  be- 
fördert wird.  Mir  ist  diese  Methode  stets  als  die  beste  erschienen, 
and  habe  ich  mit  dem  so  erhaltenen  Silbemitrat  stets  die  besten 
Resultate  erzielt 

Cahla,  Juli  1864.  F.  HaaoL 


AU«  Briefe   und  Mittheilimgen   fSr  die  Bedaotion    lind   an    den   Heraiug^bM, 
Pani  B.  Lieaegang  in  Elberfeld,  zn  lichten. 


Gedrnekt  bei  Sam.  Lnoas  In  Elberfisld. 


Photographisches  Archiv. 


Band  IT.  —  üp.  «A.  —  i«.  JloffiM«  t9«4« 


f  •! 


Bis  l^sinentrMkeBYerfakrai  nack  §eiiieii  nenesteB  Ver- 

besseniigen. 

Von  Dr.  J.  SclinaiUS.') 

4.    YtnrttrkiingiflBBsigkeiteiL. 

Dieselben  können  aus  der  gewöhnlichen  essigsauren  Pyrogallas- 
mid  Silberiösang  bestehen,  doch  ist  es  im  Torliegenden  Fall,  wo 
man  die  Modificirnng  der  Beleuchtung  und  die  dayon  abhängende 
Expositionsdauer  so  wenig  in  seiner  Gewalt  hat,  Torzuziehen,  wenn 
man  ausserdem  noch  eine  frisch  bereitete  Lösung  von  Citronensfiure 
in  einem  kleinen  Flfischchen  parat  hält,  um  sie  nach  Bedarf  der 
rerstärkenden  Pyrogallussäure  zuzusetzen,  falls  das  Negativ  sehr 
rasch  und  kraftlos  erscheinen  sollte.  Auch  kann  man  das  Yer- 
stärkungssilber  mit  ein  wenig  Citronensäure  versetzen  und  den  ent- 
stehenden Niederschlag  durch  ein  paar  Tropfen  verdünnter  Siüpeter- 
saure  gerade  wieder  auflösen.  Man  bewirkt  dadurch  eine  Yer* 
sögerung  der  Verstärkung,  Idarere  Schatten  und  kräftigere  Lichter. 

5.    Andere  Arten  von  Entwioklniig. 

Der  alkalische  Entwickler  eignet  sich  vornehmlich  für  den 
Winter,  im  Sommer  kann  man  mit  demselben  Vortheil  eine  ein- 
fiKhere  Art  der  Entwicklung  mit  nachstehender  Lösung  bewirken: 

5  Gran  Pyrogallussäure, 
5  Dnzen  destill.  Wasser, 
1  Drachme  Ameisensäure, 
15  Gran  Alkohol. 
Vor  Anwendung    derselben  mnss  die  Platte  mit  dem  sub  8, 
nter  „alkaliseher  Entwickler^  genannten  verdünnten  Alkohol  (3  Theile 


^    FortMtsimg  von  Seite  297. 

16 


336 


auf  5  Theile  Wasser)  übergössen  und  dann  wieder  so  weit  abge- 
waschen werden,  dass  die  Platte  gleichmässig  feucht  erscheint, 
dann  erst  wird  die  Pyrogallussäure  aufgegossen,  nach  einiger  Zeit 
wieder  in  ein  Gefliss  gegossen,  worin  man  sie  mit  ein  paar  Tropfen 
citronsalpetersauren  Sübers  mischt  und  wieder  aufglesst. 

Auch  die  bekannte  mit  Essigsäure  versetzte  Lösung  des  schwe- 
felsauren Eisenoxydnl  -  Ammoniaks  kann  mit  Yortheil  zur  Ent- 
wicklung trockner  Platten  benutzt  werden^  besonders  wenn  man 
anstatt  der  Essigsäure  etwas  weniger  Citronensäure  nimmt  und  ein 
wenig  Alkohol  zusetzt.  Bei  allen  Eisenentwicklungen  ist  jedoch 
zu  bemerken 9  dass  sie  nicht,  wie  der  PyrogallussäureentwidLler 
vor  der  Silberlösung  auf  die  Platte  gegossen  werden  dürfen.  Die 
Platte  wird  nach  der  nöthigen  vorherigen  Anfeuchtung  (mit  blossem 
Wasser  oder  verdünntem  Alkohol,  in  letzterem  Fall  muss  derselbe 
erst  wieder  abgewaschen  werden)  einige  Secunden  in  ein  etwas 
angesäuertes  Silberbad  getaucht,  .gut  abgetropft  und  nun  mit 
der  Eisenlösung  übergössen. 

6.    Consemrnngslösiuig. 

Zwei  Loth  grosse  Rosinen  werden  in  10  Loth  destülirtem 
Wasser  gekocht,  die  Lösung  zum  Abkühlen  hingestellt  und  sodann 
erst  filtrirt 

Etwas  Essigsäure  zugetröpfelt,  macht  sie  einige  Tage  länger 
haltbar. 

7.   Gelatinelosong  zum  XTeberziehen  der  gereinigten  Glasplatten. 

Diese  ziemlich  aufhaltende  und  für  den  Process  ganz  über- 
flüssige Operation  soll  nur  das  Ablösen  des  Collodionhäutchens  von 
der  Platte  verhüten,  was  bekanntlich  bei  allen  Trockenprocessen 
leicht  passirt.  Indessen  kann  durch  Mattschleifen  der  Ränder  der 
Platten  oder  durch  Ueberziehen  der  Ränder  des  troclmen  Collodion- 
häutchens nach  vollendeter  Präparation  diesem  Uebelstand  vor- 
gebeugt werden,  der  überdies  durch  sorgfaltiges  Reinigen  der  Platte, 
gute  Beschaffenheit  des  CoUodions  und  Uebergtessen  der  Schicht 
vor  der  Entwicklung  mit  verdünntem  Alkohol  schon  sehr  vemündeit 
wird.  Die  Gelatinelösnng  wird  bereitet,  indem  man  4  Gran  CrelatiDe 
in  2  Unzen  Wasser  zuerst  aufweicht  und  dann  kocht  Nach  dem 
Erkalten  setzt  man  ein  wenig  Alkohol  (1  Drachme)  hinza  und 
filtrirt  Das  Ausbreiten  der  Gelatine  auf  der  Platte  ist  manchmal 
nicht  ohne  Schwierigkeit  und  wird  dadurch  erleichtert,  dass  man 
die  Platte  über  ein  Gefäss  mit  heissem  Wasser  hält,  am  sie  be- 
schlagen zu  lassen  und  dann  rasch  die  Gelatine  aufgieast,  inden 
man  zugleich  mit  einem  reinen  Glasstab  nachhilft    Zuweilen,  wenn 


337 


die  Platten,  besonders  an  den  Rändern,  nicht  sehr  rein  sind,  zieht 
steh  die  Gelatine  förmlich  zuröck  und  solche  Platten  müssen 
sogleich  nochmals  gereinigt  werden. 


lanipilationen. 

Das  Ueberziefaen  der  Platten  mit  JodcoUodion  und  das  Silbern 
geschieht  wie  gewöhnlich.  Nachher  werden  die  Platten,  die  Cello- 
dioDseite  nach  oben,  iu  ein  grosses,  ganz  reines  Geföss  mit  des- 
tiilirtem  Wasser  gelegt  und  öfter  bewegt.  Nach  5  Minuten  wird 
jede  einzeln  gut  abgespült  und  dreimal  hintereinander  reichlich  mit 
der  Rosinenlösung  Übergossen,  so  dass  jedesmal  eine  frische  Portion 
genommen  wird.  Man  muss  die  Conservirungslösung  recht  sorgsam 
auf  der  ganzen  Platte  herum  fliessen  lassen. 

Hierauf  wird  die  Platte  nochmals  tüchtig  abgespült  und  zum 
Trocknen  an  einen  völlig  dunklen,  trocknen  und  staubfreien  Ort 
hingestellt.     Das  künstliche  Trocknen  ist  nicht  zu  empfehlen. 

Die  Hauptgründe  des  Misslingens  bei  der  Anwendung  trockner 
Platten  nach  irgend  einer  Methode  glaube  ich  in  den  so 
bedeutend  vermehrten  Operationen,  namentlich  dem  vielen  Ab- 
waschen, ferner  in  der  Dauer  des  Aufbewahrens  bis  zur  Ent- 
wicklung suchen  zu  müssen.  Es  werden  dadurch  viele  unsichtbare 
Fehlerquellen  zusammen  summirt.  Eine  Spur  irgend  eines  rednci- 
renden  Stoffes  in  dem  Waschgefass,  Waschwasser  oder  in  der  Luft 
des  Trockenlokales  genügt  als  Ursache  zu  Verschleierungen  und 
Flecken  aller  Art.  Mau  ist  deshalb  genöthigt,  bei  den  Trocken- 
methoden meist  viele  Säuren  vorlierrschen  zu  lassen  und  dadurch 
die  Empfindlichkeit  zu  verringern.  Reagirt  doch  selbst  das  Brunnen- 
wasser meist  alkalisch  und  wenn  man  daher  nicht  vorzieht,  mit 
ganz  frisch  und  sorgfältig  destillirtem  Wasser  die  Platten  zu  waschen 
—  allerdings  die  sicherste  aber  auch  kostspieligste  Art  —  so  muss 
man  das  Brunnenwasser  mit  etwas  Essigsäure  ansäuern.  Denn  so 
nützlich  sich  die  Alkalität  in  der  ersten  Stufe  der  Entwicklung 
trockner  Platten  erweist,  um  so  schädlicher  wirkt  sie  vorher,  be- 
sonders bei  längerem  Aufbewahren  der  Platten.  Man  beobachte 
beim  Abwaschen  mit  Brunnenwasser  mindestens  die  Vorsicht,  zum 
ersten  und  letzten  Waschen  destillirtes  Wasser  zu  nehmen  und  das 
Bnmnenwasser,  wie  gesagt,    ein  wenig  mit  Essigsäure  anzusäuren. 

Die  Dauer  der  Exposition  ist  verschieden  und  richtet  sich, 
abgesehen  von  der  Beleuchtung,  auch  noch  nach  der  Art  dei;  Ent- 
wicklung, 80  dass  man  bei  alkalischer  Entwicklung  am  kürzesten 
(mit  Landschaftsstereoski^linsen  ungeilihr  20  Beconden  bei  gatem 


338 


Licht)  bei  Entwkklaog  mit  der  gewöhnlichen  esgigsaaren  Pyio* 
gallaBsäarelöBung  am  längsten  ezponiren  moss.  Eiflenentwicktaiig 
steht  in  der  Empfindlichkeit  ziemlich  nahe  der  alkalischen  Ent- 
wicklung und  die  obengenannte  mit  ameisensaurer  Pyrogallusslure 
steht  ein  wenig  tiefer. 

Alkalische  EatwiekliBg. 

Die  ezponirte  Platte  wird  mit  ammoniakalischem  Alkohol  ube^ 
gössen,  welchen  man  mehrmals  hin  und  her  und  zuletzt  in  ein 
ganz  reines  Glas  laufen  lässt,  in  welchem  man  etwa  ^4  ^^  Voloms 
des  Alkohols  von  der  verdünnten  alkoholischen  PyrogallussSure 
zusetzt,  umschüttelt  und  sogleich  wieder  auf  die  Platte  giesst.  Du 
Bild  muss ,  falls  es  richtig  exponirt  und  die  Platte  gut  bereitet  ist, 
in  wenigen  Secunden  schwach,  aber  gleichmässig  sichtbar  werdeo. 
Auch  alle  Flecken,  die  etwa  entstehen,  sieht  man  jetzt  schon.  Bd 
einem  guten  Bild  bemerkt  man  jetzt  schon  deutlich  die  Lichter 
und  Schatten.  Bei  einem  verschleierten  oder  überexponirten  Bild 
scheint  sich  die  ganze  Platte  mit  einem  röthlichen  Schleier  zu  be- 
decken, in  welchem  Fall  man  zu  der  folgenden  Verstärkung  etwu 
mehr  Citronensäure  setzen  muss;  bei  einem  zu  kurz  exponirteo 
sieht  man  noch  gar  nichts.  Man  lässt  nun  die  Flüssigkeit  ablaufen 
und  wäscht  sehr  sorgfältig  ab.  Dann  mischt  man  etwas  ge- 
wöhnliche saure  Pyrogalluslösung  mit  ein  wenig  citronensalpete^ 
saurem  Silber  und  giesst  es  auf  die  Platte.  Das  Bild  kommt  jetst 
sehr  schnell  und  kräftig  heraus  und  muss  genau  überwacht  w^den, 
dass  es  nicht  zu  kräftig  wird.  Das  Abwaschen  und  Fixiren  ge- 
schieht wie  gewöhnlich.  —  Major  Russell,  der  verdienstvolle  Er- 
finder der  Tannintrockenmethode  und  des  alkalischen  Entwicklers, 
beklagt  sich  neuerlich  über  das  plötzliche  Misslingen  seiner  alka- 
lischen Entwicklung,  ohne  eine  bestimmte  Ursache  davon  aufge- 
funden zu  haben.  Er  schlägt  Bromsalze  im  Ueberschuss  als  Mittel 
dagegen  vor.  Sutton  gibt  eine  andere  Art  alkalischer  Entwidünng 
an,  welche  nie  Schleier  oder  Flecken  geben  soll;  da  sie  auch  anf 
meine  Methode  anzuwenden  ist,   so  theile  ich  sie  im  Auszuge  mit: 

a)  10  Gran  doppeltkohlensaures  Natron  in 

1  Unze  Wasser; 

b)  10  Gran  Pyrogallussäure  in 

1  Unze  absoluten  Alkohols. 


c)    1  Unze  Wasser, 

1  Drachme  Natronlösung,  a). 
Nachdem  die  Platte  mit  Wasser  benetzt  worden,  übergiesst  man 
aie  mit  Lösung  c);  diese  giesst  man  nadi  einiger  Zeit  wieder  In 


389 


«in  Qefites  ab,  worin  man  sie  mit  30  Tropfen  Pyrolösnng  b) 
▼«raetst,  mnrfibrt  und  aofgiesst  Das  Uebrige  ist  gleich  dem 
BeBefariebenen. 

Mir  gibt  der  ameisenBaare  Entwiclder  im  Sommer  constantere 
Resultate,  als  die  alkalische  Entwicklung,  letEtere  dagegen  gab  mir 
im  vergangenen  Winter  die  prächtigsten  Bilder.  Die  ameisensanre 
PyrogaDossIore  mass  man  stets  möglichst  frisch  bereiten. 


AllgeMeiie  Stidie  Aber  lUe  pwitiTM  pkttograpUselmi 

khmgt. 

Von  Dayanne  und  Giraid.*^ 

Nach  einer  andern  Anschaaung  haben  die  Herren  ^llon  und 
CommafUe  neuerdings  vorgeschlagen,  die  photographischen  Rfick- 
stSnde  mit  Eupferchlorfir- Ammoniak  zu  beliandeln.  Dieses  Ver- 
fahren ist  dem  Prinzip  nach  gut,  aber  die  Praxis  kann  es  sich 
nicht  aneignen/  das  Eupferchlorür  ist  sehr  theuer,  überaus  un- 
beständig, und  bei  einem  mehr  oder  weniger  hohen  Orade  seiner 
Veränderung  würden  sich  die  Photographen  unfehlbar  stark  ver- 
rechnen. 

Indem  wir  uns  auf  denselben  Gesichtspunkt  stellten,  unter- 
warfen wir  die  Rückstände  der  Wirkung  des  schwefelsauren  Eisen- 
oxyd-Ammonialu.  Dieses  Verfahren  hätte  in  Folge  der  verhältniss- 
massigen  Beständigkeit  des  schwefelsauren  Eisenoxyds  vor  dem 
eben  erwähnten  entschiedene  Vortheile  dargeboten.  Behandelt  man 
die  Rückstände  mit  einer  Quantität  dieses  Salzes,  die  gleich  ist 
6r.  2,5  auf  jedes  Gramm  Silber,  das  in  ihnen  enthalten  ist,  und 
setzt  einige  Cubik-Centimeter  Ammoniak  zu,  so  bildet  sich  ein 
Niederschlag  von  metallischem  Silber  und  Eisenoxydul,  die  in 
ziemlich  gleichen  Verhältnissen  gemischt  sind.  Leider  enthält  dieser 
Niederschlag  immer  fünf  bis  sechs  Prozent  Schwefel,  welche, 
wenn  man  die  trockene  Mischung  mit  den  gewöhnlichen  Schmelz- 
mitteln, selbst  unter  Zusatz  von  Salpeter,  schmilzt,  die  Arbeit  so 
schwierig  machen,  dass  wir  es  fKr  besser  gehalten  haben,  das 
ganze  Verfahren  aufzugeben. 

Endlich  wollen  wir  noch  erwähnen,  dass  wir  auch  versucht 
haben,  das  unterschwefligsaure  Natron  der  Rückstände  dadurch  zu 
zerstören,  dass  wir  es  vermittelst  unterchlorigsaurer  Salze  oxydirten, 
es    in    schwefelsaures    Salz     verwandelten,    und    so    das    ganze 


*)    Foruetiuag  yon  Seite  891. 


340 


Silber  sich  als  Chlorsilber  niederschlagen  Hessen.  Indem  wir  naefa 
diesem  Prinzip  mit  den  Chlorverbindnngen  des  Natrons  und  Kau 
arbeiteten,  haben  wir  die  befriedigendsten  Resultate  eilangt;  indess 
rathen  wir  nicht  zu  diesem  Verfahren,  denn  es  ist  verwickelter  und 
kostspieliger,  als  das  auf  die  Anwendung  von  Kupferblechen  ge- 
gründete, zu  dessen  Beschreibung  wir  nun  übergehen  wollen. 

Ein  Kupferblech,  das  der  salpetersauren  Silberlösnng,  ans 
welcher  die  Waschwasser  bestehen,  überlassen  wird,  schlSgt  das 
Silber  aus  derselben  in  24  oder  höchstens  48  Stunden  völlig  ab 
metallischen  Schwamm  nieder.    Ein  Zinkblech  verhält  sich  ebenso. 

Ein  Kupferblech,  das  auf  dieselbe  Weise  der  unterschwcflig- 
sauren  Natronlösung,  aus  welcher  das  Fixirbad  besteht,  überlassen 
wird,  schlägt  daraus  das  Silber  in  der  Grestalt  eines  zusammen- 
hängenden Staubes,  oft  sogar  in  der  eines  förmlichen  Bleches, 
aber  mit  geringerer  Schnelligkeit  nieder.  Es  ist  mindestens  eine 
zweitägige  Berührung  nöthig;  eine  vier  Tage  lange  Berührung  ist 
noch  besser,  aber  nach  Ablauf  dieser  Zeit  kann  die  Wirkung  als 
beendigt  angesehen  werden;  eine  noch  weitere  Verlängerung  der- 
selben würde  weder  einen  Uebelstand  nach  sich  ziehen  noch  irgend 
welche  Vortheile  gewähren.  Dauert  die  Niederschlagung  in  Gegen- 
wart der  unterschwefligsauren  Natronlösung  noch  länger,  so  wird 
sie  doch  ebenso  wenig  vollständig.  Ungefähr  ^/^q  des  Silbers  bleibt 
aufgelöst,  aber  man  kann  über  diesen  Verlust  hinwegsehen;  er  ist 
wirklich  ausserordentlich  gering,  denn  die  in  dem  unterschweflig- 
sauren Fixirbade  enthaltene  Silberquantität  beläuft  sich  nur  anf 
37  %  der  Gesammtquantität,  und  der  Verlust  reducirt  sich  demnach 
auf  3,7  %  des  ganzen  Bades. 

Man  sieht  also,  dass  es  von  allen  Gesichtspunkten  aus  vor- 
theilhaft  ist,  die  vor  dem  Tonen  erhaltenen  Waschwasser  und  das 
Fijdrbad  gesondert  zu  behandeln. 

Zu  diesem  Zwecke  muss  der  Photograph  entweder  in  seinem 
Atelier  oder  ausserhalb  desselben  zwei  Steinguttöpfe  von  solcher 
Grösse  haben,  dass  der  eine  seine  Waschwasser  von  zwei  Tagen, 
der  andere  seine  Fixirbäder  und  ihr  erstes  Waschwasser  von  4 
bis  6  Tagen  fassen  kann.  In  jeden  dieser  Töpfe  wird  er  irgend 
eine  Anzahl  Roihkupferbleche  stellen;  zwei  grosse  Bleche,  die 
einander  gegenübergestellt  werden,  eignen  sich  sehr  gut  dazu.  Es 
ist  kein  Aufhängen  und  keine  Vorsichtsmassregel  nöthig ;  die  Bleche 
können  einfach  an  die  Wände  gelehnt  werden. 

Nach  Massgabe  seiner  Arbeiten  wird  er  in  den  ersten  Topf 
seine  Waschwasser  giessen  und  sie  je  nach  seinen  Bedürfnissen  24 
bis  48  Standen  darin  stehen  lassen.    In  den  zweiten  wird  er  aeine 


341 


K^diicler  und  ihr  enies  WaschwaBser  glessen   und  Sorge  tragen, 
dass  sie  wenigstens  iwei  Tage  darin  stehen  bleiben. 

In  beiden  Fällen  wird  er  auf  den  eingetanchten  Theil  der 
Bleche  das  metallische  Silber  sich  niederschlagen  sehen,  welches 
er  Yon  Zeit  sa  Zeit  mit  einer  steifen  Bürste  losmachen  wird.  Der 
Silberstanb  kann  entweder  sogleich  gesammelt,  oder  anf  dem  Boden 
des  GefiSsses  so  lange  gelassen  werden,  bis  er  sich  in  einer  jsnm 
Einschmelaen  hinlänglichen  Quantität  angehäuft  hat.  In  Jedem 
Falle  darf  das  Ab^^essen  der  Flüssigkeit  erst  einige  Augenblicke 
nach  dem  Abbürsten  der  Bleche  stattfinden,  wenn  der  Silberstanb 
Zeit  gehabt  hat,  sich  auf  dem  Boden  niedersusetsen. 

Der  Staub  wird  dann  auf  einem  Papierfilter  oder,  wenn  er  in 
beträchtlichem  Verhältnisse  yorhanden  ist,  auf  einer  Leinwand  ge- 
sammelt und  hierauf  entweder  in  der  fireien  Luft,  oder  in  einem 
Trockenkasten,  oder  einfach  auf  einem  Ofen  getrocknet 

Dann  wird  er  zum  Schmelzen  bereit  sein«  Diese  Arbeit  ist 
unter  den  yorliegenden  Yerhältniasen  leicht,  und  der  Photograph 
kann  sie  selbst  ausführen;  will  er  ihr  jedoch  Ueber  ausweichen,  so 
kann  er  den  gewonnenen  Metallstaub  mit  der  grQssten  Leichtigkeit 
an  den  Schmelzer  verkaufen.  Die  Gestalt,  in  welcher  das  Silber 
niedergeschlagen  wird,  ist  vom  Standpunkt  dieses  Geschäftes  aus 
jeder  andern  yorzuziehen,  denn  nichts  ist  leichter,  als  diesen  Silber- 
staub auf  die  Gapelle  zu  bringen  und  yor  dem  Verkauf  seinen 
Gehalt  zu  bestimmen.  Sind  die  Photographen  so  yorsichtig,  ihr 
Prodnct  auf  diese  Weise  zu  probiren  und  schliessen  den  Handel 
erst  nach  der  Probe  ab*),  so  werden  sie  jene  verdriesslichen 
Zwistigkeiten  yermeiden,  die  wir  mehr  als  einmal  zwischen  ihnen 
und  den  Schmelzern  haben  entstehen  sehen. 

Zieht  es  aber  der  Photograph  yor,  die  Schmelzung  selbst  zu 
bewirken,  so  wird  er  folgenden  Weg  einschlagen:  in  einen  Schmelz- 
ofen wird  er  einen  Schmelztiegel  yon  guter  Qualität  stellen,  wird 
ihn  zur  lebhaften  Rothglühhitze  bringen,  und  dann,  wenn  diese 
Temperatur  erreicht  ist,  folgende  Mischung  hineinwerfen: 

Ausgewaschenen  und  getrockneten  Metallstaub  .  100  Gramm, 

Pulyerisirten  geschmolzenen  Borax 50       „ 

Pnlyerisirten  geschmolzenen  Salpeter    ....    25       j. 

Der  Zweck  des  Salpeters  ist,  den  grösseren  Theil  des  während 
des  Abbürstens  der  Bleche  mechanisch  mit  fortgenommenen  Kupfers 
m  oxydiren.    Wenn  im  Schmelztiegel,  der  so  hoch  sein  muss,  dass 


*)    Biiia  8flb«rprob6  kostet  Fr.  0,75. 
PketograpUieliM  ArehlT.  Vr.  M.  16.  Angnit  18«4.  i^ 


342 


6T  das  Volmnen  dor  Müiehimg,  die  man  hineinbriiigt,  wenigiteiiB 
dreimal  fassen  kann,  jede  Aufirallang  aufgehört  hat,  läset  man 
20  Minuten  lang  eine  starke  Flamme  schlagen,  lasst  abkühlen,  und 
zerschlägt  dann  den  Sehmelztiegel,  nm  das  Metallkom  heraosso- 
nehmen.  Letzteres  wird  noch  etwas  Kupfer  enthalten,  aber  das 
wird  auch  die  einzige  Unreinigkeit  sein,  mit  der  es  behaftet  sein 
kann.  Der  Photograph  wird  also  auf  keine  Schwierigkeit  stossen, 
er  mag  es  unmittelbar  in  salpetersaures  Silber  verwandeln,  oder 
nach  Prüfung  im  Handel  verkaufen. 

Behandlung  der  festen  Rückstände.  —  Jetzt  bleibt 
uns  nur  noch  übrig,  von  den  festen  Rückständen  zu  sprechen.  Alle 
Papiere  des  Laboratoriums  müssen  gesammelt,  in  einem  wohl- 
geeigneten Ofen  verbrannt,  und  die  Aschen  auf  einem  Haufen  bei- 
sammen gelassen  werden,  um  die  Verbrennung  der  organisdiCT 
Stoffe  vollständig  zu  machen. 

Manche  Schriftsteller  haben  angerathen,  man  solle  jene  Aschen 
mit  Salpetersäure  behandeln,  in  der  Hoffnung,  es  werde  sich  auf 
diese  Weise  alles  darin  enthaltene  Silber  auflösen.  Dieses  Ver- 
fahren ist  schlecht,  und  man  muss  sich  dabei  wohl  vorsehen,  denn 
unter  den  Mineralsalzen,  welche  jene  Papiere  bei  der  Einäscherung 
zurücklassen,  befinden  sich  Chlor-  und  Schwefelverbindungen,  welche 
einen  Theil  des  Silbers  in  Chlorsilber  und  Schwefelsilber  verwandeb, 
das  sich  dufch  den  Kohlenstoff  nicht  reduciren  lässt.  Wir  haben 
dies  durch  ein  unmittelbares  Experiment  nachgewiesen.  50  Gramm 
Aschen,  die  mit  Salpetersäure  behandelt,  ausgewaschen,  getrocknet, 
und  dann  unter  angemessenen  Umständen  geschmolzen  wurden, 
haben  uns  ein  Korn  geliefert,  das  nur  noch  10  Gramm  Silber  wog. 

Die  Aschen  müssen  also  auf  trocknem  Wege  behandelt  werden. 
Die  Operation  findet  in  einem  Schmelztiegel  in  der  oben  darge- 
legten Weise  statt,  nur  die  Substanzen,  welche  man  ihnen  bei- 
mischen muss,  sind  verschieden;  im  vorliegenden  Falle  gibt  es 
keine  Oxydation  mehr  herbeizuführen,  sondern  man  muss  den  Kalk, 
den  die  Aschen  in  grossiBr  Quantität  enthalten,  in  ein  schmelzbares 
Glas  verwandeln. 

Man  wird  also  folgende  Mischung  machen: 

Aschen 100  Gramm, 

Trocknes  kohlensaures  Natron     .     50        „ 
Quarzsand  . 25        „ 

Auf  diese  Weise  gemischt,  werden  die  Stoffe  leicht  sclmielzen, 
das  Chlorsilber  selbst  wird  reducirt  werden,  und  man  wird  ein 
Metallkom  gewinnen,  dessen  Gewicht,  je  nach  der  Beschaffenheit 


r 


343 


te  Paiptorey   di«  man  der  Verforennung  unterwirft  ^  nrlsehea  80 
\At  60%  des  Q«wicht8  der  Aschen  betragen  hmnn. 

Kurz,  wenn  der  Photograph  die  so  eben  Ton  uns  angegebene 
Metbede  befolgt  and  sie  mit  ßorgfalt  anwendet,  so  wird  er  stets 
m  reinen  Btici«tänden  90  %  des  Terbrancbten  Silbers  wiederfinden 
mlisaen*  Die  einiigen  Yerlnate  oder  Ausgaben,  die  er  xu  tragen 
hat,  werden  sein: 

Ungef&hr  3,1%,   die  auf  dem   Bilde  bleiben; 
2,3  % ,  die  beim  Abtropfen  verloren  gehen ; 
ungefiüur    3,7  % ,    weiche    die  Kupferbleclie    den    unler- 
oehwefligsanren  Auflösungen  nicht  vollständig  haben  entdehen  iLÖnnen. 

Man  wird  sieh  olme  Zweifel  wundem,  dass  man  uns  im  Laufe 
dieser  Arbeit  nicht  von  den  Goldrflclcständen  sprechen  h5rt;  wenn 
man  aber  auf  den.Absclmitt  zurückgehen  will,  den  wir  dem  Tonen 
gewidmet  haben,  so  wird  man  finden,  dass,  wenn  wir  mit  dem 
Goldbade  ununterbrochen  «rbeiten,  wie  wir  es  vorgeschlagen  haben, 
ffir  uns  keine  Ooldrücicstände  mehr  vorhanden  sind.  Sollte  indess 
der  Pfaotograph,  an  den  alten  Tonungsverfahren  festhaltend,  glauben, 
dasa  er  jeden  Tag  die  so  beträchtliche  Quantität  Gold,  die  sein 
unwirksam  gewordenes  Bad  noch  enthält,  und  die  ihm  doch  noch 
Dienste  leisten  kann,  unter  die  RüclEstände  werfen  müsse,  so  würde 
er  sich  mit  diesen  nur  au  beschäftigen  brauchen.  Was  wir  vom 
Silber  gesagt  haben,  lässt  steh  auch  au£s  Gold  anwenden.  Die 
Kupfer*  oder  Zinkbleche  schlagen  das  Gold  ebenso  gut  nieder  wie 
das  Silber,  und  das  eine  wie  das  andere  wird  sich  entweder  in 
dem  niedergetehlagenen  Staube,  oder  in  dem  Metallkom  wieder» 
finden. 

Am  Schlüsse  dieser  langen  Untersuchung  über  die  positiven 
Abzüge  angelangt,  können  wir  nicht  umhin,  unsere  Augen  rückwärts 
zu  wenden  und  vom  Ausgangspunkte  aus  einen  Blick  auf  das 
Ganze  der  in  ihr  enthaltenen  Thatsachen  zu  werfen.  Als  wir  am 
19.  Februar  1858  die  ersten  ZeUen  dieser  Untersuchung  veröffent- 
lichten, die  wir  schon  seit  drei  Jahren  in  Angriff  genommen  hatten, 
schrieben  wir:  ^Die  photographischen  Erscheinungen,  die  bis  jetzt 
noch  unerklärt  sind,  müssen  in  die  Reihe  der  gewöhnlichen  che- 
mischen Reactionen  eintreten.^  Heut  können  wir  es  ohne  Scheu 
behaupten,  alle  unsere  Erwartungen  haben  sich  erfQUt 

Die  Zersetzung  des  Chlorsilbers  unter  dem  Einfluss  des  Lichtes^ 
die  Beschaffenheit  der  Substanzen,  welche  das  Bild  färben,  die 
Rolle,  welche  bei  der  Hervorbringung  jener  Färbung  das  freie 
salpetersaure  Silber,  die  Goldsalze  und  besonders  jene  organischen 
Stoffe    spielen,   die    der   Photograph  zum  Leimen    sehier  Papiere 


344 


anwendet,  die  Wirkangi  welche  durch  die  yerseUedenen  FiiirUder 
und  namentlich  durch  das  unterschwefligaanre  Natron  hervorgebiaeht 
wird,  die  Grenzen  ihrer  Wirksamkeit,  die  so  merkwürdige  und  so 
interessante  Thatsache  des  Tonens  erklären  sich  got  durdi  das 
einfache  Spiel  der  chemischen  Kräfte  und  sind  nur  ähnliche  £r* 
scheinungen,  wie  diejenigen,  welche  der  Chemiker  jeden  Tag  in 
seinem  Laboratorium  Tolizieht. 

Aber  nicht  blos  die  Theorie  hat  aus  diesen  Untersuchungen 
Nutzen  gezogen,  die  Praxis  hat  ebenfalls  dabei  gewonnen.  Die 
Untersuchung  des  Einflusses,  welchen  die  verschiedenartigen  Papiere 
und  ihre  Ueberzüge  auf  die  Schönheit  des  Bildes  ausüben,  die 
Nachweisung  jener  Thatsache,  dass  die  verschiedenen  Chlorrerbitt'» 
düngen,  die  zum  Salzen  angerathen  worden  sind,  alle  anf  gleidie 
Weise  wirken,  die  Bestimmung  der  Wirkungen,  welche  durch  den 
Zustand  der  Goncentration ,  der  Säure  oder  der  Neutralität  des 
Sensibilisationsbades  herbeigeführt  werden,  die  Nachweisung  der 
zerstörenden  Wirkung  der  alten  unterschwefligsauren  Bäder,  äit 
Feststellung  der  practischen  Bedingungen  des  Fixirens  und  des 
Tonens,  und  vor  Allem  die  Auffindung  von  Yerfahrungsweisen, 
welche  mit  Sicherheit  photographische  Bilder  von  yollkommener 
Dauerhaftigkeit  gewinnen  lassen,  werden  als  die  Hauptergebnisse 
der  mühsamen  Untersuchung  dastehen,  welche  wir  die  letstver* 
flossenen  10  Jahre  hindurch  verfolgt  haben» 


Eile  Iddüeatira  des  KtUe-Yerfakmis« 

Von  6.  WkartoD-SimpsoiL'^ 

Ein  Aufsatz  von  Cooper  in  unserer  letzten  Nummer  bezog  sich 
auf  eine  Modification  des  Kohle-Verfahrens,  welche  viel  Anziehendes 
besitzt,  und  da  sie  wahrscheinlich  Bedeutung  erlangen  wird,  so 
können  einige  Winke  über  die  beste  Art  und  Weise,  in  dieser 
Richtung  die  Versuche  noch  weiter  fortzusetzen,  wohl  von  Nutzen 
sein.  Ich  nehme  hier  im  Vorbeigehen  Gelegenheit,  eines  Gedankens 
zu  erwähnen,  den  diese  Modification  an  die  Hand  gegeben  hat;  er 
betrifit  das  Geschenk,  welches  Swan  mit  seinem  Verfahren  den  Photo- 
graphen gemacht  hat,  und  das  Manche  gedankenlos  unterschätzt  haben. 
Man  hat  behauptet,  dass  fast  alle  Grundsätze,  auf  welche  dieses  Ver- 
fahren gegründet  ist,  und  alle  Stofi'e,  die  er  anwendet,  schon  früher 
beim  Eohledruck  benutzt  worden  seien,  dass  es  in  der  That  wenig 
Neues  in  diesem  Verfahren  gebe,   und  dass  seinem  Erfinder  nur 


*^    The  Photographio  News,  Juli  1,  1804,  p«g.  815  ff. 


345 


wenig  Terdienst  ndcomme.  Allein  aoBaer  der  GombiniruDg  und 
ModSfldrnng  jener  Stoffe  ^  und  ausser  der  wunderbar  scharüsinnigen 
Auffassung  jener  Grundsätze  und  der  Herstellung  der  ersten  voll- 
Icommenen  Kohle-Abdrücke,  die  wir  gesehen  hatten,  war  Swan  der 
Ente,  der  der  photographischen  Welt  ein  vollständig  detaillirtes 
Yerfabren  gab,  mit  ausfuhrlicher  Angabe  der  Kecepte  und  Mani* 
pnlatlonen,  die  zugleich  diesem  Zweige  der  Kunst  einen  neuen 
Antrieb  gab  und  den  erfolgreichen  Versuch  im  Eohledruck  zu  einer 
lelditen  und  geläufigen  Operation  machte.  Geht  man  von  diesem 
klar  dargelegten  Verfahren  ans,  so  war  die  Modiflcation,  wo  nicht 
Yerbessernng,  eine  leichte  Sache,  und  wir  haben  schon  Bathschläge 
Yon  Dilettanten,  die  bei  der  Vereinfachung  der  Manipulationen  ohne 
Beeinträchtigung  der  Resultate  in  diesem  schönen  Verfahren  von 
grosser  practfscher  Bedeutung  sein  müssen. 

Wild's  Modiflcation,  die  Cooper  beschrieben  hat,  besteht  darin, 
dass  man  bei  der  Präparirung  der  empfindlichen  Eohleschicht  dem 
CoUodion  Papier  substitnirt.  Anstatt  eine  GoUodionhant  als  Grund- 
lage für  die  gefärbte  Gelatine  anzuwenden,  benutzt  Wild  ein  Blatt 
Papier;  aber  durch  diesen  Schritt  ist  ein  wichtiger  Vortheü  ge- 
wonnen. Als  man  das  Collodiontäfelchen  präparirte,  war  es  noth- 
wendig,  dass  die  gefärbte  Gelatine  im  Augenblick  der  Präparation 
empfindlich  war,  und  es  musste  also  für  den  jedesmaligen  Gebrauch 
stets  frisch  präparirt  werden.  Jeder  Versuch,  das  Täfelchen  durch 
Sehwimmenlassen  auf  einer  doppeltchromsauren  Ealil5sung  empfindlich 
KU  machen,  anstatt  es  erst  mit  der  Gelatine  zu  yermlschen,  miaslang 
y511ig,  da  die  Gelatine-  und  OoUodionhaut  sich  in  einer  hoffnungs- 
losen nicht  zu  handhabenden  Weise  sogleich  zusammenrollte.  Daher 
war  es  unmöglich,  das  mit  gefärbter  Gelatine  überzogene  Täfelchen 
präparirt  bereit  zu  halten  und  es,  wenn  es  erforderlich  war,  durch 
eine  spätere  Operation  empfindlich  zu  machen.  Wir  haben  Grund 
zn  glauben,  dass  Swan  eine  Zeitlang  mit  Versuchen  zur  Beseitigung 
dieser  Schwierigkeit  beschäftigt  gewesen  ist,  und  es  ist  wahr- 
scheinlich, dass,  wenn  seine  vollständige  Specification  veröffentlicht 
wird,  sich  manche  Veranstaltung  findet,  die  er  zur  Ueberwindung 
derselben  getroffen  hat  Wild's  Radi  tritt  ihr  bereits  entgegen, 
lifit  gefärbter  Gelatine  präparirte  Papierblätter  können  durch 
Sdiwinomenlassen  auf  einer  doppeltchromsauren  Kalilösung  in  der- 
selben Weise  empfindlich  gemacht  werden,  wie  albuminirtes  Papier 
tuf  einer  salpetersauren  Silberlösung  sensibilirt  wird.  Das  em- 
pfindlich gemadite  Papier  wird  .dann  gedruckt,  indem  man  die 
Oelatineseite  auf  das  Negativ  legt  Hierauf  wird  es  aufgezogen, 
mit  der  Gelatineseite   hi  Berührung   mit  dem    Aufziehungspapier, 


346 


und  dttiii  In  wannes  Wasier  getaucht;  dieses  löst  die  GelatlM 
anf  nnd  entfernt  das  Papier,  das  sie  ursprOngUdi  tmg;  der  Abänuk 
wird  anf  dem  Papier  entwickelt,  weldies  die  zukünftige  Gnindlag« 
des  Bildes  ist 

Ob  das  sich  ergebende  Bild  hinsichtitch  der  Zartheit  dem  anf 
einer  Gollodionschicht  erzeugten  in  jeder  Beziehung  gleidi  sein 
wird,  kann  nur  die  Praxis  sicher  entscheiden.  Es  ist  wahrscheinlidii 
dass,  obgleich  der  Stoff,  in  weichem  das  Bild  sich  erzeugt,  Oelatine 
ist,  dennoch  Zartheit  sich  erreichen  lässt  Die  Hauptbetraehlmig, 
die  nunmehr  Aufinerksamkeit  verlangt,  mttss  sich  auf  die  beste 
Weise  richten,  die  gefärbte  Gelatine  auf  die  Oberfläche  des  Pai^eis 
aufzutragen,  und  in  diesem  Punkte  können  wir  aus  der  Beobachtung 
der  bereits  gebräuchlichen  Methoden,  Oelatine  zu  andern  Zwecken 
auf  die  Oberfläche  von  Papier  aufzutragen,  jeden&lls  wichtige  Be- 
lehrung schöpfen.  Es  sind  bereits  drei  Methoden  in  Gebrauch; 
die  eine  ist  der  von  Osbome  für  das  Auilragen  von  duromirter 
Gelatine  auf  Papier  bei  der  Präparirnng  des  photoUthographfBchen 
Ueberdruckpapiers  angewandte  Plan;  die  zweite  wird  von  GoL  Siz 
H.  James  bei  der  Präparirung  ähnlicher  Ueberdmckpapiere  IQr 
Zinkplatten  angewendet;  und  die  dritte  Ist  die,  welche  die  Gteiathilrer 
vom  Fach  beim  Ueberziehen  der  Oberfläche  von  Bildern  n.  s.  w* 
ftlr  Schmuckkästen  anwenden. 

Das  System  Osbome's  scheint  uns  das  einfkdiste  and  wirk- 
samste zu  sein.  Er  verfährt  folgendermassen,  indem  er  eine  Lösung 
von  ungefähr  denselben  Verhältnissen  wie  die  von  Swan  ange- 
rathene  benutzt    Wir  wollen  seine  eigene  Worte  anführen: 

,,Man  verschafft  sich  einen  Ideinen  Blechkasten,  ungefähr  11 
Zoll  lang,  3  Zoll  breit  und  l^s  Zoll  tief,  hi  welchen  die  Gelatine- 
lösung  sorgfältig  filtrirt  wird.  Der  Kasten  wird  an  dem  einen 
Ende  eines  Tisches  festgemacht,  auf  welchen  man  das  Positivpapier 
legt,  und  wenn  die  Temperatur  seines  Inhaltes  auf  85  ®  Fahr,  ge- 
sunken ist,  fasst  der  Photograph  ein  Blatt  an  zwei  anliegenden 
Ecken  und  zieht  es  langsam  über  den  Kasten,  während  ein  Ge- 
hülfe dasselbe  vermittelst  eines  Stückes  Holz  von  geeigneter  Form 
niederdrückt,  bis  es  mit  der  Oberfläche  der  Flüssigkeit  in  Berüiiraiig 
kommt. 

Dies  ist  bei  Weitem  die  beste  Methode,  Papier  mit  geladnösen 
Flüssigkeiten  zu  überziehen,  die  ich  kenne;  sie  ist  sparsam,  sichert 
grosse  Regelmässigkeit  und  setzt  die  benutzte  Flüssigkeit  in  den 
Stand,  ohne  Schwierigkeit  die  nothwendige  Temperatur  zu  behalten. 
Ich  glaube,  sie  wird  von  den  Fabrikanten  des  gewöhnlichen  Alba- 
minpapiers f^  vortheilhaft  befunden  werden.^ 


U7 


Bei  der  Präpwation  yeo  OoL  James  Ueberdrackpeiner  wird 
eine  rM  schwücheie  Löinng  verwendet,  die  eine  Unse  Gelatine 
auf  16  Unzen  Waaser  nidit  übersteigt  lian  erb£lt  die  Lösung  in 
einem  offenen  Gefiiss  anf  einer  Temperator  Ton  100^  Fabr.|  und 
liast  das  Papier  schwimmen,  indem  man  dafür  sorgt,  dass  Luftr- 
blaaen  yermieden  werden.  Dann  trocknet  man  das  Blatt  nnd  lässt 
es  hierauf  mm  aweiten  Mal  schwimmen,  um  eine  dickere  Schicht 
an  erhalten.  Dieses  Verfahren  wird  ohne  Zweifel  sum  Resultat 
fahren,  aber  mit  grösserer  Mühe  als  das  yorhergehende. 

Die  dritte  Methode  macht  mehr  Mühe,  als  yielleicht  für  den 
beaJMJchtigten  Zweck  nöthig  ist,  wird  aber  die  vollkommenste  Ober- 
fl&che  sichern.  Bei  dem  Verfahren,  Bilder  vermittelst  Gelatine  au 
f^aeireu,  wird  die  Lösung  selten  stärker  verwendet  als  20  bis  30 
Gran  auf  die  Unze;  aber  zu  diesem  Zwecke .  könnte  die  gefärbte 
GMatine  viel  stärker  verwendet  werden.  Wenn  dieselbe  fertig  ist 
und  eine  Temperatur  von  etwa  100  ^^  Fahr,  hat,  verfährt  man 
folgendennassen : 

Man  veiBchafft  sich  ein  Stück  gut  polirtes  Plattenglas,  das 
frei  yon  Kxitzehi  und  Felilem  ist  und  die  erforderliche  Grösse  hat 
Nachdem  man  es  völlig  gereinigt  und  getrocknet  hat,  überstreicht 
man  es  vermittelst  eines  Schwammes  mit  frischer  Rindsgalle.  Ehe 
die  Rindsgalle  trocken  ist,  giesst  man  eine  genügende  Quantität 
der  heissen  Gklatinelösnng  darauf,  um  die  Platte  in  derselben  VTelse 
an  bedecken  wie  mit  (3oliodion,  und  legt  sie  an  einen  staubfreien  Ort, 
um  zu  erstarren.  Die  Zeit  des  Erstarrens  hängt  von  der  Temperatur 
ah,  sie  kann  von  einer  halben  Stunde  bis  zu  einigen  Stunden  vaiiiren. 

Wenn  die  Schicht  hinlänglich  erstarrt  ist  —  wovon  man  sich 
dadurch  überzeugen  kann,  dass  man  einen  Finger  sanft  anf  ihre 
Oberfläche  legt,  welche  den  anf  di^e  Weise  gemachten  Eindruck 
eben  behalten  muss,  ohne  ^ikleberig^  zu  sein  —  legt  man  das 
vorher  angefeuchtete  Papier  sanft  auf  die  GehidDe,  die  empündUche 
Seite  nach  unten,  drückt  es  an  und  sieht  sich  hinlänglich  vor,  dass 
keine  Luftblasen  entstehen,  die  man  aber,  wenn  sie  vorkommen, 
mit  efaiem  Papiermesser  herausdrücken  kann;  dann  lässt  man  es 
einige  Stunden  liegen,  um  völlig  hart  zu  werden.  Wenn  die 
Gelatine  vollkommen  trocken  ist,  kann  man  mit  einem  Federmesser 
die  Ränder  des  Blattes  ringsum  beschneiden.  Ist  das  Verlahren 
richtig  ausgeführt  worden,  so  wird  das  Papier  sich  leicht  vom 
Glase  trennen  und  eine  sehr  glatte  durchsichtige  Oberfläche  zeigen« 

Wie  wir  oben  gesagt  haben,  ist  es  wahrscheinlich,  dass  Osbome's 
Methode  sich  als  die  schnellste  und  wirksamste  herausstellen  wird. 
Wir  hören,  dass  sie  von  manchen  Fabrikanten  beim  Albuminiren 


348 


des  Papiers  erfolgreich  angewandt  worden  ist  Welche  Methode 
auch  benntst  werden  mag,  das  Papier  moss  erst  angefeofihtet 
werden,  um  das  Znsammenrollen  zu  yerhüten. 

Nimmt  man  diese  Modification  des  Eohleverfahrens  an,  eo 
mag  es  wohl  der  Ueberlegong  werth  sein,  ob  Gelatine  der  l>este 
Stoff  ist,  der  mit  Farbstoff  benatzt  werden  kann.  Gummi  arabicom 
würde  beim  Auftragen  auf  Papier  leichter  zu  handhaben  sein,  und 
wir  haben  Grund  zu  glauben,  dass  es  viel  weniger  in  Gefalur  sein 
würde,  beim  Aufbewahren  «unlöslich  zu  werden,  wie  es  in  manchen 
F&llen  bei  der  Gelatine  vorkommt,  wenn  sie  empfindlich  ist  Man 
wird  sich  erinnern,  dass  CoL  James'  erste  Erfolge  im  photozineo- 
graphischen  Wiedergeben  der  Halbtinten  mit  Ueberdruckp^iier  ge- 
wonnen wurden,  das  mit  doppeltchromsaurem  KaU  und  Gnomii 
präparirt  und  zehn  Tage  aufbewahrt  worden  war. 

Mit  diesem  Verfahren  steht  noch  ein  anderer  Punkt  in  V«p- 
bindung,  den  wir  bisher  nicht  erwähnt  haben.  Man  wird  es  jeden- 
falls wüuschenswerth  finden,  vor  dem  Präpariren  des  Papiers  mit 
der  gefärbten  Gelatine  die  Oberfläche  mit  Stärke  oder  Dextrin  sn 
überziehen,  damit,  ehe  das  Bild  entwickelt  wird,  das  ursprüngliehe 
Papier  durch  die  Auflösung  des  Dextrins,  auf  welchem  die  gefärbte 
Crelatine  liegt,  sich  leicht  abnehmen  lässt  Femer  müssen  wir  noeh 
an  Etwas  erinnern,  was  mit  diesem  Theile  des  Gegenstandes  in 
Verbindung  steht  Man  muss  sich  sehr  yorsehen,  dass  man  nidit 
zu  lange  exponirt,  damit  man  nicht  irgend  einen  Theil  der  gefärbten 
Gelatine  und  besonders  der  Stärke  oder  des  Dextrins  unter  ihr 
ganz  und  gar  unlöslich  macht  und  auf  diese  Weise  es  so  fest  mit 
dem  ursprünglichen  Papier  yerbindet,  dass  es  sich  nicht  wieder 
ablösen  lässt 

Ehe  wir  den  Gegenstand  verlassen,  müssen  wir  noch  eines 
andern  Vorschlages  gedenken;  er  betrifft  die  Methode,  in  ehiem 
Kohlebiide  zwei  Tinten  hervorzubringen,  die  in  manchen  Fällen 
unangenehm  sein  können.  Belianntlich  werden  die  tiefisten  Schatten 
durch  die  dickste  Schicht  gefärbter  Gelatine  gebildet  Würde  mm 
das  Papier  mit  zwei  oder  mehr  solchen  gefärbten  Gelatinescliichten 
von  verschiedenen  Tinten  präparirt,  so  ist  es  klar,  dass  die  zarten 
Halbtinten  in  ehier  von  den  tiefen  Schatten  yerschiedenen  Farbe 
wiedergegeben  werden  könnten.  Wäre  z.  B.  die  erste  GMJatine- 
und  Farbstoffschicht,  die  im  vollendeten  Bilde  die  obere  Schidit 
und  die  tieÜBten  Schatten  bildet,  von  schwarzer  oder  braaner 
Färbung,  und  die  nächste  Schicht  lebhaft  rosenfiurbig,  oder  Ton 
aoust  einer  lebhaften  Tinte,  so  würden  wir  ein  Portrait  bekommeni 
bei  dem  die  Schatten  und  Halhtinten   des   Gesichts  lebhaft  und 


349 


flelsefafarb!^,  die  DrapirungeD  und  tiefen  Schatten  dagegen  dnnkel 
wfiren.  Für  Blumen  a.  8.  w.  könnte  die  Schicht,  weiche  die 
tiefeten  Töne  bildet,  grün  sein  und  die  Halbtintenschicht  eine 
andere  FSrbnng  haben»  Für  weiase  Statuetten  auf  dunklem 
Grunde  könnte  man  den  letzteren  lebhaft  und  die  zarteren  Schatten 
der  Figur  angemessen  grau  machen;  und  so  Hesse  sich  weiter  eine 
Mannigfaitigkeit  der  Eflfecte  herrorbringen ,  welche  Decorations-, 
wo  nicht  Eunstzwecken  entsprechen  könnte. 

Als  ein  schlagender  Beweis,  dass  Mehrere  zugleich  unabhängig 
von  einander  auf  denselben  Gedanken  gekommen  sind,  mag  erwühnt 
werden,  dass  wir,  seitdem  dieser  Aufsatz  geschrieben  wurde ,  inner- 
halb ein  paar  Tagen  zwei  Mittheiiungen  von  Herren  erhielten,  die 
denselben  Versuch  wie  Wild  ausgeführt  haben.  Firling  in  Dor- 
ehester,  ein  Dilettant,  von  welchem  wir  eine  Mittheilung  über  ein 
anderes  Kohleverfahren  erhalten  haben,  die  wir  in  Kurzem  ver- 
oifentlichen  werden,  schreibt,  dass  er  ebenfalls  in  Swan's  Verfahren 
dem  Collodion  Papier  substituirt  habe,  und  sendet  uns  eiu  paar 
Proben,  die  er  auf  diese  Weise  hergestellt  hat.  Auch  Swan  sendet 
uns  folgende  Notiz  über  den  vorliegenden  Gegenstand: 

„Geehrter  HerrI  —  Ich  sehe  in  der  heutigen  Nummer  der 
Photographic  News  einen  Aufsatz  von  Cooper,  der  eine  Modification 
des  Kohledruckverfahrens  vorschlügt,  welches  ich  vor  einiger  Zeit 
veröffentlichte.  Erlauben  Sie  mir,  in  Bezug  auf  diesen  Vorschlag 
Ihnen  mitzutheilen,  dass  ich  schon  seit  einiger  Zeit  mit  dem  Plane 
umging,  die  von  Cooper  beschriebenen  nicht-empfindlichen  Gelatine- 
täfelchen zu  präparircn,  und  dass  gegenwärtig  Vorbereitungen  zur 
Fabrlcation  derselben  im  Grossen  bei  mir  im  Gange  sind.  Ich 
schliesse  ein  derartiges  Täfelchen  bei.  Indem  ich  es  auf  einer 
10  Gran  starken  doppeltchromsauren  Kalilösung  empfindlich  machte, 
unter  dem  Gelatinenegativ,  das  Bild  dem  Lichte  zugekehrt,  ezponirte, 
und  dann,  nach  der  Exposition,  die  exponirte  Seite  auf  ein  Stück 
Papier  aufklebte,  das  ursprüngliche  Stück  Papier  während  der 
Entwicklung  oder  vor  derselben  lostrennte,  habe  ich  vortreffliche 
Resultate  erzielt. 

Ich  bin  ganz  der  Hoffnung,  dass  wenn  das  nicht-empfindliche 
Koble-Gelatine-Papier  den  Photographeu  fertig  präparirt  geliefert 
?rird,  der  Kohledruck  sich  als  ebenso  leicht  in  der  Aasführung 
zeigen  wird,  wie  er  ausgezeichnet  im  Resultate  ist. 

Ich  muss  vielleicht  noch  hiazufügen,  dass  diese  Form  des 
Verfahrens  in  meinem  Patent  völlig  mit  inbegriffen  ist.  —  Ich 
verharre  etc.  .    Joseph  W.  Swan. 

Neweastle,  den  29.  Juni  1864.'' 


350 


Wir  freueD  uns,  daas  Swan'a  Erfahmng  oiuiere  Vennuthiuigeo 
in  Betreff  der  wahrecheinlichexi  Modification  bestätigt,  und  bemerkaiiy 
.daas  die  Probe  des  präparirten  Papiers ,  die  er  ans  zusendet,  eine 
bewundernswürdige  Oberfläche  besltit  and  in  jeder  Hinsicht  ffir 
das  Verfahren  wohlgeeignet  erscheint.  Wir  hoffen  bald  mehr 
darüber  sagen  zu  können. 


JtiBrug  des  Negatiy-SilberbMles. 

Von  S.  liller.-^ 

Die  Jodirung  des  salpetersauren  Silberbades  wird  f&r  eine  so 
einfache  Sache  gehalten,  dass  ihr  nur  wenig  Aufmerksamkeit  ge- 
widmet wird.  Gewöhnlich  befolgt  man  die  Vorschrift,  dass  man 
so  viel  Jodsilber  zusetzen  solle,  als  das  Bad  auflösen  kann,  nnd 
wenn  der  Ueberschuss  herausfiltrirt  ist,  so  glaubt  man,  es  sei  Alles 
in  Ordnung.  Eine  Reihe  von  Versuchen  hat  mich  überzeugt,  dass 
dies  ein  Irrthum  ist,  dass  es  auf  einem  bedeutenden  Fehler  beruht, 
aus  welchem  viele,  wenn  nicht  die  meisten,  der  in  Verlegenheit 
setzenden  Schwierigkeiten  entspringen,  auf  die  man  bei  der  nach- 
herigen  Handhabung  des  Bades  stösst.  Es  ist  eine  ergiebige  Quelle 
der  kleinen  Löcher  in  der  Collodionschicht,  über  die  man  sich  so  viel 
beklagt.  Ich  will  die  Sache  klar  zu  machen  suchen,  indem  ich 
auf  wenige  Thatsachen  hinweise,  und  dann  das  Gegenmittel  angeben. 

1.  Die  Fähigkeit  einer  salpetersauren  Silberlösung,  Jodstiber 
aufzulösen  und  in  Auflösung  zu  erhalten,  steht  im  Verhältniss  zu 
ihrer  Goncentration.  Das  ist  nichts  Neues;  aber  es  kann  der  Auf- 
merksamkeit mancher  Photographen  entgangen  sein,  was  dieser 
Satz  wirklich  in  sich  begreift,  und  was  nicht.  Er  begreift  in  sich, 
dass  zum  Beispiel  eine  Unze  Silber  in  sechs  Unzen  Wasser  auf- 
gelöst zweimal  so  viel  Jodid  auflösen  wird,  als  dieselbe  Quantität 
Silber  aufnehmen  wird,  wenn  man  sie  in  12  Unzen  Wasser  auflöst 
Werden  daher  die  6  Unzen  Auflösung  mit  Jodid  gesättigt  und  voll- 
kommen klar  filtrirt  und  dann  6  Unzen  Wasser  mehr  zugesetzt, 
so  wird  die  Hälfte  des  Jodids  frei  gemacht;  und  doch  bleibt  das 
Silberbad,  wenn  dies  freie  Jodid  herausfiltrirt  wird,  noch  immer 
ebenso  völlig  mit  Jodid  gesättigt,  wie  es  vorher  gewesen  war, 
mit  derselben  Neigung,  beim  Zusatz  von  Wasser  oder  bei  Ver- 
dünnung durch  die  Entziehung  von  Silber  während  der  Benutzung 
des  Bades  Jodid  frei  zu   machen.     Folgende  Thatsachen  werden 

*  • 

dies  bestätigen. 


*)    Hnmphij^s  Journal. 


351 


S*  Man  gleite  in  die  MenBur  eine  Unze  SilberWstuig,  welche 
bis  m  ihrer  vollen  GapacitSt  jo&t  worden  ist;  es  kommt  nichts 
dtranf  an,  wie  stark  die  L^nng  ist  Dann  setze  man  wenige 
Tropfen  Wasser  m.  Der  Erfolg  ist,  dass  Jodsilber  ausgeschieden 
und  die  Lösnng  trübe  wird.  Ihre  FUhigkeft,  Jodsilber  im  aufge- 
lösten Zostande  sn  erhalten,  wird  im  YerhSltniss  zn  der  durch  den 
Zosatz  von  Wasser  yerureachten  VerdOnnung  geschwächt 

3.  Dasselbe  Resultat  erfolgt  in  grösserer  oder  geringerer  Aus- 
dehnung, wenn  das  SUberbad,  nachdem  es  filtrlrt  worden,  fai  die 
CQyette  unmittelbar  nach  deren  Auswaschen  gegossen  wird.  Die 
Wasaertropfen,  die  an  den  Seiten  und  am  Boden  hängen,  sind  hin- 
reidiend,  in  dem  Verhältniss,  in  welchem  dadurch  das  Bad  verdfinnt 
worden  ist,  Jodsilber  auszuscheiden.  Es  mag  das  noch  so  wenig 
sein,  es  ist  genügend,  dem  Photographen  beständigen  Anstoss 
zu  geben. 

4.  Dasselbe  Resultat  erfolgt,  wenn  das  Bad  durch  Entziehung 
Yon  Silber  verdünnt  wird.  Jede  Platte,  die  in's  Bad  gebracht 
wird,  entzieht  ihm  Silber  und  schwächt  seine  Fähigkeit,  Jodsilber 
in  Lösung  zu  erhalten.  Bei  der  Benutzung  eines  völlig  jodirten 
Sflberbades  wird  daher  beständig  Jodsilber  frei  gemacht,  bis  das 
Bad  trübe  wird,  und  dann  nimmt  man  seine  Zuflucht  zum  Filtriren ; 
aber  alles  Filtriren  in  der  Welt  wird  es  nicht  von  seiner  Neigung 
heilen,  zum  unaufhörlichen  Aerger  des  Photographen  denselben 
Streich  immer  wieder  zu  spielen. 

5.  Unser  ursprünglich  aufgestellter  Satz  begreift,  wie  schon 
angedeutet  worden,  nicht  in  sich,  dass  die  Stärke  oder  Schwäche 
des  Silberbades,  an  und  für  sich  betrachtet,  irgend  etwas  mit  diesen 
Störungen  zu  thun  hat  Das  Bad  mag  50  oder  80  Oran  enthalten  — 
wenn  es  bis  zu  seiner  vollen  Capacität  jodirt  worden  ist,  tritt 
dieselbe  Schwierigkeit  ein.  Der  Grund  dieser  ganzen  Schwierigkeit 
Hegt  in  dem  einfachen  Umstände,  dass  ein  mit  Jodsilber  völlig 
gesättigtes  Silberbad  keine  Verdünnung,  sei's  durch  den  Zusatz 
von  Wasser  oder  durch  Entziehung  von  Silber,  zulassen  kann,  ohne 
ein  entsprechendes  Verhältniss  von  Jodsilber  frei  zu  machen. 

6.  Ein  ganz  anderes  Resultat  ergibt  sich,  wenn  das  Silberbad 
folgendermassen  jodirt  wird.  Angenommen,  man  löse  4  Unzen 
Silber  in  48  Unzen  Wasser  auf,  mehr  oder  weniger.  Man  giesse 
6  Unzen  dieser  Auflösung  in  eine  besondere  Flasche  und  sättige 
den  Rest  auf  die  gewöhnliche  Weise  mit  Jodsilber,  dann  filtrire 
man  alles  unaufgelöste  Jodsilber  heraus  und  setze  die  6  Unzen 
nijodirte  Lösung  zn.  Ein  von  vornherein  so  präparirtes  Silberbad 
ist  nicht  völlig  jodirt  und  kann  deshalb  die  durch  den  Gebrauch 


.  i 


852 


desselben  veranlasste  beiläafige  Verdünnung  erleiden,  ohne  Jodsilber 
auszuscheiden.  Der  ZusaU  Yon  einigen  Tropfen  Wasser  xu  einer 
Unce  dieser  Auflösung  wird  dieselbe  nicht  trübe  machen,  wie  im 
ersteren  Falle;  das  an  den  Seiten  und  am  Boden  der  Cüvette 
hängende  Wasser  wird  lieine  Schwierigkeit  veranlassen,  und  die 
Entziehung  von  Silber  durch  den  Gebrauch  wird  uns  nicht  nöthigen, 
alle  wenigen  Stunden  zu  filtriren,  um  das  Bad  Ton  seinem  freien 
Jodsilber  zu  befreien,  da,  so  lange  es  nicht  mit  Jodsüber  gesättigt 
ist,  kein  Jodsilber  frei  gemacht  wird.  Wenn  es  im  Laufe  der 
Zeit  gesättigt  wird,  so  ist  das  Heilmittel,  es  wieder  so  herzustellen, 
wie  es  ursprünglich  war.  Dies  kann  durch  Zusatz  reiner  salpeter- 
saurer Silbercrystalle  oder  durch  Zusatz  einer  Quantität  nicht 
jodirter  Silberlösung  geschehen.  Ein  so  behandeltes  Bad  wird  nicht 
geneigt  sein,  die  oben  erwähnten  Schwierigkeiten  herb  ei  zufuhren, 
und  eine  der  Uauptursachen  kleiner  Löcher  in  der  Collodiouschicht 
und  anderer  Störungen  wird  dadurch  beseitigt. 

Ich  möchte  noch  hinzufügen,  dass  man  sich  bei  der  nachtrag- 
lichen Verstärkung  mit  Silber  hüten  sollte,  die  jodirte  Lösung  des 
Bades  zu  diesem  Zwecke  zu  benutzen,  wie  es  so  oft  geschieht 
Bei  Verdünnung  derselben  mit  Wasser  wird  Jodsilber  frei  gemacht, 
welches,  wenn  es  über  das  Negativ  gegossen  wird,  geneigt  iat, 
beim  Verstärkungsprocess  kleine  Löcher  zu  erzeugen.  Zu  dieaeip 
Zwecke  sollte  stets  reine  Silberlösung  benutzt  werden. 


EigeHschaften  des  Knpferchloriurs. 

Von  Prof.  Dr.  WöUer.*^ 

Dass  das  weisse  Kupferchlorür  sich  am  Licht  dnnkel  färbt, 
ist  bekannt.  Am  Auffallendsten  ist  diese  Empfindlichkeit  für  das 
Licht  an  dem  in  kleinen  Tetraedern  crystallisirten  Chlorür  wahr- 
znnehmeu.  Sie  ist  in  der  That  so  gross,  dass  schon  nach  fünf 
Minuten  die  Grystalle  im  directen  Sonnenlicht  vollkommen  dnnkei 
kupferfarben  und  metallglänzend  werden.  Im  Sonnenschein  be- 
trachtet könnte  man  sie  für  Crjstalle  von  metallischem  Kupfer 
halten.  Das  Chlorür  muss  sich  dabei  zur  Verhütung  der  Oxydation 
fai  wässeriger  schwefliger  Säure  befinden.  Die  Veränderung  geht 
indessen  nur  an  der  Oberfläche  der  Masse  vor  sich,  indem  die 
undurchsichtig  gewordenen  Grystalle  den  Zutritt  des  Lichts  zu  den 
darunter  liegenden  abhalten;  es  können  daher  nur  kleine  Meng^, 
in  langen  Röhren  dünn  unter  schwefliger  Säure  ausgebreitet   und 


*)    Annalen  der  Chemie  u.  PJi«riii.    Juni  lS6i. 


363 


häufig  bewegt,  vollständig  Terwaodelt  werden.  Die  schweflige 
Sanre  ist  hierbei  ohne  Mitwiricung,  die  Veränderung  geht  aueh 
mter  reuiem  Wasser  vor  sieh.  Auf  das  geschmolzene  trockene 
Chlorür  dagegen  wirkt  das  Licht  nicht.  Bei  starker  Vergrösserung 
erscheinen  die  kupferfarbenen  Blättchen  mit  bläulicher  Farbe  durch- 
seheinend. An  der  Luft  oxydiren  sie  sich  eben  so  rasch  wie  im 
farblosen  Zustand  zu  grünem  Oxychlorid.  In  Salzsäure  sind  sie 
ieicht  löslich^  Kali  fällt  daraus  gelbes  Oxyduibydrat.  Wahivcheinlich 
ist  dieser  kupferfarbene  Körper  ein  Oxy chlorür,  entstanden  unter 
gleichzeitiger  Bildung  von  Chlorwasserstoff. 

Die  zweckmässigste  Darstellungsweise  des  crystallintschen 
Kupferchlorürs  besteht  darin,  dass  man  Eupferritriol  und  Eodisalz 
SU  gleichen  Aequivalentgewichten  in  der  eben  erforderlichen  Menge 
Wassers  auflöst,  und  in  diese  Lösung  schwefligsaures  Gas  leitet 
Das  Chlorür  scheidet  sich  als  ein  aus  Ideinen  Tetraödem  bestehendes 
weisses  Crystallpulver  ab,  das  man  mit  wässeriger  schwefliger 
Säure  durch  Decandren  auswascht.  Man  kann  es  nicht  gleich  ohne 
TerMnderung  mit  reinem  Wasser  waschen.  £s  wird  dadurch  zuerst 
gelb  und  dann  hellbraun  oder  violett  In  siedendem  Wasser  wird 
es  zuerst  gelb,  dann  lebhaft  ziegelroth.  Auch  diese  Substanz,  die 
wahrscheinlich  ein  Ozychlorürhydrat  ist,  wird  in  Berührung  mit 
der  Lufit  schon  nach  kurzer  Zeit  grün. 


Eiseieatwicklen 

Von  W.  law. 

In  drei  Gefössen  löst  man  in  der  hinreichenden  Menge  kochenden 
destiilirten  Wassers 

180  Gramm  schwefelsaures  Eisenoxydul, 
30        „       schwefelsaures  Ammoniak, 
30        „        crystallisirten  Kandiszucker; 
dann  mischt  man  die  drei  Lösungen  in  einer  flachen   Schüssel  und 
lasst  crystallisiren.     Von  diesem  zuckerschwefelsauren  Eisenammon 
löst  man  6  bis  8  Grm.  in   100  Grm.  Wasser,   und  setzt   10  Grm. 
Eisessig  und  5  bis  7  Grm.  Citronensäure  hinzu.     Die  Lösung  ist 
liell  citronengelb  und  hält  sich  gut    Sie  entwickelt  nach  Mittheilung 
des  Hm.  Simpson  ganz  yorzüglich,  langsam  und  regelmässig;   das 
Bild  wird  damit  allmälig  kräftiger  und  der  Niederschlag  ist  meistens 
sowol  bei  hindurchgehendem  wie  bei  reflectirtem  Licht  fast  schwarz. 


354 


Herrn  8.  6.  in  E.  —  Ihr  Brief  hatte  sich  etwas  verspltet  —  Becfiglieh 
der  Trockenmethode  des  Herrn  Dr.  Schnanss  tiieilen  wir  Ihnen  einige  Anisflge 
ans  kürzlich  erhaltenen  Briefen  an  denselben  mit: 

jylch  habe  einige  Proben  nach  Ihrem  Bosinenverfahren  gemacht  nnd  snperbo 
Bildchen  damit  gewonnen.  Yergleichsweise  habe  auch  Tanninplatten  gleichseitig 
prSparirt  Die  Bxposition  geschah  ebenfalls  gleichzeitig  am  frfihen  Nachmittag 
nod  ganz  wolkeslosen  Himmel.  Gegenstand  war  das  CoUegium  mit  grfinem 
Vordergrund  und  grfinem  Hfigel  im  RQcken.  Die  Exposition  der  BosinenpUtte, 
mit  19  Linien-Kopf  von  Busch  und  BlendenSibvng  yon  4"'  nahm  ich  in  100 
Secunden  (nach  dem  Secundenzeiger  der  Taschenuhr)  und  die  Tanninplatte  in 
310  See.  =  8^/t  Minute.  Erstere  gab  ein  ausgezeichnetes  Bildchen,  mit  allen 
grflnen  Details,  und  ohne  die  Gebinde  zu  hart  erscheinen  zu  lassen,  an  dem 
ich  wahre  Freude  habe;  letztere  entwickelte  sich  sehr  langsam,  wurde  sehr 
schroff  und  hart  und  gib  mit  dem  gleichen  Pyrohervorrufer  entwickelt,  nicht 
einmal  ein  Bild,  das  fßr  ein  Posltiy  kr&ftlg  genug  wäre.'' 

J,  B . . .  d  t  in  Schwyz. 

^Was  den  mir  eingesandten  Abdruck  von  einem  Ihrer  Trocken -Negatin 
betrifft,  so  hat  mich  derselbe  in  der  That  überrascht,  indem  alle  Tonabstnftmgeii 
vom  höchsten  Licht  bis  in  die  tieftten  Schatten  so  wundervoll  wiedergegeben 
sind,  wie  man  sie  sonst  nor  mit  nassem  Collodion  zu  erzeugen  Termoehte.* 

J.  W ....  7  in  Aachen. 

Auch  Herr  Dr.  Vogel  in  Berlin,  Prisident  des  dortigen  photographischen 
Vereins,  erwihnt  in  einer  der  letzten  Sitzungen  desselben  mit  Lob  einiger  der 
▼on  Herrn  Dr.  Sefanauss  eingesandten  Trockenbilder.  Dass  nicht  stets  alle 
Trockenplatten  nach  der  Rosinenmethode  gelingen ,  ist  natürlich  und  kommt  in 
noch  höherem  Grade  bei  Jeder  anderen  Trockenmethode  vor.  Aus  dem  beutlgein 
Artikel  des  Herrn  Dr.  Schnanss  ersehen  Sie  das  Nähere  über  die  von  Ihm  jetzt 
angewandten  Entwicklungsmethoden. 

Herrn  Dr.  X.  in  X.  —  Nach  den  eingesandten  Abdrücken  zu  urtheilen, 
war  die  Belichtung  eine  viel  zu  lange.  Sehr  feines  englisch  Roth,  auch  ge- 
schlämmter Tripel,  mit  Alkohol  und  Wasser,  ist  ein  treffliches  Putcmittel  für 
neue  Platten,  üeber  die  kQnstlerische  Seite  der  Photographie  finden  Sie  wertb- 
volle  Mittheilungen  in  Disd^ri's  Kunst  der  Photographie  (Berlin,  Grieben).  lo 
der  letzterwähnten  Angelegenheit  bedauren  wir,  Ihnen   nicht  dienen  zu  kdnnen. 

Herrn  y.  8.  in  W — n.  —  Goldporpur  dürfte  sich  deswegen  nicht  zur  An- 
wendung im  Swan*schen  Verfahren  eignen,  weil  er  im  Lichte  seine  intensive 
F&rbung  verliert  und  mit  der  Zelt  stahlgrau  wird.  Das  Swan*sche  Verfahren 
wird  wohl  nicht  eher  verbreitete  Anwendung  finden,  als  bis  die  Manipulation 
mehr  derjenigen  des  Ghlorsilberverfahrens  assimilirt  sein  wird;  d.  h.,  dass  man 
Papier  dazu  im  Grossen  und  für  den  Handel  darstellen  kann,  welches  leicht 
empfindlich  zu  machen  ist  Vorschläge  zu  Modiflcationen  werden  fortwährend 
veröffentlicht  und  auch  im  Archiv  mitgetheilt 


dea  British  Journal  of  Photographie.  —  Das  Clicfa6  haben 
wir  empfangen.  Gewünschte  Probebilder  werden  in  kürzester  Zeit  an  Sie 
abgeschickt  werden;  das  Wetter  ist  in  diesem  Jahr  in  Jena  höchst  ungflnstis. 

SedaetiOB  dei  Philadelphia  Photographer.  —  Die  für  die  Bedaction  des 
Archivs  bestimmte  Nuouner  wollen  Sie  gefälligst  an  die  untenstehende  Adresse, 
nach  Elberfeld,  senden;  die  für  den  Moniteur  bestimmte  nach  Paris,  an  Herrn 
B.  Lacan,  47,  Grande  Bue,  Passy. 


Alle  Briefe  und  Mittheilungen   für  die  Bedaction    sind   an    den   Herausgeber, 
Paul  B.  Liesegang  in  Elberfeld,  zu  richten. 


Oedraekt  b«i  Sam.  Lneas  in  Elb«rftld. 


Photographisches  Archiv. 


mmmä  W.  ~  IVr*  •»•  —  i.  »mptmmUmtf  »•4. 


Sattoa's  rasches  TaaiiiByerfalirei. 

Herr  Sutton  Dennt  sein  Verfahren  instanUneoufl  (augenblicklich), 
weil  man  damit ,  wie  er  angibt,  aagenbliddiche  Anfnahmeii  von 
Seeetficl^en,  oder  belebten'  Ansichten,  mit  einem  Objectiv  von  grosser 
OefibuDg  nnd  kurzer  Brennweite  machen  kann,  vorausgeeetit  dass 
das  Licht  gut  ist.  Es  soU  also  damit  weiter  nichts  gesagt  sein, 
als  dass  dies  Trockenverfahren  so  empfindliche  Platten  zn  präpariren 
gestattet,  wie  gute  feuchte  CoUodionplatta).  Mit  der  Augenblick- 
liehkeit  darf  man  es  also  nicht  so  scharf  nehmen. 

Die  Anwendung  von  Tannin  als  präservirendes  Mittel  hält 
Hr.  S.  nicht  fQr  wesentlidi;  aber  er  empfiehlt  diesen  Stoff  da  er 
l^einer  weiteren  Zubereitung  bedarf  und  leicht  anzuwenden  ist 
Wichtiger  ist  die  Benutzung  eines  alkalischen  Entwicklers  und  der- 
jenige Zustand  des  Collodions  und  Silberbads  womit  man  die  hdchste 
£iiq[>findlichkeit  der  Schicht  erreichen  kann. 

Folgende  Operationen  bilden  das  Verfahren: 

1«  Die  Bänder  der  Glasplatte  werden  matt  geschliffen;  die 
Platte  geputzt  und  polirt 

2.  Die  Platte  wird  mit  broo^dirtem  Ck>llodion  überzogen. 

3.  Die  Sdiicht  wird  im  Silberbad  empfindlich  gemacht,  dann 
abgespült  und  ndt  Tanninlösung  begossen. 

4.  Die  empfindliche  Platte  wird  getrocknet,  und  veipai&t 

5.  Die  Platte  wird  in  der  Camera  belichtet 

6.  Das  Negatir  wird  durch  eine  alkalische  L5amg  entwickelt 
(durch  Pyrogallussäure  und  kohlensaures  Natron). 

7.  Das  so  erhaltene  sdiwacbe  Negativ  wird  dutdb  eine  saure 
Lösung  von  Pjrogallussäure,  mit  salpetersamrem  Silber  gemisdit, 
verstärkt 

17 


356 


8.  Das  Negativ  wird    mit  unterschwcfligsaurem  Natron  fixixt, 
gewaschen  und  getrocknet 

9.  Das  Negativ  wird  mit  Firniss  überzogen. 


1.    Bas  Eeinigen  der  Glasplatte  und  Mattschleifen  der 

Hr.  Sutton  empfiehlt  das  englische  Patent-Flate-Glass,  weil  es 
gaoz  eben  ist  und  deshalb  nicht  so  leicht  im  Gopirrahmen  bricht, 
auch  mit  dem  Copirpapier  in  engere  Berührung  gebracht  werden 
kann.  Es  soll  nicht  zu  dick  sein.  Unseren  deutschen  Photographen 
wäre  demnach  Spiegelglas  zu  empfehlen,  welches  nicht  theurer 
aber  noch  besser  ist,  als  das  Patent-Piate.  Zum  Mtttsehleifen  der 
Ränder  verwendet  man  die  zu  diesem  Zwecke  angefertigten  Schleif- 
steine, die  in  den  photographischen  Handlungen  zu  haben  sind. 

Die  Glasplatten  dürfen  nicht  zwischen  Druckpapier  gepaclLt 
werden,  weil  die  Buchstaben  isich  auf  dem  Glas  abdrucken  und 
schwer  zu  entfernen  sind. 

Eine  neue  ungebrauchte  Glasplatte  reibt  man  mit  einem  dicken 
Brei  von  Kreide  und  Wasser,  mit  einem  Stück  Flanell.  Die  Kreide 
entfernt  man  unter  einem  Wasserstrahl  mit  einem  Schwamm. 
Schliesslich  legt  man  die  Platte  in  mit  Essig  gesäuertes  Wasser, 
um  die  Alkalinität  zu  zerstören,  und  spült  nochmals  ab;  man 
trockne  sie  dann  mit  Leinen,  weiches  nur  zu  diesem  Zwecke  dient, 
und  nie  mit  Seife  gewaschen  wurde«  Wenn  ein  Negativ  lücht  ge- 
lungen ist,  reinige  man  die  Platte  sofort  wieder,  wobei  die  Kreide 
aber  fortzulassen  ist.  Acht-  bis  zehnmal  gebrauchte  Platten  smd 
mit  Salpetersäure  zu  behandeln,  besser  wendet  man  sie  gar  nicht 
mehr  an. 

Die  gereinigte  und  trocken  geriebene  Platte  setzt  man  bis  zum 
Gebrauch  in  den  Platteulcasten.  Beim  Abwaschen  nehme  man  viel 
Wasser,  und  rühre  die  Platte  nie  mit  den  Fingern  an;  auch  darf 
sie  nicht  freiwillig  trocknen.  Von  den  Rändern  entferne  man  die 
f[reide  vollständig.   Die  Kreide  verwahre  man  so,  dass  sie  rein  bleibt. 

Ehe  das  GoUodion  aufgegossen  wird,  muss  die  Platte  voll- 
kommen trocken  und  gut  polirt  sein.  Das  Poliren  geschieht  erst 
kurz  vor  dem  Gebrauch.  Die  Platte  wird  mit  tro<teem  Leinen 
abgerieben  und  darauf  mit  einem  seidenen  Taschentuch. oder  dnem 
Stück  Waschleder  polirt  Alle  Stoffe,  die  man  zum  Poliren  an- 
wendet, müssen  ganz  trocken  sein,  man  erhält  sonst  Streifen  im 
Negativ. 

Das  Polirbrett  muss  so  eingerichtet  sein,  dass  die  Ränder  der 
Platte  nur  an  drei  Punkten  anli^en,  nicht  so,  dass  zwei  Ränder 
in  der  ganzen  Länge  von  zwei  Holzleisten  berührt  werden. 


S57 


Feuchtigkeit,  SchmutK  oder  nnpolirtes  Glas  erzeugen  besondere 
Unregelmässigkeiten  in  der  Schicht,  Streifen  und  Flecken  im  Negativ 
und  schlechtes  Anhaften  der  Schicht. 

lie  baltendnacbeide  Unterlage. 

Ein  Fehler,  dem  alle  trockne  Collodionplatten  unterworfen  sind, 
ist  das  Losewerden,  Faltenwerfen  und  Reisaen  der  Schicht  wahrend 
des  Entwicklens,  Fizirens  oder  Waschens.  Das  Losewerden  und 
Faltenwerfen  entsteht,  wenn  die  Ecken  der  Schicht  fest  sind,  so 
dass  sie  beim  zweiten  Benetzen  sich  nicht  auf  dem  Glase  ausdehnen 
kann;  das  Negativ  zeigt  dann  eigenthümlich  verzweigte  dunkle 
Linien.  Dies  kommt  aber  mit  gutem  Collodion  selten  vor.  Die 
Schicht  reisst,  wenn  Flüssigkeit  ant.er  einer  Ecke  eindringt,  was 
beim  besten  Collodion  vorkommen  kann,  wenn  man  sieh  nicht 
davor  hütet.  Dies  kommt  auch  beim  feuchten  Verfahren  vor,  wenn 
das  Collodion  zu  dünn  ist. 

Diese  Uebelstände  sind  gänzlieh  zu  vermeiden,  wenn  man  die 
Platte  nach  dem  Poliren  mit  einer  dünnen  Schicht  überzieht,  am 
besten  von  Kautschuk  oder  Guttapercha ;  die  Auflösung  von  1  Tbeil 
eines  dieser  Stoffe  in  480  Tbeilen  Eerosolen,  Chloroform  oder 
Benzin  wird  ebenso  wie  Collodion  aufgegossen  und  bei  starker 
Wärme  getrocknet  Das  Glas  bleibt  ganz  klar.  Wenn  man  eine 
Hälfte  einer  Stereoskopplatte  mit  dieser  Auflösmig  überzieht  und 
dann  aof  der  ganzen  Platte  ein  Negativ  macht,  so  wird  man  in 
der  Intensität  und  Klarheit  der  beiden  Hälften  keinerlei  Unterschied 
bemeriLen.  Lässt  man  schliesslich  einen  heftigen  Wasserstrahl 
darauf  fallen,  so  wird  die  Hälfte  mit  der  Unterlage  demselben  gut 
widerstehen )  während  die  andere  Hälfte  in  Stücken  fortschwimmt. 

Man  verstehe,  die  Unterlage  ist  nicht  absolut  nöthig;  im 
Gtegentheil,  wenn  die  Schicht  gut  haftet  und  blosses  Umranden 
derselben  mit  Fimiss  sie  vor  dem  Ablösen  schützt,  so  lasse  man 
die  Eautschnklösung  fort,  denn  jede  Sdiicht  mehr  bringt  ihre 
eigene  UnvoUkommenhdt  sowohl  wie  anhaftenden  Staub  mit  sich. 
Wenn  aber  eine  Unterlage  nöthig  ist,  so  ist  die  hier  bezeichnete 
die  einfiichste  msd  sicherste.  Albumin  oder  Gelatine  soll  man  nicht 
anwenden,  sie  mögen  für  andere  Verfahren  sich  eignen,  für  dieses 
paaeen  sie  meht. 

2.    Bas  ColIodionireiL 

Viel  hängt  von  der  Zusammensetzung  des  CoUodions  ab.  Rothes, 
altes  CoUodion  ist  durchaus  nicht  anwendbar,  da  es  immer  sehr 
aaempfindlleh  ist  und  überhaupt  kein  gutes  Bild  liefert. 


368 


Roh-GollodioD. 

Pyroxylln 3  Gramm, 

Aether,  0,25  sp.  Gott.   ...  150        „ 
Alkohol,  0,805 90 

Jodirung, 

JodcachDium 8  Gramm, 

Bromcadmium  ......      3       ;, 

Alkohol  Toa  0,810  sp.  Gew.  .  240        „ 

Drei  Maasstheile  RoheoUodion  sind  mit  einem  Maasstheil  Jo' 
dirong  zn  mischen  gnt  zu  schütteln  and  einige  Stunden  stehen  zn 
lassen.  Der  obere  Theil  der  Flüssigkeit  wird  darauf  durch  den 
Heber  abgesogen,  oder  filtrirt.  Das  Collodion  ist  ganz  farblos  und 
hält  skh  an  kühler  Stelle  lange  Zeit. 

Das  Pyroxylin  moss  sich  klar  l^en  und  darf  nieiit  sauer  sem. 
Aether  und  Alkohol  müssen  neutral  sein  und  dürfen  keine  Spnr 
von  Fuselöl  oder  anderen  Unreinigkeiien  enthalten.  Das  Collodion 
entbSlt  nach  dem  Jodiren  gleiche  Theile  Aether  und  Alkohol ;  diese 
sind  etwas  stärker  als  für  das  feuchte  Verfahren,  da  man  ein 
schlechtes  Annehmen  des  Entwicklers  nicht  zu  fürchten  hat 

Wenn  das  Pyroxylin  gut  ist  branidit  kein  alkalisches  Jodsalz 
beigefügt  zu  werden,  um  das  Collodion  flüssig  zu  machen.  Bromsalz 
Ist  unentbehrlich  in  diesem  Verfahren,  denn  das  Collodion  behält 
dann  seine  Empfindlichkeit,  während  blos  Jodirtes  Collodion,  das 
anfangs  ebenso  empfindlich  ist,  sich  sehr  bald  verändert. 

Das  Aufgiessen,  Trocknenlassen  und  Eintauchen  geschieht  ganz 
wie  gewöhnlich. 

8.    Empflndlichmaohen  der  Schicht. 

Das  Silberbad  ist  eine  Auflösung  von  einem  Theil  ifia  reinsten 
umcrystallisirten  salpetersauren  Silbers  in  16  Theilen  Wasser.  Zu 
100  Gramm  der  Lösui^  wird  ein  Tropfen  Essigsäure  oder  Sal- 
petersäure zugesetzt  Das  Bad  wird  durch  Hinehntellen  einer 
collodionirten  Platte  mit  Jodsilber  versehen. 

Frisch  arbeitet  das  Bad  am  besten;  alte  mit  organisehen 
Stoffen  gesättigte  Bäder  geben  gerne  yerscblet^e  Negativs.  Sobald 
dies  geschieht  mache  man  ein  frisches  Bad  und  schlage  das  alte 
mit  Salz  nieder.    Es  verbessern  zu  wollen,  wäre  Zeitverschwendung. 

Ist  man  nicht,  wie  auf  Reisen,  gezwungen  Guttaperchacüvetten 
anzuwenden,  so  nehme  man  solche  von  Glas. 

Die  Platte  bleibt  so  lange  im  Bade,  bis  die  Schicht  grünUeh 
gelb  und  sahnig  geworden  ist.     Drei  Minuten  im  Sommer, 


359 


-fr- 


im  Winter,  werden  genügen.  Man  spült  ab,  bis  die  öUgen  Streifen 
verschwunden  sind,  iSsst  abtropfen  und  taucht  von  neuem  in  eine 
andere  Cüvette  mit  destillirtem  oder  klarem  Regenwasser.  Hierin 
bleibt  die  Platte ,  bis  eine  andere  coUodionirt  und  empfindlich  ge- 
macht ist  Anfangs  wird  die  Schicht  wieder  fettig,  man  muss  die 
Platte  daher  heben  und  senken.  Dieses  fettige  Ansehen  entsteht 
immer  wenn  das  CoUodion  ziemlich  wasserfrei  ist 

Das  erste  Wasser  dient  für  etwa  ein  Dutzend  Platten;  sein 
Trabewerden  schadet  nicht  Wenn  die  Platte  lünf  Mhiuten  darin 
gewesen,  nimmt  man  sie  heraus,  hält  sie  mit  den  Ffaigerspitzen 
der  Imken  Hand  wagerecht,  nnd  übergiesst  sie  mit  einer  grossen 
Quantität  ron  klarem  Regenwasser.  Hierbei  halte  man  den  Ansguss 
des  Gelasses  einen  oder  zwei  Zoll  über  der  Platte  nnd  spüle  nicht 
nnr  eme  Stelle,  sondern  die  ganze  Fläche  ab,  Torzugsweise  aber 
die  Ecken,  wo  das  Collodion  am  dicksten  ist  Fortaetrang  folgt 


Von  Dr.  1.  Weiske. 

1.    Towlers  positiTos  CoUodionyer&hren. 

Das  von  mir  schon  in  einer  der  letzten  Nummern  des  Archivs 
erwähnte  photographische  Handbuch  von  Towler,  welches  in  diesem 
Jahre  zu  Newyork  unter  dem  Titel  „The  silver  snnbeam:  a  practieal 
and  theoretical  text-book  on  sun  drawing  and  Photographie  printing: 
comprehending  all  the  wet  and  dry  prooesses  at  present  known, 
with  collodion,  albumen,  gelatine,  wax,  resin,  and  silver;  aa  also 
heliographic  engraving,  photolithography,  pfaotosincograpby,  photo- 
graphy  in  natural  colors,  tinting  and  coloriug  of  photographs,  printing 
in  TarioQS  eolours;  the  carbon  process,  the  card  picture,  the  Vignette 
and  stereographj.  By  J.  Towler,  M.  D.  etc.  etc^  erschienen  ist, 
embSlt  des  Guten  eine  solche  Fülle  und  in  solqfi  übenlchtUdier, 
iwedonässiger  Anordnung,  dass  es  jedenfalls  wfinsehenswerth  nnd 
die  Mühe  lohnend  ist,  den  deutschen  Photographen  wenigstens  ans- 
zngBweise  mit  diesem  Buche  bekannt  zu  machen. 

Schon  ein  DnrdiUiok  Alles  des  im  Titel  Angelührtea  giebt 
einen  Begriff  von  der  Reichbaltigkeit  des  Buches,  und  dooh  ist  der 
Titel  bti  weitem  nicht  erschöpfend  trotz  seiner  Registerartigkeit, 
denn  er  erwähnt  nichts  davon,  dass  im  Buche  ein  ziemlich  ans« 
Rihrlicher  und  guter  historischer  Ueberblick  über  den  Entwicklungs- 
iSaag  der  Photographie  von  ihren  ersten  Keimen  an  bis  auf  den 
beatigen  Tag  enthalten  ist,  dass  femer  darin  die  Darstellung  aller 


360 


photographischen  Chemicalien  und  die  PrQfung  von  deren  Reinheit 
abgehandelt  ist,  und  zwar  in  äusserst  übersichtlicher  Weise,  in- 
dem die  verschiedenen  Stoffe  nicht  etwa  alphabetisch '  angeordnet, 
sondern  nach  ihrer  Verwendung  in  der  Photographie  in  verschiedene 
Kapitel  abgetheilt  sind.  Ferner  ist  auch  noch  im  Buche  eine 
gründliche  Beschreibung  der  Herstellung  milcroskopischer  Photo- 
graphien sowie  der  Erzeugung  vergrösserter  Positivs  und  Negativs 
enthalten.  Hierzu  kommt  auch  noch  eine  Vergleichung  der  ver- 
schiedenen Thermometer-  und  Aräometerskalen  sowie  der  america- 
nischen  und  englischen  Maasse  und  Gewichte  mit  den  französischen. 

Nach  diesen  allgemeinen  Bemerkungen  will  ich  dazu  übergehen, 
Towlers  Beschreibung  des  positiven  Collodionverfahrens  der  Haupt- 
sache nach  wiederzugeben. 

Unter  positiven  CoUodionbildern  sollen  jetzt  die  verstanden 
werden,  welche  im  reflectirten  Lichte  und  gegen  einen  dunklen 
Hintergrund  betrachtet  positiv  erscheinen,  nicht  Transparentpositivs, 
welche  durch  Oopiren  von  Negativen  erhalten  worden  sind.  Ein 
positives  GoUodionbild,  oder  Ambrotjp,  wie  es  genannt  wird,  zeigt 
sobald  die  Schicht  auf  dem  Glase  bleibt,  Alles  von  rechts  nach 
links  verkehrt.  Dies  ist  für  Portraits  in  der  Regel  gleichgültig, 
wenigstens  kann  man  sich  leicht  helfen,  wenn  jemand  dargestellt 
werden  soll,  der  mit  der  rechten  Hand  etwas  hält  oder  thut,  indem 
man  dafür  die  linke  substitutrt  Zu  Landschaften  und  Architectnren 
lässt  sich  das  Ambrot3rp  aber  nicht  verwenden.  (Dieser  Mangel 
des  Ambrotyps  ist  dadurch  zu  beseitigen,  dass  man  es  nidit  von 
der  Collodionseite,  sondern  von  der  Glasseite  betrachtet    W.) 

Was  das  Collodion  betrifft,  so  wendete  Towler  ganz  dasselbe 
wie  für.  Negativa  an  und  zwar  ein  sehr  alkoholreiches,  dem  Ltese- 
gang*schen  sehr  ähnliches,  nur  dass  das  Towler'sche  61%  Alk<^l 
bat,  während  das  Liesegang'sche  nur  58%  davon  enthUt  Ich 
habe  übrigens  in  der  Wirkungsweise  beider  keinen  wesentlichen 
Unterschied  finden  können.  Dass  es  übrigens  in  der  That  m'cht 
nötbig  ist,  einen  Unterschied  zwischen  positivem  und  negativem 
Collodion  zu  machen,  zu  der  Ueberzeugung  bin  auch  ich  schon 
längst  durch  zahlreiche  Versuche  gekommen.  Die  verschiedenen 
von  Towler  angegebenen  Jodirnngen  des  Collodions  werde  ich  beim 
Negattwerfahren  besprechen,  ebenso  das  Silberbad,  weldies  auch 
für  Positiv  und  Negativ  nicht  verschieden  ist.  Wenn  übrigens 
Towler  sagt,  dass  ein  Photograph,  der  nicht  selbst  ein  Stüdc 
Chemiker  ist,  sein  Collodion  nicht  selbst  bereiten,  sondern  fertig 
kaufen  soll,  so  ist  dies  allerdings  wahr  und  mag  auch  gar  oft  mit 
Zeiterspamiss  verbunden  sein,  selbst  wenn  der  Photograpfa  Chemiker 


361 


ist  Im  Oninde  mnss  aber  doch  wohl  jeder  Photograph  mit  che- 
nfischen  Operationen  und  Wägongen  vertraut  sein,  deun  Alles  kann 
er  sich  unmöglich ,  so  wie  er  es  zum  unmittelbaren  Gebrauche 
nothig  haty  fertig  kaufen,  und  Reinlichkeit  und  Accuratesse  in  seinen 
Arbeiten  müssen  ihm  überhaupt  eigen  sein. 

Als  Entwickler  für  Ambrotypen  giebt  Towler   folgenden  an: 
Eisenvitriol      ....      3  Gewichtstheile, 
Regenwasser    ....    32        ^         ^ 

Essigsäure 3         „         „ 

Alkohol 2         „         „ 

Dieser  Entwickler  giebt  einen  schönen,  weissen  Niedersciilag. 
Ueberhaupt  erreicht  man  dies  um  so  mehr  je  langsamer  der  Ent- 
wickler ist.    Daher  giebt  folgender  noch  brillantere  Lichter: 

Eisenvitriol    ....       2  Drachmen, 


Regenwasser  . 
Essigsäure 
Alkohol      .     . 
Kalisalpeter    . 
Silbernitrat 
Salpetersäure 


64 
2 
1 

30  Tropfen, 


D 


V: 


2 


4  Drachmen, 
6 

16 
2 


Ein  schnellerer  Entwickler,  der  dem  Silber  eine  mattere  Farbe 
giebt  ist  folgender: 

Eisenvitriol     .     .     .     < 
Essigsäure      .... 

Wasser 

Alkohol 

Salpetersaurer  Baryt    , 
Die  Fizirung  geschieht  am  besten  in  einer  Lösung  von  1  Theil 
Cyankalinm  in  4  Theilen  Wasser. 

Die  am  Ofen  oder  über  der  Spirituslampe  getrocknete  Schiebt 
wird  dann  mit  einer  Lösung  von  Copal,  Dammarlack  oder  Bernstein 
in  Benzol  oder  mit  weingeistiger  Lösung  von  Schellack  und  Sandarac 
gefimissL  Zum  Schluss  wird  das  Bild  auf  der  Glasseite  mit  einer 
Lösung  von  Asphalt  in  Terpentinöl  oder  Benzol,  der  man  Canada- 
bsisam  oder  Kautschuk  zusetzt,  geschwärzt  Man  kann  auch  das 
Bild  auf  der  Collodionseite  statt  auf  der  Glasseite  schwärzen.  Dann 
erscheint  es  nicht  von  rechts  nach  llnlcs  verkehrt,  verliert  aber 
etwas  von  seinem  hübschen  Aussehen,  weil  sich  dann  die  CoUodion- 
Khicht  zwischen  dem  Silbemiederschlage  befindet.  Das  Bild  ist 
4um  fertig  und  kann  in  den  Rahmen  gefasst  werden. 

Fortsetzung  folgt. 


f hftofn^hiwhef  Arehir.  Vr.  65. 1.  September  1864. 


17 


362 


Eilige  Benerkangen  über  Wenderotli's  Methode  Negttire 
zn  übertragen  nnd  Aber  das  neiie  KoUe-Verfahrea. 

Von  H.  Cooper,  jun/> 

Ich  habe  kürzlich  Versuche  angesteUt  mit  Wenderoth's  Üeber- 
tragangsmethode  und  sie  sind  mir  vollkommen  gelungen;  ich  kann 
die  Methode  Ihren  Lesern  vertrauensvoll  empfehlen.  Anfangs 
dachten  Manche,  dass,  wenn  die  Wachsschicht  die  Enifcrnung  der 
Collodionschicht  erleichterte,  letztere  in  grosser  Gefahr  sein  würde 
wegzuschwimmen,  ehe  man  es  wünschte.  Um  diesen  Punkt  bis 
aufs  Aeusserste  zu  prüfen,  nahm  ich  mehrere  sehr  unvollkommen 
gereinigte  Glasplatten,  nnd  überzog  sie,  nachdem  ich  das  Wachs 
aufgetragen  hatte,  mit  einer  Collodlonprobe,  die  mir  stets  viel 
Anstoss  gegeben  hat,  da  sie  sich  beim  Auswaschen  u.  s.  w.  vom 
Glase  ablöste ;  nachdem  ich  exponirt  und  entwickelt  hatte,  zerkratzte 
ich  die  Haut  mehrmals  recht  kreuzweise,  fixirte  dann  und  wusch 
unter  einem  starken  Wasserstrahl,  ohne  dass  das  Collodion  die 
geringste  Neigung  zeigte,  sich  zu  trennen. 

Ich  war  so  erfreut  über  das  Gelingen  dieses  Experiments, 
welches  ich  mit  mehreren  verschiedenen  Collodionarten  wiederholte, 
dass  ich  die  Wachsschicht  zn  beständigem  Gebrauch  anzunehmen 
gedenke,  da  das  Freisein  von  Flecken  ebenfalls  ein  grosser  Vor- 
theil  ist;  doch  brauche  ich  wohl  kaum  zu  erwähnen,  dass  in  der 
Praxis  die  Gläser  hinlänglich  gereinigt  sein  müssen,  um  das  sal- 
petersaure Silberbad  nicht  zu  verderben. 

Ein  anderer  zufälliger  Vortheil  ist  der,  dass  an  einem  trüben 
Tage  eine  Anzahl  Platten  präparirt  und  für  den  Gebrauch  hin- 
gestellt werden  können,  da  hier  keine  Gefahr  vorhanden  ist,  dass 
die  Oberfläche  feucht  und  streifig  wird,  wie  es  bei  nngeschütztem 
Glase  der  Fall  sein  würde. 

Ich  fand  es  nützlich,  die  Glasplatte  nach  dem  Aufgiessen 
einiger  Tropfen  der  ätherischen  Wachslösung  schwach  zu  er- 
wärmen, indem  sich  dann  das  Wachs  viel  leichter  und  schneller 
^^ieichmässig  über  die  Oberfläche  hin  verbreitet,  als  wenn  man  die 
Platte  kalt  bleiben  lässt;  denn  im  letztem  Falle  muss  man  eine 
ziemliche  Reibung  anwenden,  ehe  das  Wachs  in  einen  Zostand 
gebracht  wird,  dass  es  eine  gleichmässige  Schicht  erzeugt. 

Einige  Negative,  die  ich  unzerkratzt  gelassen  hatte,  übertrug 
ich  dann  weiter  auf  Gelatine.  Diese  Operation  fand  ich  ausser- 
ordentlich einfach  nnd  sicher. 


^)    The  Photographie  News,  June  24,  1864,  pag.  304  ff. 


363 


£s  mag  erinnert  werden ,  dass,  wenn  ich  Negative  ohne  An* 
Wendung  von  Wachs  zn  übertragen  versuchte,  ich  auf  manche  sehr 
rerdriessliclte  und  seltsame  Resultate  gerieth,  wie  das  Zerspringen 
der  CoUodioiihaut  u.  s.  w. 

Beim  Kohleverfahren  bin  ich  nach  wiederholten  Versuchen  zn 
dem  Schluss  gekommen,  dass  die  be^te  Methode,  das  Gelatine- 
Täfelchen  für  die  Entwicklung  aufzukleben,  wenn  es  nicht  bestimmt 
ist  übertragen  zu  werden ,  die  von  Hendersen  in  den  Photographic 
News  vom  20.  Mai  beschriebene  ist:  Man  befeuchte  die  Rückseite 
eines  Stücks  albuminirten  Papiers,  indem  man  es  auf  feuchtes  Lösch- 
papier l^t,  und  wenn  die  Oberfläche  klebrig  geworden  ist,  drücke 
man  das  Täfelchen  darauf,  wobei  man  natürlich  Sorge  trägt,  da'sa 
kerne  Luftblasen  dazwischen  treten;  ist  das  Täfelcben  dick,  so 
wird  ein  schwaches  Anhauchen  der  Gelatineseite  dem  Zusammen* 
rollen  desselben,  wenn  es  auf  das  feuchte  Papier  gelegt  wird,  vor- 
beogen;  während  es  feucht  (aber  nicht  nass)  ist,  sättige  man  daa 
Papier  mi^  starkem  Alkohol,  indem  man  einen  in  diese  Flüssigkeit 
getauchten  Schwamm  über  die  RüclLseite  des  Papiers  führt;  doch 
darf  der  Spiritus  die  Gelatine  -  Oberfläche  nicht  berühren.  Der 
Alkohol  wird  das  Eiweiss  coagulireo  und  es  veranlassen  das  Täfelchen 
und  Papier  so  fest  zusammenzuhalten,  dass  ich  unter  keiner 
Waschung  das  geringste  Streben  bemerkt  habe,  sich  an  den  Kanten 
aufzurollen  oder  sich  loszutrennen.  Diese  Verfahrungsweis^  ist  vaaUf 
so  viel  zuverlässiger,  gf^fälliger,  eleganter  und  sauberer,  dass  ich 
überzeugt  bin,  die  Experimentatoren  werden  sie  nur  einmal  zn  ver* 
suchen  brauchen,  um  dieselbe  sofort  sich  anzueignen. 

Ich  möchte  allen  Ihren  Leserp,  die  mit  unlöslichen  Schichten 
gequält  werden,  rathen,  die  Quantität  des  doppeltchromsauren  Kalis 
in  reduciren,  da  ich  finde,  dass  während  der  warmen  Witterung 
30  bis  40  Theile  Gelatinelösung  auf  einen  Theil  doppeltchromsaures 
Kali  die  besten  VcrhäUnisse  sind. 

Ebenso  finde  ich,  dass  Glycerin  in  dem  Verhältnisse  von  10 
Tropfen  auf  eme  Unze  Gelatinelösung  bei  Weitem  dem  Zucker 
Totzoziehen  ist. 

Einer  der  grossen  Nachtheile  für  den  practischen  und  conimer- 
ziellen  Werth  von  Swan'a  Verfahren  ist  die  Schwierigkeit  (oder 
vielmehr  Unmöglichkeit),  Täfelchen  damit  zu  präpariren,  die  in 
ähnlicher  Weise  empfindlich  gemacht  werden  konnten,  wie  jetzt 
anser  Ghlofsilberpapier«  Eine  Gelatinefläche  lässt  sich  empfindlich 
machen  durch  Eintauchen  in  eine  doppeltchromsaure  Kalilösung; 
unterwhrft][man  aber  ein  nach  Swan's  Methode  präparirtes  Täfelchen 
der   Einwirkong    einer    Flüssigkeit,    so    wird   es   sich   nach  jeder 


364 


Richtung  hin  zosammenrollen ,  indem  es   uns  so  klar  wie  mög^idi 
zeigt,  dass  man  j^diesen  Ausweg  nicht  versuchen  soU.*^ 

C.  K.  Wild  hat  eine  geistreiche  Modification  des  ursprönglichen 
Verfahrens  erfunden,  welche  sich,  wie  ich  hoffe,  mit  einigen  wenigeo 
Ahändemngen  als  sehr  werthvoll  erweisen  wird.  Gegenwärtig  kann 
ich  Ihren  Lesern  nur  einen  rohen  Umriss  des  vorgeschlagenen  modas 
operandi  geben,  aber  nächste  Woche  gedenke  ich  einen  ausfGhr- 
licheren  Bericht  vorzulegen.' 

Da  Herr  Wild,  der  den  Geidanken  je  eher  je  lieber  znr  PrOfong 
in  die  HSnde  der  Photographen  zu  legen  wünschte,  keine  Gelegen- 
heit hat,  photographtsche  Operationen  auszuführen,  so  versprach 
ich  ihm,  den  Gegenstand  in  diesem  kurzen  Artikel  zur  Sprache  zn 
bringen.*)  Ich  muss  von  Rechtswegen  anführen,  dass  Herr  WM 
durch  sein  Verfahren  einige  Bilder  erzengt  hat,  die  sehr  ver- 
sprechend sind,  und  zeigen,  dass  der  Gedanke  nicht  rein  phantastisch 
ist,  sondern  offenbar  practischen  Werth  hat 

Man  nehme  ein  Blatt  Papier,  je  dünner  je  besser,  nnd  fiber- 
ziehe es  mit  gefärbter  Gelatine,  von  denselben  Verhältnissen  wie 
für  Swan's  Verfahren.  Die  Gelatine  braucht  auf  der  Oberfladie 
des  Papiers  nicht  sehr  dick  zu  sein,  damit  sie  bald  trocken  wird;  es 
erfordert  nur  zwei  bis  drei  Stunden,  um  diese  Operation  zu  vollenden. 

Nun  g^ebt  es  <wei  Wege,  das  Papier  zu  überziehen  —  erstens 
durch  Schwimmenlassen  auf  einer  Schaale  warmer  Gelatineiosung, 
und  zweitens  durch  die  von  denjenigen  befolgte  Methode,  welche 
die  Oberfläche  von  Bildern  u.  s.  w.  mit  Gelatine  glasiren.  Die 
letztere  Methode  erzeugt  die  vollkommensten  Resultate  nnd  ist  die 
einfachste  und  leichteste  bei  der  Anwendung  im  Grossen.  Die  in 
diesem  Theile  des  Verfahrens  vorkommenden  Einzelnheiten  masB 
ich  aufechieben,  bis  es  sorgfältig  geprüft  worden  ist.  Jene  nrit 
gefärbter  Gelatine  überzogenen  Papterblätter  werden  sich  wenn  man 
sie  in  einer  trocknen  Atmosphäre  aufbewahrt,  unendlich  lange 
halten  und  können  in  derselben  Weise  präparirt  und  verkauft 
werden,  wie  gegenwärtig  albuminirtes  Papier.  Um  die  Blätter 
empfindlich  zu  machen,  lasse  man  sie,  die  Gelatineseite  nach  unten, 
ungefähr  eine  Minute  auf  einer  doppeltchromsauren  K»U*  oder 
Ammoniaklösung  schwimmen,  die  eine  Stärke  von  etwa  40  Gtan 
auf  die  Unze  hat  und  5  bis  10%  Alkohol  enthält;  der  leUtere 
soll  die  Lösung  veranlassen,  die  Gelatine  gleichmässiger  nnd  rascher 
zu  durchdringen.  Um  die  erforderliche  Stärke  zu  bestimmen,  sfani 
noch  einige  weitere  Versuche  nothwendig;   eine  zu  starke  Lösung 


*)    Hierauf  bwleht  sich  die  Notiz  auf  8.  34d  (in  Nr.   64  des  Archivs). 


365 


inirde  dazu  beitragen,   die  Haut  unlöslich  zu  machen,  und  eine  zu 
lehwache  würde  zu  einem  längeren  Drucken  nöthigen. 

Wenn  das  Papier  trocken  Ist,  kann  es  unter  einem  Negativ 
exponirt  werden;  das  Drucken  darf  nicht,  wie  in  Pouncy's  Ver- 
fahren, durch  das  Papier  bewerkstelligt  werden,  sondern  auf 
der  Oberfläche  in  der  gewöhnlichen  Welse.  Wenn  es 
aus  dem  Gopirrahmen  genommen  ist,  kann  es  mit  dem  Abdruck 
nach  unten  auf  ein  anderes  Stück  Papier  mit  chinesischer  Tusche 
angeklebt  oder  nach  der  oben  empfohlenen  und  beschriebenen 
Methode  behandelt  werden.  Bringt  man  es  in  warmes  Wasser, 
so  wird  das  Papier,  das  ursprünglich  an  der  Gelatine  haftete,  sich 
ablösen,  indem  die  Theile,  die  durch's  Licht  unverändert  bleiben, 
sich  auswaschen  lassen,  und  da  das  Wasser  auf  die  nicht  be- 
druckte Seite  wirkt,  so  werden  die  Halbtinten  völlig  erhalten 
bleiben«  um  das  Gelingen  zu  sichern,  kann  man  das  Papier,  bevor 
man  die  Gelatine  anwendet,  mit  einer  Lösung  von  Starke,  Sago, 
Tapioeamehl  oder  einem  andern  geeigneten,  in  warmem  Wasser 
Ideht  löslichen  Kleber  überziehen,  in  derselben  Weise,  wie  die 
Decalcomanie-Blätter  präparirt  werden. 

Die  Experimente  sind  bis  jetzt  noch  sehr  roh  gewesen,  so  dass 
wir  uns  keinen  richtigen  Begriff  davon  noachen  können,  was  das 
Verfahren,  das  ich  Ihren  Lesern  zu  beschreiben  versucht  habe,  zu 
leisten  im  Stande  ist.  Ich  hoffe  aufrichtig,  dass  eine  gute  Anzahl 
Photogr^>hen  zugleich  an's  Werk  gehen  und  diese  schöne  Modi- 
fieation  bald  zu  einem  erfolgreichen  Abschluss  bringen  werden. 
Schliesslich  muss  ich  noch  erwähnen,  dass  die  Herren  Reeves  nach 
efner  Ungeheuern  Anzahl  von  Versuchen  einen,  zum  Verkauf  bereit 
li^^nden,  Farbstoff  hergestellt  haben,  der  in  jeder  Hinsicht  voll- 
kommen ist. 

Während  das  Vorstehende  zum  Druck  gesetzt  wurde,  hat  Cooper 
von  Wild  folgenden  Brief  erhalten : 

„In  Folge  der  Andeutungen ,  die  Sie  mir  gestern  gaben,  war 
ich  begierig,  meine  Experimente  noch  einmal  zu  prüfen.  Ich 
prSparirte  am  Nachmittag  etwas  Papier  mit  einer  Deztrinlösung 
and  darauf  mit  der  gefärbten  Gelatine.  Diesen  Morgen  liess  ich 
das  Papier  auf  einer  schwachen  Lösung  des  doppeltchromsauren 
Kali  schwimmen  und  druckte  einige  Positive.  Nach  einer  Exposition 
von  3  bis  5  Minuten  klebte  ich  den  Abdruck  auf  aibumlnirtes 
Papier  auf,  Indem  ich  es,  wie  Sie  mir  sagten,  mit  Spiritus  coagulirte, 
und  erzielte  einen  vortrefflichen  Erfolg.  Nach  dem  Aufkleben  weichte 
ich  ea  einige  Minuten  in  kaltem  Wasser  ein,  wo  das  ursprüngliche 
Papier  sich  leicht  ablöste  und  die  Abdrücke  jede  Waschung  aus- 


366 


hielten.  Die  Abzüge  sind  bedeutend  besser  als  di0  swei,  di^  ich 
Ihnen  gab,  und  der  Ton  ist  sehr  gut.  Ich  dniekte,  Uebte  auf  and 
wusch  in  dritthalb  Stunden  sechs,  so  dass  es  mir  eine  sehr  schnelle 
Methode  zu  sein  scheint.** 


BemeiiLWigci  iber  dei  K^Uednick. 

Von  W.  H.  DaYies.*^ 

Das  Drucken  mit  irgend  einem  beständigeren  und  wo  mö^ch 
wohlfeileren  Stoff  als  Silber  ist  das  grosse  Verlangen  aller  Photo- 
graphen gewesen.  Wie  manche  Andere,  habe  ich  mich  die  letzten 
4  bis  5  Jahre  hindurch  mit  Theorien  und  Experimenten  in  dieser 
Riehtang  beschälligt,  und  Tor  etwa  zwei  Jahren  gelang  es  mir, 
mehrere  Abdrücke  zu  erzeugen. 

Meine  Experimente  waren  ganz  oder  doch  hauptsächlich  daranf 
gerichtet,  ein  photolithographisches  Verfahren  zu  yervollkommneii, 
welches  unmittelbar  aus  der  Druckerpresse  kommende  Photographien 
mit  Halbton  geben  sollte ;  und  da  ich  mit  dem  Ueberdruckverfahren 
vertraut  war,  versuchte  ich  meine  Photographie  mit  einer  fettigen 
oder  seifenariigen  Druckerschwärze  zu  erzeugen,  die  zu  einai 
solchen  Ueberdrock  fähig  war,  und  von  welcher  Abdrücke  diiect 
vom  Steine  genommen  werden  konnten. 

Nicht  zwei  Substanzen  sind  der  Vereinigung  abgeneigter,  als 
ohne  wässerige  Gelatinelösung  und  eine  ölige  Mischung  von  Kohle 
oder  Druckerschwärze;  gleichwohl  konnte  ich  mit  keiner  andern 
Substanz  arbeiten,  und  meine  Bestrebungen  waren  darauf  gerichtet, 
einen  ,» Vermittler''  zu  gewinnen,  welcher  die  Härten  beider  Sub- 
stanzen erweichen  und  sie  in  einer  glücklichen  Mischung  ver- 
binden sollte.  Dies  konnie,  wie  ich  fand,  dadurch  bewirkt  werden, 
dass  man  eine  seifenartig»^  Zusammensetzung  von  Stearin  und  kohlen- 
sanrem  Natron  in  dem  Verhältniss  von  3  Theilen  Stearin  zu  4 
Theilen  Natron  machte,  mit  hinreichendem  Wasser,  um  sie  flüssig 
m  machen.  Diese  kocht  man  eine  halbe  Stunde  lang  in  einem 
T5pfchen  und  lässt  die  Masse  erstarren,  wo  sie  dann  zur  Benutzung 
fertig  ist.  Nun  nehme  ich  gleiche  Theile  von  dieser  Seife  und 
von  Ueberdruckfarbe  oder  DruclLerschwärze  (vonugswdse  von  der 
ersteren),  und  mische  sie  auf  dem  Reibestein  vQliig  In  einander, 
bis  sie  homogen  werden.    Diese  Masse  wird  mit  ehromirter 


^)    ToiftlMMi   in   einer  VerMDunlona    der    Bdinbwtfer    photoemphuehtB 
GeeeU«Ah4fl  ea  6.  Juli  1864. 


367 


Tsnnlschty  und  wenn  sie  zu  einem  lithographischen  Ueberdraek 
besttoimt  ist,  mnss  man  die  Gelatine  so  weieh  und  in  so  geringer 
Quantität  anwenden ,  als  sie  nur  wirlcen  Icann,  und  die  Schwärze 
so  reichlich  als  möglich,  damit  die  seifenartige  Mischung  den  Stein 
angreifen  kann. 

Ich  muss  erwähnen,  dass  ich  bei  diesen  Experimenten  fast  alle 
die  mannichfachen  Methoden  prfifte,  die  ssu  dem  Zweck  von  der 
Rückseite  her  zu  drucken  vorgeschlagen  worden  sind,  indem  ich 
das  Olasverfahren  von  Fargier  und  die  Papiermethode  von  Blair 
benutzte.  Auch  die  Anwendung  tou  Glimmerplatten  prüfte  ich, 
fand  aber  bei  denselben  bedeutende  Schwierigkeit  und  konnte  sie 
für  practische  Zwecke  nicht  gross  genug  bekommen.  Zuletzt  prüfte 
Ich  die  Methode,  von  der  ich  heute  Abend  sprechen  wilL  Sie  hat 
sieh  mir  während  der  Experimente  mit  den  dicken  Gelatlnehäntchen, 
die  Ich  zum  Auftragen  der  Schwärze  auf  die  blossen  Linien  der 
Photolithographfen  bei  der  Linien-Manier  benutzte,  von  selbst  dar- 
geboten, und  ich  habe  sie  damals  auch  yeröffentlicht 

Als  Herr  Swan  sein  Verfahren  der  Welt  übergab,  wurde  meine 
Aufmerksamkeit  wieder  auf  meine  *  yernachlässigten  Experimente 
gerichtet  Ich  fand,  dass  manche  der  Manipulationsmethoden,  mit 
denen  ich  vertraut  war,  sich  zur  Arbeit  mit  Wasserfarbe  ebenso 
gut  eigneten  wie  sur  Arbeit  mit  Oel,  und  ich  sah  zugleich,  'dass 
ich  bei  Benutzung  (für  mich)  alter  Pläne  ohne  Swan's  Täfelcben 
arbeiten  konnte.  Ich  werde  deshalb  die  Präparate  so  darlegen, 
dass  die  Manipulationen  zu  directem  doppeltehromsaurem  Gelatine- 
dmck  passen,  was  für  einen  Farbstoff  man  auch  dabei  benatzen  mag. 

Präparation  des  Papiers. 

Man  nehme  albuminirtes  oder  irgend  ein  mit  glatter  Oberfläche 
▼ersehenes  Papier  und  überziehe  es  mit  einer  dünnen  Stärkelösung; 
nachdem  es  trocken  geworden,  ist  es  zur  Ueberzlehung  mit  Gelatine 
bereit.  Die  Gelatine  präparire  ich  gewöhnlich  dadurch,  dass  ich 
sie  eine  halbe  Stunde  lang  in  einem  Ueberschuss  von  Wasser  ein* 
weiche,  und  fast  so  viel  abgiesse,  als  ablaufen  will.  Dann  bringe 
ich  sie  in  eine  Eochflasche,  wo  sie  beim  Erwärmen  sofort  schmilzt. 
Wenn  die  Qualität  gut  ist,  so  Ist  keine  Filtration  nöthig;  ist  aber 
die  Qualität  geringer,  so  ist  es  besser,  sie  mit  Albumin  zu  be- 
handeln und  abzuklären.  Hierauf  setze  ich  ungefähr  4  Thefle 
Goldsyrup  zu  32  Theilen  der  präparirten  Gelatine,  und  dazu  1  Theil 
einer  gesättigten  Lösung  von  doppeltcluromsaurem  Kali  oder  von 
deppeltdiromsaurem  Ammoniak  und  Kali,  beides  ist  gut  dazu.  Nun 
setzt  man  den  FarbstolT  zu  und  lässt  es  sich  eine  Zeltlang  setzen; 


368 


dann  wird  die  Lösnng  in  eine  irdene  Schaale  fiitrirt,  welche  in  eine 
grössere  Schaale  mit  wannen  Wasser  gestellt  wird,  um  sie  auf 
einer  Temperatur  von  etwa  26^  Reaum,  zu  erhalten. 

Sobald  die  Lösung  frei  von  Blasen  ist,  lässt  man  das  gestärlLte 
Papier  etwa  eine  halbe  Minute  auf  derselben  schwimmen,  genau 
so  wie  das  zum  Silberdruck  bestimmte  Albuminpapier;  dann  bebt 
man  es  sorgfaltig  und  schnell  ab  und  iStost  die  abfliessenden  Tropfen 
In  eine  andere  Schaale  fallen,  da  beim  Abtropfen  in  das  Sensibili- 
sationsbad  Luftblasen  entstehen  könnten,  die  man  sorgfältig  ver- 
meiden muss. 

Wenn  es  nicht  flach  liegt,  so  legt  man  es  auf  eine  Glasplatte 
und  dreht  es  in  kurzer  Entfernung  vom  Feuer  langsam  henun,  bis 
es  ganz  glatt  wird;  dann  legt  man  es  flach  auf  den  Tisch  oder 
auf  den  Trockenständer,  und  in  5  Minuten  kann  man  es  zum 
Trocknen  aufhängen. 

Am  besten  wird  es  in  einem  warmen  Zimmer  getrocknet,  In 
welchem  die  Luft  frei  circulirt,  ohne  dass  Staub  entsteht  Wenn 
es  trocken  ist,  wird  es  unter  einem  Negativ,  das  auf  der  Gelatine- 
seite liegt,  exponirt;  die  Exposition  geht  drei-  bis  viermal  schneller 
vor  sieh  als  beim  Silberdruck,  uod  hängt  zum  grossen  Thell  von 
der  Dicke  oder  sonstigen  Beschaffenheit  des  Farbstoffes  ah. 

*£s  ist  durcliaus  nicht  noth wendig,  dass  die  gelatinirte  Ober- 
fläche des  Papiers  ganz  frei  von  Wellen  oder  dicken  und  dflnnen 
Theilen  ist,  da  das  Licht  selten  recht  durch  die  volle  Dicke  der 
Gelatine  hindurchdringt  und  die  dicken  Theile  sich  auswaschen. 
Ist  das  Papier  uneben,  so  ist  es  gleichwohl  besser,  es  vor  dem 
Drucken  zu  satiniren,  damit  es  eine  flache  Oberfläche  bekommt^ 
die  sich  dicht  an  das  Negativ  anschliesst. 

Die  Expositionszeit  bestimme  ich  gewöhnlich  dadurch,  dass  icb 
ein  Stückchen  reines  mit  doppeltchromsaurem  Kali  bestrichenes 
Papier  exponire,  bis  es  gut  gefärbt  ist,  und  dann  ein  zweites 
Stückchen  exponire ;  wenn  dies  ebenfalls  gefärbt  ist,  ist  der  Abdruck 
vollendet.  Nach  der  Exposition  bringe  ich  den  Rahmen  in  das 
Dunkelzimmer,  nelmie  den  Abdruck  heraus,  tauche  ilm  eine  Minute 
lang  in  Wasser  ein,  und  schüttele  Ihn,  um  das  überflüssige  Wasser 
zu  entfernen,  dann  ziehe  ich  ein  etwas  grösseres  Stückchen  Alba- 
minpapier schneU  durch  Wasser,  bringe  es  mit  dem  Abdruck  m 
Berührung  und  satinire  auf  Spiegelglas,  das  ein-  oder  zweimal  so 
dick  ist  wie  Löschpapier,  auf  und  nieder.  Für  das  Gelingen  des 
Ueberdrucks  ist  es  wesentlich,  dass  nicht  eine  einzige,  wenn  auch 
noch  so  kleine  Luftblase  gelassen  wird,  da  sonst  in  dem  sich  er- 
gebenden Abzug  durch  dieselbe  ein  Loch  entstehen  wird. 


369 


Die  Rückseite  des  feuchten  Albuminpapiers  wird  nun  mit 
Weingeist  angefeuchtet,  wieder  satinirt  und  einige  Minuten  lang 
Tor  dem  Feuer  zum -Trocknen  aufgehfingt.  Wenn  es  trocken  ist, 
irJrd  es  in  warmes  Wasser  gelegt,  wo  das  erste  Papier  sich  in 
wenigen  Minuten  ablöst,  und  wenn  die  Exposition  riehtig  vor  sich 
gegangen  ist,  das  Bil4  sofort  sieh  zu  entwickeln  anf&ngt.  Wird  es 
langsam  klar,  so  ist  es  zu  lange  gedruckt  worden^  und  ich  finde, 
dass  dann  das  beste  Mittel  ist,  von  etwa  2  Fuss  H5he  einen 
Wasserstrahl  aus  einem  Geifiss  herabzugiessen ,  der  es  gewöhnlich 
in  genügender  Weise  klärt  Es  kann  indess  auch  ein  verlfingertes 
Emweichen  und  diese  Behandlung  noch  nachher  erforderlich  sein. 

Ist  das  Bild  von  einem  gewöhnlichen  Negativ  genommen,  so 
ist  es  verkehrt,  und  wenn  nicht  gewünscht  wird,  dass  es  so  bleiben 
soll,  80  verfahre  ich  ein  wenig  anders.  Anstatt  des  Albuminpapiers 
nehme  ich  eine  dicke  Lösung  von  Schellack  und  venetianischem 
Terpentin  in  Alkohol  zu  etwa  gleichen  Theilen,  und  hefte  die  ge- 
druckte Oberflache  an  ein  Stückchen  gewöhnliches  Papier,  indem 
ich  beide  zusammen  mit  der  Lackmasse  in  der  Mitte  satinire, 
trocknen  lasse  und  so  verfahre,  wie  ich  es  für  das  Albuminpapier 
angegeben  habe.  Nach  der  Entwicklung  sättige  ich  ein  Stückchen 
Löschpapier  von  derselben  Grösse  wie  der  Abdruck  mit  Alkohol 
und  bringe  es  mit  dem  zweiten  Papier  in  Berührung  (das  vorläufig 
mit  der  entwickelten  Oberfläche  die  Albuminpapier*Methode  durch* 
gemacht  hat),  und  lasse  es  eine  Viertelstunde  oder  auch  länger 
i¥riscben  zwei  Glasplatten,  wo  dann  die  fest  anhaftende  Oberfläche 
das  Bild  leicht  verlassen  und  ein  schwaches  Waschen  mit  einao  in 
Spiritus  getauchten  Schwamm  dasselbe  klar,  und  wenn  es  zum 
Ueberdruek  bestimmt  ist,  bereit  machen  wird,  um  auf  einen  ge- 
körnten Stein  gebracht  zu  werden.  Ist  es  für  einen  einfachen 
Abdruck  bestimmt,  so  ist  es  fertig;  aber  im  letzteren  Falle  werden 
die  Verhältnisse  der  Gelatine  und  Druckerschwärze  verändert. 


-Phdtograpliie. 

Von  Capitain  ?IUI  der  Bee€k.*^ 

Die  Dienste,  welchß  die  Photographie  in  den  letzten  Jahren 
sowohl  in  unserm  Vaterlande  als  anderwärts  verschiedenen  zum 
Elriegswesen  gehörenden  Fächern  erwiesen,  zum  Beispiel  der  Nutzen, 
den  sie  für  die  Kartographie,  für  die  Verbreitung  der  militärischen 
Kenntniss  hinächtlich  des  Materials  der  Artillerie,   für  die  Marine, 


*)    Tijdflchrift  Toor  Photographie,  1864,  S.  98  ff. 


370 


die  ColonietD  u.  s.  w.  gebracht  hat,  und  die  gegründete  Vermathung, 
dass  ihr  in  der  Zukunft  ein  noch  viel  ausgedehnterer  Wirkangskret« 
in  militärischen  Angelegenheiten  wird  zugewiesen  werden,  unter 
Anderm  ihre  Aufgabe  bei  der  Terrainaufnahme,  die  Sammlung 
mtereesanter  Beiträge  zur  Kriegsgeschichte,  durch  ihre  Anwendung 
zu  Felde  und  auf  Schiffen  u.  s.  w.,  und  die  durch  sie  entstandene 
Möglichkeit,  durch  ihre  Anwendung  auf  die  Lithographie  oder  auf 
Stahl-  und  Kupferstich  Pläne  oder  Karten  schneU  zu  verbreiten, 
indem  dadurch  hydrographische  und  andere  Karten  sehr  rasch  an's 
Licht  treten  können  und  so  oft  ihren  vollen  Werth  behalten,  den 
sie  sonst  durch  die  geraume  Zeit,  welche  zum  Graviren  nöthig  ist, 
grossentheils  verlieren  würden  u.  s.  w. ,  alle  diese  nur  flüchtig 
erwähnten  Anwendungen  der  Photographie  auf  das  Kriegswesen 
lassen  schon  beim  ersten  Anblick  den  Nutzen  bemerken,  welchen 
die  Beschäftigung  mit  ihr  dem  Militär  verschaffen  kann,  abgesehen 
davon,  dass  man  sie  überdies  als  eine  der  angenehmsten  Erholungen 
betrachten  darf. 

Fast  in  jedem  Lande  wurden  in  den  letzten  Jahren  photo- 
graphische Anstalten  von  Staatswegen  hergestellt  und  zu  verschie- 
denen Zwecken  benutzt,  einige  ausschliesslich  zu  den  Zwecken 
eine«!  einzigen  Departements,  andere  dagegen  mehr  zu  allgemeinen 
Zwecken.  Es  liegt  in  der  Natur  der  Sache,  dass  für  eine  pboto- 
graphische  Anstalt  nichts  besser  ist,  als  in  möglichst  vielen  ver- 
schiedenen Richtungen  wirken  zu  müssen,  sowohl  um  der  viel- 
seitigen Erfahrung  willen,  welche  dadurch  vom  Personal  gemacht 
wird,  und  die  in  weniger  Zeit  und  mit  weniger  Unkosten  bessere 
Resultate  gewinnen  iässt,  als  aus  Gründen  rein  finanzieller  Natur, 
weil  die  Arbeit  um  so  weniger  kostet,  je  mehr  gearbeitet  wird. 
In  Holland  besteht  die  photograpfaische  Anstalt  beim  topographischen 
Bureau  des  Kriegsministeriums  erst  seit  dem  Jahre  1860.  Seit  der 
Zeit  ist  aber  durch  die  Photographie  viel  geleistet  worden,  was 
erwiUint  zu  werden  verdient.  Dank  sei  der  Leitung,  welche  diesen 
Arbeiten  durch  den  gegenwärtigen  Chef  des  genannten  Bureaus 
gegeben  wird.  Die  täglichen  und  anhaltenden  Uebungen  des  ffir 
die  photographischen  Arbeiten  bestimmten  Personals  machten  es 
möglich,  in  verhältnissmässig  kurzer  Zeit  für  die  verschiedenen 
Operationen  die  Gewandtheit  und  den  Blick  zu  bekommen,  die  so 
unumgänglich  nöthig  sind,  falls  eine  untadelhafte  Arbeit  geliefert 
werden  soll.  Wenn  dies  Letztere  eine  beim  Photographiren  über- 
haupt gültige  Wahrheit  ist,  so  tritt  sie  bei  den  Arbeiten,  die  hn 
topographischen  Bureau  verrichtet  werden  müssen,  noch  viel  stärker 
in  den  Vordergrund,    weil    dieselben  dort,   mit  der  grössten   Ge- 


371 


nauigkeit  und  Sauberkeit  aasge/fihrt,  den  nach  ihnen  herzustellenden 
Lithographien  ond  Knpferstichen  snr  Basis  dienen  sollen,  nnd  die 
dort  fiir  den  gewöhnlichen  Zweck  hergestellten  I^latten,  rer^lichen 
mit  den  gewöhnlichen  Photographien,  die  im  Handel  Yorkommen, 
meidtenthoils  von  ungewöhnlicher  Grösse  sind. 

Es  ist  dort  also  wirklich  ein  grösseres  Maass  ron  Uebung 
nothig  als  in  irgend  einem  andern  Atelier,  und  wenn  anch  im 
Atelier  die  Arbeiten  sich  grossenthefls  daranf  beschränken,  Karten, 
Pläne,  Zeichnungen  u.  s.  w.  in  verschiedenen  Maasssta'ben  zu  photo- 
graphiren,  so  ist  es  doch  bei  den  Operationen  im  Freien,  um  gute 
Abbildungen  der  zu  copirenden  Gegenstände  zu  bekommen,  erfor- 
deilich,  die  dazu  geeigneten  Materialien  gehörig  auszuwählen  und 
einen  auf  richtigem  ürtheil  beruhenden  Gebrauch  vom  Lichte  zu 
mtchen.  Man  muss  daher  die  vortheilhaftesten  Mittel  anzuwenden 
Terstehen,  um  sowohl  die  scharfen  Trennungen  von  Weiss  und 
Schwarz  zu  erhalten,  wie  dies  fUt  Karten  u.  s.  w.  verlangt  wird, 
wenn  das  Resultat  den  Anforderungen  der  Kunst  vollkommen  ge- 
nügen soll,  als  auch  jene  sanften,  in  einander  fliessenden  Tinten 
in  gewinnen,  die  das  Bild  eines  Gegenstandes,  wie  dies  z.  B.  beim 
Photographiren  des  Materials  der  Artillerie  nöthtg  ist,  bis  in  alle 
seine  Einzelheiten  hinein  deutlich  wiedergeben,  da  man  auch  das 
im  pfaotographischen  Sinne  schön  nennen  kann.  Das  £iRe  sowohl 
«is  das  Andere  erfordert  viel  Uebung,  Aufmerksamkeit  und  Studium, 
ud  erst  traten  mir  bei  den  vielen  Widerwärtigkeiten ,  auf  die  man 
ttSest,  die  Worte  eines  sehr  rühmlich  bekannten  Photographen  vor 
die  Seele,  die  er  während  seines  Besuchs  im  Atelier  des  topo- 
gnphisehen  Bfireaus  aussprach,  „dass  in  der  Photographie  nichts 
Idehter  sei,  als  mittelmässige ,  dagegen  aber  nichts  schwerer,  als 
in  jeder  Hinaicht  vollkommen  gute  Resultate  zu  erlangen.^ 

In  den  folgenden  Angaben  beabsichtigen  wir,  zuvörderst  etwas 
tter  die  photographischen  Arl>eite&  mitzutheilen ,  die  im  topogra- 
fUsehen  Bureau  des  Kriegsministeriums  von  Holland  hergestellt, 
«id  Ober  die  Art  und  Weise,  wie  solche  Arbeiten  ausgeführt 
verdeui  beyor  wir  das  erwähnen,  was  von  derartigen  Anstalten  im 
Aoilande  bekannt  ist 

Man  kann  diese  Arbeiten  fttglieh  eintheilen  in  diejenigen, 
welche  im  Atelier  vorgenommen  werden,  und  In  die,  welche  im 
Freien  geschehen. 

Die  Arbeit  im  AteUer,  die  bei  Weitem  den  gröesten  Theil 
Mmachty  besteht  darin,  dass  man  von  Karten,  Plänen,  Zeiehnnngen 
L  8k  w.  in  Maaesstäben  von  rerschiedener  Grösse  Oopien  nimmt,  davon 
te  Abdrücke  verfertigt  nnd  Uebnngtti  in  der  HeHegraphie  anstellt 


372 


Karten,  Pläne,  Zeichnungen  u,  s.w.  —  Jedes  Blutt 
der  jetEt  noch  theilweise  im  Graviren  begriffenen  Oeologisches 
Karte  Ton  Holland,  im  Maaesstabe  von  1:200,000,  enMt 
die  Reduetion  von  4  Blättern  der  topographischen  and  mili- 
tärischen Karte  des  Reichs,  die  im  Maassstabe  von  liböfiOO 
verfertigt  ist ,  auf  jenen  Maassstab.  Die  Reduetion  der  62  Blätter 
der  letztgenannten  Karte  auf  V«  ^^^  Grösse  ist  vermittelst  der 
Photographie  geschehen,  und  die  auf  sehr  durchsichtigem  Papier 
verfertigten  Abdrücke  dienen  den  Graveurs  zum  DorchzeichDeiL 
Durch  dieses  Verfahren  können  dieselben  vermittelst  des  Gegen* 
abdrucks  auf  Stein  alle  Orte,  Richtungen  der  Wege,  Fahrwasser 
und  Kanäle  u.  s.  w.  an  die  richtige  Stelle  tibertragen  und  daoa 
zum  Graviren  derselben  tibergehen.  Beim  Mangel  einer  derartigen 
photographischen  Reduetion  muss  der  Graveur  das  Blatt  der  topo- 
graphischen und  militärischen  Karte,  das  0  . 8  Meter  auf  0 . 5  Meter 
gross  ist,  vorher  in  dem  verlangten  Maassstabe  von  1:200,000 
zeichnen;  das  redncirte  Blatt  wird  also  0.2  Meter  auf  0.125 
Meter.  Ohne  noch  auf  die  Gefahr  von  Fehlem  hinzuweisen,  die 
man  bd  diesen  Reductionen  läuft ,  ist  schon  die  Yergleichnng  der 
Zeit,  die  zu  beiden  Arbeiten  erforderlich  ist,  gentigend,  um  den 
grossen  Yortheil  der  photographischen  Reductionen  zu  zeigen. 
Diese  Zeit  hängt  natürlich  beim  Zeichnen  auch  davon  ab,  ob  die 
Karte  mehr  oder  weniger  zusammengesetzt  ist;  aber  angenommen, 
dass  ein  flinker  Arbeiter  die  Zeichnung  eines  Blattes  für  die  geolo- 
gische Karte,  das  also  4  Blätter  der  topographischen  und  mili- 
tärischen Karte  des  Reichs  umfasst,  in  2  Monaten  vollendet,  so 
macht  er  in  dieser  Zeit  dieselbe  Arbeit,  die  er  mit  Hülfe  der  Photo- 
graphie leicht  in  8  Tagen  ausführen  kann,  und  dabei  wird  die 
Zeichnung  immer  nicht  so  genau  vfie  die  Photographie.  —  Nack 
Ablauf  beider  Zeiten  kann  die  reducirte  Karte  auf  den  Stein  ab- 
gedruckt sein  und  mit  dem  Graviren  derselben  begonnen  werden. 

Die  Reduetion  der  62  Blätter  der  topographischen  und  mäi» 
tärisehen  Karte    des  Reichs  auf   den   Maassstab  von   1 :  200,000, 
würde  also,  wenn  sie  auf  Stein  gezeidinet  werden  sollte,  31  Monate 
Zeit  kosten.     Dieselben  Reductionen   nehmen  dagegen,    wenn  sie 
mit  Hülfe  der  Photographie  hergestellt  und  auf  Stein    abgedradt 
werden ,  nur  4  Monate  Zeit  in  Anspruch.    Die  Ersparnng  von  8T 
Monaten  Zeit  wird  wohl  sicher  als  ein  grosser  Yortheil  angesehen  i 
werden  dürfen,   den    die   Anwendung    der   Photographie   gewählt,] 
iDuner  abgesehen  davon,    dass   bei    der  Photographie  die  AriNtl 
nothwendig  genauer  sein  muss,  weil  bei  einer  genauen  pbotogra-* 
phisehen  Operation  die  ganze  Arbeit  mechanisch  geschiebt  und  ron 


373 


dergrössereD  oder  geringeren  Genauigkeit  im  Arbeiten  der  Personen, 
denen  froher  derartige  Dinge  übertragen  werden  mussten,  nichts 
zu  nirchten  ist. 

Artillerie- Atlas.  —  Noch  viel  stärker  fallt  die  Ersparong 
an  Zeit  in  die  Augen  bei  der  Anwendung  der  Photographie  Eur 
flentellung  der  Reductionen  von  Gonstruetions-Zeichnungen. 

Diese  Zeichnungen  lassen  sich  ja  nicht  durch  das  gewöhnliche 
Mittel,  das  im  Yerhältniss  des  verlangten  Maassstabes  zu  ziehende 
Netz,  reduciren.  Jede  Gonstruction  muss  beim  Uebertragen  der 
2eiehoaog  auf  einen  andern  Maassstab  von  Neuem  construirt  werden, 
dne  fast  unausführbare  Arbeit  für  diejenigen,  welche  nicht  mit 
tUen  Details  der  Zeichnung  bekannt  oder  täglich  mit  derartigen 
CoDstractiooen  beschäftigt  sind.  Die  Photographie  giebt  aber  das 
Mittel  an  die  Hand ,  wie  zusammengesetzt  die  Zeichnungen  auch 
Kio  mögen,  die  Reduction  derselben  auf  jeden  verlangten  Maassstab 
ta  sehr  kurzer  Zeit  auszuführen.  Werden  alsdann  die  Abdrücke 
aof  sehr  dünnem  Papier  hergestellt ,  so  kann  man  auf  diese  Weise 
Durchzeichnungeu  für  den  Graveur  bekommen,  von  denen  er  die 
Bonatraetionen  nur  auf  den  Stein  abzudrucken  braucht,  um  darnach 
Be  Gravirung  vorzunehmen.  Das  ganze  Construiren  in  lüeinerem 
Haasstabe  wird  dadurch  mechanisch,  und  die  Zeichnung  kommt 
D  jedem  verlangten  Maassstabe  eben  so  sauber  construirt  als  Litho- 
irapbie  wieder,  wie  dies  auf  dem  Original  der  Fall  ist.  So  werden 
Dter  Anderm  die  sehr  schönen  Zeichnungen  des  Artillerie -Atlas, 
ie  0 .  645  Meter  auf  0  •  5  Meter  gross  sind,  vermittelst  der  Photo- 
raphie  auf  die  Hälfte  der  Grösse  reducirt  FortseUung  folgt. 


lieber  die  Haltbarkeit  der  Colledionwolle. 

An  den  Redacteur  des  photographischen  Archivs, 


In  der  Nummer  des  photogr.  Archivs  vom  16.  Mai  dieses 
ihres  ersucht  Hr.  Dr.  Schnauss  die  Photographen,  ilure  Erfahrungen 
Bezug  auf  die  Haltbarkeit  der  Collodionwolle  bekannt  zu  machen. 

Idi  denke ,  ich  kann  einen  kleinen  Beitrag  dazu  liefern.  ■  Es 
id  jetzt  beinahe  vier  Jahre,  dass  ein  liiesiger  Droguist  auf  meine 
BianUssung  1  Pfund  Collodionwolle  von  Deutschland  konmien 
Wj  welche  unter  Wasser  verpackt  Iiierher  geschickt  wurde« 

Nachdem  ich  eine  Probe  dieser  CoUodionwolle  aufgelöst  und 
noeht  und  sie  als  vortrefflich  erkannt,  übernahm  ich  die  ganze 
mtität,  trocknete  sie  an  der  Luft  und  bewahrte  sie  in  einem 
Msen  GlasgeiÜsse  mit  weiter  Oeffnung,  leicht  zusammengedrückt 
I  nur  mit  einem  Stück  Papier  und  über  dieses  einen  Blechdeckel 
gedeckt. 


374 


Nach  einigen  Monaten  bemerkte  ich  ein  paar  Stelieo  an  denen 
die  Collodionwolle  Zeichen  von  Zersetzung  wahrnehmen  liess, 
worauf  ich  die  ganze  Quantität  mit  wenig  AUsohol  anfeuchtete. 
Seitdem  habe  ich  keine  Veränderung  mehr  an  ihr  wahrgenommeu 
und  habe  in  diesen  vier  Jahren  keine  andere  Wolle  als  diese  an- 
gewendet um  mein  Collodion  zu  bereiten. 

Auch  wili  ich  zugleich  hier  mit  erwähnen,  dass  mehi  CoUodion 
immer  aus  gleichen  Theilen  coneentrirtem  Acther  und  absolutem 
Alkohol  besteht,  was  meiner  Erfahrung  gemäss  immer  eine  gute 
Qualität  Collodionwolle  erfordert,  um  ein  genügend  dickflüssiges 
Collodion  damit  zu  erzielen. 

Ich  hoffe  noch  für  ein  ganzes  Jahr  genug  von  diesem  Präparate 
SU  haben  und  freue  mich  darüber,  dass  es  sich  so  unverimdeit 
erhalten  hat. 

Das  Roh-CoUodion  präparire  ich  zwei  bis  dreimal  das  Jahr  in 
Quantitäten  von  1^2  his  2  Gallonen  und  löse  so  viel  WoUe  darin 
auf,  als  sich  in  der  oben  angegebenen  Proportion  der  LSsongen 
auflösen  lässt.  Dieses  Präparat  jodire  ich  in  Jdeineren  Quantitatea 
und  verdünne  es  je  nach  Bedürfniss  mit  einer  identisch  jodirtoi 
Mischung  von  glcidien  Theilen  Aether  und  Alkohol  (ohne  Collodion- 
wolle), welche  ich  zu  diesem  Zwecke  immer  bereit  halte.  Ich  habe 
in  diesen  vier  Jahren  keine  Unze  unbrauchbaren  CoUodions  zu  ver- 
werfen gehabt. 

Chicago,  im  Juli  1864.  Owar  J.  Wallll. 


19n:fd)t(btnt  Eoti^nu 

Mondphotographien.  —  Mr.  De  U  Rue  ist  damit  beschäftigt  seine  kleiiica 
Moudphotographien  auf  S8  Zoll  Durchmesser  (die  Grösse  voo  Maedler*«  Karte) 
zu  vergi össern ;  die  crkaltenei]  Resultate  sind  äusserst  zufriedeustellend. 

(Populär  Seience  Beriew.) 

Von  Prof.  Dr.  C.  Bitter  von  Ettinghaniea  ist  in  Wien  (bei  BraumfiU««) 
ein  photographisches  Album  der  Flora  Oesterreichs ,  mit  178  TalTeln,  encblcBci. 

The  Brltifh  Jonmal  of  Photogxaphy  erscheint  seit  dem  1.  Jnli  wöebcBtikk 
einmal,  und  wird  von  den  Herren  Dr.  Taylor,  Dawson  und  Profi  EBMnee 
redigirt. 

Du  Chaillu  —  der  englische  junge  Forscher,  schreibt  von  Ferdnuid  Tai 
in  den  Qabunländem:  „Sobald  mein  Haus  vollendet  sein  wird,  gedenke  ifl 
Photographien  aufzunehmen,  da  solche  das  Interesse  der  geographischen  Besnhtfi 
meiner  zukfinftigen  Beisen  bedeutend  erhöhen  werden.^ 

Leyalitats -  Album.  —  Die  nassauischen  BQrgermeister  hatten,  wie  iü 
«T.  Z.*  meldet,  kfirzlioh  eine  Versammlung  um  zu  berathen,  wie  sie  im 
hevorstehende  25jährige  Regierungsjubilaum  des  Herzogs  am  fsierlidialeB  fef 
gehen  könnten.  Sie  beschlossen,  dem  Herzog  ausser  einer  Adresse  ein  AlhM 
mit  Photographien  s&mmtlicher  Bürgermeister  des  Landes  als  Geschenk  &» 
reichen  zu  lassen. 

ftibiriea'B  €K»ldproduction  —  betrug  im  vorigen  Jahre  1858  Pud  (zn  40  FflJ 


Alle  Briefe  und  Mittheiluagen   f&r  die  Bedaotioii   sind  an    den 
Paal  B.  Liesegang  in  Elberfeld,  zu  richten. 


Gedruckt  bei  Sam.  Lueaa  In  SlberftM. 


Photographisches  Archiv. 


V«M«  T,  —  HTr.  •••  —  i«.  September  Me4« 


Heber  Albuuiipapier. 

Von  Dr.  J.  Sclinaiuts. 

£0  itt  nicbt  SU  leugnen,  das  Albominpapier  hat  viel  znr  jetzigen 
YolikoiDineDlieit  der  Photographien  beigetragen«  In  früheren  Zeiten 
mnrde  dasselbe  fUr  Portraits  verschmäht,  hauptsächlich  weil  man 
dem  starken  Glanc  einen  störenden,  nicht  künstlerischen  Effect 
SQfldirieb.  Jetat  dagegen  bekommt  man  kaum  noch  Photographien 
auf  glanzlosem  Papier  zo  sehen.  Die  Feinheit ,  Kraft  und  Brillana 
der  Bilder  wird  durch  das  Albumin  ansserordentlich  gehoben ,  das 
Negativ  bedarf  nicht  einer  übermäsrigen  Verstärkung,  um  kräftige 
Copien  za  liefern,  sofern  es  nur  harmonisch  entwickelt  ist.  Früher 
▼erliess  sieh  der  praetische  Photograph  oft  zu  sehr  auf  die  Retouche, 
manches  mangelhafte  Negativ  wurde  zum  Gopiren  auf  Salzpapier 
QBter  Hülle  einer  guten  Retouche  lür  tauglich  erklärt,  ja  bezüglich 
des  Hintergrundes  war  es  sonst  in  vielen  Ateliers  Gebrauch,  den- 
selben zu  decken  und  künstlich  zu  erzeugen.  Kamen  auch  dabei 
meist  weisse,  mehr  oder  weniger  breite  und  lange  Linien  rings  um 
die  Figur  vor,  nun,  so  war  die  Retouche  dafür  da.  Mit  einem  auf 
Albuminpapier  abgezogenen  Bilde  dagegen  hat  es  bezüglich  der 
Retouche  seine  Sclnnerigkeiten,  nicht  aliein,  dass  die  feinen  Ton« 
abstuftmgen  bei  der  Farbenmischung  schwerer  als  beim  gewöhDlichen 
Salzpapier  zu  treffen  sind,  so  beeinträchtigt  der  Mangel  an  Gianz, 
Mchen  die  retouchirten  Stellen  besitzen,  den  Eindruck  des  ganzen 
Budes,  wozu  die  Schwierigkeit  kommt,  die  gewöhnlichen  Farben 
an  der  glatten  Oberfläche  des  Albumins  anhaften  zu  machen. 

Man  hat  es  seit  Kurzem  sehr  weit  gebracht  im  Goloriren  der 
Albunaincopien,  und  es  lässt  sich  nicht  leicht  etwas  Reizenderes 
denken,  als  efai  mit  künstlerischem  Gefühl  feuot  colorirtes  Albumin« 

18 


376 


bild  mit  schönen  Lichteffecten.  Die  Art  des  Verfahrens  beim 
Coloriren  wird  yon  den  betreffenden  Ateliers  meist  als  Greheimniss 
behandelt  Es  gibt  indessen  einige  VorschrifteD ,  nach  welchen  es 
mehr  oder  weniger  leicht  gelingt,  Albnmincopien  su  retouchiren 
und  zn  coloriren. 

Eine  davon,  wohl  die  am  wenigsten  zu  empfehlende,  besteht 
darin,  die  Copie  mit  Radirgummi  matt  zu  reiben,  sie  zu  coloriren 
und  dann  mit  einem  Lack  zu  überziehen, . 

Zweckmässiger  scheint  es  mir,  entweder  das  ganze  Bild,  oder 
nur  die  zu  retouchirenden  Stellen  vorher  mit  irgend  einer  Substanz 
ZU  Überziehen,  welche  das  Anhaften  der  Wasserfarben  vermittelt, 
und  auch  eine  solche  den  Farben  selbst  beim  Anreiben  znznsetzea. 
Die  bekanntesten  derartigen  Bindemittel  sind:  Honig  oder  Zucker- 
lösung überhaupt,  arabisches  Qummi  und  Oofasengalle.  Schon 
durch  das  Anfeuchten  mit  reinem  Wasser  und  nachheriges  leichtes 
Abwischen  wird  für  einige  Minuten  das  Auftragen  der  Farben 
erleichtert  und  wenn  man  dieselben  noch  mit  etwas  Gummi  ver- 
mischt, so  sieht  man  keine  Spur  der  Betouche  mehr,  voraus  geaetxti 
dass  dieselbe  sauber  ausgeführt  und  die  Farben  richtig  gemischt 
wurden.  Setzt  man  dem  Wasser  etwas  kohlensaures  Natron  m, 
so  lässt  sich  noch  leichter  retouchiren,  doch  verändert  die  Alkalitit 
dieses  Salzes  manche  Farben  zu  sehr.  Nach  meiner  Erfahrung 
verfahrt  man  beim  Coloriren  von  Albumincopien  am  einfachsten  s^ 
dass  man  das  ganze  Bild  mit  frischer  Ochsengalle  überstieidit, 
—  mittelst  eines  Schwämmchens  oder  breiten  Pinsels  — ^  dasselbe 
auf  gewöhnliche  Weise  mit  Wasserfarben  colorirt  und  es  nach  dem 
vollständigen  Trocknen  mit  irgend  einem  guten  hellen  Spiritnslaek 
übergiesst  Letzteres  ist  unumgänglich  nöthig,  weil  sonst  die  Farben 
matt  aussehen.*) 

Ueber  eine  Methode ,  die  Albnminbilder  mittelst  Firniss  trans- 
parent zu  machen  und  auf  der  Rückseite  mit  OeUarben  zu  eolorir^ 
ist  vor  Kurzem  unseren  Lesern  berichtet  worden.  Dieses  Verfahren 
liefert  nach  einiger  Uebung  selbst  in  einer  nicht  künstlerischen  Hand 
recht  schöne  Resultate,  wenn  man  die  Farben  mit  Gkschmad^ 
wählt  und  sie.  sauber  und  nicht  zu  dick  aufträgt  Diese  so  colorirten 
Bilder  werden  am  besten  sogleich  und  auf  einem  weissen  Grand 
eingerahmt,  da  es  schwierig  ist,  sie  mit  wässerigen  Elebmitteha 
wie  Gummi ,  Kleister  oder  Leim  glatt  und  faltenlos  auf  Carton  so 
kleben.    Vielleicht  Hesse  sich  eine  wasserhelle  KaotschnkanflÖsong 


*)    Die  BUder  vor  dem  Coloriren  mit  der  ünicfaten  Zange  eq  Itbergehen, 
wird  attch  empfohlen. 


^77 


in  BenziD  daca  beiDatBtn ,  cMdi  habe  idb-  dieselbe  'noch  nicht  Ver- 
sucht, ond  sie  könnte  anch  vielleicht  die  Oelfarben  auflösen. 

Noch  fast  mehr,  als  im  Punkte  des  Retodchfrens  und  Oolorirens 
iDAeht  das  AUramiBpapier  dem  Photegraphen  beim  Tonen  za  schaffen. 
Die  schlinunsten  Quälgeister   sind   die  Masern  und  ich  kann  mich 
in  die  Seele  des  Photographen  yersetaen,   der  seinem  Freund  zu 
desaen  Sdurecken    mit    verzweifeltem   Gesicht   erzählte,    bei    ihm 
gnssirten  üe  Masern  stark,   woft)ei  er   freilich  nicht  die  Kinder- 
bankheit,    sondern    den   gefürchteten   Fehler   des   Albuminpapiers 
meinte.    Denn  ein  solcher  ist  es  gewiss ,   da  man  auf  keine  Weise 
die  Masern  von  einer  Papiersorte  entfernt  halten  kann,    die  einmal 
damit  behallet  ist.    Je  dii^er  das  Papier  und  )e  stärker  albuminirt, 
desto  leichter  treten  die  Masern   auf.     Ein   dünnes,   nicht  zu   dick 
and  ganz  gleichmässig  albuminirtes  Papier  zeigt  keine  Masern  und 
tont  sieh  auch  viel  leichter.   An  Stellen,  zum  Beispiel  am  Rande  des 
Papieres,  wo  bald  zu  wenig,   bald  zu  viel  Albumin  vorhanden  ist, 
flieht  man  ganz  deutlich,  dass  sich  dieselben   im  ersteren  Fall  viel 
rascher  touea  und  blaugrau  werden,  wenn  das  übrige  Bild  noch 
braun  ist,  während  sie  im  anderen  Fall  viel  röther  bleiben,  und 
trotz  des  verlängerten  Tonens   als  rothe,  oft   sehr  grosse  Flecken 
Dod  Streifen   erscheinen.     Man   kann   meist  beobachten,    dass  an 
aolchen    rothen  Stellen   das  Wasser-,    also   auch  das   Gold-   resp. 
Silberbad,    abgestossen   wird,   während   die   ganze   übrige   Fläche 
feucht  bleibt,  woraus  sich  die  rothe  Farbe  dieser  Stellen  hinlänglich 
erklärt.     Was  hier  im  Grossen  stattfindet,  scheint  bei   den  eigent- 
lichen Masern  in  kleinen  über  das  ganze  Bild  fast  regelmässig  ver- 
breiteten Pünktchen  zu  ges<Aehen,   die  eben  deshalb  roth  bleiben. 
Ist  es  vielleicht  eine  Folge  der  Textur  des  Rohpapieres,  dass   sich 
in  den    Vertiefungen  desselben  mehr  Albumin  ansammelt,   als  an 
den  anderen  Stellen,   und    dass  erstere   daher   röther  im   Goldbad 
bleiben*?     Auf  diese  Yermuthung  ist  Herr  Liesegang   durch  mikro- 
flcopische  Untersuchungen  solchen  Papieres  gebracht  worden.    Von 
der  Ansicht  ausgehend,  dass  eine   Abstossung  der  Bäder  an  der- 
artigen   Stellen   die  Hauptnrsache  sei    und   dass  die  Masern  schon 
im  Sübei^lMMl  vorgebildet  werden,  sollte  man  sieh  bestreben,  ein 
Mittel  ztt  finden,  diese  Abstossung  zu  überwinden,  und  daher  eine 
gleiehnaässige  Anfeuchtung  herzustellen.    Vielleicht  hilft  Zusatz  von 
Attiohol   2um  Albuminbad  und   ein  Bad   von  verdünntem   Alkohol 
vor  dem    Tonen«    WeDlgsteos  hat   sich  mir   dadurch   in   manchen 
FäUeo,  wo  ich  mit  maserigem  Papier  arbeitete,  der  Fehler  verbessert. 
Ein  sich  schön  tonendes,  maserfreies  und  doch  genügend  stark 
albrnninirtes  Papier  ist  eine    sehr    schätzbare  Acquisition  fOr   den 


378 


Photographen  und  er  BoUte  tieh  deshalb  an  einen  etwai  hMieien 
Preis  nicht  stossen. 

Hat  man  das  Unglück,  mit  maserigem  Papier  arbeiten  ni 
müssen,  so  verbessert  man  den  Fehler  noch  einigermassen  dnrdi 
starke  Silberbäder,  fünf  minulenlanges  Schwimmenlassen ,  krSfttges 
Copiren  nach  kräftigen  Negativen,  sehr  gates  Aaswasehen,  am 
besten  mit  destillirtem  Wasser  vor  dem  Tonen  and  langsames, 
nicht  zu  weit  getriebenes  Tonen  in  einem  etwas  verdünnten 
Goldbad. 


Sittan'B  rasekei  TaimiBfeifalurei.''^ 

Bie  Tanniniosog. 

Ein  Theil  Tannin  in  dreissig  Theilen  Wasser  gelöst  nnd  filtrirL 
Die  Aufgabe  der  Tanninlösnng  ist  nicht,  der  Schicht  ihre 
Empfindlichkeit  an  wahren  oder  zu  vermehren,  sondern  die  Lichter 
rein  zu  halten  nnd  die  Dichte  der  Schwärzen  des  Negativs  zn 
steigern.  Dass  sie  die  Schicht  nicht  empfindlicher  macht,  lässf  sicfa 
dadurch  nachweisen,  dass  man  eine  Platte  ohne  Tannin  präparirt, 
blos  abspült,  belichtet  und  entwickelt;  man  erhält  mit  derselben 
Belichtung  dieselbe  Menge  von  Detail,  aber  die  Lichter  sind  nicht 
so  rein  und  die  Schwärzen  sind  schwieriger  zu  verstärken.  Ohne 
Tannin  ist  die  Platte  sogar  empfindlicher,  gibt  aber  nicht  bo  gnte 
Negative. 

Man  giesst  ein  wenig  Tann!nl5sung  auf  die  Platte,  ISsst 
mehrmals  hin*  und  herfliessen,  um  alle  Ecken  und  Ränder  zu  be- 
decken; man  giesst  ab  und  eine  neue  Portion  auf.  Dann  stellt 
man  die  Platte  einige  Minuten  auf  Fliesspapier,  während  dem  man 
eine  zweite  Platte  präparirt.  Für  eine  kleine  Stereoscopplatte 
braucht  man  etwa  15  Gramm  Tanninlösung.  Dieselbe  Lösung  darf 
nicht  zweimal  gebraucht  werden. 

4.    Das  Trocknen  und  Verpacken  der  empfindliclien  Platten. 

Die  Platten  lässt  man  einige  Stunden  freiwillig  in  dem  Trocken- 
kästen  trocknen,  gut  gegen  Licht  und  Staub  geschützt.  Wärme 
wendet  man  nur  an,  um  die  letzten  Spuren  von  Feuchtigkeit  n 
entfernen,  wenn  die  Platten  längere  Zeit  aufbewahrt  werden  soUen. 
Bleiben  sie  nur  einige  Tage  im  Plattenkasten,  vor  dem  Gebraa^ 
so   ist  gar  keine  Erwärmung  nöthig.     Am  besten  ttsst  man  sie 


*)    FortsetxoD^  Ton  Seite  859. 


379 


über  Nacht  im  Trockenkasten  nnd  setst  sie  am  nächsten  Tage  in 
einen  gewöhnlichen  Plattenkasten;  sie  sind  dann  an  einem  sehr 
trocknen  Ort  zu  verwahren  nnd  dürfen  nicht  mehr  fencht  werden. 
Den  Trockenkasten  mnss  man  in  gleichmSssiger  Temperatur  halten 
damit  die  Platten  gleichmfissig  abtropfen  und  trocknen;  sonst  ent- 
stehen Flecke  und  luumme  Linien.  Vor  allen  Dingen  darf  man 
sie  nicht  eng  zusammen  setzen,  sonst  trocknen  die  Ränder  früher 
als  die  Mitte  und  es  bildet  sich  in  der  Mitte  ein  ovaler  Fleck. 
Auch  darf  die  Platte  nicht  zu  lange  auf  feuchtem  Papier  stehen. 
Die  Schicht  ist  trocken  viel  durchsichtiger  als  feucht. 

Wenn  die  Platten  lange  aufbewahrt  werden  sollen,  binde  man 
sie  paarweise  zusammen,  die  GoUodionsehichten  gegen  einander, 
und  mit  einem  schmalen  Rahmen  von  Cartonpapier  dazwischen,  um 
die  Berührung  zu  verhüten ;  jedes  Paar  ist  dann  in  dreifaches  gelbes 
Papier  oder  Tuch  zu  wickeln,  damit  kein  weisses  Licht  hinzukommen 
kann.  Vor  dem  Verpacken  müssen  sie  lufttrocken  gemacht  werden, 
indem  man  sie  vor  ein  heisses  Flacheisen  oder  besser  über  ein 
flaches  kupfernes  Geffiss  mit  heissem  Wasser  hält.  Vor  einem 
offenen  Feuer,  über  der  Weingeist-  oder  Gasflamme  dürfen  selbst- 
verständlich die  Platten  nie  getrocknet  werden.  Wird  eine  Platte 
in  der  Wärme  getrocknet,  so  darf  die  Hitze  nicht  abnehmen,  bevor 
die  Schicht  ganz  trocken  ist;  lässt  man  sie  bei  grosser  Hitze 
halb  trocken  und  dann  bei  geringerer  Hitze  vollständig  trocken 
werden,  so  wird  die  Schicht  voller  Flecke  nnd  Ringe.  Man 
erwärme  daher  anfangs  wenig,  nnd  später  mehr.  Besser  ist  es, 
die  Platten  nicht  zu  erwärmen^  nur  sie  lufttrocken  zu  machen,  wenn 
aie  lange  verwahrt  werden  sollen. 

6.    Sie  Belichtnng  in  der  Camera. 

Ein  grosser  Vorzug  dieses  Verfahrens  ist,  dass  die  Belichtungs- 
zeit nicht  genau  abgemessen  werden  muss.  Belichtet  man  so  lange 
wie  für  eine  sehr  empflndüche  feuchte  Platte  mit  Eisenentwicklung 
erforderlich,  oder  sechsmal  so  lange,  das  Negativ  wird  immer  gut 
werden;  nur  wird  man  im  ersteren  Falle  länger  entwickeln  als  im 
letzteren.  Am  sichersten  ist  immer  etwas  länger  zu  belichten,  als 
man  für  feuchte  Platten  für  nöthig  hält,  weil  man  dann  nicht  so 
lange  zu  entwickeln  braucht  und  der  Entstehung  von  Schleier 
vorbeugt.  Je  länger  man  belichtet,  um  so  harmonischer  wird  das 
Negativ. 

Zu  beachten  ist,  dass  die  Oeffnung  der  Blende  immer  pro- 
portional zur  Intensität  des  Lichts  sein  muss,  weil  man  dem  Mangel 
an' Licht  nidit  durch  entsprechende  Verlängerung  der  Belichtungszeit 


380 


aosbelfen  kann.  Wenn  daa  Liebt  gut  iat,  wende  mwi  eine  grotie 
Blende  an,  nnd  umgekelirt.  Wenn  das  Object  sehr  dunkel,  die 
Blende  sehr  klein  ist^  wird  das  Negativ  leicht  verschleiert;  aoch 
entsteht  dann  leicht  ein  Lichthof  um  die  Ränder  der  dichten  Theile 
was  den  Umrissen  im  Abdruck  eine  unangenehme  Härte  ertheiit 
Wenn  man,  aus  optischen  Gründen,  einen  schlecht  beleucbteteD 
Gegenstand  mit  kleiner  Blende  aufzunehmen  gezwungen  ist,  wende 
man  lieber  feuchte  Collodionplatten  an.  Uebrigens  tritt  dieser 
Uebelstand  nur  bei  älteren  Silberbädem  ein. 

Bedeutende  Ueberbelichtung  erzeugt  einen  Fehler  den  man 
,9 Verwischung''  (blurring)  genannt  hat,  und  der  darin  besteht,  dass 
die  hellsten  und  dichtesten  Theile  des  Negativs  ihre  Grenzen  über- 
schreiten und  sich  über  die  nebenllegenden  Theile  ausdehnen.  Dies 
kommt  aber  auch  bei  feuchten  Platten  vor  und  ist  pin  optischer, 
kein  chemischer  Fehler.  Verwischung  entsteht  dadurch,  dass  die 
schrägen  Lichtbüschel  von  der  Rückseite  der  Glasplatte  reflecürt 
werden,  und  ist  immer  am  stärksten  da  wahrzunehmen,  wo  die 
Büschel  schräg  auf  die  Platte  fallen.  Der  Fehler  wird  nie  ein- 
treten, wenn  man  die  Platte  umkehrt,  also  mit  der  Glasseite  nadi 
der  Linse  zu  exponirt.  In  der  Gassette  die  Hr.  Sutton  gewöhnlidi 
zu  Stereoskopaufnahmen  benutzt,  ist  die  Platte,  durch  Holzleisten, 
einen  viertel  Zoll  rundum  vor  dem  durch  die  Linse  fallenden  Lieht 
geschützt  In  allen,  feuchten  oder  trocknen,  überexponirten  Plattoi, 
die  in  dieser  Cassette  belichtet  wurden,  dehnt  sich  der  Rand  des 
Himmels  über  diesen  Rand  aus,  was  sich  nur  durch  innere  ReflectioD, 
der  schrägen  Strahlen  von  der  Rückseite  der  Glasplatte  erklären 
lässt  Verwischung  entsteht  auch  oft  dadurch,  dass  die  Linse 
staubig  oder  schmutzig  ist 

Beim  Aufnehmen  von  Ansichten  ist  es  immer  gut,  den  Himmd 
kürzere  Zeit  zu  belichten,  als  den  Vordergrund.  Unterlässt  man 
dies,  so  sind  Sujets  die  viel  helles  Licht  und  tiefe  Schatten  besitzen, 
äusserst  schwierig  aufzunehmen. 

Augenblickliche  Aufnahmen  von  brandenden  Wogen,  können 
mit  Portraitapparaten  leicht  gemacht  werden;  bei  gutem  Licht 
auch  mit  einfachen  Objectiven  von  5  Zoll  Brennweite  mit  ^^zölliger 
Blende.  Belebte  Strassenscenen  erfordern  gutes  neues  Collodioo. 
Was  sich  mit  feuchten  Collodionplatten  aufnehmen  lässt,  kann  auch 
mit  derselben  Belichtung  mit  diesen  trocknen  Platten  erreicht 
werden. 

Bevor  man  die  Platte  in  die  Gassette  legt  oder  ehe  man  sie 
entwickelt,  überzieht  man   ihre  Ränder,  für  den  FaU|  dass  keine 


381 


Kantsciiokmiteriage  voibanden  iat,  mit  l%igeT  Lösung  ron  Gutta* 
percha  in  Chlorofonn,  damit  die  Schicht  nicht  reisst  Das  Auftragen 
kann  mit  einem  kleinen  Pinsel  geschehen. 

6.    Entwicklung  des  latenten  Bildes. 

Die  Entwicklung  ist  die  kritischste  Operation  von  allen 
und  erfordert  die  meiste  Urtheilskraft  und  Erfahrung,  da  das  Aus- 
sehen des  Negativs  bei  der  alkalischen  Entwicklung  so  gane  jon 
dem  gewöhnliehen  rerschieden  ist;  deshalb  kann  leicht  der  Anfanger 
eine  Platte  verderben,  die  ganz  gut  prSparirt  und  belichtet  war. 
Bei  reflectirtem  Licht  sehen  die  alkalisch  entwickelten  Bilder  ganz 
▼ersehkiert  aus,  in  der  Durchsicht  erst  zeigen  sie  ihre  schönen 
Egensehaften,  die  Klarheit  ihrer  Lichter,  die  Dichte  der  ßchwSrzen, 
die  schöne  Abstufung  und  die  zarten  Details;  sie  sind  weich,  har- 
monisch, ohne  scharfe  Contraste.  Andere  Negativs  mögen  schöner 
anzusehen  sein,  aber  diese  geben  die  schönsten  Abdrücke.  Der 
Leser  darf  also  nicht  erschreckt  sein,  wenn  bei  Befolgung  der  hier 
gemachten  Angaben  das  Negativ  —  als  Positiv  gesehen  —  seine 
klaren  Schatten  verliert  oder  mit  Schleier  bedeckt  erscheint  |  bei 
dnrcbgelassenem  Licht  muss  ein  Negativ  beurtheilt  werden,  vor 
ailon  aber  nach  dem  Abdruck  den  es  gibt. 

Die  Entwicklung  des  Negativs  theih  sich  in  zwei  besondere 
Ari>eiten;  erstens  die  eigentilche  Entwicklung,  wodurch  das  Bild 
achtbar  gemacht  wird,  und  zweitens  in  die  Verstftrkung ,  wodurch 
die  schwachen  Details  hinreichend  verstärkt  werden.  Diese  beiden 
Stufen  der  Entwicklung  sind  in  diesem  Verfahren  analog  den  beiden 
eot^reebenden  Stufen  im  feuchten  Verfahren,  wo  zuerst  ein 
schwaches  Bild  durch  saure  Eisenlösung  heraus  gebracht  und  dann 
durch  Pyrogallussäure  und  Silber  verstärkt  wird.  Nur  wird  in 
diesem  Verfahren  zum  eigentlichen  Entwickeln  statt  einer  sauren 
Eisenlösnng  mit  freiem  Silbernitrat,  eine  alkalische  Auflösung 
von  Pyrogallussäure  gebraucht. 

Sollte  man  finden,  dass  die  Platten  bedeutend  überexponirt 
wurden,  so  entwickle  man  lieber  gleich  mit  der  sauren  Lösung  und 
Siiberuitrat  und  lasse  die  alkalische  ganz  fort 

Zum  Entwickeln  des  latenten  Bildes  mit  alkalischer  Lösung 
braucht  man  diese  beiden  Auflösungen: 

1.  1  Granmi  doppeltkohlensaures  Natron 
48        „        Wasser. 

2.  1  Gramm  Pyrogallussäure 
48       j9        absoluter  Alkohol. 

Die  Natnmlösnng  wird  durch  Baumwolle  filtrirt 

Pk«tognpllie1iM  ArcUT.  9r.  66. 16.  Septemiter  1864.  18 


1 


382 


Wenn  man  entwickeln  will,  g^esst  man  in  eine  Mensur  35 
Cub.  Cent.  Wasser  und  böclistens  3  G.  C.  der  Natronl5snng.  Nun 
giesst  man  Wasser  auf  die  Schicht,  um  sie  gleichmässig  zu  benetzen 
und  das  Tannin  abzuspülen.  Man  hält  die  Platte  wagerecht,  während 
man  zu  dem  Inhalt  der  Mensur  1  0.  C.  der  Pyrogallussäurelösung 
zusetzt.  Die  Mischung  wird  sogleich  hellbrann;  man  rührt  sie  mit 
einem  Glasstab  gut  um  und  giesst  sie  ohne  Verzug  und  reichlich 
auf  die  Schicht,  wo  man  sie  hin-  und  her  und  in  alle  Ecken  fliesses 
lässt  In  wenigen  Secunden  erscheint  der  Himmel  und  die  höchsten 
Lichter;  in  zwei  bis  drei  Minuten  konunen  auch  die  dunkleren 
Details  der  Schatten,  aber  das  Negativ  ist  ganz  dönn,  und  wird 
auch  unter  diesem  Entwickler  nicht  kräftiger.  Verlangt  man  eis 
Bild  mit  scharfen  Contrasten,  so  hört  man  bald  mit  Entwickln 
auf;  soll  es  aber  sehr  weich  und  harmonisch  werden,  und  yolier 
Detail,  so  entwickelt  man  viel  länger;  durch  lange  Einwirkung  des 
alkalischen  Entwicklers  wird  das  Negativ  nicht  leicht  verdorben, 
besonders  bei  sehr  kurzer  Belichtung;  hingegen  werden  lange  be- 
lichtete Platten  die  lange  alkalisch  entwickelt  wurden  beim  Ver- 
stärken leicht  monoton  und  flach.  Regel  ist  also,  bei  kurzer 
Belichtung  lange,  bei  langer  Belichtung  kurz  zu  entwickeln.  Du 
Negativ  ist  nun  sehr  dünn,  und  muss  noch  verstärkt  werden.  Man 
wascht  es  gut  und  vollständig  ab,  um  alle  Spuren  des  alkalischen 
Entwicklers  zu  entfernen.  Geschieht  dies  nicht  in  genügender 
Weise,  so  entsteht  Schleier. 

Das  Negativ  ist  nun  bei  reflectirtem  Licht  hellbraun  und  bei 
durchgelassenem  Licht  röthlichbraun ,  und  leicht  zu  verstärken, 
während  Eisennegativs  grau   und  schwieriger    zu  verstärken  smd. 

Weder  die  Natronlösung  noch  die  Pyrogallussäurelosnng  fSr 
dch  entwickelt  ein  Bild,  wenn  die  Platte  gut  gewaschen  war. 
Zuweilen  aber  wird  schon  durch  blosse  Belichtung  das  Bild  sichtbar, 
weil  sowohl  Bromsilber,  wie  Jodsilber  in  Verbindung  mit  Tannin, 
sich  am  Lichte  schwärzt  Dies  ist  also  ein  Zeichen  langer  Be- 
lichtung oder  unvoUständigen  Auswaschens. 

Der  alkalische  Entwickler  hält  sich  nicht,  und  muss  gleich 
nach  dem  Zusammenmischen  gebraucht  werden.  Der  Alkohol  zor 
Pyrogallussäurelösung  muss  absolut  sein,  da  sonst  die  Lösung  bald 
braun  und  untauglich  wird. 

Die  Anwendung  eines  kohlensauren  Alkalis  ist  der  eines 
ätzenden  vorzuziehen.  Nimmt  man  Aetzl^ali  so  entsteht  ein  schwarzer 
Flecken,  wo  die  Lösung  zuerst  die  Platte  berührt  Ammoniak 
löst  sowohl  Silberoxyd  wie  Bromsilber,  und  sollte  deshalb  weder 
flüssig  noch  als  Carbonat  angewendet  werden.   Tropft  man  Ammoniak 


383 


auf  eine  beüehtete  Platte,  so  ■erstört  es  sofort  jede  Spur  von 
licbtwirkung.  Kohlensaures  Natron  scheint  das  beste  Agens  zn 
sein;  will  man  aber  Ammoniak  anwenden,  so  muss  man  mindestens 
doppelt  so  lange  belichten,  und  auf  25  G.  C.  Wasser  nur  einen 
Tropfen  nehmen. 

7.    Bio  Vontarkimg  des  VegaÜTs. 

Verstärkt  wird  das  alkalisch  entwickelte  Bild  durch  eine 
Miscbtmg  Ton  Pyrogallussäure,  Essigsäure  und  Silbernitrat,  die  kurz 
vor  dem  Gebrauch  zu  bereiten  ist. 

In  eine  Glasstöpselflasche  gibt  man  eine  Auflösung  von: 
Pyrogallussäure      ....       1  Gramm, 

Eisessig 10       „ 

Destillirtes  Wasser     .    .    .  240       „ 

In  eine  andere  Glasstöpselflasdie: 

Salpetersaures  SUberoxyd    .    10  Gramm, 

Eisessig 10        ^ 

Destillirtes  Wasser     ...  240       „ 

Nachdem  man  die  alkalisch  entwickelte  Platte  abgespült,  giesst 
man  die  PTrogaliussäure  (ohne  Silber)  darauf,  lässt  wieder  abfliessen, 
and  mischt  in  einer  reinen  Mensur  1  G.  C.  der  Silberlösung  mit 
24  G.  C.  frischer  Pjrogallussäurelösung.  Man  schüttelt  um  und 
verstärkt  hiermit  wie  gewöhnlich.  Allmälig  legt  sich  ein  dünner 
Schleier  über  die  ganze  Platte,  aber  dieser  schadet  nichts,  in  der 
Darchsicht  bleiben  die  Schatten  ganz  klar;  er  ist  im  Gegentheil 
Yortheilhaft,  da  er  die  Contraste  etwas  mildert.  Ganz  klare  Negativs 
mögen  recht  hübsch  aussehen,  aber  darauf  kommt  es  ja  nicht  an, 
der  Abdruck  den  das  Negativ  gibt,  ist  allein  maassgebend  für  dessen 
Güte.  Sobald  die  Dichten  des  Negativs  undurchsichtig  genug  ge* 
worden  spült  man  ab,  und  fizirt 

Einige  Personen  ziehen  Gitronensäure  dem  Eisessig  vor.  Erstere 
gibt  dem  Niederschlag  eine  blauschwarze,  letztere  eine  röthliohe 
Farbe.  Die  letztere  aber  ist  aUein  geeignet,  bei  nicht  zu  dicker 
Süberschicfat  schon  das  Licht  hinreichend  abzuhalten,  um  kräftige 
brülante  Abdrücke  zu  geben.  Andrerseits  ist  Gitronensäure  auf 
Beisen  bequemer;  da  1  Gramm  davon  so  energisch  wirkt,  wie 
20  Gr.  Eisessig,  beachte  man  dies  Verhältniss. 

Biao  nehme  nie  Silber  aus  dem  Silberbade  zum  Verstärken, 
denn  dadurch  erhält  man  einen  grünlichen  Schleier;  derselbe  Schleier 
entsteht,  wenn  die  Platten  in  sehr  alten  Silberbädem  präparirt 
worden. 


384 


8.    Füuron  nmd  Waschen  der  Vegativt. 

Das  Fixiren  geschieht  mit  gesättigter  Auflösung  von  unter- 
schwefligsaurem  Natron  in  Wasser.  Die  Intensität  des  Bildes  wird 
dadurch  gar  nicht  geschwächt.  Man  wasche  vorsichtig,  indem  man 
das  Wasser  aus  einem  Glase  oder  Topfe  ausgiesst,  damit  die 
Schicht  nicht  reisst.  Das  Negativ  wird  dann  zum  Abtropfen  uDd 
freiwilligen  Trocknen  hingesetzt,  oder  man  kann  es  am  Feoer 
trocknen.  Sollte  die  Schicht  das  Bestreben  zeigen,  zu  zerspringen 
und  sich  an  den  Ecken  umzulegen,  so  giesst  man  nach  dem  Ab- 
spülen etwas  Gummiwasser  darauf,   und  lässt  sie   damit  trocknen. 

9.    Dai  Firnissen  der  Negativs. 

Für  Negativs  scheint  sich  am  besten  Spirituslack  zu  eignen, 
eine  Auflösung  von  gebleichtem  Schellack  in  absolutem  Alkohol. 
Die  Platte  wird  vor  dem  Feuer  schwach  erwärmt,  und  mit  Lack 
überzogen,  wie  mit  CoUodion,  Sobald  man  den  Fimiss  wieder 
zurückgegossen  hat,  hält  man  die  Platte  wieder  vor  das  Fener, 
bis  die  Platte  so  warm  ist,  als  die  Hand  es  erträgt.  Der  Lack 
bildet  wenn  er  trockjen  ist,  eine  harte  klare  Fläche  die  nicht 
klebrig  wird. 

Das  Negativ  ist  nun  fertig,  und  zum  Abdrucken  bereit 

Fortsetzung  folgt. 


Kohledmek. 
Von  H.  Coeper.'^ 

Der  Kohledruck  lässt  sich  zü  Bijouterie- Artikeln  gut  verwenden. 
Wir  präpariren  zu  diesem  Zwecke  ein  undurchsichtiges  weisses 
Täfelchen,  worauf  wir  den  Abdruck  übertragen.  Was  die  Substanz 
betrifft,  die  zur  Mischung  mit  der  GeiatinelÖsung  sich  am  Besten 
eignet,  so  habe  ich  nur  eine  beschränkte  Erfahrung.  Ich  erzielte 
sehr  gute  Erfolge  mit  chinesischem  Weiss;  aber  ich  denke,  das« 
fein  niedergeschlagene  Kreide  dem  Zwecke  eben  so  gut  entsprechen 
würde.  Die  genaue  Bestimmung  der  zu  benutzenden  Quantität  ist 
ganz  unwesentlich;  der  beste  Führer,  den  ich  mir  hinsichtlich  des 
Aussehens  des  Täfelchens  in  diesem  Augenblick  denken  kann,  ist 
Opalglas. 

Nachdem  man  den  weissen  Farbstoff  mit  der  Gelatine  völlig 
vereinigt  and  die  Mischung  sorgfältig  filtrirt  hat,  überzieht  man  damit 


*)    The  British  Journal  of  Photo^aphy,  Joly  22,  1864,  pag.  255  tt. 


»85 


eis  collodionirtes  Glas  in  derselben  Weise  wie  bei  Bwm*B  Verfahren, 
ausgenommen  dass  die  Gelatineschieht  nicht  so  diele  zu  sein  braucht. 
Es  giebt  drei  Wege,  auf  welchen  die  Bilder  auf  dieses  weisse 
Täfelchen  übertragen  werden.  Der  erste  ist,  dass  man,  sobald  die 
Gelatine  erstarrt  ist,  die  Abdrücke,  die  man  nicht  darf  ganz  trocken 
werden  lassen,  mit  der  Bildseite  nach  unten  auf  die  Gelatine  legt. 
Nachdem  man,  auf  die  Weise,  wie  es  im  vorigen  Abschnitt  dieses 
Artikels  bei  der  Präparation  des  Papiers  für  die  neue  Modification 
des  Eohleverfahrens  beschrieben  worden  ist,  die  Luftblasen  entfernt 
liat,  wird  die  Glasplatte  mit  dem  Täfelchen  und  dem  darauf  befind* 
liehen  Abdruck  vier  bis  fünf  Tage  lang  zum  Trocknen  an  eine|i 
warmen  Ort  gestellt,  zu  welchem  die  Luft  freien  Zutritt  hat  Das 
Papier,  auf  welches  die  Abdrücke  aufgeklebt  waren,  kann  nun  durch 
ABfeochten  mit  Benzol  entfernt  und  das  Täfelchen  vom  Glase  abge- 
zogen werden.  Meine  Leser  werden  ohne  Zweifel  über  die  lange 
Zeit  erstaunen,  die  zum  Trocknen  erforderlich  ist;  wenn  sie  sich 
aber  erinnern  wollen,  dass  die  Gelatineschicht  zwischen  zwei  Coilo* 
dionhäutchen  eingeschlossen  ist,  so  wird  ihr  Erstaunen  verschwinden. 
Bei  der  zweiten  Art  lässt  man  das  Täfelchen  trocken  werden  und 
drückt  dann  die  feuchten  Abdrücke  auf  dasselbe.  In  wenigen  Stunden 
werden  sie  trocken  sein.  Ungeachtet  der  Schnelligkeit  der  letztern 
Methode  ziehe  ich  die  erste  vor,  weil  sie  ein  schöneres  Resultat 
gibt;  die  geringeren  Unebenheiten  des  Ausdrucks  machen  sich  ihr 
eignes  Bett  in  die  weiche  Gelatine,  so  dass  der  Abdruck  auf  der 
GoUodionseite  vollkommen  eben  ist. 

Bei  der  dritten  Weise  wird  das  Täfelchen,  wenn  es  trocken 
ist,  vom  Glase  entfernt  und  kann  vorräthig  gehalten  werden;  die 
Methode  der  Behandlung  ist  dieselbe  wie  bei  der  zweiten  Art. 

Nachdem  die  Abdrücke  auf  ein  biegsames  Täfelchen  aufgeklebt 
sind,  können  sie  zu  irgend  einer  Form  geschnitten,  in  Broschen, 
Binge,  Annbänder  u.  s.  w.  gefasst,  und  ohne  Zweifel  zu  manchen 
anderen  eleganten  Zwecken  verwendet  werden.  Sollten  die  Lichter 
des  Bildes  mit  einem  schwach  blassrothen  Ton  vorgezogen  werden, 
so  kann  man  dem  weissen  Farbstoff  einen  sehr  geringen  Theil 
Karmin  zusetzen.  Um  Kohleabdrücke  in  der  gewöhnlichen  Weise 
ttberzadvucken ,  sind  mit  feinem  Baryt-  und  Gelatine  -  Kleister 
emailürte  Karten  die  vollkommensten  Artikel,  die  ich  bis  jetzt 
gefunden  habe. 

Ehe  ich  diesen  Theil  unseres  Gegenstandes  verlasse,  möehte 
ich  die  Aufmerksamkeit  des  Lesers  noch  auf  einen  Punkt  lenken; 
dies  ist  die  gelbe  Farbe  des  CoUodions  in  Kohleabdrücken.  Lange 
Zeit  habe  ich  mich  mit  derselben  geplagt,  und  da  ich  glaubte,  dass 


386 


sie  vom  Collodion  herrOhre,  das  hartnäckig  eine  geringe  Spur 
doppeltchromsaures  Kali  zurückbehält,  überdmckte  ich  einige  Bilder 
80  sehr,  dass  ich  ungefähr  zehn  Stunden  waschen  musste,  wo  ich 
dann  zu  meiner  Freude  die  yerdriessliche  Farbe  verschwinden  saL 
Es  soll  mich  freuen,  wenn  ich  höre,  dass  auch  Andere  diesem 
Uebelstande  begegnet  sind,  und  wenn  dem  so  ist,  welchem  Umstände 
sie  denselben  zuschreiben,  nachdem  sie  yersacht  haben  durch 
Experimente  zu  ermitteln,  ob  ihre  Ansichten  die  Probe  der  Wahr- 
scheinlichkeit aushalten.  Manche  Goilodionsorten  können  zufolge 
ihrer  Structur  mehr  geneigt  sein,  irgend  eine  Substanz  in  ihren 
Poren  zurückzuhalten,  aber  es  ist  von  Interesse  zu  erwähnen,  dass 
ich  zu  allen  meinen  Experimenten  ein  und  dasselbe  CSollodioo 
benutzt  habe. 

Wir  kommen  nun  zu  den  mehrfarbigen  Abdrücken;  aber  idi 
muss  zuvor  die  Photographen  darauf  aufmerksam  machen*,  dass  zur 
Erzielung  günstiger  Resultate  viel  Sorgfalt,  Geduld  und  zarte 
Behandlung  erforderlich  sind. 

Wer  nicht  die  beiden  erstgenannten  Eigenschaften  besitzt, 
braucht  gar  nicht  weiter  zu  lesen,  denn  es  wäre  eine  reine  Zdt- 
verschwendung. 

Nelunen  wir  an,  wir  wünschten  eine  Photographie  von  einer 
Marmorbüste  oder  Statue  zu  erzeugen,  deren  Schatten  neutral  sein 
sollen,  mit  einem  carmesinrothen  oder  sonst  lebhaft  gefärbten  Hinter- 
grunde. Um  die  erste  Tinte  zu  bilden,  benutze  man  ein  wenig 
Both,  Blau  und  Gelb,  und  wenn  die  Farbe  zu  der  geeigneten  Tinte 
gemischt  worden  ist,  setze  man  der  Gelatinelösung  eine  geringe 
Quantität  zu;  zu  dem  grauen  Häutchen  benutze  man  nur  einen 
selir  geringen  Theil  doppeltchromsaures  Kali,  da  es  sich  sogleiGfa 
zeigen  wird,  dass  die  zuerst  angewendete  Lösung  weniger  empfind- 
lich sein  muss,  und  angenommen,  es  würde  beiden  dieselbe  Quantität 
doppeltchromsaures  Salz  zugesetzt,  so  würde  die  erste  gegen  das 
Licht  viel  empfindlicher  sein  als  die  zweite. 

Der  Hintergrund  im  Negativ  sollte  nahezu  lüares  Glas  und  die 
tiefsten  Schatten  der  Statue  sollten  durch  einen  schätzbaren  Nieder- 
schlag gebildet  sein;  oder  mit  andern  Worten,  die  Tinte  des 
Hintergrundes  auf  einem  Silberabdruck  vom  Negativ  sollte  beträcht- 
lich dunkler  sein  als  die  tiefsten  Schatten  der  Büste  oder  Statue. 

Um  das  Täfelchen  zu  präpariren,  überziehe  man  eüie  Glas- 
platte mit  Cüollodion,  dann  mit  einer  dünnen  Schicht  graner 
Gelatine,  und  wenn  letztere  trocken  ist,  überziehe  man  wieder  mit 
Gelatinelösung,  die  eine  reichliche  Quantität  carmesinrothen  Farb- 
stoff und  so  viel  doppeltdiromsaures  Salz  enthält,   als  die  GelatiDe 


387 


ertragen  kann,  ohne  Ton  selbst  anlöslich  20  werden.  Der  Gmnd 
hierron  ist,  dass  das  Licht,  wenn  es  die  zweite  Tinte  nnmittelbar 
trifft,  genug  von  ihr  unlöslich  machen  Icann,  ehe  die  tiefen  Schatten 
des  Gegenstandes  Zeit  gehabt  haben,  durch  die  erste  Gklatineschicht 
lundarch  abgedruckt  su  werden.  Selbstrerständlich  wird  die  Zeit, 
die  das  Licht  nöthig  hat,  um  die  erste  Schicht  zu  durchdringen,  von 
deren  Dicke  abhängen.  Dass  alle  beliebigen  Farben  benutzt  werden 
können,  ist  augenscheinlich,  und  hieraus  ergiebt  sich  die  grosse 
Mannigfaltigkeit  der  Wirkungen.  Eine  der  angenehmsten  und 
reizendsten  ist  die  einer  zarten  roihen  Rose  mit  grünen  Blättern  —^ 
man  denke  die  vielen  Tausende  zarter  Halbtöne  um  die  Blätter  der 
Rose,  die  gänzlich  über  das  Ziel  des  Künstlerpinsels  hinausgehen. 

Aus  dieser  gedrängten  Skizze  des  Verfahrens  wird  man  ersehen, 
dass  die  Schwierigkeiten  gross  sind;  aber  mit  Geduld  lassen  sie 
sich  fiberwinden,  und  die  Resultate  sind  so  ungewöhnlich  und  über- 
raschend, dass  man  WohlgefiUlen  an  ihnen  haben  muss. 

Denjenigen,  welche  Zeit  haben,  möchte  ich  rathen,  auf  die 
Wirkungen  hin  zu  arbeiten,  die  sich  mit  zwei  Farben  hervorbringen 
lassen,  und  es  dann  mit  drei  Farben  zu  versuchen,  wenn  auch 
natürlich  darch  den  Zusatz  einer  weitem  Farbe  die  Schwierigkeiten 
sehr  vermehrt  werden. 

Ich  bin  überzeugt,  dass  von  geschickten  Photographen  In  der 
eben  angegebenen  Weise  viel  gethan  werden  kann,  und  dass  nur 
Ton  geschickten  Photographen  günstige  Resultate  erzielt  werden 
können.  Durch  Zufall  könnte  wohl  auch  von  Anfängern  ein  gutes 
Bild  gewonnen  werden,  aber  Hunderte  von  Bildern  würden  miss- 
lingen.  Um  ununterbrochen  die  erste  Schicht  von  derselben  Dicke 
m  erzeugen,  muss  man  eine  abgemessene  Quantität  einer  Lösung 
bereiten,  die  ein  bestimmtes  Quantum  Gelatine,  Farbe  und  doppelt- 
eiiromsaures  Salz  enthält  und  eben  ausreicht,  um  eine  gewisse 
Anzahl  Quadratzolle  zu  bedecken. 


Die  Pliotolitlidgrapliie. 

Von  E.  J.  A88er.*> 

1.    Die  Vegativo. 

Bei  einer  früheren  Betrachtung  ist  darauf  hingewiesen  worden, 
dass  die  gute  Beschaffenheit  der  Negative  viel  zum  Gelingen  der 
photolithographischen  Abdrücke  beiträgt.**)    Damit  soll  nicht  gesagt 


*)    Tan  der  Baak,  Tijdsehrift  toot  Photographie.    1864.   S.  95  ff.  u.  196  ff. 
^    Photogr.  Arehiv  Nr.  66.    S.  195. 


888 


Bern,  da88  weniger  gate  Negative  jedes  Resultat  rersageD,  —  desa 
mit  Hülfe  jedes  Negativs,  sei  es  auf  Glas,  sei  es  auf  Papier  gevronnea, 
kann  man  photolithographische  Abdrücke  zn  Stande  bringen,  — 
sondern  es  ist  damit  gemeint,  dass  die  grössere  oder  geringeie 
Vollkommenheit  der  Abdrücke  von  dem  eigenthümlicben  Zustande 
der  Negative  abhängt. 

Das  auf  vielseitige  Beobachtungen  gegründete  Studium  dies« 
Gegenstandes  ist  um  so  interessanter,  vreil  hier  wiederum  geheimniss- 
volle  Erscheinungen  auftreten,  die  bei  der  Betrachtung  der  Nator 
überhaupt  und  der  Photographie  insbesondere  so  zahlreich  sind, 
und  bei  denen  es  meistens  so  schwer  ist  den  Schleier  ztt  lichten 
und  zu  den  wahren  Ursachen  durchzudringen.  Es  kommt  nämlid, 
oft  vor,  dass  Negative,  die  man  nach  dem  Augenschein  als  zu 
undurchscheinend  betrachten  würde,  um  das  Licht  zur  Darstelluog 
der  Mitteltinten  durchzulassen,  keineswegs  an  diesem  Fehler  leiden, 
während  andere,  die  man  als  zu  sehr  durchscheinend  bei  Seite  legen 
möchte,  gerade  der  gehörigen  Durchlassung  des  Lichts  widerstreben. 
Ebenso  kommt  es  vor,  dass  Negative  alle  gewünschten  Eigenschaüten 
besitzen,  aber  doch  an  manchen  Stellen  weniger  günstige  Resultate 
liefern,  ohne  dass  man  zwischen  dem  einen  oder  dem  andern  Tiieile 
einen  Unterschied  in  der  Qualität  wahrnehmen  kann.  Die  zuerst 
erwähnten  Erscheinungen  muss  man,  wie  es  scheint,  der  Farbe  der 
Negative  zuschreiben ,  mögen  dieselben ,  gegen  das  Tageslicht  ge- 
halten, ein  blauschwarzes,  braunschwarzes  oder  hellbraunes  Ansehen 
haben.  Die  blau-  oder  braunschwarzen  sind  in  der  Regel  am 
geeignetsten  zur  Darstellung  von  Linien,  als  Landkarten,  Zeich- 
nungen, Kupferstichen  u.  s.  w. ,  die  hellbraunen  dagegen  haben 
meistentheils  die  nöthige  Stärke,  um  der  Eintönigkeit  zu  widerstreben, 
verbunden  mit  der  nöthigen  Durchsichtigkeit,  um  die  Mitteltinten 
hervorzubringen.  Wenn  man  diese  Resultate  als  sicher  annehmen 
kann,  so  liegt  das,  wie  es  scheint,  an  der  in  der  Photographie  be- 
kannten Eigenschaft,  dass  die  röthliche  oder  gelbliche  Tinte,  die 
im  hellbraunen  Negativ  herrscht,  das  Gleichgewicht  zwischen  dem 
leichten  aber  nicht  zu  schnellen  Durchlassen  des  Tageslichts  ver- 
ursacht. Die  oben  an  zweiter  Stelle  erwähnte  Erscheinung,  dass 
nämlich  das  Negativ,  wie  befriedigend  es  übrigens  sein  mag,  an 
manchen  Stellen  unsichtbare  Fehler  hat,  ist  der  theilweisen  Unreinig- 
keit  des  Glases  oder  des  Papiers,  auf  welchem  sich  das  Negati? 
befindet,  oder  der  Ünreinigkeit  der  dazu  verwendeten  chemischen 
Präparate  zuzuschreiben.  Sie  sind  bisweilen  von  so  geringer  Be- 
deutung, dass  das  unbewaffnete  Auge  sie  nicht  entdecken  kann. 
Die  Wirkung   des  Lichts  auf   das   doppeltchromsaure  Eaii   ist  so 


380 


ptndlich,  dass  jeder  abnonne  Zustand  der  N^aÜTe,  auch  selbst 

jenige,   welchen  das  blosse  Auge  nicht  bemerken  kann,   auf  die 

ödification  dieser  Substanz  durch   den  Lichteindruck  von  Einfluss 

Wenn  also  jemals,  so  wird  man  besonders  bei  der  Herstellung 

Negative  für    die    Photolithographie    auf   Alles   genau,  achten 

sen,   was  die   guten  Eigenschaften   der  Negative  erhöhen  kann. 

le  Vollkommenheit  des  Objectivs,   die  Sauberkeit  des  Glases  oder 

Papiers,  die  Reinheit  der  chemischen  Präparate  müssen   dabei 

vorzügliche  Stelle  einnehmen. 

Zum  Beweis  des  Gfesagten  dient  das  Ergebniss,   welches  man 

r  die  Photolithographie  mit   den  Negativen  gewinnt,   die  in   der 

Ijdschrift   voor  Photographie,   S.  28,   unter  der  Benennung  Aetz- 

otogramme  beschrieben    worden  sind.    Die    damit   erzielten  Ke- 

tate  zeigen  deutlich,    dass  die   feinsten  Linien  mit    der  Schärfe 

r  gewöhnlichen    Photographie    wiedergegeben     werden     können, 

Shrend  das  bisweilen  bei  den  augenscheinlich  saubersten  Negativen 

'  ron   Landkarten    oder   Kupferstichen    unmöglich    ist.    Dies    kommt 

Inf*» 

laher,  dass  die  Aetznadel  das  Glas  homogen  macht  und  also  rein 
^tratzt,  und  deshalb  die  Unreinigkeit ,  die  sonst  das  Glas  oder  die 
'Gemisch  reine  Durchsichtigkeit  der  CoUodionhaut  bisweilen  trübt, 
^''labei  nicht  hinderlich  sein  kann. 

Diese  Arbeit  liefert  den  Beweis  für  die  Thatsache,  dass  jede 
veitere  Entwickelung  in  der  Wissenschaft  wiederum  Lehren  gibt 
IDr  die  Anwendung  einer  früheren,  und  dass  jede  Unterabtbeilung 
in  der  Betrachtung  der  Natur  immer  ein  weites  Feld  für  unermess* 
Mche  Untersuchungen  und  neue  Entdeckungen  öffnet. 

Der  Verfasser  dieses  Aufsatzes  hat  ein  Negativ  ausgedacht  und 

-1b  Anwendung  gebracht,  das  ohne  Hülfe  einer  Camera  obscura  her- 

''{estellt   werden   kann  und   sehr  geeignet   ist  zur  Reproduction   von 

^^Eeichnongen,  Kupferstichen,'  Lithographien  u.  s.  w. ,  bei  denen  man 

'Identisch  dieselben  Massstübe  zu  erlangen  wünscht.     Diese  Negative 

'werden   einfach  auf  folgende   Weise  hergestellt    Man   nimmt   den 

Eapferstich,  die  Lithographie  oder  Zeichnung,  legt  dieselbe  auf  ein 

Bit  salpetersaurem  Silber  präparirtes  Papier,   wie  man  es  zur  Her- 

Ueüung    eines    positiven    Bildes   benutzt,    und   exponirt   beide,    so 

vereinigt,  in  einem  gewöhnlichen  Rahmen  dem  Licht;  —  der  Rücken 

der  abzunehmenden  Zeichnung  oder  des- Kupferstichs  muss  natürlich 

dem  Lichte  zugekehrt  sein.    Nach  hinreichender  Zeit,    wobei    die 

tjntenaität  des  Lichts  und  die  Stärke  des  Papiers  in  Betracht  gezogen 

lirird,  kommt  auf  das  empfindlich  gemachte  Papier  ein  sehr  scharfes 

negatives  Bild  zu  stehen,  bei  welchem  die  Linien  rein  weiss  bleiben. 

Wenn  man  dies  erreicht  hat,  so  wird  das  Negativ  fixirt  und  abge- 


i  I 


<> 


890 


waschen,  in  derselben  Weise,  wie  man  ein  positives  Bild  aaf  Papier 
behandelt 

Die  weissen  Linien  eines  solchen  Negativs  sind  transparent 
genug,  um  weiter  zur  Herstellung  des  positiven  Bildes  zu  dieneD, 
das,  mit  Steindruclcschwärze  bedeckt,  zur  Uebertragung  auf  den  Stein 
benutzt  wird. 

Ausserdem,  dass  diese  Negative  auf  eine  so  höchst  einfache 
Weise  hergestellt  werden,  haben  dieselben  noch  folgende  Yortheile: 
1.  dass  die  Linien  identisch  in  denselben  Massstäben  und  derselben 
Richtung  übertragen  werden,  ohne  dass  die  Convexität  der  Gläser 
eines  Objectivs,  wie  es  sonst  der  Fall  ist,  denselben  an  den  Enden 
eine  sphärische  Biegung  gibt;  2.  dass  der  schwarze  oder  dunkel- 
braune Grund  ganz  homogen  ist  und  man  keinen  Nachtheil  hat  ?on 
jenen  lichteren  Stellen,  welche  die  Behandlung  mit  Collodion  auf 
Gründen,  die  ganz  undurchscheinend  bleiben  müssen,  so  oft  her- 
vorbringt. 

2.    Das  üeberdrnokpapier. 

Im  Vorhergehenden  sind  der  Natur  der  Sache  nach  die  Be- 
trachtungen mehr  allgemein  gewesen;  jetzt  müssen  dieselben 
spezieller  werden,  weil  es  nun  die  Anwendung  dieses  oder  jenes 
Verfahrens  gilt,  und  man  wird  also  hier  eine  Wahl  zu  treffen 
haben.  Vor  der  Hand  liegt  das,  was  sich  auf  die  vom  Verfasser 
dieses  Artikels  gemachte  Entdeckung  bezieht,  weil  er  durch  die 
mannichfachen  Versuche,  die  er  dabei  gemacht  hat,  sich  für  im 
höchsten  Grade  berechtigt  hält,  seine  Erfahrungen  ausführlich  mit- 
zutheilen  und  jene  zahlreichen  Specialitäten  anzugeben,  welche  die 
Erfindung  ihm  dargeboten  hat. 

Das  Ueberdruck-System  ist  die  Grundlage  des  Verfahrens,  und 
es  muss  daher  für's  Erste  über  das  Papier  gesprochen  werden, 
welches  das  überzudruckende  photographische  Bild  aufnehmen  solL 
Dieses  Papier  muss  u  n  g  e  1  e  i  m  t  sein ;  die  Feinheit  der  Grundstoffe, 
ans  welchen  dasselbe  fabricirt  worden  ist,  und  die  Gleichmassigkeit 
der  Zusammensetzung  üben  auf  die  mehr  oder  weniger  guten  Re- 
sultate grossen  Einfluss  aus. 

Eine  sehr  gute  Qualität  dieses  Papiers  ist  bei  Herrn  Eduard 
Liesegang  in  Elberfeld  zu  haben. 

Nachdem  das  Papier  'soweit  abgeschnitten  ist,  dass  es  die 
erforderliche  Grösse  hat ,  wird  dasselbe  auf  gekochten  Stärkekleister 
gelegt,  so  dass  es  darauf  schwimmt ,  und  sobald  es  über  die  ganze 
Oberfläche  hin  mit  Kleister  durchzogen  ist,  was  man  auf  dem  Rücken 
sehr  gut  beobachten  kann,  wird  es  abgenommen.  Man  lässt  es  ein 
wenig  abtropfen  und  legt  es  horizontal  auf  eine  Fläche,  die  gestärkte 


391 


Seite  naeta  oben,  um  ta  trod:nen.  Die  St&rke  moss  die  sein, 
welche  als  gewöhnliche  Qualität  im  Handel  rorlcommt,  nicht  die 
sogenannte  Patent-Stärlce.  Der  Kleister  darf  nicht  zu  dick,  aber 
aach  nicht  za  dünn  sein,  dass  das  Wasser  za  sehr  die  Oberhand 
liat;  er  moss  sehr  flüssig,  aber  noch  zusammenhängend  sein. 

Wenn  das  Papier  yoUkommen  trocken  ist,  so  wird  es  in  einem 
Dunkelzimmer  folgendermassen  präparirt. 

In  einen  flachen  Napf,  am  liebsten  von  Porzellan,  giesse  man 
eine  concentrirte  Auflosung  von  doppeltchromsaurem  Kali  in  destil- 
lirtem  Wasser.  Auf  diese  wird  die  nicht  gestärkte  Seite  des  Papiers 
gelegt,  so  dass  dasselbe  schwimmt,  und  wenn  es  eine  aligemeine 
Orangeiarbe  angenommen  hat,  was  schnell  eintritt,  wird  es,  an 
einer  £cke  angesteckt,  im  Dunkeln  zum  Trocknen  aufgehängt 
Wenn  es  trocken  ist,  wird  das  präparirte  Papier  im  gewöhnlichen 
Copir-BaLmen  unter  einem  Negativ  in*s  Licht  gelegt.  Die  gestärkte 
Seite  muss  das  photographische  Bild  auffangen.  Die  Zeit  der 
Exposition  im  Lichte  hängt,  wie  bei  der  Herstellung  der  gewöhn- 
lichen positiven  Bilder,  von  der  Intensität  des  Lichtes  und  der 
grösseren  oder  geringeren  Durchsichtigkeit  des  Negativs  ab.  Das 
Bild  muss  eine  rothbraune  Farbe  angenommen  haben.  Hierauf 
wird  das  Papier  in  einem  Wasserbade  so  lange  abgespült,  bis  das 
doppeltchromsaure  Kali  der  nicht  belichteten  Theile  des  positiven 
Bildes  durch  das  Wasser  wieder  aufgelöst  und  herausgezogen  ist. 
Nun  wird  dasselbe,  wo  möglich  ebenfalls  in  einem  hellen  Zimmer, 
zum  Trocknen  aufgehängt;  dies  kann  durch  Feuerwärme  befördert 
werden,  wenn  man  das  Trocknen  zu  beschleunigen  wünscht.  Ist 
das  Papier  ganz  trocken  geworden,  so  wird  es  noch  einige  Zeit  über 
helles  Feuer  oder  eine  Gasflamme  gehalten,  um  dem  Bilde  eine 
leichte  Röstung  zu  geben.  Dabei  ist  eine  Verfärbung  in's  Grünliche 
bemerkbar.  Ist  dies  geschehen,  so  wird  das  Papier,  ganz  unter- 
getaucht, in  kaltes  Wasser  gelegt,  bis  man  nachkommen  kann,  dass 
die  Kleisterhaut  wieder  ganz  frei  geworden  ist.  Hierauf  breitet 
man  das  Papier,  mit  dem  Bilde  nach  oben ,  auf  einen  flachen  Stein 
oder  auf  Glas  aus  und  nimmt  mit  Fliesspapier  das  überflüssige 
Wasser  weg.  In  diesem  Zustande  ist  das  Papier  bereit,  die  Stein- 
druck-Schwärze aufzunehmen. 

8.   Die  Walze. 

Die  Steindruck-Schwärze  wird  mit  einer  Walze  auf  das  Papier 
gebracht,  die  nach  der  Form  der  gewöhnlichen  Steindruck- Walzen 
eingerichtet  ist.  Nachdem  dieselbe  mit  einem  Boy-Ueberzug  um- 
kleidet ist|  wird  darüber  ein  Stück  Tuch  oder  feiner  Filz  gespannt. 


an 


4.    Die  litliograpliiiolio  Üeberdrnok-Soliw&ria.  . 

Bei  den  allgemeinen  Betrachtungen  haben  wir  bereits  erwähnt 
und  hier  wiederholen  wir,  dass  die  Art  der  Schwärze  von  sehr 
grossem  Einfluss  anf  das  Gelingen  des  Drucks  ist.  Mannichfache 
Versuche  haben  den  Verfasser  auf  die  Entdeckung  des  folgenden 
Recepts  geführt,  das  die  besten  Resultate  liefert,  alles  Aetzen  des 
Steins  unnöthig  macht  und  also  eine  der  Eh'ppen ,  die  dem  Gelingen 
lithographischer  Abdrücke  oft  im  Wege  stehen,  beseitigt. 

Das  Recept  besteht  aus  der  innigen  Vermischung  eines  Drittels 
Stearin,  eines  Drittels  Talg,  und  eines  Drittels  Drucker- 
Schwärze  erster  Qualität,  wie  dieselbe  vom  Fabrikanten  geliefert 
wird,  und  also  ohne  allen  Zusatz  von  gekochtem  Leinöl  oder  soge- 
nanntem Steindrucker-Firniss. 

Diese  zusammengesetzte  Schwärze  wird  in  geringer  Quantität 
auf  einen  Farbstein  gebracht,  mit  ein  wenig  Terpentin  belebt,  und 
dann  mit  der  Walze  gleichmässig  verbreitet.  Dadurch  empföngt  zu- 
gleich auch  die  Walze  Schwärze,  die  hierauf  vorsichtig  auf  das  feuchte 
Papier,  welches  das  Bild  enthält,  aufgetragen  wird.  Man  sieht  nun, 
wie  das  Bild  allmälig  schwarz  gefärbt  wird  und  auch  die  Mittel- 
tinten nach  KrfordemisB  hervorkommen,  während  die  vom  Lichte 
nicht  angegriffenen  Theile  weiss  bleiben.  Wenn  das  Papier  hin- 
länglich und  regelmässig  mit  Schwärze  bedeckt  ist,  kann  man  mit 
einem  sehr  nassen  Schwamm  die  noch  übriggebliebenen  Unreinig- 
keiten  mit  Wasser  leicht  beseitigen. 

6.    Der  üeberdruok. 

Von  nun  an  fährt  man  mit  den  bekannten  Anwendungen  des 
Steindrucks  fort  Das  Papier  wird  nach  der  gebräuchlichen  Methode 
auf  einen  sauber  geschliffenen  Stein  übergedruckt  und  lässt,  wenn 
es  vom  Steine  abgenommen  wird ,  die  ganze  Schwärzeschicht  in  der 
verlangten  Form  auf  dem  Steine  liegen. 

Dieser  wird  mit  Gummi  arabicum  bedeckt  und  dann  auf  die 
gewöhnliche  Weise  abgedruckt,  aber,  wie  schon  gesagt,  ohne 
Aetzung. 

Die  hellgelblichen  Lithographie-Steine  scheinen  sich  zu  Ueber- 
drücken  am  Besten  zu  eignen.  Wenn  man  einen  liuienartigen 
Ueberdruck  machen  will,  braucht  der  Stein  nur  mit  Bimstein  glatt 
geschliffen  zu  sein.  Wenn  man  andere  Gegenstände  überdruckt, 
wird  derselbe  gekörnt  sein  müssen. 


393 

Hilitär-Plidtograpliie. 

Von  Capitain  van  der  Beeck/^ 

Auf  diese  Weise  ist  die   Möglichlceit  entstanden,    das  ganze 
Weik  auf  ein  bequemes  Format  zurückzubringen ,  ebne  dass  es  an 
D^ntlicbkeit  verliert,   nnd  zugleich  die  Tafeln  zu  so  billigem  Preise 
in  liefern,  dass  die  Anschaffung  derselben   den  meisten   Officieren 
ermöglicht  wird.     32  Tafeln   sind  seit  dem  Beginn   der  photogra- 
phiscben  Redactionen  im  Jahre  1861  bereits  zur  Lithographie  fertig 
femaclit,  lithographirt  und  fiir*s  Anschaffen   zur  Verfügung  gesteUt. 
Ausser    den    hier  angegebenen,    vermittelst  der  Photograpliie 
aoflgefShrten    Reductionen    werden   alle   Rednctionen    yon    Karten, 
Plinen,    Zeichnungen  u.  s.  w.,    die    zu    dem   einen  oder  andern 
Zwecke  fflr  den   Militärdienst  nöthig  sind,  stets  auf  diese  Weise 
hergestellt,   so  dass  das  Personal,  um  der  vielen  Arbeit,   die  aus- 
geführt werden  muss,  genügen  zu  können,  täglich  damit  beschäftigt 
ist  So  ist  z.  B.  das  noch  im  Graviren  begriffene  Inhaltsverzeichniss 
der  topographischen  und   militärischen  Karte    im  Maassstabe  von 
1 :  600,000  nach  den  photographischen  Reductionen  auf  1  :  200,000 
yennitteist  des  Storchschnabels  auf  jenen  Maassstab  redocirt  worden. 
So  werden   auch    die    neuesten    Angaben    der    militärischen    Ent- 
deckungen auf  die  Maassstäbe  von  1 :  bOfiOO  und  1 :  200,000  durch 
die  Photographie   reducirt,    um    beziehungsweise  zu   Beilagen   der 
Blätter  sei    es    der  topographischen   und   militärischen  Karte  oder 
auch  der  geologischen  Karte  dienen  zu   können,    und  so  werden 
überhaupt    alle    derartigen  Arbeiten   der  Photographie    anvertraut, 
weil  ihre  Reductionen  am  genauesten  sind    und  dadurch  zugleich 
Mch  Zeit  gewonnen  wird. 

Die  Herstellung  der  Abdrücke  von  Karten,  Plänen, 
Zeichnungen  u.  s.w.  in  Maassstäben  von  verschiedener 
Grösse.  —  Es  ist  von  höchster  Wichtigkeit,  dass  man,  um  gute 
Eeeultate  zu  gewinnen,  zuvörderst  die  dazu  besonders  geeigneten 
Negative  herstellt.  Hat  man  darin  einmal  die  nöthige  Gewandt- 
lieit  erlangt,  dann  wird  es  leichter,  die  positiven  Abdrücke 
auf  Papier  anzufertigen,  je  nach  dem  Zwecke,  für  den  sie  bestimmt 
sind.  Beide  Operationen,  sowie  sie  von  uns  jetzt  noch  befolgt 
werden,  und  die  immer  mit  Sicherheit  gute  Resultate  liefern  müssen, 
wollen  wir  hier  etwas  ausführlich  mittheilen,  um  so  mehr,  da  sie 
beim  Copiren  von  Kupferstichen  und  Lithographien  oder  bei  der 
Herstellung  von  Negativen  Hir  Heliographie  empfohlen  werden  können. 


*)    Fortsetzimg  von  Seite  378. 


394 


Negative.  Sie  sind  ganz  und  gar  venschieden  von  denjenigen, 
welche  gewöhnlich  in  der  Photographie  für  Portrait^  oder  Land- 
ßchafts-Aufnahmen  erforderlich  sind.  Während  man  bei  den  letzteren 
darnach  trachten  muss ,  bei  Anwendung  eines  günstig  auf  den  Gegen- 
stand fallenden  Lichtes  alle  Halbtinten  in  ihren  yerschiedenen 
Schattirung  getreu  in  der  Gopie  wiederzuerhalten ,  und  durch  gleich- 
zeitige Benutzung  der  dazu  geeignetsten  Materialien  darnach  zn 
streben  hat,  in  der  möglichst  kürzesten  Zeit  ein  kräftiges  Negalif 
zu  bekommen,  sind  dies  Factoren,  die  für  den  hier  beabsichtigten 
Zweck  nicht  in  Rechnung  gebracht  werden. 

Je  härter  das  Negativ,  das  heisst,  je  stärker  die  Trennung  zwischen 
hell  und  dunkel  ist,  desto  besser  genügt  es  der  Absicht.  Die  lichten 
Stellen  müssen  glasartig  durchsichtig  sein,  die  andern  Partien  un- 
durchsichtig matt  schwarz.  Die  Abdrücke  davon  geben  ein  scharf 
gezeichnetes  schwarzes  Bild  auf  einem  hell  weissen  Grunde. 

Jedes  gut  wirkende  Negativ-Gollodion  ist  für  den  vorliegenden 
Zweck  sehr  gut  zu  brauchen.  Doch  ist  es  nicht  nothwendig,  bd 
der  Jodirung  andere  als  Jodsalze  zu  benutzen.  In  der  R^gel  wud 
von  uns  inomer  das  mit  Jodammonium  und  Chlorcalcium  prSparirte 
CoUodion  benutzt. 

Zu  50   Gramm   Aether  und 

50        „        wasserfreiem  Alkohol 
setzt  man     1         „        Schiessbaumwolle 
und   dazu     1         „        Jodammonium 
0,1         „        Chlorcalcium. 

Bevor  man  die  Jodirung  vornimmt,  schüttelt  man  alles  gnt 
durcheinander.  Die  Schiessbaumwolle  muss  sich  ganz  auflösen. 
Sobald  dieses  Normal-  Gollodion  präparirt  ist,  setzt  man  die  oben- 
genannten Jod-  und  Ghlorsalze  zu,  schüttelt  mehrmals  gut  durch- 
einander und  lässt  es  einige  Stunden  ruhig  stehen,  damit  es  Atk 
setzt.  Vor  der  Benutzung  filtrirt  man  es  vermittelst  der  GoUodion- 
Fiitrirflasche ,   um  jede  Spur  von  Unreinigkeit  daraus  zu  entfemen. 

Die  Platte  wird  in  einem  Silberbad  im  Winter  von  10  %  und 
im  Sommer  von  8  %  Stärke  präparirt,  das  durch  Zusatz  von 
chemisch  reiner  verdünnter  Salpetersäure  schwach  sauer  reagiren 
muss.  Die  Resultate,  welche  man  mit  dem  Silberbade  erzielt,  das 
nach  der  Angabe  des  Dr.  Kaiser  (photogr.  Archiv  Nr.  54  u.  56) 
präparirt  worden  ist,  sind  sicherer  als  bei  der  Anwendung  eines 
gewöhnlichen  Silberbades.  Foruetzong  folgt 


Alle  Briefe    und  Mittheilimgen    für  die  Bedaction    gind   an    den   Heiaiugebei, 
Paul  B.  Lietegang  in  Elbeifeld,  zd  richten. 


Gedruckt  b«l  Sam.  Laeat  in  Elb«rlUd. 


Photographisches  Archiv. 


nwm^  V.  —  Hr.  •9.  ^  i,  Oetober  i9«4. 


M«M 


Sattti's  rasches  Tttmiiyerfihrea/^ 

Ursache!  des  liislhgeBs« 

Die  Fehler,  die  einem  jeden  Photographen  bekannt  sein  müflsen, 
und  leicht  zu  vermeiden  sind,  werden  nur  aufgezählt:  schmatzige 
Glaser,  mit  feuchten  Tüchern  geputzte,  —  unTollstandiges  Ab- 
waschen der  Platten,  —  die  Entwicklergefasse  nicht  genügend  rein,  — 
die  Losungen  nicht  filtrirt,  —  ungenaues  Abwiegen  und  Messen,  — 
Staub  oder  weisses  Licht  im  Dunkelzimmer,  —  Anweadung  un- 
reiner Chemlcalien  und  geheimer  empirischer  Präparate,  —  schlecht 
coDstmirte  Camera,  —  wackeliges  Stativ,  —  oder  schlechtes 
Objectiv.  Ausserdem  gibt  es  aber  Fehler,  die  nicht  von  Unvor- 
sichtigkeit und  Unreinlichkeit,  oder  übelangebrachter  Sparsamkeit 
bei  Chemiealien  und  Apparaten  herrühren,  sondern  von  Unkenntnlss 
der  Eigenheiten  des  Verfahrens  und  der  dabei  gebrauchten  Stoffe; 
die  Ursachen  dieser  Fehler  sollen  genau  erklärt  werden. 

fehler,  die  durch  tohleohtes  Collodion  verursacht  werden. 

Wenn  das  Pjroxylin  mit  zu  schwachen  Säuren  bereitet  ist, 
gibt  es  eine  opalisirende  Schicht,  und  im  Negativ  zeigen  sich  helle 
Flecken,  rund,  mit  verlaufenden  Rändern.  Man  giesse  etwas  Collodion 
anf  eine  Glasplatte;  wenn  es  nicht  ganz  klar  trocknet,  verwerfe 
man  es. 

Ist  das  PTTOxylin  mit  zu  starken  Säuren  oder  bei  zu  niedriger 
Temperatur  bereitet,  so  wird  die  empfindliche  Schicht  nicht  gleich- 
inSssig  dick,  besonders  wenn  Cadmiumsalze  darin  sind.  Das  einzige 
Mittel  hiergegen  ist,  das  Collodion  mit  JodammoncoUodion  zu 
mischen;  mit  der  Zeit  wird  es  flüssiger,  aber  auch  weniger  em- 
pfindlich. 


*)    FoTtoetzang  Ton  Seite  384. 

19 


396 


Unvollkommen  ausgewaschenes  Pyroxylin  bringt  Salpeter- 
schwefelsaure  Jn*8  Collodion,  welches  dadurch  zersetzt  und  ganz 
unempfindlich  wird. 

Wenn  der  Aether  sauer  ist,  so.  wird  das  Collodion  bald  rotb 
und  «netapfindlich,  und  rerd&rbt  das  Silberbad.  Guter  Aether  wird 
mit  alkohoHsiher  Jodkaliamlösung  nur  gelb,  dickt  xodi. 

Gewöhnlicher  methylisirter  Aether,  der  nicht  über  Kalk  und 
Holzkohle  destiilirt  wurde,  enthält  schädliche  fliichtige  Stoffe,  die 
das  Silberbad  rasch  yerderben,   Schleier  und  Streifen  verursachen. 

Gereinigter  Mothyläiher  gibt  ein  sehr  empfindliches  Collodion, 
welches  die  Eigenschaft  besitzt  ^  sich  mit  dem  freien  Jod  zu 
verbinden. 

Wenn  der  Alkohol  im  Collodion  zu  schwach  ist,  zeigt  das 
Negativ  nach  dem  Trocknen  unzählige  kleine  Risse  oder  Schraf- 
firungen.  Das  wasserhaltige  Collodion  ist  nur  dadurch  zu  ver- 
bessern, dass  man  es  mit  anderem  wasserfreien  vermischt 

Sind  die  Lösemittel  zu  stark,  so  stösst  die  Schicht  das  Wasser 
ab  und  die  im  Silberbad  entstehenden  fettigen  Streifen  bleiben 
hartnäckig  da;  der  Entwickler  fliesst  nicht  gut.  Man  hilft  sich 
hiergegen,  indem  man  tropfenweise  so  viel  Wasser  zusetzt,  als 
nöthig.  Das  durch  das  Wasser  niedergeschlagene  Pyroxylin  löst 
sich  beim  Schütteln  wieder  auf. 

I 

Wenn  die  CoUodionschicht  zu  schwach  ist  und  leicht  reiset, 
15?t  man  mehr  Pyroxylin  im  Collodion.  Zuviel  Alkohol  bewirkt, 
dass  die  Schicht  sich  leicht  ablöst,  durch  zuviel  Aether  wird  die 
Sohicht  wolkig  und  uneben.  Ist  die  Schicht  am  oberen  Ende  zu 
dünn  und  unten  zu  dick,  so  löse  man  mehr  Pyroxylin  im  CoUodion.  *) 

Wenn  die  Schicht  überjodirt  ist,  erscheinen  darauf  nach  dem 
Herausnehmen  aus  dem  Silberbad  undurchsichtige  unempfindliche 
gelbe  Flecken  und  Streifen.  Man  setze  in  dem  Falle  dem  Collodion 
mehr  Bohcollodion  und  eine  entsprechende  Menge  von  Alkohol 
und  Aether  zu. 

Zeigt  die  empfindliche  Schicht  eine  Anzahl  gelber  Punkte  oder 
Klumpen,  so  setze  man  mehr  Aether  zu;  auch  wenn  die  Ränder 
der  Schicht  zu  dick  und  zähe  werden.  Wenn  die  Schicht  nicht 
sahnig  genug  wird,  setzt  man  dem  Collodion  mehr  Pyroxylin  zu, 
oder  melir  Jodsalz,  je  nach  Umständen.  Viel  Pyroxylin  und  Jodsalz 
im  Collodion  erzeugt  grössere  Empfindlichkeit 


*)    Oder  mtn  glesse  das  CoUodion  ganz  Uagiam  auf,  und  halte  die  Platte 
einige  Zelt  nthig  in  horizontaler  Lage,  ehe  man  den  UebertchiUB  abgieest»    Lg. 


397 


IHemals  seUe  man  organische  Slc^e,  wie  Nitrogloeooe ,  6I7« 
cyrrliisin  etc.  dem  Collodion  zu,  um  die  Inteoflitüt  des  Negativa  «1 
vemiefaren;  auch  brauche  man  kein  CoUodion,  welches  nach  ge- 
heimen Vojrschriflen  bereitei  wurde. 

Fehler  die  durch  sohlechtes  Silbernitrat  erseugt  werden. 

Das  'zuerst  aus  der  Mutterlauge  crystallisirte  salpetersaure 
Silberoxjd  ist  nicht  nur  sehr  sauer,  sondern  es  enthält  organische 
Verunreinigungen,  die  im  Silberbad  sehr  nachtheilig  wirken. 
Schmilzt  man  einige  dieser  Crjstalle  und  bricht  den  Kuchen  aul^ 
so  findet  man  ihn  in  der  Mitte  braun  oder  schwarz.  Bereitet  man 
mit  diesem  geschmolzenen  Nitrat  ein  Nogativbad,  so  werden  die 
Negativs  sehr  schlecht,  dünn,  grau,  streifig,  verschleiert,  und  die 
Sdiicht  ist  sehr  unempfibudlich.  £s  ist  also  die  organische  Ver- 
unreinigung erst  fortzuschaffen,  und  dies  geschieht  durch  Um- 
orystallisiren.  Jede  Verunreinigung  des  Bades  durch  organischen 
Stoff  muss  streng  vermieden  werden. 

£üi  reines  Silberbad  braucht  nie  durch  Natron,  Sonnen,  u.  s.  w« 
verbessert  zu  werden;  man  kaon  es  brauchen,  bis  es  ganz  mit 
Doppelsalsen  überladen  ist. 

Ein  unreines  Silberbad  versetzt  man  mit  icohiensaurem  Natron 
bis  sur  Trübung,  lässt  absetzen  und  fiitrirt  Dann  setzt  man 
einige  Tropfen  Essig-  oder  Salpetersäure  hinzu. 

Ablösen  und  Faltenwerfen  der  Schicht. 

Dift  Kautschaklösung  ist  ein  unfehlbares  Mittel  gegen  diese 
Debeistünde,  vorausgesetzt,  dass  die  Platte  nach  dem  Uebergiessen 
stark  erwärmt  wurde.  Wendet  man  sie  nicht  an,  so  mattire  man 
die  Ränder  der  Platte,  oder  man  i* herziehe  die  Ränder  der  Schicht 
mit  Finiiss,  so  dass  kein  Wassrr  zu  ischen  Glas  and  Scliicht  dringen 
lumn.  In  diesem  Verfahren  wirft  die  Schicht  niemals  Blasen. 
Falten  entstehen,  wenn  die  Schicht  sich  beim  ersten  Benetzen  aus- 
dehnt und  beim  Trocknen  sidi  nicht  wieder  hinreichend  «usammen- 
aeiht  In  diesem  FaU  ist  das  OoUodlon  mit  Alkohol  und  Aether 
zu  versetzen. 

Flecke  im  Vegativ. 

Schwarze  (undurchsichtige)  Flecke,  oder  Kometen,  bilden  sich 
meistens  durch  Partikel  von  Silberoxyd,  die  im  Silberbad  oder 
dem  VerstärkuDgsaiiber  suspendirt  sind,  und  an  der  Schicht  haften. 
Man  filtrire  diese  Lösuqgen.  Silberoxyd  wird  immer  aus  Lösungen 
abgesetzt,  die  lange  stehen.     Zuweilen   entstehen  auch  schwarze 


398 


Flecke  durch  nngelöste  Thetle  der  Pyrogallassäure.  Diese  Flecke 
Bind  bei  trocknen  Platten  seltener  als  bei  nassen. 

Löcher  und  Krätse  Im  Glas,  die  Spuren  früherer  Chemicalleo 
enthalten,  erzeugen  zuweilen  Flecke;  weisse ,  wenn  die  Hdfalnng 
eine  Spur  Salpetersäure,  schwarz  wenn  sie  Kreide,  und  roth  wenn 
sie  unterschwefligsaures  Natron  enthält. 

Durchsichtige  Flecke,  wenn  sie  anter  dem  Mikroskop  regel- 
mässig sind ,  entstehen  durch  Staub ,  Haare ,  sandige  Partikeln ,  die 
auf  die  empfindliche  Schicht  nicht  chemisch  einwirken,  sondern  nor 
das  Licht  abhalten  und  beim  Entwickeln  fortgesptilt  werden. 

Runde  weisse  Flecke  (Monde)  stören  zuweilen  den  Trodken- 
platten  *Photograpben.  Ihr  Umfang  variirt  zwischen  der  Grösse 
eines  Stecknadelknopfes  und  der  eines  Sizpencestückes. 

Betrachtet  man  eine  eben  aus  dem  Silberbad  genommene 
Collodionschicht  unter  dem  Vergrössemngsglase,  so  sieht  man  oft 
die  Oberfläche  mit  schwach  erhabenen  Klumpen  oder  Högelchen 
besät,  die  zum  Theil  in  die  Schicht  gebettet  sind,  zum  Theil 
zwischen  Schicht  und  Glas  liegen.  Prüft  man  die  Schicht  nach 
dem  Fixiren  und  Waschen  wieder,  so  sind  die  Erhabenheiten  no^ 
da,  aber  einige  haben  weisse,  andere  schwarze  Flecke  erzengt;  die 
weissen  Flecke  sind  meistens  rund  und  haben  in  der  Mitte  einen 
schwarzen  Punkt  Diese  letzteren  nennt  man  Monde;  sie  schehien 
sich  Yor  der  Belichtung  der  Platte  zu  vergrössem,  durch  Ausdehnung 
einer  chemischen  Wirkung  von  dem  kleinen  schwarzen  Kern.  Diese 
Ausdehnung  ist  um  so  grösser,  je  länger  die  Platte  verwahrt 
wurde,  besonders  wenn  sie  der  feuchten  Luft  ausgesetzt  worden 
ist  Der  Kern  mag  ein  Partikel  fremden  Stoffs  in  der  Baumwolle 
sein,  aus  der  das  Pyroxylin  bereitet  wurde,  vielleicht  hartnäckig 
eine  Spur  von  Säure  zurückhalten,  und  so,  in  der  Schicht  begraben, 
die  umliegenden  Theile  allmälig  unempfindlich  machen. 

Diese  Ansicht  über  den  Ursprung  der  Monde  wird  durch  das 
Factum  unterstützt,  dass  man  in  den  Flaschen  mit  GoUodion,  wenn 
man  sie  dorch's  Yergrösserungsglas  betrachtet,  immer  einige  nnge- 
löste Partikehi  suspendirt  sieht.  Die  Flasche  soll  also  nicht  nn- 
nöthig  geschüttelt  werden. 

Kleine  durchsichtige  Flecke,  die  man  Nadellöcher  genannt  liat, 
entstehen  sehr  häufig  durch  Crystalle  von  Jodsilbersalpeter  im  Bade, 
die  an  der  Schicht  haften;  oder  durch  ungelöstes  Jodkalium  im 
GoUodion,  welches  unempfindliche  durchsichtige  Flecke  hervorbringt 

Alle  diese  Ursachen  erzeugen  Flecke,  ausserdem  noch  manche 
andere  nicht  aufgezählte  und  nicht  beluointe;  aber  meistens  ist 
Staub  die  Ursache.    Man  vergesse  nie,  das  Innere  von  Camera 


399 


imd  Csssette  aiuisiiwtocheD|  nnd  auf  die  Platte  zu  blasen,  ehe  man 
iie  in  die  Gasaette  legt 

TJnregelmäiBiges  Trocknen  der  Schickt. 

Zuweilen  findet  man  einen  ovalen  Fleck  in  der  Mitte  der 
troeknen  Scbidit,  oder  gFÖseere  Undarchslchtigkeit  der  Schiebt  an 
den  Rändern;  oder  im  fertigen  Negativ  an  den  Rändern  RingOi 
oder  Tieileicht  einen  langen  schrägen  weissen  Streifen;  alle  diese 
Fehler  rOhren  vom  anregdmässigeB  Abtr<^fen  nnd  Trocknen  der 
Sdiieht  her.  Man  vermeidet  sie  dadnrch ,  dass  man  die  Platte 
nnr  anf  ihren  vier  Ecken  in  einem  geeigneten  Kasten  nnd  in  der 
gleiefamässigen  Zimraertemperatnr  troelcnen  lässt,  ihre  ganse  Ober- 
fläche der  Wirkung  der  Luft  im  Kasten  aussetzt. 

Fehler  beim  Firnissen. 

Wird  Sptritnslack  auf  eine  kalte  Platte  gegossen ,  so  gibt  er 
eine  matte  durchscheinende  Oberfiäche.  Um  eine  klare  dmceh- 
sichtige  Schicht  zu  erhalten,  mnss  man  die  Platte  vor  Auftragen 
des  Firnisses  schwach,  und  naiBhlier  stark  erwärmen.  Letzteres 
geschieht,  damit  die  Schicht  später  in  der  SonnenUtze  nicht 
Idebrig  wird. 

Wenn  der  Finüss  zu  starken  Alkohid  enthält,  oder  die  Platte 
vor  dem  Fixiren  zu  stark  erhitzt  wurde,  I9st  sich  zuweilen  das 
Bild  auf;  namentlich  wenn  das  Collodion  zu  viel  Wasser  enthält 
Um  dies  ^n  verhüten,  tibergiesst  man  das  noch  feuchte  Negativ 
mit  dünnem  Gummiwasser. 

Man  giesse  nicht  zu  viel  Firniss  auf  die  Platte,  lasse  auch 
den  Firniss  nicht  zweimal  üherfliessen ;  es  entstehen  dadnroh  Linien, 
die  sich  im  Abdruck  zeigen. 


Ke  IMiBgaigei,  weldke  ^«rilerlich  giiil>  m  aif  cmeM 
Negati?  diM  rtimtm  ffiitei^rud  n  eneigea. 

Von  Prof.  Dr.  Towler.*^ 

Die  Betraditung  dieser  Bedit^ungen  kommt  dem  gewöhnlichen 
Photographen  selten  in  den  Sinn,  weil  er  in  der  Regel  voraussetzt, 
dass  der  Hintergrund  sich  von  selbst  ergeben  werde,  wenn  er  nur 
die  richtige  Färbung  liabe.  Es  ist  genau  genommen  für  den 
Unerfiahrenen  kein  unnatürlicher  Qedanke. 


*)    Hu&phM7*f  JoomaL 


400 


Sa  wie  jedocb.der  KMnatiec  ScbrUt  för  Schrilt  Im  Erfolg  fort* 
scbreiteti  wird  er  endlich  entdecken,  dass  die  S^Uim^  d^r  atzenden 
Person  mit  der  Lage,  Farbe  und  Beleucbtung  des  Hintergrundes  in 
entscbiedener  Verbindung  siebt 

Es  gibt  mannigfoche  Arten  der  Hintergründe,  .die  man  unter 
den  drei  Benennungen  einförmige,  abgetönte*  und  ibaleriscbe  x«* 
sammenfaesen  kann* 

unter  einförmigen  Hinlergrüaden  versteht  man  alle  diejenigeiiy 
welche  einfarbig  und  daau  bestimmt  sind,  auf  dem  Negaüv  hinfter 
der  anfsunebmenden  Person  eine  einförmige  Färbung  toii  g^eicfti- 
massiger  Intensität  zu  erzeugen. 

Abgetönte  Hintergründe  werden  zwar  in  einer  nnd  derselben 
Farbe  hergestellt,  aber  in  gewissen  Bichtungen  nach  deir  Wahl  des 
Künstlers  abschattirt,  während  jpaleriacbe  Hii^^rgründe  in  Ueberein- 
stimmung  mit  den  Anforderungen  der  besonderen  Fälle,  Gegenstände 
der  Baukunst,  Landsehaften,  Zimm^rdecorationenoder  Schiffsscenerie 
darstellen.  Solehe  Hintergrlbide  sind  einfarbig,  schattfrt  und  in 
grauer  Perspective. 

Nun  kann  aber  der  Hintergnnifd  selbst  'ganz  einförmig  sein, 
nnd  doch  gelingt  es  vielleicht  dem  Phofeographen  selten,  einen 
einförmigen  Hintergrund  in  seinem  Negativ  hervorzubringen,  lieber^ 
dies  geschieht  es  iiän^,  daes  das  Bild  in  den  Hintergrund  einge- 
legt zu  sein  und  nicht  gleichsam  vor  demselben  za  stehen  scheint 

Die  Bedingungen  nnn,  welche  erforderlich  sind,  um  Einförmigkeit 
der  Färbung  and  zugleich  Relief  im  Bilde  ber^rzubiingen,  scheinen 
der  Art  zu  sein,   dass  sie  eine  eingehende  Betrachtung  veiflangett. 

Die  Abstufungen  der  Farbentöne'  zwischen  Weiss  und  Sdiwarz 
als  Extremen  werden  auf  der  Collodionschfeht  durch  die  aetinische 
Wirkung  verschiedener  Farben  erzeugt  Soll  der  positive  Abdruck 
einen  weissen  Hintergrund  haben,  so  weiss  der  Künstler,  dass  alle 
weisse  Draperie,  Leinwand  u.  s.  w. ,  weiss  wiedergegeben  wird; 
desbiüb  muss  der  Büntei^^nd  we|s0  seKt,«  nd  er  sMus^nieht  faios 
weiss  sein,  sondern  die  Oberfläche  muss  auch  gMchartigi  Stei  von 
wellenförmigen  Erbebungen,  Streifen  und  faserigem  Gewebe  sein, 
und  es  ist  in  der  That  besser,  die  Oberfläche  mit  einer  Schicht 
gleichartiger  feinstaubiger  W^i^serfarbe  zu  präparireii)  als  den 
gewebten  Stoff  gleich  vom  Webstuhl  weg  aufzuhängen.  ;Doch  lassen 
sich  alle  Ungleichheiten  im  Waschen  oder  Gewebe  u.  s«  w.  leicht 
überwmden,  wenn  naan  den  Hintergruad  während  der  BeÜohtung 
in  Bewegung  versetzt  Ist  der  .Hintergrund  mit  Flecken  irgend 
welcher  Art  versehen,  so  ist  es  unmöglich,  einen  negativen  Hinter* 
grund  ohne  diesen  Flecken  zu  erzeugen;    deshalb  moas  man  sich 


401 


▼ondkeii ,  daas  mm  den  Hitttergnuid  aidit  mit  Plecken  scbmulsigea 
W«nen,  bdm  Anfrelfen  mftmggCD  Fingern  oder  bei  irgend  weldieB 
aiidei«!!  GMegeohciteii' T^ontieitifgt  Ebenso  muas  man  sich  vor- 
selieii,  d^WB  fltan  den  Hintexgnind  nicht  so  anbtelU,  dass  er  die 
Regentibpfen  «ufiiiniBity  die  etwa  vom-  OberUcbt  herabfallen,  da 
dfeseAen  hSufig  mit  Biet  oder  Bisen  geschwängert  sind  und  daher 
auf  diim  ffintetgrotide  Ssen-  oder  Bleiieelceo  erseogeB. 

Hat  man  dieser  BiStuBg  vorg^bengt,  so  bemerken  wir  zunächst 

eine  andere  häiilge,  ja  sehr  bJliillgtt'  fitdmng  —  nXmllch  das  Auf- 

treteo  nngleleher  Schatten  In  verschiedenen  Theilen  des  dnrdi  den 

ffinieigraBd  •  eraeogten  Negaüvs.    Woher  Icömmcn  diese  Schatten  ? 

8le  rühren'  von  yerschiedeneB  Ursachen  her« 

Mmi  sMIe  den  an&nnehaienden  Oegenstand  vor  den  Hinter- 

gnmäf  nihere  sidi^  demselben ,  nnd  indem  nian  ihn  etwas  von  der 

Seite  oder  bei  sehr  inedrfgem  Oberlicht  betrachtet ,  wird  man  einen 

auf  «ton  Hhiteigfud    entworfeawn  Statten    der   anfiEunehmenden 

Fnmd'  s«lbat  bemeikeiiy    von    ^iMchem    einigia    Theiie-  im  Bade 

sidilbar^  sein  weiden;   fiberdtos  wird  es  sieh  bei  einer  genaueron 

Prflitog  wnter  den  Ider  anijgiesMdten  Bedtngiingen  heraossteUen,  dass 

der  ^obere  Thell  des  ffintergnindes  sohattigi  dunkel  ersdieint, 

wibntnd  derimtere  Theftgwiz  licht  fst;  so  sind  dann  Ae  Schatten 

der  sHsenden  Pemon  und  die  Schattimg  des  oberen  Theäs  des 

fllat«fgi>onde»  siditbar« 

'  Wkt  tdOife»  nickt.  Mftn,  däss  das  Negativ  von  (ttesen  an^ 
stösaigen  Schatten  frei  sein  weide  j  sie  wctden  sicherilcb  reprodndrt. 
Daa«  ktamt  noch,  dass  der  Hintergrund  der  sftzenden  Person  so 
nahe  Isl^,  dass  das  Kid  fast  auf  derselben  Fliehe  stehen  und  mit 
demseibeii  lacht  MiergosSen  sein^  nnd  dass  man  also  ein  flaches 
BOd  eraei^en  wtrd*    Wie  Ist  dieeen  Uebeln  abaohelfen? 

FSr's  Erste  bringe  man  den  Hintergrund  weiter  hinter  die 
dlEcnde  Person  zurück,  so  dass  durch  eine  Verschiedenheit  des 
Abntandes  von  der  Lfaise  und  durch  verschiedene  Stärke  der  Be- 
leaehtttng'fan  Bilde  ein  gewisses  Belief  erzeugt  werden  kann;  denn 
wenn  der  Hintergmiid  ebenso  hell  bdeuchtet  ist ,  '  wie  die  auiku- 
aehmendo  Person,  so -machen  wir  ihn  zu  einem  Hauptgegenstand 
im  Bilde,  was  niemals  oder  selten  die  Absicht  des  Künstleis  ist; 
überhaapt  sengt  es  von  ekMkn  sehr  schlechten  Geschmack,  wenn 
man  es  so  macht. 

Tfant  man  ittesen  Schritt,  so  werden  höchst  wahrscheinlich  die 
Schatten  am  oberen  Ende  bedeutend  verstärkt,  und  an  den  Seiten 
treten  dann  «ndere  auf.  Es  kann  indess  vorkommen,  dass  der 
Schatten  der  sitzenden  Person  selbst  gänzlich   entfernt  worden  ist; 

rk«torrftpUMli6f  ArcliiT.  9r.  67.  1.  Oetober  1864.  19 


40t 


wo  nteki,  sa  terlangt  sawrtl  diorar  «te  d«r  oboo  eirwKbiit«  4es 
KäbdOnrt  AxfineiiaBamkeit,  ihn  mwO^nm.  <3l»  «wtfeqmi  —  «üa^ 
einen  Sdiatten?  —  ein  Scbattea  iai  di«'AbwMfAMt  von  Udit  — 
ist  ete  BC^atiyar  Anadrack  -^  Ist  NMito»  o4ef  at^  dfia  Mwfel 
von  Etwas  dar.  Dieaes  Etwas  t  daa  erfafderiWk  tat,  «m  das  Yamooi 
aii&EQflUleii »  ist  Liobt  Eteeii  Gkbattaii<  antfeaDOii«  4f»  ein  Criadiar 
AoBdruclL;  aber  wir  woUett  aieht  «m  Werte  alraitoii}  i«ir  WK^^p 
auf  Mittel  denlcoi,  die  störaideo  Seliatten  «a  eatieraea. 

Ein  wiiksames  und  ein  «ebi:  otnikobea  Mittel  isikt  die  OiiQ|)ielilar 
«nd  fieitenlieliter  so  ananoordiien,  dass  maui  w^an  es.  erlMarlich 
iaty  Mf  den  oberen  Tbeil  and'  aal  die  Seiban  des  HlalaNpnuidss 
eine  kleine  Licbtspalle  .aiDh  öflhen  läaaU  bt.  daa  Daah  dea  Glas- 
haoaea  für  die  besondere  BelanebtnaC  das  JüolergivadaB  aiisbt  ao 
eingenebtei,  daiin  mttssaD  wir  anin  nliobaten  baaten  MiMal  gieifipai. 
Dies  beaielki  «Utfin,  daas  Aan.  eiaeii  hoabaailalea  VoiliaBg  tob 
scbwaraem  oder  Uaueai  Staff  baali  liber  der  aitMadanPeisaQ,  in 
gletahec  Höbe  mit  defc  Decke  ^  anhringi^  aber  ao^  dassiaMua-aiiiaufcga 
deoA  Yorbange  und  der  Deeke  eine  achmale  SpaHa  IVsat»  A«f  diaae 
Weise«  tritt  eine  geringe  Masse  Iiiaht  blnaar  den  VoaiiMKga  kareor 
ottd  beieuohtet  den  oberen  Theii  daa  Htete^gkimdas  aaC  eine  neriüpe 
Aosdafanong^  wäbsaad  der  Veihang  aaibat.dta  liabKiaantttft  aaf 
dto  miteren  Theüe  YtanaiBdariy  toad  sa  daa  Lieht  llbea  daa  JBnIaa* 
grand  bin  gleicbmässig  yertbeilt  wird.  Derselba  Anaweg-  liaairalak 
▼ermittelst  verticalar  Sebinne  oder  YotiMtaga  anwaadan,  Wü  die 
Schatten  an  dea  Seiten  sb  medolitea. 

Jetat  mnss  der  Künstler  sicher  bagiailte,  waa  a«  «hon  k% 
nnd  weiss  er  das»  so  ist  dh»  Arbelt  halb  vaBIraaht.  Es  ist  anlalaai 
es  ist  ehia  Zeitvargeadang,  m$t  gut  Gittek  Yoihii^  in  Bearefa^g 
zu  setzen  y  Sebicme  featanasacbeai  ehicn  Zweek  amsa  aaaa  imaHr 
im  Auge  bebalten.  Dürfen  wir  frage«  i  waa  dar  Ziweek  iri^Y  was 
er  gewesen  ist? 

Ehifadi  an  einer  Stelle  Licht  bereinaalaasen  aad  an 
einer  andern  Strile  Licht  abaosperffan^  am  die  Beleaehtaag 
auf  einer  gegebenen  Oberfläche  in  üuwr  Stiike  i^eiehekinig  aber 
immer  noch  weniger  stark  an  maehen  ala  die  BaleachtaBg  der 
sitzenden  Person  ist« 

Es  wird  ohne  Zweifel  liäufig  yoikaaMnen,  dass  diese  Aaihfiltaii 
in  der  erwähnten  Weise  angebracht|  nicht  wirksam  sind.  In  diesem 
Falle  miissendie  Yothänge  nnd  Sebhme  so  gancigt  wterdan,  dass 
anf  die  beschatteten  Theüe  Liobt  refleetirt  wkrd. 

Läset  man  ein  nmgekahrftes  1  den  Hinleigauid  vlirstelieni 
dessen  oberer  Tbeil  im  Schatten  liegt,  so  steht  der  Hintergnmd  so 


im 


irMT  KnrOek,  toif  das  Yim  oben  hfeiHMUleiide  Liefet  Hid  mögUchet^ 
weise  Bioiit  arreieMn  kann:  Itt  diesem  t^)«  kann  etn  Vorhang  so 
aügebiräciit  werden,  dbss'  e^'  liüt  der  Decke  einen  Wlfakel  von  45 ^^ 
Mldet.  Wir  wollen  dinUt  nidti  sagtn,  dass'  dktfer  WInM  immer 
häfeti  mttstfe,  Bondem  ntir  selgen,  daSB  auf  diese  Weise  liicbt  in 
fidcen  gebfacht  werden  kann^  in  denen  es  yorher  dunkel  war.  Es 
ist  die  Pflicht  des  photographi^hen  Kflnstlers,  die  Etgensehaften 
des  Ldehts  besonders  in  Beziehang  aaf  Reflexion  und  Refraction  an 
stiriBren,  damit  er  wisse,  wie  er,  wenn  wir  uns  dieser  Ausdrücke 
bedienen  dürfen,  die  Werkzenge,  ^e  er  zu  seiuem  Handwerk  braucht, 
zu  handhaben  hat.  Denn  kennt  er  die  Reflexion  des  Lichtes,  so 
kam  et  seinen  anfzunelmienden  Gegenstand,  den  Hintergrund  und 
was  sonst  dazu  gehört,  mit  künstlerischer  Geschicklichkeit  anordnen; 
«od  kennt  er  die  Befractioti,  so  kann  er  den  Werth,  die  Anwend- 
barkeit und  Modificaüon  seiner  linsen  schätzen  lernen. 


Yorkebrnngen,  wie  die  hier  angedeuteten  sind,  kann  Ein- 
fonnigkeit  der  Färbung  erreicht  werden«  Der  weisse  Hintergrund 
w)rd  in  der  Regel  da  benutzt,  wo  keine  Farbe,  welcher  Art  sie 
aueh  sein  mag,  erforderlich-  ist,  wo  das  Bild  auf  weissem  Papier  als 
dem  Hintergrund  erscheinen  soll.  Die  Farbe  des  Hintergrundes, 
welche  allgemeiner  als  irgend  eine  andere  in  Gebrauch  zu  sein 
seheittt,  ist  eine  Art  gelbgrao.  £hi  grauer  oder  ein  blauer  Hinter- 
gnmd  idid  ziemlieh  dieselbe  Wirkung  auf  dem  Negativ  hervorbringen« 

Beim  Yignettendruck  wird  eine  künstliche  F&rbung  als  Hinter- 
grund hergestellt,  naehdiem  dasBM  gedmekt  wordoi  ist.  Man 
bedeckt  das  Portrait  mit  einem  undurchsichtigen  Oval  von  geeigneter 
Grösse  und  setzt  dann  den  übrigen  Theil  des  empfindlich  gemachten 
Papiers  die  gewünschte  oder  erforderliche  Zeit  lang  der  Wirkung 
des  Lichtes  aus«  Diese  Art,  einen  Hintergru^id  einzudrucken,  bringt 
bisweilen  eine  sehr  gefällige  Wirkung  hervor, 

Graduirte  Hintergründe,  oder  Hintergründe,  welche  efaie  Steige- 
rang der  Färbung  auf  den  Negativs  hervorbringen  sollen,  lassen  sich 
auf  sweierlei  Art  herstellen.  Die  eine  Art  besteht  darin,  dass  man 
dem  gewöhnlichen  Hintergrunde  eine  Farbesteigerung  durch  eine 
künstlerische  Beiiandlung  des  Lichts  mittheilt,  die  sich  leicht  in  den 
Fallen  aosführen  iSsst,  wo  eine  Reihe  Fenster  blos  zur  Beleuchtung 
des  Hintei^grundeg  angebracht  werden.  Eine  derartige  Anordnung 
setzt  inehr  opüsche  fienntniss  voraus,  als  die  meisten  Photographen 
besitzen »  und  wird  daher  seUen  ausgefiihrt    . 

Deshalb  ist  die  zweite  Art  die  gewöhnlich  gebräuchliche.  Sie 
besteht  darin,  dass  man  einen  schon  mit  den  künstlichen  Steigerungen 


404 


versehenen  Hlatei^grond  hat,  der.  nur  wie  ein  «Inftra^  HiiiteiifrwMl 
aofgestellt  su  werden  hrauebti  Bm  sofort  bemUbBt  werden  sa  köaneB. 

Malerische  Hintergründe  kann  man  in  jeder  GrSss^,  Gestalt, 
Farbe  und  mit  jeden  beliebigen  Gegenstand  kaufen.  Wo  dBesallieB 
in  eine  Galerle  eingeführt  werden,  lat  Abwe^hselang  eifoiderlldi, 
sonst  kommen  Abgeschmacktheiten  .zu  Tage,  welche  die  Arbeiten 
des  Künstlers  leicht  lächerlich  machen«  Denn  dieselben  Kleida 
passen  nieht  eu  allen  Eürpern,  dieselben  Werkzeuge  werden,  nicht 
Ton  allen  Handwerkern  gebraucht,  und  dieselbe  Scenerie,  wie  sie  auch 
sein  mag,   ist  nicht  für  alle  aufzunehmenden  Personon  angemessen. 

Fassen  wir  das  Gesagte  kurz  zusammen,  so  ergibt  sieh  das 
Resultat:  man  muss  sicher  sdn,  dass  der  Hintergrund  selbst  In  de  iß 
Farbe  einförmig,  durch  Schatten  nicht  getrübt  und 
durch  unachtsame  Behandlung  nicht  befleckt  ist;  dann, 
und  nur  dann,  darf  man  hoffen,  dass  das  Negativ  die  Reproduction 
dessen  sein  werde,  was  verlangt  wird* 

Man  merke  also,  dass  der  Hintergrund  sich  in  einiger  Ent- 
fernung (3  bis  4  Fuss)  hinter  dem  aufzunehmenden  Gegenstande 
befinden  und  weniger  stark  beleuchtet  sein  muss,  um  durch  die 
hieraus  folgende  Hervorbringung  eines  Reliefs  die  sitzende  Person 
zum  Hauptgegenstand  zu  machen. 


^  « »'»I  ■     II  i«ip» * ' 


niUtär-Pli^ognpl^e. 

Von  Oapitain  vaB  der  IMtP 

Je  nachdem  die  Copio  oder  die  Reduction  der  Karte,  des 
Kupferstichs  u.  s.  w.  nach  dem  Abdrucken  auf  Papier  entweder 
zur  Durchzeichnung  beim  Graviren  auf  Stein ,  Holz  u.  s.  w.  ode^ 
als  Zeichnung  benutzt  Werden  soll,  je  nach  diesem  Zwecke  moss 
man  auf  die  Art  und  Welse  bedacht  sein ,  wie  die  präparlrte  Glas- 
platte in  den  Rahmen  zu  stellen  ist. 

Für  den  Graveur  ist  es  nothwendig,  dass  die  DurclizeichDimg 
das  Bild  umgekehrt  enthält,  weil  es  in  dieser  Stellung  gravirt  werden 
muss.  Das  Auffangen  eines  umgekehrten  Bildes  auf  der  Platte 
könnte  mit  Hülfe  eines  Spiegels  geschehen.  Wenn  man  niindi«^ 
nicht  die  Karte  oder  den  Kupferstich,  sondern  das  Bild  derselben, 
wie  es  in  einem  Spiegel  sich  zeigt,  photogfraphirt,  so  bekommt 
man  gerade  die  Stellung,  die  gav  Durcfazeichnung  des  Graveurs 
uöiliig  ist.    Dies  ist  aber  besser  dadurch  zu  erreichen,   das»  man 


♦)     Fortsetzung  von  Sehe  304, 


405 


die  prf^arfrte  EliMe  in  BalMDto  QiBlnhrt,  ao  diu»  die  CoDodioii- 
sdte  nadi  hinten  und  also  dte.  Gbuieite.  nach  dem  Objectiy  sage- 
kehrt  iet.  Die  Erfahnrag  lehrt,  ^dws  das  Licht  darch  das  Glas 
hindurch  anf  die  CoUodionhattt  eben  so  ^t  wirl^t,  als  ob  es  auf 
die  gewöhnliche  beim  Photogr^)hircn  gebräoehliiihe  Welse  geschähe. 
Jeder  Bahme»  ttaai  sich  daxu  eteriehten«  Man  biancht  die  Feder,* 
die  gegen^  das  Glarandriiokt,  um  es  ftstsnhaltin^:  nor  anssaschiwibeü 
nd  die^OlasiHalte'.aii  den  Eclceft  mit  einem  snaammengeiKlsiie» 
Päptantrelfen  at  bMeokenJ  der  Dmdk  des  De^ek  gigan  dieses 
FatiMr  •  wird  die  PkUe  hlnUnglidi  lasibaltem  Der  Natln  def  Saehe; 
vmdk  Mgl  .Ufitana.  aefaen,  dass  man  bei  einer  ■ateh«!  Art  zu  ffaole^ 
gnqihiren  :*Soige  frageni  muas,  dass  ^as  Qlaa,  anf  wekhem  das 
Negaüy  hergestellt  wird,  rein  und  ohne  Blasen  oder  Bitaen  ist,  «Sil 
AeMilNiMit  attf  der  OoUodionhant  yergrSssert  wiedeigegcben  werden. 
9o  oims  man  aneh!  sehr  daranf-achten,  dass  «lan  nach  demr  Henws^ 
nslmeii  der  FiaM^  mn  dem  8ilberi)ade  alle  Trqplen,  4ie  etwa  neck 
anf  der  GSaaseite  aorflelcgeblieben  sind,  ^FsaderselbeB  entfernt, ^w^ 
beim  Exponiren  die  Zciehmn^  ihies'  Umrissea  anf  der  CkillodioidMNrt^ 
dMriildi  abgebUdet  tmd  die  BeinheU  des  Bildea  dadpocii  eehrbeein- 
tilditfgt  wirdv  ^'  j'i 

Da»<Eqpwir4n  mwa  hnrsi  sein.  Die  Kavie  enlidiK  mir  Weise 
und  SdtiwanL  .  Beim  EntUtaen  des  Ol^eclm  ftngt  die  Joibübevi- 
oberflicfae  der  Platte  den  Efaidradc  des  Lichtes-  aaf^  dis  tod  den 
weissen  Theilen  der  Karte  Met  das  Knpf^stiches  anf  diese  Ober- 
Oaehe  surücicgeworfen  wird;  wflhrend  die  sdiwarsen  Linien  aaf  der 
Karte,  die  das  Licht  nicht  mHüekwerfen,  aof  der  Collodionhant  dn 
Bild  ersengen ,  das  nicht'  v«m  'Lichte  abgegriffen  wird.  Eq»onirt 
man  jedncih  nt'lange,  dahn  wird  dae^ih  die  Ganmra rifescniia  dringanda 
UAi  auch  tfoerst  «e  Helle  der  Platte  angMüen^  die  nr  idnaeli 
das  Bild  der  sehr  feinen  Linien 'der  Karte  gegen  4leBen  Einflnss 
geaehiitst  sind,  nnd  man  wird  bd  den  wetteren  OpeBalieneil:effahreny 
wie  adiwierig  es  danor  ist,-  diese  feinen  Thsfle  glaAell  an  bekemman. 
Batist  dafier  anznnidma,  die  Zett  den  Eapesitloa  naah  der  Foinhdt 
dea  Kupferaltoini^  znraregofir^  and  dabtf  atets'ini'Angeai»  behakflD, 
daaa  mmi  idle  felnstm  Lhilen.  nach  dem  Enairicfcekir'dtt  Platte  reiil 
taetea^ bAonniit  «iDieigeiiagatd^gnHle  TiaUi^.ak  adgen;,  dMei 
an,  dass  die  Platte  zu  lange  exponirt  worden  ist,  wenn  asitdi  die 
sAwliMireD  itinien  dei^  Zeiehnnng  rein  gtiUleliaii  mtyL  Wenn  das 
Büd  ifll'^GiMitenvigat  gelingen  soll,  Ist  es-aOthig,  daes  man  sieh 
nacft  den^  fernsten  Linienj  nnd  nidU  nach  den  andere»  richte«.  • 
'Mi Nach  der  Eattrieicking  liiit  aohwefeisauirem  Eisenoxydul..  im 
VerUUtnisS  Ton: 


«M 


5  Theilen  aAnMblramm  EiüiioiydiUs  - 

5  ^        BtoeMig  tind  '^i 

6  «        AlkoiMl 

^  j,  fidyeter  auf 
loa  Tkeile  Wwsar 
atigt  tich  ein  weUibe»  Mld  aaf  eineai  i^aidkäi-bmmieit  Gitdie.  As 
dittfeai  Bilde  daif  niokt  der  geihigste  Fekkr  es  benittken  8ei% 
wen  deorite  dmch  di«  foigvnden  OpeniUoMD  iroU  rtrgtikmtkf 
aber  aienuila  y«miiiidM  werden  wird.  Bni^rieiit  et  daher  aichi  In 
jeder  Hinskhi  einem  FolUbottiaeDen  eanbet  nul  gut  auHgcWhtfm 
Negatiirf  se  Ihot  man  beeeery  ein  anderes  Glte  ni  ipräparireA  tad 
die  OpenÜen  in  wiederholen,  ab  mit  den  weiteren  Opemtiopfle 
IbitiuCriBren« 

Wenn  des  Bad  gnt  M,  flxhrt  man  es  aofbct  mit  elnar  geeütigHtt 
Lttsnvg  Ton  untendmeiigsaareni  Natron.  Nachdem  es  fiikt  ist, 
Usot  man  die  PtaAte  treehneli  ted  besteeiokt  daianf  die  iWnder 
mk  FkniMif  um  an  T^hiAen»  dMs  die  Coaodiimhaat  m-Lanib  der 
IMteren  Op^ralisnen  ?om  Olaae  abgespült  wird. 

Die  10  irtpedrte  Platte  übergiesst  teab.  Ueiftuf  gleicHeOWg 

mit  einer  Jodlösong«    Dabei  mnss  man  Sorge  irageä,  die  Halte 

Tocher  mit  Wasser  itfHufeiMbten,  weil  man  aenat  flefaiy  Kalt,  dass 

daiA  daa  Anfgieesen  der  JodlSsung  fitielMi  und  Fleclun.. entliehen. 

>  iMfleelüSeung  bereitet  man  inst 

h  Chcamm  Jodhaüma 
I        «       Jod  I' .  .     ' 

100        „        Waesen 

So  lange  das  BiM  nicht  eine  |:leiehailiBSig  gelbe  Fiibnng  ange- 
nommen bat,  was  amn  am  besten  an  der  GHasseitn  der  Platte 
biBobachten  kann,  ataes  man  ndt  der  JodlSani^  foMafaten*  Eot 
dann  wfisdit  «um  die  Piatto  anf  beiden  Seiten  sorgfiikig  ab;  dabei 
ist  es  notfaweodig,  dam  man  amfe  die  Olaskaale  reinige,  weO  man 
sonst  doreh  die  Jodlöaang,  die  anf  diteer  Seite  nodi  Techanden 
sein  icann,  leleh*  au  eteior  islschen  Beuctheilnng  der  Fafcba  des 
NiBgaliipa  verleitet  wiid.  Nath  dem  Afaai^iflen  mH  WluMer  wiri  die 
Farbe  des  Budes  noeh  etwni  ia's  Bothe  spielen,  nnd  nseisteaft 
gesshieht  es  nogleid^  dam  die  Cainen  Ltaden  anstatt  i^bsarMg  etwas 
nmtt  jrind. 

(Messt  man  eine  sehr  schwache  GyankaHmnMntog .  über  rdb 

Ptotte,  ao  wird  die  l^te  hell  weim  nnd  man  famn  dadatch  seftst 

die   feinsten  Linien  der  Zeichnmig  ghsartig  bdl   aam  -YotsAsia 

lEommen  lassen.    Es  konnnt  fatoibei  «besondem  diranf  an,  dass  man 

diese  Lösung  äusserst  schwach  verwendet,  weil  man  sonst  nlAi  ha 


4or 


HnOaikty  ihiiOpdMtoii  «teirirtrikB,  sobaM  alle  EMriteMl  teit^i*» 
gelkmMk  sted  «ai  dai  Chniz«  sieh  jte  Mn  ttiiön^B  COaapoaiftbp  atf(t 
Sobald  Latileiat  ämt  FaHIÜ,  Apiltma»  dia  P}aUe  miier  «akiem 
HalB  iArgMtIg  «ft  WaoMr  ak  Hiteanf  aetet  Man  dia  Vantirkoog 
iam-mäi  elfter  lätabg  voq 

'  1  Omd»  lyagallaMibae  in 
800      ->    '-'  Wueea,  waa»  auair'-  >   ' 

U        r,      :  EÜeiBlg.aalat     •  • 

HaohMn  tn«i  di4  i^oflaHinriU^  in  WMaet  malgMat  b$^ 
miMi  ^m  die  FUMgitelt  und  aetit  da»  Ehmalg  daau.  .  Bit  naa 
dIa  LteMg  banalat)  acbMeM  annite  gat  doidi  ^aniaik  liit 
dieser  Ltaing  fibergiesst  man  die  naab  vmmt  Pialte  aM  ipa*  JId 
11^  ftqglldie  ablaalboda  Plüaigkeil  ia  ein  ttlaa  aal»  an.ibt. dann 
ekad'  TffOt^Mb  dnaa  i^^4en  Lügang  van  labid»  gdpatMo^aoBaM 
Sllbea'flnaaaebi^n^  fite  Toiüilrtnii  aiit  dieeaa  Fltalglieil  mm  kä 
VagaaUoM  geasbiben  «nd  gebt:  pai  ••  aefataeUtr  <Mlndcb,  ja.alMar 
das  UUM  ist  X»  M  dalite  aiebt  ttdkaaM,  dia  Opeaatktn  bn  Sonnen^ 
Ifebia  asaaMnaa,  mü  dann  die .RedaaUon  dea  filhin  aa  eabnaM 
far  aiefa  gebt,  daaanni»  die  Batalibapg  vaa  Statfin  aBdiFlacbati 
aal  det  Flatt»  ntofal  mihindani  baan^  TdtailMi  atariua  Tag^Ueht 
wird  fito  dieaa  O^atfen  am  gibMttgrten  seHw  M  la^ge  die'Ve»- 
rtlibnajirfililiiilfeli  Iwii» Mi idi  kbnnnilai.  venaatduaadi  ihnfaiiil 
dandi  BaaanweidBn  etaae  vertndert,  mit  deiaelben  aMiee  loHidinn, 
«id  aleM  anm^  da»  dae  Negativ  wenig  mabr  an  Siiriie  gawtea^ 
10  aetat  man  noeh  einen  IVopfea  dendben  Vlüttigbeit  an.  Sebald 
aie  äbm-  trttbe  ivfid,  auiM  man  ik  eraenem  nad  anf  diese  Waise 
SD  kniga  lait  dem  Yenlttiken>  fsMAfcmi,  bis  die  daakeln  Partlea 
dea  H^gaÜTS  efaie'  matt  grana  Fürbang  angenamman  baben« 

Wena  man  tanmaD  mü  AafineiksaaBkeit  aaabgshfe»  eb  <JHe  Mnea 
Linien  dea  HegMiea  an  HelUgfceit  ?arlieieB,  so  kann  man  amlelah 
den  Aoganbüek  bestimmen,  wo  dieae  Venittrbnng  elagartelU  wwdsn 
mab  iSenroU  dieses  Veistirken  als  die  O^allon '  mü  der  Cyan» 
kaHondösong  erforiem  sebr  viel  Vebang  y  nm  mil  einiger  Sicherbeit 
in  gnten  BesnUatan  an  getaageni  «nnd  sind  aagle&lh  als  die-Hani^ 
Operationen  an  betmebtSa^  Ton  denen  das  Gallngan  4>dBr  liisslingdn 
sam  grossen  Tbeü  abbib^gt  ««antimis  ailgt 


Mker  ihn  •vMbM  4nr  PMÜh e  wMMitolal  Mbttrkn. 

VonI.IMiMr/> 

l^eses  Verfahren  grttndet  sich  auf  folgende  chemische  Reactionen : 
1.  Jodblei  (P  b  J),  das  der  Witkmig  des  Lichts  unterworfen  wird, 


I    III» 


*)    kv»  dem  nuaischen  Jonnial  „Photosraph'',  1864,  S.  82  ff. 


408 


BcheicMJod  aas.  9.  Jody  am  Mk  mit  Slififca  TttbindM,  pkt 
JodfllSikOy  eine  Verblndaarg  yon  ^dankelkl^aaer  Farbe. 
8.  Einige  Körper, '  zwn  Beispiel  JBUen,  .Eadk  a.i  e*  w<  irirken 
auf  Mieehnngeii  res  Jodmeialien  i^af  aevselseAde  ^Weiae, 
d.  b.  sie  BOttdern  Jod  ab.  4.  JoddSmpfe  fTMagan  tich  ,ima^^ 
sScIilicb  auf  Bchwarso  SteUea  nied^;  aof  Sohatten  s.  B.  in  Kopfer-i- 
sticben,  yonugsweisa  in  Gtegenwart/Von  weissen  SteOen. 

Das  Verfahren  des  DmcloBna  det  Positive  y6tt  negaüFen  Bildern 
anf  Glas  Ist  weeentlieh  verscbiedfln  van  dem  Yerfakren  .deSilkn^ens 
d«ff  Positive  von  ebenfalls  poaitive«t.  Bildern  MfPsplev 
näd  namentlieb  von  KnpfersMien;'  deshalb,  wollen  .«if  jdea  dteaer 
Yerfirinen  besonders  betvaebteiib  • 

Droefcen  der  Positive  v.OttKeg]ativan«  — ^  Dieilüena 
WNungüttgUeb  neHiwendige  chemische  Verbindung  tot  JodbIel(PbJ). 
Das  empflndllehe  Papier  wird  aof  Mgeade  Weiae  pitffMnrt:  gewUnn 
liebes  päsiti^rea  pbotographiscbes  Faplef,  dia  ab«,  kein  OhMnatitaili 
emblüt,  wird  «lü  einev  .mögibdiBt  gleiehew  Schiebt  StirkaUatolflr 
ibenegen,  de»  bereitet  dnrch  1  Loth  der  aUerreiiMlen .  flAirke  in 
le  Lotb  deslUBrtan  Wassers  vnter  HUwirknng  der  Wjrme;  ba 
der  ZiAereitaog  mosa  man  de»  Uelaler  beatfindig  i  umiübfeni;  und 
wenn  alle  StfirlEer  sidi  voUloonimen  a«%elöM:'bal^  Ifissl  man  ihn 
halt  beiden  nnd  ninunt  die  Haut  ab,  mit  der  die  Oberiid^  bedeekt 
ist.  lai  daa  P^ier  nii  Btfiite  fibeisogen  «ad  zieMii&  gnt  dnreh* 
getrodoiet,  so  legt  man  es  /mit  der  überzeganen  (Seite,  «nnf  4to 
OberllBcbe^  eines  Bades,  Jn  welchem  eine  Misebung  lEon  1  Ms  2 
Tbeilen  J^dkalivm  aof  100  Theüe  destUÜrten  Wasänrs  endmlMn 
•ist  Sehr  gni  ist  es,  diesem«  Bade  1  I^IS  Tropfen  SehwefeUhiie 
anansetaen«  Das  Papier  wird  auf  diesem  Bade  einfgei  Miniiten 
(1'  bis  3')  schwimmen  gelassen  und  getrocknet  'Dann  wird  es 
mit  der  pil^arirten  Seite  aof  dfe  Oberfläche  eines  .Baiee  gelegt,  in 
welchem  eine  Mischung  von  1  bto  2  Theilen  essigsauren  Bleis,  oder 
Salpetersäuren  Bleis,  auf  10(^  Theile*  destillirten  Wassers  entliialteB  ist 

Ih  diesem  Bade  darf  das  Papier  nur  sehr  kuire  Zeit  bleiben, 
nlMnlieh  bis  sieh,  in  Folge  chemischer  Zersetzung  und  Verbin* 
düng,  Jodblei  bildet,  was  man  an  der  prachtvollen  hellgelben  Farbe 
erkennt,  welche  sich  an  der  Oberfläche  des  Papiers  zeigt,  <Be  aof 
dem  Bade  schwimmt,  eine  Farbe,  die  dem  Jodblei  eigenthflmlich 
ist . .  Dann  wird  dnaPi^er  getreeknet  «ad  jte^lDnnheln  aafb«wilbit 

Das  auf  diese  Art  prSf aarifte  Papier  dient  zum  Gopiren  der 
Positive  von  M^atiyen  in  der  gewöhnliche^  Weise,  wie.  dieselbe 
mit, Chlorsilberpapier  ausgeführt  wird*  Unter  dem  negativen  ^Üie 
auf  Glas  wird  das  Papier,  welches  das  Jodblei  enthält,  der  Wirkung 


409 


d«i  14elrt9  unterworfea;  das  posHive  BUd  ton  der  Uauen  Farbei 
Um  der  Jodilftrke  eigenthämlleh  iat,  fängt  an  auf  dem  gelben 
Gnmde  nach  und  nach  cnni  Vorschein  eu  kommen.  Wenn  das 
BfM  yölUg  hervorgekommen  '■  kt,  dann  wird  das  Papier  in  ein  flaehes 
GeOas  gelegt,  und  mit  Wasser,  am  besten  mit  warmem ,  begosaen. 
Das  Bttd  erseheiot  dann  sehr  schnell,  and  ist  von  dunkelbranner 
Farbe;  daa  Wasser  wird  einigemal  gewechselt,  bis  die  gelbe  Farbe 
Tendlwunden  ist,  d.  h,  bis  alles  Jodblei  sich  im  Wasser  aufgelöst 
hat  Das  Auswaschen  mit  reinem  Wasser  sehliesst  auch  das  Tonen 
und  das  Teistftrkende  Mittel  in  sich.  Der  chemische  Prosess,  der 
bei  diesem  Ver&hren  vor  sich  g^bt,  ist  folgeuder:  unter  dem  Ein- 
flofls  des  Lichts  scheidet  das  Jodblei  einen  Theil  des  Jodes  aus, 
welcher  sich  mit  der  Stttrke  verbiudet ,  die  sich  auf  der  Oberfläche 
dea  Papiers  befindet,  und  gibt  ein  positives  Bild  von  blauer  Farbe, 
daa  aus  Jodstjirke  besteht  Aber  leider  siod  die  auf  solche  Weise 
gewonnenen  Bilder  zu  wenig  dauerhaft;  unter  Glas  oder  im  Schatten 
halten  sie  sich  noch  einige  Zeit,  ab^r  bei  vollem  Lichte  verflüchtigt 
sich  das  Jod,  und  das  Bild  verschwindet  nach  und  nach,  ich  habe 
viele  Versuche  machen  müssen  und  muss  immer  von  neuem  suchen, 
um  endlieh  eine  Mischung  zu  finden,  welche  die  Jodstärkebilder 
fizirt  Ich  liabe  Bilder,  die  schon  4  Monate  gemacht  sind  und  von 
der  Wirkung  des  Lichtes  in  Nichts  gelitten  haben.  Aber  man  wird 
noch  ordentlich  au  arbeiten  haben,  um  ihneo  den  Ton  der  ge- 
wöhnliehen Photographien. au  geben;  und  überhaupt  muss  man  das 
Verfahren  in  den  Einaelnheiten  noch  vervollkommnen,  so  z.  B«  in 
BeaekuQg  aaf  die  Feinheit  der  Arbeit  Hinsichtlich  des  Copirens 
von  Kupferstichen  verweise  Yf'u  auf  den  nächsten  Aufsatz. 
Minsk,  den  5.  April  1856. 


Kh  Auflag  im  Zweck  phetograpUseker  BeekaeMmg 

h  ehem  Lnftballoii/^ 

£s  ist  bekannt,  dass  im-  vorigen  Sommer  von  Megretti  ein 
Versuch  gemacht  wurde,  Photographien  der  Erde  von  einem  Luft- 
baUon  aus  in  beträchtlicher  Höhe  aufzunehmen.  Die  Umstände, 
aster  welchen  der  Versuch  gemacht  wurde,  waren  gerade  sehr 
ongfinstig  und  führten  zu  unbeiHedlgendeu  Besultaten.  Es  war 
indess  genug  zu  zeigen,  dass  unter  günstigeren  Verhältnissen  Erfolg 
stt  erreichen  seL 


•)    Tbe  Biitisli  Journal  oi  Pkottguphy,  Joly  33,  186i,  p««.  366. 


410 


Wir  haben  eines  der  Negative,  diß  während  der  jener  Laftfab^ 
anfgenommen  worden,  gesehen  und  geprüft,  und  haben  es  ala 
werthlos  bei  Seite  gelegt,  obschon  es  jetst  zu  künftiger  Vergletehmig 
und  Bezugnahme  darauf  aufbewahrt  wird«  Es  besitzt  yielleicht  nickt 
absolute  Schärfe,  aber  es  hat  diese  Eigensdhaft  doch  in  einem 
erträglich  gut  entwickelten  Grade.  Es  wurde  in  der  H5he  von 
4000  Fuss  anfgenommen  und  ist  sehr  merkwürdig  wegen  des  offenbar 
kleinen  Gesichtswinkels,  den  es  einschliesst.  Die  Strassen,  Bädie 
und  Hopfenfelder  mit  den  Stangen  sind  alle  deutlich  zu  sehen. 

Negretti  wurde  bei  seiner  Aufsteigung  begleitet  und  uni^rztütit 
Ton  CoQings,  dem  Gteschäftsftthrer  yon  Megretti  und  2iambra'fl  photo- 
graphischer Abtheilung  im  Erystallpalast.  Später  fiel  es  Ck^lliagi 
ein,  dass,  ehe  er  wieder  einen  photographischen  Versuch  machte, 
er  sich  von  manchen  Dingen  eine  gründlichere  Eenntniss  veraehaiftn 
müsse.  Er  stellte  dies  Coxwell  yor,  und  dieser  setzte  CoUinp 
sogleich  in  den  Stand,  seine  Beobachtungen  zu  veryollständigeo, 
indem  er  ihn  einlud,  sich  der  Gesellschaft  anzuschliessen ,  die  Tor 
wenigen  Tagen  eine  Luftfahrt  gemacht  hat  Diese  Luftreiee  war 
fiir  photographische  Arbeiten  äusserst  günstig,  und  die  von  Colüngs 
gemachten  Beobachtungen  berechtigten  ihn  zu  dem  Schlüsse,  dass 
eine  unter  ähnlichen  Umständen  unternommene  Fahrt  von  voll- 
ständigem Erfolg  begleitet  sein  müsse,  Torausgesetzt  dass  alle 
mitgenommenen  Instrumente  diesem  besonderen  Zweck  eigens  ange- 
passt  wären.  Es  gab  keine  rotirende  Bewegung  des  Ballons  um 
seine  Axe,  die  für  den  Erfolg  des  früheren  von  Negretti  gemachten 
Versuchs  am  nachtheiligsten  gewesen  war;  wenn  man  hinabschante, 
erschienen  alle  Gregenstände  auf  der  Erde  ruhig  und  bewegungslos, 
aber  in  Folge  der  schnellen  Aufsteigung  mit  allmähliger  Abnahme 
an  Grösse. 

Als  der  Ballon  eine  Höhe  von  ungefähr  800  Fuss  erreicht 
hatte,  erschien  die  Erde  wie  eine  Landschaft,  bei  welcher  die  Ent- 
fernung keine  Veränderung  darbietet,  und  würde  senkrecht  von 
dieser  Höhe  aus  eine  Photographie  aufgenommen,  so  vrürde  der 
dngeschlossene  Gesichtswinkel  offenbar  so  klein  seiii,  dass  ein 
mit  einem  4VaZÖlligen  Objectiv  aufgenommenes  Stereoscopbild  nur 
zwei  bis  drei  Grasfelder  von  gewöhnlicher  Grösse  einschliessen  würde. 

Wenn  die  Linse,  anstatt  sie  dSrect  abwärts  zu  richten,  in  einer 
schrägen  Bichtung  gestellt  wird,  so  kann  der  schnelle  Gang,  in 
welchem  die  Au&teigung  geschieht,  verbunden  mit  der  Schnelligkeit 
der  Seitenbewegung,  dem  Photographiren  von  Gegenständen,  ausge- 
nonmien  in  der  Richtung  einer  jeden  dieser  beiden  Bewegungen, 
ein  ziemlich  bedeutendes  BBndemiss  darbieten;  es  ist  aber  zu  hoffen. 


411 


dies  nur  In  Besog  aaf  den  Erfolg  ein  Hindernifls   sein  wird, 
welches  ISsgere  Erfahrnng  jedenfalls  fiberwinden  kann. 

WeO  die  geringste  Bewegung  des  Körpers,  selbst  wenn  man 
nnr  die  Hand  anf  den  Rand  des  Fahrzeugs  legt,  letaterem  eine 
dttemde  Bewegung  mitthellt,  welche  einige  Zeit  braucht,  um  sich 
ca  legen,  so  Ist  es  klar,  dass  die  ToUkommenste  Ruhe  von  Seiten 
dereri  die  sich  im  Fahnseuge  befinden,  eine  unerUssHche  Bedingung 
ist.  Noch  Yid  melv  tritt  dieses  Zittern  dn  bei  der  EntbUssnng 
der  Linse,  wenn  man  eine  Platte  ezponirt;  aber  es  ist  kdn  Zweifel| 
dass  «ach  diese  Schwierigkeit  au  fiberwinden  sein  wird,  obschon 
mit  einem  Schnellscbliesser,  auf  welchen  durch  die  Bewegung  eines 
DrfiekeiB  gewirkt  wird,  der  gewfinschte  2weck  sich  nicht  in  be- 
iUedigender  Weise  erreichen  Usst 

Vor  dem  ersten  von  Negretti  gemachten  Versuche  fürchtete 
man,  das  Zittern  des  Fahrzeugs  werde  mit  entschiedener  Strenge 
«ntreten,  and  dies  erwies  sich  denn  anch.  Bei  dieser  Gel^enhett 
wurden  neunzehn  Platten  exponirt:  die  erste,  als  der  Ballon  in 
schneller  Bewegung  den  Erdboden  yerliess,  in  einer  Höhe  Ton  150 
Fuss.  Diese  zeigte  die  Wirkung  der  fibermissig  schnellen  Bew^ung 
anf  die  Platte;  aber  ^e  zweite,  dritte  und  die  folgenden  Platten 
zeigten  diese  Wirkung  in  allmälig  abnehmendem  Orade,  bis  der 
Ballon  in  bedeutendem  Haasse  von  seiner  roürenden  Bewegung 
ablieaa.  Es  ist  vieUeicht  nicht  allgemein  bekannt,  dass  die  rotirende 
Bewegung  durch  die  schräge  Neigung  veranlasst  wird,  welche  das 
Fahrzeug  in  dem  Angenblicke  empüngt,  wo  es  frei  ron  der  Erde 
fortgeschleudert  wird,  und  die  eine  betrfichtliche  Zeit  fortdauert; 
lisst  man  aber  den  Ballon  auf  eine  gewisse  Entfeniung  entweder 
sdmeü  steigen  oder  schnell  sinken,  so  wird,  wie  Oozwell  nach«- 
gewiesen  hat,  die  rotirende  Bewegung  bedeutend  Termindert,  und 
trotz  sehr  schnellen  Steigens  oder  Sinkens  ist  der  Ballon  in  dieser 
Zelt  für  photographische  Zwecke  stetiger.  Es  gibt  aber  AugenbUcke, 
wo  sich  die  Photographie  sehr  erfolgreicfa  ausfiben  IMsst.  Wenn  der 
Ballon  seine  gr5sste  Höhe  erreicht  hat  und  sanft  dahin  schwebt  — 
das  ist  die  Zeit,  wo  man  Photognqihien  last  mit  ebenso  viel  Be- 
qaemlichkeit  anihehmen  kann,  wie  in  einem  gewShnlidien  Atelier. 


Kleiie  Ldeher  ii  der  ColltdieiscUcht  im  Wiiter« 

In  der  ersten  lieferung  des  diesjährigen  Angustheftes  des  pbot 
ArehlTS  befindet  sich  ein  Artikel  des  Herrn  G.  Wharton*Simpsen 
über  das  Vorkommen  klefaier  Löcher  ui  der  Ck)Ilodlonschicht  hn 


412 


Sommer.  Es  sei  mir  erlaubt,  auf  eine  deta  ganz  ähnliche  ErscheimiBg 
hinzuweisen,  welche  ich  aber  nur  im  Winter  zu  beobachten  Ge- 
legenheit hatte.  £s  waren  ganz  dieselben  unzähligen  Nadelstiehe, 
welche  sich  bei  Herrn  Wharton-Simpton  im  Sommer  zeigten »  und 
immer  war  das  Negativ  dadurch  unbrauchbar  gemacht  werden. 

In  meiner  dunklen  Kammer  befand  sich  am  Anfange  des 
vorigen  Winters  kein  Ofen  und  die  Temperatur  in  derselben  war 
demnach  nur  um  etwa  1 — ^3  Grad  höher,  als  im  Freien.  Den  nach- 
theüigen  Einfluss  der  niedem  Temperatur  —  und  sie  war  im  ye^ 
flossenen  Winter  sehr  niedrig  —  befürchtend,  hatte  fdi  deshalb  alle 
bei  der  Aufhahme  nöthigen  Lösungen  über  Nacht  in  einem  m&ssig 
warmen  Zfamner  stehen,  und  brachte  sie  erst  dann  In  die  dmikie 
Ejimmer,  wenn  Aufnahmen  nöthig  wnrden.  In  der  Regel  war  an 
den  ersten  Anihahmen  des  Tages  nichts  auszusetzen;  kleine  L$elier 
zdgten  sich  nicht  So  wie  aber  einige  Standen  verflosseii  waren, 
traten  die  Nadelstiche. im  Negativ  aUmihlig  auf  und  nahmen  bald  iz 
erschreckender  Weise  überhand.  Nur,  wer  selbst  Photograph  ist, 
weisa  die  Verlegenheit  zu  würdigen,  in  welche  man  versetzt  in, 
wenn  man  an  einem  klaren  Tage  bei  einem  flotten  Geschüftsgaoge 
durch  ein  Hinderaiss  sich  aufgehalten  sieht,  über  dessen  Entstehuigi- 
wrsache  man  sich  im  Angenbllck,  wo  die  Zeit  drängt  und  dai 
Pabliknm  wartet,  keine  fiechensdialt  geben  kann.  Die  Frag«: 
welcher  von  den  vier  Factoren  der  Entstehung  dez  Bildes,  CoUodkn, 
Stlberbad,  Entwickler  und  Verstärkung,  thnt  sefae  Schuldiges» 
nicht V  ist  nicht  so  rasch  beantwortet,  als  es  hier  nothwendig  wäre. 
Znnäehst  dachte  ich  an  Staub ,  der  lAA  noch  auf  der  Platte  beisdsa 
könnte;  allein  die  grösste  Sorgidt  hierin  änderte  nicht  das  Mindsste: 
die  Nadelstiche  in  der  Schiebt  traten  wie  znvor  auf.  Ich  unteisashte 
darauf  das  Siberbad,  es  erwies  sich  als  ganz  klar;  dennoch,  filtriite 
ich.  Immer  der  alte  Jammer«  Ich  versuchte  ein  anderes  CoUodioi, 
ebien  andern  Entwickler,  nahm  eine  irische  VerstärkungslOsong; 
allein  es  half  nichts.  Endlich  stellte  ich  das  l^lberbad  einige  ZA 
auf  einen  wannen  Ofen,  und  siehe  da,  die  Platte  war  wiedenua 
vollständig  rein  und  zeigte  nicht  die  mindeste  Spnr  der 
Löcher«  AUer  Wahrscheinlichkeit  nach  hatten  sich  im 
atomistische  Eistheilchen  gebildet,  welche  der  im  Silberbade  befind- 
lichen Collodionschicht  adhärirten  und  so  die  Bildung  des  Jodsilben 
an  diesen  Stellen  verbinderten.  Bei  der  Entwicklung,  mehr  aber 
noch  bei  dem  Abspülen  nach  derselben,  wurden  diese  Eistheilcben 
mit  abgemalt  m^d  es  entstanden  so  die  verderbUehen  Dorch- 
löehernngen. 


413 


Im  Sommer  dagegen,  flelbet  foi  dessen  belsMsleii  Tag^n,  habe 
ich  nie  mit  di'eBei'  Sorte  ion  Hindernissen  eu  kftmpfen  geliabt. 

Pas 8 an,  22.  Angust  1^64.  W.  Weraer« 


Berielit  aber  eine  Wirkug  des  BeutiidaBipfes  nd  deii 
Oions  auf  sogenanntes  anenpiindliclies  Jodsilber. 

Von  Dr,  P.  L  Kaiser.*^ 

TPi^  Entdeckung  Poitevin'e,  dass  Gre'rbsäare  das  nnedupftadHebe 
Jodsilber  empfindlich  macht,  führte  mich  auf  den  Gedanken,  dasä 
▼lele  gae-  vnd  dampfförmige  St^e  ebeoeo  anf  Jodsitber  wirken 
kannten,  wie  Gerbsäare.  Das  Anwenden  gasi^miger  Stoffe  ra 
diesem  Zwecke  dürfte  der  ron  Flüssigkeiten  zur  Beveitnug  troekner 
Platten  vorsasiehen  sehi.  Poitertn's  Methode  ist  folgende:  man 
waadie  die  Jodsilberplatte,  sobald  sie  an»  dem  Silberbade  kommt, 
mit  reinem  Wasser  ab,  um  die  Silborl6sdng  zu  entfernen,  ttbei^esse 
sie  dann  mit  5%iger  Jodkaliumlösung  fan  hellen  TagesBdit  Wenn 
das  Jodkalium  unter  Mitwirkung  des  Lichts  das  Jodsilber  vollkommen 
unempfindHeh  gemacht  hat,  wird  die  Platte  nochmals  abgewaschen, 
und  dann  im  Dunkelzimmer  mit  Auflösung  von  OerbsXure  in  WAsser 
flbergoesen.  Die  Oerbsfiure  macht  das  Jodsilber  lichtempindiieh. 
Dann  wascht  mtti  das  Tannin  ab,  und  hat  nun  nach  dem  Trocknen 
eine  empfindliche  trockne  Schicht  Das  Entwickeln  gesdiSeht  mit 
irgend  einem  Entwickler,  der  mit  SUberiösung  Temisdit  ist  Also 
braucht  man  zum  Präpariren  emer  Platte  siebenerlei  Flüssigkeiten. 
Da  die  Flüssiglieiten  immer  sehr  kleine  ungelöste  Stoffe  enthalten, 
die  durch  das  beste* Filtrirpapier  gehen,  so  Ist  riei  gewonnen,  wenn 
man  die  Zahl  der  Flüssigkeiten  vermindert. 

Es  schien  mir,  als  könne  das  Ozon,  einer  der  besonderen 
Zustände,  vorin  der  Sauerstoff  vorkommt,  beim  Empfindlidimachen 
des  Jodsilbers  gute  Dienste  leisten.  Zuerst  habe  Ich  diejenigen 
Flüssigkeiten  versucht,  die  in  Berührung  mit  Sauerstoff  Osson  bilden. 
Icli  schnitt  eine  unempfindliche  trockne  CoUodionplatte  in  vier  Stücke, 
benetzte  eine  mit  Gerbsäurelösung,  eine  andere  mit  reinem  Benzin, 
eine  dritte  setzte  ich  einige  Zeit  der  Einwirkung  von  Benzindampf 
ans,  während  das  vierte  Stück  dazu  diente,  die  vollständige  Un* 
empfindlichheit  nachzuweisen.  Dies  alles  geschah  natürlich  im 
Dunkeln.  Jedies  Stück  wurde  dann  einen  Augenblick  dem  Tages- 
liclit  ausgesetzt,   und  entwiclcelt    Alle  die  Theile,  wo  das  Licht 


*)    TiJdBeliTilt  voor  Photogrftphi«. 


" 


414 


gewirkt  hatte,  färbten  sich  sehwarii  während  die  niGhtbeliehteteD 
unverändert  blieben*  Also  wirkte  der  Benzindampf  wie  YoraiH- 
gesehen.  Ich  liess  nun  einen  Plattenkasten  Yon  Zink  machen,  oI>cq 
und  nnten  zum  Oeffnen.  Unten  ruhten  die  Platten  auf  Metallgase, 
und  darunter  wurde  mit  Benzin  getränkte  Baumwolle  gelegt  Bdde 
Deckel  wurden  dann  durch  Eautschukbänder  hermetiBch  gesdüoflsea. 

Nachdem  der  Benzindampf  24  Stunden  auf  die  Platten  gewüit 
liatte ,  belichtete  ich  in  einer  Camera  mit  Blende  von  8  mm.  Durdi- 
messeri  die  auf  eine  Landschaft  gerichtet  war.  Nach  3  Minuten 
Belichtung  kam  unter  deAi  Entwickler  ein  deutliches  Bild  zum 
Vorschein,  welches  mir  viel  zu  lange  belichtet  schien.  Aach  eine 
zweite  Platte,  die  nur  2  Minuten  belichtet  wurde,  schien  mir  zu 
lange  belichtet  zu  sein;  sie  war  nnten  empfindlicher  als  oben, 
natürlich  weil  der  Benzindampf  unten  dichter  als  oben  ist. 

Um  zu  untersuchen ,  ob  wirklich  das  Ozon  das  wirkende  Mittd 
ist,  wurde  reines  Jodsilber  unmittelbar  mit  Ozon  in  Berfibraag 
gebracht  Zwei  im  ToUen  Tageslicht  präparirte,  mit  JodkaÜm 
behandelte  JodsUberplatten  wurden,  die  eine  ganz,  die  andere  halb, 
der  Einwirkung  stark  ozonisirter  Luft  ausgesetzt  Die  osonisirte 
Atmosphäre  erzeugte  ich  durch  einen  galvanisehen  Inductionsappaiat 
so,  dass  ich  Ton  deren  Reinheit  überzeugt  sein  konnte.  Die  Plattsu 
wurden  sodann  unter  dnem  Negativ  belichtet;  die  erste  gab  beim 
Hervorrufen  ein  kräftiges  Bild,  die  zweite  nur  an  der  dem  Ozco 
ausgesetzt  gewesenen  Hälfte. 

Dies  beweist  auch,  dass  das  Ozon  bei  der  Veränderung  der 
ohemisdien  und  physicallschen  Zustände  des  Jodsilbers  eine  sehr 
wichtige  Rolle  spielt  Die  Ehifährung  einer  ozonisirt^  Atmosphäre 
muss  dem  practischen  Photographen  von  grossem  Belang  sein. 


ChlorplatiB-^laecksilber  zum  Verstirkra  der  NegaÜTe. 

Herr  Duchochois  empfiehlt  (im  American  Journal  of  Photo- 
graphy)  zum  Verstärken  der  Negative  eine  Verbindung  von  74 
Theilen  Quecksilberchlorid  mit  6  Theilen  Platinchlorid.  Jedes  dieser 
Salze  wird  in  möglichst  wenig  Wasser  gelöst  und  die  Mischmig 
sehr  verdünnt  (1 :  70)  auf  das  Negativ  gegossen.  Die  Verstärkung 
soll  sehr  rasch  vor  sich  gehen. 


Alle  Briefe  und  MittbeiluBgeii   Ar  die  RedActloii   Bind   an    den   Heranigeber, 
Panl  B.  Lieiegang  in  Slberfeld,  in  ticbtea. 


Gedruckt  bei  8*m.  Lacfts  In  ElberMd. 


Photographisches  Archiv. 


Baud  W.  -  Itr.  «S,  -  M.  Octofcer  1^*4. 


mmm^ 


Das  Hagnesiiflilifht 

Von  Dr.  J.  Schnanu. 

Dtr  MAgnesiomdraht  krt  jetzt  leicht  and  zu  ttnedi  gtgeti  sonst 
Terhäitnissmässig  billigen  Preis  sn  bekommen.  Das  Magnesium 
besitzt  ein  sehr  geringes  speeifisches  GewicLt  und  gehört,  gleich 
dem  Kalium,  Natrium  u.  s.  f.  zu  den  sogenannten  Leichtmetallen. 
Die  beiden  letztgenannten  Metalle  zersetzen  bekanntlich  das  Wasser 
schon  bei  gewöhnlicher  Temperatur,  indem  sie  sieh  oxydiren  (in 
Kali  und  Natron  verwandeln)  und  dadurch  den  Wasserstoff  aus 
dem  Wasser  frei  machen.  Beim  Kalium  ist  die  erzeugte  Hitze 
90  gross,  dasB  sich  der  frei  werdende  Wastfeorstoff  an  der  Luft 
Mg&eich  entzün^t  Kalium  und  Natrium  müssen  wegen  ihrer 
ausserordentlichen  Verwandtschaft  zum  SauerstolF  Ton  der  Luft 
abgesehlossen  unter  Steinöl  (welches  sauerstoürei  ist)  aufbewahrt 
werden*  Das  Magnesium  oxydirt  sich  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
xwar  nicht  merklich  an  der  Luft,  jedoch  bis  zu  seinem  Schmelz- 
punkt, welcher  den  des  Bleies  nicht  viel  übersteigt,  erhitzt,  ver- 
brennt  es  sogleich  mit  blendend  weissem  Lieht  zu  Magnesia.  Diese 
letztere  ist  es  wahrscheinlich,  welche  durch  ihr  Weissglühen  im 
Moment  des  Entstehens  die  ausserordentliche  Leuchtkraft  des 
biennendeii  Magnesiums  erzeugt,  ähnlich  dem  weissglühenden 
Kohlenstoff  in  der  Flamme  jedes  kohlenstoffhaltigen  Körpers  oder 
wie  beim  Glühen  des  kohlensauren  Kalkes  in  der  Löthrohr-  oder 
Knallgasflamme,  wobei  sich  ein  dem  Magneshnnlicht  ähnliches 
Licht  von  blendender  Weisse  zeigt.  Das  erstere  scheint  stärkere 
jüietochenusche  Eigenschaften  zu  besitzen,  als  jedes  andere 
bis  jetzt  bekannte   künstliche  Liebt;    ein  Draht    von    der  Stärke 

20 


416 


einer  gewöhnlichen  Steck-  oder  Haarnadel  and  etwa  5  his  6  Zoll 
lang  wiegt  ungefähr  '/^o  Gramm  und  genügt  zur  photographischen 
Aufoahme  eines  kleinen  Kupferstiches  oder  ähnlichen,  flachen 
Körpers.  Will  man  einen  grösseren,  gerundeten  Gegenstand  auf- 
nehmen, eine  Statue  oder  ein  Portrait,  so  muss  man  zwei  Drahte 
von  genannter  Grösse  gleichzeitig  ahhrennen,  den  einen  auf  der 
anderen  Seite  des  Objectivs  und  etwas  weiter  davon  entfernt.  Man 
kann  durch  Aenderung  der  Entfernung  und  Stellung  der  brennenden 
Drähte,  auch  während  der  Aufnahme,  verschiedene  Lichteffecte 
erzielen.  Bei  einer  weissen  Statue  braucht  man  natürlich  nur  die 
Hälfte  Draht  zu  verbrennen,  welche  nöthig  ist,  um  ein  gutes 
Portrait  zu  erzeugen^  und  zu  einem  kleinen  Kupferstich  bedarf  man 
noch  weniger.  —  Man  wird  zur  bequemen  Handhabung  eine  kleine 
Maschine  erfinden  müssen,  welche  den  Draht  langsam  und  gleich- 
massig,  der  Schnelligkeit  des  Yerbrennens  entsprechend,  in  die 
Flamme  schiebt  und  womöglich,  vielleicht  durch  eine  kleine, 
coniinuirliche  Erschütterung  des  Drahtes,  die  gebildete  Magnesia 
sofort  entfernt,  weil  dadurch  oft  viel  Draht  unverbrannt  abschmilzt, 
dass  er  von  der  gebildeten  Magnesia  umhüllt  wird. 


Heber  Aafiithmea  im  Freiea  ohne  dankles  Zelt. 

Von  Dr.  A.  Weiske. 

Das  grosse  Interesse,  bei  Aufnahmen  im  Freien  mögfichst 
wenig  und  leichtes  Gepäck  bei  sich  zu  führen,  hat  schon  längst 
den  Scharfsinn  der  Photographen  veranlasst,  auf  Mittel  zn  sinnen, 
wie  man  vor  Allem  das  dunkle  Zelt  entbehrlich  machen  könne. 
Einerseits  hat  dies  Bestreben  hauptsächlich  mit  zur  Entwicklung  und 
Vervollkommnung  der  Trockenverfahren  geführt  Und  in  der  That 
bieten  Trockenplatten  eine  grosse  Bequemlichkeit,  denn  es  lasses 
sich  leicht  Vorrichtungen  constmiren,  nm  die  schon  zn  fiaose 
empfindlich  gemachten  Trockenplatten  vor  dem  Lichte  gesehfilit 
aas  dem  Aufbewahrungskästchen  in  die  Cassette  zu  bringen,  und 
nach  der  Exposition  aus  dieser  wieder  heraus  in  ein  anderes 
Kästchen.  Es  gehört  aber,  wenn  man  erst  zn  Hause  entwiciceio 
will,  eine  sehr  grosse  Uebung  dazu,  die  richtige  Belichtungszeit  %n 
treffen,  da  man  sonst  gar  leicht  Grefahr  läuft,  viele  oder  die  meisten 
Platten  mit  zu  kurzer  oder  zu  langer  Belichtung  nach  Hause  la 
bringen.  Soll  man  aber  eine  Vorrichtung  haben,  um  im  Freien 
vor  dem  Lichte  geschützt  gleich  an  Ort  und  Stelle  entwickeln  ■■ 


417 


können,   so  wird  auch   dann   das  Empfindlichmachen   der  Platten 

nicbt  weiter  grosse  Umstände  machen  und  man  braaebt  das  nasse 

Verfahren  gar  nicht  erst  eu  verlassen.     Man  hat  daher  andrerseits 

sieb   bemüht,    Ctiretten    und   Cassetten    hersustellen ,    welche    das 

Emp6ndliehmachen  und   Entwickeln  der  nassen  Platten  gleich  im 

freien  Tages-  ja  Sonnenlichte  gestatten  und  viele  dieser  Apparate, 

wie  besonders  die  von  Titus  Albites,  Disd^ri  und  Sabatier  Blot*) 

sind  in  der  That  ganz  sinnreich  und  compendiös.   Sie  kommen  alle 

darauf   hinaus,    dass    man   die   mit   Collodion    überzogene   Platte, 

nachdem  sie  in  der  Casseite  befestigt,  in  vor  dem  Lichte  geschützter 

Weise  in  die  Silberbadcüvette  herablassen  und  dann  wieder  empor- 

ziehen,  und  nach  dem  Exponiren  in  gleicher  Weise   in  eine  Ent- 

wickelungsciivette   bringen  kann.     Weiter  braucht  man  das   Licht 

nicht  abzuhalten,    denn    das   im  Dunkeln    vollkommen  entwickelte 

Bild  kann  man,  unabgesptilt  wie  es  ist,  getrost  an  das  Tageslicht 

bringen,  und  dann  in  aller  Ruhe  am  Lichte  waschen,  fixiren   und 

hierauf,  wo  nöthig,  verstäiicen  oder  schwädKcn.     Der  Apparat   von 

Sabatier  Blot  ist  nun  allerdings  der  handlichste  und  compendiöseste, 

das  Icann  ich  nach  eigenem  Gebranch  constatiren,  aber  einen  Fehler 

hat  er  doch  noch  mit  allen  anderen  ähnlichen  gemein.    Wenn  man 

sSmlich    ein    Bild,    und  wenn   es  noch  so   passend    belichtet  ist, 

nicht  durch  Aofgiessen  einer  kleinen  QuantitSt  Entvncklungsfitissigkeit 

auf  die  Platte  entwickelt,  sondern  durch  Eintauchen  in  eine  Cüvette, 

welche  eine  grössere  Quantität  dieser  Flüssigkeit  enthält,  so  wird 

das  Bild  schwach  und  schlecht,  denn  das  auf  der  Platte  befindliche 

Silbemitrat,   durch  dessen  Reduction  auf  den  belichteten  Stellen  ja 

das  Bild  entsteht,  wird  beim  Eintauchen  in  die  grosse  Flüssigkeits- 

neuge  sogleich  von  der  Platte  heruntergespült   und   in   der  ganzen 

Cflvette    vertheilt,    während    es    beim    Aufgiessen    einer    iüeinen 

Quantität  des  Entwicklers  auf  die  Platte  aus   einem  Gläschen  zwar 

aneh  znm  Theil  heruntergespült  wird,  aber  doch  beim  wiederholten 

Aufgiessen    immer    wieder    auf   die   Platte    kommt,    bis    es    eben 

möglichst  vollständig  auf  derselben  reducirt  worden  ist.    Nun  könnte 

man  zwar  dem  Uebel  dadurch  abhelfen,   dass  man   dem  Eisenent- 

Wickler  gleich    eine    grössere  Quantität  Silbemitrat   zusetzt,   dann 

mfisste  man  aber,  um   die  alsbaldige  Reduction  des  Silbers  in  der 

Cüvette  zu  verhindern,   dem  Entwickler    eine  ungebührlich  grosse 

Menge   Essigsäure   zusetzen,   so   dass   dadurch    die    Entwickelung 

wieder  äusserst  yerlangsamt  und  geschwächt  wird. 

*)    Archiv  Tom   16.  Joü  1864,  Seit«   305.    Disd^ri,  die  Photograpliie  Als 
bfldende  Kanst    Seite  109. 


41S 


Es  Ubne  daher  daraof  aoi  dass  man  die  Ifetliode  der  £nU 
Wickelung,  die  man  daheim  im  Laboratorinm  befolgt,  nftmileb  die, 
eine  kleine,  zum  gleichmässigen  Ueberfliessen  genügende  QttantitSt 
des  Sntwicklers  aua  einem  kleinen  Gefässe  über  die  Platte  »i 
giesaen,  ablaufen  su  lassen  und  wieder  anfEugiessen,  dasa  mao 
diese  Methode,  sage  ich,  auch  für  das  Arbeiten  im  Freien  ohne 
Dunkelkammer  anw/endbar  machte,  und  es  ist  mir,  wie  ich  aeigea 
werde  gelnngeo,  einen  höchst  einfachen  Apparat  au  constmireo, 
welcher  das  £ntwicli:eln  durch  Aufgiessen  im  freien  Tages-  ja 
Sonnenlichte  erlaubt. 

Die  von  mir  benutzte  Einrichtung  der  Gassotte  und  der  Silber- 
ba4cüvette  ist  die  von  Sabatier  Blot  angegebene,  nur  mit  einigen 
sich  leicht  ergebenden  Vereiofachungen.  Ich  verweise  daher  zugleieli 
mit  auf  die  Figuren,  welche  in  Nummer  62  des  Archivs  Seite  906 
die  Beschreibung  des  Apparates  von  Sabatier  Blot  begleiten.  Ans 
der  dortigen  Beschreibung  und  Abbildung  ist  freilidi  nicht  ersichtlich, 
wie  der  in  der  Hinterwand  der  Cassette  nothwendig  befisdlidie 
Spalt,  in  welchem  die  beiden  an  der  Fühmng  der  Platte  befind- 
lichen Schraaben  auf-  und  abgleiten,  lichtdicht. verschlossen  werden 
kann,  ohne  die  Beweglichkeit  der  Führung  zu  hindern.  Ich  weiss 
nicht,  ob  das  von  mir  hierzu  angewendete  Mittel  dasselbe  wie  dss 
in  dem  Blot'schen  Apparate  gebrauchte  ist,  ich  vermuthe  es  aber. 
Auf  jeden  Fall  ist  die  Sache  einer  genauen  Beschreibung  werth, 
und  ich  habe  daher  im  Folgenden  der  Abbildung  meines  Anfgiess- 
apparates  in  Fig.  2  auch  einen  Seitenaufriss  der  von  mir  ange- 
wendeten Cassette  in  Fig.  1  vorausgeschickt. 

Die  RUcliwand  der  Cassette  (Fig.  1)  ist  eine  doppelte.  Sie 
besteht  aus  den  beiden  reichlich  Vs  ^^^^  ^^^  einander  abstehesdez 
Brettchen  aa  und  hb.  Dazwischen  Icann  das  als  Fülirnng  der 
Glasplatte  pp  dienende  Klötzchen  AA  sanft  auf-  und  abgleiten. 
Die  beiden  Brettchen  aa  und  bb  haben  jedes  in  ihrer  Mitte  ehieo 
von  oben  nach  unten  gehenden  etwa  Vs  Zoll  breiten  Spalt  ^  darcli 
welche  die  Schraubenspindeln  ee'  und  dd'  und  da,  wo  die  letstere 
durch  AA  hindurchgeht,  auch  Vorsprünge  dieses  Elßtzdiens  herans- 
ragen.  Aus  der  Figur  ist  leicht  ersichtlich,  wie  durch  Anziehen 
der  Schraubenmutter  F  die  Führung  AA  in  jeder  beliebigen  Hökc 
an  der  Rückwand  der  Cassette  festgehalten  werden  kann,  während 
andrerseits  beim  Ansiehen  der  Mutter  g,  durch  das  an  der  Spindel 
festsitzende  Stück  e'  die  Glasplatte  pp  fest  an  den  in  das  Innere 
der  Cassette  vorspringenden  Theil  von  AA  angepresst  wird.  Damit 
nun  aber  «tets  und  auf  jeden  Fall  die  in  der  Mitte  der  doppelten 
Rückwand   der  Cassette  befindliche  Spalte   licbtdidht  verscUojKeii 


41t 


iit,  hftbe  ich  Inserbalb  der  Mitte  der  doppelten  Rückwand  der  Caeaette 
ober-  und  unterhalb  toq  ÄA,  «in  gefaltetes,  die  ganee  Breite  der 


Ik»/ 


Caasette  erfttUendes,  schwarz  gefimisgtes  Papier  eec  angebracht  und 
es  einerseits  an  AA  andererseits  an  die  Cassette  angeleimt,  so  dass 
beim  £nq[»orfiihren  von  AA  das  obere  Papier  sich  sasammenfaltet^ 
das  untere  aasdehnt,  beim  Herabscbieben  aber  offenbar  das  Umge*- 
Itthrte  stattfindet.  Der  Verschluss  ist  vollkommen  lichtdicht  und 
Bsn  kann  anf  diese  Weise  die  Platte  pp  so  sanft  und  gleichmXssig 
auf.  und  abführen,  dass  anch  nicht  die  geringste  Spur  von  Streifen 
dnxeh  das  8ensibilisiren  auf  der  Platte  entsteht. 

Das  Arbeiten  mit  dieser  Cassette  geht  nun  einfach  so  vor  sieh, 
dass  man,  während  der  vordere  Schieber  ss  geschlossen  ist,  den 
nnteren  Sclneber  m  öflhet,  durch  Lüften  der  Mutter  F  die  Führung 
AA  ganz  herablUsst  und  da  wieder  festpresst,  dann  nach  Lüften 
der  Mutter  g  die  gereinigte  Platte  pp  unter  e'  schiebt  und  dann 
durch  Anziehen  von  g  festpresst.  Hierauf  hSlt  man  die  Cassette 
horizontal  in  der  linken  Hand  und  giesst  das  CoUodion  mit  der 
rechten  Hand  auf  die  herausstehende  Platte.  Dann  zieht  man  die 
Platte  wieder  in  die  Cassette  zurück,  setzt  dirae  fest  auf  die  Silber- 
badettvette,  welche  ganz  wie  die  von  Blot  angegebene  construirt 
ist,  nur  dass  die  andere  Hälfte,  welche  die  Eisenbadcüvette  enthält, 


420 


wegfällt,  Iftsst  dann  die  Platte  herab,  sensibiliBirt,  zieht  me  wieder 
empor  und  schliesst  vor  dem  Abheben  den  Schieber  m. 

Nach  der  Exposition  geschieht  nun  die  Entwicldang  in  dem  Fig.  2 
abgebildeten  Apparate.  Es  ist  dies  ein  flacher  Kasten  von  gut  gefir- 
nisstem  Holze,  der  oben  mit  einer  Glasplatte  gg  verschlossen  werden 
kann.  An  der  einen  Seite  hat  er  einen  sackförmigen  Anhang  o  von 
Guttapercha  und  an  der  anderen,  durch  einen  Schieber  n  verschliess- 
baren,  zwei  Backen  A  und  B,  zwischen  welche  genau  der  untere  durch 
durch  den  Schieber  m  verschlossene  Theil  der  Cassette  passt.  Nach 
Wegschieben  der  gelben  Glasplatte  gg  giesst  man  in  den  Raum  o 
die  abgemessene  Menge  der  Entwickelungsflüssigkeit,  schiebt  dann 
die  Platte  gg  wieder  vor,  und  setzt  die  verschlossene  Cassette  mit 
ihrem  unteren  Theile  zwischen  die  Backen  A  und  B,  öffnet  die 
Schieber  m  und  n,  führt  durch  Lüften  der  Mutter  F  die  Platte  in 
den  Entwickelungskasten  herab  und  lässt  sie  dann,  indem  man  das 
Ganze  etwas  schräg  nach  rückwärts  hält,  durch  Lüften  der 
Mutter  g  in  den  Kasten  auf  die  Rückwand  rr  herabgleiten,  so  dass 
sie  auf  dem  Vorsprunge  v  mit  dem  unteren  Rande  stehen  bleibt 
Dann  schliesst  man  den  Schieber  n  und  entfernt  die  Cassette.  Ist 
dies  geschehen,  so  lässt  man  dadurch,  dass  man  den  Kasten  in 
eine  horizontale  Lage  bringt,  durch  die  in  dem  Behälter  o  befind- 
liche Flüssigkeit  die  auf  der  Rückwand  rr  liegende  Platte  überfliessen 
und  entwickelt  nun  ganz  wie  gewöhnlich  durch  Auf-  und  Ab- 
fliessenlassen  weiter.  Nach  15  bis  20  Secunden  ist  sicherlich  alles 
auf  der  Platte  befindlich  gewesene  Siibernitrat  reducirt  und  man 
kann  sie  nngescheut  aus  dem  Entwickelungskasten  herausnehmen. 
Es  geschieht  dies  am  leichtesten  so,  dass  man  den  Glasdeckel  gg 
herauszieht,  ebenso* den  Kork  k  aus  der  Oeffnung  am  Boden,  und 
dann  durch  ein  in  letztere  Oeffnung  von  unten  eingeführtes  Stäbchen 
die  Platte  in  die  Höhe  hebt  Die  herausgenommene  Platte  wird 
abgespült  und  fixirt  Durch  die  Oeffnung  bei  k  kann  man  aodi 
die  gebrauchte  Entwickelungsflüssigkeit  ablaufen  lassen.  In  Bezog 
auf  die  beste  Weise  ein  fixirtes  Bild  beliebig,  und  zwar  auch  im 
freien  Tageslichte,  zu  kräftigen  oder  zu  schwächen  verweise  ich 
auf  einen  späteren  Aufsatz,  in  welchem  ich  das  Towler'sche  Negativ- 
verfahren besprechen  werde.  Hier  sei  nur  noch  schliesslich  bemerkt, 
dass  es  sich  mit  dem  von  mir  beschriebenen  Apparate  äusserst 
leicht  und  sicher  arbeitet 


421 


lieber  die  AiweMding  Yei  AltaviBpaiiier  bei  der 

PliotelithegrapUe. 

Von  L.  P.  Tan  der  Beek. 

Je  einfacher  eine  pliotolitographische  Methode  ist,  um  so  eher 
i^ann  diese  schöne  Branche  der  Photographie  in  das  Bereich  der 
Indostrie  eintreten;  die  Verfahren  von  James  and  Asser  haben 
uns  KU  einer  einfachen  Methode  geführt,  die  die  Hauptbedingungen 
beider  verefaiigt. 

Beide  Verfahren  beruhen  darauf,  dass  ein  Ueberdruclc  ge- 
fertigt werde,  der  auf  Stein  übertragen  werden  Icann.  Im  James'schen 
Verfahren  wird  ein  diclces ,  geleimtes  Papier  mit  einer  Gelatineschicht 
überzogen  und  nach  dem  Trocknen  durch  doppelt  chromsaures  Kali 
empfindlich  gemacht;  während  nach  Asser  ungeleimtes  Papier  auf 
StäritelLleister  gelegt  und  nach  dem  Trocltnen  ebenfalls  mit  doppelt- 
ehromsaurem  Kali  präparirt  wird. 

Das  James*sche  Papier  besitzt  daher  eine  glattere  Oberfläche 
und  die  Papierfasern  sind  durch  die  Gelatineschicht  fester  geworden, 
so  dass  also  die  Abdrüclie  darauf  schärfer  werden.  Dahingegen 
besitzt  das  Asser'sche  Papier  den  Vortheil,  gleich  zum  UeberdruclL 
fertig  zu  sein. 

Das  James'sche  Papier  wird  sodann  ganz  mit  einer  Lage  von 
DrucicBchwärze  bedeckt,  die  durch  beigefügten  Firniss  die  Eigen- 
schaft besitzt,  an  dem  Stein  gut  zu  haften.  Das  Ueberdrucken 
kann  natürlich  erst  geschehen,  nachdem  die  Schwärze  von  den 
Stellen  des  Papiers  weggespült  worden  ist,  auf  die  das  Licht  nicht 
einwirken  konnte.  Nach  dem  Uebertragen  sieht  man  auf  dem 
Papiere  die  Zeichnung  noch  in  brauner  Farbe. 

Das  Asser*sche  Bild  wird  in  ganz  anderer  Weise  mit  Schwärze 
versehen.  Das  Papier  wird  in  Wasser  gelegt,  um  das  lösliche 
Biciiromat  zu  entfernen ^  dann  mittelst  einer  Rolle,  mit  besonderer 
fetter  Schwärze  bedruckt.  Das  Papier  bleibt  dann  an  den  Stellen 
wo  das  Licht  nicht  gewirkt  hat,  vollkommen  weiss,  während  alle 
anderen  Stellen  das  Bild  annehmen.  Beim  Ueberdrnck  bleibt  die 
Stärkelage  mit  dem  Bild  auf  dem  Stein. 

Die  Erscheinung,  dass  beim  James'schen  Papier  das  Bild  nach 
der  Uebertragung  noch  auf  dem  Papier  sichtbar  ist,  was  beim 
Asser'schen  Papier  nicht  der  Fall,  lässt  sich  dadurch  erklären,  dass 
im  ersten  Falle  das  Bichromat  nicht  nur  mit  der  oberflächlichen 
Gelatineschicht,  sondern  anch  mit  dem  Leim  im  Papier  eine  Ver- 
bindung eingegangen  ist.    Die  Verhärtung  der  Verbindung  durch 

Fh«to(r»pliiMbe8  Irekif .  Vr.  68.  16.  Oetober  1864.  ^ 


422 


das  Licht  hat  abo  nicht  allein  auf  der  Oberflüehe,  aondem  «ach 
im  Papier  Statt 

Das  Asser'sche  Papier  das  ursprünglich  angeleimt  war,  Ut 
mit  einer  Lage  von  Stärlce  überzogen;  das  Bild  entsteht  also  nnr 
auf  der  Oberfläche  und  kann  von  der  Unterlage^  dem  Papier,  leicht 
entfernt  werden.  Es  scheint  uns  das  Asser'sche  Verfahren  einfacher 
und  sicherer  zu  sein,  besonders  für  die  Wiedergabe  von  Mitteltöneo; 
die  Schärfe  der  Linien,  die  das  James'sche  Papier  gibt  veranlassen 
uns  indessen,  das  Asser'sche  Verfahren  mit  Eiweiss  zu  versuchen. 

Wenn  man  das  Eiweisspapier  mit  gesättigter  Auflösung  von 
doppeltchromsaurem  Kali  tränkt,  erhält  man  ein  Papier,  das  sich 
zur  Verfertigung  photolithographischer  Ueberdrücke  sehr  gut  eignet, 
sowohl  für  Linienzeichnungen,  wie  für  Bilder  mit  Halbtönen.  Da 
dies  Papier  allgemein  verbreitet  und  im  Handel  zu  haben  ist,  kann 
man  leicht  einen  Versuch  machen.  Gut  albuminirtes  Papier  wird 
5  Minuten  mit  der  Papierseite  auf  gesättigte  Auflösung  von  doppelt- 
chromsaurem Kali  gelegt,  dann  zum  Trocknen  aufgehängt;  es  wird 
darauf  unter  einem  Negativ  belichtet  und  mit  der  Papierseite  auf 
Wasser  gelegt,  welches  ein  wenig  Ammoniak  enthält.  Wo  das 
tiicht  nicht  gewirkt  hat,*  wird  in  diesem  Bade  das  Albumin  mit 
dem  unveränderten  Bichromat  vom  Papier  abgelöst.  Man  erneut 
das  Bad  drei  bis  viermal  bis  das  Papier  ganz  hell  bleibt  und  die 
Blasen  die  sich  auf  dem  Albumin  bilden,  anzeigen,  dass  dies  sowol 
wie  der  Leim  vom  Papier  gelöst  sind.  Erst  dann  spült  man  mit 
Wasser  ab,  und  verfährt  ganz  nach  dem  Asser'schen  Verfahren 
(vergl.  Nr.  66.  des  Archivs),  ausgenommen,  dass  das  Papier  nach 
dem  Auswaschen  nicht  erst  geröstet  zu  werden  braucht. 

Das  Bild  wird  auf  diese  Weise  bei  weitem  schärfer  als  auf 
ungeleimtem  Papier.  Die  von  mir  angestellten  Versuche  lassen 
voraussehen,  dass  man  sowohl  Linienzeichnung  wie  Halbtöne  sehr 
gut  wiedergeben  kann.  Die  ganze  Arbeit  des  Photolithographirens 
wird  dadurch  sehr  vereinfacht,  dass  sie  wohl  bald  eine  allgemeinere 
Anwendung  finden  wird.  (Tijdschrift  i^oor  Photographie.) 


Rine    neie   Hetliode  nm  schmelleM   uil  Yolkttmdigei 
AiswaseliM  der  Pqiierphiitograpliim. 

Wir  erhalten  von  Herrn  Dr.  Reissig  in  Darmstadt  die  Mit- 
theilnng,  dass  er  eine  Methode  erfunden  und  sidb  habe  patentiren 
lassen,  die  Papierphotograpliien  auf  einfache  Weise  sehr  rasdi  and 
vollständig  von  allem  Natrongehalt  zu  befreien.  Er  begleitete  sein 
Schreiben  mit  den  beifolgenden  Zeugnissen  in  Abschrift: 


423 


Om»  ÜBMneiohselMi  siad  Ton  Herm  Dr.  W.  Aiisaig  eine  grSigere  itnzahl 
photogr*pbischer  positiver  Bilder  theils  auf  Album inpApier,  thells  *nf  Arrowreot- 
p*pier  übergeben  worden,  un  dieselben  «nf  einen  Gehalt  an  unterschwefligsaurem 
Natron  zu  prfifen.  Die  angestellten  Analysen  ergaben,  dass  dieselben  absolnt 
Ton  unterschwefligsaurem  Natron  befreit  waren,  was  Herr  Dr.  Reissig  nach 
Minem  neuen  Verfahren  bewerkstelligt  hat. 

Da  die  Ausführung  dieses  Verfahrens  selbst  in  mebier  Gegenwart  durch 
Hsrm  Dr.  Beissig  stattfand,  so  bezeuge  ieb  ihm  hiermit  gerne,  dass  dasselba 
nicht  nur  sicher  zum  Ziele  führt,  sondern  auch  leicht  und  In  sehr  kurzer  Zeit 
auszufüliren  ist,  und  dass  ferner  die  Mehrkosten  dieser  neuen  Methode  der 
Entschwefelung  gegen  das  gewöhnliche  Auswaschen  nur  höchst  unbedeutend  sind. 

Heidelberg,  den  28.  Juni  1864.  Dr.  L.  Carius, 

Professor  der  Chemie. 

Die  Untersehrilt  des  Herrn  Dr.  L.  Carius,  Professors  der  Chemie,  wird 
Uermit  als  echt  gerichtUeb  beurkundet. 

Heidelberg,  den  39.  Juni  1664.  Grossh.  Badisohes  Universitäts-Amt. 

(L.  S.)  Martin. 

Von  Herrn  Dr.  W.  Reissig  habe  ich  eine  grössere  Anzahl  photographischer 
Bilder,  theils  auf  Albumitapapier,  tbeils  auf  Arrowrootpapier  erhalten,  um  die- 
selben auf  einen  Gehalt  an  unterschwefligiaurem  Nitoon  su  prüfen.  —  Die  sor^ 
filtigst  angestellte  Untenuchung  ergab  nicht  die  geringste  Spur  des  genannten 
Fixinnittels  in  den  Bildern,  aus  welchen  demnach  Herr  Dr.  Reissig  nach  ßeinem 
neo  entdeckten  Verfahren  den  Schwefelgehalt  vollstindig  entfernt  hat. 
Darmstadt,  den  10.  Juni  1864.  Dr.  Büchner, 

Professof  und  erster  Lehrer  der  Chemie  an  der 
Grossh.  hdheren  Gewerbeschule  zu  Darmstadt. 

Zur  Beglaubigung: 
(L.  S.)  I.  B.  d.  D. 

Dr.  Fischer. 

Wie  wichtig  eine  solche  Answaachmethode  itir'  die  Praxis  sein 
würde,  braucht  nicht  erst  gesagt  zu  werden.  Darch  eine  chemische, 
qualitative  oder  quantitative  Analyse  der  Papierphotographien  die 
Anwesenheit  oder  Abwesenheit  von  Spuren  unterschwefligaauren 
Natrons  au  bestimmen,  hat  indessen  seine  besonderen  Schwierigkeiten, 
dl  man  nicht  direct  auf  das  genannte  Salz  oder  auf  die  unter» 
schweflige  Säure,  sondern  auf  den  Schwefel  überhaupt  prüfen  muss 
nnd  hierbei  können  manche  Irrthtimer  passiren,  vornehmlich  beim 
Untersuchen  von  Albuminbildem ,  welche  auf  alle  FiÜle  Schwefel 
enthalten  werden.  Zwei  sich  controllirende,  quantitative  Unter- 
sochungen,  nehmlich  die  eine  von  dem  blos  albuminirten,  die 
andere  von  dem  fertig  copirten  und  ausgewaschenen  Papier,  scheinen 
bier  fast  allein  ein  Resultat  zu  versprechen,  dürften  aber  immer 
nur  von  der  Hand  eines  geübten  chemischen  Analytikers  anszu» 
ffihren  sein.  Dr.  J.  SclmailSl. 


424 


PhotographiM  ud  Ponellu,   NilcliglM  lad  nd 

kraiiuüra  Fläcken. 

Die  Tijdschrift  voor  Photographie  macht  folgende  Angaben 
betreffs  des  Anfertigens  von  Bildern  auf  Porzellan: 

Das  Stück  PorzeUan  oder  Milchglas  wird  gut  geputzt,  collodionirt 
und  gesiibert.  Dann  werden  auf  die  Ränder  Streifen  von  Karten- 
papier  gelegt  und  darauf  das  abzudruckende  Negativ.  Beide  Platten 
braucht  man  nicht  in  den  Rahmen  zu  legen,  man  kann  sie  in  der 
Hand  halten.  Man  öffnet  die  Thür  des  Dunkelzimmers  und  lasst 
das  Tageslicht  1  bis  1  Vs  Secunde  auf  die  Platte  wirken ;  das  Licht 
muss  möglichst  lothrecht  auf  das  Negativ  fallen  ond  dies  darf  nicht 
bewegt  werden.     Man  entwickelt  wie  gewöhnlich. 

(Bei  kleineren  Copien  ist  eine  Gasflamme  als  Lichtquelle  mit 
Yortheil  zu  benutzen.  Die  Belichtung  dauert  10  bis  30  Secunden; 
die  geringere  Intensität  des  Lichts,  welche  längeres  Belichten 
gestattet  ist  vortheilhaft,  da  die  Bilder  weniger  leicht  durch  lieber- 
beiichtung  verdorben  werden  können. 

Solche  Copien  mit  dickem  Gollodion  gefertigt  und  in  bekannter 
Weise  auf  Porzellanpapier  oder  weisses  Glanzpapier  übertragen  sind 
sehr  hübsch,  wenn  der  Ton  nicht  zu  kalt  ist  Die  Farbe  der 
CoUodionbilder  wird  schön  schwarz  durch  Uebergiessen  mit  schwacher 
Chlorpalladiumlösung.  Wer  mit  dem  Albuminpapier  gar  nicht  mehr 
zufrieden  ist,  sollte  einmal  versuchen,  dies  neue  Genre  von  Abdrücken 
einzuführen,  von  denen  in  der  Stunde  einige  Dutzend  fix  und  fertig 
gemacht  werden  können.  Die  Bilder  können  mit  Staubfarben  colorirt 
werden.  Lg.) 

Soll  ein  derartiger  Abdruck  auf  eine  gebogene  Oberfläche  über- 
tragen werden,  so  fertigt  man  erst  ein  Positiv  auf  Gias,  nach  der 
obigen  Methode.  Um  es  blauschwarz  zu  tonen,  kann  man  eine 
sehwache  Goldanflösung  anwenden.  Sobald  das  Bild  trocken  ist, 
überzieht  man  es  mit  dieser  Auflösung: 

1    Gramm   weisser  Guttapercha, 
200         „         Chloroform. 

Dieser  Firniss  trocknet  rasch  und  lässt  eine  dünne  Haut  zurück. 
Um  die  Ränder  klebt  man  Papierstreifen  und  lässt  dann  gut  trocknen. 
Die  trockne  Scliicht  hebt  man  mit  einer  Messerspitze  an  einer  Ecke 
auf,  lässt  einige  Tropfen  Wasser  zwischen  Bild  und  Glas  fallen ,  nnd 
legt  dann  das  Collodionbildchen  auf  die  gut  gereinigte  krumme  Fläche. 
Das  Häutchen  ist  klebrig  genug,  um  ohne  besonderes  Klebmittel 
festzuhalten.  Das  übertragene  Bild  erwärmt  man  vor  einem  offenen 
Feuer. 


425 


Auch  po0iÜTe  Abdrücke,  die  auf  dem  kSuflfch  cu  habenden 
^Uebertragongepapier^  angefertigt  worden,  kOnnen  leicht  anf  jede 
beliebige  Oberfläche  gebracht  werden.  Dag  Papier  ist  in  folgender 
Weise  zu  behandeln: 

Silberbad  von  20  %.  Man  präparirt  und  trocknet  wie 
gew5hnlieh.  Die  Expoeition  kann  nicht  zu  lang  sein;  die  Schatten 
müssen  Metallglanz  haben,  die  Halbtöne  bronzirt,  die  Lichter  hell- 
braun sein.    Vor  dem  Goldbad  sind  die  Bilder  abzuwaschen. 

Jedes  gute  Goldbad  ist  anwendbar.  Man  tont  im  Dunkeln. 
Tont  man  bis  Tiolettblan,  so  wird  das  Bild  schwarzblau;  ist  der 
Ton  beim  Herausnehmen  ans  dem  Goldbad  yiolettroih,  so  wird  er 
nach  dem  Fixiren  purpurroth.  Vor  dem  Fixiren  wascht  man  in 
destIDirtem  Wasser.  Das  Bild  beginnt  darin  schon  sich  zu  lösen. 
Zum  Fixiren  nimmt  man  eine  concentrirte  Auflösung  von  unter- 
schwefligsaurem  Natron.  Nach  10  Minuten  ist  das  Bild  fixirt  und 
wird  gut  mit  Wasser  abgespült  und  gewaschen.  Erst  wenn  man  es 
übertragen  will ,  nimmt  man  es  aas  dem  Wasser.  Im  Fixirbad  wird 
das  Hantchen  elastisch.  Die  Oberfläche,  worauf  man  das  Häufchen 
fibertragen  will,  muss  vorher  gereinigt  sein.  Das  Uebertragen 
geschieht  unter  Wasser.  Nach  dem  Trocknen  wird  das  Bild  mit 
gutem  Lack  tiberzogen.  Sollte  es  nicht  glatt  auf  der  Oberflfiche 
Hegen,  so  befeuchte  man  es  mit  einer  Mischung  von  1  Thetl 
Ivisessig  und  6  Theilen  Wasser,   und  wasche  darauf  nochmals  ab. 


Km  S^mmer-Biainiiii  lier  Eiliibirglier  pkotograpliisclieii 

Cleselhebaft.*^ 

Lustig  rasselte  an  einem  schönen  Sonnabend  des  vorigen 
Monats  der  Rosliner  Omnibns  über  die  Stidbrücke  von  Edinburgh, 
üud  nicht  geringe  Verwunderung  ergriff  die  Gemüther  der  Wanderer 
in  jener  lebhaften  Handelsstrasse  über  die  Männer,  welche  den 
Himmel  der  fraglichen  Kutsche  in  Besitz  genommen.  Offenbar 
waren  Alle  zu  einer  Lustpartie  entschlossen;  denn  Ranzen,  Gürtel, 
Binden,  Stative,  Camera's  und  ähnliches  Geräthe,  gab's  dort  in 
üeberfluss.  Aus  den  Taschen  der  Freudensucher  guckten  Flaschen 
hervor,  in  denen  ein  unschuldiger  Beobachter  sogleich  die  Chemi- 
ealien gesucht  hätte,  die  gewöhnlich  zu  photographischen  Arbeiten 
erforderlich  sind,  die  aber  der  eingeweihtere  Zuschauer  als 
fiir  einen  ganz  andern  Zweck  bestimmt  ansehen  mnsste;  denn  er 
rnnsste  in   denen,    die  den   Omnibus  in   Besitz  genommen    hatten, 


^    Th«  Britlsli  Jonnal  of  Pboiography,  Jiily  15,  1S64,  pag.  946  ff, 


426 


eine  AnEahl  Mitglieder  der  Edinborgher  photographiflchen  Gresellsdialt 
erkennen,  die  er  als  ^Trockenplaiten-Pliotograpben''  kannte,  welehe 
ihre  Chemiealien  nie  mit  sich  anfs  Land  nehmen.  So  war  «s. 
Die  Edinburgher  pbotographiscbe  Gesellschaft  wollte  ihre  erste 
Sommerversammlnng  im  Freien  halten  und  war,  mit  Camera's  ond 
Stativen  bewaffnet,  auf  dem  Wege,  den  Tag  ewischen  den  reich- 
bewaldeten Thälern  von  Hawthomden  und  BoeUn  lu  verleben. 

Während  man  naeh  dem  Wirkungsorte  hinfahr,  wurden  unter 
den  verschiedenen  kleinen  Kränzchen,  die  sich  gebildet  hatten, 
lebhafte  Gespräche  über  die  mannigfaltigen  Verfahren  und  Formen 
der  angewandten  Gamera's  unterhalten.  Aus  diesen  war  zu  ent* 
nehmen,  dass  diQ  Mehrzahl  der  Mitglieder  ihre  Platten  mit  Ale 
präser virt  hatten.  Herr  Waterston  sagte,  er  zöge  es  vor,  weil  er 
dadurch  gute  Bilder  gewänne.  Herr  Taylor  benutzte  es  wegen 
seiner  Zuverlässi^eit  und  weil  es  wenigstens  eben  so  gute  Resultate 
erzeugte,  als  auf  irgend  eine  andere  Weise  erlangt  werden  könnten. 
Herr  Bow  war  derselben  Meinung:  das  fragliche  Verfahren  sei 
einfach,  wirksam  und  sicher.  Herr  Davies  wendete  es  ebenfalls 
an;  aber  während  der  vorige  Herr  schweres  Ale  benutzte,  sog  er 
(Herr  Davies)  das  leichtere  bittere  Ale  vor,  welches  er  für  reicher 
an  Tannin  hielt.  Herr  Slight  war  ein  Anhänger  des  Fothergill- 
Ver&hrens,  durch  welches  er  stets  befriedigende  Bilder  erzielt  und 
an  welchem  er  coneequent  festgehalten  hatte.  Herr  Niool  war  bei 
dieser  Gelegenheit  ein  Tanninist  Herr  Peat  benutzte  das  Malz- 
verfahren,  Herr  Neilson  das  Honigverfahren.  Die  mannichfachen 
von  den  ttbrigen  Mitgliedern  angewendeten  „Verfahren^  konnten 
wir  nicht  ermitteln.  Jeder  war  natürlich  geneigt,  für  das  besondere 
von  ihm  angewendete  Schutzmittel  den  Vorzug  vor  allen  anderen 
in  Anspruch  zu  nehmen,  obscfaon  Alle  mit  der  kurzen  Zusammen- 
fassung des  Herrn  Nico!  (des  Vice -Präsidenten)  übereinstimmten: 
„Jedes  Verfahren  wird  gute  Resultate  geben,  wenn  man  lange  genug 
bei  demselben  bleibt,  um  seine  Eigenthümlichkeiten  kennen  zu 
lernen  und  Gewandtheit   in  seinen  Manipulationen   zu    erlangen.*' 

Von  den  Verfahrungsweisen  wendete  sich  die  Unterhaltung 
auf  die  Camera*s  und  ihre  mannichfaltigen  Vorzüge.  Wenn  wir 
erwähnen,  dass  gegenwärtig  alle  Camera*s  zusammenlegbar,  und  dass 
nicht  zwei  einander  gleich  sind,  so  kann  man  sich  einen  Begriff 
von  ihrer  Verschiedenheit  machen;  und  es  wurde  viel  Scherz  über 
die  Kosten  getrieben ,  welcher  sich  Mancher  gemacht,  der  zufällig 
eine  umfangreichere  Camera  hatte  als  sein  Nachbar. 

So  vertrieben  wir  uns  angenehm  die  Zeit,  bis  wir  am  Be- 
stimmungsorte ankamen,  wo  dann  die  ganze  Gesellschaft  sieh  in 


427 


Ueke  Partitii  trennte,  mn  die  Gefilde  zu  durchwaBdera  und  die 
nuumichfaltigeii  interessanten  Gegenstände,  denen  sie  etwa  be- 
gegneten, au  photographiren,  naclidem  anvor  eine  Stunde  festgesetat 
war,  wo  sich  Alle  im  Castle  Hdtel  zu  Roslin  yersammeln  sollten. 

Am  Abend  war  die  Wiedervereinigung  zu  Stande  gebracht; 
Herr  Kieol  wurde  auf  den  Präsidentenstuhl  berufen,  und  nachdem 
der  Tisch  abgedeckt  war,  erzählte  Jeder  die  Abenteuer,  die  ihm 
am  Tage  begegnet  Der  Eine  hatte  seine  Camera  umgestossen  und 
eine  schöne  Ansicht  verdorben  durch  einige  Damen,'  die  durchaus 
durch  ihre  Gegenwart  den  Vordergrund  schmücken  woUten.  Ein 
Anderer,  der  gesetzwidrig  die  Felder  eines  Landwirths  betreten 
hatte,  um  sich  eine  freiere  Ansicht  von  einem  besonderen  Gegen- 
stände oder  vielleicht  einen  kürzeren  Weg  nach  irgend  einem 
wünschenswerthen  Platze  zu  verschaffen,  war  mit  genauer  Noth 
davongekonmien ,  ohne  wegen  gesetzwidriger  Betretnng  fremden 
Eigenthnms  in  Yerhaft  genommen  zu  werden.  Ein  Dritter  hatte 
einen  ausserordentlich  angenehmen  Tag  verlebt,  der  nicht  schöner 
liatte  sein  können,  wenn  nur  die  Sonne  heller  geschienen  hätte,  um 
dem  Laubwerk  mdir  Effect  zu  geben,  n«  s.  w. 

Von  einem  der  Mitglieder  wurden  FortraitB  verschiedener 
Minner  auf  den  Tisch  gelegt,  deren  Namen  den  Lesern  photo- 
graphischer Journale  mehr  oder  weniger  bekannt  waren.  Darunter 
befiinden  sich  die  Herren  Fox  Talbot,  Ni^pce  de  St.  Victor,  Sir  David 
Brewster,  Rev.  J.  B.  Reade,  Shadbolt,  Simpson,  Rejlander,  Hardwich, 
Thompson,  J.  R.  Williams,  Robinson,  Wall,  Dalhneyer,  Greenwood, 
u.  s.  w.,  u.  8.  w.  Auch  das  Bengal  Photographic  Journal  wurde 
Yorgelegt,  und  Herr  Michie,  ein  Künstler,  der  sich  der  Gesellschaft 
angeschlossen  hatte,  überreichte  die  letiste  Nummer  des  Art-Student. 

Der  Präsident  sagte,  die  Wolken  von  TabaelLsrauch,  in  welche 
manche  der  Mitglieder  eingehüllt  waren,  erinnerten  ihn,  dass  Herr 
Taylor  irgendwo  in  seiner  Tasche  einen  Aufsatz  über  die  photo- 
graphische Wirkung  des  Tabacksrauchs  hätte,  und  forderte  ihn  auf, 
denselben  vorzulesen. 

Herr  Taylor  las  dann  folgenden  Aufsatz  vor: 

ITeber  Tabaokranohen  und  Photographie. 

Da  manche  Leute  sich  vorstellen,  dass  Tabacksrauch  einen 
nachtheiligen  Einfluss  auf  lichtempfindliche  Oberflächen  ausübe,  so 
lassen  Sie  uns  einige  Minuten  auf  diesen  Gegenstand  eingehen  nnd 
die  Frage  untersuchen  —  ob  es  für  einen  festen  Raucher  möglich 
ist,  ein  guter  Photograph  zu  sein? 

Wen  gibt  es  unter  uns  Trockenplatten-Photographen,  der  nicht 
wiederholt  von  seinem  Freund  nnd  Bruder  Dilettant  gebeten  worden 


428 


wäre,  ihn  za  besuchen  und  einen  Abend  bei  ihm  zu  verleben? 
„Ich  habe  einige  exponirte  Platten  gewonnen,  die  wir  entwickeln 
können,  und  einen  ausgezeichneten  Taback  und  Glenlivet^  Taback 
und  Trockenplatten  -  EntwicUung  scheinen  mit  einander  Hand  in 
Hand  zu  gehen.  Ich  sehe  im  Geiste  unsem  Freund  Nicol  sidi 
auf  diese  photographische  Operation  vorbereiten.  Wenn  der  gelbe 
Schirm  gehörig  über  der  Lampe  angebracht  ist,  sieht  man  eine 
Wolke  über  sein  gewöhnlich  ruhiges  Gesicht  hinziehen;  und  auf 
die  wichtige  Frage:  ,.Haben  Sie  vergessen  etwas  PyrogaUussäure 
zu  bringen ?''  werden  wir  belehrt,  dass  es  eine  viel  ernstere  An- 
gelegenheit gebe:  „er  kann  seine  Pfeife  nicht  finden I^  Nachdem 
dieser  wichtigen  Sache  abgeholfen  ist,  werden  Wolken  fortgeblasen, 
der  Plattenkasten  und  die  Chemiealien  her  beigebracht,  und  die  auf 
der  Oberfläche  der  Platten  lauernden  verborgenen  Bilder  schnell 
zum  Vorschein  gerufen. 

Man  fragt  bisweilen,  ob  Tabacksrauch  auf  eine  sehr  empfind- 
liche Oberfläche,  wie  die  einer  coliodionirten  Platte  ist,  keinen 
zerstörenden  Einfluss  ausübt.  Jeder,  der  am  Ende  eines  schönen 
Sommertages  im  Innern  von  Freund  Galloway*»  Entwicklungszimmer 
gewesen  ist,  wird  keine  Schwierigkeit  finden,  die  Frage  verneinend 
zu  beantworten.  Galloway  ist  ein  erfahrener  Arbeiter  und  hat, 
wie  die  Mappen  seiner  Freunde  bezeugen  können,  im  Trocken- 
plattenverfahren  höchst  günstige  Resultate  erzielt  Ich  kann  nicht 
sagen ,  ob  er  jemals  versucht  hat,  eine  Platte  ohne  den  Beistand 
seiner  Pfeife  zu  entwickeln,  aber  ich  weiss,  dass  manche  seiner 
schönsten  Bilder  in  Gegenwart  so  dichter  Rauchwolken  für's  Auge 
in's  Dasein  getreten  sind,  dass  das  directe  Licht  der  Sonne  kanm 
in's  Zimmer  eindringen  konnte.  Als  ich  ihn  einmal  fragte ,  ob  er 
von  der  Gegenwart  so  ungeheurer  Massen  von  Tabacksrauch  keine 
üblen  Wirkungen  zu  erwarten  habe,  antwortete  er:  „Nun  jal  der 
Rauch  kann  so  dicht  sein,  dass  ich  sogar  die  Platte  nicht  mehr 
sehe,  und  das  wäre  doch  eine  wichtige  Sache;  sonst  aber  kenne 
ich  keinen  Uebelstand.^ 

Um  diese  Frage  so  weit  als  möglich  zu  prüfen ,  brachte  idh 
neuerlich  dichte  Dämpfe  von  Tabacksrauch  in  einen  Kasten ,  in 
welchem  zwei  Dr.  HiU  Norris'sche  Platten  lagen  —  die  eine  war 
exponirt,  die  andere  nicht  Diese  wurden  mit  zwei  anderen  Platten 
vergUchen,  die  ein  solches  Dampfbad  nicht  durchgemacht  hatten. 
Es  war  nicht  möglich,  einen  Unterschied  zwischen  ihnen  zu  finden. 
Der  Schluss  lautet  also,  dass  wenigstens  massiger  Tabacksraach 
keUie  üblen  Wirkungen  aof  empfindliche  Glasplatten  ausübt  Dsb 
Experiment  wurde  verändert,  indem  ich  metirere  grosse,  vorher  mit 


429 


Nicotindl  gesättigte  FlaehsbÜBchel  mSssig  nahe  an  eine  empfindliche 
Platte  legte,  die  eine  halbe  Stunde  zuvor  iilr  ein  Transparentbild 
exponirt  worden  war.  Das  Resaitat  fiel  gleichfalls  für  die  Raucher 
erfreolich  aus  —  es  war  keine    Verschlechterung  wahrzunehmen. 

Die  Sache  ist  noch  lange  nicht  abgemacht«  wenn  nicht  die 
folgende  Frage  erörtert  wird:  Wenn  man  sieht,  dass  Tabacksrauch 
keine  schätzbar  üble  Wirkung  ausübt,  kann  man  sagen,  dass  er  in 
irgend  einem  Sinne  eine  gute  Wirkung  äussere?  Bei  der  Beant- 
wortung lässt  sich  fragen:  Worin  liegt  das  grosse  Geheimniss  bei 
der  Entwicklung  der  Trockenplatten?  Liegt  es  nicht  darin,  dass 
man  alle  ungebührende  Eile  vermeidet  und  buchstäblich  einen 
Ueberfluss  an  Zeit  auf  die  Operation  verwendet?  —  Es  ist  von 
höchster  Wichtigkeit,  dass  man  die  Entwicklang  nicht  erzwingt, 
indem  man  der  schwächeren  Liösong,  die  etwas  mehr  Zeit  erfordert, 
reichliche  Dosen  salpetersaurer  Silberlösung  substituirt.  Die  erstere 
Lösung  gibt  ein  Bild  voll  sanfter  Detuls  anstatt  eines  Machwerks 
voller  Härte,  mit  stark  markirten  schneeweissen  Stellen  durch  alle 
Bäume  und  Gräser  hin  —  der  gewöhnlichen  Wirkung  einer  zu 
schnellen  Entwicklung.  Eine  nervenschwache,  reizbare,  angeduldige 
Individualität  begeht  leicht  diesen  Fehler;  man  lasse  aber  einen 
solchen  Arbeiter,  ehe  er  seine  Pyrogallussäurelösung  anzuwenden 
beginnt,  seine  Meerschaum-  oder  Thonpfeife  in  den  Mund  nehmen, 
und  die  angenehmen,  lieblichen,  beruhigenden  Einwirkungen  d^ 
edlen  Krautes  —  der  dadurch  erzeugte  iräumerische  Zustand  sanfter 
Ruhe  —  zerstören  alle  Neigungen  zur  Ungeduld  und  machen  ihn 
vollkommen  gleichgültig,  ob  seine  Platte  zwei  oder  zwanzig 
Minuten  zur  Entwicklung  braucht.  Er  hat  für  den  Augenblick  eine 
andere  Beschäftigung  bekommen,  vermöge  welcher  er  im  Stande  ist 
mit  aller  nöthigen  Geduld  zu  warten. 

Da  diese  Bemerkung  mehr  andeutend  als  erschöpfend  sein  soll, 
so  verlasse  ich  jetzt  die  Nicotiana  tabacum,  die  beiläufig  gesagt, 
zo  einer  verdächtigen  Familie  —  zur  Klasse  der  Solanaceen  — 
gehört. 

Die  in  dem  Aufsatz  ausgesprochenen  Ansichten  schienen  bei 
allen  Anwesenden  Gefallen  zu  finden,  und  die  meisten  von  ihnen 
bliesen  denselben  ihren  Beifall  zu. 

Die  Nacht  war  vorgerückt  und  die  Gesellschaft  ftihr  wieder 
nach  Ebuse.  Sie  hatte  einen  so  angenehmen  Tag  verlebt,  dass 
sie  einmüthig  beschloss,  sobald  es  sich  passte,  eine  zweite  Ezcursion 
zu  machen. 


430 


Vie  chenkckeB  Wirkugen  ies  Lichts  auf  Reagentien  sind  bei  der 
analytischen  Chemie  nicht  ausser  Acht  zu  lassen.  Pettenkofer  hatte 
gefonden,  dass  sich  yerdünnte  Eieestture  nicht  onveränderi  hlit, 
sondern  mit  der  Zeit  schwächer  wird.  Dr.  Mohr  findet  mit  Witt- 
stein, d^uss  dies  nur  durch  den  Einfluss  des  Lichtes  geschieht,*) 
und  dass^  wenn  man  die  Kleesäure  in  undurchsichtigen  Gefässen 
bewahrt,  sie  ganz  unverändert  im  Titre  bleibt.  Bekanntlich  ist 
das  kleesaure  Eisenoxyd  von  Draper  als  photometrische  Substanz 
empfohlen  worden.  In  der  That  kommen  hier  zwei  Eigenschaften 
zusammen,  die  sich  addiren.  Die  Eleesänre  ist  eine  Substanz, 
welche  Sauerstoff  aufnehmen  kann,  und  das  Eisenoxyd  eine  solche, 
welche  ihn  abgeben  kann.  Unter  dem  Einfluss  des  Lichtes  geht 
diese  Wirkung  so  rasch,  dass  in  kurzer  Zeit  gelbe  Crystalie  von 
kleesanrem  Eisenoxydul  entstehen,  und  Kohlensäure  entwickelt 
wird.  Die  Kleesäure  allein  ist  minder  empfindlich  gegen  das  Licht, 
aber  bei  der  scharfen  Probe  von  Pettenkofer  noch  fühlbar,  be- 
sonders in  schwacher  Lösung.  Bei  der  concentrirten  Normallösung 
und  dem  weniger  empfindlichen  alkalimetrischen  Verfahren  konnte 
dies  bis  jetzt  nicht  wahrgenommen  werden.  Eine  gleichartige  Er- 
scheinung zeigt  das  Kaliumeisencyanid.  Die  Lösung  dieses  Salzes, 
welche  man  verdünnt  bei  der  Efsenbestimmung  durch  ChronEisinre 
gebraucht,  verdirbt  sehr  bald,  setzt  einen  blauen  Niederschlag  ah, 
und  enthält  nachher  Cyanür  und  Cyanid,  wodurch  die  unange- 
nehmsten Täuschungen  entstehen.  Wenn  man  die  verdünnte 
Lösung  mit  ihrem  Pipettenstöpsel  in  eine  Pappschachtel  setzt,  und 
oben  über  noch  einen  dicken  Ring  Papieres  legt,  so  hftlt  sie 
sich  sehr  lange  ohne  Absatz  und  Farbenveränderung.  Für  %  Jahr 
bftbe  ich  schon  Erfahrung.  Auch  die  alkalische  weinsaure  Kupfer- 
lösung  überzieht  sich  an  der  Lichtseite  mit  einem  Panzer  von 
Kupferoxydnl ,  und  muss  im  Dunkeln  aufbewahrt  werden.  Das 
unterschwefligsaure  Natron  habe  ich  stark  in  Verdacht,  deshalb 
im  Dunkeln  aufbewahrt  und  meine  Beobachtungen  dadurch  unter- 
brochen. 

VarstelliBg  einger  Brensabe.  Henner  und  Hohenhauser  halten 
die  von  Klein  vorgeschlagene  Methode**}  für  nicht  geeignet  zur 
fabrikmässigen  Darstellung  von  Brom  verbin  düngen  und  empfehlen 
folgendes  Verfahren.  Man  füllt  einen  grossen  Ballon  mit  Wasser 
und  fügt  eine  beliebige  Menge  crystallisirten  Barythydrats  und 
Brom  zu  100 — 200  Grammen  hinzu.  Beim  Schütteln  verschwindet 
letzteres  fast  augenblicklich,  so  dass  sich  die  Flüssigkeit  nach  einem 
Zusatz  von  ^1^  Kil.  Brom  in  kaum  10  Minuten  entfärbt,  wenn 
Barythydrat  im  Ueberschuss  vorhanden  ist.  Nun  filtrirt  man  die 
foirblose  Flüssigkeit  vom  Bodensatze  ab,  der  aus  Barythydrat  und 
etwas  bromsaurem  Baryt  besteht,  wascht  diesen  gut  aus,  dampft 
die  Flüssigkeit  ein,   bis  sich  Crystalie  auszuscheiden  anfangen  und 


*)    Zeitschrift  f.  utal  Chemie  yon  Fresenins.  Bd.  m.  1.  Heft. 
•♦)    Photogr.  Archiv  Nr.  54,  8.  188. 


4SI 


tatet  danB  Alkobpl  von  90%  sn.  Dt»  Brombaryun  löst  sieh 
gane  auf,  während  der  bromsaure  Baryt  ungelöst  bleibt.  Man 
destiUirt  deo  Alkohol  ab  und  Ifisst  das  Brombaryam  cryetallifliren. 
Aus  1  KU.  Brom  erhält  man  eirca  1600  Grammen  Brombaryav, 
währead  die  Theorie  1850  Grammen  verlangt.  Der  Verlust  rührt 
daher,  dass  sich  ein  Theil  bromsauren  Baryts  gebildet  bat,  der 
äcb  aber  bei  längeren  Operationen  durch  Glühen  mit  Kohle  leicht 
in  Broaibaryum  verwandeln  lässt.  Diese  Darstellung  ist  ptkuniir 
sehr  vortheilhaft,  da  (^stallisirtes  Barythydrat  sehr  billig  zu 
habeo  ist.  Auf  dieselbe  Welse  bereitet  man  Bromcaldum,  indem 
man  Kalkmilch  mit  Brom  schüttelt.  Die  Reinigung  ist  dieselbe 
wie  die  bei  Brombaryum  angegebene.  Auch  das  Bromstr^tiumv 
welobes  aber  in  der  Industrie  zu  wenig  Anwendung  hat,  wird  sich 
auf  ähnlicbe  Weise  darsteUen  lassen. 

(A.  Buehner's  Rep.  1864,  ptg.  2S0.) 

Ifaehweisug  des  Albuiins.  Durch  Lightfoot  wurde  früher  darauf 
aufmerksam  gemacht,  dass  der  Kampher  ein  sehr  empfindliches 
Reagens  auf  Albumin  seL  Diese  Notiz  veranlasste  Lienau,  weitere 
Versuche  über  das  Verhalten  einiger  Kohlenwasserstoffe  gegen 
Albumin  anzustellen.  Verursachte  der  Kampher  in  wässeriger 
L6snng  eine  Coagalation  des  Albumins,  könnten  da  Kohlenwasser- 
stoffe nicht  eine  ähnliche  Reaction  hervorbringen?  Um  diese  Frage 
KU  beantworten,  wurde  ein  Tropfen  Eiweiss  (vom  Hühnerei)  in  8 
Unzen  Wasser  gelöst,  von  dieser  Lösung  eine  Portion  von  2  Unzen 
abgezweigt  und  letzterer  2 — 3  Tropfen  Terpentinöl  zugesetzt. 
Anfangs  erschien  die  Flüssigkeii»  opalisirend,  Jedoch  nach  einigen 
Secnnden  schied  sich  die  geringe  Menge  Eiweiss  aus  der  Lösung 
coagulirt  in  Fasern  ab.  Gleiche  Erscheinung  riefen  in  derselben 
Lösung  Petroleum,  Bergamottöl ,  Gitronenöl ,  Cajeputö] ,  Rosmarinöl, 
PfefferminzÖl ,  Krauseroinzöl  u.  a.  m.  hervor,  so  wie  aromatische 
destillirte  Wässer,  wie  Pfefferminzwasser,  Kamillenwasser,  Melissen- 
wasser. Hieraus  folgt,  dass  man  sich  statt  des  Karophers  mit 
gleichem  Vortheile  der  ätherischen  Oele  bedienen  kann,  das  Albumin 
nachzuweisen.  Die  Empfindlichkeit  der  Reaction  geht  ans  folgendem 
Versuche  hervor:  Ein  kleiner  Tropfen  Eiweiss  wurde  in  8  Unzen 
Wasser  gelöst,  von  dieser  Lösung  ^a  V^^^  abgenommen  und  mit 
1  ^2  Unzen  Wasser  verdünnt.  Diese  verdünnte  Eiweisslösung  wurde 
mit  2  Tropfen  Bergamottöl  versetzt  und  geschüttelt.  Nach  Verlauf 
einer  kurzen  Zeit  bildeten  sich  die  faserigen  Coagulationsproducte 
und  schwammen  in  der  Flüssigkeit.        (Pharm.  Centialh.  1864.  Nr.  22.) 

ttewinug  des  LltUans  aus  Lepidalith.  Reichardt  empfiehlt  die 
folgende  von  Lehmann  vorgeschlagene  Methode:  Das  möglichst 
fein  gepulverte  Mineral  wird  mit  concentrirter  Schwefelsäure  zu 
einer  so  dicken  Masse  angerührt,  dass  man  backsteinähnliehe 
Stüeke  daraus  formen  kann;  dieselben  werden  entweder  zwischen 
Kohlen  direct  oder  im  Tiegel,  oder  locker  aufgebaut  und  mit 
Kehlen  umschichtet,  geglüht,  längere  Zeit  und  nicht  m  stark. 
Sodann  wirft  man  dieselben  in  Wasser  ein,  wenn  nötbig  vorher 
n^fk  zerklefiBert,  und  laugt  damit  wiederholt  aus,    während  die 


432 


erhaltenen  Laugen  gleichzeitig  zur  Trockne  eingedunstet  werden. 
Der  Trockenrückstand  wird  hierauf  mit  Vs — V2  Gewiditstheil 
EohlenpulTer  yermengt  und  wiederum  geglüht,  um  die  schwefel- 
sanren  Saize  in  Sulfide  zu  verwandeln.  Die  gewöhnlich  geschmolzene, 
noch  stark  kohlehaltige  Masse  wird  nach  dem  Ericalten  mit  Wasser 
ausgekocht,  worin  sich  die  Sulfide  der  Alkalien  eventuell  auch  der 
alkalischen  Erden,  leicht  lösen;  das  Filtrat  wird  sehr  stark  mit 
Wasser  verdünnt  und  nun  ein  lebhafter  Strom  Kohlensäure  an- 
haltend durchgeleitet,  bis  jedenfalls  ein  Uebermass  erzielt  worden 
und  keine  merkbare  Schwefelwasserstoff-Entwicklung  mehr  stattfindet. 
Sollte  sich  hierbei  oder  bei  dem  ersten  folgenden  Erhitzen  der 
Flüssigkeit  Schwefel  und  kohlensaurer  Kalk  u.  s.  w.  abscheiden, 
so  filtrirt  man  und  verdunstet  alsdann  bis  zum  Entstehen  einer 
gewöhnlich  bald  sich  zeigenden  Orystallhaut  Nach  dem  Erkalten 
sondert  sich,  gewöhnlich  fest  an  den  Wandungen  anhaftend,  direct 
kohlensaures  Lithion  ab.  Man  erhält  mehrere  Crystallisationen; 
sollte  die  erste  Einwirkung  der  Kohlensäure  die  Sulfide  nicht  voll- 
ständig zerlegt  haben,  so  verdünnt  man  am  zweckmässigsten  von 
Neuem  und  leitet  nochmals  Kohlensäure  ein  u.  s.  w. 

(Dinglei*8  Journ.  172,  448.) 

Aeetepi  als  Ldsugsnlttel  fir  Harie^  von  Dr.  Wiederhold.  Der 
auflösenden  Wirkung  des  Acetons  auf  verschiedene  Harze  hat  man 
bisher  nicht  die  Aufmerksamkeit  geschenkt,  welche  dieselbe  wohl 
verdient.  Ich  habe  in  dieser  Richtung  einige  Versuche  angestellt 
und  theile  im  Nachstehenden  die  Resultate  derselben  mit.  Von 
besonderem  Interesse  erscheint  di^  Auflöslichkeit  des  Copals  in 
Aceton.  Wenn  man  gepulverten,  bis  zur  beginnenden  Schmelzung 
scharf  gedörrten  Copal  mit  wasserfreiem  (über  geschmolzenes  Ghlor- 
caicium  rektificlrtem)  Aceton  übergiesst  und  tüchtig  schüttelt,  so 
tritt  schon  in  der  Kälte  eine  Lösung  des  Copals  ein.  Bei  dieser 
Behandlung  bedarf  1  Gewichtstheil  Copal  ungefähr  2,8  Gewichts- 
theile  Aceton  zur  völligen  Auflösung.  Man  erhält  auf  diese  Weise 
einen  geistigen  Copalfimiss,  welcher  beinahe  augenblicklich  trocknet 
und  das  Harz  in  einer  dauernden  und  glasähnlichen  Glanz  be- 
sitzenden Form  ausscheidet.  —  Eine  copalreichere  Lösung  kann 
man  —  da  von  der  Anwendung  künstlicher  Wärme  zur  Beförderung 
der  Auflöslichkeit  wegen  der  Flüchtigkeit  des  Acetons  wohl  abge- 
sehen werden  muss  —  sehr  gut  dadurch  erreichen,  dass  man  einen 
Theil  des  Acetons yius  der  kalt  bereiteten  Auflösung  abdestUlirt^ 
Es  lässt  sich  auf  drese  Art  merkwürdigerweise  eine  beinahe  syrup- 
dicke  Lösung  erhalten,  ohne  dass  sich  Copal  abscheidet.  Verdunstet 
man  das  Aceton  vollständig,  so  scheidet  sich  der  Copal  in  einer 
Form  ab,  in  welcher  er  beim  Wiederzubringen  von  Acetcm  viel 
leichter  löslich  ist,  als  der  ursprüngliche  gepulverte  Copal.  Durdi 
Verdünnung  der  syrupdicken  Lösung  mit  Aceton,  sowie  andererseiti 
durch  theilweise  Verdunstung  des  Acetons  aus  der  kalt  bereiteten 
Lösung  kann  man  sich  daher  einen  geistigen  Copalfirniss  von  be- 
liebiger Consistenz  herstellen.  Solcher  Fimiss  eignet  sich  vorzüglich 
zum  Ueberziehen  von  Landkarten,  als  Möbellack  u.  s.  w.,  überhaupt 
da,  wo  ein  schnell  trocknender,   nicht   biegsamer  Firaiss  erfordert 


438 


wird.  Für  elMÜBche  Gegenstände  kAnn  derselbe  keine  Anwendung 
finden,  weil  das  Copalharz  für  sich-  zu.  spröde  ist  nnd  beim  Biegen 
lerspringt.  In  Beziehung  auf  Sehellack  lassen  sich  keine  aligemein 
gflltigen  Resnltaie  erhalten,  weil  die  —  namentlich  jetzt  —  im 
Handel  vorkommenden  Schellacksorten  sich  so  ausserordentlich  ver* 
schieden  gegen  Auflösungsmittel  yerhalten.  Ein  verhältnissmässig 
sehr  günstiges  Resultat  erhielt  ich  bei  einem  Master  von  gebleichtem 
Sehellack«  Ein  Gewichtstheil  Schellack  bedurfte  zur  Auflösung 
Ifi  Gewichtstheile  Aceton,  wobei  ein  dicker  ölartiger  Fimiss  er- 
halten wurde.  Eine  andere  Probe  löst  sich  dagegen  gar  nicht, 
bei  einer  dritten  wurde  1  Gewichtstheil  gebleichten  Schellacks  von 
3}5  Gewichtstheilen  Aceton  aufgelöst  Am  grössten  scheint  das 
Auflösungsvermögen  des  Acetons  fUr  Mastix  und  Sandarak  zu 
sem.  Beide  Harze  lösen  sich  in  ansserordentlich  grosser  Menge 
DDd  rasch  in  der  Kälte  auf.  Man  erhält  sehr  dicke  Firnisse  von 
der  Ck>nsistenz  des  Leinölfirnisses,  die  sich  natürlich  bis  zu  dem 
gewünschten  Grade  verdünnen  lassen  und,  wenigstens  die  Mastix* 
iösung,  einen  sehr  guten  Glanzlack  liefern.  Dammar,  Bernstein 
nnd  Kautschuk  werden  dagegen  nur  in  ganz  unerheblicher  Menge 
gelöst.  Der  industriellen  Anwendung  des  Acetons  steht  im  Augen- 
blick noch  der  hohe  Preis  desselben  entgegen.  Man  darf  aber 
wohl  mit  Recht  annehmen,  dass  derselbe  vorzüglich  seinen  Grund 
in  dem  Umstände  hat,  dass  das  Aceton  bisher  keine  Anwendung 
im  Grossen  erfuhr,  dass  aber  mit  derselben,  ähnlich  wie  es  bei 
anderen  Körpern,  dem  Phosphor  beispielsweise,  der  Fall  war,  seine 
Herstellungskosten  erheblich  reducirt  werden.  Sollte  das  Aceton 
SU  einem  entsprechend  billigen  Preise,  woran  wir  nicht  zweifeln, 
hergestellt  werden,   so   würde   sich   bald    eine   neue   Klasse   von 

geistigen  Firnissen,  die  Acetonfirnisse ,  in   die  Industrie  einführen. 

(Neues  Qewerbebl.  f.  KurbeBsen.  1S64,  8.  881.) 

Lniig's  flttUeser  fimiss.  Man  löse  126,7  Gramm  Schellack 
in  1  Liter  rectificirtem  Weingeist,  koche  einige  Minuten  lang  mit 
253,4  Gramm  gut  gebrannter  und  frisch  erhitzter  thierischer  Kohle 
(die  man  von  Bailey  in  Wolverhampton  beziehen  kann).  Dann 
wird  ein  geringer  Theil  der  Lösung  filtrirt,  und  wenn  er  nicht 
farblos  ist,  presse  man  die  Flüssigkeit  durch  ein  Stück  Seiden- 
zeng  und  filtrire  dann  durch  feines  Löschpapier.  Diese  Art 
Fimiss  wird  in  einem  vollkommen  staubfreien  Zimmer  mit  einer 
Temperatur  von  wenigstens  60^  Fahr,  benutzt.  Er  trocknet  in 
wenigen  Minuten.  Er  lässt  sich  besonders  zu  Zeichnungen,  und 
Abdrücken  anwenden,  die  geleimt  worden  sind,  und  kann  vor- 
theilhaft  auf  Oelgemälden  benutzt  werden,  die  völlig  hart  und 
trocken  sind,  da  er  die  Farben  mit  dem  reinsten  Effect  hervortreten 
Üsst  Diese  Eigenschaft  verhindert  ihn,  die  Vergoldung  zu  ver- 
donkeln  und  macht  ihn  zu  einem  werthvoUen  Fimiss  für  jede  Art 
Leder,  da  er  der  Wärme  der  Hand  nicht  nachgibt  und  der  Feuch- 
tigkeit widersteht,  die  das  Leder  dem  Verschimmeln  unterwirft. 
Er  lässt  sich  in  sehr  zahlreichen  Fällen  und  in  der  That  zu  allen 
Zwecken  der  besten  Spiritusfimisse  mit  Nutzen  anwenden. 


434 


£iiieD  gew9hn)iclien  LaekfirniM  haon  m4n  dadorch  herstelleo, 
das8  man  202,7  Gramm  klargekörnten  Laek  in  1  Liter  WelBgeiBt 
in  einer  welthalsigen  Flasche  digerirt,  2 — 3 'Tage  lang  an  eiDen 
warmen  Ort  aufbewahrt  und  ron  Zeit  zu  Zeit  Bchüttelt  Wenn 
der  Lack  aufgelöst  ist,  flltrirt  man  durch  Flanell  in  eine  andere 
Flasche,  wo  er  dann  benutzt  werden  kann.       (The  BritiA  Joumii.) 

Bereiting  eines  gntei  KlebMltteh^  von  £.  A.  Gummi.  Man 
nimmt  1  Pfund  feinstes  arabisches  Gummi  und  löst  dasselbe  in  2 
Litern  Wasser  voUständig  auf;  dann  weiden  2  Loth  oatindiscbe 
Hausenblase  in  1  Liter  kochenden  Wassers  gut  aufgelöst  und  der 
Auflösung  des  arabischen  Gummi's  wann  beigemischt  und  wohl 
durcheinandergerührt.  Vor  der  Erkaltung  muss  man  die  Auflösnog 
gut  filtriren,  um  alle  Unreinigkeiten  zu  beseitigen.  Wenn  dies 
geschehen  und  die  Auflösung  vollständig  erkaltet  ist,  legt  man 
einen  Bogen  Seidenpapi<er  tob  feinster  Qualität  auf  eine  weieke 
glatte  Unterlage,  nimmt  einen  feinen  breiten  Haarpinsel  und  be- 
streicht mit  der  beschriebenen  Auflösung  das  Papier  so,  dass  keine 
Stelle  leer  bleibt.  Darauf  bringt  man  den  bestrichenen  Bogen 
möglichst  behutsam  von  der  Unterlage  weg  und  legt  ihn  flach  anf 
einen  Bogen  weissen  Fliesspapiers  und  lässt  ihn  darauf  trocknen. 
Sobald  der  erste  Ueberzug  gut  getrocknet  ist,  macht  man  aof 
gleiche  Weise  wie  das  erste  mal  mit  derselben  Auflösung  einen 
zweiten  Ueberzug,  den  man  gut  trocknen  lässt,  ehe  man  den  Bogen 
in  ein  beliebiges  Format  zerschneidet  Bei  dem  Ueberstreichen  des 
Papiers  muss  man  sehr  vorsichtig  au  W^ke  gehen,  weil  dieBtt 
feine  ungeleimte  Papier  leicht  durchschlägt  und  dann  auf  der  Ruck« 
Seite  anklebt,  wodurch  ein  grosser  Thell  des  Bogens  uubrauehbair 
werden  kann.  Ebenso  schiebt  sich  dieses  feine  Pi^iier  leicht  su- 
sammen,  und  beim  geringsten  Luftzug  klebt  es  gleich  so  zusammen, 
dass  der  ganze  Bogen  unbrauchbar  wird. 

(BaaerUch.  Kuust-  u.  Qewerbeblatt.  1864.  8.  298.) 


Dieser  Nummer  ist  ein  Portrait  des  um  die  Photographie  hoch- 
verdienten Herrn 


William  Fox  Talbot 


beigelegt.  Eine  kurze  Biographie  folgt  in  einer  der  nächsten  Num- 
mern. Das  Clich^  verdankt  die  Redaction  der  Gefälligkeit  de« 
Herrn  Greenwood  in  London. 


AU«  Briefe    and  MittheiiungeD    för  die  Bedactiou    Bind    ab    den    HerMiiseber, 
Peol  B.  Lieicgang  in  Elberfeld,  in  ricbten. 


Oedmrkt  bei  Sum.  Lnoi  In  KltorrfMd- 


William  Henry  Fox  Talbot 

geboren  1800  io  Mellmry  Honse,  Dorsetsliire. 


(Beilage   inin    „PhotagraphJBchen  Archiv",    10.    October    1664.) 


Photographisches  Archiv. 


BiMid  IT.  ->  TSw.  miB.  —  i.  ümwemtUmr  WA. 


Nq^atiTe  Bilder  ohne  Herromfug« 

In  Nr.  58  des  Archivs  beschrieben  wir  ein  neues  Verfahren, 
ohne  Anwendung  eines  Silberbades  empfindliche  Platten  zu  negativen 
Anfnaliinen  herzusteUen.  Gesättigte  Auflösung  von  Jodsilber  in 
gesättigter  Auflösung  von  Jodlcalium  wurde  in  RohcoUodion  ge* 
tröpfelt,  bis  dies,  auf  Glas  gegossen,  eine  sahnige,  nicht  zn  durch- 
sichtige Schicht  gab.  Die  Schicht  wurde  mit  Wasser  abgespült 
und  darauf  mit  Tanninlösung  begossen.  Nach  der  Belichtung  wurde 
mit  Eisen  entwickelt  Wir  haben  seitdem  noch  mehrere  Aufnahmen 
nach  dieser  Methode  gemacht ,  die  sehr  schön  ausgefallen  sind.  — 
Das  Entwidceln  gelang  sowohl  mit  Eisenlösung,  wie  mit  saurer 
Pjrogaliussäure ,  selbstverständlich  mit  Zusatz  Ton  Silbemitrat. 
Zum  Entwickeln  mit  Eisen  kann  ich  eine  Auflösung  Ton  1  Gramm 
Eisenvitriol  und  1  Gramm  Weinsteinsäure  (oder  2  Gramm  Citronen- 
sSore)  in  50  Gramm  Wasser  empfehlen. 

Einige  englische  Photographen  haben  unsere  Versuche  wieder- 
holt und  sehr  günstige  Resultate  erhalten,  sowohl  mit  saurer  wie 
alkalischer  Pyrogallussäureentwicklnng.  Unser  geehrter  College 
Herr  Wharton  Simpson  schlägt  eine  Vereinfachung  vor,  nämlich 
die  Jodsilberplatte  nicht  zu  waschen,  sondern  in  eine  Tanninlösung 
zn  tauchen. 

Es  ist  also  durch  diese  Versuche  nachgewiesen,  dass  das 
Silberbad  nicht  unumgänglich  nöthig  ist;  mehr  noch  überraschte 
68  uns,  als  wir  vor  einigen  Tagen  beim  Oeffnen  der  Cassette  auf 
einer  Platte,  die  wir  entwickeln  wollten,  ein  kräftiges  klares  Negativ 
entdeckten,  das  kaum  einer  Verstärkung  bedurfte.  Das  Bild  iprar 
übrigens  nicht  ohne  Hervorrufang  erhalten,  diese  hatte  viefanehr 
gleichzeitig  mit  dem  Belichten   stattgefunden.    Wir  stellten  nämlich 

21 


436 


Versuche  über  die  Wirkung  vorschiedener  Stoffe  an,  wenn  man  sie 
mit  der  auf  einer  gewöhnlichen  empfindlichen  Collodionplatte  be- 
findlichen Silberlösung  mischt.  Eine  Auflösung  von  1  Gkamm 
Pyrogallussäure  in  250  Gramm  Wasser,  mit  10  Gramm  Eisessig 
versetzt  wurde  auf  die  gesUberte  Schicht  gegossen,  nachdem  diese 
afaigetropft  war;  die  Flüssigkeit  wurde  in  ein  reines  Schälehea 
zurück-  und  mehrmale  ^eder  Aufgegossen.  Nach  der  Beliditanf 
in  der  Camera  obscura  war  das  Negativ  schon  kräftig  vorhandeDi 
und  bedurfte  nur  einer  sehr  geringen  Verstärkung  mit  obiger  Lösang 
und  einiger  Tropfen  Silberlösung.  Auch  mit  Eisenlösung  (1  Theil 
Eisenvitriol,  1  Theil  Weinsteinsäure  und  100  Theilen  Wasser)  und 
Silberlösung,  ohne  vorheriges  Abspülen  liess  sich  das  Bild  sehr 
intensiv  kräftigen.  Die  auf  diese  Weise  gewonnenen  Negativa 
besitzen  werthvolle  Eigenschaften;  sie  sind  äusserst  klar,  fein  und 
rein.  Das  Collodion,  womit  wir  diese  Aufnahmen  gemacht  haben, 
ist  ziemlich  dick,  und  stark  jodbroroirt;  Silberbad  von  10  %,  frisch. 
Später  •  wiederholten  wir  diese  Experimente  mit  einem  ziemlich 
dünnen  jodirten  Collodion  (englischen  Ursprungs,  von  Huggon), 
erhielten  aber  nicht  die  Intensität,  wie  mit  dem  dicken  Collodion, 
wenngleich  wir  länger  belichteten. 

Ganz  ähnlich  wie  die  Pyrogallussäure  wirkt  die  Auflösung  des 
gallussauren  Bleioxyds  in  Essigsäure,  und  Tanninlösung. 

Die  Bilder,  bleiben  wie  gesagt,  äusserst  klar,  und  ähneln  in 
dieser  Beziehung  den  mit  saurer  Lösung  entwickelten  Tanninplattea. 
Der  Niederschlag  ist  sehr  dunkel,  so  dass  die  Negative,  wie  man 
sie  aus  der  Cassette  nimmt,  sehr  hübsch  und  sauber  aussehen. 

Soweit  unsere  Versuche.  Nun  wollen  wir  sehen,  welche  Vor- 
theile  sich  aus  dieser  Methode  etwa  ziehen  lassen.  Denken 
wir  uns  die  Aufnahme  von  leblosen  Gegenständen,  vielleicht  bei 
schwachem  Licht.  Ein  gelbes  Fensterchen  in  der  Seitenwand  der 
Camera  angebracht,  wird  uns  gestatten,  das  Kommen  des  Bildes 
zu  beobachten,  so  dass  also  ein  Fehler  in  der  Belichtungszeit  beim 
Aufnehmen  eben  so  leicht  zu  vermeiden  sein  wird,  wie  beUn 
Drucken  der  Papierbilder.  Solarisation,  oder  Intensitätsmangel 
durch  Ueberbelichtung  ist  bei  dieser  Methode  gar  nicht  möglidh, 
sie  wird  daher  gestatten,  von  stark  conirastirten  Gegenständen 
harmonische  Bilder  zu  erhalten.  LiMdgftBg. 


Einiges  Aber  alkalisehe  Goldbäder. 

Vor  einigen   Tagen  hatten   wir    die  Ehre   eines  Besuchs  von 
Herrn  Professor  Charles  F.  Himes  aus  Pennsylvania,    der  im  Laofe 


437 


des  6eq)rSchs  auf  sein  bequemes  permanentes  Goldbad  aufmerksam 
maclite.    Obgleicfa  das  Verfahren  vor  längerer  Zeit  schon  einmal  in 
diesen  Blättern  mitgetheilt  wurde,  wollen  wir  doch  die  Aufmerk- 
samkeit unserer  Leser  wieder  darauf  lenken,   enoial   da  jetzt  auch 
Herr  Dr.  yan  MonekhoTen  eine  ähnliehe  Methode  empfiehlt  (man  ygl. 
d.  nftchste  Nr.).    Clüorgoldlösnng  tou  1 :  1000  wird  dorcb  kohlensaures 
Natron  schwach  alkalisch  gemacht  und   etwa  nach   einer  halben 
oder  einer  Stunde  benutzt.    Sobald  alle  Bilder  getont  sind,  säuert 
man  das  Bad  mit  einigen  Tropfen  Salzsäure  an.    Diese  saure  Lösung 
zersetzt  sich  nicht;    man   kann  sie  daher  unbegrenzt   lange  aufbe- 
wahren.   Bevor  man  sie  wieder  gebraucht,  neutralisirt  man  sie  mit 
Natron,  und  nach  dem  Gebrauch  säuert  man  sie  wieder  an.    Wenn 
sie  zu  schwach  wird,  setzt  man   etwas   frische  Chlorgoldlösung  zu* 
Es  ist  übrigens  wohl  gleich ,  ob  man  die  Salzsäure  gleich  nach 
dem  Gebrauch  zusetzt,  um  der  Entstehung  des  Goldozyduiederschlags 
vorzubeugen,  oder  erst  vor  dem  nächsten  Gebrauch,  um  das  nieder- 
geschlagenü  Goldozyd  wieder  in  Chlorgold  zu  verwandeln.    Salzsäure 
kann  man  auch  anwenden,    um  Goldbäder |    die   zwar  noch  keinen 
Niederschlag  abgesetzt  haben ,  aber  doch  das  Tonen  verweigern ,  zu 
activiren.    Es  ist  nämlich,  wie  es  scheint,  eine  Mischung  von  Chlor* 
gold  mit  einem  Anrate  am  besten  zum  Tonen  von  Albuminbildern 
geeignet    Eine  reine  Auflösung  von  goldsaurem  Kali  in  Wasser  tont 
fast  gar  nicht,  auch  das  Fordos'sche  Doppelsalz  aus  unterschweflig- 
saurem  Goldoxjdul  und  unterschwefligsaurem  Natron  übt  auf  Albumin- 
bilder fast  gar  keine  Wirkung  aus.    Beine  Chlorgoldlösung  aber  ätzt 
zo  sehr  und  erzeugt  dadurch  Masern. 

Wer  die  alten  Goldbäder  nicht  in  der  oben  beschri'^benen  Weise 
wieder  tauglich  machen ,  sondern  das  Gold  daraus  wieder  gewinnen 
will,  giesse  nicht  etwa  die  überstehende  klare  Flüssigkeit  fort,  denn 
diese  ist  stets  noch  goldhaltig. 

Albuminbilder  mit  Kalium- Goldcjanür  zu  tonen,  ist  uns  nitht 
gelungen.  Dagegen  erhielten  wir  nicht  üble  braune  Töne  in  einer 
Aoflosung  von  unterschwefligsaurer  Magnesia,  der  etwas  Chioikupfer 
zugesetzt  wurde. 

In  Betreff  der  alkalischen  Goldbäder  sei  noch  gelegentlich  mit- 
getheilt, dass  die  Erfindung  derselben  keineswegs  neu  ist,  sonderu 
schon  vor  25  Jahren  durch  Elkington  eingeführt  wurde,  freilich 
nicht  zum  Tonen  von  Photographien ,  sondern  zum  Vergolden  von 
Silber,  Kupfer,  Eisen  etc.  Die  Elkington'sche  Vorschrift  lautet  so: 
1  Theil  Goldchiorid  in  130  Theilen  dcstillirten  Wassers  gelöst  und 
mit  7  Theilen  doppeltkohlensauren  Kalis  versetzt.  Regnault  empfiehlt, 
100  Gramm  Gold  in  Königswasser  aus  250  Gramm   Salpetersäure 


438 


Yon  36  ^  und  250  Gramm  Salzsäare  zu  lösen ,  mit  einei  Auflösung 
TOD  3  Kilogramm  doppeltkohlensauren  Kalls  in  20  Litern  Wasser 
zu  mischen,  und  2  Stunden  lang  zu  kochen. 

Wer  das  alkalische  Groldbad  zuerst  in  die  Photographie  dn- 
führte ,  ist  nicht  bekannt.  Ein  Correspondent  der  Photographie  News, 
der  sich  mit  S  unterzeichnet,  beschreibt  unseres  Wissens  zuerst 
diese  Manier  in  einer  Nummer  dieses  Blattes  vom  März  1859.  Die 
Methode  hat  sich  sehr  rasch  eingebürgert  LlMegttg. 


BemerkEiigcii  aber  positiTeii  Droek  Bit  EMtwickloig« 

Gelesen  vor  der  photogr&pbischen  Gesellschaft  zu  Philadelphia^  am  4.  Mai  1664. 

Von  Carey  Lea.*^ 

Im  Laufe  einer  Keihe  yon  Experimenten  in  Bezug  auf  deo 
Druck  mit  Entwicklung  auf  einfachem  Papier  prüfte  ich  die  Wir- 
kung, die  durch  die  Einführung  verschiedener  metallischer  Salze  in 
das  Gallussäure -Entwicklungsbad  hervorgebracht  wird.  Ein  Metall 
und  nur  eins  brachte  markirte  Wirkungen  hervor.  Dies  war  Blei, 
besonders  in  der  Form  von  essigsaurem  und,  wenn  auch  in  gerin- 
gerem Grade,  als  salpetersaures  Blei.  Damals  glaubte  ich^  diese 
Beobachtung  sei  ganz  neu,  doch  habe  ich  mich  seitdem  überzeugt, 
dass  die  beschleunigende  Wirkung  der  Bleisalze  schon  bemerkt 
worden  war.  Aber  die  bisher  gemachten  Beobachtungen  waren 
sehr  unvollkommen.  Man  hat  sie,  wie  ich  glaube,  nur  auf  nega- 
tive Entwicklung  bezogen ;  die  eigentliche  Art  der  Anwendung  ist 
missverstanden  worden,  und  die  ausserordentlichen  Resultate,  die 
man  hinsichtlich  der  Verdünnung  des  Entwicklungsbades  erreichen 
kann,  hat  man  nicht  gekannt  Man  hat  die  durch  den  Zusatz  von 
essigsaurem  Blei  zur  Gallussäure  hervorgebrachte  trübe  Flüssigkeit 
angewandt,  die  mit  ihrem  Präcipitat  von  essigsaurem  Blei  angefüllt 
ist,  während  es  doch  bei  passender  Behandlung  leicht  ist,  das 
gallussaure  Blei  aufzulösen,  wo  sich  dann  erst  seine  wirkliche 
Stärke  zeigt.  Auf  diese  Weise  wird  es  möglich,  mit  einer  Gallas- 
säure  -  Lösung  zu  arbeiten ,  die  nur  Vao  ^^^  gewöhnlich  vorgeschrie- 
benen Stärke  enthält,  das  heisst,  anstatt  5  Gran  auf  die  Unze 
braucht  ein  Entwicklungsbad  nur  Vi 2  Gran  Gallussäure  zu  enthalten. 
Die  Stärke,  welche  ich  zum  Arbeiten  vorzog,  war  Va  Crran  aof 
die  Unze,  oder  ^ao  ^^^  gewöhnlichen  Stärke.  Das  Verfahren  ist 
folgendes : 


*)    The  Philadelphia  Photographer,   Vol.  I,  Nr.  7.   July  1S64,  pag.  97  f. 


439 


Um  84  Unzidn  Eotwiekkmgsbad  zu  präpariren,  nehme  man 
4  Onm  GaUnssänre,  löse  sie  in  einigen  Unsen  Wasser  auf,  seUe 
imgefiQur  V,  Unze  einer  esBigsanren  BleillJsang  von  30  Gkan  zu, 
welche  man  in  angemessener  Weise  vorräthig  halten  kann.  Es 
setzt  sich  ein  geromtener  weisser  Niederschlag  ab;  darauf  setze 
man  fissigsfiare  zu ,  bis  dieser  Niedefschlag  sich  wieder  auflöst  Da 
ieh  eine  etwas  langsame  Entwicklung  yorziehey  so  setse  Ich  etwas 
mehr  £s8^;8iare  zu,  als  zur  Herstellung  einer  yoUständigen  Lösung 
Döthig  ist;  dies  Ist  eine  Sache,  die  vom  Geschmack  des  Photo- 
graphen  abhängt  Man  filtrire  die  Lösung  und  verdünne  sie  zu 
20  Unzen.  Zu  4  Unzen  Wasser  setze  man  einige  Tropfen  Silber^ 
Utem^  und  mische  es  mit  dem  Uebrlgen.  Ich  brauche  kaum  z« 
sagen,  dass  dies  Alles  nur  unmittelbar  vor  dem  Gebrauch  des 
Bades  geschehen  darf.  Die  Lösung  von  galiussaurem  Blei  in  Essig* 
siure  wird  sich  nicht  länger  als  einige  Stunden  halten,  wo  sie  sich 
dann  von  sdbst  wieder  niederschlägt. 

Der  üblichen  Gewohnheit  entgegen  zog  ich  es  vor,  auf  Chlor- 
silber ohne  alles  Jodid  und  Bromid  zu  entwickeln.  Die  Exposition 
dauert  etwas  länger,  d.  h.  bei  gutem  zerstreutem  Licht  von  einer 
halben  bis  zu  einer  Minute;  das  ist  aber  kein  Uebelstand.  Das 
Seasibiliningsbad  kann  sehr  schwach  sein;  10  Gran  auf  die  Unze 
ist  völlig  genügend.  Benutzt  man  ein  stärkeres  Bad,  so  wird  es 
mmothig  sein,  dem  Entwicklungsbade  Silber  zuzusetzen,  wie  oben 
vorgeschrieben  wurde«  Ich  niuss  erwähnen ,  dass  meine  Experimente 
ädk  darauf  beschränkten,  Kupferstiche  von  kräftigen  Negativen  ab- 
ndrucken,  und  dass  meine  Bemericungen  über  den  Vorzug  des 
Odorsilbers  sich  nur  auf  solchen  *Druck  anwenden  lassen.  Jodid 
und  Bromid  können  ihre  Vorzüge  beim  Druck  von  Landschaften 
oder  beim  Arbeiten  mit  der  Solarcamera  haben«  Chlorid  gibt  die 
reinsten  Bilder  und  läset  sich  am  leichtesten  handhaben;  und  wenn 
die  Exposition  fortgesetzt  wird ,  bis  der  Abdruck  das  violette  Sta- 
dium dnrdigemacht  hat  und  eine  blasse  Chocoladenfarbe  erreicht 
(d.  b.  bei  einer  Exposition  von  40  bis  60  Secunden),  ist  der  feinste 
Abdruck  fast  einem  Sonnenabdruck  gleich. 

Ich  sage,  fast  gleich,  denn  meine  Folgerung  war,  dass  es 
schwierig  sei,  einen  entwickelten  Abdruck  zu  der  Vortrefflichkeit 
eines  Sonnenabdrucks  zu  bringen,  und  dass  im  Durchschnitt  der 
eine  dem  imdern  wenig,  aber  entschieden  nachstehe«*)    Hardwieh 


*}  Dies  kann  sich  nur  auf  kleinere  Bilder  beziehen,  die  besonders  scharf 
und  fein  Terlangt  werden.  Für  grosse  Äbdrficke,  Ton  einem  halben  Papierbogen 
an,  ist  in  den  meisten  Fällen  das  HerTorroftingsverfahren  viel  geeigneter  ,  da  es 
BNlkT  Rundung  nnd  Effect  gibt    (Lg.) 


440 


stellt,  wie  ich  finde,  eine  ähnliche  Bebanptuog  aaf.  Ich  athnme 
daher  nicht  der  oft  genog  ausgesprochenen  Meinnng  bei|  daas  dit 
Methode  des  Drückens  durch  Entwickinng  eines  Tags  die  andere 
verdrängen  werde.  Doch  hat  sie  unaweifelhaft  den  Vorzug  der 
Schnelligkeit  und  Wohlfeilheit  Was  die  Sohneiligkeit  betrifft,  so 
mass  ein  Photograph,  der  awei  sehr  reichliehe  EntwieUnngsbid« 
vor  sich  hat  und  einen  Knaben,  nm  das  Papier  eu  wechseln  ond 
die  Negative  zu  exponiren,  nach  meinem  Dafürhalten  im  Stande 
sein,  in  einer  Stande  von  zwei  Negativen  je  50  Abdrücke  u 
gewinnen.  Der  Voriheil  liegt  nicht  sowohl  in  der  Kürze  der  fixpo- 
sitionszi^t,  denn  diese  lässt  sich  dadurch  ausgleichen,  das«  man 
mehr  Negative  benutzt ,  sondern  darin ,  dass  man  nicht  nöthi^g  hak, 
die  Rahmen  zu  öffnen  und  den  Abdruck  zu  prüfen,  um  genaa  <tie 
nöthige  Expositionszeit  zu  treffen.  Wenn  das  Bad  eingerichtet  iit, 
um  einen  Abdruck  in  ungefähr  5  Minuten  zu  entwickeln ,  mid  die 
Bäder  umfangreich  genug  sind,  um  in  Allem  ein  Dntxend  Ab- 
drücke von  6V2  X  ^Vs  2^  fassen,  ohne  dass  sie  einander  ht- 
decken,  so  kann  der  Photograph  sie  alle  überwachen,  um  jedee 
genau  im  erforderlichen  Augenblick  heraoszuoehmen.  Dies  würde 
auf  die  Stunde  eine  noch  grössere  Anzahl  gebm,  als  ick 
oben  angegeben  habe.  Die  grössere  Wohlfeilheit  lEommt  daher, 
dass  man  eine  Sensibilirungslösung  von  nur  10  Gran  Salpeter- 
säuren Silbers  benutzen  kann,  der  ein  «ehr  schwaehes  Salsbad  ver- 
hergegangen  ist. 

Die  grosse  Verdünnung,  in  der  man  das  Bad  bei  der  ebea 
beschriebenen  Modification  benutzen  kuin,  macht  es  ohne  Uebc^ 
treibung  möglich,  reichliche  und  überflüssige  Bäder  aminwenden. 
Unter  dem  alten  System  würde  1  Unze  Gallussäure  anr  5  Bäder 
von  20  Unzen  oder  2  Bäder  von  50  Unzen  geben.  Nach  der  hier 
gegebenen  Vorschrift  wird  sie  60  der  letzteren  Bäder  oder  150  der 
ersteren  geben.  Anstatt  der  Entwicklung  des  Abdrucks  in  emer 
Papierschale,  die  man  durch  Umschlagen  der  Ränder  des  Abdracb 
selbst  herstellt ,  um  die  Gallussäure  zu  sparen ,  und  der  ängstUehen 
Ueberwachung,  um  zu  sehen,  dass  er  sich  ni^t  zusammenrollt  und 
sich  stellenweise  aus  der  Lösung  emporhebt,  benutzt  der  Photogr^li 
ein  Überflüssiges  Bad  und  wirft  es  in  dem  Augenblick,  wo  es  ver- 
dächtig wird,  weg.  In  dieser  Weise  geleitet,  ist  die  Entwicklnng 
von  Abdrücken  höchst  interessant  und  sehön. 

Wir  brauchen  kaum  zu  bemerken ,  dass  reine  Gefasse  unbedingt 
nothwendig  sind.  Die  beste  Art,  sie  zu  reinigen,  ist,  sie  mit  einem 
Stück  Baumwolle  abzureiben ,  das  mit  Jodtlnctur  angefeuchtet  ist 
Gewöhnliches  Reinigen  genügt  nicht.     Gut  ist  auch  der  Vorschlag, 


Ul 


das  Gefib»  mit  gat  geldmtein  Papier  auMuflitteniy  indem  man  dies 
la  derselben  Gestalt  xnsammenschlägt 

Was  beim  Entwicklungsverfahren  au  wünschen  bleibt »  ist  eine 
Behandlang,  welche  dem  Abdruck  im  Entwicklungsbad  eine  gute 
Farbe  gibt,  die  der  röthenden  Wirkung  des  unterschwefligsauren 
Salzes  widersteht ,  so  dass  man  die  Nothwendigkeit  des  Tonens  Ter* 
meiden  kann.  Blanquart^Evrard  benutzte  altes  unterschwefligsaures 
Natron  und  schwefeltonte  also  seine  Abdrücke.  Dessenungeachtet 
sollen  sie  sehr  dauerhaft  gewesen  sein;  sicherlich  hätte  man  ein 
solches  Resultat  nicht  von  Tomherein  erwartet  und  dies  Verfahren 
war  nicht  ohne  Weiteres  zu  empfehlen.  Könnte  man  den  Abdrücken 
im  Entwicklungsbade  eine  solche  Beschaffenheit  geben ,  dass  sie  nur 
in  frischem  unterschwefligsaurem  Natron  fixirt  zu  werden  brauchten, 
so  könnte  man  sie  sehr  wohlfeil  und  mit  grosser  Gleichförmigkeit 
herstellen )  und  wären  sie  nicht  gut  genug,  um  Liebhaber  von  Pho- 
tograplüen  zu  befriedigen,  so  könnte  man  sie  wenigstens  zu  Illustra- 
tionen für  Bücher  verwenden,  und  sie  würden  manche  der  jetzt  zu 
solchen  Zwecken  benutzten  Lithographien  und  Kupferstiche  weit 
(Ebertreffen. 

Die  hier  beschriebene  Methode,  das  gallussaure  Blei  in  Auf- 
ISsong  zu  bringen,  wird  sich  ohne  Zweifel  vortheilhaft  auf  die 
Entwicklung  von  Negativen,  sei  es  durch  das  trockne  oder  nasse 
Verfahren,  anwenden  lassen,  ein  Punkt,  über  den  ich  bis  jetzt 
noch  keine  Experimente  habe  machen  können.  Zur  Beschleunigung 
der  langsamen  Entwicklungen  bei  manchen  der  CoUodion- Albumin - 
Verfahren  würde  es  jedenfalls  sehr  nützlich  sein.  Mutin. 


Fenere  BeMerkngen  über  die  Anwendung  von  Bleisalzen 

in  Verbindung  nüt  Callnssiure. 

Qelesen  toi  der  photosraphlschen  Gesellschaft  zu  Philadelphia. 

Von  Carey  Lea. 

Ich  habe  nun  meine  Versuche  mit  dem  gallussauren  Blei  auch 
aof  das  NegaüTverfahren  ausgedehnt  •  Wird  essigsaures  Bleiozyd 
SQ  Gallussäurelösung  zugesetzt,  so  braucht  man  viel  Essigsäure 
mn  den  entstandenen  Niederschlag  aufzulösen.  Diese  ist  beim 
Entwicklen  positiyer  Copien  nicht  schädlich,  vielmehr  vortheilhaft, 
aber  beim  Entwickeln  von  Negativs  ist  sie  hinderlich.  Deshalb 
habeich  salpetersaures  Bleiozyd  anstatt  des  essigsauren  ge- 
nommen; dies  erzeugt  keinen  Niederschlag. 

FUttgxaphisekes  ArehiT.  Ir.  S9. 1.  HoTemher  1864.  21 


U2 


Die  VersQche  fielen  sehr   gut   aus;   der   neue   Entwickler  ist 
langsam  und  die  Negativs  müssen  länger  belichtet  werden,  als  mk 
Eisenentwicklung;  aber  sie  werden  äusserst  fein,  klar  und  rein. 
Man  bereite  folgende  Mischung: 

Gallussäure     ....      5  Gramm, 

Salpetersaures  Bleiozyd    50       ^ 

Wasser 500       „ 

und  filtrire  sie.  Die  Lösung  hält  sich  einige  Zeit  Man  ezponirt 
so  lange  wie  für  Pyrogallussäure-Entwiclclung.  Am  besten  arbeiten 
ein  bromjodirtes  GoUodion  und  ein  ganz  schwach  mit  Salpetersäure 
versetztes  Silberbad.  Z.  B.  man  vermische  10  Tropfen  Salpeter* 
säure  mit  1  Unze  Wasser,  und  setze  hiervon  einen  Tropfen  zq 
5  Unzen  des  Bades.  Mit  blos  jodirtem  Collodion  erhielt  ich  bei 
dieser  Entwidmung  ein  zu  hartes  Negativ. 

Um  die  Eigenthümlichkeit  dieser  Methode  kennen  zu  lernen, 
wurde  eine  Platte  mit  sehr  kleiner  Blende  42  Secunden  belichtet 
und  mit  Eisen  entwickelt;  sie  war  richtig  ezponirt  Das  Entmckeln 
dauerte  eine  halbe  Minute.  Gleich  darauf  wurde  eine  andere  Platte 
85  Secunden  belichtet  und  mit  Gallussäure  und  salpetersaurem 
Bleioxyd  entwickelt  Das  Bild  kam  langsam  und  brauchte  6  Minuten 
zur  Entwicklung.  Als  es  halb  gekommen  war,  wurde  die  Flüssigkeit 
abgegossen  und  mit  Silberlösung  (10  Gramm  salpetersaures  Silber- 
ozyd,  20  Gramm  Citronensäure ,  480  Gramm  Wasser)  venniscbt 
wieder  aufgegossen.  Nach  Verlauf  der  6  Minuten  war  der  Ent- 
wickler noch  ganz  klar,  wenn  auch  gelb  gefärbt,  würde  also  selbst 
bei  längerem  Entwickeln  keinen  Schleier  verursacht  haben. 

Von  diesen  beiden  Negativs  war  das  mit  Gallussäure  und 
Bleisalz  entwickelte  das  klarste,  reinste  und  schärüste. 


Hilitär  -  Photographie« 

Von  Capitain  van  der  Beek.*) 

Ist  die  Verstärkung  mit  der  Lösung  von  Pyrogallussäure  und 
Silber  geschehen,  so  wascht  man  die  Platte  auf  beiden  Seiten  sorg- 
fältig ab  und  übergjesst  sie  dann  mit  einer  verdünnten  Lösung  von 
Doppelt  -  Chlorquecksilber.  Das  Quecksilber  darf  nicht  zu  lange 
auf  4ie  GoUodionhaut  einwirken  können ,  weil  es  sie  in  diesem  Falle 
mit  einer  Anzahl  kleiner  Löcherchen  bedeckt,  die  der  Reinheit  des 
Negativs  sehr  schaden.    Wenn  das  Quecksilber  zu  lange  auf  der 


*)    Fortaetsung  Ton  Seite  407. 


448 


Platte  bleibt,  wird  dieselbe  ganz  und  gar  gelb.  Dies  ist  aber  bui 
Erlangong  eines  gnten  Negativs  niebt  nötbig.  Man  kann  das  QuedL- 
Silber  sicher  yon  der  Platte  entfernen,  sobald  dieselbe  einen  Anfang 
von  Gelbwerden  zeigt  Die  Platte  wiid  darauf  wieder  mit  Sorgfalt 
abgewaschen  und  zum  Schloss  mit  einer  verdünnten  Schwefel- 
ammoninmlösung  übergössen.  Bei  dieser  letzten  Operation  wird  die 
Platte  eine  matt  dunkelbraune  oder  schwarze  Färbung  bekommeui 
je  nachdem  man  sie,  mehr  oder  weniger,  mit  der  Verstärkungslösung 
von  Pyrogallussäure  mit  Silber  behandelt  hat  Die  Linien  des 
Kupferstichs  werden  sich  dann  bei  durchfallendem  Lichte  glashell 
auf  einem  matt  schwarzen  Grunde  zeichnen.  Besieht  man  die  Platte 
bei  auffallendem  Lichte,  so  mnss  sich  die  Zeichnung  so  darstelleui 
als  wäre  sie  in  den  matt  schwarzen  Grund  eingravirt 

Es  kommt  oft  vor,  dass  die  auf  diese  Weise  behandelten 
Tafeln  bei  starker  Erwärmung  über  dem  Feuer  plötzlich  vom  Glase 
ab  und  in  Stücke  springen.  Behn  Firnissen  muss  man  darauf 
anfioaerksam  sein.  Wenn  man  Spiritus -Lack  benutzt,  ist  es  daher 
besser,  die  Tafel  erst  nach  dem  Firnissen  zu  erwärmen. 

Der  Bernstein -Firniss,  der  bei  Holdrinet  in  Utrecht  zu  haben 
ist,  und  der  angewandt  wird,  ohne  die  Negative  zu  erwärmen,  ist 
deshalb  hier  besonders  zu  empfehlen.  *) 


Es  gibt  noch  eine  Bedingung,  die  beim  Copiren  oder  Reduciren 
von  Karten  u.  s.  w.  erfüllt  werden  muss,  nämlich  alle  verticalen 
und  horizontalen  Linien  müssen  auch  in  der  Copie  diese  Lage 
behalten ,  und  das  Bild  muss  bis  an  die  Ecken  von  nahezu  gleicher 
Lichtstärke  getroffen  werden,  wenn  das  Negativ  sowohl  gerade 
Linien  zeigen  als  auch  überall  gleich  kräftig  sein  soll.  Diese 
Bedingung  kann  nur  dadurch  erfüllt  werden,  dass  man  beim 
Copiren  oder '  Reduciren  ein  dazu  geeignetes  Objectiv  benutzt  Das 
Tripletobjectiv  liefert  ausgezeichnete  Resultate  und  ist  zu  der- 
artigen Arbeiten  sehr  zu  empfehlen.  Die  Construction  dieses 
Objectivs  ist  sehr  sinnreich  and  verdient  wohl,  dass  wir  sie  unsem 
Lesern  mit  wenig  Worten  in's  Gedächtniss  rufen.    Es  ist  bekannt. 


*)  AnflSsuDg  von  Copal  oder  Dammar  in  Benzin  (sog.  CrystalMmisi)  kann 
raeh  ohne  Brw&rmnng  anfgetragen  werden.  Die  (3oUodionichicht  löst  aiofa  beim 
Snrärmen  ab,  wenn  sie  durch  langes  Verstärken  mit  dicker  Silberschioh«  bedeckt 
wurde,  auch  wenn  die  Glasplatte  unrein  war.  In  diesem  Fall  bemerkt  man  ton 
der  RSckseite  her  einen  hellglänzenden  Niederschlag  zwischen  Glas  und  Collodlon. 
Di  die  Schicht  aber  sich  schon  beim  Trocknen  ablösen  kann,  fiberziehe  man 
lie  TOTsichtshalber  gleich  nach  dem  Abwaschen  mit  dünner  GnmmüÖsnng,  und 
Bieh  dem  Trocknen  mit  irgend  welchem  Laek.    (Lg.) 


444 


dass,  wenn  man  von  einer  Karte  Yermittelst  eines  Portndi-Objaelivs 
eine  Copie  nimmt,  die  geraden  Linien,  besonders  an  den  RSnden 
der  Karte,  stark  auswärts  gebogen  sind.  Der  Grand  davon  liogt 
in  der  Constraction  der  Linse,  wodurch  das  Bild  des  GegenstaiideB 
in  einer  starlc  gebogenen  Fläche  erzeugt  wird.  Ersengte  $aA 
dagegen  das  Bild  in  einer  ebenen  Fläche,  so  würde  mao  lür  eine 
gerade  Linie  des  Gegenstandes  auch  eine  gerade  Linie  in  der  Copie 
wiederbelcommen.  Dies  hat  man  so  nahe  als  möglidi  zu  emddieii 
gesucht,  und  wirklich  geben  denn  auch  die  TripleÜinsen  and 
die  Kugellinsen  in  dieser  Hinsicht  ausgezeichnete  Resultate.  Das 
Tripletobjectiv  besteht  aus  3  Linsen: 

A  und  B  sind  zwei  achromatische  Linsen  von  concay-convezer 
Form,  die  Krümmungsradien  nach  der  Brennweite  berechnet,  die 
man  den  Linsen  geben  will.  Für  die  Brennweite  B^l  mnaa  £e 
Ton    A^l,5   werden,    während    zwischen    den  Durchmessern   der 

Linsen   dasselbe  Yerhältniss  bestehoi 
muss.   Der  Abstand  der  Linse  A  von 
B  ist  Vr  der  Brennweite  von  B;  die 
achromatische  Linse  C  ist  so  zwisdien 
die  Linsen   A  und  B   gestellt,   dass 
die   Abstände   bis   zu   diesen    Linsen 
mit  den  Brennweiten  einer  jeden  von 
ihnen  in  gleichem  Yerhältniss  stehen; 
die  Blenden    werden  bei   a   vor  der 
Linse  C  in's  Objectir  geschoben.    Die 
Brennweite   von   C  ist    ungefähr  die 
HäUte  der  Summe   der  Brennweite  von  A  und  B,   während    der 
Durchmesser  dieser  Linse  ungefähr  Vs  ^^^  Durchmessers  von  B  ist 
Die  Brennweite  des  ganzen  Objectivs  verhält  sich  zu  der  Brennweite 
von  B  wie  7:8.    In  dem  bei  uns  gebrauchten  Objectiv  liat  die 
vorderste  Linse  7  und  die  hinterste  9  Gentimeter  Durchmesser,  und 
man  erlangt  damit  bis  an  die  Ecken  scharfe  Bilder  selbst  in  der 
Grösse  von  30  Gentimeter  auf  37,5  Gentimeter.    Die  Abweichnng 
von   der   geraden  Linie   ist  für  Bilder   dieser   Grösse    so   äusserst 
gering,    dass  sie  auf  die  Richtigkeit  der  Gopie  der  Karte  dnrcl&aus 
keinen  Einfluss  Iiat.    Die  Zeit  der  Exposition  ist  natürlich  je  nach 
dem   Licht   sehr   verschieden.     Mit   den    oben    erwähnten   StoAn 
variirt  sie  innerhalb  des  Zimmers  von  3^  im  Schatten   bis   zu  W 
im  Sonnenlicht;  bei  Sonnenlicht  im  Freien  beträgt  die  Zeit  nur  5". 
Beim  Stellen  des  Instruments  ist  es,  um  das  Bild  der 
Karte  oder  des  Kupferstichs  im  richtigen  Maassstabe  zu  bekommen» 
zuvörderst   nothwendig,    dass   die  Ebenen,   in  welchen  das  matte 


Giaa,  die  Voidenelte  der  LfaiM  Tnid  der  sn  copfnade  Knpfentich 
od«  Karte  lleg^,  einander  parallel  laufen;  sodann  man  mnas 
dalBr  so^en,  dasa  das  VerhSItnlss  der  AbsUnde  toq  dem  matten 
&lase  bis  mr  Linee  und  Ton  dietiei  bis  mm  Enpfersticli  daaselbe 
Ift  irie  dsBJanige,  welchea  man  Ewischcn  der  zn  Terfertfgenden 
Copie  nnd  dem  Original  erreichen  will,  dass  also  die  dnreh  A,  B 
nnd  C  gebenden  Ebenen  einander  parallel  sind,  nnd  dau,  wenn 
nan  bei  A  ein  Bild  ersengen  will,  das  halb  so  gross  ist  wie  der 
eegenstand  bei  C,  dann  AB=  '/i^C  ist 


Im  Atelier  mnsa  die  Einrichtung  getroffen  sein,  daas  man  mH 
geringer  Mühe  die  Ebenen  bei  A,  B  nnd  C  einander  parallel 
ttellen  kann,  während  Eaglelcfa  der  Tisch,  anf  welchem  das  Instrament 
«Dgebradit  wird,  sich  auf  Schienen  GG  leicht  vor-  und  rückwBrts 
Bints  bewegen  lassen,  nm  das  VerhltltniBs  der  AbstKnde  cwischen 
dem  matten  Glase,  der  Linse  nnd  dem  Gegenstände  schnell  regnliren 
in  kennen. 

Der  einfachste  und  practischste  Weg,  das  Instrament  anf  jede 
Terlangte  GcSsse  der  Rednction  an  stellen,  besteht  darin,  dass  man 
uf  dem  matten  Glase  ein  Rechteck  oder  Qnadrat  constmlrt,  welches 
Ae  richtige  Grösse  für  das  Bild  an^bt     Das  Instrument   ist  Auf 


446 


dem  Tische  so  ang^ebracbt,  dass  die  Mitte  des  Bildes  yom  Gegeo- 
stande  bei  C  in  die  Mitte  des  matten  Glases  HUlt.  Geringe  Ab- 
weichungen  lassen  sich  dadurch  beseitigen,  dass  man  die  Garnen 
vermittelst  der  Schraube  F  und  der  Schraube  E  um  die  Linie 
bei  H  rechts  oder  links,  auf  oder  nieder  bewegt.  Bei  C  wird  die 
Karte  oder  der  Kupferstich  auf  ein  Reissbrett  yermittelst  HeftiweeIceD 
befestigt  oder  auch  aufgeklebt  Das  Reissbrett  wird  an  der  Wand 
mit  drei  Schrauben  festgemacht,  wodurch  man  mit  demselben  eine 
kleine  Bewegung  in  jeder  verlangten  Richtung   vornehmen   kann. 

Die  Einrichtung  der  Camera  muss  so  genau  sein,  dass  die 
horizontale  Axe  des  Objectivs  in  senkrechter  Richtung  auf  dem 
matten  Glase  steht  und  die  Mittelpunkte  beider  vollkommen  m 
derselben  horizontalen  Lage  liegen.  Da  verschiedene  Ursachen 
vorhanden  sein  können,  die  es  möglich  machen,  dass  bei  einem 
vielfachen  Gebrauch  des  Instruments  der  richtige  Stand  im  Laufe 
der  Zeit  etwas  modificirt  wird,  so  hat  man  an  den  späteren  Camera's 
eine  Einrichtung  getroffen,  bei  welcher  das  matte  Glas  sich  nm 
eine  horizontale  Axe  bewegt  Auf  diese  Weise  hat  man  es  m 
seiner  Gewalt,  die  geringen  Abweichungen,  die  etwa  in  dem  oben 
erwähnten  Stande  eintreten  können,  zu  beseitigen,  da  eine  äusserst 
geringe  Neigung  des  matten  Glases  nach  vorn  oder  nach  hinten 
den  parallelen  Stand  mit  der  Linse  schnell  wieder  hersteUen  wird. 
Von  der  Richtigkeit  der  Construction  der  Camera  kann  man  sich 
dadurch  tiberzeugen ,  dass  man  auf  dem  matten  Glase  mit  grösster 
Genauigkeit  ein  Rechteck  in  einem  bestimmten  Verhältniss  zu  G, 
etwa  von  der  Hälfte  oder  dem  Drittel  der  Seiten,  construirt  und 
das  Bild  auf  dem  matten  Glase  gerade  zwischen  diesen  Linien 
scharf  einstellt.  Hat  man  sich  nun  vermittelst  der  Wasserwaage 
vorher  tiberzeugt,  dass  die  Richtung  der  Axe  des  Objectivs  rein 
horizontal  ist,  und  vermittelst  eines  Senkbleies,  dass  das  Rechteck  C 
sich  in  rein  vertikaler  Stellung  befindet,  dann  müssen  auch  die 
Grenzlinien  des  Bildes  vom  Rechteck  C  die  Linien,  die  auf  dem 
matten  Glase  construirt  worden  sind,  vollkommen  decken.  —  Jede 
andere  Stellung  des  Bildes  in  Bezug  auf  das  construirte  Rechteck 
zeigt  deutlich,  dass  das  matte  Glas  nicht  senkrecht  auf  der  Axen- 
linie  des  Objectivs  steht,  und  g^bt  sogleich  die  Richtung  an,  in 
welcher  es  von  derselben  abweicht. 

Hat  man  sich  also  zuvor  von  der  Richtigkeit  der  Construction 
der  Camera  tiberzeugt,  dann  ist  es  klar,  dass  man,  mit  den  oben 
angegebenen  Einrichtungen  versehen,  auf  ganz  einfache  Weise  jede 
verlangte  Reduction  genau  darstellen  kann. 

Gesetst,  man  wollte  die  Reduction  einer  Karte  auf  %  der 
wirklichen  Grösse  ausfahren,   so  construirt  man  auf  dem  matten 


44T 


Ghtfe  ein  Rechteck,  dessen  Seiten  ^/s  der  Seiten  (z.  B.  der  innersten 
Linien  des  Bahmens  oder  Randes)  der  Karte  sind.  Das  Instrument 
wird  auf  den  Tisch  gestellt  und  vermittelst  der  Schrauben  £  und  F 
die  Mitte  des  Rechtecks  C,  wenn  es  nöthig  ist,  grade  in  die  Mitte 
des  matten  Glases  gebracht  Hierauf  befestigt  man  die  Karte  so 
an  der  Planke  G,  dass  die  Mittelpunkte  beider  auf  einander  fallen 
und  die  horizontale  und  yerticale  Linie,  die  auf  der  Mitte  der  Karte 
angedeutet  ist,  mit  den  Hir  dieselbe  auf  dem  Rechteck  C  angegebenen 
Richtnogen  übereinstimmt.  Sodann  wird  das  Bild  der  bei  C  auf- 
geklebten Karte  scharf  eingestellt  Dieses  Bild  wird  zu  klein  oder 
zu  gross  sein.  Ist  es  zu  klein,  so  bringt  man  den  Tisch  näher 
nach  der  Karte  hin  und  stellt  darauf  vermittelst  der  Schraube  D 
das  Bild  zum  zweiten  Mal  scharf  ein.  Dies  wiederholt  man  so 
lange,  bis  die  sich  entsprechenden  Linien  des  Bildes  und  des 
oonstruirten  Rechteckes  einander  vollkonmien  genau  decken.  Wenn 
das  Bild  beim  ersten  scharfen  Einstellen  zu  gross  war,  so  yerföhrt 
man  in  umgekehrter  Weise.  Indem  man  jedes  Mal,  wenn  man  den 
richtigen  Stand  des  Tisches  für  eine  gegebene  Grösse  bestinomt 
bat,  diesen  Stand  auf  den  Schienen  anzeichnet,  wird  man  sehr  bald 
mit  wenig  Mühe  das  Stellen  des  Instruments  bestimmen  können, 
and  man  bekommt  so  allmälig  eine  gewisse  Anzahl  bekannter 
Stände  für  Reduetionen  auf  manche  Grössen,  wodurch  es  leichter 
wird,  die  dazwischen  fallenden  Grössen  der  Reduetionen  schneller 
zu  finden. 

Sollte  das  Bild  Tom  Rahmen  der  Karte  kein  Rechteck  dar- 
stellen, so  dass  nicht  alle  Seiten  desselben  auf  die  construirte 
Figur  passen,  so  werden  alle  Linien  des  Bildes,  die  kürzer  sind 
als  die  der  Constructlon ,  für  diese  Theile  andeuten ,  dass  sie  in 
Bezug  auf  das  Objectiy  oder  das  matte  Glas  divergiren.  Sind  sie 
langer,  so  findet  das  Umgekehrte  statt.  Geringe  Bewegungen  an 
den  Schrauben  der  Planke  G  geben  das  Mittel  an  die  Hand,  diese 
Planke  in  richtigen  parallelen  Stand  mit  dem  matten  Glase  zu 
bringen. 

Soviel  über  das  Einstellen  des  Instruments  zur  Herstellung 
Ton  Reduetionen  auf  eine  bestimmte  Grösse  und  zur  Verfertigung 
der  negativen  Bilder    auf  Glas    nach  Karten    oder  Kupferstichen« 

Eine  allgemeine  Bemerkung  verlangt  jedocb  noch  unsere  Auf- 
merksanokeit  Wenn  man  das  directe  Sonnenlicht  auf  dem  Kupferstich 
auffangen  kann,  so  werden  die  Resultate  um  so  besser  sein. 
Dasselbe  ist  auch  der  Fall,  wenn  man  die  hier  angegebenen 
Operationen  ununterbrochen  auf  einander  folgen  lassen  kann.  Daher 
ist  es  zu  empfehlen ,  die  oben  erwähnten  Reduetionen  entweder  im 


448 


Freien  ausBuführen   oder  das  Atelier   so  dnzuricbten,    dan  biii 

erforderlichen  Falls  einen  Theil  des  Glasdadies  wegschieben  kann, 

um  das  directe  Sonnenlicht  auffangen  au  Icönnen. 

Fortietmns  folgt 


Wiederherstellung  verdorbener  Hegattys. 

Von  John  SpiUer. 

Negativs ,  deren  gefirnisste  Schicht  netzartig  gerissen  und  sich 
theilweise  vom  Glas  abgehoben  hat  (durch  Kälte,  Feuchtiglceit  oder 
unvollständiges  Auswaschen),  werden  leicht  wiederhergestellt  ds- 
darch,  dass  man  sie  den  Dämpfen  von  Alkohol  und  Aether  aus- 
setzt Eine  Mischung  von  3  Theilen  Alkohol  und  1  Theil  Aether 
wird  in  eine  Glasschale  gegossen,  das  Negativ  mit  der  Schicht  nach 
oben  auf  einer  passenden  Unterlage  so  hineingelegt,  dass  die  Flfis- 
sigkeit  es  nicht  berührt  und  eine  Glasplatte  darüber  gedeckt  Nadi 
12  Stunden  liegt  die  Schicht  wieder  fest  an;  man  braucht  sie  nur 
noch  etwas  zu  erwärmen,  um  den  Fimiss  fest  zu  machen.  Wenn 
nüthig,  wird  das  Negativ  nochmals  gefimlsst  Auf  diese  Weiie 
werden  zwar  nicht  alle  Spuren  der  Verletzungen  vertilgt ,  aber  in 
den  Abdrücken  ist  nichts  davon  zu  entdecken.  (Photogr.  Newa 
5.  Aug.  1864.) 

Das  Fothergill  -  Verfahren. 

Herr  W.  Simpson  bespricht  in  den  photogr.  News  einige  von 
Captain  Bonamy  in  Guernsey  ausgeführte  Photographien  von  9  x  11 
Zoll  auf  Fothei^Jplatten.  Die  schwierigsten  Contraste  (Vordergrund 
mit  Laubwerk ,  See  und  entfernte  Küste)  seien  äusserst  brillant  imd 
dennoch  sehr  fein  und  zart  gekommen,,  die  Bilder  überhaupt  sehr 
harmonisch.  Das  Verfahren  gibt  Herr  Bonamy  so  an:  Gutes  jod- 
bromirtes  Collodion  (2  Gramm  Jodkalium,  2  Gramm  Jodcadminm, 
1  Gramm  Bromcadmium  auf  480  Gramm  RohcoUodion).  SUberbad 
35  :  480  mit  Essigsäure  schwach  angesäuert  Die  empfindliche  Platte 
wird  in  Schalen  mit  destiUirtem  Wasser  gewaschen  und  schliessliefa 
mit  gewölmlichem  Wasser  abgespült  Schutzl^ung:  Das  Weisse 
von  einem  £i  mit  5  bis  8  Tropfen  Ammoniak,  gut  geschlagen;  einige 
Wochen  aufzubewahren.  Wird  vor  dem  Gebrauch  mit  der  Hälfke 
des  Volums  Bromkaliumlösnng  (von  1 :  60)  versetzt  Das  Bromssli 
gibt  den  Bildern  die  Zartheit  und  Reinheit  Die  Flüssigkeit  wird 
auf  die  abgespülte  Platte  gegossen  und  bald  darauf  mit  destillirtem 
Wasser  gewaschen,  nochmals  abgespült  und  mit  SilbemitratlOsaog 


449 


▼on  2  bia  d  auf  480  übergössen.    Kacb  dtm  Tkoeknea  hattan  sich 
die  Platten  etwa  3  Tage. 

Mit  einfachem  Objectiv  von  15  Zoll  Brennweite  und  Vs2<^lli'ger 
Blende  daaert  die  Belichtung  bei  gutem  Licht  5  Minuten.  Entwickelt 
wird  mit  Pyrogallussfiure  und  Silber  wie  gewöhnlich.  Herr  B.  zieht 
diese  Methode  dem  Tanninverfahren  vor^  weil  nicht  so  leicht  harte 
Negativs  und  auslaufende  Schwärzen  damit  entstehen. 

Dm  KagneiimliBht. 

Herr  M.  A.  Gaudin  bemerkt  hierüber  In  La  Lumifere:  Das 
Magnesinmlic^t  ist  äusserst  intensiv  und  weiss ;  um  den  Magnesium- 
draht zu  verbrennen,  braucht  man  ihn  nur  mit  einer  Pincette  in 
die  Flamme  einer  Kerze  oder  Spirituslampe  zu  halten.  Die  Ver- 
brennung geht  sehr  rasch  vor  sich ;  es  bleibt  ein  Oerippe  von  Aetz- 
magnesia  zurück.  Bei  einer  Dicke  des  Drahts  von  etwa  Vs  Genti- 
meter  schien  mir  das  Licht  gleich  dem  von  50  Kerzen  zu  sein.  Es 
scheint  mir  viel  Aehnlichkeit  mit  Phosphorlicht  zu  haben;  aher  es 
Ist  ganz  ungefährlich  und  lässt  sich  sehr  leicht  und  ohne  Vorbe- 
reitung in  Anwendung  bringen.  Wenn  es  möglich  wäre,  das  Kilo- 
gramm Magnesiumdrabt  zu  100  Fr.  zu  liefern,  würde  das  Magne- 
sianoJicht  sich  auch  zu  nautischen  und  anderen  Beleuchtungen  vor- 
theilhaft  benutzen  lassen. 

Herr  Crookes  machte  im  Jahre  1859  die  Mittheüung,  dass  er 
mit  dem  Magnesiumlicht  experimentire,  um  es  zu  photographischen 
Zwecken  zu  benutzen.  Gegen  Ende  desselben  Jahres  wiesen  auch 
Roscoe  und  Bunsen  auf  die  chemischen  Eigenschaften  dieses  Lichts 
hin.  Herr  Brothers  in  Manchester  war  der  erste,  der  Portraits  bei 
Magnesiumlicht  aufgenommen.  Bei  Gelegenheit  einer  Vorlesung 
photographirte  er  den  Professor  Faraday  bei  Verbrennung  von 
20  Gran  Magnesiumdraht;  das  Negativ,  welches  ganz  vorzüglich 
ansgefalien  war,  wurde  gleich  getrocknet  und  davon  ein  transpa- 
renter Abdruck  auf  einer  Tanninplatte  gemacht,  wozu  nur  %  Gran 
Draht  erforderlich  war;  das  Bild  wurde  sofort  mittels  einer  Laterna 
magiea  und  des  Oxyhydrogenlichts  auf  einen  Schirm  projicirt  und 
der  erstaunten  Zuhörerschaft  20  Minuten  nach  der  Aufnahme  vor- 
geführt. 

Wenn  einmal  Herrn  Gaudin's  —  fßr  jetzt  woi  noch  sanguini- 
sche —  Hoffnung  in  ErfQUung  geht,  dass  nämlich  Magnesiumdraht 
zum  Preis  von  100  Fr.  das  Kilo  geliefert  werden  kann,  wird  das 
Photographiren  bei  künstlichem  Licht  oft  genug  in  Anwendung 
gebracht  werden.   Für  jetzt  ist  dies  wol  noch  nicht  zu  hoflfen.        6. 


450 


Ueber  ReinHdikdt  M  ph^tograpUsehei  Arbeitra.*^ 

Eine  der  ersten  Aufgaben,  welche  der  Schüler  der  Chemie  zq 
lernen  hat,  wenn  er  in  ein  Laboratorium  eintritt  —  falls  er  es  nicht 
schon  bei  seinen  mehr  fQr  sich  angestellten  Experimenten  und  Mani- 
pulationen gelernt  hat  —  ist  die  unbedingt  nothwendige  Gewöhnung 
an  Ordnung  und  eine  umfassende  Rücksichtnahme  auf  Reinlichkeit 
in  allen  Theilen  seiner  Arbeit.  Wird  dies  nicht  gelernt,  hat  die 
natürliche  Anlage  oder  bänsliche  Ersiefaung  des  Schillers  ihn  unfShig 
gemacht;  systematisch  reinlich  und  ordentlich  zu  sein,  so  Icann  man 
es  als  eine  ausgemachte  Sache  ansehen ,  dass  er  nie  ein  guter  Che- 
miker werden  wird,  und  dass  er  besser  gethan  hätte,  sich  nach 
einem  andern  Beruf  umzusehen. 

„Herr  Jones  j*^  sagte  Professor  T. ,  in  dessen  Laboratorium  wir 
unsere  chemische  Praxis  begannen  —  indem  er  sich  an  einen  Comi- 
litonen  wendete,  der  damals  ungefähr  sechs  Wochen  im  Labora- 
torium gewesen  war  —  |,Herr  Jones,  ich  habe  schon  mehrmals 
mit  Ilmen  darüber  gesprochen ,  dass  Sie ,  wenn  Sie  mit  Ihrer  Arbeit 
fertig  waren,  Ihre  Apparate  unausgewaschen  und  ungeordnet  liaben 
auf  dem  Tische  stehen  lassen ,  anstatt  sie  sorgfältig  zu  reinigen  und 
jeden  Gegenstand  an  seinen  Platz  zu  stellen.  Diesen  Morgen,  sehe 
ich,  ist  es  wieder  vorgekommen.^  Jones  wollte  sich  entschuldigen, 
aber  der  Professor  unterbrach  ihn,  indem  er  sagte:  jyHerr  Jones, 
ich  würde  Ihnen  Unrecht  thun,  wenn  ich  Sie  länger  in  meinem 
Laboratorium  behielte.  Sie  sind  nicht  zum  Chemiker  geschaffen; 
Sie  werden  besser  thun,  wenn  Sie  sich  einem  andern  Beruf  widmeo. 
Gehen  Sie,  Herr  Jones,  gehen  Sie."  Als  dies  geschah  ,  waren  wir 
noch  jung  und  glaubten ,  der  alte  Professor  verführe  viel  zu  streng 
mit  dem  armen  Jones;  wenn  wir  aber  jetzt,  wo  wir  durch  Ecfah- 
rung  belehrt  worden  sind,  zurückblicken,  so  überzeugen  wir  uus 
mehr  und  mehr,  dass  der  Professor  vollkommen  Recht  hatte. 

Hätten  alle  Photographen,  mögen  sie  die  Kunst  als  Dilettanten 
oder  berufsmässig  betreiben,  die  Wohlthat  eines,  wenn  auch  nur 
kurzen,  Cursns  des  Studiums  der  Chemie  in  einem  gut  geleiteten 
Laboratorium  geniessen  können,  so  würden  wir  es  sicherlich  nicht 
für  nöthig  lialten ,  diesen  Artikel  zu  sehreiben ;  leider  aber  hat  ein 
grosser  Theii  derer,  welche  Photographie  treiben,  diesen  Vortbeil 
nicht  genossen.  Sie  haben  sich  in  der  Regel  andern  Benifsthätig- 
keiten  gewidmet  gehabt  und  die  Photographie  nur  als  einen  Zeit- 
vertreib, oder  als  ein  Unternehmen  von  conunerziellem  Character, 
das  pecuniären  Gewinn  verspricht,  ergriffen.     Deshalb  fehlen  ihnen 


*)    The  British  Journal  of  Photography,  July  15,  1864,  ptg.  241. 


451 


oftmals  mancbe  EigenschafteB  ^  die  zu  einer  erfolgreichen  Betreibung 
jenes  Zweiges  der  angewandten  Wissenschaft,  den  man  Photographie 
nennt,  höchst  noth wendig  sind.  Allerdings  wird  dieser  Uebelstand 
aaf  mancherlei  Welse  wieder  ausgeglichen.  Die  Photographie  hat 
dadurch  nicht  wenige  originelle  Geister  gewonnen,  die ,  ungehindert 
durch  die  Vorurtheile  einer  systematischen  Erziehung,  bereit  sind 
sa  versuchen,  was  scheinbar  ungereimt  oder  unmöglich  ist,  die  reich 
sind  an  neuen  Auskunflsmitteln  und  unerwarteten  Hfilfsquellen  und 
denen  bisweilen  Dinge  gelingen ,  die  Andern  sicherlich  fehlgeschlagen 
wären.  Während  wir  aber  diese  Thatsache  anerkennen,  beklagen 
wir  dennoch,  dass  so  Manche,  die  sich  photögraphischen  Arbeiten 
gewidmet ,  nicht  den  YortheO  eines  mehr  systematischen  Unterrichts 
genossen  haben,  da  wir  im  Ganzen  genommen  der  festen  Ueber- 
zeugung  sind,  dass  auf  diese  Weise  viel  mehr  verloren,  als  durch 
die  zufälligen  VortheÜe,  auf  die  wir  hingewiesen  haben,  ge* 
Wonnen  wird. 

Die  Praxis  der  Photographie  erfordert  viel  Creduld,  verlangt 
System  und  Ordnung,  ist  unter  den  günstigsten  Umständen  Ver- 
driesslichkeiten,  Missgeschicken  und  Täuschungen  unterworfen,  und 
zuweilen  schlägt  Etwas  fehl,  wo  selbst  die  Erfahrensten  nicht  im 
Stande  sind,  den  Grund  zu  entdecken.  Wenn  aber  der  Arbeiter 
ein  Mann  ist,  der  manche  der  vornehmsten  Regeln,  von  welchen 
der  Erfolg  grösstenthells  abhängt,  gewöhnlich  hintansetzt ,  darf  man 
sich  dann  wundern ,  dass  er  die  Photographie  noch  unzuverlässiger, 
verdriesslicher,  täuschender  und  kostspieliger  findet? 

Wir  sind  fest  fiberzeugt,  dass  wir  hier  auf  den  Grund  kommen, 
warum  manche  unserer  photographischen  Freunde  das  Vertrauen  zu 
der  Wirlcsamkeit  gewisser  Verfahren  verloren  haben  ^  warum  Manche 
ohne  Maass  und  Ziel  auf  die  Fabrikanten  ihrer  Stoffe  schmähen, 
warum  Manche  schlecht  gelaunt  sind  gegen  ihre  Linsen  oder  ihre 
Cameras,  warum  es  Manchen  heut  gelingt,  aber  die  ganze  übrige 
Woche  fehlschlägt,  und  warum  endlich  Manche  die  ganze  Sache 
aufgeben  und  Alles  in  die  Rumpelkammer  werfen,  oder  um  einen 
lächerlich  geringen  Preis  ausverkaufen. 

Um  zu  zeigen,  dass  wir  Recht  haben,  wenn  wir  Unordnung 
und  Schmats  als  fruchtbare  Quellen  der  Störung  und  des  Miss- 
iingens  in  der  Pliotographie  betrachten ,  mögen  einige  Beispiele  von 
dem  angeführt  werden,  was  wir  selbst  beobachtet  haben.  Wir  haben 
gesehen,  dass  alle  Lösungen  mit  ungeprüftem  Wasser  gemacht 
worden;  als  es  nach  wiederholtem  Fehlschlagen  geprüft  wurde,  fand 
man,  dass  es  ein  sehr  reichliches  Procent  organischen  Stoffs  ent^ 
hielt.     Wir  haben  uns  genöthigt  gesehen,   vor   der  Gewohnheit  zu 


452 


warnen,  nur  eine  Seite  des  zur  empfindlicbeo  Platte  beoutzten 
Glases  zu  reinigen«  Wir  haben  gesehen ,  dass  schmutzige  Finger 
benutzt  wurden,  um  photographische  Abdrücite  zu  schütteln,  wäh- 
rend sie  zum  Tonen  ausgewaschen  wurden,  und  dass  dieselben 
Finger  gleich  darauf  abwechselnd  in*s  Tonbad  und  in's  unter- 
schwefligsaure  Natron -Fixirbad  getaucht  wurden*,  dass  Cyankaliun 
mit  den  Händen  zerbrochen  und  in  strafbar  sorgloser  Weise  ange- 
wandt, und  dass  verschiedene  andere  Chemiealien  auf  der  flachea 
Hand  von  einer  Seite  des  Zimmers  zur  andern  getragen  wurden; 
dass  Linsen  durch  eine  dicke  Staubschicht  verdunlselt,  oder  durch 
die  Berührung  mit  fettigen  Fingern  beflecl^t  wurden ;  dass  Albumia- 
papier  fast  auf  dieselbe  Weise  behandelt  wuixle,  wie  man  ein  Zei- 
tungsblatt behandelt,  und  mancties  Andere  von  ähnlicher  Art.  Als 
Resultat  solcher  Sorglosigkeit  und  Liederlichkeit  haben  wir  eine 
reiche  Anzahl  sehr  dürftiger  photographiseher  Bilder  gesehen,  denn 
den  Ursachen  sind  stets  ihre  gesetzmässigen  Wirkungen  gefolgt. 

Wir  möchten  daher  unsem  Lesern  die  Wichtigkeit  einer  stren- 
gen Räclisichtnahme  auf  Reinliclikeit  bei  allen  ihren  pbotographischea 
Arbeiten  aufs  Dringendste  einprägen,  wenn  sie  die  Ursachen  des 
Misslingens  ihrer  Arbeiten  auf  ihr  gehöriges  Maass  zurückfülireo 
wollen.  Und  wir  möchten  dies  besonders  Alien  empfehlen,  die  iti 
der  Photographie  eben  ihre  ersten  Versuche  machen;  denn  wenn 
sie  sorglos  beginnen  ^  werden  sie  wahrscheinlich  sorglos  fortfahren, 
und  werden  unzweifelhaft  den  Weg  zum  Fortschritt  in  der  Photo- 
graphie, der  ziepilidi  leicht  und  angenehm  gewesen  sein  und  za 
glücklichem  Erfolg  geführt  haben  würde ,  schwierig  und  unsicher 
finden  und  zuletzt  auf  demselben  verunglücken.  M. 


EMaillirte  Ph^tograplueB. 

Wir  haben  schon  mehrmab  über  die  Herstellung  eines  Gelatine- 
Überzugs  für  Papierbilder  Mittheilungen  veröffentlicht  Da  es  scheint, 
als  interessire  nuin  sieh  jetzt  wieder  für  diese  Sache ,  so  übersetzen 
wir  einen  darauf  bezüglichen  Brief  des  Mr.  Tunay  an  das  Britich 
Journal: 

„Eine  Glasplatte  wird  gereinigt  und  mit  unjodirtem.  GollodioD 
b^gOBsen.  Das  Collodion  muss  fest,  nicht  von  der  staubigen  Art 
sein*  £me  Unze  Gelatinci  die  man  einige  Stunden  in  12  Unzen 
Wasser  hat  ansehwellen  lassen,  kocht  hmui  nun  in  einem  Topf  nnd 
klärt  die  Lösung  durch  das  Weisse  von  einem  Ei.  Die  wame 
Lösung  fiitrirt  man  durch  Flanell.  Dann  gtesst  man  eine  hin- 
reichende   Menge  davon  mitten  auf  die   collodionirle   Platte,  und 


453 


TerÜieHt  sie  durch  Bewegen  und  Lenken  mittelst  eines  Papier- 
Streifens.  Nachdem  die  Lösung  elnigemale  hin-  and  hergeflosseui 
lisst  man  sie  in  ein  anderes  Gefäss  abtropfen,  nicht  in  das  Vor- 
rathsgefiss,  da  sie  Staub  hineinbringen  Icönnte.  Man  legt  die 
Platte  wagerecht  auf  den  Tisch.  Sobald  die  Schicht  erstarrt  und 
iclebrig  geworden  ist,  nimmt  man  die  gut  ausgewaschenen  Abdrücke 
aas  der  Schale  mit  reinem  Wasser,  und  legt  sie  sofort  auf  die 
prSparirte  Platte;  dies  geschieht  am  besten,  indem  man  eine  Ecke 
des  Abdrucks  auf  eine  Ecke  der  Platte  fallen  und  dann  allmSlig 
den  übrigen  Theit  Pinken  ISsst,  während  man  ihn  sanft  andrückt. 
Das  Wasser  fliesst  dann  vor  dem  Abdmck  hin,  und  verhütet  daa 
Entstehon  von  Luftblasen.  Wenn  man  die  Abdrücke  trocken 
auflegt,  bilden  sich  viel  leichter  Blasen. 

Auf  eine  Platte  von  12  x  10  Zoll  kann  man  8  Visitenkarten 
legen.  Wenn  die  Bilder  grösser  sind,  legt  man  die  Platte  auf 
einen  Niveauständer,  giesst  auf  die  Gelatine  soviel  Wasser,  als 
sie  halten  kann,  und  legt  den  Abdruck  so  darauf,  dass  er  schwimmt. 
Dann  iaast  man  swei  Ecken  des  Glases,  drückt  mit  dem  Daumen 
das  Bild  fest  an  und  richtet  die  Platte  allmäHg  schräg  auf«  Das 
Wasser  fliesst  ab,  und  Luftblasen  können  nicht  entstehen.  Sollte 
man  von  der  Htickseite  her  Blasen  wahrnehmen,  so  drücke  man 
diese  mit  dem  Finger  fort. 

Nach  8  bis  10  Stunden  kann  man  das  Bild  ablösen,  nachdem 
man  ringBum  mit  dem  Messer  einen  Schnitt  gemacht.  Man  be- 
schneide die  Bilder  vor  dem  Auflegen,  und  klebe  Kartonpapier 
darauf,  während  sie  noch  auf  der  Platte  sind.  Sie  werden  dann 
viel  glatter,  als  wenn  sie  in  gewöhnlicher  Weise  aufgeklebt  werden.** 
Wie  Herr  W.  Simpson  richtig  bemerkt,  haben  wir  dasselbe 
Verfahren  vor  circa  4  Jahren  bereits  in  einem  an  die  Photographie 
News  gerichteten  Briefe  mitgetheiit.  Das  Verfahren  ist  in  England 
patentirt  worden.  Lg. 


Bw  Hagnesiaiiilieht  nr  Pkotomikr^graphie  beiiatit 

Dr.  Maddox  berichtet  im  British  Journal  über  einige  Versuche, 
das  Magnesiumllcht  bei  der  vergrösserten  Aufnahme  milcroskopischer 
Objecte  anzuwenden.  Aus  dem  gewöhnlichen  Sonnenmikroskop 
wurde  das  Prisma  entfernt,  das  Object  durch  ein  Paraf&nJicht  be- 
leochtet,  dessen  Strahlen  durch  einen  kleinen  biconvexen  Condensator 
coneentrirt  wurden.  Nach  genauer  Einstellung  wurde  die  Entfernung 
des  Mittelpunkts  der  Flamme  vom  Condensator  und  dem  Tisch 
gemessi^n.     Das  Objectiv  war   durch  eine  Hinterlinse  für  lieber* 


454 


einstimmung  des  optischen  and  chemischen  Brennpunkts  oorrigirt 
Eine  kleine  Weingeistlampe  wnrde  sodann  genaa  an  die  Stelle  des 
Paraffinlichts  gebracht.  Das  Bild  war  kaum  sichtbar.  Eine  fenchte 
CoUodionplatte  wurde  in  den  Rahmen  gesetzt,  ein  Stück  Magnesium- 
draht,  durch  eine  Pincette  gehalten,  in  die  Flamme  gebracht,  und 
nach  der  Maassgabe  des  Verbrennens  vorgeschoben.  Das  Licht 
dauerte  nur  wenige  Secunden.  Beim  Entwickeln  erschien  das  Bild 
gleiclimässig  und  scharf.  Es  wurde  gewaschen,  mit  Cjaokalium 
geklärt,  wieder  gewaschen,  mit  Jod-  und  Jodkaliumlösung  über- 
gössen, abgespült,  und  mit  Pyrogallussäure  (mit  Essigsäure)  und 
Silberlösung  (mit  Gitronensäure)  verstärkt.  Mit  einer  in  zwei 
Secunden  bei  Sonnenbeleuchtung  gemachten  Vergrösserung  ver- 
glichen erschienen  die  bei  künstlichem  Lickt  dargestellten  weicher; 
die  Gegenstände  scheinen  mehr  solid  und  rund. 


Hrn.  D.  J,  W.  —  Höchste  Empfindlichkeit  der  Priptrate  wird  durch  An- 
wendung der  reinsten  Cbemicalien  erlangt  Wenn  Sie  nicht  ToIUcommfln  reines 
destUlirtes  Wasser  bekommen  können ,  so  destüliren  Sie  lieber  selbst  die  geiiog» 
Menge,  die  für  ein  Negativ -Silberbad  erforderlich  ist.  Auch  rathen  wir  Ihnen, 
nur  doppelt -crystaUisirtes  salpetersaures  SUberoxyd  zu  benutzen,  welches  Ton 
organischen  Yeninreinigungen  frei  ist. 

Ob  die  mit  unterschwefligsaurem  Kalk  flxirten  Papierbilder  wirklich  halt- 
barer aiad,  als  die  mit  dem  Natronsalz  flxizten,  können  wir  Ihnen  nicht  aagso. 
Wir  haben  ausser  dem  Kalk  auch  unterschwefiigsaure  Magnesia  zum  Fixiren  Ter- 
sucht;  diese  Salze  reduciren  den  Ton  der  AlbuminbUder  weniger  als  das 
unterschwefiigsaure  Natron. 

Hm.  lt.  H.  in  B.  —  Um  intensive  Negativs  ohne  Verstärkung  zu  erhalten^ 
muss  man  ein  dickes,  stark  Jodirtes  Gollodion  und  kräftiges  Silberbad  anwenden« 
Folgende  Torschrilt  von  Towler  ist  sehr  gut:  8  Unzen  Silbemitrat,  doppelt- 
erystalUsirt,  86  Unzen  destillirtes  Wasser,  6  Gran  Jodsilber,  18  Tropfen  eatig- 
saure  Natronlösnng  (von  1  :  4  Wasser)  und  10  Tropfen  ßiseesig«  Entwickler: 
1  Theil  zuckerschwefelsaures  Eisenoxydul,  1  Theil  Eisessig,  10  bis  SO  Thelle 
Wasser.  In  der  nächsten  Nummer  werden  wir  die  Vorschrift  zu  einem  neuen 
Negativsilberbad  mittheilen,  welches  sehr  feine  und  kr&ftige  Negativs  gibt. 

Hm.  ▼.  8.  in  Altena.  —  Die  Negativs  sind  gar  nicht  so  schlecht.  Der 
schwache  Schleier  schadet  beim  Abdrucken  kdneswegs;  eine  Bridirung  flndtn 
Sie  in  Stemberg's  Vademecum,  wo  auch  die  verschiedenen  GcUodionvondriften 
mitgetbeilt  sind. 

Hm.  Werner  in  Passau.  —  Ihre  Zusendung  haben  wir.  erhalten ,  und  be- 
nutzen solche  för  nächste  Nummer. 


Beriehtigung.     .S.  334,  Zeile  23.    Thitonometer  statt  Thitoneter. 


Qednirkt  bei  Sani.  Lucas  in  ElbarlUd. 


Photographisches  Archiv. 


Band  V.  —  IVr.  90*  —  !••  IVoTember  i8e4. 


Jodsilber-  and  Bromsilber - Collodion« 

Ib  ähnlicher  Weise,  wie  wir  das  schon  mehrmals  beschriebene 
Jodsübercollodion  ohne  Silberbad  mit  Tannin  angewandt  haben,  ist 
BOB  neaerdings  von  einem  englischen  Photographen,  Herrn  Sayce, 
ein  Collodion  mit  Bromsilber  benutzt  worden,  nnd  zwar  ebenfalls 
mit  gatem  Erfolge.  Da  das  Bromsilber  viel  feiner  ist,  als  das  durch 
doppelte  Zersetzung  zwischen  Jodkalium  und  salpetersaurem  Silber 
dargestellte  Jodsilber ,  so  kann  das  BromsilbercoUodion  durch  Zusatz 
ron  salpetersaurem  Silberoxyd  zu  BromcoUodion  angefertigt  werden. 
Professor  Dawson  gibt  dafür  im  British  Journal  diese  Vorschrifl;  an: 

Aetber  von  .725  spec  Gew 240  Theile. 

Alkohol   „     .  805      „       » 240      „ 

Pulyeriges  Pyroxylin,  bei  hoher  Temperatur  bermtet    .      3      ;, 

Bromammonium 6       „ 

Oder  Bromcadmium     .    .     .     « 8       „ 

Salpetersaures  Silberoxyd 9       „ 

Man  löse  das  Bromsalz  in  120  Theilen  Alkohol,  setze  das 
Pyroxylin  und  den  Aether  zu  und  löse.  Das  salpetersaure  Silber 
wird  in  einem  besonderen  Gefasse  in  möglichst  wenig  destiU 
ürtem  Wasser  gelöst  (zuviel  Wasser  würde  die  Schicht  netzart% 
machen) ,  die ,  Lösung  wird  mit  den  übrigen  120  Theilen  Alkohol 
verdünnt  und  langsam  in  das  BromcoUodion  gegossen;  fügt  man  aie 
zu  rasch  zu,  so  wird,  das  Bromsilber  nicht  in  hinreichend  feiner 
Zertheilung  niedergeschlagen. 

Dies  Collodion  wird  in  bekannter  Weise  auf  eine  Glasplatte 
gegossen,  in  ein  Wasserbad  getaucht^  bis  die  öligen  Streifen  r«^ 

22 


456 


schwanden  sind ,  und  einige  Secunden  mit  Wasser  abgespült  Dann 
wird  die  gewöhnliche  Tanuinlösung  aufgegossen  und  die  Platte  ge- 
trocknet. Man  belichtet  nicht  viel  länger,  wie  für  feuchtes  Collodion, 
entwickelt  mit  kohlensaurem  Ammoniak  und  Pyrogallossäure  nach 
Russel's  Methode,  und  verstärkt  mit  saurer  Pyrogallussänre -  und 
Silberlösung. 

Wir  bemerken  hierzu,  dass  das  Biomsilbercollodiou  genau  ii 
den  vorgeschriebenen  Verhältnissen,  oder  wenigstens  so  prl^arirk 
werden  muss,  dass  eine  nicht  zu  dünne  Bromsilberschicht  erhalten 
wird,  und  wenig  freies  Bromsalz  im  Ueberschuss  vorhanden  ist 
Das  Collodion  ist  nicht,  wie  Herr  Dawson  glaubt,  gänzlich  unem- 
pfindlich gegen  das  Licht ,  es  fUrbt  sieh  sogar  ziemlich  rasch ,  trotz- 
dem kein  freies  Silbernitrat  darin  vorbanden  ist.  Einige  Tropfen 
Bromsilbercollodion  auf  Papier  gegossen ,  nehmen  im  Licht  eine  dem 
Chlorsilberpapier  ähnliche  hellviolette  Färbung  an.  Das  Collodion 
Ist  also  im  Dunkelu  aufzubewahren.  Das  Bromsilbercollodion  kann 
auch  wie  unser  Jodsilbercoliodion  feucht  und  mit  saurer  Pyrogallos- 
säure  ubd  Silberlösung  entwickelt  werden.  Herrn  Dawson  ist  dies 
zwar,  wie  er  im  British  Journal  mittfaeilt,  mit  unserem  Collodioo 
nicht  gelungen,  doch  haben  wir  eine  ziemliche  Anzahl  von  Nega- 
tiven in  dieser  Weise  sowohl,  wie  mit  Eisen  und  Silber  entwickelt 

Wenn  man  Jodsilbercoliodion  durch  Mischen  von  jodirtem 
Collodion  mit  Silbernitratlösung  herstellt,  erhält  man  einen  groben 
Niederschlag,  und  eine  sehr  ungleichmässige  Schicht.  Es  wird  also 
vorzuziehen  sein,  das  Jodsilber  in  der  von  uns  angegebenen  Weise, 
durch  Präcipitiren  einer  Auflösung  von  Jodsilber  in  Jodkaliam,  dar- 
zustellen. Soll  der,  nach  Herrn  Dawson's  Ansicht  schädliche,  Ueber- 
schuss von  Jodkaliuin  entfernt  werden,  so  lässt  sich  dies  leicht  in 
folgender  Weise  bewerkstelligen.  Eine  bestimmte  Menge  von  Jod- 
silber wird  in  einer  concentrirten  Auflösung  von  Jodkalinm  gelöst, 
durch  Zusatz  von  Wasser  wieder  niedergeschlagen,  einigemal  mit 
Wasser  und  zum  letzten  Male  mit  Alkohol  ausgewaschen.  Dann 
wird  dies  feinzertheilte  Jodsilber  mit  RohcoUodion  vermischt  Dies 
ist  auch  deshalb  schon  empfebleoswerth ,  weil  kein  Wasser  in*s 
Collodion  gebracht  wird ,  was  sowohl  nach  unserer  früheren  Methode, 
wie  nach  Herrn  Sayce's  Vorschrift  geschieht 

Mit  einer  Mischung  von  Jodsilber  ^  und  BromBilbercoUodion 
erhält  man  bessere  Resultate,  als  mit  Jodsilber  allein.  Das  Brom- 
silber  gibt  mit  saurer  Pyrogallussäure  und  Silber  kräftigere  Nega- 
tivs, als  Jodsilber  allein. 

Anstatt  das  Collodion  mit  Tanninlösung  zu  übergiessen,  ver- 
fährt Herr  Sayce  auch  so,   dass   er  dem  Bromsilbercollodion  direct 


46*7 


TaDDiD  zusetzt.  Einige  Tropfen  filtrlrter  gesättigter  Auflösung  von 
Tannin  in  Alkohol  werden  mit  einer  Unze  Collodion  vermischt, 
kurz  Tor  dem  Anfgiessen.  Dies  Collodion  braucht  nur  abgespült 
zu  werden. 


Bb  leMs  NegatiY-SilWbad. 

Vor  einigen  Jahren  wurde  yoq  einem  americanischen  Photo- 
graphen eine  Auflösung  Ton  Silberoxjd  in  salpetersaurem  Ammoniak 
zum  Empfind! icbmachen  der  Positivpapiere  vorgeschlagen.  Ein  sol- 
ches Bad  haben  wir  kürzlich  an  Stelle  des  gewöhnlichen  Negativ- 
silberbades in  Anwendung  gebracht,  und  gefunden,  dass  es  mit 
Eisenhervormfung  äusserst  kräftige  Negativs  gibt;  das  Bad  verhält 
sich  im  Uebrigen  ganz  ebenso,  wie  gewöhnliche  Silbernitratlösuug ; 
es  löst  Jodsilber  wie  diese,  scheint  aber  keine  grössere  Empfind- 
lichkeit zu  geben.  Die  von  Herrn  Dr.  van  Monckhoven  (S.  472) 
vorgeschriebenen  Verhältnisse  eignen  sich  auch  für  das  Negativ- 
verfahren; das  Bad  muss  ganz  schwach  sauer  sein.  LioSCgang. 


Heber  Herrn  W^tUy's  neies  Copirrerfalum. 

Herr  Wothly  in  Aachen  hat  sein  in  diesen  Blättern  mehrfach 
erwähntes  permanentes  Copirverfahren  vor  Kurzem  an  eine  Londoner 
Gesellschaft  verkauft,  die  dasselbe  in  England  auszubeuten  beab- 
sichtigt. Einer  der  Ankäufer,  Obrist- Lieutenant  Stuart  Wortley, 
gestattete  unserem  geehrten  CoUegen  Prof.  Dawson  Einsicht  in  diese 
neue  Methode.  Wir  entnehmen  dessen  Bericht  im  „British  Journal 
of  Photography^  (30.  Sept.)  nachstehende  interessante  Notizen : 

Bei  gelbem  Licht  wurde  ein  Blatt  Papier  mit  kleinen  Stiften 
auf  ein  glattes  Brett  geheftet  und  mit  Collodion  begossen;  darauf 
wurde  es  abgenommen  und  in  einem  dunkeln  Kasten  zum  Trocknen , 
aufgehängt.  In  diesem  Zustand  ist  das  Papier  empfindlich  und  zum 
Gopiren  bereit;  es  hält  sich  sehr  lange.  Die  Belichtung  im  Copir^ 
rahmen  dauerte  etwa  so  lange,  wie  für  ein  Blatt  Chlorsilberpapier. 
Das  Bild  braucht  nicht  so  kräftig  copirt  zu  werden,  wie  auf  letz- 
terem, da  es  durch  die  spätere  Behandlung  an  Kraft  nichts  ver- 
liert Als  das  Papier  aus  dem  Copirrahmen  genommen  wurde,  zeigte 
es  ein  scharfes  und  ziemlich  kräftiges  bräunliches  Bild.  Es  wurde 
fixirt,  indem  es  2  bis  3  Minuten  lang  in  eine  Schale  mit  Flüssigkeit 
eiogetaucht  wurde,  dann  mit  Wasser  gewaschen,  in  eine  zweite 
Schale  gebracht,  worin   es   rasch   einen  Purpurton   annahm,   und 


1 


456 


schlieaslieh  nocfamals  gewaschen.  Die  Abdrücke  stehen  in  Ton, 
Kraft  und  Abstafang  den  besten  Ghlorsilberbildem  nicht  nach. 

In  Betreif  der  chemischen  Präparate,  die  in  diesem  Verfahren 
benatzt  werden,  können  wir  nur  mittheilen,  dass  das  Gollodion  ein 
Uransalz  und  das  Tonbad  ein  Goldsalz  enthält 

Ans  einer  Mittheilnng  des  Herrn  Wharton  Simpson,  in  den 
Photographie  News  vom  30.  Sept.,  geht  ferner  hervor,  dass  das 
BUd,  wenn  es  aus  dem  Gopirrahmen  kommt,  in  den  Schatten  braim 
und  in  den  Lichtem  hellgelb  ist.  Durch  ein  saures  Bad  wird  das 
unveränderte  Uransalz  entfernt,  und  dadurch  der  'Grund  wieder 
weiss  gemacht.  Zum  Tonen  kann  dasselbe  Goldbad  benutzt  werden, 
welches  auch  bei  den  gewöhnlichen  Silbercopien  dient 

Einen  mehr  oder  minder  hohen  Glanz  erreicht  man  durch  An- 
wendung von  mehr  oder  weniger  Pyroxylin  im  Gollodion. 


Aas  der  ph^tograpliischc»  Praxis« 

Von  Dr.  J.  SchlUIIISS. 

Ausserhalb  der  photographischen  Vereine  fehlt  es  noch  immer 
an  solchen  Mittheilungen  tüchtiger  Praktiker,  welche  ihren  Stoff 
ans  den  täglichen  Vorkommnissen  des  Laboratoriums  und  Ateliers 
entnehmen.  Und  doch  sind  gerade  diese  von  grossem  Werth  für 
das  zahlreiche  Heer  unserer  Herren  Gollegen ,  die  sich  dadurch  oft 
aus  mancher  Verlegenheit  retten  könnten.  Der  erfahrene  Praktiker 
kann  wohl  nicht  alle  Unfälle  vermeiden,  aber  er  beseitigt  sie  meist 
leicht  und  legt  deshalb  auf  die  Mittheilung  derselben  keinen  solchen 
Werth,  wie  er  denselben  doch  in  Rücksicht  auf  minder  geübte 
Gollegen  gebührt  Ausserdem  gibt  es  aber  noch  Vorfalle  genug. 
die  auch  dem  Geübten  eine  tüchtige  Nuss  zum  Knacken  geben, 
Aus  beiden  Branchen  will  ich  hier  Einiges  mittheilen. 

1.  Vom  Gollodion. 
Bekanntlich  wird  das  Pyrozylin  bei  längerem  Aufbewahren 
sauer.  In  geringem  Grade  schadet  dies  dem  Jodcollodion  nicht 
viel,  besonders  wenn  es  viel  Gadminmsalze  enthält;  es  ersetit 
einlgermassen  den  Zusatz  freien  Jodes.  Mir  war  aber  ein  bedeu- 
tendes Quantum  Pyroxylin  doch  schon  zu  sauer  geworden,  um  es 
sofort  zu  benutzen.  Ich  liess  es  also  tüchtig  auswaschen,  zuerst 
mit  Brunnenwasser»  zuletzt  mit  destillirtem  Wasser,  bis  das  Pj* 
roxylin  nicht  im  Geringsten  mehr  sauer  reagirte.  Die  Wolle  war 
etwas  gelblich  geworden,  ich  hielt  daher  eine  Behandlung  mit 
Alkohol  für  nützlich.     Nachdem  die    Wolle   möglichst  ausgepresst 


459 


worden,  übergoss  ich  sie  mit  verdünDtem  Alkohol   (WeingeiBt  von 
85  %),  schfiUelte  wiederholt  stark  und  Hess  das  Ganze  einen  h^en 
Tag  stehen.    Zuletzt  wurde  der  stark  gelb  gefärbte  Alkohol  abge- 
gossen, die  Wolle  ansgepresst  und  sogleich  in  der  üblichen  Mischung 
Ton  Aether  und  Alkohol  gelöst.    IHes  geschah  leicht  und  vollständig ; 
doch  die  Auflösung  blieb,  unter  Ablagerung  eines  geringen  Boden- 
satses,   gelblich  und  trübe.    Selbst  nach  3  Monate  langem  Stehen 
Bei^  sie  noch  immer  dieselbe  Trübung.    Bereitet  man  daraus  Jod- 
eoUodion,  so  ist  es  ganz  yorzüglich,  zeigt  aber  ganz  feine,  mikror 
scopische  Löcherchen  in  den  Negativen,  die  sich  zwar  nicht  mit  ab- 
dnicken,  dennoch  aber  durch  Entfernung  ihrer  Ursache,  die  Trübung 
des  RohcoUodions ,   vermieden  werden   musstcn.     Das   natürlichste 
Mittel  schien  das  Filtriren   des  JodcoUodions.     Allein  hier   schon 
fehlt  es  an  einem  zweclonässigen ,  völlig  genügenden  Apparate.  Das 
Filtriren  durch  Baumwolle  ist  natürlich  für  solche  feine  Trübungen 
ein  ganz  ungenügendes  Mittel.    Nur  das  Filtriren  durch  Papier  gibt 
ein  ganz  klares  Filtrat.    Allein  die  rasche  Verdampfung  des  Aether- 
Alkohols  steht  hier  im  Wege,  die  Poren  des  Papiers  werden  rasch 
verstopft  durch   ein  Gollodionhäutchen ,  und  selbst  möglichster  Ab- 
Bchluss  der  Luft  und  beständig  gleiches  Niveau  des  Collodions  im 
Filtrum  genügt  nicht.    Zahlreiche  Versuche,  verschiedene  Arten  von 
Druck  wirken  zu  lassen   (z.  B.   durch  eine  hohe  Flfissigkeitssäule, 
durch  Luftverdünnung  etc.),   zeigten  sich   nicht  zweckmässig;    das 
einzige  Mittel  blieb   das  emfache  Filtriren  durch  ein  mit  Alkohol 
angefeuchtetes  Papierfilter.    Wenig  nützt  es,   durch  Einlegen  van 
Glasstäbchen  in  den  Canal  des  Trichters  zu  verhindern,   dass  das 
Filtrum  an  die  Glaswandung  anklebt,  denn   die  Verdampfung  des 
Aethers  geht  dann  nur  um  so  rascher  vor  sich*    Der  Trichter  mass 
mit  einer  Glasplatte  bedeckt  werden  und  in  die  Flasche ,  worin  sieh 
das   Durchlaufende    sammelt,    beinahe    luftdicht    eingepresst    sein. 
Von   Stunde   zu  Stunde  erneuert  man   das   Filtrum  und  legt  das 
gebrauchte  in  eine  weithalsige  Flasche,   worin  dann  das  verdickte 
JodcoUodion  wieder  mit  Aether- Alkohol  ausgezogen  werden  kann. 
Wenn  man  viele  Flaschen  und  Trichter  auf  diese  Weise  zu- 
gleich aufstellt  und   benutzt,  so  gelingt  es,   den  Tag  über  %  bis 
1  Pfund  JodcoUodion   ganz  crystallklar  zu  filtriren.    Sollte  es  zu 
.  dick  geworden  sein ,  so  verdünne  man  es  wieder  etwas  mit  Aedier- 
Alkohol.    Das  auf  diese  Weise  geklärte  JodcoUodion  gab  keine  Spur 
von  Löcherchen  mehr ,  zeigte  aber  merkwürdiger  Weise  eine  deutlich 
grünlich -gelbe  Farbe,  ähnlich  dem  Uranglas.    Die  Ursache  dieser 
Erscheinung  ist  mir  nicht  klar  geworden  und  mag  wohl  in  einem 
ursprüngUch  bläulichen  Ton  des  CoUodions  zu  suchen  sein ,  der  sich 


460 


erst  durch  das  Gelb  des  jodirten  Coilodions  in  das  Grönliehe  ver* 
wandelte«    Woher  aber  dann  das  Bläuliche  des  RohcoUodions  ? 

Ich  versuchte  zum  Klären  dieses  RohcoUodions  auch  eine  Klär- 
masse,  welche  unter  dem  Namen  „Schnellklärmasse^  nebst  daso 
gehörigen  Apparaten  in  yerschiedeDen  Zeitungen  angekündigt  worden. 
Diese  Elärmasse  ist  nichts  anderes,  als  „Papp^,  woraus  das  gewöhn- 
liche Papier  fabrizirt  wird.  Sie  ist  in  faustgrosse  Kugeln  geformt 
und  die  dazu  gehörigen  Apparate,  welche  ich  jedoch  nicht  kenne, 
dienen  wohl  nur  zum  Filtriren  und  haben  keinen  weiteren  Einfliui 
auf  das  Klären.  Letzteres  soll  sich  laut  der  betr.  Ankündigung 
nicht  blos  auf  wässrige  Flüssigkeiten,  sondern  auf  Oele,  Harz- 
lösungen,  Lacke  u.  dgl.  erstrecken.  Ich  dachte  daher,  es  auch 
auf  CoHodion  anwenden  zu  können.  Da  blosses  Hindurchfiltriren 
durch  die  Klärmasse  offenbar  ebensowenig  genützt  haben  würdet 
wie  durch  Baumwolle,  so  gab  ich  eine  Portion  der  Klärmasse  direct 
in -eine  Flasche  mit  dem  trüben  CoHodion,  schüttelte  so  lange,  bis 
sich  Alles'  zertheilt  hatte ,  und  Hess  es  zum  Absetzen  ruhig  stehen. 
Nachdem  dieses  Yerfahreo  während  einiger  Tage  mehrmals  wieder- 
holt worden,  war  die  überstehende  Flüssigkeit  noch  fast  ebenso 
trübe  und  erst  nach  Monaten  wurde  sie  klar.  Dasselbe  CoUodioii 
ohne  Klärmasse  war  in  dieser  Zeit-  noch  nicht  Idar  geworden.  Also 
hatte  die  Klärmasse  doch  etwas  geholfen,  wenn  auch  erst  nach 
langer  Zeit. 

Die  Trübung  im  CoHodion,  welche  nach  meiner  Ansicht  von 
BestandtheÜen  aus  dem  zum  Auswaschen  benutzten  Brunnenwasser 
herrührte  und  rielleicht  kohlensaurer  oder  schwefelsaurer  Kalk  war 
(an  beiden  Salzen  ist  das  Jenaische  Brunnenwasser  sehr  reich  und 
reagirt  dasselbe  sogar  schwach  alkalisch),  wurde  wirkUch  durch 
Zusatz  Ton  ein  paar  Tropfen  Salzsäure  zu  einer  kleinen  Portion 
sofort  entfernt,  indessen  schied  sich  in  Folge  des  Wassergehaltes 
der  Salzsäure  etwas  PyroxyHn  dabei  aus.  NatürUch  Hess  sich  der 
Säurezusatz  nicht  zum  Klären  des  CoHodions  anwenden. 

Bei  dieser  Gelegenheit  möchte  ich  unsere  geehrten  Leser  fragen, 
ob  ihnen  schon  bekannt,  dass  ein  gut  arbeitendes  NegativcoHodion, 
welches  mit  dickem  Rohcollodion  zum  Behufe  der  Pannotypie  versetzt 
wird,  hierdurch  für  einige  Tage  ganz  unbrauchbar  wird,  indem  es 
sich  ziemHch  unempfindlich  zeigt  und  nur  ganz  verschleierte  Bilder, 
gibt?  Später  bessert  es  sich  wieder.  Herrn  Liesegang's  Be- 
obachtung   stimmt  mit  der  meinigen  überein.  *)    Zu  bemerken  ist 

*)  Auch  nach  dem  Yerdf&nnen  mit  Aether  liefert  ein  sonst  gat  arbeiteDdes 
CoUodion  gern  schwach  Texschleierte  Bilder,  während  es  einige  Stunden  später 
wieder  ganz  klar  aibeitet    Lg. 


461 


noch,  dara  das  gewöhnliche,  mit  demselben  Boheollodion 
frisch  bereitete  NegativcoUodion  fast  sogleich  angewendet  werden 
kann,  dass  ako  die  Erscheinung  ihren  Grand  nicht  in  schlechter 
Beschaffenheit  des  Rohcollodions  hat^ 


Referate  aber  Towlerst  ^^The  sÜTer  snnbeam^^ 

Von  Dr.  A.  Weiske;) 

n.    Towler's  negatives  CollodionTezfkhren. 
1.    Das  Collodion. 

Es  soll  hier  zunächst  nur  von  der  Erzeugung  negativer  Bilder 
auf  nassen  Gollodionplatten  die  Rede  sein.  Es  ist  jetzt  ungefähr 
13  Jahre  her,  dass  Legray  und  nach  ihm  Archer  und  Fry  die 
Anwendung  des  Collodions  als  Träger  der  lichtempfindlichen  Sub- 
stanzen lehrten.  Es  war  dies  einer  jener  glücklichen  Griffe,  wie 
sie  in  der  Wissenschaft  und  Technilc  nicht  allzu  oft  gethan  werden, 
und  gewifis  wird  es  nicht  leicht  sein,  das  Collodion  durch  einen 
fttoff  zu  verdrängen ,    der    allen  Anforderungen  besser   entspricht. 

Wenn  die  Collodionschicht  nicht  vom  Glase  übertragen  werden 
soll,  so  ist  es  im  Allgemeinen  gleichgüllig ,  ob  das  Collodion  jung 
und  häutig  oder  alt  und  mürbe  ist;  im  Gegentheil  läuft  man  bei 
einem  etwas  mürben  Collodion  nicht  so  leicht  Gelegenheit,  dass 
die  Schicht  in  den  Bädern  oder  beim  Abspülen  sich  ablöst  oder 
zerreisst.  Damit  die  Schicht  nach  dem  Sensibllisiren  nicht  zu 
schnell  trocknet  und  länger  glelchmässig  empfindlich  bleibt,  wendet 
man  jetzt  nach  Liesegang^s  und  Sutton's  Vorgang  sogenannte  Alkohol- 
coUodien  an,  d.  h.  CoUodien,  in  denen  von  den  beiden  Lösungs- 
mitteln Alkohol  und  Aether  das  erstere  minder  schnell  verdampfende 
im  Deberschuss  ist.  Man  kann  getrost  bis  zu  60  oder  61%  Alkohol 
gehen.  Ja,  Wortiey  bereitet  sein  Collodion  mit  69%  Alkohol 
mid  nur  31%  Aether.  Fügt  man  aber  zu  viel  Alkohol  hinzu,  so 
fliesst  das  Collodion  nicht  mehr,  sondern  wird  gallertartig,  flockig. 
Ein  gutes  Rohcollodion  erhält  man  nach  Towler  auf  folgende  Weise. 
Ich  fuge  den  von  Towler  angegebenen  Gewichtstheilen  in  Paren- 
these die  für  Flüssigkeiten  bequemeren  Maasstheile  in  Cubikcenti- 
metem  hinzu. 

Man  nehme: 
Aether  vom  spec.  Gewicht  0,715  .    1000  Gew.-Theile  (1430  C.  C.) 
Absolnten  Alkohol 1000      „         „     (125.0  ,»  „) 

*)    Fortsetzang  Ton  Seite  361. 
Pbtographisclies  Archir.  Kr.  70. 16.  Norember  1804.  22 


462 


In  einem  anderen  Gkföes^  Bchüttle  man  miteinander: 
Alkohol  (absol.)    .    850  Gew.-Theile  (1062  C.  G.) 
GollodionwoUe  .     .      45      „  ^      (45  Gramm.) 

Hat  der  AllLohol  die  Wolle  ganz  benetzt,  8o  giesat  man  das 
Gemisch  yon  Alkohol  and  Aether  zu  und  schüttelt  bis  zur  gäni- 
licheo  Auflösung. 

Will  man  ein  recht  häutiges  Collodion  mit  mehr  Körper  habeo, 
wie  man  es  zum  Uebertragen  braucht,  so  kann  man,  statt  nar  45, 
bis  gegen  50  Gewiehtstheiie  Wolle  nehmen,  während  bei  einem 
sehr  flüssigen ,  zum  Begiessen  grosser  Platten  bestiounten  Collodion 
36  bis  40  Theile  Pyroxylin  genügen.  Um  das  Collodion  zu  klaren, 
hat  man  jetzt  passende  Filtiirapparate ,  doch  lässt  man  es  besser 
absetzen  und  decantirt  dann. 

Zur  Jodirung  des  Rohcoliodions  bereite  man  sich  nach  Towler 
folgende  Lösungen.    Erstens: 

Absoluter  Alkohol    .     100  Gew. -Theile  (125  C.  G.) 
Jodnatrium.     ...        8       „  »       (8  Gramm.) 

Jodcadmium    ...         3       ,»         n       (^       n      )  I 

Bromcadmium ...        4      „  „       (4       ^       ) 

Oder: 

.     100  Gew.-TheUe. 
.      10      « 


Absoluter  Alkoho 
Jodlithium  .     . 
Bromlithium     . 


Absoluter  Alkoho 
Jodlithium  .     . 
Jodcadmium     . 
Bromcadmium  . 

Absoluter  Alkoho 
Jodcadmium     • 
Bromammonium 


»  n 

Oder: 

100  Gew. -Theile. 

Oder: 

100  Gew.-TheUe. 
10      . 

Welche  dieser  yler  Lösungen  man  auch  anwenden  möge,  immer 
mischt  man  10  Gewiehtstheiie  Rohcollodion  mit  1  Gewichtstheil  der 
Jodirungsflüssigkeit  und  lässt  dann  die  Mischung  bis  zur  vöIUgen 
Abklärung  stehen. 

2.    Das   Silberbad. 

Wenn  Towler  sagt:   ^^Nichts  ist  leichter,  als  ein  Silberbad  za 

bereiten,   und  doch  macht   nichts   mehr   Schwierigkeiten,   als  das 

Silberbad  für  CoUodionplatten,''  so  hat  er  sicher  Recht   Die  ganie 

Schwierigkeit  wäre  leicht  beseitigt ,  wenn  das  Silber  nicht  zu  thcaer 


468 


wSre,  nnd  wenn  man  die  rar  Präparation  einer  Platte  gebranchte 
Flüssigkeit  jedesmal  wieder  weggies^en  könnte,  wie  etwa  den  Ent«* 
Wickler.  So  aber  treibt  die  Oekonomie  dabin,  möglichst  viele  and 
grosse  Platten  in  einer  nicht  allzngrossen  Quantität  der  Flüssigkeit 
empfindlich  zq  machen ,  und  es  wird  auf  diese  Weise  das  Silberbad 
durch  allerhand  Dinge,  wie  die  Zersetzungsproducte  des  Pyrojcylins, 
Alkohol,  Aether,  Jod-  und  Bromverbindongen  und  die  Salze  der 
in  den  letzteren  beiden  enthaltenen  Metalle  yerunreinigt. 

Towler  gibt  drei  verschiedene  Vorschriften  für  gute  Silber- 
bäder, welche  hier  folgen  mögen. 

I. 
Destfliirtes  oder  Regenwasser  .    80  Unzen  .  .  1000  Gramm,  *) 
SUbemitrat  (umcrystallisirtes)   .       8       „       .  .       83,8      ,, 

Jodsilber 6  Oran    .  .        0,84    „ 

Silberoxyd 6      „       .  .        0,84    „ 

Zuerst  wird  das  Silbemitrat  in  der  Hälfte  des  Wassers  aufge- 
löst, dann  das  gut  ausgesüsste  Jodsilber  und  Silberozyd  hinzugefligt, 
und  die  Lösung  in  einem  Glaskolben  auf  einem  Sandbade  zum 
Sieden  gebracht  Endlich  wird  das  übrige  Wasser  hinzugefugt  und 
filtrirt.  Dies  Bad  gibt  äusserst  empfindliche  Schichten  und  sehr 
klare  Bilder  bei  Collodien  mit  freiem  Jod. 

Für  ganz  farblose  und  blasse  Cadmiumcollodien  ist  folgendes 
SUberbad  vorzuziehen. 

n. 

Destillirtes  oder  Regenwasser    .    36  Unzen.    (1000  Gramm.) 
Silbemitrat  (umcrystallisirtes)     .       3        „        (    83,8      „     ) 
Jodsilber  (gut  ausgewaschen)     .      6  Gran.     (      0,84    „     ) 
Dies  mischt  man  und  filtrirt,  wie  beil.,  aber  ohne  zu  sieden. 
Dann  fügt  man  auf  jede  Unze  Silbernitrat  einen   Tropfen  Salpeter- 
säure hinzn.    Dadurch  vermeidet  man  die  Schleier. 

ra. 

Man  mischt  wieder  in  denselben  Verhältnissen,  wie  bei  IT., 
Wasser,  Silbemitrat  und  Jodsilber.  Dann  theilt  man  die  ganze 
Flüssigkeit  in  zwei  Hälften.  Die  eine  neutralisirt  man,  wie  bei  L, 
mit  Silberoxyd,  kocht  auf  und  filtrirt.  Zu  der  andern  fügt  man 
auf  jeden  Theil  Silberaitrat  12  Tropfen  essigsaure  Natronlösung 
(1  Theil  Salz  in  8  Theilen  Wasser  gelöst)  und  reichlich  6  Tropfen 
eoncentrirte  Essigsäure.  Beide  Bäder  braucht  man  gesondert,  je 
nach  Bedürfniss.    Nur  kann  man,  wenn  das  saure  Bad  zu  langsam 


*}    36  Unzen  sind  nicht  etwa  gleich  1000  Gramm.    Ich  w&hle  diei  hier 
nur  all  runde  Zahl.    W. 


461 


wirken  sollte,  etwas  von  dem  neutralen  hinmfiigen.  Dnrch  d«i 
essigsauren  Natroozusatz  erhält  man  sehr  kräftige  BlUer,  nnd  fsnt 
äusserst  empfindliche  Sciiicht. 


lieber  Terschiedene  ältere  Copirrerfahrei  oliie  Silhersabe. 

n. 

Sir  John  Hersohers  Cyanotypie  und  Chrysotypie. 

Die  ersten  Untersuchungen  über  das  Verhalten  einiger  Eisen* 
salze  gegen  das  Licht  verdanken  wir  dem  berühmten  englischen 
Forseher  Sir  Herschel.  Da  dieselben  manchen  späteren  Verfahren 
zur  Grundlage  dienen  und  viele  wichtige  Andeutungen  enthalten, 
so  theilen  wir  sie  nach  der  in  den  phllosophical  Transactions  vom 
Jahre  1842  enthaltenen  Originalabhandlung:  „On  the  Action  of  the 
RajB  of  the  Solar  Spectrum  on  vegetable  Golours^  mit. 


Die  photographische  Empfindlichkeit  ist  nicht  mehr  ein  gewissen 
Silber-  und  Goldsalzen  eigenthümliches  Isoiirtes  und  anomales  Fac- 
tum, sie  durchdringt  vielmehr  zweifelsohne  in  mehr  oder  minder 
hohem  Grade  die  ganze  Natur  und  ist  mit  dem  Mechanismus,  der 
die  chemischen  Verbindungen  und  Zersetzungen  in's  Werk  setzt, 
aufs  Engste  verbunden.  Die  Unbeständigkeit  der  organischen  Ver« 
bindungen  könnte  uns  darauf  schliessen  lassen,  dass  vorzugsweise 
bei  diesen  zahlreiche  und  bemerkenswerthe  Fälle  dieser  Affection 
vorkommen  würden,  aber  sie  zeigt  sich  auch  bei  den  metallischen 
und  den  anderen  anorganischen  Elementen  so  häufig,  dass  man  sie 
bei  allen  chemischen  Verbindungen  von  einer  gewissen  Lockerheit 
annehmen  kann.  Der  Vorgang  ist  bei  anorganischen  Substanzen 
wol  in  allen  Fällen,  die  hierbei  beobachtet  worden  sind,  eme 
Desoxydation,  sofern  die  am  meisten  brechbaren  Strahlen  dabei 
beiheiligt  sind.  Bei  den  Fällen  mit  Gold  und  Silber  liegt  dies 
ganz  klar  vor.  Beim  doppeltchromsauren  Kali  wird  ein  Atom 
Sauerstoff  abgegeben,  und  ebenso  ist  es  mit  manchen  anderen  Sub- 
stanzen. Ein  schönes  Beispiel  von  einer  solchen  desoxydireoden 
Wirkung  habe  ich  kürzlich  bei  der  Untersuchung  des  Kalinm- 
eisencyanids  gefunden,  welches  nach  Smee  durch  Einwirkung 
der  voltaischen  Kraft  auf  das  gewöhnliche  gelbe  Blutlaugensalz 
(Ealiumeisencyanür)  erzeugt  wird.  Hierbei  wird  Sauerstoff  im  Status 
nascens  absorbirt,  Wasserstoff  abgegeben,  und  die  Eigenschaften 
der  neuen  Verbindung  (die  mit  den  Eisenoxydulsalzen  Preussischblau 
bildet,  mit  den  Oxydsalzen  aber  nicht)  deuten  auf  einen  Ueberscbass 


465 


yon  electronegatiyer  Kraft,  auf  eine  NeigoDg,  den  jäaaerstoff  frei 
zu  geben,  oder  was  dasselbe  ist,  Wasserstoff  zu  absorbiren  (in 
Gegenwart  von  Feuchtiglceit) ,  und  dadurch  in  ihren  nispriinglichen 
Zustand  zurückzukehren. 

TrSnkt  man  Papier  mit  einer  Lösung  dieses  Salzes,  so  wird 
es  sehr  empfindlich  gegen  das  Licht  Es  wird  Preussischblau  nieder- 
geschlagen (die  Base  wird  durch  die  Zerstörung  eines  Theils  der 
Säore  gebildet,  die  Säure  durch  die  Zersetzung  eines  anderen  Theils). 
Nach  einer  halbstündigen  oder  einstündigen  Belichtung  an  der  Sonne 
erbäh  man  eine  sehr  schöne  negative  Photographie,  die  man  durch 
Wasser  fixirt,  in  dem  zur  grösseren  Befestigung  des  niedergeschla- 
genen Preussischblaus  ein  wenig  schwefelsaures  Natron  aufgelöst 
wurde.  So  lange  der  Abdruck  noch  trocken  ist,  hat  er  eine  lavendel- 
blaue  Färbung,  die  mit  dem  grünlichgelben  Grunde  des  Papiers 
eigenthtimlich  contrastirt;  durch  das  Waschen  wird  die  Grundfarbe 
entfernt  und  die  Photographie  wird  blau  auf  weissem  Grund.  Bei 
za  langer  Belichtung  geht  die  Farbe  in's  bräunliche  oder  gelbliche 
über,  wird  aber  beim  Fixiren  wieder  blau. 

Die  prismatische  Untersuchung  dieses  Vorgangs  zeigt,  dass 
eigenthümlicher  Weise  die  Zersetzung  des  Salzes  und  der  Nieder- 
schlag von  Preussischblau  durch  die  blauen  und  violetten  Strahlen 
bewirkt  wird,  während  die  weniger  brechbaren  Strahlen  unter  dem 
Blau  absolut  gar  keinen  Einfluss,  sei  es  auf  die  Erhöhung  oder  die 
Verminderung  der  Wirkung  ausüben.  Die  Intensität  der  Wirkong 
wird  bedeutend  vermehrt  durch  Waschen  mit  angesäuertem  Wasser, 
mehr  noch,  wenn  es  etwas  Eisenoxjdsalz  in  Lösung  hält,  aber  in 
diesem  Fall  wird  der  Grund  blau,  wenn  er  nicht  sehr  sorgfältig 
vor  Licht  geschützt  wurde. 

Wird  eine  Auflösung  dieses  Salzes,  in  gewissem  Verhältnisse 
mit  Eisenchlorid  gemischt,  auf  Fliesspapier  gestrichen  und  dem 
Spectram  ausgesetzt ,  so  entsteht  ein  reichlicher  intensiver  Nieder- 
schlag von  Preussischblau  im  blauen  .  und  violetten  Theile.  Aber 
die  Wirkung  endigt  hier  nicht,  sie  erstreckt  sich  vielmehr  nach 
miten,  nicht  nur  bis  zu  den  äussersten  rothen  Strahlen,  sondern 
noch  tiefer,  bis  zum  Ende  des  Wärmespectrums  (bis  zum 
Paukte  d  und  selbst  bis  «). 

Nimmt  man  anstatt  des  Eisenchlorids  eine  Auflösung  von 
citroDsaurem  Eisenoxyd-Ammoniak,  so  erhält  man  sehr 
verschiedenartige  und  bemerkenswerthe  photographische  Erschei- 
nungen. Die  beiden  Lösungen  mischen  sich,  ohne  Niederschlag  zu 
erzeugen,  und  bilden  eine  braune  Flüssigkeit,  die  auf  Papier  ge- 
strichen grün  erscheint.     Die  Wirkung   des  Spectmms    darauf  ist 


466 


fast  augenblicklich  und  sehr  intensiv.  Ein  reichlicher  Niederschlag 
von  Preussischblau  bildet  sich  über  den  blanen,  violetten  nnd  ultra- 
violetten Strahlen.  Wenn  man  das  Bild  gleich  auswascht ,  so  bleibt 
es;  lässt  man  aber  das  Licht  weiter  einwirken,  so  beginnen  die 
blanen  nnd  violetten  Strahlen  ihr  Werk  wieder  zu  zerstören.  Mitten 
im  intensivsten  Theil  des  Blau  entsteht  ein  weisses  Oval,  das 
sich  rasch  nach  oben  und  unten  ausdehnt 

Ein  mit  der  Mischung  bestrichenes  Papier,  feucht  dem  Sonnen- 
schein ausgesetzt,  wird  lebhaft  purpurfarben  und  bald  darauf  wieder 
weiss;  das  Weiss  verändert  sich  aihnälig  in  bräunliches  Violett. 
Aber  im  Schatten  nimmt  es  seinen  ursprünglichen  Ton  an,  der 
wieder  und  wieder  dieselben  Veränderungen  darchgehen  kann. 
Höchst  eigenthümliche  und  scheinbar  launenhafte  Varietäten  von 
Färbung  und  Entfärbung  werden  erzeugt  durch  verschiedene  Dosi- 
mng  der  Ingredienzien,  Reihenfolge  des  Auftragens  u.  s.  f.,  and 
machen  das  Studium  der  Erscheinungen  sehr  umständlich.  Gewisse 
Verhältnisse  geben  ein  schönes  und  höchst  empfindliches  Positiv- 
papier, andere  hingegen  negatives,  worin  der  anfangs  schwache 
Liehteindruck  durch  Behandlung  mit  Ealiumeisencyanid  heraus- 
gebracht wird. 

Das  Ealiumeisencyanür  (oder  gelbe  Blutlaugensalz)  ist 
zwar  viel  weniger  empfindlich,  aber  durchaus  nicht  inert.  Es  ver- 
bindert die  Veränderung  von  Silberbildern  durch  das  Licht  nnd  zer- 
stört sie  schliesslich.  Papier,  welches  damit  getränkt  wurde,  dem 
Spectmm  ausgesetzt,  wird  langsam  blau  in  den  blauen  und  violetten 
Theilen,  durch  Niederschlag  von  Preussischblau,  aber  niemals  intensiv. 

Wenn  Papier  mit  einer  Lösung  von  citronsaurem  Eisenozjd- 
Ammoniak  bestrichen,  getrocknet,  und  darauf  mit  gelbem  Kalium- 
eisencyanür  getränkt  wird,  so  entsteht  nicht  sofort  Preussischblau, 
sondern  das  Papier  wird  rasch  purpurn -violett  und  beim  Troclnen 
ganz  schwarz.  In  diesem  Zustande  ist  es  sehr  empfindlich ;  es  gibt 
sehr  tiefe  und  scharfe  Bilder,  die  aber,  im  Dunkeln  der  Luft  aus- 
gesetzt, wieder  schwarz  werden.  Das  Papier  ist  dann  von  neuem 
empfindlich,  und  kann  wieder  zum  Copiren  benutzt  werden,  doch 
ist  es  nicht  möglich,  diese  sehr  schönen  Bilder  zu  fixiren.  Wenn 
man  sie  mit  Ammoniak  oder  kohlensaurem  Ammoniak  wascht,  ver- 
schwinden sie,  kommen  aber  gleich  wieder  mit  umge- 
kehrtem Licht  und  Schatten  zum  Vorschein.  Nun  sind  sie 
fixirt,  und  wenn  das  Ammoniak  durch  Auswaschen  mit  Wasser 
entfernt  ist,  so  wird  ihre  Farbe  reines  Preussischblau,  das  beim 
Trocknen  viel  nachdunkelt.  Mischt  man  die  Lösungen,  so  bildet  sich 
eine  sehr  dunkle   violette  Tinte,   die  in  undurchsichtiger  Flasche 


467 


aufbewahrt   in  jedem   Augenblick   zum    Präparlien    des  fraglichen 
Papiers  benutzt  werden  kann. 

Man  könnte  diese  eigenthümlichen  und  compllciiten  Verände- 
rungen wohl  Ton  der  Unbeständigkeit  der  Gyanverbindungen  her- 
rührend glauben,  und  dass  diese  Ansicht  nicht  ganz  unrichtig  ist, 
geht  aus  den  oben  beschriebenen  Experimenten  hervor,  worin  kein 
anderes  Elsensalz  zugesetzt  wurde.  Indessen  beweist  der  folgende 
Versuch,  dass  in  mehreren  der  oben  erwähnten  Fälle  die  Sonnen- 
strahlen nicht  unmittelbar  auf  die  Cyansalze,  sondern  auf  das 
Eisen  wirken,  welches  in  der  hinzugesetzten  eisenhaltigen  Lösung 
enthalten,  indem  sie  es  desoxydiren  oder  anderweitig  verändern, 
kurz  es  den  Ferro cyansalzen  in  solchem  Zustande  präsentiren,  dass 
die  Säuren  in  Verbindung  mit  dem  Eisenoxyd  resp.  -oxydul  nieder^ 
geschlagen  werden.  Um  dies  klar  zu  machen,  lasse  man  einfach 
das  Ferrocyankalium  fort,  tränke  also  das  Papier  nur  mit  der  Lösung 
von  citronsaurem  Eisenoxyd -Anmioniak.  Das  Papier  ist  hellgelb, 
and  wird  im  Sonnenschein  ocherfarben  und  selbst  grau ;  aber  selbst 
Dach  sehr  kurzer  Belichtung,  wenn  die  Wirkung  noch  gar  nicht 
sichtbar  ist,  erhält  man,  wenn  man  das  Papier  im  Dunkeln  mit 
Kaliumeisencyanür  bestreicht,  auf  den  belichteten  Theilen  einen 
dichten  Niederschlag  von  Preussischblau ,  so  dass  ein  ziemlich  inten- 
sives blaues  Bild  entsteht;  das  Eisen  würde  also  an  diesen  Stellen 
in  Oxydul  verwandelt  Uebrigens  ist  nicht  allein  das  citronsanre 
Eisenoxyd-Ammoniak  geeignet,  diese  Erscheinungen  hervorzubringen, 
sondern  auch  das  weinsteinsaure  Eisenoxyd -Ammoniak  und  -Kali, 
ferner  das  vollkommen  neutrale  Elsenchlorid.  Das  Sichtbarmachen 
des  latenten  Eindrucks  geschieht  am  besten  durch  ganz  gleich- 
massiges  knappes  Bestreichen  mit  der  Lösung  von  gelbem 
Eisencyankalium.  Das  latente  Bild  ist  nicht  gänzlich  unsichtbar, 
und  negativ.  Sobald  die  Flüssigkeit  in  sehr  dünner  Lage  auf- 
getragen ist,  verschwindet  das  negative  Bild  und  langsam  erscheint 
ein  violettblaues  Positiv  auf  grünlich  gelbem  Grund,  von  grosser 
Schärfe  und  eigenthümlich  schönem ,  zartem  Ton.  Wird  das  Bild  in 
diesem  Moment  in  Wasser  geworfen ,  so  geht  es  sofort  in  Preussisch- 
blau über  und  verliert  viel  von  seiner  Schärfe;  lässt  man  aber  die 
Lösung  fortwirken,  so  wird  das  Bild,  nachdem  es  das  Maximum 
von  Schärfe  erreicht,  sehr  bald  verschwommen,  namentlich  wenn 
mehr  Flüssigkeit  vorhanden  ist,  als  das  Papier  zu  absorbiren  ver- 
mag, oder  wenn  man  den  Pinsel  zweimal  über  eine  Stelle  geführt 
hat  Das  Bild  gleicht  dann  einem  rohen,  schlecht  gedruckten 
Holzschnitt  ohne  Halbtinten ,  dessen  starke  Schatten  ineinander  ver- 
laufen.. 


^ 


468 


Um  dies  zu  yerhüten ,  kann  der  Eisencyankaliomlösang  Gummi 
arabicum  zugesetzt  werden,  das  Preussischblaa  hat  dann  Zeit,  za 
agglomeriren  und  sich  auf  den  Papierfasern  zu  fixiren;  es  ist  dadurch 
auch  möglich,  eine  viel  dünnere  und  gleichmässigere  Schicht  auf 
das  Papier  zu  bringen;  wenn  nach  dem  Trocknen  das  Bild  nicht 
hinreichend  entwickelt  ist,  kann  man  die  Lösung  nochmals  auf- 
streichen. Ich  habe  auf  diese  Weise  einige  sehr  schöne,  reiche 
Bilder  erzeugt,  die  (wenn  sie  nicht  gewaschen  wurden)  zwischen 
den  Blättern  einer  Mappe  sich  gut  gehalten  haben ;  im  Licht  bleichen 
sie,  im  Dunkeln  nehmen  sie  wieder  ihren  Ton  an. 

Wird  Schwefelcyankalium  mit  dem  citronsanren  oder  weinstein- 
sauren Eisenoxyd- Ammon  gemischt,  so  entsteht  nach  Zusatz  einiger 
Tropfen  verdünnter  Schwefel-  oder  Salpetersäure  eine  eigenthümlicbe 
rothe  Färbung.  Die  Mischung  auf  Papier  aufgetragen  wird  im 
Dunkeln  von  selbst  weiss.  Setzt  man  mehr  Säure  zu,  so  bleibt  das 
Papier  gefärbt  und  gibt  im  Licht  Abdrücke ,  die ,  wie  beim  Guajak- 
harz,  deutlicher  auf  der  Rückseite  als  der  rechten  Seite  des  Papiers 
erscheinen.    Die  Abdrücke  sind  matt  und  nicht  haltbar. 

Wenn  Papier  mit  einer  Mischung  gleicher  Verhältnisse  von 
citronsaurem  Eisenoxyd- Ammoniak  und  Ealiumeisencyanür  bestrichen, 
unter  einem  Bilde  belichtet,  in  Wasser  getaucht  und  getrocknet  wird, 
so  entsteht  ein  negatives  blaues  Bild ,  welches  beim  Bestreichen  mit 
einer  Auflösung  von  salpetersaurem  Qnecksilberoxydul  gänzlich  ver- 
schwindet. Wascht  maa  das  Quecksilbersalz  gut  aus  und  tiberfahrt 
das  Bild  mit  einem  heissen  Glätteisen,  so  erscheint  es  mit  brauner 
Farbe  wieder.  In  diesem  Zustande  in  einer  Mappe  einige  Wochen 
aufbewahrt,  bleicht  es  ans,  kommt  aber  bei  nochmaliger  Anwendung 
von  Hitze  wieder  vollkommen  zum  Vorschein. 

Dass  das  Eisen  in  den  fraglichen  Versuchen  durch  blaues  Licht 
in  Oxydul  verwandelt  wird,  weisen  noch  manche  andere  Reagenticn 
nach.  Wird  z.  B.  mit  citronsaurem  Eisenoxyd  -  Ammon  präparirtes 
Papier  zvtm  Theil  belichtet,  dann  mit  doppeltchromsaurem  Kali 
bestrichen,  so  wird  das  Bichromat  an  dem  belichteten  Theil  gerade 
so  desoxydirt,   als  wenn  man  es  direct  der  Sonne  ausgesetzt  hätte. 

Chrysotypie. 

Um  die  Umwandlung  eines  Theiles  des  Eisens  in  Oxydul  auch 
durch  Goldlösnng  nachzuweisen  (Chlorgold  wird  bekanntlich  durch 
die  Eisenoxydulsaize  zu  metallischem  Gold  reducirt),  bestrich  ich 
ein  mit  citronsaurem  Eisenoxyd  -  Ammon  präparirtes,  dann  belich- 
tetes Papier,  mit  einer  durch  kohlensaures  Natron  genau  neutrall- 
sirten  Goldchloridlösung  von   der  Farbe  des  Sherryweines.    Sofort 


469 


ers^Hen  ein  IntensiTes  Bild^  welches  noch  bedeotend  nachdunkelte. 
NiehtF  übertrifft  die  Schärfe  und  das  Detail  der  so  erzengten  Bilder. 
Um  sie  Tor  fernerer  Einwirkung  des  Lichts  zu  schützen,  spült 
man  sie  in  Brunnenwasser  aus,  welches  dreimal  zu  erneuen  ist;  im 
dritten  Wasser  bleibt  das  Bild  5  bis  10  Minuten.  Dann  trocknet 
man  es  zwischen  Saugpapier  und  überstreicht  es  auf  beiden  Seiten 
mit  schwacher  Auflösung  von  Jodkalium.  Ist  in  den  Poren  des 
Papiers  noch  Chlorgold  vorhanden,  so  werden  die  Lichter  schmutzig 
brann;  wenn  man  das  Papier  (nachdem  es  einige  Minuten  gelegen) 
in  Wasser  wascht,  werden  sie  wieder  rein  weiss  sein;  das  Bild  ist 
dann  fixirt 

Eine  bemerkenswerthe  Eigenthümlichkeit  des  Goldes  als  photo- 
graphisches  Ingredienz  ist,  dass  äusserst  schwache  Eindrücke  frei- 
willig und  Sehr  langsam  kräftiger  und  dunkler  werden,  so  lange 
noch  unreducirtes  Goldchlorid  im  Papier  vorhanden  ist 

Ich  erwähne  hier  noch  der  Resultate  einiger  Versuche  in  Betreff 
des  Verhaltens  des  Goldes  gegen  Oxalsäure.  Den  Chemikern  ist  es 
bekannt,  dass  diese  Säure,  mit  Goldlösungen  erhitzt,  das  Gold  metal- 
lisch niederschlägt;  auf  diese  Eigenschaft  hat  Berzelius  seine  Be- 
stimmung des  Atomgewichtes  des  Goldes  basirt  Licht  sowohl,  wie 
Wärme,  verursacht  diesen  Niederschlag,  wenn  die  Goldlösung  neutral, 
oder  wenigstens  nur  sehr  schwach  sauer  ist  und  wenn  die  Oxalsäure 
in  Gestalt  eines  neutralen  Oxalsäuren  Salzes  und  in  hinreichend 
grosser  Menge  zugesetzt  wird.  Unter  diesen  Umständen  wird  das 
Gold  durch  das  Licht  als  schwarzes  Pulver  niedergeschlagen;  yrird 
eine  Mischung  von  Goldchlorid,  oxalsaurem  Salz  und  freier  Säure 
auf  Papier  gestrichen ,  so  nimmt  die  Färbung  an  den  belichteten 
Stellen  im  Dunkeln  und  namentlich  in  feuchter  Atmosphäre  allmälig 
zu,  bis  zum  vollständigen  Schwarz;  die  nicht  belichteten  Stellen 
bleiben  weiss,  oder  färben  sich  nur  ganz  unbedeutend. 

Wenn  man  das  latente  Bild  des  citron-  oder  weinsteinsauren 
Eisenoxyd  -  Ammoniaks  mit  Silben^itratlösung,  anstatt  mit  Goldlösung 
behandelt,  entsteht  ein  kräftiges,  scharfes  und  schönes  Bild;  es 
kommt  nicht  momentan  heraus,  sondern  anfangs  nur  die  tiefen 
Schatten  und  nach  2  bis  3  Minuten  auch  die  Details.  Das  Bild 
wird  mit  unterschwefligsaurem  Natron  fixirt,  dem  meiner  Ansicht 
nach  einzig  zuverlässigen  Fixirmittel  für  Silberbilder. 


470 


Veber  das  Brackei  der  PMitifB. 

Wenn  das  Negativ  ganz  rein  und  scharf  ist,  also  der  Abdruck 
keiner  Retouche  bedarf,  nehme  man  Albnminpapier ;  muss  das  Bild 
aber  retouchirt  werden,  so  ist  nichtalbuminirtes  Papier  vorzuziehen. 

L    yergrösserungeiL  auf  Albnminpapier. 

Gutes  rasch  copirendes  Albuminpapier,  welches  nicht  za  dünn 
sein  darf  und  an  trocknem  Orte  aufgerollt  aufzubewahren  ist, 
eignet  sich  zum  Vergrössern  am  besten.  Man  kann  .es  auf  zweierlei 
Art  empfindlich  machen,  mit  saurem  oder  mit  alkalischem  Bade. 
Sauer  hält  es  sich  mehrere  Tage  weiss,  aber  alkalisch  ist  es  viel 
empfindlicher,  und  gibt  schönere  Töne,  aber  es  wird  bald  gelb. 
Die  zweite  Methode  ist  für  unser  veränderliches  Klima,  die  bessere. 

Smpflndliohmaohaii  mit  f anrem  Bade. 

Das  Silberbad  wird  so  zusammengesetzt: 

Destillirtes  Wasser 1000  Cub.  Cent. 

Crystallisirtes  salpetersaures  Silberoxjd     100  Gramm. 
Crystallisirtes  salpetersaures  Natron    .     100       j, 
Salpetersäure 10  Tropfen. 

Man  misst  das  destillirte  Wasser  in  einer  Mensur  ab,  und  löst 
darin  das  salpetersaure  Natron  auf.  Dann  fugt  man  das  salpeter- 
saure Silberoxyd  und  zuletzt  die  Salpetersäure  zu.  Wird  die  Lösung 
trübe,  so  enthält  das  salpetersaure  Natron  ein  Chlorid  oder  ein 
kohlensaures  Salz.  Um  es  zu  prüfen,  löst  man  ein  Gramm  dieses 
Salzes  in  16  C.  C.  destillirtem  Wasser  und  setzt  einige  Tropfen 
frischer  (nicht  gebrauchter)  Silberlösung  hinzu.  Es  darf  sich  kein 
Niederschlag  bilden.  Wenn  ein  solcher  entsteht,  muss  man  sich 
anderes  salpetersaures  Natron  verschaffen,  oder  entsprechend  mehr 
Silbemitrat  nehmen. 

Jedenfalls  muss  die  filtrirte  Flüssigkeit  schwach  sauer  reagiren, 
was  man  durch  blaues  Lackmuspapier  erkennt. 

Man  giesst  nun  das  Bad  ih  eine  Schale  von  Porzellan  ode 
englischem  Steingut,  niemals  in  Guttapercha,  denn  diese  färbt  du 
Papier  gelb.  Man  findet  gegenwärtig  vortreffliche  Schalen  tod 
19  X  24  Zoll  im  Handel,  die  billiger  sind,  als  Gutta.  Auch  Schalen J 
von  Glas,  die  mit  Leim  oder  Kitt  gefügt  sind,  taugen  nicht,  denn 
sie  verderben  das  Silberbad,  und  wenn  sich  das  Holz  im  Sommer 
zieht,  entstehen  Risse  die  viel  Verlust  verursachen. 

Das  Bad  muss  etwa  2^2  bis  3  Linien  tief  in  der  Schale  stehen; 
man  reinigt  seine   Oberfläche   durch   Darüberziehen   eines  Papier- 


*)    Bulletin  Beige  de  la  Photographie. 


J 


471 


streifeiu  ron  der  LSnge  der  Schale.  Man  legt  das  Papier  auf,  und 
hebt  es,  um  uachzusehen ,  ob  sich  Luftblasen  gebildet  haben.  Wenn 
man  Papier  von  doppelten  Grössen  auf  kleineren  Schalen  prfipariren 
will,  verföhrt  man  so: 

Jede  Ecke  des  Papiers  wird  umgebogen.  Man  fasst  zwei  Ecken 
aD,  und  ein  Gehülfe  hält  an  den  entg^engesetzten  Ecken  den 
Bogen  senkrecht  über  dem  Bade.  Dann  legt  man  den  unteren 
Sand  anf  die  Flüssigkeit,  und  der  Gehülfe  lässt  allmälig  das  Blatt 
sinken.  Hier  wird  man  finden,  wie  vortheilhaft  das  Aufrollen  des 
Papiers  ist.  Sobald  das  Papier  die  ganze  Oberfläche  des  Bades 
bedeckt,  hebt  man  es  wieder  und  der  Gehülfe  fährt  fort,  es  sinken 
zu  lassen,  bis  auch  der  obere  Rand  die  Flüssigkeit  berührt.  Dann 
aber  hebt  er  das  Papier  wieder  und  zieht  es  sehr  rasch  über  das 
Bad,  damit  es  viel  Flüssigkeit  annimmt;  dies  setzt  man  während 
4  Minuten  fort.  Schliesslich  hebt  man  es  sehr  langsam  ab,  und 
hängt  es  zum  Trocknen  anf. 

Diese  Arbeit  ist  leichter  gethan,  als  beschrieben.  Man  hüte 
sieh,  die  Bückseite  des  Papiers  zu  beschmutzen. 

Sobald  das  Papier  trocken  ist,  steckt  man  es  in  eine  Ghlor- 
ealdumbüchse.  Um  die  Rolle  dreht  man  etwas  Fliesspapier  und 
hierum  die  empfindlichen  Papiere. 

Zu  beachten  sind  zwei  Punkte,  nämlich  das  Schwächerwerden 
des  Bades,  und  die  gewöhnliche  Alkalität  des  Albuminpapiers,  und 
endlich  das  Braunwerden  des  Bades  nach  einigen  Tagen  ^  nament- 
lich im  Sommer. 

Das  Schwächerwerden  des  Bades  corrigirt  man  durch  Znsatz 
TOn  2  Gramm  Silbernitrat  für  jedes  Blatt  von  18  x  24  Zoll.  Natron 
braucht  nicht  zugesetzt  zu  werden. 

Die  Alkalität  der  Albuminpapiere  macht  sie  geneigt ,  sich  einige 
Standen  nach  dem  Empfindlichmachen  gelb  zu  färben.  Nachdem 
man  einige  Blätter  präparirt  hat,  muss  das  Bad  blaues  Lackmus- 
papier langsam  röthen ;  ist  dies  nicht  der  Fall ,  so  setzt  man  einige 
Tropfen  Salpetersäure  zu. 

Einige  Stunden  nach  dem  Gebrauch  wird  das  Silberbad  braun ; 
man  sptzt  ihm  auf  1  Liter  1  C.  C.  Satzsäure  zuj  schüttelt  tüchtig 
um ,  und  filtrirt.    Das  sich  bildende  Chlorsilber  klärt  die  Flüssigkeit. 

XmpfindliohmaolieiL  mit  alkalisohflm  Silberbade. 

Vor  dem  sauren  Bade  besitzt  das  alkalische  diese  Vortheile: 

1.  Es  macht  das  Papier  empfindlicher; 

2.  Es  gibt  reichere  Töne; 

3.  Die  Bilder  tonen  sich  leichter; 


472 


4.   Ein  erschöpftes  Bad,  von  3  bis  4  %,  gibt  noch  eben  so  gnte 

Besaltate,  wie  ein  frisches  Bad. 
Dagegen  sind  dies  seine  Nachtheile: 

1.  Das  damit  präparirte  Papier  muss  innerhalb  einiger  Standen 
verbraucht  werden,  da  es  sehr  bald  gelb  wird; 

2.  Das  Bad  muss  im  Dunlceln  aufbewahrt  werden ,    denn  es 
reducirt  sich  leicht; 

3.  Es  ist  nicht  leicht  zu  bereiten   und  verlangt  die  Anwendong 
sehr  reiner  Substanzen« 

Das  Silberbad  wird  so  bereitet: 

Man  verschafft  sich  sehr  reines  Aetznatron ,  fest  oder  in  Lösung. 
Wenn  es  fest  ist,  löse  man  es  in  seinem  zehnfachen  Gewicht  Wasser 
und  bewahre  es  in  einem  Glas  mit  Korlsstöpsel  auf.  Ein  kleiner 
Crystall  salpetersaures  Silberoxyd  in  5  bis  6  C.  C.  destillirten 
Wassers  gelöst  und  mit  5  bis  6  Tropfen  sehr  reiner  Salpetersinre 
versetzt,  darf  mit  3  bis  4  Tropfen  der  Natronlösung  keinen  Nieder- 
schlag geben,  denn  sonst  ist  das  Natron  nicht  rein. 

Femer  verschafft  man  sich  crystallirtes  salpetersaures  Ammoniak. 
Man  löst  es  in  einem  Theil  (d.  h.  der  gleichen  Gewichtsmenge) 
destillirten  Wassers  und  filtrirt.  Einige  Tropfen  davon  mit  frisdier 
Auflösung  von  salpetersaurem  Silberoxyd  versetzt,  müssen  klar 
bleiben.    Trübung  würde  Unreinheit  des  Ammoniaksalzes  anzeigeiL 

Nun  löst  man  100  Gramm  crystallisirtes  salpetersaures  Silber- 
oxyd in  einem  Liter  destillirten  Wassers,  und  setzt  von  der  Natron- 
lösung  Portionen  von  je  5  bis  6  Cub.  Cent,  zu,  indem  man  umrührt; 
sobald  sich  kein  Niederschlag  (von  Silberoxyd)  mehr  bildet,  hört 
man  auf,  und  lässt  den  braunen  Niederschlag  sich  gut  absetzen. 
Dann  decantirt  man  mit  nöthiger  Vorsicht,  giesst  ein  Liter  Regen- 
wasser auf  den  Niederschlag,  rührt  mit  einem  Glasstab  tüchtig  um, 
lässt  es  eine  halbe  Stunde  stehen,  und  giesst  die  klare  oder  schwadi 
getrübte  Flüssigkeit  wieder  ab.  Man  giesst  zum  dritten  mal  Wasser  auf, 
lässt  es  diesmal  2  Stunden  lang  stehen  und  giesst  dann  vorsichtig  ab. 

Nan  lässt  man  von  der  Auflösung  des  salpetersauren  Ammo- 
niaks unter  fortwährendem  Umrühren  so  viel  Tropfen  auf  das 
Silberoxyd  fallen,  bis  es  verschwunden  ist.  Die  Flüssigkeit  bläbt 
trübe,  diese  Trübung  hebt  ein  fernerer  (schädlicher)  Zusatz  von 
salpetersaurem  Ammoniak  nicht  auf.  Am  besten  lässt  man  noch 
etwas  Silberoxyd  ungelöst,  um  sicher  zu  sein,  dass  kein  Deber- 
schuss  von  salpetersaurem  Ammoniak  vorhanden  ist. 

Die  Flüssigkeit  giesst  man  in  eine  Mensur  und  versetzt  sie  mit 
so  viel  Wasser,  dass  sie  1  Liter  ausmacht.  Man  filtrirt  und  wirft 
das  Filter  zu  den  Silberrückständen. 


473 


Man  hat  nan  eine  stark  alkalische  Auflösung  von  Silberoxyd 
in  Ammonialc,  die  ausserdem  Natron  enthält|  welches  das  Albumin 
aaflösen  würde.  Man  setzt  daher  der  filtrirten  Flüssigkeit  1  Cub. 
Cent.  Salpetersäure  zu,  die  das  Natron  nentralisirt  und  eine  s^hr 
geringe  Menge  des  Silberoxyds  in  Silbemitrat  verwandelt. 

Das  Albuminpapier  wird  auf  diesem  Bade  gerade  so  präparirt, 
wie  oben  beschrieben  ist.  Es  muss  am  selben  Tage  gebraucht  werden. 

Uiiftkcmiig  mit  Anmoiiiak. 

Das  Papier  wird  viel  empfindlicher,  wenn  man  es  vor  dem 
Belichten  eine  Viertelstunde  Ammoniakdämpfen  aussetzt;  auch  metal-* 
lisiren  sich  dann  die  Schwärzen  rascher,  was  wiederum  das  Tonen 
sehr  erleichtert 

Die  Ammoniakdämpfe  erhält  man  am  leichtesten  durch  flüssiges 
Ammoniak;  aber  da  diese  gleichzeitig  das  Papier  feucht  machen  (was 
nicht  günstig  ist),  ziehe  ich  das  kohlensaure  Ammoniak  vor,  wel- 
ches man  im  Handel  findet.*)  Es  wird  in  nussgrosse  Stücke  zer- 
kleinert und  in  eine  Schüssel  gelegt.  Sobald  die  Papiere  ganz 
trocken  sind,  setzt  man  sie  den  Dämpfen  dieses  Salzes  aus,  und 
zwar  in  dem  hier  beschriebeneu  Apparat:  Man  denke  sich  einen 
grossen  Plattenkasten,  in  dessen  Deckel  für  die  erste  Platte  ein 
Spalt  befindlich,  durch  den  man,  ohne  den  Deckel  zu  ö£fnen,  die 
Platte  aus  dem  Kasten  herausnehmen  könne.  Diese  Oeff'nung 
müsste  durch  ein  kleines  Thürchen  verschliessbar  sein.  Ebenso  sei 
es  mit  der  letzten  Platte.  Der  Kasten  wird  auf  die  Seite  gelegt 
so  dass  die  Platten  darin  horizontal  liegen.  Für  Bogen  von  23  zu 
35  Zoll  muss  der  Kasten  23  Zoll  hoch,  27  Zoll  breit  und  38  Zoll 
tief  sein. 

Auf  den  Boden  des  Kastens  setzt  man  4  Porzellanschüsseln, 
jede  mit  200  Gramm  kohlensauren  Ammoniaks.  Zwei  Zoll  oberhalb 
des  Bodens  ist  ein  Schieber  angebracht,  der  die  Schüsseln  also 
bedeckt,  und  zwei  Zoll  von  oben  ist  ein  zweiter  Schieber,  auf  dem 
man  das  Albuminpapier  mit  8  Heftzwecken  derartig  befestigt,  dass 
seine  empfindliche  Seite  dem  kohlensauren  Ammoniak  gegenüber 
kommt.  Man  schiebt  ihn  in  den  Kasten,  schliesst  die  obere  Oeff- 
oang  und  zieht  den  unteren  Schieber  aus.  Nach  einer  Viertelstunde 
nimmt  man  das  Albuminpapier  heraus,  lässt  es  eine  Viertelstunde 
an  der  Luft  und  belichtet  es.    Der  Kasten  wird  aus  Zink  gefertigt. 


*)  Meine  £rfahruDg  bestätigt  dies  nicht  Ich  ziehe  sogar  Yor,  das  priparirte 
Paplei  noch  feucht  den  Ammoniakdampfen  auszasetzen,  d.  h.  einfach  in  einem 
Kasten  zum  Trocknen  an/^nhangen,  an  dessen  Boden  eine  Schüssel  mit  Ammoniak 
steht    (Lg.) 


474 


Die  Wirkung  des  Ammoniaks  anf  das  Papier  haben  wir  hier 
nieht  zu  erklären;  es  sei  nnr  bemerkt ,  dass  das  Papier  ohne  Bfincbe- 
rang  nicht  empfindlich  genug  ist. 

Das  Papier  wird  mit  8  Heftzwecken  auf  einem  Brettchen  befe- 
stigt und  in  der  Solarcamera  belichtet  Man  darf  nicht  durch  eine 
Glasscheibe  belichten,  weil  diese  viel  Licht  fortnehmen  würde. 

Tonen  imd  Fizlren. 

Mit  Kautschuktuch  gefütterte  Holzschalen  sind  zum  Waschen 
vorzüglich  geeignet.  Ehe  man  sie  anwendet,  wasche  man  sie  mehr- 
mals mit  Wasser  aus.  In  zwei  solcher  Schalen  giesst  man  Regen- 
wasser, etwa  2  Zoll  tief;  in  die  erste  taucht  man  das  Papier 
4  Minuten  eln^  in  die  zweite  1  Minute.  Dasselbe  Wasser  dient 
zum  Waschen  vieler  Bilder;  schliesslich  ^esst  man  es  zu  den 
Rückständen. 

Das  Goldbad  bereiten  wir  durch  Auflösen  von  1  Gramm  Chlor- 
gold und  30  Gramm  essigsaurem  Natron  (crystallisirt)  in  1  Liter 
Wasser.  Man  setzt  es  eine  Viertelstunde  in  die  Sonne ,  wo  es  eine 
grüne  Färbung  annimmt.  Dann  lässt  man  es  2  Stunden  im  Dun- 
keln, und  giesst  es  in  eine  Porzellanschale.  Das  Tonen  darf  man 
nicht  zu  lange  fortsetzen ;  je  grösser  die  Bilder  sind ,  um  so  weniger 
tone  man  siC;   denn   grosse  blaue  oder  schwarze  Bilder  sind  kalt 

Das  Bad  mit  essigsaurem  Natron  zersetzt  sich  rasch  und  tont 
dann  nicht  mehr.  Um  es  anzufrlschen ,  verfahrt  man,  wie  folgt: 
Nachdem  man  die  Flasche  eine  Nacht  hindurch  hat  stehen  lassen 
giesst  man  die  Flüssigkeit  von  dem  grünlichen  Niederschlage  ab  in 
eine  andere  Flasche.  Den  Niederschlag  löst  man  in  einigen  Tropfen 
Salzsäure ,  die  Lösung  neutralisirt  man  durch  ein  Stückchen  Kreide, 
die  gelbe  Flüssigkeit  (aus  Chlorgold  und  Chlorcalcium  bestehend} 
wird  filtrirt  und  mit  der  anfangs  abgegossenen  Flüssigkeit  gemischt. 
Nachdem  man  die  Mischung  10  Minuten  in  der  Sonne  und  darnach 
1  Stunde  im  Dunkeln  hat  stehen  lassen,  kann  man  wieder  da- 
mit tonen. 

Das  getonte  Bild  wird  in  alkalischem  Wasser  (10  Gramm  koh- 
lensaures Natron  in  1  Liter  Wasser)  gewaschen,  und  in  unter- 
schwefligsaurem  Natron  fixirt. 

Nach  dem  Fixiren  wascht  man  1  Stunde  lang  in  fliessendem 
Wasser,  taucht  dann  das  Papier  eine  Viertelstunde  lang  in  eine 
Auflösung  von  1  Theil  Kochsalz  in  4  Theilen  Wasser  (dies  Salz- 
wasser kann  fortwährend  benutzt  werden)  und  schliesslich  wascht 
man  noch  1  Stunde  in  fliessendem  Wasser. 


(Hdrnckt  bei  Sftin.  LiUca«  In  Elberfold. 


Photographisches  Archiv. 


Biuiil  V«  ^  Mr.  9t.  --  i«  ]lc€«mliMP  M«4. 


Heber  Tersdiiedefte  ftltere  Copirverfakreft  ekle  Sflbersaliet 

m. 

Andere  Yerfialiren  mit  Eisenialsen. 

Das  citronsaure  Eisenoxyd-Ammoniak  kann,  wie  Robert  Hunt  *) 
znent  mittheilt,  darch  das  oxalsanreEisenoxjd  ersetzt  werden. 
Praparirt  man  Papier  mit  oxalsaurem  Eisen  und  Silber,  so  erhält 
man  beim  Belichten  ein  kräftiges  Bild ,  welches  das  ganze  Papier 
durchdringt  und  auf  der  Rückseite  fast  eben  so  intensiv  ist,  wie 
auf  der  präparirten  Seite. 

Bestreicht  man  Papier  mit  oxalsaurem  Eisenoxyd  (mit  über- 
Bchüssiger  Oxalsäure)  und  darauf  mit  Kaliumeisencyanid ,  so  wird 
es,  wenn  nicht  zu  viel  freie  Säure  Torhanden,  schwach  blau  gef&rbt, 
und  ist  dann  sehr  empfindlich;  die  Lichtstrahlen  bleichen  es.  Nach 
dem  Belichten  mit  salpetersaurem  Silberoxyd,  Chlorquecksilber  oder 
neutraler  Ooldlösung  behandelt,  entsteht  ein  sehr  intensives  blaues 
Bfld,  welches  durch  Kaliumeisencyanid  oder  Jodkalium  fixirt 
werden  kann. 

Nach  Halleur  **)  sind  auch  die  Verbindungen  des  Oxalsäuren, 
citronsauren  und  weinsteinsauren  Eisenoxyds  mit  Kali  oder  Natron, 
sowie  der  Eisen -Alaun  anwendbar. 

Im  Jahre  1843  theilte  Sir  John  Herschel***)  das  folgende 
eigenthümliche  Verfahren  mit,  worin  latente  Bflder  durch  den 
Hauch  oder  durch  feuchte  Luft  sichtbar  gemacht  werden. 


*)    Bestfuches  on  Liglit    By  Robert  Hunt. 

**)    Die  KuDVt  der  Photographie.    Ton  H.  Hallour. 

^    Im  „AthenMum"  vom  10.  Sopt  1848. 

28 


476 


Wird  eine  Auflösung  von  salpetersaurem  Silberoxyd  Ton  1,2 
spec.  Gew.  mit  Auflösung  von  Eisenweinsteinsänre  von  1,023  spec 
Gew.* vermischt,  so  fällt  ein  Niederschlag,  der  sich  bei  schwaehoD 
Erwärmen  zum  grössten  Theil  wieder  löst  und  einen  schwarzen 
Bodensatz  hinterlässt.  Man  erhält  auf  diese  Weise  eine  hellgelbe 
Flüssigkeit,  in  der  ein  weiterer  Zusats  von  salpetersaurem  Silber* 
oxyd  keinen  Niederschlag  mehr  erzeugt.  Man  braucht  nicht  mehr 
als  einen  Theil  Silberlösung  zu  zwei  Theilen  Säure.  Im  Dunkeln 
verändert  sich  die  Flüssigkeit  nicht.  Auf  Papier  gestrichen  and 
feucht  dem  Sonnenschein  für  einige  Secunden  ausgesetzt,  scheint 
kein  Eindruck  entstanden  zu  sein,  aber  im  Dunkeln  entwickelt  er 
sich  langsam,  und  mit  der  Zeit  wird  er  sehr  intensiv.  Wird  aber 
das  Papier  im  Dunkeln  vollständig  getrocknet  (in  diesem  Fall  ist 
es  von  sehr  schwacher  grünlichgelber  Farbe),  so  besitzt  es  die 
eigenthümliche  Fähigkeit,  in  etwa  einer  halben  Minute  Belichtungs- 
dauer ein  unsichtbares  Bild  zu  empfangen ,  welches  dadurch  sichtbar 
wird ,  dass  man  darauf  haucht.  Wenn  man  nicht  so  lange  belichtet, 
dass  ein  sichtbares  Bild  entstehen  kann,  so  ist  die  Wirkung  eine 
höchst  überraschende;  das  Bild  nimmt  wie  durcb  Zauberei  eine 
aussergewöhnliche  Intensität  und  Schärfe  an.  Anstatt  darauf  zu 
hauchen,  kann  man  den  Abdruck  zwischen  feuchtes  Fliesspapier 
legen,  oder  über  heisses  Wasser  halten.  Manche  Gold-  und  Silber- 
präparate besitzen  eine  ähnliche  Eigenschaft  in  geringerem  Maaase. 

Amphitypie. 

Während  der  Versammlung  der  British  Association  im  Jahre  1844 
zu  York  theilte  Sir  John  Herschel  nachstehendes  Verfahren  mit: 
—  Papier  zur  Darstellung  der  Amphitypien  präparirt  man  entweder 
mit  eisenweinsteinsaurem  oder  eisencitronsaurem  Quecksiiberoxydnl, 
-oxyd,  oder  Bleioxydul,  oder,  indem  man  das  Papier  zuerst  mit 
den  salpetersauren  Salzen  der  betreffenden  Metalloxyde,  einzeln 
oder  in  Mischung,  tränkt,  und  dann  auf  Lösungen  von  weinatein- 
saurem  oder  citronsaurem  Eisenoxyd  -  Ammoniak  schwimmen  lisst 
Ich  gebe  keine  Verhältnisse  an,  da  ich  noch  keine  ganz  sichere 
Erfolge  gehabt  habe.  Wird  das  so  präparirte  Papier  nach  dem 
Trocknen  exponirt,  so  nimmt  es  in  Zeit  von  einer  halben  bis  fünf 
oder  sechs  Stunden  ein  negatives  Bild  an ,  welches  zuweilen  schwach 
und  kaum  sichtbar,  zuweilen  äusserst  brillant  und  reich,  von  präch- 
tigem Sammetbraun  ist.  Diese  reiche  Farbe  entsteht  nur,  wenn 
Blei  zugegen  ist.  Die  Bilder  bleichen  im  Dunkeln,  wenn  freie 
Säure  im  Papier  ist,  in  wenigen  Tagen,  während  andere  sich 
wochenlang  halten  und  erst  nach  Jahren  gänzlich  verbleichen.    Aber 


477 


wenn  auch  scheinbar  yerschwunden ,  so  können  die  Bilder  doch 
leicht  wieder  als  Positivs  mit  schwarzem  Ton  hervorgerufen  werden 
und  zwar  auf  folgende  Weise :  Man  giesst  Auflösung  von  neutralem 
salpetcrsaurem  Quecksilberoxydul  in  Wasser,  lässt  das  sich  aus- 
scheidende basische  Salz  sich  zu  Boden  senken ,  und  lässt  in  diesem 
Bade  das  Bild  (wenn  es  überhaupt  noch  sichtbar)  so  lange  liegen, 
bis  ein  schwaches  gelbes  Positiv  auf  dem  hellgelben  Papiergrunde 
erscheint  Dies  dauert  einige  Stunden;  häufig  ist  Anwendung  von 
Wärme  erforderlich.  Das  Bild  wird  gut  abgespült,  in  reines  warmes 
Wasser  getaucht  und  getrocknet  Dann  legt  man  es  zwischen 
glattes  Papier  und  übergeht  es  mit  einem  heissen  Bügeleisen.  Es 
entwickelt  sich  sogleich  ein  kräftiges  schwarzes  Positiv.  Wenn  dies 
anfangs  auch  ganz  schmutzig  erscheint,  so  wird  es  doch  beim  Auf- 
bewahren zwischen  den  Blättern  eines  Buchs,  namentlich  in  feuchter 
Luft,  alimälig  klarer  und  schärfer,  und  erhält  schliesslich  das  An- 
sehen eines  Kupferstichs  auf  gelblichem  Papier.  Die  schönsten 
derartigen  Bilder  habe  ich  auf  Papier  erhalten,  welches  vorher  mit 
gewissen  Präparaten  der  Harnsäure  bestrichen  wurde.  Amphitypie 
habe  ich  das  Verfahren  deshalb  genannt,  weil  durch  dieselbe  Licht- 
wirkung je  nach  der  Behandlung  entweder  ein  positives  oder  ein 
negatives  Bild  erzeugt  wird. 


Positif- Druck  mit  Bisensalzen. 

Vom  Abb^  Salvj. 

Folgendes  Verfahren  wurde   der   Soci^t^   fran^ise   de  Photo- 
graphie von  Herrn  Salvy  mitgetheilt:  —  Man  gibt  in  eine  Flasche: 

Wasser 100  Gramm, 

Oxalsaures  Eisenoxyd    .    .        6        „ 
Citronsaures  Eisenoxyd .    .      10       „ 
in  eine  andere : 

Wasser 100        „ 

Salpetersaures  Silberoxyd  .  6  „ 
Beide  Lösungen  weiden  gemischt;  es  entsteht  ein  Niederschlag 
von  Silberpulver.  Die  überstehende  gelbe  Flüssigkeit  dient  zum 
Empfindlichmachen,  l^an  iässt  darauf  das  Papier  schwimmen,  trocknet 
es  zwischen  Saugpapier  und  belichtet.  Nachdem  das  Bild  gekommen, 
wascht  man  es  und  taucht  es  schliesslich  in  Wasser,  dem  einige 
Tropfen  Ammoniak  zugesetzt  sind.  Die  Farbe  der  Bilder  ist  orange- 
gelb, wenn  das  Papier  ganz  trocken  war.  Wird  die  Flüssigkeit 
mit  Essigsäure ,  Oxalsäure  oder  Citronsäure  versetzt ,  so  erhält  nuin 


478 


BQder  in  zweierlei  Farben.  Man  belichtet  in  diesem  Fall  nor,  bis 
die  tiefen  Schatten  gekommen  sind;  der  Ton  ist  dnnlcelbraan.  Dann 
setzt  man  das  Bild  Ammoniakdämpfen  aus.  Sofort  erscheinen  £e 
Details  mit  orangegelber  Farbe.  Schliesslich  kann  man  das  Bild 
mit  Clilorgold  oder  dem  Fordos'schen  Goldsalz  tonen.  Die  Opera- 
tionen Tom  Empfindlichmachen  bis  zor  Vollendung  nehmen  20  bis 
25  Minuten  in  Anspruch.  Die  besten  Resultate  gibt  das  englische 
Talbotyppapier  von  Turner,  wahrscheinlich  wegen  seiner  Leimang. 


Albudipapierrersilbemg  mid  Ammonialuräiehemgi^ 

Man  bereite  eine  Auflösung  von  nicht  weniger  als  1  Tbdl 
Silbemitrat  in  6  Theilen  Wasser  und  ftige  einen  Tropfen  Ammoniak 
zu  je  30  Gramm  der  Lösung.  Man  lässt  das  Papier  eine  Minute 
lang  schwimmen ;  sollte  es  sich  an  den  Enden  aufbiegen ,  so  hanefae 
man  darauf,  es  legt  sich  dann  glatt  an. 

Es  sind  vielerlei  Modificationen  der  Silberlösung  für  Albumin- 
papier in  Vorschlag  gebracht  worden,  unter  anderem  Zusatz  too 
salpetersaurem  Ammoniak,  oder  Wiederauflösung  des  durch  Ammoniak 
erzeugten  Niederschlags  in   Salpetersäure.    Diese  Bäder  sind  aber 
mit  Albuminpapier  nicht  anwendbar,  da  sie  das  Albumin  auflösen. 
Die  Ammoniakverbindungen  geben  den  Photographien  eine   reiche 
Purpurfarbe,   es  ist  daher  erwünscht,  sie  auch  mit  Albuminpapier 
verwenden  zu  können.    Anstatt  nun  das  salpetersaure  Ammoniak  in 
die  Silberlösung  zu  bringen,  bilde  man  lieber  salpetersaures  Silbei^ 
ozyd- Ammoniak   auf  der  Oberfläche   des  Papiers  durch  Räuchern 
mit  Ammoniak.    Sobald   das  Papier  vollständig  trocken  ist,  setzt 
man  es  in  einem  Kasten  der  Wirkung  von  Ammoniakdämpfen  aus; 
stark  albuminirtes  Papier  verlangt  längere  Aussetzung,  als  schwaches, 
etwa   10  bis  30  Minuten.    Das  Papier  darf  nicht  feucht  hinein- 
gebracht werden,  weil  sich  dann  leicht  an  seiner  Oberfläche  Schaum 
bildet,  der  beim  Abdrucken  schadet    Das  Papier  muss  so  lange 
geräuchert  werden,  dass  es  beim  Gopiren  einen  reichen  Purporton 
anninunt.   Sieht  das  Bild  im  Gopirrahmen  roth  oder  chokoladebrann 
aus,  so  ist  es  den  Ammoniakdämpfen  iMcht  hinreichend  lange  «ob- 
gesetzt  gewesen. 

Die  Vortheile  des  Anamoniakräucherns  sind :  dass  ehi  schwädieres 
Silberbad  gebraucht  werden  kann,  dass  die  Abdrücke  leichter  und  mit 


*)    Am  DiTiae*!:  Photographio  ManipiUfttioiui. 


479 


▼eniger  Gold  su  tonen  sind,  dass  £ut  niemals  Masern  yorkommen 
nnd  dass  grössere  Empfindlichkeit  enielt  wird,  also  schwächere 
MegatiTB  dennoch  brillante  Copien  liefern. 


Neie  lauer  die  Albuuiiliilder  ra  coIorireB. 

Ein  Pariser  Photograph  stellte  vor  einiger  Zeit  die  Frage  an 
uns  j  in  welcher  Weise  es  möglich  sei ,  Albuminbilder  mittelst  Staub- 
farben zu  coloriren.  Wahrscheinlich  war  er  dazu  yeranlasst  worden 
durch  die  Ansicht  der  reizend  colorirten  Karten,  welche  Madame 
Braqnehais  liefert;  es  ist  schwierig,  zu  erkennen,  dass  diese  mit 
Staabfarben  gemalt  sind,  da  sie  einen  spiegelähnlichen  hellen 
Ueberzug  besitzen.  Die  gewöhnlichen  Staubfarben  haften  nicht  am 
Albnminpapier ,  wir  versuchten  daher,  dem  Papier  dadurch  eine 
rauhere  Oberfläche  zu  geben,  dass  wir  es  mit  Crystallfirniss  über- 
gössen. Wirklich  gelang  das  Coloriren  ganz  vorzüglich ,  die  Farben 
hafteten  ebensogut  wie  auf  einem  Collodionbilde ,  und  durch  lieber- 
ziehen  des  Bildes  mit  Mastixlack  traten  sie  noch  viel  brillanter 
hervor;  gleichzeitig  erhielt  dadurch  das  Bild  einen  prächtigen  Glas- 
ijianz.  Das  Coloriren  geht  ungemein  rasch  vor  sich  und  ist  eine 
äusserst  dankbare  Arbeit. 

In  englischen  Blättern  sahen  wir  kürzlich  ^präparirte  Farben 
zum  Malen  von  Albuminblldem^  empfohlen;  wir  verschafften  uns 
sofort  ein  Assortiment,  nebst  zugehöriger  „Präparation ^  und  „Email- 
fimiss^  (die  zu  einem  unberechtigt  hohen  Preise  verkauft  werden), 
und  fonden  darin  unser  Verfahren  wieder,  indem  die  Farben  feine 
Staubfarbeh,  die  |,Präparation",  womit  das  Bild  grundirt  werden 
soll,  Crystallfirniss  (Copal  in  Benzin),  und  der  j,Emailfimiss^  Spi- 
rituslack mit  Bergamottöl  versetzt ,  ist.  Dabei  fand  sich  eine  Ideine 
Brochfire,  deren  Inhalt  hier  nutgetheilt  sein  mag: 

Einleitung. 

„In  nachstehenden  Seiten  ist  eine  vollständige  Oebrauchsanwei- 
sung  zu  Mansion's  Stanbfarben  und  Präparation  enthalten,  wodurch 
man  den  Photographien  auf  Eiweisspapier  einen  höchst  künstlerischen 
Effect  in  der  Manier  von  Grayonzeichnungen  geben  kann. 

Liste  der  Farben:  Fleisch  1,  2,  3,  4.  Karmin,  Lippen,  Rosa, 
Scharlaoh,  Ciaret,  Magenta,  Ifalre,  Lila,  Violett,  Horizont,  Pflaum; 
Hintergründe  1,  2,  8.  Braun  1,  2,  8.  Brann  für  Draperie.  Himmel- 
blau 1,  2.  Dunkelblau.  Blau  für  Draperie.  Qrfin  1,  2.  Weiss  für 
Wolken.  Sahne.  Blond.  Kastanienbraun.  Qrau.  Qelb  fQr  Draperie. 
Schwaza. 


480 


Sechs  Grössen  von  Pitisehi  werden  empfohlen,  1)  eom  Colonren 
der  feinen  Linien  von  Augen,  Nasen  und  Lippen;  2)  fSr  Gesidit 
und  Hände ;  3)  zum  Verwaschen  der  Gesichtsfarbe ;  4)  zum  Ooloriren 
von  Draperien  und  Hintergründen;  5)  zum  Verwaschen  des  Hinter- 
grundes; 6)  für  ganz  grosse  Hintergründe.  Die  zum  Verwasdien 
dienenden  Pinsel  sollen  keine  Spitze  haben  und  müssen  ganz  leicht 
gehandhabt  werden. 

1.  Lection.  —  Die  Präparation.  Um  unnöthige  Ver- 
schwendung der  jyPräparation^  zu  verhüten,  nehme  man  eine  leere 
Flasche,  *)  auf  die  man  einen  Trichter  mit  Papierfilter  setzt.  Man 
halte  das  Bild  wie  beim  Collodiongi essen  mit  der  Linken,  giesse 
die  Präparation  auf,  lasse  sie  gleichmässig  über  und  in  den  Trichter 
abfliessen;  die  Ränder  wische  man  mit  einem  reinen  Tuch  ab,  nach 
5  Minuten  kann  man  zum  Coloriren  schreiten. 

Wenn  das  ganze  Portrait  colorirt  ist,  erwärmt  man  es  schwach, 
und  colorirt  es  nochmals  mit  denselben 'Farben ,  handhabt  den  Pinsel 
aber  ganz  leicht ,  um  das  Bild  nicht  zuzudecken.  (Das  zweite  Colo- 
riren ist  kaum  erforderlich.   L.) 

2.  Lection.  Gesicht  und  Hände  von  Kindern.  —  Diese  ver- 
langen sehr  zartes  Golorit  Man  beginnt  damit,  die  Lichter  mit 
Fleischfarbe  Nr.  3  zu  coloriren,  dann  Alles,  ausgenommen  die 
Schatten ,  mit  Nr.  2  zu  übergehen.  Die  Schatten  werden  mit  Braun 
Nr.  3  colorirt,  dem  ein  wenig  Gelb  beigemischt  ist  Für  die 
Wangen  nimmt  man  Rosa  mit  sehr  wenig  Scharlach. 

Gesichter  und  Hände  von  Damen.  Bei  gewöbnlicheo 
Teints  werden  die  Lichter  mit  Fleischfarbe  Nr.  3 ,  für  hellere  TeiDts 
aber  mit  Nr.  2  colorirt,,  der  ein  wenig  Rosa  zugemischt  ist  Für 
die  Schatten  nimtnt  man  Nr.  2  mit  ein  wenig  Horizont  (einer  ziem- 
lich neutralen  Farbe).  Die  Wangen  färbt  man  mit  Rosa,  dem  sehr 
wenig  Scharlach  oder  Karmin  zugemischt  ist.  Wenn  die  Lippen- 
liarbe  zu  tief  ist,  mische  man  sie  mit  wenig  Rosa.  Sind  die  Lichter 
nicht  klar  genug,  so  colorirt  man  sie  nochmals  mit  einer  Mischnog 
von  Sahne  und  Fleischfarbe  Nr.  3. 

Gesichter  und  Hände  von  Herren.  Für  gewöhnliebe 
Teints  colorire  man  die  Lichter  mit  Fleisch  Nr.  3,  und  verarbeite 
sie  mit  einer  Mischung  von  Nr.  1  und  2.  Für  die  Schatten  nehme 
man  Fleisch  Nr.  1  mit  etwas  Horizont.  Die  Wangen  werden  colo- 
rirt mit  einer  Mischung  von  Karmin  und  Fleisch  Nr.  1.  Werden 
sie  zu  roth ,  so  setze  man  etwas  Fleisch  Nr.  2  zu.    SoU  der  Kopf 


*)  JedenfaUa  musa  die  Flasche  voUkommen  trookeD  sein.    (L.) 


481 


dimkel  werden ,   so  nehme  man  iHr  die  Lichter  Fleieeh  Nr.  2   mit 
etwas  Braun  Nr.  3;  die  Schatten  wie  vorhin. 

3.  Lection.  Das  Haar.  —  Schwarzes  Haar.  Das  ganze 
Haar  wird  mit  Sehwari  ieicht  übergangen,  später  beim  zweiten 
Coloriren  aber  nur  die  Schatten.  Die  Lichter  werden  nur  dann 
zwehnal  übergangen,  wenn  sie  zu  hell  sind.  Brann.  Man  nehme 
Braon  Nr.  1  mit  etwas  Nr.  2 ,  nnd  übergehe  damit  das  ganze  Haar 
leicht;  zum  zweitenmal  (nach  dem  Erwärmen)  die  Schatten  allein 
mit  Braun  Nr.  1.  Kastanienbraun.  Das  ganze  Haar  mit  Kasta- 
nienbrann,  beim  zweitenmal  die  Schatten  mit  Braun  Nr.  1.  Blond. 
Das  Ganze  mit  Blond,  nach  dem  Erwärmen  die  Schatten  mit 
Mischnng  von  Braun  Nr.  2  und  3 ;  bei  sehr  hellem  Haar  nur  Nr.  8 
IQr  die  Schatten. 

4.  Lection.  Draperie.  —  Schwarzer  Anzug.  Zuerst 
bedeckt  man  den  ganzen  Anzug  mit  Schwarz,  mit  dem  Pinsel  Nr.  4; 
dann  nehme  man  Nr.  5,  um  die  Tinte  zu  verwaschen.  Schliesslich 
eolorirt  man  die  Schatten  zum  zweitenmal*,  auch  die  Lichter,  wenn 
de  noch  zu  hell  sind.  Braune,  graue  Anzüge  in  derselben  Weise 
in  behandeln.  Himmelblaue  Kleider  mit  Blau  Nr.  2  für  die  Lichter; 
die  Schatten  mit  Blau  Nr.  1.  Ist  dies  nicht  dunkel  genug,  so 
mischt  man  etwas  Schwarz  hinzu.  Die  Farben  werden  mit  dem 
Pinsel  Nr.  5  verwaschen.  Zum  Schluss  eolorirt  man  den  ganzen 
Anzug  nochmals,  aber  ganz  zart.  Dunkelblauer  Anzug.  Ganz 
ebenso,  nur  dunkelblau  zu  nehmen.  Tischdecken.  Hierfür  sind 
stets  zweierlei  Farben  zu  wählen,  die  gut  harmonisiren,  z.B.  Rosa 
und  Grün;  Orange  und  Himmelblau;  Himmelblau  und  Braun; 
Violett  und  Orange. 

5.  Lection.  Der  Hintergrund.  Man  beginnt  um  den  Kopf 
mit  Hintergrund  Nr.  3.  Dann  wendet  man  Nr.  2  und  1  an,  und 
Terwischt  Alles  mit  Pinsel  Nr.  6.  Die  übrige  Farbe  wird  durch 
einen  Gummibali  fortgeblasen.  Sodann  fährt  man  mit  Pinsel  Nr.  2 
sorgfaltig  die  Umrisse  um  den  Kopf  und  Draperie  nach,  denn  es 
sieht  sehr  schlecht  aus ,  wenn  Sander  bleiben.  Die  anderen  Theile 
des  Hintergrundes  werden  mit  den  Pinseln  Nr.  5  und  6  verwaschen. 
Der  Himmel.  Wolken  mit  Fleischfarbe  Nr.  4  oder  Sahne;  dann 
Hhnmelblan.  Verwaschen  mit  Pinsel  Nr.  5  oder  6.  Die  hohen 
Liditer  sind  frei  zu  lassen.  Die  brillanten  Theile  der  Wolken  aber  sind 
sieht  zu  coloriren.  Spitzen  und  Gold.  Hierfür  sind  Wasserfarben 
aaznwenden.  Die  höchsten  Lichter  der  Spitzen  sind  mit  chinesisch 
Weiss  und  Oommiwasser  einzusetzen.  Gold  würd  ganz  mit  römi- 
sehem  Ocher  überzogen;  die  Lichter  mit  einer  Mischung  von  Chrom, 
Orange  und  Weiss  |  die  Schatten  mit  gebrannter  Terrasienna. 

rMHfaiUMä«i  AroMT.  Ir.  71. 1,  Dcember  18S4.  23 


482 


Der  £  m  ft  i  I  f  i  r  B  i  8  B  sehütgt  die  Faibea  vor  dem  Aoabkidm 
und  macht  das  Yerglaaen  der  Bilder  überflüssig.  .  Man  giesst  ifan 
wie  CoUodioQ  auf,  im  warmen  Baume.  Vor  dem  Fitoisaen  ouisseD 
natürlich  durch  Blasen  alle  losen  Staubpartikeln  vom  Bilde  ent« 
femt  werden.^ 

Yignettirte  Bilder  in  dieser  Weise  leicht  colorirt  sind  namentlich 
von  Yortrefiflicher  Wirkung.  Das  Coloriren  nüt  Oelfarbet  eignet  sldi 
auch  sehr  gut  für  Albuminpapier.  Wasserfarben  geben  keinen  so 
schönen  Effect.  Die  kürzlich  mitgetheilte  Methode,  das  Papier 
durchsichtig  zu  machen,  und  von  der  Rückseite  anzumalen,  findet 
viel  Anklang  und  wird  schon  vielfach  ausgeübt.  Aber  das  Colorirei 
mit  Staubfarben  ist  noch  viel  einfacher.  Wer  es  versucht,  wird 
von  dem  hübschen  Effect  nach  dem  Firnissen  überrascht  sein. 


lieber  yerseUedeiie  Flecke  in  des  Papierbildenu 

Einer  der  hauptsächlichsten  Vorzüge  einer  Photographie  ist, 
abgesehen  von  Schärfe,  guter  Beleuchtung  und  künstlerischer  Anord- 
nung, jedenfalls  deren  Reinheit.  Wie  leicht  es  immerhin  erscheinen 
mag ,  ein  im  Allgemeinen  reines  Negativ  herzustellen ,  so  wird  es 
dennoch  hie  und  da  vorkommen,  dass  man  bei  grösster  Sorgfalt 
und  Sauberkeit  in  den  Manipulationen  kleine  Punkte,  durchsichtig 
oder  nicht,  in  einem  sonst  guten  und  auch  reinen  Negative  entdeckt 
Wie  solchen  Mängeln  abzuhelfen,  ist  indessen  zu  bekannt,  um  hier 
noch  weiter  erörtert  zu  werden,  und  die  dadurch  entstehenden  Aos- 
besserungen  schaden  auch  insgemein  wenig  dem  Eindrucke,  wenn 
anders  die  Aufnahme  selbst  eine  tadellose  war. 

Anders  dagegen  verhält  es  sich  nut  jenen  Flecken  und  Punkten, 
welche  in  den  Papiercopien  im  Verlaufe  ihrer  Behandlung  durch 
die  verschiedenen  Bäder  entstehen  und  die  oft  einen  so  störenden, 
nicht  selten  für  das  Bild  verderblichen  Charakter  an  sich  tragen,  dass 
es  gewiss  kein  überflüssiges  Beginnen  ist ,  sie  zum  Gegenstand  einer 
aufmerksamen  Beobachtung  zu  machen,  und  dies  um  so  mehr,  als 
die  vorhandenen  Handbücher  der  Photographie ,  die ,  wie  ihr  Titel 
meistens  besagt,  auch  für  Dilettanten  bestimmt  sind,  meist  mit 
stolzem  Schweigen  über  dieses  EUipitel  hinwegeiien. 

Hauptsächlich  sind  es  2sweierlei  Arten  von  Flecken  oder  Ponk- 
len,  welche  ich  hier  im  Auge  habe,  die  sogenannten  Monde  oder 
die  aus  diesen  entstehenden  Gometen  und  die  suweilen  aoftre- 
tenden  metallischen  Punkte.  Die  ersteren  (Monde)  treten  in 
der  Kegel  dann  auf ,  wenn   4ie  G^pie  das  Nationbad  passict  Imt, 


48^ 


dnd  besti^hen  am  eiaetn  sehwarzeD  Piinktoheo,  das  mit  einem  klei- 
neren oder  ^öMeren  weissen  Hofe  umgeben  ist.  Sie  mögen  ans 
einer  Partikel  freinden  Stoffes  bestehen ,  welche  entweder  im  Natron- 
bade sich  Torflndet  und  dem  Papiere  adhSrirt ,  oder  aber  im  Papier^ 
bereits  enthalten  ist  und  durch  das  Fixirbad  erst  entwickelt  wird. 
Die  chelnisehe  Action  dieser  Partikel  ist  in  der  Regel  kreisrund, 
wird  aber  nicht  selten  bei  dem  Herausnehmen  der  Copien  aus  dem 
Bade  nach  einer  Seite  hin  ausgedehnt  und  bildet  dann  die  soge- 
nannten Cometen.  Wie  störend  diese  Gattung  von  Flecken  ist, 
wird  mandier  Photograph  schon  zu  se^iem  Aerger  erfahren  haben^ 
am  so  mehr,  als  sie  in  der  Grösse  sehr  varüren  und  sich  oft  an 
Stellen  zeigen,  wo  sie  geradezu  das  Todesurtheil  der  Gopie  bilden, 
um  ihr  Auftreten  auf  das  kleinste  Maass  zu  beschränken ,  habe  ich 
das  uDttTschweflfgsaure  Natronbad  stets  vor  dessen  Gebrauch  flltrirt 
und  so  wenigstens  diejenigen  Partikeln  daraus  entfernt,  welche  nach- 
theilig auf  die  Gopie  wirken  könnten.  Was  freilich  die  andern  im 
Papier  befindlichen  Partikeln  betrifft,  welche  darch  das  Natronbad 
gleichsam  hervorgerufen  werden,  so  ist  eine  Abhtilfe  wohl  nicht 
Idcht  möglich ;  indessen  ist  dies  ein  seltenerer  Fall  und  daher  nicht 
▼on  wesentlicher  Bedeutung. 

Endlich  sind  es  metallische  Punkte,  die,  wenn  sie  aueh 
Bicbt  immer  absolut  verderblich  wirken,  dennoch  eine  eigenthilm- 
licfae  Neigung  haben,  sich  auf  die  höchsten  Lichter  des  Bildes,  als 
aof  Wäsche,  oder  auf  die  Stirn,  die  Nasenspitze  u.  dgl.  zu  setzen 
and  so  schliesslich  das  Bild  unbrauchbar  zu  machen.  Sie  entstehen 
gememhin  schon  bei  der  BerühruDg  des  Papiers  mit  dem  SUber- 
bade,  treten  aber  nach  dem  Trocknen  nur  als  unscheinbare  Pünkt- 
ehen  auf,  bis  sie  im  Goldbade  bei  der  Substitution  des  Goldes  dieses 
begierig  aufnehmen  und  als  hell  metallisch  glänzende  Punkte  oft 
von  der  Peripherie  eines  Steoknadelknopfes  das  Bild  verunreinigen. 

Ich  glaube,  diesem  Fehler  wird  von  Seiten  der  Photographen 
nidit  iwohl  abzuhelfen  sein,  da  die  Grundursache  hierzu  in  der 
Herstellnngs weise  des  Papiers  liegt,  wie  dies  auch  in  der  grösseren 
oder  geringeren  Geneigtheit  dieses  oder  jenen  Papiers,  metallische 
Flecken  zu  bilden ,  ausgesprochen  ist.  Das  Liesegang'sche  Albumin* 
papier  zeigt,  soweit  meine  Erfahrung  reicht,  am  wenigsten  diesen 
Fehler,  sowie  auch  einzelne  Berliner  Papiere  darin  wenig  zuwün* 
sehen  übrig  lassen. 

Im  Allgemeinen,  glaube  ich,  legen  die  meisten  Photographen 
SD  geringen  Werth  auf  das  Filtriren  der  Tonungs-  und  Fixirbäder, 
nnd  dennoch  hängt  gerade  hiervon  ein  so  wesentlicher  Umstand  des 
GeKngens  ab,  reinliche  Copien  herzustellen.     Ceberbanpt  seheini 


mi 


der  Artikel:  ^Beinliddceit^  in  dem  LesikOD  nuAiicbee  üiotagripliai 
gar  nicht  yörhanden  jra  sein,  sonst  wäre  es  kaom  mSglicfa,  da« 
tKgUch  eine  Anzahl  von  Bildern  unter  das  Pabliknm  geachleodcrt 
werden  y  die  oft  den  Carton  nicht  werth  sind,  auf  welchen  sie  auf- 
gezogen worden. 

Passan.  W. 


Ueber  eii  ntutn  CollodioB  vit  «norganiseher  6nnila|c^ 
nid  die  Bereitung  lAsUcher  colloidaler  Kiesekftnre. 

Die  fortwährenden  Yeränderongen,  die  sowohl  im  jodirten,  wie 
im  unjodirten  Collodion  vor  sich  gehen ,  machen  es  wfinschensweith, 
ein  beständigeres  Präparat  za  kennen  ^  welches  natürlich  alle  Yor- 
Eüge  des  Collodions  besitzen  mttsste.  Herrn  Professor  EmerM» 
J.  Rejnolds  (einer  der  Redactenre  des  British  Joamal  of  Phptograpfaj) 
ist  es  gelangen ,  ein  solches  Präparat  darzustellen ,  welches  auf  die 
lösliche  collol'dale  Kieselsäure  basirt  ist. 

Die  Kieselsäure  ist  ein  Oxyd  des  Kiesels  oder  SiUciiun.  Se 
bildet  verschiedene  Hydrate  und  verbindet  sich  mit  Basen  in  man- 
eherlei  Verhältnissen.  Bei  gewöhnlicher  Temperatur  ist  ihre  Afli- 
nität  zu  Basen  wie  Kali  so  schwach,  dass  die  schwächsten  Säuren, 
z.  B.  Kohlensäure  und  Essigsäure,  sie  zersetzen  können;  aber  bd 
hoher  Temperatur  ist  das  Gegentheil  der  Fall.  Wird  die  Lösung 
eines  alkalischen  Silicates  mit  überschüssiger  ChlorwaaserstoiTsSore 
zur  Trockne  eingedampft  und  der  trockne  Rückstand  mit  waimem 
Wasser  ausgewaschen ,  so  bleibt  Kieselsäure  als  ein  weisses  aandigei 
Pulver  zurück,  welches  in  Wasser  ganz  unlöslich  ist  Bis  vor  Knnem 
hat  man  noch  geglaubt,  dass  Wasser  nur  sehr  geringe  Mengen  ¥on 
Kieselsäure  in  Lösung  zu  halten  vermöge;  aber  Herrn  Graham  iit 
es  durch  seine  Dialysir- Methode  gelungen,  Lösungen  darzustellen, 
die  mehr  als  10  Procent  reiner  Kieselsäure  enthalten. 

Es  handelt  sich  zunächst  darum,  lösliches  kieselsaures  Kali 
oder  Natron  zu  erhalten ,  denn  aus  diesen  wird  die  colloTdale  Kiesel- 
säure bereitet 

Wenn  Kiesel  in  irgend  einer  Form,  z.  B.  als  Quarz,  FeQe^ 
stein,  oder  als  feiner  weisser  Kieselsand ,  mit  ebnem  kaustisehen 
oder  kohlensauren  Alkali  geschmolzen,  so  bildet  sich  ein  Silieit 
der  Basis,  welches  in  seinen  Eigenschaften  sehr  verschieden  ist,  je 
nach  dem  Verhältnisse  zwischen  Kiesel  und  AlkalL  Ist  das  letsten 
in  hinreichender  Menge  vorhanden,  so  löst  sich  das  Silicat  Iddit  in 
Wasser;  ist  aber  Kiesel  im  Ueberschuss,  so  wird  die  LösUehk^ 


465 


vM.  geiiafn.  ladenen  wirkt  kodiendes  Wawer  mehr  oder  mMer 
auf  alle  SiUeate.  Gewöhi^cfaea  Olas  ist  ein  Silicat;  «eine  Unlöe-^ 
liehkeit  in  Wasser  und  Säaren  verdankt  es  dem  Zagegensein  der 
Silicate  alkalischer  Erden ,  und  von  gewissen  Metaüozyden. 

Es  gibt  zweierlei  Arten,  das  lösliche  kieseliaore  Natnm  n 
bereiten;  die  erste  besteht  darin,  feinen  weissen  QqarBsand  mit 
kohlensanrem  Natron  an  schmelaen;  die  andere,  im  Grossen  yielfiiMh 
angewandte  Methode  ist,  zerkleinerte  Fenetsteine  in  starker  Natron- 
lauge unter  Anwendung  von  Druck  bei  120^  bis  160^  C.  zu  digeriren. 
FQr  unseren  Zweck  eignet  sich  die  erstere  Methode  am  besten* 
Man  nimmt 

Getrocknetes  kohlensaures  Natron    .    8  Theile. 

Feinen  Quarzsand 15      „ 

Gepulyerte  Holzkohle 1  Theil. 

Diese  Stoffe  müssen  gut  getrocknet  und  gemischt  werden;  das 
Granze  wird  in  einen  schon  vorher  zur  Rothglflhhitze  gebrachten 
grossen  Tiegel  eingetragen.  Wenn. die  Mischung  vollkommen  trocken 
geworden  ist,  steigert  man  die  Hitze,  um  die  Masse  zu  schmelzen; 
im  halbflüssigen  Zustand,  besonders  zu  Beginn,  muss  man  häufig 
umrühren,  um  das  Aufbrausen  möglichst  zu  stören.  Sobald  sich 
kein  Gas  mehr  entwickelt,  steigert  man  die  Hitze  nach  Möglichkeit 
und  iSsst'  dann  erkalten.  Der  Tiegel  wird  zerbrochen  und  das 
dunkelgeflirbte  Glas  herausgenommen.  Wenn  die  Hitze  nicht  genü- 
gend war,  wird  man  kein  gutes  Silicat  erhalten.  Die  Holzkohle 
wird  nur  zugesetzt,  damit  das  kohlensaure  Alkali  sich  leichter  zer- 
setzt; sie  reducirt  nämlich  die  Kolilensäure  des  Garbonats  zu  Kohlen- 
stofiTozyd  und  erleichtert  der  Kieselsäure  ihre  Vereinigung  mit  dem 
Alkali.  Das  Silicat  ist  immer  schwarz,  weil  ein  Ueberschuss  von 
Holzkohle  angewendet  wird.  Bei  guter  Bereitung  löst  sich  die 
schwarze  Masse  ohne  viel  Rückstand  in  ihrem  sechsüachen  Gewicht 
kochenden  Wassers.  Da  das  Filtriren  der  trüben  Lösung  sehr  lang« 
sam  vor  sich  geht,  verfahre  man  zum  Klären  derselben  so:  man 
verdünnt  die  Auflösung  mit  gleichviel  kochendem  Wasser,  kocht 
sie  und  giesst  sie  in  ein  qrlindrisches  Gefäss ,  worin  man  sie  einige 
Tage  stehen  lässt,  bis  alle  suspendirten  Stoffe  sich  zu  Boden  gesenkt 
haben.  Dann  zieht  man  die  klare  Flüssigkdt  mittelst  eines  Heben 
ab.    Es  schadet  nicht,  wenn  die  Lösung  etwas  opalisirend  ist 

Um  dies  kieselsaure  Natron  in  lösliche  colloidale  Kieselsäure 
zu  verwandeln,  muss  man  zunächst  wissen,  wie  stark  die  Auflösung 
ist,  da  die  Verdünnung  mit  der  Brauchbarkeit  der  Lösung  in  Ver- 
bindung steht  Man  wiegt  100  Gran,  oder  200  Gran  davon  in 
dnem  genau  taiirten  Porzellantiegel  ab,  setzt  Chlorwasserstofbäure 


486 


im  Debftrschnes  ea  nnd  dampft  über  einer  Spiritasflamme  dasOanse 
zur  Trockne  ein ,  indem  man  gegen  Ende  der  Operation  durch  Um- 
rühren das  Verspritzen  verhütet  Wenn  der  Rückstand  im  Tiegel 
ganz  trocken  ist,  digerirt  man  ihn  bei  massiger  Hitze  mit  2  bis  3 
Drachmen  destiUirten  Wassers,  die  mit  1  oder  2  Tropfen  Ghlor- 
wasserstofl&äare  rersetzt  sind,  mid  rührt  etwa  10  Minuten  lang  um; 
den  sandigen  Rückstand  lässt  man  sich  absetzen ,  nnd  daraaf  giesat 
man  die  Flüssigkeit  ab;  dies  wiederholt  man  einigemal,  um  alle 
Bpuren  löslichen  Stoffes  zu  entfernen.  Sodann  wird  der  Tiegel  mit 
seinem  Inhalt  über  der  Spiritusflamme  erwärmt,  und  nachdem  alle 
Feuchtigkeit  ausgetrieben  bis  zur  Rothglühhitze  erhitzt  Man  bedeckt 
den  Tiegel  und  ISsst  ihn  erkalten;  der  Unterschied  zwischen  dem 
früheren  Gewicht  des  Tiegels  und  dem  jetzigen  stellt  die  vorhandene 
Menge  von  Kiesel  dar,  und  wenn  man  100  Gran  gebraucht  hat, 
den  Prozentgehalt    Diese  Analyse  ist  ganz  leicht ,  und  unentbehrlich. 

Man  verdünnt  nun  die  Lösung  darch  schwache  Chlorwasser- 
stoffsäure, um  zugleich  das  kieselsaure  Natron  zu  zersetzen: 

Kieselsaures  Natron     *-.^,,^^^_^_^^^ Kieselsäurehydrat, 

Gfalorwasserstoffsäure  ^     '"- — ^  Chlomatrium. 

Das  Kieselsäurehydrat  bleibt  in  Lösung.  Gibt  man  die  Mischung 
in  einen  Dialysirapparat,  so  gehen  das  Chlomatrium  und  die  über- 
schüssige Chlorwasserstoffdäure  in  das  äussere  Wasser  &ber,  and 
lassen  das  Kieselsäurehydrat  in  dem  Papierbeutel  zurück. 

Einen  Dialysirapparat  bereitet  man  in  folgender  Art:  von  einer 
etwa  %g  Zoll  dicken  Guttäperchatafel  wird  ein  Streifen  von  2%  ZoU 
Breite  nnd  24  Zoll  Länge  abgeschnitten.  Diesen  Streifen  erweicht 
man  durch  warmes  Wasser  und  macht  einen  Reifen  daraus,  indem 
man  die  Enden  zusammenbringt  und  durch  ein  heisses  Eisen  er- 
wärmt, damit  sie  aneinander  haften,  lieber  diesen  Reifen  zieht  man 
ein  Stück  feuchtes  Pergamentpapier  und  befestigt  es  durch  ein  Band 
so,  dass  man  ein  GefUss  von  der  Art  einer  Tambourine  erhält.  Es 
wird,  um  seine  Dichtheit  zu  versuchen,  anf  ein  Blatt  Fliesspapier 
gelegt  und  etwa  einen  Zoll  hoch  mit  Wasser  gefüllt.  Wenn  Locher 
im  Pergamentpapier  sind,  so  sieht  man  diese  gleich  oder  nach  10 
bis  15  Minuten  auf  dem  Fliesspapier  durch  das  hindurchdringende 
Wasser  markirt.  Wir  bezeichnen  diese  Stellen  mit  einem  Bleistift, 
giessen  das  Wasser  aus,  lassen  das  Pergamentpapier  trocknen  und 
kleben  mittelst  Eiweiss  auf  beide  Seiten  der  Oeffuungen  Stückchen 
Pergamentpapier ,  coaguliren  schliesslich  das  Eiweiss ,  indem  wir  ein 
heisses  Eisen   darüber  führen.    Der  Dialysirapparat  ist  nun  fertig. 

Was  femer  zu  thun  ist,  wird  vielleicht  am  besten  durch  die 
Beschreibung  eines  wirklichen  Experiments  erldärt. 


487 


£iiie  wie  oben  präpmrfte  LöaHig  von  kieBfilsMurem  Natron  ent- 
hielt 6V2  Prozent  Kiesel.  2V2  Unzen  reine  Chlorwasserstoffiiäure 
(spec  Gew.  1,163)  wurden  mit  destillirtem  Wasser  auf  20  Unzen 
(Maass)  verdünnt.  In  diese  yerdönnte  Säure  wurde  unter  Umrühren 
ein  gleiches  Volum  der  Lösung  von  kieselsaurem  Natron  gegossen. 
Nach  einer  Stunde  wurde  die  Mischung  filtrirt.  Die  Chlorwasser« 
stoffisäure  muss  ziemlich  verdünnt  zugesetzt  werden,  da  sie  andern- 
falls die  Kieselsäure  als  Gelee  präcipitiren  würde.  Die  filtrirte  Lösung 
wurde  in  eine  grosse  Dialysirscfaale  gegossen  und  in  einem  mit 
4  Gallonen  (circa  36  Pfd.)  Regenwasser  gefüllten  irdenen  GeflUs 
schwimmen  gelassen.  Das  ]V7asser  wurde  täglich  zweimal  gewechselt. 
Nachdem  das  Dialysiren  7  Tage  fortgesetzt  worden,  entstand  beim 
Versetzen  einiger  Tropfen  der  in  der  Schale  befindlichen  Flüssigkeit 
mit  saurer  Silbemitratlösung  ein  weisser  Niederschlag,  der  sich  wieder 
auflöste,  und  eine  leichte  Trübung  durch  Chlorsilber  blieb  zurück; 
Beweis ,  dass  die  Kieselsäure  löslich  und  fast  vollkommen  rein  war. 

Da  beim  Dialysiren  vielleicht  ein  Achtel  der  Kieselsäure  verloren 
geht,  war  es  nötbig,  den  Prozentgehalt  der  Lösung  nochmals  zu 
bestimmen.  100  Gran  wurden  nach  Beifügung  eines  Tropfens  Chlor- 
wasserstoffsäure zur  Trockne  verdampft,  der  Rückstand  gewaschen, 
getrocknet,  geglüht  und  nach  dem  Erkalten  gewogen.  Es  waren 
2,3  Prozent  Kieselsäure  in  Lösung. 

Professor  Graham  gibt  an,  dass  eine  Flüssigkeit  mit  12  Prozent 
Kieselsäure  in  einigen  Stunden  freiwillig  erstarrt;  2  Prozent  bleiben 
einige  Monate  flüssig,  1  Prozent  jahrelang.  Wir  müssen  also  unsere 
Lösung  auf  1  Prozent  reduciren ,  durch  Zusatz  einer  entsprechenden 
Menge  Wassers.  Schliesslich  müssen  wir  das  Alkosol  der  Kiesel- 
säure präpariren.  Graham  hält  das  Kieselsäurehydrat  für  eine 
Flüssigkeit,  die  sich  verdünnen  lässt  etc.,  nicht  für  wässerige  Lösung 
eines  festen  Körpers.  Die  Gallerte,  welche  durch  Hitze  oder  andere 
Ursachen  in  einer  solchen  Flüssigkeit  erzeugt  wird,  betrachtet  er 
als  das  feste  Hydrat  der  Kieselsäure.  Das  erstere  nennt  er  das 
„Hydrosol^,  das  letztere  ^as  „Hydrogel^  der  Kieselsäure.  Das 
Wasser  des  Hydrosol  lässt  sich  vollständig  durch  Alkohol  ersetzen, 
und  dann  hat  man  das  „Alkosol"  der  Kieselsäure. 

Das  Alkosol  wird  dargestellt,  indem  man  eine  einprozentige 
Kieselsäurelösung  mit  gleichviel  Alkohol  versetzt,  und  die  Mischung 
einige  Tage  über  Aetzkalk  stehen  lässt ,  natürlich  in  einem  geschlos- 
senen Kasten,  am  besten  im  luftleeren  Raum.  Dadurch  wird  das 
Wasser  zum  grössten  Theil  entfernt  und  das  Alkosol  bleibt  zurück. 
Auch  kann  die  Mischung  in  eine  kleine,  gut  zugedeckte  Dialysir- 
schale   gegossen   werden,   die  in  absolutem  Alkohol  steht     Das 


488 


Attoaol  darf  nicht  stKrker,  als  etnprozentig  s^ ,  denn  aonst  entairt 
es  leicht  zu  Gallerte. 

Während  das  Hydrosol  der  Kieselsäure  durch  manche  ISsliche 
und  unlösliche  Stoffe,  und  auch  durch  Hitze  leicht  erstarrt,  wird 
das  Alkosol  dadurch  nicht  verändert,  man  kann  es  sogar  kochen; 
nur  beim  langsamen  Verdunsten  erstarrt  es.  Auf  eine  Glasplatte 
gegossen  und  den  Dämpfen  von  Ammoniak  ausgesetzt, 
erstarrt  es  sofort  zu  Gallerte.  Diese  Eigenschaft  befähigt 
es,  an  Stelle  des  GoUodions  als  Träger  der  lichtempfindlichen  Sub- 
stanz zu  dienen.  Es  kann  mit  allen  metallischen  Jodverbbidangen 
jodirt  werden,  nicht  mit  zu  alkalischem  Jodanmionium.  Um  der 
Wirkung  des  Ammoniaks  entgegenzuwirken ,  ist  das  Präparat  durch 
Jodtinktur  gelblich  zu  färben. 

Das  Silberbad  ist  ganz  das  gewöhnliche,  mit  Salpetersäure 
schwach  angesäuert  Zum  Entwickeln  eignet  sich  am  besten  Pjro- 
gallussäure  mit  Citronensäure. 

Man  verfährt,  um  eine  Aufnahme  zu  machen,   in  folgender 
Weise.   Die  reine  Platte  wird  mit  dem  jodirten  Kieselsäure- Alkosol 
Übergossen,   ebenso  wie   Collodion  aufgetragen  wird.    Die  Schicht 
wird  dann  einige  Secunden  über  eine  Schüssel  gehalten,   die  etwai 
Ammoniakfiüssigkeit  enthält.    Nach   etwa   10  Secunden   wird  man 
von  der  Rüclueite  der  Platte  her  wahrnehmen ,  dass  die  dem  Glase 
zunächst  liegenden  Theile   der   Schicht   sich  schwach  zu   furchen 
beginnen.    In  diesem  Augenblick  nimmt  man  die  Platte  fort  und 
taucht  sie  für  3  Minuten  in  das  Silberbad.    Die  Schicht  wird  nicht 
so  sahnig,  wie  beim  Collodion.    Da  das  Silberbad,  um  das  Ammoniik 
unschädlich  zu  machen,  etwas  sauer  sein  muss,   dauert  die  Belich- 
tungszeit ein  wenig  länger,  als  für  gutes,  feuchtes  Collodion.    Das 
Entwickeln  fordert  Zeit,   da  zuweilen  erst  eine  Minute  nach  Auf- 
giessen  des  Entwicklers   das  Bild  erscheint;    dann  aber  konmit  es 
sehr  kräftig  und  klar  heraus.    Eiselientwickler  macht  die  Schicht 
sehr  mürbe.    Herr  Reynolds  empfiehlt,  möglichst  wenig  Säure  sowohl 
im  Silberbad ,  wie  im  Entwickler  in  Anwendung  zu  bringen ,  da  sich 
die  Schicht  leicht  vom  Glase  ablöst.    Man  fixirt  mit   Cyankallam, 
wascht  und  trocknet.    Nach  dem  Trocknen  ist  das  Bild  sehr  fest, 
und  nur  durch  starkes  Reiben  mit  Tripel  zu  entfernen. 


489 


Oft  h5rt  man  jetzt  von  Photographen  die  Frage  aufwerfen: 
^Wenn  die  Eartomanie  einmal  abnimmt  —  was  doch  Toraaszu- 
sehen  — ,  welche  Branche  der  Photographie  Ist  berafen,  ihr  za 
folgen?'  Wir  denken,  die  Eartenportraits  haben  sich  als  solche 
Nothwendigkeit  für  unsere  gesellschaftlichen  Beziehungen  bewiesen, 
dass  sie  nie  ganz  abkommen  werden,  immerhin  mag  das  Pablicum 
ihrer  bald  überdrüssig  werden    und  nach  einer  neuen  Mode  suchen. 

Als  das  Stereoskop  eingeführt  wurde,  hätte  Niemand  voraus- 
gesehen, dass  der  einst  so  warme  Enthusiasmus  mit  dem  es  auf- 
genommen wurde,  sich  so  abkühlen  würde.  Aus  yerschiedenen 
Symptomen  entnehmen  nun  die  Fach- Photographen,  dass  der 
Beliebtheit  der  Kartenportraits  eine  ähnliche  Revolution  bevor- 
siehe; und  wir  glauben  behaupten  zu  können,  dass  das  Geschäft 
mit  diesen  Taschenkunstwerken  lange  nicht  mehr  das  ist,  was  es 
war  oder  was  man  davon  für  diese  Saison  erwartet  hat. 

Was  lässt  sich  nun  aus  den  „Zeichen  der  Zeit^  als  ihr  wahr- 
scheinlicher Nachfolger  erkennen  V  £s  scheint  uns :  grosse  Abdrücke 
von  kleinen  Negativs.  Das  Publicum  scheint  immer  mehr  Interesse 
daran  zu  nehmen,  und  der  Photograph  wird  gut  daran  thnn,  diese 
Anzeichen  im  Auge  zu  halten  und  zu  dirigiren.  Diejenigen,  die 
zuerst  dem  etwa  wachsenden  Geschmack  entsprechen,  werden  ohne 
Zweifel  den  grössten  Yortheil  daraus  ziehen.  Wenn  die  Karten- 
mine  erschöpft  ist,  so  öffnet  sich  hier  eine  neue  reichere  Ader  für 
den  fleissigen  Arbeiter. 

Es  gibt  zweierlei  Methoden  grosse  Portraits  zu  machen  :  1) 
directe  Aufnahme  mit  grossen  Objectivs  mit  langer  Brennweite, 
and  2)  Yergrösserung  kleiner  Negativs. 

Sehr  grosse  directe  Aufnahmen  werden  von  den  Herren  Southwell 
vorzüglich  geliefert  Sie  arbeiten  mit  sechszölligem  Objectiv,  und 
wenn  man  die  dafür  erforderliche  lange  Belichtungszeit  betrachtet, 
so  kann  man  über  ihre  Resultate  nur  erstaunt  sein.  Durch  Ver- 
grösaerung  kleiner  Negativs  werden  aber  mindestens  eben  so  gute  Re- 
sultate erzielt,  während  die  Schwierigkeiten  viel  geringer  sind.  Grosse 
Objective  von  6  oder  7  Zoll  Durchmesser  sind  sehr  theuer;  über 
ihre  Eigenschaften  können  wir  nicht  besser  thun  als  Herrn  Lake 
Price  sprechen  lassen,  der  dazu  besonders  befähigt  ist  Cm  zu 
beweisen,  dass  mit  einem  grossen  Portraitobjeetiv  eine  viel  längere 
Belichtungszeit  erfordert  ^rd,    als   mit   einem   kleinen,   stellt   er 


*)    The  British  Jonnul.    Sept  3.  1864. 


490 


folgende    Resultate  mit  Linsen    von   Terachiedenem    DardtmesBer 
zusammen: 


Dorchmesser 
des  ObjectivB. 


Durchmesser 
des  Bildes. 


Oeffhung 
der  Blende. 


Belichtung. 


8 
6 
5 

4Va 


Zoll 


n 
n 


30 
20 
16 
13 


Zoll 


n 

n 


2Vs 

2^/8 
2 

2 


Zoll 


n 
11 


60  Secnndeo. 

30 
20 


Objectiye  von  3  Zoll  Durchmesser  gaben  gr5ssere  SdiSife 
und  arbeiteten  rascher. 

Herr  Price  sagt  femer:  Die  kleinen  Linsen  geben  grössere 
Intensität,  Rundung  und  richtigere  Zeichnung  als  grössere  Objectiye, 
die  alle  Geschicklichkeit  des  Photographen  in  Anspruch  nehmen, 
om  diese  Fehler  zu  yermeiden. 

Wollte  man  Blenden  mit  grösserer  Oeffnung  anwenden  als  auf 
der  Tabelle  angegeben,  so  würde  die  Tiefe  der  Schärfe  (Focustiefe) 
sehr  beeinträchtigt  werden. 

Ausser  diesen  Schwierigkeiten  sind  die  der  Manipulation  grosser 
Platten  in  Betracht  zu  ziehen.  Die  geringste  Bewegung  des  Modells 
während  der  nothwendiger  Weise  langen  Belichtung  yerursacht 
Unannehmlichkeit  und  Schaden,  während  kürzlich  noch  der  Fall 
yorgekommen  ist,  dass  yon  Lord  Palmerston  innerhalb  einer  Stunde 
nicht  weniger  als  37  yortreffliche  Eartennegativs  aufgenommen 
wurden.  In  dieser  Zeit  hätte  derselbe  Operateur  nicht  mehr  als 
zwei  gute  grosse  Portraits  machen  können. 

Es  ist  yiel  leichter,  ein  kleines  Negatiy  aufzunehmen  als  ein 
grosses.  Belichtung  und  alle  späteren  Operationen  sind  sehr  rasch 
yoUendet  Die  optischen  Bedingungen  bei  der  Erzeugung  kleiner 
Photographien  sind  so  günstig,  yerglichen  mit  denen  der  grossen, 
dass  man  nur  wenige  Secunden  zu  belichten  braucht  —  was  bei 
manchen  Objecten,  z.  B.  Kindern,  Thieren  ein  grosser  Vortheil  ist, 
da  man  Aufiialmien  hieryon  auf  grösseren  Platten,  mit  Objectiyen 
yon  längerer  Brennweite  häufig  gar  nicht  zu  Stande  bringt  Zum 
Yergrössem  eignen  sich  schwache  Negatiys  am  besten.  Chroaae 
Negatiys  yon  der  Dichtigkeit  zu  erzeugen,  die  für  brillante  schöne 
Copien  erforderlich  ist,  ist  eine  Operation,  die  mindestens  yiel  mehr 
Geschicklichkeit  und  Sorgfalt  benöthigt,  als  die  Erzeugung  tines 
kleinen  schwachen  Negatiys. 


491 


Ein  kleines,  in  ziemliclier  Entfernung  von  der  Camera  mit 
einem  für  grössere  Platten  berechneten  Objectiv  aufgenommenes 
Bild  wird  iieine  übertriebene  PerspectiTO  seigen,  die  Ffisse  werden 
nicht  zu  gross  sein,  die  Figuren  einer  Gruppe  werden  im  richtigen 
Verhältniss  2Q  einander  stehen.  '  Da  wenig  schrSge  Strahlen  bei  der 
Enseugung  des  Bildes  gebraucht  werden,  erhält  man  die  möglichst 
grosse  Schärfe,  selbst  mit  verhältnissmässig  grosser  Objectivöffnung. 

Die  VergrösseruDg  ist  aber  nicht  allein  für  Portraits  anwendbar. 
Manche  Amateurs  beschäftigen  sich  damit,  kleine  Landschafts- 
Negatiys  aufzunehmen,  die  später  vergrössert  werden  sollen.  Für 
Reisende  ist  dies  namentlich  eine  grosse  Bequemlichkeit  Vor 
einigen  Jahren  nahm  Professor  Piazzi  Smith  auf  einer  Reise  in 
Russland  eine  Anzahl  Stereoskop -Negative  auf;  nachdem  diese  zum 
Abdrucken  im  Copirrahmen  gedient  hatten,  suchte  sie  Prof.  Smith 
ihrer  schönen  Schärfe  habler  noch  anders  zu  verwenden.  Zwei  Zoll 
ans  einem  dieser  Negativs  gaben  vergrössert  eine  ganz  scharfe 
panoramische  Ansicht  von  6%  Zoll,  und  die  Hälfte  dieses  Bildes 
mittelst  der  achromatischen  Hydro  -  Oxjgenlampe  auf  ein  Tuch  pro- 
jidrt,  gab  ein  Bild  von  12  Fuss  im  Quadrat,  welches  noch  hin- 
länglich scharf  war. 

(Der  leider  zu  früh  verstorbene  Naturforscher  Dr.  Jonghuhn, 
Director  der  Chinapflanzungen  auf  Java,  hat  ebenfalls  eine  Menge 
höchst  interessanter  Negativs  von  circa  3  Zoll  im  Quadrat  auf- 
genommen, die  er  zu  vergrössem  und  zur  Illustration  eines  bedeu- 
tenden Werkes  zu  benutzen  beabsichtigte;  er  hatte  zu  diesem  Zweck 
einen  Liesegang^schen  Vergrösserungs  -  Apparat  angeschafft.) 

Es  ist  leichter,  scharfe  Ansichten,  als  scharfe  Portraits  auf- 
scnnehmen,  weil  man  kleinere  Blenden  anwenden  kann  und  die 
Gegenstände  sich  nicht  bewegen. 


(Ton  unseren  speciellen  Oorrespondenten.) 

London,  im  October  1864. 

Eine  photographische  Actiengesellscbaft  in  London.  —  Nene  Art  von  Portraits. 
—  Die  „Monde^  im  TanninTerfabrea.  —  Glover's  Verfahren  mtt  Tannin 
und  Albomin.  —  Professor  Boscoe  fiber  die  chemischen  Wirkungen  des 
Lichts.  —  Die  Lithiumsalze.  —  Negativs  mit  verschwommenen  Schwärzen. 

Vor  Kurzem  hat  sich  hier  eine  Actien- Gesellschaft  gebildet, 
welche  die  Photographie  im  Grossen  auszubeuten  beabsichtigt;  an 
der  Spitze  stehen  mehrere  den  Photographen  wohlbekannte  Amateursi 


1 


a.  A.  Obiistlieiitenant  Stuart  Wortley,  Warren  Vemoni  Viacoimt 
Hawarden,  G.  N.  Vickers.  Das  Gesellschaftscapital  beträgt  nidit 
weniger  als  50,000  Livres  Sterling,  also  über  300,000  Thaler.  Die 
Gesellschaft  (United  Association  of  Photographj)  besitsst  bereits  eh 
Atelier  in  Regentstreet  und  richtet  andere  in  Badeorten  and  bob- 
stigen  Plätzen  ein.  Sie  hat  für  England  das  neue  WothJy'adie 
Copir verfahren  aogekauft. 

Im  British  Journal  werden  folgende  Vorschriften  für  Albnmio- 
goldbäder  empfohlen:  1.  Ein  Gramm  reines  Chlorgold  in  960 
Gramm  Wasser  gelöst  und  davon  soviel  als  man  jedesmal  brandit 
mit  einer  Lösung  von  doppeltkohlensaurem  Natron  sdiwach  alkalisch 
gemacht;  eine  Stunde  vor  dem  Gebrauch  zu  bereiten.  2.  1  Tbdl 
Ghlorgold,  100  Theile  essigsaures  Natron,  9600  Theile  Wasser. 
Yierundzwanzig  Stunden  vor  dem  Gebrauch  zu  präpariren.  Mit 
einem  Gramm  Gold  tont  man  1 5  Dutzend  Yisitenkartenbilder.  Dann 
wird  eine  entsprechende  Menge  Gold  zugesetzt 

Durch  Herrn   Window   ist  eine  neue  Art  von  Portraits   efn- 

geführt  worden,  die  sehr  wohl  geeignet  erscheint,  den  Visitenkarte- 

portraits  eine  tüchtige  Concurrenz  zu  machen.     Diese   Bilder  sind 

von    der    Grösse   gewöhnlicher    Visitenkarten    und    enthalten    vier 

Portraits,   jedes   von   einer  anderen  Seite  her   aufgenommen.     Die 

Portraits  sind   Büsten  von   etwa  einem  Zoll  Höhe  und   dreiviertel 

Zoll  Breite;  zwei  sind  nebeneinander  auf  die  Mitte  der  Karte  ge- 

o 
klebt ,  eins  oben   und  eins  unten :  o  o.    Die  oberen    und  unteren 

Bilder  bestehen  gewöhnlich  aus  einer  Aufnahme  von  yorne  und 
einem  Dreiviertelprofil,  während  die  beiden  seitlichen  Bilder  zwei 
ganze  Profile  von  der  rechten  und  linken  Seite  sind,  oder  von 
einer  Seite  ein  Profil,  von  der  andern  eine  fünfachtel  Ansicht 
Natürlich  kann  dies  mannigfach  variirt  werden.  Die  Ovale,  worauf 
diese  vier  Bilder  geklebt  sind,  werden  in  Relief  geschlagen,  so  dass 
die  Oberfläche  convex  wird.  Dies  gibt  dem  Bilde  ein  solches 
Relief,  dass  man  glaubt,  ein  plastisches  Portrait  von  der  Art  einer 
Gamee  vor  sich  zu  haben.  Wer  diese  Sachen  nicht  gesehen  hat, 
wird  sich  nicht  leicht  einen  Begriff  von  ihrer  reizenden  Wirkung 
machen. 

Eine  solche  Art  von  Portraits  hat  mancherlei  Vorzüge.  Die 
kleinen  Brustbilder  lassen  Isich  leicht  und  rasch  mit  der  ganzen 
Oeffnung  des  Objectivs  aufnehmen.  Das  Modell  konm:it  gar  nicht 
in  die  Lage  eine  gezwungene  und  unnatürliche  Stellung  anzunehmen, 
die  gleich  einen  ungefälligen  Gesichtsausdruck  zur  Folge  hat  Die 
Aehnlichkeit  der  Portraits  muss  eine  bei  weitem  grössere  sein,  als 
die  Irgend  eines  anderen  Bildes.  Denn  bei  den  meisten  Personen 
sind  die  beiden  Seiten  des  Gesichts  verschieden,  und  häufig  Ist  die 
gefälligste  Seite  nicht  die  ähnlichste.  Dadurch  kommt  der  Photo- 
graph häufig  in  Verlegenheit;  denn  nimmt  er  die  hübscheste  Seite, 
so  heisst  es :  das  Portrait  ist  zwar  hübsch  aber  nicht  recht  ähnlich, 
und  nimmt  er  die  characteristische  Seite,  so  wird  ihm  vorgeworfen: 
es  ist  zwar  ähnlich,  aber  gewiss  nicht  sehr  schmeichelhaft  In 
dießen  neuen  Portraits  aber,  gibt  es  vier  verschiedene  Ansichten, 


493 


nebeneinander.    Man  verbindet  diese  nnbewasst  und  erhftlt  so  die 
TOlIstSndige  Verkörperung  des  Originals  anstatt  eines  halben  Portraits. 

Die  Herstellung  dieser  Bilder  erfordert  keine  weiteren  An* 
sehaffungen  als  vielleicht  eine  yerschiebbare  Cassette,  die  die  ver- 
schiedenen Portraits  gleich  in  der  richtigen  Lage  *gibt,  und  eine 
Presse  mit  einer  Stahlpunze,  womit  die  Bilder  nach  dem  Auf- 
kleben erhaben  gepresst  werden.  Die  Oberfläche  des  Papiers  wird 
durch  diese  Operation  feiner  und  glatter,  als  durch  das  gewöhn- 
liche Satiniren. 

Die  ^Monde'^  in  den  Tanninplatten  gereichen  immer  noch 
unseren  Photographen  zum  Verdruss ,  da  man  ihrer  Entstehung  noch 
Dicht  auf  den  Grund  gekommen  ist.  Mr.  Glover  ist  es  gelungen, 
sie  ganslich  fem  zu  halten,  indem  er  Albumin  mit  dem  Tannin 
mischt ,  und  das  Salpetersäure  Silberoxyd  vollständig  aus  der  Schicht 
entfernt.    Er  gibt  folgende  Yorscbiift  an: 

Pyroxylin    ....       5  Theile, 
Jodanunonium ,     .    .      B      „ 
Bromcadmium       .     .      4       „ 
Alkohol  (,805)      .    .  240       „ 
Aether 240       „ 

• 

Die  Platte  wird  gesilbert,  darauf  in  zwei  Bädern  mit  destil- 
Hrtem  Wasser  gewaschen ,  5  Minuten  in  einer  zweiprozentigen  Brom- 
kaliumlösung  gelassen,  und  nochmals  gewaschen.  Die  Tanninmischung 
bereitet  man  in  folgender  Weise :  3  Gramm  Tannin,  1  Gramm  Honig, 
100  Gramm  Wasser.  Dann  wird  das  Weisse  von  einem  Ei  mit 
80  Gramm  Wasser  und  8  Tropfen  starker  Ammoniakflüssigkeit  ge- 
schlagen. Eine  Mischung  gleicher  Theile  dieser  Flüssigkeiten  wird 
auf  die  gewaschene  Schicht  gegossen  und  gleich  wieder  abgespult. 
Dann  wird  die  Platte  nochmals  in  das  letzte  Waschwasser  gelegt. 
Entwickelt  werden  die  Platten  mit  saurer  Pyrogallussäure  -  und 
Silberlösung. 

Bei  der  letzten  Zusammenkunft  der  British  Association  for  the 
Advancement  of  Science  in  Bath  sind  verschiedene  Denkschriften 
gelesen  worden,  die  für  die  Photographie  von  Interesse  sind.  Pro- 
fessor Roscoe  las  über  die  chemischen  Wirkungen  des  Lichts;  in 
seinem  Vortrage  finden  wir  folgende  Notizen :  Die  Menge  der  Wärme, 
welche  stündlich  von  jedem  Quadratfusse  der  Sonnenoberfläche  aus- 
gebt, ist  gleich  der,  die  man  durch  Verbrennen  von  15  Centnern 
Kohle  erhalt;  auf  mechanische  Arbeit  übertragen,  ist  dies  gleich 
7000  Pferdekräften.  Die  auf  die  Erdkugel  fallende  WSrme  beträgt  nur 
den  12,300,000,000sten  Theil  der  ganzen  von  der  Sonne  ausgehenden 
Wärme.  Von  der  Sonnenwärme  auf  die  chemischen  Wirkungen  des 
Lichts  übergehend,  zeigt  Prof.  Roscoe,  dass  das  Licht,  welches 
dureh  die  Verbrennung  von  Phosphor  oder  Magnesinmdraht  erzeugt 
wird,  ebenso  wie  die  Sonnenstrahlen  die  Vereinigung  des  Chlor  mit 
dem  Wasserstoff  bewirkt.  Kleine  dünne  Glaskugeln^  mit  einem 
Gemisch  gleicher  Volumina  Wasserstoff  und  Chlorgas  gefüllt,  explo- 
diren  im  Phosphor-  oder  Magnesiumlicht  mit  einem  Knall,  der 
einem  Pistolenschuss  gleichkommt.    Ferner  wies  der  Redner  nach, 


494 


dass  die  grünen  Theile  der  PflanEen  die  chemischen  Strahlen  des 
Lichts  «bsorhiren  und  zu  den  Zersetzungen  und  VerbinduDgen  ver- 
wenden, deren  sie  zu  ihrer  Entwicklung  bedürfen.  Dies  erkUrt, 
weshalb  bei  Landschaftsaufnahmen  die  Blätter,  die  das  Licht  reflec- 
tiren,  gut  kommen ,  während  die,  durch  die  das  Licht  hindurch- 
geht, keinen  Eindruck  geben,  weil  sie  die  chemischen  Strahlen 
verschlucken. 

Obristlieutenant  Stuart  Wortley  empfiehlt  jetzt  die  Lithiumsalie 
als  sehr  brauchbar  zum  Sensibilisiren  des  Collodions;  diese  Salze 
fanden  bisher  wenig  Anwendung  hier,  während  sie  bei  Ihnen  sdion 
seit  Jahren  mit  gutem  Erfolge  benutzt  werden.  Man  hat  in  einer 
Mine  bei  Redruth  in  Comwallis  eine  starke  Quelle  von  50  ^  WSime 
entdeckt,  die  eine  bedeutende  Menge  Lithion  enthält  Auch  von 
dem  neuen  Metall  Cäsium,  dessen  Entdeckung  man  der  Spectral- 
analyse  verdankt,  finden  sich  darin  ziemliche  Mengen. 

Major  Russell  theilt  mit,  dass  die  verschwommenen  Schwänen 
beim  Tannin-  und  anderen  Verfahren  eine  optische  Ursache  haben, 
und  durch  innere  Reflexion  des  Lichts  von  der  Rückseite  der  Glas- 
platte entstehen.  Man  vermeidet  den  Fehler  dadurch,  dass  man 
ein  Blatt  rothes  Saugpapier  hinter  die  Platte  legt.  Andere  Pholo- 
graphen  bestätigen  die  Wirksamkeit  dieses  einfadien  Mittels. 


^n  Äorrtfpotthrntfn. 

Hm.  7.  B — B  in  F.  —  Dm  ünloBlichwerden  der  präparirten  KohlegeUtiiie- 
Ufelo  beim  Aufbewahren  iat  ein  Uebelstand,  der  auch  Anderen  schon  Verdnui 
bereitet  hat.  Wir  haben  übrigens  gefunden ,  dass  die  einfach  chromsanren  Salxe, 
an  SteUe  der  Bichromate  angewendet,  ein  viel  haltbareres  Präparat  liefern,  wel- 
ches aber  freilich  nicht  so  empfindlich  ist.  Ihrem  Wunsche  werden  wir  ii 
kürzester  Zeit  entsprechen.  Proben  Ihrer  Pbotozincographien  sind  uns  wiUkommeii. 

Hm.  A.  J.  in  Xflnohen.  —  1.  Bin  gutes  Urancopirverfahren  flndan  Sie 
im  photogr.  Archiv  Bd.  I.  S.  31  ff.  beschrieben;  die  Blanchdre'schen  Methoden 
im  phot  Almanach  für  1862  haben  ebenfalls  zu  ganz  guten  Besultaten  gefQhrt 
3.  Die  Flecken  auf  den  eingesandten  Negativs  rühren  unzweifelhaft  von  Staub 
her,  der  wahrscheinlich  Tor  dem  Aufgiessen  des  Collodions  schon  auf  der  Plstte 
war,  oder  wahrend  des  Aufgiessens  sich  angesetzt  hat.  3.  Wenn  die  Bisen- 
lösung nicht  ganz  klar  ist,  muss  sie  allerdings  filtrirt  werden,  l,  Pyrogallus- 
säure  mit  Citronensiure  gibt  einen  dichteren  Niederschlag  als  die  mit  Essigiinra, 
aber  die  zarten  Details  der  Lichter  werden  leicht  verdeckt 


Alle  Briefe   und  Mittheilungen   für  die  Bedaction    sind   an    den   Hefanagebst, 
Paul  B.  Liesegang  in  Elberfeld,  zu  richten. 


Oedrookt  bei  8 am.  Lacas  in  Elberfeld. 


Photographisches  Archiv. 


Bimil  Jr*  —  BTr.  9t,  —  !••  Deeemlier  Me4. 


Heber  Yenehiedene  altere  Copirrerfaliren  ohne  Silbersalze« 

IV. 
Verfahren  mit  Goldsalzen. 

Dass  eine  ätherische  Auflösang  von  Chlorgold  an  der  den 
Sonnenstrahlen  zugewendeten  Seite  metallisches  Gold  absetzt,  ist 
seit  lange  bekannt.  Sättigt  man  Holzkohle  mit  Chlorgoldlösung 
und  setzt  sie  der  Sonne  aus,  so  bedeckt  sie  sich  mit  einer  sehr 
feinen  Metallschicht  In  derselben  Weise  kann  man  Elfenbein  ver- 
golden. Die  meisten  Goldsalze  werden  durch  das  Sonnenlicht 
redacirt.  (Hunt.) 

Sir  John  Herschel  macht  in  den  Philosophical  Transactions  vom 
Jahre  1840  einige  sehr  interessante  Mittheilungen  über  Goldpräparate. 

Papier,  welches  mit  neutraler  Goldchloridlösnng  bestrichen  wurde, 
yerändert  sich  im  Sonnenlicht ,  indem  das  gelbliche  Papier  erst  hell 
und  dann  allmälig  dunkler,  zuletzt  purpurn  wird.  Hunt  bemerkte, 
dass  die  gebleichten  Stellen  sich  auch  dann  schwärzten ,  wenn  er 
das  Papier  der  ferneren  Einwirkung  des  Lichts  entzog.  Die  Schwär- 
zung nimmt  so  lange  zu,  bis  alles  Goldsalz  zersetzt;  sie  wird 
bedeutend  beschleunigt,  wenn  man  das  Papier  in  kaltes  Wasser  legt 

Cblorgold  mit  salpetersaurem  Silberozjd  gibt  einen  gelbbraunen 
Niederschlag ,  der  auf  Glas  wenig  empfindlich  ist ,  auf  Papier  aber 
sich  rascher  schwärzt 

Bestreicht  man  Papier  mit  ozal saurem  Ammoniak  und 
darauf  mit  Chlorgold ,  so  wird  es  ziemlich  empfindlich  und  nimmt  in 
der  Sonne  eine  purpuryiolette  Färbung  an.  Es  ist  etwas  schwierig, 
die  richtigen  Verhältnisse  zu  trefi'en;  Hunt  empfiehlt  1  Gramm  ozal- 
sanres  Ammoniak  auf  16  Gramm  Wasser ,  tund  gesättigte  Auflösung 
von  Goldchlorid.    Diese  Papiere  sind  im  Dunkeln  ohne  Anwendung 

PkotoffraplilBcliefl  Areliir.  Hr.  72. 16.  Deoember  1864.  24 


496 


von  Hitze  zu  trocknen.  Man  fixirt  die  Bilder,  indem  man  sie  in 
kaltes  Wasser  taacht  und  mit  Ealiumeisencyanür  bestreicht 

Papier,  welches  mit  essigsaurem  Bleioxyd  getrSnlct  und 
darauf  mit  neutralem  Chlorgold  bestrichen  wurde ,  nimmt  eine 
bräunlichgelbe  Farbe  an;  die  Sonnenstrahlen  bleichen  das  Papier 
zuerst,  es  wird  hellgrau,  und  dann  dunkel  schieferfarben ;  hält  man 
das  Bild,  wenn  es  erst  aschgrau  geworden  ist,  in  einen  Dampf- 
strom, so  werden  die  belichteten  Stellen  sofort  tiefpurpum,  auch 
wenn  man  das  Bild  in  siedendes  destilHrtes  Wasser  taucht  Li 
kaltem  Wasser  geht  dieselbe  Veränderung  vor  sich,  abet  langsamer, 
und  erst  dann  vollständig,  wenn  man  das  Papier  durch  Hitze 
trocknet  Trockne  Hitze  verursacht  hingegen  keine  bemerkbare 
Veränderung. 

Prismatische    Analyse.    —    Auf  das   Chlorgold   wirken 

hauptsächlich  die  blauen  Strahlen ,  die  Wirkung  setzt  sich  nur  wenig 

unterhalb  des  Grün  fort.     Oberhalb  des  Blauen  nimmt  die  Wirkung 

allmälig  ab. 

Aurotypie. 

Papier  wird  mit  Ealium-Goldcyanür  *)  bestrichen  und  getrocknet, 
dann  mit  salpetersaurem  Silberozyd  und  nochmals  getrocknet  Dies 
Papier  schwärzt  sich  rasch  im  Licht;  die  Schwärzung  setzt  sich  im 
Dunkeln  fort.  Man  fixirt  die  Bilder,  indem  man  sie  in  Salzwasser 
taucht  und  darauf  mit  unterschwefligsaurem  Natron  behandelt 

Auch  andere  Verbindungen  des  Goldoxyds  mit  Cyan  geben 
sehr  interessante  Bilder,  die  von  einiger  Wichtigkeit  für  die  Photo- 
graphie zu  werden  scheinen. 

a)  E^liumgoldcyanür  mit  wenig  salpetersaurem  Silberoxyd  gibt 
ziemlich  rasch  Bilder  von  gutem  Contrast  zwischen  Licht  und  Schatten. 

b)  Goldcyanür,  FormylbenzoSsäure  und  salpetersaures  Silber- 
oxyd geben  sehr  schöne  Resultate  und  verändern  sich  ziemlich 
rasch,  obgleich  es  noch  nicht  gelungen  ist,  damit  Papier  zu  prä- 
pariren,  welches  für  die  Camera  obscura  empfindlich  genug  ist 
Die  gedunkelten  Stellen  sind  sehr  intensiv  und  durchdringen  fast 
das  ganze  Papier. 

c)  Goldcyanür,  formylbenzoSsaures  Ammoniak  und  salpeter- 
saures  Silberoxyd   geben   sehr   gefällige   Resultate.     Die    Papiere 


*)  Kalium-Goldcyanfir  (Ka  Cy,  Au  Cy)  bereitet  man  nach  Himly  so:  6Tbeile 
roiues  Gold  werden  in  Königswasser  gelöst  und  durch  Ueberschuss  von  AmmonUk 
gefäUt;  das  hierdurch  gebildete  Knallgold  wird  ausgewaschen  und  in  eine  heisse 
Auflösung  von  6  Theilen  Cyankalium  in  Wasser  eingetragen.  Die  Flossigkeit 
wird  farblos  und  Ammoniak  entweicht.  Aus  der  concentrirten  Lösung  erhilt 
man  das  Doppelsalz  in  schönen  Prismen. 


497 


seheinen  nicht  ganz  bo  empfindlich  zu  sein,  wie  die  vorigen;  man 
kann  aber  darauf  copiren. 

d)  Salpetersaures  Silberoxyd  und  Kaliamgoldcyanür.  Hiermit 
erlifilt  man  nach  kurzer  Belichtung  sehr  zarte  Bilder,  die  im  Dun- 
Iceln  kräftiger  werden,  so  lange  als  noch  Goldsalz  unzersetzt  bleibt 

Wenn  die  Papiere  mit  E^liumgoldcyanür  etc.  in  den  richtigen 
Verhältnissen  präparirt  werden ,  so  geben  sie  sehr  zufriedenstellende 
Resultate,  und  die  Bilder  darauf  fallen  äusserst  schön  aus.  Eine 
gesattigte  Auflösung  von  Kaliumgoldcyanür ,  Formylbenzoösäure  von 
1.12  spez.  Gewicht,  und  eine  Auflösung  von  10  Theilen  Silber- 
nitrat  in  48  Theilen  destillirten  Wassers  sind  die  geeigneten  Ver- 
hältnisse für  die  empfindlichsten  Papiere.  Doch  auch  mit  anderen 
Verhältnissen  habe  ich  sehr  schöne  Photographien  erhalten. 

Die  Wirkung  der  Oxalsäure  auf  Goldsalzlösungen  ist  den 
Chemikern  längst  bekannt  gewesen.  Wird  ein  neutrales  Oxalat  mit 
einer  neutralen  Goldlösung  erhitzt,  so  fällt  metallisches  Gold  zu 
Boden.  Licht  wirkt  ebenso  wie  die  Hitze.  Wenn  man  Papier  mit 
neutralem  Goldchlorid  und  oxalsaurem  Kali  bestreicht,  so  nimmt  es 
in  der  Sonne  einen  leichten  Farbenton  an,  der  im  Dunkeln  allmälig 
stärker  und  zuletzt  tintenschwarz  wird,  namentlich  im  Feuchten. 
Der  nicht  belichtete  Theil  hingegen  verändert  sich  nicht 

Jedes  Goldpräparat  schwärzt  sich,  nachdem  es  der  Sonne  aus- 
gesetzt wurde,  so  lange,  bis  es  ToUständig  zersetzt  ist.  Zuweilen 
wird  das  Gold  nach' einiger  Zeit  metallisch  glänzend. 

Goddard  gibt  an,  dass  eine  Goldplatte  durch  Joddämpfe  fast 
ebenso  lichtempfindlich  gemacht  werde ,  wie  eine  Silberplatte.  Moser 
bestätigt,  dass  alle  Metallplatten  durch  Jod-  und  Bromdämpfe 
photographisch  empfindlich  gemacht  werden. 


Trockne  NegatiYs  zu  verstirkeii. 

Von  Prof.  Dr.  Towler. 

Ans  Homprey*»  Journal.    Oot.  1.  1864. 

Vorzugsweise  bei  Landschafts- Aufnahmen,  aber  auch  im  Atelier 
ist  häufig  ein  Verfahren  erwünscht,  um  Negativs,  die  bereits  ge- 
trocknet sind,  erfolgreich  zu  verstärken.  Folgende  Methode  ist 
die  von  uns  angewandte: 

Wir  suchen  stets  so  correct  wie  möglich  zu  belichten;  die 
Details  erscheinen  in  diesem  Falle  sehr  leicht  bei  Anwendung  des 
naGhstehenden  Entwicklers.  (Wir  sprechen  vom  feuchten  CoUodion- 
ver£ahren.} 


498 


Entwickler. 
Schwefelsaures  Eisenoxydiil     .       6  Gramm, 

Wasser 100        „ 

Alkohol 9     '  » 

Essigsäure 18        „ 

Hutzucker 3        „ 

Man  pulverisirt  den  Eisenvitriol  und  den  Zucker,  löst  und 
filtrirt.  Man  bereite  den  Entwickler  täglich  frisch,  und  giesse  ihn 
rasch  und  gleichmässig  auf;  man  lasse  ihn  nicht  aus  zu  grosser 
Höhe  auf  die  Schicht  fallen,  denn  sonst  werden  Ungleichheiten 
entstehen. 

Nun  beobachtet  man  das  Kommen  des  Bildes  und  lässt  den 
Entwickler  auf  der  Schicht  hin-  und  herfliessen  bis  alle  Details 
entwickelt  und  ehe  die  Lichter  sich  zu  yerschleiern  beginDen. 
Entweder  hört  man  dann  mit  Entwickeln  auf,  oder  man  fahrt  fort, 
bis  die  Schatten  hinreichend  intensiv  sind.  Besser  ist  es  aber,  die 
nöthige  Kraft  durch  späteres  Verstärken  zu  erreichen,  da  alsdann 
die  Lichter  klarer  bleiben. 

Nachdem  das  Negativ  ganz  trocken  geworden,  überzieht  man 
die  Ränder  desselben  ^/^q  Zoll  breit  mit  Lack  und  lässt  sie  einige 
Stunden  lang  trocknen.  Dann  übergiesst  man  die  Schicht  mit 
einer  Mischung  gleicher  Volumina  Wasser  und  Alkohol,  lässt  die 
Flüssigkeit  ablaufen  und  taucht  die  Platte  in  eine  Schale  mit 
Wasser,  damit  der  Alkohol  nicht  den  Lack  auflöst.  Diese  Operation 
soll  dazu  dienen,  die  Schicht  durchdringbar  zu  machen  und  das 
Reissen  derselben  zu  verhüten. 

Jodtinctur. 

Alkohol 480  Cub.  Cent., 

Jod 12  Gramm. 

Von  dieser  Lösung  gibt  man  4  Tropfen  in  15  Gramm  Wasser; 
man  schüttelt  um,  und  lässt  die  Mischung  so  lange  auf  dem  Bude 
hin-  und  herfliessen,  bis  die  Schatten  der  Schiebt  sich  leicht  rosa 
färben  oder  bis  die  Tinctur  ganz  farblos  wird.  Dann  spült  man 
gut  ab  und  bedient  sich  der  folgenden  Lösungen: 

1.     Pyrogallussäurelösung   (Vorrathsflasche). 
Pyrogallussäure  .     .     .     .     12  Gramm, 

Essigsäure 480        ;, 

2.     Silberlösung  (Vorrathsflasche). 
Salpetersaures  Silberoxyd    .     .     20  Gramm, 

Wasser 480        „ 

Von  der  ersten  mischt  man  4  Gramm  mit  28  Gramm  Wasser; 
und  8  Gramm  dieser  Mischung  versetzt  man  mit  4  Tropfen  Silber- 


499 


IdsüDg.  Hiennit  verstärkt  man  das  Negatfy.  Die  Schatten  werden 
allmälig  dichter.  Hat  man  ein  zu  knrz  exponirtes  Negativ,  so  läset 
sieh  nicht  mit  einem  male  die  nöthige  Kraft  erreichen.  In  diesem 
Fall  wascht  man  die  Platte  und  behandelt  sie  von  nenem  mit  Jod 
ond  Pyrogallussäure. 

Beim  Aafgiessen  der  Flüssigkeiten  und  beim  Abspülen  lasse 
man  die  Flüssigkeit  nie  heftig  oder  in  grosser  Menge  auf  die 
Schicht  fallen,  denn  sonst  löst  diese  sich  ab.  Durch  Vorsicht  lässt 
sich  dies  immer  vermeiden.  Sobald  die  genügende  Intensität  erreicht 
ist,  spült  man  die  Platte  nochmals  ab,  und  übergiesst  sie  schliesslich 
mit  folgender  Tonflüssigkeit: 

Goldchlorid    ....        1  Gramm, 
Wasser 1800       y, 

Das  Negativ  nimmt  hierdurch  einen  reichen  blauschwarzen 
Ton  an;  die  Lösung  bleicht,  wenn  sie  zu  lange  auf  der  Schicht 
stehen  bleibt.  Man  spült  die  Platte  ab,  lässt  sie  trocknen  und 
fimisst  sie. 


lieber  das  Reinigen  dor  Glasplatten. 

Von  Carey  Lea. 

Aus  dem  Philadelphia  Photographer. 

In   eine  grosse  Porzellanschale   giesse  man  folgende  Lösung: 

Schwefelsäure 1  Theil, 

Doppeltchromsaures  Kali  1        ^ 

Wasser 20  Theile. 

Glasplatten,  die  eine  Nacht  hindurch  hierin  gelegen  haben,  braucht 
man  nur  noch  abzuspülen  und  trocken  zu  reiben.  Fettflecke,  altes 
CoUodion  und  ähnliche  Hindemisse  werden  vollständig  beseitigt. 
Das  Bad  besitzt  noch  andere  Vorzüge;  es  riecht  nicht  wie  das  so 
oft  zum  Reinigen  der  Glasplatten  empfohlene  Bad  mit  salpeter- 
saurem Quecksilberoxydul;  es  hält  sich  gut;  an  seiner  Farbe  lässt 
es  sich  leicht  erkennen.  Die  Schwefel-  und  Ghromsäure  behalten 
ihre  Reinigungskraft  so  lange  bis  die  Ghromsäure  durch  die  or- 
ganischen Stoffe  desoxydirt  und  zu  Ghromoxyd  reducirt  ist.  Von  Zeit 
za  Zeit  setzt  man  etwas  Schwefelsäure  und  doppeltchromsaures 
EaU  zu,  bis  sich  in  dem  Gefäss  prächtige  schwarze  Grjstalle  ron 
Kali-Ghromalaun  bilden.    Danh  macht  man  neue  Lösung. 

Diese  Art  die  Glasplatten  zu  reinigen  habe  ich  seit  länger  als 
einem  Jahre  angewendet,  und  in  dieser  Zeit  ist  mir  niemals  ein 
Flecken   yorgekommen,    den  ich    einer  unvollkommen  gereinigten 


500 


Platte  hätte  zuschreiben  könneii.  Alte  Platten  werden  auch  sehr 
rein  in  dem  Bade.  Man  legt  die  Gläser  zusanunen  hinein,  Usst 
sie  über  Nacht  darin  und  spült  sie  mit  frischem  Wasser  ab. 

Reine  Platten  lasse  man  niemals  freiwillig  trocknen,  denn  jedes 
Wasser  hält  Salze  in  Lösung,  die  beim  Verdunsten  eine  feine  Schicht 
auf  dem  Glase  zurücklassen.  Man  reibe  sie  daher  nach  dem  Ab- 
waschen trocken,  nicht  mit  Leinen  oder  Baumwolle,  sondern  mit 
Papier,  welches  viel  besser  reinigt  und  keinen  Staub  zurücklasst 
Nach  dem  Trocknen  werden  die  Gläser  in  Papier  geschlagen;  kun 
vor  dem  Präpariren  haucht  man  darauf  und  reibt  sie  mit  weichem 
Papier  ab. 

Dieselbe  Lösung  dient  auch  zum  Entfernen  der  Silberfled^eD 
von  den  Fingern. 

(Wir  rathen  unsem  Lesern,  wenn  sie  die  hier  empfohleoe 
Flüssigkeit  benutzen,  sich  vor  dem  Eindringen  derselben  in  Wunden 
zu  hüten.  Kürzlich  gerieth  uns  eine  Ideine  Menge  doppeltchrom- 
sauren  Ammoniaks  in  eine  Brandwunde;  sie  verursachte  einen 
heftigen  stechenden  Schmerz,  der  bis  zum  nächsten  Tage  anhielt, 
trotzdem  die  Wunde  gleich  mit  warmem  alkalischem  Wasser  aos- 
gewaschen  wurde.) 


lieber  die  Bereitung  eines  normalen  Chlorkalk-Tonbades. 

Das  mit  Chlorkalk  versetzte  Goldbad  wird  von  einigen  Opera- 
teurs sehr  geschätzt,  weil  es  den  Abdrücken  einen  schönen  schwarsen 
Ton  gibt;  andere  können  indessen  gar  nicht  damit  zurecht  kommen, 
entweder  das  Bad  tont  nicht,  oder  es  zerfrisst  die  Bilder.  Weshalb 
die  Resultate  mit  diesem  Bad  so  verschieden  sind,  ist  leicht  sn 
sagen.  Der  Chlorkalk  ist  ein  so  unsicheres  und  unbeständiges 
Präparat,  dass  man  das  richtige  Verhältniss  desselben  nur  darch 
Versuche  finden  kann.  Herr  Hart  beschreibt  folgendes  einfache 
Mittel,  weiches  seinem  Zweck  vollständig  entspricht. 

Man  löst  1  Gramm  Jodkalium  in  480  Gramm  Wasser;  2^^ 
Gramm  Stärke  rührt  man  mit  einigen  Tropfen  kalten  Wassers  an 
und  löst  in  480  Granun  kochenden  Wassers  auf.  Die  beiden  Lö- 
sungen werden  gemischt  und  in  eine  Porzellanschale  gegossen. 
Sächsisches  Papier  wird  hineingetaucht,  dann  getrodmet  und  ?or 
dem  Einfluss  der  Luft  geschützt. 

Man  nehme  einige  Pfund  Wasser,  soviel  als  man  Goldbad  prä- 
pariren  will,  ^esse  einige  Tropfen  Chlorkalldösung  hinein,  schüttle 
gut  um  und  tauche  einen  Streifen  des  Papiers  zur  Hälfte,  hinein; 
wenn  die  Lösung  das  Papier  nicht  färbt,  so  setzt  man  noch  einen 


501 


oder  2wei  Tropfen  zu  und  taucht  ein  anderes  Papier  hinein.  Wird 
nun  das  Papier  schwach  bläulichgrau  gefärbt,  so  hat  man  genug 
zugesetzt;  zuviel  aber,  wenn  es  entschieden  blau  wird.  Eine  starke 
Ghlorlösung  entfärbt  das  Papier  wieder,  sobald  sich  die  Farbe 
gebildet  hat  Man  wende  die  Lösung  kalt  an,  und  versuche  nach 
jedem  geringen  Zusatz ,  um  ganz  sicher  zu  gehen ;  auch  sollte  man 
diese  Operation  bei  Tageslicht  vornehmen,  da  bei  künstlichem  Licht 
die  Farbe  sich  nicht  gut  erkennen  lässt. 

Hat  man  das  richtige  Yerhäitniss  getroffen,  so  setzt  man  der 
Mischung  die  nöthige  Menge  Goldchlorid  zu;  die  Säure  des  Goldes 
neutralisii't  man  «m  besten  durch  niedergeschlagenen  Kalk.  Auf 
1  Gramm  Chlorgold  nimmt  man  3  bis  9  Liter  Wasser. 


lUttlieiliuig  über  Beissig's  Verfahreii  zw   ginzliclieii 
bttferniuig  des    uiterscliweiligsaiireii  Natrons    aus  dem 

positi?eii  BUden. 

Den  Mittheilungen,  die  Herr  Dr.  Schnauss  in  Jena  in  dem 
zweiten  Octoberhefte  dieses  Journals  über  mein  Verfahren  „zur 
gänzlichen  Entfernung  des  unterschwefligsauren  Na- 
trons aus  den  positiven  Bildern^  gegeben  hat,  erlaube  ich 
mir  folgende  Bemerkungen  anzuschliessen : 

Was  zunächst  die  analytische  chemische  Untersuchung  der 
Bilder  auf  einen  Gehalt  an  unterschwefligsaurem  Natron  betrifft, 
das  bei  gutem  Auswaschen  nur  in  höchst  geringen  Spuren  vorhanden 
sein  kann,  so  ist  dieselbe  allerdings  eine  sehr  schwierige.  Es 
würde  mich  hier  zu  weit  fähren,  zu  erörtern,  welche  der  vielen 
Methoden  der  Prüfung  auf  einen  Gehalt  an  unterschwefligsaurem 
Natron  der  Bilder  in  Bezug  auf  Genauigkeit  und  Sicherheit  den 
Vorzug  verdient;  ich  behalte  mir  vor,  dieses  Capitei  ausführlicher 
in  diesem  Journale  zu  besprechen  und  meine  vergleichenden  analy- 
tischen Versuche  hierzu  vorzulegen.  Nur  so  viel  will  ich  an  dieser 
Stelle  bemerken ;  dass  ich  die  nach  meiner  Methode  entschwefelten 
Bilder  von  Herrn  Professor  Dr.  Carlus  in  Heidelberg  untersuchen 
Hess,  der,  wie  bekannt,  eine  Methode  der  Schwefelbestimmung  in 
organischen  Körpern  entdeckt  und  beschrieben  hat,  die,  was  Ge- 
nauigkeit und  Sicherheit  betrifft,  unbedingt  den  genauesten  chemi- 
schen Bestimmungsmethoden  an,  die  Seite  zu  setzen  -  Ist«  Seine 
F^fung  und  sein  Urtheil  sind  daher  von  doppeltem«  Gewichtie. 
Ausserdem  aber  kann  ich  die  Vef Sicherung  gehen  (und  Heirr  JPrpf. 
Garias  bestätigt  dies  auiA  in  seinen  Zeugnissen),  4iuHi  i^e  obiwl- 


602 


sehen  Mittel,  die  ich  anwende,  unfehlbar  eine  yolLständige  Zer- 
setzung und  Umwandlung  des  unterschwefligsauren  Salzes  berbd- 
führen  müssen;  sonach  auch  an  einer  Vernichtung  der  schädücfaen 
Eigenschaften  genannten  Salzes  in  den  Bildern  nicht  zu  zweifeln  ist 

Was  die  Ausführung  des  Verfahrens  in  der  photographiscl.^n 
Praxis  betrifft,  führe  ich  nur  das  Zeugniss  des  Herrn  Hofphc:^- 
graphen  L.  Angerer  in  Wien  und  Herrn  Schwarzschild  aus  Gal- 
cutta  an,  in  deren  Gegenwart  ich  dasselbe  ausführte.  Bs  lautet 
folgendennassen : 

„Eb  gereicht  uns  zu  grossem  Vergnügen,  dem  Herrn  Dr.  WiUielm  Ratislg, 
Chemiker  ans  Dannstadt,  zu  bezeoRen,  dass  derselbe  ein  neues  YeifüuM 
erfunden  hat,  durch  dessen  Anwendung  das  unterschwefligsanre  Natron  aof  das 
VoIlstSndigste  aus  den  photographischen  Bildern  entfernt  wird,  wenn  dieselben 
nach  dem  allgemein  bekannten  und  überaU  üblichen  Verfahren  dargesteUt  sind. 

Ausser  diesem  bedeutenden  Vorzüge ,  der  an  und  für  sich  schon  die  grSsste 
Dauerhaftigkeit  der  so  behandelten  Bilder  garantirt,  bietet  dies  neue  Verfkhfen 
den  weiteren  Vortheil,  dass  es  in  der  kürzesten  Zeit  ausgeführt  werden  kann. 
Die  Nachtheile,  weiche  die  Bilder  durch  ein  lingeres  Waschen  erleiden,  sind 
dadurch  beseitigt.  Es  ist  mit  einem  von  dem  Erfinder  construirten  Apparats, 
dessen  Herstellungskosten  unbedeutend  sind,  leicht  Jede  Anzahl  und  bis  zv 
Tausend  Bilder  in  weniger  als  einer  Stxude  vollständig  auszuwaschen  und  ist 
zu  dieser  Operation  nur  eine  Person  nothwendig.  Der  Apparat  ist  nicht  umfang- 
reich ;  er  lasst  sich  deshalb  leicht  in  Jedem  Locale  und  selbst  im  Freien  auflrteUen. 

Durch  diese  neue  Methode  wird  deshalb  bei  bedeutender  Erspainiss  an  Zeit 
und  Arbeitskraft  ein  vorzügliches  Resultat  erreicht  und  können  wir  nicht 
nur  diese,  sondern  auch  die  überhaupt  sehr  zweckmassige,  auf  wissensdiaft- 
Uchen  Principlen  beruhende  Art  des  Auswaschens,  die  Herr  Dr.  Reissig  ein- 
geführt hat  und  welche  auch  für  alle  anderen  WaschTerfahren  anwendbar  ist, 
den  Herren  Photographen  auf  das  Beste  empfehlen. 

Wien,  14.  September  1864. 

gez.    Lud.  Angerer,  k.  k.  Ho^photogripL 

7.  Schwansdhild  aus  Galentta." 
Wien^  Landstr.,  Gärtnergasse,  23.  Dr.  W.  ReiSSlg. 


Dt8  HagMesinmlicht 

Das  Spectrum  des  brennenden  Magnesiumlichts  ist  ausseist 
reich  an  violetten  und  ultra-violettcn  Strahlen,  theils  durch  den 
weissglühenden  Dampf  des  Magnesiums,  theils  durch  die  stark 
erhitzte  Magnesia,  die  sich  durch  die 'Verbrennung  bildet.  Schon 
im  Jahre  1859  wurde  die  chemische  Kraft  dieses  Lichts  mit  der 
der  Sonne  verglichen  und  zu  photographischen  Zwecken  empfohlen. 
Die  LeuchtlLraft  der  Sonne  ist  524  mal  grösser  als  die  des  Mag- 
nesiums, aber  an  chemischer  Kraft  tibertrifft  sie  dieses  nur  um 
fßnfinal.  Ein  brennender  Magnesiumdraht  von  0,297  Millimeter 
Dicke  gibt  soviel  Licht  wie  74  Stearinkerzen,  deren  5  aufs  Pfttd 


503 


geheo.  Wenn  dies  Licht  eine  Minute  dauert ,  werden  0,987  Meter 
Draht  im  Gewichte  von  0,120  Gramm  verbrannt  Um  ein  Licht 
zü  erzengen,  welches  dem  von  74  Stearinkerzen  gleichkommt,  die 
10  Stunden  brennen  (wobei  20  Pfund  Stearin  verzehrt  werden), 
sind  72,2  Grm.  (circa  4^/2  Loth)  Magnesiam  erforderlich.  Man 
erhält  den  Magnesinmdraht  dadnrch,  dass  man  das  Metall  ans 
einer  heissen  Stahlpresse  drückt  die  am  Boden  eine  feine  Oeffnung 
bat;  den  Draht  kann  man  anf  Spindeln  rollen,  die  sich  durch  ein 
Uhrwerk  bewegen  und  ihn  durch  eine  Oeffnung  in  eine  Gas-  oder 
Spiritusflamme  langsam  hineinschieben. 

(Roflcoe,  fiber  die  cbenüiche  Wirkung  des  Lichts.) 


lieber  Alkohol. 

Für  die  Photographie  ist  es  besonders  wichtig,  chemisch  reine 
Chemiealien  zu  verwenden  und  nur  der  Photograph,  der  sich  von 
der  Reinheit  seiner  Präparate  überzeugt  weiss,  kann  mit  Vertrauen 
der  Entstehung  guter,  reiner  Bilder  entgegen  sehen. 

£s  mag  Vielen  noch  unbekannt  sein,  wie  man  sich  leicht 
einen  reinen  Alkohol  beschaffen  kann;  denn  der  auf  die  gewöhn- 
liche Weise  über  Chlorcalcium,  essigsaurem  oder  kohlensaurem  Kali 
hergestellte,  ist  noch  nicht  rein,  sondern  enthält  noch  Fuselöl.  Ich 
lasse  daher  meine  Methode  hier  folgen.  Zu  1  Pfund  Alkohol  von 
98  bis  99  %  f  ^^  ^^°  ^^^  gewöhnlich  kauft ,  fügt  man  einige 
Gran  salpetersauren  Silbers  und  schüttelt  gut  um,  wodurch  sich 
wenig  von  dem  Höllenstein  löst.  Dieser  Alkohol  wird  in  einer 
weissen  Flasche  einige  Stunden  dem  Sonnenlichte  oder  mehrere 
Tage  dem  zerstreuten  Tageslichte  ausgesetzt,  und  man  wird  be- 
merken, wie  derselbe  Anfangs  sich  milchig  trübt,  dann  gelber  wird, 
zuletzt  sich  bräunt  und  die  an  der  Sonne  gebräunte  organische 
Verbindung  von  Silber  und  Fuselöl  und  vielleicht  auch  andern 
organischen  Stoffen,  sich  abscheidet. 

Nachdem  der  so  behandelte  Alkohol  filtrirt  worden,  enthält  er 
noch  eine  kleine  Menge  salpetersaures  Silberoxyd  in  Auflösung, 
welches  der  Photograph  für  seine  Zwecke  am  besten  durch  Zusatz 
einer  geringen  Quantität  der  Jodverbindung  ausscheidet,  die  er 
zum  Jodiren  seines  Collodions  verwendet;  es  wird  indess  wohl  in 
der  Kegel  hierbei  geschehen,  dass  ein  geringer  Ueberschuss  des 
Jodsalzes  im  Alkohol  bleibt,  der  aber  dem  Gebrauche  für  photo- 
graphische Zwecke  nicht  hinderlich  sein  kann.    Man  kann  aber  bei 


504 


dem  Znsatz  des  Jodsalzes  so  genau  verfahren,  dass  der  Uebeisdiim 
kaum  bemerkenswerth  ist.  Man  setzt  also  dem  filtrirten  Aikohol 
einige  Gran  Jodcadmium  zu,  wodurch  das  salpetersaure  Silberoxyd 
in  Jodsilber  verwandelt  und  abfiltrirt  werden  kann.  Zu  dem  filtrirten 
Alkohol  fügt  man  zur  Probe  eine  neue,  geringe  Quantität  Jod- 
cadmium, wodurch  man  sofort  überzeugt  ist,  ob  noch  Silber  darin  war. 

Nachdem  der  Alkohol  einen  ferneren  Silbergehalt  nicht  mehr 
zeigt,  wird  er  fQtrirt  und  zum  Gebrauch  genommen  und  die  dabei 
gebrauchten  Filter  zu  den  SÜberpapier-Abfkllen  gegeben. 

Landsberg  a.  W.  L.  Dukd. 


filasTersUkeruig. 

Hr.  Dr.  Bothe  empfiehlt  (in  Erdmann's  Journal  f.  pract  Chemie) 
folgende  Lösungen  zur  Glasversilberung: 

1)  Salpetersaures  Silberoxyd  wird  in  Wasser  gelöst  und  so 
lange  mit  Ammoniakwasser  versetzt  bis  das  Silberoxyd  wieder  voll- 
ständig gelöst  isty  darauf  die  Flüssigkeit  filtrirt  und  so  weit  mit 
Wasser  verdünnt,  dass  aus  1  Gramm  Silbersalz  100  C.  C.  Lösong 
entstehen. 

2)  Wässerige  Lösung  von  salpetersaurem  Silberoxyd  wird  mit 
Seignettesalz  (weinsteinsaures  Kali  Ammon)  gefallt,  der  Niederschlag 
auf  ein  grosses  Filter  gebracht  und  nach  dem  Abtropfen  mit  sie- 
dendem Wasser  übergössen,  m  welchem  er  sich  unter  Schwärzong 
zum  grössten  Theil  löst.  Auf  10  Gramm  Silbersalz  sind  8,29 
Seignettesalz  erforderlich  und  es  bedarf  der  dabei  entstandene  Nie- 
derschlag circa  5  Liter  Wasser  zur  Zersetzung  und  Lösung.  Ans 
der  erkalteten  Lösung  scheidet  sich  leicht  das  Silbersalz  em& 
organischen  Säure  (Oxy Weinsäure)  in  Crystallen  aus,  die  sich  in 
warmem  Wasser  lösen. 

3)  Um  das  Silber  weiss  und  dicht  zu  fällen,  eventuell  ein 
leichteres  Anhaften  und  Diffundiren  der  Flüssigkeit  an  einer  be- 
netzten Glasfläche  zu  veranlassen,  versetzt  man  50  C.  C.  der  obigen 
Lösung  mit  1  Gramm  Seignettesalz. 

Wendet  man  gleiche  Theile  der  Flüssigkeiten  1  u.  2  an,  so 
beginnt  das  Silber  sofort  sich  niederzuschlagen  und  bildet  eine  sehr 
fest  anhängende  spiegelnde  Schicht,  die  in  der  Durchsicht  dunkelblan 
ist  Eine  dichtere  Schicht  erhält  man,  wenn  nuin  der  Mischung 
1  oder  2  ^/o  der  Flüssigkeit  3  zusetzt.  Nur  schlägt  sich  dann  das 
Silber  gegen  Ende  der  Operation  in  Flocken  nieder.  Drei  bis  yier 
Stunden  sind  nöthig,  um  eine  hinreichend  dichte  Schicht  zu  erhalten; 
besser  ist  es,  nach  zwei  Stunden  die  alte  Lösung  durch  frische  zu 
ersetzen,  nachdem  man  vorher  den  zu  versUbemden  G^enstand 
abgespült  hat. 

Um  eine  Oberfläche  von  einem  Quadratmeter  zu  versilbern, 
braucht  man  2  Liter  Flüssigkeit,  also  10  Gramm  salpetersanies 
Silberoxyd.  Die  gebrauchte  Lösung  enthält  noch  50  bis  60  %  des 
verbrauchten  Silbers;  man  macht  sie  wieder  brauchbari  indem  man 


505 


eine  entsprechende  Menge   salpetersaures  Sflberoxyd  und  Redacir- 
fliisfligkeit  hinzusetzt 

(£äne  andere  gate  Methode  zur  Glasversilberung  wurde  im 
photogr.  Archiv  Nr.  50,  S.  43.  mitgetheiit) 

Deber  dag  Pyroxylin. 

Der  österreichische  General  Lenck  theilte  vor  einiger  Zeit  mit, 
es  sei  ihm  gelungen  ein  Pyrozylin  zu  bereiten,  welches  vor  allen 
anderen  Präparaten  folgende  Vorzüge  besitze:  es  werde  weder 
doreh  die  Zeit,  noch  durch  die  Feuchtigkeit  verändert;  etwas 
angefeuchtet  entzünde  es  sich  gar  nicht,  und  nach  dem  Trocknen 
sei  es  wieder  ebenso  brauchbar  wie  zuvor;  und  es  sei  weniger 
gefährlich  als  das  Schiesspulver.  Zur  Bereitung  dieses  P3rrox7lins 
verfährt  General  Lenck  in  folgender  Weise :  Baumwollpäckchen  von 
100  Gramm  werden  in  30  Kilogrammen  einer  Mischung  von  1 
Theil  Salpetersäure  getaucht,  hin-  und  herbewegt,  herausgenommen 
und  noch  48  Stunden  mit  der  Säure  imprägnirt  liegen  gelassen; 
dann  werden  sie  ausgezogen,  gewaschen  und  nachdem  sie  sechs 
Wochen  lang  im  Wasser  gelegen,  mit  Lösung  von  kohlensaurem 
Kali  von  2  ®  behandelt,  nochmals  gewaschen  und  im  Luftbade  bei 
20®  Wärme  getrocknet. 

Pelouze  und  Maurey  haben  indessen  bei  Befolgung  dieser  Vorschrift 
kein  anderes  Resultat  erzielt  als  nach  den  übrigen  bekannten  Verfahren. 

De  Luca  glaubt,  das  Licht  modificire  das  Pyroxylin  und  mache 
es  unbeständig;  er  gibt  an,  dass  das  an  der  Luft  zersetzliche 
sich  im  luftleeren  Baume  unverändert  aufbewahren  lasse. 


Millon  und  CommtuUe  haben  in  der  Kuhmilch  eine  neue  albu- 
minähnliche Substanz  entdeckt  Wenn  das  Casein  durch  Essigsäure 
aus  der  Milch  abgeschieden  und  das  Filtrat  erhitzt  wird,  so  erhält 
man  ein  zweites  Goagulum,  welches  dem  Albumin  in  manchen  Be- 
ziehungen gleicht  und  dem  der  Name  Lactoproteln  gegeben  worden  ist 

Ein  französischer  Chemiker,  M.  Boudrelle,  stellt  Aluminium 
dar,  indem  er  das  Chloraluminfum  -  Natron  bei  einer  Temperatur 
Ton  260  ®  Gels,  der  Einwirkung  von  metallischem  Zink  aussetzt 
Es  bildet  sich  Chlorzink  und  Aluminium-metall. 

Nach  Arthur  Reynolds  löst  sich  Gold  auch  in  einer  Mischung 
Yon  Salpeter-  und  Schwefelsäure  auf. 


Kunstkritik  uid  Photographie. 

Die  Herren  Kunstkritiker  können  es  immer  noch  nicht  unter- 
lassen, der  Photographie  bei  jeglicher  Gelegenheit  eins  zu  versetzen. 
Ais  Beispiel  des  neuesten  Geschmacks  in  diesem  Geschäfte  sei  hier 
ein  Passus  aus  F.  Pechts  Münchener  Kunstberichten  in  den  „Recen- 
sionen  über  bildende  Kunst^  abgedruckt: 

„Wie  es  nun  unserer  Academie  bei  ihrer  vornehmen  Auflfassung 
der  Kunst  gleichwohl  möglich  geworden  ist,  ganz  neuerdings  in 
einem  Rechtsgutachten  bei  Gelegenheit  eines  Prozesses  die  Photo- 


506 


graphien  dennoch  für  Kunstwerke  za  erklären,  damit  aller  gesunden 
Vernunft  und  Aesthetik  ein  Schnippchen  zu  schlagen,  und  dadurch 
ein  höchst  schädliches  Präjudiz  für  ein  Gewerbe  zu  schaffen ,  welches 
thatsächlich  mindestens  zur  Hälfte  von  den  Diebstählen  lebt,  welche 
es  an  Kunstwerken  aller  Art  begeht,  —  das  mag  ein  Anderer 
erklären." 

Mit  welchem  Rechte  kann  denn  unser  Herr  Aesthetiker  einer 
so  nützlichen  Kunst  wie  die  Photographie  eine  solche  Beleidigongf 
in's  Gesicht  schleudern?  Ist  vielleicht  der  ein  Dieb,  der  ein  Kunst- 
werk reproducirt?  Und  thut  dies  etwa  der  Photograph  allein,  nicht 
auch  der  Kupferstecher,  der  Lithograph,  ja  der  Maler  selbst?  Und 
ist  es  nicht  verdienstvoller,  ein  gutes  Kunstwerk  zu  reprodociren 
und  Jedem  zugänglich  zu  machen,  als  mittelmässige  „Kunstwerke' 
zu  fabricirenV  —  Uebrigens  steht  das  Cltat  in  vollem  Widerspruch 
mit  dem,  was  derselbe  Kritiker  einige  Seiten  früher  äussert  Da 
sich  Herr  Pecht  hierdurch  a  priori  selbst  widerlegt,  so  brauchen 
wir  nur  weiter  zu  citiren :  „Da  er  (Horschelt)  uns  eine  ganze  Keihe 
solcher  Meisterwerke  zu  liefern  gedenkt,  die  durch  Albert  photo- 
graphisch trefflich  vervielfältigt,  als  ein  ganzes  Werk  im  Kunsthandel 
erscheinen  sollen ,  so  mache  ich  im  Voraus  auf  diese  hervorragende 
Production  aufmerksam ,  die  dann  durch  ihre  vollendete  Meisterschaft 
bald  für  jeden  rechtfertigen  wird,  was  ich  Gutes  von  ihr  gesagt' 
Und :  „Ohne  jallen  Zweifel  erfüllt  selbst  eine  mittelmässige  Copie 
eines  Raphael  Men  kirchlichen  Zweck  viel  besser ,  als  die  meisten  der 
saft-  und  kraftlosen  künstlerischen  Zangengeburten,  die  uns  jetzt 
an  ihrer  Stelle  meistens  geboten  werden."  Femer:  ^ Solch  ein 
misslungener  Raphael  wie  ihrer  unzählig  durch  die  Acadcmien, 
wenngleich  nicht  die  Weihe ,  so  doch  das  Attestat  als  Künstler  er- 
halten, schleppt  sich  lieber  sein  Lebenlang  als  halber  Bettler  hemm, 
der  den  Kunstvereinen  zur  Last  fällt,  seine  Verwandten  und  Gönner 
ausplündert,  seine  Existenz  halb  von  Schulden,  halb  vom  Erbarmeo 
fristet,  als  dass  er  auch  nur  die  Elastizität,  geschweige  denn  die 
Bescheidenheit  hätte,  sich  entschlossen  in  ein  anderes  Fach  zo 
werfen,  und  wenn  es  dem  seinigen  auch  noch  so  nahe  läge.  Er 
hat  regelmässig  auf  der  Academie  einestheils  die  Fähigkeit  ver- 
bummelt, anderntheils  auch  gar  nicht  den  Unterricht  erhalten,  der 
es  ihm  möglich  machte ,  aus  einem  schlechten  Fresco-  ein  gater 
Stubenmaler,  aus  einem  brodlosen  Bildhauer  ein  tüchtiger  Töpfer 
zu  werden,  wie  das  in  den  klassischen  Kunstperioden  ohne  alle 
Ahnung  dessen  geschah ,  dass  damit  eine  grössere  Entbehrung  ver- 
bunden sei,  als  mit  höherem  Bettel  und  Schuldenmacben/ 

Das  Urtheil  der  Münchener  Academie  ist  ein  sehr  vernüDfdges 
und  richtiges,  es  führt  aus,  dass  der  Künstler  nicht  au  ein  bestimmtes 
Material  gebunden  sei,  dass  ein  Photograph  deshalb  ebensowohl 
Künstler  sein  könne,  wie  ein  Maler,  ein  Architect,  ein  Bildhaaer; 
Herr  Pecht  begeht  demnach  ein  sehr  grosses  Unrecht,  wenn  er  die 
Photographie  durch  Anklagen,  wie  die  obige,  herabzusetzen  »ch 
bemüht. 


Gedruckt  bei  Sam.  Lucas  lo  Elberfeld. 


>'¥. 

'^j 


Photographisches 


99^ 


a 


Berichte 


über  den 


Fortschritt  der  Photographie. 


Unter   Mitwirkung    von 

Dr.  J.  Schnauss 


herausgegeben  ron 


Paul  Va.  lilesei^ani^. 


Sechster  Band.  —  Jahrgang'  1805. 


Berlin. 

Theobald  Grieben. 

1S65. 


Photographisches 


if9^ 


a 


Berichte 


über  den 


Fortschritt  der  Photographie. 


Unter   Mitwirkung   von 

Dr.  J.  Schnauss 


herausgegeben  ron 


Paul  Va.  lilesei^ani^. 


Sechster  Sand.  —  Jahrgang'  1805, 


Berlin. 

Theobald  Grieben. 

1S65. 


Das  Nachdruck-  und  Üebersetzangs-Rtcht  ist  Torbehalten. 


Inhalt  des  VI.  Bandes. 


Abdampfen  des  Silberbads.    Seite  6. 

Abdrücke  auf  Gollodion.   164.  277.  285.    auf  Milchglas.    184.     obne  Anwendung 

von  Haloldsilbersalzen.     178. 
AbBcbleifen  der  Rander  von  Glasplatten.     344. 
Ackland's  Trockenverfahren  mit  Eiweiss.     388. 
Aconitsaures  Uranoxyd.     3 
Albertus  Atelier  in  München.     168. 

Albuminpapier.     144.    Blasenwerfen.     134.  330.     ohne  Salz.     173. 
Albuminverfahren .     163.     311. 
Alkalische  Entwicklung.     CO.  89.  272.  325. 
Altes  Gollodion  zu  restauriren.     335. 
Ameisensaures  Uranoxyd.     3. 

Ammoniakaliscbes  Pyroxylin.     390.  440. 
Ammoniak-Entwicklung.     174. 
Ammoniak-Raucherung.     27.  67.  103. 

Analyse.     119.  131.  409. 

Anger  er 's  Entwickler.     131.  401. 

AniUnbilder.     56.  177.  298. 

Anilinfarben  für  Oelmalerei.     140. 

Anissaures  Uranoxyd.     3. 

Ansichten.     331. 

Anwendung  der  Photographie  bei  astronomischen  Beobachtungen.  339.  zur  Auf- 
nahme von  Planen.     816. 

Anwendungen  des  Magnesiums.    377. 

Anzug.     148. 

Apfelsaures  Eisenoxyd.     1.    Uranoxyd.    8. 

Apparat  zur  Aufnahme  mikroskopischer  Objecte.  300.  zur  Darstellung  trans- 
parenter Glasbilder  fOr  das  Stereoskop.  277.  zu  meteorologischen 
Lichtmessungen.    373- 

Airowrootpapier.     45. 

Arsenigsaures  Natron.    240. 

Asier,  photolithographische  Ueberdmekfarbe.    36. 


VI 


Astronomische  Photographie.     23.  839. 

AteUer.     20.  136.  168.  176. 

Aufgiessen  des  Gollodions.     324. 

Aufklebemaschine.     384. 

Aufkleben  der  Abdrücke.     145. 

Aufnahmen  im  Freien.    207.  352.    ohne  Silberbad.     17tt. 

Ausdruck.    213. 

Ausstellungen.     63.  280.  305.  327.  363.  409. 

Auswaschen  der  positiven  Abdrücke.     175.  193.  241.  279.  896.     des  PyroijUnt. 

442. 
Auswärtige  Correspondenz.     152.    Wien  393.    Paris  400. 

Baratt! 's  Kaffeetrockenverfahren.    261. 

Baudesson  und  H  o  u  z  e  a  u ,  Photographischer  Druck  auf  Papier  und  Zeug.  857. 

Baumwolle.     842. 

Beleuchtung.     432. 

Belichtungszeit.     283.  • 

Bemerkungen  über  den  Positivdruck.     251.    über  Photographie.    322. 

Benzoesaures  Kali.     100. 

Bern  steinsaures  Uranoxyd.     3. 

Bestimmung  der  chemischen  Wirkung  der  Sonnenstrahlen.    342. 

Bewegung  nachahmender  Bilder.     365. 

Bierfahren.    262. 

Blanchard,  Regeln  für  Draussenauftiahmeo.     352. 

Blasenwerfen  des  Albuminpapiers.     134.  330. 

Blaues  Glas.     136.  313. 

Blende.     19. 

Blondeau,  über  das  Pyroxylin.     247. 

Böse  Erscheinungen.     292. 

Bolton,  Anwendungen  des  Magnesiumlichts.    881. 

Brom.    442. 

Bromkalium.     277. 

Bromsilber.     159.  263.  271.  325.    und  salpetersaures  Silberoxyd.    160. 

Büretten.     410. 

Bunsen  und  Roscoe,  Photochemische  Untersuchungen.    224. 

Bunte  Abdrücke.     358. 

Bürge  SS,  Ebumeumbilder.    185. 

Calcul  des  temps  de  pose.    283. 
Calomel.     335. 

Gamarsac's  Emailbilcfer.    327. 
Camee-Portrats.     73.  94.  123.  154. 
Camera,  zugleich  als  Güvette  dienend.     207. 
Gameradruck.    251. 
Gandiszucker.    261.    262. 
Garamel.     41. 
Garbolsäure.     118. 

Garey  Lea.     lieber   die  Entwicklung  von   Bildern  im   Freien.     89.    Ober  die 
gelbe  Farbe    der   verblichenen   Papierbilder.    79.      Versuche  Über  die 


VII 


Wirkung  des  Ozons  auf  Jodsilber.  98.  Tonbad  mit  benzoesaurem 
Kali.  100.  Scbarlachrothe  Negativs.  113.  über  die  Verst&rkung  der 
NegatiTS  durch  Ghlorinmg.  145.  Neues  Kohleverfahren.  178.  Far- 
bige Negativs.  184.  Ueber  ein  neues  Kohleverfahren.  242.  Neuer 
Entwickler  für  Negativs.  258.  Ober  die  Wirkung  des  Lichts  auf  Jod- 
silber. 264.  Untersuchungen  über  die  Natur  des  latenten  Bildes  auf 
einer  Jod-  und  BromsUberschicht.  271.  über  das  Entkräften  über- 
copirter  Abdrücke.  276.  Reactionen  der  Gelatine.  282.  Entwick- 
lungserscheinnngen.  Ein  neues  Factum.  289.  Photographische  Ge- 
sundfaeitslehre.  808.  Laubwerk  zu  photographiren.  818.  Die 
Reinigung  alter  Platten.  333.  Die  Anwendung  des  rothen  Saug- 
papiers. 334.  über  das  latente  Bild.  337.  Hber  die  Verbesserung 
alter  Silberbäder.  354.  Verstärkung  der  Negativs.  871.  Directer 
Kohledruck.  416.  Bemerkungen  fiber  Goldtonbäder.  427.  über  die 
Entwicklung  und  ihren  Einfluss  beim  Porträtiren.  429. 
Garminsaures  Ammon.  56. 
CamalUt.  231. 
Carricaturen.    85. 

Gassette  für  vergrSsserte  Bilder.    32. 

Gentrifugalkraft,  Anwendung  beim  Auswaschen  der  Abdrücke.     194. 
Ceroleinver  fahren.     221. 
Ghemiache  Wirkung  der  Sonnenstrahlen.    842. 
Gherrill,  Entwickler  mit  Gelatine.     882.  883. 
Chlor.     442. 

Chloraikallen,  Fixirung  durch.    129. 
Chlorcalcium.     802.  366.     Tonbad  mit.     152. 
Ghlorgold.     277. 
Chlorirung  der  Negativs.     145. 
Chlorkalk.     152.    Tonbad  mit.     44.  183.  }92. 
Ghlonilber.     159.    Reduction.     297. 
ChloTsUbercoUodion.     137.  141.  154.  184.  192.«  269.  344. 
CbloTsilbersalpeter.    160. 
Chlorstrontium.    269. 
Chlomran.    3. 
Chromatypie.     101.  177. 
Chromophotographien.    899. 

Gbromsaurea  Ammon.     103.     Chlorkalium.     104.    Kali-Ammon.    417. 
Chrjsotypie.     1. 

Citronsaures  Eisenoxyd- Ammon.     1.     Eisenoxydul  2.    Uranoxyd.    3.  48. 
Claude t,   über   Photosculptur.    211.      über   die   Erzeugung   Bewegung    nach- 
ahmender photographisoher  Bilder.    865.  % 
CoUodion.     261.  275.  287.  822.  401.  436.  439. 

Collodion-Albuminverfahren.    61.  811.  ' 

Collodionbilder  zu  coloriren.    860. 
Collodionwolle.    270.  842.  889.  440. 
Collodiotypie.    22. 

Coloriren  übertragener  Collodionbilder.    360. 
Composition.    7.  49.  105.  288. 
CondenBlrungsUnse.     17.  85. 


YlII 


Contrut.     431. 

Gooper^  Entwickler  mit  GeUtine.     886. 

Copirc&mera.     187.  277. 

Gopirverfahren  mit  Entwicklung.     188.     ohne  Silberhaloids&lze.     173. 

Gopirrahmen  für  Milchglasbilder.     167. 

Grockett,  neuer  Entwickler.     117. 

Gyankalium.     262.  277.  304.  371.  387.  396.  409.  413.  445. 

Gyansilbersalpeter.     27. 

Dauthendey's  Photographien  mit  Kandverzierungen.     278. 

Davis,  senkrechte  Streifen  auf  den  Platten.     142. 

Dawson,  Aber  Lea*B  Gelatine- Entwickler.     385. 

Desensitirende  Substanzen.     179. 

Directer  Kohledruck.     416. 

Disderi*s  Gollodionbilder.     22.     Tonbad.     344.     360. 

Doppelgängerbildor.     172.  173. 

Doppeltchromsaures  Kali.     133.  145.  153.  179.  243.  276.  299.  370.  383. 

Draussen- Aufnahmen.     352. 

Dubliner  Ausstellung.     63. 

Durchsichtige  Flecke  in  den  Negativs.     191.  260. 

Eastham,   über  eingebrannte  Photographien.     153. 

Ehrcnmedaillfn  der  Pariser  Gesellschaft.     22. 

Eingebrannte  Photographien.     140.  163.  249.  267.  345.  346.  382. 

Eisencyankalium.     41.  326.  393.  437. 

Eisencyansalze.     357. 

Eiscnchlorid.     40.  342. 

Eisen  salze.     1. 

Eiweisspapier  zur  Uranotypie.     126. 

Electrochemische  Darstellung  derjtfetalle.     442. 

Emailbilder.     327.     382. 

Emailfarben.     349. 

Emailliren  positiver  Papierbilder.     335. 

Empfindlichkeit,  s.  Lichtempfindlichkeit. 

Engiand's  photographisches  Etablissement  in  London.     143. 

Entfärbung  des  Silberbads.     176. 

Entfernung  der  organischen  Substanzen  aus  alten  Silberbadern.    845. 

Entkräftung  fibercopirter  Abdrücke.     276. 

Entsäuerung  des  Gollodions.     335. 

Entwickler.     31.  117.  ••57.  258.  261.  323.  408.  420.  436. 

Entwicklung  der  Albuminbilder.    163.  311.     der  Kohlebilder.    418.    der  Papltr- 

bilder.     163.  170.  173.      der  trockenen  Platten.     174.  976.  S89.     ikr 

Einfluss  beim  Porträtiren.     429. 
Entwicklungserscheinungen.     289. 
Erfindung  der  Photographie.     120. 
Ersatz  für  matte  Glastafeln.     191. 
Essigsäure.     303.  415. 
Essigsaures  Bleioxyd.     189.     Natron.     380.    Uranoxyd.     S. 


IX 


Ftfben      148.     380. 

Ftrbentafel.     285. 

Farbige  ObJectiTa.    314.    Negativs.     184.    Photographien.    289. 

Fiibstoffe.     419. 

Faye,  Anwendung  der  Photographie  bei  astronomischen  Beobachtungen.    339. 

Ferrocjankalium  als  sensitirendes  Mittel.    437. 

Feuchte  Aufnahmen  Ton  Ansichten.    331. 

Fimiss.     79. 

Firnissen  der  GlasrSnder.     117. 

Fixining.     76.     durch  Chloralkalien.     129.     durch  Rhodansalze.     26.  445. 

Flecken  auf  der  Gollodionschicht.     294.    in  der  Schicht.     260.  296. 

Fluorthallium.     175. 

Fothergiir  Verfahren.     388. 

Freiwillige  Veränderungen  der  SchiesshaumwoUe.     247. 

Fuchs,  Jodkaliuoibereitung.    247. 

Gaillard,  Trockenverfahren.    275. 

GaUussäure.     163.  166.  223.  357. 

Gallussaures  Bleioxyd.     189. 

Gelatine.    42.    186.  243.  282.       Entwickler.    258.  332.  383.  385.       Verfahren. 

312. 
Gelbe  Farbe  der  verblichenen  Papierbilder.     79. 
Gelbwerden  der  Abdrücke  im  Fixirbade.     42. 
Geldmacher,  das  Magnesiumlicht.    160. 
Geoffray's  CeroleÜnver fahren.     221. 
Gerbsäure.     36.  180.  241. 
Gerlach,  über  die  photographische  Darstellung  von  Injections-,  Imbibitions-  und 

Blutkörperchen-Präparate  in  ihren  natürlichen  Farben.     56. 
Gesundheitslehre.     303. 
Giessflasche  für  GoUodion.     325. 
Gifthandel  in  Oesterreich.     396. 

Glasbilder.     269.  327.     in  Emailfarben.     345.    zum  Stereoskop.     277. 
Glasfenster,  photographisehe.    249. 
Glashaus.     20. 
Glycocin.     333. 
Goldbad.     100.     144.     427. 
Goldchloridcalcium.     153. 
Goldrhodanitammonium.     124. 
Grant's  Magnesiumlampe.    246. 
Graphit     417. 
Graphitsäure.     447. 
Grfine  Linsen.     314. 
Gmppen.    237. 
Gruppimng.    11.  49. 

Hadow,  Wiedergewinnung  des  Silbers  aus  Bückttänden.    297. 
Ha  es,  Photographien  wilder  Thiere.     115. 
HsHbarkeit  der  Collodionbilder.    270.    der  Eiweissbilder.     429. 
HanfstängTs  Beproduetionen.   .452. 


n 


H&rrison,  Feuchte  AuCnahmen  von  Ansichten  und  Interieurs.     8S1. 

H&rt's  Magnesiumlampe.     373. 

Harzverfahren.     312. 

Heisch,  das  Kalkgoldbad.     152.  302. 

Heliochromie.     449. 

Hervomifung,  s.  Entwicklung. 

Hervorrufungspapier.     170.     173. 

Hirnes,  Bemerkungen  über  dasR&uchern  des  Albuminpapier  mit  Ammoniak.  67. 

Ober  sensitirende  und   desensitirende  Substanzen   und   über  Aufiiahmen 

ohne  Silberbad.     179. 
Honig.     332.  345.  346. 
Hughes,  Tanninverfahren.     58. 

IndividuaUtät.     148. 
Insolationsband.    375. 
Interieurs.     331.     379. 


Jod.     156.  276.  442. 

Jodcyan.     250. 

Jodirung  des  Silberbads.    286. 

Jodkalium.     180.    Bereitung.     247. 

Jodlösung.     407. 

Jodsilber.     159.  239.  263.  264.  271.  387.  355. 

Jodsilberpapier.     167. 

Joubert,  eingebrannte  Photographien.     345. 

Jule,  neue  Camera.    207. 

I&affeetrockenverfahren .     261. 

Kaiser,  Theeverfahren.     88.     über  die  Wirkung  des  Ozons  auf  unempfindlicbei 

Jod-  und  Bromsilber.     263. 
Kalktonbad.     152.  302.  360. 
Kalotypie.     224. 

Kautschuklosung.     26.  130.  249. 
Keene's  Verfahren.    313. 
Kinderaufhahmen .     214. 
Kleidung.     148. 

Kleine  Leiden  eines  Photographen.     146. 
Kleisterpapier.     126. 

Kohledruck.     25.  56.  118.  178.  242.  416. 
Kohlensaures  Ammon.     60. 
Krumme  Oberflächen,  Abdrücke  auf.     165. 
Künstlerische  Gomposition  und  Helldunkel.    7.  49.  105.  283. 
Kunstkritik  und  Photographie.    43. 
Kunstprincipien.    421. 
Kunstwürde  der  ^Photographie.     155. 
Kupferchlorid.     40.  80.     chlorier.     23 
Kupferstich  und  Photographie.     44. 


XI 


Lake  Price,  Künstlerische  Composition  und  Helldunkel.     7.  49.  105    3SS. 

Ltndsehaits&afn&hmen.    209.  432. 

Undschaftshintergnmd.     147. 

Ungfoserige  Baumwolle.    342. 

Latentes  Bild.     271.337. 

Latema  magica  ffir  undurchsichtige  Objecte.     208. 

Laubwerk  zu  photographiren.    313. 

Laussedat's  Arbeiten  in  Bezug  auf  die  Anwendung  der  Photographie  zur  Auf- 
nahme Ton  Plänen.     316. 

Legray's  Papierverfahren.     222. 

Le  Grice,  Anmioniakräucherung.    27. 

Leinwand,  Photographien  auf.     356. 

Leth,  Emailphotographie.     346.     Schmelzfarben.     175. 

Libois,  Copirverfahren  mit  Entwicklung.     188. 

Licht  und  Schatten.     7. 

Lichtempflndlichkeit  einiger  Eisen-  und  üransalze.  1.  des  KupfercUorQrs.  23. 
des  Tannins.  38.  des  Santonins.  42.  der  Wolframsäure.  152.  des 
Fluorthalliums.  175.  der  Molybdänsäure.  315.  des  Jodsilbers.  338. 
der  Graphitsäure.     447. 

Lichtmessung.     224.  373. 

Liesegang,  über  die  Lichtempflndlichkeit  einiger  Eisen-  und  Uransalze.  1. 
Der  Yergrösserungsapparat.  14.  32.  Kohledruckverfahren.  25.  Uran- 
druckverfahren. 45.  Bemerkungen  Über  trockenes  CoUodion  tmd 
Dr.  Kaisers  Theeverfahren.  87.  Notizen  über  Ghromatypie.  101.  177. 
Photolithographie.  121.  Ueber  zwei  neue  Rhodandoppelsalze.  124. 
Ueber  die  Lichtempflndlichkeit  der  Wolframsäure.  152.  Anilinbilder. 
177.  Modiflcation  des  Urandruckverfahrens.  329.  Blasenwerfen  des 
Albuminpapiers.  Tonbad  mit  Platin .  und  Gold.  330.  Tonbad  mit 
unterschwefligsaurem  Goldozydul.  331.  Altes  €k)llodion  zu  restau- 
riren.     335. 

Löcher  in  der  Gollodionschicht.     191.  260. 

Lnynes,  über  Pyrogallussäure.     391. 

Matssanalyse.     409. 

Magnesium.     230.   877.       -Lampen.     135.   246.  372.   377.       -Licht.     90.    140. 

160.  401. 
Mangin,  Verstärkung  schwacher  Negativs.     135. 

Hende,  Uranverfahren.     96.  129.    über  Reissig's  Waschverfahren.    241. 
Metagelatine.    283. 
HetaUoVde.     442. 

Meteorologische  Lichtmessungen.     224.  373. 
Meynler,  Ober  Schwefelcyan-Ammonium  und  salpetersaures  Silberoxyd-Ammon. 

445. 
Mikroskopische  Photographie.     300. 
MflcbglasbUder.     145.  162.  184.  269; 
Hflchsaures  Uranoxyd.    8. 
Molken.    222. 

Molybdänchlorid.    40.     Molybdänsäure.     814. 
Monckhoven,  neues  empfindliches  Papier  zu  Yergrösserungen.    253. 


XII 

Montford,  fintwicklar  imd  Yentlfker.     400. 
Muffelofen      852. 
Murexid.     184. 

ü&chdruck.     44.    process.     119.  140. 

N&phtyl&miB.    299. 

Natriumsulfantimoni&t.     113. 

Negativs  auf  Papier.     221. 

Nickelnitrat  im  GoUodion.     829. 

Niepce   de  St.  Victor,    Wiedergabe    der  Schwärzen    b«im   helioefaroiBiachtt 

Verfahren.     449. 
Nitroglucosepapier.     258. 
Nitroprussidnatrium.     342. 

Obernetter 's  Emailverfahren.     382. 

Objectiv  zum  Vergrössern.     18. 

Oesterreichische  Bilder  in  der  Pariser  Ausstellung.     368.     402. 

Oelgem&lde,  Regeneration.     138. 

Olei'n.     86. 

Oxalsaures  Eisenoxyd.     1.  41.    Silberoxyd-Ammon.     178. 

Ozon.     89.  98.  135.  268. 

Palm  er,  schwache  Silberbader  mit  organischem  Stoff.     183. 

Pantaskopischer  Apparat     116.  134. 

Papier.     23.     -Bilder.     165.  221.  270.     fQr  Kohlebilder.     418. 

Petschler,   Collodion-Albuminverfahren.     61. 

Pettenkofer,  Regeneration  von  Oelgem&lden.     138. 

Pharaonische  Schlangen.     402.  450. 

Phenakistiskop.     365. 

Photochemische  Untersuchungen.     1.  224    238.  314.  878. 

Photographie  auf  Leinwand.     356.     in  den  Pyramiden.     118       in  Japan.    120. 

in  Gestenreich  44.     mit  Randverzierungen.     278. 
Photographische  Garricaturen.     85.       Gesellschaften.     134.    185.    137.   138.  17S. 

173.  211. 
Photographischer  Roman.     119. 
Photolithographie.     121.  138.    Ueberdruckfarbe.    36. 
Photometrie.     224.  283.  342.  878. 
Photosantonins&ure.    42. 
Photosculptur.    23.  211.  808. 
Physicalische  Theorie  der  Lichtwirkung.     272.  337. 
Piard,  F&rbung  der  Negativs.     135. 
Platinbad.    830. 
Portrits.     48.  429. 

Porzellanbilder.     153.  285.  336.    s.  a.  Eingebrannte  Bilder. 
Practische  Winke  über  künstlerische  Photographie.     918. 
Präservirungslosung.     261.  332. 
Pritchard's  Kalotypverfahren.     224. 
Prüfung  photographischer  Silberlosungen.     181. 
Putzen  der  Glasplatten.     823.  333. 


XllI 


Pyrunide,  Aufiiabine  des  Inneren.    S79. 

P}T0galIus8iiire.     170.  408.     -Bereitung.     891.     -Entwicklong.     31.  60.  63. 

Fyroxylin.     342.  889.  440. 

^ecksilberentwioklung.     290. 
Qnetschhahn.     410. 
Oolnquegemmen.     173. 

Rftbending'8  Atelier  in  Vfien,    89.S. 

Kainer,  Dnickverftbren  mit  Molybd&n-,  Kupfer-  und  Eisenchlorid     39. 

Beactionen  der  Gelatine.    282. 

Bedaction  des  Chlorsilbers.    297. 

Bednctionserscheinungen.    289. 

Beferate  über  Towlefs:  The  SUver  Sunbeam.     29.  76.  221.  309. 

Beflexionen  von  der  hinteren  Glasfl&che.    334. 

Begenerationsverfabren  fOr  Oelgemälde.     138. 

Beichardt,  Aber  die  Darstellung  von  Silberspiegeln.  209.  Darstellung  des 
Magnesium.     230. 

Belnjgung  alter  Platten.     333. 

Beisezelt.     137. 

Beissig,  Wasch  verfahren  zur  voiistSndlgen  Entfernung  des  unterschwefligsauren 
Natrons  aus  den  positiven  Papierbildem.     175.  193.  241.  396. 

Beiswasser.     222. 

Benault,  Qber  die  Wirkung  des  Lichts  auf  die  Kupferhaloidsake.    23.  80. 

Beproductionen.     169.  452. 

Beulbach,  die  Kanstwtirde  der  Photographie.  155.  Ueber  senkrechte  Streifen 
und  deren  Verhütung.  189.  Nor  keine  Geheimnisse  in  der  Photo- 
graphie. 256.  Durchsichtige  Flecken  in  den  Negativs.  260.  Böse 
Erscheinungen.     292. 

Bejnolds,  das  Tannin  und  seine  Verunreinigungen.  36.  Das  Anilindruck- 
verfahren    298.    Fenocyankalium  als  sensitirendes  Mittel.     437. 

Bhodangoldbad.     47.  124.  128. 

Boscoe,  photochemische  Untersuchungen.    373. 

Bothes  Saugpapier.     334. 

BouBSin,  Bestimmung  der  chemischen  Wirkung  der  Sonnenstrahlen.     342. 

Bowe,  photographisches  Glashaus.     20. 

Bückstande.     297. 

Bussen,  Wirkung  des  alkalischen  Entwicklers  auf  Bromsilber.     825. 

Salpetersaure.     303.  ] 
Salpetersaure  Magnesia.    36d. 

—  Nickeloxydul.    329. 

—  Quecksilberoxydul.     283.  289. 

—  Silberoxyd.     6.     414. 

—  Silberoxyd -Ammon.     445.    Uranoxyd.    2. 
Salpetrigsaures  Bleioxyd  im  Silberbad.    24. 
Santonin.    42. 

Sauerstoifbereitung.     116. 
Schärfe  der  Abdrücke.     293. 


XIY 


Scb&rlachroihe  Negativs.     118. 

Schiessbaumwolle.     189.  947. 

Schleier.     156.  188. 

Schlipp e'sches  Salz.     113. 

Schmelzen  des  Salpetersäuren  Silberoxyds.     6. 

Schmelzfarben.     175.  349. 

Schnauss,  aus  der  photographischen  Praxis.  5.  £in  neues  Haloidsauerstoff- 
salz  des  Silbers.  27.  ROckblicke  in  die  Vergangenheit  der  Photogra- 
phie. 65.  Photographische  Notizen.  85.  Ueber  ein  in  der  Photo- 
graphie noch  nicht  angewandtes  anorganisches  Sübertalz.  157.  üebcr 
das  Verhalten  des  Jod-,  Brom-  und  Ghlorsilbers  in  der  Warme.  IM. 
Les  serpents  de  Pharaon.     450. 

Schnelldruck.     170.  173. 

Schwache  SilberbSder.     183. 

Schwarz,  Wiedergewinnen  des  Silbers.     117.    Spectral-Anaiyse.     119. 

SchwefelcyanammoniunL     26.  445. 

Schwefelcyangold- Ammonium.     124. 

Schwefelcyangold-Bad.     47.  124. 

Schwefelcyansilber-Salpeter.     124. 

Schwefelkalium.     146. 

Schwefelsaures  Cobaltoxyd.     175. 

—  Eisenammon.    31. 

—  Silberammon.     157. 

Schultner,  Abdrücke  ohne  Anwendung  von  Haloidsilbersalzen.     173. 

Schwefelsaures  Uranoxyd.     326.  393. 

Seile,  neuer  Verstärker.     326.  398. 

Senkrechte  Streifen  auf  der  Platte.     142.  189. 

Sensitirende  und  desensitirende  Substanzen.     179.  437. 

Severin,  Kohlebilder.     25. 

Silberbad.     5.   261.    286.    323.  331.  354.  361.    436.       fOr  Albnminpapier.    134. 

fOr  Albuminputten.  63.  162.    f&r  TrookencoUodion.    275.    fQr  Wtehs- 

papier.     222.    Analyse.     131. 
Silberflecken.     294.  361    4. 
Silberrhodanld-Silbemitrat.     124. 
Silberspiegel.     209. 

Simpson,  Ghlonilbercollodion.    269. 
Solarcamera.     14.  169. 
Spectralanaly  se .     119. 
Spieler,  Milchglasbilder.     145. 

Spill  er,  Bemerkungen  über  einige  neue  Verbindungen  des  Pyroxylins.    440. 
Stärkepapier.     126. 

Stein,  Technik  der  mikroskopischen  Photographie.    .300. 
Stellung.    213.  421. 
Stereoskopbilder.     277. 
Sternberg's  Vademecum      155. 
Stone,  Unsichtbare  Photographien.     870. 
Strelinsky,  Ghromophotographie.     399. 
Sutton,  Bemerkungen  über  den  Positiydruok.    251. 
Swan^s  Biilchglasbilder.     184. 


L-J:^ 


•XV 


Tannin.    36.  180.  241. 

TanninTerfahren.     41.  58.  164.  174.  275. 

Terpmtiiiw&chspapier.    221. 

Thamom.     174. 

Theeverfahren.    43.  88. 

Thorwal  dien '8  Arbeiten.     114. 

Tolmdin.     178. 

Tonbad.     152.  427.     mit  Platin  und  Gold.     380. 

Tonen  der  Chlorsilberbilder.  270.  der  Collodionbilder.  187.  288.  der  Por- 
zellanbilder.    336. 

Topographische  Aufnahmen     316. 

TooTey's  PhotoUtho^aphie.     133. 

Towler,  Abdrücke  auf  Milchglas.  162.  Aufnahme  von  Porzellanbildern  auf 
feuchtem  Wege.     285.    über  Landsc^aftsphotographie.     432. 

Transparentbilder  zum  Stereoskop.     277. 

Transportables  Atelier.     136. 

Trockenverfahren.     261.  275.  309.  388. 

Vebercopirte  Abdrücke  zu  rednciren.     154.  276. 
Umgekehrte  Negativs.    25. 
Unsichtbare  Photographien.     370. 
Ünterschwefligsaures  Goldoxydul.    331. 

—         Natron.     193.  418.  445. 
Urancollodion.     2.  46.  93.  126    128.  329. 
Uransalze.     1. 
Uransaures  Ammon.     3. 

Wademecum  des  Photographen.     155. 

Tergr5sserte  Bilder.     14.  32.  169.  256. 

TersUberung  von  Glas.     209. 

Verstärkung  der  Negativs.     78.   113.    115.    118.   135.   145.    191.   206    326.  371. 

393.  400.  405.  437.  439. 
Vidars  photometrische  Tabellen.     283. 
Yillette,  Collodiondruck  für  vergrösserte  Bilder.     256. 
Yisitenkarten  mit  grauem  Grund.     403. 
Vogel,   neue  Methode   photographische  Silberlösungen  zu  prüfen.     131.       Neue 

photographisch-chemische  Experimente.     238. 

Wachspapier.    221. 

WachsprSparat  zum  Durchsichtigmachen  der  Abdrücke.    399. 

Wanne,  Binfluss  auf  Jod-,  Brom-  und  Ghlorsilber.  158.  Wichtigkeit  bei  photo- 
graphischen Processen.     86. 

Wall,  practische  Bemerkimgen  über  künstlerische  Photographie.     913.  421. 

Waschapparat.     279. 

Waschverfahren  zur  vollständigen  Entfernung  des  unterschwefligsauren  Natrons 
aus  den  Abdrücken.     193.  241. 

Weinsaures  Antimonoxydkali.     240. 

Weinsteinsaures  Uranoxyd.    3. 


XVJ 


Weiske,  Entwicklungstrog.  89.  100.  Referate  Ober  Toirier'B  SÜTer  SvnbeuL 
29.  76.  221.  Nochmals  über  die  Entwicklung  von  Bildern  im  Fracn. 
99.  Photochemische  Untersuchungen.  314.  Anwendung  der  Maa»- 
analyse  auf  die  Untersuchung  photographischer  Präparate.    409. 

Wenderoth.,  das  Emailliren  positiver  Abdrücke.    385. 

White,  Anwendungen  des  Magnesiums.     377. 

Wiedergewinnung  des  Silbers.     117.  297. 

Willi  am  *s  selbstthltiger  Waschapparat.     279. 

Willis,  Anilinverfahren.     177.  298. 

Window,  Gameeporträts.     73. 

Wolftamsäure.     152. 

Wothly's  Negativverfahren.     436. 

Wothlytypie.     21.  71.  110.  125.  127.  129.  188.  429. 

Zerlegung  des  unterschwefligsauren  Natrons.     198. 

Zinknitrat.    223. 

Zinkweiss.     186. 

Zinnchlorfir.     240. 

Zucker  im  Entwickler.     261. 


-c>^--t?->".< 


Photographisches  Archiv. 


Band  VE.  -  HTp,  9S»  —  i.  Jmtimp  i9«ft. 


VeW  die  Lie ktempiidlie hkeit  einiger  Bisen-  und  llransalze« 

Das  mit  citronsaurem  Eisenoxyd -^Ammoniak  getränkte  Papier 
iflt  gelb  und  nimmt  im  Lichte  schon  nach  einigen  Minuten  eine  ent- 
schieden bräunliche  Färbung   an.    Fast   ganz   ebenso   verhält    sich 
das  äpfelsaure  Eisenoxyd;  das  Oxalsäure  Eisenoxyd   aber  verändert 
sich  nur  sehr  wenig ,  die  darauf  copirten  Bilder  sind  kaum  sichtbar. 
Bestreicht  man. die  Papiere  nach  gleich  langer  Belichtung  mit  nea- 
traler  Chlorgoldlösung,  so  tonen  sich  die  mit  citronsaurem  und  oxal- 
saurem  Eisenoxyd  präparirten  gleich  rasch ,  und  beide  Bilder  werden 
gleich   kräftig,    obschon   vor    dem   Tonen   das   erstere  Bild  bereits 
ziemlich  intensiv,   das  zweite  hingegen  fast  gar  nicht  sichtbar  war. 
Es  sind  also ,  wenn  wir  Herrn  Dr.  VogeFs  Nomenclatur  adoptiren,  *) 
beide  Salze  photographisch  gleich  empfindlich,  während   die  photo- 
chemische Färbung  des  citronsanren  und  auch  des  äpfelsauren  Eisen- 
oxyds die  des  Oxalsäuren  bei  weitem  tibertrifft.   Das  auf  äpfelsaurem 
Eisenoxyd  copirte  Bild  lässt  sich  weder  durch  Chlorgold  noch  durch 
Silbemitrat  kräftigen,   es   verschwindet  vielmehr  vollständig  in  den 
Lösungen   dieser  Salze.    Der  Ton,   den   die  mit  citronsaurem  und 
oxalsaurem  Eisen  erzeugten  Bilder  (nach  gleich  langer  Belichtung) 
im  neutralen  Goldbade  annehmen,  ist  purpumschwarz ;  beim  Oxal- 
säuren Eisen  etwas  dem  Braun  zugeneigt    Hat  die  Belichtung  sehr 
lange  gedauert,  so  werden  die  Bilder,  wenn  man  das  Gold  nicht 
aaswascht,  mit  der  Zeit  metallglänzend  in  den  Schatten.     Salpeter- 
saures    Silberoxyd    und   salpetersaures   SUberoxyd- Ammoniak   ent- 
wickeln die  Bilder  ebenso  kräftig,   wie  Chlorgold,   nur  mit  mehr 
blauschwarzem  Ton.    Eine  Mischung  von   citronsaurem  und  oxal- 


*)  Archiv  Bd.  IV.  8.  267. 


saurem  Eisenoxyd- Ammoniak  verhält  sich  ganz  wie  vorauszuadieD; 
die  Bilder  werden  im  Copirrahmen  nicht  so  Icräftig,  wie  die  mit 
citronsaurem  Eisen  allein  erzeugten,  werden  aber  im  Goldbade 
ebenso  intensiv,  wie  letztere.  Es  gelang  nicht,  die  Bilder  dardi 
neutrale  oder  saure  Auflösung  von  Platinchlorid  zu  tonen. 

Tränkt  man  albuminirtes  Papier  mit  conceotrirter  AnAosui^ 
von  citronsaurem  Eisenoxyd  -  Ammoniak ,  so  wird  beim  Belichten 
des  trocknen  Papiers  das  Albumin  unlöslich,  es  stösst  dann  das 
Wasser  ab;  das  Salz  scheint  demnach  geeignet,  das  doppeltchrom- 
saure  Kali  in  der  Photolithographie  zu  ersetzen.  Auflösung  von 
oxalsaarem  Eisenoxyd  löst  Albumin  auf. 

Bestreicht  man  das  mit  oxalsaurem  Eisenoxyd  präparirte  Papier 
nach  dem  Belichten  mit  einer  Auflösung  von  gelbem  Blutlaugensals, 
so  erhält  man  ein  bräunliches  Bild  auf  blauem  Grunde. 

Das  citronsaure  Eisenoxydul  ist  auch  noch  durch  das  Lidit 
veränderlich ;  es  gibt  im  Copirrahmen  ein  bräunliches  Bild  auf  gelbem 
Grunde.  Mit  Eisencyanisalium  bestrichen,  wird  das  ganze  Papier 
hellblau ,  aber  nach  kurzer  Zeit  treten  die  Schatten  mit  intensiverer 
Färbung  hervor,  und  es  entsteht  ein  dunkelblaues  Positiv  auf  hell- 
blauem Grunde. 

Ganz  in  derselben  Weise,  wie  die  Eisenoxydsalze,  Icann  man 
auch  Uranoxydsalze  zur  Erzeugung  von  Chrysotypien  verwenden. 
Der  Vorgang  beim  Copiren  ist  ganz  derselbe.  Das  Oxydsalz  wird 
durch  das  Licht  in  Oxydulsalz  verwandelt  und  dies  reducirt  das 
Gt)ld  und  Silber  aus  den  Auflösungen  von  Chlorgold  und  Silbemitrat. 
Das  salpetersaure  Uranoxyd  wurde  zuerst  durch  Niepce  de  Saint- 
Victor  empfohlen.  Das  Verfahren  ist  ganz  einfach.  Man  lässt  feines 
Papier  auf  zwanzigprocentiger  Lösung  dieses  Salzes  schwimmen, 
trocknet,  belichtet  unter  einem  Negativ  und  taucht  das  schwach 
braune  Bild  in  neutrale  Chlorgoldlösung,  worin  es  einen  tief  violett- 
schwarzen Ton  annimmt.  Durch  blosses  Auswaschen  werden  die 
Bilder  fixirt.  Herr  de  Br^bisson  hatte  mehrere  Abdrücke  nach  dieser 
Methode  in  der  dritten  Ausstellung  der  Pariser  photographischen 
Gesellschaft  (1859);  die  Bilder  waren  vortreflflich  und  von  gleich- 
zeitig ausgestellten  Chlorsiiberabdrücken  nach  denselben  Negativs 
gar  nicht  zu  unterscheiden,  ein  Beweis,  dass  dies  Verfahren  lebens- 
fähig ist  Wie  es  scheint,  dient  Herrn  Wothly  dasselbe  Verfahren 
als  Grundlage  seines  neuen  Copirverfahrens.  Nur  löst  er  das  Uran- 
oxydsalz in  CoUodion. 

Man  erhält  sehr  hübsche  violettschwarze  Bilder  in  folgender 
Weise:  Man  löst  crystallisirtes  salpetersaures  Uranoxyd  in  Roh- 
coUodion  auf  (setzt  man  sehr  viel   Uransalz    zu,    so    entsteht  ein 


flockiger  Niederschlag,  der  sieh  nach  Zusatz  von  Aether  wieder 
löst)  j  und  giesst  dies  auf  gut  geleimtes  Papier.  Nach  dem  Trocknen 
belichtet  man  das  Papier  unter  einem  Negativ,  wascht  dann  aus, 
bis  der  Grund  des  Bildes  weiss  geworden  ist,  und  tont  in  einem 
neutralen  Goldbade.  Das  Tonen  geht  rasch  vor  sich,  wenn  man 
etwas  erwärmt  Viel  empfindlicher  wird  das  Papier,  wenn  man 
das  UrancoUodion  mit  etwas  kohlensaurem  Natron  versetzt,  gut 
omschüttelt  und  den  gelben  Niederschlag  sich  absetzen  lüsst. 
Die  Belichtung  braucht  in  diesem  Falle  nicht  länger  zu  dauern, 
wie  bei  Ghlorsilberpapier. 

Wendet  man  albuminirtes  Papier  an ,  so  wird  das  Bild  äusserst 
glänzend;  eigenthiimHcher  Weise  bleibt  es  eben  so  kräftig,  wenn 
man  auch  das  CoUodionhäutchen  nach  dem  Vergolden  vom  Papier 
ablöst.  Im  CoUodion  selbst  findet  sich  dann  nicht  die  Spur 
eines  Bildes. 

Den  Ton  des  Bildes  kann  man  durch  ein  Bad  von  Chlorzinn 
in  ein  schönes  Purpur  verwandeln.  Fixirt  werden  die  Bilder  durch 
eine  schwache  Säure. 

Das  salpetersaure  Uranoxyd  besitzt  einen  Uebelstand,  nämlich 
den ,  sich  in  das  Papier  hineinzuziehen ,  und  deshalb  Bilder  zu  geben, 
die  in  der  Durchsicht  kräftig ,  oben  aber  flau  sind.    Dies  ist  nament- 
lich dann  der  Fall,  wenn  das  Zimmer,  worin  man  die  Papiere  zum 
Trocknen  aufhängt,  feucht  ist.    Ja,   wenn  man  in  einem  feuchten 
Baume  Papier  verwahrt ,  welches  mit  dem  oben  beschriebenen  Uran*- 
collodion  überzogen  ist,  so  kann  es  vorkommen,  dass  das  Uransalz 
ganz  in  die  Masse  des  Papiers  eindringt  und  das  farblose  CoUodion- 
häutchen zurücklässt.    Um   diesem   Uebelstand  zu  begegnen,  habe 
ich  das  Papier  mit  Eautschuklösung  getränkt,  und  zwar  mit  gutem 
Erfolg.    Dies  Papier   mit   einer    Mischung  von   Stärkekleister   und 
saipetersaurem  Uranoxyd    bestrichen,    gab   kräftige    Abdrücke    von 
grosser  Schärfe.     Ausser  dem  salpetersauren  Uranoxyd  können  fast 
alle  organischen  Uranoxydsalze  gebraucht  werden.    Ich  habe  eine 
Anzahl  dieser  Salze  dargestellt  und  versucht.    Einige   davon  bilden 
auf  Papier  einen  firnissartigen   glänzenden  Ueberzug,  so  das  äpfel- 
saure, das  aconitsaure ,  das  citronsaure  und  das  weinsteinsaure  Eisen- 
oxyd -  Ammoniak«    Sämmtliche   Salze   sind  gelb  und  werden  durch 
Einwirkung  des  Lichtes  bräunlich.    Am  raschesten  bräunen  sich  das 
essigsaure ,  äpfelsaure ,  citronsaure ,  ameisensaure  und  weinsteinsaure 
Uranoxyd.    Weniger  rasch  das  bemsteinsaure ,  milchsaure,  aconit- 
saure und  anissaure  Salz;  fast  gar  nicht  verändert  sich  das  Oxalsäure 
Uranoxyd -Ammoniak.     Dies  verhält  sich  also  ähnlich  wie  das  ent- 
sprechende Eisensalz.    Das   Chloruran  ist  etwa   ebenso  empfindlich, 


wie  das  salpetersaure  Uranoxyd.  Das  uransaure  Ammoniak  wird 
nur  sehr  langsam  durch  das  Licht  gebräunt. 

Mehrere  Uransalze  habe  ich  mit  Eiweiss  und  mit  Stärke  ange- 
weqdet,  und  hierbei  gefunden,  dass  das  äpfelsAure  Uranoxyd- 
Ammon  sich  gegen  den  StSrkekleister  eigenthtimlich  verhält.  Erwärmt 
man  nämlich  dies  Salz  mit  Stärkekleister  in  einer  Porzellanschale, 
so  entsteht  Aufbrausen  und  es  bildet  sich  eine  klare  gelatinähnliche 
Masse  von  gelber  Farbe.  Diese  auf  Papier  gestrichen^  gibt  einen 
eiweissartigen  glänzenden  Ueberzug,  auf  dem  sich  sehr  gut  coplren 
lässt.  Beim  Erkalten  verliert  die  Masse  in  der  Schale  ihre  Klarheit 
und  gewinnt  diese  beim  nochmaligeu  Erwärmen  nicht  wieder.  Beim 
Kochen  zertheilt  sich  zwar  die  Masse,  aber  man  erhält  damit  auf 
Papier  nur  noch  matte  Ueberzüge. 

Der  Zusatz  von  oxalsaurem  Eisenoxyd  zu  einigen  Uranoxyd- 
salzen  machte  diese  nicht  empfindlicher.  Bestreicht  man  das  mit 
aconitsaurem  Uranoxyd  präparirte  Papier  nach  dem  Belichten  mit 
Chlorgold,  so  wird  das  Bild  metallisch  goldglänzend,  nicht  blau- 
schwarz,  wie  bei  den  übrigen  Uransalzen. 

Sehr  gute  Resultate  erhielt  ich  mit  einer  Mischung  von  essig- 
saurem, ameisensaurem  und  citronsaurem  Uranoxyd  -  Ammoniak  mit 
Arrowroot.  Diese  Mischung  wurde  (nachdem  sie  gekocht  worden) 
mit  einem  Schwamm  auf  gutes  Positivpapier  gestrichen.  Nach  dem 
Trocknen  wurde  das  Papier  im  Copirrahmen  unter  einem  Negatir 
exponirt,  bis  das  Bild  schwach  sichtbar  war,  in  Regenwasser  aus- 
gewaschen, bis  die  Lichter  ihre  gelbe  Färbung  verloren  hatten,  in 
ein  Bad  von  Wasser  mit  einem  wenig  Citronensänre  gebracht,  ond 
in  äusserst  schwacher  Goldchloridlösung  getont.  Die  Abdrficke 
wurden  in  diesem  Bade  sehr  kräftig  und  blieben  vollkommen  auf  der 
Oberfläche  des  Papiers.    Ohne  Arrowroot  sinken  die  Bilder  etwas  ein. 

Anstatt  die  Bilder  zu  tonen,  kann  man  das  Goldchlorid  gleich 
mit  den  Uransalzen  vermischen;  in  diesem  Falle  erhält  man  im 
Copirrahmen  blauschwarze  Bilder,  die  man  durch  Chlorzinnauflösang 
purpurn  färben  kann.  Das  Papier  ist  dann  auch  empfindlicher, 
besonders  wenn  man  darauf  haucht. 

Verschiedene  der  organischen  Uranoxyd- Ammoniakdoppelsaize 
wird  man  am  leichtesten  in  der  Weise  darstellen ,  dass  man  wässe- 
rige Auflösung  von  salpetersaurem  Uranoxyd  mit  Anunoniak  so  lange 
versetzt,  als  noch  ein  Niederschlag  entsteht,  und  das  aus  nran- 
saurem  Ammon  bestehende  Präcipitat,  nachdem  man  es  ausge- 
waschen, in  der  betreffenden  Säure  löst.  LiesagUg. 


Am  der  pbttograpUsfliei  Praiis. 

Von  Dr.  J.  SclinailSS. 

I 

Yom  Collodionsilberbad. 

Nichts  ist  unter  den  photographischen  Lösungen  veränderlicher 
während  des  Gebraaches,  als  das   Collodionsilberbad*    Während 
iwar    das  jodirte    Collodion,    wenn   es   auch   noch   so   vortrefQlch 
bereitet  ist,  nach  mehreren  Wochen  oder  Monaten,  je  nach  seiner 
Jodining,    an  Empfindlichkeit  anfängt  zu  verlieren,    so   behält  es 
doch  in  der  genannten  Zeit  eine  constante  Wirkung  und  man  weiss, 
was   man  hat    Nicht  so  mit  dem   Silberbad!    Allerdings  hält   es 
sich  ziemlich  unbegrenzt  lange  gut,  wenn  es  ungebraucht  auf- 
bewahrt und  gegen  schädliche  Einflüsse,  als  da  sind:  grosse  Hitse, 
directes  Sonnenlicht  und  grosse  Kälte,  geschützt  wird.    Anders  da- 
gegen während   des   Gebrauches.     Jede    darin   eingetauchte  Platte 
scheint  von  Einfluss  zu  sein,  der  zwar  anfangs  unmerklich,  später 
desto  plötzlicher  hervortritt.    Die  äusseren  Merkmale  der  Yerände- 
rang  des  Bades  sind  Unempfindlichkeit  und  Verschleierung.    Jedes 
kann  auch  für  sich  allein  auftreten,  doch  zeigt  sich  Yersobleierung 
auch  zuweilen  bei  grosser   Empfindlichkeit,    wenn    das   Bad   noch 
ganz   fri8<;b,    vielleicht   ganz   neutral   und,   wie   z.  B.  im  heissen 
Sommer,   zu  warm  geworden  ist.     Alsdann   ist   der   Fehler   sehr 
leicht  zn  heben,   schon  eine   niedrigere   Temperatur   entfernt   den 
Schleier,   oder  ein  paar   Tropfen  Essigsäure  in's  Bad  gegeben.  — 
Zeigt  sich  Unempfindlichkeit  allein,   wenn  man  also  klare,    aber 
nicht  hinreichend  belichtete  Bilder  erhält,  die  auf  dunklem  Grund 
bei  reflectirtem  Licht  betrachtet,  deutlich  positiv  aussehen,  so  rührt 
dies  von  Säuerung  des  Bades  her.    Zwar  kann  man  durch  verlän- 
gerte Belichtung   noch  immer  gute  Bilder  erhalten,  allein  dies  ist 
bei  Portraitanfnahmen  unthunlich.    Hier  empfiehlt  sich  irgend  eins 
der  bekannten  chemischen  Mittel  zur  Neutralisation  der  Säure,  z.  B. 
Silberoxyd,   ein  paar  Tropfen  kohlensaures  Natron  n.  dgl.;  worauf 
dann  filtrirt  wird.    Freilich  erhält  man  ohne  ein  wenig  Säurezusatz 
mit  solchem  Bad  selten  klare  Bilder,  man   müsste  sich  denn  eines 
älteren,  freies  Jod  enthaltenden  Collodions   bedienen.    Dergleichen 
Manipulationen  sind  in  ihren  Resultaten  fast  immer  unsicher  und 
ich  ziehe  nachstehendes  Verfahren  daher  vor,  denn  im  Allgemeinen 
soll  man  unter  allen  Umständen  venneiden,  zum  Silberbad    fremde 
Zusätze  zu  geben,    ausser  etwas  reines  Jodsilber  im  Anfang.  — 
Zeigt  sich  Unempfindlichkeit  und   Verschleierung  zugleich,   so  ist 
fast  immer  eine  organische  Verunreinigung  des  Bades  vorhanden. 
Man  bat  zwar  empfohlen ,  in  diesem  Fall  das  Bad ,  wie  oben  gesagt, 


mit  Silberoxyd  su  schütteln  oder  ca  kochen  und  dann  dem  Sonnen* 
licht  eine  Zeit  lang  auszusetzen,   allein  mir  scheint  ans  genannten 
Gründen  dies  noch  keine  Radicalkur  zu  sein  und  gibt  in  den  Händen 
eines  Nichtchemikers  oft  ganz   verdorbene  B&der.     Besser   ist  es, 
ein  solches  Bad  in  eine  geräumige  Abdampfschaie   zu   geben  und 
diese  in  eine    geheizte  Ofenröhre  zu  stellen,   bis  alles  Wasser  ver- 
dampft und  das  Silber  als  schmutziggelber  Rückstand  geblieben  ist 
Durch  diesen  Process  ist  schon  alles  Flüchtige,  als  Aether,  Alkohol, 
flüchtige  freie  Säure,  entfernt  und   alles  nicht  flüchtige  Organisehe 
meist  zerstört  unter  Zersetzung  von  etwas  Silber.    Vollständig  restan- 
rtrt  wird  aber  die  Masse ,  wenn  man  sie  schmilzt    So  einhich  diese 
ganze  Procedur  auch  ist,  so  weiss  ich  doch  aus  Erfahrung,  dass 
solche  Pfaotographen ,   die  noch  nie  in  einem  chemischen  Labora- 
torium zugeschaut  haben ,  sich  dabei  oft  auf  unglaublich  ungeschickte 
Weise  anstellen  und  zuweilen  das  ganze  Bad  auf  mechanische  Weise, 
d.  h.  durch  Zerspringen  der  Schalen ,  Ueberkochen  u.  s.  w.  verlieren. 
Deshalb  wolle  man  meine  ausführliche  Schilderung  dieser  Procedar, 
welche  für  das  practische  Atelier  sehr  wichtig,  entschuldigen.    Das 
Silberbad  wird  also  zuerst  in  einer  reinen  Porzellanschale  langsam 
verdampft,  nicht  eingekocht,   weil  sonst  sehr  viel  Verlust  ent- 
stehen würde.     Die  ganz  trockne  Masse  des  Eückstandef  wird  mit 
einem  Glas-   oder  Porzellanspatel,  nicht  mit  Holz-    oder  metal- 
lischen Instrumenten,  herausgekratzt  und  in  eine  kleinere  Porzellan- 
schale   gethan,    die  ganz  rein   und    trocken   sein  muss.     Solche 
stellt  man   nun  auf  ein   Stückchen  feines  Eisendrahtsieb,    so  dass 
letzteres  das  Aeussere  der  Schale   rings   umgibt,   und    das   Ganze 
erhitzt  man  allmälig  über  einer  doppelzugigen  Berzelius'schen  Spi- 
rituslampe, oder  wer  Gasleitung  im  Hause   hat,   kann  einen  söge- 
nannten  Bunsen'schen  Brenner  dazu  nehmen.     Anfangs   bläht  sieh 
die  Masse  sehr  stark  auf  —  ein  Zeichen,  wie  viel  organische  Sub- 
stanz noch  vorhanden  ist  —  und   steigt  zuweilen  über.     Um  dies 
zu  verhüten ,  darf  man  deshalb  keine  zu  kleine  Schale  zum  Schmelz- 
process  nehmen  und  muss  im  Anfang  desselben  mit   einem  dünnen, 
reinen  und  trocknen  Glasstäbchen  umrühren.    Endlich  steigen  nur 
noch  wenige  Blasen   auf  und  zuletzt  fliesst  die  Masse  ganz  rahig; 
gewöimlich  sieht  sie  jetzt  schwarz  aus.    Nun   fasst  mau  die  Schale 
mittelst  einer  Pincette  am  Rande  fest  an  und   giesst  ihren  Inhalt 
auf  einen  reinen  Porzellanscherben ,   den  man  zur  Vorsicht  auf  eine 
Porzellanschale  gestellt  hat,   damit  im  Fall  des  Zerspringens  Nichts 
daneben  läuft.     Den  Porzellanscherben  bewegt   man  während  des 
Aufgiessens  der  geschmolzenen  Masse  hin  und  her,   weil  sich  dann 
der  Höllenstein  besser  ablösen  lässt.    Dies  bewirkt  man  aber  erst 


Dach  dem  Tollstüodigen  Erkalten  und  zwar  womöglich  ebenfalls  mit 
einem  Porzelianspatel ,  da  Messer  u.  dgl.  vom  Höllenstein  angegri£fen 
werden  und  diesen  auch  verunreinigen.  Nim  wägt  man  die  grau- 
schwarze geschmolzene  Masse  ab  und  löst  sie  in  11  bis  12  Theilen 
destillirten  Wassers  auf.  Man  rührt  es  tüchtig  um  und  stellt  es 
eine  halbe  Stunde  in  das  Sonnenlicht.  Nachher  filtrirt  man  und 
wird  selten  eines  weiteren  Zusatzes  bedürfen,  um  sehr  schöne  Bilder 
zu  erhalten,  wenn  man  ein  gutes  JodcoUodion  anwendet.  Sollten 
ja  leichte  Schleier  entstehen  (eine  Folge  zu  starker  Schmelzung  des 
Höllensteins} ,  so  wirft  man  ein  paar  kleine  Jodkrystalle  in  das  Bad 
und  schüttelt  eine  Zeit  lang  tüchtig.  Jodsilber  ist  noch  hinlänglich 
im  Bade  vorhanden. 


Ilelber  kustierisehe  CoM|iositioM  uid  HellduMkel. 

Von  Ukt  Pri€e;> 

I. 

„Ars  est  cclare  artem." 

(Die  wahre  Kunst  miiss  uns  ihre  Mittel  vergessen  machen.) 

Sache  der  Composition  ist  es,  die  auf  einem  Bilde  darzustel- 
lenden   Gegenstände   so   auszuwählen   und   zu  gruppiren,    dass  sie 
nicht    nur  in   möglichst   wirksamer  Weise   zur  Yersinnlichung  des 
Sujets  verwendet  sind,  sondern   dass  auch   durch  das  harmonische 
Gleichgewicht  aller  Theile  in  dem  Beschauer  ein  angenehmer  Ein- 
dnick  hervorgebradit  wird.     Eine  correcte  Composition  ist  unerläss- 
liehe   Bedingung  aller  bildlichen  DarsteUung,   welchem   Genre   sie 
auch    angehören   möge.     Die   Betrachtung   der   Werke   berühmter 
Meister  aller  Zeiten  lehrt,  dass  diese  Männer  entweder  bewusst  oder 
unbewusst  gewisse  Regeln  befolgt  haben,  die  man  auch  bei  der 
leichtesten  und  einfachsten  Composition  nicht  verlassen  darf,  weim 
dieselbe  nicht  sofort  einen  unangenehmen  Eindruck  hervorbringen 
soll.     Aber  wir  finden  durchaus  nicht  etwa  bei  allen  Künstlern  der 
Vor-   und   Jetztzeit  die  volle  Bekanntschaft  mit  den  Grundregeln 
einer  richtigen  Composition  der  Linien  und  Umrisse.     Gar  oft  sind 
störende  Conturen  bloss  durch  Eintauchen  in  tiefen  Schatten  gemil- 
dert oder  durch  grelles  Licht  überblendet,  und   nicht  minder   oft 
findet  man  Linien  auf  Bildern ,  denen  nicht  durch  andere,  wirksame, 
passend  angelegte  Linien,    sondern  nur   durch   Schattenwerk   das 
symmetrische   Gleichgewicht  gehalten  wird.     Auf  der  andern  Seite 
gibt  es  aber  auch  zahllose  Werke  mit  ganz  untadeliger  Composition 


*)    The  Photographie  News. 


der  Linien,  die  aber  doch  den  Beschauer  kalt  Usaen,  da  IhBen  ia 
Stempel  des  echten  Genies  fehlt 

Alle  Linien  auf  einem  Bilde  mttssen  sich  gegeDselÜg  das  <xleM- 
gewicht  halten  oder  compenairen.  So  würde  es  z.  B.  einen  tina- 
genehmen Eindruck  machen,  wenn  mehrere  Gegenstände  nach  der- 
selben Richtung  hinatrebten,   wie  etwa  die  antenstehenden   Linien 

es  schemaüsch  andeuten.  Es  muss  im  Oegenlheil  immei  eine 
Richtung  in  einem  entsprechenden  Theile  des  Gemäldes  dnrch  eine 
BTmmetrisch  entgegenlaufende  andere  Richtung,  wie  es  die  Linioi 

/\ 

hier  andeuten ,  compensirt  werden.  Hieraus  folgt  jedoch  keinesw^i, 
dass  man  zur  Compensation  wirklich  einen  ähnlichen  Gegenstand 
verwenden -muss ;  oft  ist  es  geradezu  besser,  wenn  dies  nicht  der 
Fall  ist,  und  irgend  ein  Beiwerk,  z.  B.  eine  Gewandungscontnr  inr 
Gompensaliou  einer  Richtung  benutzt  wird. 

In  beistehender 
Ulustration  ist  der 
Stock  nicht  allein 
die  Hauptcompen- 

sationslinie  der 
aufrechten  Figur, 
sondern  seine  ge-  ; 

radlinige  Form 
bebt  auch  durch 
Contrast  die  ge- 
krümmten Cou- 
turen  mehr  her- 
vor und  gibt  ihnen 
mehr  Bewegung. 
Noch  ist  zu  be- 
merken, dass  die 

sich  compcDBirenden  Linien  gar  nicht  noth wendig  unmiitelbtn 
neben  einander,  sondern  nur  überhaupt  im  Bilde  sich  TOrfinden 
müssen,  und  dass  sie  auch  durchaus  nicht  ron  gleicher  Grösse  id 
sein  branchen ,  denn  man  kann  recht  gut  eine  grössere  Masse  durcii 
eine  kleinere  compensiren ,  wenn  dieser  letzteren  nur  durch  stäit«re 
Ijchtcontraste  ein  Uebergewicht  gegeben  ist. 


Niemals  darf  man  mehrere ,  verschieden  weit  vom  Vordergrund 
abstehende  Gegenstände  auf  dem  Bilde  direct  hinter  einander  an- 
ordnen, denn  dann  würde  es  aussehen,  als  ob  einer  den  andern 
tröge,  oder  als  ob  sie  aus  einander  herauswüchsen.  Wollte  man 
X.  B.  auf  diese  Weise  in  den  Vordergrund  einen  Korb,  weiterhin 
einen  Menschen  und  in  den  Hintergrund  einen  Eirchthurm  stellen, 
so  würde  es  aussehen,  als  ob  der  Mensch  im  Korbe  stände,  mit 
der  Thurmspitze  als  Kopfbedeckung.  Ebensowenig  ist  es  aber  auch 
schön ,  eine  Reihe  von  Gegenständen  in  horizontaler  Richtung  neben 
einander  quer  über  das  Bild  auszubreiten.  Femer  darf  der  Haupt- 
gegenstand nicht  am  Rande,  sondern  er  muss  möglichst  in  der 
Mitte  des  Bildes  angebracht  sein. 

Dann  ist  es  auch   nothwendig,   dass   die  auf  dem   Bilde  dar-, 
gestellten  Personen  ihre  Aufmerksamkeit  auf  einen   innerhalb  des 
Bildes  liegenden  Punkt  richten,  und,  in  der  Regel  wenigstens,  das 
Gesicht  der  Haupthandlung  zuwenden ,  denn  besonders  durch  dieses 
Mittel  wird   im  Beschauer  die  Illusion  und   das  Interesse   an   der 
Elandlung  genährt.    Vor  Allem  bei  Darstellung  heftig  erregter  Scenen 
ist  dies  von  Wichtigkeit,  da  ja  offenbar  eine  mit  dem  Gesicht  nach 
dem  Beschauer  gewendete  Figur   Theilnahmlosigkeit   an   der  dar- 
gestellten Handlung  zeigen  würde.    Manchmal  kann   es  freilich  von 
ganz  guter  Wirkung  sein,  wenn  ein  oder  zwei  Köpfe  die  Gesichter 
nach  dem  Beschauer  wenden,   wie  z.  B.   der  Knabenkopf  in  dem 
Titianschen  ^Ex  voto^  zu  Venedig,    die  Bauern  in  dem  Velasquez- 
schen   Gemälde    „Los   Borrachos^    zu   Madrid,    und    in    manchen 
andern  Fällen. 

Zuweilen  kann  man  sogar  durch  Figuren,  welche  sich  ganz 
abwenden  und  im  Begriff  sind,  das  Bild  zu  verlassen,  das  Interesse 
am  Hauptmotiv  bedeutend  erhöhen,  wie  es  z.  B.  der  Fall  ist  mit 
der  Figur  auf  dem  Rafaelschen  „Incendio  del  Borgo^,  welche  von 
Sehreck  gejagt  von  der  Stätte  der  Feuersbrunst  flieht,  jedoch  durch 
eine  andere  Figur  auf  der  entgegengesetzten  Seite  des  Bildes  richtig 
compensirt  ist  Einen  ähnlichen  Fall  findet  man  auf  Hogarth's 
„Marriage  h  la  Mode^,  wo  der  Hofmeister  in  Verzweiflung  vor 
seinem  Herrn  flieht. 

Besonders  wirksam  in  einer  Composition  sind  in  gewissem 
Maasse  Contraste  in  der  Stellung  der  Köpfe.  So  muss  man  einige 
darstellen  ganz  en  fa$e,  andere  von  hinten,  andere  im  Profil  und 
andere  wieder  in  Achtel-  oder  Dreiachtelwendung ,  oder  in  perspec- 
tivischer  Verkürzung  vor-  oder  zurückgebeugt  Auch  dürfen  manche 
Köpfe  und  Gesichter  nur  zum  Theil  sichtbar  sein.  In  allen  Com- 
posiüonen  grosser  Meister  findet  man  eine  solche  gegenseitige  Com- 

Pliotoffraplitsehef  AtcUt.  ITr.  78. 1.  Januar  1865.  1 


pensutiou  in  der  Grnppirung  der  Köpfe,  so  dass  s.  R  lOr  jedea 
Geeicht  in  vonrärtsgeneigter  Verkürzung  ein  solches  in  tiickwirts- 
geneigter  zu  finden  ist. 

Ausser  dem  Contraste  in  der  Stellung  ist  aber  auch,  sobald  et 
der  Natur  des  Gegenstandes  entspricht,  Contrast  in  den  Character 
derselben  zu  legeu.  So  dienen  sich  z.  B.  Jagend  und  Alter,  Schön- 
heit  und  Häaslichkeit  einander  ebenso  iiothwendig  zu  gegenseitig« 
Folie,  wie  Licht  und  Schatten,  warme  und  kalte  Töne. 

In  dem  folgenden  Bilde  „der  blinde  Geiger"  von  Willde  sehes 
wir  eine  Gruppe ,  bei  deten  Composition  allen  Linien  so  schön  und 
so  weit  es  nur  immer  thunlich,  das  symmetrische  Gleichgewicht 
gehalten  ist. 


Betrachtet  man  lunSchst  die  beiden  sitzenden  Hauptfiguren  and 
die  grösseren  zwischen  ihnen  stehenden,  so  ist  offenbar  die  lUchtong 
Ihrer  Hauptumrisse  durch  die  beistehende  symmetrische  Linien- 
giupplmng  a  möglichst  annähernd  wiedergegeben,  während  die  oben 


V    I    J 


und  untere  Begrenzungslinie  der  Composition  durch  die  nicht  mindn 
symmetrische  Figur  b  ausgedrückt  wird.  Jede  Linie  in  der  Gruppe  » 
wird  durch  eine  andere  compensirt  und  die  aufirechte  Stellung  der 
mittleren  Figuren  dient  dem  Ganzen  als  Mittelpunkt  und  vermehrt 
durch  Contrast  die  Bewegung  und  das  Leben  der  andern  Figuren. 


11 


Der  tiefe  Schatten  in  der  Mitte  des  Bildes,  der  kaum  die  Conturen 
anterscfaeiden  lässt,  gibt  dem  Aage  einen  Kuhepunkt,  während  die 
helle  Schürze  der  Mutter  und  die  Kinderköpfe  sich  dadurch  mit  nur 
um  so  stärkerem  Lichteffecte  herausheben,  so  dass  durch  diesen 
Gegensatz  der  Schatten  noch  dunkler,  die  Lichter  noch  brillanter 
gemacht  werden.  In  allen  Theilen  der  Composition  herrscht  das 
schönste 'Gleichgewicht,  die  leblosen  Dinge  im  Vordergründe  etwa 
aasgenommen,  welche  yielleicht  ein  wenig  zu  weit  nach  vom  und 
etwas  zu  nahe  an  die  Füsse  des  Geigers  hingerückt  sind. 

Yon  ausserordentlicher  Wirkung  in  Bezug  auf  perspectivische 
Täuschung  und  Vertiefung  des  Hintergrundes  ist  die  richtige  An- 
bringung einer  oder  mehrerer  Figuren  in  passender  perspectirischer 
Verkürzung.  Man  kann  dadurch  den  Beschauer  zwingen,  zu  ver- 
gessen, dass  er  vor  einem  auf  einer  blossen  Fläche  verzeichneten 
Bilde  steht.  Ein  sehr  schöner  Beleg  hierfür  ist  die  meisterhafte 
Behandlung  der  Figur  des  Ananias  in  dem  bekannten  Rafaelschen 
Garton.  In  den  ersten  Entwickelungsperioden  der  zeichnenden  Kunst 
war  man  mit  diesem  Kunstgriff  der  verkürzten  Darstellung  noch 
unbekannt;  während  aber  dieser  Mangel  einem  Bilde  aus  jenen 
Zeiten  oft  sogar  einen  gewissen  Reiz  des  Naiven  verleihen  kann, 
würde  er  bei  einem  modernen  Maler  nur  Unbekanntschaft  mit  den 
wichtigsten  Regeln  seiner  Kunst  verrathen.  Uebrigens  ist  es  gar 
nicht  leicht,  das  rechte  Maass  zu  halten  zwischen  zu  steifen  und 
trockenen  Gestaltungen  einerseits  und  zu  gesuchten,  übertriebenen 
Verrenkungen  der  Figuren  andererseits.  Nur  das  wahre  Talent  wird 
hier  die  richtige  Grenze  einzuhalten  wissen.  Ein  interessantes, 
merkwürdiges  Beispiel  davon ,  wie  weit  ein  Maler  in  der  Anwendung 
aller  nur  erdenklichen  heftigen  Verrenkungen  und  Stellungen  gehen 
und  dieselben  künstlerisch  wirksam  verwerthen  kann,  ist  Rubens' 
„Sturz  der  gefallenen  Engel^  in  der  Münchener  Pinakothek ,  während 
andererseits  die  einfache  Behandlung  der  Figuren  in  den  Giottoschen 
Fresken  zu  Padua  die  früheren  Perioden  der  Kunst  characterisirt. 
Nicht  minder  wie  in  der  passenden  Verwendung  der  Verkür- 
zungen offenbart  sich  das  Talent  des  Künstlers  in  der  Gestaltung 
ier  oberen  Begrenzungslinie  der  Composition.  Diese  darf  nicht 
orizontal  quer  durch  das  Bild  gehen,  sondern  muss  in  passender 
7'eise  gebrochen  und  unterbrochen  sein.  Die  Köpfe  dürfen  also 
^t  in  horizontaler  Reihe  in  gleichen  oder  nahe  gleichen  Abständen 
^inandergereiht   werden,    wie    etwa    so:         0  0  0,* 

n^.  w.,  eine  Manier,  die  man  in  der  Gruppendarstellung  leider 
S^nicht  zu  selten  von  Photographen  befolgt  findet.  Es  muss  viel- 
^^  eine  gewisse   ungezwungene,  natürliche  Unregelmässigkeit  in 


12 


der  Gruppirang  herrschen,  wie  sich  in  folgenden  drei  schematischen 
Darstellungen  der  Anwendung  der  Köpfe  auf  den  Gemälden  .berühmter 
Meister  zeigt. 


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Correggio. 


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Kembrandt. 

Massen  von  etwa  30  bis  50  Personen  müssen  in  einzelne  ver- 
schiedenartig componirte  Gruppen  zerlegt  werden.  Einzelne  Figuren 
darunter  müssen  sitzen,  andere  stehen,  einzelne  müssen  dem  Be- 
schauer sich  zu-,  andere  sich  von  ihm  abwenden,  und  die  Haapt- 
begrenzungsÜnien  der  ganzen  Masse  müssen  sich  gegenseitig  eym- 
metrisch  das  Gleichgewicht  halten,  wie  die  Linien  in  der  Gruppirung  c 
oder  in  der  rerwickelteren  Composition  d,  wohingegen  das  Arran- 
gement e  weniger  schön  wäre. 


Die  Hauptlinien  einer  Composition  müssen,  wenn  sie  riebt' 
sein  sollen ,  der  Natur  des  dargestellten  Sujets  angepasst  sein.  Si 
diese  falsch  gewählt,  so  kann  auch  die  weitere  Ausführung  f 
Composition  nur  mangelhaft  werden.  So  wird  man  z.  B.  ein  Schla*- 
stück  mit  seiner  unruhigen  tumultuarischen  Bewegung  nicht  mit  ^- 
selben  Hauptumrissen  anlegen  können,  wie  eine  feierliche  Proce^°« 


13 


Zam  bessern  VcrstAndDiaa  der  buprodienen  QmndftiUze  wollen 
wir  die  Hauptlinien  des  nnteDstehenden  BildeB,  „Sdiiffbradi  det 
Medasa'  Ton  Gericault  analyairen.     Zanächst  Im  Vorderfrande  ist 


gleich  die  genaue  LioiencompenHirang  zwischen  dem  hingestreckten 
Todten  und  den  beiden  verzweifelnden  Gestalten  unmittelbar  darüber 
zu  bemerken,  mitten  in  dem  dai^eetellten  Strudel  fieberhafter  Er- 
regung, welchem  der  Kuf  „ein  Segel"  bei  diesen  dahinaink enden 
nnd   sterbenden  Elenden  Teranloast.     Man   bemerke,   wie   gut  und 


1 


u 


treffend  diese  Erregung  ansgedrfickt  ist  durch  das  Emporstreben  und 
Klimmen  der  Figuren  auf  beiden  Seiten ,  um  das  ferne  Schiff  zu 
erkennen ,  und  durch  den  Neger  an  der  Spitze  der  Gruppe ,  welcher 
das  Nothsignal  hinauswehen  lässt.  Die  geradlinige,  sdirSge  Rlcbtong 
des  Mastes  erhöht  einerseits  durch  Contrast  die  Bewegung  des  Ganzen, 
andererseits  compensirt  sie  durch  ihre  Neigung  nach  der  einen  Seite 
die  Hauptrichtang  der  ganzen  Gruppe  nach  der  andern  Seite.  Die 
ganze  Composition  ist  bei  all  der  Strenge  der  Symmetrie  doch  ebenso 
naturwahr  wie  das  Wilklesche  Interieur,  und  ebenso  wie  bei  diesem 
macht  uns  das  Kunstwerk  die  aufgewendete  Kunst  selbst  vergessen. 
Im  scheinbaren  Widerspruche  mit  dem  Satze ,  dass  eine  Wieder- 
holung derselben  Linie  in  derselben  Richtung  in  der  Regel  einen 
unschönen  Effect  macht,  ist  eine  solche  Wiederholung  bei  Darstellung 
sehr  erregter  Situationen  nicht  nur  gestattet,  sondern  sogar  oft  ron 
grosser  künstlerischer  Wirkung.  Man  betrachte  nur  in  vorstehendem 
Seestttcke  die  drei  parallel  nach  dem  fernen  Schiffe  ausgestreckten 
Arme,  und  man  wird  finden,  dass  diese  Nuance  der  Composition 
ganz  und  gar  dem  darzustellenden  Gegenstande  entspricht  und  die 
Bewegung  und  das  Pathos  des  Ganzen  bedeutend  erhöht.  Dieser 
Kunstgriff  darf  jsdoch,  fast  mehr  wie  jeder  andere,  nur  mit  weiser 
Sparsamkeit  gebraucht  werden,  da  man  durch  seinen  Missbraueh 
stets  unschöne  Effecte  erzielt  Ein  Beleg  hierzu  ist  das  DavidVhe 
Bild  ^Der  Eid  der  Horatier^,  auf  welchem  diese  letzteren,  die 
Beine  und  Arme  in  theatralischer  Positur,  ihren  Vater  anbUcken« 


Der  Vei^rössf  roDgs  -  Apparat. 

Ueber  die  Benutzung  der  Solarcamera  existiren  so  wenig  genaue 
Angaben  und  sind  so  manche  ungenaue,  selbst  falsche  Angaben 
veröffentlicht  worden,  dass  es  wohl  an  der  Zeit  sein  durfte,  einmal 
die  positiven  Resultate  zusammenzustellen.  Eine  mehrjährige  Praxis, 
während  der  ich  viele  Apparat  -  Systeme  zu  prüfen  Gelegenheit  hatte, 
hat  mir  die  Ueberzeugung  verschafft,  dass  die  Woodward^sche  Solar- 
Camera,  in  ihrem  mechanischen  Theile  modificirt,  das  beste  der  bis 
jetzt  bekannten  Instrumente  zum  Yergrössem  ist.  Meine  Gründe 
werde  ich  im  Verlauf  dieses  Artikels  anführen.  Zunächst  gehe  ich  dazu 
Über,  den  Apparat  zu  beschreiben,  und  anzugeben,  in  welcher  Weise 
man  ihn  benutzen  muss,  um  den  bestmöglichen  Erfolg  zu  haben.  Einige 
leicht  zu  wiederholende  Experimente  werden  dazu  behiilflich  sein,  den 
Leser  von  der  Richtigkeit  der  mitgetheilten  Facten  zu  überzengen. 

Das  Bild ,  welches  die  Camera  obscura  von  einem  Gegenstande 
erzeugt,  wird  um  so  grösser,  je  mehr  man   die  Linse  dem  Objecte 


15 


nähert,  um  so  kleiner,  je  mehr  man  sie  von  ihm  entfernt.  Ist  diese 
Entfemang  gleich  der  doppelten  Brennweite  der  Linse,  so  wird  das 
Bild  eben  so  gross  sein,  ¥rie  das  Object.  Von  Gegenständen  also» 
die  um  weniger  als  die  doppelte  Brennweite  Ton  der  Linse  entfernt 
sind,  entstehen  vergrösserte  Bilder.  *) 

Wenn  in  untenstehender  Figur  A  B  ein  Gegenstand,  und  C  D 
eine  biconvexe  Linse  ist,  so  geht  von  jedem  Punkte  des  Gegen- 
standes ein  Strahlenbüschel  aus,  das  durch  die  Linse  auf  der  anderen 
Seite  wieder  zu  einem  Punkte  yereinigt  wird.  Aus  dem  Ensemble 
dieser  Funkte  entsteht  das  Bild  b  a. 


6 


B 

Wäre  aber  b  a  der  Gegenstand ,  so  würde  A  B  das  vergit)sserte 
Bild  darstellen. 

Es  geht  hieraus  hervor,  dass  die  Yergrösserung  eines  Gegen- 
standes ,  z.  B.  eines  Negativs ,  sich  mit  den  Apparaten ,  die  jeder 
Photo graph  besitzt,  bewerkstelligen  lassen  muss ,  vorausgesetzt,  dass 
die  Camera  eine  hinreichende  Länge  habe.  Dies  ist  allerdings 
richtig,  aber  die  Aufnahme  des  vergrösserten  Bildes,  namentlich 
wenn  man  der  grossen  Oberflächen  halber  mit  dem  weniger  licht- 
empfindlichen Papier  operirt,  ist  doch  mit  einer  Schwierigkeit  ver- 
bunden, nämlich:  Je  grösser  das  Bild  wird,  um  so  lichtärmer  wird 
es  auch.  Weshalb,  ist  leicht  einzusehen;  denn  das  von  einem 
gewissen  Gegenstande  ausgehende  (oder  durchgelassene)  Licht  wird 
um  so  schwächer,  auf  eine  je  grössere  Fläche  man  es  zerstreut  Bei 
bedeutender  Yergrösserung  mass  demnach  der  Gegenstand  äusserst 
hell  beleuchtet  sein ,  wenn  das  Bild  noch  eine  genügende  Helligkeit 
besitzen  soU.  Man  muss  also  zunächst  eine  hellere  Beleuchtung 
des  Objects  herzustellen  suchen,  als  die,  welche  das  gewöhnliche 
Tageslicht  gibt.  Nichts  liegt  näher,  als  das  Sonnenlicht  dazu  zu 
benutzen,  und  selbst  dieses  noch  durch  eine  Brennlinse  zu  concen- 
triren.     Bei   äusserst  kleinen   Gegenständen,   die   man   durch   das 


*)    Befindet  gich  der  Gegenstand  In  geringerer  Entfernung  als  die  Brennweite 
von  der  Linse,  lo  entsteht  gar  kein  Bild  mehr. 


16 


gewöhnliche  Mikroskop  bei  bedeutender  Vergrösserong  der  Licbt- 
schwäche  wegen  nicht  mehr  genügend  erkennen  konnte ,  maehte  sieh 
die  Zweckmässigkeit  einer  stärkeren  Beleuchtung  am  ersten  geltend, 
und  der  Berliner  Lieberkuhn  construirte  schon  im  Jahre  1738  ein 
Sonnenmikroskop.  Als  die  Photographie  es  versuchte,  atidi 
Bilder  in  grösseren  Dimensionen  zu  erzeugen,  fand  sie  bald,  dass 
mit  dem  Grösserwerden  der  gewöhnlichen  photographischen  Apparate 
auch  die  Schwierigkeiten  bedeutend  wachsen ,  und  dass  trotzdem  die 
Resultate  den  mit  kleineren  Linsen  erzielten  keineswegs  zar  Seite 
gestellt  werden  können.  Schlimmer  noch  ist  es,  wenn  man  ver^ 
sucht,  mit  den  gewöhnlichen  Apparaten  Bilder  anzufertigen,  die 
grösser  sind,  als  man  von  dem  Apparat  fordern  darf.  Manche 
Missgeburt  ist  auf  diese  Weise  in  die  Weit  gesetzt  worden ,  Scheffer'- 
sehe  Gestalten,  aber  wohl  in  den  seltensten  Fällen  mit  Scheffer^- 
schem  Ausdruck,  denn  dem  stellte  sich  schon  die  nothwendige 
Verlängerung  der  Belichtungszeit  entgegen. 

Es  ist  daher  gar  nicht  zu  verwundern,  dass  die  Photographen 
im  Jahre  1859,  als  die  Nachricht  von  Amerika  kam,  dass  ein  dor- 
tiger Maler  lebensgrosse  Bilder  ohne  Verzerrung  und  ohne  perspec- 
tivische  Uebertreibung  nach  kleinen  Negativs  darzustellen  erfunden, 
hierauf  manche  sanguinische  Hoffnung  gründeten.  Leider  kamen 
um  diese  Zeit  jene  kleinen  Visitenkartenbilder  in  Mode,  die  ja  noch 
gegenwärtig  fast  ausschliesslich  vom  Publikum  verlangt  werden;  die 
angestrengte  Thätigkeit,  die  diese  Massenproduction  von  Seiten  der 
Operateure  beauspruchte ,  hielt  manche  tüchtige  Kräfte  ab,  sich 
auch  auf  anderem  Felde  zu  versuchen.  Aber  wer  das  Vergrösse* 
ningsfach  mit  nur  einiger  Energie  ergriffen  hat,  dem  ist  es  auch 
gelungen,  ganz  zufriedenstellende  Arbeiten  zu  liefern,  wenigstens 
haben  wa  nie  gehört,  dass  sich  ein  tüchtiger  Operateur  crfolgloa 
damit  beschäftigt  habe. 

Der  Woodward'sche  Apparat  ist  im  Prinzip  keineswegs  neu;  ea 
ist  eben  nur  eine  Anwendung  (aber  eine  sehr  glückliche)  des  Soonen- 
mikroskops  auf  die  Photographie.  Das  negative  Bild  wird  dorch 
Sonnenstrahlen  erhellt,  die  durch  eine  Sammellinse  darauf  ooncentrirt 
werden.  Das  Bild  des  Gegenstandes  wird  durch  eine  achromatische 
Linse  auf  einen  Schirm  geworfen,  welcher  im  dunkeln  Räume  steht 
Das  dunkle  Zimmer  selbst  ist  also  die  grosse  Camera.  Da  das 
Manipuliren  mit  der  directen  Sonnenbeleuchtung  wegen  des  fort- 
während sich  ändernden  Standes  der  Sonne  mit  gewissen  Schwierig- 
keiten verbunden  ist,  reflectiren  wir  die  Strahlen  durch  einen  beweg- 
lichen Planspiegel  auf  die  Condensirungslinse ,  wodurch  auch  das 
Bild  senkrecht  zu  stehen  konunt. 


17 


Als  weHenlllcbe  Seataadthelle  des  VergrlSseeiungs^parats  er- 
geben sich  also:  1.  Der  bewegliche  Spiegel  (S),  2.  die  CondenBinings- 
liDse  (C),  3.  das  Objectiv  (0),  und  4.  ein  dnnkleB  Zimmer  mit 
Feuster  nach  SQdeD. 

Das  vergröBserte  Bild  des  Ne^^tive  N  entsteht  in  A. 

Der  Spi^el  muss,  um  der  Sonne  folgen  zu  können,  sieh  aaeh 
Ewei  Richtungen  drehen  lassen. 


Seine  Bewegungen  mfissen  leicht  sein,  damit,  wenn  man  genö- 
thigt  ist,  ihn  während  des  Eiponirens  zu  drehen,  keine  Erschütte- 
mng  entsteht  Diese  Drehungen  sind  durch  einen  einfachen  Mecha- 
nisrons  zu  bewerkstelligen,  der  fest  und  so  genau  gearbeitet  sein 
muss,  dass  ein  massiger  Zugwind  den  Spiegel  nicht  zu  sehr  er- 
schQtlerL  Die  Tafel  mit  dem  Spiegel  wird  von  aussen  an  einem 
entsprechenden  Ausschnitt  des  Fensterladens  befestigt.  Der  Spiegel 
steht  Übrigens  (was  bei  der  ursprünglichen  Wo  od  ward 'sehen  Con- 
Btruction  der  Fall  war)  nicht  in  Verbindung  mit  den  Linsen  und 
dem  Negativ,  da  eine  Erschütterung  dann  nicht  so  schädlich  und 
das  Drehen  nicht  mit  so  äusserster  Vorsicht  vorgenommen  zu 
werden  braucht 


Die  Condensirnngslinse  ist  eine  planconvexe  Crownglaslinse  von 
9—13  Zoll  oder  noch  grösserem  Durchmesser,  re«p.  12 — 20  Zoll 
Brennweite. 


18 


Die  Grösse  des  Negativs  kann  yariiren ;  Aufnahmen  auf  Platten 
von  etwa  4  Zoll  Höhe  eignen  sich  am  besten,  also  gewöhntidie 
Visitenkarten -Negativs.  Ueber  die  besonderen  Eigenschaften,  die 
diese  Negativs  besitzen  müssen,  sprechen  wir  später,  und  wollen 
nur  jetzt  schon  andeuten ,  dass  sie  scharf,  klar  und  gut  model- 
lirt  sein  müssen.  Die  Dicke  des  Niederschlags  kommt  bei  anserm 
Verfahren  viel  weniger  in  Betracht,  als  man  bisher  glaubte. 

Das  Objectiv,  womit  das  Bild  vergrössert  werden  soll,  braucht 
durchaus  nicht  besonders  construirt  zu  sein.  Herr  Sutton  glaobt 
zwar,  dass  ein  ganz  kleines  achromatisches  Objectiv  von  nicht  mehr 
als  V2  ^^^^  Durchmesser  jeder  anderen  Combination  vorzuziehen 
sein  würde,  aber  mannigfache  Versuche  haben  uns  zu  dem  Resultat 
geführt,  dass  im  Allgemeinen  ein  achromatisches  Doppelobjectiv  von 
24 — 27  Linien  Durchmesser  und  6 — 8  Zoll  Brennweite  sich  zu  diesem 
Zwecke  am  besten  eignet.  Linsen  mit  kürzerer  Brennweite  geben 
zwar  auf  dieselbe  Distanz  grössere  Bilder,  aber  zugleich  kann 
in  diesem  Fall  nur  ein  kleinerer  Theil  des  Negativs  vergrössert 
werden,  oder  das  Negativ  an  sich  muss  kleiner  sein.  Wenn  man 
sich  also  in  der  Lage  befindet,  nicht  mehr  als  5  —  6  Fuss  Distanz 
nehmen  zu  können,  so  wird  man,  um  dennoch  bedeutende  Ter- 
grösserung  zu  erreichen,  ein  Objectiv  mit  kürzerer  Brennweite  an- 
wenden. Denn  da  das  Objectiv  eine  bestimmte  Stelle  im  Apparate 
hat,  wird  bei  kürzerer  Brennweite  das  Object  mehr  nach  vom  in 
den  Strahlenkegel  gebracht  werden  müssen,  und  je  näher  es  der 
Spitze  resp.  dem  Objectiv  sich  nähert,  um  so  kleiner  wird  das 
beleuchtete  Feld.  Das  ganze  Negativ  kann  zwar  (bei  gleicher  Ver- 
grösserung)  beleuchtet  werdeH,  dadurch,  dass  man  es  der  Conden- 
sirungslinse  mehr  nähert,  und  das  Objectiv  ebenfalls;  aber  dann 
arbeitet  man  nicht  mehr  mit  dem  vollen  Licht  des  Condensators, 
die  Exposition  muss  also  verlängert  werden. 

Das  Objectiv  wird  so  gestellt,  dass  die  Vorderlinse  sich  dem 
Bild  zuwendet  und  dass  die  Sonnenstrahlen  sich  gleich  vor  der 
vorderen  Linse  kreuzen.  Man  wird  dann  auf  der  ersten  Linsenflache 
ein  äusserst  lebhaftes  Bild  der  Sonne  von  geringem  Durchmesser 
wahrnehmen.  Das  Centrum  des  Objectivs  allein  benutzen  wir  zum 
Vergrössern  des  Bildes ,  den  Rand  decken  wir  durch  eine  vorgesetzte 
Blende  B  von  etwa  V2  Zoll  Durchmesser.  Diese  Blende  ist,  wie 
wir  schon  im  Jahre  1860  in  den  Photographie  News  und  an  an- 
deren Orten  bemerkt  haben,  ein  wesentlicher  Bestandtheil  des 
Vergrösserungs  -  Apparats.  Sie  erleichtert  oder  ermöglicht  gleichsam 
das  Centriren  des  ganzen  Apparats.  Wenn  man  die  Solarcamera 
an  sich  einmal  als  eine  Art  von  complicirtem  Objectiv , 'das  Operir- 
Zimmer  aber  als  die  dazu  gehörige  grosse  Camera  obscura  ansieht, 


19 


so  wird  man  0ieh  leidit  von  der  Notfawendigkeit  fiberzeugen,  dass 
die  Axeii  der  Condensirungslinse  und  des  ObjectiTs  sueainmenfallen, 
und  auf  der  zum  Auffangen  des  Bildes  bestimmten  Fläche  für 
gewöhnlich  perpendikulär  stehen  müssen.*)  Man  bewirkt  dies  da* 
durch,  dass  man  die  Camera  mit  der  Wasserwage  horizontal,  den 
ßtänder  mit  dem  Schirm  durch  das  Loth  senkrecht  stellt,  und  nach 
Einsetzen  der  Blende  den  Spiegel  so  dreht,  dass  sämmtliehe  Strahlen 
durch  die  Oeffnung  der  Blende  gehen.  Das  Negativ  ist  beweglich, 
und  wild  dem  Objectiv  genähert,  wenn  das  Bild  grösser,  davon 
entfernt,  wenn  es  kleiner  werden  soll.  Die  Cassette  ist  dem  ent- 
sprechend vom  Objectiv  zu  entfernen  oder  ihm  zu  nähern ,  wie  sich 
aus  dem  zu  Anfang  Gesagten  ergibt.  Nachdem  man  so  eine  grobe 
Einstellung  bewirkt,  nimmt  man  die  feinere  Adjustirung  mittelst  der 
Micrometerschraube  des  Objectivs  vor. 

Die  Blende  nimmt,  an  der  richtigen  Stelle  angebracht,  dem 
Bilde  nichts  von  seiner  Lichtintensität,  wirkt  aber  sehr  vortheühaft 
dadurch,  dass  sie  es  viel  lebhafter  macht,  und  zugleich  schärfer. 
Das  Objectiv  mit  voller  Oeffnung  gibt  nämlich  zwei  Bilder,  die  sich 
Dicht  Toiikommen  decken  ^  das  Oentmm  §^bt  ein  sehr  helles  kräftiges 
Bild,  der  Rand  aber  ein  grösseres  mattes  Bild|  dessen  Schärfe  in 
einer  anderen  Distanz  liegt.  Ein  paar  Versuche  werden  Jeden  von 
der  Richtigkeit  des  Gesagten  überzeugen.  Man  stelle  das  Bild  ohne 
Blende  {auf  einem  Bogen  weissen  Papiers)  ein,  in  der  vorhin  ange- 
gebenen Welse,  dass  man  erst  die  Strahlen  vor  dem  Centruih  der 
Vorderlinse  sich  kreuzen  lässt  und  durch  Hin*  und  Herrücken  des 
Negativs  die  grössimögliche  Schärfe  zu  erreichen  sucht.  Dann 
bringe  müi  eine  Blende  von  etwa  Va  ^^^^  Oeffnung  vor  dem  Ob- 
jecüv  an,  in  einer  solchen  Entfernung,  dass  sie  den  Strahlenkegel 
(den  man  durch  Einblasen  von  etwas  Cigarrendampf  z.  B.  deutlich 
sichtbar  macht)  grade  umfasst.  Der  Unterschied  der  Beleuchtung 
Wird  sich  dadurch  manifestiren ,  dass  die  Schwärzen  viel  inten- 
siver werden,  während  das  Licht  ganz  dasselbe  bleibt.  Nun  aber 
entferne  man  die  Blende  und  decke  das  Sonnenbild  auf  der  Vorder- 
linse mit  einer  Oblate  oder  einem  Pappstückchen  zu ,  das  Bild  wird 
dadurch  ganz  matt  und  unscharf  werden.  **)  Die  Schärfe  dieses 
Bildes  liegt  dem  Apparate  näher,  es  ist  also  grösser,  als  das 
brillante  Bild  des  Centrums. 


*)  Ich  sage  fQr  gewöhnlich,  denn  es  können  besondere  Ffille  yorkommen, 
in  denen  das  Schrägstellen  des  Schirmes  nöthig  ist,  um  Unrichtigkeiten  des 
Negativs  zu  corrigiren,  wenn  man  z.  6.  ein  hohes  Gebäude  mit  sehr  schräg 
stehender  Camera  aufzunehmen  gezwungen  gewesen  ist 

**)  Hr.  Anthony  Tfaouret  hat  zwar  behauptet  (Bull,  de  la  See.  fran^aiBe),  das 
fiUd  verliere  durch  das  Zudeck«n  des  Gentrums  nicht  an  Brillanz,  aber  ein  ein« 
facher  Versuch  beweist  das  Gegentheil.  (Fortsetzung  folgt.} 


20 


Mt.  W.  Howe  tlieilt  im  Britiah  Journal  of  Photography  ew 
Idee  zu  einem  neuen  Giuhause  mit,  die  uns  aehr  gut  sn  Hta 
achelnt,  weil  sie  eine  wirksame  nnd  rasch  zu  findernde  Beleucbtvag 
sulSsBt  Die  Fonn  eines  solcben  Glasfaaoseg  ist  iswsr  eioe  «igtm- 
thümliche,  steht  aber  natürlich  in  Eweiter  Linie. 

Hr.  K.  bemerkt  ganz  richtig,  daes  in  den  meisten  Alefien, 
wenn  man  vom  Aufnahmeplatze  aus  nach  dem  Himmel  sieht,  ob 
grosser  Theil  desselben  durch  die  Sparren  verdeckt  wird  und  daa 
namentlich  das  Licht  nicht  senkrecht,  sondern  schrfig  durch  dit 
Scheiben  auf  die  Figur  fallt.  Femer  wird  eine  Menge  Licht  m 
ganzen  Atelier  zeratreut,  das  hier  die  Schatten  stfirt,  dort  io'i 
Objeotiv  fSUt,  kurzum  mancherlei  Uebles  bewirkt,  so  äiM  nus 
allerlei  Blenden  nud  Tuben  anbringen  muss.  Herrn  Rowe's  Vc» 
schlag  gebt  nun  dahin ,  die  Glasscheiben  so  zu  setzen ,  dau  die 
vom  Modell  aus  gezogenen  Linien  senkrecht  auf  die  HItte  eiltet 
jeden  Scheibe  fallen;  auf  diese  Weise  erhält  die  Figur  alles  (Hreclt 
Licht,   die  Camera  keines.     Nehmen  wir  an,    das  Parallelogramm 


A  B  C  D  sei  30  Fuas  lang  und  15  Fuas  breit  B  C  sei  der  Htal«^ 
grund  und  B  F  und  C  P  undurchsichtige  Wände  bis  6  Fnas  Tor 
dem  Hintergrund.  S  stelle  die  Figur  vor,  die  2  Fuss  vor  dem 
Hintergrund  gleich  weit  von  beiden  Seitenwänden  entfernt  isL  Die 
Linien  w  stellen  Fenster  vor,  die  auf  den  Linien  senkrecht  steben, 
die  man  durch  ihre  Mitte  anf  die  Figur  zieht. 

Stellt  man  sich  bei  S  hin   und  siebt  nach  der  Glasseitc  du 
Banmes,  so  findet  man,    dass  diese  Scheiben  eben  so  viel  Liebl 


21 


darcfalassen,  wie  wenn  in  «inem  gewöbnilchen  vieTBeitigen  Atelier 
das  Gla«  gich  um  die  HSl(te  welter,  närnÜch  bla  H  ansdehnte; 
oder  in  obiger  Figur  durch  9  Fus9  Glas  kommt  so  riel  Licht  wie 
lonfit  durch  15  Fuss.  Natürlich  geht  dadurch  viel  weniger  Liebt 
rerloren.  Ein  Strahl  II,  der  im  gewShnlicben  Atelier  dafi  Glaa 
bei  K  treffen  und  zum  Theii  nach  L  reflectirt  werden,  zflm  Thell 
äof  die  Figur  fallen  würde ,  geht  nach  obigem  Plan  TollatSndlg  und 
perpendiculBr  durch  die  Schübe  w,  und  verliert  nur  ao  viel ,'  wie 
das  Glaa  abaoibirt 

Da  wo  der  Apparat  steht,  sieht  man  nicht  einen  Zoll  breit 
Glas ;  man  wird  daher  viel  klarere  and  bififügere  Bilder  erhalten, 
als  nach  der  gewöhnlichen  Manier;  die  Seitenwände  P  P  sind 
natürlich  fest  .und  undurchsichtig.  Der  hinlere  Theil  des  Raumes 
wird  durch  dies  Arrangement  rerkieinert,  wie  die  Linien  N  0  und 
M  G  es  andeuten. 


lern   Vtthly's  bchs  Ctpirverfthrci. 

Die  „Specificaüon"  des  Wotbly'schen  Patentes  ist  uns  eben 
zugegangen;  wir  beeilen  nns  das  Wesentlichste  daraus  hier  mit- 
sntheilen. 

„Man  nimmt  gutes  photographisches  Papier  und  leimt  es  mit 
ArrowTOOt,  Starke,  Eiwelss  etc.  Zum  Empfindlichmachen  dient 
Collodion  zn  dem  ein  Gomnü  zugesetzt  wurde,  welches  es  elastisch. 


22 


biegsam  und  festhaftend  macht  Zu  einem  Pfund  setzt  man  anderthalb 
bis  drei  Unzen  oder  mehr  salpetersaures  Uranoxyd  und  20  Gian 
bis  2  Drachmen  salpetersaures  Silberoxyd. 

Mit  diesem  Coilodion  tiberzieht  man  das  Papier,  und  nach  der 
Belichtung  im  Copirrahmen  entfernt  man  die  unveränderten  Saiie 
durch  ein  Bad  von  verdünnter  Essigsäure.  Nach  dem  Auswaacbez 
tont  man  mit  Chlorgold.^ 

Wenn  glanzlose  Bilder  verlangt  werden,  nimmt  man  statt  des 
Oollodions  eine  Mischung  von  Alkohol  und  Wasser. 


(Von  unseren  speciellen   Correspondenten.) 

Paris,  November  1864. 
AbdrQcke  auf  Coilodion  und  Glac^papier.  —  Ehrenmedaillen  der  photographisefan 
Gesellschaft.  —  Das  positive  Papier.  —   KupferchlorQr.  —  Pbotosculptor. 

Monsieur  Disd^ri  ist  in  Begleitung  einiger  Künstler ,  Operateurs 
und  Chemiker,  mit  Apparaten  und  Chemiealien  nach  Madrid  und 
den  anderen  Hauptorten  Spaniens  abgereist,  um  Aufnahmen  von 
allem  Sehenswerthen  zu  machen.  Die  Aufnahmen  im  Visitenkarten- 
format  werden  auf  Coilodion  copirt  und  die  Abdrucke  aaf 
weisses  Glanzpapier  übertragen.  Diese  neue  Manier  hat  Disd^ri 
bereits  in  seinem  hiesigen  Atelier  eingeführt  und  verschiedene  andere 
Photographen  sind  ihm  gefolgt. 

In  der  letzten  Sitzung  der  photographischen  Gesellschaft  wurde 
von  Herrn  £.  Becquerel  der  Bericht  der  Commission  verlesen ,  welche 
die  Preise  zu  ertheilen  hatte,  die  von  der  Gesellschaft  den  Autoren 
der  nützlichsten  der  im  Jahre  1863  —  64  veröffentlichten  Mitthei- 
lungen ausgesetzt  worden  sind.  Das  Comit^  hat  die  Ansprüche 
aller  der  Personen  ausgeschlossen ,  die  für  specielle  Preise  z.  B.  den 
des  Duc  de  Luynes  concurriren;  ferner  der  Mitglieder  des  Bnreao's 
und  des  Administrationsausschusses;  sie  hat  sodann  auch  frühere 
Arbeiten  hinzugezogen ,  die  kürzlich  zum  Abschlüsse  gekommen 
sind.  Den  Herren  Blanquard  Evrard ,  Niepce  de  Saint  -  Victor, 
Major  Russell  und  Warren  de  la  Rue  sind  für  ihre  Verdienste 
Ehrenmedaillen  zuerkannt  worden. 

M.  Laulerie  machte  die  Mittheilung,  dass  in  letzter  Zeit  sehr 
viel  Klage  über  die  schlechte  Beschaffenheit  des  positiven  Papiers 
geführt  werde  ^  und  dass  der  Vorstand  ^s  für  seine  Pflicht  halte, 
die  Gesellschaft  davon  zu  unterrichten.  M.  Girard  ist  der  Ansicht, 
das  Papier  habe  wenig  mit  dem  Bilde  zu  thun  und  diene  nur  als 
Unterlage,   man   habe   sich    daher   vorzugsweise   mit   der   spaterea 


23 


Leittun^  oder  Albummirong  zu  beüMsen.  M.  Rolloy  hingegen  hielt 
es  für  wichtig,  auch  die  Papierfrage  2U  studlren,  denn  mandie  Papiere 
zeigten  eine  Menge  kleiner  fettiger  FleclLe,  die  gewiss  nnr  von  der 
ursprünglichen  Leimung  herrühren.  Dies  glaubt  M.  Bertsch  dadurch 
zu  erklären,  dass  seit  dem  Ausbruch  des  amerikanischen  Bürger- 
krieges die  Papierfabrikanten  gezwungen  seien,  geringere  Sorten 
von  Harz  anzuwenden.  Die  Gesellschaft  hat  vor  einigen  Jahren 
ein  Comit^  zum  Studium  der  Papierfrage  ernannt,  dies  hat  aber 
bei  den  Papierfabrikanten  zu  wenig  bewirken  können,  um  irgend 
einen  Erfolg  zu  erzielen. 

Der  Academie  der  Wissenschaften  ist  durch  Herrn  Renault 
eine  Mittheilung  über  die  Lichtempfindlichkeit  des  Kupferchlorürs 
gemacht  worden.  Eine  Eupferplatte  die  man  in  Chlorkupfer,  Eisen- 
chlorid, verdünntes  Königswasser,  eine  Mischung  von  Kali  und 
Ghlorwasserstoffsäure,  kurz  in  irgend  eine  Flüssigkeit  die  Chlor  Irei 
macht,  eintaucht,  überzieht  sic^  mit  einer  hellgrauen  Schicht,  die 
bei  der  Berührung  mit  Kaliumeisencyanür  weiss  und  darauf  braun- 
roth  wird.  Luft  und  Wasser  machen  sie  gelb,  und  die  Flüssigkeit 
wird  allmälig  blau.  Aetzkali  und  die  kohlensauren  Alkalien  färben 
sie  ebenfalls  gelb.  Kohlensaures  Ammoniak  und  Ammoniak  lösen 
sie  auf  und  fkrben  sich  blau.  Die  Schicht  ist  löslich  in  unter- 
scbwefligsaurem  Natron,  Cyankalium,  in  einer  Auflösung  von  Jod 
in  Jodkalinm,  in  verdünnter  Chlorwasserstoffsäure,  schwefelsaurem 
Ainmoniak  etc.  Schwefelsäure  und  Essigsäure  verändern  sie  nicht 
merklich. 

Im  Sonnenlicht  wird  das  Kupfer -Chlorür  schwarz,  es  nimmt 
einen  kupferartigen  Metallglanz  an,  ähnlich  wie  Bruchstücke  von 
Preussiscbblau  oder  Indigo.  Diese  Eigenschaft  lässt  sich  dazu 
benutzen,  auf  Kupferplatten  zu  photographiren.  Herr  Renault  hatte 
eine  solche  Platte  eingereicht,  die  er  in  Cblorkupferlösung  getaucht 
und  unter  einem  Negativ  belichtet  hatte.  Die  oben  angeHlhrten 
Lösemittel  des  Kupferchlorürs  lösen  auch  die  durch  das  Licht  her- 
vorgebrachte Modification. 

Kupferchlorür,  welches  vor  Licht  und  Luft  geschützt  getrocknet 
wird,  behält  seine  weisse  Farbe.    In  der  Sonne  wird  es  gelblich. 

Wird  crjstallinisches  Kupferchlorür,  weiss  und  trocken,  auf 
Papier  der  Sonne  ausgesetzt,  so  verändert  es  sich  nicht;  ebenso- 
wenig das  in  einem  Platintiegel  geschmolzene  und  darauf  pulveri- 
sirte  Kupferchlorür.  Aber  sobald  man  einige  Tropfen  Wasser  darauf 
giesst,  geht  es  in  gelb,  grau,  schwarz  und  schliesslich  in  purpur  über. 

Herr  Faye  empfiehlt,  um  eine  genauere  Beobachtung  zu  er- 
zielen, sich  in  den  astronomischen  Observatorien  der  Photographie  zu 
bedienen.  Er  hält  die  automatische  Beobachtung  für  viel  sicherer, 
als  die  bisher  gebräuchliche,  weil  man  meistens  nur  das  sieht,  was 
einen  grade  interessirt,  während  die  Photographie  Alles  vollständig 
wiedergibt. 

Herr  Oaudet  hat,  wie  vor  einem  Yierteljahrhundert  die  Da- 
guerreotypie ,  so  jetzt  die  Photosculptor  in  England  eingeführt,  und 
bereits  glücklich  mo^ficirt.  Er  wollte  das  grosse  kreisrunde  Atelier 
mit  24  Apparaten  vermeiden  und  in  einem  gewöhnlichen  Aufnahme* 


24 


ranm  operiren.  Die  nöthigen  24  Bilder  erhSlt  er  vermfttebt  dreier 
Cameras  und  dreier  Platten,  deren  jede  8  Bilder  aufnimmt  Das 
Modell  Icommt  auf  eine  runde  Estrade  zu  stehen,  die  sich  drehen 
lässt  Der  Umkreis  dieser  Scheibe  ist  in  24  Theile  getheilt,  tob 
1  bis  24.  Die  drei  Cameras  sind  so  aufgestellt,  dass  sie  genau 
auf  die  Zahlen  1,2,3  gerichtet  sind.  So  erhält  man  ein  Portrait 
ganz  von  yome  und  zwei  etwas  von  der  Seite.  Die  Aufnahme- 
gläser  sind  cyltäderförmig  gebogen.  Wenn  die  drei  ersten  Bilder 
aufgenoDunen  sind,  dreht  man  die  Scheibe  mit  dem  Modell  so, 
dass  drei  neue  Nummern  vor  die  Apparate  kommen;  eben  so  Ter- 
schiebt  man  die  Platten ,  und  wiederholt  dies.  In  den  beiden  ersten 
Posen  erhält  man  sechs  Portraits  mit  den  Gesichtszügen.  Für  die 
späteren  braucht  demnach  das  Modell  nicht  mehr  sehr  ruhig  zu  halten. 
So  bekommt  man  auf  drei  Platten  alle  24  Ansichten;  auf  der 
ersten  befinden  sich  die  Nummern  1,  4,  7,  10,  13,  16,  19,  22. 
Für  den  Operateur,  der  die  Umrisse  der  Bilder  mit  dem  Storch- 
schnabel überträgt,  ist  die  runde  Form  der  Platten  auch  eine 
Annehmlichkeit 

Hm.  IL  B.  in  L.  —  Sie  fällen  ein  hartes  UrtheU  Aber  unsere  jüngst  «l^ 
getauchte  CoUegin,  yon  L.  redigirt:  „Photographischer  Kladderadatsch,  unb«- 
wusster  höherer  Blödsinn,  u.  s.  w.''.    Beruhigen  Sie  sich,  schon  Gdthe  sagt: 

„Es  muss  auch  solche  Käutze  geben''. 

Hrn.  K.  V.  in  Tr.  —  1)  Gesättigte  wässerige  Auflosung  von  salpetrigsaurem 
Bleioxyd  wird  dem  Negativbade  im  Verhaltniss  von  höchstens  1 :  100  zugesetzt. 
Entsteht  Schleier ,  so  ist  tropfenweise  sehr  verdünnte  chemisch  reine  Salpetersior» 
zuzusetzen;  hierbei  muss  man  einen  Ueberschuss  vorsichtig  vermeiden ,  da  sonst 
die  Wirkung  des  salpetersauren  Bleioxyds  wieder  aufgehoben  wird.  Um  grösKre 
Empfindlichkeit  zu  erlangen,  empfehlen  wir  Ihnen,  frische  und  mit  höchst  reiben 
Materialien  bereitete  Silberblder  anzuwenden;  wir  finden,  dass  häufig  hiem 
destillirtes  Wasser  verwendet  wird,  welches  schlechter  ist,  als  manches  Brunnen- 
wasser, da  es  mit  organischen  Verunreinigungen  geschwängert  ist.  2)  Der  dunkle 
Niederschlag  im  Goldbad  ist  wahrscheinlich  Goldoxydhydrat,  welches  stets  sieh 
ausscheidet ,  wenn  Goldchloridlösung  mit  Alkalien  versetzt  wird.  3)  Das  Tonbtd 
kann  essigsaures  und  phosphorsaures  Natron  zugleich  enthalten,  i)  Die  Ver- 
stärkung der  Negativs  mittelst  Jodquecksilber  wird  nach  dem  Fixiren  und  Ab- 
waschen im  bellen  Licht  vorgenommen.  6)  Die  Papierbilder  müssen  im  Dunkelt 
ausgewaschen  und  Im  nicht  zu  hellen  Licht  flxirt  werden ,  da  das  unterscfawefli^ 
saure  Silberoxyd  lichtempfindlich  ist.  6)  Der  Schleier  auf  den  eingesandten 
Negativs  scheint  nicht  aus  dem  Silberbade  zu  stammen,  welches  sauer  resgirt; 
wahrscheinlich  haben  Sie  chemisch  wirksames  Licht  im  Dunkelzimmer.  Nament- 
lich bei  Beginn  der  Entwicklung  muss  dies  fem  gehalten  werden.  7)  Wir  könnet 
Ihnen  keinen  besseren  Rath  ertheilen,  als;  Studiren  Sie  das  Hardwich'seb«  Werk 
über  photographische  Chenüe. 

Hm.  8.  in  Aachen.  —  Fernere  Artikel  über  Glashäuser  und  Beleuchtoof 
sind  in  Vorbereitung.  Ueber  denselben  Gegenstand  finden  Sie  Büttheilaoget 
in  Stemberg's  Vademecum. 


Alle  Briefe   und  Mittheilungen   für  die  Redaction    sind   an,  den   Herausgebsi, 
Paul  E.  Liesegang  in  Elberfeld,  cn  richten. 


Gedruckt  b«i  Sana.  Lneaa  In  £lb«rfeld. 


Photographisches  Archiv. 


WkmmA  JHL  -  IVr.  94.  -  !••  Smmumr  !••&• 


Kobledrickverfahrei» 

Von  Herrn  R.  Severin  im  Haag  empfingen  wir  einige  KoUe- 
bilder  nach  dessen  verbessertem  Verfahren  mit  chinesischer  Tusche, 
die  uns  aufs  neue  beweisen,  dass  das  Eohleverfahren  Bilder  von 
derselben  Feinheit  und  Schärfe  zu  liefern  im  Stande  ist  wie  das 
CUorsilberverfahren.  Der  Ton  ist  ein  ganz  vorzüglicher,  und  die 
Weissen  wird  man  kaum  nach  einer  anderen  Methode  so  rein  dar- 
stellen können.  Unaufgeklebt  sind  die  Eohlebilder  zuweilen  von 
überraschend  plastischer  Wirkung;  dies  kommt  wohl  zum  Theil 
daher,  dass  die  Lichter  wirklich  etwas  erhaben  sind. 

Hr.  Severin  liefert  dem  Publicum  bereits  seit  zwei  Monaten 
Kohlebilder  und  kann  bei  gutem  Licht  täglich  2  bis  300  Copien 
machen.  Die  Bilder  können  vor  dem  Firnissen  (mit  Collodion)  be- 
liebig retouchirt  werden. 

Um  nicht  genöthigt  zu  sein,  die  Negativs  für  den  Eohledruck 
abzulösen  und  umzukehren,  legt  Herr  Severin  bei  der  Aufnahme 
die  empfindliche  Platte  so  in  die  Cassette,  dass  die  CoUodionschicht 
nach  hinten  zu  liegen  kommt  Auf  dem  Deckel  der  Cassette  sind 
vier  Eantschukstückchen  befestigt,  welche  die  Platte  an  den  Ecken 
festhalten.  Nach  dem  Einstellen  muss  natürlich  das  Objectiv  genau 
am  die  Dicke  der  Glasplatte  hereingeschraubt  werden.  Die  Platte 
muss  möglichst  weiss  und  rein  sein.*)    Man  erhält,   wenn   man 


*)  KllrzUeh  wurde  mir  ein  Negativ  gezeigt  welches  eine  ganz  neue  Art  von 
Flecken  hatte;  diese  erwiesen  8;ch  nach  genauer  Besichtigung  als  durch  Wasser- 
tropfen entstanden,  die  während  der  Belichtung  an  der  Rückseite  des  Glases 
hafkoi  gebUeben  waren.  Man  muss  also  wenn  man  durch  die  Glasplatte  exponiren 
wiU,  die  Bückseite  nach  dem  Silbern  gehörig  abtrocknen.    Lg. 

2 


26 


übrigens  ganz  wie  gewöhnlich  verfährt,   umgedrehte  Negativs,  die 
also  richtig  stehende  Kohleabdrücke  geben. 

Der  Kohledruck  scheint   mir  das   einzige  geeignete   Verfahren 
zur  Darstellung  wirklich  haltbarer   Photographien.     Die   sogenannte 
Wothlytypie    bietet    keine   grössere    Garantien    für    die   Dauer   der 
Bilder  als  unsere  gewöhnliche  Chlorsilbermethode,   denn   es  kommt 
Silber  dabei  in  Anwendung,  und  sobald  dies  geschieht,  ist  es  andi 
nöthig  unterschwefligsaures  Natron  oder  Rhodankalium  anzuwenden, 
denn  durch  blosses  Auswaschen  sind  die  Silbersalze  ans  dem  Papier 
nicht  zu  entfernen.    Dies  haben  auch  die  englischen  Photographen, 
welche   die  Wothly'sche  Erfindung  angekauft  haben,  gleich  einge- 
sehen.    Wendet  man  aber  diese  Fixirmittel  an,  so  ist  das  bisherige 
lange   Auswaschen   unvermeidlich.      In   Betreff  der   Rhodanverbin- 
düngen  muss  ich  bemerken,   dass  man  nicht  mit  einem  Fixirbade 
sich  begnügen  darf;   denn  bringt  man'  ein  mit  Rhodanammon  (oder 
Schwefelcyanammonium)    fixirtes    Positiv   in   das  Waschwasser,  so 
bedeckt  es  sich  mit  einem  feinen  Niederschlag  von   in  Wasser  od- 
löslichem  Schwefelcyansilber,  welches  sich  am  Lichte  langsam  röthet 
Man  bemerkt  diesen  Niederschlag  meistens  nicht,  aber  das  Mikroskop 
zeigt  ihn.     Ich  hielt  selbst   früher  ein  einziges   Bad  von  Rhodan- 
ammonium  für  genügend;    aber  ein  weisser  Niederschlag,  der  auf 
Collodionbildem    deutlich    sichtbar   ist,    wenn  man    sie,    nach  der 
Fixirung  mit  Rhodanammon,  abwascht,  veranlasste  mich,  die  Sache 
näher  zu  untersuchen.    Ein  zweites  frisches  Bad  von  Rhodanammon 
reicht  meistens  hin,  diesen  Niederschlag  zu  entfernen.    Der  Vorgang 
ist  einfach  der,  dass  sich  das  Rhodansilber  wohl  in  überschüssigem 
Rhodanammon,  nicht  aber  in  Wasser  löst,  und  daher  durch  Zusatz 
von  Wasser  ausgeschieden  wird,  grade  wie  Jodsilber  beim  Verdünnen 
eines  gebrauchten  Collodionsilberbads  sich  ausscheidet 

Was  die  Erspamiss  bei  dem  Urancopirverfahren  angeht,  so 
dürfte  diese  allerdings  in's  Gewicht  fallen;  Hr.  Wothly  gibt  diese 
auf  60  bis  70  %  an,  doeh  fragt  es  sich,  ob  überhaupt  von  den 
Herstellungskosten  oder  nur  von  den  chemischen  Präparaten.  Jeden- 
falls wohl  das  letztere. 

Es  hat  sich  herausgestellt,  dass  Abdrücke  die  vor  dem  Aof- 
kleben  in  Eautschukauflösung  (Kautschuk  in  Benzin)  getaucht 
wurden,  viel  besser  den  schädlichen  Einflüssen  von  Schwefelung, 
Feuchtigkeit  u.  s.  w.  widerstehen.  Wie  schon  vor  mehreren  Jahren 
Herr  von  Radi  in  diesen  Blättern  mittheilte,  enthält  das  Carton- 
papler  häufig  sogenanntes  Antichlor;  unter  diesem  Namen  verbirgt 
sich  ein  schlimmer  Feind  der  Dauerhaftigkeit,  das  unterschwefligsaore 
Natron.    Seine  Einführung  in  die  Papierfabrication  haben  wir,  soriel 


27 


■ur  bekannt,  demselben  Herrn  Fordos  zu  verdanken,  der  in  die 
Photographie  das  Seld'or  und  das  Goldehloridkalium  einführte.  — 
Sehr  häufig  nun  ist  das  Cartonpapier  oder  vielmehr  das  darin  vor- 
handene Antichlor  Ursache  des  Ausbleichens  der  Bilder.  Ebenso 
ist  das  Klebmittel  oft  Schuld  daran.  Aus  diesen  Gründen  dürfte 
das  Tränken  mit  Kantschuklösung  als  ein  gutes  Schutzmittel  anzu- 
ratfaen  sein.  Wenn  man  eine  möglichst  gesättigte  Auflösung  von 
frischem  noch  hellem  Kautschuk  in  Benzin  mit  Petroleum  verdünnt, 
bekommt  man  eine  ziemlich  billige  Flüssigkeit,  die  vielleicht  schon 
Abdrücke,  die  gut  gegen  das  Licht  fixirt  sind,  auch  gegen  andere 
sonst  schädliche  Reagentien  indifferent  macht.  Lg. 


Albuüipapicr  u«  AuMiiakriadieraig. 

Es  gibt  nichts  Neues  unter  der  Sonne. 

Herr  R.  Le  Grice  in  Aachen  ersucht  uns  mitzutheilen ,  dass 
er  das  Verfahren,  Albuminpapier  durch  Ammoniakräucherung  em- 
pfindlicher zu  machen,  welches  vor  einiger  Zeit  von  Newyork  aus 
importirt  wurde,  bereits  vor  sieben  Jahren  in  Deutschland  vei^ 
offentlicht  habe. 

In  der  That  findet  sich  diese  Behandlung  in  seinem,  1857  in 
Aachen  bei  Benrath  &  Vogelgesang  erschienenen  Werkchen :  ^  Er- 
fahrungen auf  dem  Gebiete  der  practischen  Photographie'^,  be- 
schrieben.   £s  heisst  dort  (S.  100): 

„Wird  besagtes  (Eiweiss-)  Papier  starken  Ammoniakdämpfen 
in  einem  geschlossenen  Räume  ausgesetzt,  so  lässt  es  sich  leichter 
behandeln  und  die  absorbirte  Quantität  Ammoniak  macht  es  femer 
nach  dem  Silberbad  ungleich  empfindlicher,  als  früher^. 


Km  lenes  Haloidstnentofsak  lies  Silbers. 

Von  Dr.  J.  SclUiaiUU. 

Schon  längst  versuchte  ich,  ob  sich  nicht  noch  mehrere  dem 
Jodsilbersalpeter  analoge  Verbindungen  bilden  Hessen,  das  heisst, 
derartige,  dass  ein  Haloidsalz  des  Silbers,  z.  B.  Brom-  oder  Chlor- 
silber etc.,  mit  dem  salpetersauren  Silberoxyd  (einem  Sauerstoffsalz) 
zu  einer  crystaUisirbaren  Verbindung  zusammenträte;  doch  gelang 
mir  dies  erst  kürzlich  mit  dem  Cyansilber,  Ag  Cy  oder  Ag  C2  N. 
Das  Cyansilber  ist  ein  weisser ,  in  Wasser  und  den  meisten  Flüssig- 
keiten unlöslicher  amorpher  Körper,  welchen  man  erhlUt ,  wenn  man 
eme  Lösung  von  Cyankalium  so  lange   unter  Umrühren  in   eine 


28 


Lösung  von  salpetersanrem  Silberoxyd  eintröpfelt,  als  noeh 
Niederschlag  entsteht  Dieser  wird  durch  Decantiren  oder  FfltiireB 
ausgewaschen  und  noch  feucht  so  yiel  davon  in  eine  concentdrte 
kochende  Lösung  von  salpetersaurem  Silber  eingetragen,  als  sack 
lösen  will.  Die  Flüssigkeit  färbt  sich  bald  schwarz  durch  Redudioii 
▼on  etwas  Silber;  man  filtrirt  durch  ein  kleines,  erwärmtes  Filter 
in  ein  erwärmtes  Glas.  In  letzterem  setzen  sich  bald  kleine  durdi- 
sichtige ,  weisse  Nadeln  ab ,  die  einen  starken  Diamantglanz  beaitKaa 
und  denen  des  Jodsilbersalpeters  sehr  ähnlich  sind.  Man  gieast  die 
überstehende  Flüssigkeit  ab  und  gibt  die  Crystallmasse  auf  ein 
Filter,  wo  man  sie  so  lange  mit  starkem  Alkohol  auswäsdit,  als 
noch  salpetersaures  Silber  gelöst  wird,  was  man  durch  Zusatz  tob 
Salzsäure  zum  Alkohol  prüft,  dieselbe  darf  nämlich  keinen  Nieder- 
schlag von  Chlorsüber  mehr  hervorbringen.  Alsdann  trocknet  man 
das  Doppelsalz  und  verwahrt  es  in  wohlverschlossenen  und  g^;en 
das  Licht  geschützten  Gläsern  auf. 

Dieses  Doppelsalz ,  welches  man  Cyansilbersalpeter  nennen 
könnte,  zeigt  folgende  EigenschiEiften :  Wenn  es  in  der  Flamme  der 
Spirituslampe  erhitzt  wird;  so  verpufft  es  unter  Feuererscheinong 
imd  zurück  bleiben  Silberkügelchen.  In  Wasser  ist  es  unlöslich 
und  wird  davon,  ganz  ähnlich  Wie  der  Jodsilbersalpeter,  sogleich 
zersetzt,  indem  sich  salpetersaures  Silber  auflöst  und  unlösliches 
Cyansilber  sich  ausscheidet  Letzteres  behält  die  Form  der  Chystalle 
bei.  In  Alkohol  ist  es  unlöslich,  wird  aber  nicht  von  demselben 
zersetzt ,  weshalb  man  es  mit  Alkohol  vom  Ueberschuss  des  salpeter- 
sauren Silbers  befreien  kann.  Mit  Salzsäure  bildet  es  Chlorailber 
unter  Entwicklung  von  Blausäure. 

Diese  Verbindung  könnte  mit  der  von  Wöhler  entdeckten 
(Poggendorffs  Annalen  I.  234)  für  identisch  gehalten  werden,  wenn 
nicht  die  quantitative  Analyse   ein  ganz   anderes  Ergebniss  lieferte. 

Das  Wöhler'sche  Doppelsalz  besteht  nämlich  aus: 
AgO,  NO 5.  170.  38,58. 

2  Ag  Cy.  268.  61,42. 

Ag  0 ,  N  0  B  +  2  Ag  Cy.  438.  100,00. 

Das  meinige  nach  zwei  im  chemischen  Laboratorium  des  Heim 
Professor  Reichardt  hier  ausgeführten  Analysen  aus: 

Gefunden :  Berechnet: 

L  n. 

2  (Ag  0 ,  N  0  ß.)                         72,18.         72,22.  71,79. 

AgCy.  27,46. 28,2  L 

2(AgO,  NOß)  +  AgCy.        99,64.  100,00. 


29 


IMe  Analysen  worden  so  ansgeftthrt,  dass  das  Doppelsalx  mit 
ganz  verdiinnter  Salpetersäure  behandelt  wurde ,  welche  alles  Ag  0, 
N  O  5  anszog,  während  Ag  Cy  hinterblieb.  Letzteres  wurde  ab- 
fikrirt,  getrocknet  nnd  gewogen.  Aus  der  salpetersauren  Lösung 
wnrde  alles  Silber  als  Chlorsilber  gefaüt  und  bestunmt 

Beim  ersten  Versuche  gaben  0,284  Gramm  des  Doppelsalzes 
(welches  wasserfrei  ist)  0,078  Ag  Gy  =  27,46  Procent,  und  0,173 
Gramm  Ag  Gl  »  0,205  Gramm  Ag  0,  NOg- 

Beim  zweiten  Versuch  gaben  0,500  Gramm  des  Doppelsalzes 
0,305  Gramm  Ag  Gl  »  0,361  Gramm  AgO,  NOg.  Das  Gyan- 
Silber  wurde  hierbei  nicht  wieder  bestimmt 

Aus  diesen  Resultaten  ergeben  sich  die  obigen  Formeln,  welche 
denen  Wöhlers  sehr  widersprechen. 

Bezüglich  der  photographischen  Eigenschaften  des  Gyansilber- 
salpetws  ist  nichts  Besonderes  zu  berichten.  Er  yerändert  sich 
wenig  am  Licht,  ist  bei  weitem  nicht  so  lichtempfindlich,  wie  der 
Jodsilbersalpeter.  Wenn  man  eine  Höllensteinlösung  von  ungeföhr 
der  Verdünnung,  wie  ein  gewöhnliches  negatives  Silberbad  mit 
CyanaUber  sättigt  und  Gollodionplatten  darin  empfindlich  macht,  so 
ist  das  Resultat  kein  anderes,  als  das  gewöhnliche. 


Referate  ilier  Towlers:  j^Tke  silfer  subetii'^ 

Von  Dr.  A.  Weiske.*^ 

n.    Towlers  negatiTes  CollodionTerfahren. 

3.    Die  Hervorrufung. 

Wenn  die  mit  jodbromirtem  GoUodion  überzogene  Platte 
genügend  lange  im  Silberbade  verweilt  hat,  so  ist  sämmüiches 
Jod-  und  Bromsalz  in  Jod-  und  Bromsilber  verwandelt  worden. 
Zugleich  aber  adhärirt  noch  an  der  aus  dem  Silberbad  genommenen 
Platte  eine  Schicht  von  Silbemitratiösung.  Wird  nun  die  Platte  in 
der  Gamera  dem  Lichte  exponirt,  so  wirkt  dies  eigenthümllch  ver^ 
ändernd  auf  die  Schicht.  Was  erstens  die  auf  der  Schicht  haftende 
freie  Silbemitratiösung  betrifft,  so  wird  diese  jedenfalls  bei  der 
immerhin  nur  kurzdauernden  und  relativ  schwachen  Belichtung  in 
der  Gamera  chemisch  nicht  verändert,  denn  es  gehört  eine  starke 
und  andauernde  Belichtung  dazu,  um  aus  einer  Silbemitratiösung 
nur  wenige  ganz  kleine  metallische  Sllberflitterchen  zu  reduciren. 
Die  Veränderung  kann  also  nur  das  Jod  -  und  Bromsilber  betreffen. 


*}    FortoetzoBg  von  8.  464.  Bd.  V. 


30 


Auf  beide  wirkt  das   Licht  in  etwas  verschiedener  Welse.    Beide 
werden  bei  genügender  Belichtung  gefärbt,   das  erstere  braun,  dai 
andere  grau,    und   das  Jodsüber   auch   nur,   wenn   es    mit  übe^ 
schlissigem  Silbersalz  bereitet  ist  (Vogels  y^ß  Jodsilber'').    Das  Biobi- 
Silber  wird  aber  bei  dieser  Färbung  theilweise  reducirt,   denn  es 
wird  Brom  frei;   das  Jodsilber  bleibt  dabei  chemisch  unverüDdeit, 
es  wird  kein  Jod  frei.     So  lange,  bis   eine  merkliche  Färboni^  dei 
Jod-  und  Bromsilbers  sich  zeigt,  wird  aber  überhaupt  in  der  Garnen 
gar  nicht  belichtet.     Die   im   Dunkeln   aus    der   Caasette    heraus- 
genommene  Platte  zeigt  für   das   Auge  keine  Veränderung;    woU 
aber   hat    das   Jod-    und   Bromsilber    denhoch   eine    VeränderuDg 
'  erlitten.    Es   hat  nämlich   an  den  belichtet  gewesenen  Stellen  die 
Eigenschaft  erlangt,  ihm  auf  passende  Weise  dargebotenes,   hÖehsC 
fein   vertheiltes,    pulveriges  Silber   auf  sich   niederzuschlagen  und 
zwar  innerhalb  gewisser  Grenzen  um  so  mehr,  je  stärker  die  Be- 
lichtung gewesen  ist.     Ueberschreitet  man  aber  diese  Grenzen,  und 
belichtet  man  noch  länger  oder  stärker,  so  nimmt  diese  AnzieJmngi- 
kraft  für  Silberpulver  wieder  ab  und  die  Platte  erscheint  nach  dem 
Entwickeln,  wie  es  der  Practiker  nennt,   verbrannt  oder  solarisirt 
Das  feine  Silberpulver  lässt  sich   auf  verschiedene  Weise  hei^ 
stellen ;  Im  Allgemeinen  aber  am  besten  dadurch ,  dass  man  zu  emer 
Silbemitratlösung  einen  Stoff  fügt,  der  grosse  Neigung  hat,  sich  zu 
oxydiren ,  der  daher  dem  aufgelösten  Silberoxyd  den  Sauerstoff  ent- 
zieht und  das  reine   Silber  pulverig  niederfallen  lässt     Am  gedg- 
netsten  zum  vorliegenden  Zwecke  sind  Gallussäure,  PyrogaUussäore 
und   Eisenvitriollösnng.      Die   Rednction    des    Silbers    durch   diese 
Stoffe  hat  an  und  für  sich  mit  dem  Lichte  nichts  zu  thun,  denn 
sie  findet  ebenso  im  Dunkeln  wie  am  Lichte  statt 

Die  zur  Erzeugung  des  Silberpulvers  nöthige  Silbemitratlösung 
ist  auf  der  Jodbromsilberschicht  schon  vorhanden.  Sie  ist  beim 
Herausnehmen  aus  dem  Silberbade  darauf  hängen  geblieben.  Man 
hat  daher  nur  nöthig,  die  reducirende  Flüssigkeit  aufzugiessen,  um 
das  Silberpulver  auf  der  Platte  entstehen  zu  lassen.  Wollte  man 
aber  nur  eine  reine,  mehr  oder  weniger  concentrirte  GaUussäore-, 
Pyrogallussäure-  oder  Eisenvitriollösung  auf  die  Schicht  giessen, 
so  würde  die  Bildung  des  Silberpulvers  viel  zu  rasch  und  jäh  Tor 
sich  gehen,  und  das  Silberpulver  würde  als  ein  lockerer,  leicht 
abzuwischender  Niederschlag  die  ganze  Platte  bedecken,  weil  die 
In  den  belichteten  Jodsilberstellen  sitzende  Anziehungskraft  nicht 
Zeit  genug  haben  würde ,  die  in  der  Flüssigkeitsschicht  entstandenep 
Silbertheilchen  an  diese  Stelle  zu  ziehen  und  dort  festzuhsltoL 
Man  muss  daher  die  Reduction  des  Silbers   möglichst  zu  yeizögein 


31 


Kidien,  ond  dies  geschieht  am  besten  dadurch,  dass  man  die 
redacirende  Lösung  (Galiussäore  u.  s.  w.)  mehr  oder  weniger  mit 
Essigsaure  oder  Gtronensäure  ansäuert.  Dann  geht  die  Reduction 
so  langsam  vor  sich,  dass,  wenn  man  die  Flüssigkeit  langsam  auf 
der  Platte  hin-  und  herlaufen  lässt,  die  sich  langsam  ausscheidenden 
Silbertheilchen  immer  nur  an  den  beUchteten  Stellen  festgehalten 
werden.  Dadurch  entsteht,  wegen  der  dunkeln  Farbe  des  Silber- 
pulrers  und  seiner  theilweisen  Undurchsichtigkeit  auf  der  Platte,  ein 
Bild  der  belichtet  gewesenen  Stellen ,  und  man  nennt  daher  die  zur 
Reduction  des  Silbemitrates  dienende  Flüssigkeit  den  Hervor- 
rufet  oder  Entwickler  des  Bildes. 

Soll  das  Bild  auf  der  Collodionschicht  ein  negatives  sein,  d.  h. 
zum  Abdruck  positiver  Copien  auf  Papier  verwendet  werden,  so 
muss  der  Silbemiederschlag  an  den  belichtet  gewesenen  Stellen 
weit  dichter  und  opaker  sein ,  als  bei  den  schon  früher  besprochenen 
CoUodionpositiven  oder  Ambrotypen.  Es  muss  daher  erstens  durch 
eme  längere  Belichtung  eine  grössere  Summe  anziehender  Kraft  für 
die  Silbertheilchen  aufgespeichert  werden ,  und  zweitens  muss  auch 
die  redudrende  Wirkung  des  Entwicklers  noch  langsamer  vor  sich 
gehen,  als  bei  den  Ambrotypen  nöthig  ist.  Die  langsamere  Ent- 
wicklung erreicht  man  dadurch,  dass  man  den  Entwickler  weniger 
concentrirt  anwendet  und  ihm  mehr  Säure  zusetzt.  Der  Säurezusatz 
kann  hier  recht  gut  doppelt  so  gross  sein.  Folgende  von  Towler 
angegebenen  Entwickler  für  Collodionnegative  sind  von  vorzüglicher 
Wirkung. 

I.    Eisenentwickler. 
Schwefelsaures  Eisenoxydul  (Eisenvitriol)     .     4  Gewichts-Theile. 
Regenwasser  (oder  destiUirtes  Wasser)    .     .  64  „  „ 

Eisessig 12  „  „ 

Alkohol 6  „  „ 

Letzterer  kann  auch  weggelassen  werden ,  wenn  die  Flüssigkeit 
auch  ohnedies  die  Platte  schon  benetzt  und  gut  überfliesst. 

IL  Pyrogallusentwickler. 
Pyrogallussäure  .  1  Gewichts  -  Theil. 
Wasser  ....  320  „  „ 

Essigsäure   ...     40  „  „ 

Alkohol  ....  einige    Tropfen    (etwa    3    auf    die 
Unze  Wasser.) 

(LoL  neuerer  Zeit  hat  auch  Meynier  einen  neuen  Entwickler  statt 
des  Eisenvitriols,  nämlich  ein  Doppelsalz  desselben,  das  schwefel- 
saure Eisenoxydulammon  vorgeschlagen.  Ich  habe  jedoch  nach  den 
umfassendsten  Versuchen  nicht  den  geringsten  Yortheil  dieses  theu- 

Pkttosr»9ldi6liM  ArchlT.  Sr.  74. 16.  Jaanar  1866.  2 


reren  Präparates  auffinden  können;  denn  erstens  wirkt  es  als  Ent- 
wicider  nicht  nm  ein  Haar  anders  oder  besser,  als  reiner  Eüm- 
vitriol,  und  zweitens  htUt  sich  seine  neutrale,  nicht  mit  EssigsJInr« 
versetzte  Lösung  ebensowenig,  als  die  des  reinen  EiaenvitiioU, 
sondern  trübt  sich  ebenfalls  in  Folge  höherer  Oxydation  des  Eüku. 
Ja  schon  beim  blossen  Auflösen  in  heissem  Wasser  zersetzt  stdi 
das  schwefelsaure  Eisenammon  und  gibt  eine  trabe  Lösung.  L'ebn- 
gens  ist  es  auch  für  photographische  Zwecke  ganz  gleichgültig,  ob 
der  gewöhnliche  EisenTitriol  chemisch  rein  oder  kupferhaJü^  ix. 
Ja  es  empfehlen  sogar  manche  Photographen,  freilich  ohne  rIIcd 
triftigen  Gmnd  und  sichtbaren  Erfolg,  Zusatz  von  Eupfervitriot- nm 
Entwickler.     Weiske.)  (FoHieizan;  foift.) 

Der  VeifrÖsseruBgs- Apparat *> 

Zum  Aufspannen   des  empfindlichen   Papiers  dient   eine  gros« 
Cassette  C,  die  auf  dem  Ständer  S  befestigt  wird,   und  sowol  tjner 


wie  aufrecht  gestellt  werden  kann.    Die  beiden  Deckel  der  Casaeltt 
Bind  mit  Täfelwerk   gefugt,    damit  ein  Verziehen   nicht  stsuGod«. 


33 


Gans  grosae  Papiere  werden  durch  den  mittleren  Rahmen  A  blo6 
eingeklemmt,  kleinere  befestigt  man  am  besten  mit  kleinen  Heft- 
zwecken.  Der  Halter  H  kann  leicht  auf-  und  abwärts  geschoben 
werden y  und  wird  durch  die  Feder  bei  B  gehalten;  seine  Seiten- 
tbeile  D  D  lassen  sich  ausziehen  und  durch  Schrauben  festhalten. 
Die  Camera  kommt  auf  einen  schweren  festen  Holzblock  oder 
ein  solides  Stativ  zu  stehen. 

Soviel  über  die  einzelnen  Theile  des  Apparats.  Er  wird  auf- 
gestellt in  einem  Zimmer,  welches  ein  nach  Süden  gehendes  Fenster 
besitzt.  In  dem  Fenster  wird  ein  hölzerner  Laden  oder  Schieber 
angebracht,  mit  einer  viereckigen  Oeffnung,  in  der  man  den  Rahmen 
mit  dem  Spiegel  mit  starken  Schrauben  befestigt  Hinter  diese 
Oeffnnng  setzt  man  in  gleicher  Höhe  die  Camera,  die  grosse  Linse 
nach  dem  Spiegel  gewendet,  und  so  befestigt,  dass  sie  nicht  leicht 
erschüttert  werden  kann.  Wenn  der  Fussboden  des  Locals  nicht 
ganz  fest  ist,  wird  man  gut  daran  thun,  noch  einige  starke  Bohlen 
darüber  zn  legen,  oder  sonstwie  eine  solche  Befestigung  anzubringen, 
die  ein  schädliches  Erzittern  durch  das  Auftreten  etc.  verhütet. 

Durch  einen  dichten  Vorhang  oder  irgend  ein  anderes  zweck* 
entsprechendes  Mittel  hält  man  das  zwischen  Camera  und  der  Oeffnung 
des  Rahmens,  nicht  vom  Spiegel  kommende  Licht  ab;  ebenso  sind 
etwaige  andere  Oeffnungen  des  Zimmers  sorgfältig  zu  verschliessen, 
es  darf  kein  anderes  Licht  in  das  Zimmer  gelangen,  als  das,  welches 
durch  die  Oeffnung  der  Blende  fällt  Noch  practischer  aber  ist 
es  wenn  man  die  übrigen  Fenster  mit  dichten  Vorhängen  oder 
Schinnen  von  orangegelber  Farbe  schliesst,  damit  es  im  Raum  selbst 
bei  geschlossenem  Objectiv  noch  hell  genug  ist;  auch  kann  man 
allenfalls  vor  der  Camera  einen  Rahmen  mit  einem  gelben  Glase 
anbringen;  dies  ist  sogar  in  gewisser  Hinsicht  noch  bequemer,  da 
man  dann  direct  auf  dem  empfindlichen  Papier  einstellen  kann.  Bei 
bedeutenderen  Vergrösserungen  wird  man  sieh,  am  Apparat  stehend, 
zum  Einstellen  des  Bildes  mit  Vortheil  eines  guten  Opernguckers 
bedienen. 

Wenn  alles  nadi  obigen  Angaben  gerichtet  und  das  Bild  ein- 
gestellt ist,  belichtet  man  durch  Abheben  des  Objectivdeckels. 

Während  der  Belichtung  ist  höchst  sorgfältig  jede  Bewegung 
zu  vermeiden,  die  eine  Erschütterung  verursachen  könnte.  Man 
stelle  sich  während  dessen  auf  ein  anderes  Brett  des  Fussbodens 
als  das  worauf  der  Apparat  steht  Bei  der  grossen  Empfindlichkeit 
des  Papiers  (über  dessen  Präparation  und  Behandlung  wir  in  einer 
sji^teren  Nummer  berichten  werden)  ist  nur  eine  kurze  Belichtung 
erforderlich,    von  30,    60,   90  Secunden.     Man  belichtet  bis   das 


34 


Bild  ganz  schwach  sichtbar  ist;  dies  ert(ennt  man  leicht,  wenn 
ein  mattes  Glas  vor  das  Objectiv  hält 

Sobald  man  belichtet  hat,  und  sich  vom  Apparate  entfenea 
will,  gebrauche  man  die  Vorsicht,  den  Spiegel  von  der  Sonne  ab- 
zuwenden und  den  Condensator  ausserdem  durch  ein  Tuch  zu  rer- 
hängen,  denn  lässt  man  den  Spiegel  stehen,  so  wird  der  Brennpunkt 
der  Linse  allmälig  einen  seitlichen  Weg  beschreiben,  und  sobald 
er  das  Holz  der  Camera  berührt,  dies  in  Flammen  setzen.  Das 
Brett,  an  dem  sich  das  Objectiv  befindet,  wird  der  Vorsorge  halber 
rückwärts  mit  einer  Blechplatte  versehen,  damit  so  leicht 
Unglück  passiren  kann. 

Die  Sonne  darf  den  Condensator  niemals  direet  treffen,  und 
sie  im  Winter  so  tief  steht,   dass   sie  dies  thut,   entfernt  man  die 
Camera  von  der  Oeffnung. 

Schliesslich  haben  wir  noch  zu  betrachten,  ob  wirklich  das 
einfache  System  welches  wir  hier  empfehlen  und  das  wir  seit  fonf 
Jahren  unablässig  empfohlen  haben,  auch  wirklich  gut  ist,  und  ob 
es  nicht  andere  bessere  Systeme  gibt.  Wir  könnten  uns  hier  auf 
das  Zeugniss  eines  in  der  Photographie  wie  der  Optik  wohl  be- 
wanderten Gelehrten,  des  Hrn.  Prof.  Dr.  Towler  berufen,  der  (im 
American  Almanack  for  1864)  angibt,  dass  unsere  Vergrössenmgs- 
Apparate  zu  den  besten  zu  rechnen  seien,  die  in  irgend  einem 
Lande  gefertigt  werden  *),  aber  wir  glauben  auch  behaupten  so 
können,  dass  das  System  welches  wir  in  Anwendung  bringen,  uDd 
das  wie  gesagt,  kein  anderes  ist,  als  das  von  Woodward  erfundene, 
einfacher  und  mindestens  eben  so  lichtstark  ist,  wie  irgend  ein 
anderes  bis  jetzt  bekanntes  System. 

Die  Solarcamera  ohne  Reflector,  die  also  direet  auf  die  Sonne 
gerichtet  ist,  gewährt  in  der  That  keinen  Vortheil  vor  der  Wood- 
ward'schen,  Ist  indessen  viel  unhandlicher  und  schwerer  zu  regieren. 

Die  Beleuchtung  mit  convergirenden  Strahlen  glaubt  Bertsdi 
durch  eine  parallele  Beleuchtung  mit  Vortheil   ersetzen  zu  können. 

Um  diese  zu  bekommen,  braucht  man  nur  den  Condensator 
fortzulassen.  Dieser  Versuch  ist  leicht  anzustellen.  Man  wird 
sofort  wahrnehmen,  dass  das  Bild  in  diesem  Falle  viel  matter  wird, 
also  eine  bedentend  längere  Belichtungszeit  erfordert,  und  femer 
dass  nur  sehr  kleine  Negativs  benuzt  werden  können,  in  Wirk- 
lichkeit nur  solche,  die  nicht  grösser  sind,  als  das  vergrössemde 
Objectiv.     Wendet  man   einen   Condensator  an  mit   einer  zweiten 


*)    The  Solar  Cameras  mannfactared  by  Liesegang,  in  Gennany,   are  eqnal 
to  the  best  in  any  ooimtry. 


35 


negathren  Linse,  nm  die  Strahlen  (wie  wir  im  Handbuche  IV.  Aufl. 
S.  257  gezeigt)  parallel  zn  machen,  so  ist  zwar  das  Bild  bei  weitem 
heller,  aber  der  Uebelstand,  dass  nur  kleine  Negativs  zu  brauchen 
sind,  dauert  fort.  Eine  grössere  Schärfe  wird  durch  parallele  Be- 
leuchtung nicht  bewirkt,  ebensowenig  irgend  ein  anderer  Vortheil. 
Wir  haben  noch  kürzlich  uns  vielfach  mit  vergleichenden  Versuchen 
in  dieser  Hinsicht  beschäftigt  und  sind  zu  dem  Resultate  gekommen, 
dass  durch  die  Beleuchtung  wie  wir  sie  oben  ausführlich  beschrieben, 
ein  eben  so  scharfes,  aber  viel  liclitstärkeres  Bild  bewirkt  wird,  wie 
mit  irgend  einer  anderen.  Natürlich  ist  es  nöthig,  dass  man  sich 
genau  an  die  Angaben  hält,  denn  sonst  wird  man  allerdings  (wie 
dies  mit  irgend  jedem  anderen  System  möglich)  in  den  Portraits 
Besenreiser  an  Stelle  der  Haare  belcommen.  Was  die  Aehnlichkeit 
des  Bildes  mit  dem  Negativ  angeht  (wir  meinen  das  Freisein  von  irirend 
welcher  Verzerrung)  so  leistet  auch  hier  unser  Apparat  das  mög- 
liche. Wir  haben  ein  äusserst  scharfes  Negativ  von  2x3  Zoll 
nach  einer  Annoncenseite  der  Zeitschrin:  „lieber  Land  und  Meer^ 
aufgenommen,  und  dieses  mit  einer  Doppellinse  von  nicht  mehr  als 
%  Zoll  Brennweite  auf  einen  etwa  12  Fuss  entfernt  stehenden  Schirm 
geworfen,  nachdem  wir  uns  davon  überzeugt  hatten,  dass  im  Negativ 
die  Linien  ganz  grade  waren ;  beim  Anlegen  des  Lineals  an  die  Linien 
des  projicirten  Bildes  war  keine  Verzerrung  wahrzunehmen,  und 
die  Schärfe  war  noch  sehr  bedeutend;  die  Vergrösserung  war  eine 
ganz  aussergewöhnliche ,  denn  ein  Wort,  welches  im  Negativ  eine 
Länge  von  13  mm.   besitzt,  erschien  im  Bilde  45  cm.  lang. 

Auch  die  Beleuchtung  des  Bildes  ist  vollkommen  gleichmässig 
bis  zum  Rande;  Hr.  v.  Monckhoven  hat  zwar  berechnet,  dass  sie 
am  Rande  heller  sein  müsse,  als  im  Centrum,  aber  die  Praxis,  die 
hier  doch  wol  maassgebend  ist,  zeigt  nichts  derartiges,  wie  auch 
Herr  Coleman  Seilers  in  einem  Briefe  an  das  British  Journal  noch 
kürzlich  berichtete.  Eine  zweite,  convex-concave  Linse  anzuwenden, 
wie  Hr.  v.  M.  vorschlägt,  ist  also  gar  nicht  nöthig;  Hr.  Satton  hält 
sie  sogar  für  nachtheilig  (m.  s.  phot.  Notes,  Sept.  1.  1864).  Der 
Condensator  braucht  überhaupt  nicht  achromatisch  zu  sein,  denn 
die  Condensirungslinse  leitet  alle  Strahlen  die  auf  sie  fallen,  in's 
Objectiv.  Wie  sehr  die  Strahlen  auch  zerstreut  sein  mögen,  das 
achromatische  Objectiv  bringt  alles  wieder  in  richtige  Ordnung.  Man 
kann  daher  von  theuren  und  lichtabsorbirenden  achromatischen  Be- 
lenchtongslinsen  gänzlich  absehen.  Das  Resultat  wird  durch  die* 
selben  nicht  verbessert.  Lg. 


36 


Pbvtolitliiigrapliisdke  Ueliwiracksdkwine. 

Von  E.  J.  isser;^ 

Eine  brauchbare  Ueberdruckschwärze  ist  bei  der  Photolitho- 
graphie  von  grosser  Wichtigkeit;  sie  muss  rein  auf  das  umzn- 
druckende  Positiv  gebracht  werden  können,  und  auf  dem  litho- 
graphischen Stein  ein  festes  Bild  geben,  welches  nicht  geätzt  zo 
werden  braucht.  Dies  wird  zum  grössten  Theil  durch  meine  frühere 
Tinte  mit  Stearin  (photogr.  Archiv.  Nr.  66,  pag.  392)  bewirkt 
Fernere  Versuche  aber  haben  mich  zu  einer  anderen  Composition 
geleitet,  wodurch  die  Arbeit  bedeutend  vereinfacht  wird.  Ich  mische 
nämlich  nur  Olein  mit  der  gewöhnlichen  lithographischen  Druck- 
schwärze; da  das  Olein  wie  das  Stearin  in  Wasser  unlöslich  ist, 
vermeidet  man  das  Aetzen  des  Steins.  Das  Ole'in  verbindet  sich 
viel  leichter  und  besser  mit  der  Schwärze  als  das  leicht  crystalli- 
sirende  Stearin. 


Das  TaHHin  nad  seine  VeniBreiiiigiuigen. 

Von  Emerson  J.  Reynolds.'*^ 

Als  ich  vor  einiger  Zeit  RusseFsche  Bromsilber -Tanninplatteo 
präparirt  hatte ,  fand  ich ,  dass  diese  schon  einen  Tag  nachher  beim 
alkalischen  Entwickeln  Neigung  zu  Flecken-  und  Schleierbildung 
zeigten.  Anfangs  glaubte  ich ,  die  Platten  seien  nach  dem  Empfind- 
lichmachen nicht  hinreichend  gewaschen  worden;  aber  einige  Ver- 
suche fährten  mich  zu  der  Ueberzeugung ,  dass  die  Tanninlosung 
daran  Schuld  sei.  Diese  war  nach  der  Vorschrift  auf  Seite  53 
(Russell,  das  Tanninverfahren,  2te  Aufl.  Berlin,  Grieben.  1864) 
bereitet  und  hatte  bisher  gute  Resultate  gegeben.  Frische  Losung. 
mit  einer  anderen  Sorte  Tannin  bereitet,   gab    reine,    klare   Bilder. 

Ich  habe  kürzlich  eine  Anzahl  verschiedener  Sorten  von  kauf- 
lichem Tannin  untersucht,  um  die  Verunreinigungen  aufzufinden, 
die  den  oben  beregten  Fehler  und  vielleicht  auch  die  von  Russell 
und  Anderen  bei  einigen  Tanninarten  bemerkte  „ünempfindlichkeit" 
verursachen.  In  einigen  Sorten  fand  sich  Chlorophyll,  und  gerade 
diese  Sorten  waren  weniger  empfindlich,  als  die,  worin  es  fehlte. 
Das  Chlorophyll  ist  leicht  zersetzbar;  wenn  auch  flir  sich  in  Wasser 
wenig  löslich,  vermehrt  doch  die  Gegenwart  von  Gerbsäure  seine 
Löslichkeit.     Am  leichtesten   entfernt  man   es  in  folgender  Weise: 


*)    Aus  der  Tijdschrift  voor  Photographie.    I.   Nr.  11. 
**)    Aus  dem  British  Journal  of  Photography. 


37 


Man  löst  8  Gramm  Tannin  in  60  Gramm  destillirten  Wassers; 
diese  Lösung  giesst  man  in  eine  in  heissem  Wasser  stehende  Schale. 
Sobald  die  Flüssigkeit  hinreichend  warm  geworden,  setzt  man 
2  Gramm  Kaolin  hinzu,  die  man  vorher  mit  destillirtem  Wasser 
gewaschen  und  geglüht  hat.  Die  Mischung  wird  gut  umgerührt 
und  bleibt  5  bis  10  Minuten  in  dem  heissen  Wasser.  Man  filtrirt 
alsdann  und  setzt  der  klaren  Flüssigkeit  30  Gramm  Alkohol  und 
ebensoTiel  Wasser  zu.  Die  Flüssigkeit  enthält  nun  ungefähr 
lV2*^/o  Tannin. 

Diese  Methode  bietet  die  wichtigen  Vortheile  dar,  dass  ver- 
schiedene Verunreinigungen,  unter  andern  das  Chlorophyll,  rasch 
entfernt  werden,  und  dass  das  Filtriren  sehr  rasch  vor  sich  geht. 
Ich  habe  viele  unreine  Tanninsorten  in  dieser  Manier  behandelt, 
und  habe  gefunden,  dass  sie  dann  ganz  gut  wirkten.  —  In  Betreff 
der  im  käuflichen  Tannin  gewöhnlich  vorkommenden  Verunreini- 
gungen wird  es  von  Interesse  sein ,  die  Bereitung  und  Eigenschaften 
der  reinen  Gerbsäure  nach  neueren  glaubwürdigen  Forschem  zu 
beschreiben. 

Mit  „Tannin^  bezeichnet  man  oft  im  Allgemeinen  das  saure 
adstringirende  Prinzip,  welches  sich  in  manchen  Pflanzen,  in  der 
Rinde  gewisser  Bäume  und  in  den  Auswüchsen  einiger  Eichenarten 
findet  Der  Pliotograph  hat  es  nur  mit  der  Säure  zu  thun,  die 
aus  den  Galläpfeln  gewonnen  wird.  (Die  Galläpfel  werden  wie 
bekannt  durch  Insectenstiche  in  der  Quercus  infectoria  erzeugt.) 
Man  nennt  daher  das  aus  Galläpfeln  bereitete  Tannin  auch  „Gallen- 
gerbsäure.^  Guibert's  Analyse  der  besten  Aleppo -  Galläpfel  ergab: 
Gerbsäure  65  % ;  Gallussäure  2 ;  Ellaginsäure  2 ;  Gummi  2,5 ; 
Stärke  2;  Oel  und  Chlorophyll  0,7;  ferner  etwas  Zucker,  Extractiv- 
eiweiss,  Faser  und  Salze.  Man  gewinnt  aus  den  GaUäpfeln  Im 
Durchschnitt  40  %  Gerbsäure. 

Um  die  Gerbsäure  aus  Galläpfeln  darzustellen,  pulverisirt  man 
diese  und  percolirt  sie  mit  käuflichem  (alkohol  -  und  wasserhaltigem) 
Aether.  Die  durch  das  Pulver  in  das  darunterstehende  Gefass 
sickernde  Flüssigkeit  theilt  sich  in  zwei  Schichten.  Die  untere  Lage 
ist  eine  starke  wässerige  Lösung  von  Gerbsäure  und  anderen  Ex- 
tractivstoflen ,  mit  etwas  Aether;  die  obere  besteht  aus  Aether,  der 
Gallussäure  und  etwas  Chlorophyll.  Die  untere  Schicht  wird  von 
der  oberen  geschieden  und  mehrmals  mit  frischem  Aether  geschüttelt. 
Dieser  wird  dann  abgezogen  und  die  wässerige  Lösung  wird  zur 
Trockne  verdampft.  Das  so  erhaltene  Tannin  enthält  etwas  harzigen 
Stoff,  EUaginsäure,  Chlorophyll,  und  zuweilen  Spuren  von  öligem 
Stoffe.    Die  beiden  ersten  Stoffe  werden  ausgeschieden,  wenn  man 


38 


das  Tannin  in  kaltem  Wasser  löst;  der  hareige  Sto£f  und  die  fUlagiii- 
säure  bleiben  zurück,  da  sie  in  Wasser  unlöslich  sind.  Durch  Fü- 
triren  sind  sie  nicht  leicht  zu  entfernen,  aber  sie  werden  ebenso 
wie  das  Chlorophyll  durch  Erwärmen  mit  Kaolin  leicht  getremit 
Den  öligen  Stoff  bringt  man  fort,  indem  man  vor  dem  Filtriren  der 
Gerbsäurelösung  das  Filter  gut  anfeuchtet  Untersucht  man  das 
durch  das  Filtrat  gehende  Licht  mit  dem  Prisma,  so  werden  die 
characteristischen  Absorptionsstrelfen  fehlen,  die  das  Chlorophyll 
verursacht. 

Die  chemischen  Eigenschaften  und  Beziehungen  der  Gallen- 
gerbsäure  sind  um  so  interessanter,  als  das  Tannin  wie  seine  De* 
rivate ,  die  Gallussäure  und  die  Pyrogallussäure ,  seit  langer  Zeit  in 
der  Photographie  Anwendung  finden.  Gallengerbsäure  ist  ein  farb- 
loses amorphes  Pulver,  welches  im  Licht  gelb  wird.  Sie  löst  sldi 
leicht  in.  Wasser  und  Weingeist,  schwieriger  in  absolutem  Alkohol, 
sehr  wenig  in  Aether.  Aus  der  wässerigen  Lösung  wird  sie  durdi 
Schwefelsäure  oder  Chlorwasserstoffsäure  prädpitirt.  Auch  dorcb 
Salz  und  Salmiak  wird  sie  niedergeschlagen. 

Feuchte  Gerbsäure,  dem  Einfluss  des  natürlichen  Ferments  der 
Galläpfel  ausgesetzt ,  verwandelt  sich  in  Gallussäure ,  und  die  letztere 
geht  beim  Erhitzen  in  Pyrogallussäure  und  Kohlensäure  über.  Die 
characteristischste  Eigenschaft  der  Gerbsäure  ist,  mit  Gelatine  eine 
unlösliche  Verbindung  einzugehen  (Leder).  Gallussäure  macht  die 
Gelatine   nur   dann   unlöslich,   wenn  Gummi  arabicum  zugegen  ist 

Die  Salze ,  welche  Gerbsäure  mit  Basen  bildet,  sind  unbestimmt 
und  ohne  besonderes  Interesse.  Tannin  ist  ein  starkes  Reducir- 
mittel,  es  reducirt  metallisches  Quecksilber  aus  der  Nitratlösung 
und  Calomel  aus  dem  Aetzsublimat ;  ferner  Kupferoxydul  aus  dem 
schwefelsauren  Kupferoxyd.  Auch  Silber  und  Gold  reducirt  es  leicht 
aus  ihren  Lösungen.  Hierauf  gründet  sich  folgende  Glas-Yersilbe- 
rungsmethode  des  Dr.  Unger:  Zu  Silbernitratlösung,  die  sich  in 
dem  zu  versilbernden  Gefäss  befindet ,  giesst  man  alkoholische 
Tanninlösung;  man  rührt  gut  um  und  taucht  das  Gefäss  in  warmes 
Wasser.  Nach  einer  halben  Stunde  wird  ein  schöner  Silberspiegel 
entstanden  sein,  der  sich  poliren  lässt.  Das  Erwärmen  ist  nöthig, 
damit  sich  nicht  eine  braune,  schwer  lösliche  Verbindung  bildet 
Dr.  Unger  hat  in  ähnlicher  Weise  mit  Auflösungen  von  Kapfe^ 
Vitriol  glänzende  Kupferüberzüge  erhalten. 

Jodin  hat  gefunden,  dass  Tanninlösung  sich  am  Licht  allmäüg 
zersetzt  Eine  im  Wasserbade  erwärmte  Tanninlösung  200  Tage 
im  Dunkeln  aufbewahrt  zeigte  keine  Veränderung. 


39 


lldker  iit  htwicidog  fra  BiMera  m  Freiei. 

Von  Carey  lea/^ 

Vielfache  AnstreDgungen  sind  in  letzter  Zeit  gemacht  worden 
einen  Apparat  zu  construiren,  der  das  Dunkelzimmer  tiberflüssig 
macht.  Die  Vorrichtang  von  Sabatier  Blot  (Archiv  Nr.  62)  hat  in 
dieser  Hinsicht  viel  Auümerksamkeit  auf  sich  gezogen ;  durch  Welske 
wurSe  dann  eine  sinnreiche  Verbesserung  angebracht  (Archiv  Nr.  68). 
Bei  aUen  früheren  Apparaten,  auch  bei  dem  Blot'schen,  wird  die 
Platte  nach  der  Belichtung  ziun  Entwickeln  in  eine  Ctivette  ein- 
getaucht Da  nun  die  Menge  von  Entwickler  in  einer  Ctivette 
viel  grösser  ist,  als  die  wir  gewöhnlich  anwenden,  wird  das  Silber 
der  Platte  sehr  verdünnt  und  das  Bild  wird  nicht  kräftig.  Um  dies 
zu  vermeiden  macht  Weiske  eine  Hervorrufungsschale  von  dünnem 
gefimisstem  Holz,  an  deren  Boden  ein  enger  Trog  aus  Guttapercha  . 
befindlich  ist ;  dieser  enthält  den  Entwickler.  Neigt  man  die  Schale, 
80  fliesst  der  Entwickler  über  die  Platte.  Weiske  bemerkt,  dass 
nach  15  bis  20  Secunden  die  Entwicklung  vollendet  und  alles  Silber 
durch  die  Eiseniösung  reducirt  sei.  Dies  ist  wol  nicht  richtig;  ich 
habe  die  Wirkung  von  Entwicklungsflüssigkeiten  oft  und  sorgfältig 
studirt,  finde  aber,  dass  nach  dem  doppelten  und  dreifachen  dieser 
Zeit  noch  freies  Nitrat  in  der  Lösung  vorhanden  ist.**) 

Da  es  schwierig  sein  möchte,  Tröge  aus  Guttapercha  wie  sie 
Weiske  empfiehlt,  zu  beschaffen,  so  schlage  ich  an  deren  Stelle 
reinen  Kautschuk  vor,  der  sich  leicht  verarbeiten  lässt  Man 
schneidet  nur  ein  rechtwinkliges  Stück  aus  einer  Platte  von  ge- 
eigneter Länge  und  Breite  aus,  und  schneidet  an  jedem  Ende  ein 
Stück  schräg  ab;  indem  man  die  Schnittflächen  aneinander  drückt 
erhält  man  einen  Trog  von  der  Form  wie  man  sie  bei  der  orga- 
nischen Analyse  anwendet. 


DrickTerfahrei  nit  HklyMli-,  Kmjjifer«  mni  BisMcUerkL 

Von  Ja^nes  Raiiter.**'^ 

Durch  die  Eigenschaft  des  Molybdäns,  sich  unter  gewissen 
Umständen  leicht  zu  oxjdiren,  wurde  ich  zuerst  auf  den  Gedanken 
gebracht,   dieses  Element  in  der  Photographie  nutzbar  zu  machen. 


*)    Aus  dem  British  Journal  of  Photography. 
**)    Jedenfalls  ist  die  Menge  freier  S&ure  sowie   die  Gonoentration  des  Ent- 
wicklers hier  yon  Einfluss.    Lg. 
'^^    Aus  der  photographischen  Correspondenz. 


40 


Ich  löflte  zu  diesem  Zwecke  MolybdünaSore  in  CUorwaMer- 
Btoffsäure  auf  und  desoxydirte  dieselbe  mit  frlschgefSUtem  Kiqyfer, 
welch  letzteres  ich  durch  Behandlung  einer  Lösung  von  blauem 
Titriol  durch  Eisenpulver  gewann. 

Das  Froduct  ist  als  eine  Mischung  von  Molybdänchlorid  und 
Kupferchlorid  zu  betrachten. 

Ich  brachte  diese  Salze  im  Dunkeln  langsam  zum  Trocknen, 
löste  sie  möglichst  concentrirt  in  90  %igem  Alkohol  auf,  und  Ter- 
setzte  damit  ein  Collodion,  welches  früher  durch  einen  kleinen  Bei- 
satz von  Ricinusöl  elastisch  gemacht  worden  war,  so  dass  diese 
Sensibilisirungs  -  Flüssigkeit  ungefähr  2  bis  3  ^Iq  des  Gesammt- 
quantums  beträgt 

BUerauf  wurden  noch  2  bis  3  %  einer  concentrirten  alkoholi- 
schen Eisenchloridlösung  dazu  gefügt,  wodurch  das  Pr^arat  feitig 
ist,  um  damit  Papier  zu  coUodioniren. 

Das  Collodion  muss  ein  ziemlich  substantiöses  sein,  indem  es 
sonst  zu  sehr  in  die  Papiermasse  eindringt;  auch  darf  es  nicht  ao 
und  für  sich  sauer  sein,  indem  es  sonst  im  Voraus  mit  den  Sensi- 

•  

bilisirungssalzen  eine  Zersetzung  eingeht  Sind  diese  Bedingungen 
erfüllt,  so  wird  man  bei  einiger  Uebung  leicht  eine  Glasplatte^ 
welche  mit  Papier  überspannt  ist,  gleichmässig  übergiessen  können. 
Auch  kann  man  das  Ueberziehen  des  Papiers  mit  CoIlodioD 
wiederholen. 

Sobald  dieses  präparirte  Papier  trocken  geworden  war,  expo- 
nirte  ich  es  stets  im  Schatten  unter  einem  Negative  1  bis  2  Minuten 
lang  dem  Lichte,  wodurch  an  den  belichteten  Stellen  die  gelbe 
Färbung  in*6  Blaugrüne  überging. 

Im  Dunkeln  aus  dem  Ra|imen  genommen,  zeigt  sich  das  Bild 
in  allen  Halbtönen,  aber  etwas  matt  Hierauf  in  ein  schwaches 
Bad  von  Ferro -Cyankupfer  in  Cyankalium  gelegt,*)  kräftigen  sich 
die  Halbtöne,  da  die  Lichter  ganz  weiss  werden;  dann  gewaschen 
und  in  ein  Bad  von  Pyrogallussäure  gegeben,  tritt  der  Ton  in 
einer  solchen  Kraft  auf,  dass  das  Bild  jeden  Vergleich  mit  gold- 
geschönten Bildern  aushält 

Zuweilen  kommt  es  vor,  dass  die  Halbschatten  einen  blao- 
lichen  Stich  besitzen ,  dann  hat  man  aber  in  einer  heissen  Lösung 
von  Tannin  das  Mittel,  ein  prachtvolles,  in  Schwarz  übergehendes 
Braun  zu  erzielen.  0 


*)    Ferro-Cjankapfer  wird  erzeiigt  durch  Fillung  von  blauem  Vitriol  dnnk 
gelbes  Blutlaugensak,  wobei  ersteres  Salz  im  Ueberscliuss  bleiben  muss. 


i 


41 


Die  Fixage  geschieht  durch  das  Cyankalinm-Bad,  raletit 
werden  die  Ck)pien  einem  längeren  Auswaschen  in  weichem  Wasser 
unterworfen. 

Bei  dieser  Methode  wird  freilich  das  so  gefährliche  nnter- 
schwefligsaure  Natron  durch  das  nicht  ganz  harmlose  Cyankalinm 
sabstitnirt,  allein  der  Gehrauch  von  Gold  und  Silher  gänzlich  um^ 
gangen.  Herr  Jacques  Rainer  nährte  die  Yermuthung,  dass  sich 
▼iellelcht  der  Prozess  der  Tonung  durch  ein  gewöhnliches  goldhaltiges 
Bad  erreichen  Hesse,  welches  das  Tonungbad  von  Pyrogallussäure, 
oder  wie  Herr  Wothly  vorschlug,  Catechusäure  zu  ersetzen  hätte. 
So  schätzenswerth  diese  Angaben  sind,  so  werthvoU  —  wenig- 
stens in  einer  anderen  Richtung  —  dürften  die  Grundzüge  eines 
zweiten  Verfahrens  sein,  welches  Herr  Rainer  als  ein  von  ihm 
vor  drei  Jahren  aus  dem  Grunde  aufgegebenes  bezeichnet,  weil  es 
ihm  nicht  gelang,  dasselbe  mit  Gelatine,  Albumin  oder  Collodion 
zu  combiniren. 

Einerseits  die  Billigkeit,  andererseits  die  hohe  Lichtempfind- 
Hchkeit  der  Präparate,  dürfte  das  letztere  sehr  zu  Vergrössemngen 
empfehlen.  ^ 

Dieses  basirt  auf  die  Lichtempfindlichkeit  einer  im  Dunkeln 
vorgenommenen  Mischung  der  Lösungen  von  oxalsaurem  Eisenozyd 
und  Ealiumeiseneyanid  (d.  i.  rothen  Blutlaugensalz). 

Nimmt  man  eine  10  bis  12  %ige  Auflösung  von  oxalsaurem 
Ejsenoxyd  und  setzt  5  bis  10  %  rothes  Blutlaugensalz  an,  so  wird 
sich  im  Dunkeln  diese  Mischung  nicht  zersetzen;  allein  schon  ein 
Augenblick  der  Belichtung  genügt,  um  eine  lang  andauernde  Reae- 
tion  einzuleiten,  indem  Elsencyanid  ausgeschieden  wird. 

Ein  mit  der  genannten  Mischung  präparirtes  Papier  gibt  in 
kurzer  Zelt  ein  Bild,  welches  mit  verdünnter  Salzsäure  oder  Phos- 
phorsäure fixirt  und  durch  ein  heisses  Bad  von  Tannin  bis  zu  den 
reizendsten  Tönen  von  Braun  und  Purpurschwarz  geschönt  wird. 


TrtckeiiTeifahreii  «it  Caraael  ndl  Tuiiiii.*^ 

Eine  CoUodionplatte  wird  empfindlich  gemacht  und  5  Minuten 
in  destillirtem  Wasser  gewaschen,  dann  nochmals  10  Minuten  in 
einem  anderen*  Wasserbade  gelassen  und  mit  destillirtem  Wasser 
abgespült;  darauf  wird  die  Platte  einigemale  mit  Caramellösung 
(12  Tropfen  auf  85  Gramm  Wasser)  übergössen,  abgespült  und  auf 
eine  Ecke  gestellt.    Nach  5   Minuten  wird  die  Platte  mit  Wasser 


*)    Aus  den  Photographie  News,  Nr.  S19. 


42 


abgespült,  mit  Tanninlösuiig  (1:160)  übergössen  und  gttnKknet 
Nach  der  Belichtung  erhält  man  ein  sehr  reines  weiches  Bild  mit 

Pjrrogallussäure  und  saurer  Silberlösung. 


Wirkung  dies  Lichts  auf  Saiitoiuii«    Photosutoniisäue. 

Fast  alle  Lehrbücher  der  Chemie  enthalten  die  Notiz,  das« 
Santonin  durch  das  Licht  gelb  gefärbt  werde.  Hr.  Sestini  hat  ge- 
funden, dass  Wasser,  welches  diesem  veränderten  Santonin  zuge» 
setzt  wird,  eine  gelbe  Farbe,  saure  Reaction  und  bitteren  Geschmack 
annimmt.  Destillirt  man  dies  Wasser,  so  erhält  man  eine  saue 
Flüssigkeit,  die  salpetersaures  Silber  und  Quecksilberchlorid  redudit 
und  essigsaures  Bleioxyd  weiss  prädpitirt.  Daraus  schliesst  der 
Verfasser,  dass  der  Stofi,  der  sich  bei  der  Färbung  des  Santonin 
durch  Licht  bildet,  Ameisensäure  sei.  Das  Destillat  zur  Trockne 
verdampft  gab  einen  tiefrothen  harzigen  Rückstand. 

Das  gefärbte  Santonin  verlor  durch  die  Behandlung  mit  Wasser 
fast  gänzlich  seinen  Geruch.  £s  löst  sich  darauf  zum  grössten 
Theil  in  Alkohol  zu  einer  gelblichen  Flüssigkeit,  die  beim  ye^ 
dampfen  einen  röthlichgelben  Rückstand  hinterlässt;  dieser  Rückstand 
löst  sich  fast  vollständig  in  Aether.  Die  ätherische  Lösung  fainte^ 
lässt  einen  uncrystallisirbaren  bernsteingelben  Rückstand  von  sehr 
bitterem  Geschmack,  dem  der  Verfasser  den  Namen  Photosantonin- 
säure  gegeben  hat.  Die  Analyse  ergab  ziemlich  genau  die  Formel 
Cii  Hi4  O3.  ^ 

Srdjmfdjr  |llittl)rUttitgm. 

flelbweriM   der   Abdricke  Im  riifarlMUk.    -   Wie   Mr.  T.  D. 

Tooker  in  Humphrey's  Journal  mittheilt,  kommt  dies  nur  dann  vor, 
wenn  das  Silberbad  sauer  war.  —  L.  de  Courten  räth,  die  Bilder 
ehe  man  sie  in  das  Fixirbad  bringt,  in  der  Durchsicht  zu  betrachten. 
So  lange  sie  hier  noch  eine  röthliche  oder  braune  Färbung  zeigen, 
wenn  gleich  auf  der  Oberfläche  sehr  kräftig  erscheinend,  werden 
sie  im  Fixirbade  ihre  schöne  Färbung  verlieren,  Lässt  man  ae 
aber  im  Tonbade  bis  sie  auch  in  der  Durchsicht  blauschwan  g^ 
worden  sind,  so  verlieren  sie  nur  wenig  im  Fixirbad,  und  beim 
Trocknen  werden  sie  wieder  schwärzer. 

flelatine  im  K^Uednick.  —  Die  Verunreinigung  der  Gelatine 
durch  Alaun  ist  beim  Kohledruck  schädlich,  indem  dadurch  die 
Schicht  schon  im  Dunkeln  unlöslich  gemacht  wird.  Man  eatkai 
den  Alaun  in  der  Weise,  dass  man  die  Gelatine,  nachdem  man 
sie  abgewogen,  mit  destJUirtem  Waaser  tlbergiesst  und  dies  während 


43 


«inea   Tages  mehrmall)  abgiesst  imd    durch  frisches   ersetzt.     Erst 
nach  dieser  Behandlung  löst  man  die  Gelatine  in  warmem  Wasser  auf. 

Portrait«.  —  Härte  ist  bei  allen  Portraits,  namentlich  denen 
von  Damen  ungefällig ;  nach  Hrn.  Mathej  bekommt  man  sehr  weiche 
schöne  Bilder  in  folgender  Weise.  —  lieber  einen  genügend  grossen 
Holzrahmen  wird  ein  Stück  Tüll  gespannt,  und  dieser  Tüll  wird 
zwischen  die  Person  und  das  Objectiv  gestellt  Je  nachdem 
man  es  dem  einen  oder  anderen  nähert  erhält  man  eine  andere 
Wirkung.  Je  näher  man  es  der  Person  bringt,  um  so  weicher 
wird  das  Bild,  und  um  so  mehr  wird  das  Gewebe  sichtbar,  welches 
dem  Bild  Aehnlichkeit  mit  einem  Kupferstich  oder  einer  Bleistift- 
ceichnung  gibt. 

Üb  Beaes  TreckeaTerbkrcB.  —  Herr  Dr.  Kaiser  in  Leiden  hat 
ein  neues  vereinfachtes  Theeyer fahren  aufgefunden,  welches  er 
in  Kurzem  veröffentüchen  wird.  Die  Tydschrift  voor  Photographie 
lobt  die  grosse  Sauberkeit  und  äusserst  feine  Schattirung-^  der  Tinten, 
und  fügt  hinzu,  dass  es  Dr.  Kaiser  gelungen  sei,  bei  sehr  dunklem 
Wetter  mit  einem  V4  Objectiv  und  kleinster  Blende  in  1  Minute, 
bei  günstigem  Licht  sogar  in  20  Secunden  sehr  detaillirte  Bilder 
auf  Theeplatten  aufzunehmen. 


Kmistkritik  ndl  Phetograpiliie. 

Herrn  Pecht's  Schmähungen,  die  wir  in  Nr.  72  des  Archivs 
citirten,  haben  von  Seiten  der  Münchener  Kunstacademle  eine  Be- 
richtigung hervorgerufen,  der  wir  (aus  den  ,,Recensionen  für  bildende 
Kunst^)  das  Folgende  entnehmen: 

Die  Academie  soll  aller  Vernunft  und  Ae»thetik  zum  Trotz  Photographien 
ohne  lA^'eiteres  für  Kunstwerke  erklärt  haben.  Dies  ist  eine  Unrichtigkeit.  Viel- 
mehr hat  gerade  die  Academie  wiederholt  unsere  Juristen  in  streitigen  Rechts- 
flllien  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  die  Frage  nicht  zu  stellen  sei,  ob  eine 
Photographie  ein  Kunstwerk,  sondern  ob  es  geeignet  sei,  dass  photographische 
Originalanftiahmen  den  Schutz  der  Gesetze  gegen  unbefugte  Nachbildung  ge- 
niessen  sollen,  und  dafOr  hat  sich  die  Academie  bejahend  ausgesprochen.  Wir 
wollen,  dass  dem  Kupferstecher  oder  Lithographen  der  Photograph  seine  Arbeiten 
nieht  ohne  Erlaubniss  nachbilde,  aber  wir  wollen  auch,  dass  eine  photographische 
Origioalaufbahme  gegen  andere  Photo-  oder  Lithographen  geschützt  werde.  Wir 
haben  unsere  Erfahrung  hlerfQr.  Unser  Kupferstecher  Thater  sollte  den  ganzen 
Gycltts  von  RafaeFs  Tapeten  stechen,  aber  selbst  das  erste  Blatt:  „Pauli  Predigt 
zu  Athen*",  wird  seit  drei  Jahren  von  der  Amold^schen  Kunsthandlung  nicht 
ausgegeben,  weil  sie  die  diebische  Vervielfältigung  durch  Photographen  fürchtet. 
Andererseits  hat  Lorent,  dem  wir  die  grossen  Photographien  aus  Venedig  ver- 
danken, eine  Reise  nach  Aegypten  gemacht,  für  die  vorzüglichsten  Ruinen  den 
rechten  Standort,  die  passende  Beleuchtung  gesucht,  und  sie  aufgenommen;  aber 
die  Platten  liegen  still,  weil  der  Photograph  fürchtet,  dass  wenn  er  sie  verviel- 
fSltigt,  ihm  sofort  die  interessantesten  und  schönsten  nachgemacht  werden,  und 
er  dadnrch  sich  um  die  aufgewandten  Kosten  betrogen  sieht.  Ganz  ähnlich  ist 
es  mit  einem  photographischen  Werk  Über  die  Münchener  Glyptothek,  das 
Hanfstingl  Ifingst  vorbereitet  hat.  Aus  solchen  Gründen  hat  die  Academie  sich 
der  k.  Polizeidirection  München  gegenüber  schon  trUher  wiederholt  nach  ein- 
stimmigen Sitzungsbeschlüssen  dahin  ausgesprochen,  dass  photographischen  Origi- 
nalanläiahmen  sowohl  von  Personen  als  von  Kunstwerken  oder  Naturansichten 
derselbe  Schutz  wie  den  Erzeugnissen  der  Kunst  zu  gewähren  sei. 


44 


Die  Academie  hat  dabei  erklirt:  „Das  Erste  bei  öinem  Werke  der  Knait  Ist 
der  in  der  Seele  entsprungene  Gedanke,  oder  in  Bezug  auf  einen  TorliandeBfB 
Gegenstand  die  eigenthümliche  Auffassung  desselben;  das  zweite  sind  die  Mittel, 
um  die  Idee  vollständig  zu  veranschaulichen  und  den  Gegenstand  zur  Schönheit 
zu  steigern  oder  durchzubilden.  Nun  kann  die  Photographie  einen  neuen  Ge- 
danken wirklich  veranschaulichen,  wenn  z.  B.  der  Photograph  ein  lebendes  BiM 
erfindet,  stellt  und  aufnimmt,  oder  er  wirkt  kOnstlerisch ,  wenn  er  für  PerMOca, 
fflr  Architectur  oder  Landschaften  den  geeigneten  Moment,  den  gfinstigen  Stud- 
punkt,  die  passende  Beleuchtung  findet.  Sodann  kann  es  vorkommen,  dass  die 
erste  Aufhahme  zu  feinerer  Characteristik,  grösserer  Klarheit,  harmoDlscber 
Schönheit  durch  Kfinstlerhand  ausgebildet  wird,  und  darnach  zur  Vorlag  der 
Vervielfältigung  dient.  In  solchen  Fällen  kann  die  Photographie  als  Kunst  be> 
trachtet  und  verdient  der  Urheber  in  seinem  Recht  geschötzt  zu  werden.  We 
die  Photographie  ein  vorhandenes  Kunstwerk  blos  wiedergibt,  ist  sie  nur  me- 
chanische Nachbildung*'. 

Ob  dies  ^^aller  gesunden  Vernunft  und  Aesthetik  ein  Schnippchen  edü^gf* 
und  „ein  höchst  schädliches  PräJudiz  schafft'',  wie  Hr.  Peoht  schreibt» 
Leser  nun  beurtheilen. 


KupÜBfStieli  nd  Phetegraphie.  —  Kach  der  Pariser  „Presse*'  hat  die 
Stadt  Paris  in  Anbetracht  der  bedrängten  Lage,  in  welche  der  Kupbrstieii  insbe- 
sondere durch  die  Entdeckung  und  Ueberhandnahme  der  Photographie  ver- 
setzt worden  ist,  beschlossen,  diesem  Uebelstande  durch  grössere  Bestellunga 
ihrerseits  nach  Kräften  abzuhelfen.  Auf  Antrag  der  städtischen  Commission  für 
die  schönen  KÜinste  will  man  damit  beginnen,  die  monumentalen  Malereien  der 
Kirchen  und  städtischen  Gebäude  von  Paris  durch  den  Stich  vervielfältigen  zu  lassen. 

Zum  Sehnt!  ge|pen  photogn^phiichen  Haohdrack  hat  der  sächsische  Höf- 
photograph Hanns  Hanfstängl  in  Dresden  im  Namen  des  Vereins  der  deutschen 
Kunstverleger  ein  Circulair  an  Kunst  Verleger,  Künstler,  Kunsthändler,  sowie  sn 
das  gebildete  Publicum  im  Allgemeinen  gerichtet,  in  welchem  er  zur  gemeinsueea 
Bekämpfung  des  der  Kunst  und  dem  Kunsthandel  zum  Naehtheil  gereicfaenda 
Treibens  gewisser  Speculanten  auffordert,  welche  ohne  Genehmigung  der  hiemi 
allein  Berechtigten  die  mechanische  Vervielfältigung  durch  die  Photographie  vea 
Orlginalphotographien,  Lithographien,  Kupferstichen,  Holzschnitten  etc.  vomehmeo. 

Die  Photographie  in  Oesterreieh.  —  Das  österreichische  Staatsministerim 
hat,  nach  dem  „Museum  öster.  Industrie",  aus  Anlass  mehrfacher  Anfiragen  fibcr 
die  künftige  Behandlung  der  Photographie  als  freies  oder  concessionirtes  Geweffee 
im  Einvernehmen  mit  den  betreffenden  Centralstellen  beschlossen,  dass  die  Photo- 
graphie als  ein  freies  Gewerbe  angesehen  werden  solle,  jedoch  bemerkt,  dasi 
diese  Einreibung  der  Photographie  unter  die  freien  Gewerbe  den  pressgesetzUehcB 
Character  derselben  und  deren  Verhältniss  zum  Pressgesetze  in  keiner  Weise  alterira 

Hm.  Jgn.  Fl.  in  Taoh.  —  1.  Chlorkalktonbad. 

Nr.  1.  Nr.  2. 

Chlorkalk    .    .     Vs  Unze,  Chlorgold    .     .     1  Grsn, 

Dest  Wasser    .    16  Unzen,  Kalk  ...     .    3    « 

(Gut  umzuschüttein).  Wasser    ...     1  Unze. 

In  8  Unzen  sehr  heisses  dest  Wasser  giesst  man  Nr.  2;  man  schüttelt  ( 
Minuten,  und  setzt  Vs  Unze  von  Nr.  1  hinzu.  Nach  dem  Erkalten  ksnn  dsi 
Bad  gebraucht  werden.  —  2.  Ueber  Stereoskopbilder  finden  Sie  näheres  in 
„Hard wichs  Manual  6.  Aufl.",  in  „Liesegang's  Handbuch '^  und  in  den  verschie- 
denen Jahrgängen  dieser  Zeitschrift.  Eine  populäre  Darstellung  des  Stereoskopi 
erschien  von  Hm.  Hofrath  Ruete  (Leipzig,  1860).  —  8.  In  dem  j,  Tannin verfahm, 
von  C.  Russell.  Zweite  Aufl.  Berlin'',  sowie  im  «Archiv,  Bd.  V  S.  295,  336, 
378,  395.  —  4.  Am  sichersten  ist  es,  orangegelbes  Papier  zu  nehmen.  Wem 
das  gelbe  Glas  die  chemischen  Strahlen  nicht  vollständig  aussehlieist ,  bekoomt 
man  an  hellen  Tagen  leicht  Schieier. 


G«dni«kt  bei  Sam.  Laeas  ia  EtbarMd.' 


Photographisches  Archiv 


Bandi  VI.  —  ]%>•  9ft.  -  !•  Februar  MAS. 


Ilrandraekyerfihreii. 

Das  Verfahren  welches  wir  heute  mittheilen  wollen ,  ist  das 
Resultat  einer  Keihe  von  Versuchen ,  die  wir  im  Anschluss  an  die 
in  Nr.  73  des  Archivs  veröffentlichten  Experimente  und  auf  Grund 
der  inzwischen  bekannt  gewordenen  Details  der  Wothlytypie  (man 
vergl.  S.  21.)  unternommen  haben. 

Ob  das  Verfahren  den  Ghlorsilbermethoden  gleichzustellen  oder 
gar  vorzuziehen  sei,  darüber  können  wir  uns  natürlich  nach  einer 
erst  vor  wenigen  Tagen  begonnenen  Praxis  nicht  aussprechen. 
Soviel  aber  können  wir  mit  Sicherheit  behaupten ,  dass  die  nach 
dieser  neuen  Methode  dargestellten  Abdrücke  guten  Albumincopien 
nach  denselben  Negativs  täuschend  ähnlich  sehen,  sie  an  Zartheit 
jedenfalls  übertreffen.  Die  Töne  der  Albuminabdrücke  lassen  sich 
ganz  genau  nachahmen;  die  Manipulationen  sind  durchaus  nicht 
eomplicirt,  und  wir  glauben  allerdings  der  Methode  eine  gewisse 
Zukunft  vorhersagen  zu  können;  namentlich  denken  wir,  dass  sie 
Dilettanten  von  Nutzen  sein  werde,  die  nur  von  Zeit  zu  Zeit  und 
wenige  Abdrücke  zu  machen  haben,  denn  die  Lösungen  die  man 
anwendet  halten  sich  lange,  brauchen  nicht  filtrirt  zu  werden,  die 
Darstellung  der  Bilder  nimmt  weniger  Zeit  in  Anspruch  und  ist 
auch  wohl  bUllger  als  die  der  Chlorsilberbilder. 


Gutes  photographisches  Rohpapier,  nicht  zu  dünn,  wird  mit 
Stärkekleister  bestrichen.  Diesen  bereitet  man  in  folgender  Weise : 
Fünf  Theile  feines  Arrowrootmehl  werden  mit  wenig  reinem  Wasser 
Übergossen,  und  nach  einigen  Stunden,  wenn  sich  ein  dicker  Teig 
gebildet  hat,  in  etwa   hundert  bis  hundertfünfzig  Theilen  kochend 

3 


46 


heissem  Wasser  gelöst.  Einige  Sorten  Arrowroot  geben  einen 
dickeren  Kleister  als  andere;  ausserdem  aber  scheinen  sich  alle 
Sorten  ganz  gleich  zu  verhalten.  Einige  Bogen  Rohpapier  werden, 
die  glattere  Seite  nach  ohen,  auf  einander  auf  ein  glatt  gehobeltes 
Reissbrett  gelegt  und  an  den  vier  Kanten  durch  vier  Heftzwecken 
angestiftet.  Man  braucht  sodann  zwei  reine  Schwänune  und  einen 
flachgefassten  weichen  Pinsel  von  etwa  zwei  Zoll  Breite,  der  nieiit 
zu  leicht  die  Haare  lässt.  Die  Schwämme  werden  in  bekannter 
Weise  gereinigt,  dann  in  verdünnter  Salzsäure  digerirt  und 
schliesslich  gut  gewaschen;  durch  diese  Behandlung  werden  sie 
sehr  weich. 

Der  Arrowrootkleister,  der  ganz  klar  ist,  wenn  das  Wasser 
heiss  genug  war,  überzieht  sich  beim  Erkalten  mit  einer  festen 
Haut,  die  man  erst  fortnehmen  muss.  Man  taucht  einen  Schwamm 
in  den  Kleister  und  überstreicht  damit  den  oberen  Bogen  Papier 
nach  allen  Richtungen  und  möglichst  gleichmässig  und  leicht,  um 
die  Oberfläche  des  Papiers  nicht  aufzureiben.  Mit  dem  zweiten 
Schwamm  egalisirt  man  den  Aufstrich  und  mit  dem  Pinsel  nimmt 
man  die  letzten  Unebenheiten  fort.  Man  hängt  sodann  den  Bogen 
an  einer  Schnur  zum  Trocknen  auf  und  präparirt  die  übrigen 
Bogen  ebenso.  Wenn  sie  ganz  trocken  sind,  presst  man  sie  in  der 
Stockpresse  und   satinirt  sie  schliesslich   auf  einer  Stahlplatte. 

Das  Urancollodion  wird  in  folgenden  Verhältnissen  zusammen- 
gesetzt : 

Aether 80  Gramm, 

Alkohol 120 

Pyroxylin 2       „ 

Castoröl 2        „ 

Salpeters.  Uranoxyd  ...  20  „ 
Salpeters.  Silberoxyd  ...  2  „ 
Die  beiden  salpetersauren  Salze  müssen  ganz  neutral  sein; 
wir  heben  dies  hervor,  weil  namentlich  das  käufliche  Uransali 
meistens  sehr  stark  sauer  ist  und  durch  Umcrystallisiren ,  zuletzt 
aus  der  ätherischen  Lösung  erst  gereinigt  werden  muss.  Darch 
die  Säure  wird  das  Collodion  gleichsam  gelatinisirt,  es  fliesst  nicht 
mehr  gut  und  eine  ebene  Schicht  ist  gar  nicht  damit  zu  erzielen. 
Das  Silbersalz  wird  gepulvert  und  in  wenig  destiUirtem  Wasser 
gelöst,  ehe  man  es  dem  Collodion  zusetzt  Das  Castoröl  soll  die 
Schicht  geschmeidig  machen,  so  dass  sie  am  Papier  gut  haftet,  and 
dient  dazu,  das  Bild  im  Collodionhäutchen  zu  halten.  Es  kann 
durch  andere  Stoffe,  z.  B.  venetianischen  Terpentin  ersetzt  werden. 
Das  Collodion  ist  im  Dunkeln  aufzubewahren. 


47 


Zum  Präpariren  des  Papiers  hat  man  ein  glattes  Brettchen 
▼on  derselben  Grösse  nöthig,  welches  allenfalls  an  einer  Seite  mit 
einer  Handhabe  verseben  werden  kann.  Man  heftet  darauf  das 
Papier  an  drei  Ecken,  links  unten  und  oben,  und  rechts  oben,  mit 
Heftzwecken  an,  aber  so,  dass  das  Blatt  unten  und  an  der  rechten 
Seite  etwas  über  das  Brett  hinausragt.  Dies  ist  nöthig,  weil  sonst 
Collodion  auch  auf  das  Brett  und  die  Rückseite  des  Papiers  fliesst, 
wodurch  Flecken  entstehen. 

Das  Collodion  wird  grade  so  aufgegossen,  wie  wenn  man  eine 
Grlasplatte  präpariren  wollte;  man  lässt  es  iiber  die  rechte  untere 
Ecke  ab,  und  in  eine  andere  Flasche  laufen,  auf  die  man  einen 
Trichter  setzen  mag,  um  kein  Collodion  zu  verschütten.  Das  abge- 
flossene wird  mit  anderen  Resten  gemischt,  gelegentlich  verdünnt 
und  filtrirt.  Beim  Aufgiessen  des  Collodions  darf  das  Papier  nicht 
durchsichtig  werden ;  geschieht  dies,  so  ist  das  Papier  nicht  genügend 
geleimt  und  das  Bild  wird  im  Papier  kräftiger  wie  auf  der  Ober- 
flache,  es  sinkt  ein,  wie  man  sagt.  Wird  das  Papier  fleckig,  so  ist 
es  entweder  nicht  genug  geleimt  oder  die  dem  Collodion  zugesetzte 
Menge  von  Oel  ist  zu  bedeutend  gewesen. 

Das  Papier  wenn  es  gut  überzogen  ist  besitzt  nach  dem  Trocknen 
einen  gleicbmässigen-  schwachen  Glanz ;  es  ist  matt  ledergelb  gefärbt 
Man  darf  es  nicht  am  Ofen  trocknen,  da  die  Schicht  sehr  em- 
pfindlich auch  gegen  die  Wärme  ist. 

Das  Copiren  der  Negativs  geschieht  ganz  in  gewöhnlicher 
Weise,  nur  darf  man  die  Bilder  nicht  zu  kräftig  werden  lassen, 
da  sie  bei  der  späteren  Behandlung  nichts  verlieren,  vielmehr 
einen  dunkleren  Ton  annehmen.  Das  Verfahren  ist  ja  eine  Art 
von  Hervorrufungsmethode ,  nur  dass  der  Entwickler  im  Papier 
selbst  durch  das  Licht  erzeugt  und  der  reducirbare  Stoff  nachher 
hinzugebracht  wird.  Das  Uranpapier  ist  vielleicht  etwas  empfind- 
licher als  Albuminpapier;  da  man  aber  die  Abdrücke  lange  nicht 
so  kräftig  machen  darf,  geht  das  Copiren  natürlich  viel  rascher 
vor  sich. 

Ans  dem  Copirrahmen  kommen  die  Abdrücke  in  reines  Wasser, 
welches  so  oft  erneut  wird,  bis  die  Weissen  ganz  rein  sind  und 
jeden  gelblichen  Stich  verloren  haben.  Rascher  geht  dies,  wenn 
man  ein  Bad  von  verdünnter  Essigsäure  anwendet.  Die  Säure  ist 
dann  wieder  auszuwaschen.  Die  Bilder  verlieren  durch  das  Waschen 
ihren  ursprünglich  dunkelbraunen  Ton  und  werden  rothgelb.  Man 
tont  und  fixirt  sie  in  einem  Bad  von  Schwefelcyanammonium  dem 
etwas  Chlorgold  zugesetzt  ist.  Wir  haben  15%ige  Lösung,  von 
Schwefelcyananmion  mit  soviel  Chlorgoldlösung  von  1 :  1000  versetzt, 


4S 


dasB  die  Abdrücke  in  etwa  5  Minuten  einen  hübschen  Puiparton 
darin  annehmen.  Beim  Vermischen  der  beiden  Lösungen  entsteht 
ein  rothbrauner  Niederschlag  von  Schwefelcyangold  der  sich  gleidi 
wieder  auflöst.  Das  Bad  kann  gleich  gebraucht  werden  oiid  hält 
wie  es  scheint  lange  aus.  Sobald  der  Ton  des  Bildes  so  ist 
wie  man  ihn  wünscht  wascht  man  das  Bild  gut  aus,,  lässt  es 
langsam  trocknen  und  satinirt  es;  dadurch  wird  es  bedeutend 
Terschönert.  Es  bekommt  ssugleich  einen  feinen  zarten  Glanz,  und 
kann  beliebig  mit  Wasserfarben  oder  Staubfarben  retouchtrt  und 
colorirt  werden.  Nach  dem  Aufkleben  kann  das  Bild  noch  mit 
Weingeistfimiss  (Email -Lack)  übergössen  und  nach  dem  Trocknen 
wieder  satinirt  werden,  wenn  es  einen  hohen  gelatinähnlichen  Glaoz 
bekommen  soll. 


Ein  anderes  Verfahren  mit  Uransalzen  haben  wir  am  4.  Not. 
vorigen  Jahres  der  photographischen  Gesellschaft  zu  Marseille  mit- 
getbeilt.  Es  ist  zwar  nicht  so  bequem  in  seiner  Ausführung  wie 
das  oben  beschriebene,  zeichnet  sich  aber  dadurch  aus,  dass  die 
Bilder  nicht  getont  und  durch   blosses  Auswaschen    fixirt  werden. 

Arrowrootkleister  wird  mit  Auflösung  von  citronsaurem  Uran- 
oxydammoniak und  wenig  Goldchlorid  gemischt  und  auf  Rohpapier 
in  derselben  Weise  aufgetragen  die  wir  oben  beschrieben.  Beim 
Trocknen  wird  das  Papier  lebhaft  gelb  und  sehr  glänzend,  wie 
Eiweisspapier.  Im  Copirrahmen  entsteht  darauf  ein  kräftiges  blao- 
schwarzes  Bild  von  grosser  Feinheit  und  Sckärfe.  Haucht  man 
auf  das  Papier,  so  wird  es  viel  empfindlicher;  und  wenn  schon  ein 
schwaches  Bild  darauf  vorhanden  war,  kommt  dies  zuweilen  beim 
Daraufhaucheu  kräftig  hervor.  Das  Bild  wird  in  Wasser  ausge- 
waschen bis  das  Papier  die  gelbliche  Färbung  verloren  hat. 

Man  darf  die  Mischung  von  Kleister,  Uran-  und  Goldsali 
nicht  stark  erwärmen  indem  sie  dann  trübe  und  durch  Reduetion 
des   Goldes  unbrauchbar  wird      Das  Papier  hält  sich  nicht  lange. 

Citronsaures  Uranoxydammon  stellt  man  In  der  auf  Seite  4 
angegebenen  Weise  dar. 

Die  Auflösung  dieses  Salzes  bildet  auf  Glas  gegossen  eine 
zusammenhängende  glänzende  Schicht,  die  sich  vielleicht  auch 
photographisch  verwerthen  liesse. 

LiesegaDg. 


40 


lieber  kmstlerisehe  C^vipositioi  miI  BelMaikeL 

Von  Lake  Price. 
n. 

„Der  Anfänger  soll   mit  dem  Studium  der  Meister 
beginnen,  deren  Schöpfungen  die  regelmSssigste 
Entwicklung  und  die  wenigsten  Fehler  zeigen." 
Beynold's  Notes  on  Dufresnoy. 

Die  Hauptgrappe  in  Wilkie*s  ,,  Ländlichem  Fest^  ist  reizend 
und  ein  meisterhaftes  elegantes  Beispiel  der  Eigenschaften,  welche, 
wie  eben  auseinandergesetzt  ein  gutes  Bild  haben  muss.  Das 
Motiv  ist  zwar  nicht  ganz  originell,  denn  es  findet  sich  schon  in 
dem  Josuah* sehen  Bild  |,Garrik  schwankend  zwischen  der  Tragödie 
und  der  ComÖdie'',  Wilkie  hat  aber  dadurch,  dass  er  das  kleine 
Mädchen  noch  unten  im  Vordergrund  anbrachte,  die  Schönheit  der 
linearen  Composition ,  der  Bewegung  und  der  Licht-  und  Schatten- 
contraste  bedeutend  erhöht  In  der  That,  Wilkie  ist  ein  Meister, 
welcher  des  Eunstjüngers  Tollste  Aufmerksamkeit  yerdient;  denn 
indem  er  eine  weit  grössere  Feinheit  und  Ueberlegung  im  Arran- 
gement als  die  Meister  holländischer  Schule  zeigt,  Ist  doch  das 
Genre,  welches  er  in  dieser  mustergültigen  Weise  behandelt  nicht 
zu  hoch  und  ezclusiv,  während  zugleich  die  Correctheit  seiner 
Compositionen  äusserst  instructiv  ist. 

Ausser  dem  richtigen  Gegensatze  und  der  Gompensation  aller 
Linien  auf  einem  Bilde  muss  auch  in  Bezug  auf  die  einzelnen 
Theile  und  Massen  einer  Gomposition  Hir  ein  richtiges  Gleich- 
gewicht ihrer  Basis  gesorgt  sein,  denn  es  ist  dies  nur  ein 
besonderer  Fall  jenes  harmonischen  Gleichgewichtes,  von  welchem 
jedes  richtige  gute  Kunstwerk  ein  Ausdruck  ist.  Zwei  natürliche 
Objecie  mögen  zur  Verdeutlichung  des  oben  Gesagten  dienen.  Die 
Linien  a,  welche  die  Gonturen  der  Aussicht  in  ein  Thal  darstellen 
zeigen  eine  gute  Gompensation,  während  das  Gleichgewicht  der 
Basis  durch  die  Liniengruppe  b  ausgedrückt  ist,  welche  einen 
Bergzug  im  Hintergrunde  eines  Bildes  dar/ttellen  mag. 


/v>A 


In  dem  untenstehenden  Schema  ist  z.  B.  die  Liniengruppirung  c 
höchst  ungenügend  wegen  des  mangelnden  Gleichgewichtes  der 
Basis.     So  würde    etwa   eine   sitzende    männliche   Figur    von  der 


50 


Seite  gesehen    diesen  Mangel  zeigen,   und   diesem   mfisste    durch 

passende  HinzufQgung  eines  anderen  Objectes  abgeholfen  werden. 
Ein  Stab  in  der  ans  d  ersichtlichen  Weise  liinzugefiigt,  würde  die 
Sache  nur  schlimmer  machen,  während  die  Gruppirung  e  besser 
wäre,  jedoch  die  Absichtlichkeit  der  Hinzufügung  des  Stabes  ein 
wenig  zu  sehr  hindurchbliclLeu  Hesse.  Die  Gruppirung  f  vrürde  in 
dieser  Beziehung  ungezwungener  erscheinen  und  doch  eben  so 
wirksam  für  die  Herstellung  des  Gleichgewichtes  der  Basis  sein: 
auch  würde  sich  dieses  Gleichgewicht  oft  wie  in  g  schon  durch  die 
Anbringung  eines  kleinen  passenden  Objectes  hersteUen  lassen,  und 
überhaupt  sieht  man  auf  jedem  guten  Bilde  das  Gleichgewicht  der 
Basis  h,  sowohl  bei  einzelnen  Figuren  als  auch  bei  ganzen  TheUei 
der  Composition   auf  eine  der   eben   erwähnten  Weisen  hergesteUt 


^AX/A 


ÄA 


Eine  der  Hauptursachen  der  Erscheinung,  dass  sich  das  Weib- 
liche im  Portrait  leichter  componirt  als  das  Männliche,  liegt  offenbar 
in  dem  Umstände,  dass  sich  die  Hauptconturen  der  weiblichen 
Gewandung  nach  oben  immer  mehr  zuspitzen,  so  dass  sie  mdst 
ohne  weiteres  Beiwerk  schon  an  und  für  sich,  sowohl  bei  der 
stehenden  Figur  i  als  bei  der  sitzenden  j  in  schönem  und  correctem 
Gleichgewichte  auf  üirer  Basis  sind. 

Die  meisten  Anfanger  und  Dilettanten  der  Kunst  haben  nun 
wohl  einen  unbestimmten  Begriff  davon,  dass  die  pyramidale  An- 
ordnung k  die  wünschenswertheste  Form  ist ,  welche  sie  bei  ihren 
Compositionen  anzustreben  haben,  aber  wenn  sie  die  erste  pyra- 
midale Gruppirung  auf  ihr  Papier  oder  ilu*e  Leinwand  hingeworfen 
haben,  wissen  sie  nun  nicht  wie  weiter.  Unser  Dilettant  schlagt 
daher  in  seinem  Rathgeber,  irgend  einer  Sammlung  von  Mei8te^ 
werken  nach  und  trifft  da  zuerst  auf  irgend  ein  Bild  aus  der 
vorraphaelschen  Zeit.    Da  sieht  er  nun  etwa  vier  aufrechte,  steife 

1!" 


*  I  » 

Fignnn  1,  welcUe  den  Beschauer  anstarren,  und  im  Hinteigrand 
stehende  ebenso  steife  Pappeln,  welche  ans  den  Köpfen  der  <ntn 
beiden  Figuren  herauszuwachsen  scheinen.    Mit  dem  Ausrnfe,  dt« 


J 


61 


etwas  Derartiges  „nicht  einmal  die  Photographie"  und  zwar  auch 
in  den  Händen  eines  völligen  Anfängers  nicht,  hervorzabringen  im 
Stande  sei,  blättert  er  weiter  und  stösst  auf  das  Bild  eines  fran- 
zösischen Malers  von  der  Zeit  am  1700  herum.  Dieser  scheint  das 
Pyramidale  gepachtet  zn  haben,  denn  alle  seine  Contnren  sowohl 
der  Landschaft  als  der  Figuren  beziehen  sich  auf  die  Pyramide 
and  gipfeln  sich  nach  einer  Spitze  hin  zu.  Die  Spitze  krönt  ein 
Gebäude  und  unter  diesem  sind  die  verschiedenartigsten  Dinge 
reihenweise  angeordnet.  Der  Gesammteindnick  ist  natürUch  ein 
höchst  unbefriedigender. 

Das  nächste  Bild,  ein  Watte au'sches,  ist  schon  bedeutend  besser. 
In  ihm  sind  deutlich  die  Principien   wahrer  Kunst  ausgeprägt,   und 


es  zeigt,  dass  die  aofeinanderfolgenden  Linien  nicht  alle  nach  gleicher 
Richtung  hinlaufen,  sondern  wie  in  n  einander  entgegenstreben 
müssen.  Dieses  Princip  bewährt  sich  und  ist  auf  mannigfache 
Weise  bei  den  verschiedensten   Composjtionen  angewendet  worden. 


A- 


Bei  der  Ansicht  der  ATenue  der  elysüischen  Felder  zu  Paris  vom 
Concor^enplatze  aus  gesehen,  einer  der  herrlichsten  Ansichten 
Enropas,  zeigt  sich  auch  ein  derartiges  Arrangement   der  Linien  o. 

FhottKriphiuhe«  irehlT.  Hr.  7K.  1,  Peliroir-I8fi6.  " 


52 


Die  oberen  und  unteren  Begrenzungslinien  der  Baumreihen  zu  beiden 
Seiten  des  Weges  zeigen  im  Vordergründe  die  aus  der  Figur  o 
ersichtliche  Gruppirung,,  aber  durch  den  Hügel,  der  sich  von  der 
Mitte  des  Weges  an  erhebt,  wird  die  Richtung  der  Conftaren  der 
Allee  plötzlich  so  verändert,  dass  sie  ihre  frühere  Richtung  correct 
compensiren  und  dadurch  ein  Geltihl  von  befriedigtem  Schönheitssinn 
im  Beschauer  erwecken.  So  zeigen  sich  in  architectonischer  Hinäcfat 
die  Conturen  p  der  Feterskirche  in  Rom  oder  der  Paulskirche  in 
London  als  Anwendungen  desselben  Prinzipes,  welches  überhaupt 
in  keinem  Zweige  der  Kunst  verletzt  werden  kann.  Ehe  wir  weiter 
gehen,  soll  von  den  unzähligen  Beispielen  für  diesen  Punkt  nur 
noch  eins  angeführt  werden,  nämlich  ein  Bild  von  Terburg,  einen 
Streit  zwischen  betrunkenen  Bauern  darstellend,  und  obgleich  es 
also  einem  ziemlich  niederen  Genre  angehört,  so  finden  wir  doch 
wie  bei  fast  allen  Meistern  holländischer  Schule,  die  grösste 
Correctheit  in  der  Composition.  In  dem  untenstehenden  Diagramm 
soll    A  B    die    emporgestreckten    Arme    eines   Bauern    bezeichnen, 


\ 


Ä/ 


welcher  von  seinem  Gegner  A  C  umgeworfen  imd  mit  dem  Messer 
bedroht  ist  Die  abwärtsstrebende  Linie  zur  rechten  Seite  ist  der 
nach  hinten  geschwungene  Arm  des  Gegners,  während  die  ent- 
sprechende Linie  links  eine  Figur  bezeichnet,  die  erschrocken  über 
den  Streit  das  Local  betritt. 

Die  Hauptursache,  welche  bei  der  Anwendung  auch  dieser 
Grundregel  stets  im  Auge  behalten  werden  muss,  ist  die,  dass  der 
Beschauer  bei  jedem  fertigen  Kunstwerke,  wenn  es  schön  sein  soll, 
in  der  Composition  nicht  die  Absichtlichkeit  der  regelmässigen 
Anordnung  bemerkt,  sondern  direct  nur  das  natürlich  dargestellte 
Object  erblickt 

Der  „Tod  des  General  Wolfe''  von  West  ist  ein  herrlichei 
Beispiel  für  eine  ganze  Gruppe  oder  eine  „geschlossene  Composition' 
wie  man  eine  Composition  oft  nennt,  wenn  sich  in  ihr  alle  Figoren 
rund  um  einen  Mittelpunkt  anordnen.  Das  Bild  ist  durch  den 
Stich  80  populär  und  bekannt  geworden,  dass  es  unnöthig  erscheint 


53 


eine   Copie    dea- 

selben  hier  beüm- 

fiigeii;  es  soll  da- 
her   nur  eine 

Analyse  r  seiner 
Hauptlinien  ge- 
geben werden,  um 

za    zeigen ,    wie 

Jemand,  wenn  er 

auch  nicht  selbst 

das  Zeichnen  ver- 
steht   doch    die 

Linien  einer  Com- 

position  untersuchen  und  ihre  Verhfiltnisse  rergleichen  kann. 

Zunächst  bemerken  wir  in  der  Mitte  des  Bildes  den  todtwunden 
Helden  hingesunken  und  umgeben  ron  seinen  Offizieren  und 
Soldaten,  deren  Theilnahme  an  dem  Falle  ihres  Feldherm  sehr 
gut  ausgedrückt  ist  Die  gegen  Schmen  abgehärtete  Sothhaut 
betrachtet  mit  Interesse  die  Resignation  des  weissen  Feldherrn; 
während  das  vom  Schlachtfeld  her  ertönende  Geschrei :  „Sie  fliehen  I 
sie  fliehen  !^  vollkommen  gut  durch  die  beiden  hindeutenden  Figuren 
auf  der  rechten  Seite,  und  durch  die  mehr  episodische,  in  der 
Entfernung  befindliche  ausgedrückt  ist  Die  Arme  der  beiden 
hindeutenden  Figuren  kreuzen  sich  und  compensiren  sich  dadurch 
in  der  Richtung.  Die  belebte  Figur  des  Trappers  oder  Jägers  ist 
nöthlg  um  der  unmittelbar  um  den  Feldherrn  herrschenden  Ruhe 
als  Folie  zu  dienen.  Der  etwas  seitlich  stehende  Grenadier  unter- 
bricht auf  sehr  klug  berechnete  Weise  die  Gruppe  und  verhütet 
dadurch  Eintönigkeit  und  Häufung.  Die  Standarte  und  ihr  gerader 
Stab  hebt  die  obere  Contur  der  Composition^  unterbricht  sie  zugleich 
passend,  und  giebt  überhaupt  dem  ganzen  Vorgänge  mehr  Bezeich- 
nendes. Der  am  Boden  kauernde  Indianer  verhütet,  dass  die  Linien 
der  vorschreitenden  Figur  nicht  unvermittelt  überhängen  und  giebt 
ihnen    eine  richtige  Basis  in  der  Weise  wie  im  Schema  s.    Die 

Flinte  des  Indianers  ist  für  das 
Gleichgewicht  der  Linien  unent- 
behrlich, wenn  auch  der  Künstler 
sie  in  fein  berechneter  Weise  durch 
das  vorgestreckte  Knie  unterbrochen 
hat  Eben  so  unentbehrlich  ist 
die  am  Boden  liegende  Qrenadiermütze,  denn  sie  muss  wie  der 
Punkt  in  der  Gruppe  t  die  Basis  fiir  das  Gleichgewicht  der  zuge- 


A    /. 


54 


hörigen  Figur  herstellen  helfen  und  so  die  Gruppe  u  vervoUsÜn- 
digen;  während  der  dunkle  Hut  unmittelbar  unter  Wolfe  den  Kreis 
um  die  mittlere  Figur  abschllesst,  und  die  weiter  hinten  liegenden, 
helleren  Objecte  durch  Contrast  hebt.  Die  am  Boden  liegende 
Flinte  vervollständigt  die  durch  den  Vordergrund  gezogene  onteie 
Contur  der  Composition.  Nach  Allem  haben  wir  es  hier  mit  ein» 
gelungenen  Composition  zu  thun,  welche  ein  eingehendes 
Studium  in  hohem  Grade  verdient,  denn  erstlich  erzählt  sie  uns 
die  Geschichte  in  einer  treffenden,  klaren  Weise,  dann  compaunren 
sich  die  quer  durch  das  Bild  gehenden  Hauptlinien  ganz  hannonisck 
auf  die  in  v  angegebene  Art  (wie  dies  ebenso  auch  in  dem  firfihcr 
erwähnten  Bilde  „der  Schiffbruch^  von  Gericault  stattfindet) ;  währai 
die  Linien  der  Figuren,  wie  aus  der  Analyse  r  ersichtlich  ist,  ab 
einander  entsprechen  und  das  Gleichgewicht  halten.  Zu  gleicNIr 
Zeit  ruht  aber  auch  jede  Figur  wie  w  vollkommen  auf  ihrer  e^gtum 
Basis,  oder  auf  einer  gemeinschaftlichen  mit  einer  andern  Flgar 
zugleich,  wie  in  x  angedeutet,  so  dass  man  auf  diese  Weise 


für   gute  Wirkung  des   Helldunkels  äusserst  passende   Compodtton 
vor  sich  hat. 


A 


Jedenfalls  dürfte  es  keinen  Maler  geben,  welcher  mehr  dea 
Namen  eines  j,  natürlichen  Genies^  verdiente,  oder  der  sich  weniger 
streng  an  die  Regeln  der  Kunst  gebunden  hätte,  als  Hogarth  und 
doch  zeigt  uns  das  erste  Bild  der  „Marriage  ä  la  mode"  eine  Com- 
position der  Linien,  welche  vollständig  allen  hier  erörterten  Regeln 
entspricht  Die  Figuren  der  beiden  Väter  y,  das  beabsichtigte 
Paar  z,  der  Advocat  und  der  Geistliche  aa  alle  sind  ganz  richtig 


^  r 


aa 


componirt;  jede  Figur  hat  entweder  für  sich  oder  zugleich  mit 
einer  andern  eine  gute  Basis  bb.  Dieses  Prinzip  ist  bis  in  die 
kleinsten  Details  durchgeführt,  so  bei  den  Erticken,  den  Papierea 
auf  dem  Tische,  den  Beinen  des  Stutzers  u.  s.  w.  Das  nächst- 
liegende Object,  der  Stammbaum   befindet  sich  gerade  unter  dem 


55 


entfernteBten,  dem  durcb  das  offene  Fenrter  sichtbareD  Hause,  und 
während  die  Linien  neben  und  auf  dem  Pergament  treiBich  com- 
pouirt  sind,  dient  dieses  selbst  zur  Vervollständigung  der  Basis 
dea  sitzenden  Vaters,  begrenzt  den  Schatten  unter  dem  Stuble, 
macht  die  Figur  vollkommen,  verstärkt  den  Effect  und  bringt  einen 
Ucbicontrast  in  den  Vordergrund  des  Bildes. 

Das   Tenier'scbe  Bild  „L'enfant  prodigue"   in  der  Gallone  des 
Louvre  kann  als   eines  der  scbünsten  Gemälde  betrachtet  werden.  - 
Das  Arrangement  zeigt  eine  grosse  Regelmässigkeit.    Die  vertikalen 


Linien  der  mittleren  weiblichen  Figur  sind  (wie  in  Wilkie'a  „blindem 
Fiedler']  im  Gleichgewicht  gehalten  durch  die  beiden  sitzenden 
Figaren,  bei  denen  aich  wieder  der  Gegensatz  zeigt  durch  den 
ausgestreckten  Arm  des  Mannes  auf  der  einen  und  Stab  auf  der 
andern  Seite,  während  der  einschenkende  Bursche  links  und  die 
Bettlerin  rechts  sich  wiederum  compensiren.  Die  nächsten  Objecte 
(der  Weinkühler  u.  e.  w.)  liegen  grade  uiiter  den  entferntesten, 
wodurch  das  Gemälde  Tiefe  erhält,  und  das  Auge  in  ihm  festge- 
halten wird.  Die  äusseren  Conturen  c  c  der  Composition  erinnern 
au  Wilkie's  „blinden  Fiedler", 
lassen  aber  hei  gleicher  Correct- 
heit  wie  dort,  doch  die  Kunst  etwaa 
zu  sehr  durchblicken. 


56 


lieber  die  phetographische  Darstellaig  tm  hjeeti«Bt-9 
taibibHiMs-  and  BlatkörpereheM  -  Prkparatei  n   ilurcn 

DatiirlicheM  Farben/^ 

Von  Prof.  Gerlach  in  Erlangen. 

Schon   lange  beschäftigt    man   sich  in    der  Photographie    mit 
Versuchen,  welche  bezwecken,  statt  der  bisher  allgemein  jgebrSueh- 
liehen  Copirmethode  mittelst  Chlorsilbers,    ein  Verfahren    ausfindig 
zu  machen,  welches  eine  absolute  Garantie  für  die  Dauerhaftigkeit 
der  Bilder  gibt,  was  bekanntb'ch   bei  der  Copirmethode  mit  Chlor- 
Silber  nicht  der  Fall  ist.     Aber  erst  in   der  jüngsten  Zeit   fährten 
diese    Versuche    zu   Resultaten,    nach   denen    man   die    Aufgabe, 
absolut  dauerhafte  Abzüge,  welche  an  Feinheit  der  Zeichnung  den 
Chlorsilberbildem   in    Nichts    nachstehen,    darzustellen,    als    gelöst 
betrachten  muss.     Der  Engländer  J.  W.  Swan  verbesserte  nämlich 
das  schon  früher  vielfach  versuchte  Copirverfahren  mit  Chromsalzen, 
Leim  und  Kohle  dadurch,    dass  er  als  unmittelbare  Unterlage  fiir 
die  genannten  Stoffe  statt  des  Papiers  eine  Collodionschicht  anwandte 
und  damit  es  möglich  machte,  dass  die   tiefsten  Stellen   der  Kohle 
führenden    Leim  -  Chromschicht   zuerst   von    dem   Lichte    getroffen 
wurden,  in  der  Art,  dass  es  kaum  einem  Zweifel  unterliegen  kann, 
dass  der  Copirmethode,   deren  Grundlage  die  Wirkung  des  Lichtes 
auf  Chromsalze   bildet,    die   Zukunft    in   der  Photographie   gehört 
Der  einzige  Grund  nämlich,    weshalb  sich  früher  die  Chromatjrpien 
nie  Geltung  verschaffen   konnten,    der  Mangel  der  Mitteltöne,  ist 
durch  das  Verfahren  von  J.  W.  Swan  vollkommen  beseitigt 

Mir  wurde  das  Verfahren  von  Swan  zuerst  durch  dessen 
Mittheilung  in  dem  vorigjährigen  Maihefte  des  photographischen 
Archivs  **)  bekannt  Swan  benutzt  als  Färbemittel  die  Kohle  unter 
der  Form  feingeriebener  chinesischer  Tusche,  bemerkt  jedoch,  dass 
zur  Aenderung  des  Tones  der  Abdrücke  auch  andere  Farbstoffe, 
wie  Indigo  oder  Carmin,  der  chinesischen  Tusche  zugesetzt  werden 
könnten.  Diese  letztere  Andeutung  brachte  mich  auf  den  Gedanken 
Versuche  mit  jenen  Farbstoffen  anzustellen,  welche  bei  mikrosko- 
pischen Untersuchungen  zur  Darstellung  von  Injections-  oder  Imbi- 
bitions-Präparaten  angewandt  werden.  Zuerst  hielt  ich  mich  an  das 
von  mir  in  die  mikroskopische  Technik  eingeführte  carminsaure 
Ammoniak,  als  an  denjenigen  Farbstoff*,  durch  welchen  sowohl  die 


*}    Aus  dem  Monatsbericht  der  kgl.  Academio  der  Wissenschaften  zu  Berlin; 
durch  den  Hrn.  Verfasser  mitgetheilt. 

')    Ein  neues  Kohleverfahren  von  J.  W.  Swan.    Phot.  Archiv.  Bd.  V.  S.  28&. 


99\ 


57 


scbönsten  Injections-  wie  Imbibitions-Präparate  wenigstens  bisher 
dargestellt  wurden.  Schon  bei  den  ersten  Versuchen  hatte  ich  die 
Freude  zu  sehen,  dass  das  neue  Verfahren  nicht  nur  die  Anwendung 
körniger  Farbstoffe,  wie  die  der  Tusche,  sondern  auch  Tollkommen 
diffuser,  zu  welchen  das  carminsaure  Ammoniak  gehört,  zulässt  Es 
gelang  mir  alsbald  mit  diesem  Farbstoff  Abbildungen  von  Injections- 
und  Imbibitions-Präparaten  in  einer  Vollendung  darzustellen,  dass 
der  Beobachter  kaum  einen  Unterschied  zwischen  dem  in  dem 
Sehfeld  des  Mikroskops  vorliegenden  Präparate  und  dessen  photo- 
graphischer Abbildung  wahrnehmen  dürfte.  Die  Photographie  ver- 
bürgte dabei  die  absolute  Naturtreue  der  Zeichnung,  und  die  Farbe 
der  Abbildung  war  ja  durch  denselben  Farbstoff  erzielt,  welcher 
zur  Darstellung  des  Präparates  gedient  hatte.  Auf  diesem  Wege 
liegt  jedenfalls  die  Möglichkeit  die  vollendetste  bildliche  Darstellung 
von  Naturobjecten,  zu  erreichen  d.  i.  absolute  Congruenz  in  Zeich- 
nung und  Farbe  zwischen  Object  und  Abbildung. 

Durch  den  Erfolg  mit  dem  carminsauren  Ammoniak  ermuthigt 
wandte  ich  mich  sogleich  zu  Versuchen  mit  den  in  der  mikrosko- 
pischen Technik  gebräuchlichen  blauen  Farbstoffen,  dem  Berlinerblau 
und  dem  Indigocarmin  oder  dem  Indigoschwefelsauren  Kali.  Das 
Berlinerblau  gebraucht  man  bekanntlich  zur  Darstellung  der  Injec- 
üonen  von  Lymphgefässen  und  Drüsenausfiihrangsgängen ,  wozu 
sich  das  carminsaure  Ammoniak  weniger  eignet,  den  Indigocarmin 
d&gegei^  zur  Darstellung  blauer  Imbibitions-Präparate.  Beide  Farb- 
stoffe sind  jedoch  durchaus  ungeeignet  zur  Anfertigung  farbiger 
Chromatypien.  Mit  Bcrllnerblau  erhält  man  Abdrücke  von  dunkler 
schmutzig  blauer  Farbe  und  die  Lösung  von  Indigocarmin  verliert 
durch  Zusatz  einer  Lösung  von  doppeltchromsaurem  Ammoniak 
ganz  und  gar  die  blaue  Farbe,  indem  der  Indigo  durch  den  hohen 
Sauerstoffgehalt  des  Chromdoppelsalzes  entfärbt  wird.  Ich  nahm 
nun  meine  Zuflucht  zu  den  Anilinfarben  und  erhielt  in  der  That 
mit  Anilinblau  vortreffliche  Resultate.  Die  im  Handel  vorkommende 
weingeistjge  Lösung  dieses  Farbstoffs  wurde  mit  der  zehnfachen 
Wassermenge  verdünnt  und  der  das  doppeltchromsaure  Ammoniak 
enthaltenden  Leimlösung  zugesetzt.  Die  mit  dieser  Mischung  dar- 
gestellten Copien  zeigten  in  der  Farbe  die  grösste  Uebereinstimmung 
mit  den  Injections-  und  Imbibitions-Präparaten,  zu  deren  Anfertigung 
Berlinerblau  und  Indigocarmin  verwandt  worden  war. 

Hierauf  versuchte  ich  thierische  Farbstoffe  und  zwar  zimächst 
den  Farbstoff  des  Blutes  zur  Darstellung  farbiger  Blutkörperchen. 
Einfach  geschlagenes  Blut  konnte  aus  dem  Grunde  nicht  angewandt 
werden,  da  bekanntlich  die  Eiweisskörper  durch  Chromsäure  gefällt 


58 


werden.  Ich  setzte  daher  geschlagenes  Blut  der  SiedhitEe  aas, 
entfernte  durch  Pressen  mittelst  dichter  Leinwand  soviel  wie  m$glidi 
das  Wasser  des  Coagulums  und  zerrieb  dasselbe  pnter  Zusatz  you 
wenigem  Wasser  in  der  Reibschale.  Die  auf  diese  Weise  erhaltene 
Flüssigkeit  wurde  durch  einen  dünnen  Leinwandlappen  filtrirt  und 
das  Filtrat  zur  Darstellung  der  farbigen  Blutkörperchen  benatzt 
Eine  Lösung  des  Blutfarbstoffs  konnte  natürlich  nicht  erhalten 
werden  und  es  war  daher  in  den  von  mir  angefertigten  Abbildungen 
der  Blutkörperchen  des  Frosches  und  des  Menschen,  welche  mit 
dem  Blute  des  Schweines  dargestellt  worden  waren,  ein  körniges 
Verhalten  nicht  zu  verkennen;  allein  ich  zweifle  kaum,  dass  dardi 
möglichst  sorgfaltiges  Abreiben  des  Blutcoagulums  in  der  Reibschale 
und  durch  Anwendung  feinerer  Filter  vollkommen  befriedigende 
Resultate  erhalten  werden  dürften. 

Mit  anderen  thlerischen  Farbstoffen  z.  B.  jenem  der  Galle  zur 
Darstellung  der  in  den  Fäcalmaterien  vorkommenden,  unverdauten 
und  mit  Galle  gefärbten  Muskelfäden  habe  ich  bis  jetzt  noch  keine 
Versuche  angestellt. 

(Der  Mittheilung  lagen  zwölf  Photographien  von  injicirten 
Blut-  und  Lymphgefässen ,  Drüsenausführungsgängcn ,  Imbibitions- 
und  Blutkörperchen-Präparaten  in  den  natürlichen  Farben  bei). 


Heber  das  TanniDTerfaliren. 

Von  Jabez  Hughes. 

Das  Tanninverfahren  gefällt  dem  Verfasser  wegen  seiner  Ein- 
fachheit und  Sicherheit;  ferner  bedarf  es  fast  keiner  anderen  als 
der  beim  feuchten  Collodlonverfahren  gebräuchlichen  Lösungen,  man 
braucht  kein  Eiweiss  zu  schlagen,  keine  Gelatine  zu  lösen  u.  s.  f. 

Gewöhnliches  Portrait -Collodion  (4  Jodsalz,  1  Bromsalz  auf 
480  enthaltend)  gibt  gute  Resultate.  Dichtere  Schichten  scheinen 
nicht  so  sehr  zu  Fleckenbildung  geneigt  wie  dünne. 

Eine  Unterlage  von  Gelatine  oder  Kautschuk  zum  Festhalten 
der  Collodionschicht  hält  der  Verf.  nicht  für  nöthig;  er  hält  die 
Platte  mit  einem  pneumatischen  Halter  und  lässt  das  Collodion  in 
alle  Ecken  fliessen ;  taucht  es  dann  in  ein  schwach  saures  Silberbad 
(von  1 :  14  oder  16).  Wenn  die  öligen  Streifen  verschwunden  sind 
wird  die  Platte  in  eine  Cüvette  mit  destiUirtem  Wasser  getaudit 
Hierin  bleibt  sie  bis  eine  zweite  Platte  im  Silberbad  ist,  dann  wird 
sie  eine  Minute  unter  dem  Wasserhahn  abgespült,  mit  Tanninlosnag 
(von  1 :  32)  übergössen,  und  zum  Trocknen  hingestellt. 


59 


Es  iBt  nöthig  zum  ersten  Waschen  eine  Taucheüvette  mit 
defltilUrtem  Wasser  anzuwenden,  indem  sich  sowol  in  einer  Sdiale 
mit  gewöhnlichem  Wasser,  wie  w^iin  man  direct  unter  dem  Hahn 
ahspült,  in  und  auf  der  Schicht  unlösliche  Silbersalze  ablagern. 
Von  Zeit  zu  Zeit  wird  das  destillirte  Wasser  gewechselt.  Bei 
Platten  von  10x10  nimmt  der  Verf.  nach  je  6  Platten  frisches 
Wasser  (etwa  5  Pfund). 

Langes  übermässiges  Waschen  ist  nicht  gut.  Wenn  die  dicke 
Seite  der  Coll^dionschicht  sich  beim  Aufgiessen  des  Tannins  nicht 
bräunt,  so  ist  die  Schicht  hinreichend  gewaschen.  Wascht  man  zu 
lange,  so  erhält  man  leicht  Schleier. 

Die  Stärke  der  Tanninlösung  ist  ohne  grossen  Einfluss.  Ver* 
schiedene  Tanninsorten  geben  verschiedene  Resultate;  wenn  man 
daher  nicht  gut  zurecht  kommt,  versuche  man  einmal  anderes  Tannin. 

Die  Tanninlösung  muss  die  Schicht  recht  durchdringen,  sonst 
entstehen  Flecken  und  Abzeichen.  Gewöhnlich  hält  der  Verf.  die 
Platte  mit  dem  Halter,  giesst  hinreichend  Lösung  über,  um  das 
Wasser  fortzunehmen,  welches  auf  der  Oberfläche  steht  Dann 
giesst  er  eine  zweite  Portion  auf,  die  er  hin-  und  herfliessen  lässt. 
Iseuerdings  aber  taucht  er  sie  in  ein  Bad  von  TanmnlÖsung ,  und 
lässt  sie  liegen  bis  die  nächste  Platte  fertig  ist.  Er  empfiehlt,  die 
Tanninlösung  nicht  abzuspülen,  und  auf  Saugpapier  stehend  über 
Nacht  langsam  trocknen  zu  lassen,  dann  die  Ränder  ^4  ^^U  breit 
mit  schwarzem  Asphaltlack  zu  bestreichen. 

In  Betreif  der  Haltbarkeit  der  Platten  führt  der  Verf.  nur  an, 
dass  er  sie  niemals  länger  als  6  Wochen  verwahrt  und  in  dieser 
Zeit  keine  Verschlechterung  wahrgenommen  habe. 

Die  Belichtung  dauert  für  alkalische  Entwicklung  doppelt  so 
lADge  wie  bei  feuchtem  CoUodion;  für  saure  Entwicldung  sechsmal 
so  lange.  Der  Verf.  belichtet  stets  so  lange  wie  möglich,  da  man 
zwar  Ueberbelichtung  corrigiren,  für  zu  kurze  Belichtung  aber  kein 
Mittel  besitzt  Es  ist  nicht  immer  nöthig  rasch  zu  arbeiten ;  manche 
Gegenstände  können  ebensogut  fünf  Minuten  lang  beuchtet  werden 
wie  eine.  Es  ist  ein  übles  Ding,  wenn  man  zu  kurz  belichtet  hat, 
und  sucht  dies  durch  den  Entwickler  auszugleichen.  Die  Detlüls 
können  nicht  kommen,   dafür  aber  stellt   sich  Schleier  ein. 

Mit  Tripletobjectiv  Nr.  2  und  mittlerer  Blende  belichtet  der 
Verf.  5  Minuten;  für  alkalische  Entwicklung  genügen  oft  schon  30 
Secunden.  Wo  dies  mögüch  ist,  nehme  man  zwei  Platten  von 
jeder  Ansicht;  eine  kurz  belichtet  für  allutlische  Entwicklung,   eine 

)i  Ui  saure. 


60 


Beim  Entwickeln  hält  man  die  Platte  mit  dem  pneumatisdien 
Halter.  Man  befeuchtet  die  Schicht  gut  Hat  man  kurz  beuchtet, 
80  entwickelt  man  alkalisch.    Man  löst: 

Kolilensaures  Ammoniak     .     .       1  Gramm, 
in  destillirtem  Wasser    .     .     .210       „ 

und  filtrirt.  Die  Lösung  färbt  sich.  Hierron  giesst  man  genag 
auf  die  befeuchtete  Platte;  man  lässt  in  ein  reines  Geföss  zurück- 
fliessen  und  setzt  auf  je  80  Gramm  der  Flüssigkeit  soviel  trockne 
Pyrogallussäure  zu  wie  auf  einem  Schilling  Platz  hat;  sie  löst  sidi 
gleich;  man  braucht  nicht  zu  filtriren.  Mit  dieser  Mischung  wird 
das  Bild  gleich  erscheinen.  Man  entwickelt  bis  alle  Details  bei 
reflectirtem  Licht  sichtbar  sind,  denn  in  der  Durchsicht  wird 
man  kaum  etwas  wahrnehmen.  Man  wascht  und  verstärkt  wie 
gewöhnlich,  mit  saurer  Pyrogallussäure  und  einigen  Tropfen  2%iga 
Silberlösung. 

Pyrogallussäure    ....       2  Gramm, 

Citronsäure 1        „ 

Destillirtes  Wasser   ...  480        ^ 

oder: 

Pyrogallussäure     ....       1  Gramm, 

Eisessig 30        „ 

Destillirtes  Wasser  .  .  .  480  „ 
Die  alkalische  Lösung  wird  abgespült,  dann  wird  eine  dieMr 
Lösungen  auf  die  Schicht  gegossen,  in  ein  reines  Gefäss  abgegossen^ 
hier  mit  einigen  Tropfen  Silberlösung  vermischt,  und  wieder  auf- 
gegossen. Der  Verf.  räth  die  Platten  im  Dunkelzimmer  nicht  znm 
vollständigen  Grade  der  nöthigen  Kraft  zu  verstärken,  da  mao 
diese  im  gelben  Licht  nicht  so  gut  beurtheilen  kann;  die  IntensitiU 
der  Trockenplatten-Negativs  hängt  nämlich  viel  von  ihrer  Farbe  ab. 
Es  ist  daher  besser,  erst  nach  dem  Fixiren  die  Verstärkung  zu 
vollenden. 

Hat  man  der  Platte  die  normale  Belichtung  gegeben,  so  ent- 
wickle man  gleich  nach  dem  Befeuchten  mit  einer  der  oben  ange- 
führten sauren  Lösungen  und  einigen  Tropfen  Silberlösung.  Tod 
letzterer  nehme  man  möglichst  wenig;  erst  wenn  das  Bild  vollständig 
hervorgekommen  ist,  darf  man  mehr  Silber  nehmen,  um  zn  Te^ 
stärken.  Scheint  das  Bild  überbelichtet,  so  verstärke  man  es 
hauptsächlich  nach  dem  Fixiren;  wurde  es  zu  kurz  belichtet  vor 
dem  Fixiren,  weil  durch  das  Verstärken  nach  dem  Fixiren  die 
Contraste  gesteigert  werden.  Nach  dem  Verstärken  wird  dsi 
Negativ  getrocknet,   gefimisst  und  ist    dann  fertig   zum   Drüekes. 


61 


Bei    darauffaUendem  Licht  wird   es  immer  etwas  Terschleiert  aus- 
sehen, nicht  so  in  der  Durchsicht. 

Die  Trennung  des  Entwicklens  vom  Verstärken  hält  der  Verf. 
für  selir  wichtig.  Entwickelt  man  von  Tomherein  mit  viel  Silber, 
8o  werden  die  hohen  Lichter  zu  intensiv,  und  das  Bild  hart.  Man 
suche  erst  mit  wenig  Silber  alle  Details  schwach  zu  entwickeln, 
und  verstärke  dann  indem  man  etwas  mehr  Silberlösung  hinznnimmt ; 
80  hat  man  über  die  Intensität  eine  viel  bessere  ControUe. 

Die  alkalische  Entwicklung  hält  Hr.  Hughes  für  eine  sehr 
werthvolle  Entdeckung,  die  der  Trockenplattenphotographie  eine  neue 
ungeahnte  Bahn  eröffne;  die  Bilder  werden  ganz  ebensogut  wie 
mit  saurer  Entwicklung.  Immerhin  ist  die  letztere  sicherer  da  man 
nicht  so  leicht  in  der  Belichtungszeit  fehlt. 

Kommt  das  Bild  durch  die  alkalische  Entwicklung  nur  in  den 
Umrissen  hervor,  so  nehme  man  etwas  mehr  trockne  Pyrogallussäure. 
Aber  man  darf  sich  hierauf  nicht  zu  sehr  verlassen,  denn  mit  dem 
Bilde  kommt  bei  diesem  Mittel  zuweilen  Schleier. 

Kohlensaures  I^atron  hat  dem  Verf.  nicht  so  gute  Resultate 
gegeben,  wie  kohlensaures  Ammoniak.  Auch  heisse  Entwicklung 
empfiehlt  er  m'cht. 

Ist  das  Bild  nach  dem  Belichten  schon  sichtbar,  oder  konunt  es 
beim  Befeuchten  der  Platte  hervor,  so  ist  alkalische  Entwicklung  tiber- 
flüssig. Auch  wenn  das  Bild  schon  unter  der  Lösung  von  kohlen- 
saurem Ammoniak  erscheint  (ehe  Pyrogallussäure  zugesetzt  wurde)? 
spült  man  gleich  ab,  und  nimmt  den  sauren  Entwickler.  Immer 
mass  man  nach  Anwendung  der  alkalischen  Lösung  waschen,  dann 
die  saure  Lösung  übergiessen  um  das  Alkali  zu  neutralisiren ,  und 
zuletzt  erst  Silber  zusetzen;  sonst  entsteht  Schleier. 


Heber  das  Collodion-AlbamiBTerfahreii. 

Von  H.  Petschler. 

Man  reinigt  die  Platten  mit  altem  CoUodion  und  polirt  sie  mit 
ganz  reinem  Leder.  Vor  dem  Collodloniren  erwärmt  man  sie  zu 
zwei  und  zwei,  indem  man  die  reinen  Seiten  aufeinanderlegt, 
um  Staub,  Luft  und  Feuchtigkeit  abzuhalten.  Wenn  sie  wieder 
abgekühlt  sind,  wird  das  Collodion  aufgegossen.  Durch  dies  Er- 
wärmen wird  in  manchen  Fällen  das  Blasenwerfen  verhindert. 

Eine  Mischung  von  altem  und  frischem  Collodion  zieht  der 
Verf.  vor ;  wenn  sie  zu  dick  wird,  verdünnt  er  sie  mit  einer  Mischung 
von  drei  Theilen  Aether  und  einem  Theil  Alkohol.    Das  Collodion 


62 


soll  hSüfig  filtrirt  werden   oder  in  viele  kleine  Flaschen  ans^fflh, 
aus  denen  man  immer  eine  gewisse  Menge  verbraucht    Wenn  das 
Collodion  erstarrt  ist,   gibt  man  die  Platte    in  em  Silberbad    von 
1:12,  welches  durch  Jodkalium  jodirt  wurde.     Hierin  bleibt  sie 
etwa  5  Minuten;   dann  wascht  man  sie   in  einer  Schale  und  anter 
einem  Hahn,  und  taucht  sie  in  Salzwasser  (eine  Prise  Salz  auf  die 
halbe  Schale  Wasser).     Geschieht   dies  nicht  mit  einem  mal,    so 
bekommt  man  einen  Streifen  mitten  durch  die  Schicht    Man  wajsdit 
dann  unter  dem  Hahn  oder  in  der  Schale,   lässt  einige  Momente 
abtropfen  und  giesst  das  Albumin  an  allen  Ecken  drei  bis  viermal 
auf.    Das  Albumin  ist  so  zusammengesetzt: 
Das  Weisse  von  vier  Eiern, 
Jodkalium  oder  -ammonium      .     .     30  Gramm, 
Bromkaliimi  oder  -ammonium    •     •     V2        n 

Jod eine  Spur, 

Ammoniak 40  Tropfen. 

Die  Salze  lost  man  im  Wasser  mit  hinreichend  Jod,  um  die 
Flüssigkeit  sherryfarben  zu  machen,  dann  setzt  man  das  Ammoniak 
zu,  und  schlägt  diese  Mischung  mit  dem  Eiweiss  zu  festem  Schnee, 
indem  man  sie  in  einer  Flasche  mit  zerbrochenen  Glasstud^en 
tüchtig  schüttelt  (Es  gibt  auch  Porzellangefässe  für  diesen  Zweck, 
die  innen  mit  Spitzen  versehen  sind.)  Nach  einigen  Stunden  giesst 
man  die  klare  Flüssigkeit  zum  Gebrauch  aus. 

Die  mit  Albumin  bedeckte  Platte  wird  auf  reines  Saugpapier 
gestellt  und  mit  der  Schichtseite  an  die  Wand  gelehnt.  Eine  Minute 
nachher  legt  man  frisches  Saugpapier  unter.  Nach  dem  Trodmcn 
erhitzt  man  die  Platte  vor  dem  Feuer. 

Die  Platten  können  bis  hierher  im  zerstreuten  TagesliAt 
präparirt  werden,  aber  der  Verf.  zieht  vor  es  im  Dunkelzimmer  zu 
thun.  Sie  werden  in  Kästen  aufbewahrt,  oder  gleich  empfindlid 
gemacht  Wenn  man  sie  erst  später  empfindlich  machen  will,  moss 
man  sie  kurz  vorher  wieder  erwärmen. 

Essig-salpetersaures  Silberbad. 

Reines  salpetersaures  Silber    .     .       8  Gramm, 

DestUlirtes  Wasser 100       j, 

Eisessig 6        ,, 

Mit  Jod-  und  Bromkalium  zu  versetzen. 

In  diesem  Bad  bleibt  die  Platte  fiinf  Minuten ;  dann  wird  sie 
unter  dem  Hahn  gewaschen  und  auf  reinem  Saugpapier  (da«  wenn 
es  feucht  geworden  durch  frisches  ersetzt  wird)  an  die  Wand 
gelehnt    Nach  dem  Trocknen  wird  belichtet 


63 


Sollen  die  Platten  einige  Monate  haltbar  bleiben,  00  kann  man 
sie  naeh  dem  letzten  Wasehen  in  eine  Schale  mit  Salzwasser  tauchen, 
gut  unter  dem  Hahn  abspülen,  mit  gesättigter  Gallussäurelösung 
übergiessen  und  trocknen  lassen. 

Die  Belichtungszeit  der  Collodion  -  Albuminplatten  varlirt  sehr. 
Hr.  Petschler  hat  gute  Bilder  in  15  Secunden  erhalten,  und  auch 
2  bis  3  Stunden  belichtet.  Im  Allgemeinen  wird  man  bei  gutem 
Licht  für  ein  Stereoskopbild  3  bis  10  Minuten  brauchen. 

Entwicklung. 
Bei  geeigneter  Behandlung  erhält  man   mit  zu   kurz  wie  mit 
cu  lange  belichteten  Platten  gute  Resultate. 

I. 
Pyrogallussäure      .     .       1  Gramm, 
Wasser 160  bis  240  Gramm. 

n. 

Salpetersaures  Silber  .      2  Gramm, 

Citronsäure    ....       4        „ 

Eisessig 12        „ 

Wasser 100        „ 

Man  hält  die  Platte  mit  einem  pneumatischen  Halter  oder  legt 
sie  auf  ein  Niveau ;  befeuchtet  sie ,  giesst  die  Lösung  1)  auf  und 
ab,  bis  das  ganze  Bild  entwickelt  ist;  dann  spült  man  ab,  und 
vermischt  die  Pyrogallussäure  mit  einigen  Tropfen  Silberlösung 
Nr.  2.  Die  Details  werden  dadurch  gekräftigt.  Man  setzt  noch 
etwas  SUberlÖsung  zu  und  behandelt  damit  die*  Platte  so  lange  bis 
sie  hinreichend  kräftig  ist. 

Bei  Platten,  die  mit  Salzwasser  und  Gallussäure  behandelt 
wurden,  muss  man  von  vornherein  beim  Entwickeln  einen  oder  zwei 
Tropfen  Silberlösung  zusetzen.  Man  fixirt  in  schwach  angesäuertem 
unterschwefligsaurem  Natron,  wascht  gut  ab,  trocknet  und  firnisst. 
Schliesslich  gibt  der  Verf.  den  Rath,  bei  allen  Operationen  die 
grösste  Reinlichkeit  herrschen  zu  lassen,  und  niemals  fremde  Stoffe 
unter,  in  oder  auf  die  empfindliche  Schicht  kommen  zu  lassen, 
sodann  nur  Präparate  von  der  besten  und  reinsten  Qualität  an- 
zuwenden. 

Dabliner  hteniatieMale  Aasstellung  1865. 

Der  Geschäftsführer  des  photographischen  Departements  der 
Dubliner  internationalen  Ausstellung  macht  uns  die  Mittheilung, 
dass  das  Comitd  keine  Mühe  scheuen  werde,  diese  Abtheilung  so 
interessant  wie  möglich  zu  machen;  es  werden  daher  auch  die 
deutschen   Photographen    ersucht,   sich  an    der   Ausstellung    recht 


64 


zahlreich  itt  betheiligen,  was  am  so  wünschenswerther  als  ron 
anderen  Lftndern  voraussichtlich  sehr  viele  Photographien  snr  Aus- 
stellung kommen  werden. 

Folgendes  sind  die  speziellen  Bedingungen  für  Photographien: 
Alle  Arten  von  Photographien  sind  zugelassen ;  die  Direction  behält 
sich  vor,  solche  Sachen  zurückzuweisen,  die  ihr  ungeeignet  zur 
Aasstellung  erscheinen.  —  Sämmtliche  Bilder  müssen  unter  Glas 
und  Rahmen  sein;  nur  in  Oel  gemalte  lebensgrosse  Photo- 
graphien brauchr^n  nicht  verglast  zu  sein.  Jedes  Bild  resp.  jeder 
Rahmen  mit  Bildern  ist  auf  der  Rückseite  mit  einem  Verzelchniss 
zu  versehen  aus  dem  folgendes  ersichtlich:  Gegenstand,  Verfahren, 
Name  des  Photographen  oder  des  Ausstellers,  seine  Adresse,  die 
Nation,  und  wenn  das  Bild  verkäuflich  auch  der  Preis.  Eben  solebe 
Verzeichnisse  sind  auf  dem  Boden  der  Paclckisten  zu  befestigen.  — 
Retouchirte  und  colorirte  Bilder  sind  als  solche  zu  bozeichnen; 
nur  wenq  die  Retoucbe  nichts  weiter  bezweckt  als  kleine  Fleckchen 
im  Negativ  zu  verdecken,  ist  dies  nicht  erforderlich. 

Aus  den  allgemeinen  Bestimmungen  heben  wir  hervor :  Anmel- 
dungen zur  Ausstellung  sind  sofort  beim  Comit^  zu  machen,  mit 
Erwähnung  der  Classe  (F).  Medaillen  und  Ehrendiplome  werden 
für  Photographien  zuerkannt  werden.  Die  Colli  müssen  die  Adresse 
an  das  Ausstellungs  -  Comit^  tragen  und  eine  deutliche  Nummer 
und  Marke  führen.  Die  Aussteller  haben  bei  der  Absendung  dem 
Frachtbrief  ein  genaues  deutlich  geschriebenes  Verzelchniss  des 
Inhalts  des  Collies  und  der  Werthangabe  des  Inhalts  in  duplo  mit 
lateinischen  Lettern  beizufügen.  Der  Transport  bis  zum  Ein- 
schifTungshafen  und  umgekehrt  ist  zu  Lasten  der  Aussteller.  Es 
ist  wünschenswerth ,  dass  die  Ausstellungsgegenstände  in  der  ersten 
Hälfte  des  Monats  März  1864  spätestens  zur  Verschiffung  gelangen. 

Die  Adresse  des  Comit^s  ist: 
To  the  Committee  for  the 

International  Exhibition  of  1865, 
Exbibition  Palace, 
From  (Adresse  des  Ausstellers).  Dublin. 

Reflectirende  Aussteller  in  Rheinland  und  Westfalen  können 
ihre  Anmeldungen  dem  Ausscbuss  des  Handels-  und  Gewerbevereins 
in  Düsseldorf  zusenden,  der  das  weitere  veranlassen  wird. 

Die  Ausstellung  wird  am  9.  Mai  1865  eröffnet  und  dauert  bis 
zum  9.  November. 


Photographisolie  Portraitgallerie.  —  Während  die  Wiener  Kunstzeitons 
„Recensionen'*  sich  auf  einen  der  Photographie  feindlichen  Standpunkt  stallt, 
bereitet  der  Redacteur  der  Berliner  „Dioscuren*',  Dr.  M.  Scbasler,  ein  auf  die 
Photographie  gestütztes  ebenso  populäres  wie  künstlerisches  Unternehmen  vor. 
Dasselbe  besteht  in  einer  nach  Serien  geschiedenen  photographischen  Portrait- 
gaUerie  in  Form  von  Brustbildern  von  1^2  ZoU  Kopfhöhe. 


Für  die  nächste  Nummer  liegen  u.  A.  folgende  interessante  Mittheilungen 
vor:  Ueber  das  Räuchern  des  Albuminpapiers  mit  Ammoniak,  von  Prof.  Hirnes; 
Über  die  Wothhtypie,  von  Hrn.  Mende. 


Qedmckt  bei  S«m.  Lucas  ia  Elberfeld. 


PhotograpMsches  Archiv 


mmmiM  TI*  -  Hr.  Um.  -  f  ••  Feftraar  U%B. 


Eickblieke  im  lUe  TeiKugoiheit  der  Pkttogra|pU6b 

Von  Dr.  J.  SokUIBS. 

Abemals  Ist  ein  Jahr  in  das  Meer  det  Ewigkeit  gesunken. 
Besonders  wichtige  Entdeckungen  im  Gebiete  der  Photographie  hat 
es  uns  nicht  gebracht,  man  mfisste  denn  die  Veröffentlichung  des 
WoAly'sefaen  Ter&hrens  lünjEUredmen.  Indessen  hier  heisst's  noch 
abwarten!  — 

Die  Photograpliie  ist  hinter  den  raschen  Fortschritten  anderer 
fndnstiieller  Künste  und  tedmischer  Wissenschaften  nicht  surfick- 
gebliefoen.  Anfangs  geschahen  die  folgenreichsten  Entdeckungen  in 
der  Photographie  ziemlich  rasch  hintereinander  ron  Seiten  Einzelner, 
Ich  nenne  nur  die  Entdeckung  der  Kalotypie,  der  Anwendung  des 
CoUodions,  der  Pjrogallussäure,  und  der  Bromsalze.  Die  Ausübung 
der  Praxis  befand  sich  nur  in  den  Händen  Weniger  und  auch  ron 
diesen  lieferten  nicht  alle  gute  Bilder;  eine  gute  Photographie  war 
eine  Seltenheit  und  jetzt  kann  man  sagen,  dass  dies  der  Fall  ist 
mit  einer  wirklich  schlechten  Photographie.  Die  Fortschritte  unserer 
Kunst  geschehen  jetzt  mehr  durch  das  unwillkfirlicfie  Zusammen- 
wirken von  Tausenden  practischer  Leute  und  betreffen  mehr  die 
Tedinik,  es  ist  ein  Wirken  ins  Kleine,  aber  durch  die  Massen- 
hafligkeit  der  Wirkenden  nichts  destoweniger  sehr  beachtenswerth 
iOr  die  Yervollkommnung  des  Ganzen.  Die  kleinen  Verbesserungen 
alle  aufzuzählen,  welche  fast  täglich  geschehen,  ist  unmöglich,  aber 
Dank  der  photographischen  Literatur,  sie  werden  bald  Gemeingut! 

Wer  schon  vor  zwölf  oder  mehr  Jahren  practischer  Photograph 
gewesen,  weiss  diese  Fortschritte  zu  schätzen!  Zum  Vergleiche 
mit  der  Jetztzeit  möge  für  die  jüngere  Genossenschaft  unserer 
GoBegen  eine  kleine  Schilderung  aus  damaliger  Zeit  Platz  finden. 


66 


Die  einzigen  guten  Instrumente  waren  damals  die  VoigtUnd^ 
und  auch   diese   gaben  nur  unter  besonderen  Kunstgriffen 
Bilder,  welche  unangenehme  Thatsache  man  spSter  mit  dem  N4 
Focusdifferenz  bezeichnete,  zu  deren  Beschönigung   —  da  aie 
alledem  doch  nur  ein  Fehler  war  —  man   eine  Zeit  lang 
eine  besondere  Theorie  aufttaute,  zufolge  welche  die  FoensdifferaiE 
ifür    jedes    gute  Doppelobjectiv    eine    notibwendige   Bedingan^^   «eL 
Die  Fortschritte  der   Zeit  haben  auch  diesen  lächerlichen  IrrthnB 
beseitigt.     Von   derselben  Seite    entspann    sich   noch    For    &nigem 
Jahren  ein  brieflicher   heftiger  Disput  mit  mir,   da  ich  der    dnrch 
die    Erfahrung    begründeten    Ansicht   war,     dass    ein    fünÜEoUigci 
Doppelobjectiv  unter  gleichen  Bedingungen   langsamer    arbeite,   als 
ein  zwei-  oder  dreizölliges,  wenngleich  die  wirksame  Linsendffim^g 
und  die  Brennweite  dieselben  seien.     Gewiss  werden  alle  Practiker 
mehier  Meinung  beistimmen,  aber  damals  hatte  idi  einen  liartea 
Kampf  zu  bestehen  zur  Verfechtung  meiner  Ansicht,   blos  weil  in 
den  Preisverzeichnissen, der  betr.  Firma,  eine  andere  Theorie   auf- 
gestellt worden  und  m^an  sich  kein  Dementi   geben  wollte.    Kiu, 
jeder  Practiker  hatte  sich  mit  Aufwand   von  vieler  Mühe  uud  Zeit 
und  vielem  Gelde   selbst  erst  den  ^eg  über  mandie  Hindemjaw 
zu  bahnen.     laicht  die  kleinsten  waren  bedingt  durch  die  scUecfate 
Beschaffenheit  der  Chemikalien,  keine  chemische  Fabrik  war  noch 
darauf  eingerichtet,   photographisch   brauchbare    Stoffe   zu   liefen. 
Man  hatte  wohl  Collodion  und  Aether,  Jodkalium  u.  dergL,   aber 
was  Hir  Zeug!    Das  Collodion  kaum  gut  genug,  um  Wunden  danit 
zu  bekleistem,   der  Aether  so   sauer,    wie  Essig,   das  Jodkaliim 
stark  alkalisch  und  zerfliesslich,  zu  geschweigen  von  der  Pyro|aUiis* 
säure  und  anderen  Stoffen  der  seltenen  Art,  die  anfangs  gar  nicht, 
oder  nur  in  schlechtester  Qualität  zu   erhalten  waren.     Auch  das 
unterschwefljgsaure  Natron,  das  jetzt  centnerweise  zu  sehr  biUigea 
Preisen  geliefert  wird,   war   damals  eins   von   den  seltneren   und 
theureren  Präparaten.     Die   ersten  JodcoUodions   wurden  als 
derbare,   geheimnissvolle  Mischungen    angestaunt   und    waren 
schwer  zu   erlangen.    Das   erste,  das  ich  von  einer  renommirteD 
Firma  erhielt,  —  war  von  der  Farbe  des  Braunbieres  und  erweckte 
deshalb   den  Gedanken,    da  die  Zusammensetzung  der  JodcoUodiea 
noch  ein  Geheimniss  war,  —   dass  einfach  Jod  in  das  GoUodioB 
gethan  werde.    Die  nöthige  Expoaitionsdauer  betrug  im  Freien  bei 
Benutzung  eines  lichtstarken  Yoigtländer'schen  Doppelobjectivs  durch- 
schnittlich  50  bis  60  Secunden! 

Schon  damals   zeichnete  sich  Frankfurt  durch  Liefenug  des 
besten  JodcoUodions   aus,   namentlich  die  dortige   Hirschapotheke. 


67 


koBiite  damit  leldit  Aogenblicksbilder  auftiehmen,  was  Itir  die 
damalige  Zeit,  besonders  nach  kaum  überwundenem  Negativpapier* 
BftandpQidct,  viel  beissen  wollte.  Die  Quälereien  mit  schlechten 
Snbatanxen  waren  bei  Ansübung  des  l^alotypverfahrens  womöglich 
noch  gr&sser,  da  hier  auch  noch  viel  von  der  Beschaffenheit  des 
Papteres  abhing.  Die  läeheriichsten  Yorscfariften  coursirten  übrigens 
damals  Aber  die  Bereitung  der  Negati\^apiere,  und  sieht  man  jetzt 
dergleiehen  Recepte  durch,  so  athmet  man  erleichtert  auf,  denn  die 
Zeit  hat  auch  hier  einen  ungeheuren  Wust  von  Unsinn  und  Irrthiim 
beseitigt  Ja,  es  sind  wie  bei  allen  grossen  Entdeckungen,  wie 
bei  jedem  Fortschritt,  die  Menschen  gleichsam  nur  die  Mittel  des 
ZeitgeiBtes,  um  sieht-  und  greifbar  su  werden,  es  ist  der  unauf- 
haltsame Pulssehlag  der  Zeit,  den  wir  Fortschritt  der  Wissenschaft 
and  Industrie  nennen  und  der  ron  Menschengeist  und  Menschen- 
hliaden  ausaugehen  scheint 

„Jede  Erfindung  ist  mehr  ein  Product  der  Zeit, 
als  eines  einzelnen  Geistes.  Daher  kommt  es  denn 
auch,  dass  gemeinhin  eine  Industrielle  Erfindung 
mehrere  Urheber  zugleich  hat^ 

Ja,  die  Menschheit  und  der  Zeitgeist  sind  ewig,  die  einzelnen 
Menschen  tauchen  auf  und  verschwinden,  nur  ihre  guten  Ideen 
bleiben,  sie  sind  Mittel  zum  Zweck  des  ewigen  Geistes. 


BeMerkmigeii  Aber  das  Rftodierii  des  Albuminpapiers 

mit  Amnoniab, 

Von  Prof.  Charles  Hirnes,  A.  M. 

Von  den  versehiedenen  Positirdruckverfahren,  die  man  an  Stelle 
des  Silberrerfahrens  vorgeschlagen  hat,  scheint  noch  keins  industrielle 
Anw6ndung  gefunden  zu  haben;  es  muss  daher  alles  das  für  den 
praetischen  Photographen  noch  immer  von  Interesse  sein,  was  dazu 
beiträgt,  nach  der  alten  Methode  gute  Resultate  mit  möglichst 
grosser  Sicherheit  und  möglichst  geringer  Auslage  an  Zeit,  Arbeit 
und  Geld  zu  erzielen. 

Ich  habe  zuweilen  Bemerkungen  über  das  Ammoniakräuchern 
gesehen,  die  meiner  eigenen  Erfahrung  widersprachen,  und  auch 
Yorsichtsmassregeln,  die  man  für  nnerlfissllch  erklärte,  die  vielleiclit 
manchen  abschreckten,  dies  Verfahren  zu  versuchen.  Ich  lernte 
das  Verfahren  dnrch  einen  Freund  kennen,  ein  Jahr  bevor  ea 
seinen  Weg  in  die  Journale  fand,  und  habe  es  seit  der  Zeit  befolgt 
und  immer  mehr  seine  treffliche  i^enschaft  erkannt,  manche  Fehler« 


68 


qneUen  unschädlieh  xu  machen.    Ich  verfahre  in  dieser 
Welse : 

Gewöhnliches  Albuminpapier  lasse  ich  auf  neotraler  6^/||lgcr 
Silbernitratl5sung  schwimm^.  Yersache  mit  verschiedenartig  söge* 
säuerten  so  wie  mit  alkalischen  Lösungen  führten  mich  entsdüedea 
xur  Benutzung  eines  neutralen  Bades;  denn  1)  ist  es  am  leiehtesleii 
XU  bereiten ;  2)  das  auf  neutralem  Bade  präparirte  Papier  hük  sieh, 
ebensogut  wie  das  auf  saurem  Bad  präparirte,  es  wird  sdion  M 
einer  kürzeren  Räucherung  mit  Ammoniak  viel  empfindlicher,  tiwl 
leichter  und  gibt  brillantere  Abdrücke;  3)  nach  dem  Bäuchem  mit 
Ammoniak  ist  es  ebenso  empfindlich  und  besitzt  alle  übrigen  Vor» 
thetle  wie  das  auf  alkalischem  Bad  präparirte,  während  es  vor  dem 
Räuchern  sich  bei  weitem  besser  hält;  4)  die  neutrale  SÜberiösong 
bräunt  sich  nicht  so  rasch  wie  ein  alkalisches  Bad,  mit  manclMi 
Sorten  Papier  bleibt  sie  sogar  ganz  klar;  besonders  ist  dies  der 
Fall  mit  der  schwachen  Lösung  die  ich  anwende. 

Die  Bestimmung  der  Form  und  Grösse  des  Räudbeikastens 
wird  jeder  Photograph  nach  Bedürfniss  vornehmen.  Mir  dient  ein 
einfacher  Kasten  von  2  Fuss  im  Quadrat  und  2  Fuss  Höhe.  Etwa 
einen  Zoll  vom  Deckel  sind  Schnüre  angebracht,  an  Haken  die  in 
den  Seitenwänden  befestigt  sind ;  eine  der  Seiten  ist  zum  Oeffineii, 
mit  Charnieren.  Soll  der  Apparat  gebraucht  werden  so  setse  ich 
ein  Schäichen  mit  Ammoniak  auf  den  Boden  und  hänge  das  Papier 
mit  amerikanischen  Holzklammem  an  den  Schnüren  auf. 

Hier  treten  uns  verschiedene  Fragen  entgegen  die  wir  nach- 
einander beantworten  wollen. 

Muss  das  Papier  getrocknet  werden  ehe  es  den  Ammoniak- 
dämpfen ausgesetzt  wird?  Die  meisten  die  sich  hierüber  geaosseit 
haben,  empfehlen  nur  ganz  trocknes  Papier  zu  räuchern.  Dr.  van 
Monckhovon  der  als  wissenschaftlicher  Photograph  so  bekannt  ist, 
geht  so  weit,  das  flüssige  Ammoniak  durch  kohlensaures  Ammom 
SU  ersetzen  um  eine  möglichst  trockne  Ammoniakatmosphäre  sa 
erlangen.  Wie  ich  das  Verfahren  zuerst  mitgetheilt  erlüelt  wordo 
mir  besonders  empfohlen,  das  Papier  vor  dem  Räuchern  eist 
knochentrocken  werden  zu  lassen;  aber  ich  fand  bald,  dass  das 
Papier  so  wie  es  vom  Silberbad  Imm,  gleich  im  Räucherkasten  nm 
Trocl^nen  angehängt  werden  konnte.  Wenn  aber  das  Papier  halb- 
trocken  ist  und  dann  geräuchert  wird,  so  ist  das  Resultat  in  den 
meisten  Fällen  ein  ungenügendes.  Der  Grund  sdidnt  mir  darin 
SU  liegen,  dass  das  Papier  die  Feuchtigkeit  ungleidimässig  ahsorbiiC, 
und  folglich  die  Ammoniakdämpfe  ungleich  darauf  wirken;  wiid  es 
den  Dämpfen  ausgesetzt  ehe  es  theilweise  trocken  werden  kennte, 


69 


sdieineii  dieselben  ihre  Wirkung  ToUkommen  erreicht  zu  haben, 
elie  es  anfängt  zu  trocknen,  besonders  wenn  das  Papier  eine 
xiemUeh  gleidunässige  Textur  besitzt  Um  also  Tor  solchen  Fehlem 
^anz  sicher  zu  i^in,  trockne  man  das  Papier  vor  dem  Räuchern, 
oder  man  hänge  es  gleich  wie  es  vom  Silberbad  kommt,  im  Räucher- 
kasten zum  Trocknen  auf. 

Ich  ziehe  es  vor  das  Papier  erst  zu  trocknen,  da  der  Erfolg 
dann  weniger  von  der  Beschaffenheit  des  Papiers  abhängt;  auch 
mreü  das  Papier  wenn  es  gut  getrocknet  ist,  vor  dem  Räuchern 
einige  Tage  aufbewahrt  werden  kann.  Wie  lange  das  Papier  ge- 
räuchert werden  muss,  hängt  von  der  Stärke  des  Ammoniaks  in 
gewissem  Grade  ab.  Ich  habe  es  nie  zu  stark  gefanden,  aber  es 
kann  so  schwach  sein,  dass  es  fast  gar  keine  Wirkung  äussert, 
oder  doch  mehr  Zeit  erfordert,  als  man  schicklich  dafür  anwenden 
kann.  Ich  nehme  meistens  Ammoniak,  welches  in  5  Minuten  seliiä 
Wirkung  erzielt;  sobald  es  so  schwach  geworden  ist,  dass  es  15 
Minuten  braucht,  nehme  ich  frisches.  Die  schöne  Purpurfarbe  die 
das  Papier  nach  der  ersten  halben  Minute  der  Belichtung  annimmt, 
ceigt  dass  das  Papier  hinlänglich  geräuchert  wurde;  besser  ist  es 
indessen  länger  als  ndthig  zu  räuchern,  als  zu  kurz. 

Man  hat  verschiedene  Vorrichtungen  gebraucht  um  in  dem 
Kasten  eine  gleichmässig  vertheilte  Ammoniakatmosphäre  zu  er- 
langen; aber  ich  habe  gefunden,  dass  man  dies  nicht  nöthig  hat, 
wenn  das  getrocknete  Papier  aufgerollt  und  so  umgebogen  wird, 
mit  der  Albuminseite  nach  aussen,  dass  die  beiden  diagonalen 
Ecken  in  dieselbe  Klammer  gestehet  und  so  aufgehängt  werden. 
Ohne  diese  Yorsichtsmassregeln  würden  Ammoniakströme  durch  das 
gerollte  Papier  ziehen,  einen  Theil  mehr  wie  den  anderen  berühren, 
und  so  eine  ungleichmässige  Wirkung  des  Lichts  verursachen. 
Anstatt  das  Papier  in  dieser  Weise  aufzuhängen,  wird  wohl  eine 
kleine  Fahne  im  Deckel  des  Kastens  befestigt  und  von  aussen 
durch  eine  Handhabe  in  Drehung  gesetzt  um  Luft  und  Ammoniak- 
dampf gehörig  zu  mischen.  Oder  eine  kleine  Luftpumpe,  aus  einem 
Gummiball  und  Röhren  bestehend,  kann  gebraucht  werden  die  Luft 
herauszupumpen  bis  die  Mischung  im  Kasten  gleichmässig  geworden 
ist;  wenn  man  starkes  Ammoniak  anwendet  genügen  einige  Minuten 
zur  erforderlichen  Diffusion.  Das  Papier  kann  gleich  wie  es  aus 
dem  Kasten  kommt  gebraucht  werden,  wenigstens  habe  ich  nie  für 
nöthig  gefunden  es  liegen  zu  lassen,  damit  der  Ueberschuss  von 
Ammoniak  verdunsten  könne,  wie  von  einigen  empfohlen  wird. 
Nadi  einer  oder  zwei  Stunden,  besonders  bei  warmem  feuchtem 
Wetter  und  mit  einigen  .  Sorten    Albuminpapier,   wird  das  Papier 


70 


gelb;  die  Abdräcke  werden  dann  zwar  auch  noch  gut,  tonen  aber 
langsamer.  Das  Papier  ist  empfindlicher  als  das  in  gewöhnlk^er 
Weise  präparirte,  und  die  Abdrücke  brauchen  nicht  so  krift% 
gemacht  zu  werden,  namentlich  wenn  das  SilberbaH  so  schwach  Ist 
wie  ich  angegeben  habe;  starke  Silberbäder  machen  bedentendes 
Uebercopiren  nöthlg. 

Die  Behandlung  nach  dem  Herausnehmen  aus  dem  CSopirrahmea 
ist  dieselbe  wie  bei  den  gewöhnlichen  Albuminbildem.  Sie  weidea 
gut  gewaschen,  zuerst  in  Wasser,  dann  in  sehr  verdünnter  Salz- 
lösung, und  schliesslich  nochmals  abgespült,  damit  nicht  ziiTici 
Salz  in  das  Tonbad  mitgenommen  wird. 

Das  Tonbad  bereitet  man  durch  Alkalisiren  einer  yerdunnini 
Goldclüoridlösung  {^J2  Gramm  Chlorgold  auf  1000  Gramm  Wasser) 
mit  soviel   Tropfen  kohlensaurer  Natronlösung,  dass  ein  ^tück  ge- 
röthetes  Lakmuspapier  durch  die  Flüssigkeit  wieder  gehlänt  wird. 
Das  Bad  kann  gleich  gebraucht  werden;  besser  erst  nach  10  oder 
15  Minuten.    Ich  präservire  das  Bad  stets,  indem  ich  es  nach  dem 
Gebrauch  durch  einige  Tropfen  Chlorwasserstoffsäure  ansäure,  und 
vor  dem  nächsten  Gebrauch  wieder    alkalisire.     Von  Zeit  zu  Zeit 
setze   ich   etwas  Goldchlorid  zu.    Diese  wiederholten  Beifttgungea 
von  Salzsäure  und  kohlensaurem  Natron  erzeugen  mit  der  Zeit  eine 
beträchtliche   Menge  von  Chlomatrium,  welches  zwar  in  geringea 
Mengen  von  einigen  practischen  Photographen  für  nützlich  erachtet, 
in  grösseren  aber  als  Fixirer  wirkt,  indem  es  das  Chlorsilber  auflöst 
Dies  ist  nicht  zu  beHirchten,  wenn  man   die  Salzsäure  immer  nur  • 
in  möglichst  geringen  Ueberschuss  zusetzt;   ich   erwähne  die  Sache 
nur,   weil  ein  Operateur,   dem  ich  diese  Behandlung  des  Tonbads 
als   geeignet   und   ökonomisch   empfohlen   hatte,    mir  nach  einiger 
Zeit  klagte,    die  Abdrücke   verdürben  im   Tonbade.     Ich  fand  in 
seinem  Bade  eine  übermässige  Menge  von  Salz,  theils  weil  er  die 
Abdrücke    nicht    nach   der   Behandlung   mit  Salzwasser   abgespult, 
und  theiis  weil  er  immer  einen  grossen  Ueberschuss  von  Salzsäure 
zugesetzt  hatte.    Eine  gute  ControUe  hierfür  ist,  nur  soviel  Salzsäure 
zuzusetzen,   dass  blaues  Lakmuspapier  entschieden  geröthet  winL 

Ich  recapitulire  die  Yortheile  des  Räucherverfahrens: 

1)  Das  Papier  ist  empfindlicher,  und   die  Abdrücke  brancheB 
nicht  stark  übercopirt  zu,  werden;  .  « 

2)  £s   tont  leichter  und  gibt   Abdrücke  von  viel    reicherem 
Ansehen ;  . 

3)  £s  behält  im  Fixirbad  seinen  Ton    und  seine   Intenaüil; 

4)  Ein  viel  schwächeres  Silberbad  kann   gebraucht  werdeu; 
ein  Bad  von  6%  ist  einem  von  12%  vorzuziehen,  während  oha« 


71 


Räucherung  das  Bad  mindestens  12%  stark  sein  mass,  wenn  man 
ein  gutes  Resultat  erreichen  will.  Die  Vortheile  eines  schwachen 
Bades  sind  zahlreich;  die  Abdrücke  werden  brillanter,  brauchen 
weniger  übercopirt  zu  werden;  die  schwachen  Bäder  bräunen  sich 
nicht  80  rasch  beim  Gebrauch,  und  sind  billiger  als  starke; 

5)  Die  Qualität  des  Bildes  hängt  nicht  so  sehr  von  der  des 
Alfauminpapiers  ab;  Sorten  die  bei  der  gewöhnlichen  Behandlung 
aehr  schlechte  Abdrücke  gaben,  lieferten  mir  sehr  häufig  ganz  yoi^ 
zügliche  Resultate; 

6)  Negativs  die  für  das  Abdrucken  auf  nicht  geräuchertem 
Papier  viel  zu  schwach  sind,  geben  ganz  brillante  Bilder. 

Das  Verfahren  ist  nur  scheinbar  umständlicher,  während  seine 
Vorzüge  bedeutend  sind. 

Giessen,  im  Januar  1865. 


Die  ..WotUytypie^ 

Aus  den  kargen  Notizen  in  den  verschiedenen  photographischen 
Zeitschriften  und  andern  Gründen,  lässt  sich  schliessen,  dass  die 
photographische  Welt  gar  bald  diese  so  pomphaft  angekündigte 
Erfindung  des  Herrn  Wothly  todtschweigen  werde.  Denkbar,  dass 
der  selbstgeschaffene  Name  etwas  länger  bei  den  deutschen  Zwei- 
hundertfrancs  -  Photographen  nachhallt,  die  das  gebrachte  Opfer  an 
Geld  nicht  sobald  zu  verschmerzen  vermögen.  Das  Beste  an  der 
Erfindung  sind  unstreitig  die  vorhergegangenen  Zuschriften,  welche, 
geschickt  abgefasst,  den  Glauben  erweckten,  dass  nach  der  quest. 
Methode  kein  Silber  und  mithin  auch  kein  unterschwefligsaures  Salz 
in  Anwendung  komme.  Für  den  wissenschaftlich  gebildeten  Photo- 
grapben  sind  schon  die  ersten  Seiten  der  Brochüre  hinreichend,  die 
Leetüre  abzubrechen.  Die  Furcht  vor  plötzlicher  Erschöpfung  der 
Bergwerke  an  Uranerzen  wird  sich  bei  dem  Herrn  Chemiker,  der 
mit  den  betreffenden  Bergwerksgesellschaften  zu,  alleiniger  Ver- 
arbeitung der  Erze  contrahirt  hat,  wol  ebenso  bald  gelegt  haben, 
wie  die  Hoffnung  derjenigen  geschwunden  sein  wird,  welche  meinten, 
dass  mit  der  Wothljtjpie  ein  neues  werthvoUes  Prinzip  in  unsere 
Wissenschaft  eingeführt  werde. 

Jeder  wirkliche  Photograph  weiss,  also  ausgeschlossen  das 
beträchtliche  Heer  der  nomadisirenden  und  sesshaft  gewordenen 
Kirmessphotographen,  dass  die  Versuche  mit  Uran  nur  deshalb 
angegeben  worden  sind,  weil  der  Verlauf  der  Operationen  (Anwen- 
dung von  Silber,    Gold  und   unterschwefligsaurem  Natron)   genau 

Pk*torrftpliiMlLef  AreUT.  Kr.  76. 16.  Febnur  186$,  ^  , 


72 


derselbe  ist,  wie  bei  dem  Verfahren  mit  Chlorsilber ;  ebenso  bekanot 
ist,  dass  in  Folge  des  Einsinkens  der  Bilder  die  mannigialtif^dteii 
Substanzen  zur  Verhütung  dieses  Uebelstandes  theils  angewendet, 
theils  in  Vorschlag  gebracht  worden  sind.  Der  Ausdauer  des  Hem 
Wothly,  durch  viele  Versuche  dahin  gelangt  zu  sein,  als  yortreffliches 
Mittel  CoUodion  in  Anwendung  zu  bringen,  wollen  wir  volle  Ge* 
rechtigkeit  widerfahren  lassen,  auch  liegt  kein  Grund  zum  Zuveifel 
vor,  dass  es  dem  Herrn  Wothly  recht  schwer  geworden  ist,  seine 
Erfindung  in  Receptform  zu  bringen;  denn  die  ihm  gewordenen 
Summen  sind  nach  seinem  Ausspruch  ja  nur  ein  verhältnissmäsAig 
geringes  Aequivalent  für  die  gehabten  Mühen  und  Unkosten.  Hierin 
liegt  wol  das  Motiv,  weshalb  den  Ankäufern  des  Geheimnisses  auf 
volle  5  Jahre  der  Mund  geschlossen  worden  ist.  Die  Etablimng 
von  Geheimnissfabrikations  *  Anstalten  scheint  übrigens  bei  den 
deutschen  Photographen  epidemisch  werden  zu  wollen. 

Mit  der  leicht  zu  begründenden  Behauptung,  dass  durch  Herrn 
Wothly's  Erfindung  nach  keiner  Seite  hin  ein  Vortheil  erzielt  werden 
kann,   könnte   das   vorstehende   Streiflicht  hiermit  erlöschen,    wenn 
nicht  besagte  Brochüre   auch    ein  Curiosum  verborgen  hielt.      Herr 
Wothly    setzt   nämlich,   um   das  Uransalz   seiner  Liqueure   zu    re- 
d  uz  Iren,    einen    geringen    Gewichtstheil    Silber    (salpeters.)    m. 
Den  wissenschaftlichen  Photographen  muss  es  unangenehm  berühren, 
wenn  in  einem  gedruckten  Werkchen  nach  dem  Willen  des  Autors 
die  Naturgesetze  einen  Purzelbaum  schlagen  müssen.     Herr  Wothlj 
sollte   wissen,    dass    das    Wothly 's  che   Uransalz    unter    dem 
Negativ    durch  das   Licht    allein    reduzirt    wird   und    sodann    als 
Oxydulsalz,  ganz   analog  dem   Eisenvitriol,  reduzirend   auf  die 
edlern  Metalle  einwirkt,    also    in   vorliegendem  Falle    auf  das   sal- 
petersaure Silberoxyd.     (Siehe    die   electrische   Spannungsreihe    der 
Metalle.)     Oder   ist   es   eine    von  jenen  Eigenschaften    des    Urans, 
welche  nach  der  Behauptung  des  Herrn  Wothly  von  den  ChemilLem 
noch  nicht  beobachtet  worden,    nämlich    (um    in    der    Sprache    der 
Wissenschaft  zu  reden)   negativer  zu  sein  als  Silber?    Die  Wotli- 
lytypie   ist  mangelhafter  als    das  bisher   gebräuchliche  Chlorsilbei^ 
verfahren.     Sie   wäscht   die   Bilder    mit    saurem   Wasser,    welche 
ohne  Alkali  nicht  von  der  Säure  vollständig  befreit  werden  können. 
Spuren  von  Säure  aber  schwefeln  bei  der  nun  folgenden  Anwendung 
eines  Goldbades    mit   unterschwefligsaurem    Natron  ganz   zweifellos 
einen  Theil  des  vorhandenen  Silbers.    Erst  seit  der  Einfuhrung  der 
alkalischen  Goldbäder  zeigt  sich  eine  weit  grössere  DauerhafUgkek 
der  Bilder.    Das  Uranverfahren   wird  nur  dann   das   bisherige  yer- 
drängen,  wenn  der  Silberzusatz  übersprungen  wird,  indem  man  d«n 


73 


Dransals  direct  Chlorgold  in  einer  entsprechenden  Menge  sasetzt. 
Yenvehe  müssen  zeigen,  oh  die  so  erseugten  Bilder  die  gleiche 
Kraft  und  angenehme  Färbung  hesitzen,  als  die  Albuminbilder  und 
die  Darstellongskosten  die  seitherigen  nicht  übersteigen.  Letzterer 
Ponkt  ist  besonders  in's  Auge  zu  fassen,  da  viele  Photographen 
zu  ihrem  eignen  Ruin  gegenwärtig  Preise  gesetzt  haben,  die  der 
Yermuthung  Raum  geben,  als  wenn  Silber  und  Gold  und  so  viele 
andere  Dinge  gar  kein  Geld  kosten  und  die  rastlose  und  aufreibende 
Thätigkeit  des  Photographen  eine  Erholung  sei. 

Schliesslich  muss  ich  der  Mittb  eilung  des  Herrn  Liesegang  £r- 
-wähnung  thnn,  nach  welcher  das  vom  Uranpapier  abgelöste  CoUodion- 
htatchen  kein  Bild  enthält  Diese  Erscheinung  liegt  einfach  in  der 
Auspressung  der  gelösten  Salze  beim  Zusammenziehen  des  CoUodions 
-während  des  Trocknens.  Eine  Anziehung  der  ausgepressten  Salze 
kann  nur  Seitens  der  Papierfaser  erfolgen.  Hieraus  folgt,  dass 
derartige  Bilder  beim  Waschen  ihre  löslichen  Bestandtheile  von  der 
Rückseite  ans  verlieren,  da  das  Collodionhäutchen  nach  dem  Trocknen 
nicht  wieder  genügend  porös  wird. 

Nachdem  sich  nun  über  die  Tragweite  der  Wothly'schen  Er- 
findung hinreichende  Klarheit  verbreitet  hat,  ist  es  eine  erste  Auf- 
gabe, die  Versuche  mit  Kohle  eifrig  fortzusetzen,  um  dieses  wichtige 
Verfahren  practisch  zu  gestalten.  Der  Inkrustirung  der  Goldtheilchen 
im  Bilde  ist  ebenfalls  eine  ernste  Beachtung  zu  schenken,  wie  Herr 
Liesegang  in  der  vorletzten  Nummer  seines  Journals  erwähnt. 

Ein  Abonnent. 


Camee  -  Portrtits« 
Von  F.  R.  Window. 

Mit  Einführung  der  Visitenkartenportraits  vor  einigen  Jahren 
hat  die  Photographie  eine  neue  Epoche  begonnen.  Dies  ist  im  künst- 
lerischen, im  mechanischen  wie  im  industriellen  Sinne  eine  Wahrheit. 
Der  Visitenkarte  ist  es  zu  verdanken,  dass  die  Photographen  nicht 
mehr  wie  irüher  meistens,  ohne  jegliche  Rücksicht  auf  künstlerisches 
Gefühl  arbeiten,  sondern  bei  der  Schaffung  eines  Bildes  auch 
Handlung  und  Harmonie  hineinzubringen  suchen.  Ihre  Kleinheit 
und  Schärfe  machten  eine  grössere  Gewandtheit  in  den  Operationen 
nöthig  als  früher,  und  eine  grössere  Beherrschung  der  yerschiedenen 
bei  der  Prodnction  in  Wirkung  kommenden  Mittel.  Ihre  universelle 
Popularität  gab  der  Kunst  einen  so  bedeutenden  industriellen  Impuls, 
dass  sie  ein  von  tausenden  geübtes  Geschäft  geworden  ist. 


74 


Trotz  der  weiten  Verbreitung  und  wohlverdienten  PqnilantSt 
ist  das  Yisitenkartenporlrait  in  ganzer  Figur  nicht  ohne  Män^eL 
Bei  einem  Brustbilde  verlangt  man  nur  natürliche  Haltung  und 
Aehnlichkeit,  eine  Aufgabe,  die  der  geübte  Photograph  in  den 
meisten  Fällen  leicht  lösen  wird.  Anders  ist  es  mit  der  Visitenkarte; 
sie  verlangt  eine  viel  grössere  Aufmerksamkeit  von  Seiten  des 
Photographen,  ja  einen  höheren  Standpunkt.  Die  Lage  eines  jeden 
Gliedes  soll  eine  natürliche ,  der  Gesichtsausdmck  ein  angenehmer 
sein,  und  wie  schwierig  ist  dies  meistens,  wenn  der  Aufzunehmende 
ganz  und  gar  an  seine  Hände,  Cravatte  und  die  Falten  in  seiner 
Weste  denkt.  Endlich  muss  die  Beschäftigung,  die  Umgetnmg^ 
eine  solcbe  sein,  die  dem  socialen  Standpunkte,  dem  Geschmak 
und  Character  des  Modelies  entspricht.  Wenn  ein  Maler  derartige 
Bilder  auszuführen  hat,  so  lässt  er  die  Personen  ifnederholt  aitaEeo, 
und  hat  auf  diese  Weise  Gelegenheit,  ihre  hervorspringenden 
Charactere  kennen  zu  lernen;  dem  Photographen  werden  hingegen 
oft  nur  wenige  Minuten  gegeben,  und  dann  muss  er  die  Person  so 
aufnehmen  wie  sie  ist,  nicht  wie  er  möchte.  Manche  Personen 
haben  sich,  ehe  sie  zum  Photographen  kommen,  ihre  Stellung  aus- 
gedacht, und  da  ihr  Ideal  oft  das  stricte  Gegentheil  ihrer  Individnalitit 
ist,  so  wird  das  Bild  nicht  besonders  ausfallen. 

Dies  erklärt,  weshalb  Brustbilder  im  Allgemeinen  den  Bildern 
in  ganzer  Figur  vorzuziehen  sind. 

Die  günstige  Aufnahme,  die  die  Photosculptur  beim  Pariser 
und  Londoner  Publicum  gefanden,  leitete  zuerst  zu  der  Idee,  Ter- 
schiedene  Aufnahmen  desselben  Kopfes  zusammen  auf  einer  Karte 
anzuordnen;  hierdurch  wird  es  möglich,  in  einem  Blicke  ebensoviel 
verschiedene  Ansichten  zu  übersehen  und  sich  hierdurch  ein  viel 
vollkommeneres  Bild  von  dem  Aufgenommenen  zu  machen,  als 
dies  bei  einer  Aufnahme  möglich.  Vier  Ansichten  genügen,  ein  in 
allen  Fällen  ähnliches  und  treues  Bild  zu  geben.  Wenn  nun  die 
Portraits  noch  in  einer  Stahlform  erhaben  geprägt  werden,  um  sie 
antiken  Cameen  ähnlich  zu  machen,  und  man  diese  vier  Bilder  in 
Rautenform  auf  einer  Karte  anordnet,  so  hat  man  was  der  Verf. 
mit  dem  Namen  eines  „Diamond  Cameo  Portrait^  belegt 

Diese  Form  von  Portraits  ist  die  characteristischste.  Da  die 
Manipulationen  leicht  sind  und  bei  der  Aufnahme  nur  der  mittlere 
also  beste  Theil  der  Linse  benutzt  wird,  so  ist  die  Photographie 
immer  gut  Da  man  nur  ein  Brustbild  gebraucht,  kann  man  ohne 
Blende,  daher  sehr  rasch  arbeiten.  Femer  hat  der  Aufzunehmende 
auf  seine  Stellung  und  Haltung  nicht  Acht  zu  geben,  er  wird  also 
leichter  einen  ruhigen  natürlichen  Ausdruck  annehmen. 


75 


Die  HersteHnng  dieser  Bilder  ist  änsserst  einfach.  Ein  ge* 
Visitenkartenobjectiy  dient  zum  Aufnehmen.  Die  vier 
Portraits  werden  gleich  so  anfgenommen,  wie  sie  in  der  Karte 
stehen  sollen,  deshalb  wird  eine  verschiebbare  Gassette  angewendet, 
▼on  der  wir  in  der  nächsten  Nnmmcr  eine  Zeichnung  geben 
werden.  In  der  Hinterwand  der  Camera  ist  eine  ovale  Hülse 
angebracht,  die  nur  soviel  vom  Bild  darchlässt  wie  man  braucht; 
^venn  man  also  die  Platte  viermal  belichtet  hat,  wird  man  vier 
ovale  Bilder  darauf  haben,  die  übrigen  Theile  der  Platte  sind 
klares  Glas. 

Die  aufzunehmende  Person  muss  sitzen,  damit  sie  den  Kopf 
bequem  nach  allen  Richtungen  drehen  icann;  ein  Eopfhalter  ist 
hier  von  grossem  Nutzen,  denn  wenn  man  ihn  anwendet,  braucht 
man  für  vier  Aufnahmen  nur  einmal  einzustellen. 

Man  muss  sich  gleich  an  eine  bestimmte  Reihenfolge  bei  dem 
Aufnehmen  der  Bilder  gewöhnen,  denn  sonst  kommt  es  vor,  dass 
man  zwei  Bilder  übereinander  imd  einen  leeren  Raum  erhält. 

Das  Negativ  besteht  also  aus  vier  ovalen  Bildern  auf  klarem 
Glasgrund,  würde  also  beim  Abdrucken  Bilder  auf  schwarzem  Grund 
geben ;  um  den  Grund  weiss  zu  bekommen  bedeckt  man  das  Negativ 
mit  einer  Maske  von  dickem  Papier,  in  dem  die  vier  Ovale  ausge- 
schnitten sind.  Wesentlich  ist  es,  dass  diese  Masken  genau  und 
rein  ausgeschnitten  und  von  schöner  Form  sind.  Die  Ovale  müssen 
genau  so  gross  sein,  wie  die  Stahlstempel.  Man  schneidet  sie 
mittelst  einer  Stahlschablone  aus,  auf  der  durch  die  grössere  und 
kleinere  Axe  des  Ovals  zwei  Senkrechte  gezogen  sind.  Auf  einem 
Blatt  ganz  undurchsichtigen  Papiers  zieht  man  drei  verticale  grade 
Linien ,  in  Entfernungen  von  je  V2  ^^^^  y  °°^  perpendiculär  darauf 
drei  horizontale  Linien  in  ^^/^oo  ^o^^  Entfernung  von  einander. 
Diese  Linien  und  ihre  Schneidepunkte  geben  die  verschiedenen 
Gentra  und  Durchmesser  aller  Ovale  in  der  richtigen  Lage.  Das 
Papier  wird  nun  auf  eine  Glasplatte  gelegt,  und  nach  der  Stahl- 
schablone mit  einem  scharfen  Messer  ausgeschnitten.  Die  Schablone 
wird  so  gelegt,  dass  das  Kreuz  mit  den  entsprechenden  Linien  auf 
dem  Papier  zusammenfällt.  Diese  Masken  sind  übrigens  bereits 
im  Handel  billig  zu  haben. 

Die  Maske  kann  am  Negativ  vollkommen  befestigt  oder  nur 
mit  Gummipapier  angeheftet  werden. 

Die  Bilder  werden  in  gewöhnlicher  Weise  copirt,  aufgeklebt 
und  schwach  satinirt.  Das  Erhabenprägen  geschieht  mit  einer 
Schraubenpresse  und  concavem  Stahlstempel.  Es  geht  sehr  rasch 
von  Statten;  im  Etablissement  des  Verf.  ist  ein  Mädchen  angestellt. 


76 


welches  zwölf  Dutzend  dieser  Karten  in  der  Stande  prägt  IXe 
genauen  Verhältnisse  aller  Theile  sind  nicht  zufällig,  sondern  nadi 
manchen  Versuchen  festgestellt  worden.  Das  gewählte  Oral  ist 
genügend  gross  für  eine  Büste,  und  es  erhält  durch  das  Prägen 
einen  Anschein  von  Relief,  der  bei  einer  grösseren  Fläche  verloren 
gehen  würde. 

Da  diese  Art  von  Portraits  beim  Publicum  und  bei  sehr  vieien 
Photographen  schon  günstigen  Eingang  gefunden,  ihre  allgemeine 
Einfährung  demnach  in  Aussicht  steht,  folgen  hier,  um  eine  ähnlidie 
Gleichmässigkeit  wie  bei  den  Visitenkarten  zu  sichern,  die  genauen 
Proportionen  in  englischem  Zollmaasse;  in  der  nächsten  Nummer  des 
Archivs  wird  eine  Zeichnung  in  Originalgrösse  abgedruckt  werden. 

Längster  Durchmesser  der  Ovale 1    Zoll, 

Kürzester */j^       ^ 

Entfernung  der  beiden  Mittelpunkte  des  oberen 

und  unteren  Ovals l'/io      ^ 

Entfernung  der  beiden  seitlichen  Ovale  ...       1       „ 
Um  eine  solche  Karte  mit  der  Post  zu  versenden,  wird  man 
sie  in  ein  Stück  starker  Pappe  legen,   aus  dem   die  Ovale  ausge* 
schlagen  sind;  die  übrigen  Karten  werden  in  einander  gelegt 


Referate  Aber  Towlers:  ^^Tlie  silver  suBean'^ 

Von  Dr.  A.  Weiske. 

n.    Towlers  negatives  Collodionverfahren.*^ 

4.     Fixirung   und  Verstärkung  des   Bildes. 

Es  ist  für  die  Geschichte  der  Photographie  interessant  ra 
bemerken,  wie  die  Arbeiten  Herschels  über  die  unterschwefiige  Sann 
und  ihre  Verbindungen  gerade  zur  rechten  Zeit  gekommen  waren, 
um  Daguerre  in  dem  unterschwefligsauren  Natron  (Natrionhyposuli^t) 
ein  geeignetes  Mittel  zur  Fixirung  seiner  durch  Einwirkung  des 
Lichtes  erhaltenen  Bilder  zu  liefern,  und  trotzdem,  dass  später  nodi 
einige  andere  Stoffe  in  dieser  Hinsicht  als  Concurrenten  aufgetreten 
sind,  wird  doch  das  unterschwefligsaure  Natron  immer  noch  in 
ungeheuren  Mengen  produzirt  und  consumirt.  Seine  Wirkung 
beruht  auf  der  Fähigkeit  des  Silbers,  mit  dem  Natron  und  der 
unterschwefligen  Säure  ein  sehr  leicht  lösliches  Doppelsalz  zu  bilden, 
aus  weichem  das  Silber  sogar  durch  Chlorwasserstoffsäure  und  los- 
liche Chlorverbindungen  nicht  gefällt  werden  kann,  wohl  aber  dnrch 


*)    Fortsetzung  von  Seite  32. 


77 


Sehwefelwaaserstofigas  in  Form  von  SchwefelBÜber  und  durch  hinein- 
gestellte Kupferbleche  als  metallisches  Silber.  Dies  letztere  Yer* 
fahren  ist  auch  das  geei^etste,  um  aus  gebrauchten  Natronb&dem 
das  Silber  wieder  zu  gewinnen. 

Ebenso  wie  durch  unterschwefligsaures  Natron  rermag  man 
das  unveränderte  Chlor-,  Jod-  und  Bromsilber  von  den  photogra- 
pbischen  Platten  und  Papieren  auch  durch  Auflösungen  von  Cyan- 
kalium,  Cyanammonium ,  Rhodankalium  und  Bhodanammonium 
(Bhodan-Schwefelcyan)  wegzuschaffen,  indem  sich  auch  in  diesem 
Falle  ein  leicht  lösliches  Doppelsalz  von  Cjan-  oder  Ehodansilber 
mit  Cjan-  oder  Rhodankalium,  Oyan-  oder  Rhodanammonium  bildet, 
Auch  Selencjankalium  ist  als  Flxirungsmittel  vorgeschlagen  worden. 
Von  diesen  Goncurrenten  des  unterschwefligsauren  Natrons  hat 
jedoch  nur  das  Cjankalium  eine  weitere  Anwendung  erlangt  und 
swar  trotz  seiner  grösseren  Kostspieligkeit  und  seiner  äussersten 
Giftigkeit,  hauptsächlich  deshalb,  weil  es  leichter  aus  der  Collo- 
dionhaut  auszuwaschen  ist,  als  das  Natron,  und  auch  wohl  deshalb, 
weil  es  dem  Silbemiederschlage  eine  grössere  metallische  Weisse 
gibt  Letzterer  Umstand  macht  es  daher  besonders  geeignet  zur 
Fixirung  von  Ambrotypen. 

In  neuerer  Zeit  hat  Meynier  das  Rhodanammonium  (Schwefel- 
cyan-  oder  Sulphocyanammonlum)  als  Fixirungsmittel  vorgeschlagen, 
weil  es  nicht  giftig  und  deshalb  nicht  so  gefahrlich  wie  das  Gyan- 
kalium  sein  soll.  Towler  bemerkt  hierzu,  und  ich  kann  dieser 
Bemerkung  nur  beistimmen,  dass  Meynier  sich  hier  wohl  nur  geirrt 
haben  könne,  und  dass,  wenn  es  einmal  etwas  anderes  als  das 
Gyankalium  sein  müsse,  jedenfalls  das  weit  leichter  und  billiger 
herzustellende  Rhodankalium  dem  Rhodanammonium  vorzuziehen 
sei.  Meine  Meinung  und  Erfahrung  über  den  neuen  Meynier'schen 
Eisenanmionentwickler  habe  ich  schon  in  dem  vorhergehenden  Auf- 
satze (photogr.  Archiv  Nr.  74,  S.  31.)  niedergelegt. 

Als  Formeln  für  die  Fixirungsflüssigkeiten  zu  negativen  Bildern 
gibt  Towler  folgende  an: 

I. 
Unterschwefligsaures    Natron       1  Gewichtstheil , 

Wasser 2  Gcwlchtstheile. 

II. 

Gyankalium 1  Gewichtstheil, 

Wasser 40  Gewichtstheile. 

Die  beste  Formel  für  die  Meynier'sche  Flxlrung  ist: 
Rhodanammonium   ....       1  Gewichtstheil, 
Wasser 96  Gewichtstheile. 


78 


Hat  das  fizirte  Negativ  die  richtige  IntenaitSt,  so  brandU  maa 
es  nun  nur  noch  auszuwaschen,  zu  trocknen  und  zu  firnissen.  Ist 
das  Bild  zu  kräftig  oder  zu  schwach,  so  muss  es  abgeschwächt 
oder  verstärkt  werden.  Zu  beiden  Zwecken  bereitet  man  sich 
folgende  Jodlösung: 

Jodkalium 1  GeMdchtstheil, 

Wasser 16  Gewichtstheile« 

Jod  bis  zur  Sättigung. 

Von  dieser  Vorrathlösung  ninamt  man  10  bis  20  Tropfen  auf 
die  Unze  Wasser  (so  dass  die  Flüssigkeit  weingelb  sieht)  und 
überzieht  damit  die  Platte.  Es  kann  dies  am  Tageslicht  geschehen. 
Dadurch  wird  das  Silber  an  den  dunklen  Partien  des  Bildes  zum 
Theil  wieder  in  Jodsilber  verwandelt,  indem  sich  zugleich  die  Jod- 
lösung gänzlich  entfärbt.  War  das  Bild  zu  stark,  so  kann  man  es 
jetzt  nach  Belieben  schwächen,  indem  man  das  in  Jodsilber  Te^ 
wandelte  Silber  durch  vorsichtiges  Behandeln  mit  einer  schwacheo 
Natron-  oder  Cyankaliumlösung,  so  weit  als  nöthig,  entfernen  kaim. 
War  dagegen  das  Bild  zu  schwach,  so  lässt  es  sich  nun  nach  He^ 
Stellung  der  Jodsilberschicht  leicht  beliebig  verstärken.  Es  geschidit 
dies  dadurch,  dass  man  die  überschüssige  Jodkaliumlösung  rein 
herunterwäscht  und  dann  die  Platte  am  Tageslicht  mit  einer  re^ 
dünnten  sauren  Silberlösung  behandelt;  dadurch  erhält  das  an  den 
Stellen  der  Schatten  und  Halbschatten  erzeugte  Jodsilber  wieder 
photographische  Empfindlichkeit,  und  es  wird  das  Silber,  wenn  man 
jetzt  einen  Entwickler  auf  die  Platte  giesst,  an  diesen  Stellen 
reducirt  und  so  die  Schatten  verstärkt.  Man  muss  jedoch  bei 
Zeiten  Einhalt  thun  und  den  Entwickler  von  der  Platte  abspulen, 
ehe  man  noch  die  gewünschte  Verstärkung  erhalten  hat,  denn  so 
verstärkte  Bilder  dunkeln  bedeutend  nach. 

Diese  Towler'sche  Verstärkung  ist  meiner  Erfahrung  nach  die 
beste  und  sicherste. 

Am  besten  ist  es    wenn  man  sich  folgende  Lösungen  bereitet: 

I. 

Silbemitrat 1  Gewichtstheil , 

Wasser 16  GewlchtstheUe. 

n.  (als  Vorrathsflasche). 
Pyrogallussäure 1  Gewichtstheil , 

Essigsäure,  crystallisirbar .     .     40  Gewichtstheile. 

(Im  Dunkeln  aufbewahren.) 

UL 

Von  Lösung  IL    4  Grammen  (1  Drachme),  J   ^  sofortigen 

Wasser    ...  28         „  (1  Unze) ,        [      Gebrauch. 

Alkohol    .     .     .  10  Tropfen,  \ 


79 


I>Biin  nimmt  man  8  Gramm  (2  Drachmen)  von  Uiming  III., 
und  lügt  dazu  10  Tropfen  der  Silberiösnng  I.,  mischt  dies  gnti 
giefist  es  auf  die  Platte  und  lilsst  es  darauf  hin-  und  herlaufen,  bis 
der  gewünschte  Erfolg  eingetreten  ist.  Man  hat  die  Entwieklung 
be^aer  in  der  Hand,  wenn  man  nicht  das  freie  Himmelslicht  auf  die 
Platte  fallen  lässt,  sondern  wenn  man  die  Operation  in  einem 
dunkeln  Raum,  etwas  entfernt  Ton  einer  geöffiaeten  Thür  Tominimt 
Die  gründlich  ausgewaschene  und  getrocknete  Platte  übersieht 
wann  mit  folgendem  Firniss: 

Gebleichter  Sehellack       .     12  Gramm, 
Gestossener  Sandarach     .16        „ 
Absoluter  Alkohol  .     .     .  960       „ 

BergamotÖl 20  Tropfen. 

Der  Firniss  muss  im  Wasserbade   gelöst  und  fiitiirt  werden. 


lieber  die  gelbe  Farbe  der  verbliebenen  Papierbilder. 

Man  nimmt  in  letzter  Zeit  an,  dass  das  Yerbldchen  der  Pho« 
tographien  durch  das  Vorhandensein  einer  Schwefelverfoindung  im 
Papiere  bewirkt  werde,  die  auf  das  Silber  wirke,  es  in  Schwefel- 
silber verwandele.  Schwefelsilber  aber  ist  schwarz.  Davanne  und 
Grirard  sagen,  es  sei  in  dem  Falle  gelb,  wenn  es  mit  organischem 
Stoffe  gemischt  oder  verbunden  sei.  Als  Beweis  führen  sie  fol- 
genden Versuch  an:  Der  Niederschlag,  den  Schwefelwasserstoff  in 
Silberlösung  verursacht,  ist  schwarz;  sobald  aber  diese  Lösung  auch 
St&rke  enthält,  ist  er  gelb. 

Carey  Lea  hat  dies  Experiment  sowohl  mit  Schwefelwasserstoff 
wie  mit  Schwefelammonium  wiederholt,  aber  nur  schwarze  Nieder- 
Bcfaläge  erhalten;  nur  bei  sehr  bedeutender  Verdünnung,  z.  B.  wenn 
man  eine  Lösung  von  1  Theil  Silbemitrat  in  5000  Theilen  Wasser 
durch  Schwefelammonium  präcipitire,  sei  das  Schwefelsilber  gelb- 
braun. Auch  sei  es  möglich,  dass  es  sich  in  einer  stärkehaltigen 
Flfissigkeit  nicht  so  rasch  zu  Boden  senke,  und  daher  zu  der 
Davanne'schen  Beobachtung  geleitet  habe.  Es  sei  demnach  nicht 
tOB  erwiesen  anzunehmen,  dass  das  Verbleichen  der  Bildung  von 
Schwefelsilber  zuzuschreiben  s^i,  femer  sei  es  fraglich,  ob,  wenn 
dies  wirklich  der  Fall,  der  organische  Stoff  mit  der  gelben  Farbe 
etwas  zu  thun  habe. 

Hierauf  entgegnen  Davanne  und  Girard,  dass' 

1)  jedes  verblichene  Bild  Schwefel  enthalte; 


80 


2)  jedes  neue  Bfid  gelb  werde,  wenn  man  es  ndt  sebweMndeB 
Yerbindnngen  snsammenbringe; 

B)  dasB    gleichseitig   Wassw   tm  «Hervorbringung   dieser  & 
scheinungen  nothwendig  sei. 

Wenn  man  ans  einer  Lösung,  die  nur  Vioooit^^  Silber  enliialtSi 
Schwefelsilber  niederschlage,  so  erhalte  man  einen  gelben  NiederBchkg 
sowohl  mit  wie  ohne  organische  Beimiscbang.  Bei  einer  Var- 
dtinnnng  Ton  VioGO^^^  hingegen  erhalte  man  in  der  reinen  Lösmig 
einen  schwarzen  Niederschlag,  in  der  stKrkehaltigen  nor  eine  gelb 
branne  Trübung;  Sehwefelsilber  in  Verbindung  mit  organischem 
Stoff  werde  eine  Art  von  tbeilweise  Uslichem,  gelbem  LacL 
Streicht  man  auf  eine  Ponsellanplatte  etwas  frisch  niedergeschlagenes 
Schwefelsilber  einerseits  und  solches  Sehwefelsilber  andrerseits, 
welches  ans  einer  Flüssigkeit  die  organischen  Stoffe  endiielt,  niede^ 
geschlagen  wurde,  so  wird  beim  Trocknen  das  erstere  yiolett  schwsis, 
das  andere  ockergelb.  Jedes  nur  fixirte  Bild  wird  wenn  man  es» 
bei  100  ^  getrocknet,  mit  trocknem  Schwefelwasserstoffgas  behandelt, 
violett-schwarz  getont;  das  Silber  wird  In  gewöhnliches  Sehwefel- 
silber verwandelt  Sowie  man  aber  das  Bild  anfeuchtet,  verbindet 
es  sich  mit  dem  organischen  Stoff,  den  das  Wasser  anschwellt,  et 
bildet  sich  gelber  Schwefelsilberlacic,  das  Bild  verbleicht 


lieber  die  Wirkmg  des  Lichts  tnf  Clilor-^  Brtn-^  M 

und  Fliorknpfer« 

Von  B.  Renault 

Taucht  man  eine  Kupferplatte  in  eine  Mischung  die  Chlor  an 
sie  abzugeben  vermag,  so  bedeckt  sie  sich  mit  einer  zusammeih 
hfiogenden  Schicht  von  mikroskopischen  Crystallen  die  am  liehtt 
sich  rasch  schwärzen.  Bei  geringer  Dicke  ist  diese  Schicht  vot 
dem  Belichten  durchsichtig.  In  ganz  troekner  Atmosphäre  gebt 
die  Veränderung  sehr  langsam  vor  sich;  durch  Feuchtigkeit  wiid 
sie  beschleunigt 

Um  auf  der  Metaliplatte  eine  gleichmässige  und  hiareidieiid 
dünne  Schicht  zu  erhalten  taucht  sie  der  Verf.  in  eine  Lösung  w 
salpetersaurem  Quecksilberoxydul  die  mit  Hilfe  von  schwefelsaiirep 
Ammoniak  bereitet  ist  *) 


*}  Die  LosUchkeit  dei  talpetersturen  QuecksUberoxydtils  in  einer  Unnit 
Tom  tchwefeUaiurem  Anmonisk  wäehtt  bedeutend  mit  dem  VeittttBUi  d« 
ietzteren  Salzet. 


81 


WaMer 260  Gramm, 

Schwefels.  Ammon 20       „ 

Salpeters.  Quecksilberoxjdul  .  .  15  „ 
Das  schwefelsaure  Ammon  wird  zuerst  gelöst,  damn  das  Queek-» 
ailberaalz  zugesetzt;  der  gelbe  JSiederschlag  der  sich  anfangs  bildet 
19st  sich  gleich  wieder.  In  diesem  Bad  wird  die  Platte  in  wenigen 
Seconden  ganz  rein  und  glänzend;  natürlich  muss  sie  vor  dem 
Eintauchen  gut  gereinigt  worden  sein. 

Zum  Empfindlichmachen  dient  folgende  Lösung: 

Wasser 200  Gramm, 

Kupferchlorid    ....       40        , 
Chlorwasserstoffsäure      .       10        ,, 
Die  Kupferplatte   wird  hineingetaucht,   gleich  wieder    heraus- 
genommen und  gewaschen,  dann  mit  Fliesspapier  abgetrocknet,  ohne 
die    Schicht    zu   verletzen.     Dies    darf  nicht   in   zu    hellem   Licht 
geschehen.     Man    exponirt    die   Platte    den   Sonnenstrahlen  unter 
änem  Negativ  und  erhält  so  ein  positives  Bild  von  schwarzer  oder 
kupferblauer  Farbe,  ohne  Metallreflex.     Indem  die  Oberfläche   der 
Platte  ein  mikroskopisches  Korn  besitzt,   werden  die   Abdrücke  so 
scharf  wie  das  Negativ  selbst. 

Wenn  man  wie  hier  empfohlen,   die  Platte  vor   dem  Empfind- 
lichmachen amalgamirt,  muss  man  das  Quecksilber  durch  vorsichtiges 
Erwärmen  austreiben.    Sobald  dies  geschehen  tritt  die  rothe  Farbe 
des  Kupfers  wieder  hervor. 

Es  ist  dem  Verfasser  nicht  gelungen  ein  Fixirmittel  fUr  diese 
Bilder  zu  finden,  indem  die  ursprüngliche  und  die  modlfiizirte  Sub- 
stanz in  diesen  Reagentien  beide  löslich  sind ;  er  versuchte  erfolglos 
Cyankalium,  -natrium,  und  -ammonium,  unterschwefligsaures  Katron, 
die  alkalischen  Chlor-,  Jod-  und  Bromverbindungen,  schwefelsaures 
Natron  und  Ammon,  saure  Flüsirigkeiten  etc.  Er  belügt  sich  jetzt 
damit  die  Platte  zu  erwärmen  und  mit  einem  neutralen  wasserlosen 
Finüss  zu  überzielien. 

Um  die  Yerändernng  zu  erkennen  die  durch  die  Sonnenstraiden 
hier  bewirkt  wird,  wusch  der  Verf.  eine  Platte  nach  dem  Belichten 
mit  destillirtem  Wasser;  es  war  keine  Spur  von  Kupfersalz  datin 
zu  entdecken;  mit  salpetersaurem  Sill>eroxyd  entstand  ein  leichter 
Niedersclüag,  der  auf  Salzsäure  deutet.  Verbindet  man  dies  mit 
dem  Umstand,  dass  Wasser  die  Veränderung  beschleunigt,  so 
lässt  sich  daraus  auf  die  Bildung  eines  Oxychlorids  schliessen; 
Cua  Cl  +  HO  ^  Cu2  0  HCl.  Indessen  zweifelt  der  Verf.  noch  an 
der  Bildung  von  Cu^  Cl  auf  der  Platte;  er  glaubt,  es  entstehe  eine 
mdösHehe  Vörbindung  von  Kupferchlorfir-chlorid. 


82 


Der  Veif«  hat  auch  die  analogen  Verbindungen  Ton  Brom, 
Jod,  Fluor  und  Cyan  mit  Kupfer  versucht 

Eine  Auflösung  von  Brom  in  Bromkalium,  Eupferforomid  oder 
Eisenbromid  ertheilt  der  Kupferplatte  einen  weissen  crystalihiischen 
Ueberzug,  der  in  Chlorkalium  unlöslich  ist,  und  löslich  in  Clllo^ 
natrium,  Chlorammonium,  Ammoniak,  schwefelsaurem  Ammoniak, 
bromhaltiger  Bromkaliumlösung,  unterschwefligsaurem  Natron,  Cjut- 
kalium,  yerdünnter  Salzsäure,  Salpeter-  und  Schwefelsäure ;  unlösfidi 
in  schwefelsaurem  Natron  und  Bromkalium. 

Durch  die  Sonnenstrahlen  wird  das  Kupferbromid  noch  tiefer 
gefärbt  wie  das  Chlorid;  es  ist  empfindlicher  und  die  Modification 
von  der  ursprünglichen  Substanz  schärfer  unterschieden.  In  ver- 
dünnter Lösung  angewandt  lösen  unterschwefligsaures  Natron  and 
Chlornatrium  nur  das  unveränderte  Kupferbromid  auf.  Eine  be- 
lichtete Platte  mit  destiUirtem  Wasser  gewaschen  gibt  keinen  Nie- 
derschlag mit  Ferrocyankallum ,  wohl  aber  mit  salpetersaurem 
Silberoxyd. 

Kupferjodid.  —  Joddämpfen  ausgesetzt  überzieht  sich  die 
Platte  mit  einer  Schicht,  die  aber  viel  weniger  empfindlich  ist 
Man  erhält  darauf  in  zwei  Stunden  ein  schwaches  Bild.  Taucht 
man  sie  dann  in  Auflösung  von  salpetersaurem  Quecksilberoxydul, 
so  werden  die  unbclichteten  Partien  ziegelroth,  während  die  be- 
lichteten die  Farbe  des  Jodquecksilbers  annehmen. 

Jodkupfer,  das  ursprüngliche  wie  das  modificirte,  ist  unlöslich 
in  Chlomatrium,  salpetersaurem  Kali,  schwefligsaurem  Natron,  Brom- 
kalium und  Chlorammonium;  es  löst  sich  in  Ammoniak,  unter- 
schwefligsaurem Natron,  Cyankalium,  Salzsäure  und  schwefelsauren 
Ammoniak. 

Fluorkupfer.  —  Die  Platte  wird  am  besten  mit  Kapfe^ 
fluorid  bebandelt.  Den  Lichtstrahlen  ausgesetzt  dunkelt  die  Sclüciit 
langsamer  als  das  Chlorid.  Modificirtes  Fluorkupfer  ist  wenig 
löslieh  in  unterschwefligs.  Natron,  Chlornatrium,  verdünnter  Sal- 
peter* und  Schwefelsäure,  und  schwefelsaurem  Ammoniak;  es  IM 
sich  in  verdünnter  Salzsäure  und  in  Ammoniak.  Unverändertes 
Fluorkupfer  löst  sich  in  unterschwefligsaurem  Natron,  Chlomatriomt 
yerdünnter  Schwefel-  und  Salpetersäure,  und  Ammoniak;  es  ist 
schwach  löslich  in  schwefelsaurem  Ammoniak. 


85 


Programin 

der 

al^meiM«  ph^tegrapliiscliett  Ansstellni^  in  Berlia^ 

verADsUltet  vom 

pbotographiBchen  Verem  im  Monat  Mai  1865. 

$.  1. 
Der  photographische  Verein  von  Berlin  beabsichtigt  in  diesem 

Jahre  in  Berlin  eine  internationale  photographische  Ans* 

Stellung  zu  veranstalten,  welche  am  15.  Mai  eröffnet  werden  soll, 

nnd  deren  Dauer  vorläufig  anf  vier  Wochen  bestimmt  ist 

8.  2. 

Diese  AussteDang  soll  alle  Zweige  der  Photographie  umfassen, 
«o  s.  B. :  Portraits,  Gruppen,  gestellte  Bilder,  Landschaften,  Arehiteo^ 
tosen,  Reproductlonen ,  Vergrösserongen ,  Mikroskopische  Photogra- 
phien, Augenblicksbilder,  Thier-  und  Pflanzenbilder  etc.  etc.;  sie 
soll  ferner  die  vielHiltigen  Anwendungen  der  Photographie  in  der 
Kunst,  Industrie  und  Wissenschaft  zeigen,  in  sofern  sind  willkommen : 
Phatoiithographien,  photographische  Metalldrueke ,  Photoskulpturen, 
Photographien  auf  Porzellan ,  Glas,  Email;  Beispiele  der  Anwen- 
dungen der  Photographien  im  Kriegs-,  Ingenieur-  und  Bauwesen 
(Aufnahme  von  Terrains,  Maschinen  etc.),  in  den  Naturwissenschaften, 
in  der  Medizin,  Gerichtswesen,  Handel,  Gewerbe  u.  s.  w.  u.  s.  w. 

Die  Ausstellung  soll  femer  ein  Bild  geben  von  dem  Ent- 
wicklungsgänge der  Photographie.  Es  sollen  Producte  ausgestellt 
werden,  welche  die  seit  Erfindung  der  Kunst  üblichen  Prozesse  und 
ihre  allmälige  Vervollkommnung  illustrlren,  und  ersuchen  wir  die 
geehrten  Inhaber  gewisser  historisch  interessanter  Stücke  um  deren 
gefällige  Einsendung;  gleichzeitig  bitten  wir  um  Proben  der  neuesten 
Verfahren  als :  Kohlendrucke,  Urandnicke,  Aufnahmen  mit  Trocken- 
platten etc.  Ausserdem  sind  zugelassen:  photographische  Apparate 
und  Cäieraikalien ,  Rahmen,  Utensilien,  Ausstattungs-Gegenstände, 
Pbotogfaphische  Literatur  u.  s.  w. 

§.  3. 

Anmeldungen  von  Ausstellungs-Gegenständen  müssen  spätestens 
bis  zum  1.  April  d.  J.  unter  Angabe  der  Natur  der  auszu- 
stellenden Gegenstände,  des  erforderlichen  Ausstellungsraumes  in 
BreitQ  und  Höhe,  femer  der  Anzahl  der  einzusendenden  Stücke 
frankirt  eingereicht  werden.  —  Herr  Ferdinand  Beyrich,  Fried» 
richsstrasse  101,  hat  auf  Wunsch  des  Vorstandes  die  Entgegen- 
nahme dieser  Anmeldungen  gütigst  übernommen  und  wird  auf 
etwaige  franklrte  Anfragen  Auskunft  ertheilen. 

§.  4. 

Die  Ablieferung  der  angemeldeten  Gegenstände  muss  spätestens 
bis  zum  1.  Mai  an  die  oben  genannte  Adresse  erfolgen,  widrigen- 
falls dieselben  nicht  weiter  berücksichtigt  werden  können.  Den 
eingesendeten  Gegenständen  ist  behufs  Herstellung  des  Ausstellung- 
kataloges  ein  spezielles  Inhaltsverzeichniss  beizufügen  mit  allen 
Angaben,    die   der  Aussteller  in  Betreff  der  Gegenstände  in    den. 


84 


Ausstellnngskatalog  aufgenommen  za  sehen  wünscht   Ebenso 
wir  am  Auskmift  über  Verkäuflichkeit,  Preis  n.  dgl. 

§.  5. 
Die  anssustellenden  Photographien  müssen  unter  Glaip  «nd 
Einfassung  (Rahmen  oder  Falz)  oder  im  Einband  ausgelegt 
werden.  Die  Verglasung  kann  auf  Wunsch  hier  an  Ort  nnd  Stelle 
auf  Kosten  der  Aussteller  dur(h  das  Oomit^  besorgt  werden.  Photo- 
graphien in  nicht  gewöhnlicher  Grösse  können  auf  Wunsdi  der 
Aussteller  auch  ohne  Glas  zur  Ausstellung  kommen. 

§.  6. 
Die  Rücksendung  der  ausgestellten  Gegenstände  erfolgt  frühestens 
14  Tage  nach  Schluss  der  Ausstellung. 

§.  7. 
Die  Kosten  des  Hin-   und  Rücktransports  trügt   der    An»- 
steller.   Zur  Erleichterung  der  Spedition  werden  in  den  Hauptstädte» 
Europas  Agenten   bestellt  werden,   an   welche   die  an  Ort    und 
Stelle  wohnenden  Aussteller  ihre  Gegenstände  abliefern  können. 

Folgende  Herren  haben  sich  bis  jetst  zur  Entgegennahme  tom 
Sendungen  bereit  erklärt: 


Flkr  Bad«n   Hr.  Glock  A  Co.  in  Carlsrahe. 

9     Bayern     „   A.  Breyer  in  Mönchen. 

„    Sachsen  „  £.  L.  Hoffmann  in  Dres- 
den, Webergasse  2^. 

j,    Hannover  Hr.  £.  de  Haen  A  Co.  in 
Hannover. 

^   .Wfirtemberg    Herr    S.    Schauer   in 
Stuttgart. 

„     Oesterreich  Hr.  A.  Moll  in  Wien. 

„    Frankfurt  a.  M.  Hr.  H.  Roessler. 

«    Belgien    Hr.   Deltenre   Walcker  in 
Brfissel,  16  place  St  Oudule. 


Ffir  Frankreich  Hr.  R.  Talbot  in   Paris, 

50  rue  d'Enghien. 
9    England  Hr.   C.  Trübner   A  Cou  fai 

London,  20  Dustans  HiU. 
,    Dfinemark  Hr.  A.  Gecker  in  Cop«ii- 

hagen. 
^    Schweden   H^ir  C.  G.  NyblSos    m 

Stockholm. 
9    Norwegen  Hr.  H.  Abel  in  Chiistisaia. 
„     Russland  Hr.  A.  Bergholz  inPeCevsbmig. 
„     Spanien  und  Portugal  Hr.  Gimxki 

in  Madrid. 


Selbstverstlndlich  steht  es  jedem  Aussteller  frei,  «eine  Gegenfetinde   auch 
direkt  an  uns  zu  expediren. 

§.  8. 

Versicherung  gegen  Feuersgefahr  übernimmt  der  Verein.     Zur 

Verhütung  von  Diebstahl  und  anderen  Schäden  werden  um&sseBde 

Vorsichtsmassregeln  getroffen  werden,   doch  kann  der  Verein  dafür 

nicht  aufkommen. 

§.  9. 

Das  Ausstellungs-Comit^  hat  das  Recht   durchaus  ungeeignete 

Gegenstände  oder  Sachen  von  ganz  untergeordnetem  Werth    wbob- 

xnschliessen. 

§.  10. 

Der  Verein  hat  bereits   Schritte  getfaan,    um   für   ansländiscke 

Gegenstände  Steuerfreiheit  zu  erlangen.    Spezielleres  darüber  wird 

den  Ausstellern  noch  mltgetheih  werden. 

Der  Vorstand  des  photographisohen  VereiBB. 

Ahrendts,  Bette,  Beyrich,  Jacobson,  Jamrath,  Juhre,  Marowdkj, 

Suck,  Vogel,  Zschille. 


Oednukt  bei  Sam.  Lncas  tn  Blbarfrid. 


Photographisches  Archiv. 


Band  Tl.  —  Nr.  99.  —  i«  nftrs  iSttS. 


Pli^tographisclie 

Von  Dr.  J.  Schnaius. 

Photo  graphische  Carricaturen.  —  Diese  photographische 
Spielerei,   auf  mannichfache  Art  modificirt,  bietet  ^eine  angenehme 
Abwechselung  in  dem  meist  ziemlich  ernsthaften  Einerlei  der  photo- 
graphischen  Kunst ,    natürlich  nur  in  gewissen  Grenzen ,    denn  das 
zu  photographirende  Publicum  wird  sich  hüten,   als  Carricatur  auf- 
genommen zu  werden,   vielmehr  möchte  gern  Jeder,  der  vielleicht 
von  der  schelmischen  Mutter  Natur  schon   sein  Theil  an  Carricatur 
mit  auf  seinen  Lebensweg  bekommen  hat,   lieber   nichts  davon  auf 
seinem  Portrait  wieder  gegeben  und  sich  möglichst  als  Adonis  auf 
der   Photographie    erblicken.     So   müssen   denn   die   Photographen 
ihre  Sujets  zu  Carricaturen  anders  woher,  als  aus  den  Reihen  des 
zahlenden   Publicums    nehmen.    —   Unsere  Leser   haben   derartige 
komische  Bilder    gewiss    schon  gesehen,    namentlich  liefert  Paris 
dergleichen,  oft  recht  sinnreich  erdachte.     So  z.  B.  sieht  man  eine 
Glasglocke,  unter  welcher  sich  ein  Herr  mit  verschränkten  Armen 
und  ungeheurem  Kopf,    aber  frappantester  Aehnlichkeit  mit  dem 
Original  befindet,  oder  der  Menschenkopf  sitzt  auf  einem  Thierleibe, 
oder  die  Person  hält  ihren  eignen  Kopf  abgeschnitten  in  der  Hand, 
und  dergleichen  mehr.    Alle  diese,  oft  hinreissend  komischen,  weil 
so  täuschend  ähnlichen  Bilder  lassen  sich  durch  mehrfaches  Copiren 
verschiedener  Negative  auf  demselben  Papier,   durch  Deckung  und 
Malen  einzelner  Parthien  der  Negative  leicht  erzeugen  und  bleiben 
mehr  dem  Erfindungstalent  und  der  Phantasie  des  Einzelnen  über- 
lassen.   Anders  ist  es,  wenn  man  eine  der  vielen  nützlichen  physi- 
kalischen und  chemischen  Eigenschaften  des  CoUodions  benutzt,  um 
Carricaturportraits  zu  erzeugen.    Diese  gerühmte  Eigenschaft,  welche 

PliotogntpUsckes  AtcUt.  Hr.  77. 1.  Man  1865.  5 


86 


hier  wirksam  wird,  ist  die  grosse  Elasticität  des  noch  fenehten 
Collodionhäutchens.  Ein  gutes,  möglichst  dickes  Collodion,  das  auf 
IV2  l>i9  2  Theile  Aether  1  Theil  Alkohol  enthält,  ist  sehr  dehnbar 
und  lässt  sich  in  noch  feuchtem  Zustand  in  bedeutendem  Grade 
nach  beliebigen  Seiten  auseinander  ziehen,  ohne  zu  zerreissen. 
Hierauf  gründet  sich  nun  die  einfache  Darstellung  Ton  Zerrbildern, 
die  dennoch  dem  Original  frappant  ähnlich  sind. 

Verschiedene  Sorten  von    CoUodionwolle    geben  Häutchen  tod 
mehr  oder  weniger  Elasticität,   man  muss  sich   also  durch  Proben 
überzeugen,    welches   die   geeignetste   Sorte   der  Wolle  ist     Auch 
kann  man  vielleicht  mit  gutem  Erfolg  irgend  eine  Eautschuklösung 
in  kleiner   Menge  beigeben.    Nach   dem  Jodiren  dieses  Collodlons 
nimmt  man  irgend  ein  Portraitnegativ  auf,   am  besten  ein  nicht  zu 
kleines   Brustbild   in  der  jetzt  «o  beliebten  Vignettemanier.    Nach 
dem   Vollenden  des   Negativs   ist  das   Collodionhäutchen    entweder 
schon  von  selbst  so  weit  von  der  Glasplatte  los ,   dass  es  sich  bei 
gelindem  Druck  verschieben  lässt,   oder  man  macht  es  durch  Auf- 
giessen   von  verdünnter   Salzsäure  (5  Theile  davon  auf  100  Thefle 
Wasser  und  5  Theile  Alkohol)   locker.     Es  wird  nun  leicht  sein, 
das  Häutchen  mit  dem  Bilde  nach  irgend    einer  Richtung  hin  aus- 
zudehnen, natürlich  mit  der  Vorsicht,  es  nicht  zu  zerreissen.    Wenn 
man  die  Platte   mit   beiden  Händen  fasst   und    das    Häutchen  mit 
den  Daumen    in  der  gewünschten   Ausdehnung   festhält,   so  kann 
man  das  Ganze  über   einer  Spirituslampe  rasch  trocknen,    wonach 
das  Häutchen  ganz  fest  liegt  und  sich  auch   die   einzelnen  kleinen 
Falten  nach  dem  Rande  zu  verzogen  haben.    Bei   einiger  Uebong 
und  Vorsicht  lassen  sich  die  Falten  fast  ganz  vermeiden  oder  dodi 
an  solche  Stellen  hin  verschieben,  wo  sie  nicht  stören,  indem  z.  B. 
bei  Vignettebildem  der  Hintergrund    ohnedies  unsichtbar  ist    Man 
kann  auf  diese  Weise  aus   den   Portraits  durch  Ausdehnen  in  die 
Breite  lächerlich    dicke   Froschgesichter    machen;  der  Länge  nach 
ausgezogen    werden    sie    zu    schmalen    Gespenstergesichtern.    Am 
schrecklichsten  erscheinen   sie,  wenn  nur  eine  Seite  des  Gesichtes 
verzogen  ist     Verwandelt  man  transparente    Positive  in  Zerrbilder, 
so  lassen  sie  sich  mittelst  der  Latema  magica  zur  Ergötzung  von 
Jung  und  Alt  vergrössem.    Die   frappante  Aehnlichkeit  bleibt  hier 
immer  das  Hauptmoment  des  Eindruckes  dieser  Bilder. 

Wichtigkeit  der  Wärme  bei  photographischen 
Processen.  —  Dass  es  namentlich  den  Anfängern  in  der  Photo- 
graphie im  Winter  oft  so  schwer  wird ,  gute  Bilder  zu  Stande  zq 
bringen,  liegt  weniger  an  dem  geminderten  Tageslicht,  denn  diesem 
ist  leicht  durch  eine  längere  Exposition  abzuhelfen,  sondern  In  dem 


87 


Mangel  an  Auimerksamkeit  hinsichtlich  des  nöthigen  Wännegrades, 
und  zwar  nicht  blos  der  Luft  im  Dunkelzimmer,  sondern  vorzüglich 
der  Lösungen,  Platten  und  Schalen,  resp.  CüTCtten,  welche 
zu   der  Erzeugung  der  Negative   dienen.     Die   Temperatur  im  Auf- 
na>bmezimmer  kommt  dagegen  nur  in  sofern  in  Betracht,  als  es  die 
Requemlichkeit  des  Publicums  erheischt.     Auch  leiden   die  photo- 
graphischen Apparate    durch   starken  Temperaturwechsel,   so   dass 
z.  B.  ein  Objectiv,  welches  oft  aus  der  Kälte  in   die  warme   Stube 
getragen  wird,   bald  so  verrostet,    dass   der  Trieb   untauglich  wird 
und  oft  einzelne  Zähne   desselben  ausbrechen.     £benso  beschlagen 
die  Gläser  sehr  stark  mit  Thau,   welcher  sich  sogar  zwischen  die 
Fassungen  der  Linsen  eindrängt  und  ein  vollständiges  Auseinander- 
nehmen und  Abwischen  derselben  nöthig  machen  kann. 

Femer  verziehen  sich  die  Holztheile  der  Camera  gern  durch 
häufigen  Temperaturwechsel,  was  sehr  unangenehme  Folgen  in 
Bezug  auf  die  Schärfe  der  Bilder  haben  kann.  Ueberhaupt  sollte 
man  es  sich  zur  Regel  machen,  die  Camera's  und  Cassetten  nur  in 
möglichst  trocknen  Räumen  aufzubewahren  und  letztere  besonders 
nach,  anhaltendem  Gebrauch  mit  reinem  Fliesspapier  auszutrocknen 
und  in  die  JSähe  eines  warmen  Ofens  zu  stellen.  Das  baldige  Ver- 
ziehen der  hölzernen  Einsätze  ist  sonst  unvermeidlich. 

Li  Bezug  auf  die  chemischen  Processe  ist  ein  gewisser  Wärmegrad 
von  höchster  Wichtigkeit;  jeder  Chemiker  weiss,   dass   dergleichen 
Operationen  durch  die  Wärme  oft  allein  möglich  werden.     Da   nun 
die  Bereitung  der  lichtempfindlichen   Schicht   nichts  weiter,    als  ein 
chemischer  Process,   gleich   der  Entwicklung  und  Fixirung  ist,   so 
kann  der  Photograph   daraus   die  Wichtigkeit  der  Wärme  für  die- 
selben entnehmen,  ganz  abgesehen  von  dem  Nachtheil,  den  es  mit 
sich  fuhrt,  wenn  man  sehr  kalte  Glasplatten  mit  Collodion  im  warmen 
Zimmer  überzieht     Dergleichen  Negative  sind    fast  immer  unrein 
durch    einen    zwischen    Glas    und    CoUodionhäutchen    befindlichen 
Schleier.     Alle    photographischen  Lösungen    und   dazu    dienenden 
Gefasse  sollten  stets   eine   Temperatur  von  12  bis  15®  R.  haben. 
Eine  zu  hohe  Temperatur  ist  dagegen  wegen  freiwilliger  Zersetzungen 
ebenfalls  schädlich. 


Bemerkniigeii  aber  trecknes  Collodioa  ud  Dn  Haiser's 

Hetliode. 

Die  trocknen  Jodsilberplatten  können,  wie  Dr.  Kaiser  in  der 
Tijdschrift  voor  Photographie  (11.  S.  1.)  bemerkt,  zwar  zu  augen- 
blicklichen Aufnahmen  angewandt  werden,  aber  wenn  der   Gegen- 


88 


stand  nur  schwach  heleuchtet  ist,  arbeitet  man  besser  mit  nassen 
Platten.  Natürlich  erhält  die  Platte  einen  um  so  höheren  Wertfa, 
in  je  schwächerem  Lichte  man  sie  benutzen  kann.  In  dieser  Hin- 
sicht stehen  die  nach  der  Vorschrift  im  Archiv  No.  54.  S.  118  ff. 
bereiteten  Platten  den  feuchten  Platten  nach.  Herrn  Dr.  E^aiser  ist 
es  nun,  wie  bereits  mitgetheilt  wurde ,  gelungen,  ein  Verfahren  auf- 
zufinden, mit  dem  man  selbst  bei  minder  starkem  Licht  im  Atelier 
Portraits  aufnehmen  kann. 

Mit  manchen  Collodiousorten  war  es  unmöglich ,  selbst  von  hell 
beleuchteten  Gegenständen  kräftige  und  reine  Bilder  zu  erlangen, 
weil  die  Schicht  nach  dem  Trocknen  nicht  poröse  genug  war.  Es 
wurde  daher  die  Platte  vor  dem  Aufgiessen  der  alkoholischen  Flüs- 
sigkeit mit  heissem  Wasser  gewaschen;  der  Flüssigkeit  wurde  GIj- 
cerin  und  dem  CoUodion  wurde  Chlorzink  zugesetzt  Das  letzte 
Mittel  schien  noch  das  beste  zu  sein.  Aber  in  keinem  Fall  wurden 
die  Platten  so  gut,  wie  mit  dem  aus  selbstbereiteter  Schiessbaum- 
wolle  dargestellten  Collodion. 

Da  die  Versuche  mit  Collodion,  Silberbädem  und  Entwicklungs- 
arten den  Verfasser  nicht  viel  weiter  gebracht  hatten,  dachte  er  aof 
andere  Mittel  und  versuchte  eine  Theeabkochung.  Der  Thee  ent- 
hält ausser  anderen  Stoffen  Tannin,  CaseYn  und  Thein.  Die  erste 
hiermit  aufgenommene  Platte  war  sehr  befriedigend,  so  dass  der 
Verf.  die  frühere  Methode  sogleich  aufgab.  Er  empfiehlt  die  Thee- 
methode  wegen  ihrer  Einfachheit,  weil  sie  keine  andere  Präparate 
verlangt,  als  die  im  Handel  leicht  zu  haben  sind. 

Jedes  gute  Collodion  kann  gebraucht  werden;  der  Verfasser 
zieht  ein  solches  ohne  Bromsalze  und  mit  vieler  Schiessbaumwolle 
vor.  Jodcadmium  und  Jodkalium  sind  zum  jodiren  am  geeignetsten; 
sie  geben  die  gleichmässigste  Schicht  Die  Platte  wird  im  gewöhn- 
lichen Silberbad  empfindlich  gemacht,  einen  Augenblick  auf  Fliess- 
papier gesetzt  und  mit  filtrirtem  Regenwasser  übergössen.  Für  eine 
viertel  Platte  genügen  400  Cub.  Cent  Wasser.  Man  sorge  dafür, 
dass  die  Rückseite  der  Platte  auch  abgewaschen  wird.  Der  Thee- 
absud  wird  so  bereitet: 

Man  koche  4  Grm.  gewöhnlichen  Congothee  mit  100  Cub.  Cent 
destillirtem  Wasser  und  100  Cub.  Cent  absolutem  Alkohol,  bis  die 
Theeblätter  ganz  aufgerollt  sind;  dann  setze  man  noch  200  Gab. 
Cent  destillirtes  Wasser  hinzu.  Diese  Flüssigkeit  scheint  sich  in 
einer  gut  verschlossenen  Flasche  lange  zu  halten.  Kurz  vor  dem 
Bereiten  der  Trockenplatten  versetzt  man  je  60  Cub.  Cent  des 
Absuds  mit  4 — 5  Tropfen  concentrirter  Auflösung  von  doppelt- 
kohlensaurem Natron  in   destillirtem  Wasser.    Die  Flüssin^eit  ist 


89 


dann  zum  Gebrauch  fertig.  Sie  wird  so  auf  die  gewaschene  Platte 
^gössen,  dass  sie  das  Wasser  vor  sich  her  treibt;  darauf  wird 
eine  frische  Portion  nachgegossen  und  die  Platte  zum  Trocknen 
hingesetzt  Die  Platten  scheinen  besser  zu  werden,  wenn  man  sie 
ohne  Anwendung  von  Wärme  in  einem  Holzkasten  trocknen  lässt, 
der  gebrannten  Kalk  enthält. 

Ehe  man  entwickelt,  sind  die  Ränder  der  Platte  mit  einer 
dicken  Auflösung  tou  Asphalt  und  etwas  Wachs  in  Benzin  zu  über- 
ziehen. ScheUack-,  Bernstein-  und  Colophonium- Firnisse  halten 
nicht.  Der  Lack  muss  ganz  trocken  sein ,  ehe  man  entwickelt.  Die 
Entwicklung  geschieht  nach  Sutton ;  man  wascht  die  Platte  ab ,  und 
giesst  eine  Lösung  Ton  1  Grm.  doppeltkohlensaurem  Natron  in 
1  Liter  Wasser  darauf.  Nach  einer  Minute  giesst  man  folgende 
Lösung  nach: 

1  Grm.  Pyrogallussäure ; 
25  Cub.  Cent  destill.  Wasser; 
2b      „       j,      absol.  Alkohol. 
Das  Bild  wird  sehr  schwach  und   nur   oberflächlich   sichtbar 
werden.     Sieht  man,   dass   es  nicht  mehr  hervorkommt,    so  spült 
man  mit  Regenwasser  reichlich  ab  und  verstärkt  mit  dieser  Auflösung: 

1  Grm.  Pyrogallussäure, 
^2      n     Citronensäure , 
200  Cub.  Cent  Wasser, 
unter  Zufügung  Ton  etwas  salpetersaurem  Silber  (5  %).    Man  fixirt 
mit  unterschwefligsaurem  Natron  und  übergiesst  die  abgespülte  Platte 
mit  Gummiarabicum- Lösung,    der    ein   wenig   Candlszucker  zuge-  ' 
setzt  wurde. 

Im  December  wurden  nach  dieser  Methode  gut  nüancirte  Por- 
traits  in  25  Secunden  aufgenommen. 

Dr.  Kaiser  bemerkt  noch,  dass  das  Ozon  nicht  nur  auf  unem- 
pfindliches Jodsilber  activirend,  sondern  auch  auf  empfindliches 
Jodsilber  in  derselben  Weise  wie  das  Licht  wirke.  Eine  geringe 
Menge  Ozon  erhöhe  seine  Empfindlichkeit,  während  ein  Ueberschuss 
davon  die  Platte  unbrauchbar  mache.  Da  nun  stets  mehr  oder 
weniger  Ozon  in  der  Luft  enthalten  sei,  so  erhalte  man  in  einem 
Falle  grössere,  im  anderen  geringe  Empfindlichkeit  Sollen  die 
Platten  lange  aufbewahrt  werden,  so  lasse  man  das  kohlensaure 
Natron  aus  dem  Theeabsud  fort,  man  halte  sie  in  möglichst  niedriger 
Temperatur  und  stelle  sie  in  einen  Metallkasten,  der  mit  Kohlen- 
säure gefüllt  ist  und  hermetisch  geschlossen  werden  kann. 

Wir  haben  die  Theemethode  folgender  Prüfung  unterworfen: 
Einige  Platten  wurden  mit  NatriumcoUodion  in  der  gewöhnlichen 


90 


Weise  präparirt,  dann  zum  Tbeil  mit  TanninlSsung,  zam  TheO  mit 
Theeabaud  nach  obiger  Vorscbrill  bebandelt  Die  HeiromiAiiig 
gescbab  mit  denselben  Lösungei].  Bei  den  bisher  belicbteten  Plstten 
war  es  nicht  möglich,  einen  wesentlichen  Unterschied  sn  entdecken. 
Nach  beiden  Methoden  wurden  bei  25  Secunden  Beliditnng  im 
Glashause  gute  Portraita  aufgenommen.  Die  Theemethode  scheinl 
überhaupt  von  der  Tanninmethode  sehr  wenig  verschieden  m  »ein 
and  keine  besondere  Vorzüge  vor  der  letzteren  zu  besitzen.  ^ 


Das  Magnesiimlicht. 

Das  Magnesiumlicht  wird  dargestellt,  indem  man  einen  Drabt 
von  Magnesium  in  einer  Flamme  entzündet,  wodurch  das  Metall 
ZQ  kohlensaurer  Magnesia  verbrennt. 

Da  der  Draht  in  die  Flamme  nachgeschobcD  werden  muss, 
was  mit  der  Hand  etwas  lästig  ist,  so  wendet  man  hierzu  in  neaerer 
Zeit  besondere  Instrumente,  sogenannte  Magneainmlampen  an.  Diese 
sind  zugleich  mit  einem  Hofalieflector  und  einer  Aschenschfissel 
versehen.  Man  lasse  die  heisse  Asche  des  Drahts  niemals  anf 
Gegenstände  fallen,  die  dadurch  verletzt  werden  könnten. 
Fig.  1.  Fig.  2. 


Hagnesiumlampe 

mit  «inem  Drtht  mit  drei  Dillit«ii. 

Seitsnmsieht.  ToideiKuticht. 

Der   Draht  wird  auf  die  Winden  C  gewickelt,  die   auf  eines 

SÜA  passen.    Wenn    man   das   kleine  Had  D  dreht,   so  wiid  der 


91 


Oraht  dnrcb  die  Bollen  EE  von  den  Winden  abgevickelt  und 
dorch  die  Röhren  F  in  die  Flanune  der  Spirituslampe  0  geführt 
IHe  Lampe  dient  ancb  dazu  ein  etwaiges  Verlöschen  des  Drahts 
CO  verhüten.  Die  Schale  H,  in  der  die  Spirituslampe  steht,  fängt 
auch  die  Äsche  aof.    R  ist  der  Reflector. 

Wenn  der  Operateur  zu  drehen  anfhört,  brennt  der  Draht  bis 
za  den  Röhren  F  nnd  erlischt  dann.    Dreht  man  darauf  wieder,  so 
'vrird  er  TOrgeschoben  nnd  entzUndet  sieh  wieder  au  der  Spiritusflanune. 
Fig.  4. 


Fig.  3. 


n  m  1  a  m  p  e  n. 


Der  Halter  (Fig.  3)  ist  die  tinfachate  Form  einer  Magnesium- 
lampe, nnd  da  anzuwenden  wo  nur  geringere  Mengen  von  Draht 
zu  verbrennen  sind,  z.  B.  bei  photographi sehen  Aufnahmen.  Man 
schiebt  soviel  Draht  wie  man  verbrennen  will,  vor  die  Metallspitze  B 
and  zündet  ihn  an,  indem  man  ihn  einige  Secnnden  ruhig  in  die 
FUmme  eines  Streichhölzchens  oder  eines  Lichtea  hält.  Er  brennt 
bis  einen  viertel  Zoll  vor  der  Metallspitze,  wo  er  erlischt.  Man 
halte  den  Draht  in  einem  Winkel  von  45  <>  (wie  in  der  Zeichnung). 
Wenn  man  ihn  auslöechen  will,  zieht  man  ibn  einfach  bei  A  zurück. 

Das  Handschirm  (Fig.  4)  ist  speziell  fUr  photographische  Auf- 
nahmen bestimmt.  Dieser  Schirm  wird  von  Herm  Brothers  in 
HancheBter  benutzt,  der  die  ersten  guten  Anfnahmeo  bei  Magnc" 
siumlicht  gemacht  hat.  Er  äuBseit  sich  darüber  so  (im  British 
Jonmtd  of  Photography) : 


92 


^Das  Metall  mrd  sowol  als  Draht  wie  als  schmales  Baoi 
fabrizirt  Ich  nehme  zwei  oder  drei  Stücke  von  diesem  Band  mid 
verbinde  sie  miteinander  durch  dünnen  Draht,  um  einen  Dodit  tob 
etwa  30  Centimeter  Länge  zu  erhalten.  Zum  Aufnehmen  einer 
Visitenkarte  brauche  ich  bei  einem  Objectiv  Ton  11  Centimeter 
Brennweite  l^s  bis  IV2  Gramm  Metall. 

Das  Schirm  besteht  aus  einem  halbkreisförmig  gebogenen  Blech, 
mit  einem  Boden,  damit  die  heisse  Asche  nicht  auf  den  Fussboden 
fällt  Oben  ist  eine  Art  Dom  zum  Abziehen  der  Dämpfe,  hinten 
ist  ein  Griff  angebracht. 

Ich  habe  verschiedene  Beflectoren  angewendet,  ziehe  aber  för 
Portraits  das  zerstreute  Licht  vor ;  das  concentrirte  Licht  gibt  zuviel 
Härte.  Ein  Planspiegel  im  Grunde  des  Schirmes  ist  sehr  gut;  (8r 
Beproductionen  wird  man  einen  parabolischen  Spiegel  nehmen. 

Wenn  das  Modell  bereit  ist,  nähere  ich  dem  Metall  eine 
Spirituslampe;  es  fängt  sofort  an  zu  brennen;  dann  bewege  ich 
das  Schirm,  um  das  Licht  zu  vertheilen.  Das  Gesicht  des  Modells 
muss  so  gewendet  sein,  dass  das  Licht  die  Augen  nicht  ermüdet 
Der  Photograph  ist  hier  ganz  Herr  über  Licht  und  Schatten,  die  er 
nach  Bedürfniss  zu  vertheilen  hat 

Wenn  das  Magnesium  auch  nicht  viel  zu  Aufnahmen  in  der 
Nacht  Anwendung  finden  wird,  so  wird  man  sich  desselben  doch 
mit  Yortheil  an  trüben  Wintertagen  bedienen,  um  das  schwache 
Tageslicht  zu  verstärken. 

Man  glaube  nun  aber  nicht,  dass  es  genüge  einige  Fuss  Draht 
zu  kaufen,  um  gleich  Meisterwerke  damit  aufzunehmen.  So  wohlfeil 
ist  der  Erfolg  nicht.  Ich  habe  mehr  als  eine  Täuschung  erfahren; 
aber  jetzt  bin  ich  sicher  ein  gutes  Negativ  zu  erhalten,  weim  das 
Modell  nur  40  bis  60  Secunden  ruhig  sitzt;  also  lasse  man  sich 
dadurch  nicht  entmuthigen,  wenn  das  Eesultat  nicht  sofort  ein 
gutes  ist.  Etwas  Uebung  ist  erforderlich,  um  das  Licht  gehörig  zu 
dirigiren.  Man  wird  sagen,  der  Preis  des  Metalles  (12  Sgr.  das  Grm.) 
sei  zu  theuer  um  damit  zu  experimentiren ;  aber  ich  bin  überzeugt, 
dass  der  Preis  sinken  wird,  sobald  ein  genügender  Bedarf  sich 
einstellt^ 


Uraii^typie« 

An  die  Bedaction  des  photographischen  Archivs. 


Ich  erlaube  mir,  Ihnen  anbei  eine  kleine  Probe  meines  ye^ 
fahrens,   Photographien  mittelst  Uran  und  Silber  darzustellen,  lu 


93 


fibermitteln,  wobei  ich  gleichzeitig  bemerke,  dass  mir  Wothly's 
Verfahren  nur  so  weit  bekannt  ist,  als  es  im  British  Journal 
veröfTentlicht  wurde.     Meine  Methode  ist  folgende: 

Zuerst  die  Präparation  mit  Arrowroot.  Diese  haben  Sie  in 
Ihrem  Archiv  deutlich  genug  beschrieben.  Dann  presse  man  das 
Papier,  aber  nicht  stark;  denn  wenn  es  so  stark  satinirt  wird ,  dass 
man  beim  Hindurchsehen  lichtere  Stellen  bemerkt,  so  schlägt  das 
CoUodion  durch  und  verursacht  Flecke.  Das  Yerhältniss  meines 
Arrowrootkleisters  ist:  12  —  15  zu  300  Wasser. 
Das  CoUodion  setze  ich  so  zusammen: 

50  Gramm  salpetersaures  Uranoxyd  zerreibe  ich  mit  50  Cub. 
Cent  Aether  in  einem  Porzellanmörser  und  setze  so  viel  doppelt- 
kohlensaures Natron  hinzu,  wie  zum  Neutralisiren  der  Säure  erfor- 
derlich ist. 

Femer  zerreibe 

5  Gramm  neutrales  salpetersaures  Silber  in 
35  Cub.  Cent  Alkohol  und 
15      „        j,      destillirtem  Wasser 
und  mische  dies  mit  der  Uranlösung  in  einer  Flasche. 
Das  CoUodion  besteht  aus: 

340  Cub.  Cent  Aether, 
180      «        „      Alkohol, 
7  Gramm  CoUodiouwoUe. 
Wenn  dies  sich  geklärt  hat,   setzt  man   die  klare  Uranlösnng 
aas  der  anderen  Flasche  hinzu  und  darauf  noch  5  Gramm  venetia- 
nischen  Terpentin.     Mit   gleichem   Erfolg   habe  ich  auch   Canada- 
baisam,  Negativlack  und  RlciuusÖl  angewendet.    Ich  schüttle  tüchtig 
und  lasse  es  24  Stunden  ruhen.     Das  Aufgiessen  auf  das  satinirte 
Arrowrootpapier  geschieht,   wie  Sie   es   beschrieben;   nur  lege  ich 
drei  Seiten  desselben  ^^  Zoll  breit  um,   damit   das  CoUodion  nicht 
auf   die   Rückseite    fliessen    kunn.     Die    BeUchtung  ist   bedeutend 
kürzer,  3ls  beim  Chlorsilber;  das  Bild  erhält  einen  schönen  bronze-. 
grünen  Ton ,  der  sich  im  nachherigen  mit  Vao  Holzessig  angesäuerten 
Waschbade   in    Braunroth    verwandelt.     Nach   wiederholtem    Aus- 
wäschen (in  nicht  gesäuertem  Wasser)  tont  man  in 

100  Cub.  Cent.  Goldlösung    (3  Gr.  Goldchloridkalium, 

1000  Gr.  destiUirtes  Wasser), 
450     j,       „      destiUirlem  Wasser, 
35  Gramm  Schwefelcyanammonium. 
Ist  der  gewünschte  Ton  erreicht,  so  wasche  ich  einigemal  in 
jedesmal  frischem  Wasser  aus  und  lasse  das  Büd  freiwiUig  trocknen. 
Das  Tonbad  muss  sich  erst  entfärbt  haben,  wenn  es  recht  gleich- 


94 


m&BÜg  tonen  soll.  Die  Bilder  werden  dadtircb  gar  nicht  gescfairtdn, 
weahaU)  man  nur  so  stark  copiren  darf,  als  man  die  Töne  nadi 
der  Yollendung  za  haben  wünscbt 

Nach  meinen  Erfahrungen  wird  sich  die  Uranotypie  wolil  n 
grösseren  Bildern,  namentlich  Yergrösserungen  got  eignen,  aber 
zn  massenhaften  Froductionen,  z.  B.  von  Stereoskopen,  Visilen- 
karten  ete.  wird  sie  nicht  gut  anwendbar  sein,  da  das  CoUodioi 
seiner  Zusammensetzung  nach  sich  beim  jedesmaligen  AufgiesstH 
verdickt,  auch  die  Kante  des  Bogens,  wo  es  abläui^,  sich  stet) 
kräftiger  copiren  wird,  als  die  gegenüberliegende,  man  also,  um 
gleicbmSssige  Copien  zu  erzielen,  stets  einen  breiten  Streifenab- 
achneiden müsste ,  wodurch  die  etwaige  Ersparniss  wieder  fra^idi 
gemacht  würde.  Ich  setze  meine  Versuche  mit  anderen  Uransalzeo 
fort  und  werde  Ihnen  s.  Z.  Mittheilung  darüber  machen.     C.  &  J. 


Cmee-Pftrtnits. 


Bei  der  EiniShrung  dieser  neuen  Art  TOn  Fortraits  ist  es  ein 
Gegenstand  von  nicht  geringer  Wichtigkeit,  dass  die  ApparaU 
dafllr  von  allen  Fabricanten  in  denselben  Verhältnissen  und  Grössen 
angefertigt  werden,  denn  sonst  werden  die  Stempel  nicht  zu  der 
Grösse  und  Lage  der  Bilder  passen  und  mit  dem  Sammeln  der 
Bilder  !n  Albums  wird  es  ebenso  schlimm  stehen.  Wir  lassen  aas 
diesem  Grunde  (nach  den  Photographie  News)  genaue  Darstellni^en 
der  Original-Ovale  folgen. 


Camee  -  Camen   mit    Terscbiebbuer   Cutetle. 
Obige  Figur  zeigt  die  Terschiehbare  Cassette  ohne  Visirscheib«, 
so  dass  man  den  Tabus  erkennen  kann   der  aUes  abschneidet  vu 
vom  Bilde   nicht  gebraucht  wird.     Die  Handhaben  an  der  Seite 
und  unten  dienen  dazu  die  Platte  zu  bewegen  und  festzustellen. 


Suhlach&blon«  lum  Ausschnddm  der  Udskcn. 
Diese  Schablone  ist  aus  eioer  Stahlplatte  gefeilt,  die  ovale 
Oefihung  ist  abgeschrägt.  Der  Stahl  muss  nach  der  Bearbdtnng 
gat  gehärtet  Bein,  denn  sonst  würde  der  dünne  Rand  bald  duTch 
das  Messer  zerstört  werden.  Das  Kreuz  auf  der  Sdiablone  dient 
dazn  sie  richtig  auf  das  Papier  aufzulegen. 


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re;o 

Auf  ein  Stück  ganz  undurchsichtiges  Papier  zieht  man  drei 
senkrechte  und  drei  wageiecbte  Linien  wie  in  obiger  Figur.  Dann 
wird  die  Schablone  so  aufgelegt,  dass  das  Kreuz  mit  den  Linien 
correspondirt  und  ein  Oval  nach  dem  andern  mit  einem  scharfen 
Messer  susgeschnitten. 


96 


IlraBTerfahreB. 

Nachdem  der  Uranprozess  des  Herrn  W.,   auf  den  die  photo- 
graphische Welt  so  erwartungsvoll  geblickt  hat,   in  diesem  Ardur, 
wenn  auch  in  andern  Verhältnissen  und   sonstigen   Abändenuigeo, 
veröffentlicht  worden  ist,   ist  zunächst  die  Frage  zu  ventiliren,  ob 
nicht  durch  geeignete  Modificationen  diesem  Copirprozesse  eine  soldie 
Lebensfähigkeit  zu  geben  ist,  um  das  bisherige  Verfahren  auf  Albumiii- 
papier  fallen  zu  lassen.    Ein  Hauptfehler  des  letzteren  besteht  dann, 
dass  schon  bei  einer   blossen  Berührung  mit  salpetersaurcm  Silber- 
oxyd sich  etwas  Schwefelsilber  bildet,  welches  ein  allmäliges  Gelb- 
werden der  weissen  Parthien  der  Bilder  zur  Folge  hat   und  es  bis 
jetzt  nicht  möglich  gewesen  ist,   zur  Auflösung  und  Fortschaffoqg 
des  Chlorsilbers  von  den  unterschwefligsauren  Salzen  oder  Rhodan- 
alkalimetallen  abzugehen.    Nach  den  vielen  Versuchen  und  Beobacb- 
tungen,   um   die  Ursache   des   Bleichens   der  Bilder  zu  ergränden, 
ist  wohl  als   feststehend  anzunehmen,  dass   dieser  tückische  Feind 
.  kein  anderer  als  der  Schwefel  ist.     Betrachten  wir  nun   den  Dran- 
process  genau,   so  belebt  sich  die  Hoffnung,  künftighin  Fizirmittel 
anwenden  zu  können,    welche  keinen   subtil  zerstörenden   fänflosi 
ausüben,   auch  wenn  kleine  Mengen   in  den  Bildern  zurückbleibeiL 
Ein  solcher  Sieg  würde   zwar   sehr  störend  in  das  hoffnungsreiche 
Geschäft  jenes  süddeutschen  Photographen  eingreifen,  welcher  noch 
damit  beschäftigt  ist,   eine   gewisse   Summe,  von    Subscribenten  so 
sammeln  für  ein  neues  Geheimniss ,  nämlich :  das  untersdiwefligsanre 
Natron  bis  auf  die  letzten   Spuren  aus   dem  Papiere   zu  entfemes. 
Was  würde  wohl  gegenwärtig  die   photographische  Kunst  für  eine 
Gestalt    besitzen,     wenn    für    jeden    kleinen    Fortschritt,   oft  nur 
einen  eingebildeten,   von   den  glücklichen   Findern   erst  nach  Sub- 
scribenten gesucht  worden  wäre?   Mich  wollte  vor  einer  Reihe  v«n 
Jahren  ein  Photograph  ohne  die  geringste  wissenschaftliche  Bildung 
contractlich  verpflichten,    niemals   das  Wort  Borsäure   (als   Zusatz 
zum    Entwickler)    auszusprechen.      Wozu    aber   hier   Beispiele  der 
Lächerlichkeit?    Jeder  wird  selbst  damit  auftreten  können. 

Der  Gang  der  Operationen,  um  ein  Bild  auf  Uransilberpapier 
zu  erzeugen,  ist  nun  bekanntlich  folgender:  Man  süftet  auf  ein 
ebnes  Brett  mit  Silberstiften  ein  Stück  gekleistertes  Papier,  welches 
beiläufig  gesagt  so  theuer  wie  Albuminpapier  ist ,  und  überzieht  die 
Fläche  mit  Uransilber- CoUodion.  Schon  hierbei  zeigen  sichSchwi^ 
rigkeiten;  mindestens  ist  diese  Operation  durchaus  nicht  so  leicht, 
als  wenn  man  ein  Stück  Papier  auf  der  Silberlösung  schwimmen 
lässt  Ist  das  Papier  beim  Versandt  um  einen  Cylinder  gewickelt 
gewesen,   was  nie  geschehen   sollte,   so  verliert  es   die  erlangte 


97 


Ipannnng  nicht  wieder  und  legt  sieb  folglich  auf  einer  ebnen  Fläche 
licht   vollkommen  an.    Stiftet  man   femer   die   vierte   Ecke  rechts 
mten  nicht  ebenfalls  fest,  so  bäumt  sieh  beim  Herannahen  des  ab- 
liessenden  Collodions   diese   Ecke  empor  und  verhindert  auf  dieser 
Stelle  die  Bildung  einer  ebnen  Schicht.    Ist  der  Ueberzug  gelungen, 
IG  ist  man  über  diese  Klippe  hinweg ,  wenn  sich  nicht  an  zu  vielen 
Stellen  schwarze  Punkte  gebildet  haben ,  die  beim  Trocknen  manch- 
nal  eine  unliebsame   Grösse   erreichen.     Die  Ursache  wird  zu  ver- 
neiden   sein.    Nach  dem  Trocknen  im   dunkeln  Räume  liefert  nun 
iieses  Papier  ein  braunes  Bild,  welches   desto  kräftiger  wird,   je 
^cker   das  Collodion  ist  und  jemehr  Uransilbersolution   demselben 
BOgesetzt  wurde.    Das  Silbersalz  steht  zum  salpetersauren  Uranoxyd 
dem    Gewichte   nach  im  Verhältnisse  von   1  :  10   und  tritt  nur  da 
äquivalent  in  Thätigkeit,    wo  durch  das  Licht  eine  Reduction  des 
Uranoxydes  bewirkt  wird.     Nach  dem  Auswaschen  in  angesäuertem 
und    hierauf  in    destillirtem   Wasser   wird    fast    alles    ünzersetzte 
Sübersalz   gleichzeitig    mit    dem   salpetersauren  Uranoxyd   entfernt 
Da  man  aber  am  Schlüsse  der  Waschoperation  gewöhnliches  Wasser 
verwenden  wird,   so  entsteht  eine  nur  äusserst  geringe  Menge  von 
Ghlorsilber,    welches  sicher  und  vollkommen  durch  eine  concentrirte 
Lösung   der  Chloralkalien   gelöst   wird,    wie    eine    Anzahl   Proben 
ergeben    haben.     Die    Uranbilder   einige   Minuten   in    eine    starke 
Lösung  von  Kochsalz  gelegt,  zeigen  die  Lichter  schneeweiss,  welche 
nach  dem  Auswaschen  auch  tagelang  in*s  Sonnenlicht  gelegt,  nicht 
die    geringste  Trübung    wahrnehmen    lassen.     Das  Bild   selbst  ist 
rostroth  und  besteht  aus  metallischem  Silber,   gerade   so  wie  eine 
vor  dem  Vergolden  fixirte  Chlorsilbercopie  oder  ein  fixirtes  CoUodion- 
negativ,  welches  am  Lichte  auf  verschiedene  Weise  verstärkt  werden 
kann.    Um  das  missfarbige  Silberbild  den  saftigen  Tönen  der  Chlor- 
sflberbilder  ähnlich  zu  machen,  pflegt  man  ein  Goldbad  anzuwenden, 
welches  ein  unterschwefligsaures  Salz   oder   ein  Rhodanalkalimetall 
enthält.      Soll   aber  das   Problem   gelöst  werden,    mit   Silber    und 
Gold  absolut  dauerhafte  Bilder  zu  erzeugen,  so  muss  das  Goldsalz 
nach  Fordos   vermieden  werden.     Man   lege    daher    die    Copien   in 
eine  selir  verdünnte   alkalisch  gemachte  Goldlösung.     Die  Wirkung 
ist  energisch,  so  dass  in  kurzer  Zeit  eine  vollständige  Umwandlung 
vor    sich   geht.     Aus  dem   SilberbUd   ist    ein  Goldbild   geworden, 
welches  leider  sehr  blau  von  Färbung  ist,   der  einzige  Uebelstand, 
der  hoffentlich   zu   heben   ist.     Alle   braunen   und  purpurfarbigen 
Copien    sind   nach   meiner    Ueberzeugung    Producte    einer   unvoll- 
kommenen Vergoldung.    Unterbricht  man  aber  nach  der  oben  ange- 
gebenen Methode   den  Frocess,  so  bekommt  das   Bild  rothe  und 


98 


blaue  Flecken,  weil  die  Goldlösung  beim  Eindringen  in  das  Papwr 
einen  ungleicben  Widerstand  findet.  Die  Vergoldung  kann  übrigcBs 
am  Tageslichte  vorgenommen  werden.  Ja  es  ist  ein  nocbmalig« 
Flxiren  nicht  einmal  nothwendig;  denn  das  beim  Austausch  der 
Metalle  sich  bildende  Chlorsilber  ist  in  Bildform  latent  und  wird  es 
bei  Einwirkung  des  Lichts  sichtbar ,  so  kann  es  nur  tonyerschönenid 
und  kräftigend  wirken.  Diese  so  erzeugten  Bilder  statt  mit  Stärke- 
kleister mit  Gummielasticumlösung  aufgekittet  und  bei  werthvoUeii 
Erzeugnissen  durch  Spiritusfirniss  geschützt ,  werden  eben  so  dxaa- 
haft  sein,  wie  die  farbigen  Metallverbindungen  eines  Oeigemaldeg. 
Absperrung  der  Feuchtigkeit  hebt  sogar  die  Wirkung  des  Schwefel- 
silbers auf.  Ein  vor  circa  8  Jahren  von  Herrn  Liesegang  erhalten« 
Papierbild,  welches  mit  einer  Lösung  von  Gelatine,  Seife  und  Alaoi 
getränkt  und  sodann  gefirnisst  worden  war,  zeigt  heute  dieselbe 
Kraft  und  Unveränderlichkeit  des  Tones  wie  damals. 

Ich  ersuche  meine  Herren  CoUegen ,  das  von  mir  vorgeschlageDe 
Verfahren  eingehend  zu  prüfen.  Es  kann  nicht  ausbleiben,  den 
Bildern,  vielleicht  durch  unschädliche  Zusätze,  jenen  vollen,  warmen 
Ton  zu  geben,  an  den  das  Publikum  gewöhnt  ist.  Eine  gewisse 
Saftigkeit  ist  auch  darum  sehr  wünschenswerth ,  weil  die  Uran- 
Collodionbilder  den  CoUodion  -  Glasbildern  an  Schärfe  sehr  ähneln. 
Cyangold  verhält  sich  gegen  die  Silberbilder  gleichgültig.  Platin 
ist  von  mir  noch  nicht  angewandt  worden.  Bei  letzterem  Melalk 
dürfte  zu  berücksichtigen  sein ,  dass  es  im  fein  zertheilten  Zustande 
eine  auffallende  Freundschaft  zum  Sauerstoff  an  den  Tag  legt 

Nicht  Schärfe  und  Schönheit  der  Uran  -  Collodionbilder  dfiifen 
uns  zur  Annahme  des  veröffentlichten  Verfahrens  bewegen,  sondeni 
die  Aussicht,  auf  dem  vorstehend  angegebenen  Wege  völlig  daau- 
hafte  Bilder  anzufertigen. 

Hagen.  Th.  lende. 


Versnclie  Aber  die  Wirkung  des  Ozons  auf  JodsiIWr. 

Von  Carey  Lea. 

Dr.  Kaiser  erwähnt  (im  phot  Archiv  V.  S.  413.) ,  dass  unenh 
pfindliches  Jodsilber  durch  Ozon  in  die  empfindliche  Modification 
verwandelt  werden  könne.  M.  Carey  Lea  hat  darauf  bezfigliehe 
Versuche  angestellt  und  berichtet  darüber  im  Philadelphia  Photo- 
grapher  (No.  13.  Jan.  1865.). 

Das  oben  erwähnte  Factum  würde  von  erheblichem  practischeD 
Interesse  sein;  man  könnte  die  Platten  im  Tageslidit  mit  unem- 
pfindlichem Jodsilber  bedecken ,  in  die  Cassette  und  Camera  stellen, 


99 


den  Schieber  öffnen  und  in  der  Camera  Ozon  erzeugen.    Nachdem 
man  nun  belichtet,  könnte  man  in  einein  Weiske'schen  Troge  ent» 
wickeln.    Das  Empfindlichmachen  durch  Ozon  ist  aber  dem  Ver- 
fasser nicht   gelungen.     £r   stellte  17   verschiedene   Versuche   an, 
wozu  er  das  Ozon  theils  durch  Phosphor,    theils  durch  Einwirkung 
Ton   Schwefelsäure   auf  Chamäleon    erzeugte.     Er   tauchte   Papier- 
streifen in  ein  Silberbad ,   liess  trocknen ,    dann  in  Jodkaliumlösung 
und  spülte  sie  aus.    Die  Streifen  wurden  der  Ozonatmosphäre  yer- 
scbiedene  Zeiten   ausgesetzt  (von  2  bis  45    Minuten),    dann   dem 
Lichte  ausgesetzt.    Es  gelang  nicht,  durch  den  Eisenentwickler  eine 
Veränderung   nachzuweisen.     Auch    BromsilbercoUodion   mit   etwas 
überschüssigem  Bromammonium  (Aether  ^/2  Unze,  Alkohol  1  Unze, 
Pyroxylin  10  Gran,  Bromammonium  9  Gran,  salpetersaures  Silber 
13*/2  Gran)  wurde  versucht,  aber  keine  Wirkung  des  Ozons  wahr- 
genommen. 

Dr.  Kaiser  hat  zur  Erzeugung  des  Ozons  die  Inductionselectri- 
cität,  Carey  Lea  hingegen  chemische  Mittel  angewendet;  hierdurch 
erklärt  sich  vielleicht  die  Verschiedenheit  der  Resultate.  Es  wäre 
EU  wünschen,  dass  Herr  Dr.  Kaiser  speziellere  Mittheilungen  über 
diesen  interessanten  Gegenstand  machte. 


N^dunals  über  die  Bntwickeliuig  Ten  Bilden  im  Freiem« 

Von  Dr.  A.  Weiske. 

In  neuerer  Zeit  hat  Carey  Lea  im  British  Journal  of  Photo- 
graphy  *)  meinen  Apparat  zur  Entwlckelung  der  Bilder  im  Freien 
anerkennend  erwähnt.  Ob  er  denselben  auch  practisch  erprobt, 
geht  nicht  klar  aus  seinem  Gesagten  hervor.  Natürlich  werde  ich 
Jedem,  der  mich  auf  einen  Mangel  oder  irgend  eine  mögliche  Ver- 
besserung meines  Apparates  aufmerksam  macht,  äusserst  dankbar 
sein,  ob  aber  die  Einwendungen,  welche  Carey  Lea  erhebt,  wirklich 
so  ganz  gegründet  sind,  darüber  möchte  ich  mir  doch  erlauben 
einige  Zweifel  zu  hegen.  Ich  hatte  bei  der  Beschreibung  meines 
Apparates  **)  angeführt ,  dass  nach  15  bis  20  Secunden  die 
Entwlckelung  vollendet  und  alles  Silber  durch  die  Eisenlösung 
reducirt  sei,  so  dass  man  dann  die  Platte  ohne  Gefahr  aus  dem 
mit  gelbem  Glase  verschlossenen  Entwickelungstroge  heraus  und  an 
das  Tageslicht  bringen  und  dann  ruhig  abspülen  könne.  Carey  Lea 
hat  hiergegen  bemerkt,  dass  dies  wohl  nicht  ganz  richtig  sei,  und 


♦)    Archiv.  Nr.  74.  Seite  39. 
**)    Archiv.  Nr.  6S.  Seite  420. 


100 


dass  sich  noch  nach  dem  Doppelten  und  Dreifachen  dieser  Zeit  firetes 
Silbemitrat  in  der  Lösung  finde.  Dass  dies  unter  Umständen  der 
Fall  sein  i^ann  und  muss  weiss  ich  gar  wohl,  denn,  wie  schon  der 
geehrte  Herr  Redacteur  dieses  Blattes  zu  Gary  Lea'a  Aufsatz 
bemerkt  hat,  ist  die  Menge  der  freien  Säure  und  die  Concentration 
des  Entwicklers  hier  von  wesentlichem  Einfluss.  Bei  dem  von  mir 
angewendeten  Towler'schen  Eisenentwickler  (Archiv  Nr.  74,  S.  31) 
war  nach  der  von  mir  angegebenen  Zeit  die  Reduction  des  an 
der  Platte  aus  dem  Silberbade-  her  haften  gebliebenen  Silbemitrates 
so  vollständig,  dass  die  Platte  dann  ohne  Gefahr  an  das  helle 
Tageslicht  gebracht  werden  konnte. 

Was  ferner  die  Behauptung  anbetrifft,  dass  Kautschuk  mehr 
zu  empfehlen,  weil  leichter  zu  verarbeiten  sei,  als  Guttapercha,  so 
muss  ich  dem  von  meinem  Standpunkte  aus  entschieden  wieder- 
sprechen. Ich  habe  Stücke  Guttapercha,  welche  ich  schon  mehr 
als  zehnmal,  je  nach  Bedürfniss  in  andere  Behälter,  Troge,  u.  s.  w. 
umgeknetet  habe.  Mit  Kautschuk  ist  dies  nicht  möglich,  und  zudem 
kommt  reiner  Kautschuk  (denn  nur  dieser  klebt  an  den  frischen 
Schnittflächen,  geschwefelter  thut  dies  nicht)  jetzt  ziemlich  selten 
im  Handel  vor. 


Tonbad  mit  benzoesaiireii  Kali. 

Von  Carey  lea.'^ 

Drei  bis  vier  Gran  Aetzkali  werden  in  Wasser  gelöst  und  mit 
Benzoesäure  übersättigt.  Die  ersten  Portionen  Säure  lösen  sicli 
sofort,  indem  sie  sich  mit  dem  Kali  verbinden;  wenn  eine  neue 
Portion  sich  nicht  mehr  löst,  weiss  man,  dass  alles  Kali  neutralisiit 
ist;  man  erwärmt  dann  bis  der  Rest  der  Säure  gelöst  ist  Darauf 
werden  3  bis  4  Gran  Chiorgold'  in  Lösung  zugesetzt  und  8  bis  12 
Unzen  Wasser,  je  nach  Jahreszeit  und  Temperatur. 

Das  Bad  kann  gleich  gebraucht  werden  und  hält  sich  lange. 
Der  Verf.  hat  kein  Tonbad  gefunden,  welches  stets  dieselben  Re- 
sultate gegeben  hätte,  aber  das  hier  empfohlene  hält  er  für  du 
constanteste.  Die  Resultate  sollen  sicherer  und  regelmässiger  sein 
als  mit  essigsaurem  Natron.  Der  Ton  ist  ganz  derselbe  und  auch 
die  Haltbarkeit    der   damit    getonten  Bilder.     Das  Bad  ist  sauer. 

Während  der  Verf.  dies  Bad  für  die  warmen  purpurschwarzen 

^*  Töne  für   Landschaften  empfiehlt,   glaubt  er,  dass  für  aUgemetne 

Zwecke  das  reine  neutrale   farblose  Goldbad  alle  die  Mischungen 

die  in  letzter  Zeit   empfohlen  wurden,   verdrängen  wird.     Wegen 

dieses  Bades  vergL  m.  phot.  Archiv  V.  S.  106  ff. 


*)    The  Philadelphia  Photographer. 


Den  dritten  Artikel  über  Beleuchtung  und  Helldunkel  konnten  wir  in  dieser 
Nummer  nicht  bringen ,  weil  einer  der  Holzschnitte  gesprungen  ist ,  und  vir  die 
Ausgabe  der  Nummer  nicht  länger  verzögern  wollten. 


Oediurkt  bei  Sam.  Lucas  in  Elberfeld. 


Photographisches  Archiv. 


BwB«  VI.  -  Nr.  W.  -  i«.  Mibe»  M«ft. 


Nttiiei  Aber  Chramtjpie. 

Die  Kohle-  und  TusehverfahreD,  die  Photolithographie  und  alle 
fibrigen  Verfahren,  in  denen  chromBaure  Salze  in  Anwendung 
kommen,  wird  man  geeigneter  Weise  unter  der  Bezeichnung  Chro- 
matypie  *)  zusammenfassen.  Eine  streng  wissenschaftliche  Nomen- 
datur  dürfte  in  die  Photographie  so  leicht  nicht  einzuführen  sein, 
und  ist  wol  auch  nicht  nöthig.  Mit  der  Scheidung  in  Verfahren 
mit  Silbersalzen  und  Verfahren  ohne  Silbersalze  ist  es  eben  so 
schlimm  bestellt  wie  mit  der  Unterscheidung  zwischen  organischer 
und  unorganischer  Chemie;  es  gibt  eben  in  der  Wissenschaft  wie 
in  der  Natur  keine  Sprünge,  keine  scharfen  Trennungen.  Immerhin 
wird  man  zunächst  diejenigen  Verfahren  zusammenstellen,  in  denen 
ein  und  dasselbe  Material  als  lichtempfindliche  Substanz  dient 

Die  Chromsäure  Cr  O3  ist  eine  Sauerstoffyerbindung  des  Me- 
talles Chrom.  Man  gewinnt  sie  durch  Behandlung  von  doppelt-* 
chromsaurem  Kali  mit  Schwefelsäure;  sie  crystallisirt  in  braunrothen 
schön  glänzenden  Nadeln,  die  an  der  Luft  zerfliessen.  Das  doppelt- 
chromsaure  Kali  findet  mancherlei  Anwendung  in  den  Gewerben, 
so  in  der  Färberei,  zur  Darstellung  gelber  und  grüner  Malerfarben 
(Chromgelb  und  Chromgrün),  zum  Holzbeizen,  endlich  zur  Bereitung 
der  übrigen  Chromverbindungen.  Das  Salz  ist  ein  doppelt-  oder 
saures  chromsaures  (Bichromat),  weil  darin  auf  ein  Aequivalent 
Ejili  zwei  Aequivalente  Chromsäure  kommen;  also  doppdt  soviel 
Chromsäure  als  nöthig  ist^  um  eine  gewisse  Menge  Kali  (Aetzkali) 
oder  kohlensaures  Kali  zu  neutralisiren.  Das  einfache  oder  neutrale 
chromsaure  Kali  ist  gelb ,  während  das  doppeltchromsaure  roth  ist 
Ebenso  ist  das  doppeltchromsaure  Ammon  roth,  das  einfache  gelb; 


*)    Von  Chromat  hergeleitet. 

6 


102 


Ausserdem  gibt  es  noch  dreifach  chromsaure  Salze,  die  aber  in  der 
Photographie  noch  nicht  yersucht  wurden. 

Wenn  die  Chromsäure  oder  ein  saures  chromsaures  Sals  in 
Berührung  mit  einem  organischen  Stoffe  wie  Alkohol,  Leim,  Zudcer, 
Eiweiss,  Oununi  etc.,  der  WSrme  oder  dem  Lichte  ausgesetzt  werden, 
so  geht  damit  eine  eigenthtimliche  Veränderung  vor  sich.  Sie  geben 
dann  nämlich  einen  Theil  ihres  Sauerstoffs  an  die  organischen 
Stoffe  ab;  sie  werden  wie  der  Chemilcer  sagt  reducirt,  und  zwar 
zu  einer  niederen  Ozydationsstufe ;  während  in  der  Chromsänre  drei 
Aequivalente  Sauerstoff  mit  einem  Aequivalent  Chrom  verbundra 
sind,  finden  sich  in  dem  reducirten  braungewordenen  Oxyde  (Cr02) 
Yiur  zwei  Aequivalente  Sauerstoff  auf  ein  Aequivalent  Chrom.  Geht 
die  Beduction  noch  weiter,  und  die  Hitze  bewirkt  dies  rasch  und 
leicht,  so  erhält  man  das  eigentliche  Ghromoxyd,  aus  1 V2  Aequivalent 
Sauerstoff  und  1  Aequivalent  Chrom  bestehend  (Cr2  O3).  Gewohnlich 
nimmt  man  die  mittlere  Oxydationsstufe  als  eine  Verbindung  von 
Chromsäure  mit  Chromoxyd  an  und  gibt  ihr  den  Namen:  chrom- 
saures  Chromoxyd  (Cr  2  O3,  Cr  Os).  Die  Entstehung  dieser  Ver- 
bindung beobachtet  man  beim  Copiren  mit  chromssiuren  Salzen; 
niemals  wifd  das  Papier  so  dange  beliebtet,  dass  sich  grünes  Chrom- 
oxyd bildet. 

Die  chromsauren  Salze  für  sich  sind  also  nicht  durch  das 
Licht  veränderlich,  sie  müssen  etwas  neben  sich  finden,  was  ihnen 
den  Sauerstoff,  von  dem  sie  sich  trennen  wollen,  abnimmt.  Die 
oben  genannten  organischen  Stoffe,  und  manche  andere  ausserdoa 
sind  hierzu  geneigt.  Diesen  Zuwachs  an  Sauerstoff  aber  nehmen 
diese  Stoffe  nicht  gleichgültig  hin,  vielmehr  erhalten  sie  dadurch 
andere  Eigenschaften,  die  oft  den  früheren  ganz  entgegengesetzt 
sind.  Eiweiss,  Leim  und  Gummi  z.  B.,  die  in  warmem  Wasser 
löslich  sind,  werden  durch  diese  Sauerstoffzunahme  (oder  Oxydation) 
in  unlösliche  Körper  verwandelt,  und  stossen  aladann  das  Wasser 
sogar  ab.  Dies  Unlöslichwerden  hat  man  zur  Aufstellung  einer 
Reihe  von  photographischen  Verfahren  benutzt,  von  denen  wir  heute 
nur  die  wichtigsten  anführen  wollen.  Mischt  man  den  Leim  mit 
Kohlepulver,  so  lösen  sich  nach  der  Exposition  nur  die  beschützt 
gebliebenen  Theile  auf  und  man  hat  ein  Kohlebild;  nimmt  man 
statt  der  Kohle  Schmelzfarben,  so  bekommt  man  ein  zum  Einbrennen 
in  Porzellan  taugliches  Bild;  überzieht  man  das  braune  Bild  mit 
einer  Lage  von  lithographischer  Farbe,  so  lässt  diese  beim  Abwaschen 
ein  schwarzes  Bild  zurück,  das  auf  Stein  oder  Metall  übertragen 
werden  kann  (Photolithographie  u.  s.  w.) ;  lässt  man  das  Bild  (wenn 
man  Gelatine  in  Anwendung  gebracht  hat)  einige  Zeit  im  Wasser 


103 


liegen,  so  schwellen  die  löslich  gebliebenen  Theile  an,  man  hat  ein 
erhabenes  Bild,  das  man  in  Gyps  abgiessen  und  als  Diaphanie 
benutzen  oder  auf  galvanoplastischem  Wege  in  eine  Eupferplatte 
umwandeln  kann  (Helioplastie).  Noch  zahlreichere  Anwendungen 
bieten  sieh  dar,  wenn  man  die  Färbekunst  zu  Hilfe  ruft.  Doch 
hiervon  später. 

Anfangs  bediente  man  sich  nur   des  doppeltchromsauren  Kalis, 
wahrscheinlich   weil   dies   Salz  überall  leicht  zu  haben  war;    doch 
bald  fand  man,  dass  das    doppeltchromsaure  Ammon,    welches  auch 
leichter  in   Wasser  löslich  ist,    durch  das  Lieht  rascher  und  voll- 
ständiger  reducirt  wird.     Tor  Kurzem    nun  schlug   Hr.  Kopp   an 
Stelle  dieser  Salze  das  ehromsaure  Kali-Ammon  vor,  welches  durch 
Neutralislren    des   doppeltchfomsauren    Kalis   durch  Ammoniak  er- 
halten   wird.  *)    Vor    dem    doppeltchromsauren   Ammon    hat   diese 
neutrale  Verbindung  den  wesentlichen  Vorzug,  die  Papierfaser  oder 
den  organischen  Stoff  im  Dunkeln  nicht  anzugreifen  (d.  h.  so  lange 
das  höchst  unbeständige  Präparat  sich  nicht  durch  Ammoniakverlust 
in  das  saure  Kalisalz  verwandelt  hat),   aber  es  ist  keineswegs   so 
empfindlich,  ^ie  auch  leicht  einzusehen,  denn  im  Grunde  genommen 
hat  man  es  nur  wieder  mit  saurem  chromsaurem  Kali  zu  thnn.    Es 
liegt    nahe,    welches    Salz    die   Vortheile    des    doppeltchromsauren 
Ammon  mit  denen    des    chromsauren  Kali-AmmonB  vereinigt;  das 
neutrale  chrom saure  Ammon  ist  nämlich  gänzlich  ohne  Einfluss 
auf  die  Papierfaser,   ist  aber  höchst  unbeständig  und   verliert   das 
Ammon  sehr  leicht.     Das  wäre  nun  freilich  ein   Uebelstand,    wenn 
nicht   ein  einfacher  Apparat  längst  in  die  Photographie    eingeftihrt 
wäre,  nämlich  der  Ammoniakräucherkasten,  in  dem  sich  die  Chromat- 
papiere  und    ähnliche   Präparate    wochen-  und   monatelang    aufbe- 
wahren lassen.     Sehr    oft  ist  darüber  geklagt    worden,    dass    die 
Swan*schen  Gelatinetäfeichen  im  Dunkeln  schon  unlöslich  werden ; 
bewahrt  man  sie  im  Ammoniakschranke  auf,  so  werden  sie  unver- 
ändert und   empfindlich   bleiben,   so   lange  noch  Ammoniakdämpfe 
sich   darin  entwickeln.    Da  diese  Präparate    trocken   empfindlicher 
sind  als  feucht,    so  wird  man  das  zu  dem  bequemer  anzuwendende 
kohlensaure  Ammon  der  Ammoniakflüssigkeit  vorziehen. 

Das    ehromsaure    Ammon  crhäh   man   beim   Verdunstenlassen 
einer  mit  Ammoniak  übersättigten  Lösung  von  Chromsäure ,  rascher 


*)    Dies  Salz  ist  nach  meinen  UntersuchuDgen  so  zusammengesetzt: 

Kali 27,138  =  1 

Ammon       ....     14,992  =  1 
Cliromsäure     .     .     .     57,870  =  2. 
Die  Formel  ist  demnach  KO,  KU4  0,  2  0  0^. 


104 


beim  Eindampfen  einer  solchen  Lösung  unter  hinreichendem  ZuBatz 
von  kohlensaurem  Ammon  in  Stücken.  Durch  rechtzeitiges  Deean- 
tiren  ist  das  letztere  leicht  zu  trennen.^  Befolgt  man  diese  Vor* 
Sichtsmassregel  nicht,  so  erhält  man  das  saure  Salz  anstatt  des 
neutralen.  Uebrigens  ist  es  gar  nicht  nöthig,  das  Salz  fest  dai^ 
zustellen ;  man  kann  z.  B.  das  jetzt  leichter  käuflich  zu  habende 
doppeltchromsaure  Anunon  in  Ammoniakflüssigkeit  auflösen;  der 
Ammoniaküberschuss  wird  nicht  schaden. 

Man  hat  verschiedene  Zusätze  zu  den  Dichromaten  voi^eschlageii, 
die  grössere  Empfindlichkeit  und  Intensität  geben  sollen;  so  das 
Alloxantin,  den  Zucker. 

Diese  Zusätze  sind  nur  dann  von  Nutzen,  wenn  zu  wenig 
andere  organische  Materie  zugegen  ist^  die  oxydirt  werden  könnte; 
wirkungslos  wenigstens  in  dieser  Hinsicht  sind  sie,  wenn  man  mit 
stark  geleimtem  oder  mit  Eiweisspapier  operirt 

Die  Swan'schen  Gelatintafeln  sind  aus  dem  Grunde  so  sehr 
lichtempfindlich,  weil  sie  gleichsam  von  der  Rückseite  her  belichtet 
werden,  und  daher  das  Licht  nicht  tief  in  die  Schicht  einzudringen 
hat.  Die  unlöslich  gewordene  Gelatine  findet  im  Collodionhäutchen 
sofort  einen  Halt  und  kann  nicht  mehr  fortgespült  werden  wie  es 
bei  den  älteren  Verfahren  geschah.  Dazu  kommt  noch,  dass  der 
Tusch  wegen  seiner  feinen  Zertheilung  gut  deckt,  d.  h.  in  dunner 
Schicht  noch  intensive  Farbentöne  gibt 

Wenn  man  doppeltchromsaures  Kali  in  Salzsäure  auflöst  und 
diese  Lösung  verdunsten  lässt,  so  erhält  man  ein  schön  glänzendes 
rothes  Salz  in  grossen  blätterigen  Crystallen,  das  sogenannte 
Pelouze'sche  Salz,  oder  chromsaure  Chlorkalium.  Schon  früher 
hatte  ich  die  Bemerkung  gemacht,  dass  die  Mutterlauge  dieses 
Salzes  Fliesspapier  im  Licht  grün  färbt,  während  die  doppeltcbrom- 
sauren  Salze  es  nur  bräunen;  ein  Zeichen,  dass  das  Pelouze'sche 
Salz  viel  rascher  und  vollständiger  reducirt  wird.  Dieser  Umstand 
scheint  auf  eine  viel  grössere  Empfindlichkeit  hinzudeuten.  Dennoch 
veränderte  sich  das  hiermit  präparirte  Eiweisspapier  im  Copirrahmen 
nicht  rascher,  als  das  mit  chromsaurem  Ammon  getränkte.  Als 
aber  das  Bild  mit  lithographischer  Farbe  überzogen  worden  war 
und  mittelst  des  Schwammes  geklärt  werden  sollte,  kam  ganz  wider 
Erwarten  ein  negatives  Bild  statt  eines  positiven  zum  Yorschein. 
Eine  Auflösung  von  doppeltchromsaurem  Kali  in  überschüssiger 
Salzsäure  war  gebraucht  worden;  diese  wirkt  demnach  in  derselben 
Weise  wie  Eisenchlorid  und  Weinsteinsäure,  sie  gibt  ein  Mittel  ab, 
von  Kupferstichen  direct  positive  Abdrücke  zu  erhalten  und  tod 
Negativs  direct  andere  Negativs  zu  copiren.  P.  E.  LittlOgUg. 


lieber  knstleräehe  (•■pontioi  Hid  HelMiHkel.*' 

Von  Lake  Price. 


mr,  miui  Da  sie  unter  illeit  Hüllen  zu  er- 
kennen verttehat,  wird  Dir  diel  Untoniehmen 
v.obi  gelingen,"  Bnroett. 

Das  beistehende  Stück  der  „niederen  Ennst"  von  Branwer, 
kann  recht  BchÜn  als  Beleg  fiir  die  Richtigkeit  mehrerer  der  oben 
erwähnten  Eunstprincipien  dienen.    Ein  betrunkener  Bauer  sitzt  in 


einer  Schenke ,  etwas  entfernt  von  seinen  Genossen ,  und  er  würde 
wohl  lieber  noch  am  Boden  liegen,  als  sitzen,  wenn  anders  die 
Kunst  es  zuliesse.  Der  Maler  hat  daher  mit  grosser  Fürsorge  das 
Gleichgewicht  der  Figur  hergestellt,  und  der  Erug  an  seiner  Seite 
sowie  der  schräg  angelehnte  Stock  erHillen  in  dieser  Hinsicht  ihren 
Zwei^  Tollkommen,  während  die  secund&ren  Linien  des  Stuhles 
und   der  Bank  in  gleicher  Weise   correct  sind.    Ueberhaupt  geben 

•)     Phot.  Archiv.  Nr,  73.  75. 


106 


uns  die  holländischen  und  rlämischen  Maler  das  bette  Zeagni», 
wie  fehlerfreie  Composition  bei  einem  Alltagssujet  ebenso  anim- 
gänglich  nöthig  ist,   als  bei   der  grössten   erhabensten   Schöpfimg. 

Sollte  der  Künstler  den  äussersten  Grad  der  Trunkenheit  dai^ 
stellen  wollen,  so  durfte  er  allerdings  die  Linien  der  betreffenden 
Figur  nicht  im  Gleichgewicht  halten,  wie  dies  z.  B.  in  Bnbens, 
trunkenem  „Silenus  von  Satyrn  geleitet'  zu  sehen  ist.  Rubens 
ist  ja  überhaupt,  wie  schon  früher  bemerkt,  Meister  in  der  Dar- 
stellung lebhafter  Action. 

Das  Hauptarrangement  einer  Ck)mpo8ition  wird  natUxiidi  je 
nach  der  Natur  und  den  Erfordernissen  des  Gegenstandes  und  je 
nach  der  Individualität  des  Künstlers  sehr  yersdiieden  sein;  man 
kann  sich  aber  überzeugt  halten,  dass  wenn  einer  von  den  be- 
sprochenen Grundsätzen  der  Composition  irgendwie  wesentlich  verletit 
ist,  der  Beschauer,  olme  zu  wissen  wesshalb,  ganz  instincÜF  das 
Gefühl  mangelnder  Befriedigung  davontragen  wird.  Freilich  könnte 
auch  wohl  oft  für  viele  Laienaugen  eine  gehaltlose  oder  fehlerhafte 
Composition  der  Zeichnung  durch  bestechendes  Colorit  oder  sonstige 
geschickte  Anordnung  verdeckt  werden,  und  daher  ist  es  jedenfalls 
auch  besser,  wenn  der  Anfänger  sich  zur  Uebung  in  der  Analjse 
von  Compositionen  nicht  colorirter  Gemälde,  sondern  nur  schwarzer 
Stiche  bedient,  denn  das  blosse  Schwarz  und  Weiss  lenkt  die 
Aufmerksamkeit  weniger  von  der  Hauptsache  ab  und  es  ist  dann 
leichter,  die  Vorzüge  oder  Mängel  des  Werkes  aufzufinden. 

Nachdem  also  in  dem  Vorstehenden  liinreichend  deutlich  gezagt 
worden  ist,   dass  für  höhere  und  niedere  Kunst   dieselben  Grund- 
regeln der  Composition   gelten,    möge    sich  ja  nicht  etwa  Jemand 
durch  die  Entschuldigung,    er  befasse   sich  nur  mit  dem  niederen 
Genre,   oder  er  könne  gar  nicht,   wie    etwa  der  Photograph,  Be- 
wegung und  Leben  durch  die  Mittel  seiner  Kunst  wiedergeben,  es 
möge   sich  ja  Niemand,    sage  ich,    durch  diese  Entschuldigungen 
abhalten  lassen,  seinen  Geschmack  und  seine  Kenntniss  der  Regeln 
wahrer  Kunst  nur  durch  sorgfaltiges  Studium  der  besten  und  ane^ 
kanntesten  Meisterwerke   zu  bilden  und  zu   entwickeln,   denn  vom 
Höheren   kann   man  leichter  auf  das  Niedere  zurückkommen,  als 
umgekehrt,   und   das  Studium   einer  RaphaeFschen  Madonna  kann 
offenbar  die  Idee  der  weiblichen  Schönheit,  die  man  bei  Betrachtung 
eines   hübschen    Bauermädchens    davon   trägt,    nur    veredeln  und 
läutern. 

Die  folgende  Illustration  ist  aus  der  „letzten  Communlon  des 
heiligen  Hleronymus^  von  Dominichino.  Dies  Bild  wird  gewöhnlich 
für  das  zweitschönste  Bild  der  ganzen  Welt  erklärt,   wälirend  man 


107 

die  ihm  im  VaUkan  gegenfib  erhängende  Eaphael'sche  „VeTtclärang" 
«la  das  eratechönate  betrachtet.  £a  leidet  ^er  durchaus  nichts 
DDter  der  Nähe  dieses  grossen  Werkes  und  hiÜt  gar  wohl  den 
Ve^leich  mit  ihm  aus. 


Dieses  schöne  Gemälde  gibt  uns  ein  Beispiel  einer  in  allen 
Linien  mit  der  grössten  Regebnässigkelt  durchgeführten,  sogenannten 
geschlossenen  oder  circularen  Compositjon,  während  zugleich  die 
pathetische  und  erhabene  Auffassung  der  letzten  Momente  des 
sterbenden  Heiligen  Zeugniss  davon  ablegt,  wie  die  italienische 
Kunst  in  der  geistvollen  Behandlnng  eines  solchen  Sujets  alte 
andere  Kunst  weit  überragt 

Wenn  der  Leser  die  vorliegende  Composition  nach  der  Ton 
uns  angegebenen  Methode  analpirt,  so  wird  er  bemerken,  dass  die 
Linien  des  Priesters  mit  der  Hostie  denen  der  sich  unter  ihm 
befindenden  zuiiichbeugenden  Figuren  unmittelbar  en^cgenge setzt 
sind  (s.  Figur  a)  und  wie  auch  die  Falten  seiner  Gewandung  fllr 
n»t«CT*iU«ekH  ItsUt.  Ir.  TS.  II.  TOn  lUi.  6 


108 


die  Einheit  und  edle  ESnfachlieit  der  ganzen  Composition  noüiweiidig 
sind.  Der  Leser  wird  femer  bemerken,  wie  der  aufwärts  gekehrte 
Kopf  des  jungen  Mannes  unter  der  Hand  des  Priesters  die  Basis 
des  letzteren  yervollständigt  und  wie  die  auf  beiden  Seiten  befind- 
lichen nach  vorn  geneigten  Figuren  gestützt  sind  durch  die  unteren, 
sich  zurückneigenden,  welche  ilirerseits  wieder  durch  den  redilm 
Arm  des  Heiligen,  durch  die  Gewandung  des  Akoluthen  und  dureh 
die  Füsse  beider  zur  harmonischen  Bewegung  der  Linien  und  deren 
vollendetem  Gleichgewichte  beitragen. 


rrr    > 


^y 


Die  Analyse  in  b  zeigt,  wie  die  Figur  des  heiligen  Hieron3nna9 
der  des  Akoluthen  entgegensteht,   ebenso   der   sich  herabneigende 
Priester  denen,  die  den  Heiligen  unterstützen,  während  die  secundäreD 
Linien    des  Priesters  mit  dem  Kelche  auf  der  einen    und  die  der 
übrigen  Personen  auf  der  andern  Seite   harmoniren.     Zugleich  wird 
die  Bewegung  und  der  Schwung  der  Composition  durdi  die  graden 
Linien  der  Architectur  und  des  Candelabers  bedeutend  erhöbt  und 
belebt     Der  in   der   Dreiviertelverkürzung   nach   oben  gewendete 
Kopf  des  jungto    Mannes    ist   unmittelbar    compeasirt    durch  deo 
darüber  befindlichen,  in  derselben  Verkürzung  nadi  unten  gewen- 
deten.    Die  in  perspectivischer  Verkürzung  zulaufenden  Linien  des 
Fussbodens  vertiefen  das  Bild  und  vermehren  sein  Relief  beBondeis 
durch  ihr  Wiedererscheinen  jenseits  der  Gruppe,  während  das  ganze 
Arrangement    der  Gruppe   vollständig   für    ein   schönes   Helldunkel 
geschaffen  ist     So  viel  mag  über  die  lineare  (Komposition  diese« 
Meisterwerks  gesagt  sein.    Der  herrliche  Ausdruck  in  den  Köpüßii 
kann  freilich  nur  bei  Betrachtung  des  Originalgemäldes  selbst  ge- 
würdigt werden,   doch  vermag   auch  schon  die  beistehende  Gopie 
einen   annähernden  Begriff  von  dem  Werthe  dieses  Meisterwerkes 
zu  verschaffen.     Die  Engel  über  der   Gruppe  und  einiges  andere 
Beiwerk  musste  freilich  hier  der  Baumerspamiss  wegen  weggelassen 
werden. 

Die  „angulare  Composition '^  ist  wesentiidi  versehieden 
von  der  ganzen,  geschlossenen  Grappirnng  oder  circularen  Compo- 
sition, von  welch  letzterer  wir  nun  schon  eine  hinreichende  Anzakl 


109 

von  Buflpielen  vorgeführt  haben.  Bei  angularen  CompoeilioiieD 
bilden  die  Hauptumrisse  die  Figur  eines  unregelinfissigen  Vierecks 
oder  Dreiecks.  Doch  darf,  wenn  das  Bild  gut  sein  soll,  auch  bei 
dieaem  ÄnaDgement  die  Harmonie  der  Composltion  nicht  erklKrt 
B«o,  und  der  Künstlei  muss  auch  hier  durch  Jduge  Wahl  der  Mittel 
Asm  Gleicbgewidit  der  Linien  herzustellen  bemüht  sein. 


Ein  treffliches  Beispiel  fUr  geschickte  Disposition  der  Linien 
in  dieser  Art  von  Composition  ist  das  jetzt  im  Louvre  befindUche 
Meisterwerk    von   Gerard  Dow,    die   „wassersüchtige   Frau".     Die 

A  ^   A 

c  3  € 

Haoptbewegungslinlen  der  ganzen  Compositjon  haben  etwa  die 
Oestalt  des  Dreiecks  in  Figur  c.  Diese  Figur  ist  an  und  ftlr  sich 
nicht  in  schönem  Oleichgewichte,   aber  der  [Künstler  hat   es  vei^ 


110 


standen,  durch  die  Arme  des  Arztes  und  die  sich  voi 
Figur  der  Wärterin  (Fig.  d)  das  mangelnde  Gleidigewicht  gut  lMr> 
zustellen.  Man  bemerke  auch,  wie  sich  die  Köpfe  der  befdea 
mittleren  Figuren  compensiren  und  ebenso  die  des  Arztes  und  da 
vor  der  Kranken  knieenden  Mädchens.  Auf  dem  OrigiBaibilde 
findet  sich  auch  noch  eine  Gardine,  die  in  der  Richtung  diapiit 
ist,  welche  der  schräge  obere  Strich  in  der  Figur  e  andeutet 
Dadurch  ist  offenbar  die  Compensation  noch  vollständiger  gemadiL 
Ein  Beispiel  einer  nur  massig  guten  Composition  dieser  An 
liefert  „der  erste  Ohrring^  von  Wilkie.  Die  Anordnung  der  Gruppe 
von  Händen  und  Armen  ist  schwach  und  unkünstlerisch  und  bietet 
unschöne  Linien  dar.  Der  Hund  über  der  senkrechten  Contor  des 
Frauenkleides  ist  übel  angebracht,  und  die  beiden  gleichen  Vasen 
auf  beiden  Seiten  des  Bildes  sind  zu  steif  und  einförmig.  Durch 
Vermeidung  der  grösseren  und  Hervorhebung  der  einander  ent- 
gegengesetzten Linien  in  der  Gewandung  der  weiblichen  Figuren 
würde  die  Composition  bedeutend  gewonnen  haben.  Wilkie  com- 
ponirt  in  der  Regel  untadelhaft,  doch  zeigt  dies  Bild,  dass  audi 
die  besten  Meister  nicht  unfehlbar  sind. 


Die  WotUytypie. 

An  den  Herausgeber   des  photographischen  Archivs. 


Aachen,  15.  Febr.  1865. 


Bei  dieser  Gelegenheit  kann  ich  nicht  umhin,  Ihnen  einige 
Mittheilungen  über  die  neuesten  Fortschritte  und  Verbreitung  der 
Wothlytypie  zu  machen,  indem  ich  voraussetze,  dass  Ihnen  die- 
selben gewiss  angenehm  sein  werden.  Die  Wothlytypie  findet 
täglich  mehr  und  mehr  Verbreitung,  indem  die  Patente  auf  dieselbe 
jetzt  für  fast  alle  Länder  der  Welt  verkauft  sind.  Die  Vorzüge 
dieses  neuen  Verfahrens  werden,  wie  sie  dies  bis  jetzt  gethan,  auch 
in  Zukunft  die  Angriffe  besiegen ,  welche  von  verschiedenen  Seiten 
zur  Unterdrückung  derselben  erfolgt  sind,  statt  dass  man  sich  be- 
mühen sollte,  jeden  Fortschritt,  der  in  unserer  Kunst  gemacht 
wird,  freudig  zu  begrüssen,  da  es  doch  nur  auf  diese  Weise  möglich 
ist,  zur  Vervollkommnung  unserer  Kunst  beizutragen. 

Ich  meinerseits  werde  fortfahren,  stets  weiter  zu  streben,  neue 
Verbesserungen  in  der  WothlytTpie  wie  überhaupt  in   der  photo- 


111 


len  KuBBt  zu  erzielen,  wozu  mich  der  ABtheil,  welchen  die 
photographischen  Vereine  an  meinem  Streben  nehmen,  sowie  die 
lobenden  Anerkennungen  der  ersten  Autoritäten  in  der  Photographie 
ermuntern. 

Während  der  Käufer  des  Verfahrens  fßr  Frankreich,  Herr 
Mangel  du  Mesnil  beschäftigt  ist,  in  Paris  mehrere  Häuser  eiuzu* 
richten,  in  welchen  die  Wothl3rtypie  practisch  ausgeführt  und  die 
dazu  erforderlichen  Präparate  und  Papiere  bereitet  werden  sollen, 
bat  derselbe  vorläufig  bei  dem  berühmten  Chemiker  und  Photo- 
graphen Bingham  Proben  gemacht  und  glänzende  Resultate  erhalten, 
80  dass  sieh  derselbe,  nachdem  er  auch  das  Verfahren  für  Belgien 
gekauft,  veranlasst  sah,  mir  als  besondere  Anerkennung  ein  Ehren- 
geschenk, bestehend  in  einer  eleganten  Equipage  nebst  zwei  Pferden 
zu  machen. 

Unterdessen  hatte  ich  mit  Herrn  Silveira,  consul'de  Portugal, 
tüchtiger  Chemiker  und  Photograph,  der  mein  Verfahren  für  Spanien 
and  Portugal  kaufte,  den  ganzen  chemischen  Process  desselben 
durchgemacht  und  bei  dieser  Gelegenheit  neue  Verbesserungen  ein- 
geführt, so'  dass  die  Bilder  jetzt  noch  weit  kräftiger  wie  früher, 
die  Weissen  äusserst  brillant  erscheinen  und  das  Verfahren  im 
Allgemeinen  jetzt  so  sicher  ist,  dass  weder  Jahreszeit  noch  Witterung 
b5se  Einwirkungen  ausüben  können.  —  Herr  Silveira  erkannte 
ebenfalls  die  Vorzüge  dieses  Verfahrens,  und  die  nächste  Folge 
war,  dass  dessen  Bruder  als  Käufer  desselben  für  die  Vereinigten 
Staaten  von  America  auftrat. 

Diese  Erfolge  meines  Strebens  veranlassten  mich,  mein  Geschäft 
hier  zu  übertragen  und  mir  ein  Landgut  zu  kaufen,  wo  ich  un- 
gestört meinen  weiteren  Studien  und  Forschungen  leben  kann.  Ich 
bin  jetzt  mit  der  Einrichtung  meiner  Laboratorien  auf  demselben 
beschäftigt  und  werde,  sobald  dieselben  vollendet  sein  werden, 
meine  Arbeiten  zur  Vervollkommnung  der  Wothlytypie,  sowie  der 
photographischen  Verfahren  überhaupt  wieder  aiifnehmen,  besonders 
aber  mein  neues  Farbendruckverfahren,  welches  ebenfalls  auf  der 
Anwendung  von  UrancoUodion  beruht,  der  Praxis  zugänglich  zu 
machen  suchen. 

Während  ich  nun  einerseits  alle  Verbesserungen,  welche  ich  in 
der  Wothlytypie  noch  einführen  werde,  den  Käufern  desselben, 
welche  das  Verfahren  aufrecht  erhalten  wollen,  unentgeltlich  mit- 
theilen  werde,  ist  auf  der  anderen  Seite  Jedem,  der  sich  dafür 
interessirt,  Gelegenheit  geboten,  in  meinem  Atelier  das  Verfahren 
von  mir  practisch  ausführen  zu  sehen,  so  dass  sich  Jeder  von  den 
Torgingen  desselben  überzeugen  luum. 


112 


Ferner  kann  ich  nicht  umhin,  Ihnen  über  das  Benehiaen  te 
Hm.  Kleffel  gegenüber  der  Wothlytypie  einige  Blitdieihuigen  n 
machen.  Als  Hr.  Eleffel  die  ersten  Wothlytypien  sah,  fOhlle  er 
sich  veranlasst,  seine  volle  Bewunderung  darüber  auszusprechen,  er 
trat  in  die  Reihe  der  Abonennten  ein  und  kannte  wie  alle  andeiea 
Photographen  ganz  genau  die  Bedingungen,  unter  denen  ich  das 
Verfahren  verkaufte;  er  wusste  also  auch,  dass  ich  die  Berettmig 
der  Chemikalien  und  Papiere  einer  chemischen  Fabrik  übertragen 
hatte.  Trotzdem  er  dies  wusste,  forderte  er  von  mir  die  Wt- 
theilung  der  Bereitungsart  dieser  Papiere  und  Präparate  und  da 
ich  diese  verweigern  musste,  forderte  er  die  Kaufsumme  für  das 
Verfahren  zurück  und  sucht  zur  Begründung  dieser  Forderung  Ver- 
schiedenes heraus ;  zunächst  behauptet  Hr.  Kleffel ,  dass  bei  dem 
neuen  Verfahren  keine  Erspamiss  erreicht  werde.  Abgesehen  daTon, 
dass  es  auf  der  Hand  liegt,  dass  bei  meinem  Urancollodionverfahren, 
welches  die  Hauptgrundlage  und  auch  die  Hauptsache  der  Woth- 
lytypie  ist,  unter  allen  Umständen  eine  Erspamiss  von  circa  50% 
erzielt  wird,  da  erstens  ein  Pfund  Uransalz  8  Thlr.  kostet,  wlUirend 
Silber  24  Thlr.  kostet,  femer  nur  die  Hälfte  Gold  wie  beim  C%lor- 
silberverfahren  gebraucht  wird,  in  den  Fixationsbädem  10  Mal 
soviel  Bilder  wie  sonst  fixirt  werden  können,  man  60  bis  70% 
Uran  aus  den  Waschwassem  wieder  gewinnt,  so  ist,  nach  rnäad 
Ansicht,  Hr.  Kleffel  wohl  am  wenigsten  befähigt,  nach  practischer 
Erfahrung  ein  gültiges  Urtheil  zu  fällen.  Ich  werde  in  der  nächstca 
Zeit  genaue  Berechnungen  meines  Verfahrens  veröffentiidieD, 
welche  beweisen  werden,  dass  die  Berechnungen  des  Hm.  Kleffel 
durchaus  grandlos  sind. 

Eine  Correspondenz  von  Wharton- Simpson,  die  in  deutsdien 
photographischen  Blättem  Auftiahme  gefunden,  sagt  u.  A.:  dan 
man  sich  in  England  enttäuscht  gesehen  habe,  da  ja  doch  Silber 
in  der  Wothl3rt7pie  gebraucht  würde.  Die  Herren  scheinen  mdn 
Verfahren  sehr  wenig  zu  kennen,  sonst  würden  sie  wissen,  dan 
das  Silber  von  mir  durch  verschiedene  andere  Mittel  ersetzt  weiden 
kann,  um  das  Uransalz  für  das  Licht  redudrbar  zu  machen.  Uad 
wenn  ich  auch  zu  meinen  Photographien  Spuren  von  Silber  ge- 
brauche, so  hat  dies  in  denselben  doch  nicht  auf  chemischem  Wege 
entdeckt  werden  können.  Nach  Veröffentlichung  meiner  Patente 
wird  man  ühden,  dass  das  Silber  durchaus  keine  Rolle  bei  der 
Wothlytypie  spielt,  dass  ich  viehnelir  zehn  bis  zwölf  andere  Ageatifln 
an  dessen  Stelle  zu  setzen  weiss. 

Was  die  Angriffe  betrifft,  welche  in  dem entiulten 

sind,  so  glaube  ich,  darüber  ganz  stillschweigen  zu  müssen,  da  die 


118 


Oobedentendheit  des  Joamals  wie  seines  Verfassers  sowohl  wie 
auch  die  gemeine  und  gehässige  Ansdrucksweise  es  nieht  gestatten, 
darüber  ein  Wort  zu  verlieren.  Die  Photographen  scheinen  aber 
auch  die  Verdienste  dieses  forschenden  Einsiedlers  so  genau  zu 
kennen  und  zu  würdigen,  dass  dessen  Journal  eine  solche  Verbreitung 
gefunden,  dass  sich  der  Herausgeber  genöthigt  sieht,  zu  neuen 
Nummern  alte  Umschläge,  worauf  die  Nummer  mit  Tinte  geändert 
und  das  Inhaltsverzeichniss  durchstrichen  ist,  zu  benutzen.  Es  ist 
traurig  und  wirklich  zu  bedauern,  dass  es  solche  Menschen  gibt, 
die  bei  aller  Unfähigkeit  sich  doch  nicht  scheuen,  Alles,  was  über 
ihren  Horizont  geht,  anzugreifeji  und  die  nicht  selbst  einsehen, 
dass  sie  so  „schroff^  sie  auch'sdn  wollen,  doch  immer  ^laff^ 
bleiben.  J.  WotUJj. 


Seharlaehr^the  NegatiTS. 

Neue  Verstärkungsmethode  7on  CftTOy  Lea. 

Mr.  Carey  Lea  beschreibt  im  British  Journal  of  Photography 
eine  neue  Manier  Negativs  zu  yerstärken.  Zuerst  wird  das  Negativ 
jodirt.  Man  lässt  die  Platte  trocknen  und  giesst  Jodtinctur  (3  bis  4 
Gran  Jod,  1  Unze  Alkohol)  darüber.  Das  Aufgiessen  muss  sehr 
rasch  und  gleichmässig  geschehen  und  zwar  auf  der  Mitte  der  Platte. 
Auch  kann  man  alkoholische  Jodlösung  in  Wasser  träufeln^  gut 
umschütteln  und  die  Platte  hier  hinein  setzen;  sie  jodirt  sich  dann 
gleichmässig,  aber  langsam.  Auflösung  von  Jod  in  Jodkalium  oder 
von  Jodqnecksilber  in  Jodkalium  kann  ebenfalls  gebraucht  werden. 

Die  Jodlösung  erzeugt  eine  schöne  violett-schwarze  Färbung 
die  bald  in  Citrongelb  übergeht  Wenn  die  ganze  Platte  gelb 
geworden,  spült  man  sie  mit  Wasser  gut  ab. 

Dann  taucht  man  die  Platte  in  eine  Auflösung  von  Schlippe'schem 
Salz  (Natriumsulfantimoniat)  —  von  etwa  1 :  24.  Wenn  die  Platte 
vorher  hell  citrongelb  war,  so  wird  die  rothe  Färbung  schon  in 
wenigen  Momenten  sich  zeigen.  War  aber  die  Wirkung  des  Jods 
nicht  so  weit  gegangen,  so  erhält  man  ein  intensives  Braun. 

Die  Lösung  des  Schlippe'schen  Salzes  setzt  allmälig  ein  rothes 
Pulver  ab,  ist  aber  nach  dem  Filtriren  wieder  brauchbar.  Zusatz 
von  etwas  Ammoniak  hält  die  Lösung  klar;  das  Bad  gibt  dann 
aber  eine  tiefbraune.  In  der  Durchsicht  tiefrothe  Farbe  anstatt  des 
Scharlachs. 

Das  nach  seinem  Erfinder  benannte  Schlippe^sche  Salz  ist  eine 
Verbindung    von    drei  Atomen  Schwefelnatrium    mit   einem  Atom 


114 


Schwefelantimon;   seine  Fonnel  ist:   3NaS,  SbSs  +  lSHO.     Si 
crystallisirt  leicht  in  schönen  grossen  Tetraedern  von  schwadi 
licher  Färbung.    Zur  Darstellung  des  Salzes  nimmt  man: 
Graues  Schwefelantimon  ...     11  Unzen, 


n 

1  Unze, 
24  Unzen. 


Crystallis.  kohlens.  Natron   .     .     15 

Gut  gebrannten  Kalk      ...       6 

Schwefelblumen .... 

Wasser 

Man  schüttelt  den  Kalk  in  dem  Wasser  tüchtig  um  und  giebl 
dann  alles  in  eine  grosse  Flasche  mit  mindestens  fünfzig  Unsen 
Wasser.  Dann  schüttelt  man  es  von  Zeit  zu  Zeit  um,  bewahrt  es 
an  einem  wannen  Ort  auf,  bis  das  ungelöste  nidit  mehr  gna, 
sondern  weiss  ist.  Gewöhnlieh  sind  24  bis  48  Stunden  erforderiicfa. 
Wenn  man  aber  kochendes  Wasser  nimmt,  so  geht  es  rascher. 

Wenn  also  das  ungelöste  weiss  geworden  ist,  giesst  man  <fie 
Flüssigkeit  auf  ein  Filter  und  dampft  das  Filtrat  zur  Crystallisation 
ein.  Die  Crystalle  werden  rasch  getrocknet  und  in  gut  verkoiktea 
Flaschen  aufbewahrt.  Die  Mutterlauge  mit  drei  bis  vier  Theilen 
Wasser  verdünnt  ist  auch  als  Yerstärkungsbad  zu  gebrauchen, 
macht  aber  die  Schicht  leicht  locker;  sie  hält  sich  gut,  gibt  aber 
keine  Scharlach*,  sondern  schwarzbraune  Töne. 


Thorwaldsen's  Arbeiten^ 

pbotographirt  von  Herrn  Pill  in  Kopenhagen. 

Mitte  Januar  d.  J.  legte  uns  Herr  Pill  aus  Kopenhagen,  der 
bekannte  Erfinder  der  Chemitypie,  seine  photographischen  Auf- 
nahmen der  bedeutendsten  Scolpturen  Thorwaldsens  vor.  Diese 
ausgezeichneten  Kunstwerke,  theils  in  Marmor  ausgeführt,  theüs 
in  Gypsabgüssen,  hat  der  unsterbliche  Meister  seiner  Vaterstadt 
erblich  vermacht,  und  das  dankbare  Kopenhagen  hat  in  den  Jahren 
1839 — 1848  ein  grossartiges  Museum  im  pompejanisch- ägyptischen 
Styl  aufführen  lassen,  die  kostbare  Erbschaft  aufzustellen  und  seinem 
berühmten  Sohne  eine  würdige  Grabstätte  zu  bereiten.  Unter  Thor- 
waldsen ,  den  man  in  Bezug  auf  die  Vollendung  seiner  Sdiöpfangen 
einen  nachgebomen  Griechen  nennen  darf,  erhob  sich  das  Alter- 
thum  gleichsam  zu  neuer  Blüthe.  In  seinem  langen  Leben  sdiuf 
er  mit  unerschöpflicher  Phantasiefülle  eine  unabsehbare  Reihe  von 
Werken,  in  welchen  der  Adel  und  die  keusche  Anmuth  der  besten 
hellenischen  Zeit  noch  einmal  auflebte.  Seit  1797  in  Born,  übei^ 
flügelte  er  bald  den  damals  auf  dem  Zenith  seines  wohlverdienten 


115 


Rahmes  tftehenden  Canova,  während  er  zugleich  im  Reliefstyl  durch 
Klarbdt,  strenge  Einfachheit  und  rollendete  Formschönheit  die  einzig 
waliren  Gesetze  dieser  Gattung  als  Richtschnur  wieder  aufstellte. 

648  plastische  Werke  Thorwaldsen's  sind  neben  Copien  seiner 
Zeltgenossen,  seiner  Bibliothek,  Gemälden,  Alterthümern ,  Vasen, 
Gemmen,  Cameen  etc.  im  Eopenhagener  Museum  aufgestellt,  in 
dessen  Hofe  sich  die  Grabstätte  des  Künstlers  befindet. 

Bei  so  reichhaltig  in  Einem  Räume  gebotenen  Material  strebte 
bereits  die  Photographie   mehrfach,    dem   grösseren  Publikum    die 
znsammengehäuften  Schätze  zugänglich  zu  machen,  und  wir  haben 
diesem  Streben  bereits   einzelne   werth^oUe  Reproductionen  zu  ver- 
danken; in  neuester  Zeit  jedoch  hat  es   sich  Herr  Piil  zur  Aufgabe 
gemacht,   die  sämmtlichen  vorhandenen  Kunstwerke  unter  Aufsicht 
des  Directoriums  des  Museums  im  grösseren  Format  photographisch 
aufzunehmen,   und   einen  sehr   erfreulichen  Anfang  damit  gemacht. 
Mehr    als    50   Exemplare    dieser    Aufnahmen  lagen    uns   vor, 
sämmtlich  mit  den  ]Namensunterschrlften   der    drei  Directoren  ver- 
sehen,   die  von   dem  hohen  Geschick   des  Herrn  Pill    für  derartige 
Arbeiten  zeugen,    deren   viele   wegen   der  höchst  ungünstigen  Be- 
leuchtung der  Objecte  nur  unter  grossen  Schwierigkeiten  ausgeführt 
werden  konnten.     So   bedurfte   z.  B.  eine  Exposition  die   Zeit  von 
acht  Stunden  (mit  trockner  Platte).     Bei  manchen  Gegenständen  ist 
die  Beleuchtung  im   Museum  eine    sehr  ungünstige,    aber   in    allen 
diesen   Fällen  ist  durch    weisse  Reflexschirme    und  Vorhänge    der 
Schatten  soweit  erhellt,  dass  keine  Details  verloren  gegangen  sind; 
dann  und  wann   sind  diese  Reflexe  unserer  Ansicht  nach  etwas  zu 
sehr  hervortretend  und  störend  für  den  Gesammteindruck,  wenn  auch 
vortheilhaft  für  das  Detail. 

Der  Druck  der  Bilder,   auf  schwach  albumiuirtem  Papier,  ist 
tadellos.  L. 


Londoner  photographische   Gesellschaft.   —  Sitzung  am  3.  Januar. 

Mr.  Haes  legte  eine  ziemliche  Anzahl  von  Photographien  wilder 
Thiere  vor,  die  er  im  zoologischen  Garten  aufgenommen,  und  theilte 
seine  Erfahrungen  mit.  Er  wendet  ein  paar  Yisitenkartenobjective 
an;  bromjodirtes  Collodion  und  folgenden  Entwiclder:  4  Gramm 
Eisenvitriol,  6  Gramm  Essigsäure,  100  Gramm  Wasser ;  Verstärkung : 
Pyrogallussäure  2  Gramm,  Cltronsäure  1  Gramm,  Wasser  480 
Gramm.  Fixiriösung:  Cyankalium  2  Gramm,  Wasser  100  Gramm. 
In  den  meisten  Fällen  dauerte  die  Belichtung  eine  drittel  Secunde. 
Mit  der  Antilope  hatte  Mr.  Haes  die  meiste  Last;  sobald  sie  den 
Apparat  sah,  gerieth  sie  in  Wuth,  und  sie  musste  erst  an  seinen 


116 


Anblick  allmälig  gewöhnt  werden.  Erst  nach  einer  Woche  firnditr- 
loser  Versuche  gelang  es  durch  eine  List  sie  zu  fassen.  Ein  hell- 
blauer Rock,  welcher  ihre  Aufmerksamkeit  erregte,  wurde  einem 
Burschen  umgehängt,  und  während  die  Antilope  ihn  betrachtete, 
wurde  sie  aufgenommen.  Der  Löwe  hielt  sehr  gut;  Mr.  Haes  war 
bei  ihm  im  Käfig,  und  exponirte  11  Secunden.  Der  ElephanC 
machte  ihm  durch  seine  fortwährenden  Bewegungen  viel  zu  schaffen. 
Der  Orang-Utang  liess  sich  in  seinem  Lieblingssessel  aufnehmeD 
und  sah  auch  das  Negativ  an,  wie  es  der  Wärter  gethan. 

Transparentbilder  einiger  dieser  Thiere  wurden  der  Versammlimg 
durch  Mr.  Highley  mittelst  der  Latema  magica  vorgefahrt  und 
wurden  viel  applaudirt  Mr.  Glaisher,  der  Präsident,  sagte,  die 
Photographien  wilder  Thiere  nach  dem  Leben  würden  dem  Publiemn 
wie  den  Eünstlem  von  grossem  Nutzen  sein;  es  sei  bemerkenswerth, 
wie  künstlerische  graciöse  Stellungen  die  Thiere  angenommen  hätten. 

Mr.  Majall  erinnerte  daran,  dass  ein  altes  Mitglied  der  Ge- 
sellschaft, der  Graf  Montizon,  vor  Jahren  solche  Bilder  mit  sehr 
gutem  Erfolge  aufgenommen;  er  habe  sich  nicht  wie  Mr.  Haes 
drei  Monate,  sondern  achtzehn  Monate  lang  damit  befasst  Es  sei 
sicher,  dass  die  Thiere  vor  der  Camera  einen  fast  eben  so  grossen 
Abscheu  hätten,  wie  die  Künstler  selbst.  Mr.  Haes  würde  ein 
gutes  Werk  thun,  wenn  er  die  Löwen  aufnähme  und  sie  auf  den 
Ecken  des  Monuments  auf  Trafalgar  Square  fixirte. 

Da  manche  Photographen  und  Dilettanten  das  Oxyhjdrogenlicht 
mit  der  Latema  magica  oder  dem  Vergrösserungsapparat  anwenden, 
theilte  Mr.  How  seine  Methode  zur  sicheren  Bereitung  dieses 
Gases  mit. 

Er  wendet  chlorsaures  Kali  und  Manganoxyd  in  einer  Retorte 
an,  die  eine  sehr  weite  Oefihnng  hat  Mr.  Mayall  glaubt,  man 
brauche  das  chlorsaure  Kali  nicht  einer  so  grossen  Hitze  auszusetzen 
wie  dies  gewöhnlich  geschehe.  Eine  blosse  Gasflamme  sei  genügend. 
Den  Tubus  der  Retorte  verschliesse  man  durch  einen  Kautschokpfropf, 
der  kein  Gas  entweichen  lasse,  aber  Raum  mache,  ehe  eine  Explosion 
stattfinden  könne.  Das  gepulverte  Manganoxyd  sei  schlechter,  als 
das  körnige.     Dicke  eiserne  Retorten  nehmen  viel  Wärme  fort. 

Mr.  Sebastian  Davis  glaubt,  die  kürzlich  in  Manchester  voi^ 
gekommene  Explosion  sei  durch  eine  Verfälschung  des  Mangan- 
oxyds (durch  Kohle)  verursacht  wordeA. 

Von  Mr.  Helsby*  wurden  hübsche  Photographien  auf  OpalgUe 
vorgelegt;  er  nennt  diese  „Helioaristotypien",  ein  Name,  über  den 
sich  der  Präsident  beschwerte. 

Mr.  Johnson  stellte  eine  Panoramacamera  aus,  deren  Con- 
struction  auf  folgenden  Prinzipien  beruht  Wenn  eine  Linse  um  einen 
£aiopf  gedreht  wird,  der  sich  unter  ihrer  optischen  Axe  befindet, 
so  sind  die  Bilder,  wenn  sie  auf  einem  dahinter  befindlichen 
cylindrischen  und  nüt  ihr  concentrischem  Schirm  aufgefangen  werden, 
stationär,  trotz  der  Drehung  der  Linse.  Ein  solches  Instrument  ist 
vor  langer  Zeit  von  Martens  in  Paris  construirt  worden.  Als  nen 
an  seiner  pantaskopischen  Camera  gibt  Mr.  Johnson  an:  1)  Die 
Art,  wie  die  relative  Bewegung  der  Platte  und  Linse  durch  directe 


117 


mechanische  Bewegung  bewirkt  wird.  —  2)  Die  Anwendung  eines 
Uhrwerks  eu  diesem  Zweck.  —  3)  Die  Art,  wie  die  Luftperspectlve 
wiedergegeben  wird.  Das  Instrument  besteht  aus  einer  Camera, 
mit  vom  der  Linse  und  hinten  einer  Schiene,  in  der  ein  kleiner 
Wagen  mit  der  Cassette  läuft.  Die  Camera  steht  auf  Rollen,  die 
auf  einer  Messingscheibe  ruhen,  und  das  Ganze  dreht  sich  um 
einen  Knopf  in  der  Mitte.  Auf  die  Scheibe  sind  zwei  Kordeln  ge- 
wunden, deren  eines  Ende  an  der  Scheibe,  das  andere  an  dem 
Wagen  befestigt  ist  Wenn  man  diese  Kordeln  ab  -  und  aufwindet, 
dreht  sich  der  ganze  Apparat  um  seine  Axe.  Um  dem  Himmel 
und  gewissen  Theilen  des  Bildes  eine  kürzere  Belichtung  geben 
zu  können,  sind  hinter  der  Linse  verschiedene  Blenden  angebracht. 
Der  Winkel  der  pantaskopischen  Bilder  ist  120  Grad,  mehr  als 
das  Auge  zu  fassen  vermag. 


lie  WicdergewiMug  des  Silbers  aus  alten  Natronbädem  geschieht 
nach  Prof.  Dr.  Schwarz  am  einfachsten  durch  fein  vertheilten  Zink- 
staub, der  eine  so  grosse  metallische  Oberfläche  besitzt,  dass  er  die 
Reduction  sehr  energisch  bewirkt.  Ein  üeberschuss  schadet  nicht, 
da  man  denselben  leicht  durch  verdünnte  Schwefelsäure  entfernt. 
Die  kleine  Menge  Blei,  die  ihm  beigemischt  ist,  bleibt  freilich  zurück, 
kann  aber  beim  Einschmelzen  des  Silbers  leicht  durch  etwas  Sal- 
peter oxydirt  werden ;  der  gleichfalls  zugeschlagene  Borax  löst  das 
Bleioxyd  auf  und  gibt  damit  eine  gut  geflossene  Schlacke. 

(Bresl.  Gew.-Bl.) 

•  Vie  liider  eiier  Clhspiatte  ii  llndssei.  —  Man  nehme  ein 
Stück  Fichtenholz,  5  Zoll  lang,  V4  Zoll  breit  und  Vs  Zoll  dick  und 
schneide  an  einem  Ende  einen  viertel  Zoll  weit  die  Hälfte  der 
Dicke  fort.  Dies  Ende  tauche  man  in  Eiweiss,  nehme  die  grössten 
Tropfen  davon,  und  ziehe  damit  einen  Rand  um  die  Platte.  Nach 
einigen  Minuten  ist  die  Schicht  trocken  und  man  kann  das  Collodion 
aufgiessen.  (Humphrey's  Journal) 

Kever  Sitwickler.  —  Eine  Mischung  von  schwefelsaurem  Eisen- 
oxydul-Kali mit  schwefelsaurem  Eisenoxydul  -  Ammon  entwickelt 
nach  Mr.  Crockett  höchst  regelmässig  und  sicher,  gibt  klare  durch- 
sichtige Schatten,  gut  modulirte  Lichter  und  keinen  Schleier;  man 
mische  32  Unzen  Wasser,  */2  Unze  schwefelsaures  Kali,  ^/^  Unze 
Eisenvitriol,  1  Unze  schwefelsaures  Eisenoxydul-Anmion.  Vor  dem 
Gebrauch  setzt  man  2  Tropfen  Ammoniak  und  2  Unzen  Essig- 
säure Nr.  8  zu. 


118 


Kohledrnck.  —  Ein  grosser  Uebelstand  beim  Eohleverfabren 
ist,  dass  die  Gelatinelösungen,  die  mit  Kohle  und  Bichromat  rersetzt 
sind,  sich  nicht  halten.  Als  Conservirungsmittel  empfiehlt  Mr.  Crace 
Calvert'  Zusatz  von  zwei  Tropfen  Carbolsäure  (Phenyloxyddrat, 
Produet  der  trocknen  Destillation  von  Steinkohlen)  zu  jeder  PinU 
(=  240  Cub.  Cent). 

Verstärkung  you  Ncgatirs.  —  John  Lamb  empfiehlt  im  British 
Journal  folgende  eigenthümliche  Yerstärkungsmethode :  Man  thoe 
in  ein  Probirglas  etwas  unterschwefligsaures  Natron  und  etwa 
ebensoviel  schwefelsaures,  Kupferoxyd  in  Lösung,  dann  ungefähr 
einen  Tropfen  Salpetersäure  um  die  Mischung  zu  klären.  Dies 
soll  die  dünnsten  Negativs  ganz  kräftig  machen.  Das  Recept  hat 
zwar  die  Hunde  durch  die  photographischen  Journale  diesseits  und 
jenseits  des  Oceans  gemacht,  aber  niemand  scheint  es  versucht  m 
haben.  Es  muss  von  einem  Spassmacher  herrühren,  denn  beim 
Vermischen  der  angegebenen  Lösungen  entsteht  ein  dichter  Nieder- 
schlag, der  sich  in  dem  ausdrücklich  vorgeschriebenen  einen 
T  r  0  p  f  e  n  Salpetersäure  wol  nur  dann  löst,  wenn  man  die  Lösungen 
in  homöopathischer  Verdünnung  angewendet  hat.  £s  ist  uns 
übrigens  weder  mit  viel  noch  mit  wenig  Salpetersäurezusatz,  weder 
vor  noch  nach  dem  Fixiren  gelungen,  ein  Bild  mit  dieser  MlsehoDg 
zu  verstärken. 


?0erfd)irtcue  Hotijrn. 

Fhotograpliie  in  den  Pyramiden.  —  Der  schottische  Astronom  Professor 
Piazzi  Sm>lh  hält  die  grosse  Pyramide  und  den  Sarkophag  in  ihrem  Innen 
nicht  für  ein  grosses  Grab,  sondern  er  glaubt,  dass  darin  die  ganze  mathematische 
und  astronomische  Wissenschaft  der  alten  Egypter  enthalten  sei.  £r  hat  geneigt, 
dass  die  Maasse  der  grossen  Pyramide  nach  gewissen  Deductionen  genau  ihre 
geographische  Lage  angeben,  und  sie  eigentlich  nur  die  Ucbersetzung  ihrer  eigenen 
Lage  in  Granit  und  Kalkstein  ist.  Den  porphymen  Behälter  im  Innern  hält  er 
für  ein  unzerstörbares  Längen-  und  Hohlmaass,  aus  einem  Material  gearbeitet, 
welches  der  Hitze  und  Kälte  widersteht,  und  in  das  Herz  von  Millionen  von 
Schiffslasten  gehauenen  Steins  gestellt,  um  Veränderung  zu  verhüten.  Der 
Professor  röstet  sich  zu  einem  Einfall  in  die  innersten  Geheimnisse  der  grossen 
Pyramide.  Kr  hat  einen  Ferman  vom  Pascha,  einen  photograph lachen  Apparat 
und  Magnesiumdraht,  den  er  im  „Königszimmer''  verbrennen  will,  so  dass  er 
Bilder  von  einem  Interieur  mitbringen  wird,  das  mindestens  dreitausend  Jahre 
den  Augen  der  Welt  verschlossen  war,  und  nun  seit  es  Harun  Alraschid's  Nach- 
folger geöffnet,  immer  noch  geheimnissvoll  ist.  So  also  wird  ein  gelehrter 
;,Barbar"  beim  Lichte  eines  Metalls,  dessen  Kamen  Egypten  nie  gebort  und  durth 
eine  Kunst,  von  der  sich  Moses  und  alle  Weisheit  der  Egypter  nichts  btt 
träumen   lassen,    ein   Bild   von    dem    Gcheimniss  der   Geheimnisse   aufhehneB, 


119 


velehes  hundert»  von  Geserationen  alt  der  letzten  noch  trotzt,  wie  das  rohige 
unenträthselte   Gesicht  der  Sphinx,   die  dranssen  auf  den   ewigen  Nil  hinstarrt. 

Ein  photo{praphisoher  Boman.  —  Die  Pariser  Boulevard-Theater  haben 
schon  manchmal  die  Photographie  auf  die  Bühne  gebracht;  so  sahen  wir  vor 
vier  Jahren  ein  kleines  Yaudeville,  in  dem  Disderi  die  Hauptrolle  spielte,  mit 
seinem  kahlen  Schädel  und  dem  ungeheuren  Barte,  mit  dem  er  seinen  Kunden 
darcb's  Gesicht  fährt.  Aber  ein  photographischer  Roman  ist  etwas  ganz  neues. 
Unser  Freund  Sutton  hat  es  unternommen,  einen  solchen  zu  schreiben,  und  zwar 
erscheint  derselbe  seit  dem  1.  Januar  in  den  Photographie  Notes.  Soviel  sich 
aus  dem  bisher  veröffentlichten  entnehmen  lässt,  wird  die  Geschichte  äusserst 
interessant,  und  wie  Hr.  Simpson  meint,  mit  zu  dem  hübschesten  und  ange- 
nehmsten gehören  was  jemals  in  den  Notes  erschienen  ist. 

Ein  enormes  Teleskop  ist  kürzlich  für  die  Universität  in  Chicago  vollendet 
worden.  Die  Ohjectivlinse ,  an  der  Hr.  A.  Clark  zwei  Jahre  lang  gearbeitet  hat, 
kostet  11,187  Dollars.  Das  Teleskop  wiegt  60  Centner.  Die  Länge  des  grossen 
Rohrs  beträgt  18  Fuss  und  die  Stärke  der  Tergrösserung  gestattet  je  nach  der 
Anwendung  das  1800  bis  8000fache.  Das  ganze  Instrument  kostet  18,187  Doli.; 
die  dazu  nöthige  Sternwarte  25,000  Dollars. 

Sin  interessanter  Haohdruokproeess  wurde  in  Berlin  gegen  den  Kaufmann 
Ferd.  Schlesinger  und  zwar  als  Miteigenthümcr  der  Sentek'schen  photographischen 
Anstalt  verhandelt.     Von  letzterer   ist  ein  bekanntes  Bild:   „Der  Wittwe  Trost*, 
welches  Eigenthum  des  hiesigen   Kunstvereines   ist,   auf  photographischem   Wege 
nachgeahmt  und  bei  Sachs  &  Cie.   in   Verlag  gegeben   worden.    Der  Kunstverein 
sah  hierin  einen  Verstoss  gegen   das  Gesetz  zum  Schutze   geistigen  Eigenthums, 
und   der  Vorsitzende  des  Vereins,  Geheimrath   Schweder,   denuncirte  demgemäss 
gegen  Schlesinger,   den   die   Staatsanwaltschaft    auch   anklagte.     Zur  Verfolgung 
des  fraglichen  Vergehens  ist  nun   nach  gesetzlicher  Vorschrift  ein  Strafantrag  des 
Dinmiflcaten  erforderlich  und  es  ward  seitens  der  Vertheidigung  bestritten,  dass 
der    Geheimrath  Schweder   zur  Stellung   eines    solchen  Antrags    die   erforderliche 
Aetiv-Legitimation  besitze,   da   der  Verein  keine  Corporationsrechte  besitzt,   und 
weil  ihm  von  den  einzelnen  Vereinsmitgliedem  keine  Vollmacht  zur  Stellung  des 
Antrags  verliehen    worden    sei.    Der   Staatsanwalt   widersprach   diesem  Einwand 
und   behauptete,    dass   sogar  jedes  einzelne   Mitglied  des  Vereins  an  sich  schon 
als-  solches  den  Strafantrag  stellen  könne,  weil  es  als  Miteigenthümcr  des  nach- 
geahmten Bildes  auch  für  sich   allein  Damniflcat  in  der  Sache  sei.    Das  Gericht 
hat  sich  dieser  Ansicht  nicht  angeschlossen,  vielmehr  den   Geheimrath  Schweder 
als  nicht  gehörig  legitimirt  zur  Anbringung  des  Strafantrags  angesehen  und  dem- 
gemäss als  zur  Zeit  unstatthaft  bezeichnet  und  zurückgewiesen. 

Photographien  auf  Hole.  —  Hr.  Julius  Greth  in  Stuttgart  (Gymnasiumstr.  12) 
bietet  sich  den  Photographen  zur  käuflichen  Ablassung  eines  Verfahrens  an, 
um  Photographien  auf  Holz  für  Xylographen  anzufertigen,  und  wird  die  Be- 
dingungen auf  f^ankirte  Anfragen  mittheilen. 

Speotral- Analyse.  —  Das  neuerdings  sehr  in  Aufnahme  gekommene  Pyro- 
papier  (aus  Seidenpapier,  wie  die  Schiesswolle  bereitet)  lässt  sich  durch  Tränken 
mit  Chlors.  Baryt,  Salpeters.  Strontian,  chlors.  Kali,  Salpeters.  Kupfer  etc.  zur 
Erzeugung  farbigen  Lichts  verwenden.  Wenn  man  ein  Stück  solchen  Papiers 
vor  dem  Schlitze  des  Spectralapparats  verbrennt,  erhält  man  die  characteristischen 


120 


Linien  in  grösster  Schönheit  und  Deutlichkeit    Das  Papier  muss  in  Form 
Fidibus  zusammengedreht,   und  in  dem  Maasse  als  es  veibrennt, 
werden.    H.  Schwarz,  im  Bresl.  Gew.-Blatt. 

Erfindung  der  PliotO{praphie.  —  Dr.  Simonides  veröffentlichte  folgende 
Beschreibung  eines  photographischen  Verfahrens,  das  vom  Mönch  Pi 
(geb.  441,  gest.  521)  erfunden  sein  soll  und  worüber  sich  angeblich  auf 
Berge  Athos  Manuscripte  vorfinden  sollen:  „Nimm  Messing  und  gib  es 
rechten  Schmelzer,  der  daraus  eine  Kugel  mache  von  zwei  Fuss  im  Umfuig, 
bedeckt  mit  Zinn  und  der  schwärzlichen  Farbe  von  Samothrace.  Die  Kugel  soll 
zwei  Oeffnungen  haben  von  gleicher  Grösse  und  genau  einander  gegenüber 
findlich.  In  die  Mitte  der  Kugel  setze  die  Linse  von  weissem  Glase  und  z\ 
Finger  breit  davor  den  polirten  Spiegel  aus  Messing;  und  drei  Finger  breit 
dahinter  das  mit  Gold  gefärbte  Bernsteinglas  ,*  und  davor  das  froschgnuie  Glas. 
Ordne  Alles  genau  und  setze  es  auf  einen  dreibeinigen  Ständer.  Femer  bereite 
Platten  von  Messing  so  gross  wie  die  Leere  der  Kugel,  lasse  sie  mit  Silber 
fiberziehen  und  thue  sie  in  einen  reinen  Kasten.  Mache  ^aXaaoaßoQOv  (vielietdit 
Jod)  zur  Zeit  wenn  das  Korn  reift,  und  aXfjuuvrjv  (vielleicht  Brom)  weiui  die 
Brde  in  Blüthe  steht  und  halte  sie  gut  vor  Licht  geschützt  Stelle  der  Linse 
gegenüber  einen  Gegenstand  auf,  nimm  eine  Platte,  reinige  sie  mit  dem.  StMibe 
gebrannter  Knochen  und  poliere  sie  mit  ^^^^/Ttda-pulver,  setze  sie  dem  Jod  ans 
und  nimm  sie  fort,  sobald  sie  rosenfarben  ist.  Dann  setze  sie  zehn  MIbhI^ 
lang  dem  Brom  aus.  Hiernach  stelle  sie  zwischen  das  froschgrune  und  das  gelbe 
Glas,  ziehe  die  Thüren  auf  und  betrachte  den  Gegenstand  der  dargestellt  werden 
soll,  erst  durch  den  hohlen  Spiegel  oben,  dann  durch  den  Spiegel  unten.  Dann 
öfEne  die  Thfire,  nimm  die  Platte  und  halte  sie  in  gebranntes  Que<^;si]ber ,  und 
du  wirst  ein  Bild  haben,  das  dem  Original  gleicht.'^  Simonides  bemerkt  bieiza, 
dass  der  Franzose  Daguerre  sich  auf  dem  Berge  Athos  die  Schriften  des  Psn> 
selenus  angeeignet  und  das  Verfahren  als  seine  eigene  Erfindung  ausgegeben 
habe.  Man  bedenke  aber  nur,  dass  das  Jod  vor  1812,  das  Brom  vor  1826  nickt 
bekannt  war. 

Photographie  in  Japan.  —  Der  Moming  Star  lässt  sich  von  Paris  schreiben: 
Die  Pariser  sind  des  Photographirens  müde.  Um  ihre  Aufmerksamkeit  selbst 
auf  Celebritäten  ^e  Victor  Hugo  oder  George  Sand  zu  ziehen,  müssen  die  Bilder 
in  Lebensgrösse  sein  und  dann  sogar  sieht  man  sie  nur  im  Vorbeigehen  an ;  aber 
in  Japan  scheint  sich  die  Aufiregung  noch  nicht  gelegt  zu  haben,  die  die  Japa- 
nesischen Gesandten  durch  die  mitgebrachten  Portraits-cartes  hervorgerufen.  Ein 
sehr  bedeutender  Auftrag  auf  Photographien  aller  europäischer  Herrscherlainilien 
ist  in  Paris  angekommen.  Diese  gute  Neuigkeit  hat  sich  wie  ein  Lauffeuer  unter 
den  verzweifelnden  Photographen  verbreitet  und  nicht  weniger  als  20O  sind 
bereit  in  jenes  ferne  Land  zu  reisen,  um  den  Barbaren  die  letzten  Strablen 
wissenschaftlicher  Forschung  zu  überbringen.  Möge  die  Sonne  Japans  über  ibnen 
scheinen  und  ihr  Schatten  niemals  abnehmen. 


Bas  Verfialiren  der  Wothlytypie  wird  in  der  nächsten  Nummer  ausfubrlicb 

mitgetheilt  werden. 

Alle  Briefe  und  Mittheilungen  für  die  Redaction  sind   an  den  Herausgeber, 
Paul  £.  Liesegang  in  Elberfeld  zu  richten. 


Gedruckt  bei  Sa  in.  Lucas  in  £lberfeliL 


Photographisches  Archiv 


BaMil  in.  -  ]tfp.  99.  -  f.  Aprtl  WUBi 


Ph«tolitli#gra|iliic. 

Dünnes  Eiweisspapier  mit  recht  feiner  glatter  Oberfläche,  scharf 
satinirt,  gesalzen  oder  nicht,  läset  man  mit  der  Rückseite  anf  eine? 
gesättigten  Auflösung  von  chromsanrem  Ammon  schwimmen^,  und 
Im  Dunkeln  trocknen. 

Man  belichtet  unter  dem  Negativ,  im  Copirrahmen,  bis  ein 
kräftiges  braunes  Bild  erhalten  ist.  Dies  legt  man  auf  eine  mit 
lithographischer  Farbe  bedeckte  Zinkplatte  und  zieht  es  damit  durch 
die  Presse.  Dann  legt  man  es  mit  der  Rückseite  auf  Wasser; 
nach  Verlauf  einer  Minute  sieht  man  das  Bild  auf  der  schwarzen 
Fläche  hervortreten.  Man  reibt  nun  die  überflüssige  Farbe  mit 
einem  Schwamm  und  etwas  Gummiwasser  weg,  spült  gut  ab,  und 
lässt  trocknen. 

Dieses  einfache  Verfahren  zur  Darstellung  von  Bildern,  die 
sich  auf  Zink-  oder  Steinplatten  übertragen  lassen,  macht  keineswegs 
auf  Neuheit  Anspruch;  es  ist  nur  eine  Vereinfacjiung  des  James'schen 
Prozesses. .  Das  Prinzip  ist  ganz  dasselbe  geblieben ,  nur  wird 
dasselbe  Resultat  mit  einfachem  Mitteln  erreicht.  Die  Bereitung 
des  James'schen  Gelatinepapiers  ist,  wenn  nicht  schwierig,  so  doch 
5ehr  umständlich,  während  Eiweisspapier  leicht  herzustellen  und 
überall  käuflich  zu  haben  ist.  Das  Abwaschen  der  Farbe  geschieht 
in  unserem  Verfahren  mit  kaltem  Wasser,  während  Sir  James 
heisses  Wasser  braucht.  Femer  lässt  sich  das  mit  chromsaurem 
Ammon  bereitete  Papier  lange  aufbewahren,  ohne  dass  der  organische 
Stofl"  im  Dunkeln  schon  oxydirt  und  dadurch  unlöslich  gemacht  wird. 

Das  Eiweisspapier  darf  nicht  zu  trocken  sein ;  die  Schicht  muss 
leicht  durchdringbar  und  nicht  zu  hart  sein,  sonst  bekommt  es  statt 
einer  gleichmässig    gelben   eine  fleckige   Oberfläche.     Altes   Papier 

7 


122 


wird  verbessert,  wenn  man  es  ftir  einige  Zeit  an  einen  feuchten 
Ort  legt.  Sowie  man  das  Papier  auf  das  Bad  bringt,  krümmen 
sich  die  Riinder  auf;  man  kann  dies  durch  Daraufha neben  verhüten. 

Die  Präparation  mit  dem  Chromat  muss  von  der  Rückseite  her 
gescheiten,  weil  das  Eiweiss  in  der  alkalischen  Flüssigkeit  löslich  ist 
und  das  Papier  andernfalls  verlassen  würde.  Anstatt  der  Auflösung 
von  chromsaurem  Ammon  kann  man  mit  Yortheil  eine  solche  von 
doppeltchromsaurem  Ammon  in  Aminoniakflüssigkeit  verwenden. 
Man  lässt  das  Papier  eine  Minute  lang  schwimmen,  oder  wenigsten« 
so  lange  bis  die  Albuminschicht  gleichmSssig  gelb  und  glänzend 
geworden  ist. 

Das  Negativ  muss  äusserst  dicht  sein,  und  dennoch  ganz  un- 
verschleiert  Nur  mit  einem  solchen  Negativ  wird  man  gute  scharfe 
Abdrücke  bekommen.  Trocken  ist  das  Papier  am  empfindlichsten. 
Die  Ausstellung  varürt  zwischen  wenigen  Minuten  in  der  Sonne, 
und  einigen  Stunden  bei  schwachem  zerstreutem  Licht 

Von  grossem  Einfluss  auf  das  Gelingen  ist  die  Farbe.  Folgende 
Vorschrift  hat  mich  immer  am  besten  befriedigt,  da  die  hiernach 
bereitete  Farbe  an  den  oxydlrten  Stellen  sehr  gut  haftet  und  sich 
gut  auftragen  lässt. 

Venetianisches  Terpentin      .     .     .     250  Gramm, 

Wachs 30        „ 

Palmöl 30        „ 

werden    iu   einem   eisernen   Topfe   unter    fortwährendem    umrühren 
geschmolzen  bis  der  Dampf  Feuer  fängt     Daim   mischt  man  hinzu 
Lithographische  Ueberdruckfarbe     1000  Gramm, 

Leinölfimiss  Nr.  2 500        „ 

und  rührt  gut  um. 

Von  dieser  Farbe  schmilzt  man  vor  dem  Gebrauch  soviel  ab 
nöthig  mit  Terpentinöl,  so  dass  die  Masse  nach  dem  Erkaltev 
Syrupconsistenz  hat  Die  Farbe  wird  mit  der  Walze  auf  eine 
Zinkplatte  aufgetragen;  diese  lässt  man  mit  dem  Bild  durch  die 
Presse  gehen.  Auf  diese  Weise  erhält  man  einen  schönen  gleich- 
massigen  Ueberzug. 

Der  Schwamm,  womit  man  die  Farbe  von  den  unveränderten 
Stellen  abnimmt,  muss  rein  und  weich  sein;  man  reinigt  ihn  am 
besten  durch  längeres  Eintauchen  in  Salzsäure  und  darauf  folgende« 
Waschen  in  heissem  Wasser. 

P.  L  Liegegaig. 


123 


CaMeekarteik 

Allein  Anscheine  nach  werden  die  Cameebilder,  über  die  wir 
bereite  in  früheren  Nummern  berichteten,  sich  bald  in  die  tägliche 
Praxis  des  Portraitphotographen  einführen,  nicht  um  die  Visiten- 
karten zu  verdrängen,  sondern  um  das  Publicum,  welches  einer 
neuen  Mode  gerne  zu  huldigen  pflegt,  zu  neuen  Aufträgen  zu  ver- 
anlassen,  überhaupt  der  ganzen  Portrait6ranche  des  photographischen 
Geschäfts  einen  Sporn  zu  geben.  '  Und  dazu  sind  diese  niedlichen 
Karten  recht  wohl  g<'eignet.  Durch  die  vierseitige  Aufnahme  wird 
eine  Portraitähnlichkeit  hervorgebracht,  die  kaum  zu  übertreflfen  sein 
möchte.  Es  ist  zu  verwundem  wie  verschieden  in  vielen  Fällen 
die  Portraits  einer  und  derselben  Person  sind,  und  wie  günstigen 
Einflups  eine  gute  Beleuchtung  nicht  nur  auf  die  Schönheit,  sondern 
auf  die  Aehnlichkeit  des  Bildes  ausübt;  wie  anderseits  eine  un- 
gunstige Beleuchtung  und  Wendung  hübsche  Gesichter  hässlich 
erscheinen  lassen.  Man  wird  gut  thun,  zur  Aufnahme  dieser  Bilder 
lichtstarke  Objective  von  15  bis  24  Linien  Durchmesser  und  sehr 
kurzer  Brennweite  zu  benutzen.  Man  arbeitet  ohne  Blende,  da 
nur  die  Mitte  des  Bildes  gebraucht  wird;  da  die  Person  viermal 
nach  einander  sitzen  muss,  so  ist  es  wichtig  eine  möglichst  kurze 
Belichtung  2u  geben. 

Gewöhnlich  werden  die  beiden  Bilder  rechts  und  links  im 
Profil  genommen,  oder  eins  davon  ganz  profil,  das  andere  drei- 
viertel; das  obere  Bild  ziemlich  en  fage,  das  untere  halbprofil 
nach  der  Schattenseite  gewendet  Die  Profilbilder  sehen  aus  der 
Karte,  d.  h.  rechts  ist  das  Profil  der  rechten  Seite,  links  das 
der  linken. 

Das  Verschieben  der  Cassette  muss  mit  einiger  Aufmerksamkeit 
geschehen,  damit  nicht  etwa  die  Bilder  an  die  verkehrte  Stelle 
gerathen,  oder  gar  zwei  übereinander  exponirt  werden,  wodurch 
ganz  curiose  Janusköpfe  entstehen.  Am  besten  wird  man  sich  ein 
gewisses  Tempo  einüben,  z.  B.  rechts,  oben,  unten,  links,  oder 
umgekehrt.  Das  eine  Profil  wird  zuerst,  das  andere  zuletzt  aufge- 
nommen, damit  die  Person  keine  hin  und  her  Wendungen  zu 
machen  hat 

Die  Cameekarten  sollten  nicht  in  den  neumodischen  Copir- 
apparaten  *)  mit  Holzklammem  abgedruckt  werden ,  sondern  in 
kleinen  Rahmen,  die  genau  die  Grösse  der  Platte  haben ,  und  dem- 
nach keine  Spiegelscheibe  brauchen.     Zwischen   das    Albuminpapier 


*)     Weshalb  nennt  man  ein  Brett  mit  zwei  Klammem  einen  Rahmen? 


124 


und  den  Deckel  lege  mau  einige  Blätter  Seidenpapier,  and  man 
sorge  für  gutes  Andrücken,  denn  die  zwischen  Negativ  und  Copir- 
papier  liegende  Maske  verhindert  bei  unzureichendem  Druek  die 
Erlangung  von  Abdrücken,  die  die  ganze  Schärfe  de»  Negatir? 
besitzen. 

Die  Bilder  sind  auf   festes    Cartonpapier   aufzukleben    nnd  t^t 
dem  Prägen  erst  zu  satiniren. 


Veber  zwei  neue  Rli#dand«|i|ielsalie. 

Von  P.  E.  Liesegang. 

1.    Goldrhodanid  -  AmmoninmrhodaiLid. 

Wird  überschüssige  Auflösung  von  Rhodanammonium  mit  Gold- 
chloridlösung versetzt,  so  entsteht  ein  rothbrauner  Niederschlag,  der 
sich,  wenn  die  Flüssigkeit  schwach  erwärmt  und  mehrmals  umge- 
schüttelt wird,  wieder  vollständig  löst.  Eine  solche  Auflösung  eignet 
sich  zum  Tonen  der  Uranbilder  nach  meiner  Erfahrung  besser  als 
das  nnterschwefligsaure  Goldoxydul-natron ,  für  Chlorsilber  -  Eiweiss- 
bilder  aber  eben  so  wenig  wie  das  letztere,  da  man  damit  kein 
Schwarz,  sondern  nur  Rosa  und  Braun  erzielt. 

Der  oben  erwähnte  rothbraune  Niederschlag  wurde  in  einem 
Gemisch  von  Alkohol,  Aether  und  Wasser  gelöst;  beim  Yerdunstn 
setzte  er  dunkelbraune  kleine  Nadeln  ab,  die  zwischen  Fliesspapier 
gut  ausgedrückt  und  über  Schwefelsäure  im  luftverdünnten  Räume 
getrocknet  würden. 

0,695  Gr.  dieses  Salzes  hinterliessen  nach  langem  Glühen  im 
Porzellantiegel  0,302  Gr.  metallisches  Gold  in  Schwammfonn 
=:  43,453  %.  Die  Formel  Au  (Ca  NS2)3  -f  NH^  Cg  NS^  verlangt 
43,946  %  Gold. 

2.    Silberrhodanid  •  Silbernitrat. 

Dieses  dem  Schnauss'schen  Jodsilbersalpeter  entsprechende 
Doppelsalz  erhält  man  durch  Auflösen  von  reinem  Schwcfelcyan- 
silber  in  kochender  Lösung  von  salpetersaurem  Silberoxvd.  Beim 
Erkalten  scheiden  sich  reichlich  weisse  Crystallnadeln  von  prächtigem 
Diamantglanze  aus,  die  durch  Wasser,  Säuren  und  Alkohol  zersetzt 
werden.  Mit  einer  Mischung  von  Alkohol  und  Aether  kann  das 
Salz  vom  anhängenden  Silbernitrat  befreit  werden.  Die  Analyse 
wurde  in  folgender  Weise  vorgenommen: 

1)  0,552  Gr.  des  über  Schwefelsäure  getrockneten  gut  ausge- 
waschenen Doppelsalzes  wurden  mit  Wasser   geschüttelt;    der  enl- 


126 


stehende  Niederschlag  von  Schwefelcyaosilber  ausgewaschen  und 
auf  dem  gewogenen  Fitter  gesammelt,  getrocknet  und  gewogen 
ergab  0,177  Gr.  Ag  Ca  NSg  «  32,065  %. 

2)  0,407  Gr.  wurden  durch  sehr  verdünnte  Salpetersäure 
zersetzt,  und  ergaben  0,131  Gr.  Ag  C,  NS^  »  32,187  %.  Aus 
dem  Filtrat  w.urde  das  salpetersaure  Silberoxyd  mittelst  Salzsäure 
gemilt  und  gab  0,232  Gr.  Ag  Cl  =  0,2749  Gr.  Ag  0,  NO5  =  67,55  %. 

1.  2.  Mittel:         Berechnet: 

Ag  GaNSj     32,065        32,187         32,126  32,806 

AgO,  NOß         —  67,550        67,550  67,194 

99,676  100,000 

Daraus  ergibt  sich  die  Formel:  Ag  C2  NS2  +  2  (Aj;0,  NOs). 
In  heisser  Amuioniakflüssigkeit  l()st  sich  das  Doppelsalz   voll- 
ständig auf.    Beim  Erkalten  scheiden  sich  kleine  weisse  vierseitige 
Crystalhäfelchen  aus. 


Das  W#dilytyp*Ver&lireM« 

Specification  des  französischen  Patents. 
■  I.     Die  emp6ndlichmachende  Flüssigkeit. 

Reines  Uranoxydhydrat  wird  in  Salpetersäure  gelöst  und  cry- 
stallisirt.  Das  Salz  wird  in  Wasser  gelöst  und  durch  Ammoniak 
niedergeschlagen.  Der  Niederschlag  wird  in  Salpetersäure  gelöst, 
crystallisirt  und  getrocknet  Das  hierdurch  entstehende  Doppelsalz 
nenne  ich  Uranammonium  nitricum  (auf  deutsch:  salpetersaures 
Uranoxydammon).  Von  diesem  Salze  löse  ich  zwölf  Unzen  in  sechs 
Unzen  destillirten  Wassers;  sodann  löse  ich  in  einer  Unze  Wasser 
eine  halbe  Unze  salpetersaures  Silberoxyd,  oder  ich  ersetze  dies 
durch  ein  anderes  in  Wasser  lösliches  Silbersalz. 

Ich  mische  diese  Lösungen  und  lasse  crystallisiren ,  wodurch 
sich  ein  Tripelsalz  bildet.  Von  diesem  löse  ich  drei  Unzen  in  acht 
Unzen  Alkohol  und  setze  hinzu  eine  viertel  Unze  destillirtes  Wasser 
und  einige  Tropfen  Salpetersäure.  Diese  Flüssigkeit  dient  zum 
Empfindlichmachen  des  CoUodions. 

Oder: 

Drei  Unzen  Uranammonium  nitricum,  oder  drei  Unzen  ge^ 
reinigtes  crystallisirtes  salpetersaures  Uranoxyd,  löse  ich  in  acht 
Unzen  Alkohol;  dann  löse  ich  in  Wasser  sechzig  Gran  Chlor- 
palladium, Chlorplatin  oder  Chlorgold. 


126 


Aach  diese  Lösungea  dienen  zum  EmpfindlichmacheD  des 
Collodions.  Sie  können  monatelang  im  voraus  präparirt  werdeiif 
ohne  dass  sie  sich  zersetzen ;  man  bewahre  sie  aber  im  Dunkehi  auf. 

n.     Bereitung  des  HarzcoUodions. 

Ich  löse  drei  Unzen  Schiessbaumwolle  in  vier  Kilogramm  Aetlier, 
zwei  Kilogramm  Alkohol,  einer  viertel  Unze  Ricinusöl,  und  decanthe. 
Auch  dies  Collodion  kann  für  Monate  im  Voraus  bereitet  werden. 
Das  Ricinusöl  ist  eine  Auflösung  von  Ricinnsöl  und  Canadabalsam 
in  Aether,  die  filtrirt  und  im  Wasserbade  zur  Syrnpconsistenz  ein- 
gedickt wurde. 

III.     Empfindliches  Urancollodion. 

Ich  mische  1  bis  IV2  Unzen  empfindlichmachende  Flüssigkeit 
mit  drei  Unzen  Harzcollodion ;  der  grösseren  Empfindlichkeit  wegen 
setze  ich  einige  Tropfen  Salpetersäure  zu. 

IV.     Bereitung  des  Wothly typ  -  Papiers. 

Eine  halbe  Unze  Stärke  (von  Reis,  Weizen,  Kartoffeln,  Arrowroot 
Caraghon),  ein  halbes  Kilogramm  Wasser  und  einige  Gran  essig- 
saures Bleioxyd  werden  zusammen  erwärmt  und  bei  einer  Temperator 
von  30®  R.  mit  zwei  Unzen  fibrinfreien  Eiweises  versetzt 

Das  Papier  wird  auf  eine  Glasplatte  gelegt  und  mit  einem 
Pinsel  oder  Schwamm  mit  obiger  Mischung  befeuchtet,  um  die 
Poren  damit  anzufüllen,  so  dass  das  Collodion  nicht  hineindringen 
und  das  Bild  an  der  Oberfläche  bleiben  kann. 

Oder: 

Ich  nehme  fünf  Kilogramm  Elweiss  und  schüttele  es  mit  einer 
Mischung  von  vier  Unzen  Aether  und  zwei  Unzen  £s&ig8äure. 
Dadurch  wird  das  Fibrin  vom  Albumin  geschieden. 

Dies  Papier  lässt  man  fünf  bis  zehn  Minuten  auf  folgendem 
Uranbade  schwimmen. 

V.  —  Ich  löse  in  1  ^2  Kilogramm  destillirten  Wassers  sechzehn 
Unzen  eines  der  vorbeschriebenen  Uransalze  und  drei  viertel  Unze 
eines  der  benannten  Stoife  die  das  Uran  reduciren.  Dann  füge  ich 
vier  Unzen  Aether,  vier  Unzen  Alkohol  und  fünfzehn  Tropfen 
Salpetersäure  hinzu. 

Im  trocknen  Zustande  ist  dies  Papier  eben  so  empfindlieh  wie 
Chlorsilberpapier. 

Die  Stärkepapiere  sind  auch  mit  diesem  Uranbad  zu  gebrauchen 
und  geben  dann  Bilder  ohne  Glanz. 

Die  Wothlytyppapiere  sind  auch   zum  Veirgrössem  anwendhar. 

VI.  —  Alle  auf  diese  Arten  erzeugten  Bilder  werden  in  fol- 
genden Bädern  fixirt  und  getont: 


127 


Ich  lege  das  Bild  auf  ein  Bad  von  fünf  Kilogramm  destillirten 
Wassers,  ^/^  Unze  Essigsäure  und  ^\  Unze  Salzsäure.  Anstatt  des 
Wassers  kann  man  Alkohol  anwenden. 

Diese  Bäder  lösen  alle  Uranverbindungen  aus  dem  Papier  auf, 
ohne  die  Bilder  zu  verändern.  Diese  Verbindungen  sind  in  Wasser 
unlöslich  und  müssen  entfernt  werden,  damit  die  Bilder  nicht  gelb 
werden. 

liachdem  die  Bilder  zehn  Minuten  in  diesem  Bad  gewesen  und 
oft  bewegt  worden  sind,  lege  ich  sie  für  einige  Minuten  in  Regen- 
wasser, dann  wasche  ich  sie  mit  gewöhnlichem  Wasser  und  tone 
sie  in  dem  folgenden  Bad: 

Vll.  —  Ich  löse  80  Gran  Goldchloridcalcium  oder  60  Gran 
Cblorgold  oder  60  Gran  Chlorplatin  in  zwei  Kilogramm  Wasser. 
In  ein  zweites  Glas  giesse  ich  1^2  Kilogramm  Wasser  und  ^2 
Kilogramm  unterschwefligsauren  Kalk.  Dann  giesse  ich  langsam 
und  unter  Umrühren  die  Goldlösung  in  die  Kalklösung.  Statt  des 
unterschwefligsauren  Kalks  nehme  ich  auch  ^J2  Kilogramm  unter- 
schwefligsaures  Ammon,  Magnesia,  Kali,  Schwefelcyanammonium 
oder  Schwefelcjankalium. 

Fixirbäder: 

1.  Vier  Kilogramm  Wasser, 

^2  Tt  Schwefelcyanammonium. 

2.  Vier  Kilogramm  Wasser, 

V2  9  unterschwefligs.    Kali,    Magnesia, 

Ammon,  oder  Kalk. 


Anleitang  rar  Wothlytypie. 

Von  der  „United  Association  of  Photography"  in  London. 

1.  Man  nehme  ein  Stück  viertelzölliges  Fichten-  oder  Maha- 
gonyholz,  einen  viertel  Zoll  rundum  kleiner  als  das  Papier,  welches 
mit  CoUodion  übe^ogen  werden  soll.  An  der  unteren  Seite  ist 
das  Brett  mit  zwei  Leisten,  die  das  werfen  verhindern  sollen,  und 
mit  einer  Handhabe  zu  versehen. 

2.  Man  nehme  ein  Stück  präparirtes  Papier  (das  man  zwischen 
zwei  Brettern  oder  in  einer  Presse  aufbewahren  muss)  und  stifte 
es  an  den  Ecken  auf  das  Brett;  man  giesse  das  Collodion  wie  auf 
eine  Glasplatte  auf.  Leichter  ist  dies,  wenn  man  das  Papierr  undum 
einen  achtel  Zoll  breit  in  die  Höhe  aufwärts  biegt. 

Pbot«grap1ii8ehefi  Archif.  Vr.  79.  1.  April  1865.  7 


128 


3.  Man  giesst  das  abfllessende  CoUodion  in  eine  andere  Flasche 
und  versetzt  es  ehe  man  es  wieder  braucht  mit  etwas  Aether. 

4.  Man  hängt  das  Papier  mit  Holz-  oder  Glasklammem  an 
zwei  Enden  zum  Trocknen  auf. 

5.  Die  Temperatur  des  Trockenraumes  sollte  kühl  und  fenebt 
sein.  Wenn  das  Papier  zu  trocken  ist,  halte  man  es  vor  dem 
Ueberziehen  über  Wasserdampf. 

6.  Nach  dem  Trocknen  bewahre  man  das  Papier  zwischen 
Fliesspapier  auf. 

7.  Man  belichte  niemals  direct  in  der  Sonne,  und  drucke 
nicht  über. 

8.  Aus  dem  Copirrahmen  werden  die  Bilder  wieder  zwischen 
Fliesspapier  gelegt;  sie  brauchen  nicht  gleich  getont  zu  werden. 

9.  Man  tauche  die  Bilder  in 

Essigsäure     .     .     .     .     2V2  Unzen, 
Wasser 100  Unzen, 

bis   die    Weissen   ihre    gelbliche    Färbung    vollständig    verloreo 

haben;  8  bis  12  Minuten  genügen. 

10.  Man  spüle  die  Bilder  unter  dem  Erahnen  auf  einer  schräg 
gehaltenen  Glasplatte  gut  ab,  wobei  man  sie  mit  einem  weiche» 
Schwamm  reibt,  und  lege  sie  in  folgendes  Tonbad: 

Schwefelcyanammonium      .       1  Pfund, 
Destillirtes  Wasser     .     .     .120  Unzen. 

Chlorgold 120  Gran, 

Destillirtes  Wasser    .     .     .120  Unzen. 

11.  Man  giesst  die  letzte  Lösung  in  die  erste  und  schüttelt 
gut  um.  Dies  Bad  wird  mit  dem  Alter  besser.  Man  kann  es  mit 
Wasser  verdünnen,  wenn  es  zu  blaue  Töne  gibt. 

12.  Nimmt  man  statt  des  Schwefelcyanammoniums  unter- 
schwefligsaurcs  Kali ,  Natron  oder  Kalk ,  so  erhält  man  reiche 
violettbraune  Töne. 

13.  Man  wasche  wieder  mit  dem  Schwamm  unter  einem 
Krahnen,  namentlich  die  Rückseite  des  Bildes.  .Dann  hänge  man 
zum  Trocknen  auf. 

14.  Man  klebe  die  Bilder  mit  frischer  Stärke  oder  Arrowroot 
auf,  der  etwas  Zucker  zugesetzt  wurde. 

15.  Ziemlich  dichte  Negativs  geben  die  besten  Abdrifcke. 

16.  Verlangt  man  nicht  viel  Glanz,  so  setze  man  dem 
Collodion  etwas  Aether  zu. 

17.  Aus  dem  Säurebade  sind  die  Rückstände  in  folgender 
Weise   wieder  zu  gewinnen:   man  setzt  Ammoniak   hinzu  bis  alles 


129 


gelbe  Ojcyd  niedergeschlagen  ist,  rülire  mit  Wasser  auf,  lasse  zu 
Boden  sinken,  giesse  die  klare  Flüssigkeit  ab  und  lasse  trocknen. 
Dies  Pulver  wird  von  der  Association  zum  Preise  von  15  ShilUng 
pro  Pfund  angekauft. 


N#€li  einige  Betraehtniigeii  iiber  das  llrandraekTerfalireii, 

In  einem  Artikel ,   der  dasselbe  Thema   behandelt,  *)   habe  ich 
darauf  liinge wiesen ,   dass  Bilder,   welche   nach   vorstehendem  Ver- 
fahren erzeugt  wurden,  eine  Flxirung  durch  Chloralkalien  gestatten. 
Dieser   Prozess    braucht  jedoch  keineswegs   dem  Vergolden  voraus^ 
zugeben.     Er  wurde  von  mir   nur  deshalb   als   Ausgangspunkt  hin- 
gestellt, um  ein  anschaulicheres  Bild  zu  liefern.     Practisch  schreitet 
man  zur  Fixirung  nach  dem  Vergolden,  worauf,  wie  sich  von  selbst 
versteht,    die    Bilder   hinreichend    von   ihren    löslichen   Substanzen 
durch  Waschen   befreit  werden.     Bei   der  Verwendung   von   Chlor- 
alkalien  zur   Entfernung   des   Chlorsilbers   muss   nun    berücksichtigt 
werden,  dass  eine  warme  Lösung  rascher  wirkt  und  grössere  Mengen 
von  Chlorsilber  löst,  als  eine  solche  bei  niedriger  Temperatur.    Legt 
man    z.    B.    eine    Anzahl    Chlorsilbercopicn    in    eine    starke    heisse 
Kochsalzlösung  und   hierauf  in   eine   Schüssel   mit  kaltem  Wasser, 
so  scheidet  sich  sofort  das  gelöste  Chlorsilbcr  im  Gefösse  in  wesent- 
licher Menge  wieder  ab,    aber   auch  im  Bilde  selbst,   so  dass  man 
die    Arbeit   von    neuem   anfangen   muss.     Dasselbe   geschieht   auch 
bei  den  Uranbildern ,  wenn   gleich   die  Menge    des  Chlorsilbers  hier 
weit  geringer  ist.     Am  sichersten  ist  es,   wenn   man    die  Copien  in 
mehrere  Salzbädcr  von  gleicher  Temperatur    wie   die  nachfolgenden 
Waschwasser  hintereinander  einlegt. 

Sieht  man  sich  nun  nach  andern  Vortheilen  des  Uranverfahrens 
um ,  so  lassen  sich  zwar  immerhin  einige  auffinden ,  die  jedoch 
durchaus  von  keiner  Tragweite  sind.  Die  Fransilberlösung  (mit 
Collodion)  scheint  sich  im  Dunkeln  lange  zu  halten,  ehe  sich 
Silberoxyd  abscheidet;  länger  noch  das  überzogene  Papier,  wenn 
es  in  einem  Chlorcalciumapparat  aufbewahrt  wird.  Das  sind  jedoch 
nur  kleine  Annehmlichkeiten.  WerthvoUer  ist  die  grössere  Sicherheit 
beim  Copiren.  Beim  Uranprozess  entsteht  ein  Bild,  welches  nur 
aus  metallischem  Silber  besteht.  Sind  die  Mitteltöne  gekommen, 
80  ist  die  Copie  fertig;  denn  das  Bild  kann  im  Goldbade  nichts 
von  seinen  Uebergängen    verlieren.     Anders   verhält    es  sich    beim 


')     Photogr.  Archiv  Nr.  77. 


130 


Chlorsilberpapier.  Hier  ist  bei  einer  Gopie  das  metallisch  ausge- 
schiedene Silber  untermengt  mit  dunkel  gefärbten  Chlorsilbertheilchen, 
welche  ebenso  wie  das  weiss  gefärbte  Chlorsilber,  durch  unter- 
schwefligsaure  Alkalien,  Cyankallum,  Ammoniak  etc.  gelöst  werden. 
Welchen  Täuschungen  hierbei  der  Photograph  oft  unterworfen  ist, 
bedarf  keiner  weitern  Erörterungen.  Es  könnte  femer  in  der 
grössern  Zartheit  dieser  Bilder,  namentlich  in  Bezug  auf  stereoskopisefae 
Wirkung,  ein  Yortheil  gefunden  werden ;  allein  liiermit  sind  wir  zu 
Ende.  Geldersparniss  ist  Chimäre.  Wenn  die  wothlysauren  Uran- 
oxyde (in  Brochtire  und  Preisverzeichniss  ist  von  wothly^scfaen 
Uransalzen  I  und  II  die  Rede)  auch  nicht  völlig  die  Hälfte  des 
Preises  des  salpetersauren  Silberoxyds  betragen,  so  wird  dieser 
Yortheil  wieder  aufgehoben  durch  Collodionverbrauch  und  Silber- 
zusatz, Essigsäure  etc.  Aber  man  gehe  weiter.  Die  Uranerze  sind 
selten.  Wollten  alle  Photographeu  von  jetzt  ab  Uransalze  ver- 
wenden, so  würde  der  Silberverbrauch  allerdings  schwächer  werden; 
aber  die  Uransalzproduceuten  würden  wahrscheinlich  sehr  bald  den 
Bedarf  nicht  mehr  decken  können  und  in  Folge  dessen  der  Preis 
wesentlich  steigen,  wodurch  die  Herstellungskosten  sich  beträchtlich 
höher  stellen  müsstcn,  als  bisher. 

Aus  dieser  skizzenhaften  Darlegung  ergibt  sich,  falls  meine 
Behauptungen  auch  von  meinen  CoUegcn  als  richtig  anerkannt 
werden,  dass  das  Uranverfahren  durchaus  keine  Zukunft  hat  Alle 
diejenigen,  welche  in  Folge  ihrer  Strebsamkeit  pekuniäre  Opfer 
gebracht  haben,  werden  ailmälig  zum  Albuminpapiere,  das  walu^ 
scheinlich  Niemand  ganz  verlassen  haben  wird,  zurückkehren.  Bei 
sorgsamer  Waschung  lassen  sich  recht  dauerhafte  Bilder  erzeugen, 
wenn  die  Metalltheilchen  durch  einen  wasserdichten  Stoff  isolirt 
werden.  Ich  verführe  gegenwärtig  nach  der  in  diesem  Journal 
mehrfach  erwähnten  Methode:  ich  bestreiche  nämlich  die  Rückseite 
jedes  Bildes  mit  einer  Auflösung  von  Gmnmi  elasticum  in  Beniin. 
Die  Lösung  durchdringt  die  ganze  Dicke  des  Papiers  und  hinterlässt 
nach  dem  Verdunsten  des  Lösemittels  eine  Schicht  von  Gummi 
elasticum ,  welches  sowohl  einen  Einfluss  der  Feuchtigkeit  als  zer- 
störender Gase  vollständig  abhält.  Die  Weissen  des  Bildes  werdea 
äusserst  schwach  beeinträchtigt.  Denken  wir  uns  etwas  Schwefel- 
silber oder  unterschwefligsaures  Silberoxyd  solchergestalt  inkrustirt, 
so  wird  ein  Bleichen  des  Bildes  nicht  möglich  sein,  da  schwarzes 
Schwefelsilber  erst  gelb  wird  durch  Wasseraufnahme,  das  letztere 
Salz  sich  aber  nicht  zersetzen  kann,  wenn  nicht  ebenfalls  ein 
gewisser  Gehalt  an  Wasser  vorhanden  ist.  Die  Erfahrung  lehrt, 
dass  manche  Sorten  Albuminpapier  eine  weit  grössere  Neigung  zum 


131 


gelb    werden   haben    als   andere.      Manches   Papier   verträgt  nicht 
allein   eine  schwache  Ofenwärme   schlecht,   sondern   wird   schon   in 
•der    Sommerwärme    nach    einigen    Stunden   stark    in    den    weissen 
Parthien  gefärbt.     Der  Grund  liegt  in  der  Verwendung  von   etwas 
SU  altem  Eiweiss.     Im   frischen  Eiweiss   ist  der  Schwefel  chemisch 
fest  gebunden,  in  Mtem  fauligen  Albumin  hingegen,   welches  einen 
Geruch  von   Schwefelwasserstoff  oder  sonstigen  luftförmigen  Gasen 
auastösst,  ist  jener  Körper  nur  noch  locker  gebunden  und  stellt  sich 
sofort    dem    salpetersauren     Silberoxyde    zur    Disposition.      Solche 
Papiere  müssen  demnach  verworfen  werden.    Schützt  man  ausserdem 
die   Oberfläche  durch  irgend  einen  geeigneten  Firniss,  so  kann  man 
seiue    Erzeugnisse    mit    dem    Bewusstsein    auf    eine    lange   Dauer- 
haftigkeit abliefern.    Man  ge\?öhne  das  Publicum  daran  einen  höhern 
Preis  für  die  Kartenbilder  zu  zahlen,  damit  auch    diese  mit  einem 
Firnisse  überzogen  werden   können.     Man  hört  oft  viel  Wehklagen 
über   das   Schwinden    der    Albümbilder.      Ganz    natürlich!     Photo- 
graphen, welche  nach  schwachen  Negativen  zierliche  Nebelbildchen, 
anstatt  kräftiger,  plastischer  Figuren ,  liefern,  weil  jeden  Tag  einige 
hundert  fertig  werden  und  alte  Weiber  jung  aussehen   müssen  etc., 
die  sind  zu  vergleichen  mit  Homöopathen  und  ihren  Nichtsen.     Sie 
erzeugen  Copien  mit  so  wenig  Gold ,    dass  bei  einer  Analyse  kaum 
eine  Beaction  wahrzunehmen  ist.     Fest  steht:  je  kräftiger  das  Bild, 
desto    dauerhafter!     Ein    anderer  Grund  liegt  in   der   massenhaften 
Anfertigung  der  sogenannten  Yisitei^artenportraits.    Mag  das  Wasser 
noch  so   oft  erneuert  und  bewegt  werden,    ein   vollständiges  Aus- 
waschen  kann  nicht  bewirkt  werden.     Durch   den  doppelten  Schutz 
werden  auch   diese   Unzulänglichkeiten  besiegt.     Wer   vermag   aber 
ohne  bedeutenden  Mehraufwand  von  Zeit  ein  jedes   dieser  Bildchen 
mit   Emailfirniss    zu   überziehen   und   nochmals   zu   satiniren,    ohne 
bierfür  eine  Preiserhöhung  zu   fordern?     Mögen  die   Photographen 
jene  Mittel  anwenden,  um  einer  zu  bald  eintretenden  Vergänglichkeit 
zu  steuern,    aber  um    dies  zu  können,  Preise  fordern,   welche  dies 
ermöglichen. 

Hagen.  Th.  Hende. 

lieber  eine  neae  lH[etliode5  pliotograpliiselie  Silberlösniigeii 

zu  prüfen. 

Von  Dr.  Hermann  Togel/^ 

Zum  Prüfen  von  Silberlösungen  bedienen  sich  die  Photographen 
meistens   des   Silbermessers    (oder  Argentometers),  ein   Instrument, 

*)     Photographie  News.     Nr.  338. 


132 


welches  um  so  tiefer  in  die  Flüssigkeit  einsinkt  je  weniger  eoo- 
centrirt  die  Auflösung  ist,  und  das  mittelst  einer  Scale  die  Menge 
des  Silbers  angibt.  Die  Anwendung  solcher  Instrumente  ist  allerding» 
leicht,  aber  nicht  sicher;  denn  die  photographischen  Silberlösangei» 
enthalten  Alkohol,  Aether,  Essigsäure,  Salpetersäure  Salze,  wodurch 
die  Angaben  der  Argentometer  ganz  unrichtig  gemacht  werden. 
Ein  Positivbad;  das  im  Verhältniss  von  1 : 8  angesetzt  worden  war, 
gab  nach  langem  Gebrauch  uoch  immer  1 : 8  am  Argentometer  an, 
bei  der  chemischen  Analyse  fand  sich,  das»  es  nur  1:11  stark  war. 

Die  Gay  -  Lussac'sche  volumetrische  Methode  ist  für  Photo- 
graphen weniger  geeignet,  da  die  Beendigung  der  Reaction  nicht 
leicht  zu  erkennen  ist.  Zusatz  von  chromsaurem  Kali  ist  nur  dano 
zulässig,  wenn  die  Lösung  neutral  ist. 

Setzt  mau  Jodkalium  zu  Silberlösungen,  so  wird  gelbes  Jod- 
silber niedergeschlagen;  setzt  man  Jodkalium  zu  einer  Mischung 
von  verdünntem  Stärkekleister  und'  Salpetersäure,  die  etwas  sal- 
petrige Säure  (NO 3)*)  enthält,  so  wird  Jod  frei  und  die  Flüssigkeit 
färbt  sich  intensiv  blau. 

Wenn  man  Jodicalium  einer  Mischung  von  Silberlösung,  Sal- 
petersäure und  Stärke  zusetzt,  so  entsteht  ein  Niederschlag  von 
Jodsilber ,  und  die  Flüssigkeit  wird  gebläut,  indem  Jod  frei  wird 
und  sich  mit  der  Stärke  verbindet.  Solange  noch  freie  Silbersalze 
in  der  FKissigkeit  enthalten,  verschwindet  die  blaue  Färbung 
beim  Umrühren.  Setzt  man  nun  noch  tropfenweise  Jodkali umlösong 
zu ,  so  tritt  ein  Punkt  ein ,  wo  die  blaue  Farbe  bleibt ;  dann  ist 
alles  lösliche  Silbersalz  niedergeschlagen,  und  man  berechnet  seine 
Menge  ans  der  verbrauchten  Jodkaliumlösuug. 

Enthält  die  Flüssigkeit  viel  Jodsilber,  so. wird  sie  grünlich 
blau  gefärbt. 

Die  Jodkaliumlösung  enthält  100  Gramm  trocknes  und  reines 
Jodkalium  in  4023,4  Cub.  Geutimetern  Flüssigkeit;  100  Cub.  Cent 
hiervon  entsprechen  einem  Gramm  salpetersauren  Silberoxyd. 

Man  bringt  diese  Flüssigkeit  in  eine  Mohr^sche  Quetscbhabn- 
bürette  (die  in  ^5  ^^^*  ^^nt.  getheilt  ist)  und  lässt  durch  Oeffneo 
des  Quetschhahus  soviel  davon  ausfliessen ,  dass  sie  genau  bis 
zur  0  marke  der  Scale  steht. 

Sodann  nimmt  man  mit  einer  reinen  und  trocknen  Saugpipette 
genau  einen  Cub.  Centimeter  der  Silberlösung,  lässt  dieselbe  in  ein 
reines  Becherglas  fliessen,  nimmt  mit  einer  zweiten  Pipette  1  bi^  2 


*)     Diese  kleine  Menge    salpetriger  Säure  erzeugt   man    dadurch,    dass  man 
der  Salpetersäure  etwa  f'joonstel  schwefelsaures  Eisenoxydul  zusetzt. 


133 


Cob.  Centimeter  Salpetersäare  (je  nach  der  Concentration  der  Sil- 
berlös ung),  and  fdgt  diese  nebst  10  bis  17  Tropfen  frischer  Stärke- 
lösung zu  der  Silberlösung. 

Man  lässt  nun  vorsichtig  soviel  Tropfen  aus  der  Quetschhahn- 
biirette  in  das  Becberglas  mit  der  Mischung  fallen,  dass  die  blaue 
Farbe  der  Flüssigkeit  nicht  mehr  beim  Umschütteln  verschwindet. 
Die  Scale  gibt  nun  genau  das  Verhältniss  des  Silbers  an;  steht 
nach  der  Operation  die  Flüssigkeit  bei  3,5 ,  so  enthält  die  Silber- 
lösung genau  3,5  Procent  reines  salpetcrsaures  Silber. 

Wenn  die  blaue  Farbe  nicht  eintritt,  so  muss  frische  Stärke 
bereitet  und  der  Salpetersäure  etwas  Eisenvitriol  zugesetzt  werden. 
Man  bereitet  die  Stärkelösung  indem  man  einen  Theil  Stärke 
mit  wenig  destillirtem  Wasser  anreibt,  und  darauf  unter  Rühren 
kochendes  Wasser  zusetzt.  Nach  einigem  Stehenlassen  giesst 
man  das  überstehende  klare  ab  und  versetzt  5  Theile  davon  mit 
einem  Theil  reinem  (chlorfreiem)  salpctersaurem  Kali.  Hierdurch 
hält  sich  der  Kleister  mehre  Wochen. 


Photolitliograpliie. 

ToOVey'S   Verfahren. 

Sehr  feines  geleimtes  Papier  wird  mit  einer  Auflösung  von 
Gummi  arabicum  in  einer  gesättigten  Lösung  von  doppeltchrom- 
saurem  Kali  überzogen.  Man  weiss,  dass  dieses  Salz,  wenn  es 
mit  einem  organischen  Stoffe  wie  Gummi ,  Leim,  Stärke  dem  Licht 
ausgesetzt  wird,  seine  Löslichkeit  verliert.  Das  so  präparirte  Papier 
wird  (mit  der  Bildseite)  auf  einen  lithographischen  Stein  gelegt, 
der  je  nach  Bediirfniss  entweder  sehr  fein  gekörnt  oder  polirt  ist. 
Auf  das  Bild  werden  einige  Bogen  feuchtes  Papier  gelegt.  Man 
setzt  das  ganze  einer  starken  Pressung  aas;  das  Wasser  des 
feuchten  Papiers  wird  durch  das  photographische  Papier  geprcsst 
und  löst  die  ifn verändert  gebliebenen  Theile  des  Gummi  auf;  das 
gelöste  Gummi  heftet  sich  an  die  Oberfläche  des  Steins.  Nach 
einiger  Zeit  wird  der  Stein  aus  der  Presse  genommen  und  das 
photographische  Bild  vorsichtig  davon  entfernt.  Man  sieht  dann 
ein  negatives  Bild  auf  dem  Stein,  welches  aus  Gummi  besteht. 
Nach  dem  Trocknen  wird  der  Stein  getrocknet  nnd  mit  fetler  litho- 
graphischer Farbe  tiberzogen,  die  man  mit  der  Walze  oder  auf 
andere  Weise  auftragen  kann.  Das  Bild  kann  alsdann  wie  jede 
Steinzeichnung  gedruckt  werden,  es  bedarf  aber  keiner  Aetzung, 
da  das   Gummi   durch   die   scharfe   Pressung    ziemlich  tief  in   den 


134 


Stein   eingedrungen    ist.     Anstatt    des    Qammi   lassen   sidi    andere 
Stoffe,  wie  Leim,  Dextrin  etc.  anwenden. 

Soll  das  Glicht  auf  Kupfer-  oder  Stahlplatten  erzengt  werden, 
so  verfährt  man  ganz  wie  zuvor,  nur  nimmt  man  statt  eines  Negatirs 
ein  Transparentpositiv  auf  Glas.  Nachdem  man  die  Platte  aus  der 
Presse  genommen  und  hat  trocknen  lassen,  überzieht  man  sie  mit 
einer  schwachen  Fimissschicht ,  und  taucht  sie  in  verdünnte  Saure. 
Wo  die  Platte  durch  Gummi  vor  dem  Fimiss  geschützt  ist,  greift  die 
Säure  an,  und  man  erhält  so  eine  Aetzung  die  wie  andere  Metall- 
ätzungen gedruckt  werden  kann. 


Das  Blasenwerfen  des  Albnndnpapiers  im  Natronbade. 

Einige  Papiere,  namentlich  das  französische  Rives,  zeigen 
zuweilen  die  unangenehme  Eigenschaft,  dass  sich  die  Albuminschiebt 
mit  dem  Bilde  in  Blasen  vom  Papiere  abhebt,  sobald  dies  in  das 
Natronbad  gelegt  wird.  Meistens  legt  sich  das  Albumin  beim 
langsamen  Trocknen  wieder  an,  und  dann  sind  die  Blasen  nicbt 
schädlich,  zuweilen  aber  platzen  sie  und  veranlassen  so  Flecken. 
Dieser  Fehler  findet  sich  nur  bei  stark  geleimtem,  frisch  und 
stark  albuminirtem  Papier.  Als  Gegenmittel  sind  zu  empfehlen: 
entweder  das  Papier  alt  werden  zu  lassen,  wodurch  es  die  Eigen- 
schaft des  Blasenwerfens  gänzlich  verliert,  oder  dem  Silberbad 
etwas  Salpetersäure  und  dem  Fixirbad  Alkohol  zuzusetzen. 

Manche  Photographen  hegen  die  Ansicht,  das  Albuminpapier 
sei  nur  frisch  gut  und  werde  durch  langes  Liegen  verschlechtert 
Dies  ist  keineswegs  richtig.  Trocken  aufbewahrt  wird  gotes 
Albuminpapier  nur  besser.  Es  könnte  zwar  zu  trocken  werden; 
in  diesem  Falle  lege  man  es  kurz  vojr  dem  Gebrauch  einige  Zeit 
in  den  Keller. 


|9l)otograpl)ifci)c  ®rfeUfid)aften. 

Französisch«   photographische    Gesellschaft.   —    Sitzung    am    13.    Januar. 

M.  Camille  Silvy  stellt  die  von  Johnson  und  Harrison  erfundene 
Panoramacamera  aus.  Dieser  Apparat  ist  so  construirt,  dass  das 
Objectiv  sich  langsam  dreht  und  eine  fortlaufende  Reihe  von  Bilden 
durch  einen  schmalen  Spalt  auf  die  ebenfalls  und  entsprechend  sich 
bewegende  Platte  wirft.  *)  Die  Belichtungszeit  dauert  bei  feuchteoi 
CoUodion  zwischen  ^/^  und  2  Minuten. 

M.  Harrison  zeigt  eine  sehr  compacte  Reisecamera  für  Ste- 
reoskopen und    einzelne    Ansichten  vor,  von  ähnlicher  Constmction 


*)    Man  vergl.  photogr.  Archiv  Nr.  78.  S.  116. 


135 


wie  der  Liesegang'scbe  CniTersal-Apparat  Zum  Einstellen  bedient 
sieb  M.  Harrison  anstatt  des  schwanen  Tuchs  eines  vierseitigen 
pyrainldalen  Kastens  ans  Pappe,,  den  er  an  der  Visirscheibe  befestigt 
Dnrch  M.  Girard  wird  eine  neue  Art  von  Schalen  ausgestellt, 
die  sich  hauptsächlich  bei  der  Präparation  von  sehr  grossen  Platten 
nQtxlich  erweisen  werden.  Diese  Schalen  haben  keinen  Boden; 
sie  bestehen  nämlich  aus  vier  hölzernen  Seitenstücken,  in  denen 
mit  Kantsdiuck  gefütterte  Rinnen  angebracht  sind.  In  die  Rinnen 
setzt  man  die  Platte  selbst  ein,  worauf  man  die  Aufnahme  zu 
machen  beabsichtigt.  Die  Rinne  befindet  sich  grade  In  der  Mitte 
der  Seitenwände,  so  dass  man  eine  obere  und  eine  untere  Schale 
hat,  deren  eine  zum  Empfindlichmachen,  die  andere  zum  Entwickeln 
dient  Durch  eine  einfache  Vorrichtung  kann  die  Schale  auch  in 
eine  Gassette  verwandelt  werden. 

General  Mangln  machte  folgende  Mittheilung  über  die  Ver- 
stärlLang  schwacher  Negativs  durch  Färbung.  Seine  Versuche 
waren  nicht  sehr  zufriedenstellend;  denn  wenn  das  Negativ  nicht 
scbon  vor  der  Färbung  verstärkt  worden  war,  so  erhielt  er  niemals 
gnte  Abdruck«.  Nach  dem  Hervorrufen  und  Abspülen  wurden  die 
Platten  in  ein  Bad  von  Quecksilberchlorid  (1  bis  2 :  100)  getaucht, 
nach  einem  Momente  wieder  herausgenommen  und  abgespült;  dann 
Icamen  sie  in  eine  mit  Jodquecksilber  gesättigte  Auflösung  von 
Jodkalium.  Das  Bild  wird  gelb;  man  spült  ab  und  lässt  trocknen. 
Hr.  Mangin  glaubt,  die  Tageszeit  sei  von  grossem  Einfluss  beim 
Pbotographiren;  er  hat  gefunden,  dass  man  am  raschsten  operirt, 
wenn  viel  Ozon  in  der  Atmosphäre  enthalten  ist. 

M.  Piard  theilt  mit,  dass  er  den  Negativs  durch  die  drei 
Varietäten  des  Jodquecksilbers  drei  verschiedene  Farben  zu  geben 
im  Stande  sei,  und  zwar  gelb  (durch  J3  Hg  2),  meergrün  (durch  JHg) 
und  orangebraun  (durch  J2  Hg).  Um  ein  gelbes  Negativ  zu  erhalten, 
öbergiesst  man  das  Bild  nach  dem  Fixiren  und  Abwaschen  mit 
Jodtinktur,  bis  das  Silber  sich  in  Jodsilber  verwandelt  hat.  Das 
Bild  ist  dann  in  der  Durchsicht  weiss  geworden.  Man  wascht 
zunächst  mit  etwas  Alkohol,  um  die  Jodtinktur  fortzunehmen,  dann 
mit  Wasser,  bis  die  Schicht  nicht  mehr  fettig  ist  Durch  Aufgiessen 
von  gesättigter  Quecksilberchloridlösung  wird  das  Bild  sofort  gelb. 
Wenn  man  dies  gelbe  Bild  mit  schwacher  Jodkaliumlösung  behandelt, 
80  wird  es  grün,  und  das  grüne  Bild  wird  durch  Quecksilberlösung 
in  rothorange  verwandelt 

Man  kann  auch  das  Bild  in  einem  Kasten  Joddämpfen  aus- 
setzen, anstatt  Jodtinctur  anzuwenden.  In  diesem  Fall  ist  das 
Abwaschen  mit  Alkohol  überflüssig. 

M.  Combes  zeigt  gekrümmte  Glasplatten  zum  Aufnehmen  vor; 
M.  Plessj  eine  Magnesiumlampe,  worin  er  innerhalb  2^2  Minuten 
einen  Meter  Draht  verbrennt. 


Berliner  photographlscher  Verein.  —  Sitzung  am  6.  Januar. 

Folgende  Satzungen  zur  Verwaltung  des  Unterstützungsfonds 
werden  angenommen:  Der  Fonds  wird  verwendet  zur  Unterstützung 
hilfsbedürftiger   Photographen    deren    Unbescholtenheit   und   unver- 


136 


schuldetes  Unglück  sich  notonsch  nachweisen  lässt.  Voo  der 
bereits  yorhandeDeii  Sanoime  werden  300  Thlr.  auf  Zinsen  angelegt, 
der  Rest  für  laufende  Unterstützungen  reservirt.  Um  deo  Fonds 
zu  vermehren,  soll  vom  Jahresüberschuss  der  Vereinscasse  vorläufig 
ein  Drittel  dem  Fonds  zugewiesen  werden;  sollen  die  Mitglieder  zh 
freiwilligen  Beiträgen  eingeladen  werden,  und  soll  von  etwaigen 
Ueberschüssen  rentabler  Vereinsunternehmnngen  stets  ein  Theil 
der  Unterstützungscasse  zugewiesen  werden.  Hr.  Ernst  wurde  zum 
Disponenten  des  Fonds  vorgeschlagen. 

Hr.  Nachtigall  spricht  über  sein  transportables  Atelier.  Das 
Gerippe  desselben  besteht  aus  12  hohlen  Eisensäuien  von  2'^  Dureb- 
messer,  die  unten  mit  einer  1  Quadratfuss  grossen  Biechplatte  ver* 
sehen  sind.  Mit  diesem  Ende  werden  sie  in  die  Erde  gegabenk 
und  der  Boden  nunmehr  festgetreten.  Oben  in  den  Sänlen  ist  ein 
Schlitz,  in  denen  eine  Eckschiene  ringsum  horizontal  eingelegt  wird. 
An  die  Eckschiene  werden  die  T  förmigen  Schienen  die  das  Glasdach 
tragen  sollen  angeschraubt.  An  der  Seitenwand  werden  die  Glas* 
Scheiben  einfach  aufeinander  gesetzt  und  durch  Blechfalze  zusammen- 
gehalten. Eine  Wand  von  geölter  Leinwand  wird  oben  an  den 
Eckschienen  befestigt,  und  hierüber  kommt  eine  starke  Deckleinwand, 
die  an  der  Seitenwand  befestigt  wird. 

Das  Atelier  ist  23'  lang  und  10'  breit;  es  wiegt  12  bis  It 
Centner  und  kostet  circa  400  Thlr. 

Hr.  Dr.  Vogel  beschreibt  die  neuen  Ateliers  (m.  vergL  phot 
Archiv  Jahrg.  1862).  Sie  bestehen  aus  einem  dunkeln  Gange,  dessen 
Längerichtung  von  Norden  nach  Süden  geht  und  einem  damit  ver- 
bundenen Glashause,  das  von  Osten ,  Westen  und  oben  von  Nordes 
Licht  erhält.  Die  Person  sitzt  an  der  nach  Süden  gehenden  Hinter- 
wand ;  der  Apparat  steht  im  dunkeln  Gange,  es  sind  also  die  naeih 
theiligen  Wirkungen  des  zerstreuten  Lichts  vermieden.  Hr.  Beer 
gibt  an,  dass  man  in  solchen  Ateliers  sehr  mit  Sonnenreflexen  zu 
Icämpfen  habe.  Hr.  Meyerhoff  sagt,  dass  in  Bayern  von  10 
Ateliers  etwa  6  nach  dieser  Construction  erbaut  sind.  Hr.  Wilde 
meint,  solche  Ateliers  hätten  zu  viel  Oberlicht  und  gäben  flaclie 
Bilder.  Hr.  Petsch  glaubt,  dass  der  Hauptfehler  dies^  Ateliers 
sei,  dass  man  nur  von  einer  Seite  darin  arbeiten  könne.  Hierauf 
bemerkt  Hr.  Dr.  Vogel  dieser  Fehler  Hesse  sich  heben  wenn  am 
anderen  Ende  des  Ganges  ein  zweites  Glashaus  symmetrisch  zun 
ersten  angelegt  würde.  Er  spricht  sodann  über  das  Rowe*8clie 
Glashaus  (phot.  Archiv  Nr.  78).  Hr.  Nachtigall  verwirft  diese  Con- 
struction als  unpractisch,  weil  sich  auf  dem  zickzackförmigen  Dache 
der  Schnee  in  den  Vertiefungen  anhäufen  würde. 

Hr.  Ernst  macht  auf  die  Anwendung  von  blauem  Glase  für 
Glashfiuser  aufmerksam.  Ein  solches  Atelier  werde  von  Hm.  Pflaom 
in  Berlin  und  von  Hrn.  Hanfstängl  in  Dresden  mit  gutem  Erfolge 
benutzt.  Hr.  Dr.  Vogel  bemerkt,  dass  sich  die  Licht-  nnd  Schatten- 
vertheilung  bei  Anwendung  des  blauen  Glases  nicht  leicht  bear- 
theilen  lasse. 

Hr.  Baeckmann  aus  Doberan  sendet  Probebilder  von  mit  Ammo- 
niak geräuchertem  Papier,  das  in  einem  sehr  schwachen  Goldbad 
getont  werden  kann. 


137 


Hr.  Dr.  Vogel  zeigte  zum  Schlnss   sefnen  neuen  Silberprober 
▼or   (m.  vergl.  Seite  131). 


Berliner   photographiscber    Verein.    —    Sitzung   am    20.    Januar. 

Hr.  Marowski  berichtet  über  die  Anflösung  des  Collodion- 
blLatehens  beim  Lackirep.  Hr.  Dr.  Vogel  empfiehlt  Zusatz  vod 
etwas  Wasser  zum  Negativlack  (pbot.  Archiv  Nr.  39). 

Hr.  Kühn  zeigt  zwei  Albuminbilder  vor;  das  Papier  dazu 
war  auf  5%igem  Silberbad  präparirt.  Hr.  Zschille  hält  bei  Massen- 
production  die  schwachen  Bäder  nicht  für  empfehlenswerth^  Hr. 
Kühn  berichtet  noch,  dass  er  beim  Tonen  mit  Chiorgoldnatrium  nur 
braune  Töne ,  mit  reinem  Goldehlorid  auch  schwarze  erhalten  habe. 
Hr.  Böhm  aus  Bärn  in  Mähren  bietet  dem  Verein  sein  Ver- 
fahren, Negativs  gelb  oder  grün  zu  färben,  zum  Preise  von  15  Thlr. 
an.  Der  Verein  lehnt  das  Anerbieten  ab.  Hr.  Grüne  bemerkt, 
dasa  er  fijiirte  Platten  durch  Behandeln  mit  Eisenchlorid  oder  Kupfer- 
ehlori'd  und  nachheriges  Uebergiessen  mit  Kaiinmeisencyanid  grün 
gefärbt  habe,  und  gelb  durch  aufeinander  folgendes  Behandeln  mit 
Qaecksilberchlorld  und  Jodkalium. 

Hr.  Zschille  fragt  woher  das  Nachdunkeln  alter  Negativs  rühre ; 
was  Hr.  Dr.  Vogel  durch  eine  Molecularänderung  des  Silbers 
erklärte.  Hr.  Prtimm  empfiehlt  solche  Platten  nach  Entfernung  des 
Lacks  mit  schwacher  Eisenchloridlösung  zu  übergiessen. 

Hinsichtlich  des  im  Archiv*)  empfohlenen  Schnauss'schen 
Silberbades  mit  einem  Maximalgehalt  an  Jodsilber  bemerkt  Hr. 
Grüne,  dass  ein  jodsilberreiches  Bad  stets  weich  arbeite,  aber  leicht 
Streifen  auf  der  Platte-  hervorbringe.  Hr.  Zschille  hingegen  glaubt, 
dass  die  Bilder  leicht  zu  hart  würden. 


Berliner    pbotographischer   Verein.    —    Sitzung   am    3.    Februar. 

Hr.  Dr.  Vogel  verlas  einen  Brief  des  Hrn.  Kleffel  über  das 
Simpson^scfae  Collodionchlorsilberverfahren.  Das  Collodion  besteht 
aus  1  Unze  Alkohol,  V2  Unze  Aether,  10  Gran  Wolle,  und  wird 
nach  dem  Ablagern  mit  1  Tropfen  Harzöl  pro  Unze  versetzt.  Die 
empfindlichmachende  Flüssigkeit  besteht  aus  60  Gran  Sübernitrat 
und  8  Drachmen  Wasser.  Zur  Unze  Collodion  setzt  man  zu:  2 
Gran  Chlorcalcium  und  2  Drachmen  Silberlösung,  oder  2  Gran 
Ghlorstrontlum  und  1  Drachme  Silberlösung,  oder  nach  Cooper  4 
Gran  Chlormagnesium  und  2^3  Drachme  Stlberlösung.  Das  Chlor- 
silbercoUodion  wird  grade  so  behandelt  wie  das  Urancollodion. 
Dichte  Negativs  sind  erforderlich.  Es  war  bisher  nicht  möglich 
einen  schwarzbraunen  Ton  zu  erhalten. 

Hr.  Bressler  hält  die  Wärme  für  das  einfachste  Mittel  zum 
Coaguliren  des  Eiweisspapiers.     Alkohol  coagulirt  nicht. 

Hr.  Ernst  beschreibt  das  Reisezelt  [des  Hm.  Okoulowskoi,  der 
im  Kaukasus  Stereoskopbilder  aufnimmt.     Es  besteht  aus  vier  oben 


*.»     Mail  vergl.  Nr.  56.   16.  April  1864. 


138 


Ensammengehenden  StSben  über  die  eine  Zeltletowand  geworfen 
wird;  eine  ähnliche  Einrichtang  ist  in  Hardwich's  Manual  bescbrieben. 
Zum  Retouchiren  der  Negativs  verwendet'  Hr.  Okoolowskot  feio 
geschabten  Graphit,  der  mit  GolophoniumpnWer  gemischt  ist  nnd 
mit  dem  trocknen  Pinsel  aufgetragen  wird. 

Hr.  Nickel  berichtet  über  Versuche  mit  Eühn'schem  Fiweiss* 
papier,  die  sehr  schlecht  ausgefallen  sind,  da  bereits  beim  elften 
Bogen  das  £i weiss  sich  vollständig  ablöste  und  in*8  Silberbad 
überging. 


Wiener    photographische    Gesellschaft.    —    Sitzung    am    S.    Januar. 

Hr.  A.  Martin  verlas  den  Jahresbericht,  aus  dem  zu  entnehmen, 
dass  die  am  17.  Mai  eröffnete  Ausstellung  von  10,000  P^sonen 
besucht  wurde  und  der  Gesellschaft  nur  eine  geringe  Ausgabe  ver- 
ursacht hat. 

Herr  Ost  zeigte  die  Manipulationen  der  Wothlytypie.  Zum 
Präpariren  des  Papiers  empfiehlt  er  1  Loth  Gelatine  in  6  Lotfa 
heissem  Wasser  zu  lösen  und  mit  1 V2  Loth  «Stärke  gut  zu  miscbeo. 
Das  CoUodion  wird  so  zusammengesetzt:  4  Loth  Pyroxylin,  4  Pfd. 
Alkohol  abs.,  6V2  Loth  (?)  Aether,  %  Loth  Fimiss.  3  Loth  sal- 
petersanres  Uranozyd  werden  in  6  Loth  40®  Alkohol  gelöst,  und 
1  Loth  Stlbemitrat  in  V2  Loth  Wasser.  Man  vermischt  16  Loth 
RohcoUodion  mit  9  Loth  Uranlösung  und  60  bis  80  Tropfen  Sil- 
berlösung. 

Hr.  Kramer  zeigte  einige  Window'sche  Cameeportraits  vor,  die 
das  lebhafteste  Interesse  der  Anwesenden  erregten. 


RegeneratiensTeHkhren  fBr  •elgeaalde.  —  Von  Pettenkofer. 
Beobachtung  und  Experiment  zeigen,  dass  das  veränderte  Aussehen, 
welches  man  nach  Verlauf  einiger  Jahre  an  gefimissten  Oelbildern 
bemerkt,  in  den  meisten  Fällen  durch  physische  und  nicht  dardi 
chemische  Einflüsse  veranlasst  wird.  Die  Zeit  verursacht  auf  diesen 
Gemälden  eine  Unterbrechung  der  Molekularcohäsion.  Der  ProMss 
beginnt  auf  der  Oberfläche  mit  mikroskopischen  Ritzen  im  Fimiss, 
und  dringt  nach  und  nach  durch  die  verschiedenen  Farbenschichten 
bis  auf  den  Grund  hinab.  Die  Oberfläche  und  der  Körper  eines 
solchen  Bildes  wird  im  Laufe  der  Zeit  innig  mit  Luft  gemiscbt 
und  reflectirt  dann  das  Licht  wie  gepulvertes  Glas,  oder  verliert 
die  Durchsichtigkeit  wie  mit  Wasser  oder  Luft  innig  gemischtes 
Oel.  Die  beste  Methode,  um  die  getrennten  Moleküle  ohne  alle 
Gefahr  für  das  Original  wieder  zu  vereinigen,  ist  folgende:  Das 
Gemälde  wird  einer  Atmosphäre  ausgesetzt,  welche  sich  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur  (ohne  Anwendung  von  Wärme)  mit  Alkohol 


139 


gesättigt  hau     Die  harzigen   Theiie   des  Gemäldes   absorbiren  aus 
dieser   Atmosphäre  so  lange  Alkohol,  bis   sie   mit  Alkohol  gesättigt 
sind,    aber  nicht   mehr.     Durch   diesen  Prozess   erlangen   die   ver- 
schiedenen. Moleküle    wieder   die   Cohäsion    mit  einander,  und   der 
optische    Effect    des    Originales    wird    so    auf   ganz    selbstthätigem 
Wege  hergestellt,  indem  das  Gemälde  gar  nicht  berülirt  wird.     Die 
sehr  geringe  Menge  des  absorbirten  Alkohols  verdunstet  sehr  bald, 
wenn    man  das   Gemälde   der    gewöhnlichen   Atmosphäre    aussetzt, 
und  die  Oberfläche  desselben   bleibt   dann   eben   so   lange  klar  wie 
eine  frisch  gefirnisste.     Der  geeignetste  Apparat  zu  diesem  Zwecke 
ist  eine  hölzerne  Kiste  von  der  erforderlichen  Grösse,    welche  etwa 
3  ^oll  tief  und  innen  mit  einem  Metall,  z.  B.  Zink,  ausgeschlagen 
ist,  mit  Ausnahme  des  Deckels,   an  welchem  das  zu  regenerirende 
Bild  (oder  deren  mehrere),   durch   Schrauben   wie   in  gewöhnlichen 
Packkisten,  befestigt  wird.     Mau   giesst   dann  Alkohol  in   den  mit 
Metall  gefütterten  unteren  Theil  und  schliesst   den  Deckel,  so  dass 
das  Gemälde  mit  der  Bildfläche  über   den   Alkohol  aufgehängt  ist. 
Von  Zeit  zu  Zeit  wird  der  Deckel  geöffnet,  um  den  Fortschritt  der 
Regeneration  zu  überwachen,  und  diejenigen  Bilder  herauszunehmen, 
welche    hinreichend    Dampf   absorbirt    haben.    —    Zur   Behandlung 
eines  Gemäldes,  welches  sich  nicht  gut   von  seiner  Stelle   entfernen 
lässt,    benutzt  man   eine   Kiste    ohne  Deckel   und    Metallfütterung, 
welche   etwas   grösser   als   das  Gemälde   ist:   der    Boden   derselben 
wird  innerhalb  mit  einem  absorbirenden  Stoff,  z.  B.  Flanell,  bedeckt, 
welcher ,    durch    schwaches    Besprengen    mit    Alkohol     gerade    nur 
befeuchtet   wird,    wonach   mau   die   Kiste    über   dem   Gemälde   be- 
festigt,    so    dass    sie    dasselbe    vollständig    bedeckt.      Es    können 
natürlich  verschiedenartige  Vorrichtungen  zur  Ausführung  des  Ver- 
fahrens   angewendet   werden ,    welche    aber  hier   nicht  in  Betracht 
kommen,  denn  das  neu  entdeckte  Prinzip    der   selbstthätigen  Rege- 
neration der  Oelgemälde   durch  Dämpfe  ist  der  einzige  Gegenstand 
der   Erfindung.     So   können  in  derselben  Weise   auch  andere  Sub- 
stanzen statt  Alkohol    benutzt  werden,   z.   B.   Holzgeist,    Schwefel- 
äther,   Terpentinöl,    Petroleum  u.   s.  w. ;    und  in  speziellen  Fällen 
muss   eine   höhere    oder    niedrige   Temperatur    angewandt    werden, 
aber  alles  dieses  ist  nicht  wesentÜch  und   dem  Prinzipe   der  selbst- 
thätigen Regeneration  durch  Dampfabsorption  untergeordnet. 

i^Dingl.  Journ.   173,  S.  215). 

Bereitaag  der  österreichischen  Schiessbaaaw^Ile.  —  BaumwoUen- 
gam  wird  zu  Schnüren  von  geeigneter  Dicke  gedreht,  damit  diese 
demselben  Zweck  wie  die  Körner  des  Schiesspulvers  entsprechen. 
Die  Baumwolle  wird  hierauf  einige  Minuten  lang  in  Salpetersäure 


140 


getaudit,  welche  in  einem  Gefäss  von  Steingut  enthalten  ist; 
wird  hierauf  mit  Wasser  vollständig  ausgewaschen,  ausgenmgen 
und  in  einem  auf  54  ^  C.  geheizten  Räume  getrocknet ,  worauf  sie 
mit  einem  Gemisch  von  Salpetersäure  von  1,52  spez.  Gewicht 
und  Schwefelsäure  roi  1,14  spez.  Gewicht  behandelt  wird;  diese 
Säuren  werden  zu  gleichen  Quantitäten  in  einem  Glase  oder  Gefasse 
von  Steinzeug  vermischt  und  die  Mischung  24  Stunden  lang  stehen 
gelassen,  dann  erst  wird  das  präparirte  Garn  48  Stunden  lang  in 
die  Mischung  obiger  Säuren  eingelegt  und  bisweilen  darin  umgekehrt 
wobei  die  Gefässe  zugedecliLt  bleiben;  hierauf  wird  das  Gam  aas 
den  Säuren  herausgenommen,  ausgerungen,  mehrere  Stunden  laug 
in  iliessendem  Wasser  ausgewaschen  und  wieder  getroclcnet,  dann 
wird  die  so  erhaltene  Schiessbaumwolle  kurze  Zeit  eingetaudit  in 
eine  verdünnte  Lösung  von  Kali -Wasserglas,  ausgenmgen,  wieder 
ausgewaschen  und  getrocknet,  worauf  sie  zur  Verwendung  geeignet  ist 
Die  so  erhcaltene  Schiessbaumwolle  gibt  beim  Abbrennen  nur 
wenig  Rauch  und  explodirt  ohne  Stoss.  In  Wien  wird  die^dbe 
von  Herrn  Reny  fabrikmässig  dargestellt. 

(Z.  d.  a.  östprr.  Apoth,-Ver.i 


¥erfd)irtcne  Hoti^rn. 

Haehdrackprooesi.  —  In  München  ist  der  bekannte  Prozesä  Albert  gtgn 
Kitzinger  beim  k.  Appellationsgericlit  am  11.  Febr.  in  zweit«r  Instanz  dahii 
entschieden  worden,  dass  der  Angeklagte  Kitzinger,  welcher  in  si^iner  lithogn- 
phischen  Anstalt  das  Portrait  des  Königs  nach  einer  Albert'schen  Photographie 
hatte  fertigen  lassen  ,  freigesprochen  wurde.  Der  Gerichtshof  ging  auf  Gmsd 
künstlerischer  Gutachten  von  der  Ansicht  aus^  dass  das  concrete  photographiscb^ 
Product  kein  Kunsterzeugniss  sei ,  die  Photographie  überhaupt  nicht  als  Kusbt 
angesehen  werden  könne,  da  ihr  das  wesentliche  Erfordemiss  der  Kunst.  wl# 
die  Aesthetik  es  verlange,  abgehe. 

Anili]tft[rb«n  fSr  Oohiialertti.  —  Nach  Kletzlnsky  löst  man  die  AniUnfaibeii 
in  starkem  Alkohol,  sättigt  diese  Lösung  mit  gepulvertem  Dammaiiiarz,  flitiict, 
und  giesst  das  Filtrat  in  reines  oder  kochsalzhaltiges  Wasser.  Die  Farbe  setzt 
sich  pulverförmig  ab,  wird  auf  Filtern  gesammelt,  ausgewaschen  und  getrocknet. 
Sie  lässt  sich  mit  Leinöl,  Mohnöl  und  Oelflrnissen  gut  anreiben,  und  kann  nun 
Malen  und  Oeldruck  benutzt  werden. 

Xagnoiinmliolit  ist  in  England  von  Mr.  Brothers  znm  Aufnehmen  des 
Innern  eines  Bergwerks  mit  gutem  Erfolge  benutzt  wordeu.  Mr.  Skaife  hat  b« 
demselben  Lichte  in  4  bis  6  Secunden  Portraitaufnahmen   von  Kindern   gemacte. 

Siagebrannte  Fhotograpldon.  —  Mr.  Joubert  in  London  fertigt  jeUt  in 
Glas  eingebraimte  Photographien,  die  sowohl  positiv  als  transparent  zu  seb« 
sind.  —  Die  k.  Porzellanmanufactur  in  Berlin  beschäftigt  sich  in  jüngster  Zät 
auch  mit  dem  Einbrennen  von  Photographien.  (Die  nächste  Nummer  des  AreMn 
wird  ober  das  Verfahren  eine  Mittheilung  bringen.) 

Oodi-urkt  bei  Sam.  Lnca»  In  Elbcrfeld. 


Photographisches  Archiv. 


Bau«  VI.  -  BTr.  SO»  -  «••  April  4805. 


lieber  ein  neues  DraekTerfakren  mit  CUorsilber-CoUodion« 

Von  6.  WhartoD- Simpson. 

DasCollodion.  —  Die  Beschaffenheit  des  Collodions  ist 
nicht  ohne  Einfluss  auf  das  Resultat.  Die  Schicht  darf  nicht  zu 
hornig  sein,  da  sie  sonst  zu  sehr  glänzt  und  zuweilen  das  Bestreben 
zeigt  sich  vom  Papier  abzuheben.  Auch  darf  sie  nicht  zu  staubig 
sein,  da  sie  in  diesem  Fall  matt  wird.  Vor  allem  muss  sie  beim 
Trocknen  ganz  durchsichtig  bleiben;  auf  Glas  gegossen  darf  nach 
dem  Trocknen  das  Gollodion  gar  nicht  mehr  sichtbar  sein.  Wenn 
es  eine  matte  Schicht  hinterlässt,  so  verwerfe  ich  es.  Die  Baumwolle 
präparire  ich  in  einer  Mischung  von  gleichen  Theilen  Salpetersäure 
von  1,42  spez.  Gewicht,  und  Schwefelsäure  von  1,84  spez.  Gewicht; 
sie  wird  bei  einer  Temperatur  von  50  ®  R.  zehn  Minuten  lang  ein- 
getaucht. Solche  Wolle  löst  sich  sehr  gut,  und  gibt  eine  schöne 
klare  Schicht  die  weder  hornig  noch  staubig  ist.  Zum  Auflösen 
nehme  ich  gleiche  Theile  von  methylisirtem  Alkohol  und  methy- 
tisirtem  Aether,  sechs  bis  zwölf  Gran  Wolle  zur  Unze.  Zuweilen 
wird  das  Gollodion  durch  Zusatz  von  Zucker  verbessert. 

Die  empfindlichen  Salze.  —  Ich  habe  verschiedene  Ver- 
hältnisse versucht  und  zuweilen  mit  der  sehr  geringen  Menge  von 
einem  halben  Gran  Chlorcalcium  und  zwei  Gran  Silbernitrat  (zur 
Unze  Gollodion)  gute  Bilder  erhalten;  die  besten  Resultate  aber 
gibt  das  Verhältniss  von  1  Yg  Gran  Ghlorcalcium  und  7  V2  Gran 
Silbemitrat  zur  Unze.  Mit  weniger  Silber  erhält  man  grössere 
Weichheit  Mit  mehr  Ghlorsilber  wird  nur  die  Empfindlichkeit 
etwas  vermehrt.  Ein  Chlorid  von  dem  ein  Gran  drei  Gran  Silbei*- 
nitrat  zersetzt,  muss  mit  fünf  Gran  Silbernitrat  gebraucht  werden. 
Ich  habe  bisher  nur  Ghlorcalcium  und  Ghlorstrontium  in  Anwendung 
gebracht 

PhotOffrapUiclief  Arehi?.  Kr.  80,  IG.  April  1866.  8 


142 


In  einer  Unze  methylisirten  Alkohol  kann  ich  leicht  seehsefan 
Gran  Silbernitrat  lösen,  wenn  ich  das  Salz  in  einem  Mörser  zerreibe 
nnd  allmälig  Alkohol  auf-  und  abgiesse,  bis  alles  gelöst  ist  Von 
dieser  alkoholischen  Silberlösung  halte  ich  Vorrath.  Zu  einer  Uoze 
davon  setze  ich  eine  Unze  Aether  und  die  nöthige  Menge  Pyroxjlio, 
darauf  füge  ich  ^/^  Drachme  von  einer  (16  Gran  pro  Unze  starken) 
Chloridlösung  (mit  1^2  Gt&u  Chlorid)  tropfenweise  und  unter  fort- 
währendem Umschütteln  hinzu.  Nach  wenigen  Minuten  hat  man 
eine  Art  von  Emulsion,  suspendirtes  Chlorsilber  mit  einem  Ueber- 
schusse  von  3  Gran  Silbernitrat  in  jeder  Unze.  Das  Collodion  kano 
gleich  gebraucht  werden  und  hält  sich  einige  Monate. 

Das  Papier.  —  Die  besten  Resultate  hat  mir  das  nr 
Wothlytypie  angefertigte  Arrowrootpapier  gegeben. 

Tonen  und  Fixiren.  —  Das  Papier  wird  mit  dem  CoUodioD 
Übergossen,  getrocknet  und  belichtet.  Man  tont  und  fixirt  ganz  io 
gewöhnlicher  Weise,  kann  aber  ein  viel  schwächeres  Fixirbad  in 
Anwendung  bringen.  Das  Rhodangoldbad,  Sei  d'or  oder  alkalische 
Tonbäder  können  zum  Tonen,  Rhodansalze  oder  unterschwefligsaore 
Alkalien  zum  Fixiren  gebraucht  werden. 

Das  Bild  befindet  sich  gänzlich  im  Collodion,  nicht  im  Papier. 
Die  Weissen  des  Bildes  enthalten  kein  Silber,  während  die  der 
Eiweissbilder  sich  mit  Schwefelammonium  schwärzen.  Das  Papier 
ist  äusserst  empfindlich.  Die  Manipulationen  einfach  und  die 
Materialien  leicht  zu  bekommen. 

Ausser  Papier  kann  man  andere  Unterlagen  benutzen,  z.  B. 
Malerleinwand,  Emailglas  etc. 

(Das  hier  mitgetheilte  Verfahren  ist  dem  Uranverfahren  ziemiidi 
analog,  und  theilt  dessen  Vorzüge  und  Nachtheile ,  unter  letzteren 
die  Anwendung  von  Collodion  und  die  Noth wendigkeit,  intensive 
Negativs  zu  verwenden.  Das  Chlorsilbercollodionpapier  ist  empfind- 
licher als  Uranpapier.  Es  dürfte  sich  vorzugsweise  für  kleinere 
Bilder  eignen.) 


Seikreehte  Streifen  auf  der  Platte^  und  deren  ?erlitttiig> 

Beim  Gebrauche  von  Standcüvetten  zum  Negativ -Silberbad 
kommt  es  sehr  oft  vor,  dass  die  Platten  scharf  begrenzte  Streifeo 
in  der  Richtung  des  Eintauchens  zeigen;  und  mancher  schon  bat 
der  Anwendung  von  Cüvetten  ganz  entsagt,  weil  bei  der  Präpa- 
ration  in  flachen  Schalen  diese  Streifen ,  die  namentlich  den  Emiet- 
grund  und  schwächer  beleuchtete   Theile    des  Bildes   vernnzieres, 


143 


sich  niemalB  einstelleo.  Mr.  Davis  hat  es  sich  zur  Aufgabe  gestellt, 
den  Grund  dieser  unangenehmen  Erscheinung  zu  erforschen,  und 
es  ist  ihm  gelungen,  ihre  Entstehung  genau  zu  beobachten,  indem 
er  eine  Platte  in  eine  Glascüvette  stellte.  Die  Streifen  bilden  sich 
gleich  nach  dem  Eintauchen  und  erreichen  nach  Verlauf  von  drei- 
Tiertel  Secunde  (?)  ihre  grösste  Intensität.  Um  ihrer  Entstehung 
vorzubeugen,  bewege  man  die  Platte  gleich  nach  dem  Eintauchen 
elnigemale  auf-  und  abwärts,  anstatt  sie,  wie  gewöhnlich  geschieht, 
etwa  eine  halbe  Minute  ruhig  stehen  zu  lassen  und  erst  dann  zu 
bewegen. 

Ueberschuss  von  Alkohol  und  Aether  im  Bade  ist  nach  Mr. 
Davis  niemals  Ursache  dieser  Streifen.  Mr.  Dawson  ist  der  Ansicht, 
dass  solche  Streifen  entstehen:  1)  durch  Alkalität  des  Bades; 
2)  durch  zu  viel  Säure;  3)  durch  Ansammlung  von  organischen 
Stoffen;  und  4)  durch  die  Kälte.  Er  empfiehlt,  die  Platte  gleich 
nach  dem  Eintauchen  wenigstens  30  Secunden  vor-  und  rückwärts 
und  seitwärts  zu  bewegen,  nicht  aber  sie  vor  dieser  Zeit  her- 
auszuheben. 


Ein  Londoner  photographisehes  Etablissement 

Das  British  Journal  bringt  nachstehende  interessante  Beschrei- 
bung eines  Besuchs  im  England'schen  Atelier: 

Die  Wohnung  und  das  Atelier  des  Hrn.  England  sind  zusammen 
im  äussersten  Westend  gelegen,  in  der  Vorstadt  Notting  Hill.  Als 
wir  den  vornehmen  Platz  durchschritten  fiel  uns  auf,  dass  kein 
einziges  Musterbild,  selbst  nicht  einmal  eine  Namenplatte  die  Nähe 
einer  ausgedehnten  photographischen  Anstalt  anzeigt. 

Die  Räumlichkeiten  des  Hrn.  England  sind  bedeutend  und 
umfassen  mehrere  Häuser  nebst  einem  mit  Glas  bedeckten  Hof,  in 
dem  eine  Menge  von  Bänken  mit  Copirrahmen  stehen. 

Der  erste  Raum,  in  den  wir  geführt  wurden,  enthielt  den  Yorrath 
an  Negativs  mit  über  zehntausend  Platten,  die  in  besonderen  Kästen 
mit  den  entsprechenden  Inschriften  „America^,  „Ausstellung^, 
„Irland^,  „Wales*',  „Schweiz*'  u.  s.  f.  geordnet  sind.  Von  einigen 
dieser  Negativs  sind  unglaubliche  Mengen  von  Abdrücken  genommen 
worden.  Der  Hof,  in  dem  copirt  wird,  ist  mit  Schiebfenstern 
gedeckt,  die  bei  schönem  Wetter  aufgezogen  werden;  er  hat  36 
Fuss  im  Quadrat.  Ausserdem  ist  das  Dach  eines  der  Häuser  flach 
und  zum  Ausstellen  der  Copirrahmen  eingerichtet. 

Die  Vortrefdichkeit  der  England'schen  Bilder,  ihre  Gleich- 
mässigkeit  und  ihr  schöner  Ton  hatte  uns  begierig  gemacht,   über 

8* 


144 


seine  Operationsmethode  nähere  Auskunft  zu  erhalten.  Hr.  EngUnd 
machte  kein  Geheimniss  daraus,  sondern  theilte  uns  bereitwillig  mit 
wonach  wir  ihn  fragten.  Deutsches  Papier  von  mittlerer  Dicke 
wird  mit  folgender  Mischung  albuminirt: 

Eiweiss 1  Unze, 

Chlorbarium       ....     5  Gran, 
Chlorammonium     ...     5 

Das  Papierzimmer  wird  durch  heisses  Wasser  stark  gebeizt, 
so  dass  das  Papier  rasch  trocknet.  Auf  diese  Weise  wird  das 
Eiweiss  verhindert  in  das  Papier  einzusinken  und  erhält  eloen 
schönen  Glanz. 

Auch  das  Zimmer  worin  das  Papier  empfindlich  gemacht  wird, 
ist  mit  heissem  Wasser  geheizt.  Die  Dame  unter  deren  Aufsieht 
diese  Abtheiluug  zu  stehen  schien  theilte  uns  mit,  dass  sie  ta^icii 
etwa  140  Bog,en  silbere,  oft  aber,  wenn  besonders  viel  Aufträge 
vorlägen,  bis  zu  350  und  400.  Da  sich  aus  jedem  Bogen  12 
Stereoskopbilder  schneiden,  so  kann  man  leicht  die  Anzahl  von 
Abdrücken  berechnen. 

Das  Silberbad  enthält  60  Gran  auf  die  Unze  (1:8).  Das 
Zimmer  ist  mit  einem  dicken  Teppich  belegt  der  alles  abtropfende 
Silber  aufsaugt.  Er  hat  die  ganz  eigenthümliche  Eigenschaft  je 
älter  um  desto  kostbarer  zu  werden;  und  wenn  er  schliesslich  zum 
Feuertode  verurtheilt  wird,  liefert  seine  Asche  ein  hübsches  Silber- 
klümpchen. 

Die  Zahl  der  Copirrahmen  variirt  zwischen  300  und  600. 
Die  Negativs  die  wir  sahen  waren  sehr  schön ;  über  ihre  Anfertigung 
sagen  wir  nichts  da  Hr.  England  demnächst  diese  selbst  einer  der 
Gesellschaften  mittheilen  wird. 

Die  Bilder  werden  in  neutralem  Chlorgold  getont  Gold  wird 
in  6  Theilen  Salzsäure,  4  Theilen  Salpetersäure,  und  10  Theilen 
Wasser  gelöst.  Bei  Anwendung  schwacher  Wärme  löst  es  sieb  in 
anderthalb  Stunden.  Die  Lösung  wird  eingedampft,  mit  destillirtem 
Wasser  versetzt,  wieder  eingedampft,  und  dies  wird  viermal 
wiederholt.  Der  Rest  der  Säure  wird  durch  doppeltkohlensaures 
Natron  neutralisirt.  Jeder  Bogen  Papier  braucht  zum  Tonen  ein 
Gran  Gold;  das  Tonen  eines  Bilds  dauert  eine  Minute.  Es  werden 
mehrere  Bilder  zugleich  in  das  Tonbad  getaucht  und  dort  fort- 
während umgedreht  und  beobachtet.  Nach  dem  Tonen  kommt  das 
Fixiren  und  Auswaschen.  Das  erste  Waschwasser  wird  verwahrt 
um  das  Silber  daraus  niederzuschlagen.  Danach  bleiben  die  Bilder 
zwei  Stunden  in  fliessendem  Wasser,  und  über  Nacht  werden  sie 
in  einem  Waschapparat   ausgewaschen,    dem   fortwährend   keines 


145 


und  kaltes  Wasser  zaläafU  Der  Waschapparat  ist  selbstwirkend 
and  jede  viertel  Minute  fliesst  frisches  Wasser  zu,  wodurch  die 
Abdrücke  stets  in  Bewegung  bleiben.  Allstündlich  werden  die 
Bilder  ganz  trocken  gelegt,  und  so  geht  es  fort, 

I>as  Aufkleben  geschieht  mit  Gummi  arabicum;  jeden  Morgen 
wird  frische  Gummilösung  bereitet. 

Das  Wiedergewinnen  der  edlen  Metalle  ist  sehr  gut  geordnet. 
An  einzelnen  Tagen  sind  80  bis  100  Unzen  Silber  ausgeschmolzen 
worden.  Das  Silber  wird  immer  wieder  aufs  neue  aufgelöst  und 
gebraucht.  Im  letzten  Jahre  wurden  nicht  weniger  als  2000  Unzen 
Silber  aus  den  Rückständen  wiedergewonnen.  Aus  diesem  Silber 
wird  eine  beträchtliche  Menge  Gold  erhalten.  Aus  den  Silberpapier- 
abschnitten  werden  durchschnittlich  auf  1  Pfund  Rückstände  7  Unzen 
Silber  gewonnen. 


Vefcer  das  Verstärken  der  Negativs  dweh  CUorimi^. 

Von  M.  Carey  Lea. 

Wenn  ein  Negativ  nach  dem  Fixiren  verstärkt  werden  soll, 
beginnt  man  meistens  damit,  das  metallische  Silber  desselben  durch 
Jodlösung  in  Jodsilber  umzuwandeln;  das  Jodsilber  wird  dann  mit 
einem  Schwefelalkali,  unterschwefiigsaurem  Salz,  Ammoniak  etc. 
behandelt.  Herr  Carey  Lea  schlägt,  im  Philadelphia  Photographer, 
eine  Umwandlung  des  Silbers  in  Chlorsilber  statt  in  Jodsilber  vor; 
und  zwar  durch  Uebergiessen  des  Negativs  mit  folgender  Mischung : 
Kaltgesättigte  Lösung  von  doppeltchromsaürem  Kali     .       3  Theile. 

Salzsäure 1  Theil. 

Wasser 48  Theile. 

Diese  Mischung  kann  lange  aufbewahrt  werden.  Sie  wirkt 
äusserst  rasch,  viel  rascher  als  Jodlösung.  Anfangs  dunkelt  sie 
das  Bild ,  dann  macht  sie  es  heller.  Man  spült  die  Platte  hiernach 
gut  ab,  und  färbt  sie  schwarz  mit  Schwefelkalium,  oder  roth  mit 
Schlippe^schem  Salz  (Arch.  No.  78.). 


lieber  Bilder  auf  Milchglas. 

Herr  Spieler  beschreibt  im  Philadelphia  Photographer  folgende 
Methode  zur  Anfertigung  der  neuerdings  so  beliebt  gewordenen 
Milchglasbilder. 

Die  Milchglasplatte  wird  wie  eine  gewöhnliche  Platte  gereinigt, 
mit  CoUodlon  überzogen  und   gesilbert.    Nach  der  Belichtung  wird 


146 


mit  schwache!  Eisenlösung  entwickelt ,  abgespült,  mit  unterscbwefilg^ 
saarem  Natron  fixirt  und  nochmals  gut  gewaschen.  Das  Bild  besitzt 
nun  eine  hellbraune  Farbe ,  die  dann  durch  eine  schwache  Auflosang 
von  Schwefelkalium  in  Wasser  gedunkelt  wird.  Man  wascht  noch- 
mals und  tont  mit  folgender  Goldlösung:  Chlorgold  15  Gran  gelost 
in  Wasser  6  Unzen ;  unterschwefligsanres  Natron  45  Gran  gelöst  in 
Wasser  30  Unzen.  Die  Ghlorgoldlösung  wird  in  kleinen  Partien 
der  Natronlösung  zugesetzt;  die  Mischung  entfärbt  sich  bald  and 
wird  dann  auf  das  Bild  gegossen.  Wenn  der  Ton  gut  ist,  spfilt 
man  ab ,  lässt  trocknen  und  firnisst.  Soll  das  Bild  colorirt  werden, 
so  muss  das  Milchglas  fein  mattgeschliffen  werden;  statt  des  Fir- 
nisses nimmt  man  nicht  zu  starke  Leimlösung,  die  auf  das  noch  nasse 
Bild  aufzutragen  ist.  Zum  Gopiren  wird  eine  Copircamera  gebräncfat; 
man  kann  also  die  Abdrücke  in  beliebiger  vom  Original  unabhängiger 
Grösse  erzeugen. 


Die  kleinen  Leiden  eines  Photographen.*^ 

„Wer  in  einem  Glashause  wohnt,  soll  nicht  mit  Steinen  werfra', 
sagt  das  Sprichwort.  Aber  wer  lebte  denn  auch  vor  den  Zeiten 
der  Industrieglaspaläste  und  vor  Erfindung  der  Photographie  io 
einem  Glashause?  Und  warum  sollen  gerade  die  Inwohner  tob 
Glassalons  immer  nach  ihren  Nachbarn  werfen  ^  oder  werden  die, 
welche  in  solchen  Lichtfallen  wohnen,  etwa  gar  durch  irgend  einen 
mysteriösen  Einfluss    der  Sonne   zu  beständiger  Streitsucht  gereixt 

Ich,  der  ich  allmeintag  in  einem  Glashause  lebe,  bin  sehr 
geneigt  diese  letztere  Frage  zu  bejahen,  besonders  an  solchen 
Tagen,  wo  ich  durch  garstige  und  eigensinnige  Kunden  geärgert 
worden  bin.  Sei  es  daher  mir,  einem  einfachen  Photograpben, 
gestattet,  sowohl  denen,  welche  ihre  werthe  Physiognomien  anmuthig 
und  treu  vervielfältigt  zu  sehen  wünschen,  als  auch  denen,  welche 
dies  Werk  ausführen  sollen,  einige  vielleicht  der  Befolgung  werthe 
Winke  zu  geben. 

Beim  Durchblättern  eines  Albums  lassen  wir  oft  die  Bilder 
unserer  besten  Freunde  ohne  das  geringste  'Zeichen  des  Beifalls  oder 
der  Freude  an  uns  vorbei  passiren.  Woher  kommt  das?  Das 
photographische  Bild,  als  Kunstwerk  betrachtet,  ist  oft  ganz  tadellos, 
und  zugleich  kann  es  doch  unmöglich  etwas  Anderes  sein,  als  eine 
getreue  Wiedergabe  dessen,  der  sich  im  Moment  der  Aufnahme 
dem  Objective   gegenüber   befand.     Wie  kommt  es   dann,   dass  in 


*)    Aus  Humphrey's  Journal  of  Photography. 


147 


der  Regel  doch  die  wahre  Aehnlichkeit  fehlt?    Einfach  daher,  dass 
das     Original   im   Icritischen   Augenblicke    sich    selbst   vollkommen 
onähnlich  war.    Jeder  der  im  Begriff  steht   sich  photographiren  zu 
lassen,  ist  sich  recht  wohl  bewusst,  dass  von  der  ganzen  Haltung, 
welche  er  bei  der  Aufnahme  annimmt,    das  Urtheil  über  sein  Bild, 
ja  oft  über  seine  Person  selbst  abhängt,  und  jeder  wünscht  natürlich 
lieber  bewundert  als  mit  kritischem  Achselzucken  betrachtet  zu  werden. 
Den  Meisten  tritt  zum  Unglück   auch  noch  lebhaft  vor    die  Seele, 
dass  jetzt  so  und  so  viel  Thaler  zur  Herstellung  eines  möglicher« 
weise   sehr   unbefriedigenden  Ebenbildes   verwendet  werden   sollen 
und  ihre  innere  Ruhe  wird  dadurch  keineswegs   vermehrt.    Dieser 
Umstand   übt,    so   trivial    er  auch   erscheint,  einen  weit  grösseren 
Einfluss  auf  das  6e-   und   Misslingen   sehr  vieler  Bilder,    als  die 
Meisten  nicht   nur  Anderen,   sondern    auch  sich  selbst  eingestehen 
wollen.    Nun  wird  das   Opferlamm  von   dem  Photographen  in  die 
nöthige  Stellung  gebracht,  (gewöhnlich,   um  die  Arbeit  des  Arran- 
gements möglichst   zu   ersparen,   in  dieselbe   wie  der  eben  vorher 
Aufgenommene),  und  dann  wird  der  Kopf  durch  den  Kopfhalter  in  die 
richtige  Lage  geschraubt.   Nun  Leisst  es  stillhalten  und  einen  gewissen 
Fleck  an  der  Wand   fest  angucken.     Durch  solche  Vorbereitungen 
muss  natürlich  der  Aufzunehmende  ungefähr  in   dieselbe  Stimmung 
kommen,  als  wenn  er  beim  Zahnarzt  wäre,  und  schon  das  Klirren 
von  dessen  Zange  hörte.     Sein  Athem  wird  schneller,  je  näher  der 
verhängnissvolle  Augenblick  herankommt,   das  Herz  klopft  hörbar 
gegen    die  Weste    und   ein   trüber   Schleier   zieht   sich   Über  seine 
Augen.    Be*  so  erfreulichem  Zustande  des  Körpers  und  des  Geistes 
wird    ihm   nun   noch    eingeschärft    ,.ja   still    zu    sitzen   und    einen 
natürlichen    Gesichtsausdruck    anzunehmen^,    als  wenn   man   einen 
solchen  annehmen  oder  ablegen  könnte,  wie   mau  Handschuhe  an- 
oder auszieht.     Die  unvermeidliche  Folge  von  alledem  ist,   dass  er 
sieb  zu  einer  Art  von  schaurigem  Lächeln  zwingt,  wie  es  noch  nie 
auch   nur   annähernd    auf   seinem   Gesichte   zu  sehen  gewesen  ist. 
Und  dann  wundern  sich   zu   guter  Letzt  der  Photograph   und  der 
Aufgenommene  auch  noch,  dass  das  Portrait  durchaus  nicht  ähnlich  ist. 
„Ich    möchte    gern    einen    Landschaftshintergrund    für    mein 
Portrait  haben^,  ist  ein  häufiges  aber  meist  unpassendes  Verlangen. 
Was  kann  z.  B.  verkehrter  sein,    als    eine  junge  Dame  in  voller 
Toilette,  auf  einem  zierlichen  Lehnstuhle,  mitten  in  einem  Gebirgspass 
zu  sehen,  wo  wenige  Zoll  hinter  ihrem  Mullkleide  ein  schäumender 
Wasserfall  herabdonnert?    Die  rauhe  Klippe,   auf  welcher  sie  sich 
mit  ihrem  Lehnstuhl  zu  befinden  scheint,  wird  durch  einen  Brüsseler 
Teppich  für  ihre  Atlasschuhe  wegsamer  gemacht,  und  gleich  neben 


US 


dem  Teppich  erhebt  sich  ein  kräftiger  Baam  aus  dem  Boden.  Eia 
andermal  will  ein  Schauspieler  in  einer  seiner  Rollen  aufgenoomen 
sein  und  dabei  einen  entsprechenden  gemalten  Hintergrund  haben. 
Addison  bemerkt  an  einer  Stelle  des  Spectator:  ^£s  gehört  nnr 
eine  massige  Kritik  dazu,  um  einzusehen,  dass  Sein  und  Schein  in 
ein  und  derselben  Darstellung  nicht  gemischt  sein  dürfen.  Wollte 
z.  B.  jemand  eine  ländliche  Gegend  mit  Schaf',  und  Rinderheerden 
darstellen,  so  würde  es  doch  sicher  sehr  lächerlich  lassen,  wenn  er 
bloss  die  Gegend  auf  Coulissen  malen  und  die  Büiine  mit  wirklichen 
Schafen  und  Rindern  anfüllen  wollte. '^ 

Jeder  Mensch  hat  ebensoviel  Individualität  und  Character  in 
seiner  ganzen  Figur,  als  in  seinem  Gesicht,  und  ebensowohl  irgend 
etwas  Besonderes  in  Gang  und  Haltung,  als  in  seinen  geistigen 
Anlagen.  Ein  Portrait  wird  daher  nur  dann  möglichst  characteristisch 
sein  können,  wenn  es  eine  gewohnte,  dem  Naturell  des  Dargestellten 
entsprechende  Stellung  zeigt.  Man  braucht  um  unnatürlich  zu  sein, 
noch  gar  nicht  so  weit  zu  gehen,  dass  man  einen  alten  ehrwürdigen 
Prälaten  mit  irgend  einem  Spielzeug,  oder  einen  blinden  Mann 
darstellt,  wie  er  durch  ein  Stereoskop  guckt  Wird  nicht  täglich 
in  unzähligen  Ateliers  gegen  die  Natur  gesündigt,  indem  man  die 
verschiedensten  Menschen  in  Stellungen  und  Beschäftigungen  dar- 
stellt, welche  ihnen  all  ihr  Leben  lang  vollständig  fremd  gewesen 
sind?  Man  denke  nur  an  die  Säule,  den  Roccocoschreibtisch  und 
die  faltenreiche  Gardine,  wie  sie  sich  auf  99  Procent  der  Visiten- 
kartenbilder befinden.  Wie  oft  haben  wohl  Müller  oder  Schulze, 
und  wenn  es  in  ihrem  Sonntagsrocke  wäre,  Gelegenheit,  sich  mit 
dem  Ellenbogen  auf  die  Basis  einer  cannelirten  Säule  zu  stützen? 
Und  wie  oft  kann  man  sie  wohl ,  unterbrochen  in  der  Leetüre  ihres 
Lieblingsautors,  mit  einem  Finger  im  zugeklappten  Buche,  in 
einem  mit  Bouquets  und  geschliffenen  Toilettenflacons  geschmückten 
Boudoir  antreffen? 

Sind  auf  einem  Bilde  zwei  oder  mehr  Personen  dargestellt,  so 
stehen  sie  nicht  selten  nebeneinander,  als  wenn  sie  einander  gar 
nichts  angingen,  wie  Statuetten  auf  dem  Brette  eines  Gypsfigoreo- 
händlers. 

Eine  nicht  unwichtige  Frage  für  Jeden ,  der  sich  photogri4)liireD 
lassen  will ,  ist  die  Wahl  der  Kleidung  und  besonders  auch  die 
Farbe  derselben.  Hier  herrscht  über  gewisse  photographisch  sehr 
wichtige  Beziehungen  noch  allerwärts  eine  sehr  grosse  Unkenntniss. 
Z.  B.  wundert  sich  oft  eine  Dame,  dass  ihr  ziemlich  hellfarbiges 
Kleid  auf  dem  Bilde  ganz  dunkel  erscheint  und  ein  andermal  strahlt 
wieder  em  ganz  dunkler  Anzug  auf  dem  Bilde  fast  im  blendendes 


149 


WeiBa  der  Unschuld.     Es   kommt   dies   daher ^    weil   verechiedene 
Farben  sehr   verschieden  auf  die  präparirte  photograpbische  Platte 
wirken.    Blau  und  violett  bringen  z.  B.   auf  dem   Bilde  dieselbe 
Helligkeit    hervor    als   reines   Weiss,    während    andrerseits   Roth, 
Orange  und  reines  Gelb  die  photographische  Schicht  auf  der  Platte 
ebensowenig  afficiren  als  Schwarz.    Die  Aufeinanderfolge  der  Farben 
von    den  photographisch  hellsten  und  wirksamsten   bis  zu  den  un- 
wirksamsten ist  folgende:  Weiss,  Hellblau,  Violett,  Lila,  Blauroth, 
Dankelblau,   Hellgelb,   Blaugrün,   Lederbraun,    Orau,    Ceriseroth, 
Magentaroth,  Gelbgrün,  Dunkelbraun,    Purpur,   Hochroth,   Stroh- 
gelb,  Carmoisin,  Orange,    Tiefschwarz.     Der  Teint  hat  übrigens 
auch  ein  gewichtiges  Wort  bei  Wahl  der  Farbe  für  die  Kleidung 
mitzureden.    Blondinen  können   sich  immer  heller  tragen  als  Brü- 
netten ,  denen  dunklere  Kleider  auf  dem  Bilde  jederzeit  besser  stehen. 
Weisse  Kleider  anzulegen   mögen   sie  beide   vermelden,   wenn  sie 
zam  Photographen  gehen.    Grelle  Farben  müssen  absolut  vermieden 
werden.     Der  Photograph  zieht   die   Brünetten    entschieden   ihren 
beileren  Schwestern,  den  Blondinen ,  vor,  nämlich  in  Bezug  auf  die 
Leichtigkeit,   womit  sie  sich   gut  photographiren  lassen.     Die  lieb- 
liehen goldenen  Locken   verlieren  auf  dem  Bilde   all  ihren  zarten 
Schmelz,  sie  erscheinen  schwarz  und    „die  Aeuglein  so  blau*',    die 
der  Dichter  mit  Entzücken  besingt,  der  Photograph  verwünscht  sie, 
denn  er  hat  gewiss  alle  möglichen  Kunstgriffe   anzuwenden,   damit 
sie   auf  dem  Bilde   nicht  ganz   verwaschen    und   matt   erscheinen. 
Das  einfachste   und  zugleich  wirksamste   Mittel,   um  blondes  Haar 
auf  dem  Bilde  ebenfalls  entsprechend  hell  erscheinen  zu  lassen,  ist 
die  Anwendung   des  Puders.     Von   gleichem  Nutzen  ist  der  Puder 
zur  Verdeckung    der  Sommersprossen.     Diese  mehr  oder   weniger 
gelblichen  Fleckchen  und  Pünktchen ,  welche  oft  in  ein  paar  Schritt 
Entfernung  kaum  noch  sichtbar  sind,  erscheinen  auf  dem  photogra- 
phischen Bilde  ganz  dunkel  gefärbt,  weil,  wie  schon  bemerkt,  Gelb 
ebensowenig  photographisch  wirksam  ist,  als  Schwarz.     Es  sei  mir 
gestattet,  bei  dieser  Gelegenheit  einen  für  die  Erhaltung  einer  zarten 
Gesichtsfarbe  und   die  möglichste  Vermeidung  der  Sommersprossen 
nicht  unwichtigen  Rath  einfliessen  zu  lassen.    Will  man  zum  Schutze 
gegen   das  Sonnenlicht  keinen  schwarzen  Schleier  tragen,  sondern 
einen  farbigen,  so  ist  das  so  oft  gewählte  Blau  sicher  jdie   unprac- 
tischste  Farbe,  weil  sie  das  photochemisph  wirksame  und  die  Haut 
färbende  Licht  ganz  ebenso  leicht  durchlässt,   als   ein  Schleier  von 
weissem  Tüll.     Gelb  oder  Grün  sind  die  besten  Farben.   Eine  Elle 
gelber  Tüll  ist  weit  wirksamer  und  zugleich  auch  bedeutend  billiger, 
als  ein  ganzes  Quart  Lilionese  oder  andere   berühmte  Scb^n^eit?^ 


150 


wasser.  Vom  künstlerischen  Standpunkte  ans  ist  übrigens  ein  mSiäg 
mit  Sommersprossen  bedecktes  Gesicht  malerischer  als  eines  ^  wo 
sie  ganz  fehlen,  denn  das  Bild  wird  dadurch  belebter. 

Aach  noch  ein  anderer  Grund  als  die  erwähnte  Zahnants- 
Stimmung  des  Aufzunehmenden  veranlasst  gar  oft  ein  Misslingen 
des  Bildes  in  Bezug  auf  Aehnlichkeit  sowohl  als  künstlerischen 
Werth.  £s  ist  das  die  überaus  geringe  Zeit,  welche  yiele  Photo- 
graphen dem  Einzelnen  widmen  können  und  woUen.  In  einem  photo- 
graphischen Journale  wurde  neulich  voll  Bewunderung  ein  Fall 
erzählt,  wo  ein  Photograph  in  Zeit  von  8  Stunden  97  Aufbafamen 
ausgeführt  hatte.  Macht  gerade  5  Minuten  per  Stück.  Dies  ist 
freilich  nur  dann  möglich,  wenn  er  alle  diese  97  Terschiedenen 
Individuen  in  Bezug  auf  Licht,  Stellung  u.  s.  w.,  wie  der  seiige 
Procrustes  über  einen  Leisten  spannte,  und  es  mögen  wohl  einige 
von  den  97  Bildern  der  oder  jener  Verbesserung  föhig  gewesen 
sein.  Soll  man  es  aber  klugen  Leuten  verdenken,  wenn  sie  die 
Umstände  benutzen?  Bei  schlechtem  Wetter  müssen  sie  ja  so  die 
Hände  in  die  Tasche  stecken,  drum  bringen  sie  ihr  Heu  in's 
Trockne,  weil  die  Sonne  scheint. 

Zum  Schlüsse  noch  einige  Erfahrungen  ans  dem  Umgange  mit 
meiner  Kundschaft. 

„Wie  grässlich  dick  haben  Sie  mich  aber  da  gemacht',  klagte 
ein  rundes  Dämchen  von  so  ein  paar  hundert  Pfund  Gewicht-,  ich 
habe  doch  schon  mein  Portrait  in  Oel  und  Pastell ,  aber  auf  keinem 
sehe  ich  so  dick  aus,  wie  auf  diesem  da.  Nein,  so  etwas  Dickes, 
Fettes ,  Ungeschicktes ;  das  kann  ich  ja  gar  keinem  Menschen  zeigen. 
Es  hUft  Ihnen  nichts,  Theuerster,  Sie  müssen  mir  ein  besseres  Bild 
machen.^  Kaum  ist  diese  arme,  auf  dem  Bilde  so  entstellte  Dame 
hinaus,  so  tritt  eine  andere  ein,  von  etwas  zweifelhaftem  Alter, 
und  wünscht  Visitenkartenbilder  von  ihrem  Schoosshündchen ,  näm- 
lich für  dieses  selbst  zum  Vertheilen  unter  seine  Bekannten,  „laicht 
wahr,  Sie  nehmen  ihn  recht  hübsch  auf?  Wie  meinen  Sie  wobi, 
dass  er  sich  am  besten  macht,  Profil,  Dreiviertel wendung  oder 
en  Face?**  „Ich  denke  im  Profil",  antwortete  der  Künstler.  „WoUeu 
Sie  ihn  gefälligst  auf  den  Tisch  legen.^  »Ach,  mein  liebes  Tbier- 
eben,  warum  willst  Du  denn  nicht  still  liegen?  Nicht  wahr,  der 
Tisch  ist  zu  hart?  Haben  Sie  nicht  vielleicht  ein  Kissen,  worauf 
er  sich  legen  kann?^  Ein  Kissen  wird  nun  herbeigeholt  und  Joü 
darauf  gelegt  „Ich  sollte  fast  meinen^,  bemerkte  endlich  die  jooge 
Dame,  nachdem  das  Bild  auf  der  Visirscheibe  gehörig  eingestellt 
und  die  Beleuchtung  schon  arrangirt  worden  ist,  „ich  sollte  meinen, 
von  der  andern  Seite  müsste  er  sich  noch  besser  ausnehmen.  £i  ja,' 


151 


und   damit  dreht  sie  ihn  herum,   ^in  dieser  Stellaog  sieht  er  noch 
weit    hübscher,    weit   klüger.^     Nun   muss   natürlich   die   Camera 
wieder  eingestellt,  die  Beleuchtung  ron   Neuem  arrangirt  werden 
und    die  Aufnahme  soll   nun  vor  sich  gehen.    Aber  nun  hat  Joli 
keine  Lust  mehr.     Er  springt   auf  und  l^ein  Zureden,   kein  Strei- 
cheln,  kein  Drohen  mit  der  ^Ratte^    oder  dem   j^Eätzchen^,    die 
kommen  sollen,  will  helfen,  ihn  auch  nur  eine  Secunde  lang  zu 
beruhigen.    Ein  halbes  Dutzend  Platten  wird  nach  und  nach  ver- 
dorben, bis  es  Joli  in   seinem  klugen  Köpfchen   endlich  für  gut 
findet,  ein  wenig  einschlafen  zu  wollen.    Da  endlich  gelingt's,  und 
die  Dame  empfiehlt  sich,   mit  tausend  Entschuldigungen  wegen  der 
vielen  Bemühungen,  welche  sie  verursacht  hat    Kaum  ist  sie  fort, 
so  kommen  ein  paar  muntere  Bengel,  die  sich  eben  in  der  Schule 
gehörig   gelangweilt  haben   und    nun,    während   das   Bild   in    der 
Camera  eingestellt  wird,   einander  immer  zum  Lachen  machen  und 
Tor  Uebermuth  allerlei  groteske  Stellungen  einnehmen.    Der  Photo- 
graph thut,  als  bemerke  er  ihren    „Ulk^  nicht,  weiss  aber  doch 
den  richtigen  Moment  wahrzunehmen.    Nach  ein  paar  Minuten  ist 
er  mit  ihnen  fertig.     Als  nächste  Besucherin  tritt  eine  junge  Mama 
mit  ihrem  Kindlein  herein,  mit  der  Frage:  Glauben  Sie  wohl,  dass 
es  möglich  ist,   ein  recht  ähnliches  Bild   von   diesem  Kinde  aufzu- 
nehmen?   Es  hat  eben  erst  Laufen  gelernt  und  ich  wünschte  es 
stehend  aufgenommen  zu  haben. 

„Aber  wenn  die  Kleine  eben  erst  Gehen  gelernt  hat,"  bemerkt 
der  Künstler,  „so  glaube  ich  nicht,  dass  sie  fest  genug  wird  stehen 
können." 

„0  ja,  sie  wird  es,''  erwidert  die  Mama.  „Bitte,  versuchen 
Sie  es,  ich  möchte  es  gar  so  gern  stehend  haben." 

Der  Künstler  kann  diesen  rührenden  Bitten  nicht  widerstehen, 
gegen  seine  bessere  Ueberzeugung  versucht  er  es.  Natürlich  miss- 
lingt  der  Versuch,  denn  der  liebe  kleine  Engel  ist  noch  gar  so 
wackelig  auf  seinen  Beinchen  und  knickt  immer  zu  recht  unpassen- 
der Zeit  zusammen.  Endlich  muss  sich  die  Mama  doch  fügen,  das 
zu  thun,  was  der  Künstler  gleich  Anfangs  wollte,  nämlich  die 
Kleine  auf  den  Schooss  zu  nehmen. 

Dann  kommt  ein  alter  tauber  Herr,  der  es  nicht  hört,  wenn 
er  ruhig  sitzen  soll,  dann  eine  geschwätzige  junge  Dame,  dann  ein 
drolliger  Bursch ,  der  mit  seiner  Braut  aufgenommen  sein  will.  Und 
der  Photograph  hat  mit  allen  diesen  noch  besondere  Exercitien 
durchzumachen. 

Nun  ist  es  4  Uhr  Nachmittags  geworden.  Der  Künstler  hat 
seit  dem  Morgen  mit  seinem  Hin*  und  Herlaufen  zwischen  Salon 


162 


und  Dankelkammer,  mit  dem  Arrangiren  and  RegaUren  richtig  gebe 
10  Meilen  zurückgelegt,  und  das  vielleicht  bei  einer  Temperatur 
von  20  bis  25  Grad  R^aurour,  ohne  auch  nur  einmal  eine  Erfri- 
schung zu  sich  zu  nehmen  und  sich  einen  Augenblick  niedersetzen 
zu  können.  Und  dabei  verlangt  man,  dass  er  höflich  und  einneh- 
mend ist  und  nie  seine  gute  Laune  verliert,  und  allermindest^is 
muss  er  sich  bemühen,  die  Sitzenden  durch  freundliche  und  ange- 
nehme Unterhaltung  zu  fessehi,  damit  sie  auch  einen  „natärliehen 
Gesichtsausdruck"  annehmen. 

Liebes  Publikum,  begreifst  Du  nun,  warum  wir,  die  wir  in 
Glashäusern  wohnen,  gar  oftmals  in  der  Laune  sind,  unserer  Un- 
geduld durch  irgend  einen  •  heftigen  Ausbruch  Luft  zu  machen, 
trotz  des  guten  Rathes,  den  uns  das  Sprichwort  gibt 


Heber  die  LiehtempiBdlielikeit  der  Wolfransiire. 

Von  P.  E.  Liesegang. 

Die  Wolframsäure  ist  ein  gelbes,  in  Wasser  und  Säuren  od- 
lösliches  Pulver.  In  Gegenwart  organischer  Stoffe  verhalt  sich 
diese  Säure  ähnlich  der  Chromsäure,  sie  verwandelt  sich  unter  dem 
Einfluss  des  Lichts  in  das  sogenannte  blaue  Oxyd  oder  wolfram- 
saure Wolframoxyd  (W2  O5);  wie  die  Ghromsäure  in  chromswires 
Chromoxyd  verwandelt  wird. 

In  Ammoniak  löst  sich  die  Wolframsäure  zu  wolframsaarem 
Ammon;  wenn  man  hiermit  Papier  tränkt,  dies  mit  verdünnter 
Salzsäure  wascht,  um  die  Wolframsäure  niederzuschlagen,  so  besitzt 
man  ein  hellgraues  Papier  das  im  Lichte  eine  entschieden  blaae 
Färbung  annimmt. 


London,  April  1865. 

Heisch*s  Chlorcalciumgoldbad.   —  Eingebrannte  Photographien,   von  Eastham.  — 
Ueber  Uranbilder  uud  Simpson'e  Verfahren.  —  Cameomanie. 

Nachdem  vor  zwei  Jahren  das  Touverfahren  mit  einer 
Mischung  von  Chlorkalk  und  Chlorgold  empfohlen  worden  war, 
haben  sich  manche  Personen  vergeblich  bemüht  nach  den  Ter- 
öffentlichten  Vorschriften  zu  arbeiten;  wenigen  nur  gelang  es. 
Professor  Heisch  hat  sich  bemüht  die  Ursache  dieses  allgemeinen 
Misslingens  aufzufinden  und  er  glaubt,  dass  meistens  zu  viel  Chlorkalis 
angewendet  wurde.  Der  käufliche  Chlorkalk  ist  wie  bekannt  ein 
sehr  ungewisses  und  unbeständiges  Präparat,  eine  Mischung  tod 
Chlorcalcium  und  unterchlorigsaurem  Kalk  in  veränderlichem  Ver- 
)iältJiiAP,    Unter   dem  Einflüsse   des  Lichts   gibt   sie   Sauerstoff  ab 


153 


und  Terwandelt  sich  gänzlich  in  Ghlorcalcium.    Mr.  Heiach  hat  nun 
ein    Goldbad   mit   reinem   Chlorcalciam    und   Glodchlorid    als   das 
geeignetste  gefunden,  es  enthält  nichts  was   das  Eiweiss  angreifen 
könnte,  schwache  Abdrücke  können  darin  übergetont  werden,  ohne 
flach  Äu   werden.     1  Gran  Goldchiorid  wird  in  60  Gran  (1   Dr.) 
Wasser  gelöst;  soviel  Kalkwasser  wird  zugefügt,  dass  sich  rothes 
Lakmuspapier  darin  bläut;   8   Gran   trocknes  crystallisirtes  Chlor- 
calciam werden  in  8  Unzen  Wasser  gelöst,  und  diese  Lösung  mit    . 
der     Goldlösung  gemischt.     Nimmt  man  Chlomatrium  statt  Ghlor- 
calcium,   so   geht   der  Ton   der  Bilder   gleich   zum  Schwarz  über, 
ohne  die  brauneren  wärmeren  Töne  durchzumachen.    Weshalb  man 
mit    rerschiedenen   Chloriden   im  Eiweisspapier  verschiedene  Töne 
erhalte,  erklärt  Mr.  Heisch  so :  während  im  Chlorbarium  35,5  Theile 
Chlor  mit  68,6  Theilen  Barium  vereint  seien,  konunen  im  Chlor- 
aminonium  auf  dieselbe  Menge  nur  18  Theile  Ammoniam,  das  mit 
dem   einen  Salz  präcipitirte   Chlorsilber  müsse  demnach  in  einem 
ganz  anderen  Zustand  der  Zertheilung  sein  wie  das  andere.    Man 
weiss,  dass  der  Zertheilungszustand   der  Körper  von  wesentlichem 
Binfluss  auf  ihre  Farbe  ist.    Je  feiner  zertheilt  das  Clüorsilber  ist, 
um  so  leichter  und  vollständiger  kann  das  Licht  wirken,  um  so  besser 
müssen  die  Bilder  der  schwächenden  Kraft  der  Ton-  und  Fixirbäder 
widerstehen..   Ebenso  muss  das  Gold  sich  auf  sehr  fein  zertheiltes 
Chlorsilber  anders  niederschlagen  als  auf  weniger  fein  sertheiltes. 
Das   Tonbad   wird  am   besten  zehn   Minuten  nach  der  Bereitung 
gebraucht,  kann  aber  bis  zum  nächsten  Tag  verwahrt  werden ;  wenn 
es  sich  länger  halten  soll  setzt  man  einige  Tropfen  Salzsäure  zu 
mid  neutraiisirt  vor  dem  Gebrauch  wieder  durch  Kalkwasser. 

Ueber  eingebrannte  Photographien  veröffentlicht  Mr.  Eastham 
in  Manchester  folgende  Bemerkungen.  Man  mische  6  Theile  ge- 
sättigter Lösung  von  doppeltchromsaurem  Kali  oder  Ammon  mit 
3  Theilen  Eiweiss,  drei  Theilen  Honig  und  10  Theilen  Wasser,  und 
filtrire  (im  Dunkeln).  Diese  Mischung  giesst  man  auf  eine  reine 
Glasplatte  wie  CoUodion  und  trocknet  bei  künstlicher  Wärme.  Als 
Clich^  wird  ein  Transparentpositiv  genommen,  kein  Negativ.  Diese 
Clich^s  stellt  Mr.  Eastham  nach  dem  Russell'schen  Verfahren  dar; 
sie  müssen  brillant  sein.  Verlangt  man  ein  vignettirtes  Bild  so 
wird  man  am  besten  das  Transparentbild  vignettiren. 

Die  ganz  trockne  Bichromatplatte  wird  unter  dem  Trans- 
parentbild im  Copirrahmen  exponirt;  in  der  Sonne  etwa  10  Minuten, 
bei  zerstreutem  Licht  entsprechend  länger.  Sodann  wird  die  Platte 
in  einen  kühlen  Raum  gebracht,  aus  dem  Rahmen  genommen 
und  auf  ein  Stück  reines  Papier  gelegt.  Nach  2  bis  3  Minuten 
legt  man  mittelst  eines  Pinsels  die  fein  gepulverten  Schmelzfarben 
auf.  Eine  Mischung  von  Roth,  Braun  und  Schwarz  gibt  einen 
hübschen  Sepiaton.  Das  Bild  wird  in  Wasser  gelegt  dem  auf  die 
Unze  sechs  Tropfen  Schwefelsäure  zugesetzt  wurden.  Hierin  bleibt 
es  bis  es  alles  gelb  verloren  hat,  eine  halbe  Stunde  oder  länger; 
dann  wird  es  in  einer  Schale,  schliesslich  unter  dem  Krahnen  gut 
ausgewaschen  und  getrocknet  Es  kann  jetzt  im  Ofen  eingebrannt 
werden  wie  jede  andere  Glas-  oder  Porzellanmalerei. 


154 


Das  hier  beschriebene  Verfahren  ist  im  wesentlichen  das, 
worauf  Mr.  Joubert  ein  Patent  genommen  hat. 

Die  Uranbilder  dürfen  bekanntlich  nicht  übercopirt  werden. 
Mr.  Cooper  empfiehlt  die  aus  Versehen  übercopirten  Abdrücke  Tor 
dem  Tonen  in  folgendes  Bad  zu  legen,  worin  sie  heller  werden: 
3  Gran  Platinchlorid,  1  Grau  Goldchlorid,  20  Unzen  Wasser,  sehr 
schwach  alkalisch  gemacht.  Um  jede  Spur  von  Essigsäure  aus 
dem  Bilde  zu  entfernen,  wendet  er  nachher  ein  Bad  von  Kreide 
und  Wasser  an. 

Das  Uranverfahren  hat  in  dem  Simpson'schen  ChlorsilbereoIlodUMi 
Concurrenz  bekommen.    Die  allgemeine  Ansicht  hier  ist  indessen, 
dass    keines    der   beiden    Verfahren    so   bald   von    den    grösseren 
Etablissements    werde    adoptirt    werden.     Mit    dem   Eiweisspapier 
versteht  man  nun  so  ziemlich  umzugeben,  haltbarer  sind  die  neuen 
Bilder  vielleicht  auch  nicht,   besser  sind  sie  keinenfalls,   und  die 
Herstellungskosten  scheinen  in  allen  Fällen  ziemlich   dieselben  ni 
sein.    Uebrigens  haben  die  Simpson'schen  Bilder  bei  der  Londoner 
photographischen  Gesellschaft  Furore    gemacht     Das  „Journal  of 
the  Photographie  Society^  bemerkt  darüber:    „Als   ein  vorzügliches 
Portrait  nach   dem  anderen,  eine  vortreffliche  Landschaft  nach  der 
anderen  in  den  verschiedensten  Tönen  vorgelegt  wurden,  verwandelte 
sich  die  Ueberraschung  der  Mitglieder  in  Verwunderung  und  fand 
ihren    Ausdruck    in    dem    Beifall,    der    Mr.    Mayall's    Bemerkung 
begrüsste,   dass   er  nie  vorher   eine  Photographie  gesehen,  die  so 
vortrefflich  sei,   wie  die  in  seiner  Hand,   die  mehr   einem  schönen 
Cousin'schen  Stiche    als    einer   gewöhnlichen   Photographie   gliche. 
Die  Einfachheit  des  Verfahrens  war  zudem,   wie  zu  erwarten,  Ge- 
genstand  allgemeiner  Bewunderung Wir  können  heute  nicht 

auf  eine  detaillirte  Betrachtung  des  Verfahrens  eingehen  und  begnü- 
gen uns  daher  für  jetzt,  unsere  Leser  wegen  der  Erfindung  zu 
beglückwünschen.  Die  Londoner  Gesellschaft  kann  stolz  darauf 
sein,  dass  durch  sie  zuerst  der  Welt  eine  neue  Druckmethode  vor- 
gelegt wird,  deren  erste  Resultate  vortheilhaft  neben  die  besten 
Proben  längst  vervollkommneter  Verfahren  gestellt  werden  können.^ 

Als  Robinson  in  derselben  Sitzung  auf  Patente  zu  sprechen 
kam,  bewies  der  grosse  Applaus  der  Versammlung^  wie  dankbar 
sie  die  uneigennützige  Mittheilung  des  Herrn  Simpson  annahm, 
gegenüber  den  mancherlei  registrirten  und  patentirten  Erfindungen 
der  Neuzeit. 

Am  verflossenen  Sonnabend  haben  der  Prinz  von  Wales  und 
Prinz  Alfred  bei  Mr.  Window  für  Cameeportraits  gesessen.  Ohne 
Fehl  wird  dies  die  hier  herrschende  Cameomanie  nobh  steigern. 


165 


JHrrarifdic  ilotij*  • 

ilc  KiBstwMe  der  Pb^UgrapUe.  Von  Ernest  Reulbach.  ~ 
Antwort  auf  das  offene  Sendschreiben  in  Ange- 
legenheiten der  Photographie  bezüglich  ihrer 
Stellung  zur  Kunst  —  München,  1864,  bei 
Georg  Franz. 

In   dem  Processe  des    Photogr&phen    Albert  in   München    gegen   Kitzinger, 
wegen   unerlaubter  Nachbildung    eines  photographischen   Brustbildes    des  Königs 
Ludwig  II.,   wurde   bekanntlich  das  Verfahren  gegen  Herrn  Kitzinger  vom  kgl. 
b&yer.    Bezirksgerichte     eingestellt,    indem    es    das    vorliegende   photographische 
Portrait    einfach  für  kein  Kunstwerk  erklarte,   obgleich    eine    zusammengesetzte 
Gommission    der   k.    b.  ACademie    der   bildenden   Künste   ihr    Gutachten   dahin 
abgab,  ^dass  eine  Photographie  den  Rang  eines  Kunstwerkes  ein- 
nehmen könne."    Auch  das  Appeliationsgericht  gab  trotz  dieses  academischen 
Gutachtens  seine  Erklärung  dahin  ab,   „Photographie  sei   nie  und  unter 
keinen  Umständen  Kunst. **  —  An  diesen   Process   und  die  dabei  zu  Tage 
getretenen    Gutachten    und    richterlichen    Aussprüche    anknüpfend    erschien    im 
August  1864  ein  Schriftchen  unter  dem  Titel:  „Offenes  Sendschreiben  an 
die  Gommission  der  k.  b.  Academie  d.  bild.  Künste   zu  München  in   Angelegen- 
heiten   der  Photographie   bezüglich    ihrer  Stellung  zur  Kunst",  in  welchem  der 
Verfasser   ohne   die  geringste   Sachkenntniss    und    auf    vornehme  absprechendste 
Weise  über   die  Photographie  als  Kunst  den  Stab  bricht,   und   sie  als   die  drei- 
beinige Muse  mit  dem  gläsernen  Auge  lächerlich   zu  machen   suchte.    Hier  und 
da  haben  sich  gegen  solches  unwürdige   Gebahren  Stimmen  gerechter  Entrüstung 
erhoben.    Am  nachdrücklichsten  und  wirksamsten   wird  aber  wohl  dem  Verfasser 
dieses    „offenen  Sendschreibens''   von  Reulbach  in    dem  oben  citirten 
Büchlein  ^Die  Kunstwürde  der  Photographie  u.  s.  w.''  zu  Leibe  gegangen. 
Das  was  heut   zu  Tage  über   diesen  Gegenstand   in   dem   Bewusstsein  jedes 
sachverstandigen    Künstlers    lebt    und    von    gewichtigen    Autoritäten    wie    von 
Dtsderi   in   seiner   „Photographie    als   bildende  Kunsf   so    herrlich    entwickelt 
worden  ist,  wird  hier  von  R.  klar  und  überzeugend   und  mit  vielen  neuen   Ge- 
sichtspunkten bereichert  zusammengefasst,  und  in  glücklicher  Polemik  dem  Send- 
schreiben entgegen  gehalten.    Möge  dies  Reulbach'sche  Schriftchen  dazu  beitragen, 
den  Kreis  der  Befangenen  und  Engherzigen,  welche  der  Photographie  ihre  Kunst- 
würde nicht  gönnen,  immer  mehr  zusammenschmelzen  zu  machen.  W. 


Tadenecm  des  Photographen.  —  Ein  practisches  Hand-  und  Hilfsbuch 
für  den  täglichen  Gebrauch  im  Atelier  und  Laboratorium 
mit  Beiträgen  von  Prof.  Dr.  Towler,  W.  Simpson, 
V.  Blanchard  u.  A.  —  Von  C.  Sternberg.  Mit  in 
den  Text  gedruckten  Abbildungen.     Berlin,    Theobald 

Grieben,  — 

Es  war  ein  glücklicher  Gedanke  Stemberg's  die  neusten,  bewährtem,  dem 
practischen  Photographen  unentbehrlichen  Verfahren,  nicht  blos  in  Form  von 
Recepten,  sondern  mit  kritischen  Bemerkungen  versehen  zu  sammeln  imd  heraus- 
zugeben.    Von  der  Reichhaltigkeit  des   Büchleins  möge  folgende  kurze  Inhalts- 


156 


übersiSht  Zengniss  ablegen:  Vonohriften  su  photographiiolieiL Pr&puataii.  Tob 
Prof.  Dr.  Towler.  CollodionwoUe  von  Towler,  Hardwich,  Liesegang,  vaa 
Monckhoven,  Glover.  Collodion  von  Towler,  Hardwich,  Liesegang,  Satton, 
van  Monckhoven,  Disdirl,  Aguado,  Lyte,  Barreswil.  Siiberbad  von  Towler, 
Hardwich,  Liesegang,  Ponting,  Bland.  Entwickler  u.  s.  w.  u.  s.  w.  VigativB 
auf  CoUodion  von  Simpson.  AagenbliekspiLotograpIde.  Von  Blanchard. 
Traasparent«  Glasbilder.  Von  demselben.  Abdrücke  auf  Siweiie  -  Papier 
Abdrfioke  auf  Harzpapier.  Wothly's  VignettirtiiclL.  Swan's  TnieliTerlUva. 
Trookenverfaliren.  Wiedergewinnimg  des  Silbers.  Olaslians  nnd  BelenektaB^. 
OewicbtstabeUe.  —  Möge  dies  practische  Büchlein  überall  eine  gute  Statt 
finden.  W. 

Cameeportraits.  —  Wenn  noch  ein  Beweis  nothig  wäre,  dass  die  goldenen 
Tage  des  Photographen  noch  nicht  vorüber  sind,  so  würde  ihn  der  erstaunliche 
Erfolg  dieser  neuen  Bilder  liefern.  Seit  October  bis  jetzt,  also  in  der  trübsten 
Saison  des  schlechtesten  photographischen  Winters,  haben  die  Erfinder  allein 
17,000  Abdrücke  geliefert.  Es  ist  kein  Zweifel  mehr,  dass  dies  Genre  äusserst 
populär  wird,  besonders  in  den  besten  Kreisen;  imd  nicht  mit  Unrecht,  denn  es 
Würde  schwierig  sein,  etwas  hübscheres  und  artigeres  zu  finden  als  diese  „Photo- 
sculptur  des  Albums''.  Auch  die  Photographen  scheinen  eine  so  gute  Sache  zu 
würdigen,  denn  in  England  wurde  bereits  eine  halbe  Million  Cartons  verkauft. 
Die  Gameekarten  sind  nämlich  dort  registrirt  und  die  Erfinder  beziehen  tob 
jedem  Stück  eine  Royalty  von  1^/^  pence  (circa  1  Silbergroschen). 

Hr.  Verweer  im  Haag,  einer  der  ersten  der  die  Cameebilder  auf  dem  Gontinent 
eingeführt  hat,  nähert  dieselben  noch  mehr  dem  Gharacter  der  Gamecn,  indem 
er  den  Abdrücken  einen  gelbbraunen  Ton  gibt.  Durch  Ammoniakfixirung  haben 
wir  einen  solchen  Ton  ganz  gut  wiedergegeben. 

Eine  andere  englische  Firma  hat  jetzt  eine  Karte  mit  fünf  anstatt  vier 
Portraits  registrirt;  imd  mit  dem  Kamen  „Quinque  Gems''  belegt 

Jod.  —  Man  hat  in  Ghili  ein  neues  Mineral  entdeckt ,  welches  10  Prozent 
Jod  enthält.     Es  ist  Jodblei  gemischt  mit  Ghlorblei  und  Bleioxyd. 


Hrn.  0.  J.  D.  in  B.  —  Alle  Trockenplatten  mit  alkalischer  Entwicklung 
sind  etwas  verschleiert;  aber  der  Niederschlag  in  den  Schatten  ist  so  gering, 
dass  er  beim  Abdrucken  nicht  schädlich  ist ,  sondern  eher  vortheilhaft  Du 
Goloriren  mit  Staubfarben  ist  für  den  Ungeübten  leichter  als  mit  Anilinftiben, 
und  der  EfTect  ist,  wenn  man  die  Bilder  nachträglich  mit  Emailfimiss  überziebt, 
ein  ganz  vortrefflicher.  Das  Einbrennen  der  Bilder  in  Porzellan  ist  kein  Ge- 
heimniss  mehr,  das  Archiv  hat  früher  schon  Vorschriften  dafür  mitgetheilt.  In 
Deutschland  gibt  es  mehrere  Firmen  die  das  Einbrennen  für  Photographien  über- 
nehmen, u.  a.  Hr.  Ed.  Grüne,  Unter  den  Linden  in  Berlin.  —  Zum  Anfertigen 
vergrösscrter  Abdrücke  bedient  man  sich  am  vortheilhaftesten  des  JodsUberp^iers 
mit  Gallussäureentwicklung. 

Hm.  C.  M — r.  —  Die  Cameebilder  erhalten  durch  Satiniren  vor  dem  Prägen 
ein  viel  besseres  Ansehen.  Besondere  Gartons  sind  nicht  nöthig.  Ihre  Adress« 
werden  Sie  aber  besser  nicht  auf  die  Rückseite,  sondern  unter  das  Bild  drucken  lissen 
Das  eingesandte  Portrait  ist  gut ;  etwas  weniger  Oberlicht  würde  von  Nutzen  sein. 


Oedraekt  bei  Sam.  Lucaa  ia  ElberfoU. 


Photographisches  Archiv. 


Band  ¥!•  ~  Mr.  Si»  -  f.  Iflai  MmB. 


SiB  in  der  Photographie  noeh  nieht  angewendetes 

unorganisches  Silbersalz. 

Von  Dr.  J.  SchliailSS. 

Nach  den  unzähligen,  von  Photographen  nnd  Chemikern  mit 
Silbersalzen  angestellten  Versuchen,  bezüglich  ihrer  Anwendbarkeit 
in  der  Photographie,  nahm  es  mich  Wunder ^  dass  dies  noch  nicht 
mit  dem  schwefelsauren  Silberoxyd  -  Ammoniak  der  Fall  gewesen. 
Ich  habe  es  zwar  in  meinem  ,, photographischen  Lexicon^  (2.  Aufl. 
Seite  340)  flüchtig  erwähnt,  doch  ist  mir  bis  heute  noch  nichts 
darüber  bekannt  geworden,  ob  schon  Jemand  photographische  Versuche 
damit  angestellt  hat.  Da  nun  jetzt  die  Alkalität  und  die  Ammoniak- 
doppelsalze angefangen  haben  ,  in  der  Photographie  eine  Rolle  zu 
spielen,  so  hielt  ich  es  nicht  für  ganz  überflüssig,  auch  dieses 
Ammoniakdoppelsalz  zu  prüfen. 

Das  schwefelsaure  Silberoxyd  (Ag  0,  S  0  3)  ist  bekanntlich  im 
Wasser  viel  zu  schwerlöslich,  um  in  der  Photographie  Anwendung 
zu  finden.  Dagegen  das  schwefelsaure  Silberoxyd  -  Ammoniak 
(AgO,  SO3  +  2NH8)  ist  im  Wasser  leicht  löslich,  bildet  schöne, 
diamantglänzende  Nadeln,  die  sich  sehr  gut  aufbewahren  lassen 
nnd  schwärzt  sich  für  sich  allein  nur  wenig  im  Lichte,  dagegen 
verleiht  es  organischen  Substanzen  eine  mehr  braune  als  schwarze 
Farbe  im  Licht.    Man  stellt  das  Salz  leicht  auf  folgende  Weise  dar: 

Höllensteinlösung  wird  mit  schwefelsaurem  Natron  versetzt, 
das  als  weisses  Pulver  gefällte  schwefelsaure  Silberoxyd  mit  kaltem 
Wasser  etwas  ausgewaschen  und  in  der  nöthigen  Menge  reinen 
wSssrigen  Ammoniaks  gelöst.      Beim   freiwilligen  Verdunsten    des 

9 


158 


letzteren  schiesst  das  Salz  in  schönen,  grossen  vierseitigen  Prismen 
an,  die  zwischen  Fliesspapier  getroclinet,  nicht  mehr  nach  Aniin<miak 
riechen.  Im  trocknen  Zustand  erhitzt,  entwickelt  sich  erst  gasförmigei 
Ammoniak,  dann  folgt  ein  Snhlimat  von  schwefelsaurem  Ammoniak 
und  zurück  bleibt  etwas  zersetztes  schwefelsaures  Silberoxyd.  Die 
wässrige  Lösung  verliert  erst  beim  Kochen  ein  wenig  Anmioniak. 
Setzt  man  zu  der  Lösung  einen  Tropfen  flonig,  so  überzieht  sidi 
das  Glasgefäss  bald  mit  einem  schönen,  rein  weissen  Sflberspkgd, 
am  schnellsten  geschieht  dies  beim  gelinden  Erwärmen. 

Wenn  man  Arrowrootpapier  auf  dieser  Salzlösung  silbert,  so 
gibt  dasselbe  bei  kurzer  Belichtung  recht  schöne,  zarte  Copien  von 
eigenthümlichem  Ton.  Leider  lässt  sich  dieses  Silberbad  für  Albumin- 
papier nicht  anwenden,  denn  bei  der  Berührung  mit  demselben 
entwickelt  sich  sogleich  viel  Ammoniak  und  löst  die  Albuminschicht 
auf.  Indessen  erhält  man  ein  ganz  reines,  feines  Bild  auf  solchem 
Papier,  das  aussieht,  als  sei  es  auf  glanzlosem  Albnminpapier 
erzeugt  —  Zusatz  von  Salpeter-  oder  Essigsäure  fallt  schwefel- 
saures Silberoxyd  aus  der  Lösung  dieses  Salzes.  — 

Es  ist  natürlich,  dass  sich  frischgefälltcs,  feuchtes  Silberozyd- 
hydrat  leicht  in  schwefelsaurem  Ammoniak  löst  unter  Bildung  des 
genannten  Salzes.  Natronhydrat  fällt  aus  dem  letzteren,  wie  et 
scheint,  nur  Silberoxydhydrat ,  wegen  seiner  feinen  Zertheilung  von 
hellbrauner  Farbe,  Knallsilber  bildet  sich  nicht. 


Heber  das  Verhalten  des  Jod-^  Brom-  und  CU^rsilkm 

in  der  Wärme. 

Von  Dr.  J.  SchnaOSS. 

Jod-,  Brom*  und  Chlorsilber  schmelzen  leicht  zu  einer  schwan- 
braunen Flüssigkeit,  wenn  sie  in  Glasröhreiv  erhitzt  werden.  Cblo^ 
Silber  zeigt  bei  Glasschmelzhitze  ein  schwaches  Sublimat  Nach 
dem  Erkalten  sehen  sie  fast  üborein  ans,  nehmlich  gelb,  das 
Ghlorsilber  etwas  mehr  braungelb.  Das  characteristischeste  ye^ 
halten  zeigt  das  Jodsilber,  namentlich  wegen  seiner  raschen  and 
schönen  Farbenveränderung  während  des  Erhitzens  and  Erkaltens. 
Die  hellgelbe  Farbe  geht  beim  allmäligen  Erhitzen  zuerst  in  Orang^b, 
dann  in  prachtvoll  Zinnoberroth  und  zuletzt  kurz  vor  dem  Schmelzen 
in  Schwarz  über.  Während  des  Erkaltens  treten  die  Farben- 
änderungen In  umgekehrter  Reihenfolge  auf.  Alle  drei  Haloidsake 
können  durch  Erhitzen  in  Glasgefössen  weder  zersetzt,  noch  in 
merklicher  Menge  sublimirt  werden,  nur  wie  oben  gesagt,  zeigt  das 


169 


Chlorsilber  einen  schwachen  Anflug  von  Sublimat  Da  diese  drei 
Salze  sich  auch  gegen  die  meisten  Samen  indifferent  verhalten,  so 
ist  es  immerhin  merkwürdig,  dass  sie  so  leicht  durch  das  Licht 
zersetzbar  sind,  während»  sie  trotz  der  Leichtflüchtigkeit  ihrer  electro- 
magnetiven  Elemente  durch  sehr  starke  Glühhitze  wenig  oder  gar 
nicht  verändert  werden.  Das  Jodsilber  namentlich  widersteht,  trotz 
seiner  leichten  Schmelzbarkeit,  sogar  der  Löthrohrflamme ,  wenn 
man  verhindert,  dass  reducirende  Substanzen,  besonders  Kohle,  mit 
demselben  in  Berührung  kommen,  weshalb  man  auch  bei  diesem 
Versuch  nur  Weingeistflammen  verwenden  darf,  denn  die  Flammen 
anderer  Substanzen  enthalten  meist  zu  vier  Kohlenstoff.  Ich  fertigte 
mir  ein  kleines  Tiegelchen  aus  Speckstein,  auf  dessen  Boden  ich 
etwas  reines,  trocknes  Jodsilber  that,  das  Tiegelchen  in  ein  Stück 
Holzkohle  setzte  und  die  Spitze  der  Löthrohrflamme  einige  Minuten 
lang  auf  das  Jodsilber  leitete.  £s  schmolz  natürlich  augenblicklich, 
blieb  dann  aber  unverändert,  doch  sublimirte  ein  Theil  und  setzte 
sich  an  die  obere,  kältere  Wandung  des  Tiegelchens  ab.  Auf 
Kohle  erhitzt,  dringt  das  Jodsilber  natürlich  sogleich  ein  und  wird 
nach  wenigen  Augenblicken  zu  Silberkügelchen  redudrt. 

Ghlorsilber  und  Bromsilber  zersetzen  sich  unter  Chlor-  und 
Bromdämpfen  weit  leichter,  durchdringen  auch  bald  die  Masse  des 
Specksteintiegelchens,  werden  reducirt  und  versilbern  so  den  ganzen 
Stein.  Alsdann  ist  er  nicht  mehr  zu  diesen  Versuchen  zu  gebrauchen. 
Das  geschmolzene  Jodsilber  löst  sich,  wenn  es  gepulvert  wird^ 
mit  derselben  Leichtigkeit  in  Höllensteinlösung  auf,  wie  feuchtes, 
frisch  gefälltes,  während  man  das  Gegentheil  vermuthen  möchte. 
Schmilzt  man  nehmlich  den  Rückstand  eines  abgedampften  negativen 
Silberbades  noch  so  lange,  so  wird  höchstens  etwas  salpetersaures 
Silber  zersetzt,  doch  wenig  oder  nichts  vom  Jodsilber.  Nach  obigem 
müsste  sich  nun  beim  Auflösen  der  Masse  in  destiUirtem  Wasser 
auch  das  Jodsilber  wieder  auflösen,  dem  ist  aber  nicht  so,  sondern 
fast  alles  Jodsilber  bleibt  ungelöst  ziurück,  so  dass  eine  solche 
Lösung  von  salpetersaurem  Silber  nochmals  jodirt  werden  muss, 
sofern  sie  zu  einem  negativen  Silberbad  brauchbar  sein  soll.  Zur 
Erklärung  dieses  Widerspruches,  dass  nehmlich  reines  Jodsilber 
nach  dem  Schmelzen  sich  in  salpetersaurem  Silber  löst,  mit  letzterem 
zusammen  geschmolzenes  aber  nicht,  stellte  ich  besondere  Versuche 
an.  Beim  ersten  Berühren  der  geschmolzenen  Masse  von  Jodsilber- 
salpeter mit  destillirtem  Wasser  zeigt  das  sich  ausscheidende  Jod- 
silber eine  rein  gelbe  Farbe ,  färbt  sich  aber  sehr  rasch  grau  und 
ballt  sich  beim  Erwärmen  zu  Klumpen  zusammen,  welche  fast  so 
zähe  sind,  wie  geschmolzener  Schwefel,  den  man  in  Wasser  gegossen 


160 


hat;  also  ganz  anders,  wie  reines  Jodsilber,  welches  nach  seiner 
Fällung  und  Auswaschung  das  feinste  Pulver  vorstellt,  auch  nadi 
dem  Kochen  in  Wasser.  Dieses  mit  salpetersaurem  Silber  ge- 
schmolzene, durch  Wasser  gefällte  und  vollständig  ausgewaschene 
Jodsilber  löst  sich  nun  fast  gar  nicht  mehr  in  salpetersaurem  Silber 
auf,  dagegen  leicht  in  unterschwefligsaurem  Natron.  Beim  Erhitzen 
und  Schmelzen  zeigt  es  die  characteristische  Farbenwandelung  des 
gewöhnlichen  Jodsilbers,  dagegen  bleibt  es  nach  dem  Schmelzen 
schwärzlich,  vielleicht  in  Folge  von  etwas  beigemengtem  metallischem 
Silber.  Es  ist  dieses  ganze  Verhalten  abermals  ein  Beweis,  dass 
es  zwei  Modificationen  des  Jodsilbers  gibt. 

(Aus  einer  kürzlich  über  die  Haloidsilbersalze  unternommenen 
Arbeit  theile  ich  hier  vorläufig  mit:  Wenn  man  Jodsilber  in  einer 
Porzellanschale  mit  concentrirter  Silbemitratlösung  erhitzt,  so 
schmilzt  das  Jodsilber  am  Boden  sehr  bald  zu  einer  graugelben 
Masse,  die  sich  beim  Umrühren  vollständig  in  der  überstehendeD 
Flüssigkeit  löst.  Beim  Erkalten  scheiden  sich  ziemliche  Mengen 
kleiner  Crystalle  aus  von  der  Zusammensetzung  2  (Ag  NO  4}  +  AgJ. 

Bromsilber  und  Chlorsilber  lösen  sich  zwar  auch  im  Silbemitrat, 
schmelzen  aber  nicht.  Sie  bilden  damit  die  Doppelsalze ;  2(AgN0J 
+  Ag  Br  und  2  (Ag  NO  J  +  Ag  Gl.  P.  t  LiesegaBg.) 


Das  Hagiesiamlicht  nid  seine  TerscUedenen  Anwendngci 

in  der  Photographie. 

Von  Fr.  Wm.  Geldmacher. 

Die  immer  grösser  werdende  Bedeutung,  welche  das  künstliche 
Licht  in  der  Photographie  einnimmt,  und  mehrfache  Aufiforderong 
zur  speciellen  Prüfung  des  Magnesiumlichtes,  haben  mich  veranlasst 
weiter  gehende  Versuche  mit  letztcrem  anzustellen,  und  bis 
ich  nun  in  der  erfreulichen  Lage,  hierüber  Mittheilungen  machen 
zu  können. 

Den  zu  verwendenden  Magnesimndraht  bereite  ich  folgender- 
massen  vor :  ich  nehme  drei  Drähte  in  der  Länge  von  circa  3  Fuss^ 
—  im  Falle  sie  nicht  so  lang  sind,  kann  man  auch  mehrere  Stucke 
aneinander  setzen,  —  drehe  sie  schraubenähnlich  von  unten  bis 
oben  zusammen,  und  habe  hierbei  den  Yortheil,  dass,  wenn  ein 
Ende  erlischt  immer  noch  das  andere  brennt,  dieses  zündet  da^ 
Erloschene  wieder  an  und  der  Draht  muss  somit  ununterbrochen 
weiter  brennen.  Sind  die  Drähte  alle  von  egaler  Dicke,  so  wird 
man  nach   einigen  Versuchen  leicht  bestimmen   können,   wie 


161 


sie  zu  einer  gegebenen  Exposition  sein  müssen;  es  ist  dieses  um 
so  ^chtiger,  da  man  während  dieser  alle  Aufmerksamkeit  auf  das 
Licht  und  das  Objectiv  richten  muss^  und  deshalb  die  Uhr  nicht 
beobachten  kann. 

Nimmt  man  Personen  oder  plastische  Modelle  auf,  so  muss 
man  die  Schattenseite,  die  durch  die  grelle  Beleuchtung  der  Licht- 
seite sehr  tief  und  ohne  alle  Details  ist,  durch  ein  schwächeres 
Lieht  mildem;  man  bewerksteUigt  dieses,  indem  man  einen  dünnen 
einfachen  Draht  auf  der  Schattenseite  in  etwas  weiterer  Entfernung 
abbrennt. 

Mit  einem  chemischen  Verfahren,  welches  am  Tag  bei  klarem 
Himmel  und  einem  27  Linien  weiten  Objectiv  in  5  Secunden  ein 
hinlänglich  exponirtes  Negativ  gab,  erhielt  ich  dasselbe  bei  Magne- 
sinmlicht  in  70  Secunden,  für  ein  Gypsmodell  waren  45  Secunden 
ausreichend. 

Bei  dem  Anfertigen  von  Coplen  nach  Kupferstichen  etc.,  be- 
diene ich  mich  eines  Schirmes,  der  zwischen  dem  Original  und 
dem  Apparate  aufgestellt  wird  und  eine  Oefihung  hat,  welche  nur 
die  Bildgrösse  in  das  Objectiv  fallen  lässt,  alles  seitlich  störende 
aber  absperrt,  hinter  diesem  Schirme  brenne  ich  von  beiden  Seiten 
gleich  starke  Drähte  ab,  so  dass  das  directe  Licht  nur  auf  das  zu 
eopirende  Blatt,  aber  niemals  in  das  Objectiv  fallen  kann,  öfteres 
auf-  und  niederbewegen  des  brennenden  Metalls  bringt  das  Original 
in  gleichmässigere  Beleuchtung.  Mit  einer  dreizöUigen  Landschafts- 
linse und  den  oben  angegebenen  chemischen  Verhältnissen  erhielt 
ich  ein,  fast  der  Grösse  des  Originals  entsprechendes,  tadelloses 
Negativ  in  einer  Minute,  in  kleineren  Formaten  in  40  bis  50  Secunden. 
Mit  derselben  Linse  fertigte  ich  Transparentpositivs  nach  Negativs 
in  der  erstaunlich  kurzen  Expositionszeit  von  2  Secunden  an. 

Chlorsilberpapier  unter  einem  Negativ  den  directen  Strahlen 
des  Magnesiumlichts  ausgesetzt,  zeigte  nach  5  Minuten  langer 
Belichtungszeit,  ein  sehr  schwaches  Bild  und  ist  anzunehmen,  dass 
um  einen  genügend  kräftigen  Abdruck  zu  erhalten,  eine  Belichtung 
von  1^/2  bis  2  Stunden  erforderlich  wäj;e,  es  geht  daraus  hervor, 
dass  das  Magnesiumlicht  auf  diesem  Felde  der  Photographie  keine 
Geltung  erlangen  wird. 

Ganz  anders  verhält  es  sich  mit  Jodsilberpapier,  auf  diesem 
erhielt  ich  in  10  Secunden  eine  in  jeder  Beziehung  vollkommene 
directe  Copie;  vergrösserte  wurden  in  der  Solarcamera  bei  einer 
Lichteinwirkung  von  45  Secunden  dargestellt. 

Gut  geleimtes  Cartonpapier  mit  jodirtem  Collodion  überzogen, 
im  negativen  Silberbade  sensibüirt,  getrocknet,  unter  dem  Negative 


162 


2  Secunden  den  MagneBiumstrahlen  ausgesetzt,  mit  dem  Dseo- 
hervorrufer  entwickelt  und  scliliesslleh  im  Katron  bade  fixiii,  gab 
genügend  ezponirte  Abdrücke,  überhaupt  ist  dieses  eine  Metliode, 
welche  ich  dem  Studium  meiner  Herren  CoUegen  ganz  besonders 
empfehlen  möchte,  wenn  auch  nicht  bei  künstlichem,  so  doch  bei 
Tageslicht,  denn  es  Hessen  sich  auf  diese  Weise  eine  Masse  Copien 
in  sehr  kurzer  Zeit  anfertigen,  hauptsächlich  dadurch,  dass  man 
die  latenten  Copien  noch  nach  ein  paar  Stunden  hervorrufen  kann; 
die  Hauptstörungen  bei  diesen  Bildern  sind  die  Hegenbogenfarboi, 
welche  man  auf  der  Collodionhaut  beim  schrägen  Darübersehen 
wahrnimmt,  weitere  Forschungen  werden  indess  auch  diesen  Punkt 
beseitigen  lassen.  Das  Tonbad  ist  bei  diesem  Verfahren  überOüssig, 
denn  die  Farbe  ist  bei  dem  entsprechenden  Entwickler  eine  ziemlich 
befriedigende,  kann  auch  in  verschiedenen  Abstufungen  vom  blao- 
schwarzen  bis  zum  Purpurtone  dargestellt  werden,  indem  man  der 
Eisenlösung  verschiedene  Säuren  zusetzt.- 

Dieses  sind  die  wesentlichsten  Versuche,  die  ich  angestellt  habe, 
werde  aber  ununterbrochen  daran  weiter  arbeiten  und  seiner  Zeit 
über  die  bis  dahin  erhaltenen  Verbesserungen  berichten. 

Schliesslich  sei  noch  gesagt,  dass  das  Magnesiumlicht  seine 
Hauptrolle,  neben  der  —  der  Aufnahme  von  Orten,  die  nie  durch 
das  Tageslicht  erhellt  werden,  —  bei  der  Vergrösserung  spielen 
wird,  denn  die  Annehmlichkeit,  des  Abends,  ungestört,  also  nidit 
abgerufen  durch  Aufnahm'en  oder  sonstige  Geschäfte,  seine  Copien 
machen  zu  können,  wird  jedem  Photographen  einleuchten;  ich  habe 
wenigstens  schon  jetzt  die  Absicht  meine  Vergrösserungseinrichtnngeii 
ganz  zu  diesem  Zwecke  umzuändern. 
'  Frankfurt,  April  1865. 


Abdrucke  auf  Milchglas  (Pwiellanbilder.) 

Von  Prof.  Dr.  Towlcr/^ 

Milchglas  wird  dargestellt,  indem  man  gewöhnliches  Tafelglas 
mit  einem  Ueberzuge  versieht,  der  aus  einer  Mischung  von  Glas 
und  einem  Metalloxyde  (Zinn  oder  Arsenik)  besteht.  Diese  Schicht 
sieht  milchig  aus;  sie  darf  weder  zu  dick  noch  zu  dünn  sera. 
Solches  Glas  ist  in  den  photographischen  Handlungen  zu  haben. 
Es  gibt  auch  eine  Sorte,  die  durch  und  durch  metalloxydhaltig  ist; 
und  auch  das  mattgeschliflfene  Spiegelglas  kann  zur  Aufnahme 
transparenter  Bilder  dienen,  aber  die  erste  Sorte  ist  die  beste. 


*)    Auä  Huxnphrey's  Journal. 


163 


1.    Albii]iii]iYerMire&. 
Die  Bchönsten  Abdrücke  auf  Glas  werden  iiaeh  dem  Albnoain- 
verfabren  gewonnen. 

Präparirtes  Albumin    ...       5  Unzen, 

Jodkalium 25  Gran, 

Bromkalium ^^      jj 

Hlnreicbend  destiUirtes  Wasser,  um  die  Salze  zu  lösen. 
Das  Albumin  wird  vorbereitet,  indem  man  Eiweiss  vom  Gelben 
befreit,  es  zu  Schaum  schlägt  und  stehen  lässt.  Nach  einigen 
Standen  trennt  man  das  unten  gesammelte  Albumin  vom  Schaum; 
Glasplatten  mit  Albumin  zu  überziehen  ist  nicht  leicht.  Vor 
allen  Dingen  muss  man  das  Zimmer  mit  einem  feuchten  Tuche  auf* 
wischen  lassen,  um  möglichst  allen  Staub  fern  zu  halten. 

Man  lege  in  eine  flache  Schale  zwei  Glasstreifen  und  giesse 
soviel  jodlrtes  Albumin  hinein,  dass  die  Streifen  damit  bedeckt  sind. 
Nun  lege  man  eine  gereinigte  Glasplatte  mit  einer  Kante  auf  einen 
der  Glasstreifen  und  senke  die  Platte  langsam  bis  die  andere  Kante 
auf  den  zweiten  Streifen  zu  liegen  kommt.  Luftblasen  werden  auf 
diese  Weise  ganz  vermieden.  Mit  einem  Stück  Glas  hebt  man 
darauf  die  Platte  aus  dem  Bade;  die  feuchte  Oberfläche  übergiesst 
man  mit  Albumin.  Es  ist  nicht  schwierig  eine  gleichmässige  blasen* 
freie  Schicht  zu  erhalten.  Um  die  Platte  zu  trocknen,  hält  man  sie 
über  einen  warmen  Ofen,  indem  man  sie  auf  eine  lange  Glasplatte 
legt,  um  die  Schicht  nicht  mit  den  Fingern  zu  berühren.  Die 
Platte  kann  gleich  oder  auch  nach  langer  Zeit  gebraucht  werden. 
Zum  Empfindlichmachen  nimmt  man  eine  Standcüvette  mit 
folgendem  Bade: 

Salpetersaures  Silber     ...       1  Unze, 
DestiUirtes  Wasser  ....     10  Unzen, 

Essigsäure 3       „ 

Jodsilber 2  Gran. 

Die  Essigsäure  soll  Verschleierung  verhüten ;  zuviel  davon  ver- 
mindert die  Empfindlichkeit.  Nachdem  die  Platte  ungefähr  eine 
Minute  im  Bade  gewesen,  spült  man  sie  mit  Wasser  gut  ab,  und 
lässt  im  Dunkeln  trocknen. 

Die  Belichtung  geschieht  im  Copirrahmen  unter  dem  Negativ, 
die  beiden  Schichten  mit  einander  in  Berührung.  Der  Rahmen 
wird  mit  einem  Tuch  bedeckt,  in's  Helle  gebracht,  und  kurze  Zeit 
belichtet.    In  der  Sonne  genügt  oft  eine  Secunde. 

Entwicklung.  —  Man  legt  die  Platte  eine  Viertelstunde  lang 
in  eine  Schale  mit  verdünnter  warmer  Gallnssäurelösung  (1  Gallus- 
säure,  480  Wasser,  60  Alkohol).     Dann  übergiesst  man  sie  mit 

PhotograplilflclieR  ArchlT.  Kr.  81.  1.  Hai  1865.  ^ 


M  I 


164 


einer  Mischung  von  Gallussäure  (1 :  160)  und  einigen  Tropfen  Sil- 
berlösung.  Kommt  das  Bild  nicht  rasch,  so  setzt  man  noch  etwas 
Silber  zu.  Zeigt  es  Neigung  zum  Verschleiern,  so  setzt  man 
einige  Tropfen  Essigsäure  zum  Entwickler.  Wenn  das  Bild  kräftig 
genug  ist,  fixirt  man  mit  unterschwefligsaurem  Natron.  Firnissen 
ist  überflüssig. 

0 

2.    TanniiiTerfahreiL. 

Trockne  Tanninplatten,  die  mit  frischem  Collodion  präparirt 
wurden,  eignen  sich  sehr  gut  zu  Milchglasbildem.  Man  befolge 
die  Sutton'schen  Angaben  in  Nr.  65,  66  und  67  des  Archivs. 

Die  Bilder  können  als  Transparents  (Diaphanien)  oder  grade 
wie  die  gewöhnlichen  Glaspositivs  gefasst  werden. 

3.    Feuchtes  Collodion. 

Dies  ist  die  einfachste  Methode  zur  Darstellung  der  Por* 
zellanbilder. 

Zunächst  bedarf  man  einer  Gopircamera  mit  einer  Kugellinse 
oder  anderem  guten  Objectiv;  die  Camera  ist  auf  den  Himmel 
gerichtet  und  enthält  vorn  das  Negativ,  in  der  Mitte  die  Linse  und 
hinten  die  Visirscheibe.  Wenn  man  das  BUd  in  gleicher  Grosse 
einstellt,  so  ist  die  Entfernung  des  Negativs  von  der  Visirscheibe 
genau  viermal  so  gross  wie  die  Brennweite  des  Objectivs,  und  das 
Centrum  des  Objectivs  befindet  sich  genau  in  der  Mitte.  Wenn 
man  Oberlicht  verwenden  will,  so  muss  die  Camera  wagerecht 
gestellt  und  das  Licht  durch  einen  Spiegel  hineinreflectirt  werden. 
Den  Spiegel  fertigt  man,  indem  man  auf  eine  hinreichend  grosse 
reine  Glasplatte  Alabastergyps  giesst.  Auf  den  Gyps  legt  nuoi 
um  ihn  zu  schützen,  ein  Brettchen  und  fasst  das  ganze  in  einen 
Bahmen,  der  mit  Charnieren  unten  an  der  Yorderöffnung  der  Camera 
befestigt  wird.  So  hat  man  einen  weissen  Spiegel,  der  im  Winke) 
von  45  Graden  gehalten,  das  senkrechte  Himmelslicht  horizontsl 
in  die  Camera  reflectirt. 

Man  stellt  mit  einer  Loupe  ein. 

Das  Milchglas  wird  gereinigt,  mit  Jodcollodion  begossen, 
gesilbert  und  in  die  Cassette  gethan.  Man  belichtet  (bei  trübem 
Licht  etwa  drei  Minuten),  entwickelt,  grade  wie  für  ein  Negatif, 
nur  muss  man  sich  noch  mehr  vor  Schleier  hüten. 

Nach  dem  Entwickeln,  Fixiren  und  Verstärken  ist  der  Ton  des 
Bildes  graubraun;  man  macht  ihn  blauschwarz  oder  braunschwan 
nach  einer  der  nachstehenden  Methoden. 

1.  —  Man  löse  1  Gran  neutrales  Goldchlorid  in  einer  Unze 
Wasser ,  und  nehme  hiervon   einen  Tropfen  auf  60  Gran  (1  Dr.) 


165 


Wasser.    Diese  verdüDiite  Lösang  gibt  dem  Bild  einen  hübschen 
schwarzen  Ton. 

2.  •—  16  Tropfen  gesättigter  Sublimatlösung  und  4  Tropfen 
alkoholischer  Chlorplatinlösung  (1  Gran  zur  Unze)  mit  einer  Unze 
Wasser  vermischt  wirken  ebenso  wie  Goldlösung,  machen  aber 
zuweilen  die  Schicht  locker. 

3.  —  Man  löse  1  Gran  sei  d^or  (unterschwefligsaures  Gold- 
oxydul-Natron) in  einer  Unze  Wasser,  und  setze  hiervon  einen 
Tropfen  zur  Drachme  Wasser  (60  Gran  oder  4  Gramm). 

Wenn  das  Bild  einen  schönen  Ton  angenommen,  fixirt,  wascht 
und  fimisst  man  es.   Es  muss  farbloser  Firniss  benutzt  werden. 

Man  kann  in  der  Camera  auch  sehr  gut  vignettirte  Bilder 
machen,  indem  man  zwischen  Negativ  und  Linse,  oder  zwischen 
Linse  und  Platte  einen  ovalen  Ausschnitt  stellt. 

4.    Abdrücke  auf  krummen  Oberflächen. 

Ein  transparentes  Collodionpositiv  wird  auf  einer  Glasplatte 
aufgenommen,  die  vorher  mit  einer  Mischung  von  verdünntem 
Alkohol  und  einigen  Tropfen  Salpetersäure  übergössen  wurde,  damit 
sich  die  Schicht  leicht  vom  Glas  ablöst  Das  Bild  wird  nach  dem 
Fixiren  in  Wasser  getaucht;  die  CoUodionschicht  hebt  sich  ab,  und 
schwimmt  auf  dem  Wasser.  Der  betreffende  Gegenstand  wird  nun 
nxUer  Wasser  unter  die  Schicht  gebracht  und  damit  herausgenommen. 
Das  Collodion  ist  elastisch  genug,  um  jede  Form  anzunehmen,  ohne 
zu  zerreissen.    Diese  Operation  ist  sehr  delicat. 

(Hier  ist  einzuschalten,  dass  man  anstatt  eines  CoUodionpositivs 
einen  Abdruck  auf  dem  [Bd.  V.  S.  525  beschriebenen]  Ueber- 
tragungspapier  verwenden  kann). 

Auch  können  Wachspapiernegativs  benutzt  werden,  wenn  es 
sich  nur  um  cylindrische  Flächen  handelt. 

Die  Papiernegativs  fertigt  man  in  folgender  Weise  an :  Dünnes, 
festes,  homogenes  Papier  lässt  man  im  Dunkelzimmer  eine  Minute 
auf  folgender  Lösung  schwimmen: 

Salpetersaures  Silber  ...  24  Gran, 

Destillirtes  Wasser      ...  1  Unze. 

Nach  dem  Trocknen  legt  man  es  8  bis  10  Minuten  auf  fol- 
gende Lösung: 

Jodkalium 16  Gran, 

Bromkalium 4       „ 

Destillirtes  Wasser     ...  1  Unze. 


166 


Die  Blätter  werden  alsdaDn  in  einer  grossen  Schale  mit  remem 
Wasser  gut  ausgewaschen  und  schliesslich  zum  Trocknen  aufgehängt 
Sobald  sie  halbtrocken  sind  klebt  man  sie  auf  Glasplatten  die  io 
die  Cassette  passen.  Die  Papiere  müssen  etwas  grösser  sein;  man 
bestreicht  die  Ränder  mit  Gummi  oder  mit  Kleister ,  legt  sie  om 
und  befestigt  sie  an  der  Rückseite  der  Gläser. 

Wenn  das  Papier  ganz  trocken  ist,  macht  man  es  empfindlidi, 
indem  man  eine  hinreichende  Menge  folgender  Lösung  mit  einem 
Glasstabe  darauf  ausbreitet  uLd  eine  Minute  stehen  lässt: 

Salpetersaures  Silber  ...  30  Gran, 
Destillirtes  Wasser  ....  1  Unze, 
Eisessig      .    '. 10  Tropfen. 

Sodann  wird  das  Papier  gut  abgewaschen  und  wieder  ge- 
trocknet. Nach  dem  Belichten  legt  man  es  in  eine  Schale  nod 
giesst  folgenden  Entwickler  darüber: 

Gallussäurelösung  ....  15  Gran, 
Wasser I  Unze, 

Silberlösung  (1:8)    .     .     .     .     5  bis  6  Tropfen. 

Die  Gallussäurelösung  bereitet  man  so :  4  Drachmen  (=  240  Gran) 
Gallussäure  werden  mit  4  Unzen  Alkohol  gekocht.  Nach  dem 
Erkalten  wird  die  Lösung  filtrirt  und  mit  15  Tropfen  Fisessig 
versetzt. 

Das  Bild  erscheint  bald ;  man  gibt  dann  noch  etwas  Entwickler 
hinzu,  aber  ohne  Silber. 

Man  fixirt  mit  unterschwefiigsaurem  Natron,  wascht  sorgfaltig 
und  lässt  trocknen.  Das  Durchsichtigmachen  geschieht  mit  Wachs 
in  folgender  Weise: 

Man  setzt  eine  flache  Porzellanschale  auf  den  Deckel  eines 
Kessels,  in  dem  Wasser  kochend  gehalten  wird.  Den  Bodeo  der 
Schale  reibt  man  mit  weissem  Wachs  ein,  und  auf  das  geschmolzene 
Wachs  legt  man  das  Negativ  mit  der  Bildseite  nach  unten.  Auch 
die  Rückseite  des  Papiers  reibt  man  mit  Wachs  ein.  Auf  diese 
legt  man  ein  zweites  Negativ,  das  man  ebenfalls  mit  Wachs  einreibt^ 
hierauf  ein  drittes  und  so  fort.  Jedes  Blatt  wird  ganz  dnrchsiehtig. 
Nun  ist  das  überschüssige  Wachs  wegzunehmen.  Man  legt  ein 
ungewachstes  Negativ  auf  eine  Glasplatte  und  darauf  ein  gewachstes. 
Man  setzt  eine  mit  heissem  Wasser  gefüllte  Schale  auf  die  Papiere 
bis  das  Wachs  geschmolzen  ist.  Dann  legt  man  wieder  ein  unge- 
wachstes und  ein  gewachstes  Negativ  auf,  setzt  die  Schale  daraof, 
und  fahrt  so  fort.  Man  hüte  sich  Brüche  in  die  gewachsten  Papiere 
EU  machen,  indem  dadurch  die  Negativs  verdorben  werden. 


167 

Das  Abdrucken  kann  mit  Jodsilber  and  Herromifinig  gescbehen, 
wie  oben  bäschrlebcD,  oder  mit  Chlorsilber.  Letzteres  Yerfahreii 
ist  das  bessere. 

Hau  löst  10  Gran  Ciilorammonium  in  60  Gran  Wasser,  und 
vermischt  dies  mit  einer  Unze  geschlagenen  Albumins. 

Hiermit  überzieht  man  die  Platten  wie  sub  1}  beschrieben. 
Die  albnmirten  PlaUeo  kann  man  vcrrKtbig  halten. 

Man  taucht  sie  in  ein  Silberbad  von  1 :  8.  Nach  einer  Minate 
ninimt  man  sie  herans  und  trocknet  sie  im  Dunkeln. 

Die  Platte  wird  auf  ein  Stück  WachsJeinen  von  derselben 
GrSsse  gelegt;  auf  die  Platte  kommt  das  Wachspapier  -  Negatir, 
Bildseite  nach  unten,  mit  der  Albuminschicht  in  Berührung.  Mittelst 
sechs  Holzklammern  werden  diese  drei  Lagen  fest  zusammengehalten. 
Auf  diese  Weise  kann  man  das  Copiren  ebensogut  controliren  wie 
bei  Papietabdriicken'.  Man  copirt  etwas  Über,  tont  und  fixirt  ganz, 
als  wenn  man  Eiweisspapier  vor  sich  hätte. 

Während  wir  dies  schreiben,  erhalten  wir  von  Mr.  Simmons  in 
Philadelphia    einen   Shi?e'schen    Copirr&hmen    für   Milchglasbilder. 


Copinkhmen  fDr  Hilclielasbildcr. 
Dieser  Rahmen  ist  ganz  vorzüglich,  man  kann  darin  PoTZellanbilder 
(auf  CbloTsilber)  auch  nach  Glasnegativs  anfertigen;   man  kann  das 
Entstehen '  des  Bildes    controliren  und  beide  Platten   wieder  genau 
in  dieselbe  Lage  bringen. 


168 


Eil  photograpliisclies  Atelier  im  HneheB.*^ 

£s  werden  wenige  Ateliers  sein,  die  in  Bezug  auf  Gross- 
artigkeit der  Einrichtung  sich  mit  der  photographischen  Anstalt  des 
mit  Fug  und  Kecht  so  hochgeschätzten  königlich  baierischen  Hof- 
photographen J.  Albert  in  München  messen  können.  leb  glaube 
den  Lesern  dieses  Blattes  einen  nicht  unwillkommenen  Dienst  zu 
leisten,  wenn  ich  hier  versuche,  eine  übersichtliche  Bescbreibong 
dieser  Anstalt  zu  liefern. 

Vor  Allem  muss  erwähnt  werden,  dass  Herr  AJbert  sein 
Geschäft  in  zwei  streng  geschiedene  Abtheilungen  getrennt  hat, 
u.  z.  die  eine  für  das  Portraitfach ,  die  andere  für  Reproductiom- 
oder  Eunstzwecke. 

Im  Empfangssalon  der  ersteren  Abtheilung  macht  der  el^antr 
Comfort  der  Einrichtung  den  Aufenthalt  des  Harrenden  behaglich 
und  bietet  durch  Ausstellung  der  Erzeugnisse  der  Anstalt  soirolil 
im  Portrait-  als  Reproductionsfache  reichlichen  Stoff,  die  Wartezeit 
in  angenehmer  Weise  zu  verbringen.  Es  sind  da  die  Bilder  be- 
rühmter Persönlichkeiten  in  allen  Grössen  ausgestellt,  zum  Theile 
in  Oel  ausgeführt,  zum  Theile  in  Aquarell  und  von  einer  Delicatesse 
der  Behandlung  der  Miniatur -Bilder  auf  Elfenbein,  endlieh  die  so 
beliebten  Ghromophotogpraphien  mit  ihren  weichen  bestechenden 
Conturen  und  ihrem  reizenden  Farbenschmelze.  Die  grossen  pradit- 
voUen  Reproductionen  Eaulbachs,  Piloty's,  Schwinds  u.  s.  f.  kann 
ich  füglich  unbesprochen  lassen,  sie  sind  allenthalben  gekannt  aod 
bewundert. 

Der  Glassalon  besteht  aus  zwei  durch  Vorhänge  geschiedenen 
Theilen,  damit  im  Falle  der  Bedarfes  zwei  verschiedene  Aufnahmen 
gleichzeitig  vorgenommen  werden  können.  Es  ist  selbstverständlich, 
dass  durch  eine  reiche  Auswahl  des  Beiwerkes  eine  grosse  Ab- 
wechselung im  Arrangement  der  Bilder  ermöglicht  ist;  doch  muss 
ich  hier  erwähnen,  dass  Herr  Albert  bei  seinen  Portraits  nur 
Oberlicht  benützt  und  jedes  Seitenlicht  vollständig  abgesperrt  ist 

Ein  langer,  ziemlich  breiter,  durch  zwei  Fenster  erleuchteter 
Raum  dient  als  Laboratorium.  In  einer  durch  gelbe  Vorhänge 
gesonderten  Abtheilung  werden  die  exponirten  Platten  entwickelt, 
u.  z.  ist  durch  zwei  Tische,  laufendes  Wasser  und  zwei  gelb 
verglaste  Fenster  dafür  Sorge  getragen,  dass  zwei  Photographen 
zur  selben  Zeit  hervorrufen  können-,  ein  anderer  Dunkelraam  mit 
gelbem  Lichte  ist  eingerichtet,   um  dort   die  coUodionirten  Platten 


*)    Aus  der  photographischen  Correspondenz. 


189 


ailbeni    2a   können.     Ebenso    ist   im    vorderen  Räume    eine   mit 
Oberlicht  versehene  Abtheilung,  wo  der  Plattenputzer  arbeitet 

Im  ersten  Stockwerk  befinden  sich  die  Copir-  und  Retouchir- 
Zinuaer,  u.  z.  liegen  die  Coplr-Zimmer  nach  der  Sonnenseite  zu, 
während  die  Retouchir-2ilmmer  an  der  Nordseite  gelegen  sind.  Das 
Copiren  wird  von  4  bis  5  Leuten  besorgt,  während  beständig  12 
Retoachenre  Beschäftigung  haben.  Da  letztere  begreiflicherweise 
nur  die  Plätze  an  den  Fenstern  benutzen,  so  erübrigt  im  rück- 
wärtigen Theil  des  Gemaches  Raum  für  die  Satinirmaschinen  und 
die  Buchbinder. 

Ueber  einen  Hof  gelangt  man  in  den  Garten,  wo  sich  die 
Abtheilung  für  die  Reproduction  und  das  Eunstfach  befindet  Vor 
allem  verdienen  hier  die  Vergrösserungs  -  Apparate  Erwähnung, 
deren  3  aufgestellt  sind,  wovon  die  beiden  kleineren  am  Dachboden 
angebracht,  zu  Brustbildern  benützt  werden.  Der  dritte  Solar- 
apparat mag  wohl  der  grösste  in  Deutschland  sein,  und  dient  dazu, 
lebensgrosse  Bilder  in  ganzer  Figur  anzufertigen.  Bei  günstiger 
Witterung  sind  sämmtliche  3  Solar-  Camera's  in  Thätigkeit  und 
liefert  jede  derselben  9  bis  10  Positive  per  Tag,  namentlich  im 
sogenannten  Schnelldruckverfahren  bei  einer  Belichtung  von  circa 
20—30  Minuten. 

Hier  finden  wir  einen  ganz  mit  Glas  bedeckten  Raum  von 
40^  Länge  für  die  photographischen  Reproductions-Arbeiten,  welcher 
nach  der  einen  Seite  sich  vollständig  öfifnen  lässt,  um  mit  dem 
Apparate,  der  auf  Schienen  geht,  zur  Benützung  des  Sonnenlichtes 
in's  Freie  hinausfahren  zu  können.  In  der  ersten  Etage  ist  das 
Arbeitslocal  des  1.  Laboranten  mit  seinem  Entwicklungsraum,  und 
werden  hier  vorzugsweise  die  ganz  grossen  (Facsimile-)  Negative 
angefertigt;  auch  diese  Abtheilung  hat  ihr  Retouchir- Zimmer,  in 
welchem  6  Personen  sich  mit  dem  Zudecken  der  uns  allen  so 
wohlbekannten  leidigen  Pünktchen  beschäftigen,  sowie  ein  Appar- 
tement für  die  Buchbinder. 

Es  ist  vielleicht  von  allgemeinem  Interesse,  an  dieser  Stelle 
einige  Details  über  die  Vorrichtungen  für  Vergrösserungen  mit 
der  grossen  Solar-Camera  zu  erfahren.  Ich  setze  das  Prindp  und 
die  Einrichtung  einer  solchen  Camera  als  bekannt  voraus,  und 
beschränke  mich  auf  die  Anführung  einzelner  Dimensionen  und 
Details.  Die  Dunkelkammer  hat  30^  Länge.  Der  zum  Auffangen 
des  Sonnenbildes  bestimmte  Spiegel,  der  ausserhalb  der  Dunkel- 
kammer auf  einem  Gestelle  angebracht  ist ,  besitzt  eine  Länge  von 
10'  und  eine  Breite  von  3';  der  Condensator  hat  3'  im  Durch- 
messer;  das  Objectiv  ist  ein  dreizölliges.    Das  Stativ  zur  Aufnahme 


170 


des  Rahmens  läuft  auf  Schienen,  welche  sich  über  die  ganze  Lisge 
der  Dunltelkammer  erstrecken.  Der  an  diesem  Statir  zu  befestigende 
Gopirrahmen  hat  die  ansehnliche  Grösse  von  12^  in  der  Höhe  und 
4'  in  der  Breite  und  wird  das  präparirte  und  sensibiüsirte  Papier 
in  diesen  Rahmen  für  die  Aufnahme  der  lebensgrossen  Portrait 
ausgelegt. 

Anstossend  an  diese  Locale  ist  der  Raum  für  die  Präparation 
dieses  Papieres. 

Das  verwendete  Papier  ist  gut  geleimtes  sogenanntes  Eü&h 
papier.     Um  dieses  zu  präpariren  werden  In 
30    Unzen  destillirten  Wassers, 
4V2  Drachmen  Chlor -Ammonium, 
4^2         >f         Citronensäure, 
4^2         9»         doppeltlcohlensaures  Natron 
gelöst  und  von  letzterem  so  lange  zugesetzt,  bis  blaues  Lakmas- 
papier sich  nur  noch  ganz   schwach  röthet,   dann  filtrirt  man  die 
Lösung  und  giesst  sie  in  eine  Tasse.    Das  Papier  lässt  man  auf 
dieser  Flüssigkeit  3  Minuten  lang  schwimmen,  hängt  es  sodann  auf 
und  lässt  es  trocknen. 

Das  Sensibilisirungsbad  enthält  folgende  Verhältnisse: 
1  Unze  Silbemitrat, 
23  Unzen  destillirtes  Wasser, 
10  Gran  Citronensäure. 
Darauf  lässt  man  das  Papier  ebenfalls  3  Minuten  schwimmeo. 
Es  braucht  wohl  nicht  erwähnt  zu  werden,  dass  dieses  Papier 
während   des    Silbems,    Trocknens    und   Eiulegens    sorgfaltig   vor 
Lichteinwirkung  zu  verwahren,  ist. 

Die  Dauer  des  Bellchtens  beim  Copiren  richtet  sich  natürlich 
nach  der  Intensität  des  Lichtes  und  der  Durchsichtigkeit  der  Matrizen  ; 
doch  muss  hier  erwähnt  werden,  dass  man  nur  so  lange  belichtet, 
bis  die  Conturen  sichtbar  werden. 

Das  Nachsehen  der  Copien  hat  ebenfalls  nur  bei  gelben 
Lichte  zu  geschehen. 

Das  Hervorrufungsbad  für  diese  Positive  besteht  aus 
14  Gran  Pyrogallussäure , 
14      „     Citronensäure, 
30  Unzen  destillirten  Wassers, 
und  wird  auf  28  bis  30  ^  R.  erwärmt. 

Die  Lösung  wird  in  eine*  Tasse  gegossen,  die  Bilder  werden 
hineingelegt  und  mit  einem  breiten,  weichen,  langhaarigen  Pinsel 
überstrichen,  um  die  Einwirkung  des  Entwicklers  zu  einer  auf  allen 
Stellen  gleichförmigen  zu  machen.     Ist  das  Bild   voUständig  zorn 


171 


Vorscheine  gekommen,  «o  unterbricht  man  die  Hervorrnfung  und 
legt    das  Bild  in  Wasser,  worin  es  einlgemale  umgekehrt  wird. 

Nach  diesem  Auswässern  wird  es  gefärbt  u.  z.  am  besten 
mit  phosphorsaurem  Natron  und  Goldchlorid,  wieder  durch  Wasser 
gesogen  und  in  einem  unterschwefligsauren  Natronbade  (1:8)  fixirf, 
gut  ausgewaschen  und  gut  getrocknet 

Will  man  diesen  Bildern  eine  grosse  Tiefe  verleihen,  so  werden 
sie  mit  Wachsfirniss  überzogen. 

Jener  Theil  des  Albert'schen  Ateliers,  wo  die  letzten  Arbeiten 
an  den  schon  belichteten  Abdrücken  gemacht  werden,  zerfallt  in 
3  Unterabtheilungen,  u.  z.  L  der  Fixirraum,  II.  der  Schnelldruck* 
Hervorrufungsraum,  UI.  Spritzraum. 

Im  Fixirraume  sind  4  Leute  thätig;  der  Erste  wäscht  die 
Bilder  in  sechsmal  gewechseltem  Wasser,  übergibt  sie  dem  Zweiten, 
der  mit  der  Färbung  betraut  ist,  von  diesem  erhält  sie  der  Dritte, 
welcher  sie  fixirt  und  endlich  dem  Vierten  reicht,  damit  er  sie 
vorläufig  in  vier  verschiedenen  Wässern  auswäscht.  Von  da  erst 
kommen  sie  in  den  Spritzraum. 

Herr  Albert  hat  in  richtiger  Würdigung  dessen,  dass  das 
vollkommene  Aussüssen  von  hervorragender  Bedeutung  für  die 
Haltbarkeit  der  Photographien  ist,  diesem  Gegenstande  ein  be- 
sonderes Augenmerk  geschenkt  und  eigene  Vorrichtungen  hieza 
getroffen. 

An  der  Decke  dieses  etwa  15'  hohen  Spritzraumes  befindet 
sich  ein  Wasser  -  Keservoir  von  4'  Breite  IV2'  Höhe  nach  der 
ganzen  Länge  des  Gemaches.  In  gleichen  Zwischenräumen  sind  am 
Boden  des  Wasserbehälters  Messinghähne  angebracht,  an  welchen 
Brausen  mit  feinen  Löchern  befestigt  sind. 

Ungefähr  8'  tiefer  ist  ein  Gestelle,  auf  dem  die  Spritzbretter 
in  geneigter  Lage  ruhen,  damit  das  Wasser  leichter  ablaufen  kann. 
Diese  Bretter  sind  theils  wegen  der  besseren  Conservirung ,  theils 
um  der  Oberfläche  einen  festeren  Widerstand  zu  verleihen,  mit 
Oelfarbe  angestrichen;  auf  derselben  werden  die  Bilder  ausgebreitet 
und  die  darüber  befindlichen  Hähne  geöffnet;  nun  rieselt  in  un- 
zähligen feinen  Strahlen  das  Wasser  auf  die  Bilder  herab  und 
peitscht  mit  einer  gewissen  Gewalt  die  Natronlösung  aus  dem 
Papiere.  Nach  einer  Viertelstunde  werden  die  Bilder  umgedreht 
und  von  der  anderen  Seite  bespritzt.  Auf  solche  Art  gewaschene 
Bilder  haben  nach  einer  Reihe  von  8  bis  10  Jahren  noch  keine 
Spur  von  Veränderung  gezeigt. 

Noch  sind  die  in  der  zweiten  Etage  gelegenen  beiden  Zimmer 
2u  erwähnen,    in   deren   einem  das  Eiweisspapier  auf  grossen  mit 


172 


Albumin  gefüllten  Tassen  schwimmen  gelassen  und  dann  getrodmel 
und  im  anderen  gesilbert  wird. 

Der  Copirraüm  für  die  Abtheilung  der  Reproductionen  and 
des  Kunstfaches  befindet  sich  nicht  in  demselben  Gebäude,  sondern 
fm  Glaspalaste,  einem  öffentlichen  Gebäude  Münchens,  in  welchem 
die  Blumenausstellungen  abgehalten  werden«  und  wird  hier  das 
Copiren  der  Bilder  von  8  Leuten  besorgt,  die  unter  der  Aafacfat 
eines  Ober-Copisten  stehen. 

£s  ist  eine  respectable  Anzahl  Ton  Händen,  durch  welche 
ein  Bild  wandert,  bis  es  vollendet  ist.  Dieser  fabrikmässigen  Ein- 
theilung  entspringt  aber  auch  die  Möglichkeit,  in  unglaubfidi 
schneller  Zeit  ein  Bild  fertig  zu  bringen,  und  war  der  Schreiber 
dieses  Zeuge,  wie  ein  Bild  zwei  Stunden  nach  der  Aufnahme  fix 
und  fertig  vorgelegt  wurde. 

Eben  so  gross  ist  auch  die  quantitative  Leistungsfähigkeit 
dieses  Ateliers.  So  werden  z.  B.  an  einem  klaren  Tage  200  bis 
300  Bogen,  ich  erinnere  mich  sogar  eines  Tages  450  Bogen  Papier 
verbraucht. 

Schliesslich  sei  noch  erwähnt,  dass  für  jedes  dieser  beiden 
Geschäfte  ein  eigenes  Comptoir  mit  je  einem  Buchhalter  existizt, 
und  sind  im  Allgemeinen  durchschnittlich  immer  70  bis  75  Personen 
beschäftigt,  darunter  zwei  Schreiner,  welche  immerfort  theils  mit 
Reparaturen  an  den  Apparaten,  theils  mit  Anfertigung  von  Kisten 
zur  Verpackung  beschäftigt  sind.  HcroaDB  Hockfeldt 


|9l)otoorapl)tfdfe  (SefcUfd^aftm* 

Wiener  photographische  Gesellschaft.  —  Sitzung  am   7.  März. 

Hr.  Wolf  aus  Galatz  zeigte  „Doppelgängerbilder*'  vor,  die. 
nach  seiner  Angabe  in  der  photographischen  Correspondenz,  in  fol- 
gender Weise  gefertigt  werden.  Man  stellt  die  Person  in  einer 
Positur  auf  der  einen  Hälfte  der  durch  einen  verticalen  Cartonstiidi 
getheilten  matten  Scheibe  ein,  exponirt  die  Hälfte  der  gewöhnlichco 
Expositionszeit,  schliesst  das  Objectiv;  stellt  dann  auf  der  anderen 
Hälfte  der  Scheibe  dieselbe  Person  in  einer  anderen  entsprechenden 
Stellung  wieder  ein  und  exponirt  eben  so  lange,  höchstens  eine 
Secunde  länger.  Fixage  und  Entwicklung  wie  gewöhnlich.  Gut 
angesäuertes  Silberbad  und  nicht  zu  grelles  Licht  sind  vortheUhaft. 
Hauptbedingung  ist,  dass  die  Accessoires  die  zur  Ausstattung  der 
ersten  Stellung  gedient,  während  der  zweiten  Exposition  entfernt 
sind,  damit  sie  nicht  dadurch  an  Intensität  gewinnen  und  sieh  auf 
der  Person  abbilden.  So  würde  z.  B. ,  wenn  das  Modell  in  der 
ersten  Stellung  sitzend  aufgenommen  wurde,  und  der  Stuhl  wahrend 


173 


der  zweiten  Exposition  stehen  bliebe,  dasselbe  auf  dem  fertigen 
Bilde  hinter  dem  Stuhle  zu  sitzen  scheinen.  Der  Hintergrund  muss 
glatt  und  dunkel  sein;  ein  glattschwarzer  würde  zwar  keinen 
Schleier  zulassen,  aber  die  Conturen  dunkler  Kleider  des  Modells 
würden  sich  nicht  abheben. 

Darauf  sprach  Herr  Regierungs-Bath  Schultner  über  Abdrücke 
ohne  Anwendung  von  Haloi'dsalzen.  Er  empfiehlt  ungesalzenes 
AJbumlnpapier  auf  einem  Bade  Ton  6  Gran  Siibernitrat,  48  Gran 
salpetersaureni  Ammon  und  1  Unze  Wasser  schwimmen  zu  lassen. 
Die  Abdrücke  dürfen  nicht  übercopirt  sein.  Weitere  Versuche  hat 
derselbe  Autor  mit  salpetersaurcm  Cadmiumoxyd,  und  mit  organischen 
Silbersalzen  angestellt.  10  Gran  oxalsaures  Silberoxydammon  wurden 
in  einer  Unze  Wasser  gelöst  und  mit  einer  Drachme  Alkohol  ver- 
setzt Das  Papier  blieb  20  bis  30  Secunden  auf  diesem  Bade, 
und  gab  sehr  kräftige  Abdrücke  die  mit  Ammoniak  fixlrt  wurden. 

Von  Hrn.  Krziwanek  wurde  folgende  Schnellcopirmethode  mit- 
getheilt.  Eiweisspapier  lässt  man  auf  einer  Auflösung  von  1^4  Lth. 
salpetersaurem  Silberoxyd  und  6  Gran  Citronsäure  in  14  Unzen 
Wasser  drei  Minuten  schwimmen.  Es  schadet  nicht,  wenn  das 
Bad  trüb  wird.  Man  belichtet  in  der  Sonne  10  bis  20  Secunden, 
unter  ungünstigen  Umständen  10  Minuten,  bis  ^  das  Bild  ganz 
schwach  gekommen.  Man  entwickelt  durch  Schwimmenlassen  auf 
14  Unzen  Wasser,  7  Gran  Citronsäure  und  7  Gran  Pyrogallussäure. 
Nach  gutem  Auswaschen  fixirt  man  im  Goldbad  mit  phosphor- 
saurem und  doppeltkohlensaurem  Natron.  Fixirt  wird  in  schwacher 
Katronlösung. 


Nord  -  Londoner   Association.   —  Sitzung  am  22.   März. 

Nach  Verlesung  des  Jahresberichts  und  Neuwahl  des  Vorstandes 
wurden  ^Quinquegemmen'^  (Cameebilder  mit  fünf  Portraits  derselben 
Person),  Wothlytypien  und  Simpson'sche  CoUodionchlorsilberbilder 
vorgezeigt.  Mr.  Robinson  zeigte  „Doppelbilder^  vor,  in  denen  man 
eine  Person  ihrem  Doppelgänger  die  Hand  geben  sieht  u.  dgl. 

Mr.  Dawson  bemerkte  zu  den  Simpson'schen  Bildern,  dass  das 
CoUodion  an  sich  zu  unbeständig  sei  und  deshalb  nicht  angewandt 
werden  solle.  Im  Swan'schen  Tuschverfahren  reisse  es  und  zerstöre 
das  Bild;  wogegen  Mr.  Simpson  sich  auf  die  lange  Erfahrung  mit 
negativen  Collodionbildern  berief,  die  doch  bis  jetzt  keine  nach- 
theilige Veränderungen  zeigten. 

Mr.  Bockett  stellte  eine  Camera  zur  Aufnahme  von  Doppel- 
bildern aus.  Der  Theil  der  Camera  worin  die  Cassette  gleitet  ist 
oben  und  unten  zweimal  durchlöchert.  Durch  die  Löcher  gehen 
zwei  senkrechte  Metallstäbe,  an  denen  Klappen  von  Holz  oder 
Zink  befestigt  sind.  Diese  Klappen  treffen  sich  in  der  Mitte  und 
können  vermittelst  zweier  aussen  angebrachten  Handhaben  gedreht 
werden.  Man  kann  also  erst  die  eine,  und  darauf  die  andere  Hälfte 
der  Platte  belichten.  Die  Klappen  müssen  in  der  Mitte  ganz  genau 
zusammentreffen,  damit  weder  ein  dunkler  noch  ein  heller  Streifen 


174 


entsteht.  Während  der  Aufnahme  darf  natürlich  weder  Camera 
noch  Beiwerk  yersetzt  werden,  nur  die  Person  nimmt  die  eai* 
sprechende  andere  Stellung  an. 


Liverpool  Amateur -Association.  —  Sitzung  am  28.  März. 

Mr.  Williams  gab  einige  Anleitung  zur  Vermeidung  von  FehlerD 
beim  Hdrvorrufen  der  Tanninplatten.  Er  nimmt  an,  dass  die  Platten 
in  gewöhnlicher  Weise  präparirt  werden:  Kautschukunterlage,  Jod- 
bromcollodion,  3%ige  Tanninlösung.  Alkoholische  PyrogaUussäure, 
Lösung  von  kohlensaurem  Ammoniak,  Silberlösung  mit  Citronsaure 
hat  man  zur  Hand.  Man  nimmt  die  Platte  auf  den  Halter  ond 
befeuchtet  die  CoUodion schiebt  mit  Wasser.  Nun  giesst  man  eine 
hinreichende  Menge  Ammoniakwasser  über.  Vielleicbt  entstehen 
Blasen  von  der  Grösse  eines  Stecknadelknopfs  an  der  Stelle  wo 
die  Flüssigkeit  die  Platte  zuerst  getroffen  hat.  (Fehler  Kr.  1.) 
In  diesem  Fall  muss  man  die  Ammoniakflüssigkeit  mit  der  Hälfte 
oder  ein  Drittel  Wasser  verdünnen.  Hilft  dies  nicht,  so  behandle 
man  die  Platte  vor  dem  Benetzen  mit  einer  Mischung  gleicher 
Theilo  Alkohol  und  Wasser. 

Die  Ammoniakflüssigkeit  bringt  die  höchsten  Lichter  heraus; 
man  giesst  sie  zurück  und  fügt  einen  Tropfen  alkoholische 
Pyrogallussäure  zu.  Wo  man  diese  Mischung  zuerst  hingiesst 
entsteht  ein  Fleck,  der  zwar  nicht  grösser  aber  allmäUg  intensiver 
wird.  (Fehler  Nr.  2.)  Hierfür  gibt  es  verschiedene  Ursachen: 
Organischer  Stoff  im  Silberbad,  Uebcrbelichtung,  oder  zu  starke 
Entwicklungsflüssigkeiten . 

Wenn  das  Bild  zu  kurz  belichtet  ist,  wird  der  Operateur 
vielleicht  zur  alkoholischen  Pyrogallussäure  greifen  und  eine  zu 
grosse  Menge  zusetzen.  Dies  gibt  ein  mattes  Bild.  (Fehler  Nr.  3.) 
Major  Russell  sagt  in  der  zweiten  Auflage  seines  „Tanninverfahrens': 
„Wenn  wegen  zu  kurzer  Belichtung  der  alkalische  Entwickler  kein 
genügendes  Detail  erzeugt,  so  scheint  es  kein  Mittel  zu  geben; 
den  Entwickler  durch  frischen  zu  ersetzen  nutzt  nichts.''  Hiermit 
ist  Mr.  W.  nicht  einverstanden,  da  er  oft  durch  mehrmalige  Er- 
neuerung des  Entwicklers  bei  zu  kurz  belichteten  BUdem  viel  Detail 
gewonnen. 

Ueberbelichtung    und    ihre     Resultate    sind    bekannt    genug. 
(Fehler  Nr.  4.) 


Das  Thalliimi. 

Die  Reihe  der  Metalle  ist  in  letzter  Zeit  durch  eines  vermehrt 
worden,  das  seine  Entdeckung  jener  schon  jetzt  so  folgenreieben 
Erfindung  der  Spectralanalyse  verdankt.  Ein  tüchtiger  englischer 
Chemiker,  der  sich  um  die  Photographie  manches  Verdienst  erworben, 
der  frühere  Redacteur   der  Photographic  News,  jetzt  Herausgeber 


175 


der  Chemical  NewB,  Mr.  William  Crookes,  fand  es  zuerst;  Dach 
ihm  haben  der  Franzose  Lamy,  die  Professoren  R.  Böttger  und 
Fr.  Kuhlmann,  u.  a.  sich  mit  der  Darstellung  von  Thallinmpräparaten 
beschäftigt.  Das  Thallium  ist  in  kupferhaltigen  Kiesen  und  dem 
daraus  erhaltenen  Rohschwefel  enthalten;  von  Lamy  wurde  es  aus 
dem  Schlamm  der  Schwefelsäurekammern  gewonnen.  Bezüglich 
seiner  Eigenschaften  nähert  es  sich  dem  Blei;  es  ist  bläulich  grau, 
sehr  weich  und  hämmerbar.     Auf  Papier  färbt  es  ab. 

Einige  Verbindungen  des  Thalliums  sind  lichtempfindlich,  d.  h. 
schwärzen  sich  im  Licht  wie  Cblorsilber.  Namentlich  ist  dies  der 
Fall  mit  dem  Fluorthallium  (TlFl).  Nach  Fr.  Kuhlmann  wird 
dies  durch  die  Einwirkung  yon  gasförmiger  Fluorwasserstoffsäure 
auf  kohlensaures  Thalliumotyd  erhalten;*)  das  Fluorthallium  bildet 
eine  sehr  schöne  glänzende  Ciystallmasse  von  lebhaft  blauer  Farbe, 
und  schwärzt  sich  am  Licht. 

Das  durch  Behandlung  des  kohlensauren  Thalliumoxyds  mit 
flüssiger  Fluorwasserstoffsäure  erhaltene  Fluorthalliumhydrat,  in 
weissen  Crystallen,  wird  durch  das  Licht  nicht  yetändcrt. 


Iteissig's  AaswässeriiDgsTerfahTen  begründet  sich  auf  die  An- 
wendung von  Centrifugalkraft.  Die  Abdrücke  werden  in  eine 
hölzerne  Centrifugalmaschine  gebracht,  ausgewaschen,  nochmals  in 
die  Maschine  gethan  und  dies  viermal  wiederholt.  Das  ganze 
Auswässern  dauert  nur  eine  Stunde.  Um  jede  Spur  von  unter- 
schwefljgsaurem  Natron  im  letzten  Wasch wass er  zu  entdecken, 
benutzt  Dr.  R.  ein  Bunsen'sches  Element  mit  Silberplatten  an 
Kathode  und  Anode ;  letztere  werden  in  das  Waschwasser  getaucht. 
Wenn  noch  unterschwefiigsaures  Salz  vorhanden  ist  läuft  die  Kathode 
gelb  oder  braun  an.  Das  Verfahren  wird  ausführlich  im  Archiv 
mitgetheilt  werden. 

Schmekfarben  für  eingebrannte  Photographien.  —  Hr.  Jul.  Leth 
in  Wien  (Wallfischgasse)  der  sich  mit  Einbrennen  von  Photographien 
auf  Email  und  Porzellan  befasst,  empfiehlt  (in  der  photographischen 
Correspondenz)  die  Schmelzfarben  auf  chemischem  Wege  zu  er- 
zeugen, u.  z.  aus  Mischen  von  schwefelsaurem  Cobaltoxyd,  Man- 
ganvitriol, Eisenvitriol  und  Zinkvitriol,  welche  Salze  in  verschiedenen 


♦)     Comptes  renalis,  t.  LVm,  p.  1037. 


176 


Verhältnissen  mit  Salpeter  gut  gemengt  und  in  einem  Sclimektiefd 
bis  zur  Tollkommenen  Zersetzung  des  Salpeters  geglüht  werden. 
Der  gut  gewaschene  Rückstand  wird  mit  Bleiglas  (3 — 5  Theile  auf 
l  Theil  Rückstand)  gemischt  und  fein  gerieben.  Durch  mechanischei 
Mischen  der  Oxyde  wird  keine  so  innige  Vereinigung  und  in  Folge 
dessen  kein  so  gleichmässiger  Ton  erreicht. 


^n  ttorrtfponbtnten. 


H.  0.  in  M.  —  D&8  Atelier  kann  allerdings  an  die  Stnbe  angeb&at  werdeD. 
nur  würden  wir  Ihnen  rathen,  wenigstens  16  Fass  anstatt  10  zu  nehmen;  die 
Kosten  werden  sich  dadurch  nicht  sehr  erhöhen.  Die  Kordseite  mfisste  gisz 
von  Glas  sein;  an  der  Südseite  werden  Sie  vortheilhaft  ein  breites  Fenster  aa- 
bringen,  das  durch  Vorhänge  gänzlich  geschlossen  werden  kann,  wenn  die  Soone 
.scheint.     Der  Tannenwald  wird  nicht  schaden. 

J.  M.  —  Sie  tauchen  die  Platten  zu  früh  in  das  Silberbad;  solche  Streifes 
entstehen  immer,  wenn  das  Gollodion  nicht  trocken  genug  war.  Die  silb«- 
glänzenden  Flecke  lassen  schliessen,  dass  das  Gollodion  zu  dick  ist;  Zusatz  roa 
*/5  bis  ^/^  Aether  y^rd.  helfen.  —  Das  Arrangement  I§5st  manches  zu  wfinicftei 
übrig.  Auch  haben  Sie  zu  viel  Oberlicht.  —  Am  geeignetsten  für  Ihre  Zwedtt 
ist  Disderi's  „Photographie  als  bildende  Kunsf. 

8.  in  F.  —  Die  gewünschte  Auskunft  soll  Ihnen  in  einem  besoAdena 
Artikel  in  Kürze  gegeben  werden. 

0.  8.  —  Wir  haben  niemals  Schwierigkeit  das  Papiersilberbad  durch  Kochsalz 
zu  entfärben.  Man  muss  eine  grosse  Flasche  haben  und  tüchtig  umschuttcfaL 
Anstatt  des  Kochsalzes  ist  auch  Citronensäure ,  sowie  eine  Mischung  von  phos- 
phorsaurem  und  kohlensaurem  Natron  empfohlen  worden  (Archiv  Bd.  II.  S.  Hl). 
Sodann  kann  zu  demselben  Zweck  Thierkohle  und  Porzellanerde  (Kaolin)  benitttt 
werden.    Nach  mehrmaligem  heftigem  Schütteln  wird  flltrirt. 

A.  in  Hamburg.  —  Das  verbesserte  Rosinentrockenverfahren  des  Herrn  Dr. 
Schnauss  finden  Sie. im  V.  Bande  dieses  Archivs  in  Nr.  62  und  64  beschrieb«. 
Alles  was  über  Photographie  in  natürlichen  Farben  bekannt  ist,  wurde  in  Nr.  41 
dieser  Zeitschrift  (Mai  1863)  zusammengestellt 


Alle  Briefe  und  Mittheilungen  für  die  Redaction  sind   an   den  Herausgeber, 
Paul  £.  Liesegang  in  Elberfeld  zu  richten. 


Gedraekt  bei  S a m.  L u e &•  in  ElbflrMd. 


Pbotographisches  Archiv. 


Band  VI.  -  HTp.  99.  -  M.  III»!  Mmtk. 


tmm 


über  CluroMatypie. 

Anwendung  von  Anilinfarben. 

Bilder  von  eigenthümlichem  Character  erhält  man ,  wenn 
Eiweisspapier  mit  chromsaorem  Ammon  tränkt  (wie  auf  S.  121  an- 
gegeben wurde),  unter  einem  Positiv  belichtet  und  darauf  in  schwache 
welngeistige  Lösung  von  Fuchsin  taucht  Der  anfangs  negative 
Abdruck  verwandelt  sich  langsam  in  ein  Positiv  mit  tiefrothen 
Schatten  und  grünlichgelben,  bronceartigen  Lichtem.  Solche  Abdrücke 
wurden  von  mir  schon  vor  einem  Jahre  angefertigt;  ich  legte  in- 
dessen wenig  Gewicht  darauf,  weil  die  Farben,  so  hübsch  und 
brillant  sie  auch  sein  mögen,  doch  nicht  für  positive  Abdrücke 
passend  sind.     Uebrigens  scheinen  sie  vollkommen  haltbar  zu  sein. 

Gegenwärtig  veröffentlicht  ein  englischer  Photograph,  Mr.  Willis, 
ein  ähnliches  Verfahren. 

Man  versetzt  eine  Auflösung  von  doppeltchromsaurem  Kali 
oder  Ammoniak  mit  wenig  Schwefelsäure,  oder  besser  Phosphorsäure, 
und  lässt  hierauf  feines  Rohpapier  schwimmen.  Man  druckt  unter 
einem  Positiv;  der  Abdruck  muss  ganz  deutlich  sichtbar  sein.  Um 
ihn  zu  fixiren  mischt  man  ein  wenig  Anilin*)  mit  Benzin  und  setzt 
ihn  den  Dämpfen  dieser  Mischung  aus.  Sogleich  entwickelt  sich 
ein  intensives  Bild  von  purpurschwarzem  Ton.  Wenn  die  Farbe 
des  entwickelten  Bildes  zu  sehr  in's  Rothe  geht,  so  nehme  man 
mehr  Phosphorsäure ,  wird  sie  blau  oder  grünlich ,  so  hat  man 
zu  viel  davon  angewandt,  lieber  die  Schale  nut  der  Anilinmischung 
wird  ein  Stück  Fliesspapier  gelegt  um  die  Einwirkung  der  Dämpfe 


*)    Man  verwechsle  nicht  Anilin,  eine  klaie  farblose  Flüssigkeit ,   mit  den 
Anilinsalzen. 

10 


178 


gleichmäflsig  zn  machen.  Oder  man  kann  die  Miflchinig  emfiMiii  vd 
Fliesspapier  spritzen. 

Reines  Toluidin  entwickelt  ein  orange  braunes  Bild. 

Der  Grund  des  Bildes  trübt  sich  zuweilen  und  kann  nach  den 
Entwickeln  geklKrt  werden,  indem  man  das  Bild  in  reiDem  WiuNr 
ausspült,  dann  in  Wasser  legt  dem  einige  Tropfen  Schwefdiiiife 
zugesetzt  wurden.  Schliesslich  muss  man  es  in  reinem  WsMer  got 
auswaschen. 

Dieses  Verfahren  scheint  sich,  seiner  eigenthümlichen  Eigoh 
Schäften  wegen,  vorzugsweise  zum  directen  Copiren  von  Zeichnungco, 
Plänen  u.  dgl.  zu  eignen;  es  ist  sehr  leicht  auszuführen,  billig,  und 
in  seinen  Resultaten  vollkommen  ausreichend.  Zum  Copiren  vod 
Portrait-  und  Landschaftsaufnahmen  ist  es  in  seiner  jetzigen  Fom 
nicht  passend,  da  die  Halbtöne  fehlen  und  die  Schatten  nicht  durch- 
sichtig genug  sind. 

Carey  Lea's  neues  Kohleverfahren. 

Anstatt  wie  in  den  übrigen  Kohleyerfahren  die  Gelatine  gldeh 
mit  fein  zertheilter  Kohle  zu  versetzen,  trägt  Mr.  Carey  Lea,  ähnlidi 
wie  im  Asser'schen  Verfahren,  diese  erst  nach  dem  Copiren  auf. 
Der  Autor  hofft  in  dieser  Welse  auch  Mitteltöne  erhalten  zu  können. 

650  Gran  der  besten  Gelatine  werden  mit  8  Unzen  Wasser 
Übergossen  und  einige  Stunden  stehen  gelassen.  Dann  wird  das 
Gefäss  in  heisses  Wasser  gestellt  bis  die  Lösung  vollständig  ist 
Darauf  werden  4  Unzen  kaltgesättigter  Auflösung  von  doppelt- 
chromsaurem  Kali  erwärmt  und  mit  der  Gelatine  vermischt,  und 
noch  V2  Unze  Glycerin  zugesetzt.  Man  lässt  das  Gefäss  mit  der 
Mischung  entweder  in  warmem  Wasser  oder  auf  dem  warmen  Qfeo 
eine  halbe  Stunde  stehen.  Dadurch  steigen  die  sonst  sehr  hinde^ 
liehen  Luftblasen  in  die  Höhe  und  können  mit  der  sich  oben  M- 
denden  Haut  leicht  entfernt  werden. 

Die  Flüssigkeit  wird  in  eine  Porzellanschale  gegossen  ^t 
durch  heisses  Wasser  erwärmt  wird.  Man  lässt  darauf  gutes 
photographisches  Papier  3  Minuten  lang  schwimmen. 

Das  Abnehmen  vom  Bade  muss  so  rasch  geschehen,  dass  Tiel 
Flüssigkeit  mit  fortgenommen  wird.  Bei  langsamem  AbDehmeD 
wird  das  Papier  ganz  streifig.  Ehe  man  ein  neues  Blatt  auflegt 
entfernt  man  die  Luftblasen  mit  einem  Stück  Fliesspapier.  Du 
Glycerin  soll  das  Papier  biegsamer  machen.  Man  belichtet  in  der 
Sonne,  unter  einem  Positiv;  eine  bis  zwei  Minuten  genügen.  Die 
tiefen  Schatten  müssen  ganz  hellgelb  sein,  nicht  dunkel.  Nach  dem 
Copiren  kommt  das  Papier  24   Stunden  in    kaltes  Wasser.    D» 


179 


Bild  renehwindet  dadurch  fast  gfinzlich.  Man  legt  es,  die  Bildseite 
nach  oben,  auf  ein  glattes  Brett  und  drückt  es  mit  einem  Bogen 
Saugpapier  leicht  aus.  Dann  streut  man  etwas  feines  Lampen- 
achwars  darüber  das  man  mit  einem  befeuchteten  Baumwollbaussh 
leicht  einreibt.  Man  darf  weder  zu  kräftig  noch  2u  schwach  reiben. 
Streifen  und  schwarze  Linien  zeigen  an,  dass  man  zu  stark  gerieben, 
oder  dass  die  Baumwolle  zu  trocken  war.  Wenn  einige  Theile  die 
Farbe  nicht  gut  annehmen,  so  hat  man  zu  lange  belichtet,  oder 
die  Baumwolle  war  zu  nass.  Wenn  die  Farbe  aufgetragen  ist,  lässt 
man  Wasser  tiberfliessen,  um  die  überflüssige  Schwärze  fortzunehmen. 

Graphit  und  Frankfurter  Schwarz  eignen  sich  nicht  zu  diesem 
Verfahren. 

Das  Bild  entwickelt  sich  besser,  wenn  vor  dem  Belichten  ein 
sdiwaches  Säurebad  gebraucht  wird,  (100  Wasser,  4  Salzsäure, 
3  doppeltchromsaures  Kali).     Das  Papier  wird   dadurch  gebräunt 


lieber  seisitireide  ud  deseisitireide  SEbstauei  ud 
Aber  Anfiialimei  ohne  SUberbad. 

Von  Prof.  C.  F.  HÜDeS. 

(Herr  Professor  Hlmes  veröffentlicht  im  British  Journal  of  Pho- 
tography  eine  kleine  Abhandlung  über  die  practische  Anwendung 
der  Ton  Poiteyin  gefundenen  sensitirenden  Eigenschaften  des  Tan^ 
nins,  die  wir  ihrer  Wichtigkeit  halber  in  extenso  wiedergeben.  Es 
sei  uns  gestattet  vorauszuschicken,  dass  die  Tanninnegativs  des 
Herrn  Hirnes  wahre  Perlen  von  Feinheit  sind,'  und  in  Bezug  auf 
Detail  und  sonstige  gute  Eigenschailen  nichts  zu  wünschen  übrig 
lassen.  Es  wäre  sehr  zu  wünschen,  dass  der  Autor  auch  seine 
Versuche  mit  anderen  Sensitatoren  als  Tannin  veröffentlichte.  Die 
Einführung  der  Worte:  Sensitiren  für  lichtempfindlich  machen, 
Desensitiren  für  unempfindlich  machen  (engl,  sensitize  und  desen- 
sitize,    franz.    sensiter    und    desensiter)    möchten    wir    empfehlen. 

Red.  phot.  Arch.) 

Nichts  beweist  so  sehr  die  UnvoUständigkeit  unseres  Wissens 
in  Betreff  der  Kräfte,  welche  bei  den  photographischen  Erschei- 
nungen in's  Spiel  kommen,  als  die  widersprechenden  Mittheilungen 
versehiedener  Forscher  über  die  photographische  Wirkung  dieses 
oder  jenes  Stoffes,  oder  den  Einfluss  gewisser  Bedingungen.  Der 
Bedingungen  aber,  die  wie  wir  wissen ,  auf  die  Versuche  überhaupf 
von  Mnfluss  sind,  gibt  es  so  viele  und  so  verschiedene,  und  so 
Itieht  werden  sie  durch  mancherlei  Ursachen  wieder  verändert,  dass 


180 


wir  nicht  yorsiehtig  genug  alle  besonderen  Umstände,  die  mit  anen 
Experimente  verbunden  waren,  beschreiben  können;  dass  wir  nicht 
Eü  rasch  positive  Versicherungen  geben  und  nicht  zu  friih  theore- 
tisiren  sollen.  Nichts  ist  leichter,  als  in  der  Photographie  eine 
Ursache  für  die  andere  zu  nehmen,  eine  gewisse  Wirkung  einer 
neuen  Substanz  zuzuschreiben,  die  wir  zufällig  gebraucht  liabcn. 
Die  ganz  en^egengesetzten  Berichte  von  Dr.  Kaiser  und  Mr.  Care^ 
Lea  über  die  Wirkung  von  Ozon  auf  unempfindliches  Jodsilber 
sind  ganz  unerklärlich  aus  den  Berichten  selbst,  obgleich  diese  zienh 
lieh  umständlich  sind;  und  während  der  Character  dieser  beiden 
Herren  als  geschickte  Experimentatoren  und  gute  Beobacliter  ausser 
Frage  steht  Mir  selbst  ist  es  oft  begegnet,  dass  ich  unbestimmte, 
sogar  entgegengesetzte  Resultate  erhielt  Ohne  den  Raum  dieser 
Zeitschrift  durch  eine  genaue  Aufzählung  aller  von  mir  im  Laufe 
mehrerer  Monate  und  unter  verschiedenen  Bedingungen  vorgenom* 
menen  Versuche  beengen  zu  wollen,  beabsichtige  ich,  einige  da- 
durch gewonnene  Ideen  mitzutheilen ,  die  vielleicht  nicht  ohne  prac- 
tischen  Werth  sind. 

Die  Forschungen  Poitevin's,  die  zu  dem  Schluss  leiteten,  dass 
Tannin  auf  unempfindliches  Jod-  und  Bromsilber  sensitirend  wirkt 
und  also  als  Präservirungsmittel  eine  wichtige  Rolle  spielt,  eröffnete 
der  Trockenplatten -Photographie  einen  neuen  Weg;  und  die  bald 
nachher  von  Herrn  Liesegang  im  photographischen  Archiv,  nnd 
später  von  den  Herren  Bolton  und  Sayce  im  British  Journal  rer- 
öffentlichten  Experimente  zeigten,  dass  die  Entdeckung  melir  als 
theoretischen  Werth  habe.  Die  Thatsache  als  erwiesen  annehmcDd, 
suchte  ich  danach  das  Tanninverfahren  so  zu  modificiren,  dass  die 
Platten  in  bequemerer  Weise  präparirt  werden  können. 

Bei   allen   Versuchen   bediente    ich    mich    eines   bromjodirten 
Negativcollodions,    welches   sowohl    feucht    wie    mit    Tannin   gut 
arbeitete.    Hiermit  überzogene  Platten  wurden  im  Tageslicht  gesil- 
bert,   gut  mit  Wasser  abgespült,    mit  fünfprocentiger   Jodkallum- 
lösung  Übergossen,  und  nochmals  abgespült     Wenn  das  Jodkaüum 
nicht  abgewaschen  wird,    so  concentrirt   es   sich   beim  Verdunsteo 
und  löst  das  Jodsilber  auf.     Aber  beim  Wiederbenetzen  wird  die 
Schicht  wieder  so  dicht  wie  zuvor.     Die  Platten  wurden  tbeüs  in 
der  Sonne,  theils  in  der  hellen  Stube   auf  dem  Ofen  oder  freiwillig 
getrocknet;   einige  blieben  stunden-,   andere   tage-,   noch  andeie 
wochenlang  im  Licht  stehen.     Schliesslich   wurden   sie  bei  Nacht, 
nach  vorherigem  Benetzen,   durch  Uebergiessen  mit  der  gewöiin- 
lichen  Tanninlösung  sensitirt.     Sie  wurden  verschieden   lange  auf- 
bewalirt,  und  gaben  sämmtlich  nach  der  Belichtung  beim  Entwickeln 


181 


mit  Pyrogallussäure  und  ^ilbemitrat  klare,  kräftige  Negatirs;  die 
Empfindlichkeit  der  Platten  schien  geringer  zu  sein ,  als  die  gewöhn- 
licher Tanninplatten. 

Da  ich  diese  Verringerung  der  Empfindlichkeit  der  Anwendung 
von  Jodkalium  als  Desensitator  zuschrieb,  so  ersetzte  ich  dasselbe 
bei  einigen  Platten  durch  Bromkalium  oder  Cyankalium  (letzteres 
natürlich  in  ganz  schwacher  Lösung,  um  das  Jod-  und  Bromsilber 
nicht  aufzulösen).  Diese  Substanzen  schienen  die  Empfindlichkeit 
der  Silbersalze  eben  so  vollständig  zu  vernichten,  wie  Jodkalium, 
und  ebenso  wie  dieses  jeden  Einfluss  des  zerstreuten  Lichts  in  den 
vorhergehenden  Operationen  aufzuheben ;  während  ich  zu  beobachten 
glaubte,  dass  die  durch  Bromkalium  desensitirten  und  dann  durch 
Tannin  sensitirten  Platten  empfindlicher  waren,  als  die  mit  Jod- 
kalium behandelten. 

In  keinem  Falle  aber  war  die  Empfindlichkeit  so  gross,  als 
wenn  die  Platten  nach  dem  Silbern  gut  gewaschen  und  dann  gleich 
mit  Tannin  überzogen  worden  waren;  was  sich  wohl  kaum  durch 
Spuren  von  Silbemitrat  in  der  Schicht  erklären  lässt,  vielmehr  der 
Bildung  von  Jodsilberkalium  und  Bromsilberkalium  zuzuschreiben 
sein  möchte ,  indem  diese  Doppelsalze  selbst  unempfindlich  sind  und 
durch  Tannin  nicht  so  empfindlich  gemacht  werden,  wie  Jodsilber 
und  Bromsilber  allein.  Die  Wirkung  des  Jodkalium,  wenn  Jod- 
ond  Bromsilber  zugegen  ist,  lässt  sich  etwa  so  ausdrücken: 
2  Ag  Br  +  KJ  =  (Ag  Br  -f  K  Br)  4-  Ag  J ;  da  das  Jodsilber  in 
Gegenwart  von  Jodkalium  ebenso  wie  das  Bromsilberkalium  gegen 
das  Licht  unempfindlich  ist.  Wenn  eine  solche  Schicht,  die  Jod- 
und  Bromsilber  enthält,  nach  blossem  Abspülen  mit  Wasser  dem 
hellen  Licht  ausgesetzt  wird ,  so  färbt  sie  sich  bläulich ,  ein  Zeichen, 
dass  Bromsilber  vorhanden  ist,  welches  photochemisch  durch  das 
Licht  afficirt  wird.  Mit  ^photochemisch"  bezeichne  ich  nach  Dr. 
Vogel  diejenige  Wirkung  des  Lichtes ,  die  von  nachgewiesener 
chemischer  Zersetzung  begleitet  ist,  im  Gegensatz  zur  photogra- 
phischen Lichtwirkung,  deren  genaue  Natur  wir  nicht  kennen  und 
die  erst  durch  Hülfe  des  Entwicklers  sichtbar  wird. 

Indem  Ich  die  Wirkung  anderer,  im  chemischen  Sinne  von  den 
vorhergehenden  ganz  verschiedenen  Stoffe  auf  empfindliches  Jod- 
und  Bromsilber  versuchte,  kam  ich  darauf,  dass  das  Licht  an  sich 
in  allen  früheren  Versuchen  hinreichend  gewesen  war ,  totale  Un- 
empfindlichkeit  zu  erzeugen,  und  dass  das  Tannin  die  durch  das 
Licht  vernichtete  Empfindlichkeit  wiederhergestellt  hatte.  Ich  prä-  * 
parirte  daher  eine  gewisse  Menge  von  Platten,  die  ich  nach  dem 
Silbern  mit  Wasser  tüchtig  abspülte  und  verschiedene  Zeit  lang 


182 


dem  hellen  Tageslicht  und  dem  Sonnenlicht  i^ussetzte,  wie  gewoln- 
lieh  tannirte  und  zu  verschiedenen  Zeiten  belichtete.  Alle  gaben 
beim  Entwickeln  klare  Negativs.  Die  zum  Theil  erfolgte  pboto- 
chemische  Reduction  des  Bromsilbers,  die  sich  durch  die  blauliche 
Färbung  der  Platten  äusserte,  schien  beim  Entwickeln  gar  keioen 
Einfluss  auszuüben. 

Um  die  Brauchbarkeit  yerschiedener  Agentien  als  Senaitirer  zu 
prüfen,  präparirte  ich  einige  Platten  wie  zuvor,  und  brauchte  in 
allen  Fällen  Jodkalium  zum  Desensitiren.  Die  verschiedenen  des- 
oxydirenden  Stoffe ,  unorganische  wie  organische ,  zeigten  alle  einen 
entschiedenen  sensitirenden  Einfluss.  Ich  konnte  indessen  nichts 
derartiges  bei  der  Schwefelsäure  wahrnehmen,  die  in  einem  kürzlich 
empfohlenen  Verfahren  eine  wichtige  Rolle  zu  spielen  scheint 

Die  ganze  Frage  der  Sensitatoren  und  Desensitatoren  ist  eine 
offene  und  verlangt  ausser  grosser  Vorsicht  und  Genauigkeit  beim 
Experimentiren  actinometrische  Beobachtungen,  wenn  vergleichende 
Proben  angestellt  werden  sollen. 

Als  Resultat  meiner  Versuche  habe  ich  es  passend  gefunden, 
meine  Methode  der  Tanninplattenbereitung  so  zu  modlficiren,  dass 
gelegentliche  Beschäftigung  mit  der  Photographie  mir  nicht  viel 
Umstände  verursacht,  und  dass  ich  alle  kleine  Endchen  Zelt  ver- 
arbeiten konnte,  die  sonst  doch  verloren  sein  würden.  So  theile 
ich  die  Präparation  der  Platten  in  zwei  Operationen.  Bei  Tage 
kann  ich  neben  meiner  Arbeit  leicht  eine  Platte  in  das  Silbeibad 
stecken,  abspülen,  mit  Jodkalium  übergiessen  und  zum  Trocknen 
bei  Seite  setzen,  ohne  dass  ich  dadurch  Zeit  verliere.  Wenn  eine 
hinreichende  Anzahl  von  Platten  allmälig  sich  angesammelt  hat, 
erfordert  es  wenig  Zeit  und  Mühe,  diese  des  Abends  durch  Be- 
feuchten mit  destillirtem  Wasser  und  Aufgiessen  von  Tannin  zo 
sensitiren ;  es  ist  auf  diese  Weise  nicht  möglich ,  dass  durch  gleich- 
zeitige Benutzung  von  Tannin  und  Silberbad  Flecken  entstehen. 

Die  so  präparirten  Platten  sind  freilich  nicht  so  empfindlich, 
wie  die  gewöhnlichen,  geben  aber  bei  genügender  Belichtung  Ke- 
gativs  mit  vortrefflichen  Details.  Die  Platten  scheinen  ohne  An- 
wendung von  Jodkalium  empfindlicher,  in  dem  Falle  aber  mnsi 
das  Silbernitrat  vollständig  ausgewaschen  werden,  da  sich  sonst 
die  Platten  nicht  so  gut  halten  würden. 

Wenn  die  Platten  später  mit  einem  desensitirenden  Stoffe 
behandelt  werden ,  so  ist  gar  keine  Gefahr  dabei,  sie  bei  Tages- 
licht zu  silbern. 

Einige  Versuche  lassen  mich  auch  schliessen,  dass  num  alle 
Vortheile  des  feuchten  Verfahrens  bei  Aufnahmen  im  Freien  sich 


183 


ohne  Silberbad  verscbaffen  kann,  wenn  man  die  desensitirten  Platten 
kurz  vor  dem  Belichten  befeuchtet  und  mit  verdünnter  Auflösung 
von  Silbemitrat  übergiesst,  anstatt  mit  Tannin.  Gleich  danach 
belichtet  und  mit  Eisen  hervorgerufen,  geben  solche  Platten  Resul- 
tate, die  den  nach  dem  gewölinllchen  feuchten  Verfahren  erzielten 
sehr  wenig  nachstehen.  Nur  sehr  wenig  Silberlösung  ist  in  diesem 
Falle  erforderlich;  ich  habe  solche  von  1  :  30  angewendet.  Wenn 
sich  wShrend  des  Aufbewahrens  oder  Transportirens  Staub  auf  die 
Platte  gesetzt  haben  sollte,  so  wird  dieser  natürlich  durch  das 
Abspülen  wieder  entfernt. 

Sckwadie  Silberbader  nit  orgaiiscbeM  Stoff. 

Von  E.  Pabner. 

In  eine  Flasche  gibt  man  80  Unzen  Wasser,   1600  Gran  sal- 
petersanres  Silber  und  eine  Drachme   stärlcste  Ammonialtflüssigkeit 
und   schüttelt   gut  um.     Dann  lässt  man   eine  halbe  Unze  feinster 
Gelatine  („Nelson*s^)  in  wenig  Wasser  einige  Stunden  einweichen, 
and  erwärmt  danach  über  schwachem  Feuer.    Von  dieser  Flüssigkeit 
setzt   man   in    kleinen   Partien    zwei   Drittel    unter   fortwährendem 
Umschütteln  zu   der  Silberlösung.     Dann   löst  man   ^/g  Unze   Hut> 
zucker   in   kochendem  Wasser,    schüttelt   gut  um   und   taucht   das 
Gefass   mit  der  Mischung  in   heisses   Wasser,   damit  die   Gelatine 
sich  besser  mischt     Das  ganze   lässt  man   eine  Woche  oder  länger 
stehen.      Sollte   man    nach   dieser   Zeit   die    Flüssigkeit   nicht   gut 
filtriren  können,  so  muss  noch  soviel  20gränige  Silberlösung  zuge- 
setzt werden,  dass  sie   gut  durch*s  Filter  fliesst     Im  Winter  muss 
das  Bad    durch   Erwärmen  flüssig  gemacht  werden.     Je   älter  dies 
Bad  ist  desto  besser. 

Man  lässt  gutes  Albuminpapier  2  bis  3  Minuten  schwimmen, 
abtropfen,  und  gjeich  vor  einem  guten  Feuer  trocknen,  damit  es  nicht 
gelb  wird.  Dann  räuchert  man  es  10  Minuten  mit  Ammoniak;  es  wird 
dadurch  sehr  empfindlich.  Werden  die  Abdrücke  zu  blau  und  schiefer- 
artig so  räuchere  man  weniger;  oder  setze  noch  etwas  Zucker  zu. 
Der  Verfasser  hat  dem  Herrn  Simpson  eine  Probe  von  diesem 
Silberbad  geschickt;  es  ist  ganz  klar  und  bleibt  so  nach  häufigem 
Gebrauch,  selbst  im  Licht.  Das  damit  präparirte  Papier  ist  sehr 
empfindlich  und  gibt  gute  kräftige  Abdrücke,  die  in  einem  älteren 
Tonbade  (aus  1  Gran  Chiorgold,  1  Gran  Chlorkalk  und  6  Unzen 
Wasser  bestehend)  einen  schönen  purpurschwarzen  Ton  annehmen. 
Durch  Räuchern  mit  Ammoniak  wird  das  Papier,  verbessert. 


PlLOtographUeliea  AtcUt.  Kr.  82.  16.  Mai  1865.  10 


184 


Farbige  NegatiTs. 

Von  Carcy  Lca/^ 

Die  französischen  photographiilchen  Journale  waren  kfinlidi 
mit  Artikeln  über  das  Färben  der  Negativs  gefüllt  Em 
Provinz  -  Photograph  theilte  mit,  dass  er  seinen  Negativs  gewisse 
Farben  gäbe,  die  er  als  besonders  unactinisch  anführte.  —  Aber  er 
verweigerte  die  Veröffentlichung  seines  Verfahrens,  weil  er  voibabe, 
nach  Paris  zu  ziehen,  um  dort  sein  Verfahren  geschäfUich  aus- 
zubeuten. In  dem  Falle  wäre  seine  Zuschrift  besser  in  den  Inse- 
ratentheil des  betreffenden  Journals  aufgenommen  worden.  Uebrigeos 
ist  der  angegebene  Grund  ein  sehr  eigenthümlicher ,  denn  aus  dem 
Verstärken  von  Negativs,  diesem  exceptionellen  und  höchst  indiffe- 
renten Falle,  lässt  sich  doch  kein  Geschäft  machen.  Ein  anderer 
machte  darauf  den  Vorschlag  farbige  Firnisse  anzuwenden  I  die  dodi 
die  Schatten  und  Lichter  gleichzeitig  und  gleich  stark  färben.  Nim 
kommt  noch  ein  dritter  mit  allen  alten  Jod-  und  Quecksilberverfahro 
heran  die  er  als  interessante  werthvolle  Neuigkeiten  auftischt 

Dies  erinnert  mich  an  einige  im  vorigen  Jahr  gemachte  Ve^ 
suche.  Ich  wollte  nämlich  sehen  ob  sich  Murexid  auf  dem 
Negativ  fixiren  liesse.  Dieser  Stoff,  das  purpursaure  Ammoniak, 
bildet  mit  Quecksilberchlorid  eine  so  prächtige  Farbe,  dass  sie  vor 
dem  Erscheinen  der  Anilinfarben  unübertroffen  war.  Ich  tauchte 
die  Negativs  in  Quecksilberchloridlösung ^  spülte  sie  gut  ab,  und 
brachte  sie  in  ein  Bad  von  Murexid  bis  die  undurchsichtigen  Theile 
des  Bilds  eine  reiche  tiefe  Purpurfarbe  angenommen  hatten.  Die 
Farbe  ist  haltbar  und  verträgt  starkes  Waschen.  Die  Lichter 
bleiben  dabei  ganz  klar. 

Die  Anwendung  von  Quecksilber  bei  einem  Negativ  halte  idi 
nicht  für  rathsam;  aus  diesem  Grunde  ziehe  ich  meine  früher  be- 
schriebene Methode  um  Purpumegativs  zu  machen  vor. 


Abdracke  auf  Hilchglas« 

Mr.  Swan  hat  vor  Kurzem  den  Redacteuren  der  englischen 
photographischen  Journale  ausser  schönen  Tuschphotographien  Milch- 
glasbilder zugeschickt,  die  nach  einstimmigem  Urtheil  alles  bisher 
in    diesem    Genre   gesehene    übertreffen.     Sie   sind   mit   Simpson's 


*)    Aus  dem  Philadelphia  Photographer. 


186 


Chlorsilbercollodion  gemacht,  und  Mr.  Swan  schreibt  darüber  an 
Herrn  Simpson:  Man  hat  die  Glasbilder  bisher  nur  mit  Hervor- 
nifung  dargestellt;  aber  beim  dlrecten  Copiren  erhält  man  stets  viel 
feinere  Schärfe  und  bessere  Controlle  über  die  verschiedenen  Dich- 
tigkeitsgrade im  Negativ,  als  beim  Hervornifnngsverfahren.  Ich 
bin  überzeugt,  dass  man  nach  Ihrem  Verfahren  copirte  Negativs 
machen  Icann ,  die  ebenso  scharf  sind ,  wie  das  Original  und  ebenso 
vollkommen  im  Halbton.  Dies  wäre  von  sehr  grossem  Werthe  bei 
werthvoUen  Negativs,  die  oft  copirt  werden  müssen;  man  copirt 
davon  ein  transparentes  Glasbild,  und  von  diesem  wieder  so  viele 
Negativs,  als  man  für  nöthig  erachtet.  Wenn  die  Zeit  es  erfordert, 
kann  man  zehn  oder  hundert  Negativs  anfertigen  und  also  zehn- 
oder  hundertmal  so  rasch  abdrucken ,  als  nach  einem  Originalnegativ. 
Vervielfältigt  man  mit  Negaüvcollodion  und  Hervorrufung,  so  geht 
stets  ein  Theil  der  Feinheiten  verloren,  man  mag  sich  stellen  wie 
man  will,  und  nie  hat  man  eine  solche  Uebersicht  über  die  ganze 
Arbeit,  wie  beim  directen  Copiren.  Anfangs  stellten  sich  mir  zwei 
Schwierigkeiten  entgegen;  das  Collodion  hielt  nicht  am  Glase,  und 
es  gab  schwächere  Abdrücke  als  auf  Papier.  Ersteres  vermied  ich 
dadurch ,  dass  ich  die  Ränder  der  Platte  vor  dem  CoUodionireu  mit 
Negativlack  bestrich;  und  letzteres  durch  Zusatz  von  etwas  Citron> 
säure  ziun  Collodion.  Je  nachdem  man  mehr  oder  weniger  davon 
nimmt,  macht  man  den  Character  des  Collodions  für  schwächere 
oder  kräftigere  Negativs  geeigneter. 

Das  Tonen  der  Milchglasbilder  ist  mir  mit  dem  Rhodangoldbad 
nicht  so  gut  gelungen,  wie  mit  dem  gewöhnlichen  alkalischen  Bad. 
Maxwell  Lyte's  Tonbad  mit  phosphorsaurem  Natron,  eine  Woche 
alt,  gab  die  besten  Resultate.    Frisch  ist  es  zu  energisch. 


Das  EbuneiiM  -  Verfahren. 
Von  F.  H.  Bnrgess.*^ 

Ein  Transparentpositiv  auf  Collodion  wird  in  der  Camera  oder 
im  Copirrahmen  nach  einem  Negativ  dargestellt;  die  erstere  Methode 
ist  vorzuziehen.  Der  Abdruck  wird  mit  Gold,  oder  mit  Quecksilber- 
chlorid und  Schwefelammonium  getont.  Ersteres  färbt  schwarz, 
letzteres  braun.  Das  trockne  Bild  wird  mit  einer  Mischung  von 
Gelatine,  Gljcerin  und  Zinkoxyd  bedeckt,  und  nach  dem  Trocknen 


*)    Nacb  den  Photographie  Notes  mitgetheilt. 


186 


dieser  Schicht   (was   etwa  36   Standen  erfordert)   mit  RohooUodioi 
überzogen.    Nach  Verlauf  Ton  2  Stunden  schneidet  man  die  Riador 
der  Schicht  durch  und  hebt  das  Bild  vom  Glase  ab. 
Folgendes  ist  für  das  Verfahren  erforderlich: 

1.  Geschliffene  Glasplatten  (oder  Spiegelglas). 

2.  Gesättigte  Auflösung  von  weissem  Bienenwachs  in  Aether. 

3.  Auflösung  von  1  Kautschuk  in  80  Benzin. 

4.  Gutes  Negativcollodion ,  nicht  zu  dünn. 

5.  Gut  arbeitendes  Silberbad  fflr  Negativs. 

6.  Entwickler.    Für  kräftige  Negativs  wird  Eisen,  für  schwadie 
Pyrogallussäure  gebraucht 

Eisenvitriol 1  Gramm, 

Citronsäure l        „ 

Eisessig 2        ,, 

Wasser 120       y, 

Pyrogallussäure       ....  1 — 2  Gramm, 

Citronsäure 1        „ 

Eisessig 7        „ 

Wasser 160        „ 

7.  Fixirlösung:  1  Grm.  Cyankalium,  40  Wasser. 

8.  Tonbad:  1  Grm.  Chlorgold,  2800  Wasser. 

9.  Gelatinemischung: 

Beste  farblose  Gelatine    .    .       10  Gramm, 

Wasser 40        „ 

Glycerin 1        „ 

Zinkoxyd  (Zinkweiss)  ...        2       9 

10.  Rohcollodion. 

11.  Reines  Glycerin. 

12.  Copircamera. 

13.  Libelle. 

14.  Zwei  oder  drei  Nivellirständer. 

15.  Trockenkasten. 

16.  Quecksilberchlorid. 

17.  Schwefelammonium. 


Die  Gelatine  lässt  man  in  Wasser  einige  Stunden  anschwellen, 
dann  löst  man  bei  gelinder  Wärme  und  filtrirt  durch  Flanell  Du 
Zinkweiss  wird  in  einem  Mörser  mit  dem  Glycerin  und  10  Gramm 
Wasser  gut  zusammengerieben  und  mit  der  warmen  Gelatine  g^ 
mischt     Innerhalb  2  Stunden   werden   sich   die  gröberen  TheiicbeD 


187 


m  Boden  gesenkt  haben.    Man  gieset  das  überstehende   in  eine 
rdne  Fluche  ab. 

Die  Wachslösnng  wird  auf  eine  reine  Platte  gegossen  und  mit 
einem  reinen  BaumwoUbauseh  rasch  und  gleichnwtosig  darauf  aus- 
gebreitet. In  wenigen  Secunden  ist  der  Aether  verdunstet  Man 
polirt  darauf  die  Platte  mit  einem  Stücl:  Leinen  das  besonders  £u 
diesem  Zweclc  verwahrt  wird.  *)  Die  polirten  Platten  können  einige 
Wochen  im  Plattenkasten  aufbewahrt  werden. 

Zunächst  fiberzieht  man  die  Ränder  der  Platte  Vs  ^oU  ^'^^ 
mit  EaulBchuklösung,  dann  giesst  man  NegativcoUodion  auf  und 
Bübert  die  Platte  wie  gewöhnlich.  Unterdessen  focnsstrt  man  in 
der  Copircamera.  **)  Man  belichtet  und  entwickelt;  fixirt  und  wascht 
gut  ab ;  dann  taucht  man  das  Bild  in  das  Goldbad,  worin  es  bleibt 
bis  es  in  der  Durchsicht  getont  ist  Will  man  einen  braunen  Ton 
haben,  so  muss  man  länger  belichten,  kürzer  entwickeln,  nach  dem 
Fixiren  und  Abwaschen  gesättigte  Quecksilbercliioridlösung  auf- 
giessen,  bis  das  Bild  ganz  weiss  geworden ;  abwaschen  und  schwache 
Schwefelammoniumlösung  (6  Tropfen  auf  die  Unze  Wasser)  darüber 
giessen. 

Man  spült  lange  ab  und  setzt  das  Bild  zum  Trocknen  (man 
darf  nicht  warm  trocknen).    Dann  finiisst  man  mit  Negatirladc. 

Nun  werden  Papierstreifen  um  die  Ränder  auf  die  Glasseite 
geklebt  und  rückwärts  aufgebogen,  so  dass  ein  schmaler  Rand 
entsteht,  der  mit  der  Collodionseite  des  Glases  eine  Art  flacher 
Schale  bildet,  in  die  man  die  Gelatinmischung  giesst.  Die  ganze 
Platte  verlangt  3  Unzen  Lösung.  Kleine  Platten  brauchen  nicht 
umrandet  zu  werden.  Am  besten  legt  man  die  Platte  auf  einen 
vorher  gerichteten  Nivellirständer.  Sobald  die  Gelatine  erstarrt  ist, 
wird  die  Platte  in  den  Trockenkasten  gelegt  Zu  diesem  Zwecke 
genügt  irgend  ein  altes  Eistchen,  dessen  Boden  durchlöchert  und 
das  mit  einer  durchbohrten  Ziqkplatte  bedeckt  ist  Man  erwärmt 
es  durch  eine  hineingestellte  Paraffin-  oder  Gaslampe,  nicht  über 
20^  G.  In  36  Stunden  ist  die  Gelatine  ganz  trocken.  Man  über- 
zieht sie  mit  Rohcollodion  oder  mit  Fimiss,  lässt  sie  noch  zwei 
Stunden  stehen,  und  löst  mit  einem  Federmesser  die  Schicht  ab. 
Das  Ebumeumportrait  ist  dann  fertig. 


*)     £b  bleibt   eine    dünne  Wachslage  auf  der  Platte   zurfick  die  ii<di  durch 
Reiben  nieht  g&nzUch  entfernen  ISsst. 

**)    Herr   Burgeu    hat  zu  diesem  Zweck  eine   Camera   mit   verschiebbarer 
Cassette  um  4  Yisitkarten  auf  einer  ganzen  Platte  aufEunehmen. 


188 


^  Fehler.  Wenn  die  Weissen  des  Bildes  verschleiert, 
und  daher  unrein  sind,  so  ist  entweder  das  Silbeibad  mdit 
iH  Ordnung,  oder  das  Bild  ist  zu  lange  belichtet.  Ein  scfawadier 
Schleier  ISsst  sich  entfernen  durch  Uebergiessen  mit 

Jodtinctur 8  Tropfen, 

Jodkalium 2  Gran, 

Wasser 1  Unze. 

Nach  einigen  Minuten  wascht  man  gut  ab  und  giesst  dann 
sehr  verdünnte  Cyankaliumlösung  auf. 

Wenn  das  Bild  hart  ist,  obgleich  das  Negativ  weich  ist,  so 
wurde  zu  kurz  belichtet  und  zu  lange  entwickelt. 

Löst  sich  das  Bild  nicht  gut  vom  Glas  ab,  so  ist  zu  Ttel 
Wachs  auf  der  Platte  geblieben. 

Wenn  sich  das  Bild  in  der  Mitte  vom  Glase  abhebt,  so  wimle 
die  Gelatine  zu  heiss  aufgetragen;  wenn  die  Oberfläche  nach  dem 
Ablösen  matt  wird,  so  ist  sie  nicht  trocken  genug  gewesen.  Weno 
die  weisse  Gelatinschicht  kömig  wird,  so  hat  die  Mischung  sieh 
nicht  geklärt,  und  wird  sie  streifig,  so  hat  sie  zu  lange  gestanden 
und  das  Zinkoxyd  ist  zu  Boden  gesunken. 

(Mr.  Sutton  spricht  in  folgenden  Ausdrücken  von  den  Eburoeum- 
bildem:  „Neulich  sagten  wir,  die  Helsby'schen  Portraits  auf  weissem 
Glas  seien  das  schönste,  was  wir  je  gesehen  und  jetzt  müssen  wir 
sagen,  dass  die  Bilder  des  Hm.  Burgess  noch  schöner  sind.^  J)k 
Bilder  sind  auf  einem  Stoffe  von  Cartondicke,  mit  höchst  poÜrter 
Oberfläche  und  ganz  gieichmässiger  Textur.  Gewöhnliche  Albmnin- 
copien  wären  lächerlich  im  Vergleich  mit  diesen  schönen  Bilden.^) 


C^pirverfahren  mit 

Von  A.  Libois  in  Brüssel. 

Chlorsilber  allein  ist  zu  empfindlich  gegen  das  Licht,  das 
Bild  verschleiert  sich  im  Gallussäurebad.  Organische  Silbersalze, 
wie  z.  B,  das  citronsaure  Silberoxyd,  sind  hingegen  sehr  unem- 
pfindlich. Aber  durch  die  Vereinigung  beider  wird  ein  sehr  em- 
pfindliches Präparat  erzielt,  das  sich  sehr  rascb  und  schön  ent- 
wickeln  lässt. 

Dünnes  deutsches  Papier  lässt  man  auf  folgendem  Salzbad 
schwimmen : 

Regen  Wasser     ....  1000  Gramm, 
Chlorammonium     ...       20        „ 
Citronsaure 20 


189 


Ckronsiiore  wird  besonders  in  100  Gr.  Wasser  gelöst  und 
dvreh  doppeltlcohlensanres  Natron  genau  neutralisirt  (3  Theile 
Gitronsäure  brauchen  5  Theile  Natron).  Das  Chlorammoniom  wird 
in  900  Or.  Wasser  gelöst,  und  beide  Lösungen  gemischt  Das 
ganze  muss  schwach  sauer  sein;^  man  setzt  daher  noch  einige 
Tropfen  Citronsäurelösung  hinzu.  —  Gewöhnlich  gebe  ich  noch 
etwas  Arrowrootkleister  hinein,  damit  der  Ton  besser  wird.  Nach 
dem  Trocknen  lasse  ich  es  eine  halbe  Minute  auf  einem  5<^/oigen 
Silberbad  schwimmen,  dem  soviel  Tropfen  Citronsäurelösung  zu- 
gesetzt sind,  dass  die  bei  Zusatz  der  ersten  Tropfen  entstehende 
Trübung  wieder  verschwindet  Oder  ich  lasse  es  eine  Minute  lang 
auf  einem  2%igen  Silberbad  schwimmen. 

Man  belichtet  im  Copirrabmen  20  Secnnden  in  der  Sonne  bis 
IV2  Minute  im  zerstretuen  Licht.  Das  Bild  muss  schwach  sichtbar 
sein.     Um  es  zu  kräftigen  taucht  man   es  in  folgende  Auflösung: 

Regenwasser     ....  6000  Gramm, 
Gallussäure       ....        2        „ 
Essigsaures  Bleioxyd      .        1        „ 

Zum  Auflösen  des  schwachen  Niederschlags  von  gallussanrem 
Blei  werden  einige  Tropfen  Eisessig  zugesetzt  Es  können  20  bis  30 
Bilder  zugleich  in  das  Bad  gebracht  werdein.  Sie  entwickeln  sich 
^  5  bis  6  Minuten.  Das  Entwickeln  muss  natürlich  im  Dunkeln 
geschehen,  oder  bei  gelbem  Licht 

Das  Bad  bleibt  ganz  klar,  wenn  man  eine  reine  Schale  von 
Porzellan  oder  Steingat  anwendet,  die  vor  dem  Gebrauch  mit  Jod- 
tinetur  gerieben  und  gut  ausgeschwenkt  wurde.  Beim  Fixiren  wird 
das  Bild  nicht  schwächer;  man  entwickle  also  nicht  zu  lange. 

Man  kann  das  Bild  in  30^/oiger  Natronlösung  fixiren,  oder 
erst  mit  Seld'or  (Chlorgold  1 ,  unterschwefligsaures  Natron  4,  Wasser 
800—1000)  vergolden. 


NeehMals  Aber   seikrechte  Streifei  auf  der  seisitirteii 

Platte  nd  derei  Verhfltuig, 

In  Nr.  80  des  photographischen  Archirs  habe  ich  über  diesen 
fatalen  Punkt  eine  kleine  Abhandlung  gelesen  und  stimme,  was 
die  Entfernung  dieser  Streifen  betrifft,  gänzlich  damit  überein.  Nur 
die  Mittel  zur  Verhütung  scheinen  mir  nicht  für  alle  Fälle  aus- 
zureieben. 


190 


Ich  hatte  früher  bei  meinen  Arbeiten  hSofig  fiber  denitife 
Erscheinungen  su  klagen  und  musste  manchen  Yersiidi  madw, 
um  ihr  Entstehen  aufcufinden.  Dass  ein  Ueberachuse  an  Aether 
und  Alkohol  nicht  daran  Schuld  sein  könne,  Tcrmuthete  ich  schon 
deshalb,  weil  gerade  diese  beiden  Flüssigkeiten  —  dem  Collodkm 
am  meisten  verwandt  —  die  Verbindung  mit  dem  Silberbade  nidit 
erschweren,  sondern  nur  erleichtem  können;  die  potitive  Richti^xk 
dieser  Yermuthung  aber  habe  ich  daraus  ersehen,  dass  bei  vor- 
kommenden  Streifen  diese  durch  einen  Znsata  von  Alkohol  aofoit 
verschwanden.  Da  jedoch  Alkoholzusätze  dem  Silberbade  mic  der 
Zelt  schädlich  werden ,  bediene  ich  mich  einer  andern  Manlpulatioo 
£ur  Verhütung  solcher  Streifen,  die  in  ihrer  Einfitchheit  so  sehr 
dem  Ei  des  Columbus  gleicht,  dass  ich  sie  einer  Veröffendicfami; 
gar  nicht  werth  hielt.  Ich  sehe  Streifen  auf  meiner  Platte,  äit 
genau  mit  der  Richtung  ihres  Eintauchens  correspondiren,  d.  h.  & 
Platte  senkrecht  durchziehen;  ich  mache  daher  beim  Einsenken 
derselben,  statt  der  senkrechten,  kreisförmige  Bewegungen  und 
die  unangenehme  Erscheinung  kann  sich  nie  mehr  zeigen.  Da  ich 
der  Wahrnehmung  des  Mr.  Davis ,  dass  diese  Streifen  beinahe 
augenblicklich  entstehen,  vollkommen  beipflichte,  so  müssen  diese 
kreisförmigen  Bewegungen  schon  beginnen ,  ehe  die  Platte  den 
Boden  der  Cnvette  völlig  erreicht  hat.  SelbstverständHcb  mnss 
letztere  die  Plattengrösse  übersteigen  und  mit  Silberflüssigkeit  Iud- 
reichend  gefüllt  sein. 

Diese  Kreise  beschreibe  ich  mit  meinem  Taucher  10 — 13  Male 
bei  all  meinen  Platten.  Auf  diese  Weise  kann  es  mich  sehr 
wenig  kümmern,  ob  mein  Silberbad  an  diesem  oder  an  jenem  Tage 
sich  durch  Streifenbildung  einen  schlechten  Spass  mit  mir  alanbei 
will;  ich  ziehe  meine  Kreise  und  benelmie  ihm  so  von  vomehereia 
die  Möglichkeit  zu  solch  extravaganten  Streichen. 

Durch  diese  vollständige  Verhütung  solcher  Streifen  wäre  nsi 
dem  Zwecke  genügend  entsprochen ,  allein  die  Wissenschaft  begaugt 
sich  nicht  mit  der  Verhütung,  sie  will  auch  die  Entstehung  der 
Erscheinungen  kennen  lernen,  und  meine  Versuche  haben  mir  ge- 
zeigt, dass  die  Ursachen  oft  ganz  widersprechender  Katar  mniL 
Ich  habe  diese  Streifen  bei  zu  neuem,  wie  bei  zu  altem  Silberbide 
gefunden,  bei  zu  viel  und  bei  zu  wenig  Säure  in  demselben,  bei 
sehr  kalter  und  bei  sehr  heisser  Temperatur  etc.  Da  ich  nun 
anderseits,  wenn  ich  das  CoUodion  wechselte,  aber  in  demselbes 
Bade  sensitirte,  manchmal  keine  Streifen  mehr  wahrnahm,  bo 
glaube  ich  mich  dahin  aussprechen  zu  müssen ,  dass  nicht  nar  dai 
Silberbad,   sondern  auch  eine  nicht  vollkommene  Uebereinslimmiinf 


191 


des  GoUodioxu  mit  ersterem  die  Schuld  dieser  Streifenbildmig  za 
tragen  scheint 

Jedenfalls  wäre  zu  wünschen,  dass  die  Entstehung  aller  photo- 
graphischen  Fehler  so  leicht  nnd  sicher  verhütet  werden  Icönnte,  wie 
diese.    München.  Kniest  ReuHMUfL 


Bmti  filr  Matte  Clutifeli« 

An  die  R-edaction  des  photographischen  Archivs. 

Es  Icann  bei  jedem  Photographen  der  Fall  eintreten ,  dast  er 
durch  Zerbredben  einer  mattgeschliffenen  Tafel,  plötzlich  verhindert 
ist,  weiter  zu  operiren.  Um  diese  sogleich  zu  ersetzen,  machte 
ich  kürzlich  den  Versuch,  eine  Glastafel  ganz  einfach  mit  gewöhn- 
lichem NegatirlaciL  kalt  zu  übergiessen,  nnd  den  Fimiss  ohne 
Erwärmung  trocknen  zu  lassen.  Man  erhält  dadurch  eine  matte 
Tafel,  die  die  geschliffene  nicht  nur  ersetzt,  sondern  sogar  übertrifft, 
weil  sich  eine  ganz  feine  Oberfläche  bildet,  mit  der  sich  leichter  als 
mit  einem  matt  geschliffenen  Glas  einstellen  lässt. 

Heilbronn.  L.  ÜAiim^nn^ 


Dvckichtige  Flecke  ii  dei  Ifegatifs« 

An  die  Redaction  des  photographischen  Archivs. 


Seit  einiger  Zeit  erhalte  ich  in  der  Collodionschicht  verschieden 
geformte  durchsichtige  Flecke,  in  denen  sich  mit  der  Loupe  ein 
sehr  feines  Körnchen  erkennen  lässt  Ich  habe  mir  schon  die 
grosste  Mühe  gegeben  diese  Plage  los  zu  werden,  das  Laboratorium 
verlegt,  filtrirt,  neue  Bäder  gemacht,  überhaupt  alles  gethan  was 
Theorie  und  Praxis  an  die  Hand  gibt,  Alles  vergeblich.  Neun 
Jahre  Collodionpraxis  und  die  Ursache  dieser  hartnäckigen  Er- 
scheinungen noch  nicht  anerkannt,  man  möchte  am  Fortschritt 
verzweifeln  I  X. 


3^n  ^xttffonttnUn. 

H.  L.  —  1.  Die  YerstSrkiing  mit  Quecksilberchlorid  und  SchwefelkAlium 
ist  für  gewöhnliche  Portraitanfiiahmen  nicht  zu  empfehlen;  besser  verstftrken  Sie 
vor  dem  Fixiren  mit  PyrogtlluMäure  nnd  Silber    (PyrognUnssSnre  1  Gr.,   Eis- 


192 


essig  6  Gr.,  Wasser  100  Gr.).  —  2.  Das  eingesandte  Bild  ist  zuviel  toh  voae 
beleuchtetf  etwas  Seitenlicht  ist  unbedingt  erforderlich.  Dann  ist  es  ra  km 
belichtet,  denn  die  Details  fehlen  fast  gänzlich;  und  endlich  ist  es  nicht  schalt 
Aach  lassen  Stellung  und  Arrangement  noch  viel  zu  wünschen  Übrig. 

B.  in  S.  —  Der  braune  Niederschlag,  der  sich  beim  Verstärken  mit  Pfra- 
galluss&ure  auf  den  Platten  bildet,  rührt  in  Ihrem  Falle  wahrscheinlich  daher, 
dass  das  Spülwasser  kalkhaltig  ist,  da  die  Bilder  mit  Eisenverstarkung  Uir 
bleiben.  Nehmen  Sie  einmal  destillirtes  Wasser  zum  Abspülen  des  KntwicUert, 
und  wenn  dann  beim  Verstärken  die  Trübung  nicht  eintritt,  so  wissen  Sie,  dass 
das  Wasser  die  Ursache  war.  Der  andere  Fehler  ist  zu  ungenau  beadirieb«!. 
um  dafür  einen  Grund  angeben  zu  können.    Schicken  ßie  eine  Probe  ein. 

V.  in  Pftiembug.  —  Die  eingesandten  Porzellanbildcheh  haben  vnsem 
Beifall  nicht  gefunden;  sie  sind  entschieden  zu  matt  und  halten  mit  denen  tob 
Lafon  de  Gamarsac,  Obemetter  u.  a.  keinen  Vergleii^h  aus.  Vielleicht  ist  dit 
Befchaffenbeit  der  Schmelzfarbe  Schuld  daran.  Die  Bilder  wurden  Ihrer  AaSpk% 
gemäss  nach  ü.  gesandt. 

J.  H.  in  C.  —  1.  Der  braune  Niederschlag  im  Tonbade  ist  Goldoxjd,  md 
wird  durch  Auflösen  in  wenig  Königswasser  wieder  in  Ghlorgold  verwandelt 
9.  Der  Chlorkalk  ist  ein  Präparat  von  unbestimmter  Zusammenseteung,  es  lisat 
sich  daher  eine  Vorschrift  kaum  geben.  Wenn  das  Tonbad  zu  stark  angreift, 
so  muss  man  weniger  Chlorkalk  nehmen.  Lesen  Sie  die  Bemerkungen  von  Heisck 
(auf  S.  142  dieses  Bandes)  nach.  Stemberg*s  Vademecum  (S.  87)  gibt  folgende 
Vorschrift:  4  Chlorkalk,  10  essigsaures  Natron,  10  kohlensaurer  Kalk,  100  Wasser. 
Hiervon  10  Gr.  auf  2000  Gr.  Wasser  und  V2  ^^-  Goldchlorid.  Am  besten  wirkt 
das  Bad  nach  einigen  Tagen.  3.  Fast  jede  Sorte  Eiweisspapier  verlangt  ein» 
andere  Behandlung.  Masern  entstehen  zuweilen  wenn  das  Papier  zu  frisch  ist; 
und  nur  bei  saurem  Silberbad.  Deshalb  ist  das  Ammoniakräuchem  ein  sicheres 
Mittel  dagegen. 


Clüortilb«reollodion.  —  Auf  Seite  142.  Z.  6  v.  o.,  ist  statt  '/«  Drachv«: 
iVi  Drachme  zu  lesen,  wie  Hr.  Simpson  nachträglich  berichtigt 


^Tle  Briefe  und  Mittheilungen  für  die  Redaction  sind   an   den  Herausgeber, 
Paul  E.  Liesegang  in  Elberfeld  zu  richten. 


Gedniekt  bei  Sam.  Lucaa  in  EIl»erfrld. 


Photographisches  Archiv. 


Baiifi  VI*  —  HTr.  9S»  ~  !•  Juni  fSMft. 


WaschTerfahrei  lar  Tellstäidigeii  Eitfermmg  des  niter- 
schweiigsaareii  Natrons  ans  dei  pesiÜTei  Abiugeii. 

Von  Dr.  W.  ReiSSig. 
EinleitiBg. 

Allgemeine  Bemerkungen. 

Das  Verfahren,  welches  ich  in  Folgendem  mittheile,  und  welches 
bei  richtiger  Ausfuhrung  zu  ganz  absoluter  Entfernung  des  unter- 
schwefligsauren  Natrons  aus  den  Bildern  fuhrt ,  zerfallt  den  Grund- 
ideen seines  Wesens  nach  in  zwei  gesonderte  Theile,  deren  theo- 
retische Darstellung  ich,  des  besseren  Verständnisses  wegen,  hier 
vorausschicken  wilL 

Wie  ich  kaum  zu  erwähnen  brauchte,  da  es  allgemein  bekannt, 
ist  die  wichtigste  und  häufigste  Ursache  des  Ausbleichens  der  Bilder 
in  einem  unyollkonmienen  Auswaschen  der  Bilder  zu  suchen. 
^Wenn^,  sagt  Hardwich  in  seinem  vortreiTIichen  Manuale  der 
photographischen  Chemie,  Seite  211,  ^unterschwefligsaures 
Natron  im  Papiere  zurückbleibt,  selbst  in  ganz  geringer  Menge, 
so  zersetzt  es  sich  allmälig,  lässt  Schwefel  frei  und  zerstört  das  Bild 
in  derselben  Weise,  wie  eine  Auflösung  von  Schwefelwasserstoff 
oder  eine  alkalische  Schwefel  Verbindung.^ 

Es  kann  nun  aber  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  das  unter- 
schwefligsaure  Natron  sich  durch  Auswaschen  vollständig  beseitigen 

11 


194 


lägst  Autoritäten  der  Wissenschaft  und  Pfaxis  sprechen  sich  hier- 
über mit  Bestimmtheit  aus  und  die  Analysen  von  haltbaren  Bildern 
zeigen  nie  einen  Natrongehalt.  Wie  aber  auch  ein  rationell  durch- 
geführtes und  bis  zur  vollständigen  Entfernung  des  Fixirmitlels 
geführtes  Waschen  der  einfachste  und  billigste  Prozess  Ist,  znr 
gänzlichen  Entfernung  des  unterschwefligsauren  Natrons  zu  gelangen, 
so  müssen  wir  in  demselben  auch  den  einzig  richtigen ,  den  an- 
fehlbar  einzuschlagenden  Weg  erblicken,  durch  welchen  wir  das 
vorgesteckte  Ziel  erreichen  können.  Denn  wenn  wir  auch  zugeben 
wollten,  dass  es  Stofife  gibt,  die  das  unterschwefiigsaure  Natroo 
zerstören  und  in  andere  Verbindungen,  z.  B.  in  schwefelsaures 
Natron  überfuhren,  so  können  aber  diese  gebildeten  Yerbindungen 
wieder  nur  durch  Auswaschen  aus  den  Bildern  entfernt  werden,  da 
das  Natron,  welches  die  Grundlage  dieser  neuen  Zusammensetzung 
bilden  würde,  nicht  flüchtig  ist,  also  immer  wieder  durch  Auflösen 
in  Wasser  beseitigt  werden  müsste. 

Diese  feststehende  Ueberzeugung  kann  es  nicht  erschüttem, 
wenn ,  wie  wir  öfters  hören  können ,  behauptet  wird ,  man  habe  gut 
ausgewaschen  und  dennoch  sei  Natron  in  den  Bildern  gebliebeiL 
Wir  werden  bald  sehen,  dass  die  richtige  Art  des  Auswaschens 
nicht  oft  angewendet  wird.  Wir  insbesondere  haben  diesem  Capitel 
eine  besondere  Aufmerksamkdt  geschenkt  und  werden  den  geehrten 
Leser  —  als  dem  ersten  Theile  unseres  Verfahrens  —  mit  dem 
rationellsten  Waschverfahren  bekannt  machen,  das  wir  selbst  er- 
funden haben. 

In  dem  anderen ,  zweiten  Abschnitte  unserer  Darstellung  werden 
wir  das  Mittel  kennen  lernen ,  durch  dessen  Anwendung  nicht  allein 
sich  geringe  Mengen  von  unterschwefligsaurem  Natron  aus  den 
Copien  entfernen  lassen,  sondern  welches  auch  dazu  dient,  die 
aliergeringsten  Mengen  Natrons  m  dem  Wascbwasser  leicht  und 
sicher  zu  erkennen.  Man  kann  sich  deshalb  mit  leichter  Muhe 
jederzeit  versichern,  ob  das  Waschen  vollständig  ausgeführt  ist 
oder  noch  fortgesetzt  werden  muss.  Eine  solche  zuverlässige 
Controle  existirte  in  der  That  bis  jetzt  nicht;  sie  ist  daher  in 
practischer  Beziehung  doppelt  werthvoll. 

1.    Theorie. 

A.    Neues,  verbessertes  Waschverfahren  (unter  An- 
wendung der  Centrifugalkraft). 

Wenn  man  die  auszuwaschenden  Bilder  aus  dem  Waschwasser 
herausnimmt,  dieselben  zwischen  zwei  Rahmen  einschliesst,  weich' 


195 


letztere  derart  befestigt  sind,  dass  sie  (mittelst  einer  eigenen  Vor- 
richtung getrieben)  sehr  schnell  um  eine  Aze  oder  Welle  rotiren 
können ,  so  wird  durch  diese  Rotation  das  anhängende  und  zwischen 
den  Bildern  befindliche  Wasser  ausgeschleudert  und  entfernt.  Ent- 
hält dieses  Natron,  wie  bei  dem  Waschprozesse  der  Fall,  so  wird 
also  auch  dieses  entfernt  Dies  geschieht  bei  [einem  kurzen,  aber 
schnellen  Umdrehen  in  so  vollständiger  Weise,  wie  dies  durch  die 
bekannten  Waschverfahren  niemals  erreicht  wird. 

Das  ganze  Verfahren  beruht  also  auf  der  Anwendung  der 
Centrifugalkraft. 

Wir  können  an  diesem  Orte  nicht  eine  mathematisch -physika- 
lische Entwicklung  der  Theorie  dieses  interessanten  Prozesses  liefern ; 
es  liegt  dies  ausser  dem  Bereiche  unserer  Sphäre.  Hingegen  können 
wir  uns  die  Mittheilungen  der  Ergebnisse  von  Versuchen  nicht  ver- 
sagen ,  die  auf  unsere  Veranlassung  von  anderen  Personen  angestellt 
worden  sind,  um  die  Richtigkeit,,  die  Sicherheit  etc.  der  Methode 
za  prüfen.  Diese  Ergebnisse  sind  aber  auch  in  anderen  Beziehungen 
so  lehrreich,  sie  geben  in  objectiv  gehaltener  Form  so  viele  prac- 
tische  Anhaltspunkte,  dass  ich  nicht  umhin  kann,  dieselben  mög- 
lichst vollständig  hier  wiederzugeben. 

Wenn  man  die  Menge  von  natronhaltiger  Flüssigkeit  kennen 
lernen  will,  die  bei  Anwendung  der  Centrifugalkraft  aus  den  Bildern 
entfernt  wird,  so  genügt  es  dieselbe  zu  wägen  und  von  diesem 
Gewichte  das  Gewicht  der  trocknen,  getonten  und  fixirten  Bilder 
abzuziehen. 

Wir  haben  bei  diesen  Wägungen  —  als  Durchschnitt  sehr  vieler 
Versuche  —  gefunden,  dass  wohl  getrocknete  und  fixirte  Bilder, 
auf  gewöhnlichem  Albuminpapiere  dargestellt,  per  Bogen  verwen- 
deten Papieres  25  —  32  Granunen  wiegen. 

Kommen  diese  nämlichen  Bogen,  resp.  die  aus  einem  solchen 
gefertigten  Bilder  aus  dem  Fixirbade  und  lässt  man  sie  mit  aller 
Sorgfalt  5  oder  10  Minuten  oder  überhaupt  so  lange  abtropfen, 
als  noch  Flüssigkeit  abläuft ,  so  findet  man ,  dass  sie  —  als  Durch- 
schnitt zahlreicher  Wägungen  —  um  25  Grammen  an  Gewicht  zu« 
genommen  haben,  dass  mithin  ein  Bogen  gewöhnliches  Albumin- 
papier nach  dem  Abtropfen  25  Gramme  Fixirlösung  zurückbehält. 

Werden  die  gleichen  Bilder  hingegen  mit  Hülfe  meines  Appa- 
rates von  der  Lösung  des  unterschwefligsauren  Natrons  befreit,  so 
wiegen  sie  höchstens  per  Bogen  verwendeten  Papieres  16  — 18 
Grammen  mehr  als  in  ganz  trockenem  Zustande. 

Wie  man  sieht,  ist  also  bei  der  ersten  Operation  ein  Drittheil 
des  ganzen  Gehaltes  der  Bilder  an  unterschwefligsaurem   Natron 


196 


entfernt,    den    dieselben    bei    dem    gewöhnlichen    Wasch  verfahren 
zurückbehalten. 

Tauchen  wir  nun  die  aus  einem  Bogen  gefertigten  Bilder 
saromt  der  sie  durchdringenden  und  anhaftenden  Fixirflüssigkeit ,  die 
25  Grammen  beträgt  (also  in  dem  Zustande ,  wie  sie  nach  dem  Ab- 
tropfenlassen der  Fixirung  sich  finden),  in  1  Litre  =  1000  Grammen 
reinen  Wassers  und  lassen  wir  die  Flüssigkeiten  in-  und  aaaser- 
halb  der  Bilder  sich  innig  mischen  und  dann  die  Bilder  wieder 
abtropfen,  so  bleiben  25  Grammen  der  nunmehr  Yerdünnteren 
Natronlösung  zurück. 

Diese  enthält 

der  ursprünglich    (25  Gramm  betragenden)  in   den  Bildern   befind- 
lichen Natronlösung. 

Verfahren  wir  nun,  wie  eben  beschrieben,  weiter,  so  werden 
nach  dem  dritten  Abtropfenlassen  die  Bilder 


Y 


40 


1/ 


40     —     VlSOO 

des  anfänglichen  Natrongehaltes, 


bei  der  yierten  Operation 


V, 


i«qo_  _ 

40        —     784000 


V. 


des  anfänglichen  Natrongehaltes, 
bei  der  fünften  Operation 


'/ 


64000 
4  0        —      725 «0000 


Vj 


des  9 bei   dem   ersten   Abtropfenlassen    in    den  Bildern   bleibenden 
Natrons^  in  denselben  haben. 

Wenn  wir  nunmehr  zur  Anwendung  unseres  Apparates  schreiten 
und  mittelst  desselben  die  Bilder  von  der  mehr  oder  weniger  ver- 
dünnten Natronlösung  befreien ;  wenn  wir  darnach  die  Bilder  genau 
so  wie  oben  beschrieben  mit  einer  1  Litre  per  Bogen  betragenden 
Wassermenge  waschen  —  mithin  diese  Operationen  genau  unter 
gleichen  Umständen  vollführen,  so  erhalten  wir  nunmehr  doch  bei 
weitem  bessere  und  günstigere  Resultate,  d.  h.  wir  können,  wie 
wir  gleich  sehen  werden ,  das  Waschen  eher  beenden  —  wir  sparen 
dadurch  an  Zeit  und  Arbeitskräften  und  Wasser. 

Es  ist  schon  erwähnt,  dass  nach  der  ersten  Anwendung  der 
Centrifuge  nur  16 — 18  Gramm  concentrirter  Natronlösnng  in  einem 
Bogen  fixirter  Bilder  zurückbleiben.  Wie  vorher  wenden  wir  zu 
jeder  Waschoperation  1  Litre  Wasser  per  Bogen  an.  So  eihalten 
wir  folgende  Resultate: 


197 


Bei  der  zweiten  Anwendung  des  Apparates  bleibt 


*  Vi  000  =  V«o  0»  runder  Zahl) 


der  ursprünglich  anhaftenden  und  darchdringenden  Natronlösung  in 
den  Bildern; 

bei  der  dritten  Anwendung  des  Apparates 


«0      —      /3600 


dieser  genannten  Menge; 

bei  der  Tierten  Anwendung  des  Apparates 


Vscoo  */ 

6  0        =      /21S000 


der  genannten  Natronmenge; 
bei  der  fünften  Operation 


'/ 


216000 


60         =    Vi  2960000 

derselben  zurück. 

Der  Uebersichtlichkeit  wegen  stelle  ich  die  erhaltenen  Resultate 
in  folgender  Tabelle  zusammen: 


der 
onen. 

A. 

Gewöhnliches  Waschverfahren. 

B.  "Wasch verfahren  mit  Anwendung 
der  Centrifugalkraft. 

Zahl 
Operativ 

Natronmenge,    ansged nickt  in  der 
nach  der  ersten  Operation  zurück- 
bleibenden Menge. 

Natronmenge,  ausgedrückt  in  der 

nach  der  ersten  Operation  zuriick* 

bleibenden  Menge. 

1. 

1 

% 

■ 

2. 

V40 

V,0 

3. 

Vi  6000 

/S600 

4. 

Vs^ooo 

V2i6000 

5. 

V2S 60000 

Vi  2960000 

Aus  einer  Yergleichung  dieser  Resultate ,  die  bei  einem  jeden 
Verfahren  und  zwar  bei  beiden  unter  völlig  gleichen  Verhältnissen 
erhalten  wurden,  ergibt  sich  zunächst  ganz  unwiderlegUch  der  Beweis: 
dass  der  Vortheil  eines  vollständigeren  Auswaschens  bei  Anwen- 
dung gleicher  Wassermengen  zu  diesem  Zwecke  auf  Seiten  meines 
Waschapparates  sich  befindet. 

Denn  es  ist  schon  bei  der  dritten  Waschung  bei  Anwendung 
dieses  eine  noch  einmal  so  grosse  Natronmeoge  entfernt,  wie  bei 
dem  gewöhnlichen  Verfahren;  bei  der  vierten  Operation  mit  Hülfe 
des  Centrifugalapparates  die  dreifache  Menge ,  die  sich  nach 
viermaligem  Waschen  auf  die  gewöhnlich  übliche  Weise  erzielen 
lässt  u.  s.  w.  u.  8.  w. 


198 


Diese  yorstehenden  Zahlen ,  die  die  Ergebnisse  der  Operationen 
in  dem  practischen  Verfahren  des  Auswaschens  darstellen,  sprechen 
aber  auch  in  einer  anderen  Beziehung  klare,  deutliche  Worte: 

Es  ist  nämlich,  wenn  wir  dieselben  näher  ins  Auge  fassen, 
aus  denselben  klar  dargethan,  dass  die  Menge  von  unterschweflig- 
saurem  Natron ,  die  bei  solchem  rationell  durchgeführten  fiinimaligen 
Waschen  in  den  Bildern  zurückbleibt,  nur  verschwindend  klein  ist, 
dass  sie  in  der  That  nicht  iip  Stande  sein  kann,  eine  Yerändenmg 
der  Copicn  zu  bewirken. 

Ein  concises  Beispiel  wird  dies  noch  näher  erläutern. 

Die  Menge  unterschwefligsanren  Natrons,  die  ein  Bogen  Albnmiih 
papier  unmittelbar  nach  dem  Fixiren  enthält,  wenn  er  aus  einer 
20procentigen  Lösung  des  genannten  Salzes  (1 : 4)  genommen  wiM, 
beträgt  17  Grammen,  entsprechend  3*4  Grammen  festen,  unter- 
schwefligsauren  Natrons.  Nach  dem  fünfmaligen  Waschen  mit  dem 
CentrifugalappaTat  ist  nur 

der  12,960,000ste  Theil  dieser  Menge 
noch  vorhanden; 

in  einem  Bogen  sind  demnach  nur  mehr 

^'Vi2o«oooo  =  Vs  Millionstel  Granun  Natron 
enthalten. 

Dass  eine  so  äusserst  geringe  Menge  —  etwa  den  fünfmal- 
hunderttausendsten  Theil  eines  kleinen  Tropfens  Natronlösuog 
betragend  —  in  den  Bildern  eines  Bogens  enthalten,  densclbeo 
einen  Schaden  zufügen  könne,  wird  wohl  Niemand  behaupteD 
wollen  und  können. 

B.     Zerlegung  und   absolute  Entfernung   alles  unter- 
schwefligsauren  Natrons. 

Wir  haben  bis  jetzt  gesehen,  dass  man  durch  ein  rationelles 
Waschen  der  Copien  dabin  gelangen  kann,  das  Natron  so  roll- 
ständig  aus  denselben  zu  entfernen,  als  dies  für  die  Praxis  nur 
wünschenswerth  ist.  Ich  erachte  es  nichtsdestoweniger  ftir  eine 
höchst  werthvoUe  Zugabe  des  Verfahrens ,  dass  ich  demselben  durch 
eine  andere,  gleichfalls  von  mir  entdeckte  Manipulation  zu  gleicher 
Zeit  eine  Controle  für  das  richtige  Auswaschen  sowohl  wie  für  ^t 
Entfernung  der  letzten  geringen  Spuren  Natrons  zufügen  kann,  in- 
dem ich  mich  der  Hülfe  des  galvanischen  Stromes  bediene. 

Durch  eine  grosse  Zahl  wissenschaftlicher  Untersuchungen  habe 
ich  die  neue,  bemerkenswerthe  Thatsache  gefunden,  dass  das  ODter- 
schwefligsaure  Natron  sowohl  wie  das  Doppelsalz ,  welches  sich  bei 
dem  Fixiren  bildet,  das  unterschwefligsaure  Silberoxyd -Natron,  in 
wässeriger  Lösung  eine  Zerlegung  erleiden,  wenn  durch  dieselben 


199 


ein  galvanischer  Strom  geleitet  wird,   d.   h.    dieselben   electrolysirt 
werden.     Diese  Zersetzungen   finden   in   concentrirteren   Lösungen 
sowohl  wie  in  den  verdtinnteren ,   selbst  in   den  allerrerdünntesten 
statt     Sie    sind,    sofeme    sie   stets   von   secundären   Zersetzungen 
begleitet  sind ,  in  wissenschaftlicher  Beziehung  zum  Theile  von  sehr 
compllcirter  Natur,  die  wir  hier  nicht  näher  verfolgen  können.    Wie 
aber  auch  diese  Zersetzungen  verlaufen  mögen  ^—  unter  allen  Ver- 
hältnissen tritt  immer   eine  Schwefelabscheidung  an  dem   —  Pole 
ein  j  während  am  +  Pole  eine  Abscheidung  von  Natronhydrat  statt- 
findet   Wenn  jedoch  das  als  negative  Electrode  dienende  Metali 
durch  den  sich  ausscheidenden  Schwefel  in  ein  Schwefelmetall  ver- 
wandelt ist,  so  tritt  auch  am  -h  Pole  nunmehr   eine  Abscheidung 
von  Schwefel  auf. 

Die  —  gleichviel  unter  welchen  Verhältnissen  auftretende  — 
Schwefelabscheidung  findet,  was  fär  uns  von  hoher  Wichtigkeit  ist, 
immer  nur  an  den  als  Electroden  dienenden  Metall- 
platten statt  Die  zwischen  diesen  befindliche  Flüssigkeit  wird 
wohl  bei  dem  Durchgange  des  Stromes  zerlegt,  der  Schwefel  aber 
nur  an  den  Polen  abgeschieden.  Wir  haben  dadurch  ein  vortreff- 
liches Mittel,  das  Natron,  resp.  den  Schwefel  aus  den  Bildern  her- 
aus, gewissennassen  in  die  nächste  Umgebung  derselben  zu  ziehen 
und  zu  leiten,  während  diese  selbst  in  keiner  Weise  verändert 
werden,  da  innerhalb  derselben  eine  Zersetzung  nicht  stattfindet. 

Die  geschilderten  Thatsachen  haben  nun  einen  doppelten,  prac- 
tischen  Werth. 

Zunächst  können  wir,  unter  Anwendung  derselben,  die  Bilder 
von  sehr  geringen  Spuren  Natrons  befreien. 

Da  die  Feuchtigkeit  der  gewaschenen 
Bilder  den  Strom  leitet,  so  genügt  es,  die- 
selben auf  einander  zu  legen,  sie  mit  einer 
Lage  FHess-  oder  Pergamentpapier  zu  um- 
hüllen und  das  Ganze  zwischen  den  aus  ent- 
sprechend grossen  Zink-  und  Kupferplatten 
gebildeten  Polen  einer  kräftigen  galvanischen 
Batterie  einzuschalten ,  wie  es  die  beistehende 
Figur  1  verdeutlichen  soll. 

A  A  A  Ä  Gefäss  mit  reinem  Wasser. 

Z  eine  Zinkplatte. 

Cu  eine  Kupferplatte. 

cuij  aa  eine  Lage  Fliesspapier  etc. 

&  &  die  Bilder. 


Fig.  1. 

Ph«UgrapkUGlies  AreUT.  Vr.  83«  1.  Juni  1866. 


11 


200 


Oder  man  hängt  die  Bilder  in  geringen  (1'^^  betragenden)  An- 
ständen von  den  Platten  frei  auf.  Welche  Anordnung  man  aber 
auch  treffen  möge,  so  bringt  man  immer  Bilder  und  Platten,  senk- 
recht oder  liegend,  in  ein  passendes  Gefäss  mit  reinem  Wasser 
gefüllt,  dem  man  allenfalls,  damit  der  Stromdnrchgang  erleicfatect 
werde,  eine  sehr  geringe  Menge  reiner  Soda  zusetzt.  Dann  leitet 
man  einen  so  kräftigen  Strom  durch,  dass  eine  nur  sehr  schwache 
Sauerstoffentwicklnng  stattfindet.  In  diesem  Falle  scheidet  nch,  so 
lange  von  der  Fixirung  in  den  Bildern  vorhanden  ist,  am  —  Pole 
Schwefel  als  leicht  zu  erkennendes  Schwefelkupfer  von  bnn- 
schwarzer  Farbe  aus*  Wenn  eine  gute  fünfmalige,  wie  oben  ge- 
schilderte Waschung  vorausgegangen  ist,  also  nur  höchst  gerii^ 
Spuren  von  Natron  vorhanden  sind,  genügt  eine  einmalige,  höch- 
stens zweimalige  Electrolysirung  der  Bilder,  die  dann  absolut  natron- 
frei  sind,  wenn  eben  kein  Schwefelknpfer  mehr  sich  bildet. 

Da  mit  der  geschilderten  Anwendung  der  Centrifiigalkrafl  zun 
Auswaschen  schon  eine  sehr  vollständige  Entfernung  des  Matrots 
aus  den  Bildern  stattfindet,  so  ist  die  Benützung  des  galvanischen 
Stromes  zur  Entfernung  des  genannten  Salzes,  wie  ich  solche  eben 
beschrieben,  von  Vortheil,  wenn  man  die  absolute  Gewissheit  der 
Beseitigung  desselben  haben  will.  In  der  photographischen  Praxis 
ist  jedoch  auf  diesen  extremen  Punkt  weniger  Gewicht  zu  legen. 
Wohl  aber  hat  die  Anwendung  des  galvanischen  Stromes  ab 
Controle  des  gut  vollendeten  Auswaschens  die  höchste  Wichtigkeit 

Wenn  man,  genau  wie  eben  beschrieben,  eine  Zink-  und 
Kupferplatte,  oder  noch  besser  zwei  kleine  Silberplatten  in  Wasser 
taucht,  welches  unterschwefligsaures  Natron  enthält  und  einen 
galvanischen  Strom  durchgehen  lässt,  so  erfolgt  die  Abscheidon; 
des  Schwefels  unter  Bildung  von  Schwefelkupfer,  beziehungswebe 
Schwefelsäure.  Diese  Reaction  ist  so  empfindlich ,  dass  sich  keine 
andere  an  ihre  Seite  setzen  kann.  Ein  Millionstel  unterschweflig- 
saures Natron  in  Wasser  gelöst,  resp.  Waschwasser  der  Fixirung, 
welche  eine  gleiche  Menge  Natrons  enthält,  geben  noch  eine  sehr 
deutliche  Schwefelabscheidnng  an  den  Electroden  zu  erkennen. 
Findet  dieselbe  aber  nicht  mehr  statt,  so  ist  damit  das  Factuo 
erwiesen,  dass  auch  in  den  Bildern  keine,  weil  ganz  verschwindend 
kleine  Spur  Natrons  mehr  enthalten  ist 

Zur  Vergleichung  der  ausserordentlichen  Genauigkeit  dieser 
Methode  mit  den  anderen  bekannten,  zur  Erkennung  des  unte^ 
schwefligsauren  Natrons  dienenden  ßeactionen  sei  es  mir  erlanht, 
diese  neben  einander  vorzuführen  und  die  Resultate  dieser  ye^ 
gleichenden  Untersuchungen  mitzutheilen. 


1 


201 


Man  wendete  bis  jetzt  aLs  das  beste  Prüfüngsmittel  auf  unter- 
sidiiw-efligsaures  Natron  die  Methode  an,  den  Schwefelgehalt  des- 
selben in  Schwefelwasserstoff  überzuführen,  welches  Gas  sich  leicht 
mit  Bleipapier  erkennen  lässt,  das  es   bräunt    Man  bewerkstelligt 
diese  Prüfung,  indem  man  zu  chemisch  reinem  Zink  sehr  verdünnte 
Scli'vrefelsäure  zufügt  und  wenn  sich  längere  Zeit  reines  Wasser- 
stofig^as  entwickelt  hat,  die  zu  prüfende  Flüssigkeit  zusetzt.    Mit 
Vorsicht  deii  Versuch  angestellt,  lässt  sich  Vsseooo  Natrons  in  der 
Flüssigkeit  noch   deutlich  erkennen.     Ein  Hauptübelstand  ftir   die 
Aufwendung  dieser  Reaction  ist  jedoch  die  Schwierigkeit,  sich  ganz 
reine  Materialien  zu  verschaffen  und  ganz  besonders  der  andere, 
dass  die  Prüfung  eine  längere  Zeit  erfordert   Man  muss  zu  grösserer 
Siclierheit  erst  eine  viertel-  bis  halbstündige  Probe  anstellen,  ob 
aus  dem  später  zu  benützenden  Gemische  sich  kein  Schwefelwasser- 
stoff entwickelt,  ehe  man  an  die  eigentliche  Prüfung  gehen  kann. 
£s  liegt  auf  der  Hand,   dass  solche  Prüfungen,   die  während  des 
TVaschens  angestellt  werden  müssen ,  für  die  photographische  Praxis 
zu  umständlich  sind. 

Die  Prüfungen  des  Waschwassers  auf  unterschwefllgsaures 
Natron  durch  Zusatz  von  salpetersaurem  Silberoxyd  oder  salpeter- 
saorem  Quecksilberoxydul  sind  zwar  einfach  und  auch  genau ,  wenn 
das  Natron  in  reinem  destillirten  Wasser  gelöst  ist;  in  dem  photo- 
graphischen Laboratorium  sind  sie  aber  gar  nicht  anwendbar,  weil 
man  stets  nur  reines  Brunnenwasser  oder  höchstens  Regenwasser 
zum  Waschen  anwendet  und  die  in  diesen  Wassern  gelösten  Stoffe 
bringen  mit  den  Reagentien  Fällungen  zu  Wege  (von  Chlorsilber, 
kohlensaurem  Silber  u.  s.  w.),  neben  welchen  sich  die  bräunliche 
Farbe  des  Schwefelsilbers,  resp.  des  Schwefelquecksilbers,  nicht 
•mehr  deutlich  erkennen  lässt 

So  ist  nun  die  Electrolyse  —  sei  es  mehrerer  Bilder  zur  Probe 
oder  des  Waschwassers  —  die  genaueste  und  sicherste  und,  ich 
darf  zufügen  nach  einiger  Uebung,  auch  eine  sehr  einfache  Weise, 
um  zu  erkennen ,  ob  die  Bilder  von  Natron  befreit  sind  oder  nicht 

2.    Praotisoher  Theil. 
1.    Was  chver fahren. 

Ich  habe  mich  bei  der  theoretischen  Entwicklung  meines  Ver- 
fahrens länger  verweilt ,  um  dessen  Vorzüge  durch  die  beigebrachten 
Beweise  überzeugend  darzuthun.  Wie  man  dasselbe  in  der  photo- 
graphischen Praxis  ausführt,  will  ich  nun,  so  weit  es  nach  dem 
Gesagten  noch  nothwendig  ist,  näher  erläutern. 


202 


Sobald  die  Bilder  in  einer  Schale  von  pasBender  Grösse  fixirt 
sind,  giesse  ich  die  Fixirong  aus  derselben  nnd  so  voUständig^  als 
nur  möglich  weg.  Dann  werden  die  Copien  schnell  mit  einer 
grösseren  Menge  reinen  Wassers  Übergossen,  um  die  fernere  schäd- 
liche Einwirkung  der  ccmcentrirten  Natronlösung  zu  hindern.  Nacii 
fünf  Minuten  langem  Verweilen  der  Abdrücke  in  diesem  Wasser 
nehme  ich  dieselben  heraus,  indem  ich  sie  mit  einiger  Yorsidit 
auf  einen  Rahmen  bringe ,  der  der  besseren  Yerdeutlichnng  wegen 
Fig.  2.  in  Fig.  2,  rrrr^  dargestellt  ist     Es  sind  dies  ein- 

fache quadratische  oder  oblonge,  der  Grösse  der 
Bilder  entsprechend  gross  gewählte  Rahmen  ans 
gefirnisstem  Holze,  die  mit  Geflechte  aus  spani- 
schem Rohre  (die  Oeffhungen  1  —  4  D"  weit)  über- 
V20  Naturgrösse.  zogen  sind.  Nach  meinen  Erfahrungen  ist  dies 
die  zweckmässigste  Art  des  Ueberzuges ;  doch  kann  man 
auch  statt  dessen  sogenannten  Tüll  oder  Organtin  nehmen, 
der  aber  nicht  zu  dicht  sein  darf.  —  Der  genannte  Rahmen, 
Fig.     3    rr    bezeichnet,     passt    in    einen     ähnlich    constroirten, 

Fig.  3. 


ixr: 


TtT -ttt* 


1^ 


V4  NatorgroBse. 


Fig.  3  mit  rV  bezeichneten,  der  gleichfalls,  wie  beschrieben, 
überzogen  ist  Befestigt  wird  er  an  demselben,  indem  man  ihn 
in  den  Eeileinsatz  einschiebt  und  die  beiden  oberwärts  angebrachten 
Vorreiber  v  schliesst,  die  den  EUlt  bilden.  Eine  solche  Yerbindong 
zweier  Rahmen  bezeichne  ich  mit  dem  Namen  „FlügeP.  Solcher 
Flügel  werden  mindestens  4  an  die  Welle  W  festgeschraubt  und 
ist  diese  Befestigung  (wie  die  der  beiden  Rahmen  unter  sich)  m 
Fig.  3  dargestellt,  die  ohne  Weiteres  wohl  yerständlich  ist.  WeDe 
sammt  Flügel  lassen  sich  nun  in  eine  sehr  schnelle  Drehung  Te> 
setzen,  sobald  mit  Hülfe  der  durch  ein  kleines  Seil  bewirkten 
Uebertragung  das  grosse  Schwungrad  BR^  Fig.  4,  bew^  wiid, 
was  durch  die  Kurbel  h  zu  bewerkstelligen. 


■/iD  NttUTgrüi 
Fij.  S. 


Ist  Qtm  der  Rabmen  mit  deo  Bildern  im  Flügel  1  befestigt, 
eo  dreht  man  langsam  an  dei  Kurbel ,  wodurch  die  Bilder  in 
schwache  Rotation  kommen.  So  lange  dieselben  noch  sehr  nass 
sind,  ist  dies  latbsam.  Dann  aber  vergrösaert  man  die  Geschwin- 
digkeit nnd  beschleunigt  dieselbe  immer  mehr.  Sind  die  Bilder 
dann  dadurch  nahezu  trocken  geworden,  was  man  daran  erkennt,  dass 
keine  Flüssigkeit  mehr  ausgespritzt  wird  und  wozu  in  der  Regel 
bei   nicht  zu  vielen  Bildern  eine   1  —  2  Minuten   lange  Arbeit  er- 


204 

forderlich  ist,  ao  hält  man  mit  dem  Drehen  an,  bringt  den  FlQgcl 
in  eine  horizontale  Lage  (die  Bilder  nach  unten) ,  öffnet  die  Uräiea 
Yorreiber  und  nimmt  dann  den  Einsatis- Kahmen  sanunt  Bilden 
beraua.  Durch  einfaches  Umdrehen  desselben  lässt  man  die  Copin 
in  eine  mit  friachem,  reinem  WaBser  gefQllte  Schale  fallen  and 
dieselben  darin  abschwimmen ,  was  sehr  leicht  geschieht ,  denn 
durch  die  Centiiüigalkraft  haften  die  Bilder  nicht  feat  oder  über- 
haupt nicht  fester  auf  einander,  als  dies  bei  blossem  Abtropfes- 
IsBsen  der  Fall  ist  Unter  stetem  Hervorziehen  der  Bilder  und 
Bewegen  der  Flüssigkeit  bleiben  sie  5  Minuten  in  dem  Wassei. 
Dann  folgt  unter  Anwendung  des  Flügels  2  abermals  das  Waase^ 
auflschleudem  und  werden  dieses  und  das  Waschen  dann  so  foit- 
gesetEt,  wie  wir  es  geschildert  haben. 

Fig.  6. 


FenpectiTisdie  Ansicht  des  Centrifugal-Apparttea. 

Es  versteht  sich,   dass  bei   den  verschiedenen  Auswuchongei 

Flügel  1  immer  nur  zur  ersten   Operation 

„       2       „         n       n     zweiten         „ 

»      3       „         „      ,    dritten  , 

n      ^       n         n      »     vierten         „ 

verwendet  werden. 

Wenn  alle  diese  Operationen  regelmSssig  und  vollstSadif  a- 
folgen  und  man  eine  Wassermenge  anwendet  zum  Waschen,  die 
im  Verhältnisse  zu  einem  Bogen  Albnminpapier  1  Litre  betrügt,  » 
ist  nach  viermaligem  Operiren  es  mit  fast  vollständiger  GevisdiMt 


205 

annmehmen ,  dass  keiu  Natron  mehr  in  den  Bildera  Toriunden  ist. 
Wir  achreiten  dann  zur  Controle,  zur  PrüAing. 
2.    Vollständige  Entfernung  des  nntcrscbwefligsauren 
Natrons. 

Es  ist  bereits  berührt  worden,  wie  man  die  Bilder  selbst  von 
den  letzten  Spuren  Natrons  befreien  kann,  wie  es  aber  zweck- 
müssiger  nnd  practlscher  ist,  das  Waschwasser  auf  Natrongehalt 
zn  nntersuchen. 

Man    bringt  zu    dem  Ende   (siehe  Figur  7)    in    ein    kleines 
Becherglas    eine    Quantität    Waschwasser.      Nachdem    man     sich 
überzeugt  hat,   dais  die  aus  einem  Biuisen'schen  oder  Smee'schen 
Fig.  7. 


oder  Callan'schen  elc.  Elemente  bestehende  Batterie  in  Ordnung 
ist,  seist  man  die  mit  derselben  verbundenen  kleinen  Silberplatten 
oder  Zink-  und  Kupferplatten  (die  letztere  als  —  Electrode)  in  die 
Flüssigkeit  und  regelt,  indem  man  die  Platten  sich  nähert  oder 
entfernt,  den  Durchgang  des  Stromes  so,  dass  die  Gasentwicklung 
am  +  Pole  nur  sehr  schwach  stattfindet.  Die  geringste  Menge 
nnterschwefligsauren  Natrons  zeigt  sich  als  ein  bräunlicher  Hauch 
an,  lihnlich  wie  silberne  Geläase  in  unreiner  Luft  anlaufen.  Wenn 
ein  solches  Anlaufen  stattfindet,  müssen  die  Bilder  nochmals  nnd 
überhaupt  so  lange  gewaschen  werden,  bis  dies  nicht  mehr  der 
Fall  ist;  dann  erst  sind  sie  vollkommen  natronfrei. 

Der  Yortheil  dieser  Controlirungsmethode  liegt  auch  für  den 
Besitzer  eines  photographischen  Geschäftes  darin,  dass  er  durch 
elue  Untersuchung  des  letzten  Waschwassers  —  welche  so  leicht 
nnd  schnell  auszuführen  ist  —  sich  die  Beruhigung  vor  allenfall- 
siger  Machlässigkeit  des  mit  dem  Aaswaschen  beauftragten  Per- 
sonales verschafft  und  dasa  er  sicher  ist,  dass  die  Bilder  nicht  von 


206 


vornherein  mit  dem  Keime  der  Zerstörung  in  sich  den  Händen  des 
Publicums  überliefert  werden. 

Zum  Schlüsse  will  ich  noch  eine  Thatsache  erwähnen,  die  ich 
im  Laufe  meiner  Untersuchungen  hier  in  Wien  aufgefunden  habe: 

Bei  Einwirkung  des  galyanischen  Stromes  auf  reines  Wasser 
von  yerschiedenen  Brunnen  Wiens  habe  ich  einige  Male  eme  Ab- 
scheidung Ton  Schwefel  an  der  Electrode  gefunden,  ganz  so  wie 
wenn  ich  eine  sehr  yerdünnte  Lösung  von  unterschwefligsanrem 
Natron  vor  mir  gehabt  hätte.  Es  Ist  dies  aber  nicht  auffallend,  da 
die  betreffenden  Wasser  eine  Spur  Schwefelammoniums  enthielten, 
welches  wahrscheinlich  durch  Reduction  organischer  Stoffe  auf 
schwefelsaure  Salze  und  Umsetzung  derselben  mit  AmmonlakTe^ 
bindungen  entstanden  ist.  Daraus  ergibt  sich  aber  weiter  yod 
selbst,  dass  Wasser,  welche  mit  Htüfe  des  galvanischen  Stromes 
untersucht  eine  Schwefelabsonderung  zeigen ,  niemals  zum  Aus- 
waschen der  Copien  genonmien  werden  dürfen ,  da  diese  den  Bflden 
ejpen,  statt  zu  entfernen,  schädlichen  Schwefel  abtreten. 


Verstärkung  Ten  NegatiTs. 

Mein  Bericht  in  No.  78  dieses  Journals  über  eine  Yerstärkangs- 
fltissigkeit  (aus  unterschwefligsaurem  Natron  und  schwefelsanrem 
Kupferoxyd)  hat  einen  tüchtigen  amerikanischen  Chemiker  ?eran- 
lasst,  diese  Mischung  auch  einmal  zu  versuchen.  Er  sagt  darüber 
in  einer  englischen  Zeitschrift: 

„Die  Mischung  der  Lösungen  von  schwefelsaurem  Kupfer  und 
unterschwefligsaurem  Natron  blieb  vollkonunen  klar,  gleichfiel, 
welches  Verhältniss  zwischen  beiden  Lösungen  angewandt  wurde.' 

Ich  habe  den  Versuch  mit-  ganz  reinen  Präparaten  nochmils 
wiederholt  und  einen  dichten  gelben  Niederschlag  erhalten,  der 
sich  in  überschüssigem  unterschwefligsauren  Natron  auflöste;  wenn 
man  also  sehr  viel  von  letzterem  Salze  im  Verhältniss  zum  Kupfer 
ninunt,  so  wird  kein  Niederschlag  entstehen.  Der  gelbe  Niede^ 
schlag  ist  übrigens  auch  in  Graham- Otto*)  erwähnt  und  als  eis 
Doppelsalz  von  unterschwefligsaurem  Natron  und  Kupferoxydnl 
bezeichnet. 

Wenig  Salpetersäure  übt,  wie  schon  gesagt,  keinerlei  Ein- 
fluss  auf  den  Niederschlag  aus. 


*)    Oraham-Otto    3.  Auflage,  Bd.  II.  S.  219. 


Die  Auflösung  des  Niederschlags  in  unters chwefligsaurcm  Natron 
veränderte  die  Farbe  des  Collodionbildes  nur  wenig,  und  viel 
weniger  als  ein  gewöhnliches  altes  Natronfixirbad. 

Dagegen  hat  mir  di«  neue  Scharlach  Verstärkung  von  Carej  Lea 
ganz  vortreffliche  Kesultate  gegeben;  ich  komme  hierauf  bald 
wieder  zurück.  P.  Lg. 


§CMhrcil»BBg  eiicr  ■«««■  Canenu 

Gelespn  vor  dsr  pliotograpliiächen  SeWion   lier  Literary   aiul  Philoaopliical  Society 
Ol  Manchester, 
von  S,  P.  Jnlfl. 
Tor  zwölf  Jaliren  beschrieb  ich  im  Journal  der  photograpbischen 
Gesellschaft  eine   Camera  fiir   Aufnahmen  im  Freien,    Der  Boden 
war  von  Guttapercha  und   so   eingerichtet,   dasa  Flüssigkeiten  hin- 
eingegossen   und    durch    Umwenden    der   Camera    fiber  die  Platte 
gespült  werden  konnten.   Jetzt  habe  ich  diese  Camera  in  folgender 
Weise  verbessert: 


aa  ist  ein  Mahagony-Kasten,  der  eine  weithalsigc  Glasflasche  h 
enthält;  diese  ist  inwendig  matt  geschliiTen.  Der  Boden  derselben 
ist  mit  Guttapercha  bedeckt  und  besitzt  eine  schwache  Vertiefung  cc. 
dd  ist  ein  Wechsel  brettchen,  in  dessen  Mitte  das  Objectiv  befestigt 
ist;   nach  Umdrehen  der  Haken  ee  kann  es  fortgenommen  werden. 

Man  operirt  in  folgender  Weise :  —  Nachdem  man  das  Brett  dd 
entfernt ,  legt  man  die  collodionnirte  Glasplatte  in  die  Vertiefung  cc, 
wo  sie  durch  Caplllaranziehung  haßen  bleibt.    Das  Brett  wird  nun 


wieder  festgemacht,  die  Camera  so  gewendet,  dan  die  in  dn 
Flasche  befindliche  Silbeilösung  über  die  Platte  flieset  Sobald  Stte 
sensitiTt  iat,  belichtet  man;  dann  bringt  man  die  Camen  in  du 
Dunkelzimmer ,  nimmt  die  Platte  heians  und  entwickelt  in  bekam- 
ter  Weise. 

Das  Einstellen  geschieht  nach  einet  vorher  berechneten  Sola 
auf  Grund  der  Entfernung  der  Gegenstände  vom  Apparat 

Das  CoUodionverfahren  wird  hierdurch  vereinfacht,  indem  du 
weder  Siibercüvette ,  weder  Cassette,  noch  Viairscfaeibe  gebnodt. 
Es  kann  kein  Licht  an  die  Platte  kommen ,  trotzdem  man  im  Fma 
arbeitet,  nnd  die  Platte  behält  ihre  Feuchtigkeit  viel  l&Dger,  all  iti 
einer  gewöhnlichen  Cassette. 


Latenia  aigica  für  ■Bdnrehsiehtige  Objccte. 

Bekanntlich  können  mit  der  gewöhnlichen  Lati^ma  magin  nr 
durchsichtige  Gegenstände  projectirt  werden.  Ein  Liverpoclei  Op- 
tiker, Mt.  Chadbum,  hat  eine  Laterne  constrnirt,  die  andi  !k 
undurchsichtige  Objecte  dient,  wie  z.  B.  Photographien  auf  Albma^ 
papier,  Ski^en,  Zeichnungen  mit  allen  Farben;  auch  Umta. 
Medaillen ,  Mascblneutheile  etc.  Colorirte  Visitt-nkarten  nebmen  uä 
sehr  gilt  darin  ans.  Kurz,  fast  jeder  Gegenstand  kann  in  dinn 
Laterne  gebraucht  werden,  während  in  der  gewöhnlichen  nur  twt- 
spiellge  Photographien  oder  Glasgemälde  anwendbar  waren. 


Das    Seitentheil   der  Laterne    kann   entfernt  und  darch  äw 
Rahmen  nüt  Linsm  fHr    die  gewShnllche   transparente  Bele«UQD{ 


209 


ersetzt  werden.;  es  wird  Hydro -Oxygcnlicht  gebraucht.  Der  Ealk- 
cy linder  befindet  sich  in  der  Mitte  des  Kastens;  die  von  ihm  aus- 
gehenden Strahlen  werden  darch  einen  grossen  Concavspiegel  auf 
eine  neunzöiUge  Condensirangslinse  reflectirt,  welche  den  zu  vcr- 
grüösemden  Gegenstand  beleuchtet.  Der  Gegenstand  steht  in  einem 
Winkel  Fon  45  ^  zu  derselben ,  während  die  Axe  der  achromatischen 
Objectivgläser  senkrecht  auf  das  Object  gerichtet  ist  Die  Objectir- 
gläser  werfen  das  vergrösserte  Bild  auf  die  Wand. 


Heber  LandschaftsaiiAialimeii 

enthält  das  Kunst-  und  Gewerbeblatt  för  Bayern  folgende  Notiz: 

„Bekanntlich  erscheinen  die  Photographien  nach  der  Natur, 
Bäume,  Wiesen  etc.  so  dunkel,  dass  kein  wahiiieitsge treues  Ganze 
entsteht.  Ursache  davon  ist  die  grüne  Farbe  der  Objecto.  Bringt 
man  bei  solchen  Aufnahmen  ein  hellblaues  Glas  Tor  den  Apparat, 
80  wird  bei  sonstiger  zweckmässiger  Behandlung  der  Gegenstand 
einen  lieblichen  Ton  erhalten.  li€h6U  in  Amberg. ^ 


lieber  die  Darstellmg  toh  Silberspiegeln. 

Das  rasche  Verderben  der  Quecksilberspiegel  im  hellen  Lichte 
führte  die  Photographen  längst  dahin,  sich  beim  Vergrösserungs- 
Apparat  der  sehr  haltbaren  schönen  Silberspiegel  zu  bedienen. 
Ueber  die  Darstellung  dieser  Spiegel  ging  uns  von  Herrn  Professor 
Reichardt  in  Jena  folgende  Notiz  zu: 

Die  mannichfachen  Verfahren,  Silber  auf  Glas  u.  s.  w.  metal- 
lisch niederzuschlagen  und  besonders  zur  Spiegelfabrication  zu  ver- 
wenden, sind  bekannt  und  bei  der  unschweren  Abscheidung  des 
Silbers  aus  seinen  Lösungen  gewiss  noch  zu  vervielfältigen.  Ein 
Nachtheil  bei  dieser  Fabrication  scheint  mir  besonders  darin  zu 
liegen,  dass  so  äusserst  leicht  fleckige  Producte,  wie  ungleiche 
Ablagerungen  erzielt  werden,  hervorgerufen  durch  meistentheils 
höchst  unbedeutende  Umstände.  Die  geringste  Verunreinigung  des 
Glases  macht  sich  bei  dem  fertigen  Fabricate  sichtbar,  weshalb  die 
meisten  Methoden  besonders  darauf  Rücksicht  nehmen,  das  Glas 
zu  reinigen,  mit  Ammoniak  oder  Kali,  Salpetersäure  u.  s.  w.,  kurz 
die  ebenso  vielfachen  Weisen  der  Reinigungsarten  in  Vorschlag 
bringen.  Das  ist  ein  gi'osser  Uebelstand  und  macht  das  Gelingen 
selbst  bei  genauester  Ausführung  oft  von  reinen  Zufälligkeiten 
abhängig. 


210 


Hierbei  nahm  man  als  mmmgänglich  nothwendig  an,  wie  bis- 
her bei  den  meisten  derartigen  Rednctionsprozessen ,  wenn  das 
Metall  sich  glänzend  anlegen  sollte,  dass  die  grösste  Ruhe  des 
sich  absetzenden  Metalle  gegeben  werden  müsse,  indem  hierdmdi 
der  Metallüberzug  um  so  gleichmässiger ,  dichter  und  cohlrenter 
werde.  Meine  Versuche  damit  führen  gerade  zum  Gegentheil  und 
dürften  die  practische  AusHihrung  derartiger  Arbeiten  auf  eine 
andere  Gestaltung  hinführen. 

Als  Methode  der  Versilberung  gebrauche  ich  die  von  Martin 
vorgeschlagene,  welche  in  diesem  Journal  (s.  Bd.  V.  S.  13)  mit- 
getheilt  ist 

Man  bereitet  sich: 

1}  eine  Lösung  von  10  Grm.  salpetersauren  Silberoxyds  io 
100  Grm.  Wasser; 

2)  Ammoniak  von  13  ^  Cartier  oder  0,984  spec.  Gewicht; 

3)  eine  Lösung  von  20  Grm.  Aetznatron  (ganz  rem),  in  5O0 
Grm.  Wasser; 

4)  eine  Lösang  von  25  Grm.  reinen  Zuckers  in  200  Gnn. 
Wasser  wird  mit  1  Cub.  -  Centimet.  Salpetersäure  yon  36®  Bamne 
20  Minuten  langf  im  Sieden  erhalten ,  um  Invertzucker  zu  erzeugen. 
Nach  dem  Erkalten  fugt  man  50  Cub. -Cent  Alkohol  von  36* 
Cartier  oder  89,6  Volumprocenten  zu  imd  so  viel  Wasser,  dass  die 
ganze  Flüssigkeit  500  Cub. -Cent,  beträgt. 

Von  diesen  Flüssigkeiten  mischt  man  12  Cub. -Cent.  Silber- 
lösung mit  8  Cub. -Cent.  Ammoniak  und  20  Cub. -Cent  Natron- 
lösung, und  verdünnt  bis  auf  100  Cub. -Cent  mit  Wasser.  Diese 
Mischung  bleibt  vor  dem  Gebrauche  noch  24  Stunden  stehen,  kam 
jedoch  dann  gat  verschlossen  beliebig  lang  aufbewahrt  werden. 

Zur  Ausführung  der  Versilberung  werden  der  letztgenannten 
Mischung  noch  Vio — Vi  2  der  In vertzuckcrlösung  zugefügt  und  nach 
Martin  wird  das  sehr  bald  sich  trübende  Gemisch  auf  der  Gias- 
fläche  so  angebracht,  dass  die  zu  versilbernde  Fläche  auf  deo 
Flüssigkeiten  aufliegt 

Nach  meinen  Erfahrungen  gelingt  die  Versilberung  bei 
Hohlgläsern  weit  leichter  und  ohne  allen  Tadel  durch 
starkes  Schütteln. 

Man  gebraucht  hierbei  gleichzeitig  weit  weniger  Flössigl^eit; 
50  — 100  Cub. -Cent,  der  Silbermischung  genügen  vollständig,  am 
ein  Glas  mit  Silber  zu  überziehen ,  welches  ^2  —  ^  Pfund  Inhalt 
an  Wasser  fassen  könnte.  Bei  kleineren  Gläsern  genügen  20  bis 
30  Cub. -Cent  u.  s.  w. 


211 


Die  eigenüiche  Versilberung' beginnt,  wenn  das  sich  gleich 
anfangs  trübende  Gemisch  fast  dunkelschwarz  erscheint;  bis  zu 
dieseai  Punkte  ist  das  Schütteln  noch  unnöthig  und  ergibt  auch 
leicht  ersichtlich,  dass  von  dem  Silber  noch  nichts  an  den  Glas- 
Wandungen  haften  bleibt  Ist  diese  dunkelste  Färbung  eingetreten, 
80  färbt  sich  das  Glas  bei  der  nunmehr  lebhaftesten  Bewegung 
sogleich  dunkelschwarz,  schwarz  glänzend  —  jedoch  immer  noch 
durchsichtig  oder  durchscheinend,  endlich  sehr  rasch  den  Silber- 
glanz bietend.  In  3,  höchstens  5  Minuten  ist  das  Experiment 
vollendet  und  das  Glas  mit  einem  ganz  dichten ,  yöllig  reinen  Silber- 
spiegel innen  umzogen,  so  rein,  dass  auch  die  innerste  Fläche  den- 
selben reinsten  Glanz  gewährt 

Nicht  allein  für  die  Technik,  zur  Darstellung  von  yersilberten 
Hohlgefässen ,  sondern  namentlich  auch  als  CoUegienversuch  dürfte 
sich  dieses  beschleunigte  Verfahren  sehr  gut  eignen.  Der  Erfolg 
ist  für  Laien  und  Nichtlaien  überraschend. 

Versuche ,  bei  geraden  Flächen  die  gleiche  Weise  anzuwenden, 
ergaben  zwar  keineswegs  gegentheiiige  Resultate,  die  so  erlangten 
Spiegel  zeichneten  sich  gleichfalls  durch  grosse  Reinheit  und  hellen 
Glanz  aus;  jedoch  ist  hier,  namentlich  bei  kleinen  Proben,  die 
Bewegung  nicht  so  leicht  auszuführen.  Ich  Hess  die  zu  versilbernde 
Fläche  auf  gerader  Unterlage  mit  einer  dünnen  Schicht  der  Silber- 
mischung übergiessen  und  durch  gleichmässiges  Hin-  und  Her- 
schieben die  Bewegung  erzeugen.  Im  Grossen  würden  vielleicht 
Fässer  dienen  können,  an  deren  Seiten  geeignet  die  Spiegelflächen 
anzubringen  wären  etc. 

Merkwürdig  und  interessant  erscheint  es,  dass  die  Haftung 
des  doch  nur  an  der  Glasfläche  adhärirenden  Silbers  gerade  durch 
Bewegung,  möglichst  starke  Bewegung,  befördert  wird  und  dürfte 
diese  Beobachtung  Anlass  geben,  andere  ähnliche  Prozesse  gleich- 
artig zu  versuchen. 

Jena.  E.  Beichardt 


pt|atO0rapt|ifdf(  (SefcUfd^afleti. 

Französische  Gesellschaft.  —  Sitzung  am  21.  April. 

Hr.  Claudet  macht  ausführliche  Mittheilungen  über  sein  Plasti- 
monograph,  ein  Apparat,  der  den  Pantographen  in  der  Photosculptur 
zu  ersetzen  bestimmt  ist  Wie  man  weiss,  war  Hr.  Willeme  der 
erste ,  der  mittelst  des  Pantographen  die  Photographie  zur  Erzeugung 
Ton  Statuetten  und  Büsten  in  Anwendung  brachte.  Hr.  Claudet 
war  artistischer  Director  in  einer  Londoner  GeseUschaft  zur  Aus- 


212 


beatung  des  Will^me'schen  Patents,  und  hat  sich  im  Interesse 
seiner  Stellung  dem  Studium  hingegeben,  ob  andere  Mittel  als  die 
im  betreffenden  Patent  vorgesehenen  zur  Anfertigung  von  Photo- 
sculpturen  anwendbar  seien.  Es  ist  ihm  wirklich  gelungen,  solche 
aufzufinden,  und  Photosculpturen  ohne  Storchschnabel  anzufertigen. 

Auf  einen  Thonblock  von  der  erforderlichen  Grösse  werdeo 
nach  und  nach  die  verschiedenen  Negadvs  mittelst  der  Latenia 
magica  direct  reflectirt 

Man  denke  sich  eine  dünne  spitze  Stahlstange,  die  am  anderen 
Ende  eine  weisse  Scheibe  hat;  wenn  man  diese  in  die  Hand  nimmt 
und  die  Scheibe  in  einer  solchen  Lage  hält,  dass  das  Bild  der 
Laterna  magica  darauf  sichtbar  ist,  so  werden,  wenn  man  die 
Scheibe  in  verticaler  Richtung  bewegt,  alle  Theile  des  Bildes  nach 
und  nach  darauf  sichtbar.  Wenn  sich  mitten  auf  der  Scheibe  eio 
schwarzer  Punkt  befindet,  so  ist  es  leicht,  hiermit  alle  Umriase 
und  Linien  des  Bildes  nachzuziehen;  bleibt  hierbei  die  Stahistange 
immer  genau  horizontal,  so  wird  sie  natürlich  dieselben  Umrisse 
auf  den  Thonblock  übertragen. 

Das  Bild  der  Camera  obscura  ist  nicht  anders  sichtbar,  all 
wenn  es  eine  Fläche  findet,  auf  der  es  sich  abspiegeln  kann;  die 
Fläche  kann  sich  bewegen,  das  Bild  bleibt  stehen.  Deshalb  kann 
man  auf  einer  kleinen  sich  bewegenden  Fläche  das  ganze  Bild  nach 
und  nach  einstellen ,  ebenso  wie  man  in  einem  kleinen  Spiegel  nadi 
und  nach  eine  grosse  Menge  von  Gegenständen  wahrzunehmen  im 
Stande  ist.  In  dem  Claudet' sehen  Verfahren  nun  ist  es  gerade  voh 
theilhaft,  dass  das  Auge  nicht  durch  eine  zu  grosse  BUdflädie 
ermüdet  und  gestört  wird. 

Man  sieht  ein,  dass  das  Princip  sehr  einfach  ist,  und  dass  es 
sich  nur  noch  darum  handelt ,  wie  man  die  Stahlstange  immer  genau 
wagerecht  halten  kann;  denn  aus  freier  Hand  wäre  dies  nicbt 
möglich.  Zu  diesem  Zwecke  ist  die  Scheibe  an  einer  flachen  Stange 
befestigt,  die  zwischen  zwei  Rinnen  geht;  die  Rinnen  aber  befinden 
sich  in  einem  verticalen  Rahmen,  der  in  der  Bildfläche  steht;  durcb 
Gegengewichte,  Rollen  und  Schnüre  bleibt  die  Stange  in  jeder 
Lage,  in  die  man  sie  bringt,  und  bewegt  sich  sehr  leicht  ohne 
Widerstand  in  verticaler,  horizontaler  und  diagonaler  Richtung. 

Die  Commission  zur  Vertheilung  von  vier  Medaillen  an  die 
verdienstvollsten  Erfinder  hat  diese  dem  Sir  A.  Brewster  für  die 
Erfindung  des  Prismenstereoskop,  den  Herren  Civiale,  Dufonmct 
und  Laussedat  zuerkannt.  Es  wäre  vielleicht  logischer,  wenn  diese 
Preise,  die  sich  jährlich  wiederholen,  für  solche  Arbeiten  gegeben 
würden ,  die  in  dem  vorhergehenden  Jahr  ausgeführt  wurden. 

Von  Hrn.  Marie  wurden  sehr  gute  Photolithographien  ausge 
stellt ;  von  den  Herren  Marte  und  Plnel  Photographien  auf  Holz 
und  Relicfatzungen  zum  Buchdruck. 

Hr.  Laussedat  stellte  seinen  auf  photographLschem  Wege  er- 
zeugten Plan  der  Stadt  Grenoble  aus. 


MittheUungen   für   die   Redaction   wolle   man   an    Dr.    Liesegang 

in  Elberfeld  adressiren. 


Qedrurkt  boi  Sa  in.  Lucai  In  Elberfeld. 


Photographisches  Archiv. 


Band  WE.  —  Mr.  84.  —  !••  «lunl  tses. 


Practische  Winke  Aber  künstlerische  Phetographie. 

Von  A.  H.  WalL*^ 

2.     Stellung  und  Ausdruck. 

Viel,  sehr  viel  ist  gethan  zur  Erzielung  eines  malerischen,  auf 
Kunstwerih  Anspruch  machenden  Bildes ,  wenn  man  die  Beleuchtung 
gehörig  den  indiyiduellen  Eigenheiten  der  aufzunehmenden  Person 
anpaast;  aber  die  Stellung  und  der  Gesichtsausdruck  derselben  sind 
jsicher  mit  mindestens  ebensoviel  Sorgfalt  in  Obacht  zu  nehmen, 
wenn  man  eines  guten  Erfolges  sich  erfreuen  will.  Dabei  will  ich 
nun  freilich  nicht  soweit  gehen,  wie  ein  schon  im  ersten  dieser 
Kapitel  anerkennend  erwähnter  Kunstkritiker  und  behaupten,  der 
Porträtist  müsse  Standesunterschiede,  auch  wo  sie  im  Naturell  sich 
gar  nicht  vorfinden,  doch  im  Bilde  zu  markiren  suchen  und  einem 
bäurisch  aussehenden  Lord  ein  vornehmes,  einem  vornehm,  aus 
sehenden  Bauern  ein  tölpisches  Aussehen  geben,  oder  in  gleicher 
Weise  einem  zierlichen  Kammermädchen  und  einem  plumpen  Fräu- 
lein die  Rollen  tauschen  lassen  und  ihnen  die,  ihren  Ständen  im 
Allgemeinen  zugeschriebenen  Ausdrucksweisen  aufprägen.  So  weit 
soll  und  kann  man  nicht  gehen;  aber  es  ist  wirklich  überraschend, 
was  man  durch  einfache  Handgriffe  im  Arrangement  der  Stellung 
in  Bezug  auf  den  Ausdruck  des  Bildes  erreichen  kann. 

Ich  habe  selbst  gesehen,  wie  eine  Person  auf  einem  Bilde 
sich  ganz  stattlich  und  würdig  machte,  auf  einem  anderen  dagegen 


*)  Fortsetiung  von  Bd.  V.  S.  172. 

12 


214 


recht  gewöhnlich  und  nichtssagend  aussah,  und  zwar  lediglidi  n 
Folge  einer  gut  oder  übel  gewählten  Stellung.  Wir  Photographen 
haben  ja  alle  schon  Leute  unter  den  Händen  gehabt,  welche  unsere 
Geduld  erschöpfen  und  von  denen  wir  nach  vielen,  fruchtlosen  Ver- 
suchen doch  nur  höchst  mittelmässige  oder  geradezu  schlechte  Bilder 
erhalten  können.  Nun,  aus  Schweinsohren  lassen  sich  keine  Geld- 
beutel schneiden. 

Viel  Noth  macht  dem  Photographen  oft  ein  nervöses,  schüch- 
ternes Völkchen  —  der  grösste  Theil  der  lieben  Damenwelt.  Daheim 
sind  sie  munter  und  unbefangen,  aber  dem  Fremden  gegenubcf 
befangen  und  ängstlich.  Hier  lässt  sich  nun  mit  richtiger  Uebe^ 
legung  und  Takt  sehr  viel  thun.  Eine  freundliche  UnterhaltoDg^ 
ein  artiges  Spässchen,  ein  interessantes  Anekdötchen  vermögen  gar 
oft  das  Eis  zu  brechen  und  sie  in  die  dem  Photographen  wQo- 
schenswerthensten  Verfassung  zu  bringen,  während  ein  ihnen 
gegenüber  angenommenes  allzu  steifes,  kalthöfliches  Benehmen  ihre 
natürliche  Schüchternheit  vermehrt  und  sie  in  eine.,  den  Photo- 
graphen  zur  Verzweiflung  bringende  Verfassung  versetzt 

Wie  gross 'ist  ferner  die  Noth  der  Photographen  bei  Aufnahme 
von  Kindern.     Sogar  wenige  unserer  grössten   Maler   haben  ¥rirk- 
lich    kindliche    Kinderporträts    geliefert,    und    nur   äusserst  selteo 
sieht  man   eine   Kinderphotographie,  draus  uns   das  Kind  als  e'm 
wirkliches  leibhaftiges  Kind  anblickt.     Wie  oft  sagt  wohl  ein  Vater, 
wenn   er    eben   irgend    einen    reizenden   Moment    aus    dem  Leben 
seines  Kindes  belauscht:   Wenn  ich   Maler  wäre,   oder  wenn  ich 
Photograph  wäre,   was  müsste   das  für  ein  prächtiges  Bildchen  ^e- 
ben !  Nun ,  und  warum  kann  denn  der  Photograph  solche  prächtige 
Bildchen   nicht   liefern?     Weil    er    die  Kinder  ebenso,    und  zwar 
ebenso  unpassend  behandelt    als    die   Erwachsenen.     Dort  ist  das 
Objectiv,   da  gucke   fest  hin,   du  kleiner  quecksilberner,  von  Lost 
und  Leben   übersprudelnder  Bengel.     Dein   goldlockiges   Köpfcheo 
darfst  du   nicht,   wie   es  dir^einfallt ,  jede  Secunde  in  eine  andere, 
reizende  Stellung   bringen;   du  musst  es   hübsch  ruhig  halten,  wie 
eine  Puppe,   und   die   hellen  munteren  Augen  darfst   du  nicht  aof 
allen  diesen  Neuigkeiten  und  wunderbaren  Dingen  mit  kluger  Wiss- 
begier herumschweifen  lassen;   dort  der  Punkt,   er  mag  dir  freilich 
ganz   uninteressant  sein,    aber  den  musst   du  fest  und  ruhig  be- 
trachten.    Indem    der  Photograph   anf  diese  Welse  gerade  das  am 
Kinde  Characteristische,    das    ewig  Bewegliche,    die   fortwährende 
Veränderung  in  Wunsch,  Gefühl,  Ausdruck  nach  Kräften  zu  unter- 
drücken und  zu  beseitigen  sich  bemüht ,   um  ein  ruhiges  Sitzen  zo 
erzielen;  bringt  er  dann  glücklich  jene  beängstigten,  dummen,  ge- 


215 


quälten,   im  besten  Falle  nichtssagenden  Einderporträts  zu  Markte. 
Die  besten  Kinderbilder,  welche  ich  gesehen,  sind  die  von  Rejlander 
gefertigten.     Sie   sind  jedoch   alle  nicht  scharf  eingestellt  und  zu 
karz  exponirt.     Aber  was  thut   das?     Sie  zeigen  dafür  wirkliches 
Leben,  Handlung  und  Ausdruck,  sprechen  zum  Herzen  und  lassen 
uns  oft  laut  und  herzlich  über  die  kleinen  fröhlichen  Dinger  lachen. 
Das    ist  doch  wirklich  tausendmal  mehr  werth  als  grosse  Schärfe 
und  Sauberkeit  und  richtige  Expositionsdauer,   wenn  diese  nur  da- 
durch  erreicht  werden  können,   dass   die   armen  kleinen   Schelme 
von  dem  besorgten  Vater  oder  dem  unmuthigen  Photographen  ohne 
Anwandlung  von  Gewissensbissen,  durch  strengen  furchterweckenden 
Befehl  an  Kopfhalter  und  Stuhllehne   festgebannt   werden.     Aber 
Rejlander  nimmt  nun  einmal  gern  Kinder  auf.     Freilich  fürchte  ich 
mich  fast  es  zu  erzählen,   wie  er  dabei  verfahrt,   wie  er  da  seine 
Würde   gänzlich   bei  Seite    setzt,    allen  Mannesernst  vergisst  und 
selbst  zum  Kinde  unter  den  Kindern  wird;  wie  das  Kind  laut  auf- 
lacht über   die  spassigen  Sprünge   des   drolligen  Mannes   mit  dem 
grossen  Barte  und   wie   es  hingerissen  ihm  gesteht,   wie   gern   es 
ihn   leiden  mag,   wie  ihm  dann   im  tollen  Herumjagen  der  Athem 
ausgeht  und  der  Schweiss  auf  die  Platte  tritt  (er  wird  es  mir  nicht 
übel  nehmen,  aber  er  hat  so  ein  bisschen  Mondschein)  und  wie  er 
dann  vielleicht  plötzlich  von  allen  Vieren  aufsteht,   um  in  der  Eile 
ein  Bild  aufzunehmen,  was  da  Kinderleben  und  Kinderlust  athmet, 
trotzdem  es  vielleicht  nur  einen  duftig  hingehauchten  Kopf  mit  einem 
wegen  zu  kurzer  Belichtung  mehr  oder  weniger  in  Dunkelheit  ver- 
schwommenen Körper  zeigt.     Da  sehe  ich  dagegen  im  Geiste  mei- 
nen  steifen   und  förmlichen   photographischen  Freund  N.   N.     Der 
betrachtet  alle  Kinder  als  die  natürlichen  und  geschworenen  Feinde 
des  Pbotographen  und  lässt  sich  wohl  selten  eine  Kinderaufnahme 
zu   Schulden   sommen.     Oder   gar   Tollheit    zu   treiben?     Gott  im 
Himmel I   wie  könnte  der  stattliche  Mann  mit  dem  ernsten,  steiner- 
nen Sphinxgesicht  es  jemals  wieder  wagen,   nach  solcher  Unthat 
sein  Haupt  auf  der  Strasse   zu  zeigen.    Nein  sicher  führe  er  eher 
vor  Schande  in  das  Grab.    Der  arme  Mann! 

Ist  es  denn  aber  mit  den  Erwachsenen  anders  und  müssen  sie 
nicht  schliesslich  alle  wie  Kinder  behandelt  werden?  Das  Herz 
des  Kindes  steckt  immer  noch  drin  im  innersten  Herzen  des  Man- 
nes; man  muss  nur  verstehen  es  herauszubringen.  Dazu  gehört 
freilich  ein  feiner  Menschenkenner,  der  das  „Steckenpferd**,  oder 
wie  ein  Misanthrop  sagen  würde,  die  „schwachen  Seiten**  jedes 
Menschen  aufzufinden  weiss,  d.  h.  diejenigen  characteristischen 
Eigeuthümlichkeiten    eines    Jeden,    welche    den    Grundzug    seines 


216 


Naturells  bilden  immer  anzuregen  yersteht,  und  das  Ist  es  eben, 
was  vor  Allem  dem  Porträtphotographen  so  Noth  that  Aach  et 
muss  den  inneren,  lebendigen,  fühlenden  Menschen  heranszabringes 
verstehen  und  ihn  dann  zu  fixiren  wissen,  ehe  derselbe  Zeit  hat 
sich  wieder  von  der  Oberfläche  zurückzuziehen,  und  diese  kalt  und 
leblos  zurücklässt.  So  nur  wird  man  ein  natürliches,  characteristi- 
sches  Bild  mit  packendem  Ausdruck  erhalten. 

Aber,  wie  selten  werden  solche  Bilder  erhalten?  Man  scbkge 
nur  das  erste,  beste  Porträtalbum  auf  und  blättere  darin  herain. 
Auf  allen  Gesichtern  wird  man  denselben  Ausdruck  finden,  nur 
leicht  modificirt  durch  den  individuellen  Character.  Dieser. Herr, 
auf  den  wir  zuerst  stossen,  denkt  offenbar,  dass  er  ganz  wkag 
sitzen  muss  und  „will''.  Diese  Dame  betet  ofTenbar  inbrünstig 
darum,  dass  sie  ja  nicht  wieder  zuckt  und  so  den  kaum  erst  haib 
besänftigten  Zorn  jenes  schrecklichen,  am  Apparat  stehenden  Man- 
nes von  Neuem  erweckt.  Ein  Anderer  sagt  mit  selbstzufnedeaeii 
Schmunzeln:  „Ich  weiss  wohl^  ich  soll  mich  nicht  rühren'^.  Wieder 
ein  Anderer  trägt  auf  seinem  Antlitz  die  deutliche  Inschrift:  ,I<^ 
hoffe,  es  wird  nicht  mehr  lange  dauern,  denn  sonst  muss  ich  ganx 
bestimmt  einmal  zucken^;  während  noch  ein  Andrer  ans  erzählt: 
„Nun  habe  ich  aber  den  Athem  länger  als  möglich  an  mich  ge- 
halten; wenn  das  fürchterliche  Glas  nicht  sofort  zugedeckt  wird, 
platze  ich  sicher^.  Die  meisten  dieser  Producte  kommen  freüich 
aus  den  Ateliers  mit  der  Firma  „Zum  billigen  Mann^,  aber  idi 
glaube,  es  gibt  derartiger  Bilder  so  viele,  so  unzählige,  dass  vor- 
urtheilsfreie  Leser  mich  sicher  keiner  Uebertreibung  zeihen  werden. 

Was  hat  dies  alles  aber  mit  der  Stellung  zu  thun,  wird  mich 
vielleicht  der  Leser  fragen?  Erst  recht  viel.  Wovon  das  Herz  ge- 
füllt ist,  äas  drückt  sich  auch  durch  äussere  Action  aus,  und  der 
momentane  Gefühlszustand  wird  sich  in  einer  Stellung  Luft  machen, 
welche  nicht  nur  in  der  harmonischsten  Uebereinstimmung  mit  dem 
zugehörigen  Gesichtsausdruck,  sondern  auch  allemal  wesentlich  ehi- 
racteristisch  für  die  betreffende  Persönlichkeit  ist  Anmnth,  Schön- 
heit imd  Ausdruck  kann  man  bei  einem  lebendigen  Menschen  olclit 
dadurch  erzwingen ,  dass  man  ihn  wie  eine  Gliederpappe  behandelt, 
da  und  dort  am  Faltenwurfe  herumzupft,  dies  Gelenk  biegt,  jenes 
Glied  anders  legt  und  alles  nach  einer  vorgefassten  Idee  vom 
künstlerisch  Schönen  an  ihm  anordnet.  Die  altmodischen  hand- 
werksmässigen  Miniaturmaler  haben  dies  schon  vor  uns  bis  in  die 
neuere  Zeit  gethan,  —  und  was  war  das  Eesultat?  Sechs  oder 
sieben  verschiedene  Stellungen  wurden  so  oft  wiederholt,  dass  es 
schliesslich  in  der  That  nichts  als  eine  Schabionemalerei  war.    Ich 


217 


wein  ^anjs  sicher  and  bestimmt,  dass  Tiele  Miniatuimaler  sweitea 
and  dritten  Ranges  nie,  auch  im  Traume  nicht  daran  daditen, 
ihren  Faltenwurf  wirlclich  nach  dem  am  Originale  zn  malen.  Es 
wurde  da  einfach  eine  farbige  Fläche  yon  der  erforderlichen  Gestalt 
angelegt,  und  dann  mit  zwei  Tönen,  einem  helleren  und  einem 
dunkleren  abschattirt  Mit  dem  dunkleren  wurde  die  Gestalt  der 
Aermel  u.  s.  w.  conturirt  und  hierauf  wurden  mit  dem  helleren 
einige  conventionelle  Lichter  aufgetragen.  So  erhielt  man  jene 
Bilder,  welche  dem  Originale  ebenso  völlig  unähnlich  waren,  wie 
ihre  ihnen  ganz  gleichenden  zwei-  bis  dreihundert  Vorgänger. 

Um  Verschiedenheit  in  der  Stellung  zu  erzielen,  müssen  in 
den  Aufzunehmenden  verschiedene  Gefühle  und  Stimmungen  erweckt 
werden.  Gelingt  dies  wirklich,  so  kann  man  in  neun  nnter  zehn 
Fällen  ganz  sicher  darauf  rechnen,  dass  der  Sitzende  sich  schon 
ganz  von  selbst  mit  Leib  und  Leben  in  der  ihm  characteristischen 
Weise  repräsentirt 

Sehr  hübsch  wird  dies  durch  folgende  Anekdote  illustrirt,  welche 
von  einem  berühmten  französischen  Maler,  dessen  Name  mir  nicht 
beifällt,  erzählt  wird. 

Ein  tapferer  Seeoffizier  wollte  sich  in  ganzer  Figur  malen  las- 
sen, und  zwar  so,  dass  im  Hintergrunde  zugleich  eine  Schlacht, 
in  welcher  er  siegreich  commaudirt  hatte,  mit  dargestellt  werden 
sollte.  Nun  gut,  Gesicht  und  Figur  waren  skizzirt.  Blitz  und 
Qualm,  Blut  und  Mord  waren  im  Hintergrunde  gebührend  ange- 
deutet. Aber,  oh  Unglück I  Der  Maler  konnte  auf  dem  Gesichte 
seines  Originals  nur  einen  einzigen  Gesichtsausdruck  finden,  nämlich 
eine  unbeschreibliche,  unverwüstliche  Gutmüthigkeit.  Was  sollte  er 
thun,  um  eine  zu  dem  Schlachtbiide  passende  Stimmung  auf  dem 
Gesichte  des  Offiziers  zu  erwecken?  Er  begann,  während  er  fort- 
arbeitete, leise  Flüche  zu  murmeln.  Der  Offizier  hörte  endlich 
seinen  Namen  in  ziemlich  kühner,  ungenirter  Weise  mit  diesen 
Flüchen  und  Ausrufungen  verbunden  und  hörte,  wie  der  Maler  den 
Sieg,  der  durch  das  Gemälde  verherrlicht  werden  sollte,  lächerlich 
machte,  ja  geradezu  eine  Niederlage  nannte.  Der  Maler  arbeitete 
dabei  immer  ruhig  fort.  Dem  Krieger  begann  das  Blut  zum  Ge- 
sicht zu  steigen,  aber  bald  unterdrückte  er  seine  Erregung,  indem 
er  meinte,  ^der  närrische  Kerl  denkt,  ich  höre  sein  Gemurmel 
nieht^ ,  und  bei  diesem  Gedanken  wurde  sein  Gesicht  noch  viel 
freundlicher  und  gutmüthiger  als  zuvor.  Da  wusste  der  Maler  nicht 
mehr,  was  er  beginnen  sollte,  und  von  seiner  Leinwand  ab  sich 
nach  dem  Offizier  hinwendend  spie  er  diesem  in  das  Gesicht  Das 
war  nun  freilich  zu  viel.    Mit  halb  aus  der  Scheide  gerissenem 


218 


Degen  und  stolz  erhobener  Brust  war  der  Offizier  mit  einem  Salze 
an  der  Seite  des  Malers,  der  sich  nun  wieder  nach  seiner  Lein- 
wand gewendet  hatte  und  wahrhaft  wüthend  darauf  heromarbdtete. 
Finster  drohenden  Blickes ,  zwar  mit  Würde  aber  In  hodister  Em- 
gung,  verlangte  der  Offizier  sofort  Erklärung,  aber  er  eihielt  keine. 
Viel  rasender,  als  je  flog  der  Pinsel  zwischen  Leinwand  und  Palette 
hin  und  her,  und  auch  eine  wiederholte,  dringende  Auffordenmg 
yermochte  den  Maler  nicht  zum  Sprechen  zu  bringen.  EDdlidi 
mochte  der  Offizier  wohl  auf  die  Idee  kommen ,  der  Künstler  sei 
nicht,  recht  bei  Sinnen,  und  schickte  sich  an  das  Atelier  sn  nr- 
lassen,  als.  der  Maler  endlich  Palette  und  Pinsei  lünsdileaderte 
und,  mit  freudestrahlendem  Auge  sich  zum  Offizier  wendend,  die- 
sem die  so  lange  vergeblich  geforderte  Erklärung  gab.  Wie  liiue 
er  ihn  können  mitten  in  die  Hitze  und  Furie  des  Kampfe«  hin- 
stellen  mit  diesem  sanften  Blick ,  dem  lächelnden  Munde  und  der 
völlig  äusdruclcslosen  Stellung?  Nein  das  ging  nicht;  und  liitte 
er  es  mit  dem  Leben  büssen  müssen,  er  musste  ihn  beleidigen,  om 
ihn  in  gereizte,  kampflustige  Stinunung  zu  versetzen. 

Obgleich  dies  Beispiel  dem  Porträtphotographen  nicht  et?ra  mr 
buchstäblicben  Nachahmung  empfohlen  sein  soll,  so  ist  es  dod 
nichtsdestoweniger  ein  gutes  Beispiel,  aus  dem  die  nöthigft  Nati- 
anwendung  zu  ziehen  nicht  schwer  ist 

Manchem  wird  freilich  mit  den  hier  gegebenen,  mebr  oder 
weniger  allgemein  gehaltenen  Andeutungen  noch  nicht  viel  geholfen 
i^Sin;  ich  will  daher  noch  eine  Reihe  specieller  Yorschriflen  auf- 
zählen, welche  allgemein  von  Porträtmalern  angewendet  werden. 

1.  Unschönheiten  und  Mängel  in  Gestalt  und  Gesichtsbüdmig 
müssen  mögliclmt  verdeckt  werden.  Oft  ist  dies  darum  nicht  mög- 
lich, weil  der  zu  Porträtirende  diese  Mängel  nicht  kennt  und  dock 
ausdrücklich  in  einer  Stellung  aufgenommen  zu  werden  wänadA 
in  welcher  sie  besonders  hervortreten,  oder  weil  er  auf  unverfafillter 
Darstellung  derselben  besteht,  um,  seiner  Meinung  nach,  die  Po^ 
trätähnlichkeit  nicht  zu  beeinträchtigen.  Stehen  solche  Hrndemi« 
nicht  entgegen,  so  kann  der  Künstler  viel  zur  Idealisirung  betragen. 
Ein  weiblicher  Busen  z.  B.,  der  zu  voll  ist,  um  schön  zn  seil, 
kann  dadurch  verdeckt  werden,  dass  man  den  Rumpf  so  weod«(, 
dass  die  Conturen  des  Rückens  statt  der  des  Busens  sichtbar  wer- 
den. Eine  zu  magere,  dürre  Gestalt  kann  man  durch  etwas  reiches 
Faltenwurf  verbessern,  und  eine  zu  dicke,  stämmige  durch  Imapper 
anliegende,  möglichst  dunkle  Kleider  und  dadurch,  dass  man  sie 
sich  in  einem  Hintergründe  von  nahe  demselben  Tone  verlieren  lissL 


219 

2.  Die  Partien  des  Gesichts  und  der  ganzen  Gestalt,  welche 
die  vortheilhafteste  Ansicht  darbieten,  müssen  Immer  mög^Uchst 
hervorgehoben  werden. 

3.  In  die  Linien  der  Figur  mnss  gehörige  Abwechselung  ge- 
bracht werden.  Sehr  schQne  Beispiele  für  gute  Stellungen  finden 
sich  in  dieser  Beziehung  unter  den  Gem&lden  von  Sir  Thomas 
Lawrence,  doch  ist  auch  dieser  berühmte  Maler  hierin  manchmal 
ein  wenig  zu  weit  gegangen  und  hat  zuweilen  Affeetation  nicht 
ganz  vermieden.  Für  eine  weibliche  Figur  lässt  es  sich  gut,  wenn 
man  sie  sich  etwas  nach  vom  neigen  Ifiset,  die  eine  Schuher  etwaa 
höher  als  die  andere,  und  das  Gesicht  in  Drei  Viertelwendung  bringt, 
etwa  so,  wie  es  in  der  nnten  betgefügten  Skizze  (Figur  1]  darge- 
stellt bt  Es  ist  dies  eine  sehr  behebte,  angenehme  und  kfinat- 
lerisefae  Stellung,  welche  viel  Ausdruck,  Leben  und  Anmuth  zu 
entwickeln  gestattet  Sie  war  eine  tod  Sir  Thomas  Lawrence'» 
Lieblingsstellungeu  und  scheint  das  Auge,  auch  bei  öfterer  Wieder- 
holung, nicht  zu  ermüden. 


4.  Das  Alter  der  ta  portrStlrenden  Person  mnss  bei  Wahl 
der  Stellung  wohl  beriickaichtigt  werden.  Es  würe  a.  B.  unschön, 
einer  alten  Person  mit  steifer,  eckiger,  nur  langsam  zitternder  Be- 
PkoUiraptliebci  ArcklT.  Br.  M.  16.  JnnI  ISSG.  18 


220 


wegung  fähigen  Gliedern  eine  Stellung  einnehmen  lassen  zu  wollen, 
welche  nur  jugendlicher  Kraft,  Beweglichkeit  und  Anmutb  eigen 
sein  kann. 

5.  Es  ist  immer  besser,  die  gewünschte  Stellung  nicht  durch 
wirkliches,  mechanisches  Biegen  und  Schieben  mit  den  Händen 
hervorzubringen,  sondern  durch  irgend  einen  Kunstgriff  in  der  Un- 
terhaltung das  selbstthätige  Einnehmen  derselben  von  Seiten  der 
aufzunehmenden  Person  zu  erzwingen.  Nur  eine  auf  die  letztere 
Weise  erzielte  Stellung  wird  Freiheit,  Leichtigkeit  und  Natürlichkeit 
zeigen,  jede  andere  dagegen  affectirt  und  zufallig  erscheinen. 

6.  Die  Hände    dürfen    nicht   steif  herabhängen,    ein  Finger 
parallel  neben  dem  andern,   sondern  jeder  in  seiner  Welse  gefällig 
gekrümmt  (Fig.  2).     Ich  habe  gefunden,   dass  man  auch  einer  sehr 
steifen ,  ungefügigen  Hand  dadurch  eine  gefällige  Form  geben  kann, 
dass  man  der  betreffenden  Person   eine   Rolle  Papier  lose  in  die 
Hand   gibt  und  sie  dann  auffordert,   das  Papier  ganz  allmäJig  aus 
der  Hand  herausgleiten  und  auf  den  Fussboden   fallen  zu  lassen. 
Der  Moment  des  Falles  gibt  mir  dann  das  Signal,  den  Deckel  von 
der  Linse  zu  nehmen.     Um  Alles  in   der  Welt  vermeide  man  es, 
Jemandem   die  Hand   durch   wirkliches   Biegen   und  Krümmen  zu 
arrangiren,  denn  von  Natürlichkeit  lässt  sich  so  keine  Spur  erzielen. 

7.  Es  ist  gebräuchlich,  um  das  Ganze  weniger  steif  erscheinen 
zu-  lassen,  den  Kopf  nicht  gerade  genau  in  die  Mitte  des  Budes  zo 
bringen,   sondern   vom  ein  wenig  mehr  Platz  zu  lassen  als  hinten. 

8.  Ein  gerade  dem  Beschauer  zugewandtes  Gesicht  zeigt  aU^ 
mal  Mangel  an  Abwechselung,  Leben  und  Anmuth.  Diese  Stellung 
ist  bäuerisch  und  kindisch.  Bei  stehenden  Figuren  darf  der  Korper 
nur  auf  einem  Fusse  ruhen,  und  wenn  der  Darzustellende  seine 
Aufmerksamkeit  nach  irgend  einem  Punkte  hinrichtet,  so  ist  es 
besser,  nicht  den  ganzen  Körper,  sondern  nur  den  Kopf  dahin  za 
wenden.  Aber,  um  himmelswillen  vermeide  man  den  gar  nicht  so 
selten  begangenen  Fehler,  die  Augen  nach  der  einen,  den  Kopf 
nach  der  andern  und  den  Kumpf  nach  einer  dritten  Richtung  zu 
wenden. 

Es  Hesse  sich  wohl  noch  mancher  Wink,  noch  manche  An- 
weisung geben ,  aber  ein  wenig  Ueberlegung  wird  in  solchen  Fällen 
genügen,  um  das  Richtige  zu  finden,  und  ich  habe  nicht  Lust  noch 
Zeit,  Dinge,  die  zur  Stunde  wohl  Jedermann  bekannt  sind,  des 
Breiteren  auseinanderzusetzen.    Darum  für  jetzt  genug. 

Die  nächsten  beiden  Kapitel  werden  der  Gruppirung  und  dem 
Helldunkel  gewidmet  sein. 


221 


Befente  Aber  Ttwlersi  „Tke  sUver  subeui^^ 

Von  Dr.  A.  Weiske. 

m.    Die  negatiyezL  Papienrerfahrezi.*^ 

In  diesem  Caiutel  gibt  Towler  eine  eingehende ,  kritische  lieber- 
sieht  der  besten  negativen  Papierverfahren.  Früher  die  einugen 
Büttel y  um  überhaupt  Negativs  zu  erhalten,  werden  sie  nur  noch 
hauptsächlich  auf  Reisen  angewendet,  wenigstens  die  trocknen  oder 
Wachspapierprozesse,  während  die  nassen,  wie  der  von  Humbert 
de  Molard,  sich  zu  Expeditionen  nicht  eignen. 

Das  Wichsen  ist  noth wendig,  um  dem  Papier  für  das  nachfolgende 
positive  Druckverfahren  eine  grössere  Durchsichtigkeit  zu  verleihen. 
Bei  einigen ,  wie  bei  dem  älteren  Talbot'schen ,  sogenannten  Ealotyp- 
verfahren  geschieht  das  Wichsen  nach  dem  Empfindlichmachen,  bei 
den  anderen  vorher.  Das  Tränken  mit  Wachs  selbst  kann  auf  sehr 
verschiedene  Weise  vorgenommen  werden.  -Bei  Legray *s  Verfahren 
wird  das  Papier  auf  einer  heissen  Metallplatte  mit  weissem  Wachs 
getränkt  und  das  Ueberflüssige  sorgfaltig  entfernt,  während  man 
bei  Geoffray's  Ceroleinprozess  wie  folgend  verfahrt.  Fünf  Unzen 
weisses  oder  gelbes  Wachs  wird  in  einer  Retorte  mit  der  doppelten 
Menge  Alkohol  so  lange  erhitzt,  bis  es  sich  vollständig  aufgelöst 
hat.  Giesst  man  das  Ganze  zum  Abkühlen  in  ein  Gefäss  aus,  so 
scheidet  sich  zuerst  das  im  Wachs  enthaltene  Myrlcin  und  Cerin 
aus  und  nur  das  Cerolei'n  bleibt  im  Alkohol  gelöst.  Diese  Lösung 
giesst  man  durch  Musselin  und  mischt  sie  mit  dem  beim  Erhitzen 
überdestillirten  und  aufgefangenen  Alkohol.  Dies  bildet  die  Vor- 
rathsceroleinlösung. 

Dann. löst  man  12  Gran  frischgefalltes  Jodsilber  in  concentrirter 
Cyankaliumlösung  und  bringt  dies  in  eine  Lösung  von  4  Drachmen 
Jodanmionlum ,  12  Gran  Brom-  und  ebenso  viel  Fluorammonium 
in  3  Drachmen  Alkohol.  In  der  Flasche  bildet  sich  ein  Bodensatz. 
20  Drachmen  der  Cerolei'nlösung  und  2  Drachmen  der  Jodirung 
giesst  man  in  einen  Porzellantrog  und  lässt  die  Papierblätter  darin 
eine  Viertelstunde  liegen.  Nach  dem  Trocknen  können  sie  dann 
empfindlich  gemacht  werden. 

Bei  Tillard's  Terpentin-  und  Wachsprozess  wird  weisses  Wachs 
durch  mehrtägiges  Digeriren  mit  Terpentinöl  aufgelöst,  die  Lösung 
decantirt  und  filtrirt.  Zu  je  3  Unzen  der  Lösung  setzt  man  7  Gran 
Jod  und  40  —  45  Tropfen  frisches  Ricinusöl.  Sollte  das  Jod  sich 
nicht  ungefärbt  auflösen,    so  setzt  man  die  Mischung  zum  Bleichen 


•)    Fortsetzung  von  S.  79. 


222 


an  die  Sonne.    In  diesem  Bade  werden  die  Papiere  5  Minaten  lang 
untergetaucht,  dann  getrocknet 

Nach  Humhert  de  Molard's  nassem  Verfahren  wird  das  Papier 
einfach  in  einer  Lösung  von  2  Drachmen  Jodammonium  in  6  Unsen 
destillirten  Wassers  jodirt  und  nach  dem  verbesserten  Talbolyp- 
verfahren  wird  die  Jodirung  (1  Drachme  Jodkalium,  2^/2  Unzen 
Wasser)  erst  nach  einer  vorläufigen  Silberung  (60  Gran  Silbemitrat 
auf  2  Unzen  Wasser)  vorgenommen.  Bei  Legray's  Verfahren  inid 
die  Jodirung  nach  dem  Wichsen  in  einer  von  den  beiden  folgenden 
Lösungen  bewirkt 

L 

Reiswasser 25  Unzen. 

Milchzucker 1  Unze. 

Jodkalium  oder  Jodammonium    .    3  Drachmen. 
Bromkalium 48  Gran. 

Oder:  H. 

Molken    ...    25  Unzen. 
Milchzucker  .     .      4  Drachmen. 
Jodkalium    .     .       3         „ 
Bromkalium.     .     48  Gran. 

Reiswasser  erhält  man  durch  Kochen  von  Reis  in  seinem 
IGfachen  Gewicht  Regenwasser,  bis  der  Reis  weich  ist,  nachheriges 
Decantiren,  Hinzufügen  von  46  Gran  Hausenblase  zu  je  16  Unzen 
der  Abkochung  und  nochmaliges  Aufkochen.  Molken  erhält  man 
dadurch,  dass  man  einige  Quart  abgerahmte  Milch  durch  ein  paar 
Tropfen  Essigsäure  gerinnen  macht,  durch  Musselin  presst  und  den 
Durchlauf  dadurch  klärt,  dass  man  ein  Eiweiss  dazu  mischt,  zum 
Sieden  erhitzt  und  dann  filtrirt  Reiswasser  wie  Molken  dienen 
nur  zur  Befestigung  der  Jodirung. 

Die  Silberung  geschieht  bei  dem  TalbotTpverfahren  durdi  Be- 
streichen mit  folgender  Lösung: 

Silbemitrat 25  Gran, 

Wasser 4  Drachmen, 

Essigsäure,   crystallisirte      .     .     1  Unze, 
Gesättigte  Gallussäurelösung    .     IV2  » 
und  nachherigem  Auspressen  zwischen  Fliesspapier.    Das  Hervo^ 
rufen  bewirkt  man  durch  ein  Gemisch  von  4   Theilen  gesättigter 
Gallussäurelösung  und  1  Theil  Silberlösung  (50  Gran  auf  die  Unte 
Wasser).    Die  Entwickelung  ist  nach  wenig  Minuten  yoliendet 

Bei  Legray's  Prozess  geschieht  die  Silberung  durch  Auflegen 
des  gewichsten  und  jodirten  Papiers  auf  ein  Bad  von : 


223 

Silbemitrat    .     7  Drachmen. 
Eisessig     .     .     7        j, 
Wasser      .    .12  Unzen. 

Dann  wird  es  entweder  sofort  zwischen  zwei  Glasplatten  expo- 
nirt  oder  mit  den  Ecken  auf  ein  steifes  Papier  geklebt,  getrocknet 
und  aufbewahrt.  Champlouis  presst  das  aus  dem  Silberbade  kom- 
mende Blatt  mit  einem  dahinter  gelegten  nassen  Blatt  Fliesspapier 
und  Wachspapier  zwischen  zwei  Glasplatten.  So  kann  man  es 
12  Tage  aufbewahren,  ohne  dass  es  austrocknet. 

Crookes  entwickelt  die  auf  Legrays  Papier  erhaltenen  Bilder 
dadurch,  dass  er  von  einer  starken  Gallussäurelösung  (30  Unzen 
Alkohol,  4V2  Unzen  Gallussäure,  72  Gran  Eisessig)  eine  halbe 
Drachme  zu  2  Unzen  Regenwasser  mischt  und  7  Gran  Silberlösung 
(86  Gran  Nitrat  auf  die  Unze  Wasser)  zusetzt.  In  dieser  Lösung 
bleiben  die  Blätter  eine  halbe  Stunde  und  länger  liegen.  Nach 
Champlouis  zieht  man  die  Blätter  nach  dem  Exponiren  erst  noch- 
mals durch  das  Silberbad,  legt  sie  dann  auf  eine  Glasplatte  und 
iibergiesst  sie  mit  einer  dünnen  Schicht  Gallussäure.  Das  Bild 
erscheint  schnell  und  rein.  Die  Fixirung  geschieht  mit  unterschweflig- 
saurem  Natron  (1  Unze  auf  8  Unzen  Wasser).  Durch  Erwärmen 
kann  man  schliesslich  den  Blättern  ihren  Glanz  wiedergeben. 

Ganz  dasselbe  Verfahren  der  Silberung  u.  s.  w.  kann  man  auch 
bei  Geoffray's  Cerole'i'nprozess  beobachten.  Bei  TiUard's  Terpentfn- 
prozess  silbert  man  in  folgendem  Bade: 

Silbemitrat  .  1  Drachme. 

Zinknitrat .  .  2  V2      n 

Eisessig     .  .  2V2      » 

Wasser     .  .  3  Unzen. 

Das  Zinknitrat  ist  jedenfalls  ganz  liberflüssig.  Die  Entwicke- 
lang geschieht  durch  Eintauchen  in  eine  Lösung  von: 

destillirtem  Wasser     ....    5  Unzen, 
gesättigter  Gallussäurelösung    .     5       „ 
Eisessig 1  Unze, 

wozu  man  ein  wenig  Silbemitrat  fügt. 

Bei  dem  durch  ziemliche  Empfindlichkeit  sich  auszeichnenden 
Hombert'schen  Verfahren  silbert  man   durch  Schwimmenlassen  auf: 

Wasser     .  .  6      Unzen. 

Silbemitrat  .  3V2  Drachmen. 

Zinknitrat.  •  IV2        d 

Eisessig    .  .  IV2        y, 


224 


Der  Entwickler  besteht  aus: 

gesättigter  Gallassäarelösung 6  Unzen. 

*  „         Lösung  von  essigsaurem  Ammoniak    .    48 — 60  Tropfen. 
Die  Fixirung  erfolgt  wie  gewöhnlich. 

Zuletzt  erwähnt  Towler  noch  das  verbesserte  EalotypveHahiea 
nach  Pritchard.  Ein  Blatt  von  Tumer's  jodirtem  Papier  wird 
auf  einem  Brettchen  befestigt  und  dann  mit  einem  Glasstabe  fol- 
gende Silberlösung 

Silbemitrat    .     28  Gran, 
Wasser      .     ,     .1  Unze, 
Eisessig    .     .     10  Tropfen, 
darauf  ausgebreitet.    Nachdem  diese  eine   Minute   darauf  verweilt, 
wird  es  dreimal  mit  Wasser  abgespült   und  zwischen   Fliesspapier 
getrocknet;   dann,  noch  ein  wenig  feucht,  mit  der  nicht  empfind- 
lichen Seite  auf  eine  in  die  Cassette  passende  Glasplatte  gelegt  nnd 
mit  den  Rändern  darauf  festgeklebt.    Nachdem  es  gehörig  im  Don- 
keln  getrocknet,   kann  es  zur  Aufnahme  von  Ansichten   verwendet 
werden ;   es  erfordert  einige  Minuten  Exposition.    Nachher  wird  es 
mit  einem  Federmesser  von  der  Platte  geschnitten  und  mit  Gallos- 
Säurelösung  entwickelt,   welcher  auf  jede  Drachme  einige  Tropfen 
Silberlösung  zugesetzt  sind.     Dann  wird  mit  unterschwefligsaarem 
Natron  fixirt,  gewaschen,   getrocknet  und  auf  einer  heissen  Eisen- 
platte gewichst. 


Ilntersoehugeii. 

Von  R.  Buuieil  und  H.  R08CO6. 
VI.   Abhandlung. 

Meteorologische  Lichtmcssungen.*^ 

Die  photochemische  Wirkung,  welche  von  den  direeten  SoniMi- 
strahlen,  oder  von  dem  diffusen  Lichte  des  heiteren  Hinmielsgewölbei 
auf  ein  horizontales  Flächenelement  ausgeübt  wird ,  ist  je  nach  der 
Zeit  und  geographischen  Breite  verschieden  und  bildet  ein  wichtigei 
Glied  in  der  Kette  von  physikalischen  Erscheinungen ,  durch  weiche 
die  Thier-  und  Pflanzenwelt  mit  der  leblosen  Natur  zusanunenhSngL 

Trotz  der  vielen  erfolglos  angestellten  Versuche ,  die  Lichtstarke 
durch  photographische  Schwärzungen  in  allgemein  vergleichbaren 
Maasse  zu  messen,  schien  es  Bunsen  und  Roscoe  doch  nicht  nn- 
möglich,  auf  diesem  Wege  zu  dem  gewünschten  Ziele  zu  gelangen. 


*)    Auszug  AUS  Poggendorffs  AimAlen  d.  Phjs,    Band  117,  S.  529. 


225 


Die  früher  Ton  Jordan,  Hunt,  Herschei,  Claudet  u.  a.  in  dieser 
EUchtung  angestellten  Versuche  mussten  zu  yöUig  illusorischen  Ke- 
Bultaten  führen,  da  es  damals  noch  nicht  gelungen  war,  eine  pho- 
tographlsche  Bcliicht  von  stets  gleicher  Empfindlichkeit  herzustellen 
und  eine  gesetzmässige  Abhängigkeit  der  Schwärzung  von  der 
Expoaitionszeit  und  der  Lichtstärke  aufzufinden. 

Aus  den  in  gleichen  Belichtungszeiten  erreichten  verschiedenen 
Graden  der  Schwärzung  auf  die  Lichtstärke  zu  schliessen,  fanden 
Bimsen  und  Roscoe  nicht  thunlich,  weil  sich  kleine  Unterschiede 
wohl  bei  geringeren  Schwärzungen  leicht,  bei  tieferen  aber  sehr 
schwer  wahrnehmen  Hessen,  und  weil  sich  auch  vor  Allem  bei 
gleicher  Belichtungszeit  die  Schwärzung  der  Lichtstärke  durchaus 
nicht  proportional  zeigte.  Sie  suchten  daher  zunächst  einen  anderen 
Satz,  welchen  schon  Malaguti  hypothetisch  angenommen  und  Hankel 
für  geringe  Unterschiede  in  der  Lichtstärke  als  wahr  nachgewiesen,, 
innerhalb  möglichst  weiter  Gränzen  des  Lichtstärkeunterschiedes 
zn  Terificiren,  um  ihn  dann  als  Grundlage  für  ihre  Messungen 
benutzen  zn  können,  nämlich  den  Satz,  dass,  wenn  gleiche  Schwär- 
zungen durch  verschieden  lange  Belichtungen  erhalten  worden  sind, 
die  betreffenden  Lichtstärken  im  umgekehrten  Verhältnisse  der  Be- 
lichtungszeiten zn  einander  stehen.  Wären  also  zwei  Chlorsilber- 
paplere  ganz  gleich  grau  gefärbt  worden,  das  eine  nach  einer,  das 
andere  nach  3  Secnnden  Belichtung ,  so  würden  sich  die  betreffenden 
Lichtstärken  wie  3  zu  1  verhalten,  oder  es  würden  die  Prodncte 
aus  Belichtungszeit  und  Lichtstärke  in  dem  einen  Falle  gleich 
1x3,  in  dem  andern  gleich  3x1,  also  in  beiden  Fällen  gleich  sein. 

Um  die  allgemeine  Gültigkeit  dieses  Satzes  möglichst  streng 
nachzuweisen,  müssen  sehr  kleine  Zeitdauern  der  Lichtexposition 
noch  mit  grosser  Genauigkeit  gemessen  werden  können.  Bunsen 
und  Roscoe  bedienten  sich  dazu  folgenden  Apparates: 

Bin  gegen  200  Millimeter  langer,  15  Millimeter  breiter  Streifen 
Chlorsilberpapier  ist,  so  lange  er  unbelichtet  bleiben  soll,  mit  einem 
ondurchsiditlgen  Streifen  (einem  geschwärzten  Glimmerblatt)  bedeckt. 
Dieser  Glimmerstreifen  ist  mit  dem  einen  Ende  so  an  der  Stange 
euies  Pendels  befestigt,  dass,  wenn  man  das  Pendel  aus  seiner 
Sperrung  auslöst  und  in  Schwingung  versetzt,  beim  Hergange  der 
Papierstreifen  ailmälig  entblösst  und  beim  Hingange  wieder  zuge- 
deckt wird.  Am  längsten  belichtet  ist  auf  diese  Weise  das  Ende 
des  Papierstreifens,  welches  zuerst  entblösst  wird,  am  kürzesten 
imd  offenbar  nur  ganz  momentan  das  andere.  Demgemäss  wird 
auch  die  durch  das  Licht  bewirkte  Schwärzung  des  Streifens  keine 
gleiehmXssige  sein ,  sondern  eine  von  dem  ersteren  zu  dem  letzteren 


226 


Ende  hin  ganz  allmSlig  und  regelmässig  abnehmende.  Sollte  \m 
einer  einmaligen,  so  bewirkten  Entblössung  die  Schwärzung  des 
Streifens  nicht  genügend  sein,  so  kann  man  das  Pendel  mehrere 
Male  schwingen  lassen;  dadurch  wird  die  Schwärzung  tiefer,  ohoe 
dass  die  regelmässige  Abschattirung  von  einem  Ende  zum  anden 
hin  gestört  wird. 

Nun  kann  man,  wenn  die  Schwingungsdauer  des  Pendels  ge- 
messen worden  ist,  mit  Hülfe  der  Mathematik  genau  die  Grosse 
der  Zeit  bestimmen,  während  welcher  irgend  ein  Punkt  des  (Mai- 
Silberstreifens  bei  einer,  und  folglich  auch  bei  zwei,  drei  u.  8.  w. 
Schwingungen  belichtet  worden  ist.  Auf  dem  Brettchen ,  auf  wel- 
chem der  Papierstreifen  mit  Mundleim  angeklebt  wird^  befindet  äd 
zu  diesem  Zwecke  eine  in  Millimeter  getheilte  Scala.  So  ergab  die 
Rechnung,  um  nur  einige  Beispiele  aus  der  hierzu  berechnete! 
•Tabelle  anzuführen ,  dass  die  Belichtung  bei  0  Millimeter  1,200  Se- 
cunden  dauerte  (die  längste,  welche  überhaupt  stattfand),  bei  50 
Mill.  nur  noch  0,912  Secunden,  bei  100  Mill.  0,682  Secundea,  bei 
150  Mill.  0,431  Secunden  und  bei  187  Mill.  0,116  Secunden. 

Will  man  nun  bestimmen,  welcher  Stelle  des  Papierstreifeig 
eine  gegebene,  durch  andere  Lichtwirkung  erzeugte  Schwanimg 
gleichkommt,  so  darf  man  eine  solche  Yergleichung  weder  bei 
Tageslicht,  noch  bei  gewöhnlichem  Kerzenlichte  vornehmen,  di 
schon  das  schwächste,  noch  zum  deutlichen  Sehen  erforderlidie 
Licht  dieser  Art  während  der  Beobachtung  selbst  eine  erheblielie 
Aenderung  des  Papiers  hervorbringen  kann.  Auch  die  Fixinnf 
erschien  unthunlich ,  weil  die  Schwärzung  unregelmässig  verindenuL 
Es  blieb  daher  nichts  übrig,  als  Beleuchtung  durch  eine  m^idut 
intensive  Natronflamme,  deren  Strahlen  durch  eine  grosse  Sammel- 
linse auf  der  zu  vergleichenden  Papierstelle  concentrirt  wurden. 

Um  das  obenerwähnte,  der  Messung  zu  Grunde  zu  legend 
Gesetz  zu  verificiren,  mussten  nun  ausserdem  noch  durch  eine  Beike 
möglichst  verschiedener,  genau  vergleichbarer  Lichtstärken  ns- 
schiedene  photographische  Schwärzungen  erzengt  werden.  Bimsei 
und  Roscoe  bewirkten  dies  dadurch,  dass  sie  in  einem  sonst  nt- 
flüsterten  Dachboden  durch  verschieden  grosse,  mikrometriseh  genai 
gemessene,  in  einer  Messingplatte  angebrachte  Löcher  SonneoUt 
auf  photographische  Papiere  fallen  Hessen.  Die  verschiedenen  Lidtt- 
stärken  waren  genau  der  Grösse  der  betreffenden  Löcher  proportionil 
und  erzeugten  auch  demgemäss  verschiedene  Schwärzungen.  Wurdet 
dann  durch  Yergleichung  bei  Natronlicht  auf  einem  der  oben  er 
wähnten  abschattirten  Probestreifen  dieselben  Schwärzungen  an^ 
sucht,  so  ergab  sich  durch  Rechnung  die  Wahrheit  des  mehr 
erwähnten  Gesetzes, 


227 


das«   innerhalb   sehr    weiter    Gränzen    gleichen 
Prodacten  aus  Belichtnngszeit  und  Lichtstärke 
gleiche  Schwärzungen  auf  Chlorsilberpapier  von 
gleicher  Empfindlichkeit  entsprechen. 
Mit  diesem  wichtigen  Satze   bot  sich  ein  Weg  dar,  miltelst 
einfacher   Beobachtungen    chemische    Lichtwirkungen  in   allgemein 
Tergleichbarem  Maasse  auszudrücken.    Denn  nimmt  man  als  photo^ 
chemische  Maasseinheit  diejenige   Lichtstärke    an,    welche    in    der 
Secunde  eine  ein  für  allemal  gegebene  Schwärzung  (Normalschwär^ 
zung)   hervorbringt,    so   braucht  man  nur  auf  einem  mittelst   des 
Pendelphotometers  geschwärzten  Streifen  den   Punkt    aufzusuchen, 
welcher  der  Normalschwärzung  entspricht,  und  findet  dann  die  Licht- 
stärke durch  Division  mit  der  Belichtungszeit  in  Eins. 

Es  ist  einleuchtend,  dass  diese  Methode  nur  dann  practisch 
anwendbar  sein  kann 

1)  wenn  die  bei  den  Messungen  in  Betracht  kommenden  Lichte 
stärken  nur  von  so  kurzen  Indnctionsphänomenen  begleitet  sind, 
dass  die  dadurch  erzeugten  Störungen  innerhalb  der  unvermeidlichen 
Beobachtungsfehler  fallen; 

2)  wenn  es  möglich  ist,  eine  photographische  Schicht  von 
völlig  constanter  Empfindlichkeit  darzustellen; 

S)  wenn  sich  eine  unveränderliche,  immer  und. überall  wieder 
hervorzubringende  Schwärzung  (Nonnalschwärzung)  zur  sichern 
Yergleichung  mit  einer  photogriqihisch  geschwärzten  Fläche  her- 
stellen lässt. 

1.  Was  den  Einfluss  der  photochemischen  Induction  betrifft, 
so  haben  Bunsen  und  Roscoe  durch  die  genauesten  Versuche  nach- 
gewiesen, dass  derselbe  in  keiner  Welse  störend  wirkt. 

2.  Was  die  Frage  der  Herstellung  eines  immer  ganz  gleich- 
empfindlichen photographischen  Papiers  betrifft,  so  haben  Bunsen 
und  Roscoe  hierüber  die  erschöpfendsten  Untersuchungen  angestellt, 
um  dies  gewichtigste  Bedenken  zu  beseitigen,  welches  überhaupt 
den  auf  photographischen  Schwärzungen  beruhenden  Lichtmessungen 
gemacht  werden  kann.  Alle  Complicationen  bei  Seite  lassend, 
benutzten  sie  einfach  eine  auf  Papier  erzeugte  Schicht  von  Chlor- 
silber. Das  Chlornatrium  und  salpetersaure  Silber  wurden  nur  in 
vollständiger  chemischer  Reinheit  augewendet. 

Lässt  man  das  Papier  nur  auf  der  Oberfläche  einer  Chlor- 
natriumlösung  schwimmen,  so  erhält  man  nach  dem  Trocknen  und 
Silbern  ein  Präparat  von  höchst  ungleicher  Empfindlichkeit  und 
zwar  ist  diese  am  grösslen  an  den  beim  Trocknen  nach  unten 
gekehrten,  am  meisten  durchtränkten  Stellen.    Es  wurde  daher  ein 


228 


constantes  Maximum  der  Imbibition  durch  ein  5  Minuten  langes 
vollständiges  Eintauchen  des  Papiers  in  die  Kochsalatösang  zu  er- 
reichen gesucht.  Femer  lehrten  die  Versuche,  dass  sich  mit  stei- 
gendem Eochsalzgehalte  der  Lösung  die  Empfindlichkeit  des  Papiers 
fortwährend  in  raschem  Maasse  steigert  und  dass  es,  so  weit  <Be 
Beobachtungen  reichten,  keine  Gränzen  zu  geben  scheint,  wo  dne 
weitere  Vermehrung  oder  Verminderung  des  Kochsalzgehaltea  ohne 
Einfluss  auf  die  Empfindlichkeit  bliebe.  Um  constante  Resultate  zu 
erzielen,  war  es  daher  nöthig,  eine  Lösung  von  stets  gleichon 
Eochsalzgehalt  anzuwenden  und  zwar  wählten  sie  eine  mit  3  Pro* 
Cent  Kochsalz,  weil  das  mit  einer  solchen  getränkte  Papier  fast 
genau  gleichviel  Kochsalz  und  Wasser  aufhimmt 

In  Bezug  auf  die  bei  der  Silberung  zu  beachtenden  Umstände 
ergibt  sich  aus  den  Versuchen ,  dass  die  Empfindlichkeit  des  Papien 
dieselbe  bleibt,  mag  man  8,  10  oder  12  Theile  salpetersaurei 
Silberoxyd  auf  100  Theile  Wasser  anwenden,  dass  aber  bei  6  TheUen 
des  Silbersalzes  auf  100  Theile  Wasser  schon  die  Gränze  der  Ver- 
änderlichkeit erreicht  wird.  Femer  ergibt  sich  aus  den  Versuchen 
die  Thatsache,  dass  die  Empfindlichkeit  des  Papiers  unverändert 
dieselbe  bleibt,  mag  die  Silberlösung  15  Secunden  oder  8  Minuten 
mit  dem  gesalzten  Papier  in  Berührung  gewesen  sein.  Veikfiizt 
man  die  Zeit  der  Silberang  noch  unter  15  Secunden,  so  gelangt 
man  an  eine  Gränze,  wo  die  Chlorsilberschicht  in  hohem  Grade 
unempfindlich  wird.  Auch  ob  das  gleichzeitig  mit  der  Erschopfong 
des  Silberbades  sich  bildende  Salpetersäure  Natron  möglicherweise 
als  Contactsubstanz  auf  die  Empfindlichkeit  des  Papiers  einwirken 
könnte,  wurde  untersucht  und  eine  solche  Contactwirkung  nidrt 
aufgefunden. 

Das  gesilberte  Papier  konnte  nach  dem  Trocknen  im  Dunkeln 
und  vor  der  Belichtung  recht  gut  15  Stunden  aufbewahrt  weiden 
ohne  Aenderang  seiner  Lichtempfindlichkeit.  Nach  der  Belichtung 
kann  das  Papier ,  wie  die  Versuche  beweisen ,  ohne  seine  Färbung  sn 
verändern,  mindestens  17  Stunden  im  Dunkeln  aufbewahrt  werden. 

Bei  einer  Reihe  von  Versuchen ,  um  die  etwaige  Verschiedenheit 
in  der  Empfindlichkeit  verschiedener  Papiersorten  zu  ermitteln,  ergab 
sich,  dass  dünnere  Papiersorten  scheinbar  empfindlicher  waren,  als 
dickere.  Es  berahte  dies  jedoch,  wie  bald  ermittelt  wurde,  ledig- 
lich darauf,  das  dünneres  Papier  wegen  der  grösseren  Transparenz 
etwas  dunlder  erschien  und  es  konnte  dieser  Unterschied  durch  ein 
untergelegtes  weisses  Papierblatt  sogleich  beseitigt  werden.  Man 
darf  daher  annehmen,  dass  die  Dicke  weisser,  zum  Photographiren 
tauglicher  Papiere  ohne  Einfluss  auf  die  Empfindlichkeit  derselben  ist 


229 


Noch  glaubten  Bunsen  und  Roscoe  den  Einflnss  der  atmosphä- 
rischen Temperatur  und  Feuchtigkeit  feststellen  zu  müssen.  Sie 
klebten  daher  völlig  gleich  präparirtes ,  Infttrocknes  Papier  auf 
Blechkasten,  die  mit  Wasser  Ton  verschiedener  Temperatur  ange- 
füllt waren,  und  setzten  diese  Papiere  gleich  lange  demselben  Lichte 
aas.  £s  zeigte  sich  so,  dass  die  Unterschiede  in  den  atmosphäri- 
schen Temperaturen  und  Feuchtigkeitsgraden  auf  die  Empfindlich- 
keit des  Papieres  ohne  Einflnss  sind. 

3.  Nachdem  so  durch  lange,  mühsame  Untersuchungen  der 
Weg  zur  Herstellung  eines  photographischen  Normalpapiers  gefunden 
war,  welches  hinlänglich  bleibende  Empfindlichkeit  besitzt,  um  zu 
photochemischen  Messungen  dienen  zu  können,  blieb  nur  noch 
übrige  eine  zur  Feststellung  der  Maasseinheit  geeignete,  jederzeit 
leicht  wiederherstellbare  Schwärzung  (Normalschwärzung)  von  völlig 
gleicher  unveränderlicher  Beschaffenheit  zu  bereiten.  Bunsen  und 
Roscoe  benutzten  dazu  eine  Mischung  von  Zinkweiss  (chemisch 
reinem  Zinkoxyd}  und  Lampenruss,  welcher  letztere  dadurch  erhalten 
war,  dass  man  eine  Terpentinöllampe  unter  einer  grossen,  durch 
Wasser  kalt  gehaltenen  Porzellanschale  brennen  Hess  und  den  ab- 
gesetzten, gesammelten  Russ  in  einem  bedeckten  Platintiegel  5  Mi- 
nuten lang  bis  zur  Rolbgluth  erhitzte. 

Versuche  zeigten,  dass  die  Schwärzung,  welche  man  durch 
Mischung  von  1000  Theilen  Zinkoxyd  und  1  Theil  dieses  Busses 
erhält,  gerade  eine  solche  ist,  an  welcher  das  Auge  noch  die  klein- 
sten Unterschiede  wahrnehmen  kann.  £s  wurde  daher  obiges  Ver- 
hältniss  als  Normalschwärzung  angenommen.  Als  Bindemittel  wurde 
diesem  Gemenge  Wasser  zugefügt,  in  welchem  ungefähr  ^/iooo  Hau- 
senblase  gelöst  war.  Um  ein  vollkommen  constantes  Präparat  zu 
erhalten,  muss  die  Mischung  eine  Stunde  lang  auf  dem  Reibstein 
mit  Wasser  gerleben  werden. 


Nachdem  im  Vorhergehenden  gezeigt  worden,  wie  sich  ein 
photographisches  Normalpapier  von  stets  gleicher  Empfindlichkeit 
und  eine  Normalschwärzung  von  gleichbleibender  Beschaffenheit  her- 
stellen lassen,'  bieten  allgemein  vergleichbare  photochemische  Mes- 
sungen des  gesammten  Tageslichtes  keine  Schwierigkeiten  mehr 
dar,  wenn  man  den  von  Bunsen  und  Roscoe  in  einem  weiten  Um- 
fange bewiesenen  Satz  zu  Hülfe  nimmt,  dass  gleiche  Producte  von 
Lichtstärke  und  Belichtungszeit  gleiche  Schwärzungen  bedingen. 

Als  Maasseinheit  solcher  Messungen  nehmen  die 
Verfasser   diejenige   Lichtstärke  an,   welche  in  einer 


230 


Secande  auf  dem  pbotographiscben  Normalpapier  die 
Normalschwärze  hervorbringt 

Der  Beobachtungsgang  ist  nun  einfach  folgender: 
Belichtet  man  Normalpapier  mittelst  des  beschriebenen  Pendel- 
photometers, so  erhält  man  einen  von  Schwarz  in  Weiss  allmiiig 
abfallenden  Streifen.  Bestimmt  man  auf  diesem  Streifen  beim  Lidit 
der  Natronflamme,  mittelst  eines  mit  Normalschwärze  bedeckten 
Papierblättebens  den  Punkt,  welcher  der  Normalschwärze  gleich- 
kommt, und  liest  den  Punkt  der  daneben  befindlichen  Millimeter- 
scala  ab,  so  gibt  eine  im  Voraus  berecbnete  Tabelle  (aus  welcher 
weiter  oben  einige  Zahlen  schon  angeführt  wurden) ,  die  Belichtungs- 
zeit dieser  normalgeschwärzten  Stelle  in  Secunden  und  Bruchtheilen 
von  Secunden  an.  Wäre  die  Belichtungszeit  1  Secundc  gewesen, 
so  würde,  der  obigen  Definition  der  Maasseinheit  zufolge,  die  wir- 
kende Lichtstärke  =  1  gewesen  sein.  Für  eine  andere  Belichtungs- 
zeit z.  B.  0,5  Secunden  muss  daher  die  gesuchte  Lichtstärke  =  ^^^ 
oder  gleich  2  sich  ergeben  und  im  Aligemeinen  ergibt  sie  sich, 
wenn  man  mit  der  aus  der  Tabelle  ermittelten  Belichtungszeit  in 
1  dividirt.  Ist  die  Schwärzung  nicht  durch  eine  sondern  mehrere 
Pendelschwingungen  erfolgt ,  so  muss  man  die  so  gefundenen  Licht- 
stärken noch  durch  die  Anzahl  der  Schwingungen  dividiren,  um 
sie  mit  der  Maasseinheit  vergleiclibar  zu  machen. 

Zum  Schlüsse  dieser  Abhandlung  geben  Bunsen  und  Roscoe 
noch  als  Beispiele  solcher  Messungen  einige  Beobachtungsreihen 
aus  zwei  Tagen  im  December  und  einem  im  Juli.  Schon  ans 
diesen  wenigen  Beobachtungen  ist  ersichtlich,  wie  mächtige  Unter- 
schiede in  der  chemischen  Wirkung  des  Himmels-  und  SomienUchis 
in  den  kürzesten  und  längsten  Tagen  stattfinden. 

Dr.  i.  H.  Weiske. 


Zar  Darstellong  des  Hagnesimns. 

Von  Prof.  Dr.  E.  Reichardt 

Die  gewöhnliche  Methode  Magnesium  abzuscheiden  ist  jetit 
diejenige  von  D  e  v  i  1 1  e  und  C  a  r  o  n ,  mit  den  Verbesserungen  tob 
Wohl  er.  600  Grm.  Chlormagnesium  werden  mit  100  Grm. 
vorher  geschmolzenen  Chlomatriums  (oder  besser  einer  Mischung 
von  7  Th.  Chlornatrium  und  9  Th.  Chlorkalium)  und  100  Grm. 
reinen  Fiuovcalciums  nach  vorherigem  Pulvern  der  Zusätze  gemengt, 
dem  Gemenge  100  Grm.  Natiium  in  Stücken  zugesetzt  und  diese 
darin   vertheilt.    Diese  Masse  wird  vermittelst  eines  Eisenblechs  in 


231 


einen  stark  glühenden  Tiegel  eingetragen  und  letzterer  geschlossen, 
bis  die  Einwirkung  beendigt  ist,  worauf  man  umrührt  und  vor  dem 
Tolligen  Erstarren  nochmals  rührt,  um  die  zerstreuten  Magnesium- 
kiigclchen  zu  vereinen.  Nach  W  ö  h  1  e  r  lässt  man  dann  den  Tiegel 
ruhig  eritalten  und  nimmt  nach  dem  Zerschlagen  die  Magnesium- 
kagel  heraus.  Durch  Behandeln  mit  Wasser  kann  noch  das  weitere, 
in  kleinen  Kugeln  vorhandene  Metall  von  der  Schlacke  gesondert 
werden.  Wohl  er  wendete  an  Stelle  des  Chlormagniums  auch  ein 
Gemisch  von  Chlormagnium  und  Chlornatrium  an,  durch  Eindampfen 
der  Lösungen  und  Schmelzen  des  Rückstandes  erhalten. 

Die  Bereitung  des  Chlormagniums  geschieht  hierzu  nach  der 
von  Lieb  ig  angegebenen  Vorsclirift,  dass  man  Chlorammonium 
mit  Chlormagnium  in  Lösung  mischt,  verdunstet  und  den  Rückstand 
schmilzt ,  bis  sämmtliches  Ammoniaksalz  verflüchtigt  ist.  Diese  Ope- 
ration hat  sehr  Tiel  Lästiges,  die  Menge  der  Dämpfe  und  vor  Allem 
die  Masse,  welche  in  dem  grossen  Tiegel  zusammenschwindet  und 
endlich  das  wasserfreie  g^cbmolzene  Chlormagnium  ergibt.  Sollte 
vor  dem  Glühen  das  Gemisch  von  Salmiak  und  Chlormagnium  nicht 
ganz  scharf  ausgetrocknet  worden  sein,  so  erhält  man  sehr  leicht 
kein  reines  MgCl,  sondern  nicht  brauchbare  Gemische  desselben 
mit  MgO. 

Weit  leichter  lässt  sich  für  diesen  Zweck  das  jetzt  in  Stass- 
fürt  in  so  grosser  Menge,  auch  ganz  rein  vorkommende  Doppelsalz 
von  KCl  und  MgCl  anwenden  —  der  Carnailit.  H.  Rose 
und  Gesten  bewiesen  dieses  wichtigste  Kalisalz  Stassfurt's  als 
KCl+2MgCl+12HO  und  gaben  ihm  den  Namen  Carnailit.  Die- 
ses Mineral  findet  sich  entweder  ganz  rein  und  ungefärbt  oder 
gewöhnlich  rüthlich,  bis  lebhaft  fleischfarben.  Die  Färbung  ist 
dann  durch  äusserst  wenig  Eisenglimmer  hervorgerufen,  welcher 
bei  dem  Lösen  in  Wasser  sich  abscheidet  und  unter  dem  Mikroskop 
als  sehr  schöne  regelmässige  sechsseitige  Tafeln  sichtbar  ist.  Ohne 
alle  Schwierigkeiten  kann  man  den  Carnailit  scharf  eintrocknen  und 
bei  allmäliger  Steigerung  der  Wärme  schmelzen.  Gewöhnlich  hat 
diese  geringe  Beimischung  von  Eisenglimmer  auf  das  zu  erzielende 
Magnesium  gar  keinen  Einfluss,  jedoch  kann  durch  einmaliges  Lösen 
und  Filtriren  der  Lösung  auch  diese  fremde  Substanz  entfernt  wer- 
den. Den  geschmolzenen  Carnailit  giesst  man  sogleich  auf  blankes 
Eisen  oder  Stein  aus  und  kann  ununterbrochen  weiter  entwässern 
und  schmelzen,  so  lange  der  Tiegel  es  gestattet,  welcher  auch  hier 
bei  dem  Erkalten  fast  regelmässig  zerspringt.  Obigen  600  Grm. 
MgCl  entsprechen  genau  1068  Grm.  KCl+2MgCl,  worin  natürlich 
über  400  Grm.   KCl   enthalten  sind,   welche  in  dieser  Verbindung 


232 


die  leichte  Sclimelzbarlceit  bedingen.  Mit  geringen  Abindeningai 
gestaltet  sich  die  Methode  von  Deville  und  Caron  bei  Anwen- 
dang  von  Carnallit  folgend: 

1000  Gnn.  geschmolzener  Carnallit  werden  fein  zerrieben  scfaiieE 
mit  100  Grm.  reinen  Flussspathes  gemischt  and  mit  100  Grm. 
Natrium  in  StüclLchen  geeignet  gemengt  wie  oben  behandelt  Dk 
Ausbeute  entspricht  der  gewöhnlichen  bei  Anwendung  yon  MgCL 
Grössere  Variationen  hinsichtlich  des  Garnallites  oder  des 
Flussspathes  ergaben  mir  iieine  günstigen  Resultate. 

Die  Einwirlcung  des  Natriums  auf  das  Gemisch  geht  anssezat 
ruhig  Tor  sich,  jedoch  muss  darauf  geachtet  werden,  dass  da 
Carnallit  nicht  mit  Eieserit  —  schwefelsaurer  Talkerde  —  ge- 
mischt sei.  Ein  solches  Gemisch  zeigt  sich  schon  durch  das  on- 
gleiche  Aussehen  des  Minerals  —  Eieserit  ist  weiss,  opak  bis 
undurchsichtig,  —  durch  die  Abscheidung  bei  dem  Schmelzen n.  s. w. 
Sollte  Eieserit  mit  in  die  Natriumreaction  gelangen,  so  entstehea 
Detonationen  oder  Explosion.  , 

Von  den  zahlreichen  Fabrikanten  in  Stassfurt  dürfte  der  Car- 
nallit leicht  völlig  rein  zu  erhalten  sein.    (Jen.  Zeitschr.  I.  4.) 

(Die  Darstellung  des  Magnesiums  nach  der  vorbeschriebenoi 
Methode  ist ,  wie  ich  mich  im  Laboratorio  des  Herrn  Prof.  Reidiaidt 
öfter  zu  überzeugen  Gelegenheit  hatte ,  eine  sehr  leichte  und  sichere. 

Das  Umrühren  der  Masse  im  Tiegel  geschieht  mit  der  langen 
Röhre  einer  weissen  Thonpfeife.  Lg.) 


Berichtigung.    Nr.   82,   S.  189,    Z.  3   von   unten  ist  statt  Entfeniimi 
„Entstehung"  zu  lesen. 


Mittheilungen    für   die    Redaction    wolle   man    an    Dr.    Liesegang 

in  Elberfeld  adressiren. 


Gedmeki  bei  Sam.  Laeai  Sn  XlbttMd. 


Photographisches  Archiv. 


Band  ¥!•  -  Mr.  Sft^  -  t.  SwM  Mm^: 


lieber  koiistlerisclie  Coii|i6sitioB  oiiil  leUdiuikeL*^ 

Von  Lake  Price. 

IV. 

„In  jedem  Grnppenbilde   sucht  das  Auge 
Den  Reiz  des  Widerspiels  und  Gegensatzes.^  — 

Du  Fresnoy. 

Ist  der  Gegenstand  der  Darstellung  etwa  ein  Ceremoniell 
oder  sonst  ein  solcher,  welcher  die  Anbringung  vieler  stehender 
Figuren  erfordert,  so  ist  die  nöthige,  malerische  Unterbrechung  und 
Abwechselung  in  den  Linien  äusserst  schwierig,  und  es  müssen 
alle  Hülfsmittel  der  Kunst  in  Bewegung  gesetzt  werden,  um  die 
monotone  Wirkung  der  vielen  perpendikularen  Conturen  zu  ver- 
bessern, und  der  Künstler  muss  dann  die  Anordnung  des  Faltenwurfs, 
die  Haltung  der  Glieder,  so  wie  überhaupt  die  Linien  des  Beiwerks, 
sich  zu  diesem  Zwecke  dienstbar  zu  machen  suchen. 

Das  untenstehende  Velasquez'sche  Bild  ist  ein  guter  Beleg  für 
die  richtige  Behandlung  einer  einfachen  Gruppe  stehender  Figuren. 
Die  perpendikularen  Linien  sind,  wie  in  der  Andeu- 
tung in  Figur  a,   auf  der  linken    Seite   durch  den 
Degen  und  die  Schärpe,  und  auf  der  rechten  durch 
den  Degen  und    den  von    der    Schulter   gesunkenen  ' 

Mantel  gut  unterbrochen,  und  es  führen  diese  Linien  durch  die 
senkrechten  hindurch  nach  ihrem  gemeinschaftlichen  Gipfel,  dem 
mittelsten  Kopfe  hin.    Der  Holzschnitt  bildet  nur  einen  Theil  einer 


/l 


♦)    Phot.  Archiv.    Nr.  73.  76.  78. 

13 


grösseren  Composition,  und  in  Hieser  ist  «Ins  Beatrebes  des  Kip 
lers,  nach  HeTsteIhmg  des  uöthigen  Contrastes  auch  nocb  ki 
wiederholte  Anbringung  anderer  Linien  in  derselben  Richtung  M 
geführt.  Ein  gleich  schönes  Beispiel  für  gute  Behandlung  * 
naturlichen  Gruppirung  von  Figuren  bieten  die  Gruppen  in  Vorir 
grund  der  „Eberjagd'^ ,  eines  in  der  Londoner  NatioDklpU 
befindlichen  Bildes  von  demselben  Meister.  Das  Werk  ist  jriti 
Anfänger  zu  gründlichem  Studium  zu  empfchleii. 

Der  ßaphael'Hche  C&rton  „Christi  Auftrag  an  Petrus'',  iaä 
bewunderungswürdiges  Beiapiel  für  die  wahrhaft  küostlerisclir  fr 
handlung  eines  Sujets,  dessen  Natur  die  £usserste  Einfadibni  ■! 
Wurde  in  der  Auflassung  verlangt.  Von  den  swölf  Figuren  .■t^ 
zehn  vollkommen  aufrecht,  und  doch  wird  diirdi  dieAnKi) 
Heilands,  durch  den  knieenden  Petrus  und  den 
vortretenden  Johannes  die  in  Figur  h  angedeutete, 
Tj-thmische  Bewegung  in  die  Linie  gebracht,  eine 
Bewegung,  welche  sich  auch  in  der  Gewandung  und 
dem  Faltenwurfe  der  nächststehenden  Figuren  wiederholt,  and  äiiei 
ist  olle  formelle  Steifheit  beseitigt  Ferner  wird  durch  die  TrconBi^fa 


A\ 


235 


Chrifitas  von  der  Gruppe  der  Apostel  nicht  nur  seine  Figur  accentuirt, 
sondern  auch  überhaupt  der  Contrast  erhöht  und  mehr  Mannig- 
faltigkeit in  die  Gruppe  gebracht,  ohne  doch  ihrer  Einfachheit  zu 
schaden.  Raphael  ist  überhaupt  unnachahmlich  in  dieser  Beziehung. 
Der  „Tod  des  Ananias^  von  ihm  ist  allein  schon  ein  Gompendium 
der  Composition  im  regelmässigsten,  höheren,  classischen  Style,  und 
eine  Analyse  seiner  Linien  in  der  von  uns  gezeigten  Weise,  wird 
aUein  schon  hinreichen,  um  dem  Leser  die  Richtigkeit  der  meisten 
von  uns  angeführten  Prinzipien  darzuthun.  Den  beiden  oben  er- 
wähnten, dem  einfachen  ernsten  Genre  zugehörigen  Schöpfungen 
Raphaels  ist  auch  noch  das  Werk  desselben  Meisters  ,,Pau]us  predigt 
zu  Athen**  an  die  Seite  zu  stellen.  Diese  erhabenen  Werke  sind 
übrigens  jetzt  durch  photographische  Nachbildungen  im  verschie- 
densten Format  dem  grösseren  Publicum  und  dadurch  dem  Studium 
eines  jeden  Kunstliebhabers  zugänglich  gemacht. 

Harlow's   „Verhör    der  Königin  Katharina^    ist    ebenfalls   ein 
schönes  Beispiel  für  eine  Composition  der  erwähnten  Gattung.    Die 

in   der  Mitte  befindlichen,    in  der  bei- 
/\         ^  stehenden  Analyse  c  mit  *  bezeichneten 

Figuren  der  beiden  Pagen  (welche  die 
Kunsttradition  Fuseli  zuschreibt)  bilden 
gewissermassen  fOr  die  Composition  der 


Z_A 


A 


^  Linien  das  Thema,  welches  in  den  übrigen 

t  Theilen,  besonders  in  den  sich  compen- 

slrenden  Figuren   von  Wolsey  und  der  Königin  weiter   ausgeführt 
und  varürt  wird. 

Eine  herrliche,  ein  Sujet  aus  dem  gewöhnlichen  Landleben 
behandelnde  Composition,  ist  das  jetzt  im  Louvre  befindliche  Bild 
„Les  Molssonneurs*^  von  Leopold  Robert.  Gerade  dies  Bild  beweist, 
dass  der  Maler  sich  durch  Vertiefung  in  die  höhere  italienische 
Kunst  eine  bedeutende,  sonst  nicht  erreichbare  Vollkommenheit, 
auch  in  der  Behandlung  gewöhnlicher  Sujets,  aneignen  kann.  Leopold 
Robert  hat  nur  wenige  Bilder  hinterlassen.  Unglücklicherweise 
wurde  durch  sein  frühes  Ende  im  Palaste  Plsani  zu  Venedig,  wo 
er  aus  Melancholie  selbst  Hand  an  sich  legte,  sein  Schaffen  noch 
fast  im  Anfange  seiner  Laufbahn  unterbrochen,  und  die  moderne 
Kunst  einer  der  grössten  ihrer  Zierden  beraubt  Seiner  Werke  sind 
überdies  auch  darum  nur  sehr  wenige,  weil  er  peinlich  mühsam  in 
deren  Durcharbeitung  war  und  eine  rücksichtslose  Selbstkritik  übte. 
Das  oben  angeführte  Bild  stellt,  wie  aus  der  hier  beigefügten  Copie 
ersichtlich  ist,  eine  muntere  Gruppe  römischer  Bauern  dar,  wie  sie 
nach  Beendigung  der  Ernte  über  die  Campagna  zurückkehren.   Die 


237 


u.  &  w.  «ird  das  Feld  der  componirenden  Thätigkeit  des  Photo- 
graphen  ziemlich  eng  hegrenzt,  und  diese  practisclien  Schwierigkeiten 
sind  in  der  That  so  zahlreich  und  gross,  dass  nur  wenige,  wirklich 
gute  Bilder  vom  Photographen  erfunden  und  hergestellt  werden 
können.  Auf  der  andern  Seite  kann  aber  auch  I^iemand  leichter 
als  der  Photograph  mit  seinen  Hülfsmitteln  y^Naturstudien^  machen, 
d.  h.  hier  allerhand  kleine,  und  je  nach  der  mehr  oder  weniger 
geistvollen  Auffassung^  auch  mehr  oder  weniger  interessante  kleine 
Sujets,  Figuren,  Situationen  u.  s.  w.  mit  Treue  und  Vollendung  in 
der  Zeichnung  aufnehmen,  und  das  ist  für  den  wahren  Künstler 
immerhin  schon  sehr  wichtig.  Das  Material,  was  Collins  zu  mehreren 
seiner  reizendsten  Gemälden  verwendete,  sind  zwei  oder  drei  an 
einem  Bache  spielende  Fischerkinder.  Aber  wie  gesagt,  es  muss 
Geist  in  der  Auffassung  sein,  und  die  Figuren  dürfen  nicht  steif 
dastehen  und  das  Glas  des  photographisch^n  Apparates  angaffen, 
als  wenn  sie  unter  einem  magnetisirenden  Einflüsse  desselben 
ständen. 

Grössere  Gruppen  von  20  bis  30  Personen  nimmt  man  am 
besten  auf,  wie  man  sie  findet  und  ohne  alles  künstliche  Arrangement, 
denn  durch  dies  letztere  misslingt  die  Sache  in  der  Regel  wegen 
der  linkischen  Art,  womit  sich  die  meisten  hinstellen  um  ,.aufge- 
nommen"  zu  werden.  Gebildete  sowohl  als  Ungebildete,  die  Letzteren 
weil  sie  an  und  für  sich  dumm  und  ungelenk  sind,  die  Anderen, 
weil  sie  sich  in  der  Regel  einbilden,  es  besser  zu  verstehen  als 
der  arrangirende  Künstler.  Versteht  man  seinen  Vortheil  wahr- 
zunehmen, so  kann  man  oft  unter  freiem  Himmel  und  bei  Sonnen- 
schein durch  Augenblicksaufnahmen  die  natürlichsten  und  schönsten 
Gruppen  erhalten.  Solche  Bilder  kann  man  dann  wohl  auch 
benutzen,  um  einzelne,  partielle  Gruppen  daraus  von  drei,  vier, 
fünf  oder  mehr  Personen  künstlich  zu  stellen  und  nachzuahmen. 
Eine  solche  Composition  muss  dann  freilich  mit  Ruhe  und  Sorgfalt 
in  einer  ganz  geeigneten  und  von  allen  Störungen  freien  Localität 
vorgenommen  werden.  Nur  so  oder  durch  eine  überraschende 
Momentanaüfnahme  kann  man  etwas  brauchbares  erhalten.  Einen 
Mittelweg  gibt  es  niclit.  An  stillen ,  ländlichen  Orten ,  wie  auf 
Bauerhöfen  und  an  deren  Eingängen  kann  man  dann  recht  wohl 
gute  Stücke  ä  la  Gainsborough  und  Morland  aufnehmen,  und  will 
jemand  sich  noch  weiter  wagen  und  seine  Kunst  erproben,  so  mag 
er  wohl  auch  ein  Wilkie'sches,  Tenier'sches  oder  Ostade*sches  Stück 
reproduciren  oder  nach  eigener  Idee  herstellen.  Dabei  darf  der 
Anfanger  aber  nie  vergessen,  dass  bei  einem  wahren  Künstler  jeder 
^^S:  jeder   Pinselstrich    nur   gethan   ist,    um  zur  Vollendung   des 


238 


ganzen  Bildes  seinen  Theil  beizutragen,  und  wie  je^r  andere 
Künfitler  so  darf  auch  der  Photograph  nicht  ermüden  immer  und 
immer  wieder  Verbesserungen,  welche  nöthig  sind,  an  seinem  Wake 
anzubringen,  und  vor  Allem  darf  schliesslich  der  Photograpli  eben- 
sowenig wie  jeder  andere  Künstler  es  vernachlässigen,  seiDen 
Geschmack  und  seine  Eenntniss  der  Kunstprincipien  zu  rervoD- 
kommnen,  sowohl  durch  das  Studium  von  Meisterwerken  der  Knut, 
als  auch  durch  Zurückgehen  auf  die  Natur,  welche  der  UrqBefl 
aller  Kunst  ist 


Neue  jiliotograiiliiseli- ehemische  EiperiMoite. 

Von  Dr.  Hermann  Togel/^ 

Zahlreiche  Versuche  über  die  Theorie  der  Photographie,  fiber 
die  eigenthümllchen  Veränderungen  von  Chlor-,  Jod-  und  Brom- 
silber im  Licht ,  und  über  ihren  Einfluss  beim  Anfertigen  von  Pho- 
tographien, sind  seit  einer  Reihe  von  Jahren  veröffentlicht  worden. 
Trotz  der  diesem  Gegenstand  gewidmeten  Aufmerksamkeit  und  troU 
der  zu  Licht  gekommenen  interessanten  Daten  ist  dieser  Ejnfloas 
auf  die  practische  Photographie  nur  gering  gewesen.  Die  Praxis 
ist  der  Theorie  zuvorgekommen  und  hat  der  letztern  mehr  gelebrt, 
als  sie  von  ihr  gelernt. 

Dies  bezieht  sich  namentlich  auf  das  Negativverfahren.  lA 
bin  aber  überzeugt,  dass  die  Zukunft  der  Photographie  allein  uf 
der  vollkommnen  und  genauen  Kenntniss  der  durch  das  LicU 
bewirkten  physicalischen  und  chemischen  Vorgänge  beruht,  und  ick 
habe  daher  meine  Untersuchungen,  deren  erster  Theil  bereits  Ter- 
öffentlicht  wurde,  fortgesetzt. 

Licht  wirkt  auf  manche  Stoffe  ähnlich  wie  Wärme.  Man^ 
Verbindungen  werden  durch  Hitze  sofort  zersetzt,  wie  Silberoxji 
und  Qaecksilberoxyd,  die  beim  Erwärmen  in  ihre  Elemente  ier< 
fallen ;  während  andere  durch  die  Wärme  nur  dann  zersetzt  werden 
wenn  ein  Körper  zugegen,  der  sich  mit  einem  der  freiwerdendei 
Elemente  verbindet,  wie  Kupferoxyd  und  Eisenoxyd  bei  Gegenwail 
von  Wasserstoff. 

Die  Wirkungen  des  Lichts  sind  ähnlicher  Art.  Gewisse  Kor 
per,  wie  Silberoxyd ,  Chlorsilber  und  Quecksilberoxyd ,  werden  dnrd 
das  Licht  sofort  zersetzt;  während  andere  einen  Stoff  verlange^ 
der  sich  mit  einem  der  frei  werden  den  Elemente  verbindet,  z.  & 
Chloreisen,  Uranoxyd  und  Chromsäure  bei  Gegenwart  von  oigui* 

♦)     The  photograpliic  Newi.    May  5. 


239 


sehen  Substanzen  ( Aether ,  Papier) ,  die  das  freiwerdende  Chlor 
resp.  den  Sauerstoff  absorbiren.  Selbst  Wasser  wird  durch  Licht 
xersetzt,  wenn  Chlor  zugegen  ist,  welches  mit  dem  frei  werdenden 
Wasserstoff  Chiorwasserstoffsäure  bildet.  Diese  fremden  Stofife, 
welche  die  Zersetzung  der  meisten  Substanzen  bedingen,  spielen 
eine  grosse  Rolle  in  der  Photographie,  wenn  man  mit  einer  an 
sich  lichtempfindlichen  Substanz  zu  thun  hat,  deren  Zersetzung  in 
Gegenwart  solcher  Substanzen  viel  energischer  wird.  Ich  glaube, 
dass  die  Frage,  ob  Chlorsilber  durch  das  Licht  zu  Chlorür  oder 
zu  metallischem  Silber  reducirt  wird,  einfach  davon  abhängt,  ob 
es  im  reinen  Zustande  oder  in  Verbindung  nüt  organischen  Sub- 
stanzen dem  Licht  ausgesetzt  wird.  Im  ersten  Falle  bildet  sich 
Chlorür ,  im  zweiten  metallisches  Silber.  Das  Verhalten  des  Chlor- 
silbers und  Bromsilbers  im  Licht  ist  einfach  so,  dass  beide  sich 
zersetzen,  indem  Chlor  und  Brom  frei  wird  und  ein  violetter  oder 
grauvioletter  Körper  zurückbleibt,  der  an  Salpetersäure  kein  metal- 
lisches Silber  abgibt. 

Räthselhafter  anderseits  ist  das  Verhalten  des  Jodsilbers.  Ent- 
hält es  eine  Spur  von  Jodkalium,  so  verändert  es  sich  gar  nicht 
im  Licht;  ist  eine  Spur  Silbernitrat  darin,  so  wird  es  schwach 
graugrün ,  aber  ohne  dass  Jod  frei  wird ,  was  mich  zu  dem  Schluss 
leitete ,  dass  Jodsilber  im  allgemeinen  keine  chemische  Veränderung 
durch  das  Licht  erleidet.  Silbemitiat  begünstigt  die  Veränderung 
des  Jodsilbers  im  Licht  bedeutend. 

Weshalb  ist  das  mit  Ueberschuss  von  Jodkalium  gefaUte  Jod- 
süber  unempfindlich?  Weshalb  ist  es  in  Gegenwart  von  Silbernitrat 
empfindlich?  Welches  ist  die  Veränderung,  die  danut  vorgeht? 
Weshalb  befördert  SUbernitrat  die  Wirkung  des  Lichts  auf  Jodsilber? 

Die  Dunkelheit,  die  auf  diesen  Operationen  des  Lichts  liegt, 
verdichtete  sich  noch,  als  Poitevin  mit  der  eigenthümlichen  Ent- 
deckung hervortrat,  dass  Tannin  und  ähnliche  Stoffe  ebenfalls  sen- 
sitirend  wirken ;  Tannin,  ein  vom  Silbernitrat  so  verschiedener  Stoff, 
das  eine  ein  Keductions-,  das  andere  ein  Oxydationsmitteil 

Langes  Nachdenken  und  viele  Versuche  zeigten  mir ,  dass  beide 
Stoffe,  so  verschieden  sie  sein  mögen,  doch  etwas  gemein  haben. 
Beide  absorbiren  mit  grosser  Leichtigkeit  Jod.  Man  tröpfle  Silber- 
lösung in  Jodstärke,  sie  entfärbt  sich  sofort,  und  ebenso  ist  es, 
wenn  man  Gallussäure  oder  Tannin  zutröpfelt. 

Diese  Facten  brachten  mich  auf  die  Vermuthung,  dass  sich 
JodsUber  ebenso  verhalte  wie  Urannitrat,  oder  Eisensake,  d.  h.  dass 
es  aich  nur  bei  Gegenwart  eines  Körpers  zersetze,  der  das  Jod 
absorbirt 

Photographlsches  Archi? .  Nr.  85.  1.  JnU  1865.  13 


240 


Zur  Prüfang  dieser  Yermathung  wählte  ich  einen  dritten  Kör- 
per, der  auch  freies  Jod  ab'sorbirt,  der  aber  wieder  andere  Eigen- 
schaften besitzt  als  Silbernitrat  und  Tannin;  nämlich  arsenigsames 
Natron  (NaO,  AsOs). 

Fünf  Gran  arsenlger  Säure  (As  O3)  und  2^2  Gran  liohlenBaiiiei 
Natron  wurden  in  50  Gran  Wasser  gelöst,  und  diese  Lösung  auf 
unempfindliches  mit  überschüssigem  Jodkalhim  präcipitirtes  Jodsilber 
gegossen.  Trotz  des  trüben  Tageslichts  war  schon  nach  einigei 
Minuten  eine  schwache  Farbenverändernng  wahrnehmbar.  Ah 
nächsten  Morgen  war  das  Jodsilber  so  grün  geworden,  als  wäre 
es  unter  Silberlösung  exponirt  worden.  Im  directen  Sonnenschein 
färbte  sich  das  Jodsilber  in  wenig  Secnnden  graugrün.  Im  Dmi' 
kein  veränderte  es  sich  gar  nicht. 

Nun  versuchte  ich  andere  das  Jod  absorbirende  Substanzen; 
zunächst  möglichst  neutrales  Quecksilbernitrat  (Hg2  0,  NO 3).  Im 
zerstreuten  Licht  macht  diese  Lösung  das  unempfindliche  Jodsilba 
in  ein  paar  Minuten  grün.  Eine  zweite  Partie  im  Dunkeln  verwahrt 
blieb  vollkommen  heUgelb. 

Ein  dritter  jodabsorbirender  Stoff  ist  das  weinsaure  Antimon- 
oxydkali  (Brechweinstein).  Jodsilber  färbt  sich  damit  im  Licht  lan^ 
sam  grau;  in  Gegenwart  von  kohlensaurem  Natron  rascher. 

Ein  anderer  das  Jod  kräftig  absorbirender  Körper  ist  das  Zinih 
chlorür.  Ich  löste  dies  mit  Salmiak  in  Wasser  und  goss  es  auf 
unempfindliches  Jodsilber.  Im  zerstreuten  Licht  färbte  es  sieb  nnch 
wenigen  Minuten  graugrün,  das  freie  suspendirte  Pulver  brau. 
Eine  im  Dunkeln  aufbewahrte  Probe  veränderte  sich  durchaus  nidit 
Von  allen  hier  erwähnten  Substanzen  ist  das  Zinnchlorür  der  bäf- 
tigste  Sensitator.-  Darnach  kommt  Tannin. 

Auf  Grundlage  dieser  Versuche,  die  alle  meine  oben  ausge- 
sprochene  Vermuthung  bestätigen,  glaube  ich  den  Satz  aufstellen 
zu  können:  Die  Körper,  die  freies  Jod  leicht  chemisch  absorfoiren, 
wirken  sensitirend  auf  Jodsilber,  d.  h.  bewirken  Zersetzung  dei- 
selben  im  Licht. 

Reines  Jodsilber  ist  wahrscheinlich  überhaupt  nicht  im  Lidit 
zersetzbar. 

Ob  die  erwähnten  Sensitoren  durch  die  Aufnahme  von  Jod 
zersetzt  werden  (was  meistens  der  Fall  sein  wird),  lasse  idi 
ausser  Frage. 

Dass  diese  Substanzen  ebenso  die  Zersetzung  von  Brom-  und 
Chlorsilber  im  Licht  begünstigen,  folgt  schon  aus  dem  Yorte^ 
gehenden,  nur  bedingen  sie  nicht  die  Zersetzung.  Die  Erklimni 
des  eigenthümlichen   Verhaltens   des  Jodsilbers  etc.  etc.   hat  mm 


241 


keine  weitere  Schwierigkeit.  Mit  Ueberschuss  von  Jodkalium  prä- 
eipitirtes  Jodsilber  behält  immer  eine  Spur  Jodkalium.  Das  letztere 
ist  nicht  fähig,  Jod  chemisch  zu  absorbiren,  deshalb  erfolgt  keine 
Zersetzung.  Jodsilber  mit  Ueberschuss  von  Silbernitrat  gefallt  ent- 
hält immer  eine  Spur  Silbemitrat,  die  Jod  absorbirt,  folglich  tritt 
Zersetzung  ein.*)  Da  die  Menge  des  Silbemitrats  sehr  gering  ist, 
80  kann  sie  nur  wenig  Jod  absorbiren,  deshalb  ist  die  yorsich- 
gehende  Zersetzung  nur  schwach.  **)  Ist  aber  viel  Silberaitrat 
vorhanden,  wie  bei  nassen  Platten,  so  ist  die  Zersetzung  energi- 
scher, daher  die  Empfindlichkeit  grösser. 

Tannin  wirkt  sensitirend ,  weil  es  fähig  ist ,  Jod  zu  absorbiren. 

Nach  Feststellung  dieses  photographischen  Theorems  wird  es 
nicht  schwer  sein,  hunderte  von  organischen  und  anorganischen, 
festen ,  flüssigen  und  gasförmigen  Körpern  zu  finden ,  die  alle  ebenso 
wirken,  wie  Silbemitrat  und  Tannin.  Es  könnten  trockne  Platten 
in  der  Camera  durch  ein  sensitirendes  Gas  empfindlich  gemacht 
werden,  vielleicht  durch  ätherische  Oele,  Aldehyde,  Oelsäüren  etc. 

Ich  will  hier  noch  auf  die  grüne,  oder  im  reinen  Zustande 
braune  Substanz  aufmerksam  machen,  die  bei  der  Zersetzung  von 
Jodsilber  durch  Licht  entsteht;  dies  ist  wahrscheinlich  Silberjodür 
(Ag2<')*  I<^b  habe  dies  Ag2  J  durch  Einwirkung  von  Jodkalium 
auf  Ag2Cl  als  grünes  Pulver  erhalten,  welches  dem  durch  das 
Licht  veränderten  Jodsilber  vollkommen  glich. 


Das  WasehferfahreB  des  Oeim  Dr.  Reissig, 

Dieser  nunmehr  veröffentlichte  Process  zur  Entfernung  des 
unterschwefligsauren  Natrons  aus  den  photographischen  Abdrücken 
bildet  gegen  das  bereits  abgethane  Uranverfahren  einen  schneidenden 
Gegensatz.  Man  kann  unstreitig  Dr.  Reissig's  Methode  zu  den 
wichtigsten  Fortschritten  in  der  Photographie  zählen,  durch  welche 
diese  Kunst  einen  neuen  Impuls  erhalten  muss.  Das  Bewusstsein 
der  zu   raschen  Vergänglichkeit  photographischer  Erzeugnisse  fing 


*)  Nach  einer  PriTatmittheilung  von  C&rey  Lea  ist  JodsUber ,  das  mit  Ueber- 
schuss von  Jodkaliam  niedergeschlagen  vnrde,  dennoch  im  starken  Licht  veränder- 
lich nnd  er  schreibt,  dass  er  sogar  Bilder  damit  gemacht  hat.  Hier  haben 
wahrscheinlich  die  organischen  Substanzen  des  CoUodions  mitgewirkt  Ich  habe 
kfinlich  gefunden,  dass  Jodsilberpapier,  wenn  man  es  einige  Monate  dem  Licht 
aussetzt,  braun  wird. 

**)  Dies  mag  zugleich  erklären,  weshalb  ich  bei  der  Yerandemng  des  Jod- 
silbers im  Licht  kein  fVeies  Jod  finden  konnte. 


242 


bereits  ein  allgemeines  zu  werden  an,  so  dass  Aufträge  in  grossem 
Maassstäben  immer  seltener  wurden,  namentlich  aber  das  Publikum 
kein  besonderes  Verlangen  trug,  sich  theure  Portraits  in  Lebens- 
grosse  machen  zu  lassen.  Da  aber  jetzt  die  Gewissheit  gegeben 
ist,  den  subtilen  Feind  aus  dem  Papier  vollständig  zu  beseitigen, 
so  wird,  namentlich  wenn  das  Publikum  durch  öffentliche  Artikel 
aufmerksam  auf  diesen  grossen  Fortschritt  gemacht  wird,  ein  neuer 
Aufschwung  wahrzunehmen  sein. 

Es  ist  häufig  erklärt  worden,  dass  durch  das  bisherige  Verfahren 
niemals  eine  vollständige  Entfernung  des  Fizirsalzes  bewirkt  werden 
könne.  Wären  die  Papiere,  auf  welchen  man  die  Bilder  erzeugt, 
porös  wie  Flltrirpapier,  so  würde  eine  vollständige  Reinigung  leicht 
und  einfach  sein;  so  aber  blieb  nur  die  Frage  der  Gewalt  übrig, 
die  von  Herrn  Dr.  Reissig  vollkommen  gelöst  worden.  Wir  haben 
Grund,  ihm  hierfür  unsere  vollste  Anerkennung  zu  sagen.  —  Die 
Anwendung  der  Luftpumpe,  deren  Wirkung  man  bei  den  Papier^ 
bereitungsmaschinen  beobachten  kann,  würde  auf  einem  andern 
Wege  wohl  auch  zum  Ziele  geführt  haben,  doch  unterlasse  ich,  als 
nunmehr  zwecklos,  näher  hierauf  einzugehen. 

Ist  nun  aber  das  Problem  der  vollständigen  Waschung  gelost, 
so  bleiben  doch  noch  einige  andere  wichtige  Fragen  zu  erledigen, 
nämlich  Schutz  der  Bilder  von  der  Unterlage  her  und  von  aussen 
und  Ersatz  der  Albuminschicht  durch  ein  anderes  Medium.  Was 
kann  in  der  That  alles  Waschen  helfen,  da  Albumin  selbst  Schwefel 
enthält,  der,  wenn  auch  kein  vollständiges  Verderben,  doch  ein 
allmäliges  Gelbwerden  bewirkt.  Für  kleine  Bilder  und  kleine  Ge- 
Schäfte  möchte  das  ChlorsilbercoUodlon  von  Wharton- Simpson  ein 
guter  Ersatz  sein,  für  grössere  aber  müsste  das  glanzlose  Albamin- 
papier verworfen  werden.  Wie  man  sieht,  giebt  es  immer  nodi 
Nüsse  genug  zu  knacken. 

Hagen.  Th.  leHde. 


lieber  ein  neues  KohieyerfahreB. 
Von  M.  Oarey  Lea. 

Aus  dem  Philadelphia  Photographer. 

Zu  verschiedenen  Zeiten  während  des  vorigen  Jahres  war  ich 
mit  Versuchen  über  ein  neues  Eohleverfahren  beschäftigt,  auf  das 
ich  sehr  grosse  Hoffnungen  setzte.  Diese  Hoffnungen  haben  sich 
aber  nur  theilweise  realisirt.  Ich  theile  nun  hier  mit,  wie  weit  ich 
gekommen    bin;   meine  Versuche  setze  ich  fort,    namentlich  werde 


243 


ieh  flachen,  das  VerCRhren  in  eine  hinreichend  practiflche  Fonn  zu 
bringen. 

Diese  Methode  unterscheidet  sidi  wesentlich  von  allen  frü- 
heren, obgleich  sie  wie  diese  sich  auf  die  Anwendung  von  Gelatine 
und  doppeltchromsaurem  Kali  gründet.  In  den  Verfahren  von 
Swan,  Blair,  Poitevin  und  Fargier  wird  die  Kohle  mit  der  Gelatine 
gemischt,  ich  exponire  die  Gelatine  ohne  Beimischung  von  Farbe. 
Während  in  den  übrigen  Verfahren  die  belichteten  SteUen  die 
Schwärzen  bilden,  werden  daraus  in  dem  meinen  die  Lichter;  so 
dass  also  nach  Positiven  wieder  Positive,  nach  Negativen  aber  wie- 
der Negative  erhalten  werden* 

Ich  beschreibe  zuerst  das  Verfahren  im  Allgemehien  und  gehe 
dann  zu  den  Einzelnheiten  über. 

Das  mit  Gelatine  und  Bichromat  präparirte  Papier  setze  ich 
unter  einem  Negativ  oder  Positiv  kurze  Zeit  der  Sonne  aus.  Dann 
wasche  ich  es  in  Wasser  so  lange  aus,  bis  das  Bild  gänzlich  ver- 
schwindet. Nun  reibe  ich  mit  einem  Baumwollbausche  Farbe  leicht 
darüber ;  diese  haftet  nur  an  der  Stelle,  die  die  Sonne  gehärtet  hat 
Darauf  wird  das  Bild  unter  einem  Wasserstrahl  gut  gespült  und  es 
Ist  fertig. 

Schwarz  und  weisse  Objecto,  wie  Drucksachen  etc.,  geben 
sich  in  dieser  Art  sehr  schön  wieder,  auch  Halbtöne  lassen  sich 
erzielen,  indem  dieselben  nicht  wie  in  den  früheren  Verfahren 
nnterminirt  werden  können. 

1.  Praparation  des  Papiers. 

Gelatine 650  Gran, 

Wasser 8  Unzen, 

Kaltgesältigte   Lösung  von 

doppeltchroms.  Kali   .    .  4       „         (gemessen), 

Glycerin ^2  Unze  (gemessen). 

Verschiedene  Sorten  Gelatine  geben  verschiedene  Resultate; 
man  nehme  jedenfalls  die  beste. 

Die  8  Unzen  Wasser  werden  auf  die  Gelatine  gegossen;  nach 
einigen  Stunden  giesst  man  den  nicht  absorbirten  Theil  in  eine 
Mensur,  und  ersetzt  ihn  durch  gleichviel  frisches  Wasser.  Dasselbe 
wiederholt  man.  Sodann  setzt  man  das  Gefäss  mit  der  Gelatine  in 
warmes  Wasser,  und  sobald  sie  sich  gelöst,  giesst  man  die  erwärmte 
Bichromatlösnng  zu.  Die  Mischung  lässt  man  in  lauwarmem 
Wasser  oder  auf  dem  nicht  zu  heissen  Ofen  eine  halbe  Stunde 
stehen.  Es  steigen  Blasen  an  die  Oberfläche  und  es  bildet  sich 
eine  Haut,  die  man  abziehen  kann. 


244 


Zunächst  setzt  man  eine  10  x  12  Poraellanschale  in  eine 
grössere,  die  mit  heissem  Wasser  gefüllt;  man  giesst  die  Gelatine 
hinein  und  lässt  gutes  photographisches  Papier  3  Minuten  darauf 
schvimmen.  Das  Auflegen  und  Abnehmen  muss  sehr  vorsichtig 
geschehen. 

Das  Auflegen.  —  Man  legt  das  Papier  ebenso  auf  wie  ein 
Blatt  Albuminpapier  auf  das  Silberbad.  Man  hält  den  Bogen  in 
der  Mitte  der  beiden  Enden,  näliert  diese  einander,  und  llsst  das 
Papier  allmäiig  auf  die  Oberfläche  der  Flüssigkeit  herabsiniLen. 

Das  Aufnehmen.  —  Dies  ist  viel  schwieriger,  denn  es  bil- 
den sich  sehr  leicht  Streifen.  Man  fasst  das  Papier  an  zwei  Edcoi 
und  hebt  es  mit  einem  mal  ganz  rasch  ab;  dadurch  bleibt  viel 
Flü^igkelt  am  Papier,  die  in  einer  grossen  Welle  herabfliesst  und 
eine  sehr  ebene  gleichmässige  Schicht  zurücklässt  Gut  ist  es,  wenn 
maii  die  untere  Ecke  des  Papiers  mit  der  Flüssigkeit  in  Berähmng 
lässt,  es  entstehen  dann  keine  Blasen.  Nach  einigen  Seconden 
wird  das  Papier  zum  Trocknen  aufgehängt.  Alles  dies  geschieht 
natürlich  im  Dunkelzimmer  oder  bei  Gaslicht. 

Vor  dem  Auflegen  eines  anderen  Papieres  muss  man  sehen, 
ob  n<Tch  Blasen  auf  dem  Bade  sind,  die  man  mit  einem  Stück 
Saugpapier  entfernen  kann. 

Durch  das  Glycerin  wird  das  Papier  biegsamer  und  handlidier 

gemacht. 

2.  Belichtung. 

Man  belichtet  in  der  Sonne,  eine  bis  zwei  Minuten.  Eine  Mi- 
nute genügt  meistens.  Die  tiefen  Schatten  des  Bildes  sollten  nach 
dem  Belichten  ganz  hell  und  gelb  sein. 

3.  Waschen. 

Nach  dem  Belichten  wird  das  Bild  in  mehrmals  gewechseltem 
Wasser  gewaschen,  um  das  lösliche  Chromsalz  zu  verlieren.  So- 
dann lässt  man  es  zwischen  zwölf  und  achtundvferzig  Stunden  in 
reinem   kalten    Wasser   liegen.      Dadurch   rerschwindet  das   Bild 

gänzlich. 

4.  Färben. 

Um  die  Farbe  gut  aufzutragen  ist  etwas  Uebung  erforderlidi. 
Man  nimmt  das  Bild  aus  dem  Wasser,  und  legt  es  auf  ein  Blatt 
Papier  oder  ein  glattes  Brett.  Dann  entfernt  man  das  über- 
flüssige Wasser  durch  Ausdrücken  mit  Saugpapier.  Man  wirft 
etwas  feines  Lampenschwarz  darauf,  und  vertheilt  dies  mit  einem 
wenig  feuchten  Baumwollbausch,  den  man  leicht  über  das  Bild 
führt.  Man  darf  weder  zu  stark  noch  zu  wenig  drücken.  Dann 
lässt  man  Wasser  darüber  fliessen,  welches  die  Lichter  klar  macht. 


246 


Fehler.  —  Streifen  zeigen  an,  dass  man  zu  stark  mit  der 
Baumwolle  gedrückt  hat;  oder  sie  ist  zu  trocken  gewesen. 

Die  Farbe  nimmt  nicht  gut  an.  -^  Das  Bild  ist  zu 
lange  belichtet,  oder  man  hat  zu  schwach  gedrückt,  oder  die  Baum- 
wolle ist  zu  nass.    Am  besten  ist  es,  aufs  neue  zu  fllrben. 

Lampenschwarz  ist  die  beste  Farbe  für  dies  Verfahren;  Gra- 
phit taugt  gar  nicht,  auch  Frankfurter  Schwärze  ist  nicht  verwendbar. 

Da  die  Farbe  nachher  aufgetragen  wird,  kann  man  dem  Bild 
verschiedene  Farben  gebr'n.  Wenn  man  ein  Baumblatt  auf  das 
präparirte  Papier  legt  und  mit  grüner  Farbe  entwickelt,  so  erhält 
man  direct  ein  grünes  Positiv.  Das  gewöhnliche  Chromgrün  (eine 
Mischung  von  Chromgelb  und  Berlinerblau)  nimmt  sehr  gut  an. 

Die  Weissen  der  Bilder  sind  nicht  reines  Papier,  sondern  er- 
scheinen durch  die   modificirte   Gelatine  metallisch  und  silberartig. 

Wendet  man  vor  dem  Belichten  ein  schwaches  Säurebad  an, 
so  entwickelt  sich  das  Bild  besser.  Dies  Bad  besteht  aus  Wasser 
mit  4  Procent  Salpetersäure  oder  Salzsäure.  Die  letztere  ziehe  ich 
vor.  Das  präparirte  Papier  lässt  man  nach  dem  Trocknen  hierauf 
schwimmen.  Dem  Bade  muss  etwas  Glycerin,  und  auf  je  30  Theile 
1  Theil  doppeltchromsaures  Kali  zugesetzt  werden. 

Schliesslich  bemerke  ich  noch,  dass  ich  dies  Verfahren  nicht 
als  ein  völlig  ausgearbeitetes  und  nicht  zu  verbesserndes  hinstellen 
will;  ich  denke,  es  ist  wegen  seiner  Neuheit  von  Interesse. 


Entferaug  der  orgaiisclieB  SabstmzeB  au  alten 


Folgende  Angaben  entnehmen  wir  dem  British  Journal  of 
Photography: 

Man  giesse  das  Bad  in  eine  helle  Glasflasche  und  tröpfle  so 
viel  Ammoniak  zu,  dass  die  Flüssigkeit  entschieden  alkalisch  reagirt. 
Drei  bis  vier  Tropfen  genügen  meist  für  zwanzig  Unzen  Silberbad. 
Dann  giesst  man  eine  Drachme  zwanziggräniger  Chlomatriumlösung 
hinzu,*)  und  schüttelt  gut  um. 

Sodann  wird  die  Flüssigkeit  gesonnt,  d.  h.  in  das  hellste  Licht, 
wenn  möglich  in  die  Sonne  gestellt.  Die  Flasche  wird  nicht  ver- 
korkt, sondern  mit  einem  Stück  Fliesspapier  geschlossen,  wodurch 
Alkohol  und  Aether  entweichen,  aber  kein  Staub  eindringen  kann. 
Von  Zeit  zu  Zeit  wird  die  Flasche  geschüttelt.    Nach  Verlauf  von 


*)  ChlomBtrium  1,  Wasser  34.     Hiervon  1  auf  160  Bad. 


246 

einigen  Tagen   wird   die   Flilssigkeit   Über   dem   achwaizen  Nieder-  , 
schlag  ganz  klar  noA  nngeftirbt  sein. 

Die  Flüssigkeit  wird  dann  mit  einer  bekannte»  Menge  Waiwt 
verdünnt,  am  den  Jod-  und  Bromsilberealpeter  zu  zersetzen.  Uin 
filtrirt,  nnd  setzt  darauf  erst  die  entsprechende  Menge  salpeteTuaret 
Silber  zQ.  Nachdem  man  das  Bad  mit  etwas  Salpelersänre  ange- 
säuert, wird  man  finden,  dass  es  wieder  sehr  gut  arbeitet. 

Will  man  ein  Papiersilberbad  in  ein  CoUodioniUberbid  ra- 
wandeln,  so  verdünnt  man  es  vor  dem  Belichten ;  nach  dem  Eiäres 
und  Filtriren  muas  es  mit  etwas  Jodkaliumlügiuig  versetzt  wefden. 

Ein  solches  „gedoctortes"  Bad  ist  eben  so  empfindlich  wie  eil 
ganz  frisches  und  gibt   selbst   ohne  Verstärkung  kräftige  Ne|[stin. 


Graflt's  JlagDesUnlaiilpe. 


Der  Magnesiumdraht  wird  in  die  Oclfnung  o  gesteckt;  im  b- 
nem  fasst  ihn  das  Uhrwerk  und  flihrt  ihn  durch  das  Rohr  f ). 
an  dessen  Ende  q  er  durch  eine  Weingeistlampe  entzündet  wird. 

Das  Uhrwerk  wird  durch  den  Schlüssel  c  aufgezogen;  die 
Uebertragung  geschieht  durch  den  kleinen  Keil  oberhalb  des  Hebtii 
a;  wenn  die  Bewegung  aufhören  soll,   zieht  man  den  Keil  henu- 

Die  Geschwindigkeit  wird  durch  die  Flügel  r  regulirt,  diemu 
vor  dem  Gebrauch  der  Lampe  so  dreht,  dass  sie  mehr  oder  weel- 
ger  Luftwiderstand  finden. 


247 


lieber  Jedkalisnliereituig« 

Aus  der  Zeitschrift  des  allgemeinen  dsteneichischen  Apotheker-Vereines. 

Als  die  beste ,  durch  die  Praxis  bewährte  Methode  bezeichnete 
Herr  Fachs  (in  der  26.  Sitzung  des  allg.  österr.  Apotheker-Vereins) 
die  folgende: 

Man  nehme  100  Theile  Jod,  welches  man  in  einer  Porzellan* 
schale  mit  240  Thelien  destillirten  Wassers  übergiesst  und  setzt 
dann  75  Theile  reines  kohlensaures  Kali  und  30  Theile  Eisenfeil- 
spähne  zu.  Die  Masse  wird  mit  einem  Pistille  gut  durchgearbeitet 
und  stehen  gelassen.  Die  Einwirkung  geht  langsam  vor  sich,  wird 
aber  durch  einiges  Erwärmen  befördert.  Sobald  die  Entwicklung 
der  Kohlensäure  aufhört ,  wird  unter  stetem  Umrühren  zur  Trocken- 
heit verdampft  und  am  besten  noch  einige  Zeit  im  lauen  Trocken- 
ofen stehen  gelassen,  damit  alles  Eisenoxydul  in  Oxyd  sich  ver- 
wandle, dann  in  einer  eisernen  Pfanne  unter  Umrühren  bis  zum 
schwachen  Rothglühen  erhitzt.  Der  Glührückstand  wird  mit  der 
möglichst  geringen  Quantität  destillirten  Wassers  vollkommen  aus- 
gelaugt, bis  das  ablaufende  Wasser  auf  Glas  oder  Platin  beim 
Verdunsten  keinen  Rückstand  lässt.  Die  hierauf  filtrirte  Flüssigkeit 
reagirt  gewöhnlich  alkalisch  und  muss  mit  Jodwasserstoifsäure  neu- 
tralisirt  werden,  wonach  das  Jodkalium  durch  Abdampfen  in  Gry- 
stallen  gewonnen  wird.  Die  Ausbeute  an  chemisch  -  reinem  Jod- 
kalium entspricht  dem  stöchiometrischen  Verhältnisse. 


lieber  freiwillif;e  VeräiileniigeR  der  SehiessbMnwelle« 

Von  Ch.  Blondean. 

(Aus  den  Comptes  rend.  durch  Journ.  f.  pract.  Chemie ) 

Schiessbaumwolle  wurde  in  weithalsigen  Flaschen  mit  einem 
am  Stopfen  befestigten  Stück  Lakmuspapier  eingeschlossen,  einige 
dieser  Flaschen  in  einen  dunklen  Schrank,  andere  in  das  diffuse 
Tageslicht  gebracht,  noch  andere  dem  directen  Sonnenlicht  ausge- 
setzt. Die  im  Dunkeln  stehende  Schiessbaum  wolle  begann  sich  erst 
nach  zwei  Monaten  zu  verändern,  indem  sich  erst  dann  das  Lack- 
muspapier röthete.  Nach  drei  Monaten  war  der  Kork  deutlich  ange- 
fressen, das  Innere  der  Flaschen  roch  nach  salpetriger  Säure.  Die 
bisher  erhaltene  faserige  Structur  begann  nach  4  Monaten  sich  zu 
verändern,  die  Wolle  drückte  sich  mehr  zusammen  und  nahm 
schliesslich  die  Form  eines  Pilzes  an,  der  auf  seiner  Oberfläche  mit 
einer  gummiartigen  Substanz  bedeckt  war.  Der  Kork  war  unter- 
dessen völlig  gelb  geworden,  und  zerfiel  bereits  in  einzelne  Stücken. 
Nach  Erneuerung  desselben  hörte  im  sechsten  Monat  die  Entwicke- 
luBg  der  sauren  Dämpfe  etwas  auf,  die  frei  werdenden  Gase  blieben 
in  der  Masse  eingeschlossen,  die  sich  mehr  und  mehr  aufblähte  und 
ein  schwammiges  Ansehen  annahm.  Nach  einem  Jahre  schien  die 
Zersetzung  beendigt  zu  sein. 

Zur  Bereitung  der  Schiessbaumwolle  war  ein  Gemisch  von 
1  Theil  Salpetersäure  und  2  Theilen  Schwefelsäure  verwendet  wor- 


248 


den.    Vorher  war  die  gereinigte  Baumwolle  mit  Aether  und  AJkoliol 
gewaschen  worden. 

Zuerst  Terior  diese  SchJessbaumwoUe  Salpetersäare  durch  & 
Zersetzung  und  wurde  zu  Stickstoffbaumwolle  wie  aus  folgend 
hervorgeht.  Nach  vlermonatlichem  Verbleiben  in  der  Flasche 
die  Schiessbaumwolle  noch  ebenso  faserig  wie  im  Anfang,  aber 
stark  sauer.  Wäscht  man  sie  nun  mit  destillirtem  Wasser  ab,  so 
ist  in  der  Flüssigkeit  keine  Spur  einer  organischen  Säure  zu  finden. 
Die  rückständige  Wolle  explodirt  ^ach  dem  Trocknen  nicht  mehr, 
sie  zerfliesst  wie  Salpetersäurebaumwolle  und  löst  sich  wie  diese  ib 
Essigsäure  und  in  einem  Gemisch  von  Alkohol  und  Aether.  Avc^ 
die  Analyse  beweist,  dass  die  erste  Umänderung,  welche  die  Scfaieas- 
baumwoUe  erfahrt,  die  in  Stickstoffbaumwolle  ist 

Die  Zersetzung  schreitet  aber  weiter  fort.  Nach  sechs  Monalea 
entsteht  eine  gummiartige  zusammenhängende  in  Wasser  nur  theil- 
weise  lösliche  Flüssigkeit.  Das  ungelöste  ist  Xyloidin,  das  gelöste 
Zuckersäure. 

Die  Salpetersäurebaamwolle  hat  sich  also  durch  Wasserauf- 
nahme  in  Xyloidin  und  dann  in  Zuckersäure  verwandelt,  wobei  siek 
Stickoxyd  bildet,  welches  in  der  Masse  eingeschlossen,  ihr  das 
schwammige  Ansehen  verleiht. 

Abermals  etwas  später  findet  sich  Glykose  und  Oxalsäure 
darin,  die  durch  absoluten  Alkohol  von  einander  zu  trennen  sind. 
Der  Zucker  reducirt  leicht  die  Trommer'sche  Flüssigkeit,  miter- 
liegt mit  Hefe  der  Alkoholgährung  und  besitzt  ausserdem  einen 
süssen  Geschmack.  Aus  30  Grm.  Schiessbaumwolle  wurden  3,5  Ghb. 
vollkommen  krystallisirten  Zuckers  erhalten. 

Die  Reihenfolge  obiger  Veränderungen  ist  dieselbe  wie  wir  sie 
bei  der  Wirkung  der  Salpetersäure  auf  Cellulose  gefunden  haben, 
nur  mit  dem  Unterschied,  dass  im  ersteren  Glykose  auftritt,  der 
wir  im  letzteren  nicht  begegnet  sind.  Diess  hat  seinen  Grund 
wahrscheinlich  darin,  dass  2  Acq.  Salpetersäure  des  Xyloidins  dordi 
2  Aeq.  Wasser  ersetzt  werden,  wie  folgende  Gleichung  zeigt: 
Ci2HioOio,2.N05+8.HO=Ci2HioOio,2.HO+2.N05+6.HO. 

Im  diffusen  Tageslicht  gehen  die  Umwandlangen  ebenfalls,  nur 
mit  grösserer  Geschwindigkeit  vor  sich,  denn  schon  wenigen  Tagen 
zeigen  sich  saure  Dämpfe  und  nach  4  —  5  Monaten  ist  die  Zer- 
setzung vollkommen  vor  sich  gegangen. 

In  directem  Sonnenlichte  gehen  ganz  andere  Veränderungoi 
mit  der  Schiessbaumwolle  vor.  Die  Masse  wird  dunkelgelb,  wird 
vollständig  in  Wasser  löslich  und  mit  Kall  in  der  Wärme  behan- 
delt, giebt  die  Lösung  Ammoniak  aus.  Es  verwandelt  sich  in  (fie- 
sem Falle  ein  Theil  der  Salpetersäure  in  Ammoniak,  welches  sieb 
mit  der  unzersetzten  Schiessbaumwolle  zu  einer  neuen  Substanz 
verbindet,  die  sich  auch  noch  bei  einer  Temperatur  von  100^  bil- 
det, und  auf.  die  wir  deshalb  bei  Besprechung  der  Wirkung  der 
Wärme  auf  Schiessbaumwollc  zurückkommen  werden. 


MittheUungen   fOr   die   Redaction   wolle  man   an    Dr.   Liesegang 

in  Elberfeld  adressiren. 


Gedruckt  bei  Sam.  Laca«  in  £tberWd. 


Photographisches  Archiv. 


Band  in.  -  Kr.  96.  -  i«.  JuU  iüi». 


BiBgelimBte  PhotograpliieR. 

Verfahren  der  Herren  Haieohal  und  Iw&i  Au  Motay. 

In  der  letzten  Sitzung  der  Pariser  Academie  wurden  durch 
Herrn  Regnault  einige  Glasfenster  mit  photographischen  Verzie- 
rungen nach  diesem  Verfahren  vorgelegt,  die  das  allgemeine  Interesse 
erregten,  wie  sie  es  früher  schon  in  der  Pariser  photographischen 
Gesellschaft  gethan. 

Die  Erfind^  haben  ihr  Verfahren  in  Frankreich  patentirt;  es 
dient  zur  Anfemgung  eingebrannter  Photographien  auf  Glas,  Email, 
Lara,  Porzellan  und  Fayence.  Es  besteht  aus  zehn  verschiedenen 
Operationen. 

1.  In  100  Theilen  Benzin  lüst  man  4  Theile  Kautschuk. 
Hierzu  setzt  man  einen  Thell  unjodirtes  Collodion.  Die  Mischung 
wird  auf  den  Stoff  gegossen,  worauf  der  Abdruck  gemacht  werden 
soll;  man  lässt  sie  an  der  Luft  oder  im  Trockenofen  trocknen. 

2.  Auf  die  trockene  Schicht  giesst  man  jodirtes  Collodion 
(Hr.  Mar^chal  bedient  sich  des  Liesegang^schen  Natrium-Collodions.) 
Diese  zweite  Schicht  verbindet  sich  innig  mit  der  ersten  und  wird 
dadurch  sehr  fest  und  consistent. 

3.  Die  Schicht  wird  im  Silberbad  sensitirt  und  in  der  Camera 
und  im  Copirrahmen  belichtet. 

4.  Das  latente  Bild  wird  durch  Eisen-  oder  Pyrogallussäure 
entwickelt 

5.  Das  Bild  wird  fixlrt,  indem  man  darauf  zuerst  die  Lösung 
emer  Jodcyanverbindung,  dann  die  Lösung  eines  alkalischen  Cyan- 
salzes  darauf  einwirken  lässt. 

14 


250 


6.  Man  taucht  das  Bild  einige  Minuten  in  eine  Auflösung  roii 
Eisenvitriol  und  Pyrogallussäure. 

7.  Man  verstärkt  es  mit  salpetersaurem  Silber  und  einem  reds- 
cirenden  Stoffe,  wie  Pyrogallussäure,  Gallussäure,  AmeiAeiiBiiire 
oder  Eisenvitriol.    Zum  Verstärken  der  Bilder,  die  als  TransparenlB 

.  dienen  sollen,  Ist  zwölf-  bis  bis  fUnfzehnmaliges  Wiederholen  der 
Verstärkung  nöthig,  für  gewönliche  Positivs  nur  vier-  bis  sedis- 
maliges.  Ausserdem  müssen  die  Bilder  drei-  bis  viermal  in  Bader 
von  Jodeyanverbindungen  und  alkalischen  Cyansalzen  gelegt  werdet 
(wie  sub  5),    ebenfalls   in  eine  Pyrogallussäure-  oder  Eiaenlosnag 

(wie  sub  6). 

Die  Behandlung  mit  Jodcyan-  und  Cyansälzen  bezweckt  die 
gänzliche  Auflösung  des  bei  der  Verstärkung  entstandenen  Schleiers; 
und  das  darauf  folgende  Bad  von  Eisenvitriol  begünstigt  eine  krif- 
tige  Verstärkung. 

8.  Das  verstärkte  Bild  wird  eine  bis  drei^Stunden  lang  ii 
in  eine  Auflösung  von  Chlorplatin  oder  salpetersaurem  Flalinoxjd, 
oder  nacheinander  in  Bäder  von  Platin  und  Chlorgold,  oder  aba 
nur  in  Chlorgoldlösung  gelegt.  Hierdurch  wird  das  Silber  des  Bil- 
des  theilweise  durch  Platin,  durch  eine  Mischung  von  Platin'ond 
Gold,  oder  durch  Gold  allein  ersetzt.  Wenn  manjßm  MuffdTeoer 
durch  Einwirkung  der  B[iesel-  und  Borsäure  grünschwarze  Bildef 
erhalten  will,  so  taucht  man  die  Bilder  vorher  nur  in  Platinlosan^; 
sollen  sie  schwarz  werden,  so  nimmt  man  nach  eiifuider  ChlorgoU 
und  Platin ;  wünscht  man  vergoldete  Bilder,  so  nimmt  man  nur 
Chlorgold. 

9.  Nach  dem  Platin-  oder  Goldbade  wird  das  Bild  in  Cyaa- 
kaliumlösung  oder  starker  Ammoniakflüssigkeit  gewaschen,  mit  fettem 
Kautschuk-  oder  Guttaperchafimiss  überzogen  und  dem  Mufielfener 
ausgesetzt,  wodurch  die  organischen  Stoffe  zerstört  werden. 

10.  Das  nun  nur  noch  aus  Metall  bestehende  Bild  wird  mit 
Kiesel-  oder  Boraxfluss  bedeckt  und  bis  zur  orangeroth^i  Farbe 
erhitzt. 

Die  der  Academie  vorgelegten  Bilder  zeigen  die  vielseitige 
Anwendung  dieses  Verfahrens.  Die  Goldbilder  eignen  sich  lar 
Reproduction  von  Zeichnungen  und  Stichen,  zum  Decoriren  voa 
Porzellansachen,  Schmuckgegenständen,  Servicen  und  Crystallwaarai; 
die  Platinbilder  passen  mehr  für  Copien  nach  Negativs  von  Portruls, 
Ansichten,  Gemälden  u.  dergl.,  zum  Verzieren  von  Fenstern  and 
Cameen.    Zudem  sind  diese  Bilder  vortrefflich  ausgeführt 


251 


Benerkuj;»  Aber  den  PosHivilrack. 

Von  Thomai  Sntton,  B.  L 

Wir  entnehmen  den  Photographie  Notes  folgende  interessante 
Bemerkimgen  über  die  neuen  Collodiondruckverfahren : 

Wer  Helsby's  Milcbglasbilder  und  Burgess's  Eburneumbilder 
auf  weisser  Gelatine  gesehen  hat,  muss  ihre  grosse  Ueberlegenheit 
über  Albnminpapiercopien  bemerkt  haben.  Das  Albuminpapier 
besitst  eine  rauhe  Oberfläche,  die  sich  mit  der  Erzielung  yoU- 
kommener  Abdrücke  in  Bezug  auf  Feinheit  und  Tonabstufung 
durchaus  nicht  verträgt  Dies  ist  keineswegs  zu  verwundem,  da 
wir  wissen,  dass  das  Papier  beim  Benetzen  die  Glätte  seiner 
Oberfläche  verliert,  und  das  empfindliche,  ohne  vorher  satinirt  zu 
sein,  unter  das  Negativ  gebracht  wird.  Für  Arbeiten  einer  besseren 
Gattung  muss  man  also  eine  Stufe  höher  steigen  und  zum  Druck 
Oberflächen  anwenden,  die  eben  so  fein  sind  wie  das  Glas  worauf 
das  Negativ  sich  befindet.  Es  ist  jetzt  ein  Zug  nach  dieser 
Richtung;  die  Photographen  ersten  Ranges  müssen  darauf  Acht 
haben,  oder  sie  werden  ihren  Vorrang  einbussen. 

Die  baldige  Einflihrung  dieser  Verfahren  in  die  photographische 
Praxis  wird  wahrscheinlich  den  nächsten  grossen  Fortschritt  der 
Photographie  bezeichnen.  Es  ist  gewiss,  dass  ein  Abzog  auf 
Eiweisspapier  oder  Wothlytypiepapier  keinen  Augenblick  mit  der 
feinen  Oberfläche  von  Glas,  Gelatine  oder  PorzeUan  zu  vergleichen  ist. 

Das  näcliste  wäre  also,  das  Verfahren  aufzusuchen,  welches 
zu  einem  derartigen  Zweck  am  tauglichsten  ist.  Man  kann  ent- 
weder im  Copirrahmen  direct,  oder  mit  Hervorrufung  drucken. 
Der  grosse  Vortheil  des  Hervorrufongsdrucks  in  der  Camera  ist, 
dass  viel  schwächere  Negativs  angewandt  werden  können  (und 
müssen)  wie  beim  Contactdruck ,  so  dass  also  die  Belichtungszeit 
bedeutend  zu  vermindern  ist.  Ein  Negativ  ftir  den  Cameradruck 
braucht  nur  den  vierten  Theil  der  Zeit  belichtet  zu  werden  die  man 
zu  einem  gewöhnlichen  Negativ  braucht.  Wenn  man  nun  mit 
JodbromcoUodion  und  mit  Salpetersäure  im  Silberbad  arbeitet  so 
wird  man  nur  äusserst  kurz  zu  belichten  brauchen,  man  wird  viel 
natürlichere  und  ähnlichere  Portraits  erhalten  als  bei  der  jetzt 
erforderten  langen  Belichtung.  Die  jetzt  gebräuchlichen  Druck- 
manieren  erfordern  einen  langsamen,  Intensität  gebenden  Negativ- 
process  und  in  Folge  dessen  ein  Glashaus  mit  viel  zu  viel  Licht 
während  für  den  Cameradruck  ein  rasches  Negativ  verfahren,  ohne 
Verstärken  und  ohne  Firnissen,  und  ein  den  Maler -Ateliers  ähn- 
liches Glashaus  am  besten  ist  worin  man  eine  wirklich  künstlerische 


252 


Beleuchtung  geben  kann.  Die  Photographen  jagen  immer  ludi 
Abkürzung  der  Belichtungszeit,  nach  empfindlicheren  Chemikalien  etc. 
Weshalb?  Gewiss  nicht  weil  ihnen  eine  Belichtung  ron  30 
Secunden  mehr  Mühe  verursacht,  als  eine  von  3  Secunden,  sondeni 
weil  bei  der  letzten  der  Portraitirte  einen  gefalligen  natoriicbei 
Gesichtsausdruck  zeigt,  was  bei  der  ersten  ganz  omnöglich  isL 
Weil  die  Belichtungszeit  so  lange  dauert,  kann  der  Maler  den 
Photographen  hinsichtlich  des  Ausdrucks  aus  dem  Felde  sdüagea: 
wenn  aber  der  Photograph  ein  anderes  Druckverfahren  einfslirt 
wozu  dünne  schwache  Negativs  erfordert  werden,  so  wird  er  auf 
einmal  einen  höheren  Standpunkt  in  seiner  Kunst  einnehmen. 

Dieser  Vorzug  des  Ent^vicklungsdruckens  vor  dem  directa 
Drucken  ist  so  bedeutend ,  dass  man  kleinere  Vortheile  gar  nicht 
aufzuzählen  brauchte.  Beim  directen  Drucken  kann  das  N^ath 
sehr  leicht  zerbrochen  oder  verletzt  w^erden;  wenn  nicht  Htp&j 
und  Abdruck  auf  geschliffenem  Glas  gemacht  werden,  so  erl»li 
man  keine  scharfe  Copie;  man  muss  den  Copirrahmen  öffnen  am 
nachzusehen,  und  gefährdet  dadurch  ebenfalls  die  Schärfe;  man  ist 
Knecht  des  Wetters  und  muss  tausendmal  so  lange  belichten  vie 
beim  Entwicklungsdrucken;  und  man  arbeitet  mit  einer  trockoeD 
Schicht  die  beim  Befeuchten  leicht  zerreisst.  Hingegen  beim 
Cameradruck  kann  das  Negativ  nicht  durch  Contact  mit  andeia 
Gläsern  verletzt  werden  oder  im  Copirrahmen  zerspringen,  gewoln- 
liches  Glas  kann  für  das  Negativ  wie  für  den  Abdruck  benotzt 
werden ,  man  braucht  nicht  nachzusehen  und  macht  zu  jeder  Zeit, 
selbst  bei  schlechtem  Licht  mit  wenig  Secunden  Belichtung  eioe 
Copie ,  und  man  operirt  mit  einer  feuchten  Schiebt  die  sich  mck 
ablöst.  Hierzu  kommt,  dass  das  Verfahren  eben  so  einfach  ist 
wie  das  feuchte  Collodionverfahren ,  und  dass  man  an  einem  Tage 
eine  grosse  Menge  von  Abzügen  machen  kann.  Ferner  kann  diu 
die  Abdrücke  in  beliebiger,  vom  Negativ  unabhängiger  Grusie 
machen. 

Aber  sind  hervorgerufene  Abdrücke  so  schön  im  Ton,  in  Knfi« 
Schärfe,  Abstufung  und  künstlerischer  Wirkung  wie  die  directeo'/ 
Sie  sind  es.  Ferrier's  vortreffliche  Transparentbilder  auf  Gl«. 
sowie  die  Java -Landschaften  von  Negretti  und  Zambra  sind  mit 
Hervorrufung  gedruckt ;  und  es  gibt  nichts  schöneres  in  Bezug  auf 
Abstufung  und  Schärfe.  Abdrücke  auf  Albuminpapier  lassen  sA 
gar  nicht  damit  vergleichen.  Man  könnte  einwenden,  dies  seien 
Transparcntbilder ,  und  deshalb  erhelle  daraus  nicht,  dass  da? 
Verfahren  auch  gute  positive  Abzüge  liefere.  Nun  aber  haben  wir 
vor  uns  zwei  Ebumeumbilder   von    Mr.  Burgess;   wir  können  nw 


253 


sa^en,  dass  dies  die  voUkommensten  Photographien  sind  die  wir 
je  gesehen.  Sie  übertreiTen  Papierbilder  bei  weitem,  und  selbst 
Daguerreotypen  und  Giaspositivs.  Contactdruck  auf  Papier  ist  ganz 
gut  für  gewisse  Zwecke,  aber  für  das  Partraitfach  untauglich.  Das 
Hervorrufungsverfahren  wird  ihn  sicher  verdrängen.  Den  Leuten 
gefallt  die  jetzige  Manier  nicht  mehr;  sie  bezahlen  gerne  mehr  für 
etwas  besseres  wenn  es  zu  haben  ist. 

Man  vergesse  nicht,  dass  diese  neue  Druckmethode  die  Contraste 
im  ^Negativ  sehr  vermehrt;  dass  man  also  ein  sehr  dünnes  flaches 
Negativ  machen  muss. 

Wenn  man  indessen  Abdrücke  ohne  Hervorrufung  zu  machen 
beabsichtigt,  so  wähle  man  das  Simpson^sche  Verfahren  mit  Chlor- 
silbercollodion.  Für  Glasbilder  muss  dem  Collodion  auf  die  Unze 
ein  Gran  Citronsäure  zugesetzt  werden,  am  besten  wahrscheinlich 
in  der  Form  von  Citronensaft. 


lieber  ein  nenes  sehr  empfindliehes  Papier  for 
photographisebe  Tergrösseraiigen. 

Von  Dr.  van  loDckhoven. 

Jedermann  weiss,  dass  das  gewöhnliche  Salzpapier  Bilder  giebt 
deren  Ton  sich  nach  der  Leimung  des  Papiers  richtet;  dass  z.  B. 
ganz  reines,  nngeleimtes  Papier  graue  flache  Bilder  giebt,  während 
dasselbe  Papier  mit  Gelatine  oder  Albumin  geleimt  brillante  Ab- 
drücke von  angenehmer  Farbe  liefert.  Dies  kommt  daher,  dass 
sich  das  Silbemitrat  mit  der  Leimung  zu  einer  Art  von  Lack 
verbindet 

Das  Licht  zersetzt  das  Chlorsilber  in  metallisches  Silber  und 
in  violettes  Silberchlorür ,  dessen  Zuzammensetzung  uns  bis  jetzt 
noch  nicht  genau  bekannt  ist  Der  Silberlack  hingegen  enthält 
keine  Spur  von  metallischem  Silber.  Das  Fixirmittel  lässt  also  im 
ungeleimten  Papier  nur  metallisches  Silber  von  grauer  matter  Farbe 
zurück,  während  im  Albuminbilde  sich  nach  dem  Fixiren  zwar 
ebenfalls  metallisches  Silber  findet,  daneben  aber  auch  jener  Silber- 
lack, welcher  die  schöne  Färbung  erzeugt.  Belichtet  man  die  Pa- 
piere sehr  kurz  und  entwickelt  mit  Gallussäure,  so  erhält  man 
sehr  schwarze  Bilder;  wenn  aber  das  Papier  nicht  geleimt  war,  so 
wird  das  Bild  beim  Fixiren  grau  und  matt. 

Sensitiren  wir  zwei  Blätter  Papier,  das  eine  nur  mit  Chlor- 
natrium und  ohne  Leimung,  das  andere  mit  Kiweiss  ohne  Chlorsalz, 
so  enthält  das  erste  nur  Chlorsilber,  das  zweite  nur  Silberalbuminat. 


254 


Kurz  belichtet  und  mit  Gallussäure  bebandelt  geben  diese 

ganz  verschiedene  Hesultate.     Das  erste  gibt  ein  graues 

Bild,  das  zweite  eins  von  sehr  schöner  Farbe.    Mit  nntersdiweffig^ 

saurem  Natron  fixlrt  und  (getrocknet,   gibt    das  erstere 

mattes  in  Quecksilber  lösliches  Bild,    also  aus  metallischem 

bestehend,  das  zweite  ein  farbiges  nicht  in  Quecksilber  löslicbcs. 

Im  ersten  Falle  sieht  man  also,  dass  die  Gallussäure  dem  Bilde 
metallisches  Silber  zuführt,  dass  demnach  hier  nicht  eine  Eat- 
wickelung  sondern  eine  wirkliche  Verstärkung  vor  sich  gdit. 

Leider  werden  die  mit  Harz,  Gelatine,  Albumin  geiennten  Pa- 
piere im  Gallussäurebade  gelb,  und  das  unterschwefligsaure  Natron 
verändert  den  Ton  etwas.  Man  ist  daher  von  dem  Entwickehrngs- 
verfahren  meistens  abgegangen.  • —  Das  Studium  der  ZeisetsungeB 
des  Collodions  hat  mich  nun  zu  einem  neuen  Verfahren  geleitet^ 
das  wirklich  ganz  practisch  ist 

Ich  habe  vor  einigen*  Jahren  mitgetheilt,  dass  das  Collofion 
sich  zersetzt,  indem  der  Alkohol  den  Stickstoff  des  Pyroxjims 
absorbirt,  wobei  der  Alkohpl  zu  Salpeteräther  wird,  das  Fyroxylin 
zu  einer  Art  Harz.  Unjodirtes  Collodion,  welches  einige  Jahre  alt 
ist,  gibt  Bilder  von  tiefrother  Farbe. 

Ein  der  CoUodionwolle  sehr  ähnlicher  Körper,  die  Nitroglucose 
zersetzt  sich  viel  rascher  in  Gegenwart  von  Alkohol  und  bildet  mit 
Silbemitrat  eine  Verbindung,  die  sich  im  Licht  gerade  wie  SiUier- 
albuminat  bräunt.  Dieser  Stoff  bleibt  unter  dem  Einflnas  der 
Gallussäure  ganz  weiss,  während  Silberalbuminat  gelb  wird. 

Wenn  man  das  mit  alkoholischer  Lösung  von  Nitrogiocose  pfi- 
parirte  Papier  sensitirt,  unter  einem  Negativ  sehr  kurz  belichtet  and 
in  Gallussäure  legt,  so  kommt  ein  Bild  von  prächtiger  Farbe  herror, 
dass  sich  wie  Albuminbilder  tonen  und  fixiren  lässt. 

Ich  gehe  nun  zur  practischen  Beschreibung  meines  Verfahrens 
über. 

Ein  Theil  pulverislrten  Zuckers  wird  in  eine  Mischung  von 
einem  TheU  Schwefelsäure  und  einem  Theil  rauchender  Salpete^ 
säure  gegeben,  nach  fünf  Minuten  wieder  herausgenoounen ,  mu 
unter  einem  Wasserstrahl  gewaschen.  Die  so  erhaltene  Subftanx 
wird  in  Alkohol  gelöst,  dann  wieder  durch  Wasser  präcipitirL 

Von  dieser  Nitroglucose  lost  man  20  Gramm  in  einem  Liter 
Alkohol;  die  Auflösung  wird  in  einem  Trockenofen  8  bis  10  Tagr 
einer  Temperatur  von  etwa  43^  ausgesetst.  Naeh  V-erimf  dieser 
Zeit  ist  die  Nitroglucose  zersetzt  und  die  Flüssigkeit,  die  öA 
anfangs  mit  Silberlösung  nicht  trübte ,  gibt  jetzt  einen  weissen  Nie- 
derschlag, der  sich  im  Lichte  sehr  rasch  schwärzt. 


256 


Die  Lösung  wird  in  eine  Poraella&scbale  gegosseo ;  man  taucht 
RiFepapier  hinein  und  hängt  es  zum  TroclLnen  auf.  Nach  einigen 
Minuten  ist  es  trocken.  Es  wird  dann  zwei  Stunden  lang  in  zelm- 
procentige  Salzlösung  getaucht  Zum  Sensitiren  bringt  man  es  In 
ffinf^rocentige  Silberlösung.    Es  hält  sich  einige  Monate  empfindlich. 

Dies  Papier  ist  äusserst  empfindlich  und  nimmt  einen  sehr 
schönen  Ton  an.  In  einer  Stunde  habe  ich  vierundzwanzig  Ver- 
grösserungen  damit  machen  können.  Die  Farbe  des  Bildes  Ist 
etwas  klarer  und  röther  als  beim  Chlorsilberpapier.  Wenn  man 
eine  Partie  Bilder  zusammen  hat,  taucht  man  sie  auf  einmal  in  ein 
Bad  von  1  Gramm  Gallussäure,  1  Liter  Wasser  und  10  Cub.- 
Centtmeter  Eisessig.  Darin  nehmen  sie  einen  prächtigen  Ton  an. 
Man  tont  und  fixirt  wie  gewöhnlich.  Nach  dem  Trocknen  tiberzieht 
man  sie  mit  Gummi  und  Wachsfimiss  oder  Email-Lack.  Sie 
gleichen  dann  ganz  genau  den  Albuminbildem. 


(Denjenigen  unserer  Leser,  die  weniger  mit  der  Chemie  vertraut 
sind,  und  die  das  vorbeschriebene  Verfahren  versuchen  wollen^ 
würden  wir  rathen,  beim  Präpariren  der  Nitroglucose  sehr  vorsichtig 
SU  sein.  Die  Anführung  folgender  Yerhaltungsregeln  ist  vielleicht 
von  Nutzen. 

Die  Schwefelsäure  muss  in  einem  dünnen  Strahl,  langsam  und 
unter  fortwährendem  Umrühren  in  die  Salpetersäure  gegossen  wer* 
den,  nicht  umgekehrt  Dadurch  soll  zu  grosser  plötzlicher  Erhitzung 
vorgebeugt  werden.  Natürlich  muss  das  Gefäss,  worin  man  die 
Säuren  mischt,  jede  Temperaturveränderung  vertragen.  Ein  dünnes 
Becherglas  ist  am  besten.  Der  Zucker  darf  erst  hinzugethan  wer- 
den, nachdem  die  Mischung  gänzlich  erkaltet  ist;  auch  darf  man 
keine  grössere  Menge  davon  nehmen.  Versäumt  man  dies,  so 
braust  die  Masse  plötzlich  auf  und  es  entwickeln  sich  grosse 
Mengen*  ungesunder  gelber  Dämpfe.  Man  nehme  deshalb  die  Ope* 
ration  im  Freien  vor  und  an  einer  Stelle,  wo  etwa  tibersteigende 
Sänre  nichts  verderben  kann.  Aus  demselben  Grunde  nimmt  man 
am  besten  ein  ziemlich  grosses  Gefäss.  —  Behn  Umrtiliren  der 
Mischung  von  Säure  und  Zucker  wird  diese  dick,  und  gleich  darauf 
fiült  eine  gelatinöse  Masse  zu  Boden.  Man  giesst  die  überstehende 
Flfissig^eit  sofort  ab,  übergiesst  den  Bodensatz  mit  Wasser  und 
knetet  ihn  mit  den  Händen  aus.  Kleinere  Mengen  lassen  sich  dmrch 
Auskneten  und  Waschen  von  .  der  anhängenden  Säure  leicht 
befreien.    Dr.  Lg.) 


»•«•fTHkliekM  Areklf.  Ir.  8«.  IS.  Jidi  18S6.  1^ 


256 


ColMim  -  DrackferfahreB  für  vergrteserte  Mier« 

Von  VUiette. 

Der  Verfasser  wendet  bereits  seit  einigen  Jahren  das  Mol- 
tessier'sche  Verfahren  an,  und  hat  dasselbe  so  yeryoUkomnuiety 
dass  er  jetzt  Vergrösserungen  darnach  anfertigt.  Er  sagt  darüber 
in  einer  an  die  Redaction  des  Moniteur  de  la  Photographie  gie- 
richteten  Notiz: 

Die  Vortheile  meiner  Methode  sind: 

1)  Grosse  Feinheit  des  Bildes;  2)  unbestreitbare  Hahbaikeit; 
3)  das  Bild  liegt  auf  der  Oberfläche  des  Papiers,  ist  nicht  eiiige> 
sunken;  4)  nur  sehr  kurzes  Belichten  ist  erforderlich.  Um  das 
Negativ  worin  der  Kopf  ein  Centimeter  gross  ist,  auf  Lebensgrtee 
zu  vergrössem,  genügen  bei  electrischem  Licht  80¥rie  bei  Sonneii- 
beleuchtung  zwei  bis  drei  Secunden;  bei  Hydro -Ozygengas  sind 
zwei  bis  drei  Minuten  erforderlich.  Bei  zerstreutem  Licht  erfailt 
man  Abdrücke  in  7  bis  8  Minuten ;  oft  auch  in  noch  kürzerer  Zeit 

Ich  nehme  ziemlich  dickes  Jodcollodion,  welches  Uare  Positivs 
liefert  Das  Silberbad  ist  mit  doppelt  crystallisirtem  IHtrat  prl^iarirt 
Ich  entwiclde  mit  Pyrogallussäure;  das  Bild  muss  eben  so  langsm 
kommen  wie  ein  Negativ.  Man  wascht  ab  und  flxirt  mit  07911- 
kalium  von  3  % ;  darauf  wascht  man  nochmals  und  giesst  rascA 
Chlorgoldlösung  von  1 :  1000  auf.  Nachdem  man  wieder  gut  ab- 
gespült, legt  man  ein  Blatt  Gelatinpapier  auf  die  Sdiicht,  sehligt 
die  Ränder  derselben  um,  und  zieht  sie  mit  dem  Papier  vom  Glase. 
Ich  habe  Bilder  von  1  m.  20  zu  90  cent  ganz  leicht  abgezogen. 


Nnr  keine  Geheimnisse  in  der  Phetograpliic. 

Motto:  „Eines  M&dchens  echon  Q«e&cbt 

Mos«  allgemein  sein  —  wie's  Sonntnlickt.* 
Wallenstein's  Lager,  Aultntt  VB. 

Bei  W.  £.  Hepple  in  Bamberg  ist  kürzlieh  um  2  Thfar.  ein 
versiegeltes  Schriftchen  unter  folgendem  Titel  erschienen: 

„Wichtige  Mittheilung  .  fQr  Photographen.  Darstellung  'einei 
auf  Walirheit  und  Erfahrung  begründeten,  negativen  Hervorrufimgf 
flüssigkeit,  welche  das  Verstärken  mit  PyrogalloBsiare  xxBaiolMg 
madii  und  dabei  trotz  kürzerer  Exponirzeit  vorzügUche,  briUante» 
scliön  detaülirte  Negativs  liefert  etc.  etc/  — 

Ich  zweifle  durchaus  nicht  daran,  dass  der  Herr  YoiImmk 
dieser  „Wichtigen  Mittheilung''  auch  wirklich  mit  seiner  Hervor- 
rufungsflüssigkeit    all   die  hier  angegebenen  Vorzüge   erreicht,   da 


257 


auch  ich  schon  längere  Zeit  eine  derartige  Hervoimfüng  anwende; 
allein  ich  bin  —  offen  gestanden  —  gegen  alle  Geheimnisse  in  der 
Photographie,  und  was  der  Eino  weiss  und  kann,  soUte  durch  die 
OeffentUchkeit.  unentgeldlich  zum  Eigenthum  Aller  werden.  Nur 
auf  diese  Weise  wird  die  Photographie  sich  immer  freier  und 
kräftiger  entfalten  ^  während  sie  durch  Geheimnisskrämerei  noch 
immer  in  Fesseln  gehalten  wird.  Zudem  —  glaube  ich  —  sind 
nicht  alle  meine  sehr  geehrten  Herrn  Gollegen  im  Stande  für  jede 
einzelne  Mittheiiung  2  TUr.  auszugeben,  denn  die  photographischen 
Handwerker  haben  durch  ihre  schamlosen  Preisedrückungen  wohl 
manchem  tüchtigen  Photographen  das  Fett  von  der  Suppe  geschöpft. 

So  glaube  ich  es  der  Photographie  und  deren  wirklichen 
Anhängern  schuldig  zu  sein,  die  Heryorrufungsflüssigkeit  anzugeben, 
welche  ich  —  wie  gesagt  —  schon  lange  Zeit  ansetze  und  für  die 
beste  halte,  da  sie  wirklich  all  das  ezfltllt,  was  in  dem  Titel  obiger 
Mittheilung  gesagt  ist 

Sie  besteht  einfach  aus  einer ,  concentrirten  Lösung  von 
Eisenoxydul-Ammoniak,  welcher  Alkohol  wie  gewöhnlich  —  JBisessig 
aber  das.  Doppelte  und  je  nach  der  Temperatur  auch  das  Dreifache 
der  früheren  Quantität  zugesetzt  ist.  *  Durch  diesen  Entwickler  wird 
die  Expositionszeit  verkürzt,  die  Verstärkung  ganz  überflüssig  und 
die  Lichter  sind  äusserst  brillant  und  fein  detailirt.  Selbst  bei  der 
stärksten  Hitze  werden  die  Schatten  nie  verschleiert,  wohl  aber 
die  Lichter  hie  und  da  zu  sehr  gedeckt.  Um  nun  hier  nicht  in 
das  Gegentheil  zu  fallen  und  statt  der  Verstärkung  eine  „Entkräf- 
tnng"  anwenden  zu  müssen  —  verdünne  ich  bei  solcher  Temperatur 
den  Entwickler  zu  ein  Drittheil  mit  Wasser.  Dies  ist  Alles.  Selbst- 
verständlich glaube  ich  nicht  hinzufügen  zu  müssen,  dass  bei  seiner 
raschen  und  kräfUgen  Einwirkung  derselbe  in  geübten  und  vor- 
sichtigen Händen  sein  muss;  ebenso  halte  ich  die  Bemerkung , für 
überflüssig,  dass  hiezu  ein  starkes  Siiberbad  und  stark  jodirtes 
GoUodion  nöthig  ist,  denn  der  Entwickler  aUein  kann  natürlich 
nicht  Alles  thun. 

Gerne  würde  ich  auch  die  Zusammensetzung  dieser  Flüssigkeiten 
angeben,  allein  ich  möchte  um  Alles  in  der  Welt  nicht  in  den 
nbeln  Buf  kommen,  als  hielte  ich  zu  den  vielen  tausend  und  aber 
tausend  Recepten  auch  noch  die  meinigen  für  so  wichtig,  sie.  in 
achönem  schwarzen  Druck,  auf  blendend  weissem  Papier,  heraus- 
xngeben*  Meiner  geringen  Ansicht  nach  sind  fast  alle  Recepte  ^t, 
wenn  sie  aus  guten,  reinen  Chemikalien  gut  und  reinlich  ^uber^itet 
werden.  Emest  ReilllNM)Il. 


•  Ir' 


258 


Nraer  Bitwickler  für  NegiitiTi. 
Von  M.  Carej  Lot. 

Herr  Carey  Lea  glaubt,  dass  durch  Verbindung  eines  orgui. 
sehen  Stoffes  mit  dem  Eisenentwickler  Bilder  von  der  Zartheit  nd 
Feinheit  der  Eisenentwicklung  und  der  Kraft  der  PyTOgallaseotwick- 
lung  erhalten  werden  können.:  Die  Schwefelsäure  geht  mit  vielea 
organischen  Stoffen  Yerbindnngen  ein,  die  hier  benutzt  werdet 
könnten.  Das  nach  den  gewöhnlichen  Vorschriften  bereitete  „inder* 
schwefelsaure  Eisen^  ist  hierher  nicht  zu  rechnen,  denn  wenn  mu 
nur  den  Zucker  mit  Eisenvitriol  zusammen  crystallisiren  Itet,  so 
erhält  man  doch  blos  eine  mechanische  Mischung  von  Zucker  Bit 
Eisenvitriol,  während  das  eigentliche  Salz  der  ZuckerschwefelsEiin 
nach  der  in  diesem  Archiv  Bd.  IV,  S.  334  durch  Dr.  Sdnutm 
mitgetheilten  Vorschrift  darzustellen*  ist.  Herr  Lea  gibt  im  Pldla- 
delphia  Photographer  zwei  Vorschriften  ftir  eine  ähnliche  VeiliiB- 
dung  mit  Gelatine,  die,  wie  er  angibt,  sehr  fein  und  krifiig 
entwickelt. 

1)  Eine  Unze  Gelatine  lasse  man  in  zwei  Unzen  Wsskt 
anschwellen.  Man  löse  sie  durch  schwaches  Erwärmen  und  sete 
darauf  fünf  Drachmen  (gemessen)  Schwefelsäure  zu.  Man  rfihredie 
Mischung  gut  um  und  giesse  die  Säure  nicht  auf  einmal,  sooden 
allmälig  zu.  Die  Gelatine  wird  viel  flüssiger  und  nimmt  dm 
eigenthtimlichen  Geruch  an.  Nach  zwölf  Stunden  wird  die  Veiirii- 
düng  zwischen  Gelatine  und  Säure  gebildet  sein;  man  setze  dam 
Eisenfeilspähne  im  Ueberschuss  zu ,  und  soviel  Wasser  wie  Sinre 
vorhanden  ist  Man  lasse  die  Mischung  zwei  bis  drei  Tage  a 
einem  warmen  Ort  stehen  und  rühre  zuweilen  um.  Um  sichern 
sein,  dass  dann  keine  freie  Säure  mehr  vorhanden  ist,  gebe  ma 
etwas  essigsaures  Natron  hinzu;  eine  halbe  Drachme  wird  genOgen. 
Dann  filtrire  man  und  verdünne  auf  15  Unzen. 

2)  Man  giesse  eine  Unze  Schwefelsäure  zu  drei  Unzen  Wasser 
und  lasse  erkalten.  In  diese  Mischung  gebe  man  eine  Unze  Gda- 
tine,  lasse  anschwellen,  und  setze  sie  zum  Lösen  viemndzwaoii;  | 
Stunden  an  einen  lauwarmen  Ort  Dann  setze  man  Eisenfeilspabe 
hinzuy  ohne  irgendwie  zu  erhitzen.  Nach  einigen  Tagen  setze  mu 
etwas  essigsaures  Natron  zu,  filtrire  und  verdünne  auf  15  Unzen. 

Nach  dem  ersten  Verfahren  erhält  man  eine  braunere  Lüsdb; 
als  nach  dem  i^weiten.  Das  letztere  zieht  Herr  Lea  vor.  Ando« 
Verfahren  haben  ihm  nicht  so  günstige  Resultate  geliefert 

Der  auf  diese  Weise  präparirte  Entwickler  ist  sehr  coocentrirt, 
braucht  aber  keinen  Säurezusatz,  da  die  Gelatine  hier  die  BoDe  da 


259 


S&iure  spielt    Diese  Eigeiischaft  ist  eigenACiiiilidi ;    Herr  Lea  bat 
dieaelbe  sehen  firfiher  beobuchtet,  als  er  Gelatine  vergolden  w<^te, 
worauf  doppeltchromsanres  Kali  und  Licht  gewirkt  hatte.    Er  pin- 
selte  dieselbe  mit  ätherischer  ChlorgoldlGsimg  an   und  goss  dann 
Elsenvitriolldsang   darüber.       Wenn   man    diese   beiden   L((sangen 
gimammengiesst,  entsteht  sonst  sofort  ein  Niederschlag  von  metalli- 
schem Gk>ld.    Aber  in  diesem  Falle  war  der  Goldniederschlag  lang- 
sam,  nnvollkommen  nnd  unregelmfissig;    erst    durch  das  Zuhülfe- 
nebmen  der  mächtigen  Bedactionskraft  der  directen  Sonnenstrahlen 
wurde   ein   rascher   nnd   vollständiger  Niederschlag   erhalten.    Mit 
Silber    war    der    retardirende    Einflnss    der    Gelatine    schwächer; 
dennodi   vertritt  sie  bei   der   photographisciien   Entwicklung  voll- 
kommen  die  Essigsäure.    Eine  reine  Porzellanschale  wurde  mit  der 
Ctolatine-Eisenlösnng,  eine  andere  mit  gleichviel  gewöhnlichem  Ent- 
wickler (Wasser  60  Unsen;  Eisenvitriol  4  Unzen;  Essigsäure  4  üb- 
Ben,  Alkohol  3  Unzen)  gefüllt  und  zu  jedem  eine   gewisse  Menge 
Süberlösnng  gegossen.       Der    gewöhnliche  Entwickler   fing  schon 
nach  fünfzehn  Secunden  an  trüb  zu  werden,  während  der  Gelatine- 
Entwickler   lünfzig   Secunden,    also   dreimal    so   lange   klar  blieb, 
obgleidi  er  viel  mehr  Eisenvitriol  enthielt.     Dies    ist   ein  grosser 
Vorzug,  denn  man  kann   sehr  lange  entwickeln,  ehe  sich  das  Bild 
verschleiert.    Auch  der  Alkoholzusatz  ist  beim  Gelatine-Entwickler 
überflüssig;  die  Verstärkung  geschieht,  wenn  überhaupt  erforderlich, 
durch*  Zusatz   von    etwas   Silberfösung.    Pyrogallussäure   wird  also 
ebenfalls  ganz  entbehrlich  gemacht. 

Die  mit  diesem  Entwickler  erzeugten  Bilder  sind  ebenso  halt*- 
bar  wie  die  gewöhnlichen;  wenigstens  liegt  kein  Grund  vor,  weshalb 
dies  nicht  der  Fall  sein  sollte,  und  Negativs,  die  Herr  Lea  vor  einem 
Jahr  damit  entwickelte,  haben  sich  durchaus  nicht  verändert 

Der  Entwicider  hält  sich  etwa  zwei  Monate,  nach  dieser  Zeit 
nimmt  seine  Wirkung  etwas  ab. 

An  einem  wolkigen  Tage,  an  dem  das  Licht  ganz  gleichmässig 
war,  nahm  Herr  Lea  nach  einander  fünf  Negativs  auf,  von  denen 
das  erste  und  vierte  mit  dem  gewöhnlichen  Eisenentwickler,  die 
übrigen  mit  Gelatine-Entwickler  hervorgerufen  wurden. 

Die  letzteren  waren  ohne  Frage  die  besten,  denn  sie  waren 
kräftiger  und  klarer,  und  besassen  mehr  Detail. 

Man  darf  bei  Bereitung  dieser  Entwicklung  nicht  mehr  Wärme 
in  Anwendung  bringen  als  sie  hier  angegeben,  denn  sonst  geht  eine 
Zersetzung  vor  sich,  und  die  erhaltene  Lösung  mag  wohl  noch 
entwickeln,  wird  aber  nicht  die  hier  angegebenen  Vortheile  besitzen. 


2(K) 


4Sa  bildet  «eh  nach  obigen  Yorschriftea  auch  etwas  sdnrefrinarei 
Eiaen  ia  der  Lösung,  waa  Herr  Lea  für  yordieilfaaft  hiit 

Schliesfllioh  aei  noch  bemerkt,  dasa  man  das  Crefäss  mit  Geh- 
•tine  und  Schwefelsäare  nicht  fest  verschiiessen  sdl,  inden  diaa 
leicht  eine  Explosion  erfolgen  könnte. 


Ddrcbsiehtige  flecke  n  dei  Negatif t« 

An  die  Redaction  des  photographischen  Arehiva 


Ihrem  in  Nr.  82  an  allem  Fortschritt  Fenweifdnifai 
X-Correspondenten  sagen  Sie  gefälligst,  dass  es  zwar  schwierif  kl, 
anf  so  flüchtige  Angaben  genau  in  die  Sache  einsugehen,  dass  ick 
•jedoch  der  festen  Ansicht  bin,  dass  die  „vercweiflungsvoUen  Flscta* 
▼on  überschüssigen  oder  nnaufgelösten  Jod-  nndBren- 
salzen  herrühren.  Das  CoUodion  scheint  entweder  „sn  jung^  oder 
.  „EU  stark^  mit  Salaen  versetzt  gewesen  zu  sein.  Dass  diese  8ilw 
•  nicht  im  Silberbade  waren,  beweist  der  Ausspruch  des  Hent 
Correspondenten,  „er  habe  irische  Lösungen  genommen**;  meiiter 
hierbei  auch  das  Gollodion,  so  spricht  dies  gleichfalls  for  mose 
Behauptung,  meint  er  aber  das  CoUodion  unter  seinem  Aussprache 
„filtrirt'',  so  weiss  ich  aus  Erfahrung,  dass  diese  winzigen  Jod-  ni 
Bromkrystäilchen,  welche  sich  in  einem  fehlerhaften  oder  zu  ju^gsi 
CoUodion  yorfinden,  nie  und  nimmer  durch  FUtriren  desCeUa- 
dioDS  entfernen  lassen,  sondern  nur  durch  eigenes  Absities 
und  Klären,  das  je  nach  den  dazu  yerwendeten  Chemikalien  toi 
4  Tagen  zu  4  Wochen  dauern  kann.  Ich  habe  ein  Gdlodkn 
oft  6  und  8  Monate  lang  für  meinen  Gebrauch  und  wohl  deshalb 
nie  über  Flecken  oder  Unreinigkeiten  zu  klagen.  Ist  der  Hör 
Correspondent  aber  fest  versichert,  dass  besagte  Flecken  nicht  siu 
der  erwähnten  Ursache  entstehen,  so  hätte  ich  noch  den  einxiiea 
Rath  für  ihn,  bei  der  jetzigen  wärmeren  Temperatur  jeden 
Morgen  vor  Beginn  seiner  Arbeiten  Camera  und  Cassette  ii 
allen  Ecken  und  Fugen  mit  einem  feuchten  Tuche  von  Staub 
zu  befreien,  der  oft  nur  deshalb  da  zu  sein  scheint,  um  uns  ohne- 
hin genug  geplagte  Menschenkinder  voUends  zur  Verzweiflung  a 
bringen. 

München« 

Inert  iMlkMl. 


(Von  dem   Herrn  X-Correspondenten  erhielten  wir  fotgesde 
Zwdirift :  Die  CoUodionflecken  nnd  mit  Ihrem  CoUodion  venehwn- 


261 


itfa^  aber  anch  nüt  solehem,  das  ich  mümt  Detierd&i|^  gemacht 
habe.  Die  EiBeheinniig  ist  also  wie  so  maa^s  andeTe  wierktifiii 
gebMeben.) 


Karitti's  Kafeetnekeif erfiAurei. 

Aus  der  Camera  otcura. 

Ck>lonel  Baratti  erhielt  mit  einer  ror  zwei  und  zwaiudg  Monaten 
präpaiiiten  KafTeeplatte  ein  sehr  schönes  Negativ  mit  nur  llinikehn 
Secnnden  Belichtung  (Portrait-Objectiy,  Blendenöffnung  88  liOIlinL; 
aoimenbeleuchtete  Landschaft  Morgens  zehn  Uhr). 

A.    Gollodion. 


Aether  von  60*    . 

200  Gramm, 

Alkohol  von  40*  .    .    , 

100        ^ 

Pjrroxylin 

8        „ 

Jodcadmium.    .    .     . 

2        , 

Jodlithium 

1         ,» 

Bromcadmium  .    .    .    . 

1          n 

Jodtinctur    '.     .     .     .    . 

6  Tropfen. 

Dies  CoDodion  liann  nach  drei  Tagen  gebraucht  werden;  besser 
ist  es  nach  Verlauf  einer  Woche. 

B.    Silberbad. 
Destillirtes  Wasser    .    .    300  Gramm, 
Doppeltcrystallisirtes  sal- 
petersaures Silber  .    .      24        „ 
Essigsäure    .....        8  Cub.  Cent. 
C.    Präservirungsmittel. 

Wasser 300  Ghramm, 

Pulveiis.  Kaffee    ...      80        „ 
Raffin.  Zucker  ....       15         „ 
Das  E[aflee-   und  ZudLerpulrer  wird  in  eine  Flasche  gethan 
und  mit  dem  kochenden  Wasser  übergössen;  die  Flasche  wird  yer- 
korkt     Nach    dem  Erkalten   filtrirt  man.      An  einem  kfihlen  Ort 
verwahrt  sich  die  Lösung  acht  bis  zehn  Tage. 

D.    Entwickler. 
Destillirtes  Wasser    .    .    800  Gramm, 
Schwefels.  Eisen- Ammon        T^s     jt 
Kupfervitriol      ....        7Vs     « 
Candiszucker     ....        TVa    ^ 

CitronSäure. 15         „ 

E.    Fixirbad. 

Wasser 800  Gramm, 

Cyankalinm 7        • 


262 


Die  Platte  wird  in  gewöhnlicher  Weise  prSparirt,  sie  bkflic 
twei  AOnuten  im  Silberbad|  wird  dann  mit  destillirtem  Waaser  gat 
abgespült  und  mit  der  Lösung  C  bedeckt.  Man  trocknet  rie  ia 
einem  gut  verschliessbaren  Kasten,  worin  sich  etwas  GhloreskiaDi 
befindet.    Nach  24  Stunde^  kann  man  die  Platten  Terpacken. 

Vor  dem  Entwickeln  wird  die  Schicht  mit  destiUirtem  Wasser 
benetst  und  mit  dreiprocentiger  Silberlösung  übergössen. 

Die  Belichtung  dauert  mit  Portraitobjectiv  von  4^2  ^^^^  ^^^^^^^ 
messer  und  3V2  Cent.  Oeffoung  bei  Sonnenbeleuchtung  nur 
Theil  einer  Secunde.  Im  Schatten  bei  bedecktem  Himmel 
man  4  bis  8  Secunden.  Die  Platten  verlieren  allmälig  an  Emf^d- 
lichkeit;  jeden  Monat  um  2  Secunden;  so  dass  man  nach  einen 
Jahr  anstatt  momentan,  18  Secunden  belichten  muss.  Wurde  dte 
Platte  zu  lange  belichtet,  so  erscheinen  unter  dem  Entwidüer  sofort 
alle  Details  und  das  Bild  bleibt  roth;  bei  2u  kurzer  Belichtom; 
bleiben  die  dunkeln  und  grünfarbigen  Objecte  aus. 

Das  Cyankalium  giebt  den  Bildern  grössere  Transparenz  ia 
den  Schatten  und  macht  die  Umrisse  schärfer,  aber  seine  Wiifanig 
ist  energischer  als  die  des  unterschwefligsauren  Natrons;  man  darf 
es  daher  keinen  Moment  ausser  Acht  lassen,  und  moas  sofort 
abspülen  nachdem  die  Fiziruog  beendet 

Zum  Firnissen  nehmen  wir  eine  Auflösung  von  34  Or.  Sandank, 
20  Gr.  Terpentinöl  und  7  Gr.  Lavendelöl  in  300  Gr.  Alkohol  voi 
40^.     Vor  dem  Auftragen  ist  das  Negativ  schwach  zu  erwlrmea. 


Das  Bierrerfahrei. 

An  die  Redaction  des  photographischen  Arehivs. 


Da  die  Zeit  wieder  da  ist,  wo  mancher  Amateur  befauft  jdio- 
tographischer  Ausflüge  Trockenplatten  zu  präpariren  beginnt,  m 
verfehle  ich  nicht,  Ihre  Leser  auf  ein  sehr  einfaches  Trockeaver- 
fahren  aufmerksam  zu  machen,  welches  ich  schon  seit  langer  Zeit  lut 
gutem  Erfolg  anwende,  nämlich  das  Bierverfahren.  Die  Platten  we^ 
den  ganz  wie  die  nassen  präparirt  (Natrium-Collodion  ziehe  ich  var), 
nach  dem  Silbern  gut  mit  destiUirtem  Wasser  gewaschen,  und  dsn 
mit  einer  Auflösung  von  2  Loth  Gandiszucker  in  Vs  Maass  bairisdien 
Bier  Übergossen.  Sie  halten  sich  mindestens  zwei  bis  drei  Monsie 
ganz  gut  Entwickelt  wird  am  besten  bald  nach  der  EzpositiiM, 
mit  Eisen  und  Silber  oder  mit  Pyro  und  SUber. 

Aachen,  Juni  1865«  K. 


263 


lieber  4&t  Wirkug  des  Oieis  uf  uenpf  idlicbes  Jed- 

ud  Brensilber. 

Dr.  P.  J.  Kaiser  hat  folgenden  '•  Brief  .an  die  Redaction  des 
Londoner  Photographischen  Jounuüs  gerichtet: 

In  Ihrer  Zeitschrift  ist  ein  Artilel  von  Carey  Lea  über  die 
Wirkung  des  Ozons  auf  unempfindliches  Jod-  und  Bromsilber  ent- 
halten.*) Hr.  Lea  theilt  uns  viele  wichtige  Versuche  mit,  deren 
Resultate  gänslich  yerschieden  zu  seht  scheinen,  von  denen  die  ich 
(phot  Arch.  V,  S.  413)  beschrieben  habe.  Hr.  Lea  hat  aber  nicht 
dieselben  Versuche  angestellt  wie  ich.  Er  hat  zunächst  ein  anderes 
Jodsilber  genommen.  Ich  bereitete  die  unempfindlichen  Platten 
nach  Poiterln,  indem  ich  erst  eine  gewöhnliche  empfindliche  Jod- 
ailber-Collodionschicht  darstelle  und  diese  in  eine  mit  Jodsilber 
gesättigte  zehnprocentige  JodkaliumUsung  eintauche,  um  sie  unem- 
pfindlich zu  machen.  Hr.  Lea  wird  wohl  einsehen,  dass  höchst 
wahrscheinlich .  das  so  gebildete  Jodsilber  eine  andere  Zusammen- 
setanng  hat,  als  das  you  ihm  dargestellte.  Ferner  habe  ich  einen 
grossen  Inductionsapparat  mit  starken  Bunsen'schen  Elementen  ange- 
wandt; das  Ozon  war  also  sehr  staric  und  solche  Proben^  wie  sie 
Hr.  Lea  vorgenommen,  waren  natfirlich  unnöthig,  da  das  Ozon  auf 
bedeutende  Entfernung   schon   durch   den  Oeruch  wahrnehmbar  ist. 

Ich  habe  auch  mit  Phosphor  versucht,  aber  stets  verschleierte 
Platten  erhalten,  wahrscheinlich  durch  die  mit  dem  so  erzeugten  Ozon 
gemischten  fremden  Stoffe.  Das  aus  Kamäleon  erzeugte  Ozon  ist 
jedenfalls  noch  unreiner. 

Ich  wiederhole  hier  die  Beschreibung  meiner  Experimente  aus- 
führlich, und  bin  überzeugt,  Hr.  Lea  wird,  wenn  er  sich  die  Mühe 
gibt,  ganz  nach  meinen  Angaben  zu  arbeiten,  auch  dieselben  Re- 
sultate erhalten. 

Anfangs  nahm  ich  Benzindämpfe  zum  Sensitiren,  und  erhielt 
damit  Negativs,  so  dass  an  der  sensitirenden  Kraft  dieser  Dämpfe 
nicht  gezweifelt  werden  kann.  Diese  Versuche  veranlassten  mich, 
den  Einfiuss,  den  Ozon  auf  die  unempfindlichen  Platten  ausübt,  zu 
Stadiren,  da  ich  die  Sensitirung  dem  aus  der  Wirkung  des  Benzin- 
dampfes auf  die  Luft  gebildeten  Ozon  zuschrieb.  Deshalb  präpa- 
rirte  ich  zwei  unempfindliche  Platten,  und  stellte  die  eine  ganz,  die 
andere  nur  zum  Theil,  einer  mit  Ozon  geschwängerten  Luft  aus. 
Dies  Ozon  wurde  durch  eine  Geisler'sche  Ozonröhe  erhalten; 
Der   faMl«ctioiiiMi|ip«rat   war    von    Rim^rff   and    zwar    einer    der 


*)  Photogr.  Archiv  Nr.  77  S.  »8. 


264 


grössten.  Die  Platten  wurden  dem  Ozon  nur  einige  Minuten  ua- 
gesetzt  Icli  belichtete  die  Platten  einige  Secunden  unter  dem 
Negativ,  bei  sehr  schwachem  Tageslicht.  Beim  Entwickeln  eiliielt 
ich  ein  kräftiges  Bild,  .ausgenommen ,  wo  das  Jodsilber  dem  Ozon 
nicht  ausgesetzt  worden  war.  Später  versuchte  ich  einen  kleineren 
Rumkorffschen  Inductionsapparat,  musste  aber,  weil  er  viel  schwa- 
cher wirkte,  die  Platten  einige  Stunden  lang  exponiren.  Ein  ander- 
mal bereitete  ich  drei  unempfindliche  Jodsilberplatten.  Eine  davon 
setzte  ich  dem  Ozon  aus  in  einer  nach  Babo's  Angaben  von  mir 
verfertigten  Ozonröhre;  eine  zweite  setzte  ich  in's  Dunkelzlnuner, 
und  die  letzte  in  den  vollen  Sonnenschein.  Am  nächsten  Morgen 
exponirte  ich  die  drei  Platten,  die  erste  10,  die  zweite  20,  die 
dritte  30  Secunden.  Alle  diese  Platten  gaben  gute  Bilder;  aneh 
die  dritte,  die  der  Sonne  ausgesetzt  gewesen,  und  danach  uoter 
einem  Negativ  in  viel  schwächerem  Licht  exponurt  worden  war. 
Diese  eigenthümliche  Erscheinung  nahm  ich  später  wieder  wahr, 
indem  ich  eine  Platte  erst  in  die  Sonne  stellte  und  gleich  nachher 
tn  eine  Camera  brachte.  Ich  belichtete  eine  Minute;  die  Camera 
war  auf  Gegenstände  mit  gewöhnlicher  Atelierbelichtung  geriditet 
Beim  Hervorrufen  erschien  ein  zwar  schwaches  aber  deutliehes  Bild, 
mit  ganz  klaren  unverschleierten  Schatten,  ein  Zeichen,  dass  wirkBeh 
alles  Jodsilber  desensitirt  worden  war. 

Zu  aUen  Versuchen  wandte  ich  nur  mit  Jodcadmium  versetctes 
CoUodion  an ;  zum  Hervorrufen  die  bekannte  Mischung  von  Citren- 
säure  und  Pyrogaliussäure.     Herr  Lea  hat  Eisenvitriol  genonameiL 

Meine  Versuche  beziehen  sich  nur  auf  Jodsilber,  die  Wirkong 
der  Dämpfe  auf  Bromsilber  muss  ganz  anderer  Art  sein. 


lieber  die  Wirkan^  des  Lichts  tiif  Jodsilber. 

Von  M.  Carey  Lea. 

Man  hat  bisher  allgemein  geglaubt,  das  Jodsilber,  welches  mit 
Ueberschuss  von  Jodkalium  gefüllt  wurde,  sei  gänzlich  unempfindlieh 
gegen  das  Licht.  Herr  Carey  Lea  berichtet  (im  American  Jounal 
of  Photography)  über  eine  Reihe  von  Versuchen,  die  beweisen  soUeSf 
dass  dies  Jodsilber  ebenso  wie  das  mit  Silbertiberschuss  gefällte 
lichtempfindlich  sei,  wenn  auch  in  viel  geringerem  Maasse. 

1.  Ein  Blatt  Papier  wurde  mit  Silbemiiratlösung  begoss« 
und  getrocknet  Dann  wurde  es  auf  Jodkaliumlösung  sehwinunen 
gelassen,  gut  gewaschen,  getrocknet,  und  unter  einem  Negativ  fiinf 
Secunden  dem  Sonnenlicht  ausgesetzt.  Durch  Pyrogallussäure  und 
Silber  wurde  ein  schwaches  aber  deutliches  Bild  entwickelt. 


265 


2.  Papier  wurde  auf  zehnprocentiger  SUberlösung  schwimmeo 
gelassen  und  getrocknet  Da  im  Versuch  1  das  Papier  auf  der 
Jodkaliumlösung  nur  geschwommen  hatte,  daher  möglicherweise 
etwas  Silbersalz  unzersetzt  geblieben  wäre,  wurde  das  Papier  dies- 
mal vier  Minuten  lang  in  eine  2  V2Procentige  Jodkaliumlösung 
getaucht,  dann  gut  gewaschen,  unter  einem  Negativ  zwanzig  Se- 
canden  dem  Sonnenlicht  ausgesetzt,  und  mit  Gallussäure  und  Silber 
BDtwickelt.  Es  kam  ein  deutliches  Bild  hervor,  aber  in  unregel- 
mässigen Flecken. 

3.  Wie  vorher,  nur  Entwickelung  mit  Eisen.  Resultat  wie  vorher. 

4.  Ebenso,  mit  sechs  Secunden  Belichtung.  Mit  Eisen  und 
Silber  entwickelt    Es  erschien  nichts. 

5.  Dasselbe  Papier  wurde  unter  demselben  Negativ  eine  Mi- 
nate  im  zerstreuten  Lichte  exponirt;  dann  mit  Silberlösung  und 
Citronsäure  befeuchtet.  Der  Eisenentwickler  brachte  ein  ziemlich 
kräftiges  Bild  heraus. 

6.  Papier,  Negativ,  Licht  und  Belichtungszeit  wie  in  5.  Es 
wurde  mit  Eisen  und  Silber  schwach  entwickelt,  gewaschen  und 
mit  Pyrogallussäure  und  Silber  Übergossen.  Das  Bild  kehrte  sich 
um,  die  Theile,  wo  das  Licht  gewirkt  hatte,  blieben  weiss,  die 
beschätzten  wurden  dunkel. 

7  und  8.     Versuche,  bei  Gaslicht  zu   copiren.     Ohne  Resultat. 

Um  jede  Möglichkeit  der  Existenz  von  freiem  Silbernitrat  im 
Jodsilberpapier  auszuschliesseii ,  wurden  noch  folgende  Versuche 
angestellt.  Papier  wurde  auf  lOprocentiger  SilberlÖsnng  schwimmen 
gelassen.  Jodkaliumlösung  (von  1 :  32)  wurde  mit  Jodsilber  gesät- 
tigt, um  bei  der  beabsichtigten  langen  Einwirkung  nicht  das  Jod- 
silber aus  dem  Papier  aufzulösen.  Das  Silberpapier  wurde  drei 
Standen  lang  in  dem  reichlichem  Bade  gelassen,  dann  l^J2  Stunde 
gut  gewaschen. 

9.  In  der  Sonne  noch  feucht  drei  Secunden  exponirt  gab  dies 
Papier  unter  dem  Eisenentwickler  ein  kräftiges  Bild. 

10.  Das  Papier  wurde  unter  demselben  Negativ  7  Secunden 
belichtet,  dann  in  das  Silberbad  getaucht,  und  mit  Eisenvitriol,  Essig- 
säure und  Citronsäure  entwickelt.    Es  entstand  ein  verschleiertes  Bild. 

11.  Dasselbe  Papier,  1^4  Minute  im  zerstreuten  Licht  expo- 
nirt Der  Eisenentwickler  brachte  mit  Mühe  ein  Negativ  statt  eines 
Positivs  zum  Vorschein. 

Vorstehende  Resultate  scheinen  hinlänglich  beweisend  zu  sein, 
indessen  bleibt  noch  ein  Irrthum  möglich.  Salpetersaures  Silber 
bildet  nämlich  mit  organischen  Substanzen  Zusammensetzungen,  die 
äusserst  beständig  sind.     Die  Verbindung  mit  Albumin  z.  B.  wider- 


266 


steht  bekanntlich  den  gewöhnlich  angewandten  Fixinnitteln.  Da 
das  Papier  Leim  entbfilt,  so  könnte  man  annehmen,  dieser  habe  ach 
mit  dem  Silbemitrat  zu  der  lichtempfindlichen  Substanz  yerbanden. 
Um  dies  zu  prüfen,  nahm  ich  statt  Papier  Collodion  als  Coterlage. 

Eine  Glasplatte  wurde  mit  Rohcollodion  bedeckt,  und  in  das 
Silberbad  getaucht  und  danach  in  Jodkaliumlösung  gebracht.  Es 
bildete  sich  keine  hinreichende  Schicht,  da  zu  wenig  Nitrat  in  das 
Collodion  eingedrungen  war.  Es  wurde  deslialb~  sUberlialtigea  Collo- 
dion präparirt,  auf  eine  Platte  gegossen,  und  diese  in  Jodluüiom- 
lösung  getaucht,  die  vorher  mit  Jodsilber  gesättigt  war.  Auf  diese 
Weise  war  es  sehr  schwer,  eine  gleichmässige  Schicht  zu  erhalten. 
Die  Platte  blieb  drei  Stunden  lang  im  Jodbade.  Dann  wurde  sie 
gut  abgespült  und  getrocknet  Die  Empfindlichkeit  war  ganz  die- 
selbe wie  der  vorher  angewandten- Jodsilberpapiere. 

Hieraus  geht,  wie  ich  glaube  unzweifelhaft,  hervor,  dass  Jod- 
silber, welches  mit  Ueberschuss  von  Jodkalium  niedergeschlagen 
wurde  und  welches  ganz  frei  von  organischen  Silbersalzen  ist,  em 
latentes  Bild  aufzunehmen  vermag.  Jodsilber  welches,  wie  im 
letzten  Falle,  mit  Ueberschuss  von  Jodkalium  erzengt  wurde  und 
lose  auf  einer  Fläche  liegt,  und  das  stundenlang  in  einem  Jodbade 
war,  ist  nach  gehörigem  Abwaschen  fähig,  ein  latentes  Bild  zu 
empfangen,  welches  sich  ziemlich  kräftig  entwickeln  lässt,  und  das 
sich  vielleicht  noch  viel  intensiver  machen  liesse,  wenn  man  dies 
Verfahren  besser  studirte. 

Ein  letzter  Versuch  verdient  in  theoretischer  Hinsicht  Erwili- 
nung.  Ein  Stück  Papier  wurde  mit  lOprocentiger  Silberiösung 
getränkt,  und  nach  dem  Trocknen  in  ein  Bad  von  Jodkalinm 
getaucht,  zwischen  Sangpapier  etwas  ausgedrückt,  und  noch  fendit 
unter  demselben  Negativ  dieselbe  Zeit  exponirt.  Es  entstand  dies- 
mal unter  dem  Entwickler  kein  Bild. 

Es  ist  häufig  über  die  Ursache  der  Unempfindlichkeit  des  mit 
überschüssigem  Jodkalium  niedergeschlagenen  Jodsilbers  gestritten 
worden,  und  man  hat  angenommen,  dass  trotz  des  sorgfältigsten 
Auswaschens  immer  noch  eine  Spur  Jodkalium  darin  zurückbleibe. 
Wir  sehen  nun  aus  den  vorstehenden  Versuchen,  dass  diese  Un- 
empfindlichkeit gar  nicht  existirt,  und  dass  es  zweitens  gar  nidit 
schwer  ist,  das  Jodsilber  vom  beigemischten  Jodkalixun  gänzlich  zn 
befreien. 

Bei  allen  hier  angeführten  Versuchen  war  die  Belichtungszeit 
doppelt  so  lange  wie  bei  feuchten  Platten.  Jede  Entwickelongs- 
weise  gab  gute  Resultate;  Eisenvitriol,  Eisenammon,  mit  und  ohne 
Ameisensäure  und  Kupfervitriol. 


267 


der  photograpldBolien  Aiustellniig  im  Induftrie-Pftlast 

zu  AmBterdam. 

1.  Eine  internationale  pbotographische  Ausstellung  wird  in 
den  Räumen  des  Paleis  voor  Volksvlijt  zu  Amsterdam  gemein- 
schaftlich mit  einer  Ausstellung  der  Ennstindustrie  stattfinden. 

2.  Die  Ausstellung  wird  am  1.  August  1865  eröffnet  und 
wird  zwei  Monate  dauern. 

8.  Die  Ausstellung  wird  alle  Branchen  der  Photographie 
umfassen:  Portraits,  Landschaften ,  Architecturen,  Reproductionen 
u.  s.  w.,  die  Anwendungen  der  Photographie  auf  Wissenschaft, 
Kunst  und  Industrie ;  Photolithographie,  Heliographie,  Photoscu^tur, 
Photographie  auf  Porzellan^  Glas,  Email  etc. 

4.  Die  Photographien  müssen  unter  Glas  eingerahmt  und  von 
eiser  Notiz  über  das  angewandte  Verfahren,  den  Verkaufspreis  etc. 
begleitet  sein. 

5.  Die  AntrSge  auf  Raumertheilung  sind  vor  dem  1.  Juli 
firanco  an  Herrn  J.  A.  van  Eyk,  Dir.  Secr^taire  du  Palais  de 
rindustrie,  zu  adressiren  zugleich  mit  einer  genauen  Notiz  über  die 
Beschaffenheit  und  Anzahl  der  Gegenstände,  die  man  auszustellen 
beabsichtigt 

6.  Die  Transportkosten  hin  und  zurück  werden  vom  Palais 
de  rindustiie  getragen. 

Die  Direction  des  Industrie-Palastes. 

Mr.  J.  A.  van  Eyk, 

Dir.-Seer6Uire. 


P.  in  C.  —  Die  Methode,  die  Lafon  de  Camarsac  beim  Anfertigen  einge- 
brannter Photographien  befolgt,  ist  nicht  bekannt,  er  hat  zwar  ror  Jahren  etwas 
darüber  -reröffentlieht,  aber  in  so  unklaren  und  aügemeinen  Ausdrücken,  dass 
darans  nichts  zn  entnehmen  ist.  Eine  Notiz  lautet  so :  „Ais  Unterlage  nehme  ich 
Metall  oder  Stoffe,  die  zur  Töpferei  gebraucht  werden;  ich  nehme  verglasbare 
Verbindungen,  um  das  Bild  darauf  zu  bringen,  und  operire  sowohl  mit  Bildern, 
die  durch  MetaUsalze,  wie  mit  solchen,  die  durch  Harze  erhalten  sind.  Gewöhn- 
liche CoUodion-,  Eiweiss-  oder  Leimbilder  entwickle  ich  mit  salpetersaurem 
Silber  bis  die  Halbtinten  überkräftig  und  die  tiefen  Schatten  ganz  dicht  und  dick 
geworden  sind.  Dann  lege  ich  das  Bild  in  einen  Muffelofen.  Die  organischen 
Verbindungen  werden  durch  die  Hitze  zerstört"  Wir  glauben,  dass  meistens  das 
Verfiahren  von  Poitevin,  mit  Eisenchlorid  und  Weinsteinsiure,  in  Anwendung 
kommt.    Sie  finden  dasselbe  in  Nr.  22  dieses  Archivs  mitgetheilt. 


268 


M«  V.  in  0.  —  1.  Nach  dem  Aufirischen  des  NegativsLlberbads  bruirkt 
dasselbe  nicht  wieder  mit  Jodsilber  gesättigt  zu  werden,  da  das  Zersetzen  des  Jod- 
silbersalpeters  nichts  weiter  bezweckt,  als  das  in  zu  grosser  Menge  angesammelte 
Jodsilber  zum  grossen  Theil  abzuscheiden.  Gibt  das  Bad  nach  dem  Auffrisrfaen 
Schleier,  so  ist  es  mit  verdfinnter  Salpetersäure  abzustimmen.  2.  Was  meinen 
Sie  mit  der  ,,gleichmässigen  Wirkung*'  der  Pyrogallussäureverstarkung?  Uebn- 
gens  kommt  es  hierbei  auf  die  Vorschrift  wenig  an;  im  Sommer  wird  man  die 
Lösung  besser  verdünnen  und  mit  etwas  Säure  versetzen.  3.  Wenn  die  Vet- 
st&rkung  vorzugsweise  die  Lichter  schwärzt,  so  wurde  zu  kurz  belichtet,  oder  die 
Beleuchtung  war  fehlerhaft.  4.  Kräftige  Negativs  brauchen  schwächer  gesilbeites 
Papier  als  schwache.  Längeres  Schwimmenlassen  auf  schwachem  Bade  ist  nicht 
anzurathen.  —  Wenn  Sie  bei  Ihren  Arbeiten  recht  vorsichtig  und  aufmerksam 
sind,  kann  es  nicht  fehlen,  dass  Sie  rasch  weiter  kommen. 

B.  —  Ein  heller  Strich  zwischen  den  beiden  Stereoskopbüdem  rQhrt  dmher, 
dass  die  Bilder  an  den  Seiten  übereinanderfallen;  dies  lässt  sich  indessen  leicht 
vermeiden  indem  man  das  schwarze  Brettchen  welches  die  (3amera  halbirt,  und 
das  meistens  beweglich  ist,  so  viel  wie  möglich  der  empfindlichen  Platte  nihert- 

W.  in  B.  —  Das  auBfQhrlichste  über  Photolithographie  finden  Sie  in  4« 
zwei  letzten  Bänden  diesem  Archivs  (Jahrgang  63  u.  64).  Ein  specieUes  Werk 
darüber  ist  nicht  veröffentlicht  worden,  und  die  Notizen  in  den  litho- 
graphischen sowie  photographischen  Handbüchern  über  diesen  Gegenstand  sind 
meist  ungenügend.  Ohne  gründliche  Bekanntschaft  mit  der  Lithographie  wird 
man  übrigens  in  der  Photolithographie  nichts  zu  Wege  bringen.  Wir  ziehen  das  in 
Nr.  8  mitgetheilte  Verfahren  vor,  über  das  sich  auch  Hr.  Garey  Lea  im  PhiUd. 
Phot,  anerkennend  ausspricht. 

▼.  S.  in  Wian.  —  Sie  klagen  darüber,  däss  das  Eiweisspapier  das  Silberbad 
nicht  gleichmässig  annimmt,  wodurch  Streifen  und  Flecken  entstehen.  Dies  zeigt, 
dass  die  Albuminschicht  zu  trocken  geworden  ist.  Wenn  Sie  das  Papier  an 
einem  feuchtem  Ort  aufbewahren,  oder  in  eiligen  Fällen,  es  vor  dem  Silbern 
über  Wasserdampf  halten,  so  wird  es  seine  üble  Gewohnheit  sofort  ablegen. 

V.  in  Bfliseldorf.  —  Es  ist  wie  wir  nach  längerer  Praxis  versichern  können, 
genügend  wenn  man  zum  Benetzen  der  Tanninplatten  nach  dem  Belichten  blos 
destillirtes  Wasser  nimmt.  Sehr  anzurathen  ist  in  jedem  Falle  das  Maturen  der 
Ränder  mit  Smirgelpapier.  Man  sollte  auch  beim  feuchten  Verfahren  keine 
Platte  präpariren,  die  nicht  angeschliffene  Ränder  hat  Die  Schicht  haftet  dann 
trotz  Verstärken  und  Spülen  ganz  vortrefflich. 

Einige  englische  und  ein  amerieanisohei  Journal  werden  ersucht  die  für 
uns  bestimmten  Nummern  ToUstftndig  sn  frankdren;  für  eine  Nummer  des 
letzteren  haben  wir  heute  S^t  Sgr.  bezahlt 


Mittheilungen   für   die   Redaction   wolle  man   an    Dr.   Liesegamg 

in  Elberfeld  adressiren. 


Gedruckt  bei  Saiu.  Loca«  In  Elberfold. 


Photographisches  Archiv. 


Band  ¥1.  -  Itfr.  99.  -  f.  Anglist  ises. 


Chlorsilbfr-Collodioi  auf  Hilcbglas. 

Von  6.  WhartoQ  -  Simpson. 

.  Das  Verfahren,  Bilder  auf  Milchglas  mit  Chlorsilbcr-Collodion 
abzudrucken,  ist  äusserst  einfach  und  gibt  sehr  schone  Resultate; 
sowohl  für  Transparentbilder  wie  für  gewöhnliche  Positivs.  Die 
Abdrücke  werden  kräftiger,  brillanter  und  feiner  als  bei  dem  ITervor- 
rufungsverfahren. 

Das  Collodion  wird  ähnlich  präparirt  wie  das  früher  mitge- 
theilte  (m.  vgl.  S.  141  dieses  Archivs).  Zu  jeder  Unze  werden 
zugesetzt : 

Salpetersaurcs  Silber     .     7*/2  Gran, 
Chlorstrontium     ...     2  „ 

Cltronsäure      ....     1  „ 

Man  sieht  beim  Vergleich  mit  der  früheren  Vorschrift,  dass 
dies  Collodion  weniger  freies  Silbernitrat  und  mehr  Chlorsalz  ent- 
hält, und  dass  auf  die  Unze  ein  Gran  Citronsäure  zugesetzt  ist; 
diese  gibt  Kraft  und  Brillanz.  Wendet  man  das  für  Papierbilder 
bestimmte  Chlorsilbcr-Collodion  auf  Glas  an,  so  erhält  man  matte 
Bilder  und  das  l>^itrat  crystallisirt  leicht  beim  Trocknen  der  Schicht. 
Setzt  man  mehr  Chlorsalz  zu,  so  vermindert  sich  dies  Bestreben. 

Das  Collodion  enthält  gleiche  Theile  Aether  und  Alkohol;  und 
soviel  CollodionwoUe  wie  nöthig. 


CUorsilber-Collodion. 

Mr.  Simpson  thcilt  in  den  phot.  News  folgende  Bemerkungen 
über  das  Abziehen  mit  Chlorsilber-Collodion  mit. 

Abzüge  auf  Glas.  Das  Ablösen  der  Schicht  vom  Glase 
lässt  sich  leicht  vermeiden,  indem  man  die  Ränder  der  Platte  einen 

15 


270 


achtel  Zoll  breit  mit  verdünntem  Eiweiss  bestreicht,  ehe  man  das 
CoUodlon  aufgiesst.  Wenn  man  sehr  dickes  Collodion  anwendet,  so 
ist  Zusatz  von  Citronsäure  nicht  gerade  erforderlich,  übrigens  immer 
nützlich.  Taucht  man  den  Abdruck  ohne  zu  waschen  oder  zu  tonen 
in  unterschwefligsaures  Natron,  so  erhält  man  dnrch  Sulfnratlon  ein 
reiches  Sepia,  tiefes  Purpurschwarz  oder  reines  Schwarz.  Inwie- 
fern diese  Tonung  haltbar  ist,  vermögen  wir  nicht  mit  Sicherheit 
zu  sagen,  doch  glauben  wir,  dass  die  Bilder  sich  halten  werden. 
Wenigstens  haben  sich  manche  treffUche  Negativs  des  Dr.  Diamond, 
die  durch  mehrstündiges  Stehenlassen  in  alten  Natronbädem  ver- 
stärkt waren,  jahrelang  bisher  gut  gehalten.  Ebenso  wurden  manche 
Transparentbilder  durch  Anwendung  von  Quecksilberchlorid  und 
danach  unterschwefligsaurem  Natron  getont,  und  es  ist  uns  nicht 
bekannt,  dass  eines  dieser  Bilder  seinen  Ton  verändert  hätte. 

Die  Glasbilder  lassen  sich  auf  folgende  Weise  leicht  in  Papier- 
bilder verwandeln.  —  Nach  dem  Fixiren  und  Trocknen  überzieht 
man  das  Bild  mit  einer  Auflösung  von  einem  Theil  chinesisch 
Weiss  (flüssig  iu  Blechbüchsen)  in  vier  bis  fünf  Theilen  Wasser. 
Sobald  der  Ueberzug  trocken  geworden,  legt  man  darauf  ein  Stucl^ 
feuchtes  Albumin-  oder  Porzellanpapier,  und  drückt  es  fest  an,  am 
Luftblasen  zu  vertreiben.  Das  Bild  wird  nach  dem  Trocknen  vom 
Glas  entfernt,  indem  man  mit  einem  Federmesser  unter  dem  Bande 
herfahrt.  Sehr  gut  ist  es,  wenn  man  das  Glas  vor  dem  Collodion- 
aufgiessen  mit  Wachs  überzieht.  Die  Instructionen  von  Burgess  in 
Betreff  des  Eburneumverfahrens  sind  hier  von  Nutzen.  Die  Bilder 
können  auch  vorher  mit  Wasserfarben  colorirt  werden,  was  ihnen 
eine  sehr  hübsche  Wirkung  verleiht. 

Abdrücke  auf  Papier.  Das  Collodion  darf  beim  Trocknen 
nicht  im  mindesten  trüb  oder  opalisirend  werden.  Wenn  die  noch 
nicht  mit  Chlorsilber  versetzte  Schicht  nicht  auf  dem  Glase  zu  einer 
unsichtbaren  Lage  eintrocknet,  so  werden  die  Papierbilder  einge- 
sunken erscheinen. 

Baumwolle,  die  eine  hornige  sich  zusammenziehende  Schicht 
gibt,  ist  oft  durchsichtig;  ist  sie  aber  zu  hornig,  so  wird  sie 
undurchdringlich,  und  die  Abdrücke  tonen  sich  schlecht  und  langsam. 
Ist  sie  staubig,  so  werden  die  Abdrücke  flau.  Man  stellt  die  geeig- 
netste CollodionwoUe  dar,  indem  man  nicht  zu  viel  Baumwolle  in 
eine  gleichtheilige  Mischung  von  käuflichem  Vitriolöl  und  Salpeter- 
säure von  1.42  spec.  Gew.  eintaucht;  Temperatur  60  bis  65^  C. 

Von  der  so  präparirten  Baumwolle  geben  zehn  Gran  zur  Unse 
ein   kräftiges  Collodion;    man   vergesse   nicht,    dass  ein  zu  dünnes 


271 


CoIlodioD  anch  dünne  graue  BUder  ^bt.  Die  Bilder  werden  auch 
dann  flau,  wenn  das  Collodion  zu  wenig  salpetersaures  Silber  enthält. 
Fast  jedes  hartgeleimte  Papier  kann  als  Unterlage  dienen.  In 
weiche  Papiere  sinkt  das  Nitrat  ein,  und  die  Bilder  werden  flau. 
Altes  dickes  Kivespapier  kann  zuweilen  .ohne  Präparation  gebraucht 
werden,  besser  ist  das  Wothlytypiepapier. 


llatennchug  Afcer  die  Natv  des  Ittentei  Bildes  a«f 
einer  Jed-  und  BronsilberseUebt 

Von  M.  Gary  Lea. 

Wer  die  Fortschritte  der  theoretischen  Photographie  mit  Interesse 
verfolgt  hat,  weiss,  dass  die  grosse  Frage :  „Welche  Wirkung  findet 
auf  der  empfindlichen  Schicht  in  der  Camera  statt?"  den  Photo- 
graphen seit  Jahren  Grund  zu  mancherlei  Streit  und  Zank  ge- 
geben hat. 

Ich  habe  ernstlich  versucht,  ein  expenmentum  craciszu  finden, 
welches  diese  Frage  beantworten  und  erledigen  sollte.  Inwiefern 
mir  dies  geglückt  ist,  mögen  meine  Leser  aus  dem  Folgenden 
selbst  beurtheilen. 

Erstens.  Ich  habe  zunächst  die  jetzige  Lage  der  Streitfrage 
hinzustellen : 

Es  ist  versichert  worden,  dass  es  zwei  Formen  von  Jodsilber 
gibt,  die  empfindliche  und  die  unempfindliche.  Während  dies 
(ausser  mir)  alle  Photographen  zugegeben  haben,  herrsch^  eine 
grosse  Meinungsverschiedenheit  in  Betreff  der  vermeintlichen  Be- 
dingungen dieser  Verschiedenheit.  Einige,  wie  Schnauss  und 
Sutton,  halten  das  .Todsilber  immer  für  unempfindlich,  vorausgesetzt 
dass  kein  salpetersaures  Silber  dabei  ist;  andere,  wie  Vogel, 
Hardwich  und  Monckhoven  sagen,  es  sei  stets  empfindlich,  ausser 
wenn  eine  alkalische  Jodverbindung  im  Ueberschnss  vorhanden; 
und  letzteres  sei  stets  der  Fall,  wenn  das  Jodsilber  in  Gegenwart 
von  überschüssigem  Jodkalium  gefällt  werde  —  indem  ein  Theil  des 
letzteren  so  fest  hafte,  dass  er  durch  Waschen  sich  nicht  ent- 
fernen lasse. 

Noch  grössere  Unsicherheit  hängt  über  der  Frage,  ob  die  Licht- 
wirkung physicalisch  oder  chemisch  sei. 

Vor  einiger  Zeit  noch  hielt  man  fast  allgemein  diese  Wirkung 
für  eine  physicallsche.  Die  hervorragendsten  Photographen,  u.  a. 
Schnauss,  Vogel,  Monckhoven,  Hardwich,  stimmten  darin  tiberein. 


272 


Kürzlich  aber  scheint  sich  ein  anderer  Gesichtspunkt  aofgethan 
zu  haben.  Vogel  hat  eine  interessante  -Reihe  von  Versuchen  ver- 
öffentlicht, um  zu  zeigen,  dass  Jodsilber  nur  empfindlich  ist  in 
Gegenwart  einer  Substanz  die  Jod  aufzunehmen  befähigt  ist.  I$t 
dies  wahr,  so  niuss  die  physicalische  Theorie  vorlassen  werden. 
Nach  Vogels  Ansicht  niuss  ein  Stoff  zugegen  sein,  der  Jod  aufnimmt, 
oder  die  Schicht  ist  unempfindlich;  alsa  die  Empfindlichkeit  der 
Schicht  hängt  von  ihrer  Fähigkeit  ab,  ihr  Jod  abzugeben,  in  anderen 
Worten,  eine  chemische  Zersetzung  zu  erleiden. 

Auch  Major  Russell  hat  Ansichten  ausgesprochen,  die  mit  der 
physicalischen  Theorie  nicht  vereinbar  sind.  Er  spricht  von  der 
Erzeugung  von  Bildern  auf  Bromsilberplatten,  von  denen  jede  Spor 
von  Silbernitrat  entfernt  wurde,  und  wobei  das  Bild  durch  einen 
alkalischen  Entwickler  ohne  Silber  herausgebracht  wnrde.  Er  bemerkt 
ferner,  dass  eine  dicke  vollbelichtete  Bromsilbersehicht  durch  and 
durch  geschwärzt  wird,  und  glaubt  die  Menge  von  Silber  in  dem 
Bilde  sei  viel  grösser  als  der  alkalische  Entwickler  im  Stande  sei  aus 
dem  etwa  aufgelösten  Bromsilber  zu  gewinnen.  Selbst  mit  Bezug 
auf  die  gewöhnliche  Entwicklung  sagt  er:  „Ich  glaube  fast,  wegen 
der  Analogie  der  alkalischen  Entwickler,  dass  ein  gewöhnlicher 
Silberentwickler,  wenigstens  auf  Bromsilber  hauptsächlich  so  wirku 
dass  er  das  belichtete  Bromsilber  reducirt" 

Diese  kurze  llebersicht  wird  genügen,  darzuthun,  wie  äu^sserst 
verschieden  man  über  diese  wichtigsten  Fragen  denkt  nnd  wk 
unbestimmt  die  citirten  P]xperimente  sind. 

Ich  will  nun  meine  eigenen  Ansichten  mitthcilen,  und  dif 
Versucho,  womit  ich  sie  unterstütze. 

1.  Ich  halte  das  Jodsilber  stets  für  empfindlich,  obgleich  der 
Grad  seiner  Empfindlichkeit  sich  nach  den  Umständen  bei  seiner 
Bildung  sehr  verändern  mag;  in  Gegenwart  einer  alkalisehen  Jod- 
Verbindung  gebildet,  ist  es  fähig,  ein  cntwickel bares  Bild  aufsu- 
nehmen,  vorausgesetzt,  dass  kein  Ueberschuss  von  alkalischem 
Jodsalz  vorhanden  bleibt;  sobald  man  dies  aber  fortwasefat  ist  die 
Empfindlichkeit  gleich  da. 

Diese  Ansicht  habe  ich  durch  eine  Reihe  überzeugender  Proben 
bereits  festgestellt.  *) 

2.  Die  Entstehung  eines  entwickelbaren  Bildes  auf  einer  jod- 
bromirten  Schicht  in  der  Camera  halte  ich  für  eine  rein  physicalische 
Erscheinung.  Es  findet  keine  Zersetzung  des  Silbersalzes  statt,  keioe 
Jodabscheidung.     Und  schliesslich   wird   das  Bild,  wenigstens  beim 


*)     Man  verjrl.  dirsps  Archiv  Nr.  H6.     S    264. 


273 


ge^v^öhnlichen  feuchten  Verfahren ,  ganz  auf  Kosten  des  Entwicklers 
gebildet. 

Hierfür  biete  ich  folgende  Proben  an: 

Erster  Versuch.  —  Wenn  in  der  Camera  irgend  eine 
Reduction  stattfindet,  oder  selbst  nur  eine  theilweise  Zersetzung  die 
beim  Entwickeln  vollendet  wird,  —  kurz  wenn  das  Bild  in  irgend 
einer  Weise  auf  Kosten  des  Jod-  oder  Bromsilbers  der  Schicht 
gebildet  wird  —  so  muss  die. Menge  des  Jodids  oder 
Bromids  der  Schicht  sich  yerhältnissm  ässig  ver- 
mindern. 

Es  wurde  eine  Platte  in  gewöhnlicher  Weise  entwickelt- 
nnd  anstatt  das  unveränderte  Jod-  und  Bromsilber 
durch  Fixirung  zu  entfernen,  wurde  das  Silberbild 
entfernt,  um  sehen  zu  können,  ob  sich  durch  die  Entwicklung 
irgend  ein  Theil  des  Jod-  oder  Bromsilbers  verzehrt  habe ;  es  hätte 
in  diesem  Falle  nach  Entfernung  des  Bilberbildes  anstatt  des  vor- 
berigen  Negativs  ein  mattes  dünnes  Positiv  erscheinen  müssen.  Es 
galt  zunächst  eine  Substanz  ausfindig  zu  machen,  die  das  Bild 
entfernte,  ohne  die  Jod-  und  Bromsilberschicht  zu  modificiren.  Ich 
fand,  dass  eine  schwache  Auflösung  von  salpeiersaurem  Queck- 
silberexyd  diese  Eigenschaft  besitzt  Das  entwickelte  Bild  wurde 
in  eine  sehr  verdünnte  Lösung  dieses  Salzes  getaucht,  so  ver- 
dünnt, dass  das  Bild  zum  gänzlichen  Verschwinden  zwei  bis  drei 
Minuten  brauchte.  Die  PJatte  wurde  sodann  abgespült  und  sorg- 
faltig untersucht.  Nicht  die  Spur  eines  positiven  Bildes  war  zu 
entdecken,  die  Schicht  war  vollkommen  gleichmässig ,  woraus  zu 
schliessen,  dass  kein  Thcil  des  Jod-  und  Bromsilbers  zum  Aufbauen 
des  negativenfBildes  während  der  Entwicklung  verbraucht  worden  war. 

Dieses  Resultat  ist  ziemlich  entscheidend;  das  folgende  aber 
ist  noch  stärker. 

Zweiter  Versuch.  —  Eine  Platte  wurde  präparirt,  ent- 
wickelt und  das  entwickelte  Bild  wie  eben  durch  Quecksilber 
entfernt,  alles  bei  gelbem  Licht.  Die  Platte  nahm  dadurch  wieder 
ihr  anfängliches  Aussehen  an;  sie  wurde  gut  gewaschen,  und 
ein  Eisenentwickler  mit  Silbernitrat  und  Citronsäure  aufgegossen. 
Das  erste  Bild  erschien  wieder,  es  entwickelte  sich 
ein  zweites  Negativ  auf  derselben  Schicht,  die  das 
erste  geliefert  hatte. 

Der  Lichteindruck  in  der  Camera  war  also  bei  Erzeugung  des 
ersten  Bildes  nicht  erschöpft,  denn  nachdem  dies  vollständig  ent- 
wickelt und  darauf  wieder  sorgfaltig  entfernt  worden,  blieb  der 
Schicht  dieselbe  Kraft,  das  Bild  zum  zweitenmal  zu  erzeugen. 


274 


Dieser  Versach  scheint  mir  den  langen  Streit  zu  schliesMii 
und  die  „physicalische  Theorie''  zu  etabliren.  Denn  durch  die 
Möglichkeit  dieser  zweiten  P2ntwicklung  ist  das  Bestehen  einer 
physicalischen  Veränderung  des  Jodsilbers  ohne  Reduction  bewiesen. 

Dritter  Versuch.  —  Beim  zweiten  Versuch  wurde  sowohl 
die  ursprüngliche  wie  die  secundäre  Entwicklung  mit  dem  Eiaen- 
und  Gelatine-Entwickler  vorgenommen.  Diesmal  wurde  statt  dessen 
in  beiden  Fällen  Pyrogaliussäure  genommen ;  das  Resultat  war  ganz 
dasselbe. 

Die  Art  des  Entwicklers  ist  also  ohne  wesentlichen  Einfloss 
auf  das  Resultat. 

Was  die  Vorgänge  bei  gewöhnlichen  feuchten  Verfahren  angeht, 
so  scheinen  sie  mir  durch  diese  Versuche  vollständig  bewiesen. 
Es  ist  nicht  mehr  möglich  von  chemischer  Reduction  zu  sprechen, 
alles  dies  ist  durch  das  Factum  fortgeschwemmt,  dass  die  Schidit 
zwei  Entwicklungen  zulässt. 

Man  muss  aber  wohl  zugeben,  dass  der  Vorgang  in  der 
Camera  nicht  in  allen  Verfahren  derselbe  ist 

Giessen  wir  vor  dem  Belichten  einen  Entwickler  auf  die  sen- 
sltirte  Platte,  so  finden  wir  beim  Herausnehmen  derselben  aus  der 
Cassette  ein  sichtbares  Bild  darauf.  (Dies  wurde  durch  Llesegang 
im  photogr.  Archiv  Nr.  69  zuerst  nachgewiesen.)  Hier  ist  freilich 
kein  wesentlicher  Unterschied;  nur  haben  die  beiden  Operationen: 
die  Entstehung  des  latenten  Bilds  und  seine  Entwicklung  gleich- 
zeitig stattgehabt. 

Bei  den  Trockenverfahren  findet  man  auch  zuweilen  sichtbare 
Bilder  beim  Herausnehmen  aus  der  Camera.  Hier  besitzt  wahr- 
scheinlich die  Präser  vi  rungslösung  eine  gewisse  redueirende  Kraft. 
Diese  Resultate  greifen  also  mein  Argument  nicht  im  geringsten 
an.  Das  gewöhnliche  feuchte  Verfahren  ist  der  Schlüssel  zu  aller 
Eutwicklungs-Photographie ,  da  in  ihm  alle  Operationen  besonders 
bleiben  und  separirt  studirt  werden  können. 

Ich  meinestheils  habe  niemals  an  eine  andere  als  die  physi- 
calische  Theorie  der  Lichtwirkung  geglaubt;  denn  eine  chemisck 
Veränderung  beim  feuchten  Verfahren  kann  doch  nur  die  einer 
Reduction  sein,  sei  es  zu  metallischem  Silber,  sei  es  zu  Silberjodur, 
die  aber  beide  vom  Jodsilber  durch  die  Farbe  so  verschieden  wa^ 
dass  man  sie  jedenfalls  bemerken  müsste. 

Ich  kann  nicht  schliessen,  ohne  auf  die  ausserordentliche  Natur 
des  latenten  Bildes  hinzuweisen.  Würde  der  physicalische  Eindniek 
durch  den  es  entsteht,  während  des  Entwickeins  zerstört,  so  wäre 
dies  Factum  kein  Argument  gegen  die  physicalische  Theorie,  deoB 


»75 


wir  könnten  leicht  einen  Gnind  dafhr  auffinden.  Aber,  dass  dieser 
phy^calisclie  Eindruck,  den  wir  dureb  unsere  Sinne  niciit  wahr- 
nehmen iLÖnncn,  kräftig  genug  ist,  eine  Entwicklung  zu  nfoerstehen^ 
der  Wirkung  einer  QueckailberlÖsung  Widerstand  zu  leisten,  die 
stark  genug  ist  das  ganze  Silber  anfeulöscn,  und  danach  ein 
zweites  Bild  zu  geben  vermag  —  diese  Erscheinung  gehört  zu  den 

interessantesten  auf  dem  ganzen  Gebiete  der  Chemie. 

(The  British  Journal  of  PhotograpliyO 


Trockeiverfahren  nit  Taaiifl  und  Dfitria. 

Von  Paul  Gaillard. 

Die  Glasplatten  müssen  äusserst  vorsichtig  gereinigt  werden, 
da  auf  einer  schmutzigen  Fläche  das  Coliodion  nicht  haftet;  zum 
letzten  Poliren  empfehle  ich  eine  Mischung  von  WaBser^  K^lkerde, 
Tripel  und  wenig  Tropfen  Salpetersäure. 

Folgendes  Coliodion  hat  mir  die  besten  Resultate  gegeben: 

Aeiher 70  Cub.  Cent, 

Alkohol  (4Q0).       .     .     20      „       „ 
Jodirung      ....     10      j,       „ 
Coliodion  wolle  ...       1  Gramm. 
Die  Jodirung    besteht    aus    50    Cub.  Cent.  Alkohol,    1  Gramm 
Jodammonium,  3  Gramm  Jodeadmium  und  3  GranuB  Bromcadmiuid« 
Dem  Coliodion  werden  soviel  Tropfen  Jodtinctur  zugesetzt,  dass 
es  d|e  Farbe  von  Madeira  annimmt 

Silberbad. 
Destillirtes  Wasser     ...     100 
Salpetersaures  Silber.     .     .       10 

Essigsäure 10 

Nachdem  die  Platte  fünf  Minuten  in  diesem  Bade  gewci^en, 
taucht  man  sie  in  eine  Schale  mit  destillirtem  Wasser,  dann  nach- 
einander in  drei  Bäder  von  gewöhnlichem  Wasser.  Zuletzt  wäscht 
man  die  Platte  unter  einem  Hahn,  taucht  sie  in  die  Präservirungs- 
flüssigkeit  und  lässt  sie  an  eine  Wand  gelehnt  trocknen.  In  jedem 
Bade  bleibt  die  Platte  mindestens  fünf  Minuten.  Wenn  sie  gut 
präparirt  ist,  so  besitzt  sie  das  glänzende  Ansehen  einer  albumi- 
nirten  Platte. 

Die  Präservirungslösung  besteht  aus 

Nr.  1 


Wasser  300  Gr.       t^     o  (  Wasser  700  Gr. 

Nr.  2 


Tannin     20     „  (  Dextrin     50     ,, 

Unter  Umrühren    wird   Nr.  1    in  2   gegossen;    dann  setzt  man 
50  Cub.  Cent.  Alkohol  zu  und  filtrirt. 

Photographiscliei  AtcIiIt.  "St,  87.  1.  Anlast  1865.  XJ^ 


276 


Die  Lösung  bleibt  einige  Monate  hindurch  haltbar. 
Nach  dem  Belichten  befeuchtet  man  die  Sdiicht  und  giesat/ol- 
gende  Lösung  darauf: 


Destillirtes  Wasser. 

.    500  Gramm, 

Pyrogallussäure.     . 

•         2V,     , 

Essigsäure     .    .    . 

.          6           n 

Alkohol    .... 

.      75 

Auf  je  100  Cub«  Cent  fügt  man  2  Tropfen  Silberlösung  zo : 

DestilUrtes  Wasser    ...  100 

Salpetersaures  Silber.    .     .       3 

Essigsäure 8 

Man  verstärkt,    indem  man  mehr  Silberlösung  zusetzt,    sobald 
die  Details  in  den  Schatten  sichtbar  sind. 


Uefcer  das  Entkräften  nbereopirter  Abdriieke. 

Von  M.  Carey  Lea. 

Da  es  wohl  jedem  Photographen  passlrt,  zu  dunkle  Abzöge 
zu  machen,  so  wird  es  gut  sein,  das  geeignete  Mittel  anfzusndien, 
um  dieselben  heller  zu  machen.  Herr  Carey  Lea  hat  sich  dieses 
Falles  angenommen  und  theilt  folgende  Versuche  mit*) 

Beim  Entkräften  der  Bilder  werden  die  zuoberst  liegenden 
Theile  durch  das  Lösemittel  zuerst  angegriffen,  also  gerade  die, 
welche  dem  Bild  seine  Brillanz  und  Transparenz  geben.  Denutig 
behandelte  Bilder  sehen  also  immer  mehr  oder  weniger  eingesunken 
oder  mehlig  aus.  Alle  Versuche  beziehen  sich  auf  Abzüge  auf 
Eiweisspapier. 

1.  Doppeltohromsaures  Kali  und  Salzsaure. 

Diese  Mischung  ist  äusserst  wirksam  und  muss  mit  grosser 
Vorsicht  und  sehr  verdünnt  angewandt  werden.  Sie  macht  die 
Bilder  sehr  mehlig,  ist  demnach  nicht  zu  empfehlen. 

2.  Jod. 

Jodlösung  (erhalten  durch  Eintropfen  yon  soviel  Jodtinctnr  in 
Wasser  als  dies  löst)  greift  die  Bilder  sehr  regelmässig  an  und  ver- 
ursacht kein  mehliges  Ansehen.  Man  muss  sich  vor  einem  Ueber- 
schuss  von  Jod  hüten,  denn  die  Ideinen  Jodpartikelchen  setzen  sidi 
am  Bilde  an  und  verursachen  zahlreiche  weisse  Punkte.  Andererseits 
wirkt  eine  verdünnte  Lösung  zu  langsam.  Besser  wird  man  des- 
halb das  Jod  nicht  in  Wasser,  sondern  in  Jodkaliumlösung  von  1:340 
lösen,  welche  mehr  Jod  aufnimmt  als  Wasser. 


*)  Im  PhUadelphia  Photographer  Nr.  19. 


277 


Leider  wiikt  das  Jod  auf  die  Stärke,  womit  das  Papier  geleimt 
Ist  und  verbiodet  sich  damit  zu  tiefblauer  Jodstärke.  Um  diese 
fortzunehmen,  wendet  man  verdünnte  Auflösung  von  unterschweflig- 
saorem  Natron  an.  Natürlich  muss  man  nachher  wieder  gut 
^ivaschen. 

8.  Cyaakalinm. 

If.  Faure  hat  dies  Mittel  im  vorigen  Jahre  angegeben.  Fünf 
Gran  Cyankalium  werden  in  sieben  bis  zehn  Unzen  Wassers  gelöst 
I>as8  durch  Goldzusatz  der  Ton  der  Bilder  verändert  werden  könne, 
^^e  Herr  F.  behauptet,  hat  Lea  nicht  gefunden.  Der  Ton  bleibt 
mit  wie  ohne  Chlorgold  ganz  derselbe,  nur  wird  er  heller. 

4.  Bromkalium  und  doppeltchromsaurefl  Kali. 

Diese  Mischung  macht  die  Bilder  kalt,  flau  und  mehlig,  ist 
daher  nicht  zu  empfehlen. 

5.  Chlorgold  und  doppeltduromflaurefl  Kali. 

Wenn  man  zu  neutraler  oder  schwach  saurer  Chlorgoldlösung 
einen  oder  zwei  Tropfen  Lösung  von  doppeltchromsaurem  Kali 
zusetzt,  so  reducirt  die  Flüssigkeit  sehr  energisch,  und  immer 
unvoriheilhaft.  Das  Gold  scheint  auf  die  Operation  keinen  günsti- 
gen Einfluss  auszuüben. 


Aus  diesen  Versuchen  geht  hervor,  dass  Jod  und  Cyankalium 
die  geeignetsten  Reducirmittel  für  übercopirte  Bilder  sind.  Letz- 
teres scheint  den  Vorzug  zu  verdienen. 


Apparat  xw  Darstellng  tnnspareiter  Glasblliler 

für  das  Stereoskop« 

Die  transparenten  Glasbilder  kann  man  ebensowohl  auf  trocknem 
Collodion  im  Copirrahmen,  wie  auf  feuchtem  Collodion  in  der  Camera 
abziehen.  Nach  der  ersten  Methode  werden  die  Negativs  leicht 
beschädigt,  und  die  Platten  müssen  von  geschliffenem  Spiegelglas 
genommen  werden,  da  sonst  genügender  Contact  nicht  erreicht  wird. 
Das  Copiren  auf  feuchtem  Wege  geht  sehr  rasch  vor  sich  und  wird 
schon  deshalb  von  manchen  Phptographen  vorgezogen.  —  Man 
bedarf  dazu  einer  langen  Camera,  die  auf'  das  Brett  AB  eines 
gewöhnlichen  Stativs  gesetzt  wird.  Die  Camera  ist  der  Länge  nach 
durch   die  Wand  DF  halbirt.    An   den  beiden  Zwischenbrettchen 


befinden  ?ich  die  Objeetive  0.  An  jedem  Ende  der  Camera  ist 
«me  Casaette;  in  die  vordere  02  kommt  das  ungefirnisste  N^uii, 
in  die  mit  C  bezeichnete  die  empfindliche  feuchte  Platte. 

Sind  die  beiden  Negativs  gleich  dicht,  so  öITnet  und  selilient 
man  die  Klappen  G  und  H  zugleich,  ist  aber  eins  schwächer  ab 
das  andere,  so  Öffnet  man  die  dazu  gehfirige  Kl^pe  etwas  spiln. 

Die  Camera  wird  auf  den  Himmel  gerichtet,  indessen  dörfea 
keine  Sonnenstrahlen  hineinfallen.  Man  erhält  auf  diese  Weist 
Abdrücke,  die  nicht  mngekehrt  lu  werden  brauchen,  indem  die« 
schon  durch  die  Objective  geschieht 


rii*to^|ihicB  Mit  RaMlrcniemgei. 

Von  Herrn  C.  Dauthendej  in  WUrzborg  wurden  uns  eitte 
Anzahl  Karten  und  Medaillonbilder  mit  Band  Verzierungen  zur  An- 
sicht gesandt  Um  das  Portrait  zieht  sich  ein  oraler  Rand,  und 
der  äussere  Theil  des  Papiers  ist  intensiv  schwarz.  Der  EfTed 
dieser  Bjl{ter  ist  ew  sehr  brillanter  und  dürfte  wohl  beim  PublicuiD 
Anklang  linden,  namentlich  fiir  Karte npo rtcaits ;  Cameebilder  habn 
in  dieser  Manier  ein  viel  hübscheres  Anaehen  als.  mit  weissem  Grund. 

Die  Zusendung  war  von  nachstehendem  Brierc  begleitet: 

Herrn  Dr.  Liesegang  In  Elberfeld. 
V^nn  ich  Diir  rrlkuhr.    Ihnan   boirotgend    mehrere  Proben    photo^ipliiKln 
Portrait»  nach  tioem   neuen  Verfahren  von  mir   einiuBvnilPn,    to  grsckirhl  «  id 
der  freudigen  AUMii^bl,  darlHipr  ein  güti^B  Urlheil  von    Ihnen  zu  virnehmtn. 

D»a  Nrue  neiDes  Verfahrens  besteht  in  der  DarateMuni  phDtogr>|ihiKkt 
Rand  Verzierungen  um  PorlraitB  und  Karten  bidler,  die  zur  mililecen  Abgrennof 
unJ  Verschuieliung  eine»  intensiv  sehwanen  Grundes  zum  Bildfelde  flnn  P«- 
traits  dienen  sollen  Die  natürliehe  Kolgecung:  ilass  krinig  ropirte  PortrtiU 
mit  Ihren  reii:hen  SrhaUennuanten  weit  ahnliclier  lein  mnalen,  lirmchte  mkk  iil 
die  Idee,   lolche  Abdriluk«   auf  icbwanom  Grund  zu  eizeugeo,    am  in  dailinA 


micht  hut  enebtinni  zu  Iumd.  D*  «t  nun  Dicht  hm  liegt,  Poftnib  TOn  einem 
dmiklen  flnind  umfust,  berziutellen  und  solcbe  4uch  bin  und  d>  schon  nach  der 
bekannten  schroff  sbKrenifnden  Weise  gelertigt  sind,  so  nehme  ich  nui  die 
g«nuinteD  lUndvFriieriuigen  «Is  neue»  Verfahrfn  von  mir  in  Anspruch  und 
glaube  dadurch  erat  eine  schickliche  und  künstlerisch  pMsrndf  Anwendung  efnes 
scbwanen  ämnde»  zu  pbotogiiphisclien  Bildern  gefonden  zu  haben. 

Diese  Fortraits  und  Karten  werden  seit  drei  Monaten  in  meinem  Atelier 
angerertigt  und  haben  beim  Publicum  von  allrm  Anfang  an  gleich  so  gefallen, 
dws  (je  trott  de«  bühem  Preises,  den  ich  dafür  nehme,  vor  alten  am  meisten 
bestellt  werden.  Die  passendere  Vernendung  so  ropirtrr  Fortraits  zur  Verzierung 
und  Betleidung  von  feinen  Zimmer-  und  Scb mui;t Sachen ,  als:  Wsndköiben, 
äervieltenringen  («ie  beigelegtes  Master  zeigt),  Brechen  und  Armbindem,  machen 
sie  noch  besonders  schätibar.  Vor  allem  aber  glaube  icb,  dais  sie  dem  Karten- 
tacb  einen  neuen  Aufschwung  geben  werden  und  uamentlich  den  neuen  Canee- 
karten  grosse  CoDcurreni  machen  därflen ;  da  meine  Karten  mit  vier  Bilden) 
Ton  einer  Pereon,  vor  Jenen  den  Vorlhail  haben,  in  Jedes  gewühnlii;be  Album 
geiterkt  werden  zu  können  und  dem  Pbotographen  zom  Vortheil  weniger  Arbeit 
machen.  Genannte  RaBdverxieningen  werden  durch  eine  besondere  Vorrichtung 
an  der  Camera  auf  das  Negativ  gebracht  und  künnen  nach  dem  Geschuiache  des 
Operateurs  ohne  Habe  und  Kosten  verändert  werden.  Diese  Minier  gewährt  den 
Pbotographen  die  sichere  Auisicht,  fllT  gleiche  Utlhe  und  gleiches  Material  hiihere 
Preise  lu  erzielen. 

Wir  fügen  hinzu,  dasa  die  eingesandten  Photographien  äusseret 
sauber  ausgefii^rt  sind;  einige  davon  sind  mit  Gelatine,  andere  mit 
Lsck  Ubetzogen.  Hr.  Dautheiidey  beabsichtigt  sein  VeTTabrcii  weiter 
EU  lehren. 


Williui's  selbattkAtiger  Vaseh«|»panit. 

Dieser  Apparat  besteht  ans  einer  Trommel  von  einem  halben 
Meter  DarchmcsBcr  und  einem  Meter  Länge.  Ein  Wasserslrabl 
setzt  die  Trommel  in  Bewegung,  wodurch  das  Wassfr  gewechselt 
and  die  Bilder  stets  in  Unruhe  gehalten  werden. 


280 


Die  Trommel  ist  von  Holz  und  rnndum  mit  ZinktSfelelieft 
besetzt,  die  das  Wasser  aalfangen.  Darum  befindet  sich  ein  Zink- 
cylinder,  in  den  man  die  Bilder  legt.  Das  ausfliessende  Walser 
bewegt  eine  zweite  hölzerne  Trommel.  Die  beiden  Trommeln  sind 
durch  Zahnräder  mit  einander  verbunden,  was  ih%en  eine  leichte, 
regelmässige  und  constante  Bewegung  gibt 


Die  internationale  pbotograpliisdie  Ausstellnng  in  BerÜBi 

(Aus  den  Recensionen  und  Mittheilusgen  über  bildende  Kunst.} 

Die  Kunst,  mit  der  Bonne  zu  malen,  hat  im  vorigen  Jahre  ihreD 
fünfundzwanzigsten  Geburtstag  gefeiert,  (am  19,  Junf  1839  wurde 
das  Daguerresche  Verfahren  von  der  Pariser  Akademie  der  Wisaea- 
Schäften  veröffentlicht)  und  sie  hält  es  mit  Recht  für  an  der  Zeit, 
sich  der  Mitwelt  in  einem  Gesammtbilde  vorzustellen,  welches  die 
ganze  Höhe  und  Ausdehnung  ihres  Könnens  veransdiaulieht ,  and 
in  concreter  Gestalt  vor  die  Augen  führt,  was  schon  langst  im 
Bewusstsein  der  Zeit  lebt:  die  Wichtigkeit  der  neuen  Ecfindung  ISr 
das  Kulturleben  der  Neuzeit,  die  Berechtigung  derselben  za  einem 
Platze  neben  den  anderen  beiden  grossen  Erfindungen  unserer  Zeit, 
den  Eisenbahnen  und  electrischen  Telegraphen. 

Die  Männer,  welche  bald  nach  Veröffentlichung  des  Dagueire- 
sehen  Verfahrens  hier  und  an  anderen  Orten  die  neue  Erfindung 
als  Sonntags  vergnügen,  zuerst  für  sich  selbst,  dann  für  ihre  Freunde, 
und  später  auch  gegen  P^ntgelt  für  Fremde,  aber  immer  doch  nur 
in  Mussestunden  ausübten ,  waren  wohl  weit  entfernt  daron ,  m 
ahnen,  dass  dieses  Amüsement  fünfundzwanzig  Jahre  spSter  als 
ausschliesslicher  Beruf  Tausenden  von  Ausübenden,  und  darüber 
hinaus  Tausenden  von  Herstellern  des  dazu  nöthigen  Materials  einen 
reichlichen  Verdienst  gewähren  würde;  und  wohl  noch  entfernter 
von  dem  Gedanken,  dass  dies  Amüsement  sich  zu  einem  mächtigen 
Förderungsmittel  der  Kunst,  der  Industrie  und  der  Wissenschaft 
heranbilden  würde. 

Der  Gedanke  zu  der  Ausstellung,  wie  seine  Verwiridichnng, 
ging  vom  hiesigen  phoj:ographischen  Verein  aus,  an  dessen  Spitxe 
der  Dr.  Vogel  steht.  Der  Erfolg,  wie  sich  jetzt  beurthellen  lä^t 
hat  das  Unternehmen  gerechtfertigt,  sowohl  in  Beziehung  anf  die 
Theilnahme  der  Berufsgenossen  durch  Einsendungen,  als  auf  die 
Thellnahme  des  Publikums  durch  lebendiges  Interesse  und  zahl- 
reichen  Besuch.  Welchen  Anklang  der  Gedanke  in  erstgenannter 
Beziehung  fand,  mag  die  Aufzählung  der  Länder  darthun,  aus  denen 
Zusendungen  erfolgten;  es  sind  vertreten  die  meisten  Staatsgebiete 
Deutschlands,  Frankreich  (Paris,  Amiens,  Carcassonne^ ,  England, 
Holland,  Italien  (Turin,  Mailand,  Modena,  Bergamo),  Amerika 
(Boston),  von  den  ausserdeutschen  Staaten  Oesterreichs  Ungarn 
(Pest,  Eperies),  Dalmatien  (Spalato),  Siebenbürgen  (Schässburg),  die 
Schweiz,  Russland  (Petersburg,  Moskau,  Warschan,  Kankasien), 
Dänemark,  Schweden  und  Norwegen,  Belgien,  die  Moldan  (Jaasy). 


281 


Der  Katalog  der  Ausstellung  weist  250  Nummern  auf,  von 
denen  zwar  in  einigen  wenigen  Fällen  mehrere  auf  ein  und  denselben 
Aussteller  fallen,  (in  Folge  der  Trennung  der  verschiedenen  Fächer), 
welche  aber  in  fast  allen  Fällen  mehr  oder  weniger  Specialnummern 
anter  sidi  haben,  wie  denn  beispielsweise  Carjat  in  Paris  deren 
46,  die  Staatsdruckerei  in  Wien  43  und  später  noch  34,  die  Kunst- 
anstalt von  Piloty  und  Löhle  in  München  56  aufweist;  die  Num- 
mern, fortlaufend  genommen,  würden  sicher  die  Zahl  2000  erreichen. 
Die  Werke  füllen  vollkommen,  doch  ohne  Ueberhäufung ,  einen  der 
grösten  Musiksäle  Berlin's,  die  Tonhalle,  mit  ihren  zwei  ringsum- 
laufenden Galerien,  Vorzimmern  und  Treppenräumen ;  zu  den  schon 
vorhandenen  Fenstern  des  Saales  hat  man  noch  ein  reichliches 
Oberlicht  gefugt,  so  dass  fast  sämmtliche  Stücke  sich  einer  minde- 
stens genügenden  Befeuchtung  erfreuen. 

Eine  einigermassen  ausführliche  Berichterstattung  über  die  Aus- 
stellung, auch  wenn  sie  nur  in  Kürze  alles  Erwähnenswerthe 
besprechen  wollte,  würde  der  Ueberfülle  des  sich  darbietenden 
Stoffes  wegen  eine  ganze  Reihe  von  Artikeln  erfordern,  wie  sie 
auch  sämmtliche  hiesigen  grösseren  grösseren  Zeitungen  bringen,  zu 
welcher  mir  aber  die  Redaction  der  Recensionen  schwerlich  den 
Raum  zu  bewilligen  im  Stande  sein  möchte.  Indessen  wiederum 
würde  eine  solche  Berichterstattung  auch  Vielerlei  in  sich  fassen 
müssen,  was  denjenigen  Lesern,  welche  die  Ausstellung  nicht  selbst 
besuchen  können,  zu  wenig  Nutz  und  Vergnügen  gereichen  würde. 
Meine  Absicht  kann  also  im  Wesentlichen  nur  die  sein,  die  Aus- 
stellung als  solche  und  auf  den  verschiedenen  Feldern  möglichst  viel 
des  Vortrefflichsten  hervorzuheben. 

Der  Katalog  bringt  sämmtliche  ausgestellte  Gegenstände  unter 
sechs  Rubriken;  die  erste  davon. gibt  einen  Ueberblick  über  den 
Entwicklungsgang  der  Photographie  von  ihren  ersten  Entdeckungs- 
nnd  Versuchsstadien  bis  auf  die  letzten  VervoUkomumungsstufen ; 
die  zweite  umfasst  das  Gebiet  des  Portraits  und  der  Figurenbilder; 
die  dritte  gibt  die  Landschafts-  und  Architectur- Aufnahmen;  die 
vierte  das  Reproductionsfach ;  die  Uebertragungen  der  Photographie 
auf  Porzellan,  Steingut,  Email  u.  s.  w.,  und  die  sechste  enthält  die 
Apparate,  Chemikalien  imd  alle  sonstigen  beim  Arbeiten  nothwen- 
digen  Geräthschaften.  Eine  kleine  Anzahl  von  sogenannten  Photo- 
skulpturen und  etwas  Fachliteratur  mag  erst  nach  Ordnung  des 
Kataloges  hinzugekommen,  oder  auch  wegen  der  geringen  Anzahl 
der  Gegenstände  nicht  für  binreichend  erachtet  worden  sein  zur 
Constituirung  besonderer  Abtheilungen. 

In  Bezug  auf  Technik  und  Wissenschaft  ganz  besonders 
interessant  ist  die  erstgenannte  Abtheilung.  Nr.  1  der  ganzen  Aus- 
stellung gibt  ein  Brettchen  von  Holz,  auf  welchem  sechzig  Jahre 
eine  Silhouette  befestigt  war,  und  welches  während  dieser  Zeit  an 
einem  hellbeleuchteten  Orte  gehangen  hat.  Der  Einfluss  des  Sonnen- 
lichts hat  natürlich  das  Holz  dunkel  gefärbt ,  und  dadurch  ist  an 
der  Stelle  der  Silhouette,  welche  nicht  vom  Lichte  getroffen  wurde, 
ein  helles,  scharf  umgrenztes  Bild  entstanden.  Das  war  das  erste, 
natürliche  Lichtbild!  —  Auf  die  Erfahrung,  dass  organische  Stoffe, 


282 


mit  Silbersalzen,  wie  z.  B.  Höllenstein  berührt,  sich  unter  dem  Dn- 
flusse  des  Sonnenlichtes  schwarz  färben,  machten  die  beiden  Wed- 
gewood  und  Davy  im  Jahre  1812  den  Versuch,  ein  Stack  Papier 
in  Silbersalzlösung  zu  baden,  es  theil weise  mit  einem  andurdisidi- 
tigen  Gegenstande,  z.  B.  einer  Silhouette  zu  bedecken  und  dann 
der  Einwirkung  des  Sonnenlichtes  auszusetzen;  die  unbedeckten 
Stellen  färbten  sich  braun,  die  bedeckten  blieben  weiss.  Natürlidi 
verschwand  mit  der  Zeit  auch  das  weisse  Bild,  aber  das  erste 
künstliche  Lichtbild  war  da.  Welche  Reihe  von  ,Versudieii, 
geglückten  und  missglückten,  von  Seiten  der  ersten  Erfinder,  daim 
ihrer  späteren  Nachahmer,  von  Seiten  der  Chemiker,  Optiker,  Papier- 
fabrikanten u.  8.  w.  seit  diesem  ersten,  schwachen  Ergebniss  bis  zur 
Herstellung  des  CoUodiumhäutchens,  welche  die  Erfindung  zq  einem 
ersten  befriedigenden  Stadium  gelangen  Hess,  und  bis  zu  den  letzten 
Versuchen  mit  Kohle  (Kohlenbilder) ,  deren  gelungene  Anwendung 
erst  eine  vollständige  Sicherheit  in  Bezug  auf  die  Dauer  des  photo- 
graphischen Bildes  gewähren  würde! 

Nr.  10  zeigt  schon  einen  Versuch  in  farbiger  Photographie  von 
Kicco  Feiice  in  Mailand.  Die  Farben  sind  nicht  durch  Anwendon; 
von  Pigmenten  oder  durch  Uebermalen  hervorgerufen,  sondern  dordi 
eigenthümliche  Behandlung  der  gewönlichen  Photographie  im  Gold- 
bade. Das  Bild  stellt  einen  männlichen  Act  dar,  und  die  Fleisdi- 
töne  haben  schon  einen  ziemlichen  Grad  von  Naturwahrheit,  in  der 
sie  gar  nicht  wesentlich  zurückbleiben  hinter  der  mancher  Manieristes 
unter '  den  Malern.  Weitere  Fortschritte  in  der  farbigen  Photo- 
graphie zeigt  die  Ausstellung  allerdings  nicht,  wie  denn  bei  alien 
möglichen  Vertrauen  in  die  fernere  Entwicklungsfähigkeit  dieser 
Technik  die  Annahme  einer  Unmöglichkeit  hierin  gerechtfertigt  sein 
möchte.  Das  Uebermalen  mit  Anilinfarben  erweist  sich  bis  jetzt 
noch  als  das  Beste,  was  sich  für  die  der  Erreichung  farbiger  Pho- 
tographien thun  lässt,  denn  das  Bild  bleibt  dabei  in  der  Hauptsache, 
was  es  ist,  Photographic,  da  diese  Farben  eine  bedeutende  Durch- 
sichtigkeit haben.  Ausserdem  verbinden  sie  sich  chemisch  mit  der 
Photographie,  und  geben  dieser  damit  eine  grössere  Dauer.  Die 
Ausstellung  bietet  sehr  Reizvolles  an  solchen  Bildern,  freilich  nur 
in  Miniatur    und  einem   uiclit  weit  darüber  hinausgehenden  Fonnal 

Sehlnss  folgt. 


Reactionen  der  Gelatine« 
Von  M.  Carey  Lea. 

Der  Verfasser,  der  während  der  letzten  Jahre  mit  dem  Studiom 
dieses  Körpers  beschäfügt  war,  beschreibt  eine  von  ilun  beobach- 
tete Reaction,  wie  er  glaubt  die  erste  farbige  Reaction  zwiscfaen 
reiner  Gelatine  und  einem  ganz  farblosen  Reagens. 

Lässt  man  ein  Stück  Gelatine  in  saure  Lösung  von  salpeter- 
saurem Quecksilberoxydul  fallen,  so  nimmt  sie  eine  tiefrothe  Färbung 


283 


an  und  löst  sich  bei  gewöhnlicher  Temperatur  vollsfandig.  Durch 
Kochen  wird  die  Farbe  der  Lösung  etwas  dunkler.  Durch  chlor- 
sanres  Kali  wird  die  heisse  Lösung  rasch  entfärbt  und  schmutzig 
gelb  gemacht.  Diese  rothe  Farbe  braucht  eine  gewisse  Zeit  zum 
Entstehen,  die  nicht  durch  Wärme  ersetzt  werden  kann,  denn  kocht 
man  die  Gelatine  mit  der  Quecksilberlösung,  so  wird  die  Lösung 
gelblichi  anstatt  roth. 

Diese  Reaction  ist  nicht  sehr  empfindlich  und  nur  bei  Lösungen 
anzuwenden,  die  mindestens  ein  Procent  Gelatine  enthalten. 

Metagelatine  verhält  sich  ganz  ebenso.  Die  zur  Probe  benutzte 
wurde  in  folgender  Weise  bereitet.  Gelatine  wurde  in  kalter 
gesättigter  Lösung  von  Oxalsäure  eingeweicht,  dann  so  lange 
schwach  erwärmt,  bis  sie  im  kalten  Zustande  flüssig  blieb.  Die 
überschüssige  Säure  wurde  durch  kohlensauren  Kalk  fortgeschafft. 
Zusatz  von  saurem  salpetersaurem  Quecksilber  erzeugte  hierin  einen 
flockigen  weisslichen  Niederschlag,  der  später  wie  die  überstehende 
Flössigkeit  sich  roth  färbte. 


7ittranfd)e  lAoti^ 

Calciil  des  ttmf%  de  fMe,  •■  taUes  fh«t«Metrlqacs  p«rtatifC8  pour 
Tappr^ciation  k  un  tr^s  haut  degr^  de  pr^cision  des  temps 
de  pose  n^cessaires  h  rimpression  des  ^preuves  negatives  k 
la  chambre  noire  en  raison  de  Tintensitd  de  la  lumi^re,  de 
la  distance  focale,  de  la  sensibilitd  des  produits,  du  diamStre 
du  dlaphragme  et  du  pouvoir  r^ilecteur  moyen  des  objets  k 
reprodulre,  par  M.  L^on  Vi  dal,  Secrdtaire  fondateur  de 
la  Soci^t^  photographique  de  Marseille;  suivi  d'un  Manuel 
op^ratoire  pour  Temploi  d'un  proc^de  n^gatif  au  coUodion 
humide  et  sec,  avec  toutes  formules,  par  M.  M.  Teissire  et 
Jaquemet.  Accompagnd  du  photom^tre  destin^  au 
mesurage  de  la  lumi^re.  Paris.  Leiber,  rue  de  Seine.   1865. 

Herr  Yidal  liefert  uns  hier  eine  ziemlich  vollständige  TabeUe  Ober  die 
Belichtungszeit.  Um  sich  derselben  zu  bedienen,  muss  mtn  folgende  fflnf 
Bedingungen  genau  kennen,  nämlich: 

1)  Die  chemische  Intensität  des  Lichts; 

2)  Die  Empfindlichkeit  der  Präparate; 

3)  Die  Brennweite   des    Objectivs    (oder    vielmehr    die    Entfernung    des 
Objectivs  vom  matten  Glase); 

4)  Den  Durchmesser  der  BlendenoflEnung ; 

5)  Das  Reflectionsvermögen  der  aufEunehmenden  Gegenstände. 


284 


Diese  fünf  IViihaltspunkte  sind  unumgänglich  nöthig;  man  hat  noch  ander« 
in*s  Auge  zu  fassen,  die  wir  aber  ihrer  geringen  Wichtigkeit  halber  hier  über- 
gehen; in  der  Praxis  kann  man  sie  ganz  vernachlässigen. 

Die  Kenntniss  des  3.  und  4.  Puncts  ist  leicht  zu  erlangen.  Eine  gradirt» 
Scala  auf  dem  Unterbrett  der  Camera  oder  auf  der  Objectivhfilse ;  eine  Zahl  aof 
jeder  Blende,  die  deren  Oeffnung  angiebt,  und  jeder  Operateur  ist  im  Sundf. 
Brennweite  und  Oeffnung  rasch  zu  bestimmen. 

Herr  Vidal  bemerkt  ganz  richtig,  wie  wenig  Personen  die  Wichtigkeit  die»«r 
Angaben  eingesehen  haben;  so  lesen  wir  immer  in  den  photographischen  Josr- 
nalen :  Ich  habe  mit  dem  Objectiv  Nr.  so  viel  von  Herrn  so  und  so  mit  der 
kleinsten,  der  grussten  Blende,  so  viel  Secunden  belichtet;  und  der  I-eser,  der 
oft  kein  derartiges  Instrument  zur  Verfögutig  hat,  kann  sich  in  keiner  'Vina* 
von  dem  Werth  des  Versuchs  überzeugen. 

Die  Kenntniss  der  Nummern  2  und  5  bedingt  absolut  die  der  ».  1 
Intensität  des  Lichts. 

Um  die  Intensität  des  Lichts  kennen  zu  lernen,  muss  man  sie  messen,  md 
um  sie  zu  messen ,  ist  ein  Photometer  erforderlich.  Dies  Photometer  muss  ab» 
nicht  die  Leuchtkraft,  sondern  die  actinisrhe  Kraft  des  Lichts  messen.  }\Ht 
L.  Vidal  bedient  sich  hierzu  des  auf  einem  gewohnlichen  Silberbad  senfilirtei 
Eiweisspapiers ,  weil  dies  jeder  Pliotograph  unter  den  Händen  hat  und  weil  n 
sich  äusserst  regelmässig  am  Lichte  färbt.  Das  Photometer  ist  ein  klein«« 
Portefeuille  in  dem  zwischen  zwei  Cartons  ein  dritter  Carton  gleitet,  auf  dta 
das  empfindliche  Papier  befestigt  ist;  dies  wird  durch  eine  schmale  Oeffoung  im 
oberen  Garton  belichtet.  Oberhalb  der  Oeffnung  ist  eine  chromatische  Scala  too 
zehn  verschiedenen  Tonen ,  die  in  der  Weise  erhalten  wurde,  dass  man  i^ 
Streifen  Albuminpapier,  den  einen  sechs  Secunden,  den  zweiten  zwölf,  d» 
dritten  achtzehn  u.  s.  w. ,  den  zehnten  eine  Minute  dem  Licht  aussetzte.  Dit»« 
zehn  Farbentonc  dienen  dem  Photomoter  als  Grundlage.  Die  pliotometri«ck^o 
Tabellen  sind  für  alle  Brennweiten  von  Centimeter  zu  C'entimetcr  bis  2^2  U*tn. 
und  fiir  alle  Blenden  von  1  bis  lOO  Millimeter  berechnet.  Als  Basis  dient  dif 
mittlere  Empfindlichkeit  der  trockenen  Tanninplatten;  für  feuchtes  CoUodioB 
belichtet  man  achtmal  weniger. 

Ehe  man  also  belichtet,  verfährt  man  in  folgender  Weise:  AngenommA. 
man  operire  im  Freien  und  der  Aufnahmepunkt  sei  von  der  Sonne  beleacbtrt. 
Man  dreht  der  Sonne  den  Rücken  zu,  öffnet  das  Photometer  mit  dem  empflnd- 
lichen  Papier  und  hält  es  eine  Minute  lang  im  Schatten  des  Körpers  in  d^r 
Höhe  der  Ellenbogen  und  25  Centimetor  vom  Körper  entfernt.  Man  sucht  diBiL 
welrhe  Nummer  am  besten  dem  erhaltenen  Ton  entspricht.  Liegt  der  Ton  ii 
der  Mitte  zwischen  zwei  Nummern,  so  wählt  man  stets  die  schwächere,  weil  dui 
durch  geeignetes  Entwickeln  doch  ein  gutes  Bild  unter  diesen  ümstiodif 
erhalten  wird. 

Die  erhaltene  Färbung  sei  Nr.  7,  die  Brennweite  55  Centimeter,  die  Bknd« 
5  Centimeter.  Man  schlägt  die  Tafel  Nr.  7  auf,  sucht  die  mit  55  öberschrif- 
bene  Colonne,  und  die  Reihe,  vor  der  die  Nummer  5  steht  Man  findet  hi^r 
die  Angabe  42'  57'  für  Tanninplatten,  für  feuchte  Platten  aclitmal  weniger. 

Die  folgende  Tabelle  über  die  Modifleationen,  die  durch  andere  als  di^ 
mittleren  Reflectionskräfte  bedingt  werden,  ist  gewiss  manchem  unserer  I-^er  tob 
Interesse : 


285 


Farben.  SonBenschein.  Zentreutes  Licht  (Nr.  10). 

Schwarz  4'  15' 

Dunkelroth  4'  12' 

Dunkelgrün  3'  12' 

Dunkelbraun  3'  12' 

Dunkelgelb  4'  15' 

Hellroth  1'  30"  5' 

Hellgrün  1'  30"  3' 

Hellbraun  2'  '  3' 

Hellgelb  1'30''  4' 

Dunkelgrau  1'  30"  2' 

Hellgrau  „  40" 

Weiss  „  20" 

Diese  Zahlen  geben  die  relativen  Reflectionsvermogen  der  verschiedenen  Farben  an. 
Herr  Yidal  hat  sich  die  Muhe  gegeben,  eine  Reihe  von  etwa  48,000  Zahlen 
EU  berechnen ;  dieser  Anstrengung  gegenüber  erscheint  es  vielleicht  ungerecht 
wenn  wir  ihm  einen  Vorwurf  machen,  nämlich  den,  dass  er  der  Präparation  des 
pfaotometrischen  Papiers  nicht  genügende  Aufmerksamkeit  geschenkt  hat.  Er 
sagt,  gewohnliches  Eiweisspapier  soll  auf  fön fzchnprocentigem  Silberbad  empfindlich 
gemacht  werden.  Das  ist  aber  keine  definitive  Angabe.  Man  findet  Albumin- 
papier mit  ^2  his  5  %  Salz  im  Handel,  und  die  Empfind licJikeit  dieser  Papiere 
ist  sehr  verschieden.  Vielleicht .  macht  Herr  Vidal  uns  über  diese  Verhältnisse 
noch  genauere  Mittheilungen.  C. 

The  f  •rcelalft  Pictuei  or  Füll  Instructions  how  to  make  photographs 
on  porcelain  or  opal  glass.  Edited  by  John  Towler,  M.  D. 
Newyork,  Joseph  II.  Ladd.     1865. 

Diese  neueste  Schrift  des  Herausgebers  von  Humphrey's  Journal  in  New- 
York,  Professor  Dr.  Towler,  enthält  eine  vollständige  Anleitung  zur  Anfertigung 
transparenter  Abdrucke  auf  Porzellan  und  Milchglas.  £s  scheint,  als  wären  der- 
artige Bilder  in  Amerika  bereits  ein  sehr  gangbarer  Artikel;  möglich,  dass  sie 
auch  in  Europa  sich  bald  Eingang  verschalTen,  denn  es  ist  sicher,  dass  AbdriJcke 
auf  Glas  \*or  denen  auf  Papier  in  mancher  Hinsicht  den  Vorzug  verdienen.  Das 
Buch  ist,  wie  die  übrigen  ^Verke  des  Verfassers  klar,  verstandlich  und  practisch; 
wir  entnehmen  ihm  den  narhsiehenden  Abschnitt: 

Bm  Avfiialime  tm  PtrieUaiibildeni  auf  fencliteiii  Ylegt. 

Es  ist  keine  leichte  Sache,  ein  für  den  Collodiondrnck  geeig- 
netes Negativ  aufzunehmen.  Man  belichte  lange  gonug,  nm  alle 
Details  zu  erhalten,  denn  ohne  Detail  wird  der  Abdruck,  wenn  er 
noch  so  sauber  ist,  nur  eine  schwarz  und  weisse  Sudelei  ohne 
jeden  künstlerischen  Character.  Der  Entwickler  muss  langsam  aber 
gleichmässig  wirken;  er  muss  die  hohen  Lichter  zurückhalten  bis 
die  feinen  Partien  sich  zu  zeigen  beginnen.  Folgender  Entwickler 
ist  für  solche  Fälle  sehr  gut: 

Schwefelsaures  Eisen-Ammon         3  Gramm, 
Schwefelsaures  Eisen-Oxydul  3         „ 

Destillirtes  Wasser  ....     100        „ 

Essigsäure 24         „ 

Alkohol 9 


286 


Kommt  das  Bild  zu  rasch  heraus,    so   setzt  man  mehr  Esrif- 

säure  zu,  oder  man  belichtet  das  nächstemal  kürzer.  Man  ent- 
wickelt so  lange,  als  sich  noch  kein  Zeichen  von  Schleier  bemerkbar 
macht.  Vor  allen  Dingen  hält  man  das  Bild  klar  und  dorek- 
sichtig.  Schliesslich  spült  man  das  Negativ  gut  ab  und  fixirt  nt 
Cyankaltum  oder  unterschwefligsaurem  Natron. 

Das  Silberbad  bereiten  wir  in  folgender  Weise: 
Doppeltcrystallisirtes  salpetersaures  Silber    4  Unzen, 
Destillirtes  oder  Regenwasser     ....  48         ^ 
Nach  dem  Lösen   versucht  man   das   Bad  mit    Lakmuspapier, 
ob  es  sauer  ist  oder  nicht;  es  ist  sauer,  wenn  das  blaue  Lakmu- 
papier  in  der  Flüssigkeit    nach  einiger  Zeit  roth   wird.    In  die»« 
Falle  kochen  wir  die   ganze  Lösung  in   einem  Kochglas  oder  einfr 
Porzellanschale,  die  in  einem  Sandbad  steht    Vorher  setzt  man  den 
Bade  10  Gran  Silberozyd  zu.     Dies  Silberoxyd  bereitet  man  so: 

Klan  löse  1  Drachme  Aetzkali  in  4  Drachmen  Wasser  oid 
tröpfle  so  viel  Silberlösung  hinein,  bis  sich  kein  brauner  Nieder 
schlag  mehr  bildet.  Zu  dem  Bodensatz  giesse  man  Wasser  mi 
schüttle  tüchtig  um;  wenn  das  Oxyd  sich  wieder  abgesetzt  hit 
giesse  man  das  Wasser  ab  und  wiederhole  dies  mehrmals,  bis  das 
Waschwasser  nicht  mehr  alkalisch  reagirt,  d.  h.  die  blaue  Fsrke 
gerötheten  Lakmuspapiers  nicht  mehr  wiederherstellt.  Der  Boden- 
satz von  Silberoxyd  wird  verwahrt. 

Nachdem  das  Bad  eine  Viertelstunde  mit  dem  Silberoxyd 
gekocht  hat,  wird  es  seine  Säure  verloren  haben.  W^ir  theilen  es 
dann  in  zwei  Hälften  und  sättigen  die  eine,  indem  wir  sie  mit 
5  Gran  Jodsilber  kochen.     Dies  präparirt  man  so: 

Eine  Drachme  Jodkalium  wird  in  4  Drachmen  Wasser  gelost; 
hierzu  setzt  man  so  lange  Silberlösung,  als  sich  noch  ein  NiederadU«; 
bildet  Man  lässt  diesen  zu  Boden  sinken,  glesst  die  überstehende 
Flüssigkeit  ab,  und  wascht  mehrmals  in  derselben  Weise  wie  beim  Sil- 
beroxyd. Man  halte  das  Jodsilber  feucht  und  fertig  zum  Gebruch. 
Nachdem  man  die  eine  Hälfte  des  Bads  mit  Jodailber  geiLodit 
hat,  nimmt  man  sie  vom  Sandbad  und  filtrirt  sie.  Die  aodcie 
Hälfte  wird  dem  Filtrat  zugesetzt,  und  nochmals  durch  frisches 
Filtrirpapier  filtrirt.  Dies  Bad  ist  sehr  empfindlich ,  weil  es  keine 
fremde  Stoffe  enthält ;  es  verursacht  keine  Nadelstiche  in  der  Schicht, 
weil  es  nicht  mit  Jodsilber  gesättigt  ist ;  hingegen  neigt  es  sidi 
gern  zur  Verschleierung,  da  es  sehr  empfindlich  und  neutral  ist 
Besonders  ist  dies  der  Fall  bei  farblosem  oder  neuem  Collodioa.  J 
Man  setze  daher  einen  oder  zwei  Tropfen  Essigsäure  lu.  Di« 
folgenden  Collodlen  arbeiten  gut: 


287 

Nr.  1. 

Aether    ...    25  Unzen^ 

Alkohol  ...     25         „ 

Jodtinctur   •    •    24  Tropfen, 

Jodcadmium         48  Gran, 

Jodammonium     126       f, 

Bromcadmiam       32       „ 

Bromkalinm      .     44      ^ 

Pyroxylin    .     .      7       „      auf  die  Unze  (mehr  oder 
reniger,  je  nach  der  Löslichkeit). 

Nr.  2. 

Alkohol .    «    .     12  Unzen, 

Aether    ...     10         „ 

Jodammonium.  110  Gran, 

Bromkalium     .     44       „ 

Pyroxylin    .     .       7       „       auf  die  Unze  (mehr  oder 
reniger  etc.) 

Das  Collodion  darf  für  unsern  Zweck  nicht  dick  und  schleimig 
ein,  denn  sonst  wird  die  Schicht  nicht  rein  genug.  Einige  ziehen 
Jtes  Collodion  vor,  weil  sie  wegen  des  darin  enthaltenen  Jods 
Jarere  Bilder  erhalten.  Solche  CoUodien  aber  sind  weniger 
impfindlich  als  frischbereitete,  und  geben  also  in  derselben  Zeit  nicht 
(OYiel  Details.  Wir  ziehen  frisched  Collodion  vor,  mit  etwas  Jodtinctur, 
»der  mit  Essigsäure  im  Silberbad,  und  einem  geeigneten  Entwickler. 
Ist  das  Negativ  nach  dem  Fixiren  nicht  ganz  schleicrlos,  aber 
linreichend  detaiilirt,  so  kann  man  es  klären.  Besser  macht  man 
iber  eine  neue  Aufnahme.  Das  Klären  geschieht  in  folgender  Weise : 
Man  bereitet  Jodtinctur  indem  man  4  Gran  Jod  in  4  Drachmen 
ükohol  löst  Von  dieser  Lösung  giesst  man  4  Tropfen  in  2 
)rachmen  Wasser,  man  schüttelt  gut  um,  und  giesst  dies  auf  das 
euchte  Negativ.  Nach  einigen  Secunden  lässt  man  es  zurück- 
Hessen  und  spült  die  Schicht  ab.  Dann  übergiesst  man  sie  mit 
erdünnter  Cyankaliumlösung,  die  den  Schleier  entfernt.  Darauf 
rird  das  Negativ  gewaschen,  und  wenn  nöthig  schwach  verstärkt 
lau  merke  sich,  dass  das  Negativ  nicht  so  dicht  sein  darf,  wie 
in.  für  Papierabzüge  bestimmtes.  Ehe  man  überhaupt  an  das 
i.bdrucken  denkt,  bemühe  man  sich,  ein  klares,  scharfes,  detaillirtes 
Negativ  mit  schöner  Tonabstufung  zu  erzeugen. 

Nach  dem  Trocknen  wird  das  Negativ  umgekehrt  in  die 
üassette  gesetzt,  das  Collodion  dem  Objectiv  zugewandt  Die 
Kassette  braucht  zu  diesem  Zweck  weder  Thür  noch  Schieber;  die 
^latte  muss  durch  kleine  Federn  in  den  Ecken  festgehalten  werden. 


288 


Wenn  das  Bild  eckig,  oval  oder  stumpfeckig  werden  soll,  so  setzt 
man  einen  Ausschnitt  von  der  gehörigen  Form  vor  das  Negaü?, 
oder  in  Berührung  mit  demselben. 

Um  zu  vignettiren,  muss  der  Ausschnitt  zwischen  Negativ  noA 
Objectiv  in  die  Mitte  gesetzt  werden.  Natürlich  muss  das  Ne|^T 
senkrecht  zur  Basis  stehen,  sonst  wird  der  Abdruck  verzerrt 

Man  präparirt  nun  eine  Milchglasplatte  mit  Collodion  n&d 
Silberbad,  belichtet  und  entwickelt  wie  oben  beschrieben.  Mu 
spült  ab,  ehe  sich  der  geringste  Schleier  zeigt;  man  fixirt  Wem 
das  Bild  detaillirt,  scharf  und  klar  ist,  und  ganz  frei  von  Schlekf, 
so  ist  bis  dahin  alles  geglückt.  Man  schreitet  dann  zum  ToDeB^ 
wenn  es  kräftig  genug  ist;  zum  Verstärken,  wenn  es  ihm  m 
Intensität  mangelt. 

Nehmen  wir  das  letztere  an.  Das  Transparenftpositiv  ist  noch 
feucht,  man  übergiesst  es  mit  der  oben  beschriebenen  Mischung 
von  Jodtinctur  und  Wasser,  die  man  hin  und  her  fliessen  lasst  1« 
die  Schicht  einen  grau  rosigen  Ton  annimmt.  Diese  Behandlimg 
mit  Jod  ist  nur  nöthig,  wenn  das  Bild  viel  verstärkt  werden  mos. 

Man  bereite  folgende  Lösung: 

Pyrogallussäure    ...     12  Gran  i  ,_        ,  ,.. 

t/  .    ..  -i  rr'      i  Vorrathslosung. 

Essigsaure 1  Unze  )  ^ 

Hiervon  nimmt  man  1  Drachme  auf  7  Drachmen  Wasser,  £e 
man  vor  dem  Gebrauch  mit  20  Tropfen  vierprocentiger  Silbeilö€iii| 
mischt.  Diese  Mischung  lässt  man  so  lange  auf  die  Schicht  wirkcs, 
bis  die  gewünschte  Intensität  erreicht  ist. 

Baa  Tonen  des  Bildes. 
Da  die  Farbe  des  Bildes  in  diesem  Zustande   nicht  angendn 
ist,    so   verwandeln    wir   sie    in   schwarz    oder  blaaschwarz.    Dies 
geschieht  mit  folgender  Lösung: 

Goldchlorid  (neutral)       .     1  Gran  i  „        ,   ,.. 
Wasser    .../..     l  Unze  )  Vorraüirfosang. 

Hiervon  gibt  man  6  Tropfen  auf  4  Drachmen  Wasser,  vta 
übergiesst  die  Schicht  damit  und  lässt  einwirken  bis  der  geeigsfie 
Ton  erhalten  ist.  Dann  spült  man  ab ,  trocknet  und  firnlsst  Btf 
Crystallfirniss. 

Porzellanbilder  werden  wie  Ambrotypen  im  Etuis  gefasst;  esi- 
weder  hat  dann  ein  Deckel  des  Etuis  eine  ovale  Oeffnung,  (Hier 
das  Bild  ist  so  angebracht,  dass  es  sich  in  Chamiren  dreht  wie  eil 
Blatt  in  einem  Buch.  Sehr  häufig  setzt  man  sie  auch  in  Latemei 
oder  Lichtschirme.  Oder  man  hängt  sie  in  eleganten  leidiui 
Bahmen  in  die  Fenster.    Der  Effect  ist  ein  sehr  hübscher. 


Qedmckt  bei  Sam.  Lncaa  ia  En>criitf> 


Photographisches  Archiv. 


Band  ¥!•  -  Mr.  99.  -  t«,  Ansiui«  I999. 


EBtwifUngserscIieiMngeii.  —  Ein  neues  Faetam. 

Von  M.  Carey  Lea. 

Herr  Carey  Lea  hat  früher  schon  nachgewiesen ,  dass  JodsUber 
immer  lichtempfindlich  ist,  und  dass  das  unsichtbare  Bild,  wenige 
stens  im  gewöhnlichen  feuchten  Verfahren,  aus  einer  rein  phjsica- 
lischen  Veränderung  in  der  empfindlichen  Schicht  herstammt. 

Nach  der  letzteren  Hypothese,  wonach  also  das  Jod-  und 
Bromsilber  nicht  zersetzt  wird,  sondern  nur  die  Fähiglceit  erlangt, 
die  feinen  Theilchen  frisch  niedergeschlagenen  Metalls  an  sich  zu 
ziehen,  nach  dieser  Hypothese  gibt  es  keinen  Grund,  anzunehmen, 
dass  diese  Anziehungskraft  sich  auf  das  Silber  beschränken,  nicht 
vielmehr  auch  auf  andere  Metalle  sich  erstrecken  sollte.  Diesen 
Punkt  hat  Herr  Carey  Lea  sich  vorgenommen,  zu  ergründen. 

Nur  wenig  Metalle  lassen  sich  aus  ihren  wässerigen  Lösungen 
durch  blosse  Einwirkung  auch  in  Lösung  befindlicher  Reducirmittel 
leicht  redudren.  Reduction  durch  den  electrischen  Strom  ist  hier 
natürlich  kaum  anwendbar.  Durch  Eisenvitriol  können  z.  B.  nur 
edle  Metalle  präcipitirt  werden,  und  selbst  von  diesen  nicht  alle. 
Herr  Lea  wählte  zu  seinen  Versuchen  das  Quecksilber,  und  da 
die  Chlorverbindungen  viel  weniger  leicht  zu  reduciren  sind,  als  die 
salpetersauren,  so  nahm  er  das  Salpetersäure  Quecksilberoxydul 
HgjO,  NOs  +  2  aq.  Er  löste  Pyrogallussäure  in  Wasser,  setzte 
Essigsäure  und  darauf  einige  Tropfen  fast  neutraler  Auflösung  des 
Quecksilbersalzes  zu.  Die  Flüssigkeit  nimmt  eine  Weinfarbe  an 
und  bleibt  einige  Zeit  klar*,  man  muss  aber  mehr  Essigsäure  neh- 
men als  bei  der  Silberhervomifung. 

16 


290 


Erster  Versuch.  Eine  Platte  wurde  wie  gewöhnlich  sensi- 
tirt  und  belichtet.  Dann  wurde  sie  unter  einem  raschfliessendeo 
Wasserstrom  fünf  bis  zehn  Minuten  gewaschen ;  da  das  Flusswasser 
hinreichende  Mengen  löslicher  Chlorverbindungen  enthielt,  um  ridi 
mit  salpetersaurem  Silber  zu  trüben,  so  war  anzunehmen,  da» 
durch  das  Waschen  alles  freie  Nitrat  entfernt  wurde. 

Die  Platte  wurde  nun  mit  dem  oben  beschriebenen  Quecksilber» 
entwickler  Übergossen;  das  Bild  entwickelte  sich  klar  und 
detaillirt.  Dies  beweist,  dass  das  unsichtbare  Bild  fähig  ist 
auch  andere  Metallpartikeln  anzuziehen  als  Silber. 

Der  Versuch  wurde  öfters  wiederholt  und  gelang  jedesmal 
Das  Bild  erschien  rasch  und  klar,  obgleich  nicht  ISnger  belichtet 
wurde  als  für  Silberentwickelung. 

Zweiter  Versuch.  Anstatt  des  einbasischen  salpetersaoreD 
Quecksilberoxyduls  wurde  das  saure  Oxydsalz  in  Verbindung  Biit 
Pyrogallussäure  genommen.     Hiermit  Hess  sich  kein  Bild  entwickeln. 

Dritter  Versuch.  Der  erste  Versuch  wurde  wiederholt^ 
nur  die  Platte  länger  gewaschen,  und  zwar  fUnfundvierzig  Minaten 
lang.  Durch  den  Quecksilberentwickler  entstand  ein  Bild,  das  we- 
niger kräftig  war  als  die  früheren. 

Vierter  Versuch.  Um  diese  Quecksilberentwickelung  der 
strengsten  Probe  zu  unterwerfen,  wurde  eine  Platte  senaltirt,  beli^ 
tet,  in  gewöhnlicher  Weise  mit  Silber  entwickelt  und  gut  gewaschen. 
Dann  wurde  sie  noch  im  Dunkelzimmer  mit  verdünnter  sanrer 
Mischung  von  salpetersanrcm  Quecksilberoxyd  behandelt,  bis  du 
entwickelte  Bild  gänzlich  verschwand;  vorsichtshalber  wurde  die 
Lösung  nachdem  noch  eine  Zeitlang  darauf  stehen  gelassen.  Dann 
wurde  die  Platte  gut  gewaschen,  und  mit  dem  Quecksilberentwidkr 
Übergossen.  Langsam  kam  ein  schwaches  aber  deutlich  erkennbares 
Bild  zam  Vorschein. 

Gold  anstatt  Silber  gab  kein  Bild,  obgleich  Herr  Lea  fiidi 
sehr  bemühte,  ein  solches  zu  erhalten.  Es  wurde  in  Yerbindm^ 
mit  Eisen,  Gallussäure  und  Pyrogallussäure  versucht.  Es  ist  niete 
leicht,  einen  geeigneten  Goldentwickler  darzustellen,  weil  er  so  sek 
leicht  reducirbar  ist. 

Auch  Palladium,  in  Form  von  salpetersaurem  FalUdioB- 
oxydul  angewendet  (welches  leichter  reducirbar  ist  als  die  Chlo^ 
Verbindung)  gab  kein  Resultat. 

Wer  diese  Versuche  zu  wiederholen  beabsichtigt,  möge  zoent 
suchen,  den  Quecksilberentwickler  in  geeigneten  Zustand  za  briogei. 
Wenn  die  Mischung  vor  dem  Aufgiessen  grau  und  schmuzig  wird, 
so    ist   nur  Schleier   zu    erwarten.     Sie    muss   allmmig    eine  kfaure 


291 


PortweinfHfbe  annehmen  und  so  lange  klar  bleiben  .  wie  die  ent- 
sprechende Silberlösung.  Wenn  gleich  anfangs  beim  Mischen  sich 
ein  grauer  Niederschlag  an  die  Wendungen  des  Geßisses  setzt,  die 
Liiaung  aber  klar  bleibt,  so  kann  man  sie  dennoch  anwenden;  sie 
darf  nur  nicht  trübe  sein. 

Ziehen  wir  in  Betracht,  dass  ein  unsichtbares  Büd  zwei  Ent- 
wicklungen als  Basis  dienen  kann,  so  scheint  dies  die  Theorie  der 
physiealischen  Wirkung  des  Lichts  auf  die  empfindliche  Schicht  zu 
beweisen,  und  zu  zeigen,  dass  die  Entwicklung  nicht  das  Resultat 
einer  Anziehung  zwischen  Silber  und  Silber,  sondern  vielmehr  die 
Folge  einer  molekularen  Störung  wäre.  Diejenige  Branche  der 
physikalischen  Theorie,  die  diese  molekulare  Störung  als  von  einer 
elgenthümlichen  electrischen  Spannung  abhängend  sich  dachte, 
mu88  Lea's  Ansicht  nach,  ohne  weiteres  verlassen  werden.  Denn 
ein  solcher  Zustand  electrischer  Spannung,  der  die  Entwicklungs- 
erscheinungen wohl  zu  verursachen  im  Stande  sein  möchte,  wird 
nothwendigor  Weise  auch  dadurch  aufgehoben;  während  wir 
gesehen  haben,  dass  der  Impuls,  den  das  Licht  gibt,  eine  Entwick- 
lung überlebt,  und  nicht  nur  eine  Entwicklung,  sondern  die  che- 
mische Wirkung  eines  kräftigen  Lösemittels.  Dies  Factum  erscheint 
Lea  Ton  der  grössten  Wichtigkeit  für  theoretische  Photographie, 
dass  nämlich  das  latente  Bild  des  einen  Metalls  sich  durch  ein 
anderes  entwickeln  lässt.  Crystaliisation  oder  eine  Aenderung  der 
Crystallformen  scheint  ihm  die  wahrscheinlichste  Hypothese  zu  sein. 

Auch  kann  man  molekulare  Störung  nicht  für  eine  ungenügende 
Ursache  dieser  Kraft  erklären.  Wir  wissen,  dass  Aenderungen 
des  Molekularzustandes  die  Farbe,  das  specifische  Gewicht  und 
andere  physicalische  Eigenscharten  der  Körper  verändern.  Phipson 
hat  kürzlich  die  Magnus'schen  Versuche  ausgedehnt  und  gezeigt, 
dass  Idokras  und  andere  ähnliche  Minerale  durch  blosses  Erwärmen 
and  Erkalten  in  ihrer  specifischen  Schwere  verändert  werden.  Hier 
liegt  keine  Zersetzung  zu  Grunde,  denn  die  Construction  des  Mine- 
rals bleibt,  und  nach  Verlauf  eines  Monats  nimmt  es  sein  früheres 
specifisches  Gewicht  wieder  an. 

Das  Quecksilberjodid  ist  ein  bekanntes  Beispiel  dafür,  dass  die 
Molekalarstructur  die  Farbe  verändert.  Frisch  niedergeschlagen 
ist  das  Salz  gelb,  aber  allmälig  verwandelt  sich  seine  Farbe  in 
Scharlach.  Schmilzt  man  es,  so  wird  daraus  eine  gelbe  Masse,  die 
beim  Erkalten  wieder  scharlachroth  wird.  Stücke,  die  sich  nicht 
verändert  haben,  thun  dies  bei  Berührung  mit  dem  Finger  oder 
einer  Nadelspitze.  Scharlach  scheint  demnach  die  Normalfarbe  dieses 
Salzes  zu  sein. 


292 


Quecksilber  gleicht  dem  Silber  in  manchen  Bezlehuigea  und 
Lea  hat  stets  gedacht,  dass  diese  Eigenschaften  des  Jodqoecksflbes 
in  gewisser  Weise  denen  des  Jodsilbers  entsprächen,  und  dass  uns 
das  eine  einmal  den  Schlüssel  zur  Erklärung  des  anderen  gebea 
würde.  Es  wäre  interessant  zu  erfahren,  ob  das  Licht  etwas  mit 
diesen  Farbeveränderungen  zu  thun  hat,  ob  z.  B.  das  niedergeaehk- 
gene  gelbe  Jodid  im  Dunkel  die  Scharlachfarbe  annimmt  ^  vaai 
ebenso  mit  dem  geschmolzenen  gelben  Jodid. 

Einige  Worte  über  die  Quecksilbemitrate ,  auf  die  in  diesen 
wie  in  früheren  Aufsätzen  des  Herrn  Lea  so  viel  ankommt.  £s  ist 
nicht  ganz  leicht,  sie  rein  darzustellen.  Das  einbasische  salpeter- 
saure Quecksilberoxydul  hat  z.  B.  ein  starkes  Bestreben,  wenn  mai 
es  in  Berührung  mit  metallischem  Quecksilber  lässt,  sich  in  das 
anderthalb-basische  zu  rerwandeln,  und  dennoch  ist  überschfisaigcs 
Quecksilber  nothwendig,  um  die  Bildung  von  Oxydsalz  zu  verhindern. 

Kalte  verdünnte  Salpetersäure  wird  auf  überschüssiges  Queck- 
silber gegossen.  Sobald  sich  kurze  prismatische  Crystalle  bilden, 
giesst  man  die  Lösung  ab  und  lässt  sie  bei  gewöhnlicher 
ratur  crystalUsiren.  Um  eine  klare  Lösung  zu  erhalten,  muss 
etwas  freie  Säure  zusetzen.  Vielleicht  verwandelt  sich  dadurch  das 
Salz,  wenigstens  zum  Theil,  in  saures  Oxydulsalz.  Diese  schwache 
Säuerung  schadet  nicht  Das  einbasische  Salz  hat  nach  C.  6. 
Mitscherlich  die  Zusammensetzung  Hg20,NOg  +  2  aq. 

Das  saure  salpetersaure  Queclcsilberoxyd  wird  am  leichlesliei 
durch  Auflösen  von  rothem  Quecksilberoxyd  in  Salpetersäure  dar- 
gestellt Auf  diese  Art  kann  es  kein  Oxydulsalz  enthalten.  Mai 
erhält  es  auch  durch  Kochen  von  metallischem  Quecksilber  mk 
Ueberschttss  von  Salpetersäure.  Wenn  es  oxydulfrei  ist,  gibt  es 
mit  Kochsalzlösung  keinen  weissen  Niederschlag.  Starke  Oxydsak- 
lösung,  fast  neutral,  gibt  beim  Verdünnen  mit  Wasser  einen  gelbci 
Niederschlag  von  dreibasischem  Salz.  Zum  Auflösen  des  Bildes 
kann  die  starksaure  Lösung  genommen  werden,  die  von  dem  gelbca 
dreibasischen  Salz  abfiltrirt  wurde. 


Böse  Ersclieuiiuigei,  die  ms  in  der  Pli9t^ra|ihie  m 

häufig  yerfelgen. 

„Weg!  Hinweg! 

„Furchtbarer  Schatten,   wesenloses  Schreckbild:^ 
Schiller's  Macbeth:  AuizQg  III,  Sceno  8. 

Wir  bemühen  uns  mit  vollem  Rechte,  unsere  Negativs  so  rm 
und   scharf  wie   möglich  darzustellen;    wir  suchen  uns  die  besten 


293 


Papiere,  die  yorztiglichsten  Tonbäder  aus,  —  „dass  von  reinlichem 
Metalle,  rein  und  schön  das  Bild  ausfalle^,  —  und  dennoch  ist  dies 
bei  aU  unseren  Mühen,  bei  all  den  guten,  theuem  Apparaten  und 
PrSparaten  nicht  immer  der  Fall.  Die  Negativs  sind  ohne  Tadel, 
die  Gopie  an  Tiefe  und  Klarheit  wahrhaft  entzückend,  aber  —  o 
EQmmel,  die  Blätter  sind  an  manchen  Stellen  ganz  verschwommen, 
oder  die  Schärfe  der  Zeichnung  zeigt  sich  doppelt  und  verwischt; 
die  Copie  ist  somit  gänzlich  unbrauchbar  und  alle  vorausgegangenen 
Mühen  und  Kosten  waren  umsonst  I 

Die  Qben  besprochenen  Fehler  habe  ich  schon  an  Copien 
berühmter  Ateliers  gesehen,  ein  sicheres  Zeichen,  dass  diese  mehr 
als  grosse  Unannehmlichkeit  nicht  mir  allein  passirt;  da  ich  mich 
aber  nicht  entsinnen  kann,  jemals  ein  Mittel  gelesen  zu  haben,  wie 
dieselbe  beseitigt  werden  könne,  so  glaube  ich,  manchem  meiner 
sehr  geehrten  Herren  Gollegen  einen  kleinen  Dienst  zu  erzeigen, 
"«^61»  ich  meine  Erfahrungen  darüber  hier  mittheile. 

Die   Ursachen   dieser  ziemlich   ähnlichen   Erscheinungen   sind 
dennoch  ganz  entgegengesetzter  Art;    es  sind  die  Wärme  und  die 
Kälte.    Wenn  man  das  gut  getrocknete  Gopirpapier   auf  das  Ne- 
gativ presst  und  es  so  den  directen  Sonnenstrahlen   aussetzt,  so 
kommt  es  vor,  dass  bei  späterem  Nachsehen  das  Papier  sich  an 
manchen  Stellen  wie  Furchen  von  der  Glasplatte  aufgezogen  hat, 
was    natürlich    an   diesen    Orten   die    Zeichnung    trübe  und  ver- 
schwommen macht     Dies  rührt  davon  her,   dass  die  Gopirrahmen 
entweder  ständig  in  einem  feuchten  Räume  stehen  oder  längere  Zeit 
feuchte  Witterung  gewesen  ist.    Durch  die  liebe  warme  Sonne,  die 
ja  bekanntermassen  Alles  an  den  Tag  bringt,  dünstet  die  Feuchtig- 
keit des  Holzes,  der  Zeug-  und  Pappdeckelunterlagen  allmälig  aus, 
theilt   sich   dem   Gopirpapier  mit  und  selbst  die  stärkste  Pressung 
ist   dann  nicht  mehr  im  Stande,  dieses  wellenartige  Aufziehen  des 
Papieres  zu  verhindern.     Nachdem    mir  einmal  die  Ursache  klar 
war,  hatte  ich  das  Mittel  zur  Verhütung  leicht  gefunden.    Ich  lege 
nämlich  mein  Gopirpapier  ganz  wie  gewöhnlich  ein,  setze  aber  dann 
den  Rahmen  statt  mit  der  Glasseite  mit  der  Rückseite  an  die 
Sonne.    In  dieser  Lage  verbleibt  das  Ganze,   bis   ich  es  für  hin- 
reichend durchwärmt  halte.    Dann  offne  ich  die  Rahme  an  einem 
halbdunklen   Orte,    streife   mit   einem   Falzbeine    die  entstandenen 
Blasen  und  Furchen   aus,   presse  es  wieder  auf  das  Negativ  und 
nun  erst  beginnt   der  Gopirprozess ,    der  dann  auch  ganz  ungestört 
von  Statten  geht,  wenn  ihm  nicht  manchesmal  die  zweite  böse  Er- 
scheinung entgegentritt,  die  ich  nun  beschwören  werde. 

Es  ist  dies   ein  Doppeltwerden  oder  Yerwischtsein  der  photo- 
graphischen Zeichnung  auf  der  Gopie,  wenn  auch  das  Negativ  ein 


294 


ganz  scharfe?  ist.  Dieser  Fehler  entsteht  dadurch^  dass  bein  Nach- 
sehen,  wie  weit  die  Copie  vorgeschritten  ist,  dieselbe  an  einen  in 
kühlen,  zugigen  Ort  gebracht  wird.  Der  schnelle  Uebefgang  toi 
der  starlcen  Wärme  zur  Kälte  zieht  das  Papier  beinahe  im  Honent 
zusammen  und  die  Zeichnung  kann  dann  selbstveratandiicii  mil  der 
des  Negativs  nicht  mehr  in  die  gleiche  Lage  kommen.  Auch  hier 
sind  die  Mittel  zur  Bannnng  dieses  bösen  Geistes  ganz  einddL 
Man  benutze  zum  Anschauen  der  Copien  keinen  kühlen  Raum,  ver- 
meide darin  jede  Zugluft  und  lasse  —  will  man  sieh  ganz  ridier 
stellen  —  die  Rahmen  vor  dem  Oeffnen  noch  «inige  Zdt 
abkühlen. 

Manche  dieser  Manipulationen  scheinen  Im  Anfang  etwas  müh- 
sam oder  zeitraubend,  allein  abgesehen  davon  —  dass  Einem  bei 
der  Photographie  weder  Zeit  noch  Mühe  zu  viel  sein  darf,  wen 
es  sich  um  Erzielung  guter  Erfolge  handelt,  so  sind  diese  Muhen, 
wie  gesagt,  nur  scheinbar  und  gehen  in  kurzer  Zeit  so  gut  whI 
geregelt  von  Statten,  wie  jede  andere  der  vielen  photographischeB 
Manipulationen ,    die  wir  ja  tagtäglich  so  oft  durchmadien  müssen. 

Danken  wir  übrigens  dem  lieben  Gott,  dass  diese  Erschei- 
nungen uns  nicht  alle  Tage  begegnen,  verwechseln  wir  sie  aber 
auch  nicht  mit  ähnlichen  Vorkommnissen,  die  nur  durch  Unvoi^ 
sichtigkeit  und  Unaufmerksamkeit  bei  den  verschiedenen  Manipnit- 
tionen  entstehen  und  demnach  sofort  durch  Sorgfalt  und  Auf- 
merksamkeit verhütet  werden  können. 

Inest  Reilbadt 


Fleckei  auf  der  Collodioischiclit. 

Das  British  Journal  of  Photography  bringt  folgenden  Aitikd 
über  diesen  Gegenstand: 

Jeder  Photograph  weiss ,  dass  bei  trockenem  und  heisaen 
Wetter  zwei  Fehler  sich  gerne  einstellen,  nämlich  kleine  Locher  in 
der  CoUodionschicht  und  weisse  Flecken  auf  der  Schicht,  die  vob 
unregelmässiger  Entwickelung  herrühren.  Erstere  werden  durch  das 
Auscrystallisiren  des  Jod-  und  Bromsilbersalpeters  verursacht  Von 
den  letzteren  geben  wir  hier  eine  Abbildung,  damit  man  genaa 
weiss,  wovon  wir  reden.  Man  darf  dieselben  nicht  mit  den  Streifen 
und  Flecken  verwechseln,  die  durch  schmuzige  Platten,  Einlagen 
und  fehlerhafte  Chemikalien  erzeugt  werden.  Sie  erscheinen  so- 
weilen  am  Rand,  zuweilen  in  der  Mitte  der  Platte.  Gewöhofieh 
sind  sie  rund,  immer  aber  liegen  sie  nur   auf  der  Oberfläche.    Sic 


zeigen  sich  Bowohl  mit  neuem  wie  mit  altem  Collodion,  Öfter  aber 
bei  alten  mit  organischen  Stoffen  beladenen  Silberbädero.  Keine 
Modifidruig  des  Eiaenentwicklers  kann  hier  helfen.  Wird  eine 
Platte  sehr  rasch  nach  dem  Sensitiren  belichtet  und  entwickelt,  ao 
erscheinen  sie  selten;  verwahrt  man  aber  die  Platte  zehn  bis  zwölf 
Minuten  lang;,  so  kann  man  sicher  auf  ihr  Vorkommen  rechnen. 

Um  der  Sache  auf  den  Grund  zu  kommon,  wurden  mancherlei 
Versache  angestellt.  Reiner  oder  unreiner  Aelher  und  Alkohol  im 
Collodion  gaben  ganz  gleiche  Resultate.  Jede  mögliche  Yerände- 
Tuag  der  Chemikalien  wurde  Torgenommen,  alle  Arten  von  Einlagen 
wurden  versucht,  aber  ohne  Kvlo\g. 

Läset  man  eine  sensitirte  Collodion  platte  bei  heissem  Welter 
zehn  Uinnten  stehen  und  betrachtet  dann  die  Schicht  am  gelben 
Fensler  unter  einem  spitzen  Winkel  bei  reflectirtem  Liebt,  so  findet 
man  schmale  fettig  aussehende  Streifen,  die  sich  an  manchen  Stellen 
zu  Tropfen  sammeln.  Das  salpetersaure  Silber  des  Bades  Siesst 
nicht  gleichm£ssig  herunter,  sondern  sammelt  sich  in  einer  Art  von 
Ftirchen  unbestimmter  Form.  Giesst  man  den  Entwickler  auf  di<* 
Schicht,  so  bemerkt  .man,  dass  diese  Furchen  der  Ausbreitung  des 
Entwicklers  eine  gewisse  Schwierigkeit  entgegensetzen,  und  dies 
acfaeint  die  abnormale  Entwicklung  an  diesen  Stellen  zu  veranlassen. 
Anfangs  wird  die  concentrirte  Silberlösung  dort  dünn  auf  die  Ober- 
fijtche  der  Schicht  präcipitirt,  später  dient  dieser  Niederschlag  als 
Kern  für  einen  bedeutenderen  Niederschlag,  so  dass  jeder  Grad  von 
lutensität  zs  erreichen  ist.  Nach  dem  Fixiren  erscheinen  die 
Flecken  in  der  Durchsicht  sehr  dicht  und  scharf  begrenzt  auf  durch- 
sichtigem Grund  und  hei  reflectirtem  Licht  weiss. 

Fk*t«i»pkiiehM  ArchlT.  Kr.  BS.  16.  kagast  \StS.  IC 


296 


Erscheint  die  Oberfläche   der  Schicht  vor   dem  AufgieaaeB  des 

Entwicklers  glatt  und  gleichmässig,  so  ist  das  Entstehen  derartiger 
Flecke  niemals  zu  fürchten.  Nochmaliges  Eintauchen  der  Platte  io 
das  Bad,  vor  dem  Entwickeln,  verhindert  die  unregelmäasigeu  Nieder- 
schläge, leider  tritt  dann  leicht  allgemeine  SchleierbilduDg  ein. 
Besser  ist  es,  die  Platte  vor  dem  Entwickeln  mehrmals  mit  fnscfaer 
zweiprocentiger  Silberlösung  zu  übergiessen;  am  besten  aber  iaociit 
man  sie  vor  dieser  Behandlung  in  ein  Bad  von  destillirtem  Wasser, 
bis  alle  Fettigkeit  verschwunden  ist.  Die  letzte  Methode  ist  leider 
zu  umständlich,  und  die  anderen  sind  nicht  vollkommen  aasreichend, 
und  es  scheint,  als  müsse  man  länger  belichten. 

Die  Streifen  bilden  sich  in  feuchter  Atmosphäre  nicht;  das 
sicherste  Mittel  ist  also,  die  Cassette  vorher  mit  einem  Schwamm 
zu  befeuchten,  und  mit  der  Platte  in  eine  dicke  feuchte  Decke  ein- 
zuhüllen. So  verwahrt  sich  die  Platte  zwanzig  Minuten  in  der 
Sonne,  ohne  zu  verderben. 

Hierbei  mag  einer  anderen  curiosen  Erscheinung  erwähnt  we^ 
den.  Die  Tropfen  und  Linien  auf  der  Oberfläche  der  Schicht  wirken 
nämlich  in   der  Camera  als  Linsen  Und  verursachen  helle  Flecken. 


Durchsichtige  Fleckei  im  NcgttiT. 

Herr  Reulbach  in  München  ist  so  freundlich  gewesen,  eine 
Erklärung  über  die  in  einer  früheren  Nummer  des  Archivs  erwähn- 
ten Flecken  zu  versuchen,  wobei  er  sich  wahrscheinlich  unter  dem 
X-Corresponderiteh  ein  rathloses  Individuum  gedacht  hat,  welches 
weder  die  Bedeutung  des  Staubes  noch  des  langsamen  Abklärens 
kennt.  Herr  R.  sagt  selbst,  es  sei  schwierig,  auf  eine  oberflächliche 
Notiz  hin  tiefer  in  diese  Sache  einzugehen.  Wäre  er  bei  diesem 
Ausspruche  stehen  geblieben,  so  würde  er  wahrscheinlich  andi 
sich  einer  anderen  Ausdrucksweise  bedient  haben,  obgleich  er  nidit 
wissen  konnte,  dass  jene  Stelle  Im  Archiv  einem  Briefe  entlehnt 
war,  dessen  Inhalt  nicht  zur  Yeröffentlichung  bestimmt  nnd  in  humo- 
ristischem Stile  gehalten  war. 

Ich  will  jetzt  näher  auf  den  beregten  Gegenstand  eingehen. 
Es  waren  in  meinem  Laboratorium  5  Fläschchen  CoUodion  im  Alfter 
von  I  bis  6  Monaten  im  Gebrauch,  wozu  noch  eine  frische  Probe 
von  einigen  Tagen  genommen  wurde*  Sämmtliche  Gollodions  lie- 
ferten bis  zum  Eintreten  obiger  Erscheinungen  reine  Negativs.  Durch 
allmäliges  Auftreten  kleiner  durchsichtiger  Punkte  anfinerksam  ge- 
macht, erkannte  ich  unter  einer  Loupe  in  der  Mitte  jedes  Fleckens 


297 


ein  feines  KömebeD^  während  des  Umkreis  selbst  sich  durch  ge- 
meiaiglich  fünfstrahlenförmige  Ausläufer  ron  ziemlich  gleicher 
Wiokelstellung  characterisirte.  Der  Gedanke  lag  nicht  fern,  dass 
sich  im  CoUodion  crystalliscbe  Körperchen  gebüdet  haben  mussten, 
während  das  Winkelyerhältniss  im  Eintauchen  der  Platten  zu 
suchen  war.  Da  diese  Flecke  sich  täglich  an  Zahl  und  Umfang 
vermehrten,  so  unterliess  ich  nicht,  nach  allen  Richtungen  hin 
Untersudiungen  anzustellen  und  auch  an  Hrn.  Dr.  Liesegang  zu 
berichten.  —  £s  bleibt  nun  die  Frage  zu  beantworten:  Welcher 
Umstand  hat  den  Impuls  zur  Entstehung  dieser  Körperchen  ge* 
geben? 

CoUodion  von  Liesegang  (nur  einen  Tag  der  Ruhe  überlassen), 
ebenso  frisch  von  mir  selbst  bereitetes,  zeigte  keine  Flecken  mehr. 
Anf  Staub  war  sehr  sorgfältig  vigilirt  worden.  X. 


Wiedergewiiraiig  des  Silbers  aas  altei  Baden« 

E.  Hadow  macht  hierüber  im  British  Journal  of  Photography 
folgende  Angaben: 

Man  schlägt  alte  Silberbäder  mit  überschüssigem  Kochsalz,  alte 
Natronbäder  mit  Scbwefelleber  nieder.    Das  so  erhaltene  Chlorsilber 
and  Schwefelsilber  wird  gewaschen  und  getrocknet,   dann  mit  dem 
doppelten  oder  dreifachen  Gewicht  gepulverten  Saipeters  vermischt. 
Man  wähle  ein  festes  Stück  trocknes  Holz,  im  Verhältniss  von  etwa 
S  Kubikzoll  für  jedes  halbe  Pfund  obiger  Mischung;    man  bringe 
etwa  eine  halbe  Unze  davon  auf  die  Oberfläche   des  Holzes  und 
stecke   die    rothglühende   Spitze    eines   brennenden   Stocks   hinein. 
Beim    Verbrennen    der    Mischung    bildet    sich    eine    tassenförmige 
Höhlung ;  in  diese  gibt  man  mit  einem  Spatel  oder  Löffel  den  Rest 
der  Mischung    in    kleinen  Portionen,    damit    sie    nicht    überfliesst. 
Wenn    dies  vorsichtig  geschehen,   findet  man  nach  Beendigung  der 
Verbrennung  eine  tiefe   Aushöhlung  in  dem  Holze  und  hierin  das 
redncirte  Silber  in  Schwammform,  in  einem  Kuchen   von  kohlen- 
saurem   und    schwefelsaurem    Kali    und    Chlorkalium.     Man    lässt 
Wasser  darauf  wirken,  welches  die  Salze  löst 

Der   chemische  Vorgang  hierbei  ist   so:     Der  Salpeter   liefert 

dem  brennenden  Holze  Sauerstoff,  er  bläst  gleichsam  das  Feuer  an 

und  indem  er  eine  kräftige  Verbrennung  unterhält,  wird  er  selbst 

*  zu  kohlensaurem  Kali,   welches   bei   der  Rothglühhitze  CUorsilber 

leicht  zersetzt 

KON05  +  AgCl+3C  =  Ag  +  KCl-fN  +  3C02 


298 


Das  schwammige  Silber  kann  auf  folgende  Weise  leicht  in 
Klumpen  geschmolzen  werden.  Man  mischt  sechs  Theile  Salpeter, 
zwei  Theile  trocknes  feines  Sägmehl  und  einen  Theil  Schwefel- 
blumen. In  einen  grossen  eisernen  Löffel  giesst  man  emen  ZoD 
tief  von  dieser  Mischung,  und  darüber  abwechselnde  Lagen  von 
Silber  und  Mischung,  etwa  zwei  G  ewicbtstheile  der  letztere  auf  ein 
Theil  Silber.  Das  ganze  wird  fest  zusammengedruckt.  Beim  An- 
zünden brennt  dipse  Mischung  mit  grosser  Hitze,  und  hinterli«t 
einen  Klumpen  Silber ,  den  man  nur  noch  abzuwaschen  braoeht, 
bevor  man  ihn  in  Salpetersäure  löst.  Man  kann  auf  diese  Weise 
Silberklumpen  von  vielen  Unzen  sehr  rasch  und  leicht  erhalten. 

(Nur  mit  ganz  trocknem  Holz  gelingt  das  Experiment ;  eio  alter 
tannener  oder  eichener  Balken  eignet  sich  sehr  gut  dazu.  Diese 
Manier  der  Silberreduction  ist  billig,  und  ohne  Apparate  oder  Vor- 
kenntnisse ausführbar,  daher  wenigstens  für  kleinere  Mengen  sehr 
empfehlenswerth.  Wenn  der  Holzklotz  gross  genug  ist,  lässt  uck 
ein  ganzes  Pfund  Silber  in  einer  Operation  gewinnen.     Dr.  L.) 


Bemerkangei  über  das  AnilindrackTerfalirei« 

Von  Emerson  J.  Reynolds. 

Aus  dem  British  Journal  of  Photography. 

Vor  einiger  Zeit  theilte  Herr  Willis  die  Resultate  seiner 
interessanten  Untersuchungen  über  die  Anwendung  ron  Anilin  imn 
Entwickeln  der  auf  Bichromatpapier  erzeugten  Bilder  mit. 

Das  Anilindruckverfahren  ist  von  spedellem  Werthe  beim 
Copiren  von  Karten,  Plänen  und  Zeichnungen,  und  namentlidi  für 
den  Botaniker,  der  nach  getrockneten  Blättern  die  schönsten  Ab- 
drücke machen  kann. 

Visitenkarten  lassen  sich  leicht  in  folgender  Weise  copiren. 
Ist  das  Papier,  worauf  die  Visitenkarte  gedruckt  ist,  dünn  und 
ziemlich  durchscheinend,  so  taucht  man  es  nur  in  eine  gesättigte 
Lösung  von  weissem  Wachs  in  Aether.  Man  nimmt  es  heraus, 
lässt  trocknen  und  legt  es  mit  der  Albuminseite  auf  ein  Blatt  Pa- 
pier, und  überzieht  die  Rückseite  rasch  mit  einer  dicken  Lage 
der  ätherischen  Wachslösung.  Es  bleibt  nach  dem  Verdunsten  des 
Aethera  eine  Wachsschicht  auf  dem  Papier,  die  man  durch  sehwa- 
ches Erwärmen  schmilzt.  Ist  aber  das  Papier  dick  und  fest,  ao 
sättigt  man  es  mit  Wachslösung  wie  vorhin.  Nach  dem  Trocknen 
reibt  man  die  Rückseite  mit  einer  Mischung  von  gleichen  Tbeilen 
WaUrath   und  Olivenöl   ein   (beide  Substanzen   müssen  zusammen* 


299 


geschmolzen  werden).    Das  Behandeln  mit  Waehs  macht  das  Bild 
geneigter,  diese  Mischung  aufzunehmen. 

Wir   kommen  nun  zum  Verfahren  selbst.     Gutes  mitteldickes 
Rlrespapier  wurde  auf  folgender  Lösung  sensitirt: 
Gesättigte  Lösung  von  doppelt- 
chromsaurem  Kali,  bei  13 OB.     100  Theile, 
Concentrirte  Schwefelsäure     .     .        4^2     r 

Nach  dem  Erkalten  wird  die  Flüssigkeit  in  eine  Schale  ge- 
gossen ;  man  lässt  das  Papier  darauf  zwanzig  Secunden  schwimmen, 
dann  im  Dunkeln  trocknen. 

Mit  diesem  Papier  dauert  das  Drucken  nur  ein  Drittel  der 
Zeit,  die  man  bei  Silberabdrticken  braucht.  Die  hohen  Lichter 
müssen  blaugrün,  die  Schatten  gelb  sein.  Zum  Entwickeln  befestige 
ich  das  Papier  unter  dem  Deckel  einer  flachen  Eiste,  lege  auf 
deren  Boden  ein  Stück  Fliesspapier,  worauf  einige  Tropfen  Auf* 
lösnng  Yon  Anilin  in  Benzol  (1:16)  gegossen  werden.  Dann  wird 
die  Kiste  geschlossen.  Das  Bild  entwickelt  sich  rasch;  die  vom 
Licht  nicht  getroffenen  Steilen  werden  erst  braun,  dann  grünlich 
und  zuletzt  grünlich-schwarz.  Bringt  man  das  Bild  in  Wasser,  so 
wird  es  schön  purpurschwarz  (durch  Entfernung  des  gelbjen  Chrom- 
salzes). Der  grünliche  Stich  des  Grundes  kann  durch  eine  ver- 
dünnte Säure  fortgenommen  werden,  doch  wird  dadurch  meist  der 
Ton  des  Bildes  in  Grün  oder  Blau  verändert. 

Kürzlich  habe  ich  versucht  mit  Naphtylamin  zu  entwickeln  und 
Bilder  von  sehr  schönem  Ton  damit  erhalten.  Man  wendet  es 
gerade  an  wie  Aniün,  oder  man  taucht  das  Bild  in  dte  Lösung. 
Die  so  entwickelten  Bilder  kann  man  mit  Säure  behandeln,  ohne 
dass  sich  ihr  Ton  verändert. 

Bei  den  Versuchen  mit  x\nilin  fand  ich,  dass  eine  Lösung  von 
rohem  Anilin  in  Benzol  eine  Partie  Bilder  sehr  gut  entwickelte, 
während  ganz  reines  Anilin  gar  keine  Wirkung  äusserte.  Man 
erinnert  sich,  dass  Hoffmann  vor  einiger  Zeit  die  Beobachtung 
machte,  dass  die  Gewinnung  der  schöngefärbten  Rosanilinsalze  be- 
dingt sei  durch  die  Gegenwart  einer  Isomere  des  Anilins  in  den 
gewöhnlichen  Sorten  dieses  Stoffes.  Ob  hier  ein  analoger  Fall  vor- 
liegty  darüber  können  nur  specielle  Untersuchungen  Auskunft  geben. 

Zur  Belehrung  des  nicht  chemischen  Lesers  sei  bemerkt ,  dass 
Anilin  eine  sogenannte  organische  Base  ist,  die  in  ihrer  Constitution 
dem  Ammoniak  entspricht.  Man  gewinnt  es  direct  aus  Stdn- 
*  kohlentheer,  •  indem  man  ihn  destiUirt  und  das  Anilin  durch  eine 
Säure  ausscheidet,  von  der  es  wieder  durch  Kalkmilch  getrennt 
wird.    Oder  man  verwandelt  jene  leichte  neutrale  Flüssigkeit,  das 


300 


Bensol,  aach  eins  der  ersten  Destillationsproducte  des  BteiB- 
kohlentheers,  in  Anilin.  Dies  geschieht,  indem  man  das  Benzol  mit 
stariLer  Salpetersäure  behandelt,  worauf  man  das  nach  bittem  Han- 
deln riechende  Nitrobenzol  erhält;  dies  mit  EisenfeUspShnen  and 
Essigsäure  destilürt,  gibt  Anilin. 

Naphthjlamin  wird  ähnlich  bereitet,  indem  man  das  bei  der 
6as£abrikation  abfallende  Naphthalin  durch  Salpetersäure  in  Kitio- 
naphthalin  yerwandelt  und  dies  durch  Schwefelwasserstoff  zu  Naph- 
thjlamin  redndrt. 


Znr  Teckiik  der  mikniskiipMehf»  PhntograpUe. 

Herr  Dr.  Stein  zu  Frankfurt  a.  M.  macht  im  CentralbL  L  d. 
med.  Wies,  folgende  Mittheilungen : 

Eine  gute  Photogenlampe  wird  statt  der  kugeligen  Glasglocke 
mit  einer  hohlen  Zinkkugel  von  Va  Fuss  Durchmesser  versehen,  die 
über  den  Lampencylinder  aufgesetzt  wird.  Den  letzteren  umscfaUeHt 
ein  von  dem  oberen  Theile  der  Kugel  ausgehender  schwaner 
Aauchfang.  —  In  dem  Aequator  der  Kugel  ist  ein  rundes  2V2Zofl 
weites  Loch  eingeschnitten,  an  welches  eine  Beleuchtuogslinse  an- 
gebracht werden  kann.  —  Gegenüber  dieser  Oeffnung  ist  dn  EM- 
Spiegel  an  der  Innenseite  der  Kugel  befestigt,  dessen  Foeus  gerade 
der  Lichtquelle,  also  in  unserem  Falle  dem  in  der  Kugel  brenDcndoi 
Photogen  entspricht.  Um  das  seitlich  angebrachte  S^/g  Zoll  weite 
Loch  ist  eine  geschwärzte  R5hre  eingefügt,  welche  stets  einer  grosseii 
Summe  von  parallelen  Strahlen  Durchtritt  gewährt  Diese  panüMen 
Strahlen  beleuchten  das  zu  photographirende  Object  direct,  da  der 
photographische  Apparat  in  der  Ebene  der  parallelen  Strahlen  ange- 
bracht ist.  —  Dieser  besteht  aus  einem  zum  Querlegen  eing^l^ 
teten  Mikroskope,  welche  Eigenschaft  die  grösseren  Instnimente  yoo 
Schick  und  Plössl,  ebenso  fast  alle  englischen,  sowie  die  neueren 
Instrumente  von  Hartnack  in  Paris  besitzen.  —  Der  Spiegel  dei 
Instrumentes  wird  abgeschraubt  und  der  in  horizontale  Lage  ge- 
brachte Tubus  mit  dem  Objecttische  an  die  oben  bezeichnete  Bohre 
direct  angeschoben.  Das  Ocular  des  Mikroskopes  wird  am  bestes 
entfernt  und  das  Objectiybild  auf  der  matten  Scheibe  der  Cameia 
aufgefangen.  —  Die  Camera  selbst  besteht  aus  einem  einfidiei 
Ausziehkasten,  in  welchem  gegenüber  der  matten  Scheibe  ein  raDoes 
Loch  zum  Einpassen  des  Mikroskoptubus  eingeschnitten  ist.  Naek- 
dem  das  Bild  auf  der  Scheibe  nuttelst  der  Mikrometersciinuiibe  des 
Mikroskopes   scharf  eingestellt   ist,    wird  jene  mit  der  prl^Muirtea 


301 


Platte  vertauscht  ond  je  nach   der  Stärke  der  Vergrömerungen  V2 
bis  2  Minuten  lang  der  Lichtwirkuog  exponirt    Ich  habe  auf  diese 
Weise   in  jeder  Beziehung   ausgezeichnete  Bilder   erhalten,   welche 
allen  Anforderungen    entsprechen.  —  Bei  starken   Vergrösserungen 
benutze  ich  kein  paralleles,  sondern  concentrirtes  Licht,  zu  welchem 
Zwecke  zwischen  Lichtquelle   und  Object  die  oben  schon  erwähnte 
Sammellinse  eingefügt  wird.     Die  letztere  ist  gegen  den  Lichtpunkt 
hin  rerschiebbar,  so  dass,    auch  ohne  Benutzung  des  Hohlspiegels, 
wenn  der  leuchtende  Punkt  in  den  Focus  der  Linse  gebracht  wor- 
den ist,  parallele  Strahlen  dem  Objecte  zugeiührt  werden  können. 
—    Für    diejenigen,  welche    kein    Mikroskop   zum  Umlegen,   son- 
dern  allenfalls   ein  solches   mit   Trommelstativ  besitzen,   empfehle 
ich    zu   besagten  Zwecken    den  Fuss    der  Trommel  abzuschrauben, 
den  Spiegel  herauszunehmen  und  die  federnde  Hülse,    welche   den 
Tubus  enthält,   direct  in  die  Camera  einzufügen  und  mittelst  eines 
Metallringes   zu   befestigen.  —  Das  Trommelstativ  ersetzt   alsdann 
zugleich  die  von  der  LichtqueUe  ausgehende  Sammelröhre  der  pa- 
rallelen Strahlen. 

Statt  des  Photogenlampenlichtes  sind  auch  alle  übrigen  be- 
kannten künstlichen  Lichtquellen  benutzbar,  jedoch  ist  die  Wirkung 
eine  weniger  rasche  und  intensive.  Besonders  schöne  Wirkungen 
lassen  sich  mittelst  in  reinem  SauerstofTgase  verbrennender  Körper 
erzielen;  auch  Gaslicht,  Petroleum  und  Solaröl  sind  geeignet. 

Wird  das  Magnesiumlicht  nach  meiner  Methode  angewandt,  so 
ist  die  Wirkung  eine  fast  momentane.  —  Dieser  Leuchtstoff  wäre 
der  empfehlenswertheste ,  wenn  nicht  die  hohen  Preise  des  Magne- 
siumdrahtes eine  dauernde  Anwendung  verböten.  —  Ein  Gramm 
Magnesiumdraht,  der  bei  einer  Dicke  von  0,75  MM.  5  Minuten 
lang  brennt,  kostet  jetzt  noch  einen  halben  Thaler.  *)  —  Die  eng- 
lischen Patentlampen,  mit  Hohlspiegel  und  Uhrwerk  zum  Vorschieben 
des  Verbrennungsdrahtes  können  nach  meinen  Experimenten  mit 
gutem  Erfolge  angewandt  werden,  wenn  die  Lichtquelle  durch  einen 
veränderten  Mechanismus  in  den  Focus  des  Spiegels  gebracht  wor- 
den ist,  um,  wie  dies  bei  meiner  Photogenlampe  der  Fall  ist, 
paralleles  Licht  zu  erzielen.  —  Die  englischen  Magnesiumlampen 
sind  zu  dem  Zwecke,  dlvergirende  Strahlen  zu  erzeugen,  gebaut; 
die  Lichtquelle  befindet  sich  hier  zwischen  dem  Brennpunkt  des 
Spiegels  und  der  Spiegelfläche. 


^  Inzwischen  ist  der  Preis  des  Magnesiums  auf  die  Hälfte  ermflssigt  wor- 
den, so  dass  ein  Gramm  nur  7^/|  Sgr.  kostet. 


'^ 


302 


Wird  das  Licht  der  Lampe  nicht  direet  angewandt,  sondern 
hei  vertikaler  Benutzung,  des  Mikroskopes,  erst  durch  Teräcbicdene 
brechende  Medien  (den  Hohlspiegel  der  Lampe,  die  Einrichtnng 
zum  Parallelisiren  der  Strahlen,  die  Beleuchtiingslinse,  den  Spiegel 
des  Mikroskopes)  geschwächt  und  zum  grossen  Theile  absorbirt,  m 
mnss  freilich  die  fast  momentane  Wirkung  des  Magnesiumlichtes  in 
eine  Belichtungszeit  von  30  Secunden  bis  2  Minuten  umgewandelt 
werden.  —  Die  längere  Dauer  der  Expositionszelt  bei  Anwendnn«r 
des  Photogenlichtes  verleiht  den  Bildern  eine  Tiefe  und  Schirle. 
wie  ich  sie  bis  jetzt  nur  mit  directem  Sonnenlichte  erzielt  habe.  — 
£s  möchte  daher  dieses  Verfahren,  wegen  der  Billigkeit  der  An- 
schaffung und  der  Einfachheit  des  Gebrauches  einige  Beachtung 
verdienen. 


Das  K«lk-G«ldb«4l. 

Von  Mr.  Heiscb. 

Man  löst  ein  Gran  Gold  in  einer  Drachme  Wasser  (GO  Gran): 
liierzu  setzt  man  Ealkwasser  bis  rothes  Lakmuspapier  sich  bläat. 
Dann  löst  man  acht  Gran  trocknes  (nicht  geschmolzenes)  Chlorcal- 
cium  in  fünf  Unzen  Wasser.  Die  Goldlösung  wird  unter  Umrubren 
hineingegossen.  Schliesslich  werden  noch  drei  Unzen  Wasi^r 
siugesetzt. 

Enthält  das  Albuminpapier  ein  Bariumsalz,  so  ist  kein  Üeber- 
copiren  nöthig;  bei  Ammonium-  und  Natriumsalzen  ist  es  erforder- 
lich. Man  beachte,  dass  die  in  diesem  Kalkgoldbad  getonten  Bilder 
schwärzer  werden,  dass  sie  also,  wenn  ein  warmer  Ton  verlangt 
wird,  ziemlich  roth  aus  dem  Tonbad  genommen  werden  müssen. 

Da  das  Bad  nichts  enthält,  was  das  Albumin  angreifen  konnte, 
so  lässt  sich  jeder  beliebige  Ton  geben ,  ohne  dass  die  Bilder  des- 
halb flau  würden.  Nimmt  man  statt  des  Chlorcalciums  Chlor- 
natrium, so  wird  der  Ton  auf  einmal  schwarz,  und  nicht  erst  brann. 

Das  Bad  wird  am  besten  zehn  Minuten  nach  dem  Ansetzen 
gebraucht.  Man  kann  es  auch  am  nächsten  Tage  erst  benutzen. 
Wenn  es  nicht  zu  sehr  erschöpft  ist,  lässt  es  sich  durch  Zusatz  einiger 
Tropfen  Säure  conserviren.  Vor  dem  Gebrauch  muss  es  dorrh 
Kalkwasser  wieder  alkalisch  gemacht. 


303 


PlMtographische  GcsuAeitsIchre« 

Von  M.  Carey  Lea« 

Aus  dem  Philadelphia  Pbotographer. 

LSngst  habe  ich  gewünscht,  einige  Betrachtungen  über  den 
Kinfluss  der  Photographie  auf  die  Gesundheit  zu  machen,  und  da 
dieser  Gegenstand  in  anderen  Ländern  grosse  AufmerlKsamlweit  erregt, 
so  werden  diese  Bemerlcungen  vielleicht  auch  in  unserem  Lande 
nicht  unbeachtet  bleiben,  in  dem  man  mit  Leben  und  Gesundheit 
so  sorglos  umgeht. 

Tritt  man  in  das  Arbeitszimmer  eines  Photographen,  so  wird 
man  von  einem  durchdringenden,  anfangs  fast  überwältigenden  6e- 
mch  begrüsst.  Euie  chemische  Nase  unterscheidet  hier  meistens 
Essig-  und  Salpetersäure,  Aether  und  AlicohoL 

Essigsäure  ist  nur  in  ganz  verdünnter  Form  unschädlich, 
wie  im  Essig.  Concentrirter  ist  sie  äusserst  irritirend  und  schädlich. 
Acetyl,  das  Radical  der  Essigsäure,  scheint  irritirend  zu  sein  und 
diese  Eigenschaft  geht  in  alle  Verbindungen,  namentlich  die  mit 
den  Halogenen  über.  Beim  Chloracetyl  ist  dies  in  so  hohem  Grade 
der  Fall,  dass  auf  bloses  Einathmen  sofort  Blutspeien  erfolgt  Da 
Essigsäure  im  Essig  enthalten  ist,  den  man  unbeschadet  verschlucken 
kann,  so  sind  manche  Leute  geneigt,  der  Essigsäure  eine  Harm- 
losigkeit beizulegen,  die  sie  nicht  besitzt. 

Die  Dämpfe  der  Salpetersäure  sind  nicht  nur  ätzend,  son- 
dern direct  giftig.  Dieser  giftige  Character  ist  erst  kürzlich  erkannt 
worden,  als  in  England  Mr.  Stuart  und  sein  Gehülfe  in  Folge  des 
Aufwlschens  verschütteter  Salpetersäure  starben. 

Isun  ist  es  durchaus  nicht  nöthig,  dass  diese  Säuredämpfe  die 
Luft  des  Arbeitszimmers  verderben.  Sie  entwickeln  sich  oft  beim 
Abdampfen  alter  saurer  Silberbäder.  Am  besten  stellt  man  solche 
alte  Bäder  bei  Seite  bis  sich  eine  hinreichende  Menge  gesammelt 
hat,  schlägt  das  Silber  als  Chlorid  nieder,  wäscht  es  aus,  gibt 
Schwefelsäure  und  einige  Stücke  Zink  hinzu,  bis  das  Silber  ganz 
metallisch  geworden,  wäscht  mit  heisseoi  Wasser,  und  löst  das  Sil- 
ber in  Salpetersäure,  um  es  beim  Copiren  zu  verwenden.  Hierzu 
gehören  nicht  viel  chemische  Kenntnisse.  Das  Silbemitrat  braucht 
nicht  crystallisirt  zu  werden.  Man  wiegt  das  Silber  nach  dem 
Trocknen,  löst  es  in  Salpetersäure,  indem  man  hiervon  nur  so  viel 
nlmi&t,  dass  sie  nicht  alles  Silber  löst,  selbst  nach  mehrtägigem 
Stehenlassen  an  einem  warmen  Ort.  Für  ein  Ammoniaksilberbad 
kann  man  das  Ammoniak  gleich  zusetzen.  Zieht  man  es  vor,  das 
Papier  zu  räuchern,  so  setzt  man  etwas  doppeltkohlensaures  Natron 


304 


hinzu  bis  die  LÖsiiDg  schwach  alludisch  ist,  und  tropft  för  jede 
Unze  metallischen  Silbers  sieben  Tropfen  Salpetersäure  zu.  Sieben 
Unzen  metallischen  Silbers  entsprechen  zehn  Unzen  Salpetersäuren 
Silbers. 

Diese  kurze  Abschweifung  habe  ich  mir  nur  erlaubt,  um  za 
zeigen,  wie  wenig  ökonomisch  es  ist,  sich  mit  verdorbenen  Baden 
abzuplagen,  und  wie  viel  Zeit  und  Gesundheit  gewonnen  wird, 
wenn  man  zehn  bis  zwanzig  Unzen  auf  einmal  nach  obigen  Ai^a- 
ben  behandelt  Wer  sie  abdampft,  überträgt  nur  die  Unreinigkeiten 
aus  dem  Bad  in  die  Atmosphäre  und  von  da  in  den  eigenen  Körper. 

Die  anderen  vorherrschenden  Gerüche  sind  die  von  Alkohol 
und  Aether.  Alkohol  ist  wahrscheinlich  nicht  sehr  schädlich  in  dea 
geringen  Quantitäten,  in  denen  man  ihn  einathmet;  Aether  aber  ist 
sehr  schädlich.  Man  giesse  etwas  Aether  auf  ein  Tuch  und  hidte 
dies  auf  den  Mund.  Die  so  behandelte  Person  wird  voUstänäg 
gefühllos.  Ist  es  denkbar,  dass  ein  so  mächtiges  Agens  selbst  in 
verdünnter  Form  gewohnheitsmässig  ohne  schlimme  Folgen  euge- 
athmet  werden  kann?  Die  schmerzstillende  Wirkung  des  Aedien 
ist  zu  bekannt  in  der  Heilkunde,  und  es  ist  anzunehmen,  dass  sein 
Einfluss  ein  äusserst  schädlicher  ist. 

Alle  diese  Dünste  lassen  sich  entfernen,  wenn  nicht  ganz,  so 
doch  zu  neun  Zehnteln.  Essigsäure  braucht  nur  verdünnt  aoge- 
wandt  zu  werden,  im  Entwickler  sind  fünf  Procent  ausreicheod, 
während  oft  fünfundzwanzig  genommen  werden,  die  den  Arfoeit»- 
raum  fortwährend  mit  Geruch  erftillen.  Salpetersäure  braucht  man 
nur  tropfenweise  zum  Ansäuern  der  Bäder.  Zum  Plattenreimgen 
wendet  man  sie  besser  nicht  an.    Hier  gibt  es  andere  bessere  Mittel 

Aether  ist  schwerer  aus  der  Atmosphäre  fem  zu  halten.  Man 
bringe  Schiebfenster  im  Dunkelzimmer  an,  wodurch  Luftzug  herge- 
stellt werden  kann;  dadurch  wird  der  Dunst  gut  abgeleitet  Der 
geringe  Luftstrom,  der  nöthig  ist,  die  Aetherdämpfe  fortzuführen, 
wirkt  nicht  nachtheilig  auf  das  Trocknen  der  Platte. 

Vom  Cyankalium  brauche  ich  nur  zu  sagen,  dass  die  Photo- 
graphen seiner  Anwendung  gänzlich  entsagen  sollten.  Die  Sorg^ 
losigkeit,  mit  der  man  diese  Substanz  anwendet,  ist  ganz  ungerecht- 
fertigt. Vor  einigen  Jahren  wurde  Davanue  dadurch  beinahe 
getödtet,  und  nur  anhaltendes  Uebergiessen  des  Kopfes  und  Rückens 
mit  kaltem  Wasser  rettete  ihn.  Etwas  Cyankalium,  das  er  auf  die 
Finger  gerieben,  war  in  einen  Schnitt  gekommen.  Fortwährend 
sterben  Personen  durch  den  Gebrauch  von  Cyankalium.  Manche 
halten  Eisenlösung  für  ein  gutes  Gegenmittel,  und  es  gibt  Leute, 
die  sich  stark  machen,  einige  Unzen  Cyankaliumlösung  zu  trinken, 


305 


iw^enn  sie  gleich  nachher  Eisenlösong  als  Gegengilt  nehmen  können  I 
—  Die  Eisenoxydulsalze  geben  freilich  mit  Cyankallum  einen  brau- 
nen Niederschlag  von  Cyaneisen  C|  N  Fe.  Ob  aber  dieser,  in 
Säuren  lösliche  Stoff  giftig  ist  oder  nicht,  ist  noch  nicht  nachge- 
ipviesen.  UmEweifelhaft  befolgt  er  die  allgemeine  Regel  der  Cyan- 
Verbindungen. 

Jod  und  Brom  sind  jetzt  weniger  in  der  Atmosphäre  der 
Arbeitszimmer  als  während  der  Tage  des  Däguerreotyps.  Beide, 
namentlich  das  Brom,  sind  irritirende  Gifte.  Sie  unterscheiden  sich 
al>er  darin  von. der  Blausäure,  dass  diese  an  ein  Alkali  gebunden, 
Mrie  im  Cyankallum,  ihre  giftigen  Eigenschaften  behält,  während 
Jod  und  Brom  in  ihren  alkalischen*  Verbindungen  ganz  unschädlich 
sind.  Jod  wird  zuweilen  beim  Verstärken  der  Negativs  gebraucht; 
dies  sollte  im  Freien  oder  in  Zugluft  vorgenommen  werden. 

Schliesslich  will  ich  bemerken,  dass  in  Bezug  auf  die  Gesund- 
heit viel  Selbsttäuschung  obherrscht.  Weil  ein  Mann  eine  Zeitlang 
schädlichen  Einflössen  ausgesetzt  war  und  nicht  materiell  gelitten 
hat,  unterschätzt  er  deren  Wichtigkeit,  und  dennoch  wird  ein  Gift, 
das  lange  genug  in  das  System  gedrungen,  endlich  seine  charac- 
teristische  Wirkung  zeigen.  Was  ist  weniger  flüchtig  als  Blei  oder 
seine  Verbindung  mit  Kohlensäure?  nnd  dennoch  wird  die  Gesund- 
heit des  Malers,  der  damit  lange  Zeit  arbeitet,  dadurch  schliesslich 
antergraben.  Oft  wissen  die  Leute  nicht,  was  der  Grund  ihrer  Krank- 
heiten ist.  Eine  Auszehrung  halten  sie  für  die  Folge  einer  Erkältung, 
eines  Constitutionsfehlers,  während  sie  in  Wirklichkeit  der  langsamen, 
lange  fortgesetzten  Einwirkung  von  Essig-  oder  Salpetersäure 
zuzuschreiben  ist.  Lange  fortgesetzter  Gebrauch  von  Cyankallum 
kann  zu  Lähmung  führen,  die  dann  gewiss  einer  anderen  Ursache 
zugeschrieben  wird.  Die  Photographie  ist  noch  so  jung,  dass  man 
die  aus  dem  Missbrauch  ihrer  Materialien  entstehenden  specifischen 
Krankheiten  nicht  genügend  kennt  Ist  es  also  nicht  der  Mühe 
-werth,  dabei  vorsichtig  zu  sein? 


Die  inteniatioiiale  photographische  AussteUnng  ii  Berlin. 

(Schluss.) 

Einen  glanzvollen  Eindruck  machen  die  Portraits,  meistens  in 
nicht  sehr  kleinem  Formate,  an  den  mittleren  der  durch  den  Saal 
gezogenen  Wände ;  Wien  und  Paris  bilden  hier  die  Hauptvertretung, 
sowohl  in  Bezug  auf  Menge  als  auf  künstlerischen  Werth  der  Pro- 


306 


dttCtioneD.    Alle  Anforderungen,  die  man  an  ein  vorzügliches  pbolo- 
graphisches  Portrait  stellen  kann,   treffen  hier  meistens   zusamnien: 
harmonische    und  kräftige  Totalwirkung,   Lebenswahrheit,  Chane 
teristik  und  Angemessenheit  in  der  Stellung,  plastisches  Hervortreten 
der  Formen,   Reiz    im  Spiele   von  Licht   und   Schatten.     Sollte   in 
ihnen  Iiin  und  wieder  eine  Geringfügigkeit  von  Retouche  vorhandea 
sein,  aufzufinden  war    sie   nicht.     Das  Hervorragendste  dieser  Ein- 
sendungen   aus    Wien    ging   unter    den    Namen   C.   v.  Jagemanr«, 
Angerer,  Ost,  Mahlknecht  und  Rabending,  eine  fast  gleiche  Anzahl 
bei   gleicher   Vortrefflichkeit   aus    Paris  unter   den   beiden  Namea 
Gaijat  und  Reutlinger.     Von   den  Berliner  Ausstellern  können  »di 
den  vorgenannten,  soweit  das  grössere  Format  in  Betracht  kommt, 
eigentlich   nur   Löscher   und  Petsch   gleichstellen,    bei    geringerer 
Men^e  der  Bilder.     Darauf  folgt  dann,  in  zweiter  Linie,  allerdings 
eine  beträchtliche  Reihe  von  hiesigen  Ausstellern,  hin  und  wieder 
jene  ersteren  fast  erreichend,  namentlich  im  Miniaturfach  Beizendes 
und  Vollendetes,  auch  in   starken  Vergrösserungen  Ausgezeichneies 
bringend.    Was  aus  den  Provinzen  und  dem  übrigen  Deutschland 
noch  auf  dem  Gebiete  des  Portraits  hervorleuchtete,  war  vor  allen 
Seile  in  Potsdam,  Grienwaldt  in  Bremen,  Allgeyer  und  Schumann 
und  Sohn  in  Garlsruhe  und  Hanüstängl  in   München.     England  ist 
im  Portrait    dürftig    vertreten,    während    es  auf  anderen  Feldern, 
namentlich   Im   Landschaftlichen,    Vieles   und    Vortreffliches   bietet. 
Von  den  noch  hierher  gehörigen  Figuren  und  Flgurencompositlonea 
sind  Genrebilder  von  Löscher  und  Petsch,   Malüknecht  in  Wien, 
Robinson  und  Rejlander  in  London  und  Rousset  In  Paris   hervor- 
zuheben.    Die  Photographie   tritt  hier  als  eigentliche  Kunst,    d.  h. 
selbstschöpferisch  auf,    und  versucht  damit,    den  lebhaft    geführten 
Streit  über  die  Berechtigung  ihrer  Benennung  als  Kunst   zu  ihren 
Gunsten  zu  entscheiden;  es  müsste  denn  sein,   dass  man   dem  Be- 
griffe der  letzteren  die  engsten  Grenzen  setzt,  und  die  verschiedeDen 
Abstufungen,    die    es   doch  innerhalb   der  eigentlichen  Kunst  gibt, 
zum  Theil  schon  als  ausser  ihr  stehend  betrachtet.     Der  Photognph 
arbeitet  hier  allerdings  wesentlich  mit  schon  vorhandenem,  also  nicht 
von  ihm  geschaffenem  Material  (den  menschlichen  Modellen),  aber 
den  Fall  gedacht,  dass  er  sich  dieses  Material   in   sehr  hoher  Vo^ 
trefflichkeit  zu  verschaffen  wtisste,  (vortreffliche  Schauspieler  z.  B.), 
so  dürfte'  sein  Werk,  unter  sonst   günstigen  Voraussetzungen  sicher 
eine  jener  Abstufungen    erreichen    können,    welche   noch  innerhalb 
der    Grenzen    der    eigentlichen    Kunst    vorkommen.     Dass    diesem 
Werke   immer   noch  eine  oder    die    andere    der  Eigenschaften   de? 
Kunstwerkes,   das  Wort  In  seiner  höchsten  Bedeutung  genommen, 
abgehen  würde  —  dass  dieser  Kunst  sehr  enge  Grenzen  in  Bezog 
auf  die  Gegenstände  der  Darstellung  gesetzt  sein  würden,  soll  nicht 
iu  Abrede  gestellt  werden,  sowie  auch,   dass.  sich    hier  das  künst- 
lerische Verdien.st  zwischen   dem  Photographen  und  den  Modellen 
theilen  würde. 

Noch  reicher  an  Vortrefflichem,  als  im  Portraitfache,  ist  die 
Ausstellung  auf  dem  Gebiete  der  landschaftlichen  und  architecto- 
nischen  Aufnahmen,  und  hier  ist  die  Zahl  der  Einsender  des  Vor- 


307 


trefflichen  eine  viel  grössere,  als  dort.  Wenn  das  photographische 
Bild  Ton  Arcbitecturen  das  Isünstlerisch  entstandene  oft  geradezu 
hinter  sieb  lässt,  so  kommt  im  Landschaftlichen  das  erstere  dem 
letzteren  oft  sehr  nahe.  Reine  Landschaften,  die  durch  Abrundnng 
ein  gutes  BiJd  machen  —  landschaftliche  Studien,  Villen-,  Park- 
und  Gartenanlagen  mit  Architectur  —  Alles  dies  ist  in  stattlicher 
Anzahl  und  grosser  Schönheit  Torhanden.  Die  Wahl  der  Ansichten 
wie  die  Vollendung  im  Technischen  verdienen  gleiche  Auszeidmung. 
Die  Zahl  der  betreffenden  Au:«8te]ler  mag  leicht  an  das  halbe 
Hundert  reichen;  deshalb  auf  Vollständigkeit  in  Erwähnung  von 
allem  Vortrefflichen  verzichtend,  nenne  ich  nur  einige  wenige  Namen  : 
Sehucht,  Suck,  Hammerschmidt,  Graff,  Schwarz  &  Comp,  in  BeftLn, 
Vülkerling  in  Dessau,  0.  Kramer,  Jägermeyer  in  Wien,  Bichard  in 
Heidelberg,  Lorent  in  Mannhe'm,  Braun  in  Domach,  Davanne  und 
Rousset  in  Paris,  Heath  und  Redford  in  London,  u.  A.  —  Die  rein 
areliitectonischen  Aufnahmen  führen  uns  vom  hohen  Norden  bis 
China.  Im  Verhältniss  zum  Vorigen  wären  hier  zu  nennen:  Jam* 
rath,  Hammerschmidt  und  Schwarz  &  Comp,  in  Berlin,  0.  Kramer 
in  Wien,  Nadar,  Grob,  Pierson  und  Lewitzky  in  Paris,  Luswergh 
in  Rom. 

Einige  Schritte  zurück  vom  künstlerischen  Gebiet  auf  das 
technische  begibt  sich  die  Photographie  bei  ihren  verschiedenen 
Verfahren,  welche  theils  die  Vervielfältigung  von  anderen  Kunst- 
werken, theils  die  Uebertragung  der  Photographie  auf  Metall,  Uolz 
und  Stein  behufs  ihrer  eigeuen  Vervielfältigung  zum  Zwecke  haben. 
Die  Anfange  zu  den  das  letztere  Ziel  im  Auge  habenden  Versuchen 
machte  Fizeau  in  Paris,  indem  er  eine  Daguerreotypplatte  beizte, 
um  sie  für  den  Metalldruck  nutzbar  zu  machen.  Niepce,  der  Neffe 
eines  der  ersten  Erfinder  der  Photographie,  erzielte  bessere  Resul- 
tate, indem  er  Stahlplatten  durch  einen  Ueberzug  von  Asphalt  licht- 
empfindlich machte,  dies  aufgenommene  Bild  mit  ätherischem  Oele 
behandelte  und  dann  Aetze  von  Salpetersäure  anwendete.  Die 
Uebertragung  der  Photographie  auf  Stein  versuchte  zuerst  Poitevin 
in  Paris  im  Jahre  1855.  Osborne  aus  Melbourne  in  Australien 
brachte  in  der  letzten  Zeit  dies  Verfahren  zu  grosser  Vollkommen- 
heit, wie  verschiedene  von  ihm  ausgestellte  Blätter  zeigen.  Gleich 
gute  Arbeiten  hierin  sind  von  Korn  und  Gebrüder  Borchard  in 
Berlin,  Giesemdorff,  Reiffenstein  und  RÖsch  in  Wien.  Alles  dies 
mnss  aber  weit  in  den  Hintergrund  treten  gegen  die  Leistungen, 
welche  Paul  Pretsch  in  Wien  (unter  den  Einsendimgen  der  k.  k. 
Hof-  und  Staatsdruckerei)  durch  die  Uebertragung  der  Photographie 
rein  nach  der  Natur  auf  die  Kupferdruckplatte  und  den  Holzstock 
erreicht  hat  Der  beigegebenen  Erläuterung  nach  wird  eine  Copie 
des  Negativs  auf  eine  mit  einer  chemischen  Mischung  überzogene 
Glastafel  tibertragen,  auf  welcher  dann  das  Bild,  in  Folge  eines 
gewissen  Bades,  erhöht  erscheint;  auf  galvanoplastischem  Wege 
wird  dann  die  Tafel  mit  dem  Bilde  in  Kupfer  abgeformt,  worauf 
die  Kupferdruckplatte  fertig  ist.  Die  Schwierigkeiten,  welche  bei 
anderen  Verfahren  bis  jetzt  noch  immer  die  Erzielung  der  zarten 
Mitteltöne  machte,   erscheinen   hier   vollkommen  überwunden;  jeder 


3m 


Gegenstand  wird  hiermit  in  seiner  photograplüschen  Unmittelbarkeit 
auf  das  Papier  gebracht  mit  der  Leichtigkeit  einer  in's  Unbegreittte 
gehenden  Vervielfältignng,  da  in  der  einen  galvanischen  Form  immer 
wieder  neue  Platten  erzeugt  werden  können.  Der  alte  Holzschnitt, 
die  Lithographie  und  selbst  die  Photographie  erscheinen  damit  nir 
Beseitigung  reif. 

Nur  in  kleiner  Zahl  sind  photographische  Producta  auf  Giaa, 
Porzellan,  Steingut  und  Emaille  vorhanden.  Der  Chemiker  Grane 
in  Berlin  stellte  zuerst  Photodiaphanien  dar,  transparente  Glasbilder, 
welche  einen  angenehmen  Fensterschmuck  bilden.  Ausser  diesen 
Diaphanien  sind  von  ihm  noch  Photographien,  in  Porzellan,  Emaille 
untt  Fayence  eingebrannt,  ausgestellt.  Aehnliches  gilt  von  Obemetter 
in  München,  Derochc  und  Heyland  in  Mailand  und  von  der  könig- 
lichen Porzellan-Manufactur  in  Berlin, 

Es  bleibt  nun  noch,  ausser  den  Apparaten,  Chemikalien  und 
Arbeitsgeräthen,  deren  Würdigung  hier  weniger  am  Ort  ist,  die 
kleine  Anzahl  von  Photoskulpturen  zu  erwähnen  übrig.  Es  sind 
zwei  Portraitstatuetten  von  etwa  18  Zoll  Höhe,  zwei  Büsten  in  etws 
der  Hälfte  der  Lebensgrösse  und  mehrere  Reliefportraits  im  Profil 
von  verschiedenen  Grössen.  Die  Art  der  Arbeit  an  diesen  Weikes 
und  ihre  Verschiedenheit  würden  auf  keine  andere  Entstehungsait, 
als  gewöhnliche  schliessen  lassen.  Die  Sachen  sind  also  vollständig 
überarbeitet,  wie  dies  auch  aus  dem  bis  jetzt  bekannt  gewordenen 
Verfahren  der  Photoskulptur  sich  nicht  anders  schliessen  lässt  Nach 
diesem  Verfahren  wird  die  Gestalt  des  Darzustellenden  zunächst  in 
einem  runden  Gemache,  in  dessen  Mittelpunkt  der  Betreffende  steht, 
von  vielen  Seiten  her  in  einem  und  demselben  Augenblicke  photo- 
graphisch aufgenommen,  und  werden  dann  alle  die  Umrisse  der 
hiemach  gewonnenen  Bilder  mit  Hülfe  des  Storchschnabels  anf  den 
Modellirthon  übertragen.  Dass  hierbei  die  Details  nur  in  grosser 
UnvoUkommenheit  zur  Entscheidung  konmien  können  und  ein  bedea- 
tendes  Nacharbeiten  erfordern,  scheint  selbstverständlich.  Das 
Verfahren  ist  hier  in  Berlin  noch  nicht  versucht  worden,  nnd  es 
ist  ohne  eigene  Beobachtung  desselben  schwer  zu  beurtbeilen,  wie 
weit  das  mechanische  Verfahren  reicht,  und  wie  viel  die  freie  Hand 
des  Modelleurs  thun  muss.  Die  Statuetten  sind  allerdings  in  Stellimg, 
Haltung  und  Proportionen  lebendig  und  wahr,  die  Beliefpoitnits 
dagegen  erscheinen  vollkommen  wie  aus  freier  Hand  modellirt,  und 
in  Beziehung  auf  die  Höhe  und  sonstige  Behandlung  des  Beliefs  lo 
und  flir  sich  weit  weniger  geschmackvoll,  als  die  Arbeiten  bedeu- 
tender Bildhauer  z.  B.  Thorwaldsen's  auf  diesem  Gebiete. 


MittheUun^n  fQr  die  Redaction  wolle  man  an    Dr.   Lieieganf 

in  Biberfeld  adressiren. 


Godmckt  bei  Sam.  Lneaa  1b  ESbaribM. 


Photographisches  Archiv. 


Bttüdl  in.  --  Ml».  •••  -  !•  Septentber  iSMft« 


Keferate  Aber  Tewlerst  ^^Tlie  silyer  subcaii^^ 

VoD  Dr.  L  Weiske. 

IV.    Die  trockenen  CollodionTerfahren/^ 

Wenn  man  sich  der  von  mir  beschriebenen**)  und  von  so 
gewichtigen  Autoritäten,  wie  Carey  Lea,  besprochenen***)  Methode 
der  Entwickelung  im  Freien  bedient,  braucht  man  kein  dunkles 
Zelt  und  nicht  mehr  Gepäck,  als  man  in  ein  Kästchen  bringen  kann, 
welches  dem  wandernden  Photographen  den  ganzen  Tag  über  ohne 
Ermüdung  von  einem  Träger  nachgetragen  werden  kann.  Der  ganze 
Apparat  lässt  sich  an  jedem  beliebigen  Orte  ohne  Mühe  aufstellen 
und  zusammenpacken  und  die  Bilder  bringt  man  fertig  entwickelt, 
ja,  wenn  man  den  Raum  ftir  die  Natronflasche  nicht  sparen  will, 
auch  fixirt  nach  Hause.  Wenn  also  nur  die  Bequemlichkeit  und 
Leichtigkeit  der  Operation  ins  Auge  gefasst  wird,  so  wird  für  Je- 
mand, welcher  sich  meine  Entwickelungsmethode  zu  eigen  gemacht 
hat,  das  Bedürfmss  nach  Trockenplatten  nur  ein  sehr  geringes  sein 
können.  Die  Vorzüge  der  Trockenplatten  vor  den  nassen  sind  aber 
auch  meiner  Meinung  nach  ganz  andere.  Erstens  ist  die  Trocken- 
platte wegen  ihrer  glatten  polirten  Oberfläche  einer  weit  grösseren 
Feinheit  der  Details  fähig,  als  die  nasse,  ja  sie  kommt  in  dieser 
Hinsicht  wohl  der  Daguerre'schen  Silberplatte  gleich,  und  dies  ist 
besonders  bei  Aufnahmen   zu   wissenschaftlichen  Zwecken  ein  nicht 


*)  Fortsetzung  von  Seite  224. 

"**)  Archiv  1864,  Seite  416  und  1865,  Seite  99. 

)  Archiv  1865,  Seite  39. 

17 


310 


zu  unterschätzender  Vorzug,  und  zweitens  ist  die  Entwickelimg  der 
Bilder  auf  einer  Trockenplatte  bedeutend  langsamer  und  dadnreh 
zwar  zeitraubender,  gestattet  aber  eben  deshalb  auch  noch  bei 
einigermassen  über-  oder  unterexponirten  Platten  die  Erzielnng  eines 
schönen  harmonischen  Bildes.  Trotz  dieser  wichtigen  Yoizüge  finden 
die  Trockenverfahren  noch  nicht  die  volle  Würdigung  und  in  Tiden 
photographischen  Handbüchern  kaum  eine  Erwähnung,  ja  oft  andi 
dieses  nicht.  Sehr  anzuerkennen  ist  es  jedenfalls ,  wenn  das  vor- 
liegende, schon  in  mehrfachen  Referaten  besprochene  Towler*8che 
Buch  ^The  silver  sunbeam^  auch  der  Besprechung  der  trockenen 
Verfahren  einen  entsprechenden  Raum  findet  Das  Wichtigste  dieser 
Auseinandersetzung  soll  hier  mitgetheilt  werden. 

Vor  allen  Dingen  ist  zu  bemerken,  dass  Trockenplatten  stets 
eine  mehr  oder  weniger  geringere  Empfindlichkeit  haben  and  daher 
einer  grösseren  Belichtungszeit  bedürfen  als  nasse.  Es  ist  dies  avch 
nicht  wohl  anders  zu  erwarten,  denn  alle  chemischen  und  phjsicn- 
lischen  Veränderungen  und  Molecularumlagerungen  gehen  leiehier 
vor  sich,  wenn  sich  die  Stoffe  im  flüssigen  oder  feuditen  Zustuide 
befinden,  eine  Erfahrung,  welche  sogar  von  der  älteren  Chemie  in 
dem  freiUch  zu  eng  gefassten  Satze  formulirt  wurde:  Corpora  not 
agunt  nisi  fluida. 

Die  Meinung  Towlers,  dass  die  Theorie  der  Entwickelung  des 
Bildes  auf  der  Trockenplatte  ein  noch  ungelöstes  Problem  sei,  ist, 
abgesehen  von  dem  noch  ziemlich  dunklen  Vorgange  bei  der  alkn- 
lischen  Entwickelung  wohl  nicht  wahr.  Die  Entstehung  des  Bildes 
auf  der  nassen  Platte  ist  nicht  um  ein  Haar  schwieriger  zu  erküren 
als  die  auf  der  trocknen.  Das  Unerklärte  und  Eigenthümllche  ist 
in  beiden  Fällen  die  für  uns  direct  vollkommen  unsichtbare  physi- 
calische  Zustandsänderung  des  Jodsilbers  an  den  belichteten  Steilen 
der  Platte,  und  die  anziehende  Wirkung,  welche  es  in  Folge  davon 
auf  ihm  dargebotenes  fein  vertheiltes  Silber  ausübt. 

Diese  Eigenschaft  des  Jodsilbers  vom  Lichte  p)iysicalisch  modt- 
ficirt  zu  werden  und  ein  sogenanntes  latentes  Bild  aufzunehmen, 
wird  ziemlich  stark  beeinträchtigt,  wenn  man  die  durch  Waschen 
vom  freien  Silbemitrat  befreite  CoUodionschicht  ohne  Weiteres  ein- 
trocknen lässt.  Man  hat  aber  gefunden,  dass  die  erwähnte  Modi- 
ficirbarkeit  dem  Jodsilber  im  hohen  Grade  bewalirt  bleibt,  wenn 
man  die  CoUodionschicht  vor  dem  völligen  Eintrocknen  mit  gewissoi 
sogenannten  Präservirungsflüssigkeiten  behandelt.  Als  solche  wendet 
man  mit  ziemlich  gleichbleibendem  Erfolge  Lösungen  von  Albumin, 
Gelatine,  Honig,  Syrup,  Malzaufguss,  englisches  Ale  oder  anderes 
geeignetes   Bier,    Rosinenabkochung,    Tannin  u   a.  m.  an.    Diese 


311 


Stoffe  wirken  einestfaeils  wie  Gelatine,  Honig  u.  s.  w.  wohl  dadurch, 
dass  sie  auch  der  trockenen  Schicht  eine  gewisse  Porosität 
Qnd  Permeabilität  bewahren,  indem  sie  in  die  Poren  der  noch 
feuchten  Schichten  eindringen;  andemtheils  wie  das  Tannin  wohl 
anch  dadurch,  dass  in  die  Poren  der  Schicht  eine  Substanz  gebracht 
wird,  die  bei  dem  nachherigen  Befeuchten  die  Wirkung  des  £nt- 
Wickelung  durch  ihre  reducirende  Kraft  unmittelbar  unterstützt. 

Die  bekanntesten  und  geübtesten  Trockenverfahren  sind:  das 
Albnminverfahren  ohne  Gollodion  von  Niepce  de  St. 
Yictor  (überhaupt  das  älteste  Verfahren,  auf  Glasplatten  Bilder 
zu  erzeugen),  das  Collodion-Albuminverfahren  von  Tau- 
penot,  das  Gelatineverfahren  von  Hill  Norris,  das  Harz- 
verfahren,  das  Tanninverfahren  von  Major  Russell  und 
das  von  Towler  noch  nicht  erwähnte  Rosinenverfahren  von 
Dr.  Schnauss.*) 

Das  reine  Alb uminver fahr  en  gibt  zwar  ziemlich  unem- 
pfindliche, für  das  Portrait  kaum  zu  verwendende  Platten,  aber  die 
darauf  erhaltenen  Bilder  sind  von  äusserster  Feinheit  und  Zartheit; 
darum  wird  es  auch  heutzutage  noch  von  Künsüem  ersten  Ranges 
in  allen  Fällen  angewendet,  wo  eine  grosse  Empfindlichkeit  der 
Platte  nicht  nöthig  ist,  besonders  bei  Aufnahme  unbelebter  Objecto. 
Zu  Schnee  geschlagenes  und  dann  klar  abgegossenes  Eiweiss  wird 
mit  einer  entsprechenden  Quantität  Jodammonium  oder  auch  mit 
Jod-  und  Bromkalium  und  etwas  freiem  Jod  gemischt  und  so  viel 
Wasser  zugesetzt,  als  zur  Auflösung  der  Salze  nöthig  ist.  Mit 
dieser  Flüssigkeit  begiesst  man  die  Glasplatten,  lässt  sie  dann  ab- 
tropfen und  entweder  von  selbst  trocknen  oder,  was  der  Abhaltung 
des  Staubes  wegen  besser  ist,  über  einer  erhitzten  Metallplatte.  Die 
Sensitirung  geschieht  in  einem  Silberbade,  welches  auf  10  Unzen 
Wasser  1  Unze  Silbemitrat  und  5  Unzen  Eisessig,  sowie  einen 
Zusatz  von  2  Gran  Jodkalium  enthält  Die  sensitirte  Platte  wird 
gründlich  gewaschen  und  getrocknet.  Die  Exposition  in  der  Ca- 
mera darf  in  der  Regel  nicht  unter  zwei  bis  drei  Minuten  betragen. 
Die  EntWickelung  geschieht  in  einem  flachen  Troge  mit  einer 
schwachen  Gallussäurelösung  und  kann  bis  zu  einer  Stunde  Zelt 
erfordern.  Dann  wird  die  Platte  gewaschen  und  mit  unterschwefllgr 
saurem  Natron  fixirt    Gefimisst  braucht  die  Albuminschicht  nicht 

au  werden. 

Einer  weit  grösseren  EmpfiDdlichkeit  ist  das  combinirte  Collo- 
dion-Albuminverfahren   von    Tanpenot   fähig.    Die    mit 


*)  Archiv  1864,  Seite  295  und  335. 


312 


Aethercollodion  überzogenen  Platten  werden  in  einem  gewShnlidien 
Silberbade  sensitirt,  dann  gewaschen  und  abgetropft;  bieraof  mii 
einer  wie  oben  jodirten  AlbuminlöBung  übergössen,  welche  eiaea 
Zusatz  von  Ammoniak  und  weissem  Zucker  enthält.  Die  daaa 
getrockneten  Platten  sind  nun  wieder  unempfindlich  und  müssen  tot 
dem  Gebrauche  in  einem  mit  Eisessig  angesäuerten  SUberbade  aea- 
sitirt  werden.  Wäscht  man  sie  dann  und  lässt  sie  im  Donkefa 
trocknen,  so  behalten  sie  ihre  Empfindlichkeit  monatelang.  AUmilig 
freilich  werden  sie  unempfindlicher.  Bei  direct  von  der  Sonne  be- 
leuchteten Objecten  braucht  man  mit  einer  Portraitlinse  nur  zwei 
bis  drei  Secunden  Belichtungszeit  für  solche  Platten.  Die  Est- 
Wickelung  des  Bildes  geschieht  mit  einer  nicht  zu  starken  Lösmig 
von  Gallus-  und  Pjrogallussäure ,  welcher  Alkohol  und  Eisessig 
zugesetzt  ist,  die  Fixirung  mit  unterschwefligsaurem  Natron. 

Larpey,  Mudd  und  Fothergill  haben  Modificationen  des 
allerdings  etwas  complicirten  Taupenotsverfahrens  angegeben,  die 
wesentlich  darauf  hinauslaufen,  das  zweimalige  Sensitiren  auf  ein 
einmaliges  zu  reduciren.  *) 

Beim  Gelatineverfahren  von  Hill  Norris  wird  die  in 
gewöhnlichen  Silberbade  sensitirte  und  abgetropfte  Platte  mit  Honig 
Übergossen,  welcher  durch  die  doppelte  Menge  Wasser  verdünnt  ist 
Dadurch  soll  eine  gründliche  Verdrängung  des  Silbemitrats  erzieh 
werden.  Hierauf  wird  die  Platte  gründlich  gewaschen  und  zuletit 
mit  einer  schwachen  Gelatinelösung  (1  Drachme  Gelatine  in  20 
Unzen  Wasser  mit  Zusatz  von  4  Drachmen  Alkohol)  übergössen, 
abgetropft  und  getrocknet  Exposition,  Hervorrnfnng  und  Fiximng 
sind  dieselben  wie  bei  den  vorhergehenden  Verfahrungsweis^L 

Das  einfachste  von  allen  Trockenverfahren,  das  von  Despmtz 
zuerst  angegebene  Harzverfahren  besteht  darin,  dass  man  dem 
Collodion  auf  jede  Unze  zwei  und  ein  halb  Gran  gepulvertes  Col<h 
phonium  zusetzt  Nach  dem  Sensitiren  wird  die  Platte  gehörig 
gewaschen  und  getrocknet.  Entwickelung  und  Fixirung  sind  gans 
wie  beim  nassen  Verfahren.  Dubosq  benutzt  in  ähnlicher  Weise 
als  Collodionzusatz   den  Bernstein  und  Hardwich   das  Glycyrrhidn. 

Das  Tanninverfahren  bespricht  Towler  noch  nach  der 
ersten  Auflage  des  von  Russell  hierüber  veröffentüchten  Weii- 
chens.  Die  Verbesserungen,  welche  in  der  zweiten  (auch  von  mir 
deutsch  bearbeiteten)  Auflage**)  sich  vorfinden,  sind  schon  (ruber  in 


*)  Ein  hier  gehörendes  Verfahren ,  welches  in  unseren  Händen  sehr  sichere 
BesuiUte  gegeben,  d&s  Petschler'sche  (Archiv  Bd.  II.  S.  188)  wird  von  Prof.  T. 
ganz  übergangen.    D.  Red. 

**)    Das  Tanninverfahren  von  C.  Russell.    Nach  dem  Englischen  bearb. 
von  Dr.  A.  H.  Weiske.    Zweite  Aufl.    Berlin,  Grieben. 


313 


Lesern  Archiv*)  besprochen  worden.  England  hat  das  Tannin- 
▼erfahren  noch  dadurch  modificlrt,  dass  er  der  Präservirungsflüssig- 
keit  noch  eine  dem  Tannin  gleiche  Menge  Honig  zusetzt 

Zum  Schlüsse  bespricht  Towler  noch  die  sogenannten  schnellen 
Trockenverfahren  von  Sutton  und  Eeene. 

Das  Snttonsche  Verfahren  besteht  wesentlich  darin,  dass 
man  die  sensitirte  Collodionschicht  gehörig  wäscht,  dann  mit  einer 
Lösung  von  25  Gran  Gummi  arabicum  In  einer  Unze  Wasser  über* 
giesst,  abtropfen  und  trocknen  lässt  Die  Entwickelung  geschieht 
wie. bei  nassem  Collodion,  doch  muss  die  Schicht  vorher  mit  de- 
stillirtem  Wasser  befeuchtet  werden.  Auch  die  Expositionsdauer 
soll  dieselbe  sein  wie  bei  nassem  CoUodion. 

Das  Keenesche  Verfahren  ist  eigentlich  eine  Art  Tannin- 
verfahren, nur  werden  die  Platten  nach  dem  Sensitiren  nicht  ge- 
waschen, sondern  unmittelbar  mit  einer  Lösung  von  gleichen  Theilen 
(15  Gran  auf  die  Unze  Wasser)  Tannin  und  Gummi  arabicum  über- 
gössen, und  dies  ein-  bis  zweimal  mit  frischen  Porttonen  wieder- 
holt Die  dann  abgetropfte,  gewaschene  und  getrocknete  Platte  soll 
so  empfindlich  sein  wie  eine  nasse.  Vor  dem  Fixiren  benetzt  man 
die  Schicht  mit  Regenwasser  und  entwickelt  und  fixirt  dann  wie 
bei  anderen  Tanninplatten. 

Die  Frag^,  welches  von  allen  diesen  Trockenverfahren  den 
Vorzug  vor  den  übrigen  verdiene,  lässt  sich  schwer  oder  gar  nicht 
beantworten.  Es  sind  mit  jedem  derselben  vorzügliche  Resultate 
erzielt  worden.  Vielleicht  ist  es  der  Zukunft  vorbehalten,  ein  neues 
Verfahren  an  das  Licht  zu  bringen  oder  eines  der  bekannten  so  zu 
modificiren,  dass  es  allen  auch  noch  so  hoch  gespannten  Anfor- 
derungen zu  entsprechen  im  Stande  ist 


Laabwerk  m  plietognpliireii. 

Von  M.  Gary  Lea. 

Der  Vorschlag  des  Herrn  Michell  (phot  Archiv  Nr.  83),  während 
der  Aufnahme  hellblaues  Glas  vor  das  Objectiv  zu  halten,  veranlasst 
Herrn  Lea  zu  folgenden  Bemerkungen:**} 

Blaues  Glas  scheint  weniger  vortheilhaft  als  sehr  hell  grünes ; 
es  würde  z.  B.  kaum  die  Solarisation  des  Himmels  und  der  weissen 
Gegenstände  verhüten.    Das  klarste  blaue  Glas  ist  das   mit  Cobalt 


*)     Archiv  1863,  Seite  241  u.  s.  w. 
**)    Im  Britisb  Journal  of  Photography. 


314 


gefärbte,  und  dies  verleiht  dem  grünen  Laubwerk  eine  trübe  graue 
Färbung. 

Sollte  es  sich  wirklich  als  richtig  erweisen,  dass  durtb  das 
Zwischensetzen  eines  blauen  oder  grünen  Glases  das  Laubwerk  besser 
wiedergegeben  werden  kann,  do  würde  hieraus  folgen,  daas  & 
besten  landschaftlichen  Aufnahmen  mit  Linsen,  die  einen  grunlickea 
Stich  haben,  zu  machen  sind;  während  man  jetzt  meistens  farUose 
Linsen  vorzieht.  Ferner  hat  Hr.  Bow  kürzlich  nachgewiesen,  dasi 
die  Grünfärbung  des  Glases  die  Gleichmässigkeit  der  Belenchtrag 
vermehrt;  denn  die  Centralstrahlen  haben  eine  grössere  Glasdicke 
zu  durchdringen  als  die  Randstrahlen,  werden  dadurch  geschwädit, 
und  den  letzteren  an  Intensität  gleich  gemacht. 

Dann  würden  für  Landschaftsaufnahmen  farbige  Objective  den 
farblosen  vorzuziehen  sein. 

Andrerseits  würde  dann  die  geringste  braune  Färbung  bei 
Landschaftslinsen  ein  grosser  Uebelstand  sein,  da  sie  grade  das 
Licht  was  wir  präserviren  wollen,  schwächen  würde. 

Man  darf  aber  nicht  vergessen,  dass  eine  grosse  Menge  des 
vom  Laubwerk  reflectirten  Lichts  weisses  ist,  wie  dies  nameotlieh 
bei  den  glatten  polirteii  Blättern  des  Epheu  der  Fall.  Dies  weisse 
Licht  würde  natürlich  durch  das  grüne  Glas  geschwächt  werden, 
was  dem  Effect  der  Aufnahme  wieder  schädlich  sein  könnte.  Nor 
ein  vorsichtig  vorgenommener  Versuch  kann  uns  über  den  wirkJidieD 
Werth  des  Vorschlags  unterrichten. 


Phetocliemisclie  llntersHcliaBgeii. 

Von  Dr.  A.  Weiske. 

Die  Molybdänsäure. 

Als  ich  den  von  Phipson  angegebenen  Versuch,  dass  sich  eine 
Lösung  von  Molybdänsäure  (Mo  O3)  in  Schwefelsäure  im  Licht 
unter  Reduction  zu  molybdänsaurem  Molybdänoxyd  (Mo  2  O3)  blu 
färben  soU,  wiederholte,  gelang  er  mir  nicht.  Ich  machte  daher 
das  Verhalten  der  Molybdänsäure  im  Lichte  zum  Gegenstande 
einer  eingehenden  Untersuchung,  deren  Resultate  ich  im  Folgenden 
nüttheile. 

Die  Molybdänsäure,  ein  im  Wasser  unlösliches,  weisses  Pulver, 
bildet  mit  Alkalien  lösliche  Salze,  löst  sich  aber  auch  ziemlidi 
leicht  in  verdünnter  Schwefelsäure,  Salzsäure,  schwefliger  Säure, 
Salpetersäure,  Oxalsäure,  Essigsäure,  Ameisensäure,  Valeriansäme, 


315 


BerasteiDsäure  und  wohl  aach  noch  anderen  in  dieser  Hinsicht  von 
mir  nicht  erprobten  Säuren. 

Die  Lösungen  der  molybdänsauren  Alkalien  verändern 
sich  im  Lichte  nicht.  Ebenso  wenig  verändern  sich  die  Lösungen 
der  Molybdänsäure  in  Schwefelsäure,  Salzsäure  und  Sal- 
petersäure. Sie  bleiben  am  Lichte  farblos,  sobald  man  ihnen 
nicht  gewisse  organische,  reducirend  wirkende  Substanzen  zusetzt 
Setzt  man  aber  zu  den  Lösungen  der  Afolybdsinsäure  in  den  oben- 
genannten drei  Säuren  etwas  Alkohol  oder  noch  besser  einen  mit 
etwas  Act  her  versetzten  Alkohol,  den  ich  kurzweg  Aetheralkohol 
nennen  will,  so  werden  diese  Lösungen  sich  im  Dunkeln  zwar 
ebenfalls  unverändert  farblos  halten,  aber  im  Tages-  und  noch 
schneller  im  Sonnenlichte  unter  Bildung  von  Molybdänoxyd  eine 
schönblaue  Färbung  annehmen.  Dieselbe  Reaction  wird  durch  das 
Licht  bewirkt,  wenn  man  Papierstreifen  mit  den  Lösungen  der 
Molybdänsäure  in  den  fraglichen  drei  Säuren  (ohne  Zusatz  von 
Alkohol  oder  Aetheralkohol)  benetzt  und  zur  Hälfte  in  ein  Buch 
geklemmt  dem  Lichte  aussetzt  Der  unbedeckte  Thell  der  Papier- 
streifen wird  dann  bald  schön  blau  gefärbt  Die  Lichtreaction  tritt 
also  bei  diesen  Lösungen  nur  unter  Dazwischenkunft  von  organischen, 
reducirend  wirkenden  Substanzen  wie  des  Alkohols  oder  der  Papiei^ 
faser  ein. 

Ebenso  verhält  sich  auch  die  Lösung  der  Molybdänsäure  in 
Bernsteinsäure. 

Ganz  anders  verhält  sich  dagegen  eine  andere  Anzahl  von 
Sänren,  sobald  man  sie  als  Lösungsmittel  für  die  Molybdänsäure 
gebraucht,  nämlich  die  schweflige  Säure,  Essigsäure, 
Ameisensäure  und  Valeriansäure.  Die  Lösungen  der  Molyb- 
dänsänre  in  diesen  vier  Säuren  werden  im  Lichte  auch  ohne  iVlkohol- 
oder  Aetheralkoholzusatz  gebläut,  und  die  als  Lösungsmittel  dienende 
Säure  vertritt  hier  offenbar  selbst  die  Stelle  des  prädisponirenden 
Reductionsmittels. 

Die  einmal  gebläuten  Lösungen  der  Molybdänsäure  entfärben 
sich  übrigens  während  der  Nacht  nicht  wieder. 

Ganz  abweichend  von  allen  obigen  Fällen  verhält  sich  die 
Lösung  der  Molybdänsäure  in  Oxalsäure.  Diese  Lösung  wird 
mit  oder  ohne  Alkoholzusatz  im  Lichte  gelblich  gefärbt,  und  ein 
mit  solcher  Lösung  benetztes  und  zur  Hälfte  in  ein  Buch  geklemmtes 
Papier  wird  an  den  von  dem  Lichte  getroffenen  Stellen  schön 
curcumagelb  gefärbt,  vielleicht  in  Folge  einer  durch  das  Licht  und 
die  Oxalsäure  bewirkten  Reduction  der  Molybdänsäurc  zu  Molyb- 
dänoxyd (?). 

Pkato^raphUches  ArcliiT.  Nr.  89.  1.  September  18C5.  17 


316 


Dampft  man  eine  mit  Molybdänsäure  gesättigte  Lösimg  vor- 
sichtig ein,  so  erhält  man  zunächst  eine  gelbliche  klebrige  Masse, 
bei  weiterem  Eindampfen  eine  gelbliche,  trockene,  bläserige  Masste. 
die  bei  noch  stärkerem  Erhitzen  dunkelblau  wird.  Lost  man  die 
klebrige  Masse  oder  auch  die  gelbliche  trockene  Masse  wieder  in 
Wasser  auf  und  benetzt  nun  erst  Papierstreifen  damit,  so  werden 
diese  im  Lichte  nicht  mehr  gelb,  sondern  blau  gefärbt. 


Lavssedaf  s  Arbeiten   in  Bezug  auf  die  Anwendung  der 
Photographie  znr  Anfnalinie  von  Plänen. 

Von  H.  iime  Girarl'^    ^ 

Die  Kunst  der  Aufnahme  topographischer  Pläne  besteht  darin, 
dass  der  Geometer  zunächst  auf  dem  zur  Aufnahme  bestimmteD 
Terrain  eine  grosse  Anzahl  ziemlich  mühsamer  Operationen  mit 
änsserster  Sorgfalt  ausführt  und  dann  daheim  mit  Hülfe  der  Kedh 
nung  und  geometrischen  Constructionen,  die  Resultate  derselben  auf 
das  Papier  übersetzt.  Die  auf  dem  Felde  selbst  nöUiigen  Open- 
tionen  lassen  sich  entweder  dadurch  ausfuhren,  dass  man  mit  der 
Messketto  und  der  Bussole  in  der  Hand  das  ganze  Terrain  dnrrii- 
schreitet  und  die  Entfernungen  der  aufzunehmenden  Punkte,  sowie 
die  Winkel  zwischen  ihren  Verbindungslinien  misst,  oder  dadurch, 
dass  man  von  den  beiden  Endpunkten  einer  passend  gewählten  und 
genau  gemessenen  Standlinie  aus  eben  so  viel  Winkel  misst,  als 
man  Punkte  aufnehmen  will  und  dann  aus  dem  Durchschnitte  der 
so  gefundenen  Richtungen  durch  Rechnung  oder  Zeichnung  die 
wahre  Lage  der  so  gefundenen  Punkte  bestimmt. 

Nach  diesen  Methoden  lässt  sich  ein  Plan  mit  grösster  Genauig- 
keit entwerfen,  und  auch  die  Uebersichtlichkeit  lässt  nichts  zn  wün- 
schen übrig,  wenn  man  weiter  nichts  wissen  will,  als  die  Lage  der 
verschiedenen,  in  der  aufgenommenen  Gegend  befindlichen  Objede 
in  Bezug  auf  eine  horizontale  Ebene.  Handelt  es  sich  aber  nm 
Objecte,  welche  in  verschiedenen  Höhen  über  oder  unter  dem  Ho- 
rizont liegen,  so  muss  der  Geometer,  da  beim  Kartenzeiehneo 
etwas  dem  in  der  Architectur  gebrauchten  Aufrisse  Aehnliche«  ni^ 
anwendbar  ist,  seine  Zuflucht  zu  einem  eigenthümlichen  Hulfsrailid 
nehmen.  Findet  sich  z.  B.  ein  Hügel  auf  dem  aufzunehmendeo 
Terrain,  so  denkt  man  sich  denselben  in  eine  Reihe  horizontaler, 
gleich  dicker  Schichten  zerschnitten.     Die  Conturen  dieser  versdue- 


*)  Journal  des  Debats  und  Bulletin  de  la  Soe.  Franc,  de  Phot.  —  Mars  ISS^ 


317 


denen  Durchschnitte  zeichnet  man  auf  die  Karte  und  schreibt  die 
fiöhen  bei,  welche  den  einzelnen  entsprechen.  Auf  der  Karte  um- 
schliesst  natürlich  die  Contur  eines  tiefer  liegenden  Durchschnitts 
immer  die  des  nächst  höheren.  £s  ist  leicht  zu  begreifen,  dass 
durch  eine  derartige,  möglichst  vollständig  durchgeführte  Höhen- 
angabe die  Uebersichtlichkeit  einer  Karte  äusserst  erschwert  und  ihr 
Gebrauch  sehr  ermüdend  wird. 

Anders  ist  es  bei  den  übrigen  zeichnenden  Künsten,  der  Archi- 
tectur  z.  B.  Diese  stellt  die  Dinge  nach  ihren  drei  Dimensionen 
dar,  indem  sie  Horizontalprojectionen,  sogenannte  Grundrisse  und 
Yerticalproportionen  oder  Aufrisse  zugleich  anwendet. 

Dieser  Mangel  der  topographischen  Methoden  hat  sich  schon 
längst  den  Ingenieuren  und  Geometem  auf  die  empfindlichste  Weise 
bemerklich  gemacht.  Schon  zu  Anfang  dieses  Jahrhunderts  ist  von 
den  Fachmännern  wiederholt  und  unaufhörlich  darauf  aufmerksam 
gemacht  worden,  wie  vortheilhaft  für  das  Yerständniss  und  die 
Richtigkeit  der  Pläne  und  Karten  gleichzeitig  beigefügte  und  sorg> 
faltig  ausgeführte  perspectivische  Aufnahmen  sind,  da  sie  theils  die 
Objecto  dem  Auge  in  der  gewöhnlichen  Erscheinungsweise  darbieten, 
theils  eine  schnelle  und  annähernde  Schätzung  der  Erhebungen  über 
den  Horizont  gestatten. 

Perspectivische  Aufnahmen  sind  übrigens  noch  einer  anderen 
weit  wichtigeren'  Anwendung  fähig;  denn  wenn  sie  mit  besonderer 
Genauigkeit  entworfen  sind,  so  können  sie  ihrerseits  zur  Entwerfung 
von  Plänen  dienen,  ohne  dass  irgend  welche  andere  topographische 
Aufnahmen  vorhergegangen  wären.  Beautemps-Beauprd  scheint  der 
Erste  gewesen  zu  sein,  der  auf  diese  neue  Methode  topographischer 
Aufnahmen  aufmerksam  machte.  Dieser  gelehrte  Ingenieur  beschreibt 
dieselbe  in  der  von  ihm  1835  verfassten  Instruction  für  die  Welt- 
umsegelung der  Fregatte  Bonite  und  empfiehlt  sie  den  Seeleuten 
zur  Aufnahme  der  Gegenden,  durch  welche  sie  kommen,  und  der 
Ufer,  an  denen  sie  nicht  anlegen  wollen  oder  können.  Eine  solche 
topographische  Aufnahme  ist  übrigens  sehr  einfach.  Von  zwei 
Standpunkten,  deren  directe  Entfernung  gemessen  ist,  etwa  von  zwei 
Landungsplätzen  aus  zeichnet  man  mit  Sorgfalt  das  perspectivische 
Profil  der  Objecte,  deren  Lage  man  auf  der  Karte  angeben  will,  dann 
misst  man  mit  Hülfe  eines  Sextanten  oder  anderen  passenden 
Winkelmassinstrumentes  für  eines  der  auf  beiden  perspectivischen 
Aufnahmen  ersichtlichen  Objecte  von  beiden  Stationen  aus  den 
Winkel  zwischen  der  Standlinie  und  der  Gesichtslinie  des  frag- 
lichen Objectes.  Diese  beiden  Winkel  genügen  vollständig  zur 
Orientirung  und  man  kann   dann  alle  Details  der  perspectivischen 


318 


Ansichten  durch  einfache  geometrische  Constructionen  auf  die 
übertragen,    deren    Genauigkeit    von    der    der    beiden  Aufnafamen 
abhängt. 

Die  militairische  Topographie  hat  ebenso  wie  die  Hydrograplne 
die  Perspective  zur  Entwerfung  von  Plänen  nutzbar  zu  madieD 
gesucht  und  besonders  ist  der  Oberst  Lebianc  bemüht'  gewesen,  die 
Methode  von  Beautemps-Beauprd  In  der  Praxis  des  Geniecorps  an- 
zubürgern  und  heimisch  zu  machen. 

Nichtsdestoweniger  hat  diese  Methode  nur  wenig  Eingang  ge- 
funden, und  sie  findet  heutzutage  nur  in  einigen  wenigen  specielleii 
Fällen  Anwendung,  etwa  wenn  mit  hydrographischen  Aufnahmea 
beschäftigte  Ingenieure  wegen  Zeitmangel  nicht  im  Stande  sind, 
eine  gewöhnliche  topographische  Aufnahme  vorzunehmen,  und  sidi 
damit  begnügen,  in  speci eller  Recognoscirung  einige  Ansichten  zü 
zeichnen  und  ein  paar  Winkel  zu  messen,  um  auf  diese  Wdse  ent- 
weder ältere  Pläne  zu  controliren  oder  neue  zu  entwerfen.  Erst 
neueren  Bemühungen  ist  es  vorbehalten  geblieben,  dieser  Methode 
eine  grössere  Wichtigkeit  zu  verleihen. 

Laussedat,  ein  Bataillonschef  im  Geniecorps  und  Professor  der 
Geodäsie  an  der  Polytechnischen  Schule  zu  Paris,   hat  seit  zwölf 
Jahren  sich  eingehend   mit  der  Beautemps  -  Beanprdschen  Methode 
beschäftigt   und  war   dabei  zu  der  Ueberzeugung  gekommen,    dass 
der  Grund  ihrer  gänzlichen  Vernachlässigung  hauptsächlich  in  der 
Schwierigkeit  liegt,  welche  den  hierin    meist  ungeübten  logeDieorai 
das  Zeichnen  nach  der  Natur  niaclit.     Laussedat  bemühte  sich  daher, 
ein  Mittel   ausfindig    zu    machen,   um    die   genaue    Aufnahme    von 
Perspectiven  auch  dem  ungeübtesten  Zeichner  möglich   zu  machen, 
und  er  erreichte    dies    im  Jahre    1854   durch  Einführung    der   vor 
ihm  passend  modificirten  Camera  clara.     Es  ist  dies  ein  kleines  spie- 
gelndes   Prisma,   welches    die    dem    Zeichner   gegenüber   liegenden 
Objecto    dem    hineinschauenden  Auge    auf   das    zur  Aufnahme  be- 
stimmte Blatt  Papier  projicirt  erscheinen  lässt,  so  dass  diese  Zeidi- 
nung  durcii  ein  blosses  Nachfahren  der  Conturen  mit  dem  Bleistifte 
entsteht.    Diese    von   Laussedat   verbesserte    und    vervollkommnete 
Vorrichtung  liefert   selbst  in   den  Händen   von  wenig  im  Zeichnen 
geübten  Unterofficieren  des  Geniecorps  sehr  genaue  perspecüvische 
Ansichten,  welche  mit  Erfolg  zur  Construction  von  Karten  verwendet 
werden  können. 

Schon  vom  Beginne  seiner  Untersuchungen  an  hatte  Laussedat 
noch  eine  viel  einfachere  Lösung  der  Frage  in*s  Auge  gefasst,  und 
die  Idee,  photographische  Aufnahmen  der  betreffenden  G^enden 
an  die  Stelle  der  Handzeichnungen   treten  zu  lassen)   war  in  ihm 


319 


schon  von  Anfang  an  anfgetaacht.  Aber  die  Anwendung  der  Pho- 
tographie war  damals  noch  Iceine  so  allgemeine  wie  heutzutage, 
die  Yerfahningswelsen  waren  umständlicher  und  schwieriger  und 
keineswegs  zum  Gebrauche  im  Felde  geeignet.  Von  einer  Ver- 
wirklichang  dieser  Idee  konnte  daher  damals  keine  Rede  sein.  Die 
grosse  Vervollkommnung  der  photographischen  Processe  und  die 
Ffiglichkeit,  sie  jederzeit  und  allerorten  leicht  und  bequem  zu  hand- 
haben, veranlassten  Laussedat,  auf  seine  ursprüngliche  Idee  wieder 
zurückzukommen  und  es  ihm  ist  gelungen,  durch  die  Anwendung  der 
Photographie  eine  ebenso  genaue  als  in  der  Praxis  leicht  ausführ- 
bare Methode  für  topographische  Aufnahmen  zu  schaffen. 

Nichts  ist  einfacher,  als  mit  Hülfe  dieser  Methode  selbst  ein 
sehr  complicirtes  Terrain  aufzunehmen.  Der  ganze  hierzu  nöthige 
Apparat  besteht  in  einer  sorgfältig  gearbeiteten  Camera  obscura, 
welche  einen  horizontalen  Theilkreis  und  ein  um  dessen  Mittelpunkt 
drehbares  Femrohr  trägt.  In  der  Nähe  des  Terrains,  dessen  Grund- 
riss  und  Relief  man  ermitteln  will,  mlsst  man  mit  den  gewöhnlichen 
Hülfsmitteln  eine  Standlinie  von  passender  Länge  ab  und  nimmt  an 
den  beiden  Endpunkten  dieser  Linie  eine  photographische  Ansicht 
auf.  Dann  wählt  man  irgend  ein  hervorstechendes  von  beiden 
Punkten  ans  sichtbares  Object,  welches  auch  auf  beiden  Bildern 
sich  befindet  und  misst  mit  Hülfe  des  Theilkreises  die  beiden  Win- 
kel, welche  die  nach  ihm  gezogenen  Gesichtslinien  mit  der  Stand- 
linie bilden.  Auf  dem  Felde  hat  man  dann  weiter  nichts  zu  thun, 
denn  man  hat  auf  diese  Weise  alle  Grundlagen  gesammelt,  um 
daheim  im  Arbeitszimmer  an  die  Construction  des  Planes  zu  gehen. 

Die  Ausführung  dieser  Construction  hier  zu  erklären  dürfte 
vielleicht  seine  Schwierigkeit  haben.  Vielleicht  gelingt  es  aber  doch, 
durch  ein  möglichst  einfaches  Beispiel  dem  Leser  einen  Begriff  von 
der  Sache  zu  geben. 

Angenommen;  wir  befanden  uns  an  einem  der  Endpunkte  der  ge- 
messenen Standlinie  und  betrachteten  von  da  ans  das  aufzunehmende 
Terrain,  so  würde  der  Anblick,  welcher  sich  uns  darbietet,  ebenso 
sein,  als  wenn  vor  uns  ein  auf  einer  senkrechten  Fläche  gezeich- 
netes Bild  vor  uns  stände.  Ganz  ebenso  würde  es  sich  an  dem 
anderen  Endpunkte  der  Standlinie  verhalten.  Wählt  man  nun  von 
den  verschiedenen  Objecten,  welche  sich  auf  den  beiden  gedachten 
Bildfiächen  zeigen,  eines  aus,  z.  B.  einen  Kirchthurm,  so  wird  die- 
ser von  den  beiden  verschiedenen  Punkten  aus  nach  verschiedenen 
Riehtungen  hin  erscheinen,  trotzdem  aber  doch  sich  nur  an  einem 
bestimmten  Punkte  im  Raum  befinden,  und  dieser  Punkt  eben  ist 
es,  dessen  Lage  genau  bestimmt  werden  soll.    Verschiebt  man  nun. 


320 


während  der  Eirchthurm  immer  an  seinem  wirklichen  Plalse  bläht, 
die  eine  der  beiden  gedachten  Bildfläcben  parallel  mit  üch  selbct 
immer  weiter  vom  Auge  weg,  und  denkt  man  sieb  zugleich  vom 
Standpunkte  aus  eine  Linie  nach  dem  Fusse  des  Kirchthurmbildei 
gezogen,  so  muss  offenbar,  bei  immer  weiterem  Zurücktreten  der 
Bildfläche,  diese  Linie  am  Fusse  des  Eirchthurmes  selbst  ankommeL 
Ganz  ebenso  verhält  es  sich  am  anderen  Standpunkte,  wenn  man 
dort  die  Bildfläche  sich  im  Geiste  verschiebt  und  eine  ähnliche  Li- 
nie gezogen  denkt.  Da  also  der  wirkliche  Kirchtfaurm  auf  den 
beiden  Linien  zugleich  liegen  muss,  welche  man  sich  von  den  bei- 
den Standpunkten  aus  durch  die  auf  den  beiden  gedachten  Bild- 
flächen erscheinenden  Kirchthurmbilder  zieht,  so  kann  er  nur  auf 
ihrem  Durchschnittspunkte  liegen  und  so  ist  sein  wirklicher  Ort 
bestimmt.  Ganz  ähnlich  verhält  es  sich  mit  jedem  andern,  inner- 
halb des  aufgenommenen  Terrains  liegenden  Punkte.  Diese  hier 
im  Räume  selbst  gedachte  einfache  geometrische  Constroction  fohrt 
man  nun  auf  dem  Papier  aus. 

Auf  diese  Weise  erhält  man  dann  nach  der  Laossedatsdien 
Methode  die  Lage  der  verschiedenen  Punkte,  welche  zur  Bestim- 
mung der  planimetrischen  Configuration  einer  Stadt,  einer  Festong, 
eines  Ufers  oder  irgend  einer  Gegend  nöthig  sind.  Nachdem  mai 
auf  dem  Papier  die  Standlinie  verzeichnet  und  die  beiden  gemesse- 
nen Winkel  an  deren  Endpunkten  aufgetragen  hat,  stellt  man  die 
Platten  mit  den  aufgenommenen  Bildern  in  die  gehörige  Lage,  aelK 
ihre  Basis  auf  dem  Papiere,  fällt  von  den  einzelnen  auf  dem  Plane 
zu  verzeichnenden  Punkten  der  Bilder  Perpendikel  auf  diese  Basi» 
und  zieht  dann  von  den  betreffenden  Endpunkten  der  Standlinie  aus 
Linien  durch  die  Fusspunkte  dieser  Perpendikel.  Da  wo  die  dordi 
zwei  correspondirende  Fusspunkte  gezogenen  Lmien  auf  dem  Papiere 
sich  durchschneiden,  liegt  der  gesuchte  Punkt. 

Die  Nivellementsbestimmungen  sind  mit  gleicher  Leichtigkeit 
auszuführen.  Hat  man  auf  einem  der  Bilder  die  Höhe  irgend  eines 
Punktes  gemessen,  so  genügt  ein  einfaches  Regeldetrl-Exempel,  um 
daraus  seine  wahre  Höhe  abzuleiten.  Dieselbe  Messung  auf  den 
zweiten  Bilde  ausgeführt  dient  zur  Controle  der  ersten. 

Dies  ist  also  die  Methode,  welche  Laussedat  nicht  sowohl  lor 
Herstellung  ganz  vollkommener  Pläne,  als  vielmehr  zum  Ersatse 
der  bisherigen  ungenaueren  und  doch  zeitraubenderen  militärisclies 
und  hydrographischen  Aufnahmen  und  zwar  mit  vollem  Bechte 
empfiehlt.  Dieselbe  hat  übrigens  und  zwar  schon  vor  nngefifar 
vier  Jahren  die  Probe  bestanden.  Es  erregle  damals  viel  InleiesBe 
bei  den  Sachverständigen,  als  vom  Dache  des  Observatoriums  der 


321 


Polyteebnisehen  Schule  2u  Paris  einerseits  und  vom  Thurme  der 
Kirche  St  Sulpice  daselbst  andrerseits  photographische  Aufnahmen 
vorgenommen  und  auf  Grund  derselben  von  Laussedat  ein  theil- 
weiser  Plan  von  Paris  entworfen  wurde,  dessen  Genauigkeit  so 
gross  war,  dass  er  sich  völlig  mit  dem  deckte,  welcher  im  Jahre 
1839  von  Eromery,  dem  damaligen  Chefingenieur  der  Strassen-  und 
Brtickenbauten  ausgeführt  worden  war.  Die  Academie  der  Wissen- 
schaften, welcher  der  Plan  vorgelegt  wurde,  zollte  Laussedat's  Be-^ 
inühungen  einstimmiges  Lob  und  der  Kriegsminister  beschloss  auf 
Antrag  des  Fortificationscomit^  eine  genaue  Prüfung  der  neuen 
Methode  und  Anordnung  fortgesetzter  Versuche.  Diese  wurden  in 
den  Jahren  1861  und  1862  von  den  Offtcieren  der  Geniedivision 
der  kaiserlichen  Garde  ausgeführt  und  gaben  besonders  unter  den 
Händen  von  Blondeau ,  Ducrot ,  Mansier  und  Sabonraud  die  befrie- 
digendsten Resultate. 

Ermuntert  dnrch  dies  Gelingen  beschloss  der  Kriegsminister 
die  Vornahme  einer  grösseren  entscheidenden  Aufnahme.  Es  wurde 
zu  diesem  Zwecke  der  mit  den  photographischen  Manipulationen 
ganz  vertraute  Capitän  Javary  dem  Professor  Laussedat  zur  Ver- 
fügung gestellt  und  beauftragt,  unter  den  gewöhnlichen  Bedingungen 
einer  militärischen  Recognoscirung  die  Anwendung  der  photogra- 
pfaischen  Perspectivmethode  zu  erproben.  Der  Erfolg  war  ein  voll- 
ständiger, wie  die  der  Academie  vorgelegte  letzte  und  zugleich 
wichtigste  Arbeit  Javary's  beweist.  Es  ist  dies  ein  äuserst  genauer 
und  detaillirter  Plan  der  Stadt  Grenoble  und  Umgegend,  im  ganzen 
einen  Flächenraum  von  etwa  20  Quadratkilometern  umfassend.  Es 
wurden  zu  seiner  Ausfiihrung  von  18  Stationen  aus  29  photogra- 
phische Aufnahmen  gemacht  und  die  ganze  Arbeit  im  Freien  erfor- 
derte nicht  mehr  als  60  Stunden  an  Zeit,  während  die  eigentliche 
Constrnction  des  Planes  auf  Grund  dieser  Unterlagen  zu  Paris 
In  Zeit  von  zwei  Monaten  vollendet  wurde.  Bei  Anwendung  der 
gewöhnliehen  topographischen  Aufnahmeniethoden  hätte  man  kaum 
mit  zwei  Jahren  gereicht. 

Die  Frage  ist  entschieden  und  die  Anwendung  photographischer 
Perspectivansichten  wird  von  jetzt  an  zu  den  gewöhnlichen  Metho- 
den geodätischer  Auftiahmen  gezählt  werden.  Der  Soldat,  der  In- 
genieur, der  Geograph,  der  Seemann  und  der  Reisende  werden  in 
ihrer  Anwendung  ein  Mittel  finden,  grosse  nützliche  Arbeiten  schnell 
nnd  mühelos  auszuführen.  Die  Kenntniss  der  photographischen 
Yerfieüirungsweise  ist  ja  heutzutage  so  verbreitet ,  verbreiteter  viel- 
leicht als  die  Kunst  des  Zeichnens.  Die  Land-  nnd  Seeheere  zählen 
in   ihren   Reihen   viele   geschickte   Photographen.    Kein  Reisender 


322 


begibt  sich  heutzutage  mehr  in  ferne  Gegenden,  ohne  Cunen 
obscura  und  Objectiv  bei  sich  zu  führen  und  die  Photographen  tm 
Fach  selbst  vor  allen  Dingen  ergreifen  ja  so  gern  und  dankbar  jede 
Gelegenheit)  so  interessante  und  wichtige  Anwendungen  ihrer  Koait 
zu  fördern.  Es  ist  daher  unsere  feste  UeberzeuguBg,  dasa  die 
Laussedatschen  Arbeiten  schnell  reife  Früchte  tragen  werden  und 
dass  seine  Methode  gar  bald  nicht  blos  den  Fachmännern,  sooden 
auch  den  Dilettanten  geläufig  sein  und  die  Wissenschaft  mit  widi- 
tigen  Thatsachen  bereichern  wird. 


Bemerkugei  über  Photographie« 

Aus  der  Tijdschrift  voor  Photographie. 

1.  Bei  der  Bereitung  eines  gutwirl^enden  Negativ  -  CoUodiMii 
achte  man  auf  folgendes: 

Das  Verhältniss  der  CollodlonwoUe  zum  Aether  und  Alkohol 
nimmt  man  zu  1 7«  Procent.  Die  Wolle  muss  sich  in  der  Misdiiuig 
gänzlich  lösen.    Von  der  Jodirung  nimmt  man  1^4  pCt 

Man  versuche,  ob  der  Aether  blaues  Lakmuspapier  nicht  röthet; 
ist  dies  der  Fall,  so  l^ann  man  ihn  nicht  brauchen.  Collodionwolfe, 
die  sauer  reagirt  oder  sauer  schmeckt ,  muss  nuin  mehrmals  git 
auswaschen  und  wieder  trocknen.  Der  Alkohol  muss  dGgrSdif 
sein.  Wir  gebrauchen  den  der  Pharmacopoea  Neerlandiea.  Die 
mit  Wasser  gereinigte  Flasche,  worin  das  CoUodlon  angesetzt  wer- 
den soll,  spült  man  mit  Alkohol  und  Aether  nach.  Um  ein  LUer 
Normalcollodion  zu  bereiten,  gibt  man  7«  Liter  Alkohol  in  die 
Flasche,  setzt  15  Gran  CoUodionwoUe  hinzu,  und  nachdem  man 
gut  geschüttelt,  giesst  man  ^2  ^^^^^  Aelher  zu  und  schüttelt  Doch- 
mals  gut  um.  In  dieser  Mischung  muss  sich  die  Wolle  lösen.  Die 
Jodirung  wird  in  dem  restirenden  Viertel  Liter  Alkohol  gelöst,  imd 
besteht  aus  10  Gramm  Jodammonium .  und  2V»  Gramm  Bron- 
ammonium.  Sobald  sich  diese  Salze  im  Alkohol  gelöst  haben,  fil- 
trirt  man  die  Lösung  in  das  Normalcollodion.  Durch  daseelbe 
Papierfilter  giesst  man  noch  25  Gramm  Aether  in  das  Collodioii. 
Die  Flasche  wird  sodann  gut  verkorkt  Nach  24  Stunden  giesst 
man  das  Klare  oben  ab;  man  kann  dies  gleich  gebrauchen. 

Färbt  sich  das  CoUodion  nach  Zufügung  der  Jodirung  dunkel- 
roth,  so  ist  die  CoUodionwoUe  sauer  gewesen.  Um  es  zu  entfirben, 
wurft  man  etwas  doppeltkohlensaures  Natron  hinein.  Nach  Verianf 
einiger  Tage  wird  es  strohgelb. 

Vor  aUen  Dingen  versehe  man  sich  mit  reinen  MaterialieiL 
Ausserdem  kann  das  Negativ- CoUodion  nicht  gut  werden. 


323 


8.    Das    Negativ-SilbeTbad    wird    in    folgender    Weise 
bereitet 

Die  Quantität  richtet  sich  nach  der  Grösse  der  Glasplatten; 
daa  Bad  muss  in  der  Schale  ungefiihr  V2  Centimeter  über  der  Platte 
stehen.  Wenn  das  Silbemitrat  gut  und  rein  ist,  genügt  bei  war- 
mem Wetter  eine  Stärke  von  7  pCt,  bei  Icaltem  Wetter  8  pCt. 
Um  also  im  Sommer  ein  Bad  von  1000  Gramm  Inhalt  zu  bereiten, 
löst  man  80  Gramm  Silbemitrat  in  1000  Gramm  Wasser.  Dann 
löst  man  10  Gramm  Jodiuilium  in  100  Gramm  Wasser  und  setzt 
so  lange  allmälig  Silberbad  hinzu,  als  sich  noch  ein  Niederschlag 
Yon  Jodsilber  bildet  Man  giesst  denselben  auf  ein  Filter,  imd 
IJiast  das  Wasser  abfliessen.  Von  dem  feuchten  Jodsilber  gibt  man 
etwas  in  die  Siiberlösung  und  schüttelt  gut  Wenn  es  sich  nach 
Verlauf  einiger  Stunden  gelöst  hat,  setzt  man  noch  etwas  Jodsilber 
hinzu  und  dies  wiederholt  man,  bis  das  Bad  nichts  mehr  löst. 
Darauf  tröpfelt  man,  unter  Umschütteln,  soviel  verdünnte  Salpeter- 
säure hinzu,  dass  blaues  Lalcmuspapier  durch  die  Mischung  schwach 
rosa  gefärbt  wird.  Hat  man  durch  Versehen  zu  viel  Säure  zuge- 
setzt, so  ist  dem  mit  ein  wenig  Silberoxyd  abzuhelfen.  Sammeln 
sich  mit  der  Zeit  zu  viel  organische  Stoffe  im  Bade,  oder  hat  es 
zu  Tiel  Aether  und  Alkohol  aufgenommen,  so  kann  man  es  rasch 
wieder  in  Ordnung  bringen,  indem  man  etwas  Kochsalz  hinzusetzt, 
die  Flasche  gut  umscbüttelt,  und  offen  in  das  Sonnenlicht  stellt. 
Ein  paar  Tropfen  Cyankaliumlösnng  ins  Bad  gegossen  reinigen  es 
auch  sehr  sicher.  Auch  durch  Erwärmen  des  Bades  und  Verdampfen 
des  darin  enthaltenen  Alkohols  und  Aethers  reinigt  man  es.  Es 
ist  wohl  tiberflüssig  zu  sagen,  dass  alle  Trichter,  Schalen  und 
Flaschen  sehr  rein  sein  müssen. 

3.  Der  Entwickler  wird  nach  folgender  Vorschrift  bereitet : 
Schwefelsaures  Eisenoxydul  ...       5  Gramm, 
Eisessig 5        „ 

Alkohol 5         ff 

Destillirtes  oder  Regenwasser  .  .  100  „ 
Das  Eisensalz  wird  in  Wasser  gelöst,  die  Lösung  in  eine  reine 
Flasche  filtrirt,  und  dann  erst  mit  Essig  und  Alkohol  vermischt 
Der  Entwickler  kann  gleich  gebraucht  oder  wochenlang  verwahrt 
werden.  Die  Bilder  kommen  langsam  zum  Vorschein,  und  zeichnen 
sich  aus  durch  reiche  Mitteltöne  und  besondere  Kraft  in  den 
Schattenpartien. 

4.  Das  Präpariren  der  Platten  muss  mit  grosser  Vorsicht  ge- 
schehen. Uebung  ist  die  einzige  Lehrmeisterin.  Schon  das  Putzen 
der  Glasplatten  erfordert  viel  Aufmerksamkeit    Man  beginnt 


324 


damit,  die  Oberfläche  mit  einigen  Tropfen  Eisesaig  und  dnem 
beren  Tuch  abzureiben,  um  alle  Fettheile  zu  entfernen.  Das  Pite- 
brett  muss  rein,  die  Tücher  müssen  trocken  gehalten,  und  selbsl  bei 
feuchtem  Wetter  gewärmt  werden.  Altes  unbrauchbares  Gollodk« 
lässt  sich  sehr  gut  zum  Plattenputzen  verwenden,  auch  sehr  leises 
Tripel  oder  Eisenoxyd,  mit  etwas  Weingeist  befeuchtet.  Nachdem 
man  die  Platte  mit  einem  dieser  Mittel  soweit  gereinigt,  dasa  ben 
Darauf  hauchen  keine  Streifen  oder  Flecken  sichtbar  werden,  wird 
sie  mit  einem  trockenen  Tuch  und  etwas  Weingeist  polirt.  Ist  das 
Tuch,  womit  man  dies  thut,  nicht  trocken,  so  entstehen  hierdordk 
Streifen  und  Flecken. 

Will  man  Spiegelglas  verwenden,  welches  amalgamirt  war,  lo 
versäume  man  nicht,  es  vorher  in  wässeriger  Jodlösung  mit  etwas 
Jodkalium  24  Stunden  liegen  zu  lassen,  sonst  werden  die  Bilder 
durch  schlangenförmige  Figuren  verdorben.  —  Ehe  die  Platte  mit 
Collodion  begossen  wird,  reibt  man  die  Ränder  gut  ab,  damit  das 
Silberbad  nicht  verunreinigt  wird.  Aus  demselben  Grund  mOaaeo 
die  Gläser  auf  beiden  Seiten  geputzt  werden. 

5.  Hat  man  sich  davon  überzeugt,  dass  die  Platte  ganx  reia 
ist,  so  kann  man  sie  mit  Collodion  übergiessen.  —  Aach 
hierbei  kommt  alles  auf  Uebung  an,  und  wer  diese  nicht  besitzt, 
wird  nicht  leicht  reine  Bilder  machen.  Kleine  Platten  häh  raai 
gewöhnlich  mit  der  Linken  an  einer  Ecke,  indem  man  die  Finger 
darunter,  den  Daumen  möglichst  wenig  darauf  bringt  Dadurdi, 
dass  man  die  Finger  ziemlich  weit  unter  dem  Glase  ausstreckt, 
kann  man  der  Platte  bei  Anwendung  von  nur  wenig  Kraft  leicht 
alle  Bewegungen  ertheilen,  und  die  Ecke  kann  nicht  abforeehen, 
was  leicht  vorkommt,  wenn  man  die  Platte  nur  an  den  änsserstea 
Ecken  fasst.  Grosse  Platten  lassen  sich  in  dieser  Weise  ohne  Ge- 
fahr des  Brechens  nicht  anfassen.  Man  lässt  die  Mitte  der  Platte 
auf  den  Spitzen  der  Finger  und  des  Daumens  der  linken  Hand 
ruhen.  Bemerkt  man,  dass  die  natürliche  Wärme  der  Finger- 
spitzen auf  das  Trocknen  der  CoUodionhaut  schädlich  einwirkt, 
so  dass  Flecke  dadurch  entstehen^  so  nimmt  man  ein  Stick 
Carton  in  die  linke  Hand  und  lässt  darauf  die  Platte  ruhen.  — 
Bei  aussergewöhnlich  grossen  Dimensionen  muss  ein  Plattenhalter 
angewandt  werden.  Dieser  besteht  aus  einer  höhBemcn  oder  me- 
tallenen Röhre  mit  einer  Spiralfeder,  an  der  eine  Guttaperchaplalle 
befestigt  ist.  Indem  man  diese  letztere  auf  die  Glasplatte  setzt  imd 
die  Spiralfeder  (eine  Schraube  thut  dieselben  Dienste)  ansieht,  häA 
sich  die  Guttaperchaplatte  in  der  Mitte  und  es  entsteht  ein  luft- 
leerer Raum,   wodurch  die  Platte  fest  am  Halter  haftet    ZaweileB 


325 


kommt  es  vor,  dass  der  Ring  der  Guttaperchaplatte  im  Bild  sicht- 
bar wird,  weil  das  CoUodion  an  dieser  Stelle  rasch  getrocknet  ist. 
Dann  bleibt  nichts  übrig  als  das  Centrum  der  Platte  auf  die  bele- 
derte Spitze  eines  hölzernen  oder  eisernen  Ständers  zu  legen  und 
an  einer  Ecke  mit  den  Fingern  der  linken  Hand  zu  halten. 

Zum  Aufgiessen  bedient  man  sich  einer  CoUodion-Giessflasche. 
Diese  Giessflaschen  sind  cylindrisch,  erweitem  sich  aber  zur  Auf- 
nahme des  zurückfliessenden  Collodions  und  haben  eine  kleine 
Oeffnung,  in  die  man  Baumwolle  steckt,  um  die  Flüssigkeit  gleich 
2U  filtriren.  Das  ganze  wird  durch  einen  übergreifenden  Glasdeckel 
verschlossen.  Hat  man  solche  Flasche  nicht  zur  Hand,  so  giesse 
man  das  Collodion  stets  in  eine  andere  Flasche  zurück,  als  aus  der 
man  es  auf  die  Platte  gegossen,  damit  keine  Unreinigkeiten ,  Staub 
etc.  in  die  CoUodionflasche  kommen.  —  Nachdem  man  die  Platte 
mit  einem  Dachshaarpinsel  abgestaubt,  giesst  man  mit  der  rechten 
Hand  das  Collodion  auf  die  linke  obere  Ecke  der  Platte,  und  neigt 
die  Platte  so,  dass  es  auf  die  linke  Hand  zufliesst;  dann  nähert 
man  sich  mit  der  Flasche  der  rechten  Ecke  des  Glases.  Sobald 
die  Flüssigkeit  den  Daumen  beinahe  erreicht  hat,  lässt  man  sie, 
durch  entsprechend  veränderte  Haltung  der  Platte  nach  der  unteren 
Ccke  rechts  laufen,  und  über  diese  Ecke  in  die  Flasche ;  die  ganze 
Platte  ist  dann  bedeckt  mit  Ausnahme  der  Ecke,  wo  man  sie  an- 
gefasst.  Während  des  Abfliessens  wird  die  Platte  langsam  hin  und 
her  bewegt,  um  das  Entstehen  schräger  Furchen  in  der  Schicht  zu 
verhüten.  Die  CoUodionschicht  auf  dem  Glase  muss  ganz  gleich- 
massig und  fast  unsichtbar  sein.  Nach  kurzer  Zeit,  wenn  das 
Häutcheu  erstarrt,  aber  bei  der  Berührung  noch  klebrig  ist,  taucht 
man  die  Platte  in  das  Silberbad.  Man  nehme  namentlich  bei 
grosseu  Platten  das  Mittel  der  Trockenheit,  die  am  oberen  und 
unteren  Ende  der  Platte  ziemlich  verschieden  sein  kann. 


Die  WirkHg  der  alkaliseliei  Entwickler  anf  Bromsilber. 

Von  C.  Russell. 

Aus  dem  British  Journal  of  Photography. 

Um  Hrn.  Lea's  experimentum  crucis  auch  mit  Bromsilber  zu 
versuchen,  wurden  zwei  Platten  in  der  gewöhnlichen  Weise  mit 
blos  bromirtem  Collodion  und  Tannin  präparirt;  diese  Platten  waren 
gänzlich  vom  salpetersauren  Silber  befreit.  Sie  wurden  sehr  kurze 
Zeit  einem  schwachen  zerstreuten  Licht  ausgesetzt,  hinter  einem 
Schirm   aus   schwarzem   Papier,    in   dem  zwei  Linien  mit  Nadeln 


326 


auspunctirt  waren.  Eine  Platte  wurde  entwickelt  und  mit  kohlen» 
saurem  Ammon,  Pyrogallussäure  und  Bromkalium  (1)  versULikt, 
die  zweite  mit  doppeltkohlensaurem  Natron,  Pjrogallussäure  wd 
Bromkalium  (2).  Nr.  1  war  überbelichtet  Das  Bild  yerstiikte 
Bich  nur  langsam  und  schwierig,  wurde  aber  schliesslich  änssent 
kräftig. 

Nach  dem  Verstärken  wurden  beide  Platten  gewaschen  and 
ohne  zu  fixiren  getrocknet;  darauf  wurde  verdünnte  Salpetersiure 
auf  eine  der  beiden  Linien  auf  jeder  Platte  gegossen;  bei  beidea 
Platten  löste  sich  das  schwarze  Bild  rasch  auf,  woraus  hervorgeht, 
dass  es  metallisches  Silber  war.  In  Nr.  1  hatte  die  Lichtwirkmif 
die  Schicht  durchdrungen,  daher  waren  die  dunklen  Flecke  durch- 
sichtig wie  reines  Glas  geworden.  In  Nr.  2  waren  sie  fast  durch- 
sichtig. Eine  schwache  Schicht  von  Bromsilber  war  zurückgebliebeB, 
und  erzeugte  bei  reflectirtem  Licht  ein  graues  Ansehen. 

Dies  Resultat  beweist,  dass  die  Wirkung  der  alkalischen  Ent- 
wickler chemisch  ist  und  Bromsilber  zu  metallischem  Silber  redaciii 
Wie  das  Licht  wirkt,  bleibt  unentschieden.  Es  geht  aus  dem  Ver- 
suche hervor,  dass  es  keiner  sehr  langen  Belichtung  bedarf  m 
auf  Bromsilber,  nach  obiger  Weise  behandelt,  ein  sichtbares  BiM 
zu  erzeugen,  und  dass  Bromsilber  der  Solarisation  ausserordentlich 
widersteht. 


Ein  Bener  Verstärker. 

Von  Hermann  Seile. 

Aus  dem  Bulletin  Beige  de  Photograpbie. 

Man  bereitet  eine  Lösung  von  schwefelsaurem  Uranoxjd  und 
eine  Lösung  von  Eisencyankalium,  die  beiden  Lösungen  werden  zv 
gleichen  Theilen  für  einen  oder  zwei  Tage  im  Voraus  gemischt 

Es  bildet  sich  in  der  Mischung  schwefelsaures  Kali  und  Eisoi- 
cyan-Uran.  Giesst  man  sie  auf  ein  fixirtes  Negativ,  so  verwandelt 
das  darauf  niedergeschlagene  Silber  das  Eisencyan-Uran  in  Cjaa- 
Silber  und  dieses  bildet  an  den  belichteten  Stellen  einen  bräunlichen 
Niederschlag. 

Mit  dieser  Flüssigkeit  verstärkt  man  so  lange,  bis  der  ge- 
wünschte Ton  erhalten  ist,  dann  lässt  man  das  Negativ  trocknen. 
Während  des  Trocknens  wird  das  Negativ  bedeutend  dichter.  Diese 
Verstärkung  ist  besonders  geeignet  für  die  Reproduction  von  Zeicb- 
nungen  und  Stichen;  kein  anderes  Verfahren  gibt  so  viel  und  so 
gleichmässige  Kraft,  während  die  klaren  Linien  ganz  durchsichtig 
bleiben. 


327 


Me  photegrtpldsdie  Avsstellag  ii  Pnri§. 

Die  Ausstellung  Im  Palais  de  Tlndustrie  scheint  uns  dieses 
Jahr  Ton  einer  besonderen  Schwäche  zu  sein;  wenigstens  was 
Neuigkeiten  anbelangt,  so  ist  dort  wirklich  wenig  zu  finden.  Wir 
haben  die  Collection  von  über  tausend  Nummern  zweimal  durch- 
gesehen, und  hier  ist,  was  uns  aufgefallen. 

Mr.  Bingham  hat  eine  grosse  Anzahl  Ton  Reproductionen  nach 
modernen  Gemälden  ausgestellt*,  Enauss,  Winterhalter,  Meissonier, 
alles  ganz  charmante  Sachen,  einige  Karten  etc.  Bayard  und  Bertall, 
Anthony  fils,  Cremifere,  Berne-Bellecoeur,  Silvy  von  London,  haben 
gute  Portraits ;  sehr  hübsche  Landschaften  findet  man  von  Davanne, 
de  Constant-Delessert  in  Laosanne,  Ferner,  Gaillard,  Jeanrenaud, 
Dr.  A.  Lorent,  Ildefonse  Rousset  und  Sonlier.  Von  Lafon  de  Ca- 
marsac  sind  gute  Emailphotographien  vorhanden.  Man  darf  diese 
Bilder  nicht  mit  Porzellanbildern  verwechseln.  Das  Email  ist  näm- 
lich eine  schmelzbare  Composition,  die  durch  Zinn  weiss  und 
undurchsichtig  gemacht  ist.  Diese  wird  im  teigigen  Zustande  mit 
einem  Spatel  auf  eine  Kupferplatte  gestrichen ;  man  setzt  sie  einem 
hohen  Hitzegrad  im  Ofen  aus,  wodurch  sie  schmilzt  und  sich  mit 
dem  Kupfer  verbindet.  Um  eine  gleichmässige,  dichte  Fläche  zu 
erhalten,  rouss  man  mehrere  Schichten  nacheinander  auftragen  und 
schmelzen.  Solche  Platten  bilden  die  Unterlage  der  Emailphoto- 
graphien; welches  Verfahren  nun  Lafon  gegenwärtig  anwendet,  um 
seine  Bilder  darzustellen,  ist  nicht  bekannt.  Jedenfalls  hat  er  eine 
bedeutende  Praxis  und  Erfahrung,  wahrscheinlich  besteht  auch  darin 
sein  ganzes  Geheimniss.  Sagen  wir  immerhin,  dass  seine  Bilder 
im  Durchschnitt  besser  sind,  als  die,  welche  Poitevin  nach  seinem 
Verfahren  mit  Eisenchlorid  und  Weinsteinsäure  erhalten  hat,  doch 
dies  beweist  nichts,  weil  es  Poitevin  mit  fast  allen  Verfahren  so 
gegangen  hat,  seine  Nachfolger  machen  eine  kleine  Modification, 
und  das  Verfahren  ist  vollkommen,  oder  gibt  wenigstens  vorzüg- 
liche Resultate.  Sehen  wir  sein  Druckverfahren  mit  Gelatine  und 
doppeltchromsauren  Kali  an.  Da  ist  Gabriel  Blaise,  von  Tours, 
der  eine  Collection  prächtiger  Abdrücke  nach  dieser  Methode  (Mo- 
dification  Fargier)  ausgestellt  hat,  freilich  keine  Portraits,  aber  sehr 
gute  Architecturen  (Chateau  de  Tours)  und  Reproductionen  nach 
Zeichnungen  von  Dor(^.  Das  schöne  Schwarz  dieser  Bilder  gibt 
ihnen  einen  ganz  eigenthümlichen  Reiz.  Wohl  ebenso  gut,  wenn 
auch  in  der  technischen  Ausführung  etwas  mangelhaft,  sind  die 
Kohlebilder  von  Despaquis,  dem  Eigenthümer  des  Poitevin'schen 
Patents.  Seine  Portraits  im  Visitenkartenformat  besitzen  dasselbe 
eigenthümliche  Cachet,  welches  die  Porzellan-  und  Emailbilder  cha- 
racterisirt,  und  welches  bei  genauer  Besichtigung  eben  nur  davon 
herkommt,  dass  die  Abdrücke  etwas  verschwommen  sind. 

Wir  kommen  nun  zu  den  eingebrannten  Glasbildern  von  Motai 
du  Tessi^  und  Mardchal.  Das  Verfahren  wurde  in  einer  früheren 
I^ummer  des  Archivs  bereits  mitgetheilt,  wir  brauchen  also  nur  daran 
2u  erinnern,  dass  ein  transparentes  Collodlonbiid  auf  Glas  so  lange 
▼erstärkt  wird,  bis  sich  ein  genügender  Metallniederschlag  gebildet 


328 


hat,  worauf  man  es  im  Ofen  einschmikt  Einige  der  aoBgesteUteo 
Bilder  sind  ohne  Zweifel  sehr  gut  gelungen,  andere,  namentKch  die 
Portraits,  fehlen  noch  etwas  in  den  Schatten,  die  zu  grau  sind,  und 
die  in  der  Nachbarschaft  der  schönen  Soulier*schen  Diaphanien  rer- 
lieren.  Doch  sind  diese  Bilder  viel  versprechend,  das  Veifahreii  ist 
ein  so  äusserst  einfaches,  wie  es  scheint,  dass  man  wahischdnfich 
und  hoffentlich  bald  zu  ganz  vollendeten  Resultaten  gelangen  wird. 

Sehr  interessant  für  den  Archäologen  sind  die  egyptlschen  Bil- 
der des  Vicomte  de  Bauville  in  Paris,  der  die  wissenachafUiche 
Mission  des  Vicomte  de  Roug^  mitgemacht  hat.  Ein  vollständiges 
Album  dieser  Reise,  aus  158  grossen  Photographien  bestehend,  ist 
im  Verlage  von  L.  Sanson,  79  nie  Bonaparte,  erschienen. 

Mr.  Dclton  beschäftigt  sich  viel  mit  den  Aufnahmen  von  Bei- 
lern,  Carossen  etc.,  und  hat  viel  Gutes  in   diesem  Genre   getiefeiL 

Gobert  (von  der  Banque  de  France)  stellt  achtmal  dasselbe 
Dessin  in  acht  verschiedenen  Farben  aus;  die  Abdrücke  sind  nach 
dem  Poitevin'schen  Verfahren  mit  Eisenchlorid  und  Weinsteinsiine 
erhalten  und  in  verschiedener  Weise  hervorgerufen,  mit  Lampen- 
schwarz,  Rothstein,  Chromgelb,  Goldpulver,  Mineralblau,  Grün  (aas 
Chromgelb  und  Mineralblau  zusammengesetzt),  Zinnober  and  BraoB 
(aus  Lampenschwarz  und  Zinnober).  Alle  diese  Bilder  sind  änaaeist 
sauber  ausgeführt,  ob  sich  aber  auf  diese  Weise  auch  Halbtönc 
wiedergeben  lassen,  ist  daraus  nicht  ersichtlich.  Von  Mawson  nnd 
Swan  sind  nur  zwei  Landschaften  ausgestellt. 

Joubert  in  London  exponirt  einige  sehr  gute  Portraits,  die  sidi 
durch  exacte  Ausführung  auszeichnen;  Rejlander  verschiedene  vor- 
treffliche Studien,  darunter  einen  kleinen  Fliegenfänger,  bei  dessen 
Anblick  man  sich  des  Lachens  nicht  erwehren  kann. 

Den  Wiener  Photographen  ist  ein  ganzes  Cabinet  gewidmet 
Sicher  ist,  dass  vor  einigen  Jahren,  als  Angerer  und  Albert  zaerst 
im  Palais  ausstellten,  die  Pariser  des  Lobes  über  die  deutsche  Pho- 
tographie voll  waren,  und  mit  Recht;  heute  ist  dieser  Enthusiasmiis 
so  ziemlich  geschwunden.  Ist  dies  Schuld  der  Wiener  Photographen? 
Gewiss  nicht!  Sie  arbeiten  so  gut  wie  früher;  und  weshalb  impo- 
nirt  ihre  Ausstellung  nicht?  Die  meisten  haben  nur  ein  oder  zwei 
Bilder  ausgestellt,  was  durch  die  Verschiedenheit  der  Grössen  und 
Passepartouts  der  ganzen  Anordnung  eine  Zerfahrenheit  gibt,  £e 
das  Auge  nicht  besticht  Und  dann  ist  gewiss  nicht  in  jedem  FaU 
das  beste  Bild  des  betreffenden  Ausstellers  gewählt  worden;  wes- 
halb aber?  Ist  die  CoUection  speziell  für  Paris  gemacht  worden, 
da  wundert  es  uns  wirklich,  weshalb  tüchtige  Photographen  nicht 
ihre  besten  Arbeiten  hinschicken;  und  ist  sie  übereilt,  so  möchten 
wir  rathen,  ein  andermal  entweder  nichts  zu  schicken,  oder  besser, 
sich  genügende  Zelt  zur  Ausführung  zu  nehmen.  Es  ist  ein  grosser 
Fehler  derjenigen,  die  die  photographischen  Ausstellungen  arran- 
giren,  wenn  sie  ihre  Absicht  zu  spät  bekannt  machen;  oft  wird  das 
Programm  in  den  Zeitungen  erst  dann  veröffentlicht,  wenn  die  An- 
meldungsfrist schon  verstrichen  ist 


Oedmekt  bei  Sam.  Lucas  In  Elbcrfrtd. 


Photographisches  Archiv. 


B«Md  im.  —  Mr.  »e.  —  !••  Septemliep  MBB. 


Hittkeiliuigei  ms  dem  photegrapliiselieii   Laboratoriviii 

des  Dr.  Liesegaag  zu  Biberfeld. 

L 
Kodifloation  des  TTrandmckverfahrenfl. 

Bei  Yersnchen  mit  Urancollodion  fand  sich,  dass  das  Papier 
eine  gewisse  Menge  Feachtigkeit  besitzen  muss,  um  irgendwie 
krSftige  Abdrücke  zu  liefern.  Belichtet  man  ziemlich  trocknes 
Papier,  so  entsteht  nur  langsam  ein  mat.'^s  kraftloses  Bild, 
das  aber  sofort  sich  kräftig  entwickelt,  wenn  man  darauf 
haucht  Beim  Yergrössern  in  der  Solarcamera  konnte  das  Papier 
dadurch  viel  empfindlicher  gemacht  werden,  dass  man  es  während 
des  Belichtens  durch  einen  Schlauch,  der  mit  einem  kochendes 
Wasser  enthaltenden  Gefäss  verbunden  war,  fortwährend  mit  Wassei^ 
dämpfen  sättigte. 

Aehnlich  die  Reduction  befördernd  wie  das  Wasser  wirkt  auch 
das  salpetersaure  Nickeloxydul.  Dies  grüne  Salz  wurde 
in  Alkohol  gelöst,  und  die  Lösung  im  Yerhältniss  von  1  zu  3  mit 
gewöhnlichem  Urancollodion  (S.  46  dieses  Bandes)  vermischt.  Die 
Bilder  wurden  durch  diese  Beimengung  viel  brillanter.  Eine  grössere 
Menge  von  salpetersaurem  Nickeloxydul  verschlechterte  wieder  das 
Resultat;  und  ganz  saftlos  werden  die  Bilder,  wenn  man  im  GoUo- 
dion  alles  Uransalz  durch  Nickelsalz  ersetzt. 

Eobaltsabse  gaben  kein  günstiges  Resultat;  ebensowenig  die 
Knpfersalze. 

18 


330 


n. 

Blasen  im  Albuminpapier. 

Bei  der  Anwendung  von  stark  glänzendem  Elweisspapier  bilden 
sich  oft  im  Fixirbade  eine  Unzahl  kleiner  Blasen  im  Bilde,  die 
sich  bedeatend  vergrössem,  sobald  das  Bild  in  Wasser  gelegt  -«rird. 
Ursache  dieser  Erscheinung  ist,  dass  die  Eiweissschicht  sieb  in 
anderem  Masse  ausdehnt  wie  das  Papier.  Beim  Trocknen  legeo 
sich  die  Blasen  zuweilen  wieder  glatt  an,  zuweilen  hinterlassen  sie 
Spuren,  die  um  so  deutlicher  sind  je  grösser  das  Blatt;  bei  kleinen 
Papieren  sind  sie  selten  schädlich. 

Werden  diese  Blasen  zugleich  gelblich  im  Natronbade  oder 
im  Wasser,  so  ist  dies  ein  Zeichen,  dass  das  Fixirbad  zu  schwach 
oder  zu  alt  ist,  und  verstärkt  oder  erneut  werden  muss. 

Fast  gänzlich  zu  vermeiden  sind  die  Blasen  durch  Benntzong^ 
eines  schwachen  Sijberbads,  von  6  bis  8%  Gehalt;  auch  der 
Zusatz  von  einigen  Tropfen  Salpetersäure  zum  Silberbad  ist  von 
Nutzen.  Ein  alkalisches  Fixirbad  sowie  ein  stark  alkalisches  Tonbad 
begünstigen  Blasenbildung. 

Diese  Blasen  kommen  wie  es  scheint  nur  bei  dem  sogenannten 
Rivespapier  (von  Blanchet  und  Kleber)  vor;  bei  Steinbach'schem- 
und  Lacroix-Papier  haben  wir  sie  niemals  entstehen  sehen. 

m. 

Tonbad  mit  Platin  nnd  Oold. 

Albuminbilder  mit  Platinchlorid  allein  gut  zu  tonen  ist  uns 
bis  jetzt  nicht  gelungen,  sehr  hübsche  Töne  aber  gibt  das  folgende 
Bad,  welches  Platin-  und  Goldsalz  enthält. 

/  1400  Gramm  Wasser, 

A.  I         1         „       Goldchlorid, 

(         1         „       Piatinchlorid. 

/   1400  Gramm  Wasser, 

B.  I       24         „       essigsaures  Natron,  crystall., 
(       14         „       doppeltkohlens.  Natron. 

Beide  Lösungen  lassen  sich  sehr  lange  aufbewahren.  Zehn 
bis  zwanzig  Minuten  vor  dem  Gebrauch  mischt  man  gleiche  Theiie 
von  A  und  B;  die  anfangs  gelbe  Flüssigkeit  wird  rasch  farblos, 
und  ist  dann  anwendungsfäbig.  Man  mische  immer  soviel  Tonbad 
al3  für  die  Anzahl  der  grade  zu  tonenden  Bilder  oder  vielmdir 
deren  Quadratoberfläche  erforderlich. 

Das  Bad  tont  sehr  rasch  und  brillant,  ohne  die  l^der  anzu- 
greifen.   Da  es  jedesmal  aus  den  Yorrathslösungen  frisch  zosammen- 


331 


gesetzt  wird,  so  ist  man  sicher,  es  stets  in  demselben  Zustande  zu 
finden,  selbst  wenn  man  die  Mischung  minder  geschickten  Gehülfen 
überlasst,  die  das  Neutralisiren  nicht  verstehen.  Das  Chlorgold 
muss  ziemlich  dunkel  sein,  indem  das  gelbe  salzsaure  Chlorgold 
zu  viel  freie  Säure  und  zu  wenig  Gold  enthält.  Das  Chlorplatin 
muss  ebenfalls  dunkel  sein.  Statt  dieses  Salzes  kann  auch  die 
doppelte  Menge  Chlorplatinnatrium  genommen  werden. 

IV. 

Tonbad  mit  nnterschwefligsaurem  Ooldozydnl. 

Einige  der  bedeutenderen  Pariser  Photographen  bedienen  sich  noch 
jetzt,  wie  wir  uns  kürzlich  zu  überzeugen  Gelegenheit  hatten,  des 
Tonbads  mit  nnterschwefligsaurem  Goldoxydul,  anstatt  des  meistens 
gebräuchlichen  alkalischen  Goldbades. 

Sehr  hübsche  Töne  gibt  folgende  Composition:  eine  Auflösung 
von  1  Gramm  Chlorgold  und  12  Gramm  Chlorammonium  in  500 
Gramm  Wasser  wird  langsam  in  eine  Auflösung  von  4  Gramm 
unterschwefligsaureu  Natrons  in  500  Gramm  Wasser  gegossen.  Das 
Bad  kann  gleich  gebraucht  werden,  und  hält  sich  durch  einige 
Wochen.  Die  Behandlung  der  Bilder  ist  ganz  dieselbe  wie  beim 
alkalischen  Goldbad,  nur  dauert  das  Tonen  viel  länger.  Unserer 
Erfahrung  nach  werden  in  diesem  Bad  die  Halbtöne  besser  präservirt 
und  eignet  sich  die  Methode  namentlich  für  schwache  contrastlose 
Negativs.  Prächtige  Töne  gibt  sie  mit  Albuminpapier,  das  mit 
Ammoniak  geräuchert  wurde. 


Feaehte  Aofnahmea  vom  Aisiehtei  md  Interieors. 

Von  W.  Harrisoll. 

Mancher  Portrait-Photograph  wird^  dadurch  von ,  oft  lohnenden, 
Ansichtsaufnahmen  abgeschreckt,  dass  er  im  Trockenverfahren  keine 
hinreichende  Uebung  und  Sicherheit  hat,  und  er  die  Mühe  eines 
schwierigen  Transportes  von  Chemiealien,  Dunkelzelt  etc.  scheut. 
Folgendes  einfache  Verfahren,  eine  Modification  des  früher  von 
Blanchard  mitgetheilten ,  bezweckt  das  Feuchthalten  der  sensitirten 
Platte  ohne  Abwaschen,  und  hat  mir  beim  Aufnehmen  von  Ste- 
reoskopansichten gute  Dienste  geleistet. 

Jedes  gute  CoUodion  kann  in  Anwendung  gebracht  werden. 
Das  Silberbad  wird  mit  doppeltcrystallisirtem  SUbernitrat  in  der 
Starke  von  7  Procent  angesetzt.  Da  es  keine  freie  Salpetersäure 
enthalten  darf,  so  gibt  man  zu  100  Gramm  des  Bades  einen  Tropfen 
gesättigter  Auflösung  von  essigsaurem  Natron.    Eine  coUodirte  Platte 


332 


wird  für  einige  Stunden  hineingestellt;  das  Bad  wird  filtrirt  md 
mit  einem  Tropfen  Eisessig  (pro  100  Gramm  Lösong)  Tecsetit. 
Das  Bad  kann  sowohl  zu  diesem  specieUen  Verfahren  wie  aach  im 
Portraitaufnahmen  im  Glashaus  benutzt  werden. 

Die  Präservirungslösung  besteht  aus  gleichen  Theiien  Honig, 
Glycerin,  obigem  Silberbad  und  destillirtem  Wasser.  Auf  8  Unsco 
dieser  Mischung  kommen  noch  eine  halbe  Unze  Kaolin  nnd  Tier 
Tropfen  Essigsäure.  Dies  gibt  eine  schmutzige  Flüssigkeit,  £e 
man  zwei  Tage  hindurch  im  zerstreuten  Licht  (nicht  in  der  Sonne] 
stehen  lässt.  Vor  dem  Gebrauch  filtrirt  man  die  nothige  Quantitit 
ab ;  den  Ueberfluss  giesst  man  wieder  in  die  Vorrathsflasche  corock. 

Die  Platte  wird  in  gewöhnlicher  Weise  mit  jodbromirtem  CoUo- 
dion  überzogen;  nach  dem  Silbern  wird  sie  zwei-  oder  dreimal  wä 
der  Präservirungslösung  Übergossen,  und  diese  lässt  man  in  das 
Filter  zurückfliessen.  Die  Platte  wird  nun  zehn  Minuten  zum  Ab- 
tropfen auf  Fliesspapier  gestellt,  und  darauf  in  die  Cassette  ge- 
bracht. Bei  gutem  Weiter  belichte  ich  mit  dem  Stereoskop-Doppel- 
objectiv  gewöhnlich  sechs  Secunden,  bei  schlechtem  nie  mehr  als 
fünfzehn.  Unvollkommene  Bilder  kommen  bei  mir  selten  vor,  das 
Verfahren  ist  also  ein  sehr  sicheres. 

Wer  das  vorstehende  Verfahren  versucht  hat,  wird  nicht  leicht 
trockene  Platten  anwenden,  auch  nicht  ein  Zelt  mit  sämmtUchea 
Chemiealien  mitnehmen,  denn  alles  dies  ist  viel  umständlicher  and 
unsicherer  als  die  Präservirung  der  nassen  Platten. 


Eiseneiitwiekler  mit  Gelttiie. 

Hr.  Hughes  veröffentHcbte  kürzlich  eine  vereinfachte  Bereitonga- 
weise  des  Lea'schen  Gelatine^Eisenentwicklers,  wonach  die  Gelatiiie 
in  Essigsäure  gelöst  und  in  dieser  Form  mit  Eisenvitriollöson^ 
gemischt  wurde.  Dies  ist  natürlich  ein  ganz  anderes  Präparat  ab 
das  Lea'sche,  und  verhält  sich  zu  demselben  ebenso  wie  der  ge- 
wöhnliche Zucker-Eisenentwickler  zu  dem  Schnauss'schen  Entwickler 
mit  zuckerschwefelsaurem  Eisenoxydul.  Dennoch  scheinen  afle 
diese  Präparate,  ob  mechanische,  ob  chemische  Verbindongen.  io 
photographischer  Beziehung  ziemlich  gleich  zu  wirken. 

Hr.  Nelson  Cherrill  übersandte  dem  Redacteur  der  Photogn^thic 
News  drei  äusserst  zarte,  kräftige  und  reine  Negativs  die  er  nadi 
folgenden  Vorschriften  entwickelt  hatte. 

1.  Drei  Drachmen  Gelatine  wurden  in  ein  Becherglas  geäum, 
mit  wenig  Wasser,    und    darauf  mit    concentritter   Schwefelsiiiit 


333 


\ 


fibergOBsen.  Die  Temperatar  stieg  natürlich  bedeutend.  Innerhalb 
fünf  Minuten  war  die  Gelatine  volllcommen  zersetzt;  die  resultirende 
braune  Flüssigkeit  wurde  mit  dem  Tierfachen  Volum  Wasser  ver- 
dünnt und  mit  starlcer  Ammoniakflüssigkeit  eben  alkalisch  gemacht. 
Diese  Flüssigkeit  nennt  Hr.  Cherrill  „Glycocin^.    Er  nahm: 

Eisenvitriol    ....    30  Gran, 

Eisessig 20     „ 

„Gtycocin**     ....      1     » 

Alkohol 10      „ 

Wasser 1  Unze. 

Mit  diesem  Entwickler  sollen  gar  keine  Verschleierungen  vor- 
kommen, selbst  wenn  man  den  Entwickler  viermal  länger  als  nöthig 
auf  der  Platte  lässt  Nach  dem  Entwickeln  wurde  Silberlösung 
sugesetzt,  um  zu  verstärken. 

Platte  Nr.  2  wurde  nur  hervorgerufen,  nicht  verstärkt 

Nr.  3. 

Eisenvitriol    ....    60  Gran, 

Eisessig     .....     30     „ 

Gelatine %      „ 

„Glycocin**      ....     1% — 2  Gran, 

Wasser 1  Unze. 

Diese  Lösung  gab  nicht  viel  mehr  Intensität  als  die  erste, 
floss  aber  sehr  leicht  über  die  Schicht. 

Man  beachte,  dass  das  Glycocin  vor  dem  Neutralisiren  mit 
Wasser  verdünnt  werden  muss,  da  sonst  Unfälle  entstehen  könnten. 
Glycocin  ist  C3  H^  N94. 


Photographische  Notini. 

Von  M.  Carey  Lea. 

Aus  dem  Philadelphia  Photographer. 

Die  Eeinigung  alter  Platten. 

Als  ich  kürzlich  eine  Methode  zur  Reinigung  alter  Platten  mit 
doppeltchromsaurem  Kali  und  Schwefelsäure  beschrieb,  vergass  ich 
zu  sagen,  dass  alte  gefimisste  Negativplatten  nach  vierundzwanzig- 
stündigem  Verweilen  in  der  Mischung  und  Abspülen  ganz  rein  sind. 
Dies  ist  besser  als  sie  mit  Alkalien  zu  behandeln. 

Ich  empfahl  damals  aus  übertriebener  Vorsicht,  wegen  der 
bekannten  Eigenschaften  der  Chromsäure,  diese  Mischung  nicht 
in  Wunden  kommen  zu  lassen,  und  ein  Journal  rieth  an,  das  Bad 
mit  grösster  Vorsicht  zu  gebrauchen.    Da  mir  dies  die  Anwendung 


334 


einer  nach  meiner  Ansicht  nützlichen  Sache  zu  beschränken  scheigi 
BO  will  ich  hier  bemerken,  dass  ich  das  Bad  eilf  Monate  bag 
angewandt  habe ;  und  die  Finger  ohne  Rücksicht  auf  kleine  Wunden 
unbeschadet  hineingetaucht  habe.  Schnittwunden  schmerzen  lOf 
türlich  einige  Momente,  nie  aber  wurde  eine  Entzündung  ode 
sonstige  Unbequemlichkeit  dadurch  veranlasst  Die  Finger  mässen 
natürlich  gleich  nachher  gewaschen  werden.  Der  unangenehme 
Geruch  derselben  ist  durch  Waschen  mit  etwas  unterschwefligsanren 
Natron  zu  entfernen. 

(Da  das  Archiv  bei  Benutzung  des  Bades  Vorsicht  anempkbl, 
80  ist  es  unsere  Pflicht  hier  zu  erwähnen,  dass  bei  mehrmonat- 
lichem Gebrauch  des  Chromsäurebades  sich  keinerlei  Unannehm- 
lichkeit eingestellt  hat,  und  dass  wir  das  Bad  als  äusserst  zweck- 
entsprechend jedem  Photographen  empfehlen  können.*)  Wenn 
wir  damals  zur  Vorsicht  mahnten,  so  geschah  dies  zu  einer  Zeil 
wo  wir  persönlich  durch  das  Eindringen  concentrirter  Bichromat- 
lösung  in  eine  unbeachtete  Wunde  mehrere  Tage  hindurch  an  doer 
höchst  lästigen  Entzündung  litten.  Die  Photographic  News  be- 
richteten vor  einiger  Zeit  über  ähnliche  Entzündungen  und  selbst 
sehr  schlimme  Zufälle  bei  den  Arbeitern  in  Fabriken,  wo  das 
doppeltchromsaure  Kali  dargestellt  wird.  Dr.  L.) 

Die  Anwendung  des  rothen  Saugpapiers. 

Die  Wichtigkeit,  Reflectionen  von  der  hintern  Glasflache 
während  der  Aufnahme  unschädlich  zu  machen,  und  das  in  dem 
Rosasaugpapier  gefundene  einfache  Mittel  .wird  hoffentlich  diese 
einfache  und  vortrefBiche  Vorsichtsmassregel  bald  allgemein  machen. 
Besser  als  Saugpapier  ist  der  Saugcarton,  da  er  das  Wasser  besser 
und  regelmässiger  hält.  Das  Papier  darf  nicht  ganz  so  gross  sein 
wie  die  Platte,  denn  da  es  durch  die  Feuchtigkeit  sich  über  die 
Ränder  der  Platte  ausdehnt,  so  saugt  es  durch  Capillarattraction 
die  Silberlösung  an,  und  es  entstehen  unregelmässige  Flecken, 
meistens  in  Zickzackform. 

Weshalb  vorzugsweise  diese  Form  von  Flecken  sich  bildet, 
ist  schwer  zu  errathen.  Man  findet  eine  ähnliche  Stnictur  selbst 
in  den  glattesten  CoUodionschichten  beim  Fixiren ,  wenn  das  Jod- 
silber erst  zur  Hälfte  aufgelöst  ist. 


*)  Schwefelsäure    1    Theil;    doppeltchromsaures   K&li  1    Theil;    Wasser  li 
TheUe. 


335 


Altes  MMioi  le«  zu  mtdiei. 

Altes  Collodion  wird  nach  Clemons  (Philadelphia  Photographer) 
dadurch  angefrischt,  dass  man  Calomel  (Hgo  Cl)  zusetzt,  bis  nach 
dem  Umschütteln  eine  grüne  Färbung  eintritt,  nach  dem  Absetzen- 
lassen nochmals  Quecksilberchlorid  hinzufügt,  bis  die  Farbe  cana- 
riengelb  wird.  Wenn  das  Collodion  sehr  alt  und  dünn  ist,  setzt 
man  entweder  mehr  Pyroxylin  zu,  oder  mischt  mit  neuem  Collo- 
dion. Ist  es  nicht  so  empfindlich  wie  frisches  Collodion,  so  setzt 
man  vor  dem  Gebrauch  jeder  Unze  einen  Tropfen  Ammoniak  zu. 
Wenn  das  Collodion  sich  leicht  von  der  Platte  ablöst,  wende  man 
eine  Unterlage  Ton 

Eiweiss  (geschlagen)  ...     1  Unze, 

Wasser .6  Unzen, 

Chlorammonium     .     .     .     .10  Gran, 
an.     Diese  wird  auf  die  nasse  Glasplatte  gegossen ,   und  vor   dem 
Collodionniren  getrocknet. 

Nach  Zusatz  von  einigen  Tropfen  Essigsäure  bält  sich  das 
Eiweiss  längere  Zeit. 

M.  Carey  Lea  bemerkt  hierzu  (im  British  Journal),  dass  eme 
sichere  Methode,  altes  Collodion  zu  restauriren,  noch  fehle*  Die 
von  Celis  —  Zusatz  von  kohlensaurem  Natron  —  habe  ihm  kein 
günstiges  Resultat  gegeben. 

Wir  haben  die  Erfahrung  gemacht,  dass  dieser  Zusatz  aller- 
dings nicht  immer  verlässlich  ist.  Ein  altes  hochrothes  Aether- 
collodion,  das  wir  vor  vielen  Monaten  mit  kohlensaurem  Natron 
versetzten  und  öfter  schüttelten,  ist  noch  jetzt  roth,  während  eine 
andere  Parthie  desselben  Collodions  mit  Cadmiumblech  behandelt, 
nach  drei  Wochen  hellgelb  geworden  war.  Cadmium  ist  das  Mitte), 
das  uns  jedesmal  geholfen  hat;  es  ist  auch  unschädlich.  Oleich 
nach  der  Entfärbung  freilich  wird  das  Collodion  (bei  empfindlichem 
Silberbad)  Schleier  geben,  aber  wenn  man  das  Cadmium  daraus 
entfernt,  verliert  es  bald  diese  Eigenschaft,  bleibt  aber  hell.  Anilin 
in  geringer  Menge  entfärbt  rothes  Collodion,  ebenso  Aldehyd,  aber 
das  Collodion  wird  zugleich  unbrauchbar  dadurch.  Dr.  L. 


Heber  das  Emailliren  positiver  Papierbilder. 

Das  sicherste  Verfahren  ist  nach  F.  A.  Wenderoth  in  Phila- 
delphia (s.  British  Journal  Nr.  278)  das  nachstehende: 

Man  reibt  eine  reine  Glasplatte  mit  einer  Lösung  von  Bienen- 
wachs in  Aether  ein;  dann  übergiesst  man  sie  mit  unjodirtem  Co!- 

PlioUffrapliiscbei  ArebiT.  Hr.  dO  16.  September  1866.  IS 


336 


lodion.  Nach  dem  Trocknen  überzieht  man  die  Bdiicht  mit  emer 
Lage  von  Gelatine  (2  Unzen  Gelatine,  16  Unzen  Wasser  und  auf 
jede  Unze  Lösung  12  Tropfen  Glycerin).  Man  legt  die  Platte  ho- 
rizontal und  Jässt  sie  vollkommen  austrocknen.  Das  zu  emailli- 
rende  Bild  legt  man  eine  halbe  Stunde  lang  in  eine  Mischung  von 
4  Theilen  Alkohol  (von  93  ^)  und  einem  Theil  Wasser.  Und  bevor 
man  es  auf  die  Gelatine  legt,  befeuchtet  man  diese  mittelst  eines 
grossen  flachen  Eameelhaarpinsels  mit  der  Alkoholmischiing«  Dana 
nimmt  man  das  Bild  aus  dem  Alkohol  und  legt  es  rasch,  an  einer 
£cke  beginnend,  auf  die  Gelatine.  So  entstehen  keine  Luftblasen; 
indem  man  mit  dem  Pinsel  über  die  Rückseite  des  Bildes  fahrt, 
entfernt  man  den  überschüssigen  Alkohol. 

Wenn  die  Gelatineschicht  zu  dünn  ist,  entstehen  eine  Menge 
glanzloser  Punkte  im  Bild. 

Das  Aufkleben  der  Bilder  geschieht  in  derselben  Weise,  l^acb- 
dem  si^  ganz  trocken  geworden,  giesst  man  auf  ihren  Rücken  das- 
selbe Gelatine-  und  Glycerinpräparat,  aber  nur  halb  so  stark  ak 
vorhin.  Den  Carton  lässt  man  eine  halbe  Stunde  in  der  Alkohol- 
und  Wasermischung,  und  legt  ihn  dann  auf  die  Gelatine.  Je  dicker 
der  Cärton  ist,  um  so  mehr  vermindert  sich  der  Glanz. 

Die  Glasplatte  muss  ganz  mit  Wachs  bedeckt  sein,  sonst  bleibt 
das  Bild  an  einigen  Stellen  hängen   und  zerreisst   beim  Abnehmeo. 


Porzellaubilder. 

Nach  Tresize  (Philad.  Photographer)  wird  ein  Negativ  in  ge- 
wöhnlicher Weise  dargestellt  aber  viel  dünner,  mit  reichem  Detail  ia 
Schatten  und  Halbtönen.  .  Das  Negativ  wird  in  einer  Copircamen 
auf  Milchglas  copirt.  Die  Präparation  der  Platte  ist  die  gewölm- 
liche.  Man  entwickelt  mit  1  Theil  Eisenvitriol,  3  Theilen  Essigsaue, 
20  TheUen  Wasser  und  fixirt  mit  Cyankalium.  Nachdem  man  gat 
abgespült,  giesst  man  gesättigte  Quecksilbercbloridlösung  auf,  bis 
die  Schatten  anfangen  grau  zu  werden.  Man  wascht  gat  ab  und 
giesst  die  unten  mit  3  bezeichnete  Mischung  auf,  die  nicht  za  hmge 
auf  dem  Bild  bleiben  darf.  Man  wascht  nochmals  gut  ab  und 
tont  mit 

1  Gr.  Chlorgold, 
240    „     Wasser, 
mit  doppeltkohlensaurem  Natron  neutralisirt.     Man  spült  ab,  trock- 
net und  fimisst  mit  Benzinlack  (Crystallfimiss).    Das  Bild  wird  mit 
trocknen  Staubfarben  oder  mit  Oelfarben  colorirt  und  lackirt 


I 


337 


Die  LöBUDgen  bereitet  man  so: 

Nr.  1. 
Blanke  Kupferstucke,  genug  zur  Sättigung, 
Salpetersäure  und  Wasser,  gleiche  Theile. 
Man  lässt  in  einer  offenen  Flasche    stehen  bis  die  Säure  ge- 
sättigt  ist 

Nr.  2. 
Cyankalium     .     .     1  Theil, 
Wasser  .     .16  Theile. 

Nr.  3. 

Von  Nr.  2      .     .  16  TheÜe, 

„       „     1      .    .     1  TheiL 


Ueber  das  latente  Bild. 

So  oft  wir  im  verflossenen  Jahre  in  Giessen  unserem  Freunde 
Prof.  Hirnes  einen  nachbarschaftlichen  Besuch  machten,  fesselte  unser 
Photographen- Auge  eine  ziemliche  Anzahl  gesilberter  CoUodionplatteiif 
die  auf  Sopha,  Pult  und  Ofen  umherlagen.  Diese  bei  Tageaiieht 
gesilberten  und  darnach  abgespülten  Platten,  die  oft  wochen-  bis 
monatelang  dem  Licht  ausgesetzt  blieben,  erwarteten  ihre  Sensitirung 
durch  Tannin.  Sollte  ein  Bild  aufgenommen  werden,  so  wurde 
Abends  vorher  eine  dieser  Platten  mit  Tanninlösung  Übergossen. 
Sie  war  nun  empfindlich,  und  so  gut  als  wäre  sie  frisch  präparijrt 
worden. 

M.  Carey  Lea  nimmt  diese  Sensitirung  belichteter  Platten 
durch  Tannin  für  ein  weiteres  Argument  zu  Gunsten  der  physi- 
calischen  Theorie  des  latenten  Bildes.* 

Die  Lichtwirkung  ist  natürlich  entweder  chemisch  oder  physi- 
calisch.  Es  geht  eine  Zersetzung  vor  sich  oder  nicht.  Wenn  im 
oben  erwähnten  Fall  bei  der  Sensitirung  der  Platten  im  Tageslicht 
Zersetzung  eintritt,  so  muss  Jod  frei  werden.  Das  Silber  muss 
sich  in  metallischer  Form  abscheiden,  oder  das  Jodsilber  muss  in 
Silbeijodür  verwandelt  werden.  In  jedem  Fall  wird  Jod  frei ,  das 
ist  eine  unerlässliche  Folge  der  chemischen  Zersetzung. 

In  weldier  Form  kann  nun  das  Jod  sich  trennen?  Nicht  als 
organische  Substitutionsverbindung;  denn  das  ganze  Experiment 
kann  in  einem  Probirgläschen  mit  destillirtem  Wasser  wiederholt 
werden,  so  dass  keine  Spur  organisehen  Stoffes  zugegen  ist.  Nicht 
einmal  Wasser  ist  zugegen,  da  sich  das  latente  Bild  auch  auf  einer 
txocknen  Platte  bildet.    Aber  nehmen  wir  sdbst  an,  Wasser  sei 


338  • 

zugegen,  so  kann  es  dem  Jod  nur  Wasserstoff  und  Saoerstoff 
liefern,  die  zu  betrachtenden  Yerbindnngen  des  Jods  waren  also 
Jodwasserstoffsäure  und  Jodsäure.  Jod,  Jodsäure,  und  Jodwasser- 
stoffsäure  sind  aber  in  Wasser  löslich.  Nach  Professor  Hirnes 
Arbeitsweise  werden  die  Platten  nach  dem  Sensitiren  dem  Tagesliciit 
ausgesetzt,  und  jede  durch  das  Licht  mögliche  Zersetzung  kana 
entstehen.  Sie  werden  darnach  abgespült  und  alles  Jod  (Jodsaare 
oder  Jodwasserstoffsäure)  würde  durch  das  Abwaschen  entfernt 
werden.  Wie  kann  also  dies  Jod  durch  die  Tanninsensitlrang 
restituirt  werden? 

Man  wird  sofort  antworten,  dass  eine  genügende  Menge  unzer- 
setzten  Jodsilbers  zuzückbleibt ,  die  durch  geeignete  Behandlung 
wieder  Empfindlichkeit  erlangt.  Hierauf  entgegne  ich,  dass,  wenn 
das  schwache  Licht  der  Camera  in  ein  paar  Seeunden  die  ganze 
Oberfläche  einer  Schicht  kräftig  zu  afficiren  vermag,  es  Thorheit 
wäre  zu  behaupten,  dass  das  Sonnenlicht  nach  mindestens  stunden- 
langer Wirkung  die  ganze  Dicke  einer  Collodionschicbt  nicht  zu 
durchdringen  vermöchte.  Das  Factum  allein,  dass  die  ganze  Platte 
sich  in  Folge  der  durch  die  Belichtung  erzeugten  Reduction  nicht 
schwärzt,  scheint  ein  hinreichender  Grund  dies  Argument  zu  verlassen. 

Wir  haben  nun  zu  sehen,  wie  sich  dies  mit  der  Vogerschea 
Theorie  verträgt,  die  sich  so  restimirt: 

1.  Auf  reines  Jodsilber  hat  das  Licht  keine  Wirkung. 

2.  Wenn  ein  Stoff  zugegen  ist,  der  sich  mit  Jod  zu  verbinden 
vermag,  so  entsteht  ein  latentes  Bild.  Freies  Silbemitrat  ist  der 
wirksamste  Sensitator.  Wenn  die  Platte  gesilbert  und  dann  ge- 
waschen wird  bleibt  eine  Spur  Silbemitrat  die  durch  das  freiwerdende 
Jod  bald  consumirt  wird. 

Die  erste  dieser  Positionen  habe  ich  kürzlich,  wie  mir  scheint 
durch  meine  Experimente  als  völlig  unhaltbar  erwiesen.  Die  zweite 
nmfasst  eine  grosse  Schwierigkeit.  Spuren  reducirten  Silbers  wie 
sie  bei  gewaschenen  und  trocken  beUcbteten  t^latten  vorkämoi, 
könnten  sich  wohl  der  Beobachtung  entziehen.  Da  aber  nach 
dieser  Theorie  die  Menge  des  reducirten  Silbers  der  Menge  des 
Sensitators  (d.  h.  des  salpetersauren  Silbers)  proportionirt  ist,  so 
müsste  bei  einer  nassen  Platte  die  Reduction  sichtbar,  und  das 
Bild  vor  dem  Entwickeln  wahrnehmbar  sein.  Dies  Dilemma  lasst 
sich  nicht  vermeiden.  Entweder  ist  eine  Spur  des  Sensitatoia  ans- 
reichend  für  ein  kräftiges  Bild,  oder  aber  wenn  der  Sensitator  in 
reichlicher  Menge  vorhanden  ist,  muss  die  Reduction  auch  sichtbar 
sein.  Wenn  man  bedenkt,  wie  eine  sehr  geringe  Reduction  dem 
Auge  schon  sichtbar  sein  müsste,  so  wird  man  zu  dem  Schiasse 


339 


geleitet,  dass  mit  einem  kräftigen  Sensitator  eine  vollkommep 
sichtbare  Reduction  stattfinden  mnss.  Da  dies  nicht  der  Fall  ist, 
so  ist  zu  schllessen,  dass  keine  Reduction,  keinerlei  chemische 
Wirkung  stattfindet 

Ferner  ist  zu  bemerken,  dass  im  Daguerreotypverfahren  kein 
Sensitator  zugegen  ist,  kein  Silbernitrat,  kein  Tannin.  Dies  Factum 
beweist  ganz  klar,  dass  reines  Jodsilber  wirklich  lichtempfindlich  ist. 
Die  Entwicklung  beim  Daguerreotyp  ist  dieselbe  wie  bei  feuchten 
Platten,  denn  Lea  hat  gezeigt,  dass  letztere  mit  Quecksilber  ent- 
wickelt werden  können.  Man  kann  also  jetzt  nicht  mehr  behaupten, 
es  lasse  sich  nicht  von  einem  Verfahren  auf  das  andere  schliessen. 


Heber  die  Anwendug  der  Photographie  bei 
astraionisehei  Beobaehtoigei. 

Rede,  gehalten  vor  der  Academie  der  Wissenschaften  zu  Paris 

von  Faye. 

Ich  habe  die  Academie  schon  mehrmals  von  den  eigenthüm- 
lichen,  von  der  Individualität  des  Beobachters  abhängigen  Fehlern 
unterhalten,  mit  denen  astronomische  Zeitbestimmungen  behaftet 
sind,  und  ich  habe  gezeigt,  wie  diese  Fehler  einen  solchen  Betrag 
erreichen,  dass'  dadurch  die  den  Beobachtungen  zugeschriebene  hohe 
Genauigkeit  vollkommen  illusorisch  wird.  Zugleich  habe  ich  aber  auch 
darauf  hingewiesen,  dass  es  eine  gründliche  Abhülfe  und  ein  Mittel 
gibt,  diese  Fehler  gänzlich  zu  beseitigen,  nämlich  die  Beseitigung  des 
Beobachters  und  die  Ersetzung  desselben  durch  die  Photographie 
und  die  electrlsche  Telegraphie,  diese  beiden  glänzenden  Errungen- 
schaften unseres  Zeitalters. 

Es  ist  in  letzter  Zeit  ein  neuer  Schritt  zur  Lösung  dieser  wich- 
tigen Frage .  gethan  worden.  Dank  den  gründlichen  Untersuchungen, 
welche  die  beiden  schweizerischen  Forscher  Plantamour  und  Hirsch 
bei  Gelegenheit  der  Bestimmung  der  Längendiffercnz  zwischen  den 
Sternwarten  von  Genf  und  Neufchätel  hierüber  angestellt  haben. 
Ich  glaube,  es  wäre  nicht  unnütz,  bei  dieser  Gelegenheit  abermals 
auf  diesen  noch  so  dunklen  Gegenstand  zurückzukommen. 

Aus  den  Untersuchungen  der  genannten  Gelehrten  ergibt  sich 
zunächst,  dass,  wenn  es  sich  um  Combination  von  Gefühlseindrücken 
derselben  Art  handelt,  der  menschliche  Organismus  einer  erstaun- 
lichen Präcisirung  fähig  ist,  dass  aber,  wenn  Eindrücke  verschie- 
dener Art,  z.  B.  Gesichts-  mit  Gehörsempfiudungen  combinirt  wer- 
den, dies  durchaus  nicht  mehr  der  Fall  ist.     Das  geringste  Vertrauen 


340 


Terdienen  die  Wahrnehmungen   des  Gesichts,    wenn   Üe  mit 
anderer  Sinne  combinirt  werden. 

Ferner  folgt  aus  diesen  interessanten  Untersuchungen,  daas  der 
physiologische  Fehler  durchaus  nicht  constant  ist,  selbst  nicht  während 
einer  einzigen  Reihe  von  Beobachtungen,  und  dass  man  bei  feinen 
Beobachtungen  nur  dann  auf  die  menschlichen  Sinneswerksenge 
rechnen  Icann,  wenn  der  physiologische  Fehler  fast  unmitttelbar 
nach  jeder  einzelnen  Beobachtung  bestimmt  wird.  Wenn  nun,  wie 
gezeigt  wird,  der  menschliche  Empfindungsmechanismus  so  me^- 
liehe  Unvollkommenhelten  zeigt,  welche  nicht  nur  mit  dem  Lebois- 
alter  sich  ändern,  sondern  geradezu  von  einem  Augenblicke  xidd 
andern  und  von  momentanen  Störungen  der  Verdauung,  der  Blut- 
circulation  oder  ron  dem  Grade  der  nervösen  Abspännung  abhängen, 
so  frage  ich  die  Astronomen,  ob  es  überhaupt  nicht  besser  wire, 
die  menschlichen  Sinneswerkzeuge  zur  unmittelbaren  Beobachtong 
gar  nicht  zu  benutzen. 

Die  Möglichkeit,  den  Beobachter  völlig  durch  andere  H61&- 
mittel  zu  ersetzen,  ist  schon  vor  mehreren  Jahren  bewiesen  wor- 
den durch  die  Versuche,  welche  nach  meinen  Angaben  die  Heires 
Porro,  Robert,  Gebrüder  Digney  und  Quinet  zu  Paris  in  den  Ate- 
liers des  ersteren  anstellten.  Das  Verfahren  ist  von  grösster  Ein- 
fachheit, wenn  es  sich  um  Registrirung  von  Sonnenbeobachtongen 
handelt,  verwickelter  freilich  wieder,  deswegen  aber  nicht  nnaos- 
führbar,  wenn  man  es  auch  auf  Sternbeobachtungen  anwenden  wilL 
Es  besteht  einfach  darin,  dass  man  an  die  Stelle  des  Auges  des 
Beobachters  eine  photographisch  empfindliche  Platte  setzt  und  von 
der  Electricität  den  Moment  registriren  lässt,  in  welchem  dem  Lichte 
der  Zutritt  zu  der  Camera  obscura  gestattet  wird,  welche  mit  dem 
Femrohre  des  Passageinstrumentes  verbunden  ist  Wir  haben  so 
in  20  Secunden  10  Sonnenbeobachtungen  erhalten.  Statt,  dass  ich 
sage,  wir  haben  erhalten,  würde  es  genauer  sein,  zu  sagen,  wir 
haben  zugeschaut,  wie  ein  improvisirter  Astronom,  ein  kleiner 
Knabe,  einen  Schieber  aufzog  und  eine  Hemmung  auslöste,  was 
wir  recht  gut  auch  durch  einen  einfachen  selbstwirkenden  Mecha- 
nismus hätten  ausführen  lassen  können.  Die  Astronomen,  welche 
bis  jetzt  die  Photographie  und  die  Telegraphie,  diese  beiden  mSdi- 
tigen  Hülfsmittel  der  Beobachtung  nur  erst  einzeln  anwenden,  wer- 
den, so  hoffe  ich,  bald  dahin  kommen,  die  von  mir  vorgeschlagene 
und  schon  vor  fünf  bis  sechs  Jahren  angewendete,  noch  mächtigere 
Combination  beider  zu  benutzen.  Die  ersten  auf  diese  Weise  mit 
völligem  Ausschluss  der  menschlichen  Sinneswerkzenge  und  des 
Gehirnes  von  mir  angestellten  Beobachtungen  waren,  wie  die  Aca- 


341 


demie  sich  erinnern  wird,  die  vollständige  Registrirung  einer  Sonnen^ 
finstemiss  und  ein  Meridiandurchgang  der  Sonne. 

Als  ich  gestern  die  von  mir  sorgfaltig  aufbewahrten,  jene 
Beobachtungen  enthaltenden  negativen  Platten  genau  betrachtete, 
bemerkte  ich  einige  früher  von  mir  nicht  wahrgenommene  Flecke. 
Die  genauere  Betrachtung  ergah,  dass  es  keine  Fehler  in  der 
Platte  waren,  sondern  Sonnenflecke,  die  sich  zugleich  mit  dem 
Sonnenrande,  auf  welchen  bei  Durchgängen  der  Beobachter  sonst 
allein  seine  Aufmerksamkeit  zu  richten  hat,  auf  der  Platte  ver^ 
zeichnet  hatten.  Man  sieht  also,  wie  die  selbst  registrirende  auto- 
matische Beobachtung  nicht  nur  die  genaue  Lage  des  Gestirnes 
zur  Zeit  des  wahren  Mittags  angibt,  sondern  auch  die  seiner 
Flecken,  deren  genaue  Untersuchung  in  der  letzten  Zeit  bekanntlich 
von  so  grosser  Wichtigkeit  geworden  ist.  Es  ist  dies  ein  neuer 
Beleg  für  die  Ueberlegenheit  der  automatischen  Beobachtungsmethode 
über  die  alte,  auf  Anwendung  unserer  Sinneswerkzeuge  basirte. 
Es  lässt  sich  behaupten,  dass  der  Beobachter  im  Momente  der 
Beobachtung  nur  das  wahrnimmt,  was  er  erwartet  und  worauf  er 
gerade  Acht  hat.  Alles  Uebrige  entschlüpft  in  der  Regel  der  nicht 
darauf  gerichteten  Aufmerksamkeit.  Die  automatische  Beobachtung 
dagegen  verzeichnet  alles,  sowohl  das,  was  man  zunächst  sucht,  sl^b 
auch  das,  worauf  man  erst  später  kommt. 

Man  hat  mir  vorgeworfen  und  wird  es  auch  femer  thun,  dass 
durch  dieses  neue  System  eine  wesentliche  Complication  in  die  täg- 
liche Beobachtungspraxis  der  Sternwarten  eingeführt  wird.     Hierauf 
kann  ich   nur  antworten,    dass    man  von  jeher  jeden  Zuwachs  an 
Schärfe  und  Genauigkeit   der   astronomischen    Beobachtungen   mit 
demselben  Preise  hat  bezahlen  müssen.    Eine  Sternwarte  des  neun- 
zehnten Jahrhunderts   unterscheidet  sich  von    einer   der   frühesten 
Zeit  noch  weit  mehr  als  eine  Spinnmaschine  von  heutzutage  von 
dem  alten  Spinnrade.     Man   wird    dann  eben  weniger  aber  bessere 
Beobachtungen  anstellen.    Ein  neuerlicher  Fall  hat  den  Astronomen 
gezeigt,  wie  gefahrlich  es  ist,  sich  zu  sehr  auf  den  Schein  der  Ge- 
nauigkeit zu  steifen,  denn  es  ist  jetzt  sicher  nachgewiesen,  dass  der 
für   ganz    richtig   bestimmt   gehaltene  Abstand    der  Erde    von    der 
Sonne  um  mehr  als  ein  Dreissigstel  seines  Werthes  zu  gross  ange- 
nommen   war,   und    so  wird  man  nie  sicher   davor   sein,    ähnliche 
Missgriffe   zu  begehen,   so  lange   man   nicht  aus  dem  Gebiete  der 
Beobachtungen   alle   die  Fehler  zu  verbannen   bemüht   ist,   welche 
sich  so  völlig  der  Controle  entziehen,  wie   die  aus  physiologischer 
Quelle  fliessenden,  von  denen  ich  eben  die  Academie  zu  unterhalten 
die  Ehre  hatte. 


342 


lieber  die  Wiehtigbeit,  langfaserige  BaiMwolle  bei  i» 

Coilodianbereitiing  anzuwenden« 

Professor  Hardwich  hat  seiner  Zeit  sehr  genaue  (und  die  ersten 
exacten)  Vorschriften,  und  einen  systematischen  Gang  für  die 
sichere  Darstellung  photographischen  Collodions  mitgetheilt.  *)  Er 
nahm  Baumwolle  von  Sea  Island  und  andere  langfaserige  tod  l^'ew* 
Orleans  verschiffte  Sorten.  Seit  Ausbruch  des  Bürgerkriegs  waren 
solche  wirklich  gute  Baumwollsorten  nicht  mehr  leicht  zu  beschaffen 
und  äusserst  thcuer,  so  dass  Professor  Dawson  (wie  er  im  British 
Journal  berichtet)  eine  geringere  Qualität  in  Anwendung  brachte  in 
der  Ansicht,  die  Einwirkung  der  Säuren  werde  bei  in  gleicher  Weis« 
gereinigter  Baumwolle  auch  denselben  Erfolg  haben.  Diese  Ansicht 
war  irrig.  Die  Säuren  waren  genau  in  denselben  Verhältnissen  ge- 
mischt, **)  der  Wassergehalt  war  derselbe  wie  früher,  dennoch  loste 
sich  die  neue  Baumwolle  sofort  darin  auf;  Sea  Island  -  Baumwolle 
gab  darin  ganz  vorzügliches  Pyroxylin.  Erst  nachdem  der  Wasser- 
gehalt der  Mischung  auf  ein  Zehntel  reducirt  wurde,  gab  sie  mit 
der  kurzfaserigen  Baumwolle  ein  ziemlich  gutes  Resultat,  doch  nie- 
mals gelang  es,  damit  vollkommen  lösliches  Pyroxylin  oder  gnt 
haftendes   CoUodion  zu  erzeugen. 

Es  sollten  also  in  allen  Vorschriften  für  Pyroxylin  nicht  nur 
Verhältniss,  Grad  und  Temperatur  der  Säuremischung  und  Gewicht 
der  Baumwolle  angegeben  werden ,  auch  die  Länge  der  Faser  ist  in 
Betracht  zu  ziehen. 

Von  allen  durch  Herrn  Dawson  untersuchten  Baamwollsorten 
erwies  sich  die  Sea  Island-Baumwolle  als  die  beste ;  danach  kommt 
die  langfaserige  egyptische.  Man  beachte,  dass  neuerdings  lang- 
und  kurzfaserige  Sorten  gemischt  vorkommen. 


Bestinnnng  der  chenisehen  Wirkung  der  SannenstraUei. 

Z.  Roussin  wendet  zu  dieser  Bestimmung  eine  aus  2  Tbeilen 
Nitroprussidnatrium,  2  Theilen  trockenen  Eisenchlorids  und  10  Theilen 
Wasser  bereitete  Lösung  an.  Die  filtrirte  Flüssigkeit  wird  in  einer 
mit  schwarzem  Papier  umklebten  Flasche  aufbewahrt.  Sie  hält  sich 
im  Dunkeln  unzersetzt,    trübt  sich    auch    nicht  .beim  Erhitzen  ao/ 


*)  Man  vergleiche:  Hardwich's  Manual  der  photographischen  Chemie.  ß*rlui 
bei  Grieben. 

**)  3  Theile  Schwefeläure  (1.891),  1  Theü  Salpetersäure  (1.992),  «/,  neu 
Wasser,  Temperatur  66  ^  Cels. 


343 


100^  C,  scheidet  aber  unter  der  Einwirkung  des  Sonnenlichtes 
bald  Berlinerblau  aus,  und  zwar  eine  der  bestrahlten  Fläche  und 
der  Intensität  des  Sonnenlichtes  proportionale  Menge.  Durch  Be- 
stimmung derselben  unter  gleichen  Verbältnissen  erhält  man  daher 
ein  Maass  für  die  Intensität  des  Sonnenlichtes. 

Der  Verfasser  führt  drei  Methoden  an,  um  den  Zweck  zu 
erreichen;  der  letzteren  —  als  der  am  raschesten  zum  Ziele  füh- 
renden —  gibt  er  den  Vorzug. 

Bei  der  ersten  wird  ein  Gefass  von  bekanntem  Volum  mit  obi- 
ger Lösung  gefüllt,  dann  eine  bestimmte  Zeit  hindurch  dem  Lichte 
ausgesetzt.  Man  filtrirt  nun  bei  Abschluss  des  Tageslichtes  durch 
ein  bei  100  ^  getrocknetes  gewogenes  Filter ,  wäscht  den  Nieder- 
schlag aus,  trocknet  und  wägt 

Nach  der  zweiten  Methode  fertigt  man  eine  grössere  Zahl 
Stücke  von  in  der  Textur  gleichartigem  Filtrirpapier  an.  Jedes  ist 
15  Quadratcentimeter  gross,  wird  bei  100®  getrocknet  und  gewo- 
gen. Das  Gewicht  eines  jeden  Blättchens  schreibt  man  mit  Blei- 
stift auf  dasselbe.  Alm  tränkt  nun  die  Blättchen  mit  der  oben 
beschriebenen  Lösung,  lässt  im  Dunkeln  abtropfen  und  trocknen 
und  bewahrt  die  so  vorbereiteten  Blättchen  bei  Lichtabschluss  auf; 
sie  haben  eine  gleichmässige  gelbe  Farbe.  Soll  die  Lichtintensität 
an  einem  bestimmten  Tage  oder  Tagestheil  bestimmt  werden,  so 
befestigt  man  ein  Blättchen  mit  Stecknadeln  auf  einem  schwarzen 
Brettchen  und  setzt  dem  Lichte  aus.  Nach  beendigter  Exposition 
wäscht  man  mit  Wasser  aus,  trocknet  bei  100  ®  und  bringt  die  Ge- 
wichtszunahme als  Berlinerblau  in  Rechnung. 

Die  dritte  Methode,  welche,  wie  erwähnt,  der  Verf.  für  die  am 
raschesten  ausführbare  und  genaueste  hält,  besteht  darin,  dass  man 
das  spec.  Gewicht  der  oben  besprochenen  Lösung  bei  +  15  ®  C. 
mittelst  eines  sehr  empfindlichen  Aräometers  bestimmt.  Von  die- 
ser Lösung  setzt  man  eine  geeignete  Menge  In  einer  mit  einem 
Kork-  oder  Glasstopfen  fest  verschlossenen  Proberöhre  der  Licht- 
einwirknng  aus,  bringt  dann  in's  Dunkele  und  bestimmt,  nachdem 
man  die  Flüssigkeit  wieder  auf  15®  C.  gebracht  und  nachdem  der 
Niederschlag  von  Berlinerblau  sich  abgesetzt  hat,  das  spec.  Gewicht 
von  Neuem.  Die  Abnahme  des  spec.  Gewichts  ist  proportional  der 
Menge  des  ausgeschiedenen  Berlinerblau's  und  bietet  somit  ein 
Mittel   letztere  zu  bestimmen. 

Der  Verfasser  hat  noch  keine  Zahlenresultate  mitgetheilt,  beab- 
sichtigt aber  seine  Versuche  fortzusetzen. 


344 


Heber  das  AbscUeifei  der  Bilder  ▼•»  Clai^ttMi 


Gar  zu  oft  wünscht  sich  der  in  einer  kleineren  Stadt 
tende  Photograph,  wenn  er  die  Ränder  seiner  Aufhahme^Iser  ib- 
geschliffen  hahen  will,  oder  bei  gelegentlichem  Zerbrechen  da« 
Medaillonglases  einen  Glasschleifer,  der  jedoch  nur  in  den  groBgoci 
Städten  anzutreffen  sein  dürfte.  In  solchen  Fällen  muss  num  nA 
selbst  helfen,  aber  wie?  —  Ein  Sandstein  ist  wohl  zur  Hand,  der 
mit  Wasser  genässt,  ein  vortreffliches  Schleifmittel  abgibt,  wem 
kein  anderes  zu  Gebote  steht 

Der  Sandstein ,  mag  er  noch  so  fein  sein ,  reisst  jedoch  dis 
Glas  in  Splittern  fort,  und  der  darauf  geschliffene  Glasrand  Mt 
aus,  als  wenn  die  Mäuse  ihr  Meisterstück  daran  gemacht  hita. 
Das  Ausspringen  vermeidet  man  durch  Anwendung  einer  aheo 
flachen  Feile,  einer  Eisenplaite  oder  Bleiplatte,  welche  mit  Waaser 
befeuchtet  und  mit  Schmirgel  bestreut,  die  besten  Schleüsteine  fb 
Glas  abgeben.  Die  Feile  passt  für  rauhere,  die  EisenpUtte  für 
feinere  und  die  Bleiplatte  flir  die  feinste  Bearbeitung  der  Glasriuider. 
Ist  das  Glas  sehr  krumm  und  rauh  geschnitten,  so  müsste  meist 
die  Feile  oder  Eisenplatte  und  zuletzt  die  Bleiplatte  angewendet 
werden. 


DisdM's  Tonbad. 

An  die  Redaction  des  photographischen  Archirs. 


Für  Kartenportraits  die  schönsten  Töne  zeigen  ohne  Frage  die 
Disd^rischen  im  Handel  zu  habenden  Photographien.  Die  Farbe 
ist  in  den  tiefen  Schatten  chocolatbraun,  in  deu  Halbtönen  ein 
warmes  Gran.  Vielleicht  kann  einer  der  Leser  Ihres  verbreiteten 
Journals  über  die  Erzeugung  dieses  Tons  Auskunft  geben. 

St  Petersburg,  1.  Sept  1865.  C.  E 


ßM  ttorrtfponbntttn. 

J.  7.  8.  in  Xünohen.  —  Gut  präp&rirtes  ChlorsilbercoUodlon  bleibt  inlkkii. 
das  Ghlorsilber  bleibt  vollständig  im  GoUodion  snspendlrt.  WahracheinUch  hiba 
Sie  die  Ghloridlösung  zu  rasch  zum  Sübercollodion  gegossen,  oder  Ha  GoUodiii 
enthält  nicht  genug  GollodlonwoUe.  Das  Tonen  der  Bilder  geschieht  mit  da 
gewöhnlichen  alkalischen  Goldbad,  das  mit  gleichviel  Wasser  zu  verdunoen  ist 
6inen  noch  wärmeren  Ton  gibt  das  Bad  mit  unterschwefligsaurem  Goldoxjda! 
(S.  331  dieser  Nummer)  auf  die  nicht  gewaschene  Gopie  gegossen.  Nach  da 
Fixiren  und  Abwaschen  auf  weissen  Glanzcarton  (sogen.  Polka -Carton)  äe^ 
tragen,  übertreffen  diese  Bilder  Albumincopien  bedeutend  in  Feinheit  und  Sebirie. 

Dr.  K.  —  Wird  bald  berücksichtigt  werden. 


6«dniekt  b«i  Sam.  Lae»i  1b  EAffMi 


Photographisches  Archiv. 


Band  Tl.  —  Kr«  Ol»  —  i«  October  UÜB» 


Eingri^ranite  Phcto^aphien. 

üeber  die  Erzeugung  von  Olasbildem  in  Emailfarben. 

Verfahren  von  F.  Joubert  in  London. 

Eine    gute   reine  Glasplatte   wird    horizontal  gehalten  und  mit 
folgender  Flüssigkeit  bedeckt  : 

Gesäitigte  Auflösung  von  doppelt- 
chromsaurem  AmmoD  ....  5  Theile, 

Honig 3        „ 

Albumin 3         „ 

Destillirtes  Wasser 20—30         „ 

Gut  gemischt. 
Vor  dem  Gebrauch  filtrirt  man.  Die  Bereitung  der  Lösung, 
sowie  das  Auftragen  derselben  geschieht  im  Dunkeln ,  um  die  Em- 
pfindlichkeit nicht  zu  beeinträchtigen.  Die  Platte  wird  an  einem 
Ofen  getrocknet  und  unter  der  Matrize  im  gewöhnlichen  Copir- 
rahmen  belichtet.  Die  Matrize  muss  ein  Positiv  auf  Glas 
sein,  oder  ein  durch  Wachs  transparent  gemachtes  Papierbild.  Die 
Belichtung  dauert  einige  Secunden;  man  sieht  nach  derselben  auf 
der  Schicht  ein  ganz  schwaches  Bild.  Um  es  zu  entwickeln,  wird 
ganz  fein  zertheilte  Emailfarbe  mit  einem  weidien  Pinsel  leicht 
aufgestrichen  bis  das  ganze  Bild  roUkommen  positiv  sichtbar  ist. 
Es  wird  dadurch  iixirt,  dass  man  Alkohol  darauf  giesst  und  wieder 
abtropfen  lässt. 

Wenn  der   Alkohol   sich  gänzlich  verflüchtigt  hat,  taucht  man 
das  Bild  ruhig  in   eine   grosse  Schüssel   mit  reinem  Wasser,    und 

19 


346 


lässt  es  darin  bis  alles  chromsaure  Salz  aufgelöst  ist.  Dann  trock- 
net man  das  Bild  am  Feuer  und  kann  es  darauf  gleich  elnbrenneo. 
Alle  Emailfarben  lassen  sich  anwenden;  durch  mehnniügt 
Wiederholung  des  Verfahrens  kann  man  also  mehrere  Farben  in 
einem  Bild  erhalten.  Auch  Jässt  sich  später  um  das  Bild  ein  Te^ 
zierter  Rand  einbrennen,  ohne  dass  dies  dem  Bild  schadet 


lieber  eingebrannte  Eniail-Photogrtpliien. 

Von  Herrn  J.  Leih  in  Wien  erhielten  wir  heute  ein  Etui  mit 
drei  der  schönsten  Emailphotographien ,  die  wir  je  gesehen.  Diese 
Bilder  sind  äusserst  brillant,  scharf  und  von  gutem  Tone,  und  nnr 
der  Kenner  findet  heraus,  dass  sie  nicht  Silber-,  sondern  Bicbromat- 
bilder  sind:  eine  weichere  Matrize  giebt  vielleicht  noch  vollkomme- 
nere Resultate. 

Bei  Darstellung  dieser  Bilder  schlägt  Herr  Leih  denselben  W^ 
ein  wie  die  Herren  Salmon  &  Garnier  in,  Paris  und  Joubert  in 
London;  er  überzieht  nämlich  eine  Glasplatte  mit  einer  Mischong 
von  Gummi,  Bichromat  und  Honig.  Die  trockene  Schicht  belichtet 
er  kurze  Zeit  unter  einem  Positiv;  er  entwickelt  durch  Aufstreoeo 
von  Emailfarbe ,  die  nur  an  den  vor  Einwirkung  des  Lichtes  ge- 
schützten Stellen  haftet.  Das  Bild  wird  nun  auf  den  betreffenden 
Gegenstand  übertragen  und  darauf  im  Muffelofen  eingebrannt 

Dem  Verfahren  mit  Eisenchlorid  und  Weinsteinsaure  zieht 
Herr  Leth  das  seinige  vor,  weil  es  viel  empfindlicher  ist,  und  man 
selbst  nach  ziemlich  kräftigen  Negativen  gute  Abdrücke  erhält 

Es  wird  also  zunächst  nach  einem  scharfen,  wenn  mogM 
weichen  Negativ  ein  Transparentbild  angefertigt,  entweder  in  der 
Camera  auf  feuchtem  Wege,  oder  auf  trockener  Platte  im  Copi^ 
rahmen.  Soll  das  Negativ  vergrössert  oder  verkleinert  werden,  w 
ist  natürlich  der  erstere  Weg  einzuschlagen.  Man  hängt  also  von 
der  Grösse  des  Negativs  nicht  ab.  Das  Transpareutblld  muss  nnf 
Spiegelglas  gemacht  werden,  ebenso  der  Abdruck. 

Für  die  Mischung  von  Gummi  und  Bichromat  gibt  Herr  Leth 
folgende  Vorschrift:  4  Gramm  feinstes  Gummi  arabicum  in  120 Gr. 
Wasser  gelöst  ;•  hierzu  24  Gr.  gesättigter  Auflösung  von  doppeh- 
chromsaurem  Kali  und  eine  Lösung  von  3  Gr.  Honig  in  3  Gramo 
Wasser.  Das  Ganze  wird  gut  geschüttelt  und  vor  dem  Gebrauch 
klar  filtrirt.  Eine  gut  gereinigte  Spiegelscheibe  wird  über  [der 
Weingeistflamme  erwärmt  und  mit  obiger  gelben  Flüssigkeit  gleich- 
massig  übergosen.  Die  überschüssige  Lösung  lässt  man  über  eise 
Ecke  wie  Collodion    abfliessen,   aber  nicht   in    die  Vorrathsflascfae, 


347 


sondern  in  ein  Filter,  denn  sonst  sind  Blasen  sehr  schwer  zn  rer- 
meiden.  Die  Flüssigkeit  kann  auf  dem  Glase  mittelst  eines  Pinsels 
yertheilt  werden.  Man  trocknet  die  Schicht  gleich  über  der  Wein- 
geistfiamme,  darf  aber  nicht  zu  sehr  erhitzen,  indem  man  dadurch 
die  Chromsäure  rednclrt.  ' 

Die  Belichtung  unter  dem  Transparentbild  geschieht  im  Copir- 
rahmen  und  dauert  eine  bis  zwei  Minuten  in  der  Sonne,  im  zer- 
streuten Licht  entsprechend  länger.  Zu  langes  Belichten  ist  bei 
diesem  wie  bei  fast  allen  photographischen  Processen  weniger 
schädlich  als  zu  kurzes. 

Das  Entwickeln  geschieht  im  Dunkelzimmer  durch  Aufstreuen 
präparirter  (pulverförmiger)  Emailfarbe.  Die  überschüssige  Farbe 
entfernt  man  durch  einen  weichen  Staubpinsel.  Wie  beim  Negativ- 
verfahren  wird  der  Photograph  erst  während  des  Entwickeins  ge- 
wahr, ob  er  zu  kurz  oder  zu  lange  belichtet  hat;  aber  hier  ist  die 
Wirkung  eine  grade  umgekehrte,  indem  durch  längeres  Belichten 
das  Bild  schwächer  wird.  Findet  man  also,  dass  das  Bild  nicht 
genug  Farbe  annimmt,  so  ist  dies  ein  Zeichen,  nicht  dass  die  Be- 
lichtung zu  kurz,  sondern  dass  sie  zu  lange  gedauert  hat;  und 
nimmt  das  Bild  gleich  soviel  Farbe  an,  dass  es  zugleich  verschleiert 
wird,  so  muss  man  das  nächstemal  länger  belichten. 

Nachdem  man  die  überflüssige  Farbe  durch  Abstäuben  entfernt, 
überglesst  man  das  Bild  mit  reinem  Rohcollodion.  Es  hat  nun 
noch  eine  gelbliche  Färbung,  die  ihm  ein  Bad  von  1  Theil  Sal- 
petersäure und  16  Theilen  Alkohol  benimmt  Sobald  diese  Farbe 
verschwunden,  spült  man  das  Bild  gut  ab,  um  jede  Spur  von  Säure 
zu  entfernen.  Das  Bild  wird  nun  mit  der  Collodionschlcht  vom 
Glase  abgehoben  und,  am  besten  unter  Wasser,  zur  Vermeidung 
von  Luftblasen,  auf  den  Gegenstand  übertragen.  Nach  dem  Trock- 
nen entfernt  man  das  Collodion  durch  Uebergicssen  mit  Alkohol- 
äther, und  kann  das  Bild  gleich  im  Muffelofen  einschmelzen. 

In  Martin's  Handbuch  bespricht  Herr  Leth  noch  eine  Methode, 
in  Emailfarbe  dargestellte  Photographien  bequem  aufheben  und  die 
Uebertragung  auf  Email  oder  Porzellan  für  gelegene  Zeit  verschie- 
ben zu  können.  7,Dle  Bilder  werden  auf  ein  zu  diesem  Zweck  vor- 
gerichtetes Papier  und  von  diesem  s.  Z.  auf  Email  oder  Porzellan 
übertragen. 

Obwohl  es  mehr  oder  weniger  gleichgültig  ist,  auf  welche 
Weise,  besser  mit  welcher  klebrigen,  in  Wasser  löslichen  Substanz, 
das  Papier  zu  diesem  Behuf  bereitet  wird,  ob  mit  Casein,  Leim, 
einem  Gemenge  von  Leim,  Gummi  und  Stärkekleister,  Flohkraut- 
samenabsud, Leinsamendecoct  oder  Quittenkernschleim,  so  gebe  ich 


348 


doch  der  letztgenannten  Substanz,  wegen   ihrer  leichteren  LasIidK 
keit  in  kaltem  Wasser,  den  Vorzug. 

Ich  gehe  auf  verschiedene  Weise  vor;  entweder  tauche  Ich 
ein  Papier  in  eiue  Lösung  von  l  Unze  Quittenkeme  in  6 — 8  UnzeD 
Wasser,  wozu  ich  noch  30—60  Tropfen  Glycerin  gebe;  dieses  so 
bereitete  Papier  wird  nach  dem  Trocknen  durch  die  SatinirpresdC 
gezogen  und  auf  dasselbe  so  rasch  als  möglich  (um  das  Aufweichen 
der  Schichte  zu  vermeiden)  das  auf  der  Collodhaut  befindliebe 
Emailfarbenbild  übertragen. 

Oder  was  noch  einfacher:  ich  gebe  nach  dem  Verschwinden 
der  gelben  Farbe  aus  dem  Bild  und  Abwaschen  der  überschüssigen 
Säure,  die  Platte  in  eine  Quittenkernschleimlösung  (1  —  12,  der 
ebenfalls  einige  Tropfen  Glycerin  zugesetzt  werden  kann),  tauche 
das  Papier,  auf  welches  die  Photographie  interimistisch  übertragen 
werden  soll,  hinein,  und  hebe  das  vom  Glase  getrennte  Email- 
farbenbild mit  dem  Papier  zugleich  aus  der  Flüssigkeit,  wie  ich 
dies  bei  Anfertigung  von  Kohlenbildern  mache. 

Der  Quittenschleim  muss  vor  dem  Gebrauch  durch  Leinwand 
gepresst  werden,  um  unlösliche  und  harte  Stoffe,  welche  das  Bild 
zerstören  oder  beschädigen  könnten,  davon  zu  sondern. 

Nach  dem  Trocknen  kann  man  solche  auf  Papier  übertragene 
Bilder  beliebige  Zeit  in  einer  Mappe  aufbewahren,  und  ist  in  der 
Lage,  die  Uebertrag^ng  auf  die  Gegenstände,  auf  denen  sie  durch*! 
Feuer  fixirt  werden  sollen,  nach  Bedarf  vorzunehmen,  zu  welchem 
Zwecke  man  nur  das  zu  übertragende  Bild  im  Wasser  einige  Zeh 
weichen  lässt;  die  Collodschichte  sammt  Bild,  lässt  sich  mit  einiger 
Vorsicht  meistens  sehr  leicht  vom  Papier  enlfemen  und  nun 
bequem  (als  wäre  es  eben  erzeugt)  auf  jeden  ebenen  oder  ge- 
krümmten Gegenstand  übertragen,  worauf  das  Einbrennen  -wie  ge- 
wöhnlich vorgenommen  wird. 


Bemerkungen  über  das  Einbrennen  und  die  Abhängigkeit  des 

Tons  vom  richtigen  Hitzgrade. 

Beim  Brand  ist  es  nöthig,  vorausgesetzt,  dass  die  Kraft  der 
Photographie  die  richtige  ist,  die  Hitze  nicht  zu  hoch  zu  treiben, 
da  ein  zu  grosser  Hitzgrad  die  Uebcrwachung  des  Brandes  nicht 
nur  ungemein  erschwert,  ja  oft  unmöglich  macht. 

Ich  habe  die  Beobachtung  gemacht,  dass  beim  Brande  bis  n 
einem  gewissen  Grade  die  gelben  (warmen)  Töne  vorherrscheDd 
sind ;  ist  aber  dieser  Hitzgrad  überschritten,  so  gewinnen  die  bianea 
(kalten)  Töne  die  Oberhand,  in  dem  glücklichen  und  richtigen 
Treffen  der  Periode,  in  welcher  das  Auftreten  und  Fortschreiten  des 


349 


blauen  Tones,  mit  der  angewandten  Farbe  die  schönste  und  ge- 
wünschte Nuance  gibt,  liegt  meines  Erachtens  die  grösste  Schwie- 
rigkeit ;  sie  fordert  geübten  richägen  Bii.ck,  der  nur  auf  Kosten 
vieler  Versuche  zu  erringen  und  bei  starkem  Feuer  beinahe  yoU- 
kommen  unerreichbar  ist. 

In  der  richtigen  Anwendung  dieses  Princips  ist  grossen  Theils 
die  Schönheit  der  Farbe  zu  suchen. 

Ich  wage  die  Behauptung  aufzustellen,  dass  das  Brennen  einer 
Kunstmalerei  eher  einer  ungeübteren  Hand  gelingen  wird,  als  das 
Brennen  einer  Photographie,  eine  Wahrheit,  welche  mir  mancher 
bestätigen  wird,  wenn  er  sich  einmal  zu  Versuchen  entschlossen, 
und  darauf  vielleicht  bedeutende  Summen  enttäuscht  geopfert 
haben  wird. 

Das  Gelingen  in  den  meisten  Zweigen  der  Photographic  ist 
überhaupt  weniger  in  den  angewendeten  Verfahren  als  in  den,  das 
Verfahren  anwendenden  Individuen  zu  suchen;  wie  wäre  es  sonst 
möglich,  dass  von  zweien  nach  gleicher  Methode  Arbeitenden  der 
Eine  die  gelungensten  Resultate  erzielt,  während  der  Andere  be- 
hauptet nicht  im  Stande  zu  sein,  ein  halbweg  annehmbares  Resultat 
zu  erreichen. 

Um  auf  Porzellan  Bilder  noch  besser  einzubrennen,  überziehe 
ich  in  neuester  Zeit  die  Porzellanfläche  mit  dem  Flussmittel,  brenne 
dasselbe  leicht  ein  und  mache  dann  erst  das  photographische  Email- 
bOd  auf  der  so  vorbereiteten  Fläche.  Natürlich  kommt  dann  zur 
Farbe  weniger  Fluss." 

Emailfarben. 

Herr  Leth  bereitet  die  Emailfarbe  durch  inniges  Mischen  von 
1  Theil  schwefeis.  Kobaltoxyd,  1  Theil  Manganvitriol,  %  Theil 
Zinicvitriol,  1  Theil  Eisenvitriol  und  6  Theilen  Salpeter,  und  Roth- 
glühen der  Mischung  im  Schmelztiegel  bis  zur  vollständigen  Zer- 
setzung des  Salpeters. 

Der  gut  gewaschene  und  getrocknete  Rückstand  ist  die  Farbe, 
bestehend  aus  einer  Verbindung  von : 

Kobalt-,  Mangan-,  Zink-  und  Eisenoxyd. 

Das  Flussmittel  bereitet  er  aus 

6  Theilen  Mennige,  2  Theilen  Sand  und  1  Theil  Borax;  die 
Bestandtheile  werden  geschmolzen  und  hierauf  das  dadurch  erhal- 
tene Bleiglas  fein  gerieben. 

Um  diese  Farbe  anzuwenden,  werden 

1  Theil  Farbmasse  mit  2—3  Theilen  Flussmittel  fein  gerieben 
und  innig  gemengt. 

Es  kann  übrigens  das  Verhältniss  des  angewendeten  Kobalts, 
Mangans,  Zinks  und  Eisens  verändert  werden,  wodurch  selbstver- 
ständlich auch  der  Farbton  nach  Belieben  modificirt  würde.  Dass 
man    die  Emailbilder   mit    bunten  Emailfarben    malen    und    dann 


350 


brennen  kann,  versteht  sich  von  selbst     Derlei  Bilder  machen  eiiicn 
reizenden  Effect. 

Es  folgen  hier  einige  Angaben  von  Meindel  über  Emailü&rben 
und  die  Flüsse,  mit  denen  sie  vor  Gebrauch  zu  versetzen  sini 
Drei  Flüsse  sind  hinreichend: 

1)  3  Loth  weisser,  geglühter,  gut  ausgewaschener  Qaansaod 
oder  pulverisirter  Quarzstein,  2  Loth  gelbes  Bleioxjd  und  1  Loth 
basisch-  salpetersaures  Wismuthoxy d. 

2)  2  Loth  weisser  Quarz,  wie  ad  1  angegeben,  2  Loth  Bld- 
ozyd,  %  ^oih  Boraxglas  und  ^2  ^^^  Salpeter. 

3)  4  Loth  weisser  Quarz,  2%  Loth  Boraxglas  (gescbmolzeDer 
Borax),  ^/^  Loth  Salpeter  und  V2  I^oth  weisse  Kreide. 

Die  zu  den  vorstehend  angeführten  Flüssen  angegebenen  In- 
gredienzien müssen  von  der  grössten  Reinheit  sein;  man  pulvert 
sie  auf  das  feinste,  schlägt  sie  zur  Vorsicht  durch  ein  feines  Haar- 
sieb und  mischt  innig  zusammen.  Nachdem  dieses  geschehen,  we^ 
den  sie  in  einem  mit  einem  passenden  Deckel  wohl  verschlossenen 
hessischen  Schmelztiegel  geschmolzen. 

Blaue  Emailfarben.  Eine  schöne  indigoblaue  Farbe erbilt 
man  durch  das  Schmelzen  des  Kobaltoxyds  mit  dem  Flusse  3;  die 
Schmelzung  geschieht  bei  starkem  Feuer  und  sind  hierzu  wenig- 
stens 1^2  ^is  ^  Stunden  erforderlich.  Das  Mischungsverhaitniss 
ist  folgendes:  3  Loth  Kobaltoxyd  und  2  Loth  Fluss  Nr.  2. 

Um  lichtere  Schattirungen  von  dieser  Farbe  zu  erzielen,  hit 
man  nur  nöthig,  das  Verhältnjss  des  Flusses  zu  verändern,  indem 
man  nach  Verschiedenheit  der  Farben,  welche  man  zu  erzielei 
wünscht,  die  Menge  des  Flusses  vergrössert  und  etwa  von  2  bis  8 
Loth  mit  dem  Zusätze  steigt.  Allein  auch  hier  ist  die  angegebene 
starke  Hitze  und  die  Zeit  derselben  genau  zu  berücksichtigen. 

Grüne  Emailfarben.  Die  grünen  Farben  lassen  sich dnrdi 
Eupferoxyd  und  Cbromoxydul  darstellen  und  man  erhält  die  rer- 
schiedenen  Schattirungen  theilweise  durch  Hinzusetzung  von  Gelb 
und  Blau.  Bisweilen  bedient  man  sich  auch  ganz  allein  der  blaoen 
und  gelben  Farbe  zur  Bereitung  der  grünen.  Das  Kupferoxyd  hat 
die  Eigenschaft,  die  grüne  Farbe  erst  zu  entwickeln,  wenn  es  mit 
dem  passenden  Flusse  in  starker  Glühhitze  geschmolzen  wird; 
ausserdem  erscheint  es  ganz  schwarz. 

Die  Mischung  geschieht  auf  folgende  Weise: 

Man  bereitet  vorerst  antimonsaures  Kali,  indem  man  1  Loth 
pulverisirten  Spiessglanz  mit  IV2  Loth  gepulvertem  Salpeter  rer- 
mischt,  diese  Mischung  in  einem  bis  zum  Rothglühen  erhitzten  Tie- 
gel verpuffen  lässt,  die  Masse  noch  eine  Viertelstunde  hindorch 
glüht,  pulverisirt  und  sie  dann  nach  dem  Erkalten  gehörig  10  Wasser 
auswäscht.     (Nicht  für  Laien.) 

Von  diesem  erhaltenen  Pulver  wird  nur  1  Loth  mit  4  Loth 
Kupferoxyd  und  6  Loth  vom  Flusse  Nr.  2  zusammengeschmolzen, 
nadi  dem  Erkalten  pulverisirt  und  zum  Gebrauche  geschickt 
gemacht. 

Eine  andere  schöne  smaragdgrüne  Farbe  erhält  man  durch  Ter- 
mischung    und    Schmelzung  von  2Y2  Loth  von    dem    oben   ange 


351 


gebenen  Pulver  mit  1  Quentchen  Kupferoxyd   und  7^2  ^om  Flusse 
Nr.  1. 

Schwarze  Emailfarbe.  Die  dunkleren  Emailfarben  wer- 
den, wie  schon  oben  angedeutet  worden,  hauptsächlich  für  die  Um- 
risse und  Schattiruugen  angewendet;  sie  können  daher  nicht  in  der 
Emailmalerei  entbehrt  werden,  weshalb  wir  hier  deren  Bereitung 
näher  angeben  wollen: 

Eine  schöne  schwarze  Farbe  erhält  man,  indem  1  Loth  Braun- 
stein, 1  Loth  Kobaltoxyd,  1  Loth  Kupferoxyd  mit  5  Loth  vom 
Flusse  Nr.  2  zusammengeschmolzen  werden. 

Oder  man  schmilzt  1  Loth  Kobaltoxyd,  1  Loth  Kupferoxyd, 
1  Loth  Braunstein,  3  Loth  Fluss  Nr.  1  und  1  Quentchen  geschmol- 
zenen Borax  zusammen,  pulverisirt  die  erkaltete  Masse  und  setzt 
derselben  noch  1  Quentchen  Kobaltoxyd  und  ^2  ^^^^  Kupferoxyd 
durch  Reiben  hinzu. 

Oder  5  Loth  Umbra,  der  bis  zum  Erscheinen  der  schwarzen 
Farbe  geglüht  wurde,  5  I^oth  Kobaltoxydul,  ö^^  Loth  Flintglas, 
3^/4  Loth  Borax  und  3  Loth  Mennige  werden  zusammengeschmol- 
zen. Nach  dem  Schmelzen  pulrerisiit  man  diese  Masse,  nimmt  von 
derselben  2  Loth  und  reibt  sie  mit  1  Loth  Fluss  Nr.  2  zusammen. 

Braune  Emailfarben.  Die  verschiedenen  Abstufungen  der 
braunen  Farbe  erhält  man  durch  Anwendung  des  bis  zur  braunen 
Farbe  calcinirten  Eisenoxyds,  so  wie  auch  durch  Vermischung  des  . 
Eisenoxyds  mit  Braunstein,  Kobaltoxyd  und  Kupferoxyd  und  rer- 
setzt  sie  dann  mit  dem  passenden  Flusse  Nr.  2  und  3  zu  zwei  und 
drei  Theiien  oder  auch  in  noch  mehreren  Theilen,  je  nachdem  man 
die  Schattirung  zu  haben  wünscht. 

Eine  schöne  nelkenbraune  Farbe  erhält  man,  wenn  man  1  Loth 
basisch-schwefelsaures  Eisenoxyd,  1  Loth  Zinkoxyd  und  5  Loth 
Fluss  2  zusammenreibt  und  dem  Gemisch  dann  noch  1  Quentchen 
Kobaltoxyd  zugesetzt  wird. 

Die  dunkleren  Schattirungen  von  dieser  braunen  Farbe  stellt 
man  dadurch  her,  dass  man  dieser  Mischung,  je  nachdem  man  sie 
zu  haben  wünscht,  mehr  oder  weniger  Terra  de  Siena  hinzusetzt, 
auch  wohl  das  Kobaltoxyd  ganz  weglässt. 

Eine  haarbraune  Farbe  stellt  man  her,  wenn  2  Loth  basisch- 
schwefelsaures Eisenoxyd,  2  Loth  Zinkoxyd  und  10  Loth  Fluss 
Nr.  2  zusammengerieben,  in  einen  Tiegel  gcthan  und  so  lange  ge- 
glüht werden,  bis  die  verlangte  Schattirung  sich  zeigt.  Soll  diese 
Farbe  noch  dunkler  werden,  so  setzt  man  der  Mischung  nach  Be- 
lieben Braunstein  bei. 

Graue  Emailfarben.  Die  grauen  Emailfarben  werden 
durch  Mischung  von  Schwarz  und  Weiss  erzeugt  und  man  erhält 
die  Ycrschicdenen  Schattirungen   durch  Zusatz  von  Blau   und  Gelb. 

Ausserdem  erhält  man  auch  eine  schöne  graue  Farbe  durch 
Vermischung  von  1  Loth  rohem  Braunstein,  1  Loth  schwachge- 
gliihtem  Braunstein,  1  Loth  geschmolzenem  Borax  und  3  Loth 
Fluss  Nr.  1. 

Zu  dieser  Farbe  kann  man  auch  nach  Bedürfniss  noch  etwas 
Kobaltoxyd  hinzusetzen. 

Pliotograptaisclics  ArchU.  Kr.  91   1.  October  1865.  19 


352 


üeber  Mnifelii  und  Brennöfen 

sagt  Herr  Leth:  Eine  Muffel  ist  ein  in  der  Regel  aus  Thon  gefer- 
tigtes verschliessbares  Behältniss  von  beliebiger  Form,  in  welchem 
die  einzubrennenden  Gegenstände  vor  der  unmittelbaren  BerühniDg 
des  Feuerungsmaterials  und  der  Asche  geschützt,  dpm  DÖthigen 
Hitzgrad,  bei  welchem  die  Emailfarben  schmelzen  und  auf  <hese 
Weise  sich  mit  der  •  Unterlage  verbinden,  oder  daran  haften,  ausge- 
setzt werden. 

Die  zweckmässigsten  Muffelformeu  zu  photographi sehen  Zwecken 
sind  die  mit  flachem  Boden  und  halbkreisförmiger  Wölbung,  woU 
auch  die  röhrenförmigen. 

Ich  habe  eiserne,  zerlegbare  Einbrennöfen  ersonnen,  welche  for 
Versuche  im  Kleinen  sehr  practicabel  sind;  dieselben  können  mit 
Spiritus  und  Gas,  am  zweckmässigsten  mit  Holzkohlen  geheizt  wer- 
den und  sind  auf  jedem  Tische  verwendbar,  sehr  leicht  zu  ver- 
packen, einen  Raum  von  circa  ^2  Cubikschuh  einnehmend. 


Regeln  für  Draassen-Aafiialinen. 

Sorgfältig  durclizulesen ,   ehe  man  von  Hause  fortgeht. 

Von  Talentin  Blanchard. 

1.  Reinigt  nie  ein  Glas  draussen  (wenn  möglich),  and 
nehmt  deshalb   eine  hinreichende  Anzahl  gut  geputzter  Gläser  mit 

2.  Reinigt  stets  beide  Seiten  des  Glases,  denn  durch  Ter- 
sehen  kann  die  ungeputzte  genommen  werden  und  das  Bild  ist 
unbrauchbar. 

3.  Nehmt  einen  kleinen  Staubpinsel  in  der  Westentasche  mit 
(wenn  Ihr  keinen  besseren  Platz  dafür  findet)  und  verleiht  ihn  we- 
der für  Geld  noch  gute  Worte. 

4.  Tragt  Euren  Collodionvorrath  lieber  in  einigen  kieineo 
Flaschen  als  in  einer  grossen,  denn  es  ist  eine  äusserst  dumme 
Geschichte,  wenn  einem  eine  Meile  von  jeder  Wohnung  die  einzige 
Collodionflasche  zerbricht. 

5.  Ehe  Ihr  den  Apparat  einpackt,  untersucht  jeden  Gegen- 
stand genau,  und  wenn  etwas  fehlt,  so  notirt  es,  oder  besser  macht 
es  gleich  in  Ordnung;  besonders  achtet  auf  Schrauben,  Stifte  nod 
dergl.  kleine  Dinge ;  denn  die  grossen  sorgen  schon  für  sich  seihst 

Wenn  Staub  auch  die  malerische  Wirkung  gewisser  Gegen- 
stände,  einer  alten  Büste  z.  B.,  vermehrt,  so  ist  doch  seine  An- 
wesenheit in  photographischen  Apparaten  keineswegs  umnmgang- 
liebes  Bedürfniss;  die  Bilder  werden  ohne  ihn  durchaus  nicht 
schlechter. 

7.  Beginnt  nicht  früher  einzupacken  als  bis  alle  auf  der  Reise 
nöthigen  Gegenstände  zusammengestellt  sind;  und  geht  der  Siche^ 


353 


faeit  halber  alle  Operationen  des  Bildermachens  im  Geiste  durch; 
also:  Fangt  mit  den  Platten  an;  setzt  sie,  sorgföltig  gereinigt,  in 
ihren  Kasten;  dann  stellt  das  Collodion  zurecht;  darauf  Cnvette, 
Taucher  und  Silberbad ;  den  Entwickler ,  Verstärker  etc.  etc. ,  bis 
zum  Ende.  Dabei  vergesst  keine  Operation,  sonst  werdet  Ihr  Euch 
eines  Tages  verwundern,  Eure  Camera  minus  Objectiv,  CQvette 
minus  Silberbad,  Camera  ohne  Cassette  etc.  etc.  zu  finden. 

8.  Vor  dem  Aufbrechen  wiegt  einige  Unzen  Eisenvitriol  ab 
und  macht  sie  in  Packete,  denn  Ihr  spart  dadurch  das  Mitnehmen 
von  Wagschalen  und  Gewichten.  Wird  für  den  Entwickler  eine 
zwanzig  Unzenflasche  genommen,  so  reicht  eine  Unze  Eisen  für 
die  gewöhnliche  Arbeit  gerade  aus;  die  Wassermenge  lässt  sich 
nach  Bedürfniss  leicht  variiren.  Den  Eisessig  misst  man  im  Ent- 
wieklerausgiesser. 

9.  Werdet  nicht  kleinmüthig,  wenn  der  Morgen  wolkig  ist, 
denn  das  ist  oft  das  Zeichen  eines  schönen  Tages;  andererseits  ver- 
lasst  Euch  nicht  auf  einen  Himmel,  der  um  neun  Uhr  klar  ist; 
zehn  gegen  eins  ist  zu  wetten,  dass  er  um  zwei  Uhr  bedeckt  sein 
wird. 

10.  Ein  ruhiger  Tag  ist  natürlich  der  beste  für  Laubwerk, 
wenn  man  lange  belichten  muss;  aber  bedenkt,  dass  die  Natur  an 
solchen  Tagen  ihr  fadestes  Gesicht  aufsetzt ;  wer  also  ein  dauerndes 
Abbild  ihrer  schöneren  Anblicke  gewinnen  will,  der  opfere  lieber 
etwas  von  der  äussersten  Schärfe. 

1 1 .  Ehe  Ihr  das  Zelt  aufschlagt,  sucht  einen  Ort  auf,  der  vor 
Sonne  und  Wind  geschützt,  und  der  von  einer  staubigen  Land- 
strasse soweit  als  möglich  entfernt  ist. 

12.  Verlasst  Euch  niemals  auf  das  gelbe  Glas,  und  nehmt  es 
lieber  doppelt.  Je  mehr  es  sich  der  Rubinfarbe  nähert,  um  so 
sicherer  ist  es. 

13.  Vor  dem  Präpariren  der  ersten  Platte  ist  das  Zelt  genau 
zu  untersuchen;  die  geringste  Oeffnung,  wodurch  weisses  Licht  ein- 
dringen kann,  erzeugt  Schleier. 

14.  Wie  gern  auch  der  Staub  an  der  Platte  haftet,  glaubt 
nicht  daran,  und  bewirkt  die  Trennung  mit  der  Strenge  eines  Un- 
terofficiers. 

15.  War  die  Belichtung  zu  kurz,  so  bringt  so  viel  als  mög- 
lich beim  Entwickeln  heraus,  und  seid  nicht  ungeduldig;  denn 
bringt  Ihr  kein  Detail  zum  Vorschein,  so  wird  durch  die  Verstär- 
kung die  Sache  nur  schlimmer.  Bei  richtiger  Belichtung  entwickelt 
langsam;  bei  zu  langer  aber  spült  rasch  ab,  und  nehmt  viel  Silber 
zur  Verstärkung. 


354 


9 

16.  Arbeitet  mit  möglichst  grosser  Blende,  denn  ndt  kleioer 
Blende  werdet  Ihr  nie  eine  gute  Atmosphäre  im  Bilde  bekommen. 

17.  Fixirt  Eure  Bilder  nie  im  Zelt,  wascht  sie  gut  ab.  Du 
Taglicht  ist  nicht  nachtheilig,  eher  günstig  wirkend. 

18.  Fehlt  Wasser^  so  fixirt  Eure  Negativs  zu  Hause. 

19.  Bedenkt,  dass  ein  künstlerisches  Bild  wenig  mehr  kostet 
als  ein  werthloses;  deshalb  braucht  Eure  Augen,  bevor  Ihr  anfangt, 
denn  wenn  die  Camera  freilich  ein  sehr  gehorsames  Instrument  ist, 
so  müsst  Ihr  doch  zuvor  das  Bild  sehen  und  nicht  verlangen,  da« 
das  Objectiv  es  für  Euch  sehe. 

20.  Habt  Ihr  keinen  unerschöpflichen  Vorrath  von  Geduld,  w 
bleibt  zu  Hause.  (Phot  News.) 


lieber  die  Terbesserang  alter  Silberbäder. 

Manche  Photographen  pflegen  ihre  alten  Silberbäder  bis  auf 
die  Hälfte  des  Volums  einzudampfen,  und  glauben  dadurch  den 
Alkohol  nebst  allen  anderen  flüchtigen  organischen  Stoffen  aus  der 
Flüssigkeit  auszutreiben;  nach  dieser  Behandlung  wird  das  Badaaf 
das  frühere  Volum  verdünnt.  Wir  haben  öfters  dies  Verfabren 
versucht,  aber  stets  gefunden,  dass  es  nicht  viel  Nutzen  schaffe, 
indem  das  erneute  Rad  sich  niemals  wesentlich  verbessert  halte. 
Wir  haben  daher  stets  vorgezogen,  das  Bad  gänzlich  zur  Trockse 
einzudampfen.  Auch  Herr  Carey  Lea  hat  diese  Erfahrung  geroacbt 
Er  sagt  darüber  im  British  Journal: 

Das  Eindampfen  der  Bäder  auf  ein  Drittel  ihres  Volums  scheint 
sich  darauf  zu  begründen,  dass  das  Bad  allmälig  Alkohol,  Aetber 
und  andere  organische  Körper  aufnimmt,  wahrscheinlich  Jodatfayl, 
Bron)äthyl,  salpetersaures  und  salpetrigsaures  Aethyloxyd.  Alle 
sechs  genannten  Stofl'e  sind  flüchtiger  als  Wasser;  man  denkt  da- 
her, dass  nach  Verdunstung  von  zwei  Dritteln  des  Wassers  diese 
Stoffe  vermöge  ihres  niedrigeren  Siedepuncts  sich  gänzlich  verfloch- 
tigt haben  werden.  Dieser  Schluss  scheint  fast  unbestreitbar,  ist 
aber  dennoch  ganz  unrichtig,  wie  ich  jetzt  beweisen  werde. 

Berthelot  hat  kürzlich  die  ganz  unerwartete  Thatsacbe  nach- 
gewiesen, dass  wenn  in  einer  Mischung  zwei  Flüssigkeiten  tod 
verschiedener  Flüchtigkeit  vorhanden  sind,  und  die  weniger  flüchtige 
in  grösserer  Menge,  daraus  nicht  mit  Sicherheit  zu  folgern  sei,  dass 
bei  Anwendung  von  Wärme  die  weniger  flüchtige  zuerst  ausgetrie- 
ben werde.  Er  zeigt  z.  B.,  dass  beim  Erhitzen  einer  Mischung  tod 
hundert  Theilen  Wasser  und  acht  Theilen  Alkohol  der  Alkohol 
nicht  rascher  sich   verflüchtigt   als    das  Wasser,    dass  vielmehr  die 


355 


letzten  Theile  der  Mischung  immer  noch  acht  Procente  Alkohol 
enthalten.  Es  wird  daher  ein  Silherbad  mit  8  Procenten  Alkohol, 
auch  nachdem  es  auf  ein  Drittel  eingedampft  wurde,  noch  8  Pro- 
Cent  enthalten. 

Das  ist  aber  nicht  alles.  Alkohol  ist  in  dieser  Hinsicht  keine 
Ausnahme  von  der  allgemeinen  Regel,  und  in  einigen  Fällen  ist 
die  Sachlage  noch  anders.  Zuweilen  nämlich  verflüchtigt  sich  beim 
Zusammenerbitzen  zweier  Stoffe  von  ungleichem  Siedepunkt  der 
weniger  flüchtige  zuerst.  So  mischte  Berthelot  den  äusserst 
flüchtigen  Schwefelkohlenstoff  mit  einer  geringen  Menge  Alkohol, 
der  viel  weniger  flüchtig  Ist,  und  destillirte  die  Mischung.  Der  Al- 
kohol, als  oder  weniger  flüchtige  Körper,  war  in  einem  solchen  Maasse 
verflüchtigt,  dass  nach  beendigter  Operation  reiner  Schwefel- 
kohlenstoff ohne  Alkohol  in  der  Retorte  war.  Der  weniger 
flüchtige  Körper  war  zuerst  übergegangen.  Aehnlich  habe  ich  dar- 
gethan*),  dass  beim  Zusammendestilliren  von  Aethylamln,  Diäthyl- 
amin  und  Triäthylainin  das  letztere  mit  den  ersten  DestiJlations- 
producten  übergeht,  obgleich  es  das  weniger  flüchtige  ist. 

Diese  Beispiele  beweisen  hinlänglich,  wie  irrig  die  Annahme 
ist,  ein  Negativbad  könne  durch  Eindampfen  auf  ein  Drittel  seines 
Volums  von  allen  flüchtigen  organischen  Stoffen,  namentlich  Alko- 
hol und  Aether  befreit  werden.  Ihre  Menge  wird  allerdings  ver- 
lingert,  aber  vollständige  Austreibung  erfolgt  nur  durch  Eindampfen 
zur  Trockne;  dies  verursacht  gar  keine  weitere  Mühe,  da  man  die 
Lösung  nur  etwas  länger  im  Sandbad  stehen  zu  lassen  braucht. 
Auch  findet  man,  wenn  das  Bad  zur  Trockne  verdampft  wurde, 
eine  weissliche  pulverföi  mige  Substanz,  die  sich  nicht  wieder  in 
Wasser  löst;  das  Entfernen  dieser  Substanz  verhütet,  wenigstens 
für  einige  Zeit,  das  Entstehen  von  Nadellöchem  in  der  Schicht**) 


*)  Silliman's  Journal  of  Science,  May  1864. 

**)  Diese  weissliche  Substanz  besteht  nach  einer  Untersuchung  des  Dr.  Jul. 
Schnauss  aus  Jodsilber,  das  sich  nach  dem  zur  Trockne  verdampfen  des  Bades 
in  der  frischen  Silberlosung  nicht  wieder  lost.  Das  gänzliche  Verdampfen  und 
Schmelzen  ist  demnach  auch  ein  Mittel,  um  das  Jodsilber  oder  den  grössten 
Theil  desselben  aus  dem  Silberbad  auszuscheiden,  was  auf  anderem  Wege  sehr 
schwierig  ist.  Beim  Kochen  einer  concentrirten  Silbemitratlösung  mit  viel  Jod- 
silber schmilzt  das  letztere  am  Boden  der  Schale  unter  der  SilberlGsung  zu  einer, 
öligen  Flüssigkeit  von  gelber  Farbe.  Lässt  man  die  Lösung  ruhig  erkalten,  so 
•  erstarrt  das  Jodsilber  zu  einer  äusserst  festen  Masse,  die  sich  in  concentrirter 
heisser  Silbemitratlosung  viel  schwieriger  löst  als  frisch  niedergeschlagenes  Jod- 
silber, in  kalter  zehnprocentiger  Lösung  aber  fast  gar  nicht.  Anders  ist  es  mit 
dem  Bromsilber,  das  sich  durch  das  Kochen  und  Schmelzen  nicht  zu  verändern 
scheint.  Dr.  Lg. 


356 


Kurz  —  ein  vollständig  zur  Trockne  verdampftes  Bad  ist  fast  so  gut 
wie  ein  neues. 

Welchen  Widerstand  selbst  flüchtige  Substanzen  der  Ver- 
dampfung entgegensetzen,  beweist  das  Factum,  dass  Abdampfen  cor 
Trockne  ein  Bad  nicht  neutral  macht.  Ein  neues  Bad  wird  ge- 
wöhnlich auf  zwanzig  Unzen  mit  einem  Tropfen  Salpetersäure  ver- 
setzt. Einige  wenden  zwei-  bis  dreimal  soviel  an.  Selbst  die  erst- 
genannte Menge  lässt  sich  durch  Abdampfen  nicht  entfernen.  Ich 
dampfte  neulich  'ein  grosses  Bad  in  einem  offenen  Glasgefass  zur 
Trockne  ein  und  Hess  den  Rückstand  noch  drei  Tage  auf  dem  war- 
men Sand  stehen.  Diese  Masse  gab  nach  dem  Wiederauflösen  ohoe 
Ansäuerung  vollkommen  klare  Bilder.  Ein  hundertste!  Procent 
Säure  genügte  also.  Das  Neutralisiren  des  Silbemitrats  kann  nur 
durch  öfteres  Umcrystallisiren  oder  durch  Schmelzen  bewirkt 
werden. 

Um  also  ganz  wirksam  zu  sein,  muss  das  Abdampfen  bis  zur 
vollständigen  Trockenheit  geschehen.  Weshalb  dies  meistens  nicht 
geschieht,  ist  vielleicht  daraus  zu  erklären,  dass  die  Photographen 
gewöhnlich  ihre  alten  Silberbäder  in  Glasgefassen  auf  den  Ofen 
setzen  und  dass  hierbei,  wenn  die  Verdampfun<^  bis  zur  Trockne 
fortgesetzt  wird,  das  Gefäss  leicht  springt.  Ich  habe  schon  früher 
darauf  hingewiesen,  dass  dies  Verfahren  Allen,  die  die  Dämpfe  ein- 
zuathmen  haben,  gesundheitsschädlich  ist.  Jeder  Photograph  sollte 
einen  geeigneten  Platz  unter  einem  Kamin  haben,  wohin  ein 
durch  Gas  oder  Kohlensäure  zu  heizendes  Sandbad  gestellt  wer- 
den kann. 


Photographie  auf  Leinwand. 

Aus  dem  British  Journal  of  Pbotography. 

Lebensgrosse  Bilder,  nach  kleinen  Negativs  vergrössert,  besitzen 
nicht  immer  das  nöthige  künstlerische  Verdienst,  obgleich  man  oft 
sehr  gelungene  Bilder  dieser  Art  sieht.  Aber  als  Basis  eines  Oel* 
gemäldes  bietet  eine  vergrösserte  Photographie  besondere  Yortheilc 
dar,  namentlich  wenn  sie  nicht,  wie  meistens  geschieht,  auf  Papier, 
sondern  auf  Malerleinwand  gemacht  wird.  Mr.  Truchelnt  empfiehlt 
zu  diesem  Zweck  folgendes  Verfahren: 

Die  Leinwand  muss  fein  und   sehr  gleichmässig  sein,    sie  wird 
auf  einen  Rahmen  glatt  aufgespannt  und  mit    dieser  Mischung  ge-* 
tränkt:    Zwanzig  Theile    weisses  Wachs    werden    mit    einem  Thdl 
Harz  und  einem  Theil  Gummi  Elasticum  gemischt,   und   das  gaoze 
wird  zur  Syrupconsistenz   in  Lavendelöl  gelöst,    die  Lösung  wiid 


357 


mit  etwas  kohlensaurem  Bleioxyd*)  innig  gemischt.  Nach  dem 
Trocknen  legt  man  die  Leinwand  auf  eine  heisse  Metallpiatte  und 
überzieht  sie  noch  mit  einer  dünnen  Lage  von  weissem  Wachs,  dem 
ein  Zehntel  seines  Gewichts  Harz  zugesetzt  wurde. 

Auf  die  so  Torbereiteto  Fläche  wird  jodirtes  Collodion  gegossen, 
das  gleiche  Theile  Jodkalium  und  Jodammonium  enthält;  man  sen- 
sitirt  in  einem  Silberbad  von 

Destiilirtem  Wasser  ...       1  Unze, 
Salpetersaurem  Silber    .     .     30  Gran, 

Eisessig 30 

Man  belichtet  in  der  Solarcamera  bis  das  Bild  schwach  sicht- 
bar ist.     Zum  Entwickeln  dient  folgende  Auflösung: 

Gallussäure 60  Gran, 

Eisessig 1  Unze, 

Wasser 20  Unzen. 

Nach  dem  Entwickeln  wird  das  Bild  abgespült  und  mit  unter- 
schwefiigsaurero  Nairon  fixirt.  Es  kann  auch  vorher  mit  schwacher 
Goldlösnng  getont  werden. 

Das  Wachs  bildet  für  das  Collodion  eine  wasserdichte  Unter- 
lage. Wenn  das  fertige  Bild  ganz  trocken  ist,  erwärmt  man 
ein  Bügeleisen  und  fährt  damit  über  die  Rückseite  des  Bildes. 
Das  Wachs  schmilzt  und  durchdringt  das  Collodion,  und  wird 
auf  diese  Weise  zu  einem  festen  Firniss,  mehr  noch,  es  bildet  eine 
homogene  Masse  mit  der  Farbe,  dem  Oel  und  Collodion.  Hierauf 
kann  das  Bild  mit  Oelfarben  gemalt  werden. 


Photographischer  Druck  auf  Papier  und  Zeog. 

Verfahren  von  BftlldcSSOll  und  HoillۊU  in  Rheims. 

Dies  Verfahren  stützt  sich,  wie  so  manches  andere,  auf  die 
vor  fünf  und  zwanzig  Jahren  veröffentlichten  Untersuchungen  Sir 
John  Herschels. 

Man  verwendet  dabei  rothos  und  gelbes  Eisencyan- Ammonium ; 
diese  Salze  werden  dargestellt  durch  Einwirkung  von  schwefelsau- 
rem Ammon  auf  Blutlaugcnsalz.  Zur  Darstellung  von  rothem  Eisen- 
cyan-Ammonium  (Ferridiy an- Ammonium)  werden  200  Pfund  rothes 
Blutlaugensalz  mit  80  Pfund  schwefelsaurem  Amnion  behandelt. 
Das  gelbe  Salz  (Ferrocyan-Ammonium)  erhält  man  durch  Zersetzung 
von  200  Pfund  gelbem  Blutlaugensalz  mit  124  Pfund  schwefel- 
saurem Ammon. 

*)  Kohlensaures    Zinkoxyd    dürfte    dem    Bleisalze    entschieden    vorzuziehen 
sein.     Dr.  Lg. 


358 


Das  Papier  wird  sensitirt 

1)  durch  ein  Bad  von  gelbem  oder  rothem  Eisencyan  -  Aiiiao> 
nium,  oder  eine  Mischang  von  beiden  Salzen;  oder 

2)  durch  ein  Bad  von  Eisencyankallum ;  oder 

3)  durch  ein  Bad  von  Eisencyansalz  mit  einem  organisdiem 
Eisensalz. 

Nach  dem  Belichten  ist  das  Bild  blau;  die  Weissen  werden 
durch  Ausspülen  mit  Wasser  geklärt.  Der  Ton  wird  durch  ein 
Säurebad,  durch  Zinnchlorür  etc.  tiefer  gemacht 

4.  Oder  das  Papier  wird  in  einem  Bad  von  oxalsaurem,  welD- 
saurem,  citronsaurem  Eisenammon  sensitirt  Entwickelt  wird  das 
Bild  nach,  dem  Waschen  in  einem  schwachen  Säurebade  und  gel- 
bem Blutiaugensalz,  um  die  blauen  Töne  zu  erhalten.  Tannin  gibt 
ein  schwarzes  Bild,  Schwefelcyansalze  ein  blutrothes. 
Folgende  Verhältnisse  geben  gute  Resultate: 

Ferridcyan-Ammonium  .     .     10  Theile, 
Citronsaures  Eisen    ...     10        „ 

Wasser 100        ^ 

Wendet  man  statt  des  Papiers  Zeug  an,  so  sind  folgende  Ve^ 
hältnisse  zu  nehmen: 

Für  blaue  Farbe.  —  Die  Zeuge  werden  bedruckt  oder  im- 
prägnirt  mit 

Ferridcy an- Ammonium  .     .     10  Theile, 
Fcrrocyan- Ammonium 

Wasser 

Oder :  Ferridcyankalium  .     . 
Citronsaures  Eisen    . 

Wasser 

Oder:  Ferridcyan-Ammonium 
Citronsaures  Eisen    . 

Wasser 

Das  Bild  kommt  grünlich  blau. 
Weissen  geklärt;  das  Bild  wird  dann  eine  halbe  Stunde  in  zehn- 
procentige  Weinsteinbliurelüsung  gelegt,  gewaschen  und  getrocknet 
Schwarz.  —  Das  blaue  Bild  wird  mit  Blauholz  und  etwas 
Leim  gefärbt;  nach  dem  Waschen  wird  es  in  schwaches  Seifen- 
wasser  getaucht,  nochmals  gespült  und  in  ein  ähnliches  Bad  gebracht 
Violet.  —  Das  blaue  Bild  wird  in  einem  Bad  von  kohlen- 
saurem Natron  entfärbt,  mit  Krapp  gefärbt,  und  in  ein  Bad  von 
Chlorkalk  und  Seife  gebracht. 

Bronce.  —  Das  Bild  wird    wie   vorhin    entfärbt,    mit  Krapp 
und  Quercitron  gefärbt  und  in  ein  Seifenbad  gebracht 


10        „ 
200        „ 

10  Tbeile, 
20        „ 
200        „ 

10  Theile, 

10        , 
200         , 


Durch  Waschen  werden  die 


359 


Oliven  färben  und  Braun.  —  Das  Bild  wird  entfärbt,  mit 
Qnercitron  gefärbt  und  in  ein  Seifenbad  gebracht. 

Alle  Verhältnisse  und  Stoffe  lassen  sich  ändern,  um  andere 
Farben  zu  erhalten.  Man  kann  kann  z.  B.  Eisenbeizen  nehmen, 
die  zusammengesetzt  sind  aus  Eisenchlorid  und  Weinsteinsäure,  oxal- 
saurem  Eisen-Ammon  und  anderen  Präparaten,  die  ähnliche  Far- 
ben geben.  Wird  hellblau  verlangt,  so  hat  das  Eisencyan- Am- 
monium die  Eigenschaft,  durch  die  blosse  Dämpfung  zersetzt  zu 
werden,  ohne  Zusatz  von  Oxalsäure  oder  Weinsteinsäure.  Alle 
Beizen,  die  beim  Zeugdruck  benutzt  werden,  z.  B.  Thonerdebeizen 
für  roth,  rosa  und  gelb,  lassen  sich  anwenden. 

Es  folgt  hier  eine  genaue  Beschreibung,  um  blaue  und  schwarze 
Bilder  auf  Zeug  darzustellen. 

Blaue  Bilder.  —  1.  Man  tränke  das  gut  gebleichte  Zeug 
(das  ohne  Dessin  sein  muss)  mit  einer  Lösung  vpn  6  bis  10  Thei- 
len  gelbem  Blutlaugensalz,  je  nach  der  gewünschten  Intensivität.  — 
2.  Man  spanne  das  Zeug  auf  und  lasse  es  an  einem  heissen  Ort 
trocknen.  —  3.  Man  belichte  es  unter  einem  photographischen  Ne- 
gativ bis  das  blaue  Bild  anfangt,  ein.  metallisches  Ansehen  zu  be- 
kommen. Im  Sonnenschein  dauert  die  Belichtung  fünfzehn  bis 
dreissig  Minuten.  —  4.  Nach  dem  Belichten  spüle  man  das  Zeug 
gut  aus  und  lasse  es  eine  halbe  Stunde  in  Wasser.  —  5.  Man 
wringe  es  gut  aus  und  tauche  es  in  ein  Bad  von  100  Theileu 
Wasser  und  2  Theilen  Schwefelsäure.  Nach  einer  Stunde  wasche 
man  es  mit  Wasser.  —  6.  Man  lasse  es  eine  Stunde  in  einem  Bad 
von  100  Theilen  Wasser,  einem  Theil  Salzsäure  und  einem  Theil 
Zinnchlorür;  dann  wasche  man  gut  aus. 

Schwarze  Bilder.  —  Man  gehe  durch  die  ersten  fünf  Ope- 
rationen gerade  wie  vorhin,  nur  nehme  man  im  ersten  Bad  weniger 
Blutlaugensalz,  nur  3  bis  6  Procent. 

Dann  löse  man  in  einem  Quart  kochendem  Wasser  30  bis  40 
Grad  Gelatine  und  setze  zu  dieser  Lösung  eine  gleiche  Menge 
Blauholz.  Man  koche  das  Zeug  30  bis  40  Minuten  und  wasche 
mit  Wasser.  Dann  koche  man  es  in  einem  Bad  von  200  Theilen 
Wasser  und  1  Theil  Seife,  bis  die  Weissen  erscheinen  und  wasche 
wieder  in  Wasser. 

Nach  Abänderung  der  Farbbäder  lassen  sich  verschiedene 
Schattirungen  von  Braun,  Yiolet,  Roth,  Gelb  etc.  erzielen. 


360 
Disderi's  Tonbad. 

An  die  Hedaction  des  photograpliischen  Archivs. 


Ihrem  Fragesteller  in  Nr.  90  möge  Folgendes  dienen: 

Einen  warmen  Ton,  braun  in  den  Scliatten,  grau  in  den  Halb- 
tönen, erhält  man  nur  durch  unToUstäiidige  Vergoldung,  denn  &o 
wie  das  Bild  gänzlich  vergoldet  ist,  geht  der  Ton  in*s  Blaue  über. 
Ich  empfehle  ihm  eine  Auflösung  von  1  Gramm  Goldchloridkalioin 
in  1000  Gramm  Wasser,  mit  5  bis  10  Gramm  kohlensaurem  Kalk 
versetzt  und  gut  geschüttelt.  Nach  ein  paar  Stunden  ist  das  Bad 
in  brauchbarem  Zustand;  es  hält  sich  sehr  lange,  eine  Flasche  da- 
von, die  ich  seit  zwei  Monaten  stehen  habe,  tont  noch  eben  so  gm 
wie  zu  Anfang,  nur  etwas  langsamer. 

Mit  diesem  Bad  erhält  man,  wenn  man  die  Bilder  nicht  zu 
lange  darin  lässt,  einen  dem  Disd^rischen  ganz  ähnlichen  Ton. 

Hieran  möchte  ich  meinerseits  eine  Frage  an  Ihre  verehrten 
Leser  Icnüpfen: 

Sind  die  halbvergoldeten  Papierbilder  eben  so 
haltbar  wie  die  vollkommen  ausgetonten,  resp.  die 
braunen  so  haltbar  wie  die  blauen? 

Cöln,  20.  September  1865.  C.  F.  I. 


Ilebertragene  CoUodionbilder  zu  colorirea. 

Herr  Wharton  Simpson  theilt  in  den  Photographie  News  hier- 
über Nachstehendes  mit: 

Vermittelst  Simpson's  Chlorsilber -CoUodionverfahren  wird  dn 
durchsichtiges  CoUodionpositiv  auf  einer  vorher  mit  Wachs  über- 
zogenen Spiegelplatte  dargestellt;  es  darf  nicht  zu  kräftig  sein  ond 
muss  einen  warmen  Ton  haben.  Man  spült  es  gut  ab  und  liast 
es  trocknen.  Das  Rild  wird  nun  mit  weiss  gefärbter  Gelatine  be- 
deckt. Ein  Theil  Gelatine  wird  in  sechs  Theilen  Wasser  gelöst 
and  mit  so  viel  feuchtem  chinesisch  Weiss  versetzt,  dass  die  Masse 
weiss  und  opalartig  wird.  Nachdem  man  diese  Flüssigkeit  auf  das 
Bild  gegossen,  legt  man  es  ganz  wagerecht  hin,  bis  es  trocken  ge- 
worden. Dann  colorirt  man  es  mit  Wasser-  oder  StaubfarbeiL 
Wenn  man  nur  die  richtigen  Farben  aufträgt,  so  wird  man  selbst 
bei  wenig  Geschick  sehr  hübsche  Effecte  erhalten.  Durch  die 
weisse  Gelatine  wird  die  Wirkung  der  Farben  gemässigt  und  har- 
monisch gemacht.  Die  Farben  müssen  aus  demselben  Grund  ziem- 
lich warm  gewählt  werden.  Bei  Anwendung  von  Wasserfarben  ist 
es  gut,  die  Gelatine  vorher  mit  Roh-Collodion  zu  übergiesaen.  Bd 


361 


Süiubfarben  ist  dies  nicht  notbi^;  es  genügt,  auf  die  Gelatine  zu 
hauchen,  die  Farben  haften  dann  sehr  gut.  Erscheinen  sie  in  der 
Durchsicht  nicht  lebhaft  genug,  so  überzieht  man  die  Malerei  mit 
Bcnzlnfirniss  und  trägt  neuerdings  Farben  auf.  Sodann  übcrgiesstman 
das  Bild  mit  Roh-CoUodion,  trägt  eine  zweite  Gelatineschicht  auf, 
und  lässt  trocknen.  Nach  dem  Trockenwerden  legt  man  ein  Stück 
feuchtes  Papier  darauf,  das  man  fest  andrückt,  um  Lüftblasen  zu 
vermeiden.  Es  bleibt  nun  nichts  weiter  zu  thun,  als  die  Ränder 
des  Bildes  nach  dem  Trocknen  mit  einem  scharfen  Messer  zu 
durcitschneiden  und  das  Bild  vom  Glas  abzulösen.  Man  hat 
dann  ein  brillant  colorirtcs  Miniaturbild  mit  höchst  glänzender 
Oberfläche. 

Das  ganze  Verfahren  ist  nach  Herrn  Simpson  rascher  und 
leichter  als  die  Beschreibung  glauben  macht  Der  Hauptpunkt  ist 
die  Wahl  der.  rechten  Farben,  die  einige  Uebung  erfordert.  Wenn 
die  Gelatinlage  zu  dünn  ist,  oder  zu  wenig  weisse  Farbe  enthält, 
ist  grössere  Sorgfalt  beim  Manipuliren  nothwendig,  da  die  Farbe 
dann  stärker  durchscheint.  Je  dicker  die  Gelatine  und  je  mehr 
weisse  Farbe  darin,  um  so  wärmere  Farben  sind  anzuwenden. 
Immerhin  ist  zu  beachten,  dass  die  Farben  nach  dem  Uebertragen 
des  Bildes  viel  lebhafter  erscheinen  als  auf  dem  Glas.  Oft  ist  es 
besser  anstatt  des  weissen  Papiers  sahnefarbenes  zu  nehmen. 


Silbcrüecken  in  negati?eii  Bildern« 

Im  Anschluss  an  die  Notiz  auf  S.  294  dieses  Archivs  thcilt 
The  Briti;ih  Journal  of  Photography  Folgendes  mit: 

Fernere  Yersuche  haben  uns  zu  dem  Schlüsse  geleitet,  dass 
organische  Stoffe  im  Silberbad  wirklich  von  bedeutendem  Einfluss 
sind;  wie  sie  wirken,  wissen  wir  jetzt  nicht  zu  sagen. 

Ein  altes  Silberbad,  das  viel  organischen  Stoff  in  Lösung  hält, 
wird  beim  Vermischen  mit  saurer  Eisenvitriollösung  sofort  zersetzt, 
während  ganz  reine  Silbernitratlösung  dieser  Einwirkung  einige 
Zeit  widersteht.  Jodsilber  im  Silberbad  gelöst  beschleunigt  auch 
die  Reduction  des  Silbers  durch  Eisenvitriol. 

Man  kann  also  annehmen,  dass  der  organische  Stoff  sowohl 
wie  das  Jodsilber  die  abnorme  Wirkung  des  Entwicklers,  wenn 
nicht  verursachen,  so  doch  wenigstens  beschleunigen. 

Eine  Collodionplatte  wurde  wie  gewöhnlich  in  einem  alten  stark 
organischen  Silberbad  sensitirt;  dann  mit  destillirtem  Wasser  gut 
gewaschen,  und  zwei  Minuten  in  reine   dreiprocentige  Silberlösung 


362 


getaucht.  Sie  wurde  darauf  in  eine  reine  Cassette  gelegt,  und 
fünfzehn  Minuten  an  einem  wärmen  Ofen  stehen  gelassen,  neben 
einer  anderen  Platte,  die  in  demselben  alten  Silberbad  prapaiirt 
worden  war.  Keine  der  Platten  wurde  belichtet.  Saure  Eisen- 
TitrioUösung  bewirkte  auf  der  ersten  Platte  keinen  Niederschlags 
nach  dem  Fixiren  war  sie  ganz  klar  und  zeigte  kaum  die  Spur 
eines  Fleckens.  Auf  der  anderen  Platte  zeigten  sich  reichliche 
Flecken.  Der  Versuch  wurde  öfter  mit  demselben  Resultat  wiede^ 
holt.  Zwei  oder  dreimal  zeigten  sich  aber  auch  auf  den  gewasdie- 
nen  und  zum  zweitenmal  gesilberten  Platten  Flecken;  diese  gingen 
jedesmal  von  den  Ecken  aus,  wo  die  Platte  mit  dem  Holz  der 
Cassette  in  Berührung  gekommen  war.  Die  abfliessende  Silber- 
lösung war  durch  Holz  verunreinigt  worden  und  hatte  sich  beim 
Trocknen  durch  Capillaranziehung  wieder  auf  die  Schicht  gezogen. 
Wenn  Fliesspapier  zwischen  Platte  und  Rahmen  gelegt,  wurde,  blie- 
ben bei  den  gewaschenen  Platten  die  Flecken  stets  fort,  häofig 
auch  bei  den  nicht  gewaschenen,  jedenfalls  wurde  das  Resultat 
dadurch  sehr  verbessert. 

Um  die  lästigen  Silberflecken,  die  meist  bei  warmem  Wetter 
entstehen,  wenn  die  Schicht  lange  vor  dem  Entwickeln  senaitiit 
wurde,  zu  vermeiden,  wende  man  diese  Vorsichtsmassregeln  an: 

1.  Man  reinige  diejenigen  Theile  der  Cassette,  die  sehr  oft 
mit  der  Platte  in  Berührung  kommen,  und  lege  jedesmal  ein  Stück 
frisches  Fliesspapier  dazwischen,  damit  sich  die  abgetropfte  Silber- 
lösung nicht  wieder  in  die  Schicht  ziehen  kann. 

2.  Man  firnisse  das  Innere  der  Cassette  nur  mit  solchem  Lad. 
der  sich  gegen  Siibernitrat  ganz  indifferent  verhält. 

3.  Man  wickele  die  Cassette  in  ein  grosses  feuchtes  Tndi. 
Dies  verhindert  die  Verdunstung  der  Flüssigkeit  und  hält  zugleich  köhL 

4.  Für  feuchte  Platten,  die  lange  aufbewahrt  werden  soUeo, 
nehme  man  frische  Silberbäder. 

Herr  Warner  in  Ross  empfiehlt  Zusatz  von  ^j^  Gran  Chlor- 
calcium  zur  Unze  Jodbromammonium-Collodion ;  oder  von  1  Drachme 
Jodmagnesiumlösung  (12  V2  Gran  Jodmagnesium  auf  1  Unze  Wem- 
geist)  zu  3  Unzen  Collodion.  Er  hat  mit  solchem  Collodlon  sdoe 
Platten  zwischen  zwanzig  und  fünfundvierzig  Minuten  belichtet  (bei 
Interieurs)  ohne  Flecken  zu  bekommen.  Demzufolge  müsste  aodi 
das  Jodmagnesium-Collodion  in  solchen  Fällen  von  Nutzen  sdn. 

Von  anderer  Seite  wird  empfohlen,  die  Platten  nach  dem  Sil- 
bern in  eine  Auflösung  von  4  Gramm  salpetersaurer  Magnesia, 
2  Gramm  Silbemitrat  in  50  Gramm  Wasser  eine  Minute  lang  ein- 


363 


Kutanchen,  und  dann  in  die  Cassettc  eu  legen.  Beim  heisseBten 
Wetter  soll  man  solche  Platten  eine  halbe  Stunde  lang  aufbe- 
wahren können,    ohne  dass  beim  Entwickeln  Siiberflecke  entstehen. 


Die  fisterreichischen  Bilder  in  der 
photographischen  Aasstellniig. 

Die  österreichische  Photographie  nimmt  in  der  diesjährigen 
Ausstellung  der  Champs-Elysees  eine  Art  von  besonderer  Galerie 
ein,  die  den  Angerer'schen  Reproductionen  nach  Werken  aus  dem 
Museum  für  Kunst  und  Industrie,  und  den  Arbeiten  der  Mitglieder 
der  Wiener  photographischen  Gesellschaft  gewidmet  ist 

Die  wichtige  Aufgabe,  die  Kunstschätze  des  kaiserlichen  Mu- 
seums in  einem  grossen  Album  zu  vereinen,  ist  Herrn  Angerer  zu- 
gefallen; es  wird  niemand  überraschen,  wenn  wir  erklären,  dass  er 
dieselbe  mit  seltenem  Geschick  durchgeführt  hat. 

Es  ist  freilich  von  allen  graphischen  Künsten  die  Photographie 
diejenige,  die  sich  am  besten  zu  solchen  Reproductionen  eignet, 
denn  die  Genauigkeit  der  Wiedergabe  erstreckt  sich  bis  auf  das 
Material  der  Originale.  Immerhin  sind  dabei  mancherlei  Schwierig- 
keiten zu  übersteigen,  und  unsere  Leser  kennen  dieselben.  Die 
vorliegende  Sammlung  umfasst  Stoße,  Miniaturen,  Zeichnungen, 
Einbände,  Glas-  und  Thonvasen,  Holz-  und  Elfenbeinschnitzereien, 
eiseiirte  Sachen,  Broncen,  Goldschmiede- Arbeiten  etc.  etc.  Natürlich 
hat  jedes  dieser  so  verschiedenen  Sujets  Veranlassung  zu  sorgfäl- 
tigem Studium  gegeben,  indem  diese  so  complicirte  Arbeit  mit 
höchst  gleichmässigem  Erfolge  ausgeführt  ist. 

Es  war  uns  äusserst  interressant,  dies  prächtige  Album  zu 
durchblättern,  und  wir  glauben,  die  photographische  Gesellschaft 
würde  den  Künstlern  einen  grossen  Dienst  erweisen,  wenn  sie 
durch  eine  besondere  Zeitungsnotiz  deren  Aufmerksamkeit  auf  die- 
sen Theil  ihrer  Ausstellung  hinlenkte.  Sie  wissen  nicht,  dass  sich 
gegenwärtig  in  einem  Winkel  des  Industrie -Palais  ein  werthvolles 
Museum  befindet,  das  sie  in  Wien  jedenfalls  besuchen  würden. 
Sie  fänden  dort  unter  anderen  Schätzen  eine  splendide  Sammlung 
von  Zeichnungen,  die  von  Michel  Angelo,  von  Leonardo  da  Vinci, 
Albrecht  Dürer,  Raphael  Sancio,  Rubens,  van  Dijk,  und  von  Rem- 
brandt,  herstammen.  Diese  Meisterwerke  genügten  schon,  den  Be- 
such sehr  nützlich  und  interessant  zu  machen. 

Die  photographische  Gesellschaft  hat  ebenfalls  verdienstvolle 
Werke  ausgestellt.  In  erster  Linie  finden  wir  Angerer  wieder.  Er 
exponirt  verschiedene  Porträts,  Gruppen,  Studien  und  Ansichten  von 
vorzüglicher  Ausführung. 

Die  Porträts  von  Adolph  Ost  nähern  sich  der  französischen 
Schule;  die  von  Leth  finden  einen  würdigen  Platz  neben  denen 
von  Angerer.  Küss  exponirt  sehr  schöne  Stillleben.  Mutterer  hat 
eine  Art  von  Specialität  ergriffen,  die  nicht  uninteressant  ist ,  näm- 
lich die  Reproduction   von   Grabdenkmälern   berühmter   Deutschen. 


364 


£r  stellt  unter  andern  die  Denkmäler  ron  Mozart,  BeeihoTea. 
Schubf'rt  und  dem  Prinzen  Czartoiisky  aus. 

Wir  führen  noch  die  Arbeiten  von  Bauer,  Schrank,  Jagemaoa, 
Reiffenstein  und  Bosch,  Wesselsky  und  Widter  an. 

Die  Coliectivausstellung  ist  sehr  interressant  und  zeig^,  dass 
die  Anstrengungen  der  {^tifter  der  Wiener  photographischen  Gesell- 
Schaft  nicht  ganz  erfolglos  geblieben  sind. 

Einest  Lacan. 


Von  Herrn  Lndw.  Schrank  in  Wien  ging  uns  folgende  Notiz  za: 

Wien,  15.  September  1865. 
Herrn  Dr.  Paul  £.  Liesegang,  Eiberfeid. 

Gestatten  Sie  mir  in  Bezug  auf  die  im  Archive  Nr.  89  Seite 
328  enthalteoe  Besprechung  der  Wiener  Photogniphie  auf  der  dies- 
jährigen Pariser  Ausstellung  einige  erklärende  Bemerkungen. 

Die  Beschickung  derselben  wurde  bereits  in  der  Wiener  photo- 
graphischen  Gesellschaft  am  24.  Juni  y.  J.  über  Anregung  des 
Herrn  Sectionsrathes  Ritter  v.  Schwarz  zum  Beschlüsse  erhoben. 

Als  jedoch  später  das  Programm  der  Berliner  Ausstellung  zur 
Versendung  kam,  gab  Herr  Hofphotograpii  Ludwig  Anger^r  dem 
allgemeinen  Gefühle  Ausdruck,  dass  ein  deutsches  Untemehmeo 
einem  ausländischen  nicht  nachgestellt  werden  dürfe.  Um  einer 
Zersplitterung  der  Kräfte  nach  Möglichkeit  zu  steuern,  wurde  der 
Beschluss  gel'asst,  einen  Theil  des  dem  Vorstande  A.  Mardo  bei 
früherer  Gelegenheit  verehrten  Albums  nach  Paris  zu  senden,  nm 
einerseits  das  gegebene  Wort  einzulösen,  andererseits  In  Berlin  io 
würdiger  Weise  repräsentirt  zu  sein. 

£s  mag  sein,  dass  der  Total-Effect  durch  die  Verschiedenheit 
der  Formate  beeinträchtigt  wurde,  obwohl  neben  Albumbläuem 
allerdings  auch  einige  bedeutende  Collectionen,  wie  jene  des  kaise^ 
liehen  Museums  für  Kunst  und  Industrie,  die  Stillieben  von  Küss  etc. 
ausgestellt  waren. 

Wenn  Ihr  Heferent  ein  Deutscher  ist,  so  wird  er  unsere  Ruck- 
sichtsnalinie  auf  eine  nationale  Sache  zu  würdigen  wissen,  wenn  er 
aber  ein  Pariser  sein  sollte,  so  können  wir  nur  bedauern,  dass 
dieser  Bericht  nicht  aus  der  Feder  Ihres  stabilen  Correspondenten 
und  Mit-Redacteurs  Herrn  Erneut  Lacan  hervorgegangen  ist,  welcher 
gerade  die  Abtheilung  der  Wiener  Photographeu  im  Monitenr  de 
la  Photographie  (Nr.  10,  vom  1.  August  d.  J.)  einer  so  glänzenden 
Anerkennung  gewürdigt  hat. 

Wollen  Sie  diesen  Zeilen  einen  Platz  in  Ihrem  geehrten  Blatte 
gönnen  und  gleichzeitig  die  Versicherung  meiner  ausgezeichneten 
Hochachtung  genehmigen. 

Ludwig  Schrank, 

Secretär  der  photographischen  Gesellschaft  in  Wien  und  Bedactev 

der  „photograpliiscfaen  Correspondenz." 


Gedruckt  bei  Sa  in.  hucas  in  Kib^riod. 


Photographisches  Archiv. 


Itoit«  ¥1.  -  IVr.  •*•  -  !••  Oetoher  M«S. 


lieber  die  Erzengug  Bewegung  nachalinender^  photo- 
graphischer  Bilder  durch  Terbindniig  des  Stereoskops 

■dt  den  Phenakistiskop. 

Von  i.  Clandet 

Schon  m  den  ersten  Perioden  der  Entwickelung  der  Photo- 
graphie wird  ganz  natürlich  Der  oder  Jener  auf  die  Idee  gekommen 
sein,  die  für  das  Piateausche  Phenakistiskop  erforderlichen  Figuren 
auf  photographischem  Wege  darzustellen,  weil  so  eine  weit  höhere 
Genauigkeit  derselhen  erreicht  werden  kann.*) 

Später  als  das  Stereoskop  sich  seine  heutige  Popularität  zu 
erringen  anfing,  konnte  es  nicht  fehlen,  dass  man  den  stereoskopl- 
sehen  Effect   des   Körperlichen   mit   den   Bewegungserscheinungen, 


*)  Ffir  diejenigen  Leser,  welche  die  Einrichtung  des  Phenaklstiskops  nicht 
keimen,  will  ich  hier  nnr  jnirz  bemerken,  dass  es  ein  ganz  hübsch  ersonnener 
Apparat  ist,  um  gemalte  Figuren  durch  eine  Gesichtstiuschung  beweglich  erschei- 
nen zu  lassen.  Man  zeichnet  zu  diesem  Zwecke  irgend  einen,  in  Bewegung  sein 
sollenden  Gegenstand,  z.  B.  ein  schwingendes  Pendel,  ein  sich  drehendes  Mühl- 
rad in  acht  oder  mehr  verschiedenen  Stellungen  rings  auf  eine  Scheibe  und  bringt 
an  dem  Rande  der  Scheibe,  bis  zu  welchem  die  Figuren  nicht  ganz  reichen  dür- 
fen, über  jeder  Figur  ein  kleines  Loch  an.  Durch  die  Mitte  der  Scheibe  steckt 
man  eine  Axe,  um  welche  sie  leicht  gedreht  werden  kann.  HSlt  man  dann  die 
Scheibe  vor  einen  Spiegel,  so  dass  die  Figuren  sich  spiegeln  können,  und  be- 
trachtet dann  dies  Spiegelbild,  indem  man  die  Scheibe  zugleich*  schnell  dreht, 
durch  die  Löcherreihe  am  Rande,  so  scheinen  die  Figuren  sich  zu  bewegen,  weil 
allemal,  wenn  ein  neues  Loch  dem  Auge  die  Aussicht  nach  dem  Spiegel  erlaubt, 

die  Figur  in  einer  etwas  anderen  Stellung  gezeichnet  erscheint  W. 

20 


366 


wie  sie  das  Phenakistiskop  hervorbringt,  zu  verknüpfen  trachtete,  nm 
so  die  Grösse  der  Täuschung  bis  zu  der  durch  bildliche  Darstellnng 
erreichbaren  Grenze  der  Möglichkeit  zu  treiben. 

Man  könnte  so  z.  B.  recht  gut  Bilder  vortragender,  fechtender 
oder  boxender  Personen,  von  staunenerregende  Künste  aasfuhrenden 
Akrobaten  oder  von  spielenden  Kindern  in  voller,  das  Leben  tSu- 
sehend  nachahmender  Bewegung  erzeugen  und  es  konnte  daher 
dieses,  gewiss  sehr  interessante  Problem  nicht  verfehlen,  zu  seiner 
Lösung  manchen  klugen  Kopf  anzuspornen. 

Von  allen  diesen  gelang  es  jedoch  wohl  nur  Duboscq,  dem 
berühmten  Pariser  Optiker,  eine  einigermassen  genügende  Lösnsg 
des  Problems  zu  finden.  Er  brachte  die  beiden,  zum  stereoskopi- 
schen Eindrucke  gehörigen  Reihen  von  Bildern  in  zwei  Zonen  auf 
der  rotirenden  Scheibe  an,  eine  über  der  andern.  Dann  befestigte 
er  in  der  Höhe,  in  welcher  die  Löcherreihe  vorbeigeht,  zwei  kleine 
Spiegel  auf  der  dem  Auge  zugewendeten  Seite  so,  dass  das  Bild 
der  unteren  Zone,  welches  gerade  vor  das  Loch  tritt,  nach  der 
einen  und  das  der  oberen  Zone  nach  der  andern  Linse  des  Ste- 
reoskopes  hin  refiectirt  wird.  Auf  dieser  erblickt  während  der  Um- 
drehung jedes  Auge  nur  die  für  dasselbe  besimmte  Hälfte  der  ete- 
reoskopischen  Zeichnungen  und  die  Figuren  erscheinen  zngletdi 
körperlich  und  bewegt. 

Duboscq  hat  aber  auch  noch  eine  andere  Form  des  Phenaki- 
stiskops  angegeben.  Statt  der  schon  von  Plateau  benutzten  Scheibe 
wendet  er  einen  um  seine  verticale  Axe  rotirenden  Cylinder  an, 
auf  dessen  Innenseite  in  zwei  übereinanderliegenden  Zonen  die  stc- 
reoskopischen  Abbildungen  und  zwischen  beiden  Zonen  die  zur  Be- 
trachtung nöthigen  Oeffnungen  in  der  Cylinderwand  angebracht  sind. 
Dann  werden  ebenso  wie  bei  der  ersten  Anordnung  die  Bilder  der 
einen  Reihe  nach  der  einen  und  die  der  andern  Reihe  nach  der 
andern  Stereoskoplinse  durch  zwei  kleine  passend  gestellte  Spiegel 
hin  refiectirt,  und  so  der  stereoskopische  Eindruck  mit  dem  phena- 
kistiskopischen  vereinigt. 

Diese  Duboscq'schen  Apparate  bieten  aber  immer  noch  eim'ge 
Unvollkommenheiten,  die  wir  sogleich  näher  besprechen  werden. 
Bei  der  rotirenden  Scheibe  bewegen  sich  die  beiden  BUderzonen 
nicht  mit  der  gleichen  Geschwindigkeit,  sondern  die  innere  bew^ 
sich  offenbar  bei  jeder  Umdrehung  durch  einen  kürzeren  Weg,  geht 
also  langsamer  vorwärts  als  die  äussere,  und  dadurch  entsteht 
nothwendig  eine  Art  von  Confusion  und  Verzerrung  in  der  Bewe- 
gung der  Figuren.  Derselbe  Uebelstand  zeigt  sich  übrigens  aach 
schon,  wenn  auch  schwächer  bei  dem  einfachen  Plateau*schen  Phe- 


367 


nakistiskop  und  zwar  einfach  deshalb,  weil  auch  hier  der  untere, 
mehr  nach  dem  Mittelpunkt  der  Scheibe  zu  liegende  Theil  der  Fi- 
guren sich  langsamer  bewegt  als  der  obere  nach  dem  Rande  der 
Scheibe  zu  gelegene,  so  dass  dadurch  die  Dauer  des  von  beiden 
Theilen  im  Auge  verursachten  Eindrucks  eine  verschiedene  ist. 

Bei  der  Anwendung  der  Bilder  auf  der  Innenfläche  eines  roti- 
renden  Cyllnders  zeigt  sich  zwar  dieser  Uebelstand  nicht.  Die 
Cylinderfläche  bedingt  aber  eine  merkliche  Krümmung  der  Zeich- 
nung und  dies  ist  für  den  stereoskopischen  Eindruck  sehr  störend. 
^Nichtsdestoweniger  bleiben  Duboscq's  Apparate  immerhin  sehr  sinn- 
reich und  er  hat  durch  dieselben  auf  jeden  Fall  wenigstens  die 
Möglichkeit  einer  Lösung  des  Problems  bewiesen. 

Um  dieselbe  Zeit  wie  Duboscq  hatte  auch  ich  mich  mit  diesem 
Gegenstand  beschäftigt  und  fand  dabei,  dass  es  allerdings  Schwie- 
rigkeit hat,  den  phenakistiskopischen  mit  dem  stereoskopischen  Ein- 
drucke zu  vereinigen,  wenn  man  dabei  die  eben  gerügten  Mängel 
vermeiden  will.  Trotz  der  Schwierigkeiten  halte  ich  aber  die  Auf- 
gabe nicht  für  unlösbar,  *  und  die  von  mir  vor  einigen  Jahren  ange- 
stellten Versuche  lassen  mich  immer  noch  das  Beste  hoffen.  Die 
Erfolge  derselben  waren  unvollkommen,  das  gestehe  ich  zu,  denn 
ich  konnte  nicht  dahin  kommen,  die  Bewegung  mit  dem  Relief  zu 
verbinden,  aber  ich  habe  doch  das  erreicht,  bewegt  erscheinende 
Figuren  zu  erzeugen,  welche  dabei  die  Schärfe  und  vollkommen 
richtige  Zeichnuug  des  photographischen  Bildes  behielten. 

Da  also  mein  Bestreben,  den  stcreoskopischen  Effect  mit  dem 
der  Bewegung  zu  verbinden,  bis  jetzt  noch  nicht  zum  Ziele  geführt 
hat  und  mein  Erfolg  nur  ein  sehr  theilweiser  war,  wollte  ich  meine 
Versuche  vor  der  Hand  auch  noch  gar  nicht  veröffentlichen,  und 
habe  ich  dieselben  bis  jetzt  nur  einigen  wenigen  meiner  gelehrten 
Freunde  mltgetheilt  und  gezeigt.  Da  ich  aber  in  meinen  Jahren 
nicht  mehr  auf  ein  ewiges  Leben  rechnen  darf,  habe  ich  mich  ent- 
schlossen, wenigstens  das,  was  ich  erreicht  habe,  mitzutheilen,  damit, 
wenn  es  auch  mir  selbst  vielleicht  nicht  gelingen  sollte,  das  Problem 
vollständig  zu  lösen,  vielleicht  andere,  die  dem  Gegenstande  ihren 
Scharfsinn  zuwenden  wollen,  auf  dem  betretenen  Wege  weiter 
schreiten  können. 

Wie  schon  bemerkt,  kann  durch  die  von  mir  ersonnene  Vor- 
richtung nur  die  Bewegung,  nicht  aber  das  Relief  der  Figuren  her- 
vorgebracht werden. 

Da  ich  durch  diese  Vorrichtung  zunächst  die  Richtigkeit  des 
von  mir  benutzten  Princips  prüfen  wollte,  habe  ich  dieselbe  in  der 
möglichst    einfachsten  Form    construirt   und   habe    dabei   gefunden, 


368 


dass  schon  zwei  in  verschiedenen  und  zwar  in  den  extremsten 
Stellungen  der  Bewegung  gezeichneten  Figuren  genügen,  am  die 
phenakistiskopische  Täuschung  hervorzurufen,  wenn  auch  in  diesem 
äussersten  Falle,  beim  Mangel  aller  zwischen  liegenden  Stellungen, 
die  Illusion  durch  das  Abgebrochene  ein  wenig  leidet. 

Es  steht  aber  durchaus  nichts  im  Wege,  acht  in  verschiedenen 
Momenten  der  Bewegung  entworfene  Zeichnungen  zu  benutzen  und 
diese  Zahl  ist  dann  vollständig  ausreichend  um  den  Bewegungseffect 
ganz  täuschend  zu  zeigen.  Zu  diesem  Zwecke  braucht  man  nur  in 
das  Stereoskop  zwei  getrennte  würfelförmige  Gestelle  zu  bringen, 
welche  sich  unabhängig  von  einander  um  dieselbe  horizontale  Aze 
bewegen.  Auf  den  freien  Seiten  dieser  Gestelle  befestigt  man  zw« 
Reihen  von  je  vier,  also  zusammen  acht  verschiedene  Zeichnangen, 
welche  bei  der  Drehung  der  Keihe  nach  vor  den  beiden  Linsen  des 
Apparates  vorbeigehen,  so  dass  die  Figur  nacheinander  in  acht  ver- 
schiedenen Momenten  ihrer  Bewegung  erscheint.  Das  Instrument 
mit  nur  zwei  Figuren  reicht  jedoch  ebenfalls  zum  Beweise  der 
Richtigkeit  des  Principes  hin  und  enthüllt  uns  zugleich  einige 
bemerkenswerthe  Erscheinungen  in  Bezug  auf  Gesichtswahmebmong. 

Es  ist  eine  bekannte  Erscheinung,  dass  die  Netzhaut  des  Auges 
den  Eindruck,  welchen  irgend  ein  sichtbarer  Gegenstand  auf  sie 
gemacht,  eine  kurze  Zelt  bewahrt,  wenn  auch  der  Gegenstand  selbit 
sofort  wieder  verschwindet.  Mit  Benutzung  dieser  Erfahrung  habe 
ich  nun  mein  Instrument  so  eingerichtet,  dass  durch  einen,  mit  einer 
Oeffnung  versehenen  Schieber,  welcher  rasch  in  horizontaler  Rich- 
tung hin-  und  herbewegt  wird,  die  Linsen  abwechselnd  verdeckt 
und  geöffnet  werden,  indem  die  Oeffnung  des  Schiebers  bald  vor 
die  eine  und  bald  vor  die  andere  Linse  tritt,  und  so  immer  nur  ein 
Auge  ein  Bild  sieht,  während  das  andere  Bild  für  das  zweite  Ange 
verdeckt  ist. 

Wenn  nun,  bevor  der  Eindruck  im  ersten  Auge  erloschen  ist, 
der  Schieber  die  eine  Linse  schliesst  und  die  andere  öffnet,  wird 
ein  neuer  Eindruck  auf  der  Netzhaut  verursacht,  und  es  wird  aof 
diese  Weise  eine  ununterbrochene  Gesichtsempfindung  erzeugt,  so 
als  ob  der  Gegenstand  sich  wirklich  in  Bewegung  begriffen  vor  uns 
befände;  und  so  wie  bei  zweien  wird  auch  bei  einer  grösseren  An- 
zahl von  nach  einander  dargestellten  Bewegungsmomenten  auf  der 
Netzhaut  der  Eindruck  eines  bewegten  Gegenstandes  erzeugt  wer- 
den, denn  wenngleich  die  Bilder  nur  einzeln  aus  der  Bewegung 
herausgegriffene  Stellungen  darbieten,  so  ergänzt  doch  das  Bewussl- 
sein  die  Lücken  gerade  so  wie  es  dasselbe  thut,  wenn  wir  bei  Be- 
trachtung eines  wirklichen  bewegten  Objectes  fflr  einen  Moment  mit 


369 


dem  Aage  zublinken,  oder  wenn  uns  ein  zufälliges  Hindemiss  das 
Object  für  einen  Moment  verdeckt.  Wir  haben  dann  auch  für  einen 
kurzen  Augenblick  die  Wahrnehmungen  des  Fortschrittes  der  Be- 
wegung verloren,  aber  sie  erscheint  uns  doch  ununterbrochen,  weil 
wir,  was  während  des  Zublinkens  geschah,  im  Geiste  hinzufügen. 

In  äusserst  schlagender  Weise  zeigt  sich  die  Richtigkeit  dieser 
Aufstellungen,  wenn  wir  nur  zwei  verschiedene  Bewegungsmomentc 
eines  Objectes  darstellende  Figuren  abwechselnd  mit  beiden  Augen 
betrachten,  wie  es  der  Fall  bei  dem  von  mir  construirten  Instru- 
mente ist  Eins  der  Bilder  zeigt  den  Beginn  der  Handlung,  das 
andere  das  Ende  derselben.  Bringt  man  den  Schieber  in  die  eine 
Lage,  so  ist  das  Object  in  der  einen  Stellung  dem  rechten  Auge 
sichtbar,  während  das  linke  Auge  das  Object  in  der  andern  Stellung 
nicht  sehen  kann.  Bringt  man  dann  den  Schieber  in  die  andere 
Lage,  so  ist  wieder  nur  dem  linken  Auge  die  zweite  Stellung  sicht- 
bar, während  dem  rechten  Auge  die  erste  Stellung  verdeckt  ist. 
Obgleich  wir  nun  die  Figur  nach  einander  nur  in  zwei  verschie- 
denen Momenten  in  Bewegung  gesehen  haben,  nämlich  das  eine  Mal 
am  Beginne,  das  andere  Mal  am  Ende  der  Handlung,  so  haben  wir 
dennoch  dieselbe  Illusion,  als  wenn  wir  auch  alle  zwischenliegenden 
Uebergänge  der  Bewegung  gesehen  hätten. 

Es  lässt  sich  dies  sehr  schon  an  einer  von  mir  gebrauchten 
Darstellung  zweier  Boxer  zeigen.  Auf  dem  einen  Bilde  sieht  man 
den  einen  Boxer,  mit  an  den  Leib  gezogenen  Armen  und  Fäusten, 
als  wenn  er  sich  auf  einen  Schlag,  den  er  führen  will,  vorbereiten 
wollte.  Auf  dem  anderen  Bilde  führt  er  den  Schlag  eben  aus, 
denn  man  sieht  Arme  und  Fäuste  vorgestreckt  Die  dazwischen 
liegenden  Stellungen  kann  man  nicht  sehen,  aber  man  weiss,  dass 
sie  stattgefunden  haben  müssen,  darum  fügt  man  sie  unwillkürlich 
im  Geiste  hinzu.  Diese  Vei-voUständigung  unserer  Gesichtswahr- 
nehmung ist  also  eine  Folge  unserer  Erfahrung. 

Noch  eine  andere  bemerkenswerthe  Erscheinung  zeigt  sich  bei 
der  abwechselnden  Betrachtung  des  Objectes  mit  dem  rechten  und 
deni  linken  Auge.  Wir  sehen  nämlich  bei  dieser  Abwechselung  das 
Object  in  ganz  gleicher  Weise  und  ohne  Unterbrechung.  Der 
scbliesslichc  Eindruck  im  Bewusstsein  ist  ganz  derselbe,  von 
welchem  von  beiden  Augen  er  auch  kommen  möge,  und  es  lässt 
sich  bei  dem  von  mir  beschriebenen  Versuche  nicht  unterscheiden, 
mit  welchem  Auge  die  eine  oder  die  andere  Wahrnehmung  gemacht 
wurde.  Wir  können  diese  Erfahrung  auch  sonst  oft  genug  machen, 
wenn  uns  zufällig  die  Aussicht  nach  einem  Objecte  für  das  eine  ' 
Auge  durch  irgend   ein  Hinderniss  verdeckt  wird,   oder  wenn  wir 


370 


absichtlich  die  Augen  abwechselnd  mit  der  Hand  bededcen.  Aiick 
in  diesen  Fällen  fühlen  wir  nicht,  dass  die  Empfindung  von  dem 
einen  Auge  auf  das  andere  übergeht,  und  wir  können  keinen  Uih 
terschied  in  dem  Eindrucke  wahrnehmen. 

Dieser  Umstand  erklärt  denn  auch,  warum  bei  dem  von  mir 
construirten  Apparate  bei  abwechselnder  Betrachtung  verschiedener 
Stellungen  desselben  Objectes  mit  den  beiden  Augen,  wir  dennodi 
nur  eine  einfache  Wahrnehmung  eines  bewegt  erscheinenden  Ob- 
jectes haben,  ohne  uns  der  durch  die  beiden  Augen  getrennt  rer- 
mittelten,  verschiedenen  Eindrücke  einzeln  bewusst  zu  werden. 

Eine  ganz  analoge  Erscheinung  tritt  uns  ja  übiigens  auch  bei 
dem  Gehöre  entgegen,  wo  wir  auch  im  Bewusstsein  nicht  unter- 
scheiden können,  durch  welches  Ohr  eine  Schallempfindong  rn- 
mittelt  wurde. 


Unsichtbare  Photographien. 

Herr  Stone  in  London  hat  eine  eigenthümliche  Art  von  Pho- 
tographien erfunden,  nämlich  Bilder,  die  im  trockenen  Zustande 
unsichtbar  sind  und  beim  Befeuchten  sichtbar  werden.  £r  madit 
folgende  Angaben  über  ihre  Darstellung. 

Gutes  thierisch-geleimtes  Papier  ist  zu  dem  Verfahren  erfor- 
derlich. Die  französischen  mit  Stärke  geleimten  Papiere  mossn 
erst  längere  Zeit  in  warme  Sodalauge  getaucht  und  nadi  den 
Trocknen  an  einem  Ende  mit  Eiweiss  getränkt  werden,  das  mm 
durch  Alkohol  coagulirt.  Dies  bezweckt,  die  Leimung  aus  dem 
Papier  zu  entfernen  und  einem  Ende  des  Bogens  wieder  hinrd- 
chende  Festigkeit  zu  verleihen,  um  nicht  beim  Anfassen  zu  zer- 
reissen.  Beim  englischen  Papier  ist  diese  Behandlung  nicht  nothi^. 
Man  taucht  das  Papier  in  eine  Auflösung  von  20  Gran  Gelatioe 
zur  Unze  Wasser.  Diese  Lösung  wird  auf  21^  R.  erwärmt.  Se 
darf  nicht  stärker  genommen  werden ,  weil  sonst  die  Gelatine  auf 
der  Oberfläche  liegen  und  nicht  wie  beabsichtigt  eindringen  würde. 

Nach  dem  Trocknen  lässt  man  das  Papier  auf  folgender  Mi- 
schung schwimmen: 

Gesättigte  Auflösung  von  doppelt- 
chromsaurem  Kali 1  Theily 

Wasser 2  Theile, 

Nach   drei   bis    vier   Minuten    trocknet   man.     Belichtet   wird 

unter  einem  Negativ.    Nach    dem  Herausnehmen   aus    dem  Copir- 

'  rahmen  wäscht    man    das  Bild  zuerst   in  kaltem  Wasser,    um  das 

unveränderte    chromsaure    Salz   zu    entfernen,    dann    in    warmem 


371 


Wasser,  um  die  Gelatine  aufzulösen.  Wo  das  Licht  gewirkt,  zeigt 
sich  ein  leichter  Ton,  den  man  durch  Eintauchen  in  eine  Mischung 
gleicher  Theile  Schwefelsäure  und  Wasser  fortnimmt. 

Solche  Bilder  sind  im  trockenen  Zustand  ganz  unsichtbar. 
Taucht  man  sie  aber  in  Wasser,  so  werden  daraus  sehr  schöne 
Transparentbilder.  Der  Effect  ist  ganz  magisch.  Beim  Trocknen 
verschwinden  sie  wieder. 

Sollen  die  Bilder  beständig  sichtbar  bleiben,  so  lasse  man  sie 
auf  einer  Lösung  tou  arabischem  Gummi  schwimmen. 


Terstärknng  der  Negatifs« 
Von  M.  Carey  Lea. 

Beim  Verstärken  der  Negativs  konmit  es  zuweilen  vor,  dass 
die  Details  zugedeckt,  feine  Linien  begraben  und  Halbtöne  in  Lich- 
ter verwandelt  werden;  namentlich  bei  der  Quecksilberverstärkung 
kommt  dies  leicht  vor.  Ich  habe  gefunden,  dass  durch  nachherige 
Anwendung  einer  sehr  schwachen  Cyankaliumlösung  das  Bild  wie* 
der  vollkommen  geklärt,  gleichzeitig  aber  auch  verstärkt  ¥rird. 

Wenn  man  das  Negativ  vor  der  Verstärkung  hat  trocknen 
lassen,  so  sind  die  Ränder  zuvor  mit  einem  Band  von  Spirituslack 
zu  versehen;  nach  dem  Trocknen  des  verstärkten  Bildes  ist  die 
Schicht  mit  einer  Auflösung  von  Gelatine  oder  Gummi  arabicum  zu 
überziehen,  da  sie  ohne  diese  Massregel  beim  Trocknen  sich 
abblättern  kann.  Dreissig  Gran  Gelatine  zur  Unze  Wasser  sind 
ein  passendes  Verhältniss.  Eine  schwächere  Lösung  macht  nötliig, 
das  Negativ  nach  dem  Trocknen  zu  firnissen,  was  jedenfalls  anzu- 
empfehlen, wenn  viele  Abdrücke  von  dem  Negativ  zu  machen  sind. 

Die  zum  Klären  der  Lichter  und  zum  Schwärzen  des  Queck- 
silbemiederschlags  dienende  Cyanlösung  darf  nicht  stärker  sein  als 
1  bis  2  Gran  zur  Unze,  und  muss  abgewaschen  werden,  sobald 
sie  ihre  Wirkung  gethan,  da  sie  sonst  den  Niederschlag  wieder  zu 
weissen  strebt.  Aus  demselben  Grunde  muss  man  beim  Aufgiessen 
der  Lösung  darauf  bedacht  sein,  eine  recht  gleichmässige  Wirkung 
zu  erzielen;  am  besten  wird  die  Lösung  als  Bad  angewandt 

Da  dies  Verfahren  zu  gleicher  Zeit  die  Lichter  klärt  und  die 
Schatten  intensiv  macht,  so  dürfte  es  für  die  Verstärkung  von  Ne- 
gativen nach  Stichen  sehr  werthvoll  sein,  wo  jede  Spur  von  Schleier 
vermieden  und  jede  feine  Schattimng  bewahrt  werden  muss. 

Ich  bedauere  fast,  eine  neue  Anwendung  des  Cyankaliums  in 
der  Photographie  vorzuschlagen,  eines  Präparats,  das  wegen  seiner 
giftigen  Eigenschaften    so    sehr   zu   fürchten   ist.     Am  besten  wird 

PliotoffraphiBches  Arcldr.   Nr.  92.    16.  October  1866.  30 


372 


man  das  Bild  in  ein  Bad  von  1  Gran  Cyankalinm  zur  Unze  Wasser 
eintauchen;  denn  giesst  man  die  Lösung  über  die  Platte,  so  ist  es 
sicher,  dass  etwas  davon  über  die  Finger  fliesst.  Oft  mag  dies 
allerdings  nicht  schaden,  aber  über  kurz  oder  lang  folgen  die  Uebd- 
stände.  Eigenthümlich  ist  es,  dass  die  Fabrication  von  Cyankaliam 
bei  richtigem  Yerständniss  mit  keiner  Gefahr  für  die  Arbeiter  ver- 
bunden ist,  und  zwar  weil  es  nicht  mit  Wasser  in  Berührung 
kommt.  Das  gelbe  Blutlaugensalz  wird  einige  Zeit  erhitzt,  bis  das 
Eisen  als  Kohlenstoffverbindung  sich  abscheidet.  Das  dadurch  ge- 
bildete Cyankalium  gibt  selbst  im  geschmolzenen  Zustand  keine 
giftige  Dämpfe  ab,  wenigstens  bei  der  zur  Schmelzung  nöthigen 
Temperatur;  ich  habe  Cyankalium  centnerweise  in  einer  Fabrik 
frei  liegen  sehen,  ohne  etwas  von  Blausäure  zu  riechen.  Natürlich 
kann  dies  nur  in  einem  heissen  Klima  und  bei  trockenem  Wetter 
geschehen.  Sobald  Feuchtigkeit  ins  Spiel  kommt,  tritt  Zersetzung 
ein.  Die  Affinität  zwischen  der  Blausäure  und  dem  Kali  ist  so 
gering,  dass  die  Kohlensäure  der  Luft  erstere  Säure  Bchon  frei 
macht,  wodurch  das  Cyankalium  in  kohlensaures  Kali  verwanddt 
wird  und  die  Blausäure  (Cyanwasserstofifsäure)  entweicht 


Hart's  Hagnesinmlampe« 


A^c 


\^ ' 


Zwei  oder  drei  Magnesiumdrähte  werden  fest  zusammen- 
gedreht; das  eine  Ende  derselben  steckt  man  in  die  Feder  an  dem 
Rade  A\  dann  zieht  man  die  Druckschreibe  jB  an,  und  dreht  den 
Magnesiumdraht  auf  die  Axe.    Die  Kurbel  B  lässt  sich  zu  diesem 


373 


Zwecke  auf  die  Spindel  von  Ä  schrauben.  Das  lose  Ende  des 
Drahts  wird  dann  durch  die  Führung  und  die  Walzen  bei  C  gelei- 
tet. Wenn  man  E  fest  genug  angeschraubt  hat,  bleibt  der  Draht 
ruhig  in  seiner  Stellung.  Zum  Gebrauch  löst  man  die  Schraube  E 
etwas,  und  dreht  die  Kurbel  B.  Auf  dem  Teller  G  steht  eine 
Weingeistlampe.  Man  leitet  den  Draht  in  den  oberen  Theil  der 
Flamme.  Die  Lampe  lässt  sich  ohne  Ständer  anwenden,  indem 
man  die  Schraube  D  und  die  oben  im  Ständer  befindliche  Schraube 
löst  Zu  dem  letzteren  Zweck  ist  auch  die  Handhabe  F  an  der 
Lampe  angebracht  Auf  die  vordere  Röhre  bei  C  steckt  man  einen 
aus  weissem  Cartonpapier  geschnittenen  Reflector.  Metallreflectoren 
werden  nicht  empfohlen  zu  Porträt* Aufnahmen.  Dem  Carton  kann 
man  durch  ein  Paar  Schnüre  jede  beliebige  Form  ertheilen. 


Photochemisehe  Untersnehugeit 

Von  H.  L  Ro8€oe. 

I.    Einfaches  Instrument  zu  meteorologischen  Liohtmessungen 

in  allgemein  yergleichbarem  Maasse.'^ 

In  einer  früheren  Abhandlung  über  meteorologische  Licht- 
messungen**) beschrieben  Bunsen  und  Roscoe  eine  Methode,  um 
die  photochemische  Wirkung  des  gesammten  Tageslichtes  durch 
Beobachtung  photographischer  Schwingangen  zu  bestimmen.  Diese 
Methode  stützt  sich  auf  das  von  beiden  Forschem  geprüfte  Gesetz, 
dass  „innerhalb  sehr  weiter  Grenzen  gleichen  Producten  aus  Licht- 
intensivität  und  Insolationsdauer  gleiche  Schwärzungen  auf  Chlor- 
silberpapier von  gleicher  Sensibilität  entsprechen.^ 

Der  in  gedachter  Abhandlung  von  Bunsen  und  Roscoe  beschrie- 
bene Pendelapparat  macht  es  möglich,  das  photographische  Normal- 
papier für  eine  kurze,  aber  genau  bestimmte  Zeit  dem  Lichte  aus- 
zusetzen und  einen  Streifen  von  geschwärztem  Chlorsilberpapier  zu 
erhalten,  welcher  auf  seiner  ganzen  Länge  eine  stetig  abnehmende 
Schwärzung  zeigt.  Die  Insolationsdauer  für  einen  jeden  Punkt 
dieses  Streifens  kann  aus  der  Schwingungsdauer  und  Schwingungs- 
weite des  Pendels  genau  innerhalb  kleiner  Bruchtheile  an  Secunden 
bestimmt  werden.  Als  Maasseinheit  wurde  diejenige  Lichtintensität 
angenommen,  welche  in  einer  Secunde  eine  gegebene,  willkürlich 
angenommene  Schwärzung,  die  sogenannte  Normalschwärzung  her- 


*)  Poggendorffs  Ann&len  d.  Phys.  u.  Chem.  Band  CXXIV  Seite  353. 
**)  PoggendorlTs  Aim&l.  Band  GXYII  S.  529  und  photograpliisoheB  Archiv, 
Band  YI  Seite  224. 


374 


Yorbringt  Der  umgekehrte  Werth  der  Zeit,  welche  nöthig  ist,  auf 
dem  Papiere  Normalschwärznng  herTorzubringen,  gibt  die  Intensitit 
des  wirksamen  Lichtes  ausgedrückt  in  der  angeführten  Maasseinheit 

Nach  dieser  Methode  sind  von  Bunsen  und  Roscoe  Reihen  von 
Lichtmessungen  ausgeführt  worden.  Dieselben  sind  jedoch  äosserst 
umständlich  und  zeitraubend.  Auch  kann  der  Apparat  nnr  bei 
ruhigem  Wetter  benutzt  werden  und  erfordert  bei  täglichen  Beobach- 
tungen eine  beträchtliche  Menge  von  photographiscbem  Papier. 

Roscoe  hat  daher  einen  Apparat  ersonnen,  welcher  die  ange- 
führten Nachtheile  vermeidet;  derselbe  nimmt  wenig  Raam  ein  nnd 
kann  bei  jedem  Wetter  benutzt  werden;  dabei  sind  die  Messungen 
so  einfach,  dass  man  ohne  Mühe  eine  regelmässige  Reihe  tag^cher 
Messungen  ausführen  kann,  und  der  Verbrauch  von  Papier  ist  so 
gering,  dass  sich  45  verschiedene  Bestimmungen  auf  36  Quadrat- 
centimeter  desselben  ausführen  lassen. 

Als  Grundlage  für  die  neue  Methode  dienen  Streifen  von  pho- 
tographischem Normalpapier,  welche  im  Pendelapparat  geschwant 
worden  sind.  Von  zwei  solchen  Streifen  wird  der  eine  in  einer 
Lösung  von  unterschwefligsaurem  Natron  fixirt,  gewaschen  und  ge- 
trocknet; auf  ein  mit  einer  Millimeterscala  versehenes  Brefctdiei 
geklebt  und  sodann  mit  Hülfe  des  zweiten  nicht  fixirten  Streifens  auf  die 
Weise  graduirt,  dass  bei  dem  Lichte  der  Natronflamme  die  Lage  der 
Punkte,  welche  die  nämliche  Schwärzung  besitzen,  abgelesen  wird, 
nachdem  auf  dem  unfixirteh  Streifen  die  Stelle  der  Normalschwäne 
vorher  genau  bestimmt  wurde.  Wie  nun  mit  Hülfe  des  fixirten  und 
genau  verglichenen  Streifens  die  chemische  Wirkung  des  Tageslidiies 
bestimmt  werden  kann,  wird  aus  Folgendem  sich  ergeben. 

Jedem  auf  die  angegebene  Weise  fixirten  und  graduirten  Strei- 
fen wird  eine  durch  die  Yergleichung  ermittelte  Tabelle  beigegeben, 
welche  den  Werth  der  Schwärzung  für  jedes  Millimeter  längs  des 
Streifens,  in  der  Maasseinheit  ausgedrückt,  angibt  Insolirt  man 
dann  ein  Stück  photographisches  Normalpapier  während  einer 
beobachteten  Anzahl  von  Secunden,  bis  eine  Schwärzung  erhalten 
wird,  deren  Intensität  derjenigen  irgend  einer  Stelle  auf  dem  fixirten 
Streifen  gleichkommt,  und  bestimmt  man  die  Lage  dieser  Schwär- 
zung genau  bei  dem  Lichte  der  Natronflamme,  so  findet  man  die 
Intensität  des  wirkenden  Lichtes  ausgedrückt  in  der  Maasseinheit, 
indem  man  die  Zahl,  welche  in  der  Intensitätstabelle  der  Stelle 
gleicher  Schwärzung  entspricht,  durch  die  in  Secunden  gegebene 
Insolationszeit  dividirt. 

Um  diese  Methode  zur  Messung  als  zuverlässig  betrachten  zu 
können,  müssen  folgende  Bedingungen  erfüllt  sein: 


375 


1)  Die  Schwärze  des  fixirten  Nonnalstreifens  muss  für  einen 
beträchtlichen  Zeitraum  unveränderlich  bleiben. 

2)  Die  Schattirung  dieses  Streifens  muss  ganz  regelmässig  ab- 
gestuft sein,  um  durch  Vergleichung  mit  dem  graduirten  Streifen 
eine  genaue  Graduirung  zu  ermöglichen. 

3)  Gleichzeitige  Messungen,  welche  mit  verschiedenen  graduir- 
ten Streifen  ausgeführt  wurden,  müssen  genaue  Uebereinstimmung 
zeigen,  sowohl  unter  sich,  als  auch  mit  Beobachtungen,  welche 
mittelst  des  Pendelapparates  gemacht  wurden. 

Was  die  erste  Bedingung  betrifft,  so  hat  Roscoe  gezeigt,  dass 
die  fixirten  Streifen  allerdings  anfänglich  etwas  verbleichen,  dass 
aber  das  Verbleichen  nach  Verlauf  einiger  Wochisn  aufhört  und  die 
Schwärzung  sich  gleich  bleibt 

Auch  die  Graduirung  der  fixirten  Streifen  lässt  sich,  wie  Roscoe 
durch  zahlreiche  Versuche  bewiesen  hat,  genau  ausführen. 

Die  photometrischen  Messungen  selbst  werden  nun  auf  folgende 
Weise  ausgeführt.  Ein  Streifen  photographisches  Normalpapier  wird 
mit  Gummi  auf  die  Rückseite  eines  sogenannten  Insolations- 
bandes aufgeklebt.  Dies  letztere  ist  ein  Streifen  steifen,  weissen 
Papiers,  in  welchem  an  einer  Stelle  längs  hintereinander  neun  runde 
Löcher  mit  einem  Locheisen  ausgestampft  sind,  so  dass,  wenn  man 
das  Ganze  an  das  Licht  brächte,  dieses  nur  durch  die  erwähnten 
Löcher  auf  die  biosgelegten  Stellen  des  photographischen  Papiers 
wirken  könnte.  Den  Streifen  schiebt  man  dann  in  eine  oben  und 
unten  offene,  flache,  enge  Scheide  oder  Lade  von  Messingblech ,  auf 
deren  einer  Fläche  ein  rundes  Loch  von  10  Millimeter  im  Durch- 
messer ausgeschnitten  ist,  welches  durch  einen  Schieber  mit  Leich- 
tigkeit verdeckt  und  geöffnet  werden  kann.  Die  Messingscheide 
wird  dann  am  besten  in  horizontaler  Lage  auf  einem  Stativ  befe- 
stigt, das  Insolationsband  so  geschoben,  dass  das  erste  seiner  neun 
Löcher  gerade  unter  dem  Loche  in  der  Scheide  steht;  hierauf  öffnet 
man  den  das  letztere  verschliessenden  Schieber,  lässt  das  Licht 
eine  genau  beobachtete  Anzahl  Secunden  lang  auf  das  blossgelegte 
Chlorsilberpapier  wirken  und  verschliesst  dann  den  Schieber  behend. 

Wenn  die  Intensität  des  Lichtes  so  gross  ist,  dass  die  Insola- 
tion höchstens  zwei  bis  drei  Secunden  lang  dauern  darf,  so  wird 
der  Fehler,  den  man  durch  die  unvermeidliche  Ungenauigkeit  in 
Beobachtung  des  Oeffnungs-  und  Schliessungsmomentes  begeht,  be- 
trächtlich. Um  deshalb  in  solchem  Falle  durch  längere  Dauer  der 
Insolation  diesen  Fehler  verkleinem  zu  können,  wird  die  Intensität 
des  Lichtes  dadurch  in  einem  bestimmten  Verhältnisse  vermindert, 
dass  man  eine  kreisförmige  geschwärzte  Metallscheibe  ans  der  zwei, 


376 


je  ^li^  der  ganzen  Fläche  betragende  Sectoreo  heransgeschoitten  snd, 
und  deren  Axe  in  ein  Zapfenlager  neben  der  Scheide  am  Stative 
passt,  durch  einen  Knopf  am  oberen  Ende  ihrer  Axe  in  Drehung 
versetzt.  Die  Drehnngsgeschwindigkeit  hat  offenbar  keinen  FJnHiygg 
anf  das  Resultat. 

Nachdem  die  Beobachtung  vollendet  ist  und  man  Zei^nnkt 
und  Dauer  der  Insolation  genau  notirt  hat,  können  noch  die  übrigen 
acht  biosgelegten  Theile  des  Normalpapiers  zu  einer  beliebigen 
Zeit  gerade  so  insolirt  werden,  indem  man  sie  ebenfalls  unter  die 
runde  Oeffnung  in  der  Messingscheide  schiebt 

Sind  so  nach  und  nach  die  neun  Oeffnungen  des  Streifens  dem 
Lichte  ausgesetzt  'gewesen,  so  kann  man  den  Streifen  heransnek- 
men  und  einen  neuen  einführen,  ohne  dass  man  nöthig  hätte,  den 
Apparat  in  ein  verdunkeltes  Zimmer  zu  führen.  £s  geschieht  dies 
mit  einem  kleinen,  an  beiden  Enden  offenen  Sacke  oder  Aeimd 
von  schwarzer  Seide,  den  man  über  das  eine  Ende  der  Messing- 
scheide streift  und  mit  einem  Kautschukringe  befestigt.  Man  bringt 
dann  die  Hand  in  das  offene  Ende  des  Aermels  ein,  und  zieht  den 
Streifen  heraus,  wobei  man  ihn  aufrollt  und  dann  bis  zur  Ablesong 
aufbewahrt.  Der  neue  Streifen  wird  im  zusammengerollten  Zustande 
in  den  seidenen  Sack  eingeführt,  dort  entrollt  und  in  die  Scheide 
eingeschoben. 

Das  Instrument,  welches  zu  den  Ablesungen  benutzt  wird,  be^ 
steht  aus  einer  Messingtrommel,  auf  deren  C^linderfläche  ein  Stö^ 
steifes  weisses  Papier  befestigt  ist,  worauf  der  fixirte  Streifen  ge- 
klebt  wird.  Der  Rand  des  Cylinders  ist  in  Millimeter  getheilL  Die 
Trommel  dreht  sich  um  eine  horizontale  Axe,  welche  an  emtm 
passenden  Stative  sitzt. 

Das  Insolationsband  wird  nur  mittelst  zweier,  am  Stativ  sitzen- 
den Schraubenklemmen  gegen  den  graduirten  Streifen  gepresst  Drdit 
man  die  Trommel  um  ihre  Axe,  so  passiren  die  verschiedenen 
Schwärzungen  des  Streifens  jedes  der  neun  Löcher  des  InsolatlonB- 
bandes  und  man  kann  bei  dem  durch  eine  Sammellinse  darauf  con- 
centrirten  Lichte  der  Natronflamme  die  Lage  der  Punkte  auf  dem 
fixirten  Streifen,  welche  gleiche  Schwärzung  mit  jedem  der  nenn 
Flecke  des  insolirten  Streifens  besitzen,  leicht  feststellen.  Hat  man 
Gas  zur  Verfügung,  so  erhält  man  das  monochromatische  Natron- 
licht  leicht  dadurch,  dass  man  zwei  an  feinen  Platindrähtchen  ange- 
schmolzene Perlen  von  kohlensaurem  Natron  in  die  farblose  Flamme 
eines  Bunsenschen  Brenners  bringt.  Steht  Gas  nicht  zu  Gebote,  so 
bedient  man  sich  einer  Weingeisüampe,  deren  Weingeist  und  Docht 
mit  Kochsalz  gesättigt  ist. 


377 


Roscoe  hat  übrigens  schon  mit  Hülfe  dieser  von  ihm  so  geist- 
reich durchgeführten  Methode,  vorzüglich  zu  Manchester,  Heidelberg 
und  Dingwall  ziemlich  zahlreiche  Beobachtungen  über  die  photo- 
metrische Lichtstärke  und  ihre  täglichen  und  jährlichen  Wandlungen 
angestellt  und  dadurch  gezeigt,  welch  wichtiges  Beobachtungselement 
der  practischen  Meteorologie  bis  jetzt  gefehlt  hat.  Jedenfalls  ist 
auch  die  Photographie  dazu  bestimmt,  den  Segen  dieses  werdenden 
Zweiges  der  Photometrie  mit  zu  gemessen.  Dr.  W. 


Nene  Anwendnigen  des  Hagnesinm. 

Von  W.  White, 

Vergangenes  Jahr  erst  kam  das  Magnesium  in  den  Handel  und 
schon  ist  es  den  Anstrengungen  der  Technik  fast  gelungen,  dasselbe 
dem  allgemeinen  Gebrauehe  zugänglich  zu  machen. 

Vergangenen  Herbst  fing  man  an,  Draht  daraus  zu  ziehen  und 
ergötzte  und  blendete  sich  und  seine  Freunde  mit  dem  glänzenden 
Lichte,  was  derselbe  beim  Verbrennen  lieferte.  Bald  fand  man, 
dass  die  Verbrennung  viel  besser  vor  sich  ging,  wenn  der  Draht  in 
flaches  Band  verwandelt  wird ,  und  jetzt  findet  man  in  den  Hand- 
langen fast  nur  Magnesiumband. 

Magnesium  ist  bis  jetzt  fast  nur  als  Lichtquelle  betrachtet  wor- 
den und  das  Hauptproblem,  dessen  Lösung  man  sich  zum  Ziele 
gesetzt  hat,  ist  die  Aufsuchung  der  besten  Art  und  Weise,  das 
Magnesium  zu  verbrennen. 

Magnesiumlampen.  —  Nachdem  einmal  festgestellt  war,  dass 
Draht  oder  Band  die  beste  Form  für  die  Verbrennang  ist,  kam  es 
blos  darauf  an,  einen  Apparat  zu  construiren,  der  immer  so  viel 
Draht  abwickelt,   als  gerade  durch  die  Verbrennung  verzehrt  wird. 

Die  Erfindungen  und  Verbesserungen  gingen  rasch  vorwärts. 
Die  ersten  Versuche  rührten  von  William  Mather  in  Salford  und 
F.  W.  Hart  in  Kingland,  von  denen  jeder  eine  Lampe  baute,  bei 
welcher  der  Draht  mit  der  Hand  von  einer  Spule  abgewickelt  wird 
und  zwischen  Rollen  und  dann  durch  ein  Röhrchen  in  die  Flamme 
einer  Spirituslampe  geleitet  wird,  um  ein  etwaiges  Wiederauslöschen 
zu  vermeiden.  Ein  Amerikaner,  Alonzo  Grant,  Hess  die  Abwicke- 
lung des  Drahtes  von  der  Spule  durch  ein  Uhrwerk  besorgen  und 
dies  war  schon  ein  wesentlicher  weiterer  Fortschritt.  Früher  kam 
es  heim  Gebrauch  des  Magnesiumlichts  oft  vor,  dass  es  plötzlich 
verlosch.  Wahrscheinlich  kommt  dies  von  kleinen  Sprüngen  oder 
Blasenräumen  im  Drahte  oder  von  darin  eingeschlossenen  Unrein- 
heiten her.    Durch  Verbesserung    der  Fabrikation  hat  der  Draht 


378 


jetzt  eine  Dehnbarkeit  erlangt ,  *  von  welcher  man  vor  einem  Jahre 
keinen  Begriff  hatte  und  das  Verlöschen  ist  dadurch  bedeutend 
'seltener  geworden,  besonders  wenn  man  Band  anwendet  Ich  habe 
solches  ohne  Unterbrechung  eine  halbe  Stunde  brennen  sehen.  Mit 
Sicherheit  kann  man  auch  ohne  Zuhülfenahme  der  Spiritoslampe 
auf  ruhiges  Fortbrennen  rechnen,  wenn  man  ein  doppeltes  Band 
anwendet,  denn  es  ist  sehr  unwahrscheinlich,  dass  beide  zugleich 
verlöschen  und  so  wird  immer  das  eine  die  Verbrennung  des  andern 
unterhalten.  Ich  weiss,  dass  eine  Grant'sche  Lampe  mit  Doppel- 
band zwei  volle  Stunden  ohne  alle  Unterbrechung  brannte  und  durch 
entsprechende  Vergrösserung  der  Spulen  für  den  Draht  und  des 
Uhrwerks  lässt  sich  ein  beliebig  lange  Zeit  ruhig  brennendes  Licht 
erzielen. 

Capitan  Bamber  von  der  königlichen  Marine,  auf  Clarencehouae 
in  Jersey  hat  eine  Magnesiumlampe  für  den  gewöhnlichen  Gebranch 
in  Minen,  Tunnels  und  auf  Eisenbahnen  construirt.  Das  Instrmment 
besteht  aus  einem  circa  18  Zoll  langen  Mahagonikasten,  in  welchem 
sich  .ein  aus  vielen  kleinen  Rädern  bestehendes  Uhrwerk  und  eine 
von  diesem  getriebene  Trommel  befindet,  auf  welcher  der  Draht 
aufgewunden  ist.  Die  Schnelligkeit,  mit  welcher  durch  Umdrehung 
der  Trommel  der  Draht  in  den  Brenner  geschoben  wird,  kann  durch 
einen  Regulator  verändert  werden.  Der  Brenner  befindet  sich  im 
Brennpunkte  einer  stark  gekrümmten  Sammellinse,  durch  welche 
das  Licht  als  ein  ungeschwächtes  paralleles  Strahlenbündel  in  weite 
Entfernung  gesendet  wird.  Capitän  Bamber  machte  neulich  Nachts 
einen  Versuch  mit  seiner  Lampe  auf  der  Peddington  -  Eisenbahn- 
station und  mit  dem  dünnsten  Magnesiumband,  was  überhaupt 
fabricirt  wird,  konnte  man  an  einer  250  Yards  entfernten  Uhr  die 
Zeit  ganz  deutlich  lesen. 

Wo  fehlt  68  noch?  —  Im  Lampencapitel  muss  offenbar  noch 
mehr  geleistet  werden.  Wir  brauchen  Apparate,  mit  denen  man 
eine  Halle  oder  Gemäldegalerie  des  Abends  erleuchten  kann.  Dies 
geschieht  am  besten  dadurch,  könnte  Jemand  sagen,  dass  man  das 
Magnesium  oben  in  der  Mitte  der  Decke  verbrennt.  Dies  isiaber  nicht 
wohl  thunlich  wegen  des  sich  bildenden  Qualms  und  der  Asche 
(weisse  Magnesia),  welche  glühend  heiss  von  der  Decke  herabfaDt 
Wenigstens  müsste  erst  ein  sinnreicher  Mechanismus  ersonnoi 
werden,  der  diesem  Uebelstande  abhilft,  ohne  doch  irgendwie  das 
Licht  aufzuhalten  und  viel  Schatten  zu  verursachen, 

Magnesitunfeile.  —  Es  ist  sehr  die  Frage,  ob  man  auch  dem 
Magnesiumfeilpulver  eine  genügende  Aufmerksamkeit  gewidmet  hat 
Es  dürfte   am  Ende  nicht  unausführbar  sein,  ganz  feinpulveiiget 


379 


Magnesinin  wie  den  Sand  aus  einer  Sanduhr  in  eine  Gas-  oder 
andere  Flamme  laufen  zu  lassen  und  dadurch  ein  ebenso  gleich- 
massiges  Licht  zu  erhalten  wie  mit  Draht  oder  Band  oder  einem 
Uhrwerk. 

Wozu  dient's?  —  „Ein  wunderbares,  herrliches  Licht;  wozu 
ist  es  aber  nütz?"  sagt  der  practische  Mann.  Als  Franklin  einst 
in  Betreff  der  Electricität  auf  ähnliche  Weise  gefragt  wurde,  ant- 
wortete er,  „Was  nützt  ein  Säugling?^  Nun  gut,  das  Magnesium 
ist  ein  Säugling  und  trotzdem  hat  es  schon  so  entschiedene  Proben 
seiner  Mannbarkeit  abgelegt.  Eine  seiner  ersten  Thaten  war,  dass 
es  des  Nachts  bei  seinem  Lichte  eine  Anzahl  Porträts  aufnehmen 
Jless  mit  einer  dem  Sonnenlichte  gleichen  Wirkung.  Sobald  dies 
geschehen,  lag  die  Frage  auf  der  Hand,  warum  man  nicht  auch 
auf  gleichem  Wege  Photographien  von  unterirdischen  Räumen, 
Catacomben,  Crypten,  Minen  u.  s.  w.  sollte  erzielen  können. 

Professor  C.  Piazzi  8m3rth*8  Arbeiten.  —  Einer  der  ersten, 
welcher  die  Anwendbarkeit  des  Magnesiums  zu  eben  beregtem 
Zwecke  einer  practischen  Prüfung  unterwarf,  war  der  königl.  schot- 
tische Astronom  Prof.  Piazzi  Smjth.  Mancher  unserer  Leser  wird 
schon  Ton  dem  wissenschaftlichen  Streit  über  den  ausgehöhlten 
Granitblock  im  Innersten  der  grossen  Pyramide  gehört  haben.  Piazzi 
Smyth  hatte  es  sich  zum  Ziel  gesetzt,  diesen  geheimnissvollen 
Granittrog  an  das  Licht  zu  ziehen  und  allen  Zweifel  über  sein 
eigentliches  Wesen  zu  beseitigen.  Mit  Hülfe  des  Magnesiumlichtes 
ist  ihm  dies  auch  gelungen.  Die  Welt  wird  nächstens  von  seiner 
Hand  ein  diese  Untersuchungen  enthaltendes  und  mit  vielen  Photo- 
graphien illustrirtes  Werk  erhalten.  Einstweilen  will  ich  mir 
erlauben,  folgende  durch  seine  Güte  mir  zugekommene  Notizen 
hier  mitzutheilen. 

Photographische  Aufnahmen  in  der  grossen  Pyramide.  — 
L  Das  Innere  der  grpssen  Pyramide  war  allerdings  sehr  wenig 
dazu  geeignet,  das  Magnesiumlicht  sich  im  vollen  Glänze  entfalten 
zu  lassen.  Die  Ventilationscanäle ,  welche  Colonel  Howard  Vyse 
im  Jahre  1837  hergestellt  hatte,  waren  durch  die  Araber  vollstän- 
dig wieder  mit  Sand  und  Steinen  verstopft  worden.  Es  ist  nirgends 
ein  Weg  ersichtlich,  durch  welchen  die  Luft  ventilirt  werden  könnte 
in  einem  Räume,  in  welchem  während  sechs  Monaten  des  Jahres 
täglich  zahlreiche  Besucher  mit  brennenden  Kerzen  das  Ihrige  thun, 
die  Luft  zu  verschlechtern.  Die  Luft  war  so  mit  Kohlensäure 
überladen,  dass  ich  mich  überhaupt  wunderte,  dass  das  Maghesium 
brannte.  Es  brannte,  aber  wie  trübe,  und  der  davon  aufsteigende 
Magnesiumqualm  blieb  24  Stunden  ruhig  in  der  völlig  unbeweg- 


380 


liehen  Luft  schweben,  so  dass  innerhalb  dieser  24  Stunden  nur  eine 
einzige  Aufnahme  gemacht  werden  konnte.  Bei  einer  zweiten  Auf- 
nahme bildete  sich  auf  der  Platte  weiter  nichts  ab  als  die  trübe 
erleuchtete  dicke  Laft,  welche  zwischen  der  Camera  obscura  und 
dem  abzubildenden  Objecte  schwebte. 

n.  Mein  Zweck  war  es  eben  nicht,  ein  malerisches,  künst- 
lerisch schönes  Bild  zu  liefern,  sondern  ich  wollte  nur  gewisse 
innere  Theile  der  Pyramide,  welche  Gegenstand  der  wissenschaft- 
lichen Prüfung,  aufnehmen,  und  dies  habe  ich  auch,  trotzdem  sich 
alles  zu  verschwören  schien,  die  Wirkungen  des  Magnesiamlichtes 
zu  nichte  zu  machen,  glücklich  erreicht. 

III.  Als  Beleg  für  meine  Erfolge  führe  ich  nur  den  Granit- 
trog  in  dem  Königsgemach  der  grossen  P3nramide  an.  Nach  des 
verstorbenen  Mr.  Taylor  Ansicht  ist  dieser  Trog  ein  Normalhohl- 
maass,  von  welchem  unser  alter  angelsächsischer  Malter  abgeleitet 
ist  und  zwar  so,  dass  letzterer  ein  Viertel  vom  Inhalte  des  ersteren 
bildet.  Mit  diesen  Messungen  stimmten  aber  die  im  Jahre  -1799 
von  den  französischen  Academikem  ausgeführten  nicht  überein, 
indem  dieselben  den  Inhalt  des  Granittroges  um  6300  CubikzoUe 
grösser  angaben  als  die  englischen  Messungen.  Um  diese  Diffe- 
renzen zu  beseitigen,  nahmen  wir  das  Magnesiumlicht  zu  Hülfe  und 
fertigten  eine  Reihe  von  Photographien  des  Troges  an,  nachdem 
wir  ein  System  von  Maassstäben  so  an  denselben  befestigt  hatten, 
dass  daraus  sein  innerer  und  äusserer  Cubikgehalt  leicht  erschlossen 
werden  kann.  Wir  fanden  auf  diese  Weise,  dass  dieses  merkwür- 
dige Granitgefäss  vier  englische  Malter  fasst. 

Verhalten  des  Magnesiumlichtes  zu  den  Farben.  —  Bne 
Eigenthümlichkeit  des  Magnesiumlichtes  ist  die,  alle  Farben  vöUi; 
ebenso  erscheinen  zu  lassen  wie  sie  beim  Sonnenlichte  erscheinen. 
Alle  Farben:  grün,  blau,  gelb,  weiss,  roth,  violett,  purpur  u.  s.  w. 
erscheinen  vollkommen  deutlich  und  unverändert.  Diese  Eigenschaft 
des  Magnesiumlichtes  Hesse  sich  in  Färbereien,  Ausschnitthandlungoi 
und  ähnlichen  Etablissements  benutzen,  um  Abends  oder  bei  trübem 
nebligem  Wetter  Zweifel  in  Bezug  auf  die  Farben  der  Stoffe  so 
beseitigen. 

Magnesiumlegimngen.  —  Man  hat  das  Magnesium  mit  ver- 
schiedenen anderen  Metallen  ohne  besondere  Vortheil  legirt  Es 
macht  einige  Schwierigkeiten,  beim  Zusammenschmelzen  das  Ver- 
brennen des  Magnesiums  zu  verhindern.  Man  kann  dies  leicht 
verhüten,  wenn  man  das  andere  Metall  zuerst  schmilzt  und  dann 
das  Magnesium  mit  einer  Zange  oder  sonst  wie  untertaucht  bis  es 
ebenfalls  geschmolzen  ist. 


381 


Eine  Legirnng  von  Blei  mit  Magnesium  brennt  mit  gutem 
Liichte.  Noch  yorzüglicber  sind  in  dieser  Beziehung  die  Magnesium- 
zinkleginingen.  Legirungen  mit  Zink  im  VerhSltniss  von  5,  10,  15 
und  20  Procent  lassen  sich  sehr  leicht  zu  Draht  verarbeiten  und 
verbrennen  ruhig,  aber  mit  schwächerem  Liebte  als  reines  Magne- 
sium und  verursachen  mehr  Qualm. 

Zu  Feuerwerkszwecken  empfehlen  sich  die  Zinkmagnesium- 
legirungen  besonders.  In  Gestalt  von  Pulver  zum  Bakeiensatze 
hinzugefügt,  geben  diese  ein  schönes  Licht  und  in  Gestalt  von 
Draht  sind  sie  selbst  schon  ein  einfacher  und  effectmachender 
Feuerwerkskörper. 

Capitan  Boltons  Ansichten  und  VerBUche.  —  Niemand  hat 
für  die  Nutzbarmachung  des  Magnesiums  mehr  und  umfassenderes 
gethan  als  Capitän  Bolton.  Es  ist  bekannt,  dass  von  ihm  erst  vor 
drei  Jahren  der  Oxjhjdrogen- Signalapparat  in  den  Dienst  der 
englischen  Flotte  eingeführt  wurde.  Der  glänzende  Erfolg,  den  er 
hiermit  erzielte,  würde  manchen  Anderen  in  Versuchung  gebracht 
haben,  sich  gegen  jede  Neuerung  zu  verschliessen.  Bolton  aber 
kam  bald  durch  Versuche  zur  Ueberzeugung,  dass  das  Magnesium- 
licht, abgesehen  davon,  dass  es  mit  dem  Ealklichte  und  dem  elec- 
trischen  Lichte  in  Bezug  auf  Helligkeit  auf  gleicher  Stufe  steht, 
auch  noch  den  Vorzug  einer  grossen  Handlichkeit  besitzt  Diese 
Ueberzeugung  bekannte  er  auch  offen  und  machte  sich  daran,  die 
beste  Art  der  Verwendung  des  Magnesiums  zu  seinen  Zwecken 
auszumitteln. 

Zunächst  gelang  es  ihm  in  Verbindung  mit  Capitän  Colomb, 
das  Magnesiumpulver  zu  Signalfeuern  in  der  Handelsmarine  einzu- 
führen. Diese  Signale  sind  dazu  bestimmt,  am  Hafen  oder  am  Bord 
eines  einlaufen  wollenden  Schiffes  bei  trübem  Wetter  angezündet 
zu  werden.  Sie  brennen  3,  5  oder  8,  die  längsten  12  oder  15 
Minuten  und  sind  noch  in  einer  Entfernung  von  8  englischen 
Meilen  sichtbar.     Die  Kosten  sind  gering. 

Die  Mercantile  Marine  Association  zu  Liverpool  forderte  neulich 
dazu  auf,  ein  starkes  rothes  Licht  zu  Nachtsignalen  anzuwenden. 
In  Folge  dieser  Aufforderung  haben  Bolton  und  Colomb  ein  solches 
rothes  Signallicht  mit  Hülfe  von  Magnesiumpulver  hergestellt.  Bei 
15  Minuten  Brennzeit  kostet  es  1  Sh.  6  P.  und  ist  bei  klarem 
Wetter  bis  auf  10  Meilen  sichtbar.  Es  unterliegt  jetzt  der  Beur- 
theilung  obenerwähnter  Gesellschaft 

Welter  hat  sich  Bolton  auch  noch  damit  beschäftigt,  die  Ver- 
brennung von  Magnesium  in  Form  von  Draht  oder  Band  zu  seinen 
Zwecken  nutzbar  zu  machen.    Er  hat  uns  über  den  Apparat,  den 


382 


er  hierzu  verwendet,  der  jedoch  noch  nicht  in  allen  Theilen  vollendet 
ist,  nur  so  viel  mitgetheilt,  dass  es  ihm  gelungen  ist,  durch  den- 
selben den  bei  der  Verbrennung  sonst  entstehenden  Rauch  zu  Ter- 
zehren  und  bei  noch  etwas  grösserer  Complication  auch  die  Asche 
wegzuputzen,  welche  sich  an  dem  brennenden  Drahte  bildet  imd 
den  Glanz  des  Lichtes  beeinträchtigt. 

Mit  dem  noch  nicht  ganz  ToUendeten  Apparate  iat  es  Bolün 
dennoch  gelungen,  mit  Magnesiumlicht  von  Shoeburyness  nach  dem 
acht  Meilen  entfernten  Great  Eastern  zu  signalisiren  und  tob 
Portsmouth  nach  den  sechszehn  Meilen  entfernten  St  Catherine'! 
Downs  auf  der  Insel  Wight. 

Sollte  ßolton  wirklich  erreichen,  was  er  erstrebt,  so  wäre  die 
Anwendung  des  Magnesiums  auf  allen  Schi£fen  und  Leuchtthärmai 
Europas  gesichert.  Man  befreie  das  Magnesiumlicht  vom  Qualm 
und  von  der  Asche  und  kein  anderes  Licht  kann  mit  ihm  die  Coih 
currenz  aushalten. 

Magnesium  in  Amerika.  —  Auch  in  Boston  hat  man  begonnes, 
Magnesium  zu  fabriciren.  Vielleicht  hätten  wir,  wenn  der  Biirge^ 
krieg  in  Amerika  nicht  so  glücklich  beendet  worden  wäre,  manche 
neue  Anwendung  des  Magnesiums  von  dort  lernen  können.  Wir 
erstaunten,  als  wir  vergangenen  Februar  in  der  Times  und  anderes 
Blättern  lasen,  dass  die  Blokadebrecher  ein  unerwarteter  Sdikg 
träfe,  da  man  begänne,  das  ihnen  günstige  Dunkel  der  Nacht  durch 
Magnesiumlicht  zu  verscheuchen. 

Andere  Anwendungen  des  Magnesiums.  —  All  unser  Bestre- 
ben ist  bis  jetzt  darauf  gerichtet  gewesen,  das  Magnesium  als  Licht- 
quelle auszubeuten.  Sicher  ist  es  aber  auch  noch  anderer  Nnti- 
anwendungen  fähig.  Es  ist  vielleicht  das  verbreitetste  Metall  in 
der  Natur,  denn  es  findet  sich  aufgelöst  im  Meereswasser  und  bildet 
grosse  Massen  des  Festlands.  Wenn  es  wahr  wäre,  was  manche 
sagen,  dass  alles  in  der  Schöpfung  um  des  Menschen  willen  vor- 
handen sei,  welche  Zukunft  hätte  dann  das  Magnesium !  £s  ist  60 
Jahre  her,  dass  Humphry  Davy  seine  Existenz  nachwies  und  es 
wird  nun  endlich  Zeit,  dass  man  diesen  ersten  Wink  practisch  zd 
verwerthen  beginnt. 


Obernetter's  Emailverfahren. 

In  der  vorigen  Nummer  theilten  wir  die  Emailverfahren  voo 
Joubert  und  Julius  Leth  mit;  heute  sind  wir  in  der  Lage,  unsere 
Leser  auch  in  Besitz  des  Obernetter'schen  Verfahrens  zu  setieii, 
da  die  Specification  des  englischen  Patents  auf  diese  Methode  kon- 
lich  veröffentlicht  wurde. 


383 


Dieselbe  lautet  so: 
Man  nehme 

Gummi  arabicum    ...        5  Theile, 

Zucker 15       ^ 

Glycerin 5       „ 

Doppeltchromsaures  Kali.        6       ^ 

Wasser 100       y, 

Diese  Substanzen  werden  gemischt,  gelöst  und  im  Dunkeln 
aufbewahrt.  Eine  Glasplatte  wird  damit  gleichmässig  über- 
zogen und  im  Dunkeln  bei  einer  Temperatur  von  30  bis  50^  C. 
getrocknet.  Die  trockene  Platte  wird  unter  einem  Transparent- 
positiv  (Diapositiv)  belichtet,  bis  das  Bild  schwach  sichtbar  ist  Die 
Belichtung  dauert  ungefähr  so  lange  wie  beim  gewöhnlichen  Silber- 
papier. 

Wenn  das  Bild  aus  dem  Copirrahmen  genommen  ist,  trägt  man 
mit  einem  Pinsel  eine  Mischung  von  hundert  Theilen  Porzellanfarbe 
und  Flussmittel,  und  einem  Theil  pulverisirter  Seife.  Wenn  das 
Bild  genügend  kräftig  geworden  ist,  überträgt  man  es  auf  folgende 
Weise  von  der  Glasplatte  auf  die  Fläche,  auf  die  es  eingebrannt 
werden  soll.  Das  Bild  wird  mit  RohcoUodion  ül^erzogen,  und  nach 
dem  Trocknen  in  schwach  alkalisches  Wasser  getaucht,  welches  die 
Collodionschicht  mit  dem  Bilde  ablöst.  Man  wascht  die  Schicht 
gut  aus,  indem  man  sie  mehrmals  in  reines  Wasser  eintaucht ;  dann 
befestigt  man  sie  mit  Gelatine  auf  der  betreffenden  Fläche,  das 
Collodion  nach  oben,  damit  man  es  durch  Alkohol-Aether  abwaschen 
kann.    Das  Bild  wird  sodann  im  Muffelofen  eingebrannt 


Der  Gelatine-Ei! 

Mr.  Nelson  Cherrill   empfiehlt   in   der  Photographic  News   fol- 
gende Vorschrift: 

Schwefelsäure    .     .     1  Unze, 
Wasser     ....     1       „ 
Nach  dem  Erkalten  wird  zugesetzt: 

Gelatine  ....  2  Drachmen. 
Man  rührt  um  und  lässt  zwölf  Stunden  stehen;  man  verdünnt 
mit  Wasser,  alkalisirt  mit  Ammoniak  und  säuert  mit  Essigsäure 
wieder  an.  Nun  setzt  man  soviel  Wasser  zu,  dass  das  Volum 
30  Unzen  beträgt,  löst  darin  eine  Unze  Eisenvitriol  und  setzt  eine 
Unze  Essigsäure  zu.  Dieser  Entwickler  fliesst  sehr  gut  über  die 
Platte,  arbeitet  ziemlich  langsam,  und  gibt  das  Detail  sehr  gut 
wieder. 


SmitVs  AifklelwHuchüiC. 

Dieser  Apparat  bezweckt,  das  unangenehme  AnfroUen  dn 
Bildes  zu  verhüten,  daa  Bild  während  der  Operation  des  AntUebeu 
festzuhalten,  und  das  richtige  Aufkleben  zu  erleichtern.  Die  [Fonn 
des  Apparats  ist  aus  nachstehender  Zeichnung  etsichtlich. 


Auf  einem  Holiklotz,  der  mit  einer  Basis  in  Verbindong  Ab, 
befindet  sich  eine  Zinkplatte  von  der  genauen  Grösae  des  Tiäten- 
kartenbildes.  Darüber  ist  ein  Stück  weisses  Nessel  gespannt  mi 
rermittelst  eines  Eautachnkbandes  um  den  Klotz  befestigt  Dien 
Stoff  wird  mit  reinem  Wasser  getrSnkt.  Das  zugeschnittene  BiU 
wird  mit  der  Bildseile  auf  das  Nessel  gelegt;  die  Feachtigteii 
bewirkt,  dass  es  sofort  glatt  und  fest  liegt,  während  man  es  nt 
Kleister  bestreicht.  Sobald  dies  geschehen,  legt  man  den  Cut« 
so  auf,  dass  er  die  drei  Führnngen  beriihrL  Man  drückt  ihn  u 
und  hebt  ihn  mit  dem  Bild  wieder  ab.  Die  Führungen  lassen  adi 
dnrch  Schrauben  bequem  nach  der  gewünschten  Breite  des  Caitm- 
randes  stellen. 


^n  ®orrt|jionlimltn. 

H.  L.  in  Kaeitcialtt.  —  I.  Di«  sUbergllnitEideii  Flecken  luf  Ibren  Stptit- 
platten  rfibren  von  nichts  anderem  her  als  von  DUsauberen  OlSseni-  Wenn  Sit 
dis  FUtten  vor  d«m  Oebranch  iwei  Tage  lang  in  eine  Mischung  von 

Scbwereleäure    ....       I  Theil, 

Doppeltet!  romi.  Kali  .    .       1       „ 

Hassel 15  Tbaüe 

Itgta,  dtDD  gm  abwaschen,  trocknen  und  wie  gewöhnlich  putzen,  so  werda  St 
niemals  mehr  mit  eolchen  Flecken  lU  thnn  haben.  —  2.  Goldirblorid  ist  bwc 
—  3.  Werbseln  Sie  des  Nasser  eo  oft  aU  mCglich;  mahntDndigcs  LiegolMM 
in  demselben  Wassei  ist  nicht  zu  empfehlen.  Handle  Bnumeowisser  beviii« 
bei  längerer  Einwirkung  GelhOirbailg  der  Veisgen. 

C.  K.  in  Hunbtu^.  —  Ihre  Negativ»  sind  viel  lu  schwicb.  Tenaden  ^ 
eiiunal  Cirey  Lei's  Entwickler  und  halten  Sie  Ihi  Dankelummer  gani  dutd 
Die  Belichtongezelt  scheinen  Sie  noch  nicht  genügend  gemeistert  zu  haben,  vai|- 
■tena  ist  keins  der  eicgesuidtea  Bildet  richtig  belichttt. 

E.  F.  in  Faiia.  ^   Die  gewünschte  Auekanft   finden  Sie   in   Ni^ce't  tt- 
cherches   photographlquea ,  Pari«,   18BB   (A.  Gaudin   et  frire)  ond  in   Pottnia')    ; 
Tititi  de  llmpressiou  pbotographiqoe  1863   [Leiber). 


Photographisches  Archiv. 


BandL  TI«  ~  IVr.  9S»  -  t,  HoTembcp  t8«A< 


lieber  Carey  Lea's  Gelatine-Eisenentwickler. 

Die  DarstelluDg  dieses  schon  früher  besprochenen  Entwicklers 
ist  keine  ganz  leichte,  wenigstens  muss  man  dabei  yorsichtig  yer-> 
fahren.  Dagegen  sind  die  Yortheile  dieses  Präparats  vor  allen 
bisher  bekannten  so  unbestreitbar,  dass  es  sehr  su  wünschen  wäre, 
eine  einfache  and  sichere  Methode  zu  seiner  Darstellung  zu  be- 
sitzen. Carey  Lea  selbst  empfiehlt  Oelatinschwefelsäure  mit  Eisen 
au  sättigen;  andere  ziehen  die  einfachere  Methode  vor,  die  Gelatin- 
schwefelsäure durch  ein  Alkali  zu  neutralisiren  und  mit  Eisenvitriol- 
lösung  zu  mischen.  Wie  es  scheint,  gibt  die  erste  Methode  ein 
Präparat,  welches  etwas  intensiver  entwickelt,  als  das  zweite,  doch 
sind  die  Meinungen  hierüber  noch  getheilt.  Bedeutend  ist  wenig- 
stens nach  unserer  bisherigen  Erfahrung  der  Unterschied  nicht.  Beide 
Präparate  fliessen  ohne  Alkoholzusatz  leicht  und  wie  Oel  über  die 
gesilberte  Platte,  sie  entwickeln  sehr  kräftig  und  halten  die  Schatten 
ganz  klar,  selbst  bei  sehr  langer  Einwirkung ;  wenn  eine  Verstärkung 
nöthig  ist,  braucht  man  nur  der  Flüssigkeit  etwas  Silberlösung  bei- 
zufügen, sie  trübt  sich  nicht  damit. 

Wir  theilen  nun  einige  in  letzter  Zeit  mitgetheilte  Vorschriften 
aur  Bereitung  dieses  Entwicklers  mit  Professor  Dawson  empfiehlt 
(im  British  Joamal)  eine  Unze  starker  Schwefelsäure  (oder  entspre- 
chend mehr  schwache)  mit  vier  Unzen  Wasser  gut  zu  mischen. 
In  die  Mischung  tauche  man  dreihundert  Gran  Gelatine  mit  einem 
Glasstab  ganz  ein.  Gewöhnlicher  Leim,  wovon  das  Pfund  fünf 
Silbergroschen  kostet,  ist  so  gut  wie  die  beste  Gelatine,  wenn  man 
ihn  vorher  in  Wasser  legt  und  in  Streifen  zerschneidet  Nach 
vollendeter  Auflösung  des  Leims  (was  einige  Stunden  erfordert) 
giesse  man  noch  zwei  Unzen  Wasser  zu,  rühre  gut  um  und  lasse 
erkalten.    Das  letztere  ist  absolut  nöthig,  ehe  man  das  Eisen  zu- 

31 


386 


setzt,  da  durch  die  Wärme  Freiwerden  von  Wasserstoff  und  Zer- 
setzung der  Gelatinschwefelsäure  erfolgt  Die  nun  folgende  Opera- 
tion misslingt,  wenn  man  nicht  die  Vorsicht  anwendet,  das  Dsen 
allmälig,  nicht  auf  einmal,  zuzusetzen.  Man  werfe  also  zunächst 
nur  zwanzig  Gran  feine  reine  Eisenfeile  hinein.  Wasserstoff  beginat 
sich  zu  entwickeln  und  die  Lösung  entsteht  langsam.  Natürlick 
darf  hierbei  nur  ein  offenes  Gefäss  angewendet  werden.  Nad 
einer  oder  zwei  Stunden  gebe  man  wieder  zwanzig  Gran  Eisenfole 
hinzu,  und  dies  wiederhole  man  einigemal  während  des  Tages.  Anf 
diese  Weise  entsteht  kein  Aufbrausen.  Allmälig  setzt  man  unter 
Umrühren  zwei  Unzen  Wasser  zu,  um  das  Eisensalz  zu  lösen ;  dani 
wirft  man  eine  überschüssige  Menge  Eisenfeile  hinein,  zur  gänzlicha 
Neutralisation  der  Säure.  Während  der  nächsten  vier  Tage  rührt 
man  öfters  um.  Zuweilen  wird  es  nöthig,  noch  etwas  Wasser 
zuzusetzen. 

Schliesslich  verdünnt  man  die  Flüssigkeit  auf  zwanzig  Unzen, 
löst  darhd  zwei  Drachmen  essigsaures  Natron,  um  die  letzten  Spam 
freier  Säure  zu  neutralisiren ,  und  filtrirt.  Entwickelt  dies  zu  eBe^ 
gisch,  so  verdünne  man  mit  Wasser  oder  mit  schwacher  Eisen?!- 
triollösung.  Statt  der  Eisenfeile  kann  man  auch  anfangs  ein  paar 
blanke  Eisendrähte  in  die  Gelatineschwefelsäure  setzen,  da  £ese 
weniger  Oberfläche  haben. 

Die  zweite  Methode  ist  einfacher,  aber  nach  der  Ansidit  einiger 
ist  das  Präparat  nicht  so  wirksam,  wenngleich  es  vor  den  gewöhn- 
lichen Eisenlösungen  die  angegebenen  Vorzüge  besitzt  Man  löse 
wie  vorbin  300  Gran  Gelatine  in  einer  Unze  starker  Schwefelsim« 
und  vier  Unzen  Wasser.  Dies  verdünne  man  auf  fanfiEelm  Unzen 
und  neutralisire  dann  fast  ganz  mit  Ammoniak.  Die  vollständige 
Neutralisation  bewirkt  man  durch  Zusatz  von  zwei  Drachmen  essig- 
sauren Natrons.  Diese  Lösung  mischt  man  vor  dem  Gebrauch  aü 
gleichviel  gewöhnlichem  Eisenentwickler. 

Herr  H.  Cooper  hält  diesen  neuen  Entwickler  für  eine  da 
nützlichsten  und  wichtigsten  Erfindungen  der  letzten  Zeit  £r  be 
reitet  ihn  so: 

Zwei  Drachmen  Gelatine  werden  mit  vier  Drachmen  Wasss 
in|  ein  Steingutgefäss  gegeben  und  mit  einer  Unze  Schwefelsime 
versetzt.  Dies  muss  sehr  langsam  und  unter  Umrühren  geschehen. 
Die  Mischung  wird  warm  und  die  Gelatine  beginnt  sich  zn  losen. 
Nach  24  Stunden  setzt  man  vier  Unzen  Wasser  zn  und  neutraliart 
mit  Ammoniak  vollständig.  Keine  Spur  Schwefelsäure  darf  zurück- 
bleiben. Man  erhitzt  zum  Kochen,  verdünnt  mit  Wasser  auf  adrt 
Unzen  und  filtrirt.    Dies  ist  Lösung  Nr.  1. 


387 


Um  Nr.  2  zu  bereiten,  lege  man  eine  Drachme  Gelatine  in 
6  Unzen  Wasser,  und  setze  nach  einigen  Standen  2  Unzen  Eisessig 
zu.  Die  Gelatine  löst  sich  bald.  Nachdem  man  die  Lösung  sich 
hat  klären  lassen,  vermische  man  sie  mit  Nr.  1.  Wenn  man  Nr.  2 
in  Nr.  1  giesst,  entsteht  ein  milchiger  Niederschlag,  der  sich  in 
einem  Ueberschuss  von  Nr.  2  löst. 
Dann  mischt  man 

Eisenvitriol 25  Gran, 

Obige  Mischung      ...        2  Drachmen, 

Wasser      ......         1  Unze. 

Einfacher  als  alle  diese  Vorschriften  ist  die  des  Herrn  Jabez 
Hughes,  dem  nach  den  ursprünglichen  Angaben  von  Mr.  Carey  Lea 
kein  gutes  Präparat  darzustellen  gelungen  war,  und  der  deshalb 
einen  anderen  Weg  aufsuchte,  dem  Entwickler  Gelatine  zuzusetzen. 
£r  empfiehlt: 

Eisessig 1  Unze, 

Destillirtes  Wasser      .     .         3  Unzen, 

Gelatine 60  Gran. 

Man  schüttelt  von  Zeit  zu  Zeit.  In  einer  Stunde  ist  die  Ge- 
latine gelöst.     Ferner  löst  man 

Eisenvitriol    .....         2  Unzen, 

Destillirtes  Wasser      .     .       40         „ 
filtrirt,  und  mischt  mit  der  Gelatinelösung. 

Die  Mischung  fliesst  ohne  Alkohol  wie  Oel  über  die  Schicht 
und  mischt  sich  leicht  mit  dem  darauf  befindlichen  Silber.  Bei 
richtiger  Belichtung  kommt  das  Bild  langsam  hervor ;  sollte  es  nicht 
kräftig  genug  werden,  so  giesse  man  den  Entwickler  in  das  Glas 
zurück  und  wieder  auf  die  Platte;  und  wenn  er  mit  der  Zeit  sich 
trübt,  ersetze  man  ihn  durch  frische  Lösung,  die  man  mit  einigen 
Tropfen  Silberlösung  mischt.  Ist  aber  das  Licht  gut  und  sind  die 
Chemiealien  in  guter  Stimmung,  das  GoUodlon  nicht  zu  frisch,  so 
erhält  man  die  nöthige  Intensität  sofort.  Nach  dem  Fixiren  (Herr 
Hughes  wendet  nur  Natron  an)  ist  das  Bild  viel  brauner  und  kräf- 
tiger als  mit  dem  gewöhnlichen  Entwickler;  die  braune  Färbung 
nimmt  beim  Trocknen  zu  und  verliert  sich  wenig  beim  Firnissen. 
Da  dies  Verfahren  grosse  ^Brillanz  und  sehr  klare  Schatten  gibt, 
so  hüte  man  sich  vor  zu  grosser  Härte. 

Da  noch  manche  Photograpken  ihre  Negativs  mit  Cjankalium 
fixiren,  so  wird  es  von  Nutzen  sein,  wenn  wir  die  Erfahrung  des 
Herrn  Dawson  roittheilen,  dass  die  mit  dem  Lea'bchen  Entwickler 
hervorgerufenen  Bilder  durch  Cyankalium  geschwächt  werden.  Er 
zerschnitt  eine  Stereoskopplatte  in  der  Mitte  mit  dem  Diamant  (ohne 


388 


die  beiden  Hälften  von  einander  zu  trennen)  nnd  madite  darauf 
eine  Aufnahme,  die  er  mit  der  Lea*8chen  Flüssigkeit  entwickelte. 
Dann  trennte  er  die  Hälften  nnd  fixirte  die  eine  mit  nnierschwefli^* 
sanrem  Natron,  die  andere  mit  ziemlich  starker  CyankaliumlSsiiiig. 
Die  erste  Hälfte  war  nach  dem  Fixiren  viel  intensirer  als  die  andere. 
Hieraus  geht  hervor,  dass  man  solche  Negativs  besser  mit  nnter- 
schwefligsaurem  Natron  fixirt.  Mr.  Dawson  stellte  noch  folgendeo 
vergleichenden  Versuch  an.  Er  präparirte  noch  eine  zerschnittene 
Stereoskopplatte,  belichtete  sie  und  zerbrach  sie  darauf.  Eine  Hälfte 
wurde  mit  gewöhnlichem  Eisenentwickler,  die  andere  mit  dem  Lea- 
sehen  Präparat  entwickelt  Wie  erwartet,  war  letztere  viel  inten- 
siver. Aber  nachdem  beide  Theile  fünf  Minuten  in  einer  lOpro- 
centigen  Cyankaliumlösung  geblieben,  war  kein  Unterschied  mehr 
vorhanden.  Die  mit  gewöhnlichem  Eisen  entwickelte  Platte  sehien 
nichts  verloren  zu  haben.  Freilich  lässt  man  beim  Fixiren  die 
Cyanlösung  niemals  fünf  Minuten  lang  auf  der  Platte ;  aber  immei^ 
hin  ist  diese  Beobachtung  bei  Anwendung  des  neuen  Yerfahreos  io 
Betracht  zu  ziehen. 


TrockenTerfahren. 

Ackland*s  Modification  des  Fothergill-Terfahrens. 

Das  ursprüngliche  Fothergill  -  Verfahren ,  wie  es  vom  Autor 
selbst  in  Nr.  9  dieses  Archivs  mitgetheilt  wurde,  hat  seit  jener  Zeit 
mancherlei  Modificationen  erlitten.  Es  bestand  darin ,  dass  eine 
coUodirte  Platte  gesilbert,  und  in  einer  gewissen  Menge  Wasser 
gewaschen,  dapn  mit  Eiweiss  übergössen,  und  schliesslich  gut  ab- 
gewaschen wurde.  Da  das  Silber  aus  der  Collodionschlcht  nichk 
gänzlich  entfernt  wurde,  so  schlug  sich  beim  Aufgiessen  des  AlbiH 
mins  eine  gewisse  Menge  Silberalbumins  darin  nieder.  Das  unvei^ 
änderte  Eiweiss  wurde  abgewaschen.  --  Constantere  Resultate  ab 
dies  Verfahren  gab  die  Modification  von  Bartholomew,  wonach  & 
Platte  nach  dem  Silbern  tüchtig  gewaschen,  und  danach  mit  einer 
Auflösung  von  Silberalbuminat  in  Ammoniak  überzogen  wurde.  — 
Neuerdings  theilt  Mr.  Ackland  eine  andere  Modification  mit  Sie  bestdit 
darin,  dass  nach  dem  Auftragen  des  Albumins  die  Platte  mit  vei^ 
dünnter  Essigsäure  übergössen  wvd,  die  das  Silberalbuminat  in  den 
Poren  des  Collodions  in  bestimmter  Menge  präcipitirt. 

Gewöhnliches  bromjodirtes  Collodion  wird  in  einem  schwach 
angesäuerten  Silberbad  von  7  pCt.  sensitirt,  gut  gewaschen  und  mit 
folgender  Mischung  bedeckt: 


Nr,  1. 


389 


Salpetersaures  Silber 


8  Gran, 


4  Unzen. 
4  Drachmen, 
1  Drachme, 
4  Unzen. 


DesliUirtes  Wasser  . 

Präparirtes  Albmnin 

Nr.  2.  {  Aomioniak      .     .     . 

Wasser 

Gleiche  Tbeile  von  1  and  2  werden  kurz  vor  dem  Gebrauch 
gemischt.  Die  Mischung  giesst  man  zwei*  bis  dreimal  auf  die 
Platte.  Dann  lässt  man  fünf  Minuten  abtropfen  und  giesst  ver- 
dünnte Essigsäure 

Eisessig 1  Drachme, 

Wasser 10  Unzen, 

sechsmal  auf  und  ab,  spült  gut  ab  und  trocknet. 
Das  obenerwähnte  Albumin  wird  so  präparlrt: 

Albumin 8  Unzen, 

Wasser 1  Unze, 

Eisessig 24  Tropfen. 

Man  mischt  die  Säure  mit  dem  Wasser  und  setzt  das  Eiweiss 
zu;  dann  rührt  man  gut  um,  filtrirt  nach  einer  Stunde  durch 
Musselin,  und  versetzt  das  Flltrat  mit  einer  halben  Drachme  vom 
stärksten  Ammoniak.  Gut  verkorkt  hält  sich  dies  Albumin  minde- 
stens ein  Jahr. 

Die  Empfindlichkeit  dieser  Platten  ist  grösser  als  die  der  ge- 
wöhnlichen Fothergill-Platten.  Mit  einer  Landschaftslinse  von  4t% 
Zoll  Brennweite  und  V«  ^^^^  Oe£fhung  dauert  die  Belichtung  etwa 
30  Secunden. 

Zum  Entwickeln  braucht  man  eine  Lösung,  von  100  Gran  Py- 
rogallussäure  in  2  Unzen  Alkohol.  Für  eine  Stereoskopplatte  nimmt 
man  zwei  Drachmen  Wasser,  die  man  mit  10  Tropfen  obiger  Lö- 
sung versetzt  und  auf  die  Platte  giesst.  Sobald  alle  hohen  Lichter 
deutlich  sichtbar  sind,  setzt  man  einen  Tropfen  Silberlösung  zu 
(6  Gr.  Silbemitrat,  6  Gr.  Citronsäure,  100  Gr.  Wasser).  Nach 
zwei-  bis  dreimaligem  Aufgiessen  wäscht  man  die  Platte  ab  und 
verstärkt  sie  mit  Pyrogallussäure  (4  Gr.  Pyrogallussäure,  1  Gr.  Citron* 
säure,  960  Gr.  Wasser)  und  einigen  Tropfen  saurer  Silberlösung. 
Die  Schicht  haftet  sehr  fest  am  Glase,  es  ist  also  keine  Unter- 
lage erforderlich. 


lieber  das  Pyroxylin. 

M.  Blondeau  überreichte  der  französischen  Academie  der 
Wissenschaften  eine  Arbeit  über  Pyroxylin,  die  eine  vollständige 
Geschichte  dieses  Stoffes  und  unserer  jetzigen  Bekanntschaft  mit 
demselben  bildet    Die  zehn  Kapitel  umfassen  folgendes: 


390 


Pyroxylin  ist  eine  bestimmte  Verbindung  einer  mit  der  CeUnloM 
isomeren  Substanz,  der  Fulminose  und  Salpetersäure.  Es 
explodirt  bei  140^  C,  weil  bei  dieser  Temperatur  die  Fulminose  in 
Wasserdampf  und  Kohlenstoff  zerlegt  wird.  Letzterer  wird  durdi 
den  Sauerstoff  der  Salpetersäure  in  Eohlenoxyd  verwandelt  und  die 
Explosionsproducte  sind:  Kohlenstoff,  Stickstoff  und  WasserdampL 
Die  Formel  des  Pyroxylins  ist:  C24H20O20  (N05)5. 

Pyroxylin  ist  eine  fünfbasische  wasserfreie  Säure,  die  man 
Pyroxylsäure  nennen  sollte.  Sie  verbindet  sich  mit  fünf  Aeqni- 
valenten  Wasser  zu  Collodion,  einer  wasserhaltigen  Säure,  die 
sich  mit  Basen  verbindet. 

Fulminose  verbindet  sich  mit  fünf  Aeq.  Salpetersäure  nur  unier 
Einwirliung  von  Schwefelsäure.  Verwendet  man  nur  Salpetersäure 
bei  der  Präparation,  so  erhält  man  eine  weit  weniger  detonirende 
Verbindung,  die  nur  4  Aeq.  Salpetersäure  enthält  und  die  wir 
salpetersaure  Baumwolle  nennen.  Diese  kann  auch  wasserhaltig 
werden  und  heisst  dann  XyloVdin,  welches  sich  zu  salpetersanrer 
Baumwolle  verhält,  wie  Collodion  zum  Pyroxylin. 

Pyroxylin  verbindet'  sich  mit  Ammoniak  zu  einer  Art  von  Amid, 
und  dieses  geht  mit  Säuren  Verbindungen  ein,  die  mit  Salzen  Aehn- 
lichkeit  haben. 

Bei  100^  C.  wird  das  Pyroxylin  all mälig  zersetzt,  indem  zuerst 
Salpetersäure  frei  wird.  Zuweilen  entsteht  unter  dem  £influss  der 
Wärme  Ammoniak,  das  sich  mit  dem  nicht  zersetzten  Pyroxylin  zu 
dem  eben  erwähnten  Amid  verbindet 

Bei  gewöhnlicher  Temperatur  zersetzt  sich  das  Pyroxylin  lang- 
sam, rascher  in  der  Wärme.  Es  erlangt  Stabilität  durch  seine  Ver- 
einigung mit  Ammoniak;  es  bildet  daim  die  Verbindung: 

C24  H20  O20  (^04)5  (NH2)5  (pentamide  cellulo-nitrique). 

Diese  Verbindung  entsteht  aber  nur  nach  und  nach,  die  ange- 
gebene Verbindung  ist  nur  eine  Grenze,  nach  welcher  die  Körper 
streben,  die  durch  die  Formeln 

CmH2o02o(NO,)«(NO,)(NH2) 
C24H2„02o(N03)2(NOJ,(NH2)a 
ausgedrückt  werden. 

Unterbricht  man  die  Wirkung  des  Ammoniaks,  wenn  sich  die 
erste  Verbindung  gebildet  hat,  so  erhält  man  ein  Pyroxyl,  welches 
noch  seine  ganze  explosive  Kraft  besitzt,  zugleich  aber  eine  solche 
Beständigkeit  zeigt,  dass  es  nicht  nur  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
unveränderlich  ist,  sondern  sich  auch  bei  100^  noch  nicht  zersetit 
Zu  diesem  Zwecke  setzt  man  gute  Schiessbaumwolle  4  Stunden 
lang  der  Einwirkung  ammonialcalischer  Dämpfe   aus.     Das  Pymxyl 


391 


wird  dabei  gelblich  und  gibt  getrocknet  ein  wirkaameres  Prodoct  ak 
das  gewöhnliche  ist. 

Das  ammoniakalische  Pyroxyl  verbindet  sich  mit  Chlorwasser- 
stoff zu  einer  Art  Salz ,  C,^  Hgo  Ojo  (N04)5  (^2)5  (ClEQg ,  das  so 
explosiv  als  das  gewöhnliche  Pyroxyl  ist,  aber  sich  weder  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur)  noch  bei  100®  entzündet  Man  erhält  es 
durch  halbstündiges  Kochen  von  SchiessbanmwoUe  mit  einer  starken 
Chlorammoniumlösung,  Auswaschen  und  Trocknen  in  der  Sonne. 

Die  Producte  der  Verbrennung  dieses  Pyroxyls  sind  verschie- 
den von  denen  des  gewöhnlichen,  denn  ausser  Eohlenoxyd  und 
Wasserdampf  fand  sich  unter  denselben  Cyan,  Chlorammonicun, 
Chlorwasserstoff,  Stickstoff  und  freier  Wasserstoff. 


Heber  Pyrogallassäiire-Bereitiuig. 

In  der  letzten  Sitzung  der  Pariser  Academie  des  Sciences  zeigte 
Dmnas  ein  vortreffliches  photographisches  Portrait  vor,  das  mit 
Pyrogallussäure  entwickelt  wurde,  die  Henr  de  Luynes  nach  einer 
neuen  Methode  bereitet  hatte.  In  Folge  der  Ausdehnung  der  An- 
wendung dieses  Stoffes  in  der  Photographie  wird  er  in  ziemlich 
bedeutenden  Quantitäten  fabricirt  Man  erhält  ihn  durch  Zersetzung 
der  Gallussäure  in  Pyrogallussäure  und  Kohlensäure  durch  die  An- 
wendung von  Wärme.  Der  jetzt  angewandte  Darstellungsprocess 
ist  sehr  unvollkommen,  da  man  statt  der  theoretischen  70  Procent 
nur  25  bis  30  Procent  Pyrogallussäure  gewinnt.  Herr  de  Luynes 
ist  zu  entschieden  vortheilhafterem  Resultat  gelangt,  indem  er 
Gallussäure  in  einem  hermetisch  verschlossenen  Gefass  auf  200  Grad 
C.  erhitzte.  Dem  Memoir  der  Herren  de  Luynes  und  Esperandieu 
entnehmen  wir  folgende  Mittheilungen: 

Die  Pyrogallussäure  wurde  zuerst  durch  Berzelius  und  Bra- 
connot  untersucht,  und  bildete  im  Jahre  1834  den  Gegenstand 
bemerkenswerther  Forschungen  von  Pelouze,  der  ihre  Haupteigen- 
schaften und  die  Bedingungen  ihrer  Bildung  beschrieb. 

Durch  die  Arbeiten  von  Chevreul,  Regnault  und  Liebig  erhielt 
die  Pyrogallussäure  zahlreiche  nützliehe  Anwendungen;  ihre  Be- 
nutzung zur  Luftanalyse,  zur  Entwickelung  photographischer  Bilder. 
zum  Haarfärben  rechtfertigen  vollkommen  den  wichtigen  Platz,  den 
sie  unter  den  chemischen  Producten  einnimmt. 

HinsichtÜQh  ihrer  Eigenschaften  und  Zusammensetzung  ist  die 
Pyrogallussäure  dem  theoretischen  Chemiker  von  grossem  Interesse. 

Der  erste  Punkt,  der  unsere  Aufmerksamkeit  auf  sich  zog,  war 
die  Bereitungsweise  der  Pyrogallussäure. 

Nach  Pelouze  wird  Gallussäure  in  einer  Retorte  im  Oelbade 
von  210 ö  C.  erhitzt,  und  vollständig  in  Kohlensäure  und  Pyro- 
gaUussäure  zersetzt:  C^^H^O^o^  2C0^-f  C^^h^O«. 

In  der  Retorte  bleibt  nichts,  oder  nur  ein  unwägbarer  Rückstand. 

Nach  obiger  Gleichung  müssen  100  Theile  trockene  Gallussäure 
71,1  Theile  Pyrogallussäure  geben.     Die  gegenwärtig  gebräuchlichen 

PhotograpUBches  Arcliir.   Nr.  93.   1.  Norember  1865.  21 


392 


Verfabren  geben   aber  nar  25  Procent,    also   yiel  weniger  als  «He 
theoretische  Menge. 

Dumas  hat  in  seinen  Vorlesungen  oft  auf  die  Nothwendigkeit 
hingewiesen,  die  Körper  vor  der  Operation  zu  wiegen  und  ebenso 
nachher  die  Zersetzungsproducte.  Dass  Gallussäure  in  KohlensSore 
und  Pyrogallussäure  zerlegt  wird,  daran  ist  nicht  zu  zwdfeln; 
folglich  ist  die  jetzige  Bereitungsweise  mangelhaft.  Dennoch  wurde 
ihr  die  Aufmerksamkeit  mehrerer  bedeutender  Chemiker  zugewandt 
1843  theilte  Stenhouse  die  jetzt  allgemein  angewandte  Methode  mit, 
die  Säure  in  Pappkegeln  zu  sublimiren.  1847  erhielt  Professor 
Liebig  einen  Ertrag  von  31  bis  32  Procent,  indem  er  die  Grailos- 
säure  mit  ihrem  doppelten  Gewicht  Bimstein  mischte,  das  ganze  in 
einer  Retorte  im  Oeibad  erhitzte  und  die  Sublimirung  in  einem 
Strom  von  Kohlensäure  vornahm. 

Diese  so  geringe  Ausbeute  ist  daher  zu  erklären,  dass  Stoffe, 
wie  Pyrogallussäure,  Orceüi  und  analoge  Verbindungen,  die  bei 
gewisser  Temperatur  ohne  Zersetzung  flüchtig  sind,  sich  dennoch 
zersetzen,  wenn  diese  selbe  Temperatur  zu  lange  auf  sie  einwirkt 
Die  Destillation  dieser  Stoffe  wird  also  bei  gewöhnlichem  Druck 
durch  die  Zeitdauer  unmöglich  gemacht. 

Wir  haben  also  zunächst  die  Gallussäure  roUständig  in  Kohlen- 
säure und  Pyrogallussäure  zu  zersetzen,  indem  wir  sie  in  engen 
Gefässen  der  Einwirkung  von  Basen  und  Wasser  unterwerfen,  wie 
einer  von  uns  dies  schon  bei  der  Bereitung  von  OrceKh  gethan  hat; 
die  Reaction  findet  rasch  statt,  aber  die  Entfernung  der  Basen 
benötftiigt  umständlicher  Manipulationen.  Wir  fanden,  dass  die 
Pyrogallussäure  bei  200  ^  C.  mit  dem  Kalk  verbunden  bleibt  und 
die  Kohlensäure  fast  gänzlich  vertrieben  wird.  Darauf  versuchten 
wir  reines  Wasser  und  die  dadurch  erhaltenen  Resuliate  übertrafen 
unsere  Erwartungen. 

In  einen  Broncetopf  gaben  wir  Gallussäure  mit  ihrem  zwei-  bis 
dreifachen  Gewicht  Wasser.  Die  Temperatur  wurde  dann  auf  210 
bis  215^  C.  gesteigert,  nachdem  sie  eine  halbe  Stunde  eingewirkt, 
Hessen  wir  erkalten  und  öffneten  den  Topf,  der  fast  farblose 
Pyrogallussäure  enthielt  Diese  kochten  wir  mit  etwas  Thierkobie, 
filtrirten  und  kochten  über  offenem  Feuer,  um  das  W^asser  zu  ver- 
jagen. Beim  Erkalten  crystallisirte  die  Pyrogallussäure  in  Gestalt 
einer  gelbröthlich  gefärbten  harten  Masse.  Um  sie  ganz  weiss  aa 
erhalten,  braucht  man  sie  nur  im  luftleeren  Raum  zu  destiUiren. 
Die  Ausbeute  entspricht  der  theoretischen  Menge,  zuweilen  ist  sie 
grösser,  da  die  Pyrogallussäure  etwas  Wasser  zurückbehält. 

Der  Kessel  hat  die  Form  eines  Papin'schen  Topfs,  und  wir 
wendeten  Ringe  von  Pappe  an,  um  die  Adherenz  des  Deckels  am 
Kessel  zu  bewirken.  Bei  den  ersten  Versuchen  waren  wir  erstaunt, 
keine  Kohlensäure  zu  finden,  da  diese  durch  den  Verschluss  entwichen, 
während  der  Wasserdampf  zurückgeblieben  war.  Einige  mit  Kalk- 
Wasser  und  Baryt  gefüllte  Probirgläser,  die  wir  in  den  Kessel  steil* 
ten,  bewiesen  durch  Verwandlung  ihres  Inhalts  in  Carbonate  das 
Vorhandensein  der  KoMensäure. 


393 

Seile's  neuer  Tersttrker« 

Aus  Humphrey's  Journal. 

Nach  Versuchen,  die  wir  mit  dieser  Vorschrift  ansteUten,  glau- 
ben wir,  dass  sie  die  beste  alier  bis  jetzt  veröffentlichten  ist;  die 
Lösung  ist  leicht  zu  bereiten,  wirkt  energisch,  und  erzeugt  braun- 
rothe  Negativs,  die  sich  sehr  gut  copiren.  Man  verstärke  etwas 
mehr  als  schliesslich  nöthig,  denn  die  Schatten  werden  durch  das 
Firnissen  durchsicbtiger. 

Nr.  1.  Ferrldcyankalium     ...     10  Gran, 
Wasser 1  Unze, 

Nr.  2.  Schwefelsaures  Uran   .     .     10  Gran, 
Wasser 1  Unze. 

Die  Lösungen  werden  zu  gleichen  Theilen  gemischt,  und  lassen 
sich  wiederholt  anwenden,  bis  sie  erschöpft  sind.  Ehe  man  die  Mi- 
schung aufgiesst,  muss  das  Eiden  vollkommen  abgewaschen  werden, 
da  sich  sonst  blaue  Flecke  bilden. 

Wahrscheinlich  lassen  sich  auch  Albuminbilder  mit  dieser  Mi- 
schung rothbraun  tonen. 


*  Wien,   October  1865. 

*%  ^^^  ^^^  ^^^  Ihrem  Briefe  entnehme,  schenken  Sie  den  Wiener 
Verhältnissen  noch  immer  ein  freundliches  Interesse,  und  ich  will 
daher  über  die  photographischen  Vorkommnisse  in  unserer  Kaiser- 
stadt Ihnen  einige  Notizen  übersenden,  die  hoffentlich  dem  Leser- 
kreis Ihres  Journales  nicht  uninteressant  sein  dürften. 

Eosig  sind  zwar  unsere  photographischen  Zustände  keineswegs, 
ebensowenig  wie  in  Norddeutschland  oder  in  Frankreich,  —  überall 
Uebersättigung,  Misstrauen  in  die  Beständigkeit  der  Photographie, 
und  das  „bessere  Neue**  ist  leider  noch  nicht  aufgefunden. 

Gleichwohl  sind  ungefähr  ein  Dutzend  Ateliers  von  hervorra- 
gendem Verdienst  sehr  stark  beschäftigt,  andere  Photographen  ringen 
nach  Spedalitäten  und  endlich  einige  schnüren  den  Bündel  und 
gehen  nach  dem  Orient 

Zu  den  Ersteren  zählt  das  Institut  des  Herrn  Emil  Rabending, 
welches  jetzt  gerade  eine  neue  Form  der  Visitenkarten  in  das 
Publicum  gebracht  hat,  nämlich  abgetonte  Kopfstudien  mit  einem 
Durchmesser  vom  Scheitel  bis  zum  Kinn  von  15  bis   20  Linien. 


394 


Man  hatte  ursprünglich  aus  grossen  n^it  6£ölligen  ObjecÜTen  auf- 
genommenen  Platten  die  Köpfe  herauscopirt,  doch  der  überrasdieiide 
Erfolg  bei  dem  Publicum  Hess  sofort  zur  directen  Aufnahme  im 
Visitenkartenformate  schreiten. 

Alle  Theaterschönheiten  sieht  man  bereits  an  den  Schanfenstein 
der  Kunsthandlungen  in  diesem  Formate,  selbst  für  das  AusUuid 
werden  sie  en  masse  verfertigt  und  an  Kunsthändler  und  PriTate, 
an  Photographen  und  Dilettanten  versendet.  Auch  andere  Ateliers 
stellen  ihr  Contingent  zu  den  „Kopfstudien''.  Bei  dem  oberfladh 
liehen  Vergleiche  sieht  man  jedoch  schon,  wie  viel  Individuelles  an 
den  Blättern  von  Rabending  ist;  ja  so  vollendet  eine  Visitenkarten- 
Statuette  ohne  Pinsel  durchgeführt  werden  kann,  so  unvollkommen 
wird  in  vielen  Fällen  ein  grosses  Portrait  ohne  jegliche  Nachhülfe 
der  veredelnden  Kunst.  Diese  bestel\^  bei  Herrn  Rabending  in  der 
meisterhaften  Retouche  der  Negative. 

Die  Retouche  der  Negative  ist  ein  schwer  zu  besdireibendes 
Ding,  denn  man  kann  wohl  die  äusserliche  Mache  angeben,  ohne 
dass  deshalb  Jemand,  der  nicht  meisterhaft  den  Pinsel  zu  fuhren 
versteht,  auch  vollkommene  Resultate  zu  Tage  bringen  würde. 

Die  Werkzeuge  dazu  sind: 

Erstens  ein  eigener  Tisch,  dessen  obere  Fläche  durch  eine 
Spiegelplatte  gebildet  ist,  und  sich  pultartig  heben  lässt.  Unter 
dem  Tische  senkt  sich  in  schräger  Richtung  ein  Spiegel  zu  Boden, 
welcher  gegen  das  Fenster  gerichtet  wird,  und  alles  Licht  durch 
das  Spiegelglas  reflectirt.  Auf  letzterem  befestigt  man  mit  Wachs 
das  zu  retouchirende  Bild  und  hat  es  nun  durch  Hebung  und  Sen- 
kung des  Spiegels  ganz  und  gar  in  seiner  Macht,  dasselbe  mehr 
oder  weniger  zu  beleuchten,  wie  man  allenfalls  mit  dem  Reflector 
eines  Microskops  verfährt,  wenn  man  die  Gegenstände  im  durch- 
fallenden Lichte  betrachtet. 

Ein  zweites  Instrument  ist  die  Gravimadel,  welche  bei  dea 
feinsten  Arbeiten  gebraucht  wird,  namentlich  um  das  Auge  aufzu- 
frischen. Ein  einziger  durchsichtiger  Punkt  im  Augenstern  ist  tob 
überraschender  Wirkung,  besonders  bei  blauen  Augen. 

Nicht  weniger  von  Wichtigkeit  sind  femer  die  anzuwendenden 
Farben.  Es  ist  eben  sehr  natürlich,  dass  man  dieselben  Stoffe,  aus 
weichen  das  Bild  besteht,  vorziehen  wird,  um  es  zu  vervollständigen. 
Der  Niederschlag,  welcher  durch  Eisenvitriol  und  Pyrogallus  -  Säure 
in  verdünnten  Lösungen  von  salpetersaurem  Silberoxyd  hervor- 
gebracht wird ,  eignet  sich  in  vorzüglicher  Weise  als  Farbe ,  zu 
welchem  Zwecke  man  ihn  sorgfältig  auswäscht  und  zuletzt  mit 
einem  passenden  Bindemittel  versieht. 


395 


Was  die  Anlage  des  berühmten  Ateliers  Rabending  betrifft,  so 
habe  leb  die  Dimensionen  nicht  genau  im  Gedächtnisse.  £s  sieht 
gegen  Nordost  und  ist  vielleicbt  kaum  zur  H&lfte  mit  Glaswänden 
eingedeckt,  während  das  übrige   aus   festen  Mauern  besteht    Ich 

®  deute  Ihnen  mit  nebenstehender  Figur  das 
Profil  an.  a  und  h  sind  die  Glaswände, 
c  ein  auf  der  Rückwand  aufstehender  blauer 
Schirm.  Der  gläserne  Theil  steht  nicht  etwa 
symmetrisch  in  der  Mitte  des  Ateliers.  Es 
kommt  vielmehr  zuerst  ein  gedeckter  Theil, 
vielleicht  4  Fuss  rhein.  lang,  daran  reiht 
sich  die  Glaswand,  ungefähr  18  Fuss  lang, 
dann  kommt  wieder  ein  gedeckter  Raum  von 
ungefähr  3  Klafter  Länge,  in  welchem  das 
optische  Instrument  aufgestellt  ist. 
Gebaut  wurde  es  durch  den  verstorbenen  Professor  Förster  mit 
Benutzung  der  schon  vorhandenen  Terrasse  eines  vierten  Stock- 
werkes. Man  wird  mithin  vielleicht  die  comfortable  Einrichtung 
anderer  Ateliers  daran  vermissen,  aber  die  Leistungen  dieser  Anstalt 
gewinnen  allen,  namentlich  den  fremden  Photograpben  die  höchste 
Aclitung  ab.  Herr  Rabending  übt  strenge  nur  den  artistischen 
Theil  der  Photographie  aus,  der  chemische  Process  wird  von  einem 
Frankfurter  Chemiker  F.  Wendung,  dann  dem  in  Ihrem  Blatte  oft 
erwähnten  Dr.  Reissig  besorgt. 

Bei  dieser  Gelegenheit  werden  Sie  vielleicht  die  Güte  haben, 
einen  Druckfehler,  der  sich  in  der  Originalmittheilung  des  Herrn 
Dr.  Reissig  über  sein  "Waschverfahren,  Archiv,  6.  Bd.,  S.  197  ein- 
geschlichen hat,  zu  berichtigen: 


Zahl 

der 

A.    GewöhnUcheö 
Waschverf&hrcn. 

B.  Wasch  verfahren 

mit  Anwendung  der 

Centrifugal  kraft. 

Operationen 

Natronmenge,  in  der  nach  der  1.  Operation 
(A)  zurückbleibenden  Menge  ausgedrückt. 

1. 
2. 
3. 
4. 
5. 

1 

Vi  soo 

V25fi0000 

V.. 

Vo*00 
Va24000 
Vi  9440000 

Diese  Angaben  sind  sehr  massig  gegriffen,  indem  die  Wägungen, 
anf  welchen  die  Vergleiche  basiren,  weitaus  günstigere  Resultate 
ergeben  haben. 


396 


9 

Es  ist  dieses  eine  Angelegenheit,  die  gleich  der  Schleswig- 
holsteinischen  Affaire  zwischen  Wien  und  Berlin  schwebt,  indem 
die  Waschmaschine  Dr.  Keissig^s  alle  Wiener  Specialltäten  fOr  sidi 
hat,  und  alle  Berliner  gegen  sich.  Bei  der  Schwierigkeit,  mit  wel- 
cher übrigens  jede  Reform  eines  technischen  Processes  zu  kämpfen 
hat,  genügt  übrigens  ein  recht  zuversichtliches  Absprechen,  mn  dem 
besten  Yerfahren  den  Eingang  zu  verschliessen ,  wenn  dieses,  wie 
im  vorliegenden  Falle,  nur  den  Zweck  bat,  den  Photographen  hin- 
sichtlich  der  Dauer  und  Gediegenheit  seiner  Producte  zu  beruhigen. 

Welche  Menge  von  Neuerungen  tritt  nicht  an  den  ausübenden 
Fhotographen  heran!  bei  wie  wenigen  ist  er  im  Stande,  persönlidi 
prüfend  und  sichtend  aufzutreten,  und  nun  gar,  wenn  ihm  eine 
zukommt,  deren  Werth  von  vorneherein  so  widersprechend  beor- 
theilt  wird. 

Wie  grosso  steht  in  dieser  Beziehung  England  da  durch  den 
ausgebildeten  Dilettantismus  in  der  Photographie,  durch  die  zahl- 
reichen Gelehrten,  die  ihre  Studien  diesem  Zweige  zuwenden  and 
ihre  Erfahrungen  veröffentlicben. 

In  Oesterreich  ist  man  leider  daran,  den  Amateurs  die  PhoCe- 
graphie  ganz  unmöglich  zu  machen,  und  es  entspinnt  sich  eben  ein 
Kampf  der  photographischen  Geseilschaft  mit  den  Behörden,  da 
hüben  und  drüben  mit  Hioeinziehung  der  Tagespresse  und  mit  Be- 
nutzung aller  legalen  Mittel,  man  kann  sagen,  mit  lobenswerther 
Energie  geführt  wird. 

Es  ist  nämlich  sehr  modern  geworden,  sich  mit  Cyankaiinm  zu 
vergiften.  Jede  Woche  verzeichnen  die  Zeitungen  ein  paar  Selbst- 
morde. Ein  bekannter  juridischer  Schriftsteller,  Dr.  Moritz  Stobes- 
rauch,  der  einmal  in  Angelegenheit  des  Schutzes  der  Photographie 
als  geistiges  Eigenthum  ein  Votum  im  feindlichen  Sinne  abg^eboi 
hatte,  nahm  sich  durch  dieses  Präparat  vor  kurzer  Zelt  das  Leben; 
ebenso  der  Professor  der  Technologie,  Kessels,  an  der  Prager  poly- 
technischen Schule. 

Die  plötzliche  Lähmimg,  die  dem  Genüsse  des  GyankalimD 
folgt,  wenn  namentlich  der  Genuss  von  Limonade  oder  anderer 
organischer  Säuren  vorangegangen  ist,  die  Leichtigkeit,  diesen  Gift- 
stoff zu  bekommen,  den  die  Photographen  sowohl  als  die  Bronce- 
Arbeiter  allenthalben  benöthigen,  mag  auf  die  Selbstmörder  eine 
so  verführerische  Wirkung  üben,  dass  man  fast  von  keiner  anderen 
Todesart  vernimmt 

Die  Staatsbehörde  in  Person  des  Wiener  Stad^hjsikns  (eine 
Charge,  die  ins  Norddeutsche  übersetzt,  vielleicht  geheimer  Medi- 
cinalrath  lauten  würde),  Dr.  Innhauser,  holte  aus  dem  Arsenale  der 


397 


GewerbegesetKgebung  mehrere  verrostete  Verordnnngen  hervor,  nach 
welchen  der  Handel  mit  gewissen  Chemikalien  (Höllenstein,  Jod- 
präparaten, Cyankalium)  nur  einzehien  H&ndlem  gestattet  ist,  und 
die. Abgabe  derselben  an  Käufer  nur  gegen  einen  von  Fall  zu 
Fall  SU  erwirkenden  behördlichen  Erlaubnissschein  stattfinden  darf. 

Es  wurden  sofort  StrafverhandluDgen  eingeleitet  gegen  mehrere 
Behr  geachtete  Firmen;  allein  bevor  das  Urtheil  geschöpft  wurde, 
riefen  dieselben  die  Intervention  der  photographischen  Gesellschaft 
an,  und  diese  votirte  eine  Petition  an  das  Justizministerium,  die 
zwar  in  ehrerbietiger,  aber  nichts  desto  weniger  sehr  entschiedener 
Form  abgefasst  ist. 

Fast  in  allen  Staaten  sind  die  Giftgesetze  in  Widerspruch  mit 
dem  Standpunkte  der  heutigen  Wissenschaft  und  Industrie;  überall 
werden  sie  mehr  ignorirt,  als  reformirt,  obwohl  in  Frankreich 
die  bezüglichen  Gesetze  eine  liberalere  Richtung  verfolgen. 

Im  Gemeinderathe  der  Stadt  Wien  wurden  sogar  die  Quäle- 
reien der  Photographie  Gegenstand  einer  zündenden  Verhandlung, 
indem  der  Metallwaaren -Fabrikant  R.  Ditmar  folgenden  gehar- 
nischten Antrag  einbrachte,  der,  wie  ich  glaube,  noch  nirgends 
mitgetheilt  ist,  und  den  ich  nur  durch  Gefälligkeit  eines  Communal- 
beamten  zur  Einsicht  erhielt: 

^Seit  25  Jahren  haben  Gewerbe  und  Industrie  durch  die  Fort- 
schritte der  Naturwissenschaften  einen  bedeutenden  Aufschwung 
erhalten,  viele  neue  Geschäftszweige  sind  entstanden,  welche  auf 
der  richtigen  Anwendung  chemischer  und  physicalischer  Gesetze 
beruhen.  Wir  müssen  bedauern,  dass  die  Gewerbegesetzgebung 
mit  den  Fortschritten  der  Wissenschaft  nicht  gleichen  Schritt  ge- 
halten hat,  und  hierdurch  in  unseren  Tagen  der  blinde  Feuereifer 
mancher  Organe  Situationen  schaffen  kann,  die  den  ferneren  Betrieb 
mancher  Industrie  hindern,  oder  doch  wenigstens  den  Betheiligten 
manchen  empfindlichen  Schaden  zufügen. 

Zu  den  wundesten  Stellen  unserer  Gewerbegesetzgebnng  gehören 
die  Verordnungen  über  den  Gifthandel,  wovon  die  zwei  wichtigsten 
aus  den  Jahren  1797  und  1839  stammen.  Als  diese  Normen 
erlassen  wurden,  waren  die  Photographie,  die  Galvanoplastik,  die 
galvanische  Vergoldung  und  Versilberung  und  andere  dergleichen 
Indastrien  entweder  nicht  bekannt,  oder  doch  wenigstens  nicht  bei 
uns  in  Uebung. 

Mit  der  Einbürgerung  und  Entwickelung  dieser  Industrien  muss* 
ten  auch  natürlich  Handelsgeschäfte  entstehen,  welche  die  erforder- 
lichen Requisiten  und  Materialien  in  gehöriger  Assortirung  und 
gewünschter   Qualität   führen.    Zu    diesen    Artikehi   gehören    auch 


398 


Chemiealien,   welche  nach  der  Yerordnimg  vom  Jahre   1B39  mter 
die  Gifte  gehören. 

Diese  Handlangen  hahen  seit  einer  Reihe  von  Jahren  ib 
Interesse  der  Photographie  und  anderer  Industriezweige  und  upler 
dem  Schutee  einer  milden  Praxis,  die  auf  der  richtigen  Kenntnisf 
der  Unhaltharkeit  antiquirter  Verordnungen  beruhte,  ihre  Th8ti|[^eit 
entwickelt,  bis  es  in  jüngster  Zeit  dem  Stadtphysikat  gefiel,  geatfilit 
auf  den  Wortlaut  antiquirter  Normen,  einige  solche  UntemebmuDga 
als  zum  Oifthandel  nicht  berechtigt  zu  erklären,  und  die  Mlnner, 
welche  demselben  vorstehen,  und  bisher  die  betreffenden  Artikel  als 
zu  ihrem  Geschäfte  gehörig  bona  fide  verkauften  —  dem  Straf- 
gericht anzuzeigen« 

Wir  haben  früher  diese  Verordnungen  als  antiqnirt  bezeiclinel, 
da  in  unseren  Tagen  selbst  Idjährlge  Jungen  auf  Grundlage  des 
vorgeschriebenen  Lehrplanes  gründlich  darüber  unterrichtet  werden, 
wie  diese  als  Gifte  bezeichneten  ehemischen  Präparate  aus  mitmuter 
sogar  ganz  unschädlichen  Stoffen  dargestellt  werden,  da  dieselben 
jungen  Leute  mit  diesen  Stoffen  in  den  Laboratorien  unserer  Mittel* 
schulen  selbst  arbeiten,  da  eines  der  gefährlichsteQ  Gifte,  nämlich 
der  Phosphor,  sich  täglich  an  Zündhölzchen  in  aller  Hände  befindet 

Wie  einst  die  strengste  Handhabung  der"  Passvorschriften  den 
Verkehr  in  störendster  Weise  hemmte,  und  dennoch  Missetfaäter  den 
Behörden  entschlüpften,  ebenso  werden  die  Normen  über  den  Gift- 
handel selbst  bei  der  strengsten  Durchführung  Missbräuehe  ond 
Verbrechen  nicht  verhindern.  Was  man  im  Inlande^cht  erhalten 
kann,  das  liefern  mit  Vergnügen  und  selbst  in  sehr  kleineo 
Quantitäten  ausländische  Fabriken  und  Handlungen  chemisdier 
Producte,  deren  Agenten  Oesterreich  fortwährend  durchziehen. 
Unser  Stadtphysikus  kann  demnach  auf  Grundlage  antiquirter 
Normen  unsere  Geschäftsleute  wohl  in  der  Ausübung  ihrer  Industrie 
hemmen,  und  die  inländischen  Kaufleute  bei  wiederholter  straf- 
gerichtlicher Anzeige  ruiniren,  wird  aber  nicht  in  der  gegenwärtigen 
Entwicklung  des  Verkehrs  Missbräuche  fern  halten,  die  durch 
leichtsinnigen  und  böswilligen  Gebrauch  chemischer  Präparate  ent- 
stehen können. 

Wie  die  Passvorschriften,  so  werden  auch  die  Normen  über 
den  Gifthandel  von  einer  aufgeklärten  Gesetzgebung  dem  Stande 
der  Wissenschaft  und  Industrie  gemäss  reducirt  werden,  damit 
jedoch  bis  zur  definitiven  Austragung  dieser  vorerwähnten  Angele- 
genheit durch  eine  zeitgemässe  Abänderung  der  bestehenden 
Il^ormen  die  Existenz  blühender  Geschäfte  nicht  geftttudet  werde, 
erlauben  wir  uns  folgenden  Antrag  zu  stellen: 


399 


Der  Löbliche  Oemeinderath  wolle  seine  Sanitätssection  beauf- 
tragen, in  kürzester  Zeit  darüber  Beriebt  zu  erstatten: 

1)  inwiefern  die  Normen  über  den  Gifthandel  dem  gegen- 
wärtigen Standpunkte  der  Wissenschaft,  des  Unterrichts, 
der  Industrie  und  der  Gewerbefreiheit  entsprechen ; 

2)  ob  nicht  eine  gelinde  Praxis,  die  bis  zum  heurigen  Jahre 
in  gerechter  Würdigung  der  eigenthümlichen  Verhältnisse 
geübt  wurde,  in  Anhoffung  der  Publication  zeitgemässer 
Normen  über  den  Gifthandel  wieder  eingeführt  werden 
könnte ; 

3)  welche  Masi^egeln  getroffen  werden  können,  um  für  den 
Fall,  dass  der  Herr  Stadtphysikus  auf  der  strengsten  Inter- 
pretation der  bestehenden  Normen  beharrt,  die  Existenz 
der  früher  erwähnten  Handelsgeschäfte  und  die  ungestörte 
Ausübung  von  mehreren  bedeutenden  Industrien  zusichern.^ 

Die  jüngste  Sitzung  der  photographischen  Gesellschaft,  welche 
am  3.  d.  M.  stattfand,  wurde  grösstentheils  durch  Besprechung  der 
Schritte  absorbirt,  welche  man  gegen  die  drohende  Gefahr  behörd- 
licher Bevormundung  als  nöthig  erachtete,  und  man  einigte  sich 
schliesslich  über  eine  Petition  an  das  Hohe  Justizministerium  um 
Reform  der  Giftgesetze. 

In  künstlerischer,  sowie  technischer  Beziehung  interessant  waren 
die  Gbromophotographien  von  L.  Strelisky  in  Pesth,  Dorothea- 
gasse 11,  welche  in  dieser  Sitzung  zur  Ausstellung  kamen;  sie  zählen 
zu  dem  Vollendetsten,  was  in  dieser  Richtung  erreicht  werden  kann, 
und  wir  glauben  denjenigen,  welche  sich  mit  Erfolg  diesem  Genre 
zuwenden  wollen,  den  Rath  ertheilen  zu  müssen,  sich  ein  Muster- 
bild zu  verschaffen,  da  Herr  St.  so  freundlich  war,  die  übersendete 
Collection  der  pbotographischen  Gesellschaft  käuflich  (1  Blatt  ä  20  fl.) 
zn  überlassen.  Die  einfache  und  elegante  Art  der  Farbengebung 
ist  bemerkenswerth. 

Herr  St  benutzt  nur  abgetonte  Brastbilder  grösseren  Formates 
und  hält  den  Hintergrund  in  der  Photographie  möglichst  weiss. 
Bezüglich  seiner  Manipulation  ist  uns  nur  bekannt,  dass  er  ein 
Wachspräparat  benutzt. 

Die  Zusammensetzung  eines  solchen  Präparates  aus  20  Theilen 
Wachs,  12  Theilen  Mastixfimiss ,  12  Theilen  Damarfirniss  und 
6  Theilen  Canada-Balsam  ist  wiederholt  In  photographischen  Jour- 
nalen veröffentlicht  worden,  und  dürfte  mit  geringen  Aenderungen 
allseitig  entsprechen,  nur  soll  die  Mischung  nie  so  stark  erhitzt 
werden,  dass  sie  sich  bräunt 


400 


Für  solche  Chromophotographien  wählt  man  sich  reine  Kega- 
tive  aus  mit  nicht  allzu  starken  Schatten;  durchsichtige  Fleeken, 
wenn  sich  solche  nicht  umgehen  lassen,  müssen  im  Negative  ausge- 
bessert werden ,  denn  der  geringste  Fehler  tritt  bei  dem  PostÜTe 
schon  sehr  störend  auf.  Von  dem  bezüglichen  Negative  werden 
zwei  Copien  auf  möglichst  structnrlosem  Salzpapier  erzeugt,  der  dne 
blässer,  im  Tone  mehr  bräunlich  als  schwarz,  der  andere  etwas 
kräftiger.  Der  blassere  wird  auf  ein  Reissbrett  nach  Art  einer  ge- 
wöhnlichen Zeichnung  gespannt  und  leicht  mit  transparenten  Faiben 
basirt,  der  kräftigere  auf  einen  Carton  oder  eine  Spiegelscheibe  auf- 
gezogen und  auch  brillanter  in  der  Farbe  gehalten. 

Hierauf  nimmt  man  das  vorerwähnte  W&chspräparat ,  schüttet 
dieses  erwärmt,  nach  Art  des  CoUodions  auf  eine  ebenfalls  erwännte 
Spiegelplatte  und  legt  das  blassere,  vom  Reissbrette  abgeschnittene 
Bild  auf  die  Schicht,  so  dass  sich  keine  Blasen  bilden  und  entfenit 
schliesslich  den  Ueberschuss  an  Wachs  mit  dem  Falzbeine.  Hiei^ 
durch  erhält  man  ein  ganz  transparentes  Positiv,  dem  man  den 
zweiten  stärker  gemalten  Abdruck  nach  dem  Trocknen  nnteriegt, 
und  in  der  Entfernung  einer  halben  Glasdicke  befestigt,  was  am 
besten  durch  zwischengelegte  Cartonstreifen  erreicht  wird. 

Die  Weichheit  der  Conturen,  welche  dieser  Art  der  Photogra- 
phien eigenthümlich  ist,  der  Schmelz  derselben  hängt  eben  daw 
ab,  dass  die  beiden  Bilder  richtig  über  einander  liegen,  und  da» 
die  Entfernung  der  Copien  taktvoll  getroffen  wird. 


Paris,  October  1865. 

D  Die  folgende  Vorschrift  zu  einem  Entwickler  und  VeivtSikcr 
wird  von  M.  de  Montfort  mitgetheilt: 

Man  löst  5  Gramm  schwefelsaures  Eupferoxyd  in  100  Gramm 
Wasser,  setzt  200  Gramm  gesättigter  Eisenvitriolauflösung,  5  Gramm 
Salpetersäure  und  1500  Wasser  hinzu  und  filtriit 

Mit  diesem  Entwickler  erscheint  das  Bild  sehr  rasch  und  es 
entstehen  nicht  so  leicht  durch  langsames  Aufgiessen  Flecken.  Do 
eigentliche  Vortheil  besteht  darin,  dass  keine  besondere  Yerstürkum 
nothwendig  ist,  indem  man  die  Lösung  einfach  mit  5  bis  6  Tropfen 
Silberlösung  von  3  Procent  versetzt  Das  Bild  verstärkt  sich  sofort 
ohne  Verschleierung  und  viel  rascher  als  mit  Pyrogalluss&ure.  Bei 
richtiger  Belichtung  ist  gar  keine  Verstärkung  nöthig.  Das  Coü<h 
dion  des  Herrn  de  Montford  enthält  nur  Jodammonium  und  Brom- 
cadmium. 


401 


Ein  anderer  Amateur  theilt  folgende  CoUodionyorsehrift  mit: 


Aethcr  von  62  ^ 
Alkoliol  von  40^ 
Baumwolle   . 
Jodarsen  .     . 
Jodcadmium . 
Jodammonium 
Bromarsen    . 
Bromcadminm 
Bromammonium 


100  Gramm, 

100  „ 
4 

8  n 

3  „ 

3  . 

3  n 

3  n 

3  . 


Dies  CoUodion  muss  dunkelbraun  gefärbt  und  wenig  beständig 
sein  wegen  der  grossen  Menge  Arsenhaloidsalz,  die  es  enthält  So 
wenigstens  ist  die  bisherige  Erfahrung  mit  diesen  Präparaten.  Be* 
sondere  Vortheile  sind  nicht  aufgezählt;  sollte  das  Collodion  diese 
nicht  besitzen,  so  wird  es  besser  sein,  bei  den  gewöhnlichen  Vor- 
schriften zu  bleiben.  Beachtenswerth  ist  die  grosse  Menge  Brom- 
salz. Zum  Entwickeln  empfiehlt  derselbe  Autor  eine  Lösung  von 
100  Gr.  Wasser,  3  Gr.  Eisen-Ammon,  1  Gr.  Weinsteinsäure,  2  Gr. 
Citronsäure,  5  Gr.  Alkohol. 

Eine  dritte  neue  Vorschrift  zum  Entwickeln  ist  die  im  Moniteur 
de  la  Photographie  mitgetheilte  des  Herrn  Angerer,  die  Ihren  Le- 
sern von  Interesse  sein  wird. 

Eisenvitriol 270  Gramm, 

Alkohol  40^     ....     300 

Eisessig 240 

Aether 45 

Essigsaures  Ammon  .     .       30 
Wasser 8640 


n 
n 

n 


Herr  Carlevaris  berichtete  der  Academie  über  eine  neue  Art 
von  Magnesiumlicht  Bekanntlich  nimmt  man  den  hellen  Glanz  des 
in  der  atmosphärischen  Luft  wie  des  im  Sauerstoff  verbrennenden 
Magnesiums  erst  wahr,  wenn  sich  schon  eine  gewisse  Menge  Oxyd 
gebildet  hat,  welches  durch  die  chemische  Reaction  auf  eine  sehr 
hohe  Temperatur  gebracht  wird. 

Das  Licht  rührt  in  diesem  Falle,  wie  bei  der  Verbrennung  der 
Kohlenwasserstoffe,  wie  bei  der  des  Wasserstoffs  in  Berührung  mit 
Platin,  endlich  wie  beim  Ealklicht,  von  den  auf  sehr  hohe  Tempe- 
ratur gebrachten  festen  Moleculen  her;  die  Temperatur  genügt,  um 
Platin  zu  schmelzen,  während  sie  die  Magnesia  fest  und  unver- 
ändert läiBSt. 


402 


Um  die  Magnesia  hinreichend  zu  erhitzen,  muss  man  sie  in 
möglichst  geringer  Menge  und  in  möglichst  grossem  Volum  anwen- 
den.    Dies  schwammige  Oxyd  lässt  sich  so  darstellen: 

In  die  Flamme  des  Hydro  -  Oxygengases  bringt  man  auf  ein 
Prisma  von  Gasretortenkohie  ein  Stück  Chlormagnesium.  Dies  zer- 
setzt sich  sehr  bald  und  hinterlässt  schwammige  Magnesia,  die  ein 
sehr  klares  helles  Licht  gibt.  Dasselbe  Licht  erhält  man  durch 
einfache  Anwendung  von  Prismen  aus  kohlensaurer  Magnesia.  Dies 
Licht  wird  wahrscheinlich  den  Photographen  von  grossem  Nutzen 
sein.  Hier  wurde  damit  eine  Vergrösserung  in  zwanzig  Secunden 
gemacht.  Es  braucht  dafür  nur  Sauerstoffgas  bereitet  zu  werden, 
was  jetzt  leicht  und  billig  zu  bewerkstelligen  ist  Statt  des  Wasser- 
stoffs kann  das  gewöhnliche  Kohlengas  angewandt  werden.  Die 
Kosten  dieses  neuen  Lichts  sind  daher  unbedeutend  höher  als  die 
von  gewöhnlichem  Gas;  es  dauert  stundenlang  und  lässt  sich  nach 
Belieben  reguliren. 

Die  Stadt  befindet  sich  seit  einiger  Zeit  in  Aufregung  versetzt 
durch  ein  Ideines  Spielzeug,  die  sogenannten  ,yPharaonisdiCB 
Schlangen^ ,  die  sich  aus  kleinen  Cylindem  oder  Pyramiden  tob 
Rhodanquecksilber  entwickeln,  wenn  man  diese  anzündet  Das 
Rhodanquccksilber  zersetzt  sich  dabei,  schwiUt  zu  einem  unglaablich 
grossen  Volum  an  und  erzeugt  eine  sich  fortwindende  gelbe  Schlange, 
die  aus  Mellan  (CisN^a)  und  etwas  Schwefelquecksilber  besteht  und 
ihre  Form  beibehält 

Herr  A.  Glaudet,  der  berühmte  Londoner  Photograph,  hat  am 
letzten  Napoleonstage  vom  Kaiser  das  Kreuz  der  Ehrenlegion  erbalten. 

Die  Ausstellung  für  Kunst  -  Industrie  im  Palais  der  Champs 
äys^es  enthält  eine  grosse  Anzahl  von  Photographien  nach  allen 
möglichen  Fabricationsmustem.  Ausserdem  ist  eine. Wand  mit  Pho- 
tographien bedeckt,  die  als  solche  ausgestellt  wurden.  Man  findet  da 
die  schönen  Photolithographien  von  J.  Marie,  darunter  das  Portrait 
des  Königs  von  Preussen  nach  einem  Negativ  von  Pierre  Petit 
Sehr  gute  Kohlebilder,  leider  von  etwas  kaltem  Ton,  hat  Herr 
Despaquis,  der  Inhaber  des  Poitevin*schen  Patents,  ausgestellt,  nicht 
nur  Reproductionen,  sondern  auch  gut  modellirte  Portraits.  Mulnier, 
Lavaud,  und  Marl^  stellen  gute  Portraits  aus.  Einen  grossen  Raum 
nehmen  die  Willeme'schen  Photosculpturen  ein;  diese  sind  zum 
Theil  in  Bisquit,  zum  Theil  in  Porzellan  ausgeführt  Alle  diese 
Statuetten  scheinen  zu  leben.  Es  lässt  sich  wirklich  nichts  hübsehe- 
res  schaffen  als  das  Portrait  der  Königin  von  Spanien  und  so 
manche  andere  Büsten  und  Statuetten. 


403 


Man  sieht  jetzt  zuweilen  Visitenkartenportraits ,  die  anstatt 
eines  weissen  einen  grauen  Grund  haben,  auf  dem  sich  in  weisser 
Schrift  ein  Name  befindet  Herr  Gassan  macht  folgende  Angaben 
über  deren  Anfertigung:  Zuerst  wird  ein  gewöhnlicher  Abzug  mit 
Vignettenscheibe  gemacht.  Bevor  man  ihn  vom  Negativ  nimmt, 
zieht  man  auf  der  CoUodionschicht  eine  Linie  genau  um  das  Pa- 
pier, oder  wenigstens  um  zwei  Seiten  und  einen  WinlLcl  des  Ab- 
drucks. Bei  allen  späteren  Abdrücken  muss  das  empfindliche  Papier 
an  diese  Linie  genau  angelegt  werden,  damit  alle  von  demselben 
gezogenen  Abdrücke  beim  Aufeinanderlegen  sich  decken.  Nachdem 
man  einige  Abdrücke  erhalten,  nimmt  man  einen  davon,  den  man 
tont,  fixirt  und  wäscht.  Nach  dem  Trocknen  überzieht  man  alle 
bellen  Theile  des  Bildes  mit  Zinnober,  also  das  Gesicht,  den  Hals, 
das  Hemd,  die  Lichter  der  Haare,  d.  h.  den  weissen  Grund  lässt 
man  weiss.  Dies  Bild  dient  als  Maske  für  die  anderen.  Natürlich 
bedarf  jedes  Negativ  einer  neuen  Maske.  Auf  ein  Stück  mattes  Glas 
von  3  Millimeter  Dicke  schreibt  man  nun  mit  dem  Diamant  auf  die 
nicht  matürte  Seite  den  gewünschten  Namen  (in  umgekehrten  Buch- 
staben), und  reibt  die  Schrift  mit  etwas  Zinnober  ein.  Sie  verwischt 
sich  nicht  beim  Reinigen  des  Glases  mit  Seidenpapier.  Diese 
verschiedenen  Objecte  werden  in  folgender  Reihenfolge  aufeinander 
gelegt  Auf  das  Copirrahmenglas  kommt  (von  der  inneren  Seite 
des  Rahmens)  die  Maske  zu  liegen,  das  Bild  nach  unten;  darauf 
das  matte  Glas  (die  Schrift  nach  oben)  und  auf  dieses  ein  unfixirtes 
Bild  (Bildseite  nach  unten).  Das  Bild  und  die  Maske  müssen  sich 
ganz  genau  decken.  Schliesslich  legt  man  den  Deckel  auf,  schliesst 
den  Rahmen  und  belichtet  im  zerstreuten  Licht,  bis  der  Grund  des 
anfixirten  Abdrucks  den  gewünschten  Ton  angenommen.  Die  matte 
Scheibe  zwfschen  den  beiden  Bildern  soll  das  Licht  durchsieben, 
am  einen  gleichmässigen  Ton  zu  geben  und  harte  Conturen 
zu  verhüten.  Die  schwarze  und  rothe  Maske  verhindern  weitere 
Veränderung  des  Portraits  beim  Nachtönen  des  Grundes. 

Ein  anderes  Genre  photographischer  Visitenkarten  wurde  durch 
Pierre  Petit  eingeführt  und  findet  viel  Anklang.  Man  denke  sich 
eine  gewöhnliche  lithographische  Visitenkarte  (diese  sind  jetzt  in 
demselben  Format  Mode  wie  die  photographischen  Gartens)  an  der 
eine  Ecke,  und  zwar  die  links  oben  fehlt.  Durch  ein  paar  Striche 
ist  eine  Umbiegung  dieser  Ecke  angedeutet,  und  in  dem  dadurch 
entstandenen  Dreieck  befindet  sich  das  kleine  vignettirte  photo- 
graphische Brustbildchen  des  Visitemachenden. 

Herr  Petit  publidrt  seit  kurzem  eine  Gallerie  berühmter  Zeit- 
genossen mit  biographischem  Text  und  Autographen. 


404 


^n  Sorrtfponlrtntnt. 

Herrn  A.  Erhard  in  Bamberg.  ~  Vorschriften  zn  Entwicklern,  die 
Verstärken  mit  Pyrogalluss&nre  fiberflössig  machen,  sind  freilieh  schon  oft  m 
diesen  Blattern  mitgethellt  worden.  Sie  fahren  an,  dass  Niemand  derlei  Gehcia»- 
mittel,  wie  Sie  offerirt  haben,  ankauft,  sobald  er  von  den  bekannten  Kittebi 
befriedigt  wurde.  Das  glauben  wir  Ihnen  gem.  Nach  Ihrem  Wunsche  thcilem 
wir  folgende,  einem  an  Sie  gerichteten  Brief  des  Herrn  B.  Scholz  entnommene 
Stellen  mit: 

«Geehrter  Herr  Erhard!  —  Von  einer  kleinen  Excursion  zurückkehrend,  finde 
ich  Ihre  werthe  Zuschrift  vom  27.  nebst  Nr.  86  des  photogr.  Archivs ,  mit  den 
Artikel:  ^Nur  keine  Geheimnisse  in  der  Photographie**  von  Emest  BeoHMck, 
und  erlaube  gemäss  Ihres  Wunsches  Ihnen  meine  Ansicht  darOber  mitzutheileB. 
—  Ich  muss  zunächst  bekennen,  das  Princip  des  Herrn  Beulbach,  unsere  Erlah- 
Hingen  im  Bereiche  der  Photographie  stets  offen  und  gratis  mitzutheilen,  ist  ein 
sehr  liberales,  sehr  lobenswerthes,  und  verzeihen  Sie,  geehrter  Freund,  wenn  micb 
das  veranlasst,  mit  einem  Vorwurf  gegen  Ihren  Herrn  Vater  sei.  zu  beginnen^ 
der  nicht  ganz  recht  gethan  hat,  Ihnen  keinen  grossen  Geldsack  zu  hinterlaecen; 
denn  in  diesem  Falle  würden  Sie,  wie  ich  Sie  kenne,  Ihre  Erfahrungen  jedendt 
ohne  obligate  Begleitung  desjenigen  Metalls  offerirt  haben,  welches  den  wichtigstes 
Bestandtheil  des  Höllensteins,  sowie  den  Stein  des  Anstosses  für  Herrn  Reulbach 
bildet.  —  Freilich  gab  es  viele  Adepten  der  photographischen  Alchjmie,  selbit 
Jene  drei  Schwarzkünstler,  welche  als  Vignette  die  Hefte  des  phot.  Archivs  zieren, 
waren  mehr  oder  minder  in  gleicher  Lage  mit  Ihnen,  und  schlugen  es  dieseOwB 
daher  nicht  aus,  sich  für  ihre  Forschungen  belohnen  zu  lassen,  und  auch  neuere 
Künstler  der  photographischen  Garküche  verschmähten  es  nicht,  grosse  Speise- 
zettel der  photographischen  Gourmandise  mit  veritabler  Beifügung  der  Preisangabe 
k  la  carte  vorzulegen. 

....  Ihr  für  zwei  Thaler  offerirtes  Hervorrufungsrecept  liefert  sehr  gute 
und  sichere  Resultate,  und  da  das  dazu  anzuwendende  Eisendoppelsalz  erst  m 
neuster  Zeit  in  die  Praxis  gedrungen  ist,  besonders  die  Säure,  welche  Sie  daze 
empfehlen,  bisher  beim  Negatiwerfahren  nicht  gebräuchlich  war,  und  die  Ver- 
hältnisse nach  sorgfältigster  Prüfung  von  Ihnen  festgestellt  wurden,  so  wird  Ihr 
negativer  Bildwecker  wohl  Manchem  gute  Dienste  geleistet  haben,  der  vordem  — 
nur  solche  pflegen  derlei  Geheimnisse  zu  kaufen  —  mit  den  offenkundi^oi 
Mitteln  nicht  zufrieden  war.  Zumal  Ihr  Bildwecker  auch  bei  schwachem  lädit 
gleichmässig  entwickelt,  wo  alsdann  in  der  Regel  auch  eine  Kräftigung,  wie  von 
Ihnen  angegeben,  genügen  wird,  jedenfalls  aber  die  leichteste  Nachkräftigun^  tob 
Schwefelammonium  oder  Quecksilberchlorid  ausreichen  dürfte.*' 

C.  D.  in  Darmstadt  —  Dampfen  Sie  das  Bad  zur  Trockne  ein,  schmelzcB 
den  Rückstand  und  lösen  von  neuem,  wie  in  diesen  Blättern  öfters  beschriebeo. 
Das  ist  das  sicherste  Mittel,  ein  schlechtes  Silberbad  zu  corrigiren.  —  Von  den 
eingesandten  Bildern  ist  nur  das  grössere  gut  zu  nennen.  Die  Karten  sind 
nicht  besonders. 


Mittheilungen   für   die   Redaction   wolle  man   an    Dr.   Liesegang 

in  Elberfeld  adressiren. 


Oedmckt  bei  Sam.  T.ucas  la  Klb«rf«id. 


Photographisches  Archiv. 


Band  JHL  Tir.  94«  —  !••  Ifevember  tBQB. 


lieber  Terstärknng  Ton  NegatiTs« 

Ist  man  im  Stande,  dem  Negativ  gleich  bei  der  ersten  Ent- 
wickelnng  eine  znr  Erlangung  guter  positiver  Abzüge  genügende 
Dichte  zu  geben,  ohne  dass  dadurch  die  Abstufung  und  Weichheit 
der  Halbtöne  leidet,  so  ist  dies  jedenfalls  jedem  anderen,  eine  nach- 
trägliche Vertärkung  erfordernden  Verfahren  vorzuziehen;  darüber 
besteht  wohl  überhaupt  kein  Zweifel.  Ebenso  zweifellos  ist  es  wohl 
aber  auch,  dass  man  die  hierzu  nöthigen  Bedingungen  nur  sehr 
selten  vereinigt  findet  und  nach  Belieben  gar  nicht  herzustellen  im 
Stande  ist.  Es  ist  daher  eine  unabweisliche  Nothwendigkeit,  dass 
dem  Photographen  ein  Verfahren  zu  Gebote  steht,  welches  ihm 
erlaubt,  den  durch  die  erste  Entwickclung  erhaltenen  Silbemieder- 
schlag zu  verstärken  und  dadurch  dem  Negativ  die  mangelnde 
Kraft  und  die  Fähigkeit,  gute  Abzüge  zu  liefern,  mitzutheilen. 

Gewöhnlich  wird  und  zwar  mit  gutem  Grunde  empfohlen,  die 
mit  dem  Eisenentwickler  begonnene  Entwickclung,  sobald  dieser 
nicht  mehr  wirken  will,  mit  Pyrogallus-  und  Citronensäure ,  und 
einem  Zusätze  von  Silbernitrat  fortzusetzen,  und  zwar  so  lange  die 
Schicht  noch  feucht  ist  und  bevor  man  sie  an  das  Licht  gebracht 
Es  ist  aber  äusserst  schwierig  und  delicat,  den  Moment  der  genü- 
genden Verstärkung  bei  dem  schwachen  Lichte,  welches  im  Ent- 
wickelungsraume  herrscht,  mit  Genauigkeit  zu  bestimmen,  und  für 
die  Praxis  ist  es  daher  weit  vorzüglicher,  mit  der  Verstärkung  inne 
zu  halten,  wenn  man  nahe  den  gewünschten  Grad  erreicht  hat  und 
erst  nach  dem  Fixiren  und  Trocknen  der  Schicht  die  Verstärkung 
bei  Tageslicht  zu  vollenden. 

Mit  manchem  CoUodion  erhält  man  Bilder,  welche  im  Dunkel- 
raum zart  und  durchsichtig  erscheinen,  nach  dem  Trocknen  aber 
sich  mehr  als  zu  dicht  herausstellen,  während  man  mit  anderen 
CoUodien  anfänglich  recht  dicht  aussehende  Bilder  erhält,  die  aber 

22 


406 


durch  das  Fixiren  und  Firnissen  viel  zu  dünn  werden,  als  daas  äe 
einen  schönen  Abdruck  geben  könnten. 

Wenn  es  daher  einerseits  von  Vortheil  sein  mag,  die  Ent- 
wickelung  vor  dem  Fixiren  und  Firnissen  zu  Tollenden,  so  wird 
doch  dadurch  andererseits  die  Verbesserung  eines  etwaigen  Fehlers 
unmöglich  gemacht  und  es  ist  das  Einhalten  zu  rechter  Zeit,  ein 
wenig  vor  Vollendung  der  Entwickelung  jedenfalls  weit  vorzuziehen. 
Aber  auch  noch  andere  Umstände  machen  oft  noch  ein  Weiterfahren 
der  Entwickelung  und  eine  Verstärkung  bei  schon  ganz  fertigen 
Bildern  äusserst  wünschenswerth. 

Alle  Verstärkungs verfahren  lassen  sich  auf  zwei  Principien  zu- 
rückführen.    Nach  dem  ersten   ändert   man  blos  ohne  Vermehrang 
des  Niederschlags  die  Farbe    der  Schicht   und   macht   diese  letztere 
dadurch  undurchdringlicher  für  die  chemisch  wirksamen  Lichtstrahlen. 
Nach  dem  anderen  Princip  erreicht   man  dies  Ziel  durch  eine  Ver- 
mehrung des  Niederschlags.     Es  würde  vielleicht  nicht  ohne  Interesse 
sein,  die  Ansprüche,  welche    ein  jedes  dieser  Verfahren  macht,   so 
wie  die  Vor-  und  Nachtheile   des  einen  und  andern  gegeneinander 
abzuwägen,  denn  wenn  auch  am  Ende   der  Einfluss  beider  auf  die 
Schönheit  der  positiven  Abzüge  rein  theoretisch  genommen  derselbe 
ist,  so  deutet  doch  die  entschiedene  Hinneigung  verschiedener  Pho- 
tographen zu   dem   einen  oder   dem  anderen  Principe   deutlich   auf 
eine  in  der   Praxis  sich    ergebende    Verschiedenheit    der   Resultate 
hin  und  durch  eine  Prüfung  dieser  letzteren  würden  di'j  characteri- 
stischen  Unterschiede   beider   sich  ermittehi   lassen.     Ich   will   mich 
aber  hier  nur  begnügen,  zu  erwähnen,    dass   die  alte  Methode  der 
Färbung  der  Schicht  mit  Quecksilberchlorid  und  Ammoniak  sich  am 
besten  zu  bewähren  scheint  bei  überexponirten,  yerschleierten  Plat- 
ten mit  schwachen  Contrasten,   wie  man  sie   gewöhnlich  in  einem 
von   allen    vier   Weltgegenden    mit  Licht    überüutheten  Glashaose 
erhält     Für  solche  Bilder,   denen  es   an  Contrasten    fehlt   und  die 
nur  eine  geringe  Abstufung  der  Halbtinten  zeigen,  eignet  sich  diese 
ältere  Färbungsmethode  darum,  weil  sie  die  Contraste   erhöht    imd 
die    Stufen    zwischen     den    Halbtönen     gewissermassen     erweitert. 
Darum  wird  sie  auch  von  solchen  Photographen  vorgezogen,  deren 
Bilder  durch  eine  Verstärkung   des  Niederschlags   sicher  verdorben 
werden  würden. 

Meiner  Meinung  nach  und  so  weit  meine  Erfahrung  reicht,  läasl 
sich  jedoch  in  Betreff  der  Sicherheit  und  der  Wirksamkeit  kein 
anderes  Verfahren  mit  einem  der  ältesten  und  sehr  einfachen ,  anf 
dem  zweiten  Princip  basirten  vergleichen.  Ich  meine  das  mit  An- 
wendung von  Jodtinctur  und  Pyrogallussäure. 


407 


Mit  diesen  ReagenlieD  (von  denen  das  erstere  das  fertige  Bild 
wieder  empfindlich  macht  und  das  zweite  unter  Zusatz  von  ein 
paar  Tropfen  Silberlösung  den  Yerstärkungsnicderschlag  hervor- 
bringt) setzt  man  gewissermassen  die  Entwlclielung  da  fort,  wo  sie 
stehen  gebÜeben  war,  und  es  verstärken  sich  damit  nicht  nur  die 
dichtesten  Theile  des  Niederschlages,  sondern  alle  Mitteltöne  nehmen 
in  entsprechendem  Verhältniss  zu.  Sogar  das  Icaum  sichtbare  De* 
tail  in  den  Schattenpartien  besitzt  genug  Anziehungskraft,  um  bei 
genügend  lange  fortgesetzter  Entwickelung  Deutlichkeit  und  Kraft 
zu  erlangen.  Es  ist  die  Methode  auch  geeignet,  sowohl  ein  ganz 
schwaches,  ärmliches,  zu  kurz  belichtetes  Bild  in  ein  schönes, 
wohlgefälliges,  zum  positiven  Druck  brauchbares  Negativ  zu  ver- 
wandeln, als  auch  bei  gehöriger  Anwendung  einem  überbelichteten, 
flachen,  solarisirten  Bilde  die  nöthige  Kraft  zu  geben. 

Das  Verfahren  selbst,  um  auf  diesem  Wege  ein  fertig  ent- 
wickeltes, fixirtes  und  gewaschenes  Bild  zu  kräftigen,  ist  folgendes: 
Zunächst  wird  das  Bild  getrocknet  und  an  den  Rändern  mit 
Scbellacklösung  bestrichen.  Dadurch  wird  die  Schicht  verhindert, 
sich  von  der  Platte  loszulösen.  Hierauf  befeuchtet  man  sie  zuerst 
mit  Wasser  und  dann  mit  einer  Jodlösung.  Diese  wird  dadurch 
bereitet,  dass  man  von  alkoholischer  Jodtinktur  so  viel  zu  Wasser 
hinzufügt,  bis  es  sich  zu  trüben  beginnt.  Wenn  sie  beim  Schütteln 
klar  wird  und  sherryfarben  erscheint,  so  ist  sie  fertig  zum  Ge- 
brauche. Bleibt  sie  trüb,  so  fügt  man  mehr  Wasser  zu.  Es  ist 
wichtig,  dass  die  alkoholische  Tlnctur  von  der  richtigen  Stärke  ist, 
denn  ist  sie  zu  stark,  so  nimmt  das  Wasser  zu  wenig  Jod  auf  und 
ist  sie  zu  schwach,  so  bringt  man  zu  viel  Alkohol  in  das  Wasser 
und  dieses  durchdringt  dann  die  Schicht  mehr  als  gut  ist.  Eine 
Tinctur  von  tief  rubinrother  Farbe  ist  die  beste.  Auf  keinen  Fall 
benutze  man  zur  Erhöhung  der  Löslichkeit  des  Jodes  im  Wasser 
Jodkalium;  dieses  verursacht  Flecke,  ungleichartige  Reduction  und 
andere  Missstände. 

Die  richtig  bereitete  Jodlösung  wird  nun  auf  die  Platte  ge- 
gossen. Sollte  da,  wo  man  aufgiesst,  ein  dunkler  Fleck  entstehen, 
so  braucht  man  sich  darüber  nicht  zu  ängstigen ,  denn  bald  wird 
die  Platte  ein  gleichmässiges  Aussehen  gewinnen.  Vergleicht  man 
die  lackirten  Ecken,  wo  das  Jod  nicht  wirken  kann,  mit  den  frei- 
liegenden Partien,  so  bemerkt  man,  dass  diese  letzteren  etwas 
dunkler  geworden  sind.  Wie  weit  die  Färbung  durch  die  Jodlösung 
(herrührend  von  der  Verwandlung  des  Silbers  in  Jodsilber)  getrie- 
ben werden  darf,  hängt  sehr  von  der  Natur  des  CoUodions  und 
seiner  Durchdringbark eit  ab,  so  dass  sich  die  Zeit,  wie  lange  man 


408 


die  Jodlösung,  bevor  man  sie  abwäscht,  auf  der  Schicht  lassen  soll, 
im  Allgemeinen  gar  nicht  angeben  lässt.  Verlangt  das  NegatiF 
bedeutende  Verstärkung,  so  muss  man  stark  jodiren,  wenn  die 
EntWickelung  nicht  langweilig  und  mühsam  werden  soll.  Verlangt 
man  dagegen  nur  wenig  Verstärkung,  so  übcrgiesst  man  die  Platte 
nur  einmal  mit  Jodlösung  und  spült  dann  schnell  ab.  Auf  jeden 
Fall  muss  man  nach  dem  Jodiren  mehrmals  gründlich  wasdieo. 

Der  nach  dem  Jodiren  und  Abwaschen  anzuwendende  Entwickler 
hat  folgende  Zusammensetzung: 

Destlllirtes  Wasser  20  Unzen         oder  100  Gramm,*) 
Pyrogallussäure   .     40  Gran**)       „  0,42    „ 

Essigsäure  ...       2  Drachmen   „  1)25    ^ 

Von  dieser  Lösung  giesst  man  so  viel  als  eben  hinreicht,  die 
Platte  zu  bedecken,  in  ein  kleines  Becherglas  und  fügt  ein  oder 
zwei  Tropfen  einer  Silberlösung  (l  Nitrat  auf  16  Wasser)  hinzu. 
Dies  giesst  man  auf  die  Platte  und  neigt  diese  dann  sanft  hin  and 
her.  Der  Entwickler  darf  nicht  trübe  werden,  sondern  sich  nur 
braun  färben,  muss  aber  dabei  ganz  klar  bleiben.  Sollte  sich  ja 
etwas  wie  ein  Niederschlag  zeigen,  so  sehe  man  zunächst  nach,  ob 
die  Schuld  nicht  am  destillirten  Wasser  liegt  und  dieses  vielleidit 
nicht  ganz  rein  ist.  Die  Flüssigkeit  darf  nicht  auf  der  Platte  still 
stehen  bleiben,  sonst  entstehen  schmutzige  Flecken,  man  lasse  sie 
aber  auch  nicht,  wie  es  manche  Photographen  an  der  Mode  haben, 
zu  schnell  und  hastig  auf  der  Platte  hin  und  her  üiessen,  denn 
dann  ziehen  nur  die  stärker  belichteten  Stellen  alles  Silber  an 
auf  Kosten  der  schwächer  belichteten,  welchen  man  keine  Zeit  lässt 
einen  Silberniederschlag  auf  sich  zu  condensiren.  Der  sorgfältige 
Arbeiter  muss  diese  beiden  Extreme  zu  vermeiden  wissen  und  mit 
Vorsicht  zwischen  der  Charybdis  und  Scylla  hindurch  steuern. 
Erscheint  das  Bild  hinreichend  kräftig,  so  wäscht  man  den  Entwickler 
sorgfältig  ab,  trocknet  und  fimisst.  Es  ist  rathsam,  die  Platte 
während  der  Entwicklung  dann  und  wann  gegen  das  Licht,  etwa 
gegen  ein  Fenster  gehalten  zu  betrachten,  um  genau  den  Punkt  der 
Kräftigung  zu  ermitteln,  wo  die  Platte  erfahrungsgemäss  die  besten 
Abdrücke  zu  liefern  im  Stande  ist. 

Welche  Beleuchtung  am  vortheilhaftesten  bei  diesen  Eriifti- 
gungsyerfahren   anzuwenden  ist,    darüber   sind   die  Meinungen    sehr 


*)  NatQrllch  nicht    zu  verstehen,    als    ob    20  Unzen    gleich   100   Gtuub 
wären.     W. 

**)  Im    englischen    Originalartikel    steht    der    sinnentstellende    DnickfeUer 
„40  Unzen.''     W. 


409 


getheiit.  Früher  empfahl  man  das  directe  Sonnenlicht.  Ich  habe 
aber  gefunden,  dass  die  Negativs  dann  ein  schwarzes,  tintenartiges, 
durchaus  nicht  angenehmes  Ansehen  gewinnen.  Auf  der  anderen 
Seite  scheint  es  auch  durchaus  keinen  besonderen  Vortheil  zu  ge- 
währen ,  wenn  man  die  Operation  ganz  im  Dunkeln  vornimmt  *), 
ausgenommen  etwa,  wenn  man  mit  unreinem  Entwickler  arbeitet, 
der  dann  weniger  leicht  trübe  wird.  Einer  meiner  Freunde  behaup- 
tet, dass  man  besonders  weiche  zarte  Bilder  erhält,  wenn  man  zu 
Ende  der  Entwickelung  einen  Sonnenblick  auf  die  Platte  fallen  lässt. 
Ich  habe  aber  gefunden ,  dass  bei  jeder  zu  hellen  Belichtung  sehr 
leicht  Flecken  sich  bilden,  besonders  aber  auch  ein  rolher  Nieder- 
schlag in  den  Schatten  leicht  entsteht.  Der  letztere  Uebelstand  hat 
jedenfalls  hauptsächlich  seinen  Grund  in  der  nicht  Tollständigen 
Entfernung  des  zur  Fixirung  benutzten  Cyankaliums  oder  Hypo- 
Sulfits,  wird  aber  durch  zu  grelle  Belichtung  entschieden  schlimmer. 
Mit  ein  oder  zwei  Ausnahmen  ist  bei  meinen  Arbeiten  seit  drei 
Jahren  kein  solcher  rother  Niederschlag  vorgekommen.  Dafür  ver- 
wende ich  aber  auch  die  grösste  Sorgfalt  auf  das  Waschen.  Uebri- 
gens  halte  ich  zerstreutes  Zimmerlicht  in  der  Nähe  einer  geöffneten 
Thür  oder  eines  Fensters  für  das  am  besten  bei  dem  beschriebenen 
Verstärkungsverfahren  anzuwendende. 

Sollte  das  Bild  durch  ein  Versehen  bei  der  Verstärkung  zu 
kräfüg  geworden  sein,  so  kann  man  es  leicht  mit  Cyankalium  wie- 
der schwächen,  ohne  dass  man  dabei  etwas  für  die  Halbtöne  zu 
fürchten  hätte.  Ist  das  Bild  viel  zu  dicht,  so  wendet  man  vor  dem 
Cyankalium  am  besten  Jodlösung  an,  weil  das  in  Jodsilber  ver- 
wandelte Silber  leichter  durch  Cyankalium  fortgeschafft  wird.  Da 
die  höchsten  Lichter  am  schnellsten  von  dem  Cyankalium  ange- 
griffen werden,  bleibt  die  Harmonie  und  Zartheit  des  Bildes  unan- 
getastet, ganz  entgegen  der  oft  von  Theoretikern  ausgesprochenen 
Meinung,  dass  durch  eine  solche  Behandlung  zunächst  die  Mittel- 
töne zerstört  würden.  (The  British  Journal  of  Photography.) 

Anwendong  der  fflaassanalyse  aof  die  llntersnchang 

photographischer  Präparate. 

Von  Dr.  k,  W6islte. 

Im  Jahre  1833  zeigte  zuerst  Gay-Lussac,  wie  bequem  es 
8el,  den  Silbergehalt  einer  Silberlegirung,  statt  wie  gewöhnlich  durch 


*)  Eine  Einwirkimg  des  Lichtes  auf  das  neu  gebildete  Jodsilber  ist  jeden- 
falls noth wendig,  weil  es  sonst  nicht  die  Fähigkeit  erlangf,  Silber  auf  sich 
niederzuschlagen.     W. 


410 


Abtreiben  des  Silbers,  mit  Blei  im  Feuer  und  Wägung  des  zainek- 
gebliebenen  Feinsilbers  zu  ermitteln,  lieber  dadurch  zu  bestimmen, 
dass  man  eine  gewogene  Menge  der  Legirung  in  Salpetersäure  aaf- 
löst  und  zu  dieser  Lösung  so  lange  eine  Kochsalzlösung  tod  be- 
kanntem Gehalte  (eine  titrirte  Lösung)  hinzutröpfelt,  bis  alles 
Chlorsilber  ausgefällt  ist.  Aus  der  gemessenen  Menge  der  Ter- 
brauchten  Kochsalzlösung  lässt  sich  dann  leicht  nach  den  bekannteD 
chemischen  Proportionen  der  Silbergehalt  berechnen,  oder  besser 
noch  unmittelbar  aus  einer  schon  vorher  berechneten  Tabelle 
ablesen. 

Seit  der  Zeit  hat  man  dieses  Verfahren  der  Bestimmung  eines 
Stoffes  durch  geeignete  titrirte  Lösungen  auf  fast  alle  chemiechen 
Elemente  ausgedehnt  und  es,  im  Gegensatz  zu  der  gewöhnlidieii, 
auf  die  Wägung  von  Niederschlägen  oder  Glührückständen  hinaus- 
laufenden, sogenannten  Gewichtsanalyse,  die  volumetr ische 
oder  Maassanalyse  genannt.  Besonders  verdient  gemacht  hat 
sich  um  ihre  Verallgemeinerung  der  Medicinalrath  Mohr,  welchem 
man  auch  eine  wesentliche  Vervollkommnung  der  hierzu  nöthigen 
Apparate  verdankt. 

Vor  allem  kommt  es,  wenn  man  maassanalytisch  verfahren 
will,  darauf  an,  von  den  hierzu  nöthigen  Reagentien  sich  Auf- 
lösungen zu  bereiten,  in  denen  das  Verhältniss  der  Quantitäten  des 
aufgelösten  Reagens  und  des  Lösungsmittels  genau  bekannt  sind, 
sogenannte  titrirte  Lösungen.  Zweitens  braucht  man  genan 
eingetheilte  Maasgefässe  (Büretten),  um  mit  deren  Hülfe  die  zv 
Vollendung  einer  Reaction  aufgewendete  Quantität  der  titrirten  Lö- 
sung genau  messen  zu  können. 

Von  den  titrirten  Lösungen  bereitet  man  sich  immer  einen 
gewissen  Vorrath,  mindestens  1  Liter  auf  einmal  (1  Liter  =  ®^  ^^ 
preuss.  Quart).  Man  braucht  dazu  eine  Literflasche,  d.  h.  ein  Oe- 
fäss,  welches  bis  an  einen,  am  Halse  eingerissenen  Strich  genau 
1  Liter,  d.  i.  dem  Maasse  nach  1000  Cubik >  Centimeter  oder  dem 
Gewicht  nach  1000  Gramm  Wasser  fasst.  In  dieses  Gefäss  bringt 
man  das  abgewogene,  aufzulösende  Reagens,  löst  es  in  wenig  de- 
stillirtem  Wasser  auf  und  verdünnt  dann  durch  Zugiessen  von  de- 
stillirtem  Wasser  bis  genau  an  den  Literstrich.  Die  so  bereitete 
titrirte  Lösung  bringt  man  dann  in  die  für  sie  bestimmte,  etikettirte 
Vorrathsflasche  und  spült  das  Litergefäss  mit  destillirtem  Wasser 
wieder  gehörig  aus. 

Das  Zugiessen  der  titrirten  Lösung  in  die  zu  untersuchende 
Flüssigkeit  geschieht,  wie  schon  bemerkt,  mit  Hülfe  von  sogenannten 
Büretten.     Es  sind  dies  lange,   cylindrische  GlasgefKsse,    weiehe 


411 


an   ihrer  Wand  mit  einer  genauen,  eingeätzten  Eiutheilung,.  gewöhn* 
licli  nach  Cublk-Centimetern  (abgekürzt  C.  C.)  versehen  sind. 

Die  Büretten  in  Fig.  1  und  2  sind  A  us- 
g  u  s  s  b  ü  r  e  1 1  e  n ,  sie  haben  unten  einen  brei- 
ten Fuss,  auf  welchem  sie  steben,  und  oben 
einen  Ausguss.  Weit  bequemer  in  der  Hand- 
habung und  ein  weit  genaueres  Zutröpfeln 
der  titrirten  Lösung  gestattend,  ist  die  in 
Fig. 3  abgebildete  Mohr'sche  Quetsch- 
hahn bürette.  Bei  dieser  Bürette  zieht 
man  die  Flüssigkeit  nicht  oben  ab,  sondern 
man  kann  sie  nach  Belieben  unten  abfliessen 
lassen.  Es  wird  dies  durch  den  von  Mohr 
coBStruirteu,  sogenannten  Quetschhahn  er- 
reicht. 

Auf  einem  Fussbrette  a  steht  ein  höl- 
zerner oder  metallener  Stab  i,  der  an  einem 
horizontalen,  dreh-  und  verschiebbaren  Arme 
c  die  Bürette  d  trägt.  Diese  wird  von  einer 
überall  gleich  weitenGlasröhre  gebildet,  welche 
sich  an  ihrem  unteren  Ende  plötzlich  verengt 
üeber  dieses  enge,  aber  offene  Ende  ist 
ein  fest  anschliessendes  Eautschukrohr  ge- 
steckt. In  das  untere  Ende  dieses  Kautschuk- 
rohres ist  wieder  ein  Glasröhrchen/  hinein- 
gesteckt, welches  unten  eine  ziemlich  enge 
Oeffnung  hat,  so  dass,  wenn  die  Bürette  d 
mit  Flüssigkeit  gefüllt  und  der  auf  dem 
Kautschukrohr  sitzende  Quetschhahn  g  geöff- 
net ist,  die  Flüssigkeit  unten  in  einem  dünneu 
Strahle  ausläuft,  der  Ausfluss  aber  sogleich 
aufhört,  wenn  man  den  Quetschhahn  schliesst. 
Auch  kann    man  durch   nur  halbes  Oeffnen 

des  Hahnes  ein  tropfenweises 
Ausfliessen  bewirken.  Die 
Art  und  Weise,  wie  man  die- 
sen Quetschhahn  öffnet  und 
schliesst,  so  wie  überhaupt 
seine  Construction  ist  aus  der 
besonderen  Abbildung  dessel- 
^^^"^^  *•  ben  in  Fig.  4  ersichtlich. 

PliotofrrftphiBchOB  Archiv.    Nr.  94.    16.  Novembor  1866.  22 


Figur  3. 


412 


Ein  überaus  stark  federnder  Messingdraht  ist  so  gebogen,  da» 
er  einen  kreisförmigen  Bogen  d  bildet,  der  in  zwei  geraden  Armen 
ausläuft,  zwischen  welchen  das  Kautschukrohr  c  (hier  im  Darcb- 
schnitte  abgebildet)  eingeklemmt  und  fest  zusammengedrückt  wird, 
so  dass  es  der  Flüssigkeit  keinen  Durchgang  gestattet.  Nabe  an 
ihrem  Ende  sind  die  klemmenden  Arme  des  Messingdrahtes  nach 
entgegengesetzten  Seiten  umgebogen  und  tragen  jeder  an  seinem 
Ende  eine  kleine  Metallplatte  {a  und  i),  Fasst  man  diese  Platten 
zwischen  Daumen  und  Zeigefinger  und  drückt  sie  gegeneinander,  so 
hört  der  Druck  auf  das  Kautschukrohr  c  auf,  dieses  Öffnet  sich  Ter- 
möge  seiner  Elasticität  und  die  Flüssigkeit  kann  durchfli essen.  Lässt 
man  mit  dem  Drucke  der  Finger  gegen  a  und  h  nach,  so  wird  das 
Rohr  0  wieder  zusammen  geklemmt  und  der  Ausfluss  hört  auf. 

Für  die  meisten  Zwecke  genügt  es,  sich  eine  einzige  solche 
Quetschhahnbürette  anzuschaffen,  welche  100  Cubik-Centimeter  fasst 
und  an  der  jeder  dieser  Theile  noch  in  Viertel  oder  Fünftel  ge- 
theilt  ist. 

Natürlich  muss  man  die  Bürette  nach  dem  Gebrauche  mit 
destillirtem  Wasser  oder  mit  Alkohol,  je  nach  der  Natur  der  darin 
gewesenen  Flüssigkeit,  gehörig  ausspülen,  vor  dem  Gebrauche  selbst 
aber,  weil  noch  etwas  Wasser  oder  Alkohol  darin  hängen  könnte, 
mit  einer  kleinen  Menge  der  titrirten  Lösung  vorspülen.  Audi 
muss,  ehe  man  die  Lösung  behufs  der  Analyse  ablaufen  zu  lassen 
beginnt,  nicht  blos  das  obere  Rohr  der  Bürette,  sondern  auch  das 
Kantschukrohr  und  das  untere  kleine  Glasrohr  vollständig  mit 
Flüssigkeit  gefüllt  und  alle  Luft  aus  dem  Quetschhahne  Tcrtrie- 
ben  sein. 

Noch  ist  zu  bemerken,  dass  man  sich  einige  Uebung  im  ge- 
nauen Ablesen  des  Standes  der  Flüssigkeit  in  der  Bürette  aneignen 
muss.  Wegen  der  Capillaranzlehung  steht  bekanntlich  der  Flüssig- 
keitsspiegel  an  der  Gefasswand  höher  als  in  der  Mitte,  so  dass  er 
keine  Ebene,  sondern  eine  concave  Fläche  bildet:  man  muss  sich 
daher  gewöhnen,  entweder  immer  den  Stand  des  obersten  Flüssig- 
keitsrandes  oder  den  des  tiefsten  Standes  der  Ooncavität  abzulesen, 
weil  sonst  erhebliche  Fehler  entstehen  können.  Es  sind  auch  ver- 
schiedene Hülfsvorrichtungen,  wie  der  Erdmannsche  Schwim- 
mer zur  genaueren  Ausführung  der  Ablesung  constmirt  worden. 

Es  soll  nun  die  maassanalitjsche  Prüfung  der  wichtigsten 
photographischen  Präparate  in  Bezug  auf  ihre  Reinheit  näher  be- 
sprochen werden. 


413 


I.    Daa  untenchwefligtaiire  Vatron. 

(Natriumhyposuifit). 
Das  beste  Reagens,  nm  den  Gehalt  des  käafiicben  Hyposalfits 
an  reinem  Hyposulfit  zu  ermittein,  ist  eine  Lösung  Ton  Jod  in  Jod- 
kaliumlösung. Setzt  man  nämlich  zu  einer  HyposulfitlÖsung  eine 
Jodlösung,  so  verschwindet  die  braune  Färbung  des  Jodes,  indem 
sich  Jodnatrium  und  tetrathionsaures  Natron  bildet  nach  der  Gleichung : 

2  NaSgOs  -I-  J  =  Na  J  -h  NaS+O« 

Zwei  Aequivalente  Hyposulfit  Tcrschlucken  also  ein  Aequivalent 
Jod.  Bei  weiterem  Zusatz  verschwindet  trotz  dauernden  Umrüh- 
rens  die  Jodfärbung  nicht  mehr.  Man  erkennt  also  leicht  das  Ende 
der  Reactlon. 

Nach  den  chemischen  Proportionen  entsprechen  sich  127  Gramm 
Jod  und  248  Gramm  Natriumhyposulfit.  Man  wägt  daher  12,7  Gramm 
Jod  ab,  fügt,  damit  es  sich  im  Wasser  lösen  kann,  etwa  23  Gramm 
Jodkalium  hinzu ,  löst  in  wenig  destillirtem  Wasser  und  verdünnt 
das  Ganze  in  der  Literflasche  bis  auf  1000  C.  C.  Diese  Menge 
entspräche  24,8  Gramm  reinen  Hyposulfits,  also  ein  Bürettengrad 
(1   C.  C.)  wäre  äquivalent  mit  0,0248  Gramm  Hyposulfit. 

Wenn  man  daher  2,48  (oder  wenn  es  nicht  auf  äusserste  Ge- 
nauigkeit ankommt,  rund  2,5)  Gramm  Hyposulfit  in  etwa  der 
SOfachen  Menge  Wasser  auflöst  und  eine  ganze,  100  C.  C.  fassende 
Bürette  voll  der  obigen  Jodlösung  unter  stetem  Umrühren  dazu 
tröpfeln  muss,  bis  die  Flüssigkeit  sich  anfängt  bleibend  gelblich  zu 
färben,  so  war  das  Hyposulfit  völlig  rein. 

Gewöhnlich  wird  man  aber  weniger  von  der  titrirten  Lösung 
zuzusetzen  brauchen,  bis  die  Jodfärbung  bleibt,  und  findet  man 
dann  die  wahre  iQ  den  2,48  Gramm  enthaltene  Hyposulfltmenge, 
wenn  man  die  Anzahl  der  Cubikcentimeter  (CG.)  der  verbrauchten 
Jodlösung  mit  0,0248  multipllcirt. 

n.  Cyankalinm. 
Wenn  man  zu  einer  mit  Aetzkali  versetzten  Cyankaiiumlösung 
eine  Silbemitratlösung  zugiesst,  so  bildet  sich  im  Anfange  kein 
Silbcmiederschlag ,  weil  sich  ein  lösliches  Doppelsalz,  Cyansilber- 
kalium  und  salpetersaures  Kali  bilden,  und  zwar  nach  folgender 
Gleichung: 

2  KCy  -t-  AgNO«  =  AgKCyg  +  KNO« 

Ein  Aeqnivalent  (170  Gramm)  Bilbemitrat  entspricht  also  zwei 
Aequivalenten  (130  Gramm)  reinen  Cyankaliums.  Ein  weiterer  auch 
noch  so  geringer  Zusatz  von  Silbemitratlösung  erzeugt  sofort  eine 
bleibende  Trübung  und  einen  Niederschlag. 


414 


Man  wägt  daher  genau  17  Gramm  Silbernitrat  (="  ^l^^  Aeqa^ 
Talent)  ab,  löst  sie  in  destiliirtem  Wasser  und  verdünnt  bis  auf 
1000  CG.  Diese  Menge  entspräche  13  Gramm  Cyankalium,  also 
1  O.e.  der  Lösung   würde  0,013  Gramm  Cyankalium   entsprechen. 

Will  man  nun  zur  Prüfung  des  käufliehen  Cyankalium  schrei- 
ten, so  wägt  man  1,3  Gramm  davon  ab,  löst  es  in  Wasser  mid 
fügt  noch  3  Gramm  starke  Aetzkalilösung  zu.  Wäre  das  Cyan- 
kalium ganz  rein,  so  würde  man  zu  dieser  Menge  gerade  eine, 
100  C.  C.  fassende  Bürette  voll  der  Silberlösung  unter  stetem  Um- 
rühren zufügen  müssen ,  ehe  eine  bleibende  Trübung  entstände. 
Gewöhnlich  wird  man  aber  weniger  brauchen,  um  die  Reaction  tu 
vollenden  und  man  wird  die  wirklich  in  obigen  1,3  Gramm  käuf- 
lichen Cyankaliums  enthaltene  Menge  reinen  Cyaiikaliums  in 
Grammen  erfahren,  wenn  man  die  Anzahl  der  in  Silberlösung  ver- 
brauchten Cubikcentimeter  mit  0,013  multiplicirt. 

m.  Silbernitrat. 
Das  salpetersaure  Silber  oder  Silbernitrat  gibt  bekanntlich, 
wenn  man  seine  Lösung  mit  der  Lösung  eines  löslichen  Chlorme- 
talles  versetzt,  den  characteristischen ,  käsigen  Niederschlag  von 
Chlorsilber.  Am  einfachsten  wendet  man  zur  Erzeugung  des  Nie- 
derschlages eine  Lösung  von  Chlornatrium  (reinem  Kochsalz)  an. 
Die  Reaction  geht  vor  sich  nach  der  Formel: 

AgNOfi  4-  NaCl=  AgCl  4-  NaNO^ 

Will  man  sich  eine  titrirte  Chlornatriumlösung  bereiten,  mnss 
man  zuvor  reines  Chlornatrium  ungefähr  ^j^  Stunde  in  einem  hessi- 
schen Schmelztiegel  glühen.  Als  äquivalente  Mengen  eutsprecfaea 
sich  58,5  Gramm  Chlornatrium  und  170  Gramm  Silbemitrat.  Um 
eine  titrirto  Lösung  von  passender  Concentration  zu  bekomnieo, 
wägt  man  17,55  Gramm  (=  ^/^q  des  Aequivalents)  Chlomatrlum 
ab,  löst  es  in  Wasser  und  verdünnt  bis  auf  ein  Liter  (1000  CG.;. 
Dieser  Menge  würden  51  Gramm  trockenes  Silbernitrat  entsprechen. 

Will  man  nun  den  Gehalt  eines  Silberbades  oder  irgend  einer 
anderen  Silberlösung  an  Silbernitrat  ermitteln,  so  misst  man  davon 
eine  bestimmte  Anzahl  von  Cubikcentimetcrn ,  etwa  zehn  genau  ab, 
bringt  sie  ein  geräumiges  Becherglas,  oder  bes><er  in  eine  passende 
Flasche  und  tröpfelt  aus  der  Bürette  die  titrirte  Chlornatriuoilosun«: 
zu,  wobei  man'  von  Zeit  zu  Zeit  innehält,  umschüttelt  und  d?ii 
Niederschlag  sich  absetzen  lässt,  um  besser  bemerken  zu  können, 
ob  bei  weiterem  Zutröpfeln  der  Lösung  sich  in  der  klaren  ober 
dem  Niederschlag  stehenden  Flüssigkeit  immer  noch  Niederschlag 
bildet.     Hat  man  genau   den  Zeitpunkt    beobachtet,    wo    dies    nidit 


415 


mehr  der  Fall  ist,  so  hört  man  mit  Zatröpfeln  auf  und  liest  an  der 
Bürette  die  Menge  der  yerbrauehten<  Cabikeentimeter  ab.  1 000  C.  C. 
Chlornatriumlösnng  entsprechen,  wie  schon  bemerkt,  51  Gramm 
Silbernitrat,  also  ist  1  C.C.  0,051  Gramm  Nitrat  äquivalent  Man 
hat  daher,  um  den  Gehalt  der  abgemessenen  10  CO.  Silberlösung 
an  Nitrat  zu  erfahren,  die  zur  Fällung  verbrauchten  C.C.  Cblor- 
natriumlösung  mit  0,051  zu  multipUciren. 

lY.  Essigsäure  und  andere  Sauren. 
Setzt  man  zu  Essigsäure  (H4Ci(0,)  oder  irgend  einer  anderen 
in  Wasser  löslichen  Säure  [Schwefelsäure  (HSO4) ,  Salpetersäure 
(HNO5)  u.  s.  w.]  eine  wässerige  Lösung  von  kohlensaurem  Natron 
(NaCOa)  ^°  äquivalenter  Menge,  so  wird  die  Säure  neutralisirt  und 
in  das  entsprechende  Natronsalz  verwandelt,  indem  das  Natrium 
den  Wasserstoff  der  Säure  ganz  oder  zum  Theil  vertritt  und  ausser- 
dem Wasser  und  Kohlensäureanhydrid   frei  wird  nach  der  Formel: 

NaCOa  -I-  H4C4O4  =  NaHjC^O^  +  HO  +  CO, 
oder :  NaCGj  -f  HSO4  =  NaS04  -f  HO  +  CO, 

u.  s.  w.  Es  entsprechen  hierbei  53  Gramm  kohlensaures  Natron 
60  Gramm  Essigsäure,  49  Gramm  Schwefelsäure  und  63  Gramm 
Salpetersäure.  Den  Augenblick,  wo  die  Reaction  vollendet,  d.  h 
eine  zur  Neutralisation  der  Säure  genügende  Menge  kohlensauren 
Natrons  hinzugesetzt  ist,  erkennt  man  leicht  daran,  dass  die  durch 
Zusatz  von  etwas  Lakmustinctur  hell  zwiebelroth  gefärbte  Säure 
sich  anfangt  purpurroth  oder  blauroth  zu  färben. 

Um  eine  titrirte  Lösung  von  kohlensaurem  Natron  zu  bereiten, 

^erschafft  man   sich   zunächst  reines  kohlensaures  Natron  dadurch, 

ass  man  möglichst  reines   doppeltkohlensaures  Natron  eine  Stunde 

mg  in  einem  hessischen  Schmelztiegel  glüht.     Um  eine  Lösung  von 

Essender  Concentration  zu  erhalten,  löst  man  31,8  Gramm  (=  ^/^q 

is  Aequivalentes)  kohlensaures  Natron  in   destillirtem  Wasser  und 

Ydünnt   auf   1  Liter.     Von    dieser    titrlrten  Lösung  tröpfelt  man 

a»    einer  Bürette    zu    einer    genau  abgewogenen  und  mit  Lakmus 

g^ärbten  Säuremenge,  unter  stetem  Umrühren  mit  einem  Glasstabe 

silange  vorsichtig  zu,  bis  sich  die  blaurothe  Uebergangsfarbe  zu 

zeen  beginnt.     Am  besten  nimmt  man  zur  Untersuchung  eine  genau 

abiwogene  Menge  von  5  Gramm  der  zu  prüfenden  Säure. 

Da  1000  C.C.  der  Natronlösung  (mit  31,8  Gramm  NaCOa) 
äqcalent  sind  mit  36  Gramm  Essigsäure,  29,4  Gramm  Schwefel- 
säu.  und  37,8  Salpetersäure,  so  hat  man  die  Anzahl  der  gebrauch- 
ten ubikcentimeter  der  Natronlösung  bei  der  Essigsäurebestimmung 
mit  036,  bei  der  Schwefelsäurebestimmung  mit  0,0294  und  bei 
der  .Ipetersäurebestimmung  mit  0,3786  zu   multipliciren ,    um   die 


416 


in    den    angewendeten  5  Gramm    der  wässerigen  Säore  enthaltene 
Menge  des  ersten  Sänrehydrats  in  Grammen  zo  erfahren. 

Dies  sind  etwa  die  wichtigeren  Präparate,  bei  denen  der  Pho- 
tograph selbst  in  den  Fall  kommen  kann,  den  Reingehalt  des  käuf- 
lichen Materials,  oder  den  Trockengehalt  einer  Lösung  (wie  bei 
Siiberbädem)  bestimmen  zu  müssen,  nnd  es  wird  für  diejenigen, 
welche  oft  solche  Bestimmungen  auszufuhren  haben,  kein  kleiner 
Gewinn  an  Zeit  sein,  wenn  sie  sich  zu  diesem  Zwecke  die  eben 
beschriebene  maassanalytische  Methode  zu  eigen  machen. 


Directer  Kohledniek. 

Von  M.  Carejr  Lea. 

Der  directe  Eohledruck  unterscheidet  sich  vom  indirecten  da- 
durch, dass  das  Negativ  direct  auf  der  präparirten  Schidit  liegt 
Er  ist  dadurch  characterisirt,  dass  1)  nicht  umgekehrte  Positivs 
erhalten  werden;  2)  kein  Uebertragen  nothw endig  ist;  und  3)  die 
Halbtöne,  wenn  das  Negativ  nicht  blos  aus  Schwarz  nnd  Yf&as 
besteht,  beim  Waschen  untermlnirt  und  fortgespält  werden. 

Dies  Verfahren  besitzt,  wie  die  anderen  Eohleverfahren ,  das 
grosse  Verdienst  der  unbezweifelbaren  Haltbarkeit  Femer  ist  es 
sehr  leicht  auszufahren.  Bei  Anwendung  neutraler  ebromsaner 
Salze  hält  sich  das  empfindliche  Papier  sehr  lange.  Andererseits 
lässt  sich  das  Verfahren  nur  zum  Copiren  von  Objecten  ohne  Halb- 
ton verwenden.  Für  gewisse  Branchen  der  Photographie,  z.  B.  Re- 
produciren  von  Karten,  Plänen,  Zeichnungen  etc.,  ist  es  sehr  gv 
geeignet.  Kupferstiche  lassen  sich  auf  diese  Weise  copiren  ,  wen 
sie  nicht  zu  sehr  verkleinert  werden  müssen. 

Das  Verfahren,  welches  ich  hier  veröfifentliche,  ist  Ton  nr 
selbst  ausgearbeitet ;  ich  bediene  mich  darin  des  Albumins.  Diesa 
Stoff  halte  ich  deshalb  für  vortheilhaft,  weil  er  die  Weissen  rfi 
hält  Wenden  wir  eine  Mischung  von  Bichromat,  Kohle,  Gmdii 
oder  Gelatine  an,  so  lassen  sich  in  dem  Bilde  durch  Waschen  ie 
Weissen  nicht  vollständig  klären,  indem  diese  hartnäckig  eine  e- 
wisse.  Menge  Kohle  festhalten.  Setzen  wir  viel  Albumin  suler 
Mischung,  so  löst  sich  beim  Waschen  das  ganze  Bild  ab.  Ab  in 
geringer  Menge  beigefügt  gibt  es  sehr  reine  Weissen. 

Es  ist  nicht  ganz  gleichgültig,  ob  man  Gummi  oder  GeÜne 
anwendet;  denn  letztere  ist  nur  in  warmem  Wasser  löslich,  Qimi 
auch  in  kaltem.  Abdrücke  mit  Gummi  müssen  daher  mit  Ikem 
Wasser  entwickelt  werden,  Gelatinebilder  mit  heissem.  Di4Wlt- 
kung   des  Bichromats  auf  Gelatine  unter  dem  Einfluss   der  onne 


417 

ist  ungefähr  dreimal  rascher  als  auf  Gummi,  da  aber  die  Beliehtung 
überhaupt  nur  sehr  kurz  ist,  so  liegt  darin  kein  grosser  Yortheil. 
Gummilösungen  aber  haben  Tor  Gelatinelösungen  den  Vorzug,  dass 
sie  beim  Erkalten  nicht  erstarren,  sich  also  viel  leichter  auftragen 
lassen.    Die  kalte  Entwickelung  ist  auch  der  wannen  vorzuziehen. 

1.    Sensitirung  des  Papiers. 

Zum  Empfindlichmachen  ziehe  ich  das  neutrale  chromsaure  Eali- 
Ammon  vor.  Zu  einer  kaltgesättigten  Auflösung  von  doppeltchrom- 
saarem  Kali  setze  ich  flüssiges  Ammoniak  zu,  bis  sie  rothes  Lak- 
maspapier schwach  bläut.  Diese  neutrale  Lösung  hält  sich  sehr 
gat«  Damit  getränktes  Papier  ist  ziemlich  empfindlich  und  hält  sich 
viel  länger  als  mit  doppeltchromsaurem  Kali  präparirtes. 

Folgende  Verhältnisse  sind  zu  nehmen: 
Lösung  von  chromsaurem  Eali-Ammon, 

wie  vorhin  beschrieben 15  Theile, 

Pulverisirtes  Gummi  arabicum  (rein)     .     8 

Graphitstaub 1—2 

Eiweiss 2 

Glycerin i  Theil. 

Man  erwärmt  die  Chromatlösung,  gibt  Gummi  und  Graphit  in 
einen  Porzellanmörser  und  setzt  die  Lösung  allmälig  zu,  während 
man  die  Ingredienzien  mit  dem  Pistill  zusammenreibt. 

Das  Glycerin  bezweckt,  dem  Papier  die  nöthige  Biegsamkeit 
zu  geben,  zu  viel  davon  muss  aber  vermieden  werden,  da  sonst 
das  Papier  nicht  trocknet.  Die  oben  angegebene  Menge  genügt. 
Es  gibt  im  Handel  eine  Sorte  Graphit,  die  zum  Leitendmachen  von 
Oberflächen  bei  der  Galvanoplastik  gebraucht  wird.  Dies  Präparat 
ist  äusserst  fein  zerthellt.  Als  Pulver  erscheint  es  zwar  grau,  aber 
im  Abdruck  ist  es  schwarz.  Es  arbeitet  reiner  als  Lampenschwarz 
oder  irgend  eine  andere  Art  von  Kohle.  Die  Mischung  sollte  unge- 
fähr Honigconsistenz  besitzen ;  sie  wird  mit  einem  breiten ,  weichen 
Kameelhaarpinsel  auf  Papier  gestrichen.  Anfänger  werden  stets  den 
Fehler  begehen,  die  Farbe  zu  dick  aufzutragen.  Man  denkt,  die 
schwärzesten  Partien  im  fertigen  Bild  könnten  nicht  schwärzer  sein 
als  die  Farbe,  die  man  aufträgt,  und  macht  deshalb  das  Papier  tief- 
schwarz. Dies  ist  aber  ein  Fehler;  das  Auge  täuscht  sich  nämlich. 
Eine  viel  dünnere  Farbschicht  wird  genügen.  Das  Papier  darf  nicht 
ganz  schwarz,  es  muss  vielmehr  grünlich  schwarz  sein.  Die  Farbe 
des   chromsauren   Salzes   darf  nicht   durch   die   Schwärze   verdeckt  1 

werden.  Auf  bedrucktes  Schreibpapier  gestrichen,  muss  die  Mischung 
Buchstaben  gut  durchscheinen  lassen. 


418 


im  trockenen  Zustand  mnss  das  Papier  stark  glänzen.  Ist  es 
matt,  so  enthält  es  nicht  genug  Gummi,  oder  das  Gnmmi  ist  schledit 
Solches  Papier  sollte  man  niemals  anwenden.  Das  präparirte  Pa- 
pier muss  rein,  und  nicht  streifig  sein;  es  ist  ebenso  biegsam  wk 
vor  der  Präparation.  Es  ist  nicht  klebrig  und  besitzt  einen  doBkd 
olivenfarbigen  Ton. 

Fleckiges  Papier  kann  häufig  mit  gutem  Erfolg  zu  oflTenen 
Zeichnungen  benutzt  werden,  in  denen  keine  grossen  Massen  tiefer 
Schatten  vorkommen. 

Man  belichtet  dies  Papier  unter  dem  Negativ,  bis  die  Zeich> 
nung  auf  der  Rückseite  sichtbar  ist.  Wie  stark  dies  der  Fall  sein 
muss,  lääst  sich  natürlich  nicht  gut  beschreiben;  etwas  Erfahrung 
ist  hier  von  grossem  Nutzen.  Geringes  Uebercopiren  ist  weniger 
schädlich  als  zu  kurze  Belichtung.  Die  Zeit  der  Belichtong  richtet 
sich  nach  der  Menge  der  Farbe  in  der  Schiebt.  Je  mehr  davon 
vorhanden,  um  so  länger  muss  belichtet  werden.  Eine  gut  bereitete 
Schicht  braucht  nur  die  halbe  Belichtung  des  Chlorsilberpapiers  bd 
gleichem  Negativ  etc. 

2.    Entwicklung. 

Hat  man  wenig  Eiweiss  in  die  Mischung  genommen,  so  ist  es 
nöthig,  die  Bilder,  nachdem  sie  einige  Zeit  im  Wasser  gelegen,  mit 
einem  weichen  flachen  Eameelhaarpinsel  zu  klären.  Bei  mehr 
Eiweiss  genügt  schon  ein  nicht  sehr  kräftiger  Wasserstrahl,  die 
überschüssige  Farbe  hinweg  zu  nehmen.  Eine  noch  grössere  Menge 
Eiweiss  bewirkt,  dass  sich  die  Bilder  von  selbst  klären.  Diese 
letztere  Manier  ist  vorzuziehen,  denn  wenn  die  hohen  LiclUer  des 
Pinsels  zum  Abwaschen  bedürfen ,  so  ist  anzunehmen ,  dass  di€ 
feinsten  Linien  verloren  gehen,  oder  wenigstens  leiden.  Aber  bd 
der  letzten  Methode  darf  man  den  Pinsel  überhaupt  nicht  in  An- 
wendung bringen,  selbst  wenn  das  Bild  anfangs  sich  im  Wasser 
nicht  verändert.  Fortgesetztes  Ausspülen  und  ein  schwacher 
Wasserstrahl  genügen.  Bilder,  die  eine  bis  zwei  Stunden  zum 
E^lären  bedürfen,  sind  die  besten. 

Hat  man  aber  zu  viel  Eiweiss  angewandt,  so  wird  das  Präpa- 
rat unempfindlich  und  es  lösen  sich  beim  Entwickeln  leicht  ganze 
Stücke  ab. 

Dasselbe  findet  statt,  wenn  man  die  empfindliche  Mischung  a«f 
Eiweisspapier  aufträgt;  die  Eiweissschicht  ist  hier  eher  schädUdi 
als  von  Nutzen. 

8.    Die  Wahl  des  Papiers. 

Fast  jedes  Papier  ist  anwendbar,  am  besten  das  gewöhnüche 
Positivpapier,  gutes  Schreibpapier  und  das  feste  sogenannte 


419 


notenpapier.  Ungeleimtes  Papier  ist  gar  nicht  tauglich.  Je  stärker 
das  Papier  geleimt  ist,  um  so  besser  hält  es  das  Chromat  an  der 
Oberfläche.  Weiches  Papier  saugt  das  Salz  in  sich,  macht  dadurch 
die  Schicht  unempfindlich,  lässt  sich  nachher  nicht  gut  auswaschen, 
kurz  es  sollte  uiemals  genommen  werden. 

Die  Mischung  wird  auch  dann'  leicht  vom  Papier  absorbirt, 
wenn  sie  zu  dünn  ist     In  diesem  Fall  setzt  man  noch  Gummi  hinzu. 

4.    Die  Farbstoffe. 

Für  schwarze  Bilder  ziehe  ich  wie  erwähnt  Graphit  entschieden 
Tor;  vielleicht  lässt  sich  auch  sehr  feines  Lampenschwarz  anwenden. 

Für  farbige  Bilder  muss  man  natürlich  solche  Farbstoffe  wäh- 
len, die  nicht  durch  das  Chromsalz  zerstört  werden.  Folgende  habe 
ich  versucht  und  brauchbar  gefunden. 

Blau.  —  Preussischblau  wird  durch  die  chromsauren  und 
doppeltchromsauren  Salze  gar  nicht  angegriffen. 

Grün.  —  Das  sogenannte  „Chromgrün'*  widersteht  der  Wir- 
kung des  Bichromats  vollkommen.  Das  eigentliche  Chromgrün  oder 
grüne  Chromoxyd  ist  in  mancher  Hinsicht  dauerhafter,  für  unseren 
Zweck  aber  genügt  das  gewöhnliche. 

Roth.  —  Alle  Karminsorten,  die  ich  versuchte,  wurden  zer- 
stört. Man  findet  im  Handel  einen  schönen  „französischen  Schar- 
lachlack'^  ,  der  dem  Bi Chromat  vollkommen  widersteht.  Ebenso 
Anilinroth  oder  Rosanilin,  und  Anilinviolett.  Leider  lassen  sich 
die  Anilinfarben  nicht  vollständig  aus  den  Weissen  auswaschen. 
Dies  ist  ein  grosser  Uebelstand. 

Braun.  —  Die  Okerfarben  sind  gut,  namentlich  der  schöne 
Goldoker. 

Gelb.  —  Chromgelb  ist  anwendbar,  aber  auf  weissem  Papier 
nicht  gut  sichtbar;  man  kann  es  durch    Goldoker   dunkler  machen. 

Die  Farbe  des  reducirten  Chromsalzes  zeigt  sich  immer  ein 
wenig  durch  die  Farbe  des  Bilds.  Anfangs  bräunlich,  wegen  des 
entstandenen  braunen  Chromoxyds  (chromsaures  Chromoxyd 
Cr203Cr03),  das  sich  später  vollständig  in  das  Sesquioxyd  Ct^O^ 
verwandelt,  und  den  Ton  etwas  olivenfarben ,  also  unrein  macht. 
Wo  also  nur  Farbe,  ohne  Kohle,  angewandt  wird,  nimmt  man  besser 
nnr  halb  so  viel  chromsaures  Salz  und  belichtet  dafür  entsprechend  länger. 

Ich  erwähnte  bereits,  dass  das  neutrale  chromsaure  Kali-Ammon 
die  Haltbarkeit  des  Papiers  sehr  vermehrt,  ohne  deshalb  unempfind- 
licher zu  sein,  als  Bichromat.  Doppeltchromsaures  Kali  wirkt  so- 
wohl im  Dunkeln,  wie  unter  dem  Einfluss  des  Lichts  auf  den  orga- 
nischen Stoff.  Chromsaures  Kali-Ammun  hingegen  wirkt  nicht  im 
Dunkeln  darr.uf.     Das  damit  getränkte  Papier  hält  sich  aus  diesem 


420 


Grunde  einige  Tage  brauchbar,  während  Bichromat  die  organiick 
Substanz  im  Dunkele  schon  In  einigen  Stunden  so  modifidren  kaoa, 
dass  sie  sich,  wenn  man  das  Bild  nach  dem  Belichten  ins  Wasser 
wirft,  gar  nicht  mehr  löst.  Es  ist  mir  vorgekommen,  dass  des 
Abends  präparirte  Papiere,  die  ohne  Wärme  getrocknet  und  a 
einer  luftdichten  Zinnkapsel  verschlossen  waren,  nach  vierundzwao- 
zig  Stunden  schon  keine  Bilder  mehr  lieferten. 

Es  ist  zu  bedauern ,  dass  man  in  diesem  Verfahren  eine  lo 
dünne  Lage  von  Schwärze  braucht,  denn  diese  ist  viel  schwieriger 
aufzutragen,  als  eine  dicke  Schicht.  Etwas  Vorsicht  und  Uebong 
überwindet  indessen  diese  Schwierigkeit. 

In  den  oben  beschriebenen  Operationen  ist  Gummi  oder  Gela- 
tine vorzuziehen,  aus  den  angegebenen  Gründen.  Sollte  aber  das 
Papier,  für  den  Handel  etwa,  ohne  chromsaures  Salz  im  vorau 
dargestellt  werden,  um  es  kurz  vor  dem  Gebrauch  mit  einer  Lo- 
sung des  chromsauren  Doppelsalzes  zu  tränken  und  %u  sensitirea, 
so  wäre  Gelatine  anzuwenden,  da  Gummi  sich  in  kaltem  Wasser  15«. 


EiseBgelaÜBe-Eitwicklcr. 

Liverpool,  21.  October  1865. 
Seit  kurzer  Zeit  ist  hier  eine  neue  Hervorrufungsflüssigkeä 
bekannt  geworden,  die  bei  fast  allen  Photographen  guten  Anklanf 
findet.  Ich  war  gleich  beim  ersten  Versuch  mit  dem  Resultat  sek 
zufrieden,  denn  man  braucht  nicht  mehr  nachzuschwärzen.  Das 
Negativ  wird  beim  Hervorrufen  vollständig  kräftig  genug  und  besitit 
sehr  schöne  Mitteltöne.  Obwohl  die  Flüssigkeit  keinen  Alkohol 
enthält,  so  hat  man  doch  nicht  zu  befürchten ,  wolkige  Platten  n 
bekommen.  Ich  «rlaube  mir,  Ihrem  photographischen  Archiv  dien 
Hervorrufung  mitzutheilen ;  ich  glaube  dadurch  manchem  meino 
Herren  CoUegen  einen  Dienst  zu  erweisen,  namentlich  denen,  dk 
noch  Pjrogallussäure  anwenden. 

I  Essigsäure 2  Uüsen, 

Erste  Flasche  )  Destillirtes  Wasser     ...       8       ^ 

I  Nelsou's  opaque  Gelatine     .  120  Gran. 
Man  kann  auch  jede  andere  Gelatine  anwenden.     Von  Zeit  zd 
Zeit   schüttelt   man.     Nach    einer  Stunde    ist   die    Gelatine    gelost. 
Dann  giesst  man  noch  30  Unzen  Wasser  zu,  schüttelt  und  filtmt 

7     *»    i?i      Ti    )  ^^Gi^is^^b  reiner  Eisenvitriol      4  Unzen, 
iuweite  f  lascne  j  .-^     »•»•*»        _.,  .^ 

(  DestiUirtes  Wasser.     ...     40       ^ 

Ist  auch  dies  gelöst,  so  mischt  man  den  Inhalt  beider  Flasebo, 

den  man  sogleich  anwenden  kann.  Tb.  Scholtyssek. 


Gedruckt  bei  Said.  Lucas  in  ElberfeU. 


Photographisches  Archiv. 


Bfuid  VI»  —  Tiw.  9B^  und  •••  —  Dceember  M^B. 


BMierkugei  Aber   die   Stellng   bei  pbotegrapbisehen 
AvfiiabmeH  nd  über  dei  eigeHtlicheH  Werth  toh  Regeli 

mid  KanstpriHeipien. 

Von  i.  E  Wall. 

„Vor  füu(z\g  Jahren  herrschten  bei  Dilettanten  sowohl  als  in 
den  Sälen  der  Academien  Regeln,  über  welche  ein  Maler  von  heute 
aich  meistentheils  des  Läehelns  wohl  kaum  wird  erwehren  können.^ 
So  schrieb  Leslie  in  seinem  so  geschätzten  Handbuch  für 
junge  Maler,  und  das  gilt  auch  heute  noch  für  alle  die,  welche 
▼on  Kunst  wenig  oder  gar  nichts  verstehen  und  trotzdem  oder  gerade 
deshalb  nach  Regeln  schreien,  als  wenn  sich  so  etwas  so  leicht 
▼orschreiben  liesse,  als  wie  man  am  besten  isst  und  trinkt.  So 
geht  es  auch  dem  Photographen,  wenn  in  ihm  zuerst  das  Bewusst- 
sein  von  der  Nothwendigkeit  der  Kunst  für  seine  Zwecke  aufdäm- 
mert Er  möchte  dann  gern  ein  Paar  einfache  Regeln  haben,  durch 
deren  Erlernung  er,  wie  er  thöricht  genug  ist  zu  hoffen,  mit  einem 
Male  ein  Künstler  wird. 

Aber  was  schon  Euklides  zum  Könige  Ptolemäus  sagte,  als 
dieser  möglichst  schnell  und  bequem  die  Geometrie  erlernen  wollte, 
dass  es  nämlich  keinen  besonders  für  Könige  geebneten  Weg  zur 
Geometrie  gäbe,  das  gilt  genau  ebenso  auch  von  der  Kunst.  Regeln 
anwenden  woUen,  ohne  genaue  Kenntniss  der  Frincipien,  aus  denen 
sie  fliessen,  oder  ohne  im  Besitz  des  guten  Geschmackes  zu  sein, 
welcher  deren  Anwendung  leiten  muss,  wenn  anders  diese  von  Erfolg 
begleitet  sein  soll,  das  ist  ein  sehr  einfältiges  Beginnen. 

28 


422 


Regeln  sind  gewissennassen  nur  das  Handwerkszeug  Ar  «fe 
Kunst  und  Jeder  weiss,  wie  vöUig  nutzlos  Handwerkszeug  ist,  wcbd 
man  nicht  weiss,  wie  man  es  handhaben  soll.  Ein  wirkliches,  kfiiut- 
lerisches  Bild,  sei  es  Gemälde,  Zeichnung  oder  Photographie,  kann 
nicht  nach  einem  Recepte  gefertigt  werden,  wie  man  etwa  Puddings 
macht,  oder  einen  Entwickler  mischt,  oder  eine  Arznei  in  der 
Apotheke  bereitet  Wenn  dies  der  Fall  wäre,  so  läge  der  haupt- 
sächliche oder  einzige  Unterschied  zwischen  zwei  Gemälden  nur  ia 
dem  Gegenstande,  den  sie  darstellen,  aber  nicht  in  der  AulTassong 
oder  Behandlung  desselben.  Es  ist  dies  so  allgemein  anerkannt, 
dass  die  wahren  Lehrer  der  Kunst  schon  von  jeher  nicht  sowohl 
auf  die  Erlernung  Ton  Recepten  und  Regeln,  sondern  auf  die  richt^e 
Erfassung  der  „Principien''  der  Kunst  den  Nachdruck  legten. 

Wenn  schon  bei  einem  gewöhnlichen  Handwerk  Eifer,  Nach- 
denken und  angestrengte  Arbeit  zur  Erringung  eines  wiriüichen 
Erfolges  nöthig  sind,  um  wie  viel  mehr  muss  dies  nicht  bei  der 
Kunst  der  Fall  sein.  Nicht  das  Auswendiglernen  einigo- 
und  die  Beobachtung  derselben  während  der  Arbeit  macht 
Künstler,  dies  kann  nicht  oft;  und  eindringlich  genug  gesagt  werden 
und  ich  rufe  daher  meinen  Lesern  den  Rath  zu,  welchen  in  dieser 
Hinsicht  der  schon  Eingangs  erwähnte  Meister  gegeben  hat:  „Man 
hüte  sich  vor  allen  Regeln  und  Vorschriften,  welche  eine  leichte 
und  bequeme  Aneignung  der  Kunst  yersprechen,  und  nüsstraoe 
seiner  eigenen  Geschicklichkeit,  wenn  man  findet,  dass  man  sich 
durch  dieselbe  Arbeit  und  Nachdenken  erspart."  Wenn  man  aa 
Können  und  Urtheil,  Geschmack  und  Gefühl  ein  wahrer  Künstler 
werden  will,  so  muss  man  gerade  so  streben  und  ringen  wie  jeder 
andere  aufrichtige  Kunstjünger,  und  eifrig  beharren  in  der  Aneignimg 
der  Principien,  aus  denen  man  sich  nachher  seine  eigenen  Regeln 
abstrahiren  kann.  Man  muss  nicht  blos  arbeiten  mit  dem  Kopfe 
allein,  oder  mit  den  Händen  allein,  sondern  man  muss  sieh  Theorie 
und  Praxis  beide  dienstbar  machen. 

Ein  Bild,  welches  nur  nach  gewissen  Regeln  entworfen  ist,  sei 
es  eia  Gemälde  oder  eine  Photographie,  ist  und  bleibt  kalt,  faait 
und  gefühllos,  conventionell  und  mangelhaft,  und  wird  mehr  eine 
Erläuterung  zu  den  Regeln  sein,  nach  denen  es  entworfen  ist,  als 
ein  Ausdruck  der  Gefühle ,  welche  es ,  der  Natur  des  dargestelken 
Gegenstandes  gemäss  beleben  sollten.  Die  Lichter  und  die  Schatten 
tbeilen  uns  schon  von  ferne  mit,  zu  welchem  Zwecke  sie  hier  oder 
da  angebracht  sind  und  während  uns  Eines  zuruft:  „ich  bin  hier, 
weil  es  die  und  die  Regel  verlangt,*'  ruft  das  Andere:  „idi  bin 
hier,  weil  der  und  der  berühmte  Maler  eine  Regel  aui^estellt  hat, 


423 


welche  80  und  so  lautet*'  Besonders  die  Stellung  der  im  Bilde 
angebrachten  Figuren  wird  noch  mehr  des  Lebens  und  der  Bewe- 
gung entbehren  imd  noch  weit  ungelenker  sein,  als  bei  einer  Gruppe 
von  Gliederpuppen.  Die  photographische  Musterkarte  ron  M.  Barbe's 
neuen  Gliederpoppen  zeigt  wirklich  mehr  Leben  und  Bewegung  als 
auf  solchen  Bildern  je  zu  finden  ist. 

Yielieicht  wird  das  bis  jetzt  Gesagte  noch  deutlicher,  wenn  wir 
zwei  Leute,  Ton  denen  der  eine  nur  nach  Regeln  arbeitet,  der 
andere  in  die  Principien  der  Kunst  eingeweiht  ist,  bei  ihren  Arbeiten 
belauschen. 

Erste  Scene.  —  Ein  Glashaus  und  ein  Photograph 
darin.  Eine  Dame  tritt  ein,  um  sich  photographiren 
zu  lassen.  —  Erst  plaudert  man  ein  Paar  Worte  über  das  Wetter 
und  die  Tagesneuigkeiten,  dann  wird  die  Dame  gesetzt.  Nachdem 
sie  auf  dem  Stuhle  Platz  genommen,  wird  sie  veranlasst,  den  Kopf 
nach  einer  Seite  zu  richten,  nach  der  Regel,  dass  Kopf  und 
Rumpf  verschiedene  Richtungen  haben  müssen,  um  Steifheit  zu 
vermeiden  und  dem  Bilde  mehr  Bewegung  zu  geben.  Dann  wird 
der  Faltenwurf  arrangirt,  so  dass  er  möglichst  wellenförmige  Conturen 
zeigt,  nach  der  Regel,  dass  krumme  Linien  schöner  sind  als 
scharfe  Ecken  und  gerade  Linien.  Endlich  beginnt  der  Künstler 
(und  auf  diesen  Titel  hat  ein  solcher  Photograph  doch  gewiss  den 
gerechtesten  Anspruch)  das  Licht  so  zu  arrangiren,  dass  ein  Schatten 
auf  die  Hände  geworfen  wird,  nach  der  Regel,  dass  die  Hände 
nicht  so  hervortreten  dürfen  als  das  Gesicht.  So  geht  es  noch  eine 
Zeit  lang  mit  Beachtung  von  verschiedenen  Regeln  fort  Nachdem 
dies  Alles  arrangirt,  wird  der  Deckel  vom  Objecti?  genommen,  die 
Platte  exponirt  und  die  Dame  entlassen. 

Zweite  Scene.  —  Ein  anderes  Glashaus.  Dieselbe 
Dame  tritt  bei  einem  zweiten  Photographen  ern.  — 
Hier  beginnt  mit  der  Unterhaltung  auch  zugleich  eine  scharfe 
Beobachtung,  denn  der  Künstler  glaubt  nur  auf  diesem  Wege  den 
Cbaracter  der  Dame  und  die  Eigenthümlichkeiten  derselben  in 
Handlung  und  Ausdruck  auffinden  zu  können.  Die  Unterhaltung 
wird  zwar  in  leichter,  ungezwungener,  aber  doch  eleganter  Weise 
geführt  und  ist  darauf  berechnet,  der  Dame  möglichst  schnell  ihre 
volle  Unbefangenheit  zu  geben.  Es  wird  deshalb  eine  Menge 
UnterhaitungsstojQT  berührt,  bis  sich  etwas  findet,  was  sie  augen- 
scheinlich am  meisten  interessirt.  Sobald  sich  dies  herausgestellt 
hat,  gibt  der  Photograph  ein  Zeichen,  dass  die  Platte  fertig  gemacht 
wird.  Während  nun  die  Unterhaltung  sich  noch  eine  Zeit  lang  um 
äskß  Lieblingsthema  der  Dame  dreht,  verändert  der  Künstler  wieder- 


424 


holt  seinen  Standpunkt,  ohne  sich  jedoch  im  Grespräch  sa  nute- 
brechen.  Endlich  wird  durch  ein  kanm  merklidies  Signal  angezeigt, 
dass  die  Platte  zur  Aufnahme  fertig  ist.  Der  Eänsüer  hat  bis  dalm 
seine  Zunge  nicht  ruhen  lassen,  um  das  wahre  Wesen  der  Aute> 
nehmenden  herauszulocken,  und  sein  Auge  hat  auf  das  Soiigaamste 
alle  Veränderungen  in  Haltung  und  Ausdruck  studirt.  £r  achreitet 
daher  jetzt  zum  Arrangement,  während  er  dabei  immer  die  Unter- 
haltung  mit  Wärme  fortführt.  Die  Aufnahme  kann  nun  Ton  Stattea 
gehen   und   wenn   sie  vorüber  ist,   entfernt  sich   die  Dame  wieder. 

Nun  wollen  wir  uns  einmal  die  beiden  eben  aufgenommenen 
Bilder  ansehen.  Das  des  ersten  Photographen  ist  eine  yortrelfliebe 
Photographie,  weich,  schön  nüancirt  und  modellirt  und,  was  das 
Technische  betrifft,  vorzüglich  ausgenihrt  Bei  alledem  brandit 
man  aber  keine  Brille,  um  sogleich  wahrzunehmen,  dass  die  Bewe- 
gung des  Kopfes  der  Dame  nicht  Folge  einer  seibstthätigen  natür- 
lichen Handlung  ist,  sondern  durch  die  Anordnung  des  Photographen 
hervorgebracht,  und  dass  ihr  ausdrucksloses  Auge  nicht  etwa  im 
Geiste  etwas  sie  Interessirendes  zu  erblicken  glaubt,  sondern  auf 
einen  vom  Künstler  angewiesenen  Punkt  starrt.  In  den  Linien  ist 
ein  wesentlicher  Mangel  an  Contrast  zu  bemerken,  und  ToUstSndtg 
mangelt  dem  Bilde  Gefühl,  Character  und  Ausdruck,  ja  es  erscheint 
sogar  lächerlich,  da  die  Dame,  obgleich  sie  nlem  als  liest,  nocfaandi 
die  geringste  Neigung  für  Blumen  besitzt,  doch  über  einen  Blamen- 
strauss  geneigt  und  mit  einem  Buche   in   der  Hand  dargestellt  isL 

Das  Bild  des  zweiten  Photographen  hat  alle  Vorzüge  des  ersten 
Bildes  ebenfalls,  dabei  ist  es  aber  hundertmal  natürlicher,  ansdrueks- 
voller  und  gefälliger,  nicht  nur  für  den  Künstler,  sondern  auch  lir 
jeden  nicht  künstlerisch  gebildeten  Beschauer.  Der  Gesichtsaasdnick 
ist  nicht  gezwungen,  sondern  natürlich  und  characteristtsch ,  den 
Gefühlen  und  Gedanken  entsprechend,  welche  der  Küntler  darcli 
seine  Unterhaltung  geschickt  zu  beleben  wusste.  Die  Stellung  ist 
nicht  eine  von  den  wenigen,  die  der  Künstler  für  alle  Fälle  im 
Yorrath  hat,  sondern  sie  gehört  wirklich  der  Dame  selbst  an.  Die 
Haltung  des  Kopfes  war  einem  wirklichen  Zwecke  entsprechend 
und  nicht  bloss  der  Porträtaufnahme  wegen  angenommen,  und  zeigt 
deshalb  jenen  Ausdruck  von  Leben  und  Freiheit,  welcher  alleraal 
zerstört  wird,  wenn  die  Haltung  dem  WiUen  eines  Andern  gemias 
angenommen  wird,  ohne  dass  das  eigene  Gefühl  oder  Interesse  dabei 
betheiligt  ist.  Endlich  bemerken  auch  alle  Freunde  und  Bekanntes 
der  Dame  noch  einen  weitem  Vorzug  des  Bildes.  Sie  finden  es 
nämlich  äusserst  natürlich  und  characteristisch,  dass  die  Dame,  ror 
einem  Tischchen  stehend,  in  einem  Bande  mit  Stichen  blättert.  Als 


425 


sie  suföllig  diese  im  Atelier  vorgefundenen  Bilder  durchblätterte, 
gestand  sie  im  Laufe  des  Gesprächs  dem  Künstler  ihre  Vorliebe 
dafür,  und  dieser  verstand  es  wohl,  diesen  Umstand  mit  künstle- 
rischem Tact  zu  seinem  Zwecke  zu  verwerthen. 

„Aber,''  wird  nun  der  Mann  mit  den  Regeln  sagen,  „dazu 
gehört  ja  gar  keine  besondere  künstlerische  Bildung,  um  auf  diese 
Weise  ein  Porträt  zu  fertigen ;  dazu  ist  nichts  erforderlich  als  Tact, 
Genialität  und  guter  Geschmack.^  Ganz  recht,  ganz  recht,  „und 
guter  Geschmack,'^  das  umfasst  Alles,  was  nüt  der  Kunst  in 
Berührung  steht.  Was  versteht  man  aber  dann  unter  künstlerisch? 
Es  gibt  Leute,  welche  behaupten,  das  Künstlerische  sei  nichts  als 
ein  rein  conventionelles,  unbestimmbares  Etwas,  welches  den  schwär- 
merischen und  liebenswürdigen  Einfallen  phantasiereicher  Menschen 
anhafte.  In  der  That  ist  es  aber  etwas  so  Eeelles  und  auf  so 
realer  Basis  Ruhendes,  als  es  irgend  ein  trockener  >iathematikcr 
möglicher  Weise  verlangen  könnte.  Andere  Leute  werden  wieder 
sagen:  Wenn  es  weiter  nichts  ist  mit  der  Kunst,  was  braucht  man 
dann,  um  Künstler  zu  werden,  ein  langes,  mühevolles  Studium? 
Knn,  weil  die  geistigen  Fähigkeiten  des  Menschen  nie  ohne  Cultur 
zu  ihrer  vollen  Entfaltung,  zur  Blüthe  und  Frucht  gelangen  können ; 
weil  Niemand  zweifelhaft  darüber  sein  wird,  wem  er  den  Vorzug 
geben  soll,  ob  dem  Unkraut,  welches  freiwillig  auf  öden  Plätzen 
wuchert,  oder  der  prächtigen  Flora  eines  Gartens,  welche  unter  der 
sorgsamen,  nach  festen  Regeln  und  Principien  wirkenden  Hand  des 
Gärtners  sich  entwickelt  und  so  ursprüngliche  Rohheit  und  Gemein- 
heit mit  wundersamer  Lieblichkeit  vertauscht  hat. 

Ganz  so  unterscheidet  sich  das  Werk  eines  tüchtigen  Künstlers 
von  dem  eines  künstlerisch  nicht  Gebildeten,  wenn  auch  von  Natur 
ebenso  Begabten,  indem  bei  der  Hervorbringung  des  Werkes  Ersterer 
ganz  unwillkürlich  nach  Regeln  handelt,  die  sich  ihm  wie  von  selbst 
aus  den  Kunstprincipien  ergeben,  von  denen  er  durchdrungen  ist; 
während  der  Andere  eine  Parthie  fix  und  fertiger  Regeln  auswendig 
gelernt  hat  und  diese  nun  rein  mechanisch,  ohne  ihre  eigentliche 
Tragweite  ermessen  zu  können,  in  seiner  Praxis  zur  Anwendung  bringt. 

Dem  zweiten  Photographen  standen  bei  seiner  Praxis  von  gutem 
Geschmacke  geleitete  und  beherrschte  Principien  zur  Seite;  er 
wendete  die  wahren  Regeln  der  Kunst  an,  ohne  sich  jedoch 
ihrer  im  Momente  der  Anwendung  wirklich  einzeln  bewusst  zu  sein 
and  die  Probe  darauf  zeigt  sich  darin,  dass  in  seinem  Werke  jenes 
grosse  Hauptkunstprincip ,  dem  sich  Alles  in  der  Kunst  demüthig 
unterordnet,  nämlich  die  Einheit  gewahrt  ist.  Alle  Ideen,  welche 
sich  in  seinen  Bildern  entwickeln,  stehen  in  harmonischer  Beziehung 


426 


ZU  einander  und  alle  einzelnen  Theile  werden  von  derselbeo  Idee 
beherrscht.  Es  ist  ein  Kunstwerk  im  wahrsten  Sinne  des  Wortes, 
obgleich  oder  vielmehr  weil  in  Bezug  auf  Alles,  wie  Halfcmg, 
Bewegung,  Ausdruclc  und  Nebenwerk,  einzig  und  allein  die  Katar 
in  letzter  Instanz  entschieden  hat.  Der  Geist  der  Sitzenden  mrurde, 
ganz  ohne  es  zu  wissen,  dem  des  Künstlers  zu  gehorchen  gezwangen, 
und  führte  unbewusst  aus,  was  jener  dachte  und  flihlte.  Dies,  meine 
ich,  ist  die  wahre  künstlerische  Art  der  Vorbereitung  zur  pboto- 
graphischen  Aufnahme. 

Schon  in  früheren  Aufsätzen  habe  ich  mich  bestrebt,  die 
Wichtigkeit  und  die  eigentliche  Bedeutung  nachzuweisen,  wddie 
die  hauptsächlichsten  Principien  der  Kunst,  wie  das  der  Unt^Dtd- 
nung,  der  Wiederholung,  der  Proportion,  der  Einheit  u.  s.  w.  bestCxen, 
und  diejenigen  Regeln  der  Composition  aufzuzählen  und  zn  erortera, 
welche 'allgemeine  Geltung  erlangt  haben.  Dabei  habe  ich  fieilkh 
nie  behauptet,'  dass  das  reine  Auswendiglernen  dieser  Dinge  Jemaa^ 
den  zum  Künstler  machen  kann  oder  wird.  Dazu  gehört  eben  der 
durch  Erfahrung,  Beobachtung  und  richtiges  Urtheil  entwickelte 
gute  Geschmack,  dessen  Keime  und  Wurzeln  aber  leider  nicht 
bei  allen  Menschen  vorhanden  zu  sein  scheinen,  denn  es  g^bt  Leute, 
bei  denen  man  durch  keine  Bemühung  irgend  eine  Spur  von  gutem 
Geschmack  entwickeln  kann.  Solche  Leute  sind  freilich  von  der 
Natur  nicht  zum  Künstler  bestimmt,  haben  aber  doch  zuweilen  n 
ihrem  und  Anderer  Unglück  die  Stimme  der  Natur  nicht  verBtanden. 
Anderen  fehlt  es  zwar  nicht  an  Anlagen,  aber  sie  haben  dieselben 
zu  entwickeln  vernachlässigt  und  zwar  nicht  selten  aus  Selbst- 
überhebung.  Die  Meisten,  das  muss  immer  und  immer  wieder  gesagt 
werden,  wenn  auch  die  Betreifenden  in  der  Regel  die  Ohren  dabei 
zuhalten,  die  Meisten  irren  darin,  dass  sie  durch  Auswendiglernen 
von  ein  Paar  Regeln  über  die  Composition  von  Licht  und  Schatten, 
Linien  und  Massenvertheilung  Künstler  zu  werden  glauben. 

Regeln  erfasst  man  nüt  dem  Verstände,  Principien  mit 
dem  Gefühle  und  für  den  schaffenden  Künstler  ist  das  Gefühl  ebenso 
wichtig  wie  der  Verstand. 

Man  kann  oft  einen  Künstler  sagen  hören:  „Ich  fiihle,  dass 
diese  Figur  nicht  ganz  richtig  ist;  ich  kann  aber  nicht  sagen,  was 
daran  falsch  ist!^  —  ebenso  wie  man  oft  von  anderen  Leuten  hören 
kann:  „Das  oder  jenes  behagt  meinem  Geschmacke,  freilich  kann 
ich  nicht  sagen  weshalb.^  Bei  allen  solchen  GeschmacksurtfaeileB 
findet  sich,  dass,  wenn  sie  abfällig  bescheiden,  in  der  That  die 
Verletzung  irgend  eines  nicht  klar  zum  Bewusstsein  gekommeneD 
Kunstprincipes  vorliegt. 


427 


Regeln  sind  den  Prindpien  untergeordnet,  ja  man  findet  sogar 
ofty  wie  in  den  Werken  grosser  Meister  manche,  sonst  allgemein 
anerkannte  Regein  der  Composition  ganz  vernachlässigt  oder  keck 
verletzt  sind.  Leslie  erwähnt  in  dem  schon  mehrfach  berührten 
Werke  mehrerer  solcher  Fälle.  Solche  Kraftstücke  und  kühne  Thaten 
können  freilich  blos  von  Meisterhand  glücklich  ausgefülirt  werden. 
Sonst  kann  es  einem  ergehen  wie  jenem  Photographen,  der  auf 
einem  Bilde  (es  ist  jetzt  in  meinem  Besitz)  an  einer  Stelle  einen 
dichten  schwarzen  Schatten  angebracht,  wo  ein  solcher  gftr  nicht 
denkbar  war,  und  zwar,  wie  sich  auf  Befragen  ergab,  um  dadurch 
den  auf  die  Erde  fallenden  Schatten  einer  im  Bilde  nicht  sichtbaren, 
am  blauen  Himmel  hinziehenden  Wolke  darzustellen. 

Indem  ich  mit  dieser  Bemerkung  schliesse,  empfelüe  ich  noch- 
mals dem  photographischen  Künstler,  welcher  die  unaufhörlichen 
Wiederholungen  derselben  alten  SteUungen  und  dieselben  immer 
wiederkehrenden  Misserfolge  vermeiden  will,  sich  nicht  allein  auf 
eine  äusserliche  Anwendung  der  Regeln  und  Principien  der  Com- 
position zu  beschränken,  sondern  durch  angestrengte  Studien  seinen 
Geschmack  in  dieser  Richtung  zu  erziehen  und  zu  entwickeln. 


Bemerkmigen  über  Goldtonbäder. 
Von  M.  Garey  Lea. 

In  der  Photographie  hängt  alles  von  kleinen  Feinheiten  in  der 
Manipulation  ab.  Das  ist  in  so  hohem  Grade  der  Fall,  dass  sehr 
oft  ein  Verfahren  demjenigen  gelingt,  der  durch  lange  Erfahrung 
genau  gelernt,  es  anzuwenden,  während  derselbe  mit  einem  anderen, 
vielleicht  besseren  Verfahren  nur  deshalb  nicht  zurecht  kommt,  weil 
er  nicht  so  darin  geübt  ist 

Wo  so  viel  von  der  Manipulationsweise  abhängt,  muss  es  na- 
türlich auch  bedeutende  Meinungsverschiedenheiten  geben,  fast  über 
keinen  Gegenstand  aber  in  solchem  Maasse  wie  über  das  Goidbad. 
Ein  Operateur  erhält  prächtige  Resultate  mit  demselben  Bade,  das 
einem  anderen  nur  blaue  mehlige  Bilder  liefert.  Was  diesem  wie- 
derum passt,    damit  kann  ein  dritter  überhaupt  gar  nichts  machen. 

In  einem  kürzlich  im  British  Journal  veröffentlichten  Artikel 
war  die  Ansicht  ausgesprochen,  das  wesentliche  beim  Goldbad  sei, 
die  Goldlösung  neutral  zu  machen,  dass  es  aber  nicht  darauf  an- 
komme, in  welcher  Weise  dies  geschehe. 

Ich  glaube,  diese  Ansicht  ist  wohl  nicht  haltbar.  Das  Gold 
zeigt  im  Zustande  feiner  Zertheilung  alle  Farben  des  Regenbogens 
in  den  lebhaftesten  Tönen.     Dies  ist  dadurch  leicht  zu  zeigen,  dass 

PhotographlBches  Archir.    Nr.  95.  and  96.    December  1865.  33 


428 


man  eine  dünne  Schicht    trockener  Gelatine  mit  ätherischer  Cblor- 
goldlösuDg  tränkt  und  darauf  mit  EiBenvitrioUösung  behandelt. 

Die  Gelatine  verhindert  die  Wirkung  des  Keducirmittels  etwas; 
der  Goldniederschlag  ist  langsam  und  unregelmässig,  und  nlmint 
die  schönsten  lebhaften  Töne  vom  Reichthum  eines  Pfauensehweifee 
an.  Alles  scheint  hier  vom  Zertheilungszustande  der  Partikeln  ab- 
zuhängen, und  gerade  die  Stofie,  die  mit  dem  Gold  im  Tonbade 
zusammengebracht  werden,  sind  von  grossem  Einfluss  auf  die  Fein- 
heit des  Goldniederschlags.  Wir  alle  wissen,  dass  alkalisches  Gold- 
chlorid einen  anderen  Ton  gibt  als  Kalktonung;  dass  gewisse  oigi- 
nische  Säuren  —  Essig-,  Citron-,  Benzoesäure  —  zu  wiinnen 
Purpurtönen  führen,  etc. 

Ich  hatte  kürzlich  einen  schlagenden  und  ziemlich  unangeneh- 
men Beweis ,  wie  sehr  der  Ton  durch  äussere  Einflüsse  modificiit 
werden  kann« 

Ein  Bad  von  reinem  neutralen  .Chlorgoldcalcium  wnrde  ange- 
wendet. Das  Chlorgold  hatte  ich  selbst  bereitet  und  durch  prSd- 
pitirten  Kalk  neutralisirt.  Dies  Bad  gab  wie  gewöhnlich  einen 
reichen  purpurschwarzen  Ton.  Aber  auf  einmal  nahmen  darin  die 
Abdrücke  keinen  solchen  Ton  mehr  an,  sie  wurden  nur  braim- 
purpum,  Copien  nach  dünnen  ^Negativs  aber  ganz  braun. 

Es  fand  sich,  dass  zum  Versuch  ein  schon  fixirtes  Bild  in  das 
Bad  getaucht  worden  war,  welches  höchst  wahrscheinlich  darch 
unvollständige  Waschung  etwas  unterschwefligsaures  Natron  in  das 
Goldbad  übertragen  hatte.  Diese  geringe  Menge  hatte  aber  sc^on 
genügt,  die  Tonfähigkeit  des  Bades  vollständig  zu  ändern.  Dies 
ist  wahrscheinlich  die  Ursache  davon,  dass  nachlässige  Operalears 
oft  hässliche,  braune  Töpe  erbalten. 

Die  Photographen  leben  jetzt  in  der  Hoffnung,  dass  sie  dnrdi 
vorsichtige  Goldtonung,  gute  Fixirung  in  frischem  Natron,  und  tüch- 
tiges Auswaschen  haltbare  Abdrücke  erzeugen.  Ich  wünschte,  dies 
wäre  wahr;  leider  genügt  die  Durchsicht  einiger  photographischer 
Albums,  um  diesen  Gedanken  zu  vertreiben.  Es  ist  überraschend, 
in  wie  beträchtlichem  Verhältnisse  diese  Anzeichen  von  Verände- 
rung sichtbar  werden.  Anfänglich  nehmen  die  Weissen  eine 
sahnefarbige  Nuance  an.  Diese  ist  dem  gewöhnlichen  Beobachter 
vielleicht  gar  nicht  auffallend,  dem  Photographen  aber  ist  sie  das 
erste  Zeichen  zu  einer  gänzlichen  inneren  Verändemng,  die  im 
Bilde  vor  sich  geht,  und  die  sich  später  im  Tonverlieren  der 
Schatten ,  Verminderung  der  Brillanz  und  schliesslich  in  der  gänz- 
lichen Umwandlung  des  Abdruckes  in  ein  büffelbraunes  Bild  auf 
schmuzig- gelbem  Grund  offenbart. 


429 


Da  diese  Veränderung  sich  zuerst  in  den  holien  Lichtern  zeigt, 
so  hielt  ich  schon  seit  lange  das  Albumin  für  die  Ursache.  Ich 
habe  die  hohen  Lichter  von  etwa  hnndert  Albumtnbildem  unter- 
sucht, die  in  der  verschiedensten  Weise  getont  und  fixlrt  waren. 
In  jedem  Falle  fand  ich  Silber  in  den  rein  weissen  Stellen 
des  Bildes. 

Eine  Wothlytyple,  die  ich  vor  kurzem  in  gleicher  Weise  unter- 
sachte, besass  in  den  Weissen  kein  Silber,  in  dieser  Hinsicht  also 
besitzen  die  Wothlytypien  einen  wichtigen  Vorzug  vor  den  £iweiss- 
bjidem. 

Das  einfache  Factum,  dass  Silbemitrat  das  Albumin  coagulirt» 
beweist  klar,  dass  eine  chemische  Verbindung  stattfindet;  und 
dgenthümllcher  Weise  vermag  das  unterschwefligsaure  Katron,  wel- 
ches doch  Chlor-,  Jod-  und  Bromsilber  zersetzt,  diese  geringe  Menge 
Silber  aus  einer  anfänglich  unbeständig  erscheinenden  Verbindung 
nicht  zu  entfernen.  Leider  ist  diese  Unfähigkeit  so  wahr  wie  eigen- 
thümlich,  und  wer  uns  ein  Fixirmittel  fiir  diese  Verbindung  angibt, 
oder  ein  wirklich  brauchbares  Ersatzmittel  des  Albumins  findet, 
wird  der  Photographie  einen  grossen  Dienst  erweisen. 


Heber  die  Eitwieklug  und  ihren  Eiiflvss  beim 

Porträtirei. 

Von  M.  Carey  Lea. 

Aus  Humpbrey's  Journal  of  Photograpby. 

Die  Photographen  wählen  gewöhnlich  für  verschiedene  Arten 
von  Gegenständen  auch  verschiedene  Entwickler^  d.  h.  für  Land- 
schaften nehmen  sie  einen  anderen  Entwickler  als  für  Porträts,  und 
so  fort.  Ebenso  verwenden  sie  im  Sommer  einen  Entwickler  von 
anderer  Stärke  als  im  Winter.  Meine  Absicht  nun  ist  darzuthun, 
dass  alles  dies  nicht  genügt,  dass  vielmehr  der  Entwickler  einer 
jeden  besonderen  Aufnahme  anzupassen  ist. 

Wahrscheinlich  werde  ich  hier  auf  zwei  diametral  entgegen- 
gesetzte Widersprüche  stossen;  den  einen,  dass  meine  Ansicht  allei^ 
dings  richtig,  aber  nicht  neu;  und  den  anderen,  dass  dies  eine 
unnütze  Verwicklung  sei.  Auf  den  ersten  Einspruch  entgegne  Ich, 
dass  meine  Ansicht  in  der  Art,  wie  ich  sie  angewendet  haben  will, 
nicht  ohne  Neuheit  ist;  und  auf  den  zweiten,  dass  eine  Betrachtung 
der  Gesetze,  welche  die  Negativ-Entwickelung  regieren,  selbst  ohne 
Berücksichtigung  der  Praxis,  hinreichend   erkennen  lässt,  dass  der 


430 


Entwickler  bei  gleicher  Beleuchtung,  Stellung  und  Linse  doch  nach 
dem  jedesmaligen  Vorwurfe  modificirt  werden  muss. 

Das  Porträt  einer  weiss  gekleideten  Dame  mit  demselben  Ent- 
wickler hervorzurufen,  wie  das  derselben  Dame  in  schwarzer  oder 
sonst  dunkler  Kleidung ,  würde  ein  Missgriff  sein.  Aber  nicht  nur 
nach  der  Kleidung,  sogar  nach  dem  Character  des  Gesichts  ist  der 
Entwickler  abzuändern. 

Ohne  Zweifel  werden  die  meisten  Ihrer  Leser  geneigt  sein, 
dies  als  eine  übertriebene  Spitzfindigkeit  zu  belächeln ;  ich  bin  aber 
überzeugt,  dass  meine  Idee  in  der  Praxis  ihre  Bestätigung  findet, 
und  stelle  zum  Beweis  zwei  Fragen:  Weshalb  liefern  die  besten 
Porträtphotographen  so  viele  schlechte  Arbeiten?  und  weshalb  ge- 
lingen den  schlechtesten  Operateuren  oft  einige  Sachen  so  vorsfig- 
lieh?  Dies  muss  jedem  aufmerksamen  Beobachter  aufgefallen  sein. 
Die  Antwort  ist:  der  gute  Operateur  macht  deshalb  meistens  gute 
Sachen,  weil  er  gewisse  Zustände  des  Silberbads,  CoUodions,  Ent- 
wicklers und  der  Beleuchtung  hat,  die  für  die  meisten  ihm  vorkom- 
menden Arbeiten  passen;  während  der  schlechte  Operateur  diese 
nicht  besitzt.  Nun  kommen  aber  Fälle  vor,  zu  denen  das  System 
des  guten  Operateurs  durchaus  nicht  so  gut  passt,  wie  das  im 
Allgemeinen  unpassende  System  des  schlechten  Operateurs.  Das 
Princip ,  worauf  sich  diese  Variation  der  Entwickler  gründet,  ist 
einfach  genug.  Vorausgesetzt,  ein  Photograph  arbeite  gewohnlieh 
mit  stark  angesäuerter  zweiprocentiger  Eisenlösung,  und  er  habe 
eine  Dame  mit  weissem  Teint,  dunklem  Haar  und  tiefen  dankloi 
Augen  aufzunehmen.  Ein  solches  stark  contrastirtes  Gesicht  kann 
•dnrch  einen  Entwickler  von  der  Art  des  hier  genannten,  der  aUe 
Contraste  vermehrt,  nur  unnatürlich  hervorgerufen  werden.  Der 
Entwickler  ist  also  hier  ganz  unpassend. 

Betrachten  wir  nun  ein  Sujet  mit  gelbem  Haar,  rothem  Teint 
und  hellen  Augen.  Kann  ein  solches  Gesicht  iu  gleicher  Weise 
hervorgerufen  werden,  wie  das  vorhin  beschriebene?  Gewiss  nicht, 
denn  es  gibt  eine  einförmige  Wirkung  ohne  genügenden  Contrast; 
verlangt  also  einen  schwachen  Entwickler  mit  viel  Säur^  und  lang- 
same Entwicklung. 

Das  zuerst  beschriebene  Gesicht  würde  mit  diesem  Entwickler 
viel  zu  schroff  und  hart  werden,  zum  wenigsten  im  Porträt  den 
Beiz  des  Originals  verlieren.  Für  ein  solches  Gesicht  eignet  sich  ein 
kräftiger  Entwickler  und  eine  rasche  Entwicklung. 

Aus  diesen  und  anderen  Betrachtungen  folgt  wiederum,  dass 
die  Wahl  des  Anzuges  zum  Porträtiren  nach  ganz  anderen  Regefai 
vorzunehmen  ist,  als  die  sich  auf  die  gewöhnliche  Toilette  beslelieD. 


431 


In  der  Photographie  handelt  es  sich  nicht  darum,  ob  diese  oder 
jene  Farbe  besser  zum  Teint  passt;  man  befolge  nur  die  folgende 
Regel: 

Sind  die  Contraste  in  Gesicht,  Augen  und  Haar 
stark  (wie  im  ersten  Fall),  so  ist  ziemlicher  Contrast  in 
de;r  Kleidung  erlaubt  Soll  die  Kleidung  einfarbig  sein,  so  ist 
eine  dunkle  Farbe  yorsuziehen. 

Fehlt  hingegen  Contrast  im  Gesicht  (wie  im  zweiten 
Fall),  so  sind  starke  Contraste  im  Anzüge  zu  vermei- 
den; ein  heller  Anzug  ist  yorzuziehen. 

Befolgt  man  diese  Regeln,  so  entspricht  der  Character  des  An- 
zuges der  Entwicklungsweise,  die  der  Character  des  Gesichts  erfor- 
dert Bei  ihrer  Vernachlässigung  findet  sich  der  Photograph  (wenn 
er  wirklich  seine  Kunst  yersteht)  dadurch  in  Verlegenheit  gesetzt, 
dass  der  Anzug,  um  sich  in  passender  Weise  wiederzugeben,  einer 
anderen  Entwicidungsweise  bedarf  wie  das  Gesicht 

Herr  Wharton  Simpson  war,  glaube  ich,  der  erste,  der  vor  etwa 
einem  Jahre  darthat,  dass  ein  starker  Entwickler  Detail  herauszu- 
bringen strebe.  Dies  war  ein  tüchtiger  Schritt  zur  Walirheit,  aber 
nicht  die  Wahrheit  selbst  —  wenigstens  die  Wahrheit  nur  unter 
gewissen  Bedingungen. 

Meine  Ansicht  yon  der  Sache  ist  so: 

1.  Ein  starker  Entwickler  strebt  in  den  Halbtönen  und  Schatten 
des  Ori^nals  Details  wiederzugeben. 

2.  Ein  schwacher  Entwickler  strebt  Detail  in  den  hohen  Lich- 
tem zu  geben. 

Die  langsame  Entwicklung  also  strebt  die  zarten  Abstu- 
fungen zu  conseryiren.  Rasche  Entwicklung  mit  starker  Lö- 
sung erzeugt  gerade  entgegengesetzte  Wirkung  und  strebt  die 
zarten  Abstufungen  in  dünnen  Niederschlägen  zu  con- 
seryiren. Es  lassen  sich  dadurch  actinische  Effecte  zur  Geltung 
bringen,  die  so  schwach  sind,  dass  langsamere  Entwickelung  sie  gar 
nicht  beachten  würde.  Vor  der  Wahl  des  Entwicklers  hat  man 
also  den  Character  des  aufzunehmenden  Gegenstandes  in  dieser 
Hinsicht  zu  betrachten. 


432 


lieber  Lndsdiafts-Phetegnflue. 

Von  J.  Towler. 

Aus  Humphrey'g  Joarsal  of  Photogr^phy. 

Eine  Landschaft  kunstgerecht  und  schön  zu  beleuchten  liegt 
selbstverständlich  nicht  in  der  Hand  des  Photographen  und  wenn 
er  auch  noch  so  sehr  Künstler  wäre.  Alles  was  er  thun  kann,  ist, 
die  beste  Tages*  und  Jahreszeit  auszuwählen,  zu  welcher  die 
günstigste  Beleuchtung  zu  finden  ist. 

Wenn  dies  aber  auch  seine  einzige  Verrichtung  ist,  so  ist  es 
doch  keine  leichte;  denn  es  gehört  eine  bedeutende  künstlerische 
Bildung  dazu  und  ein  feines  Gefühl  für  das  Ansprechende  und 
Schöne,  sowie  eine  tüchtige  Erfahrung  von  dem,  was  man  mit  seinoi 
photographischen  Präparaten  und  Apparaten  zu  liefern  im  Stande  ist 

Wenn  wir  die  Empfindung  des  Angenehmen  und  SchöneD 
genauer  analysiren,  so  besteht,  was  Beleuchtung  betrifft  (und  nur 
von  dieser  soll  hier  gesprochen  werden),  der  Hauptreiz  in  der 
Abwechselung.  Doch  muss  man  diese  Abwechselung  nicht  falsch 
verstehen.  Es  sollen  dann  nicht  etwa  helle  Flecken  regelmissif 
über  das  Bild  verstreut  sein,  dass  es  aussieht,  wie  ein  pocken- 
narbiges Gesicht  oder  wie  ein  Schachbrett  Es  gibt  aber  genug 
Bilder,  in  denen  eine  derartige  Geschmacklosigkeit  entwickelt  ist, 
und  es  ist  übrigens  auch  gar  nicht  unmöglich,  jedenfalls  aber  sehr 
selten,  in  der  Natur  auf  so  phantastische  Weise  beleuchtete  Ansichten 
zu  finden.  Das  Auge  wird  dadurch  jedenfalls  ebenso  beleidigt,  wie 
ein  gebildetes  Ohr  durch  eine  Rede,  in  welcher  mindestens  ein  Wort 
um  das  andere  auf  das  schärfste  betont  wird. 

Die  ^wechselung,  welche  wir  meinen,  ist  unerlässlich  und 
bildet  eine  Art  gemilderten  Gontrastes  der  Licht-  und  SchattenTcr- 
theilung  in  den  Massen  zur  Hervorbringung  der  nöthigen  RelieÜB, 
Vertiefang  der  Perspective  und  Trennung  gewisser  Theile  des  Ganzen 
von  den  übrigen. 

Diese  Art  von  Beleuchtung  kann  nicht  durch  diffnaes  Uek 
allein  und  auch  nicht  durch  directes  Sonnenlicht  allein  erzielt  werden, 
und  sicher  braucht  man  zur  richtigen  Unterbrechung  beider  Belench- 
tungsarten,  Wolken,  Gehölz  und  Gebirg.  Wenn  z.  B.  das  ganse 
Himmelsgewölbe  mit  einem  grauen  Dunstschleier  überzogen  ist,  so 
dass  nirgends  eine  hellere  Beleuchtung  durchbrechen  kann,  kann 
gewiss  nicht  erwartet  werden,  dass  die  Landschaft  unter  einem  solchen 
Himmel  irgend  eine  Abwechselung  der  Beleuchtung  darbietet  Sie 
wird  einen  einförmigen  nüchternen  Ton  haben,  und  wenn  man  äe 
photographisch  aufnimmt,  so  wird  das  in  der  Regel  nur  ein  flache« 


433 


Bild  geben  nnd  es  würde  die  Photographie,  wenn  sie  nur  solche 
Producte  lieferte,  sicher  ganz  in  den  Nachtrab  der  Kunst  gerathen. 
Aber  das  Schlimmste  kommt  noch;  wenn  man  nämlich  die  Kunst 
des  scharfen  Einstellens  der  Bilder  nicht  versteht  und  die  optischen 
^Eigenschaften  seines  Objectivs  nicht  gehörig  kennt,  so  wird  das 
Bild  bei  so  monotoner  Beleuchtung  sogar  eine  ganz  falsche  und 
verrenkte  Perspektive  zeigen. 

Es  kann  jedoch  eine  solche  einförmige  Beleuchtung  mit  diffusejm 
Liichte  in  manchen  Fällen  dennoch  eine  ganz  gute  Wirkung  machen 
^wenn  nämlich,  was  bei  uns  nicht  so  selten  ist,  die  Hauptpartien  der 
Landschaft  durch  recht  hell  getünchte  Häuser  gebildet  werden  und 
dann  zwar  aus  zwei  Gründen.  Wenn  nämlich  solche  Häuser  zu 
^ell  beleuchtet  sind,  so  heben  sie  sich  erstens  auf  dem  Bilde  nur 
sehr  wenig  von  dem  hellen,  den  Hintergrund  bildenden  Himmel  ab 
und  zweitens  sind  sie  in  der  Begel  schon  solarisirt,  ehe  das  Grün 
der  umgebenden  Bäume  und  Gebüsche  einen  genügenden  Eindruck 
auf  die  empfindliche  Platte  gemacht  hat.  Wenn  besonders  die 
Gebäude  die  Hauptsache  bilden  und  die  umgebende  Scenerie  nur 
ganz  untergeordnete  Wichtigkeit  hat,  so  ist  eine  solche  diffuse 
Beleuchtung  derselben  ganz  zweckmässig.  Muss  freilich  auch  die 
ganze  umgebende  Landschaft  mit  tadelloser  Perspective  dargestellt 
werden,  so  muss  man  eine  andere,  den  Anforderungen  des  guten 
Geschmacks  entsprechendere  Beleuchtung  wählen. 

Auch  wenn  die  Sonne  ziemlich  im  Mittag  und  fast  im  Scheitel- 
punkt steht,  die  Strahlen  derselben  also  beinahe  senkrecht  auf  die 
Landschaft  fallen  und  sie  mit  ihrem  Lichte  fast  ganz  gleichförmig 
überfluthen,  muss  man  ein  flaches  ungenügendes  Bild  erhalten.  Die 
einzigen  Ansichten,  bei  deren  Aufnahme  eine  solche  Mittagsbeleuch- 
tung zulässig  ist,  sind  tiefe  Schluchten,  Rinnsale  und  andere  Ver- 
tiefungen, weil  die  tiefer  liegenden  Theile  derselben  erst  auf  diese 
Weise  sichtbar  werden,  während  die  etwaigen  Felsen,  Klippen  und 
tiberhängenden  Bäume,  indem  sie  auf  die  beleuchteten  Partien 
projicirt  erscheinen,  einen  genügenden  Contrast  mit  diesen  letzteren 
darbieten.  Um  ein  allen  Ansprüchen  genügendes  Bild  von  solchen 
wilden  Partien  zu  erhalten,  muss  der  Künstler  die  Gegend  vorher 
auf  das  sorgfältigste  recognosciren ,  die  von  ihm  zur  ^^i^nahme 
ausgewählten  Ansichten  prüfen  und  sich  darüber  vergewissern,  von 
welchem  Standpunkte  aus  und  zu  welcher  Tageszeit  sie  den  ange- 
nehmsten Anblick  gewähren.  Bei  einem  solchen  Verfahren  wird  der 
Künstler  zu  immer  vorzüglicheren  Resultaten  gelangen  und  die  Kunst 
fördern,  indem  er  immer  besser  lernt  das  Schöne  zu  erspähen,  wo 
es  sich  in  der  Natur  vorfindet. 


4S4 


Wenn,  wie  bemerkt,  für  die  Darstellung  Yon  Schluchten  o.  i.  w. 
ein  mehr  senkrecht  einfallendes  Licht  nöthig  ist,  so  sind  die  Eingii^ 
zn  solchen  Spalten  und  tiefen  Thälem  weit  passender  aufzunehBea 
bei  niedrigem  Stande  der  Sonne,  wenn  sie  sich  nahe  am  Horizoiie 
befindet  und  ihre  Strahlen  ziemlich  in  der  Richtung  einer  soldiei 
Oeffnung  einfallen. 

Der  Uebelstand  der  Solarisation  zeigt  sich  gar  nicht  selten  bd 
Photographien  tiefer  und  dunkler  Tbäler,  weil  man  zur  Aufiiahne 
derselben  oft  eine  ziemlich  lange  Zeit  braucht  Es  zeigt  sich  dm 
am  meisten  an  der  unangenehmen,  schneeartigen  Weisse  derjesigea 
Bäume  und  Laubpartien,  welche  direct  Ton  der  Sonne  besdiienci 
wurden.  Im  positiven  Bilde  kann  man  glücklicher  Weise  dies 
unangenehme  Weiss  dadurch  mildem,  dass  man  die  betreffmdea 
natürlichen  Farben  Grün,  Gelb,  Braun,  Ocker,  Roth  u.  s.  w.  ii 
ganz  dünnen  Schichten  aufträgt.  Auf  diese  Weise  kann  man  recht 
lebenswahre  Mder  der  tiefsten,  unnahbarsten  Abgründe  eihahei. 

Nachdem  wir  diese  beiden  besonderen  Fälle  besprochen,  nähen 
wir  uns  nun  dem  wirklich  künstlerischen  Gebiete,  dem  Gebiete,  aaf 
welchem  der  Photograph  allen  Geschmack,  alles  Geschick  und  alle 
Erfahrung  eines  Künstlers  zu  entwickeln  hat  und  zwar  um  so  mehr^ 
als  er  nicht  denselben  Spielraum  hat  wie  der  Maler,  der  mit  Woikea, 
Gebirg,  Gehölz,  Städten,  Schlössern,  Wasserspiegeln,  Schnee,  Lawinen 
und  Gewittern  umspringt,  wie  der  Koch  mit  Butter,  Mehl,  Fleit^ 
Gewürzen,  Früchten  u.  s.  w.,  wenn  er  eine  wohlschmeckende  Speise 
bereiten  will.  Der  Maler  ordnet,  trennt  und  vereinigt  diese  Bestaad- 
theile  so,  dass  sie  in  ihrer  schliesslichen  Verbindung  auf  unser  Auge 
ebenso  angenehm  wirken,  wie  ein  wohlbereiteter  Pudding  auf  nuaere 
Geschmacksnery  en . 

Manche  Künstler  haben  sich  gewisse  Beleuchtungsmaniera 
angewöhnt,  die  in  allen  ihren  Compositionen  wiederkehren,  ab  wen 
die  Natur  immer  nur  in  einer  Weise  schön  erscheinen  könnte.  St 
findet  man  in  den  Landschaften  gewisser  Maler  immer  zwei  helk 
Lichtmassen  mitten  in  den  dunkelsten  Theilen  des  Bildes,  währead 
es  andere  wieder  nicht  unter  dreien  thun  können.  Das  ist  schier 
Pedanterie. 

Es  lässt  sich  wohl  denken,  dass  ein  Porträt  nur  in  einer,  alle 
übrigen  Bedingungen  möglichst  natürlich  yereinigenden  SteUoog 
characteristisch  ist,  bei  Landschaften  hält  diese  Behauptung  aber 
durchaus  nicht  Stich  und  hat  für  diesen  Fall  nichts  weniger  als 
absolute  Geltung.  Eine  Landschaft  kann  oft  von  sehr  yerschiedenei 
Standpunkten  aus  und  unter  sehr  verschiedener  Beleuchtung  wiitiidi 
characteristische  Schöuhoiteu  darbieten. 


435 


Der  Photograph  freilich  muss,  um  sa  einem  gewissen  Ziele  zu 
gelangen,  sich  bestimmte  feste  Principien  bilden,  denn  er  kann  Wolken, 
Sonnenschein  und  Schatten  nicht  so  nach  Belieben  handhaben  wie 
der  Maler.  Um  eine  gute  Perspective  su  erzielen,  muss  er  Tages- 
zeit und  Standpunkt  vor  Allem  so  bestimmen,  dass  entweder  der 
Vordergrund  wohl  beleuchtet  erscheint,  während  der  Hintergrund 
sich  mehr  in  den  Schatten  verliert,  oder  dass  der  Vordergrund  zum 
Theil  beleuchtet,  zum  Theil  in  Schatten  getaucht  ist,  während  in 
einiger  £ntfemung  zwischen  Gehölz  und  Gebirg  eine  Lichtmasse 
durchbricht,  etwa  auf  die  eine  Seite  eines  nicht  zu  einförmig 
gehaltenen  Thaies  fallend,  und  dann  erst  der  Hintergrund  sich  im 
Schatten  verläuft,  oder  endlich  so,  dass  der  Vordergrund  von  einer 
Wolke  oder  einer  emporsteigenden  Gebirgsmasse  beschattet  ist, 
während  in  einiger  Entfernung  eine  brillante  Beleuchtung  hinter  dem 
Gewölk  oder  der  Bergmasse  hervorbricht  Zu  gewissen  Jahreszeiten 
4)e8onders  sind  derartige  Schauspiele  nicht  selten  und  bilden  gewiss 
das  Beizendste,  was  die  Natur  uns  darbieten  kann.  Während  der 
Monate  März  und  April  und  zu  Anfang  Mai,  so  wie  später  im 
September,  October  und  November  sind  Wolken  häufiger  als  während 
der  iibrigen  Monate  und  tragen  dann  nicht  wenig  dazu  bei,  die 
herrlichste  Mannigfaltigkeit  in  den  Anblick  der  Natur  zu  bringen, 
vorzüglich  auch  dadurch,  dass  sie,  abgesehen  von  ihrem  Nutzen 
für  die  schönere  Vertheilnng  der  Beleuchtung,  der  Perspective  eine 
grössere  Tiefe  geben. 

Wenn  wir  von  den  oben  erwähnten  Gesichtspunkten  absehen, 
ist  der  photographische  Künstler  im  Uebrigen  meist  auf  seinen  eigenen 
Geschmack  und  Instinct  in  Bezug  auf  eine  gute  Beleuchtung  der 
Landschaft  angewiesen.  Der  beste  Rath,  welchen  man  ihm  geben 
kann,  ist  der,  die  photographischen  Reproductionen  der  Werke  von 
im  Landscbaftsfache  anerkannten  Meistern  zu  studiren.  Solche 
Studien  sind  von  unschätzbarem  Werthe  und  der  Photograph  wird 
an  ihnen  gar  bald  lernen,  was  man  eigentlich  unter  dem  sonst  nicht 
leicht  zu  erklärenden  Worte  Geschmack  versteht,  und  er  wird  dabei 
ausserdem  finden,  dass  dasselbe  Ziel  durch  sehr  verschiedene  Mittel 
erreicht  werden  kann. 

Nachdem  er  so  selbst  die  Elemente  der  Kunst  bewältigt  und 
die  Schwelle  des  Kunsttempels  überschritten  hat  und  mit  jenem 
sichern,  wenn  auch  undefinirbaren ,  dem  Künstier  eigenen  Gefühle 
den  Werth  eines  Kunstwerkes  schätzen  gelernt  hat,  dann  mag  er 
sich  bemühen,  mit  Hülfe  von  Objectiv,  Collodion  und  Silber  die 
landschaftlichen  Schönheiten  der  Natur  auf  seiner  Platte  zu  bannen 
und  festzuhalten. 


436 
Wdttly's  Negitirrerfalirak 

Aus   dem  Monitevr  de  la  Photograplüe. 

1.  CoUodioxL 

In  1800  Gr.  Alkohol  von  90  bis  95  Procent  l&t  noafl 
Jodammonium ,    15   Gr.  Bromcadminm   und    7^/2  Gr.   J< 
Hierzu  fügt  man  2250  Gr.  absoluten  Aether  und  80  Gr. 
und  schüttelt  bis  zur  gänzlichen  Lösung.     Sodann  setzt 
3V2  Gr.  destillirtes  Wasser  zu,  schüttelt  und  lässt  einige  Ti 
hen.     Wenn    die  Negativs   nicht  kräftig  genug    werd^i,  xos 
noch  etwas  Pyroxylin   zu.     Das  Yerhältniss    zwischen  Aeik 
Alkohol  darf  nicht  geäudert  werden ,  da  mehr  Alkohol  z.  E 
lose  Negativs  zu  geben  strebt    Dies  Collodion    bemtzt  £s 
Schaft,  selbst  auf  nicht  ganz  reinen  Platten   reine  E^der  n 
Man    giesse    es   langsam   auf,    um  eine  gleichmassig  dicke  ?i| 
zu   erhalten.     Das  Laboratorium    muss   immer   eine  glekW 
Temperatur  (von  15 — 16®  R.)  haben. 

2.  Silberbad. 
In   5400  Gr.   destillirtem  Wasser  löst   man   450  Gr. 

crystallisirtes    Silbernitrat;     dann    in     30    Gr.    Wasser  ^ 
0,35  Gr.  Jodammonium.    Die  Jodlösung  wird   in   die 
gegossen.     Die  anfangs  trübe  Flüssigkeit  klärt  sich  inneiki 
Stunde.     Darauf  filtrirt  man   und   erst    dann    setzt  mal 
15  Tropfen   chemisch  reine  Salpetersäure  zu.      Diese 
muss  beobachtet  werden ,   da  sich  sonst  mehr  Jodailber  tk 
auflösen    würde,    und   man   in    diesem  Falle   zur  Veihütnif 
Schleier  mehr  Salpetersäure  zusetzen  müsste.     Essigsäare 
die  Empfindlichkeit. 

Wenn  das  Bad  nach  langem  Gebrauch  nicht  meiir  irp 
wünschten  Resultate  gibt,  verdünnt  man  es  mit  der  HalHeWi 
lässt  es  einige  Tage  stehen,  damit  alles  Jodailber  zu  BodeaB 
filtrirt ,  dampft  im  Wasserbad  bis  zum  ursprünglichen  Ydiaft 
setzt  einige  Tropfen  Salpetersäure  und  etwas  concentiiite  ^ 
lösuDg  zu.  Das  Bad  ist  dann  wieder  anwendbar.  Waii 
Schleier  gibt,  setzt  man  noch  einige  Tropfen  SalpeteisiiBC ^ 
Enthält  das  Bad  viel  Aether  und  Alkohol,  so  gibt  es  Fleck« ^ 
Streifen ;  das  Eindampfen  bezweckt  die  Verjagung  dieser  SobittSj 

3.  Entwickler. 
Man  bereite   eine  ganz   gesättigte   Auflösung  von  Eisesvi 
und  filtrire  sie.     60  Gr.  dieser  Lösung   (die  sich  Monate  kagi 
versetzt  man  mit  450  Gr.  destill.  Wasser,   70  Gr.  Eflsigsioielt 


437 


ALlkobol.  Auf  diese  Weise  ist  nicht  nur  der  Entwickler  sehr 
dline  Abwiegen)  zusammengesetzt,  sondern  er  wirkt  auch 
kls  frische  Lösungen,  besonders  wenn  man  ihn  einige  Zeit  in 
ae  gestellt  hat.  Das  Bild  kommt  langsam  hervor,  und  nimmt 
K^raft  und  Brillanz  an.  Man  wascht  und  fixirt  mit  unter- 
L^saurem  Natron.  Ist  die  Intensität  nicht  genügend,  so  lässt 
»n  Entwickler  von  der  Platte  abfliessen  und  übergiesst  die 
;  mit  folgender  Lösung: 

Salpetersaures  Silber   ...      15  Gramm, 

DesÜllirtes  Wasser  ....    450        „ 

Alkohol 30        „ 

k'ach  einer  Minute  giesst  man  ab,  und  lässt  nochmals  den 
ekler  einwirken;  dies  wiederholt  man,  bis  die  Intensität  hin- 
nd  ist. 


Ferraeyamkaliiim  als  sensitirendes  Hittel. 
Von  Dr.  J.  Emenon  Repolds. 

Aus  dem  British  Journal  of  Photography. 

Poiteyin's  wichtige  Entdeckung  der  sensitirenden  Kraft  des 
lins  auf  Jod-  und  Bromsilber  hat  der  photographischen  Beob- 
ung  und  Forschung  ein  weites  Feld  eröffnet.  Die  darauf  basi- 
en  Vorschläge  von  Prof.  Himes  haben  sich  als  wichtig  und 
^sch  erwiesen;    trotzdem  bleibt  noch  manches  zu  thun  übrig 

der  nöthige  Grad  von  Empfindlichkeit  auf  diesem  Wege  erreicht 
i  wird. 

Ich  habe  mich  kürzlich  mit  verschiedenen  Reducirmitteln  be- 
äftigt,  um  ihre  relative  Sensitirkraft  im  Vergleich  mit  Tannin- 
tten  festzustellen.  Doch  zunächst  will  ich  einige  Worte  über 
üiche  frühere  Experimente  sagen: 

Robert  Hunt  beschreibt  in  seinen  ^Researches  on  Light^  eine 
ihe  höchst  interessanter  Versuche  mit  Ferrocyankalium  (gelbes 
atlaugensalz)  in  Verbindung  mit  dem  gewöhnlichen  photographi* 
len  Jodsilberpapier.  Er  sagt:  „Ein  Stück  satinirtes  Briefpapier 
ird  auf  einer  Seite  mit  einer  Auflösung  von  salpetersaurem  Silber 
:4)  getränlit.  Darauf  wird  es  in  geringer  Entfernung  von  einem 
mnen  Feuer  so  rasch  wie  möglich  getrocknet.  Dann  wird  es  mit 
Der  Auflösung  von  Jodkalium  (1:8)  getränkt,  auf  ein  glattes 
rett  gelegt  und  mit  Wasser  so  lange  übergössen ,  bis  keine  lös- 
chen Salze  mehr  darin  sind.  Es  kann  gleich  gebraucht,  oder 
etrocknet  und  aufbewahrt  werden.     Vor   der  Anwendung  tränkt 

hot*(np]iiieheB  ireUf .  Nr.  96.  und  96.   Deoember  1866.  34 


438 


man  dies  Papier  mit  gesättigter  Auflösung  von  Ferrocjankaltnn 
und  trocknet  es  zwischen  Saugpapier  ab.  Dann  exponirt  maa  m 
der  Camera,    In  wenig  Minuten  erhält  man  ein  schönes  NegaÜT. 

Noch  rascher  geht  die  Veränderung  vor  sich,  wenn  man  ä« 
Jodsilber  durch  Licht  oder  Hitze  etwas  oxydirt.  Lässt  man  d« 
Papier  unter  dem  Einfluss  dieser  Agentien  sich  bräunen,  und  trSokt 
man  es  darauf  mit  Ferrocyankalium,  so  ist  die  Veränderung  Cut 
momentan. '^  Aehnlich  wirkt  dasselbe  Salz  auf  Brom-  und  Clllo^ 
Silber;  zu  bemerken  ist,  dass  Hunt  hier  nur  die  pholochemiscbe 
Empfindlichkeit,  oder  das  Dunkelwerden  durch  das  Licht  anfuhrt 

Diese  Versuche  wurden  1841  TerÖffentlicht,  aber  ihre  Bedeu- 
tung wurde  erst  durch  Poitevin's  Entdeckung  klar.  Ich  finde,  dan 
dies  Salz  der  desensitirten  Jodsilberscliicht  auch  bedeutende  photo- 
graphische Empfindlichkeit  ertheilt.  Uebrigens  ist  die  photoche 
mische  Empfindlichkeit  so  bedeutend,  dass  man  es  beim  Vergrösse- 
rungsverfahren  in  Anwendung  bringen  kann.  Man  kann  in  folgender 
Weise  verfahren:  Gutes  starkes  Papier  lässt  man  auf  einem  Bad 
von  je  zehn  Gran  Jodcadmium  und  Jodkalium  in  einer  ünxe 
Wasser  schwimmen.  Nach  dem  Trocknen  sensitirt  man  auf  einem 
Silberbad  von  1 :  12.  Dann  wascht  man  das  Papier  in  etwas 
Wasser  und  taucht  es  in  ein  schwächeres  Jodsalzbad;  wascht  noch- 
mals und  trocknet  Vor  dem  Gebrauch  wird  jedes  Blatt  mit  starker 
Ferrocyankaliumlösung  bestrichen  und  in  der  Solarcamera  feadit 
exponirt.  Die  späteren  Operationen  sind  dieselben  wie  gewöhnlidi; 
nur  beim  Fixiren  entstehen  Schwierigkeiten,  wovon  ich  spüer 
sprechen  will. 

Interessanter  sind  folgende  Versuche: 

Eine  Anzahl  Platten  wurden  mit  bromjodirtem  GoUodion  übe^ 
sogen  und  in  einem  starken  Silberbad  sensitirt,  in  Wasser  gewa- 
schen und  mit  Jodkaliumlösung  übergössen.  Darauf  wurden  sie 
nochmals  gewaschen  und  getrocknet.  Am  nächsten  Tage  wurden 
zwei  Platten  zum  Versuch  sensitirt,  die  eine  mit^  Tanninlösnsg^ 
die  andere  mit  Ferrocyankalium.  Beide  wurden  feucht  exponirt  md 
ganz  unter  denselben  Bedingungen.  Beim  Entwickeln  fand  sich  die 
Tanninplatte  viel  zu  kurz  belichtet,  während  die  Ferrocyanplatte 
überlichtet  war.  Dies  zeigte,  dass  im  feuchten  Zustand  die 
mit  gelbem  Blutlaugensalz  behandelten  Platten  empfindlicher  sind  ah 
feuchte  Tanninplatten.  Letztere  werden  aber  verbessert,  wenn  mai 
nach  dem  Jodiren  die  Platten  gut  abwascht;  etwas  freies  Jodsak 
wirkt  schädlich  bei  Tanninplatten,  während  es  bei  Ferrocyani 
eher  vortheilhaft  wirkt 


439 


Obiges  ist  der  Cmriss  meiner  ersten  Versuche.  Hier  folgen 
nun  die  speciellen  Angaben,  wie  ich  bisher  die  besten  Resultate 
erliielt. 

Gutes  JodbromcoUodion,  das  eine  dichte  Schicht  gibt,  ist  erfor- 
derlich. Das  Pyroxylin  dafür  bereitet  man  am  besten  nach  Glover's 
Verfahren,  wie  es  in  Russell's  ^jTanninyerfr.liren^  *)  mitgetheilt  ist 
Nachstehende  Formel  ist  zu  empfehlen: 


Pyroxylin  .  . 
Aether  .  .  . 
AllLohol  .  . 
Jodammonium 
Jodcadmium  . 
Bromcadmium 


13  Gran, 
6  Drachmen, 

6  Gran, 

4       « 
2       . 


Das  Sensitiren  geschieht  in  einem  Bad  von  1  zu  12.  Die 
empfindliche  Platte  wird  gut  abgewaschen  und  in  ein  Bad  von 

Jodkalium 10  Gran, 

Bromkalium 10      j, 

Wasser 1  Unze, 

eingetaucht.  Nach  zwei  Minuten  nimmt  man  sie  heraus,  lässt  gut 
abtropfen  und  wascht  eine  5x4  Platte  mit  etwa  8  Unzen  Wasser. 
Dann  lässt  man  sie  an  einem  staubfreien  Ort  trocluien.  Alles  vor- 
hergehende kann  im  heUen  Tageslicht  stattfinden.  Vor  dem  Sensi- 
tiren bestreicht  man  die  Bänder  der  Schicht  mit  gutem  Fimiss. 
Dann  befeuchtet  man  sie  mit  destillirtem  Wasser  und  übergiesst  sie 
mit  einer  Lösung  von  10  Gran  Ferrocyankallum  in  1  Unze  Wasser. 
Soll  die  Platte  feucht  angewandt  werden,  so  taucht  man  sie  zwei 
bis  drei  Minuten  in  folgendes  Bad: 

Ferrocyankalium  .  •  . 
Beines  Glycerin  .... 
Wasser 

Die  feuchten  Platten  sind  weniger  empfindlich  als  die  mit 
Silbemitrat  sensitirten;  aber  empfindlicher  als  die  feuchten  Tannin- 
platten. Nach  dem  Belichten  spült  man  die  Schicht  mit  Wasser 
ab,  und  entwickelt  mit 

PyrogaUussäure  .... 

Citronsäure 

Wasser      ...... 

und  einigen  Tropfen  Silberlösung. 


15  Gran, 
10  Tropfen, 
1  Unze. 


3  Gran, 

2      ^ 
l  Unze 


*}  Dm  TanninTerfAhren.   Von  Mi^or  C.  RuMell.  3.  Aufl.    Berlin,  Theobald 
Grieben. 


440 


Das  Bild  erscheint  sehr  schön  und  lässt  sich  nach  B^ebea 
verstärken.  Flecken  haben  sich  bis  jetzt  nicht  gezeigt,  nnr  eiiiih 
man  durchsichtige  Flecke,  wenn  man  stärkere  Sensitirlösun^  ak 
die  oben  angegebene  anwendet. 


Bemerkungen  aber  einige  neue  Terbindnngen  des 

PyrMylins. 

Von  J.  Spiller. 

Aus  den  Photographie  News. 

In  den  Comptes  rendus  der  Academie  der  Wissenschaften  er- 
schien eine  interessante  Mittheilung  von  M.  Blondeau  über  einige 
neue  Verbindungen  des  Pyroxyüns  mit  Anunontak  *),  üiit  dere^  Unter- 
suchung ich  zu  derselben  Zeit  beschäftigt  war.  Diese  Verbindongoi 
entstehen,  wenn  Schiessbaumwolle  oder  ihre  lösliche  Modificaüon 
GollodionwoUe  Ammoniakdämpfen  ausgesetzt  wird;  schwache  Er- 
wärmung begünstigt  die  Reaction.  Am  besten  nimmt  man  ääe 
Operation  in  kleinem  Maassstab  vor,  indem  man  40  bis  50  Gran 
Schiessbaumwolle  in  einer  langhalsigen  Flasche  mit  wässerigem 
Ammoniak  (880  sp.  G.)  behandelt,  wovon  man  nach  und  nach  Por- 
tionen von  je  8  bis  10  Tropfen  zusetzt  Die  Flasche  wird  dann 
mit  einem  sehr  losen  Kork  versehen  und  eine  bis  zwei  Standen  in 
ein  Wasserbad  von  30  bis  40^  R.  gesetzt  Die  Farbe  der  Baum- 
wolle geht  bald  von  Weiss  in  Gelb,  dann  in  Braun  über;  ihr  phj- 
sicalischer  Zustand  ändert  sich,  indem  sie  eine  weiche  zerreibliehe 
Masse,  aber  noch  von  faserigem  Ansehen  wird.  Durch  diese  Behandlung 
wird  die  Explosionskraft  der  Baumwolle  nicht  vermindert;  es  ist 
bemerkenswerth ,  dass  die  Bereitung  dieses  Präparats  in  grossen 
Partien  gefahrlich,  denn  so  oft  ich  ein  grösseres  Quantum  präpariren 
wollte,  oder  die  Temperatur  mehr  erhöhte,  explodirte  die  Substana. 

M.  Blondeau  bemerkt,  dass  es  ihm  gelungen  sei,  die  Ammoniak- 
verbindung  durch  Behandlung  mit  Salzsäure  in  eine  Art  von  Salz 
zu  verwandeln,  dass  femer  dasselbe  Product  erhalten  werde  durch 
halbstündiges  Kochen  der  SchiessbaumwoUe  in  starker  Salmiak- 
lösung,  auswaschen  und  trocknen  lassen.  Als  Formel  för  diese  Ver- 
bindung gibt  er  an: 

Cs+HjoOao  (N0^)5,  (NH,)i,  (HCl).. 


*)  Phot.  Archiv  Nr.  93  Seite  389. 


441 


Diese  Substanz  soll  sich  bei  geringerer  Temperatur  als  80  ^  R. 
nicht  zersetzen  und  ebenso  explosiv  sein  wie  Scbiessbaumwolle, 
aber  ausser  den  Verbrennungsproducten  der  letzteren  noch  Cyan- 
und  Chlorammoniumdämpfe  liefern. 

Ein  solches  Präparat  müsste  sich  sehr  gut  für  das  Chlorsilbei^ 
collodionrerfahren  eignen,  indem  man  es  nur  in  Alkoholäther  zu 
lösen  und  mit  Silbemitrat  zu  versetzen  brauchte.  Ich  befolgte  nun 
die  Vorschriften  Blondeau's  buchstäblich,  aber  trotzdem  ich  ver- 
schiedene Sorten  von  Schiessbaumwolle  in  Anwendung  brachte, 
gelang  es  mir  nie,  ein  solches  Präparat  zu  erhalten.  Die  Präpa- 
ration durch  successive  Behandlung  mit  Ammoniak  und  Salzsäure 
ist  natürhch  zu  umständlich. 

Da  ich  also  in  den  Eigenschaften  der  mit  Salmiaklösung  ge- 
kochten Schiessbaumwolle  keinen  Unterschied  auffinden,  und  auch 
in  dem  Präparate  auf  analytischem  Wege  weder  Chlor  noch  Ami- 
dogen auffinden  konnte,  so  verglich  ich  zunächst  das  Gewicht  der 
Substanzen  vor  und  nach  der  Behandlung.  Ich  nahm  hierzu  so- 
wohl höchst  explosive  Trinitrocellulose ,  wie  die  gewöhnliche  CoUo- 
dionwolle,  konnte  aber  weder  Gewichtszunahme  noch  Abnahme  ent- 
decken. Die  BaumwoUe  wurde  natürlich  nach  der  Behandlung  mit 
destillirtem  Wasser  so  lange  gewaschen,  bis  das  Waschwasser  mit 
Silbemitrat  keinen  Niederschlag  mehr  gab,  und  dann  an  der  Luft 
getrocknet 

Nach  Blondeau's  Formeln  müsste  die  Chlorverbindung  minde- 
stens um  ein  Drittel  schwerer  sein,  als  die  nicht  veränderte  Schiess- 
baumwoUe,  wie  aus  folgender  Yergleichung  hervorgeht: 


Pyroxylin. 

Chlorverbindung. 

C24  . 

...  144 

C24  ....  144 

Hjo  . 

...     20 

H20  •  .  •  •     20 

O20  • 

...  160 

O20  -  .  .  .  160 

5NO5 

...  270 

5NO4    ...  230 

594 

5NH2     ...     80 
5HC1     ...  182  .  5 

816.5 
Die  durch  Einwirkung  von  Ammoniak  auf  verschiedene  Arten 
von  Schiessbaumwolle  erhaltenen  gelben  Verbindungen  lösen  sich 
sehr  leicht  in  Holzgeist  und  in  Alkoholäther,  Alkohol  allein  löst  sie 
nicht.  Diese  Lösungen  versprechen  keine  photographische  Anwend- 
barkeit, erstens  wegen  ihrer  störenden  Färbungen  und  zweitens, 
weil  sie  beim  Verdunsten  pulverige  undurchsichtige  Schicht 
hinterlassen. 


442 


Es  ist  zuweilen  empfohlen  worden,  die  GoUodionwoUe  nadi 
dem  Auswässern  schliesslich  In  ammoniakhaltigem  Wasser  liegen  n 
lassen,  um  ihr  die  letzten  Spuren  yon  Säure  zu  nehmen.  Hieibei 
wurde  allerdings  öfters  schon  das  Gelbwerden  des  Präpanis 
beobachtet  Die  Spiller'sche  Untersuchung  ergibt,  dass  diese  Be- 
handlungsweise  beim  photographischen  Pyrozylin  schädlich  ist; 
denn  eine  reine  transparente  Schicht  ist  erste  Bedingung 
gutes  Collodion. 


Im  Torjährigen  Sommer  passirte  mir  eine  Fatalität  mit  meinem 
Collodium,  woran  rermuthlich  auch  das  Ammoniak  die  Schuld  trug. 
Eine  grössere  Menge  sonst  sehr  gutes  Pyroxylin  war  mir  durch 
längeres  Aufbewahren  sauer  geworden.  Um  sie  zu  entsäuern,  liess 
ich  die  Wolle  zuerst  in  schwach  ammoniakalischem  Wasser  einwei- 
chen und  durch  einander  arbeiten,  sodann  erst  wieder  mit  Brunnen-, 
zuletzt  mit  destillirtem  Wasser  so  lange  auswaschen,  bis  sie  nicht 
mehr  alkalisch  reagirte.  Freiwillig  getrocknet,  hatte  sie  eine  gelb- 
liche Farbe,  und  löste  sich  zwar  leicht  in  Aether  und  etwas  Alkohol 
auf,  ohne  einen  merkbaren  Rückstand  zu  hinterlassen,  die  Lösung 
blieb  aber  viele  Wochen,  überhaupt  so  lange  sie  nicht  verbraucht 
worden,  gelblich  trübe.  Das  damit  erzeugte,  wie  gewöhnlich  jod- 
bromirte  Collodium  war  ebenfalls  etwas  trübe  und  nur  durch  sehr 
mühsames  und  langsames  Filtriren  durch  Papier  gelang  es,  eine 
klare  Lösung  zu  erhalten,  die  merkwürdiger  Weise  einen  Stich  ins 
grünliche  hatte.  Ausserdem  liess  dieses  Jodcollodium  nichts  zu 
wünschen  übrig,  namentlich  war  nichts  von  geringerer  Festigkeit 
des  Häutchens  zu  bemerken.  Dr.  J.  SchlUUlftB. 


Electro-chemisehe  DarsteUug  der  HetaUoide. 

Die  letzten  Nmnmem  des  Cosmos  und  des  British  Journal  of 
Photograpby  enthielten  einen  Artikel  über  die  BocquereFsche  Methode 
der  Darstellung  und  Isolirung  von  Jod,  Chlor,  Brom  und  andoer 
in  der  Photographie  verwendeter  elementarer  Stoffe  mit  Hülfe  der 
chemischen  Wirkungen  des  electrischen  Stromes. 

Es  ist  diese  Methode  von  ungeheurem  Yortheil  und  setzt  den 
Chemiker  in  den  Stand,  die  meisten  einfachen  Stoffe  viel  leichter 
und  reiner  darzustellen,  als  dies  mit  den  gewöhnlichen  chemi- 
schen Methoden  möglich  ist 

Um  mit  Hülfe  der  Electricität  Chlor,  Brom  und  Jod  in  beträdl- 
lichen  Quantitäten  rein  darzustellen,  braucht  man  nur  die  Wasserstoff- 


443 


Verbindungen  dieser  Metalloide  (CIH»  BrH,  JH)  in  einer  U-förmig 
gebogenen  Glasröhre  der  Wirkung  des  electriscben  Stromes  aus- 
zusetzen, indem  man  die  in  zwei  Graphitplatten  endigenden  Pole 
einer  galyanischen  Batterie  in  die  beiden  mit  der  betreffenden 
Flüssigkeit  gefüllten  Schenkel  dieser  Röhre  taucht.  An  dem  posi- 
tiven Pole  entwickelt  sich  dann  Chlor ,  respective  Jod  oder  Brom; 
am  negativen  allemal  Wasserstoffgas.  Sind  die  Zersetzungs-Producte 
gasförmig  wie  das  Chlor  und  der  Wasseifetoff,  so  verbindet  man 
die  OeffnuDgen  der  U-förmigen  Röhre  durch  ein  gekrümmtes  Rohr 
mit  einer  pneumatischen  Wanne  und  Hingt  in  dieser  die  reinen, 
gasförmigen  Producte  auf. 

Statt  der  betreffenden  Wasserstoff-Säuren  könnte  man  auch  die 
in  Wasser  gelöste  oder  durch  Hitze  zum  Schmelzen  gebrachte  Ver- 
bindung eines  der  Metalloide  Chlor,  Brom  oder  Jod  mit  irgend  einem 
Metalle,  also  etwa  Chlorkalium,  Jodcadmium  u.  s.  w.  anwenden. 
Der  einzige  Unterschied  ist  dann  nur  der,  dass  am  negativen  Pole 
nicht  Wasserstoff,  sondern  das  betreffende  Metall  oder  auch,  wenn 
dies  wie  das  Kalium  leicht  ozjdirbar,  dessen  Oxyd  auftritt. 

Das  Chlor  erscheint  bei  der  Zersetzung  von  Chlorwasserstoffsäure 
oder  auch  eines  gelösten  oder  geschmolzenen  Chlormetalls  am  posi- 
tiven Pole  in  vollkommenster,  chemischer  Reinheit  und  kann  mit 
den  gewöhnlichen  Yorsichtsmassregeln  aufgefangen  werden. 

Reines  Brom  ist  ein  sehr  schlechter  Leiter  oder  eigentlich 
Nichtleiter  der  Electricität;  man  muss  es  daher,  so  lauge  der  Process 
der  Electrolyse  von  Statten  geht,  in  der  den  positiven  Pol  umgeben* 
den  Flüssigkeit  gelöst  lassen.  Da  aber  auch  diese  dadurch  sehr 
schlecht  leitend  wird,  ist  man  genöthigt,  eine  sehr  starke  electrische 
Batterie  anzuwenden. 

Die  Jodmetalle  werden  zwar  äusserst  leicht  durch  den  electri- 
Bchen  Strom  zersetzt,*)  man  muss  aber  doch  die  sich  an  der  Pol- 


*)  Es  muss  immer  wieder  axif  du  Irrige  dieser  Auffassung  aufmerksam 
gemacht  werden,  als  wenn  die  Jodide  besonders  leicht  zersetzt  würden.  Alle 
Terbindungen ,  welche  überhaupt  durch  den  electrischen  Strom  zerlegt  werden 
können,  werden  bei  gleicher  Stromstärke  mit  genau  derselben  Leichtigkeit  zersetzt, 
d.  h.  es  werden,  wenn  sie  in  verschiedenen  Zellen  von  demselben  Strome  nach 
einander  durchlaufen  werden,  in  gleicher  Zeit  genau  chemisch  äquivalente  Mengen 
von  ihnen  zerlegt  (Farad ay's  electrolytisches  Gesetz].  Der  Grund  der 
oben  erwähnten  irrigen  Meinung  liegt  darin,  dass  eine  noch  so  kleine  Menge  Jod 
durch  ihre  intensive  Färbung  sich  sofort  bemerklich  macht,  während  eine  ihr 
äquivalente  Menge  Wasserstoffgas  der  Wahrnehmung  vielleicht  vollständig  entgeht 

Dr.  Weiske. 


444 


platte  allmälich  absetzenden  festen  Jodkrusten  entfernen,  weil  sie 
die  Leitung  des  Stromes  unterbrechen  würden. 

Was  ein  anderes  Metalloid,  das  Fluor  betrifft,  so  hat  man  dies, 
in  Folge  seiner  energischen  chemischen  Eigenschaften  im  freiei 
Zustande  nie  genügend  untersucht  und  vielleicht  noch  nie  wirkBdi 
isolirt  erhalten.  Aus  einer  Verbindung  entlassen,  tritt  es  sofort  3 
eine  andere  ein.  Es  scheint  gasförmig  zu  sein  und  in  seinen  allg^ 
meinen  Eigenschaften  dem  Chlor  zu  entsprechen,  welches  es  jedock 
durch  die  Energie  seiner  Reactionen  übertrifft  Es  zeichnet  sich 
besonders  durch  die  Schnelligkeit  seiner  Einwirkung  auf  Silicate 
aus,  namentlich  auf  Glas,  so  dass  GlasgefSsse  für  seine  Bereltang 
ausgeschlossen  sind. 

Die  neuesten  Versuche  zur  Isolation  des  Fluor  sind  die  von 
Fremy,  welcher  geschmolzenes  Fluorkalium  der  Electrolyse  unter- 
warf und  ein  Gas  erhielt,  das  Piatina  rasch  angriff,  Wasser  onter 
Bildung  von  Fluorwasserstoffsäure  zersetzte  und  Jod  in  seinen 
Metallverbindungen  ersetzte.  Mehrere  Chemiker  und  unter  ihnen 
Fremy  haben  ein  ähnliches  Gas  durch  die  Einwirkung  von  Sauer- 
stoff und  Hitze  auf  Fluoride  erhalten.  Am  besten  wendet  man  für 
die  Experimente  mit  Fluor  Gefässe  aus  Flussspath  (Flnorcalcinm) 
an,  einem  Mineral,  das  schon  mit  Fluor  gesättigt  ist  und  daher 
nicht  mehr  davon  angegriffen  wird. 

Ein  noch  zu  den  Metalloiden  zählender,  aber  andererseits  anch 
den  Metallen  in  seinen  Eigenschaften  sehr  nahe  stehender  Stoff  ist 
das  Arsenik.  Wie  die  Metalle  leitet  es  die  Electridtät  gut  nnd 
wird  schon  durch  ein  einfaches  Volta*sches  Element  aus  vielen  seiner 
Verbindungen  am  negativen  Pole  ausgeschieden,  z.  B.  ans  dem 
arsensauren  Kali.  Die  Ausscheidung  des  Arsen  ist  dann  fireüidi 
nicht  eine  durch  den  electrischen  Strom  erfolgende  primärei  sondern 
eine  sogenannte  secundäre.  Das  arsensaure  Kali  wird  dann  nlmlidi 
so  durch  den  Strom  zerlegt,  dass  am  positiven  Pole  Arsensänre  und 
Sauerstoff  ausgeschieden  werden,  am  negativen  aber  Kalium.  Dieses 
oxydirt  sich  jedoch  in  dem  Momente,  in  welchem  es  frei  wird,  zu 
Ealiumoxyd  (Kali)  und  zwar  auf  Kosten  eines  Theils  der  ArsensSnre, 
welche  dabei  zu  Arsen  reducirt  wird.  Man  kann  diesen  Versudi, 
das  Arsen  so  darzustellen ,  einfach  auf  die  Weise  vornehmen ,  dass 
man  die  arsenhaltige  Flüssigkeit  in  eine  Platinschale  giesst  and  einen 
Zinkstab  hineinstellt.  An  dem  Platin,  als  dem  negativen  Metalle 
dieses  Zinkplatinelements  scheidet  sich  dann  das  Arsen  als  ein  graner 
metallischer  Ueberzug  ab.  Diese  Methode  der  Arsenausscheidong 
kann  in  der  gerichtlichen  Medicin  zur  Nachweisung  von  Arsenik* 
vergiftungen  mit  grossem  Nutzen  angewendet  werden. 


..uU 


445 


Auch  das  in  der  Eieselsätire  enthaltene  Silieinrnmetail  kann, 
wie  Becquerel  gezeigt  hat,  durch  schwache  electrische  Ströme  in 
Crystallen  ausgeschieden  werden.  Doch  ist  die  Darstellung  desselben 
für  den  Photographen  von  geriDgerem  Interesse  als  die  des  Chlor, 
Brom  und  Jod. 


lieber  Schwefelcyav-AimoMiiim  vid  B«lpetersa«re8  Silber- 
oxyd-Ammei« 

Von  I.  leynier. 

1.    Bohwefeloyan  -  Ammonium. 

Zum  Fixiren  der  Photographien  auf  Collodion  und  Eiweiss 
werden  drei  Salze  benutzt:  Cyankalium,  unterschwefligsaures  Natron 
und  Schwefelcyan-Anunonium.  Diese  drei  Substanzen  sind  nicht 
ganz  gleich  brauchbar.  Das  Schwefelcyan-Salz  ist  in  jeder  Hinsicht 
den  beiden  anderen  Torzuziehen  und  wird  schliesslich  auch  allein 
in  der  Photographie  Anwendung  finden. 

Zuerst  wurde,  schon  durch  Daguerre,  das  unterschwefligsaure 
Natron  benutzt  Es  würde  nichts  zu  wünschen  übrig  lassen,  wenn 
es  sich  nicht  bei  Gegenwart  selbst  der  schwächsten  Säuren  zersetzte; 
bei  dieser  Zersetzung  scheidet  es  Schwefel  ans,  der  im  Bilde  bleibt 
und  es  allmälig  verändert.  Alle  alten  Negativs  sind  mehr  oder 
weniger  angegriffen  und  nicht  mehr  zur  Erhaltung  guter  Papier- 
abdrücke brauchbar.  Um  diese  WiriLungen  zu  verhüten,  hat  man 
sich  des  Cyankaliums  bedient.  Das,  welches  man  gewöhnlich  anwendet, 
Ist  unrein  und  enthält  viel  kohlensaures  Kali,  glücklicher  Weise, 
denn  im  reinen  Zustande  ist  es  eins  der  heftigsten  Gifte,  die  man 
kennt  Täglich  berichten  die  Zeltungen  über  neue  Vergiftungen 
durch  Cyankalium,  und  AUe,  die  es  anwenden,  vergiften  sich  lang- 
sam, ohne  es  zu  wissen.  Da  dieses  Salz  von  keiner  besonderen 
Wichtigkeit  für  die  Photographie  ist,  so  sollte  das  Gesetz  den  Verkauf 
im  Kleinen  untersagen,  wie  es  dies  bei  hundert  anderen  viel  weniger 
gefährlichen  Stoffen  gethan;  wären  die  Photographen  von  dieser 
Wahrheit  vollkommen  durchdrungen,  so  würde  keiner  es  mehr 
anwenden;  zudem  lässt  es  sich  nur  bei  Collodionbildem  anwenden, 
da  es  sowohl  Eiweiss-  wie  Papierbilder  zerstört. 

Es  bleibt  nur  das  Schwefelcyan- Ammonium.  Dieses  Salz  fixirt 
eben  so  rasch  wie  Cyankalium,  besitzt  aber  nicht  dessen  unan- 
genehme Eigenschaft,  die  Schatten  und  Halbtöne  zu  schwächen. 
£b  lässt  sich  für  alle  Arten  von  Bildern  anwenden,  ohne  dass  es 


446 


wie  das  nnterschwefligsaure  Natron  den  Bildern  nachtheiligen  Schwefel 
ausscheidet. 

Die  Bilder  auf  Collodion  und  auf  Albumin  werden  in  eme 
gesättigte  Lösung  des  Salzes  eingetaucht;  diese  bereitet  man  dnrdi 
Auflösen  von  450  Gramm  Schwefelcyan- Ammonium  in  500  Griamra 
Wasser;  die  Lösung  wird  filtrirt  und  in  eme  Schale  gegossen,  wo 
sie  bis  zur  Erschöpfung  gebraucht  werden  kann.  Die  Platten  müMci 
zweimal  hineingetaucht  werden;  das  erste  Mal  um  sie  zu  fixireo, 
und  nachdem  man  sie  leicht  abgespült,  zum  zweiten  Mal  um  das 
an  ihrer  Oberfläche  niedergeschlagene  Schwefelcyan-Silber  aufknlösea; 
dann  wäscht  man  gut  ab.   Das  Bild  bleibt  in  den  Schatten  ganz  klar. 

Dieselben  Yortheile  ergeben  sich,  wenn  man  die  poaitireB 
Papierbilder  mit  Schwefelcyan-Ammonium  fixirt 

Wer  Yor  einigen  Jahren  Photographien  gekauft  hat,  weiss, 
welchen  Veränderungen  diese  Bilder  unterliegen ;  die  einen  sind  mdir, 
die  anderen  weniger  gelb  geworden.  Diese  Veränderungen  und 
Zerstörungen  rühren  vom  Gebrauch  des  unterschwefligsauren  Natrons 
her,  welches  stets  einen  Keim  des  Verderbens  im  Bilde  znrücklSae^ 
so  dass  die  Leute,  welche  die  Photographien  liebten,  auf  ihre 
Anschaffung  verzichten,  weil  sie  deren  Haltbarkeit  für  ephemer  halten. 

Zahlreiche  Versuche  beweisen,  dass  Scbwefelcjan-Anmiomam 
die  Haloi'dsilber-Salze  besser  auflöst,  als  das  unterschwefligsanre 
Natron.  Sodann  scheidet  das  Schwefelcjan- Ammonium  niemals 
Schweferans,  während  das  unterschwefligsanre  Natron  erfahmngi- 
gemäss  immer  Schwefel  im  Bilde  zurücklässt.  Das  erstere  Salz  gibt 
ferner  schönere  Schwärzen  und  lässt  den  Halbtönen  alle  ihre  Fein- 
heit und  Durchsichtigkeit. 

Die  Anwendungsweise  des  Schwefeleyan-Ammoniums  ist  von  der 
des  unterschwefligsauren  Natrons  nicht  sehr  verschieden. 

Man  löst  350  Gramm  Schwefelcyan-Ammonium  in  einem  Liter 
Wasser  und  setzt  2   bis  3  Gramm  Ammoniak  hinzu.    Von  £eser 
Lösung  giesst  man  in  zwei  Schalen  Nr.  1  und  2;  man  taucht  dße 
Bilder  eins  nach  dem  anderen  in  die  erste  Schale  und  lässt  sie  etwa 
zehn  Minuten  darin;   sodann  wäscht  man  sie  in  möglichst  wenig 
Wasser,  lässt  sie  abtropfen,  und  legt  sie  dann  fünf  Minuten  in  die 
Schale  Nr.  2.    Hierauf  wäscht  man  sie  methodisch  aus,  indem  man 
ihnen  jede  halbe  Stunde  frisches  Wasser  gibt  und  sie  bei  jedes- 
maligem Wechseln  gut  abtropfen  lässt  Dies  ist  acht  bis  sehn  Mal 
zu  wiederholen.    Besser  noch  ist  es,  die  Bilder  jedesmal  zwisdien 
Fliesspapier  abzutrocknen,  was  allerdings  mehr  Auslage  und  Mfihe 
erfordert    Die  mit  Schwefelcyan-Ammonium  fijdrten  Bilder  bleiben 
eben  so  schön   wie  vor   der  Fizage   und  nehmen   überdies   dnen 


447 


scMnern  Ton  an  alB  bei  Anwendung  von  onterschwefligBaarem 
Natron.  Der  Hanptvorzng  des  Schwefelcyan- Ammoniums  ist  natürlich 
die  Haltbarkeit  der  damit  fixirten  Bilder. 

Das  Schwefelcyan- Ammonium  ist  allerdings  etwas  theurer  als 
das  unterschwefligsaure  Natron.  Dies  ist  aber  nicht  in  Betracht  zu 
ziehen,  indem  man  es  ohne  Schaden  öfter  anwenden  kann,  und 
weil,  um  eine  gewisse  Anzahl  Bilder  zu  fixiren,  mehr  unterschweflig- 
saures  Natron  erforderlich  ist,  als  Seh wefelcyan- Ammonium.  Hoffent- 
lich sehen  die  Herren  Photographen  bald  ein,  dass  es  in  ihrem 
Interesse  liegt,  ja,  dass  es  eine  Lebensfrage  für  sie  ist,  sich  des 
Schwefelcyan-Ammoniums  zu  bedienen. 

Das  Schwefelcyan- Ammonium  besitzt  noch  die  werthvolle 
Eigenschaft,  die  Silberflecke  von  den  Händen  bequem  und  gefahrlos 
zu  entfernen.  Man  braucht  nur  den  Flecken  genügende  Zeit  in 
Berührung  mit  concentrirter  Auflösung  dieses  Salzes  zu  bringen. 
Je  älter  der  Fleck,  um  so  langsamer  entfernt  er  sich.  Dabei  be- 
halten die  Hände  ihre  natürliche  Farbe,  während  sie  nach  der 
Anwendung  von  Jod  so  weiss  gefleckt  sind,  als  wenn  man  eine 
Hautkrankheit  hätte. 

2.    Salpetersaures  Süberoxyd-Ammon. 

Dies  Salz  ist  crystalllsirt  und  von  weisser  Farbe;  es  ist  viel 
lichtempfindlicher  als  das  salpetersaure  Silberoxyd.  Man  verwendet 
es  ganz  in  denselben  Verhältnissen  wie  das  letztere. 

Die  Lösung  des  Salzes  für  negative  GoUodionbilder  ist  mit 
zwei  bis  drei  Tropfen  Essigsäure  auf  100  C.  C.  Lösung  zu  ver- 
setzen. Das  Papiersilberbad  hingegen  wird  durch  Zusatz  von  2  bis 
3  C.  C.  Ammoniak  zu  jedem  Liter  Lösung  alkalisirt.  Wenn  die  Cry- 
Btalle  des  Doppelsalzes  nicht  trocken  und  ganz  neutral  waren,  so 
muss  eine  entsprechend  grössere  Menge  Ammoniak  zugesetzt  werden. 

Das  damit  präparirte  Papier  hält  sich  sehr  gut,  ist  empfind- 
licher und  gibt  feinere  Abdrücke.  Auf  die  Qualität  des  Papiers 
kommt  es  so  viel  nicht  an,  da  mittelmässige  Sorten  mit  diesem 
Bad  sehr  schöne  Resultate  geben.  Die  Ammoniakräucherung  wird 
durch  Anwendung  dieses  Salzes  vollkommen  überflüssig  gemacht 


Heber  Graphitsäure  und  ihr  Terhalten  zum  Lichte.  *) 

Diese  neu  entdeckte,  für  die  theoretische  Chemie  so  äusserst 
wichtige  und  interessante  Verbindung  könnte  vielleicht  früher  oder 
später  wegen  ihres  eigenthümlichen  Verhaltens  zum  Lichte  auch  in 


*)  Auszug  aus  Erdmaxm's  Journal  fQr  Chemie,  Band  95,  Seite  321. 


448 


irgend  eine  Beziehung  zur  Photographie  treten;  es  dfirfte  daher 
nicht  unpassend  erscheinen,  auch  in  diesem  Archiv  auf  diev 
Suhstanz  aufmerksam  zu  machen. 

Das  was  man  in  der  Chemie  unter  Kohlenstoff  (Garboniain=Cj 
versteht,  tritt  uns  bekanntlich  unter  ziemlich  verschiedenen  Eradiei- 
nungsformen  oder  Modificationen  entgegen,  erstens  als  amorpher 
Kohlenstoff  ('€),  zweitens  als  Graphit  (*C)  und  drittens  ak 
Diamant  (*^C).  Der  amorphe  Kohlenstoff  bildet  den  Haaptbestaod- 
theil  der  Steinkohlen,  der  Braunkohlen,  des  Torfes  und  der  doidi 
Erhitzung  thierischer  und  pflanzlicher  Stoffe  erhaltenen  Tluer-  oud 
Pflanzenkohle.  Der  weit  dichtere,  fast  metallisch  glänzende  Graphit, 
Jedermann  bekannt  wegen  seiner  Verwendung  zu  Bleistiften,  findet 
sich  als  Mineral  in  Ceylon,  Sibirien,  England,  Bayern  u.  s.  w.  Er 
leitet  die  Wärme  und  Electricität  ziemlich  gut  und  verbrennt  mir 
äusserst  schwierig.  Der  crystallinische,  glasbelle  Diamant  ist  eben- 
falls reiner  Kohlenstoff,  leitet  aber  in  dieser  Modification  die  Elec- 
tricität gar  nicht  und  verbrennt  nur,  wenn  er  in  reinem  Sauerstoff- 
gase  sehr  stark  erhitzt  wird.  Das  Verbrennungsproduct  aller  drei 
Modificationen  ist  ein  und  dasselbe,  nämlich  bei  genügendem  Saner- 
stoffzutritt  ein  Gas,  die  Kohlensäure  (CO2)  und  bei  unvollkommenem 
Sauerstoffzutritt,  das  Kohlenoxydgas  (CO). 

In  neuerer  Zeit  hat  nun  Brodle  die  merkwürdige  Entdeckung 
gemacht,  dass,  wenn  man  Graphit  mit  chlorsaurem  Kali  nnd  Sal- 
petersäure behandelt,  derselbe  unter  Sauerstoffaufiiahme  sich  in  ein 
schwefelgelbes  Pulver  verwandelt,  welches  er  Graphitsänre 
nannte,  da  wenn  man  ein  Kömchen  davon  auf  angefeuchtetes  Lakmns- 
papier  legt,  dieses  letztere  davon  geröthet  wird.  In  neuster  Zeit 
ist  diese  Substanz  von  F.  Gottschalk  noch  genauer  untersag 
worden.  Ihre  Darstellung  und  Rehiigung  ist  nicht  ungefährlich 
und  äusserst  mühsam  und  schwierig.  In  diese  Verbindung  tritt 
nun  der  Kohlenstoff  nicht  mit  seiner  gewöhnlichen  Aequivalentzahl 
6,  sondern  mit  der  Aequivalentzahl  33  ein  und  man  bezeichnet  ihn 
dann  auch  nicht  mit  seinem  gewöhnlichen  Symbol  0,  sondern  mit 
Or.  Die  Formel  für  die  Graphitsäure  ist  dann  nach  Gottscluük's 
Untersuchungen  am  wahrscheinlichsten  GrfB[sO|g  zu  schreiben. 

Im  Sonnenlichte  förbt  sich  die  schwefelgelbe  Graplütsäure  unter 
Gewichtsverlust  dunkelbraun  bis  schwarz,  aber  nur  ober- 
flächlich. Unter  Wasser,  Alkohol  und  Aether  geht  diese 
Färbung  durch  das  Licht  fast  gleich  schnell  von  Statten,  dagegen 
hält  verdünnte  Salpetersäure  die  zersetzende  Wirkung  des 
Lichtes  auf.  Auch  das  diffuse  Tageslicht  wirkt  schon,  wenn  andi 
weniger,  verändernd. 


449 


Die  Graphitsäure  ist  fast  unlöslich;  Wasser  löst  nur  Spuren 
daTon,  Alkohol  noch  weniger.  Auch  die  wässerige  Lösung  verän- 
dert sich  im  Lichte.  Sie  bräunt  sich  nach  und  nach  und  zuletzt 
scheiden  sich  ans  der  dunkeln  Flüssigkeit  dunkelbraune 
Flocken  ab.  Tränkt  man  Fliesspapier  mit  der  Lösung,  so  wird  es 
an  den  dem  Lichte  ausgesetzten  Stellen  roth braun,  während  die 
bedeckten  TheOe  fast  weiss  bleiben. 

Beim  Erhitzen  zersetzt  sich  die  Graphitsäure  vollständig  in 
Wasserdampf  und  Kohlensäure  mit  Hinterlassung  von  kohligen, 
leicht  verbrennlichen  Rückständen.  Beim  Erhitzen  mit  concentrirter 
Kali-  oder  Natronlösung  wird  die  schwefelgelbe  Graphitsäure  in 
eine  fast  schwarze  Masse  verwandelt,  welche,  mit  Wasser  gewa- 
schen und  analysirt,  sich  als  graphitsaures  Alkali  herausstellt. 
Gottschalk  hat  für  das  graphitsaure  Kali  die  Formel 
6r^HgE0|8  gefunden,  so  dass  also  im  Salze  ein  Atom  Kalium  an 
die  Stelle  eines  Atomes  Wasserstoff  in  der  Säure  getreten  ist. 

Dr.  A.  Weiske* 


lieber  die  Wiedergabe  der  Sehwärien  beim 
heliochromiseheM  Terfahrei. 

Von  Niepce  de  Saint-Tictor. 

Die  Wiedergabe  der  Schwärzen  in  der  Heliochromie  ist  ohne 
Zweifel  noch  ausserordentlicher  als  die  der  Farben. 

Man  kann  die  Schwärzen  nach  drei  oder  vier  Verfahren  erlan^ 
gen.  Das  erste  und  interessanteste  ist  das,  welches  zur  Erlangung 
eines  reinen  Schwarzes,  sei  es  in  der  Camera,  sei  es  im  Copir- 
rahmen,  führt.  Das  zweite  Verfahren  entwickelt  ein  leicht  ange- 
deutetes Schwarz,  welches  ich  Reductionsschwarz  nenne.  Das  dritte 
besteht  darin,  ein  kaum  angedeutetes*  Schwarz  dem  Einflüsse  des 
zerstreuten  Lichtes  auszusetzen ;  ein  viertes  Verfahren  endlich  liefert 
einen  dunkeln,  dem  Schwarz  sich  nähernden  Ton  dadurch,  dass 
man  auf  die  empfindliche  Schicht  nacheinander  zwei  Complementär- 
farben,  z.  B.  Blau  und  Orange,  wirken  lässt.  Auch  Grün  und  Koth 
kann  man  anwenden.  Gelb  und  Violett  erzeugen  nicht  dieselbe 
Wirkung. 

Um  reine  Schwärzen  direct  in  der  Camera  oder  durch  Contact 
zu  erhalten,  muss  man  ein  sehr  alkalisches  Chlorsilber  präpariren, 
ohne  indessen  hierbei  zu  weit  zu  gehen,  indem  man  sonst  nur 
Weissen  und  Schwärzen  ohne  Farben  erhalten,  also  in  das  Gebiet 
der  gewöhnlichen  Photographie  zurüdkiallen  würde,  nur   mit   dem 


450 


Unterschied,  dass  man  statt  eines  directen  oder  positiven  Büdfis  ein 
umgekehrtes  oder  negatives  erhielte. 

Ich  werde  der  Academie  der  Wissenschaften  nächstens  diese 
nene  Fräparation  der  Silberplatte  mittheilen,  und  zugleich  Stereoskop- 
bilder  vorzeigen,  worin  nicht  nur  alle  Farben,  sammt  Schwärzoi, 
sondern  selbst  der  Glanz  der  Metalle  und  das  Flimmern  der  Edelsteine 
sichtbar  sein  werden. 


Les  serpents  de  Pharaon. 

Ebensogut  und  vielleicht  mit  mehr  Recht,  als  die  Pariser  abei^ 
gläubisch  behaupten,  die  erste  Aufifiihrung  einer  Meyerbeer'scheo 
Oper  bringe  den  Ausbruch  der  Cholera  mit  sich,  könnte  man  dies 
anno  1865  von  der  Schlange  des  Pharao  glauben,  denn  die  böse  1 
Seuche  wird  ziemlich  zu  gleicher  Zeit  mit  ersterer  in  Paris  ausge- 
kommen sein.  Wirklich  grassirt  jetzt  förmlich  eine  Feuerschlangoi- 
Seuche,  sogar  Opfer,  wirkliche,  nicht  blos  symbolische,  sind  ihr 
schon  gefallen.  Was  aber  alle  Welt  bewegt  und  was  namentlich 
den  Photographen  durch  die  Elemente  seiner  Bereitung  sehr  nahe 
liegt,  das  darf  nicht  ganz  aus  unserem  „Archiv^  ausgeschlossen 
sein.  Man  möge  mir  daher  eine  kleine  Abschweifung  zn  einer 
chemischen  Abhandlung  zu  gute  halten* 

Ich  selbst  erhielt  eine  solche  famose  Feuerschlange  dlrect  aus 
Paris,  mit  mehreren  Cameraden  in  einer  Pappschachtel  voll  Watte 
verpackt  und  mit  gedrucktem  Zettel  versehen:  Gelte  composition  est 
dangereuse  comme  poison.  Wirklich  sind  diese  Dinger  sowohl  an 
und  für  sich,  als  beim  Anzünden  sehr  giftig  und  daher  am  allerwenig- 
sten zu  einem  Spielzeug  für  Kinder  geeignet.  Ihr  Verkauf  ist  da- 
her schon  in  mehreren  Städten  polizeilich  verboten  worden,  was 
dem  Gonsum  indessen  keinen  Nachtheil  gebracht  zu  haben  scheint 

Also  das  ganze  Ei  der  .Pharaoschlange  besteht  aus  einer  klei- 
nen Tüte  von  Staniol,  die  mit  ganz  trockenem  Schwefelcyanqueck- 
Silber  gefüllt,  fest  verschlossen  und  beim  Gebrauch  auf  die  breite 
Basis  gestellt  wird.  Die  Spitze  öfifnet  man  ein  wenig  und  hält  ein 
brennendes  Zündholz  an  die  weisse  Masse.  Bald  fangt  sie  an  zu 
glimmen  und  treibt  eine  halb  geschmolzene,  hellbraune,  schwanunig 
aufgeblähte  Masse  vermöge  starker  Gasentwickelung  in  Form  einer 
sich  windenden  Schlange  unter  schwachbläulichen  Flammen  heraus. 
Gewöhnlich  sind  nur  wenig  Dämpfe  sichtbar.  Dagegen  riecht 
man  die  sich  entbindenden,  meist  unverbrannten  Gase  sehr  dentlich, 
besonders  Gyan  und  Schwefelkohlenstoff;  sie  erfüllen  das  ganze 
Zimmer  und  können  der  Gesundheit  sehr  schaden,   besonders  des- 


451 


lialb,  weil  man  adi  gewShnlich  nahe  aber  die  brennende  Schlange 
heagt  ond  so  viele  Gase  einathmet,  wobei  auch  das  sich  yerflüchtende 
metaüisehe  Quecksilber  eine  böse  Rolle  spielt  Man  sollte  daher 
das  Experiment  nie  in  geschlossenen  Zimmern  Tomehmen, 
sondern  nnr  an  Orten,  wo  Lnftzog  herrscht  Jedermann  kann  sich 
übrigens  leicht  selbst  diese  Schlange  bereiten,  wenn  er  nur  ein  paar 
chemische  Begriffe  hat;  jeder  Photograph  wird  wohl  das  Material 
daxn  Torrathig  haben.  Man  erspart  sich  dadurch  manchen  Groschen, 
denn  die  Schlangeneier  kommen  im  Detailhandel  pro  Stück  auf 
5  Sgr.  zn  stehen ,  wenigstens  noch  für  jetzt  —  Es  ist  zur  Berei- 
tung derselben  zunächst  ein  Quecksilberozydulsalz  erforderlich,  man 
nimmt  am  besten  das  salpetersaure.  Durch  Auflösen  von  ein  wenig 
metallischem  Qoecksilber  in  reiner  Salpetersäure  bei  gelinder  Wärme, 
unter  Vermeidung  eines  Ueberschusses  von  letzterer,  lässt  es  sich 
leicht  darstellen.  Andemtheils  benöthigt  man  eines  löslichen  Rho- 
dansalzes,  des  Schwefelcyankallums  oder  -Ammoniums,  welches  in 
den  meisten  pholographiscben  Ateliers  vorhanden  ist  Man  löst 
dayon  eine  Fortion  in  Wasser  und  giesst  sie  unter  Umrühren  in  die 
Quecksilberlösung,  so  lange  noch  ein  weisser  Niederschlag  von 
Schwefelcyanquecksilber  entsteht  Letzteren  wäscht  man  durch 
Decantiren  aus,  d.  h.  durch  öfteres  Auf-  und  Abgiessen  yon  Wasser, 
wobei  zuerst  der  Niederschlag  mit  aufgerührt  wird,  den  man  nach- 
her sich  erst  wieder  ganz  zu  Boden  setzen  lässt,  bevor  man  die 
überstehende  klare  Flüssigkeit  abglesst.  Schliesslich  filtrirt  man  den 
Niederschlag  ab  und  trocknet  ihn  bei  gelinder  Wärme  vollständig. 
Das  Trocknen  geht  sehr  langsam  von  Statten  wegen  des  volumi- 
nösen Niederschlags  und  weil,  namentlich  zuletzt,  keine  starke 
Wärme  angewandt  werden  darf.  Wenn  noch  eine  Spur  von  Feuch- 
tigkeit zurückbleibt,  so  misslingt  der  ganze  Versuch.  Das  Ver- 
brennen und  die  Bildung  einer  recht  schönen  voluminösen  Schlange 
wird  durch  Zusatz  von  einer  geringen  Spur  chlorsauren  Kalis  be- 
fördert. Dieses  Salz  löst  man  vorher  in  etwas  warmem  Wasser 
and  reibt  den  noch  feuchten  Quecksilberniederscblag  damit  tüchtig 
durcheinander.  Im  trockenen  Zustand  dürfen  beide  Kör- 
per nicht  zusammengerieben  werden,  ohne  eine  sehr  ge- 
fährliche Explosion  zu  erzeugen.  Deshalb  muss  auch  das  schliess- 
liche  Trocknen  dieses  Niederschlages  sehr  vorsichtig  geschehen. 

Dr.  J.  Sclinauss. 


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Die  Meisterwerke  dcar  Vinf^.  Cle«iilde-<ial«ie  n  BreaioL 

In  Photographien   von  Hans  Hanfstängl.     Dresden. 

Ueber  dieses  Prachtwerk  enthalten  die  Recensionen  für  bildende 
Kunst  folgende  Notiz: 

Heutzutage  erobert  bekanntlich  die  Photographie  die  Welt ,  und  wenn  lie 
in  solchen  Prachtblättem ,  wie  diesen,  auftritt,  so  trfigt  dies  um  so  mehr  dazu 
bei,  ihr  die  Herrschaft  zu  gewinnen.  Dieser  Thatsache  gegenüber  darf  man  aber 
nicht  aufhören,  daran  zu  erinnern,  dass  die  photographische  YervieUiltigmif 
eine  mechanische  und  keine  kfinstlerische  ist.  Ganz  am  Platz  ist  sie  da,  wo  de 
nicht  eigentlich  künstlerischen,  sondern  wissenschaftlichen  Zwecken  dient.  Sie 
ist  von  unsch&tzbarem  Werthe  in  allen  solchen  Fällen,  wo  es  darauf  ankommt, 
von  irgend  einem  Kunstwerke,  mag  es  Zeichnung,  Gem&lde,  Bildwerk  sein,  ein 
mechanisch-treues  Abbild,  ohne  Yermittlung  irgend  eine»  anderen  Auges  und 
einer  anderen  Hand,  zu  gewinnen.  Dann  aber  kommt  das  Resultat  weit  weniger 
dem  künstlerischen  Genuss  als  dem  kunstgeschichtlichen  Interesse  zu  statten, 
und  man  sieht  gern  davon  ab,  dass  die  Gesammthaltung  der  des  Originales  Üut 
nie  entspricht,  dass  bei  Gemälden  die  Farben  ganz  verändert  werden,  dass  auch 
alles  Zufallige,  wie  Fleckt  u.  dgl.,  mit  festgehalten  wird.  Hanfs tSngl's  Pho- 
tographien fallen  aber  nicht  unter  die  Rubrik  dessen,  wofür  die  Photographie 
unersetzlich  ist,  denn  sie  sind  nicht  nach  den  Originalgemälden,  sondern  nach 
gezeichneten  Copien  gemacht.  Dies  liegt  einerseits  daran,  dass  es  in  der  Dres- 
dener Galerie  nicht  erlaubt  sein  soll,  Photographien  nach  den  Bildern  selbst  zu 
machen,  andererseits  konnte  dies  aber  auch  gar  nicht  in  dem  Interease  des 
Herausgebers  liegen,  denn  sein  Unternehmen  ist  eben  nicht  für  wissenschaftliche 
Zwecke,  sondern  auf  das  grosse  Publicum  berechnet.  Für  dieses  ist  die  Photo- 
graphie Modesache;  es  denkt  an  den  Augenblick,  und  wenn  es  hier  für  die  Nachbil- 
dungen der  Kunstwerke  und  verhältnissmässig  gut  zu  verbältnissmässig  nicht  hcAen 
Preisen  erhält,  lässt  es  die  Erwägung  nicht  aufkommen,  wie  vergänglich  die 
Photographien  zur  Zeit  noch  sind.  Ja  sogar  das,  was  dem  prüfenden  Kunst- 
fteunde  als  der  grösste  Nachtheil  des  pbotographischen  Bildes  erscheint,  der 
flremde,  ungesunde  Ton,  ist  beim  Publicum  beliebt  und  das  Verwiacben  des 
Gharacteristischen,  das  dadurch  mehr  oder  minder  unvermeidlich  wird,  gilt  iha 
für  angenehme  Eleganz. 

HanfstängTs  Unternehmen  ist  daher  eine  starke  Goncession  an  den 
herrschenden  Geschmack.  Aber  nachdem  wir  dies  einmal  betont  haben,  können  wir 
der  Durchführung  als  solcher  nur  mit  grosser  Anerkennung  gedenken.  Die 
Zeichnungen  sind  nicht  unbedeutende  künstlerische  Leistungen,  die  von  geist- 
voller Auffassung,  treuem  Eingehen  in  den  Geist  des  Originales  und  erprobtem 
Können  Zeugniss  ablegen,  und  die  Photographien  selbst  verdienen  das  höchste 
Lob.  Nur  in  manchen  Fällen,  besonders  beim  „Zinsgroschen''  und  der  Battoni- 
schen  „Büsserin'',  möchten  wir  die  übermässige  Weichheit  tadeln,  die  in  den 
Fleischpartien  sogar  an  das  Flache  streift  Jedem  Blatt  ist  auf  dem  Umschlag 
ein  erklärender  Text  beigefügt,  welcher  das  Gemälde  zu  characterisiren  und 
einiges  Biographische  über  den  Meister  zu  geben  bemüht  ist.  Wir  können  nidtt 
finden,  dass  dieser  Text  eine  entsprechende  Beigabe-  zu  den  schönen  Blättern  sei. 


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Gedrnekt  bei  Sam.  Lucas  in  Elberfftld. 

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