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I
TRANSFERREO TC!
FINE ARTS LIBRARM
Darvart) College Xibrar^
American Photographic
Publishing Co.
Photographisches
9S cSl %M SSss <B Wsk
Berichte
über den
Fortechritt der Photographie.
Unter Mitwirkung von
Dr. J. Sohnauss
herauBgegeben Ton
Paul £• Uesegranff.
iPünfter Band. — Jahrg'ang' 1804.
Berlin.
Tlieobald Grieben.
1S64.
" FA \Q.1%0
HARVAW) ec L ÜBn»\RY
Oirr OF TH£
AMERICAN PHOTOtRAPH«« PUBUtH«Ne 00.
^isnasi »m ABTS ubbi»
fOöO MÖSMI
Das Nachdruck- und Uebersetzangs- Recht ist yorbehalten.
Inhalt des V. Bandes.
1834.
IMunpfen det Silberbads. Seite 116.
Abdrücke auf Glae. 11. 74. 424. auf U^bertr^gungspapier. 17. 425.
AlMDteaei eines reisenden Photographen. 47.
Abkfihlung des Silberbads im Sommer. 381.
AblöiQDg der GolIodioDSGhicht. 281.
AbsorptioD. 266.
Aceton als Losemittel fQr Harze. 432.
Actiengesellschaft, photographische. 491.
Actinismiis. 266. 322.
Atholichkeit und Schönheit 47.
Aetzdrock, photographischer. 172.
Aetzen der Metallplatteu. 203.
Aetzkali im Collodion. 84«
Aetznatron. 472.
Albmoin. 38. 126. 136. Nachweisung desselben. 431.
Albaminpapier. 375. zur Photolithographie, 421.
AlbuminTerfahrrn auf Glas. 9.
Alkalischer Entwickler. 58. 101. 149. 297. 338. 381.
Alkalisches Qoldbad. 436. (s. a. Tonen).
Alkalisches SUberbad. 471.
Alkogel und AlkosoL 487.
Alkohol. 503.
Alkohol aus Gas. 137.
Alkoholcollodion* 461.
Allgemeine Studie über die positiven photographischen Abzüge. 84. 106. 149.
193. 217. 298. 315. 339.
Alpenreise. 18. 114. 139.
AlomiDium. 311. 505.
Amflisensaure im Entwickler. 46. 273.
Ammoniakräucherung. 473. 478. 488.
Amphitypie. 476.
Analyse des Silberbads. 28.
Angeblich wichtige Entdeckungen. 1.
Anorganisches Collodion. 484.
Anthony, neues Goldbad. 26.
Anwendung der Photographie zu physiologischen und practischen Zwecken. 131.
Appsrat zum Arbeiten im Freien. 305. 416.
Art-Student 98.
VI
Asche, silberhaltige. 342. .
As 8 er, Photolithographie. 174. ^7.
Atelier. 446.
Aoftiahmen im Freien ohne Dankelzelt 305. 416.
Aiiftiahmeraum. 445.
Augenblickliche Anihahmen. 167.
Anrotypie. 496.
Ausflog im Luftballon. 409.
Aosstellnng in London. 210. in Paris. 14. in Wien. 184« 191.
AnswSrtige Correspondenz. Berlin, 20. 44. 70. 86. 181. 271. • 293. 313.
London. 45. 94. 208. Newyork. 287. Paris. 14. 66. 84. 111. 179.
268. Turin. 210. Wien. 16. 68. 88. 112. 139. 158. 205. 251. 289.
Auswaschen der Papierbilder. 31. 210. 422. 474. 501. mit helssem Wasser.
71. 253. des Pyroxylins. 84. 458.
BanknotenOlschung. 114.
Behandlung der RfiekstSnde. 116. 258. 275. 315. 339.
Beleuchtung. 51. 167. 401. 447.
Belichtung der Tanninplatten. 379.
Benzin, Wirkung desselben auf Jodsilber. 413.
BenzoSpapier. 237.
Berliner Stereoskopbilder. 22.
Blaue Photographien ohne Silber, 41.
Bleigallat 438. 442.
BleisabEO beim Copiren angewandt 271. 476.
Blot, Apparat zum Arbeiten im Freien. 805.
Blutlaugensalz. 41, 80.
Bonamy, Trockenverfahren. 448.
Borlinetto's Copiryerfkhren. 85.
Br4bis8son*s Trockenverfahren. 163.
British Association. 493.
Bromarsen. 42.
Bromcollodion. 100.
Bromlithium. 462.
Bromsalze, Darstellung. 138. 139. 430. im Gollodion. 182.
Bromsilber. 324.
BromsilbercoUodion. 455.
B runner, Reduction des Chlorsilbers. 266.
Brustbilder auf Sepiagrund. 812.
Bunsen, Photometrie. 42.
Cabinetsansichten. 25.
Gisium. 137. 494.
Cameeportraits. 492.
Campher. 121. 136.
Carey Lea. Bisencoplrverfahren. 41. 237, Posttivdnick mit Entwicklung.
438. 441. über das Reinigen der Glasplatten. 499.
Cell 8, EntsSuerung des rothen CoUodions. 97.
Chaumeuz, Conservirung des Silberbads. 268.
Chemische Mittheilongen. 42. 136. 228. 430. 504.
Tn
GbemiBdie Untenuchnng der WothlxBchen PbotograpkiMi. 3. 68.
— Wirkmigen des Lichts. 27. 154. 493. 502. auf ReagentMD. 430.
CMorbarinmplatinchlorilr. 42.
CkloTcaldnm. 394.
GUorelsen. 67.
Chloigold. 276. 288. 309.
ChloTiiidinm. 812.
Chlorkalk. 23. 145. 500.
Chloikapfer. 26. 437.
CUoipalladiom. 424.
Chlorplatiiiqneeksilber. 414.
Ghloisflber, Bedaetion. 266. 334.
(^loraran. 146.
Chromophotographie. (s. a. Goloriren). 264.
Chnnnsaiire, tarn Reinigen der Gl&ser. 499.
Chromsanres Ammoniak. 279.
— Bleioxyd. 267.
— KalL 172. 26^
Ckryiotypie. 468.
GitronensaiuM Eiseaoxyd. 86. 477.
— Etsenoxyd-Ammon. 465.
GoUodioD. 25. 84. 119. 269. 277. 287. 295. 358. SCO. 374 394. 305. 448.
458. 461. 493. 503. anorganisches. 484.
CoUodionUbenng fOr Albuminbilder. 245.
CoUodionyerfyireii Jim Poiteviii, 074
CoUodionwoUe. 75. 119. 138. 228. 229. 373. öOö.
Cottoidale Kieselsam. 484.
Coloriren der Photographien. 181. 182. 375. 479. mit Staubfarben. 111. 479.
Gometen. 482.
Conservirang des Goldbades. 223. 437. des Silberbades. 268.
Cooper, 6ber das Kohleverfahren. 281. Kebledmek. 384. Bemerkungsii
fiber Wenderoth's Methode und Aber das neue KohleverCiJinn. 362.
Copirrerfahren auf Qlas. 11. 74. 424. ohne fiilbarsaUe. 27. 41. 49. 77. 85.
113. 277. 363. 366. 407. 457. 464. 475. 477. 405.
— Hflinah's. 288.
CryBtallflmiss. 479.
Cyanotypie. • 464.
llallas*sche Aetzphotographien. 50. 86.
Bavanne und Girard, s. Allgemeine Studie.
Darios, BemarkagMi fibsK den KohMiuck. 366.
DtWBon, über den Kohledrack. 277. 366. Bromsilbercollodion. 455.
Despratz, Trockenverfahren. 287. .
Dialyse. 486.
Bisd^ri, die Photographie als bildende Kunst. 1&
Drap er 's Teleskop. 135.
Duehoehois, YerstÜrkung der Negativs. 414.
Dunkeklmmer. 269.
Datkiewicc, fiber eingei>r«iiHe FhotognpbHn und Photoüthographie. 113. 29 J.
vin
-p
Eingebraimte PbotographieD. 113.
Binschmelzen des Silben. 841.
Einstellen der Bilder. 288. 444.
EisenaUnn. 476.
Eiseneblorid. 78. 241. 465.
Eiseneopirverfabren. 41. 85. 930. 237. 464. 475. 477.
Bisenoxalate. 241.
Eisen weinstelns&nre. 476.
Elastische Formen rar Galvanoplastik. 244.
Electriscbes Licht 114.
Elfenbein, Photographien auf. 280.
Elkington's Goldbad. 437.
Elliot, neues Dmokrerfahren. 882.
EnuUflmiss. 479.
Emailphotograpbien. 67. 452.
EmpflndUohes Silberbad. 99. 120.
Ents&nerong des Gollodions. 61. 97.
Entwickler fDr Albnminbilder. 11. mit Ameiseuanre. 46. 278. für MegatlTS.
254. 268. 808. 858. 861. 486. 442. 498. fQr trockne Platten. 16. 21.
85. 101. 121. 164. 885. 881. fQr podtive Abdrflcke. 286. 48«.
EntwicklongSTorricbtong. 418.
Eseigither. 121.
Essigsaures Bleioxyd. 488. 496.
— Natron. 474. 492.
Excnrsion der Edinbnrger photographischen GeseUfchaft. 425.
Exposition des Beaux-A.rts. 14.
FUlnng des reinen Silbers aus kapferhaltigen Lösangen. 811.
Faltenwerfen der Collodionschicht. 897.
Farbloser Fimlss. 488.
Farbstoff Ar positive Abdrflcke. 278.
Fargier's Kohleverfahren. 118.
Fehler bei Trockenverfahren. 59. 895.
Ferrier's Albnminverfahren. 9.
Feuchtes Tanninverfahren. 215.
Field, LSsmigsvennögen des unterschwefligsanren Natrons für In Walser un-
lösliche Salze. 267.
Filtrlren des Gollodions. 459.
Fiiniss. 482. fttr positive GoUodionbllder. 861.
Firnissen der Negativs. 884.
Flecke in Trockenplatten. 897. in Paplerblldem. 489. auf CellodlonplattoB. 74.
Fluorsilber. 42.
Fothergiirs Trockenveifahren. 27. 448.
Clallusaure. 286.
Gallussanrea Blei. 489. 449.
Galvanotypie. 69.
Gefrieren der Silberlosung. 87.
Geisterphotographlen. 185.
GeUtine. 256. 265. 277. 281. 289. 886. 846. 868. 867.
IX
GeUtineflbeniif. 459.
GeiiehtiTerlumdliuigen. 89. 947.
GeMtigeboDg. 16. 98. 187.
Qlicipapier, Gopien aut 494.
Glas. 980.
fflwdSdier waiMrdieht zu maehtD. 944.
GlashiiiMr und Beleuebtimg. 51.
GlurenObmiiig. 43. 504.
GljMiiD. 965. 868.
6oddard*B Erflndungen« 194. 497.
Gold mit Oxaiaure. 941. 469.
Goldbad, t. Tonon.
Goldebloxid. 976. 495. 499.
GoMeUoridkaliimi. 107.
GoIdox7duL 149.
Ooldpnipar. 854.
Gndoirta HlntargrfiDdo. 408.
Grägor, Wiederbentellung dot Silberbads. 986.
Glosse Pbotograpbien. 489. (s. a. Yargrössoniiigeii}.
Gifina, Abdrfloke mit Silber- und Bleisalzan. 971.
Groppen m oompoDiren. 48.
Gomml arabicum fQr trockne Platten. 55. 969.
Giumiil5saDg. 484.
■aaok, Bedaotioa des Chiorsilbers. 884.
Hailendmachende Unterlage. 357.
Htllenr, Bisensalze. 475.
Haltbare Photographien. 810.
Hanbnry's Wasehapparat. 81.
Hunsiare. 477.
Harris OB '8 KagelobjectiTe. 7.
Haneollodion. 987.
Hennah's Copirverfahren. 988.
Henner, Dantellang yon Bromsalzen. 480.
Hersehers Oyanotypie und Chrysotypie. 176. 464. Bilder die durch den
Haoeh sichtbar gemaoht werden. 475. Ampbitypie. 476. Aurotypie 496.
Hirnes, Consenrining des Tonbades. 993. 437.
Hiotiignmd. 899.
Hirzel, Fillnng des Silbers ans knpferbaltigen Losungen. 811.
Hnnt, Verfahren mit oxalsaurem Eisen. 475.
Hydrogel und Hydrosol. 487.
Iridinmsalze. 819.
Jigermayer's Alpenreise. 18. 114. 189.
Jagor's Stereoskopen. 90.
Jedaiten. 85.
JodbleL 967. 407.
Jodbxomsalz. 969.
Jodcadminm. 119.
Jodining des Negativ-Saberbads. 850.
Jodlitbiom. 469.
JodqDecksilber. 187.
Jodsilber. 915. 948. 899. 860. 468. unempfindliche«. 418.
JodsilberooUodion. 915. 485. 456.
Jodsitbenalpeter. 116. 165.
Jodst&rke. 407.
Jodtinetnr. 498.
Jailh6t*8 Bromjodsalz. 969.
KUte, ihr Einflnss aufs Silberbad. 419.
Kaiser, Trookencollodion. 118. fiber eine Wirkung des Benzindampft^s und
des Ozons auf unempfindliches Jodsilber. 413.
Ealiameisencyanid. 464. 475. — cyanflr. 466.
Kaliumgoldcyanflr. 487. 496.
Kalk fQr das OxyhydrogenHcht. 811.
Kamin er 's Mikrophotographien. 994.
Kandiszucker. 858.
KautsohnklOsung zum Aufkleben der Kohlebilder. 980. 981.
Kieselsiure. 484.
Kllrung der Negativs. 406.
KlebmitteL 484.
Kleine Löcher in der Collodionschicbt, im Sommer. 397. im Winter. 411.
Kohlebüder. 81. 118. 977. 844. 868. 866. 884.
Kohlensaures Natron zum Ents&uren des Collodions. 97.
— Silberoxyd. 968.
Korn in photographischen Aetzungen. 15. 88.
KrOmmung des Feldes. 11.
Kugelobjeötive. 7.
Kunstausdrficke, in photographischen Schriften vorkommende. 399.
Kunstkritik. 505.
Kunstphotographie. 48.
Kupferehlorid. 78. 146.
KupferchlorQr. 859.
Kupferchlorfirammoniak. 889.
Kupferhaltige SllberlSsuDgen. 311.
Kupferoxalate. 961.
Kupferoxydhydrat. 967. ,
Kupferstich und Photographie. 948.
liaboiatorium. 18.
Lackflrniss. 484.
Lafollye*s UmdruekverCahren. 970.
Landschafts-NegatiTS zu retoachlren. 29.
Law, Eisenentwickler. 358.
Lehrgegenstand, die Photographie als. 1.
Leinsamenschleim im Trockenverfahren. 90.
Leinwand, YergrSsserungen auf, 985.
Lewis, Photolithographie. 36.
Licht. 995. 493. 509.
XI
Li^fegangi Yoloiiietrische AnUyse d^r Silberbidn. S8. FMMhlif TNnte«>
▼nfduaii. Nenet Gollodionverfahnn ohne 8ilbwb«d. 916. Mflfallv»
Bilder ohne Herrorrafnng. 4t». Eini(es Qher tlkeliieho CMdbldtf.
436. JodtUber- und BroneilherooUodimi. 461^. Sin neues Nefeür*
SUberhftd. 457. Ueber Tench&edone Utere Copiirerfehfin ohne Sil*
beiMise. 464. 475. 495.
Literariadie Notizen. 13. 43. 64. 163. 253. 273. 812«
Litfaion, Gewinnnng ras dem Lepidolith. 431.
Lithionsalse. 494.
Liihogrephische Ueberdrncksehwtae. 392.
Löditr in der CoUodionschicht. 327. 411.
Loilichkeii des Jodsilbers im selpelenenren Silberoxyd. 329. 350.
LoftbtUonphotographie. 134. 409.
Lunar Society in Soho. 45.
iioing'e foffoloeer Firniie. 438.
Loynee'ieher Preis. 268.
Maddoz, Anwendang des Megnesiomlichtes bei der Mikrophoiegraphie. 453w
Xagnssinmlicht. 114. 208. 274. 283. 415. 449. 453. 493. 502.
Miktrockenplatten. 95.
MangaoozelAte. 260.
Manilon*s Farben. 479.
Marqniar's Photottthsfraphle. 14.
Haiem. 877.
Metallische Punkte im Aibuminpapier. 483.
Mtthylisirter Alkohol. 94.
MUoophotographie. 135.
Mikroakoplsehe Untersachnng der Swan'schen Bilder. 201.
Müchglas, Photographien auf. 424.
MUdizucker. 120.
MiUtairphotograpble. 59. 369. 393. 404. 442.
Miller, Jodimng das Negativ -SUberbads. 35a das PlwCographiien als Per»
tigkeit für Damen. 62.
Monds. 398. 482. 493.
Mendphotographien. 374.
Montreuil, Trockenverfahren. 16.
MorTsn's PhotolUhographie. 15«
M et lief f, fiber das Drucken der Positivs mit JodstSrke. 407.
Waehweisnng des Albnmins. 431. des unterschwefllgsanren Natrons. 428.
Negativs ohne Uervorrufüug. 485. xiit Photolithographie. 387.
Kegati?lack. 76. 87. 443.
KeiaUvp^pisr. 237.
Negretti*s Luftballonphotographie. 411.
Neue Gopirmethode ohne Silbersake. 77.
Newton 's Benzoepapier. 237.
NiTeaastiinder. 279.
#bernetter, Copirmethode ohne SllbersaUe. 77. Anwendung des Bisen*
Chlorids in der Photographie. 241.
ObJectiTS. 7. 61. 443.
zn
O^lfurbenntoiiche. 91. 876.
Oelgemllde 2U copinn. 185.
Ofen sum BremiMi der MineralSle. 187.
Ommegftnck, Tonbad mit 6old und Knpfenelzen. 26.
Osborne, über PhotoUthographie. 818. Relieft aaf Negatlvplatten. 271.
OxalBänre. 41. 241. 469. 497.
Oxalsaures Ammoniak. 495.
Oxalsaurea Eiaenoxyd. 85. 98. 241. 476. 477.
Oxalsaures Eisenoxyd-Ammon. 280.
Oxalsäure Salze. 239. 260.
Oxyhydrogenlicbt 811.
Ozon, Wirkung desselben auf Jodsilber. 418.
PaUadiumchlorid. 424.
Peligot's Beductionsverfahren. 320.
Petscbler, Transmission, Beflectlon und Absorption des Aotinismus durch
verscbiedene Stoffe. 266.
Phipson, Prüfung des Salpetersäuren Silbers und des Chlorgoldes. 809.
Photocbromie. 264.
Photoelectrisches Aetzverfahren. 50.
Photogenie. 264. 822.
Photographien auf Elfenbeiu. 280. auf Porzellan und krummen FISeben. 118.
424. in der Armee. 59. 869. 398. 404. 442. und Kunstgeschichte. 252.
Photographische Gesellschaft in Berllu. 293. in Wien. 16. 68. 112. 158.
184. 289.
Photographischer Verein in Berlin. 25. 44. 70. 86. 181. 271. in Cadix. 47.
in Paris. 179.
Photolifhographie. 14. 15. 86. 118. 174. 270. 818. 887. 421.
PhotolithoziDcographiscbe Gesellschaft. 99.
Photometrie. 15. 42.
Photomikrographie. 96. 458.
Photoseulptur. 14. 111. 249. 292.
Physiognomische Studien. 188.
Placet, photographischer Aetzdruck. 172.
Platin mit Oxals&ure. 241.
Platinsalze. 812.
Poitevin, Wirkung des Tannins auf Jodsilber. 66. Gummi arabicum im
Tannin. 269.
Polygraphische Bilder aus dem vorigen Jahrhundert. 45. 96.
Portraitmodelle. 182. *
Porzellan, Photographien auf. 113. 424.
Positiv - Druck mit Eisensalzen. 477. (s. a. Eisencopirverfthren). mit Ent-
wicklung. 488.
Pouncy's Photographien ohne Silbersalze. 49.
Practische Winke Ober kflnstlerische Photographie. 167.
Pretsch's Photogalvanographien. 69.
Prfifting des aalpeteraauren Silberoxyds und des Ohlorgoldee. 809.
Pyrogallusa&ure. 297. 406.
flueeksilbeijodid. 267.
XIII
OaaekillbeiDz«lU«. 940.
Bedaetion des GhlorsUben raf naiMni Wege. 266. 864.
— Sil kräftigen NegtÜTi. S42.
BeferAte Obei Towler'a: „The tÜYer sonbeam^. 659. 461.
B«flection. 266.
Beichardt, Gewiiinimg des Lithions eua Lepidolith. 481.
B«iiugi|]ig der Platten. 854. 499.
Beinlichkeit bei photographischen Arbeiten. ^50.
BeUe^parat. 18. 21. 61. 805. 416.
BeisBlg'e Hetbode xom Answaschen der Photographien. 422. 501.
Bejlander*8 Actinometer. 252.
B«Ue£i auf negativen Bildern. 271.
BeprodactioD von Karten und Stichen. 204. 869. 898.
Betonehe. 21. 22. 264. 876. 479.
Beynolds, dae Albumin und seine Verbindungen mit Metalioxyden. 88. 126.
CoUodion mit anorganischer Grondlage. 464.
Bhodanaalze. 76. 79. 96.
Bbodinmsalze. 812.
'Boseoe, über chemische WirliaDgen des Lichts. 498. 502.
Bosinentrockenverfahren. 295. 885.
Bnbidium. 187.
Bfickstinde. 258. 275. 815. 889.
Bundsehan. 1. 25. 49. 97. 145. 218.
Baisell, Tanninyerfahren. 64. über das Bestreben des Bromsilbers, Schleier
SU Terursachen. 824.
Sab stier Blot, Apparat zum Arbeiten im Freien. 805.
Salpetsisaures Ammoniak. 472.
Silpetsnaurer Baryt. 861.
8«lp«tersanres Bleiozyd. 442.
— Natron im Silberbad. 288.
— Silberoxyd. 809. 897. (s. a. Silberbad).
— — -Ammon. 457. 472. 478.
S&lpetrige S&ure im Silberbad. 87.
StWy, PositiTdraek mit Eisensalsen. 477.
Siizwasser zum Auswaschen der Papierbilder. 210. 474.
SdMidmig des Silbers Tom Gold. 7.
SchsUack. 488.
Sdüaditfelderphotographien. 184.
SeUtter. 324. 460.
Sehnaass, Chemische Untersuchung der Photographien ohne Silber des Herrn
Wothly. 8. Ueber verschiedene ältere Copirmethoden ohne SUbei^
salze. 27. Nacbtrigliches Aber die Bilder des Herrn Wothly. 58.
lieber die Terbesserungen der Troekenverfahren. 99. Ueber photo-
graphische Streitfragen. 117. Ein sehr raseh arbeitendes Negativ^
Silberbad. 165. Versohiedenes zur Brledignng. 177. Practische
Winke zum Wiedergewinnen des Silbers und Goldes in der Photo-
graphie. 258. 275. Das Magnesiumlicht und Herr de Roth. 288.
Das BosinentrockenTerfiahren und seine neuesten Yerbesserungen. 295.
XIV
385. Uober Albaminpapier. 375. Das MagnosiumUcht. 415. Rine
neue Methode sum scbnollen und yoltotäudlgen Aaswascben der Papier
Photographien. 422. Ans der photographiaehen Praiia. 458.
ScbneUklSrmaase. 460.
Schwache Silberbäder für Albuminpapier. 2. 74. 209. 238. 271. 288.
470. 472.
Schwefelsaures Bleioxyd. 267.
— Eisenozydul-Ammon. 2. 75. 182. 268. 389.
Schwefelsaure-TrodcenTerfkhreo. 269.
Schwefelsilbor. 276.
Seld'or. 310.
SbadboU, aphirische Aberration und Krümmung des Feldes. 11. mikrosko-
pische Untersuchung ron Swan's Kohlebildem. 201.
Silber, FSllung aus knpferhaltigen Lösungen. 311. (s. a. Wiedergewinnen).
Sflberbad fQr Albuminpapier. 2. 17. 74. 209: 470. 472. 478. fOr Albumin auf
Glas. 11. für Collodion. 99. 120. 166. 268. 269. 286. 827. 350.
460. 454. 462. für Uockne Platten. 21. 55. 85. 120. 164. 287. 297.
fQr Leinwand. 285. für Uebertragungspapier. 17. 425. Volumetriseiie
Analyse. 28.
Silberflecken zu entfernen. 242.
Silberoxalat. 240.
Silbeisalze, Wirkung des Lichts auf. 82. 104. 122. 147. 178.
SilberspiegeL 43. 504.
Simpson, kleine Locher in der CoUodionschicht. 327.
Solarcamera. 1 79.
Sphiiische Aberration. 11.
Spill er, die Photographie in ihrer Anwendung zu militairischen Zwecken. 69.
Auswaschen der Papiorbilder. 210. Wiederherstellung verdorbener
Negativs. 448.
SUrkezucker. 267.
Stahlplatten vor Bost zu schützen. 811.
Staubfarben. 479.
Stereoskopbilder. 22.
Stosch, Über das Auswaschen der Photographien mit heissem Wasser. 71.
Streitfragen. 117.
Sutton, schwache SilberbSder für Albuasinpapier. 2. Theorie der Licht«
Wirkung auf Silbeisalze. 82. 104. 122. 147. rasches Tanninverfahren.
54. 355. 378. 895. salpetersaures Natron im Silbeitad. 288.
Swan's Tttschphotographien. 201. 209. 218. 255. 277. 310. 849. Uebertragnng
der Negativs. 265«
Vabakraiichen und Photograpbls. 427.
Tannin im Collodion. 269. 456. seine Wirkung auf Jodsilber. 66.
Taoninverfahren. 56. 145. 855. 878. 396. 498. feuchtes. 215.
Taylor, über Tabakrauohen und Photographie. 427.
Technische Ifittheilungen. 244. 810. 480. 504.
Temperatur des Silberbades. 829. 411.
ThalUum. 187.
TüitecopirvflrfahMn. 1.
xv
ToBMi derposUW«BAbdrflGke. 377. 476. MOi mit ftlkalfsfkeiii CMdbfttf. 198. mit
neutralem Ooldbad. 106. mit saurem Ooldbad. 84. mH GoMezTdul.
149. io mehreren Nflan^oi. 911. der YergroBsertee AMMeke. 474.
mit Platin-, Rhodium- nnd Iridinmsalzen. 819.
Towier, The tAver susheam. 859. 461. reise HitttergTfiDde lu erzeugen. 868.
IVoehne NegaUrs ni TerttiikeD. 497.
Traosmissfon dea Actinitmuf. 966.
Tnnaparante PosItivB. 11.
Asahenaft Im Bntwtekler. 954.
Trichinen, pbelograpblrte. 71.
THplet-ObjecIlT. 448.
TMkMiveffiüffeil. 16. 90. 84. 95. 97. 99. 118. 145. 177. 969. 987. 995. 335.
354. 496. 493. 494. rasche. 97. 54. 163. 394. 855. 876.
Tuekhilder. 901. 909. 918. 955. 977. 810. 866.
Vtberdraskpapler zur PhotoHthographie. 890.
Uebertiagnng der Negatif s auf Gelatine. 965. 369.
Debertragungspapier. 17. 495.
Undmelnrezliabren. 970.
United Association of Photography. 499.
UnregehnSssiges Tonen. 399.
ÜDtoiscbwefllgsaurer Kalk. 854. Magnesia. 487.
Uiiieheii dea Misslingens. 395. des Veihleichfliis. 301.
UriiKopiiTerfiahron. 457.
Unaozalate. 963.
Van der Beeck, Milit&rphotographie. 869. 393. 404. 449. Ober Anwendung
des Albuminpapieis bei der Photolithographie. 491.
VanMonckhoYen, rothes Licht im Dunkelzimmer. 969.
Terblichene Photographien. 300.
Yerhaoch tob Silber und Gold. 131.
ycrxrSssemngen. 185. 179. 470. 489. auf Leinwand. 985. bei KalUiofat. 95.
VergrGaserung mikroskopischer Objecte. 453.
Yernier's Trockenveifahren. 969.
Yenchiedene Notizen. 47. 951.
Yenchwommene Schwarzen in Tanninplatten. 494.
Yenilbenmg von Glas. 43. 504.
Yaistfrfcung der Negativs. 68. 949. 335. 383. 414. 497
Yial, Verfahren zum Aetzen der Metallplatten. 903.
YidaPs Photometer. 15.
Yignettirte Photographien. 46. 945. 403.
Vogel, Bemerkungen zu dem 8otton*scheu Aufsatz über die Wirkung des
Lichts. 89. 104. 199. 147. fiber den Binfluss des Jodsilbers im SU-
berbad. 943.
Yolometrische Analyse der Silberlösungen. 98.
YoTschlige zu einem neuen Druckverfahren. 339.
Waehsftberzug ffir Glasplatten. 989. 869. fflr Stahlplatten. 311.
Wiime, Binfluss derselben auf das Silberbad. 397.
Waldack, VergrSsserte Photographien auf Malerleinwand. 985.
Wall, Practische Winke fiber kflnstlerische Photographie. 167.
XVI
WftUiB, Hiltbitkeit d«r GoUodionwoUe. 87S.
Walxe xor PhotoUthographi«. 391.
WMchApptttit 81.
Wasser im CoUodioD. 190.
Wmit's Photographifin (?) ans dem vorigen Jahrhundert 45. 96.
Weber, fiber Besehlagen und BUndwerden des CUases und Aber die Methode
lur Vorherbestimmung dieser Erscheinung. 230.
Weinsteins&ure. 486.
Weiske, ftber die Ver&nderungen oxalsaurer Verbindungen durch das Lieht.
289. 260. Bemerkungen über Pössnecker's neue liiohttheorie. 225.
Bemerkungen über einige photographisehe KunstausdrAcke. 822. R«fSe<^
rate Ober: Towler's „The silver sunbeam". 859. 461. Aber Anfaahme«
im Freien ohne dunkles Zelt 416.
Wenderoth, Uebertragnng der Negativs auf Gelatine. 961. 862.
Werner, fiber kleine Löcher in der Cottedionschicht 411. Aber Fleoke la
Papierbildem. 482.
Wiederbelobung ▼erblichener AbdrAcke. 804.
Wiedergewinnung des Silbers. 116. 258. 275.
WiederherstelloAg des Silberbads. 286. verdorbener Negativs. 448.
Wink aus Chtna fOr Portraitisten. 47.
Wissensohaftliohe Rundschau. 42. 186.
WShler, Eigenschaften des Kupferchiorfirs. 852.
Wortley, Lithlonsalze. 494.
Wothly's Photographien ohne Silbersalze. 8. 75. 888. 457.
Suckerschwefelsaures Eisenoxydul. 25. 498,
— — — «Ammon. 858.
Photographisches Archiv.
V. — mw. ••• ^
Bii ifies KeUeTerfalureM«
Von J. V. Swan.
So schön auch die gewöhnliche ChloraBberphotographie ist,
wenn sie an« den Händen des Drackers konunt, man kann sich
bei ibvem Anblick des Gedankens nieht erwdiren, dass diese Art
TOD Bildern dem Verbleichen onterworfai ist
Man hat seit lange nach einem Yerfidiren gesacht , welches
photographische Abdrücke von verlXsslicher Haltbarkdt liefert, und
debei aoeh an die Kohle gedacht; sogar onsählige Versnche sind
TOD vielen Forschem angestellt worden , am die KoUe in einer
Weise su benatsen, dass die damit ersengten Mder den Chlor-
lUberbildem mögliehst an Schönheit nahe kommen. Aber keins
4er Totgeschlagenen Yeriahren hat htmreichend schöne Resvltate
fegeben, oder war genügend einfach , am in die Praxis sich ein-
Ahren sa lassen.
Es Ist mir nnn dnrch die Herstellang eines neaen Stoffes , der
Uegeam ist wie Pikier, dnrdisichtig mid glatt wie GHas|, gelangen,
gate Resultate auf gans einfachmn Wege zn erhalten*
Dieser Stoff, der die photogenlsche Sabstana aa tragen bestimmt
ist, besteht ans CoUodion und Gelatine; letatere enthttit ein Chrom«-
nli, Kohle and Zackerstoff. Das chemische Princip, welches ich
in Anwendung bringe, ist das von Ponton Tor 25 Jahren aaf-
geftindene Factum, dass Gelatine, wenn man sie in Terbindung
niit einem Chromsals der Sonne aussetit, unlöslidi in heissem
Wssser wird.
Dies Princip erlaubt eine mannigCsltige Anwendung in der
Photographie; am einfachsten mischt man die Gelatine und das
QitoiDsalB mit einem Farbstoff und fibcfileht das Papier damit
IKee Papier belichtet man nnter einem Negatir und wascht dam
13
256
die nicht durch das Licht veränderten Stellen fort Die belichteten
Stellen sind unlöslich geworden, bleiben daher am Papier haften
und erzeugen das Bild. Bei Negativs mit Halbtönen aber ist diese
Operationsweise nicht anwendbar, denn die Wirkung des Lichts
beginnt an def Oberfläche und erstreckt sich mehr ocfer weniger
tief dufch die Dicke der sen«iliyen SeUcht Wo das Lidit ain
stärksten gewirkt hat, ist vielleicht die ganze Dicke der Schicht
unlöslich geworden. Aber wo das Licht durch den Mittelton des
Negativs geschwächt wurde, hat es die Schicht etwa nur bis zur
Hälfte unlöAitSh maehen Irinnen. Diese unlöslidie Hälfte ist aber
die obere; beim Waschen wird die untere Hälfte entfernt und sie
nimmt die obere mit sich fort; oder die obere Schicht ist schon zu
fest geworden , und dann hjll S|e die iintere' löslich gebliebene
Parthie fest; so dass Halbtöne sich nicht wiedergeben lassen. Um
diese Schwierigkeit zu überwinden, schlug Blair vor^ von der Rück-
seite des Papier her zu belichten. Da in diesem Fall die an
den Stellen der Haibtöne eatetehende conrertirte Hälfte dem Pikier
mnäehat liegt, an dem sie feet hafibet, so war allerdings airf sokbeni
Wege schon etwas besseres zu erzielen, jedoch trat dabei der
Debelstand em, dass die Bilder^ weil man durch das Papier hindurch
belichten mnsste, unsdiarf . wurden und nur sehr langsam entstanden.
Das Papier habe ich nun durch den oben erwähnten bieg-
samen Stoff ersetzt t der dem Durchgange des Lichts kehierlei
Hindernisse in d^n Weg setzt.
Die (relatittfliiiisehung bereite ich aus einem Tfaeil gesättigter
lüsoBg v<Hi «feppaltehromsanrem Ammoniak (1 Tiieil des Salzes In
d Thellen Wasser), zwei Theilen Gelatine, einem Thail Zu4ter imd
acht Theilen Wasser; und soviel chinesischer Tusche, dass eine
hiereichend schwarze Farbe entsteht Ansserdem können zur
Aenderung des Tones Indigo und Karmin, oder andere Farb-
stoffe zugesetzt werden.
Die sensitive Tafel wird gebildet, Indem man eine Glasplatte
mit Collodfon, und damuf mit der Geiatinemlschung ttbetzieht. Die
Mden Sdnchten haften fest zusammen , und werden nach dem
Tvocknen vom Glase getitennt.
Die Tafeln können ganz wie Papier behandelt werden, man
■ersehneidet ele nach B^eben. Ihre Em^findUeiditeit ist bedeutend
grösser als die des Chlorsilberpapiers, man hat sie demnaoh tot-
siditig autelbewnfalten.
Das Dfoeken gescbtelrt in gewöhnlicber Weise; die collodioiiirte
Seite kommt auf das Negafiv au liegen. Nach wenigen Versoehen
wird man die nöthige Befichkongszett liemlioh 'genau treffen. • EStne
867
n lange Beliehiong ist übrigens b6i diesett Yei&hreii viel weniger
lehUUdi ate b^m CUoitBUberrexfahron.
Ich bin jetst damit beschäftigt, ein ptactisehes Photometer in
eonstrnlren, dessen Anwendung beim Exponiren eine gioeso Siohtiw
heit geben wird.
Wenn man die Tafel aus dem Copirrahmen nimmt, ist das
BUd scbwacb siebtbar; man. Uebt es nun mit der GoUodloni'^ti^
auf ein Stüclc Papier, welcbes Ibm beim Hervorrufen als Unterlage
dienen soll. Das Anfkleben kann mit Stärkekleister geschoben;
sDch eine Auflösung von Kautschuk und Dammar in Benzin eignet
tich daau.
Nachdem man das Bild aufgeklebt hat, taucht man es ia Wasser
von etwa B7^ Geis. Das Wasser löst sofort die nicht belichteten
Stellen auf und nach einigen Minuten ist das Bild vollständig
lichtbar.
tfan lasse indessen das Wasser lange genug einwirken^ um
alles dof^eltchromsaure Salz lösen zu können, auch wechsele mau
das Wasser einigemaL Ich lasse die Bilder zwei Stunden im
Wasser liegen. Wenn die Belichtungszeit stark übencbritten wurde,
nehme man heisseres Wasser. Ehe ich die Bilder aus dem Wasser
nehme, übergehe ich sie mit einem breiten weichen Pinsel, und
darauf spüle ich sie uochnuüs mit reinem Wasser ab, um .alle an-
haftenden fremden Partikeln von der Oberfläche zn entfernen.
Sodann werden die Abdrücke zum Trocl^nen aufgehängt, auf
Gartonpapier geklebt und satinirt.
Wenn der Abdruck von einem Glasnegativ gemacht wurde, so
ist er umgekehrt. Ist dies ein Hindernias, so klebe man den
Abdruck (mit der Bildseite) mit Leim oder Kleister auf Carton-
papier und entferne nach dem Trocknen das vor dem Aaswaschen
aofgeklebte Papier. Dies löst sieh leicht ab, wenn, man ea
mit Benzol bestreicht. Die CoUodionschieht ist in diesem Fall
wieder oben.
Das Uebertragen ist nioht sehr umständlich; einfacher aber ist
ei immerhin, das Negativ vom Glase abzulösen (s. den Artikel des
Autors apf S« 265) und die empfindliche Tafel mit der Bückseite
deaselben in Berührung zu bringen. Das Ablösen der Schicht mit
den Negativ vom Glase ist durchaus nicht aebwierig oder gefahrvoll.
Die chinesische Tusche kann durch andere ähnliche Stoffe
ersetzt, oder mit anderen Farben verbunden werden, z. B. mit
Aailinfarben.
Man hat auch Kohle, die durch Elnwiriumg von Schwefel-
alore auf Zuekei daf geatellt wurde , fiir die Koblevexfataren vorge-
268
sehlai^ii. Ich glaube aber nicht, dass sie anwendbar sein wird,
denn die Partikeln streben su agglomeriren , wie fein man ale
aüch lerreiben mag. LampenBchwars ist ans demselben Grande
Bu verwerfen.
Pnetiscke Wfadie iw Wiedei^wiuiuig des Hilktn mi
fieldes IM der Pketegrapliie.
Von Dr. J. Schnaiiss.
Es ist schon oft gesagt worden, wie wenig von dem verwendeten
Silber und Oold in Ae Hände des Publicnms gelaugt in Gestalt
einer Photographie und dass mindestens 90 % von beiden im
Laboratoriam des Photographen zurück bleiben. Diese 90 % wird
man jedoch im Grossen, selbst mit der sorglichsten Aufinerksamkeit,
schwerlich wiedergewinnen können und sie sind nur aus der Analyse
der fertigen Photographien durch den Verlust berechnet worden.
Die umständlichen Anstalten zum Auffangen jedes silberhaltigen
Tropfens Waschwasser, das zum Entfernen des unterschwefligsauren
Natrons dient und der Zeitverlust beim Sammeln und Bearbeiten
solcher Massen von Flfissigkeiten verbieten eine so weit getriebene
Oeconomie dem Photographen von selbst.
Dagegen wäre es von ihm unsinnige Verschwendung, wollte
er nicht die leichter zu sammelnden silber- und goldhaltigen Flüssig-
keiten sorgfältig aufbewahren und ausnutzen. Schon seit einer
langen Reihe von Jahren musste ihn der fleissige Besuch gewisser
industrieller Leute und ihr eifriges Nachfragen nach photographisclien
Abfällen auf die Kostbarkeit der letzteren aufmerksam machen.
Trotz der oft nicht unbedeutenden Preise , welche diese Lieute
bieten und den Kosten der Wiedergewinnung muss ihnen doch
noch ein erkleklicher Gewinn bleiben. Darum sollte der Photo^
graph, wenn es ihm seine Zeit wenigstens ein bis zweimal im Jahre
erlaubt I sich mit dem Redttciren und Wiederauflösen der Silber-
und Gk>ldTückstände zu beschäftigen, dies selbst thun und neben
der Freude, welche das eigene Schaffen gewährt, auch den nicht
unbedeutenden pecuniären Gewinn geniessen.
In meinem Atelier sammle ich mit leichter Mühe Silber- und
goldhaltige FlüsiEdgkeiten und Papiere auf folgende Weise:
Die Entwicklung der Platten geschieht ober einer grossen Hola*
wanne, in welche nichts anderes kommt. Es ist nicht nöthig, ans
der Flüssigkeit, welche sich darin sammelt, das Silber als Chlor-
silber zu fällen^ sondern dasselbe hat sich schon von selbst als
S69
Mtallisdies SSber^ gemlscAit mit JodsHber, Btaieiioxyd md KohleiH
thellchen, (yielleicht hmninartige ZerBetsmigsprodncte der Pyro*
gAlIassIore), in Gestalt eines feinen sebwarzen Schlammes zn Boden
gesetzt Derselbe wird, naehdem sieh eine genügende Quantität
angesammelt hat, dnreh ein Poraelansieb geschüttet, um viele
meehanisdie Veninreinfgangen, als Holz- nnd Pa{rfer8t(ickefaen irod
dergieiehen so Tiel wie möglich zn entfernen. Dann wird er aof
einem nitnim gesammelt und nachdem alles Flüssige abgetropft
ist, getrocknet. Man gibt ihn in ^nem grossen Olaskolben oder
ehie Ponelanschale nnd übergiesst ihn mit einer hinreichenden
Quantität starker, reiner Salpetefrsfiure. Die Reaction beginnt
ftogleich nnd braudit nur wenig durch Wärme unterstützt zu werden.
Wenn sieh keine gelben Dämpfe mehr entwickeln, so giesst man
die Uenng von dem Bodensatz (meist Jodsilber) ab und behanddt
denselben nochmals mit starker Salpetersäure in der Wärme.
Beide Lösungen vereinigt man sodann, verdünnt sie mit der
doppelten Menge reinem Wasser nnd filtrlrt. Aus dem Filtrat
fSQt man alles Silber durch Salzsäure als GhlorsOber nnd bewahrt
dieses im feuchten Zustand und vor dem Licht geschützt bis zur
Reduction auf.
Alle Spülwasser von Silberbadschalen, Waschwasser von Silber*
papieren nnd dergleichen sammelt man in passenden grossen und
blos zu diesem Zwedk benutzten Gefüssen. Alle Silberfllter und
verdorbene nicht fixirte Silberpapiere legt man in einen grossen,
reinen Topf, giesst eine entsprechende Menge destillirten Wassere
nnd ein wenig Salpetersäure darauf und dnreharbeitet das Ganze
tflebtig mit einem Holzstab. Das Flüssige iMtrirt man zo dem
ftUberhaltigen Spülwasser, ebenso das zweite nnd dritte Wasch-
Wasser aus den silberhaltigen Papieren, die zuletzt ausgepresst
werden. Auf diese Weise gewinnt man viel schneller und leichter das
HMidie Silber wieder, als wenn Bum aolehe kostbaren Papiere mit
den andern Papierabschnitzeln, die bei weitem weniger Silber ent-
halten, zusammenwirft und verascht. Denn die phosphorsauren und
kohleDsauren Yerbindungen der Asche erschweren die Reduction
und das Zusammenschmelzen eines guten Silberregulus ausser-
ordentlich. Die ausgewaschenen Papiere kann man dann noch
veraschen, nachdem sie getrocknet worden, um den allerdings nur
noch sehr geringen Silbergehalt nicht zu verlieifen. — Das aus
dem Bodensatz der Entwicklungswanne in Salpetersäure ungelöst
gebliebene Jodsilber lässt sich auf nassem Weg schwer zersetzen,
wie denn diese chemische Verbindung überhaupt äusserst constant
ist. Am besten thut man, dieses JodsUber zn trocknen nnd ge-
890
)«g«iltlieh wit MmtfeloilbiBr oder aftdem SiibtrrttQkttlladeii \m
gitihoiiden Tiegel iq redueiren, wie apütar gezeigt wird.
Die Reduetioa dee noch feucfatai Chlorsiibe» geschieht voll-
ständig and aaf einfache Weise durch ^n Sltt/^k blanko Zinkblech|
«elohe« man auf die Oberfläebe des Cblerailber« legt und dag
G«n:&e mit ein wenig 'Wasser übergiesat; man «etat dann noch ein
paar Tropfen Salzsäure au and überläset das Gtuiae mindestens
24 Stunden der Ruhe. Hat man Platinbleoh) so befördert 4leaea|
wenn man es mit dem Zinkblech in Berührung bringt, durch Erregung
•Ines gaWai^chen Stromes die Zersetzung des Ohlorsilbeiis sehr«
Nach Yerlaof der genannten Zeil nimmt man das Zink* und Platin-*
blech heraus, spült das «nhfingende Silber ab, digerirt das feine
melallische Silber mit vier bis fünfmal frisch gewechselteqi Wasseri
dem man immer ehie kleine Portion Salaaftnre ausetat. Letzteres
hat den Zweck, das mit abgelöste metallische Zink wieder aufau*
Uisen; durch das Wasser wird dann, alles ZinksaU entfernt Eine
Probe, ob alles Zink anIgelGst und ausgewaschen sei, ist, dass man
das letete Wasehwasser mit kohlensaurer Natronlösung versetzt,
bis kehl Attfbniasen mehr entsteht. Wird hierdurch ein weisser
Niederschlag erzeugt, so ist noch Zink zugegen und das Silber
muss neck mehrmals mit verdünnter Salzsäure digerirt werden.
Zuletzt wascht smui mit reinem, destilllrten Wasser, trocknet das
Silber nnd glüht es aus. liStzteres in feinster Vertheilnng, ninunt
bei der Reibnng mü einem harten Körper schönen MetaUglana an
and wird nun wieder in reiner Salpetersäure aufgelöst, abgedampft
nnd entweder erystalliabt, oder geschmolzen au Höllenstein Ter-
asfoeitet. Auf diese Weise kann man ohno besondere Mühe mehrere
PAind Chlorsiiber in wenigen Tagen wieder in saipetersaures SUber
anwandeln. FortBetzung folgt.
lieber tfe VertiAerngm walMwer Verbiniluigw imteh
Eiiwirkiiiig des liehts/^
Von Dr. A. Weiske,
Docent an der UDiversitit Leipzig.
Xamganozalate.
Oxalsaures Manganoxydkali. Diese im Lichte äusserst
schnell veränderliche Verbindung ist zuerst yoii Souchai und Lenssen
beobachtet worden, welche Forscher überhaupt auch die Oxalate
der Alkalien und Erden, sowie die des Quecksilbets und Silbers
zuerst genauer untersuchten.
' *) VortMtzang von Seitt i41. •
261
Schüttelt man Manganhyperoxydhydrat mit Oxalsäure, so erhält
man eine brftnnliche Ldsung von oxalsaurem Manganoxyd, die aber
schon im Dunkeln in der Kälte rasch in Oxydnlsalz und in Kohlen-
säure aerfallt. Setzt man zu dieser Lösung neutrales oxalsanres
Kali, Natron oder Ammoniak, so färbt sie sich prächtig purpurroth,
indem ein Doppelsalz des Oxalsäuren Manganoxyds mit dem Oxal-
säuren Kali, Natron oder Ammoniak entsteht.
Dieses Doppelsalz erhält man jedoch am besten, indem man
drei Theile Oxalsäure mit kohlensaurem Kali (Natron oder Ammoniak)
abstumpft, alsdann noch vier Theile Oxalsäure hinzufugt und nun
Manganhypeioxydhydrat einträgt, bis die Flüssigkeit noch etwas
sauer reagirt. Das Manganhyperoxydhydrat löst sich unter Auf-
brausen auf. Wenn nöthig wird die Lösung rasch durch Asbest
filtrirt Diese Operationen müssen jedoch alle im Dunkeln oder in
einem Räume TOrgenommen werden, dessen Fenster mit gelbem
Papier verklebt sind, denn die so erhaltene wunderschöne rothe
Flfissigkeit zersetzt sieh im Lichte so rasch, dass eine einige
Seeunden lange Einwirkung des hellen Tageslichtes genügt, um sie
unter heftigen Aufschäumen gänzlich zu entfärben. Das entwickelte
Gas ist Kohlensäure, und wenn die Lösung concentrirt genug war,
so scheidet sich oxalsaures Manganoxydulkali in weissen Crystall-
nadeln ans. Setzt man im Dunkeln zu der rothen Flüssigkeit
Alkohol und kühlt sie dabei stark ab, so erhält man ohne Schwierig-
keit das Oxalsäure Manganoxydkali oder die entsprechenden Ver-
bindungen mit Natron oder Ammoniak in purpurrothen Nadeln
eiystallisirt. Ein einziger Lichtstrahl genügt jedoch, um die Farbe
derselben in rein Weiss zu verwandeln.
Mangansaures Kali mit Oxalsäure. Mangansaures
oder Qbermangansaures Kali (mineralisches Chamäleon) zersetzt sich
bekanntlich in verdünnten Lösungen schon allein im Lichte, indem
es Manganhyperoxydhydrat fallen lässt und sich entfärbt. Diese
Enterbung geht, wie ich gefunden habe, auch in concentrirten
Lösungen und viel schneller, ja im directen Sonnenlichte fast
momentan vor sich, wenn man zu der Chamäleonlösung Oxalsäure
oder ein oxalsaures Alkali fügt Die rothe Chamäleonlösung wird
dann im Lichte unter Bildung eines Oxydulsalzes schnell entfärbt.
Auch ein durch Eintauchen roth gefärbtes Stück Fliesspapier ent-
färbt sich im Sonnenlichte momentan.
Kupferozalate.
Oxalsaures Kupferoxyd ist eine weisse pulverige Masse,
welche man erhält, wenn man frisch gefälltes Kupferoxyd in eme
nM*SnpkJüok«B ArchiT. Hr. SO. 16. Juni 1864. 13
262
coDcentrirte Lösung von Oxalsäure einträgt und damit ecbüttelt.
Das Oxalsäure Kupferoxjd verändert sich im Lichte durchaus nicht.
Oxalsaures Kupferoxydammoniak. Ich habe gefanden,
dass sich oxalsaures Kupferoxjd in neutralem Oxalsäuren Ammoniak
mit blauer Farbe auflöst, und ein crjstallisirbares Doppelsalz von
oxalsaurem Kupferoxydammoniak bildet. Dasselbe Doppelsalz bildet
sich auch, wenn man zu einer Lösung von schwefelsaurem Kupfer-
oxyd so lange oxalsaures Ammoniak setzt, bis sich der anfangs
fallende Niederschlag wieder aufgelöst hat. Besonders wenn ich
dies Oxalsäure Doppelsalz auf die letztere Weise herstellte und eine
so bereitete Lösung desselben dem Sonnenlichte aussetzte, erhielt
ich auf der der Sonne zugewendeten Seite des Glasgefiisses einen
blanken Spiegel von metallisch ausgeschiedenem Kupfer. Im ser-
streuten Lichte war die Kupferaussch^idung viel schwächer, im
Dunkeln erfolgte sie niemals. Ich hielt natürlich diese Kapfer-
reduction für eine Folge der Zersetzung des Oxalsäuren Kupfer-
oxydammoniaks durch das Licht, wurde aber sehr bald in meiner
Meinung irre, denn oft, ja besonders wenn ich mit möglichst reinen
Materialien arbeitete, blieb die Reduction auch im intensiven
Sonnenlichte aus, und sogar wenn ich die Sonnenstrahlen durch
ein Brennglas concentrirt auf die Gefässwand fallen liess, erfolgte
oft durchaus keine Reaction, während sie auf diese Weise in andern
Fällen momentan eintrat. Lange Zeit konnte ich es nicht in meine
Gewalt bekommen, die Kupferreduction im Lichte nach Wiilkühr
hervorzurufen, bis ich endUch auf die Idee kam, dass eine Ver-
unreinigung der angewendeten Kupfersalze durch Eisen davon die
Ursache sein könnte. In der That hatte schon der Zusatz eines
Tropfens oxalsaurer Eisenoxydiösung die Bildung eines Kupfer-
spiegels im Sonnenlicht zur Folge. Sollten grössere Mengen Eisen
in die Kupferlösung gebracht werden, so musste oxalsaures Eisen«-
oxydammoniak zugesetzt werden, weil durch blosses oxalsaures
Eisenoxyd oxalsaures Kupfer ausgefällt wurde. Je mehr Eisen-
lösung zugesetzt wird, desto intensiver wird die Kupferausscheidiing
und es setzt sich nicht bloss in blanken Spiegeln ab, sondern fällt
auch zum Theil pulverig zu Boden, aber durchaus nur im Licht.
Ueberwiegt die Eisenlösung bedeutend, so vermindert sich natürlich
die Kupferausscheidung und es scheidet sich zugleich wie in blossen
Eisenlösungen ein Niederschlag von gelbem Oxalsäuren Eisenoxydul
an den Wänden und am Boden des Gefässes aus. Bei überwiegender
Kupferlösung findet letztere Erscheinung durchaus nicht statt
Auf welche Weise kommt nun diese Kiqpferausscheidung zu
Stande? Durch dlrecte Wirkung des Lichtes auf das oxalsaore
u&
Kopferoxyd nicht, sondern offenbar anf indirectem Wege durch
Yennittelang des Oxalsäuren £isenoxyde8. Der Vorgang hierbei
scheint mir folgender zu sein. Das Eisenoxyd zerföllt unter £in-
wirlnmg des Lichtes in Eisenoxydul und Sauerstoff.
Fe^ Os = 2 Fe 0 + 0.
Der Sauerstoff verbindet sich mit einer entsprechenden Quan-
tität Oxalsäure zu Kohlensäure, während das Eisenoxydul jsich
wieder höher zu oxydiren bestrebt ist und zwar auf Kosten des in
der Lösung vorhandenen Kupferoxydes, welches dadurch zum Theil
in metallisches Kupfer verwandelt wird.
2 Fe 0 + Cu 0 = Fe, O3 + Cu.
Mir scheint diese secundäre Kupferreduction auf die gedachte
Weise zu Stande zu kommen.
Ganz dieselben Erscheinungen wie das Oxalsäure Kupferoxyd-
ammoniak zeigt auch das entsprechende Natrondoppelsalz. Das
Kalidoppelsalz ist sehr schwer löslich, doch zeigt es mit oxalsaurem
ElBenoxyd die Kupferausscheidung ebenfalls.
Technisch verwerthen wird sich diese durch das Sonnenlicht
bewirkte Bildung von spiegelnden Kupferausscheidungen wohl nicht
lassen, denn die Kupferspiegel sind zwar oft sehr blank, aber
abgesehen von der störenden Kupferfarbe haften sie nicht fest
genug am Glase.
üruLoxalate.
Die löslichen Uranoxydsalze werden bekanntlich fiberhaupt durch
Einwirkung des Lichtes zu Oxydulsalzen reducirt; um so mehr
wird sich dies erwarten lassen, wenn Oxalsäure mit in das Spiel
kommt.
Wenn man eine Lösung von salpetersaurem Uranoxyd mit
Oxalsäure gemischt, dem Lichte aussetzt, so lässt sie einen grünen
Niederschlag von Oxydnlsalz fallen und entwickelt Kohlensäure.
Giesst man zur Salpetersäuren Uranoxydlösung eine solche von
neutralem Oxalsäuren Anmioniak, so entwickelt sich im Lichte eben-
falls Gas, aber es bildet sich ein brauner voluminöser Niederschlag
von Uranoxydulhydrat.
Ganz dasselbe findet statt, wenn man eine Löstng von oxal-
saurem Uranoxydammoniak dem Lichte aussetzt.
Photogeiiie nd Pliotoehroiiiie.
Unter diesem Titel wurden, zuerst von Paris aus^ jetzt auch
von Leipzig, Breslau etc. her Anleitungen ausgeboten, «ohn^ Koim^
2M
11U8 der Photographie jedes beliebige Bild photographisch tn
copiren^ nnd „ohne alle Vorkenntnisse im Zeichnen ond Miden
jede beliebige Photographie zu coloriren^.
Dass es sich hier wieder um eine jener Speealationen handelt,
die — durch die geeignete Zeitnngsreclame unterstützt -^ in kurzer
Zeit möglichst viel Geld einbringen sollen, wird mancher geahnt,
der^aber schmerzlich empfunden haben, der so — neugierig war,
zehn oder 15 Thaler für diese Geheimnisse auszulegen.
Wir wollen unsem Lesern unentgeltlichen Unterricht in diesen
Künsten ertheilen.
Bie Photogenie.
Glänzendes Albuminpapier (nicht gesalzen) wird mit folgender
Mischung prKparirt:
Doppeltchromsaures Kali 2 Gramm,
Gelatine 3 „
Wasser 106 „
Das Papier wird im Dunkeln getrocknet und unter einem Ne-
gativ belichtet; an den Stellen, auf die das Licht wirkt, wird die
Schicht unlöslich, während die durch die Schwärzen des Negativs
geschützten Stellen löslich bleiben. Nach dem Belichten wird das
Papier gewaschen, um das lösliche Salz fortzuschaffen. Darauf
bestreicht man das Bild mittelst eines Pinsels mit Tanninlösung.
Diese Flüssigkeit kann nur da in das Papier eindringen, wo die
Schicht entfernt wurde, also die den dunkelen Stellen des Glasbildes
Entsprechen.
Nachdem man nochmals gut mit Wasser gewaschen, tibergiesst
man das Papier mit einer 20%igen Auflösung von Eisenvitriol,
wodurch an diesen Stellen sich ein schwarzer Niederschlag von
gerbsaurem Eisen absetzt.
%uh) Schluss wird mit Wasser ausgewaschen, welches einige
Tropfen Ammoniak enthält, zur besseren Oxydation des Eisensalses
nnd um alle dem Bilde schädlichen Stoffe zu vertreiben. Man fimimt
mit Spiritoslack.
Die Photochromie.
Ein gewöhnliches Papierbild wird von der Rückseite mit hellem
Mastlxfimiss bestrichen, bis es ganz transparent geworden ist. Nach
dem Trocknen trägt man, ebenfalls von der Rückseite her, passende
Oelfarben auf; man bemalt zuerst das Gesicht und die Hände, die
Haare, und die übrigen Theile des Bildes. Die Farben scheinen
durch das Papier , und geben dem Bild , wenn es auf ein hellfar-
biges Papier gelegt wird, ein frisches hübsches Aussehen.
265
Nea itt diese Methode keineswegs, aber wohl weniger bekannt.
Bei einigermaflsen geschickter Ausfflhrang ist die Wirkung eine
fiberraschende.
Eine andere Manier der Photoebromie, die aber umständlicher
iflt and nicht so brillante Resultate gibt, besteht darin, dass
man Ewei Abdrücke desselben Bildes mit Wasserfarben colorirt,
einen derselben mit Mastixfimiss durchsichtig macht und so auf
den anderen legt, dass die Zeichnung sich genau deckt
Vebcrtragug der Ncf atiTS aif (Sdatfaic.
Von J. W. Swan.
Das Negativ wird in gewöhnlicher Weise aufgenommen und
nachdem die Collodionschicht trocken geworden, bis zu 35^ Gels.
erwXrmt Dann wird es horizontal gelegt und die Schicht mit
dieser (warmen) Auflösung übergössen:
Gelatine .... 15 Oramm,
Wasser .... 60 „
Glycerin .... 1 „
Für eine Platte von 9x7 Zoll braucht man circa 30 Gramm
ron dieser Lösung.
Nachdem man die nöthige Menge mitten auf die Platte ge-
gossen, neigt man diese und breitet die Gelatine mit Hilfe eines
GlasBtäbchens gleichmässig aus, wobei man die Bildung von Luft*
blasen vermeidet. Die Platte mnss nun ganz horizontal liegen
bleiben, bis die Gelatine erstarrt ist ; dann wird sie in einen Elasten
gesetzt, worin die Schicht, vor Staub geschützt, trocknen kann. Nach
Verlauf von 24 Stunden überzieht man die Gelatine mit Negativlack
(Spirituslack) ; schneidet die Schicht mit einem Federmesser Vi 2oll
nm den Rand der Platte herum durch und hebt dann das Bild ab.
Zu bemerken ist, dass das CoUodion nicht zu dünn sein darf;
dass man die Gelatine durch Eiweiss klären und durch Flanell
giessen muss, welches kurz vorher in warmes Wasser getaucht
wurde, und dass die Platte beim Auftragen des Spiri^uslacks nicht
ni sehr erwärmt werden darf.
Das Glycerin wird zugesetzt, damit die Gelatine nicht zu trocken
wird, ist aber entbehrlich. Die CoUodionoberfläehe ist erstaunlich
hart und wird beim Drucken nicht leiden; übrigens kann man sie
der YoTsicht halber noch fimiasen.
Beim Abdrucken auf Ghlorsillierpapier muss die Gelatineseite
aufgelegt werden, indem sonst das Bild umgekehrt kommt. Beim
2M
Tuschcopirverfahren aber wird die Collodtonseite mit dem sensi-
tiven Stoffe in Verbindung gebracht. £g wird auf dieee Weise
Detail von mikroskopischer Feinheit erhalten.
(The Photographie News. Nr. 996.)
Die Transnussioii^ Refleetioii md Absorption des Aetiiimis
diireli Tersehiedene Stoffe.
Von H. Petschler.
In einigen Fällen ist es dem Photographen nützlich, zn wissen,
wieviel actinische Wirksamkeit das Licht beim Durchgang durch
verschiedene Stoffe verliert und wieviel davon durch andere Stoffe
reflectirt wird, z. B. wenn es sich darum handelt, Vorhänge und
Reflectoren für das Atelier zu wählen. Hr. Petschler in Manchester
hat einige Stoffe in dieser Hinsicht durch Chlorsilberpapier unter-
sucht und ist zu folgenden Resultaten gekommen.
transmittirt reflectirt ai>BOTbirt
Oewöhnlicher weisser Fenstervorhang . 22 56 22 = 100
Feines Nessel, weiss 23 54 23^100
„ „ grau (ungebleicht) ... 15 39 46^100
„ „ blau 11 33 56-=100
Weisses Schreibpapier 12 38 50 = 100
Dünnes Seidenpapier 43 47 10=200
Reines Glas . : 78 17 05 = 100
Schmutziges Glas 61 17 22=100
Geätztes Glas 61 22 17^100
Rauhes mattes Glas 47 21 32^100
Empfindliche GoUodionalbuminplatte (jod-
bromirt) 1 14 85=100
Das weisse Nessel lässt verhältnissmässig wenig mehr Licht
durch als das gelblich graue, während das blaue gegen Erwartung
weniger durchlässt. Weisses Papier lässt nur ein achtel des acti-
nischen Lichtes durch, Seidenpapier bedeutend mehr.
lieber Redaetioi des CUorsilbers aif lassem Wege«
Von Prof. C. Brauner.
Gnt ausgewaschenes, noch feuchtes Chlorsilbei löst man in der
eben erforderlichen Menge von Ammoniakflüseigkeit auf und Ifisst
diese Aufllisung tropfenweise (oder bei grösseren Mengen in einem
schwachen Strahle) in eine klar fiitrirtei kochende Lösung von 1
Thetl Stärke- (Trauben-) Zucker und 3 Theilen cryataiiisirten
kohlensauien Natrons in 40 Theile Wasser fiiüleu, mit der Yoisiolili
267
daas das Sieden nicht unterbrochen werde. Ein günstiges Ver-
hSItniss ist auf 3 Theile metallisches Silber (in Chlorsilber ver-
wandelt), & Theile StiCrkezncIcer , 15 Theile kohlensaures Natron
ODd 200 Theiie Wasser. Nach dem Eintragen der Silberlösung
läast man noch einige Minuten kochen , stellt die Flüssigkeit zum
Absetzen des Niederschlags hin, bringt denselben, nach Abgiessen
der Flüssigkeit, auf das Filter und wascht ihn anfangs mit einer
schwachen Salzlösung, dann mit reinem Wasser sorgfältig aus. Das
80 dargestellte Silber erscheint als ein hellgraues Pulyer mit einem
Stich ins Gelbliche. Getrocknet und etwa auf 300^ Geis, erhitzt,
nimmt es auf einmal die silberweisse Farbe an. Ein ungenügendes
Resultat erhält man, wenn die ammoniakalische Silberlösung von
Anfanor an mit der Zucker- und Natronflüssigkeit gemischt und erst
alsdann erhitzt wird. In diesem Falle scheidet sich schon lange,
bevor es zum Sieden kommt, ein Antheil Chlorsilber aus, welches
nachher nicht mehr zersetzt wird. Noch ist zu bemerken, dass
Rohzucker statt Traubenzucker eine sehr unvollkommene Reduction
bewirkt Milchzucker wirkt ziemlich gut, doch bleibt immer eine
kleine Menge Chlorsilber unzersetzt.
(DiDgler'B polyt. Journ. Bd. 171, Seite 368.)
Heber das LdsugsTermdgen des «ntersehweiigsawei
Natrois für in Wasser unlösliche Salze«
Von F. Picld.
Schwefelsaures Blei löst sich in beträchtlicher Menge in
dem Natronhyposulphid. In einer Lösung Ton schwefelsaurem und
anterschwefligsaurem Natron gibt salpetersaures Blei keinen Nieder-
schlag; selbst natürlich vorkommendes cryslallisirtes Bleisulphat
löst sieh nach kurzer Digestion in ziemlicher Menge. Beim Erhitzen
scheidet sich Schwefelblei ab. — Chromsaures Blei ist in dem
fiyposulphid unlöslich, kann aber durch dieses Lösungsmittel nicht
vom Bleisulphat getrennt werden, weil es sich unter Bildung von
Alkalichromat zersetzt. — Jodblei löst sich augenblicklich und
in grosser Menge zu einer farblosen Flüssigkeit. — Kupfer oxyd-
hydrat gibt mit dem Hyposulphid allmälig eine fast farblose
Lösong, die beim Erhitzen anfanglich Oxydul, zuletzt Sulphid ab-
scheidet — Eupferoxydulbydrat löst sich leicht in der Kälte,
wird aber in der Wärme theilweise wieder abgeschieden. —
Rothes Quecksilbe rjodid löst sich ausserordentlich leicht;
bei vorsichtigem Erhitzen der farblosen Lösung faUt alknäiig als
268
ein blMsrothes Polver, eine jodfreie Modification des QaeckBüber-
sttlphids. — Schwefelsaurer Kalk löst sich viel leichter als
in Wasser; eine Maassnnze der nicht besonders starken Lösung
des HyposDlphids nahm etwas über 4 Ors. auf. — Oxalsaurer
und kohlensaurerKalk, kohlensanresBleioxyd, schwe-
felsaurer Baryt und schwefelsaurer Strontian scheinen
ganc unlöslich zu sein. (Joum. of the ohem. Soe.)
(Von unteren speciellen Correspondenten.)
Paris, 10. Mai 18u4.
Taiiflichhaltmig des Silberbads durch kohlenssttres Silber. — Vorschrift zum
Eisenunmon - Eotwlokier. — Der Luynes'sche Preis. — Arbeit Ten
Davanne uud Girard. — Qummi arabicum und Tannin. — Monckhoveo
Aber die gelben Fenster. — Jodbromsalz von Juilhet. — Vemier's Tannin-
coUodion und SchwefelsfturetrockenTexfahren. — Pbotolithographie von
M. de Lafoliye. — Die Aussteilung.
Herr de Chanmeux theilt im Moniteur de la Photographie mit,
dass er sein Silberbad dadurch sehr verbessert und eine empfind-
lichere Schicht erhält, dass er es mit kohlensaurem Silberoxyd
schüttelt und erst kurz vor dem Gebrauch mit einer äusserst
geringen Menge Salpetersäure versetzt. Das kohlensaure Silber-
oxyd bleibt in der Yorrathdasche, in die das Silberbad A.bends
zurückgegossen wird. Das Ansäuern des Bades muss jedesmal
wiederholt werden, nachdem dies in die Cüvette ausgegossen worden
ist. Für rasche Aufnahmen nimmt Herr Ch. folgenden Entwickler:
Wasser 100 Gramm,
Schwefelsaures Eisenammon . 2 ^
Essigsäure 3 „
Alkohol 2 „
der täglich frisch und mit Wasser bereitet wird, aus dem die Luft
durch Aufkochen vertrieben wurde.
Die hier angegebene Anwendung des kohlensauren Silbers
wurde schon früher vom Abbtf Laborde empfohlen.
Die Ansprüche der verschiedenen Candidaten auf den Lu3mes*scheD
Preis von 6000 Frcs. werden der Prüfungs * Commission viel Mühe
bereiten, indem manche dieser Verfahren einander so gleichen^ dass
sie ganz identisch erscheinen und zur Feststellung ihrer Anspruchs-
rechte eine genaue chronologische Untersuchung erfordern. Folgende
neun Bewerber haben sich gemeldet: Garnier, Lafollye, Lemereier,
Morvan, Marie, Poitevin, Pouncy, Pretach, Keynault und Swan.
Die Herren Davanne und Girard haben der hiesigen Academie
der Wissenschaften in ihrer letzten Sitzung ein Resum^ ihrer langen
Studien über die positiven Abzüge übergeben. Sie heben namentlich
die theoretische Seite ihrer Versuche und ihre Resultate hervor.
Ausser anderen Fragen nehmen sie wieder die von der Formation
m!
te Budes und dei Z^netauBg wilveiii d«r Liditeinvirkunf auf.
Sie DehmeD an, dasa das Chlonilber durch das Liebt in Chlor nnd
meialllBches Silber aerso^ wird, nicht in ein Subcblodd, wie
eioigp. Autoren lueinea.
In derselben Sitanng werde der Academie durch den I>r.
Duchenne aus Bonlof^ne ein photogfaphisches Album mit physiolo-^
(iscben. Studien übeireicht.
Herr Poitevin berichtet im Moniteur de ia Ph^toigraphie über
die Aftwendung von Gummi arabicum mit Tannin^ er jBndet, dass
M flie Empfindlichkeit vermindert.
Auf die Wichtigkeit, namentlich bei raschen Aufnahmen, für
eine geeignete Beleuchtung des Dunkelzimmers zu sorgen, kimn
nicht häufig genug hingewiesen werden. Herr Dr. van Monckhoven
ist der Ansicht, dasa das rothe locht beim Entwickebi sehr schädlich
aei, und räth an, bei augenblicklichen Aalnahmen nur schwaches
^bes Licht au gebrauchen« Entwickelt man bei einem Fenster,
wekhea die rothen Strablen dnrehlässt, so kehrt sich das Negativ
Ott und wird ein Trananarentpositiv. *)
Urt B. Juilhet yeröffentlicht die Vorschrift zur Anfertigung
seines Jodbromsalaes , opit dem sich ein. sehr rasches, haltbares
Collodion präpariren lässt. in eine Porzelanschale gibt man 30
Gramm Jodcadminm, 10 Gramm Bromcadmium und 40 — 50 Granun
reines Ammoniak; diese Mischung erhitzt man. über der Wein-
geistlampe, bis das überschüssige Ammoniak verdampft ist, und die
Salze ztt crystallisiren beginnen; oder man setzt die Erwärmung
fort, bia die Salze schmelzen. Das Collodion wird so zusammen-
gesetit:
500 Gramm Alkohol,
500 „ Aether,
9 Q CollodloiiwoUe,
12 ,^ Jodbromsalz.
Das Salz wird Abends vorher in der Hälfte des Alkohols
gelöst Für den Fall, dass das Collodion nach einigen Tagen sich
entüirbt, setze man einige Tropfen concentrirter alkoholischer Jod-
Ifisnng hinzu, um es gelb zu färben.
Das Silberbad besteht aus lOÖ Gramm Wasser, 12 Gramm
salpetersauren Silbers, 1 Gramm chemisch reiner Salpetersäure und
einigen Tropfen der Jodbromsalzlösung.
Zum Entwickeln nimmt Herr Juilbert die zu Anfang dieser
Correspondenz erwähnte Eisenlösung.
Ein eigenthümliches Trockenverfahren wird durch Hrn. Yernier
in Beiford miigetheilt Man löst 6 Gramm Tannin in 50 Cub. Cent.
Alkohol, und 6 Gramm Bromcadmium ebenfalls in 50 Cub. Cent.
Alkohol; nachdem beide Stoffe (d. h. jeder besonders) gelöst sind,
versetzt man 100 Gramm jodirtes gutes Negativcollodion mit 5
Gramm Tanninlösung und 10 Tropfen der Bromcadmiumlösung,
schüttelt gut um, und lässt die Mischung 24 Stunden stehen.
*) Dieser F«U ereignete sich bei uns kürzlich beim Verstärken mit Pyro-
Ksllaisiiire , als du Bild mit kaUchaltigem Wasser (aas einem neuen Brunnen)
«fcS«tp91t worden wir. D. B.
870
Mit dtesem Oottodlon Sbergiesst man ein« Platte, die wie ge-
wölinlicli gesilbeit und nach dem Abtropfen in eine Cfi^ette getaucht
wird, worin eine Hiscliang von 2 Liter Wasser mit 24 Gramm
Schwefelsäure enthalten ist. Hierin bleibt die Platte 2 bis 8 AJinuteo.
Darauf stellt man sie zum Trocknen bei Seite. Nach 2 bis 3 Tagen
belichtet man, einige Secunden liinger als ffir feuchte Platten er-
forderlich ist. Schon durch die Beliclitong werden die höchsten
Lichter auf der Platte sichtbar. Die Platte wird einige Momeute
in die rorhin erwiUmte Cüvette mit der Behwefelsäuremisclrang ge-
taucht und dann mit Gallussäure , Pyrogallnssänre oder Eisenvitrioi
entwickelt; der Entwickler muss angesäuert und mit Alkohol vei-
■etat sein.
Herr Vemier gibt an, dass die Platten sich mindestens yienebn
Tage empfindlich halten ; wenn man eine grössere Menge Sehwefd->
säure nimmt, bleiben die Platten längere Zeit fen^t und sind in
diesem Zustande empfindlicher. Die mit drei Theilen Wasser rer-
diinnte Schwefelsäure kann auch an Stelle des Salpetersäuren Silbers
zum Empfindlichmachen des chemisch reinen Jodsilbers gebraucht
werden. Zu bemerken ist, dass man ein Ablösen der CoUodion-
Schicht durch diese Behandlung nicht zu befürchten hat.
M. de Lafollye theilte der photographischen Gesellschaft eine
Modification des James*schen und Poitevin'schen Cmdruckrerfahren
mit. Anstatt das mit Gelatine und doppeltchromsanrem Kali Über-
zogene und unter dem Negativ belichtete Papier mit Dmeker-
schwärze zu bedecken, durch deren Abwaschen die Halbtöne und
Details mit fortgenommen werden, legt man das. Papier mit der
Rückseite auf Wasser; die Feuchtigkeit dringt an den unbelicbteten
Stellen durch das Papier. Darauf legt man es, mit der Bildseite
nach unten, auf einen lithographischen Stein und zieht es damit
durch die Presse. Gleicli darauf nimmt man das Papier ab; es
lässt in den Lichtern eine Lage von Gummi auf dem Stein zurfick.
Anstatt den Stein mit dem Rouleau anzuschwärzen, bringt man
auf einen anderen Stein mit der Rolle eine ddnne Schicht lieber-
tragtingsschwärze und legt darauf ein Blatt autographisches Papier,
womit man es durch die Presse zieht Das eingeschwärzte Papier
legt man nun auf den Stein mit dem Bild, presst und entfernt das
Papier, indem man es von der Rückseite befeuchtet. Ueberall wo
der Stein nackt war, bleibt die Schwärze haften, die gnmmirten
Stellen nehmen nichts an. Nachdem man nun den Stein abge-
waschen, ist er zum Abdrucken nach dem gewöImUchen Verfahren
der Lithographie geeignet
Das wie oben angegeben von der Rückseite benetzte Bild kann
auch direct mit der Bildseite auf den vollständig eingeschwärsten
Stein gelegt werden. Die Schwärze haftet nur an den trocken
gebliebenen Stellen. Gleich nachdem man das Bild durchgezogen,
spült man es gut ab, um das chromsaure Kali daraus zu entfemen,
und lässt es trocknen. Das Waschen dient nur dazu, Schwärze,
die allenfalls an den Lichtern hangen geblieben, fortzuschaffen.
Bei der letzteren Abziehmethode hängt viel davon ab, wie feucht
das Bild ist, wenn man es auf den eingesohwärzten Stein legL
271
Je feuchter m ist, desto weniger Sehwfirse wird daran haften
bleiben. Das im Papier enthaltene Gommi verhindert die Ans^
breitang der Schwirse.
Von Deotschland ist für die diesjXhrige AnssteHnng in den
Cfaamps Elys^s wenig eingegangen, desto mehr yon England. leh
werde in meinem nächsten Briefe eine Uebersicht tiber die, dieses
mal sehr ToUstlindige Ausstellimg geben.
Berlin, 7. Mai 1864.
Sitsung des photographischen Vereina un 7. MSrz.
Herr Dr. Vogel legt cwei nene Woihly'sefae Kider vor und
bemerkt daxu, dass sie nach Mnem Golddruckverfahren, vielleieht
dem kfirslich von Dr. van Monekhoven mitgetheilten , angefertigt
seien. Hr. Prfimm gibt an, dass er das Monckboven'sehe Ver^
lUiren mehrmals versucht, aber nur flaue Bilder ohne Halhtöne
erhalten habe«
Dann hielt Herr Dr. Vogel einen Vortrag über schwache
CopirsUberbäder mit und ohne Salpeterzusati. £r hftlt diese B&der
ifir den Fall von Vortheil, dass ein schwach gesalcenes Albumin«-
psfrter damit in Anwendung kommt. Je reicher ein Papier an
Sals und Silber ist, um so empfindlicher ist es; man wird demnach
M hellem Licht schwächere Bäder verwenden können. Das Papier
msss dann aber länger schwimmen.
In der Sitzung vom 8. April sprach Hr. Osbome über die
Erscheinung von Reliefs auf Negativplatten. Wenn die Negativs,
vorsugsweise Reproductionen nach Stichen, stark mit Pyrogalhissäure
verstärkt sind, kann man davon erhabene Abdrücke nehmen, indem
man sie mit einer Staniolplatte durch die Presse zieht (wob^
freilich häufig die Glai^latte zerbricht). Hr. Schliepmann hat die
Relieferscheinung sehr hervortretend gefunden, wenn abwechselnd
mit Chlorqueduiiber und Schwefelammonium verstärkt wurde. Diese
Reliefs auf galvanoplastischem Wege zu reprodncireo, hielt Herr
Osborne für kaum ausführbar, da die Collodionschicht in der Kupfer^
iSsung aufquillt.
Hr. Grüne legte verschiedene Abdrücke vor, die mit Silber-
oiid Bleiverbindungen erzeugt wurden. Das Verfahren dazu gab
er so an: Man Uisst gewöhnliches Papier auf einer Mischung von
2% Theilen salpetersaurem Blei, 1 Theil salpetersaurem Silber und
20 Theilen Wasser einige Minuten schwimmen, und legt es nach
dem Trocknen auf eine 3%ige wässerige Kalilösung. Das Papier
wird gelblich, beim Fixiren aber wieder weiss.
Siisnngsberieht vom S. Hai 1864.
Der Vorsitzende Hr. Dr. Vogel weist zunächst bei Nennung
der in den Verein neu aufgenommenen Mitglieder darauf hin, wie
sich der junge Verein immer mehr und mehr ausbreite und sich
schon nach allen Weltgegendeu Europas hin erstrecke. Aus Peters-
burg sellist waren Meldungen zur Aufnahme in den Verein ein-
gegangen. —
372
Alsduin wiri eine 9M Stendal efn^egangene Pkotogcmphle
jiuf woisKer Seide vorgelegt Die PhotogrepU^ .war eine gute. Die
Aufnahme geschieht in ganz gewöhnlicher. Weise , nur da08 die
Se&de, beyer sie hi's SUberbad kommt, mit einer Auflösung eines
Harzes getränkt wird. Ebenfalls eingegangene yergrdsaerte Pbolx>*
gri4)hien — MegalophotographieB — die mit einem ne« construirten
Apparat ron Visitenkarten in aehteaiUger Yergrltesetung dijrect auf^
genommen waren, fanden bei den Anwesenden, ihrer ausserordent-
lichen Schönheit und der PräcisitSt in der Ausfährung wegen, all-
seitige nnd Tolikommene Anerkennung. Die näheren Details des
Apparates dürfen von dem Vorsitzenden, obgleich er sie kennt,
nicht mitgetheilt werden, well der Verfertiger eben im Begriff steht,
te Prenesen aehie firflndeng patentiren zu lassen. — ffieranf folgte
ein Vortrag des Vorsitzenden Dr. Vogel über das Swan'sche Ver^-
iUiren in Betreff der Kohle «PhotograpMen. Die Kostbarkeit der
8Über-Prl^>arate b« der nicht au vermeid^den Versebwendnng
doreh Filter etc. etc., so wie die geringe Haltbarkeit des nicht mit
der grössten Sorgfalt angefertigten Silberbildes, haben schon längst
AnliMis gegeben, Versndie anzustellen, diese Präparate durdi andere,
ohne diese Uebelstände zu ersetzen. Ver zehn Jahren schon schlug
nutt vor, die Platte mit einer Aufiösnng ron chromsaurem Kali, in
der geriebene Kohle, Berlinerblan oder irgend ein anderer Farbstoff
möglichst fein zerteilt war, ssu tränken. Das sonst leicht lösttche
chromsanre Kali wird in dünnen Schichten dem Lichte ausgesetzt,
unlöslich, so dass nach dem Aussetaen der Platte in der Camera,
beim Abspülen mit Wasser das cbromsaure Kali und mit ihm der
suspendirte Farbstoff, das Fom Lichte getroffen war, auf der Platte
zurückbleibt, wläirend das andre sich löst — mithin entsteht mn
Bild. Die auf diese Weise dargestellten Bilder haben aber den
Fehler, dass sie keine Halbschatten hervortreten lassen. Denn da
das IJnlöBliehwerden voA der Oberfläche ans vor sich geht, wird
bei wenig intensivem Lidit die Oberfläche allerdings unlöslich
werden, unter dieser aber noch eine lösliche Schicht vorhanden
sein» Bei der Behandlung mit Wasser wird alsdann diese untere
Schicht weggespült und da dann die obere nicht mehr am Glase
haftet, auch diese fortgespült werden. Ein Vorschlag, die Beleuch»
tong zur Beseitigong dieser Debdstämde, von der hinteren Seite
der Platte aus vorzunehmen, so dass die untere Schicht unlöslich
wird, während die obere löslich bleibt, gewährte bei einigen ange^
stallten Versnchen ebenfalls wenig Befriedigung, so dass man diese
Art der Photographie ziemlich allgemein aufgab, bis es Swan
gelungen ist, ein Verfahren anzugeben, das wenigstens, nach den
vorgelegten, von ihm auf solche Weise angefertigten Bildern zu
urtheilen — an Schönheit die gewöhnUchen Bilder, wenn nicht
übertrifft, so doch ihnen sicher gleichkommt Swan verfertigt zur
Darstellung seiner Bilder zuvörderst ein dünnes CoUodionblatt durcli
Aufgiessen von Collodion auf eine Platte — und bringt auf dieses
dann eine Auflösung von Gelatine, in der feine Farbstoffe, etwa
chinesische Tusche, Anilin oder dergl. m. suspendirt sind, und lässt
diese antrocknen. Dieses Trocknen ist der schwierigste Theil der
578
ganzen Arbeh und nimmt eine Zeit von 6 — 7 Standen in Anspruch«
Nach dem Trocknen bringt er eine möglichst concentrirte Lösung
TOD dop^tcbromsaurem Ammoniak anl die so sobereitete, gefiirbte
Sebieht Aladann wild mittelst eines Messen die GoUocHonschidit
entfernt, so dass man nur eine ganz dünne Platte von gef&rbter
Gelatine und doppeltcbromsaurem Ammoniak übrig behält, welche
Dim der Beleachtang ausgesetzt wird« Es ist zu erwarten, daas
dieses Verfahren bei dem, ?rle schon gesagt, rorüegenden prächtigen
Reealtate die alte Art der Photographien bald TerdrSngen wM,
namentlicb wenn die dazu nöthigen gefärbten Platten erst !n
diemischen Fabriken im Grossen dargestellt werden. In England
JBt die Nachfrage nach diesen Bildern eine so ausserordentlich
grosse, dass den Bestellungen unmöglich genügt werden kann.
Selbst die kleinen eingesandten Proben müssen deswegen nach
London wieder zurückgdieo. — SQyeiiaal machte Herr Osborne
noch einige Mittheilungen, die sich namentlich auf die Oeschichte
besogen, die diese Art der Photographie bisher gehabt. Alsdann
folgte die Verlesung einiger eingegangener Briefe, sowie Ausstellung
und Erklärung der dem Vereine zugegangenen Greschenke.
Katechismus der Photographie oder Anleitung zur Dar-
stellung photographischer Bilder. Nebst einem alphabetisehen
Vetzeiehniss der deutschen, lateinischen, französischen nnd
englischen Benennungen photographischer Chemiealien und
Natorproducle. Von Dt. Julius SchnaiMS. Zweite, ver-
mehrte und verbesserte Auflage. Mit 25 in den Text ge-
druckten Abbildungen. Leipzig, J. J. Weber. 1864.
Die neue Auflage dieses tre/flicben £lemetitorwfirtcet. der FbotogrApbie ist
bis zu den aevMteu Fortoehzitten fortgeführt; sie enthUt elBen gaozen Bogen
mebr als die erste Anfiege, wm bei dem aniserst billiges Preise von 10 8gr.
QDd der schönen Ausstattung schon etwas heissen wilL
Wir entnehmen dem Buche folgende Vorschrift för einen ameiseuBüurehtl-
tSgen Entwickler:
1,1 Unze Eisenvitriol,
30 Unzen Wasser,
9 Tropfen SchwefelsSure,
3 Unzen Ameisensaure.
Am besten ist ee, die Ameiseneixire in einer giaduirtea Flaeche anüEab^
wahren und erst kurz ror dem Gebrauch in der berechneten Quantität einer
bekannten Menge der obigen Eisenlösung zuzusetzen. Diese Flüssigkeit ent-
wickelt sehr rasch und fein, bi'darf aber meist auch der nachträglichen weiter
ODten angegebenen Yerstirkung (mit PyrogaUussaure).''
Femer sind neu hinzugekommen; Notizen fiber die Tripletobjectivs und die
neuen Priparate : das Eisenanmion, die Ameisens&ure, das Schwefeloyanammonium,
das Jodquecksilber; die Bereitung der Goldsalze und das Wiedergewinnen des
Golds und Silbers.
Die Reichhaltigkeit des Inhalts geht aus nachstehender Aufzählung der 34
Abschnitte des Werkchens hervor: 1. Ueber das Licht. 3. Erfindung der
274
PbotofTAphie. 3. Die Oamer* obictura. 4. Grondzllge der pbotograpliisdieii
Chemie. 5. Von den photographischen Localit&ten. 6. Dm CoUodionTer-
fkhren zur Brzengiiiig von Negsdte. 7. Dm Verfahren «uf trocknen CoUodion-
platten. 8. Die Methode auf AlbnmincoHodion. 9. Terfkhren mit Gelatine.
10» Dantellnng der direeten OlMpotitiTt. 11. Dm Uebeitragen des Collodioii-
hlntchens auf andere SnbstaDien. 13. Das Verfahren zur Enengnng tob Ne-
gativs nnd darchsicht igen Positivs auf trocknen AlbnmiDplatten. 13. Darstellang
▼on Negativs auf Papier. 14. Darstellung von Negativs auf Wachspapler. 15.
Darstellung positiver Gopien auf Chlorsilberpapier. 16. Bereitung des Albumin-
papien. 17. Bereitung des Arrowrootpapiers. 18. Dm negative Verfahren auf
Papier als Copirmethode. 19. Copirmethode nittelst tJransalzes. 20. Dar-
stellung von Photographien in natfirlicher nnd fibematttrlicher Qrdsoe. Sl. Dar-
stellung von Stereogrammen. 22. Photographie auf Beisen. 23. Photographie
bei Nacht. 24. Wiedergewinnung des Silbers und des Goldes.
Phtotographitn bei lUgBMimmlieht — Bei Gelegenheit eiuM Vortrags
des Dr. Crace Galvert in der Society of Arts in London photographlrte Herr
Claudet eine Böste des Prinzgemahls in 80 Secunden bei dem brillanten lidite
▼on brennendem Magnesiumdrahi Die erste derartige Photographie wurde vor
einem Monat von Herrn Hart während einer Sitzung der SfidlondeAer pfaoto-
graphisohen Gesellschaft aufgenommen.
Liebtrt'a flelarounwa. — Hr. Coleman Seilers protestirt in einem Briefs
an dM British Journal gegen die Ansprüche des Hm. Liebert auf die Brilndnng
der (in Nr. 56 des Archivs beschriebenen) Solarr«mera. Er sagt, dieselbe sei
seit vielen Jahren in America bekannt.
6tn«ral Garibaldi liebt nicht, sich photograpfairen zu iMsen. Es hat seinen
englischen Freunden sehr viel Mühe gekostet, ihn in die Brennweite eines
Apparates zu bringen. Herrn Majall Sohn ist es gelungen, am letzten Sonn-
abend auf der Insel Wight ein vortreffliches Portrait des Generals au&unehmen,
aber ohne Kopfhalter, zu dem er sich durchaus nicht verstehen wollte.
Bei seiner Anwesenheit in Woolwich sind von Spiller einige gelungene
Negativs des Generals aufgenommen worden.
Au XüadMB wird berichtet, dMs der k. Hof - Photograph Herr Jos.
Albert von Sr. MaJ. dem Kaiser von Oesterreich die groue goldene Medaille
für Kunst nnd Wissenschaft erhalten hat.
Naeh den berühmten Preller'schen Compositionen aus der Odyssee nnd
kürzlich bei Albert ausgeführte Photographien erschienen.
Die orsta photogrnphiiohe AuMteUnng in Madrid, welche schon am 16.
Mai erüffnet werden sollte, ist neuerdings auf den 1. October dieses Jahres ver-
schoben worden.
Alle Briefs und Mittheilungen für die Redaction sind an den Heraufg^t^^
Paul B. Liesegang in Elberfeld, zu richten.
Gedrnekt bei Sum. Lucas In Elberfeld.
Photographisches Archiv.
BMid "W. " IVr. •!. — fl« Juli Me4.
Practische Winke nr Wiedergewinniig des Silbers mid
fieides in der Photographie.
Von Dr. J. ScItnaUS.*^
Alles Chlorsilber und metalliscfae Silber, welches man auB alten
negatiyen Silberbfidern gewinnt, also auch der früher erwähnte
Bodensatz in der Entwicklangswanne, enthält eine bedeutende Menge
Jodflilber, von dem es fast gar nicht zu trennen ist. Denn nur
dorch sehr heftiges und anhaltendes Glühen wird das Ag I zersetzt)
sebeldet man dagegen das metallische Silber auf nassem Wege ab,
80 wird sich das beigemengte Jodsilber beim Auflosen des Silbers
iu Salpetersäure sofort wieder mit lösen. Ja, es bilden sich oft
nach dem Abdampfen und Erkalten der Silberlösung mitten unter
den bekaimten tafelförmigen Crystallen des salpetersauren Silbers
ganze Haufen feiner Crjstallnadelu von dem bekannten Doppelsalz
(Ag I + Ag 0, NO5 = Jodsilbersalpeter}. Ein solches Silberprä-
parat trübt sich beim Auflösen in destillirtem Wasser stark und
ist nur zu negativen Bädern anwendbar.
Man thut daher wohl, alle silberhaltigen Lösungen, die ron
Papiersilberbädem stammen, abgesondert zu sammeln und zu Ter-
arbeiten, weil sie frei von Jodsilber und daher wieder zu demselben
Zweck zu verwenden sind. —
Zur Wiedergewinnung des Gh)ldes verfthrt man folgendermassen.
Man whrd es jetzt bei dem fast ausschliesslichen Gebrauch von
Albunünpapier meist nur mit alkalischen Goldbädem zu thun
haben. Sobald dieselben ausgenutzt sind und nicht mehr fSrheOi
sammelt man sie nebst dem Bodensatz in einer grossen Flasche
mid säuert sie mit etwas Salzsäure an, wodurch ihre Farbe gelblieh
*) Fortsettung von Seite 960.
18
276
werden muss. Hierauf setzt man eine starke mit Schwefelsäure
angesäuerte Eisenvitriollösung unter tüchtigem Umschüttcln so lange
in, als noch eine schwarzbraune Trübung entsteht. Man muss
dafür sorgen, dass die Flüssigkeit durch Schwefel- oder Salzsäure
sau^ genug^ gemacht wurde, sonst fallt mit dem ausgesehied/enttii
feiniz#rtl^il|ei^ daher fast schwarzen Gold yiel Eisenozyd zu Boden.
Man wäscht den Goldniederschlag durch Decantiren aus und be-
obachtet die Vorsicht, zu den ersten Waschwässern stets etwas
Schwefel- oder Salzsäure zu setzen. Wenn das Waschwasser nicht
mehr auf Eisen reagirt, d. h. mit gelbem Blutlaugensalz keine blaue
Färbung mehr gibt, trocknet man den Goldniederschlag und glüht
ihn, wodurch er eine schöne matte Goldfarbe annimmt und etwas
cfgg^pact wif4* Das Glühen ist bei dem auf nassem Wege reducirten
metallischen Silber und Gold durchaus nöthig, um viele organische
Substanzen und Eohlentheilchen zu zerstören. Das Glühen muss
unter Zutritt der Luft, also in einer reinen eisernen Schale geschehen,
djp man^ über einem Eohlenfeuer glühend macht
D^ so gewonnene reine Gold löst man wiederum in Königs-
^^asi^^r (3 hiß 4 Theilen Sahssäure, 1 Theil Salpetersäure) auf und
Tj^/^hrt wie gewöbnlick —
i^iur ^eductioo des. Schwefelsilbers, welches man hauptsächlich
aus. den unterschwe^igaauren Natronlösungen durch Fällung mit
fif^fl^b Schw^el^liiinx (Schwefelleber) gewöhnlich neben etwas
GfiXd erhält, i^t schwieriger, wie die des Chlorsilbers und lässt sich
gi;Üu4Uc^ nur ^u| troicknem Wege ausführen. Der ganz trockne,
s<^xrarze Nied6i;achlag wijcd geröstet, d. h. uAter beständigem Um-
ruljuren. in ei^c flachen, eisernen Schale geglüht; dies bezweckt,
de^ S^wefel zi^ verbrennen und daa Silber in Oxyd zu verwandeln.
E|te eiserne Scb^ wird, dadu^rch angegriffen. Indessen läaat sich
diese Operation in eisernen Gefässen am bequemsten ausführen.
N|i^C^dem, all^B mögüjchiit durchglüht und durchrührt ist, mischt man
nach dem Erkalten, die Majsiae; n^it der dreifachen Menge ganz
tj^QCkuQU Salpete])§. und. tvägt sie nach und na,ch in einen roth-
glühenden, offnen, eisernen oder hessischen Schmehptiegel ein. I^h
jecle?), Einic^ce« e];{qlgt ^ine scbwaohe Yecpuffung und eine anlche
E^j^i^iU)^ von Bü^e, da3S auch ohne starkes Feuer ein gut ge-
89)uDol^ener ReQuliiA a,m Boden dea. Tiegels si<^h bicfindet. Bevor
m^ ^gene. Pojrtioi&en einträgt, wai^tet man erst jedesmal die Vec-
pi|ffung ab, le^i i^uletzt, wenn Afli^s im Tiegel ist, den li>6dk«i
d99^ jff^d ^i npcl^ ^i^ ^hi^e^ hAlhstüiEidige GUihhitBe , um aU»
kleinen Silbertheilchen zu einem Regulus zu vereinigen. Derselbe
enthält indessen meiat ziemlich viel Ei«^, etwas Mangan (^srcli
277
den hessischen Tiegel) und Oold. Will man ganz reines Silber
haben, so mnss man den Siiberregulus erst wieder in Salpetersäui«
auflösen (der verbleibende Rückstand ist grösstentheiis Gold neben
etwas Kieselsäure, wenn ein hessischer Tiegel benutzt wurde) und
als Chorsilber fl&llen, welches man nach der vorhin gegebenen An-
weisung behandelt
Swai's K«lile?erfahi«M«
Herr Dawson veröffentlicht (im British Journal vol. XI. Nr.
214 u. 215) einige BemerlLungen über das neue Eohleverfahren,
denen wir das Wichtigere entnehmen.
Swau's Verfahren hat mit einem Riesenschritt alle früheren
Versuche in dieser Richtung bei weitem überholt und scheint ganz
dazu geeignet, auch dem Chlorsilberverfahren den Vorrang abzu-
laufen. Herr Swan hat seine Methode der Londoner photogra-
phischen Gesellschaft mitgetheilt, *) aber in den Detailsachen ist
noch manche Verbesserung nöthig, ehe das Verfahren als sicher
und vollkommen anerkannt werden kann. Nach einigen Versuchen
ist es mir gelungen, Eohlebilder zu erzeugen, di^ den Silberbildern
vollständig gleichkommen ; ich theile mit, was ich dabei beobachtet
habe.
Die Collodionschicht. — Das Pyroxylin darf nicht von
der pulverigen Sorte sein. Man bereitet es am besten in der
Sänremischung (Schwefelsäure in Ueberschuss) bei einer niedrigeren
Temperatur, als die bei der Darstellung negativer CoUodionwolle
gebräuchliche. Ein Gramm in 60 Gramm gleicher Theile Aether
(v. 725—730) und Alkohol (v. 810—815 spez. Gew.) gelöst, gibt
eine feste Schicht. Beim Erstarren wird das Collodion ein netz-
artiges Ansehen erhalten, aber nachdem es vollständig trocken
geworden, ist die collodionirte Seite von der anderen kaum zu unter-
scheiden. Die Schicht muss ganz durchsichtig sein. Die collo-
dionirten Platten können eine Zeit lang in Vorrath gehalten werden.
Bereitung der Gelatinelösuug. — Gute weisse oder
farblose Gelatine ist am besten zu unserem Zweck geeignet. Ich
nehme:
Gelatine .... 60 Gramm,
Wasser .... 360 „
Die Gelatine lasse ich in dem Wasiser einige Stunden an-
schwellen, dann setze ich sie in eine Schale mit warmem Wasser
•) Vergl. photogr. Archir Nt. SO.
278
von etwa 50 ^ Cels. Die Gelatine löst sich bald ; man setzt dann
20 Gramm gestossenen weissen Zacker hincu* Dieser Zusatz
geschieht nm den Stoff (der nachher vom Glas abgenommen wird)
biegsam und elastisch zu machen.
Klärung der Gelatinelösung. — Ehe die Lösung erstarrt
ist, giesst man sie in eine Schale und erwärmt sie gleichmässig
unter fortwährendem Umrühren (damit sie nicht verkohlt oder an-
brennt). TVenn sie an*s Kochen gebracht ist, wirft man das
Weisse von einem Ei hinein, das man zuvor zu Schnee geschlagen,
sammt der zerknitterten Schale. Das coagulirte Albumin nimmt
die meisten Unreinigkeiten mit sich zu Boden. Das Kochen darf
nur zwei oder drei Minuten dauern, denn sonst veimindert es die
Erstarrungsfähigkeit der Gelatine. Man filtrirt sofort durch einen
Sack von feinem Musselin, um die grösseren Theile des coagulirten
Albumins zu entfernen, und dann, bevor die Gelatine erkaltet,
nochmals durch vierfach gefallenes Musselin in die Vorrathsflasche,
um alle Unreinigkeiten zu entfernen. Die Flüssigkeit ist dann
schwachgelb und klar.
Wenn alle diese Operationen rasch nach einander ausgeführt
werden, so dass die Lösung nicht erkaltet, so werden durch Ver-
dampfung etwa 60 Gramm verloren gehen, so dass das Volum
jetzt 300 C. C. beträgt. Sollte aber die Gelatine während der
Operationen erstarrt sein, so dass man sie hat aufs Neue in flüssigen
Zustand bringen müssen, so geht mehr verloren, und es muss dann
soviel Wasser zugesetzt werden, dass wieder ein Volum von 300
C. C. heraus kommt.
Der Farbstoff. — Alle meine Versuche sind mit dem
fekisten chinesischen Tusch ausgeführt worden, da es mir nicht auf
den Ton ankam, sondern auf andere Eigenschaften. Das Abreiben
des Tusches in Wasser ist höchst umständlich. Ich habe daher in
einem Mörser 23 Gramm chinesischen Tusch zerstückelt, mit 300
Gramm Wasser in einer Flasche zwei bis drei Tage stehen lassen
nnd zuweilen umgeschüttelt. Dann ist der im Tusch enthaltene
Leim erweicht und wenn man die Flasche noch eine Stunde in
warmes Wasser taucht, erhält man eine Art feiner Lösung. Un-
lösliche Unreinigkeiten fallen zu Boden; die Flasche bleibt also
einige Zeit stehen und die obere Partie wird abgegossen. Dreissig
Gramm der so präparirten Flüssigkeit werden mit den 300 Gramm
Gelatinelösung innig gemischt. Ob dies Verhältniss das beste ist,
habe ich indessen noch nicht untersucht. Viel hängt hier von der
Beschaffenheit des Negativs, der Dicke der Gelatinetafel und dem
gewünschten Effect ab. Durch viel Farbstoff erreicht man grosse
279
Empfindlichkeit, aber der Halbton geht gleichzeitig verloren. Bei
geringerer Menge erhält man schöne Halbtöne, die Empfindlichkeit
wird verringert, und die tiefen Schatten sind oft nicht intensiv genug.
Die so präparirte Oelatine hält sich zwei bis drei Wochen,
wenn sie in gat verkorkten Flaschen verwahrt wird* Wenn man
sie braucht, stellt man die Flasche in ein Geiass mit warmem
Wasser, bis die Oelatine flussig geworden ist, und glesst davon
so yiel wie nöthig in ein Becherglas. Dreissig Gramm geniigen
cmn Ueberziehen einer Platte von acht zu fUnf Zoll.
Das Empfindlichmachen der Gelatinelösung, and
das Ueberziehen der Platte. — Dies muss im Dunkeln ge-
schehen, da das Präparat so empfindlich ist, wie feuchte Collodion*
platten. Man setzt die Flasche mit der abgemessenen Gelatine-
Uisong in ein Bad von warmem Wasser (53 ^ Cels.) und setzt auf
je 50 Gramm der Lösung 1 Gramm gepulvertes doppeltchromsaures
Ammoniak zu; dann löst man bei schwacher Wärme auf, indem
man umrührt, unter Vermeidung von Blasen, die schwierig zu ent-
fernen sind. Die collodionirte Platte wird erwärmt und (angenommen
sie Ist 8 X 5 Zoll gross) mit 30 Gramm Gelatinelösung übergössen.
Die Vertheilung der Gelatine geschieht aber nicht wie beim Gollodion
dorch Neigen, denn die Gelatine würde sogleich über den Rand
liiessen, sondern man legt die Platte auf ein vorher ganz eben
gerichtetes Brett und streicht mit einem weichen Pinsel die Flüssig-
keit aus, mit der Vorsicht, dass Luftblasen vermieden werden.
Bei richtiger Ausführung dieser Operation wird sich eine Schicht
von gleichmässiger Dicke bilden; die Platte bleibt ruhig liegen, bis
die Schicht trocken ist und sich nicht mehr klebrig anfühlt. ßi
einem massig warmen Raum braucht sie hierzu etwa 24 Stunden.
Das Täfelchen kann nun abgelöst und gleich gebraucht werden,
ich ziehe aber vor, es ganz trocken werden zu lassen.
Ich habe mir einen Niveauständer construiren lassen, aus einem
V« Zoll dicken eisernen Rahmen von etwa 18 Zoll Quadrat, der
auf vier Füssen steht; die Füsse können durch Schrauben höher
und niedriger gerichtet werden, so dass man eine ganz wagerechte
Fläche herzustellen vermag. Darauf lege ich die Platten, welche
gelatinirt werden sollen, und erwärme sie von unten gleichmässig
mit einem Bunsen'schen Gasbrenner, bis der Rücken der Hand
eben noch die Wärme erträgt Dann wird die Flamme wegge-
notnmen und die Gelatine, wie erwähnt, aufgegossen und mit einem
weichen Pinsel ausgebreitet. Dies bringt den Vortheil, dass man
das Täfelchen nach Verlauf von zwei oder drei Stunden ablösen
und gleich gebrauchen kann.
280
Wie lange ßich die Gelatinetäfelchea im Dunkeln halten, verrnng
ich noch nicht zu bestimmen; ein Stücli;, welci»ea acht Tage lang
zwischen den Blättern eines Buchs aufbewahrt wurde, war nachher
noch ganz empfindlich ; während ein anderes Stüclc, das ebensolange
frei im Dunkelzimmer gelegen, unempfindlich und in heissem Wasser
unlöslich war.
Wenn die Tafel trocken ist, löst man sie ganz einfach mit
einem Federmesser ab. Am besten bezeichnet man gleich mit
Kreide die Oelatineseite der Schicht, da man sie im Dunkeln gar
leicht verwechselt. Die Tafel soll dünner sein, als der feinste
Elfenbeincarton , aber fest und sehr biegsam; in der Durehaicbt
muss sie ganz gleichmässig sein, nicht ganz undurchsichtig.
Belichtung. — Die Collodionseite kommt auf das Negativ
zu liegen grade so wie gewöhnliches positives Papier. In der Sonne
variirt die Belichtungszeit zwischen einer halben bis drei Minuten.
Je undurchsichtiger die Täfelchen sind, um so empfindlicher eiad
sie. Die Oelatinetafeln sind bei Sonnenbelichtung vielleicht xehnmai
empfindlicher als Albuminpapier, im zerstreuten Licht hingegen nur
zwei oder dreimal. Aus diesem Grunde, dass nämlich die Gelatine-
tafeln gegen schwache Strahlen weniger empfindlich sind, erklärt
es sich auch, weshalb schwache, nicht verstärkte Negativs brillantere
Abdrücke darauf geben, als auf Albuminpapier. Kräftige brillante
Negativs geben leicht kalicige Abdrücke.
Aufkleben der Tafel. — Die im Handel vorkommende
Kautschuklösung wird mit vier bis fünfmal soviel Benzin gemischt,
und mit einem Pinsel auf gutes weisses Papier aufgetragen , das
man trocknen lässt. Die Oberfläche sollte dadurch so glänzend
werden wie schwach albuminirtes Papier. Dann überzieht man
die Collodionseite der belichteten Tafel mit einer dickeren Lösung
derselben Art; ehe sie ganz trocken geworden, legt man sie vor-
sichtig auf die präparirte Seite des Papiers, legt eine doppelte Lage
von Saugpapier darauf und drückt es durch eine Glasrolle oder
durch festes Reiben mit der Hand an.
Die Entwicklung. — Anstatt wie Herr Swan vorschreibt
die aufgeklebte Tafel eine Stunde im Wasser liegen zu lassen, lege
ich sie auf den Boden einer schräg stehenden Porzellansdiale and
lasse Wasser darüber hin fliessen. Dann tauche ich einen Schwannn
in nicht zu heisses Wasser und drücke ihn über der Tafel aus.
Die lösliche Gelatine wird dadurch in wenigen Minuten ganz entfernt.
Hat man überbelichtet, so tauche man einen breiten Kamelhaar-
pinsel in kochendes Wasser und übergehe damit das Bild einigemal ;
dies wird die Schatten ziemlich heller und die Lichter weisser machen-
281
Umkehrung des Bildes. — Wurde die Copie nach einem
ölasnegative gemacht (nicht nach eisern mit Gelatine übertragenen
oder abgelösten Gollodionnegatiy}, so ist sie natürlich jetzt um-
gekehrt. Um sie richtig zu bekommen, schneidet man die Ränder
80 zu, dass kein Papier übersteht; bestreicht dann das Bild mit
Stärkekleister (die Bildseite nämlich) und klebt es auf Gartonpapier.
Das Bild ist also jetzt mitten zwischen den zwei Papieren. Sobald
es trocken geworden, befeuchtet man das zuerst aufgeklebte Papier
mit Benzin, und kann es dann leicht ablösen. Zum Schluss satinirt
man das Bild.
£inem Vortrage des Herrn Cooper jun. entlehnen wir folgende
Notizen :
Hr. Swan empfiehlt vier Theile Wasser auf einen Theil Ge-
latine. Mit der trockensten festesten Sorte von Gelatine (zum Preise
TOD 1 1/3 Tblr. das Pfund) habe ich 3:1 als das beste Yerhältniss
gefunden , mit der weichesten 2 : 1. Verschiedene Arten der Ge*
latine bedürfen verschiedener Mengen Wassers zur Lösung, Man
halte sich demnach an der Sorte, welche' das beste Resultat ge-
geben hat.
Man hüte sich davor, die Lösung ^u dünn zu nehmen; mit
einer starken Lösung ist viel leichter zu arbeiten, sie erstarrt sehr
rasch und man kann einen Niveauständer entbehren. Aus der
schwachen Gelatinelösung scheidet sich der Farbstoff leicht aus.
Luftblasen sind leicht zu vermeiden, wenn man die Mischung
von Gelatine und der chromsauren Lösung durch Musselin flltrirt.
Zum Aufkleben der Gklatinetafel empfehle ich folgende Lö-
sungen: 1) 160 Gramm Benzin, 2 Gramm Kautschuk. 2) 160
Gramm Benzin, 2 Gramm Kautschuk, 3 Gramm Danunargummi.
Das Papier taucht man in Nr. 1, und die Gelatinetafel lässt man
auf Nr. 2 schwimmen. Nach dem Trocknen legt man beides
aufeinander und drückt es fest. So aufgeklebt kann man das Bild
zwei Tage lang im Wasser liegen lassen, ohne dass es sich ablöst.
AUösai^ der Cellodion-NegatiTS Tom Glase.
In Nr. 60 dieser Zeitschrift haben wir das Swan'sche Ver-
fahren zur Ablösung der CoUodionschicht mitgetheilt. Ueber den-
selben Gegenstand macht Hr. Wenderoth aus Philadelphia im British
Journal folgende Angabe.
^ttozrapUBclief IreUr. Vr. 61. 1. JnU 1S64. 13
i
282
Die Glasplatte, auf der man ein Negativ erzeugen will, wasclit
oian mit gewöhnlichem Wasser. Nach dem Trocknen taucht man
reines Leinen in eine gesättigte Auflösung von Bienen-
wachs inAether. Man legt dann die Platte horizontal auf
reines Papier, und reibt sie mit dem Leinen gleichmässig ein; mit
einem anderen Stück Leinen wischt man das überschüssige Wachs
ab, so dass nur eine ganz feine, kaum sichtbare Schicht von Wachs
zurückbleibt Nun giesst man das CoUodion auf und macht eine
Aufnahme ganz in gewöhnlicher Weise.
Wenn das Negativ fertig ist, wird es auf eine Gelatinetafel über-
tragen, die man so bereitet: Gelatine oder Hausenblase wird in
nicht zu warmem Wasser und nicht zu dünn gelöst, dann darch
Zeug filtrirt und mit 10 Tropfen Gljcerin auf 30 Gramm der
Lösung gut vermischt Glycerin ist zum Weichhalten der Gelatine
besser als Honig, der sie gäbren macht Eine ebene Glasplatte
wird wie oben beschrieben mit Wachs eingerieben, und mit Roh-
coUodion überzogen, nach dem Trocknen mit Gelatine bedeckt und
in ganz horizontaler Lage trocknen gelassen. Nach 12 bis 24
Stunden schneidet man die Ränder durch, löst die Schicht vom
Glase und verwahrt sie zwischen Papierblättem an einem trocknen
Orte.
Die Tafeln können im Voraus dargestellt werden. Wenn man
sie brauchen will, taucht man sie für eine oder zwei Minuten in
eine Mischung von 3 Theilen Allcohol und einem Theil Wasser.
Die Collodionseite mnss beim Eintauchen oben bleiben. Das feuclite
oder trockne, aber nicht gefirnisste) Negativ übergiesst man mit
derselben Mischung von Alkohol und Wasser, man legt es horizontal,
und die Gelatinetaiel darauf (die Collodionseite nach oben), indem
man an einem Ende beginnt; sie wird sich fest anlegen. Nach
Verlauf einer Stunde kann man die Schicht mit dem Bilde ablösen,
dadurch, dass man die Ränder durchschneidet.
Die in dieser Weise behandelten Negativs können von beiden
Seiten her abgedruckt werden, was namentlich beim Swan'schen
Kohleverfahren und bei combinirten Abdrücken von grossem Vortheil
ist. Sie können auch bequem in Mappen aufbewahrt werden.
Hr. Wenderoth hat der Nord- Londoner photographischen Ge-
sellschaft mehrere Bilder, die nach dieser Methode übertragen warem
durch Hrn. Shadbolt vorlegen lassen.
283
Das laipMskidieht iii4 Wen 4e Retk
Meine yerehrten Leser, welche mich bisher nur als emstea
pflichteifrigen Förderer der Photographie kannten, mögen mir hente
einmal anf das Feld der Satyre folgen, um einem bekannten Herrn,
der sein Wohlgefallen an Spottreden und schlechten Witzen findet,
mit gleicher Münze zu zahlen.
Hr. de Roth, Redacteur der photographischen Monatshefte, hat,
wie früher schon sein würdiger Vorgänger ßollmann, ebenfaUs jene
Blätter benutzt, um über seinen ehemaligen Lehrer in der Photo-
graphie die Schale seines bekannten Witzes auszugiessen.
Komischer Weise führt dieser Artikel die Ueberschrift: Das
Magnesiumlicht, obgleich derselbe eigentlich von mir und meiner
Trockenmethode handelt — Wenn derartige Herren ihr Licht,
das nicht immer so hell wie Magnesiumlicht ist, leuchten lassen
können, so kommt es ihnen nicht darauf an, ungerechter Weise
Bu verletzen, bewahre, sie haben zu viele Freude an ihrer eignen
Saade, um Rücksichten nehmen zu können; womit sollte überdies
der Raum der Spalten von ihnen gefüllt werden, wenn nicht durch
dergleichen Originalartikel? Ob sie damit ihren Lesern nützen,
ist eine andere Frage. Der einzige Vorwurf, den ich mir gegen
Hm. de Roth und vielleicht auch gegen das photographische Pub-
licum zu machen habe, ist der, dass ich Ersterem durch meine
Empfehlung bei Hm. Spamer die Laufbahn eines photographischen
Schriftstellers eröffinete.
Hr. de Roth ist des Glaubens, ich sei „bitterböse^ über seine
Uebersetzang des Rnssell'schen Tanninverfahrens gewesen. Allein
dies ist ein Irrthum. Als mich der Herr Verleger um eine Be-
sprechung dieses Schriftchens ersuchte, lehnte ich dieselbe anfangs
ab, ans dem Grunde, weil ich schon seit einem Jahr im Besitz
einer besseren Methode war, was ich wohl sagen kann, denn ich
habe alle bekannten Trocken - Methoden reiflich geprüft Ferner
konnte ich die Manier des Herrn de Roth nicht gut heissen, in
einer rein technischen Schrift jedes Kapitel mit einem witzig sein
sollenden parodirten Citate aus Goethes Faust einzuleiten. Nur
aus Rücksicht für den Herrn Verleger erfuhr diese gänzlich un-
passende Behandlungsweise eines solchen Thema*s von mir nicht
die gehörige Würdigung. Meine „Erledigung^ bezog sich nur auf
den mehrmals wiederholten Refrain des Hm. de Roth, ich sollte
mich doch vor der RusselVschen Methode beugen (utid natürlich
meine eigne fallen lassen); eine naive Zumuthung! Doch whr wollen
mm sehen, wer von uns beiden die grössten ^Roeinen^ im Kopfe
284
hat WeDn ich sage, dass meine Trockenmethode (die beiläufig,
in demselben Verlage erschienen, wie de Roth's Uebersetzung von
Russell) der Tanninmethode ebenbürtig, ja ihr überlegen ist, so
stütze ich mich dabei nicht allein anf meine Erfahrungen, sondern
auch auf die Vieler von meinen 78 Schülern, und ich hoffe, dass
mein Wort bei dem deutschen photographischen Publicum doch
noch mehr Geltung besitzt, als das des Herrn de Roth, Ueber-
Setzers mehrerer Schriften und Erfinders einer Papierschale. Die
literarisch - photographische Thätigkeit des Herrn de Roth wird, so
denke ich, bald gleichfalls die gehörige Würdigung in „beiden
Hemisphären" finden, obgleich dieselbe bis jetzt durch grossartiges
Stillschweigen geehrt wurde.
Um die beiden bezüglichen Trockenmethoden nach ihrem
Werthe zu vergleichen, macht Herr de Roth den sinnreichen Vor-
schlag — Magnesiumlicht zu benutzen! — In der That
originell, wie Alles, was aus seiner Feder fliesst. Es soll dadurch
jede Differenz bei der Beleuchtung vermieden werden. Indessen
scheint mir dies an einem hellen Tage, wo beide Arten von Platten
kurz hinter einander gleich lange in demselben Apparate belichtet
werden, nicht als wesentliches Hinderniss einer Vergleichung Beider
Werth, dagegen möchte die verschiedene Geschicklichkeit und
Erfahrung des Operateurs schwerer wiegen und hierin dürfte Ihnen
Ihr ehemaliger Lelirer doch überlegen sein, Herr de Roth, um
80 mehr, als Sie eine Methode vertreten, die Sie nicht erfunden,
sondern nur aus dem Englischen übersetzt haben. Sie sollten sich
als Deutscher freuen, wenn einer Ihrer Landsleute eine der aus-
ländischen ebenbürtige Methode erfunden hat! Um unseren Lesern
Gelegenheit zur Vergleichung beider Methoden zu geben, werde
ich in Kurzem mein neues sehr verbessertes Trockenver-
fahren im Archiv veröffentlichen, bin auch stets bereit zur Anfer-
tigung und Uebersendung von Negativs und Positivs, welche
nach meiner Trockenmethode angefertigt sind.
Zur Fortsetzung des Streites mit Herrn de Roth ist indessen
meine Zeit zu kostbar, auch verbietet es mir mein Gewissen, unsere
Leser auf diese Weise um etwas Nützlicheres zu bringen.
So mag denn Herr de Roth gemächlich weiter räsonniren und
noch ähnliche Originalartikel verfassen.
Meinen übrigen Widersagem in der Photographie rufe ich
aber zu: Wahret die Würde unsrer Kunst und Eure eigne; lasst
alle Persönlichkeiten und hämischen Spöttereien bei Seite; denn
nur so lässt sich em wissenschaftlicher Streit ehrenvoll für beide
Theile ansfechten. Dr. J. SohliaiUtt.
285
Vfiprterarte Phetographiei aaf lalerleilwaBd.
Von Ch. Waldack/^
Gate Malerleiowand wird mit einer starken Schicht von Blei-
weiss aberzogen , das hinreichend alt ist, nm eine gewisse Halt-
barkeit erworben zu haben. Die Leinwand wird, nachdem man
sie aaf einen viereckigen Rahmen gespannt, abgeschliffen, bis Wasser
8ich auf ihrer ganzen Oberfläche ausbreitet und nicht mehr in
Tropfen abrinnt Man erreicht dies durch Abwaschen mit Seifen-
wasser, dem etwas Alkali oder Gyankaiium zugesetzt ist, oder
durch Reiben mit einem in Alkohol getauchten Molletonbfluschchen.
Zum Salzen der Leinwand bestreicht man sie mit einem breiten
Pinsel mit dieser Lösung:
Destillirtes Wasser . . 1 Liter,
Gelatine 15 Gramm,
Jodkalium 10 „
Bromltalimn .... 5 „
Die Gelatine wird vorher in Wasser eingeweicht und in schwacher
Wärme gelöst; da die Lösung beim Erkalten erstarrt, muss sie
warm angewendet werden; auch das Auftragen mnss in einem
warmen Zimmer geschehen, denn sonst trocknet sie ungleichmSssig.
Die Silberlösung besteht aus:
Destillirtem Wasser ... 1 Liter,
Salpetersaurem Silber . • 50 Gramm,
Jodkalium 2 Dezigr.,
Essigsäure 100 Gramm.
Die Leinwand wird von dem Rahmen genommen und auf
einen anderen Holzrahmen gestiftet, über dessen Ränder man ein
Kautschukrohr genagelt hat. Sie kommt auf den Elautschnk zu
liegen, so dass sie den Boden einer Art von Schale bildet Der
Holzrahmen muss mit Schellackfirniss getränkt sein, das Elaat-
sehnkrohr aber mit Seifenwasser gewaschen und durch eine heisse
Mischung von 2 Theilen weissen Wachses und 1 Theil Terpentinöl
gezogen werden, damit der Schwefel, der im Kautschuk enthalten
ist, nicht auf die Silberlösung reagiren kann. Das Anstiften des
Rohrs geschieht mit Heftzwecken, deren Kopf mit Wachs über-
zogen ist
Das Empfindlichmachen geschieht in der Weise, dass man die
Schale etwas neigt, an die untere Seite eine hinreichende Menge
Silberlösung giesst und dann die Schale rasch horizootnl stallt Man
*) B^pertoixe eneydop^diqne.
286
hält die Flüsfii^eit eine Minate in Bewegung and giesst sie daim
in eine Flasche. Da sie nicht öfter als einmal gebrancht werden
kann, nehme man nar so wenig als möglich davon; für ein Bnist-
bild in Lebensgrösse kommt man mit 150 — 200 Cub. Gent. ans.
Das Einstellen des Bildes geschieht auf der Leinwand selbst
vor dem Sensibiliren. Die Belichtung in der Solarcamera variirt
zwischen einer halben und fünf Minuten; das Bild muss schwach
sichtbar sein.
Das Hervorrufen geschieht mit einer Mischung von einem Theil
gesättigter GallussäurelÖsttng , drei Theilen Wasser und einigen
Tropfen Essigsäure. Es geht sehr rasch vor sich. Die Flfissigkeit
die sich während des Belichtens unten angesammelt hat, wird fort-
gegossen, sodann erst die Gallussäure in Anwendung gebracht
Wenn sich die Gallussäure schwärzt, ehe das Bild gänzlich
erschienen ist, so ist sie durch organische Stoffe verunreinigt
Damit die Weissen rein bleiben, giesst man schwache Salz-
lösung auf das Bild, wascht einigemal aus , nimmt dann die Lein-
wand vom Rahmen ab, und fixirt das Bild mit unterschwefligsaurem
Natron.
Das Fixiren darf nicht in dem Rahmen vorgenommen werden,
der dann sehr schwierig zu reinigen wäre. Man wascht ihn mit
etwas Seifenwasser und Cyankalium und spült ihn mit reichlichem
Wasser ab.
Anstatt Gelatine hat man Eiweiss angewendet, aber der Pinsel
gleitet darauf aus, und die Schicht reisst oft nach dem Malen.
Wiederhentdlang des Silbwbaik.
Dr. Gräger räth, *) das Bad in einer Porzellanschale oder einem
Glaskolben zum Kochen zu erhitzen, ihm frisch gefälltes und völlig
ausgewaschenes Silberoxyd zuzusetzen und es damit einige Zeit im
Kochen zu erhalten; dann es zu filtriren, zu verdampfen und zu
schmelzen, damit die Ammoniaksalze zerstört werden. Den un-
löslichen Rückstand, der mehr oder weniger reich an Silberoxyd
ist (weil man immer einen gewissen üeberschuss dieses Stoffs an-
wenden wird), bewahrt man am besten im feuchten Zustande auf,
um ihn bei den nachfolgenden Arbeiten in gleicher Weise zu be-
nutzen, bis er sein Silber abgegeben hat
Dr. G. ist der Ansicht, dass die Wiederherstellung der Sflber-
bäder durch Niederschlagen mit ChlomÄtrium, Reduction und Auf-
*) Im Arohiv der Phannaoie. Joni 1864.
287
ISsen in Salpetersäure zn lang and kostspielig sei, namentlich bei
geringeren Mengen.
(Das hier beschriebene Verfahren ist keineswegs neu, denn
68 wird seit Jahren von manchem Photographen in Anwendung
gebracht. D. R.)
TrockeiTerfahren nit HanMllediM.
Vom Abb^ Despratx«
Das Collodion. — Es ist vielleicht nützlich, wenn das
Hara in Alkohol gelöst und dann erst dem Collodion zugesetzt
wird. Die Art des Harzes ist ziemlich einfinsslos. Benzoe und
Goiophoniam wurden meistens von mir in Anwendung gebracht
Für das Trockenverfahren ist Filtrirung des CoUodions unumgänglich
nöthig. Das Gadmiumcollodion enthält die meisten Verunreinigungen.
Jodkaliumcollodion hingegen wird darch blosses Decantiren ge-
Digend rein. Es ist schade, dass dies Collodion so wenig empfindlich
irad w^en der geringen Löslichkeit des Jodkaliums so schwer zu
pr&pariren ist Alkohol von . 840 löst kaum die erforderliche Menge
auf. Man muss demnach schwächeren Alkohol nehmen, oder das
Jodkalimn zuvor in möglichst wenig Wasser auflösen.
Die Collodionschlcht muss eine genügende Menge Jodsilber
festhalten können, darf also nicht zu dünn sein.
Das Silberbad. — Ein frisches Bad ist für die Trocken-
ver&hren vorzuziehen. Es kann neutral oder mit Essigsäure ge-
lauert sein« Neutral ist es am empfindlichsten. Es sollte 6 bis 8
Procent Silber enthalten. Alte Bäder, die feucht vortrefflich arbeiten,
sind für das Trockencollodion gar nicht geeignet, wahrscheinlich
wegen des enthaltenden Alkohols und Aethers. Um ältere Bäder
wieder taugüch zu machen, dampft man sie ab, lässt das Silber-
aitrat sdimelzen und löst es von Neuem auf. Die collodionirte
Platte bleibt zwei Minuten im Bade, wird dann gut abtropfen ge-
lassen und gewaschen. Die letztere Operation nimmt nicht mehr
als drei Minuten in Anspruch. Man trocknet bei künstlicher Wärme.
Die Belichtungszeit ist ganz dieselbe wie für feuchtes Collodion,
80 dass, wenn man sie etwas vermehrt, die Details in überraschender
Vollständigkeit erscheinen. Mit dem so wenig beliebten Kalium-
eollodion wird man auf diese Weise ebenso zarte Bilder mit Ab-
stufungen und Mitteltönen erhalten, wie auf feuchtem Weg mit dem
besten bromjodirten Collodion.
288
■emah's Ctpinurfahrei.
Salzbad. —
Chlorgold 1 Oramm,
Chlorammonium ... 2 „
Waaser 160 ^
Gates kräftiges PositiTpapier lässt man auf dieser Lösung
Vs bis 2 Minuten schwimmen. Man trocknet es am Feuer, aber
nicht Tollständig, da es etwas feucht auf das Silberbad kommen
muss. Das Papier hält sich längstens 12 Stunden im Dankein;
auch das Licht macht es untauglich, indem es das Oold redncirt
Silberbad. — 18 Gramm salpetersanres Silber werden in
90 Gramm Wasser gelöst nnd mit starkem Anmioniak versetzt, bis
der anfangs sich bildende Niederschlag eben wieder gelöst wird.
Dann wird noch so viel Wasser zugegossen, dass das ganze Volum
150 C. C. ausmacht
Wenn Ammoniak im Ueberschuss vorhanden ist, werden die
Bilder grau und matt; mangelt es, so werden sie bronzirt und hart
Das Papier schwimmt auf dem Silberbad 1^2 bis 3 Minuten
nnd wird gleich im Dunkeln getrocknet. Im Winter hält es sich
einige Tage, im Sommer nicht so lange. Frisch ist es am besten.
Man belichtet ganz wie gewöhnlich unter dem Negativ.
Fixirlösung. — In 500 Grm. Wasser löst man 125 Grm.
nnterschwefligsaures Natron und 1 Grm. Jodsilber; schliesslich noch
25 Grm. obiger Ammoniaknitratsilberlösung.
Das Bad kann gleich gebraucht werden. Dieselbe Lösung
wird immerfort angewandt; das verbrauchte ersetzt man durch
frische Lösung. Sie muss stets nach Ammoniak riechen; im Fall
dies verdunstet ist, setze man etwas davon hinzu.
Die Abdrücke werden, ohne ausgewaschen zu sein, in das
Fixirbad gebracht; nach einer Stunde herausgenommen und nüt
kochendem Wasser ausgewaschen. Sobald sie getrocknet sind, legt
man sie mit der Bildseite auf glattes Fliesspapier und bügelt sie
mit einem heissen Eisen.
Wenn die Natronlösung zu schwach ist, schlägt sich das Jod-
silber auf die Bilder nieder. Für sächsisches Papier ndrd etwas
weniger Gold und weniger Jodsilber genommen.
Sali^tersawes NatrM m Capinilberbad,
Herr SuUon sagt in Nr. 193 der Photographie Notes: Daa
salpetersaure Natron ist doch vielleicht von Vortheü im Sllbeibad.
889
Mail odm« irei UnsrnmeASttreti ; in die eiste gebe man ttne Lbl«ng
▼OD 5 Gran salpet^rsanrem Silber in 1 Üoze destlUirten Wassers;
in die zweite eine Auflösung von 80 Gran salpetersaurem Katron
in einer Unze destillirten Wassers; und in die dritte eine Unze
destillirtes Wasser, die 5 Gran salpetersaures Silber und 80 Gran
salpetersaures Natron in Lösung bält In jede dieser drei Lösungen
taaehe man einen Streifen Patentalbuminpapier, und lasse sie drei
Minuten rubig darin. Man nimmt sie dann heraus, indem man die
Flüssigkeit zugleich etwas in Bewegung setzt Von den Streifen,
4ie in die erste und zweite Lösung eingetaucht waren, ist das
Albumhd gSnzlich entfernt; wfthrend das Albumin auf dem Streifen,
wtieher !n die Mischung von Silber und Natron getaucht wtn-de,
coagulirt ist und sich nicht davon abwaschen lässt. Dieser Versuch
beweist, dass das salpetersaure Natron dem salpetersaurea Silber
beim Goaguliren des Albumins geholfen hat; weshalb aber und wie
rennögen wir nicht zu sagen.
Wir haben diesen von Hm. Price mitgetheilien Versuch mehN
mals wiederholt und stets mit demselben Resultat. Die Thatsache
steht also fest.
Demnach rathen wir unsern Lesern nicht zur fortwährenden
Anwendung des schwachen Silberbads mit salpetersauretn Natron;
denn unser Patentalbuminpapier (und fast jedes andere Eiwelss-
papier) gibt mit der 20gränigen (47o»gen) Silberlösung ebenso
gute Resultate, als wenn salpetersaures Natron hinzugesetzt wird.
Wesshalb also soll man das Bad compliciren? Ein schwächte
Silberbad ist nur fOr iiräftig^ Lieht und dichte Negativs geeignet.
Dünne zarte Negativs druckt man am besten im zerstreuten Licht
auf Papier, welches mit starker Lösung gesilbert wurde. Das auf
einetn schwachen Bade sensibilirte Papier ist weniger empfindlidi
als das auf starker Lösung präparirte.
;3l«9märti0f <Korrf||ionben?.
(Von umereii •peclellen Correapondeuten.)
Wien, den 16. Mai 1864.
Die photographiflcbe AussteUong in Wien.
44 Wiener Photograpben (unter denen auch mehrere Dilet-
Unten), a aus Prag, Venedig, München, Frankfurt, Constandnopd
und Biduurest, drei Freunde der photographischen Gesellschaft, die
Henen Seetionsraüi Ritter von Schwarz, General^Consul Loosey nttd
Dr« y. Scfaerser als Besitzer add&nditcfaet Erzeugnisse, femer einige
Smstfaitndler und endlich Fabrikanten von OhAnitcalitti und pfaoM^
290
graphischen Utensilien aller Art haben sich an der nngeflfar 1800
Nnmmern starken Aasstellung betheiligt, welche gegenwärtig Saeh*
verständige und Liebhaber der modernen Schwarzkunst in das Dreher-
sche Gebäude am Opernring lockt. Und Sachverständige wie Lieb-
haber finden sich belohnt, wenn sie die sog. zwei Stiegen (+ Mez-
zanin ~ 3) erklommen haben, denn jener erhabene Standpunkt ge-
währt einen Umbück nach allen Seiten, dort auf den Weg, welchen
Daguerre's Erfindung innerhalb fünfundzwanzig Jahren zurückgelegt
hat, hier auf die vielen Arme, in welche der Strom sich theilte, und
die verschiedenen Richtungen, welche dieselben einschlagen. Wer
sich ein historisches Yergniigen machen will, der beginne die Durch-
wanderung der zwanzig Zimmer mit Nr. 9, wo daguerroiypische Auf-
nahmen aus den Jahren 1839 und 1840 von Martin und Prol
V. Ettingshausen, eine „Heliographie^ auf einer Zinkplatte von Niqpee
aus dem Jahre 1827 (?) und erste Versuche auf Albuminpapler aus-
gestellt sind. Eines von den Daguerreotypen hat den Triumph,
dieses Fest als rüstiger Veteran mitCeiern zu können, theuer bezahlt :
fecht wohlerhalten langte es an Ort und Stelle an, aber die Luft-
veränderung, vielleicht auch die Feuchtigkeit, welche noch ans allen
Wänden des neuen Gebäudes hervordringt, bekam ihm so schlecht,
dass kaum noch ein dunkler Schimmer auf der Platte zu entdecken
ist Wie werden sich nach abermals fünfundzwanzig Jahren die
Photographien darstellen, deren Vollkommenheit wir jetzt bewundem?
Allerdings arbeitet die Chemie unablässig, um Bäder herzustellen,
die auch die letzte Spur von Stoffen, welche der Veränderung durch
die Luft ausgesetzt sind, aus dem Papierkörper entfernen sollen, abar
sicher fühlt sich noch niemand, und schon deswegen verdienen die
fortschreitenden Versuche mit Uebertragung der Photographie auf
Metallplatten, Holzstöcke und lithographische Steine, von welchen
dann wie gewöhnlich Abdrücke mit Druckerschwärze genommen
werden können, ganz besondere Beaditung. Wir werden mehreren
interessanten Proben begegnen,
Dass nicht alle Photographen Wiens sich an der Ausstellung
betheiligt haben, ergiebt schon die obige Ziffer, und dem Hinunel
sei Dank dafür, dass nicht einfach die Schaukästen von den Strassen-
ecken an die Wände im Dreher*schen Gebäude versetzt wurden. Doch
vermissen wir einige renommirte Firmen mit Befremden, z. B.
Miethke und Wawra, welche in Portraits und Architecturbildcrn,
wie in Reprodnction von Gemälden und Stichen Vorzügliches leisten.
Das erste Zimmer enthält Landschaftliches von Bosch und
Hardtmuth, sinnig arrangirte Stillleben von Karl Lemann (f 1863)
und eine grosse Auswahl aus dem Photographienlager von Oskar
Krämer, Portraits historischer Persönlichkeiten, Landschaften und
Architecturen , Copien von Gemälden (u. A. Piloty's „Nero^, Knaus
„Auszug zum Tanz^ u. m. a.) Autographe etc. etc. Den Ecksalon
beherrscht A. Widter, dessen Specialität Rüstungen und Waffen
sind; ausserdem hat dort A. Klein eine Anzahl von Albums auf-
gestellt, mit deren Pracht der Geschmack nicht immer Reichen
Schritt hält Fr. Antoine's Pflanzenbilder im dritten Zimmer geben
dem Matacsdbstdmck den Todesatoss. Danaben Ansichten und fiaceo-
291
tjpen ans OstinAen und AüBüralien, von Dr. Karl t. Scherier her-
geliehen, treffliche Copien Dürer'scher Handseichnnngen yon Leth.
Nr. 4 zeigt Portraits von Mahlknecfat in Wien und WeiBbrod in
Frankfurt a. M., 22 sehr interessante Aufnahmen yon Dr. Szeley,
dem Begleiter des General -Consuls Hahn auf seiner letzten Reise
doreh Albanien und Macedonien, und photographische Scherze yom
Grafen Victor Wimpffen. Im nächsten behaupten die Künstler-
portraits des Ateliers Adele sich ehrenvoll neben den Aibeiten von
Angerer, unter denen namentlich ein lebensgrosses Profilbild des
FrL Wolter hervorragt.
Die in Porzellan eingebrannten Photographien von M. Dut-
kiewicz, Assistenten des Hofphotographen Anger er, werden bald
ta einem Modeartikel werden. Ebendaselbst haben auch zwei Pa-
noramen von Constantinopel, von den dortigen Photographen Gebrüder
Abdullah aufgenommen, ihren Platz gefunden. Eramolfn (in Nr. 6)
läuft mit seinen grossen in Oel gemalten Photographien allerdings
seinen Concurrenten auf diesem speciellen Gebiete den Rang ab,
doch kann dieser Zweig der Reproduction den Portraitmalern noch
keine Besorgniss einflössen. Bedeutender und wichtiger sind die
Leistungen von Schultz, Copien nach alten Kupferstichen (Fresken
Micbel Angelo's in der Sixtinischen Kapelle) und verschiedene entomo-
logische Objecto, femer die topographischen Arbeiten des k. k. mili-
tär-geographischen Instistutes. Rabending und Heid haben ganz
Torsügliche Bildnisse geliefert. Im siebenten Zimmer interessiren
photographische und chromophotographisehe Portraits von Ost, von
demselben ein Bildnlss bei eiectriscbem Lichte aufgenommen, an
Sehfirfe den Aufnahmen bei Tageslicht nichts nachgebend und in
den Schatten so weich und klar wie Aquatinta ; ferner sehr gelungene
transparente Glasbilder, die sich zu Lichtschirmen u. dgl. sehr gut
eignen, und endlich Uebertragungen auf Seide ^ deren Verwendung
indessen noch nicht die rechte ist: ein kupferstichartiges Bild als
Sesselfiberzog ist denn doch etwas Widersinniges. Jttgermeyer
gab Blätter aus seiner Albrecht- Galerie und hübsche Landschaften,
Matterer (der ;,Leichenphotograph^) eine Anzahl von Grabmonu-
menten, Leichen, die alte Secirkammer des allgemeinen Kranken-
hanses und entsprechende freundliche Gegenstände.
Die folgenden Zimmer sind gr5sstentheils mit Pariser Arbeiten
gefüllt, welche die Gesellschaft dem Sectionsrath v. Schwarz ver-
dankt Hervorheben müssen wir die Alpen- und Gletscher bilder
ron Civiale, von .Negativen auf trockenem, paraf&n- und wachs-
getränktem Papier, die Photolithographien von Polte vin und Le-
mercier, die verschiedenen Photogravuren auf Kupfer, Stahl etc. etc.
von Lacan, N^gre, Riffaut Im neudten Zimmer befinden sich
die bereits erwähnten Materialien zu einer Chronologie der Licht-
bilder, im eilften Proben des photogaivanographischen Verfahre ns von
Ptul Pretsch in Wien; belcanntiich nimmt sich jetzt die k. k*
Staatsdruckerei der Ausbilduug dieses Verfahrens an und es lässt
lieh erwarten, dass. Pretsch , welcher früher als irgend ein anderer
bemüht war, die Photographie in die Reihe der eigentlich graphischen
läoste einaofübrani nun, da ihm die entspreehendea Mittel so 0#.
'v
292
böte stehen f auch in jeder Beziehang seine Beslrebußgea belofant
sehen wird. Die hier ausgestellten Abzüge mit der Eupferdraek-
und der «Buchdruckerpresse zeigen wenigstens, welche Bedeutasg
diese Mtoipolation erlangen kann. Im zwölften Zimmer rerdieoen
die Arbeiten des ,, ägyptischen Hofphotographen ^ Payer Beachtong,
Ansichten von Miramar, Jerusalem , Bethlehem, im dreizehnten die
römischen Ansichten von Lasswergh in Rom; die Preller'sehen
Gartons ztir Odyssee von Albert in München, und waHacfalaclie
Bildnisse und Architektaren von Szathmary in Bukarest Der
Riesenfloh über der Thür von Nr. 17, nach einem neuen Verfahren
bis zur Dimension von 1 Meter vergrössert von Aleide Duvette in
Amiens, macht sich schon selbst bemerkbar. Eben da finden wir
sehr hübsche Ansichten aus dem Semmering von Melingo und
anerkennenswerthe Versuche in der Photolitbographie von ReiffeBh
stein und RÖsch, zu besserer Unterricbtung liegen die geätzten
Steine daneben und den Gegensatz zu jenem Floh bilden Mikro-
Photographien in der bekannten Pariser Manier von Löwy. Zwei
j,pbotographi8Ghe Studien" von Hanfstängl in München (in Nr. 18)
zeicbnon sich durch geschmackvolles und aus dem gewöhnten Cirkel
der BallustradeUi Säulen und Vorhänge heraustretendes Arraagement
der Staffage aus* Jagemanns Portraits entsprechen seinem w<ifai-
begründeten Rufe.
Im nächsten Zimmer begegnen wir Detailaufnahmen nach Ca-
nova's Denkmal der Erzherzogin Maria Christine, von Matzner und
Räntz, welche besondere Anerkennung verdienen, weil das ungun-
stige Licht in einer Kirche die Arbeit sehr umständlich und lang-
wierig macht. Weselsky lieferte hübsche Glasbilder, L. v. Krie-
buber interessante photographische Abdrücke von Blättern, mikro»
skopische Aufnahmen u. dgl. , Bauer zeigt sich bemüht, ia die
Gruppirung Abwechslung zu bringen. Ferner befinden sich hier
amerieanische^ namentlich Lagerscenen, von General- Consul Loosey
mitgetheiit, und Proben der „Photosculptur*'.
Mit dieser neuesten Erfindung, welche allerdings nicht der Kunst,
aber der Industrie wesentliche Dienste leisten kann, hat es folgende
Bewandtniss. Eine Person wird von vierundzwanzig im Kreise aaf-
gestellten Apparaten gleichzeitig photographirt und nach die.^en
24 Bildern wird eine Thonmasse vermittelst eines Storchschnabel-
apparats vierundzwanzig Mal umrissen : nach dem vieruudzwanzigsten
Mai ist die Büste oder Statue fertig. So wird uns gedruckt und
mündlich versichert. Natürlich kann dies kein Verfahren „ohoe
Retouche^ sein, und hat der Retoucheur nicht etwas vom Künstler
an sich, so dürfte doch immer nur eine Gliederpuppe zu Tage
kommen. Aber die Industrie kann ohne Zweifel aus diesem Ver-
fahren Vortheil ziehen«
Die Zwischenräume in den verschiedenen Zimmern sind mit
allerlei Accidentien ausgelullt, hier eine Draperie, dort eine Glätt-
maschine, hier ein Revolverstereoskop, dort ein Alethoskop und im
letzten Zimmer findet man endlich alle die tausend Dinge beisamnck^^
welche der Photograph braucht. Die BeortheiluBg dieses Basais
fliQssen wit Sachverständigen übedassen, doch werden von dea
298
GegeoitMaden, die O. Kramer sviitellte, die riesige stark ooBveaa
Linse, welche dem photographischea Appaiat gestatten soU, dem
Object ganz nah auf den Leib an rücken, und der Kasten mit einem
voUaländigen Apparat, Utenaiiien, gedruckter Anweisung für photo-^
drende Dilettanten — auch den Laien interessiren.
A. L. SohraiA.
Berlin, den 22. Mai 1864.
Die photographiftche GeBellscbaft. — Kuniner's Yergrösserungen mikrotHopiscbeiP
Object«.
Von den hiesigen photographiscben Ateliers zeichnet sich in.
letzter Zeit durch ganz besonders rührig« und umsichtige Thätigke^t
das der ;, Photographischea Gesellschaft'' aus. Der J^unst^erlag
dieser Gesellschail ist bereits einer der reichesten. Der vor Kurzeni
erschienene Katalog desselben, der bereits nahe ßn 700 Nummern
zShIt, kann trotz der Höhe dieser Zahl keineswegs Anspruch auf
Vollständigkeit macheu, denn täglich noch erscheinen neue Ver-
lügsartili^el des genannten Institutes. Von den bis jetzt (^rschieaenen
Nammem, die die Kunstwerke der bedeutendsten Meister und be-
rühmtesten Schulen in durchweg gut ausgeführten Photographien
wiedergeben, ist ein grosser Theil in Imperial-, Folio-, Quart- und
Visitenkartenformat herausgegeben, ein Thcil nur in zweien dleaex
Formen, fast alle Nummern aber existiren in Visitenkartenformat
Dem) grade die Blätter in dieser Form sind, theils i^hrer gefällige^
Ausstattung, theils der ausserordentlichen Billigkeit wegen, mit der
die pbotographische Gesellschaft sie herstellt und ausgiebt — das
Blatt kostet im Ladenpreis 1^2 ^SJ* (Wiederverkäufer erhalten an-
gemessenen Rabatt) — hier ausserordentlich beliebt und dürfen
auch einer weiteren Verbreitung wohl rersichert sein. Die italienische,
niederländische, deutsche Schule, die moderneu Maler, alle sind in
diesen kleinen Blättern vertreten und können so die Sammlung
eines selbst wenig bemittelten Liebhabers zieren. Die Präcisität
und Sauberkeit in der Ausführung der Blätter gestatten trotz der
Kleinheit des Bildes Kunstgenuss und vollständige üebersicht. Aber
neben diesen kleineren Werken, die in kurzer Zelt noch durch eine
— ebenfalls durch Wohlfeilheit sich auszeichnende — Samndang
von Portraits der bedeutendsten Männer der Gegenwart erweitert
werden soll, nebea diesen Werken hat das Institut auch berdta
grössere sogenannte Sammelwerke heraus gegeben, die si^h allge-
meinster Anerkennung erfreuen. Namentlich hervorzuheben von
diesen wäre erstens eine Prachtausgabe der Bibel mit 60 PbPto-
graphien nach bedeutenden Werken der ersten italienischen iind
niederländischen Meister, zweitens Raphael's Leben der Psyche,
drittens das Cölner - Dombild und viertens das Goncert Friedrichs
des Grössen in Sanssouci von Adolph Menael.
Die Ausgabe der Bibel hat nicht nur ausgezeichnete Geistliche,
wie den General - Superintendenten Dr. Hofmann, wie den Probst
Dr. Nitzsch zu anerkennenden Worten veranlasst, auch geschätzte
Kunstkritiker haben darüber aur im günstigsten Sinne geurtheilt|
294
wir verweisen auf die Beartiieilang vom Obertribunalerath I>r.
Sclinaase im christlichen Kunstblatt
Die Photographie von RaphaeFs Leben der Psyche in der
Villa Farnesina zu Rom nach den Originalzeichnungen von Ang.
tom Dieck darf mit Recht eine ebenso gelungene Arbeit genannt
werden. Die Originalzeichnungen, die sich im Besitz der photo-
graphischen Gesellschaft befinden, sind von Cornelius so überaas
günstig beurtheilt worden, dass jedes weitere Lob überflüssig er-
scheint Auch über das Concert Friedrichs des Grossen in Sanssouci
von Menzel könnte in Bezug auf die vorliegende Photographie nur
Gutes gesagt werden. Mit Adolph Menzel ist die Gesellschaft
übrigens bereits in Unterhandlungen getreten, nach welchen ihr and
zwar ihr allein die Vervielfältigung seiner Gemälde auf photogra-
phischem Wege gestattet sein soll.
Demnächst denkt das Institut eine Pracht -Ausgabe des neaen
Testamentes zu veranstalten, wie auch die Photographien der drei
grossen, berühmten Glasfenster des Aachener Domes erscheinen zu
lassen. Wir werden seiner Zeit Näheres darüber berichten.
In andrer mehr wissenschaftlicher Hinsicht thut sich das Atelier
des Herrn J. Eaminer hervor. Dasselbe beschäftigt sich nämlich
mit sogenannten mikrophotographischen Abbildungen kleinster Körper
in milLroskopischer Vergrösserung und leistet darin recht Befrie-
digendes. Es ist gar nicht zu leugnen, dass grade dieser Theii der
Photographie noch einer bedeutenden Vervollkommnung fähig ist,
und dass er, sobald diese erreicht, eine ausgedehnte Anwendung
finden wird. Herr Eaminer nun ist auf dem besten Wege, beide,
sowohl Vervollkommnung als auch allgemeine Anwendung her-
beizuführen. Wenigstens muss nach den bereits angefertigten
mikrophotographischen Abbildungen zu urtheilen, der Apparat des
genannten Herrn, ein recht vollkommener sein. Denn dieselben
lassen wenig oder gar nichts zu wünschen übrig. Die bereits vor-
liegenden Abbildungen sind meistentheils solche, die neben dem
wissenschaftlichen auch allgemeines populäres Interesse haben. Es
sind: 1) Trichina spiralis (Muscheltrichine); 2) Hornhaut vom Auge
der Fliege; 3) Kopflaus; 4) Spinnenhaut; 5) Kaninchenhaar; 6}
Milbe; 7} Schmetterlingsschuppe.
Herr Kaminer beabsichtigt überhaupt einen Cyclus derartig
allgemein interessanter Abbildungen herauszugeben^ ist aber nebenbei
auch schon vielfach mit rein wissenschaftlichen Abbildungen be-
schäftigt — so namentlich für das photographische Institut der
hiesigen Universität, das unter der Leitung des Herrn Prof. Dr.
Virchow steht — gewiss ein Beweis für die Brauchbarkeit des
Kaminer'schen Verfahrens. Hg.
Alle Briefe und Mittheiluiigeli fOr die Redaetion find an den Heranifsbart
Panl B. Liesegang in Elberfeld, sn richten.
Gedraokt bei Sftxn. Lneet i& JElberftld.
Photographisches Archiv.
BMid jr. — Jtw. mt. — tu. Jlnll MSA»
IW^
9is RosinentrockenTerfahrai nach seinen neuesten Ver-
bessernngen.
Von Dr. J. SchliaiUS.
Vor einiger Zeit veröffentlichte ich in einer kleinen, bei 0. Spanier
in Leipzig erschienenen Schrift mein neaes Trocicenverfahren, welches
sich darch Einfachheit und Sicherheit auszeichnete. Inzwischen
habe ich diese Methode, mit den neuesten Entdeckungen auf diesem
Gebiete der Photographie fortschreitend, sehr bedeutend verbessert^
namentlieb durch Anwendung des alkalischen Entwicklers. Das
Gollodion sowohl, wie das Silberbad und der Entwickler sind darnach
modificirt worden und nur die Präservirungslösung, sowie die Mani-
pulationen dieselben geblieben.
Ich lege meine Trockenmethode unseren Lesern mit dem
Wunsche vor, sie der Prüfung werth zu achten. Probebilder jeder
Art, (nehmlich: Negative, Transpareutpositive und Papiercopien)
Daah dieser Methode gefertigt, bin ich bereit mitzutheilen.
1. Bereitung des CoUodions.
Die Bereitwig des Pyroxjlins übergebe ich, sie ist dieselbe,
wie ich sie in meinem ^Katechismus der Photographie'^ (Leipzig,
Weber) veröffentlicht habe. Jedes gute Py roxylin ist dazu
brauchbar. Man stellt sich daraus zuerst eine dicke Auflösung dar,
indem man eine grosse Flasche zu ^/s ihres Inhaltes locker mit
der GoUodtonwolle anfüllt, dieselbe sodann mit Alkohol von 0,835
spec. Crewicht gleichmtissig und unter Umschütteln befeuchtet,
wodurch sie sehr zusammenfallt und hierauf ejwa ^j^ der Flasche
mit reinem Aether aniiiUt Nach tüchtigem l'mschütteln Hillt man
die Hälfte des noch übrigen Raumes der Flasche mit absolutem
14
296
Alkohol, schüttelt lange und stark um und läset das Ganze mehrere
Wochen lang ruhig stehen. Die überstehende ganz klare Flüssigkeit
wird dann verdünnt und jodirt. Das Verdünnen geschieht auf die
Weise , dass man ein passendes , etwas hohes und schmales fest
verschliessbares Gefäss mittelst eines der Länge nach aussen ange-
klebten Papierstreifens in vier gleiche Theile theilt, das erste
Viertel mit dickem CoUodion, das zweite mit Aether und das dritte
mit absolutem Alkohol füllt und nach jedem Zusatz tüchtig um-
schüttelt. Im heissen Sommer nimmt man etwas mehr Alkohol
und etwas weniger Aether. Man prüft die Dicke und Flüssigkeit
der Schicht, indem man etwas davon auf eine gereinigte Glasplatte
giesst und auf die bekannte Weise sich ausbreiten lässt Eine
möglichst dicke Schicht, wenn sie sich nur noch gleichmassig und
ohne Streifen zeigt, ist vorzuziehen. Sollte sich das Pyroxylin
nicht gut gelöst haben oder das dicke Collodion aus irgend einem
Grund noch zu dünnflüssig sein, so muss man davon etwas mehr
nehmen^ bis die Schicht die gehörige Dicke besitzt. Die Jodirung
wird folgendermassen bereitet:
4 Drachmen Jodammonium,
2 ;, Jodcadmium,
1 ,, Bromcadmium, '
werden in 5 Unzen Alkohol von 0,835 spec. Gewicht aufgelöst.
Diese Lösung kann man 8 Tage vor der Anwendung bereiten. Ist
sie schon durch das Stehen ziemlich geklärt, so filtrirt man sie
nur durch Baumwolle, ausserdem durch mit Alkohol angefeuchtetes
Filtrirpapier. Die Quantität, welche zur Jodirung des jedesmaligen
Quantums verdünnten Coliodions nöthig ist, wird der geübte Photo-
graph leicht finden, und nur einem Solchen ist die Beschäftigung
mit dem Trockenverfahren anzurathen. Die einfache ControUe über
genügend^ Jodirung gibt ein eingetauchter Glasstreifen, den man heim
Herausziehen ganz genau senkrecht halten und auf der einen Seite
abwischen muss. In Silberlösung getaucht, gibt er bald die Dicke
der Jodsilberschicht an; sie soll gleich der eines guten Portrait-
collodions auf feuchten Platten sein. Ist die Jodsilberschieht zu
dicht im Verhältniss zu der Dicke des Coliodions, so lässt sieh
das später darauf erzeugte Bild leicht mit Baumwolle wegwischen,
während ein anderes, dessen Collodion den richtigen Grad der
Jodirung besass, ohne Schaden von kleinen Schmutzflecken auf der
Oberfläche mit Baumwolle befreit werden kann. Doch ist stets
Vorsicht dabei anzurathen.
Das nunmehr jodirte Collodion lässt man 3 bis 4 Tage stehen,
biB es ganz klar und von gelber Bemsteinfarbe geworden ist.
297
2. Silberbad.
Das daso passende Silberbad besteht einfach aus:
2 Unzen Höllenstein,
24 „ destiUirten Wassers,
woza man anter tüchtigem Umrühren 15 bis 20 Tropfen Jo^mng
giesBt. Man lässt das Ganze einige Stunden in der Sonne stehen
ond filtrirt. Hieraof macht man ein Probebild mit diesem Bad
nnd obigem Collodion. Entwickeln Itann man dasselbe nüt der
gewöhnlichen (essigsauren) PTrogallnssäare- oder Eisenammoniak«
lonmg. Kommt das Bild bei richtiger Exposition langsam/ aber
klar ond kräftig heraus, so ist Alles in Ordnung, und man kann
auf gute Trockenbilder rechnen. Sind sie hingegen etwas schwach
ood trübe, so setzt man einige Tropfen kohlensauren Natrons
lum Silberbad, filtrirt und neutralidrt mit Eisessig, wodurch in den
meisten FfiUen der Fehler beseitigt wird; wenn er nicht in der
schlechten Bescha£fenheit des GoUodions begründet ist
3. Der alkalische Entwickler.
Der Eatwicklungsflüssigkeiten , denen in dieser verbesserten
Methode eine höhere Wichtigkeit, als früher beigelegt werden muss,
siod folgende :
1) Verdünnter Alkohol: 6 Unzen Weingeist werden mit
10 Unzen destiUirten Wassers vermischt;
2) Ammoniakalische Lösung: In 12 Unzen obigen ver-
duonten Alkohols werden 16 Gran kohlensaures Ammoniak aufgelöst
ond die Lösung filtrirt;
3) Pyrogallussäurelösung: Zum Vorrath macht man
sich eine Auflösung von:
16 Gran Pyrogallussäure in
4 Drachmen absolut. Alkohol.
Diese Auflösung bleibt monatelang brauchbar, obgleich sie sich
braaD färbt. Doch bleibt sie klar und bildet keinen Bodensatz,
was mit der durch Wasser verdünnten nachfolgenden Lösung sehr
bald geschieht Die letztere darf deshalb nur in kleinen Quantitäten
für 1 bis 2 Tage angesetzt werden und wird weggegossen, so wie
sie braunlich trübe wird. Diese verdünnte Lösung wird dargestellt:
4) durch Vermischen von 1 Unze und 1 Drachme des unter
1 erwähnten Alkohols und 25 Tropfen der unter 3 genannten alko-
holischen Pyrogallussäurelösung. Fortsetzung folgt
1
298
Allgemeine Stndie Aber die positiTen piiotograpiiigchai
Ablage«
Von Davanne und Giraid*^
Die AuBstelluDgen photographiscber Werke boten vor kaum
fünfzehn Jahren ein ziemlich trauriges Schauspiel dar; in Zeit von
wenigen Monaten, oft einigen Wochen, waren die Abzüge, welche
die Photographen in glänzendem Ton und lebhafter Frische dahin
gebracht hatten , in matte , gelbe und entfärbte Bilder verwandelt
Nur einige, die yon geschickteren oder glücklicheren Operatcars
stammten, überlebten das allgemeine Unglück und behielten ihre
ursprüngliche Färbung. Von diesem Gesichtspunkte aus haben sich
die Dinge heut zu Tage sehr geändert und die photograpbischen
Ausstellungen gewähren einen ganz andern Anblick. Die Bilder
erleiden während der langen Monate, die sie der Sonne und dem
Lichte ausgesetzt bleiben, im Allgemeinen keine Veränderung; wie
sie am ersten Tage waren, so sind sie noch am letzten.
Von Anfang Ihrer Gründung sah die französische Gesellschaft
für Photographie die Wichtigkeit dieser Veränderung der positiven
Bilder ein und widmete der Frage ihre lebhafte Theilnahme. Unsere
Aufmerksamkeit wurde damals durch einige namhafte Gelehrte,
welche die Gesellschaft bereits unter ihre Mitglieder zälüte, und
namentlich durch unsern Präsidenten Regnault auf diesen wichtigen
Gegenstand gelenkt.
£s gab hier in der That einen interessanten Gegenstand des
Studiums; die Entstehung der photographischen Bilder, ihre Ver-
änderung waren geheimnissvolle Erscheinungen, um deren Ergrün-
dung die Wissenschaft bis dahin sich nicht bekümmert hatte. Ohne
vor den Schwierigkeiten der Aufgabe, die uns gestellt wurde,
zurückzuschrecken, gingen wir an dieses Studium und waren glücklich
genug, um seit dem Jahre 1855 die Hauptpunkte der Frage
bestimmt aufstellen zu können.
Schon hatten manche geschickte Photographen die Meinung
geäussert, dass das unterschwefligsaure Natron die Ursache der
Veränderung der Bilder sein müsse, aber noch war von dieser
Thatsache kein Nachweis gegeben und die Hypothese unbeachtet
gelassen worden. Schon hatten manche Experimentatoren mit Be-
nutzung der Arbeiten des Hrn. Fizeau durch eine gewisse innere
*) Fortsetzung von Seite 225.
299
Anschaauog die Anwendung der Goldsalze zum Tonen der positiven
Bilder Torgeschlagen ; aber die Mehrzahl der Pbotographen be-
kijnunerte sich nicht um die Anwendung dieser Salze, deren Nütz-
lichkeit noch Niemand nachgewiesen hatte.
In einer der französischen Gresellschaft für Photographie am
19. Oetober 1855 vorgelegten Abhandlung, welche das Programm
för jene langen Untersuchungen geblieben ist , die wir seit beinahe
10 Jahren vor derselben entwidLeln, sind wir so glücklich gewesen,
die Ursachen der Veränderung der positiven Bilder einzeln darzu-
legen, ihr Wesen und ihre Theorie auseinander zu setzen, gewisse
Verfahrungsweisen anzugeben, um die photographischen Zeichnungen
unveränderlich zu machen, und selbst eine sichere Methode bekannt
zu machen, um die Teränderung schlecht präparirter Bilder zu
hemmen und ihnen, wenigstens zum Theil, ihren ursprünglichen
Werth wiederzugeben. Von der Zeit der Veröffentlichung jener
Abhandlung datirt die regelmässige Verbesserung der Processe des
positiven Drucks.
Das Studium der Veränderung der Bilder war von jenem
Augenblicke an so gut wie vollendet, und wir brauchen heut fast
nur wieder an die Hauptzüge unserer ersten Arbeit zu erinnern.
Ein theoretischer Punkt war indess dunkel geblieben. Wir hatten
im Jahre 1855 die Ursache der gelben Färbung, welche die ver-
blichenen Bilder characterisirt, nicht bestimmt angeben können;
es war dort eine Lücke, deren Bedeutung wir damals einsahen, und
die wir in Folge gründlicherer Untersuchungen heut auszufüllen im
Stande sind.
Der erste damals festgestellte Punkt der im Jahre 1855 von
uns angestellten Untersuchung ist folgender : alle verblichenen Bilder
enthalten Schwefel, dessen Gegenwart leicht zu entdecken ist und
dessen Quantität sich durch die gewöhnlichen analytischen Mittel
leiebt bestimmen lässt Wenn das Bild gänzlich verblichen, in
seiner ganzen Ausdehnung völlig gelb ist, so nähern sich die
Schwefel- und Silberverhältnisse, welche es enthält, den theoretischen
Quantitäten, welche die Formel des Schwefelsilbers AgS verlangt.
Es war natürlich, aus dieser Beobachtung den Schluss abzu-
zoleiten, dass die Veränderung der Bilder durch eine Schwefelung
veranlasst werde. Um die Gewissheit zu erlangen, ob dem wirklich
80 sei , war unsere erste Sorge , frisch fizirte und folglich einzig
and allein aus Silber und einer organischen Silberverbindung be-
stehende Bilder der Wirkung schwefelnder Verbindungen zu unter-
werfen. Die alkalischen Schwefelverbindungen in Auflösung waren
unsere ersten Reagentien, und wir fanden sofort, dass die aufs
soo .
^We Zeit hindurch einer
AllgeV ^^ ^ ^'^eof ««Ji verändern ond sich
ssirt^ ^'pj^i^'^''^ "'"^^^ unmittelbar Tor
h^lL A^^ get^ ^-^ö^oöng vorher. In den ersten
h' ef ^^^ f! ^^"^^rioletten Ton an; aber diese Fftrbung
Ang^^^^ ^^^ Mir ^ ^^^^ '"* schwefelnden Bade lassen
^^^1^- ^^ nbl^^ herausnehmen, am es za waschen
igt "'^f^^^^ 'go, die Wirkung ist immer dieselbe; nach
^^^'^ '" ßHä roilkommen gelb geworden.
^^0^^ f j^BSserstoß^ dessen Wirkung wir nach derjenigen
X?<!f ^^^''^ g^/i^efelverbindungen versuchten, sollte uns das
Aef sii^^^^^ jie Aufeinanderfolge jener zwei verschiedenen Er-
^itt^i ^'^ ^ '^ erklären. In der That verhält sich dieses Reagens,
0cb^''^^.^r Auflösung angewandt, den fixirten Bildern gegenüber
in ^^^ .^ die alkalischen Schwefelverbindungen; es förbt sich
eten^^ ^/„fara, dann gelb ; anders aber steht die Sache, wenn nian
^^^^ *ofid absoluter Trockenheit operirt.
ßlQ bei der Temperatur von 110 Grad Gels, sorgfältig ge-
kiietes fixirtes Bild, auf welches man einen Strom vollkommen
l^j^nen Schwefelwasserstoffgases richtet, förbt sich violett, es tont
li einem Worte, und so sehr man auch den Gasstrom verlängern
^^g^ seine Färbung ändert sich nicht Aber die geringste Spur
yon Wasser genügt, um diesen Zustand zu modificiren; das Gas
braucht nur ganz wenig feucht anzukommen, und die violette
Färbung wird sich ins Gelbe umwandeln; ein so getontes Bild
braucht nur einige Augenblicke in warmes oder höchstens eine
Stunde in kaltes Wasser getaucht zu werden, und es wird ganz
und gar ins Gelbe übergehen.
Die Genauigkeit der vorstehenden Experimente lässt nichts zu
wünschen übrig. Sie zeigen, dass die Veränderung der positiven
Bilder durch die gleichzeitige Wirkung der schwefelnden Verbin-
dungen und des Wassers veranlasst wird; sie stellen fest, dass der
Schwefelwasserstoff allein, dass die Feuchtigkeit allein nicht gentigen,
ein positives Bild verbleichen zu lassen, und dass die Vereinigung
dieser beiden Agentien uneriässlich ist; sie machen es erklärlich,
warum manches Bild, das in eine Mappe gelegt wurde, wo tau-
senderlei Ursachen die Feuchtigkeit anhäufen konnten, sich verändert
hat, während manches andere Bild, das zu gleicher Zeit auf die-
selbe Weise präparirt wurde, es ohne Veränderung ausgehalten
hat, dass es an einem trockenen Orte dem Lichte ausgesetzt wurde.
301
Die Drsaeheo, welche die positiveD Bilder in die so eben yon
oBi angegebenen Uniatände veraeUen können, find ron dreierlei Art:
]. Die ans sanrem oder mit Silbersalssen geschwängertem
ontorschwefligBanren Natron bestehenden Tonbäder. Diese Bäder
sind lange in Gebrauch gewesen; aber dorch die Untersuchungen,
d«en Resultate wir 1855 yeröffentlichf haben, sind sie heut zu
Tige so aiemlich aus der photographisohen Praxis verschwunden.
Wir werden uns daher bei diesem Gegenstande nicht aufhalten,
sondern uns damit begnügen, nur daran tu erinnern, dass die
Bäder dieser Art unbedingt aus dem Atelier verbannt werden
müBsen. An diese Klasse schwefelnder Verbindungen schliessen
äcfa auch jene ans S^wefelnatrium oder Schwefelammonimn be-
stdienden Tonbäder an, welche manche Photographen unbedachter
Weise vorgeschlagen haben, und deren Anwendung wir den so eben
ndtgethetlten Experimenten zufolge ebenfalls unbedingt verbannen
iBiisBea.
3. Die unvollständigen Waschimgen nach der Fizirung mit unter-
sehwefligsaurem Natron. Da liegt die wahre Gefahr der Veränderung.
Besonders In Gregenwart der Feuchtigkeit greift das auf dem Blatte
zorfiekbleibende unterschwefligsaure Natron nach und nach das Silber
des Bildes an, verwandelt es langsam in Scbwefelsilber, und bald
verliert das Bild unter dem Einflüsse dieser Veränderung seine
frischen und glänzenden TQne, um die gelben und matten Töne
des verblich enenBildes anzunehmen. Es ist aber leicht, sich
vor dieser Gefahr zu schützen. In einem früheren Kapitel haben
wir sorgfältig und im Einzelnen die practischen Bedingungen der
Fixhrnag' entwickelt; wenn der Photograph unsere Vorschriften
genau befolgt, so wird er von dem unterschwefligsauren Natron
nkkta zu fSrcbten haben. Die Anwendung der alkalisehen Scfawefel-
eyaDverbindungen werden ihn, wie wir ebenfalls gezeigt haben,
noch besser gegen diese Veränderungsnrsache sicher stellen.
3. Endlidi der Schwefelwasserstoff, der bei normalen Ver-
Uhaissen stets in der Atmosphäre und besonders in der Atmosphäre
grosser Städte vorhanden ist. Diese Veränderungsursache ist jedoch
nicht von grosser Bedeutung; sie würde auf eine Photographie
nf^ mehr Wirkung haben können, als auf ein Oelgemälde oder
^ir Pastell; und nach den Resultaten, die wir jetzt darzulegen
gedenken, ist selbst ihr Einfluss gar nicht zu bemerken, wenn
das Bild vermittelst der Goldsalze eine energische Tonung durch-
gemacht hat
fh^Ugn^hiwAw ArehiT. Kr. 6S. 16. Juli 18«4. ^^
i
302
Im Torhergehendeii Kapitel haben wir die practiscfaen Bedin-
gangen des Tonens sorgflUtig antenocht und die Beschaffenheit der
BSder auseinander gesetzt, die uns den Vorzog zu yerdienen
scheinen; bevor wir aber diese Untersuchung beendigten, mussten
wir nachforschen, welchen Grad des Widerstandes gegen die Ver-
Änderung die verschiedenen bis jetzt vorgesdilagenen Tonung»>
processe dem Bilde verleihen könnteiL Um diese Thatsache zu
prfifen, nahmen wir Photographien, die vermittelst der verschie-
densten Yerfahmngsweisen, sei es von uns, sei es von anderen
Erperimentatoren präparirt waren, und brachten diese Photographien
alle zusammen in die Nähe natürlicher Ausströmungen von Schwefel-
wasserstc^gas (deren Benennung wir bei uns behalten wollen) und
zwar in einer solchen Stellung, dass die Feuchtigkeit, selbst der
B^gen, gleichzeitig mit dem Schwefelwasserstoffgas ihre Wirkung
auf die Silberverbindungen der Bilder ausüben konnten* Zu jenen
gewöhnlichen Photographien fOgten wir das Bruchstück eines ver-
mittelst verlängerter Eintauchung in Chlorgold von uns wieder-
belebten Bildes. Es war gut, dass wir diesen Zusatz machten, denn
ohne ihn wäre das gewonnene Resultat für die Zukunft der Photo-
gn4[>liie beklagenswerth gewesen; nach Verlauf einiger Monate
waren sSmmtliche Bilder verblichen, kein einziges hatte seine ur-
sprüngliche Färbung behalten« Das war al>er nicht der Fali mit
dem wiederbelebten Bilde; seine Färbung, die es dem beträchtlichen
Goldniedersclilag verdankte, mit dem es überzogen war, liatte nidit
die geringste Modification erlitten. Anderersdts konnten wir, indem
wir die fortschreitende Veränderung der Bilder beobachteten, gans
genau erkennen, dass der Uebergang jener Bilder in den gelben
Ton um so schneller vor sich gegangen war« je schwächer ihre
Tonung, das heisst je weniger tief ihre Vergoldung gewesen wai.
Diese Experimente stellim fest, dass die positiven Photo-
graphien der Veränderung um so besser widerstehen, je stärker ae
getont Bind, und dass sie, wenn die Goldquantität, welche die
Bäder auf dieselben niedergeschlagen haben, beträchtlich ist, tob
den natürlichen Ausströmungen von feuchtem Schwefelwassersio£Qg;a8
nichts zu furchten haben.
So ist denn von den drei Verändemngsursachen, die wir oben
bezeichnet haben, die erste nicht melir vorhanden, die zweite kann
leicht vermieden werden, und die dritte hat keine Bedeutung, wenn
das photographisehe Bild stark getont ist Sprechen wir es daher
ganz offen aus: eine gut ausgewaschene und stark ge-
tonte Photographie verbleicht nicht; die Veränderung
ist nicht die normale Bestimmung der Photographien;
303
• ie ist ein zufälliges Loos, das ihnen stets leicht er-
spart werden kann.
Die so eben von uns beschriebenen Experimente besitzen daher
eine hohe practisehe Bedeutung; eine nicht geringere haben sie
Tom theoretischen Gesichtspunkte aus: sie zeigen, dass im Fall
der Veründernng die Schwefelverbindungen ihre Wirkung nur auf
das Silber und lucht aof das Gold erstrecken.
Hier tritt die Schwierigkeit wieder zum Vorschein, die wir im
Jahre 1855 nicht hatten lösen können. Wenn die Veränderung
durch die Wirkung der Schwefelverblndnngen auf das Silber ver-
anlasst wird, wie ist es zu erklären, dass die veränderten Bilder
gelb sind, da, wie Jedermann weiss, das SchwefelsUber eine schwarz-
Tiolette Farbe hat? Erst in der letzten Zeit haben wir die Lösung
dieses Problems gefunden. Sie beruht ganz und gar auf dem
Einflass jener organischen Steife auf das Schwefelsilber, welche in
den verschiedenen Phasen der Erzeugung positiver Photographien
eine so bedeutende Rolle spielen. Das Schwefelsilber, welches man
durch die Zersetzung eines emfachen Silbersalzes bereitet, gleicht
in Nidits demjenigen, welches man erzeugt, indem man dieselbe
Zersetznng in Gegenwart der organischen Sto£fe bewirkt, die ge«
wohnlich zum Leimen der Papiere angewandt werden. Man nehme
eine Auflösung von salpetersaurem Silber und leite in diese Auf-
lösung einen Strom Schwefelwasserstoffgas, so wird man den gewöhn-
lichen schwarz - violetten Niederschlag von Schwefelsilber erhalten;
setzt man aber jener Auflösung von salpetersaurem Silber Stärke,
Gelatine, Albumin zu, so wird das durch das Schwefelwasserstoffgas
gebildete Product eine Art Lack sein, welcher durch die Verbindung
des organischen Stoffes mit dem Schwefelsilber entsteht, und dieser
leicht lösliche Lack wird genau jene gelbe Farbe haben, welche
die veränderten Photographien characterisirt.
Wird also das metallische Silber, mit welchem eine Photo-
graphie bedeckt ist, der Wirkung schwefelnder Verbindungen unter-
worfen, so bildet sich anfangs schwarz-violettes Schwefelsilber, und
es entsteht ein wirkliches Tonen; nach und nach aber tritt das
Wasser dazwischen, durchdringt den Leimgrund und schwellt ihn auf,
die Verbindung zwischen dem Schwefelsilber und dem organischen
Stoff geht vor sich, und . der Schwefelsilberlack substituirt dem
schwarzen Ton des Schwefelsilbers seine gelbe Färbung.
Das sind die aufeinanderfolgenden Erscheinungen, die sich auf
der Oberfläche des Bildes vollziehen, wenn dasselbe in schwefelnden
Bädern getont worden ist, wenn unvollkommene Waschungen dasselbe
von unterschwefligsaurem Natron nicht befreit haben, wenn es
304
endlich nach ungeniig^der Tönung in ausnahmsweise starke Schwefel-
wasserstoffausströmnngen gebracht wird.
Wiederbelebung. — Die Frage der Wiederbelebung der
Photographien hatte, als wir uns im Jahre 1855 sum ersten Male
damit beschäftigten , eine hohe Bedeutung; heut cu Tage hat neb
diese Bedeutung sehr vermindert Wir liaben soeben nachgewiesen,
dass die Veränderung der Bilder etwas Abnormes ist, veranlasst
durch unvollkommene Behandlung, die heut zu Tage fast alle
Operateurs vermeiden können, und es hat daher die Wiederhei^
Stellung der reränderten Bilder jetzt nur noch ein untergeordnetes
Interesse.
Darum wollen wir diese Operation mit kurzen Worten beschrei-
ben. Wir fuhren sie dadurch aus, dass wir das Bild einer neaen
Tonung unterwerfen. In eine goldhaltige Auflösung gebracht , tont
das yeränderte Bild und iärbt sich wie eine frisch präparirte Photo-
graphie, aber langsamer. £s nimmt so theilwelse den Glanz wieder
an, den es verloren hatte; indess würde man sich täuschen , wenn
man hoffte, ihm auf diese Welse seine ganze ursprüngliche Frische
wiederzugeben. Wie wir oben gesagt haben , ist der aus Schwefd-
Silber und organischem Stoff bestehende Lack leicht löslich, ond es
haben folglich die feinsten Halbtinten nach ihrem Uebergang in den
gelben Zustand durch die Wirkung des Wassers zerstört werden
können. Sind diese Halbtinten verschwunden, so kann die Wieder-
belebung sie offenbar nicht wiederherstellen. Uebrigens sind bei
allen verblichenen Bildern die lichten Partien gelb gefärbt, ebne
Zweifel in Folge einer Veränderung des Albumins, welches das
Papier bedeckt, vielleicht durch das Vorhandensein von SUberver-
bindnngen in diesen Partien, welche unvollkommene Waachungen
nicht haben entfernen können.
Im Wiederbelebungsbade verschwindet diese gelbe Tinte nicht;
sie tritt im Qegentheil noch mehr hervor; und will man, um sie
verschwinden zu lassen, das wiederbelebte Bild der Wirkung des
Chlorwassers oder des Chlorkalkes unterwerfen, so wirken diese
Verbindungen gleichzeitig auf die weniger dichten metallischen Theik
des Bildes und zerstören die Halbtinten.
Wie dem auch sei, die Wiederbelebung durch die Goldsalze
liefert nichtsdestoweniger unter den gewöhnlichen Umständen hin-
länglich befriedigende Resultate; sie lässt den gelben Ton der ver-
blichenen Bilder verschwinden, substituirt ihnen die schwarze oder
violette Färbung der gewöhnlichen Bilder und verhindert hauptsäch-
lich Jede spätere Verändemng, indem sie die im höchsten Grade
schwefelungsflihige Silberoberfläche durch eine Goldoberfläche von
fast absoluter Widerstandsfähigkeit ersetzt.
305
Die beste Weise, eine Wiederbelebungsoperation zu leiten, ist
folgende. Das Bild wird von der Unterlage, auf die es geleimt
worden Ist, abgelöst, in's Wasser getaucht, bis es von demselben
gut durchdrungen ist, dann vier bis fünf Stunden lang einer sehr
neutralen, aber frisch pfäparirten, Chlorgoldkaiiumlösung fiberlassen;
die Goneentratlon dieser Auflösung kann von 2 bis 5 Tausendtheilen
ruilren; je concentrSrter sie ist, desto schneller ist die Wirkung.
Wenn die Wiederherstellung genügend erscheint, wäscht man in
gewöhnlichem Wasser. Diese Waschungen, ebenso wie das Ein-
tauchen in's Goldbad, müssen im Dunkeln stattfinden. Das ausge-
waschene Bild wird hierauf in unterschwefligsaures Natron gebracht,
Qaa das durch doppelte Zersetzung gebildete Chlorsilber zu entfernen,
und dann nach der gewöhnlichen Methode in Wasser ausgewaschen*
Fortsetzung folgt.
Apparat mm Arbeiten im Freien«
Von Sabaüer Bloi*)
Dieser Apparat besteht aus einer gewöhnlichen Camera obscura,
eiDcm Rahmen als Plattenträger und awei verticalen Cüvetten, die
in einen xweifacherlgen Kasten gestellt werden; femer aus einem
kleinen Mechanismus oder Regulator In der Gestalt eines Braten*
Wenders, den man oben am Rahmen anbringt, um die Platte mit
"grosser Genauigkeit in die Fltissigkeit hinabzubringen. Mit diesen
Tier Gegenständen kann man Bilder im Freien mit grösserer
Leichtigkeit und selbst mit grösserer Zuverlässigkeit herstellen als
in einem Dunkelzimmer.
Die Cüvetten, deren eine die salpetersaure Silberlösung, die andere
das schwefelsaure Eisenoxydul enthält, sind gross genug, um so
viel Flüssigkeit zu fassen, dass man einen ganzen Tag arbeiten
kann. Sie sind luftdicht verschlossen, so dass man sie vor der
Abreise mit Flüssigkeit füllen kann; dies macht das Mitnehmen von
Flaschen unnölhig, die immer auf der Reise belästigen.
Ist man an Ort nnd Stelle angekommen, so schraubt man die
Deckel der Cüvetten ab nnd # arbeitet; ändert man den Platz, so
setzt man die Schraube wieder auf, was mit der grössten Leichtig-
keit gescliieht Auf diese Weise kann man einen ganzen Tag
hindurch Bilder herstellen, ohne dass man Misslingen zu fürchten
hat; denn man ist seiner Sache gewiss.
*) Aut dem Moniteur de U Photographie, 15. Mai 1864, pag. 49 ff.
Die Arbeit gebt folgeodermasBen i
HGl »—
Znent ffillt man die beiden Ctlvetten, die eine mit Silberbad
Ton 8 Procent, die andere mit acbwefeleaurem Eiaenojydal , nach
dem unten angegebenen Recept, und aorgt dafür, dass die FlfisRig-
beit nicbt über den oben an den Cüvetten gezeichneten Stri<^
hinaDsgeht Hieraur stellt man den Rahmen auT die mit der Silber-
ißsung gefüllte Cüvette und befestigt ihn sorgfältig vermittelst det
beiden kleinen Wirbel, die am Cüvetteubalter angebracht sind; oben
am Rahmen legt man den kleinen Mechanismus in Fonn eines
Bratenwenders an; ist dies geschehen, so erhebt man die beiden
Häkchen A und B und nimmt vom Rahmen das Brettchen weg,
welches dem Operatenr zugekehrt Ist; vermittelst des Enopfes C,
der aussen angebracht ist, hebt man es ein wenig in die Höhe nnd
sieht es vom Rahmen weg.
An der inneren Seite dieses Bretlchens befindet Aeh ein OrilT,
auf welchen man die Glasplatte stellt, die man rermittetst tiner
Schraubenmutter befestigt. Man schiebt die Glasplatte Über das
Brettchen hinaus, wozu man sich des Knopfes 0 bedient. In dieser
Stellung collodionict man, schiebt dann ohne Zeit su verlieren, die
Platte wieder auf das Brettchen zurück und stellt dieses aogldcfa
auf den Rahmen.
Von dem Augenblick an, wo man den ersten Tropfen Collodion
auf die Platte gegossen bat, muss man bis bu zwanzig oder dreisaig
Secunden zählen, ehe man das Glas in die SUbeclöaung taucht,
aber länger darf man nicht warten, da man sonst beflirchten müsate,
das3 die Platte, indem sie zn sehr trocknet, nicht mehr empfindlich
genug wäre.
Man ÖlTnet die lUnne D und taucht die Glasplatte in das
SUberbsd. Diese Arbeit ist eine der misslicfasten. Taucht man
die Glasplatte zu schnell ein, so bilden sich senkrechte Streifen;
TerfShrt man langsam, so werden es horizontale Linien. Der kleine
Apparat, der oben am Rahmen angebracht ist, hilft allM £esen
307
Debetetändeii ab; es handelt sich nur darrnn, ihn wie eine Uhr
anfiniziehen ; man stellt das Häkchen, welches sich am Ende der
Schnur befindet, über den Schaft des Knopfes C und schraubt
diesen ab; sobald derselbe frei ist, sinkt er nieder und setzt den
kleinen Mechanismns in Bewegung. Auf diese Weise sinkt
die Platte sanft und mit grosser Regelmässigkeit in die Silber-
iSsnng hinab.
Während die Platte sich sensibilisirt, stellt man ein. In dem
SUberbad mnss man die Platte anderthalb bis zwei Minuten lassen;
dann lässt man sie Termitteist des Knopfes C in der Silberlösnng
auf- und niedersteigen. Diese Bewegung mnss man die Platte
fSnizehn bis EwanEig Mal machen lassen. Man hebt die Platte
bis tm Hälfte vom Brettchen ab, um sie einen Augenblick abtropfen
an lassen; dann hebt man sie ganz ab. Die Rinne D, in welche
man Sangpapier zu legen nicht versäumen darf, wird geschlossen
und die Platte wieder auf die Rinne niedergelassen, wo dann die
nberschiissige Flüssigkeit abtropfen wird; auf diese Weise werden
die Tropfen, die sonst vermöge der Gapillarität unfehlbar znrfick-
geflossen wären und auf der Platte Streifen gebildet hätten, von
dem Sangpapiere eingesaugt. Diese Operation hat auch noch zum
Zweck, die Glasplatte im Brennpunkt zu. erhalten. Würde die
Platte nur oben fest gehalten, so könnte sie, wenn der Wind ginge,
im buchstäblichen Sinne zittern ; indem man sie aber auf der Rinne
rohen lässt, wird sie durch diese unten und durch den Griff oben
festgehalten, so dass sie wie durch einen Schraubstock im Brenn-
punkt gehalten wird. Man nimmt den Rahmen ab und legt ihn
auf die Camera obscura, nachdem man sich rermittelst des matt-
geschliffenen Glases versichert hat, dass der Gegenstand, den man
darstellen wiU, sich genau im Brennpunkt befindet Sind alle diese
Anordnungen getroffen, so öffnet man das Objectiv und belichtet;
dann schliesst man den Rahmen wieder und bringt ihn anf die
zweite Güvette, welche das schwefelsaure Elsenoxjdul enthält. Ist
der Rahmen gestellt, so öffnet man die Rinne D und taucht die
Glasplatte vermittelst des kleinen Mechanismus in Form eines Braten-
wenders in den Entwickler. Man lässt die Platte ungefähr fünfzehn
bis zwanzig Secunden lang im Eisen ^ indem man sie schüttelt und
emporhebt und dann wieder hinein taucht Hierauf zieht man
die Platte heraus ohne Furcht vor dem Tageslichte. Man wäscht
sorgfältig, und stellt dann die Platte in ein Kästchen, auf dessen
Boden man Saugpapier gelegt hat Wenn man auf diese Weise
arbeitet, so kann man in einem Tage fünfzehn bis zwanzig Bilder
fertigen, ohne dass man nöthig hat; das Silberbad zu wechseln oder
808
zQ filtriren; denn die CüTetten sind gross genug, um. die su ailen
diesen Bildern erforderliche Flüssigkeit za mthalten. Sollte man
nach acht bis zehn Aufnahmen bemerken, dass das schwefelsaore
Eisenozydul schwach geworden wäre, so müsste man demsriben
stärker concentrirtes schwefelsaures Eisenoxydul znsetsen oder es
einfach filtriren.
Ist man am Abend oder am folgenden Tage, ja selbst acht
Tage darauf zu Hause angekommen , so setzt man die Platten, die
man vollenden will, vor dem Fixiren fünfzehn bis zwanzig Minuten
dem hellen Tageslichte aus. Der Zweck hiervon ist, die Halbtinten
hervorzurufen, deren Hervorkommen eine zu kurze Exposition oder
ein zu wenig bromirtes Collodion etwa verhindert haben. Sodann
fixirt man sie mit Cyankalium oder unterschwefligsaurem Natron;
man wäscht sie unter einem starken Wasserstrahl und mit der
grössten Sorgfalt, denn bliebe das geringste Theilchen unterschwefiig-
sauren Salzes zurück, so würde die Platte unfridbar Flecken bekraunen,
wenn man das Bild verstärken wollte. Ist es fixirt und gut aus-
gewaschen, so lässt man es von selbst trocknen; wenn es trocken
ist, nimmt man einen Pinsel und trägt auf die Bänder eine Schicht
adiwarzen oder weissen Fimiss auf, um die Schiebt zu veriunden,
sich während der Operation der Verstärkung zu erheben.
Es gibt ein sehr einfaches Mittel, welches das Auftragen vmi
Fimiss auf die Ränder der Platte unnöihig macht; es besteht dariDy
dass man die Plattenränder schräg abschleift; in diesem Falle Vkt
das Collodion sich nicht ab, denn es wird durch die Uneb^iheit
des sehrägen Randes zurückgehalten. Auf solche Weise kann num
die Platte, anstatt sie erst trocknen zu lassen, sogleich nach der
Fixirung verstärken, wenn man nur Acht gibt, dass die CoUodioD-
schicht sich nicht hebt.
Das Silberbad hält acht Proeent mit Zusatz von etwas CoUoÜcn
oder Jodtinctur.
Der Entwickler besteht ans:
Gewöhnlichem Wasser . . . 500 Gramm,
Schwefelsaurem Eisenoxydul 32 ^
Essigsäure 15 „
Alkohol 7 „
Salpeters. Silberlösung zu 10<^/o 15 „
Die Glasplatte bleibt ungefähr 15 Secunden im Bade.
309
Priftwf if» uiffgUnmanm Silben ud des CU^i^Mes.
(Auszug aus dem Pr^parateur photographe tod Dr. PhipSOD.)
PrüfQBg des Salpetersäuren Silbers. — Die Prüfung
des salpetersauren Silbers bietet keine Schwierigkeit Wenn die
Auflösung das Lakmuspapier rötbet, enthält es einen lleberschuss
von Sfture. Wenn sie durch einen Zusatz von Ammoniak blau
wird, so enthält si« Kupfer. Man hat das salpetersaure Silber mit
Salpeter verfälscht; um diesen Betrug eu erkennen, braucht man
mir die Auflösung durch einen Ueberschnss von Chlorwasserstoff-
sSure zu fällen; die obenauf schwimmende Flüssigkeit darf, wenn
man sie auf einem Platinblech verdampft, nichts zurücklassen. —
Ist es mit einem Ammoniaksalz verfölscht, so lässt die Auflösung,
wenn man sie mit Chlorwasserstoffsäure behandelt und die obenauf
schwimmende Flüssigkeit auf einem Platinblech verdampft, Chlor*
attmonium zurück, welches sich indess bei einer etwas erhöhten
Wärme rerflüchtigt. Auch wird man die Gegenwart eines Ammoniak-
salzes im salpetersauren Silber an dem starken Ammoniakgeruefa
efkennen, der sich entwickelt, wenn man seine Auflösung mit
Aetznatron vermischt, sowie an den starken bläulichen Dämpfen,
wei^e sich dann zeigen, wenn man ein in Chlorwasserstoffsäure
getauchtes Stäbchen nähert. In den grossen Photographie-Anstalten
ist es bisweilen von Nutzen, wenn man die Silberquantität eines
Bades, das sich durch den Gebrauch abgeschwächt hat, genau be-
stimmen kann. Das leichteste Mittel hierzu ist vielleicht folgendes.
Man macht eine Normalflüssigkeit von Seesalz, indem man 17,19
Gramme reines Salz in einem Volum von etwas weniger als
einem Liter Wasser auflöst, uod dann so lange Wasser zusetzt,
bis die ganze Auflösung 1 Liter darstellt; 10 Cubiccentimeter dieser
Flüssigkeit zersetzen genau 0,5 Gramm salpetersaures Silber. Dann
nimmt man einen Tbeil des zu prüfenden Bades; ist es sauer, so
neotraiisirt man es mit Kreide und filtrirt es. Vermittelst einer
Pipette misst man 10 Cubiccentimeter der Normalflüssigkeit ab
und ^iesst sie in ein Glas, setzt denselben noch einige Tropfen
einer doppeltchromsauren Kalilösung zu, so dass die Flüssigkeit
heU gelb wird. Die zu prüfende Silberlösung giesst man in ein
nach Cubiccentimetern und nach Zebntel-Cubiccentimetern graduirtes
Ghis, und giesst sie nach und nach in die Salzlösung. Anfangs
entsteht ein weisser Niederschlag von Chlorsilber, und jeder Tropfen
macht beim Niederfallen einen rothen Flecken (chromsaures Silber),
der beim Schütteln verschwindet; der letzte Tropfen endlich gibt
der Flüssigkeit plötzlich eine karmesinrothe Färbung. Dann hält
1
SlO
man an und liest an der Menrar die Zahl der gebranehten
Cubiccentimeter ab; diese Quantität enthält 0,5 Gramm salpeter-
saures Silber. Um den Procentgebalt des Bades an salpetersanrem
Silber zu bekommen, braucht man nur mit der Zahl der gebraichten
Cubiccentimeter in 50 zu diTidlren.
Prüfung des Chlorgoldes. — Man zersetzt durch Cal-
cination einen bekannten Theil des Salzes und wiegt den Gold-
rückstand. 1 Gramm reines Chlorgold muss 0,785 Gramm Gold
zurücklassen*), aber es enthält fast immer einen Ueberschuss an
Wasser oder an Säure. — Wäre das Cfalorgold mit andern Salzen,
wie z. B. Chlornatrium, verfälscht, so würde man es entdecken,
wenn man ein wenig von dem zu prüfenden Salze in einem Probir-
tiegel oder einer Abdampfschale von Porzellan calcinirte; wenn sieb
alles abgekühlt hat und man auf das Product der Caleinatioo
destülirtes Wasser giesst, welches man schwach erwärmt, so töst
das Seesalz sich auf. Diese Flüssigkeit lässt bei der Verdampfung
auf einem Platinblech , einen Rückstand ; mit salpetersaurem Silber
behandelt, gibt sie einen Niederschlag von Chlorsilber.
Prüfung des Seld'or (unterschwefligsaures Goldoxyd und
Natron). — Dies Salz muss in feinen, im Wasser leicht löslichen
Nadeln crystallisirt sein. Das im Handel vorkommende Salz enthält
oft einen Ueberscbuss an unterschwefligsaurem Natron. Man kann
es zerlegen, wenn man einem gegebenen Gewichtstheil des Salzes
einige Tropfen starke und reine Salpetersäure zusetzt; hierauf setzt
man Wasser zu, sammelt das Gold, welches zurücicbleibt und wiegt
es, nachdem man es calcinirt hat. 1 Gramm reines Seld'or lässt
so 0,367 Gramm Gold zurück.
Haltbare Photograpliiei.
Es ist ein eigenthümliches Factum, dass zu derselben Zeit,
wo die französischen Chemiker Girard und Davanne ihre lang-
jährige Studie über das Chlorsilbercopirverfahren beendet haben,
und wo der Concurs um den Luynes'schen Preis für ein YeHahrenf
haltbare Photographien zu erzeugen, sich seinem Schlüsse nähert,
ein Verfahren in Concurrenz tritt, welches bei seinem ersten Er-
scheinen durch so äusserst beweisende Proben unterstützt wird,
wie die, welche Hr. Swan selbst vorgelegt, und andere naeh seinen
Angaben erzeugt haben.
*) Das crystolUsirte Chlorhydrat, Au> Gl', HCl, lässt auf l Gramm
0,783 Qold zunlck.
811
Wie Toraussiuehen , haben sich gleich nach der Veröffent-
liehoDg des Swao'scheD Verfahrens yiele an's Versnchent gegeben,
mancher wol mit Misstranen, da man leider oft genug die Ver-
Bprechnngen, die man den Anpreisangen der Erfinder entnimmt, sich
Dicht erfüllen sieht. Aber diesmal war die Sache doch anders.
Hr. Swan hat sehr schöne Bilder vorgelegt, die den Silberphoto-
gmphlen in nichts nachstehen, und ohne Rückhalt das Verfahren
mitgetheilt. Es ist allerdings richtig, dass die Methode, namentlich
die Bereitung der Gelatinetafeln, ziemlich umständlich ist. Wenn
aber anch aus diesem Grunde nicht das Swan'sche Verfahren,
«ondem erst eine Verbesserung desselben berufen sein soUte, das
gegenwärtig gebräuchliche Druckverfahren zu verdrängen, so haben
wir doch jetzt die Gewissheit, dass es möglieh ist, haltbare Kohle-
büder von schönem Ton und mit den feinsten Abstufungen und
Miiteltinten zu prodnciren. Eine practische Modifieation des Ver-
fahrens wird nicht lange auf sich warten lassen.
^d)mf(l)e inittl^eUungeiL
Stahlplatten Ter lest in sehitien.
Stahlplatten von Satinirmaschinen, die längere Zeit ausser 6e*
brauch bleiben sollen, überziehe man mit einer Auflösung von
Bienenwachs. Dieser Stoff ist eben so leicht aufzutragen, wie zu
entfernen.
iaik fir das «lykjaregei-Licht
Mr. J. S. Young theilt im Philadelphia Photographei mit, dass
ihm beim Oxybydrogen - Licht die Kalkstücke immer zersprungen
und in Stücke zerfallen seien. Dagegen habe ihm italienischer
Marmor, zwanzig Minuten geglüht und nach dem Erkalten zer-
schnitten, ganz vorzügliche Resultate ergeben. Ein Stück halte
für acht bis zehn Stunden aus.
KUug des reinen Silbers aas kapferkaltigen Lösangen.
Dr. Hirzel empfiehlt hierzu*) das Aluminium. Das unreine
Silber löst man auf gewöhnliche Weise in Salpetersäure auf, ver-
meidet aber dabei einen grossen Ueberschuss von Säure. Die
Salpetersäure Lösung wird filtrirt, mit der 20fachen Menge destilUrten
Wassers verdünnt, zum Sieden erhitzt, und ein blankes Blech von
Aluminium hineingesetzt. Das Silber scheidet sich sofort in
schönen glänzenden Lamellen ab; unterhält man das Kochen, so
ßült bald alles aus. Das gefällte Silber wird gesammelt, mit
*} In Dingler's polyteclioischein Journal.
312
Wasser gut aasgewaschen, mit v^dünnter Salnäure gekoekt, am
etwa beigemengtes Alamininm zu entfernen. Dann wird es mit
Wasser gewaschen und kann giei.ch neu aufgelöst werden.
Piatill-/ Rhodimn- and Iridiumsalze beim Tonen.
Dr. Maugham bringt in einem, übrigens nichts neues ent-
haltenden Briefe an die Photographic News die Frage des Chlor*
platintonens wieder in Anregung, und empfielüt die Anwendung
der Platindoppelchloride.
Gaptain Seilen übersandte Hm. Simpson verschiedene Abdrfii^
die mit Natriumdoppelchloriden des Platins, Rhodiums und Iridiums
getont wurden. Die mit Rhodium allein getonten Bilder sind fast
noch fuchsbraun. Ein Bild, welches 45 Minuten im Tonbad ge-
blieben war, besass einen warmen braunen Ton; ein anderes hatte
16 Stunden darin gelegen , ohne aber eine angenehme Färbung
anzunehmen. Durch Zusatz von Chlorgold wird die Tonung be-
deutend verbessert. Das Chloriridium scheint gar nicht zu tonen.
Mit Platin allein und in Verbindung mit Gold und mit Rhodium
sind hübsche Töue erhalten, die sich, dem Verhältnisse des Goldes
folgend, vom Braun dem Schwarz nähern.
Brnstbilder aof Sepiagnind.
Das Eco de la Fotograffa giebt folgende Beschreibung des
vom Präsidenten der photographischon Gesellschaft zu Cadix erfun-
denen Verfahrens, Brustbilder mit sepiafarbenem Grund zu versehen.
Ein Brustbild wird in Vignettemanier mit weissem Grund ge-
druckt und mit Gold getont; danach wird das Papier im Dunkeln
getrocknet, aufs neue zwei Minuten gesilbert, wieder getrocknet
und mit einem das Bild deckenden Cartonblättchen dem Licht aus-
gesetzt, so dass der weisse Grund sich färbt. Zum Schluss fixirt
man in untcrschwefligsaurem Natron wie gewöhnlich.
Der Photograpb. — Wissenschaftlich-technisches Journal, der
Photographie und ihren Anwendungen gewidmet. Redactenr :
A. Fribes. St. Petersburg. 1864. Jahrgang 1. Nr. 1.
15. März.
Die erste Nummer dieses hdbsch ausgestatteteD Journals (so viel uns be-
kannt, die erste photograpbische Zeitschrift in russischer Sprache) enthllt eine
Rundschau Tom Redacteur, eine kritische Uebersicht der photograpbischen
313
HaipiilttioBen und Becepte, von A. Spakowiky, einen Brief von Hm. Motileff
über das Drucken ohne 8Über, and einige ans anderen Jonnialen leprodneirte
Artikel (von Monckboyen, PoiteTis, Ommegank nnd RnaselL)
Herr Fribes ist udb seit lange als eifriger AnhSnger der Photographie
bekannt, imd Herr Spakowsky, der, wie es seheint, Bfitglied der Redaction ist,
bat sich ISngst das Renomm^ eines tQchtigen Photographen erworben; wir
kSsnen daher erwarten, dass das nene Journal die wichtige Mission, das Ausland
• mit den Arbeiten und Forschungen der russischen Photographen bekannt zu
machen, mit gehörigem Erfolge ToUziehen wird.
Le pr^parateur-photographe. Trait^ de cfaimie h l'nsage des photo-
graphes et des fabricants de produits photographiques , par
le Dr. T. L. Phipson. Paris. Leiber. 1864.
(Von unseren speciellen Correspondenten.)
Berlin, den 3. Jan! 1864.
Sitzungsbericht des Berliner photographischen Yereins.
Der Vorsitzende Herr Dr. Vogel tbeilte zunächst die Namen
der nea aufgenommenen Mitglieder mit. Aus Copenhagen und
Ohristiania wie aus Prag waren neben den zahlreichen Meldungen
aus Preussen Beitritterklärungen eingegangen. Alsdann wurden ver-
schiedene, hauptsächlich das Privat-Interesse des Vereins berührende
Briefe etc. vorgelegt.
Hierauf nahm Herr Osborne das Wort, um in einem längeren
Vortrage, die vorzüglich mit durch ihn auf ihre jetzige Höhe ge-
brachte Photolithograpbie zu erläutern. Herr Osborne war zuerst
doreh einen In Melbourne ihm ertheilten Auftrag, geographische Karten
abzanebmen, auf die Zweckmässigiceit, eine Methode zu finden, die
dem Stein auf photographischem Wege das Bild einverleibt, auf-
merksam gemacht worden. Aber die bis dahin üblichen Methoden,
die tbeils darin bestanden , den Stein miit Asphalt zu überziehen,
theik darin ihn mit bichromsauren Salzen, Gelatine, Eiweiss etc.
empfindlich zu machen und dann dem Licht in der Camera auszu-
setzen, gaben wenig günstige Resultate. Er kam daher auf die
Idee, das Bild gar mcht auf dem Steine direct hervorzurufen,
sondern es zuvörderst auf Papier zu erzeugen und es dann von
diesem auf den Stein zu übertragen. Die Ausführung geschah auf
die Weise, dass man ein Papier mit bichromsauren Salzen etc.
sensibilisirte , dann dem Licht aussetzte, und schliesslich das ganze
Blatt auf eine fette Schicht Druckerschwärze brachte. Behandelte
man dieses so geschwärzte Papier dann mit Wasser, so löste sich
die Schwärze von allen den Stellen, die nicht vom Lichte getroCTen
waren, ab; es wurde also ein Bild erhalten. Dieses Bild wurde
alsdann auf den Stein gebracht und mit ihm durch eine Walze
gezogen, so dass die Schwärze auf dem Steine zurückblieb. Dieser
i
314
wurde dann geätzt, und weiter, wie es sonst in der Lithographie
üblich, verfahren. Schliesslich erklärte Herr Osbome eine grosse
Anzahl im Yereinslocale von ihm ausgestellter Photolithographien,
die theils, namentlich die seinerseits gefertigten, künstlerischen,
thells nur historischen Werth hatten. Namentlich verdienten die
Photoltthographien , die nach Zeichnungen des Professor Berg you
dessen japanischer Reise durch Osbome gefertigt waren, yolle
Anerkennung. Es war kaum möglich, Original und Copie von ein-
ander zu unterscheiden. Herr Professor Berg, ein sonst gewiss
schwer zu befriedigender Kritiker, hatte in den ehrendsten Aus-
drücken von diesem Werke geurtheilt.
Der Vorsitzende Dr. Vogel machte dann noch auf einige
eigenthümliche Schwierigkeiten in der Photolithographie aufmerksam,
die namentlich durch die Sehattirungen erzeugt werden. Während
nämlich in der Lithographie verhältnissmässig ausserordentlich leicht
jede Art von Schatten durch starke oder schwache Punctation her-
vorgerufen werden kann, ist das bei den Photolithographien auf
diese Weise selbstverständlich nicht möglich; aber man sieht, dass
durch das Verfahren des Herrn Osborne die Schwierigkeit bereits
gehoben.
Einige eingegangene Fragen und Schriften gaben darauf Anlass
zu erörtern, ob und wie weit der Gebrauch von Kautschuk-Apparaten
in der Photographie — Cüvetten, Haken u. s. w. — störend ein-
wirke. Es wurde bemerkt, dass häufig diese Apparate allerdings
Schleier auf den Bildern hervorbringen, dass sich auch in den heissen
Sommermonaten auf den Silberbädern, bei Anwendung derartiger
Cüvetten, braune Schichten zeigten, die wahrscheinlich durch bisher
noch nicht näher gekannte Zersetzungsproductc des Kautschuks
gebildet wurden. Vorläufig jedoch kann Bestimmtes darüber nicht
angeführt werden, da mehrere Photographen zu ihrer vollsten Zu-
friedenheit bereits mehijährig mit solchen Apparaten arbeiten.
Jedenfalls aber möchte sich bei etwaigen Störungen in der Operaüon
empfehlen, diesen Apparaten eine ganz besondere Auftuerksamkeit
zu schenken.
Alsdann erregte eine Anfrage, welche Wege die Photographen
wohl einzuschlagen hätten, um ihre Arbeiten vor Nachdruck zu
sichern, lebhafte Discussionen , in der natürlich auch die Frage, ob
der Photograph Künstler sei, und in wie weit seine Producte Kunst-
producte genannt zu werden verdienen, erörtert wurde. Zu einem
definitiven Entschlüsse kam man jedoch nicht. Ig.
Berichtigung. — Auf Seite 276 (Nr. 61 dieses Jonmals) hat sich ein
Fehler eingeschlicheiL Beim Rösten des Schwefelsilbers Verbrennt nämlich nur
der mechanisch beigemengte Schwefel, das SchwefelsUber schmilzt nar, und
wird erst durch das Sehmelsen mit Salpeter zersetzt. Dr. S.
AUe Briefe und Mittheilungen fttr die RedMtion sind an den Herausgeber,
Paul B. Liesegang in Biberfeld, zu richten.
Oodrackt bttl Sam. Laea» in Klbexfsld.
Photographisches Archiv.
Bund ir. ~ IVr. 9M. — i. Ang^iut t9«4.
AllgeMebie Studie Aber die positifei photographischeB
Abläge.
Von DavaiiDe and fiirard.*'
Behandlung der Rückstände.
Hat es der Photograph dahin gehracht, positive Bilder von
geflüligem Ansehen und haltbarer Färbung anzufertigen, so hat
er doch noch nicht alle Schwierigkeiten überwunden, welche seine
EuDst mit sich führen kann. Eine wichtige Aufgabe bleibt ihm
za lösen übrig; er muss jene schönen und haltbaren Bilder auch
möglichst billig herstellen.
Beim Empfindlichmachen im Silberbade nimmt jedes Blatt eine
beträchtliche Quantität Silber mit fort; beim Belichten, Tonen und
Fixiren behält es nur noch einen ganz kleinen Theil davon; fast
die ganzen Silberverbindungen haben sich in den verschiedenen
Reagentien, die zur Erzeugung angewandt wurden, aufgelöst und
sind nach dem technischen Ausdruck unter die Rückstände
gefallen. Von der Behandlung dieser Rückstände, von der
Wiedergewinnung des darin enthaltenen Silbers hängt die Spar-
samkeit ab, welcher die Photographie, wie jede industrielle Arbeit,
sieh unterwerfen muss.
Wir gedenken in diesem Abschnitt den Gang darzulegen, den
man nach unserer Ansicht zur Erreichung dieses Zweckes nehmen
muss, und werden uns zuvörderst damit beschäftigen, genau zu
bestimmen, welche Wichtigkeit die photographischen Rückstände
haben.
*) ForUetnmg yoo Seite 306.
16
316
Im Laufe der vorliegenden Untersuchungen haben wir durch
directe Analyse festgestellt, dass jedes Blatt von 44 x 57 Mm. Grösse,
wenn es mit dem Sensibilationsbade in Berührung gebracht wird,
demselben theils im Zustande von salpetersaurem Silber, theils im
Zustande von Chlorsilber und Silberoxyd - Albuminat eine Quantität
Silber entzieht, die im Durchschnitt gleich ist Gr. 2,390. Eine in
ziemlich grossem Maassstabe betriebene Präparation von Blatten
erlaubte uns , die Genauigkeit des durch die Analyse angezeigten
Verhältnisses zu bestätigen. Wir sahen in der That, dass die
Präparirung von 419 grossen Blättern im Umfange von 44 + 57
Mm. den Sensibilationsbädern 1588 Grm. salpetersanrefi Silber entzog,
eine Quantität die Gr. 2,400 Silber aufs Blatt entspricht Die
Uebereinstimmung der Resultate ist auffallend.
Andererseits haben wir, als wir uns damit beschäftigten, die
nicht getonten Bilder mit den getonten zn vergleichen, festgestellt,
dass auf einem grossen, (gleich denjenigen, von denen wir so eben
gesprochen) albuminirten und durch eine lange Exposition gegen
die Sonnenstrahlen in seiner ganzen Ausdehnung stark gefärbten
Blatte die nach der Operation der Fixirung zurückbleibende Quantitit
Silber durchschnittlich Gr. 0,150 beträgt*) Wenden wir auf diese
in ihrer ganzen Ausdehnung gefärbten Bilder den Schluss an, da«
bei einem gewöhnlichen Bilde die Summe der weissen SteUen so
ziemlich gleich ist der Summe der schwarzen Schatten, so sehen
wir, dass die Quantität Silber, die ein gewöhnliches Bild auf
grossem Blatte ausmacht, durchschnittlich die Hälfte der oben fest-
gestellten Zahl, das heisst Gr. 0,075 betragen muss. Vergleichen
wir diese Zahl mit den Gr. 2,400 Silber, welche das Bild beim
Austritt aus dem Sensibilisationsbade mit fortnimmt, so kommen
wir zu dem Schlüsse, dass das Silber, aus welchem das Bild be-
steht, ungefähr ^/loo^tel des verbrauchten Metalls darstellt, und
dass die übrigen ^Vioo^^^^9 nachdem sie durch die verschiedenen,
zu den positiven Präparaten angewandten Reagentien aufgelöst sind,
unter die Rückstände fallen und nur zu oft in den Rinnstein lanfen.
Die ungeheure Entwicklung, welche die Kunst der Photo-
graphie in den letzten Jahren erlangt hat, gibt diesen Rückständen
einen grossem Werth, als man vielleicht vermuthet Es möchte
schwer sein, in sicherer Weise die Quantität Silber zu bestimmen,
welche in die photographischen Ateliers eingeführt wird; es fehlen
darüber genaue Nachweisungen; aber nach den offiziellen Docu-
*) Acht YerBüohe haben folgende Zahlen ergeben: Or. 0,170; Qr. 0,137
Qr. 111; Gr. 0,172; Gr. 0,112; Gr. 0,110; Gr. 0,164; Gr. 0,121.
317
menten, deren Einsicht einem Ton uns bei Gelegenheit der allge-
meinen Industrie - Ausstellung zu London dargeboten wurde, ist es
keine Uebertreibungi wenn man sie für die Fabrikation von Paris
allein auf eine Summe von mehreren Millionen Francs festsetzt.
Nur 3 % dieser Summe werden auf nützliche Weise angewandt ;
97 % würden rettungslos und ohne Crewinn für irgend Jemanden ver-
loren gehen, wenn der Photograph sich nicht der Sorge unterzöge,
sie in den Rückständen seiner Arbeiten wieder aufzusuchen.
Für den Photographen, der bei seinen Arbeiten dem gewöhn-
lichen Gange folgt, sind die flüssigen oder festen Substanzen, in
denen das Silber sich anhäuft, zahlreich, und keine derselben darf,
wenigstens ohne Weiteres, yemachlässigt werden.
Hat das Silberbad seine Dienste gethan, so werden die Schaalen
aosge waschen. Diese Waschwasser dürfen nicht weggegossen
werden; man kann sie zu den Rückständen bringen, aber besser
ist es, wenn man sie geradezu dem salpetersauren Silberbade hin-
zufügt und zu neuen Sensibilisationen mit verwendet
Während die Blätter zum Trocknen aufgehängt werden, bringt
man an eine der Ecken Ideine Streifen Saugpapier. Diese Streifen
müssen sorgfaltig gesammelt werden; sie sind mit salpetersaurem
Silber gesättigt.
Beim Herausnehmen aus den Rahmen wird jedes Blatt in
Wasser ausgewaschen, um das freie salpetersaure Silber zu ent-
fernen; hierbei entsteht der wichtigste Rückstand.
Dann kommen das zur Fixirung angewandte unterschwefligsaure
Bad und die Waschwasser des fixirten Bildes.
Zu diesen verschiedenen Substanzen lassen sich noch hinzu-
lugen die beim Austritt aus dem Rahmen vom Bilde losgerissenen
Pi^ierstückchen , die Filter, das zum Abklären des Bades ange-
wandte Kaolin, und endlich die mannigfaltigen Papiere, die zum
Abwischen der Tische und des Arbeitszimmers, oder der verschie-
denen Gegenstände gedient haben, auf welche irgend eine Quantität
der silberhaltigen Flüssigkeit hat vergossen werden können.
Das Silber findet sich unter diese verschiedenen Mittelstoife
sehr nngleichmässig vertheilt; die Vertheilung ist vom Gesichtspunkte
der Arbeiten aus von grosser Wichtigkeit und wir haben sorg-
faltige Untersuchungen darüber angestellt.
Die beiden folgenden Analysen stellen das Yerhältniss fest,
in welchem sich das Silber auf die verschiedenen Manipulationen,
welche das Präpariren eines positiven Bildes erfordert, vertheilt findet.
Erste Analyse. — Gr. 18,80 Silber haben zum Präpariren
von 14 halben Blättern gedient; das Silber ist hierauf aus den
318
verschiedenen Rückständen der Manipulationen wiedergewonnen and
bestimmt worden.
Silbergewicht. Silberquastitit
inHundertthcttcB.
Abtropfpapiere Gr. 0,225 1,196
Erstes und zweites Waschwasser vor dem
Tonen n 10,170 54,090
ünterschweffigsaures Natronbad nach Fixi-
rung « 7,016 37,310
Waschwasser der fixirten Bilder ... r 0,130 0,696
Nach der Exposition von den Blättern ab-
gerissene Papiersttickchen .... n 0,300 1,695
Auf den Bildern zurückbleibend ...» 0,582 3,100
Verluste, durch Abtropfen u. s. w. . . j, 0,377 2,013
18,800 100,000
Zweite Analyse. — Gr. 43,76 haben zum Präpariren Ton
32 halben Blättern gedient ; das Silber ist hierauf bestimmt worden
wie oben.
Silbergewicht. Silberquastitit
inHunderttlMUii.
Abtropfpapiere ......... Gr. 0,450 1,028
Erstes und zweites Waschwasser vor dem
Tonen » 23,133 52,860
Cnterschwefligsaures Natronbad nach Fizi-
rung 14,078 82,100
Waschwasser der fixirten Bilder ... „ 1,800 4,110
Nach der Exposition von den Blättern ab-
gerissene Papierstückchen .... „ 2,000 4,570
Auf den Bildern zurückbleibend . . . „ 1,356 3,100
Verluste, durch Abtropfen u. s. w. . . „ 0,943 2,232
43,760 100,000
Die beiden Analysen, deren Resultate wir eben mitgetheilt
haben, zeigen, dass das zum Präpariren der positiven Bilder an-
gewandte Silber sich so ziemlich in folgender Weise vertheilt fiodet:
Ungefähr 3 ^/q finden sich auf dem vollendeten Bilde wieder.
Ungefähr 7 % figuriren im festen Znstande in den Abtropf-
papieren, den Filtern, den Blätterabschnitten, den Papieren, ver-
mittelst deren man beim Aufwischen die von den Blättern ab-
fallenden Tropfen hat sammeln können , nebst den 2 % Yerluat,
welche die beiden obigen Tabellen anzeigen.
50 bis 55 % sind im Znstand von salpetersaurem Silber in
den Waschwassem des belichteten Bildes aufgelöst.
319
30 bis 35 % sind im nDtersehwefligsauren Natron - Fizirbade
mit fortgenommen.
Höehstens 5 % endlich lassen sich in den Waschwassem der
fixirten Bilder wiederfinden.
Die Manipulationen, welche nothwendig sind, um aus diesen
rerschiedenen Rückständen das darin enthaltene Silber auszuziehen,
mSssen drei Bedingungen genügen: sie müssen schnell vor sich
gehen , der Sparsamkeit entsprechen und im höchsten Grade einfach
Bein. Wir hoffen es dahin gebracht zu haben , sie unter diese drei
Beengungen zu stellen und aus der Behandlung der Rückstände
eme so leichte Arbeit zu machen , dass sie von jedem an chemische
Operationen nur im mindesten gewöhnten Photographen vorgenommen
werden können.
Behandlung der flüssigen Rückstände. — Zunächst
wollen wir uns mit den Flüssigkeiten beschäftigen; 90 Prozent des
in Arbeit genommenen Silbers finden sich in ihnen aufgelöst, and
auf diese mnss sich unsere Aufmerksamkeit vor allen Dingen richten.
* Es sind für die Behandlung der flüssigen Rückstände mehrere
Verfahningsweisen vorgeschlagen worden; keine derselben entspricht
anseres Erachtens dem oben entworfenen Programm vollständig, und
wir finden uns daher veranlasst, sie zu verwerfen. Einige Worte
werden hinreichen, unsere Beweggründe begreiflich zu machen.
Das erste Verfahren, das angerathen wnrde, war das von
Hro. Davanne im Jahre 1855 vorgeschlagene. Es besteht darin,
dass man alle flüssigen Rückstände vereinigt, ihnen eine Auflösung
von Schwefelleber zusetzt, welche das Silber im Zustand von
Schwefelsilber niederschlägt, letzteres dann sammelt, es sorgfältig
röstet, so dass aller Schwefel verbrennt, und endlieh den Rückstand
der Röstung mit gleichen Gewichtstheilen Salpeter schmilzt. Dieses
Verfahren hat von Anfang an die Aufmerksamkeit der Photographen
auf sich gezogen, viele haben sich damit beschäftigt, mehr als einer
hat seit der ersten Veröffentlichung , die der Erfinder desselben ge-
macht hat, sogar geglaubt, es aufs Neue entdecken zu müssen.
Es wird heut zu Tage in manchen Laboratorien angewandt, aber
es hat bei weitem nicht allgemeine Aufoahme gefunden. Es führt
in der That gewisse Uebelstände mit sich : die alkalischen Schwefel-
Verbindungen verbreiten im Atelier Schwefelwasserstoff- Ausströmungen,
die nicht nur unangenehm , sondern auch der Haltbarkeit der Bilder,
die man dort präparirt, nachtheilig sind; mit dem Schwefelsilber
schlägt sich eine grosse Quantität Schwefel nieder, welcher die darauf
folgende Arbeit des Röstens mühsam und misslich macht Ist die
Röstung unvollständig, so behält die Masse eiu gewisses Ver&ält-
320
ni88 freien Schwefel, der in Gegenwart der KoblenstoflGspureD, welche
die Aschen stets enthalten, und des Salpeters, mit dem man sie
behandelt, zu gefahrlichen Verpuffungen Anlass geben kann. Sab-
stituirt man , um diese Uebelstände zu vermeiden , der Schwefelleber
die einfachen Schwefelverbindungen , welche man im Chemikalien-
Handel findet, so begegnet man dem andern Uebelstände, dass man
mit unzuverlässigen Producten arbeitet, die oft an kohlensaurem
Salz reicher sind, als an Schwefelverbindnng , ein andermal wieder
einen Ueberschuss an Schwefel enthalten. Indess sind jene üebel-
Btände mit einiger Geschicklichkeit leicht zu bekämpfen, und das
Verfahren mit den Schwefelverbindungen müsste noch immer ange-
rathen werden, wenn nicht die Chemie, wie wir sogleich aehen
werden, viel einfachere Methoden darböte.
: . Seit jener ersten Veröffentlichung hat Hr. Maxwell Ly te zwei
Verfahrungsweisen bekannt gemacht, deren erste darauf beruht,
dass man die Rückstände mit einer Ealilösung kochen lässt, die
zweite darauf, dass man diese selbigen Rückstände bis zum Aub-
kochen mit einer Mischung von Traubenzucker (Glucose) und Kali
behandelt. Es ist, wie wir glauben, unnütz, uns länger bei diesen
beiden Verfahrungsweisen aufzuhalten. Wollten wir unsem Photo-
graphen, von denen manche tagtäglich die Rückstände in Hunderten
von Litern erzeugen, anrathen, diese Rückstände dem Aufkochen
zu unterwerfen, so hiesse das, ihnen eine industrielle Arbeit an-
ralhen , der sich offenbar keiner von ihnen wird unterziehen wollen.
Von dem Verfahren , das auf der Behandlung der Rückstände
mit Säuren beruht, in der Absicht, das unterschwefligsaure Natron
zu zerstören, wollen wir nicht weiter sprechen; die Säuren haben
nichts Practisches und lassen sich nur bei den analytischen Arbeiten
des Laboratoriums benutzen.
Hr. Peligot, Mitglied des Instituts, hat zuerst einen neuen
und vortrefflichen Weg eingeschlagen. Das Verfahren, welches er
im Jahre 1861 seinen Collegen bei der französischen Gesellschaft
für Photographie vorgelegt hat, beruht darauf, dass man in die
Rückstände ein Zinkblech eintaucht, auf welches sich das Silber
als metallischer Staub niederschlägt, den man dann nur mit etwas
borsaurem Natron zu schmelzen braucht. Dieses Verfahren geliogt
sehr gut mit den Waschwassem, die nur salpetersaures Silber ent-
halten; hat man es aber mit unterschwefligsauren Natronlösungen
zu thun, so bietet es einen grossen Uebelstand dar. Gleichzeitig
mit dem metallischen Silber schlägt sich eine ziemlich beträchlliche
Quantität Schwefelzink nieder, welches sich durch die Wirkung des
sich alsdann entwickelnden SchwefelwasserstofiEs bildet. Die G^gen-
321
wart dieses Schwefelzinks erschwert die Schmelciuig des Silbers
sehr. Man kann es zwar zerstören, wenn man, wie Hr. Peligot
anräth, den Niederschlag mit einer geringen Quantität verdünnter
Schwefelsäure behandelt; aber in diesem Falle reagirt der sich bil-
dende Schwefelwasserstoff auf das in Stanbform befindliche Silber,
ein Theil des letzteren verbindet sich mit dem Schwefel, und das
durch die Schmelzung gewonnene metaUische Korn entspricht nicht
mehr den Silberquantitäten , welche der Rückstand enthielt. Glück-
licherwelse läset sich diesem Uebelstande leicht abhelfen , wenn man
die Methode des Hrn. Peligot nur um ein Weniges abändert und
dem Zink das Kupfer substituirt, auf welches das Silber sich eben-
falls leicht niederschlägt, und das, da es sich dem unterschweflig-
saoren Natron gegenüber wie das Silber selbst verhält, za keiner
Bildung einer Schwefelverbindung Gelegenheit bietet
Mit dieser durch die Substitution des Kupfers für das Zink
gemachten Abänderung wollen wir daher die Methode des Hrn.
Peligot den Photographen anrathen.
Bevor wir jedoch an die Beschreibung des practischen Ver-
fahrens gehen, wird es nicht ohne Interesse sein, — und wäre es
andi nur, um manchen unnützen Untersuchungen vorzubeugen,
— wenn wir in einigen Worten die zahlreichen Versuche darlegen,
die wir gemacht haben , um das Silber aus den unterschwefligsauren
Auflösungen auszuscheiden.
Ehe wir das Kupfer zur Niederschlagung annahmen , versuchten
wir es mit mehreren anderen Metallen: Eisen, Zinn u. s. w.; ebenso
mit verschiedenen Metallpaaren. In allen oder doch fast in allen
Fällen sahen wir das Silber sich niederschlagen , aber es blieb immer
in mehr oder weniger starken Verhältnissen mit schwefelhaltigen
Verbindungen vermischt
£in schwacher electrischer Strom zersetzt leicht die silberhal-
tigen unterschwefligsauren Auflösungen , aber der Niederschlag, den
man auf diese Weise gewinnt , besteht aus Schwefelsilber und nicht
aas metallischem Silber.
Das von Hm. Martin zur Versilberung des Glases angewandte
Verfahren ist ebenfalls von uns geprüft worden. Behandelt man
die Rückstände mit intervertirtem Zucker und Ammoniak, so schlägt
sich das Silber nieder, aber so langsam, dass die Photographen aus
dieser interessanten Reaction keinen Vortheil würden ziehen können.
Fortsetzung folgt.
PUtograpUMliM ArehiT. Vr. 6S. 1. Angint 1864. 1^
322
BeMerkmgen iber einige in photograiihiseheB Sehnfti«
gebrauchte Knnstimsdriiclie.
Von Dr. A. Weiske.
Die in jeder Kunst, jedem Gewerbe sich nothwendigerweise
bildenden technischen Ausdrücke sind in der Eegel unmittelbar
verständlich, wenn sie aus der Muttersprache entnommen sind. Sie
sind dann freilich nicht kosmopolitischer Natur, und man hat sie
daher oft, um ihnen das Bürgerrecht in der ganzen civilisirten Welt
zu sichern, ähnlich wie in der Wissenschaft, aus der griechischen
oder lateinischen Sprache entlehnt. Geschieht dies mit Sprach-
und Sachkenntniss, so ist es ganz lobenswerth, und es verdienen
solche Eunstausdrücke sicher überall aufgenommen zu werden. Gar
oft aber verföhrt man dabei mit einem solchen Barbarismus und solcher
Vergewaltigung an der Sprache, dass denen, welche die wirkliche
etymologische Bedeutung des neugebildeten, sein sollenden Kunst-
ausdruckes kennen, und sich nicht blos an den äusseren Klang
halten^ jedesmal beim Lesen oder Hören desselben der Unwille
rege werden muss.
Die Hauptsünder in dieser Beziehung sind die Franzosen, Eng-
IShder und Americaner und leider beeilen sich auch Deutsche, auch
wenn sie es oft besser wissen, solche Barbarismen in die deutsche
Literatur zu übertragen.
Schon längst habe ich mich über das Widersinnige einer Anzahl
solcher in photographischen Schriften vorkommender technischer
Ausdrücke aussprechen wollen. Die nächste Veranlassung bot mir
aber ein sonst prächtiges, nicht genug zu lobendes Handbuch der
gesammten Photographie von Towler, welches 1864 zu New -York
unter dem etwas wunderlichen Titel: „The silver sunbeam* er-
schienen ist Auf das Buch selbst werde ich in weiteren Artikeln
noch zurückkommen, will es aber schon hiermit jedem der eng-
lischen Sprache mächtigen Photographen, sei er Fachmann oder
Dilettant, als reichliche Fundgrube und sich bewälirendes Mach-
schlagebuch angelegentlichst empfohlen haben.
Die Ausdrücke, über deren völlig unpassende Verwendung ich
hier reden will, sind die beiden Worte: ;,Photogenie" und
„Actinismus^, sammt des davon abgeleiteten Beiworten „photo-
genlsch^ und „actinisch*'.
Photogenie sowohl als Actinismus sjnd aus dem Griechischen
abgeleitet und soUen diejenige Wirkung der Lichtstrahlen bezeichnen,
welche bei der Erzeugung des photographischen Bildes in Frage
kommt. Sie thun aber nichts weniger als dieses.
323
Photogenie heiast wörtlich itbersetst Lichterzengang
«nd photogenisch lieisst lichterseugend. Actinismus
heisst Strahlung und actinisch bedeutet nichts weiter als strah-
lend. Was soll also photogenische Wirkung des Lichtes heissen?
£8 kann nur heissen ^lichterseugende Wirkung des Lichtes^, und
das ist, in dem Falle wenigstens, in welchem es in der Photo-
graphie gebraucht wird, baarer Unsinn; denn welches ist denn
eigentlich die Wirkung des Lichts auf den photographisch präpa-
rirten Oberflächen ? Entweder bringt es eine ehemische Veränderung
hervor, wie bei der Färbung des Chlorsilbers auf dem positiven
Papier, wobei das Ghlorsilber in Chlor und Subchlorür zerlegt wird,
oder das Licht bringt, wie auf der Jodsilberschicht der negativen
Platten I nur eine physicalische Aenderung des Molecularzustandes
hervor. Diese letztere Wirkung hat Dr. Vogel sehr passend als
«graphische Wirkung^ des Lichtes bezeichnet Es wäre daher
eigentlich schon nicht ganz richtig, wenn man alle bei Erzeugung
des photographischen Bildes in Rede kommende Thätigkeit des
Lichtes chemische Wirkung des Lichtes nennen wollte; doch ginge
dies, wenn man den Begriff des Chemismus nicht zu eng fasst, noch
an, und man kann recht gut alle die hierher gehörigen Wirkungen
des Lichtes oder die {diotochemischen Reactionen in der Photo*
Chemie d. i. in der Lehre von den chemischen Wirkungen des
Lichtes abhandeln. Aber die Ausdrücke Photogenie und photo-
genisch sind und bleiben, wenn man sie hier anwendet, baarer
Unsinn.
Nicht ganz so schlimm, aber dennoch völlig unpassend, sind
die Aasdrücke „Actinismus" und „actinisch^. Der Actinismus, die
Strahlung des Lichtes, bringt eben nicht nur chemische, sondern
auch physiologische und Wärmewirkungen hervor. Zerlegt man
einen Strahl weissen Sonnenlichtes durch ein Prisma in die ein-
zefaien, verschieden brechbaren Farben, Roth, Orange, Gelb, Grün,
Bhin, Violett, so findet man, dass der physiologische Eindruck auf
das Auge, oder die Helligkeit am stärksten im Gelb ist und nach
dem rothen sowohl wie nach dem violetten Ende des prismatischen
Farbenapectrums hin abnimmt Dagegen ist die Wirkung auf das
Thermometer schon über das Rothe hinaus, wo man mit dem Auge
noch nichts wahrnimmt, bemerkbar, erreicht im Roth das Maximum
und nimmt nach dem Violett hin ab. Die chemische Wirkung der
Strahlen hat aber bekanntlich im Violett und Blau ihr Maximum
und entreckt sich noch über das Violett hinaus , wo man ,mit dem
Auge wenig und endlich nichts mehr vom Licht wahrnehmen kann,
während sie dagegen auf der anderen Seite des Blau, nämlich im
324
Grün D«r sehr schwach oad im Gelb und Roth unmeiicUch ist
Man hat also einen pfaysiologisdien, einen thermischen nnd efaien
chemischen „Actinismus'* wenn man dies Wort üb^hanpt braaehen
will; sicher aber ist der Ausdruck „actinische Wirkung des Lichtes"
eine nichtssagende Tautologie, denn es heisst eben weiter nichts
als strahlende Wirkung des Lichtes.
Ein ähnliches Bewenden hat es mit dem Worte „Actinometer^,
welches einen Apparat ear Messung der Litensität der chemiscli
wiricenden Lichtstrahlen bezeichnen soll. £s heisst übersetzt weiter
nichts als ^Strahlungsmesser^, wobei es unentschieden bleibt, ob
man die thermische, physiologische oder chemische Strahlung meint
In der That hat man schon früher mehrfach (Pouillet und Herschel)
Apparate, welche zur Messung der Wärmestrahlung der Sonse
dienen sollen, „Actinometer^ genannt, so dass die Priorität auf
dieser Seite ist, und es würde nur lu Verwechselungen föhres,
wenn man auch die Apparate für Messung der chemischen Strahlung
so nennen wollte. Die Apparate für Messung der physiologischen
Lichtstärke nennt man bekanntlich kurzweg „Photometer^ (Ucht-
messer).
Man hat auch früher (wenn ich nicht irre zuerst W. Draper
im Jahre 1843) die chemischen Sonnenstrahlen „tithonisehe** genannt,
und die chemischen Actinometer „Tithometer^^ von „Tithon'* ehiem
Beinamen der Sonne im Griechischen. Diese, wenig in Gebranck
gekommenen Benennungen sind jedoch ebenfalls nicht bezeichnend,
denn tltbonische Strahlen würde so viel wie „sonnige Strahlen^ und
Tithometer „Sonnenmesser'' heissen. — Bleiben wir daher lieber
einfach bei den „chemischen Strahlen" stehen.
lieber das Bestreben des Bromsilbers, Sebleier n
Yerarsacben«
Von C. Russell
Bevor ich die Methode der Bromsilbertanninplatten veröffent-
lichte, hatte ich einige Wochen mit gutem Erfolge danach gearbeitet;
als ich aber später aufs neue begann, zeigte sich eine Neigung
zum Verschleiern, Zuweilen war der Scliieier nur gering, zaweüen
aber verdarb er das Negatiy, und war von Intensittttsmangel «id
Unempfindlichkeit begleitet Die Resultate waren so wediselnd,
dass es ^ohwer fiel, die richtige Ursache des Fehlers zu entdecken.
Brom im Collodion und Salpetersäure im Silberbad hielt die
Bilder nicht klar. Auch mit einem frischen Silberbad wurden die
325
Bilder iiklU besser. Nur £and kdi, dass das CoUodiöi etwas |>0ff6set
und wasserhaltiger war als früher, auch dass man das Abi^tilen
UiQger IbrtsetzeB masate, um Streifeu im Himmel zu Termcfideii. Ich
daehie, durch dies Abspülen sei die saure Reaetion entfenit worden
und deshalb Schleier entstanden, aber das Resultat bHeb dasselbe,
wenn ich auch etwas Tannin in der Schiebt Hess.
Essigsäure, Ameisensäure und Oitronensäure wurden erfolglos
in der Tannintösung versucht Ein letztes Abspülen mit Wasser,
welches einen Tropfen Schwefelsäure auf vier Unzen enduelt, Ter-
minderte die Empfindlichkeit bedeutend und sdden den Schleier
noeh zu vermehren. Das Resultat dieses Versuchs war so wenig
rersprechend, dass ich es seitdem nicht wiederholt habe. Durch
Abspülen der Schicht, nach Entfernung der Silberlösung, mit sai-
peterBäurehaltigem Wasser und nachherigem Abwaschen, blieben
die Bilder klar, aber die Empfindlichkeit litt sehr. Wenn die letzten
Spuren von Säure durch schwache Ammoniaklösung weggenommen
wurden, kam wieder ein geringer Schleier zum Vorschein, ohne
dass die Empfindlichkeit wieder grösser wurde. Auch wurde vor
dem Aufgiessen des Tannins die Schicht mit verdünnter Brom-
wasserstoffsäure und mit alkoholischer ßromlösung Übergossen und
dann abgespült, aber ohne Erfolg.
Da die kohlensauren Salze und andere Vernnreinigungen des
Wassers vielleicht eine schädfiche Wirkung ausübten, wurde
durchweg nur destlllirtes Wasser angewandt und die letzten Spuren
des Silbemitrats durch Bromkaliumlösung fortgenommen, jedoch
erfolgloe. Verschiedene Bromsalze wurden im Collodion versucht,
aber keine gab ein so klares Bild wie Bromcadmium.
Der Entwickler war nicht Schuld an diese Erscheinung, denn
auch mit sauren Hervorrufungsgüssigkeiten kam der Schleier.
Nun wurden verschiedene Verhältnisse von Pyrozylin und
Bromsalz versucht; die Resultate waren sehr verschiedener Art.
Das Silberbad wurde stärker und schwächer gemacht, die Platten
lange und kurze Zeit darin gelassen, und so fand sich denn, dass
ein Silberbad von 1 : 12 mit diesem Collodion ein besseres Resultat
gab als ein Bad von 1:8, und dass das Bild um so klarer #urde,
je kürzer man die Platte im Silberbad Hess. Langes Auswaschen
Temraachte auch Schleier. Daraus wäre zu schliessen, dass noch
eine Spur anzeisetztes Bromsalz mit dem Bromsilber verbunden
•ein müsse um eine theilweise Reduction durch den Entwickler zu
▼erhfiten. Dies erklärt auch, weshalb bei starkem Silberbad,
langem Eintauchen und Waschen das Bild um so klarer wurde, je
naebr Pyrozjiin das CSoUodion enthielt; während bei schwachem
326
Bade, kuraem Eintauchen und wenigem Abspülen weniger Pyroxylin
grössere Empfindlichkeit und Intensität gab.
Die Bromsalee erfordern wie bekannt tiel mehr Zeit zu ihrer
Umwandlung als die Jodsalze. Es scheint dies daher zu kommeU)
dass das Broinsalz gleichmässig im CoUodion rertheilt bleibt, wXhrend
das Jodsalz an die Oberfläche des Collodions tritt, um sich mit
dem Silber zu verbinden; man kann daher letzeres oft ganz ron
der CoUodionschlcht abwischen. Je mehr Pyrozjlin das Coliodion
enthält, um so weniger durchdringbar ist die Schicht und eine um
so längere Eintauchung in das Silberbad ist erforderlich.
Um die Sache genauer festzustellen, wurden eine Anzahl
Platten länger als gewöhnlich im Silberbad gelassen, gewaschen
und stundenlang in Wasser gelegt, um jede Spur yon unzersetztem
Bromcadmtum auszuziehen; dann mit Tannin überzogen und nochmals
abgespült Die erste Platte wurde sogleich zum Trocknen bei
Seite gesetzt. Die zweite wurde mit einer Auflösung von ^/iqq
Gran Bromcadmium in einer Unze dest. Wasser (also 1 : 48,000)
Übergossen; (Ur die nächsten Platten wurde immer je Vioo O'T^
mehr genommen. Nach der Belichtung und Entwicidung war die
erste Platte ganz verschleiert; die zweite war etwas besser. Die
sechste Platte, mit ^/^qo Gtran Bromcadmium (d. h. 1 Gran auf
20 Unzen Wasser) gab schon ein ganz Idares Bild, ohne dass sie
unempfindlicher gewesen wäre. Bei der letzten mit ^/loo Crnn
behandelten Platte war eine Abnahme der Intensität bemerkbar,
obgleich dazu ein stärkerer Entwickler angewandt wurde.
Es bleibt nur noch zu untersuchen, ob man besser etwas
unzersetztes Bromsalz in der Schicht lässt, oder es vollständig ent-
fernt und nachher wieder etwas zusetzt ; wenn die letztere Methode
sonst keinen Uebelstand besitzt schemt sie die sicherere zu sein.
Die aniänglich angewandten Bromcollodien waren alle so dick und
undurchdringlich, dass ein starkes Silberbad und langes Eintaaehen
erforderlich war; wenn aber das Bromsalz nicht genügend zersetzt
war, Hess es sich durch langes Abspülen nicht entfernen; es ent-
stand dadurch Unempfindlichkeit Es leitete mich dies zu der
irrigen Ansicht, dass alles Bromsalz zersetzt werden müsse.
Ein vor langer Zeit gemachtes Experiment bestätigt den Schloss
zu dem wir oben gekommen. Reines Jodsilber und Bronudlber,
und eine Mischung beider wurden auf Glas gebracht, getrocknet
und zum Theil mit schwarzem Papier bedeckt Nach sehr kurzer
Belichtung wurde das Jodsilber durch den alkalischen EntwicUer
gar nicht verändert; das Bromsilber und die Mischung aber dan^
kdten schon im licht und mehr noch unter dem EniwiiUer. Dies
327
zeigt, dass das Bromsilber nicht allein empfindlicher ist als Jod-
silber, sondern auch leichter Schleier yerursacht.
Die gänzliche Zersetzung oder Entfernung des löslichen Brom-
saizes aus dem bromjodirten Collodion yerursacht zuweilen Schleier;
aber dies kommt nicht häufig vor, denn die Platten bleiben seiten
so lange im Silberbad, dass alles Bromsalz zersetzt wird, und wahr-
scheinlich ist die dem Glase zunächst liegende Seite der Schicht
weniger leicht yom Bade durchdringbar. Indessen kann nicht
leicht eine schädliche Menge unzersetzten Bromsalzes in dem
porösen Theil der Schicht bleiben; höchstens wenn man kurz ge-
silbert und unvollständig gewaschen hat
Kiene Lieher ni der Cellodiottseliiekt im Sennera
Von 6. WhartoD - Simpson.*^
Eine der belästigendsten Quellen der Stösung für den Photo-
graphen, yon welcher selbst der geschickteste Arbeiter nicht ganz
frei ist, ist die Gegenwart kleiner Löcher in seinem Negativ. Auch
weiss jeder Photograph, dass diese Belästigung im Sommer vor-
wiegender ist als zu andern Zeiten. Jede sichtbare Quelle dieses
Fehlers ist beseitigt worden : der Staub ist am Abend vorher , oder
mit einem Schwamm oder feuchten Tuch am Morgen sorgfaltig ent-
fernt worden, um sich zu versichern, dass keine herumfliegenden
Theilchen in der Camera oder im Arbeitsraum sein werden; das
Collodion lässt man sich setzen und giesst es sorgfältig ab; das
Silberbad und der Entwickler werden mit gewissenhafter Sorgfalt
filtrirt und sind augenscheinlich klar und in gutem Zustande; die
Platten sind vollkommen rein und alle Spuren von Staub werden
unmittelbar vor der Ueberziehung einer Platte mit einem breiten
Kameelhaar- Pinsel entfernt. Sind alle diese Yorsichtsmassregeln
ergriffen, so nimmt das Tagewerk einen guten Anfang, gute, yoU-
kommen reine und fehlerfreie Negativs werden erlangt. Wie aber
der Tag vorrückt und heisser wird und die Thätigkeit des Photo-
graphen steigt, wie die Arbeiten rascher vor sich gehen, so fangen
die Negativs an, Spuren von kleinen Löchern, wie Nadelstichen zu
zeigen, welche mit Schnelligkeit immer schlimmer werden, bis jedes
Negativ durch diese hässlichen Flecken verdorben wird. Ifi Ver-
zweiflung entschliesst sich der Photograph, die Arbeiten fünf bis
sehe Minuten einzustellen, um das Silberbad noch einmal zufiltriren.
Das hilft für eine oder zwei Platten; dann aber stehen die Dhige
*) The Photographic Newi. Toi. Ym. Nr. 301.
i\
80 schlecht wie möglich. Ist der Photograph klag, so hat er ein
anderes Silberbad vorräthig; dieses wird sofort in Gebranch ge-
nommen, nnd nan gewinnt die Sache ein Tiel besseres Aussehen;
aber ehe der Tag YorQber ist, wird dies Bad , wenn er zu viel zu
thün hat, so schlecht wie das erste, und mit dringenden Geschäften,
einer heissen Atmosphäre und einer in Verwirrung bringenden
Schwierigkeit geplagt, leiden des Fhotographen Gesundheit, Geist
und Bilder zugleich.
Wahrscheinlich am nächsten Morgen sehr früh, ehe das Ge-
schäft des Tages beginnt, wird das Aergemiss erregende Silberbad
behufs seiner Verbesserung wieder mit einem Bilde yersueht, und
der in Verlegenheit versetzte Fhotograph ist bestürzt, dass er es
vollkommen wirksam findet. Kein Fleck- oder Löchelchen zeigt
sich. Er ist^ überzeugt, dass ungeachtet seiner Vorsichtsmassrcgeln
anderswo etwas nicht in Ordnung gewesen war; die Camera war
staubig gewesen, das CoUodion trübe, oder der Entwickler fehlerhaft
Es ist klar, dass das Silberbad sich in gutem Zustande befindet,
und er geht hoffnungsvoll an seine Arbeit; dennoch findet er nur
eine sich noch verdriesslicher gestaltende Wiederholung der Miss-
geschicke des vorhergehenden Tages, und in vollständiger Ver-
legenheit fühlt er sich versucht, seine Zuflucht zu dem Gedanken
zu nehmen, dass es das Werk irgend eines jener tückischen Kobolde
sei, an die man in einer weniger aufgeklärten und mehr phan-
tastischen Zeit steif und fest als die gewöhnlichen Urheber schalk-
hafter Streiche glaubte.
Wir erinnern uns, dass vor etwa zwölf Jahren, als das CoUo-
dionverfahren noch etwas verhältnissmässig Neues war, ein junger
Photograph in grosser Verlegenheit zu uns kam. Er brachte uns
ein Negativ, das mit so viel kleinen Löchern besät war, wie wir
nie wieder gesehen haben. Den Tag vorher hatte er gute Resultate
gewonnen; Alles befand sich in derselben Beschaffenheit, mit Aus-
nahme eines unbedeutenden Zusatzes, den er auf Anrathen eines
Freundes zu seinem Salpetersäuren Bade, gemacht hatte; dieser
Zusatz bestand in einem Stück Jodkalium. In der ersten Zeit des
Collodionverfahrens war es nicht üblich, das salpetersaure Bad zu
jodiren ; sein Verlangen nach Jod ward befriedigt durch die geringen
Theile, die es aus den wenigen zuerst eingetauchten Flatten sog.
Der Gebrauch, das Silberbad zu jodiren, ward, wenn wir uns recht
erinnern, zuerst durch Hm J. R. Williams eingeführt, und unser
junger Freund hatte oberflächliche Anweisungen zu dem Verfahren
erhalten, die er sofort in Anwendung gebracht hatte, indem er ein
Stück Jodkalium etwa von der Grösse einer Erbse in sein Silberbad
S29
)^e und es darin Kess. Ate wir die Auflösung prüften, fanden
wir sie ganx trübe und mit unendlich kleinen Partikeln Jodsilber
tDgefiillt Das war die Ursache der sehr augenfälligen kleinen
Löcher, und wir empfingen, was diese Ursache als Ursprung kleiner
Löcher in der CoUodionschicht betrifft, einen lebhafteren Eindruck,
als Yielleieht irgend ein weniger bösartiger Fall auf uns hätte
machen können.
Manche Photographen werden sofort ausrufen: „Wir sind ganz
▼ertraut mit den kleinen Löchern, die von einem überjodirten Sii-
berbade in der CoUodionschicht entstehen, und wir wissen, ?rie sie
la entfernen sind, aber in Verlegenheit sind wir mit denjenigen,
welche in der Mitte oder gegen das Ende des Tages zum Vorschein
kommen, die nicht da waren, als wir zu arbeiten anfingen, und
nicht da sind, wenn wir nächsten Morgen beginnen. War das
Silberbad die letzte Nacht überjodirt, so wird es auch diesen
Morgen überjodirt sein, und entstanden die kleinen Löcher gestern
aus dieser Ursache, warum sind sie diesen Morgen nicht vorhanden ?
Gleiche Ursachen müssen gleiche Resultate hervorbringen/ Wir
machen solche Leser besonders aufmerksam auf die interessante
Mittheilung des Hrn. Dr. Vogel (s. photogr. Archiv Nr. 59), aus
welcher hervorgeht, dass das Verhalten des Jodsilbers im salpeter-
*8auren Silberbade sehr eigenthümlich und, wenn nicht wohlver-
standen, etwas trügerisch ist Eine mit Jodid gesättigte und filtrirte
Silberlösung, die heU und klar aussieht, wird natürlich, wenn sie
in jeder andern Hinsicht eine gut wirkende Beschaffenheit besitzt,
für völlig genügend gehallen. Eine Platte wird probirt und sie
wird für ganz gut befunden, und kommen, wenn ein Dutzend Platten
probirt worden sind, kleine Löcher zum Vorschein, so wird der
Photograph sie nicht sofort dem Jodsilber zuschreiben. Aber es
ist zu bemerken, dass, besonders wenn das Silberbad mit Jodsilber
gesättigt ist, die Entziehung eines Gran Silbers oder der Zusatz
eines Tropfen Wassers das Gleichgewicht zerstören wird, da die
schwächere Lösung weniger Jodid auflöst als die starke Lösung.
Manche Photographen haben vielleicht bemerkt, dass, nachdem nuin
eine Auflösung in eine Flasche filtrirt und sie für klar befunden
hat, dieselbe beim Eingiessen in eine neu ausgewaschene Cüvette
etwas trübe geworden ist, da die an der Seite des Gefässes hän-
genden Wassertropfen das Bad hinlänglich verdünnen, um dies
Resultat zu erzeugen. Unter solchen Umständen bringt jede Platte,
die beim Empfindlichwerden das Silberbad ein wenig schwächt,
einen ähnlichen Zustand hervor und eine geringe Trübung tritt
bald ein. Nach Dr. Vogel's Versuchen wirkt eine Zunahme der
330
Temperatur in ähnlicher Weise. Es ist wohlbekannt, dass ver-
schiedene Sabstanzen in warmem Wasser weniger löslich sind, als
in kaltem y und darunter gehört das Jodsilber. Es wird also ieieht
begreiflich sein, wie bei einer Temperaturzunahme in der Mitte
eines heissen Sommertages, bei einem Silberbade, welches durch
das Empfindlichwerden jeder Platte allmäiig abgeschwächt wird,
ein trüber Zustand eintritt, der am Morgen nicht vorhanden war.*}
Ueberdies muss man bedenken, dass das Eintauchen einer Anzahl
Platten in rascher Aufeinanderfolge dieses Resultat leichter herbei-
fahrt, als das Eintauchen derselben Anzahl in langsamen Zwischen-
pausen, da im erstem Falle die allmäiig auflösende Kraft der Sal-
petersäuren Silberlösung nicht Zeit hat, in Wirksamkeit zu kommen.
Wird es jedoch eine Nacht hindurch in Ruhe gelassen und der
nothwendig niedrigen Temperatur ausgesetzt, so wird das Trübung
verursachende Jodsilber wieder aufgelöst und das Silberbad wirkt
auf kurze Zeit wieder gut.
Dass die Gegenwart von Jodsilber durch die ganze Auflösung
hin kleine Löcher verursachen werde, bedarf kaum der Bestätigung.
Sie werden auf die Collodionschicht abgesetzt und bisweilen schwach
in die Oberfläche eingebettet, weil sie beim ersten Eintauchen an
der Schicht hängen geblieben und durch die gesetzmässige Bildung
von Jodsilber in und auf der Schicht im ganzen Umfange derselben
fixirt worden sind. In der ersten Entwicklung mit Eisen kommen
sie kaum jemals zum Vorschein ; aber manche der Jodsilberpartikeb
werden beim Wegwaschen der Eisenlösung vertrieben, und wenn
das Negativ im Laufe der Verstärkung, falls man dieses Verfahren
vor der Fixirung einleitet, untersucht wird, so zeigen sich manche
der kleinen Löcher und man bildet sich ein, die kleinen Löcher
seien während des Verstärkuugs - Verfahrens entstanden , ?rie es
in der That mit einer unreinen Silberlösung beim Verstärken
durch Pyrogallussäurelösung bisweilen vorkommt. Sobald die Fixir-
lösung angewandt wird, dann geschieht es in der Hegel, dass
alle losen Theilchen, so fest sie auch anfangs eingebettet wären,
entfernt werden, und das Negativ erscheint in seiner ganzen wider-
lichen Fülle von kleinen Löchern.
Dr. VogeFs Versuche lassen sich auf sehr einfache Weise
bestätigen. Wir brachten in ein Reagensglas eine Drachme von
einem alten salpetersauren Silberbade, das ganz klar war and
sauber wirkte; dazu wurden zwei Tropfen destilllrten Wassers
*) Di8d6ri hat schon lange io seiner „Kunst der Photographie* dsrtof
hingewiesen, dass im Sommer die Wärme TrQbungen im Süberbade erzeugt.
331
gesetzt, welche sofort eine entschiedene Trübung heryorbraehten.
Etwa 10 Tropfen des alten Salpetersäuren Silberbads mehr machten
die Lösung wieder klar. Die Lösung wurde dann vor ein Feuer
gehalten, bis die Temperatur auf etwa 80^ Fahr, stieg, wo die
Trübung wieder zum Vorschein kanou Bei der Abkühlung wurde
die Lösung wieder ToUkommen klar. Eine reichliche Quantität
der Lösung, die auf ähnliche Weise behandelt und mit der, während
sie trübe war, eine Platte empfindlich gemacht wurde, gab eine
ümnasse kleiner Löcher«
Wie aus Dr. YogeFs Versuchen hervorgeht, gibt es mehrere
Methoden, das Jodsilber in Auflösung zu erhalten, die Gegenwart
Ton Alkohol, ron Salpetersäure und Essigsäure, die alle dem Zweck
entsprechen; aber es ist aus andern wohlbekannten Gründen wün-
schenswerth, jedes Uebermass dieser Substanzen zu vermeiden. Die
beste Methode zur Beseitigung der Uebelstände wird darin bestehen,
dass man sich soviel als möglich vor dem Gebrauch eines über-
jodirten Silberbades hütet, die schneUe Erschöpfung eines Silberbades
vermindert, und die Lösung kühl erhält. Um den letztem Zweck
zu erreichen, kann ein Plan, auf welchen unsere Aufinerksamkeit
neuerdings Ton S. Fry gelenkt wurde, mit Vortheil angewandt
werden. Er besteht darin, dass man sich einen Kasten von Zink
anschafft, in welchen das Glas- oder Porzeilangefäss mit dem sal-
petersauren Silberbade gestellt werden kann, und inwendig im
Kasten eine schiefe Rinne anbringt, so dass das Bad sich in ge-
dgneter Stellung hineinsetzen lässt Im Sonuner kann dieser Zink-
kasten mit kaltem Wasser gefüllt werden, um die Temperatur
niedrig zu erhalten, während im Winter heisses Wasser benutzt
werden Itann, um einem so tiefen Sinken der Temperatur vorzu-
beugen, dass sie die Empfindlichkeit hemmt.*) Die Anwendung
dnes solchen Bfilfsmittels, die Anwendung von zwei oder mehr
Bidem, wenn man stark beschäftigt ist, und um überhaupt jedem
Bade zwischen dem Eintauchen der Platten Zwischenzeiten der
Buhe zu gestatten, und vor Allem die Anwendung eines nicht über-
jodirten Bades wird, wie wir glauben, den Fhotographen vor neun
Zehnteln der Aergemisse dieser und anderer Art bewahren, auf die
er während der heissesten und geschäftsvolisten Monate stösst.
Kleine Löcher, die vom CoUodion, vom Entwidder, vom Glas, von
Staub und von Verfahrungsweisen bei der Arbeit herrühren, ent-
springen freilich aus Ursachen, welche andere Vorbengungsmass-
*) Aach diese Yonobläge sind bereits Ton Disd^ri gemaoht wordeu. Man
TeTfl. dessen „Konst der Photographie^ S. 176. (Berlin, Grieben.)
332
regeln und andere Beseitigungsnüttel erfordern; aber es k&mi
wenig Zweifel obwalten, dass die in Frage stehende Ursache
bei Weitem die vorherrscbendste ist, und wir hoffen, dass die hier
gegebenen Winke unsere Leser in den Stand setzen werden, einen
grossen Theil der Plage zu vermeiden, mit welcher der Eintritt
des Sommers droht.
VorseUftge zu einem neuen DrackTerfniiren«
Von Francis 6. EUiot'^
Die Resultate, welche Hr. Swan im Eohledruck erhalten hat,
sind *zwar schön und vollkommen, aber in der Manipulation des
Verfahrens sind Schwierigkeiten vorhanden, die sich seiner Ein-
führung in den Weg stellen werden; denn erstens können die
Gelatinetafeln nicht im voraus präparirt, also auch nicht in den
Handel gebracht werden; zweitens muss jedes Bild wenn es aus
dem Gopirrahmen kommt, aufgeklebt werden; und drittens müssten
alle alten Negativs, die man copiren wollte, erst auf Gelatine über-
tragen werden, damit die Abdrücke nicht umgekehrt konunen.
Allerdings sind diese Schwierigkeiten nicht unübersteigbar ; es
handelt sich nur darum, den Preis für die unveränderlichen Kohle-
copien zu erhöhen , aber ich fürchte , dass man ihn mindestens um
fünf bis sechsmal höher stellen muss, als für Silberbilder.
Ich wurde dadurch auf die Betrachtung geleitet , ob es nicht
möglich sei, ein Verfahren aufzustellen, welches eben so haltbare
Bilder gübe, wie das Eohleverfahren, und in seiner Anwendung so
einfach wäre, wie das Chlorsilberverfahreti; man müsste ein dafOr
geeignetes glattes Papier in den Handel bringen können, welches
nach Belieben empfindlich zu machen wäre und nicht umgekehrte
oder übertragene Negativs erforderte. Das neue von Hm. Poitevin
entdeckte Verfahren scheint mir hier gleich anwendbar zu sein.
Poitevin hat nämlich gefunden, dass Gelatine im Dunkeln mit
einer Mischung von Eisenchlorid und Weinsteinsäure behandelt,
sofort unlöslich wird; im Lichte aber wieder seine Löslichkeit er-
langt. Ueberzieht man Papier mit Gelatine und schwarzem
Farbstoff und behandelt es mit der erwähnten Mischung, so wird
es, wenn man es unter einem Negativ belichtet, auch ein Negativ
werden. Man müsste also nach einem Diapositiv drucken, das
*) The Photographie News. Nr. 802.
333
ebenfalls vom Glase gelöst und umgekehrt werden müsste (damit
rechts ond lii^s ricbtig kommt); dies wäre also kein Vortheil vor
dem Swan*8chen Verfahren. Dagegen könnte man auf diese Weise
direct Negativs reproduciren. Eine Glasplatte wäre mit Wachs*
l$8ung zu überziehen, dann mit Collodion und schliesslich mit
Gelatine, die irgend einen dunkeln feinzertheilten Stoff in Suspension
enthält Dann würde man im Dunkeln das saure Eisenfwlz auf-
tragen, trocknen und unter einem Negativ belichten, in warmem
Wasser entwickeln und das Bild nach der Wenderoth'schen Me-
thode (s. S. 282) auf eine Gelatinetafel übertragen. Wenn fQr
positive Abdrücke eine solche Methode auch zu umständlich wäre,
80 ist sie es nicht für die Darstellung einer Anzahl von Negativs.
Vielleicht Hessen sich die Abdrücke auch in der Camera nehmen,
also zugleich beliebig reduciren oder vergrössern.
Um zu unserm positiven Drucken zurückzukehren. Es fragt
sich also, wie wir direct positive Abdrücke auf Papier erhalten
können. Mir scheint ganz einfach dadurch, dass wir anstatt mit
schwarzem Material auf weissem Grund zu arbeiten, umgekehrt
verfahren, und die Gelatine mit weissem Pulver, vielleicht Zink*
weiss, gemischt auf schwarzes oder purpurgefärbtes Glanzpapier
auftragen. Dies Papier könnte in grossen Mengen präparirt werden.
Man würde es durch das Eisensalz sensibiliren , trocken unter dem
Negativ belichten, mit heissem Wasser hervorrufen. Vielleicht
müsste noch das mit der unbelichteten Gelatine verbundene Eisen-
salz, etwa durch verdünnte Oxalsäure, aufgelöst werden und die
Gelatine könnte man durch Eintauchen m Alaunwasser gänzlich
fixiren.
Die WotUytypie.
Vor einigen Monaten kamen uns einige sogenannte Wothly-
typien zu Gesicht; diese Bilder waren keineswegs schön im Ton
mid nicht rein in den Weissen; es ist demnach nicht zu ver-
wanden!, dass wir in das allgemeine Lob über diese Bilder nicht
einstimmten. Kürzlich indessen hat uns Herr Wothly verschiedene
Abdrücke zugesandt, die von Albumincopien kaum zu unterscheiden
sind. Diese Bilder seheinen nach einer anderen Methode her-
gestellt zu sein, als die, welche Hr. Dr. Schnauss anal3rtisch unter-
encht hat; ihr Cfaaracter ist ein ganz anderer, auch sind sie mit
einem ziemlich dicken farblosen Lack überzogen, während die
früheren nur den GoUodionüberzug besitzen. Wie gesagt, diese
334
leisten Bilder sind recht hübsch, und wenn das Verfahren ihrer
Herstellung wirklich diejenigen Yortheile besitzt, die ihm Herr
Wothly zuschreibt, so sind wir überzeugt, dass keiner der Käufer
desselben unzufrieden sein ?rird. L
RedvcÜM des CUwsilbers avf Bassem Wege«
Sehr Yortheilhaft ist es, ans den yerschiedenen SilberrückstSnden
möglichst viel in Form des Chlorsilbers zu erhalten. Zu diesem
Zweck sammle der Photograph die Waschwässer der Papiere^ alte
Siiberbäder, Auszüge aus Silberfiltem u, s. w. in einen besonderen
Topf, worin dais Chlorsilber durch Salzsäure gefallt wird. Hat sich
eine genügende Menge gesammelt, so giesse man die Flüssigkeit
ab, koche den Rückstand, um ihn compacter zu bekommen, dn
Mal auf, und wasche ihn durch öfteres Auf« und Abgiessen von
frischem Wasser aus. Hierauf sammelt man das Chlorsilber auf
einem Filter und lässt möglichst gut abtropfen. Der so erhaltenen
Masse , die circa 32 bis 38 % Chlorsilber enthält , setzt man den
vierten Theil ihres Gewichts geschmolzenes Aetzkali zu, mit dem
dreifachen Gewicht Wasser, und etwa */io b»» Vs Theil Glycerin.
Nun erhitzt man die Masse in einer Porzellanscfaale und kocht
V4 Stunde bis 20 Minuten, nach welcher Zeit sich das Chlorsilber
reducirt und eine aschgraue Farbe bekommen hat Löst sich eine
kleine Probe nach dem Auswaschen vollkommen in Salpetersäure,
so ist die Reduction beendigt, und das metallische Silber muss
durch wiederholtes Auskochen und Decantiren von dem Aetzkali
getrennt werden, was man solange fortsetzt, bis darauf gedrücktes
Lackmuspapier keine alkalische Reaction mehr gibt Hierauf löst
man es sofort in reiner Salpetersäure, und nachdem es zur Trockne
verdampft und geschmolzen ist, kann man es sogleich zu negativen
Süberbädem verwenden. Es ist rathsam, einen solchen Ueberschass
von Aetzkali anzuwenden, indem die Reduction dadurch sehr be-
fördert wird. Mir ist diese Methode stets als die beste erschienen,
and habe ich mit dem so erhaltenen Silbemitrat stets die besten
Resultate erzielt
Cahla, Juli 1864. F. HaaoL
AU« Briefe und Mittheilimgen fSr die Bedaotion lind an den Heraiug^bM,
Pani B. Lieaegang in Elberfeld, zn lichten.
Gedrnekt bei Sam. Lnoas In Elberfisld.
Photographisches Archiv.
Band IT. — üp. «A. — i«. JloffiM« t9«4«
f •!
Bis l^sinentrMkeBYerfakrai nack §eiiieii nenesteB Ver-
besseniigen.
Von Dr. J. SclinaiUS.')
4. YtnrttrkiingiflBBsigkeiteiL.
Dieselben können aus der gewöhnlichen essigsauren Pyrogallas-
mid Silberiösang bestehen, doch ist es im Torliegenden Fall, wo
man die Modificirnng der Beleuchtung und die dayon abhängende
Expositionsdauer so wenig in seiner Gewalt hat, Torzuziehen, wenn
man ausserdem noch eine frisch bereitete Lösung von Citronensfiure
in einem kleinen Flfischchen parat hält, um sie nach Bedarf der
rerstärkenden Pyrogallussäure zuzusetzen, falls das Negativ sehr
rasch und kraftlos erscheinen sollte. Auch kann man das Yer-
stärkungssilber mit ein wenig Citronensäure versetzen und den ent-
stehenden Niederschlag durch ein paar Tropfen verdünnter Siüpeter-
saure gerade wieder auflösen. Man bewirkt dadurch eine Yer*
sögerung der Verstärkung, Idarere Schatten und kräftigere Lichter.
5. Andere Arten von Entwioklniig.
Der alkalische Entwickler eignet sich vornehmlich für den
Winter, im Sommer kann man mit demselben Vortheil eine ein-
fiKhere Art der Entwicklung mit nachstehender Lösung bewirken:
5 Gran Pyrogallussäure,
5 Dnzen destill. Wasser,
1 Drachme Ameisensäure,
15 Gran Alkohol.
Vor Anwendung derselben mnss die Platte mit dem sub 8,
nter „alkaliseher Entwickler^ genannten verdünnten Alkohol (3 Theile
^ FortMtsimg von Seite 297.
16
336
auf 5 Theile Wasser) übergössen und dann wieder so weit abge-
waschen werden, dass die Platte gleichmässig feucht erscheint,
dann erst wird die Pyrogallussäure aufgegossen, nach einiger Zeit
wieder in ein Gefliss gegossen, worin man sie mit ein paar Tropfen
citronsalpetersauren Sübers mischt und wieder aufglesst.
Auch die bekannte mit Essigsäure versetzte Lösung des schwe-
felsauren Eisenoxydnl - Ammoniaks kann mit Yortheil zur Ent-
wicklung trockner Platten benutzt werden^ besonders wenn man
anstatt der Essigsäure etwas weniger Citronensäure nimmt und ein
wenig Alkohol zusetzt. Bei allen Eisenentwicklungen ist jedoch
zu bemerken 9 dass sie nicht, wie der PyrogallussäureentwidLler
vor der Silberlösung auf die Platte gegossen werden dürfen. Die
Platte wird nach der nöthigen vorherigen Anfeuchtung (mit blossem
Wasser oder verdünntem Alkohol, in letzterem Fall muss derselbe
erst wieder abgewaschen werden) einige Secunden in ein etwas
angesäuertes Silberbad getaucht, .gut abgetropft und nun mit
der Eisenlösung übergössen.
6. Consemrnngslösiuig.
Zwei Loth grosse Rosinen werden in 10 Loth destülirtem
Wasser gekocht, die Lösung zum Abkühlen hingestellt und sodann
erst filtrirt
Etwas Essigsäure zugetröpfelt, macht sie einige Tage länger
haltbar.
7. Gelatinelosong zum XTeberziehen der gereinigten Glasplatten.
Diese ziemlich aufhaltende und für den Process ganz über-
flüssige Operation soll nur das Ablösen des Collodionhäutchens von
der Platte verhüten, was bekanntlich bei allen Trockenprocessen
leicht passirt. Indessen kann durch Mattschleifen der Ränder der
Platten oder durch Ueberziehen der Ränder des troclmen Collodion-
häutchens nach vollendeter Präparation diesem Uebelstand vor-
gebeugt werden, der überdies durch sorgfaltiges Reinigen der Platte,
gute Beschaffenheit des CoUodions und Uebergtessen der Schicht
vor der Entwicklung mit verdünntem Alkohol schon sehr vemündeit
wird. Die Gelatinelösnng wird bereitet, indem man 4 Gran CrelatiDe
in 2 Unzen Wasser zuerst aufweicht und dann kocht Nach dem
Erkalten setzt man ein wenig Alkohol (1 Drachme) hinza und
filtrirt Das Ausbreiten der Gelatine auf der Platte ist manchmal
nicht ohne Schwierigkeit und wird dadurch erleichtert, dass man
die Platte über ein Gefäss mit heissem Wasser hält, am sie be-
schlagen zu lassen und dann rasch die Gelatine aufgieast, inden
man zugleich mit einem reinen Glasstab nachhilft Zuweilen, wenn
337
die Platten, besonders an den Rändern, nicht sehr rein sind, zieht
steh die Gelatine förmlich zuröck und solche Platten müssen
sogleich nochmals gereinigt werden.
lanipilationen.
Das Ueberziefaen der Platten mit JodcoUodion und das Silbern
geschieht wie gewöhnlich. Nachher werden die Platten, die Cello-
dioDseite nach oben, iu ein grosses, ganz reines Geföss mit des-
tiilirtem Wasser gelegt und öfter bewegt. Nach 5 Minuten wird
jede einzeln gut abgespült und dreimal hintereinander reichlich mit
der Rosinenlösung Übergossen, so dass jedesmal eine frische Portion
genommen wird. Man muss die Conservirungslösung recht sorgsam
auf der ganzen Platte herum fliessen lassen.
Hierauf wird die Platte nochmals tüchtig abgespült und zum
Trocknen an einen völlig dunklen, trocknen und staubfreien Ort
hingestellt. Das künstliche Trocknen ist nicht zu empfehlen.
Die Hauptgründe des Misslingens bei der Anwendung trockner
Platten nach irgend einer Methode glaube ich in den so
bedeutend vermehrten Operationen, namentlich dem vielen Ab-
waschen, ferner in der Dauer des Aufbewahrens bis zur Ent-
wicklung suchen zu müssen. Es werden dadurch viele unsichtbare
Fehlerquellen zusammen summirt. Eine Spur irgend eines rednci-
renden Stoffes in dem Waschgefass, Waschwasser oder in der Luft
des Trockenlokales genügt als Ursache zu Verschleierungen und
Flecken aller Art. Mau ist deshalb genöthigt, bei den Trocken-
methoden meist viele Säuren vorlierrschen zu lassen und dadurch
die Empfindlichkeit zu verringern. Reagirt doch selbst das Brunnen-
wasser meist alkalisch und wenn man daher nicht vorzieht, mit
ganz frisch und sorgfältig destillirtem Wasser die Platten zu waschen
— allerdings die sicherste aber auch kostspieligste Art — so muss
man das Brunnenwasser mit etwas Essigsäure ansäuern. Denn so
nützlich sich die Alkalität in der ersten Stufe der Entwicklung
trockner Platten erweist, um so schädlicher wirkt sie vorher, be-
sonders bei längerem Aufbewahren der Platten. Man beobachte
beim Abwaschen mit Brunnenwasser mindestens die Vorsicht, zum
ersten und letzten Waschen destillirtes Wasser zu nehmen und das
Bnmnenwasser, wie gesagt, ein wenig mit Essigsäure anzusäuren.
Die Dauer der Exposition ist verschieden und richtet sich,
abgesehen von der Beleuchtung, auch noch nach der Art dei; Ent-
wicklung, 80 dass man bei alkalischer Entwicklung am kürzesten
(mit Landschaftsstereoski^linsen ungeilihr 20 Beconden bei gatem
338
Licht) bei Entwkklaog mit der gewöhnlichen esgigsaaren Pyio*
gallaBsäarelöBung am längsten ezponiren moss. Eiflenentwicktaiig
steht in der Empfindlichkeit ziemlich nahe der alkalischen Ent-
wicklung und die obengenannte mit ameisensaurer Pyrogallusslure
steht ein wenig tiefer.
Alkalische EatwiekliBg.
Die ezponirte Platte wird mit ammoniakalischem Alkohol ube^
gössen, welchen man mehrmals hin und her und zuletzt in ein
ganz reines Glas laufen lässt, in welchem man etwa ^4 ^^ Voloms
des Alkohols von der verdünnten alkoholischen PyrogallussSure
zusetzt, umschüttelt und sogleich wieder auf die Platte giesst. Du
Bild muss , falls es richtig exponirt und die Platte gut bereitet ist,
in wenigen Secunden schwach, aber gleichmässig sichtbar werdeo.
Auch alle Flecken, die etwa entstehen, sieht man jetzt schon. Bd
einem guten Bild bemerkt man jetzt schon deutlich die Lichter
und Schatten. Bei einem verschleierten oder überexponirten Bild
scheint sich die ganze Platte mit einem röthlichen Schleier zu be-
decken, in welchem Fall man zu der folgenden Verstärkung etwu
mehr Citronensäure setzen muss; bei einem zu kurz exponirteo
sieht man noch gar nichts. Man lässt nun die Flüssigkeit ablaufen
und wäscht sehr sorgfältig ab. Dann mischt man etwas ge-
wöhnliche saure Pyrogalluslösung mit ein wenig citronensalpete^
saurem Silber und giesst es auf die Platte. Das Bild kommt jetst
sehr schnell und kräftig heraus und muss genau überwacht w^den,
dass es nicht zu kräftig wird. Das Abwaschen und Fixiren ge-
schieht wie gewöhnlich. — Major Russell, der verdienstvolle Er-
finder der Tannintrockenmethode und des alkalischen Entwicklers,
beklagt sich neuerlich über das plötzliche Misslingen seiner alka-
lischen Entwicklung, ohne eine bestimmte Ursache davon aufge-
funden zu haben. Er schlägt Bromsalze im Ueberschuss als Mittel
dagegen vor. Sutton gibt eine andere Art alkalischer Entwidünng
an, welche nie Schleier oder Flecken geben soll; da sie auch anf
meine Methode anzuwenden ist, so theile ich sie im Auszuge mit:
a) 10 Gran doppeltkohlensaures Natron in
1 Unze Wasser;
b) 10 Gran Pyrogallussäure in
1 Unze absoluten Alkohols.
c) 1 Unze Wasser,
1 Drachme Natronlösung, a).
Nachdem die Platte mit Wasser benetzt worden, übergiesst man
aie mit Lösung c); diese giesst man nadi einiger Zeit wieder In
389
«in Qefites ab, worin man sie mit 30 Tropfen Pyrolösnng b)
▼«raetst, mnrfibrt und aofgiesst Das Uebrige ist gleich dem
BeBefariebenen.
Mir gibt der ameisenBaare Entwiclder im Sommer constantere
Resultate, als die alkalische Entwicklung, letEtere dagegen gab mir
im vergangenen Winter die prächtigsten Bilder. Die ameisensanre
PyrogaDossIore mass man stets möglichst frisch bereiten.
AllgeMeiie Stidie Aber lUe pwitiTM pkttograpUselmi
khmgt.
Von Dayanne und Giraid.*^
Nach einer andern Anschaaung haben die Herren ^llon und
CommafUe neuerdings vorgeschlagen, die photographischen Rfick-
stSnde mit Eupferchlorfir- Ammoniak zu beliandeln. Dieses Ver-
fahren ist dem Prinzip nach gut, aber die Praxis kann es sich
nicht aneignen/ das Eupferchlorür ist sehr theuer, überaus un-
beständig, und bei einem mehr oder weniger hohen Orade seiner
Veränderung würden sich die Photographen unfehlbar stark ver-
rechnen.
Indem wir uns auf denselben Gesichtspunkt stellten, unter-
warfen wir die Rückstände der Wirkung des schwefelsauren Eisen-
oxyd-Ammonialu. Dieses Verfahren hätte in Folge der verhältniss-
massigen Beständigkeit des schwefelsauren Eisenoxyds vor dem
eben erwähnten entschiedene Vortheile dargeboten. Behandelt man
die Rückstände mit einer Quantität dieses Salzes, die gleich ist
6r. 2,5 auf jedes Gramm Silber, das in ihnen enthalten ist, und
setzt einige Cubik-Centimeter Ammoniak zu, so bildet sich ein
Niederschlag von metallischem Silber und Eisenoxydul, die in
ziemlich gleichen Verhältnissen gemischt sind. Leider enthält dieser
Niederschlag immer fünf bis sechs Prozent Schwefel, welche,
wenn man die trockene Mischung mit den gewöhnlichen Schmelz-
mitteln, selbst unter Zusatz von Salpeter, schmilzt, die Arbeit so
schwierig machen, dass wir es fKr besser gehalten haben, das
ganze Verfahren aufzugeben.
Endlich wollen wir noch erwähnen, dass wir auch versucht
haben, das unterschwefligsaure Natron der Rückstände dadurch zu
zerstören, dass wir es vermittelst unterchlorigsaurer Salze oxydirten,
es in schwefelsaures Salz verwandelten, und so das ganze
*) Foruetiuag yon Seite 891.
340
Silber sich als Chlorsilber niederschlagen Hessen. Indem wir naefa
diesem Prinzip mit den Chlorverbindnngen des Natrons und Kau
arbeiteten, haben wir die befriedigendsten Resultate eilangt; indess
rathen wir nicht zu diesem Verfahren, denn es ist verwickelter und
kostspieliger, als das auf die Anwendung von Kupferblechen ge-
gründete, zu dessen Beschreibung wir nun übergehen wollen.
Ein Kupferblech, das der salpetersauren Silberlösnng, ans
welcher die Waschwasser bestehen, überlassen wird, schlSgt das
Silber aus derselben in 24 oder höchstens 48 Stunden völlig ab
metallischen Schwamm nieder. Ein Zinkblech verhält sich ebenso.
Ein Kupferblech, das auf dieselbe Weise der unterschwcflig-
sauren Natronlösung, aus welcher das Fixirbad besteht, überlassen
wird, schlägt daraus das Silber in der Grestalt eines zusammen-
hängenden Staubes, oft sogar in der eines förmlichen Bleches,
aber mit geringerer Schnelligkeit nieder. Es ist mindestens eine
zweitägige Berührung nöthig; eine vier Tage lange Berührung ist
noch besser, aber nach Ablauf dieser Zeit kann die Wirkung als
beendigt angesehen werden; eine noch weitere Verlängerung der-
selben würde weder einen Uebelstand nach sich ziehen noch irgend
welche Vortheile gewähren. Dauert die Niederschlagung in Gegen-
wart der unterschwefligsauren Natronlösung noch länger, so wird
sie doch ebenso wenig vollständig. Ungefähr ^/^q des Silbers bleibt
aufgelöst, aber man kann über diesen Verlust hinwegsehen; er ist
wirklich ausserordentlich gering, denn die in dem unterschweflig-
sauren Fixirbade enthaltene Silberquantität beläuft sich nur anf
37 % der Gesammtquantität, und der Verlust reducirt sich demnach
auf 3,7 % des ganzen Bades.
Man sieht also, dass es von allen Gesichtspunkten aus vor-
theilhaft ist, die vor dem Tonen erhaltenen Waschwasser und das
Fijdrbad gesondert zu behandeln.
Zu diesem Zwecke muss der Photograph entweder in seinem
Atelier oder ausserhalb desselben zwei Steinguttöpfe von solcher
Grösse haben, dass der eine seine Waschwasser von zwei Tagen,
der andere seine Fixirbäder und ihr erstes Waschwasser von 4
bis 6 Tagen fassen kann. In jeden dieser Töpfe wird er irgend
eine Anzahl Roihkupferbleche stellen; zwei grosse Bleche, die
einander gegenübergestellt werden, eignen sich sehr gut dazu. Es
ist kein Aufhängen und keine Vorsichtsmassregel nöthig ; die Bleche
können einfach an die Wände gelehnt werden.
Nach Massgabe seiner Arbeiten wird er in den ersten Topf
seine Waschwasser giessen und sie je nach seinen Bedürfnissen 24
bis 48 Standen darin stehen lassen. In den zweiten wird er aeine
341
K^diicler und ihr enies WaschwaBser glessen und Sorge tragen,
dass sie wenigstens iwei Tage darin stehen bleiben.
In beiden Fällen wird er auf den eingetanchten Theil der
Bleche das metallische Silber sich niederschlagen sehen, welches
er Yon Zeit sa Zeit mit einer steifen Bürste losmachen wird. Der
Silberstanb kann entweder sogleich gesammelt, oder anf dem Boden
des GefiSsses so lange gelassen werden, bis er sich in einer jsnm
Einschmelaen hinlänglichen Quantität angehäuft hat. In Jedem
Falle darf das Ab^^essen der Flüssigkeit erst einige Augenblicke
nach dem Abbürsten der Bleche stattfinden, wenn der Silberstanb
Zeit gehabt hat, sich auf dem Boden niedersusetsen.
Der Staub wird dann auf einem Papierfilter oder, wenn er in
beträchtlichem Verhältnisse yorhanden ist, auf einer Leinwand ge-
sammelt und hierauf entweder in der fireien Luft, oder in einem
Trockenkasten, oder einfach auf einem Ofen getrocknet
Dann wird er zum Schmelzen bereit sein« Diese Arbeit ist
unter den yorliegenden Yerhältniasen leicht, und der Photograph
kann sie selbst ausführen; will er ihr jedoch Ueber ausweichen, so
kann er den gewonnenen Metallstaub mit der grQssten Leichtigkeit
an den Schmelzer verkaufen. Die Gestalt, in welcher das Silber
niedergeschlagen wird, ist vom Standpunkt dieses Geschäftes aus
jeder andern yorzuziehen, denn nichts ist leichter, als diesen Silber-
staub auf die Gapelle zu bringen und yor dem Verkauf seinen
Gehalt zu bestimmen. Sind die Photographen so yorsichtig, ihr
Prodnct auf diese Weise zu probiren und schliessen den Handel
erst nach der Probe ab*), so werden sie jene verdriesslichen
Zwistigkeiten yermeiden, die wir mehr als einmal zwischen ihnen
und den Schmelzern haben entstehen sehen.
Zieht es aber der Photograph yor, die Schmelzung selbst zu
bewirken, so wird er folgenden Weg einschlagen: in einen Schmelz-
ofen wird er einen Schmelztiegel yon guter Qualität stellen, wird
ihn zur lebhaften Rothglühhitze bringen, und dann, wenn diese
Temperatur erreicht ist, folgende Mischung hineinwerfen:
Ausgewaschenen und getrockneten Metallstaub . 100 Gramm,
Pulyerisirten geschmolzenen Borax 50 „
Pnlyerisirten geschmolzenen Salpeter .... 25 j.
Der Zweck des Salpeters ist, den grösseren Theil des während
des Abbürstens der Bleche mechanisch mit fortgenommenen Kupfers
m oxydiren. Wenn im Schmelztiegel, der so hoch sein muss, dass
*) Biiia 8flb«rprob6 kostet Fr. 0,75.
PketograpUieliM ArehlT. Vr. M. 16. Angnit 18«4. i^
342
6T das Volmnen dor Müiehimg, die man hineinbriiigt, wenigiteiiB
dreimal fassen kann, jede Aufirallang aufgehört hat, läset man
20 Minuten lang eine starke Flamme schlagen, lasst abkühlen, und
zerschlägt dann den Sehmelztiegel, nm das Metallkom heraosso-
nehmen. Letzteres wird noch etwas Kupfer enthalten, aber das
wird auch die einzige Unreinigkeit sein, mit der es behaftet sein
kann. Der Photograph wird also auf keine Schwierigkeit stossen,
er mag es unmittelbar in salpetersaures Silber verwandeln, oder
nach Prüfung im Handel verkaufen.
Behandlung der festen Rückstände. — Jetzt bleibt
uns nur noch übrig, von den festen Rückständen zu sprechen. Alle
Papiere des Laboratoriums müssen gesammelt, in einem wohl-
geeigneten Ofen verbrannt, und die Aschen auf einem Haufen bei-
sammen gelassen werden, um die Verbrennung der organisdiCT
Stoffe vollständig zu machen.
Manche Schriftsteller haben angerathen, man solle jene Aschen
mit Salpetersäure behandeln, in der Hoffnung, es werde sich auf
diese Weise alles darin enthaltene Silber auflösen. Dieses Ver-
fahren ist schlecht, und man muss sich dabei wohl vorsehen, denn
unter den Mineralsalzen, welche jene Papiere bei der Einäscherung
zurücklassen, befinden sich Chlor- und Schwefelverbindungen, welche
einen Theil des Silbers in Chlorsilber und Schwefelsilber verwandeb,
das sich dufch den Kohlenstoff nicht reduciren lässt. Wir haben
dies durch ein unmittelbares Experiment nachgewiesen. 50 Gramm
Aschen, die mit Salpetersäure behandelt, ausgewaschen, getrocknet,
und dann unter angemessenen Umständen geschmolzen wurden,
haben uns ein Korn geliefert, das nur noch 10 Gramm Silber wog.
Die Aschen müssen also auf trocknem Wege behandelt werden.
Die Operation findet in einem Schmelztiegel in der oben darge-
legten Weise statt, nur die Substanzen, welche man ihnen bei-
mischen muss, sind verschieden; im vorliegenden Falle gibt es
keine Oxydation mehr herbeizuführen, sondern man muss den Kalk,
den die Aschen in grossiBr Quantität enthalten, in ein schmelzbares
Glas verwandeln.
Man wird also folgende Mischung machen:
Aschen 100 Gramm,
Trocknes kohlensaures Natron . 50 „
Quarzsand . 25 „
Auf diese Weise gemischt, werden die Stoffe leicht sclmielzen,
das Chlorsilber selbst wird reducirt werden, und man wird ein
Metallkom gewinnen, dessen Gewicht, je nach der Beschaffenheit
r
343
te Paiptorey di« man der Verforennung unterwirft ^ nrlsehea 80
\At 60% des Q«wicht8 der Aschen betragen hmnn.
Kurz, wenn der Photograph die so eben Ton uns angegebene
Metbede befolgt and sie mit ßorgfalt anwendet, so wird er stets
m reinen Btici«tänden 90 % des Terbrancbten Silbers wiederfinden
mlisaen* Die einiigen Yerlnate oder Ausgaben, die er xu tragen
hat, werden sein:
Ungef&hr 3,1%, die auf dem Bilde bleiben;
2,3 % , die beim Abtropfen verloren gehen ;
ungefiüur 3,7 % , weiche die Kupferbleclie den unler-
oehwefligsanren Auflösungen nicht vollständig haben entdehen iLÖnnen.
Man wird sieh olme Zweifel wundem, dass man uns im Laufe
dieser Arbeit nicht von den Goldrflclcständen sprechen h5rt; wenn
man aber auf den.Absclmitt zurückgehen will, den wir dem Tonen
gewidmet haben, so wird man finden, dass, wenn wir mit dem
Goldbade ununterbrochen «rbeiten, wie wir es vorgeschlagen haben,
ffir uns keine Ooldrücicstände mehr vorhanden sind. Sollte indess
der Pfaotograph, an den alten Tonungsverfahren festhaltend, glauben,
dasa er jeden Tag die so beträchtliche Quantität Gold, die sein
unwirksam gewordenes Bad noch enthält, und die ihm doch noch
Dienste leisten kann, unter die RüclEstände werfen müsse, so würde
er sich mit diesen nur au beschäftigen brauchen. Was wir vom
Silber gesagt haben, lässt steh auch au£s Gold anwenden. Die
Kupfer* oder Zinkbleche schlagen das Gold ebenso gut nieder wie
das Silber, und das eine wie das andere wird sich entweder in
dem niedergetehlagenen Staube, oder in dem Metallkom wieder»
finden.
Am Schlüsse dieser langen Untersuchung über die positiven
Abzüge angelangt, können wir nicht umhin, unsere Augen rückwärts
zu wenden und vom Ausgangspunkte aus einen Blick auf das
Ganze der in ihr enthaltenen Thatsachen zu werfen. Als wir am
19. Februar 1858 die ersten ZeUen dieser Untersuchung veröffent-
lichten, die wir schon seit drei Jahren in Angriff genommen hatten,
schrieben wir: ^Die photographischen Erscheinungen, die bis jetzt
noch unerklärt sind, müssen in die Reihe der gewöhnlichen che-
mischen Reactionen eintreten.^ Heut können wir es ohne Scheu
behaupten, alle unsere Erwartungen haben sich erfQUt
Die Zersetzung des Chlorsilbers unter dem Einfluss des Lichtes^
die Beschaffenheit der Substanzen, welche das Bild färben, die
Rolle, welche bei der Hervorbringung jener Färbung das freie
salpetersaure Silber, die Goldsalze und besonders jene organischen
Stoffe spielen, die der Photograph zum Leimen sehier Papiere
344
anwendet, die Wirkangi welche durch die yerseUedenen FiiirUder
und namentlich durch das unterschwefligaanre Natron hervorgebiaeht
wird, die Grenzen ihrer Wirksamkeit, die so merkwürdige und so
interessante Thatsache des Tonens erklären sich got durdi das
einfache Spiel der chemischen Kräfte und sind nur ähnliche £r*
scheinungen, wie diejenigen, welche der Chemiker jeden Tag in
seinem Laboratorium Tolizieht.
Aber nicht blos die Theorie hat aus diesen Untersuchungen
Nutzen gezogen, die Praxis hat ebenfalls dabei gewonnen. Die
Untersuchung des Einflusses, welchen die verschiedenartigen Papiere
und ihre Ueberzüge auf die Schönheit des Bildes ausüben, die
Nachweisung jener Thatsache, dass die verschiedenen Chlorrerbitt'»
düngen, die zum Salzen angerathen worden sind, alle anf gleidie
Weise wirken, die Bestimmung der Wirkungen, welche durch den
Zustand der Goncentration , der Säure oder der Neutralität des
Sensibilisationsbades herbeigeführt werden, die Nachweisung der
zerstörenden Wirkung der alten unterschwefligsauren Bäder, äit
Feststellung der practischen Bedingungen des Fixirens und des
Tonens, und vor Allem die Auffindung von Yerfahrungsweisen,
welche mit Sicherheit photographische Bilder von yollkommener
Dauerhaftigkeit gewinnen lassen, werden als die Hauptergebnisse
der mühsamen Untersuchung dastehen, welche wir die letstver*
flossenen 10 Jahre hindurch verfolgt haben»
Eile Iddüeatira des KtUe-Yerfakmis«
Von 6. WkartoD-SimpsoiL'^
Ein Aufsatz von Cooper in unserer letzten Nummer bezog sich
auf eine Modification des Kohle-Verfahrens, welche viel Anziehendes
besitzt, und da sie wahrscheinlich Bedeutung erlangen wird, so
können einige Winke über die beste Art und Weise, in dieser
Richtung die Versuche noch weiter fortzusetzen, wohl von Nutzen
sein. Ich nehme hier im Vorbeigehen Gelegenheit, eines Gedankens
zu erwähnen, den diese Modification an die Hand gegeben hat; er
betrifit das Geschenk, welches Swan mit seinem Verfahren den Photo-
graphen gemacht hat, und das Manche gedankenlos unterschätzt haben.
Man hat behauptet, dass fast alle Grundsätze, auf welche dieses Ver-
fahren gegründet ist, und alle Stofi'e, die er anwendet, schon früher
beim Eohledruck benutzt worden seien, dass es in der That wenig
Neues in diesem Verfahren gebe, und dass seinem Erfinder nur
*^ The Photographio News, Juli 1, 1804, p«g. 815 ff.
345
wenig Terdienst ndcomme. Allein aoBaer der GombiniruDg und
ModSfldrnng jener Stoffe ^ und ausser der wunderbar scharüsinnigen
Auffassung jener Grundsätze und der Herstellung der ersten voll-
Icommenen Kohle-Abdrücke, die wir gesehen hatten, war Swan der
Ente, der der photographischen Welt ein vollständig detaillirtes
Yerfabren gab, mit ausfuhrlicher Angabe der Kecepte und Mani*
pnlatlonen, die zugleich diesem Zweige der Kunst einen neuen
Antrieb gab und den erfolgreichen Versuch im Eohledruck zu einer
lelditen und geläufigen Operation machte. Geht man von diesem
klar dargelegten Verfahren ans, so war die Modiflcation, wo nicht
Yerbessernng, eine leichte Sache, und wir haben schon Bathschläge
Yon Dilettanten, die bei der Vereinfachung der Manipulationen ohne
Beeinträchtigung der Resultate in diesem schönen Verfahren von
grosser practfscher Bedeutung sein müssen.
Wild's Modiflcation, die Cooper beschrieben hat, besteht darin,
dass man bei der Präparirung der empfindlichen Eohleschicht dem
CoUodion Papier substitnirt. Anstatt eine GoUodionhant als Grund-
lage für die gefärbte Gelatine anzuwenden, benutzt Wild ein Blatt
Papier; aber durch diesen Schritt ist ein wichtiger Vortheü ge-
wonnen. Als man das Collodiontäfelchen präparirte, war es noth-
wendig, dass die gefärbte Gelatine im Augenblick der Präparation
empfindlich war, und es musste also für den jedesmaligen Gebrauch
stets frisch präparirt werden. Jeder Versuch, das Täfelchen durch
Sehwimmenlassen auf einer doppeltchromsauren Ealil5sung empfindlich
KU machen, anstatt es erst mit der Gelatine zu yermlschen, miaslang
y511ig, da die Gelatine- und OoUodionhaut sich in einer hoffnungs-
losen nicht zu handhabenden Weise sogleich zusammenrollte. Daher
war es unmöglich, das mit gefärbter Gelatine überzogene Täfelchen
präparirt bereit zu halten und es, wenn es erforderlich war, durch
eine spätere Operation empfindlich zu machen. Wir haben Grund
zn glauben, dass Swan eine Zeitlang mit Versuchen zur Beseitigung
dieser Schwierigkeit beschäftigt gewesen ist, und es ist wahr-
scheinlich, dass, wenn seine vollständige Specification veröffentlicht
wird, sich manche Veranstaltung findet, die er zur Ueberwindung
derselben getroffen hat Wild's Radi tritt ihr bereits entgegen,
lifit gefärbter Gelatine präparirte Papierblätter können durch
Sdiwinomenlassen auf einer doppeltchromsauren Kalilösung in der-
selben Weise empfindlich gemacht werden, wie albuminirtes Papier
tuf einer salpetersauren Silberlösung sensibilirt wird. Das em-
pfindlich gemadite Papier wird .dann gedruckt, indem man die
Oelatineseite auf das Negativ legt Hierauf wird es aufgezogen,
mit der Gelatineseite hi Berührung mit dem Aufziehungspapier,
346
und dttiii In wannes Wasier getaucht; dieses löst die GelatlM
anf nnd entfernt das Papier, das sie ursprOngUdi tmg; der Abänuk
wird anf dem Papier entwickelt, weldies die zukünftige Gnindlag«
des Bildes ist
Ob das sich ergebende Bild hinsichtitch der Zartheit dem anf
einer Gollodionschicht erzeugten in jeder Beziehung gleidi sein
wird, kann nur die Praxis sicher entscheiden. Es ist wahrscheinlidii
dass, obgleich der Stoff, in weichem das Bild sich erzeugt, Oelatine
ist, dennoch Zartheit sich erreichen lässt Die Hauptbetraehlmig,
die nunmehr Aufinerksamkeit verlangt, mttss sich auf die beste
Weise richten, die gefärbte Gelatine auf die Oberfläche des Pai^eis
aufzutragen, und in diesem Punkte können wir aus der Beobachtung
der bereits gebräuchlichen Methoden, Oelatine zu andern Zwecken
auf die Oberfläche von Papier aufzutragen, jeden&lls wichtige Be-
lehrung schöpfen. Es sind bereits drei Methoden in Gebrauch;
die eine ist der von Osbome für das Auilragen von duromirter
Gelatine auf Papier bei der Präparirnng des photoUthographfBchen
Ueberdruckpapiers angewandte Plan; die zweite wird von GoL Siz
H. James bei der Präparirung ähnlicher Ueberdmckpapiere IQr
Zinkplatten angewendet; und die dritte Ist die, welche die Gteiathilrer
vom Fach beim Ueberziehen der Oberfläche von Bildern n. s. w*
ftlr Schmuckkästen anwenden.
Das System Osbome's scheint uns das einfkdiste and wirk-
samste zu sein. Er verfährt folgendermassen, indem er eine Lösung
von ungefähr denselben Verhältnissen wie die von Swan ange-
rathene benutzt Wir wollen seine eigene Worte anführen:
,,Man verschafft sich einen Ideinen Blechkasten, ungefähr 11
Zoll lang, 3 Zoll breit und l^s Zoll tief, hi welchen die Gelatine-
lösung sorgfältig filtrirt wird. Der Kasten wird an dem einen
Ende eines Tisches festgemacht, auf welchen man das Positivpapier
legt, und wenn die Temperatur seines Inhaltes auf 85 ® Fahr, ge-
sunken ist, fasst der Photograph ein Blatt an zwei anliegenden
Ecken und zieht es langsam über den Kasten, während ein Ge-
hülfe dasselbe vermittelst eines Stückes Holz von geeigneter Form
niederdrückt, bis es mit der Oberfläche der Flüssigkeit in Berüiiraiig
kommt.
Dies ist bei Weitem die beste Methode, Papier mit geladnösen
Flüssigkeiten zu überziehen, die ich kenne; sie ist sparsam, sichert
grosse Regelmässigkeit und setzt die benutzte Flüssigkeit in den
Stand, ohne Schwierigkeit die nothwendige Temperatur zu behalten.
Ich glaube, sie wird von den Fabrikanten des gewöhnlichen Alba-
minpapiers f^ vortheilhaft befunden werden.^
U7
Bei der Präpwation yeo OoL James Ueberdrackpeiner wird
eine rM schwücheie Löinng verwendet, die eine Unse Gelatine
auf 16 Unzen Waaser nidit übersteigt lian erb£lt die Lösung in
einem offenen Gefiiss anf einer Temperator Ton 100^ Fabr.| und
liast das Papier schwimmen, indem man dafür sorgt, dass Luftr-
blaaen yermieden werden. Dann trocknet man das Blatt nnd lässt
es hierauf mm aweiten Mal schwimmen, um eine dickere Schicht
an erhalten. Dieses Verfahren wird ohne Zweifel sum Resultat
fahren, aber mit grösserer Mühe als das yorhergehende.
Die dritte Methode macht mehr Mühe, als yielleicht für den
beaJMJchtigten Zweck nöthig ist, wird aber die vollkommenste Ober-
fl&che sichern. Bei dem Verfahren, Bilder vermittelst Gelatine au
f^aeireu, wird die Lösung selten stärker verwendet als 20 bis 30
Gran auf die Unze; aber zu diesem Zwecke . könnte die gefärbte
GMatine viel stärker verwendet werden. Wenn dieselbe fertig ist
und eine Temperatur von etwa 100 ^^ Fahr, hat, verfährt man
folgendennassen :
Man veiBchafft sich ein Stück gut polirtes Plattenglas, das
frei yon Kxitzehi und Felilem ist und die erforderliche Grösse hat
Nachdem man es völlig gereinigt und getrocknet hat, überstreicht
man es vermittelst eines Schwammes mit frischer Rindsgalle. Ehe
die Rindsgalle trocken ist, giesst man eine genügende Quantität
der heissen Gklatinelösnng darauf, um die Platte in derselben VTelse
an bedecken wie mit (3oliodion, und legt sie an einen staubfreien Ort,
um zu erstarren. Die Zeit des Erstarrens hängt von der Temperatur
ah, sie kann von einer halben Stunde bis zu einigen Stunden vaiiiren.
Wenn die Schicht hinlänglich erstarrt ist — wovon man sich
dadurch überzeugen kann, dass man einen Finger sanft anf ihre
Oberfläche legt, welche den anf di^e Weise gemachten Eindruck
eben behalten muss, ohne ^ikleberig^ zu sein — legt man das
vorher angefeuchtete Papier sanft auf die GehidDe, die empündUche
Seite nach unten, drückt es an und sieht sich hinlänglich vor, dass
keine Luftblasen entstehen, die man aber, wenn sie vorkommen,
mit efaiem Papiermesser herausdrücken kann; dann lässt man es
einige Stunden liegen, um völlig hart zu werden. Wenn die
Gelatine vollkommen trocken ist, kann man mit einem Federmesser
die Ränder des Blattes ringsum beschneiden. Ist das Verlahren
richtig ausgeführt worden, so wird das Papier sich leicht vom
Glase trennen und eine sehr glatte durchsichtige Oberfläche zeigen«
Wie wir oben gesagt haben, ist es wahrscheinlich, dass Osbome's
Methode sich als die schnellste und wirksamste herausstellen wird.
Wir hören, dass sie von manchen Fabrikanten beim Albuminiren
348
des Papiers erfolgreich angewandt worden ist Welche Methode
auch benntst werden mag, das Papier moss erst angefeofihtet
werden, um das Znsammenrollen zu yerhüten.
Nimmt man diese Modification des Eohleverfahrens an, eo
mag es wohl der Ueberlegong werth sein, ob Gelatine der l>este
Stoff ist, der mit Farbstoff benatzt werden kann. Gummi arabicom
würde beim Auftragen auf Papier leichter zu handhaben sein, und
wir haben Grund zu glauben, dass es viel weniger in Gefalur sein
würde, beim Aufbewahren «unlöslich zu werden, wie es in manchen
F&llen bei der Gelatine vorkommt, wenn sie empfindlich ist Man
wird sich erinnern, dass CoL James' erste Erfolge im photozineo-
graphischen Wiedergeben der Halbtinten mit Ueberdruckp^iier ge-
wonnen wurden, das mit doppeltchromsaurem KaU und Gnomii
präparirt und zehn Tage aufbewahrt worden war.
Mit diesem Verfahren steht noch ein anderer Punkt in V«p-
bindung, den wir bisher nicht erwähnt haben. Man wird es jeden-
falls wüuschenswerth finden, vor dem Präpariren des Papiers mit
der gefärbten Gelatine die Oberfläche mit Stärke oder Dextrin sn
überziehen, damit, ehe das Bild entwickelt wird, das ursprüngliehe
Papier durch die Auflösung des Dextrins, auf welchem die gefärbte
Crelatine liegt, sich leicht abnehmen lässt Femer müssen wir noeh
an Etwas erinnern, was mit diesem Theile des Gegenstandes in
Verbindung steht Man muss sich sehr yorsehen, dass man nidit
zu lange exponirt, damit man nicht irgend einen Theil der gefärbten
Gelatine und besonders der Stärke oder des Dextrins unter ihr
ganz und gar unlöslich macht und auf diese Weise es so fest mit
dem ursprünglichen Papier yerbindet, dass es sich nicht wieder
ablösen lässt
Ehe wir den Gegenstand verlassen, müssen wir noch eines
andern Vorschlages gedenken; er betrifft die Methode, in ehiem
Kohlebiide zwei Tinten hervorzubringen, die in manchen Fällen
unangenehm sein können. Belianntlich werden die tiefisten Schatten
durch die dickste Schicht gefärbter Gelatine gebildet Würde mm
das Papier mit zwei oder mehr solchen gefärbten Gelatinescliichten
von verschiedenen Tinten präparirt, so ist es klar, dass die zarten
Halbtinten in ehier von den tiefen Schatten yerschiedenen Farbe
wiedergegeben werden könnten. Wäre z. B. die erste GMJatine-
und Farbstoffschicht, die im vollendeten Bilde die obere Schidit
und die tieÜBten Schatten bildet, von schwarzer oder braaner
Färbung, und die nächste Schicht lebhaft rosenfiurbig, oder Ton
aoust einer lebhaften Tinte, so würden wir ein Portrait bekommeni
bei dem die Schatten und Halhtinten des Gesichts lebhaft und
349
flelsefafarb!^, die DrapirungeD und tiefen Schatten dagegen dnnkel
wfiren. Für Blumen a. 8. w. könnte die Schicht, weiche die
tiefeten Töne bildet, grün sein und die Halbtintenschicht eine
andere FSrbnng haben» Für weiase Statuetten auf dunklem
Grunde könnte man den letzteren lebhaft und die zarteren Schatten
der Figur angemessen grau machen; und so Hesse sich weiter eine
Mannigfaitigkeit der Eflfecte herrorbringen , welche Decorations-,
wo nicht Eunstzwecken entsprechen könnte.
Als ein schlagender Beweis, dass Mehrere zugleich unabhängig
von einander auf denselben Gedanken gekommen sind, mag erwühnt
werden, dass wir, seitdem dieser Aufsatz geschrieben wurde , inner-
halb ein paar Tagen zwei Mittheiiungen von Herren erhielten, die
denselben Versuch wie Wild ausgeführt haben. Firling in Dor-
ehester, ein Dilettant, von welchem wir eine Mittheilung über ein
anderes Kohleverfahren erhalten haben, die wir in Kurzem ver-
oifentlichen werden, schreibt, dass er ebenfalls in Swan's Verfahren
dem Collodion Papier substituirt habe, und sendet uns eiu paar
Proben, die er auf diese Weise hergestellt hat. Auch Swan sendet
uns folgende Notiz über den vorliegenden Gegenstand:
„Geehrter HerrI — Ich sehe in der heutigen Nummer der
Photographic News einen Aufsatz von Cooper, der eine Modification
des Kohledruckverfahrens vorschlügt, welches ich vor einiger Zeit
veröffentlichte. Erlauben Sie mir, in Bezug auf diesen Vorschlag
Ihnen mitzutheilen, dass ich schon seit einiger Zeit mit dem Plane
umging, die von Cooper beschriebenen nicht-empfindlichen Gelatine-
täfelchen zu präparircn, und dass gegenwärtig Vorbereitungen zur
Fabrlcation derselben im Grossen bei mir im Gange sind. Ich
schliesse ein derartiges Täfelchen bei. Indem ich es auf einer
10 Gran starken doppeltchromsauren Kalilösung empfindlich machte,
unter dem Gelatinenegativ, das Bild dem Lichte zugekehrt, ezponirte,
und dann, nach der Exposition, die exponirte Seite auf ein Stück
Papier aufklebte, das ursprüngliche Stück Papier während der
Entwicklung oder vor derselben lostrennte, habe ich vortreffliche
Resultate erzielt.
Ich bin ganz der Hoffnung, dass wenn das nicht-empfindliche
Koble-Gelatine-Papier den Photographeu fertig präparirt geliefert
?rird, der Kohledruck sich als ebenso leicht in der Aasführung
zeigen wird, wie er ausgezeichnet im Resultate ist.
Ich muss vielleicht noch hiazufügen, dass diese Form des
Verfahrens in meinem Patent völlig mit inbegriffen ist. — Ich
verharre etc. . Joseph W. Swan.
Neweastle, den 29. Juni 1864.''
350
Wir freueD uns, daas Swan'a Erfahmng oiuiere Vennuthiuigeo
in Betreff der wahrecheinlichexi Modification bestätigt, und bemerkaiiy
.daas die Probe des präparirten Papiers , die er ans zusendet, eine
bewundernswürdige Oberfläche besltit and in jeder Hinsicht ffir
das Verfahren wohlgeeignet erscheint. Wir hoffen bald mehr
darüber sagen zu können.
JtiBrug des Negatiy-SilberbMles.
Von S. liller.-^
Die Jodirung des salpetersauren Silberbades wird f&r eine so
einfache Sache gehalten, dass ihr nur wenig Aufmerksamkeit ge-
widmet wird. Gewöhnlich befolgt man die Vorschrift, dass man
so viel Jodsilber zusetzen solle, als das Bad auflösen kann, nnd
wenn der Ueberschuss herausfiltrirt ist, so glaubt man, es sei Alles
in Ordnung. Eine Reihe von Versuchen hat mich überzeugt, dass
dies ein Irrthum ist, dass es auf einem bedeutenden Fehler beruht,
aus welchem viele, wenn nicht die meisten, der in Verlegenheit
setzenden Schwierigkeiten entspringen, auf die man bei der nach-
herigen Handhabung des Bades stösst. Es ist eine ergiebige Quelle
der kleinen Löcher in der Collodionschicht, über die man sich so viel
beklagt. Ich will die Sache klar zu machen suchen, indem ich
auf wenige Thatsachen hinweise, und dann das Gegenmittel angeben.
1. Die Fähigkeit einer salpetersauren Silberlösung, Jodstiber
aufzulösen und in Auflösung zu erhalten, steht im Verhältniss zu
ihrer Goncentration. Das ist nichts Neues; aber es kann der Auf-
merksamkeit mancher Photographen entgangen sein, was dieser
Satz wirklich in sich begreift, und was nicht. Er begreift in sich,
dass zum Beispiel eine Unze Silber in sechs Unzen Wasser auf-
gelöst zweimal so viel Jodid auflösen wird, als dieselbe Quantität
Silber aufnehmen wird, wenn man sie in 12 Unzen Wasser auflöst
Werden daher die 6 Unzen Auflösung mit Jodid gesättigt und voll-
kommen klar filtrirt und dann 6 Unzen Wasser mehr zugesetzt,
so wird die Hälfte des Jodids frei gemacht; und doch bleibt das
Silberbad, wenn dies freie Jodid herausfiltrirt wird, noch immer
ebenso völlig mit Jodid gesättigt, wie es vorher gewesen war,
mit derselben Neigung, beim Zusatz von Wasser oder bei Ver-
dünnung durch die Entziehung von Silber während der Benutzung
des Bades Jodid frei zu machen. Folgende Thatsachen werden
* •
dies bestätigen.
*) Hnmphij^s Journal.
351
S* Man gleite in die MenBur eine Unze SilberWstuig, welche
bis m ihrer vollen GapacitSt jo&t worden ist; es kommt nichts
dtranf an, wie stark die L^nng ist Dann setze man wenige
Tropfen Wasser m. Der Erfolg ist, dass Jodsilber ausgeschieden
und die Lösnng trübe wird. Ihre FUhigkeft, Jodsilber im aufge-
lösten Zostande sn erhalten, wird im YerhSltniss zn der durch den
Zosatz von Wasser yerureachten VerdOnnung geschwächt
3. Dasselbe Resultat erfolgt in grösserer oder geringerer Aus-
dehnung, wenn das SUberbad, nachdem es filtrlrt worden, fai die
CQyette unmittelbar nach deren Auswaschen gegossen wird. Die
Wasaertropfen, die an den Seiten und am Boden hängen, sind hin-
reidiend, in dem Verhältniss, in welchem dadurch das Bad verdfinnt
worden ist, Jodsilber auszuscheiden. Es mag das noch so wenig
sein, es ist genügend, dem Photographen beständigen Anstoss
zu geben.
4. Dasselbe Resultat erfolgt, wenn das Bad durch Entziehung
Yon Silber verdünnt wird. Jede Platte, die in's Bad gebracht
wird, entzieht ihm Silber und schwächt seine Fähigkeit, Jodsilber
in Lösung zu erhalten. Bei der Benutzung eines völlig jodirten
Sflberbades wird daher beständig Jodsilber frei gemacht, bis das
Bad trübe wird, und dann nimmt man seine Zuflucht zum Filtriren ;
aber alles Filtriren in der Welt wird es nicht von seiner Neigung
heilen, zum unaufhörlichen Aerger des Photographen denselben
Streich immer wieder zu spielen.
5. Unser ursprünglich aufgestellter Satz begreift, wie schon
angedeutet worden, nicht in sich, dass die Stärke oder Schwäche
des Silberbades, an und für sich betrachtet, irgend etwas mit diesen
Störungen zu thun hat Das Bad mag 50 oder 80 Oran enthalten —
wenn es bis zu seiner vollen Capacität jodirt worden ist, tritt
dieselbe Schwierigkeit ein. Der Grund dieser ganzen Schwierigkeit
Hegt in dem einfachen Umstände, dass ein mit Jodsilber völlig
gesättigtes Silberbad keine Verdünnung, sei's durch den Zusatz
von Wasser oder durch Entziehung von Silber, zulassen kann, ohne
ein entsprechendes Verhältniss von Jodsilber frei zu machen.
6. Ein ganz anderes Resultat ergibt sich, wenn das Silberbad
folgendermassen jodirt wird. Angenommen, man löse 4 Unzen
Silber in 48 Unzen Wasser auf, mehr oder weniger. Man giesse
6 Unzen dieser Auflösung in eine besondere Flasche und sättige
den Rest auf die gewöhnliche Weise mit Jodsilber, dann filtrire
man alles unaufgelöste Jodsilber heraus und setze die 6 Unzen
nijodirte Lösung zn. Ein von vornherein so präparirtes Silberbad
ist nicht völlig jodirt und kann deshalb die durch den Gebrauch
. i
852
desselben veranlasste beiläafige Verdünnung erleiden, ohne Jodsilber
auszuscheiden. Der ZusaU Yon einigen Tropfen Wasser xu einer
Unce dieser Auflösung wird dieselbe nicht trübe machen, wie im
ersteren Falle; das an den Seiten und am Boden der Cüvette
hängende Wasser wird lieine Schwierigkeit veranlassen, und die
Entziehung von Silber durch den Gebrauch wird uns nicht nöthigen,
alle wenigen Stunden zu filtriren, um das Bad Ton seinem freien
Jodsilber zu befreien, da, so lange es nicht mit Jodsüber gesättigt
ist, kein Jodsilber frei gemacht wird. Wenn es im Laufe der
Zeit gesättigt wird, so ist das Heilmittel, es wieder so herzustellen,
wie es ursprünglich war. Dies kann durch Zusatz reiner salpeter-
saurer Silbercrystalle oder durch Zusatz einer Quantität nicht
jodirter Silberlösung geschehen. Ein so behandeltes Bad wird nicht
geneigt sein, die oben erwähnten Schwierigkeiten herb ei zufuhren,
und eine der Uauptursachen kleiner Löcher in der Collodiouschicht
und anderer Störungen wird dadurch beseitigt.
Ich möchte noch hinzufügen, dass man sich bei der nachtrag-
lichen Verstärkung mit Silber hüten sollte, die jodirte Lösung des
Bades zu diesem Zwecke zu benutzen, wie es so oft geschieht
Bei Verdünnung derselben mit Wasser wird Jodsilber frei gemacht,
welches, wenn es über das Negativ gegossen wird, geneigt iat,
beim Verstärkungsprocess kleine Löcher zu erzeugen. Zu dieaeip
Zwecke sollte stets reine Silberlösung benutzt werden.
EigeHschaften des Knpferchloriurs.
Von Prof. Dr. WöUer.*^
Dass das weisse Kupferchlorür sich am Licht dnnkel färbt,
ist bekannt. Am Auffallendsten ist diese Empfindlichkeit für das
Licht an dem in kleinen Tetraedern crystallisirten Chlorür wahr-
znnehmeu. Sie ist in der That so gross, dass schon nach fünf
Minuten die Grystalle im directen Sonnenlicht vollkommen dnnkei
kupferfarben und metallglänzend werden. Im Sonnenschein be-
trachtet könnte man sie für Crjstalle von metallischem Kupfer
halten. Das Chlorür muss sich dabei zur Verhütung der Oxydation
fai wässeriger schwefliger Säure befinden. Die Veränderung geht
indessen nur an der Oberfläche der Masse vor sich, indem die
undurchsichtig gewordenen Grystalle den Zutritt des Lichts zu den
darunter liegenden abhalten; es können daher nur kleine Meng^,
in langen Röhren dünn unter schwefliger Säure ausgebreitet und
*) Annalen der Chemie u. PJi«riii. Juni lS6i.
363
häufig bewegt, vollständig Terwaodelt werden. Die schweflige
Sanre ist hierbei ohne Mitwiricung, die Veränderung geht aueh
mter reuiem Wasser vor sieh. Auf das geschmolzene trockene
Chlorür dagegen wirkt das Licht nicht. Bei starker Vergrösserung
erscheinen die kupferfarbenen Blättchen mit bläulicher Farbe durch-
seheinend. An der Luft oxydiren sie sich eben so rasch wie im
farblosen Zustand zu grünem Oxychlorid. In Salzsäure sind sie
ieicht löslich^ Kali fällt daraus gelbes Oxyduibydrat. Wahivcheinlich
ist dieser kupferfarbene Körper ein Oxy chlorür, entstanden unter
gleichzeitiger Bildung von Chlorwasserstoff.
Die zweckmässigste Darstellungsweise des crystallintschen
Kupferchlorürs besteht darin, dass man Eupferritriol und Eodisalz
SU gleichen Aequivalentgewichten in der eben erforderlichen Menge
Wassers auflöst, und in diese Lösung schwefligsaures Gas leitet
Das Chlorür scheidet sich als ein aus Ideinen Tetraödem bestehendes
weisses Crystallpulver ab, das man mit wässeriger schwefliger
Säure durch Decandren auswascht. Man kann es nicht gleich ohne
TerMnderung mit reinem Wasser waschen. £s wird dadurch zuerst
gelb und dann hellbraun oder violett In siedendem Wasser wird
es zuerst gelb, dann lebhaft ziegelroth. Auch diese Substanz, die
wahrscheinlich ein Ozychlorürhydrat ist, wird in Berührung mit
der Lufit schon nach kurzer Zeit grün.
Eiseieatwicklen
Von W. law.
In drei Gefössen löst man in der hinreichenden Menge kochenden
destiilirten Wassers
180 Gramm schwefelsaures Eisenoxydul,
30 „ schwefelsaures Ammoniak,
30 „ crystallisirten Kandiszucker;
dann mischt man die drei Lösungen in einer flachen Schüssel und
lasst crystallisiren. Von diesem zuckerschwefelsauren Eisenammon
löst man 6 bis 8 Grm. in 100 Grm. Wasser, und setzt 10 Grm.
Eisessig und 5 bis 7 Grm. Citronensäure hinzu. Die Lösung ist
liell citronengelb und hält sich gut Sie entwickelt nach Mittheilung
des Hm. Simpson ganz yorzüglich, langsam und regelmässig; das
Bild wird damit allmälig kräftiger und der Niederschlag ist meistens
sowol bei hindurchgehendem wie bei reflectirtem Licht fast schwarz.
354
Herrn 8. 6. in E. — Ihr Brief hatte sich etwas verspltet — Becfiglieh
der Trockenmethode des Herrn Dr. Schnanss tiieilen wir Ihnen einige Anisflge
ans kürzlich erhaltenen Briefen an denselben mit:
jylch habe einige Proben nach Ihrem Bosinenverfahren gemacht nnd snperbo
Bildchen damit gewonnen. Yergleichsweise habe auch Tanninplatten gleichseitig
prSparirt Die Bxposition geschah ebenfalls gleichzeitig am frfihen Nachmittag
nod ganz wolkeslosen Himmel. Gegenstand war das CoUegium mit grfinem
Vordergrund und grfinem Hfigel im RQcken. Die Exposition der BosinenpUtte,
mit 19 Linien-Kopf von Busch und BlendenSibvng yon 4"' nahm ich in 100
Secunden (nach dem Secundenzeiger der Taschenuhr) und die Tanninplatte in
310 See. = 8^/t Minute. Erstere gab ein ausgezeichnetes Bildchen, mit allen
grflnen Details, und ohne die Gebinde zu hart erscheinen zu lassen, an dem
ich wahre Freude habe; letztere entwickelte sich sehr langsam, wurde sehr
schroff und hart und gib mit dem gleichen Pyrohervorrufer entwickelt, nicht
einmal ein Bild, das fßr ein Posltiy kr&ftlg genug wäre.''
J, B . . . d t in Schwyz.
^Was den mir eingesandten Abdruck von einem Ihrer Trocken -Negatin
betrifft, so hat mich derselbe in der That überrascht, indem alle Tonabstnftmgeii
vom höchsten Licht bis in die tieftten Schatten so wundervoll wiedergegeben
sind, wie man sie sonst nor mit nassem Collodion zu erzeugen Termoehte.*
J. W .... 7 in Aachen.
Auch Herr Dr. Vogel in Berlin, Prisident des dortigen photographischen
Vereins, erwihnt in einer der letzten Sitzungen desselben mit Lob einiger der
▼on Herrn Dr. Sefanauss eingesandten Trockenbilder. Dass nicht stets alle
Trockenplatten nach der Rosinenmethode gelingen , ist natürlich und kommt in
noch höherem Grade bei Jeder anderen Trockenmethode vor. Aus dem beutlgein
Artikel des Herrn Dr. Schnanss ersehen Sie das Nähere über die von Ihm jetzt
angewandten Entwicklungsmethoden.
Herrn Dr. X. in X. — Nach den eingesandten Abdrücken zu urtheilen,
war die Belichtung eine viel zu lange. Sehr feines englisch Roth, auch ge-
schlämmter Tripel, mit Alkohol und Wasser, ist ein treffliches Putcmittel für
neue Platten, üeber die kQnstlerische Seite der Photographie finden Sie wertb-
volle Mittheilungen in Disd^ri's Kunst der Photographie (Berlin, Grieben). lo
der letzterwähnten Angelegenheit bedauren wir, Ihnen nicht dienen zu kdnnen.
Herrn y. 8. in W — n. — Goldporpur dürfte sich deswegen nicht zur An-
wendung im Swan*schen Verfahren eignen, weil er im Lichte seine intensive
F&rbung verliert und mit der Zelt stahlgrau wird. Das Swan*sche Verfahren
wird wohl nicht eher verbreitete Anwendung finden, als bis die Manipulation
mehr derjenigen des Ghlorsilberverfahrens assimilirt sein wird; d. h., dass man
Papier dazu im Grossen und für den Handel darstellen kann, welches leicht
empfindlich zu machen ist Vorschläge zu Modiflcationen werden fortwährend
veröffentlicht und auch im Archiv mitgetheilt
dea British Journal of Photographie. — Das Clicfa6 haben
wir empfangen. Gewünschte Probebilder werden in kürzester Zeit an Sie
abgeschickt werden; das Wetter ist in diesem Jahr in Jena höchst ungflnstis.
SedaetiOB dei Philadelphia Photographer. — Die für die Bedaction des
Archivs bestimmte Nuouner wollen Sie gefälligst an die untenstehende Adresse,
nach Elberfeld, senden; die für den Moniteur bestimmte nach Paris, an Herrn
B. Lacan, 47, Grande Bue, Passy.
Alle Briefe und Mittheilungen für die Bedaction sind an den Herausgeber,
Paul B. Liesegang in Elberfeld, zu richten.
Oedraekt b«i Sam. Lneas in Elb«rftld.
Photographisches Archiv.
mmmä W. ~ IVr* •»• — i. »mptmmUmtf »•4.
Sattoa's rasches TaaiiiByerfalirei.
Herr Sutton Dennt sein Verfahren instanUneoufl (augenblicklich),
weil man damit , wie er angibt, aagenbliddiche Anfnahmeii von
Seeetficl^en, oder belebten' Ansichten, mit einem Objectiv von grosser
OefibuDg nnd kurzer Brennweite machen kann, vorausgeeetit dass
das Licht gut ist. Es soU also damit weiter nichts gesagt sein,
als dass dies Trockenverfahren so empfindliche Platten zn präpariren
gestattet, wie gute feuchte CoUodionplatta). Mit der Augenblick-
liehkeit darf man es also nicht so scharf nehmen.
Die Anwendung von Tannin als präservirendes Mittel hält
Hr. S. nicht fQr wesentlidi; aber er empfiehlt diesen Stoff da er
l^einer weiteren Zubereitung bedarf und leicht anzuwenden ist
Wichtiger ist die Benutzung eines alkalischen Entwicklers und der-
jenige Zustand des Collodions und Silberbads womit man die hdchste
£iiq[>findlichkeit der Schicht erreichen kann.
Folgende Operationen bilden das Verfahren:
1« Die Bänder der Glasplatte werden matt geschliffen; die
Platte geputzt und polirt
2. Die Platte wird mit broo^dirtem Ck>llodion überzogen.
3. Die Sdiicht wird im Silberbad empfindlich gemacht, dann
abgespült und ndt Tanninlösung begossen.
4. Die empfindliche Platte wird getrocknet, und veipai&t
5. Die Platte wird in der Camera belichtet
6. Das Negatir wird durch eine alkalische L5amg entwickelt
(durch Pyrogallussäure und kohlensaures Natron).
7. Das so erhaltene sdiwacbe Negativ wird dutdb eine saure
Lösung von Pjrogallussäure, mit salpetersamrem Silber gemisdit,
verstärkt
17
356
8. Das Negativ wird mit unterschwcfligsaurem Natron fixixt,
gewaschen und getrocknet
9. Das Negativ wird mit Firniss überzogen.
1. Bas Eeinigen der Glasplatte und Mattschleifen der
Hr. Sutton empfiehlt das englische Patent-Flate-Glass, weil es
gaoz eben ist und deshalb nicht so leicht im Gopirrahmen bricht,
auch mit dem Copirpapier in engere Berührung gebracht werden
kann. Es soll nicht zu dick sein. Unseren deutschen Photographen
wäre demnach Spiegelglas zu empfehlen, welches nicht theurer
aber noch besser ist, als das Patent-Piate. Zum Mtttsehleifen der
Ränder verwendet man die zu diesem Zwecke angefertigten Schleif-
steine, die in den photographischen Handlungen zu haben sind.
Die Glasplatten dürfen nicht zwischen Druckpapier gepaclLt
werden, weil die Buchstaben isich auf dem Glas abdrucken und
schwer zu entfernen sind.
Eine neue ungebrauchte Glasplatte reibt man mit einem dicken
Brei von Kreide und Wasser, mit einem Stück Flanell. Die Kreide
entfernt man unter einem Wasserstrahl mit einem Schwamm.
Schliesslich legt man die Platte in mit Essig gesäuertes Wasser,
um die Alkalinität zu zerstören, und spült nochmals ab; man
trockne sie dann mit Leinen, weiches nur zu diesem Zwecke dient,
und nie mit Seife gewaschen wurde« Wenn ein Negativ lücht ge-
lungen ist, reinige man die Platte sofort wieder, wobei die Kreide
aber fortzulassen ist. Acht- bis zehnmal gebrauchte Platten smd
mit Salpetersäure zu behandeln, besser wendet man sie gar nicht
mehr an.
Die gereinigte und trocken geriebene Platte setzt man bis zum
Gebrauch in den Platteulcasten. Beim Abwaschen nehme man viel
Wasser, und rühre die Platte nie mit den Fingern an; auch darf
sie nicht freiwillig trocknen. Von den Rändern entferne man die
f[reide vollständig. Die Kreide verwahre man so, dass sie rein bleibt.
Ehe das GoUodion aufgegossen wird, muss die Platte voll-
kommen trocken und gut polirt sein. Das Poliren geschieht erst
kurz vor dem Gebrauch. Die Platte wird mit tro<teem Leinen
abgerieben und darauf mit einem seidenen Taschentuch. oder dnem
Stück Waschleder polirt Alle Stoffe, die man zum Poliren an-
wendet, müssen ganz trocken sein, man erhält sonst Streifen im
Negativ.
Das Polirbrett muss so eingerichtet sein, dass die Ränder der
Platte nur an drei Punkten anli^en, nicht so, dass zwei Ränder
in der ganzen Länge von zwei Holzleisten berührt werden.
S57
Feuchtigkeit, SchmutK oder nnpolirtes Glas erzeugen besondere
Unregelmässigkeiten in der Schicht, Streifen und Flecken im Negativ
und schlechtes Anhaften der Schicht.
lie baltendnacbeide Unterlage.
Ein Fehler, dem alle trockne Collodionplatten unterworfen sind,
ist das Losewerden, Faltenwerfen und Reisaen der Schicht wahrend
des Entwicklens, Fizirens oder Waschens. Das Losewerden und
Faltenwerfen entsteht, wenn die Ecken der Schicht fest sind, so
dass sie beim zweiten Benetzen sich nicht auf dem Glase ausdehnen
kann; das Negativ zeigt dann eigenthümlich verzweigte dunkle
Linien. Dies kommt aber mit gutem Collodion selten vor. Die
Schicht reisst, wenn Flüssigkeit ant.er einer Ecke eindringt, was
beim besten Collodion vorkommen kann, wenn man sieh nicht
davor hütet. Dies kommt auch beim feuchten Verfahren vor, wenn
das Collodion zu dünn ist.
Diese Uebelstände sind gänzlieh zu vermeiden, wenn man die
Platte nach dem Poliren mit einer dünnen Schicht überzieht, am
besten von Kautschuk oder Guttapercha ; die Auflösung von 1 Tbeil
eines dieser Stoffe in 480 Tbeilen Eerosolen, Chloroform oder
Benzin wird ebenso wie Collodion aufgegossen und bei starker
Wärme getrocknet Das Glas bleibt ganz klar. Wenn man eine
Hälfte einer Stereoskopplatte mit dieser Auflösmig überzieht und
dann aof der ganzen Platte ein Negativ macht, so wird man in
der Intensität und Klarheit der beiden Hälften keinerlei Unterschied
bemeriLen. Lässt man schliesslich einen heftigen Wasserstrahl
darauf fallen, so wird die Hälfte mit der Unterlage demselben gut
widerstehen ) während die andere Hälfte in Stücken fortschwimmt.
Man verstehe, die Unterlage ist nicht absolut nöthig; im
Gtegentheil, wenn die Schicht gut haftet und blosses Umranden
derselben mit Fimiss sie vor dem Ablösen schützt, so lasse man
die Eautschnklösung fort, denn jede Sdiicht mehr bringt ihre
eigene UnvoUkommenhdt sowohl wie anhaftenden Staub mit sich.
Wenn aber eine Unterlage nöthig ist, so ist die hier bezeichnete
die einfiichste msd sicherste. Albumin oder Gelatine soll man nicht
anwenden, sie mögen für andere Verfahren sich eignen, für dieses
paaeen sie meht.
2. Bas ColIodionireiL
Viel hängt von der Zusammensetzung des CoUodions ab. Rothes,
altes CoUodion ist durchaus nicht anwendbar, da es immer sehr
aaempfindlleh ist und überhaupt kein gutes Bild liefert.
368
Roh-GollodioD.
Pyroxylln 3 Gramm,
Aether, 0,25 sp. Gott. ... 150 „
Alkohol, 0,805 90
Jodirung,
JodcachDium 8 Gramm,
Bromcadmium ...... 3 ;,
Alkohol Toa 0,810 sp. Gew. . 240 „
Drei Maasstheile RoheoUodion sind mit einem Maasstheil Jo'
dirong zn mischen gnt zu schütteln and einige Stunden stehen zn
lassen. Der obere Theil der Flüssigkeit wird darauf durch den
Heber abgesogen, oder filtrirt. Das Collodion ist ganz farblos und
hält skh an kühler Stelle lange Zeit.
Das Pyroxylin moss sich klar l^en und darf nieiit sauer sem.
Aether und Alkohol müssen neutral sein und dürfen keine Spnr
von Fuselöl oder anderen Unreinigkeiien enthalten. Das Collodion
entbSlt nach dem Jodiren gleiche Theile Aether und Alkohol ; diese
sind etwas stärker als für das feuchte Verfahren, da man ein
schlechtes Annehmen des Entwicklers nicht zu fürchten hat
Wenn das Pyroxylin gut ist branidit kein alkalisches Jodsalz
beigefügt zu werden, um das Collodion flüssig zu machen. Bromsalz
Ist unentbehrlich in diesem Verfahren, denn das Collodion behält
dann seine Empfindlichkeit, während blos Jodirtes Collodion, das
anfangs ebenso empfindlich ist, sich sehr bald verändert.
Das Aufgiessen, Trocknenlassen und Eintauchen geschieht ganz
wie gewöhnlich.
8. Empflndlichmaohen der Schicht.
Das Silberbad ist eine Auflösung von einem Theil ifia reinsten
umcrystallisirten salpetersauren Silbers in 16 Theilen Wasser. Zu
100 Gramm der Lösui^ wird ein Tropfen Essigsäure oder Sal-
petersäure zugesetzt Das Bad wird durch Hinehntellen einer
collodionirten Platte mit Jodsilber versehen.
Frisch arbeitet das Bad am besten; alte mit organisehen
Stoffen gesättigte Bäder geben gerne yerscblet^e Negativs. Sobald
dies geschieht mache man ein frisches Bad und schlage das alte
mit Salz nieder. Es verbessern zu wollen, wäre Zeitverschwendung.
Ist man nicht, wie auf Reisen, gezwungen Guttaperchacüvetten
anzuwenden, so nehme man solche von Glas.
Die Platte bleibt so lange im Bade, bis die Schicht grünUeh
gelb und sahnig geworden ist. Drei Minuten im Sommer,
359
-fr-
im Winter, werden genügen. Man spült ab, bis die öUgen Streifen
verschwunden sind, iSsst abtropfen und taucht von neuem in eine
andere Cüvette mit destillirtem oder klarem Regenwasser. Hierin
bleibt die Platte , bis eine andere coUodionirt und empfindlich ge-
macht ist Anfangs wird die Schicht wieder fettig, man muss die
Platte daher heben und senken. Dieses fettige Ansehen entsteht
immer wenn das CoUodion ziemlich wasserfrei ist
Das erste Wasser dient für etwa ein Dutzend Platten; sein
Trabewerden schadet nicht Wenn die Platte lünf Mhiuten darin
gewesen, nimmt man sie heraus, hält sie mit den Ffaigerspitzen
der Imken Hand wagerecht, nnd übergiesst sie mit einer grossen
Quantität ron klarem Regenwasser. Hierbei halte man den Ansguss
des Gelasses einen oder zwei Zoll über der Platte nnd spüle nicht
nnr eme Stelle, sondern die ganze Fläche ab, Torzugsweise aber
die Ecken, wo das Collodion am dicksten ist Fortaetrang folgt
Von Dr. 1. Weiske.
1. Towlers positiTos CoUodionyer&hren.
Das von mir schon in einer der letzten Nummern des Archivs
erwähnte photographische Handbuch von Towler, welches in diesem
Jahre zu Newyork unter dem Titel „The silver snnbeam: a practieal
and theoretical text-book on sun drawing and Photographie printing:
comprehending all the wet and dry prooesses at present known,
with collodion, albumen, gelatine, wax, resin, and silver; aa also
heliographic engraving, photolithography, pfaotosincograpby, photo-
graphy in natural colors, tinting and coloriug of photographs, printing
in TarioQS eolours; the carbon process, the card picture, the Vignette
and stereographj. By J. Towler, M. D. etc. etc^ erschienen ist,
embSlt des Guten eine solche Fülle und in solqfi übenlchtUdier,
iwedonässiger Anordnung, dass es jedenfalls wfinsehenswerth nnd
die Mühe lohnend ist, den deutschen Photographen wenigstens ans-
zngBweise mit diesem Buche bekannt zu machen.
Schon ein DnrdiUiok Alles des im Titel Angelührtea giebt
einen Begriff von der Reichbaltigkeit des Buches, und dooh ist der
Titel bti weitem nicht erschöpfend trotz seiner Registerartigkeit,
denn er erwähnt nichts davon, dass im Buche ein ziemlich ans«
Rihrlicher und guter historischer Ueberblick über den Entwicklungs-
iSaag der Photographie von ihren ersten Keimen an bis auf den
beatigen Tag enthalten ist, dass femer darin die Darstellung aller
360
photographischen Chemicalien und die PrQfung von deren Reinheit
abgehandelt ist, und zwar in äusserst übersichtlicher Weise, in-
dem die verschiedenen Stoffe nicht etwa alphabetisch ' angeordnet,
sondern nach ihrer Verwendung in der Photographie in verschiedene
Kapitel abgetheilt sind. Ferner ist auch noch im Buche eine
gründliche Beschreibung der Herstellung milcroskopischer Photo-
graphien sowie der Erzeugung vergrösserter Positivs und Negativs
enthalten. Hierzu kommt auch noch eine Vergleichung der ver-
schiedenen Thermometer- und Aräometerskalen sowie der america-
nischen und englischen Maasse und Gewichte mit den französischen.
Nach diesen allgemeinen Bemerkungen will ich dazu übergehen,
Towlers Beschreibung des positiven Collodionverfahrens der Haupt-
sache nach wiederzugeben.
Unter positiven CoUodionbildern sollen jetzt die verstanden
werden, welche im reflectirten Lichte und gegen einen dunklen
Hintergrund betrachtet positiv erscheinen, nicht Transparentpositivs,
welche durch Oopiren von Negativen erhalten worden sind. Ein
positives GoUodionbild, oder Ambrotjp, wie es genannt wird, zeigt
sobald die Schicht auf dem Glase bleibt, Alles von rechts nach
links verkehrt. Dies ist für Portraits in der Regel gleichgültig,
wenigstens kann man sich leicht helfen, wenn jemand dargestellt
werden soll, der mit der rechten Hand etwas hält oder thut, indem
man dafür die linke substitutrt Zu Landschaften und Architectnren
lässt sich das Ambrot3rp aber nicht verwenden. (Dieser Mangel
des Ambrotyps ist dadurch zu beseitigen, dass man es nidit von
der Collodionseite, sondern von der Glasseite betrachtet W.)
Was das Collodion betrifft, so wendete Towler ganz dasselbe
wie für. Negativa an und zwar ein sehr alkoholreiches, dem Ltese-
gang*schen sehr ähnliches, nur dass das Towler'sche 61% Alk<^l
bat, während das Liesegang'sche nur 58% davon enthUt Ich
habe übrigens in der Wirkungsweise beider keinen wesentlichen
Unterschied finden können. Dass es übrigens in der That m'cht
nötbig ist, einen Unterschied zwischen positivem und negativem
Collodion zu machen, zu der Ueberzeugung bin auch ich schon
längst durch zahlreiche Versuche gekommen. Die verschiedenen
von Towler angegebenen Jodirnngen des Collodions werde ich beim
Negattwerfahren besprechen, ebenso das Silberbad, weldies auch
für Positiv und Negativ nicht verschieden ist. Wenn übrigens
Towler sagt, dass ein Photograph, der nicht selbst ein Stüdc
Chemiker ist, sein Collodion nicht selbst bereiten, sondern fertig
kaufen soll, so ist dies allerdings wahr und mag auch gar oft mit
Zeiterspamiss verbunden sein, selbst wenn der Photograpfa Chemiker
361
ist Im Oninde mnss aber doch wohl jeder Photograph mit che-
nfischen Operationen und Wägongen vertraut sein, deun Alles kann
er sich unmöglich , so wie er es zum unmittelbaren Gebrauche
nothig haty fertig kaufen, und Reinlichkeit und Accuratesse in seinen
Arbeiten müssen ihm überhaupt eigen sein.
Als Entwickler für Ambrotypen giebt Towler folgenden an:
Eisenvitriol .... 3 Gewichtstheile,
Regenwasser .... 32 ^ ^
Essigsäure 3 „ „
Alkohol 2 „ „
Dieser Entwickler giebt einen schönen, weissen Niedersciilag.
Ueberhaupt erreicht man dies um so mehr je langsamer der Ent-
wickler ist. Daher giebt folgender noch brillantere Lichter:
Eisenvitriol .... 2 Drachmen,
Regenwasser .
Essigsäure
Alkohol . .
Kalisalpeter .
Silbernitrat
Salpetersäure
64
2
1
30 Tropfen,
D
V:
2
4 Drachmen,
6
16
2
Ein schnellerer Entwickler, der dem Silber eine mattere Farbe
giebt ist folgender:
Eisenvitriol . . . <
Essigsäure ....
Wasser
Alkohol
Salpetersaurer Baryt ,
Die Fizirung geschieht am besten in einer Lösung von 1 Theil
Cyankalinm in 4 Theilen Wasser.
Die am Ofen oder über der Spirituslampe getrocknete Schiebt
wird dann mit einer Lösung von Copal, Dammarlack oder Bernstein
in Benzol oder mit weingeistiger Lösung von Schellack und Sandarac
gefimissL Zum Schluss wird das Bild auf der Glasseite mit einer
Lösung von Asphalt in Terpentinöl oder Benzol, der man Canada-
bsisam oder Kautschuk zusetzt, geschwärzt Man kann auch das
Bild auf der Collodionseite statt auf der Glasseite schwärzen. Dann
erscheint es nicht von rechts nach llnlcs verkehrt, verliert aber
etwas von seinem hübschen Aussehen, weil sich dann die CoUodion-
Khicht zwischen dem Silbemiederschlage befindet. Das Bild ist
4um fertig und kann in den Rahmen gefasst werden.
Fortsetzung folgt.
f hftofn^hiwhef Arehir. Vr. 65. 1. September 1864.
17
362
Eilige Benerkangen über Wenderotli's Methode Negttire
zn übertragen nnd Aber das neiie KoUe-Verfahrea.
Von H. Cooper, jun/>
Ich habe kürzlich Versuche angesteUt mit Wenderoth's Üeber-
tragangsmethode und sie sind mir vollkommen gelungen; ich kann
die Methode Ihren Lesern vertrauensvoll empfehlen. Anfangs
dachten Manche, dass, wenn die Wachsschicht die Enifcrnung der
Collodionschicht erleichterte, letztere in grosser Gefahr sein würde
wegzuschwimmen, ehe man es wünschte. Um diesen Punkt bis
aufs Aeusserste zu prüfen, nahm ich mehrere sehr unvollkommen
gereinigte Glasplatten, nnd überzog sie, nachdem ich das Wachs
aufgetragen hatte, mit einer Collodlonprobe, die mir stets viel
Anstoss gegeben hat, da sie sich beim Auswaschen u. s. w. vom
Glase ablöste ; nachdem ich exponirt und entwickelt hatte, zerkratzte
ich die Haut mehrmals recht kreuzweise, fixirte dann und wusch
unter einem starken Wasserstrahl, ohne dass das Collodion die
geringste Neigung zeigte, sich zu trennen.
Ich war so erfreut über das Gelingen dieses Experiments,
welches ich mit mehreren verschiedenen Collodionarten wiederholte,
dass ich die Wachsschicht zn beständigem Gebrauch anzunehmen
gedenke, da das Freisein von Flecken ebenfalls ein grosser Vor-
theil ist; doch brauche ich wohl kaum zu erwähnen, dass in der
Praxis die Gläser hinlänglich gereinigt sein müssen, um das sal-
petersaure Silberbad nicht zu verderben.
Ein anderer zufälliger Vortheil ist der, dass an einem trüben
Tage eine Anzahl Platten präparirt und für den Gebrauch hin-
gestellt werden können, da hier keine Gefahr vorhanden ist, dass
die Oberfläche feucht und streifig wird, wie es bei nngeschütztem
Glase der Fall sein würde.
Ich fand es nützlich, die Glasplatte nach dem Aufgiessen
einiger Tropfen der ätherischen Wachslösung schwach zu er-
wärmen, indem sich dann das Wachs viel leichter und schneller
^^ieichmässig über die Oberfläche hin verbreitet, als wenn man die
Platte kalt bleiben lässt; denn im letztem Falle muss man eine
ziemliche Reibung anwenden, ehe das Wachs in einen Zostand
gebracht wird, dass es eine gleichmässige Schicht erzeugt.
Einige Negative, die ich unzerkratzt gelassen hatte, übertrug
ich dann weiter auf Gelatine. Diese Operation fand ich ausser-
ordentlich einfach nnd sicher.
^) The Photographie News, June 24, 1864, pag. 304 ff.
363
£s mag erinnert werden , dass, wenn ich Negative ohne An*
Wendung von Wachs zn übertragen versuchte, ich auf manche sehr
rerdriessliclte und seltsame Resultate gerieth, wie das Zerspringen
der CoUodioiihaut u. s. w.
Beim Kohleverfahren bin ich nach wiederholten Versuchen zn
dem Schluss gekommen, dass die be^te Methode, das Gelatine-
Täfelchen für die Entwicklung aufzukleben, wenn es nicht bestimmt
ist übertragen zu werden , die von Hendersen in den Photographic
News vom 20. Mai beschriebene ist: Man befeuchte die Rückseite
eines Stücks albuminirten Papiers, indem man es auf feuchtes Lösch-
papier l^t, und wenn die Oberfläche klebrig geworden ist, drücke
man das Täfelchen darauf, wobei man natürlich Sorge trägt, da'sa
kerne Luftblasen dazwischen treten; ist das Täfelcben dick, so
wird ein schwaches Anhauchen der Gelatineseite dem Zusammen*
rollen desselben, wenn es auf das feuchte Papier gelegt wird, vor-
beogen; während es feucht (aber nicht nass) ist, sättige man daa
Papier mi^ starkem Alkohol, indem man einen in diese Flüssigkeit
getauchten Schwamm über die RüclLseite des Papiers führt; doch
darf der Spiritus die Gelatine - Oberfläche nicht berühren. Der
Alkohol wird das Eiweiss coagulireo und es veranlassen das Täfelchen
und Papier so fest zusammenzuhalten, dass ich unter keiner
Waschung das geringste Streben bemerkt habe, sich an den Kanten
aufzurollen oder sich loszutrennen. Diese Verfahrungsweis^ ist vaaUf
so viel zuverlässiger, gf^fälliger, eleganter und sauberer, dass ich
überzeugt bin, die Experimentatoren werden sie nur einmal zn ver*
suchen brauchen, um dieselbe sofort sich anzueignen.
Ich möchte allen Ihren Leserp, die mit unlöslichen Schichten
gequält werden, rathen, die Quantität des doppeltchromsauren Kalis
in reduciren, da ich finde, dass während der warmen Witterung
30 bis 40 Theile Gelatinelösung auf einen Theil doppeltchromsaures
Kali die besten VcrhäUnisse sind.
Ebenso finde ich, dass Glycerin in dem Verhältnisse von 10
Tropfen auf eme Unze Gelatinelösung bei Weitem dem Zucker
Totzoziehen ist.
Einer der grossen Nachtheile für den practischen und conimer-
ziellen Werth von Swan'a Verfahren ist die Schwierigkeit (oder
vielmehr Unmöglichkeit), Täfelchen damit zu präpariren, die in
ähnlicher Weise empfindlich gemacht werden konnten, wie jetzt
anser Ghlofsilberpapier« Eine Gelatinefläche lässt sich empfindlich
machen durch Eintauchen in eine doppeltchromsaure Kalilösung;
unterwhrft][man aber ein nach Swan's Methode präparirtes Täfelchen
der Einwirkong einer Flüssigkeit, so wird es sich nach jeder
364
Richtung hin zosammenrollen , indem es uns so klar wie mög^idi
zeigt, dass man j^diesen Ausweg nicht versuchen soU.*^
C. K. Wild hat eine geistreiche Modification des ursprönglichen
Verfahrens erfunden, welche sich, wie ich hoffe, mit einigen wenigeo
Ahändemngen als sehr werthvoll erweisen wird. Gegenwärtig kann
ich Ihren Lesern nur einen rohen Umriss des vorgeschlagenen modas
operandi geben, aber nächste Woche gedenke ich einen ausfGhr-
licheren Bericht vorzulegen.'
Da Herr Wild, der den Geidanken je eher je lieber znr PrOfong
in die HSnde der Photographen zu legen wünschte, keine Gelegen-
heit hat, photographtsche Operationen auszuführen, so versprach
ich ihm, den Gegenstand in diesem kurzen Artikel zur Sprache zn
bringen.*) Ich muss von Rechtswegen anführen, dass Herr WM
durch sein Verfahren einige Bilder erzengt hat, die sehr ver-
sprechend sind, und zeigen, dass der Gedanke nicht rein phantastisch
ist, sondern offenbar practischen Werth hat
Man nehme ein Blatt Papier, je dünner je besser, nnd fiber-
ziehe es mit gefärbter Gelatine, von denselben Verhältnissen wie
für Swan's Verfahren. Die Gelatine braucht auf der Oberfladie
des Papiers nicht sehr dick zu sein, damit sie bald trocken wird; es
erfordert nur zwei bis drei Stunden, um diese Operation zu vollenden.
Nun g^ebt es <wei Wege, das Papier zu überziehen — erstens
durch Schwimmenlassen auf einer Schaale warmer Gelatineiosung,
und zweitens durch die von denjenigen befolgte Methode, welche
die Oberfläche von Bildern u. s. w. mit Gelatine glasiren. Die
letztere Methode erzeugt die vollkommensten Resultate nnd ist die
einfachste und leichteste bei der Anwendung im Grossen. Die in
diesem Theile des Verfahrens vorkommenden Einzelnheiten masB
ich aufechieben, bis es sorgfältig geprüft worden ist. Jene nrit
gefärbter Gelatine überzogenen Papterblätter werden sich wenn man
sie in einer trocknen Atmosphäre aufbewahrt, unendlich lange
halten und können in derselben Weise präparirt und verkauft
werden, wie gegenwärtig albuminirtes Papier. Um die Blätter
empfindlich zu machen, lasse man sie, die Gelatineseite nach unten,
ungefähr eine Minute auf einer doppeltchromsauren K»U* oder
Ammoniaklösung schwimmen, die eine Stärke von etwa 40 Gtan
auf die Unze hat und 5 bis 10% Alkohol enthält; der leUtere
soll die Lösung veranlassen, die Gelatine gleichmässiger nnd rascher
zu durchdringen. Um die erforderliche Stärke zu bestimmen, sfani
noch einige weitere Versuche nothwendig; eine zu starke Lösung
*) Hierauf bwleht sich die Notiz auf 8. 34d (in Nr. 64 des Archivs).
365
inirde dazu beitragen, die Haut unlöslich zu machen, und eine zu
lehwache würde zu einem längeren Drucken nöthigen.
Wenn das Papier trocken Ist, kann es unter einem Negativ
exponirt werden; das Drucken darf nicht, wie in Pouncy's Ver-
fahren, durch das Papier bewerkstelligt werden, sondern auf
der Oberfläche in der gewöhnlichen Welse. Wenn es
aus dem Gopirrahmen genommen ist, kann es mit dem Abdruck
nach unten auf ein anderes Stück Papier mit chinesischer Tusche
angeklebt oder nach der oben empfohlenen und beschriebenen
Methode behandelt werden. Bringt man es in warmes Wasser,
so wird das Papier, das ursprünglich an der Gelatine haftete, sich
ablösen, indem die Theile, die durch's Licht unverändert bleiben,
sich auswaschen lassen, und da das Wasser auf die nicht be-
druckte Seite wirkt, so werden die Halbtinten völlig erhalten
bleiben« um das Gelingen zu sichern, kann man das Papier, bevor
man die Gelatine anwendet, mit einer Lösung von Starke, Sago,
Tapioeamehl oder einem andern geeigneten, in warmem Wasser
Ideht löslichen Kleber überziehen, in derselben Weise, wie die
Decalcomanie-Blätter präparirt werden.
Die Experimente sind bis jetzt noch sehr roh gewesen, so dass
wir uns keinen richtigen Begriff davon noachen können, was das
Verfahren, das ich Ihren Lesern zu beschreiben versucht habe, zu
leisten im Stande ist. Ich hoffe aufrichtig, dass eine gute Anzahl
Photogr^>hen zugleich an's Werk gehen und diese schöne Modi-
fieation bald zu einem erfolgreichen Abschluss bringen werden.
Schliesslich muss ich noch erwähnen, dass die Herren Reeves nach
efner Ungeheuern Anzahl von Versuchen einen, zum Verkauf bereit
li^^nden, Farbstoff hergestellt haben, der in jeder Hinsicht voll-
kommen ist.
Während das Vorstehende zum Druck gesetzt wurde, hat Cooper
von Wild folgenden Brief erhalten :
„In Folge der Andeutungen , die Sie mir gestern gaben, war
ich begierig, meine Experimente noch einmal zu prüfen. Ich
prSparirte am Nachmittag etwas Papier mit einer Deztrinlösung
and darauf mit der gefärbten Gelatine. Diesen Morgen liess ich
das Papier auf einer schwachen Lösung des doppeltchromsauren
Kali schwimmen und druckte einige Positive. Nach einer Exposition
von 3 bis 5 Minuten klebte ich den Abdruck auf aibumlnirtes
Papier auf, Indem ich es, wie Sie mir sagten, mit Spiritus coagulirte,
und erzielte einen vortrefflichen Erfolg. Nach dem Aufkleben weichte
ich ea einige Minuten in kaltem Wasser ein, wo das ursprüngliche
Papier sich leicht ablöste und die Abdrücke jede Waschung aus-
366
hielten. Die Abzüge sind bedeutend besser als di0 swei, di^ ich
Ihnen gab, und der Ton ist sehr gut. Ich dniekte, Uebte auf and
wusch in dritthalb Stunden sechs, so dass es mir eine sehr schnelle
Methode zu sein scheint.**
BemeiiLWigci iber dei K^Uednick.
Von W. H. DaYies.*^
Das Drucken mit irgend einem beständigeren und wo mö^ch
wohlfeileren Stoff als Silber ist das grosse Verlangen aller Photo-
graphen gewesen. Wie manche Andere, habe ich mich die letzten
4 bis 5 Jahre hindurch mit Theorien und Experimenten in dieser
Riehtang beschälligt, und Tor etwa zwei Jahren gelang es mir,
mehrere Abdrücke zu erzeugen.
Meine Experimente waren ganz oder doch hauptsächlich daranf
gerichtet, ein photolithographisches Verfahren zu yervollkommneii,
welches unmittelbar aus der Druckerpresse kommende Photographien
mit Halbton geben sollte ; und da ich mit dem Ueberdruckverfahren
vertraut war, versuchte ich meine Photographie mit einer fettigen
oder seifenariigen Druckerschwärze zu erzeugen, die zu einai
solchen Ueberdrock fähig war, und von welcher Abdrücke diiect
vom Steine genommen werden konnten.
Nicht zwei Substanzen sind der Vereinigung abgeneigter, als
ohne wässerige Gelatinelösung und eine ölige Mischung von Kohle
oder Druckerschwärze; gleichwohl konnte ich mit keiner andern
Substanz arbeiten, und meine Bestrebungen waren darauf gerichtet,
einen ,» Vermittler'' zu gewinnen, welcher die Härten beider Sub-
stanzen erweichen und sie in einer glücklichen Mischung ver-
binden sollte. Dies konnie, wie ich fand, dadurch bewirkt werden,
dass man eine seifenartig»^ Zusammensetzung von Stearin und kohlen-
sanrem Natron in dem Verhältniss von 3 Theilen Stearin zu 4
Theilen Natron machte, mit hinreichendem Wasser, um sie flüssig
m machen. Diese kocht man eine halbe Stunde lang in einem
T5pfchen und lässt die Masse erstarren, wo sie dann zur Benutzung
fertig ist. Nun nehme ich gleiche Theile von dieser Seife und
von Ueberdruckfarbe oder DruclLerschwärze (vonugswdse von der
ersteren), und mische sie auf dem Reibestein vQliig In einander,
bis sie homogen werden. Diese Masse wird mit ehromirter
^) ToiftlMMi in einer VerMDunlona der Bdinbwtfer photoemphuehtB
GeeeU«Ah4fl ea 6. Juli 1864.
367
Tsnnlschty und wenn sie zu einem lithographischen Ueberdraek
besttoimt ist, mnss man die Gelatine so weieh und in so geringer
Quantität anwenden , als sie nur wirlcen Icann, und die Schwärze
so reichlich als möglich, damit die seifenartige Mischung den Stein
angreifen kann.
Ich muss erwähnen, dass ich bei diesen Experimenten fast alle
die mannichfachen Methoden prfifte, die ssu dem Zweck von der
Rückseite her zu drucken vorgeschlagen worden sind, indem ich
das Olasverfahren von Fargier und die Papiermethode von Blair
benutzte. Auch die Anwendung tou Glimmerplatten prüfte ich,
fand aber bei denselben bedeutende Schwierigkeit und konnte sie
für practische Zwecke nicht gross genug bekommen. Zuletzt prüfte
Ich die Methode, von der ich heute Abend sprechen wilL Sie hat
sieh mir während der Experimente mit den dicken Gelatlnehäntchen,
die Ich zum Auftragen der Schwärze auf die blossen Linien der
Photolithographfen bei der Linien-Manier benutzte, von selbst dar-
geboten, und ich habe sie damals auch yeröffentlicht
Als Herr Swan sein Verfahren der Welt übergab, wurde meine
Aufmerksamkeit wieder auf meine * yernachlässigten Experimente
gerichtet Ich fand, dass manche der Manipulationsmethoden, mit
denen ich vertraut war, sich zur Arbeit mit Wasserfarbe ebenso
gut eigneten wie sur Arbeit mit Oel, und ich sah zugleich, 'dass
ich bei Benutzung (für mich) alter Pläne ohne Swan's Täfelcben
arbeiten konnte. Ich werde deshalb die Präparate so darlegen,
dass die Manipulationen zu directem doppeltehromsaurem Gelatine-
dmck passen, was für einen Farbstoff man auch dabei benatzen mag.
Präparation des Papiers.
Man nehme albuminirtes oder irgend ein mit glatter Oberfläche
▼ersehenes Papier und überziehe es mit einer dünnen Stärkelösung;
nachdem es trocken geworden, ist es zur Ueberzlehung mit Gelatine
bereit. Die Gelatine präparire ich gewöhnlich dadurch, dass ich
sie eine halbe Stunde lang in einem Ueberschuss von Wasser ein*
weiche, und fast so viel abgiesse, als ablaufen will. Dann bringe
ich sie in eine Eochflasche, wo sie beim Erwärmen sofort schmilzt.
Wenn die Qualität gut ist, so Ist keine Filtration nöthig; ist aber
die Qualität geringer, so ist es besser, sie mit Albumin zu be-
handeln und abzuklären. Hierauf setze ich ungefähr 4 Thefle
Goldsyrup zu 32 Theilen der präparirten Gelatine, und dazu 1 Theil
einer gesättigten Lösung von doppeltcluromsaurem Kali oder von
deppeltdiromsaurem Ammoniak und Kali, beides ist gut dazu. Nun
setzt man den FarbstolT zu und lässt es sich eine Zeltlang setzen;
368
dann wird die Lösnng in eine irdene Schaale fiitrirt, welche in eine
grössere Schaale mit wannen Wasser gestellt wird, um sie auf
einer Temperatur von etwa 26^ Reaum, zu erhalten.
Sobald die Lösung frei von Blasen ist, lässt man das gestärlLte
Papier etwa eine halbe Minute auf derselben schwimmen, genau
so wie das zum Silberdruck bestimmte Albuminpapier; dann bebt
man es sorgfaltig und schnell ab und iStost die abfliessenden Tropfen
In eine andere Schaale fallen, da beim Abtropfen in das Sensibili-
sationsbad Luftblasen entstehen könnten, die man sorgfältig ver-
meiden muss.
Wenn es nicht flach liegt, so legt man es auf eine Glasplatte
und dreht es in kurzer Entfernung vom Feuer langsam henun, bis
es ganz glatt wird; dann legt man es flach auf den Tisch oder
auf den Trockenständer, und in 5 Minuten kann man es zum
Trocknen aufhängen.
Am besten wird es in einem warmen Zimmer getrocknet, In
welchem die Luft frei circulirt, ohne dass Staub entsteht Wenn
es trocken ist, wird es unter einem Negativ, das auf der Gelatine-
seite liegt, exponirt; die Exposition geht drei- bis viermal schneller
vor sieh als beim Silberdruck, uod hängt zum grossen Thell von
der Dicke oder sonstigen Beschaffenheit des Farbstoffes ah.
*£s ist durcliaus nicht noth wendig, dass die gelatinirte Ober-
fläche des Papiers ganz frei von Wellen oder dicken und dflnnen
Theilen ist, da das Licht selten recht durch die volle Dicke der
Gelatine hindurchdringt und die dicken Theile sich auswaschen.
Ist das Papier uneben, so ist es gleichwohl besser, es vor dem
Drucken zu satiniren, damit es eine flache Oberfläche bekommt^
die sich dicht an das Negativ anschliesst.
Die Expositionszeit bestimme ich gewöhnlich dadurch, dass icb
ein Stückchen reines mit doppeltchromsaurem Kali bestrichenes
Papier exponire, bis es gut gefärbt ist, und dann ein zweites
Stückchen exponire ; wenn dies ebenfalls gefärbt ist, ist der Abdruck
vollendet. Nach der Exposition bringe ich den Rahmen in das
Dunkelzimmer, nelmie den Abdruck heraus, tauche ilm eine Minute
lang in Wasser ein, und schüttele Ihn, um das überflüssige Wasser
zu entfernen, dann ziehe ich ein etwas grösseres Stückchen Alba-
minpapier schneU durch Wasser, bringe es mit dem Abdruck m
Berührung und satinire auf Spiegelglas, das ein- oder zweimal so
dick ist wie Löschpapier, auf und nieder. Für das Gelingen des
Ueberdrucks ist es wesentlich, dass nicht eine einzige, wenn auch
noch so kleine Luftblase gelassen wird, da sonst in dem sich er-
gebenden Abzug durch dieselbe ein Loch entstehen wird.
369
Die Rückseite des feuchten Albuminpapiers wird nun mit
Weingeist angefeuchtet, wieder satinirt und einige Minuten lang
Tor dem Feuer zum -Trocknen aufgehfingt. Wenn es trocken ist,
irJrd es in warmes Wasser gelegt, wo das erste Papier sich in
wenigen Minuten ablöst, und wenn die Exposition riehtig vor sich
gegangen ist, das Bil4 sofort sieh zu entwickeln anf&ngt. Wird es
langsam klar, so ist es zu lange gedruckt worden^ und ich finde,
dass dann das beste Mittel ist, von etwa 2 Fuss H5he einen
Wasserstrahl aus einem Geifiss herabzugiessen , der es gewöhnlich
in genügender Weise klärt Es kann indess auch ein verlfingertes
Emweichen und diese Behandlung noch nachher erforderlich sein.
Ist das Bild von einem gewöhnlichen Negativ genommen, so
ist es verkehrt, und wenn nicht gewünscht wird, dass es so bleiben
soll, 80 verfahre ich ein wenig anders. Anstatt des Albuminpapiers
nehme ich eine dicke Lösung von Schellack und venetianischem
Terpentin in Alkohol zu etwa gleichen Theilen, und hefte die ge-
druckte Oberflache an ein Stückchen gewöhnliches Papier, indem
ich beide zusammen mit der Lackmasse in der Mitte satinire,
trocknen lasse und so verfahre, wie ich es für das Albuminpapier
angegeben habe. Nach der Entwicklung sättige ich ein Stückchen
Löschpapier von derselben Grösse wie der Abdruck mit Alkohol
und bringe es mit dem zweiten Papier in Berührung (das vorläufig
mit der entwickelten Oberfläche die Albuminpapier*Methode durch*
gemacht hat), und lasse es eine Viertelstunde oder auch länger
i¥riscben zwei Glasplatten, wo dann die fest anhaftende Oberfläche
das Bild leicht verlassen und ein schwaches Waschen mit einao in
Spiritus getauchten Schwamm dasselbe klar, und wenn es zum
Ueberdruek bestimmt ist, bereit machen wird, um auf einen ge-
körnten Stein gebracht zu werden. Ist es für einen einfachen
Abdruck bestimmt, so ist es fertig; aber im letzteren Falle werden
die Verhältnisse der Gelatine und Druckerschwärze verändert.
-Phdtograpliie.
Von Capitain ?IUI der Bee€k.*^
Die Dienste, welchß die Photographie in den letzten Jahren
sowohl in unserm Vaterlande als anderwärts verschiedenen zum
Elriegswesen gehörenden Fächern erwiesen, zum Beispiel der Nutzen,
den sie für die Kartographie, für die Verbreitung der militärischen
Kenntniss hinächtlich des Materials der Artillerie, für die Marine,
*) Tijdflchrift Toor Photographie, 1864, S. 98 ff.
370
die ColonietD u. s. w. gebracht hat, und die gegründete Vermathung,
dass ihr in der Zukunft ein noch viel ausgedehnterer Wirkangskret«
in militärischen Angelegenheiten wird zugewiesen werden, unter
Anderm ihre Aufgabe bei der Terrainaufnahme, die Sammlung
mtereesanter Beiträge zur Kriegsgeschichte, durch ihre Anwendung
zu Felde und auf Schiffen u. s. w., und die durch sie entstandene
Möglichkeit, durch ihre Anwendung auf die Lithographie oder auf
Stahl- und Kupferstich Pläne oder Karten schneU zu verbreiten,
indem dadurch hydrographische und andere Karten sehr rasch an's
Licht treten können und so oft ihren vollen Werth behalten, den
sie sonst durch die geraume Zeit, welche zum Graviren nöthig ist,
grossentheils verlieren würden u. s. w. , alle diese nur flüchtig
erwähnten Anwendungen der Photographie auf das Kriegswesen
lassen schon beim ersten Anblick den Nutzen bemerken, welchen
die Beschäftigung mit ihr dem Militär verschaffen kann, abgesehen
davon, dass man sie überdies als eine der angenehmsten Erholungen
betrachten darf.
Fast in jedem Lande wurden in den letzten Jahren photo-
graphische Anstalten von Staatswegen hergestellt und zu verschie-
denen Zwecken benutzt, einige ausschliesslich zu den Zwecken
eine«! einzigen Departements, andere dagegen mehr zu allgemeinen
Zwecken. Es liegt in der Natur der Sache, dass für eine pboto-
graphische Anstalt nichts besser ist, als in möglichst vielen ver-
schiedenen Richtungen wirken zu müssen, sowohl um der viel-
seitigen Erfahrung willen, welche dadurch vom Personal gemacht
wird, und die in weniger Zeit und mit weniger Unkosten bessere
Resultate gewinnen iässt, als aus Gründen rein finanzieller Natur,
weil die Arbeit um so weniger kostet, je mehr gearbeitet wird.
In Holland besteht die photograpfaische Anstalt beim topographischen
Bureau des Kriegsministeriums erst seit dem Jahre 1860. Seit der
Zeit ist aber durch die Photographie viel geleistet worden, was
erwiUint zu werden verdient. Dank sei der Leitung, welche diesen
Arbeiten durch den gegenwärtigen Chef des genannten Bureaus
gegeben wird. Die täglichen und anhaltenden Uebungen des ffir
die photographischen Arbeiten bestimmten Personals machten es
möglich, in verhältnissmässig kurzer Zeit für die verschiedenen
Operationen die Gewandtheit und den Blick zu bekommen, die so
unumgänglich nöthig sind, falls eine untadelhafte Arbeit geliefert
werden soll. Wenn dies Letztere eine beim Photographiren über-
haupt gültige Wahrheit ist, so tritt sie bei den Arbeiten, die hn
topographischen Bureau verrichtet werden müssen, noch viel stärker
in den Vordergrund, weil dieselben dort, mit der grössten Ge-
371
nauigkeit und Sauberkeit aasge/fihrt, den nach ihnen herzustellenden
Lithographien ond Knpferstichen snr Basis dienen sollen, nnd die
dort fiir den gewöhnlichen Zweck hergestellten I^latten, rer^lichen
mit den gewöhnlichen Photographien, die im Handel Yorkommen,
meidtenthoils von ungewöhnlicher Grösse sind.
Es ist dort also wirklich ein grösseres Maass ron Uebung
nothig als in irgend einem andern Atelier, und wenn anch im
Atelier die Arbeiten sich grossenthefls daranf beschränken, Karten,
Pläne, Zeichnungen u. s. w. in verschiedenen Maasssta'ben zu photo-
graphiren, so ist es doch bei den Operationen im Freien, um gute
Abbildungen der zu copirenden Gegenstände zu bekommen, erfor-
deilich, die dazu geeigneten Materialien gehörig auszuwählen und
einen auf richtigem ürtheil beruhenden Gebrauch vom Lichte zu
mtchen. Man muss daher die vortheilhaftesten Mittel anzuwenden
Terstehen, um sowohl die scharfen Trennungen von Weiss und
Schwarz zu erhalten, wie dies fUt Karten u. s. w. verlangt wird,
wenn das Resultat den Anforderungen der Kunst vollkommen ge-
nügen soll, als auch jene sanften, in einander fliessenden Tinten
in gewinnen, die das Bild eines Gegenstandes, wie dies z. B. beim
Photographiren des Materials der Artillerie nöthtg ist, bis in alle
seine Einzelheiten hinein deutlich wiedergeben, da man auch das
im pfaotographischen Sinne schön nennen kann. Das £iRe sowohl
«is das Andere erfordert viel Uebung, Aufmerksamkeit und Studium,
ud erst traten mir bei den vielen Widerwärtigkeiten , auf die man
ttSest, die Worte eines sehr rühmlich bekannten Photographen vor
die Seele, die er während seines Besuchs im Atelier des topo-
gnphisehen Bfireaus aussprach, „dass in der Photographie nichts
Idehter sei, als mittelmässige , dagegen aber nichts schwerer, als
in jeder Hinaicht vollkommen gute Resultate zu erlangen.^
In den folgenden Angaben beabsichtigen wir, zuvörderst etwas
tter die photographischen Arl>eite& mitzutheilen , die im topogra-
fUsehen Bureau des Kriegsministeriums von Holland hergestellt,
«id Ober die Art und Weise, wie solche Arbeiten ausgeführt
verdeui beyor wir das erwähnen, was von derartigen Anstalten im
Aoilande bekannt ist
Man kann diese Arbeiten fttglieh eintheilen in diejenigen,
welche im Atelier vorgenommen werden, und In die, welche im
Freien geschehen.
Die Arbeit im AteUer, die bei Weitem den gröesten Theil
Mmachty besteht darin, dass man von Karten, Plänen, Zeiehnnngen
L 8k w. in Maaesstäben von rerschiedener Grösse Oopien nimmt, davon
te Abdrücke verfertigt nnd Uebnngtti in der HeHegraphie anstellt
372
Karten, Pläne, Zeichnungen u, s.w. — Jedes Blutt
der jetEt noch theilweise im Graviren begriffenen Oeologisches
Karte Ton Holland, im Maaesstabe von 1:200,000, enMt
die Reduetion von 4 Blättern der topographischen and mili-
tärischen Karte des Reichs, die im Maassstabe von liböfiOO
verfertigt ist , auf jenen Maassstab. Die Reduetion der 62 Blätter
der letztgenannten Karte auf V« ^^^ Grösse ist vermittelst der
Photographie geschehen, und die auf sehr durchsichtigem Papier
verfertigten Abdrücke dienen den Graveurs zum DorchzeichDeiL
Durch dieses Verfahren können dieselben vermittelst des Gegen*
abdrucks auf Stein alle Orte, Richtungen der Wege, Fahrwasser
und Kanäle u. s. w. an die richtige Stelle tibertragen und daoa
zum Graviren derselben tibergehen. Beim Mangel einer derartigen
photographischen Reduetion muss der Graveur das Blatt der topo-
graphischen und militärischen Karte, das 0 . 8 Meter auf 0 . 5 Meter
gross ist, vorher in dem verlangten Maassstabe von 1:200,000
zeichnen; das redncirte Blatt wird also 0.2 Meter auf 0.125
Meter. Ohne noch auf die Gefahr von Fehlem hinzuweisen, die
man bd diesen Reductionen läuft , ist schon die Yergleichnng der
Zeit, die zu beiden Arbeiten erforderlich ist, gentigend, um den
grossen Yortheil der photographischen Reductionen zu zeigen.
Diese Zeit hängt natürlich beim Zeichnen auch davon ab, ob die
Karte mehr oder weniger zusammengesetzt ist; aber angenommen,
dass ein flinker Arbeiter die Zeichnung eines Blattes für die geolo-
gische Karte, das also 4 Blätter der topographischen und mili-
tärischen Karte des Reichs umfasst, in 2 Monaten vollendet, so
macht er in dieser Zeit dieselbe Arbeit, die er mit Hülfe der Photo-
graphie leicht in 8 Tagen ausführen kann, und dabei wird die
Zeichnung immer nicht so genau vfie die Photographie. — Nack
Ablauf beider Zeiten kann die reducirte Karte auf den Stein ab-
gedruckt sein und mit dem Graviren derselben begonnen werden.
Die Reduetion der 62 Blätter der topographischen und mäi»
tärisehen Karte des Reichs auf den Maassstab von 1 : 200,000,
würde also, wenn sie auf Stein gezeidinet werden sollte, 31 Monate
Zeit kosten. Dieselben Reductionen nehmen dagegen, wenn sie
mit Hülfe der Photographie hergestellt und auf Stein abgedradt
werden , nur 4 Monate Zeit in Anspruch. Die Ersparnng von 8T
Monaten Zeit wird wohl sicher als ein grosser Yortheil angesehen i
werden dürfen, den die Anwendung der Photographie gewählt,]
iDuner abgesehen davon, dass bei der Photographie die AriNtl
nothwendig genauer sein muss, weil bei einer genauen pbotogra-*
phisehen Operation die ganze Arbeit mechanisch geschiebt und ron
373
dergrössereD oder geringeren Genauigkeit im Arbeiten der Personen,
denen froher derartige Dinge übertragen werden mussten, nichts
zu nirchten ist.
Artillerie- Atlas. — Noch viel stärker fallt die Ersparong
an Zeit in die Augen bei der Anwendung der Photographie Eur
flentellung der Reductionen von Gonstruetions-Zeichnungen.
Diese Zeichnungen lassen sich ja nicht durch das gewöhnliche
Mittel, das im Yerhältniss des verlangten Maassstabes zu ziehende
Netz, reduciren. Jede Gonstruction muss beim Uebertragen der
2eiehoaog auf einen andern Maassstab von Neuem construirt werden,
dne fast unausführbare Arbeit für diejenigen, welche nicht mit
tUen Details der Zeichnung bekannt oder täglich mit derartigen
CoDstractiooen beschäftigt sind. Die Photographie giebt aber das
Mittel an die Hand , wie zusammengesetzt die Zeichnungen auch
Kio mögen, die Reduction derselben auf jeden verlangten Maassstab
ta sehr kurzer Zeit auszuführen. Werden alsdann die Abdrücke
aof sehr dünnem Papier hergestellt , so kann man auf diese Weise
Durchzeichnungeu für den Graveur bekommen, von denen er die
Bonatraetionen nur auf den Stein abzudrucken braucht, um darnach
Be Gravirung vorzunehmen. Das ganze Construiren in lüeinerem
Haasstabe wird dadurch mechanisch, und die Zeichnung kommt
D jedem verlangten Maassstabe eben so sauber construirt als Litho-
irapbie wieder, wie dies auf dem Original der Fall ist. So werden
Dter Anderm die sehr schönen Zeichnungen des Artillerie -Atlas,
ie 0 . 645 Meter auf 0 • 5 Meter gross sind, vermittelst der Photo-
raphie auf die Hälfte der Grösse reducirt FortseUung folgt.
lieber die Haltbarkeit der Colledionwolle.
An den Redacteur des photographischen Archivs,
In der Nummer des photogr. Archivs vom 16. Mai dieses
ihres ersucht Hr. Dr. Schnauss die Photographen, ilure Erfahrungen
Bezug auf die Haltbarkeit der Collodionwolle bekannt zu machen.
Idi denke , ich kann einen kleinen Beitrag dazu liefern. ■ Es
id jetzt beinahe vier Jahre, dass ein liiesiger Droguist auf meine
BianUssung 1 Pfund Collodionwolle von Deutschland konmien
Wj welche unter Wasser verpackt Iiierher geschickt wurde«
Nachdem ich eine Probe dieser CoUodionwolle aufgelöst und
noeht und sie als vortrefflich erkannt, übernahm ich die ganze
mtität, trocknete sie an der Luft und bewahrte sie in einem
Msen GlasgeiÜsse mit weiter Oeffnung, leicht zusammengedrückt
I nur mit einem Stück Papier und über dieses einen Blechdeckel
gedeckt.
374
Nach einigen Monaten bemerkte ich ein paar Stelieo an denen
die Collodionwolle Zeichen von Zersetzung wahrnehmen liess,
worauf ich die ganze Quantität mit wenig AUsohol anfeuchtete.
Seitdem habe ich keine Veränderung mehr an ihr wahrgenommeu
und habe in diesen vier Jahren keine andere Wolle als diese an-
gewendet um mein Collodion zu bereiten.
Auch wili ich zugleich hier mit erwähnen, dass mehi CoUodion
immer aus gleichen Theilen coneentrirtem Acther und absolutem
Alkohol besteht, was meiner Erfahrung gemäss immer eine gute
Qualität Collodionwolle erfordert, um ein genügend dickflüssiges
Collodion damit zu erzielen.
Ich hoffe noch für ein ganzes Jahr genug von diesem Präparate
SU haben und freue mich darüber, dass es sich so unverimdeit
erhalten hat.
Das Roh-CoUodion präparire ich zwei bis dreimal das Jahr in
Quantitäten von 1^2 his 2 Gallonen und löse so viel WoUe darin
auf, als sich in der oben angegebenen Proportion der LSsongen
auflösen lässt. Dieses Präparat jodire ich in Jdeineren Quantitatea
und verdünne es je nach Bedürfniss mit einer identisch jodirtoi
Mischung von glcidien Theilen Aether und Alkohol (ohne Collodion-
wolle), welche ich zu diesem Zwecke immer bereit halte. Ich habe
in diesen vier Jahren keine Unze unbrauchbaren CoUodions zu ver-
werfen gehabt.
Chicago, im Juli 1864. Owar J. Wallll.
19n:fd)t(btnt Eoti^nu
Mondphotographien. — Mr. De U Rue ist damit beschäftigt seine kleiiica
Moudphotographien auf S8 Zoll Durchmesser (die Grösse voo Maedler*« Karte)
zu vergi össern ; die crkaltenei] Resultate sind äusserst zufriedeustellend.
(Populär Seience Beriew.)
Von Prof. Dr. C. Bitter von Ettinghaniea ist in Wien (bei BraumfiU««)
ein photographisches Album der Flora Oesterreichs , mit 178 TalTeln, encblcBci.
The Brltifh Jonmal of Photogxaphy erscheint seit dem 1. Jnli wöebcBtikk
einmal, und wird von den Herren Dr. Taylor, Dawson und Profi EBMnee
redigirt.
Du Chaillu — der englische junge Forscher, schreibt von Ferdnuid Tai
in den Qabunländem: „Sobald mein Haus vollendet sein wird, gedenke ifl
Photographien aufzunehmen, da solche das Interesse der geographischen Besnhtfi
meiner zukfinftigen Beisen bedeutend erhöhen werden.^
Leyalitats - Album. — Die nassauischen BQrgermeister hatten, wie iü
«T. Z.* meldet, kfirzlioh eine Versammlung um zu berathen, wie sie im
hevorstehende 25jährige Regierungsjubilaum des Herzogs am fsierlidialeB fef
gehen könnten. Sie beschlossen, dem Herzog ausser einer Adresse ein AlhM
mit Photographien s&mmtlicher Bürgermeister des Landes als Geschenk &»
reichen zu lassen.
ftibiriea'B €K»ldproduction — betrug im vorigen Jahre 1858 Pud (zn 40 FflJ
Alle Briefe und Mittheiluagen f&r die Bedaotioii sind an den
Paal B. Liesegang in Elberfeld, zu richten.
Gedruckt bei Sam. Lueaa In SlberftM.
Photographisches Archiv.
V«M« T, — HTr. ••• — i«. September Me4«
Heber Albuuiipapier.
Von Dr. J. Sclinaiuts.
£0 itt nicbt SU leugnen, das Albominpapier hat viel znr jetzigen
YolikoiDineDlieit der Photographien beigetragen« In früheren Zeiten
mnrde dasselbe fUr Portraits verschmäht, hauptsächlich weil man
dem starken Glanc einen störenden, nicht künstlerischen Effect
SQfldirieb. Jetat dagegen bekommt man kaum noch Photographien
auf glanzlosem Papier zo sehen. Die Feinheit , Kraft und Brillana
der Bilder wird durch das Albumin ansserordentlich gehoben , das
Negativ bedarf nicht einer übermäsrigen Verstärkung, um kräftige
Copien za liefern, sofern es nur harmonisch entwickelt ist. Früher
▼erliess sieh der praetische Photograph oft zu sehr auf die Retouche,
manches mangelhafte Negativ wurde zum Gopiren auf Salzpapier
QBter Hülle einer guten Retouche lür tauglich erklärt, ja bezüglich
des Hintergrundes war es sonst in vielen Ateliers Gebrauch, den-
selben zu decken und künstlich zu erzeugen. Kamen auch dabei
meist weisse, mehr oder weniger breite und lange Linien rings um
die Figur vor, nun, so war die Retouche dafür da. Mit einem auf
Albuminpapier abgezogenen Bilde dagegen hat es bezüglich der
Retouche seine Sclnnerigkeiten, nicht aliein, dass die feinen Ton«
abstuftmgen bei der Farbenmischung schwerer als beim gewöhDlichen
Salzpapier zu treffen sind, so beeinträchtigt der Mangel an Gianz,
Mchen die retouchirten Stellen besitzen, den Eindruck des ganzen
Budes, wozu die Schwierigkeit kommt, die gewöhnlichen Farben
an der glatten Oberfläche des Albumins anhaften zu machen.
Man hat es seit Kurzem sehr weit gebracht im Goloriren der
Albunaincopien, und es lässt sich nicht leicht etwas Reizenderes
denken, als efai mit künstlerischem Gefühl feuot colorirtes Albumin«
18
376
bild mit schönen Lichteffecten. Die Art des Verfahrens beim
Coloriren wird yon den betreffenden Ateliers meist als Greheimniss
behandelt Es gibt indessen einige VorschrifteD , nach welchen es
mehr oder weniger leicht gelingt, Albnmincopien su retouchiren
und zn coloriren.
Eine davon, wohl die am wenigsten zu empfehlende, besteht
darin, die Copie mit Radirgummi matt zu reiben, sie zu coloriren
und dann mit einem Lack zu überziehen, .
Zweckmässiger scheint es mir, entweder das ganze Bild, oder
nur die zu retouchirenden Stellen vorher mit irgend einer Substanz
ZU Überziehen, welche das Anhaften der Wasserfarben vermittelt,
und auch eine solche den Farben selbst beim Anreiben znznsetzea.
Die bekanntesten derartigen Bindemittel sind: Honig oder Zucker-
lösung überhaupt, arabisches Qummi und Oofasengalle. Schon
durch das Anfeuchten mit reinem Wasser und nachheriges leichtes
Abwischen wird für einige Minuten das Auftragen der Farben
erleichtert und wenn man dieselben noch mit etwas Gummi ver-
mischt, so sieht man keine Spur der Betouche mehr, voraus geaetxti
dass dieselbe sauber ausgeführt und die Farben richtig gemischt
wurden. Setzt man dem Wasser etwas kohlensaures Natron m,
so lässt sich noch leichter retouchiren, doch verändert die Alkalitit
dieses Salzes manche Farben zu sehr. Nach meiner Erfahrung
verfahrt man beim Coloriren von Albumincopien am einfachsten s^
dass man das ganze Bild mit frischer Ochsengalle überstieidit,
— mittelst eines Schwämmchens oder breiten Pinsels — ^ dasselbe
auf gewöhnliche Weise mit Wasserfarben colorirt und es nach dem
vollständigen Trocknen mit irgend einem guten hellen Spiritnslaek
übergiesst Letzteres ist unumgänglich nöthig, weil sonst die Farben
matt aussehen.*)
Ueber eine Methode , die Albnminbilder mittelst Firniss trans-
parent zu machen und auf der Rückseite mit OeUarben zu eolorir^
ist vor Kurzem unseren Lesern berichtet worden. Dieses Verfahren
liefert nach einiger Uebung selbst in einer nicht künstlerischen Hand
recht schöne Resultate, wenn man die Farben mit Gkschmad^
wählt und sie. sauber und nicht zu dick aufträgt Diese so colorirten
Bilder werden am besten sogleich und auf einem weissen Grand
eingerahmt, da es schwierig ist, sie mit wässerigen Elebmitteha
wie Gummi , Kleister oder Leim glatt und faltenlos auf Carton so
kleben. Vielleicht Hesse sich eine wasserhelle KaotschnkanflÖsong
*) Die BUder vor dem Coloriren mit der ünicfaten Zange eq Itbergehen,
wird attch empfohlen.
^77
in BenziD daca beiDatBtn , cMdi habe idb- dieselbe 'noch nicht Ver-
sucht, ond sie könnte anch vielleicht die Oelfarben auflösen.
Noch fast mehr, als im Punkte des Retodchfrens und Oolorirens
iDAeht das AUramiBpapier dem Photegraphen beim Tonen za schaffen.
Die schlinunsten Quälgeister sind die Masern und ich kann mich
in die Seele des Photographen yersetaen, der seinem Freund zu
desaen Sdurecken mit verzweifeltem Gesicht erzählte, bei ihm
gnssirten üe Masern stark, woft)ei er freilich nicht die Kinder-
bankheit, sondern den gefürchteten Fehler des Albuminpapiers
meinte. Denn ein solcher ist es gewiss , da man auf keine Weise
die Masern von einer Papiersorte entfernt halten kann, die einmal
damit behallet ist. Je dii^er das Papier und )e stärker albuminirt,
desto leichter treten die Masern auf. Ein dünnes, nicht zu dick
and ganz gleichmässig albuminirtes Papier zeigt keine Masern und
tont sieh auch viel leichter. An Stellen, zum Beispiel am Rande des
Papieres, wo bald zu wenig, bald zu viel Albumin vorhanden ist,
flieht man ganz deutlich, dass sich dieselben im ersteren Fall viel
rascher touea und blaugrau werden, wenn das übrige Bild noch
braun ist, während sie im anderen Fall viel röther bleiben, und
trotz des verlängerten Tonens als rothe, oft sehr grosse Flecken
Dod Streifen erscheinen. Man kann meist beobachten, dass an
aolchen rothen Stellen das Wasser-, also auch das Gold- resp.
Silberbad, abgestossen wird, während die ganze übrige Fläche
feucht bleibt, woraus sich die rothe Farbe dieser Stellen hinlänglich
erklärt. Was hier im Grossen stattfindet, scheint bei den eigent-
lichen Masern in kleinen über das ganze Bild fast regelmässig ver-
breiteten Pünktchen zu ges<Aehen, die eben deshalb roth bleiben.
Ist es vielleicht eine Folge der Textur des Rohpapieres, dass sich
in den Vertiefungen desselben mehr Albumin ansammelt, als an
den anderen Stellen, und dass erstere daher röther im Goldbad
bleiben*? Auf diese Yermuthung ist Herr Liesegang durch mikro-
flcopische Untersuchungen solchen Papieres gebracht worden. Von
der Ansicht ausgehend, dass eine Abstossung der Bäder an der-
artigen Stellen die Hauptnrsache sei und dass die Masern schon
im Sübei^lMMl vorgebildet werden, sollte man sieh bestreben, ein
Mittel ztt finden, diese Abstossung zu überwinden, und daher eine
gleiehnaässige Anfeuchtung herzustellen. Vielleicht hilft Zusatz von
Attiohol 2um Albuminbad und ein Bad von verdünntem Alkohol
vor dem Tonen« WeDlgsteos hat sich mir dadurch in manchen
FäUeo, wo ich mit maserigem Papier arbeitete, der Fehler verbessert.
Ein sich schön tonendes, maserfreies und doch genügend stark
albrnninirtes Papier ist eine sehr schätzbare Acquisition fOr den
378
Photographen und er BoUte tieh deshalb an einen etwai hMieien
Preis nicht stossen.
Hat man das Unglück, mit maserigem Papier arbeiten ni
müssen, so verbessert man den Fehler noch einigermassen dnrdi
starke Silberbäder, fünf minulenlanges Schwimmenlassen , krSfttges
Copiren nach kräftigen Negativen, sehr gates Aaswasehen, am
besten mit destillirtem Wasser vor dem Tonen and langsames,
nicht zu weit getriebenes Tonen in einem etwas verdünnten
Goldbad.
Sittan'B rasekei TaimiBfeifalurei.''^
Bie Tanniniosog.
Ein Theil Tannin in dreissig Theilen Wasser gelöst nnd filtrirL
Die Aufgabe der Tanninlösnng ist nicht, der Schicht ihre
Empfindlichkeit an wahren oder zu vermehren, sondern die Lichter
rein zu halten nnd die Dichte der Schwärzen des Negativs zn
steigern. Dass sie die Schicht nicht empfindlicher macht, lässf sicfa
dadurch nachweisen, dass man eine Platte ohne Tannin präparirt,
blos abspült, belichtet und entwickelt; man erhält mit derselben
Belichtung dieselbe Menge von Detail, aber die Lichter sind nicht
so rein und die Schwärzen sind schwieriger zu verstärken. Ohne
Tannin ist die Platte sogar empfindlicher, gibt aber nicht bo gnte
Negative.
Man giesst ein wenig Tann!nl5sung auf die Platte, ISsst
mehrmals hin* und herfliessen, um alle Ecken und Ränder zu be-
decken; man giesst ab und eine neue Portion auf. Dann stellt
man die Platte einige Minuten auf Fliesspapier, während dem man
eine zweite Platte präparirt. Für eine kleine Stereoscopplatte
braucht man etwa 15 Gramm Tanninlösung. Dieselbe Lösung darf
nicht zweimal gebraucht werden.
4. Das Trocknen und Verpacken der empfindliclien Platten.
Die Platten lässt man einige Stunden freiwillig in dem Trocken-
kästen trocknen, gut gegen Licht und Staub geschützt. Wärme
wendet man nur an, um die letzten Spuren von Feuchtigkeit n
entfernen, wenn die Platten längere Zeit aufbewahrt werden soUen.
Bleiben sie nur einige Tage im Plattenkasten, vor dem Gebraa^
so ist gar keine Erwärmung nöthig. Am besten ttsst man sie
*) FortsetxoD^ Ton Seite 859.
379
über Nacht im Trockenkasten nnd setst sie am nächsten Tage in
einen gewöhnlichen Plattenkasten; sie sind dann an einem sehr
trocknen Ort zu verwahren nnd dürfen nicht mehr fencht werden.
Den Trockenkasten mnss man in gleichmSssiger Temperatur halten
damit die Platten gleichmfissig abtropfen und trocknen; sonst ent-
stehen Flecke und luumme Linien. Vor allen Dingen darf man
sie nicht eng zusammen setzen, sonst trocknen die Ränder früher
als die Mitte und es bildet sich in der Mitte ein ovaler Fleck.
Auch darf die Platte nicht zu lange auf feuchtem Papier stehen.
Die Schicht ist trocken viel durchsichtiger als feucht.
Wenn die Platten lange aufbewahrt werden sollen, binde man
sie paarweise zusammen, die GoUodionsehichten gegen einander,
und mit einem schmalen Rahmen von Cartonpapier dazwischen, um
die Berührung zu verhüten ; jedes Paar ist dann in dreifaches gelbes
Papier oder Tuch zu wickeln, damit kein weisses Licht hinzukommen
kann. Vor dem Verpacken müssen sie lufttrocken gemacht werden,
indem man sie vor ein heisses Flacheisen oder besser über ein
flaches kupfernes Geffiss mit heissem Wasser hält. Vor einem
offenen Feuer, über der Weingeist- oder Gasflamme dürfen selbst-
verständlich die Platten nie getrocknet werden. Wird eine Platte
in der Wärme getrocknet, so darf die Hitze nicht abnehmen, bevor
die Schicht ganz trocken ist; lässt man sie bei grosser Hitze
halb trocken und dann bei geringerer Hitze vollständig trocken
werden, so wird die Schicht voller Flecke nnd Ringe. Man
erwärme daher anfangs wenig, nnd später mehr. Besser ist es,
die Platten nicht zu erwärmen^ nur sie lufttrocken zu machen, wenn
aie lange verwahrt werden sollen.
6. Sie Belichtnng in der Camera.
Ein grosser Vorzug dieses Verfahrens ist, dass die Belichtungs-
zeit nicht genau abgemessen werden muss. Belichtet man so lange
wie für eine sehr empflndüche feuchte Platte mit Eisenentwicklung
erforderlich, oder sechsmal so lange, das Negativ wird immer gut
werden; nur wird man im ersteren Falle länger entwickeln als im
letzteren. Am sichersten ist immer etwas länger zu belichten, als
man für feuchte Platten für nöthig hält, weil man dann nicht so
lange zu entwickeln braucht und der Entstehung von Schleier
vorbeugt. Je länger man belichtet, um so harmonischer wird das
Negativ.
Zu beachten ist, dass die Oeffnung der Blende immer pro-
portional zur Intensität des Lichts sein muss, weil man dem Mangel
an' Licht nidit durch entsprechende Verlängerung der Belichtungszeit
380
aosbelfen kann. Wenn daa Liebt gut iat, wende mwi eine grotie
Blende an, nnd umgekelirt. Wenn das Object sehr dunkel, die
Blende sehr klein ist^ wird das Negativ leicht verschleiert; aoch
entsteht dann leicht ein Lichthof um die Ränder der dichten Theile
was den Umrissen im Abdruck eine unangenehme Härte ertheiit
Wenn man, aus optischen Gründen, einen schlecht beleucbteteD
Gegenstand mit kleiner Blende aufzunehmen gezwungen ist, wende
man lieber feuchte Collodionplatten an. Uebrigens tritt dieser
Uebelstand nur bei älteren Silberbädem ein.
Bedeutende Ueberbelichtung erzeugt einen Fehler den man
,9 Verwischung'' (blurring) genannt hat, und der darin besteht, dass
die hellsten und dichtesten Theile des Negativs ihre Grenzen über-
schreiten und sich über die nebenllegenden Theile ausdehnen. Dies
kommt aber auch bei feuchten Platten vor und ist pin optischer,
kein chemischer Fehler. Verwischung entsteht dadurch, dass die
schrägen Lichtbüschel von der Rückseite der Glasplatte reflecürt
werden, und ist immer am stärksten da wahrzunehmen, wo die
Büschel schräg auf die Platte fallen. Der Fehler wird nie ein-
treten, wenn man die Platte umkehrt, also mit der Glasseite nadi
der Linse zu exponirt. In der Gassette die Hr. Sutton gewöhnlidi
zu Stereoskopaufnahmen benutzt, ist die Platte, durch Holzleisten,
einen viertel Zoll rundum vor dem durch die Linse fallenden Lieht
geschützt In allen, feuchten oder trocknen, überexponirten Plattoi,
die in dieser Cassette belichtet wurden, dehnt sich der Rand des
Himmels über diesen Rand aus, was sich nur durch innere ReflectioD,
der schrägen Strahlen von der Rückseite der Glasplatte erklären
lässt Verwischung entsteht auch oft dadurch, dass die Linse
staubig oder schmutzig ist
Beim Aufnehmen von Ansichten ist es immer gut, den Himmd
kürzere Zeit zu belichten, als den Vordergrund. Unterlässt man
dies, so sind Sujets die viel helles Licht und tiefe Schatten besitzen,
äusserst schwierig aufzunehmen.
Augenblickliche Aufnahmen von brandenden Wogen, können
mit Portraitapparaten leicht gemacht werden; bei gutem Licht
auch mit einfachen Objectiven von 5 Zoll Brennweite mit ^^zölliger
Blende. Belebte Strassenscenen erfordern gutes neues Collodioo.
Was sich mit feuchten Collodionplatten aufnehmen lässt, kann auch
mit derselben Belichtung mit diesen trocknen Platten erreicht
werden.
Bevor man die Platte in die Gassette legt oder ehe man sie
entwickelt, überzieht man ihre Ränder, für den FaU| dass keine
381
Kantsciiokmiteriage voibanden iat, mit l%igeT Lösung ron Gutta*
percha in Chlorofonn, damit die Schicht nicht reisst Das Auftragen
kann mit einem kleinen Pinsel geschehen.
6. Entwicklung des latenten Bildes.
Die Entwicklung ist die kritischste Operation von allen
und erfordert die meiste Urtheilskraft und Erfahrung, da das Aus-
sehen des Negativs bei der alkalischen Entwicklung so gane jon
dem gewöhnliehen rerschieden ist; deshalb kann leicht der Anfanger
eine Platte verderben, die ganz gut prSparirt und belichtet war.
Bei reflectirtem Licht sehen die alkalisch entwickelten Bilder ganz
▼ersehkiert aus, in der Durchsicht erst zeigen sie ihre schönen
Egensehaften, die Klarheit ihrer Lichter, die Dichte der ßchwSrzen,
die schöne Abstufung und die zarten Details; sie sind weich, har-
monisch, ohne scharfe Contraste. Andere Negativs mögen schöner
anzusehen sein, aber diese geben die schönsten Abdrücke. Der
Leser darf also nicht erschreckt sein, wenn bei Befolgung der hier
gemachten Angaben das Negativ — als Positiv gesehen — seine
klaren Schatten verliert oder mit Schleier bedeckt erscheint | bei
dnrcbgelassenem Licht muss ein Negativ beurtheilt werden, vor
ailon aber nach dem Abdruck den es gibt.
Die Entwicklung des Negativs theih sich in zwei besondere
Ari>eiten; erstens die eigentilche Entwicklung, wodurch das Bild
achtbar gemacht wird, und zweitens in die Verstftrkung , wodurch
die schwachen Details hinreichend verstärkt werden. Diese beiden
Stufen der Entwicklung sind in diesem Verfahren analog den beiden
eot^reebenden Stufen im feuchten Verfahren, wo zuerst ein
schwaches Bild durch saure Eisenlösung heraus gebracht und dann
durch Pyrogallussäure und Silber verstärkt wird. Nur wird in
diesem Verfahren zum eigentlichen Entwickeln statt einer sauren
Eisenlösnng mit freiem Silbernitrat, eine alkalische Auflösung
von Pyrogallussäure gebraucht.
Sollte man finden, dass die Platten bedeutend überexponirt
wurden, so entwickle man lieber gleich mit der sauren Lösung und
Siiberuitrat und lasse die alkalische ganz fort
Zum Entwickeln des latenten Bildes mit alkalischer Lösung
braucht man diese beiden Auflösungen:
1. 1 Granmi doppeltkohlensaures Natron
48 „ Wasser.
2. 1 Gramm Pyrogallussäure
48 j9 absoluter Alkohol.
Die Natnmlösnng wird durch Baumwolle filtrirt
Pk«tognpllie1iM ArcUT. 9r. 66. 16. Septemiter 1864. 18
1
382
Wenn man entwickeln will, g^esst man in eine Mensur 35
Cub. Cent. Wasser und böclistens 3 G. C. der Natronl5snng. Nun
giesst man Wasser auf die Schicht, um sie gleichmässig zu benetzen
und das Tannin abzuspülen. Man hält die Platte wagerecht, während
man zu dem Inhalt der Mensur 1 0. C. der Pyrogallussäurelösung
zusetzt. Die Mischung wird sogleich hellbrann; man rührt sie mit
einem Glasstab gut um und giesst sie ohne Verzug und reichlich
auf die Schicht, wo man sie hin- und her und in alle Ecken fliesses
lässt In wenigen Secunden erscheint der Himmel und die höchsten
Lichter; in zwei bis drei Minuten konunen auch die dunkleren
Details der Schatten, aber das Negativ ist ganz dönn, und wird
auch unter diesem Entwickler nicht kräftiger. Verlangt man eis
Bild mit scharfen Contrasten, so hört man bald mit Entwickln
auf; soll es aber sehr weich und harmonisch werden, und yolier
Detail, so entwickelt man viel länger; durch lange Einwirkung des
alkalischen Entwicklers wird das Negativ nicht leicht verdorben,
besonders bei sehr kurzer Belichtung; hingegen werden lange be-
lichtete Platten die lange alkalisch entwickelt wurden beim Ver-
stärken leicht monoton und flach. Regel ist also, bei kurzer
Belichtung lange, bei langer Belichtung kurz zu entwickeln. Du
Negativ ist nun sehr dünn, und muss noch verstärkt werden. Man
wascht es gut und vollständig ab, um alle Spuren des alkalischen
Entwicklers zu entfernen. Geschieht dies nicht in genügender
Weise, so entsteht Schleier.
Das Negativ ist nun bei reflectirtem Licht hellbraun und bei
durchgelassenem Licht röthlichbraun , und leicht zu verstärken,
während Eisennegativs grau und schwieriger zu verstärken smd.
Weder die Natronlösung noch die Pyrogallussäurelosnng fSr
dch entwickelt ein Bild, wenn die Platte gut gewaschen war.
Zuweilen aber wird schon durch blosse Belichtung das Bild sichtbar,
weil sowohl Bromsilber, wie Jodsilber in Verbindung mit Tannin,
sich am Lichte schwärzt Dies ist also ein Zeichen langer Be-
lichtung oder unvoUständigen Auswaschens.
Der alkalische Entwickler hält sich nicht, und muss gleich
nach dem Zusammenmischen gebraucht werden. Der Alkohol zor
Pyrogallussäurelösung muss absolut sein, da sonst die Lösung bald
braun und untauglich wird.
Die Anwendung eines kohlensauren Alkalis ist der eines
ätzenden vorzuziehen. Nimmt man Aetzl^ali so entsteht ein schwarzer
Flecken, wo die Lösung zuerst die Platte berührt Ammoniak
löst sowohl Silberoxyd wie Bromsilber, und sollte deshalb weder
flüssig noch als Carbonat angewendet werden. Tropft man Ammoniak
383
auf eine beüehtete Platte, so ■erstört es sofort jede Spur von
licbtwirkung. Kohlensaures Natron scheint das beste Agens zn
sein; will man aber Ammoniak anwenden, so muss man mindestens
doppelt so lange belichten, und auf 25 G. C. Wasser nur einen
Tropfen nehmen.
7. Bio Vontarkimg des VegaÜTs.
Verstärkt wird das alkalisch entwickelte Bild durch eine
Miscbtmg Ton Pyrogallussäure, Essigsäure und Silbernitrat, die kurz
vor dem Gebrauch zu bereiten ist.
In eine Glasstöpselflasche gibt man eine Auflösung von:
Pyrogallussäure .... 1 Gramm,
Eisessig 10 „
Destillirtes Wasser . . . 240 „
In eine andere Glasstöpselflasdie:
Salpetersaures SUberoxyd . 10 Gramm,
Eisessig 10 ^
Destillirtes Wasser ... 240 „
Nachdem man die alkalisch entwickelte Platte abgespült, giesst
man die PTrogaliussäure (ohne Silber) darauf, lässt wieder abfliessen,
and mischt in einer reinen Mensur 1 G. C. der Silberlösung mit
24 G. C. frischer Pjrogallussäurelösung. Man schüttelt um und
verstärkt hiermit wie gewöhnlich. Allmälig legt sich ein dünner
Schleier über die ganze Platte, aber dieser schadet nichts, in der
Darchsicht bleiben die Schatten ganz klar; er ist im Gegentheil
Yortheilhaft, da er die Contraste etwas mildert. Ganz klare Negativs
mögen recht hübsch aussehen, aber darauf kommt es ja nicht an,
der Abdruck den das Negativ gibt, ist allein maassgebend für dessen
Güte. Sobald die Dichten des Negativs undurchsichtig genug ge*
worden spült man ab, und fizirt
Einige Personen ziehen Gitronensäure dem Eisessig vor. Erstere
gibt dem Niederschlag eine blauschwarze, letztere eine röthliohe
Farbe. Die letztere aber ist aUein geeignet, bei nicht zu dicker
Süberschicfat schon das Licht hinreichend abzuhalten, um kräftige
brülante Abdrücke zu geben. Andrerseits ist Gitronensäure auf
Beisen bequemer; da 1 Gramm davon so energisch wirkt, wie
20 Gr. Eisessig, beachte man dies Verhältniss.
Biao nehme nie Silber aus dem Silberbade zum Verstärken,
denn dadurch erhält man einen grünlichen Schleier; derselbe Schleier
entsteht, wenn die Platten in sehr alten Silberbädem präparirt
worden.
384
8. Füuron nmd Waschen der Vegativt.
Das Fixiren geschieht mit gesättigter Auflösung von unter-
schwefligsaurem Natron in Wasser. Die Intensität des Bildes wird
dadurch gar nicht geschwächt. Man wasche vorsichtig, indem man
das Wasser aus einem Glase oder Topfe ausgiesst, damit die
Schicht nicht reisst. Das Negativ wird dann zum Abtropfen uDd
freiwilligen Trocknen hingesetzt, oder man kann es am Feoer
trocknen. Sollte die Schicht das Bestreben zeigen, zu zerspringen
und sich an den Ecken umzulegen, so giesst man nach dem Ab-
spülen etwas Gummiwasser darauf, und lässt sie damit trocknen.
9. Dai Firnissen der Negativs.
Für Negativs scheint sich am besten Spirituslack zu eignen,
eine Auflösung von gebleichtem Schellack in absolutem Alkohol.
Die Platte wird vor dem Feuer schwach erwärmt, und mit Lack
überzogen, wie mit CoUodion, Sobald man den Fimiss wieder
zurückgegossen hat, hält man die Platte wieder vor das Fener,
bis die Platte so warm ist, als die Hand es erträgt. Der Lack
bildet wenn er trockjen ist, eine harte klare Fläche die nicht
klebrig wird.
Das Negativ ist nun fertig, und zum Abdrucken bereit
Fortsetzung folgt.
Kohledmek.
Von H. Coeper.'^
Der Kohledruck lässt sich zü Bijouterie- Artikeln gut verwenden.
Wir präpariren zu diesem Zwecke ein undurchsichtiges weisses
Täfelchen, worauf wir den Abdruck übertragen. Was die Substanz
betrifft, die zur Mischung mit der GeiatinelÖsung sich am Besten
eignet, so habe ich nur eine beschränkte Erfahrung. Ich erzielte
sehr gute Erfolge mit chinesischem Weiss; aber ich denke, das«
fein niedergeschlagene Kreide dem Zwecke eben so gut entsprechen
würde. Die genaue Bestimmung der zu benutzenden Quantität ist
ganz unwesentlich; der beste Führer, den ich mir hinsichtlich des
Aussehens des Täfelchens in diesem Augenblick denken kann, ist
Opalglas.
Nachdem man den weissen Farbstoff mit der Gelatine völlig
vereinigt and die Mischung sorgfältig filtrirt hat, überzieht man damit
*) The British Journal of Photo^aphy, Joly 22, 1864, pag. 255 tt.
»85
eis collodionirtes Glas in derselben Weise wie bei Bwm*B Verfahren,
ausgenommen dass die Gelatineschieht nicht so diele zu sein braucht.
Es giebt drei Wege, auf welchen die Bilder auf dieses weisse
Täfelchen übertragen werden. Der erste ist, dass man, sobald die
Gelatine erstarrt ist, die Abdrücke, die man nicht darf ganz trocken
werden lassen, mit der Bildseite nach unten auf die Gelatine legt.
Nachdem man, auf die Weise, wie es im vorigen Abschnitt dieses
Artikels bei der Präparation des Papiers für die neue Modification
des Eohleverfahrens beschrieben worden ist, die Luftblasen entfernt
liat, wird die Glasplatte mit dem Täfelchen und dem darauf befind*
liehen Abdruck vier bis fünf Tage lang zum Trocknen an eine|i
warmen Ort gestellt, zu welchem die Luft freien Zutritt hat Das
Papier, auf welches die Abdrücke aufgeklebt waren, kann nun durch
ABfeochten mit Benzol entfernt und das Täfelchen vom Glase abge-
zogen werden. Meine Leser werden ohne Zweifel über die lange
Zeit erstaunen, die zum Trocknen erforderlich ist; wenn sie sich
aber erinnern wollen, dass die Gelatineschicht zwischen zwei Coilo*
dionhäutchen eingeschlossen ist, so wird ihr Erstaunen verschwinden.
Bei der zweiten Art lässt man das Täfelchen trocken werden und
drückt dann die feuchten Abdrücke auf dasselbe. In wenigen Stunden
werden sie trocken sein. Ungeachtet der Schnelligkeit der letztern
Methode ziehe ich die erste vor, weil sie ein schöneres Resultat
gibt; die geringeren Unebenheiten des Ausdrucks machen sich ihr
eignes Bett in die weiche Gelatine, so dass der Abdruck auf der
GoUodionseite vollkommen eben ist.
Bei der dritten Weise wird das Täfelchen, wenn es trocken
ist, vom Glase entfernt und kann vorräthig gehalten werden; die
Methode der Behandlung ist dieselbe wie bei der zweiten Art.
Nachdem die Abdrücke auf ein biegsames Täfelchen aufgeklebt
sind, können sie zu irgend einer Form geschnitten, in Broschen,
Binge, Annbänder u. s. w. gefasst, und ohne Zweifel zu manchen
anderen eleganten Zwecken verwendet werden. Sollten die Lichter
des Bildes mit einem schwach blassrothen Ton vorgezogen werden,
so kann man dem weissen Farbstoff einen sehr geringen Theil
Karmin zusetzen. Um Kohleabdrücke in der gewöhnlichen Weise
ttberzadvucken , sind mit feinem Baryt- und Gelatine - Kleister
emailürte Karten die vollkommensten Artikel, die ich bis jetzt
gefunden habe.
Ehe ich diesen Theil unseres Gegenstandes verlasse, möehte
ich die Aufmerksamkeit des Lesers noch auf einen Punkt lenken;
dies ist die gelbe Farbe des CoUodions in Kohleabdrücken. Lange
Zeit habe ich mich mit derselben geplagt, und da ich glaubte, dass
386
sie vom Collodion herrOhre, das hartnäckig eine geringe Spur
doppeltchromsaures Kali zurückbehält, überdmckte ich einige Bilder
80 sehr, dass ich ungefähr zehn Stunden waschen musste, wo ich
dann zu meiner Freude die yerdriessliche Farbe verschwinden saL
Es soll mich freuen, wenn ich höre, dass auch Andere diesem
Uebelstande begegnet sind, und wenn dem so ist, welchem Umstände
sie denselben zuschreiben, nachdem sie yersacht haben durch
Experimente zu ermitteln, ob ihre Ansichten die Probe der Wahr-
scheinlichkeit aushalten. Manche Goilodionsorten können zufolge
ihrer Structur mehr geneigt sein, irgend eine Substanz in ihren
Poren zurückzuhalten, aber es ist von Interesse zu erwähnen, dass
ich zu allen meinen Experimenten ein und dasselbe CSollodioo
benutzt habe.
Wir kommen nun zu den mehrfarbigen Abdrücken; aber idi
muss zuvor die Photographen darauf aufmerksam machen*, dass zur
Erzielung günstiger Resultate viel Sorgfalt, Geduld und zarte
Behandlung erforderlich sind.
Wer nicht die beiden erstgenannten Eigenschaften besitzt,
braucht gar nicht weiter zu lesen, denn es wäre eine reine Zdt-
verschwendung.
Nelunen wir an, wir wünschten eine Photographie von einer
Marmorbüste oder Statue zu erzeugen, deren Schatten neutral sein
sollen, mit einem carmesinrothen oder sonst lebhaft gefärbten Hinter-
grunde. Um die erste Tinte zu bilden, benutze man ein wenig
Both, Blau und Gelb, und wenn die Farbe zu der geeigneten Tinte
gemischt worden ist, setze man der Gelatinelösung eine geringe
Quantität zu; zu dem grauen Häutchen benutze man nur einen
selir geringen Theil doppeltchromsaures Kali, da es sich sogleiGfa
zeigen wird, dass die zuerst angewendete Lösung weniger empfind-
lich sein muss, und angenommen, es würde beiden dieselbe Quantität
doppeltchromsaures Salz zugesetzt, so würde die erste gegen das
Licht viel empfindlicher sein als die zweite.
Der Hintergrund im Negativ sollte nahezu lüares Glas und die
tiefsten Schatten der Statue sollten durch einen schätzbaren Nieder-
schlag gebildet sein; oder mit andern Worten, die Tinte des
Hintergrundes auf einem Silberabdruck vom Negativ sollte beträcht-
lich dunkler sein als die tiefsten Schatten der Büste oder Statue.
Um das Täfelchen zu präpariren, überziehe man eüie Glas-
platte mit Cüollodion, dann mit einer dünnen Schicht graner
Gelatine, und wenn letztere trocken ist, überziehe man wieder mit
Gelatinelösung, die eine reichliche Quantität carmesinrothen Farb-
stoff und so viel doppeltdiromsaures Salz enthält, als die GelatiDe
387
ertragen kann, ohne Ton selbst anlöslich 20 werden. Der Gmnd
hierron ist, dass das Licht, wenn es die zweite Tinte nnmittelbar
trifft, genug von ihr unlöslich machen Icann, ehe die tiefen Schatten
des Gegenstandes Zeit gehabt haben, durch die erste Gklatineschicht
lundarch abgedruckt su werden. Selbstrerständlich wird die Zeit,
die das Licht nöthig hat, um die erste Schicht zu durchdringen, von
deren Dicke abhängen. Dass alle beliebigen Farben benutzt werden
können, ist augenscheinlich, und hieraus ergiebt sich die grosse
Mannigfaltigkeit der Wirkungen. Eine der angenehmsten und
reizendsten ist die einer zarten roihen Rose mit grünen Blättern —^
man denke die vielen Tausende zarter Halbtöne um die Blätter der
Rose, die gänzlich über das Ziel des Künstlerpinsels hinausgehen.
Aus dieser gedrängten Skizze des Verfahrens wird man ersehen,
dass die Schwierigkeiten gross sind; aber mit Geduld lassen sie
sich fiberwinden, und die Resultate sind so ungewöhnlich und über-
raschend, dass man WohlgefiUlen an ihnen haben muss.
Denjenigen, welche Zeit haben, möchte ich rathen, auf die
Wirkungen hin zu arbeiten, die sich mit zwei Farben hervorbringen
lassen, und es dann mit drei Farben zu versuchen, wenn auch
natürlich darch den Zusatz einer weitem Farbe die Schwierigkeiten
sehr vermehrt werden.
Ich bin überzeugt, dass von geschickten Photographen In der
eben angegebenen Weise viel gethan werden kann, und dass nur
Ton geschickten Photographen günstige Resultate erzielt werden
können. Durch Zufall könnte wohl auch von Anfängern ein gutes
Bild gewonnen werden, aber Hunderte von Bildern würden miss-
lingen. Um ununterbrochen die erste Schicht von derselben Dicke
m erzeugen, muss man eine abgemessene Quantität einer Lösung
bereiten, die ein bestimmtes Quantum Gelatine, Farbe und doppelt-
eiiromsaures Salz enthält und eben ausreicht, um eine gewisse
Anzahl Quadratzolle zu bedecken.
Die Pliotolitlidgrapliie.
Von E. J. A88er.*>
1. Die Vegativo.
Bei einer früheren Betrachtung ist darauf hingewiesen worden,
dass die gute Beschaffenheit der Negative viel zum Gelingen der
photolithographischen Abdrücke beiträgt.**) Damit soll nicht gesagt
*) Tan der Baak, Tijdsehrift toot Photographie. 1864. S. 95 ff. u. 196 ff.
^ Photogr. Arehiv Nr. 66. S. 195.
888
Bern, da88 weniger gate Negative jedes Resultat rersageD, — desa
mit Hülfe jedes Negativs, sei es auf Glas, sei es auf Papier gevronnea,
kann man photolithographische Abdrücke zn Stande bringen, —
sondern es ist damit gemeint, dass die grössere oder geringeie
Vollkommenheit der Abdrücke von dem eigenthümlicben Zustande
der Negative abhängt.
Das auf vielseitige Beobachtungen gegründete Studium dies«
Gegenstandes ist um so interessanter, vreil hier wiederum geheimniss-
volle Erscheinungen auftreten, die bei der Betrachtung der Nator
überhaupt und der Photographie insbesondere so zahlreich sind,
und bei denen es meistens so schwer ist den Schleier ztt lichten
und zu den wahren Ursachen durchzudringen. Es kommt nämlid,
oft vor, dass Negative, die man nach dem Augenschein als zu
undurchscheinend betrachten würde, um das Licht zur Darstelluog
der Mitteltinten durchzulassen, keineswegs an diesem Fehler leiden,
während andere, die man als zu sehr durchscheinend bei Seite legen
möchte, gerade der gehörigen Durchlassung des Lichts widerstreben.
Ebenso kommt es vor, dass Negative alle gewünschten Eigenschaüten
besitzen, aber doch an manchen Stellen weniger günstige Resultate
liefern, ohne dass man zwischen dem einen oder dem andern Tiieile
einen Unterschied in der Qualität wahrnehmen kann. Die zuerst
erwähnten Erscheinungen muss man, wie es scheint, der Farbe der
Negative zuschreiben , mögen dieselben , gegen das Tageslicht ge-
halten, ein blauschwarzes, braunschwarzes oder hellbraunes Ansehen
haben. Die blau- oder braunschwarzen sind in der Regel am
geeignetsten zur Darstellung von Linien, als Landkarten, Zeich-
nungen, Kupferstichen u. s. w. , die hellbraunen dagegen haben
meistentheils die nöthige Stärke, um der Eintönigkeit zu widerstreben,
verbunden mit der nöthigen Durchsichtigkeit, um die Mitteltinten
hervorzubringen. Wenn man diese Resultate als sicher annehmen
kann, so liegt das, wie es scheint, an der in der Photographie be-
kannten Eigenschaft, dass die röthliche oder gelbliche Tinte, die
im hellbraunen Negativ herrscht, das Gleichgewicht zwischen dem
leichten aber nicht zu schnellen Durchlassen des Tageslichts ver-
ursacht. Die oben an zweiter Stelle erwähnte Erscheinung, dass
nämlich das Negativ, wie befriedigend es übrigens sein mag, an
manchen Stellen unsichtbare Fehler hat, ist der theilweisen Unreinig-
keit des Glases oder des Papiers, auf welchem sich das Negati?
befindet, oder der Ünreinigkeit der dazu verwendeten chemischen
Präparate zuzuschreiben. Sie sind bisweilen von so geringer Be-
deutung, dass das unbewaffnete Auge sie nicht entdecken kann.
Die Wirkung des Lichts auf das doppeltchromsaure Eaii ist so
380
ptndlich, dass jeder abnonne Zustand der N^aÜTe, auch selbst
jenige, welchen das blosse Auge nicht bemerken kann, auf die
ödification dieser Substanz durch den Lichteindruck von Einfluss
Wenn also jemals, so wird man besonders bei der Herstellung
Negative für die Photolithographie auf Alles genau, achten
sen, was die guten Eigenschaften der Negative erhöhen kann.
le Vollkommenheit des Objectivs, die Sauberkeit des Glases oder
Papiers, die Reinheit der chemischen Präparate müssen dabei
vorzügliche Stelle einnehmen.
Zum Beweis des Gfesagten dient das Ergebniss, welches man
r die Photolithographie mit den Negativen gewinnt, die in der
Ijdschrift voor Photographie, S. 28, unter der Benennung Aetz-
otogramme beschrieben worden sind. Die damit erzielten Ke-
tate zeigen deutlich, dass die feinsten Linien mit der Schärfe
r gewöhnlichen Photographie wiedergegeben werden können,
Shrend das bisweilen bei den augenscheinlich saubersten Negativen
' ron Landkarten oder Kupferstichen unmöglich ist. Dies kommt
Inf*»
laher, dass die Aetznadel das Glas homogen macht und also rein
^tratzt, und deshalb die Unreinigkeit , die sonst das Glas oder die
'Gemisch reine Durchsichtigkeit der CoUodionhaut bisweilen trübt,
^''labei nicht hinderlich sein kann.
Diese Arbeit liefert den Beweis für die Thatsache, dass jede
veitere Entwickelung in der Wissenschaft wiederum Lehren gibt
IDr die Anwendung einer früheren, und dass jede Unterabtbeilung
in der Betrachtung der Natur immer ein weites Feld für unermess*
Mche Untersuchungen und neue Entdeckungen öffnet.
Der Verfasser dieses Aufsatzes hat ein Negativ ausgedacht und
-1b Anwendung gebracht, das ohne Hülfe einer Camera obscura her-
''{estellt werden kann und sehr geeignet ist zur Reproduction von
^^Eeichnongen, Kupferstichen,' Lithographien u. s. w. , bei denen man
'Identisch dieselben Massstübe zu erlangen wünscht. Diese Negative
'werden einfach auf folgende Weise hergestellt Man nimmt den
Eapferstich, die Lithographie oder Zeichnung, legt dieselbe auf ein
Bit salpetersaurem Silber präparirtes Papier, wie man es zur Her-
Ueüung eines positiven Bildes benutzt, und exponirt beide, so
vereinigt, in einem gewöhnlichen Rahmen dem Licht; — der Rücken
der abzunehmenden Zeichnung oder des- Kupferstichs muss natürlich
dem Lichte zugekehrt sein. Nach hinreichender Zeit, wobei die
tjntenaität des Lichts und die Stärke des Papiers in Betracht gezogen
lirird, kommt auf das empfindlich gemachte Papier ein sehr scharfes
negatives Bild zu stehen, bei welchem die Linien rein weiss bleiben.
Wenn man dies erreicht hat, so wird das Negativ fixirt und abge-
i I
<>
890
waschen, in derselben Weise, wie man ein positives Bild aaf Papier
behandelt
Die weissen Linien eines solchen Negativs sind transparent
genug, um weiter zur Herstellung des positiven Bildes zu dieneD,
das, mit Steindruclcschwärze bedeckt, zur Uebertragung auf den Stein
benutzt wird.
Ausserdem, dass diese Negative auf eine so höchst einfache
Weise hergestellt werden, haben dieselben noch folgende Yortheile:
1. dass die Linien identisch in denselben Massstäben und derselben
Richtung übertragen werden, ohne dass die Convexität der Gläser
eines Objectivs, wie es sonst der Fall ist, denselben an den Enden
eine sphärische Biegung gibt; 2. dass der schwarze oder dunkel-
braune Grund ganz homogen ist und man keinen Nachtheil hat ?on
jenen lichteren Stellen, welche die Behandlung mit Collodion auf
Gründen, die ganz undurchscheinend bleiben müssen, so oft her-
vorbringt.
2. Das üeberdrnokpapier.
Im Vorhergehenden sind der Natur der Sache nach die Be-
trachtungen mehr allgemein gewesen; jetzt müssen dieselben
spezieller werden, weil es nun die Anwendung dieses oder jenes
Verfahrens gilt, und man wird also hier eine Wahl zu treffen
haben. Vor der Hand liegt das, was sich auf die vom Verfasser
dieses Artikels gemachte Entdeckung bezieht, weil er durch die
mannichfachen Versuche, die er dabei gemacht hat, sich für im
höchsten Grade berechtigt hält, seine Erfahrungen ausführlich mit-
zutheilen und jene zahlreichen Specialitäten anzugeben, welche die
Erfindung ihm dargeboten hat.
Das Ueberdruck-System ist die Grundlage des Verfahrens, und
es muss daher für's Erste über das Papier gesprochen werden,
welches das überzudruckende photographische Bild aufnehmen solL
Dieses Papier muss u n g e 1 e i m t sein ; die Feinheit der Grundstoffe,
ans welchen dasselbe fabricirt worden ist, und die Gleichmassigkeit
der Zusammensetzung üben auf die mehr oder weniger guten Re-
sultate grossen Einfluss aus.
Eine sehr gute Qualität dieses Papiers ist bei Herrn Eduard
Liesegang in Elberfeld zu haben.
Nachdem das Papier 'soweit abgeschnitten ist, dass es die
erforderliche Grösse hat , wird dasselbe auf gekochten Stärkekleister
gelegt, so dass es darauf schwimmt , und sobald es über die ganze
Oberfläche hin mit Kleister durchzogen ist, was man auf dem Rücken
sehr gut beobachten kann, wird es abgenommen. Man lässt es ein
wenig abtropfen und legt es horizontal auf eine Fläche, die gestärkte
391
Seite naeta oben, um ta trod:nen. Die St&rke moss die sein,
welche als gewöhnliche Qualität im Handel rorlcommt, nicht die
sogenannte Patent-Stärlce. Der Kleister darf nicht zu dick, aber
aach nicht za dünn sein, dass das Wasser za sehr die Oberhand
liat; er moss sehr flüssig, aber noch zusammenhängend sein.
Wenn das Papier yoUkommen trocken ist, so wird es in einem
Dunkelzimmer folgendermassen präparirt.
In einen flachen Napf, am liebsten von Porzellan, giesse man
eine concentrirte Auflosung von doppeltchromsaurem Kali in destil-
lirtem Wasser. Auf diese wird die nicht gestärkte Seite des Papiers
gelegt, so dass dasselbe schwimmt, und wenn es eine aligemeine
Orangeiarbe angenommen hat, was schnell eintritt, wird es, an
einer £cke angesteckt, im Dunkeln zum Trocknen aufgehängt
Wenn es trocken ist, wird das präparirte Papier im gewöhnlichen
Copir-BaLmen unter einem Negativ in*s Licht gelegt. Die gestärkte
Seite muss das photographische Bild auffangen. Die Zeit der
Exposition im Lichte hängt, wie bei der Herstellung der gewöhn-
lichen positiven Bilder, von der Intensität des Lichtes und der
grösseren oder geringeren Durchsichtigkeit des Negativs ab. Das
Bild muss eine rothbraune Farbe angenommen haben. Hierauf
wird das Papier in einem Wasserbade so lange abgespült, bis das
doppeltchromsaure Kali der nicht belichteten Theile des positiven
Bildes durch das Wasser wieder aufgelöst und herausgezogen ist.
Nun wird dasselbe, wo möglich ebenfalls in einem hellen Zimmer,
zum Trocknen aufgehängt; dies kann durch Feuerwärme befördert
werden, wenn man das Trocknen zu beschleunigen wünscht. Ist
das Papier ganz trocken geworden, so wird es noch einige Zeit über
helles Feuer oder eine Gasflamme gehalten, um dem Bilde eine
leichte Röstung zu geben. Dabei ist eine Verfärbung in's Grünliche
bemerkbar. Ist dies geschehen, so wird das Papier, ganz unter-
getaucht, in kaltes Wasser gelegt, bis man nachkommen kann, dass
die Kleisterhaut wieder ganz frei geworden ist. Hierauf breitet
man das Papier, mit dem Bilde nach oben , auf einen flachen Stein
oder auf Glas aus und nimmt mit Fliesspapier das überflüssige
Wasser weg. In diesem Zustande ist das Papier bereit, die Stein-
druck-Schwärze aufzunehmen.
8. Die Walze.
Die Steindruck-Schwärze wird mit einer Walze auf das Papier
gebracht, die nach der Form der gewöhnlichen Steindruck- Walzen
eingerichtet ist. Nachdem dieselbe mit einem Boy-Ueberzug um-
kleidet ist| wird darüber ein Stück Tuch oder feiner Filz gespannt.
an
4. Die litliograpliiiolio Üeberdrnok-Soliw&ria. .
Bei den allgemeinen Betrachtungen haben wir bereits erwähnt
und hier wiederholen wir, dass die Art der Schwärze von sehr
grossem Einfluss anf das Gelingen des Drucks ist. Mannichfache
Versuche haben den Verfasser auf die Entdeckung des folgenden
Recepts geführt, das die besten Resultate liefert, alles Aetzen des
Steins unnöthig macht und also eine der Eh'ppen , die dem Gelingen
lithographischer Abdrücke oft im Wege stehen, beseitigt.
Das Recept besteht aus der innigen Vermischung eines Drittels
Stearin, eines Drittels Talg, und eines Drittels Drucker-
Schwärze erster Qualität, wie dieselbe vom Fabrikanten geliefert
wird, und also ohne allen Zusatz von gekochtem Leinöl oder soge-
nanntem Steindrucker-Firniss.
Diese zusammengesetzte Schwärze wird in geringer Quantität
auf einen Farbstein gebracht, mit ein wenig Terpentin belebt, und
dann mit der Walze gleichmässig verbreitet. Dadurch empföngt zu-
gleich auch die Walze Schwärze, die hierauf vorsichtig auf das feuchte
Papier, welches das Bild enthält, aufgetragen wird. Man sieht nun,
wie das Bild allmälig schwarz gefärbt wird und auch die Mittel-
tinten nach KrfordemisB hervorkommen, während die vom Lichte
nicht angegriffenen Theile weiss bleiben. Wenn das Papier hin-
länglich und regelmässig mit Schwärze bedeckt ist, kann man mit
einem sehr nassen Schwamm die noch übriggebliebenen Unreinig-
keiten mit Wasser leicht beseitigen.
6. Der üeberdruok.
Von nun an fährt man mit den bekannten Anwendungen des
Steindrucks fort Das Papier wird nach der gebräuchlichen Methode
auf einen sauber geschliffenen Stein übergedruckt und lässt, wenn
es vom Steine abgenommen wird , die ganze Schwärzeschicht in der
verlangten Form auf dem Steine liegen.
Dieser wird mit Gummi arabicum bedeckt und dann auf die
gewöhnliche Weise abgedruckt, aber, wie schon gesagt, ohne
Aetzung.
Die hellgelblichen Lithographie-Steine scheinen sich zu Ueber-
drücken am Besten zu eignen. Wenn man einen liuienartigen
Ueberdruck machen will, braucht der Stein nur mit Bimstein glatt
geschliffen zu sein. Wenn man andere Gegenstände überdruckt,
wird derselbe gekörnt sein müssen.
393
Hilitär-Plidtograpliie.
Von Capitain van der Beeck/^
Auf diese Weise ist die Möglichlceit entstanden, das ganze
Weik auf ein bequemes Format zurückzubringen , ebne dass es an
D^ntlicbkeit verliert, nnd zugleich die Tafeln zu so billigem Preise
in liefern, dass die Anschaffung derselben den meisten Officieren
ermöglicht wird. 32 Tafeln sind seit dem Beginn der photogra-
phiscben Redactionen im Jahre 1861 bereits zur Lithographie fertig
femaclit, lithographirt und fiir*s Anschaffen zur Verfügung gesteUt.
Ausser den hier angegebenen, vermittelst der Photograpliie
aoflgefShrten Reductionen werden alle Rednctionen yon Karten,
Plinen, Zeichnungen u. s. w., die zu dem einen oder andern
Zwecke fflr den Militärdienst nöthig sind, stets auf diese Weise
hergestellt, so dass das Personal, um der vielen Arbeit, die aus-
geführt werden muss, genügen zu können, täglich damit beschäftigt
ist So ist z. B. das noch im Graviren begriffene Inhaltsverzeichniss
der topographischen und militärischen Karte im Maassstabe von
1 : 600,000 nach den photographischen Reductionen auf 1 : 200,000
yennitteist des Storchschnabels auf jenen Maassstab redocirt worden.
So werden auch die neuesten Angaben der militärischen Ent-
deckungen auf die Maassstäbe von 1 : bOfiOO und 1 : 200,000 durch
die Photographie reducirt, um beziehungsweise zu Beilagen der
Blätter sei es der topographischen und militärischen Karte oder
auch der geologischen Karte dienen zu können, und so werden
überhaupt alle derartigen Arbeiten der Photographie anvertraut,
weil ihre Reductionen am genauesten sind und dadurch zugleich
Mch Zeit gewonnen wird.
Die Herstellung der Abdrücke von Karten, Plänen,
Zeichnungen u. s.w. in Maassstäben von verschiedener
Grösse. — Es ist von höchster Wichtigkeit, dass man, um gute
Eeeultate zu gewinnen, zuvörderst die dazu besonders geeigneten
Negative herstellt. Hat man darin einmal die nöthige Gewandt-
lieit erlangt, dann wird es leichter, die positiven Abdrücke
auf Papier anzufertigen, je nach dem Zwecke, für den sie bestimmt
sind. Beide Operationen, sowie sie von uns jetzt noch befolgt
werden, und die immer mit Sicherheit gute Resultate liefern müssen,
wollen wir hier etwas ausführlich mittheilen, um so mehr, da sie
beim Copiren von Kupferstichen und Lithographien oder bei der
Herstellung von Negativen Hir Heliographie empfohlen werden können.
*) Fortsetzimg von Seite 378.
394
Negative. Sie sind ganz und gar venschieden von denjenigen,
welche gewöhnlich in der Photographie für Portrait^ oder Land-
ßchafts-Aufnahmen erforderlich sind. Während man bei den letzteren
darnach trachten muss , bei Anwendung eines günstig auf den Gegen-
stand fallenden Lichtes alle Halbtinten in ihren yerschiedenen
Schattirung getreu in der Gopie wiederzuerhalten , und durch gleich-
zeitige Benutzung der dazu geeignetsten Materialien darnach zn
streben hat, in der möglichst kürzesten Zeit ein kräftiges Negalif
zu bekommen, sind dies Factoren, die für den hier beabsichtigten
Zweck nicht in Rechnung gebracht werden.
Je härter das Negativ, das heisst, je stärker die Trennung zwischen
hell und dunkel ist, desto besser genügt es der Absicht. Die lichten
Stellen müssen glasartig durchsichtig sein, die andern Partien un-
durchsichtig matt schwarz. Die Abdrücke davon geben ein scharf
gezeichnetes schwarzes Bild auf einem hell weissen Grunde.
Jedes gut wirkende Negativ-Gollodion ist für den vorliegenden
Zweck sehr gut zu brauchen. Doch ist es nicht nothwendig, bd
der Jodirung andere als Jodsalze zu benutzen. In der R^gel wud
von uns inomer das mit Jodammonium und Chlorcalcium prSparirte
CoUodion benutzt.
Zu 50 Gramm Aether und
50 „ wasserfreiem Alkohol
setzt man 1 „ Schiessbaumwolle
und dazu 1 „ Jodammonium
0,1 „ Chlorcalcium.
Bevor man die Jodirung vornimmt, schüttelt man alles gnt
durcheinander. Die Schiessbaumwolle muss sich ganz auflösen.
Sobald dieses Normal- Gollodion präparirt ist, setzt man die oben-
genannten Jod- und Ghlorsalze zu, schüttelt mehrmals gut durch-
einander und lässt es einige Stunden ruhig stehen, damit es Atk
setzt. Vor der Benutzung filtrirt man es vermittelst der GoUodion-
Fiitrirflasche , um jede Spur von Unreinigkeit daraus zu entfemen.
Die Platte wird in einem Silberbad im Winter von 10 % und
im Sommer von 8 % Stärke präparirt, das durch Zusatz von
chemisch reiner verdünnter Salpetersäure schwach sauer reagiren
muss. Die Resultate, welche man mit dem Silberbade erzielt, das
nach der Angabe des Dr. Kaiser (photogr. Archiv Nr. 54 u. 56)
präparirt worden ist, sind sicherer als bei der Anwendung eines
gewöhnlichen Silberbades. Foruetzong folgt
Alle Briefe und Mittheilimgen für die Bedaction gind an den Heiaiugebei,
Paul B. Lietegang in Elbeifeld, zd richten.
Gedruckt b«l Sam. Laeat in Elb«rlUd.
Photographisches Archiv.
nwm^ V. — Hr. •9. ^ i, Oetober i9«4.
M«M
Sattti's rasches Tttmiiyerfihrea/^
Ursache! des liislhgeBs«
Die Fehler, die einem jeden Photographen bekannt sein müflsen,
und leicht zu vermeiden sind, werden nur aufgezählt: schmatzige
Glaser, mit feuchten Tüchern geputzte, — unTollstandiges Ab-
waschen der Platten, — die Entwicklergefasse nicht genügend rein, —
die Losungen nicht filtrirt, — ungenaues Abwiegen und Messen, —
Staub oder weisses Licht im Dunkelzimmer, — Anweadung un-
reiner Chemlcalien und geheimer empirischer Präparate, — schlecht
coDstmirte Camera, — wackeliges Stativ, — oder schlechtes
Objectiv. Ausserdem gibt es aber Fehler, die nicht von Unvor-
sichtigkeit und Unreinlichkeit, oder übelangebrachter Sparsamkeit
bei Chemiealien und Apparaten herrühren, sondern von Unkenntnlss
der Eigenheiten des Verfahrens und der dabei gebrauchten Stoffe;
die Ursachen dieser Fehler sollen genau erklärt werden.
fehler, die durch tohleohtes Collodion verursacht werden.
Wenn das Pjroxylin mit zu schwachen Säuren bereitet ist,
gibt es eine opalisirende Schicht, und im Negativ zeigen sich helle
Flecken, rund, mit verlaufenden Rändern. Man giesse etwas Collodion
anf eine Glasplatte; wenn es nicht ganz klar trocknet, verwerfe
man es.
Ist das PTTOxylin mit zu starken Säuren oder bei zu niedriger
Temperatur bereitet, so wird die empfindliche Schicht nicht gleich-
inSssig dick, besonders wenn Cadmiumsalze darin sind. Das einzige
Mittel hiergegen ist, das Collodion mit JodammoncoUodion zu
mischen; mit der Zeit wird es flüssiger, aber auch weniger em-
pfindlich.
*) FoTtoetzang Ton Seite 384.
19
396
Unvollkommen ausgewaschenes Pyroxylin bringt Salpeter-
schwefelsaure Jn*8 Collodion, welches dadurch zersetzt und ganz
unempfindlich wird.
Wenn der Aether sauer ist, so. wird das Collodion bald rotb
und «netapfindlich, und rerd&rbt das Silberbad. Guter Aether wird
mit alkohoHsiher Jodkaliamlösung nur gelb, dickt xodi.
Gewöhnlicher methylisirter Aether, der nicht über Kalk und
Holzkohle destiilirt wurde, enthält schädliche fliichtige Stoffe, die
das Silberbad rasch yerderben, Schleier und Streifen verursachen.
Gereinigter Mothyläiher gibt ein sehr empfindliches Collodion,
welches die Eigenschaft besitzt ^ sich mit dem freien Jod zu
verbinden.
Wenn der Alkohol im Collodion zu schwach ist, zeigt das
Negativ nach dem Trocknen unzählige kleine Risse oder Schraf-
firungen. Das wasserhaltige Collodion ist nur dadurch zu ver-
bessern, dass man es mit anderem wasserfreien vermischt
Sind die Lösemittel zu stark, so stösst die Schicht das Wasser
ab und die im Silberbad entstehenden fettigen Streifen bleiben
hartnäckig da; der Entwickler fliesst nicht gut. Man hilft sich
hiergegen, indem man tropfenweise so viel Wasser zusetzt, als
nöthig. Das durch das Wasser niedergeschlagene Pyroxylin löst
sich beim Schütteln wieder auf.
I
Wenn die CoUodionschicht zu schwach ist und leicht reiset,
15?t man mehr Pyroxylin im Collodion. Zuviel Alkohol bewirkt,
dass die Schicht sich leicht ablöst, durch zuviel Aether wird die
Sohicht wolkig und uneben. Ist die Schicht am oberen Ende zu
dünn und unten zu dick, so löse man mehr Pyroxylin im CoUodion. *)
Wenn die Schicht überjodirt ist, erscheinen darauf nach dem
Herausnehmen aus dem Silberbad undurchsichtige unempfindliche
gelbe Flecken und Streifen. Man setze in dem Falle dem Collodion
mehr Bohcollodion und eine entsprechende Menge von Alkohol
und Aether zu.
Zeigt die empfindliche Schicht eine Anzahl gelber Punkte oder
Klumpen, so setze man mehr Aether zu; auch wenn die Ränder
der Schicht zu dick und zähe werden. Wenn die Schicht nicht
sahnig genug wird, setzt man dem Collodion mehr Pyroxylin zu,
oder melir Jodsalz, je nach Umständen. Viel Pyroxylin und Jodsalz
im Collodion erzeugt grössere Empfindlichkeit
*) Oder mtn glesse das CoUodion ganz Uagiam auf, und halte die Platte
einige Zelt nthig in horizontaler Lage, ehe man den UebertchiUB abgieest» Lg.
397
IHemals seUe man organische Slc^e, wie Nitrogloeooe , 6I7«
cyrrliisin etc. dem Collodion zu, um die Inteoflitüt des Negativa «1
vemiefaren; auch brauche man kein CoUodion, welches nach ge-
heimen Vojrschriflen bereitei wurde.
Fehler die durch sohlechtes Silbernitrat erseugt werden.
Das 'zuerst aus der Mutterlauge crystallisirte salpetersaure
Silberoxjd ist nicht nur sehr sauer, sondern es enthält organische
Verunreinigungen, die im Silberbad sehr nachtheilig wirken.
Schmilzt man einige dieser Crjstalle und bricht den Kuchen aul^
so findet man ihn in der Mitte braun oder schwarz. Bereitet man
mit diesem geschmolzenen Nitrat ein Nogativbad, so werden die
Negativs sehr schlecht, dünn, grau, streifig, verschleiert, und die
Sdiicht ist sehr unempfibudlich. £s ist also die organische Ver-
unreinigung erst fortzuschaffen, und dies geschieht durch Um-
orystallisiren. Jede Verunreinigung des Bades durch organischen
Stoff muss streng vermieden werden.
£üi reines Silberbad braucht nie durch Natron, Sonnen, u. s. w«
verbessert zu werden; man kaon es brauchen, bis es ganz mit
Doppelsalsen überladen ist.
Ein unreines Silberbad versetzt man mit icohiensaurem Natron
bis sur Trübung, lässt absetzen und fiitrirt Dann setzt man
einige Tropfen Essig- oder Salpetersäure hinzu.
Ablösen und Faltenwerfen der Schicht.
Dift Kautschaklösung ist ein unfehlbares Mittel gegen diese
Debeistünde, vorausgesetzt, dass die Platte nach dem Uebergiessen
stark erwärmt wurde. Wendet man sie nicht an, so mattire man
die Ränder der Platte, oder man i* herziehe die Ränder der Schicht
mit Finiiss, so dass kein Wassrr zu ischen Glas and Scliicht dringen
lumn. In diesem Verfahren wirft die Schicht niemals Blasen.
Falten entstehen, wenn die Schicht sich beim ersten Benetzen aus-
dehnt und beim Trocknen sidi nicht wieder hinreichend «usammen-
aeiht In diesem FaU ist das OoUodlon mit Alkohol und Aether
zu versetzen.
Flecke im Vegativ.
Schwarze (undurchsichtige) Flecke, oder Kometen, bilden sich
meistens durch Partikel von Silberoxyd, die im Silberbad oder
dem VerstärkuDgsaiiber suspendirt sind, und an der Schicht haften.
Man filtrire diese Lösuqgen. Silberoxyd wird immer aus Lösungen
abgesetzt, die lange stehen. Zuweilen entstehen auch schwarze
398
Flecke durch nngelöste Thetle der Pyrogallassäure. Diese Flecke
Bind bei trocknen Platten seltener als bei nassen.
Löcher und Krätse Im Glas, die Spuren früherer Chemicalleo
enthalten, erzeugen zuweilen Flecke; weisse , wenn die Hdfalnng
eine Spur Salpetersäure, schwarz wenn sie Kreide, und roth wenn
sie unterschwefligsaures Natron enthält.
Durchsichtige Flecke, wenn sie anter dem Mikroskop regel-
mässig sind , entstehen durch Staub , Haare , sandige Partikeln , die
auf die empfindliche Schicht nicht chemisch einwirken, sondern nor
das Licht abhalten und beim Entwickeln fortgesptilt werden.
Runde weisse Flecke (Monde) stören zuweilen den Trodken-
platten *Photograpben. Ihr Umfang variirt zwischen der Grösse
eines Stecknadelknopfes und der eines Sizpencestückes.
Betrachtet man eine eben aus dem Silberbad genommene
Collodionschicht unter dem Vergrössemngsglase, so sieht man oft
die Oberfläche mit schwach erhabenen Klumpen oder Högelchen
besät, die zum Theil in die Schicht gebettet sind, zum Theil
zwischen Schicht und Glas liegen. Prüft man die Schicht nach
dem Fixiren und Waschen wieder, so sind die Erhabenheiten no^
da, aber einige haben weisse, andere schwarze Flecke erzengt; die
weissen Flecke sind meistens rund und haben in der Mitte einen
schwarzen Punkt Diese letzteren nennt man Monde; sie schehien
sich Yor der Belichtung der Platte zu vergrössem, durch Ausdehnung
einer chemischen Wirkung von dem kleinen schwarzen Kern. Diese
Ausdehnung ist um so grösser, je länger die Platte verwahrt
wurde, besonders wenn sie der feuchten Luft ausgesetzt worden
ist Der Kern mag ein Partikel fremden Stoffs in der Baumwolle
sein, aus der das Pyroxylin bereitet wurde, vielleicht hartnäckig
eine Spur von Säure zurückhalten, und so, in der Schicht begraben,
die umliegenden Theile allmälig unempfindlich machen.
Diese Ansicht über den Ursprung der Monde wird durch das
Factum unterstützt, dass man in den Flaschen mit GoUodion, wenn
man sie dorch's Yergrösserungsglas betrachtet, immer einige nnge-
löste Partikehi suspendirt sieht. Die Flasche soll also nicht nn-
nöthig geschüttelt werden.
Kleine durchsichtige Flecke, die man Nadellöcher genannt liat,
entstehen sehr häufig durch Crystalle von Jodsilbersalpeter im Bade,
die an der Schicht haften; oder durch ungelöstes Jodkalium im
GoUodion, welches unempfindliche durchsichtige Flecke hervorbringt
Alle diese Ursachen erzeugen Flecke, ausserdem noch manche
andere nicht aufgezählte und nicht beluointe; aber meistens ist
Staub die Ursache. Man vergesse nie, das Innere von Camera
399
imd Csssette aiuisiiwtocheD| nnd auf die Platte zu blasen, ehe man
iie in die Gasaette legt
TJnregelmäiBiges Trocknen der Schickt.
Zuweilen findet man einen ovalen Fleck in der Mitte der
troeknen Scbidit, oder gFÖseere Undarchslchtigkeit der Schiebt an
den Rändern; oder im fertigen Negativ an den Rändern RingOi
oder Tieileicht einen langen schrägen weissen Streifen; alle diese
Fehler rOhren vom anregdmässigeB Abtr<^fen nnd Trocknen der
Sdiieht her. Man vermeidet sie dadnrch , dass man die Platte
nnr anf ihren vier Ecken in einem geeigneten Kasten nnd in der
gleiefamässigen Zimraertemperatnr troelcnen lässt, ihre ganse Ober-
fläche der Wirkung der Luft im Kasten aussetzt.
Fehler beim Firnissen.
Wird Sptritnslack auf eine kalte Platte gegossen , so gibt er
eine matte durchscheinende Oberfiäche. Um eine klare dmceh-
sichtige Schicht zu erhalten, mnss man die Platte vor Auftragen
des Firnisses schwach, und naiBhlier stark erwärmen. Letzteres
geschieht, damit die Schicht später in der SonnenUtze nicht
Idebrig wird.
Wenn der Finüss zu starken Alkohid enthält, oder die Platte
vor dem Fixiren zu stark erhitzt wurde, I9st sich zuweilen das
Bild auf; namentlich wenn das Collodion zu viel Wasser enthält
Um dies ^n verhüten, tibergiesst man das noch feuchte Negativ
mit dünnem Gummiwasser.
Man giesse nicht zu viel Firniss auf die Platte, lasse auch
den Firniss nicht zweimal üherfliessen ; es entstehen dadnroh Linien,
die sich im Abdruck zeigen.
Ke IMiBgaigei, weldke ^«rilerlich giiil> m aif cmeM
Negati? diM rtimtm ffiitei^rud n eneigea.
Von Prof. Dr. Towler.*^
Die Betraditung dieser Bedit^ungen kommt dem gewöhnlichen
Photographen selten in den Sinn, weil er in der Regel voraussetzt,
dass der Hintergrund sich von selbst ergeben werde, wenn er nur
die richtige Färbung liabe. Es ist genau genommen für den
Unerfiahrenen kein unnatürlicher Qedanke.
*) Hu&phM7*f JoomaL
400
Sa wie jedocb.der KMnatiec ScbrUt för Schrilt Im Erfolg fort*
scbreiteti wird er endlich entdecken, dass die S^Uim^ d^r atzenden
Person mit der Lage, Farbe und Beleucbtung des Hintergrundes in
entscbiedener Verbindung siebt
Es gibt mannigfoche Arten der Hintergründe, .die man unter
den drei Benennungen einförmige, abgetönte* und ibaleriscbe x«*
sammenfaesen kann*
unter einförmigen Hinlergrüaden versteht man alle diejenigeiiy
welche einfarbig und daau bestimmt sind, auf dem Negaüv hinfter
der anfsunebmenden Person eine einförmige Färbung toii g^eicfti-
massiger Intensität zu erzeugen.
Abgetönte Hintergründe werden zwar in einer nnd derselben
Farbe hergestellt, aber in gewissen Bichtungen nach deir Wahl des
Künstlers abschattirt, während jpaleriacbe Hii^^rgründe in Ueberein-
stimmung mit den Anforderungen der besonderen Fälle, Gegenstände
der Baukunst, Landsehaften, Zimm^rdecorationenoder Schiffsscenerie
darstellen. Solehe Hintergrlbide sind einfarbig, schattfrt und in
grauer Perspective.
Nun kann aber der Hintergnnifd selbst 'ganz einförmig sein,
nnd doch gelingt es vielleicht dem Phofeographen selten, einen
einförmigen Hintergrund in seinem Negativ hervorzubringen, lieber^
dies geschieht es iiän^, daes das Bild in den Hintergrund einge-
legt zu sein und nicht gleichsam vor demselben za stehen scheint
Die Bedingungen nnn, welche erforderlich sind, um Einförmigkeit
der Färbung and zugleich Relief im Bilde ber^rzubiingen, scheinen
der Art zu sein, dass sie eine eingehende Betrachtung veiflangett.
Die Abstufungen der Farbentöne' zwischen Weiss und Sdiwarz
als Extremen werden auf der Collodionschfeht durch die aetinische
Wirkung verschiedener Farben erzeugt Soll der positive Abdruck
einen weissen Hintergrund haben, so weiss der Künstler, dass alle
weisse Draperie, Leinwand u. s. w. , weiss wiedergegeben wird;
desbiüb muss der Büntei^^nd we|s0 seKt,« nd er sMus^nieht faios
weiss sein, sondern die Oberfläche muss auch gMchartigi Stei von
wellenförmigen Erbebungen, Streifen und faserigem Gewebe sein,
und es ist in der That besser, die Oberfläche mit einer Schicht
gleichartiger feinstaubiger W^i^serfarbe zu präparireii) als den
gewebten Stoff gleich vom Webstuhl weg aufzuhängen. ;Doch lassen
sich alle Ungleichheiten im Waschen oder Gewebe u. s« w. leicht
überwmden, wenn naan den Hintergruad während der BeÜohtung
in Bewegung versetzt Ist der .Hintergrund mit Flecken irgend
welcher Art versehen, so ist es unmöglich, einen negativen Hinter*
grund ohne diesen Flecken zu erzeugen; deshalb moas man sich
401
▼ondkeii , daas mm den Hitttergnuid aidit mit Plecken scbmulsigea
W«nen, bdm Anfrelfen mftmggCD Fingern oder bei irgend weldieB
aiidei«!! GMegeohciteii' T^ontieitifgt Ebenso muas man sich vor-
selieii, d^WB fltan den Hintexgnind nicht so anbtelU, dass er die
Regentibpfen «ufiiiniBity die etwa vom- OberUcbt herabfallen, da
dfeseAen hSufig mit Biet oder Bisen geschwängert sind und daher
auf diim ffintetgrotide Ssen- oder Bleiieelceo erseogeB.
Hat man dieser BiStuBg vorg^bengt, so bemerken wir zunächst
eine andere häiilge, ja sehr bJliillgtt' fitdmng — nXmllch das Auf-
treteo nngleleher Schatten In verschiedenen Theilen des dnrdi den
ffinieigraBd • eraeogten Negaüvs. Woher Icömmcn diese Schatten ?
8le rühren' von yerschiedeneB Ursachen her«
Mmi sMIe den an&nnehaienden Oegenstand vor den Hinter-
gnmäf nihere sidi^ demselben , nnd indem nian ihn etwas von der
Seite oder bei sehr inedrfgem Oberlicht betrachtet , wird man einen
auf «ton Hhiteigfud entworfeawn Statten der anfiEunehmenden
Fnmd' s«lbat bemeikeiiy von ^iMchem einigia Theiie- im Bade
sidilbar^ sein weiden; fiberdtos wird es sieh bei einer genaueron
Prflitog wnter den Ider anijgiesMdten Bedtngiingen heraossteUen, dass
der ^obere Thell des ffintergnindes sohattigi dunkel ersdieint,
wibntnd derimtere Theftgwiz licht fst; so sind dann Ae Schatten
der sHsenden Pemon und die Schattimg des oberen Theäs des
fllat«fgi>onde» siditbar«
' Wkt tdOife» nickt. Mftn, däss das Negativ von (ttesen an^
stösaigen Schatten frei sein weide j sie wctden sicherilcb reprodndrt.
Daa« ktamt noch, dass der Hintergrund der sftzenden Person so
nahe Isl^, dass das Kid fast auf derselben Fliehe stehen und mit
demseibeii lacht MiergosSen sein^ nnd dass man also ein flaches
BOd eraei^en wtrd* Wie Ist dieeen Uebeln abaohelfen?
FSr's Erste bringe man den Hintergrund weiter hinter die
dlEcnde Person zurück, so dass durch eine Verschiedenheit des
Abntandes von der Lfaise und durch verschiedene Stärke der Be-
leaehtttng'fan Bilde ein gewisses Belief erzeugt werden kann; denn
wenn der Hintergmiid ebenso hell bdeuchtet ist , ' wie die auiku-
aehmendo Person, so -machen wir ihn zu einem Hauptgegenstand
im Bilde, was niemals oder selten die Absicht des Künstleis ist;
überhaapt sengt es von ekMkn sehr schlechten Geschmack, wenn
man es so macht.
Tfant man ittesen Schritt, so werden höchst wahrscheinlich die
Schatten am oberen Ende bedeutend verstärkt, und an den Seiten
treten dann «ndere auf. Es kann indess vorkommen, dass der
Schatten der sitzenden Person selbst gänzlich entfernt worden ist;
rk«torrftpUMli6f ArcliiT. 9r. 67. 1. Oetober 1864. 19
40t
wo nteki, sa terlangt sawrtl diorar «te d«r oboo eirwKbiit« 4es
KäbdOnrt AxfineiiaBamkeit, ihn mwO^nm. <3l» «wtfeqmi — «üa^
einen Sdiatten? — ein Scbattea iai di«'AbwMfAMt von Udit —
ist ete BC^atiyar Anadrack -^ Ist NMito» o4ef at^ dfia Mwfel
von Etwas dar. Dieaes Etwas t daa erfafderiWk tat, «m das Yamooi
aii&EQflUleii » ist Liobt Eteeii Gkbattaii< antfeaDOii« 4f» ein Criadiar
AoBdruclL; aber wir woUett aieht «m Werte alraitoii} i«ir WK^^p
auf Mittel denlcoi, die störaideo Seliatten «a eatieraea.
Ein wiiksames und ein «ebi: otnikobea Mittel isikt die OiiQ|)ielilar
«nd fieitenlieliter so ananoordiien, dass maui w^an es. erlMarlich
iaty Mf den oberen Tbeil and' aal die Seiban des HlalaNpnuidss
eine kleine Licbtspalle .aiDh öflhen läaaU bt. daa Daah dea Glas-
haoaea für die besondere BelanebtnaC das JüolergivadaB aiisbt ao
eingenebtei, daiin mttssaD wir anin nliobaten baaten MiMal gieifipai.
Dies beaielki «Utfin, daas Aan. eiaeii hoabaailalea VoiliaBg tob
scbwaraem oder Uaueai Staff baali liber der aitMadanPeisaQ, in
gletahec Höbe mit defc Decke ^ anhringi^ aber ao^ dassiaMua-aiiiaufcga
deoA Yorbange und der Deeke eine achmale SpaHa IVsat» A«f diaae
Weise« tritt eine geringe Masse Iiiaht blnaar den VoaiiMKga kareor
ottd beieuohtet den oberen Theii daa Htete^gkimdas aaC eine neriüpe
Aosdafanong^ wäbsaad der Veihang aaibat.dta liabKiaantttft aaf
dto miteren Theüe YtanaiBdariy toad sa daa Lieht llbea daa JBnIaa*
grand bin gleicbmässig yertbeilt wird. Derselba Anaweg- liaairalak
▼ermittelst verticalar Sebinne oder YotiMtaga anwaadan, Wü die
Schatten an dea Seiten sb medolitea.
Jetat mnss der Künstler sicher bagiailte, waa a« «hon k%
nnd weiss er das» so ist dh» Arbelt halb vaBIraaht. Es ist anlalaai
es ist ehia Zeitvargeadang, m$t gut Gittek Yoihii^ in Bearefa^g
zu setzen y Sebicme featanasacbeai ehicn Zweek amsa aaaa imaHr
im Auge bebalten. Dürfen wir frage« i waa dar Ziweek iri^Y was
er gewesen ist?
Ehifadi an einer Stelle Licht bereinaalaasen aad an
einer andern Strile Licht abaosperffan^ am die Beleaehtaag
auf einer gegebenen Oberfläche in üuwr Stiike i^eiehekinig aber
immer noch weniger stark an maehen ala die BaleachtaBg der
sitzenden Person ist«
Es wird ohne Zweifel liäufig yoikaaMnen, dass diese Aaihfiltaii
in der erwähnten Weise angebracht| nicht wirksam sind. In diesem
Falle miissendie Yothänge nnd Sebhme so gancigt wterdan, dass
anf die beschatteten Theüe Liobt refleetirt wkrd.
Läset man ein nmgekahrftes 1 den Hinleigauid vlirstelieni
dessen oberer Tbeil im Schatten liegt, so steht der Hintergnmd so
im
irMT KnrOek, toif das Yim oben hfeiHMUleiide Liefet Hid mögUchet^
weise Bioiit arreieMn kann: Itt diesem t^)« kann etn Vorhang so
aügebiräciit werden, dbss' e^' liüt der Decke einen Wlfakel von 45 ^^
Mldet. Wir wollen dinUt nidti sagtn, dass' dktfer WInM immer
häfeti mttstfe, Bondem ntir selgen, daSB auf diese Weise liicbt in
fidcen gebfacht werden kann^ in denen es yorher dunkel war. Es
ist die Pflicht des photographi^hen Kflnstlers, die Etgensehaften
des Ldehts besonders in Beziehang aaf Reflexion und Refraction an
stiriBren, damit er wisse, wie er, wenn wir uns dieser Ausdrücke
bedienen dürfen, die Werkzenge, ^e er zu seiuem Handwerk braucht,
zu handhaben hat. Denn kennt er die Reflexion des Lichtes, so
kam et seinen anfzunelmienden Gegenstand, den Hintergrund und
was sonst dazu gehört, mit künstlerischer Geschicklichkeit anordnen;
«od kennt er die Befractioti, so kann er den Werth, die Anwend-
barkeit und Modificaüon seiner linsen schätzen lernen.
Yorkebrnngen, wie die hier angedeuteten sind, kann Ein-
fonnigkeit der Färbung erreicht werden« Der weisse Hintergrund
w)rd in der Regel da benutzt, wo keine Farbe, welcher Art sie
aueh sein mag, erforderlich- ist, wo das Bild auf weissem Papier als
dem Hintergrund erscheinen soll. Die Farbe des Hintergrundes,
welche allgemeiner als irgend eine andere in Gebrauch zu sein
seheittt, ist eine Art gelbgrao. £hi grauer oder ein blauer Hinter-
gnmd idid ziemlieh dieselbe Wirkung auf dem Negativ hervorbringen«
Beim Yignettendruck wird eine künstliche F&rbung als Hinter-
grund hergestellt, naehdiem dasBM gedmekt wordoi ist. Man
bedeckt das Portrait mit einem undurchsichtigen Oval von geeigneter
Grösse und setzt dann den übrigen Theil des empfindlich gemachten
Papiers die gewünschte oder erforderliche Zeit lang der Wirkung
des Lichtes aus« Diese Art, einen Hintergru^id einzudrucken, bringt
bisweilen eine sehr gefällige Wirkung hervor,
Graduirte Hintergründe, oder Hintergründe, welche efaie Steige-
rang der Färbung auf den Negativs hervorbringen sollen, lassen sich
auf sweierlei Art herstellen. Die eine Art besteht darin, dass man
dem gewöhnlichen Hintergrunde eine Farbesteigerung durch eine
künstlerische Beiiandlung des Lichts mittheilt, die sich leicht in den
Fallen aosführen iSsst, wo eine Reihe Fenster blos zur Beleuchtung
des Hintei^grundeg angebracht werden. Eine derartige Anordnung
setzt inehr opüsche fienntniss voraus, als die meisten Photographen
besitzen » und wird daher seUen ausgefiihrt .
Deshalb ist die zweite Art die gewöhnlich gebräuchliche. Sie
besteht darin, dass man einen schon mit den künstlichen Steigerungen
404
versehenen Hlatei^grond hat, der. nur wie ein «Inftra^ HiiiteiifrwMl
aofgestellt su werden hrauebti Bm sofort bemUbBt werden sa köaneB.
Malerische Hintergründe kann man in jeder GrSss^, Gestalt,
Farbe und mit jeden beliebigen Gegenstand kaufen. Wo dBesallieB
in eine Galerle eingeführt werden, lat Abwe^hselang eifoiderlldi,
sonst kommen Abgeschmacktheiten .zu Tage, welche die Arbeiten
des Künstlers leicht lächerlich machen« Denn dieselben Kleida
passen nieht eu allen Eürpern, dieselben Werkzeuge werden, nicht
Ton allen Handwerkern gebraucht, und dieselbe Scenerie, wie sie auch
sein mag, ist nicht für alle aufzunehmenden Personon angemessen.
Fassen wir das Gesagte kurz zusammen, so ergibt sieh das
Resultat: man muss sicher sdn, dass der Hintergrund selbst In de iß
Farbe einförmig, durch Schatten nicht getrübt und
durch unachtsame Behandlung nicht befleckt ist; dann,
und nur dann, darf man hoffen, dass das Negativ die Reproduction
dessen sein werde, was verlangt wird*
Man merke also, dass der Hintergrund sich in einiger Ent-
fernung (3 bis 4 Fuss) hinter dem aufzunehmenden Gegenstande
befinden und weniger stark beleuchtet sein muss, um durch die
hieraus folgende Hervorbringung eines Reliefs die sitzende Person
zum Hauptgegenstand zu machen.
^ « »'»I ■ II i«ip» * '
niUtär-Pli^ognpl^e.
Von Oapitain vaB der IMtP
Je nachdem die Copio oder die Reduction der Karte, des
Kupferstichs u. s. w. nach dem Abdrucken auf Papier entweder
zur Durchzeichnung beim Graviren auf Stein , Holz u. s. w. ode^
als Zeichnung benutzt Werden soll, je nach diesem Zwecke moss
man auf die Art und Welse bedacht sein , wie die präparlrte Glas-
platte in den Rahmen zu stellen ist.
Für den Graveur ist es nothwendig, dass die DurclizeichDimg
das Bild umgekehrt enthält, weil es in dieser Stellung gravirt werden
muss. Das Auffangen eines umgekehrten Bildes auf der Platte
könnte mit Hülfe eines Spiegels geschehen. Wenn man niindi«^
nicht die Karte oder den Kupferstich, sondern das Bild derselben,
wie es in einem Spiegel sich zeigt, photogfraphirt, so bekommt
man gerade die Stellung, die gav Durcfazeichnung des Graveurs
uöiliig ist. Dies ist aber besser dadurch zu erreichen, das» man
♦) Fortsetzung von Sehe 304,
405
die prf^arfrte EliMe in BalMDto QiBlnhrt, ao diu» die CoDodioii-
sdte nadi hinten und also dte. Gbuieite. nach dem Objectiy sage-
kehrt iet. Die Erfahnrag lehrt, ^dws das Licht darch das Glas
hindurch anf die CoUodionhattt eben so ^t wirl^t, als ob es auf
die gewöhnliche beim Photogr^)hircn gebräoehliiihe Welse geschähe.
Jeder Bahme» ttaai sich daxu eteriehten« Man biancht die Feder,*
die gegen^ das Glarandriiokt, um es ftstsnhaltin^: nor anssaschiwibeü
nd die^OlasiHalte'.aii den Eclceft mit einem snaammengeiKlsiie»
Päptantrelfen at bMeokenJ der Dmdk des De^ek gigan dieses
FatiMr • wird die PkUe hlnUnglidi lasibaltem Der Natln def Saehe;
vmdk Mgl .Ufitana. aefaen, dass man bei einer ■ateh«! Art zu ffaole^
gnqihiren :*Soige frageni muas, dass ^as Qlaa, anf wekhem das
Negaüy hergestellt wird, rein und ohne Blasen oder Bitaen ist, «Sil
AeMilNiMit attf der OoUodionhant yergrSssert wiedeigegcben werden.
9o oims man aneh! sehr daranf-achten, dass «lan nach demr Henws^
nslmeii der FiaM^ mn dem 8ilberi)ade alle Trqplen, 4ie etwa neck
anf der GSaaseite aorflelcgeblieben sind, ^FsaderselbeB entfernt, ^w^
beim Exponiren die Zciehmn^ ihies' Umrissea anf der CkillodioidMNrt^
dMriildi abgebUdet tmd die BeinheU des Bildea dadpocii eehrbeein-
tilditfgt wirdv ^' j'i
Da»<Eqpwir4n mwa hnrsi sein. Die Kavie enlidiK mir Weise
und SdtiwanL . Beim EntUtaen des Ol^eclm ftngt die Joibübevi-
oberflicfae der Platte den Efaidradc des Lichtes- aaf^ dis tod den
weissen Theilen der Karte Met das Knpf^stiches anf diese Ober-
Oaehe surücicgeworfen wird; wflhrend die sdiwarsen Linien aaf der
Karte, die das Licht nicht mHüekwerfen, aof der Collodionhant dn
Bild ersengen , das nicht' v«m 'Lichte abgegriffen wird. Eq»onirt
man jedncih nt'lange, dahn wird dae^ih die Ganmra rifescniia dringanda
UAi auch tfoerst «e Helle der Platte angMüen^ die nr idnaeli
das Bild der sehr feinen Linien 'der Karte gegen 4leBen Einflnss
geaehiitst sind, nnd man wird bd den wetteren OpeBalieneil:effahreny
wie adiwierig es danor ist,- diese feinen Thsfle glaAell an bekemman.
Batist dafier anznnidma, die Zett den Eapesitloa naah der Foinhdt
dea Kupferaltoini^ znraregofir^ and dabtf atets'ini'Angeai» behakflD,
daaa mmi idle felnstm Lhilen. nach dem Enairicfcekir'dtt Platte reiil
taetea^ bAonniit «iDieigeiiagatd^gnHle TiaUi^.ak adgen;, dMei
an, dass die Platte zu lange exponirt worden ist, wenn asitdi die
sAwliMireD itinien dei^ Zeiehnnng rein gtiUleliaii mtyL Wenn das
Büd ifll'^GiMitenvigat gelingen soll, Ist es-aOthig, daes man sieh
nacft den^ fernsten Linienj nnd nidU nach den andere» richte«. •
'Mi Nach der Eattrieicking liiit aohwefeisauirem Eisenoxydul.. im
VerUUtnisS Ton:
«M
5 Theilen aAnMblramm EiüiioiydiUs -
5 ^ BtoeMig tind '^i
6 « AlkoiMl
^ j, fidyeter auf
loa Tkeile Wwsar
atigt tich ein weUibe» Mld aaf eineai i^aidkäi-bmmieit Gitdie. As
dittfeai Bilde daif niokt der geihigste Fekkr es benittken 8ei%
wen deorite dmch di« foigvnden OpeniUoMD iroU rtrgtikmtkf
aber aienuila y«miiiidM werden wird. Bni^rieiit et daher aichi In
jeder Hinskhi einem FolUbottiaeDen eanbet nul gut auHgcWhtfm
Negatiirf se Ihot man beeeery ein anderes Glte ni ipräparireA tad
die OpenÜen in wiederholen, ab mit den weiteren Opemtiopfle
IbitiuCriBren«
Wenn des Bad gnt M, flxhrt man es aofbct mit elnar geeütigHtt
Lttsnvg Ton untendmeiigsaareni Natron. Nachdem es fiikt ist,
Usot man die PtaAte treehneli ted besteeiokt daianf die iWnder
mk FkniMif um an T^hiAen» dMs die Coaodiimhaat m-Lanib der
IMteren Op^ralisnen ?om Olaae abgespült wird.
Die 10 irtpedrte Platte übergiesst teab. Ueiftuf gleicHeOWg
mit einer Jodlösong« Dabei mnss man Sorge irageä, die Halte
Tocher mit Wasser itfHufeiMbten, weil man aenat flefaiy Kalt, dass
daiA daa Anfgieesen der JodlSsung fitielMi und Fleclun.. entliehen.
> iMfleelüSeung bereitet man inst
h Chcamm Jodhaüma
I « Jod I' . . '
100 „ Waesen
So lange das BiM nicht eine |:leiehailiBSig gelbe Fiibnng ange-
nommen bat, was amn am besten an der GHasseitn der Platte
biBobachten kann, ataes man ndt der JodlSani^ foMafaten* Eot
dann wfisdit «um die Piatto anf beiden Seiten sorgfiikig ab; dabei
ist es notfaweodig, dam man amfe die Olaskaale reinige, weO man
sonst doreh die Jodlöaang, die anf diteer Seite nodi Techanden
sein icann, leleh* au eteior islschen Beuctheilnng der Fafcba des
NiBgaliipa verleitet wiid. Nath dem Afaai^iflen mH WluMer wiri die
Farbe des Budes noeh etwni ia's Bothe spielen, nnd nseisteaft
gesshieht es nogleid^ dam die Cainen Ltaden anstatt i^bsarMg etwas
nmtt jrind.
(Messt man eine sehr schwache GyankaHmnMntog . über rdb
Ptotte, ao wird die l^te hell weim nnd man famn dadatch seftst
die feinsten Linien der Zeichnmig ghsartig bdl aam -YotsAsia
lEommen lassen. Es konnnt fatoibei «besondem diranf an, dass man
diese Lösung äusserst schwach verwendet, weil man sonst nlAi ha
4or
HnOaikty ihiiOpdMtoii «teirirtrikB, sobaM alle EMriteMl teit^i*»
gelkmMk sted «ai dai Chniz« sieh jte Mn ttiiön^B COaapoaiftbp atf(t
Sobald Latileiat ämt FaHIÜ, Apiltma» dia P}aUe miier «akiem
HalB iArgMtIg «ft WaoMr ak Hiteanf aetet Man dia Vantirkoog
iam-mäi elfter lätabg voq
' 1 Omd» lyagallaMibae in
800 -> '-' Wueea, waa» auair'- > '
U r, : EÜeiBlg.aalat • •
HaohMn tn«i di4 i^oflaHinriU^ in WMaet malgMat b$^
miMi ^m die FUMgitelt und aetit da» Ehmalg daau. . Bit naa
dIa LteMg banalat) acbMeM annite gat doidi ^aniaik liit
dieser Ltaing fibergiesst man die naab vmmt Pialte aM ipa* JId
11^ ftqglldie ablaalboda Plüaigkeil ia ein ttlaa aal» an.ibt. dann
ekad' TffOt^Mb dnaa i^^4en Lügang van labid» gdpatMo^aoBaM
Sllbea'flnaaaebi^n^ fite Toiüilrtnii aiit dieeaa Fltalglieil mm kä
VagaaUoM geasbiben «nd gebt: pai •• aefataeUtr <Mlndcb, ja.alMar
das UUM ist X» M dalite aiebt ttdkaaM, dia Opeaatktn bn Sonnen^
Ifebia asaaMnaa, mü dann die .RedaaUon dea filhin aa eabnaM
far aiefa gebt, daaanni» die Batalibapg vaa Statfin aBdiFlacbati
aal det Flatt» ntofal mihindani baan^ TdtailMi atariua Tag^Ueht
wird fito dieaa O^atfen am gibMttgrten seHw M la^ge die'Ve»-
rtlibnajirfililiiilfeli Iwii» Mi idi kbnnnilai. venaatduaadi ihnfaiiil
dandi BaaanweidBn etaae vertndert, mit deiaelben aMiee loHidinn,
«id aleM anm^ da» dae Negativ wenig mabr an Siiriie gawtea^
10 aetat man noeh einen IVopfea dendben Vlüttigbeit an. Sebald
aie äbm- trttbe ivfid, auiM man ik eraenem nad anf diese Waise
SD kniga lait dem Yenlttiken> fsMAfcmi, bis die daakeln Partlea
dea H^gaÜTS efaie' matt grana Fürbang angenamman baben«
Wena man tanmaD mü AafineiksaaBkeit aaabgshfe» eb <JHe Mnea
Linien dea HegMiea an HelUgfceit ?arlieieB, so kann man amlelah
den Aoganbüek bestimmen, wo dieae Venittrbnng elagartelU wwdsn
mab iSenroU dieses Veistirken als die O^allon ' mü der Cyan»
kaHondösong erforiem sebr viel Vebang y nm mil einiger Sicherbeit
in gnten BesnUatan an getaageni «nnd sind aagle&lh als die-Hani^
Operationen an betmebtSa^ Ton denen das Gallngan 4>dBr liisslingdn
sam grossen Tbeü abbib^gt ««antimis ailgt
Mker ihn •vMbM 4nr PMÜh e wMMitolal Mbttrkn.
VonI.IMiMr/>
l^eses Verfahren grttndet sich auf folgende chemische Reactionen :
1. Jodblei (P b J), das der Witkmig des Lichts unterworfen wird,
I III»
*) kv» dem nuaischen Jonnial „Photosraph'', 1864, S. 82 ff.
408
BcheicMJod aas. 9. Jody am Mk mit Slififca TttbindM, pkt
JodfllSikOy eine Verblndaarg yon ^dankelkl^aaer Farbe.
8. Einige Körper, ' zwn Beispiel JBUen, .Eadk a.i e* w< irirken
auf Mieehnngeii res Jodmeialien i^af aevselseAde ^Weiae,
d. b. sie BOttdern Jod ab. 4. JoddSmpfe fTMagan tich ,ima^^
sScIilicb auf Bchwarso SteUea nied^; aof Sohatten s. B. in Kopfer-i-
sticben, yonugsweisa in Gtegenwart/Von weissen SteOen.
Das Verfahren des DmcloBna det Positive y6tt negaüFen Bildern
anf Glas Ist weeentlieh verscbiedfln van dem Yerfakren .deSilkn^ens
d«ff Positive von ebenfalls poaitive«t. Bildern MfPsplev
näd namentlieb von KnpfersMien;' deshalb, wollen .«if jdea dteaer
Yerfirinen besonders betvaebteiib •
Droefcen der Positive v.OttKeg]ativan« — ^ Dieilüena
WNungüttgUeb neHiwendige chemische Verbindung tot JodbIel(PbJ).
Das empflndllehe Papier wird aof Mgeade Weiae pitffMnrt: gewUnn
liebes päsiti^rea pbotographiscbes Faplef, dia ab«, kein OhMnatitaili
emblüt, wird «lü einev .mögibdiBt gleiehew Schiebt StirkaUatolflr
ibenegen, de» bereitet dnrch 1 Loth der aUerreiiMlen . flAirke in
le Lotb deslUBrtan Wassers vnter HUwirknng der Wjrme; ba
der ZiAereitaog mosa man de» Uelaler beatfindig i umiübfeni; und
wenn alle StfirlEer sidi voUloonimen a«%elöM:'bal^ Ifissl man ihn
halt beiden nnd ninunt die Haut ab, mit der die Oberiid^ bedeekt
ist. lai daa P^ier nii Btfiite fibeisogen «ad zieMii& gnt dnreh*
getrodoiet, so legt man es /mit der überzeganen (Seite, «nnf 4to
OberllBcbe^ eines Bades, Jn welchem eine Misebung lEon 1 Ms 2
Tbeilen J^dkalivm aof 100 Theüe destUÜrten Wasänrs endmlMn
•ist Sehr gni ist es, diesem« Bade 1 I^IS Tropfen SehwefeUhiie
anansetaen« Das Papier wird auf diesem Bade einfgei Miniiten
(1' bis 3') schwimmen gelassen und getrocknet 'Dann wird es
mit der pil^arirten Seite aof dfe Oberfläche eines .Baiee gelegt, in
welchem eine Mischung von 1 bto 2 Theilen essigsauren Bleis, oder
Salpetersäuren Bleis, auf 10(^ Theile* destillirten Wassers entliialteB ist
Ih diesem Bade darf das Papier nur sehr kuire Zeit bleiben,
nlMnlieh bis sieh, in Folge chemischer Zersetzung und Verbin*
düng, Jodblei bildet, was man an der prachtvollen hellgelben Farbe
erkennt, welche sich an der Oberfläche des Papiers zeigt, <Be aof
dem Bade schwimmt, eine Farbe, die dem Jodblei eigenthflmlich
ist . . Dann wird dnaPi^er getreeknet «ad jte^lDnnheln aafb«wilbit
Das auf diese Art prSf aarifte Papier dient zum Gopiren der
Positive von M^atiyen in der gewöhnliche^ Weise, wie. dieselbe
mit, Chlorsilberpapier ausgeführt wird* Unter dem negativen ^Üie
auf Glas wird das Papier, welches das Jodblei enthält, der Wirkung
409
d«i 14elrt9 unterworfea; das posHive BUd ton der Uauen Farbei
Um der Jodilftrke eigenthämlleh iat, fängt an auf dem gelben
Gnmde nach und nach cnni Vorschein eu kommen. Wenn das
BfM yölUg hervorgekommen '■ kt, dann wird das Papier in ein flaehes
GeOas gelegt, und mit Wasser, am besten mit warmem , begosaen.
Das Bttd erseheiot dann sehr schnell, and ist von dunkelbranner
Farbe; daa Wasser wird einigemal gewechselt, bis die gelbe Farbe
Tendlwunden ist, d. h, bis alles Jodblei sich im Wasser aufgelöst
hat Das Auswaschen mit reinem Wasser sehliesst auch das Tonen
und das Teistftrkende Mittel in sich. Der chemische Prosess, der
bei diesem Ver&hren vor sich g^bt, ist folgeuder: unter dem Ein-
flofls des Lichts scheidet das Jodblei einen Theil des Jodes aus,
welcher sich mit der Stttrke verbiudet , die sich auf der Oberfläche
dea Papiers befindet, und gibt ein positives Bild von blauer Farbe,
daa aus Jodstjirke besteht Aber leider siod die auf solche Weise
gewonnenen Bilder zu wenig dauerhaft; unter Glas oder im Schatten
halten sie sich noch einige Zeit, ab^r bei vollem Lichte verflüchtigt
sich das Jod, und das Bild verschwindet nach und nach, ich habe
viele Versuche machen müssen und muss immer von neuem suchen,
um endlieh eine Mischung zu finden, welche die Jodstärkebilder
fizirt Ich liabe Bilder, die schon 4 Monate gemacht sind und von
der Wirkung des Lichtes in Nichts gelitten haben. Aber man wird
noch ordentlich au arbeiten haben, um ihneo den Ton der ge-
wöhnliehen Photographien. au geben; und überhaupt muss man das
Verfahren in den Einaelnheiten noch vervollkommnen, so z. B« in
BeaekuQg aaf die Feinheit der Arbeit Hinsichtlich des Copirens
von Kupferstichen verweise Yf'u auf den nächsten Aufsatz.
Minsk, den 5. April 1856.
Kh Auflag im Zweck phetograpUseker BeekaeMmg
h ehem Lnftballoii/^
£s ist bekannt, dass im- vorigen Sommer von Megretti ein
Versuch gemacht wurde, Photographien der Erde von einem Luft-
baUon aus in beträchtlicher Höhe aufzunehmen. Die Umstände,
aster welchen der Versuch gemacht wurde, waren gerade sehr
ongfinstig und führten zu unbeiHedlgendeu Besultaten. Es war
indess genug zu zeigen, dass unter günstigeren Verhältnissen Erfolg
stt erreichen seL
•) Tbe Biitisli Journal oi Pkottguphy, Joly 33, 186i, p««. 366.
410
Wir haben eines der Negative, diß während der jener Laftfab^
anfgenommen worden, gesehen und geprüft, und haben es ala
werthlos bei Seite gelegt, obschon es jetst zu künftiger Vergletehmig
und Bezugnahme darauf aufbewahrt wird« Es besitzt yielleicht nickt
absolute Schärfe, aber es hat diese Eigensdhaft doch in einem
erträglich gut entwickelten Grade. Es wurde in der H5he von
4000 Fuss anfgenommen und ist sehr merkwürdig wegen des offenbar
kleinen Gesichtswinkels, den es einschliesst. Die Strassen, Bädie
und Hopfenfelder mit den Stangen sind alle deutlich zu sehen.
Negretti wurde bei seiner Aufsteigung begleitet und uni^rztütit
Ton CoQings, dem Gteschäftsftthrer yon Megretti und 2iambra'fl photo-
graphischer Abtheilung im Erystallpalast. Später fiel es Ck^lliagi
ein, dass, ehe er wieder einen photographischen Versuch machte,
er sich von manchen Dingen eine gründlichere Eenntniss veraehaiftn
müsse. Er stellte dies Coxwell yor, und dieser setzte CoUinp
sogleich in den Stand, seine Beobachtungen zu veryollständigeo,
indem er ihn einlud, sich der Gesellschaft anzuschliessen , die Tor
wenigen Tagen eine Luftfahrt gemacht hat Diese Luftreiee war
fiir photographische Arbeiten äusserst günstig, und die von Colüngs
gemachten Beobachtungen berechtigten ihn zu dem Schlüsse, dass
eine unter ähnlichen Umständen unternommene Fahrt von voll-
ständigem Erfolg begleitet sein müsse, Torausgesetzt dass alle
mitgenommenen Instrumente diesem besonderen Zweck eigens ange-
passt wären. Es gab keine rotirende Bewegung des Ballons um
seine Axe, die für den Erfolg des früheren von Negretti gemachten
Versuchs am nachtheiligsten gewesen war; wenn man hinabschante,
erschienen alle Gregenstände auf der Erde ruhig und bewegungslos,
aber in Folge der schnellen Aufsteigung mit allmähliger Abnahme
an Grösse.
Als der Ballon eine Höhe von ungefähr 800 Fuss erreicht
hatte, erschien die Erde wie eine Landschaft, bei welcher die Ent-
fernung keine Veränderung darbietet, und würde senkrecht von
dieser Höhe aus eine Photographie aufgenommen, so vrürde der
dngeschlossene Gesichtswinkel offenbar so klein seiii, dass ein
mit einem 4VaZÖlligen Objectiv aufgenommenes Stereoscopbild nur
zwei bis drei Grasfelder von gewöhnlicher Grösse einschliessen würde.
Wenn die Linse, anstatt sie dSrect abwärts zu richten, in einer
schrägen Bichtung gestellt wird, so kann der schnelle Gang, in
welchem die Au&teigung geschieht, verbunden mit der Schnelligkeit
der Seitenbewegung, dem Photographiren von Gegenständen, ausge-
nonmien in der Richtung einer jeden dieser beiden Bewegungen,
ein ziemlich bedeutendes BBndemiss darbieten; es ist aber zu hoffen.
411
dies nur In Besog aaf den Erfolg ein Hindernifls sein wird,
welches ISsgere Erfahrnng jedenfalls fiberwinden kann.
WeO die geringste Bewegung des Körpers, selbst wenn man
nnr die Hand anf den Rand des Fahrzeugs legt, letaterem eine
dttemde Bewegung mitthellt, welche einige Zeit braucht, um sich
ca legen, so Ist es klar, dass die ToUkommenste Ruhe von Seiten
dereri die sich im Fahnseuge befinden, eine unerUssHche Bedingung
ist. Noch Yid melv tritt dieses Zittern dn bei der EntbUssnng
der Linse, wenn man eine Platte ezponirt; aber es ist kdn Zweifel|
dass «ach diese Schwierigkeit au fiberwinden sein wird, obschon
mit einem Schnellscbliesser, auf welchen durch die Bewegung eines
DrfiekeiB gewirkt wird, der gewfinschte 2weck sich nicht in be-
iUedigender Weise erreichen Usst
Vor dem ersten von Negretti gemachten Versuche fürchtete
man, das Zittern des Fahrzeugs werde mit entschiedener Strenge
«ntreten, and dies erwies sich denn anch. Bei dieser Gel^enhett
wurden neunzehn Platten exponirt: die erste, als der Ballon in
schneller Bewegung den Erdboden yerliess, in einer Höhe Ton 150
Fuss. Diese zeigte die Wirkung der fibermissig schnellen Bew^ung
anf die Platte; aber ^e zweite, dritte und die folgenden Platten
zeigten diese Wirkung in allmälig abnehmendem Orade, bis der
Ballon in bedeutendem Haasse von seiner roürenden Bewegung
ablieaa. Es ist vieUeicht nicht allgemein bekannt, dass die rotirende
Bewegung durch die schräge Neigung veranlasst wird, welche das
Fahrzeug in dem Angenblicke empüngt, wo es frei ron der Erde
fortgeschleudert wird, und die eine betrfichtliche Zeit fortdauert;
lisst man aber den Ballon auf eine gewisse Entfeniung entweder
sdmeü steigen oder schnell sinken, so wird, wie Oozwell nach«-
gewiesen hat, die rotirende Bewegung bedeutend Termindert, und
trotz sehr schnellen Steigens oder Sinkens ist der Ballon in dieser
Zelt für photographische Zwecke stetiger. Es gibt aber AugenbUcke,
wo sich die Photographie sehr erfolgreicfa ausfiben IMsst. Wenn der
Ballon seine gr5sste Höhe erreicht hat und sanft dahin schwebt —
das ist die Zeit, wo man Photognqihien last mit ebenso viel Be-
qaemlichkeit anihehmen kann, wie in einem gewShnlidien Atelier.
Kleiie Ldeher ii der ColltdieiscUcht im Wiiter«
In der ersten lieferung des diesjährigen Angustheftes des pbot
ArehlTS befindet sich ein Artikel des Herrn G. Wharton*Simpsen
über das Vorkommen klefaier Löcher ui der Ck)Ilodlonschicht hn
412
Sommer. Es sei mir erlaubt, auf eine deta ganz ähnliche ErscheimiBg
hinzuweisen, welche ich aber nur im Winter zu beobachten Ge-
legenheit hatte. £s waren ganz dieselben unzähligen Nadelstiehe,
welche sich bei Herrn Wharton-Simpton im Sommer zeigten » und
immer war das Negativ dadurch unbrauchbar gemacht werden.
In meiner dunklen Kammer befand sich am Anfange des
vorigen Winters kein Ofen und die Temperatur in derselben war
demnach nur um etwa 1 — ^3 Grad höher, als im Freien. Den nach-
theüigen Einfluss der niedem Temperatur — und sie war im ye^
flossenen Winter sehr niedrig — befürchtend, hatte fdi deshalb alle
bei der Aufhahme nöthigen Lösungen über Nacht in einem m&ssig
warmen Zfamner stehen, und brachte sie erst dann In die dmikie
Ejimmer, wenn Aufnahmen nöthig wnrden. In der Regel war an
den ersten Anihahmen des Tages nichts auszusetzen; kleine L$elier
zdgten sich nicht So wie aber einige Standen verflosseii waren,
traten die Nadelstiche. im Negativ aUmihlig auf und nahmen bald iz
erschreckender Weise überhand. Nur, wer selbst Photograph ist,
weisa die Verlegenheit zu würdigen, in welche man versetzt in,
wenn man an einem klaren Tage bei einem flotten Geschüftsgaoge
durch ein Hinderaiss sich aufgehalten sieht, über dessen Entstehuigi-
wrsache man sich im Angenbllck, wo die Zeit drängt und dai
Pabliknm wartet, keine fiechensdialt geben kann. Die Frag«:
welcher von den vier Factoren der Entstehung dez Bildes, CoUodkn,
Stlberbad, Entwickler und Verstärkung, thnt sefae Schuldiges»
nicht V ist nicht so rasch beantwortet, als es hier nothwendig wäre.
Znnäehst dachte ich an Staub , der lAA noch auf der Platte beisdsa
könnte; allein die grösste Sorgidt hierin änderte nicht das Mindsste:
die Nadelstiche in der Schiebt traten wie znvor auf. Ich unteisashte
darauf das Siberbad, es erwies sich als ganz klar; dennoch, filtriite
ich. Immer der alte Jammer« Ich versuchte ein anderes CoUodioi,
ebien andern Entwickler, nahm eine irische VerstärkungslOsong;
allein es half nichts. Endlich stellte ich das l^lberbad einige ZA
auf einen wannen Ofen, und siehe da, die Platte war wiedenua
vollständig rein und zeigte nicht die mindeste Spnr der
Löcher« AUer Wahrscheinlichkeit nach hatten sich im
atomistische Eistheilchen gebildet, welche der im Silberbade befind-
lichen Collodionschicht adhärirten und so die Bildung des Jodsilben
an diesen Stellen verbinderten. Bei der Entwicklung, mehr aber
noch bei dem Abspülen nach derselben, wurden diese Eistheilcben
mit abgemalt m^d es entstanden so die verderbUehen Dorch-
löehernngen.
413
Im Sommer dagegen, flelbet foi dessen belsMsleii Tag^n, habe
ich nie mit di'eBei' Sorte ion Hindernissen eu kftmpfen geliabt.
Pas 8 an, 22. Angust 1^64. W. Weraer«
Berielit aber eine Wirkug des BeutiidaBipfes nd deii
Oions auf sogenanntes anenpiindliclies Jodsilber.
Von Dr, P. L Kaiser.*^
TPi^ Entdeckung Poitevin'e, dass Gre'rbsäare das nnedupftadHebe
Jodsilber empfindlich macht, führte mich auf den Gedanken, dasä
▼lele gae- vnd dampfförmige St^e ebeoeo anf Jodsitber wirken
kannten, wie Gerbsäare. Das Anwenden gasi^miger Stoffe ra
diesem Zwecke dürfte der ron Flüssigkeiten zur Beveitnug troekner
Platten vorsasiehen sehi. Poitertn's Methode ist folgende: man
waadie die Jodsilberplatte, sobald sie an» dem Silberbade kommt,
mit reinem Wasser ab, um die Silborl6sdng zu entfernen, ttbei^esse
sie dann mit 5%iger Jodkaliumlösung fan hellen TagesBdit Wenn
das Jodkalium unter Mitwirkung des Lichts das Jodsilber vollkommen
unempfindHeh gemacht hat, wird die Platte nochmals abgewaschen,
und dann im Dunkelzimmer mit Auflösung von OerbsXure in WAsser
flbergoesen. Die Oerbsfiure macht das Jodsilber lichtempindiieh.
Dann wascht mtti das Tannin ab, und hat nun nach dem Trocknen
eine empfindliche trockne Schicht Das Entwickeln gesdiSeht mit
irgend einem Entwickler, der mit SUberiösung Temisdit ist Also
braucht man zum Präpariren emer Platte siebenerlei Flüssigkeiten.
Da die Flüssiglieiten immer sehr kleine ungelöste Stoffe enthalten,
die durch das beste* Filtrirpapier gehen, so Ist riei gewonnen, wenn
man die Zahl der Flüssigkeiten vermindert.
Es schien mir, als könne das Ozon, einer der besonderen
Zustände, vorin der Sauerstoff vorkommt, beim Empfindlidimachen
des Jodsilbers gute Dienste leisten. Zuerst habe Ich diejenigen
Flüssigkeiten versucht, die in Berührung mit Sauerstoff Osson bilden.
Icli schnitt eine unempfindliche trockne CoUodionplatte in vier Stücke,
benetzte eine mit Gerbsäurelösung, eine andere mit reinem Benzin,
eine dritte setzte ich einige Zeit der Einwirkung von Benzindampf
ans, während das vierte Stück dazu diente, die vollständige Un*
empfindlichheit nachzuweisen. Dies alles geschah natürlich im
Dunkeln. Jedies Stück wurde dann einen Augenblick dem Tages-
liclit ausgesetzt, und entwiclcelt Alle die Theile, wo das Licht
*) TiJdBeliTilt voor Photogrftphi«.
"
414
gewirkt hatte, färbten sich sehwarii während die niGhtbeliehteteD
unverändert blieben* Also wirkte der Benzindampf wie YoraiH-
gesehen. Ich liess nun einen Plattenkasten Yon Zink machen, oI>cq
und nnten zum Oeffnen. Unten ruhten die Platten auf Metallgase,
und darunter wurde mit Benzin getränkte Baumwolle gelegt Bdde
Deckel wurden dann durch Eautschukbänder hermetiBch gesdüoflsea.
Nachdem der Benzindampf 24 Stunden auf die Platten gewüit
liatte , belichtete ich in einer Camera mit Blende von 8 mm. Durdi-
messeri die auf eine Landschaft gerichtet war. Nach 3 Minuten
Belichtung kam unter deAi Entwickler ein deutliches Bild zum
Vorschein, welches mir viel zu lange belichtet schien. Aach eine
zweite Platte, die nur 2 Minuten belichtet wurde, schien mir zu
lange belichtet zu sein; sie war nnten empfindlicher als oben,
natürlich weil der Benzindampf unten dichter als oben ist.
Um zu untersuchen , ob wirklich das Ozon das wirkende Mittd
ist, wurde reines Jodsilber unmittelbar mit Ozon in Berfibraag
gebracht Zwei im ToUen Tageslicht präparirte, mit JodkaÜm
behandelte JodsUberplatten wurden, die eine ganz, die andere halb,
der Einwirkung stark ozonisirter Luft ausgesetzt Die osonisirte
Atmosphäre erzeugte ich durch einen galvanisehen Inductionsappaiat
so, dass ich Ton deren Reinheit überzeugt sein konnte. Die Plattsu
wurden sodann unter dnem Negativ belichtet; die erste gab beim
Hervorrufen ein kräftiges Bild, die zweite nur an der dem Ozco
ausgesetzt gewesenen Hälfte.
Dies beweist auch, dass das Ozon bei der Veränderung der
ohemisdien und physicallschen Zustände des Jodsilbers eine sehr
wichtige Rolle spielt Die Ehifährung einer ozonisirt^ Atmosphäre
muss dem practischen Photographen von grossem Belang sein.
ChlorplatiB-^laecksilber zum Verstirkra der NegaÜTe.
Herr Duchochois empfiehlt (im American Journal of Photo-
graphy) zum Verstärken der Negative eine Verbindung von 74
Theilen Quecksilberchlorid mit 6 Theilen Platinchlorid. Jedes dieser
Salze wird in möglichst wenig Wasser gelöst und die Mischmig
sehr verdünnt (1 : 70) auf das Negativ gegossen. Die Verstärkung
soll sehr rasch vor sich gehen.
Alle Briefe und MittbeiluBgeii Ar die RedActloii Bind an den Heranigeber,
Panl B. Lieiegang in Slberfeld, in ticbtea.
Gedruckt bei 8*m. Lacfts In ElberMd.
Photographisches Archiv.
Baud W. - Itr. «S, - M. Octofcer 1^*4.
mmm^
Das Hagnesiiflilifht
Von Dr. J. Schnanu.
Dtr MAgnesiomdraht krt jetzt leicht and zu ttnedi gtgeti sonst
Terhäitnissmässig billigen Preis sn bekommen. Das Magnesium
besitzt ein sehr geringes speeifisches GewicLt und gehört, gleich
dem Kalium, Natrium u. s. f. zu den sogenannten Leichtmetallen.
Die beiden letztgenannten Metalle zersetzen bekanntlich das Wasser
schon bei gewöhnlicher Temperatur, indem sie sieh oxydiren (in
Kali und Natron verwandeln) und dadurch den Wasserstoff aus
dem Wasser frei machen. Beim Kalium ist die erzeugte Hitze
90 gross, dasB sich der frei werdende Wastfeorstoff an der Luft
Mg&eich entzün^t Kalium und Natrium müssen wegen ihrer
ausserordentlichen Verwandtschaft zum SauerstolF Ton der Luft
abgesehlossen unter Steinöl (welches sauerstoürei ist) aufbewahrt
werden* Das Magnesium oxydirt sich bei gewöhnlicher Temperatur
xwar nicht merklich an der Luft, jedoch bis zu seinem Schmelz-
punkt, welcher den des Bleies nicht viel übersteigt, erhitzt, ver-
brennt es sogleich mit blendend weissem Lieht zu Magnesia. Diese
letztere ist es wahrscheinlich, welche durch ihr Weissglühen im
Moment des Entstehens die ausserordentliche Leuchtkraft des
biennendeii Magnesiums erzeugt, ähnlich dem weissglühenden
Kohlenstoff in der Flamme jedes kohlenstoffhaltigen Körpers oder
wie beim Glühen des kohlensauren Kalkes in der Löthrohr- oder
Knallgasflamme, wobei sich ein dem Magneshnnlicht ähnliches
Licht von blendender Weisse zeigt. Das erstere scheint stärkere
jüietochenusche Eigenschaften zu besitzen, als jedes andere
bis jetzt bekannte künstliche Liebt; ein Draht von der Stärke
20
416
einer gewöhnlichen Steck- oder Haarnadel and etwa 5 his 6 Zoll
lang wiegt ungefähr '/^o Gramm und genügt zur photographischen
Aufoahme eines kleinen Kupferstiches oder ähnlichen, flachen
Körpers. Will man einen grösseren, gerundeten Gegenstand auf-
nehmen, eine Statue oder ein Portrait, so muss man zwei Drahte
von genannter Grösse gleichzeitig ahhrennen, den einen auf der
anderen Seite des Objectivs und etwas weiter davon entfernt. Man
kann durch Aenderung der Entfernung und Stellung der brennenden
Drähte, auch während der Aufnahme, verschiedene Lichteffecte
erzielen. Bei einer weissen Statue braucht man natürlich nur die
Hälfte Draht zu verbrennen, welche nöthig ist, um ein gutes
Portrait zu erzeugen^ und zu einem kleinen Kupferstich bedarf man
noch weniger. — Man wird zur bequemen Handhabung eine kleine
Maschine erfinden müssen, welche den Draht langsam und gleich-
massig, der Schnelligkeit des Yerbrennens entsprechend, in die
Flamme schiebt und womöglich, vielleicht durch eine kleine,
coniinuirliche Erschütterung des Drahtes, die gebildete Magnesia
sofort entfernt, weil dadurch oft viel Draht unverbrannt abschmilzt,
dass er von der gebildeten Magnesia umhüllt wird.
Heber Aafiithmea im Freiea ohne dankles Zelt.
Von Dr. A. Weiske.
Das grosse Interesse, bei Aufnahmen im Freien mögfichst
wenig und leichtes Gepäck bei sich zu führen, hat schon längst
den Scharfsinn der Photographen veranlasst, auf Mittel zn sinnen,
wie man vor Allem das dunkle Zelt entbehrlich machen könne.
Einerseits hat dies Bestreben hauptsächlich mit zur Entwicklung und
Vervollkommnung der Trockenverfahren geführt Und in der That
bieten Trockenplatten eine grosse Bequemlichkeit, denn es lasses
sich leicht Vorrichtungen constmiren, nm die schon zn fiaose
empfindlich gemachten Trockenplatten vor dem Lichte gesehfilit
aas dem Aufbewahrungskästchen in die Cassette zu bringen, und
nach der Exposition aus dieser wieder heraus in ein anderes
Kästchen. Es gehört aber, wenn man erst zn Hause entwiciceio
will, eine sehr grosse Uebung dazu, die richtige Belichtungszeit %n
treffen, da man sonst gar leicht Grefahr läuft, viele oder die meisten
Platten mit zu kurzer oder zu langer Belichtung nach Hause la
bringen. Soll man aber eine Vorrichtung haben, um im Freien
vor dem Lichte geschützt gleich an Ort und Stelle entwickeln ■■
417
können, so wird auch dann das Empfindlichmachen der Platten
nicbt weiter grosse Umstände machen und man braaebt das nasse
Verfahren gar nicht erst eu verlassen. Man hat daher andrerseits
sieb bemüht, Ctiretten und Cassetten hersustellen , welche das
Emp6ndliehmachen und Entwickeln der nassen Platten gleich im
freien Tages- ja Sonnenlichte gestatten und viele dieser Apparate,
wie besonders die von Titus Albites, Disd^ri und Sabatier Blot*)
sind in der That ganz sinnreich und compendiös. Sie kommen alle
darauf hinaus, dass man die mit Collodion überzogene Platte,
nachdem sie in der Casseite befestigt, in vor dem Lichte geschützter
Weise in die Silberbadcüvette herablassen und dann wieder empor-
ziehen, und nach dem Exponiren in gleicher Weise in eine Ent-
wickelungsciivette bringen kann. Weiter braucht man das Licht
nicht abzuhalten, denn das im Dunkeln vollkommen entwickelte
Bild kann man, unabgesptilt wie es ist, getrost an das Tageslicht
bringen, und dann in aller Ruhe am Lichte waschen, fixiren und
hierauf, wo nöthig, verstäiicen oder schwädKcn. Der Apparat von
Sabatier Blot ist nun allerdings der handlichste und compendiöseste,
das Icann ich nach eigenem Gebranch constatiren, aber einen Fehler
hat er doch noch mit allen anderen ähnlichen gemein. Wenn man
sSmlich ein Bild, und wenn es noch so passend belichtet ist,
nicht durch Aofgiessen einer kleinen QuantitSt Entvncklungsfitissigkeit
auf die Platte entwickelt, sondern durch Eintauchen in eine Cüvette,
welche eine grössere Quantität dieser Flüssigkeit enthält, so wird
das Bild schwach und schlecht, denn das auf der Platte befindliche
Silbemitrat, durch dessen Reduction auf den belichteten Stellen ja
das Bild entsteht, wird beim Eintauchen in die grosse Flüssigkeits-
neuge sogleich von der Platte heruntergespült und in der ganzen
Cflvette vertheilt, während es beim Aufgiessen einer iüeinen
Quantität des Entwicklers auf die Platte aus einem Gläschen zwar
aneh znm Theil heruntergespült wird, aber doch beim wiederholten
Aufgiessen immer wieder auf die Platte kommt, bis es eben
möglichst vollständig auf derselben reducirt worden ist. Nun könnte
man zwar dem Uebel dadurch abhelfen, dass man dem Eisenent-
Wickler gleich eine grössere Quantität Silbemitrat zusetzt, dann
mfisste man aber, um die alsbaldige Reduction des Silbers in der
Cüvette zu verhindern, dem Entwickler eine ungebührlich grosse
Menge Essigsäure zusetzen, so dass dadurch die Entwickelung
wieder äusserst yerlangsamt und geschwächt wird.
*) Archiv Tom 16. Joü 1864, Seit« 305. Disd^ri, die Photograpliie Als
bfldende Kanst Seite 109.
41S
Es Ubne daher daraof aoi dass man die Ifetliode der £nU
Wickelung, die man daheim im Laboratorinm befolgt, nftmileb die,
eine kleine, zum gleichmässigen Ueberfliessen genügende QttantitSt
des Sntwicklers aua einem kleinen Gefässe über die Platte »i
giesaen, ablaufen su lassen und wieder anfEugiessen, dasa mao
diese Methode, sage ich, auch für das Arbeiten im Freien ohne
Dunkelkammer anw/endbar machte, und es ist mir, wie ich aeigea
werde gelnngeo, einen höchst einfachen Apparat au constmireo,
welcher das £ntwicli:eln durch Aufgiessen im freien Tages- ja
Sonnenlichte erlaubt.
Die von mir benutzte Einrichtung der Gassotte und der Silber-
ba4cüvette ist die von Sabatier Blot angegebene, nur mit einigen
sich leicht ergebenden Vereiofachungen. Ich verweise daher zugleieli
mit auf die Figuren, welche in Nummer 62 des Archivs Seite 906
die Beschreibung des Apparates von Sabatier Blot begleiten. Ans
der dortigen Beschreibung und Abbildung ist freilidi nicht ersichtlich,
wie der in der Hinterwand der Cassette nothwendig befisdlidie
Spalt, in welchem die beiden an der Fühmng der Platte befind-
lichen Schraaben auf- und abgleiten, lichtdicht. verschlossen werden
kann, ohne die Beweglichkeit der Führung zu hindern. Ich weiss
nicht, ob das von mir hierzu angewendete Mittel dasselbe wie dss
in dem Blot'schen Apparate gebrauchte ist, ich vermuthe es aber.
Auf jeden Fall ist die Sache einer genauen Beschreibung werth,
und ich habe daher im Folgenden der Abbildung meines Anfgiess-
apparates in Fig. 2 auch einen Seitenaufriss der von mir ange-
wendeten Cassette in Fig. 1 vorausgeschickt.
Die RUcliwand der Cassette (Fig. 1) ist eine doppelte. Sie
besteht aus den beiden reichlich Vs ^^^^ ^^^ einander abstehesdez
Brettchen aa und hb. Dazwischen Icann das als Fülirnng der
Glasplatte pp dienende Klötzchen AA sanft auf- und abgleiten.
Die beiden Brettchen aa und bb haben jedes in ihrer Mitte ehieo
von oben nach unten gehenden etwa Vs Zoll breiten Spalt ^ darcli
welche die Schraubenspindeln ee' und dd' und da, wo die letstere
durch AA hindurchgeht, auch Vorsprünge dieses Elßtzdiens herans-
ragen. Aus der Figur ist leicht ersichtlich, wie durch Anziehen
der Schraubenmutter F die Führung AA in jeder beliebigen Hökc
an der Rückwand der Cassette festgehalten werden kann, während
andrerseits beim Ansiehen der Mutter g, durch das an der Spindel
festsitzende Stück e' die Glasplatte pp fest an den in das Innere
der Cassette vorspringenden Theil von AA angepresst wird. Damit
nun aber «tets und auf jeden Fall die in der Mitte der doppelten
Rückwand der Cassette befindliche Spalte licbtdidht verscUojKeii
41t
iit, hftbe ich Inserbalb der Mitte der doppelten Rückwand der Caeaette
ober- und unterhalb toq ÄA, «in gefaltetes, die ganee Breite der
Ik»/
Caasette erfttUendes, schwarz gefimisgtes Papier eec angebracht und
es einerseits an AA andererseits an die Cassette angeleimt, so dass
beim £nq[»orfiihren von AA das obere Papier sich sasammenfaltet^
das untere aasdehnt, beim Herabscbieben aber offenbar das Umge*-
Itthrte stattfindet. Der Verschluss ist vollkommen lichtdicht und
Bsn kann anf diese Weise die Platte pp so sanft und gleichmXssig
auf. und abführen, dass anch nicht die geringste Spur von Streifen
dnxeh das 8ensibilisiren auf der Platte entsteht.
Das Arbeiten mit dieser Cassette geht nun einfach so vor sieh,
dass man, während der vordere Schieber ss geschlossen ist, den
nnteren Sclneber m öflhet, durch Lüften der Mutter F die Führung
AA ganz herablUsst und da wieder festpresst, dann nach Lüften
der Mutter g die gereinigte Platte pp unter e' schiebt und dann
durch Anziehen von g festpresst. Hierauf hSlt man die Cassette
horizontal in der linken Hand und giesst das CoUodion mit der
rechten Hand auf die herausstehende Platte. Dann zieht man die
Platte wieder in die Cassette zurück, setzt dirae fest auf die Silber-
badettvette, welche ganz wie die von Blot angegebene construirt
ist, nur dass die andere Hälfte, welche die Eisenbadcüvette enthält,
420
wegfällt, Iftsst dann die Platte herab, sensibiliBirt, zieht me wieder
empor und schliesst vor dem Abheben den Schieber m.
Nach der Exposition geschieht nun die Entwicldang in dem Fig. 2
abgebildeten Apparate. Es ist dies ein flacher Kasten von gut gefir-
nisstem Holze, der oben mit einer Glasplatte gg verschlossen werden
kann. An der einen Seite hat er einen sackförmigen Anhang o von
Guttapercha und an der anderen, durch einen Schieber n verschliess-
baren, zwei Backen A und B, zwischen welche genau der untere durch
durch den Schieber m verschlossene Theil der Cassette passt. Nach
Wegschieben der gelben Glasplatte gg giesst man in den Raum o
die abgemessene Menge der Entwickelungsflüssigkeit, schiebt dann
die Platte gg wieder vor, und setzt die verschlossene Cassette mit
ihrem unteren Theile zwischen die Backen A und B, öffnet die
Schieber m und n, führt durch Lüften der Mutter F die Platte in
den Entwickelungskasten herab und lässt sie dann, indem man das
Ganze etwas schräg nach rückwärts hält, durch Lüften der
Mutter g in den Kasten auf die Rückwand rr herabgleiten, so dass
sie auf dem Vorsprunge v mit dem unteren Rande stehen bleibt
Dann schliesst man den Schieber n und entfernt die Cassette. Ist
dies geschehen, so lässt man dadurch, dass man den Kasten in
eine horizontale Lage bringt, durch die in dem Behälter o befind-
liche Flüssigkeit die auf der Rückwand rr liegende Platte überfliessen
und entwickelt nun ganz wie gewöhnlich durch Auf- und Ab-
fliessenlassen weiter. Nach 15 bis 20 Secunden ist sicherlich alles
auf der Platte befindlich gewesene Siibernitrat reducirt und man
kann sie nngescheut aus dem Entwickelungskasten herausnehmen.
Es geschieht dies am leichtesten so, dass man den Glasdeckel gg
herauszieht, ebenso* den Kork k aus der Oeffnung am Boden, und
dann durch ein in letztere Oeffnung von unten eingeführtes Stäbchen
die Platte in die Höhe hebt Die herausgenommene Platte wird
abgespült und fixirt Durch die Oeffnung bei k kann man aodi
die gebrauchte Entwickelungsflüssigkeit ablaufen lassen. In Bezog
auf die beste Weise ein fixirtes Bild beliebig, und zwar auch im
freien Tageslichte, zu kräftigen oder zu schwächen verweise ich
auf einen späteren Aufsatz, in welchem ich das Towler'sche Negativ-
verfahren besprechen werde. Hier sei nur noch schliesslich bemerkt,
dass es sich mit dem von mir beschriebenen Apparate äusserst
leicht und sicher arbeitet
421
lieber die AiweMding Yei AltaviBpaiiier bei der
PliotelithegrapUe.
Von L. P. Tan der Beek.
Je einfacher eine pliotolitographische Methode ist, um so eher
i^ann diese schöne Branche der Photographie in das Bereich der
Indostrie eintreten; die Verfahren von James and Asser haben
uns KU einer einfachen Methode geführt, die die Hauptbedingungen
beider verefaiigt.
Beide Verfahren beruhen darauf, dass ein Ueberdruclc ge-
fertigt werde, der auf Stein übertragen werden Icann. Im James'schen
Verfahren wird ein diclces , geleimtes Papier mit einer Gelatineschicht
überzogen und nach dem Trocknen durch doppelt chromsaures Kali
empfindlich gemacht; während nach Asser ungeleimtes Papier auf
StäritelLleister gelegt und nach dem Trocltnen ebenfalls mit doppelt-
ehromsaurem Kali präparirt wird.
Das James*sche Papier besitzt daher eine glattere Oberfläche
und die Papierfasern sind durch die Gelatineschicht fester geworden,
so dass also die Abdrüclie darauf schärfer werden. Dahingegen
besitzt das Asser'sche Papier den Vortheil, gleich zum UeberdruclL
fertig zu sein.
Das James'sche Papier wird sodann ganz mit einer Lage von
DrucicBchwärze bedeckt, die durch beigefügten Firniss die Eigen-
schaft besitzt, an dem Stein gut zu haften. Das Ueberdrucken
kann natürlich erst geschehen, nachdem die Schwärze von den
Stellen des Papiers weggespült worden ist, auf die das Licht nicht
einwirken konnte. Nach dem Uebertragen sieht man auf dem
Papiere die Zeichnung noch in brauner Farbe.
Das Asser*sche Bild wird in ganz anderer Weise mit Schwärze
versehen. Das Papier wird in Wasser gelegt, um das lösliche
Biciiromat zu entfernen ^ dann mittelst einer Rolle, mit besonderer
fetter Schwärze bedruckt. Das Papier bleibt dann an den Stellen
wo das Licht nicht gewirkt hat, vollkommen weiss, während alle
anderen Stellen das Bild annehmen. Beim Ueberdrnck bleibt die
Stärkelage mit dem Bild auf dem Stein.
Die Erscheinung, dass beim James'schen Papier das Bild nach
der Uebertragung noch auf dem Papier sichtbar ist, was beim
Asser'schen Papier nicht der Fall, lässt sich dadurch erklären, dass
im ersten Falle das Bichromat nicht nur mit der oberflächlichen
Gelatineschicht, sondern anch mit dem Leim im Papier eine Ver-
bindung eingegangen ist. Die Verhärtung der Verbindung durch
Fh«to(r»pliiMbe8 Irekif . Vr. 68. 16. Oetober 1864. ^
422
das Licht hat abo nicht allein auf der Oberflüehe, aondem «ach
im Papier Statt
Das Asser'sche Papier das ursprünglich angeleimt war, Ut
mit einer Lage von Stärlce überzogen; das Bild entsteht also nnr
auf der Oberfläche und kann von der Unterlage^ dem Papier, leicht
entfernt werden. Es scheint uns das Asser'sche Verfahren einfacher
und sicherer zu sein, besonders für die Wiedergabe von Mitteltöneo;
die Schärfe der Linien, die das James'sche Papier gibt veranlassen
uns indessen, das Asser'sche Verfahren mit Eiweiss zu versuchen.
Wenn man das Eiweisspapier mit gesättigter Auflösung von
doppeltchromsaurem Kali tränkt, erhält man ein Papier, das sich
zur Verfertigung photolithographischer Ueberdrücke sehr gut eignet,
sowohl für Linienzeichnungen, wie für Bilder mit Halbtönen. Da
dies Papier allgemein verbreitet und im Handel zu haben ist, kann
man leicht einen Versuch machen. Gut albuminirtes Papier wird
5 Minuten mit der Papierseite auf gesättigte Auflösung von doppelt-
chromsaurem Kali gelegt, dann zum Trocknen aufgehängt; es wird
darauf unter einem Negativ belichtet und mit der Papierseite auf
Wasser gelegt, welches ein wenig Ammoniak enthält. Wo das
tiicht nicht gewirkt hat,* wird in diesem Bade das Albumin mit
dem unveränderten Bichromat vom Papier abgelöst. Man erneut
das Bad drei bis viermal bis das Papier ganz hell bleibt und die
Blasen die sich auf dem Albumin bilden, anzeigen, dass dies sowol
wie der Leim vom Papier gelöst sind. Erst dann spült man mit
Wasser ab, und verfährt ganz nach dem Asser'schen Verfahren
(vergl. Nr. 66. des Archivs), ausgenommen, dass das Papier nach
dem Auswaschen nicht erst geröstet zu werden braucht.
Das Bild wird auf diese Weise bei weitem schärfer als auf
ungeleimtem Papier. Die von mir angestellten Versuche lassen
voraussehen, dass man sowohl Linienzeichnung wie Halbtöne sehr
gut wiedergeben kann. Die ganze Arbeit des Photolithographirens
wird dadurch sehr vereinfacht, dass sie wohl bald eine allgemeinere
Anwendung finden wird. (Tijdschrift i^oor Photographie.)
Rine neie Hetliode nm schmelleM uil Yolkttmdigei
AiswaseliM der Pqiierphiitograpliim.
Wir erhalten von Herrn Dr. Reissig in Darmstadt die Mit-
theilnng, dass er eine Methode erfunden und sidb habe patentiren
lassen, die Papierphotograpliien auf einfache Weise sehr rasdi and
vollständig von allem Natrongehalt zu befreien. Er begleitete sein
Schreiben mit den beifolgenden Zeugnissen in Abschrift:
423
Om» ÜBMneiohselMi siad Ton Herm Dr. W. Aiisaig eine grSigere itnzahl
photogr*pbischer positiver Bilder theils auf Album inpApier, thells *nf Arrowreot-
p*pier übergeben worden, un dieselben «nf einen Gehalt an unterschwefligsaurem
Natron zu prfifen. Die angestellten Analysen ergaben, dass dieselben absolnt
Ton unterschwefligsaurem Natron befreit waren, was Herr Dr. Reissig nach
Minem neuen Verfahren bewerkstelligt hat.
Da die Ausführung dieses Verfahrens selbst in mebier Gegenwart durch
Hsrm Dr. Beissig stattfand, so bezeuge ieb ihm hiermit gerne, dass dasselba
nicht nur sicher zum Ziele führt, sondern auch leicht und In sehr kurzer Zeit
auszufüliren ist, und dass ferner die Mehrkosten dieser neuen Methode der
Entschwefelung gegen das gewöhnliche Auswaschen nur höchst unbedeutend sind.
Heidelberg, den 28. Juni 1864. Dr. L. Carius,
Professor der Chemie.
Die Untersehrilt des Herrn Dr. L. Carius, Professors der Chemie, wird
Uermit als echt gerichtUeb beurkundet.
Heidelberg, den 39. Juni 1664. Grossh. Badisohes Universitäts-Amt.
(L. S.) Martin.
Von Herrn Dr. W. Reissig habe ich eine grössere Anzahl photographischer
Bilder, theils auf Albumitapapier, tbeils auf Arrowrootpapier erhalten, um die-
selben auf einen Gehalt an unterschwefligiaurem Nitoon su prüfen. — Die sor^
filtigst angestellte Untenuchung ergab nicht die geringste Spur des genannten
Fixinnittels in den Bildern, aus welchen demnach Herr Dr. Reissig nach ßeinem
neo entdeckten Verfahren den Schwefelgehalt vollstindig entfernt hat.
Darmstadt, den 10. Juni 1864. Dr. Büchner,
Professof und erster Lehrer der Chemie an der
Grossh. hdheren Gewerbeschule zu Darmstadt.
Zur Beglaubigung:
(L. S.) I. B. d. D.
Dr. Fischer.
Wie wichtig eine solche Answaachmethode itir' die Praxis sein
würde, braucht nicht erst gesagt zu werden. Darch eine chemische,
qualitative oder quantitative Analyse der Papierphotographien die
Anwesenheit oder Abwesenheit von Spuren unterschwefligaauren
Natrons au bestimmen, hat indessen seine besonderen Schwierigkeiten,
dl man nicht direct auf das genannte Salz oder auf die unter»
schweflige Säure, sondern auf den Schwefel überhaupt prüfen muss
nnd hierbei können manche Irrthtimer passiren, vornehmlich beim
Untersuchen von Albuminbildem , welche auf alle FiÜle Schwefel
enthalten werden. Zwei sich controllirende, quantitative Unter-
sochungen, nehmlich die eine von dem blos albuminirten, die
andere von dem fertig copirten und ausgewaschenen Papier, scheinen
bier fast allein ein Resultat zu versprechen, dürften aber immer
nur von der Hand eines geübten chemischen Analytikers anszu»
ffihren sein. Dr. J. SclmailSl.
424
PhotographiM ud Ponellu, NilcliglM lad nd
kraiiuüra Fläcken.
Die Tijdschrift voor Photographie macht folgende Angaben
betreffs des Anfertigens von Bildern auf Porzellan:
Das Stück PorzeUan oder Milchglas wird gut geputzt, collodionirt
und gesiibert. Dann werden auf die Ränder Streifen von Karten-
papier gelegt und darauf das abzudruckende Negativ. Beide Platten
braucht man nicht in den Rahmen zu legen, man kann sie in der
Hand halten. Man öffnet die Thür des Dunkelzimmers und lasst
das Tageslicht 1 bis 1 Vs Secunde auf die Platte wirken ; das Licht
muss möglichst lothrecht auf das Negativ fallen ond dies darf nicht
bewegt werden. Man entwickelt wie gewöhnlich.
(Bei kleineren Copien ist eine Gasflamme als Lichtquelle mit
Yortheil zu benutzen. Die Belichtung dauert 10 bis 30 Secunden;
die geringere Intensität des Lichts, welche längeres Belichten
gestattet ist vortheilhaft, da die Bilder weniger leicht durch lieber-
beiichtung verdorben werden können.
Solche Copien mit dickem Gollodion gefertigt und in bekannter
Weise auf Porzellanpapier oder weisses Glanzpapier übertragen sind
sehr hübsch, wenn der Ton nicht zu kalt ist Die Farbe der
CoUodionbilder wird schön schwarz durch Uebergiessen mit schwacher
Chlorpalladiumlösung. Wer mit dem Albuminpapier gar nicht mehr
zufrieden ist, sollte einmal versuchen, dies neue Genre von Abdrücken
einzuführen, von denen in der Stunde einige Dutzend fix und fertig
gemacht werden können. Die Bilder können mit Staubfarben colorirt
werden. Lg.)
Soll ein derartiger Abdruck auf eine gebogene Oberfläche über-
tragen werden, so fertigt man erst ein Positiv auf Gias, nach der
obigen Methode. Um es blauschwarz zu tonen, kann man eine
sehwache Goldanflösung anwenden. Sobald das Bild trocken ist,
überzieht man es mit dieser Auflösung:
1 Gramm weisser Guttapercha,
200 „ Chloroform.
Dieser Firniss trocknet rasch und lässt eine dünne Haut zurück.
Um die Ränder klebt man Papierstreifen und lässt dann gut trocknen.
Die trockne Scliicht hebt man mit einer Messerspitze an einer Ecke
auf, lässt einige Tropfen Wasser zwischen Bild und Glas fallen , nnd
legt dann das Collodionbildchen auf die gut gereinigte krumme Fläche.
Das Häutchen ist klebrig genug, um ohne besonderes Klebmittel
festzuhalten. Das übertragene Bild erwärmt man vor einem offenen
Feuer.
425
Auch po0iÜTe Abdrücke, die auf dem kSuflfch cu habenden
^Uebertragongepapier^ angefertigt worden, kOnnen leicht anf jede
beliebige Oberfläche gebracht werden. Dag Papier ist in folgender
Weise zu behandeln:
Silberbad von 20 %. Man präparirt und trocknet wie
gew5hnlieh. Die Expoeition kann nicht zu lang sein; die Schatten
müssen Metallglanz haben, die Halbtöne bronzirt, die Lichter hell-
braun sein. Vor dem Goldbad sind die Bilder abzuwaschen.
Jedes gute Goldbad ist anwendbar. Man tont im Dunkeln.
Tont man bis Tiolettblan, so wird das Bild schwarzblau; ist der
Ton beim Herausnehmen ans dem Goldbad yiolettroih, so wird er
nach dem Fixiren purpurroth. Vor dem Fixiren wascht man in
destIDirtem Wasser. Das Bild beginnt darin schon sich zu lösen.
Zum Fixiren nimmt man eine concentrirte Auflösung von unter-
schwefligsaurem Natron. Nach 10 Minuten ist das Bild fixirt und
wird gut mit Wasser abgespült und gewaschen. Erst wenn man es
übertragen will , nimmt man es aas dem Wasser. Im Fixirbad wird
das Hantchen elastisch. Die Oberfläche, worauf man das Häufchen
fibertragen will, muss vorher gereinigt sein. Das Uebertragen
geschieht unter Wasser. Nach dem Trocknen wird das Bild mit
gutem Lack tiberzogen. Sollte es nicht glatt auf der Oberflfiche
Hegen, so befeuchte man es mit einer Mischung von 1 Thetl
Ivisessig und 6 Theilen Wasser, und wasche darauf nochmals ab.
Km S^mmer-Biainiiii lier Eiliibirglier pkotograpliisclieii
Cleselhebaft.*^
Lustig rasselte an einem schönen Sonnabend des vorigen
Monats der Rosliner Omnibns über die Stidbrücke von Edinburgh,
üud nicht geringe Verwunderung ergriff die Gemüther der Wanderer
in jener lebhaften Handelsstrasse über die Männer, welche den
Himmel der fraglichen Kutsche in Besitz genommen. Offenbar
waren Alle zu einer Lustpartie entschlossen; denn Ranzen, Gürtel,
Binden, Stative, Camera's und ähnliches Geräthe, gab's dort in
üeberfluss. Aus den Taschen der Freudensucher guckten Flaschen
hervor, in denen ein unschuldiger Beobachter sogleich die Chemi-
ealien gesucht hätte, die gewöhnlich zu photographischen Arbeiten
erforderlich sind, die aber der eingeweihtere Zuschauer als
fiir einen ganz andern Zweck bestimmt ansehen mnsste; denn er
rnnsste in denen, die den Omnibus in Besitz genommen hatten,
^ Th« Britlsli Jonnal of Pboiography, Jiily 15, 1S64, pag. 946 ff,
426
eine AnEahl Mitglieder der Edinborgher photographiflchen Gresellsdialt
erkennen, die er als ^Trockenplaiten-Pliotograpben'' kannte, welehe
ihre Chemiealien nie mit sich anfs Land nehmen. So war «s.
Die Edinburgher pbotographiscbe Gesellschaft wollte ihre erste
Sommerversammlnng im Freien halten und war, mit Camera's ond
Stativen bewaffnet, auf dem Wege, den Tag ewischen den reich-
bewaldeten Thälern von Hawthomden und BoeUn lu verleben.
Während man naeh dem Wirkungsorte hinfahr, wurden unter
den verschiedenen kleinen Kränzchen, die sich gebildet hatten,
lebhafte Gespräche über die mannigfaltigen Verfahren und Formen
der angewandten Gamera's unterhalten. Aus diesen war zu ent*
nehmen, dass diQ Mehrzahl der Mitglieder ihre Platten mit Ale
präser virt hatten. Herr Waterston sagte, er zöge es vor, weil er
dadurch gute Bilder gewänne. Herr Taylor benutzte es wegen
seiner Zuverlässi^eit und weil es wenigstens eben so gute Resultate
erzeugte, als auf irgend eine andere Weise erlangt werden könnten.
Herr Bow war derselben Meinung: das fragliche Verfahren sei
einfach, wirksam und sicher. Herr Davies wendete es ebenfalls
an; aber während der vorige Herr schweres Ale benutzte, sog er
(Herr Davies) das leichtere bittere Ale vor, welches er für reicher
an Tannin hielt. Herr Slight war ein Anhänger des Fothergill-
Ver&hrens, durch welches er stets befriedigende Bilder erzielt und
an welchem er coneequent festgehalten hatte. Herr Niool war bei
dieser Gelegenheit ein Tanninist Herr Peat benutzte das Malz-
verfahren, Herr Neilson das Honigverfahren. Die mannichfachen
von den ttbrigen Mitgliedern angewendeten „Verfahren^ konnten
wir nicht ermitteln. Jeder war natürlich geneigt, für das besondere
von ihm angewendete Schutzmittel den Vorzug vor allen anderen
in Anspruch zu nehmen, obscfaon Alle mit der kurzen Zusammen-
fassung des Herrn Nico! (des Vice -Präsidenten) übereinstimmten:
„Jedes Verfahren wird gute Resultate geben, wenn man lange genug
bei demselben bleibt, um seine Eigenthümlichkeiten kennen zu
lernen und Gewandtheit in seinen Manipulationen zu erlangen.*'
Von den Verfahrungsweisen wendete sich die Unterhaltung
auf die Camera*s und ihre mannichfaltigen Vorzüge. Wenn wir
erwähnen, dass gegenwärtig alle Camera*s zusammenlegbar, und dass
nicht zwei einander gleich sind, so kann man sich einen Begriff
von ihrer Verschiedenheit machen; und es wurde viel Scherz über
die Kosten getrieben , welcher sich Mancher gemacht, der zufällig
eine umfangreichere Camera hatte als sein Nachbar.
So vertrieben wir uns angenehm die Zeit, bis wir am Be-
stimmungsorte ankamen, wo dann die ganze Gesellschaft sieh in
427
Ueke Partitii trennte, mn die Gefilde zu durchwaBdera und die
nuumichfaltigeii interessanten Gegenstände, denen sie etwa be-
gegneten, au photographiren, naclidem anvor eine Stunde festgesetat
war, wo sich Alle im Castle Hdtel zu Roslin yersammeln sollten.
Am Abend war die Wiedervereinigung zu Stande gebracht;
Herr Kieol wurde auf den Präsidentenstuhl berufen, und nachdem
der Tisch abgedeckt war, erzählte Jeder die Abenteuer, die ihm
am Tage begegnet Der Eine hatte seine Camera umgestossen und
eine schöne Ansicht verdorben durch einige Damen,' die durchaus
durch ihre Gegenwart den Vordergrund schmücken woUten. Ein
Anderer, der gesetzwidrig die Felder eines Landwirths betreten
hatte, um sich eine freiere Ansicht von einem besonderen Gegen-
stände oder vielleicht einen kürzeren Weg nach irgend einem
wünschenswerthen Platze zu verschaffen, war mit genauer Noth
davongekonmien , ohne wegen gesetzwidriger Betretnng fremden
Eigenthnms in Yerhaft genommen zu werden. Ein Dritter hatte
einen ausserordentlich angenehmen Tag verlebt, der nicht schöner
liatte sein können, wenn nur die Sonne heller geschienen hätte, um
dem Laubwerk mdir Effect zu geben, n« s. w.
Von einem der Mitglieder wurden FortraitB verschiedener
Minner auf den Tisch gelegt, deren Namen den Lesern photo-
graphischer Journale mehr oder weniger bekannt waren. Darunter
befiinden sich die Herren Fox Talbot, Ni^pce de St. Victor, Sir David
Brewster, Rev. J. B. Reade, Shadbolt, Simpson, Rejlander, Hardwich,
Thompson, J. R. Williams, Robinson, Wall, Dalhneyer, Greenwood,
u. s. w., u. 8. w. Auch das Bengal Photographic Journal wurde
Yorgelegt, und Herr Michie, ein Künstler, der sich der Gesellschaft
angeschlossen hatte, überreichte die letiste Nummer des Art-Student.
Der Präsident sagte, die Wolken von TabaelLsrauch, in welche
manche der Mitglieder eingehüllt waren, erinnerten ihn, dass Herr
Taylor irgendwo in seiner Tasche einen Aufsatz über die photo-
graphische Wirkung des Tabacksrauchs hätte, und forderte ihn auf,
denselben vorzulesen.
Herr Taylor las dann folgenden Aufsatz vor:
ITeber Tabaokranohen und Photographie.
Da manche Leute sich vorstellen, dass Tabacksrauch einen
nachtheiligen Einfluss auf lichtempfindliche Oberflächen ausübe, so
lassen Sie uns einige Minuten auf diesen Gegenstand eingehen nnd
die Frage untersuchen — ob es für einen festen Raucher möglich
ist, ein guter Photograph zu sein?
Wen gibt es unter uns Trockenplatten-Photographen, der nicht
wiederholt von seinem Freund nnd Bruder Dilettant gebeten worden
428
wäre, ihn za besuchen und einen Abend bei ihm zu verleben?
„Ich habe einige exponirte Platten gewonnen, die wir entwickeln
können, und einen ausgezeichneten Taback und Glenlivet^ Taback
und Trockenplatten - EntwicUung scheinen mit einander Hand in
Hand zu gehen. Ich sehe im Geiste unsem Freund Nicol sidi
auf diese photographische Operation vorbereiten. Wenn der gelbe
Schirm gehörig über der Lampe angebracht ist, sieht man eine
Wolke über sein gewöhnlich ruhiges Gesicht hinziehen; und auf
die wichtige Frage: ,.Haben Sie vergessen etwas PyrogaUussäure
zu bringen ?'' werden wir belehrt, dass es eine viel ernstere An-
gelegenheit gebe: „er kann seine Pfeife nicht finden I^ Nachdem
dieser wichtigen Sache abgeholfen ist, werden Wolken fortgeblasen,
der Plattenkasten und die Chemiealien her beigebracht, und die auf
der Oberfläche der Platten lauernden verborgenen Bilder schnell
zum Vorschein gerufen.
Man fragt bisweilen, ob Tabacksrauch auf eine sehr empfind-
liche Oberfläche, wie die einer coliodionirten Platte ist, keinen
zerstörenden Einfluss ausübt. Jeder, der am Ende eines schönen
Sommertages im Innern von Freund Galloway*» Entwicklungszimmer
gewesen ist, wird keine Schwierigkeit finden, die Frage verneinend
zu beantworten. Galloway ist ein erfahrener Arbeiter und hat,
wie die Mappen seiner Freunde bezeugen können, im Trocken-
plattenverfahren höchst günstige Resultate erzielt Ich kann nicht
sagen , ob er jemals versucht hat, eine Platte ohne den Beistand
seiner Pfeife zu entwickeln, aber ich weiss, dass manche seiner
schönsten Bilder in Gegenwart so dichter Rauchwolken für's Auge
in's Dasein getreten sind, dass das directe Licht der Sonne kanm
in's Zimmer eindringen konnte. Als ich ihn einmal fragte , ob er
von der Gegenwart so ungeheurer Massen von Tabacksrauch keine
üblen Wirkungen zu erwarten habe, antwortete er: „Nun jal der
Rauch kann so dicht sein, dass ich sogar die Platte nicht mehr
sehe, und das wäre doch eine wichtige Sache; sonst aber kenne
ich keinen Uebelstand.^
Um diese Frage so weit als möglich zu prüfen , brachte idh
neuerlich dichte Dämpfe von Tabacksrauch in einen Kasten , in
welchem zwei Dr. HiU Norris'sche Platten lagen — die eine war
exponirt, die andere nicht Diese wurden mit zwei anderen Platten
vergUchen, die ein solches Dampfbad nicht durchgemacht hatten.
Es war nicht möglich, einen Unterschied zwischen ihnen zu finden.
Der Schluss lautet also, dass wenigstens massiger Tabacksraach
keUie üblen Wirkungen aof empfindliche Glasplatten ausübt Dsb
Experiment wurde verändert, indem ich metirere grosse, vorher mit
429
Nicotindl gesättigte FlaehsbÜBchel mSssig nahe an eine empfindliche
Platte legte, die eine halbe Stunde zuvor iilr ein Transparentbild
exponirt worden war. Das Resaitat fiel gleichfalls für die Raucher
erfreolich aus — es war keine Verschlechterung wahrzunehmen.
Die Sache ist noch lange nicht abgemacht« wenn nicht die
folgende Frage erörtert wird: Wenn man sieht, dass Tabacksrauch
keine schätzbar üble Wirkung ausübt, kann man sagen, dass er in
irgend einem Sinne eine gute Wirkung äussere? Bei der Beant-
wortung lässt sich fragen: Worin liegt das grosse Geheimniss bei
der Entwicklung der Trockenplatten? Liegt es nicht darin, dass
man alle ungebührende Eile vermeidet und buchstäblich einen
Ueberfluss an Zeit auf die Operation verwendet? — Es ist von
höchster Wichtigkeit, dass man die Entwicklang nicht erzwingt,
indem man der schwächeren Liösong, die etwas mehr Zeit erfordert,
reichliche Dosen salpetersaurer Silberlösung substituirt. Die erstere
Lösung gibt ein Bild voll sanfter Detuls anstatt eines Machwerks
voller Härte, mit stark markirten schneeweissen Stellen durch alle
Bäume und Gräser hin — der gewöhnlichen Wirkung einer zu
schnellen Entwicklung. Eine nervenschwache, reizbare, angeduldige
Individualität begeht leicht diesen Fehler; man lasse aber einen
solchen Arbeiter, ehe er seine Pyrogallussäurelösung anzuwenden
beginnt, seine Meerschaum- oder Thonpfeife in den Mund nehmen,
und die angenehmen, lieblichen, beruhigenden Einwirkungen d^
edlen Krautes — der dadurch erzeugte iräumerische Zustand sanfter
Ruhe — zerstören alle Neigungen zur Ungeduld und machen ihn
vollkommen gleichgültig, ob seine Platte zwei oder zwanzig
Minuten zur Entwicklung braucht. Er hat für den Augenblick eine
andere Beschäftigung bekommen, vermöge welcher er im Stande ist
mit aller nöthigen Geduld zu warten.
Da diese Bemerkung mehr andeutend als erschöpfend sein soll,
so verlasse ich jetzt die Nicotiana tabacum, die beiläufig gesagt,
zo einer verdächtigen Familie — zur Klasse der Solanaceen —
gehört.
Die in dem Aufsatz ausgesprochenen Ansichten schienen bei
allen Anwesenden Gefallen zu finden, und die meisten von ihnen
bliesen denselben ihren Beifall zu.
Die Nacht war vorgerückt und die Gesellschaft ftihr wieder
nach Ebuse. Sie hatte einen so angenehmen Tag verlebt, dass
sie einmüthig beschloss, sobald es sich passte, eine zweite Ezcursion
zu machen.
430
Vie chenkckeB Wirkugen ies Lichts auf Reagentien sind bei der
analytischen Chemie nicht ausser Acht zu lassen. Pettenkofer hatte
gefonden, dass sich yerdünnte Eieestture nicht onveränderi hlit,
sondern mit der Zeit schwächer wird. Dr. Mohr findet mit Witt-
stein, d^uss dies nur durch den Einfluss des Lichtes geschieht,*)
und dass^ wenn man die Kleesäure in undurchsichtigen Gefässen
bewahrt, sie ganz unverändert im Titre bleibt. Bekanntlich ist
das kleesaure Eisenoxyd von Draper als photometrische Substanz
empfohlen worden. In der That kommen hier zwei Eigenschaften
zusammen, die sich addiren. Die Eleesänre ist eine Substanz,
welche Sauerstoff aufnehmen kann, und das Eisenoxyd eine solche,
welche ihn abgeben kann. Unter dem Einfluss des Lichtes geht
diese Wirkung so rasch, dass in kurzer Zeit gelbe Crystalie von
kleesanrem Eisenoxydul entstehen, und Kohlensäure entwickelt
wird. Die Kleesäure allein ist minder empfindlich gegen das Licht,
aber bei der scharfen Probe von Pettenkofer noch fühlbar, be-
sonders in schwacher Lösung. Bei der concentrirten Normallösung
und dem weniger empfindlichen alkalimetrischen Verfahren konnte
dies bis jetzt nicht wahrgenommen werden. Eine gleichartige Er-
scheinung zeigt das Kaliumeisencyanid. Die Lösung dieses Salzes,
welche man verdünnt bei der Efsenbestimmung durch ChronEisinre
gebraucht, verdirbt sehr bald, setzt einen blauen Niederschlag ah,
und enthält nachher Cyanür und Cyanid, wodurch die unange-
nehmsten Täuschungen entstehen. Wenn man die verdünnte
Lösung mit ihrem Pipettenstöpsel in eine Pappschachtel setzt, und
oben über noch einen dicken Ring Papieres legt, so hftlt sie
sich sehr lange ohne Absatz und Farbenveränderung. Für % Jahr
bftbe ich schon Erfahrung. Auch die alkalische weinsaure Kupfer-
lösung überzieht sich an der Lichtseite mit einem Panzer von
Kupferoxydnl , und muss im Dunkeln aufbewahrt werden. Das
unterschwefligsaure Natron habe ich stark in Verdacht, deshalb
im Dunkeln aufbewahrt und meine Beobachtungen dadurch unter-
brochen.
VarstelliBg einger Brensabe. Henner und Hohenhauser halten
die von Klein vorgeschlagene Methode**} für nicht geeignet zur
fabrikmässigen Darstellung von Brom verbin düngen und empfehlen
folgendes Verfahren. Man füllt einen grossen Ballon mit Wasser
und fügt eine beliebige Menge crystallisirten Barythydrats und
Brom zu 100 — 200 Grammen hinzu. Beim Schütteln verschwindet
letzteres fast augenblicklich, so dass sich die Flüssigkeit nach einem
Zusatz von ^1^ Kil. Brom in kaum 10 Minuten entfärbt, wenn
Barythydrat im Ueberschuss vorhanden ist. Nun filtrirt man die
foirblose Flüssigkeit vom Bodensatze ab, der aus Barythydrat und
etwas bromsaurem Baryt besteht, wascht diesen gut aus, dampft
die Flüssigkeit ein, bis sich Crystalie auszuscheiden anfangen und
*) Zeitschrift f. utal Chemie yon Fresenins. Bd. m. 1. Heft.
•♦) Photogr. Archiv Nr. 54, 8. 188.
4SI
tatet danB Alkobpl von 90% sn. Dt» Brombaryun löst sieh
gane auf, während der bromsaure Baryt ungelöst bleibt. Man
destiUirt deo Alkohol ab und Ifisst das Brombaryam cryetallifliren.
Aus 1 KU. Brom erhält man eirca 1600 Grammen Brombaryav,
währead die Theorie 1850 Grammen verlangt. Der Verlust rührt
daher, dass sich ein Theil bromsauren Baryts gebildet bat, der
äcb aber bei längeren Operationen durch Glühen mit Kohle leicht
in Broaibaryum verwandeln lässt. Diese Darstellung ist ptkuniir
sehr vortheilhaft, da (^stallisirtes Barythydrat sehr billig zu
habeo ist. Auf dieselbe Welse bereitet man Bromcaldum, indem
man Kalkmilch mit Brom schüttelt. Die Reinigung ist dieselbe
wie die bei Brombaryum angegebene. Auch das Bromstr^tiumv
welobes aber in der Industrie zu wenig Anwendung hat, wird sich
auf ähnlicbe Weise darsteUen lassen.
(A. Buehner's Rep. 1864, ptg. 2S0.)
Ifaehweisug des Albuiins. Durch Lightfoot wurde früher darauf
aufmerksam gemacht, dass der Kampher ein sehr empfindliches
Reagens auf Albumin seL Diese Notiz veranlasste Lienau, weitere
Versuche über das Verhalten einiger Kohlenwasserstoffe gegen
Albumin anzustellen. Verursachte der Kampher in wässeriger
L6snng eine Coagalation des Albumins, könnten da Kohlenwasser-
stoffe nicht eine ähnliche Reaction hervorbringen? Um diese Frage
KU beantworten, wurde ein Tropfen Eiweiss (vom Hühnerei) in 8
Unzen Wasser gelöst, von dieser Lösung eine Portion von 2 Unzen
abgezweigt und letzterer 2 — 3 Tropfen Terpentinöl zugesetzt.
Anfangs erschien die Flüssigkeii» opalisirend, Jedoch nach einigen
Secnnden schied sich die geringe Menge Eiweiss aus der Lösung
coagulirt in Fasern ab. Gleiche Erscheinung riefen in derselben
Lösung Petroleum, Bergamottöl , Gitronenöl , Cajeputö] , Rosmarinöl,
PfefferminzÖl , Krauseroinzöl u. a. m. hervor, so wie aromatische
destillirte Wässer, wie Pfefferminzwasser, Kamillenwasser, Melissen-
wasser. Hieraus folgt, dass man sich statt des Karophers mit
gleichem Vortheile der ätherischen Oele bedienen kann, das Albumin
nachzuweisen. Die Empfindlichkeit der Reaction geht ans folgendem
Versuche hervor: Ein kleiner Tropfen Eiweiss wurde in 8 Unzen
Wasser gelöst, von dieser Lösung ^a V^^^ abgenommen und mit
1 ^2 Unzen Wasser verdünnt. Diese verdünnte Eiweisslösung wurde
mit 2 Tropfen Bergamottöl versetzt und geschüttelt. Nach Verlauf
einer kurzen Zeit bildeten sich die faserigen Coagulationsproducte
und schwammen in der Flüssigkeit. (Pharm. Centialh. 1864. Nr. 22.)
ttewinug des LltUans aus Lepidalith. Reichardt empfiehlt die
folgende von Lehmann vorgeschlagene Methode: Das möglichst
fein gepulverte Mineral wird mit concentrirter Schwefelsäure zu
einer so dicken Masse angerührt, dass man backsteinähnliehe
Stüeke daraus formen kann; dieselben werden entweder zwischen
Kohlen direct oder im Tiegel, oder locker aufgebaut und mit
Kehlen umschichtet, geglüht, längere Zeit und nicht m stark.
Sodann wirft man dieselben in Wasser ein, wenn nötbig vorher
n^fk zerklefiBert, und laugt damit wiederholt aus, während die
432
erhaltenen Laugen gleichzeitig zur Trockne eingedunstet werden.
Der Trockenrückstand wird hierauf mit Vs — V2 Gewiditstheil
EohlenpulTer yermengt und wiederum geglüht, um die schwefel-
sanren Saize in Sulfide zu verwandeln. Die gewöhnlich geschmolzene,
noch stark kohlehaltige Masse wird nach dem Ericalten mit Wasser
ausgekocht, worin sich die Sulfide der Alkalien eventuell auch der
alkalischen Erden, leicht lösen; das Filtrat wird sehr stark mit
Wasser verdünnt und nun ein lebhafter Strom Kohlensäure an-
haltend durchgeleitet, bis jedenfalls ein Uebermass erzielt worden
und keine merkbare Schwefelwasserstoff-Entwicklung mehr stattfindet.
Sollte sich hierbei oder bei dem ersten folgenden Erhitzen der
Flüssigkeit Schwefel und kohlensaurer Kalk u. s. w. abscheiden,
so filtrirt man und verdunstet alsdann bis zum Entstehen einer
gewöhnlich bald sich zeigenden Orystallhaut Nach dem Erkalten
sondert sich, gewöhnlich fest an den Wandungen anhaftend, direct
kohlensaures Lithion ab. Man erhält mehrere Crystallisationen;
sollte die erste Einwirkung der Kohlensäure die Sulfide nicht voll-
ständig zerlegt haben, so verdünnt man am zweckmässigsten von
Neuem und leitet nochmals Kohlensäure ein u. s. w.
(Dinglei*8 Journ. 172, 448.)
Aeetepi als Ldsugsnlttel fir Harie^ von Dr. Wiederhold. Der
auflösenden Wirkung des Acetons auf verschiedene Harze hat man
bisher nicht die Aufmerksamkeit geschenkt, welche dieselbe wohl
verdient. Ich habe in dieser Richtung einige Versuche angestellt
und theile im Nachstehenden die Resultate derselben mit. Von
besonderem Interesse erscheint di^ Auflöslichkeit des Copals in
Aceton. Wenn man gepulverten, bis zur beginnenden Schmelzung
scharf gedörrten Copal mit wasserfreiem (über geschmolzenes Ghlor-
caicium rektificlrtem) Aceton übergiesst und tüchtig schüttelt, so
tritt schon in der Kälte eine Lösung des Copals ein. Bei dieser
Behandlung bedarf 1 Gewichtstheil Copal ungefähr 2,8 Gewichts-
theile Aceton zur völligen Auflösung. Man erhält auf diese Weise
einen geistigen Copalfimiss, welcher beinahe augenblicklich trocknet
und das Harz in einer dauernden und glasähnlichen Glanz be-
sitzenden Form ausscheidet. — Eine copalreichere Lösung kann
man — da von der Anwendung künstlicher Wärme zur Beförderung
der Auflöslichkeit wegen der Flüchtigkeit des Acetons wohl abge-
sehen werden muss — sehr gut dadurch erreichen, dass man einen
Theil des Acetons yius der kalt bereiteten Auflösung abdestUlirt^
Es lässt sich auf drese Art merkwürdigerweise eine beinahe syrup-
dicke Lösung erhalten, ohne dass sich Copal abscheidet. Verdunstet
man das Aceton vollständig, so scheidet sich der Copal in einer
Form ab, in welcher er beim Wiederzubringen von Acetcm viel
leichter löslich ist, als der ursprüngliche gepulverte Copal. Durdi
Verdünnung der syrupdicken Lösung mit Aceton, sowie andererseiti
durch theilweise Verdunstung des Acetons aus der kalt bereiteten
Lösung kann man sich daher einen geistigen Copalfirniss von be-
liebiger Consistenz herstellen. Solcher Fimiss eignet sich vorzüglich
zum Ueberziehen von Landkarten, als Möbellack u. s. w., überhaupt
da, wo ein schnell trocknender, nicht biegsamer Firaiss erfordert
438
wird. Für elMÜBche Gegenstände kAnn derselbe keine Anwendung
finden, weil das Copalharz für sich- zu. spröde ist nnd beim Biegen
lerspringt. In Beziehung auf Sehellack lassen sich keine aligemein
gflltigen Resnltaie erhalten, weil die — namentlich jetzt — im
Handel vorkommenden Schellacksorten sich so ausserordentlich ver*
schieden gegen Auflösungsmittel yerhalten. Ein verhältnissmässig
sehr günstiges Resultat erhielt ich bei einem Master von gebleichtem
Sehellack« Ein Gewichtstheil Schellack bedurfte zur Auflösung
Ifi Gewichtstheile Aceton, wobei ein dicker ölartiger Fimiss er-
halten wurde. Eine andere Probe löst sich dagegen gar nicht,
bei einer dritten wurde 1 Gewichtstheil gebleichten Schellacks von
3}5 Gewichtstheilen Aceton aufgelöst Am grössten scheint das
Auflösungsvermögen des Acetons fUr Mastix und Sandarak zu
sem. Beide Harze lösen sich in ansserordentlich grosser Menge
DDd rasch in der Kälte auf. Man erhält sehr dicke Firnisse von
der Ck>nsistenz des Leinölfirnisses, die sich natürlich bis zu dem
gewünschten Grade verdünnen lassen und, wenigstens die Mastix*
iösung, einen sehr guten Glanzlack liefern. Dammar, Bernstein
nnd Kautschuk werden dagegen nur in ganz unerheblicher Menge
gelöst. Der industriellen Anwendung des Acetons steht im Augen-
blick noch der hohe Preis desselben entgegen. Man darf aber
wohl mit Recht annehmen, dass derselbe vorzüglich seinen Grund
in dem Umstände hat, dass das Aceton bisher keine Anwendung
im Grossen erfuhr, dass aber mit derselben, ähnlich wie es bei
anderen Körpern, dem Phosphor beispielsweise, der Fall war, seine
Herstellungskosten erheblich reducirt werden. Sollte das Aceton
SU einem entsprechend billigen Preise, woran wir nicht zweifeln,
hergestellt werden, so würde sich bald eine neue Klasse von
geistigen Firnissen, die Acetonfirnisse , in die Industrie einführen.
(Neues Qewerbebl. f. KurbeBsen. 1S64, 8. 881.)
Lniig's flttUeser fimiss. Man löse 126,7 Gramm Schellack
in 1 Liter rectificirtem Weingeist, koche einige Minuten lang mit
253,4 Gramm gut gebrannter und frisch erhitzter thierischer Kohle
(die man von Bailey in Wolverhampton beziehen kann). Dann
wird ein geringer Theil der Lösung filtrirt, und wenn er nicht
farblos ist, presse man die Flüssigkeit durch ein Stück Seiden-
zeng und filtrire dann durch feines Löschpapier. Diese Art
Fimiss wird in einem vollkommen staubfreien Zimmer mit einer
Temperatur von wenigstens 60^ Fahr, benutzt. Er trocknet in
wenigen Minuten. Er lässt sich besonders zu Zeichnungen, und
Abdrücken anwenden, die geleimt worden sind, und kann vor-
theilhaft auf Oelgemälden benutzt werden, die völlig hart und
trocken sind, da er die Farben mit dem reinsten Effect hervortreten
Üsst Diese Eigenschaft verhindert ihn, die Vergoldung zu ver-
donkeln und macht ihn zu einem werthvoUen Fimiss für jede Art
Leder, da er der Wärme der Hand nicht nachgibt und der Feuch-
tigkeit widersteht, die das Leder dem Verschimmeln unterwirft.
Er lässt sich in sehr zahlreichen Fällen und in der That zu allen
Zwecken der besten Spiritusfimisse mit Nutzen anwenden.
434
£iiieD gew9hn)iclien LaekfirniM haon m4n dadorch herstelleo,
das8 man 202,7 Gramm klargekörnten Laek in 1 Liter WelBgeiBt
in einer welthalsigen Flasche digerirt, 2 — 3 'Tage lang an eiDen
warmen Ort aufbewahrt und ron Zeit zu Zeit Bchüttelt Wenn
der Lack aufgelöst ist, flltrirt man durch Flanell in eine andere
Flasche, wo er dann benutzt werden kann. (The BritiA Joumii.)
Bereiting eines gntei KlebMltteh^ von £. A. Gummi. Man
nimmt 1 Pfund feinstes arabisches Gummi und löst dasselbe in 2
Litern Wasser voUständig auf; dann weiden 2 Loth oatindiscbe
Hausenblase in 1 Liter kochenden Wassers gut aufgelöst und der
Auflösung des arabischen Gummi's wann beigemischt und wohl
durcheinandergerührt. Vor der Erkaltung muss man die Auflösnog
gut filtriren, um alle Unreinigkeiten zu beseitigen. Wenn dies
geschehen und die Auflösung vollständig erkaltet ist, legt man
einen Bogen Seidenpapi<er tob feinster Qualität auf eine weieke
glatte Unterlage, nimmt einen feinen breiten Haarpinsel und be-
streicht mit der beschriebenen Auflösung das Papier so, dass keine
Stelle leer bleibt. Darauf bringt man den bestrichenen Bogen
möglichst behutsam von der Unterlage weg und legt ihn flach anf
einen Bogen weissen Fliesspapiers und lässt ihn darauf trocknen.
Sobald der erste Ueberzug gut getrocknet ist, macht man aof
gleiche Weise wie das erste mal mit derselben Auflösung einen
zweiten Ueberzug, den man gut trocknen lässt, ehe man den Bogen
in ein beliebiges Format zerschneidet Bei dem Ueberstreichen des
Papiers muss man sehr vorsichtig au W^ke gehen, weil dieBtt
feine ungeleimte Papier leicht durchschlägt und dann auf der Ruck«
Seite anklebt, wodurch ein grosser Thell des Bogens uubrauehbair
werden kann. Ebenso schiebt sich dieses feine Pi^iier leicht su-
sammen, und beim geringsten Luftzug klebt es gleich so zusammen,
dass der ganze Bogen unbrauchbar wird.
(BaaerUch. Kuust- u. Qewerbeblatt. 1864. 8. 298.)
Dieser Nummer ist ein Portrait des um die Photographie hoch-
verdienten Herrn
William Fox Talbot
beigelegt. Eine kurze Biographie folgt in einer der nächsten Num-
mern. Das Clich^ verdankt die Redaction der Gefälligkeit de«
Herrn Greenwood in London.
AU« Briefe and MittheiiungeD för die Bedactiou Bind ab den HerMiiseber,
Peol B. Lieicgang in Elberfeld, in ricbten.
Oedmrkt bei Sum. Lnoi In KltorrfMd-
William Henry Fox Talbot
geboren 1800 io Mellmry Honse, Dorsetsliire.
(Beilage inin „PhotagraphJBchen Archiv", 10. October 1664.)
Photographisches Archiv.
BiMid IT. -> TSw. miB. — i. ümwemtUmr WA.
Nq^atiTe Bilder ohne Herromfug«
In Nr. 58 des Archivs beschrieben wir ein neues Verfahren,
ohne Anwendung eines Silberbades empfindliche Platten zu negativen
Anfnaliinen herzusteUen. Gesättigte Auflösung von Jodsilber in
gesättigter Auflösung von Jodlcalium wurde in RohcoUodion ge*
tröpfelt, bis dies, auf Glas gegossen, eine sahnige, nicht zn durch-
sichtige Schicht gab. Die Schicht wurde mit Wasser abgespült
und darauf mit Tanninlösung begossen. Nach der Belichtung wurde
mit Eisen entwickelt Wir haben seitdem noch mehrere Aufnahmen
nach dieser Methode gemacht , die sehr schön ausgefallen sind. —
Das Entwidceln gelang sowohl mit Eisenlösung, wie mit saurer
Pjrogaliussäure , selbstverständlich mit Zusatz Ton Silbemitrat.
Zum Entwickeln mit Eisen kann ich eine Auflösung Ton 1 Gramm
Eisenvitriol und 1 Gramm Weinsteinsäure (oder 2 Gramm Citronen-
sSore) in 50 Gramm Wasser empfehlen.
Einige englische Photographen haben unsere Versuche wieder-
holt und sehr günstige Resultate erhalten, sowohl mit saurer wie
alkalischer Pyrogallussäureentwicklnng. Unser geehrter College
Herr Wharton Simpson schlägt eine Vereinfachung vor, nämlich
die Jodsilberplatte nicht zu waschen, sondern in eine Tanninlösung
zn tauchen.
Es ist also durch diese Versuche nachgewiesen, dass das
Silberbad nicht unumgänglich nöthig ist; mehr noch überraschte
68 uns, als wir vor einigen Tagen beim Oeffnen der Cassette auf
einer Platte, die wir entwickeln wollten, ein kräftiges klares Negativ
entdeckten, das kaum einer Verstärkung bedurfte. Das Bild iprar
übrigens nicht ohne Hervorrufang erhalten, diese hatte viefanehr
gleichzeitig mit dem Belichten stattgefunden. Wir stellten nämlich
21
436
Versuche über die Wirkung vorschiedener Stoffe an, wenn man sie
mit der auf einer gewöhnlichen empfindlichen Collodionplatte be-
findlichen Silberlösung mischt. Eine Auflösung von 1 Gkamm
Pyrogallussäure in 250 Gramm Wasser, mit 10 Gramm Eisessig
versetzt wurde auf die gesUberte Schicht gegossen, nachdem diese
afaigetropft war; die Flüssigkeit wurde in ein reines Schälehea
zurück- und mehrmale ^eder Aufgegossen. Nach der Beliditanf
in der Camera obscura war das Negativ schon kräftig vorhandeDi
und bedurfte nur einer sehr geringen Verstärkung mit obiger Lösang
und einiger Tropfen Silberlösung. Auch mit Eisenlösung (1 Theil
Eisenvitriol, 1 Theil Weinsteinsäure und 100 Theilen Wasser) und
Silberlösung, ohne vorheriges Abspülen liess sich das Bild sehr
intensiv kräftigen. Die auf diese Weise gewonnenen Negativa
besitzen werthvolle Eigenschaften; sie sind äusserst klar, fein und
rein. Das Collodion, womit wir diese Aufnahmen gemacht haben,
ist ziemlich dick, und stark jodbroroirt; Silberbad von 10 %, frisch.
Später • wiederholten wir diese Experimente mit einem ziemlich
dünnen jodirten Collodion (englischen Ursprungs, von Huggon),
erhielten aber nicht die Intensität, wie mit dem dicken Collodion,
wenngleich wir länger belichteten.
Ganz ähnlich wie die Pyrogallussäure wirkt die Auflösung des
gallussauren Bleioxyds in Essigsäure, und Tanninlösung.
Die Bilder, bleiben wie gesagt, äusserst klar, und ähneln in
dieser Beziehung den mit saurer Lösung entwickelten Tanninplattea.
Der Niederschlag ist sehr dunkel, so dass die Negative, wie man
sie aus der Cassette nimmt, sehr hübsch und sauber aussehen.
Soweit unsere Versuche. Nun wollen wir sehen, welche Vor-
theile sich aus dieser Methode etwa ziehen lassen. Denken
wir uns die Aufnahme von leblosen Gegenständen, vielleicht bei
schwachem Licht. Ein gelbes Fensterchen in der Seitenwand der
Camera angebracht, wird uns gestatten, das Kommen des Bildes
zu beobachten, so dass also ein Fehler in der Belichtungszeit beim
Aufnehmen eben so leicht zu vermeiden sein wird, wie beUn
Drucken der Papierbilder. Solarisation, oder Intensitätsmangel
durch Ueberbelichtung ist bei dieser Methode gar nicht möglidh,
sie wird daher gestatten, von stark conirastirten Gegenständen
harmonische Bilder zu erhalten. LiMdgftBg.
Einiges Aber alkalisehe Goldbäder.
Vor einigen Tagen hatten wir die Ehre eines Besuchs von
Herrn Professor Charles F. Himes aus Pennsylvania, der im Laofe
437
des 6eq)rSchs auf sein bequemes permanentes Goldbad aufmerksam
maclite. Obgleicfa das Verfahren vor längerer Zeit schon einmal in
diesen Blättern mitgetheilt wurde, wollen wir doch die Aufmerk-
samkeit unserer Leser wieder darauf lenken, enoial da jetzt auch
Herr Dr. yan MonekhoTen eine ähnliehe Methode empfiehlt (man ygl.
d. nftchste Nr.). Clüorgoldlösnng tou 1 : 1000 wird dorcb kohlensaures
Natron schwach alkalisch gemacht und etwa nach einer halben
oder einer Stunde benutzt. Sobald alle Bilder getont sind, säuert
man das Bad mit einigen Tropfen Salzsäure an. Diese saure Lösung
zersetzt sich nicht; man kann sie daher unbegrenzt lange aufbe-
wahren. Bevor man sie wieder gebraucht, neutralisirt man sie mit
Natron, und nach dem Gebrauch säuert man sie wieder an. Wenn
sie zu schwach wird, setzt man etwas frische Chlorgoldlösung zu*
Es ist übrigens wohl gleich , ob man die Salzsäure gleich nach
dem Gebrauch zusetzt, um der Entstehung des Goldozyduiederschlags
vorzubeugen, oder erst vor dem nächsten Gebrauch, um das nieder-
geschlagenü Goldozyd wieder in Chlorgold zu verwandeln. Salzsäure
kann man auch anwenden, um Goldbäder | die zwar noch keinen
Niederschlag abgesetzt haben , aber doch das Tonen verweigern , zu
activiren. Es ist nämlich, wie es scheint, eine Mischung von Chlor*
gold mit einem Anrate am besten zum Tonen von Albuminbildern
geeignet Eine reine Auflösung von goldsaurem Kali in Wasser tont
fast gar nicht, auch das Fordos'sche Doppelsalz aus unterschweflig-
saurem Goldoxjdul und unterschwefligsaurem Natron übt auf Albumin-
bilder fast gar keine Wirkung aus. Beine Chlorgoldlösung aber ätzt
zo sehr und erzeugt dadurch Masern.
Wer die alten Goldbäder nicht in der oben beschri'^benen Weise
wieder tauglich machen , sondern das Gold daraus wieder gewinnen
will, giesse nicht etwa die überstehende klare Flüssigkeit fort, denn
diese ist stets noch goldhaltig.
Albuminbilder mit Kalium- Goldcjanür zu tonen, ist uns nitht
gelungen. Dagegen erhielten wir nicht üble braune Töne in einer
Aoflosung von unterschwefligsaurer Magnesia, der etwas Chioikupfer
zugesetzt wurde.
In Betreff der alkalischen Goldbäder sei noch gelegentlich mit-
getheilt, dass die Erfindung derselben keineswegs neu ist, sonderu
schon vor 25 Jahren durch Elkington eingeführt wurde, freilich
nicht zum Tonen von Photographien , sondern zum Vergolden von
Silber, Kupfer, Eisen etc. Die Elkington'sche Vorschrift lautet so:
1 Theil Goldchiorid in 130 Theilen dcstillirten Wassers gelöst und
mit 7 Theilen doppeltkohlensauren Kalis versetzt. Regnault empfiehlt,
100 Gramm Gold in Königswasser aus 250 Gramm Salpetersäure
438
Yon 36 ^ und 250 Gramm Salzsäare zu lösen , mit einei Auflösung
TOD 3 Kilogramm doppeltkohlensauren Kalls in 20 Litern Wasser
zu mischen, und 2 Stunden lang zu kochen.
Wer das alkalische Groldbad zuerst in die Photographie dn-
führte , ist nicht bekannt. Ein Correspondent der Photographie News,
der sich mit S unterzeichnet, beschreibt unseres Wissens zuerst
diese Manier in einer Nummer dieses Blattes vom März 1859. Die
Methode hat sich sehr rasch eingebürgert LlMegttg.
BemerkEiigcii aber positiTeii Droek Bit EMtwickloig«
Gelesen vor der photogr&pbischen Gesellschaft zu Philadelphia^ am 4. Mai 1664.
Von Carey Lea.*^
Im Laufe einer Keihe yon Experimenten in Bezug auf deo
Druck mit Entwicklung auf einfachem Papier prüfte ich die Wir-
kung, die durch die Einführung verschiedener metallischer Salze in
das Gallussäure -Entwicklungsbad hervorgebracht wird. Ein Metall
und nur eins brachte markirte Wirkungen hervor. Dies war Blei,
besonders in der Form von essigsaurem und, wenn auch in gerin-
gerem Grade, als salpetersaures Blei. Damals glaubte ich^ diese
Beobachtung sei ganz neu, doch habe ich mich seitdem überzeugt,
dass die beschleunigende Wirkung der Bleisalze schon bemerkt
worden war. Aber die bisher gemachten Beobachtungen waren
sehr unvollkommen. Man hat sie, wie ich glaube, nur auf nega-
tive Entwicklung bezogen ; die eigentliche Art der Anwendung ist
missverstanden worden, und die ausserordentlichen Resultate, die
man hinsichtlich der Verdünnung des Entwicklungsbades erreichen
kann, hat man nicht gekannt Man hat die durch den Zusatz von
essigsaurem Blei zur Gallussäure hervorgebrachte trübe Flüssigkeit
angewandt, die mit ihrem Präcipitat von essigsaurem Blei angefüllt
ist, während es doch bei passender Behandlung leicht ist, das
gallussaure Blei aufzulösen, wo sich dann erst seine wirkliche
Stärke zeigt. Auf diese Weise wird es möglich, mit einer Gallas-
säure - Lösung zu arbeiten , die nur Vao ^^^ gewöhnlich vorgeschrie-
benen Stärke enthält, das heisst, anstatt 5 Gran auf die Unze
braucht ein Entwicklungsbad nur Vi 2 Gran Gallussäure zu enthalten.
Die Stärke, welche ich zum Arbeiten vorzog, war Va Crran aof
die Unze, oder ^ao ^^^ gewöhnlichen Stärke. Das Verfahren ist
folgendes :
*) The Philadelphia Photographer, Vol. I, Nr. 7. July 1S64, pag. 97 f.
439
Um 84 Unzidn Eotwiekkmgsbad zu präpariren, nehme man
4 Onm GaUnssänre, löse sie in einigen Unsen Wasser auf, seUe
imgefiQur V, Unze einer esBigsanren BleillJsang von 30 Gkan zu,
welche man in angemessener Weise vorräthig halten kann. Es
setzt sich ein geromtener weisser Niederschlag ab; darauf setze
man fissigsfiare zu , bis dieser Niedefschlag sich wieder auflöst Da
ieh eine etwas langsame Entwicklung yorziehey so setse Ich etwas
mehr £s8^;8iare zu, als zur Herstellung einer yoUständigen Lösung
Döthig ist; dies Ist eine Sache, die vom Geschmack des Photo-
graphen abhängt Man filtrire die Lösung und verdünne sie zu
20 Unzen. Zu 4 Unzen Wasser setze man einige Tropfen Silber^
Utem^ und mische es mit dem Uebrlgen. Ich brauche kaum z«
sagen, dass dies Alles nur unmittelbar vor dem Gebrauch des
Bades geschehen darf. Die Lösung von galiussaurem Blei in Essig*
siure wird sich nicht länger als einige Stunden halten, wo sie sich
dann von sdbst wieder niederschlägt.
Der üblichen Gewohnheit entgegen zog ich es vor, auf Chlor-
silber ohne alles Jodid und Bromid zu entwickeln. Die Exposition
dauert etwas länger, d. h. bei gutem zerstreutem Licht von einer
halben bis zu einer Minute; das ist aber kein Uebelstand. Das
Seasibiliningsbad kann sehr schwach sein; 10 Gran auf die Unze
ist völlig genügend. Benutzt man ein stärkeres Bad, so wird es
mmothig sein, dem Entwicklungsbade Silber zuzusetzen, wie oben
vorgeschrieben wurde« Ich niuss erwähnen , dass meine Experimente
ädk darauf beschränkten, Kupferstiche von kräftigen Negativen ab-
ndrucken, und dass meine Bemericungen über den Vorzug des
Odorsilbers sich nur auf solchen *Druck anwenden lassen. Jodid
und Bromid können ihre Vorzüge beim Druck von Landschaften
oder beim Arbeiten mit der Solarcamera haben« Chlorid gibt die
reinsten Bilder und läset sich am leichtesten handhaben; und wenn
die Exposition fortgesetzt wird , bis der Abdruck das violette Sta-
dium dnrdigemacht hat und eine blasse Chocoladenfarbe erreicht
(d. b. bei einer Exposition von 40 bis 60 Secunden), ist der feinste
Abdruck fast einem Sonnenabdruck gleich.
Ich sage, fast gleich, denn meine Folgerung war, dass es
schwierig sei, einen entwickelten Abdruck zu der Vortrefflichkeit
eines Sonnenabdrucks zu bringen, und dass im Durchschnitt der
eine dem imdern wenig, aber entschieden nachstehe«*) Hardwieh
*} Dies kann sich nur auf kleinere Bilder beziehen, die besonders scharf
und fein Terlangt werden. Für grosse Äbdrficke, Ton einem halben Papierbogen
an, ist in den meisten Fällen das HerTorroftingsverfahren viel geeigneter , da es
BNlkT Rundung nnd Effect gibt (Lg.)
440
stellt, wie ich finde, eine ähnliche Bebanptuog aaf. Ich athnme
daher nicht der oft genog ausgesprochenen Meinnng bei| daas dit
Methode des Drückens durch Entwickinng eines Tags die andere
verdrängen werde. Doch hat sie unaweifelhaft den Vorzug der
Schnelligkeit und Wohlfeilheit Was die Sohneiligkeit betrifft, so
mass ein Photograph, der awei sehr reichliehe EntwieUnngsbid«
vor sich hat und einen Knaben, nm das Papier eu wechseln ond
die Negative zu exponiren, nach meinem Dafürhalten im Stande
sein, in einer Stande von zwei Negativen je 50 Abdrücke u
gewinnen. Der Voriheil liegt nicht sowohl in der Kürze der fixpo-
sitionszi^t, denn diese lässt sich dadurch ausgleichen, das« man
mehr Negative benutzt , sondern darin , dass man nicht nöthi^g hak,
die Rahmen zu öffnen und den Abdruck zu prüfen, um genaa <tie
nöthige Expositionszeit zu treffen. Wenn das Bad eingerichtet iit,
um einen Abdruck in ungefähr 5 Minuten zu entwickeln , mid die
Bäder umfangreich genug sind, um in Allem ein Dntxend Ab-
drücke von 6V2 X ^Vs 2^ fassen, ohne dass sie einander ht-
decken, so kann der Photograph sie alle überwachen, um jedee
genau im erforderlichen Augenblick heraoszuoehmen. Dies würde
auf die Stunde eine noch grössere Anzahl gebm, als ick
oben angegeben habe. Die grössere Wohlfeilheit lEommt daher,
dass man eine Sensibilirungslösung von nur 10 Gran Salpeter-
säuren Silbers benutzen kann, der ein «ehr schwaehes Salsbad ver-
hergegangen ist.
Die grosse Verdünnung, in der man das Bad bei der ebea
beschriebenen Modification benutzen kuin, macht es ohne Uebc^
treibung möglich, reichliche und überflüssige Bäder aminwenden.
Unter dem alten System würde 1 Unze Gallussäure anr 5 Bäder
von 20 Unzen oder 2 Bäder von 50 Unzen geben. Nach der hier
gegebenen Vorschrift wird sie 60 der letzteren Bäder oder 150 der
ersteren geben. Anstatt der Entwicklung des Abdrucks in emer
Papierschale, die man durch Umschlagen der Ränder des Abdracb
selbst herstellt , um die Gallussäure zu sparen , und der ängstUehen
Ueberwachung, um zu sehen, dass er sich ni^t zusammenrollt und
sich stellenweise aus der Lösung emporhebt, benutzt der Photogr^li
ein Überflüssiges Bad und wirft es in dem Augenblick, wo es ver-
dächtig wird, weg. In dieser Weise geleitet, ist die Entwicklnng
von Abdrücken höchst interessant und sehön.
Wir brauchen kaum zu bemerken , dass reine Gefasse unbedingt
nothwendig sind. Die beste Art, sie zu reinigen, ist, sie mit einem
Stück Baumwolle abzureiben , das mit Jodtlnctur angefeuchtet ist
Gewöhnliches Reinigen genügt nicht. Gut ist auch der Vorschlag,
Ul
das Gefib» mit gat geldmtein Papier auMuflitteniy indem man dies
la derselben Gestalt xnsammenschlägt
Was beim Entwicklungsverfahren au wünschen bleibt » ist eine
Behandlang, welche dem Abdruck im Entwicklungsbad eine gute
Farbe gibt, die der röthenden Wirkung des unterschwefligsauren
Salzes widersteht , so dass man die Nothwendigkeit des Tonens Ter*
meiden kann. Blanquart^Evrard benutzte altes unterschwefligsaures
Natron und schwefeltonte also seine Abdrücke. Dessenungeachtet
sollen sie sehr dauerhaft gewesen sein; sicherlich hätte man ein
solches Resultat nicht von Tomherein erwartet und dies Verfahren
war nicht ohne Weiteres zu empfehlen. Könnte man den Abdrücken
im Entwicklungsbade eine solche Beschaffenheit geben , dass sie nur
in frischem unterschwefligsaurem Natron fixirt zu werden brauchten,
so könnte man sie sehr wohlfeil und mit grosser Gleichförmigkeit
herstellen ) und wären sie nicht gut genug, um Liebhaber von Pho-
tograplüen zu befriedigen, so könnte man sie wenigstens zu Illustra-
tionen für Bücher verwenden, und sie würden manche der jetzt zu
solchen Zwecken benutzten Lithographien und Kupferstiche weit
(Ebertreffen.
Die hier beschriebene Methode, das gallussaure Blei in Auf-
ISsong zu bringen, wird sich ohne Zweifel vortheilhaft auf die
Entwicklung von Negativen, sei es durch das trockne oder nasse
Verfahren, anwenden lassen, ein Punkt, über den ich bis jetzt
noch keine Experimente habe machen können. Zur Beschleunigung
der langsamen Entwicklungen bei manchen der CoUodion- Albumin -
Verfahren würde es jedenfalls sehr nützlich sein. Mutin.
Fenere BeMerkngen über die Anwendung von Bleisalzen
in Verbindung nüt Callnssiure.
Qelesen toi der photosraphlschen Gesellschaft zu Philadelphia.
Von Carey Lea.
Ich habe nun meine Versuche mit dem gallussauren Blei auch
aof das NegaüTverfahren ausgedehnt • Wird essigsaures Bleiozyd
SQ Gallussäurelösung zugesetzt, so braucht man viel Essigsäure
mn den entstandenen Niederschlag aufzulösen. Diese ist beim
Entwicklen positiyer Copien nicht schädlich, vielmehr vortheilhaft,
aber beim Entwickeln von Negativs ist sie hinderlich. Deshalb
habeich salpetersaures Bleiozyd anstatt des essigsauren ge-
nommen; dies erzeugt keinen Niederschlag.
FUttgxaphisekes ArehiT. Ir. S9. 1. HoTemher 1864. 21
U2
Die VersQche fielen sehr gut aus; der neue Entwickler ist
langsam und die Negativs müssen länger belichtet werden, als mk
Eisenentwicklung; aber sie werden äusserst fein, klar und rein.
Man bereite folgende Mischung:
Gallussäure .... 5 Gramm,
Salpetersaures Bleiozyd 50 ^
Wasser 500 „
und filtrire sie. Die Lösung hält sich einige Zeit Man ezponirt
so lange wie für Pyrogallussäure-Entwiclclung. Am besten arbeiten
ein bromjodirtes GoUodion und ein ganz schwach mit Salpetersäure
versetztes Silberbad. Z. B. man vermische 10 Tropfen Salpeter*
säure mit 1 Unze Wasser, und setze hiervon einen Tropfen zq
5 Unzen des Bades. Mit blos jodirtem Collodion erhielt ich bei
dieser Entwidmung ein zu hartes Negativ.
Um die Eigenthümlichkeit dieser Methode kennen zu lernen,
wurde eine Platte mit sehr kleiner Blende 42 Secunden belichtet
und mit Eisen entwickelt; sie war richtig ezponirt Das Entmckeln
dauerte eine halbe Minute. Gleich darauf wurde eine andere Platte
85 Secunden belichtet und mit Gallussäure und salpetersaurem
Bleioxyd entwickelt Das Bild kam langsam und brauchte 6 Minuten
zur Entwicklung. Als es halb gekommen war, wurde die Flüssigkeit
abgegossen und mit Silberlösung (10 Gramm salpetersaures Silber-
ozyd, 20 Gramm Citronensäure , 480 Gramm Wasser) venniscbt
wieder aufgegossen. Nach Verlauf der 6 Minuten war der Ent-
wickler noch ganz klar, wenn auch gelb gefärbt, würde also selbst
bei längerem Entwickeln keinen Schleier verursacht haben.
Von diesen beiden Negativs war das mit Gallussäure und
Bleisalz entwickelte das klarste, reinste und schärüste.
Hilitär - Photographie«
Von Capitain van der Beek.*)
Ist die Verstärkung mit der Lösung von Pyrogallussäure und
Silber geschehen, so wascht man die Platte auf beiden Seiten sorg-
fältig ab und übergjesst sie dann mit einer verdünnten Lösung von
Doppelt - Chlorquecksilber. Das Quecksilber darf nicht zu lange
auf 4ie GoUodionhaut einwirken können , weil es sie in diesem Falle
mit einer Anzahl kleiner Löcherchen bedeckt, die der Reinheit des
Negativs sehr schaden. Wenn das Quecksilber zu lange auf der
*) Fortaetsung Ton Seite 407.
448
Platte bleibt, wird dieselbe ganz und gar gelb. Dies ist aber bui
Erlangong eines gnten Negativs niebt nötbig. Man kann das QuedL-
Silber sicher yon der Platte entfernen, sobald dieselbe einen Anfang
von Gelbwerden zeigt Die Platte wiid darauf wieder mit Sorgfalt
abgewaschen und zum Schloss mit einer verdünnten Schwefel-
ammoninmlösung übergössen. Bei dieser letzten Operation wird die
Platte eine matt dunkelbraune oder schwarze Färbung bekommeui
je nachdem man sie, mehr oder weniger, mit der Verstärkungslösung
von Pyrogallussäure mit Silber behandelt hat Die Linien des
Kupferstichs werden sich dann bei durchfallendem Lichte glashell
auf einem matt schwarzen Grunde zeichnen. Besieht man die Platte
bei auffallendem Lichte, so mnss sich die Zeichnung so darstelleui
als wäre sie in den matt schwarzen Grund eingravirt
Es kommt oft vor, dass die auf diese Weise behandelten
Tafeln bei starker Erwärmung über dem Feuer plötzlich vom Glase
ab und in Stücke springen. Behn Firnissen muss man darauf
anfioaerksam sein. Wenn man Spiritus -Lack benutzt, ist es daher
besser, die Tafel erst nach dem Firnissen zu erwärmen.
Der Bernstein -Firniss, der bei Holdrinet in Utrecht zu haben
ist, und der angewandt wird, ohne die Negative zu erwärmen, ist
deshalb hier besonders zu empfehlen. *)
Es gibt noch eine Bedingung, die beim Copiren oder Reduciren
von Karten u. s. w. erfüllt werden muss, nämlich alle verticalen
und horizontalen Linien müssen auch in der Copie diese Lage
behalten , und das Bild muss bis an die Ecken von nahezu gleicher
Lichtstärke getroffen werden, wenn das Negativ sowohl gerade
Linien zeigen als auch überall gleich kräftig sein soll. Diese
Bedingung kann nur dadurch erfüllt werden, dass man beim
Copiren oder ' Reduciren ein dazu geeignetes Objectiv benutzt Das
Tripletobjectiv liefert ausgezeichnete Resultate und ist zu der-
artigen Arbeiten sehr zu empfehlen. Die Construction dieses
Objectivs ist sehr sinnreich and verdient wohl, dass wir sie unsem
Lesern mit wenig Worten in's Gedächtniss rufen. Es ist bekannt.
*) AnflSsuDg von Copal oder Dammar in Benzin (sog. CrystalMmisi) kann
raeh ohne Brw&rmnng anfgetragen werden. Die (3oUodionichicht löst aiofa beim
Snrärmen ab, wenn sie durch langes Verstärken mit dicker Silberschioh« bedeckt
wurde, auch wenn die Glasplatte unrein war. In diesem Fall bemerkt man ton
der RSckseite her einen hellglänzenden Niederschlag zwischen Glas und Collodlon.
Di die Schicht aber sich schon beim Trocknen ablösen kann, fiberziehe man
lie TOTsichtshalber gleich nach dem Abwaschen mit dünner GnmmüÖsnng, und
Bieh dem Trocknen mit irgend welchem Laek. (Lg.)
444
dass, wenn man von einer Karte Yermittelst eines Portndi-Objaelivs
eine Copie nimmt, die geraden Linien, besonders an den RSnden
der Karte, stark auswärts gebogen sind. Der Grand davon liogt
in der Constraction der Linse, wodurch das Bild des GegenstaiideB
in einer starlc gebogenen Fläche erzeugt wird. Ersengte $aA
dagegen das Bild in einer ebenen Fläche, so würde mao lür eine
gerade Linie des Gegenstandes auch eine gerade Linie in der Copie
wiederbelcommen. Dies hat man so nahe als möglidi zu emddieii
gesucht, und wirklich geben denn auch die TripleÜinsen and
die Kugellinsen in dieser Hinsicht ausgezeichnete Resultate. Das
Tripletobjectiv besteht aus 3 Linsen:
A und B sind zwei achromatische Linsen von concay-convezer
Form, die Krümmungsradien nach der Brennweite berechnet, die
man den Linsen geben will. Für die Brennweite B^l mnaa £e
Ton A^l,5 werden, während zwischen den Durchmessern der
Linsen dasselbe Yerhältniss bestehoi
muss. Der Abstand der Linse A von
B ist Vr der Brennweite von B; die
achromatische Linse C ist so zwisdien
die Linsen A und B gestellt, dass
die Abstände bis zu diesen Linsen
mit den Brennweiten einer jeden von
ihnen in gleichem Yerhältniss stehen;
die Blenden werden bei a vor der
Linse C in's Objectir geschoben. Die
Brennweite von C ist ungefähr die
HäUte der Summe der Brennweite von A und B, während der
Durchmesser dieser Linse ungefähr Vs ^^^ Durchmessers von B ist
Die Brennweite des ganzen Objectivs verhält sich zu der Brennweite
von B wie 7:8. In dem bei uns gebrauchten Objectiv liat die
vorderste Linse 7 und die hinterste 9 Gentimeter Durchmesser, und
man erlangt damit bis an die Ecken scharfe Bilder selbst in der
Grösse von 30 Gentimeter auf 37,5 Gentimeter. Die Abweichnng
von der geraden Linie ist für Bilder dieser Grösse so äusserst
gering, dass sie auf die Richtigkeit der Gopie der Karte dnrcl&aus
keinen Einfluss Iiat. Die Zeit der Exposition ist natürlich je nach
dem Licht sehr verschieden. Mit den oben erwähnten StoAn
variirt sie innerhalb des Zimmers von 3^ im Schatten bis zu W
im Sonnenlicht; bei Sonnenlicht im Freien beträgt die Zeit nur 5".
Beim Stellen des Instruments ist es, um das Bild der
Karte oder des Kupferstichs im richtigen Maassstabe zu bekommen»
zuvörderst nothwendig, dass die Ebenen, in welchen das matte
Giaa, die Voidenelte der LfaiM Tnid der sn copfnade Knpfentich
od« Karte lleg^, einander parallel laufen; sodann man mnas
dalBr so^en, dasa das VerhSItnlss der AbsUnde toq dem matten
&lase bis mr Linee und Ton dietiei bis mm Enpfersticli daaselbe
Ift irie dsBJanige, welchea man Ewischcn der zn Terfertfgenden
Copie nnd dem Original erreichen will, dass also die dnreh A, B
nnd C gebenden Ebenen einander parallel sind, nnd dau, wenn
nan bei A ein Bild ersengen will, das halb so gross ist wie der
eegenstand bei C, dann AB= '/i^C ist
Im Atelier mnsa die Einrichtung getroffen sein, daas man mH
geringer Mühe die Ebenen bei A, B nnd C einander parallel
ttellen kann, während Eaglelcfa der Tisch, anf welchem das Instrament
«Dgebradit wird, sich auf Schienen GG leicht vor- und rückwBrts
Bints bewegen lassen, nm das VerhltltniBs der AbstKnde cwischen
dem matten Glase, der Linse nnd dem Gegenstände schnell regnliren
in kennen.
Der einfachste und practischste Weg, das Instrament anf jede
Terlangte GcSsse der Rednction an stellen, besteht darin, dass man
uf dem matten Glase ein Rechteck oder Qnadrat constmlrt, welches
Ae richtige Grösse für das Bild an^bt Das Instrument ist Auf
446
dem Tische so ang^ebracbt, dass die Mitte des Bildes yom Gegeo-
stande bei C in die Mitte des matten Glases HUlt. Geringe Ab-
weichungen lassen sich dadurch beseitigen, dass man die Garnen
vermittelst der Schraube F und der Schraube E um die Linie
bei H rechts oder links, auf oder nieder bewegt. Bei C wird die
Karte oder der Kupferstich auf ein Reissbrett yermittelst HeftiweeIceD
befestigt oder auch aufgeklebt Das Reissbrett wird an der Wand
mit drei Schrauben festgemacht, wodurch man mit demselben eine
kleine Bewegung in jeder verlangten Richtung vornehmen kann.
Die Einrichtung der Camera muss so genau sein, dass die
horizontale Axe des Objectivs in senkrechter Richtung auf dem
matten Glase steht und die Mittelpunkte beider vollkommen m
derselben horizontalen Lage liegen. Da verschiedene Ursachen
vorhanden sein können, die es möglich machen, dass bei einem
vielfachen Gebrauch des Instruments der richtige Stand im Laufe
der Zeit etwas modificirt wird, so hat man an den späteren Camera's
eine Einrichtung getroffen, bei welcher das matte Glas sich nm
eine horizontale Axe bewegt Auf diese Weise hat man es m
seiner Gewalt, die geringen Abweichungen, die etwa in dem oben
erwähnten Stande eintreten können, zu beseitigen, da eine äusserst
geringe Neigung des matten Glases nach vorn oder nach hinten
den parallelen Stand mit der Linse schnell wieder hersteUen wird.
Von der Richtigkeit der Construction der Camera kann man sich
dadurch tiberzeugen , dass man auf dem matten Glase mit grösster
Genauigkeit ein Rechteck in einem bestimmten Verhältniss zu G,
etwa von der Hälfte oder dem Drittel der Seiten, construirt und
das Bild auf dem matten Glase gerade zwischen diesen Linien
scharf einstellt. Hat man sich nun vermittelst der Wasserwaage
vorher tiberzeugt, dass die Richtung der Axe des Objectivs rein
horizontal ist, und vermittelst eines Senkbleies, dass das Rechteck C
sich in rein vertikaler Stellung befindet, dann müssen auch die
Grenzlinien des Bildes vom Rechteck C die Linien, die auf dem
matten Glase construirt worden sind, vollkommen decken. — Jede
andere Stellung des Bildes in Bezug auf das construirte Rechteck
zeigt deutlich, dass das matte Glas nicht senkrecht auf der Axen-
linie des Objectivs steht, und g^bt sogleich die Richtung an, in
welcher es von derselben abweicht.
Hat man sich also zuvor von der Richtigkeit der Construction
der Camera tiberzeugt, dann ist es klar, dass man, mit den oben
angegebenen Einrichtungen versehen, auf ganz einfache Weise jede
verlangte Reduction genau darstellen kann.
Gesetst, man wollte die Reduction einer Karte auf % der
wirklichen Grösse ausfahren, so construirt man auf dem matten
44T
Ghtfe ein Rechteck, dessen Seiten ^/s der Seiten (z. B. der innersten
Linien des Bahmens oder Randes) der Karte sind. Das Instrument
wird auf den Tisch gestellt und vermittelst der Schrauben £ und F
die Mitte des Rechtecks C, wenn es nöthig ist, grade in die Mitte
des matten Glases gebracht Hierauf befestigt man die Karte so
an der Planke G, dass die Mittelpunkte beider auf einander fallen
und die horizontale und yerticale Linie, die auf der Mitte der Karte
angedeutet ist, mit den Hir dieselbe auf dem Rechteck C angegebenen
Richtnogen übereinstimmt. Sodann wird das Bild der bei C auf-
geklebten Karte scharf eingestellt Dieses Bild wird zu klein oder
zu gross sein. Ist es zu klein, so bringt man den Tisch näher
nach der Karte hin und stellt darauf vermittelst der Schraube D
das Bild zum zweiten Mal scharf ein. Dies wiederholt man so
lange, bis die sich entsprechenden Linien des Bildes und des
oonstruirten Rechteckes einander vollkonmien genau decken. Wenn
das Bild beim ersten scharfen Einstellen zu gross war, so yerföhrt
man in umgekehrter Weise. Indem man jedes Mal, wenn man den
richtigen Stand des Tisches für eine gegebene Grösse bestinomt
bat, diesen Stand auf den Schienen anzeichnet, wird man sehr bald
mit wenig Mühe das Stellen des Instruments bestimmen können,
and man bekommt so allmälig eine gewisse Anzahl bekannter
Stände für Reduetionen auf manche Grössen, wodurch es leichter
wird, die dazwischen fallenden Grössen der Reduetionen schneller
zu finden.
Sollte das Bild Tom Rahmen der Karte kein Rechteck dar-
stellen, so dass nicht alle Seiten desselben auf die construirte
Figur passen, so werden alle Linien des Bildes, die kürzer sind
als die der Constructlon , für diese Theile andeuten , dass sie in
Bezug auf das Objectiy oder das matte Glas divergiren. Sind sie
langer, so findet das Umgekehrte statt. Geringe Bewegungen an
den Schrauben der Planke G geben das Mittel an die Hand, diese
Planke in richtigen parallelen Stand mit dem matten Glase zu
bringen.
Soviel über das Einstellen des Instruments zur Herstellung
Ton Reduetionen auf eine bestimmte Grösse und zur Verfertigung
der negativen Bilder auf Glas nach Karten oder Kupferstichen«
Eine allgemeine Bemerkung verlangt jedocb noch unsere Auf-
merksanokeit Wenn man das directe Sonnenlicht auf dem Kupferstich
auffangen kann, so werden die Resultate um so besser sein.
Dasselbe ist auch der Fall, wenn man die hier angegebenen
Operationen ununterbrochen auf einander folgen lassen kann. Daher
ist es zu empfehlen , die oben erwähnten Reduetionen entweder im
448
Freien ausBuführen oder das Atelier so dnzuricbten, dan biii
erforderlichen Falls einen Theil des Glasdadies wegschieben kann,
um das directe Sonnenlicht auffangen au Icönnen.
Fortietmns folgt
Wiederherstellung verdorbener Hegattys.
Von John SpiUer.
Negativs , deren gefirnisste Schicht netzartig gerissen und sich
theilweise vom Glas abgehoben hat (durch Kälte, Feuchtiglceit oder
unvollständiges Auswaschen), werden leicht wiederhergestellt ds-
darch, dass man sie den Dämpfen von Alkohol und Aether aus-
setzt Eine Mischung von 3 Theilen Alkohol und 1 Theil Aether
wird in eine Glasschale gegossen, das Negativ mit der Schicht nach
oben auf einer passenden Unterlage so hineingelegt, dass die Flfis-
sigkeit es nicht berührt und eine Glasplatte darüber gedeckt Nadi
12 Stunden liegt die Schicht wieder fest an; man braucht sie nur
noch etwas zu erwärmen, um den Fimiss fest zu machen. Wenn
nüthig, wird das Negativ nochmals gefimlsst Auf diese Weiie
werden zwar nicht alle Spuren der Verletzungen vertilgt , aber in
den Abdrücken ist nichts davon zu entdecken. (Photogr. Newa
5. Aug. 1864.)
Das Fothergill - Verfahren.
Herr W. Simpson bespricht in den photogr. News einige von
Captain Bonamy in Guernsey ausgeführte Photographien von 9 x 11
Zoll auf Fothei^Jplatten. Die schwierigsten Contraste (Vordergrund
mit Laubwerk , See und entfernte Küste) seien äusserst brillant imd
dennoch sehr fein und zart gekommen,, die Bilder überhaupt sehr
harmonisch. Das Verfahren gibt Herr Bonamy so an: Gutes jod-
bromirtes Collodion (2 Gramm Jodkalium, 2 Gramm Jodcadminm,
1 Gramm Bromcadmium auf 480 Gramm RohcoUodion). SUberbad
35 : 480 mit Essigsäure schwach angesäuert Die empfindliche Platte
wird in Schalen mit destiUirtem Wasser gewaschen und schliessliefa
mit gewölmlichem Wasser abgespült Schutzl^ung: Das Weisse
von einem £i mit 5 bis 8 Tropfen Ammoniak, gut geschlagen; einige
Wochen aufzubewahren. Wird vor dem Gebrauch mit der Hälfke
des Volums Bromkaliumlösnng (von 1 : 60) versetzt Das Bromssli
gibt den Bildern die Zartheit und Reinheit Die Flüssigkeit wird
auf die abgespülte Platte gegossen und bald darauf mit destillirtem
Wasser gewaschen, nochmals abgespült und mit SilbemitratlOsaog
449
▼on 2 bia d auf 480 übergössen. Kacb dtm Tkoeknea hattan sich
die Platten etwa 3 Tage.
Mit einfachem Objectiv von 15 Zoll Brennweite und Vs2<^lli'ger
Blende daaert die Belichtung bei gutem Licht 5 Minuten. Entwickelt
wird mit Pyrogallussfiure und Silber wie gewöhnlich. Herr B. zieht
diese Methode dem Tanninverfahren vor^ weil nicht so leicht harte
Negativs und auslaufende Schwärzen damit entstehen.
Dm KagneiimliBht.
Herr M. A. Gaudin bemerkt hierüber In La Lumifere: Das
Magnesinmlic^t ist äusserst intensiv und weiss ; um den Magnesium-
draht zu verbrennen, braucht man ihn nur mit einer Pincette in
die Flamme einer Kerze oder Spirituslampe zu halten. Die Ver-
brennung geht sehr rasch vor sich ; es bleibt ein Oerippe von Aetz-
magnesia zurück. Bei einer Dicke des Drahts von etwa Vs Genti-
meter schien mir das Licht gleich dem von 50 Kerzen zu sein. Es
scheint mir viel Aehnlichkeit mit Phosphorlicht zu haben; aher es
Ist ganz ungefährlich und lässt sich sehr leicht und ohne Vorbe-
reitung in Anwendung bringen. Wenn es möglich wäre, das Kilo-
gramm Magnesiumdrabt zu 100 Fr. zu liefern, würde das Magne-
sianoJicht sich auch zu nautischen und anderen Beleuchtungen vor-
theilhaft benutzen lassen.
Herr Crookes machte im Jahre 1859 die Mittheüung, dass er
mit dem Magnesiumlicht experimentire, um es zu photographischen
Zwecken zu benutzen. Gegen Ende desselben Jahres wiesen auch
Roscoe und Bunsen auf die chemischen Eigenschaften dieses Lichts
hin. Herr Brothers in Manchester war der erste, der Portraits bei
Magnesiumlicht aufgenommen. Bei Gelegenheit einer Vorlesung
photographirte er den Professor Faraday bei Verbrennung von
20 Gran Magnesiumdraht; das Negativ, welches ganz vorzüglich
ansgefalien war, wurde gleich getrocknet und davon ein transpa-
renter Abdruck auf einer Tanninplatte gemacht, wozu nur % Gran
Draht erforderlich war; das Bild wurde sofort mittels einer Laterna
magiea und des Oxyhydrogenlichts auf einen Schirm projicirt und
der erstaunten Zuhörerschaft 20 Minuten nach der Aufnahme vor-
geführt.
Wenn einmal Herrn Gaudin's — fßr jetzt woi noch sanguini-
sche — Hoffnung in ErfQUung geht, dass nämlich Magnesiumdraht
zum Preis von 100 Fr. das Kilo geliefert werden kann, wird das
Photographiren bei künstlichem Licht oft genug in Anwendung
gebracht werden. Für jetzt ist dies wol noch nicht zu hoflfen. 6.
450
Ueber ReinHdikdt M ph^tograpUsehei Arbeitra.*^
Eine der ersten Aufgaben, welche der Schüler der Chemie zq
lernen hat, wenn er in ein Laboratorium eintritt — falls er es nicht
schon bei seinen mehr fQr sich angestellten Experimenten und Mani-
pulationen gelernt hat — ist die unbedingt nothwendige Gewöhnung
an Ordnung und eine umfassende Rücksichtnahme auf Reinlichkeit
in allen Theilen seiner Arbeit. Wird dies nicht gelernt, hat die
natürliche Anlage oder bänsliche Ersiefaung des Schillers ihn unfShig
gemacht; systematisch reinlich und ordentlich zu sein, so Icann man
es als eine ausgemachte Sache ansehen , dass er nie ein guter Che-
miker werden wird, und dass er besser gethan hätte, sich nach
einem andern Beruf umzusehen.
„Herr Jones j*^ sagte Professor T. , in dessen Laboratorium wir
unsere chemische Praxis begannen — indem er sich an einen Comi-
litonen wendete, der damals ungefähr sechs Wochen im Labora-
torium gewesen war — |,Herr Jones, ich habe schon mehrmals
mit Ilmen darüber gesprochen , dass Sie , wenn Sie mit Ihrer Arbeit
fertig waren, Ihre Apparate unausgewaschen und ungeordnet liaben
auf dem Tische stehen lassen , anstatt sie sorgfältig zu reinigen und
jeden Gegenstand an seinen Platz zu stellen. Diesen Morgen, sehe
ich, ist es wieder vorgekommen.^ Jones wollte sich entschuldigen,
aber der Professor unterbrach ihn, indem er sagte: jyHerr Jones,
ich würde Ihnen Unrecht thun, wenn ich Sie länger in meinem
Laboratorium behielte. Sie sind nicht zum Chemiker geschaffen;
Sie werden besser thun, wenn Sie sich einem andern Beruf widmeo.
Gehen Sie, Herr Jones, gehen Sie." Als dies geschah , waren wir
noch jung und glaubten , der alte Professor verführe viel zu streng
mit dem armen Jones; wenn wir aber jetzt, wo wir durch Ecfah-
rung belehrt worden sind, zurückblicken, so überzeugen wir uus
mehr und mehr, dass der Professor vollkommen Recht hatte.
Hätten alle Photographen, mögen sie die Kunst als Dilettanten
oder berufsmässig betreiben, die Wohlthat eines, wenn auch nur
kurzen, Cursns des Studiums der Chemie in einem gut geleiteten
Laboratorium geniessen können, so würden wir es sicherlich nicht
für nöthig lialten , diesen Artikel zu sehreiben ; leider aber hat ein
grosser Theii derer, welche Photographie treiben, diesen Vortbeil
nicht genossen. Sie haben sich in der Regel andern Benifsthätig-
keiten gewidmet gehabt und die Photographie nur als einen Zeit-
vertreib, oder als ein Unternehmen von conunerziellem Character,
das pecuniären Gewinn verspricht, ergriffen. Deshalb fehlen ihnen
*) The British Journal of Photography, July 15, 1864, ptg. 241.
451
oftmals mancbe EigenschafteB ^ die zu einer erfolgreichen Betreibung
jenes Zweiges der angewandten Wissenschaft, den man Photographie
nennt, höchst noth wendig sind. Allerdings wird dieser Uebelstand
aaf mancherlei Welse wieder ausgeglichen. Die Photographie hat
dadurch nicht wenige originelle Geister gewonnen, die , ungehindert
durch die Vorurtheile einer systematischen Erziehung, bereit sind
sa versuchen, was scheinbar ungereimt oder unmöglich ist, die reich
sind an neuen Auskunflsmitteln und unerwarteten Hfilfsquellen und
denen bisweilen Dinge gelingen , die Andern sicherlich fehlgeschlagen
wären. Während wir aber diese Thatsache anerkennen, beklagen
wir dennoch, dass so Manche, die sich photögraphischen Arbeiten
gewidmet , nicht den YortheO eines mehr systematischen Unterrichts
genossen haben, da wir im Ganzen genommen der festen Ueber-
zeugung sind, dass auf diese Weise viel mehr verloren, als durch
die zufälligen VortheÜe, auf die wir hingewiesen haben, ge*
Wonnen wird.
Die Praxis der Photographie erfordert viel Creduld, verlangt
System und Ordnung, ist unter den günstigsten Umständen Ver-
driesslichkeiten, Missgeschicken und Täuschungen unterworfen, und
zuweilen schlägt Etwas fehl, wo selbst die Erfahrensten nicht im
Stande sind, den Grund zu entdecken. Wenn aber der Arbeiter
ein Mann ist, der manche der vornehmsten Regeln, von welchen
der Erfolg grösstenthells abhängt, gewöhnlich hintansetzt , darf man
sich dann wundern , dass er die Photographie noch unzuverlässiger,
verdriesslicher, täuschender und kostspieliger findet?
Wir sind fest fiberzeugt, dass wir hier auf den Grund kommen,
warum manche unserer photographischen Freunde das Vertrauen zu
der Wirlcsamkeit gewisser Verfahren verloren haben ^ warum Manche
ohne Maass und Ziel auf die Fabrikanten ihrer Stoffe schmähen,
warum Manche schlecht gelaunt sind gegen ihre Linsen oder ihre
Cameras, warum es Manchen heut gelingt, aber die ganze übrige
Woche fehlschlägt, und warum endlich Manche die ganze Sache
aufgeben und Alles in die Rumpelkammer werfen, oder um einen
lächerlich geringen Preis ausverkaufen.
Um zu zeigen, dass wir Recht haben, wenn wir Unordnung
und Schmats als fruchtbare Quellen der Störung und des Miss-
iingens in der Pliotographie betrachten , mögen einige Beispiele von
dem angeführt werden, was wir selbst beobachtet haben. Wir haben
gesehen, dass alle Lösungen mit ungeprüftem Wasser gemacht
worden; als es nach wiederholtem Fehlschlagen geprüft wurde, fand
man, dass es ein sehr reichliches Procent organischen Stoffs ent^
hielt. Wir haben uns genöthigt gesehen, vor der Gewohnheit zu
452
warnen, nur eine Seite des zur empfindlicbeo Platte beoutzten
Glases zu reinigen« Wir haben gesehen , dass schmutzige Finger
benutzt wurden, um photographische Abdrücite zu schütteln, wäh-
rend sie zum Tonen ausgewaschen wurden, und dass dieselben
Finger gleich darauf abwechselnd in*s Tonbad und in's unter-
schwefligsaure Natron -Fixirbad getaucht wurden*, dass Cyankaliun
mit den Händen zerbrochen und in strafbar sorgloser Weise ange-
wandt, und dass verschiedene andere Chemiealien auf der flachea
Hand von einer Seite des Zimmers zur andern getragen wurden;
dass Linsen durch eine dicke Staubschicht verdunlselt, oder durch
die Berührung mit fettigen Fingern beflecl^t wurden ; dass Albumia-
papier fast auf dieselbe Weise behandelt wuixle, wie man ein Zei-
tungsblatt behandelt, und mancties Andere von ähnlicher Art. Als
Resultat solcher Sorglosigkeit und Liederlichkeit haben wir eine
reiche Anzahl sehr dürftiger photographiseher Bilder gesehen, denn
den Ursachen sind stets ihre gesetzmässigen Wirkungen gefolgt.
Wir möchten daher unsem Lesern die Wichtigkeit einer stren-
gen Räclisichtnahme auf Reinliclikeit bei allen ihren pbotographischea
Arbeiten aufs Dringendste einprägen, wenn sie die Ursachen des
Misslingens ihrer Arbeiten auf ihr gehöriges Maass zurückfülireo
wollen. Und wir möchten dies besonders Alien empfehlen, die iti
der Photographie eben ihre ersten Versuche machen; denn wenn
sie sorglos beginnen ^ werden sie wahrscheinlich sorglos fortfahren,
und werden unzweifelhaft den Weg zum Fortschritt in der Photo-
graphie, der ziepilidi leicht und angenehm gewesen sein und za
glücklichem Erfolg geführt haben würde , schwierig und unsicher
finden und zuletzt auf demselben verunglücken. M.
EMaillirte Ph^tograplueB.
Wir haben schon mehrmab über die Herstellung eines Gelatine-
Überzugs für Papierbilder Mittheilungen veröffentlicht Da es scheint,
als interessire nuin sieh jetzt wieder für diese Sache , so übersetzen
wir einen darauf bezüglichen Brief des Mr. Tunay an das Britich
Journal:
„Eine Glasplatte wird gereinigt und mit unjodirtem. GollodioD
b^gOBsen. Das Collodion muss fest, nicht von der staubigen Art
sein* £me Unze Gelatinci die man einige Stunden in 12 Unzen
Wasser hat ansehwellen lassen, kocht hmui nun in einem Topf nnd
klärt die Lösung durch das Weisse von einem Ei. Die wame
Lösung fiitrirt man durch Flanell. Dann gtesst man eine hin-
reichende Menge davon mitten auf die collodionirle Platte, und
453
TerÜieHt sie durch Bewegen und Lenken mittelst eines Papier-
Streifens. Nachdem die Lösung elnigemale hin- and hergeflosseui
lisst man sie in ein anderes Gefäss abtropfen, nicht in das Vor-
rathsgefiss, da sie Staub hineinbringen Icönnte. Man legt die
Platte wagerecht auf den Tisch. Sobald die Schicht erstarrt und
iclebrig geworden ist, nimmt man die gut ausgewaschenen Abdrücke
aas der Schale mit reinem Wasser, und legt sie sofort auf die
prSparirte Platte; dies geschieht am besten, indem man eine Ecke
des Abdrucks auf eine Ecke der Platte fallen und dann allmSlig
den übrigen Theit Pinken ISsst, während man ihn sanft andrückt.
Das Wasser fliesst dann vor dem Abdmck hin, und verhütet daa
Entstehon von Luftblasen. Wenn man die Abdrücke trocken
auflegt, bilden sich viel leichter Blasen.
Auf eine Platte von 12 x 10 Zoll kann man 8 Visitenkarten
legen. Wenn die Bilder grösser sind, legt man die Platte auf
einen Niveauständer, giesst auf die Gelatine soviel Wasser, als
sie halten kann, und legt den Abdruck so darauf, dass er schwimmt.
Dann iaast man swei Ecken des Glases, drückt mit dem Daumen
das Bild fest an und richtet die Platte allmäHg schräg auf« Das
Wasser fliesst ab, und Luftblasen können nicht entstehen. Sollte
man von der Htickseite her Blasen wahrnehmen, so drücke man
diese mit dem Finger fort.
Nach 8 bis 10 Stunden kann man das Bild ablösen, nachdem
man ringBum mit dem Messer einen Schnitt gemacht. Man be-
schneide die Bilder vor dem Auflegen, und klebe Kartonpapier
darauf, während sie noch auf der Platte sind. Sie werden dann
viel glatter, als wenn sie in gewöhnlicher Weise aufgeklebt werden.**
Wie Herr W. Simpson richtig bemerkt, haben wir dasselbe
Verfahren vor circa 4 Jahren bereits in einem an die Photographie
News gerichteten Briefe mitgetheiit. Das Verfahren ist in England
patentirt worden. Lg.
Bw Hagnesiaiiilieht nr Pkotomikr^graphie beiiatit
Dr. Maddox berichtet im British Journal über einige Versuche,
das Magnesiumllcht bei der vergrösserten Aufnahme milcroskopischer
Objecte anzuwenden. Aus dem gewöhnlichen Sonnenmikroskop
wurde das Prisma entfernt, das Object durch ein Paraf&nJicht be-
leochtet, dessen Strahlen durch einen kleinen biconvexen Condensator
coneentrirt wurden. Nach genauer Einstellung wurde die Entfernung
des Mittelpunkts der Flamme vom Condensator und dem Tisch
gemessi^n. Das Objectiv war durch eine Hinterlinse für lieber*
454
einstimmung des optischen and chemischen Brennpunkts oorrigirt
Eine kleine Weingeistlampe wnrde sodann genaa an die Stelle des
Paraffinlichts gebracht. Das Bild war kaum sichtbar. Eine fenchte
CoUodionplatte wurde in den Rahmen gesetzt, ein Stück Magnesium-
draht, durch eine Pincette gehalten, in die Flamme gebracht, und
nach der Maassgabe des Verbrennens vorgeschoben. Das Licht
dauerte nur wenige Secunden. Beim Entwickeln erschien das Bild
gleiclimässig und scharf. Es wurde gewaschen, mit Cjaokalium
geklärt, wieder gewaschen, mit Jod- und Jodkaliumlösung über-
gössen, abgespült, und mit Pyrogallussäure (mit Essigsäure) und
Silberlösung (mit Gitronensäure) verstärkt. Mit einer in zwei
Secunden bei Sonnenbeleuchtung gemachten Vergrösserung ver-
glichen erschienen die bei künstlichem Lickt dargestellten weicher;
die Gegenstände scheinen mehr solid und rund.
Hrn. D. J, W. — Höchste Empfindlichkeit der Priptrate wird durch An-
wendung der reinsten Cbemicalien erlangt Wenn Sie nicht ToIUcommfln reines
destUlirtes Wasser bekommen können , so destüliren Sie lieber selbst die geiiog»
Menge, die für ein Negativ -Silberbad erforderlich ist. Auch rathen wir Ihnen,
nur doppelt -crystaUisirtes salpetersaures SUberoxyd zu benutzen, welches Ton
organischen Yeninreinigungen frei ist.
Ob die mit unterschwefligsaurem Kalk flxirten Papierbilder wirklich halt-
barer aiad, als die mit dem Natronsalz flxizten, können wir Ihnen nicht aagso.
Wir haben ausser dem Kalk auch unterschwefiigsaure Magnesia zum Fixiren Ter-
sucht; diese Salze reduciren den Ton der AlbuminbUder weniger als das
unterschwefiigsaure Natron.
Hm. lt. H. in B. — Um intensive Negativs ohne Verstärkung zu erhalten^
muss man ein dickes, stark Jodirtes Gollodion und kräftiges Silberbad anwenden«
Folgende Torschrilt von Towler ist sehr gut: 8 Unzen Silbemitrat, doppelt-
erystalUsirt, 86 Unzen destillirtes Wasser, 6 Gran Jodsilber, 18 Tropfen eatig-
saure Natronlösnng (von 1 : 4 Wasser) und 10 Tropfen ßiseesig« Entwickler:
1 Theil zuckerschwefelsaures Eisenoxydul, 1 Theil Eisessig, 10 bis SO Thelle
Wasser. In der nächsten Nummer werden wir die Vorschrift zu einem neuen
Negativsilberbad mittheilen, welches sehr feine und kr&ftige Negativs gibt.
Hm. ▼. 8. in Altena. — Die Negativs sind gar nicht so schlecht. Der
schwache Schleier schadet beim Abdrucken kdneswegs; eine Bridirung flndtn
Sie in Stemberg's Vademecum, wo auch die verschiedenen GcUodionvondriften
mitgetbeilt sind.
Hm. Werner in Passau. — Ihre Zusendung haben wir. erhalten , und be-
nutzen solche för nächste Nummer.
Beriehtigung. .S. 334, Zeile 23. Thitonometer statt Thitoneter.
Qednirkt bei Sani. Lucas in ElbarlUd.
Photographisches Archiv.
Band V. — IVr. 90* — !•• IVoTember i8e4.
Jodsilber- and Bromsilber - Collodion«
Ib ähnlicher Weise, wie wir das schon mehrmals beschriebene
Jodsübercollodion ohne Silberbad mit Tannin angewandt haben, ist
BOB neaerdings von einem englischen Photographen, Herrn Sayce,
ein Collodion mit Bromsilber benutzt worden, nnd zwar ebenfalls
mit gatem Erfolge. Da das Bromsilber viel feiner ist, als das durch
doppelte Zersetzung zwischen Jodkalium und salpetersaurem Silber
dargestellte Jodsilber , so kann das BromsilbercoUodion durch Zusatz
ron salpetersaurem Silberoxyd zu BromcoUodion angefertigt werden.
Professor Dawson gibt dafür im British Journal diese Vorschrifl; an:
Aetber von .725 spec Gew 240 Theile.
Alkohol „ . 805 „ » 240 „
Pulyeriges Pyroxylin, bei hoher Temperatur bermtet . 3 ;,
Bromammonium 6 „
Oder Bromcadmium . . . « 8 „
Salpetersaures Silberoxyd 9 „
Man löse das Bromsalz in 120 Theilen Alkohol, setze das
Pyroxylin und den Aether zu und löse. Das salpetersaure Silber
wird in einem besonderen Gefasse in möglichst wenig destiU
ürtem Wasser gelöst (zuviel Wasser würde die Schicht netzart%
machen) , die , Lösung wird mit den übrigen 120 Theilen Alkohol
verdünnt und langsam in das BromcoUodion gegossen; fügt man aie
zu rasch zu, so wird, das Bromsilber nicht in hinreichend feiner
Zertheilung niedergeschlagen.
Dies Collodion wird in bekannter Weise auf eine Glasplatte
gegossen, in ein Wasserbad getaucht^ bis die öligen Streifen r«^
22
456
schwanden sind , und einige Secunden mit Wasser abgespült Dann
wird die gewöhnliche Tanuinlösung aufgegossen und die Platte ge-
trocknet. Man belichtet nicht viel länger, wie für feuchtes Collodion,
entwickelt mit kohlensaurem Ammoniak und Pyrogallossäure nach
Russel's Methode, und verstärkt mit saurer Pyrogallussänre - und
Silberlösung.
Wir bemerken hierzu, dass das Biomsilbercollodiou genau ii
den vorgeschriebenen Verhältnissen, oder wenigstens so prl^arirk
werden muss, dass eine nicht zu dünne Bromsilberschicht erhalten
wird, und wenig freies Bromsalz im Ueberschuss vorhanden ist
Das Collodion ist nicht, wie Herr Dawson glaubt, gänzlich unem-
pfindlich gegen das Licht , es fUrbt sieh sogar ziemlich rasch , trotz-
dem kein freies Silbernitrat darin vorbanden ist. Einige Tropfen
Bromsilbercollodion auf Papier gegossen , nehmen im Licht eine dem
Chlorsilberpapier ähnliche hellviolette Färbung an. Das Collodion
Ist also im Dunkelu aufzubewahren. Das Bromsilbercollodion kann
auch wie unser Jodsilbercoliodion feucht und mit saurer Pyrogallos-
säure ubd Silberlösung entwickelt werden. Herrn Dawson ist dies
zwar, wie er im British Journal mittfaeilt, mit unserem Collodioo
nicht gelungen, doch haben wir eine ziemliche Anzahl von Nega-
tiven in dieser Weise sowohl, wie mit Eisen und Silber entwickelt
Wenn man Jodsilbercoliodion durch Mischen von jodirtem
Collodion mit Silbernitratlösung herstellt, erhält man einen groben
Niederschlag, und eine sehr ungleichmässige Schicht. Es wird also
vorzuziehen sein, das Jodsilber in der von uns angegebenen Weise,
durch Präcipitiren einer Auflösung von Jodsilber in Jodkaliam, dar-
zustellen. Soll der, nach Herrn Dawson's Ansicht schädliche, Ueber-
schuss von Jodkaliuin entfernt werden, so lässt sich dies leicht in
folgender Weise bewerkstelligen. Eine bestimmte Menge von Jod-
silber wird in einer concentrirten Auflösung von Jodkalinm gelöst,
durch Zusatz von Wasser wieder niedergeschlagen, einigemal mit
Wasser und zum letzten Male mit Alkohol ausgewaschen. Dann
wird dies feinzertheilte Jodsilber mit RohcoUodion vermischt Dies
ist auch deshalb schon empfebleoswerth , weil kein Wasser in*s
Collodion gebracht wird , was sowohl nach unserer früheren Methode,
wie nach Herrn Sayce's Vorschrift geschieht
Mit einer Mischung von Jodsilber ^ und BromBilbercoUodion
erhält man bessere Resultate, als mit Jodsilber allein. Das Brom-
silber gibt mit saurer Pyrogallussäure und Silber kräftigere Nega-
tivs, als Jodsilber allein.
Anstatt das Collodion mit Tanninlösung zu übergiessen, ver-
fährt Herr Sayce auch so, dass er dem Bromsilbercollodion direct
46*7
TaDDiD zusetzt. Einige Tropfen filtrlrter gesättigter Auflösung von
Tannin in Alkohol werden mit einer Unze Collodion vermischt,
kurz Tor dem Anfgiessen. Dies Collodion braucht nur abgespült
zu werden.
Bb leMs NegatiY-SilWbad.
Vor einigen Jahren wurde yoq einem americanischen Photo-
graphen eine Auflösung Ton Silberoxjd in salpetersaurem Ammoniak
zum Empfind! icbmachen der Positivpapiere vorgeschlagen. Ein sol-
ches Bad haben wir kürzlich an Stelle des gewöhnlichen Negativ-
silberbades in Anwendung gebracht, und gefunden, dass es mit
Eisenhervormfung äusserst kräftige Negativs gibt; das Bad verhält
sich im Uebrigen ganz ebenso, wie gewöhnliche Silbernitratlösuug ;
es löst Jodsilber wie diese, scheint aber keine grössere Empfind-
lichkeit zu geben. Die von Herrn Dr. van Monckhoven (S. 472)
vorgeschriebenen Verhältnisse eignen sich auch für das Negativ-
verfahren; das Bad muss ganz schwach sauer sein. LioSCgang.
Heber Herrn W^tUy's neies Copirrerfalum.
Herr Wothly in Aachen hat sein in diesen Blättern mehrfach
erwähntes permanentes Copirverfahren vor Kurzem an eine Londoner
Gesellschaft verkauft, die dasselbe in England auszubeuten beab-
sichtigt. Einer der Ankäufer, Obrist- Lieutenant Stuart Wortley,
gestattete unserem geehrten CoUegen Prof. Dawson Einsicht in diese
neue Methode. Wir entnehmen dessen Bericht im „British Journal
of Photography^ (30. Sept.) nachstehende interessante Notizen :
Bei gelbem Licht wurde ein Blatt Papier mit kleinen Stiften
auf ein glattes Brett geheftet und mit Collodion begossen; darauf
wurde es abgenommen und in einem dunkeln Kasten zum Trocknen ,
aufgehängt. In diesem Zustand ist das Papier empfindlich und zum
Gopiren bereit; es hält sich sehr lange. Die Belichtung im Copir^
rahmen dauerte etwa so lange, wie für ein Blatt Chlorsilberpapier.
Das Bild braucht nicht so kräftig copirt zu werden, wie auf letz-
terem, da es durch die spätere Behandlung an Kraft nichts ver-
liert Als das Papier aus dem Copirrahmen genommen wurde, zeigte
es ein scharfes und ziemlich kräftiges bräunliches Bild. Es wurde
fixirt, indem es 2 bis 3 Minuten lang in eine Schale mit Flüssigkeit
eiogetaucht wurde, dann mit Wasser gewaschen, in eine zweite
Schale gebracht, worin es rasch einen Purpurton annahm, und
1
456
schlieaslieh nocfamals gewaschen. Die Abdrücke stehen in Ton,
Kraft und Abstafang den besten Ghlorsilberbildem nicht nach.
In Betreif der chemischen Präparate, die in diesem Verfahren
benatzt werden, können wir nur mittheilen, dass das Gollodion ein
Uransalz und das Tonbad ein Goldsalz enthält
Ans einer Mittheilnng des Herrn Wharton Simpson, in den
Photographie News vom 30. Sept., geht ferner hervor, dass das
BUd, wenn es aus dem Gopirrahmen kommt, in den Schatten braim
und in den Lichtem hellgelb ist. Durch ein saures Bad wird das
unveränderte Uransalz entfernt, und dadurch der 'Grund wieder
weiss gemacht. Zum Tonen kann dasselbe Goldbad benutzt werden,
welches auch bei den gewöhnlichen Silbercopien dient
Einen mehr oder minder hohen Glanz erreicht man durch An-
wendung von mehr oder weniger Pyroxylin im Gollodion.
Aas der ph^tograpliischc» Praxis«
Von Dr. J. SchlUIIISS.
Ausserhalb der photographischen Vereine fehlt es noch immer
an solchen Mittheilungen tüchtiger Praktiker, welche ihren Stoff
ans den täglichen Vorkommnissen des Laboratoriums und Ateliers
entnehmen. Und doch sind gerade diese von grossem Werth für
das zahlreiche Heer unserer Herren Gollegen , die sich dadurch oft
aus mancher Verlegenheit retten könnten. Der erfahrene Praktiker
kann wohl nicht alle Unfälle vermeiden, aber er beseitigt sie meist
leicht und legt deshalb auf die Mittheilung derselben keinen solchen
Werth, wie er denselben doch in Rücksicht auf minder geübte
Gollegen gebührt Ausserdem gibt es aber noch Vorfalle genug.
die auch dem Geübten eine tüchtige Nuss zum Knacken geben,
Aus beiden Branchen will ich hier Einiges mittheilen.
1. Vom Gollodion.
Bekanntlich wird das Pyrozylin bei längerem Aufbewahren
sauer. In geringem Grade schadet dies dem Jodcollodion nicht
viel, besonders wenn es viel Gadminmsalze enthält; es ersetit
einlgermassen den Zusatz freien Jodes. Mir war aber ein bedeu-
tendes Quantum Pyroxylin doch schon zu sauer geworden, um es
sofort zu benutzen. Ich liess es also tüchtig auswaschen, zuerst
mit Brunnenwasser» zuletzt mit destillirtem Wasser, bis das Pj*
roxylin nicht im Geringsten mehr sauer reagirte. Die Wolle war
etwas gelblich geworden, ich hielt daher eine Behandlung mit
Alkohol für nützlich. Nachdem die Wolle möglichst ausgepresst
459
worden, übergoss ich sie mit verdünDtem Alkohol (WeingeiBt von
85 %), schfiUelte wiederholt stark und Hess das Ganze einen h^en
Tag stehen. Zuletzt wurde der stark gelb gefärbte Alkohol abge-
gossen, die Wolle ansgepresst und sogleich in der üblichen Mischung
Ton Aether und Alkohol gelöst. IHes geschah leicht und vollständig ;
doch die Auflösung blieb, unter Ablagerung eines geringen Boden-
satses, gelblich und trübe. Selbst nach 3 Monate langem Stehen
Bei^ sie noch immer dieselbe Trübung. Bereitet man daraus Jod-
eoUodion, so ist es ganz yorzüglich, zeigt aber ganz feine, mikror
scopische Löcherchen in den Negativen, die sich zwar nicht mit ab-
dnicken, dennoch aber durch Entfernung ihrer Ursache, die Trübung
des RohcoUodions , vermieden werden musstcn. Das natürlichste
Mittel schien das Filtriren des JodcoUodions. Allein hier schon
fehlt es an einem zweclonässigen , völlig genügenden Apparate. Das
Filtriren durch Baumwolle ist natürlich für solche feine Trübungen
ein ganz ungenügendes Mittel. Nur das Filtriren durch Papier gibt
ein ganz klares Filtrat. Allein die rasche Verdampfung des Aether-
Alkohols steht hier im Wege, die Poren des Papiers werden rasch
verstopft durch ein Gollodionhäutchen , und selbst möglichster Ab-
Bchluss der Luft und beständig gleiches Niveau des Collodions im
Filtrum genügt nicht. Zahlreiche Versuche, verschiedene Arten von
Druck wirken zu lassen (z. B. durch eine hohe Flfissigkeitssäule,
durch Luftverdünnung etc.), zeigten sich nicht zweckmässig; das
einzige Mittel blieb das emfache Filtriren durch ein mit Alkohol
angefeuchtetes Papierfilter. Wenig nützt es, durch Einlegen van
Glasstäbchen in den Canal des Trichters zu verhindern, dass das
Filtrum an die Glaswandung anklebt, denn die Verdampfung des
Aethers geht dann nur um so rascher vor sich* Der Trichter mass
mit einer Glasplatte bedeckt werden und in die Flasche , worin sieh
das Durchlaufende sammelt, beinahe luftdicht eingepresst sein.
Von Stunde zu Stunde erneuert man das Filtrum und legt das
gebrauchte in eine weithalsige Flasche, worin dann das verdickte
JodcoUodion wieder mit Aether- Alkohol ausgezogen werden kann.
Wenn man viele Flaschen und Trichter auf diese Weise zu-
gleich aufstellt und benutzt, so gelingt es, den Tag über % bis
1 Pfund JodcoUodion ganz crystallklar zu filtriren. Sollte es zu
. dick geworden sein , so verdünne man es wieder etwas mit Aedier-
Alkohol. Das auf diese Weise geklärte JodcoUodion gab keine Spur
von Löcherchen mehr , zeigte aber merkwürdiger Weise eine deutlich
grünlich -gelbe Farbe, ähnlich dem Uranglas. Die Ursache dieser
Erscheinung ist mir nicht klar geworden und mag wohl in einem
ursprüngUch bläulichen Ton des CoUodions zu suchen sein , der sich
460
erst durch das Gelb des jodirten Coilodions in das Grönliehe ver*
wandelte« Woher aber dann das Bläuliche des RohcoUodions ?
Ich versuchte zum Klären dieses RohcoUodions auch eine Klär-
masse, welche unter dem Namen „Schnellklärmasse^ nebst daso
gehörigen Apparaten in yerschiedeDen Zeitungen angekündigt worden.
Diese Elärmasse ist nichts anderes, als „Papp^, woraus das gewöhn-
liche Papier fabrizirt wird. Sie ist in faustgrosse Kugeln geformt
und die dazu gehörigen Apparate, welche ich jedoch nicht kenne,
dienen wohl nur zum Filtriren und haben keinen weiteren Einfliui
auf das Klären. Letzteres soll sich laut der betr. Ankündigung
nicht blos auf wässrige Flüssigkeiten, sondern auf Oele, Harz-
lösungen, Lacke u. dgl. erstrecken. Ich dachte daher, es auch
auf CoHodion anwenden zu können. Da blosses Hindurchfiltriren
durch die Klärmasse offenbar ebensowenig genützt haben würdet
wie durch Baumwolle, so gab ich eine Portion der Klärmasse direct
in -eine Flasche mit dem trüben CoHodion, schüttelte so lange, bis
sich Alles' zertheilt hatte , und Hess es zum Absetzen ruhig stehen.
Nachdem dieses Yerfahreo während einiger Tage mehrmals wieder-
holt worden, war die überstehende Flüssigkeit noch fast ebenso
trübe und erst nach Monaten wurde sie klar. Dasselbe CoUodioii
ohne Klärmasse war in dieser Zeit- noch nicht Idar geworden. Also
hatte die Klärmasse doch etwas geholfen, wenn auch erst nach
langer Zeit.
Die Trübung im CoHodion, welche nach meiner Ansicht von
BestandtheÜen aus dem zum Auswaschen benutzten Brunnenwasser
herrührte und rielleicht kohlensaurer oder schwefelsaurer Kalk war
(an beiden Salzen ist das Jenaische Brunnenwasser sehr reich und
reagirt dasselbe sogar schwach alkalisch), wurde wirkUch durch
Zusatz Ton ein paar Tropfen Salzsäure zu einer kleinen Portion
sofort entfernt, indessen schied sich in Folge des Wassergehaltes
der Salzsäure etwas PyroxyHn dabei aus. NatürUch Hess sich der
Säurezusatz nicht zum Klären des CoHodions anwenden.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich unsere geehrten Leser fragen,
ob ihnen schon bekannt, dass ein gut arbeitendes NegativcoHodion,
welches mit dickem Rohcollodion zum Behufe der Pannotypie versetzt
wird, hierdurch für einige Tage ganz unbrauchbar wird, indem es
sich ziemHch unempfindlich zeigt und nur ganz verschleierte Bilder,
gibt? Später bessert es sich wieder. Herrn Liesegang's Be-
obachtung stimmt mit der meinigen überein. *) Zu bemerken ist
*) Auch nach dem Yerdf&nnen mit Aether liefert ein sonst gat arbeiteDdes
CoUodion gern schwach Texschleierte Bilder, während es einige Stunden später
wieder ganz klar aibeitet Lg.
461
noch, dara das gewöhnliche, mit demselben Boheollodion
frisch bereitete NegativcoUodion fast sogleich angewendet werden
kann, dass ako die Erscheinung ihren Grand nicht in schlechter
Beschaffenheit des Rohcollodions hat^
Referate aber Towlerst ^^The sÜTer snnbeam^^
Von Dr. A. Weiske;)
n. Towler's negatives CollodionTezfkhren.
1. Das Collodion.
Es soll hier zunächst nur von der Erzeugung negativer Bilder
auf nassen Gollodionplatten die Rede sein. Es ist jetzt ungefähr
13 Jahre her, dass Legray und nach ihm Archer und Fry die
Anwendung des Collodions als Träger der lichtempfindlichen Sub-
stanzen lehrten. Es war dies einer jener glücklichen Griffe, wie
sie in der Wissenschaft und Technilc nicht allzu oft gethan werden,
und gewifis wird es nicht leicht sein, das Collodion durch einen
fttoff zu verdrängen , der allen Anforderungen besser entspricht.
Wenn die Collodionschicht nicht vom Glase übertragen werden
soll, so ist es im Allgemeinen gleichgüllig , ob das Collodion jung
und häutig oder alt und mürbe ist; im Gegentheil läuft man bei
einem etwas mürben Collodion nicht so leicht Gelegenheit, dass
die Schicht in den Bädern oder beim Abspülen sich ablöst oder
zerreisst. Damit die Schicht nach dem Sensibllisiren nicht zu
schnell trocknet und länger glelchmässig empfindlich bleibt, wendet
man jetzt nach Liesegang^s und Sutton's Vorgang sogenannte Alkohol-
coUodien an, d. h. CoUodien, in denen von den beiden Lösungs-
mitteln Alkohol und Aether das erstere minder schnell verdampfende
im Deberschuss ist. Man kann getrost bis zu 60 oder 61% Alkohol
gehen. Ja, Wortiey bereitet sein Collodion mit 69% Alkohol
mid nur 31% Aether. Fügt man aber zu viel Alkohol hinzu, so
fliesst das Collodion nicht mehr, sondern wird gallertartig, flockig.
Ein gutes Rohcollodion erhält man nach Towler auf folgende Weise.
Ich fuge den von Towler angegebenen Gewichtstheilen in Paren-
these die für Flüssigkeiten bequemeren Maasstheile in Cubikcenti-
metem hinzu.
Man nehme:
Aether vom spec. Gewicht 0,715 . 1000 Gew.-Theile (1430 C. C.)
Absolnten Alkohol 1000 „ „ (125.0 ,» „)
*) Fortsetzang Ton Seite 361.
Pbtographisclies Archir. Kr. 70. 16. Norember 1804. 22
462
In einem anderen Gkföes^ Bchüttle man miteinander:
Alkohol (absol.) . 850 Gew.-Theile (1062 C. G.)
GollodionwoUe . . 45 „ ^ (45 Gramm.)
Hat der AllLohol die Wolle ganz benetzt, 8o giesat man das
Gemisch yon Alkohol and Aether zu und schüttelt bis zur gäni-
licheo Auflösung.
Will man ein recht häutiges Collodion mit mehr Körper habeo,
wie man es zum Uebertragen braucht, so kann man, statt nar 45,
bis gegen 50 Gewiehtstheiie Wolle nehmen, während bei einem
sehr flüssigen , zum Begiessen grosser Platten bestiounten Collodion
36 bis 40 Theile Pyroxylin genügen. Um das Collodion zu klaren,
hat man jetzt passende Filtiirapparate , doch lässt man es besser
absetzen und decantirt dann.
Zur Jodirung des Rohcoliodions bereite man sich nach Towler
folgende Lösungen. Erstens:
Absoluter Alkohol . 100 Gew. -Theile (125 C. G.)
Jodnatrium. ... 8 „ » (8 Gramm.)
Jodcadmium ... 3 ,» n (^ n ) I
Bromcadmium ... 4 „ „ (4 ^ )
Oder:
. 100 Gew.-TheUe.
. 10 «
Absoluter Alkoho
Jodlithium . .
Bromlithium .
Absoluter Alkoho
Jodlithium . .
Jodcadmium .
Bromcadmium .
Absoluter Alkoho
Jodcadmium •
Bromammonium
» n
Oder:
100 Gew. -Theile.
Oder:
100 Gew.-TheUe.
10 .
Welche dieser yler Lösungen man auch anwenden möge, immer
mischt man 10 Gewiehtstheiie Rohcollodion mit 1 Gewichtstheil der
Jodirungsflüssigkeit und lässt dann die Mischung bis zur vöIUgen
Abklärung stehen.
2. Das Silberbad.
Wenn Towler sagt: ^^Nichts ist leichter, als ein Silberbad za
bereiten, und doch macht nichts mehr Schwierigkeiten, als das
Silberbad für CoUodionplatten,'' so hat er sicher Recht Die ganie
Schwierigkeit wäre leicht beseitigt , wenn das Silber nicht zu thcaer
468
wSre, nnd wenn man die rar Präparation einer Platte gebranchte
Flüssigkeit jedesmal wieder weggies^en könnte, wie etwa den Ent«*
Wickler. So aber treibt die Oekonomie dabin, möglichst viele and
grosse Platten in einer nicht allzngrossen Quantität der Flüssigkeit
empfindlich zq machen , und es wird auf diese Weise das Silberbad
durch allerhand Dinge, wie die Zersetzungsproducte des Pyrojcylins,
Alkohol, Aether, Jod- und Bromverbindongen und die Salze der
in den letzteren beiden enthaltenen Metalle yerunreinigt.
Towler gibt drei verschiedene Vorschriften für gute Silber-
bäder, welche hier folgen mögen.
I.
Destfliirtes oder Regenwasser . 80 Unzen . . 1000 Gramm, *)
SUbemitrat (umcrystallisirtes) . 8 „ . . 83,8 ,,
Jodsilber 6 Oran . . 0,84 „
Silberoxyd 6 „ . . 0,84 „
Zuerst wird das Silbemitrat in der Hälfte des Wassers aufge-
löst, dann das gut ausgesüsste Jodsilber und Silberozyd hinzugefligt,
und die Lösung in einem Glaskolben auf einem Sandbade zum
Sieden gebracht Endlich wird das übrige Wasser hinzugefugt und
filtrirt. Dies Bad gibt äusserst empfindliche Schichten und sehr
klare Bilder bei Collodien mit freiem Jod.
Für ganz farblose und blasse Cadmiumcollodien ist folgendes
SUberbad vorzuziehen.
n.
Destillirtes oder Regenwasser . 36 Unzen. (1000 Gramm.)
Silbemitrat (umcrystallisirtes) . 3 „ ( 83,8 „ )
Jodsilber (gut ausgewaschen) . 6 Gran. ( 0,84 „ )
Dies mischt man und filtrirt, wie beil., aber ohne zu sieden.
Dann fügt man auf jede Unze Silbernitrat einen Tropfen Salpeter-
säure hinzn. Dadurch vermeidet man die Schleier.
ra.
Man mischt wieder in denselben Verhältnissen, wie bei IT.,
Wasser, Silbemitrat und Jodsilber. Dann theilt man die ganze
Flüssigkeit in zwei Hälften. Die eine neutralisirt man, wie bei L,
mit Silberoxyd, kocht auf und filtrirt. Zu der andern fügt man
auf jeden Theil Silberaitrat 12 Tropfen essigsaure Natronlösung
(1 Theil Salz in 8 Theilen Wasser gelöst) und reichlich 6 Tropfen
eoncentrirte Essigsäure. Beide Bäder braucht man gesondert, je
nach Bedürfniss. Nur kann man, wenn das saure Bad zu langsam
*} 36 Unzen sind nicht etwa gleich 1000 Gramm. Ich w&hle diei hier
nur all runde Zahl. W.
461
wirken sollte, etwas von dem neutralen hinmfiigen. Dnrch d«i
essigsauren Natroozusatz erhält man sehr kräftige BlUer, nnd fsnt
äusserst empfindliche Sciiicht.
lieber Terschiedene ältere Copirrerfahrei oliie Silhersabe.
n.
Sir John Hersohers Cyanotypie und Chrysotypie.
Die ersten Untersuchungen über das Verhalten einiger Eisen*
salze gegen das Licht verdanken wir dem berühmten englischen
Forseher Sir Herschel. Da dieselben manchen späteren Verfahren
zur Grundlage dienen und viele wichtige Andeutungen enthalten,
so theilen wir sie nach der in den phllosophical Transactions vom
Jahre 1842 enthaltenen Originalabhandlung: „On the Action of the
RajB of the Solar Spectrum on vegetable Golours^ mit.
Die photographische Empfindlichkeit ist nicht mehr ein gewissen
Silber- und Goldsalzen eigenthümliches Isoiirtes und anomales Fac-
tum, sie durchdringt vielmehr zweifelsohne in mehr oder minder
hohem Grade die ganze Natur und ist mit dem Mechanismus, der
die chemischen Verbindungen und Zersetzungen in's Werk setzt,
aufs Engste verbunden. Die Unbeständigkeit der organischen Ver«
bindungen könnte uns darauf schliessen lassen, dass vorzugsweise
bei diesen zahlreiche und bemerkenswerthe Fälle dieser Affection
vorkommen würden, aber sie zeigt sich auch bei den metallischen
und den anderen anorganischen Elementen so häufig, dass man sie
bei allen chemischen Verbindungen von einer gewissen Lockerheit
annehmen kann. Der Vorgang ist bei anorganischen Substanzen
wol in allen Fällen, die hierbei beobachtet worden sind, eme
Desoxydation, sofern die am meisten brechbaren Strahlen dabei
beiheiligt sind. Bei den Fällen mit Gold und Silber liegt dies
ganz klar vor. Beim doppeltchromsauren Kali wird ein Atom
Sauerstoff abgegeben, und ebenso ist es mit manchen anderen Sub-
stanzen. Ein schönes Beispiel von einer solchen desoxydireoden
Wirkung habe ich kürzlich bei der Untersuchung des Kalinm-
eisencyanids gefunden, welches nach Smee durch Einwirkung
der voltaischen Kraft auf das gewöhnliche gelbe Blutlaugensalz
(Ealiumeisencyanür) erzeugt wird. Hierbei wird Sauerstoff im Status
nascens absorbirt, Wasserstoff abgegeben, und die Eigenschaften
der neuen Verbindung (die mit den Eisenoxydulsalzen Preussischblau
bildet, mit den Oxydsalzen aber nicht) deuten auf einen Ueberscbass
465
yon electronegatiyer Kraft, auf eine NeigoDg, den jäaaerstoff frei
zu geben, oder was dasselbe ist, Wasserstoff zu absorbiren (in
Gegenwart von Feuchtiglceit) , und dadurch in ihren nispriinglichen
Zustand zurückzukehren.
TrSnkt man Papier mit einer Lösung dieses Salzes, so wird
es sehr empfindlich gegen das Licht Es wird Preussischblau nieder-
geschlagen (die Base wird durch die Zerstörung eines Theils der
Säore gebildet, die Säure durch die Zersetzung eines anderen Theils).
Nach einer halbstündigen oder einstündigen Belichtung an der Sonne
erbäh man eine sehr schöne negative Photographie, die man durch
Wasser fixirt, in dem zur grösseren Befestigung des niedergeschla-
genen Preussischblaus ein wenig schwefelsaures Natron aufgelöst
wurde. So lange der Abdruck noch trocken ist, hat er eine lavendel-
blaue Färbung, die mit dem grünlichgelben Grunde des Papiers
eigenthtimlich contrastirt; durch das Waschen wird die Grundfarbe
entfernt und die Photographie wird blau auf weissem Grund. Bei
za langer Belichtung geht die Farbe in's bräunliche oder gelbliche
über, wird aber beim Fixiren wieder blau.
Die prismatische Untersuchung dieses Vorgangs zeigt, dass
eigenthümlicher Weise die Zersetzung des Salzes und der Nieder-
schlag von Preussischblau durch die blauen und violetten Strahlen
bewirkt wird, während die weniger brechbaren Strahlen unter dem
Blau absolut gar keinen Einfluss, sei es auf die Erhöhung oder die
Verminderung der Wirkung ausüben. Die Intensität der Wirkong
wird bedeutend vermehrt durch Waschen mit angesäuertem Wasser,
mehr noch, wenn es etwas Eisenoxjdsalz in Lösung hält, aber in
diesem Fall wird der Grund blau, wenn er nicht sehr sorgfältig
vor Licht geschützt wurde.
Wird eine Auflösung dieses Salzes, in gewissem Verhältnisse
mit Eisenchlorid gemischt, auf Fliesspapier gestrichen und dem
Spectram ausgesetzt , so entsteht ein reichlicher intensiver Nieder-
schlag von Preussischblau im blauen . und violetten Theile. Aber
die Wirkung endigt hier nicht, sie erstreckt sich vielmehr nach
miten, nicht nur bis zu den äussersten rothen Strahlen, sondern
noch tiefer, bis zum Ende des Wärmespectrums (bis zum
Paukte d und selbst bis «).
Nimmt man anstatt des Eisenchlorids eine Auflösung von
citroDsaurem Eisenoxyd-Ammoniak, so erhält man sehr
verschiedenartige und bemerkenswerthe photographische Erschei-
nungen. Die beiden Lösungen mischen sich, ohne Niederschlag zu
erzeugen, und bilden eine braune Flüssigkeit, die auf Papier ge-
strichen grün erscheint. Die Wirkung des Spectmms darauf ist
466
fast augenblicklich und sehr intensiv. Ein reichlicher Niederschlag
von Preussischblau bildet sich über den blanen, violetten nnd ultra-
violetten Strahlen. Wenn man das Bild gleich auswascht , so bleibt
es; lässt man aber das Licht weiter einwirken, so beginnen die
blanen nnd violetten Strahlen ihr Werk wieder zu zerstören. Mitten
im intensivsten Theil des Blau entsteht ein weisses Oval, das
sich rasch nach oben und unten ausdehnt
Ein mit der Mischung bestrichenes Papier, feucht dem Sonnen-
schein ausgesetzt, wird lebhaft purpurfarben und bald darauf wieder
weiss; das Weiss verändert sich aihnälig in bräunliches Violett.
Aber im Schatten nimmt es seinen ursprünglichen Ton an, der
wieder und wieder dieselben Veränderungen darchgehen kann.
Höchst eigenthümliche und scheinbar launenhafte Varietäten von
Färbung und Entfärbung werden erzeugt durch verschiedene Dosi-
mng der Ingredienzien, Reihenfolge des Auftragens u. s. f., and
machen das Studium der Erscheinungen sehr umständlich. Gewisse
Verhältnisse geben ein schönes und höchst empfindliches Positiv-
papier, andere hingegen negatives, worin der anfangs schwache
Liehteindruck durch Behandlung mit Ealiumeisencyanid heraus-
gebracht wird.
Das Ealiumeisencyanür (oder gelbe Blutlaugensalz) ist
zwar viel weniger empfindlich, aber durchaus nicht inert. Es ver-
bindert die Veränderung von Silberbildern durch das Licht nnd zer-
stört sie schliesslich. Papier, welches damit getränkt wurde, dem
Spectmm ausgesetzt, wird langsam blau in den blauen und violetten
Theilen, durch Niederschlag von Preussischblau, aber niemals intensiv.
Wenn Papier mit einer Lösung von citronsaurem Eisenozjd-
Ammoniak bestrichen, getrocknet, und darauf mit gelbem Kalium-
eisencyanür getränkt wird, so entsteht nicht sofort Preussischblau,
sondern das Papier wird rasch purpurn -violett und beim Troclnen
ganz schwarz. In diesem Zustande ist es sehr empfindlich ; es gibt
sehr tiefe und scharfe Bilder, die aber, im Dunkeln der Luft aus-
gesetzt, wieder schwarz werden. Das Papier ist dann von neuem
empfindlich, und kann wieder zum Copiren benutzt werden, doch
ist es nicht möglich, diese sehr schönen Bilder zu fixiren. Wenn
man sie mit Ammoniak oder kohlensaurem Ammoniak wascht, ver-
schwinden sie, kommen aber gleich wieder mit umge-
kehrtem Licht und Schatten zum Vorschein. Nun sind sie
fixirt, und wenn das Ammoniak durch Auswaschen mit Wasser
entfernt ist, so wird ihre Farbe reines Preussischblau, das beim
Trocknen viel nachdunkelt. Mischt man die Lösungen, so bildet sich
eine sehr dunkle violette Tinte, die in undurchsichtiger Flasche
467
aufbewahrt in jedem Augenblick zum Präparlien des fraglichen
Papiers benutzt werden kann.
Man könnte diese eigenthümlichen und compllciiten Verände-
rungen wohl Ton der Unbeständigkeit der Gyanverbindungen her-
rührend glauben, und dass diese Ansicht nicht ganz unrichtig ist,
geht aus den oben beschriebenen Experimenten hervor, worin kein
anderes Elsensalz zugesetzt wurde. Indessen beweist der folgende
Versuch, dass in mehreren der oben erwähnten Fälle die Sonnen-
strahlen nicht unmittelbar auf die Cyansalze, sondern auf das
Eisen wirken, welches in der hinzugesetzten eisenhaltigen Lösung
enthalten, indem sie es desoxydiren oder anderweitig verändern,
kurz es den Ferro cyansalzen in solchem Zustande präsentiren, dass
die Säuren in Verbindung mit dem Eisenoxyd resp. -oxydul nieder^
geschlagen werden. Um dies klar zu machen, lasse man einfach
das Ferrocyankalium fort, tränke also das Papier nur mit der Lösung
von citronsaurem Eisenoxyd -Anmioniak. Das Papier ist hellgelb,
and wird im Sonnenschein ocherfarben und selbst grau ; aber selbst
Dach sehr kurzer Belichtung, wenn die Wirkung noch gar nicht
sichtbar ist, erhält man, wenn man das Papier im Dunkeln mit
Kaliumeisencyanür bestreicht, auf den belichteten Theilen einen
dichten Niederschlag von Preussischblau , so dass ein ziemlich inten-
sives blaues Bild entsteht; das Eisen würde also an diesen Stellen
in Oxydul verwandelt Uebrigens ist nicht allein das citronsanre
Eisenoxyd-Ammoniak geeignet, diese Erscheinungen hervorzubringen,
sondern auch das weinsteinsaure Eisenoxyd -Ammoniak und -Kali,
ferner das vollkommen neutrale Elsenchlorid. Das Sichtbarmachen
des latenten Eindrucks geschieht am besten durch ganz gleich-
massiges knappes Bestreichen mit der Lösung von gelbem
Eisencyankalium. Das latente Bild ist nicht gänzlich unsichtbar,
und negativ. Sobald die Flüssigkeit in sehr dünner Lage auf-
getragen ist, verschwindet das negative Bild und langsam erscheint
ein violettblaues Positiv auf grünlich gelbem Grund, von grosser
Schärfe und eigenthümlich schönem , zartem Ton. Wird das Bild in
diesem Moment in Wasser geworfen , so geht es sofort in Preussisch-
blau über und verliert viel von seiner Schärfe; lässt man aber die
Lösung fortwirken, so wird das Bild, nachdem es das Maximum
von Schärfe erreicht, sehr bald verschwommen, namentlich wenn
mehr Flüssigkeit vorhanden ist, als das Papier zu absorbiren ver-
mag, oder wenn man den Pinsel zweimal über eine Stelle geführt
hat Das Bild gleicht dann einem rohen, schlecht gedruckten
Holzschnitt ohne Halbtinten , dessen starke Schatten ineinander ver-
laufen..
^
468
Um dies zu yerhüten , kann der Eisencyankaliomlösang Gummi
arabicum zugesetzt werden, das Preussischblaa hat dann Zeit, za
agglomeriren und sich auf den Papierfasern zu fixiren; es ist dadurch
auch möglich, eine viel dünnere und gleichmässigere Schicht auf
das Papier zu bringen; wenn nach dem Trocknen das Bild nicht
hinreichend entwickelt ist, kann man die Lösung nochmals auf-
streichen. Ich habe auf diese Weise einige sehr schöne, reiche
Bilder erzeugt, die (wenn sie nicht gewaschen wurden) zwischen
den Blättern einer Mappe sich gut gehalten haben ; im Licht bleichen
sie, im Dunkeln nehmen sie wieder ihren Ton an.
Wird Schwefelcyankalium mit dem citronsanren oder weinstein-
sauren Eisenoxyd- Ammon gemischt, so entsteht nach Zusatz einiger
Tropfen verdünnter Schwefel- oder Salpetersäure eine eigenthümlicbe
rothe Färbung. Die Mischung auf Papier aufgetragen wird im
Dunkeln von selbst weiss. Setzt man mehr Säure zu, so bleibt das
Papier gefärbt und gibt im Licht Abdrücke , die , wie beim Guajak-
harz, deutlicher auf der Rückseite als der rechten Seite des Papiers
erscheinen. Die Abdrücke sind matt und nicht haltbar.
Wenn Papier mit einer Mischung gleicher Verhältnisse von
citronsaurem Eisenoxyd- Ammoniak und Ealiumeisencyanür bestrichen,
unter einem Bilde belichtet, in Wasser getaucht und getrocknet wird,
so entsteht ein negatives blaues Bild , welches beim Bestreichen mit
einer Auflösung von salpetersaurem Qnecksilberoxydul gänzlich ver-
schwindet. Wascht maa das Quecksilbersalz gut aus und tiberfahrt
das Bild mit einem heissen Glätteisen, so erscheint es mit brauner
Farbe wieder. In diesem Zustande in einer Mappe einige Wochen
aufbewahrt, bleicht es ans, kommt aber bei nochmaliger Anwendung
von Hitze wieder vollkommen zum Vorschein.
Dass das Eisen in den fraglichen Versuchen durch blaues Licht
in Oxydul verwandelt wird, weisen noch manche andere Reagenticn
nach. Wird z. B. mit citronsaurem Eisenoxyd - Ammon präparirtes
Papier zvtm Theil belichtet, dann mit doppeltchromsaurem Kali
bestrichen, so wird das Bichromat an dem belichteten Theil gerade
so desoxydirt, als wenn man es direct der Sonne ausgesetzt hätte.
Chrysotypie.
Um die Umwandlung eines Theiles des Eisens in Oxydul auch
durch Goldlösnng nachzuweisen (Chlorgold wird bekanntlich durch
die Eisenoxydulsaize zu metallischem Gold reducirt), bestrich ich
ein mit citronsaurem Eisenoxyd - Ammon präparirtes, dann belich-
tetes Papier, mit einer durch kohlensaures Natron genau neutrall-
sirten Goldchloridlösung von der Farbe des Sherryweines. Sofort
469
ers^Hen ein IntensiTes Bild^ welches noch bedeotend nachdunkelte.
NiehtF übertrifft die Schärfe und das Detail der so erzengten Bilder.
Um sie Tor fernerer Einwirkung des Lichts zu schützen, spült
man sie in Brunnenwasser aus, welches dreimal zu erneuen ist; im
dritten Wasser bleibt das Bild 5 bis 10 Minuten. Dann trocknet
man es zwischen Saugpapier und überstreicht es auf beiden Seiten
mit schwacher Auflösung von Jodkalium. Ist in den Poren des
Papiers noch Chlorgold vorhanden, so werden die Lichter schmutzig
brann; wenn man das Papier (nachdem es einige Minuten gelegen)
in Wasser wascht, werden sie wieder rein weiss sein; das Bild ist
dann fixirt
Eine bemerkenswerthe Eigenthümlichkeit des Goldes als photo-
graphisches Ingredienz ist, dass äusserst schwache Eindrücke frei-
willig und Sehr langsam kräftiger und dunkler werden, so lange
noch unreducirtes Goldchlorid im Papier vorhanden ist
Ich erwähne hier noch der Resultate einiger Versuche in Betreff
des Verhaltens des Goldes gegen Oxalsäure. Den Chemikern ist es
bekannt, dass diese Säure, mit Goldlösungen erhitzt, das Gold metal-
lisch niederschlägt; auf diese Eigenschaft hat Berzelius seine Be-
stimmung des Atomgewichtes des Goldes basirt Licht sowohl, wie
Wärme, verursacht diesen Niederschlag, wenn die Goldlösung neutral,
oder wenigstens nur sehr schwach sauer ist und wenn die Oxalsäure
in Gestalt eines neutralen Oxalsäuren Salzes und in hinreichend
grosser Menge zugesetzt wird. Unter diesen Umständen wird das
Gold durch das Licht als schwarzes Pulver niedergeschlagen; yrird
eine Mischung von Goldchlorid, oxalsaurem Salz und freier Säure
auf Papier gestrichen , so nimmt die Färbung an den belichteten
Stellen im Dunkeln und namentlich in feuchter Atmosphäre allmälig
zu, bis zum vollständigen Schwarz; die nicht belichteten Stellen
bleiben weiss, oder färben sich nur ganz unbedeutend.
Wenn man das latente Bild des citron- oder weinsteinsauren
Eisenoxyd - Ammoniaks mit Silben^itratlösung, anstatt mit Goldlösung
behandelt, entsteht ein kräftiges, scharfes und schönes Bild; es
kommt nicht momentan heraus, sondern anfangs nur die tiefen
Schatten und nach 2 bis 3 Minuten auch die Details. Das Bild
wird mit unterschwefligsaurem Natron fixirt, dem meiner Ansicht
nach einzig zuverlässigen Fixirmittel für Silberbilder.
470
Veber das Brackei der PMitifB.
Wenn das Negativ ganz rein und scharf ist, also der Abdruck
keiner Retouche bedarf, nehme man Albnminpapier ; muss das Bild
aber retouchirt werden, so ist nichtalbuminirtes Papier vorzuziehen.
L yergrösserungeiL auf Albnminpapier.
Gutes rasch copirendes Albuminpapier, welches nicht za dünn
sein darf und an trocknem Orte aufgerollt aufzubewahren ist,
eignet sich zum Vergrössern am besten. Man kann .es auf zweierlei
Art empfindlich machen, mit saurem oder mit alkalischem Bade.
Sauer hält es sich mehrere Tage weiss, aber alkalisch ist es viel
empfindlicher, und gibt schönere Töne, aber es wird bald gelb.
Die zweite Methode ist für unser veränderliches Klima, die bessere.
Smpflndliohmaohaii mit f anrem Bade.
Das Silberbad wird so zusammengesetzt:
Destillirtes Wasser 1000 Cub. Cent.
Crystallisirtes salpetersaures Silberoxjd 100 Gramm.
Crystallisirtes salpetersaures Natron . 100 j,
Salpetersäure 10 Tropfen.
Man misst das destillirte Wasser in einer Mensur ab, und löst
darin das salpetersaure Natron auf. Dann fugt man das salpeter-
saure Silberoxyd und zuletzt die Salpetersäure zu. Wird die Lösung
trübe, so enthält das salpetersaure Natron ein Chlorid oder ein
kohlensaures Salz. Um es zu prüfen, löst man ein Gramm dieses
Salzes in 16 C. C. destillirtem Wasser und setzt einige Tropfen
frischer (nicht gebrauchter) Silberlösung hinzu. Es darf sich kein
Niederschlag bilden. Wenn ein solcher entsteht, muss man sich
anderes salpetersaures Natron verschaffen, oder entsprechend mehr
Silbemitrat nehmen.
Jedenfalls muss die filtrirte Flüssigkeit schwach sauer reagiren,
was man durch blaues Lackmuspapier erkennt.
Man giesst nun das Bad ih eine Schale von Porzellan ode
englischem Steingut, niemals in Guttapercha, denn diese färbt du
Papier gelb. Man findet gegenwärtig vortreffliche Schalen tod
19 X 24 Zoll im Handel, die billiger sind, als Gutta. Auch Schalen J
von Glas, die mit Leim oder Kitt gefügt sind, taugen nicht, denn
sie verderben das Silberbad, und wenn sich das Holz im Sommer
zieht, entstehen Risse die viel Verlust verursachen.
Das Bad muss etwa 2^2 bis 3 Linien tief in der Schale stehen;
man reinigt seine Oberfläche durch Darüberziehen eines Papier-
*) Bulletin Beige de la Photographie.
J
471
streifeiu ron der LSnge der Schale. Man legt das Papier auf, und
hebt es, um uachzusehen , ob sich Luftblasen gebildet haben. Wenn
man Papier von doppelten Grössen auf kleineren Schalen prfipariren
will, verföhrt man so:
Jede Ecke des Papiers wird umgebogen. Man fasst zwei Ecken
aD, und ein Gehülfe hält an den entg^engesetzten Ecken den
Bogen senkrecht über dem Bade. Dann legt man den unteren
Sand anf die Flüssigkeit, und der Gehülfe lässt allmälig das Blatt
sinken. Hier wird man finden, wie vortheilhaft das Aufrollen des
Papiers ist. Sobald das Papier die ganze Oberfläche des Bades
bedeckt, hebt man es wieder und der Gehülfe fährt fort, es sinken
zu lassen, bis auch der obere Rand die Flüssigkeit berührt. Dann
aber hebt er das Papier wieder und zieht es sehr rasch über das
Bad, damit es viel Flüssigkeit annimmt; dies setzt man während
4 Minuten fort. Schliesslich hebt man es sehr langsam ab, und
hängt es zum Trocknen anf.
Diese Arbeit ist leichter gethan, als beschrieben. Man hüte
sieh, die Bückseite des Papiers zu beschmutzen.
Sobald das Papier trocken ist, steckt man es in eine Ghlor-
ealdumbüchse. Um die Rolle dreht man etwas Fliesspapier und
hierum die empfindlichen Papiere.
Zu beachten sind zwei Punkte, nämlich das Schwächerwerden
des Bades, und die gewöhnliche Alkalität des Albuminpapiers, und
endlich das Braunwerden des Bades nach einigen Tagen ^ nament-
lich im Sommer.
Das Schwächerwerden des Bades corrigirt man durch Znsatz
TOn 2 Gramm Silbernitrat für jedes Blatt von 18 x 24 Zoll. Natron
braucht nicht zugesetzt zu werden.
Die Alkalität der Albuminpapiere macht sie geneigt , sich einige
Standen nach dem Empfindlichmachen gelb zu färben. Nachdem
man einige Blätter präparirt hat, muss das Bad blaues Lackmus-
papier langsam röthen ; ist dies nicht der Fall , so setzt man einige
Tropfen Salpetersäure zu.
Einige Stunden nach dem Gebrauch wird das Silberbad braun ;
man sptzt ihm auf 1 Liter 1 C. C. Satzsäure zuj schüttelt tüchtig
um , und filtrirt. Das sich bildende Chlorsilber klärt die Flüssigkeit.
XmpfindliohmaolieiL mit alkalisohflm Silberbade.
Vor dem sauren Bade besitzt das alkalische diese Vortheile:
1. Es macht das Papier empfindlicher;
2. Es gibt reichere Töne;
3. Die Bilder tonen sich leichter;
472
4. Ein erschöpftes Bad, von 3 bis 4 %, gibt noch eben so gnte
Besaltate, wie ein frisches Bad.
Dagegen sind dies seine Nachtheile:
1. Das damit präparirte Papier muss innerhalb einiger Standen
verbraucht werden, da es sehr bald gelb wird;
2. Das Bad muss im Dunlceln aufbewahrt werden , denn es
reducirt sich leicht;
3. Es ist nicht leicht zu bereiten und verlangt die Anwendong
sehr reiner Substanzen«
Das Silberbad wird so bereitet:
Man verschafft sich sehr reines Aetznatron , fest oder in Lösung.
Wenn es fest ist, löse man es in seinem zehnfachen Gewicht Wasser
und bewahre es in einem Glas mit Korlsstöpsel auf. Ein kleiner
Crystall salpetersaures Silberoxyd in 5 bis 6 C. C. destillirten
Wassers gelöst und mit 5 bis 6 Tropfen sehr reiner Salpetersinre
versetzt, darf mit 3 bis 4 Tropfen der Natronlösung keinen Nieder-
schlag geben, denn sonst ist das Natron nicht rein.
Femer verschafft man sich crystallirtes salpetersaures Ammoniak.
Man löst es in einem Theil (d. h. der gleichen Gewichtsmenge)
destillirten Wassers und filtrirt. Einige Tropfen davon mit frisdier
Auflösung von salpetersaurem Silberoxyd versetzt, müssen klar
bleiben. Trübung würde Unreinheit des Ammoniaksalzes anzeigeiL
Nun löst man 100 Gramm crystallisirtes salpetersaures Silber-
oxyd in einem Liter destillirten Wassers, und setzt von der Natron-
lösung Portionen von je 5 bis 6 Cub. Cent, zu, indem man umrührt;
sobald sich kein Niederschlag (von Silberoxyd) mehr bildet, hört
man auf, und lässt den braunen Niederschlag sich gut absetzen.
Dann decantirt man mit nöthiger Vorsicht, giesst ein Liter Regen-
wasser auf den Niederschlag, rührt mit einem Glasstab tüchtig um,
lässt es eine halbe Stunde stehen, und giesst die klare oder schwadi
getrübte Flüssigkeit wieder ab. Man giesst zum dritten mal Wasser auf,
lässt es diesmal 2 Stunden lang stehen und giesst dann vorsichtig ab.
Nan lässt man von der Auflösung des salpetersauren Ammo-
niaks unter fortwährendem Umrühren so viel Tropfen auf das
Silberoxyd fallen, bis es verschwunden ist. Die Flüssigkeit bläbt
trübe, diese Trübung hebt ein fernerer (schädlicher) Zusatz von
salpetersaurem Ammoniak nicht auf. Am besten lässt man noch
etwas Silberoxyd ungelöst, um sicher zu sein, dass kein Deber-
schuss von salpetersaurem Ammoniak vorhanden ist.
Die Flüssigkeit giesst man in eine Mensur und versetzt sie mit
so viel Wasser, dass sie 1 Liter ausmacht. Man filtrirt und wirft
das Filter zu den Silberrückständen.
473
Man hat nan eine stark alkalische Auflösung von Silberoxyd
in Ammonialc, die ausserdem Natron enthält| welches das Albumin
aaflösen würde. Man setzt daher der filtrirten Flüssigkeit 1 Cub.
Cent. Salpetersäure zu, die das Natron nentralisirt und eine s^hr
geringe Menge des Silberoxyds in Silbemitrat verwandelt.
Das Albuminpapier wird auf diesem Bade gerade so präparirt,
wie oben beschrieben ist. Es muss am selben Tage gebraucht werden.
Uiiftkcmiig mit Anmoiiiak.
Das Papier wird viel empfindlicher, wenn man es vor dem
Belichten eine Viertelstunde Ammoniakdämpfen aussetzt; auch metal-*
lisiren sich dann die Schwärzen rascher, was wiederum das Tonen
sehr erleichtert
Die Ammoniakdämpfe erhält man am leichtesten durch flüssiges
Ammoniak; aber da diese gleichzeitig das Papier feucht machen (was
nicht günstig ist), ziehe ich das kohlensaure Ammoniak vor, wel-
ches man im Handel findet.*) Es wird in nussgrosse Stücke zer-
kleinert und in eine Schüssel gelegt. Sobald die Papiere ganz
trocken sind, setzt man sie den Dämpfen dieses Salzes aus, und
zwar in dem hier beschriebeneu Apparat: Man denke sich einen
grossen Plattenkasten, in dessen Deckel für die erste Platte ein
Spalt befindlich, durch den man, ohne den Deckel zu ö£fnen, die
Platte aus dem Kasten herausnehmen könne. Diese Oeff'nung
müsste durch ein kleines Thürchen verschliessbar sein. Ebenso sei
es mit der letzten Platte. Der Kasten wird auf die Seite gelegt
so dass die Platten darin horizontal liegen. Für Bogen von 23 zu
35 Zoll muss der Kasten 23 Zoll hoch, 27 Zoll breit und 38 Zoll
tief sein.
Auf den Boden des Kastens setzt man 4 Porzellanschüsseln,
jede mit 200 Gramm kohlensauren Ammoniaks. Zwei Zoll oberhalb
des Bodens ist ein Schieber angebracht, der die Schüsseln also
bedeckt, und zwei Zoll von oben ist ein zweiter Schieber, auf dem
man das Albuminpapier mit 8 Heftzwecken derartig befestigt, dass
seine empfindliche Seite dem kohlensauren Ammoniak gegenüber
kommt. Man schiebt ihn in den Kasten, schliesst die obere Oeff-
oang und zieht den unteren Schieber aus. Nach einer Viertelstunde
nimmt man das Albuminpapier heraus, lässt es eine Viertelstunde
an der Luft und belichtet es. Der Kasten wird aus Zink gefertigt.
*) Meine £rfahruDg bestätigt dies nicht Ich ziehe sogar Yor, das priparirte
Paplei noch feucht den Ammoniakdampfen auszasetzen, d. h. einfach in einem
Kasten zum Trocknen an/^nhangen, an dessen Boden eine Schüssel mit Ammoniak
steht (Lg.)
474
Die Wirkung des Ammoniaks anf das Papier haben wir hier
nieht zu erklären; es sei nnr bemerkt , dass das Papier ohne Bfincbe-
rang nicht empfindlich genug ist.
Das Papier wird mit 8 Heftzwecken auf einem Brettchen befe-
stigt und in der Solarcamera belichtet Man darf nicht durch eine
Glasscheibe belichten, weil diese viel Licht fortnehmen würde.
Tonen imd Fizlren.
Mit Kautschuktuch gefütterte Holzschalen sind zum Waschen
vorzüglich geeignet. Ehe man sie anwendet, wasche man sie mehr-
mals mit Wasser aus. In zwei solcher Schalen giesst man Regen-
wasser, etwa 2 Zoll tief; in die erste taucht man das Papier
4 Minuten eln^ in die zweite 1 Minute. Dasselbe Wasser dient
zum Waschen vieler Bilder; schliesslich ^esst man es zu den
Rückständen.
Das Goldbad bereiten wir durch Auflösen von 1 Gramm Chlor-
gold und 30 Gramm essigsaurem Natron (crystallisirt) in 1 Liter
Wasser. Man setzt es eine Viertelstunde in die Sonne , wo es eine
grüne Färbung annimmt. Dann lässt man es 2 Stunden im Dun-
keln, und giesst es in eine Porzellanschale. Das Tonen darf man
nicht zu lange fortsetzen ; je grösser die Bilder sind , um so weniger
tone man siC; denn grosse blaue oder schwarze Bilder sind kalt
Das Bad mit essigsaurem Natron zersetzt sich rasch und tont
dann nicht mehr. Um es anzufrlschen , verfahrt man, wie folgt:
Nachdem man die Flasche eine Nacht hindurch hat stehen lassen
giesst man die Flüssigkeit von dem grünlichen Niederschlage ab in
eine andere Flasche. Den Niederschlag löst man in einigen Tropfen
Salzsäure , die Lösung neutralisirt man durch ein Stückchen Kreide,
die gelbe Flüssigkeit (aus Chlorgold und Chlorcalcium bestehend}
wird filtrirt und mit der anfangs abgegossenen Flüssigkeit gemischt.
Nachdem man die Mischung 10 Minuten in der Sonne und darnach
1 Stunde im Dunkeln hat stehen lassen, kann man wieder da-
mit tonen.
Das getonte Bild wird in alkalischem Wasser (10 Gramm koh-
lensaures Natron in 1 Liter Wasser) gewaschen, und in unter-
schwefligsaurem Natron fixirt.
Nach dem Fixiren wascht man 1 Stunde lang in fliessendem
Wasser, taucht dann das Papier eine Viertelstunde lang in eine
Auflösung von 1 Theil Kochsalz in 4 Theilen Wasser (dies Salz-
wasser kann fortwährend benutzt werden) und schliesslich wascht
man noch 1 Stunde in fliessendem Wasser.
(Hdrnckt bei Sftin. LiUca« In Elberfold.
Photographisches Archiv.
Biuiil V« ^ Mr. 9t. -- i« ]lc€«mliMP M«4.
Heber Tersdiiedefte ftltere Copirverfakreft ekle Sflbersaliet
m.
Andere Yerfialiren mit Eisenialsen.
Das citronsaure Eisenoxyd-Ammoniak kann, wie Robert Hunt *)
znent mittheilt, darch das oxalsanreEisenoxjd ersetzt werden.
Praparirt man Papier mit oxalsaurem Eisen und Silber, so erhält
man beim Belichten ein kräftiges Bild , welches das ganze Papier
durchdringt und auf der Rückseite fast eben so intensiv ist, wie
auf der präparirten Seite.
Bestreicht man Papier mit oxalsaurem Eisenoxyd (mit über-
Bchüssiger Oxalsäure) und darauf mit Kaliumeisencyanid , so wird
es, wenn nicht zu viel freie Säure Torhanden, schwach blau gef&rbt,
und ist dann sehr empfindlich; die Lichtstrahlen bleichen es. Nach
dem Belichten mit salpetersaurem Silberoxyd, Chlorquecksilber oder
neutraler Ooldlösung behandelt, entsteht ein sehr intensives blaues
Bfld, welches durch Kaliumeisencyanid oder Jodkalium fixirt
werden kann.
Nach Halleur **) sind auch die Verbindungen des Oxalsäuren,
citronsauren und weinsteinsauren Eisenoxyds mit Kali oder Natron,
sowie der Eisen -Alaun anwendbar.
Im Jahre 1843 theilte Sir John Herschel***) das folgende
eigenthümliche Verfahren mit, worin latente Bflder durch den
Hauch oder durch feuchte Luft sichtbar gemacht werden.
*) Bestfuches on Liglit By Robert Hunt.
**) Die KuDVt der Photographie. Ton H. Hallour.
^ Im „AthenMum" vom 10. Sopt 1848.
28
476
Wird eine Auflösung von salpetersaurem Silberoxyd Ton 1,2
spec. Gew. mit Auflösung von Eisenweinsteinsänre von 1,023 spec
Gew.* vermischt, so fällt ein Niederschlag, der sich bei schwaehoD
Erwärmen zum grössten Theil wieder löst und einen schwarzen
Bodensatz hinterlässt. Man erhält auf diese Weise eine hellgelbe
Flüssigkeit, in der ein weiterer Zusats von salpetersaurem Silber*
oxyd keinen Niederschlag mehr erzeugt. Man braucht nicht mehr
als einen Theil Silberlösung zu zwei Theilen Säure. Im Dunkeln
verändert sich die Flüssigkeit nicht. Auf Papier gestrichen and
feucht dem Sonnenschein für einige Secunden ausgesetzt, scheint
kein Eindruck entstanden zu sein, aber im Dunkeln entwickelt er
sich langsam, und mit der Zeit wird er sehr intensiv. Wird aber
das Papier im Dunkeln vollständig getrocknet (in diesem Fall ist
es von sehr schwacher grünlichgelber Farbe), so besitzt es die
eigenthümliche Fähigkeit, in etwa einer halben Minute Belichtungs-
dauer ein unsichtbares Bild zu empfangen , welches dadurch sichtbar
wird , dass man darauf haucht. Wenn man nicht so lange belichtet,
dass ein sichtbares Bild entstehen kann, so ist die Wirkung eine
höchst überraschende; das Bild nimmt wie durcb Zauberei eine
aussergewöhnliche Intensität und Schärfe an. Anstatt darauf zu
hauchen, kann man den Abdruck zwischen feuchtes Fliesspapier
legen, oder über heisses Wasser halten. Manche Gold- und Silber-
präparate besitzen eine ähnliche Eigenschaft in geringerem Maaase.
Amphitypie.
Während der Versammlung der British Association im Jahre 1844
zu York theilte Sir John Herschel nachstehendes Verfahren mit:
— Papier zur Darstellung der Amphitypien präparirt man entweder
mit eisenweinsteinsaurem oder eisencitronsaurem Quecksiiberoxydnl,
-oxyd, oder Bleioxydul, oder, indem man das Papier zuerst mit
den salpetersauren Salzen der betreffenden Metalloxyde, einzeln
oder in Mischung, tränkt, und dann auf Lösungen von weinatein-
saurem oder citronsaurem Eisenoxyd - Ammoniak schwimmen lisst
Ich gebe keine Verhältnisse an, da ich noch keine ganz sichere
Erfolge gehabt habe. Wird das so präparirte Papier nach dem
Trocknen exponirt, so nimmt es in Zeit von einer halben bis fünf
oder sechs Stunden ein negatives Bild an , welches zuweilen schwach
und kaum sichtbar, zuweilen äusserst brillant und reich, von präch-
tigem Sammetbraun ist. Diese reiche Farbe entsteht nur, wenn
Blei zugegen ist. Die Bilder bleichen im Dunkeln, wenn freie
Säure im Papier ist, in wenigen Tagen, während andere sich
wochenlang halten und erst nach Jahren gänzlich verbleichen. Aber
477
wenn auch scheinbar yerschwunden , so können die Bilder doch
leicht wieder als Positivs mit schwarzem Ton hervorgerufen werden
und zwar auf folgende Weise : Man giesst Auflösung von neutralem
salpetcrsaurem Quecksilberoxydul in Wasser, lässt das sich aus-
scheidende basische Salz sich zu Boden senken , und lässt in diesem
Bade das Bild (wenn es überhaupt noch sichtbar) so lange liegen,
bis ein schwaches gelbes Positiv auf dem hellgelben Papiergrunde
erscheint Dies dauert einige Stunden; häufig ist Anwendung von
Wärme erforderlich. Das Bild wird gut abgespült, in reines warmes
Wasser getaucht und getrocknet Dann legt man es zwischen
glattes Papier und übergeht es mit einem heissen Bügeleisen. Es
entwickelt sich sogleich ein kräftiges schwarzes Positiv. Wenn dies
anfangs auch ganz schmutzig erscheint, so wird es doch beim Auf-
bewahren zwischen den Blättern eines Buchs, namentlich in feuchter
Luft, alimälig klarer und schärfer, und erhält schliesslich das An-
sehen eines Kupferstichs auf gelblichem Papier. Die schönsten
derartigen Bilder habe ich auf Papier erhalten, welches vorher mit
gewissen Präparaten der Harnsäure bestrichen wurde. Amphitypie
habe ich das Verfahren deshalb genannt, weil durch dieselbe Licht-
wirkung je nach der Behandlung entweder ein positives oder ein
negatives Bild erzeugt wird.
Positif- Druck mit Bisensalzen.
Vom Abb^ Salvj.
Folgendes Verfahren wurde der Soci^t^ fran^ise de Photo-
graphie von Herrn Salvy mitgetheilt: — Man gibt in eine Flasche:
Wasser 100 Gramm,
Oxalsaures Eisenoxyd . . 6 „
Citronsaures Eisenoxyd . . 10 „
in eine andere :
Wasser 100 „
Salpetersaures Silberoxyd . 6 „
Beide Lösungen weiden gemischt; es entsteht ein Niederschlag
von Silberpulver. Die überstehende gelbe Flüssigkeit dient zum
Empfindlichmachen, l^an iässt darauf das Papier schwimmen, trocknet
es zwischen Saugpapier und belichtet. Nachdem das Bild gekommen,
wascht man es und taucht es schliesslich in Wasser, dem einige
Tropfen Ammoniak zugesetzt sind. Die Farbe der Bilder ist orange-
gelb, wenn das Papier ganz trocken war. Wird die Flüssigkeit
mit Essigsäure , Oxalsäure oder Citronsäure versetzt , so erhält nuin
478
BQder in zweierlei Farben. Man belichtet in diesem Fall nor, bis
die tiefen Schatten gekommen sind; der Ton ist dnnlcelbraan. Dann
setzt man das Bild Ammoniakdämpfen aus. Sofort erscheinen £e
Details mit orangegelber Farbe. Schliesslich kann man das Bild
mit Clilorgold oder dem Fordos'schen Goldsalz tonen. Die Opera-
tionen Tom Empfindlichmachen bis zor Vollendung nehmen 20 bis
25 Minuten in Anspruch. Die besten Resultate gibt das englische
Talbotyppapier von Turner, wahrscheinlich wegen seiner Leimang.
Albudipapierrersilbemg mid Ammonialuräiehemgi^
Man bereite eine Auflösung von nicht weniger als 1 Tbdl
Silbemitrat in 6 Theilen Wasser und ftige einen Tropfen Ammoniak
zu je 30 Gramm der Lösung. Man lässt das Papier eine Minute
lang schwimmen ; sollte es sich an den Enden aufbiegen , so hanefae
man darauf, es legt sich dann glatt an.
Es sind vielerlei Modificationen der Silberlösung für Albumin-
papier in Vorschlag gebracht worden, unter anderem Zusatz too
salpetersaurem Ammoniak, oder Wiederauflösung des durch Ammoniak
erzeugten Niederschlags in Salpetersäure. Diese Bäder sind aber
mit Albuminpapier nicht anwendbar, da sie das Albumin auflösen.
Die Ammoniakverbindungen geben den Photographien eine reiche
Purpurfarbe, es ist daher erwünscht, sie auch mit Albuminpapier
verwenden zu können. Anstatt nun das salpetersaure Ammoniak in
die Silberlösung zu bringen, bilde man lieber salpetersaures Silbei^
ozyd- Ammoniak auf der Oberfläche des Papiers durch Räuchern
mit Ammoniak. Sobald das Papier vollständig trocken ist, setzt
man es in einem Kasten der Wirkung von Ammoniakdämpfen aus;
stark albuminirtes Papier verlangt längere Aussetzung, als schwaches,
etwa 10 bis 30 Minuten. Das Papier darf nicht feucht hinein-
gebracht werden, weil sich dann leicht an seiner Oberfläche Schaum
bildet, der beim Abdrucken schadet Das Papier muss so lange
geräuchert werden, dass es beim Gopiren einen reichen Purporton
anninunt. Sieht das Bild im Gopirrahmen roth oder chokoladebrann
aus, so ist es den Ammoniakdämpfen iMcht hinreichend lange «ob-
gesetzt gewesen.
Die Vortheile des Anamoniakräucherns sind : dass ehi schwädieres
Silberbad gebraucht werden kann, dass die Abdrücke leichter und mit
*) Am DiTiae*!: Photographio ManipiUfttioiui.
479
▼eniger Gold su tonen sind, dass £ut niemals Masern yorkommen
nnd dass grössere Empfindlichkeit enielt wird, also schwächere
MegatiTB dennoch brillante Copien liefern.
Neie lauer die Albuuiiliilder ra coIorireB.
Ein Pariser Photograph stellte vor einiger Zeit die Frage an
uns j in welcher Weise es möglich sei , Albuminbilder mittelst Staub-
farben zu coloriren. Wahrscheinlich war er dazu yeranlasst worden
durch die Ansicht der reizend colorirten Karten, welche Madame
Braqnehais liefert; es ist schwierig, zu erkennen, dass diese mit
Staabfarben gemalt sind, da sie einen spiegelähnlichen hellen
Ueberzug besitzen. Die gewöhnlichen Staubfarben haften nicht am
Albnminpapier , wir versuchten daher, dem Papier dadurch eine
rauhere Oberfläche zu geben, dass wir es mit Crystallfirniss über-
gössen. Wirklich gelang das Coloriren ganz vorzüglich , die Farben
hafteten ebensogut wie auf einem Collodionbilde , und durch lieber-
ziehen des Bildes mit Mastixlack traten sie noch viel brillanter
hervor; gleichzeitig erhielt dadurch das Bild einen prächtigen Glas-
ijianz. Das Coloriren geht ungemein rasch vor sich und ist eine
äusserst dankbare Arbeit.
In englischen Blättern sahen wir kürzlich ^präparirte Farben
zum Malen von Albuminblldem^ empfohlen; wir verschafften uns
sofort ein Assortiment, nebst zugehöriger „Präparation ^ und „Email-
fimiss^ (die zu einem unberechtigt hohen Preise verkauft werden),
und fonden darin unser Verfahren wieder, indem die Farben feine
Staubfarbeh, die |,Präparation", womit das Bild grundirt werden
soll, Crystallfirniss (Copal in Benzin), und der j,Emailfimiss^ Spi-
rituslack mit Bergamottöl versetzt , ist. Dabei fand sich eine Ideine
Brochfire, deren Inhalt hier nutgetheilt sein mag:
Einleitung.
„In nachstehenden Seiten ist eine vollständige Oebrauchsanwei-
sung zu Mansion's Stanbfarben und Präparation enthalten, wodurch
man den Photographien auf Eiweisspapier einen höchst künstlerischen
Effect in der Manier von Grayonzeichnungen geben kann.
Liste der Farben: Fleisch 1, 2, 3, 4. Karmin, Lippen, Rosa,
Scharlaoh, Ciaret, Magenta, Ifalre, Lila, Violett, Horizont, Pflaum;
Hintergründe 1, 2, 8. Braun 1, 2, 8. Brann für Draperie. Himmel-
blau 1, 2. Dunkelblau. Blau für Draperie. Qrfin 1, 2. Weiss für
Wolken. Sahne. Blond. Kastanienbraun. Qrau. Qelb fQr Draperie.
Schwaza.
480
Sechs Grössen von Pitisehi werden empfohlen, 1) eom Colonren
der feinen Linien von Augen, Nasen und Lippen; 2) fSr Gesidit
und Hände ; 3) zum Verwaschen der Gesichtsfarbe ; 4) zum Ooloriren
von Draperien und Hintergründen; 5) zum Verwaschen des Hinter-
grundes; 6) für ganz grosse Hintergründe. Die zum Verwasdien
dienenden Pinsel sollen keine Spitze haben und müssen ganz leicht
gehandhabt werden.
1. Lection. — Die Präparation. Um unnöthige Ver-
schwendung der jyPräparation^ zu verhüten, nehme man eine leere
Flasche, *) auf die man einen Trichter mit Papierfilter setzt. Man
halte das Bild wie beim Collodiongi essen mit der Linken, giesse
die Präparation auf, lasse sie gleichmässig über und in den Trichter
abfliessen; die Ränder wische man mit einem reinen Tuch ab, nach
5 Minuten kann man zum Coloriren schreiten.
Wenn das ganze Portrait colorirt ist, erwärmt man es schwach,
und colorirt es nochmals mit denselben 'Farben , handhabt den Pinsel
aber ganz leicht , um das Bild nicht zuzudecken. (Das zweite Colo-
riren ist kaum erforderlich. L.)
2. Lection. Gesicht und Hände von Kindern. — Diese ver-
langen sehr zartes Golorit Man beginnt damit, die Lichter mit
Fleischfarbe Nr. 3 zu coloriren, dann Alles, ausgenommen die
Schatten , mit Nr. 2 zu übergehen. Die Schatten werden mit Braun
Nr. 3 colorirt, dem ein wenig Gelb beigemischt ist Für die
Wangen nimmt man Rosa mit sehr wenig Scharlach.
Gesichter und Hände von Damen. Bei gewöbnlicheo
Teints werden die Lichter mit Fleischfarbe Nr. 3 , für hellere TeiDts
aber mit Nr. 2 colorirt,, der ein wenig Rosa zugemischt ist Für
die Schatten nimtnt man Nr. 2 mit ein wenig Horizont (einer ziem-
lich neutralen Farbe). Die Wangen färbt man mit Rosa, dem sehr
wenig Scharlach oder Karmin zugemischt ist. Wenn die Lippen-
liarbe zu tief ist, mische man sie mit wenig Rosa. Sind die Lichter
nicht klar genug, so colorirt man sie nochmals mit einer Mischnog
von Sahne und Fleischfarbe Nr. 3.
Gesichter und Hände von Herren. Für gewöhnliebe
Teints colorire man die Lichter mit Fleisch Nr. 3, und verarbeite
sie mit einer Mischung von Nr. 1 und 2. Für die Schatten nehme
man Fleisch Nr. 1 mit etwas Horizont. Die Wangen werden colo-
rirt mit einer Mischung von Karmin und Fleisch Nr. 1. Werden
sie zu roth , so setze man etwas Fleisch Nr. 2 zu. SoU der Kopf
*) JedenfaUa musa die Flasche voUkommen trookeD sein. (L.)
481
dimkel werden , so nehme man iHr die Lichter Fleieeh Nr. 2 mit
etwas Braun Nr. 3; die Schatten wie vorhin.
3. Lection. Das Haar. — Schwarzes Haar. Das ganze
Haar wird mit Sehwari ieicht übergangen, später beim zweiten
Coloriren aber nur die Schatten. Die Lichter werden nur dann
zwehnal übergangen, wenn sie zu hell sind. Brann. Man nehme
Braon Nr. 1 mit etwas Nr. 2 , nnd übergehe damit das ganze Haar
leicht; zum zweitenmal (nach dem Erwärmen) die Schatten allein
mit Braun Nr. 1. Kastanienbraun. Das ganze Haar mit Kasta-
nienbrann, beim zweitenmal die Schatten mit Braun Nr. 1. Blond.
Das Ganze mit Blond, nach dem Erwärmen die Schatten mit
Mischnng von Braun Nr. 2 und 3 ; bei sehr hellem Haar nur Nr. 8
IQr die Schatten.
4. Lection. Draperie. — Schwarzer Anzug. Zuerst
bedeckt man den ganzen Anzug mit Schwarz, mit dem Pinsel Nr. 4;
dann nehme man Nr. 5, um die Tinte zu verwaschen. Schliesslich
eolorirt man die Schatten zum zweitenmal*, auch die Lichter, wenn
de noch zu hell sind. Braune, graue Anzüge in derselben Weise
in behandeln. Himmelblaue Kleider mit Blau Nr. 2 für die Lichter;
die Schatten mit Blau Nr. 1. Ist dies nicht dunkel genug, so
mischt man etwas Schwarz hinzu. Die Farben werden mit dem
Pinsel Nr. 5 verwaschen. Zum Schluss eolorirt man den ganzen
Anzug nochmals, aber ganz zart. Dunkelblauer Anzug. Ganz
ebenso, nur dunkelblau zu nehmen. Tischdecken. Hierfür sind
stets zweierlei Farben zu wählen, die gut harmonisiren, z.B. Rosa
und Grün; Orange und Himmelblau; Himmelblau und Braun;
Violett und Orange.
5. Lection. Der Hintergrund. Man beginnt um den Kopf
mit Hintergrund Nr. 3. Dann wendet man Nr. 2 und 1 an, und
Terwischt Alles mit Pinsel Nr. 6. Die übrige Farbe wird durch
einen Gummibali fortgeblasen. Sodann fährt man mit Pinsel Nr. 2
sorgfaltig die Umrisse um den Kopf und Draperie nach, denn es
sieht sehr schlecht aus , wenn Sander bleiben. Die anderen Theile
des Hintergrundes werden mit den Pinseln Nr. 5 und 6 verwaschen.
Der Himmel. Wolken mit Fleischfarbe Nr. 4 oder Sahne; dann
Hhnmelblan. Verwaschen mit Pinsel Nr. 5 oder 6. Die hohen
Liditer sind frei zu lassen. Die brillanten Theile der Wolken aber sind
sieht zu coloriren. Spitzen und Gold. Hierfür sind Wasserfarben
aaznwenden. Die höchsten Lichter der Spitzen sind mit chinesisch
Weiss und Oommiwasser einzusetzen. Gold würd ganz mit römi-
sehem Ocher überzogen; die Lichter mit einer Mischung von Chrom,
Orange und Weiss | die Schatten mit gebrannter Terrasienna.
rMHfaiUMä«i AroMT. Ir. 71. 1, Dcember 18S4. 23
482
Der £ m ft i I f i r B i 8 B sehütgt die Faibea vor dem Aoabkidm
und macht das Yerglaaen der Bilder überflüssig. . Man giesst ifan
wie CoUodioQ auf, im warmen Baume. Vor dem Fitoisaen ouisseD
natürlich durch Blasen alle losen Staubpartikeln vom Bilde ent«
femt werden.^
Yignettirte Bilder in dieser Weise leicht colorirt sind namentlich
von Yortrefiflicher Wirkung. Das Coloriren nüt Oelfarbet eignet sldi
auch sehr gut für Albuminpapier. Wasserfarben geben keinen so
schönen Effect. Die kürzlich mitgetheilte Methode, das Papier
durchsichtig zu machen, und von der Rückseite anzumalen, findet
viel Anklang und wird schon vielfach ausgeübt. Aber das Colorirei
mit Staubfarben ist noch viel einfacher. Wer es versucht, wird
von dem hübschen Effect nach dem Firnissen überrascht sein.
lieber yerseUedeiie Flecke in des Papierbildenu
Einer der hauptsächlichsten Vorzüge einer Photographie ist,
abgesehen von Schärfe, guter Beleuchtung und künstlerischer Anord-
nung, jedenfalls deren Reinheit. Wie leicht es immerhin erscheinen
mag , ein im Allgemeinen reines Negativ herzustellen , so wird es
dennoch hie und da vorkommen, dass man bei grösster Sorgfalt
und Sauberkeit in den Manipulationen kleine Punkte, durchsichtig
oder nicht, in einem sonst guten und auch reinen Negative entdeckt
Wie solchen Mängeln abzuhelfen, ist indessen zu bekannt, um hier
noch weiter erörtert zu werden, und die dadurch entstehenden Aos-
besserungen schaden auch insgemein wenig dem Eindrucke, wenn
anders die Aufnahme selbst eine tadellose war.
Anders dagegen verhält es sich nut jenen Flecken und Punkten,
welche in den Papiercopien im Verlaufe ihrer Behandlung durch
die verschiedenen Bäder entstehen und die oft einen so störenden,
nicht selten für das Bild verderblichen Charakter an sich tragen, dass
es gewiss kein überflüssiges Beginnen ist , sie zum Gegenstand einer
aufmerksamen Beobachtung zu machen, und dies um so mehr, als
die vorhandenen Handbücher der Photographie , die , wie ihr Titel
meistens besagt, auch für Dilettanten bestimmt sind, meist mit
stolzem Schweigen über dieses EUipitel hinwegeiien.
Hauptsächlich sind es 2sweierlei Arten von Flecken oder Ponk-
len, welche ich hier im Auge habe, die sogenannten Monde oder
die aus diesen entstehenden Gometen und die suweilen aoftre-
tenden metallischen Punkte. Die ersteren (Monde) treten in
der Kegel dann auf , wenn 4ie G^pie das Nationbad passict Imt,
48^
dnd besti^hen am eiaetn sehwarzeD Piinktoheo, das mit einem klei-
neren oder ^öMeren weissen Hofe umgeben ist. Sie mögen ans
einer Partikel freinden Stoffes bestehen , welche entweder im Natron-
bade sich Torflndet und dem Papiere adhSrirt , oder aber im Papier^
bereits enthalten ist und durch das Fixirbad erst entwickelt wird.
Die chelnisehe Action dieser Partikel ist in der Regel kreisrund,
wird aber nicht selten bei dem Herausnehmen der Copien aus dem
Bade nach einer Seite hin ausgedehnt und bildet dann die soge-
nannten Cometen. Wie störend diese Gattung von Flecken ist,
wird mandier Photograph schon zu se^iem Aerger erfahren haben^
am so mehr, als sie in der Grösse sehr varüren und sich oft an
Stellen zeigen, wo sie geradezu das Todesurtheil der Gopie bilden,
um ihr Auftreten auf das kleinste Maass zu beschränken , habe ich
das uDttTschweflfgsaure Natronbad stets vor dessen Gebrauch flltrirt
und so wenigstens diejenigen Partikeln daraus entfernt, welche nach-
theilig auf die Gopie wirken könnten. Was freilich die andern im
Papier befindlichen Partikeln betrifft, welche darch das Natronbad
gleichsam hervorgerufen werden, so ist eine Abhtilfe wohl nicht
Idcht möglich ; indessen ist dies ein seltenerer Fall und daher nicht
▼on wesentlicher Bedeutung.
Endlich sind es metallische Punkte, die, wenn sie aueh
Bicbt immer absolut verderblich wirken, dennoch eine eigenthilm-
licfae Neigung haben, sich auf die höchsten Lichter des Bildes, als
aof Wäsche, oder auf die Stirn, die Nasenspitze u. dgl. zu setzen
and so schliesslich das Bild unbrauchbar zu machen. Sie entstehen
gememhin schon bei der BerühruDg des Papiers mit dem SUber-
bade, treten aber nach dem Trocknen nur als unscheinbare Pünkt-
ehen auf, bis sie im Goldbade bei der Substitution des Goldes dieses
begierig aufnehmen und als hell metallisch glänzende Punkte oft
von der Peripherie eines Steoknadelknopfes das Bild verunreinigen.
Ich glaube, diesem Fehler wird von Seiten der Photographen
nidit iwohl abzuhelfen sein, da die Grundursache hierzu in der
Herstellnngs weise des Papiers liegt, wie dies auch in der grösseren
oder geringeren Geneigtheit dieses oder jenen Papiers, metallische
Flecken zu bilden , ausgesprochen ist. Das Liesegang'sche Albumin*
papier zeigt, soweit meine Erfahrung reicht, am wenigsten diesen
Fehler, sowie auch einzelne Berliner Papiere darin wenig zuwün*
sehen übrig lassen.
Im Allgemeinen, glaube ich, legen die meisten Photographen
SD geringen Werth auf das Filtriren der Tonungs- und Fixirbäder,
nnd dennoch hängt gerade hiervon ein so wesentlicher Umstand des
GeKngens ab, reinliche Copien herzustellen. Ceberbanpt seheini
mi
der Artikel: ^Beinliddceit^ in dem LesikOD nuAiicbee üiotagripliai
gar nicht yörhanden jra sein, sonst wäre es kaom mSglicfa, da«
tKgUch eine Anzahl von Bildern unter das Pabliknm geachleodcrt
werden y die oft den Carton nicht werth sind, auf welchen sie auf-
gezogen worden.
Passan. W.
Ueber eii ntutn CollodioB vit «norganiseher 6nnila|c^
nid die Bereitung lAsUcher colloidaler Kiesekftnre.
Die fortwährenden Yeränderongen, die sowohl im jodirten, wie
im unjodirten Collodion vor sich gehen , machen es wfinschensweith,
ein beständigeres Präparat za kennen ^ welches natürlich alle Yor-
Eüge des Collodions besitzen mttsste. Herrn Professor EmerM»
J. Rejnolds (einer der Redactenre des British Joamal of Phptograpfaj)
ist es gelangen , ein solches Präparat darzustellen , welches auf die
lösliche collol'dale Kieselsäure basirt ist.
Die Kieselsäure ist ein Oxyd des Kiesels oder SiUciiun. Se
bildet verschiedene Hydrate und verbindet sich mit Basen in man-
eherlei Verhältnissen. Bei gewöhnlicher Temperatur ist ihre Afli-
nität zu Basen wie Kali so schwach, dass die schwächsten Säuren,
z. B. Kohlensäure und Essigsäure, sie zersetzen können; aber bd
hoher Temperatur ist das Gegentheil der Fall. Wird die Lösung
eines alkalischen Silicates mit überschüssiger ChlorwaaserstoiTsSore
zur Trockne eingedampft und der trockne Rückstand mit waimem
Wasser ausgewaschen , so bleibt Kieselsäure als ein weisses aandigei
Pulver zurück, welches in Wasser ganz unlöslich ist Bis vor Knnem
hat man noch geglaubt, dass Wasser nur sehr geringe Mengen ¥on
Kieselsäure in Lösung zu halten vermöge; aber Herrn Graham iit
es durch seine Dialysir- Methode gelungen, Lösungen darzustellen,
die mehr als 10 Procent reiner Kieselsäure enthalten.
Es handelt sich zunächst darum, lösliches kieselsaures Kali
oder Natron zu erhalten , denn aus diesen wird die colloTdale Kiesel-
säure bereitet
Wenn Kiesel in irgend einer Form, z. B. als Quarz, FeQe^
stein, oder als feiner weisser Kieselsand , mit ebnem kaustisehen
oder kohlensauren Alkali geschmolzen, so bildet sich ein Silieit
der Basis, welches in seinen Eigenschaften sehr verschieden ist, je
nach dem Verhältnisse zwischen Kiesel und AlkalL Ist das letsten
in hinreichender Menge vorhanden, so löst sich das Silicat Iddit in
Wasser; ist aber Kiesel im Ueberschuss, so wird die LösUehk^
465
vM. geiiafn. ladenen wirkt kodiendes Wawer mehr oder mMer
auf alle SiUeate. Gewöhi^cfaea Olas ist ein Silicat; «eine Unlöe-^
liehkeit in Wasser und Säaren verdankt es dem Zagegensein der
Silicate alkalischer Erden , und von gewissen Metaüozyden.
Es gibt zweierlei Arten, das lösliche kieseliaore Natnm n
bereiten; die erste besteht darin, feinen weissen QqarBsand mit
kohlensanrem Natron an schmelaen; die andere, im Grossen yielfiiMh
angewandte Methode ist, zerkleinerte Fenetsteine in starker Natron-
lauge unter Anwendung von Druck bei 120^ bis 160^ C. zu digeriren.
FQr unseren Zweck eignet sich die erstere Methode am besten*
Man nimmt
Getrocknetes kohlensaures Natron . 8 Theile.
Feinen Quarzsand 15 „
Gepulyerte Holzkohle 1 Theil.
Diese Stoffe müssen gut getrocknet und gemischt werden; das
Granze wird in einen schon vorher zur Rothglflhhitze gebrachten
grossen Tiegel eingetragen. Wenn. die Mischung vollkommen trocken
geworden ist, steigert man die Hitze, um die Masse zu schmelzen;
im halbflüssigen Zustand, besonders zu Beginn, muss man häufig
umrühren, um das Aufbrausen möglichst zu stören. Sobald sich
kein Gas mehr entwickelt, steigert man die Hitze nach Möglichkeit
und iSsst' dann erkalten. Der Tiegel wird zerbrochen und das
dunkelgeflirbte Glas herausgenommen. Wenn die Hitze nicht genü-
gend war, wird man kein gutes Silicat erhalten. Die Holzkohle
wird nur zugesetzt, damit das kohlensaure Alkali sich leichter zer-
setzt; sie reducirt nämlich die Kolilensäure des Garbonats zu Kohlen-
stofiTozyd und erleichtert der Kieselsäure ihre Vereinigung mit dem
Alkali. Das Silicat ist immer schwarz, weil ein Ueberschuss von
Holzkohle angewendet wird. Bei guter Bereitung löst sich die
schwarze Masse ohne viel Rückstand in ihrem sechsüachen Gewicht
kochenden Wassers. Da das Filtriren der trüben Lösung sehr lang«
sam vor sich geht, verfahre man zum Klären derselben so: man
verdünnt die Auflösung mit gleichviel kochendem Wasser, kocht
sie und giesst sie in ein qrlindrisches Gefäss , worin man sie einige
Tage stehen lässt, bis alle suspendirten Stoffe sich zu Boden gesenkt
haben. Dann zieht man die klare Flüssigkdt mittelst eines Heben
ab. Es schadet nicht, wenn die Lösung etwas opalisirend ist
Um dies kieselsaure Natron in lösliche colloidale Kieselsäure
zu verwandeln, muss man zunächst wissen, wie stark die Auflösung
ist, da die Verdünnung mit der Brauchbarkeit der Lösung in Ver-
bindung steht Man wiegt 100 Gran, oder 200 Gran davon in
dnem genau taiirten Porzellantiegel ab, setzt Chlorwasserstofbäure
486
im Debftrschnes ea nnd dampft über einer Spiritasflamme dasOanse
zur Trockne ein , indem man gegen Ende der Operation durch Um-
rühren das Verspritzen verhütet Wenn der Rückstand im Tiegel
ganz trocken ist, digerirt man ihn bei massiger Hitze mit 2 bis 3
Drachmen destiUirten Wassers, die mit 1 oder 2 Tropfen Ghlor-
wasserstofl&äare rersetzt sind, mid rührt etwa 10 Minuten lang um;
den sandigen Rückstand lässt man sich absetzen , nnd daraaf giesat
man die Flüssigkeit ab; dies wiederholt man einigemal, um alle
Bpuren löslichen Stoffes zu entfernen. Sodann wird der Tiegel mit
seinem Inhalt über der Spiritusflamme erwärmt, und nachdem alle
Feuchtigkeit ausgetrieben bis zur Rothglühhitze erhitzt Man bedeckt
den Tiegel und ISsst ihn erkalten; der Unterschied zwischen dem
früheren Gewicht des Tiegels und dem jetzigen stellt die vorhandene
Menge von Kiesel dar, und wenn man 100 Gran gebraucht hat,
den Prozentgehalt Diese Analyse ist ganz leicht , und unentbehrlich.
Man verdünnt nun die Lösung darch schwache Chlorwasser-
stoffsäure, um zugleich das kieselsaure Natron zu zersetzen:
Kieselsaures Natron *-.^,,^^^_^_^^^ Kieselsäurehydrat,
Gfalorwasserstoffsäure ^ '"- — ^ Chlomatrium.
Das Kieselsäurehydrat bleibt in Lösung. Gibt man die Mischung
in einen Dialysirapparat, so gehen das Chlomatrium und die über-
schüssige Chlorwasserstoffdäure in das äussere Wasser &ber, and
lassen das Kieselsäurehydrat in dem Papierbeutel zurück.
Einen Dialysirapparat bereitet man in folgender Art: von einer
etwa %g Zoll dicken Guttäperchatafel wird ein Streifen von 2% ZoU
Breite nnd 24 Zoll Länge abgeschnitten. Diesen Streifen erweicht
man durch warmes Wasser und macht einen Reifen daraus, indem
man die Enden zusammenbringt und durch ein heisses Eisen er-
wärmt, damit sie aneinander haften, lieber diesen Reifen zieht man
ein Stück feuchtes Pergamentpapier und befestigt es durch ein Band
so, dass man ein GefUss von der Art einer Tambourine erhält. Es
wird, um seine Dichtheit zu versuchen, anf ein Blatt Fliesspapier
gelegt und etwa einen Zoll hoch mit Wasser gefüllt. Wenn Locher
im Pergamentpapier sind, so sieht man diese gleich oder nach 10
bis 15 Minuten auf dem Fliesspapier durch das hindurchdringende
Wasser markirt. Wir bezeichnen diese Stellen mit einem Bleistift,
giessen das Wasser aus, lassen das Pergamentpapier trocknen und
kleben mittelst Eiweiss auf beide Seiten der Oeffuungen Stückchen
Pergamentpapier , coaguliren schliesslich das Eiweiss , indem wir ein
heisses Eisen darüber führen. Der Dialysirapparat ist nun fertig.
Was femer zu thun ist, wird vielleicht am besten durch die
Beschreibung eines wirklichen Experiments erldärt.
487
£iiie wie oben präpmrfte LöaHig von kieBfilsMurem Natron ent-
hielt 6V2 Prozent Kiesel. 2V2 Unzen reine Chlorwasserstoffiiäure
(spec Gew. 1,163) wurden mit destillirtem Wasser auf 20 Unzen
(Maass) verdünnt. In diese yerdönnte Säure wurde unter Umrühren
ein gleiches Volum der Lösung von kieselsaurem Natron gegossen.
Nach einer Stunde wurde die Mischung filtrirt. Die Chlorwasser«
stoffisäure muss ziemlich verdünnt zugesetzt werden, da sie andern-
falls die Kieselsäure als Gelee präcipitiren würde. Die filtrirte Lösung
wurde in eine grosse Dialysirscfaale gegossen und in einem mit
4 Gallonen (circa 36 Pfd.) Regenwasser gefüllten irdenen GeflUs
schwimmen gelassen. Das ]V7asser wurde täglich zweimal gewechselt.
Nachdem das Dialysiren 7 Tage fortgesetzt worden, entstand beim
Versetzen einiger Tropfen der in der Schale befindlichen Flüssigkeit
mit saurer Silbemitratlösung ein weisser Niederschlag, der sich wieder
auflöste, und eine leichte Trübung durch Chlorsilber blieb zurück;
Beweis , dass die Kieselsäure löslich und fast vollkommen rein war.
Da beim Dialysiren vielleicht ein Achtel der Kieselsäure verloren
geht, war es nötbig, den Prozentgehalt der Lösung nochmals zu
bestimmen. 100 Gran wurden nach Beifügung eines Tropfens Chlor-
wasserstoffsäure zur Trockne verdampft, der Rückstand gewaschen,
getrocknet, geglüht und nach dem Erkalten gewogen. Es waren
2,3 Prozent Kieselsäure in Lösung.
Professor Graham gibt an, dass eine Flüssigkeit mit 12 Prozent
Kieselsäure in einigen Stunden freiwillig erstarrt; 2 Prozent bleiben
einige Monate flüssig, 1 Prozent jahrelang. Wir müssen also unsere
Lösung auf 1 Prozent reduciren , durch Zusatz einer entsprechenden
Menge Wassers. Schliesslich müssen wir das Alkosol der Kiesel-
säure präpariren. Graham hält das Kieselsäurehydrat für eine
Flüssigkeit, die sich verdünnen lässt etc., nicht für wässerige Lösung
eines festen Körpers. Die Gallerte, welche durch Hitze oder andere
Ursachen in einer solchen Flüssigkeit erzeugt wird, betrachtet er
als das feste Hydrat der Kieselsäure. Das erstere nennt er das
„Hydrosol^, das letztere ^as „Hydrogel^ der Kieselsäure. Das
Wasser des Hydrosol lässt sich vollständig durch Alkohol ersetzen,
und dann hat man das „Alkosol" der Kieselsäure.
Das Alkosol wird dargestellt, indem man eine einprozentige
Kieselsäurelösung mit gleichviel Alkohol versetzt, und die Mischung
einige Tage über Aetzkalk stehen lässt , natürlich in einem geschlos-
senen Kasten, am besten im luftleeren Raum. Dadurch wird das
Wasser zum grössten Theil entfernt und das Alkosol bleibt zurück.
Auch kann die Mischung in eine kleine, gut zugedeckte Dialysir-
schale gegossen werden, die in absolutem Alkohol steht Das
488
Attoaol darf nicht stKrker, als etnprozentig s^ , denn aonst entairt
es leicht zu Gallerte.
Während das Hydrosol der Kieselsäure durch manche ISsliche
und unlösliche Stoffe, und auch durch Hitze leicht erstarrt, wird
das Alkosol dadurch nicht verändert, man kann es sogar kochen;
nur beim langsamen Verdunsten erstarrt es. Auf eine Glasplatte
gegossen und den Dämpfen von Ammoniak ausgesetzt,
erstarrt es sofort zu Gallerte. Diese Eigenschaft befähigt
es, an Stelle des GoUodions als Träger der lichtempfindlichen Sub-
stanz zu dienen. Es kann mit allen metallischen Jodverbbidangen
jodirt werden, nicht mit zu alkalischem Jodanmionium. Um der
Wirkung des Ammoniaks entgegenzuwirken , ist das Präparat durch
Jodtinktur gelblich zu färben.
Das Silberbad ist ganz das gewöhnliche, mit Salpetersäure
schwach angesäuert Zum Entwickeln eignet sich am besten Pjro-
gallussäure mit Citronensäure.
Man verfährt, um eine Aufnahme zu machen, in folgender
Weise. Die reine Platte wird mit dem jodirten Kieselsäure- Alkosol
Übergossen, ebenso wie Collodion aufgetragen wird. Die Schicht
wird dann einige Secunden über eine Schüssel gehalten, die etwai
Ammoniakfiüssigkeit enthält. Nach etwa 10 Secunden wird man
von der Rüclueite der Platte her wahrnehmen , dass die dem Glase
zunächst liegenden Theile der Schicht sich schwach zu furchen
beginnen. In diesem Augenblick nimmt man die Platte fort und
taucht sie für 3 Minuten in das Silberbad. Die Schicht wird nicht
so sahnig, wie beim Collodion. Da das Silberbad, um das Ammoniik
unschädlich zu machen, etwas sauer sein muss, dauert die Belich-
tungszeit ein wenig länger, als für gutes, feuchtes Collodion. Das
Entwickeln fordert Zeit, da zuweilen erst eine Minute nach Auf-
giessen des Entwicklers das Bild erscheint; dann aber konmit es
sehr kräftig und klar heraus. Eiselientwickler macht die Schicht
sehr mürbe. Herr Reynolds empfiehlt, möglichst wenig Säure sowohl
im Silberbad , wie im Entwickler in Anwendung zu bringen , da sich
die Schicht leicht vom Glase ablöst. Man fixirt mit Cyankallam,
wascht und trocknet. Nach dem Trocknen ist das Bild sehr fest,
und nur durch starkes Reiben mit Tripel zu entfernen.
489
Oft h5rt man jetzt von Photographen die Frage aufwerfen:
^Wenn die Eartomanie einmal abnimmt — was doch Toraaszu-
sehen — , welche Branche der Photographie Ist berafen, ihr za
folgen?' Wir denken, die Eartenportraits haben sich als solche
Nothwendigkeit für unsere gesellschaftlichen Beziehungen bewiesen,
dass sie nie ganz abkommen werden, immerhin mag das Pablicum
ihrer bald überdrüssig werden und nach einer neuen Mode suchen.
Als das Stereoskop eingeführt wurde, hätte Niemand voraus-
gesehen, dass der einst so warme Enthusiasmus mit dem es auf-
genommen wurde, sich so abkühlen würde. Aus yerschiedenen
Symptomen entnehmen nun die Fach- Photographen, dass der
Beliebtheit der Kartenportraits eine ähnliche Revolution bevor-
siehe; und wir glauben behaupten zu können, dass das Geschäft
mit diesen Taschenkunstwerken lange nicht mehr das ist, was es
war oder was man davon für diese Saison erwartet hat.
Was lässt sich nun aus den „Zeichen der Zeit^ als ihr wahr-
scheinlicher Nachfolger erkennen V £s scheint uns : grosse Abdrücke
von kleinen Negativs. Das Publicum scheint immer mehr Interesse
daran zu nehmen, und der Photograph wird gut daran thnn, diese
Anzeichen im Auge zu halten und zu dirigiren. Diejenigen, die
zuerst dem etwa wachsenden Geschmack entsprechen, werden ohne
Zweifel den grössten Yortheil daraus ziehen. Wenn die Karten-
mine erschöpft ist, so öffnet sich hier eine neue reichere Ader für
den fleissigen Arbeiter.
Es gibt zweierlei Methoden grosse Portraits zu machen : 1)
directe Aufnahme mit grossen Objectivs mit langer Brennweite,
and 2) Yergrösserung kleiner Negativs.
Sehr grosse directe Aufnahmen werden von den Herren Southwell
vorzüglich geliefert Sie arbeiten mit sechszölligem Objectiv, und
wenn man die dafür erforderliche lange Belichtungszeit betrachtet,
so kann man über ihre Resultate nur erstaunt sein. Durch Ver-
grösaerung kleiner Negativs werden aber mindestens eben so gute Re-
sultate erzielt, während die Schwierigkeiten viel geringer sind. Grosse
Objective von 6 oder 7 Zoll Durchmesser sind sehr theuer; über
ihre Eigenschaften können wir nicht besser thun als Herrn Lake
Price sprechen lassen, der dazu besonders befähigt ist Cm zu
beweisen, dass mit einem grossen Portraitobjeetiv eine viel längere
Belichtungszeit erfordert ^rd, als mit einem kleinen, stellt er
*) The British Jonnul. Sept 3. 1864.
490
folgende Resultate mit Linsen von Terachiedenem DardtmesBer
zusammen:
Dorchmesser
des ObjectivB.
Durchmesser
des Bildes.
Oeffhung
der Blende.
Belichtung.
8
6
5
4Va
Zoll
n
n
30
20
16
13
Zoll
n
n
2Vs
2^/8
2
2
Zoll
n
11
60 Secnndeo.
30
20
Objectiye von 3 Zoll Durchmesser gaben gr5ssere SdiSife
und arbeiteten rascher.
Herr Price sagt femer: Die kleinen Linsen geben grössere
Intensität, Rundung und richtigere Zeichnung als grössere Objectiye,
die alle Geschicklichkeit des Photographen in Anspruch nehmen,
om diese Fehler zu yermeiden.
Wollte man Blenden mit grösserer Oeffnung anwenden als auf
der Tabelle angegeben, so würde die Tiefe der Schärfe (Focustiefe)
sehr beeinträchtigt werden.
Ausser diesen Schwierigkeiten sind die der Manipulation grosser
Platten in Betracht zu ziehen. Die geringste Bewegung des Modells
während der nothwendiger Weise langen Belichtung yerursacht
Unannehmlichkeit und Schaden, während kürzlich noch der Fall
yorgekommen ist, dass yon Lord Palmerston innerhalb einer Stunde
nicht weniger als 37 yortreffliche Eartennegativs aufgenommen
wurden. In dieser Zeit hätte derselbe Operateur nicht mehr als
zwei gute grosse Portraits machen können.
Es ist yiel leichter, ein kleines Negatiy aufzunehmen als ein
grosses. Belichtung und alle späteren Operationen sind sehr rasch
yoUendet Die optischen Bedingungen bei der Erzeugung kleiner
Photographien sind so günstig, yerglichen mit denen der grossen,
dass man nur wenige Secunden zu belichten braucht — was bei
manchen Objecten, z. B. Kindern, Thieren ein grosser Vortheil ist,
da man Aufiialmien hieryon auf grösseren Platten, mit Objectiyen
yon längerer Brennweite häufig gar nicht zu Stande bringt Zum
Yergrössem eignen sich schwache Negatiys am besten. Chroaae
Negatiys yon der Dichtigkeit zu erzeugen, die für brillante schöne
Copien erforderlich ist, ist eine Operation, die mindestens yiel mehr
Geschicklichkeit und Sorgfalt benöthigt, als die Erzeugung tines
kleinen schwachen Negatiys.
491
Ein kleines, in ziemliclier Entfernung von der Camera mit
einem für grössere Platten berechneten Objectiv aufgenommenes
Bild wird iieine übertriebene PerspectiTO seigen, die Ffisse werden
nicht zu gross sein, die Figuren einer Gruppe werden im richtigen
Verhältniss 2Q einander stehen. ' Da wenig schrSge Strahlen bei der
Enseugung des Bildes gebraucht werden, erhält man die möglichst
grosse Schärfe, selbst mit verhältnissmässig grosser Objectivöffnung.
Die VergrösseruDg ist aber nicht allein für Portraits anwendbar.
Manche Amateurs beschäftigen sich damit, kleine Landschafts-
Negatiys aufzunehmen, die später vergrössert werden sollen. Für
Reisende ist dies namentlich eine grosse Bequemlichkeit Vor
einigen Jahren nahm Professor Piazzi Smith auf einer Reise in
Russland eine Anzahl Stereoskop -Negative auf; nachdem diese zum
Abdrucken im Copirrahmen gedient hatten, suchte sie Prof. Smith
ihrer schönen Schärfe habler noch anders zu verwenden. Zwei Zoll
ans einem dieser Negativs gaben vergrössert eine ganz scharfe
panoramische Ansicht von 6% Zoll, und die Hälfte dieses Bildes
mittelst der achromatischen Hydro - Oxjgenlampe auf ein Tuch pro-
jidrt, gab ein Bild von 12 Fuss im Quadrat, welches noch hin-
länglich scharf war.
(Der leider zu früh verstorbene Naturforscher Dr. Jonghuhn,
Director der Chinapflanzungen auf Java, hat ebenfalls eine Menge
höchst interessanter Negativs von circa 3 Zoll im Quadrat auf-
genommen, die er zu vergrössem und zur Illustration eines bedeu-
tenden Werkes zu benutzen beabsichtigte; er hatte zu diesem Zweck
einen Liesegang^schen Vergrösserungs - Apparat angeschafft.)
Es ist leichter, scharfe Ansichten, als scharfe Portraits auf-
scnnehmen, weil man kleinere Blenden anwenden kann und die
Gegenstände sich nicht bewegen.
(Ton unseren speciellen Oorrespondenten.)
London, im October 1864.
Eine photographische Actiengesellscbaft in London. — Nene Art von Portraits.
— Die „Monde^ im TanninTerfabrea. — Glover's Verfahren mtt Tannin
und Albomin. — Professor Boscoe fiber die chemischen Wirkungen des
Lichts. — Die Lithiumsalze. — Negativs mit verschwommenen Schwärzen.
Vor Kurzem hat sich hier eine Actien- Gesellschaft gebildet,
welche die Photographie im Grossen auszubeuten beabsichtigt; an
der Spitze stehen mehrere den Photographen wohlbekannte Amateursi
1
a. A. Obiistlieiitenant Stuart Wortley, Warren Vemoni Viacoimt
Hawarden, G. N. Vickers. Das Gesellschaftscapital beträgt nidit
weniger als 50,000 Livres Sterling, also über 300,000 Thaler. Die
Gesellschaft (United Association of Photographj) besitsst bereits eh
Atelier in Regentstreet und richtet andere in Badeorten and bob-
stigen Plätzen ein. Sie hat für England das neue WothJy'adie
Copir verfahren aogekauft.
Im British Journal werden folgende Vorschriften für Albnmio-
goldbäder empfohlen: 1. Ein Gramm reines Chlorgold in 960
Gramm Wasser gelöst und davon soviel als man jedesmal brandit
mit einer Lösung von doppeltkohlensaurem Natron sdiwach alkalisch
gemacht; eine Stunde vor dem Gebrauch zu bereiten. 2. 1 Tbdl
Ghlorgold, 100 Theile essigsaures Natron, 9600 Theile Wasser.
Yierundzwanzig Stunden vor dem Gebrauch zu präpariren. Mit
einem Gramm Gold tont man 1 5 Dutzend Yisitenkartenbilder. Dann
wird eine entsprechende Menge Gold zugesetzt
Durch Herrn Window ist eine neue Art von Portraits efn-
geführt worden, die sehr wohl geeignet erscheint, den Visitenkarte-
portraits eine tüchtige Concurrenz zu machen. Diese Bilder sind
von der Grösse gewöhnlicher Visitenkarten und enthalten vier
Portraits, jedes von einer anderen Seite her aufgenommen. Die
Portraits sind Büsten von etwa einem Zoll Höhe und dreiviertel
Zoll Breite; zwei sind nebeneinander auf die Mitte der Karte ge-
o
klebt , eins oben und eins unten : o o. Die oberen und unteren
Bilder bestehen gewöhnlich aus einer Aufnahme von yorne und
einem Dreiviertelprofil, während die beiden seitlichen Bilder zwei
ganze Profile von der rechten und linken Seite sind, oder von
einer Seite ein Profil, von der andern eine fünfachtel Ansicht
Natürlich kann dies mannigfach variirt werden. Die Ovale, worauf
diese vier Bilder geklebt sind, werden in Relief geschlagen, so dass
die Oberfläche convex wird. Dies gibt dem Bilde ein solches
Relief, dass man glaubt, ein plastisches Portrait von der Art einer
Gamee vor sich zu haben. Wer diese Sachen nicht gesehen hat,
wird sich nicht leicht einen Begriff von ihrer reizenden Wirkung
machen.
Eine solche Art von Portraits hat mancherlei Vorzüge. Die
kleinen Brustbilder lassen Isich leicht und rasch mit der ganzen
Oeffnung des Objectivs aufnehmen. Das Modell konm:it gar nicht
in die Lage eine gezwungene und unnatürliche Stellung anzunehmen,
die gleich einen ungefälligen Gesichtsausdruck zur Folge hat Die
Aehnlichkeit der Portraits muss eine bei weitem grössere sein, als
die Irgend eines anderen Bildes. Denn bei den meisten Personen
sind die beiden Seiten des Gesichts verschieden, und häufig Ist die
gefälligste Seite nicht die ähnlichste. Dadurch kommt der Photo-
graph häufig in Verlegenheit; denn nimmt er die hübscheste Seite,
so heisst es : das Portrait ist zwar hübsch aber nicht recht ähnlich,
und nimmt er die characteristische Seite, so wird ihm vorgeworfen:
es ist zwar ähnlich, aber gewiss nicht sehr schmeichelhaft In
dießen neuen Portraits aber, gibt es vier verschiedene Ansichten,
493
nebeneinander. Man verbindet diese nnbewasst und erhftlt so die
TOlIstSndige Verkörperung des Originals anstatt eines halben Portraits.
Die Herstellung dieser Bilder erfordert keine weiteren An*
sehaffungen als vielleicht eine yerschiebbare Cassette, die die ver-
schiedenen Portraits gleich in der richtigen Lage *gibt, und eine
Presse mit einer Stahlpunze, womit die Bilder nach dem Auf-
kleben erhaben gepresst werden. Die Oberfläche des Papiers wird
durch diese Operation feiner und glatter, als durch das gewöhn-
liche Satiniren.
Die ^Monde'^ in den Tanninplatten gereichen immer noch
unseren Photographen zum Verdruss , da man ihrer Entstehung noch
Dicht auf den Grund gekommen ist. Mr. Glover ist es gelungen,
sie ganslich fem zu halten, indem er Albumin mit dem Tannin
mischt , und das Salpetersäure Silberoxyd vollständig aus der Schicht
entfernt. Er gibt folgende Yorscbiift an:
Pyroxylin .... 5 Theile,
Jodanunonium , . . B „
Bromcadmium . . 4 „
Alkohol (,805) . . 240 „
Aether 240 „
•
Die Platte wird gesilbert, darauf in zwei Bädern mit destil-
Hrtem Wasser gewaschen , 5 Minuten in einer zweiprozentigen Brom-
kaliumlösung gelassen, und nochmals gewaschen. Die Tanninmischung
bereitet man in folgender Weise : 3 Gramm Tannin, 1 Gramm Honig,
100 Gramm Wasser. Dann wird das Weisse von einem Ei mit
80 Gramm Wasser und 8 Tropfen starker Ammoniakflüssigkeit ge-
schlagen. Eine Mischung gleicher Theile dieser Flüssigkeiten wird
auf die gewaschene Schicht gegossen und gleich wieder abgespult.
Dann wird die Platte nochmals in das letzte Waschwasser gelegt.
Entwickelt werden die Platten mit saurer Pyrogallussäure - und
Silberlösung.
Bei der letzten Zusammenkunft der British Association for the
Advancement of Science in Bath sind verschiedene Denkschriften
gelesen worden, die für die Photographie von Interesse sind. Pro-
fessor Roscoe las über die chemischen Wirkungen des Lichts; in
seinem Vortrage finden wir folgende Notizen : Die Menge der Wärme,
welche stündlich von jedem Quadratfusse der Sonnenoberfläche aus-
gebt, ist gleich der, die man durch Verbrennen von 15 Centnern
Kohle erhalt; auf mechanische Arbeit übertragen, ist dies gleich
7000 Pferdekräften. Die auf die Erdkugel fallende WSrme beträgt nur
den 12,300,000,000sten Theil der ganzen von der Sonne ausgehenden
Wärme. Von der Sonnenwärme auf die chemischen Wirkungen des
Lichts übergehend, zeigt Prof. Roscoe, dass das Licht, welches
dureh die Verbrennung von Phosphor oder Magnesinmdraht erzeugt
wird, ebenso wie die Sonnenstrahlen die Vereinigung des Chlor mit
dem Wasserstoff bewirkt. Kleine dünne Glaskugeln^ mit einem
Gemisch gleicher Volumina Wasserstoff und Chlorgas gefüllt, explo-
diren im Phosphor- oder Magnesiumlicht mit einem Knall, der
einem Pistolenschuss gleichkommt. Ferner wies der Redner nach,
494
dass die grünen Theile der PflanEen die chemischen Strahlen des
Lichts «bsorhiren und zu den Zersetzungen und VerbinduDgen ver-
wenden, deren sie zu ihrer Entwicklung bedürfen. Dies erkUrt,
weshalb bei Landschaftsaufnahmen die Blätter, die das Licht reflec-
tiren, gut kommen , während die, durch die das Licht hindurch-
geht, keinen Eindruck geben, weil sie die chemischen Strahlen
verschlucken.
Obristlieutenant Stuart Wortley empfiehlt jetzt die Lithiumsalie
als sehr brauchbar zum Sensibilisiren des Collodions; diese Salze
fanden bisher wenig Anwendung hier, während sie bei Ihnen sdion
seit Jahren mit gutem Erfolge benutzt werden. Man hat in einer
Mine bei Redruth in Comwallis eine starke Quelle von 50 ^ WSime
entdeckt, die eine bedeutende Menge Lithion enthält Auch von
dem neuen Metall Cäsium, dessen Entdeckung man der Spectral-
analyse verdankt, finden sich darin ziemliche Mengen.
Major Russell theilt mit, dass die verschwommenen Schwänen
beim Tannin- und anderen Verfahren eine optische Ursache haben,
und durch innere Reflexion des Lichts von der Rückseite der Glas-
platte entstehen. Man vermeidet den Fehler dadurch, dass man
ein Blatt rothes Saugpapier hinter die Platte legt. Andere Pholo-
graphen bestätigen die Wirksamkeit dieses einfadien Mittels.
^n Äorrtfpotthrntfn.
Hm. 7. B — B in F. — Dm ünloBlichwerden der präparirten KohlegeUtiiie-
Ufelo beim Aufbewahren iat ein Uebelstand, der auch Anderen schon Verdnui
bereitet hat. Wir haben übrigens gefunden , dass die einfach chromsanren Salxe,
an SteUe der Bichromate angewendet, ein viel haltbareres Präparat liefern, wel-
ches aber freilich nicht so empfindlich ist. Ihrem Wunsche werden wir ii
kürzester Zeit entsprechen. Proben Ihrer Pbotozincographien sind uns wiUkommeii.
Hm. A. J. in Xflnohen. — 1. Bin gutes Urancopirverfahren flndan Sie
im photogr. Archiv Bd. I. S. 31 ff. beschrieben; die Blanchdre'schen Methoden
im phot Almanach für 1862 haben ebenfalls zu ganz guten Besultaten gefQhrt
3. Die Flecken auf den eingesandten Negativs rühren unzweifelhaft von Staub
her, der wahrscheinlich Tor dem Aufgiessen des Collodions schon auf der Plstte
war, oder wahrend des Aufgiessens sich angesetzt hat. 3. Wenn die Bisen-
lösung nicht ganz klar ist, muss sie allerdings filtrirt werden, l, Pyrogallus-
säure mit Citronensiure gibt einen dichteren Niederschlag als die mit Essigiinra,
aber die zarten Details der Lichter werden leicht verdeckt
Alle Briefe und Mittheilungen für die Bedaction sind an den Hefanagebst,
Paul B. Liesegang in Elberfeld, zu richten.
Oedrookt bei 8 am. Lacas in Elberfeld.
Photographisches Archiv.
Bimil Jr* — BTr. 9t, — !•• Deeemlier Me4.
Heber Yenehiedene altere Copirrerfaliren ohne Silbersalze«
IV.
Verfahren mit Goldsalzen.
Dass eine ätherische Auflösang von Chlorgold an der den
Sonnenstrahlen zugewendeten Seite metallisches Gold absetzt, ist
seit lange bekannt. Sättigt man Holzkohle mit Chlorgoldlösung
und setzt sie der Sonne aus, so bedeckt sie sich mit einer sehr
feinen Metallschicht In derselben Weise kann man Elfenbein ver-
golden. Die meisten Goldsalze werden durch das Sonnenlicht
redacirt. (Hunt.)
Sir John Herschel macht in den Philosophical Transactions vom
Jahre 1840 einige sehr interessante Mittheilungen über Goldpräparate.
Papier, welches mit neutraler Goldchloridlösnng bestrichen wurde,
yerändert sich im Sonnenlicht , indem das gelbliche Papier erst hell
und dann allmälig dunkler, zuletzt purpurn wird. Hunt bemerkte,
dass die gebleichten Stellen sich auch dann schwärzten , wenn er
das Papier der ferneren Einwirkung des Lichts entzog. Die Schwär-
zung nimmt so lange zu, bis alles Goldsalz zersetzt; sie wird
bedeutend beschleunigt, wenn man das Papier in kaltes Wasser legt
Cblorgold mit salpetersaurem Silberozjd gibt einen gelbbraunen
Niederschlag , der auf Glas wenig empfindlich ist , auf Papier aber
sich rascher schwärzt
Bestreicht man Papier mit ozal saurem Ammoniak und
darauf mit Chlorgold , so wird es ziemlich empfindlich und nimmt in
der Sonne eine purpuryiolette Färbung an. Es ist etwas schwierig,
die richtigen Verhältnisse zu trefi'en; Hunt empfiehlt 1 Gramm ozal-
sanres Ammoniak auf 16 Gramm Wasser , tund gesättigte Auflösung
von Goldchlorid. Diese Papiere sind im Dunkeln ohne Anwendung
PkotoffraplilBcliefl Areliir. Hr. 72. 16. Deoember 1864. 24
496
von Hitze zu trocknen. Man fixirt die Bilder, indem man sie in
kaltes Wasser taacht und mit Ealiumeisencyanür bestreicht
Papier, welches mit essigsaurem Bleioxyd getrSnlct und
darauf mit neutralem Chlorgold bestrichen wurde , nimmt eine
bräunlichgelbe Farbe an; die Sonnenstrahlen bleichen das Papier
zuerst, es wird hellgrau, und dann dunkel schieferfarben ; hält man
das Bild, wenn es erst aschgrau geworden ist, in einen Dampf-
strom, so werden die belichteten Stellen sofort tiefpurpum, auch
wenn man das Bild in siedendes destilHrtes Wasser taucht Li
kaltem Wasser geht dieselbe Veränderung vor sich, abet langsamer,
und erst dann vollständig, wenn man das Papier durch Hitze
trocknet Trockne Hitze verursacht hingegen keine bemerkbare
Veränderung.
Prismatische Analyse. — Auf das Chlorgold wirken
hauptsächlich die blauen Strahlen , die Wirkung setzt sich nur wenig
unterhalb des Grün fort. Oberhalb des Blauen nimmt die Wirkung
allmälig ab.
Aurotypie.
Papier wird mit Ealium-Goldcyanür *) bestrichen und getrocknet,
dann mit salpetersaurem Silberozyd und nochmals getrocknet Dies
Papier schwärzt sich rasch im Licht; die Schwärzung setzt sich im
Dunkeln fort. Man fixirt die Bilder, indem man sie in Salzwasser
taucht und darauf mit unterschwefligsaurem Natron behandelt
Auch andere Verbindungen des Goldoxyds mit Cyan geben
sehr interessante Bilder, die von einiger Wichtigkeit für die Photo-
graphie zu werden scheinen.
a) E^liumgoldcyanür mit wenig salpetersaurem Silberoxyd gibt
ziemlich rasch Bilder von gutem Contrast zwischen Licht und Schatten.
b) Goldcyanür, FormylbenzoSsäure und salpetersaures Silber-
oxyd geben sehr schöne Resultate und verändern sich ziemlich
rasch, obgleich es noch nicht gelungen ist, damit Papier zu prä-
pariren, welches für die Camera obscura empfindlich genug ist
Die gedunkelten Stellen sind sehr intensiv und durchdringen fast
das ganze Papier.
c) Goldcyanür, formylbenzoSsaures Ammoniak und salpeter-
saures Silberoxyd geben sehr gefällige Resultate. Die Papiere
*) Kalium-Goldcyanfir (Ka Cy, Au Cy) bereitet man nach Himly so: 6Tbeile
roiues Gold werden in Königswasser gelöst und durch Ueberschuss von AmmonUk
gefäUt; das hierdurch gebildete Knallgold wird ausgewaschen und in eine heisse
Auflösung von 6 Theilen Cyankalium in Wasser eingetragen. Die Flossigkeit
wird farblos und Ammoniak entweicht. Aus der concentrirten Lösung erhilt
man das Doppelsalz in schönen Prismen.
497
seheinen nicht ganz bo empfindlich zu sein, wie die vorigen; man
kann aber darauf copiren.
d) Salpetersaures Silberoxyd und Kaliamgoldcyanür. Hiermit
erlifilt man nach kurzer Belichtung sehr zarte Bilder, die im Dun-
Iceln kräftiger werden, so lange als noch Goldsalz unzersetzt bleibt
Wenn die Papiere mit E^liumgoldcyanür etc. in den richtigen
Verhältnissen präparirt werden , so geben sie sehr zufriedenstellende
Resultate, und die Bilder darauf fallen äusserst schön aus. Eine
gesattigte Auflösung von Kaliumgoldcyanür , Formylbenzoösäure von
1.12 spez. Gewicht, und eine Auflösung von 10 Theilen Silber-
nitrat in 48 Theilen destillirten Wassers sind die geeigneten Ver-
hältnisse für die empfindlichsten Papiere. Doch auch mit anderen
Verhältnissen habe ich sehr schöne Photographien erhalten.
Die Wirkung der Oxalsäure auf Goldsalzlösungen ist den
Chemikern längst bekannt gewesen. Wird ein neutrales Oxalat mit
einer neutralen Goldlösung erhitzt, so fällt metallisches Gold zu
Boden. Licht wirkt ebenso wie die Hitze. Wenn man Papier mit
neutralem Goldchlorid und oxalsaurem Kali bestreicht, so nimmt es
in der Sonne einen leichten Farbenton an, der im Dunkeln allmälig
stärker und zuletzt tintenschwarz wird, namentlich im Feuchten.
Der nicht belichtete Theil hingegen verändert sich nicht
Jedes Goldpräparat schwärzt sich, nachdem es der Sonne aus-
gesetzt wurde, so lange, bis es ToUständig zersetzt ist. Zuweilen
wird das Gold nach' einiger Zeit metallisch glänzend.
Goddard gibt an, dass eine Goldplatte durch Joddämpfe fast
ebenso lichtempfindlich gemacht werde , wie eine Silberplatte. Moser
bestätigt, dass alle Metallplatten durch Jod- und Bromdämpfe
photographisch empfindlich gemacht werden.
Trockne NegatiYs zu verstirkeii.
Von Prof. Dr. Towler.
Ans Homprey*» Journal. Oot. 1. 1864.
Vorzugsweise bei Landschafts- Aufnahmen, aber auch im Atelier
ist häufig ein Verfahren erwünscht, um Negativs, die bereits ge-
trocknet sind, erfolgreich zu verstärken. Folgende Methode ist
die von uns angewandte:
Wir suchen stets so correct wie möglich zu belichten; die
Details erscheinen in diesem Falle sehr leicht bei Anwendung des
naGhstehenden Entwicklers. (Wir sprechen vom feuchten CoUodion-
ver£ahren.}
498
Entwickler.
Schwefelsaures Eisenoxydiil . 6 Gramm,
Wasser 100 „
Alkohol 9 ' »
Essigsäure 18 „
Hutzucker 3 „
Man pulverisirt den Eisenvitriol und den Zucker, löst und
filtrirt. Man bereite den Entwickler täglich frisch, und giesse ihn
rasch und gleichmässig auf; man lasse ihn nicht aus zu grosser
Höhe auf die Schicht fallen, denn sonst werden Ungleichheiten
entstehen.
Nun beobachtet man das Kommen des Bildes und lässt den
Entwickler auf der Schicht hin- und herfliessen bis alle Details
entwickelt und ehe die Lichter sich zu yerschleiern beginDen.
Entweder hört man dann mit Entwickeln auf, oder man fahrt fort,
bis die Schatten hinreichend intensiv sind. Besser ist es aber, die
nöthige Kraft durch späteres Verstärken zu erreichen, da alsdann
die Lichter klarer bleiben.
Nachdem das Negativ ganz trocken geworden, überzieht man
die Ränder desselben ^/^q Zoll breit mit Lack und lässt sie einige
Stunden lang trocknen. Dann übergiesst man die Schicht mit
einer Mischung gleicher Volumina Wasser und Alkohol, lässt die
Flüssigkeit ablaufen und taucht die Platte in eine Schale mit
Wasser, damit der Alkohol nicht den Lack auflöst. Diese Operation
soll dazu dienen, die Schicht durchdringbar zu machen und das
Reissen derselben zu verhüten.
Jodtinctur.
Alkohol 480 Cub. Cent.,
Jod 12 Gramm.
Von dieser Lösung gibt man 4 Tropfen in 15 Gramm Wasser;
man schüttelt um, und lässt die Mischung so lange auf dem Bude
hin- und herfliessen, bis die Schatten der Schiebt sich leicht rosa
färben oder bis die Tinctur ganz farblos wird. Dann spült man
gut ab und bedient sich der folgenden Lösungen:
1. Pyrogallussäurelösung (Vorrathsflasche).
Pyrogallussäure . . . . 12 Gramm,
Essigsäure 480 ;,
2. Silberlösung (Vorrathsflasche).
Salpetersaures Silberoxyd . . 20 Gramm,
Wasser 480 „
Von der ersten mischt man 4 Gramm mit 28 Gramm Wasser;
und 8 Gramm dieser Mischung versetzt man mit 4 Tropfen Silber-
499
IdsüDg. Hiennit verstärkt man das Negatfy. Die Schatten werden
allmälig dichter. Hat man ein zu knrz exponirtes Negativ, so läset
sieh nicht mit einem male die nöthige Kraft erreichen. In diesem
Fall wascht man die Platte und behandelt sie von nenem mit Jod
ond Pyrogallussäure.
Beim Aafgiessen der Flüssigkeiten und beim Abspülen lasse
man die Flüssigkeit nie heftig oder in grosser Menge auf die
Schicht fallen, denn sonst löst diese sich ab. Durch Vorsicht lässt
sich dies immer vermeiden. Sobald die genügende Intensität erreicht
ist, spült man die Platte nochmals ab, und übergiesst sie schliesslich
mit folgender Tonflüssigkeit:
Goldchlorid .... 1 Gramm,
Wasser 1800 y,
Das Negativ nimmt hierdurch einen reichen blauschwarzen
Ton an; die Lösung bleicht, wenn sie zu lange auf der Schicht
stehen bleibt. Man spült die Platte ab, lässt sie trocknen und
fimisst sie.
lieber das Reinigen dor Glasplatten.
Von Carey Lea.
Aus dem Philadelphia Photographer.
In eine grosse Porzellanschale giesse man folgende Lösung:
Schwefelsäure 1 Theil,
Doppeltchromsaures Kali 1 ^
Wasser 20 Theile.
Glasplatten, die eine Nacht hindurch hierin gelegen haben, braucht
man nur noch abzuspülen und trocken zu reiben. Fettflecke, altes
CoUodion und ähnliche Hindemisse werden vollständig beseitigt.
Das Bad besitzt noch andere Vorzüge; es riecht nicht wie das so
oft zum Reinigen der Glasplatten empfohlene Bad mit salpeter-
saurem Quecksilberoxydul; es hält sich gut; an seiner Farbe lässt
es sich leicht erkennen. Die Schwefel- und Ghromsäure behalten
ihre Reinigungskraft so lange bis die Ghromsäure durch die or-
ganischen Stoffe desoxydirt und zu Ghromoxyd reducirt ist. Von Zeit
za Zeit setzt man etwas Schwefelsäure und doppeltchromsaures
EaU zu, bis sich in dem Gefäss prächtige schwarze Grjstalle ron
Kali-Ghromalaun bilden. Danh macht man neue Lösung.
Diese Art die Glasplatten zu reinigen habe ich seit länger als
einem Jahre angewendet, und in dieser Zeit ist mir niemals ein
Flecken yorgekommen, den ich einer unvollkommen gereinigten
500
Platte hätte zuschreiben könneii. Alte Platten werden auch sehr
rein in dem Bade. Man legt die Gläser zusanunen hinein, Usst
sie über Nacht darin und spült sie mit frischem Wasser ab.
Reine Platten lasse man niemals freiwillig trocknen, denn jedes
Wasser hält Salze in Lösung, die beim Verdunsten eine feine Schicht
auf dem Glase zurücklassen. Man reibe sie daher nach dem Ab-
waschen trocken, nicht mit Leinen oder Baumwolle, sondern mit
Papier, welches viel besser reinigt und keinen Staub zurücklasst
Nach dem Trocknen werden die Gläser in Papier geschlagen; kun
vor dem Präpariren haucht man darauf und reibt sie mit weichem
Papier ab.
Dieselbe Lösung dient auch zum Entfernen der Silberfled^eD
von den Fingern.
(Wir rathen unsem Lesern, wenn sie die hier empfohleoe
Flüssigkeit benutzen, sich vor dem Eindringen derselben in Wunden
zu hüten. Kürzlich gerieth uns eine Ideine Menge doppeltchrom-
sauren Ammoniaks in eine Brandwunde; sie verursachte einen
heftigen stechenden Schmerz, der bis zum nächsten Tage anhielt,
trotzdem die Wunde gleich mit warmem alkalischem Wasser aos-
gewaschen wurde.)
lieber die Bereitung eines normalen Chlorkalk-Tonbades.
Das mit Chlorkalk versetzte Goldbad wird von einigen Opera-
teurs sehr geschätzt, weil es den Abdrücken einen schönen schwarsen
Ton gibt; andere können indessen gar nicht damit zurecht kommen,
entweder das Bad tont nicht, oder es zerfrisst die Bilder. Weshalb
die Resultate mit diesem Bad so verschieden sind, ist leicht sn
sagen. Der Chlorkalk ist ein so unsicheres und unbeständiges
Präparat, dass man das richtige Verhältniss desselben nur darch
Versuche finden kann. Herr Hart beschreibt folgendes einfache
Mittel, weiches seinem Zweck vollständig entspricht.
Man löst 1 Gramm Jodkalium in 480 Gramm Wasser; 2^^
Gramm Stärke rührt man mit einigen Tropfen kalten Wassers an
und löst in 480 Granun kochenden Wassers auf. Die beiden Lö-
sungen werden gemischt und in eine Porzellanschale gegossen.
Sächsisches Papier wird hineingetaucht, dann getrodmet und ?or
dem Einfluss der Luft geschützt.
Man nehme einige Pfund Wasser, soviel als man Goldbad prä-
pariren will, ^esse einige Tropfen Chlorkalldösung hinein, schüttle
gut um und tauche einen Streifen des Papiers zur Hälfte, hinein;
wenn die Lösung das Papier nicht färbt, so setzt man noch einen
501
oder 2wei Tropfen zu und taucht ein anderes Papier hinein. Wird
nun das Papier schwach bläulichgrau gefärbt, so hat man genug
zugesetzt; zuviel aber, wenn es entschieden blau wird. Eine starke
Ghlorlösung entfärbt das Papier wieder, sobald sich die Farbe
gebildet hat Man wende die Lösung kalt an, und versuche nach
jedem geringen Zusatz , um ganz sicher zu gehen ; auch sollte man
diese Operation bei Tageslicht vornehmen, da bei künstlichem Licht
die Farbe sich nicht gut erkennen lässt.
Hat man das richtige Yerhäitniss getroffen, so setzt man der
Mischung die nöthige Menge Goldchlorid zu; die Säure des Goldes
neutralisii't man «m besten durch niedergeschlagenen Kalk. Auf
1 Gramm Chlorgold nimmt man 3 bis 9 Liter Wasser.
lUttlieiliuig über Beissig's Verfahreii zw ginzliclieii
bttferniuig des uiterscliweiligsaiireii Natrons aus dem
positi?eii BUden.
Den Mittheilungen, die Herr Dr. Schnauss in Jena in dem
zweiten Octoberhefte dieses Journals über mein Verfahren „zur
gänzlichen Entfernung des unterschwefligsauren Na-
trons aus den positiven Bildern^ gegeben hat, erlaube ich
mir folgende Bemerkungen anzuschliessen :
Was zunächst die analytische chemische Untersuchung der
Bilder auf einen Gehalt an unterschwefligsaurem Natron betrifft,
das bei gutem Auswaschen nur in höchst geringen Spuren vorhanden
sein kann, so ist dieselbe allerdings eine sehr schwierige. Es
würde mich hier zu weit fähren, zu erörtern, welche der vielen
Methoden der Prüfung auf einen Gehalt an unterschwefligsaurem
Natron der Bilder in Bezug auf Genauigkeit und Sicherheit den
Vorzug verdient; ich behalte mir vor, dieses Capitei ausführlicher
in diesem Journale zu besprechen und meine vergleichenden analy-
tischen Versuche hierzu vorzulegen. Nur so viel will ich an dieser
Stelle bemerken ; dass ich die nach meiner Methode entschwefelten
Bilder von Herrn Professor Dr. Carlus in Heidelberg untersuchen
Hess, der, wie bekannt, eine Methode der Schwefelbestimmung in
organischen Körpern entdeckt und beschrieben hat, die, was Ge-
nauigkeit und Sicherheit betrifft, unbedingt den genauesten chemi-
schen Bestimmungsmethoden an, die Seite zu setzen - Ist« Seine
F^fung und sein Urtheil sind daher von doppeltem« Gewichtie.
Ausserdem aber kann ich die Vef Sicherung gehen (und Heirr JPrpf.
Garias bestätigt dies auiA in seinen Zeugnissen), 4iuHi i^e obiwl-
602
sehen Mittel, die ich anwende, unfehlbar eine yolLständige Zer-
setzung und Umwandlung des unterschwefligsauren Salzes berbd-
führen müssen; sonach auch an einer Vernichtung der schädücfaen
Eigenschaften genannten Salzes in den Bildern nicht zu zweifeln ist
Was die Ausführung des Verfahrens in der photographiscl.^n
Praxis betrifft, führe ich nur das Zeugniss des Herrn Hofphc:^-
graphen L. Angerer in Wien und Herrn Schwarzschild aus Gal-
cutta an, in deren Gegenwart ich dasselbe ausführte. Bs lautet
folgendennassen :
„Eb gereicht uns zu grossem Vergnügen, dem Herrn Dr. WiUielm Ratislg,
Chemiker ans Dannstadt, zu bezeoRen, dass derselbe ein neues YeifüuM
erfunden hat, durch dessen Anwendung das unterschwefligsanre Natron aof das
VoIlstSndigste aus den photographischen Bildern entfernt wird, wenn dieselben
nach dem allgemein bekannten und überaU üblichen Verfahren dargesteUt sind.
Ausser diesem bedeutenden Vorzüge , der an und für sich schon die grSsste
Dauerhaftigkeit der so behandelten Bilder garantirt, bietet dies neue Verfkhfen
den weiteren Vortheil, dass es in der kürzesten Zeit ausgeführt werden kann.
Die Nachtheile, weiche die Bilder durch ein lingeres Waschen erleiden, sind
dadurch beseitigt. Es ist mit einem von dem Erfinder construirten Apparats,
dessen Herstellungskosten unbedeutend sind, leicht Jede Anzahl und bis zv
Tausend Bilder in weniger als einer Stxude vollständig auszuwaschen und ist
zu dieser Operation nur eine Person nothwendig. Der Apparat ist nicht umfang-
reich ; er lasst sich deshalb leicht in Jedem Locale und selbst im Freien auflrteUen.
Durch diese neue Methode wird deshalb bei bedeutender Erspainiss an Zeit
und Arbeitskraft ein vorzügliches Resultat erreicht und können wir nicht
nur diese, sondern auch die überhaupt sehr zweckmassige, auf wissensdiaft-
Uchen Principlen beruhende Art des Auswaschens, die Herr Dr. Reissig ein-
geführt hat und welche auch für alle anderen WaschTerfahren anwendbar ist,
den Herren Photographen auf das Beste empfehlen.
Wien, 14. September 1864.
gez. Lud. Angerer, k. k. Ho^photogripL
7. Schwansdhild aus Galentta."
Wien^ Landstr., Gärtnergasse, 23. Dr. W. ReiSSlg.
Dt8 HagMesinmlicht
Das Spectrum des brennenden Magnesiumlichts ist ausseist
reich an violetten und ultra-violettcn Strahlen, theils durch den
weissglühenden Dampf des Magnesiums, theils durch die stark
erhitzte Magnesia, die sich durch die 'Verbrennung bildet. Schon
im Jahre 1859 wurde die chemische Kraft dieses Lichts mit der
der Sonne verglichen und zu photographischen Zwecken empfohlen.
Die LeuchtlLraft der Sonne ist 524 mal grösser als die des Mag-
nesiums, aber an chemischer Kraft tibertrifft sie dieses nur um
fßnfinal. Ein brennender Magnesiumdraht von 0,297 Millimeter
Dicke gibt soviel Licht wie 74 Stearinkerzen, deren 5 aufs Pfttd
503
geheo. Wenn dies Licht eine Minute dauert , werden 0,987 Meter
Draht im Gewichte von 0,120 Gramm verbrannt Um ein Licht
zü erzengen, welches dem von 74 Stearinkerzen gleichkommt, die
10 Stunden brennen (wobei 20 Pfund Stearin verzehrt werden),
sind 72,2 Grm. (circa 4^/2 Loth) Magnesiam erforderlich. Man
erhält den Magnesinmdraht dadnrch, dass man das Metall ans
einer heissen Stahlpresse drückt die am Boden eine feine Oeffnung
bat; den Draht kann man anf Spindeln rollen, die sich durch ein
Uhrwerk bewegen und ihn durch eine Oeffnung in eine Gas- oder
Spiritusflamme langsam hineinschieben.
(Roflcoe, fiber die cbenüiche Wirkung des Lichts.)
lieber Alkohol.
Für die Photographie ist es besonders wichtig, chemisch reine
Chemiealien zu verwenden und nur der Photograph, der sich von
der Reinheit seiner Präparate überzeugt weiss, kann mit Vertrauen
der Entstehung guter, reiner Bilder entgegen sehen.
£s mag Vielen noch unbekannt sein, wie man sich leicht
einen reinen Alkohol beschaffen kann; denn der auf die gewöhn-
liche Weise über Chlorcalcium, essigsaurem oder kohlensaurem Kali
hergestellte, ist noch nicht rein, sondern enthält noch Fuselöl. Ich
lasse daher meine Methode hier folgen. Zu 1 Pfund Alkohol von
98 bis 99 % f ^^ ^^° ^^^ gewöhnlich kauft , fügt man einige
Gran salpetersauren Silbers und schüttelt gut um, wodurch sich
wenig von dem Höllenstein löst. Dieser Alkohol wird in einer
weissen Flasche einige Stunden dem Sonnenlichte oder mehrere
Tage dem zerstreuten Tageslichte ausgesetzt, und man wird be-
merken, wie derselbe Anfangs sich milchig trübt, dann gelber wird,
zuletzt sich bräunt und die an der Sonne gebräunte organische
Verbindung von Silber und Fuselöl und vielleicht auch andern
organischen Stoffen, sich abscheidet.
Nachdem der so behandelte Alkohol filtrirt worden, enthält er
noch eine kleine Menge salpetersaures Silberoxyd in Auflösung,
welches der Photograph für seine Zwecke am besten durch Zusatz
einer geringen Quantität der Jodverbindung ausscheidet, die er
zum Jodiren seines Collodions verwendet; es wird indess wohl in
der Kegel hierbei geschehen, dass ein geringer Ueberschuss des
Jodsalzes im Alkohol bleibt, der aber dem Gebrauche für photo-
graphische Zwecke nicht hinderlich sein kann. Man kann aber bei
504
dem Znsatz des Jodsalzes so genau verfahren, dass der Uebeisdiim
kaum bemerkenswerth ist. Man setzt also dem filtrirten Aikohol
einige Gran Jodcadmium zu, wodurch das salpetersaure Silberoxyd
in Jodsilber verwandelt und abfiltrirt werden kann. Zu dem filtrirten
Alkohol fügt man zur Probe eine neue, geringe Quantität Jod-
cadmium, wodurch man sofort überzeugt ist, ob noch Silber darin war.
Nachdem der Alkohol einen ferneren Silbergehalt nicht mehr
zeigt, wird er fQtrirt und zum Gebrauch genommen und die dabei
gebrauchten Filter zu den SÜberpapier-Abfkllen gegeben.
Landsberg a. W. L. Dukd.
filasTersUkeruig.
Hr. Dr. Bothe empfiehlt (in Erdmann's Journal f. pract Chemie)
folgende Lösungen zur Glasversilberung:
1) Salpetersaures Silberoxyd wird in Wasser gelöst und so
lange mit Ammoniakwasser versetzt bis das Silberoxyd wieder voll-
ständig gelöst isty darauf die Flüssigkeit filtrirt und so weit mit
Wasser verdünnt, dass aus 1 Gramm Silbersalz 100 C. C. Lösong
entstehen.
2) Wässerige Lösung von salpetersaurem Silberoxyd wird mit
Seignettesalz (weinsteinsaures Kali Ammon) gefallt, der Niederschlag
auf ein grosses Filter gebracht und nach dem Abtropfen mit sie-
dendem Wasser übergössen, m welchem er sich unter Schwärzong
zum grössten Theil löst. Auf 10 Gramm Silbersalz sind 8,29
Seignettesalz erforderlich und es bedarf der dabei entstandene Nie-
derschlag circa 5 Liter Wasser zur Zersetzung und Lösung. Ans
der erkalteten Lösung scheidet sich leicht das Silbersalz em&
organischen Säure (Oxy Weinsäure) in Crystallen aus, die sich in
warmem Wasser lösen.
3) Um das Silber weiss und dicht zu fällen, eventuell ein
leichteres Anhaften und Diffundiren der Flüssigkeit an einer be-
netzten Glasfläche zu veranlassen, versetzt man 50 C. C. der obigen
Lösung mit 1 Gramm Seignettesalz.
Wendet man gleiche Theile der Flüssigkeiten 1 u. 2 an, so
beginnt das Silber sofort sich niederzuschlagen und bildet eine sehr
fest anhängende spiegelnde Schicht, die in der Durchsicht dunkelblan
ist Eine dichtere Schicht erhält man, wenn nuin der Mischung
1 oder 2 ^/o der Flüssigkeit 3 zusetzt. Nur schlägt sich dann das
Silber gegen Ende der Operation in Flocken nieder. Drei bis yier
Stunden sind nöthig, um eine hinreichend dichte Schicht zu erhalten;
besser ist es, nach zwei Stunden die alte Lösung durch frische zu
ersetzen, nachdem man vorher den zu versUbemden G^enstand
abgespült hat.
Um eine Oberfläche von einem Quadratmeter zu versilbern,
braucht man 2 Liter Flüssigkeit, also 10 Gramm salpetersanies
Silberoxyd. Die gebrauchte Lösung enthält noch 50 bis 60 % des
verbrauchten Silbers; man macht sie wieder brauchbari indem man
505
eine entsprechende Menge salpetersaures Sflberoxyd und Redacir-
fliisfligkeit hinzusetzt
(£äne andere gate Methode zur Glasversilberung wurde im
photogr. Archiv Nr. 50, S. 43. mitgetheiit)
Deber dag Pyroxylin.
Der österreichische General Lenck theilte vor einiger Zeit mit,
es sei ihm gelungen ein Pyrozylin zu bereiten, welches vor allen
anderen Präparaten folgende Vorzüge besitze: es werde weder
doreh die Zeit, noch durch die Feuchtigkeit verändert; etwas
angefeuchtet entzünde es sich gar nicht, und nach dem Trocknen
sei es wieder ebenso brauchbar wie zuvor; und es sei weniger
gefährlich als das Schiesspulver. Zur Bereitung dieses P3rrox7lins
verfährt General Lenck in folgender Weise : Baumwollpäckchen von
100 Gramm werden in 30 Kilogrammen einer Mischung von 1
Theil Salpetersäure getaucht, hin- und herbewegt, herausgenommen
und noch 48 Stunden mit der Säure imprägnirt liegen gelassen;
dann werden sie ausgezogen, gewaschen und nachdem sie sechs
Wochen lang im Wasser gelegen, mit Lösung von kohlensaurem
Kali von 2 ® behandelt, nochmals gewaschen und im Luftbade bei
20® Wärme getrocknet.
Pelouze und Maurey haben indessen bei Befolgung dieser Vorschrift
kein anderes Resultat erzielt als nach den übrigen bekannten Verfahren.
De Luca glaubt, das Licht modificire das Pyroxylin und mache
es unbeständig; er gibt an, dass das an der Luft zersetzliche
sich im luftleeren Baume unverändert aufbewahren lasse.
Millon und CommtuUe haben in der Kuhmilch eine neue albu-
minähnliche Substanz entdeckt Wenn das Casein durch Essigsäure
aus der Milch abgeschieden und das Filtrat erhitzt wird, so erhält
man ein zweites Goagulum, welches dem Albumin in manchen Be-
ziehungen gleicht und dem der Name Lactoproteln gegeben worden ist
Ein französischer Chemiker, M. Boudrelle, stellt Aluminium
dar, indem er das Chloraluminfum - Natron bei einer Temperatur
Ton 260 ® Gels, der Einwirkung von metallischem Zink aussetzt
Es bildet sich Chlorzink und Aluminium-metall.
Nach Arthur Reynolds löst sich Gold auch in einer Mischung
Yon Salpeter- und Schwefelsäure auf.
Kunstkritik uid Photographie.
Die Herren Kunstkritiker können es immer noch nicht unter-
lassen, der Photographie bei jeglicher Gelegenheit eins zu versetzen.
Ais Beispiel des neuesten Geschmacks in diesem Geschäfte sei hier
ein Passus aus F. Pechts Münchener Kunstberichten in den „Recen-
sionen über bildende Kunst^ abgedruckt:
„Wie es nun unserer Academie bei ihrer vornehmen Auflfassung
der Kunst gleichwohl möglich geworden ist, ganz neuerdings in
einem Rechtsgutachten bei Gelegenheit eines Prozesses die Photo-
506
graphien dennoch für Kunstwerke za erklären, damit aller gesunden
Vernunft und Aesthetik ein Schnippchen zu schlagen, und dadurch
ein höchst schädliches Präjudiz für ein Gewerbe zu schaffen , welches
thatsächlich mindestens zur Hälfte von den Diebstählen lebt, welche
es an Kunstwerken aller Art begeht, — das mag ein Anderer
erklären."
Mit welchem Rechte kann denn unser Herr Aesthetiker einer
so nützlichen Kunst wie die Photographie eine solche Beleidigongf
in's Gesicht schleudern? Ist vielleicht der ein Dieb, der ein Kunst-
werk reproducirt? Und thut dies etwa der Photograph allein, nicht
auch der Kupferstecher, der Lithograph, ja der Maler selbst? Und
ist es nicht verdienstvoller, ein gutes Kunstwerk zu reprodociren
und Jedem zugänglich zu machen, als mittelmässige „Kunstwerke'
zu fabricirenV — Uebrigens steht das Cltat in vollem Widerspruch
mit dem, was derselbe Kritiker einige Seiten früher äussert Da
sich Herr Pecht hierdurch a priori selbst widerlegt, so brauchen
wir nur weiter zu citiren : „Da er (Horschelt) uns eine ganze Keihe
solcher Meisterwerke zu liefern gedenkt, die durch Albert photo-
graphisch trefflich vervielfältigt, als ein ganzes Werk im Kunsthandel
erscheinen sollen , so mache ich im Voraus auf diese hervorragende
Production aufmerksam , die dann durch ihre vollendete Meisterschaft
bald für jeden rechtfertigen wird, was ich Gutes von ihr gesagt'
Und : „Ohne jallen Zweifel erfüllt selbst eine mittelmässige Copie
eines Raphael Men kirchlichen Zweck viel besser , als die meisten der
saft- und kraftlosen künstlerischen Zangengeburten, die uns jetzt
an ihrer Stelle meistens geboten werden." Femer: ^ Solch ein
misslungener Raphael wie ihrer unzählig durch die Acadcmien,
wenngleich nicht die Weihe , so doch das Attestat als Künstler er-
halten, schleppt sich lieber sein Lebenlang als halber Bettler hemm,
der den Kunstvereinen zur Last fällt, seine Verwandten und Gönner
ausplündert, seine Existenz halb von Schulden, halb vom Erbarmeo
fristet, als dass er auch nur die Elastizität, geschweige denn die
Bescheidenheit hätte, sich entschlossen in ein anderes Fach zo
werfen, und wenn es dem seinigen auch noch so nahe läge. Er
hat regelmässig auf der Academie einestheils die Fähigkeit ver-
bummelt, anderntheils auch gar nicht den Unterricht erhalten, der
es ihm möglich machte , aus einem schlechten Fresco- ein gater
Stubenmaler, aus einem brodlosen Bildhauer ein tüchtiger Töpfer
zu werden, wie das in den klassischen Kunstperioden ohne alle
Ahnung dessen geschah , dass damit eine grössere Entbehrung ver-
bunden sei, als mit höherem Bettel und Schuldenmacben/
Das Urtheil der Münchener Academie ist ein sehr vernüDfdges
und richtiges, es führt aus, dass der Künstler nicht au ein bestimmtes
Material gebunden sei, dass ein Photograph deshalb ebensowohl
Künstler sein könne, wie ein Maler, ein Architect, ein Bildhaaer;
Herr Pecht begeht demnach ein sehr grosses Unrecht, wenn er die
Photographie durch Anklagen, wie die obige, herabzusetzen »ch
bemüht.
Gedruckt bei Sam. Lucas lo Elberfeld.
>'¥.
'^j
Photographisches
99^
a
Berichte
über den
Fortschritt der Photographie.
Unter Mitwirkung von
Dr. J. Schnauss
herausgegeben ron
Paul Va. lilesei^ani^.
Sechster Band. — Jahrgang' 1805.
Berlin.
Theobald Grieben.
1S65.
Photographisches
if9^
a
Berichte
über den
Fortschritt der Photographie.
Unter Mitwirkung von
Dr. J. Schnauss
herausgegeben ron
Paul Va. lilesei^ani^.
Sechster Sand. — Jahrgang' 1805,
Berlin.
Theobald Grieben.
1S65.
Das Nachdruck- und Üebersetzangs-Rtcht ist Torbehalten.
Inhalt des VI. Bandes.
Abdampfen des Silberbads. Seite 6.
Abdrücke auf Gollodion. 164. 277. 285. auf Milchglas. 184. obne Anwendung
von Haloldsilbersalzen. 178.
AbBcbleifen der Rander von Glasplatten. 344.
Ackland's Trockenverfahren mit Eiweiss. 388.
Aconitsaures Uranoxyd. 3
Albertus Atelier in München. 168.
Albuminpapier. 144. Blasenwerfen. 134. 330. ohne Salz. 173.
Albuminverfahren . 163. 311.
Alkalische Entwicklung. CO. 89. 272. 325.
Altes Gollodion zu restauriren. 335.
Ameisensaures Uranoxyd. 3.
Ammoniakaliscbes Pyroxylin. 390. 440.
Ammoniak-Entwicklung. 174.
Ammoniak-Raucherung. 27. 67. 103.
Analyse. 119. 131. 409.
Anger er 's Entwickler. 131. 401.
AniUnbilder. 56. 177. 298.
Anilinfarben für Oelmalerei. 140.
Anissaures Uranoxyd. 3.
Ansichten. 331.
Anwendung der Photographie bei astronomischen Beobachtungen. 339. zur Auf-
nahme von Planen. 816.
Anwendungen des Magnesiums. 377.
Anzug. 148.
Apfelsaures Eisenoxyd. 1. Uranoxyd. 8.
Apparat zur Aufnahme mikroskopischer Objecte. 300. zur Darstellung trans-
parenter Glasbilder fOr das Stereoskop. 277. zu meteorologischen
Lichtmessungen. 373-
Airowrootpapier. 45.
Arsenigsaures Natron. 240.
Asier, photolithographische Ueberdmekfarbe. 36.
VI
Astronomische Photographie. 23. 839.
AteUer. 20. 136. 168. 176.
Aufgiessen des Gollodions. 324.
Aufklebemaschine. 384.
Aufkleben der Abdrücke. 145.
Aufnahmen im Freien. 207. 352. ohne Silberbad. 17tt.
Ausdruck. 213.
Ausstellungen. 63. 280. 305. 327. 363. 409.
Auswaschen der positiven Abdrücke. 175. 193. 241. 279. 896. des PyroijUnt.
442.
Auswärtige Correspondenz. 152. Wien 393. Paris 400.
Baratt! 's Kaffeetrockenverfahren. 261.
Baudesson und H o u z e a u , Photographischer Druck auf Papier und Zeug. 857.
Baumwolle. 842.
Beleuchtung. 432.
Belichtungszeit. 283. •
Bemerkungen über den Positivdruck. 251. über Photographie. 322.
Benzoesaures Kali. 100.
Bern steinsaures Uranoxyd. 3.
Bestimmung der chemischen Wirkung der Sonnenstrahlen. 342.
Bewegung nachahmender Bilder. 365.
Bierfahren. 262.
Blanchard, Regeln für Draussenauftiahmeo. 352.
Blasenwerfen des Albuminpapiers. 134. 330.
Blaues Glas. 136. 313.
Blende. 19.
Blondeau, über das Pyroxylin. 247.
Böse Erscheinungen. 292.
Bolton, Anwendungen des Magnesiumlichts. 881.
Brom. 442.
Bromkalium. 277.
Bromsilber. 159. 263. 271. 325. und salpetersaures Silberoxyd. 160.
Büretten. 410.
Bunsen und Roscoe, Photochemische Untersuchungen. 224.
Bunte Abdrücke. 358.
Bürge SS, Ebumeumbilder. 185.
Calcul des temps de pose. 283.
Calomel. 335.
Gamarsac's Emailbilcfer. 327.
Camee-Portrats. 73. 94. 123. 154.
Camera, zugleich als Güvette dienend. 207.
Gameradruck. 251.
Gandiszucker. 261. 262.
Garamel. 41.
Garbolsäure. 118.
Garey Lea. lieber die Entwicklung von Bildern im Freien. 89. Ober die
gelbe Farbe der verblichenen Papierbilder. 79. Versuche Über die
VII
Wirkung des Ozons auf Jodsilber. 98. Tonbad mit benzoesaurem
Kali. 100. Scbarlachrothe Negativs. 113. über die Verst&rkung der
NegatiTS durch Ghlorinmg. 145. Neues Kohleverfahren. 178. Far-
bige Negativs. 184. Ueber ein neues Kohleverfahren. 242. Neuer
Entwickler für Negativs. 258. Ober die Wirkung des Lichts auf Jod-
silber. 264. Untersuchungen über die Natur des latenten Bildes auf
einer Jod- und BromsUberschicht. 271. über das Entkräften über-
copirter Abdrücke. 276. Reactionen der Gelatine. 282. Entwick-
lungserscheinnngen. Ein neues Factum. 289. Photographische Ge-
sundfaeitslehre. 808. Laubwerk zu photographiren. 818. Die
Reinigung alter Platten. 333. Die Anwendung des rothen Saug-
papiers. 334. über das latente Bild. 337. Hber die Verbesserung
alter Silberbäder. 354. Verstärkung der Negativs. 871. Directer
Kohledruck. 416. Bemerkungen fiber Goldtonbäder. 427. über die
Entwicklung und ihren Einfluss beim Porträtiren. 429.
Garminsaures Ammon. 56.
CamalUt. 231.
Carricaturen. 85.
Gassette für vergrSsserte Bilder. 32.
Gentrifugalkraft, Anwendung beim Auswaschen der Abdrücke. 194.
Ceroleinver fahren. 221.
Ghemiache Wirkung der Sonnenstrahlen. 842.
Gherrill, Entwickler mit Gelatine. 882. 883.
Chlor. 442.
Chloraikallen, Fixirung durch. 129.
Chlorcalcium. 802. 366. Tonbad mit. 152.
Ghlorgold. 277.
Chlorirung der Negativs. 145.
Chlorkalk. 152. Tonbad mit. 44. 183. }92.
Ghlonilber. 159. Reduction. 297.
ChloTsUbercoUodion. 137. 141. 154. 184. 192.« 269. 344.
CbloTsilbersalpeter. 160.
Chlorstrontium. 269.
Chlomran. 3.
Chromatypie. 101. 177.
Chromophotographien. 899.
Gbromsaurea Ammon. 103. Chlorkalium. 104. Kali-Ammon. 417.
Chrjsotypie. 1.
Citronsaures Eisenoxyd- Ammon. 1. Eisenoxydul 2. Uranoxyd. 3. 48.
Claude t, über Photosculptur. 211. über die Erzeugung Bewegung nach-
ahmender photographisoher Bilder. 865. %
CoUodion. 261. 275. 287. 822. 401. 436. 439.
Collodion-Albuminverfahren. 61. 811. '
Collodionbilder zu coloriren. 860.
Collodionwolle. 270. 842. 889. 440.
Collodiotypie. 22.
Coloriren übertragener Collodionbilder. 360.
Composition. 7. 49. 105. 288.
CondenBlrungsUnse. 17. 85.
YlII
Contrut. 431.
Gooper^ Entwickler mit GeUtine. 886.
Copirc&mera. 187. 277.
Gopirverfahren mit Entwicklung. 188. ohne Silberhaloids&lze. 173.
Gopirrahmen für Milchglasbilder. 167.
Grockett, neuer Entwickler. 117.
Gyankalium. 262. 277. 304. 371. 387. 396. 409. 413. 445.
Gyansilbersalpeter. 27.
Dauthendey's Photographien mit Kandverzierungen. 278.
Davis, senkrechte Streifen auf den Platten. 142.
Dawson, Aber Lea*B Gelatine- Entwickler. 385.
Desensitirende Substanzen. 179.
Directer Kohledruck. 416.
Disderi*s Gollodionbilder. 22. Tonbad. 344. 360.
Doppelgängerbildor. 172. 173.
Doppeltchromsaures Kali. 133. 145. 153. 179. 243. 276. 299. 370. 383.
Draussen- Aufnahmen. 352.
Dubliner Ausstellung. 63.
Durchsichtige Flecke in den Negativs. 191. 260.
Eastham, über eingebrannte Photographien. 153.
Ehrcnmedaillfn der Pariser Gesellschaft. 22.
Eingebrannte Photographien. 140. 163. 249. 267. 345. 346. 382.
Eisencyankalium. 41. 326. 393. 437.
Eisencyansalze. 357.
Eiscnchlorid. 40. 342.
Eisen salze. 1.
Eiweisspapier zur Uranotypie. 126.
Electrochemische Darstellung derjtfetalle. 442.
Emailbilder. 327. 382.
Emailfarben. 349.
Emailliren positiver Papierbilder. 335.
Empfindlichkeit, s. Lichtempfindlichkeit.
Engiand's photographisches Etablissement in London. 143.
Entfärbung des Silberbads. 176.
Entfernung der organischen Substanzen aus alten Silberbadern. 845.
Entkräftung fibercopirter Abdrücke. 276.
Entsäuerung des Gollodions. 335.
Entwickler. 31. 117. ••57. 258. 261. 323. 408. 420. 436.
Entwicklung der Albuminbilder. 163. 311. der Kohlebilder. 418. der Papltr-
bilder. 163. 170. 173. der trockenen Platten. 174. 976. S89. ikr
Einfluss beim Porträtiren. 429.
Entwicklungserscheinungen. 289.
Erfindung der Photographie. 120.
Ersatz für matte Glastafeln. 191.
Essigsäure. 303. 415.
Essigsaures Bleioxyd. 189. Natron. 380. Uranoxyd. S.
IX
Ftfben 148. 380.
Ftrbentafel. 285.
Farbige ObJectiTa. 314. Negativs. 184. Photographien. 289.
Fiibstoffe. 419.
Faye, Anwendung der Photographie bei astronomischen Beobachtungen. 339.
Ferrocjankalium als sensitirendes Mittel. 437.
Feuchte Aufnahmen Ton Ansichten. 331.
Fimiss. 79.
Firnissen der GlasrSnder. 117.
Fixining. 76. durch Chloralkalien. 129. durch Rhodansalze. 26. 445.
Flecken auf der Gollodionschicht. 294. in der Schicht. 260. 296.
Fluorthallium. 175.
Fothergiir Verfahren. 388.
Freiwillige Veränderungen der SchiesshaumwoUe. 247.
Fuchs, Jodkaliuoibereitung. 247.
Gaillard, Trockenverfahren. 275.
GaUussäure. 163. 166. 223. 357.
Gallussaures Bleioxyd. 189.
Gelatine. 42. 186. 243. 282. Entwickler. 258. 332. 383. 385. Verfahren.
312.
Gelbe Farbe der verblichenen Papierbilder. 79.
Gelbwerden der Abdrücke im Fixirbade. 42.
Geldmacher, das Magnesiumlicht. 160.
Geoffray's CeroleÜnver fahren. 221.
Gerbsäure. 36. 180. 241.
Gerlach, über die photographische Darstellung von Injections-, Imbibitions- und
Blutkörperchen-Präparate in ihren natürlichen Farben. 56.
Gesundheitslehre. 303.
Giessflasche für GoUodion. 325.
Gifthandel in Oesterreich. 396.
Glasbilder. 269. 327. in Emailfarben. 345. zum Stereoskop. 277.
Glasfenster, photographisehe. 249.
Glashaus. 20.
Glycocin. 333.
Goldbad. 100. 144. 427.
Goldchloridcalcium. 153.
Goldrhodanitammonium. 124.
Grant's Magnesiumlampe. 246.
Graphit 417.
Graphitsäure. 447.
Grfine Linsen. 314.
Gmppen. 237.
Gruppimng. 11. 49.
Hadow, Wiedergewinnung des Silbers aus Bückttänden. 297.
Ha es, Photographien wilder Thiere. 115.
HsHbarkeit der Collodionbilder. 270. der Eiweissbilder. 429.
HanfstängTs Beproduetionen. .452.
n
H&rrison, Feuchte AuCnahmen von Ansichten und Interieurs. 8S1.
H&rt's Magnesiumlampe. 373.
Harzverfahren. 312.
Heisch, das Kalkgoldbad. 152. 302.
Heliochromie. 449.
Hervomifung, s. Entwicklung.
Hervorrufungspapier. 170. 173.
Hirnes, Bemerkungen über dasR&uchern des Albuminpapier mit Ammoniak. 67.
Ober sensitirende und desensitirende Substanzen und über Aufiiahmen
ohne Silberbad. 179.
Honig. 332. 345. 346.
Hughes, Tanninverfahren. 58.
IndividuaUtät. 148.
Insolationsband. 375.
Interieurs. 331. 379.
Jod. 156. 276. 442.
Jodcyan. 250.
Jodirung des Silberbads. 286.
Jodkalium. 180. Bereitung. 247.
Jodlösung. 407.
Jodsilber. 159. 239. 263. 264. 271. 387. 355.
Jodsilberpapier. 167.
Joubert, eingebrannte Photographien. 345.
Jule, neue Camera. 207.
I&affeetrockenverfahren . 261.
Kaiser, Theeverfahren. 88. über die Wirkung des Ozons auf unempfindlicbei
Jod- und Bromsilber. 263.
Kalktonbad. 152. 302. 360.
Kalotypie. 224.
Kautschuklosung. 26. 130. 249.
Keene's Verfahren. 313.
Kinderaufhahmen . 214.
Kleidung. 148.
Kleine Leiden eines Photographen. 146.
Kleisterpapier. 126.
Kohledruck. 25. 56. 118. 178. 242. 416.
Kohlensaures Ammon. 60.
Krumme Oberflächen, Abdrücke auf. 165.
Künstlerische Gomposition und Helldunkel. 7. 49. 105. 283.
Kunstkritik und Photographie. 43.
Kunstprincipien. 421.
Kunstwürde der ^Photographie. 155.
Kupferchlorid. 40. 80. chlorier. 23
Kupferstich und Photographie. 44.
XI
Lake Price, Künstlerische Composition und Helldunkel. 7. 49. 105 3SS.
Ltndsehaits&afn&hmen. 209. 432.
Undschaftshintergnmd. 147.
Ungfoserige Baumwolle. 342.
Latentes Bild. 271.337.
Latema magica ffir undurchsichtige Objecte. 208.
Laubwerk zu photographiren. 313.
Laussedat's Arbeiten in Bezug auf die Anwendung der Photographie zur Auf-
nahme Ton Plänen. 316.
Legray's Papierverfahren. 222.
Le Grice, Anmioniakräucherung. 27.
Leinwand, Photographien auf. 356.
Leth, Emailphotographie. 346. Schmelzfarben. 175.
Libois, Copirverfahren mit Entwicklung. 188.
Licht und Schatten. 7.
Lichtempflndlichkeit einiger Eisen- und üransalze. 1. des KupfercUorQrs. 23.
des Tannins. 38. des Santonins. 42. der Wolframsäure. 152. des
Fluorthalliums. 175. der Molybdänsäure. 315. des Jodsilbers. 338.
der Graphitsäure. 447.
Lichtmessung. 224. 373.
Liesegang, über die Lichtempflndlichkeit einiger Eisen- und Uransalze. 1.
Der Yergrösserungsapparat. 14. 32. Kohledruckverfahren. 25. Uran-
druckverfahren. 45. Bemerkungen Über trockenes CoUodion tmd
Dr. Kaisers Theeverfahren. 87. Notizen über Ghromatypie. 101. 177.
Photolithographie. 121. Ueber zwei neue Rhodandoppelsalze. 124.
Ueber die Lichtempflndlichkeit der Wolframsäure. 152. Anilinbilder.
177. Modiflcation des Urandruckverfahrens. 329. Blasenwerfen des
Albuminpapiers. Tonbad mit Platin . und Gold. 330. Tonbad mit
unterschwefligsaurem Goldozydul. 331. Altes €k)llodion zu restau-
riren. 335.
Löcher in der Gollodionschicht. 191. 260.
Lnynes, über Pyrogallussäure. 391.
Matssanalyse. 409.
Magnesium. 230. 877. -Lampen. 135. 246. 372. 377. -Licht. 90. 140.
160. 401.
Mangin, Verstärkung schwacher Negativs. 135.
Hende, Uranverfahren. 96. 129. über Reissig's Waschverfahren. 241.
Metagelatine. 283.
HetaUoVde. 442.
Meteorologische Lichtmessungen. 224. 373.
Meynler, Ober Schwefelcyan-Ammonium und salpetersaures Silberoxyd-Ammon.
445.
Mikroskopische Photographie. 300.
MflcbglasbUder. 145. 162. 184. 269;
Hflchsaures Uranoxyd. 8.
Molken. 222.
Molybdänchlorid. 40. Molybdänsäure. 814.
Monckhoven, neues empfindliches Papier zu Yergrösserungen. 253.
XII
Montford, fintwicklar imd Yentlfker. 400.
Muffelofen 852.
Murexid. 184.
ü&chdruck. 44. process. 119. 140.
N&phtyl&miB. 299.
Natriumsulfantimoni&t. 113.
Negativs auf Papier. 221.
Nickelnitrat im GoUodion. 829.
Niepce de St. Victor, Wiedergabe der Schwärzen b«im helioefaroiBiachtt
Verfahren. 449.
Nitroglucosepapier. 258.
Nitroprussidnatrium. 342.
Obernetter 's Emailverfahren. 382.
Objectiv zum Vergrössern. 18.
Oesterreichische Bilder in der Pariser Ausstellung. 368. 402.
Oelgem&lde, Regeneration. 138.
Olei'n. 86.
Oxalsaures Eisenoxyd. 1. 41. Silberoxyd-Ammon. 178.
Ozon. 89. 98. 135. 268.
Palm er, schwache Silberbader mit organischem Stoff. 183.
Pantaskopischer Apparat 116. 134.
Papier. 23. -Bilder. 165. 221. 270. fQr Kohlebilder. 418.
Petschler, Collodion-Albuminverfahren. 61.
Pettenkofer, Regeneration von Oelgem&lden. 138.
Pharaonische Schlangen. 402. 450.
Phenakistiskop. 365.
Photochemische Untersuchungen. 1. 224 238. 314. 878.
Photographie auf Leinwand. 356. in den Pyramiden. 118 in Japan. 120.
in Gestenreich 44. mit Randverzierungen. 278.
Photographische Garricaturen. 85. Gesellschaften. 134. 185. 137. 138. 17S.
173. 211.
Photographischer Roman. 119.
Photolithographie. 121. 138. Ueberdruckfarbe. 36.
Photometrie. 224. 283. 342. 878.
Photosantonins&ure. 42.
Photosculptur. 23. 211. 808.
Physicalische Theorie der Lichtwirkung. 272. 337.
Piard, F&rbung der Negativs. 135.
Platinbad. 830.
Portrits. 48. 429.
Porzellanbilder. 153. 285. 336. s. a. Eingebrannte Bilder.
Practische Winke über künstlerische Photographie. 918.
Präservirungslosung. 261. 332.
Pritchard's Kalotypverfahren. 224.
Prüfung photographischer Silberlosungen. 181.
Putzen der Glasplatten. 823. 333.
XllI
Pyrunide, Aufiiabine des Inneren. S79.
P}T0galIus8iiire. 170. 408. -Bereitung. 891. -Entwicklong. 31. 60. 63.
Fyroxylin. 342. 889. 440.
^ecksilberentwioklung. 290.
Qnetschhahn. 410.
Oolnquegemmen. 173.
Rftbending'8 Atelier in Vfien, 89.S.
Kainer, Dnickverftbren mit Molybd&n-, Kupfer- und Eisenchlorid 39.
Beactionen der Gelatine. 282.
Bedaction des Chlorsilbers. 297.
Bednctionserscheinungen. 289.
Beferate über Towlefs: The SUver Sunbeam. 29. 76. 221. 309.
Beflexionen von der hinteren Glasfl&che. 334.
Begenerationsverfabren fOr Oelgemälde. 138.
Beichardt, Aber die Darstellung von Silberspiegeln. 209. Darstellung des
Magnesium. 230.
Belnjgung alter Platten. 333.
Beisezelt. 137.
Beissig, Wasch verfahren zur voiistSndlgen Entfernung des unterschwefligsauren
Natrons aus den positiven Papierbildem. 175. 193. 241. 396.
Beiswasser. 222.
Benault, Qber die Wirkung des Lichts auf die Kupferhaloidsake. 23. 80.
Beproductionen. 169. 452.
Beulbach, die Kanstwtirde der Photographie. 155. Ueber senkrechte Streifen
und deren Verhütung. 189. Nor keine Geheimnisse in der Photo-
graphie. 256. Durchsichtige Flecken in den Negativs. 260. Böse
Erscheinungen. 292.
Bejnolds, das Tannin und seine Verunreinigungen. 36. Das Anilindruck-
verfahren 298. Fenocyankalium als sensitirendes Mittel. 437.
Bhodangoldbad. 47. 124. 128.
Boscoe, photochemische Untersuchungen. 373.
Bothes Saugpapier. 334.
BouBSin, Bestimmung der chemischen Wirkung der Sonnenstrahlen. 342.
Bowe, photographisches Glashaus. 20.
Bückstande. 297.
Bussen, Wirkung des alkalischen Entwicklers auf Bromsilber. 825.
Salpetersaure. 303. ]
Salpetersaure Magnesia. 36d.
— Nickeloxydul. 329.
— Quecksilberoxydul. 283. 289.
— Silberoxyd. 6. 414.
— Silberoxyd -Ammon. 445. Uranoxyd. 2.
Salpetrigsaures Bleioxyd im Silberbad. 24.
Santonin. 42.
Sauerstoifbereitung. 116.
Schärfe der Abdrücke. 293.
XIY
Scb&rlachroihe Negativs. 118.
Schiessbaumwolle. 189. 947.
Schleier. 156. 188.
Schlipp e'sches Salz. 113.
Schmelzen des Salpetersäuren Silberoxyds. 6.
Schmelzfarben. 175. 349.
Schnauss, aus der photographischen Praxis. 5. £in neues Haloidsauerstoff-
salz des Silbers. 27. ROckblicke in die Vergangenheit der Photogra-
phie. 65. Photographische Notizen. 85. Ueber ein in der Photo-
graphie noch nicht angewandtes anorganisches Sübertalz. 157. üebcr
das Verhalten des Jod-, Brom- und Ghlorsilbers in der Warme. IM.
Les serpents de Pharaon. 450.
Schnelldruck. 170. 173.
Schwache SilberbSder. 183.
Schwarz, Wiedergewinnen des Silbers. 117. Spectral-Anaiyse. 119.
SchwefelcyanammoniunL 26. 445.
Schwefelcyangold- Ammonium. 124.
Schwefelcyangold-Bad. 47. 124.
Schwefelcyansilber-Salpeter. 124.
Schwefelkalium. 146.
Schwefelsaures Cobaltoxyd. 175.
— Eisenammon. 31.
— Silberammon. 157.
Schultner, Abdrücke ohne Anwendung von Haloidsilbersalzen. 173.
Schwefelsaures Uranoxyd. 326. 393.
Seile, neuer Verstärker. 326. 398.
Senkrechte Streifen auf der Platte. 142. 189.
Sensitirende und desensitirende Substanzen. 179. 437.
Severin, Kohlebilder. 25.
Silberbad. 5. 261. 286. 323. 331. 354. 361. 436. fOr Albnminpapier. 134.
fOr Albuminputten. 63. 162. f&r TrookencoUodion. 275. fQr Wtehs-
papier. 222. Analyse. 131.
Silberflecken. 294. 361 4.
Silberrhodanld-Silbemitrat. 124.
Silberspiegel. 209.
Simpson, Ghlonilbercollodion. 269.
Solarcamera. 14. 169.
Spectralanaly se . 119.
Spieler, Milchglasbilder. 145.
Spill er, Bemerkungen über einige neue Verbindungen des Pyroxylins. 440.
Stärkepapier. 126.
Stein, Technik der mikroskopischen Photographie. .300.
Stellung. 213. 421.
Stereoskopbilder. 277.
Sternberg's Vademecum 155.
Stone, Unsichtbare Photographien. 870.
Strelinsky, Ghromophotographie. 399.
Sutton, Bemerkungen über den Positiydruok. 251.
Swan^s Biilchglasbilder. 184.
L-J:^
•XV
Tannin. 36. 180. 241.
TanninTerfahren. 41. 58. 164. 174. 275.
Terpmtiiiw&chspapier. 221.
Thamom. 174.
Theeverfahren. 43. 88.
Thorwal dien '8 Arbeiten. 114.
Tolmdin. 178.
Tonbad. 152. 427. mit Platin und Gold. 380.
Tonen der Chlorsilberbilder. 270. der Collodionbilder. 187. 288. der Por-
zellanbilder. 336.
Topographische Aufnahmen 316.
TooTey's PhotoUtho^aphie. 133.
Towler, Abdrücke auf Milchglas. 162. Aufnahme von Porzellanbildern auf
feuchtem Wege. 285. über Landsc^aftsphotographie. 432.
Transparentbilder zum Stereoskop. 277.
Transportables Atelier. 136.
Trockenverfahren. 261. 275. 309. 388.
Vebercopirte Abdrücke zu rednciren. 154. 276.
Umgekehrte Negativs. 25.
Unsichtbare Photographien. 370.
Ünterschwefligsaures Goldoxydul. 331.
— Natron. 193. 418. 445.
Urancollodion. 2. 46. 93. 126 128. 329.
Uransalze. 1.
Uransaures Ammon. 3.
Wademecum des Photographen. 155.
Tergr5sserte Bilder. 14. 32. 169. 256.
TersUberung von Glas. 209.
Verstärkung der Negativs. 78. 113. 115. 118. 135. 145. 191. 206 326. 371.
393. 400. 405. 437. 439.
Vidars photometrische Tabellen. 283.
Yillette, Collodiondruck für vergrösserte Bilder. 256.
Yisitenkarten mit grauem Grund. 403.
Vogel, neue Methode photographische Silberlösungen zu prüfen. 131. Neue
photographisch-chemische Experimente. 238.
Wachspapier. 221.
WachsprSparat zum Durchsichtigmachen der Abdrücke. 399.
Wanne, Binfluss auf Jod-, Brom- und Ghlorsilber. 158. Wichtigkeit bei photo-
graphischen Processen. 86.
Wall, practische Bemerkimgen über künstlerische Photographie. 913. 421.
Waschapparat. 279.
Waschverfahren zur vollständigen Entfernung des unterschwefligsauren Natrons
aus den Abdrücken. 193. 241.
Weinsaures Antimonoxydkali. 240.
Weinsteinsaures Uranoxyd. 3.
XVJ
Weiske, Entwicklungstrog. 89. 100. Referate Ober Toirier'B SÜTer SvnbeuL
29. 76. 221. Nochmals über die Entwicklung von Bildern im Fracn.
99. Photochemische Untersuchungen. 314. Anwendung der Maa»-
analyse auf die Untersuchung photographischer Präparate. 409.
Wenderoth., das Emailliren positiver Abdrücke. 385.
White, Anwendungen des Magnesiums. 377.
Wiedergewinnung des Silbers. 117. 297.
Willi am *s selbstthltiger Waschapparat. 279.
Willis, Anilinverfahren. 177. 298.
Window, Gameeporträts. 73.
Wolftamsäure. 152.
Wothly's Negativverfahren. 436.
Wothlytypie. 21. 71. 110. 125. 127. 129. 188. 429.
Zerlegung des unterschwefligsauren Natrons. 198.
Zinknitrat. 223.
Zinkweiss. 186.
Zinnchlorfir. 240.
Zucker im Entwickler. 261.
-c>^--t?->".<
Photographisches Archiv.
Band VE. - HTp, 9S» — i. Jmtimp i9«ft.
VeW die Lie ktempiidlie hkeit einiger Bisen- und llransalze«
Das mit citronsaurem Eisenoxyd -^Ammoniak getränkte Papier
iflt gelb und nimmt im Lichte schon nach einigen Minuten eine ent-
schieden bräunliche Färbung an. Fast ganz ebenso verhält sich
das äpfelsaure Eisenoxyd; das Oxalsäure Eisenoxyd aber verändert
sich nur sehr wenig , die darauf copirten Bilder sind kaum sichtbar.
Bestreicht man. die Papiere nach gleich langer Belichtung mit nea-
traler Chlorgoldlösung, so tonen sich die mit citronsaurem und oxal-
saurem Eisenoxyd präparirten gleich rasch , und beide Bilder werden
gleich kräftig, obschon vor dem Tonen das erstere Bild bereits
ziemlich intensiv, das zweite hingegen fast gar nicht sichtbar war.
Es sind also , wenn wir Herrn Dr. VogeFs Nomenclatur adoptiren, *)
beide Salze photographisch gleich empfindlich, während die photo-
chemische Färbung des citronsanren und auch des äpfelsauren Eisen-
oxyds die des Oxalsäuren bei weitem tibertrifft. Das auf äpfelsaurem
Eisenoxyd copirte Bild lässt sich weder durch Chlorgold noch durch
Silbemitrat kräftigen, es verschwindet vielmehr vollständig in den
Lösungen dieser Salze. Der Ton, den die mit citronsaurem und
oxalsaurem Eisen erzeugten Bilder (nach gleich langer Belichtung)
im neutralen Goldbade annehmen, ist purpumschwarz ; beim Oxal-
säuren Eisen etwas dem Braun zugeneigt Hat die Belichtung sehr
lange gedauert, so werden die Bilder, wenn man das Gold nicht
aaswascht, mit der Zeit metallglänzend in den Schatten. Salpeter-
saures Silberoxyd und salpetersaures SUberoxyd- Ammoniak ent-
wickeln die Bilder ebenso kräftig, wie Chlorgold, nur mit mehr
blauschwarzem Ton. Eine Mischung von citronsaurem und oxal-
*) Archiv Bd. IV. 8. 267.
saurem Eisenoxyd- Ammoniak verhält sich ganz wie vorauszuadieD;
die Bilder werden im Copirrahmen nicht so Icräftig, wie die mit
citronsaurem Eisen allein erzeugten, werden aber im Goldbade
ebenso intensiv, wie letztere. Es gelang nicht, die Bilder dardi
neutrale oder saure Auflösung von Platinchlorid zu tonen.
Tränkt man albuminirtes Papier mit conceotrirter AnAosui^
von citronsaurem Eisenoxyd - Ammoniak , so wird beim Belichten
des trocknen Papiers das Albumin unlöslich, es stösst dann das
Wasser ab; das Salz scheint demnach geeignet, das doppeltchrom-
saure Kali in der Photolithographie zu ersetzen. Auflösung von
oxalsaarem Eisenoxyd löst Albumin auf.
Bestreicht man das mit oxalsaurem Eisenoxyd präparirte Papier
nach dem Belichten mit einer Auflösung von gelbem Blutlaugensals,
so erhält man ein bräunliches Bild auf blauem Grunde.
Das citronsaure Eisenoxydul ist auch noch durch das Lidit
veränderlich ; es gibt im Copirrahmen ein bräunliches Bild auf gelbem
Grunde. Mit Eisencyanisalium bestrichen, wird das ganze Papier
hellblau , aber nach kurzer Zeit treten die Schatten mit intensiverer
Färbung hervor, und es entsteht ein dunkelblaues Positiv auf hell-
blauem Grunde.
Ganz in derselben Weise, wie die Eisenoxydsalze, Icann man
auch Uranoxydsalze zur Erzeugung von Chrysotypien verwenden.
Der Vorgang beim Copiren ist ganz derselbe. Das Oxydsalz wird
durch das Licht in Oxydulsalz verwandelt und dies reducirt das
Gt)ld und Silber aus den Auflösungen von Chlorgold und Silbemitrat.
Das salpetersaure Uranoxyd wurde zuerst durch Niepce de Saint-
Victor empfohlen. Das Verfahren ist ganz einfach. Man lässt feines
Papier auf zwanzigprocentiger Lösung dieses Salzes schwimmen,
trocknet, belichtet unter einem Negativ und taucht das schwach
braune Bild in neutrale Chlorgoldlösung, worin es einen tief violett-
schwarzen Ton annimmt. Durch blosses Auswaschen werden die
Bilder fixirt. Herr de Br^bisson hatte mehrere Abdrücke nach dieser
Methode in der dritten Ausstellung der Pariser photographischen
Gesellschaft (1859); die Bilder waren vortreflflich und von gleich-
zeitig ausgestellten Chlorsiiberabdrücken nach denselben Negativs
gar nicht zu unterscheiden, ein Beweis, dass dies Verfahren lebens-
fähig ist Wie es scheint, dient Herrn Wothly dasselbe Verfahren
als Grundlage seines neuen Copirverfahrens. Nur löst er das Uran-
oxydsalz in CoUodion.
Man erhält sehr hübsche violettschwarze Bilder in folgender
Weise: Man löst crystallisirtes salpetersaures Uranoxyd in Roh-
coUodion auf (setzt man sehr viel Uransalz zu, so entsteht ein
flockiger Niederschlag, der sieh nach Zusatz von Aether wieder
löst) j und giesst dies auf gut geleimtes Papier. Nach dem Trocknen
belichtet man das Papier unter einem Negativ, wascht dann aus,
bis der Grund des Bildes weiss geworden ist, und tont in einem
neutralen Goldbade. Das Tonen geht rasch vor sich, wenn man
etwas erwärmt Viel empfindlicher wird das Papier, wenn man
das UrancoUodion mit etwas kohlensaurem Natron versetzt, gut
omschüttelt und den gelben Niederschlag sich absetzen lüsst.
Die Belichtung braucht in diesem Falle nicht länger zu dauern,
wie bei Ghlorsilberpapier.
Wendet man albuminirtes Papier an , so wird das Bild äusserst
glänzend; eigenthiimHcher Weise bleibt es eben so kräftig, wenn
man auch das CoUodionhäutchen nach dem Vergolden vom Papier
ablöst. Im CoUodion selbst findet sich dann nicht die Spur
eines Bildes.
Den Ton des Bildes kann man durch ein Bad von Chlorzinn
in ein schönes Purpur verwandeln. Fixirt werden die Bilder durch
eine schwache Säure.
Das salpetersaure Uranoxyd besitzt einen Uebelstand, nämlich
den , sich in das Papier hineinzuziehen , und deshalb Bilder zu geben,
die in der Durchsicht kräftig , oben aber flau sind. Dies ist nament-
lich dann der Fall, wenn das Zimmer, worin man die Papiere zum
Trocknen aufhängt, feucht ist. Ja, wenn man in einem feuchten
Baume Papier verwahrt , welches mit dem oben beschriebenen Uran*-
collodion überzogen ist, so kann es vorkommen, dass das Uransalz
ganz in die Masse des Papiers eindringt und das farblose CoUodion-
häutchen zurücklässt. Um diesem Uebelstand zu begegnen, habe
ich das Papier mit Eautschuklösung getränkt, und zwar mit gutem
Erfolg. Dies Papier mit einer Mischung von Stärkekleister und
saipetersaurem Uranoxyd bestrichen, gab kräftige Abdrücke von
grosser Schärfe. Ausser dem salpetersauren Uranoxyd können fast
alle organischen Uranoxydsalze gebraucht werden. Ich habe eine
Anzahl dieser Salze dargestellt und versucht. Einige davon bilden
auf Papier einen firnissartigen glänzenden Ueberzug, so das äpfel-
saure, das aconitsaure , das citronsaure und das weinsteinsaure Eisen-
oxyd - Ammoniak« Sämmtliche Salze sind gelb und werden durch
Einwirkung des Lichtes bräunlich. Am raschesten bräunen sich das
essigsaure , äpfelsaure , citronsaure , ameisensaure und weinsteinsaure
Uranoxyd. Weniger rasch das bemsteinsaure , milchsaure, aconit-
saure und anissaure Salz; fast gar nicht verändert sich das Oxalsäure
Uranoxyd -Ammoniak. Dies verhält sich also ähnlich wie das ent-
sprechende Eisensalz. Das Chloruran ist etwa ebenso empfindlich,
wie das salpetersaure Uranoxyd. Das uransaure Ammoniak wird
nur sehr langsam durch das Licht gebräunt.
Mehrere Uransalze habe ich mit Eiweiss und mit Stärke ange-
weqdet, und hierbei gefunden, dass das äpfelsAure Uranoxyd-
Ammon sich gegen den StSrkekleister eigenthtimlich verhält. Erwärmt
man nämlich dies Salz mit Stärkekleister in einer Porzellanschale,
so entsteht Aufbrausen und es bildet sich eine klare gelatinähnliche
Masse von gelber Farbe. Diese auf Papier gestrichen^ gibt einen
eiweissartigen glänzenden Ueberzug, auf dem sich sehr gut coplren
lässt. Beim Erkalten verliert die Masse in der Schale ihre Klarheit
und gewinnt diese beim nochmaligeu Erwärmen nicht wieder. Beim
Kochen zertheilt sich zwar die Masse, aber man erhält damit auf
Papier nur noch matte Ueberzüge.
Der Zusatz von oxalsaurem Eisenoxyd zu einigen Uranoxyd-
salzen machte diese nicht empfindlicher. Bestreicht man das mit
aconitsaurem Uranoxyd präparirte Papier nach dem Belichten mit
Chlorgold, so wird das Bild metallisch goldglänzend, nicht blau-
schwarz, wie bei den übrigen Uransalzen.
Sehr gute Resultate erhielt ich mit einer Mischung von essig-
saurem, ameisensaurem und citronsaurem Uranoxyd - Ammoniak mit
Arrowroot. Diese Mischung wurde (nachdem sie gekocht worden)
mit einem Schwamm auf gutes Positivpapier gestrichen. Nach dem
Trocknen wurde das Papier im Copirrahmen unter einem Negatir
exponirt, bis das Bild schwach sichtbar war, in Regenwasser aus-
gewaschen, bis die Lichter ihre gelbe Färbung verloren hatten, in
ein Bad von Wasser mit einem wenig Citronensänre gebracht, ond
in äusserst schwacher Goldchloridlösung getont. Die Abdrficke
wurden in diesem Bade sehr kräftig und blieben vollkommen auf der
Oberfläche des Papiers. Ohne Arrowroot sinken die Bilder etwas ein.
Anstatt die Bilder zu tonen, kann man das Goldchlorid gleich
mit den Uransalzen vermischen; in diesem Falle erhält man im
Copirrahmen blauschwarze Bilder, die man durch Chlorzinnauflösang
purpurn färben kann. Das Papier ist dann auch empfindlicher,
besonders wenn man darauf haucht.
Verschiedene der organischen Uranoxyd- Ammoniakdoppelsaize
wird man am leichtesten in der Weise darstellen , dass man wässe-
rige Auflösung von salpetersaurem Uranoxyd mit Anunoniak so lange
versetzt, als noch ein Niederschlag entsteht, und das aus nran-
saurem Ammon bestehende Präcipitat, nachdem man es ausge-
waschen, in der betreffenden Säure löst. LiesagUg.
Am der pbttograpUsfliei Praiis.
Von Dr. J. SclinailSS.
I
Yom Collodionsilberbad.
Nichts ist unter den photographischen Lösungen veränderlicher
während des Gebraaches, als das Collodionsilberbad* Während
iwar das jodirte Collodion, wenn es auch noch so vortrefQlch
bereitet ist, nach mehreren Wochen oder Monaten, je nach seiner
Jodining, an Empfindlichkeit anfängt zu verlieren, so behält es
doch in der genannten Zeit eine constante Wirkung und man weiss,
was man hat Nicht so mit dem Silberbad! Allerdings hält es
sich ziemlich unbegrenzt lange gut, wenn es ungebraucht auf-
bewahrt und gegen schädliche Einflüsse, als da sind: grosse Hitse,
directes Sonnenlicht und grosse Kälte, geschützt wird. Anders da-
gegen während des Gebrauches. Jede darin eingetauchte Platte
scheint von Einfluss zu sein, der zwar anfangs unmerklich, später
desto plötzlicher hervortritt. Die äusseren Merkmale der Yerände-
rang des Bades sind Unempfindlichkeit und Verschleierung. Jedes
kann auch für sich allein auftreten, doch zeigt sich Yersobleierung
auch zuweilen bei grosser Empfindlichkeit, wenn das Bad noch
ganz fri8<;b, vielleicht ganz neutral und, wie z. B. im heissen
Sommer, zu warm geworden ist. Alsdann ist der Fehler sehr
leicht zn heben, schon eine niedrigere Temperatur entfernt den
Schleier, oder ein paar Tropfen Essigsäure in's Bad gegeben. —
Zeigt sich Unempfindlichkeit allein, wenn man also klare, aber
nicht hinreichend belichtete Bilder erhält, die auf dunklem Grund
bei reflectirtem Licht betrachtet, deutlich positiv aussehen, so rührt
dies von Säuerung des Bades her. Zwar kann man durch verlän-
gerte Belichtung noch immer gute Bilder erhalten, allein dies ist
bei Portraitanfnahmen unthunlich. Hier empfiehlt sich irgend eins
der bekannten chemischen Mittel zur Neutralisation der Säure, z. B.
Silberoxyd, ein paar Tropfen kohlensaures Natron n. dgl.; worauf
dann filtrirt wird. Freilich erhält man ohne ein wenig Säurezusatz
mit solchem Bad selten klare Bilder, man müsste sich denn eines
älteren, freies Jod enthaltenden Collodions bedienen. Dergleichen
Manipulationen sind in ihren Resultaten fast immer unsicher und
ich ziehe nachstehendes Verfahren daher vor, denn im Allgemeinen
soll man unter allen Umständen venneiden, zum Silberbad fremde
Zusätze zu geben, ausser etwas reines Jodsilber im Anfang. —
Zeigt sich Unempfindlichkeit und Verschleierung zugleich, so ist
fast immer eine organische Verunreinigung des Bades vorhanden.
Man bat zwar empfohlen , in diesem Fall das Bad , wie oben gesagt,
mit Silberoxyd su schütteln oder ca kochen und dann dem Sonnen*
licht eine Zeit lang auszusetzen, allein mir scheint ans genannten
Gründen dies noch keine Radicalkur zu sein und gibt in den Händen
eines Nichtchemikers oft ganz verdorbene B&der. Besser ist es,
ein solches Bad in eine geräumige Abdampfschaie zu geben und
diese in eine geheizte Ofenröhre zu stellen, bis alles Wasser ver-
dampft und das Silber als schmutziggelber Rückstand geblieben ist
Durch diesen Process ist schon alles Flüchtige, als Aether, Alkohol,
flüchtige freie Säure, entfernt und alles nicht flüchtige Organisehe
meist zerstört unter Zersetzung von etwas Silber. Vollständig restan-
rtrt wird aber die Masse , wenn man sie schmilzt So einhich diese
ganze Procedur auch ist, so weiss ich doch aus Erfahrung, dass
solche Pfaotographen , die noch nie in einem chemischen Labora-
torium zugeschaut haben , sich dabei oft auf unglaublich ungeschickte
Weise anstellen und zuweilen das ganze Bad auf mechanische Weise,
d. h. durch Zerspringen der Schalen , Ueberkochen u. s. w. verlieren.
Deshalb wolle man meine ausführliche Schilderung dieser Procedar,
welche für das practische Atelier sehr wichtig, entschuldigen. Das
Silberbad wird also zuerst in einer reinen Porzellanschale langsam
verdampft, nicht eingekocht, weil sonst sehr viel Verlust ent-
stehen würde. Die ganz trockne Masse des Eückstandef wird mit
einem Glas- oder Porzellanspatel, nicht mit Holz- oder metal-
lischen Instrumenten, herausgekratzt und in eine kleinere Porzellan-
schale gethan, die ganz rein und trocken sein muss. Solche
stellt man nun auf ein Stückchen feines Eisendrahtsieb, so dass
letzteres das Aeussere der Schale rings umgibt, und das Ganze
erhitzt man allmälig über einer doppelzugigen Berzelius'schen Spi-
rituslampe, oder wer Gasleitung im Hause hat, kann einen söge-
nannten Bunsen'schen Brenner dazu nehmen. Anfangs bläht sieh
die Masse sehr stark auf — ein Zeichen, wie viel organische Sub-
stanz noch vorhanden ist — und steigt zuweilen über. Um dies
zu verhüten , darf man deshalb keine zu kleine Schale zum Schmelz-
process nehmen und muss im Anfang desselben mit einem dünnen,
reinen und trocknen Glasstäbchen umrühren. Endlich steigen nur
noch wenige Blasen auf und zuletzt fliesst die Masse ganz rahig;
gewöimlich sieht sie jetzt schwarz aus. Nun fasst mau die Schale
mittelst einer Pincette am Rande fest an und giesst ihren Inhalt
auf einen reinen Porzellanscherben , den man zur Vorsicht auf eine
Porzellanschale gestellt hat, damit im Fall des Zerspringens Nichts
daneben läuft. Den Porzellanscherben bewegt man während des
Aufgiessens der geschmolzenen Masse hin und her, weil sich dann
der Höllenstein besser ablösen lässt. Dies bewirkt man aber erst
Dach dem Tollstüodigen Erkalten und zwar womöglich ebenfalls mit
einem Porzelianspatel , da Messer u. dgl. vom Höllenstein angegri£fen
werden und diesen auch verunreinigen. Nim wägt man die grau-
schwarze geschmolzene Masse ab und löst sie in 11 bis 12 Theilen
destillirten Wassers auf. Man rührt es tüchtig um und stellt es
eine halbe Stunde in das Sonnenlicht. Nachher filtrirt man und
wird selten eines weiteren Zusatzes bedürfen, um sehr schöne Bilder
zu erhalten, wenn man ein gutes JodcoUodion anwendet. Sollten
ja leichte Schleier entstehen (eine Folge zu starker Schmelzung des
Höllensteins} , so wirft man ein paar kleine Jodkrystalle in das Bad
und schüttelt eine Zeit lang tüchtig. Jodsilber ist noch hinlänglich
im Bade vorhanden.
Ilelber kustierisehe CoM|iositioM uid HellduMkel.
Von Ukt Pri€e;>
I.
„Ars est cclare artem."
(Die wahre Kunst miiss uns ihre Mittel vergessen machen.)
Sache der Composition ist es, die auf einem Bilde darzustel-
lenden Gegenstände so auszuwählen und zu gruppiren, dass sie
nicht nur in möglichst wirksamer Weise zur Yersinnlichung des
Sujets verwendet sind, sondern dass auch durch das harmonische
Gleichgewicht aller Theile in dem Beschauer ein angenehmer Ein-
dnick hervorgebradit wird. Eine correcte Composition ist unerläss-
liehe Bedingung aller bildlichen DarsteUung, welchem Genre sie
auch angehören möge. Die Betrachtung der Werke berühmter
Meister aller Zeiten lehrt, dass diese Männer entweder bewusst oder
unbewusst gewisse Regeln befolgt haben, die man auch bei der
leichtesten und einfachsten Composition nicht verlassen darf, weim
dieselbe nicht sofort einen unangenehmen Eindruck hervorbringen
soll. Aber wir finden durchaus nicht etwa bei allen Künstlern der
Vor- und Jetztzeit die volle Bekanntschaft mit den Grundregeln
einer richtigen Composition der Linien und Umrisse. Gar oft sind
störende Conturen bloss durch Eintauchen in tiefen Schatten gemil-
dert oder durch grelles Licht überblendet, und nicht minder oft
findet man Linien auf Bildern , denen nicht durch andere, wirksame,
passend angelegte Linien, sondern nur durch Schattenwerk das
symmetrische Gleichgewicht gehalten wird. Auf der andern Seite
gibt es aber auch zahllose Werke mit ganz untadeliger Composition
*) The Photographie News.
der Linien, die aber doch den Beschauer kalt Usaen, da IhBen ia
Stempel des echten Genies fehlt
Alle Linien auf einem Bilde mttssen sich gegeDselÜg das <xleM-
gewicht halten oder compenairen. So würde es z. B. einen tina-
genehmen Eindruck machen, wenn mehrere Gegenstände nach der-
selben Richtung hinatrebten, wie etwa die antenstehenden Linien
es schemaüsch andeuten. Es muss im Oegenlheil immei eine
Richtung in einem entsprechenden Theile des Gemäldes dnrch eine
BTmmetrisch entgegenlaufende andere Richtung, wie es die Linioi
/\
hier andeuten , compensirt werden. Hieraus folgt jedoch keinesw^i,
dass man zur Compensation wirklich einen ähnlichen Gegenstand
verwenden -muss ; oft ist es geradezu besser, wenn dies nicht der
Fall ist, und irgend ein Beiwerk, z. B. eine Gewandungscontnr inr
Gompensaliou einer Richtung benutzt wird.
In beistehender
Ulustration ist der
Stock nicht allein
die Hauptcompen-
sationslinie der
aufrechten Figur,
sondern seine ge- ;
radlinige Form
bebt auch durch
Contrast die ge-
krümmten Cou-
turen mehr her-
vor und gibt ihnen
mehr Bewegung.
Noch ist zu be-
merken, dass die
sich compcDBirenden Linien gar nicht noth wendig unmiitelbtn
neben einander, sondern nur überhaupt im Bilde sich TOrfinden
müssen, und dass sie auch durchaus nicht ron gleicher Grösse id
sein branchen , denn man kann recht gut eine grössere Masse durcii
eine kleinere compensiren , wenn dieser letzteren nur durch stäit«re
Ijchtcontraste ein Uebergewicht gegeben ist.
Niemals darf man mehrere , verschieden weit vom Vordergrund
abstehende Gegenstände auf dem Bilde direct hinter einander an-
ordnen, denn dann würde es aussehen, als ob einer den andern
tröge, oder als ob sie aus einander herauswüchsen. Wollte man
X. B. auf diese Weise in den Vordergrund einen Korb, weiterhin
einen Menschen und in den Hintergrund einen Eirchthurm stellen,
so würde es aussehen, als ob der Mensch im Korbe stände, mit
der Thurmspitze als Kopfbedeckung. Ebensowenig ist es aber auch
schön , eine Reihe von Gegenständen in horizontaler Richtung neben
einander quer über das Bild auszubreiten. Femer darf der Haupt-
gegenstand nicht am Rande, sondern er muss möglichst in der
Mitte des Bildes angebracht sein.
Dann ist es auch nothwendig, dass die auf dem Bilde dar-,
gestellten Personen ihre Aufmerksamkeit auf einen innerhalb des
Bildes liegenden Punkt richten, und, in der Regel wenigstens, das
Gesicht der Haupthandlung zuwenden , denn besonders durch dieses
Mittel wird im Beschauer die Illusion und das Interesse an der
Elandlung genährt. Vor Allem bei Darstellung heftig erregter Scenen
ist dies von Wichtigkeit, da ja offenbar eine mit dem Gesicht nach
dem Beschauer gewendete Figur Theilnahmlosigkeit an der dar-
gestellten Handlung zeigen würde. Manchmal kann es freilich von
ganz guter Wirkung sein, wenn ein oder zwei Köpfe die Gesichter
nach dem Beschauer wenden, wie z. B. der Knabenkopf in dem
Titianschen ^Ex voto^ zu Venedig, die Bauern in dem Velasquez-
schen Gemälde „Los Borrachos^ zu Madrid, und in manchen
andern Fällen.
Zuweilen kann man sogar durch Figuren, welche sich ganz
abwenden und im Begriff sind, das Bild zu verlassen, das Interesse
am Hauptmotiv bedeutend erhöhen, wie es z. B. der Fall ist mit
der Figur auf dem Rafaelschen „Incendio del Borgo^, welche von
Sehreck gejagt von der Stätte der Feuersbrunst flieht, jedoch durch
eine andere Figur auf der entgegengesetzten Seite des Bildes richtig
compensirt ist Einen ähnlichen Fall findet man auf Hogarth's
„Marriage h la Mode^, wo der Hofmeister in Verzweiflung vor
seinem Herrn flieht.
Besonders wirksam in einer Composition sind in gewissem
Maasse Contraste in der Stellung der Köpfe. So muss man einige
darstellen ganz en fa$e, andere von hinten, andere im Profil und
andere wieder in Achtel- oder Dreiachtelwendung , oder in perspec-
tivischer Verkürzung vor- oder zurückgebeugt Auch dürfen manche
Köpfe und Gesichter nur zum Theil sichtbar sein. In allen Com-
posiüonen grosser Meister findet man eine solche gegenseitige Com-
Pliotoffraplitsehef AtcUt. ITr. 78. 1. Januar 1865. 1
pensutiou in der Grnppirung der Köpfe, so dass s. R lOr jedea
Geeicht in vonrärtsgeneigter Verkürzung ein solches in tiickwirts-
geneigter zu finden ist.
Ausser dem Contraste in der Stellung ist aber auch, sobald et
der Natur des Gegenstandes entspricht, Contrast in den Character
derselben zu legeu. So dienen sich z. B. Jagend und Alter, Schön-
heit und Häaslichkeit einander ebenso iiothwendig zu gegenseitig«
Folie, wie Licht und Schatten, warme und kalte Töne.
In dem folgenden Bilde „der blinde Geiger" von Willde sehes
wir eine Gruppe , bei deten Composition allen Linien so schön und
so weit es nur immer thunlich, das symmetrische Gleichgewicht
gehalten ist.
Betrachtet man lunSchst die beiden sitzenden Hauptfiguren and
die grösseren zwischen ihnen stehenden, so ist offenbar die lUchtong
Ihrer Hauptumrisse durch die beistehende symmetrische Linien-
giupplmng a möglichst annähernd wiedergegeben, während die oben
V I J
und untere Begrenzungslinie der Composition durch die nicht mindn
symmetrische Figur b ausgedrückt wird. Jede Linie in der Gruppe »
wird durch eine andere compensirt und die aufirechte Stellung der
mittleren Figuren dient dem Ganzen als Mittelpunkt und vermehrt
durch Contrast die Bewegung und das Leben der andern Figuren.
11
Der tiefe Schatten in der Mitte des Bildes, der kaum die Conturen
anterscfaeiden lässt, gibt dem Aage einen Kuhepunkt, während die
helle Schürze der Mutter und die Kinderköpfe sich dadurch mit nur
um so stärkerem Lichteffecte herausheben, so dass durch diesen
Gegensatz der Schatten noch dunkler, die Lichter noch brillanter
gemacht werden. In allen Theilen der Composition herrscht das
schönste 'Gleichgewicht, die leblosen Dinge im Vordergründe etwa
aasgenommen, welche yielleicht ein wenig zu weit nach vom und
etwas zu nahe an die Füsse des Geigers hingerückt sind.
Yon ausserordentlicher Wirkung in Bezug auf perspectivische
Täuschung und Vertiefung des Hintergrundes ist die richtige An-
bringung einer oder mehrerer Figuren in passender perspectirischer
Verkürzung. Man kann dadurch den Beschauer zwingen, zu ver-
gessen, dass er vor einem auf einer blossen Fläche verzeichneten
Bilde steht. Ein sehr schöner Beleg hierfür ist die meisterhafte
Behandlung der Figur des Ananias in dem bekannten Rafaelschen
Garton. In den ersten Entwickelungsperioden der zeichnenden Kunst
war man mit diesem Kunstgriff der verkürzten Darstellung noch
unbekannt; während aber dieser Mangel einem Bilde aus jenen
Zeiten oft sogar einen gewissen Reiz des Naiven verleihen kann,
würde er bei einem modernen Maler nur Unbekanntschaft mit den
wichtigsten Regeln seiner Kunst verrathen. Uebrigens ist es gar
nicht leicht, das rechte Maass zu halten zwischen zu steifen und
trockenen Gestaltungen einerseits und zu gesuchten, übertriebenen
Verrenkungen der Figuren andererseits. Nur das wahre Talent wird
hier die richtige Grenze einzuhalten wissen. Ein interessantes,
merkwürdiges Beispiel davon , wie weit ein Maler in der Anwendung
aller nur erdenklichen heftigen Verrenkungen und Stellungen gehen
und dieselben künstlerisch wirksam verwerthen kann, ist Rubens'
„Sturz der gefallenen Engel^ in der Münchener Pinakothek , während
andererseits die einfache Behandlung der Figuren in den Giottoschen
Fresken zu Padua die früheren Perioden der Kunst characterisirt.
Nicht minder wie in der passenden Verwendung der Verkür-
zungen offenbart sich das Talent des Künstlers in der Gestaltung
ier oberen Begrenzungslinie der Composition. Diese darf nicht
orizontal quer durch das Bild gehen, sondern muss in passender
7'eise gebrochen und unterbrochen sein. Die Köpfe dürfen also
^t in horizontaler Reihe in gleichen oder nahe gleichen Abständen
^inandergereiht werden, wie etwa so: 0 0 0,*
n^. w., eine Manier, die man in der Gruppendarstellung leider
S^nicht zu selten von Photographen befolgt findet. Es muss viel-
^^ eine gewisse ungezwungene, natürliche Unregelmässigkeit in
12
der Gruppirang herrschen, wie sich in folgenden drei schematischen
Darstellungen der Anwendung der Köpfe auf den Gemälden .berühmter
Meister zeigt.
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Correggio.
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Massen von etwa 30 bis 50 Personen müssen in einzelne ver-
schiedenartig componirte Gruppen zerlegt werden. Einzelne Figuren
darunter müssen sitzen, andere stehen, einzelne müssen dem Be-
schauer sich zu-, andere sich von ihm abwenden, und die Haapt-
begrenzungsÜnien der ganzen Masse müssen sich gegenseitig eym-
metrisch das Gleichgewicht halten, wie die Linien in der Gruppirung c
oder in der rerwickelteren Composition d, wohingegen das Arran-
gement e weniger schön wäre.
Die Hauptlinien einer Composition müssen, wenn sie riebt'
sein sollen , der Natur des dargestellten Sujets angepasst sein. Si
diese falsch gewählt, so kann auch die weitere Ausführung f
Composition nur mangelhaft werden. So wird man z. B. ein Schla*-
stück mit seiner unruhigen tumultuarischen Bewegung nicht mit ^-
selben Hauptumrissen anlegen können, wie eine feierliche Proce^°«
13
Zam bessern VcrstAndDiaa der buprodienen QmndftiUze wollen
wir die Hauptlinien des nnteDstehenden BildeB, „Sdiiffbradi det
Medasa' Ton Gericault analyairen. Zanächst Im Vorderfrande ist
gleich die genaue LioiencompenHirang zwischen dem hingestreckten
Todten und den beiden verzweifelnden Gestalten unmittelbar darüber
zu bemerken, mitten in dem dai^eetellten Strudel fieberhafter Er-
regung, welchem der Kuf „ein Segel" bei diesen dahinaink enden
nnd sterbenden Elenden Teranloast. Man bemerke, wie gut und
1
u
treffend diese Erregung ansgedrfickt ist durch das Emporstreben und
Klimmen der Figuren auf beiden Seiten , um das ferne Schiff zu
erkennen , und durch den Neger an der Spitze der Gruppe , welcher
das Nothsignal hinauswehen lässt. Die geradlinige, sdirSge Rlcbtong
des Mastes erhöht einerseits durch Contrast die Bewegung des Ganzen,
andererseits compensirt sie durch ihre Neigung nach der einen Seite
die Hauptrichtang der ganzen Gruppe nach der andern Seite. Die
ganze Composition ist bei all der Strenge der Symmetrie doch ebenso
naturwahr wie das Wilklesche Interieur, und ebenso wie bei diesem
macht uns das Kunstwerk die aufgewendete Kunst selbst vergessen.
Im scheinbaren Widerspruche mit dem Satze , dass eine Wieder-
holung derselben Linie in derselben Richtung in der Regel einen
unschönen Effect macht, ist eine solche Wiederholung bei Darstellung
sehr erregter Situationen nicht nur gestattet, sondern sogar oft ron
grosser künstlerischer Wirkung. Man betrachte nur in vorstehendem
Seestttcke die drei parallel nach dem fernen Schiffe ausgestreckten
Arme, und man wird finden, dass diese Nuance der Composition
ganz und gar dem darzustellenden Gegenstande entspricht und die
Bewegung und das Pathos des Ganzen bedeutend erhöht. Dieser
Kunstgriff darf jsdoch, fast mehr wie jeder andere, nur mit weiser
Sparsamkeit gebraucht werden, da man durch seinen Missbraueh
stets unschöne Effecte erzielt Ein Beleg hierzu ist das DavidVhe
Bild ^Der Eid der Horatier^, auf welchem diese letzteren, die
Beine und Arme in theatralischer Positur, ihren Vater anbUcken«
Der Vei^rössf roDgs - Apparat.
Ueber die Benutzung der Solarcamera existiren so wenig genaue
Angaben und sind so manche ungenaue, selbst falsche Angaben
veröffentlicht worden, dass es wohl an der Zeit sein durfte, einmal
die positiven Resultate zusammenzustellen. Eine mehrjährige Praxis,
während der ich viele Apparat - Systeme zu prüfen Gelegenheit hatte,
hat mir die Ueberzeugung verschafft, dass die Woodward^sche Solar-
Camera, in ihrem mechanischen Theile modificirt, das beste der bis
jetzt bekannten Instrumente zum Yergrössem ist. Meine Gründe
werde ich im Verlauf dieses Artikels anführen. Zunächst gehe ich dazu
Über, den Apparat zu beschreiben, und anzugeben, in welcher Weise
man ihn benutzen muss, um den bestmöglichen Erfolg zu haben. Einige
leicht zu wiederholende Experimente werden dazu behiilflich sein, den
Leser von der Richtigkeit der mitgetheilten Facten zu überzengen.
Das Bild , welches die Camera obscura von einem Gegenstande
erzeugt, wird um so grösser, je mehr man die Linse dem Objecte
15
nähert, um so kleiner, je mehr man sie von ihm entfernt. Ist diese
Entfemang gleich der doppelten Brennweite der Linse, so wird das
Bild eben so gross sein, ¥rie das Object. Von Gegenständen also»
die um weniger als die doppelte Brennweite Ton der Linse entfernt
sind, entstehen vergrösserte Bilder. *)
Wenn in untenstehender Figur A B ein Gegenstand, und C D
eine biconvexe Linse ist, so geht von jedem Punkte des Gegen-
standes ein Strahlenbüschel aus, das durch die Linse auf der anderen
Seite wieder zu einem Punkte yereinigt wird. Aus dem Ensemble
dieser Funkte entsteht das Bild b a.
6
B
Wäre aber b a der Gegenstand , so würde A B das vergit)sserte
Bild darstellen.
Es geht hieraus hervor, dass die Yergrösserung eines Gegen-
standes , z. B. eines Negativs , sich mit den Apparaten , die jeder
Photo graph besitzt, bewerkstelligen lassen muss , vorausgesetzt, dass
die Camera eine hinreichende Länge habe. Dies ist allerdings
richtig, aber die Aufnahme des vergrösserten Bildes, namentlich
wenn man der grossen Oberflächen halber mit dem weniger licht-
empfindlichen Papier operirt, ist doch mit einer Schwierigkeit ver-
bunden, nämlich: Je grösser das Bild wird, um so lichtärmer wird
es auch. Weshalb, ist leicht einzusehen; denn das von einem
gewissen Gegenstande ausgehende (oder durchgelassene) Licht wird
um so schwächer, auf eine je grössere Fläche man es zerstreut Bei
bedeutender Yergrösserung mass demnach der Gegenstand äusserst
hell beleuchtet sein , wenn das Bild noch eine genügende Helligkeit
besitzen soU. Man muss also zunächst eine hellere Beleuchtung
des Objects herzustellen suchen, als die, welche das gewöhnliche
Tageslicht gibt. Nichts liegt näher, als das Sonnenlicht dazu zu
benutzen, und selbst dieses noch durch eine Brennlinse zu concen-
triren. Bei äusserst kleinen Gegenständen, die man durch das
*) Befindet gich der Gegenstand In geringerer Entfernung als die Brennweite
von der Linse, lo entsteht gar kein Bild mehr.
16
gewöhnliche Mikroskop bei bedeutender Vergrösserong der Licbt-
schwäche wegen nicht mehr genügend erkennen konnte , maehte sieh
die Zweckmässigkeit einer stärkeren Beleuchtung am ersten geltend,
und der Berliner Lieberkuhn construirte schon im Jahre 1738 ein
Sonnenmikroskop. Als die Photographie es versuchte, atidi
Bilder in grösseren Dimensionen zu erzeugen, fand sie bald, dass
mit dem Grösserwerden der gewöhnlichen photographischen Apparate
auch die Schwierigkeiten bedeutend wachsen , und dass trotzdem die
Resultate den mit kleineren Linsen erzielten keineswegs zar Seite
gestellt werden können. Schlimmer noch ist es, wenn man ver^
sucht, mit den gewöhnlichen Apparaten Bilder anzufertigen, die
grösser sind, als man von dem Apparat fordern darf. Manche
Missgeburt ist auf diese Weise in die Weit gesetzt worden , Scheffer'-
sehe Gestalten, aber wohl in den seltensten Fällen mit Scheffer^-
schem Ausdruck, denn dem stellte sich schon die nothwendige
Verlängerung der Belichtungszeit entgegen.
Es ist daher gar nicht zu verwundern, dass die Photographen
im Jahre 1859, als die Nachricht von Amerika kam, dass ein dor-
tiger Maler lebensgrosse Bilder ohne Verzerrung und ohne perspec-
tivische Uebertreibung nach kleinen Negativs darzustellen erfunden,
hierauf manche sanguinische Hoffnung gründeten. Leider kamen
um diese Zeit jene kleinen Visitenkartenbilder in Mode, die ja noch
gegenwärtig fast ausschliesslich vom Publikum verlangt werden; die
angestrengte Thätigkeit, die diese Massenproduction von Seiten der
Operateure beauspruchte , hielt manche tüchtige Kräfte ab, sich
auch auf anderem Felde zu versuchen. Aber wer das Vergrösse*
ningsfach mit nur einiger Energie ergriffen hat, dem ist es auch
gelungen, ganz zufriedenstellende Arbeiten zu liefern, wenigstens
haben wa nie gehört, dass sich ein tüchtiger Operateur crfolgloa
damit beschäftigt habe.
Der Woodward'sche Apparat ist im Prinzip keineswegs neu; ea
ist eben nur eine Anwendung (aber eine sehr glückliche) des Soonen-
mikroskops auf die Photographie. Das negative Bild wird dorch
Sonnenstrahlen erhellt, die durch eine Sammellinse darauf ooncentrirt
werden. Das Bild des Gegenstandes wird durch eine achromatische
Linse auf einen Schirm geworfen, welcher im dunkeln Räume steht
Das dunkle Zimmer selbst ist also die grosse Camera. Da das
Manipuliren mit der directen Sonnenbeleuchtung wegen des fort-
während sich ändernden Standes der Sonne mit gewissen Schwierig-
keiten verbunden ist, reflectiren wir die Strahlen durch einen beweg-
lichen Planspiegel auf die Condensirungslinse , wodurch auch das
Bild senkrecht zu stehen konunt.
17
Als weHenlllcbe Seataadthelle des VergrlSseeiungs^parats er-
geben sich also: 1. Der bewegliche Spiegel (S), 2. die CondenBinings-
liDse (C), 3. das Objectiv (0), und 4. ein dnnkleB Zimmer mit
Feuster nach SQdeD.
Das vergröBserte Bild des Ne^^tive N entsteht in A.
Der Spi^el muss, um der Sonne folgen zu können, sieh aaeh
Ewei Richtungen drehen lassen.
Seine Bewegungen mfissen leicht sein, damit, wenn man genö-
thigt ist, ihn während des Eiponirens zu drehen, keine Erschütte-
mng entsteht Diese Drehungen sind durch einen einfachen Mecha-
nisrons zu bewerkstelligen, der fest und so genau gearbeitet sein
muss, dass ein massiger Zugwind den Spiegel nicht zu sehr er-
schQtlerL Die Tafel mit dem Spiegel wird von aussen an einem
entsprechenden Ausschnitt des Fensterladens befestigt. Der Spiegel
steht Übrigens (was bei der ursprünglichen Wo od ward 'sehen Con-
Btruction der Fall war) nicht in Verbindung mit den Linsen und
dem Negativ, da eine Erschütterung dann nicht so schädlich und
das Drehen nicht mit so äusserster Vorsicht vorgenommen zu
werden braucht
Die Condensirnngslinse ist eine planconvexe Crownglaslinse von
9—13 Zoll oder noch grösserem Durchmesser, re«p. 12 — 20 Zoll
Brennweite.
18
Die Grösse des Negativs kann yariiren ; Aufnahmen auf Platten
von etwa 4 Zoll Höhe eignen sich am besten, also gewöhntidie
Visitenkarten -Negativs. Ueber die besonderen Eigenschaften, die
diese Negativs besitzen müssen, sprechen wir später, und wollen
nur jetzt schon andeuten , dass sie scharf, klar und gut model-
lirt sein müssen. Die Dicke des Niederschlags kommt bei anserm
Verfahren viel weniger in Betracht, als man bisher glaubte.
Das Objectiv, womit das Bild vergrössert werden soll, braucht
durchaus nicht besonders construirt zu sein. Herr Sutton glaobt
zwar, dass ein ganz kleines achromatisches Objectiv von nicht mehr
als V2 ^^^^ Durchmesser jeder anderen Combination vorzuziehen
sein würde, aber mannigfache Versuche haben uns zu dem Resultat
geführt, dass im Allgemeinen ein achromatisches Doppelobjectiv von
24 — 27 Linien Durchmesser und 6 — 8 Zoll Brennweite sich zu diesem
Zwecke am besten eignet. Linsen mit kürzerer Brennweite geben
zwar auf dieselbe Distanz grössere Bilder, aber zugleich kann
in diesem Fall nur ein kleinerer Theil des Negativs vergrössert
werden, oder das Negativ an sich muss kleiner sein. Wenn man
sich also in der Lage befindet, nicht mehr als 5 — 6 Fuss Distanz
nehmen zu können, so wird man, um dennoch bedeutende Ter-
grösserung zu erreichen, ein Objectiv mit kürzerer Brennweite an-
wenden. Denn da das Objectiv eine bestimmte Stelle im Apparate
hat, wird bei kürzerer Brennweite das Object mehr nach vom in
den Strahlenkegel gebracht werden müssen, und je näher es der
Spitze resp. dem Objectiv sich nähert, um so kleiner wird das
beleuchtete Feld. Das ganze Negativ kann zwar (bei gleicher Ver-
grösserung) beleuchtet werdeH, dadurch, dass man es der Conden-
sirungslinse mehr nähert, und das Objectiv ebenfalls; aber dann
arbeitet man nicht mehr mit dem vollen Licht des Condensators,
die Exposition muss also verlängert werden.
Das Objectiv wird so gestellt, dass die Vorderlinse sich dem
Bild zuwendet und dass die Sonnenstrahlen sich gleich vor der
vorderen Linse kreuzen. Man wird dann auf der ersten Linsenflache
ein äusserst lebhaftes Bild der Sonne von geringem Durchmesser
wahrnehmen. Das Centrum des Objectivs allein benutzen wir zum
Vergrössern des Bildes , den Rand decken wir durch eine vorgesetzte
Blende B von etwa V2 Zoll Durchmesser. Diese Blende ist, wie
wir schon im Jahre 1860 in den Photographie News und an an-
deren Orten bemerkt haben, ein wesentlicher Bestandtheil des
Vergrösserungs - Apparats. Sie erleichtert oder ermöglicht gleichsam
das Centriren des ganzen Apparats. Wenn man die Solarcamera
an sich einmal als eine Art von complicirtem Objectiv , 'das Operir-
Zimmer aber als die dazu gehörige grosse Camera obscura ansieht,
19
so wird man 0ieh leidit von der Notfawendigkeit fiberzeugen, dass
die Axeii der Condensirungslinse und des ObjectiTs sueainmenfallen,
und auf der zum Auffangen des Bildes bestimmten Fläche für
gewöhnlich perpendikulär stehen müssen.*) Man bewirkt dies da*
durch, dass man die Camera mit der Wasserwage horizontal, den
ßtänder mit dem Schirm durch das Loth senkrecht stellt, und nach
Einsetzen der Blende den Spiegel so dreht, dass sämmtliehe Strahlen
durch die Oeffnung der Blende gehen. Das Negativ ist beweglich,
und wild dem Objectiv genähert, wenn das Bild grösser, davon
entfernt, wenn es kleiner werden soll. Die Cassette ist dem ent-
sprechend vom Objectiv zu entfernen oder ihm zu nähern , wie sich
aus dem zu Anfang Gesagten ergibt. Nachdem man so eine grobe
Einstellung bewirkt, nimmt man die feinere Adjustirung mittelst der
Micrometerschraube des Objectivs vor.
Die Blende nimmt, an der richtigen Stelle angebracht, dem
Bilde nichts von seiner Lichtintensität, wirkt aber sehr vortheühaft
dadurch, dass sie es viel lebhafter macht, und zugleich schärfer.
Das Objectiv mit voller Oeffnung gibt nämlich zwei Bilder, die sich
Dicht Toiikommen decken ^ das Oentmm §^bt ein sehr helles kräftiges
Bild, der Rand aber ein grösseres mattes Bild| dessen Schärfe in
einer anderen Distanz liegt. Ein paar Versuche werden Jeden von
der Richtigkeit des Gesagten überzeugen. Man stelle das Bild ohne
Blende {auf einem Bogen weissen Papiers) ein, in der vorhin ange-
gebenen Welse, dass man erst die Strahlen vor dem Centruih der
Vorderlinse sich kreuzen lässt und durch Hin* und Herrücken des
Negativs die grössimögliche Schärfe zu erreichen sucht. Dann
bringe müi eine Blende von etwa Va ^^^^ Oeffnung vor dem Ob-
jecüv an, in einer solchen Entfernung, dass sie den Strahlenkegel
(den man durch Einblasen von etwas Cigarrendampf z. B. deutlich
sichtbar macht) grade umfasst. Der Unterschied der Beleuchtung
Wird sich dadurch manifestiren , dass die Schwärzen viel inten-
siver werden, während das Licht ganz dasselbe bleibt. Nun aber
entferne man die Blende und decke das Sonnenbild auf der Vorder-
linse mit einer Oblate oder einem Pappstückchen zu , das Bild wird
dadurch ganz matt und unscharf werden. **) Die Schärfe dieses
Bildes liegt dem Apparate näher, es ist also grösser, als das
brillante Bild des Centrums.
*) Ich sage fQr gewöhnlich, denn es können besondere Ffille yorkommen,
in denen das Schrägstellen des Schirmes nöthig ist, um Unrichtigkeiten des
Negativs zu corrigiren, wenn man z. 6. ein hohes Gebäude mit sehr schräg
stehender Camera aufzunehmen gezwungen gewesen ist
**) Hr. Anthony Tfaouret hat zwar behauptet (Bull, de la See. fran^aiBe), das
fiUd verliere durch das Zudeck«n des Gentrums nicht an Brillanz, aber ein ein«
facher Versuch beweist das Gegentheil. (Fortsetzung folgt.}
20
Mt. W. Howe tlieilt im Britiah Journal of Photography ew
Idee zu einem neuen Giuhause mit, die uns aehr gut sn Hta
achelnt, weil sie eine wirksame nnd rasch zu findernde Beleucbtvag
sulSsBt Die Fonn eines solcben Glasfaaoseg ist iswsr eioe «igtm-
thümliche, steht aber natürlich in Eweiter Linie.
Hr. K. bemerkt ganz richtig, daes in den meisten Alefien,
wenn man vom Aufnahmeplatze aus nach dem Himmel sieht, ob
grosser Theil desselben durch die Sparren verdeckt wird und daa
namentlich das Licht nicht senkrecht, sondern schrfig durch dit
Scheiben auf die Figur fallt. Femer wird eine Menge Licht m
ganzen Atelier zeratreut, das hier die Schatten stfirt, dort io'i
Objeotiv fSUt, kurzum mancherlei Uebles bewirkt, so äiM nus
allerlei Blenden nud Tuben anbringen muss. Herrn Rowe's Vc»
schlag gebt nun dahin , die Glasscheiben so zu setzen , dau die
vom Modell aus gezogenen Linien senkrecht auf die HItte eiltet
jeden Scheibe fallen; auf diese Weise erhält die Figur alles (Hreclt
Licht, die Camera keines. Nehmen wir an, das Parallelogramm
A B C D sei 30 Fuas lang und 15 Fuas breit B C sei der Htal«^
grund und B F und C P undurchsichtige Wände bis 6 Fnas Tor
dem Hintergrund. S stelle die Figur vor, die 2 Fuss vor dem
Hintergrund gleich weit von beiden Seitenwänden entfernt isL Die
Linien w stellen Fenster vor, die auf den Linien senkrecht steben,
die man durch ihre Mitte anf die Figur zieht.
Stellt man sich bei S hin und siebt nach der Glasseitc du
Banmes, so findet man, dass diese Scheiben eben so viel Liebl
21
darcfalassen, wie wenn in «inem gewöbnilchen vieTBeitigen Atelier
das Gla« gich um die HSl(te welter, närnÜch bla H ansdehnte;
oder in obiger Figur durch 9 Fus9 Glas kommt so riel Licht wie
lonfit durch 15 Fuss. Natürlich geht dadurch viel weniger Liebt
rerloren. Ein Strahl II, der im gewShnlicben Atelier dafi Glaa
bei K treffen und zum Theii nach L reflectirt werden, zflm Thell
äof die Figur fallen würde , geht nach obigem Plan TollatSndlg und
perpendiculBr durch die Schübe w, und verliert nur ao viel ,' wie
das Glaa abaoibirt
Da wo der Apparat steht, sieht man nicht einen Zoll breit
Glas ; man wird daher viel klarere and bififügere Bilder erhalten,
als nach der gewöhnlichen Manier; die Seitenwände P P sind
natürlich fest .und undurchsichtig. Der hinlere Theil des Raumes
wird durch dies Arrangement rerkieinert, wie die Linien N 0 und
M G es andeuten.
lern Vtthly's bchs Ctpirverfthrci.
Die „Specificaüon" des Wotbly'schen Patentes ist uns eben
zugegangen; wir beeilen nns das Wesentlichste daraus hier mit-
sntheilen.
„Man nimmt gutes photographisches Papier und leimt es mit
ArrowTOOt, Starke, Eiwelss etc. Zum Empfindlichmachen dient
Collodion zn dem ein Gomnü zugesetzt wurde, welches es elastisch.
22
biegsam und festhaftend macht Zu einem Pfund setzt man anderthalb
bis drei Unzen oder mehr salpetersaures Uranoxyd und 20 Gian
bis 2 Drachmen salpetersaures Silberoxyd.
Mit diesem Coilodion tiberzieht man das Papier, und nach der
Belichtung im Copirrahmen entfernt man die unveränderten Saiie
durch ein Bad von verdünnter Essigsäure. Nach dem Auswaacbez
tont man mit Chlorgold.^
Wenn glanzlose Bilder verlangt werden, nimmt man statt des
Oollodions eine Mischung von Alkohol und Wasser.
(Von unseren speciellen Correspondenten.)
Paris, November 1864.
AbdrQcke auf Coilodion und Glac^papier. — Ehrenmedaillen der photographisefan
Gesellschaft. — Das positive Papier. — KupferchlorQr. — Pbotosculptor.
Monsieur Disd^ri ist in Begleitung einiger Künstler , Operateurs
und Chemiker, mit Apparaten und Chemiealien nach Madrid und
den anderen Hauptorten Spaniens abgereist, um Aufnahmen von
allem Sehenswerthen zu machen. Die Aufnahmen im Visitenkarten-
format werden auf Coilodion copirt und die Abdrucke aaf
weisses Glanzpapier übertragen. Diese neue Manier hat Disd^ri
bereits in seinem hiesigen Atelier eingeführt und verschiedene andere
Photographen sind ihm gefolgt.
In der letzten Sitzung der photographischen Gesellschaft wurde
von Herrn £. Becquerel der Bericht der Commission verlesen , welche
die Preise zu ertheilen hatte, die von der Gesellschaft den Autoren
der nützlichsten der im Jahre 1863 — 64 veröffentlichten Mitthei-
lungen ausgesetzt worden sind. Das Comit^ hat die Ansprüche
aller der Personen ausgeschlossen , die für specielle Preise z. B. den
des Duc de Luynes concurriren; ferner der Mitglieder des Bnreao's
und des Administrationsausschusses; sie hat sodann auch frühere
Arbeiten hinzugezogen , die kürzlich zum Abschlüsse gekommen
sind. Den Herren Blanquard Evrard , Niepce de Saint - Victor,
Major Russell und Warren de la Rue sind für ihre Verdienste
Ehrenmedaillen zuerkannt worden.
M. Laulerie machte die Mittheilung, dass in letzter Zeit sehr
viel Klage über die schlechte Beschaffenheit des positiven Papiers
geführt werde ^ und dass der Vorstand ^s für seine Pflicht halte,
die Gesellschaft davon zu unterrichten. M. Girard ist der Ansicht,
das Papier habe wenig mit dem Bilde zu thun und diene nur als
Unterlage, man habe sich daher vorzugsweise mit der spaterea
23
Leittun^ oder Albummirong zu beüMsen. M. Rolloy hingegen hielt
es für wichtig, auch die Papierfrage 2U studlren, denn mandie Papiere
zeigten eine Menge kleiner fettiger FleclLe, die gewiss nnr von der
ursprünglichen Leimung herrühren. Dies glaubt M. Bertsch dadurch
zu erklären, dass seit dem Ausbruch des amerikanischen Bürger-
krieges die Papierfabrikanten gezwungen seien, geringere Sorten
von Harz anzuwenden. Die Gesellschaft hat vor einigen Jahren
ein Comit^ zum Studium der Papierfrage ernannt, dies hat aber
bei den Papierfabrikanten zu wenig bewirken können, um irgend
einen Erfolg zu erzielen.
Der Academie der Wissenschaften ist durch Herrn Renault
eine Mittheilung über die Lichtempfindlichkeit des Kupferchlorürs
gemacht worden. Eine Eupferplatte die man in Chlorkupfer, Eisen-
chlorid, verdünntes Königswasser, eine Mischung von Kali und
Ghlorwasserstoffsäure, kurz in irgend eine Flüssigkeit die Chlor Irei
macht, eintaucht, überzieht sic^ mit einer hellgrauen Schicht, die
bei der Berührung mit Kaliumeisencyanür weiss und darauf braun-
roth wird. Luft und Wasser machen sie gelb, und die Flüssigkeit
wird allmälig blau. Aetzkali und die kohlensauren Alkalien färben
sie ebenfalls gelb. Kohlensaures Ammoniak und Ammoniak lösen
sie auf und fkrben sich blau. Die Schicht ist löslich in unter-
scbwefligsaurem Natron, Cyankalium, in einer Auflösung von Jod
in Jodkalinm, in verdünnter Chlorwasserstoffsäure, schwefelsaurem
Ainmoniak etc. Schwefelsäure und Essigsäure verändern sie nicht
merklich.
Im Sonnenlicht wird das Kupfer -Chlorür schwarz, es nimmt
einen kupferartigen Metallglanz an, ähnlich wie Bruchstücke von
Preussiscbblau oder Indigo. Diese Eigenschaft lässt sich dazu
benutzen, auf Kupferplatten zu photographiren. Herr Renault hatte
eine solche Platte eingereicht, die er in Cblorkupferlösung getaucht
und unter einem Negativ belichtet hatte. Die oben angeHlhrten
Lösemittel des Kupferchlorürs lösen auch die durch das Licht her-
vorgebrachte Modification.
Kupferchlorür, welches vor Licht und Luft geschützt getrocknet
wird, behält seine weisse Farbe. In der Sonne wird es gelblich.
Wird crjstallinisches Kupferchlorür, weiss und trocken, auf
Papier der Sonne ausgesetzt, so verändert es sich nicht; ebenso-
wenig das in einem Platintiegel geschmolzene und darauf pulveri-
sirte Kupferchlorür. Aber sobald man einige Tropfen Wasser darauf
giesst, geht es in gelb, grau, schwarz und schliesslich in purpur über.
Herr Faye empfiehlt, um eine genauere Beobachtung zu er-
zielen, sich in den astronomischen Observatorien der Photographie zu
bedienen. Er hält die automatische Beobachtung für viel sicherer,
als die bisher gebräuchliche, weil man meistens nur das sieht, was
einen grade interessirt, während die Photographie Alles vollständig
wiedergibt.
Herr Oaudet hat, wie vor einem Yierteljahrhundert die Da-
guerreotypie , so jetzt die Photosculptor in England eingeführt, und
bereits glücklich mo^ficirt. Er wollte das grosse kreisrunde Atelier
mit 24 Apparaten vermeiden und in einem gewöhnlichen Aufnahme*
24
ranm operiren. Die nöthigen 24 Bilder erhSlt er vermfttebt dreier
Cameras und dreier Platten, deren jede 8 Bilder aufnimmt Das
Modell Icommt auf eine runde Estrade zu stehen, die sich drehen
lässt Der Umkreis dieser Scheibe ist in 24 Theile getheilt, tob
1 bis 24. Die drei Cameras sind so aufgestellt, dass sie genau
auf die Zahlen 1,2,3 gerichtet sind. So erhält man ein Portrait
ganz von yome und zwei etwas von der Seite. Die Aufnahme-
gläser sind cyltäderförmig gebogen. Wenn die drei ersten Bilder
aufgenoDunen sind, dreht man die Scheibe mit dem Modell so,
dass drei neue Nummern vor die Apparate kommen; eben so Ter-
schiebt man die Platten , und wiederholt dies. In den beiden ersten
Posen erhält man sechs Portraits mit den Gesichtszügen. Für die
späteren braucht demnach das Modell nicht mehr sehr ruhig zu halten.
So bekommt man auf drei Platten alle 24 Ansichten; auf der
ersten befinden sich die Nummern 1, 4, 7, 10, 13, 16, 19, 22.
Für den Operateur, der die Umrisse der Bilder mit dem Storch-
schnabel überträgt, ist die runde Form der Platten auch eine
Annehmlichkeit
Hm. IL B. in L. — Sie fällen ein hartes UrtheU Aber unsere jüngst «l^
getauchte CoUegin, yon L. redigirt: „Photographischer Kladderadatsch, unb«-
wusster höherer Blödsinn, u. s. w.''. Beruhigen Sie sich, schon Gdthe sagt:
„Es muss auch solche Käutze geben''.
Hrn. K. V. in Tr. — 1) Gesättigte wässerige Auflosung von salpetrigsaurem
Bleioxyd wird dem Negativbade im Verhaltniss von höchstens 1 : 100 zugesetzt.
Entsteht Schleier , so ist tropfenweise sehr verdünnte chemisch reine Salpetersior»
zuzusetzen; hierbei muss man einen Ueberschuss vorsichtig vermeiden , da sonst
die Wirkung des salpetersauren Bleioxyds wieder aufgehoben wird. Um grösKre
Empfindlichkeit zu erlangen, empfehlen wir Ihnen, frische und mit höchst reiben
Materialien bereitete Silberblder anzuwenden; wir finden, dass häufig hiem
destillirtes Wasser verwendet wird, welches schlechter ist, als manches Brunnen-
wasser, da es mit organischen Verunreinigungen geschwängert ist. 2) Der dunkle
Niederschlag im Goldbad ist wahrscheinlich Goldoxydhydrat, welches stets sieh
ausscheidet , wenn Goldchloridlösung mit Alkalien versetzt wird. 3) Das Tonbtd
kann essigsaures und phosphorsaures Natron zugleich enthalten, i) Die Ver-
stärkung der Negativs mittelst Jodquecksilber wird nach dem Fixiren und Ab-
waschen im bellen Licht vorgenommen. 6) Die Papierbilder müssen im Dunkelt
ausgewaschen und Im nicht zu hellen Licht flxirt werden , da das unterscfawefli^
saure Silberoxyd lichtempfindlich ist. 6) Der Schleier auf den eingesandten
Negativs scheint nicht aus dem Silberbade zu stammen, welches sauer resgirt;
wahrscheinlich haben Sie chemisch wirksames Licht im Dunkelzimmer. Nament-
lich bei Beginn der Entwicklung muss dies fem gehalten werden. 7) Wir könnet
Ihnen keinen besseren Rath ertheilen, als; Studiren Sie das Hardwich'seb« Werk
über photographische Chenüe.
Hm. 8. in Aachen. — Fernere Artikel über Glashäuser und Beleuchtoof
sind in Vorbereitung. Ueber denselben Gegenstand finden Sie Büttheilaoget
in Stemberg's Vademecum.
Alle Briefe und Mittheilungen für die Redaction sind an, den Herausgebsi,
Paul E. Liesegang in Elberfeld, cn richten.
Gedruckt b«i Sana. Lneaa In £lb«rfeld.
Photographisches Archiv.
WkmmA JHL - IVr. 94. - !•• Smmumr !••&•
Kobledrickverfahrei»
Von Herrn R. Severin im Haag empfingen wir einige KoUe-
bilder nach dessen verbessertem Verfahren mit chinesischer Tusche,
die uns aufs neue beweisen, dass das Eohleverfahren Bilder von
derselben Feinheit und Schärfe zu liefern im Stande ist wie das
CUorsilberverfahren. Der Ton ist ein ganz vorzüglicher, und die
Weissen wird man kaum nach einer anderen Methode so rein dar-
stellen können. Unaufgeklebt sind die Eohlebilder zuweilen von
überraschend plastischer Wirkung; dies kommt wohl zum Theil
daher, dass die Lichter wirklich etwas erhaben sind.
Hr. Severin liefert dem Publicum bereits seit zwei Monaten
Kohlebilder und kann bei gutem Licht täglich 2 bis 300 Copien
machen. Die Bilder können vor dem Firnissen (mit Collodion) be-
liebig retouchirt werden.
Um nicht genöthigt zu sein, die Negativs für den Eohledruck
abzulösen und umzukehren, legt Herr Severin bei der Aufnahme
die empfindliche Platte so in die Cassette, dass die CoUodionschicht
nach hinten zu liegen kommt Auf dem Deckel der Cassette sind
vier Eantschukstückchen befestigt, welche die Platte an den Ecken
festhalten. Nach dem Einstellen muss natürlich das Objectiv genau
am die Dicke der Glasplatte hereingeschraubt werden. Die Platte
muss möglichst weiss und rein sein.*) Man erhält, wenn man
*) KllrzUeh wurde mir ein Negativ gezeigt welches eine ganz neue Art von
Flecken hatte; diese erwiesen 8;ch nach genauer Besichtigung als durch Wasser-
tropfen entstanden, die während der Belichtung an der Rückseite des Glases
hafkoi gebUeben waren. Man muss also wenn man durch die Glasplatte exponiren
wiU, die Bückseite nach dem Silbern gehörig abtrocknen. Lg.
2
26
übrigens ganz wie gewöhnlich verfährt, umgedrehte Negativs, die
also richtig stehende Kohleabdrücke geben.
Der Kohledruck scheint mir das einzige geeignete Verfahren
zur Darstellung wirklich haltbarer Photographien. Die sogenannte
Wothlytypie bietet keine grössere Garantien für die Dauer der
Bilder als unsere gewöhnliche Chlorsilbermethode, denn es kommt
Silber dabei in Anwendung, und sobald dies geschieht, ist es andi
nöthig unterschwefligsaures Natron oder Rhodankalium anzuwenden,
denn durch blosses Auswaschen sind die Silbersalze ans dem Papier
nicht zu entfernen. Dies haben auch die englischen Photographen,
welche die Wothly'sche Erfindung angekauft haben, gleich einge-
sehen. Wendet man aber diese Fixirmittel an, so ist das bisherige
lange Auswaschen unvermeidlich. In Betreff der Rhodanverbin-
düngen muss ich bemerken, dass man nicht mit einem Fixirbade
sich begnügen darf; denn bringt man' ein mit Rhodanammon (oder
Schwefelcyanammonium) fixirtes Positiv in das Waschwasser, so
bedeckt es sich mit einem feinen Niederschlag von in Wasser od-
löslichem Schwefelcyansilber, welches sich am Lichte langsam röthet
Man bemerkt diesen Niederschlag meistens nicht, aber das Mikroskop
zeigt ihn. Ich hielt selbst früher ein einziges Bad von Rhodan-
ammonium für genügend; aber ein weisser Niederschlag, der auf
Collodionbildem deutlich sichtbar ist, wenn man sie, nach der
Fixirung mit Rhodanammon, abwascht, veranlasste mich, die Sache
näher zu untersuchen. Ein zweites frisches Bad von Rhodanammon
reicht meistens hin, diesen Niederschlag zu entfernen. Der Vorgang
ist einfach der, dass sich das Rhodansilber wohl in überschüssigem
Rhodanammon, nicht aber in Wasser löst, und daher durch Zusatz
von Wasser ausgeschieden wird, grade wie Jodsilber beim Verdünnen
eines gebrauchten Collodionsilberbads sich ausscheidet
Was die Erspamiss bei dem Urancopirverfahren angeht, so
dürfte diese allerdings in's Gewicht fallen; Hr. Wothly gibt diese
auf 60 bis 70 % an, doeh fragt es sich, ob überhaupt von den
Herstellungskosten oder nur von den chemischen Präparaten. Jeden-
falls wohl das letztere.
Es hat sich herausgestellt, dass Abdrücke die vor dem Aof-
kleben in Eautschukauflösung (Kautschuk in Benzin) getaucht
wurden, viel besser den schädlichen Einflüssen von Schwefelung,
Feuchtigkeit u. s. w. widerstehen. Wie schon vor mehreren Jahren
Herr von Radi in diesen Blättern mittheilte, enthält das Carton-
papler häufig sogenanntes Antichlor; unter diesem Namen verbirgt
sich ein schlimmer Feind der Dauerhaftigkeit, das unterschwefligsaore
Natron. Seine Einführung in die Papierfabrication haben wir, soriel
27
■ur bekannt, demselben Herrn Fordos zu verdanken, der in die
Photographie das Seld'or und das Goldehloridkalium einführte. —
Sehr häufig nun ist das Cartonpapier oder vielmehr das darin vor-
handene Antichlor Ursache des Ausbleichens der Bilder. Ebenso
ist das Klebmittel oft Schuld daran. Aus diesen Gründen dürfte
das Tränken mit Kantschuklösung als ein gutes Schutzmittel anzu-
ratfaen sein. Wenn man eine möglichst gesättigte Auflösung von
frischem noch hellem Kautschuk in Benzin mit Petroleum verdünnt,
bekommt man eine ziemlich billige Flüssigkeit, die vielleicht schon
Abdrücke, die gut gegen das Licht fixirt sind, auch gegen andere
sonst schädliche Reagentien indifferent macht. Lg.
Albuüipapicr u« AuMiiakriadieraig.
Es gibt nichts Neues unter der Sonne.
Herr R. Le Grice in Aachen ersucht uns mitzutheilen , dass
er das Verfahren, Albuminpapier durch Ammoniakräucherung em-
pfindlicher zu machen, welches vor einiger Zeit von Newyork aus
importirt wurde, bereits vor sieben Jahren in Deutschland vei^
offentlicht habe.
In der That findet sich diese Behandlung in seinem, 1857 in
Aachen bei Benrath & Vogelgesang erschienenen Werkchen : ^ Er-
fahrungen auf dem Gebiete der practischen Photographie'^, be-
schrieben. £s heisst dort (S. 100):
„Wird besagtes (Eiweiss-) Papier starken Ammoniakdämpfen
in einem geschlossenen Räume ausgesetzt, so lässt es sich leichter
behandeln und die absorbirte Quantität Ammoniak macht es femer
nach dem Silberbad ungleich empfindlicher, als früher^.
Km lenes Haloidstnentofsak lies Silbers.
Von Dr. J. SclUiaiUU.
Schon längst versuchte ich, ob sich nicht noch mehrere dem
Jodsilbersalpeter analoge Verbindungen bilden Hessen, das heisst,
derartige, dass ein Haloidsalz des Silbers, z. B. Brom- oder Chlor-
silber etc., mit dem salpetersauren Silberoxyd (einem Sauerstoffsalz)
zu einer crystaUisirbaren Verbindung zusammenträte; doch gelang
mir dies erst kürzlich mit dem Cyansilber, Ag Cy oder Ag C2 N.
Das Cyansilber ist ein weisser , in Wasser und den meisten Flüssig-
keiten unlöslicher amorpher Körper, welchen man erhlUt , wenn man
eme Lösung von Cyankalium so lange unter Umrühren in eine
28
Lösung von salpetersanrem Silberoxyd eintröpfelt, als noeh
Niederschlag entsteht Dieser wird durch Decantiren oder FfltiireB
ausgewaschen und noch feucht so yiel davon in eine concentdrte
kochende Lösung von salpetersaurem Silber eingetragen, als sack
lösen will. Die Flüssigkeit färbt sich bald schwarz durch Redudioii
▼on etwas Silber; man filtrirt durch ein kleines, erwärmtes Filter
in ein erwärmtes Glas. In letzterem setzen sich bald kleine durdi-
sichtige , weisse Nadeln ab , die einen starken Diamantglanz beaitKaa
und denen des Jodsilbersalpeters sehr ähnlich sind. Man gieast die
überstehende Flüssigkeit ab und gibt die Crystallmasse auf ein
Filter, wo man sie so lange mit starkem Alkohol auswäsdit, als
noch salpetersaures Silber gelöst wird, was man durch Zusatz tob
Salzsäure zum Alkohol prüft, dieselbe darf nämlich keinen Nieder-
schlag von Chlorsüber mehr hervorbringen. Alsdann trocknet man
das Doppelsalz und verwahrt es in wohlverschlossenen und g^;en
das Licht geschützten Gläsern auf.
Dieses Doppelsalz , welches man Cyansilbersalpeter nennen
könnte, zeigt folgende EigenschiEiften : Wenn es in der Flamme der
Spirituslampe erhitzt wird; so verpufft es unter Feuererscheinong
imd zurück bleiben Silberkügelchen. In Wasser ist es unlöslich
und wird davon, ganz ähnlich Wie der Jodsilbersalpeter, sogleich
zersetzt, indem sich salpetersaures Silber auflöst und unlösliches
Cyansilber sich ausscheidet Letzteres behält die Form der Chystalle
bei. In Alkohol ist es unlöslich, wird aber nicht von demselben
zersetzt , weshalb man es mit Alkohol vom Ueberschuss des salpeter-
sauren Silbers befreien kann. Mit Salzsäure bildet es Chlorailber
unter Entwicklung von Blausäure.
Diese Verbindung könnte mit der von Wöhler entdeckten
(Poggendorffs Annalen I. 234) für identisch gehalten werden, wenn
nicht die quantitative Analyse ein ganz anderes Ergebniss lieferte.
Das Wöhler'sche Doppelsalz besteht nämlich aus:
AgO, NO 5. 170. 38,58.
2 Ag Cy. 268. 61,42.
Ag 0 , N 0 B + 2 Ag Cy. 438. 100,00.
Das meinige nach zwei im chemischen Laboratorium des Heim
Professor Reichardt hier ausgeführten Analysen aus:
Gefunden : Berechnet:
L n.
2 (Ag 0 , N 0 ß.) 72,18. 72,22. 71,79.
AgCy. 27,46. 28,2 L
2(AgO, NOß) + AgCy. 99,64. 100,00.
29
IMe Analysen worden so ansgeftthrt, dass das Doppelsalx mit
ganz verdiinnter Salpetersäure behandelt wurde , welche alles Ag 0,
N O 5 anszog, während Ag Cy hinterblieb. Letzteres wurde ab-
fikrirt, getrocknet nnd gewogen. Aus der salpetersauren Lösung
wnrde alles Silber als Chlorsilber gefaüt und bestunmt
Beim ersten Versuche gaben 0,284 Gramm des Doppelsalzes
(welches wasserfrei ist) 0,078 Ag Gy = 27,46 Procent, und 0,173
Gramm Ag Gl » 0,205 Gramm Ag 0, NOg-
Beim zweiten Versuch gaben 0,500 Gramm des Doppelsalzes
0,305 Gramm Ag Gl » 0,361 Gramm AgO, NOg. Das Gyan-
Silber wurde hierbei nicht wieder bestimmt
Aus diesen Resultaten ergeben sich die obigen Formeln, welche
denen Wöhlers sehr widersprechen.
Bezüglich der photographischen Eigenschaften des Gyansilber-
salpetws ist nichts Besonderes zu berichten. Er yerändert sich
wenig am Licht, ist bei weitem nicht so lichtempfindlich, wie der
Jodsilbersalpeter. Wenn man eine Höllensteinlösung von ungeföhr
der Verdünnung, wie ein gewöhnliches negatives Silberbad mit
CyanaUber sättigt und Gollodionplatten darin empfindlich macht, so
ist das Resultat kein anderes, als das gewöhnliche.
Referate ilier Towlers: j^Tke silfer subetii'^
Von Dr. A. Weiske.*^
n. Towlers negatiTes CollodionTerfahren.
3. Die Hervorrufung.
Wenn die mit jodbromirtem GoUodion überzogene Platte
genügend lange im Silberbade verweilt hat, so ist sämmüiches
Jod- und Bromsalz in Jod- und Bromsilber verwandelt worden.
Zugleich aber adhärirt noch an der aus dem Silberbad genommenen
Platte eine Schicht von Silbemitratiösung. Wird nun die Platte in
der Gamera dem Lichte exponirt, so wirkt dies eigenthümllch ver^
ändernd auf die Schicht. Was erstens die auf der Schicht haftende
freie Silbemitratiösung betrifft, so wird diese jedenfalls bei der
immerhin nur kurzdauernden und relativ schwachen Belichtung in
der Gamera chemisch nicht verändert, denn es gehört eine starke
und andauernde Belichtung dazu, um aus einer Silbemitratiösung
nur wenige ganz kleine metallische Sllberflitterchen zu reduciren.
Die Veränderung kann also nur das Jod - und Bromsilber betreffen.
*} FortoetzoBg von 8. 464. Bd. V.
30
Auf beide wirkt das Licht in etwas verschiedener Welse. Beide
werden bei genügender Belichtung gefärbt, das erstere braun, dai
andere grau, und das Jodsüber auch nur, wenn es mit übe^
schlissigem Silbersalz bereitet ist (Vogels y^ß Jodsilber''). Das Biobi-
Silber wird aber bei dieser Färbung theilweise reducirt, denn es
wird Brom frei; das Jodsilber bleibt dabei chemisch unverüDdeit,
es wird kein Jod frei. So lange, bis eine merkliche Färboni^ dei
Jod- und Bromsilbers sich zeigt, wird aber überhaupt in der Garnen
gar nicht belichtet. Die im Dunkeln aus der Caasette heraus-
genommene Platte zeigt für das Auge keine Veränderung; woU
aber hat das Jod- und Bromsilber denhoch eine VeränderuDg
' erlitten. Es hat nämlich an den belichtet gewesenen Stellen die
Eigenschaft erlangt, ihm auf passende Weise dargebotenes, hÖehsC
fein vertheiltes, pulveriges Silber auf sich niederzuschlagen und
zwar innerhalb gewisser Grenzen um so mehr, je stärker die Be-
lichtung gewesen ist. Ueberschreitet man aber diese Grenzen, und
belichtet man noch länger oder stärker, so nimmt diese AnzieJmngi-
kraft für Silberpulver wieder ab und die Platte erscheint nach dem
Entwickeln, wie es der Practiker nennt, verbrannt oder solarisirt
Das feine Silberpulver lässt sich auf verschiedene Weise hei^
stellen ; Im Allgemeinen aber am besten dadurch , dass man zu emer
Silbemitratlösung einen Stoff fügt, der grosse Neigung hat, sich zu
oxydiren , der daher dem aufgelösten Silberoxyd den Sauerstoff ent-
zieht und das reine Silber pulverig niederfallen lässt Am gedg-
netsten zum vorliegenden Zwecke sind Gallussäure, PyrogaUussäore
und Eisenvitriollösnng. Die Rednction des Silbers durch diese
Stoffe hat an und für sich mit dem Lichte nichts zu thun, denn
sie findet ebenso im Dunkeln wie am Lichte statt
Die zur Erzeugung des Silberpulvers nöthige Silbemitratlösung
ist auf der Jodbromsilberschicht schon vorhanden. Sie ist beim
Herausnehmen aus dem Silberbade darauf hängen geblieben. Man
hat daher nur nöthig, die reducirende Flüssigkeit aufzugiessen, um
das Silberpulver auf der Platte entstehen zu lassen. Wollte man
aber nur eine reine, mehr oder weniger concentrirte GaUussäore-,
Pyrogallussäure- oder Eisenvitriollösung auf die Schicht giessen,
so würde die Bildung des Silberpulvers viel zu rasch und jäh Tor
sich gehen, und das Silberpulver würde als ein lockerer, leicht
abzuwischender Niederschlag die ganze Platte bedecken, weil die
In den belichteten Jodsilberstellen sitzende Anziehungskraft nicht
Zeit genug haben würde , die in der Flüssigkeitsschicht entstandenep
Silbertheilchen an diese Stelle zu ziehen und dort festzuhsltoL
Man muss daher die Reduction des Silbers möglichst zu yeizögein
31
Kidien, ond dies geschieht am besten dadurch, dass man die
redacirende Lösung (Galiussäore u. s. w.) mehr oder weniger mit
Essigsaure oder Gtronensäure ansäuert. Dann geht die Reduction
so langsam vor sich, dass, wenn man die Flüssigkeit langsam auf
der Platte hin- und herlaufen lässt, die sich langsam ausscheidenden
Silbertheilchen immer nur an den beUchteten Stellen festgehalten
werden. Dadurch entsteht, wegen der dunkeln Farbe des Silber-
pulrers und seiner theilweisen Undurchsichtigkeit auf der Platte, ein
Bild der belichtet gewesenen Stellen , und man nennt daher die zur
Reduction des Silbemitrates dienende Flüssigkeit den Hervor-
rufet oder Entwickler des Bildes.
Soll das Bild auf der Collodionschicht ein negatives sein, d. h.
zum Abdruck positiver Copien auf Papier verwendet werden, so
muss der Silbemiederschlag an den belichtet gewesenen Stellen
weit dichter und opaker sein , als bei den schon früher besprochenen
CoUodionpositiven oder Ambrotypen. Es muss daher erstens durch
eme längere Belichtung eine grössere Summe anziehender Kraft für
die Silbertheilchen aufgespeichert werden , und zweitens muss auch
die redudrende Wirkung des Entwicklers noch langsamer vor sich
gehen, als bei den Ambrotypen nöthig ist. Die langsamere Ent-
wicklung erreicht man dadurch, dass man den Entwickler weniger
concentrirt anwendet und ihm mehr Säure zusetzt. Der Säurezusatz
kann hier recht gut doppelt so gross sein. Folgende von Towler
angegebenen Entwickler für Collodionnegative sind von vorzüglicher
Wirkung.
I. Eisenentwickler.
Schwefelsaures Eisenoxydul (Eisenvitriol) . 4 Gewichts-Theile.
Regenwasser (oder destiUirtes Wasser) . . 64 „ „
Eisessig 12 „ „
Alkohol 6 „ „
Letzterer kann auch weggelassen werden , wenn die Flüssigkeit
auch ohnedies die Platte schon benetzt und gut überfliesst.
IL Pyrogallusentwickler.
Pyrogallussäure . 1 Gewichts - Theil.
Wasser .... 320 „ „
Essigsäure ... 40 „ „
Alkohol .... einige Tropfen (etwa 3 auf die
Unze Wasser.)
(LoL neuerer Zeit hat auch Meynier einen neuen Entwickler statt
des Eisenvitriols, nämlich ein Doppelsalz desselben, das schwefel-
saure Eisenoxydulammon vorgeschlagen. Ich habe jedoch nach den
umfassendsten Versuchen nicht den geringsten Yortheil dieses theu-
Pkttosr»9ldi6liM ArchlT. Sr. 74. 16. Jaanar 1866. 2
reren Präparates auffinden können; denn erstens wirkt es als Ent-
wicider nicht nm ein Haar anders oder besser, als reiner Eüm-
vitriol, und zweitens htUt sich seine neutrale, nicht mit EssigsJInr«
versetzte Lösung ebensowenig, als die des reinen EiaenvitiioU,
sondern trübt sich ebenfalls in Folge höherer Oxydation des Eüku.
Ja schon beim blossen Auflösen in heissem Wasser zersetzt stdi
das schwefelsaure Eisenammon und gibt eine trabe Lösung. L'ebn-
gens ist es auch für photographische Zwecke ganz gleichgültig, ob
der gewöhnliche EisenTitriol chemisch rein oder kupferhaJü^ ix.
Ja es empfehlen sogar manche Photographen, freilich ohne rIIcd
triftigen Gmnd und sichtbaren Erfolg, Zusatz von Eupfervitriot- nm
Entwickler. Weiske.) (FoHieizan; foift.)
Der VeifrÖsseruBgs- Apparat *>
Zum Aufspannen des empfindlichen Papiers dient eine gros«
Cassette C, die auf dem Ständer S befestigt wird, und sowol tjner
wie aufrecht gestellt werden kann. Die beiden Deckel der Casaeltt
Bind mit Täfelwerk gefugt, damit ein Verziehen nicht stsuGod«.
33
Gans grosae Papiere werden durch den mittleren Rahmen A blo6
eingeklemmt, kleinere befestigt man am besten mit kleinen Heft-
zwecken. Der Halter H kann leicht auf- und abwärts geschoben
werden y und wird durch die Feder bei B gehalten; seine Seiten-
tbeile D D lassen sich ausziehen und durch Schrauben festhalten.
Die Camera kommt auf einen schweren festen Holzblock oder
ein solides Stativ zu stehen.
Soviel über die einzelnen Theile des Apparats. Er wird auf-
gestellt in einem Zimmer, welches ein nach Süden gehendes Fenster
besitzt. In dem Fenster wird ein hölzerner Laden oder Schieber
angebracht, mit einer viereckigen Oeffnung, in der man den Rahmen
mit dem Spiegel mit starken Schrauben befestigt Hinter diese
Oeffnnng setzt man in gleicher Höhe die Camera, die grosse Linse
nach dem Spiegel gewendet, und so befestigt, dass sie nicht leicht
erschüttert werden kann. Wenn der Fussboden des Locals nicht
ganz fest ist, wird man gut daran thun, noch einige starke Bohlen
darüber zn legen, oder sonstwie eine solche Befestigung anzubringen,
die ein schädliches Erzittern durch das Auftreten etc. verhütet.
Durch einen dichten Vorhang oder irgend ein anderes zweck*
entsprechendes Mittel hält man das zwischen Camera und der Oeffnung
des Rahmens, nicht vom Spiegel kommende Licht ab; ebenso sind
etwaige andere Oeffnungen des Zimmers sorgfältig zu verschliessen,
es darf kein anderes Licht in das Zimmer gelangen, als das, welches
durch die Oeffnung der Blende fällt Noch practischer aber ist
es wenn man die übrigen Fenster mit dichten Vorhängen oder
Schinnen von orangegelber Farbe schliesst, damit es im Raum selbst
bei geschlossenem Objectiv noch hell genug ist; auch kann man
allenfalls vor der Camera einen Rahmen mit einem gelben Glase
anbringen; dies ist sogar in gewisser Hinsicht noch bequemer, da
man dann direct auf dem empfindlichen Papier einstellen kann. Bei
bedeutenderen Vergrösserungen wird man sieh, am Apparat stehend,
zum Einstellen des Bildes mit Vortheil eines guten Opernguckers
bedienen.
Wenn alles nadi obigen Angaben gerichtet und das Bild ein-
gestellt ist, belichtet man durch Abheben des Objectivdeckels.
Während der Belichtung ist höchst sorgfältig jede Bewegung
zu vermeiden, die eine Erschütterung verursachen könnte. Man
stelle sich während dessen auf ein anderes Brett des Fussbodens
als das worauf der Apparat steht Bei der grossen Empfindlichkeit
des Papiers (über dessen Präparation und Behandlung wir in einer
sji^teren Nummer berichten werden) ist nur eine kurze Belichtung
erforderlich, von 30, 60, 90 Secunden. Man belichtet bis das
34
Bild ganz schwach sichtbar ist; dies ert(ennt man leicht, wenn
ein mattes Glas vor das Objectiv hält
Sobald man belichtet hat, und sich vom Apparate entfenea
will, gebrauche man die Vorsicht, den Spiegel von der Sonne ab-
zuwenden und den Condensator ausserdem durch ein Tuch zu rer-
hängen, denn lässt man den Spiegel stehen, so wird der Brennpunkt
der Linse allmälig einen seitlichen Weg beschreiben, und sobald
er das Holz der Camera berührt, dies in Flammen setzen. Das
Brett, an dem sich das Objectiv befindet, wird der Vorsorge halber
rückwärts mit einer Blechplatte versehen, damit so leicht
Unglück passiren kann.
Die Sonne darf den Condensator niemals direet treffen, und
sie im Winter so tief steht, dass sie dies thut, entfernt man die
Camera von der Oeffnung.
Schliesslich haben wir noch zu betrachten, ob wirklich das
einfache System welches wir hier empfehlen und das wir seit fonf
Jahren unablässig empfohlen haben, auch wirklich gut ist, und ob
es nicht andere bessere Systeme gibt. Wir könnten uns hier auf
das Zeugniss eines in der Photographie wie der Optik wohl be-
wanderten Gelehrten, des Hrn. Prof. Dr. Towler berufen, der (im
American Almanack for 1864) angibt, dass unsere Vergrössenmgs-
Apparate zu den besten zu rechnen seien, die in irgend einem
Lande gefertigt werden *), aber wir glauben auch behaupten so
können, dass das System welches wir in Anwendung bringen, uDd
das wie gesagt, kein anderes ist, als das von Woodward erfundene,
einfacher und mindestens eben so lichtstark ist, wie irgend ein
anderes bis jetzt bekanntes System.
Die Solarcamera ohne Reflector, die also direet auf die Sonne
gerichtet ist, gewährt in der That keinen Vortheil vor der Wood-
ward'schen, Ist indessen viel unhandlicher und schwerer zu regieren.
Die Beleuchtung mit convergirenden Strahlen glaubt Bertsdi
durch eine parallele Beleuchtung mit Vortheil ersetzen zu können.
Um diese zu bekommen, braucht man nur den Condensator
fortzulassen. Dieser Versuch ist leicht anzustellen. Man wird
sofort wahrnehmen, dass das Bild in diesem Falle viel matter wird,
also eine bedentend längere Belichtungszeit erfordert, und femer
dass nur sehr kleine Negativs benuzt werden können, in Wirk-
lichkeit nur solche, die nicht grösser sind, als das vergrössemde
Objectiv. Wendet man einen Condensator an mit einer zweiten
*) The Solar Cameras mannfactared by Liesegang, in Gennany, are eqnal
to the best in any ooimtry.
35
negathren Linse, nm die Strahlen (wie wir im Handbuche IV. Aufl.
S. 257 gezeigt) parallel zn machen, so ist zwar das Bild bei weitem
heller, aber der Uebelstand, dass nur kleine Negativs zu brauchen
sind, dauert fort. Eine grössere Schärfe wird durch parallele Be-
leuchtung nicht bewirkt, ebensowenig irgend ein anderer Vortheil.
Wir haben noch kürzlich uns vielfach mit vergleichenden Versuchen
in dieser Hinsicht beschäftigt und sind zu dem Resultate gekommen,
dass durch die Beleuchtung wie wir sie oben ausführlich beschrieben,
ein eben so scharfes, aber viel liclitstärkeres Bild bewirkt wird, wie
mit irgend einer anderen. Natürlich ist es nöthig, dass man sich
genau an die Angaben hält, denn sonst wird man allerdings (wie
dies mit irgend jedem anderen System möglich) in den Portraits
Besenreiser an Stelle der Haare belcommen. Was die Aehnlichkeit
des Bildes mit dem Negativ angeht (wir meinen das Freisein von irirend
welcher Verzerrung) so leistet auch hier unser Apparat das mög-
liche. Wir haben ein äusserst scharfes Negativ von 2x3 Zoll
nach einer Annoncenseite der Zeitschrin: „lieber Land und Meer^
aufgenommen, und dieses mit einer Doppellinse von nicht mehr als
% Zoll Brennweite auf einen etwa 12 Fuss entfernt stehenden Schirm
geworfen, nachdem wir uns davon überzeugt hatten, dass im Negativ
die Linien ganz grade waren ; beim Anlegen des Lineals an die Linien
des projicirten Bildes war keine Verzerrung wahrzunehmen, und
die Schärfe war noch sehr bedeutend; die Vergrösserung war eine
ganz aussergewöhnliche , denn ein Wort, welches im Negativ eine
Länge von 13 mm. besitzt, erschien im Bilde 45 cm. lang.
Auch die Beleuchtung des Bildes ist vollkommen gleichmässig
bis zum Rande; Hr. v. Monckhoven hat zwar berechnet, dass sie
am Rande heller sein müsse, als im Centrum, aber die Praxis, die
hier doch wol maassgebend ist, zeigt nichts derartiges, wie auch
Herr Coleman Seilers in einem Briefe an das British Journal noch
kürzlich berichtete. Eine zweite, convex-concave Linse anzuwenden,
wie Hr. v. M. vorschlägt, ist also gar nicht nöthig; Hr. Satton hält
sie sogar für nachtheilig (m. s. phot. Notes, Sept. 1. 1864). Der
Condensator braucht überhaupt nicht achromatisch zu sein, denn
die Condensirungslinse leitet alle Strahlen die auf sie fallen, in's
Objectiv. Wie sehr die Strahlen auch zerstreut sein mögen, das
achromatische Objectiv bringt alles wieder in richtige Ordnung. Man
kann daher von theuren und lichtabsorbirenden achromatischen Be-
lenchtongslinsen gänzlich absehen. Das Resultat wird durch die*
selben nicht verbessert. Lg.
36
Pbvtolitliiigrapliisdke Ueliwiracksdkwine.
Von E. J. isser;^
Eine brauchbare Ueberdruckschwärze ist bei der Photolitho-
graphie von grosser Wichtigkeit; sie muss rein auf das umzn-
druckende Positiv gebracht werden können, und auf dem litho-
graphischen Stein ein festes Bild geben, welches nicht geätzt zo
werden braucht. Dies wird zum grössten Theil durch meine frühere
Tinte mit Stearin (photogr. Archiv. Nr. 66, pag. 392) bewirkt
Fernere Versuche aber haben mich zu einer anderen Composition
geleitet, wodurch die Arbeit bedeutend vereinfacht wird. Ich mische
nämlich nur Olein mit der gewöhnlichen lithographischen Druck-
schwärze; da das Olein wie das Stearin in Wasser unlöslich ist,
vermeidet man das Aetzen des Steins. Das Ole'in verbindet sich
viel leichter und besser mit der Schwärze als das leicht crystalli-
sirende Stearin.
Das TaHHin nad seine VeniBreiiiigiuigen.
Von Emerson J. Reynolds.'*^
Als ich vor einiger Zeit RusseFsche Bromsilber -Tanninplatteo
präparirt hatte , fand ich , dass diese schon einen Tag nachher beim
alkalischen Entwickeln Neigung zu Flecken- und Schleierbildung
zeigten. Anfangs glaubte ich , die Platten seien nach dem Empfind-
lichmachen nicht hinreichend gewaschen worden; aber einige Ver-
suche fährten mich zu der Ueberzeugung , dass die Tanninlosung
daran Schuld sei. Diese war nach der Vorschrift auf Seite 53
(Russell, das Tanninverfahren, 2te Aufl. Berlin, Grieben. 1864)
bereitet und hatte bisher gute Resultate gegeben. Frische Losung.
mit einer anderen Sorte Tannin bereitet, gab reine, klare Bilder.
Ich habe kürzlich eine Anzahl verschiedener Sorten von kauf-
lichem Tannin untersucht, um die Verunreinigungen aufzufinden,
die den oben beregten Fehler und vielleicht auch die von Russell
und Anderen bei einigen Tanninarten bemerkte „ünempfindlichkeit"
verursachen. In einigen Sorten fand sich Chlorophyll, und gerade
diese Sorten waren weniger empfindlich, als die, worin es fehlte.
Das Chlorophyll ist leicht zersetzbar; wenn auch flir sich in Wasser
wenig löslich, vermehrt doch die Gegenwart von Gerbsäure seine
Löslichkeit. Am leichtesten entfernt man es in folgender Weise:
*) Aus der Tijdschrift voor Photographie. I. Nr. 11.
**) Aus dem British Journal of Photography.
37
Man löst 8 Gramm Tannin in 60 Gramm destillirten Wassers;
diese Lösung giesst man in eine in heissem Wasser stehende Schale.
Sobald die Flüssigkeit hinreichend warm geworden, setzt man
2 Gramm Kaolin hinzu, die man vorher mit destillirtem Wasser
gewaschen und geglüht hat. Die Mischung wird gut umgerührt
und bleibt 5 bis 10 Minuten in dem heissen Wasser. Man filtrirt
alsdann und setzt der klaren Flüssigkeit 30 Gramm Alkohol und
ebensoTiel Wasser zu. Die Flüssigkeit enthält nun ungefähr
lV2*^/o Tannin.
Diese Methode bietet die wichtigen Vortheile dar, dass ver-
schiedene Verunreinigungen, unter andern das Chlorophyll, rasch
entfernt werden, und dass das Filtriren sehr rasch vor sich geht.
Ich habe viele unreine Tanninsorten in dieser Manier behandelt,
und habe gefunden, dass sie dann ganz gut wirkten. — In Betreff
der im käuflichen Tannin gewöhnlich vorkommenden Verunreini-
gungen wird es von Interesse sein , die Bereitung und Eigenschaften
der reinen Gerbsäure nach neueren glaubwürdigen Forschem zu
beschreiben.
Mit „Tannin^ bezeichnet man oft im Allgemeinen das saure
adstringirende Prinzip, welches sich in manchen Pflanzen, in der
Rinde gewisser Bäume und in den Auswüchsen einiger Eichenarten
findet Der Pliotograph hat es nur mit der Säure zu thun, die
aus den Galläpfeln gewonnen wird. (Die Galläpfel werden wie
bekannt durch Insectenstiche in der Quercus infectoria erzeugt.)
Man nennt daher das aus Galläpfeln bereitete Tannin auch „Gallen-
gerbsäure.^ Guibert's Analyse der besten Aleppo - Galläpfel ergab:
Gerbsäure 65 % ; Gallussäure 2 ; Ellaginsäure 2 ; Gummi 2,5 ;
Stärke 2; Oel und Chlorophyll 0,7; ferner etwas Zucker, Extractiv-
eiweiss, Faser und Salze. Man gewinnt aus den GaUäpfeln Im
Durchschnitt 40 % Gerbsäure.
Um die Gerbsäure aus Galläpfeln darzustellen, pulverisirt man
diese und percolirt sie mit käuflichem (alkohol - und wasserhaltigem)
Aether. Die durch das Pulver in das darunterstehende Gefass
sickernde Flüssigkeit theilt sich in zwei Schichten. Die untere Lage
ist eine starke wässerige Lösung von Gerbsäure und anderen Ex-
tractivstoflen , mit etwas Aether; die obere besteht aus Aether, der
Gallussäure und etwas Chlorophyll. Die untere Schicht wird von
der oberen geschieden und mehrmals mit frischem Aether geschüttelt.
Dieser wird dann abgezogen und die wässerige Lösung wird zur
Trockne verdampft. Das so erhaltene Tannin enthält etwas harzigen
Stoff, EUaginsäure, Chlorophyll, und zuweilen Spuren von öligem
Stoffe. Die beiden ersten Stoffe werden ausgeschieden, wenn man
38
das Tannin in kaltem Wasser löst; der hareige Sto£f und die fUlagiii-
säure bleiben zurück, da sie in Wasser unlöslich sind. Durch Fü-
triren sind sie nicht leicht zu entfernen, aber sie werden ebenso
wie das Chlorophyll durch Erwärmen mit Kaolin leicht getremit
Den öligen Stoff bringt man fort, indem man vor dem Filtriren der
Gerbsäurelösung das Filter gut anfeuchtet Untersucht man das
durch das Filtrat gehende Licht mit dem Prisma, so werden die
characteristischen Absorptionsstrelfen fehlen, die das Chlorophyll
verursacht.
Die chemischen Eigenschaften und Beziehungen der Gallen-
gerbsäure sind um so interessanter, als das Tannin wie seine De*
rivate , die Gallussäure und die Pyrogallussäure , seit langer Zeit in
der Photographie Anwendung finden. Gallengerbsäure ist ein farb-
loses amorphes Pulver, welches im Licht gelb wird. Sie löst sldi
leicht in. Wasser und Weingeist, schwieriger in absolutem Alkohol,
sehr wenig in Aether. Aus der wässerigen Lösung wird sie durdi
Schwefelsäure oder Chlorwasserstoffsäure prädpitirt. Auch dorcb
Salz und Salmiak wird sie niedergeschlagen.
Feuchte Gerbsäure, dem Einfluss des natürlichen Ferments der
Galläpfel ausgesetzt , verwandelt sich in Gallussäure , und die letztere
geht beim Erhitzen in Pyrogallussäure und Kohlensäure über. Die
characteristischste Eigenschaft der Gerbsäure ist, mit Gelatine eine
unlösliche Verbindung einzugehen (Leder). Gallussäure macht die
Gelatine nur dann unlöslich, wenn Gummi arabicum zugegen ist
Die Salze , welche Gerbsäure mit Basen bildet, sind unbestimmt
und ohne besonderes Interesse. Tannin ist ein starkes Reducir-
mittel, es reducirt metallisches Quecksilber aus der Nitratlösung
und Calomel aus dem Aetzsublimat ; ferner Kupferoxydul aus dem
schwefelsauren Kupferoxyd. Auch Silber und Gold reducirt es leicht
aus ihren Lösungen. Hierauf gründet sich folgende Glas-Yersilbe-
rungsmethode des Dr. Unger: Zu Silbernitratlösung, die sich in
dem zu versilbernden Gefäss befindet , giesst man alkoholische
Tanninlösung; man rührt gut um und taucht das Gefäss in warmes
Wasser. Nach einer halben Stunde wird ein schöner Silberspiegel
entstanden sein, der sich poliren lässt. Das Erwärmen ist nöthig,
damit sich nicht eine braune, schwer lösliche Verbindung bildet
Dr. Unger hat in ähnlicher Weise mit Auflösungen von Kapfe^
Vitriol glänzende Kupferüberzüge erhalten.
Jodin hat gefunden, dass Tanninlösung sich am Licht allmäüg
zersetzt Eine im Wasserbade erwärmte Tanninlösung 200 Tage
im Dunkeln aufbewahrt zeigte keine Veränderung.
39
lldker iit htwicidog fra BiMera m Freiei.
Von Carey lea/^
Vielfache AnstreDgungen sind in letzter Zeit gemacht worden
einen Apparat zu construiren, der das Dunkelzimmer tiberflüssig
macht. Die Vorrichtang von Sabatier Blot (Archiv Nr. 62) hat in
dieser Hinsicht viel Auümerksamkeit auf sich gezogen ; durch Welske
wurSe dann eine sinnreiche Verbesserung angebracht (Archiv Nr. 68).
Bei aUen früheren Apparaten, auch bei dem Blot'schen, wird die
Platte nach der Belichtung ziun Entwickeln in eine Ctivette ein-
getaucht Da nun die Menge von Entwickler in einer Ctivette
viel grösser ist, als die wir gewöhnlich anwenden, wird das Silber
der Platte sehr verdünnt und das Bild wird nicht kräftig. Um dies
zu vermeiden macht Weiske eine Hervorrufungsschale von dünnem
gefimisstem Holz, an deren Boden ein enger Trog aus Guttapercha .
befindlich ist ; dieser enthält den Entwickler. Neigt man die Schale,
80 fliesst der Entwickler über die Platte. Weiske bemerkt, dass
nach 15 bis 20 Secunden die Entwicklung vollendet und alles Silber
durch die Eiseniösung reducirt sei. Dies ist wol nicht richtig; ich
habe die Wirkung von Entwicklungsflüssigkeiten oft und sorgfältig
studirt, finde aber, dass nach dem doppelten und dreifachen dieser
Zeit noch freies Nitrat in der Lösung vorhanden ist.**)
Da es schwierig sein möchte, Tröge aus Guttapercha wie sie
Weiske empfiehlt, zu beschaffen, so schlage ich an deren Stelle
reinen Kautschuk vor, der sich leicht verarbeiten lässt Man
schneidet nur ein rechtwinkliges Stück aus einer Platte von ge-
eigneter Länge und Breite aus, und schneidet an jedem Ende ein
Stück schräg ab; indem man die Schnittflächen aneinander drückt
erhält man einen Trog von der Form wie man sie bei der orga-
nischen Analyse anwendet.
DrickTerfahrei nit HklyMli-, Kmjjifer« mni BisMcUerkL
Von Ja^nes Raiiter.**'^
Durch die Eigenschaft des Molybdäns, sich unter gewissen
Umständen leicht zu oxjdiren, wurde ich zuerst auf den Gedanken
gebracht, dieses Element in der Photographie nutzbar zu machen.
*) Aus dem British Journal of Photography.
**) Jedenfalls ist die Menge freier S&ure sowie die Gonoentration des Ent-
wicklers hier yon Einfluss. Lg.
'^^ Aus der photographischen Correspondenz.
40
Ich löflte zu diesem Zwecke MolybdünaSore in CUorwaMer-
Btoffsäure auf und desoxydirte dieselbe mit frlschgefSUtem Kiqyfer,
welch letzteres ich durch Behandlung einer Lösung von blauem
Titriol durch Eisenpulver gewann.
Das Froduct ist als eine Mischung von Molybdänchlorid und
Kupferchlorid zu betrachten.
Ich brachte diese Salze im Dunkeln langsam zum Trocknen,
löste sie möglichst concentrirt in 90 %igem Alkohol auf, und Ter-
setzte damit ein Collodion, welches früher durch einen kleinen Bei-
satz von Ricinusöl elastisch gemacht worden war, so dass diese
Sensibilisirungs - Flüssigkeit ungefähr 2 bis 3 ^Iq des Gesammt-
quantums beträgt
BUerauf wurden noch 2 bis 3 % einer concentrirten alkoholi-
schen Eisenchloridlösung dazu gefügt, wodurch das Pr^arat feitig
ist, um damit Papier zu coUodioniren.
Das Collodion muss ein ziemlich substantiöses sein, indem es
sonst zu sehr in die Papiermasse eindringt; auch darf es nicht ao
und für sich sauer sein, indem es sonst im Voraus mit den Sensi-
•
bilisirungssalzen eine Zersetzung eingeht Sind diese Bedingungen
erfüllt, so wird man bei einiger Uebung leicht eine Glasplatte^
welche mit Papier überspannt ist, gleichmässig übergiessen können.
Auch kann man das Ueberziehen des Papiers mit CoIlodioD
wiederholen.
Sobald dieses präparirte Papier trocken geworden war, expo-
nirte ich es stets im Schatten unter einem Negative 1 bis 2 Minuten
lang dem Lichte, wodurch an den belichteten Stellen die gelbe
Färbung in*6 Blaugrüne überging.
Im Dunkeln aus dem Ra|imen genommen, zeigt sich das Bild
in allen Halbtönen, aber etwas matt Hierauf in ein schwaches
Bad von Ferro -Cyankupfer in Cyankalium gelegt,*) kräftigen sich
die Halbtöne, da die Lichter ganz weiss werden; dann gewaschen
und in ein Bad von Pyrogallussäure gegeben, tritt der Ton in
einer solchen Kraft auf, dass das Bild jeden Vergleich mit gold-
geschönten Bildern aushält
Zuweilen kommt es vor, dass die Halbschatten einen blao-
lichen Stich besitzen , dann hat man aber in einer heissen Lösung
von Tannin das Mittel, ein prachtvolles, in Schwarz übergehendes
Braun zu erzielen. 0
*) Ferro-Cjankapfer wird erzeiigt durch Fillung von blauem Vitriol dnnk
gelbes Blutlaugensak, wobei ersteres Salz im Ueberscliuss bleiben muss.
i
41
Die Fixage geschieht durch das Cyankalinm-Bad, raletit
werden die Ck)pien einem längeren Auswaschen in weichem Wasser
unterworfen.
Bei dieser Methode wird freilich das so gefährliche nnter-
schwefligsaure Natron durch das nicht ganz harmlose Cyankalinm
sabstitnirt, allein der Gehrauch von Gold und Silher gänzlich um^
gangen. Herr Jacques Rainer nährte die Yermuthung, dass sich
▼iellelcht der Prozess der Tonung durch ein gewöhnliches goldhaltiges
Bad erreichen Hesse, welches das Tonungbad von Pyrogallussäure,
oder wie Herr Wothly vorschlug, Catechusäure zu ersetzen hätte.
So schätzenswerth diese Angaben sind, so werthvoU — wenig-
stens in einer anderen Richtung — dürften die Grundzüge eines
zweiten Verfahrens sein, welches Herr Rainer als ein von ihm
vor drei Jahren aus dem Grunde aufgegebenes bezeichnet, weil es
ihm nicht gelang, dasselbe mit Gelatine, Albumin oder Collodion
zu combiniren.
Einerseits die Billigkeit, andererseits die hohe Lichtempfind-
Hchkeit der Präparate, dürfte das letztere sehr zu Vergrössemngen
empfehlen. ^
Dieses basirt auf die Lichtempfindlichkeit einer im Dunkeln
vorgenommenen Mischung der Lösungen von oxalsaurem Eisenozyd
und Ealiumeiseneyanid (d. i. rothen Blutlaugensalz).
Nimmt man eine 10 bis 12 %ige Auflösung von oxalsaurem
Ejsenoxyd und setzt 5 bis 10 % rothes Blutlaugensalz an, so wird
sich im Dunkeln diese Mischung nicht zersetzen; allein schon ein
Augenblick der Belichtung genügt, um eine lang andauernde Reae-
tion einzuleiten, indem Elsencyanid ausgeschieden wird.
Ein mit der genannten Mischung präparirtes Papier gibt in
kurzer Zelt ein Bild, welches mit verdünnter Salzsäure oder Phos-
phorsäure fixirt und durch ein heisses Bad von Tannin bis zu den
reizendsten Tönen von Braun und Purpurschwarz geschönt wird.
TrtckeiiTeifahreii «it Caraael ndl Tuiiiii.*^
Eine CoUodionplatte wird empfindlich gemacht und 5 Minuten
in destillirtem Wasser gewaschen, dann nochmals 10 Minuten in
einem anderen* Wasserbade gelassen und mit destillirtem Wasser
abgespült; darauf wird die Platte einigemale mit Caramellösung
(12 Tropfen auf 85 Gramm Wasser) übergössen, abgespült und auf
eine Ecke gestellt. Nach 5 Minuten wird die Platte mit Wasser
*) Aus den Photographie News, Nr. S19.
42
abgespült, mit Tanninlösuiig (1:160) übergössen und gttnKknet
Nach der Belichtung erhält man ein sehr reines weiches Bild mit
Pjrrogallussäure und saurer Silberlösung.
Wirkung dies Lichts auf Saiitoiuii« Photosutoniisäue.
Fast alle Lehrbücher der Chemie enthalten die Notiz, das«
Santonin durch das Licht gelb gefärbt werde. Hr. Sestini hat ge-
funden, dass Wasser, welches diesem veränderten Santonin zuge»
setzt wird, eine gelbe Farbe, saure Reaction und bitteren Geschmack
annimmt. Destillirt man dies Wasser, so erhält man eine saue
Flüssigkeit, die salpetersaures Silber und Quecksilberchlorid redudit
und essigsaures Bleioxyd weiss prädpitirt. Daraus schliesst der
Verfasser, dass der Stofi, der sich bei der Färbung des Santonin
durch Licht bildet, Ameisensäure sei. Das Destillat zur Trockne
verdampft gab einen tiefrothen harzigen Rückstand.
Das gefärbte Santonin verlor durch die Behandlung mit Wasser
fast gänzlich seinen Geruch. £s löst sich darauf zum grössten
Theil in Alkohol zu einer gelblichen Flüssigkeit, die beim ye^
dampfen einen röthlichgelben Rückstand hinterlässt; dieser Rückstand
löst sich fast vollständig in Aether. Die ätherische Lösung fainte^
lässt einen uncrystallisirbaren bernsteingelben Rückstand von sehr
bitterem Geschmack, dem der Verfasser den Namen Photosantonin-
säure gegeben hat. Die Analyse ergab ziemlich genau die Formel
Cii Hi4 O3. ^
Srdjmfdjr |llittl)rUttitgm.
flelbweriM der Abdricke Im riifarlMUk. - Wie Mr. T. D.
Tooker in Humphrey's Journal mittheilt, kommt dies nur dann vor,
wenn das Silberbad sauer war. — L. de Courten räth, die Bilder
ehe man sie in das Fixirbad bringt, in der Durchsicht zu betrachten.
So lange sie hier noch eine röthliche oder braune Färbung zeigen,
wenn gleich auf der Oberfläche sehr kräftig erscheinend, werden
sie im Fixirbade ihre schöne Färbung verlieren, Lässt man ae
aber im Tonbade bis sie auch in der Durchsicht blauschwan g^
worden sind, so verlieren sie nur wenig im Fixirbad, und beim
Trocknen werden sie wieder schwärzer.
flelatine im K^Uednick. — Die Verunreinigung der Gelatine
durch Alaun ist beim Kohledruck schädlich, indem dadurch die
Schicht schon im Dunkeln unlöslich gemacht wird. Man eatkai
den Alaun in der Weise, dass man die Gelatine, nachdem man
sie abgewogen, mit destJUirtem Waaser tlbergiesst und dies während
43
«inea Tages mehrmall) abgiesst imd durch frisches ersetzt. Erst
nach dieser Behandlung löst man die Gelatine in warmem Wasser auf.
Portrait«. — Härte ist bei allen Portraits, namentlich denen
von Damen ungefällig ; nach Hrn. Mathej bekommt man sehr weiche
schöne Bilder in folgender Weise. — lieber einen genügend grossen
Holzrahmen wird ein Stück Tüll gespannt, und dieser Tüll wird
zwischen die Person und das Objectiv gestellt Je nachdem
man es dem einen oder anderen nähert erhält man eine andere
Wirkung. Je näher man es der Person bringt, um so weicher
wird das Bild, und um so mehr wird das Gewebe sichtbar, welches
dem Bild Aehnlichkeit mit einem Kupferstich oder einer Bleistift-
ceichnung gibt.
Üb Beaes TreckeaTerbkrcB. — Herr Dr. Kaiser in Leiden hat
ein neues vereinfachtes Theeyer fahren aufgefunden, welches er
in Kurzem veröffentüchen wird. Die Tydschrift voor Photographie
lobt die grosse Sauberkeit und äusserst feine Schattirung-^ der Tinten,
und fügt hinzu, dass es Dr. Kaiser gelungen sei, bei sehr dunklem
Wetter mit einem V4 Objectiv und kleinster Blende in 1 Minute,
bei günstigem Licht sogar in 20 Secunden sehr detaillirte Bilder
auf Theeplatten aufzunehmen.
Kmistkritik ndl Phetograpiliie.
Herrn Pecht's Schmähungen, die wir in Nr. 72 des Archivs
citirten, haben von Seiten der Münchener Kunstacademle eine Be-
richtigung hervorgerufen, der wir (aus den ,,Recensionen für bildende
Kunst^) das Folgende entnehmen:
Die Academie soll aller Vernunft und Ae»thetik zum Trotz Photographien
ohne lA^'eiteres für Kunstwerke erklärt haben. Dies ist eine Unrichtigkeit. Viel-
mehr hat gerade die Academie wiederholt unsere Juristen in streitigen Rechts-
flllien darauf aufmerksam gemacht, dass die Frage nicht zu stellen sei, ob eine
Photographie ein Kunstwerk, sondern ob es geeignet sei, dass photographische
Originalanftiahmen den Schutz der Gesetze gegen unbefugte Nachbildung ge-
niessen sollen, und dafOr hat sich die Academie bejahend ausgesprochen. Wir
wollen, dass dem Kupferstecher oder Lithographen der Photograph seine Arbeiten
nieht ohne Erlaubniss nachbilde, aber wir wollen auch, dass eine photographische
Origioalaufbahme gegen andere Photo- oder Lithographen geschützt werde. Wir
haben unsere Erfahrung hlerfQr. Unser Kupferstecher Thater sollte den ganzen
Gycltts von RafaeFs Tapeten stechen, aber selbst das erste Blatt: „Pauli Predigt
zu Athen*", wird seit drei Jahren von der Amold^schen Kunsthandlung nicht
ausgegeben, weil sie die diebische Vervielfältigung durch Photographen fürchtet.
Andererseits hat Lorent, dem wir die grossen Photographien aus Venedig ver-
danken, eine Reise nach Aegypten gemacht, für die vorzüglichsten Ruinen den
rechten Standort, die passende Beleuchtung gesucht, und sie aufgenommen; aber
die Platten liegen still, weil der Photograph fürchtet, dass wenn er sie verviel-
fSltigt, ihm sofort die interessantesten und schönsten nachgemacht werden, und
er dadnrch sich um die aufgewandten Kosten betrogen sieht. Ganz ähnlich ist
es mit einem photographischen Werk Über die Münchener Glyptothek, das
Hanfstingl Ifingst vorbereitet hat. Aus solchen Gründen hat die Academie sich
der k. Polizeidirection München gegenüber schon trUher wiederholt nach ein-
stimmigen Sitzungsbeschlüssen dahin ausgesprochen, dass photographischen Origi-
nalanläiahmen sowohl von Personen als von Kunstwerken oder Naturansichten
derselbe Schutz wie den Erzeugnissen der Kunst zu gewähren sei.
44
Die Academie hat dabei erklirt: „Das Erste bei öinem Werke der Knait Ist
der in der Seele entsprungene Gedanke, oder in Bezug auf einen TorliandeBfB
Gegenstand die eigenthümliche Auffassung desselben; das zweite sind die Mittel,
um die Idee vollständig zu veranschaulichen und den Gegenstand zur Schönheit
zu steigern oder durchzubilden. Nun kann die Photographie einen neuen Ge-
danken wirklich veranschaulichen, wenn z. B. der Photograph ein lebendes BiM
erfindet, stellt und aufnimmt, oder er wirkt kOnstlerisch , wenn er für PerMOca,
fflr Architectur oder Landschaften den geeigneten Moment, den gfinstigen Stud-
punkt, die passende Beleuchtung findet. Sodann kann es vorkommen, dass die
erste Aufhahme zu feinerer Characteristik, grösserer Klarheit, harmoDlscber
Schönheit durch Kfinstlerhand ausgebildet wird, und darnach zur Vorlag der
Vervielfältigung dient. In solchen Fällen kann die Photographie als Kunst be>
trachtet und verdient der Urheber in seinem Recht geschötzt zu werden. We
die Photographie ein vorhandenes Kunstwerk blos wiedergibt, ist sie nur me-
chanische Nachbildung*'.
Ob dies ^^aller gesunden Vernunft und Aesthetik ein Schnippchen edü^gf*
und „ein höchst schädliches PräJudiz schafft'', wie Hr. Peoht schreibt»
Leser nun beurtheilen.
KupÜBfStieli nd Phetegraphie. — Kach der Pariser „Presse*' hat die
Stadt Paris in Anbetracht der bedrängten Lage, in welche der Kupbrstieii insbe-
sondere durch die Entdeckung und Ueberhandnahme der Photographie ver-
setzt worden ist, beschlossen, diesem Uebelstande durch grössere Bestellunga
ihrerseits nach Kräften abzuhelfen. Auf Antrag der städtischen Commission für
die schönen KÜinste will man damit beginnen, die monumentalen Malereien der
Kirchen und städtischen Gebäude von Paris durch den Stich vervielfältigen zu lassen.
Zum Sehnt! ge|pen photogn^phiichen Haohdrack hat der sächsische Höf-
photograph Hanns Hanfstängl in Dresden im Namen des Vereins der deutschen
Kunstverleger ein Circulair an Kunst Verleger, Künstler, Kunsthändler, sowie sn
das gebildete Publicum im Allgemeinen gerichtet, in welchem er zur gemeinsueea
Bekämpfung des der Kunst und dem Kunsthandel zum Naehtheil gereicfaenda
Treibens gewisser Speculanten auffordert, welche ohne Genehmigung der hiemi
allein Berechtigten die mechanische Vervielfältigung durch die Photographie vea
Orlginalphotographien, Lithographien, Kupferstichen, Holzschnitten etc. vomehmeo.
Die Photographie in Oesterreieh. — Das österreichische Staatsministerim
hat, nach dem „Museum öster. Industrie", aus Anlass mehrfacher Anfiragen fibcr
die künftige Behandlung der Photographie als freies oder concessionirtes Geweffee
im Einvernehmen mit den betreffenden Centralstellen beschlossen, dass die Photo-
graphie als ein freies Gewerbe angesehen werden solle, jedoch bemerkt, dasi
diese Einreibung der Photographie unter die freien Gewerbe den pressgesetzUehcB
Character derselben und deren Verhältniss zum Pressgesetze in keiner Weise alterira
Hm. Jgn. Fl. in Taoh. — 1. Chlorkalktonbad.
Nr. 1. Nr. 2.
Chlorkalk . . Vs Unze, Chlorgold . . 1 Grsn,
Dest Wasser . 16 Unzen, Kalk ... . 3 «
(Gut umzuschüttein). Wasser ... 1 Unze.
In 8 Unzen sehr heisses dest Wasser giesst man Nr. 2; man schüttelt (
Minuten, und setzt Vs Unze von Nr. 1 hinzu. Nach dem Erkalten ksnn dsi
Bad gebraucht werden. — 2. Ueber Stereoskopbilder finden Sie näheres in
„Hard wichs Manual 6. Aufl.", in „Liesegang's Handbuch '^ und in den verschie-
denen Jahrgängen dieser Zeitschrift. Eine populäre Darstellung des Stereoskopi
erschien von Hm. Hofrath Ruete (Leipzig, 1860). — 8. In dem j, Tannin verfahm,
von C. Russell. Zweite Aufl. Berlin'', sowie im «Archiv, Bd. V S. 295, 336,
378, 395. — 4. Am sichersten ist es, orangegelbes Papier zu nehmen. Wem
das gelbe Glas die chemischen Strahlen nicht vollständig aussehlieist , bekoomt
man an hellen Tagen leicht Schieier.
G«dni«kt bei Sam. Laeas ia EtbarMd.'
Photographisches Archiv
Bandi VI. — ]%>• 9ft. - !• Februar MAS.
Ilrandraekyerfihreii.
Das Verfahren welches wir heute mittheilen wollen , ist das
Resultat einer Keihe von Versuchen , die wir im Anschluss an die
in Nr. 73 des Archivs veröffentlichten Experimente und auf Grund
der inzwischen bekannt gewordenen Details der Wothlytypie (man
vergl. S. 21.) unternommen haben.
Ob das Verfahren den Ghlorsilbermethoden gleichzustellen oder
gar vorzuziehen sei, darüber können wir uns natürlich nach einer
erst vor wenigen Tagen begonnenen Praxis nicht aussprechen.
Soviel aber können wir mit Sicherheit behaupten , dass die nach
dieser neuen Methode dargestellten Abdrücke guten Albumincopien
nach denselben Negativs täuschend ähnlich sehen, sie an Zartheit
jedenfalls übertreffen. Die Töne der Albuminabdrücke lassen sich
ganz genau nachahmen; die Manipulationen sind durchaus nicht
eomplicirt, und wir glauben allerdings der Methode eine gewisse
Zukunft vorhersagen zu können; namentlich denken wir, dass sie
Dilettanten von Nutzen sein werde, die nur von Zeit zu Zeit und
wenige Abdrücke zu machen haben, denn die Lösungen die man
anwendet halten sich lange, brauchen nicht filtrirt zu werden, die
Darstellung der Bilder nimmt weniger Zeit in Anspruch und ist
auch wohl bUllger als die der Chlorsilberbilder.
Gutes photographisches Rohpapier, nicht zu dünn, wird mit
Stärkekleister bestrichen. Diesen bereitet man in folgender Weise :
Fünf Theile feines Arrowrootmehl werden mit wenig reinem Wasser
Übergossen, und nach einigen Stunden, wenn sich ein dicker Teig
gebildet hat, in etwa hundert bis hundertfünfzig Theilen kochend
3
46
heissem Wasser gelöst. Einige Sorten Arrowroot geben einen
dickeren Kleister als andere; ausserdem aber scheinen sich alle
Sorten ganz gleich zu verhalten. Einige Bogen Rohpapier werden,
die glattere Seite nach ohen, auf einander auf ein glatt gehobeltes
Reissbrett gelegt und an den vier Kanten durch vier Heftzwecken
angestiftet. Man braucht sodann zwei reine Schwänune und einen
flachgefassten weichen Pinsel von etwa zwei Zoll Breite, der nieiit
zu leicht die Haare lässt. Die Schwämme werden in bekannter
Weise gereinigt, dann in verdünnter Salzsäure digerirt und
schliesslich gut gewaschen; durch diese Behandlung werden sie
sehr weich.
Der Arrowrootkleister, der ganz klar ist, wenn das Wasser
heiss genug war, überzieht sich beim Erkalten mit einer festen
Haut, die man erst fortnehmen muss. Man taucht einen Schwamm
in den Kleister und überstreicht damit den oberen Bogen Papier
nach allen Richtungen und möglichst gleichmässig und leicht, um
die Oberfläche des Papiers nicht aufzureiben. Mit dem zweiten
Schwamm egalisirt man den Aufstrich und mit dem Pinsel nimmt
man die letzten Unebenheiten fort. Man hängt sodann den Bogen
an einer Schnur zum Trocknen auf und präparirt die übrigen
Bogen ebenso. Wenn sie ganz trocken sind, presst man sie in der
Stockpresse und satinirt sie schliesslich auf einer Stahlplatte.
Das Urancollodion wird in folgenden Verhältnissen zusammen-
gesetzt :
Aether 80 Gramm,
Alkohol 120
Pyroxylin 2 „
Castoröl 2 „
Salpeters. Uranoxyd ... 20 „
Salpeters. Silberoxyd ... 2 „
Die beiden salpetersauren Salze müssen ganz neutral sein;
wir heben dies hervor, weil namentlich das käufliche Uransali
meistens sehr stark sauer ist und durch Umcrystallisiren , zuletzt
aus der ätherischen Lösung erst gereinigt werden muss. Darch
die Säure wird das Collodion gleichsam gelatinisirt, es fliesst nicht
mehr gut und eine ebene Schicht ist gar nicht damit zu erzielen.
Das Silbersalz wird gepulvert und in wenig destiUirtem Wasser
gelöst, ehe man es dem Collodion zusetzt Das Castoröl soll die
Schicht geschmeidig machen, so dass sie am Papier gut haftet, and
dient dazu, das Bild im Collodionhäutchen zu halten. Es kann
durch andere Stoffe, z. B. venetianischen Terpentin ersetzt werden.
Das Collodion ist im Dunkeln aufzubewahren.
47
Zum Präpariren des Papiers hat man ein glattes Brettchen
▼on derselben Grösse nöthig, welches allenfalls an einer Seite mit
einer Handhabe verseben werden kann. Man heftet darauf das
Papier an drei Ecken, links unten und oben, und rechts oben, mit
Heftzwecken an, aber so, dass das Blatt unten und an der rechten
Seite etwas über das Brett hinausragt. Dies ist nöthig, weil sonst
Collodion auch auf das Brett und die Rückseite des Papiers fliesst,
wodurch Flecken entstehen.
Das Collodion wird grade so aufgegossen, wie wenn man eine
Grlasplatte präpariren wollte; man lässt es iiber die rechte untere
Ecke ab, und in eine andere Flasche laufen, auf die man einen
Trichter setzen mag, um kein Collodion zu verschütten. Das abge-
flossene wird mit anderen Resten gemischt, gelegentlich verdünnt
und filtrirt. Beim Aufgiessen des Collodions darf das Papier nicht
durchsichtig werden ; geschieht dies, so ist das Papier nicht genügend
geleimt und das Bild wird im Papier kräftiger wie auf der Ober-
flache, es sinkt ein, wie man sagt. Wird das Papier fleckig, so ist
es entweder nicht genug geleimt oder die dem Collodion zugesetzte
Menge von Oel ist zu bedeutend gewesen.
Das Papier wenn es gut überzogen ist besitzt nach dem Trocknen
einen gleicbmässigen- schwachen Glanz ; es ist matt ledergelb gefärbt
Man darf es nicht am Ofen trocknen, da die Schicht sehr em-
pfindlich auch gegen die Wärme ist.
Das Copiren der Negativs geschieht ganz in gewöhnlicher
Weise, nur darf man die Bilder nicht zu kräftig werden lassen,
da sie bei der späteren Behandlung nichts verlieren, vielmehr
einen dunkleren Ton annehmen. Das Verfahren ist ja eine Art
von Hervorrufungsmethode , nur dass der Entwickler im Papier
selbst durch das Licht erzeugt und der reducirbare Stoff nachher
hinzugebracht wird. Das Uranpapier ist vielleicht etwas empfind-
licher als Albuminpapier; da man aber die Abdrücke lange nicht
so kräftig machen darf, geht das Copiren natürlich viel rascher
vor sich.
Ans dem Copirrahmen kommen die Abdrücke in reines Wasser,
welches so oft erneut wird, bis die Weissen ganz rein sind und
jeden gelblichen Stich verloren haben. Rascher geht dies, wenn
man ein Bad von verdünnter Essigsäure anwendet. Die Säure ist
dann wieder auszuwaschen. Die Bilder verlieren durch das Waschen
ihren ursprünglich dunkelbraunen Ton und werden rothgelb. Man
tont und fixirt sie in einem Bad von Schwefelcyanammonium dem
etwas Chlorgold zugesetzt ist. Wir haben 15%ige Lösung, von
Schwefelcyananmion mit soviel Chlorgoldlösung von 1 : 1000 versetzt,
4S
dasB die Abdrücke in etwa 5 Minuten einen hübschen Puiparton
darin annehmen. Beim Vermischen der beiden Lösungen entsteht
ein rothbrauner Niederschlag von Schwefelcyangold der sich gleidi
wieder auflöst. Das Bad kann gleich gebraucht werden oiid hält
wie es scheint lange aus. Sobald der Ton des Bildes so ist
wie man ihn wünscht wascht man das Bild gut aus,, lässt es
langsam trocknen und satinirt es; dadurch wird es bedeutend
Terschönert. Es bekommt ssugleich einen feinen zarten Glanz, und
kann beliebig mit Wasserfarben oder Staubfarben retouchtrt und
colorirt werden. Nach dem Aufkleben kann das Bild noch mit
Weingeistfimiss (Email -Lack) übergössen und nach dem Trocknen
wieder satinirt werden, wenn es einen hohen gelatinähnlichen Glaoz
bekommen soll.
Ein anderes Verfahren mit Uransalzen haben wir am 4. Not.
vorigen Jahres der photographischen Gesellschaft zu Marseille mit-
getbeilt. Es ist zwar nicht so bequem in seiner Ausführung wie
das oben beschriebene, zeichnet sich aber dadurch aus, dass die
Bilder nicht getont und durch blosses Auswaschen fixirt werden.
Arrowrootkleister wird mit Auflösung von citronsaurem Uran-
oxydammoniak und wenig Goldchlorid gemischt und auf Rohpapier
in derselben Weise aufgetragen die wir oben beschrieben. Beim
Trocknen wird das Papier lebhaft gelb und sehr glänzend, wie
Eiweisspapier. Im Copirrahmen entsteht darauf ein kräftiges blao-
schwarzes Bild von grosser Feinheit und Sckärfe. Haucht man
auf das Papier, so wird es viel empfindlicher; und wenn schon ein
schwaches Bild darauf vorhanden war, kommt dies zuweilen beim
Daraufhaucheu kräftig hervor. Das Bild wird in Wasser ausge-
waschen bis das Papier die gelbliche Färbung verloren hat.
Man darf die Mischung von Kleister, Uran- und Goldsali
nicht stark erwärmen indem sie dann trübe und durch Reduetion
des Goldes unbrauchbar wird Das Papier hält sich nicht lange.
Citronsaures Uranoxydammon stellt man In der auf Seite 4
angegebenen Weise dar.
Die Auflösung dieses Salzes bildet auf Glas gegossen eine
zusammenhängende glänzende Schicht, die sich vielleicht auch
photographisch verwerthen liesse.
LiesegaDg.
40
lieber kmstlerisehe C^vipositioi miI BelMaikeL
Von Lake Price.
n.
„Der Anfänger soll mit dem Studium der Meister
beginnen, deren Schöpfungen die regelmSssigste
Entwicklung und die wenigsten Fehler zeigen."
Beynold's Notes on Dufresnoy.
Die Hauptgrappe in Wilkie*s ,, Ländlichem Fest^ ist reizend
und ein meisterhaftes elegantes Beispiel der Eigenschaften, welche,
wie eben auseinandergesetzt ein gutes Bild haben muss. Das
Motiv ist zwar nicht ganz originell, denn es findet sich schon in
dem Josuah* sehen Bild |,Garrik schwankend zwischen der Tragödie
und der ComÖdie'', Wilkie hat aber dadurch, dass er das kleine
Mädchen noch unten im Vordergrund anbrachte, die Schönheit der
linearen Composition , der Bewegung und der Licht- und Schatten-
contraste bedeutend erhöht In der That, Wilkie ist ein Meister,
welcher des Eunstjüngers Tollste Aufmerksamkeit yerdient; denn
indem er eine weit grössere Feinheit und Ueberlegung im Arran-
gement als die Meister holländischer Schule zeigt, Ist doch das
Genre, welches er in dieser mustergültigen Weise behandelt nicht
zu hoch und ezclusiv, während zugleich die Correctheit seiner
Compositionen äusserst instructiv ist.
Ausser dem richtigen Gegensatze und der Gompensation aller
Linien auf einem Bilde muss auch in Bezug auf die einzelnen
Theile und Massen einer Gomposition Hir ein richtiges Gleich-
gewicht ihrer Basis gesorgt sein, denn es ist dies nur ein
besonderer Fall jenes harmonischen Gleichgewichtes, von welchem
jedes richtige gute Kunstwerk ein Ausdruck ist. Zwei natürliche
Objecie mögen zur Verdeutlichung des oben Gesagten dienen. Die
Linien a, welche die Gonturen der Aussicht in ein Thal darstellen
zeigen eine gute Gompensation, während das Gleichgewicht der
Basis durch die Liniengruppe b ausgedrückt ist, welche einen
Bergzug im Hintergrunde eines Bildes dar/ttellen mag.
/v>A
In dem untenstehenden Schema ist z. B. die Liniengruppirung c
höchst ungenügend wegen des mangelnden Gleichgewichtes der
Basis. So würde etwa eine sitzende männliche Figur von der
50
Seite gesehen diesen Mangel zeigen, und diesem mfisste durch
passende HinzufQgung eines anderen Objectes abgeholfen werden.
Ein Stab in der ans d ersichtlichen Weise liinzugefiigt, würde die
Sache nur schlimmer machen, während die Gruppirung e besser
wäre, jedoch die Absichtlichkeit der Hinzufügung des Stabes ein
wenig zu sehr hindurchbliclLeu Hesse. Die Gruppirung f vrürde in
dieser Beziehung ungezwungener erscheinen und doch eben so
wirksam für die Herstellung des Gleichgewichtes der Basis sein:
auch würde sich dieses Gleichgewicht oft wie in g schon durch die
Anbringung eines kleinen passenden Objectes hersteUen lassen, und
überhaupt sieht man auf jedem guten Bilde das Gleichgewicht der
Basis h, sowohl bei einzelnen Figuren als auch bei ganzen TheUei
der Composition auf eine der eben erwähnten Weisen hergesteUt
^AX/A
ÄA
Eine der Hauptursachen der Erscheinung, dass sich das Weib-
liche im Portrait leichter componirt als das Männliche, liegt offenbar
in dem Umstände, dass sich die Hauptconturen der weiblichen
Gewandung nach oben immer mehr zuspitzen, so dass sie mdst
ohne weiteres Beiwerk schon an und für sich, sowohl bei der
stehenden Figur i als bei der sitzenden j in schönem und correctem
Gleichgewichte auf üirer Basis sind.
Die meisten Anfanger und Dilettanten der Kunst haben nun
wohl einen unbestimmten Begriff davon, dass die pyramidale An-
ordnung k die wünschenswertheste Form ist , welche sie bei ihren
Compositionen anzustreben haben, aber wenn sie die erste pyra-
midale Gruppirung auf ihr Papier oder ilu*e Leinwand hingeworfen
haben, wissen sie nun nicht wie weiter. Unser Dilettant schlagt
daher in seinem Rathgeber, irgend einer Sammlung von Mei8te^
werken nach und trifft da zuerst auf irgend ein Bild aus der
vorraphaelschen Zeit. Da sieht er nun etwa vier aufrechte, steife
1!"
* I »
Fignnn 1, welcUe den Beschauer anstarren, und im Hinteigrand
stehende ebenso steife Pappeln, welche ans den Köpfen der <ntn
beiden Figuren herauszuwachsen scheinen. Mit dem Ausrnfe, dt«
J
61
etwas Derartiges „nicht einmal die Photographie" und zwar auch
in den Händen eines völligen Anfängers nicht, hervorzabringen im
Stande sei, blättert er weiter und stösst auf das Bild eines fran-
zösischen Malers von der Zeit am 1700 herum. Dieser scheint das
Pyramidale gepachtet zn haben, denn alle seine Contnren sowohl
der Landschaft als der Figuren beziehen sich auf die Pyramide
and gipfeln sich nach einer Spitze hin zu. Die Spitze krönt ein
Gebäude und unter diesem sind die verschiedenartigsten Dinge
reihenweise angeordnet. Der Gesammteindnick ist natürUch ein
höchst unbefriedigender.
Das nächste Bild, ein Watte au'sches, ist schon bedeutend besser.
In ihm sind deutlich die Principien wahrer Kunst ausgeprägt, und
es zeigt, dass die aofeinanderfolgenden Linien nicht alle nach gleicher
Richtung hinlaufen, sondern wie in n einander entgegenstreben
müssen. Dieses Princip bewährt sich und ist auf mannigfache
Weise bei den verschiedensten Composjtionen angewendet worden.
A-
Bei der Ansicht der ATenue der elysüischen Felder zu Paris vom
Concor^enplatze aus gesehen, einer der herrlichsten Ansichten
Enropas, zeigt sich auch ein derartiges Arrangement der Linien o.
FhottKriphiuhe« irehlT. Hr. 7K. 1, Peliroir-I8fi6. "
52
Die oberen und unteren Begrenzungslinien der Baumreihen zu beiden
Seiten des Weges zeigen im Vordergründe die aus der Figur o
ersichtliche Gruppirung,, aber durch den Hügel, der sich von der
Mitte des Weges an erhebt, wird die Richtung der Conftaren der
Allee plötzlich so verändert, dass sie ihre frühere Richtung correct
compensiren und dadurch ein Geltihl von befriedigtem Schönheitssinn
im Beschauer erwecken. So zeigen sich in architectonischer Hinäcfat
die Conturen p der Feterskirche in Rom oder der Paulskirche in
London als Anwendungen desselben Prinzipes, welches überhaupt
in keinem Zweige der Kunst verletzt werden kann. Ehe wir weiter
gehen, soll von den unzähligen Beispielen für diesen Punkt nur
noch eins angeführt werden, nämlich ein Bild von Terburg, einen
Streit zwischen betrunkenen Bauern darstellend, und obgleich es
also einem ziemlich niederen Genre angehört, so finden wir doch
wie bei fast allen Meistern holländischer Schule, die grösste
Correctheit in der Composition. In dem untenstehenden Diagramm
soll A B die emporgestreckten Arme eines Bauern bezeichnen,
\
Ä/
welcher von seinem Gegner A C umgeworfen imd mit dem Messer
bedroht ist Die abwärtsstrebende Linie zur rechten Seite ist der
nach hinten geschwungene Arm des Gegners, während die ent-
sprechende Linie links eine Figur bezeichnet, die erschrocken über
den Streit das Local betritt.
Die Hauptursache, welche bei der Anwendung auch dieser
Grundregel stets im Auge behalten werden muss, ist die, dass der
Beschauer bei jedem fertigen Kunstwerke, wenn es schön sein soll,
in der Composition nicht die Absichtlichkeit der regelmässigen
Anordnung bemerkt, sondern direct nur das natürlich dargestellte
Object erblickt
Der „Tod des General Wolfe'' von West ist ein herrlichei
Beispiel für eine ganze Gruppe oder eine „geschlossene Composition'
wie man eine Composition oft nennt, wenn sich in ihr alle Figoren
rund um einen Mittelpunkt anordnen. Das Bild ist durch den
Stich 80 populär und bekannt geworden, dass es unnöthig erscheint
53
eine Copie dea-
selben hier beüm-
fiigeii; es soll da-
her nur eine
Analyse r seiner
Hauptlinien ge-
geben werden, um
za zeigen , wie
Jemand, wenn er
auch nicht selbst
das Zeichnen ver-
steht doch die
Linien einer Com-
position untersuchen und ihre Verhfiltnisse rergleichen kann.
Zunächst bemerken wir in der Mitte des Bildes den todtwunden
Helden hingesunken und umgeben ron seinen Offizieren und
Soldaten, deren Theilnahme an dem Falle ihres Feldherm sehr
gut ausgedrückt ist Die gegen Schmen abgehärtete Sothhaut
betrachtet mit Interesse die Resignation des weissen Feldherrn;
während das vom Schlachtfeld her ertönende Geschrei : „Sie fliehen I
sie fliehen !^ vollkommen gut durch die beiden hindeutenden Figuren
auf der rechten Seite, und durch die mehr episodische, in der
Entfernung befindliche ausgedrückt ist Die Arme der beiden
hindeutenden Figuren kreuzen sich und compensiren sich dadurch
in der Richtung. Die belebte Figur des Trappers oder Jägers ist
nöthlg um der unmittelbar um den Feldherrn herrschenden Ruhe
als Folie zu dienen. Der etwas seitlich stehende Grenadier unter-
bricht auf sehr klug berechnete Weise die Gruppe und verhütet
dadurch Eintönigkeit und Häufung. Die Standarte und ihr gerader
Stab hebt die obere Contur der Composition^ unterbricht sie zugleich
passend, und giebt überhaupt dem ganzen Vorgänge mehr Bezeich-
nendes. Der am Boden kauernde Indianer verhütet, dass die Linien
der vorschreitenden Figur nicht unvermittelt überhängen und giebt
ihnen eine richtige Basis in der Weise wie im Schema s. Die
Flinte des Indianers ist für das
Gleichgewicht der Linien unent-
behrlich, wenn auch der Künstler
sie in fein berechneter Weise durch
das vorgestreckte Knie unterbrochen
hat Eben so unentbehrlich ist
die am Boden liegende Qrenadiermütze, denn sie muss wie der
Punkt in der Gruppe t die Basis fiir das Gleichgewicht der zuge-
A /.
54
hörigen Figur herstellen helfen und so die Gruppe u vervoUsÜn-
digen; während der dunkle Hut unmittelbar unter Wolfe den Kreis
um die mittlere Figur abschllesst, und die weiter hinten liegenden,
helleren Objecte durch Contrast hebt. Die am Boden liegende
Flinte vervollständigt die durch den Vordergrund gezogene onteie
Contur der Composition. Nach Allem haben wir es hier mit ein»
gelungenen Composition zu thun, welche ein eingehendes
Studium in hohem Grade verdient, denn erstlich erzählt sie uns
die Geschichte in einer treffenden, klaren Weise, dann compaunren
sich die quer durch das Bild gehenden Hauptlinien ganz hannonisck
auf die in v angegebene Art (wie dies ebenso auch in dem firfihcr
erwähnten Bilde „der Schiffbruch^ von Gericault stattfindet) ; währai
die Linien der Figuren, wie aus der Analyse r ersichtlich ist, ab
einander entsprechen und das Gleichgewicht halten. Zu gleicNIr
Zeit ruht aber auch jede Figur wie w vollkommen auf ihrer e^gtum
Basis, oder auf einer gemeinschaftlichen mit einer andern Flgar
zugleich, wie in x angedeutet, so dass man auf diese Weise
für gute Wirkung des Helldunkels äusserst passende Compodtton
vor sich hat.
A
Jedenfalls dürfte es keinen Maler geben, welcher mehr dea
Namen eines j, natürlichen Genies^ verdiente, oder der sich weniger
streng an die Regeln der Kunst gebunden hätte, als Hogarth und
doch zeigt uns das erste Bild der „Marriage ä la mode" eine Com-
position der Linien, welche vollständig allen hier erörterten Regeln
entspricht Die Figuren der beiden Väter y, das beabsichtigte
Paar z, der Advocat und der Geistliche aa alle sind ganz richtig
^ r
aa
componirt; jede Figur hat entweder für sich oder zugleich mit
einer andern eine gute Basis bb. Dieses Prinzip ist bis in die
kleinsten Details durchgeführt, so bei den Erticken, den Papierea
auf dem Tische, den Beinen des Stutzers u. s. w. Das nächst-
liegende Object, der Stammbaum befindet sich gerade unter dem
55
entfernteBten, dem durcb das offene Fenrter sichtbareD Hause, und
während die Linien neben und auf dem Pergament treiBich com-
pouirt sind, dient dieses selbst zur Vervollständigung der Basis
dea sitzenden Vaters, begrenzt den Schatten unter dem Stuble,
macht die Figur vollkommen, verstärkt den Effect und bringt einen
Ucbicontrast in den Vordergrund des Bildes.
Das Tenier'scbe Bild „L'enfant prodigue" in der Gallone des
Louvre kann als eines der scbünsten Gemälde betrachtet werden. -
Das Arrangement zeigt eine grosse Regelmässigkeit. Die vertikalen
Linien der mittleren weiblichen Figur sind (wie in Wilkie'a „blindem
Fiedler'] im Gleichgewicht gehalten durch die beiden sitzenden
Figaren, bei denen aich wieder der Gegensatz zeigt durch den
ausgestreckten Arm des Mannes auf der einen und Stab auf der
andern Seite, während der einschenkende Bursche links und die
Bettlerin rechts sich wiederum compensiren. Die nächsten Objecte
(der Weinkühler u. e. w.) liegen grade uiiter den entferntesten,
wodurch das Gemälde Tiefe erhält, und das Auge in ihm festge-
halten wird. Die äusseren Conturen c c der Composition erinnern
au Wilkie's „blinden Fiedler",
lassen aber hei gleicher Correct-
heit wie dort, doch die Kunst etwaa
zu sehr durchblicken.
56
lieber die phetographische Darstellaig tm hjeeti«Bt-9
taibibHiMs- and BlatkörpereheM - Prkparatei n ilurcn
DatiirlicheM Farben/^
Von Prof. Gerlach in Erlangen.
Schon lange beschäftigt man sich in der Photographie mit
Versuchen, welche bezwecken, statt der bisher allgemein jgebrSueh-
liehen Copirmethode mittelst Chlorsilbers, ein Verfahren ausfindig
zu machen, welches eine absolute Garantie für die Dauerhaftigkeit
der Bilder gibt, was bekanntb'ch bei der Copirmethode mit Chlor-
Silber nicht der Fall ist. Aber erst in der jüngsten Zeit fährten
diese Versuche zu Resultaten, nach denen man die Aufgabe,
absolut dauerhafte Abzüge, welche an Feinheit der Zeichnung den
Chlorsilberbildem in Nichts nachstehen, darzustellen, als gelöst
betrachten muss. Der Engländer J. W. Swan verbesserte nämlich
das schon früher vielfach versuchte Copirverfahren mit Chromsalzen,
Leim und Kohle dadurch, dass er als unmittelbare Unterlage fiir
die genannten Stoffe statt des Papiers eine Collodionschicht anwandte
und damit es möglich machte, dass die tiefsten Stellen der Kohle
führenden Leim - Chromschicht zuerst von dem Lichte getroffen
wurden, in der Art, dass es kaum einem Zweifel unterliegen kann,
dass der Copirmethode, deren Grundlage die Wirkung des Lichtes
auf Chromsalze bildet, die Zukunft in der Photographie gehört
Der einzige Grund nämlich, weshalb sich früher die Chromatjrpien
nie Geltung verschaffen konnten, der Mangel der Mitteltöne, ist
durch das Verfahren von J. W. Swan vollkommen beseitigt
Mir wurde das Verfahren von Swan zuerst durch dessen
Mittheilung in dem vorigjährigen Maihefte des photographischen
Archivs **) bekannt Swan benutzt als Färbemittel die Kohle unter
der Form feingeriebener chinesischer Tusche, bemerkt jedoch, dass
zur Aenderung des Tones der Abdrücke auch andere Farbstoffe,
wie Indigo oder Carmin, der chinesischen Tusche zugesetzt werden
könnten. Diese letztere Andeutung brachte mich auf den Gedanken
Versuche mit jenen Farbstoffen anzustellen, welche bei mikrosko-
pischen Untersuchungen zur Darstellung von Injections- oder Imbi-
bitions-Präparaten angewandt werden. Zuerst hielt ich mich an das
von mir in die mikroskopische Technik eingeführte carminsaure
Ammoniak, als an denjenigen Farbstoff*, durch welchen sowohl die
*} Aus dem Monatsbericht der kgl. Academio der Wissenschaften zu Berlin;
durch den Hrn. Verfasser mitgetheilt.
') Ein neues Kohleverfahren von J. W. Swan. Phot. Archiv. Bd. V. S. 28&.
99\
57
scbönsten Injections- wie Imbibitions-Präparate wenigstens bisher
dargestellt wurden. Schon bei den ersten Versuchen hatte ich die
Freude zu sehen, dass das neue Verfahren nicht nur die Anwendung
körniger Farbstoffe, wie die der Tusche, sondern auch Tollkommen
diffuser, zu welchen das carminsaure Ammoniak gehört, zulässt Es
gelang mir alsbald mit diesem Farbstoff Abbildungen von Injections-
und Imbibitions-Präparaten in einer Vollendung darzustellen, dass
der Beobachter kaum einen Unterschied zwischen dem in dem
Sehfeld des Mikroskops vorliegenden Präparate und dessen photo-
graphischer Abbildung wahrnehmen dürfte. Die Photographie ver-
bürgte dabei die absolute Naturtreue der Zeichnung, und die Farbe
der Abbildung war ja durch denselben Farbstoff erzielt, welcher
zur Darstellung des Präparates gedient hatte. Auf diesem Wege
liegt jedenfalls die Möglichkeit die vollendetste bildliche Darstellung
von Naturobjecten, zu erreichen d. i. absolute Congruenz in Zeich-
nung und Farbe zwischen Object und Abbildung.
Durch den Erfolg mit dem carminsauren Ammoniak ermuthigt
wandte ich mich sogleich zu Versuchen mit den in der mikrosko-
pischen Technik gebräuchlichen blauen Farbstoffen, dem Berlinerblau
und dem Indigocarmin oder dem Indigoschwefelsauren Kali. Das
Berlinerblau gebraucht man bekanntlich zur Darstellung der Injec-
üonen von Lymphgefässen und Drüsenausfiihrangsgängen , wozu
sich das carminsaure Ammoniak weniger eignet, den Indigocarmin
d&gegei^ zur Darstellung blauer Imbibitions-Präparate. Beide Farb-
stoffe sind jedoch durchaus ungeeignet zur Anfertigung farbiger
Chromatypien. Mit Bcrllnerblau erhält man Abdrücke von dunkler
schmutzig blauer Farbe und die Lösung von Indigocarmin verliert
durch Zusatz einer Lösung von doppeltchromsaurem Ammoniak
ganz und gar die blaue Farbe, indem der Indigo durch den hohen
Sauerstoffgehalt des Chromdoppelsalzes entfärbt wird. Ich nahm
nun meine Zuflucht zu den Anilinfarben und erhielt in der That
mit Anilinblau vortreffliche Resultate. Die im Handel vorkommende
weingeistjge Lösung dieses Farbstoffs wurde mit der zehnfachen
Wassermenge verdünnt und der das doppeltchromsaure Ammoniak
enthaltenden Leimlösung zugesetzt. Die mit dieser Mischung dar-
gestellten Copien zeigten in der Farbe die grösste Uebereinstimmung
mit den Injections- und Imbibitions-Präparaten, zu deren Anfertigung
Berlinerblau und Indigocarmin verwandt worden war.
Hierauf versuchte ich thierische Farbstoffe und zwar zimächst
den Farbstoff des Blutes zur Darstellung farbiger Blutkörperchen.
Einfach geschlagenes Blut konnte aus dem Grunde nicht angewandt
werden, da bekanntlich die Eiweisskörper durch Chromsäure gefällt
58
werden. Ich setzte daher geschlagenes Blut der SiedhitEe aas,
entfernte durch Pressen mittelst dichter Leinwand soviel wie m$glidi
das Wasser des Coagulums und zerrieb dasselbe pnter Zusatz you
wenigem Wasser in der Reibschale. Die auf diese Weise erhaltene
Flüssigkeit wurde durch einen dünnen Leinwandlappen filtrirt und
das Filtrat zur Darstellung der farbigen Blutkörperchen benatzt
Eine Lösung des Blutfarbstoffs konnte natürlich nicht erhalten
werden und es war daher in den von mir angefertigten Abbildungen
der Blutkörperchen des Frosches und des Menschen, welche mit
dem Blute des Schweines dargestellt worden waren, ein körniges
Verhalten nicht zu verkennen; allein ich zweifle kaum, dass dardi
möglichst sorgfaltiges Abreiben des Blutcoagulums in der Reibschale
und durch Anwendung feinerer Filter vollkommen befriedigende
Resultate erhalten werden dürften.
Mit anderen thlerischen Farbstoffen z. B. jenem der Galle zur
Darstellung der in den Fäcalmaterien vorkommenden, unverdauten
und mit Galle gefärbten Muskelfäden habe ich bis jetzt noch keine
Versuche angestellt.
(Der Mittheilung lagen zwölf Photographien von injicirten
Blut- und Lymphgefässen , Drüsenausführungsgängcn , Imbibitions-
und Blutkörperchen-Präparaten in den natürlichen Farben bei).
Heber das TanniDTerfaliren.
Von Jabez Hughes.
Das Tanninverfahren gefällt dem Verfasser wegen seiner Ein-
fachheit und Sicherheit; ferner bedarf es fast keiner anderen als
der beim feuchten Collodlonverfahren gebräuchlichen Lösungen, man
braucht kein Eiweiss zu schlagen, keine Gelatine zu lösen u. s. f.
Gewöhnliches Portrait -Collodion (4 Jodsalz, 1 Bromsalz auf
480 enthaltend) gibt gute Resultate. Dichtere Schichten scheinen
nicht so sehr zu Fleckenbildung geneigt wie dünne.
Eine Unterlage von Gelatine oder Kautschuk zum Festhalten
der Collodionschicht hält der Verf. nicht für nöthig; er hält die
Platte mit einem pneumatischen Halter und lässt das Collodion in
alle Ecken fliessen ; taucht es dann in ein schwach saures Silberbad
(von 1 : 14 oder 16). Wenn die öligen Streifen verschwunden sind
wird die Platte in eine Cüvette mit destiUirtem Wasser getaudit
Hierin bleibt sie bis eine zweite Platte im Silberbad ist, dann wird
sie eine Minute unter dem Wasserhahn abgespült, mit Tanninlosnag
(von 1 : 32) übergössen, und zum Trocknen hingestellt.
59
Es iBt nöthig zum ersten Waschen eine Taucheüvette mit
defltilUrtem Wasser anzuwenden, indem sich sowol in einer Sdiale
mit gewöhnlichem Wasser, wie w^iin man direct unter dem Hahn
ahspült, in und auf der Schicht unlösliche Silbersalze ablagern.
Von Zeit zu Zeit wird das destillirte Wasser gewechselt. Bei
Platten von 10x10 nimmt der Verf. nach je 6 Platten frisches
Wasser (etwa 5 Pfund).
Langes übermässiges Waschen ist nicht gut. Wenn die dicke
Seite der Coll^dionschicht sich beim Aufgiessen des Tannins nicht
bräunt, so ist die Schicht hinreichend gewaschen. Wascht man zu
lange, so erhält man leicht Schleier.
Die Stärke der Tanninlösung ist ohne grossen Einfluss. Ver*
schiedene Tanninsorten geben verschiedene Resultate; wenn man
daher nicht gut zurecht kommt, versuche man einmal anderes Tannin.
Die Tanninlösung muss die Schicht recht durchdringen, sonst
entstehen Flecken und Abzeichen. Gewöhnlich hält der Verf. die
Platte mit dem Halter, giesst hinreichend Lösung über, um das
Wasser fortzunehmen, welches auf der Oberfläche steht Dann
giesst er eine zweite Portion auf, die er hin- und herfliessen lässt.
Iseuerdings aber taucht er sie in ein Bad von TanmnlÖsung , und
lässt sie liegen bis die nächste Platte fertig ist. Er empfiehlt, die
Tanninlösung nicht abzuspülen, und auf Saugpapier stehend über
Nacht langsam trocknen zu lassen, dann die Ränder ^4 ^^U breit
mit schwarzem Asphaltlack zu bestreichen.
In Betreif der Haltbarkeit der Platten führt der Verf. nur an,
dass er sie niemals länger als 6 Wochen verwahrt und in dieser
Zeit keine Verschlechterung wahrgenommen habe.
Die Belichtung dauert für alkalische Entwicklung doppelt so
lADge wie bei feuchtem CoUodion; für saure Entwicldung sechsmal
so lange. Der Verf. belichtet stets so lange wie möglich, da man
zwar Ueberbelichtung corrigiren, für zu kurze Belichtung aber kein
Mittel besitzt Es ist nicht immer nöthig rasch zu arbeiten ; manche
Gegenstände können ebensogut fünf Minuten lang beuchtet werden
wie eine. Es ist ein übles Ding, wenn man zu kurz belichtet hat,
und sucht dies durch den Entwickler auszugleichen. Die Detlüls
können nicht kommen, dafür aber stellt sich Schleier ein.
Mit Tripletobjectiv Nr. 2 und mittlerer Blende belichtet der
Verf. 5 Minuten; für alkalische Entwicklung genügen oft schon 30
Secunden. Wo dies mögüch ist, nehme man zwei Platten von
jeder Ansicht; eine kurz belichtet für allutlische Entwicklung, eine
)i Ui saure.
60
Beim Entwickeln hält man die Platte mit dem pneumatisdien
Halter. Man befeuchtet die Schicht gut Hat man kurz beuchtet,
80 entwickelt man alkalisch. Man löst:
Kolilensaures Ammoniak . . 1 Gramm,
in destillirtem Wasser . . .210 „
und filtrirt. Die Lösung färbt sich. Hierron giesst man genag
auf die befeuchtete Platte; man lässt in ein reines Geföss zurück-
fliessen und setzt auf je 80 Gramm der Flüssigkeit soviel trockne
Pyrogallussäure zu wie auf einem Schilling Platz hat; sie löst sidi
gleich; man braucht nicht zu filtriren. Mit dieser Mischung wird
das Bild gleich erscheinen. Man entwickelt bis alle Details bei
reflectirtem Licht sichtbar sind, denn in der Durchsicht wird
man kaum etwas wahrnehmen. Man wascht und verstärkt wie
gewöhnlich, mit saurer Pyrogallussäure und einigen Tropfen 2%iga
Silberlösung.
Pyrogallussäure .... 2 Gramm,
Citronsäure 1 „
Destillirtes Wasser ... 480 ^
oder:
Pyrogallussäure .... 1 Gramm,
Eisessig 30 „
Destillirtes Wasser . . . 480 „
Die alkalische Lösung wird abgespült, dann wird eine dieMr
Lösungen auf die Schicht gegossen, in ein reines Gefäss abgegossen^
hier mit einigen Tropfen Silberlösung vermischt, und wieder auf-
gegossen. Der Verf. räth die Platten im Dunkelzimmer nicht znm
vollständigen Grade der nöthigen Kraft zu verstärken, da mao
diese im gelben Licht nicht so gut beurtheilen kann; die IntensitiU
der Trockenplatten-Negativs hängt nämlich viel von ihrer Farbe ab.
Es ist daher besser, erst nach dem Fixiren die Verstärkung zu
vollenden.
Hat man der Platte die normale Belichtung gegeben, so ent-
wickle man gleich nach dem Befeuchten mit einer der oben ange-
führten sauren Lösungen und einigen Tropfen Silberlösung. Tod
letzterer nehme man möglichst wenig; erst wenn das Bild vollständig
hervorgekommen ist, darf man mehr Silber nehmen, um zn Te^
stärken. Scheint das Bild überbelichtet, so verstärke man es
hauptsächlich nach dem Fixiren; wurde es zu kurz belichtet vor
dem Fixiren, weil durch das Verstärken nach dem Fixiren die
Contraste gesteigert werden. Nach dem Verstärken wird dsi
Negativ getrocknet, gefimisst und ist dann fertig zum Drüekes.
61
Bei darauffaUendem Licht wird es immer etwas Terschleiert aus-
sehen, nicht so in der Durchsicht.
Die Trennung des Entwicklens vom Verstärken hält der Verf.
für selir wichtig. Entwickelt man von Tomherein mit viel Silber,
8o werden die hohen Lichter zu intensiv, und das Bild hart. Man
suche erst mit wenig Silber alle Details schwach zu entwickeln,
und verstärke dann indem man etwas mehr Silberlösung hinznnimmt ;
80 hat man über die Intensität eine viel bessere ControUe.
Die alkalische Entwicklung hält Hr. Hughes für eine sehr
werthvolle Entdeckung, die der Trockenplattenphotographie eine neue
ungeahnte Bahn eröffne; die Bilder werden ganz ebensogut wie
mit saurer Entwicklung. Immerhin ist die letztere sicherer da man
nicht so leicht in der Belichtungszeit fehlt.
Kommt das Bild durch die alkalische Entwicklung nur in den
Umrissen hervor, so nehme man etwas mehr trockne Pyrogallussäure.
Aber man darf sich hierauf nicht zu sehr verlassen, denn mit dem
Bilde kommt bei diesem Mittel zuweilen Schleier.
Kohlensaures I^atron hat dem Verf. nicht so gute Resultate
gegeben, wie kohlensaures Ammoniak. Auch heisse Entwicklung
empfiehlt er m'cht.
Ist das Bild nach dem Belichten schon sichtbar, oder konunt es
beim Befeuchten der Platte hervor, so ist alkalische Entwicklung tiber-
flüssig. Auch wenn das Bild schon unter der Lösung von kohlen-
saurem Ammoniak erscheint (ehe Pyrogallussäure zugesetzt wurde)?
spült man gleich ab, und nimmt den sauren Entwickler. Immer
mass man nach Anwendung der alkalischen Lösung waschen, dann
die saure Lösung übergiessen um das Alkali zu neutralisiren , und
zuletzt erst Silber zusetzen; sonst entsteht Schleier.
Heber das Collodion-AlbamiBTerfahreii.
Von H. Petschler.
Man reinigt die Platten mit altem CoUodion und polirt sie mit
ganz reinem Leder. Vor dem Collodloniren erwärmt man sie zu
zwei und zwei, indem man die reinen Seiten aufeinanderlegt,
um Staub, Luft und Feuchtigkeit abzuhalten. Wenn sie wieder
abgekühlt sind, wird das Collodion aufgegossen. Durch dies Er-
wärmen wird in manchen Fällen das Blasenwerfen verhindert.
Eine Mischung von altem und frischem Collodion zieht der
Verf. vor ; wenn sie zu dick wird, verdünnt er sie mit einer Mischung
von drei Theilen Aether und einem Theil Alkohol. Das Collodion
62
soll hSüfig filtrirt werden oder in viele kleine Flaschen ans^fflh,
aus denen man immer eine gewisse Menge verbraucht Wenn das
Collodion erstarrt ist, gibt man die Platte in em Silberbad von
1:12, welches durch Jodkalium jodirt wurde. Hierin bleibt sie
etwa 5 Minuten; dann wascht man sie in einer Schale und anter
einem Hahn, und taucht sie in Salzwasser (eine Prise Salz auf die
halbe Schale Wasser). Geschieht dies nicht mit einem mal, so
bekommt man einen Streifen mitten durch die Schicht Man wajsdit
dann unter dem Hahn oder in der Schale, lässt einige Momente
abtropfen und giesst das Albumin an allen Ecken drei bis viermal
auf. Das Albumin ist so zusammengesetzt:
Das Weisse von vier Eiern,
Jodkalium oder -ammonium . . 30 Gramm,
Bromkaliimi oder -ammonium • • V2 n
Jod eine Spur,
Ammoniak 40 Tropfen.
Die Salze lost man im Wasser mit hinreichend Jod, um die
Flüssigkeit sherryfarben zu machen, dann setzt man das Ammoniak
zu, und schlägt diese Mischung mit dem Eiweiss zu festem Schnee,
indem man sie in einer Flasche mit zerbrochenen Glasstud^en
tüchtig schüttelt (Es gibt auch Porzellangefässe für diesen Zweck,
die innen mit Spitzen versehen sind.) Nach einigen Stunden giesst
man die klare Flüssigkeit zum Gebrauch aus.
Die mit Albumin bedeckte Platte wird auf reines Saugpapier
gestellt und mit der Schichtseite an die Wand gelehnt. Eine Minute
nachher legt man frisches Saugpapier unter. Nach dem Trodmcn
erhitzt man die Platte vor dem Feuer.
Die Platten können bis hierher im zerstreuten TagesliAt
präparirt werden, aber der Verf. zieht vor es im Dunkelzimmer zu
thun. Sie werden in Kästen aufbewahrt, oder gleich empfindlid
gemacht Wenn man sie erst später empfindlich machen will, moss
man sie kurz vorher wieder erwärmen.
Essig-salpetersaures Silberbad.
Reines salpetersaures Silber . . 8 Gramm,
DestUlirtes Wasser 100 j,
Eisessig 6 ,,
Mit Jod- und Bromkalium zu versetzen.
In diesem Bad bleibt die Platte fiinf Minuten ; dann wird sie
unter dem Hahn gewaschen und auf reinem Saugpapier (da« wenn
es feucht geworden durch frisches ersetzt wird) an die Wand
gelehnt Nach dem Trocknen wird belichtet
63
Sollen die Platten einige Monate haltbar bleiben, 00 kann man
sie naeh dem letzten Wasehen in eine Schale mit Salzwasser tauchen,
gut unter dem Hahn abspülen, mit gesättigter Gallussäurelösung
übergiessen und trocknen lassen.
Die Belichtungszeit der Collodion - Albuminplatten varlirt sehr.
Hr. Petschler hat gute Bilder in 15 Secunden erhalten, und auch
2 bis 3 Stunden belichtet. Im Allgemeinen wird man bei gutem
Licht für ein Stereoskopbild 3 bis 10 Minuten brauchen.
Entwicklung.
Bei geeigneter Behandlung erhält man mit zu kurz wie mit
cu lange belichteten Platten gute Resultate.
I.
Pyrogallussäure . . 1 Gramm,
Wasser 160 bis 240 Gramm.
n.
Salpetersaures Silber . 2 Gramm,
Citronsäure .... 4 „
Eisessig 12 „
Wasser 100 „
Man hält die Platte mit einem pneumatischen Halter oder legt
sie auf ein Niveau ; befeuchtet sie , giesst die Lösung 1) auf und
ab, bis das ganze Bild entwickelt ist; dann spült man ab, und
vermischt die Pyrogallussäure mit einigen Tropfen Silberlösung
Nr. 2. Die Details werden dadurch gekräftigt. Man setzt noch
etwas SUberlÖsung zu und behandelt damit die* Platte so lange bis
sie hinreichend kräftig ist.
Bei Platten, die mit Salzwasser und Gallussäure behandelt
wurden, muss man von vornherein beim Entwickeln einen oder zwei
Tropfen Silberlösung zusetzen. Man fixirt in schwach angesäuertem
unterschwefligsaurem Natron, wascht gut ab, trocknet und firnisst.
Schliesslich gibt der Verf. den Rath, bei allen Operationen die
grösste Reinlichkeit herrschen zu lassen, und niemals fremde Stoffe
unter, in oder auf die empfindliche Schicht kommen zu lassen,
sodann nur Präparate von der besten und reinsten Qualität an-
zuwenden.
Dabliner hteniatieMale Aasstellung 1865.
Der Geschäftsführer des photographischen Departements der
Dubliner internationalen Ausstellung macht uns die Mittheilung,
dass das Comitd keine Mühe scheuen werde, diese Abtheilung so
interessant wie möglich zu machen; es werden daher auch die
deutschen Photographen ersucht, sich an der Ausstellung recht
64
zahlreich itt betheiligen, was am so wünschenswerther als ron
anderen Lftndern voraussichtlich sehr viele Photographien snr Aus-
stellung kommen werden.
Folgendes sind die speziellen Bedingungen für Photographien:
Alle Arten von Photographien sind zugelassen ; die Direction behält
sich vor, solche Sachen zurückzuweisen, die ihr ungeeignet zur
Aasstellung erscheinen. — Sämmtliche Bilder müssen unter Glas
und Rahmen sein; nur in Oel gemalte lebensgrosse Photo-
graphien brauchr^n nicht verglast zu sein. Jedes Bild resp. jeder
Rahmen mit Bildern ist auf der Rückseite mit einem Verzelchniss
zu versehen aus dem folgendes ersichtlich: Gegenstand, Verfahren,
Name des Photographen oder des Ausstellers, seine Adresse, die
Nation, und wenn das Bild verkäuflich auch der Preis. Eben solebe
Verzeichnisse sind auf dem Boden der Paclckisten zu befestigen. —
Retouchirte und colorirte Bilder sind als solche zu bozeichnen;
nur wenq die Retoucbe nichts weiter bezweckt als kleine Fleckchen
im Negativ zu verdecken, ist dies nicht erforderlich.
Aus den allgemeinen Bestimmungen heben wir hervor : Anmel-
dungen zur Ausstellung sind sofort beim Comit^ zu machen, mit
Erwähnung der Classe (F). Medaillen und Ehrendiplome werden
für Photographien zuerkannt werden. Die Colli müssen die Adresse
an das Ausstellungs - Comit^ tragen und eine deutliche Nummer
und Marke führen. Die Aussteller haben bei der Absendung dem
Frachtbrief ein genaues deutlich geschriebenes Verzelchniss des
Inhalts des Collies und der Werthangabe des Inhalts in duplo mit
lateinischen Lettern beizufügen. Der Transport bis zum Ein-
schifTungshafen und umgekehrt ist zu Lasten der Aussteller. Es
ist wünschenswerth , dass die Ausstellungsgegenstände in der ersten
Hälfte des Monats März 1864 spätestens zur Verschiffung gelangen.
Die Adresse des Comit^s ist:
To the Committee for the
International Exhibition of 1865,
Exbibition Palace,
From (Adresse des Ausstellers). Dublin.
Reflectirende Aussteller in Rheinland und Westfalen können
ihre Anmeldungen dem Ausscbuss des Handels- und Gewerbevereins
in Düsseldorf zusenden, der das weitere veranlassen wird.
Die Ausstellung wird am 9. Mai 1865 eröffnet und dauert bis
zum 9. November.
Photographisolie Portraitgallerie. — Während die Wiener Kunstzeitons
„Recensionen'* sich auf einen der Photographie feindlichen Standpunkt stallt,
bereitet der Redacteur der Berliner „Dioscuren*', Dr. M. Scbasler, ein auf die
Photographie gestütztes ebenso populäres wie künstlerisches Unternehmen vor.
Dasselbe besteht in einer nach Serien geschiedenen photographischen Portrait-
gaUerie in Form von Brustbildern von 1^2 ZoU Kopfhöhe.
Für die nächste Nummer liegen u. A. folgende interessante Mittheilungen
vor: Ueber das Räuchern des Albuminpapiers mit Ammoniak, von Prof. Hirnes;
Über die Wothhtypie, von Hrn. Mende.
Qedmckt bei S«m. Lucas ia Elberfeld.
PhotograpMsches Archiv
mmmiM TI* - Hr. Um. - f •• Feftraar U%B.
Eickblieke im lUe TeiKugoiheit der Pkttogra|pU6b
Von Dr. J. SokUIBS.
Abemals Ist ein Jahr in das Meer det Ewigkeit gesunken.
Besonders wichtige Entdeckungen im Gebiete der Photographie hat
es uns nicht gebracht, man mfisste denn die Veröffentlichung des
WoAly'sefaen Ter&hrens lünjEUredmen. Indessen hier heisst's noch
abwarten! —
Die Photograpliie ist hinter den raschen Fortschritten anderer
fndnstiieller Künste und tedmischer Wissenschaften nicht surfick-
gebliefoen. Anfangs geschahen die folgenreichsten Entdeckungen in
der Photographie ziemlich rasch hintereinander ron Seiten Einzelner,
Ich nenne nur die Entdeckung der Kalotypie, der Anwendung des
CoUodions, der Pjrogallussäure, und der Bromsalze. Die Ausübung
der Praxis befand sich nur in den Händen Weniger und auch ron
diesen lieferten nicht alle gute Bilder; eine gute Photographie war
eine Seltenheit und jetzt kann man sagen, dass dies der Fall ist
mit einer wirklich schlechten Photographie. Die Fortschritte unserer
Kunst geschehen jetzt mehr durch das unwillkfirlicfie Zusammen-
wirken von Tausenden practischer Leute und betreffen mehr die
Tedinik, es ist ein Wirken ins Kleine, aber durch die Massen-
hafligkeit der Wirkenden nichts destoweniger sehr beachtenswerth
iOr die Yervollkommnung des Ganzen. Die kleinen Verbesserungen
alle aufzuzählen, welche fast täglich geschehen, ist unmöglich, aber
Dank der photographischen Literatur, sie werden bald Gemeingut!
Wer schon vor zwölf oder mehr Jahren practischer Photograph
gewesen, weiss diese Fortschritte zu schätzen! Zum Vergleiche
mit der Jetztzeit möge für die jüngere Genossenschaft unserer
GoBegen eine kleine Schilderung aus damaliger Zeit Platz finden.
66
Die einzigen guten Instrumente waren damals die VoigtUnd^
und auch diese gaben nur unter besonderen Kunstgriffen
Bilder, welche unangenehme Thatsache man spSter mit dem N4
Focusdifferenz bezeichnete, zu deren Beschönigung — da aie
alledem doch nur ein Fehler war — man eine Zeit lang
eine besondere Theorie aufttaute, zufolge welche die FoensdifferaiE
ifür jedes gute Doppelobjectiv eine notibwendige Bedingan^^ «eL
Die Fortschritte der Zeit haben auch diesen lächerlichen IrrthnB
beseitigt. Von derselben Seite entspann sich noch For &nigem
Jahren ein brieflicher heftiger Disput mit mir, da ich der dnrch
die Erfahrung begründeten Ansicht war, dass ein fünÜEoUigci
Doppelobjectiv unter gleichen Bedingungen langsamer arbeite, als
ein zwei- oder dreizölliges, wenngleich die wirksame Linsendffim^g
und die Brennweite dieselben seien. Gewiss werden alle Practiker
mehier Meinung beistimmen, aber damals hatte idi einen liartea
Kampf zu bestehen zur Verfechtung meiner Ansicht, blos weil in
den Preisverzeichnissen, der betr. Firma, eine andere Theorie auf-
gestellt worden und m^an sich kein Dementi geben wollte. Kiu,
jeder Practiker hatte sich mit Aufwand von vieler Mühe uud Zeit
und vielem Gelde selbst erst den ^eg über mandie Hindemjaw
zu bahnen. laicht die kleinsten waren bedingt durch die scUecfate
Beschaffenheit der Chemikalien, keine chemische Fabrik war noch
darauf eingerichtet, photographisch brauchbare Stoffe zu liefen.
Man hatte wohl Collodion und Aether, Jodkalium u. dergL, aber
was Hir Zeug! Das Collodion kaum gut genug, um Wunden danit
zu bekleistem, der Aether so sauer, wie Essig, das Jodkaliim
stark alkalisch und zerfliesslich, zu geschweigen von der Pyro|aUiis*
säure und anderen Stoffen der seltenen Art, die anfangs gar nicht,
oder nur in schlechtester Qualität zu erhalten waren. Auch das
unterschwefljgsaure Natron, das jetzt centnerweise zu sehr biUigea
Preisen geliefert wird, war damals eins von den seltneren und
theureren Präparaten. Die ersten JodcoUodions wurden als
derbare, geheimnissvolle Mischungen angestaunt und waren
schwer zu erlangen. Das erste, das ich von einer renommirteD
Firma erhielt, — war von der Farbe des Braunbieres und erweckte
deshalb den Gedanken, da die Zusammensetzung der JodcoUodiea
noch ein Geheimniss war, — dass einfach Jod in das GoUodioB
gethan werde. Die nöthige Expoaitionsdauer betrug im Freien bei
Benutzung eines lichtstarken Yoigtländer'schen Doppelobjectivs durch-
schnittlich 50 bis 60 Secunden!
Schon damals zeichnete sich Frankfurt durch Liefenug des
besten JodcoUodions aus, namentlich die dortige Hirschapotheke.
67
koBiite damit leldit Aogenblicksbilder auftiehmen, was Itir die
damalige Zeit, besonders nach kaum überwundenem Negativpapier*
BftandpQidct, viel beissen wollte. Die Quälereien mit schlechten
Snbatanxen waren bei Ansübung des l^alotypverfahrens womöglich
noch gr&sser, da hier auch noch viel von der Beschaffenheit des
Papteres abhing. Die läeheriichsten Yorscfariften coursirten übrigens
damals Aber die Bereitung der Negati\^apiere, und sieht man jetzt
dergleiehen Recepte durch, so athmet man erleichtert auf, denn die
Zeit hat auch hier einen ungeheuren Wust von Unsinn und Irrthiim
beseitigt Ja, es sind wie bei allen grossen Entdeckungen, wie
bei jedem Fortschritt, die Menschen gleichsam nur die Mittel des
ZeitgeiBtes, um sieht- und greifbar su werden, es ist der unauf-
haltsame Pulssehlag der Zeit, den wir Fortschritt der Wissenschaft
and Industrie nennen und der ron Menschengeist und Menschen-
hliaden ausaugehen scheint
„Jede Erfindung ist mehr ein Product der Zeit,
als eines einzelnen Geistes. Daher kommt es denn
auch, dass gemeinhin eine Industrielle Erfindung
mehrere Urheber zugleich hat^
Ja, die Menschheit und der Zeitgeist sind ewig, die einzelnen
Menschen tauchen auf und verschwinden, nur ihre guten Ideen
bleiben, sie sind Mittel zum Zweck des ewigen Geistes.
BeMerkmigeii Aber das Rftodierii des Albuminpapiers
mit Amnoniab,
Von Prof. Charles Hirnes, A. M.
Von den versehiedenen Positirdruckverfahren, die man an Stelle
des Silberrerfahrens vorgeschlagen hat, scheint noch keins industrielle
Anw6ndung gefunden zu haben; es muss daher alles das für den
praetischen Photographen noch immer von Interesse sein, was dazu
beiträgt, nach der alten Methode gute Resultate mit möglichst
grosser Sicherheit und möglichst geringer Auslage an Zeit, Arbeit
und Geld zu erzielen.
Ich habe zuweilen Bemerkungen über das Ammoniakräuchern
gesehen, die meiner eigenen Erfahrung widersprachen, und auch
Yorsichtsmassregeln, die man für nnerlfissllch erklärte, die vielleiclit
manchen abschreckten, dies Verfahren zu versuchen. Ich lernte
das Verfahren dnrch einen Freund kennen, ein Jahr bevor ea
seinen Weg in die Journale fand, und habe es seit der Zeit befolgt
und immer mehr seine treffliche i^enschaft erkannt, manche Fehler«
68
qneUen unschädlieh xu machen. Ich verfahre in dieser
Welse :
Gewöhnliches Albuminpapier lasse ich auf neotraler 6^/||lgcr
Silbernitratl5sung schwimm^. Yersache mit verschiedenartig söge*
säuerten so wie mit alkalischen Lösungen führten mich entsdüedea
xur Benutzung eines neutralen Bades; denn 1) ist es am leiehtesleii
XU bereiten ; 2) das auf neutralem Bade präparirte Papier hük sieh,
ebensogut wie das auf saurem Bad präparirte, es wird sdion M
einer kürzeren Räucherung mit Ammoniak viel empfindlicher, tiwl
leichter und gibt brillantere Abdrücke; 3) nach dem Bäuchem mit
Ammoniak ist es ebenso empfindlich und besitzt alle übrigen Vor»
thetle wie das auf alkalischem Bad präparirte, während es vor dem
Räuchern sich bei weitem besser hält; 4) die neutrale SÜberiösong
bräunt sich nicht so rasch wie ein alkalisches Bad, mit manclMi
Sorten Papier bleibt sie sogar ganz klar; besonders ist dies der
Fall mit der schwachen Lösung die ich anwende.
Die Bestimmung der Form und Grösse des Räudbeikastens
wird jeder Photograph nach Bedürfniss vornehmen. Mir dient ein
einfacher Kasten von 2 Fuss im Quadrat und 2 Fuss Höhe. Etwa
einen Zoll vom Deckel sind Schnüre angebracht, an Haken die in
den Seitenwänden befestigt sind ; eine der Seiten ist zum Oeffineii,
mit Charnieren. Soll der Apparat gebraucht werden so setse ich
ein Schäichen mit Ammoniak auf den Boden und hänge das Papier
mit amerikanischen Holzklammem an den Schnüren auf.
Hier treten uns verschiedene Fragen entgegen die wir nach-
einander beantworten wollen.
Muss das Papier getrocknet werden ehe es den Ammoniak-
dämpfen ausgesetzt wird? Die meisten die sich hierüber geaosseit
haben, empfehlen nur ganz trocknes Papier zu räuchern. Dr. van
Monckhovon der als wissenschaftlicher Photograph so bekannt ist,
geht so weit, das flüssige Ammoniak durch kohlensaures Ammom
SU ersetzen um eine möglichst trockne Ammoniakatmosphäre sa
erlangen. Wie ich das Verfahren zuerst mitgetheilt erlüelt wordo
mir besonders empfohlen, das Papier vor dem Räuchern eist
knochentrocken werden zu lassen; aber ich fand bald, dass das
Papier so wie es vom Silberbad Imm, gleich im Räucherkasten nm
Trocl^nen angehängt werden konnte. Wenn aber das Papier halb-
trocken ist und dann geräuchert wird, so ist das Resultat in den
meisten Fällen ein ungenügendes. Der Grund sdidnt mir darin
SU liegen, dass das Papier die Feuchtigkeit ungleidimässig ahsorbiiC,
und folglich die Ammoniakdämpfe ungleich darauf wirken; wiid es
den Dämpfen ausgesetzt ehe es theilweise trocken werden kennte,
69
sdieineii dieselben ihre Wirkung ToUkommen erreicht zu haben,
elie es anfängt zu trocknen, besonders wenn das Papier eine
xiemUeh gleidunässige Textur besitzt Um also Tor solchen Fehlem
^anz sicher zu i^in, trockne man das Papier vor dem Räuchern,
oder man hänge es gleich wie es vom Silberbad kommt, im Räucher-
kasten zum Trocknen auf.
Ich ziehe es vor das Papier erst zu trocknen, da der Erfolg
dann weniger von der Beschaffenheit des Papiers abhängt; auch
mreü das Papier wenn es gut getrocknet ist, vor dem Räuchern
einige Tage aufbewahrt werden kann. Wie lange das Papier ge-
räuchert werden muss, hängt von der Stärke des Ammoniaks in
gewissem Grade ab. Ich habe es nie zu stark gefanden, aber es
kann so schwach sein, dass es fast gar keine Wirkung äussert,
oder doch mehr Zeit erfordert, als man schicklich dafür anwenden
kann. Ich nehme meistens Ammoniak, welches in 5 Minuten seliiä
Wirkung erzielt; sobald es so schwach geworden ist, dass es 15
Minuten braucht, nehme ich frisches. Die schöne Purpurfarbe die
das Papier nach der ersten halben Minute der Belichtung annimmt,
ceigt dass das Papier hinlänglich geräuchert wurde; besser ist es
indessen länger als ndthig zu räuchern, als zu kurz.
Man hat verschiedene Vorrichtungen gebraucht um in dem
Kasten eine gleichmässig vertheilte Ammoniakatmosphäre zu er-
langen; aber ich habe gefunden, dass man dies nicht nöthig hat,
wenn das getrocknete Papier aufgerollt und so umgebogen wird,
mit der Albuminseite nach aussen, dass die beiden diagonalen
Ecken in dieselbe Klammer gestehet und so aufgehängt werden.
Ohne diese Yorsichtsmassregeln würden Ammoniakströme durch das
gerollte Papier ziehen, einen Theil mehr wie den anderen berühren,
und so eine ungleichmässige Wirkung des Lichts verursachen.
Anstatt das Papier in dieser Weise aufzuhängen, wird wohl eine
kleine Fahne im Deckel des Kastens befestigt und von aussen
durch eine Handhabe in Drehung gesetzt um Luft und Ammoniak-
dampf gehörig zu mischen. Oder eine kleine Luftpumpe, aus einem
Gummiball und Röhren bestehend, kann gebraucht werden die Luft
herauszupumpen bis die Mischung im Kasten gleichmässig geworden
ist; wenn man starkes Ammoniak anwendet genügen einige Minuten
zur erforderlichen Diffusion. Das Papier kann gleich wie es aus
dem Kasten kommt gebraucht werden, wenigstens habe ich nie für
nöthig gefunden es liegen zu lassen, damit der Ueberschuss von
Ammoniak verdunsten könne, wie von einigen empfohlen wird.
Nadi einer oder zwei Stunden, besonders bei warmem feuchtem
Wetter und mit einigen . Sorten Albuminpapier, wird das Papier
70
gelb; die Abdräcke werden dann zwar auch noch gut, tonen aber
langsamer. Das Papier ist empfindlicher als das in gewöhnlk^er
Weise präparirte, und die Abdrücke brauchen nicht so krift%
gemacht zu werden, namentlich wenn das SilberbaH so schwach Ist
wie ich angegeben habe; starke Silberbäder machen bedentendes
Uebercopiren nöthlg.
Die Behandlung nach dem Herausnehmen aus dem CSopirrahmea
ist dieselbe wie bei den gewöhnlichen Albuminbildem. Sie weidea
gut gewaschen, zuerst in Wasser, dann in sehr verdünnter Salz-
lösung, und schliesslich nochmals abgespült, damit nicht ziiTici
Salz in das Tonbad mitgenommen wird.
Das Tonbad bereitet man durch Alkalisiren einer yerdunnini
Goldclüoridlösung {^J2 Gramm Chlorgold auf 1000 Gramm Wasser)
mit soviel Tropfen kohlensaurer Natronlösung, dass ein ^tück ge-
röthetes Lakmuspapier durch die Flüssigkeit wieder gehlänt wird.
Das Bad kann gleich gebraucht werden; besser erst nach 10 oder
15 Minuten. Ich präservire das Bad stets, indem ich es nach dem
Gebrauch durch einige Tropfen Chlorwasserstoffsäure ansäure, und
vor dem nächsten Gebrauch wieder alkalisire. Von Zeit zu Zeit
setze ich etwas Goldchlorid zu. Diese wiederholten Beifttgungea
von Salzsäure und kohlensaurem Natron erzeugen mit der Zeit eine
beträchtliche Menge von Chlomatrium, welches zwar in geringea
Mengen von einigen practischen Photographen für nützlich erachtet,
in grösseren aber als Fixirer wirkt, indem es das Chlorsilber auflöst
Dies ist nicht zu beHirchten, wenn man die Salzsäure immer nur •
in möglichst geringen Ueberschuss zusetzt; ich erwähne die Sache
nur, weil ein Operateur, dem ich diese Behandlung des Tonbads
als geeignet und ökonomisch empfohlen hatte, mir nach einiger
Zeit klagte, die Abdrücke verdürben im Tonbade. Ich fand in
seinem Bade eine übermässige Menge von Salz, theils weil er die
Abdrücke nicht nach der Behandlung mit Salzwasser abgespult,
und theiis weil er immer einen grossen Ueberschuss von Salzsäure
zugesetzt hatte. Eine gute ControUe hierfür ist, nur soviel Salzsäure
zuzusetzen, dass blaues Lakmuspapier entschieden geröthet winL
Ich recapitulire die Yortheile des Räucherverfahrens:
1) Das Papier ist empfindlicher, und die Abdrücke brancheB
nicht stark übercopirt zu, werden; . «
2) £s tont leichter und gibt Abdrücke von viel reicherem
Ansehen ; .
3) £s behält im Fixirbad seinen Ton und seine Intenaüil;
4) Ein viel schwächeres Silberbad kann gebraucht werdeu;
ein Bad von 6% ist einem von 12% vorzuziehen, während oha«
71
Räucherung das Bad mindestens 12% stark sein mass, wenn man
ein gutes Resultat erreichen will. Die Vortheile eines schwachen
Bades sind zahlreich; die Abdrücke werden brillanter, brauchen
weniger übercopirt zu werden; die schwachen Bäder bräunen sich
nicht 80 rasch beim Gebrauch, und sind billiger als starke;
5) Die Qualität des Bildes hängt nicht so sehr von der des
Alfauminpapiers ab; Sorten die bei der gewöhnlichen Behandlung
aehr schlechte Abdrücke gaben, lieferten mir sehr häufig ganz yoi^
zügliche Resultate;
6) Negativs die für das Abdrucken auf nicht geräuchertem
Papier viel zu schwach sind, geben ganz brillante Bilder.
Das Verfahren ist nur scheinbar umständlicher, während seine
Vorzüge bedeutend sind.
Giessen, im Januar 1865.
Die ..WotUytypie^
Aus den kargen Notizen in den verschiedenen photographischen
Zeitschriften und andern Gründen, lässt sich schliessen, dass die
photographische Welt gar bald diese so pomphaft angekündigte
Erfindung des Herrn Wothly todtschweigen werde. Denkbar, dass
der selbstgeschaffene Name etwas länger bei den deutschen Zwei-
hundertfrancs - Photographen nachhallt, die das gebrachte Opfer an
Geld nicht sobald zu verschmerzen vermögen. Das Beste an der
Erfindung sind unstreitig die vorhergegangenen Zuschriften, welche,
geschickt abgefasst, den Glauben erweckten, dass nach der quest.
Methode kein Silber und mithin auch kein unterschwefligsaures Salz
in Anwendung komme. Für den wissenschaftlich gebildeten Photo-
grapben sind schon die ersten Seiten der Brochüre hinreichend, die
Leetüre abzubrechen. Die Furcht vor plötzlicher Erschöpfung der
Bergwerke an Uranerzen wird sich bei dem Herrn Chemiker, der
mit den betreffenden Bergwerksgesellschaften zu, alleiniger Ver-
arbeitung der Erze contrahirt hat, wol ebenso bald gelegt haben,
wie die Hoffnung derjenigen geschwunden sein wird, welche meinten,
dass mit der Wothljtjpie ein neues werthvoUes Prinzip in unsere
Wissenschaft eingeführt werde.
Jeder wirkliche Photograph weiss, also ausgeschlossen das
beträchtliche Heer der nomadisirenden und sesshaft gewordenen
Kirmessphotographen, dass die Versuche mit Uran nur deshalb
angegeben worden sind, weil der Verlauf der Operationen (Anwen-
dung von Silber, Gold und unterschwefligsaurem Natron) genau
Pk*torrftpliiMlLef AreUT. Kr. 76. 16. Febnur 186$, ^ ,
72
derselbe ist, wie bei dem Verfahren mit Chlorsilber ; ebenso bekanot
ist, dass in Folge des Einsinkens der Bilder die mannigialtif^dteii
Substanzen zur Verhütung dieses Uebelstandes theils angewendet,
theils in Vorschlag gebracht worden sind. Der Ausdauer des Hem
Wothly, durch viele Versuche dahin gelangt zu sein, als yortreffliches
Mittel CoUodion in Anwendung zu bringen, wollen wir volle Ge*
rechtigkeit widerfahren lassen, auch liegt kein Grund zum Zuveifel
vor, dass es dem Herrn Wothly recht schwer geworden ist, seine
Erfindung in Receptform zu bringen; denn die ihm gewordenen
Summen sind nach seinem Ausspruch ja nur ein verhältnissmäsAig
geringes Aequivalent für die gehabten Mühen und Unkosten. Hierin
liegt wol das Motiv, weshalb den Ankäufern des Geheimnisses auf
volle 5 Jahre der Mund geschlossen worden ist. Die Etablimng
von Geheimnissfabrikations * Anstalten scheint übrigens bei den
deutschen Photographen epidemisch werden zu wollen.
Mit der leicht zu begründenden Behauptung, dass durch Herrn
Wothly's Erfindung nach keiner Seite hin ein Vortheil erzielt werden
kann, könnte das vorstehende Streiflicht hiermit erlöschen, wenn
nicht besagte Brochüre auch ein Curiosum verborgen hielt. Herr
Wothly setzt nämlich, um das Uransalz seiner Liqueure zu re-
d uz Iren, einen geringen Gewichtstheil Silber (salpeters.) m.
Den wissenschaftlichen Photographen muss es unangenehm berühren,
wenn in einem gedruckten Werkchen nach dem Willen des Autors
die Naturgesetze einen Purzelbaum schlagen müssen. Herr Wothlj
sollte wissen, dass das Wothly 's che Uransalz unter dem
Negativ durch das Licht allein reduzirt wird und sodann als
Oxydulsalz, ganz analog dem Eisenvitriol, reduzirend auf die
edlern Metalle einwirkt, also in vorliegendem Falle auf das sal-
petersaure Silberoxyd. (Siehe die electrische Spannungsreihe der
Metalle.) Oder ist es eine von jenen Eigenschaften des Urans,
welche nach der Behauptung des Herrn Wothly von den ChemilLem
noch nicht beobachtet worden, nämlich (um in der Sprache der
Wissenschaft zu reden) negativer zu sein als Silber? Die Wotli-
lytypie ist mangelhafter als das bisher gebräuchliche Chlorsilbei^
verfahren. Sie wäscht die Bilder mit saurem Wasser, welche
ohne Alkali nicht von der Säure vollständig befreit werden können.
Spuren von Säure aber schwefeln bei der nun folgenden Anwendung
eines Goldbades mit unterschwefligsaurem Natron ganz zweifellos
einen Theil des vorhandenen Silbers. Erst seit der Einfuhrung der
alkalischen Goldbäder zeigt sich eine weit grössere DauerhafUgkek
der Bilder. Das Uranverfahren wird nur dann das bisherige yer-
drängen, wenn der Silberzusatz übersprungen wird, indem man d«n
73
Dransals direct Chlorgold in einer entsprechenden Menge sasetzt.
Yenvehe müssen zeigen, oh die so erseugten Bilder die gleiche
Kraft und angenehme Färbung hesitzen, als die Albuminbilder und
die Darstellongskosten die seitherigen nicht übersteigen. Letzterer
Ponkt ist besonders in's Auge zu fassen, da viele Photographen
zu ihrem eignen Ruin gegenwärtig Preise gesetzt haben, die der
Yermuthung Raum geben, als wenn Silber und Gold und so viele
andere Dinge gar kein Geld kosten und die rastlose und aufreibende
Thätigkeit des Photographen eine Erholung sei.
Schliesslich muss ich der Mittb eilung des Herrn Liesegang £r-
-wähnung thnn, nach welcher das vom Uranpapier abgelöste CoUodion-
htatchen kein Bild enthält Diese Erscheinung liegt einfach in der
Auspressung der gelösten Salze beim Zusammenziehen des CoUodions
-während des Trocknens. Eine Anziehung der ausgepressten Salze
kann nur Seitens der Papierfaser erfolgen. Hieraus folgt, dass
derartige Bilder beim Waschen ihre löslichen Bestandtheile von der
Rückseite ans verlieren, da das Collodionhäutchen nach dem Trocknen
nicht wieder genügend porös wird.
Nachdem sich nun über die Tragweite der Wothly'schen Er-
findung hinreichende Klarheit verbreitet hat, ist es eine erste Auf-
gabe, die Versuche mit Kohle eifrig fortzusetzen, um dieses wichtige
Verfahren practisch zu gestalten. Der Inkrustirung der Goldtheilchen
im Bilde ist ebenfalls eine ernste Beachtung zu schenken, wie Herr
Liesegang in der vorletzten Nummer seines Journals erwähnt.
Ein Abonnent.
Camee - Portrtits«
Von F. R. Window.
Mit Einführung der Visitenkartenportraits vor einigen Jahren
hat die Photographie eine neue Epoche begonnen. Dies ist im künst-
lerischen, im mechanischen wie im industriellen Sinne eine Wahrheit.
Der Visitenkarte ist es zu verdanken, dass die Photographen nicht
mehr wie irüher meistens, ohne jegliche Rücksicht auf künstlerisches
Gefühl arbeiten, sondern bei der Schaffung eines Bildes auch
Handlung und Harmonie hineinzubringen suchen. Ihre Kleinheit
und Schärfe machten eine grössere Gewandtheit in den Operationen
nöthig als früher, und eine grössere Beherrschung der yerschiedenen
bei der Prodnction in Wirkung kommenden Mittel. Ihre universelle
Popularität gab der Kunst einen so bedeutenden industriellen Impuls,
dass sie ein von tausenden geübtes Geschäft geworden ist.
74
Trotz der weiten Verbreitung und wohlverdienten PqnilantSt
ist das Yisitenkartenporlrait in ganzer Figur nicht ohne Män^eL
Bei einem Brustbilde verlangt man nur natürliche Haltung und
Aehnlichkeit, eine Aufgabe, die der geübte Photograph in den
meisten Fällen leicht lösen wird. Anders ist es mit der Visitenkarte;
sie verlangt eine viel grössere Aufmerksamkeit von Seiten des
Photographen, ja einen höheren Standpunkt. Die Lage eines jeden
Gliedes soll eine natürliche , der Gesichtsausdmck ein angenehmer
sein, und wie schwierig ist dies meistens, wenn der Aufzunehmende
ganz und gar an seine Hände, Cravatte und die Falten in seiner
Weste denkt. Endlich muss die Beschäftigung, die Umgetnmg^
eine solcbe sein, die dem socialen Standpunkte, dem Geschmak
und Character des Modelies entspricht. Wenn ein Maler derartige
Bilder auszuführen hat, so lässt er die Personen ifnederholt aitaEeo,
und hat auf diese Weise Gelegenheit, ihre hervorspringenden
Charactere kennen zu lernen; dem Photographen werden hingegen
oft nur wenige Minuten gegeben, und dann muss er die Person so
aufnehmen wie sie ist, nicht wie er möchte. Manche Personen
haben sich, ehe sie zum Photographen kommen, ihre Stellung aus-
gedacht, und da ihr Ideal oft das stricte Gegentheil ihrer Individnalitit
ist, so wird das Bild nicht besonders ausfallen.
Dies erklärt, weshalb Brustbilder im Allgemeinen den Bildern
in ganzer Figur vorzuziehen sind.
Die günstige Aufnahme, die die Photosculptur beim Pariser
und Londoner Publicum gefanden, leitete zuerst zu der Idee, Ter-
schiedene Aufnahmen desselben Kopfes zusammen auf einer Karte
anzuordnen; hierdurch wird es möglich, in einem Blicke ebensoviel
verschiedene Ansichten zu übersehen und sich hierdurch ein viel
vollkommeneres Bild von dem Aufgenommenen zu machen, als
dies bei einer Aufnahme möglich. Vier Ansichten genügen, ein in
allen Fällen ähnliches und treues Bild zu geben. Wenn nun die
Portraits noch in einer Stahlform erhaben geprägt werden, um sie
antiken Cameen ähnlich zu machen, und man diese vier Bilder in
Rautenform auf einer Karte anordnet, so hat man was der Verf.
mit dem Namen eines „Diamond Cameo Portrait^ belegt
Diese Form von Portraits ist die characteristischste. Da die
Manipulationen leicht sind und bei der Aufnahme nur der mittlere
also beste Theil der Linse benutzt wird, so ist die Photographie
immer gut Da man nur ein Brustbild gebraucht, kann man ohne
Blende, daher sehr rasch arbeiten. Femer hat der Aufzunehmende
auf seine Stellung und Haltung nicht Acht zu geben, er wird also
leichter einen ruhigen natürlichen Ausdruck annehmen.
75
Die HersteHnng dieser Bilder ist änsserst einfach. Ein ge*
Visitenkartenobjectiy dient zum Aufnehmen. Die vier
Portraits werden gleich so anfgenommen, wie sie in der Karte
stehen sollen, deshalb wird eine verschiebbare Gassette angewendet,
▼on der wir in der nächsten Nnmmcr eine Zeichnung geben
werden. In der Hinterwand der Camera ist eine ovale Hülse
angebracht, die nur soviel vom Bild darchlässt wie man braucht;
^venn man also die Platte viermal belichtet hat, wird man vier
ovale Bilder darauf haben, die übrigen Theile der Platte sind
klares Glas.
Die aufzunehmende Person muss sitzen, damit sie den Kopf
bequem nach allen Richtungen drehen icann; ein Eopfhalter ist
hier von grossem Nutzen, denn wenn man ihn anwendet, braucht
man für vier Aufnahmen nur einmal einzustellen.
Man muss sich gleich an eine bestimmte Reihenfolge bei dem
Aufnehmen der Bilder gewöhnen, denn sonst kommt es vor, dass
man zwei Bilder übereinander imd einen leeren Raum erhält.
Das Negativ besteht also aus vier ovalen Bildern auf klarem
Glasgrund, würde also beim Abdrucken Bilder auf schwarzem Grund
geben ; um den Grund weiss zu bekommen bedeckt man das Negativ
mit einer Maske von dickem Papier, in dem die vier Ovale ausge-
schnitten sind. Wesentlich ist es, dass diese Masken genau und
rein ausgeschnitten und von schöner Form sind. Die Ovale müssen
genau so gross sein, wie die Stahlstempel. Man schneidet sie
mittelst einer Stahlschablone aus, auf der durch die grössere und
kleinere Axe des Ovals zwei Senkrechte gezogen sind. Auf einem
Blatt ganz undurchsichtigen Papiers zieht man drei verticale grade
Linien , in Entfernungen von je V2 ^^^^ y °°^ perpendiculär darauf
drei horizontale Linien in ^^/^oo ^o^^ Entfernung von einander.
Diese Linien und ihre Schneidepunkte geben die verschiedenen
Gentra und Durchmesser aller Ovale in der richtigen Lage. Das
Papier wird nun auf eine Glasplatte gelegt, und nach der Stahl-
schablone mit einem scharfen Messer ausgeschnitten. Die Schablone
wird so gelegt, dass das Kreuz mit den entsprechenden Linien auf
dem Papier zusammenfällt. Diese Masken sind übrigens bereits
im Handel billig zu haben.
Die Maske kann am Negativ vollkommen befestigt oder nur
mit Gummipapier angeheftet werden.
Die Bilder werden in gewöhnlicher Weise copirt, aufgeklebt
und schwach satinirt. Das Erhabenprägen geschieht mit einer
Schraubenpresse und concavem Stahlstempel. Es geht sehr rasch
von Statten; im Etablissement des Verf. ist ein Mädchen angestellt.
76
welches zwölf Dutzend dieser Karten in der Stande prägt IXe
genauen Verhältnisse aller Theile sind nicht zufällig, sondern nadi
manchen Versuchen festgestellt worden. Das gewählte Oral ist
genügend gross für eine Büste, und es erhält durch das Prägen
einen Anschein von Relief, der bei einer grösseren Fläche verloren
gehen würde.
Da diese Art von Portraits beim Publicum und bei sehr vieien
Photographen schon günstigen Eingang gefunden, ihre allgemeine
Einfährung demnach in Aussicht steht, folgen hier, um eine ähnlidie
Gleichmässigkeit wie bei den Visitenkarten zu sichern, die genauen
Proportionen in englischem Zollmaasse; in der nächsten Nummer des
Archivs wird eine Zeichnung in Originalgrösse abgedruckt werden.
Längster Durchmesser der Ovale 1 Zoll,
Kürzester */j^ ^
Entfernung der beiden Mittelpunkte des oberen
und unteren Ovals l'/io ^
Entfernung der beiden seitlichen Ovale ... 1 „
Um eine solche Karte mit der Post zu versenden, wird man
sie in ein Stück starker Pappe legen, aus dem die Ovale ausge*
schlagen sind; die übrigen Karten werden in einander gelegt
Referate Aber Towlers: ^^Tlie silver suBean'^
Von Dr. A. Weiske.
n. Towlers negatives Collodionverfahren.*^
4. Fixirung und Verstärkung des Bildes.
Es ist für die Geschichte der Photographie interessant ra
bemerken, wie die Arbeiten Herschels über die unterschwefiige Sann
und ihre Verbindungen gerade zur rechten Zeit gekommen waren,
um Daguerre in dem unterschwefligsauren Natron (Natrionhyposuli^t)
ein geeignetes Mittel zur Fixirung seiner durch Einwirkung des
Lichtes erhaltenen Bilder zu liefern, und trotzdem, dass später nodi
einige andere Stoffe in dieser Hinsicht als Concurrenten aufgetreten
sind, wird doch das unterschwefligsaure Natron immer noch in
ungeheuren Mengen produzirt und consumirt. Seine Wirkung
beruht auf der Fähigkeit des Silbers, mit dem Natron und der
unterschwefligen Säure ein sehr leicht lösliches Doppelsalz zu bilden,
aus weichem das Silber sogar durch Chlorwasserstoffsäure und los-
liche Chlorverbindungen nicht gefällt werden kann, wohl aber dnrch
*) Fortsetzung von Seite 32.
77
Sehwefelwaaserstofigas in Form von SchwefelBÜber und durch hinein-
gestellte Kupferbleche als metallisches Silber. Dies letztere Yer*
fahren ist auch das geei^etste, um aus gebrauchten Natronb&dem
das Silber wieder zu gewinnen.
Ebenso wie durch unterschwefligsaures Natron rermag man
das unveränderte Chlor-, Jod- und Bromsilber von den photogra-
pbischen Platten und Papieren auch durch Auflösungen von Cyan-
kalium, Cyanammonium , Rhodankalium und Bhodanammonium
(Bhodan-Schwefelcyan) wegzuschaffen, indem sich auch in diesem
Falle ein leicht lösliches Doppelsalz von Cjan- oder Ehodansilber
mit Cjan- oder Rhodankalium, Oyan- oder Rhodanammonium bildet,
Auch Selencjankalium ist als Flxirungsmittel vorgeschlagen worden.
Von diesen Goncurrenten des unterschwefligsauren Natrons hat
jedoch nur das Cjankalium eine weitere Anwendung erlangt und
swar trotz seiner grösseren Kostspieligkeit und seiner äussersten
Giftigkeit, hauptsächlich deshalb, weil es leichter aus der Collo-
dionhaut auszuwaschen ist, als das Natron, und auch wohl deshalb,
weil es dem Silbemiederschlage eine grössere metallische Weisse
gibt Letzterer Umstand macht es daher besonders geeignet zur
Fixirung von Ambrotypen.
In neuerer Zeit hat Meynier das Rhodanammonium (Schwefel-
cyan- oder Sulphocyanammonlum) als Fixirungsmittel vorgeschlagen,
weil es nicht giftig und deshalb nicht so gefahrlich wie das Gyan-
kalium sein soll. Towler bemerkt hierzu, und ich kann dieser
Bemerkung nur beistimmen, dass Meynier sich hier wohl nur geirrt
haben könne, und dass, wenn es einmal etwas anderes als das
Gyankalium sein müsse, jedenfalls das weit leichter und billiger
herzustellende Rhodankalium dem Rhodanammonium vorzuziehen
sei. Meine Meinung und Erfahrung über den neuen Meynier'schen
Eisenanmionentwickler habe ich schon in dem vorhergehenden Auf-
satze (photogr. Archiv Nr. 74, S. 31.) niedergelegt.
Als Formeln für die Fixirungsflüssigkeiten zu negativen Bildern
gibt Towler folgende an:
I.
Unterschwefligsaures Natron 1 Gewichtstheil ,
Wasser 2 Gcwlchtstheile.
II.
Gyankalium 1 Gewichtstheil,
Wasser 40 Gewichtstheile.
Die beste Formel für die Meynier'sche Flxlrung ist:
Rhodanammonium .... 1 Gewichtstheil,
Wasser 96 Gewichtstheile.
78
Hat das fizirte Negativ die richtige IntenaitSt, so brandU maa
es nun nur noch auszuwaschen, zu trocknen und zu firnissen. Ist
das Bild zu kräftig oder zu schwach, so muss es abgeschwächt
oder verstärkt werden. Zu beiden Zwecken bereitet man sich
folgende Jodlösung:
Jodkalium 1 GeMdchtstheil,
Wasser 16 Gewichtstheile«
Jod bis zur Sättigung.
Von dieser Vorrathlösung ninamt man 10 bis 20 Tropfen auf
die Unze Wasser (so dass die Flüssigkeit weingelb sieht) und
überzieht damit die Platte. Es kann dies am Tageslicht geschehen.
Dadurch wird das Silber an den dunklen Partien des Bildes zum
Theil wieder in Jodsilber verwandelt, indem sich zugleich die Jod-
lösung gänzlich entfärbt. War das Bild zu stark, so kann man es
jetzt nach Belieben schwächen, indem man das in Jodsilber Te^
wandelte Silber durch vorsichtiges Behandeln mit einer schwacheo
Natron- oder Cyankaliumlösung, so weit als nöthig, entfernen kaim.
War dagegen das Bild zu schwach, so lässt es sich nun nach He^
Stellung der Jodsilberschicht leicht beliebig verstärken. Es geschidit
dies dadurch, dass man die überschüssige Jodkaliumlösung rein
herunterwäscht und dann die Platte am Tageslicht mit einer re^
dünnten sauren Silberlösung behandelt; dadurch erhält das an den
Stellen der Schatten und Halbschatten erzeugte Jodsilber wieder
photographische Empfindlichkeit, und es wird das Silber, wenn man
jetzt einen Entwickler auf die Platte giesst, an diesen Stellen
reducirt und so die Schatten verstärkt. Man muss jedoch bei
Zeiten Einhalt thun und den Entwickler von der Platte abspulen,
ehe man noch die gewünschte Verstärkung erhalten hat, denn so
verstärkte Bilder dunkeln bedeutend nach.
Diese Towler'sche Verstärkung ist meiner Erfahrung nach die
beste und sicherste.
Am besten ist es wenn man sich folgende Lösungen bereitet:
I.
Silbemitrat 1 Gewichtstheil ,
Wasser 16 GewlchtstheUe.
n. (als Vorrathsflasche).
Pyrogallussäure 1 Gewichtstheil ,
Essigsäure, crystallisirbar . . 40 Gewichtstheile.
(Im Dunkeln aufbewahren.)
UL
Von Lösung IL 4 Grammen (1 Drachme), J ^ sofortigen
Wasser ... 28 „ (1 Unze) , [ Gebrauch.
Alkohol . . . 10 Tropfen, \
79
I>Biin nimmt man 8 Gramm (2 Drachmen) von Uiming III.,
und lügt dazu 10 Tropfen der Silberiösnng I., mischt dies gnti
giefist es auf die Platte und lilsst es darauf hin- und herlaufen, bis
der gewünschte Erfolg eingetreten ist. Man hat die Entwieklung
be^aer in der Hand, wenn man nicht das freie Himmelslicht auf die
Platte fallen lässt, sondern wenn man die Operation in einem
dunkeln Raum, etwas entfernt Ton einer geöffiaeten Thür Tominimt
Die gründlich ausgewaschene und getrocknete Platte übersieht
wann mit folgendem Firniss:
Gebleichter Sehellack . 12 Gramm,
Gestossener Sandarach .16 „
Absoluter Alkohol . . . 960 „
BergamotÖl 20 Tropfen.
Der Firniss muss im Wasserbade gelöst und fiitiirt werden.
lieber die gelbe Farbe der verbliebenen Papierbilder.
Man nimmt in letzter Zeit an, dass das Yerbldchen der Pho«
tographien durch das Vorhandensein einer Schwefelverfoindung im
Papiere bewirkt werde, die auf das Silber wirke, es in Schwefel-
silber verwandele. Schwefelsilber aber ist schwarz. Davanne und
Grirard sagen, es sei in dem Falle gelb, wenn es mit organischem
Stoffe gemischt oder verbunden sei. Als Beweis führen sie fol-
genden Versuch an: Der Niederschlag, den Schwefelwasserstoff in
Silberlösung verursacht, ist schwarz; sobald aber diese Lösung auch
St&rke enthält, ist er gelb.
Carey Lea hat dies Experiment sowohl mit Schwefelwasserstoff
wie mit Schwefelammonium wiederholt, aber nur schwarze Nieder-
Bcfaläge erhalten; nur bei sehr bedeutender Verdünnung, z. B. wenn
man eine Lösung von 1 Theil Silbemitrat in 5000 Theilen Wasser
durch Schwefelammonium präcipitire, sei das Schwefelsilber gelb-
braun. Auch sei es möglich, dass es sich in einer stärkehaltigen
Flfissigkeit nicht so rasch zu Boden senke, und daher zu der
Davanne'schen Beobachtung geleitet habe. Es sei demnach nicht
tOB erwiesen anzunehmen, dass das Verbleichen der Bildung von
Schwefelsilber zuzuschreiben s^i, femer sei es fraglich, ob, wenn
dies wirklich der Fall, der organische Stoff mit der gelben Farbe
etwas zu thun habe.
Hierauf entgegnen Davanne und Girard, dass'
1) jedes verblichene Bild Schwefel enthalte;
80
2) jedes neue Bfid gelb werde, wenn man es ndt sebweMndeB
Yerbindnngen snsammenbringe;
B) dasB gleichseitig Wassw tm «Hervorbringung dieser &
scheinungen nothwendig sei.
Wenn man ans einer Lösung, die nur Vioooit^^ Silber enliialtSi
Schwefelsilber niederschlage, so erhalte man einen gelben NiederBchkg
sowohl mit wie ohne organische Beimiscbang. Bei einer Var-
dtinnnng Ton VioGO^^^ hingegen erhalte man in der reinen Lösmig
einen schwarzen Niederschlag, in der stKrkehaltigen nor eine gelb
branne Trübung; Sehwefelsilber in Verbindung mit organischem
Stoff werde eine Art von tbeilweise Uslichem, gelbem LacL
Streicht man auf eine Ponsellanplatte etwas frisch niedergeschlagenes
Schwefelsilber einerseits und solches Sehwefelsilber andrerseits,
welches ans einer Flüssigkeit die organischen Stoffe endiielt, niede^
geschlagen wurde, so wird beim Trocknen das erstere yiolett schwsis,
das andere ockergelb. Jedes nur fixirte Bild wird wenn man es»
bei 100 ^ getrocknet, mit trocknem Schwefelwasserstoffgas behandelt,
violett-schwarz getont; das Silber wird In gewöhnliches Sehwefel-
silber verwandelt Sowie man aber das Bild anfeuchtet, verbindet
es sich mit dem organischen Stoff, den das Wasser anschwellt, et
bildet sich gelber Schwefelsilberlacic, das Bild verbleicht
lieber die Wirkmg des Lichts tnf Clilor-^ Brtn-^ M
und Fliorknpfer«
Von B. Renault
Taucht man eine Kupferplatte in eine Mischung die Chlor an
sie abzugeben vermag, so bedeckt sie sich mit einer zusammeih
hfiogenden Schicht von mikroskopischen Crystallen die am liehtt
sich rasch schwärzen. Bei geringer Dicke ist diese Schicht vot
dem Belichten durchsichtig. In ganz troekner Atmosphäre gebt
die Veränderung sehr langsam vor sich; durch Feuchtigkeit wiid
sie beschleunigt
Um auf der Metaliplatte eine gleichmässige und hiareidieiid
dünne Schicht zu erhalten taucht sie der Verf. in eine Lösung w
salpetersaurem Quecksilberoxydul die mit Hilfe von schwefelsaiirep
Ammoniak bereitet ist *)
*} Die LosUchkeit dei talpetersturen QuecksUberoxydtils in einer Unnit
Tom tchwefeUaiurem Anmonisk wäehtt bedeutend mit dem VeittttBUi d«
ietzteren Salzet.
81
WaMer 260 Gramm,
Schwefels. Ammon 20 „
Salpeters. Quecksilberoxjdul . . 15 „
Das schwefelsaure Ammon wird zuerst gelöst, damn das Queek-»
ailberaalz zugesetzt; der gelbe JSiederschlag der sich anfangs bildet
19st sich gleich wieder. In diesem Bad wird die Platte in wenigen
Seconden ganz rein und glänzend; natürlich muss sie vor dem
Eintauchen gut gereinigt worden sein.
Zum Empfindlichmachen dient folgende Lösung:
Wasser 200 Gramm,
Kupferchlorid .... 40 ,
Chlorwasserstoffsäure . 10 ,,
Die Kupferplatte wird hineingetaucht, gleich wieder heraus-
genommen und gewaschen, dann mit Fliesspapier abgetrocknet, ohne
die Schicht zu verletzen. Dies darf nicht in zu hellem Licht
geschehen. Man exponirt die Platte den Sonnenstrahlen unter
änem Negativ und erhält so ein positives Bild von schwarzer oder
kupferblauer Farbe, ohne Metallreflex. Indem die Oberfläche der
Platte ein mikroskopisches Korn besitzt, werden die Abdrücke so
scharf wie das Negativ selbst.
Wenn man wie hier empfohlen, die Platte vor dem Empfind-
lichmachen amalgamirt, muss man das Quecksilber durch vorsichtiges
Erwärmen austreiben. Sobald dies geschehen tritt die rothe Farbe
des Kupfers wieder hervor.
Es ist dem Verfasser nicht gelungen ein Fixirmittel fUr diese
Bilder zu finden, indem die ursprüngliche und die modlfiizirte Sub-
stanz in diesen Reagentien beide löslich sind ; er versuchte erfolglos
Cyankalium, -natrium, und -ammonium, unterschwefligsaures Katron,
die alkalischen Chlor-, Jod- und Bromverbindungen, schwefelsaures
Natron und Ammon, saure Flüsirigkeiten etc. Er belügt sich jetzt
damit die Platte zu erwärmen und mit einem neutralen wasserlosen
Finüss zu überzielien.
Um die Yerändernng zu erkennen die durch die Sonnenstraiden
hier bewirkt wird, wusch der Verf. eine Platte nach dem Belichten
mit destillirtem Wasser; es war keine Spur von Kupfersalz datin
zu entdecken; mit salpetersaurem Sill>eroxyd entstand ein leichter
Niedersclüag, der auf Salzsäure deutet. Verbindet man dies mit
dem Umstand, dass Wasser die Veränderung beschleunigt, so
lässt sich daraus auf die Bildung eines Oxychlorids schliessen;
Cua Cl + HO ^ Cu2 0 HCl. Indessen zweifelt der Verf. noch an
der Bildung von Cu^ Cl auf der Platte; er glaubt, es entstehe eine
mdösHehe Vörbindung von Kupferchlorfir-chlorid.
82
Der Veif« hat auch die analogen Verbindungen Ton Brom,
Jod, Fluor und Cyan mit Kupfer versucht
Eine Auflösung von Brom in Bromkalium, Eupferforomid oder
Eisenbromid ertheilt der Kupferplatte einen weissen crystalihiischen
Ueberzug, der in Chlorkalium unlöslich ist, und löslich in Clllo^
natrium, Chlorammonium, Ammoniak, schwefelsaurem Ammoniak,
bromhaltiger Bromkaliumlösung, unterschwefligsaurem Natron, Cjut-
kalium, yerdünnter Salzsäure, Salpeter- und Schwefelsäure ; unlösfidi
in schwefelsaurem Natron und Bromkalium.
Durch die Sonnenstrahlen wird das Kupferbromid noch tiefer
gefärbt wie das Chlorid; es ist empfindlicher und die Modification
von der ursprünglichen Substanz schärfer unterschieden. In ver-
dünnter Lösung angewandt lösen unterschwefligsaures Natron and
Chlornatrium nur das unveränderte Kupferbromid auf. Eine be-
lichtete Platte mit destiUirtem Wasser gewaschen gibt keinen Nie-
derschlag mit Ferrocyankallum , wohl aber mit salpetersaurem
Silberoxyd.
Kupferjodid. — Joddämpfen ausgesetzt überzieht sich die
Platte mit einer Schicht, die aber viel weniger empfindlich ist
Man erhält darauf in zwei Stunden ein schwaches Bild. Taucht
man sie dann in Auflösung von salpetersaurem Quecksilberoxydul,
so werden die unbclichteten Partien ziegelroth, während die be-
lichteten die Farbe des Jodquecksilbers annehmen.
Jodkupfer, das ursprüngliche wie das modificirte, ist unlöslich
in Chlomatrium, salpetersaurem Kali, schwefligsaurem Natron, Brom-
kalium und Chlorammonium; es löst sich in Ammoniak, unter-
schwefligsaurem Natron, Cyankalium, Salzsäure und schwefelsauren
Ammoniak.
Fluorkupfer. — Die Platte wird am besten mit Kapfe^
fluorid bebandelt. Den Lichtstrahlen ausgesetzt dunkelt die Sclüciit
langsamer als das Chlorid. Modificirtes Fluorkupfer ist wenig
löslieh in unterschwefligs. Natron, Chlornatrium, verdünnter Sal-
peter* und Schwefelsäure, und schwefelsaurem Ammoniak; es IM
sich in verdünnter Salzsäure und in Ammoniak. Unverändertes
Fluorkupfer löst sich in unterschwefligsaurem Natron, Chlomatriomt
yerdünnter Schwefel- und Salpetersäure, und Ammoniak; es ist
schwach löslich in schwefelsaurem Ammoniak.
85
Programin
der
al^meiM« ph^tegrapliiscliett Ansstellni^ in Berlia^
verADsUltet vom
pbotographiBchen Verem im Monat Mai 1865.
$. 1.
Der photographische Verein von Berlin beabsichtigt in diesem
Jahre in Berlin eine internationale photographische Ans*
Stellung zu veranstalten, welche am 15. Mai eröffnet werden soll,
nnd deren Dauer vorläufig anf vier Wochen bestimmt ist
8. 2.
Diese AussteDang soll alle Zweige der Photographie umfassen,
«o s. B. : Portraits, Gruppen, gestellte Bilder, Landschaften, Arehiteo^
tosen, Reproductlonen , Vergrösserongen , Mikroskopische Photogra-
phien, Augenblicksbilder, Thier- und Pflanzenbilder etc. etc.; sie
soll ferner die vielHiltigen Anwendungen der Photographie in der
Kunst, Industrie und Wissenschaft zeigen, in sofern sind willkommen :
Phatoiithographien, photographische Metalldrueke , Photoskulpturen,
Photographien auf Porzellan , Glas, Email; Beispiele der Anwen-
dungen der Photographien im Kriegs-, Ingenieur- und Bauwesen
(Aufnahme von Terrains, Maschinen etc.), in den Naturwissenschaften,
in der Medizin, Gerichtswesen, Handel, Gewerbe u. s. w. u. s. w.
Die Ausstellung soll femer ein Bild geben von dem Ent-
wicklungsgänge der Photographie. Es sollen Producte ausgestellt
werden, welche die seit Erfindung der Kunst üblichen Prozesse und
ihre allmälige Vervollkommnung illustrlren, und ersuchen wir die
geehrten Inhaber gewisser historisch interessanter Stücke um deren
gefällige Einsendung; gleichzeitig bitten wir um Proben der neuesten
Verfahren als : Kohlendrucke, Urandnicke, Aufnahmen mit Trocken-
platten etc. Ausserdem sind zugelassen: photographische Apparate
und Cäieraikalien , Rahmen, Utensilien, Ausstattungs-Gegenstände,
Pbotogfaphische Literatur u. s. w.
§. 3.
Anmeldungen von Ausstellungs-Gegenständen müssen spätestens
bis zum 1. April d. J. unter Angabe der Natur der auszu-
stellenden Gegenstände, des erforderlichen Ausstellungsraumes in
BreitQ und Höhe, femer der Anzahl der einzusendenden Stücke
frankirt eingereicht werden. — Herr Ferdinand Beyrich, Fried»
richsstrasse 101, hat auf Wunsch des Vorstandes die Entgegen-
nahme dieser Anmeldungen gütigst übernommen und wird auf
etwaige franklrte Anfragen Auskunft ertheilen.
§. 4.
Die Ablieferung der angemeldeten Gegenstände muss spätestens
bis zum 1. Mai an die oben genannte Adresse erfolgen, widrigen-
falls dieselben nicht weiter berücksichtigt werden können. Den
eingesendeten Gegenständen ist behufs Herstellung des Ausstellung-
kataloges ein spezielles Inhaltsverzeichniss beizufügen mit allen
Angaben, die der Aussteller in Betreff der Gegenstände in den.
84
Ausstellnngskatalog aufgenommen za sehen wünscht Ebenso
wir am Auskmift über Verkäuflichkeit, Preis n. dgl.
§. 5.
Die anssustellenden Photographien müssen unter Glaip «nd
Einfassung (Rahmen oder Falz) oder im Einband ausgelegt
werden. Die Verglasung kann auf Wunsch hier an Ort nnd Stelle
auf Kosten der Aussteller dur(h das Oomit^ besorgt werden. Photo-
graphien in nicht gewöhnlicher Grösse können auf Wunsdi der
Aussteller auch ohne Glas zur Ausstellung kommen.
§. 6.
Die Rücksendung der ausgestellten Gegenstände erfolgt frühestens
14 Tage nach Schluss der Ausstellung.
§. 7.
Die Kosten des Hin- und Rücktransports trügt der An»-
steller. Zur Erleichterung der Spedition werden in den Hauptstädte»
Europas Agenten bestellt werden, an welche die an Ort und
Stelle wohnenden Aussteller ihre Gegenstände abliefern können.
Folgende Herren haben sich bis jetst zur Entgegennahme tom
Sendungen bereit erklärt:
Flkr Bad«n Hr. Glock A Co. in Carlsrahe.
9 Bayern „ A. Breyer in Mönchen.
„ Sachsen „ £. L. Hoffmann in Dres-
den, Webergasse 2^.
j, Hannover Hr. £. de Haen A Co. in
Hannover.
^ .Wfirtemberg Herr S. Schauer in
Stuttgart.
„ Oesterreich Hr. A. Moll in Wien.
„ Frankfurt a. M. Hr. H. Roessler.
« Belgien Hr. Deltenre Walcker in
Brfissel, 16 place St Oudule.
Ffir Frankreich Hr. R. Talbot in Paris,
50 rue d'Enghien.
9 England Hr. C. Trübner A Cou fai
London, 20 Dustans HiU.
, Dfinemark Hr. A. Gecker in Cop«ii-
hagen.
^ Schweden H^ir C. G. NyblSos m
Stockholm.
9 Norwegen Hr. H. Abel in Chiistisaia.
„ Russland Hr. A. Bergholz inPeCevsbmig.
„ Spanien und Portugal Hr. Gimxki
in Madrid.
Selbstverstlndlich steht es jedem Aussteller frei, «eine Gegenfetinde auch
direkt an uns zu expediren.
§. 8.
Versicherung gegen Feuersgefahr übernimmt der Verein. Zur
Verhütung von Diebstahl und anderen Schäden werden um&sseBde
Vorsichtsmassregeln getroffen werden, doch kann der Verein dafür
nicht aufkommen.
§. 9.
Das Ausstellungs-Comit^ hat das Recht durchaus ungeeignete
Gegenstände oder Sachen von ganz untergeordnetem Werth wbob-
xnschliessen.
§. 10.
Der Verein hat bereits Schritte getfaan, um für ansländiscke
Gegenstände Steuerfreiheit zu erlangen. Spezielleres darüber wird
den Ausstellern noch mltgetheih werden.
Der Vorstand des photographisohen VereiBB.
Ahrendts, Bette, Beyrich, Jacobson, Jamrath, Juhre, Marowdkj,
Suck, Vogel, Zschille.
Oednukt bei Sam. Lncas tn Blbarfrid.
Photographisches Archiv.
Band Tl. — Nr. 99. — i« nftrs iSttS.
Pli^tographisclie
Von Dr. J. Schnaius.
Photo graphische Carricaturen. — Diese photographische
Spielerei, auf mannichfache Art modificirt, bietet ^eine angenehme
Abwechselung in dem meist ziemlich ernsthaften Einerlei der photo-
graphischen Kunst , natürlich nur in gewissen Grenzen , denn das
zu photographirende Publicum wird sich hüten, als Carricatur auf-
genommen zu werden, vielmehr möchte gern Jeder, der vielleicht
von der schelmischen Mutter Natur schon sein Theil an Carricatur
mit auf seinen Lebensweg bekommen hat, lieber nichts davon auf
seinem Portrait wieder gegeben und sich möglichst als Adonis auf
der Photographie erblicken. So müssen denn die Photographen
ihre Sujets zu Carricaturen anders woher, als aus den Reihen des
zahlenden Publicums nehmen. — Unsere Leser haben derartige
komische Bilder gewiss schon gesehen, namentlich liefert Paris
dergleichen, oft recht sinnreich erdachte. So z. B. sieht man eine
Glasglocke, unter welcher sich ein Herr mit verschränkten Armen
und ungeheurem Kopf, aber frappantester Aehnlichkeit mit dem
Original befindet, oder der Menschenkopf sitzt auf einem Thierleibe,
oder die Person hält ihren eignen Kopf abgeschnitten in der Hand,
und dergleichen mehr. Alle diese, oft hinreissend komischen, weil
so täuschend ähnlichen Bilder lassen sich durch mehrfaches Copiren
verschiedener Negative auf demselben Papier, durch Deckung und
Malen einzelner Parthien der Negative leicht erzeugen und bleiben
mehr dem Erfindungstalent und der Phantasie des Einzelnen über-
lassen. Anders ist es, wenn man eine der vielen nützlichen physi-
kalischen und chemischen Eigenschaften des CoUodions benutzt, um
Carricaturportraits zu erzeugen. Diese gerühmte Eigenschaft, welche
PliotogntpUsckes AtcUt. Hr. 77. 1. Man 1865. 5
86
hier wirksam wird, ist die grosse Elasticität des noch fenehten
Collodionhäutchens. Ein gutes, möglichst dickes Collodion, das auf
IV2 l>i9 2 Theile Aether 1 Theil Alkohol enthält, ist sehr dehnbar
und lässt sich in noch feuchtem Zustand in bedeutendem Grade
nach beliebigen Seiten auseinander ziehen, ohne zu zerreissen.
Hierauf gründet sich nun die einfache Darstellung Ton Zerrbildern,
die dennoch dem Original frappant ähnlich sind.
Verschiedene Sorten von CoUodionwolle geben Häutchen tod
mehr oder weniger Elasticität, man muss sich also durch Proben
überzeugen, welches die geeignetste Sorte der Wolle ist Auch
kann man vielleicht mit gutem Erfolg irgend eine Eautschuklösung
in kleiner Menge beigeben. Nach dem Jodiren dieses Collodlons
nimmt man irgend ein Portraitnegativ auf, am besten ein nicht zu
kleines Brustbild in der jetzt «o beliebten Vignettemanier. Nach
dem Vollenden des Negativs ist das Collodionhäutchen entweder
schon von selbst so weit von der Glasplatte los , dass es sich bei
gelindem Druck verschieben lässt, oder man macht es durch Auf-
giessen von verdünnter Salzsäure (5 Theile davon auf 100 Thefle
Wasser und 5 Theile Alkohol) locker. Es wird nun leicht sein,
das Häutchen mit dem Bilde nach irgend einer Richtung hin aus-
zudehnen, natürlich mit der Vorsicht, es nicht zu zerreissen. Wenn
man die Platte mit beiden Händen fasst und das Häutchen mit
den Daumen in der gewünschten Ausdehnung festhält, so kann
man das Ganze über einer Spirituslampe rasch trocknen, wonach
das Häutchen ganz fest liegt und sich auch die einzelnen kleinen
Falten nach dem Rande zu verzogen haben. Bei einiger Uebong
und Vorsicht lassen sich die Falten fast ganz vermeiden oder dodi
an solche Stellen hin verschieben, wo sie nicht stören, indem z. B.
bei Vignettebildem der Hintergrund ohnedies unsichtbar ist Man
kann auf diese Weise aus den Portraits durch Ausdehnen in die
Breite lächerlich dicke Froschgesichter machen; der Länge nach
ausgezogen werden sie zu schmalen Gespenstergesichtern. Am
schrecklichsten erscheinen sie, wenn nur eine Seite des Gesichtes
verzogen ist Verwandelt man transparente Positive in Zerrbilder,
so lassen sie sich mittelst der Latema magica zur Ergötzung von
Jung und Alt vergrössem. Die frappante Aehnlichkeit bleibt hier
immer das Hauptmoment des Eindruckes dieser Bilder.
Wichtigkeit der Wärme bei photographischen
Processen. — Dass es namentlich den Anfängern in der Photo-
graphie im Winter oft so schwer wird , gute Bilder zu Stande zq
bringen, liegt weniger an dem geminderten Tageslicht, denn diesem
ist leicht durch eine längere Exposition abzuhelfen, sondern In dem
87
Mangel an Auimerksamkeit hinsichtlich des nöthigen Wännegrades,
und zwar nicht blos der Luft im Dunkelzimmer, sondern vorzüglich
der Lösungen, Platten und Schalen, resp. CüTCtten, welche
zu der Erzeugung der Negative dienen. Die Temperatur im Auf-
na>bmezimmer kommt dagegen nur in sofern in Betracht, als es die
Requemlichkeit des Publicums erheischt. Auch leiden die photo-
graphischen Apparate durch starken Temperaturwechsel, so dass
z. B. ein Objectiv, welches oft aus der Kälte in die warme Stube
getragen wird, bald so verrostet, dass der Trieb untauglich wird
und oft einzelne Zähne desselben ausbrechen. £benso beschlagen
die Gläser sehr stark mit Thau, welcher sich sogar zwischen die
Fassungen der Linsen eindrängt und ein vollständiges Auseinander-
nehmen und Abwischen derselben nöthig machen kann.
Femer verziehen sich die Holztheile der Camera gern durch
häufigen Temperaturwechsel, was sehr unangenehme Folgen in
Bezug auf die Schärfe der Bilder haben kann. Ueberhaupt sollte
man es sich zur Regel machen, die Camera's und Cassetten nur in
möglichst trocknen Räumen aufzubewahren und letztere besonders
nach, anhaltendem Gebrauch mit reinem Fliesspapier auszutrocknen
und in die JSähe eines warmen Ofens zu stellen. Das baldige Ver-
ziehen der hölzernen Einsätze ist sonst unvermeidlich.
Li Bezug auf die chemischen Processe ist ein gewisser Wärmegrad
von höchster Wichtigkeit; jeder Chemiker weiss, dass dergleichen
Operationen durch die Wärme oft allein möglich werden. Da nun
die Bereitung der lichtempfindlichen Schicht nichts weiter, als ein
chemischer Process, gleich der Entwicklung und Fixirung ist, so
kann der Photograph daraus die Wichtigkeit der Wärme für die-
selben entnehmen, ganz abgesehen von dem Nachtheil, den es mit
sich fuhrt, wenn man sehr kalte Glasplatten mit Collodion im warmen
Zimmer überzieht Dergleichen Negative sind fast immer unrein
durch einen zwischen Glas und CoUodionhäutchen befindlichen
Schleier. Alle photographischen Lösungen und dazu dienenden
Gefasse sollten stets eine Temperatur von 12 bis 15® R. haben.
Eine zu hohe Temperatur ist dagegen wegen freiwilliger Zersetzungen
ebenfalls schädlich.
Bemerkniigeii aber trecknes Collodioa ud Dn Haiser's
Hetliode.
Die trocknen Jodsilberplatten können, wie Dr. Kaiser in der
Tijdschrift voor Photographie (11. S. 1.) bemerkt, zwar zu augen-
blicklichen Aufnahmen angewandt werden, aber wenn der Gegen-
88
stand nur schwach heleuchtet ist, arbeitet man besser mit nassen
Platten. Natürlich erhält die Platte einen um so höheren Wertfa,
in je schwächerem Lichte man sie benutzen kann. In dieser Hin-
sicht stehen die nach der Vorschrift im Archiv No. 54. S. 118 ff.
bereiteten Platten den feuchten Platten nach. Herrn Dr. E^aiser ist
es nun, wie bereits mitgetheilt wurde , gelungen, ein Verfahren auf-
zufinden, mit dem man selbst bei minder starkem Licht im Atelier
Portraits aufnehmen kann.
Mit manchen Collodiousorten war es unmöglich , selbst von hell
beleuchteten Gegenständen kräftige und reine Bilder zu erlangen,
weil die Schicht nach dem Trocknen nicht poröse genug war. Es
wurde daher die Platte vor dem Aufgiessen der alkoholischen Flüs-
sigkeit mit heissem Wasser gewaschen; der Flüssigkeit wurde GIj-
cerin und dem CoUodion wurde Chlorzink zugesetzt Das letzte
Mittel schien noch das beste zu sein. Aber in keinem Fall wurden
die Platten so gut, wie mit dem aus selbstbereiteter Schiessbaum-
wolle dargestellten Collodion.
Da die Versuche mit Collodion, Silberbädem und Entwicklungs-
arten den Verfasser nicht viel weiter gebracht hatten, dachte er aof
andere Mittel und versuchte eine Theeabkochung. Der Thee ent-
hält ausser anderen Stoffen Tannin, CaseYn und Thein. Die erste
hiermit aufgenommene Platte war sehr befriedigend, so dass der
Verf. die frühere Methode sogleich aufgab. Er empfiehlt die Thee-
methode wegen ihrer Einfachheit, weil sie keine andere Präparate
verlangt, als die im Handel leicht zu haben sind.
Jedes gute Collodion kann gebraucht werden; der Verfasser
zieht ein solches ohne Bromsalze und mit vieler Schiessbaumwolle
vor. Jodcadmium und Jodkalium sind zum jodiren am geeignetsten;
sie geben die gleichmässigste Schicht Die Platte wird im gewöhn-
lichen Silberbad empfindlich gemacht, einen Augenblick auf Fliess-
papier gesetzt und mit filtrirtem Regenwasser übergössen. Für eine
viertel Platte genügen 400 Cub. Cent Wasser. Man sorge dafür,
dass die Rückseite der Platte auch abgewaschen wird. Der Thee-
absud wird so bereitet:
Man koche 4 Grm. gewöhnlichen Congothee mit 100 Cub. Cent
destillirtem Wasser und 100 Cub. Cent absolutem Alkohol, bis die
Theeblätter ganz aufgerollt sind; dann setze man noch 200 Gab.
Cent destillirtes Wasser hinzu. Diese Flüssigkeit scheint sich in
einer gut verschlossenen Flasche lange zu halten. Kurz vor dem
Bereiten der Trockenplatten versetzt man je 60 Cub. Cent des
Absuds mit 4 — 5 Tropfen concentrirter Auflösung von doppelt-
kohlensaurem Natron in destillirtem Wasser. Die Flüssin^eit ist
89
dann zum Gebrauch fertig. Sie wird so auf die gewaschene Platte
^gössen, dass sie das Wasser vor sich her treibt; darauf wird
eine frische Portion nachgegossen und die Platte zum Trocknen
hingesetzt Die Platten scheinen besser zu werden, wenn man sie
ohne Anwendung von Wärme in einem Holzkasten trocknen lässt,
der gebrannten Kalk enthält.
Ehe man entwickelt, sind die Ränder der Platte mit einer
dicken Auflösung tou Asphalt und etwas Wachs in Benzin zu über-
ziehen. ScheUack-, Bernstein- und Colophonium- Firnisse halten
nicht. Der Lack muss ganz trocken sein , ehe man entwickelt. Die
Entwicklung geschieht nach Sutton ; man wascht die Platte ab , und
giesst eine Lösung Ton 1 Grm. doppeltkohlensaurem Natron in
1 Liter Wasser darauf. Nach einer Minute giesst man folgende
Lösung nach:
1 Grm. Pyrogallussäure ;
25 Cub. Cent destill. Wasser;
2b „ j, absol. Alkohol.
Das Bild wird sehr schwach und nur oberflächlich sichtbar
werden. Sieht man, dass es nicht mehr hervorkommt, so spült
man mit Regenwasser reichlich ab und verstärkt mit dieser Auflösung:
1 Grm. Pyrogallussäure,
^2 n Citronensäure ,
200 Cub. Cent Wasser,
unter Zufügung Ton etwas salpetersaurem Silber (5 %). Man fixirt
mit unterschwefligsaurem Natron und übergiesst die abgespülte Platte
mit Gummiarabicum- Lösung, der ein wenig Candlszucker zuge- '
setzt wurde.
Im December wurden nach dieser Methode gut nüancirte Por-
traits in 25 Secunden aufgenommen.
Dr. Kaiser bemerkt noch, dass das Ozon nicht nur auf unem-
pfindliches Jodsilber activirend, sondern auch auf empfindliches
Jodsilber in derselben Weise wie das Licht wirke. Eine geringe
Menge Ozon erhöhe seine Empfindlichkeit, während ein Ueberschuss
davon die Platte unbrauchbar mache. Da nun stets mehr oder
weniger Ozon in der Luft enthalten sei, so erhalte man in einem
Falle grössere, im anderen geringe Empfindlichkeit Sollen die
Platten lange aufbewahrt werden, so lasse man das kohlensaure
Natron aus dem Theeabsud fort, man halte sie in möglichst niedriger
Temperatur und stelle sie in einen Metallkasten, der mit Kohlen-
säure gefüllt ist und hermetisch geschlossen werden kann.
Wir haben die Theemethode folgender Prüfung unterworfen:
Einige Platten wurden mit NatriumcoUodion in der gewöhnlichen
90
Weise präparirt, dann zum Tbeil mit TanninlSsung, zam TheO mit
Theeabaud nach obiger Vorscbrill bebandelt Die HeiromiAiiig
gescbab mit denselben Lösungei]. Bei den bisher belicbteten Plstten
war es nicht möglich, einen wesentlichen Unterschied sn entdecken.
Nach beiden Methoden wurden bei 25 Secunden Beliditnng im
Glashause gute Portraita aufgenommen. Die Theemethode scheinl
überhaupt von der Tanninmethode sehr wenig verschieden m »ein
and keine besondere Vorzüge vor der letzteren zu besitzen. ^
Das Magnesiimlicht.
Das Magnesiumlicht wird dargestellt, indem man einen Drabt
von Magnesium in einer Flamme entzündet, wodurch das Metall
ZQ kohlensaurer Magnesia verbrennt.
Da der Draht in die Flamme nachgeschobcD werden muss,
was mit der Hand etwas lästig ist, so wendet man hierzu in neaerer
Zeit besondere Instrumente, sogenannte Magneainmlampen an. Diese
sind zugleich mit einem Hofalieflector und einer Aschenschfissel
versehen. Man lasse die heisse Asche des Drahts niemals anf
Gegenstände fallen, die dadurch verletzt werden könnten.
Fig. 1. Fig. 2.
Hagnesiumlampe
mit «inem Drtht mit drei Dillit«ii.
Seitsnmsieht. ToideiKuticht.
Der Draht wird auf die Winden C gewickelt, die auf eines
SÜA passen. Wenn man das kleine Had D dreht, so wiid der
91
Oraht dnrcb die Bollen EE von den Winden abgevickelt und
dorch die Röhren F in die Flanune der Spirituslampe 0 geführt
IHe Lampe dient ancb dazu ein etwaiges Verlöschen des Drahts
CO verhüten. Die Schale H, in der die Spirituslampe steht, fängt
auch die Äsche aof. R ist der Reflector.
Wenn der Operateur zu drehen anfhört, brennt der Draht bis
za den Röhren F nnd erlischt dann. Dreht man darauf wieder, so
'vrird er TOrgeschoben nnd entzUndet sieh wieder au der Spiritusflanune.
Fig. 4.
Fig. 3.
n m 1 a m p e n.
Der Halter (Fig. 3) ist die tinfachate Form einer Magnesium-
lampe, nnd da anzuwenden wo nur geringere Mengen von Draht
zu verbrennen sind, z. B. bei photographi sehen Aufnahmen. Man
schiebt soviel Draht wie man verbrennen will, vor die Metallspitze B
and zündet ihn an, indem man ihn einige Secnnden ruhig in die
FUmme eines Streichhölzchens oder eines Lichtea hält. Er brennt
bis einen viertel Zoll vor der Metallspitze, wo er erlischt. Man
halte den Draht in einem Winkel von 45 <> (wie in der Zeichnung).
Wenn man ihn auslöechen will, zieht man ibn einfach bei A zurück.
Das Handschirm (Fig. 4) ist speziell fUr photographische Auf-
nahmen bestimmt. Dieser Schirm wird von Herm Brothers in
HancheBter benutzt, der die ersten guten Anfnahmeo bei Magnc"
siumlicht gemacht hat. Er äuBseit sich darüber so (im British
Jonmtd of Photography) :
92
^Das Metall mrd sowol als Draht wie als schmales Baoi
fabrizirt Ich nehme zwei oder drei Stücke von diesem Band mid
verbinde sie miteinander durch dünnen Draht, um einen Dodit tob
etwa 30 Centimeter Länge zu erhalten. Zum Aufnehmen einer
Visitenkarte brauche ich bei einem Objectiv Ton 11 Centimeter
Brennweite l^s bis IV2 Gramm Metall.
Das Schirm besteht aus einem halbkreisförmig gebogenen Blech,
mit einem Boden, damit die heisse Asche nicht auf den Fussboden
fällt Oben ist eine Art Dom zum Abziehen der Dämpfe, hinten
ist ein Griff angebracht.
Ich habe verschiedene Beflectoren angewendet, ziehe aber för
Portraits das zerstreute Licht vor ; das concentrirte Licht gibt zuviel
Härte. Ein Planspiegel im Grunde des Schirmes ist sehr gut; (8r
Beproductionen wird man einen parabolischen Spiegel nehmen.
Wenn das Modell bereit ist, nähere ich dem Metall eine
Spirituslampe; es fängt sofort an zu brennen; dann bewege ich
das Schirm, um das Licht zu vertheilen. Das Gesicht des Modells
muss so gewendet sein, dass das Licht die Augen nicht ermüdet
Der Photograph ist hier ganz Herr über Licht und Schatten, die er
nach Bedürfniss zu vertheilen hat
Wenn das Magnesium auch nicht viel zu Aufnahmen in der
Nacht Anwendung finden wird, so wird man sich desselben doch
mit Yortheil an trüben Wintertagen bedienen, um das schwache
Tageslicht zu verstärken.
Man glaube nun aber nicht, dass es genüge einige Fuss Draht
zu kaufen, um gleich Meisterwerke damit aufzunehmen. So wohlfeil
ist der Erfolg nicht. Ich habe mehr als eine Täuschung erfahren;
aber jetzt bin ich sicher ein gutes Negativ zu erhalten, weim das
Modell nur 40 bis 60 Secunden ruhig sitzt; also lasse man sich
dadurch nicht entmuthigen, wenn das Eesultat nicht sofort ein
gutes ist. Etwas Uebung ist erforderlich, um das Licht gehörig zu
dirigiren. Man wird sagen, der Preis des Metalles (12 Sgr. das Grm.)
sei zu theuer um damit zu experimentiren ; aber ich bin überzeugt,
dass der Preis sinken wird, sobald ein genügender Bedarf sich
einstellt^
Uraii^typie«
An die Bedaction des photographischen Archivs.
Ich erlaube mir, Ihnen anbei eine kleine Probe meines ye^
fahrens, Photographien mittelst Uran und Silber darzustellen, lu
93
fibermitteln, wobei ich gleichzeitig bemerke, dass mir Wothly's
Verfahren nur so weit bekannt ist, als es im British Journal
veröfTentlicht wurde. Meine Methode ist folgende:
Zuerst die Präparation mit Arrowroot. Diese haben Sie in
Ihrem Archiv deutlich genug beschrieben. Dann presse man das
Papier, aber nicht stark; denn wenn es so stark satinirt wird , dass
man beim Hindurchsehen lichtere Stellen bemerkt, so schlägt das
CoUodion durch und verursacht Flecke. Das Yerhältniss meines
Arrowrootkleisters ist: 12 — 15 zu 300 Wasser.
Das CoUodion setze ich so zusammen:
50 Gramm salpetersaures Uranoxyd zerreibe ich mit 50 Cub.
Cent Aether in einem Porzellanmörser und setze so viel doppelt-
kohlensaures Natron hinzu, wie zum Neutralisiren der Säure erfor-
derlich ist.
Femer zerreibe
5 Gramm neutrales salpetersaures Silber in
35 Cub. Cent Alkohol und
15 „ j, destillirtem Wasser
und mische dies mit der Uranlösung in einer Flasche.
Das CoUodion besteht aus:
340 Cub. Cent Aether,
180 « „ Alkohol,
7 Gramm CoUodiouwoUe.
Wenn dies sich geklärt hat, setzt man die klare Uranlösnng
aas der anderen Flasche hinzu und darauf noch 5 Gramm venetia-
nischen Terpentin. Mit gleichem Erfolg habe ich auch Canada-
baisam, Negativlack und RlciuusÖl angewendet. Ich schüttle tüchtig
und lasse es 24 Stunden ruhen. Das Aufgiessen auf das satinirte
Arrowrootpapier geschieht, wie Sie es beschrieben; nur lege ich
drei Seiten desselben ^^ Zoll breit um, damit das CoUodion nicht
auf die Rückseite fliessen kunn. Die BeUchtung ist bedeutend
kürzer, 3ls beim Chlorsilber; das Bild erhält einen schönen bronze-.
grünen Ton , der sich im nachherigen mit Vao Holzessig angesäuerten
Waschbade in Braunroth verwandelt. Nach wiederholtem Aus-
wäschen (in nicht gesäuertem Wasser) tont man in
100 Cub. Cent. Goldlösung (3 Gr. Goldchloridkalium,
1000 Gr. destiUirtes Wasser),
450 j, „ destiUirlem Wasser,
35 Gramm Schwefelcyanammonium.
Ist der gewünschte Ton erreicht, so wasche ich einigemal in
jedesmal frischem Wasser aus und lasse das Büd freiwiUig trocknen.
Das Tonbad muss sich erst entfärbt haben, wenn es recht gleich-
94
m&BÜg tonen soll. Die Bilder werden dadtircb gar nicht gescfairtdn,
weahaU) man nur so stark copiren darf, als man die Töne nadi
der Yollendung za haben wünscbt
Nach meinen Erfahrungen wird sich die Uranotypie wolil n
grösseren Bildern, namentlich Yergrösserungen got eignen, aber
zn massenhaften Froductionen, z. B. von Stereoskopen, Visilen-
karten ete. wird sie nicht gut anwendbar sein, da das CoUodioi
seiner Zusammensetzung nach sich beim jedesmaligen AufgiesstH
verdickt, auch die Kante des Bogens, wo es abläui^, sich stet)
kräftiger copiren wird, als die gegenüberliegende, man also, um
gleicbmSssige Copien zu erzielen, stets einen breiten Streifenab-
achneiden müsste , wodurch die etwaige Ersparniss wieder fra^idi
gemacht würde. Ich setze meine Versuche mit anderen Uransalzeo
fort und werde Ihnen s. Z. Mittheilung darüber machen. C. & J.
Cmee-Pftrtnits.
Bei der EiniShrung dieser neuen Art TOn Fortraits ist es ein
Gegenstand von nicht geringer Wichtigkeit, dass die ApparaU
dafllr von allen Fabricanten in denselben Verhältnissen und Grössen
angefertigt werden, denn sonst werden die Stempel nicht zu der
Grösse und Lage der Bilder passen und mit dem Sammeln der
Bilder !n Albums wird es ebenso schlimm stehen. Wir lassen aas
diesem Grunde (nach den Photographie News) genaue Darstellni^en
der Original-Ovale folgen.
Camee - Camen mit Terscbiebbuer Cutetle.
Obige Figur zeigt die Terschiehbare Cassette ohne Visirscheib«,
so dass man den Tabus erkennen kann der aUes abschneidet vu
vom Bilde nicht gebraucht wird. Die Handhaben an der Seite
und unten dienen dazu die Platte zu bewegen und festzustellen.
Suhlach&blon« lum Ausschnddm der Udskcn.
Diese Schablone ist aus eioer Stahlplatte gefeilt, die ovale
Oefihung ist abgeschrägt. Der Stahl muss nach der Bearbdtnng
gat gehärtet Bein, denn sonst würde der dünne Rand bald duTch
das Messer zerstört werden. Das Kreuz auf der Sdiablone dient
dazn sie richtig auf das Papier aufzulegen.
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J
. fg-;<?
re;o
Auf ein Stück ganz undurchsichtiges Papier zieht man drei
senkrechte und drei wageiecbte Linien wie in obiger Figur. Dann
wird die Schablone so aufgelegt, dass das Kreuz mit den Linien
correspondirt und ein Oval nach dem andern mit einem scharfen
Messer susgeschnitten.
96
IlraBTerfahreB.
Nachdem der Uranprozess des Herrn W., auf den die photo-
graphische Welt so erwartungsvoll geblickt hat, in diesem Ardur,
wenn auch in andern Verhältnissen und sonstigen Abändenuigeo,
veröffentlicht worden ist, ist zunächst die Frage zu ventiliren, ob
nicht durch geeignete Modificationen diesem Copirprozesse eine soldie
Lebensfähigkeit zu geben ist, um das bisherige Verfahren auf Albumiii-
papier fallen zu lassen. Ein Hauptfehler des letzteren besteht dann,
dass schon bei einer blossen Berührung mit salpetersaurcm Silber-
oxyd sich etwas Schwefelsilber bildet, welches ein allmäliges Gelb-
werden der weissen Parthien der Bilder zur Folge hat und es bis
jetzt nicht möglich gewesen ist, zur Auflösung und Fortschaffoqg
des Chlorsilbers von den unterschwefligsauren Salzen oder Rhodan-
alkalimetallen abzugehen. Nach den vielen Versuchen und Beobacb-
tungen, um die Ursache des Bleichens der Bilder zu ergränden,
ist wohl als feststehend anzunehmen, dass dieser tückische Feind
. kein anderer als der Schwefel ist. Betrachten wir nun den Dran-
process genau, so belebt sich die Hoffnung, künftighin Fizirmittel
anwenden zu können, welche keinen subtil zerstörenden fänflosi
ausüben, auch wenn kleine Mengen in den Bildern zurückbleibeiL
Ein solcher Sieg würde zwar sehr störend in das hoffnungsreiche
Geschäft jenes süddeutschen Photographen eingreifen, welcher noch
damit beschäftigt ist, eine gewisse Summe, von Subscribenten so
sammeln für ein neues Geheimniss , nämlich : das untersdiwefligsanre
Natron bis auf die letzten Spuren aus dem Papiere zu entfemes.
Was würde wohl gegenwärtig die photographische Kunst für eine
Gestalt besitzen, wenn für jeden kleinen Fortschritt, oft nur
einen eingebildeten, von den glücklichen Findern erst nach Sub-
scribenten gesucht worden wäre? Mich wollte vor einer Reihe v«n
Jahren ein Photograph ohne die geringste wissenschaftliche Bildung
contractlich verpflichten, niemals das Wort Borsäure (als Zusatz
zum Entwickler) auszusprechen. Wozu aber hier Beispiele der
Lächerlichkeit? Jeder wird selbst damit auftreten können.
Der Gang der Operationen, um ein Bild auf Uransilberpapier
zu erzeugen, ist nun bekanntlich folgender: Man süftet auf ein
ebnes Brett mit Silberstiften ein Stück gekleistertes Papier, welches
beiläufig gesagt so theuer wie Albuminpapier ist , und überzieht die
Fläche mit Uransilber- CoUodion. Schon hierbei zeigen sichSchwi^
rigkeiten; mindestens ist diese Operation durchaus nicht so leicht,
als wenn man ein Stück Papier auf der Silberlösung schwimmen
lässt Ist das Papier beim Versandt um einen Cylinder gewickelt
gewesen, was nie geschehen sollte, so verliert es die erlangte
97
Ipannnng nicht wieder und legt sieb folglich auf einer ebnen Fläche
licht vollkommen an. Stiftet man femer die vierte Ecke rechts
mten nicht ebenfalls fest, so bäumt sieh beim Herannahen des ab-
liessenden Collodions diese Ecke empor und verhindert auf dieser
Stelle die Bildung einer ebnen Schicht. Ist der Ueberzug gelungen,
IG ist man über diese Klippe hinweg , wenn sich nicht an zu vielen
Stellen schwarze Punkte gebildet haben , die beim Trocknen manch-
nal eine unliebsame Grösse erreichen. Die Ursache wird zu ver-
neiden sein. Nach dem Trocknen im dunkeln Räume liefert nun
iieses Papier ein braunes Bild, welches desto kräftiger wird, je
^cker das Collodion ist und jemehr Uransilbersolution demselben
BOgesetzt wurde. Das Silbersalz steht zum salpetersauren Uranoxyd
dem Gewichte nach im Verhältnisse von 1 : 10 und tritt nur da
äquivalent in Thätigkeit, wo durch das Licht eine Reduction des
Uranoxydes bewirkt wird. Nach dem Auswaschen in angesäuertem
und hierauf in destillirtem Wasser wird fast alles ünzersetzte
Sübersalz gleichzeitig mit dem salpetersauren Uranoxyd entfernt
Da man aber am Schlüsse der Waschoperation gewöhnliches Wasser
verwenden wird, so entsteht eine nur äusserst geringe Menge von
Ghlorsilber, welches sicher und vollkommen durch eine concentrirte
Lösung der Chloralkalien gelöst wird, wie eine Anzahl Proben
ergeben haben. Die Uranbilder einige Minuten in eine starke
Lösung von Kochsalz gelegt, zeigen die Lichter schneeweiss, welche
nach dem Auswaschen auch tagelang in*s Sonnenlicht gelegt, nicht
die geringste Trübung wahrnehmen lassen. Das Bild selbst ist
rostroth und besteht aus metallischem Silber, gerade so wie eine
vor dem Vergolden fixirte Chlorsilbercopie oder ein fixirtes CoUodion-
negativ, welches am Lichte auf verschiedene Weise verstärkt werden
kann. Um das missfarbige Silberbild den saftigen Tönen der Chlor-
sflberbilder ähnlich zu machen, pflegt man ein Goldbad anzuwenden,
welches ein unterschwefligsaures Salz oder ein Rhodanalkalimetall
enthält. Soll aber das Problem gelöst werden, mit Silber und
Gold absolut dauerhafte Bilder zu erzeugen, so muss das Goldsalz
nach Fordos vermieden werden. Man lege daher die Copien in
eine selir verdünnte alkalisch gemachte Goldlösung. Die Wirkung
ist energisch, so dass in kurzer Zeit eine vollständige Umwandlung
vor sich geht. Aus dem SilberbUd ist ein Goldbild geworden,
welches leider sehr blau von Färbung ist, der einzige Uebelstand,
der hoffentlich zu heben ist. Alle braunen und purpurfarbigen
Copien sind nach meiner Ueberzeugung Producte einer unvoll-
kommenen Vergoldung. Unterbricht man aber nach der oben ange-
gebenen Methode den Frocess, so bekommt das Bild rothe und
98
blaue Flecken, weil die Goldlösung beim Eindringen in das Papwr
einen ungleicben Widerstand findet. Die Vergoldung kann übrigcBs
am Tageslichte vorgenommen werden. Ja es ist ein nocbmalig«
Flxiren nicht einmal nothwendig; denn das beim Austausch der
Metalle sich bildende Chlorsilber ist in Bildform latent und wird es
bei Einwirkung des Lichts sichtbar , so kann es nur tonyerschönenid
und kräftigend wirken. Diese so erzeugten Bilder statt mit Stärke-
kleister mit Gummielasticumlösung aufgekittet und bei werthvoUeii
Erzeugnissen durch Spiritusfirniss geschützt , werden eben so dxaa-
haft sein, wie die farbigen Metallverbindungen eines Oeigemaldeg.
Absperrung der Feuchtigkeit hebt sogar die Wirkung des Schwefel-
silbers auf. Ein vor circa 8 Jahren von Herrn Liesegang erhalten«
Papierbild, welches mit einer Lösung von Gelatine, Seife und Alaoi
getränkt und sodann gefirnisst worden war, zeigt heute dieselbe
Kraft und Unveränderlichkeit des Tones wie damals.
Ich ersuche meine Herren CoUegen , das von mir vorgeschlageDe
Verfahren eingehend zu prüfen. Es kann nicht ausbleiben, den
Bildern, vielleicht durch unschädliche Zusätze, jenen vollen, warmen
Ton zu geben, an den das Publikum gewöhnt ist. Eine gewisse
Saftigkeit ist auch darum sehr wünschenswerth , weil die Uran-
Collodionbilder den CoUodion - Glasbildern an Schärfe sehr ähneln.
Cyangold verhält sich gegen die Silberbilder gleichgültig. Platin
ist von mir noch nicht angewandt worden. Bei letzterem Melalk
dürfte zu berücksichtigen sein , dass es im fein zertheilten Zustande
eine auffallende Freundschaft zum Sauerstoff an den Tag legt
Nicht Schärfe und Schönheit der Uran - Collodionbilder dfiifen
uns zur Annahme des veröffentlichten Verfahrens bewegen, sondeni
die Aussicht, auf dem vorstehend angegebenen Wege völlig daau-
hafte Bilder anzufertigen.
Hagen. Th. lende.
Versnclie Aber die Wirkung des Ozons auf JodsiIWr.
Von Carey Lea.
Dr. Kaiser erwähnt (im phot Archiv V. S. 413.) , dass unenh
pfindliches Jodsilber durch Ozon in die empfindliche Modification
verwandelt werden könne. M. Carey Lea hat darauf bezfigliehe
Versuche angestellt und berichtet darüber im Philadelphia Photo-
grapher (No. 13. Jan. 1865.).
Das oben erwähnte Factum würde von erheblichem practischeD
Interesse sein; man könnte die Platten im Tageslidit mit unem-
pfindlichem Jodsilber bedecken , in die Cassette und Camera stellen,
99
den Schieber öffnen und in der Camera Ozon erzeugen. Nachdem
man nun belichtet, könnte man in einein Weiske'schen Troge ent»
wickeln. Das Empfindlichmachen durch Ozon ist aber dem Ver-
fasser nicht gelungen. £r stellte 17 verschiedene Versuche an,
wozu er das Ozon theils durch Phosphor, theils durch Einwirkung
Ton Schwefelsäure auf Chamäleon erzeugte. Er tauchte Papier-
streifen in ein Silberbad , liess trocknen , dann in Jodkaliumlösung
und spülte sie aus. Die Streifen wurden der Ozonatmosphäre yer-
scbiedene Zeiten ausgesetzt (von 2 bis 45 Minuten), dann dem
Lichte ausgesetzt. Es gelang nicht, durch den Eisenentwickler eine
Veränderung nachzuweisen. Auch BromsilbercoUodion mit etwas
überschüssigem Bromammonium (Aether ^/2 Unze, Alkohol 1 Unze,
Pyroxylin 10 Gran, Bromammonium 9 Gran, salpetersaures Silber
13*/2 Gran) wurde versucht, aber keine Wirkung des Ozons wahr-
genommen.
Dr. Kaiser hat zur Erzeugung des Ozons die Inductionselectri-
cität, Carey Lea hingegen chemische Mittel angewendet; hierdurch
erklärt sich vielleicht die Verschiedenheit der Resultate. Es wäre
EU wünschen, dass Herr Dr. Kaiser speziellere Mittheilungen über
diesen interessanten Gegenstand machte.
N^dunals über die Bntwickeliuig Ten Bilden im Freiem«
Von Dr. A. Weiske.
In neuerer Zeit hat Carey Lea im British Journal of Photo-
graphy *) meinen Apparat zur Entwlckelung der Bilder im Freien
anerkennend erwähnt. Ob er denselben auch practisch erprobt,
geht nicht klar aus seinem Gesagten hervor. Natürlich werde ich
Jedem, der mich auf einen Mangel oder irgend eine mögliche Ver-
besserung meines Apparates aufmerksam macht, äusserst dankbar
sein, ob aber die Einwendungen, welche Carey Lea erhebt, wirklich
so ganz gegründet sind, darüber möchte ich mir doch erlauben
einige Zweifel zu hegen. Ich hatte bei der Beschreibung meines
Apparates **) angeführt , dass nach 15 bis 20 Secunden die
Entwlckelung vollendet und alles Silber durch die Eisenlösung
reducirt sei, so dass man dann die Platte ohne Gefahr aus dem
mit gelbem Glase verschlossenen Entwickelungstroge heraus und an
das Tageslicht bringen und dann ruhig abspülen könne. Carey Lea
hat hiergegen bemerkt, dass dies wohl nicht ganz richtig sei, und
♦) Archiv. Nr. 74. Seite 39.
**) Archiv. Nr. 6S. Seite 420.
100
dass sich noch nach dem Doppelten und Dreifachen dieser Zeit firetes
Silbemitrat in der Lösung finde. Dass dies unter Umständen der
Fall sein i^ann und muss weiss ich gar wohl, denn, wie schon der
geehrte Herr Redacteur dieses Blattes zu Gary Lea'a Aufsatz
bemerkt hat, ist die Menge der freien Säure und die Concentration
des Entwicklers hier von wesentlichem Einfluss. Bei dem von mir
angewendeten Towler'schen Eisenentwickler (Archiv Nr. 74, S. 31)
war nach der von mir angegebenen Zeit die Reduction des an
der Platte aus dem Silberbade- her haften gebliebenen Silbemitrates
so vollständig, dass die Platte dann ohne Gefahr an das helle
Tageslicht gebracht werden konnte.
Was ferner die Behauptung anbetrifft, dass Kautschuk mehr
zu empfehlen, weil leichter zu verarbeiten sei, als Guttapercha, so
muss ich dem von meinem Standpunkte aus entschieden wieder-
sprechen. Ich habe Stücke Guttapercha, welche ich schon mehr
als zehnmal, je nach Bedürfniss in andere Behälter, Troge, u. s. w.
umgeknetet habe. Mit Kautschuk ist dies nicht möglich, und zudem
kommt reiner Kautschuk (denn nur dieser klebt an den frischen
Schnittflächen, geschwefelter thut dies nicht) jetzt ziemlich selten
im Handel vor.
Tonbad mit benzoesaiireii Kali.
Von Carey lea.'^
Drei bis vier Gran Aetzkali werden in Wasser gelöst und mit
Benzoesäure übersättigt. Die ersten Portionen Säure lösen sicli
sofort, indem sie sich mit dem Kali verbinden; wenn eine neue
Portion sich nicht mehr löst, weiss man, dass alles Kali neutralisiit
ist; man erwärmt dann bis der Rest der Säure gelöst ist Darauf
werden 3 bis 4 Gran Chiorgold' in Lösung zugesetzt und 8 bis 12
Unzen Wasser, je nach Jahreszeit und Temperatur.
Das Bad kann gleich gebraucht werden und hält sich lange.
Der Verf. hat kein Tonbad gefunden, welches stets dieselben Re-
sultate gegeben hätte, aber das hier empfohlene hält er für du
constanteste. Die Resultate sollen sicherer und regelmässiger sein
als mit essigsaurem Natron. Der Ton ist ganz derselbe und auch
die Haltbarkeit der damit getonten Bilder. Das Bad ist sauer.
Während der Verf. dies Bad für die warmen purpurschwarzen
^* Töne für Landschaften empfiehlt, glaubt er, dass für aUgemetne
Zwecke das reine neutrale farblose Goldbad alle die Mischungen
die in letzter Zeit empfohlen wurden, verdrängen wird. Wegen
dieses Bades vergL m. phot. Archiv V. S. 106 ff.
*) The Philadelphia Photographer.
Den dritten Artikel über Beleuchtung und Helldunkel konnten wir in dieser
Nummer nicht bringen , weil einer der Holzschnitte gesprungen ist , und vir die
Ausgabe der Nummer nicht länger verzögern wollten.
Oediurkt bei Sam. Lucas in Elberfeld.
Photographisches Archiv.
BwB« VI. - Nr. W. - i«. Mibe» M«ft.
Nttiiei Aber Chramtjpie.
Die Kohle- und TusehverfahreD, die Photolithographie und alle
fibrigen Verfahren, in denen chromBaure Salze in Anwendung
kommen, wird man geeigneter Weise unter der Bezeichnung Chro-
matypie *) zusammenfassen. Eine streng wissenschaftliche Nomen-
datur dürfte in die Photographie so leicht nicht einzuführen sein,
und ist wol auch nicht nöthig. Mit der Scheidung in Verfahren
mit Silbersalzen und Verfahren ohne Silbersalze ist es eben so
schlimm bestellt wie mit der Unterscheidung zwischen organischer
und unorganischer Chemie; es gibt eben in der Wissenschaft wie
in der Natur keine Sprünge, keine scharfen Trennungen. Immerhin
wird man zunächst diejenigen Verfahren zusammenstellen, in denen
ein und dasselbe Material als lichtempfindliche Substanz dient
Die Chromsäure Cr O3 ist eine Sauerstoffyerbindung des Me-
talles Chrom. Man gewinnt sie durch Behandlung von doppelt-*
chromsaurem Kali mit Schwefelsäure; sie crystallisirt in braunrothen
schön glänzenden Nadeln, die an der Luft zerfliessen. Das doppelt-
chromsaure Kali findet mancherlei Anwendung in den Gewerben,
so in der Färberei, zur Darstellung gelber und grüner Malerfarben
(Chromgelb und Chromgrün), zum Holzbeizen, endlich zur Bereitung
der übrigen Chromverbindungen. Das Salz ist ein doppelt- oder
saures chromsaures (Bichromat), weil darin auf ein Aequivalent
Ejili zwei Aequivalente Chromsäure kommen; also doppdt soviel
Chromsäure als nöthig ist^ um eine gewisse Menge Kali (Aetzkali)
oder kohlensaures Kali zu neutralisiren. Das einfache oder neutrale
chromsaure Kali ist gelb , während das doppeltchromsaure roth ist
Ebenso ist das doppeltchromsaure Ammon roth, das einfache gelb;
*) Von Chromat hergeleitet.
6
102
Ausserdem gibt es noch dreifach chromsaure Salze, die aber in der
Photographie noch nicht yersucht wurden.
Wenn die Chromsäure oder ein saures chromsaures Sals in
Berührung mit einem organischen Stoffe wie Alkohol, Leim, Zudcer,
Eiweiss, Oununi etc., der WSrme oder dem Lichte ausgesetzt werden,
so geht damit eine eigenthtimliche Veränderung vor sich. Sie geben
dann nämlich einen Theil ihres Sauerstoffs an die organischen
Stoffe ab; sie werden wie der Chemilcer sagt reducirt, und zwar
zu einer niederen Ozydationsstufe ; während in der Chromsänre drei
Aequivalente Sauerstoff mit einem Aequivalent Chrom verbundra
sind, finden sich in dem reducirten braungewordenen Oxyde (Cr02)
Yiur zwei Aequivalente Sauerstoff auf ein Aequivalent Chrom. Geht
die Beduction noch weiter, und die Hitze bewirkt dies rasch und
leicht, so erhält man das eigentliche Ghromoxyd, aus 1 V2 Aequivalent
Sauerstoff und 1 Aequivalent Chrom bestehend (Cr2 O3). Gewohnlich
nimmt man die mittlere Oxydationsstufe als eine Verbindung von
Chromsäure mit Chromoxyd an und gibt ihr den Namen: chrom-
saures Chromoxyd (Cr 2 O3, Cr Os). Die Entstehung dieser Ver-
bindung beobachtet man beim Copiren mit chromssiuren Salzen;
niemals wifd das Papier so dange beliebtet, dass sich grünes Chrom-
oxyd bildet.
Die chromsauren Salze für sich sind also nicht durch das
Licht veränderlich, sie müssen etwas neben sich finden, was ihnen
den Sauerstoff, von dem sie sich trennen wollen, abnimmt. Die
oben genannten organischen Stoffe, und manche andere ausserdoa
sind hierzu geneigt. Diesen Zuwachs an Sauerstoff aber nehmen
diese Stoffe nicht gleichgültig hin, vielmehr erhalten sie dadurch
andere Eigenschaften, die oft den früheren ganz entgegengesetzt
sind. Eiweiss, Leim und Gummi z. B., die in warmem Wasser
löslich sind, werden durch diese Sauerstoffzunahme (oder Oxydation)
in unlösliche Körper verwandelt, und stossen aladann das Wasser
sogar ab. Dies Unlöslichwerden hat man zur Aufstellung einer
Reihe von photographischen Verfahren benutzt, von denen wir heute
nur die wichtigsten anführen wollen. Mischt man den Leim mit
Kohlepulver, so lösen sich nach der Exposition nur die beschützt
gebliebenen Theile auf und man hat ein Kohlebild; nimmt man
statt der Kohle Schmelzfarben, so bekommt man ein zum Einbrennen
in Porzellan taugliches Bild; überzieht man das braune Bild mit
einer Lage von lithographischer Farbe, so lässt diese beim Abwaschen
ein schwarzes Bild zurück, das auf Stein oder Metall übertragen
werden kann (Photolithographie u. s. w.) ; lässt man das Bild (wenn
man Gelatine in Anwendung gebracht hat) einige Zeit im Wasser
103
liegen, so schwellen die löslich gebliebenen Theile an, man hat ein
erhabenes Bild, das man in Gyps abgiessen und als Diaphanie
benutzen oder auf galvanoplastischem Wege in eine Eupferplatte
umwandeln kann (Helioplastie). Noch zahlreichere Anwendungen
bieten sieh dar, wenn man die Färbekunst zu Hilfe ruft. Doch
hiervon später.
Anfangs bediente man sich nur des doppeltchromsauren Kalis,
wahrscheinlich weil dies Salz überall leicht zu haben war; doch
bald fand man, dass das doppeltchromsaure Ammon, welches auch
leichter in Wasser löslich ist, durch das Lieht rascher und voll-
ständiger reducirt wird. Tor Kurzem nun schlug Hr. Kopp an
Stelle dieser Salze das ehromsaure Kali-Ammon vor, welches durch
Neutralislren des doppeltchfomsauren Kalis durch Ammoniak er-
halten wird. *) Vor dem doppeltchromsauren Ammon hat diese
neutrale Verbindung den wesentlichen Vorzug, die Papierfaser oder
den organischen Stoff im Dunkeln nicht anzugreifen (d. h. so lange
das höchst unbeständige Präparat sich nicht durch Ammoniakverlust
in das saure Kalisalz verwandelt hat), aber es ist keineswegs so
empfindlich, ^ie auch leicht einzusehen, denn im Grunde genommen
hat man es nur wieder mit saurem chromsaurem Kali zu thnn. Es
liegt nahe, welches Salz die Vortheile des doppeltchromsauren
Ammon mit denen des chromsauren Kali-AmmonB vereinigt; das
neutrale chrom saure Ammon ist nämlich gänzlich ohne Einfluss
auf die Papierfaser, ist aber höchst unbeständig und verliert das
Ammon sehr leicht. Das wäre nun freilich ein Uebelstand, wenn
nicht ein einfacher Apparat längst in die Photographie eingeftihrt
wäre, nämlich der Ammoniakräucherkasten, in dem sich die Chromat-
papiere und ähnliche Präparate wochen- und monatelang aufbe-
wahren lassen. Sehr oft ist darüber geklagt worden, dass die
Swan*schen Gelatinetäfeichen im Dunkeln schon unlöslich werden ;
bewahrt man sie im Ammoniakschranke auf, so werden sie unver-
ändert und empfindlich bleiben, so lange noch Ammoniakdämpfe
sich darin entwickeln. Da diese Präparate trocken empfindlicher
sind als feucht, so wird man das zu dem bequemer anzuwendende
kohlensaure Ammon der Ammoniakflüssigkeit vorziehen.
Das ehromsaure Ammon crhäh man beim Verdunstenlassen
einer mit Ammoniak übersättigten Lösung von Chromsäure , rascher
*) Dies Salz ist nach meinen UntersuchuDgen so zusammengesetzt:
Kali 27,138 = 1
Ammon .... 14,992 = 1
Cliromsäure . . . 57,870 = 2.
Die Formel ist demnach KO, KU4 0, 2 0 0^.
104
beim Eindampfen einer solchen Lösung unter hinreichendem ZuBatz
von kohlensaurem Ammon in Stücken. Durch rechtzeitiges Deean-
tiren ist das letztere leicht zu trennen.^ Befolgt man diese Vor*
Sichtsmassregel nicht, so erhält man das saure Salz anstatt des
neutralen. Uebrigens ist es gar nicht nöthig, das Salz fest dai^
zustellen ; man kann z. B. das jetzt leichter käuflich zu habende
doppeltchromsaure Anunon in Ammoniakflüssigkeit auflösen; der
Ammoniaküberschuss wird nicht schaden.
Man hat verschiedene Zusätze zu den Dichromaten voi^eschlageii,
die grössere Empfindlichkeit und Intensität geben sollen; so das
Alloxantin, den Zucker.
Diese Zusätze sind nur dann von Nutzen, wenn zu wenig
andere organische Materie zugegen ist^ die oxydirt werden könnte;
wirkungslos wenigstens in dieser Hinsicht sind sie, wenn man mit
stark geleimtem oder mit Eiweisspapier operirt
Die Swan'schen Gelatintafeln sind aus dem Grunde so sehr
lichtempfindlich, weil sie gleichsam von der Rückseite her belichtet
werden, und daher das Licht nicht tief in die Schicht einzudringen
hat. Die unlöslich gewordene Gelatine findet im Collodionhäutchen
sofort einen Halt und kann nicht mehr fortgespült werden wie es
bei den älteren Verfahren geschah. Dazu kommt noch, dass der
Tusch wegen seiner feinen Zertheilung gut deckt, d. h. in dunner
Schicht noch intensive Farbentöne gibt
Wenn man doppeltchromsaures Kali in Salzsäure auflöst und
diese Lösung verdunsten lässt, so erhält man ein schön glänzendes
rothes Salz in grossen blätterigen Crystallen, das sogenannte
Pelouze'sche Salz, oder chromsaure Chlorkalium. Schon früher
hatte ich die Bemerkung gemacht, dass die Mutterlauge dieses
Salzes Fliesspapier im Licht grün färbt, während die doppeltcbrom-
sauren Salze es nur bräunen; ein Zeichen, dass das Pelouze'sche
Salz viel rascher und vollständiger reducirt wird. Dieser Umstand
scheint auf eine viel grössere Empfindlichkeit hinzudeuten. Dennoch
veränderte sich das hiermit präparirte Eiweisspapier im Copirrahmen
nicht rascher, als das mit chromsaurem Ammon getränkte. Als
aber das Bild mit lithographischer Farbe überzogen worden war
und mittelst des Schwammes geklärt werden sollte, kam ganz wider
Erwarten ein negatives Bild statt eines positiven zum Yorschein.
Eine Auflösung von doppeltchromsaurem Kali in überschüssiger
Salzsäure war gebraucht worden; diese wirkt demnach in derselben
Weise wie Eisenchlorid und Weinsteinsäure, sie gibt ein Mittel ab,
von Kupferstichen direct positive Abdrücke zu erhalten und tod
Negativs direct andere Negativs zu copiren. P. E. LittlOgUg.
lieber knstleräehe (•■pontioi Hid HelMiHkel.*'
Von Lake Price.
mr, miui Da sie unter illeit Hüllen zu er-
kennen verttehat, wird Dir diel Untoniehmen
v.obi gelingen," Bnroett.
Das beistehende Stück der „niederen Ennst" von Branwer,
kann recht BchÜn als Beleg fiir die Richtigkeit mehrerer der oben
erwähnten Eunstprincipien dienen. Ein betrunkener Bauer sitzt in
einer Schenke , etwas entfernt von seinen Genossen , und er würde
wohl lieber noch am Boden liegen, als sitzen, wenn anders die
Kunst es zuliesse. Der Maler hat daher mit grosser Fürsorge das
Gleichgewicht der Figur hergestellt, und der Erug an seiner Seite
sowie der schräg angelehnte Stock erHillen in dieser Hinsicht ihren
Zwei^ Tollkommen, während die secund&ren Linien des Stuhles
und der Bank in gleicher Weise correct sind. Ueberhaupt geben
•) Phot. Archiv. Nr, 73. 75.
106
uns die holländischen und rlämischen Maler das bette Zeagni»,
wie fehlerfreie Composition bei einem Alltagssujet ebenso anim-
gänglich nöthig ist, als bei der grössten erhabensten Schöpfimg.
Sollte der Künstler den äussersten Grad der Trunkenheit dai^
stellen wollen, so durfte er allerdings die Linien der betreffenden
Figur nicht im Gleichgewicht halten, wie dies z. B. in Bnbens,
trunkenem „Silenus von Satyrn geleitet' zu sehen ist. Rubens
ist ja überhaupt, wie schon früher bemerkt, Meister in der Dar-
stellung lebhafter Action.
Das Hauptarrangement einer Ck)mpo8ition wird natUxiidi je
nach der Natur und den Erfordernissen des Gegenstandes und je
nach der Individualität des Künstlers sehr yersdiieden sein; man
kann sich aber überzeugt halten, dass wenn einer von den be-
sprochenen Grundsätzen der Composition irgendwie wesentlich verletit
ist, der Beschauer, olme zu wissen wesshalb, ganz instincÜF das
Gefühl mangelnder Befriedigung davontragen wird. Freilich könnte
auch wohl oft für viele Laienaugen eine gehaltlose oder fehlerhafte
Composition der Zeichnung durch bestechendes Colorit oder sonstige
geschickte Anordnung verdeckt werden, und daher ist es jedenfalls
auch besser, wenn der Anfänger sich zur Uebung in der Analjse
von Compositionen nicht colorirter Gemälde, sondern nur schwarzer
Stiche bedient, denn das blosse Schwarz und Weiss lenkt die
Aufmerksamkeit weniger von der Hauptsache ab und es ist dann
leichter, die Vorzüge oder Mängel des Werkes aufzufinden.
Nachdem also in dem Vorstehenden liinreichend deutlich gezagt
worden ist, dass für höhere und niedere Kunst dieselben Grund-
regeln der Composition gelten, möge sich ja nicht etwa Jemand
durch die Entschuldigung, er befasse sich nur mit dem niederen
Genre, oder er könne gar nicht, wie etwa der Photograph, Be-
wegung und Leben durch die Mittel seiner Kunst wiedergeben, es
möge sich ja Niemand, sage ich, durch diese Entschuldigungen
abhalten lassen, seinen Geschmack und seine Kenntniss der Regeln
wahrer Kunst nur durch sorgfaltiges Studium der besten und ane^
kanntesten Meisterwerke zu bilden und zu entwickeln, denn vom
Höheren kann man leichter auf das Niedere zurückkommen, als
umgekehrt, und das Studium einer RaphaeFschen Madonna kann
offenbar die Idee der weiblichen Schönheit, die man bei Betrachtung
eines hübschen Bauermädchens davon trägt, nur veredeln und
läutern.
Die folgende Illustration ist aus der „letzten Communlon des
heiligen Hleronymus^ von Dominichino. Dies Bild wird gewöhnlich
für das zweitschönste Bild der ganzen Welt erklärt, wälirend man
107
die ihm im VaUkan gegenfib erhängende Eaphael'sche „VeTtclärang"
«la das eratechönate betrachtet. £a leidet ^er durchaus nichts
DDter der Nähe dieses grossen Werkes und hiÜt gar wohl den
Ve^leich mit ihm aus.
Dieses schöne Gemälde gibt uns ein Beispiel einer in allen
Linien mit der grössten Regebnässigkelt durchgeführten, sogenannten
geschlossenen oder circularen Compositjon, während zugleich die
pathetische und erhabene Auffassung der letzten Momente des
sterbenden Heiligen Zeugniss davon ablegt, wie die italienische
Kunst in der geistvollen Behandlnng eines solchen Sujets alte
andere Kunst weit überragt
Wenn der Leser die vorliegende Composition nach der Ton
uns angegebenen Methode analpirt, so wird er bemerken, dass die
Linien des Priesters mit der Hostie denen der sich unter ihm
befindenden zuiiichbeugenden Figuren unmittelbar en^cgenge setzt
sind (s. Figur a) und wie auch die Falten seiner Gewandung fllr
n»t«CT*iU«ekH ItsUt. Ir. TS. II. TOn lUi. 6
108
die Einheit und edle ESnfachlieit der ganzen Composition noüiweiidig
sind. Der Leser wird femer bemerken, wie der aufwärts gekehrte
Kopf des jungen Mannes unter der Hand des Priesters die Basis
des letzteren yervollständigt und wie die auf beiden Seiten befind-
lichen nach vorn geneigten Figuren gestützt sind durch die unteren,
sich zurückneigenden, welche ilirerseits wieder durch den redilm
Arm des Heiligen, durch die Gewandung des Akoluthen und dureh
die Füsse beider zur harmonischen Bewegung der Linien und deren
vollendetem Gleichgewichte beitragen.
rrr >
^y
Die Analyse in b zeigt, wie die Figur des heiligen Hieron3nna9
der des Akoluthen entgegensteht, ebenso der sich herabneigende
Priester denen, die den Heiligen unterstützen, während die secundäreD
Linien des Priesters mit dem Kelche auf der einen und die der
übrigen Personen auf der andern Seite harmoniren. Zugleich wird
die Bewegung und der Schwung der Composition durdi die graden
Linien der Architectur und des Candelabers bedeutend erhöbt und
belebt Der in der Dreiviertelverkürzung nach oben gewendete
Kopf des jungto Mannes ist unmittelbar compeasirt durch deo
darüber befindlichen, in derselben Verkürzung nadi unten gewen-
deten. Die in perspectivischer Verkürzung zulaufenden Linien des
Fussbodens vertiefen das Bild und vermehren sein Relief beBondeis
durch ihr Wiedererscheinen jenseits der Gruppe, während das ganze
Arrangement der Gruppe vollständig für ein schönes Helldunkel
geschaffen ist So viel mag über die lineare (Komposition diese«
Meisterwerks gesagt sein. Der herrliche Ausdruck in den Köpüßii
kann freilich nur bei Betrachtung des Originalgemäldes selbst ge-
würdigt werden, doch vermag auch schon die beistehende Gopie
einen annähernden Begriff von dem Werthe dieses Meisterwerkes
zu verschaffen. Die Engel über der Gruppe und einiges andere
Beiwerk musste freilich hier der Baumerspamiss wegen weggelassen
werden.
Die „angulare Composition '^ ist wesentiidi versehieden
von der ganzen, geschlossenen Grappirnng oder circularen Compo-
sition, von welch letzterer wir nun schon eine hinreichende Anzakl
109
von Buflpielen vorgeführt haben. Bei angularen CompoeilioiieD
bilden die Hauptumrisse die Figur eines unregelinfissigen Vierecks
oder Dreiecks. Doch darf, wenn das Bild gut sein soll, auch bei
dieaem ÄnaDgement die Harmonie der Composltion nicht erklKrt
B«o, und der Künstlei muss auch hier durch Jduge Wahl der Mittel
Asm Gleicbgewidit der Linien herzustellen bemüht sein.
Ein treffliches Beispiel fUr geschickte Disposition der Linien
in dieser Art von Composition ist das jetzt im Louvre befindUche
Meisterwerk von Gerard Dow, die „wassersüchtige Frau". Die
A ^ A
c 3 €
Haoptbewegungslinlen der ganzen Compositjon haben etwa die
Oestalt des Dreiecks in Figur c. Diese Figur ist an und ftlr sich
nicht in schönem Oleichgewichte, aber der [Künstler hat es vei^
110
standen, durch die Arme des Arztes und die sich voi
Figur der Wärterin (Fig. d) das mangelnde Gleidigewicht gut lMr>
zustellen. Man bemerke auch, wie sich die Köpfe der befdea
mittleren Figuren compensiren und ebenso die des Arztes und da
vor der Kranken knieenden Mädchens. Auf dem OrigiBaibilde
findet sich auch noch eine Gardine, die in der Richtung diapiit
ist, welche der schräge obere Strich in der Figur e andeutet
Dadurch ist offenbar die Compensation noch vollständiger gemadiL
Ein Beispiel einer nur massig guten Composition dieser An
liefert „der erste Ohrring^ von Wilkie. Die Anordnung der Gruppe
von Händen und Armen ist schwach und unkünstlerisch und bietet
unschöne Linien dar. Der Hund über der senkrechten Contor des
Frauenkleides ist übel angebracht, und die beiden gleichen Vasen
auf beiden Seiten des Bildes sind zu steif und einförmig. Durch
Vermeidung der grösseren und Hervorhebung der einander ent-
gegengesetzten Linien in der Gewandung der weiblichen Figuren
würde die Composition bedeutend gewonnen haben. Wilkie com-
ponirt in der Regel untadelhaft, doch zeigt dies Bild, dass audi
die besten Meister nicht unfehlbar sind.
Die WotUytypie.
An den Herausgeber des photographischen Archivs.
Aachen, 15. Febr. 1865.
Bei dieser Gelegenheit kann ich nicht umhin, Ihnen einige
Mittheilungen über die neuesten Fortschritte und Verbreitung der
Wothlytypie zu machen, indem ich voraussetze, dass Ihnen die-
selben gewiss angenehm sein werden. Die Wothlytypie findet
täglich mehr und mehr Verbreitung, indem die Patente auf dieselbe
jetzt für fast alle Länder der Welt verkauft sind. Die Vorzüge
dieses neuen Verfahrens werden, wie sie dies bis jetzt gethan, auch
in Zukunft die Angriffe besiegen , welche von verschiedenen Seiten
zur Unterdrückung derselben erfolgt sind, statt dass man sich be-
mühen sollte, jeden Fortschritt, der in unserer Kunst gemacht
wird, freudig zu begrüssen, da es doch nur auf diese Weise möglich
ist, zur Vervollkommnung unserer Kunst beizutragen.
Ich meinerseits werde fortfahren, stets weiter zu streben, neue
Verbesserungen in der WothlytTpie wie überhaupt in der photo-
111
len KuBBt zu erzielen, wozu mich der ABtheil, welchen die
photographischen Vereine an meinem Streben nehmen, sowie die
lobenden Anerkennungen der ersten Autoritäten in der Photographie
ermuntern.
Während der Käufer des Verfahrens fßr Frankreich, Herr
Mangel du Mesnil beschäftigt ist, in Paris mehrere Häuser eiuzu*
richten, in welchen die Wothl3rtypie practisch ausgeführt und die
dazu erforderlichen Präparate und Papiere bereitet werden sollen,
bat derselbe vorläufig bei dem berühmten Chemiker und Photo-
graphen Bingham Proben gemacht und glänzende Resultate erhalten,
80 dass sieh derselbe, nachdem er auch das Verfahren für Belgien
gekauft, veranlasst sah, mir als besondere Anerkennung ein Ehren-
geschenk, bestehend in einer eleganten Equipage nebst zwei Pferden
zu machen.
Unterdessen hatte ich mit Herrn Silveira, consul'de Portugal,
tüchtiger Chemiker und Photograph, der mein Verfahren für Spanien
and Portugal kaufte, den ganzen chemischen Process desselben
durchgemacht und bei dieser Gelegenheit neue Verbesserungen ein-
geführt, so' dass die Bilder jetzt noch weit kräftiger wie früher,
die Weissen äusserst brillant erscheinen und das Verfahren im
Allgemeinen jetzt so sicher ist, dass weder Jahreszeit noch Witterung
b5se Einwirkungen ausüben können. — Herr Silveira erkannte
ebenfalls die Vorzüge dieses Verfahrens, und die nächste Folge
war, dass dessen Bruder als Käufer desselben für die Vereinigten
Staaten von America auftrat.
Diese Erfolge meines Strebens veranlassten mich, mein Geschäft
hier zu übertragen und mir ein Landgut zu kaufen, wo ich un-
gestört meinen weiteren Studien und Forschungen leben kann. Ich
bin jetzt mit der Einrichtung meiner Laboratorien auf demselben
beschäftigt und werde, sobald dieselben vollendet sein werden,
meine Arbeiten zur Vervollkommnung der Wothlytypie, sowie der
photographischen Verfahren überhaupt wieder aiifnehmen, besonders
aber mein neues Farbendruckverfahren, welches ebenfalls auf der
Anwendung von UrancoUodion beruht, der Praxis zugänglich zu
machen suchen.
Während ich nun einerseits alle Verbesserungen, welche ich in
der Wothlytypie noch einführen werde, den Käufern desselben,
welche das Verfahren aufrecht erhalten wollen, unentgeltlich mit-
theilen werde, ist auf der anderen Seite Jedem, der sich dafür
interessirt, Gelegenheit geboten, in meinem Atelier das Verfahren
von mir practisch ausführen zu sehen, so dass sich Jeder von den
Torgingen desselben überzeugen luum.
112
Ferner kann ich nicht umhin, Ihnen über das Benehiaen te
Hm. Kleffel gegenüber der Wothlytypie einige Blitdieihuigen n
machen. Als Hr. Eleffel die ersten Wothlytypien sah, fOhlle er
sich veranlasst, seine volle Bewunderung darüber auszusprechen, er
trat in die Reihe der Abonennten ein und kannte wie alle andeiea
Photographen ganz genau die Bedingungen, unter denen ich das
Verfahren verkaufte; er wusste also auch, dass ich die Berettmig
der Chemikalien und Papiere einer chemischen Fabrik übertragen
hatte. Trotzdem er dies wusste, forderte er von mir die Wt-
theilung der Bereitungsart dieser Papiere und Präparate und da
ich diese verweigern musste, forderte er die Kaufsumme für das
Verfahren zurück und sucht zur Begründung dieser Forderung Ver-
schiedenes heraus ; zunächst behauptet Hr. Kleffel , dass bei dem
neuen Verfahren keine Erspamiss erreicht werde. Abgesehen daTon,
dass es auf der Hand liegt, dass bei meinem Urancollodionverfahren,
welches die Hauptgrundlage und auch die Hauptsache der Woth-
lytypie ist, unter allen Umständen eine Erspamiss von circa 50%
erzielt wird, da erstens ein Pfund Uransalz 8 Thlr. kostet, wlUirend
Silber 24 Thlr. kostet, femer nur die Hälfte Gold wie beim C%lor-
silberverfahren gebraucht wird, in den Fixationsbädem 10 Mal
soviel Bilder wie sonst fixirt werden können, man 60 bis 70%
Uran aus den Waschwassem wieder gewinnt, so ist, nach rnäad
Ansicht, Hr. Kleffel wohl am wenigsten befähigt, nach practischer
Erfahrung ein gültiges Urtheil zu fällen. Ich werde in der nächstca
Zeit genaue Berechnungen meines Verfahrens veröffentiidieD,
welche beweisen werden, dass die Berechnungen des Hm. Kleffel
durchaus grandlos sind.
Eine Correspondenz von Wharton- Simpson, die in deutsdien
photographischen Blättem Auftiahme gefunden, sagt u. A.: dan
man sich in England enttäuscht gesehen habe, da ja doch Silber
in der Wothl3rt7pie gebraucht würde. Die Herren scheinen mdn
Verfahren sehr wenig zu kennen, sonst würden sie wissen, dan
das Silber von mir durch verschiedene andere Mittel ersetzt weiden
kann, um das Uransalz für das Licht redudrbar zu machen. Uad
wenn ich auch zu meinen Photographien Spuren von Silber ge-
brauche, so hat dies in denselben doch nicht auf chemischem Wege
entdeckt werden können. Nach Veröffentlichung meiner Patente
wird man ühden, dass das Silber durchaus keine Rolle bei der
Wothlytypie spielt, dass ich viehnelir zehn bis zwölf andere Ageatifln
an dessen Stelle zu setzen weiss.
Was die Angriffe betrifft, welche in dem entiulten
sind, so glaube ich, darüber ganz stillschweigen zu müssen, da die
118
Oobedentendheit des Joamals wie seines Verfassers sowohl wie
auch die gemeine und gehässige Ansdrucksweise es nieht gestatten,
darüber ein Wort zu verlieren. Die Photographen scheinen aber
auch die Verdienste dieses forschenden Einsiedlers so genau zu
kennen und zu würdigen, dass dessen Journal eine solche Verbreitung
gefunden, dass sich der Herausgeber genöthigt sieht, zu neuen
Nummern alte Umschläge, worauf die Nummer mit Tinte geändert
und das Inhaltsverzeichniss durchstrichen ist, zu benutzen. Es ist
traurig und wirklich zu bedauern, dass es solche Menschen gibt,
die bei aller Unfähigkeit sich doch nicht scheuen, Alles, was über
ihren Horizont geht, anzugreifeji und die nicht selbst einsehen,
dass sie so „schroff^ sie auch'sdn wollen, doch immer ^laff^
bleiben. J. WotUJj.
Seharlaehr^the NegatiTS.
Neue Verstärkungsmethode 7on CftTOy Lea.
Mr. Carey Lea beschreibt im British Journal of Photography
eine neue Manier Negativs zu yerstärken. Zuerst wird das Negativ
jodirt. Man lässt die Platte trocknen und giesst Jodtinctur (3 bis 4
Gran Jod, 1 Unze Alkohol) darüber. Das Aufgiessen muss sehr
rasch und gleichmässig geschehen und zwar auf der Mitte der Platte.
Auch kann man alkoholische Jodlösung in Wasser träufeln^ gut
umschütteln und die Platte hier hinein setzen; sie jodirt sich dann
gleichmässig, aber langsam. Auflösung von Jod in Jodkalium oder
von Jodqnecksilber in Jodkalium kann ebenfalls gebraucht werden.
Die Jodlösung erzeugt eine schöne violett-schwarze Färbung
die bald in Citrongelb übergeht Wenn die ganze Platte gelb
geworden, spült man sie mit Wasser gut ab.
Dann taucht man die Platte in eine Auflösung von Schlippe'schem
Salz (Natriumsulfantimoniat) — von etwa 1 : 24. Wenn die Platte
vorher hell citrongelb war, so wird die rothe Färbung schon in
wenigen Momenten sich zeigen. War aber die Wirkung des Jods
nicht so weit gegangen, so erhält man ein intensives Braun.
Die Lösung des Schlippe'schen Salzes setzt allmälig ein rothes
Pulver ab, ist aber nach dem Filtriren wieder brauchbar. Zusatz
von etwas Ammoniak hält die Lösung klar; das Bad gibt dann
aber eine tiefbraune. In der Durchsicht tiefrothe Farbe anstatt des
Scharlachs.
Das nach seinem Erfinder benannte Schlippe^sche Salz ist eine
Verbindung von drei Atomen Schwefelnatrium mit einem Atom
114
Schwefelantimon; seine Fonnel ist: 3NaS, SbSs + lSHO. Si
crystallisirt leicht in schönen grossen Tetraedern von schwadi
licher Färbung. Zur Darstellung des Salzes nimmt man:
Graues Schwefelantimon ... 11 Unzen,
n
1 Unze,
24 Unzen.
Crystallis. kohlens. Natron . . 15
Gut gebrannten Kalk ... 6
Schwefelblumen ....
Wasser
Man schüttelt den Kalk in dem Wasser tüchtig um und giebl
dann alles in eine grosse Flasche mit mindestens fünfzig Unsen
Wasser. Dann schüttelt man es von Zeit zu Zeit um, bewahrt es
an einem wannen Ort auf, bis das ungelöste nidit mehr gna,
sondern weiss ist. Gewöhnlieh sind 24 bis 48 Stunden erforderiicfa.
Wenn man aber kochendes Wasser nimmt, so geht es rascher.
Wenn also das ungelöste weiss geworden ist, giesst man <fie
Flüssigkeit auf ein Filter und dampft das Filtrat zur Crystallisation
ein. Die Crystalle werden rasch getrocknet und in gut verkoiktea
Flaschen aufbewahrt. Die Mutterlauge mit drei bis vier Theilen
Wasser verdünnt ist auch als Yerstärkungsbad zu gebrauchen,
macht aber die Schicht leicht locker; sie hält sich gut, gibt aber
keine Scharlach*, sondern schwarzbraune Töne.
Thorwaldsen's Arbeiten^
pbotographirt von Herrn Pill in Kopenhagen.
Mitte Januar d. J. legte uns Herr Pill aus Kopenhagen, der
bekannte Erfinder der Chemitypie, seine photographischen Auf-
nahmen der bedeutendsten Scolpturen Thorwaldsens vor. Diese
ausgezeichneten Kunstwerke, theils in Marmor ausgeführt, theüs
in Gypsabgüssen, hat der unsterbliche Meister seiner Vaterstadt
erblich vermacht, und das dankbare Kopenhagen hat in den Jahren
1839 — 1848 ein grossartiges Museum im pompejanisch- ägyptischen
Styl aufführen lassen, die kostbare Erbschaft aufzustellen und seinem
berühmten Sohne eine würdige Grabstätte zu bereiten. Unter Thor-
waldsen , den man in Bezug auf die Vollendung seiner Sdiöpfangen
einen nachgebomen Griechen nennen darf, erhob sich das Alter-
thum gleichsam zu neuer Blüthe. In seinem langen Leben sdiuf
er mit unerschöpflicher Phantasiefülle eine unabsehbare Reihe von
Werken, in welchen der Adel und die keusche Anmuth der besten
hellenischen Zeit noch einmal auflebte. Seit 1797 in Born, übei^
flügelte er bald den damals auf dem Zenith seines wohlverdienten
115
Rahmes tftehenden Canova, während er zugleich im Reliefstyl durch
Klarbdt, strenge Einfachheit und rollendete Formschönheit die einzig
waliren Gesetze dieser Gattung als Richtschnur wieder aufstellte.
648 plastische Werke Thorwaldsen's sind neben Copien seiner
Zeltgenossen, seiner Bibliothek, Gemälden, Alterthümern , Vasen,
Gemmen, Cameen etc. im Eopenhagener Museum aufgestellt, in
dessen Hofe sich die Grabstätte des Künstlers befindet.
Bei so reichhaltig in Einem Räume gebotenen Material strebte
bereits die Photographie mehrfach, dem grösseren Publikum die
znsammengehäuften Schätze zugänglich zu machen, und wir haben
diesem Streben bereits einzelne werth^oUe Reproductionen zu ver-
danken; in neuester Zeit jedoch hat es sich Herr Piil zur Aufgabe
gemacht, die sämmtlichen vorhandenen Kunstwerke unter Aufsicht
des Directoriums des Museums im grösseren Format photographisch
aufzunehmen, und einen sehr erfreulichen Anfang damit gemacht.
Mehr als 50 Exemplare dieser Aufnahmen lagen uns vor,
sämmtlich mit den ]Namensunterschrlften der drei Directoren ver-
sehen, die von dem hohen Geschick des Herrn Pill für derartige
Arbeiten zeugen, deren viele wegen der höchst ungünstigen Be-
leuchtung der Objecte nur unter grossen Schwierigkeiten ausgeführt
werden konnten. So bedurfte z. B. eine Exposition die Zeit von
acht Stunden (mit trockner Platte). Bei manchen Gegenständen ist
die Beleuchtung im Museum eine sehr ungünstige, aber in allen
diesen Fällen ist durch weisse Reflexschirme und Vorhänge der
Schatten soweit erhellt, dass keine Details verloren gegangen sind;
dann und wann sind diese Reflexe unserer Ansicht nach etwas zu
sehr hervortretend und störend für den Gesammteindruck, wenn auch
vortheilhaft für das Detail.
Der Druck der Bilder, auf schwach albumiuirtem Papier, ist
tadellos. L.
Londoner photographische Gesellschaft. — Sitzung am 3. Januar.
Mr. Haes legte eine ziemliche Anzahl von Photographien wilder
Thiere vor, die er im zoologischen Garten aufgenommen, und theilte
seine Erfahrungen mit. Er wendet ein paar Yisitenkartenobjective
an; bromjodirtes Collodion und folgenden Entwiclder: 4 Gramm
Eisenvitriol, 6 Gramm Essigsäure, 100 Gramm Wasser ; Verstärkung :
Pyrogallussäure 2 Gramm, Cltronsäure 1 Gramm, Wasser 480
Gramm. Fixiriösung: Cyankalium 2 Gramm, Wasser 100 Gramm.
In den meisten Fällen dauerte die Belichtung eine drittel Secunde.
Mit der Antilope hatte Mr. Haes die meiste Last; sobald sie den
Apparat sah, gerieth sie in Wuth, und sie musste erst an seinen
116
Anblick allmälig gewöhnt werden. Erst nach einer Woche firnditr-
loser Versuche gelang es durch eine List sie zu fassen. Ein hell-
blauer Rock, welcher ihre Aufmerksamkeit erregte, wurde einem
Burschen umgehängt, und während die Antilope ihn betrachtete,
wurde sie aufgenommen. Der Löwe hielt sehr gut; Mr. Haes war
bei ihm im Käfig, und exponirte 11 Secunden. Der ElephanC
machte ihm durch seine fortwährenden Bewegungen viel zu schaffen.
Der Orang-Utang liess sich in seinem Lieblingssessel aufnehmeD
und sah auch das Negativ an, wie es der Wärter gethan.
Transparentbilder einiger dieser Thiere wurden der Versammlimg
durch Mr. Highley mittelst der Latema magica vorgefahrt und
wurden viel applaudirt Mr. Glaisher, der Präsident, sagte, die
Photographien wilder Thiere nach dem Leben würden dem Publiemn
wie den Eünstlem von grossem Nutzen sein; es sei bemerkenswerth,
wie künstlerische graciöse Stellungen die Thiere angenommen hätten.
Mr. Majall erinnerte daran, dass ein altes Mitglied der Ge-
sellschaft, der Graf Montizon, vor Jahren solche Bilder mit sehr
gutem Erfolge aufgenommen; er habe sich nicht wie Mr. Haes
drei Monate, sondern achtzehn Monate lang damit befasst Es sei
sicher, dass die Thiere vor der Camera einen fast eben so grossen
Abscheu hätten, wie die Künstler selbst. Mr. Haes würde ein
gutes Werk thun, wenn er die Löwen aufnähme und sie auf den
Ecken des Monuments auf Trafalgar Square fixirte.
Da manche Photographen und Dilettanten das Oxyhjdrogenlicht
mit der Latema magica oder dem Vergrösserungsapparat anwenden,
theilte Mr. How seine Methode zur sicheren Bereitung dieses
Gases mit.
Er wendet chlorsaures Kali und Manganoxyd in einer Retorte
an, die eine sehr weite Oefihnng hat Mr. Mayall glaubt, man
brauche das chlorsaure Kali nicht einer so grossen Hitze auszusetzen
wie dies gewöhnlich geschehe. Eine blosse Gasflamme sei genügend.
Den Tubus der Retorte verschliesse man durch einen Kautschokpfropf,
der kein Gas entweichen lasse, aber Raum mache, ehe eine Explosion
stattfinden könne. Das gepulverte Manganoxyd sei schlechter, als
das körnige. Dicke eiserne Retorten nehmen viel Wärme fort.
Mr. Sebastian Davis glaubt, die kürzlich in Manchester voi^
gekommene Explosion sei durch eine Verfälschung des Mangan-
oxyds (durch Kohle) verursacht wordeA.
Von Mr. Helsby* wurden hübsche Photographien auf OpalgUe
vorgelegt; er nennt diese „Helioaristotypien", ein Name, über den
sich der Präsident beschwerte.
Mr. Johnson stellte eine Panoramacamera aus, deren Con-
struction auf folgenden Prinzipien beruht Wenn eine Linse um einen
£aiopf gedreht wird, der sich unter ihrer optischen Axe befindet,
so sind die Bilder, wenn sie auf einem dahinter befindlichen
cylindrischen und nüt ihr concentrischem Schirm aufgefangen werden,
stationär, trotz der Drehung der Linse. Ein solches Instrument ist
vor langer Zeit von Martens in Paris construirt worden. Als nen
an seiner pantaskopischen Camera gibt Mr. Johnson an: 1) Die
Art, wie die relative Bewegung der Platte und Linse durch directe
117
mechanische Bewegung bewirkt wird. — 2) Die Anwendung eines
Uhrwerks eu diesem Zweck. — 3) Die Art, wie die Luftperspectlve
wiedergegeben wird. Das Instrument besteht aus einer Camera,
mit vom der Linse und hinten einer Schiene, in der ein kleiner
Wagen mit der Cassette läuft. Die Camera steht auf Rollen, die
auf einer Messingscheibe ruhen, und das Ganze dreht sich um
einen Knopf in der Mitte. Auf die Scheibe sind zwei Kordeln ge-
wunden, deren eines Ende an der Scheibe, das andere an dem
Wagen befestigt ist Wenn man diese Kordeln ab - und aufwindet,
dreht sich der ganze Apparat um seine Axe. Um dem Himmel
und gewissen Theilen des Bildes eine kürzere Belichtung geben
zu können, sind hinter der Linse verschiedene Blenden angebracht.
Der Winkel der pantaskopischen Bilder ist 120 Grad, mehr als
das Auge zu fassen vermag.
lie WicdergewiMug des Silbers aus alten Natronbädem geschieht
nach Prof. Dr. Schwarz am einfachsten durch fein vertheilten Zink-
staub, der eine so grosse metallische Oberfläche besitzt, dass er die
Reduction sehr energisch bewirkt. Ein üeberschuss schadet nicht,
da man denselben leicht durch verdünnte Schwefelsäure entfernt.
Die kleine Menge Blei, die ihm beigemischt ist, bleibt freilich zurück,
kann aber beim Einschmelzen des Silbers leicht durch etwas Sal-
peter oxydirt werden ; der gleichfalls zugeschlagene Borax löst das
Bleioxyd auf und gibt damit eine gut geflossene Schlacke.
(Bresl. Gew.-Bl.)
• Vie liider eiier Clhspiatte ii llndssei. — Man nehme ein
Stück Fichtenholz, 5 Zoll lang, V4 Zoll breit und Vs Zoll dick und
schneide an einem Ende einen viertel Zoll weit die Hälfte der
Dicke fort. Dies Ende tauche man in Eiweiss, nehme die grössten
Tropfen davon, und ziehe damit einen Rand um die Platte. Nach
einigen Minuten ist die Schicht trocken und man kann das Collodion
aufgiessen. (Humphrey's Journal)
Kever Sitwickler. — Eine Mischung von schwefelsaurem Eisen-
oxydul-Kali mit schwefelsaurem Eisenoxydul - Ammon entwickelt
nach Mr. Crockett höchst regelmässig und sicher, gibt klare durch-
sichtige Schatten, gut modulirte Lichter und keinen Schleier; man
mische 32 Unzen Wasser, */2 Unze schwefelsaures Kali, ^/^ Unze
Eisenvitriol, 1 Unze schwefelsaures Eisenoxydul-Anmion. Vor dem
Gebrauch setzt man 2 Tropfen Ammoniak und 2 Unzen Essig-
säure Nr. 8 zu.
118
Kohledrnck. — Ein grosser Uebelstand beim Eohleverfabren
ist, dass die Gelatinelösungen, die mit Kohle und Bichromat rersetzt
sind, sich nicht halten. Als Conservirungsmittel empfiehlt Mr. Crace
Calvert' Zusatz von zwei Tropfen Carbolsäure (Phenyloxyddrat,
Produet der trocknen Destillation von Steinkohlen) zu jeder PinU
(= 240 Cub. Cent).
Verstärkung you Ncgatirs. — John Lamb empfiehlt im British
Journal folgende eigenthümliche Yerstärkungsmethode : Man thoe
in ein Probirglas etwas unterschwefligsaures Natron und etwa
ebensoviel schwefelsaures, Kupferoxyd in Lösung, dann ungefähr
einen Tropfen Salpetersäure um die Mischung zu klären. Dies
soll die dünnsten Negativs ganz kräftig machen. Das Recept hat
zwar die Hunde durch die photographischen Journale diesseits und
jenseits des Oceans gemacht, aber niemand scheint es versucht m
haben. Es muss von einem Spassmacher herrühren, denn beim
Vermischen der angegebenen Lösungen entsteht ein dichter Nieder-
schlag, der sich in dem ausdrücklich vorgeschriebenen einen
T r 0 p f e n Salpetersäure wol nur dann löst, wenn man die Lösungen
in homöopathischer Verdünnung angewendet hat. £s ist uns
übrigens weder mit viel noch mit wenig Salpetersäurezusatz, weder
vor noch nach dem Fixiren gelungen, ein Bild mit dieser MlsehoDg
zu verstärken.
?0erfd)irtcue Hotijrn.
Fhotograpliie in den Pyramiden. — Der schottische Astronom Professor
Piazzi Sm>lh hält die grosse Pyramide und den Sarkophag in ihrem Innen
nicht für ein grosses Grab, sondern er glaubt, dass darin die ganze mathematische
und astronomische Wissenschaft der alten Egypter enthalten sei. £r hat geneigt,
dass die Maasse der grossen Pyramide nach gewissen Deductionen genau ihre
geographische Lage angeben, und sie eigentlich nur die Ucbersetzung ihrer eigenen
Lage in Granit und Kalkstein ist. Den porphymen Behälter im Innern hält er
für ein unzerstörbares Längen- und Hohlmaass, aus einem Material gearbeitet,
welches der Hitze und Kälte widersteht, und in das Herz von Millionen von
Schiffslasten gehauenen Steins gestellt, um Veränderung zu verhüten. Der
Professor röstet sich zu einem Einfall in die innersten Geheimnisse der grossen
Pyramide. Kr hat einen Ferman vom Pascha, einen photograph lachen Apparat
und Magnesiumdraht, den er im „Königszimmer'' verbrennen will, so dass er
Bilder von einem Interieur mitbringen wird, das mindestens dreitausend Jahre
den Augen der Welt verschlossen war, und nun seit es Harun Alraschid's Nach-
folger geöffnet, immer noch geheimnissvoll ist. So also wird ein gelehrter
;,Barbar" beim Lichte eines Metalls, dessen Kamen Egypten nie gebort und durth
eine Kunst, von der sich Moses und alle Weisheit der Egypter nichts btt
träumen lassen, ein Bild von dem Gcheimniss der Geheimnisse aufhehneB,
119
velehes hundert» von Geserationen alt der letzten noch trotzt, wie das rohige
unenträthselte Gesicht der Sphinx, die dranssen auf den ewigen Nil hinstarrt.
Ein photo{praphisoher Boman. — Die Pariser Boulevard-Theater haben
schon manchmal die Photographie auf die Bühne gebracht; so sahen wir vor
vier Jahren ein kleines Yaudeville, in dem Disderi die Hauptrolle spielte, mit
seinem kahlen Schädel und dem ungeheuren Barte, mit dem er seinen Kunden
darcb's Gesicht fährt. Aber ein photographischer Roman ist etwas ganz neues.
Unser Freund Sutton hat es unternommen, einen solchen zu schreiben, und zwar
erscheint derselbe seit dem 1. Januar in den Photographie Notes. Soviel sich
aus dem bisher veröffentlichten entnehmen lässt, wird die Geschichte äusserst
interessant, und wie Hr. Simpson meint, mit zu dem hübschesten und ange-
nehmsten gehören was jemals in den Notes erschienen ist.
Ein enormes Teleskop ist kürzlich für die Universität in Chicago vollendet
worden. Die Ohjectivlinse , an der Hr. A. Clark zwei Jahre lang gearbeitet hat,
kostet 11,187 Dollars. Das Teleskop wiegt 60 Centner. Die Länge des grossen
Rohrs beträgt 18 Fuss und die Stärke der Tergrösserung gestattet je nach der
Anwendung das 1800 bis 8000fache. Das ganze Instrument kostet 18,187 Doli.;
die dazu nöthige Sternwarte 25,000 Dollars.
Sin interessanter Haohdruokproeess wurde in Berlin gegen den Kaufmann
Ferd. Schlesinger und zwar als Miteigenthümcr der Sentek'schen photographischen
Anstalt verhandelt. Von letzterer ist ein bekanntes Bild: „Der Wittwe Trost*,
welches Eigenthum des hiesigen Kunstvereines ist, auf photographischem Wege
nachgeahmt und bei Sachs & Cie. in Verlag gegeben worden. Der Kunstverein
sah hierin einen Verstoss gegen das Gesetz zum Schutze geistigen Eigenthums,
und der Vorsitzende des Vereins, Geheimrath Schweder, denuncirte demgemäss
gegen Schlesinger, den die Staatsanwaltschaft auch anklagte. Zur Verfolgung
des fraglichen Vergehens ist nun nach gesetzlicher Vorschrift ein Strafantrag des
Dinmiflcaten erforderlich und es ward seitens der Vertheidigung bestritten, dass
der Geheimrath Schweder zur Stellung eines solchen Antrags die erforderliche
Aetiv-Legitimation besitze, da der Verein keine Corporationsrechte besitzt, und
weil ihm von den einzelnen Vereinsmitgliedem keine Vollmacht zur Stellung des
Antrags verliehen worden sei. Der Staatsanwalt widersprach diesem Einwand
und behauptete, dass sogar jedes einzelne Mitglied des Vereins an sich schon
als- solches den Strafantrag stellen könne, weil es als Miteigenthümcr des nach-
geahmten Bildes auch für sich allein Damniflcat in der Sache sei. Das Gericht
hat sich dieser Ansicht nicht angeschlossen, vielmehr den Geheimrath Schweder
als nicht gehörig legitimirt zur Anbringung des Strafantrags angesehen und dem-
gemäss als zur Zeit unstatthaft bezeichnet und zurückgewiesen.
Photographien auf Hole. — Hr. Julius Greth in Stuttgart (Gymnasiumstr. 12)
bietet sich den Photographen zur käuflichen Ablassung eines Verfahrens an,
um Photographien auf Holz für Xylographen anzufertigen, und wird die Be-
dingungen auf f^ankirte Anfragen mittheilen.
Speotral- Analyse. — Das neuerdings sehr in Aufnahme gekommene Pyro-
papier (aus Seidenpapier, wie die Schiesswolle bereitet) lässt sich durch Tränken
mit Chlors. Baryt, Salpeters. Strontian, chlors. Kali, Salpeters. Kupfer etc. zur
Erzeugung farbigen Lichts verwenden. Wenn man ein Stück solchen Papiers
vor dem Schlitze des Spectralapparats verbrennt, erhält man die characteristischen
120
Linien in grösster Schönheit und Deutlichkeit Das Papier muss in Form
Fidibus zusammengedreht, und in dem Maasse als es veibrennt,
werden. H. Schwarz, im Bresl. Gew.-Blatt.
Erfindung der PliotO{praphie. — Dr. Simonides veröffentlichte folgende
Beschreibung eines photographischen Verfahrens, das vom Mönch Pi
(geb. 441, gest. 521) erfunden sein soll und worüber sich angeblich auf
Berge Athos Manuscripte vorfinden sollen: „Nimm Messing und gib es
rechten Schmelzer, der daraus eine Kugel mache von zwei Fuss im Umfuig,
bedeckt mit Zinn und der schwärzlichen Farbe von Samothrace. Die Kugel soll
zwei Oeffnungen haben von gleicher Grösse und genau einander gegenüber
findlich. In die Mitte der Kugel setze die Linse von weissem Glase und z\
Finger breit davor den polirten Spiegel aus Messing; und drei Finger breit
dahinter das mit Gold gefärbte Bernsteinglas ,* und davor das froschgnuie Glas.
Ordne Alles genau und setze es auf einen dreibeinigen Ständer. Femer bereite
Platten von Messing so gross wie die Leere der Kugel, lasse sie mit Silber
fiberziehen und thue sie in einen reinen Kasten. Mache ^aXaaoaßoQOv (vielietdit
Jod) zur Zeit wenn das Korn reift, und aXfjuuvrjv (vielleicht Brom) weiui die
Brde in Blüthe steht und halte sie gut vor Licht geschützt Stelle der Linse
gegenüber einen Gegenstand auf, nimm eine Platte, reinige sie mit dem. StMibe
gebrannter Knochen und poliere sie mit ^^^^/Ttda-pulver, setze sie dem Jod ans
und nimm sie fort, sobald sie rosenfarben ist. Dann setze sie zehn MIbhI^
lang dem Brom aus. Hiernach stelle sie zwischen das froschgrune und das gelbe
Glas, ziehe die Thüren auf und betrachte den Gegenstand der dargestellt werden
soll, erst durch den hohlen Spiegel oben, dann durch den Spiegel unten. Dann
öfEne die Thfire, nimm die Platte und halte sie in gebranntes Que<^;si]ber , und
du wirst ein Bild haben, das dem Original gleicht.'^ Simonides bemerkt bieiza,
dass der Franzose Daguerre sich auf dem Berge Athos die Schriften des Psn>
selenus angeeignet und das Verfahren als seine eigene Erfindung ausgegeben
habe. Man bedenke aber nur, dass das Jod vor 1812, das Brom vor 1826 nickt
bekannt war.
Photographie in Japan. — Der Moming Star lässt sich von Paris schreiben:
Die Pariser sind des Photographirens müde. Um ihre Aufmerksamkeit selbst
auf Celebritäten ^e Victor Hugo oder George Sand zu ziehen, müssen die Bilder
in Lebensgrösse sein und dann sogar sieht man sie nur im Vorbeigehen an ; aber
in Japan scheint sich die Aufiregung noch nicht gelegt zu haben, die die Japa-
nesischen Gesandten durch die mitgebrachten Portraits-cartes hervorgerufen. Ein
sehr bedeutender Auftrag auf Photographien aller europäischer Herrscherlainilien
ist in Paris angekommen. Diese gute Neuigkeit hat sich wie ein Lauffeuer unter
den verzweifelnden Photographen verbreitet und nicht weniger als 20O sind
bereit in jenes ferne Land zu reisen, um den Barbaren die letzten Strablen
wissenschaftlicher Forschung zu überbringen. Möge die Sonne Japans über ibnen
scheinen und ihr Schatten niemals abnehmen.
Bas Verfialiren der Wothlytypie wird in der nächsten Nummer ausfubrlicb
mitgetheilt werden.
Alle Briefe und Mittheilungen für die Redaction sind an den Herausgeber,
Paul £. Liesegang in Elberfeld zu richten.
Gedruckt bei Sa in. Lucas in £lberfeliL
Photographisches Archiv
BaMil in. - ]tfp. 99. - f. Aprtl WUBi
Ph«tolitli#gra|iliic.
Dünnes Eiweisspapier mit recht feiner glatter Oberfläche, scharf
satinirt, gesalzen oder nicht, läset man mit der Rückseite anf eine?
gesättigten Auflösung von chromsanrem Ammon schwimmen^, und
Im Dunkeln trocknen.
Man belichtet unter dem Negativ, im Copirrahmen, bis ein
kräftiges braunes Bild erhalten ist. Dies legt man auf eine mit
lithographischer Farbe bedeckte Zinkplatte und zieht es damit durch
die Presse. Dann legt man es mit der Rückseite auf Wasser;
nach Verlauf einer Minute sieht man das Bild auf der schwarzen
Fläche hervortreten. Man reibt nun die überflüssige Farbe mit
einem Schwamm und etwas Gummiwasser weg, spült gut ab, und
lässt trocknen.
Dieses einfache Verfahren zur Darstellung von Bildern, die
sich auf Zink- oder Steinplatten übertragen lassen, macht keineswegs
auf Neuheit Anspruch; es ist nur eine Vereinfacjiung des James'schen
Prozesses. . Das Prinzip ist ganz dasselbe geblieben , nur wird
dasselbe Resultat mit einfachem Mitteln erreicht. Die Bereitung
des James'schen Gelatinepapiers ist, wenn nicht schwierig, so doch
5ehr umständlich, während Eiweisspapier leicht herzustellen und
überall käuflich zu haben ist. Das Abwaschen der Farbe geschieht
in unserem Verfahren mit kaltem Wasser, während Sir James
heisses Wasser braucht. Femer lässt sich das mit chromsaurem
Ammon bereitete Papier lange aufbewahren, ohne dass der organische
Stofl" im Dunkeln schon oxydirt und dadurch unlöslich gemacht wird.
Das Eiweisspapier darf nicht zu trocken sein ; die Schicht muss
leicht durchdringbar und nicht zu hart sein, sonst bekommt es statt
einer gleichmässig gelben eine fleckige Oberfläche. Altes Papier
7
122
wird verbessert, wenn man es ftir einige Zeit an einen feuchten
Ort legt. Sowie man das Papier auf das Bad bringt, krümmen
sich die Riinder auf; man kann dies durch Daraufha neben verhüten.
Die Präparation mit dem Chromat muss von der Rückseite her
gescheiten, weil das Eiweiss in der alkalischen Flüssigkeit löslich ist
und das Papier andernfalls verlassen würde. Anstatt der Auflösung
von chromsaurem Ammon kann man mit Yortheil eine solche von
doppeltchromsaurem Ammon in Aminoniakflüssigkeit verwenden.
Man lässt das Papier eine Minute lang schwimmen, oder wenigsten«
so lange bis die Albuminschicht gleichmSssig gelb und glänzend
geworden ist.
Das Negativ muss äusserst dicht sein, und dennoch ganz un-
verschleiert Nur mit einem solchen Negativ wird man gute scharfe
Abdrücke bekommen. Trocken ist das Papier am empfindlichsten.
Die Ausstellung varürt zwischen wenigen Minuten in der Sonne,
und einigen Stunden bei schwachem zerstreutem Licht
Von grossem Einfluss auf das Gelingen ist die Farbe. Folgende
Vorschrift hat mich immer am besten befriedigt, da die hiernach
bereitete Farbe an den oxydlrten Stellen sehr gut haftet und sich
gut auftragen lässt.
Venetianisches Terpentin . . . 250 Gramm,
Wachs 30 „
Palmöl 30 „
werden iu einem eisernen Topfe unter fortwährendem umrühren
geschmolzen bis der Dampf Feuer fängt Daim mischt man hinzu
Lithographische Ueberdruckfarbe 1000 Gramm,
Leinölfimiss Nr. 2 500 „
und rührt gut um.
Von dieser Farbe schmilzt man vor dem Gebrauch soviel ab
nöthig mit Terpentinöl, so dass die Masse nach dem Erkaltev
Syrupconsistenz hat Die Farbe wird mit der Walze auf eine
Zinkplatte aufgetragen; diese lässt man mit dem Bild durch die
Presse gehen. Auf diese Weise erhält man einen schönen gleich-
massigen Ueberzug.
Der Schwamm, womit man die Farbe von den unveränderten
Stellen abnimmt, muss rein und weich sein; man reinigt ihn am
besten durch längeres Eintauchen in Salzsäure und darauf folgende«
Waschen in heissem Wasser.
P. L Liegegaig.
123
CaMeekarteik
Allein Anscheine nach werden die Cameebilder, über die wir
bereite in früheren Nummern berichteten, sich bald in die tägliche
Praxis des Portraitphotographen einführen, nicht um die Visiten-
karten zu verdrängen, sondern um das Publicum, welches einer
neuen Mode gerne zu huldigen pflegt, zu neuen Aufträgen zu ver-
anlassen, überhaupt der ganzen Portrait6ranche des photographischen
Geschäfts einen Sporn zu geben. ' Und dazu sind diese niedlichen
Karten recht wohl g<'eignet. Durch die vierseitige Aufnahme wird
eine Portraitähnlichkeit hervorgebracht, die kaum zu übertreflfen sein
möchte. Es ist zu verwundem wie verschieden in vielen Fällen
die Portraits einer und derselben Person sind, und wie günstigen
Einflups eine gute Beleuchtung nicht nur auf die Schönheit, sondern
auf die Aehnlichkeit des Bildes ausübt; wie anderseits eine un-
gunstige Beleuchtung und Wendung hübsche Gesichter hässlich
erscheinen lassen. Man wird gut thun, zur Aufnahme dieser Bilder
lichtstarke Objective von 15 bis 24 Linien Durchmesser und sehr
kurzer Brennweite zu benutzen. Man arbeitet ohne Blende, da
nur die Mitte des Bildes gebraucht wird; da die Person viermal
nach einander sitzen muss, so ist es wichtig eine möglichst kurze
Belichtung 2u geben.
Gewöhnlich werden die beiden Bilder rechts und links im
Profil genommen, oder eins davon ganz profil, das andere drei-
viertel; das obere Bild ziemlich en fage, das untere halbprofil
nach der Schattenseite gewendet Die Profilbilder sehen aus der
Karte, d. h. rechts ist das Profil der rechten Seite, links das
der linken.
Das Verschieben der Cassette muss mit einiger Aufmerksamkeit
geschehen, damit nicht etwa die Bilder an die verkehrte Stelle
gerathen, oder gar zwei übereinander exponirt werden, wodurch
ganz curiose Janusköpfe entstehen. Am besten wird man sich ein
gewisses Tempo einüben, z. B. rechts, oben, unten, links, oder
umgekehrt. Das eine Profil wird zuerst, das andere zuletzt aufge-
nommen, damit die Person keine hin und her Wendungen zu
machen hat
Die Cameekarten sollten nicht in den neumodischen Copir-
apparaten *) mit Holzklammem abgedruckt werden , sondern in
kleinen Rahmen, die genau die Grösse der Platte haben , und dem-
nach keine Spiegelscheibe brauchen. Zwischen das Albuminpapier
*) Weshalb nennt man ein Brett mit zwei Klammem einen Rahmen?
124
und den Deckel lege mau einige Blätter Seidenpapier, and man
sorge für gutes Andrücken, denn die zwischen Negativ und Copir-
papier liegende Maske verhindert bei unzureichendem Druek die
Erlangung von Abdrücken, die die ganze Schärfe de» Negatir?
besitzen.
Die Bilder sind auf festes Cartonpapier aufzukleben nnd t^t
dem Prägen erst zu satiniren.
Veber zwei neue Rli#dand«|i|ielsalie.
Von P. E. Liesegang.
1. Goldrhodanid - AmmoninmrhodaiLid.
Wird überschüssige Auflösung von Rhodanammonium mit Gold-
chloridlösung versetzt, so entsteht ein rothbrauner Niederschlag, der
sich, wenn die Flüssigkeit schwach erwärmt und mehrmals umge-
schüttelt wird, wieder vollständig löst. Eine solche Auflösung eignet
sich zum Tonen der Uranbilder nach meiner Erfahrung besser als
das nnterschwefligsaure Goldoxydul-natron , für Chlorsilber - Eiweiss-
bilder aber eben so wenig wie das letztere, da man damit kein
Schwarz, sondern nur Rosa und Braun erzielt.
Der oben erwähnte rothbraune Niederschlag wurde in einem
Gemisch von Alkohol, Aether und Wasser gelöst; beim Yerdunstn
setzte er dunkelbraune kleine Nadeln ab, die zwischen Fliesspapier
gut ausgedrückt und über Schwefelsäure im luftverdünnten Räume
getrocknet würden.
0,695 Gr. dieses Salzes hinterliessen nach langem Glühen im
Porzellantiegel 0,302 Gr. metallisches Gold in Schwammfonn
=: 43,453 %. Die Formel Au (Ca NS2)3 -f NH^ Cg NS^ verlangt
43,946 % Gold.
2. Silberrhodanid • Silbernitrat.
Dieses dem Schnauss'schen Jodsilbersalpeter entsprechende
Doppelsalz erhält man durch Auflösen von reinem Schwcfelcyan-
silber in kochender Lösung von salpetersaurem Silberoxvd. Beim
Erkalten scheiden sich reichlich weisse Crystallnadeln von prächtigem
Diamantglanze aus, die durch Wasser, Säuren und Alkohol zersetzt
werden. Mit einer Mischung von Alkohol und Aether kann das
Salz vom anhängenden Silbernitrat befreit werden. Die Analyse
wurde in folgender Weise vorgenommen:
1) 0,552 Gr. des über Schwefelsäure getrockneten gut ausge-
waschenen Doppelsalzes wurden mit Wasser geschüttelt; der enl-
126
stehende Niederschlag von Schwefelcyaosilber ausgewaschen und
auf dem gewogenen Fitter gesammelt, getrocknet und gewogen
ergab 0,177 Gr. Ag Ca NSg « 32,065 %.
2) 0,407 Gr. wurden durch sehr verdünnte Salpetersäure
zersetzt, und ergaben 0,131 Gr. Ag C, NS^ » 32,187 %. Aus
dem Filtrat w.urde das salpetersaure Silberoxyd mittelst Salzsäure
gemilt und gab 0,232 Gr. Ag Cl = 0,2749 Gr. Ag 0, NO5 = 67,55 %.
1. 2. Mittel: Berechnet:
Ag GaNSj 32,065 32,187 32,126 32,806
AgO, NOß — 67,550 67,550 67,194
99,676 100,000
Daraus ergibt sich die Formel: Ag C2 NS2 + 2 (Aj;0, NOs).
In heisser Amuioniakflüssigkeit l()st sich das Doppelsalz voll-
ständig auf. Beim Erkalten scheiden sich kleine weisse vierseitige
Crystalhäfelchen aus.
Das W#dilytyp*Ver&lireM«
Specification des französischen Patents.
■ I. Die emp6ndlichmachende Flüssigkeit.
Reines Uranoxydhydrat wird in Salpetersäure gelöst und cry-
stallisirt. Das Salz wird in Wasser gelöst und durch Ammoniak
niedergeschlagen. Der Niederschlag wird in Salpetersäure gelöst,
crystallisirt und getrocknet Das hierdurch entstehende Doppelsalz
nenne ich Uranammonium nitricum (auf deutsch: salpetersaures
Uranoxydammon). Von diesem Salze löse ich zwölf Unzen in sechs
Unzen destillirten Wassers; sodann löse ich in einer Unze Wasser
eine halbe Unze salpetersaures Silberoxyd, oder ich ersetze dies
durch ein anderes in Wasser lösliches Silbersalz.
Ich mische diese Lösungen und lasse crystallisiren , wodurch
sich ein Tripelsalz bildet. Von diesem löse ich drei Unzen in acht
Unzen Alkohol und setze hinzu eine viertel Unze destillirtes Wasser
und einige Tropfen Salpetersäure. Diese Flüssigkeit dient zum
Empfindlichmachen des CoUodions.
Oder:
Drei Unzen Uranammonium nitricum, oder drei Unzen ge^
reinigtes crystallisirtes salpetersaures Uranoxyd, löse ich in acht
Unzen Alkohol; dann löse ich in Wasser sechzig Gran Chlor-
palladium, Chlorplatin oder Chlorgold.
126
Aach diese Lösungea dienen zum EmpfindlichmacheD des
Collodions. Sie können monatelang im voraus präparirt werdeiif
ohne dass sie sich zersetzen ; man bewahre sie aber im Dunkehi auf.
n. Bereitung des HarzcoUodions.
Ich löse drei Unzen Schiessbaumwolle in vier Kilogramm Aetlier,
zwei Kilogramm Alkohol, einer viertel Unze Ricinusöl, und decanthe.
Auch dies Collodion kann für Monate im Voraus bereitet werden.
Das Ricinusöl ist eine Auflösung von Ricinnsöl und Canadabalsam
in Aether, die filtrirt und im Wasserbade zur Syrnpconsistenz ein-
gedickt wurde.
III. Empfindliches Urancollodion.
Ich mische 1 bis IV2 Unzen empfindlichmachende Flüssigkeit
mit drei Unzen Harzcollodion ; der grösseren Empfindlichkeit wegen
setze ich einige Tropfen Salpetersäure zu.
IV. Bereitung des Wothly typ - Papiers.
Eine halbe Unze Stärke (von Reis, Weizen, Kartoffeln, Arrowroot
Caraghon), ein halbes Kilogramm Wasser und einige Gran essig-
saures Bleioxyd werden zusammen erwärmt und bei einer Temperator
von 30® R. mit zwei Unzen fibrinfreien Eiweises versetzt
Das Papier wird auf eine Glasplatte gelegt und mit einem
Pinsel oder Schwamm mit obiger Mischung befeuchtet, um die
Poren damit anzufüllen, so dass das Collodion nicht hineindringen
und das Bild an der Oberfläche bleiben kann.
Oder:
Ich nehme fünf Kilogramm Elweiss und schüttele es mit einer
Mischung von vier Unzen Aether und zwei Unzen £s&ig8äure.
Dadurch wird das Fibrin vom Albumin geschieden.
Dies Papier lässt man fünf bis zehn Minuten auf folgendem
Uranbade schwimmen.
V. — Ich löse in 1 ^2 Kilogramm destillirten Wassers sechzehn
Unzen eines der vorbeschriebenen Uransalze und drei viertel Unze
eines der benannten Stoife die das Uran reduciren. Dann füge ich
vier Unzen Aether, vier Unzen Alkohol und fünfzehn Tropfen
Salpetersäure hinzu.
Im trocknen Zustande ist dies Papier eben so empfindlieh wie
Chlorsilberpapier.
Die Stärkepapiere sind auch mit diesem Uranbad zu gebrauchen
und geben dann Bilder ohne Glanz.
Die Wothlytyppapiere sind auch zum Veirgrössem anwendhar.
VI. — Alle auf diese Arten erzeugten Bilder werden in fol-
genden Bädern fixirt und getont:
127
Ich lege das Bild auf ein Bad von fünf Kilogramm destillirten
Wassers, ^/^ Unze Essigsäure und ^\ Unze Salzsäure. Anstatt des
Wassers kann man Alkohol anwenden.
Diese Bäder lösen alle Uranverbindungen aus dem Papier auf,
ohne die Bilder zu verändern. Diese Verbindungen sind in Wasser
unlöslich und müssen entfernt werden, damit die Bilder nicht gelb
werden.
liachdem die Bilder zehn Minuten in diesem Bad gewesen und
oft bewegt worden sind, lege ich sie für einige Minuten in Regen-
wasser, dann wasche ich sie mit gewöhnlichem Wasser und tone
sie in dem folgenden Bad:
Vll. — Ich löse 80 Gran Goldchloridcalcium oder 60 Gran
Cblorgold oder 60 Gran Chlorplatin in zwei Kilogramm Wasser.
In ein zweites Glas giesse ich 1^2 Kilogramm Wasser und ^2
Kilogramm unterschwefligsauren Kalk. Dann giesse ich langsam
und unter Umrühren die Goldlösung in die Kalklösung. Statt des
unterschwefligsauren Kalks nehme ich auch ^J2 Kilogramm unter-
schwefligsaures Ammon, Magnesia, Kali, Schwefelcyanammonium
oder Schwefelcjankalium.
Fixirbäder:
1. Vier Kilogramm Wasser,
^2 Tt Schwefelcyanammonium.
2. Vier Kilogramm Wasser,
V2 9 unterschwefligs. Kali, Magnesia,
Ammon, oder Kalk.
Anleitang rar Wothlytypie.
Von der „United Association of Photography" in London.
1. Man nehme ein Stück viertelzölliges Fichten- oder Maha-
gonyholz, einen viertel Zoll rundum kleiner als das Papier, welches
mit CoUodion übe^ogen werden soll. An der unteren Seite ist
das Brett mit zwei Leisten, die das werfen verhindern sollen, und
mit einer Handhabe zu versehen.
2. Man nehme ein Stück präparirtes Papier (das man zwischen
zwei Brettern oder in einer Presse aufbewahren muss) und stifte
es an den Ecken auf das Brett; man giesse das Collodion wie auf
eine Glasplatte auf. Leichter ist dies, wenn man das Papierr undum
einen achtel Zoll breit in die Höhe aufwärts biegt.
Pbot«grap1ii8ehefi Archif. Vr. 79. 1. April 1865. 7
128
3. Man giesst das abfllessende CoUodion in eine andere Flasche
und versetzt es ehe man es wieder braucht mit etwas Aether.
4. Man hängt das Papier mit Holz- oder Glasklammem an
zwei Enden zum Trocknen auf.
5. Die Temperatur des Trockenraumes sollte kühl und fenebt
sein. Wenn das Papier zu trocken ist, halte man es vor dem
Ueberziehen über Wasserdampf.
6. Nach dem Trocknen bewahre man das Papier zwischen
Fliesspapier auf.
7. Man belichte niemals direct in der Sonne, und drucke
nicht über.
8. Aus dem Copirrahmen werden die Bilder wieder zwischen
Fliesspapier gelegt; sie brauchen nicht gleich getont zu werden.
9. Man tauche die Bilder in
Essigsäure . . . . 2V2 Unzen,
Wasser 100 Unzen,
bis die Weissen ihre gelbliche Färbung vollständig verloreo
haben; 8 bis 12 Minuten genügen.
10. Man spüle die Bilder unter dem Erahnen auf einer schräg
gehaltenen Glasplatte gut ab, wobei man sie mit einem weiche»
Schwamm reibt, und lege sie in folgendes Tonbad:
Schwefelcyanammonium . 1 Pfund,
Destillirtes Wasser . . .120 Unzen.
Chlorgold 120 Gran,
Destillirtes Wasser . . .120 Unzen.
11. Man giesst die letzte Lösung in die erste und schüttelt
gut um. Dies Bad wird mit dem Alter besser. Man kann es mit
Wasser verdünnen, wenn es zu blaue Töne gibt.
12. Nimmt man statt des Schwefelcyanammoniums unter-
schwefligsaurcs Kali , Natron oder Kalk , so erhält man reiche
violettbraune Töne.
13. Man wasche wieder mit dem Schwamm unter einem
Krahnen, namentlich die Rückseite des Bildes. .Dann hänge man
zum Trocknen auf.
14. Man klebe die Bilder mit frischer Stärke oder Arrowroot
auf, der etwas Zucker zugesetzt wurde.
15. Ziemlich dichte Negativs geben die besten Abdrifcke.
16. Verlangt man nicht viel Glanz, so setze man dem
Collodion etwas Aether zu.
17. Aus dem Säurebade sind die Rückstände in folgender
Weise wieder zu gewinnen: man setzt Ammoniak hinzu bis alles
129
gelbe Ojcyd niedergeschlagen ist, rülire mit Wasser auf, lasse zu
Boden sinken, giesse die klare Flüssigkeit ab und lasse trocknen.
Dies Pulver wird von der Association zum Preise von 15 ShilUng
pro Pfund angekauft.
N#€li einige Betraehtniigeii iiber das llrandraekTerfalireii,
In einem Artikel , der dasselbe Thema behandelt, *) habe ich
darauf liinge wiesen , dass Bilder, welche nach vorstehendem Ver-
fahren erzeugt wurden, eine Flxirung durch Chloralkalien gestatten.
Dieser Prozess braucht jedoch keineswegs dem Vergolden voraus^
zugeben. Er wurde von mir nur deshalb als Ausgangspunkt hin-
gestellt, um ein anschaulicheres Bild zu liefern. Practisch schreitet
man zur Fixirung nach dem Vergolden, worauf, wie sich von selbst
versteht, die Bilder hinreichend von ihren löslichen Substanzen
durch Waschen befreit werden. Bei der Verwendung von Chlor-
alkalien zur Entfernung des Chlorsilbers muss nun berücksichtigt
werden, dass eine warme Lösung rascher wirkt und grössere Mengen
von Chlorsilber löst, als eine solche bei niedriger Temperatur. Legt
man z. B. eine Anzahl Chlorsilbercopicn in eine starke heisse
Kochsalzlösung und hierauf in eine Schüssel mit kaltem Wasser,
so scheidet sich sofort das gelöste Chlorsilbcr im Gefösse in wesent-
licher Menge wieder ab, aber auch im Bilde selbst, so dass man
die Arbeit von neuem anfangen muss. Dasselbe geschieht auch
bei den Uranbildern , wenn gleich die Menge des Chlorsilbers hier
weit geringer ist. Am sichersten ist es, wenn man die Copien in
mehrere Salzbädcr von gleicher Temperatur wie die nachfolgenden
Waschwasser hintereinander einlegt.
Sieht man sich nun nach andern Vortheilen des Uranverfahrens
um , so lassen sich zwar immerhin einige auffinden , die jedoch
durchaus von keiner Tragweite sind. Die Fransilberlösung (mit
Collodion) scheint sich im Dunkeln lange zu halten, ehe sich
Silberoxyd abscheidet; länger noch das überzogene Papier, wenn
es in einem Chlorcalciumapparat aufbewahrt wird. Das sind jedoch
nur kleine Annehmlichkeiten. WerthvoUer ist die grössere Sicherheit
beim Copiren. Beim Uranprozess entsteht ein Bild, welches nur
aus metallischem Silber besteht. Sind die Mitteltöne gekommen,
80 ist die Copie fertig; denn das Bild kann im Goldbade nichts
von seinen Uebergängen verlieren. Anders verhält es sich beim
') Photogr. Archiv Nr. 77.
130
Chlorsilberpapier. Hier ist bei einer Gopie das metallisch ausge-
schiedene Silber untermengt mit dunkel gefärbten Chlorsilbertheilchen,
welche ebenso wie das weiss gefärbte Chlorsilber, durch unter-
schwefligsaure Alkalien, Cyankallum, Ammoniak etc. gelöst werden.
Welchen Täuschungen hierbei der Photograph oft unterworfen ist,
bedarf keiner weitern Erörterungen. Es könnte femer in der
grössern Zartheit dieser Bilder, namentlich in Bezug auf stereoskopisefae
Wirkung, ein Yortheil gefunden werden ; allein liiermit sind wir zu
Ende. Geldersparniss ist Chimäre. Wenn die wothlysauren Uran-
oxyde (in Brochtire und Preisverzeichniss ist von wothly^scfaen
Uransalzen I und II die Rede) auch nicht völlig die Hälfte des
Preises des salpetersauren Silberoxyds betragen, so wird dieser
Yortheil wieder aufgehoben durch Collodionverbrauch und Silber-
zusatz, Essigsäure etc. Aber man gehe weiter. Die Uranerze sind
selten. Wollten alle Photographeu von jetzt ab Uransalze ver-
wenden, so würde der Silberverbrauch allerdings schwächer werden;
aber die Uransalzproduceuten würden wahrscheinlich sehr bald den
Bedarf nicht mehr decken können und in Folge dessen der Preis
wesentlich steigen, wodurch die Herstellungskosten sich beträchtlich
höher stellen müsstcn, als bisher.
Aus dieser skizzenhaften Darlegung ergibt sich, falls meine
Behauptungen auch von meinen CoUegcn als richtig anerkannt
werden, dass das Uranverfahren durchaus keine Zukunft hat Alle
diejenigen, welche in Folge ihrer Strebsamkeit pekuniäre Opfer
gebracht haben, werden ailmälig zum Albuminpapiere, das walu^
scheinlich Niemand ganz verlassen haben wird, zurückkehren. Bei
sorgsamer Waschung lassen sich recht dauerhafte Bilder erzeugen,
wenn die Metalltheilchen durch einen wasserdichten Stoff isolirt
werden. Ich verführe gegenwärtig nach der in diesem Journal
mehrfach erwähnten Methode: ich bestreiche nämlich die Rückseite
jedes Bildes mit einer Auflösung von Gmnmi elasticum in Beniin.
Die Lösung durchdringt die ganze Dicke des Papiers und hinterlässt
nach dem Verdunsten des Lösemittels eine Schicht von Gummi
elasticum , welches sowohl einen Einfluss der Feuchtigkeit als zer-
störender Gase vollständig abhält. Die Weissen des Bildes werdea
äusserst schwach beeinträchtigt. Denken wir uns etwas Schwefel-
silber oder unterschwefligsaures Silberoxyd solchergestalt inkrustirt,
so wird ein Bleichen des Bildes nicht möglich sein, da schwarzes
Schwefelsilber erst gelb wird durch Wasseraufnahme, das letztere
Salz sich aber nicht zersetzen kann, wenn nicht ebenfalls ein
gewisser Gehalt an Wasser vorhanden ist. Die Erfahrung lehrt,
dass manche Sorten Albuminpapier eine weit grössere Neigung zum
131
gelb werden haben als andere. Manches Papier verträgt nicht
allein eine schwache Ofenwärme schlecht, sondern wird schon in
•der Sommerwärme nach einigen Stunden stark in den weissen
Parthien gefärbt. Der Grund liegt in der Verwendung von etwas
SU altem Eiweiss. Im frischen Eiweiss ist der Schwefel chemisch
fest gebunden, in Mtem fauligen Albumin hingegen, welches einen
Geruch von Schwefelwasserstoff oder sonstigen luftförmigen Gasen
auastösst, ist jener Körper nur noch locker gebunden und stellt sich
sofort dem salpetersauren Silberoxyde zur Disposition. Solche
Papiere müssen demnach verworfen werden. Schützt man ausserdem
die Oberfläche durch irgend einen geeigneten Firniss, so kann man
seiue Erzeugnisse mit dem Bewusstsein auf eine lange Dauer-
haftigkeit abliefern. Man ge\?öhne das Publicum daran einen höhern
Preis für die Kartenbilder zu zahlen, damit auch diese mit einem
Firnisse überzogen werden können. Man hört oft viel Wehklagen
über das Schwinden der Albümbilder. Ganz natürlich! Photo-
graphen, welche nach schwachen Negativen zierliche Nebelbildchen,
anstatt kräftiger, plastischer Figuren , liefern, weil jeden Tag einige
hundert fertig werden und alte Weiber jung aussehen müssen etc.,
die sind zu vergleichen mit Homöopathen und ihren Nichtsen. Sie
erzeugen Copien mit so wenig Gold , dass bei einer Analyse kaum
eine Beaction wahrzunehmen ist. Fest steht: je kräftiger das Bild,
desto dauerhafter! Ein anderer Grund liegt in der massenhaften
Anfertigung der sogenannten Yisitei^artenportraits. Mag das Wasser
noch so oft erneuert und bewegt werden, ein vollständiges Aus-
waschen kann nicht bewirkt werden. Durch den doppelten Schutz
werden auch diese Unzulänglichkeiten besiegt. Wer vermag aber
ohne bedeutenden Mehraufwand von Zeit ein jedes dieser Bildchen
mit Emailfirniss zu überziehen und nochmals zu satiniren, ohne
bierfür eine Preiserhöhung zu fordern? Mögen die Photographen
jene Mittel anwenden, um einer zu bald eintretenden Vergänglichkeit
zu steuern, aber um dies zu können, Preise fordern, welche dies
ermöglichen.
Hagen. Th. Hende.
lieber eine neae lH[etliode5 pliotograpliiselie Silberlösniigeii
zu prüfen.
Von Dr. Hermann Togel/^
Zum Prüfen von Silberlösungen bedienen sich die Photographen
meistens des Silbermessers (oder Argentometers), ein Instrument,
*) Photographie News. Nr. 338.
132
welches um so tiefer in die Flüssigkeit einsinkt je weniger eoo-
centrirt die Auflösung ist, und das mittelst einer Scale die Menge
des Silbers angibt. Die Anwendung solcher Instrumente ist allerding»
leicht, aber nicht sicher; denn die photographischen Silberlösangei»
enthalten Alkohol, Aether, Essigsäure, Salpetersäure Salze, wodurch
die Angaben der Argentometer ganz unrichtig gemacht werden.
Ein Positivbad; das im Verhältniss von 1 : 8 angesetzt worden war,
gab nach langem Gebrauch uoch immer 1 : 8 am Argentometer an,
bei der chemischen Analyse fand sich, das» es nur 1:11 stark war.
Die Gay - Lussac'sche volumetrische Methode ist für Photo-
graphen weniger geeignet, da die Beendigung der Reaction nicht
leicht zu erkennen ist. Zusatz von chromsaurem Kali ist nur dano
zulässig, wenn die Lösung neutral ist.
Setzt mau Jodkalium zu Silberlösungen, so wird gelbes Jod-
silber niedergeschlagen; setzt man Jodkalium zu einer Mischung
von verdünntem Stärkekleister und' Salpetersäure, die etwas sal-
petrige Säure (NO 3)*) enthält, so wird Jod frei und die Flüssigkeit
färbt sich intensiv blau.
Wenn man Jodicalium einer Mischung von Silberlösung, Sal-
petersäure und Stärke zusetzt, so entsteht ein Niederschlag von
Jodsilber , und die Flüssigkeit wird gebläut, indem Jod frei wird
und sich mit der Stärke verbindet. Solange noch freie Silbersalze
in der FKissigkeit enthalten, verschwindet die blaue Färbung
beim Umrühren. Setzt man nun noch tropfenweise Jodkali umlösong
zu , so tritt ein Punkt ein , wo die blaue Farbe bleibt ; dann ist
alles lösliche Silbersalz niedergeschlagen, und man berechnet seine
Menge ans der verbrauchten Jodkaliumlösuug.
Enthält die Flüssigkeit viel Jodsilber, so. wird sie grünlich
blau gefärbt.
Die Jodkaliumlösung enthält 100 Gramm trocknes und reines
Jodkalium in 4023,4 Cub. Geutimetern Flüssigkeit; 100 Cub. Cent
hiervon entsprechen einem Gramm salpetersauren Silberoxyd.
Man bringt diese Flüssigkeit in eine Mohr^sche Quetscbhabn-
bürette (die in ^5 ^^^* ^^nt. getheilt ist) und lässt durch Oeffneo
des Quetschhahus soviel davon ausfliessen , dass sie genau bis
zur 0 marke der Scale steht.
Sodann nimmt man mit einer reinen und trocknen Saugpipette
genau einen Cub. Centimeter der Silberlösung, lässt dieselbe in ein
reines Becherglas fliessen, nimmt mit einer zweiten Pipette 1 bi^ 2
*) Diese kleine Menge salpetriger Säure erzeugt man dadurch, dass man
der Salpetersäure etwa f'joonstel schwefelsaures Eisenoxydul zusetzt.
133
Cob. Centimeter Salpetersäare (je nach der Concentration der Sil-
berlös ung), and fdgt diese nebst 10 bis 17 Tropfen frischer Stärke-
lösung zu der Silberlösung.
Man lässt nun vorsichtig soviel Tropfen aus der Quetschhahn-
biirette in das Becberglas mit der Mischung fallen, dass die blaue
Farbe der Flüssigkeit nicht mehr beim Umschütteln verschwindet.
Die Scale gibt nun genau das Verhältniss des Silbers an; steht
nach der Operation die Flüssigkeit bei 3,5 , so enthält die Silber-
lösung genau 3,5 Procent reines salpetcrsaures Silber.
Wenn die blaue Farbe nicht eintritt, so muss frische Stärke
bereitet und der Salpetersäure etwas Eisenvitriol zugesetzt werden.
Man bereitet die Stärkelösung indem man einen Theil Stärke
mit wenig destillirtem Wasser anreibt, und darauf unter Rühren
kochendes Wasser zusetzt. Nach einigem Stehenlassen giesst
man das überstehende klare ab und versetzt 5 Theile davon mit
einem Theil reinem (chlorfreiem) salpctersaurem Kali. Hierdurch
hält sich der Kleister mehre Wochen.
Photolitliograpliie.
ToOVey'S Verfahren.
Sehr feines geleimtes Papier wird mit einer Auflösung von
Gummi arabicum in einer gesättigten Lösung von doppeltchrom-
saurem Kali überzogen. Man weiss, dass dieses Salz, wenn es
mit einem organischen Stoffe wie Gummi , Leim, Stärke dem Licht
ausgesetzt wird, seine Löslichkeit verliert. Das so präparirte Papier
wird (mit der Bildseite) auf einen lithographischen Stein gelegt,
der je nach Bediirfniss entweder sehr fein gekörnt oder polirt ist.
Auf das Bild werden einige Bogen feuchtes Papier gelegt. Man
setzt das ganze einer starken Pressung aas; das Wasser des
feuchten Papiers wird durch das photographische Papier geprcsst
und löst die ifn verändert gebliebenen Theile des Gummi auf; das
gelöste Gummi heftet sich an die Oberfläche des Steins. Nach
einiger Zeit wird der Stein aus der Presse genommen und das
photographische Bild vorsichtig davon entfernt. Man sieht dann
ein negatives Bild auf dem Stein, welches aus Gummi besteht.
Nach dem Trocknen wird der Stein getrocknet nnd mit fetler litho-
graphischer Farbe tiberzogen, die man mit der Walze oder auf
andere Weise auftragen kann. Das Bild kann alsdann wie jede
Steinzeichnung gedruckt werden, es bedarf aber keiner Aetzung,
da das Gummi durch die scharfe Pressung ziemlich tief in den
134
Stein eingedrungen ist. Anstatt des Qammi lassen sidi andere
Stoffe, wie Leim, Dextrin etc. anwenden.
Soll das Glicht auf Kupfer- oder Stahlplatten erzengt werden,
so verfährt man ganz wie zuvor, nur nimmt man statt eines Negatirs
ein Transparentpositiv auf Glas. Nachdem man die Platte aus der
Presse genommen und hat trocknen lassen, überzieht man sie mit
einer schwachen Fimissschicht , und taucht sie in verdünnte Saure.
Wo die Platte durch Gummi vor dem Fimiss geschützt ist, greift die
Säure an, und man erhält so eine Aetzung die wie andere Metall-
ätzungen gedruckt werden kann.
Das Blasenwerfen des Albnndnpapiers im Natronbade.
Einige Papiere, namentlich das französische Rives, zeigen
zuweilen die unangenehme Eigenschaft, dass sich die Albuminschiebt
mit dem Bilde in Blasen vom Papiere abhebt, sobald dies in das
Natronbad gelegt wird. Meistens legt sich das Albumin beim
langsamen Trocknen wieder an, und dann sind die Blasen nicbt
schädlich, zuweilen aber platzen sie und veranlassen so Flecken.
Dieser Fehler findet sich nur bei stark geleimtem, frisch und
stark albuminirtem Papier. Als Gegenmittel sind zu empfehlen:
entweder das Papier alt werden zu lassen, wodurch es die Eigen-
schaft des Blasenwerfens gänzlich verliert, oder dem Silberbad
etwas Salpetersäure und dem Fixirbad Alkohol zuzusetzen.
Manche Photographen hegen die Ansicht, das Albuminpapier
sei nur frisch gut und werde durch langes Liegen verschlechtert
Dies ist keineswegs richtig. Trocken aufbewahrt wird gotes
Albuminpapier nur besser. Es könnte zwar zu trocken werden;
in diesem Falle lege man es kurz vojr dem Gebrauch einige Zeit
in den Keller.
|9l)otograpl)ifci)c ®rfeUfid)aften.
Französisch« photographische Gesellschaft. — Sitzung am 13. Januar.
M. Camille Silvy stellt die von Johnson und Harrison erfundene
Panoramacamera aus. Dieser Apparat ist so construirt, dass das
Objectiv sich langsam dreht und eine fortlaufende Reihe von Bilden
durch einen schmalen Spalt auf die ebenfalls und entsprechend sich
bewegende Platte wirft. *) Die Belichtungszeit dauert bei feuchteoi
CoUodion zwischen ^/^ und 2 Minuten.
M. Harrison zeigt eine sehr compacte Reisecamera für Ste-
reoskopen und einzelne Ansichten vor, von ähnlicher Constmction
*) Man vergl. photogr. Archiv Nr. 78. S. 116.
135
wie der Liesegang'scbe CniTersal-Apparat Zum Einstellen bedient
sieb M. Harrison anstatt des schwanen Tuchs eines vierseitigen
pyrainldalen Kastens ans Pappe,, den er an der Visirscheibe befestigt
Dnrch M. Girard wird eine neue Art von Schalen ausgestellt,
die sich hauptsächlich bei der Präparation von sehr grossen Platten
nQtxlich erweisen werden. Diese Schalen haben keinen Boden;
sie bestehen nämlich aus vier hölzernen Seitenstücken, in denen
mit Kantsdiuck gefütterte Rinnen angebracht sind. In die Rinnen
setzt man die Platte selbst ein, worauf man die Aufnahme zu
machen beabsichtigt. Die Rinne befindet sich grade In der Mitte
der Seitenwände, so dass man eine obere und eine untere Schale
hat, deren eine zum Empfindlichmachen, die andere zum Entwickeln
dient Durch eine einfache Vorrichtung kann die Schale auch in
eine Gassette verwandelt werden.
General Mangln machte folgende Mittheilung über die Ver-
stärlLang schwacher Negativs durch Färbung. Seine Versuche
waren nicht sehr zufriedenstellend; denn wenn das Negativ nicht
scbon vor der Färbung verstärkt worden war, so erhielt er niemals
gnte Abdruck«. Nach dem Hervorrufen und Abspülen wurden die
Platten in ein Bad von Quecksilberchlorid (1 bis 2 : 100) getaucht,
nach einem Momente wieder herausgenommen und abgespült; dann
Icamen sie in eine mit Jodquecksilber gesättigte Auflösung von
Jodkalium. Das Bild wird gelb; man spült ab und lässt trocknen.
Hr. Mangin glaubt, die Tageszeit sei von grossem Einfluss beim
Pbotographiren; er hat gefunden, dass man am raschsten operirt,
wenn viel Ozon in der Atmosphäre enthalten ist.
M. Piard theilt mit, dass er den Negativs durch die drei
Varietäten des Jodquecksilbers drei verschiedene Farben zu geben
im Stande sei, und zwar gelb (durch J3 Hg 2), meergrün (durch JHg)
und orangebraun (durch J2 Hg). Um ein gelbes Negativ zu erhalten,
öbergiesst man das Bild nach dem Fixiren und Abwaschen mit
Jodtinktur, bis das Silber sich in Jodsilber verwandelt hat. Das
Bild ist dann in der Durchsicht weiss geworden. Man wascht
zunächst mit etwas Alkohol, um die Jodtinktur fortzunehmen, dann
mit Wasser, bis die Schicht nicht mehr fettig ist Durch Aufgiessen
von gesättigter Quecksilberchloridlösung wird das Bild sofort gelb.
Wenn man dies gelbe Bild mit schwacher Jodkaliumlösung behandelt,
80 wird es grün, und das grüne Bild wird durch Quecksilberlösung
in rothorange verwandelt
Man kann auch das Bild in einem Kasten Joddämpfen aus-
setzen, anstatt Jodtinctur anzuwenden. In diesem Fall ist das
Abwaschen mit Alkohol überflüssig.
M. Combes zeigt gekrümmte Glasplatten zum Aufnehmen vor;
M. Plessj eine Magnesiumlampe, worin er innerhalb 2^2 Minuten
einen Meter Draht verbrennt.
Berliner photographlscher Verein. — Sitzung am 6. Januar.
Folgende Satzungen zur Verwaltung des Unterstützungsfonds
werden angenommen: Der Fonds wird verwendet zur Unterstützung
hilfsbedürftiger Photographen deren Unbescholtenheit und unver-
136
schuldetes Unglück sich notonsch nachweisen lässt. Voo der
bereits yorhandeDeii Sanoime werden 300 Thlr. auf Zinsen angelegt,
der Rest für laufende Unterstützungen reservirt. Um deo Fonds
zu vermehren, soll vom Jahresüberschuss der Vereinscasse vorläufig
ein Drittel dem Fonds zugewiesen werden; sollen die Mitglieder zh
freiwilligen Beiträgen eingeladen werden, und soll von etwaigen
Ueberschüssen rentabler Vereinsunternehmnngen stets ein Theil
der Unterstützungscasse zugewiesen werden. Hr. Ernst wurde zum
Disponenten des Fonds vorgeschlagen.
Hr. Nachtigall spricht über sein transportables Atelier. Das
Gerippe desselben besteht aus 12 hohlen Eisensäuien von 2'^ Dureb-
messer, die unten mit einer 1 Quadratfuss grossen Biechplatte ver*
sehen sind. Mit diesem Ende werden sie in die Erde gegabenk
und der Boden nunmehr festgetreten. Oben in den Sänlen ist ein
Schlitz, in denen eine Eckschiene ringsum horizontal eingelegt wird.
An die Eckschiene werden die T förmigen Schienen die das Glasdach
tragen sollen angeschraubt. An der Seitenwand werden die Glas*
Scheiben einfach aufeinander gesetzt und durch Blechfalze zusammen-
gehalten. Eine Wand von geölter Leinwand wird oben an den
Eckschienen befestigt, und hierüber kommt eine starke Deckleinwand,
die an der Seitenwand befestigt wird.
Das Atelier ist 23' lang und 10' breit; es wiegt 12 bis It
Centner und kostet circa 400 Thlr.
Hr. Dr. Vogel beschreibt die neuen Ateliers (m. vergL phot
Archiv Jahrg. 1862). Sie bestehen aus einem dunkeln Gange, dessen
Längerichtung von Norden nach Süden geht und einem damit ver-
bundenen Glashause, das von Osten , Westen und oben von Nordes
Licht erhält. Die Person sitzt an der nach Süden gehenden Hinter-
wand ; der Apparat steht im dunkeln Gange, es sind also die naeih
theiligen Wirkungen des zerstreuten Lichts vermieden. Hr. Beer
gibt an, dass man in solchen Ateliers sehr mit Sonnenreflexen zu
Icämpfen habe. Hr. Meyerhoff sagt, dass in Bayern von 10
Ateliers etwa 6 nach dieser Construction erbaut sind. Hr. Wilde
meint, solche Ateliers hätten zu viel Oberlicht und gäben flaclie
Bilder. Hr. Petsch glaubt, dass der Hauptfehler dies^ Ateliers
sei, dass man nur von einer Seite darin arbeiten könne. Hierauf
bemerkt Hr. Dr. Vogel dieser Fehler Hesse sich heben wenn am
anderen Ende des Ganges ein zweites Glashaus symmetrisch zun
ersten angelegt würde. Er spricht sodann über das Rowe*8clie
Glashaus (phot. Archiv Nr. 78). Hr. Nachtigall verwirft diese Con-
struction als unpractisch, weil sich auf dem zickzackförmigen Dache
der Schnee in den Vertiefungen anhäufen würde.
Hr. Ernst macht auf die Anwendung von blauem Glase für
Glashfiuser aufmerksam. Ein solches Atelier werde von Hm. Pflaom
in Berlin und von Hrn. Hanfstängl in Dresden mit gutem Erfolge
benutzt. Hr. Dr. Vogel bemerkt, dass sich die Licht- nnd Schatten-
vertheilung bei Anwendung des blauen Glases nicht leicht bear-
theilen lasse.
Hr. Baeckmann aus Doberan sendet Probebilder von mit Ammo-
niak geräuchertem Papier, das in einem sehr schwachen Goldbad
getont werden kann.
137
Hr. Dr. Vogel zeigte zum Schlnss sefnen neuen Silberprober
▼or (m. vergl. Seite 131).
Berliner photographiscber Verein. — Sitzung am 20. Januar.
Hr. Marowski berichtet über die Anflösung des Collodion-
blLatehens beim Lackirep. Hr. Dr. Vogel empfiehlt Zusatz vod
etwas Wasser zum Negativlack (pbot. Archiv Nr. 39).
Hr. Kühn zeigt zwei Albuminbilder vor; das Papier dazu
war auf 5%igem Silberbad präparirt. Hr. Zschille hält bei Massen-
production die schwachen Bäder nicht für empfehlenswerth^ Hr.
Kühn berichtet noch, dass er beim Tonen mit Chiorgoldnatrium nur
braune Töne , mit reinem Goldehlorid auch schwarze erhalten habe.
Hr. Böhm aus Bärn in Mähren bietet dem Verein sein Ver-
fahren, Negativs gelb oder grün zu färben, zum Preise von 15 Thlr.
an. Der Verein lehnt das Anerbieten ab. Hr. Grüne bemerkt,
dasa er fijiirte Platten durch Behandeln mit Eisenchlorid oder Kupfer-
ehlori'd und nachheriges Uebergiessen mit Kaiinmeisencyanid grün
gefärbt habe, und gelb durch aufeinander folgendes Behandeln mit
Qaecksilberchlorld und Jodkalium.
Hr. Zschille fragt woher das Nachdunkeln alter Negativs rühre ;
was Hr. Dr. Vogel durch eine Molecularänderung des Silbers
erklärte. Hr. Prtimm empfiehlt solche Platten nach Entfernung des
Lacks mit schwacher Eisenchloridlösung zu übergiessen.
Hinsichtlich des im Archiv*) empfohlenen Schnauss'schen
Silberbades mit einem Maximalgehalt an Jodsilber bemerkt Hr.
Grüne, dass ein jodsilberreiches Bad stets weich arbeite, aber leicht
Streifen auf der Platte- hervorbringe. Hr. Zschille hingegen glaubt,
dass die Bilder leicht zu hart würden.
Berliner pbotographischer Verein. — Sitzung am 3. Februar.
Hr. Dr. Vogel verlas einen Brief des Hrn. Kleffel über das
Simpson^scfae Collodionchlorsilberverfahren. Das Collodion besteht
aus 1 Unze Alkohol, V2 Unze Aether, 10 Gran Wolle, und wird
nach dem Ablagern mit 1 Tropfen Harzöl pro Unze versetzt. Die
empfindlichmachende Flüssigkeit besteht aus 60 Gran Sübernitrat
und 8 Drachmen Wasser. Zur Unze Collodion setzt man zu: 2
Gran Chlorcalcium und 2 Drachmen Silberlösung, oder 2 Gran
Ghlorstrontlum und 1 Drachme Silberlösung, oder nach Cooper 4
Gran Chlormagnesium und 2^3 Drachme Stlberlösung. Das Chlor-
silbercoUodion wird grade so behandelt wie das Urancollodion.
Dichte Negativs sind erforderlich. Es war bisher nicht möglich
einen schwarzbraunen Ton zu erhalten.
Hr. Bressler hält die Wärme für das einfachste Mittel zum
Coaguliren des Eiweisspapiers. Alkohol coagulirt nicht.
Hr. Ernst beschreibt das Reisezelt [des Hm. Okoulowskoi, der
im Kaukasus Stereoskopbilder aufnimmt. Es besteht aus vier oben
*.» Mail vergl. Nr. 56. 16. April 1864.
138
Ensammengehenden StSben über die eine Zeltletowand geworfen
wird; eine ähnliche Einrichtang ist in Hardwich's Manual bescbrieben.
Zum Retouchiren der Negativs verwendet' Hr. Okoolowskot feio
geschabten Graphit, der mit GolophoniumpnWer gemischt ist nnd
mit dem trocknen Pinsel aufgetragen wird.
Hr. Nickel berichtet über Versuche mit Eühn'schem Fiweiss*
papier, die sehr schlecht ausgefallen sind, da bereits beim elften
Bogen das £i weiss sich vollständig ablöste und in*8 Silberbad
überging.
Wiener photographische Gesellschaft. — Sitzung am S. Januar.
Hr. A. Martin verlas den Jahresbericht, aus dem zu entnehmen,
dass die am 17. Mai eröffnete Ausstellung von 10,000 P^sonen
besucht wurde und der Gesellschaft nur eine geringe Ausgabe ver-
ursacht hat.
Herr Ost zeigte die Manipulationen der Wothlytypie. Zum
Präpariren des Papiers empfiehlt er 1 Loth Gelatine in 6 Lotfa
heissem Wasser zu lösen und mit 1 V2 Loth «Stärke gut zu miscbeo.
Das CoUodion wird so zusammengesetzt: 4 Loth Pyroxylin, 4 Pfd.
Alkohol abs., 6V2 Loth (?) Aether, % Loth Fimiss. 3 Loth sal-
petersanres Uranozyd werden in 6 Loth 40® Alkohol gelöst, und
1 Loth Stlbemitrat in V2 Loth Wasser. Man vermischt 16 Loth
RohcoUodion mit 9 Loth Uranlösung und 60 bis 80 Tropfen Sil-
berlösung.
Hr. Kramer zeigte einige Window'sche Cameeportraits vor, die
das lebhafteste Interesse der Anwesenden erregten.
RegeneratiensTeHkhren fBr •elgeaalde. — Von Pettenkofer.
Beobachtung und Experiment zeigen, dass das veränderte Aussehen,
welches man nach Verlauf einiger Jahre an gefimissten Oelbildern
bemerkt, in den meisten Fällen durch physische und nicht dardi
chemische Einflüsse veranlasst wird. Die Zeit verursacht auf diesen
Gemälden eine Unterbrechung der Molekularcohäsion. Der ProMss
beginnt auf der Oberfläche mit mikroskopischen Ritzen im Fimiss,
und dringt nach und nach durch die verschiedenen Farbenschichten
bis auf den Grund hinab. Die Oberfläche und der Körper eines
solchen Bildes wird im Laufe der Zeit innig mit Luft gemiscbt
und reflectirt dann das Licht wie gepulvertes Glas, oder verliert
die Durchsichtigkeit wie mit Wasser oder Luft innig gemischtes
Oel. Die beste Methode, um die getrennten Moleküle ohne alle
Gefahr für das Original wieder zu vereinigen, ist folgende: Das
Gemälde wird einer Atmosphäre ausgesetzt, welche sich bei ge-
wöhnlicher Temperatur (ohne Anwendung von Wärme) mit Alkohol
139
gesättigt hau Die harzigen Theiie des Gemäldes absorbiren aus
dieser Atmosphäre so lange Alkohol, bis sie mit Alkohol gesättigt
sind, aber nicht mehr. Durch diesen Prozess erlangen die ver-
schiedenen. Moleküle wieder die Cohäsion mit einander, und der
optische Effect des Originales wird so auf ganz selbstthätigem
Wege hergestellt, indem das Gemälde gar nicht berülirt wird. Die
sehr geringe Menge des absorbirten Alkohols verdunstet sehr bald,
wenn man das Gemälde der gewöhnlichen Atmosphäre aussetzt,
und die Oberfläche desselben bleibt dann eben so lange klar wie
eine frisch gefirnisste. Der geeignetste Apparat zu diesem Zwecke
ist eine hölzerne Kiste von der erforderlichen Grösse, welche etwa
3 ^oll tief und innen mit einem Metall, z. B. Zink, ausgeschlagen
ist, mit Ausnahme des Deckels, an welchem das zu regenerirende
Bild (oder deren mehrere), durch Schrauben wie in gewöhnlichen
Packkisten, befestigt wird. Mau giesst dann Alkohol in den mit
Metall gefütterten unteren Theil und schliesst den Deckel, so dass
das Gemälde mit der Bildfläche über den Alkohol aufgehängt ist.
Von Zeit zu Zeit wird der Deckel geöffnet, um den Fortschritt der
Regeneration zu überwachen, und diejenigen Bilder herauszunehmen,
welche hinreichend Dampf absorbirt haben. — Zur Behandlung
eines Gemäldes, welches sich nicht gut von seiner Stelle entfernen
lässt, benutzt man eine Kiste ohne Deckel und Metallfütterung,
welche etwas grösser als das Gemälde ist: der Boden derselben
wird innerhalb mit einem absorbirenden Stoff, z. B. Flanell, bedeckt,
welcher , durch schwaches Besprengen mit Alkohol gerade nur
befeuchtet wird, wonach mau die Kiste über dem Gemälde be-
festigt, so dass sie dasselbe vollständig bedeckt. Es können
natürlich verschiedenartige Vorrichtungen zur Ausführung des Ver-
fahrens angewendet werden , welche aber hier nicht in Betracht
kommen, denn das neu entdeckte Prinzip der selbstthätigen Rege-
neration der Oelgemälde durch Dämpfe ist der einzige Gegenstand
der Erfindung. So können in derselben Weise auch andere Sub-
stanzen statt Alkohol benutzt werden, z. B. Holzgeist, Schwefel-
äther, Terpentinöl, Petroleum u. s. w. ; und in speziellen Fällen
muss eine höhere oder niedrige Temperatur angewandt werden,
aber alles dieses ist nicht wesentÜch und dem Prinzipe der selbst-
thätigen Regeneration durch Dampfabsorption untergeordnet.
i^Dingl. Journ. 173, S. 215).
Bereitaag der österreichischen Schiessbaaaw^Ile. — BaumwoUen-
gam wird zu Schnüren von geeigneter Dicke gedreht, damit diese
demselben Zweck wie die Körner des Schiesspulvers entsprechen.
Die Baumwolle wird hierauf einige Minuten lang in Salpetersäure
140
getaudit, welche in einem Gefäss von Steingut enthalten ist;
wird hierauf mit Wasser vollständig ausgewaschen, ausgenmgen
und in einem auf 54 ^ C. geheizten Räume getrocknet , worauf sie
mit einem Gemisch von Salpetersäure von 1,52 spez. Gewicht
und Schwefelsäure roi 1,14 spez. Gewicht behandelt wird; diese
Säuren werden zu gleichen Quantitäten in einem Glase oder Gefasse
von Steinzeug vermischt und die Mischung 24 Stunden lang stehen
gelassen, dann erst wird das präparirte Garn 48 Stunden lang in
die Mischung obiger Säuren eingelegt und bisweilen darin umgekehrt
wobei die Gefässe zugedecliLt bleiben; hierauf wird das Gam aas
den Säuren herausgenommen, ausgerungen, mehrere Stunden laug
in iliessendem Wasser ausgewaschen und wieder getroclcnet, dann
wird die so erhaltene Schiessbaumwolle kurze Zeit eingetaudit in
eine verdünnte Lösung von Kali -Wasserglas, ausgenmgen, wieder
ausgewaschen und getrocknet, worauf sie zur Verwendung geeignet ist
Die so erhcaltene Schiessbaumwolle gibt beim Abbrennen nur
wenig Rauch und explodirt ohne Stoss. In Wien wird die^dbe
von Herrn Reny fabrikmässig dargestellt.
(Z. d. a. östprr. Apoth,-Ver.i
¥erfd)irtcne Hoti^rn.
Haehdrackprooesi. — In München ist der bekannte Prozesä Albert gtgn
Kitzinger beim k. Appellationsgericlit am 11. Febr. in zweit«r Instanz dahii
entschieden worden, dass der Angeklagte Kitzinger, welcher in si^iner lithogn-
phischen Anstalt das Portrait des Königs nach einer Albert'schen Photographie
hatte fertigen lassen , freigesprochen wurde. Der Gerichtshof ging auf Gmsd
künstlerischer Gutachten von der Ansicht aus^ dass das concrete photographiscb^
Product kein Kunsterzeugniss sei , die Photographie überhaupt nicht als Kusbt
angesehen werden könne, da ihr das wesentliche Erfordemiss der Kunst. wl#
die Aesthetik es verlange, abgehe.
Anili]tft[rb«n fSr Oohiialertti. — Nach Kletzlnsky löst man die AniUnfaibeii
in starkem Alkohol, sättigt diese Lösung mit gepulvertem Dammaiiiarz, flitiict,
und giesst das Filtrat in reines oder kochsalzhaltiges Wasser. Die Farbe setzt
sich pulverförmig ab, wird auf Filtern gesammelt, ausgewaschen und getrocknet.
Sie lässt sich mit Leinöl, Mohnöl und Oelflrnissen gut anreiben, und kann nun
Malen und Oeldruck benutzt werden.
Xagnoiinmliolit ist in England von Mr. Brothers znm Aufnehmen des
Innern eines Bergwerks mit gutem Erfolge benutzt wordeu. Mr. Skaife hat b«
demselben Lichte in 4 bis 6 Secunden Portraitaufnahmen von Kindern gemacte.
Siagebrannte Fhotograpldon. — Mr. Joubert in London fertigt jeUt in
Glas eingebraimte Photographien, die sowohl positiv als transparent zu seb«
sind. — Die k. Porzellanmanufactur in Berlin beschäftigt sich in jüngster Zät
auch mit dem Einbrennen von Photographien. (Die nächste Nummer des AreMn
wird ober das Verfahren eine Mittheilung bringen.)
Oodi-urkt bei Sam. Lnca» In Elbcrfeld.
Photographisches Archiv.
Bau« VI. - BTr. SO» - «•• April 4805.
lieber ein neues DraekTerfakren mit CUorsilber-CoUodion«
Von 6. WhartoD- Simpson.
DasCollodion. — Die Beschaffenheit des Collodions ist
nicht ohne Einfluss auf das Resultat. Die Schicht darf nicht zu
hornig sein, da sie sonst zu sehr glänzt und zuweilen das Bestreben
zeigt sich vom Papier abzuheben. Auch darf sie nicht zu staubig
sein, da sie in diesem Fall matt wird. Vor allem muss sie beim
Trocknen ganz durchsichtig bleiben; auf Glas gegossen darf nach
dem Trocknen das Gollodion gar nicht mehr sichtbar sein. Wenn
es eine matte Schicht hinterlässt, so verwerfe ich es. Die Baumwolle
präparire ich in einer Mischung von gleichen Theilen Salpetersäure
von 1,42 spez. Gewicht, und Schwefelsäure von 1,84 spez. Gewicht;
sie wird bei einer Temperatur von 50 ® R. zehn Minuten lang ein-
getaucht. Solche Wolle löst sich sehr gut, und gibt eine schöne
klare Schicht die weder hornig noch staubig ist. Zum Auflösen
nehme ich gleiche Theile von methylisirtem Alkohol und methy-
tisirtem Aether, sechs bis zwölf Gran Wolle zur Unze. Zuweilen
wird das Gollodion durch Zusatz von Zucker verbessert.
Die empfindlichen Salze. — Ich habe verschiedene Ver-
hältnisse versucht und zuweilen mit der sehr geringen Menge von
einem halben Gran Chlorcalcium und zwei Gran Silbernitrat (zur
Unze Gollodion) gute Bilder erhalten; die besten Resultate aber
gibt das Verhältniss von 1 Yg Gran Ghlorcalcium und 7 V2 Gran
Silbemitrat zur Unze. Mit weniger Silber erhält man grössere
Weichheit Mit mehr Ghlorsilber wird nur die Empfindlichkeit
etwas vermehrt. Ein Chlorid von dem ein Gran drei Gran Silbei*-
nitrat zersetzt, muss mit fünf Gran Silbernitrat gebraucht werden.
Ich habe bisher nur Ghlorcalcium und Ghlorstrontium in Anwendung
gebracht
PhotOffrapUiclief Arehi?. Kr. 80, IG. April 1866. 8
142
In einer Unze methylisirten Alkohol kann ich leicht seehsefan
Gran Silbernitrat lösen, wenn ich das Salz in einem Mörser zerreibe
nnd allmälig Alkohol auf- und abgiesse, bis alles gelöst ist Von
dieser alkoholischen Silberlösung halte ich Vorrath. Zu einer Uoze
davon setze ich eine Unze Aether und die nöthige Menge Pyroxjlio,
darauf füge ich ^/^ Drachme von einer (16 Gran pro Unze starken)
Chloridlösung (mit 1^2 Gt&u Chlorid) tropfenweise und unter fort-
währendem Umschütteln hinzu. Nach wenigen Minuten hat man
eine Art von Emulsion, suspendirtes Chlorsilber mit einem Ueber-
schusse von 3 Gran Silbernitrat in jeder Unze. Das Collodion kano
gleich gebraucht werden und hält sich einige Monate.
Das Papier. — Die besten Resultate hat mir das nr
Wothlytypie angefertigte Arrowrootpapier gegeben.
Tonen und Fixiren. — Das Papier wird mit dem CoUodioD
Übergossen, getrocknet und belichtet. Man tont und fixirt ganz io
gewöhnlicher Weise, kann aber ein viel schwächeres Fixirbad in
Anwendung bringen. Das Rhodangoldbad, Sei d'or oder alkalische
Tonbäder können zum Tonen, Rhodansalze oder unterschwefligsaore
Alkalien zum Fixiren gebraucht werden.
Das Bild befindet sich gänzlich im Collodion, nicht im Papier.
Die Weissen des Bildes enthalten kein Silber, während die der
Eiweissbilder sich mit Schwefelammonium schwärzen. Das Papier
ist äusserst empfindlich. Die Manipulationen einfach und die
Materialien leicht zu bekommen.
Ausser Papier kann man andere Unterlagen benutzen, z. B.
Malerleinwand, Emailglas etc.
(Das hier mitgetheilte Verfahren ist dem Uranverfahren ziemiidi
analog, und theilt dessen Vorzüge und Nachtheile , unter letzteren
die Anwendung von Collodion und die Noth wendigkeit, intensive
Negativs zu verwenden. Das Chlorsilbercollodionpapier ist empfind-
licher als Uranpapier. Es dürfte sich vorzugsweise für kleinere
Bilder eignen.)
Seikreehte Streifen auf der Platte^ und deren ?erlitttiig>
Beim Gebrauche von Standcüvetten zum Negativ -Silberbad
kommt es sehr oft vor, dass die Platten scharf begrenzte Streifeo
in der Richtung des Eintauchens zeigen; und mancher schon bat
der Anwendung von Cüvetten ganz entsagt, weil bei der Präpa-
ration in flachen Schalen diese Streifen , die namentlich den Emiet-
grund und schwächer beleuchtete Theile des Bildes vernnzieres,
143
sich niemalB einstelleo. Mr. Davis hat es sich zur Aufgabe gestellt,
den Grund dieser unangenehmen Erscheinung zu erforschen, und
es ist ihm gelungen, ihre Entstehung genau zu beobachten, indem
er eine Platte in eine Glascüvette stellte. Die Streifen bilden sich
gleich nach dem Eintauchen und erreichen nach Verlauf von drei-
Tiertel Secunde (?) ihre grösste Intensität. Um ihrer Entstehung
vorzubeugen, bewege man die Platte gleich nach dem Eintauchen
elnigemale auf- und abwärts, anstatt sie, wie gewöhnlich geschieht,
etwa eine halbe Minute ruhig stehen zu lassen und erst dann zu
bewegen.
Ueberschuss von Alkohol und Aether im Bade ist nach Mr.
Davis niemals Ursache dieser Streifen. Mr. Dawson ist der Ansicht,
dass solche Streifen entstehen: 1) durch Alkalität des Bades;
2) durch zu viel Säure; 3) durch Ansammlung von organischen
Stoffen; und 4) durch die Kälte. Er empfiehlt, die Platte gleich
nach dem Eintauchen wenigstens 30 Secunden vor- und rückwärts
und seitwärts zu bewegen, nicht aber sie vor dieser Zeit her-
auszuheben.
Ein Londoner photographisehes Etablissement
Das British Journal bringt nachstehende interessante Beschrei-
bung eines Besuchs im England'schen Atelier:
Die Wohnung und das Atelier des Hrn. England sind zusammen
im äussersten Westend gelegen, in der Vorstadt Notting Hill. Als
wir den vornehmen Platz durchschritten fiel uns auf, dass kein
einziges Musterbild, selbst nicht einmal eine Namenplatte die Nähe
einer ausgedehnten photographischen Anstalt anzeigt.
Die Räumlichkeiten des Hrn. England sind bedeutend und
umfassen mehrere Häuser nebst einem mit Glas bedeckten Hof, in
dem eine Menge von Bänken mit Copirrahmen stehen.
Der erste Raum, in den wir geführt wurden, enthielt den Yorrath
an Negativs mit über zehntausend Platten, die in besonderen Kästen
mit den entsprechenden Inschriften „America^, „Ausstellung^,
„Irland^, „Wales*', „Schweiz*' u. s. f. geordnet sind. Von einigen
dieser Negativs sind unglaubliche Mengen von Abdrücken genommen
worden. Der Hof, in dem copirt wird, ist mit Schiebfenstern
gedeckt, die bei schönem Wetter aufgezogen werden; er hat 36
Fuss im Quadrat. Ausserdem ist das Dach eines der Häuser flach
und zum Ausstellen der Copirrahmen eingerichtet.
Die Vortrefdichkeit der England'schen Bilder, ihre Gleich-
mässigkeit und ihr schöner Ton hatte uns begierig gemacht, über
8*
144
seine Operationsmethode nähere Auskunft zu erhalten. Hr. EngUnd
machte kein Geheimniss daraus, sondern theilte uns bereitwillig mit
wonach wir ihn fragten. Deutsches Papier von mittlerer Dicke
wird mit folgender Mischung albuminirt:
Eiweiss 1 Unze,
Chlorbarium .... 5 Gran,
Chlorammonium ... 5
Das Papierzimmer wird durch heisses Wasser stark gebeizt,
so dass das Papier rasch trocknet. Auf diese Weise wird das
Eiweiss verhindert in das Papier einzusinken und erhält eloen
schönen Glanz.
Auch das Zimmer worin das Papier empfindlich gemacht wird,
ist mit heissem Wasser geheizt. Die Dame unter deren Aufsieht
diese Abtheiluug zu stehen schien theilte uns mit, dass sie ta^icii
etwa 140 Bog,en silbere, oft aber, wenn besonders viel Aufträge
vorlägen, bis zu 350 und 400. Da sich aus jedem Bogen 12
Stereoskopbilder schneiden, so kann man leicht die Anzahl von
Abdrücken berechnen.
Das Silberbad enthält 60 Gran auf die Unze (1:8). Das
Zimmer ist mit einem dicken Teppich belegt der alles abtropfende
Silber aufsaugt. Er hat die ganz eigenthümliche Eigenschaft je
älter um desto kostbarer zu werden; und wenn er schliesslich zum
Feuertode verurtheilt wird, liefert seine Asche ein hübsches Silber-
klümpchen.
Die Zahl der Copirrahmen variirt zwischen 300 und 600.
Die Negativs die wir sahen waren sehr schön ; über ihre Anfertigung
sagen wir nichts da Hr. England demnächst diese selbst einer der
Gesellschaften mittheilen wird.
Die Bilder werden in neutralem Chlorgold getont Gold wird
in 6 Theilen Salzsäure, 4 Theilen Salpetersäure, und 10 Theilen
Wasser gelöst. Bei Anwendung schwacher Wärme löst es sieb in
anderthalb Stunden. Die Lösung wird eingedampft, mit destillirtem
Wasser versetzt, wieder eingedampft, und dies wird viermal
wiederholt. Der Rest der Säure wird durch doppeltkohlensaures
Natron neutralisirt. Jeder Bogen Papier braucht zum Tonen ein
Gran Gold; das Tonen eines Bilds dauert eine Minute. Es werden
mehrere Bilder zugleich in das Tonbad getaucht und dort fort-
während umgedreht und beobachtet. Nach dem Tonen kommt das
Fixiren und Auswaschen. Das erste Waschwasser wird verwahrt
um das Silber daraus niederzuschlagen. Danach bleiben die Bilder
zwei Stunden in fliessendem Wasser, und über Nacht werden sie
in einem Waschapparat ausgewaschen, dem fortwährend keines
145
und kaltes Wasser zaläafU Der Waschapparat ist selbstwirkend
and jede viertel Minute fliesst frisches Wasser zu, wodurch die
Abdrücke stets in Bewegung bleiben. Allstündlich werden die
Bilder ganz trocken gelegt, und so geht es fort,
I>as Aufkleben geschieht mit Gummi arabicum; jeden Morgen
wird frische Gummilösung bereitet.
Das Wiedergewinnen der edlen Metalle ist sehr gut geordnet.
An einzelnen Tagen sind 80 bis 100 Unzen Silber ausgeschmolzen
worden. Das Silber wird immer wieder aufs neue aufgelöst und
gebraucht. Im letzten Jahre wurden nicht weniger als 2000 Unzen
Silber aus den Rückständen wiedergewonnen. Aus diesem Silber
wird eine beträchtliche Menge Gold erhalten. Aus den Silberpapier-
abschnitten werden durchschnittlich auf 1 Pfund Rückstände 7 Unzen
Silber gewonnen.
Vefcer das Verstärken der Negativs dweh CUorimi^.
Von M. Carey Lea.
Wenn ein Negativ nach dem Fixiren verstärkt werden soll,
beginnt man meistens damit, das metallische Silber desselben durch
Jodlösung in Jodsilber umzuwandeln; das Jodsilber wird dann mit
einem Schwefelalkali, unterschwefiigsaurem Salz, Ammoniak etc.
behandelt. Herr Carey Lea schlägt, im Philadelphia Photographer,
eine Umwandlung des Silbers in Chlorsilber statt in Jodsilber vor;
und zwar durch Uebergiessen des Negativs mit folgender Mischung :
Kaltgesättigte Lösung von doppeltchromsaürem Kali . 3 Theile.
Salzsäure 1 Theil.
Wasser 48 Theile.
Diese Mischung kann lange aufbewahrt werden. Sie wirkt
äusserst rasch, viel rascher als Jodlösung. Anfangs dunkelt sie
das Bild , dann macht sie es heller. Man spült die Platte hiernach
gut ab, und färbt sie schwarz mit Schwefelkalium, oder roth mit
Schlippe^schem Salz (Arch. No. 78.).
lieber Bilder auf Milchglas.
Herr Spieler beschreibt im Philadelphia Photographer folgende
Methode zur Anfertigung der neuerdings so beliebt gewordenen
Milchglasbilder.
Die Milchglasplatte wird wie eine gewöhnliche Platte gereinigt,
mit CoUodlon überzogen und gesilbert. Nach der Belichtung wird
146
mit schwache! Eisenlösung entwickelt , abgespült, mit unterscbwefilg^
saarem Natron fixirt und nochmals gut gewaschen. Das Bild besitzt
nun eine hellbraune Farbe , die dann durch eine schwache Auflosang
von Schwefelkalium in Wasser gedunkelt wird. Man wascht noch-
mals und tont mit folgender Goldlösung: Chlorgold 15 Gran gelost
in Wasser 6 Unzen ; unterschwefligsanres Natron 45 Gran gelöst in
Wasser 30 Unzen. Die Ghlorgoldlösung wird in kleinen Partien
der Natronlösung zugesetzt; die Mischung entfärbt sich bald and
wird dann auf das Bild gegossen. Wenn der Ton gut ist, spfilt
man ab , lässt trocknen und firnisst. Soll das Bild colorirt werden,
so muss das Milchglas fein mattgeschliffen werden; statt des Fir-
nisses nimmt man nicht zu starke Leimlösung, die auf das noch nasse
Bild aufzutragen ist. Zum Gopiren wird eine Copircamera gebräncfat;
man kann also die Abdrücke in beliebiger vom Original unabhängiger
Grösse erzeugen.
Die kleinen Leiden eines Photographen.*^
„Wer in einem Glashause wohnt, soll nicht mit Steinen werfra',
sagt das Sprichwort. Aber wer lebte denn auch vor den Zeiten
der Industrieglaspaläste und vor Erfindung der Photographie io
einem Glashause? Und warum sollen gerade die Inwohner tob
Glassalons immer nach ihren Nachbarn werfen ^ oder werden die,
welche in solchen Lichtfallen wohnen, etwa gar durch irgend einen
mysteriösen Einfluss der Sonne zu beständiger Streitsucht gereixt
Ich, der ich allmeintag in einem Glashause lebe, bin sehr
geneigt diese letztere Frage zu bejahen, besonders an solchen
Tagen, wo ich durch garstige und eigensinnige Kunden geärgert
worden bin. Sei es daher mir, einem einfachen Photograpben,
gestattet, sowohl denen, welche ihre werthe Physiognomien anmuthig
und treu vervielfältigt zu sehen wünschen, als auch denen, welche
dies Werk ausführen sollen, einige vielleicht der Befolgung werthe
Winke zu geben.
Beim Durchblättern eines Albums lassen wir oft die Bilder
unserer besten Freunde ohne das geringste 'Zeichen des Beifalls oder
der Freude an uns vorbei passiren. Woher kommt das? Das
photographische Bild, als Kunstwerk betrachtet, ist oft ganz tadellos,
und zugleich kann es doch unmöglich etwas Anderes sein, als eine
getreue Wiedergabe dessen, der sich im Moment der Aufnahme
dem Objective gegenüber befand. Wie kommt es dann, dass in
*) Aus Humphrey's Journal of Photography.
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der Regel doch die wahre Aehnlichkeit fehlt? Einfach daher, dass
das Original im Icritischen Augenblicke sich selbst vollkommen
onähnlich war. Jeder der im Begriff steht sich photographiren zu
lassen, ist sich recht wohl bewusst, dass von der ganzen Haltung,
welche er bei der Aufnahme annimmt, das Urtheil über sein Bild,
ja oft über seine Person selbst abhängt, und jeder wünscht natürlich
lieber bewundert als mit kritischem Achselzucken betrachtet zu werden.
Den Meisten tritt zum Unglück auch noch lebhaft vor die Seele,
dass jetzt so und so viel Thaler zur Herstellung eines möglicher«
weise sehr unbefriedigenden Ebenbildes verwendet werden sollen
und ihre innere Ruhe wird dadurch keineswegs vermehrt. Dieser
Umstand übt, so trivial er auch erscheint, einen weit grösseren
Einfluss auf das 6e- und Misslingen sehr vieler Bilder, als die
Meisten nicht nur Anderen, sondern auch sich selbst eingestehen
wollen. Nun wird das Opferlamm von dem Photographen in die
nöthige Stellung gebracht, (gewöhnlich, um die Arbeit des Arran-
gements möglichst zu ersparen, in dieselbe wie der eben vorher
Aufgenommene), und dann wird der Kopf durch den Kopfhalter in die
richtige Lage geschraubt. Nun Leisst es stillhalten und einen gewissen
Fleck an der Wand fest angucken. Durch solche Vorbereitungen
muss natürlich der Aufzunehmende ungefähr in dieselbe Stimmung
kommen, als wenn er beim Zahnarzt wäre, und schon das Klirren
von dessen Zange hörte. Sein Athem wird schneller, je näher der
verhängnissvolle Augenblick herankommt, das Herz klopft hörbar
gegen die Weste und ein trüber Schleier zieht sich Über seine
Augen. Be* so erfreulichem Zustande des Körpers und des Geistes
wird ihm nun noch eingeschärft ,.ja still zu sitzen und einen
natürlichen Gesichtsausdruck anzunehmen^, als wenn man einen
solchen annehmen oder ablegen könnte, wie mau Handschuhe an-
oder auszieht. Die unvermeidliche Folge von alledem ist, dass er
sieb zu einer Art von schaurigem Lächeln zwingt, wie es noch nie
auch nur annähernd auf seinem Gesichte zu sehen gewesen ist.
Und dann wundern sich zu guter Letzt der Photograph und der
Aufgenommene auch noch, dass das Portrait durchaus nicht ähnlich ist.
„Ich möchte gern einen Landschaftshintergrund für mein
Portrait haben^, ist ein häufiges aber meist unpassendes Verlangen.
Was kann z. B. verkehrter sein, als eine junge Dame in voller
Toilette, auf einem zierlichen Lehnstuhle, mitten in einem Gebirgspass
zu sehen, wo wenige Zoll hinter ihrem Mullkleide ein schäumender
Wasserfall herabdonnert? Die rauhe Klippe, auf welcher sie sich
mit ihrem Lehnstuhl zu befinden scheint, wird durch einen Brüsseler
Teppich für ihre Atlasschuhe wegsamer gemacht, und gleich neben
US
dem Teppich erhebt sich ein kräftiger Baam aus dem Boden. Eia
andermal will ein Schauspieler in einer seiner Rollen aufgenoomen
sein und dabei einen entsprechenden gemalten Hintergrund haben.
Addison bemerkt an einer Stelle des Spectator: ^£s gehört nnr
eine massige Kritik dazu, um einzusehen, dass Sein und Schein in
ein und derselben Darstellung nicht gemischt sein dürfen. Wollte
z. B. jemand eine ländliche Gegend mit Schaf', und Rinderheerden
darstellen, so würde es doch sicher sehr lächerlich lassen, wenn er
bloss die Gegend auf Coulissen malen und die Büiine mit wirklichen
Schafen und Rindern anfüllen wollte. '^
Jeder Mensch hat ebensoviel Individualität und Character in
seiner ganzen Figur, als in seinem Gesicht, und ebensowohl irgend
etwas Besonderes in Gang und Haltung, als in seinen geistigen
Anlagen. Ein Portrait wird daher nur dann möglichst characteristisch
sein können, wenn es eine gewohnte, dem Naturell des Dargestellten
entsprechende Stellung zeigt. Man braucht um unnatürlich zu sein,
noch gar nicht so weit zu gehen, dass man einen alten ehrwürdigen
Prälaten mit irgend einem Spielzeug, oder einen blinden Mann
darstellt, wie er durch ein Stereoskop guckt Wird nicht täglich
in unzähligen Ateliers gegen die Natur gesündigt, indem man die
verschiedensten Menschen in Stellungen und Beschäftigungen dar-
stellt, welche ihnen all ihr Leben lang vollständig fremd gewesen
sind? Man denke nur an die Säule, den Roccocoschreibtisch und
die faltenreiche Gardine, wie sie sich auf 99 Procent der Visiten-
kartenbilder befinden. Wie oft haben wohl Müller oder Schulze,
und wenn es in ihrem Sonntagsrocke wäre, Gelegenheit, sich mit
dem Ellenbogen auf die Basis einer cannelirten Säule zu stützen?
Und wie oft kann man sie wohl , unterbrochen in der Leetüre ihres
Lieblingsautors, mit einem Finger im zugeklappten Buche, in
einem mit Bouquets und geschliffenen Toilettenflacons geschmückten
Boudoir antreffen?
Sind auf einem Bilde zwei oder mehr Personen dargestellt, so
stehen sie nicht selten nebeneinander, als wenn sie einander gar
nichts angingen, wie Statuetten auf dem Brette eines Gypsfigoreo-
händlers.
Eine nicht unwichtige Frage für Jeden , der sich photogri4)liireD
lassen will , ist die Wahl der Kleidung und besonders auch die
Farbe derselben. Hier herrscht über gewisse photographisch sehr
wichtige Beziehungen noch allerwärts eine sehr grosse Unkenntniss.
Z. B. wundert sich oft eine Dame, dass ihr ziemlich hellfarbiges
Kleid auf dem Bilde ganz dunkel erscheint und ein andermal strahlt
wieder em ganz dunkler Anzug auf dem Bilde fast im blendendes
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WeiBa der Unschuld. Es kommt dies daher ^ weil verechiedene
Farben sehr verschieden auf die präparirte photograpbische Platte
wirken. Blau und violett bringen z. B. auf dem Bilde dieselbe
Helligkeit hervor als reines Weiss, während andrerseits Roth,
Orange und reines Gelb die photographische Schicht auf der Platte
ebensowenig afficiren als Schwarz. Die Aufeinanderfolge der Farben
von den photographisch hellsten und wirksamsten bis zu den un-
wirksamsten ist folgende: Weiss, Hellblau, Violett, Lila, Blauroth,
Dankelblau, Hellgelb, Blaugrün, Lederbraun, Orau, Ceriseroth,
Magentaroth, Gelbgrün, Dunkelbraun, Purpur, Hochroth, Stroh-
gelb, Carmoisin, Orange, Tiefschwarz. Der Teint hat übrigens
auch ein gewichtiges Wort bei Wahl der Farbe für die Kleidung
mitzureden. Blondinen können sich immer heller tragen als Brü-
netten , denen dunklere Kleider auf dem Bilde jederzeit besser stehen.
Weisse Kleider anzulegen mögen sie beide vermelden, wenn sie
zam Photographen gehen. Grelle Farben müssen absolut vermieden
werden. Der Photograph zieht die Brünetten entschieden ihren
beileren Schwestern, den Blondinen , vor, nämlich in Bezug auf die
Leichtigkeit, womit sie sich gut photographiren lassen. Die lieb-
liehen goldenen Locken verlieren auf dem Bilde all ihren zarten
Schmelz, sie erscheinen schwarz und „die Aeuglein so blau*', die
der Dichter mit Entzücken besingt, der Photograph verwünscht sie,
denn er hat gewiss alle möglichen Kunstgriffe anzuwenden, damit
sie auf dem Bilde nicht ganz verwaschen und matt erscheinen.
Das einfachste und zugleich wirksamste Mittel, um blondes Haar
auf dem Bilde ebenfalls entsprechend hell erscheinen zu lassen, ist
die Anwendung des Puders. Von gleichem Nutzen ist der Puder
zur Verdeckung der Sommersprossen. Diese mehr oder weniger
gelblichen Fleckchen und Pünktchen , welche oft in ein paar Schritt
Entfernung kaum noch sichtbar sind, erscheinen auf dem photogra-
phischen Bilde ganz dunkel gefärbt, weil, wie schon bemerkt, Gelb
ebensowenig photographisch wirksam ist, als Schwarz. Es sei mir
gestattet, bei dieser Gelegenheit einen für die Erhaltung einer zarten
Gesichtsfarbe und die möglichste Vermeidung der Sommersprossen
nicht unwichtigen Rath einfliessen zu lassen. Will man zum Schutze
gegen das Sonnenlicht keinen schwarzen Schleier tragen, sondern
einen farbigen, so ist das so oft gewählte Blau sicher jdie unprac-
tischste Farbe, weil sie das photochemisph wirksame und die Haut
färbende Licht ganz ebenso leicht durchlässt, als ein Schleier von
weissem Tüll. Gelb oder Grün sind die besten Farben. Eine Elle
gelber Tüll ist weit wirksamer und zugleich auch bedeutend billiger,
als ein ganzes Quart Lilionese oder andere berühmte Scb^n^eit?^
150
wasser. Vom künstlerischen Standpunkte ans ist übrigens ein mSiäg
mit Sommersprossen bedecktes Gesicht malerischer als eines ^ wo
sie ganz fehlen, denn das Bild wird dadurch belebter.
Aach noch ein anderer Grund als die erwähnte Zahnants-
Stimmung des Aufzunehmenden veranlasst gar oft ein Misslingen
des Bildes in Bezug auf Aehnlichkeit sowohl als künstlerischen
Werth. £s ist das die überaus geringe Zeit, welche yiele Photo-
graphen dem Einzelnen widmen können und woUen. In einem photo-
graphischen Journale wurde neulich voll Bewunderung ein Fall
erzählt, wo ein Photograph in Zeit von 8 Stunden 97 Aufbafamen
ausgeführt hatte. Macht gerade 5 Minuten per Stück. Dies ist
freilich nur dann möglich, wenn er alle diese 97 Terschiedenen
Individuen in Bezug auf Licht, Stellung u. s. w., wie der seiige
Procrustes über einen Leisten spannte, und es mögen wohl einige
von den 97 Bildern der oder jener Verbesserung föhig gewesen
sein. Soll man es aber klugen Leuten verdenken, wenn sie die
Umstände benutzen? Bei schlechtem Wetter müssen sie ja so die
Hände in die Tasche stecken, drum bringen sie ihr Heu in's
Trockne, weil die Sonne scheint.
Zum Schlüsse noch einige Erfahrungen ans dem Umgange mit
meiner Kundschaft.
„Wie grässlich dick haben Sie mich aber da gemacht', klagte
ein rundes Dämchen von so ein paar hundert Pfund Gewicht-, ich
habe doch schon mein Portrait in Oel und Pastell , aber auf keinem
sehe ich so dick aus, wie auf diesem da. Nein, so etwas Dickes,
Fettes , Ungeschicktes ; das kann ich ja gar keinem Menschen zeigen.
Es hUft Ihnen nichts, Theuerster, Sie müssen mir ein besseres Bild
machen.^ Kaum ist diese arme, auf dem Bilde so entstellte Dame
hinaus, so tritt eine andere ein, von etwas zweifelhaftem Alter,
und wünscht Visitenkartenbilder von ihrem Schoosshündchen , näm-
lich für dieses selbst zum Vertheilen unter seine Bekannten, „laicht
wahr, Sie nehmen ihn recht hübsch auf? Wie meinen Sie wobi,
dass er sich am besten macht, Profil, Dreiviertel wendung oder
en Face?** „Ich denke im Profil", antwortete der Künstler. „WoUeu
Sie ihn gefälligst auf den Tisch legen.^ »Ach, mein liebes Tbier-
eben, warum willst Du denn nicht still liegen? Nicht wahr, der
Tisch ist zu hart? Haben Sie nicht vielleicht ein Kissen, worauf
er sich legen kann?^ Ein Kissen wird nun herbeigeholt und Joü
darauf gelegt „Ich sollte fast meinen^, bemerkte endlich die jooge
Dame, nachdem das Bild auf der Visirscheibe gehörig eingestellt
und die Beleuchtung schon arrangirt worden ist, „ich sollte meinen,
von der andern Seite müsste er sich noch besser ausnehmen. £i ja,'
151
und damit dreht sie ihn herum, ^in dieser Stellaog sieht er noch
weit hübscher, weit klüger.^ Nun muss natürlich die Camera
wieder eingestellt, die Beleuchtung ron Neuem arrangirt werden
und die Aufnahme soll nun vor sich gehen. Aber nun hat Joli
keine Lust mehr. Er springt auf und l^ein Zureden, kein Strei-
cheln, kein Drohen mit der ^Ratte^ oder dem j^Eätzchen^, die
kommen sollen, will helfen, ihn auch nur eine Secunde lang zu
beruhigen. Ein halbes Dutzend Platten wird nach und nach ver-
dorben, bis es Joli in seinem klugen Köpfchen endlich für gut
findet, ein wenig einschlafen zu wollen. Da endlich gelingt's, und
die Dame empfiehlt sich, mit tausend Entschuldigungen wegen der
vielen Bemühungen, welche sie verursacht hat Kaum ist sie fort,
so kommen ein paar muntere Bengel, die sich eben in der Schule
gehörig gelangweilt haben und nun, während das Bild in der
Camera eingestellt wird, einander immer zum Lachen machen und
Tor Uebermuth allerlei groteske Stellungen einnehmen. Der Photo-
graph thut, als bemerke er ihren „Ulk^ nicht, weiss aber doch
den richtigen Moment wahrzunehmen. Nach ein paar Minuten ist
er mit ihnen fertig. Als nächste Besucherin tritt eine junge Mama
mit ihrem Kindlein herein, mit der Frage: Glauben Sie wohl, dass
es möglich ist, ein recht ähnliches Bild von diesem Kinde aufzu-
nehmen? Es hat eben erst Laufen gelernt und ich wünschte es
stehend aufgenommen zu haben.
„Aber wenn die Kleine eben erst Gehen gelernt hat," bemerkt
der Künstler, „so glaube ich nicht, dass sie fest genug wird stehen
können."
„0 ja, sie wird es,'' erwidert die Mama. „Bitte, versuchen
Sie es, ich möchte es gar so gern stehend haben."
Der Künstler kann diesen rührenden Bitten nicht widerstehen,
gegen seine bessere Ueberzeugung versucht er es. Natürlich miss-
lingt der Versuch, denn der liebe kleine Engel ist noch gar so
wackelig auf seinen Beinchen und knickt immer zu recht unpassen-
der Zeit zusammen. Endlich muss sich die Mama doch fügen, das
zu thun, was der Künstler gleich Anfangs wollte, nämlich die
Kleine auf den Schooss zu nehmen.
Dann kommt ein alter tauber Herr, der es nicht hört, wenn
er ruhig sitzen soll, dann eine geschwätzige junge Dame, dann ein
drolliger Bursch , der mit seiner Braut aufgenommen sein will. Und
der Photograph hat mit allen diesen noch besondere Exercitien
durchzumachen.
Nun ist es 4 Uhr Nachmittags geworden. Der Künstler hat
seit dem Morgen mit seinem Hin* und Herlaufen zwischen Salon
162
und Dankelkammer, mit dem Arrangiren and RegaUren richtig gebe
10 Meilen zurückgelegt, und das vielleicht bei einer Temperatur
von 20 bis 25 Grad R^aurour, ohne auch nur einmal eine Erfri-
schung zu sich zu nehmen und sich einen Augenblick niedersetzen
zu können. Und dabei verlangt man, dass er höflich und einneh-
mend ist und nie seine gute Laune verliert, und allermindest^is
muss er sich bemühen, die Sitzenden durch freundliche und ange-
nehme Unterhaltung zu fessehi, damit sie auch einen „natärliehen
Gesichtsausdruck" annehmen.
Liebes Publikum, begreifst Du nun, warum wir, die wir in
Glashäusern wohnen, gar oftmals in der Laune sind, unserer Un-
geduld durch irgend einen • heftigen Ausbruch Luft zu machen,
trotz des guten Rathes, den uns das Sprichwort gibt
Heber die LiehtempiBdlielikeit der Wolfransiire.
Von P. E. Liesegang.
Die Wolframsäure ist ein gelbes, in Wasser und Säuren od-
lösliches Pulver. In Gegenwart organischer Stoffe verhalt sich
diese Säure ähnlich der Chromsäure, sie verwandelt sich unter dem
Einfluss des Lichts in das sogenannte blaue Oxyd oder wolfram-
saure Wolframoxyd (W2 O5); wie die Ghromsäure in chromswires
Chromoxyd verwandelt wird.
In Ammoniak löst sich die Wolframsäure zu wolframsaarem
Ammon; wenn man hiermit Papier tränkt, dies mit verdünnter
Salzsäure wascht, um die Wolframsäure niederzuschlagen, so besitzt
man ein hellgraues Papier das im Lichte eine entschieden blaae
Färbung annimmt.
London, April 1865.
Heisch*s Chlorcalciumgoldbad. — Eingebrannte Photographien, von Eastham. —
Ueber Uranbilder uud Simpson'e Verfahren. — Cameomanie.
Nachdem vor zwei Jahren das Touverfahren mit einer
Mischung von Chlorkalk und Chlorgold empfohlen worden war,
haben sich manche Personen vergeblich bemüht nach den Ter-
öffentlichten Vorschriften zu arbeiten; wenigen nur gelang es.
Professor Heisch hat sich bemüht die Ursache dieses allgemeinen
Misslingens aufzufinden und er glaubt, dass meistens zu viel Chlorkalis
angewendet wurde. Der käufliche Chlorkalk ist wie bekannt ein
sehr ungewisses und unbeständiges Präparat, eine Mischung tod
Chlorcalcium und unterchlorigsaurem Kalk in veränderlichem Ver-
)iältJiiAP, Unter dem Einflüsse des Lichts gibt sie Sauerstoff ab
153
und Terwandelt sich gänzlich in Ghlorcalcium. Mr. Heiach hat nun
ein Goldbad mit reinem Chlorcalciam und Glodchlorid als das
geeignetste gefunden, es enthält nichts was das Eiweiss angreifen
könnte, schwache Abdrücke können darin übergetont werden, ohne
flach Äu werden. 1 Gran Goldchiorid wird in 60 Gran (1 Dr.)
Wasser gelöst; soviel Kalkwasser wird zugefügt, dass sich rothes
Lakmuspapier darin bläut; 8 Gran trocknes crystallisirtes Chlor-
calciam werden in 8 Unzen Wasser gelöst, und diese Lösung mit .
der Goldlösung gemischt. Nimmt man Chlomatrium statt Ghlor-
calcium, so geht der Ton der Bilder gleich zum Schwarz über,
ohne die brauneren wärmeren Töne durchzumachen. Weshalb man
mit rerschiedenen Chloriden im Eiweisspapier verschiedene Töne
erhalte, erklärt Mr. Heisch so : während im Chlorbarium 35,5 Theile
Chlor mit 68,6 Theilen Barium vereint seien, konunen im Chlor-
aminonium auf dieselbe Menge nur 18 Theile Ammoniam, das mit
dem einen Salz präcipitirte Chlorsilber müsse demnach in einem
ganz anderen Zustand der Zertheilung sein wie das andere. Man
weiss, dass der Zertheilungszustand der Körper von wesentlichem
Binfluss auf ihre Farbe ist. Je feiner zertheilt das Clüorsilber ist,
um so leichter und vollständiger kann das Licht wirken, um so besser
müssen die Bilder der schwächenden Kraft der Ton- und Fixirbäder
widerstehen.. Ebenso muss das Gold sich auf sehr fein zertheiltes
Chlorsilber anders niederschlagen als auf weniger fein sertheiltes.
Das Tonbad wird am besten zehn Minuten nach der Bereitung
gebraucht, kann aber bis zum nächsten Tag verwahrt werden ; wenn
es sich länger halten soll setzt man einige Tropfen Salzsäure zu
mid neutraiisirt vor dem Gebrauch wieder durch Kalkwasser.
Ueber eingebrannte Photographien veröffentlicht Mr. Eastham
in Manchester folgende Bemerkungen. Man mische 6 Theile ge-
sättigter Lösung von doppeltchromsaurem Kali oder Ammon mit
3 Theilen Eiweiss, drei Theilen Honig und 10 Theilen Wasser, und
filtrire (im Dunkeln). Diese Mischung giesst man auf eine reine
Glasplatte wie CoUodion und trocknet bei künstlicher Wärme. Als
Clich^ wird ein Transparentpositiv genommen, kein Negativ. Diese
Clich^s stellt Mr. Eastham nach dem Russell'schen Verfahren dar;
sie müssen brillant sein. Verlangt man ein vignettirtes Bild so
wird man am besten das Transparentbild vignettiren.
Die ganz trockne Bichromatplatte wird unter dem Trans-
parentbild im Copirrahmen exponirt; in der Sonne etwa 10 Minuten,
bei zerstreutem Licht entsprechend länger. Sodann wird die Platte
in einen kühlen Raum gebracht, aus dem Rahmen genommen
und auf ein Stück reines Papier gelegt. Nach 2 bis 3 Minuten
legt man mittelst eines Pinsels die fein gepulverten Schmelzfarben
auf. Eine Mischung von Roth, Braun und Schwarz gibt einen
hübschen Sepiaton. Das Bild wird in Wasser gelegt dem auf die
Unze sechs Tropfen Schwefelsäure zugesetzt wurden. Hierin bleibt
es bis es alles gelb verloren hat, eine halbe Stunde oder länger;
dann wird es in einer Schale, schliesslich unter dem Krahnen gut
ausgewaschen und getrocknet Es kann jetzt im Ofen eingebrannt
werden wie jede andere Glas- oder Porzellanmalerei.
154
Das hier beschriebene Verfahren ist im wesentlichen das,
worauf Mr. Joubert ein Patent genommen hat.
Die Uranbilder dürfen bekanntlich nicht übercopirt werden.
Mr. Cooper empfiehlt die aus Versehen übercopirten Abdrücke Tor
dem Tonen in folgendes Bad zu legen, worin sie heller werden:
3 Gran Platinchlorid, 1 Grau Goldchlorid, 20 Unzen Wasser, sehr
schwach alkalisch gemacht. Um jede Spur von Essigsäure aus
dem Bilde zu entfernen, wendet er nachher ein Bad von Kreide
und Wasser an.
Das Uranverfahren hat in dem Simpson'schen ChlorsilbereoIlodUMi
Concurrenz bekommen. Die allgemeine Ansicht hier ist indessen,
dass keines der beiden Verfahren so bald von den grösseren
Etablissements werde adoptirt werden. Mit dem Eiweisspapier
versteht man nun so ziemlich umzugeben, haltbarer sind die neuen
Bilder vielleicht auch nicht, besser sind sie keinenfalls, und die
Herstellungskosten scheinen in allen Fällen ziemlich dieselben ni
sein. Uebrigens haben die Simpson'schen Bilder bei der Londoner
photographischen Gesellschaft Furore gemacht Das „Journal of
the Photographie Society^ bemerkt darüber: „Als ein vorzügliches
Portrait nach dem anderen, eine vortreffliche Landschaft nach der
anderen in den verschiedensten Tönen vorgelegt wurden, verwandelte
sich die Ueberraschung der Mitglieder in Verwunderung und fand
ihren Ausdruck in dem Beifall, der Mr. Mayall's Bemerkung
begrüsste, dass er nie vorher eine Photographie gesehen, die so
vortrefflich sei, wie die in seiner Hand, die mehr einem schönen
Cousin'schen Stiche als einer gewöhnlichen Photographie gliche.
Die Einfachheit des Verfahrens war zudem, wie zu erwarten, Ge-
genstand allgemeiner Bewunderung Wir können heute nicht
auf eine detaillirte Betrachtung des Verfahrens eingehen und begnü-
gen uns daher für jetzt, unsere Leser wegen der Erfindung zu
beglückwünschen. Die Londoner Gesellschaft kann stolz darauf
sein, dass durch sie zuerst der Welt eine neue Druckmethode vor-
gelegt wird, deren erste Resultate vortheilhaft neben die besten
Proben längst vervollkommneter Verfahren gestellt werden können.^
Als Robinson in derselben Sitzung auf Patente zu sprechen
kam, bewies der grosse Applaus der Versammlung^ wie dankbar
sie die uneigennützige Mittheilung des Herrn Simpson annahm,
gegenüber den mancherlei registrirten und patentirten Erfindungen
der Neuzeit.
Am verflossenen Sonnabend haben der Prinz von Wales und
Prinz Alfred bei Mr. Window für Cameeportraits gesessen. Ohne
Fehl wird dies die hier herrschende Cameomanie nobh steigern.
165
JHrrarifdic ilotij* •
ilc KiBstwMe der Pb^UgrapUe. Von Ernest Reulbach. ~
Antwort auf das offene Sendschreiben in Ange-
legenheiten der Photographie bezüglich ihrer
Stellung zur Kunst — München, 1864, bei
Georg Franz.
In dem Processe des Photogr&phen Albert in München gegen Kitzinger,
wegen unerlaubter Nachbildung eines photographischen Brustbildes des Königs
Ludwig II., wurde bekanntlich das Verfahren gegen Herrn Kitzinger vom kgl.
b&yer. Bezirksgerichte eingestellt, indem es das vorliegende photographische
Portrait einfach für kein Kunstwerk erklarte, obgleich eine zusammengesetzte
Gommission der k. b. ACademie der bildenden Künste ihr Gutachten dahin
abgab, ^dass eine Photographie den Rang eines Kunstwerkes ein-
nehmen könne." Auch das Appeliationsgericht gab trotz dieses academischen
Gutachtens seine Erklärung dahin ab, „Photographie sei nie und unter
keinen Umständen Kunst. ** — An diesen Process und die dabei zu Tage
getretenen Gutachten und richterlichen Aussprüche anknüpfend erschien im
August 1864 ein Schriftchen unter dem Titel: „Offenes Sendschreiben an
die Gommission der k. b. Academie d. bild. Künste zu München in Angelegen-
heiten der Photographie bezüglich ihrer Stellung zur Kunst", in welchem der
Verfasser ohne die geringste Sachkenntniss und auf vornehme absprechendste
Weise über die Photographie als Kunst den Stab bricht, und sie als die drei-
beinige Muse mit dem gläsernen Auge lächerlich zu machen suchte. Hier und
da haben sich gegen solches unwürdige Gebahren Stimmen gerechter Entrüstung
erhoben. Am nachdrücklichsten und wirksamsten wird aber wohl dem Verfasser
dieses „offenen Sendschreibens'' von Reulbach in dem oben citirten
Büchlein ^Die Kunstwürde der Photographie u. s. w.'' zu Leibe gegangen.
Das was heut zu Tage über diesen Gegenstand in dem Bewusstsein jedes
sachverstandigen Künstlers lebt und von gewichtigen Autoritäten wie von
Dtsderi in seiner „Photographie als bildende Kunsf so herrlich entwickelt
worden ist, wird hier von R. klar und überzeugend und mit vielen neuen Ge-
sichtspunkten bereichert zusammengefasst, und in glücklicher Polemik dem Send-
schreiben entgegen gehalten. Möge dies Reulbach'sche Schriftchen dazu beitragen,
den Kreis der Befangenen und Engherzigen, welche der Photographie ihre Kunst-
würde nicht gönnen, immer mehr zusammenschmelzen zu machen. W.
Tadenecm des Photographen. — Ein practisches Hand- und Hilfsbuch
für den täglichen Gebrauch im Atelier und Laboratorium
mit Beiträgen von Prof. Dr. Towler, W. Simpson,
V. Blanchard u. A. — Von C. Sternberg. Mit in
den Text gedruckten Abbildungen. Berlin, Theobald
Grieben, —
Es war ein glücklicher Gedanke Stemberg's die neusten, bewährtem, dem
practischen Photographen unentbehrlichen Verfahren, nicht blos in Form von
Recepten, sondern mit kritischen Bemerkungen versehen zu sammeln imd heraus-
zugeben. Von der Reichhaltigkeit des Büchleins möge folgende kurze Inhalts-
156
übersiSht Zengniss ablegen: Vonohriften su photographiiolieiL Pr&puataii. Tob
Prof. Dr. Towler. CollodionwoUe von Towler, Hardwich, Liesegang, vaa
Monckhoven, Glover. Collodion von Towler, Hardwich, Liesegang, Satton,
van Monckhoven, Disdirl, Aguado, Lyte, Barreswil. Siiberbad von Towler,
Hardwich, Liesegang, Ponting, Bland. Entwickler u. s. w. u. s. w. VigativB
auf CoUodion von Simpson. AagenbliekspiLotograpIde. Von Blanchard.
Traasparent« Glasbilder. Von demselben. Abdrücke auf Siweiie - Papier
Abdrfioke auf Harzpapier. Wothly's VignettirtiiclL. Swan's TnieliTerlUva.
Trookenverfaliren. Wiedergewinnimg des Silbers. Olaslians nnd BelenektaB^.
OewicbtstabeUe. — Möge dies practische Büchlein überall eine gute Statt
finden. W.
Cameeportraits. — Wenn noch ein Beweis nothig wäre, dass die goldenen
Tage des Photographen noch nicht vorüber sind, so würde ihn der erstaunliche
Erfolg dieser neuen Bilder liefern. Seit October bis jetzt, also in der trübsten
Saison des schlechtesten photographischen Winters, haben die Erfinder allein
17,000 Abdrücke geliefert. Es ist kein Zweifel mehr, dass dies Genre äusserst
populär wird, besonders in den besten Kreisen; imd nicht mit Unrecht, denn es
Würde schwierig sein, etwas hübscheres und artigeres zu finden als diese „Photo-
sculptur des Albums''. Auch die Photographen scheinen eine so gute Sache zu
würdigen, denn in England wurde bereits eine halbe Million Cartons verkauft.
Die Gameekarten sind nämlich dort registrirt und die Erfinder beziehen tob
jedem Stück eine Royalty von 1^/^ pence (circa 1 Silbergroschen).
Hr. Verweer im Haag, einer der ersten der die Cameebilder auf dem Gontinent
eingeführt hat, nähert dieselben noch mehr dem Gharacter der Gamecn, indem
er den Abdrücken einen gelbbraunen Ton gibt. Durch Ammoniakfixirung haben
wir einen solchen Ton ganz gut wiedergegeben.
Eine andere englische Firma hat jetzt eine Karte mit fünf anstatt vier
Portraits registrirt; imd mit dem Kamen „Quinque Gems'' belegt
Jod. — Man hat in Ghili ein neues Mineral entdeckt , welches 10 Prozent
Jod enthält. Es ist Jodblei gemischt mit Ghlorblei und Bleioxyd.
Hrn. 0. J. D. in B. — Alle Trockenplatten mit alkalischer Entwicklung
sind etwas verschleiert; aber der Niederschlag in den Schatten ist so gering,
dass er beim Abdrucken nicht schädlich ist , sondern eher vortheilhaft Du
Goloriren mit Staubfarben ist für den Ungeübten leichter als mit Anilinftiben,
und der EfTect ist, wenn man die Bilder nachträglich mit Emailfimiss überziebt,
ein ganz vortrefflicher. Das Einbrennen der Bilder in Porzellan ist kein Ge-
heimniss mehr, das Archiv hat früher schon Vorschriften dafür mitgetheilt. In
Deutschland gibt es mehrere Firmen die das Einbrennen für Photographien über-
nehmen, u. a. Hr. Ed. Grüne, Unter den Linden in Berlin. — Zum Anfertigen
vergrösscrter Abdrücke bedient man sich am vortheilhaftesten des JodsUberp^iers
mit Gallussäureentwicklung.
Hm. C. M — r. — Die Cameebilder erhalten durch Satiniren vor dem Prägen
ein viel besseres Ansehen. Besondere Gartons sind nicht nöthig. Ihre Adress«
werden Sie aber besser nicht auf die Rückseite, sondern unter das Bild drucken lissen
Das eingesandte Portrait ist gut ; etwas weniger Oberlicht würde von Nutzen sein.
Oedraekt bei Sam. Lucaa ia ElberfoU.
Photographisches Archiv.
Band ¥!• ~ Mr. Si» - f. Iflai MmB.
SiB in der Photographie noeh nieht angewendetes
unorganisches Silbersalz.
Von Dr. J. SchliailSS.
Nach den unzähligen, von Photographen nnd Chemikern mit
Silbersalzen angestellten Versuchen, bezüglich ihrer Anwendbarkeit
in der Photographie, nahm es mich Wunder ^ dass dies noch nicht
mit dem schwefelsauren Silberoxyd - Ammoniak der Fall gewesen.
Ich habe es zwar in meinem ,, photographischen Lexicon^ (2. Aufl.
Seite 340) flüchtig erwähnt, doch ist mir bis heute noch nichts
darüber bekannt geworden, ob schon Jemand photographische Versuche
damit angestellt hat. Da nun jetzt die Alkalität und die Ammoniak-
doppelsalze angefangen haben , in der Photographie eine Rolle zu
spielen, so hielt ich es nicht für ganz überflüssig, auch dieses
Ammoniakdoppelsalz zu prüfen.
Das schwefelsaure Silberoxyd (Ag 0, S 0 3) ist bekanntlich im
Wasser viel zu schwerlöslich, um in der Photographie Anwendung
zu finden. Dagegen das schwefelsaure Silberoxyd - Ammoniak
(AgO, SO3 + 2NH8) ist im Wasser leicht löslich, bildet schöne,
diamantglänzende Nadeln, die sich sehr gut aufbewahren lassen
nnd schwärzt sich für sich allein nur wenig im Lichte, dagegen
verleiht es organischen Substanzen eine mehr braune als schwarze
Farbe im Licht. Man stellt das Salz leicht auf folgende Weise dar:
Höllensteinlösung wird mit schwefelsaurem Natron versetzt,
das als weisses Pulver gefällte schwefelsaure Silberoxyd mit kaltem
Wasser etwas ausgewaschen und in der nöthigen Menge reinen
wSssrigen Ammoniaks gelöst. Beim freiwilligen Verdunsten des
9
158
letzteren schiesst das Salz in schönen, grossen vierseitigen Prismen
an, die zwischen Fliesspapier getroclinet, nicht mehr nach Aniin<miak
riechen. Im trocknen Zustand erhitzt, entwickelt sich erst gasförmigei
Ammoniak, dann folgt ein Snhlimat von schwefelsaurem Ammoniak
und zurück bleibt etwas zersetztes schwefelsaures Silberoxyd. Die
wässrige Lösung verliert erst beim Kochen ein wenig Anmioniak.
Setzt man zu der Lösung einen Tropfen flonig, so überzieht sidi
das Glasgefäss bald mit einem schönen, rein weissen Sflberspkgd,
am schnellsten geschieht dies beim gelinden Erwärmen.
Wenn man Arrowrootpapier auf dieser Salzlösung silbert, so
gibt dasselbe bei kurzer Belichtung recht schöne, zarte Copien von
eigenthümlichem Ton. Leider lässt sich dieses Silberbad für Albumin-
papier nicht anwenden, denn bei der Berührung mit demselben
entwickelt sich sogleich viel Ammoniak und löst die Albuminschicht
auf. Indessen erhält man ein ganz reines, feines Bild auf solchem
Papier, das aussieht, als sei es auf glanzlosem Albnminpapier
erzeugt — Zusatz von Salpeter- oder Essigsäure fallt schwefel-
saures Silberoxyd aus der Lösung dieses Salzes. —
Es ist natürlich, dass sich frischgefälltcs, feuchtes Silberozyd-
hydrat leicht in schwefelsaurem Ammoniak löst unter Bildung des
genannten Salzes. Natronhydrat fällt aus dem letzteren, wie et
scheint, nur Silberoxydhydrat , wegen seiner feinen Zertheilung von
hellbrauner Farbe, Knallsilber bildet sich nicht.
Heber das Verhalten des Jod-^ Brom- und CU^rsilkm
in der Wärme.
Von Dr. J. SchnaOSS.
Jod-, Brom* und Chlorsilber schmelzen leicht zu einer schwan-
braunen Flüssigkeit, wenn sie in Glasröhreiv erhitzt werden. Cblo^
Silber zeigt bei Glasschmelzhitze ein schwaches Sublimat Nach
dem Erkalten sehen sie fast üborein ans, nehmlich gelb, das
Ghlorsilber etwas mehr braungelb. Das characteristischeste ye^
halten zeigt das Jodsilber, namentlich wegen seiner raschen and
schönen Farbenveränderung während des Erhitzens and Erkaltens.
Die hellgelbe Farbe geht beim allmäligen Erhitzen zuerst in Orang^b,
dann in prachtvoll Zinnoberroth und zuletzt kurz vor dem Schmelzen
in Schwarz über. Während des Erkaltens treten die Farben-
änderungen In umgekehrter Reihenfolge auf. Alle drei Haloidsake
können durch Erhitzen in Glasgefössen weder zersetzt, noch in
merklicher Menge sublimirt werden, nur wie oben gesagt, zeigt das
169
Chlorsilber einen schwachen Anflug von Sublimat Da diese drei
Salze sich auch gegen die meisten Samen indifferent verhalten, so
ist es immerhin merkwürdig, dass sie so leicht durch das Licht
zersetzbar sind, während» sie trotz der Leichtflüchtigkeit ihrer electro-
magnetiven Elemente durch sehr starke Glühhitze wenig oder gar
nicht verändert werden. Das Jodsilber namentlich widersteht, trotz
seiner leichten Schmelzbarkeit, sogar der Löthrohrflamme , wenn
man verhindert, dass reducirende Substanzen, besonders Kohle, mit
demselben in Berührung kommen, weshalb man auch bei diesem
Versuch nur Weingeistflammen verwenden darf, denn die Flammen
anderer Substanzen enthalten meist zu vier Kohlenstoff. Ich fertigte
mir ein kleines Tiegelchen aus Speckstein, auf dessen Boden ich
etwas reines, trocknes Jodsilber that, das Tiegelchen in ein Stück
Holzkohle setzte und die Spitze der Löthrohrflamme einige Minuten
lang auf das Jodsilber leitete. £s schmolz natürlich augenblicklich,
blieb dann aber unverändert, doch sublimirte ein Theil und setzte
sich an die obere, kältere Wandung des Tiegelchens ab. Auf
Kohle erhitzt, dringt das Jodsilber natürlich sogleich ein und wird
nach wenigen Augenblicken zu Silberkügelchen redudrt.
Ghlorsilber und Bromsilber zersetzen sich unter Chlor- und
Bromdämpfen weit leichter, durchdringen auch bald die Masse des
Specksteintiegelchens, werden reducirt und versilbern so den ganzen
Stein. Alsdann ist er nicht mehr zu diesen Versuchen zu gebrauchen.
Das geschmolzene Jodsilber löst sich, wenn es gepulvert wird^
mit derselben Leichtigkeit in Höllensteinlösung auf, wie feuchtes,
frisch gefälltes, während man das Gegentheil vermuthen möchte.
Schmilzt man nehmlich den Rückstand eines abgedampften negativen
Silberbades noch so lange, so wird höchstens etwas salpetersaures
Silber zersetzt, doch wenig oder nichts vom Jodsilber. Nach obigem
müsste sich nun beim Auflösen der Masse in destiUirtem Wasser
auch das Jodsilber wieder auflösen, dem ist aber nicht so, sondern
fast alles Jodsilber bleibt ungelöst ziurück, so dass eine solche
Lösung von salpetersaurem Silber nochmals jodirt werden muss,
sofern sie zu einem negativen Silberbad brauchbar sein soll. Zur
Erklärung dieses Widerspruches, dass nehmlich reines Jodsilber
nach dem Schmelzen sich in salpetersaurem Silber löst, mit letzterem
zusammen geschmolzenes aber nicht, stellte ich besondere Versuche
an. Beim ersten Berühren der geschmolzenen Masse von Jodsilber-
salpeter mit destillirtem Wasser zeigt das sich ausscheidende Jod-
silber eine rein gelbe Farbe , färbt sich aber sehr rasch grau und
ballt sich beim Erwärmen zu Klumpen zusammen, welche fast so
zähe sind, wie geschmolzener Schwefel, den man in Wasser gegossen
160
hat; also ganz anders, wie reines Jodsilber, welches nach seiner
Fällung und Auswaschung das feinste Pulver vorstellt, auch nadi
dem Kochen in Wasser. Dieses mit salpetersaurem Silber ge-
schmolzene, durch Wasser gefällte und vollständig ausgewaschene
Jodsilber löst sich nun fast gar nicht mehr in salpetersaurem Silber
auf, dagegen leicht in unterschwefligsaurem Natron. Beim Erhitzen
und Schmelzen zeigt es die characteristische Farbenwandelung des
gewöhnlichen Jodsilbers, dagegen bleibt es nach dem Schmelzen
schwärzlich, vielleicht in Folge von etwas beigemengtem metallischem
Silber. Es ist dieses ganze Verhalten abermals ein Beweis, dass
es zwei Modificationen des Jodsilbers gibt.
(Aus einer kürzlich über die Haloidsilbersalze unternommenen
Arbeit theile ich hier vorläufig mit: Wenn man Jodsilber in einer
Porzellanschale mit concentrirter Silbemitratlösung erhitzt, so
schmilzt das Jodsilber am Boden sehr bald zu einer graugelben
Masse, die sich beim Umrühren vollständig in der überstehendeD
Flüssigkeit löst. Beim Erkalten scheiden sich ziemliche Mengen
kleiner Crystalle aus von der Zusammensetzung 2 (Ag NO 4} + AgJ.
Bromsilber und Chlorsilber lösen sich zwar auch im Silbemitrat,
schmelzen aber nicht. Sie bilden damit die Doppelsalze ; 2(AgN0J
+ Ag Br und 2 (Ag NO J + Ag Gl. P. t LiesegaBg.)
Das Hagiesiamlicht nid seine TerscUedenen Anwendngci
in der Photographie.
Von Fr. Wm. Geldmacher.
Die immer grösser werdende Bedeutung, welche das künstliche
Licht in der Photographie einnimmt, und mehrfache Aufiforderong
zur speciellen Prüfung des Magnesiumlichtes, haben mich veranlasst
weiter gehende Versuche mit letztcrem anzustellen, und bis
ich nun in der erfreulichen Lage, hierüber Mittheilungen machen
zu können.
Den zu verwendenden Magnesimndraht bereite ich folgender-
massen vor : ich nehme drei Drähte in der Länge von circa 3 Fuss^
— im Falle sie nicht so lang sind, kann man auch mehrere Stucke
aneinander setzen, — drehe sie schraubenähnlich von unten bis
oben zusammen, und habe hierbei den Yortheil, dass, wenn ein
Ende erlischt immer noch das andere brennt, dieses zündet da^
Erloschene wieder an und der Draht muss somit ununterbrochen
weiter brennen. Sind die Drähte alle von egaler Dicke, so wird
man nach einigen Versuchen leicht bestimmen können, wie
161
sie zu einer gegebenen Exposition sein müssen; es ist dieses um
so ^chtiger, da man während dieser alle Aufmerksamkeit auf das
Licht und das Objectiv richten muss^ und deshalb die Uhr nicht
beobachten kann.
Nimmt man Personen oder plastische Modelle auf, so muss
man die Schattenseite, die durch die grelle Beleuchtung der Licht-
seite sehr tief und ohne alle Details ist, durch ein schwächeres
Lieht mildem; man bewerksteUigt dieses, indem man einen dünnen
einfachen Draht auf der Schattenseite in etwas weiterer Entfernung
abbrennt.
Mit einem chemischen Verfahren, welches am Tag bei klarem
Himmel und einem 27 Linien weiten Objectiv in 5 Secunden ein
hinlänglich exponirtes Negativ gab, erhielt ich dasselbe bei Magne-
sinmlicht in 70 Secunden, für ein Gypsmodell waren 45 Secunden
ausreichend.
Bei dem Anfertigen von Coplen nach Kupferstichen etc., be-
diene ich mich eines Schirmes, der zwischen dem Original und
dem Apparate aufgestellt wird und eine Oefihung hat, welche nur
die Bildgrösse in das Objectiv fallen lässt, alles seitlich störende
aber absperrt, hinter diesem Schirme brenne ich von beiden Seiten
gleich starke Drähte ab, so dass das directe Licht nur auf das zu
eopirende Blatt, aber niemals in das Objectiv fallen kann, öfteres
auf- und niederbewegen des brennenden Metalls bringt das Original
in gleichmässigere Beleuchtung. Mit einer dreizöUigen Landschafts-
linse und den oben angegebenen chemischen Verhältnissen erhielt
ich ein, fast der Grösse des Originals entsprechendes, tadelloses
Negativ in einer Minute, in kleineren Formaten in 40 bis 50 Secunden.
Mit derselben Linse fertigte ich Transparentpositivs nach Negativs
in der erstaunlich kurzen Expositionszeit von 2 Secunden an.
Chlorsilberpapier unter einem Negativ den directen Strahlen
des Magnesiumlichts ausgesetzt, zeigte nach 5 Minuten langer
Belichtungszeit, ein sehr schwaches Bild und ist anzunehmen, dass
um einen genügend kräftigen Abdruck zu erhalten, eine Belichtung
von 1^/2 bis 2 Stunden erforderlich wäj;e, es geht daraus hervor,
dass das Magnesiumlicht auf diesem Felde der Photographie keine
Geltung erlangen wird.
Ganz anders verhält es sich mit Jodsilberpapier, auf diesem
erhielt ich in 10 Secunden eine in jeder Beziehung vollkommene
directe Copie; vergrösserte wurden in der Solarcamera bei einer
Lichteinwirkung von 45 Secunden dargestellt.
Gut geleimtes Cartonpapier mit jodirtem Collodion überzogen,
im negativen Silberbade sensibüirt, getrocknet, unter dem Negative
162
2 Secunden den MagneBiumstrahlen ausgesetzt, mit dem Dseo-
hervorrufer entwickelt und scliliesslleh im Katron bade fixiii, gab
genügend ezponirte Abdrücke, überhaupt ist dieses eine Metliode,
welche ich dem Studium meiner Herren CoUegen ganz besonders
empfehlen möchte, wenn auch nicht bei künstlichem, so doch bei
Tageslicht, denn es Hessen sich auf diese Weise eine Masse Copien
in sehr kurzer Zeit anfertigen, hauptsächlich dadurch, dass man
die latenten Copien noch nach ein paar Stunden hervorrufen kann;
die Hauptstörungen bei diesen Bildern sind die Hegenbogenfarboi,
welche man auf der Collodionhaut beim schrägen Darübersehen
wahrnimmt, weitere Forschungen werden indess auch diesen Punkt
beseitigen lassen. Das Tonbad ist bei diesem Verfahren überOüssig,
denn die Farbe ist bei dem entsprechenden Entwickler eine ziemlich
befriedigende, kann auch in verschiedenen Abstufungen vom blao-
schwarzen bis zum Purpurtone dargestellt werden, indem man der
Eisenlösung verschiedene Säuren zusetzt.-
Dieses sind die wesentlichsten Versuche, die ich angestellt habe,
werde aber ununterbrochen daran weiter arbeiten und seiner Zeit
über die bis dahin erhaltenen Verbesserungen berichten.
Schliesslich sei noch gesagt, dass das Magnesiumlicht seine
Hauptrolle, neben der — der Aufnahme von Orten, die nie durch
das Tageslicht erhellt werden, — bei der Vergrösserung spielen
wird, denn die Annehmlichkeit, des Abends, ungestört, also nidit
abgerufen durch Aufnahm'en oder sonstige Geschäfte, seine Copien
machen zu können, wird jedem Photographen einleuchten; ich habe
wenigstens schon jetzt die Absicht meine Vergrösserungseinrichtnngeii
ganz zu diesem Zwecke umzuändern.
' Frankfurt, April 1865.
Abdrucke auf Milchglas (Pwiellanbilder.)
Von Prof. Dr. Towlcr/^
Milchglas wird dargestellt, indem man gewöhnliches Tafelglas
mit einem Ueberzuge versieht, der aus einer Mischung von Glas
und einem Metalloxyde (Zinn oder Arsenik) besteht. Diese Schicht
sieht milchig aus; sie darf weder zu dick noch zu dünn sera.
Solches Glas ist in den photographischen Handlungen zu haben.
Es gibt auch eine Sorte, die durch und durch metalloxydhaltig ist;
und auch das mattgeschliflfene Spiegelglas kann zur Aufnahme
transparenter Bilder dienen, aber die erste Sorte ist die beste.
*) Auä Huxnphrey's Journal.
163
1. Albii]iii]iYerMire&.
Die Bchönsten Abdrücke auf Glas werden iiaeh dem Albnoain-
verfabren gewonnen.
Präparirtes Albumin ... 5 Unzen,
Jodkalium 25 Gran,
Bromkalium ^^ jj
Hlnreicbend destiUirtes Wasser, um die Salze zu lösen.
Das Albumin wird vorbereitet, indem man Eiweiss vom Gelben
befreit, es zu Schaum schlägt und stehen lässt. Nach einigen
Standen trennt man das unten gesammelte Albumin vom Schaum;
Glasplatten mit Albumin zu überziehen ist nicht leicht. Vor
allen Dingen muss man das Zimmer mit einem feuchten Tuche auf*
wischen lassen, um möglichst allen Staub fern zu halten.
Man lege in eine flache Schale zwei Glasstreifen und giesse
soviel jodlrtes Albumin hinein, dass die Streifen damit bedeckt sind.
Nun lege man eine gereinigte Glasplatte mit einer Kante auf einen
der Glasstreifen und senke die Platte langsam bis die andere Kante
auf den zweiten Streifen zu liegen kommt. Luftblasen werden auf
diese Weise ganz vermieden. Mit einem Stück Glas hebt man
darauf die Platte aus dem Bade; die feuchte Oberfläche übergiesst
man mit Albumin. Es ist nicht schwierig eine gleichmässige blasen*
freie Schicht zu erhalten. Um die Platte zu trocknen, hält man sie
über einen warmen Ofen, indem man sie auf eine lange Glasplatte
legt, um die Schicht nicht mit den Fingern zu berühren. Die
Platte kann gleich oder auch nach langer Zeit gebraucht werden.
Zum Empfindlichmachen nimmt man eine Standcüvette mit
folgendem Bade:
Salpetersaures Silber ... 1 Unze,
DestiUirtes Wasser .... 10 Unzen,
Essigsäure 3 „
Jodsilber 2 Gran.
Die Essigsäure soll Verschleierung verhüten ; zuviel davon ver-
mindert die Empfindlichkeit. Nachdem die Platte ungefähr eine
Minute im Bade gewesen, spült man sie mit Wasser gut ab, und
lässt im Dunkeln trocknen.
Die Belichtung geschieht im Copirrahmen unter dem Negativ,
die beiden Schichten mit einander in Berührung. Der Rahmen
wird mit einem Tuch bedeckt, in's Helle gebracht, und kurze Zeit
belichtet. In der Sonne genügt oft eine Secunde.
Entwicklung. — Man legt die Platte eine Viertelstunde lang
in eine Schale mit verdünnter warmer Gallnssäurelösung (1 Gallus-
säure, 480 Wasser, 60 Alkohol). Dann übergiesst man sie mit
PhotograplilflclieR ArchlT. Kr. 81. 1. Hai 1865. ^
M I
164
einer Mischung von Gallussäure (1 : 160) und einigen Tropfen Sil-
berlösung. Kommt das Bild nicht rasch, so setzt man noch etwas
Silber zu. Zeigt es Neigung zum Verschleiern, so setzt man
einige Tropfen Essigsäure zum Entwickler. Wenn das Bild kräftig
genug ist, fixirt man mit unterschwefligsaurem Natron. Firnissen
ist überflüssig.
0
2. TanniiiTerfahreiL.
Trockne Tanninplatten, die mit frischem Collodion präparirt
wurden, eignen sich sehr gut zu Milchglasbildem. Man befolge
die Sutton'schen Angaben in Nr. 65, 66 und 67 des Archivs.
Die Bilder können als Transparents (Diaphanien) oder grade
wie die gewöhnlichen Glaspositivs gefasst werden.
3. Feuchtes Collodion.
Dies ist die einfachste Methode zur Darstellung der Por*
zellanbilder.
Zunächst bedarf man einer Gopircamera mit einer Kugellinse
oder anderem guten Objectiv; die Camera ist auf den Himmel
gerichtet und enthält vorn das Negativ, in der Mitte die Linse und
hinten die Visirscheibe. Wenn man das BUd in gleicher Grosse
einstellt, so ist die Entfernung des Negativs von der Visirscheibe
genau viermal so gross wie die Brennweite des Objectivs, und das
Centrum des Objectivs befindet sich genau in der Mitte. Wenn
man Oberlicht verwenden will, so muss die Camera wagerecht
gestellt und das Licht durch einen Spiegel hineinreflectirt werden.
Den Spiegel fertigt man, indem man auf eine hinreichend grosse
reine Glasplatte Alabastergyps giesst. Auf den Gyps legt nuoi
um ihn zu schützen, ein Brettchen und fasst das ganze in einen
Bahmen, der mit Charnieren unten an der Yorderöffnung der Camera
befestigt wird. So hat man einen weissen Spiegel, der im Winke)
von 45 Graden gehalten, das senkrechte Himmelslicht horizontsl
in die Camera reflectirt.
Man stellt mit einer Loupe ein.
Das Milchglas wird gereinigt, mit Jodcollodion begossen,
gesilbert und in die Cassette gethan. Man belichtet (bei trübem
Licht etwa drei Minuten), entwickelt, grade wie für ein Negatif,
nur muss man sich noch mehr vor Schleier hüten.
Nach dem Entwickeln, Fixiren und Verstärken ist der Ton des
Bildes graubraun; man macht ihn blauschwarz oder braunschwan
nach einer der nachstehenden Methoden.
1. — Man löse 1 Gran neutrales Goldchlorid in einer Unze
Wasser , und nehme hiervon einen Tropfen auf 60 Gran (1 Dr.)
165
Wasser. Diese verdüDiite Lösang gibt dem Bild einen hübschen
schwarzen Ton.
2. •— 16 Tropfen gesättigter Sublimatlösung und 4 Tropfen
alkoholischer Chlorplatinlösung (1 Gran zur Unze) mit einer Unze
Wasser vermischt wirken ebenso wie Goldlösung, machen aber
zuweilen die Schicht locker.
3. — Man löse 1 Gran sei d^or (unterschwefligsaures Gold-
oxydul-Natron) in einer Unze Wasser, und setze hiervon einen
Tropfen zur Drachme Wasser (60 Gran oder 4 Gramm).
Wenn das Bild einen schönen Ton angenommen, fixirt, wascht
und fimisst man es. Es muss farbloser Firniss benutzt werden.
Man kann in der Camera auch sehr gut vignettirte Bilder
machen, indem man zwischen Negativ und Linse, oder zwischen
Linse und Platte einen ovalen Ausschnitt stellt.
4. Abdrücke auf krummen Oberflächen.
Ein transparentes Collodionpositiv wird auf einer Glasplatte
aufgenommen, die vorher mit einer Mischung von verdünntem
Alkohol und einigen Tropfen Salpetersäure übergössen wurde, damit
sich die Schicht leicht vom Glas ablöst Das Bild wird nach dem
Fixiren in Wasser getaucht; die CoUodionschicht hebt sich ab, und
schwimmt auf dem Wasser. Der betreffende Gegenstand wird nun
nxUer Wasser unter die Schicht gebracht und damit herausgenommen.
Das Collodion ist elastisch genug, um jede Form anzunehmen, ohne
zu zerreissen. Diese Operation ist sehr delicat.
(Hier ist einzuschalten, dass man anstatt eines CoUodionpositivs
einen Abdruck auf dem [Bd. V. S. 525 beschriebenen] Ueber-
tragungspapier verwenden kann).
Auch können Wachspapiernegativs benutzt werden, wenn es
sich nur um cylindrische Flächen handelt.
Die Papiernegativs fertigt man in folgender Weise an : Dünnes,
festes, homogenes Papier lässt man im Dunkelzimmer eine Minute
auf folgender Lösung schwimmen:
Salpetersaures Silber ... 24 Gran,
Destillirtes Wasser ... 1 Unze.
Nach dem Trocknen legt man es 8 bis 10 Minuten auf fol-
gende Lösung:
Jodkalium 16 Gran,
Bromkalium 4 „
Destillirtes Wasser ... 1 Unze.
166
Die Blätter werden alsdaDn in einer grossen Schale mit remem
Wasser gut ausgewaschen und schliesslich zum Trocknen aufgehängt
Sobald sie halbtrocken sind klebt man sie auf Glasplatten die io
die Cassette passen. Die Papiere müssen etwas grösser sein; man
bestreicht die Ränder mit Gummi oder mit Kleister , legt sie om
und befestigt sie an der Rückseite der Gläser.
Wenn das Papier ganz trocken ist, macht man es empfindlidi,
indem man eine hinreichende Menge folgender Lösung mit einem
Glasstabe darauf ausbreitet uLd eine Minute stehen lässt:
Salpetersaures Silber ... 30 Gran,
Destillirtes Wasser .... 1 Unze,
Eisessig . '. 10 Tropfen.
Sodann wird das Papier gut abgewaschen und wieder ge-
trocknet. Nach dem Belichten legt man es in eine Schale nod
giesst folgenden Entwickler darüber:
Gallussäurelösung .... 15 Gran,
Wasser I Unze,
Silberlösung (1:8) . . . . 5 bis 6 Tropfen.
Die Gallussäurelösung bereitet man so : 4 Drachmen (= 240 Gran)
Gallussäure werden mit 4 Unzen Alkohol gekocht. Nach dem
Erkalten wird die Lösung filtrirt und mit 15 Tropfen Fisessig
versetzt.
Das Bild erscheint bald ; man gibt dann noch etwas Entwickler
hinzu, aber ohne Silber.
Man fixirt mit unterschwefiigsaurem Natron, wascht sorgfaltig
und lässt trocknen. Das Durchsichtigmachen geschieht mit Wachs
in folgender Weise:
Man setzt eine flache Porzellanschale auf den Deckel eines
Kessels, in dem Wasser kochend gehalten wird. Den Bodeo der
Schale reibt man mit weissem Wachs ein, und auf das geschmolzene
Wachs legt man das Negativ mit der Bildseite nach unten. Auch
die Rückseite des Papiers reibt man mit Wachs ein. Auf diese
legt man ein zweites Negativ, das man ebenfalls mit Wachs einreibt^
hierauf ein drittes und so fort. Jedes Blatt wird ganz dnrchsiehtig.
Nun ist das überschüssige Wachs wegzunehmen. Man legt ein
ungewachstes Negativ auf eine Glasplatte und darauf ein gewachstes.
Man setzt eine mit heissem Wasser gefüllte Schale auf die Papiere
bis das Wachs geschmolzen ist. Dann legt man wieder ein unge-
wachstes und ein gewachstes Negativ auf, setzt die Schale daraof,
und fahrt so fort. Man hüte sich Brüche in die gewachsten Papiere
EU machen, indem dadurch die Negativs verdorben werden.
167
Das Abdrucken kann mit Jodsilber and Herromifinig gescbehen,
wie oben bäschrlebcD, oder mit Chlorsilber. Letzteres Yerfahreii
ist das bessere.
Hau löst 10 Gran Ciilorammonium in 60 Gran Wasser, und
vermischt dies mit einer Unze geschlagenen Albumins.
Hiermit überzieht man die Platten wie sub 1} beschrieben.
Die albnmirten PlaUeo kann man vcrrKtbig halten.
Man taucht sie in ein Silberbad von 1 : 8. Nach einer Minate
ninimt man sie herans und trocknet sie im Dunkeln.
Die Platte wird auf ein Stück WachsJeinen von derselben
GrSsse gelegt; auf die Platte kommt das Wachspapier - Negatir,
Bildseite nach unten, mit der Albuminschicht in Berührung. Mittelst
sechs Holzklammern werden diese drei Lagen fest zusammengehalten.
Auf diese Weise kann man das Copiren ebensogut controliren wie
bei Papietabdriicken'. Man copirt etwas Über, tont und fixirt ganz,
als wenn man Eiweisspapier vor sich hätte.
Während wir dies schreiben, erhalten wir von Mr. Simmons in
Philadelphia einen Shi?e'schen Copirr&hmen für Milchglasbilder.
Copinkhmen fDr Hilclielasbildcr.
Dieser Rahmen ist ganz vorzüglich, man kann darin PoTZellanbilder
(auf CbloTsilber) auch nach Glasnegativs anfertigen; man kann das
Entstehen ' des Bildes controliren und beide Platten wieder genau
in dieselbe Lage bringen.
168
Eil photograpliisclies Atelier im HneheB.*^
£s werden wenige Ateliers sein, die in Bezug auf Gross-
artigkeit der Einrichtung sich mit der photographischen Anstalt des
mit Fug und Kecht so hochgeschätzten königlich baierischen Hof-
photographen J. Albert in München messen können. leb glaube
den Lesern dieses Blattes einen nicht unwillkommenen Dienst zu
leisten, wenn ich hier versuche, eine übersichtliche Bescbreibong
dieser Anstalt zu liefern.
Vor Allem muss erwähnt werden, dass Herr AJbert sein
Geschäft in zwei streng geschiedene Abtheilungen getrennt hat,
u. z. die eine für das Portraitfach , die andere für Reproductiom-
oder Eunstzwecke.
Im Empfangssalon der ersteren Abtheilung macht der el^antr
Comfort der Einrichtung den Aufenthalt des Harrenden behaglich
und bietet durch Ausstellung der Erzeugnisse der Anstalt soirolil
im Portrait- als Reproductionsfache reichlichen Stoff, die Wartezeit
in angenehmer Weise zu verbringen. Es sind da die Bilder be-
rühmter Persönlichkeiten in allen Grössen ausgestellt, zum Theile
in Oel ausgeführt, zum Theile in Aquarell und von einer Delicatesse
der Behandlung der Miniatur -Bilder auf Elfenbein, endlieh die so
beliebten Ghromophotogpraphien mit ihren weichen bestechenden
Conturen und ihrem reizenden Farbenschmelze. Die grossen pradit-
voUen Reproductionen Eaulbachs, Piloty's, Schwinds u. s. f. kann
ich füglich unbesprochen lassen, sie sind allenthalben gekannt aod
bewundert.
Der Glassalon besteht aus zwei durch Vorhänge geschiedenen
Theilen, damit im Falle der Bedarfes zwei verschiedene Aufnahmen
gleichzeitig vorgenommen werden können. Es ist selbstverständlich,
dass durch eine reiche Auswahl des Beiwerkes eine grosse Ab-
wechselung im Arrangement der Bilder ermöglicht ist; doch muss
ich hier erwähnen, dass Herr Albert bei seinen Portraits nur
Oberlicht benützt und jedes Seitenlicht vollständig abgesperrt ist
Ein langer, ziemlich breiter, durch zwei Fenster erleuchteter
Raum dient als Laboratorium. In einer durch gelbe Vorhänge
gesonderten Abtheilung werden die exponirten Platten entwickelt,
u. z. ist durch zwei Tische, laufendes Wasser und zwei gelb
verglaste Fenster dafür Sorge getragen, dass zwei Photographen
zur selben Zeit hervorrufen können-, ein anderer Dunkelraam mit
gelbem Lichte ist eingerichtet, um dort die coUodionirten Platten
*) Aus der photographischen Correspondenz.
189
ailbeni 2a können. Ebenso ist im vorderen Räume eine mit
Oberlicht versehene Abtheilung, wo der Plattenputzer arbeitet
Im ersten Stockwerk befinden sich die Copir- und Retouchir-
Zinuaer, u. z. liegen die Coplr-Zimmer nach der Sonnenseite zu,
während die Retouchir-2ilmmer an der Nordseite gelegen sind. Das
Copiren wird von 4 bis 5 Leuten besorgt, während beständig 12
Retoachenre Beschäftigung haben. Da letztere begreiflicherweise
nur die Plätze an den Fenstern benutzen, so erübrigt im rück-
wärtigen Theil des Gemaches Raum für die Satinirmaschinen und
die Buchbinder.
Ueber einen Hof gelangt man in den Garten, wo sich die
Abtheilung für die Reproduction und das Eunstfach befindet Vor
allem verdienen hier die Vergrösserungs - Apparate Erwähnung,
deren 3 aufgestellt sind, wovon die beiden kleineren am Dachboden
angebracht, zu Brustbildern benützt werden. Der dritte Solar-
apparat mag wohl der grösste in Deutschland sein, und dient dazu,
lebensgrosse Bilder in ganzer Figur anzufertigen. Bei günstiger
Witterung sind sämmtliche 3 Solar- Camera's in Thätigkeit und
liefert jede derselben 9 bis 10 Positive per Tag, namentlich im
sogenannten Schnelldruckverfahren bei einer Belichtung von circa
20—30 Minuten.
Hier finden wir einen ganz mit Glas bedeckten Raum von
40^ Länge für die photographischen Reproductions-Arbeiten, welcher
nach der einen Seite sich vollständig öfifnen lässt, um mit dem
Apparate, der auf Schienen geht, zur Benützung des Sonnenlichtes
in's Freie hinausfahren zu können. In der ersten Etage ist das
Arbeitslocal des 1. Laboranten mit seinem Entwicklungsraum, und
werden hier vorzugsweise die ganz grossen (Facsimile-) Negative
angefertigt; auch diese Abtheilung hat ihr Retouchir- Zimmer, in
welchem 6 Personen sich mit dem Zudecken der uns allen so
wohlbekannten leidigen Pünktchen beschäftigen, sowie ein Appar-
tement für die Buchbinder.
Es ist vielleicht von allgemeinem Interesse, an dieser Stelle
einige Details über die Vorrichtungen für Vergrösserungen mit
der grossen Solar-Camera zu erfahren. Ich setze das Prindp und
die Einrichtung einer solchen Camera als bekannt voraus, und
beschränke mich auf die Anführung einzelner Dimensionen und
Details. Die Dunkelkammer hat 30^ Länge. Der zum Auffangen
des Sonnenbildes bestimmte Spiegel, der ausserhalb der Dunkel-
kammer auf einem Gestelle angebracht ist , besitzt eine Länge von
10' und eine Breite von 3'; der Condensator hat 3' im Durch-
messer; das Objectiv ist ein dreizölliges. Das Stativ zur Aufnahme
170
des Rahmens läuft auf Schienen, welche sich über die ganze Lisge
der Dunltelkammer erstrecken. Der an diesem Statir zu befestigende
Gopirrahmen hat die ansehnliche Grösse von 12^ in der Höhe und
4' in der Breite und wird das präparirte und sensibiüsirte Papier
in diesen Rahmen für die Aufnahme der lebensgrossen Portrait
ausgelegt.
Anstossend an diese Locale ist der Raum für die Präparation
dieses Papieres.
Das verwendete Papier ist gut geleimtes sogenanntes Eü&h
papier. Um dieses zu präpariren werden In
30 Unzen destillirten Wassers,
4V2 Drachmen Chlor -Ammonium,
4^2 >f Citronensäure,
4^2 9» doppeltlcohlensaures Natron
gelöst und von letzterem so lange zugesetzt, bis blaues Lakmas-
papier sich nur noch ganz schwach röthet, dann filtrirt man die
Lösung und giesst sie in eine Tasse. Das Papier lässt man auf
dieser Flüssigkeit 3 Minuten lang schwimmen, hängt es sodann auf
und lässt es trocknen.
Das Sensibilisirungsbad enthält folgende Verhältnisse:
1 Unze Silbemitrat,
23 Unzen destillirtes Wasser,
10 Gran Citronensäure.
Darauf lässt man das Papier ebenfalls 3 Minuten schwimmeo.
Es braucht wohl nicht erwähnt zu werden, dass dieses Papier
während des Silbems, Trocknens und Eiulegens sorgfaltig vor
Lichteinwirkung zu verwahren, ist.
Die Dauer des Bellchtens beim Copiren richtet sich natürlich
nach der Intensität des Lichtes und der Durchsichtigkeit der Matrizen ;
doch muss hier erwähnt werden, dass man nur so lange belichtet,
bis die Conturen sichtbar werden.
Das Nachsehen der Copien hat ebenfalls nur bei gelben
Lichte zu geschehen.
Das Hervorrufungsbad für diese Positive besteht aus
14 Gran Pyrogallussäure ,
14 „ Citronensäure,
30 Unzen destillirten Wassers,
und wird auf 28 bis 30 ^ R. erwärmt.
Die Lösung wird in eine* Tasse gegossen, die Bilder werden
hineingelegt und mit einem breiten, weichen, langhaarigen Pinsel
überstrichen, um die Einwirkung des Entwicklers zu einer auf allen
Stellen gleichförmigen zu machen. Ist das Bild voUständig zorn
171
Vorscheine gekommen, «o unterbricht man die Hervorrnfung und
legt das Bild in Wasser, worin es einlgemale umgekehrt wird.
Nach diesem Auswässern wird es gefärbt u. z. am besten
mit phosphorsaurem Natron und Goldchlorid, wieder durch Wasser
gesogen und in einem unterschwefligsauren Natronbade (1:8) fixirf,
gut ausgewaschen und gut getrocknet
Will man diesen Bildern eine grosse Tiefe verleihen, so werden
sie mit Wachsfirniss überzogen.
Jener Theil des Albert'schen Ateliers, wo die letzten Arbeiten
an den schon belichteten Abdrücken gemacht werden, zerfallt in
3 Unterabtheilungen, u. z. L der Fixirraum, II. der Schnelldruck*
Hervorrufungsraum, UI. Spritzraum.
Im Fixirraume sind 4 Leute thätig; der Erste wäscht die
Bilder in sechsmal gewechseltem Wasser, übergibt sie dem Zweiten,
der mit der Färbung betraut ist, von diesem erhält sie der Dritte,
welcher sie fixirt und endlich dem Vierten reicht, damit er sie
vorläufig in vier verschiedenen Wässern auswäscht. Von da erst
kommen sie in den Spritzraum.
Herr Albert hat in richtiger Würdigung dessen, dass das
vollkommene Aussüssen von hervorragender Bedeutung für die
Haltbarkeit der Photographien ist, diesem Gegenstande ein be-
sonderes Augenmerk geschenkt und eigene Vorrichtungen hieza
getroffen.
An der Decke dieses etwa 15' hohen Spritzraumes befindet
sich ein Wasser - Keservoir von 4' Breite IV2' Höhe nach der
ganzen Länge des Gemaches. In gleichen Zwischenräumen sind am
Boden des Wasserbehälters Messinghähne angebracht, an welchen
Brausen mit feinen Löchern befestigt sind.
Ungefähr 8' tiefer ist ein Gestelle, auf dem die Spritzbretter
in geneigter Lage ruhen, damit das Wasser leichter ablaufen kann.
Diese Bretter sind theils wegen der besseren Conservirung , theils
um der Oberfläche einen festeren Widerstand zu verleihen, mit
Oelfarbe angestrichen; auf derselben werden die Bilder ausgebreitet
und die darüber befindlichen Hähne geöffnet; nun rieselt in un-
zähligen feinen Strahlen das Wasser auf die Bilder herab und
peitscht mit einer gewissen Gewalt die Natronlösung aus dem
Papiere. Nach einer Viertelstunde werden die Bilder umgedreht
und von der anderen Seite bespritzt. Auf solche Art gewaschene
Bilder haben nach einer Reihe von 8 bis 10 Jahren noch keine
Spur von Veränderung gezeigt.
Noch sind die in der zweiten Etage gelegenen beiden Zimmer
2u erwähnen, in deren einem das Eiweisspapier auf grossen mit
172
Albumin gefüllten Tassen schwimmen gelassen und dann getrodmel
und im anderen gesilbert wird.
Der Copirraüm für die Abtheilung der Reproductionen and
des Kunstfaches befindet sich nicht in demselben Gebäude, sondern
fm Glaspalaste, einem öffentlichen Gebäude Münchens, in welchem
die Blumenausstellungen abgehalten werden« und wird hier das
Copiren der Bilder von 8 Leuten besorgt, die unter der Aafacfat
eines Ober-Copisten stehen.
£s ist eine respectable Anzahl Ton Händen, durch welche
ein Bild wandert, bis es vollendet ist. Dieser fabrikmässigen Ein-
theilung entspringt aber auch die Möglichkeit, in unglaubfidi
schneller Zeit ein Bild fertig zu bringen, und war der Schreiber
dieses Zeuge, wie ein Bild zwei Stunden nach der Aufnahme fix
und fertig vorgelegt wurde.
Eben so gross ist auch die quantitative Leistungsfähigkeit
dieses Ateliers. So werden z. B. an einem klaren Tage 200 bis
300 Bogen, ich erinnere mich sogar eines Tages 450 Bogen Papier
verbraucht.
Schliesslich sei noch erwähnt, dass für jedes dieser beiden
Geschäfte ein eigenes Comptoir mit je einem Buchhalter existizt,
und sind im Allgemeinen durchschnittlich immer 70 bis 75 Personen
beschäftigt, darunter zwei Schreiner, welche immerfort theils mit
Reparaturen an den Apparaten, theils mit Anfertigung von Kisten
zur Verpackung beschäftigt sind. HcroaDB Hockfeldt
|9l)otoorapl)tfdfe (SefcUfd^aftm*
Wiener photographische Gesellschaft. — Sitzung am 7. März.
Hr. Wolf aus Galatz zeigte „Doppelgängerbilder*' vor, die.
nach seiner Angabe in der photographischen Correspondenz, in fol-
gender Weise gefertigt werden. Man stellt die Person in einer
Positur auf der einen Hälfte der durch einen verticalen Cartonstiidi
getheilten matten Scheibe ein, exponirt die Hälfte der gewöhnlichco
Expositionszeit, schliesst das Objectiv; stellt dann auf der anderen
Hälfte der Scheibe dieselbe Person in einer anderen entsprechenden
Stellung wieder ein und exponirt eben so lange, höchstens eine
Secunde länger. Fixage und Entwicklung wie gewöhnlich. Gut
angesäuertes Silberbad und nicht zu grelles Licht sind vortheUhaft.
Hauptbedingung ist, dass die Accessoires die zur Ausstattung der
ersten Stellung gedient, während der zweiten Exposition entfernt
sind, damit sie nicht dadurch an Intensität gewinnen und sieh auf
der Person abbilden. So würde z. B. , wenn das Modell in der
ersten Stellung sitzend aufgenommen wurde, und der Stuhl wahrend
173
der zweiten Exposition stehen bliebe, dasselbe auf dem fertigen
Bilde hinter dem Stuhle zu sitzen scheinen. Der Hintergrund muss
glatt und dunkel sein; ein glattschwarzer würde zwar keinen
Schleier zulassen, aber die Conturen dunkler Kleider des Modells
würden sich nicht abheben.
Darauf sprach Herr Regierungs-Bath Schultner über Abdrücke
ohne Anwendung von Haloi'dsalzen. Er empfiehlt ungesalzenes
AJbumlnpapier auf einem Bade Ton 6 Gran Siibernitrat, 48 Gran
salpetersaureni Ammon und 1 Unze Wasser schwimmen zu lassen.
Die Abdrücke dürfen nicht übercopirt sein. Weitere Versuche hat
derselbe Autor mit salpetersaurcm Cadmiumoxyd, und mit organischen
Silbersalzen angestellt. 10 Gran oxalsaures Silberoxydammon wurden
in einer Unze Wasser gelöst und mit einer Drachme Alkohol ver-
setzt Das Papier blieb 20 bis 30 Secunden auf diesem Bade,
und gab sehr kräftige Abdrücke die mit Ammoniak fixlrt wurden.
Von Hrn. Krziwanek wurde folgende Schnellcopirmethode mit-
getheilt. Eiweisspapier lässt man auf einer Auflösung von 1^4 Lth.
salpetersaurem Silberoxyd und 6 Gran Citronsäure in 14 Unzen
Wasser drei Minuten schwimmen. Es schadet nicht, wenn das
Bad trüb wird. Man belichtet in der Sonne 10 bis 20 Secunden,
unter ungünstigen Umständen 10 Minuten, bis ^ das Bild ganz
schwach gekommen. Man entwickelt durch Schwimmenlassen auf
14 Unzen Wasser, 7 Gran Citronsäure und 7 Gran Pyrogallussäure.
Nach gutem Auswaschen fixirt man im Goldbad mit phosphor-
saurem und doppeltkohlensaurem Natron. Fixirt wird in schwacher
Katronlösung.
Nord - Londoner Association. — Sitzung am 22. März.
Nach Verlesung des Jahresberichts und Neuwahl des Vorstandes
wurden ^Quinquegemmen'^ (Cameebilder mit fünf Portraits derselben
Person), Wothlytypien und Simpson'sche CoUodionchlorsilberbilder
vorgezeigt. Mr. Robinson zeigte „Doppelbilder^ vor, in denen man
eine Person ihrem Doppelgänger die Hand geben sieht u. dgl.
Mr. Dawson bemerkte zu den Simpson'schen Bildern, dass das
CoUodion an sich zu unbeständig sei und deshalb nicht angewandt
werden solle. Im Swan'schen Tuschverfahren reisse es und zerstöre
das Bild; wogegen Mr. Simpson sich auf die lange Erfahrung mit
negativen Collodionbildern berief, die doch bis jetzt keine nach-
theilige Veränderungen zeigten.
Mr. Bockett stellte eine Camera zur Aufnahme von Doppel-
bildern aus. Der Theil der Camera worin die Cassette gleitet ist
oben und unten zweimal durchlöchert. Durch die Löcher gehen
zwei senkrechte Metallstäbe, an denen Klappen von Holz oder
Zink befestigt sind. Diese Klappen treffen sich in der Mitte und
können vermittelst zweier aussen angebrachten Handhaben gedreht
werden. Man kann also erst die eine, und darauf die andere Hälfte
der Platte belichten. Die Klappen müssen in der Mitte ganz genau
zusammentreffen, damit weder ein dunkler noch ein heller Streifen
174
entsteht. Während der Aufnahme darf natürlich weder Camera
noch Beiwerk yersetzt werden, nur die Person nimmt die eai*
sprechende andere Stellung an.
Liverpool Amateur -Association. — Sitzung am 28. März.
Mr. Williams gab einige Anleitung zur Vermeidung von FehlerD
beim Hdrvorrufen der Tanninplatten. Er nimmt an, dass die Platten
in gewöhnlicher Weise präparirt werden: Kautschukunterlage, Jod-
bromcollodion, 3%ige Tanninlösung. Alkoholische PyrogaUussäure,
Lösung von kohlensaurem Ammoniak, Silberlösung mit Citronsaure
hat man zur Hand. Man nimmt die Platte auf den Halter ond
befeuchtet die CoUodion schiebt mit Wasser. Nun giesst man eine
hinreichende Menge Ammoniakwasser über. Vielleicbt entstehen
Blasen von der Grösse eines Stecknadelknopfs an der Stelle wo
die Flüssigkeit die Platte zuerst getroffen hat. (Fehler Kr. 1.)
In diesem Fall muss man die Ammoniakflüssigkeit mit der Hälfte
oder ein Drittel Wasser verdünnen. Hilft dies nicht, so behandle
man die Platte vor dem Benetzen mit einer Mischung gleicher
Theilo Alkohol und Wasser.
Die Ammoniakflüssigkeit bringt die höchsten Lichter heraus;
man giesst sie zurück und fügt einen Tropfen alkoholische
Pyrogallussäure zu. Wo man diese Mischung zuerst hingiesst
entsteht ein Fleck, der zwar nicht grösser aber allmäUg intensiver
wird. (Fehler Nr. 2.) Hierfür gibt es verschiedene Ursachen:
Organischer Stoff im Silberbad, Uebcrbelichtung, oder zu starke
Entwicklungsflüssigkeiten .
Wenn das Bild zu kurz belichtet ist, wird der Operateur
vielleicht zur alkoholischen Pyrogallussäure greifen und eine zu
grosse Menge zusetzen. Dies gibt ein mattes Bild. (Fehler Nr. 3.)
Major Russell sagt in der zweiten Auflage seines „Tanninverfahrens':
„Wenn wegen zu kurzer Belichtung der alkalische Entwickler kein
genügendes Detail erzeugt, so scheint es kein Mittel zu geben;
den Entwickler durch frischen zu ersetzen nutzt nichts.'' Hiermit
ist Mr. W. nicht einverstanden, da er oft durch mehrmalige Er-
neuerung des Entwicklers bei zu kurz belichteten BUdem viel Detail
gewonnen.
Ueberbelichtung und ihre Resultate sind bekannt genug.
(Fehler Nr. 4.)
Das Thalliimi.
Die Reihe der Metalle ist in letzter Zeit durch eines vermehrt
worden, das seine Entdeckung jener schon jetzt so folgenreieben
Erfindung der Spectralanalyse verdankt. Ein tüchtiger englischer
Chemiker, der sich um die Photographie manches Verdienst erworben,
der frühere Redacteur der Photographic News, jetzt Herausgeber
175
der Chemical NewB, Mr. William Crookes, fand es zuerst; Dach
ihm haben der Franzose Lamy, die Professoren R. Böttger und
Fr. Kuhlmann, u. a. sich mit der Darstellung von Thallinmpräparaten
beschäftigt. Das Thallium ist in kupferhaltigen Kiesen und dem
daraus erhaltenen Rohschwefel enthalten; von Lamy wurde es aus
dem Schlamm der Schwefelsäurekammern gewonnen. Bezüglich
seiner Eigenschaften nähert es sich dem Blei; es ist bläulich grau,
sehr weich und hämmerbar. Auf Papier färbt es ab.
Einige Verbindungen des Thalliums sind lichtempfindlich, d. h.
schwärzen sich im Licht wie Cblorsilber. Namentlich ist dies der
Fall mit dem Fluorthallium (TlFl). Nach Fr. Kuhlmann wird
dies durch die Einwirkung yon gasförmiger Fluorwasserstoffsäure
auf kohlensaures Thalliumotyd erhalten;*) das Fluorthallium bildet
eine sehr schöne glänzende Ciystallmasse von lebhaft blauer Farbe,
und schwärzt sich am Licht.
Das durch Behandlung des kohlensauren Thalliumoxyds mit
flüssiger Fluorwasserstoffsäure erhaltene Fluorthalliumhydrat, in
weissen Crystallen, wird durch das Licht nicht yetändcrt.
Iteissig's AaswässeriiDgsTerfahTen begründet sich auf die An-
wendung von Centrifugalkraft. Die Abdrücke werden in eine
hölzerne Centrifugalmaschine gebracht, ausgewaschen, nochmals in
die Maschine gethan und dies viermal wiederholt. Das ganze
Auswässern dauert nur eine Stunde. Um jede Spur von unter-
schwefljgsaurem Natron im letzten Wasch wass er zu entdecken,
benutzt Dr. R. ein Bunsen'sches Element mit Silberplatten an
Kathode und Anode ; letztere werden in das Waschwasser getaucht.
Wenn noch unterschwefiigsaures Salz vorhanden ist läuft die Kathode
gelb oder braun an. Das Verfahren wird ausführlich im Archiv
mitgetheilt werden.
Schmekfarben für eingebrannte Photographien. — Hr. Jul. Leth
in Wien (Wallfischgasse) der sich mit Einbrennen von Photographien
auf Email und Porzellan befasst, empfiehlt (in der photographischen
Correspondenz) die Schmelzfarben auf chemischem Wege zu er-
zeugen, u. z. aus Mischen von schwefelsaurem Cobaltoxyd, Man-
ganvitriol, Eisenvitriol und Zinkvitriol, welche Salze in verschiedenen
♦) Comptes renalis, t. LVm, p. 1037.
176
Verhältnissen mit Salpeter gut gemengt und in einem Sclimektiefd
bis zur Tollkommenen Zersetzung des Salpeters geglüht werden.
Der gut gewaschene Rückstand wird mit Bleiglas (3 — 5 Theile auf
l Theil Rückstand) gemischt und fein gerieben. Durch mechanischei
Mischen der Oxyde wird keine so innige Vereinigung und in Folge
dessen kein so gleichmässiger Ton erreicht.
^n ttorrtfponbtnten.
H. 0. in M. — D&8 Atelier kann allerdings an die Stnbe angeb&at werdeD.
nur würden wir Ihnen rathen, wenigstens 16 Fass anstatt 10 zu nehmen; die
Kosten werden sich dadurch nicht sehr erhöhen. Die Kordseite mfisste gisz
von Glas sein; an der Südseite werden Sie vortheilhaft ein breites Fenster aa-
bringen, das durch Vorhänge gänzlich geschlossen werden kann, wenn die Soone
.scheint. Der Tannenwald wird nicht schaden.
J. M. — Sie tauchen die Platten zu früh in das Silberbad; solche Streifes
entstehen immer, wenn das Gollodion nicht trocken genug war. Die silb«-
glänzenden Flecke lassen schliessen, dass das Gollodion zu dick ist; Zusatz roa
*/5 bis ^/^ Aether y^rd. helfen. — Das Arrangement I§5st manches zu wfinicftei
übrig. Auch haben Sie zu viel Oberlicht. — Am geeignetsten für Ihre Zwedtt
ist Disderi's „Photographie als bildende Kunsf.
8. in F. — Die gewünschte Auskunft soll Ihnen in einem besoAdena
Artikel in Kürze gegeben werden.
0. 8. — Wir haben niemals Schwierigkeit das Papiersilberbad durch Kochsalz
zu entfärben. Man muss eine grosse Flasche haben und tüchtig umschuttcfaL
Anstatt des Kochsalzes ist auch Citronensäure , sowie eine Mischung von phos-
phorsaurem und kohlensaurem Natron empfohlen worden (Archiv Bd. II. S. Hl).
Sodann kann zu demselben Zweck Thierkohle und Porzellanerde (Kaolin) benitttt
werden. Nach mehrmaligem heftigem Schütteln wird flltrirt.
A. in Hamburg. — Das verbesserte Rosinentrockenverfahren des Herrn Dr.
Schnauss finden Sie. im V. Bande dieses Archivs in Nr. 62 und 64 beschrieb«.
Alles was über Photographie in natürlichen Farben bekannt ist, wurde in Nr. 41
dieser Zeitschrift (Mai 1863) zusammengestellt
Alle Briefe und Mittheilungen für die Redaction sind an den Herausgeber,
Paul £. Liesegang in Elberfeld zu richten.
Gedraekt bei S a m. L u e &• in ElbflrMd.
Pbotographisches Archiv.
Band VI. - HTp. 99. - M. III»! Mmtk.
tmm
über CluroMatypie.
Anwendung von Anilinfarben.
Bilder von eigenthümlichem Character erhält man , wenn
Eiweisspapier mit chromsaorem Ammon tränkt (wie auf S. 121 an-
gegeben wurde), unter einem Positiv belichtet und darauf in schwache
welngeistige Lösung von Fuchsin taucht Der anfangs negative
Abdruck verwandelt sich langsam in ein Positiv mit tiefrothen
Schatten und grünlichgelben, bronceartigen Lichtem. Solche Abdrücke
wurden von mir schon vor einem Jahre angefertigt; ich legte in-
dessen wenig Gewicht darauf, weil die Farben, so hübsch und
brillant sie auch sein mögen, doch nicht für positive Abdrücke
passend sind. Uebrigens scheinen sie vollkommen haltbar zu sein.
Gegenwärtig veröffentlicht ein englischer Photograph, Mr. Willis,
ein ähnliches Verfahren.
Man versetzt eine Auflösung von doppeltchromsaurem Kali
oder Ammoniak mit wenig Schwefelsäure, oder besser Phosphorsäure,
und lässt hierauf feines Rohpapier schwimmen. Man druckt unter
einem Positiv; der Abdruck muss ganz deutlich sichtbar sein. Um
ihn zu fixiren mischt man ein wenig Anilin*) mit Benzin und setzt
ihn den Dämpfen dieser Mischung aus. Sogleich entwickelt sich
ein intensives Bild von purpurschwarzem Ton. Wenn die Farbe
des entwickelten Bildes zu sehr in's Rothe geht, so nehme man
mehr Phosphorsäure , wird sie blau oder grünlich , so hat man
zu viel davon angewandt, lieber die Schale nut der Anilinmischung
wird ein Stück Fliesspapier gelegt um die Einwirkung der Dämpfe
*) Man verwechsle nicht Anilin, eine klaie farblose Flüssigkeit , mit den
Anilinsalzen.
10
178
gleichmäflsig zn machen. Oder man kann die Miflchinig emfiMiii vd
Fliesspapier spritzen.
Reines Toluidin entwickelt ein orange braunes Bild.
Der Grund des Bildes trübt sich zuweilen und kann nach den
Entwickeln geklKrt werden, indem man das Bild in reiDem WiuNr
ausspült, dann in Wasser legt dem einige Tropfen Schwefdiiiife
zugesetzt wurden. Schliesslich muss man es in reinem WsMer got
auswaschen.
Dieses Verfahren scheint sich, seiner eigenthümlichen Eigoh
Schäften wegen, vorzugsweise zum directen Copiren von Zeichnungco,
Plänen u. dgl. zu eignen; es ist sehr leicht auszuführen, billig, und
in seinen Resultaten vollkommen ausreichend. Zum Copiren vod
Portrait- und Landschaftsaufnahmen ist es in seiner jetzigen Fom
nicht passend, da die Halbtöne fehlen und die Schatten nicht durch-
sichtig genug sind.
Carey Lea's neues Kohleverfahren.
Anstatt wie in den übrigen Kohleyerfahren die Gelatine gldeh
mit fein zertheilter Kohle zu versetzen, trägt Mr. Carey Lea, ähnlidi
wie im Asser'schen Verfahren, diese erst nach dem Copiren auf.
Der Autor hofft in dieser Welse auch Mitteltöne erhalten zu können.
650 Gran der besten Gelatine werden mit 8 Unzen Wasser
Übergossen und einige Stunden stehen gelassen. Dann wird das
Gefäss in heisses Wasser gestellt bis die Lösung vollständig ist
Darauf werden 4 Unzen kaltgesättigter Auflösung von doppelt-
chromsaurem Kali erwärmt und mit der Gelatine vermischt, und
noch V2 Unze Glycerin zugesetzt. Man lässt das Gefäss mit der
Mischung entweder in warmem Wasser oder auf dem warmen Qfeo
eine halbe Stunde stehen. Dadurch steigen die sonst sehr hinde^
liehen Luftblasen in die Höhe und können mit der sich oben M-
denden Haut leicht entfernt werden.
Die Flüssigkeit wird in eine Porzellanschale gegossen ^t
durch heisses Wasser erwärmt wird. Man lässt darauf gutes
photographisches Papier 3 Minuten lang schwimmen.
Das Abnehmen vom Bade muss so rasch geschehen, dass Tiel
Flüssigkeit mit fortgenommen wird. Bei langsamem AbDehmeD
wird das Papier ganz streifig. Ehe man ein neues Blatt auflegt
entfernt man die Luftblasen mit einem Stück Fliesspapier. Du
Glycerin soll das Papier biegsamer machen. Man belichtet in der
Sonne, unter einem Positiv; eine bis zwei Minuten genügen. Die
tiefen Schatten müssen ganz hellgelb sein, nicht dunkel. Nach dem
Copiren kommt das Papier 24 Stunden in kaltes Wasser. D»
179
Bild renehwindet dadurch fast gfinzlich. Man legt es, die Bildseite
nach oben, auf ein glattes Brett und drückt es mit einem Bogen
Saugpapier leicht aus. Dann streut man etwas feines Lampen-
achwars darüber das man mit einem befeuchteten Baumwollbaussh
leicht einreibt. Man darf weder zu kräftig noch 2u schwach reiben.
Streifen und schwarze Linien zeigen an, dass man zu stark gerieben,
oder dass die Baumwolle zu trocken war. Wenn einige Theile die
Farbe nicht gut annehmen, so hat man zu lange belichtet, oder
die Baumwolle war zu nass. Wenn die Farbe aufgetragen ist, lässt
man Wasser tiberfliessen, um die überflüssige Schwärze fortzunehmen.
Graphit und Frankfurter Schwarz eignen sich nicht zu diesem
Verfahren.
Das Bild entwickelt sich besser, wenn vor dem Belichten ein
sdiwaches Säurebad gebraucht wird, (100 Wasser, 4 Salzsäure,
3 doppeltchromsaures Kali). Das Papier wird dadurch gebräunt
lieber seisitireide ud deseisitireide SEbstauei ud
Aber Anfiialimei ohne SUberbad.
Von Prof. C. F. HÜDeS.
(Herr Professor Hlmes veröffentlicht im British Journal of Pho-
tography eine kleine Abhandlung über die practische Anwendung
der Ton Poiteyin gefundenen sensitirenden Eigenschaften des Tan^
nins, die wir ihrer Wichtigkeit halber in extenso wiedergeben. Es
sei uns gestattet vorauszuschicken, dass die Tanninnegativs des
Herrn Hirnes wahre Perlen von Feinheit sind,' und in Bezug auf
Detail und sonstige gute Eigenschailen nichts zu wünschen übrig
lassen. Es wäre sehr zu wünschen, dass der Autor auch seine
Versuche mit anderen Sensitatoren als Tannin veröffentlichte. Die
Einführung der Worte: Sensitiren für lichtempfindlich machen,
Desensitiren für unempfindlich machen (engl, sensitize und desen-
sitize, franz. sensiter und desensiter) möchten wir empfehlen.
Red. phot. Arch.)
Nichts beweist so sehr die UnvoUständigkeit unseres Wissens
in Betreff der Kräfte, welche bei den photographischen Erschei-
nungen in's Spiel kommen, als die widersprechenden Mittheilungen
versehiedener Forscher über die photographische Wirkung dieses
oder jenes Stoffes, oder den Einfluss gewisser Bedingungen. Der
Bedingungen aber, die wie wir wissen , auf die Versuche überhaupf
von Mnfluss sind, gibt es so viele und so verschiedene, und so
Itieht werden sie durch mancherlei Ursachen wieder verändert, dass
180
wir nicht yorsiehtig genug alle besonderen Umstände, die mit anen
Experimente verbunden waren, beschreiben können; dass wir nicht
Eü rasch positive Versicherungen geben und nicht zu friih theore-
tisiren sollen. Nichts ist leichter, als in der Photographie eine
Ursache für die andere zu nehmen, eine gewisse Wirkung einer
neuen Substanz zuzuschreiben, die wir zufällig gebraucht liabcn.
Die ganz en^egengesetzten Berichte von Dr. Kaiser und Mr. Care^
Lea über die Wirkung von Ozon auf unempfindliches Jodsilber
sind ganz unerklärlich aus den Berichten selbst, obgleich diese zienh
lieh umständlich sind; und während der Character dieser beiden
Herren als geschickte Experimentatoren und gute Beobacliter ausser
Frage steht Mir selbst ist es oft begegnet, dass ich unbestimmte,
sogar entgegengesetzte Resultate erhielt Ohne den Raum dieser
Zeitschrift durch eine genaue Aufzählung aller von mir im Laufe
mehrerer Monate und unter verschiedenen Bedingungen vorgenom*
menen Versuche beengen zu wollen, beabsichtige ich, einige da-
durch gewonnene Ideen mitzutheilen , die vielleicht nicht ohne prac-
tischen Werth sind.
Die Forschungen Poitevin's, die zu dem Schluss leiteten, dass
Tannin auf unempfindliches Jod- und Bromsilber sensitirend wirkt
und also als Präservirungsmittel eine wichtige Rolle spielt, eröffnete
der Trockenplatten -Photographie einen neuen Weg; und die bald
nachher von Herrn Liesegang im photographischen Archiv, nnd
später von den Herren Bolton und Sayce im British Journal rer-
öffentlichten Experimente zeigten, dass die Entdeckung melir als
theoretischen Werth habe. Die Thatsache als erwiesen annehmcDd,
suchte ich danach das Tanninverfahren so zu modificiren, dass die
Platten in bequemerer Weise präparirt werden können.
Bei allen Versuchen bediente ich mich eines bromjodirten
Negativcollodions, welches sowohl feucht wie mit Tannin gut
arbeitete. Hiermit überzogene Platten wurden im Tageslicht gesil-
bert, gut mit Wasser abgespült, mit fünfprocentiger Jodkallum-
lösung Übergossen, und nochmals abgespült Wenn das Jodkaüum
nicht abgewaschen wird, so concentrirt es sich beim Verdunsteo
und löst das Jodsilber auf. Aber beim Wiederbenetzen wird die
Schicht wieder so dicht wie zuvor. Die Platten wurden tbeüs in
der Sonne, theils in der hellen Stube auf dem Ofen oder freiwillig
getrocknet; einige blieben stunden-, andere tage-, noch andeie
wochenlang im Licht stehen. Schliesslich wurden sie bei Nacht,
nach vorherigem Benetzen, durch Uebergiessen mit der gewöiin-
lichen Tanninlösung sensitirt. Sie wurden verschieden lange auf-
bewalirt, und gaben sämmtlich nach der Belichtung beim Entwickeln
181
mit Pyrogallussäure und ^ilbemitrat klare, kräftige Negatirs; die
Empfindlichkeit der Platten schien geringer zu sein , als die gewöhn-
licher Tanninplatten.
Da ich diese Verringerung der Empfindlichkeit der Anwendung
von Jodkalium als Desensitator zuschrieb, so ersetzte ich dasselbe
bei einigen Platten durch Bromkalium oder Cyankalium (letzteres
natürlich in ganz schwacher Lösung, um das Jod- und Bromsilber
nicht aufzulösen). Diese Substanzen schienen die Empfindlichkeit
der Silbersalze eben so vollständig zu vernichten, wie Jodkalium,
und ebenso wie dieses jeden Einfluss des zerstreuten Lichts in den
vorhergehenden Operationen aufzuheben ; während ich zu beobachten
glaubte, dass die durch Bromkalium desensitirten und dann durch
Tannin sensitirten Platten empfindlicher waren, als die mit Jod-
kalium behandelten.
In keinem Falle aber war die Empfindlichkeit so gross, als
wenn die Platten nach dem Silbern gut gewaschen und dann gleich
mit Tannin überzogen worden waren; was sich wohl kaum durch
Spuren von Silbemitrat in der Schicht erklären lässt, vielmehr der
Bildung von Jodsilberkalium und Bromsilberkalium zuzuschreiben
sein möchte , indem diese Doppelsalze selbst unempfindlich sind und
durch Tannin nicht so empfindlich gemacht werden, wie Jodsilber
und Bromsilber allein. Die Wirkung des Jodkalium, wenn Jod-
ond Bromsilber zugegen ist, lässt sich etwa so ausdrücken:
2 Ag Br + KJ = (Ag Br -f K Br) 4- Ag J ; da das Jodsilber in
Gegenwart von Jodkalium ebenso wie das Bromsilberkalium gegen
das Licht unempfindlich ist. Wenn eine solche Schicht, die Jod-
und Bromsilber enthält, nach blossem Abspülen mit Wasser dem
hellen Licht ausgesetzt wird , so färbt sie sich bläulich , ein Zeichen,
dass Bromsilber vorhanden ist, welches photochemisch durch das
Licht afficirt wird. Mit ^photochemisch" bezeichne ich nach Dr.
Vogel diejenige Wirkung des Lichtes , die von nachgewiesener
chemischer Zersetzung begleitet ist, im Gegensatz zur photogra-
phischen Lichtwirkung, deren genaue Natur wir nicht kennen und
die erst durch Hülfe des Entwicklers sichtbar wird.
Indem Ich die Wirkung anderer, im chemischen Sinne von den
vorhergehenden ganz verschiedenen Stoffe auf empfindliches Jod-
und Bromsilber versuchte, kam ich darauf, dass das Licht an sich
in allen früheren Versuchen hinreichend gewesen war , totale Un-
empfindlichkeit zu erzeugen, und dass das Tannin die durch das
Licht vernichtete Empfindlichkeit wiederhergestellt hatte. Ich prä- *
parirte daher eine gewisse Menge von Platten, die ich nach dem
Silbern mit Wasser tüchtig abspülte und verschiedene Zeit lang
182
dem hellen Tageslicht und dem Sonnenlicht i^ussetzte, wie gewoln-
lieh tannirte und zu verschiedenen Zeiten belichtete. Alle gaben
beim Entwickeln klare Negativs. Die zum Theil erfolgte pboto-
chemische Reduction des Bromsilbers, die sich durch die blauliche
Färbung der Platten äusserte, schien beim Entwickeln gar keioen
Einfluss auszuüben.
Um die Brauchbarkeit yerschiedener Agentien als Senaitirer zu
prüfen, präparirte ich einige Platten wie zuvor, und brauchte in
allen Fällen Jodkalium zum Desensitiren. Die verschiedenen des-
oxydirenden Stoffe , unorganische wie organische , zeigten alle einen
entschiedenen sensitirenden Einfluss. Ich konnte indessen nichts
derartiges bei der Schwefelsäure wahrnehmen, die in einem kürzlich
empfohlenen Verfahren eine wichtige Rolle zu spielen scheint
Die ganze Frage der Sensitatoren und Desensitatoren ist eine
offene und verlangt ausser grosser Vorsicht und Genauigkeit beim
Experimentiren actinometrische Beobachtungen, wenn vergleichende
Proben angestellt werden sollen.
Als Resultat meiner Versuche habe ich es passend gefunden,
meine Methode der Tanninplattenbereitung so zu modlficiren, dass
gelegentliche Beschäftigung mit der Photographie mir nicht viel
Umstände verursacht, und dass ich alle kleine Endchen Zelt ver-
arbeiten konnte, die sonst doch verloren sein würden. So theile
ich die Präparation der Platten in zwei Operationen. Bei Tage
kann ich neben meiner Arbeit leicht eine Platte in das Silbeibad
stecken, abspülen, mit Jodkalium übergiessen und zum Trocknen
bei Seite setzen, ohne dass ich dadurch Zeit verliere. Wenn eine
hinreichende Anzahl von Platten allmälig sich angesammelt hat,
erfordert es wenig Zeit und Mühe, diese des Abends durch Be-
feuchten mit destillirtem Wasser und Aufgiessen von Tannin zo
sensitiren ; es ist auf diese Weise nicht möglich , dass durch gleich-
zeitige Benutzung von Tannin und Silberbad Flecken entstehen.
Die so präparirten Platten sind freilich nicht so empfindlich,
wie die gewöhnlichen, geben aber bei genügender Belichtung Ke-
gativs mit vortrefflichen Details. Die Platten scheinen ohne An-
wendung von Jodkalium empfindlicher, in dem Falle aber mnsi
das Silbernitrat vollständig ausgewaschen werden, da sich sonst
die Platten nicht so gut halten würden.
Wenn die Platten später mit einem desensitirenden Stoffe
behandelt werden , so ist gar keine Gefahr dabei, sie bei Tages-
licht zu silbern.
Einige Versuche lassen mich auch schliessen, dass num alle
Vortheile des feuchten Verfahrens bei Aufnahmen im Freien sich
183
ohne Silberbad verscbaffen kann, wenn man die desensitirten Platten
kurz vor dem Belichten befeuchtet und mit verdünnter Auflösung
von Silbemitrat übergiesst, anstatt mit Tannin. Gleich danach
belichtet und mit Eisen hervorgerufen, geben solche Platten Resul-
tate, die den nach dem gewölinllchen feuchten Verfahren erzielten
sehr wenig nachstehen. Nur sehr wenig Silberlösung ist in diesem
Falle erforderlich; ich habe solche von 1 : 30 angewendet. Wenn
sich wShrend des Aufbewahrens oder Transportirens Staub auf die
Platte gesetzt haben sollte, so wird dieser natürlich durch das
Abspülen wieder entfernt.
Sckwadie Silberbader nit orgaiiscbeM Stoff.
Von E. Pabner.
In eine Flasche gibt man 80 Unzen Wasser, 1600 Gran sal-
petersanres Silber und eine Drachme stärlcste Ammonialtflüssigkeit
und schüttelt gut um. Dann lässt man eine halbe Unze feinster
Gelatine („Nelson*s^) in wenig Wasser einige Stunden einweichen,
and erwärmt danach über schwachem Feuer. Von dieser Flüssigkeit
setzt man in kleinen Partien zwei Drittel unter fortwährendem
Umschütteln zu der Silberlösung. Dann löst man ^/g Unze Hut>
zucker in kochendem Wasser, schüttelt gut um und taucht das
Gefass mit der Mischung in heisses Wasser, damit die Gelatine
sich besser mischt Das ganze lässt man eine Woche oder länger
stehen. Sollte man nach dieser Zeit die Flüssigkeit nicht gut
filtriren können, so muss noch soviel 20gränige Silberlösung zuge-
setzt werden, dass sie gut durch*s Filter fliesst Im Winter muss
das Bad durch Erwärmen flüssig gemacht werden. Je älter dies
Bad ist desto besser.
Man lässt gutes Albuminpapier 2 bis 3 Minuten schwimmen,
abtropfen, und gjeich vor einem guten Feuer trocknen, damit es nicht
gelb wird. Dann räuchert man es 10 Minuten mit Ammoniak; es wird
dadurch sehr empfindlich. Werden die Abdrücke zu blau und schiefer-
artig so räuchere man weniger; oder setze noch etwas Zucker zu.
Der Verfasser hat dem Herrn Simpson eine Probe von diesem
Silberbad geschickt; es ist ganz klar und bleibt so nach häufigem
Gebrauch, selbst im Licht. Das damit präparirte Papier ist sehr
empfindlich und gibt gute kräftige Abdrücke, die in einem älteren
Tonbade (aus 1 Gran Chiorgold, 1 Gran Chlorkalk und 6 Unzen
Wasser bestehend) einen schönen purpurschwarzen Ton annehmen.
Durch Räuchern mit Ammoniak wird das Papier, verbessert.
PlLOtographUeliea AtcUt. Kr. 82. 16. Mai 1865. 10
184
Farbige NegatiTs.
Von Carcy Lca/^
Die französischen photographiilchen Journale waren kfinlidi
mit Artikeln über das Färben der Negativs gefüllt Em
Provinz - Photograph theilte mit, dass er seinen Negativs gewisse
Farben gäbe, die er als besonders unactinisch anführte. — Aber er
verweigerte die Veröffentlichung seines Verfahrens, weil er voibabe,
nach Paris zu ziehen, um dort sein Verfahren geschäfUich aus-
zubeuten. In dem Falle wäre seine Zuschrift besser in den Inse-
ratentheil des betreffenden Journals aufgenommen worden. Uebrigeos
ist der angegebene Grund ein sehr eigenthümlicher , denn aus dem
Verstärken von Negativs, diesem exceptionellen und höchst indiffe-
renten Falle, lässt sich doch kein Geschäft machen. Ein anderer
machte darauf den Vorschlag farbige Firnisse anzuwenden I die dodi
die Schatten und Lichter gleichzeitig und gleich stark färben. Nim
kommt noch ein dritter mit allen alten Jod- und Quecksilberverfahro
heran die er als interessante werthvolle Neuigkeiten auftischt
Dies erinnert mich an einige im vorigen Jahr gemachte Ve^
suche. Ich wollte nämlich sehen ob sich Murexid auf dem
Negativ fixiren liesse. Dieser Stoff, das purpursaure Ammoniak,
bildet mit Quecksilberchlorid eine so prächtige Farbe, dass sie vor
dem Erscheinen der Anilinfarben unübertroffen war. Ich tauchte
die Negativs in Quecksilberchloridlösung ^ spülte sie gut ab, und
brachte sie in ein Bad von Murexid bis die undurchsichtigen Theile
des Bilds eine reiche tiefe Purpurfarbe angenommen hatten. Die
Farbe ist haltbar und verträgt starkes Waschen. Die Lichter
bleiben dabei ganz klar.
Die Anwendung von Quecksilber bei einem Negativ halte idi
nicht für rathsam; aus diesem Grunde ziehe ich meine früher be-
schriebene Methode um Purpumegativs zu machen vor.
Abdracke auf Hilchglas«
Mr. Swan hat vor Kurzem den Redacteuren der englischen
photographischen Journale ausser schönen Tuschphotographien Milch-
glasbilder zugeschickt, die nach einstimmigem Urtheil alles bisher
in diesem Genre gesehene übertreffen. Sie sind mit Simpson's
*) Aus dem Philadelphia Photographer.
186
Chlorsilbercollodion gemacht, und Mr. Swan schreibt darüber an
Herrn Simpson: Man hat die Glasbilder bisher nur mit Hervor-
nifung dargestellt; aber beim dlrecten Copiren erhält man stets viel
feinere Schärfe und bessere Controlle über die verschiedenen Dich-
tigkeitsgrade im Negativ, als beim Hervornifnngsverfahren. Ich
bin überzeugt, dass man nach Ihrem Verfahren copirte Negativs
machen Icann , die ebenso scharf sind , wie das Original und ebenso
vollkommen im Halbton. Dies wäre von sehr grossem Werthe bei
werthvoUen Negativs, die oft copirt werden müssen; man copirt
davon ein transparentes Glasbild, und von diesem wieder so viele
Negativs, als man für nöthig erachtet. Wenn die Zeit es erfordert,
kann man zehn oder hundert Negativs anfertigen und also zehn-
oder hundertmal so rasch abdrucken , als nach einem Originalnegativ.
Vervielfältigt man mit Negaüvcollodion und Hervorrufung, so geht
stets ein Theil der Feinheiten verloren, man mag sich stellen wie
man will, und nie hat man eine solche Uebersicht über die ganze
Arbeit, wie beim directen Copiren. Anfangs stellten sich mir zwei
Schwierigkeiten entgegen; das Collodion hielt nicht am Glase, und
es gab schwächere Abdrücke als auf Papier. Ersteres vermied ich
dadurch , dass ich die Ränder der Platte vor dem CoUodionireu mit
Negativlack bestrich; und letzteres durch Zusatz von etwas Citron>
säure ziun Collodion. Je nachdem man mehr oder weniger davon
nimmt, macht man den Character des Collodions für schwächere
oder kräftigere Negativs geeigneter.
Das Tonen der Milchglasbilder ist mir mit dem Rhodangoldbad
nicht so gut gelungen, wie mit dem gewöhnlichen alkalischen Bad.
Maxwell Lyte's Tonbad mit phosphorsaurem Natron, eine Woche
alt, gab die besten Resultate. Frisch ist es zu energisch.
Das EbuneiiM - Verfahren.
Von F. H. Bnrgess.*^
Ein Transparentpositiv auf Collodion wird in der Camera oder
im Copirrahmen nach einem Negativ dargestellt; die erstere Methode
ist vorzuziehen. Der Abdruck wird mit Gold, oder mit Quecksilber-
chlorid und Schwefelammonium getont. Ersteres färbt schwarz,
letzteres braun. Das trockne Bild wird mit einer Mischung von
Gelatine, Gljcerin und Zinkoxyd bedeckt, und nach dem Trocknen
*) Nacb den Photographie Notes mitgetheilt.
186
dieser Schicht (was etwa 36 Standen erfordert) mit RohooUodioi
überzogen. Nach Verlauf Ton 2 Stunden schneidet man die Riador
der Schicht durch und hebt das Bild vom Glase ab.
Folgendes ist für das Verfahren erforderlich:
1. Geschliffene Glasplatten (oder Spiegelglas).
2. Gesättigte Auflösung von weissem Bienenwachs in Aether.
3. Auflösung von 1 Kautschuk in 80 Benzin.
4. Gutes Negativcollodion , nicht zu dünn.
5. Gut arbeitendes Silberbad fflr Negativs.
6. Entwickler. Für kräftige Negativs wird Eisen, für schwadie
Pyrogallussäure gebraucht
Eisenvitriol 1 Gramm,
Citronsäure l „
Eisessig 2 ,,
Wasser 120 y,
Pyrogallussäure .... 1 — 2 Gramm,
Citronsäure 1 „
Eisessig 7 „
Wasser 160 „
7. Fixirlösung: 1 Grm. Cyankalium, 40 Wasser.
8. Tonbad: 1 Grm. Chlorgold, 2800 Wasser.
9. Gelatinemischung:
Beste farblose Gelatine . . 10 Gramm,
Wasser 40 „
Glycerin 1 „
Zinkoxyd (Zinkweiss) ... 2 9
10. Rohcollodion.
11. Reines Glycerin.
12. Copircamera.
13. Libelle.
14. Zwei oder drei Nivellirständer.
15. Trockenkasten.
16. Quecksilberchlorid.
17. Schwefelammonium.
Die Gelatine lässt man in Wasser einige Stunden anschwellen,
dann löst man bei gelinder Wärme und filtrirt durch Flanell Du
Zinkweiss wird in einem Mörser mit dem Glycerin und 10 Gramm
Wasser gut zusammengerieben und mit der warmen Gelatine g^
mischt Innerhalb 2 Stunden werden sich die gröberen TheiicbeD
187
m Boden gesenkt haben. Man gieset das überstehende in eine
rdne Fluche ab.
Die Wachslösnng wird auf eine reine Platte gegossen und mit
einem reinen BaumwoUbauseh rasch und gleichnwtosig darauf aus-
gebreitet. In wenigen Secunden ist der Aether verdunstet Man
polirt darauf die Platte mit einem Stücl: Leinen das besonders £u
diesem Zweclc verwahrt wird. *) Die polirten Platten können einige
Wochen im Plattenkasten aufbewahrt werden.
Zunächst fiberzieht man die Ränder der Platte Vs ^oU ^'^^
mit EaulBchuklösung, dann giesst man NegativcoUodion auf und
Bübert die Platte wie gewöhnlich. Unterdessen focnsstrt man in
der Copircamera. **) Man belichtet und entwickelt; fixirt und wascht
gut ab ; dann taucht man das Bild in das Goldbad, worin es bleibt
bis es in der Durchsicht getont ist Will man einen braunen Ton
haben, so muss man länger belichten, kürzer entwickeln, nach dem
Fixiren und Abwaschen gesättigte Quecksilbercliioridlösung auf-
giessen, bis das Bild ganz weiss geworden ; abwaschen und schwache
Schwefelammoniumlösung (6 Tropfen auf die Unze Wasser) darüber
giessen.
Man spült lange ab und setzt das Bild zum Trocknen (man
darf nicht warm trocknen). Dann finiisst man mit Negatirladc.
Nun werden Papierstreifen um die Ränder auf die Glasseite
geklebt und rückwärts aufgebogen, so dass ein schmaler Rand
entsteht, der mit der Collodionseite des Glases eine Art flacher
Schale bildet, in die man die Gelatinmischung giesst. Die ganze
Platte verlangt 3 Unzen Lösung. Kleine Platten brauchen nicht
umrandet zu werden. Am besten legt man die Platte auf einen
vorher gerichteten Nivellirständer. Sobald die Gelatine erstarrt ist,
wird die Platte in den Trockenkasten gelegt Zu diesem Zwecke
genügt irgend ein altes Eistchen, dessen Boden durchlöchert und
das mit einer durchbohrten Ziqkplatte bedeckt ist Man erwärmt
es durch eine hineingestellte Paraffin- oder Gaslampe, nicht über
20^ G. In 36 Stunden ist die Gelatine ganz trocken. Man über-
zieht sie mit Rohcollodion oder mit Fimiss, lässt sie noch zwei
Stunden stehen, und löst mit einem Federmesser die Schicht ab.
Das Ebumeumportrait ist dann fertig.
*) £b bleibt eine dünne Wachslage auf der Platte zurfick die ii<di durch
Reiben nieht g&nzUch entfernen ISsst.
**) Herr Burgeu hat zu diesem Zweck eine Camera mit verschiebbarer
Cassette um 4 Yisitkarten auf einer ganzen Platte aufEunehmen.
188
^ Fehler. Wenn die Weissen des Bildes verschleiert,
und daher unrein sind, so ist entweder das Silbeibad mdit
iH Ordnung, oder das Bild ist zu lange belichtet. Ein scfawadier
Schleier ISsst sich entfernen durch Uebergiessen mit
Jodtinctur 8 Tropfen,
Jodkalium 2 Gran,
Wasser 1 Unze.
Nach einigen Minuten wascht man gut ab und giesst dann
sehr verdünnte Cyankaliumlösung auf.
Wenn das Bild hart ist, obgleich das Negativ weich ist, so
wurde zu kurz belichtet und zu lange entwickelt.
Löst sich das Bild nicht gut vom Glas ab, so ist zu Ttel
Wachs auf der Platte geblieben.
Wenn sich das Bild in der Mitte vom Glase abhebt, so wimle
die Gelatine zu heiss aufgetragen; wenn die Oberfläche nach dem
Ablösen matt wird, so ist sie nicht trocken genug gewesen. Weno
die weisse Gelatinschicht kömig wird, so hat die Mischung sieh
nicht geklärt, und wird sie streifig, so hat sie zu lange gestanden
und das Zinkoxyd ist zu Boden gesunken.
(Mr. Sutton spricht in folgenden Ausdrücken von den Eburoeum-
bildem: „Neulich sagten wir, die Helsby'schen Portraits auf weissem
Glas seien das schönste, was wir je gesehen und jetzt müssen wir
sagen, dass die Bilder des Hm. Burgess noch schöner sind.^ J)k
Bilder sind auf einem Stoffe von Cartondicke, mit höchst poÜrter
Oberfläche und ganz gieichmässiger Textur. Gewöhnliche Albmnin-
copien wären lächerlich im Vergleich mit diesen schönen Bilden.^)
C^pirverfahren mit
Von A. Libois in Brüssel.
Chlorsilber allein ist zu empfindlich gegen das Licht, das
Bild verschleiert sich im Gallussäurebad. Organische Silbersalze,
wie z. B, das citronsaure Silberoxyd, sind hingegen sehr unem-
pfindlich. Aber durch die Vereinigung beider wird ein sehr em-
pfindliches Präparat erzielt, das sich sehr rascb und schön ent-
wickeln lässt.
Dünnes deutsches Papier lässt man auf folgendem Salzbad
schwimmen :
Regen Wasser .... 1000 Gramm,
Chlorammonium ... 20 „
Citronsaure 20
189
Ckronsiiore wird besonders in 100 Gr. Wasser gelöst und
dvreh doppeltlcohlensanres Natron genau neutralisirt (3 Theile
Gitronsäure brauchen 5 Theile Natron). Das Chlorammoniom wird
in 900 Or. Wasser gelöst, und beide Lösungen gemischt Das
ganze muss schwach sauer sein;^ man setzt daher noch einige
Tropfen Citronsäurelösung hinzu. — Gewöhnlich gebe ich noch
etwas Arrowrootkleister hinein, damit der Ton besser wird. Nach
dem Trocknen lasse ich es eine halbe Minute auf einem 5<^/oigen
Silberbad schwimmen, dem soviel Tropfen Citronsäurelösung zu-
gesetzt sind, dass die bei Zusatz der ersten Tropfen entstehende
Trübung wieder verschwindet Oder ich lasse es eine Minute lang
auf einem 2%igen Silberbad schwimmen.
Man belichtet im Copirrabmen 20 Secnnden in der Sonne bis
IV2 Minute im zerstretuen Licht. Das Bild muss schwach sichtbar
sein. Um es zu kräftigen taucht man es in folgende Auflösung:
Regenwasser .... 6000 Gramm,
Gallussäure .... 2 „
Essigsaures Bleioxyd . 1 „
Zum Auflösen des schwachen Niederschlags von gallussanrem
Blei werden einige Tropfen Eisessig zugesetzt Es können 20 bis 30
Bilder zugleich in das Bad gebracht werdein. Sie entwickeln sich
^ 5 bis 6 Minuten. Das Entwickeln muss natürlich im Dunkeln
geschehen, oder bei gelbem Licht
Das Bad bleibt ganz klar, wenn man eine reine Schale von
Porzellan oder Steingat anwendet, die vor dem Gebrauch mit Jod-
tinetur gerieben und gut ausgeschwenkt wurde. Beim Fixiren wird
das Bild nicht schwächer; man entwickle also nicht zu lange.
Man kann das Bild in 30^/oiger Natronlösung fixiren, oder
erst mit Seld'or (Chlorgold 1 , unterschwefligsaures Natron 4, Wasser
800—1000) vergolden.
NeehMals Aber seikrechte Streifei auf der seisitirteii
Platte nd derei Verhfltuig,
In Nr. 80 des photographischen Archirs habe ich über diesen
fatalen Punkt eine kleine Abhandlung gelesen und stimme, was
die Entfernung dieser Streifen betrifft, gänzlich damit überein. Nur
die Mittel zur Verhütung scheinen mir nicht für alle Fälle aus-
zureieben.
190
Ich hatte früher bei meinen Arbeiten hSofig fiber denitife
Erscheinungen su klagen und musste manchen Yersiidi madw,
um ihr Entstehen aufcufinden. Dass ein Ueberachuse an Aether
und Alkohol nicht daran Schuld sein könne, Tcrmuthete ich schon
deshalb, weil gerade diese beiden Flüssigkeiten — dem Collodkm
am meisten verwandt — die Verbindung mit dem Silberbade nidit
erschweren, sondern nur erleichtem können; die potitive Richti^xk
dieser Yermuthung aber habe ich daraus ersehen, dass bei vor-
kommenden Streifen diese durch einen Znsata von Alkohol aofoit
verschwanden. Da jedoch Alkoholzusätze dem Silberbade mic der
Zelt schädlich werden , bediene ich mich einer andern Manlpulatioo
£ur Verhütung solcher Streifen, die in ihrer Einfitchheit so sehr
dem Ei des Columbus gleicht, dass ich sie einer Veröffendicfami;
gar nicht werth hielt. Ich sehe Streifen auf meiner Platte, äit
genau mit der Richtung ihres Eintauchens correspondiren, d. h. &
Platte senkrecht durchziehen; ich mache daher beim Einsenken
derselben, statt der senkrechten, kreisförmige Bewegungen und
die unangenehme Erscheinung kann sich nie mehr zeigen. Da ich
der Wahrnehmung des Mr. Davis , dass diese Streifen beinahe
augenblicklich entstehen, vollkommen beipflichte, so müssen diese
kreisförmigen Bewegungen schon beginnen , ehe die Platte den
Boden der Cnvette völlig erreicht hat. SelbstverständHcb mnss
letztere die Plattengrösse übersteigen und mit Silberflüssigkeit Iud-
reichend gefüllt sein.
Diese Kreise beschreibe ich mit meinem Taucher 10 — 13 Male
bei all meinen Platten. Auf diese Weise kann es mich sehr
wenig kümmern, ob mein Silberbad an diesem oder an jenem Tage
sich durch Streifenbildung einen schlechten Spass mit mir alanbei
will; ich ziehe meine Kreise und benelmie ihm so von vomehereia
die Möglichkeit zu solch extravaganten Streichen.
Durch diese vollständige Verhütung solcher Streifen wäre nsi
dem Zwecke genügend entsprochen , allein die Wissenschaft begaugt
sich nicht mit der Verhütung, sie will auch die Entstehung der
Erscheinungen kennen lernen, und meine Versuche haben mir ge-
zeigt, dass die Ursachen oft ganz widersprechender Katar mniL
Ich habe diese Streifen bei zu neuem, wie bei zu altem Silberbide
gefunden, bei zu viel und bei zu wenig Säure in demselben, bei
sehr kalter und bei sehr heisser Temperatur etc. Da ich nun
anderseits, wenn ich das CoUodion wechselte, aber in demselbes
Bade sensitirte, manchmal keine Streifen mehr wahrnahm, bo
glaube ich mich dahin aussprechen zu müssen , dass nicht nar dai
Silberbad, sondern auch eine nicht vollkommene Uebereinslimmiinf
191
des GoUodioxu mit ersterem die Schuld dieser Streifenbildmig za
tragen scheint
Jedenfalls wäre zu wünschen, dass die Entstehung aller photo-
graphischen Fehler so leicht nnd sicher verhütet werden Icönnte, wie
diese. München. Kniest ReuHMUfL
Bmti filr Matte Clutifeli«
An die R-edaction des photographischen Archivs.
Es Icann bei jedem Photographen der Fall eintreten , dast er
durch Zerbredben einer mattgeschliffenen Tafel, plötzlich verhindert
ist, weiter zu operiren. Um diese sogleich zu ersetzen, machte
ich kürzlich den Versuch, eine Glastafel ganz einfach mit gewöhn-
lichem NegatirlaciL kalt zu übergiessen, nnd den Fimiss ohne
Erwärmung trocknen zu lassen. Man erhält dadurch eine matte
Tafel, die die geschliffene nicht nur ersetzt, sondern sogar übertrifft,
weil sich eine ganz feine Oberfläche bildet, mit der sich leichter als
mit einem matt geschliffenen Glas einstellen lässt.
Heilbronn. L. ÜAiim^nn^
Dvckichtige Flecke ii dei Ifegatifs«
An die Redaction des photographischen Archivs.
Seit einiger Zeit erhalte ich in der Collodionschicht verschieden
geformte durchsichtige Flecke, in denen sich mit der Loupe ein
sehr feines Körnchen erkennen lässt Ich habe mir schon die
grosste Mühe gegeben diese Plage los zu werden, das Laboratorium
verlegt, filtrirt, neue Bäder gemacht, überhaupt alles gethan was
Theorie und Praxis an die Hand gibt, Alles vergeblich. Neun
Jahre Collodionpraxis und die Ursache dieser hartnäckigen Er-
scheinungen noch nicht anerkannt, man möchte am Fortschritt
verzweifeln I X.
3^n ^xttffonttnUn.
H. L. — 1. Die YerstSrkiing mit Quecksilberchlorid und SchwefelkAlium
ist für gewöhnliche Portraitanfiiahmen nicht zu empfehlen; besser verstftrken Sie
vor dem Fixiren mit PyrogtlluMäure nnd Silber (PyrognUnssSnre 1 Gr., Eis-
192
essig 6 Gr., Wasser 100 Gr.). — 2. Das eingesandte Bild ist zuviel toh voae
beleuchtetf etwas Seitenlicht ist unbedingt erforderlich. Dann ist es ra km
belichtet, denn die Details fehlen fast gänzlich; und endlich ist es nicht schalt
Aach lassen Stellung und Arrangement noch viel zu wünschen Übrig.
B. in S. — Der braune Niederschlag, der sich beim Verstärken mit Pfra-
galluss&ure auf den Platten bildet, rührt in Ihrem Falle wahrscheinlich daher,
dass das Spülwasser kalkhaltig ist, da die Bilder mit Eisenverstarkung Uir
bleiben. Nehmen Sie einmal destillirtes Wasser zum Abspülen des KntwicUert,
und wenn dann beim Verstärken die Trübung nicht eintritt, so wissen Sie, dass
das Wasser die Ursache war. Der andere Fehler ist zu ungenau beadirieb«!.
um dafür einen Grund angeben zu können. Schicken ßie eine Probe ein.
V. in Pftiembug. — Die eingesandten Porzellanbildcheh haben vnsem
Beifall nicht gefunden; sie sind entschieden zu matt und halten mit denen tob
Lafon de Gamarsac, Obemetter u. a. keinen Vergleii^h aus. Vielleicht ist dit
Befchaffenbeit der Schmelzfarbe Schuld daran. Die Bilder wurden Ihrer AaSpk%
gemäss nach ü. gesandt.
J. H. in C. — 1. Der braune Niederschlag im Tonbade ist Goldoxjd, md
wird durch Auflösen in wenig Königswasser wieder in Ghlorgold verwandelt
9. Der Chlorkalk ist ein Präparat von unbestimmter Zusammenseteung, es lisat
sich daher eine Vorschrift kaum geben. Wenn das Tonbad zu stark angreift,
so muss man weniger Chlorkalk nehmen. Lesen Sie die Bemerkungen von Heisck
(auf S. 142 dieses Bandes) nach. Stemberg*s Vademecum (S. 87) gibt folgende
Vorschrift: 4 Chlorkalk, 10 essigsaures Natron, 10 kohlensaurer Kalk, 100 Wasser.
Hiervon 10 Gr. auf 2000 Gr. Wasser und V2 ^^- Goldchlorid. Am besten wirkt
das Bad nach einigen Tagen. 3. Fast jede Sorte Eiweisspapier verlangt ein»
andere Behandlung. Masern entstehen zuweilen wenn das Papier zu frisch ist;
und nur bei saurem Silberbad. Deshalb ist das Ammoniakräuchem ein sicheres
Mittel dagegen.
Clüortilb«reollodion. — Auf Seite 142. Z. 6 v. o., ist statt '/« Drachv«:
iVi Drachme zu lesen, wie Hr. Simpson nachträglich berichtigt
^Tle Briefe und Mittheilungen für die Redaction sind an den Herausgeber,
Paul E. Liesegang in Elberfeld zu richten.
Gedniekt bei Sam. Lucaa in EIl»erfrld.
Photographisches Archiv.
Baiifi VI* — HTr. 9S» ~ !• Juni fSMft.
WaschTerfahrei lar Tellstäidigeii Eitfermmg des niter-
schweiigsaareii Natrons ans dei pesiÜTei Abiugeii.
Von Dr. W. ReiSSig.
EinleitiBg.
Allgemeine Bemerkungen.
Das Verfahren, welches ich in Folgendem mittheile, und welches
bei richtiger Ausfuhrung zu ganz absoluter Entfernung des unter-
schwefligsauren Natrons aus den Bildern fuhrt , zerfallt den Grund-
ideen seines Wesens nach in zwei gesonderte Theile, deren theo-
retische Darstellung ich, des besseren Verständnisses wegen, hier
vorausschicken wilL
Wie ich kaum zu erwähnen brauchte, da es allgemein bekannt,
ist die wichtigste und häufigste Ursache des Ausbleichens der Bilder
in einem unyollkonmienen Auswaschen der Bilder zu suchen.
^Wenn^, sagt Hardwich in seinem vortreiTIichen Manuale der
photographischen Chemie, Seite 211, ^unterschwefligsaures
Natron im Papiere zurückbleibt, selbst in ganz geringer Menge,
so zersetzt es sich allmälig, lässt Schwefel frei und zerstört das Bild
in derselben Weise, wie eine Auflösung von Schwefelwasserstoff
oder eine alkalische Schwefel Verbindung.^
Es kann nun aber keinem Zweifel unterliegen, dass das unter-
schwefligsaure Natron sich durch Auswaschen vollständig beseitigen
11
194
lägst Autoritäten der Wissenschaft und Pfaxis sprechen sich hier-
über mit Bestimmtheit aus und die Analysen von haltbaren Bildern
zeigen nie einen Natrongehalt. Wie aber auch ein rationell durch-
geführtes und bis zur vollständigen Entfernung des Fixirmitlels
geführtes Waschen der einfachste und billigste Prozess Ist, znr
gänzlichen Entfernung des unterschwefligsauren Natrons zu gelangen,
so müssen wir in demselben auch den einzig richtigen , den an-
fehlbar einzuschlagenden Weg erblicken, durch welchen wir das
vorgesteckte Ziel erreichen können. Denn wenn wir auch zugeben
wollten, dass es Stofife gibt, die das unterschwefiigsaure Natroo
zerstören und in andere Verbindungen, z. B. in schwefelsaures
Natron überfuhren, so können aber diese gebildeten Yerbindungen
wieder nur durch Auswaschen aus den Bildern entfernt werden, da
das Natron, welches die Grundlage dieser neuen Zusammensetzung
bilden würde, nicht flüchtig ist, also immer wieder durch Auflösen
in Wasser beseitigt werden müsste.
Diese feststehende Ueberzeugung kann es nicht erschüttem,
wenn , wie wir öfters hören können , behauptet wird , man habe gut
ausgewaschen und dennoch sei Natron in den Bildern gebliebeiL
Wir werden bald sehen, dass die richtige Art des Auswaschens
nicht oft angewendet wird. Wir insbesondere haben diesem Capitel
eine besondere Aufmerksamkdt geschenkt und werden den geehrten
Leser — als dem ersten Theile unseres Verfahrens — mit dem
rationellsten Waschverfahren bekannt machen, das wir selbst er-
funden haben.
In dem anderen , zweiten Abschnitte unserer Darstellung werden
wir das Mittel kennen lernen , durch dessen Anwendung nicht allein
sich geringe Mengen von unterschwefligsaurem Natron aus den
Copien entfernen lassen, sondern welches auch dazu dient, die
aliergeringsten Mengen Natrons m dem Wascbwasser leicht und
sicher zu erkennen. Man kann sich deshalb mit leichter Muhe
jederzeit versichern, ob das Waschen vollständig ausgeführt ist
oder noch fortgesetzt werden muss. Eine solche zuverlässige
Controle existirte in der That bis jetzt nicht; sie ist daher in
practischer Beziehung doppelt werthvoll.
1. Theorie.
A. Neues, verbessertes Waschverfahren (unter An-
wendung der Centrifugalkraft).
Wenn man die auszuwaschenden Bilder aus dem Waschwasser
herausnimmt, dieselben zwischen zwei Rahmen einschliesst, weich'
195
letztere derart befestigt sind, dass sie (mittelst einer eigenen Vor-
richtung getrieben) sehr schnell um eine Aze oder Welle rotiren
können , so wird durch diese Rotation das anhängende und zwischen
den Bildern befindliche Wasser ausgeschleudert und entfernt. Ent-
hält dieses Natron, wie bei dem Waschprozesse der Fall, so wird
also auch dieses entfernt Dies geschieht bei [einem kurzen, aber
schnellen Umdrehen in so vollständiger Weise, wie dies durch die
bekannten Waschverfahren niemals erreicht wird.
Das ganze Verfahren beruht also auf der Anwendung der
Centrifugalkraft.
Wir können an diesem Orte nicht eine mathematisch -physika-
lische Entwicklung der Theorie dieses interessanten Prozesses liefern ;
es liegt dies ausser dem Bereiche unserer Sphäre. Hingegen können
wir uns die Mittheilungen der Ergebnisse von Versuchen nicht ver-
sagen , die auf unsere Veranlassung von anderen Personen angestellt
worden sind, um die Richtigkeit,, die Sicherheit etc. der Methode
za prüfen. Diese Ergebnisse sind aber auch in anderen Beziehungen
so lehrreich, sie geben in objectiv gehaltener Form so viele prac-
tische Anhaltspunkte, dass ich nicht umhin kann, dieselben mög-
lichst vollständig hier wiederzugeben.
Wenn man die Menge von natronhaltiger Flüssigkeit kennen
lernen will, die bei Anwendung der Centrifugalkraft aus den Bildern
entfernt wird, so genügt es dieselbe zu wägen und von diesem
Gewichte das Gewicht der trocknen, getonten und fixirten Bilder
abzuziehen.
Wir haben bei diesen Wägungen — als Durchschnitt sehr vieler
Versuche — gefunden, dass wohl getrocknete und fixirte Bilder,
auf gewöhnlichem Albuminpapiere dargestellt, per Bogen verwen-
deten Papieres 25 — 32 Granunen wiegen.
Kommen diese nämlichen Bogen, resp. die aus einem solchen
gefertigten Bilder aus dem Fixirbade und lässt man sie mit aller
Sorgfalt 5 oder 10 Minuten oder überhaupt so lange abtropfen,
als noch Flüssigkeit abläuft , so findet man , dass sie — als Durch-
schnitt zahlreicher Wägungen — um 25 Grammen an Gewicht zu«
genommen haben, dass mithin ein Bogen gewöhnliches Albumin-
papier nach dem Abtropfen 25 Gramme Fixirlösung zurückbehält.
Werden die gleichen Bilder hingegen mit Hülfe meines Appa-
rates von der Lösung des unterschwefligsauren Natrons befreit, so
wiegen sie höchstens per Bogen verwendeten Papieres 16 — 18
Grammen mehr als in ganz trockenem Zustande.
Wie man sieht, ist also bei der ersten Operation ein Drittheil
des ganzen Gehaltes der Bilder an unterschwefligsaurem Natron
196
entfernt, den dieselben bei dem gewöhnlichen Wasch verfahren
zurückbehalten.
Tauchen wir nun die aus einem Bogen gefertigten Bilder
saromt der sie durchdringenden und anhaftenden Fixirflüssigkeit , die
25 Grammen beträgt (also in dem Zustande , wie sie nach dem Ab-
tropfenlassen der Fixirung sich finden), in 1 Litre = 1000 Grammen
reinen Wassers und lassen wir die Flüssigkeiten in- und aaaser-
halb der Bilder sich innig mischen und dann die Bilder wieder
abtropfen, so bleiben 25 Grammen der nunmehr Yerdünnteren
Natronlösung zurück.
Diese enthält
der ursprünglich (25 Gramm betragenden) in den Bildern befind-
lichen Natronlösung.
Verfahren wir nun, wie eben beschrieben, weiter, so werden
nach dem dritten Abtropfenlassen die Bilder
Y
40
1/
40 — VlSOO
des anfänglichen Natrongehaltes,
bei der yierten Operation
V,
i«qo_ _
40 — 784000
V.
des anfänglichen Natrongehaltes,
bei der fünften Operation
'/
64000
4 0 — 725 «0000
Vj
des 9 bei dem ersten Abtropfenlassen in den Bildern bleibenden
Natrons^ in denselben haben.
Wenn wir nunmehr zur Anwendung unseres Apparates schreiten
und mittelst desselben die Bilder von der mehr oder weniger ver-
dünnten Natronlösung befreien ; wenn wir darnach die Bilder genau
so wie oben beschrieben mit einer 1 Litre per Bogen betragenden
Wassermenge waschen — mithin diese Operationen genau unter
gleichen Umständen vollführen, so erhalten wir nunmehr doch bei
weitem bessere und günstigere Resultate, d. h. wir können, wie
wir gleich sehen werden , das Waschen eher beenden — wir sparen
dadurch an Zeit und Arbeitskräften und Wasser.
Es ist schon erwähnt, dass nach der ersten Anwendung der
Centrifuge nur 16 — 18 Gramm concentrirter Natronlösnng in einem
Bogen fixirter Bilder zurückbleiben. Wie vorher wenden wir zu
jeder Waschoperation 1 Litre Wasser per Bogen an. So eihalten
wir folgende Resultate:
197
Bei der zweiten Anwendung des Apparates bleibt
* Vi 000 = V«o 0» runder Zahl)
der ursprünglich anhaftenden und darchdringenden Natronlösung in
den Bildern;
bei der dritten Anwendung des Apparates
«0 — /3600
dieser genannten Menge;
bei der Tierten Anwendung des Apparates
Vscoo */
6 0 = /21S000
der genannten Natronmenge;
bei der fünften Operation
'/
216000
60 = Vi 2960000
derselben zurück.
Der Uebersichtlichkeit wegen stelle ich die erhaltenen Resultate
in folgender Tabelle zusammen:
der
onen.
A.
Gewöhnliches Waschverfahren.
B. "Wasch verfahren mit Anwendung
der Centrifugalkraft.
Zahl
Operativ
Natronmenge, ansged nickt in der
nach der ersten Operation zurück-
bleibenden Menge.
Natronmenge, ausgedrückt in der
nach der ersten Operation zuriick*
bleibenden Menge.
1.
1
%
■
2.
V40
V,0
3.
Vi 6000
/S600
4.
Vs^ooo
V2i6000
5.
V2S 60000
Vi 2960000
Aus einer Yergleichung dieser Resultate , die bei einem jeden
Verfahren und zwar bei beiden unter völlig gleichen Verhältnissen
erhalten wurden, ergibt sich zunächst ganz unwiderlegUch der Beweis:
dass der Vortheil eines vollständigeren Auswaschens bei Anwen-
dung gleicher Wassermengen zu diesem Zwecke auf Seiten meines
Waschapparates sich befindet.
Denn es ist schon bei der dritten Waschung bei Anwendung
dieses eine noch einmal so grosse Natronmeoge entfernt, wie bei
dem gewöhnlichen Verfahren; bei der vierten Operation mit Hülfe
des Centrifugalapparates die dreifache Menge , die sich nach
viermaligem Waschen auf die gewöhnlich übliche Weise erzielen
lässt u. s. w. u. 8. w.
198
Diese yorstehenden Zahlen , die die Ergebnisse der Operationen
in dem practischen Verfahren des Auswaschens darstellen, sprechen
aber auch in einer anderen Beziehung klare, deutliche Worte:
Es ist nämlich, wenn wir dieselben näher ins Auge fassen,
aus denselben klar dargethan, dass die Menge von unterschweflig-
saurem Natron , die bei solchem rationell durchgeführten fiinimaligen
Waschen in den Bildern zurückbleibt, nur verschwindend klein ist,
dass sie in der That nicht iip Stande sein kann, eine Yerändenmg
der Copicn zu bewirken.
Ein concises Beispiel wird dies noch näher erläutern.
Die Menge unterschwefligsanren Natrons, die ein Bogen Albnmiih
papier unmittelbar nach dem Fixiren enthält, wenn er aus einer
20procentigen Lösung des genannten Salzes (1 : 4) genommen wiM,
beträgt 17 Grammen, entsprechend 3*4 Grammen festen, unter-
schwefligsauren Natrons. Nach dem fünfmaligen Waschen mit dem
CentrifugalappaTat ist nur
der 12,960,000ste Theil dieser Menge
noch vorhanden;
in einem Bogen sind demnach nur mehr
^'Vi2o«oooo = Vs Millionstel Granun Natron
enthalten.
Dass eine so äusserst geringe Menge — etwa den fünfmal-
hunderttausendsten Theil eines kleinen Tropfens Natronlösuog
betragend — in den Bildern eines Bogens enthalten, densclbeo
einen Schaden zufügen könne, wird wohl Niemand behaupteD
wollen und können.
B. Zerlegung und absolute Entfernung alles unter-
schwefligsauren Natrons.
Wir haben bis jetzt gesehen, dass man durch ein rationelles
Waschen der Copien dabin gelangen kann, das Natron so roll-
ständig aus denselben zu entfernen, als dies für die Praxis nur
wünschenswerth ist. Ich erachte es nichtsdestoweniger ftir eine
höchst werthvoUe Zugabe des Verfahrens , dass ich demselben durch
eine andere, gleichfalls von mir entdeckte Manipulation zu gleicher
Zeit eine Controle für das richtige Auswaschen sowohl wie für ^t
Entfernung der letzten geringen Spuren Natrons zufügen kann, in-
dem ich mich der Hülfe des galvanischen Stromes bediene.
Durch eine grosse Zahl wissenschaftlicher Untersuchungen habe
ich die neue, bemerkenswerthe Thatsache gefunden, dass das ODter-
schwefligsaure Natron sowohl wie das Doppelsalz , welches sich bei
dem Fixiren bildet, das unterschwefligsaure Silberoxyd -Natron, in
wässeriger Lösung eine Zerlegung erleiden, wenn durch dieselben
199
ein galvanischer Strom geleitet wird, d. h. dieselben electrolysirt
werden. Diese Zersetzungen finden in concentrirteren Lösungen
sowohl wie in den verdtinnteren , selbst in den allerrerdünntesten
statt Sie sind, sofeme sie stets von secundären Zersetzungen
begleitet sind , in wissenschaftlicher Beziehung zum Theile von sehr
compllcirter Natur, die wir hier nicht näher verfolgen können. Wie
aber auch diese Zersetzungen verlaufen mögen ^— unter allen Ver-
hältnissen tritt immer eine Schwefelabscheidung an dem — Pole
ein j während am + Pole eine Abscheidung von Natronhydrat statt-
findet Wenn jedoch das als negative Electrode dienende Metali
durch den sich ausscheidenden Schwefel in ein Schwefelmetall ver-
wandelt ist, so tritt auch am -h Pole nunmehr eine Abscheidung
von Schwefel auf.
Die — gleichviel unter welchen Verhältnissen auftretende —
Schwefelabscheidung findet, was fär uns von hoher Wichtigkeit ist,
immer nur an den als Electroden dienenden Metall-
platten statt Die zwischen diesen befindliche Flüssigkeit wird
wohl bei dem Durchgange des Stromes zerlegt, der Schwefel aber
nur an den Polen abgeschieden. Wir haben dadurch ein vortreff-
liches Mittel, das Natron, resp. den Schwefel aus den Bildern her-
aus, gewissennassen in die nächste Umgebung derselben zu ziehen
und zu leiten, während diese selbst in keiner Weise verändert
werden, da innerhalb derselben eine Zersetzung nicht stattfindet.
Die geschilderten Thatsachen haben nun einen doppelten, prac-
tischen Werth.
Zunächst können wir, unter Anwendung derselben, die Bilder
von sehr geringen Spuren Natrons befreien.
Da die Feuchtigkeit der gewaschenen
Bilder den Strom leitet, so genügt es, die-
selben auf einander zu legen, sie mit einer
Lage FHess- oder Pergamentpapier zu um-
hüllen und das Ganze zwischen den aus ent-
sprechend grossen Zink- und Kupferplatten
gebildeten Polen einer kräftigen galvanischen
Batterie einzuschalten , wie es die beistehende
Figur 1 verdeutlichen soll.
A A A Ä Gefäss mit reinem Wasser.
Z eine Zinkplatte.
Cu eine Kupferplatte.
cuij aa eine Lage Fliesspapier etc.
& & die Bilder.
Fig. 1.
Ph«UgrapkUGlies AreUT. Vr. 83« 1. Juni 1866.
11
200
Oder man hängt die Bilder in geringen (1'^^ betragenden) An-
ständen von den Platten frei auf. Welche Anordnung man aber
auch treffen möge, so bringt man immer Bilder und Platten, senk-
recht oder liegend, in ein passendes Gefäss mit reinem Wasser
gefüllt, dem man allenfalls, damit der Stromdnrchgang erleicfatect
werde, eine sehr geringe Menge reiner Soda zusetzt. Dann leitet
man einen so kräftigen Strom durch, dass eine nur sehr schwache
Sauerstoffentwicklnng stattfindet. In diesem Falle scheidet nch, so
lange von der Fixirung in den Bildern vorhanden ist, am — Pole
Schwefel als leicht zu erkennendes Schwefelkupfer von bnn-
schwarzer Farbe aus* Wenn eine gute fünfmalige, wie oben ge-
schilderte Waschung vorausgegangen ist, also nur höchst gerii^
Spuren von Natron vorhanden sind, genügt eine einmalige, höch-
stens zweimalige Electrolysirung der Bilder, die dann absolut natron-
frei sind, wenn eben kein Schwefelknpfer mehr sich bildet.
Da mit der geschilderten Anwendung der Centrifiigalkrafl zun
Auswaschen schon eine sehr vollständige Entfernung des Matrots
aus den Bildern stattfindet, so ist die Benützung des galvanischen
Stromes zur Entfernung des genannten Salzes, wie ich solche eben
beschrieben, von Vortheil, wenn man die absolute Gewissheit der
Beseitigung desselben haben will. In der photographischen Praxis
ist jedoch auf diesen extremen Punkt weniger Gewicht zu legen.
Wohl aber hat die Anwendung des galvanischen Stromes ab
Controle des gut vollendeten Auswaschens die höchste Wichtigkeit
Wenn man, genau wie eben beschrieben, eine Zink- und
Kupferplatte, oder noch besser zwei kleine Silberplatten in Wasser
taucht, welches unterschwefligsaures Natron enthält und einen
galvanischen Strom durchgehen lässt, so erfolgt die Abscheidon;
des Schwefels unter Bildung von Schwefelkupfer, beziehungswebe
Schwefelsäure. Diese Reaction ist so empfindlich , dass sich keine
andere an ihre Seite setzen kann. Ein Millionstel unterschweflig-
saures Natron in Wasser gelöst, resp. Waschwasser der Fixirung,
welche eine gleiche Menge Natrons enthält, geben noch eine sehr
deutliche Schwefelabscheidnng an den Electroden zu erkennen.
Findet dieselbe aber nicht mehr statt, so ist damit das Factuo
erwiesen, dass auch in den Bildern keine, weil ganz verschwindend
kleine Spur Natrons mehr enthalten ist
Zur Vergleichung der ausserordentlichen Genauigkeit dieser
Methode mit den anderen bekannten, zur Erkennung des unte^
schwefligsauren Natrons dienenden ßeactionen sei es mir erlanht,
diese neben einander vorzuführen und die Resultate dieser ye^
gleichenden Untersuchungen mitzutheilen.
1
201
Man wendete bis jetzt aLs das beste Prüfüngsmittel auf unter-
sidiiw-efligsaures Natron die Methode an, den Schwefelgehalt des-
selben in Schwefelwasserstoff überzuführen, welches Gas sich leicht
mit Bleipapier erkennen lässt, das es bräunt Man bewerkstelligt
diese Prüfung, indem man zu chemisch reinem Zink sehr verdünnte
Scli'vrefelsäure zufügt und wenn sich längere Zeit reines Wasser-
stofig^as entwickelt hat, die zu prüfende Flüssigkeit zusetzt. Mit
Vorsicht deii Versuch angestellt, lässt sich Vsseooo Natrons in der
Flüssigkeit noch deutlich erkennen. Ein Hauptübelstand ftir die
Aufwendung dieser Reaction ist jedoch die Schwierigkeit, sich ganz
reine Materialien zu verschaffen und ganz besonders der andere,
dass die Prüfung eine längere Zeit erfordert Man muss zu grösserer
Siclierheit erst eine viertel- bis halbstündige Probe anstellen, ob
aus dem später zu benützenden Gemische sich kein Schwefelwasser-
stoff entwickelt, ehe man an die eigentliche Prüfung gehen kann.
£s liegt auf der Hand, dass solche Prüfungen, die während des
TVaschens angestellt werden müssen , für die photographische Praxis
zu umständlich sind.
Die Prüfungen des Waschwassers auf unterschwefllgsaures
Natron durch Zusatz von salpetersaurem Silberoxyd oder salpeter-
saorem Quecksilberoxydul sind zwar einfach und auch genau , wenn
das Natron in reinem destillirten Wasser gelöst ist; in dem photo-
graphischen Laboratorium sind sie aber gar nicht anwendbar, weil
man stets nur reines Brunnenwasser oder höchstens Regenwasser
zum Waschen anwendet und die in diesen Wassern gelösten Stoffe
bringen mit den Reagentien Fällungen zu Wege (von Chlorsilber,
kohlensaurem Silber u. s. w.), neben welchen sich die bräunliche
Farbe des Schwefelsilbers, resp. des Schwefelquecksilbers, nicht
•mehr deutlich erkennen lässt
So ist nun die Electrolyse — sei es mehrerer Bilder zur Probe
oder des Waschwassers — die genaueste und sicherste und, ich
darf zufügen nach einiger Uebung, auch eine sehr einfache Weise,
um zu erkennen , ob die Bilder von Natron befreit sind oder nicht
2. Praotisoher Theil.
1. Was chver fahren.
Ich habe mich bei der theoretischen Entwicklung meines Ver-
fahrens länger verweilt , um dessen Vorzüge durch die beigebrachten
Beweise überzeugend darzuthun. Wie man dasselbe in der photo-
graphischen Praxis ausführt, will ich nun, so weit es nach dem
Gesagten noch nothwendig ist, näher erläutern.
202
Sobald die Bilder in einer Schale von pasBender Grösse fixirt
sind, giesse ich die Fixirong aus derselben nnd so voUständig^ als
nur möglich weg. Dann werden die Copien schnell mit einer
grösseren Menge reinen Wassers Übergossen, um die fernere schäd-
liche Einwirkung der ccmcentrirten Natronlösung zu hindern. Nacii
fünf Minuten langem Verweilen der Abdrücke in diesem Wasser
nehme ich dieselben heraus, indem ich sie mit einiger Yorsidit
auf einen Rahmen bringe , der der besseren Yerdeutlichnng wegen
Fig. 2. in Fig. 2, rrrr^ dargestellt ist Es sind dies ein-
fache quadratische oder oblonge, der Grösse der
Bilder entsprechend gross gewählte Rahmen ans
gefirnisstem Holze, die mit Geflechte aus spani-
schem Rohre (die Oeffhungen 1 — 4 D" weit) über-
V20 Naturgrösse. zogen sind. Nach meinen Erfahrungen ist dies
die zweckmässigste Art des Ueberzuges ; doch kann man
auch statt dessen sogenannten Tüll oder Organtin nehmen,
der aber nicht zu dicht sein darf. — Der genannte Rahmen,
Fig. 3 rr bezeichnet, passt in einen ähnlich constroirten,
Fig. 3.
ixr:
TtT -ttt*
1^
V4 NatorgroBse.
Fig. 3 mit rV bezeichneten, der gleichfalls, wie beschrieben,
überzogen ist Befestigt wird er an demselben, indem man ihn
in den Eeileinsatz einschiebt und die beiden oberwärts angebrachten
Vorreiber v schliesst, die den EUlt bilden. Eine solche Yerbindong
zweier Rahmen bezeichne ich mit dem Namen „FlügeP. Solcher
Flügel werden mindestens 4 an die Welle W festgeschraubt und
ist diese Befestigung (wie die der beiden Rahmen unter sich) m
Fig. 3 dargestellt, die ohne Weiteres wohl yerständlich ist. WeDe
sammt Flügel lassen sich nun in eine sehr schnelle Drehung Te>
setzen, sobald mit Hülfe der durch ein kleines Seil bewirkten
Uebertragung das grosse Schwungrad BR^ Fig. 4, bew^ wiid,
was durch die Kurbel h zu bewerkstelligen.
■/iD NttUTgrüi
Fij. S.
Ist Qtm der Rabmen mit deo Bildern im Flügel 1 befestigt,
eo dreht man langsam an dei Kurbel , wodurch die Bilder in
schwache Rotation kommen. So lange dieselben noch sehr nass
sind, ist dies latbsam. Dann aber vergrösaert man die Geschwin-
digkeit nnd beschleunigt dieselbe immer mehr. Sind die Bilder
dann dadurch nahezu trocken geworden, was man daran erkennt, dass
keine Flüssigkeit mehr ausgespritzt wird und wozu in der Regel
bei nicht zu vielen Bildern eine 1 — 2 Minuten lange Arbeit er-
204
forderlich ist, ao hält man mit dem Drehen an, bringt den FlQgcl
in eine horizontale Lage (die Bilder nach unten) , öffnet die Uräiea
Yorreiber und nimmt dann den Einsatis- Kahmen sanunt Bilden
beraua. Durch einfaches Umdrehen desselben lässt man die Copin
in eine mit friachem, reinem WaBser gefQllte Schale fallen and
dieselben darin abschwimmen , was sehr leicht geschieht , denn
durch die Centiiüigalkraft haften die Bilder nicht feat oder über-
haupt nicht fester auf einander, als dies bei blossem Abtropfes-
IsBsen der Fall ist Unter stetem Hervorziehen der Bilder und
Bewegen der Flüssigkeit bleiben sie 5 Minuten in dem Wassei.
Dann folgt unter Anwendung des Flügels 2 abermals das Waase^
auflschleudem und werden dieses und das Waschen dann so foit-
gesetEt, wie wir es geschildert haben.
Fig. 6.
FenpectiTisdie Ansicht des Centrifugal-Apparttea.
Es versteht sich, dass bei den verschiedenen Auswuchongei
Flügel 1 immer nur zur ersten Operation
„ 2 „ n n zweiten „
» 3 „ „ , dritten ,
n ^ n n » vierten „
verwendet werden.
Wenn alle diese Operationen regelmSssig und vollstSadif a-
folgen und man eine Wassermenge anwendet zum Waschen, die
im Verhältnisse zu einem Bogen Albnminpapier 1 Litre betrügt, »
ist nach viermaligem Operiren es mit fast vollständiger GevisdiMt
205
annmehmen , dass keiu Natron mehr in den Bildera Toriunden ist.
Wir achreiten dann zur Controle, zur PrüAing.
2. Vollständige Entfernung des nntcrscbwefligsauren
Natrons.
Es ist bereits berührt worden, wie man die Bilder selbst von
den letzten Spuren Natrons befreien kann, wie es aber zweck-
müssiger nnd practlscher ist, das Waschwasser auf Natrongehalt
zn nntersuchen.
Man bringt zu dem Ende (siehe Figur 7) in ein kleines
Becherglas eine Quantität Waschwasser. Nachdem man sich
überzeugt hat, dais die aus einem Biuisen'schen oder Smee'schen
Fig. 7.
oder Callan'schen elc. Elemente bestehende Batterie in Ordnung
ist, seist man die mit derselben verbundenen kleinen Silberplatten
oder Zink- und Kupferplatten (die letztere als — Electrode) in die
Flüssigkeit und regelt, indem man die Platten sich nähert oder
entfernt, den Durchgang des Stromes so, dass die Gasentwicklung
am + Pole nur sehr schwach stattfindet. Die geringste Menge
nnterschwefligsauren Natrons zeigt sich als ein bräunlicher Hauch
an, lihnlich wie silberne Geläase in unreiner Luft anlaufen. Wenn
ein solches Anlaufen stattfindet, müssen die Bilder nochmals nnd
überhaupt so lange gewaschen werden, bis dies nicht mehr der
Fall ist; dann erst sind sie vollkommen natronfrei.
Der Yortheil dieser Controlirungsmethode liegt auch für den
Besitzer eines photographischen Geschäftes darin, dass er durch
elue Untersuchung des letzten Waschwassers — welche so leicht
nnd schnell auszuführen ist — sich die Beruhigung vor allenfall-
siger Machlässigkeit des mit dem Aaswaschen beauftragten Per-
sonales verschafft und dasa er sicher ist, dass die Bilder nicht von
206
vornherein mit dem Keime der Zerstörung in sich den Händen des
Publicums überliefert werden.
Zum Schlüsse will ich noch eine Thatsache erwähnen, die ich
im Laufe meiner Untersuchungen hier in Wien aufgefunden habe:
Bei Einwirkung des galyanischen Stromes auf reines Wasser
von yerschiedenen Brunnen Wiens habe ich einige Male eme Ab-
scheidung Ton Schwefel an der Electrode gefunden, ganz so wie
wenn ich eine sehr yerdünnte Lösung von unterschwefligsanrem
Natron vor mir gehabt hätte. Es Ist dies aber nicht auffallend, da
die betreffenden Wasser eine Spur Schwefelammoniums enthielten,
welches wahrscheinlich durch Reduction organischer Stoffe auf
schwefelsaure Salze und Umsetzung derselben mit AmmonlakTe^
bindungen entstanden ist. Daraus ergibt sich aber weiter yod
selbst, dass Wasser, welche mit Htüfe des galvanischen Stromes
untersucht eine Schwefelabsonderung zeigen , niemals zum Aus-
waschen der Copien genonmien werden dürfen , da diese den Bflden
ejpen, statt zu entfernen, schädlichen Schwefel abtreten.
Verstärkung Ten NegatiTs.
Mein Bericht in No. 78 dieses Journals über eine Yerstärkangs-
fltissigkeit (aus unterschwefligsaurem Natron und schwefelsanrem
Kupferoxyd) hat einen tüchtigen amerikanischen Chemiker ?eran-
lasst, diese Mischung auch einmal zu versuchen. Er sagt darüber
in einer englischen Zeitschrift:
„Die Mischung der Lösungen von schwefelsaurem Kupfer und
unterschwefligsaurem Natron blieb vollkonunen klar, gleichfiel,
welches Verhältniss zwischen beiden Lösungen angewandt wurde.'
Ich habe den Versuch mit- ganz reinen Präparaten nochmils
wiederholt und einen dichten gelben Niederschlag erhalten, der
sich in überschüssigem unterschwefligsauren Natron auflöste; wenn
man also sehr viel von letzterem Salze im Verhältniss zum Kupfer
ninunt, so wird kein Niederschlag entstehen. Der gelbe Niede^
schlag ist übrigens auch in Graham- Otto*) erwähnt und als eis
Doppelsalz von unterschwefligsaurem Natron und Kupferoxydnl
bezeichnet.
Wenig Salpetersäure übt, wie schon gesagt, keinerlei Ein-
fluss auf den Niederschlag aus.
*) Oraham-Otto 3. Auflage, Bd. II. S. 219.
Die Auflösung des Niederschlags in unters chwefligsaurcm Natron
veränderte die Farbe des Collodionbildes nur wenig, und viel
weniger als ein gewöhnliches altes Natronfixirbad.
Dagegen hat mir di« neue Scharlach Verstärkung von Carej Lea
ganz vortreffliche Kesultate gegeben; ich komme hierauf bald
wieder zurück. P. Lg.
§CMhrcil»BBg eiicr ■«««■ Canenu
Gelespn vor dsr pliotograpliiächen SeWion lier Literary aiul Philoaopliical Society
Ol Manchester,
von S, P. Jnlfl.
Tor zwölf Jaliren beschrieb ich im Journal der photograpbischen
Gesellschaft eine Camera fiir Aufnahmen im Freien, Der Boden
war von Guttapercha und so eingerichtet, dasa Flüssigkeiten hin-
eingegossen und durch Umwenden der Camera fiber die Platte
gespült werden konnten. Jetzt habe ich diese Camera in folgender
Weise verbessert:
aa ist ein Mahagony-Kasten, der eine weithalsigc Glasflasche h
enthält; diese ist inwendig matt geschliiTen. Der Boden derselben
ist mit Guttapercha bedeckt und besitzt eine schwache Vertiefung cc.
dd ist ein Wechsel brettchen, in dessen Mitte das Objectiv befestigt
ist; nach Umdrehen der Haken ee kann es fortgenommen werden.
Man operirt in folgender Weise : — Nachdem man das Brett dd
entfernt , legt man die collodionnirte Glasplatte in die Vertiefung cc,
wo sie durch Caplllaranziehung haßen bleibt. Das Brett wird nun
wieder festgemacht, die Camera so gewendet, dan die in dn
Flasche befindliche Silbeilösung über die Platte flieset Sobald Stte
sensitiTt iat, belichtet man; dann bringt man die Camen in du
Dunkelzimmer , nimmt die Platte heians und entwickelt in bekam-
ter Weise.
Das Einstellen geschieht nach einet vorher berechneten Sola
auf Grund der Entfernung der Gegenstände vom Apparat
Das CoUodionverfahren wird hierdurch vereinfacht, indem du
weder Siibercüvette , weder Cassette, noch Viairscfaeibe gebnodt.
Es kann kein Licht an die Platte kommen , trotzdem man im Fma
arbeitet, nnd die Platte behält ihre Feuchtigkeit viel l&Dger, all iti
einer gewöhnlichen Cassette.
Latenia aigica für ■Bdnrehsiehtige Objccte.
Bekanntlich können mit der gewöhnlichen Lati^ma magin nr
durchsichtige Gegenstände projectirt werden. Ein Liverpoclei Op-
tiker, Mt. Chadbum, hat eine Laterne constrnirt, die andi !k
undurchsichtige Objecte dient, wie z. B. Photographien auf Albma^
papier, Ski^en, Zeichnungen mit allen Farben; auch Umta.
Medaillen , Mascblneutheile etc. Colorirte Visitt-nkarten nebmen uä
sehr gilt darin ans. Kurz, fast jeder Gegenstand kann in dinn
Laterne gebraucht werden, während in der gewöhnlichen nur twt-
spiellge Photographien oder Glasgemälde anwendbar waren.
Das Seitentheil der Laterne kann entfernt und darch äw
Rahmen nüt Linsm fHr die gewShnllche transparente Bele«UQD{
209
ersetzt werden.; es wird Hydro -Oxygcnlicht gebraucht. Der Ealk-
cy linder befindet sich in der Mitte des Kastens; die von ihm aus-
gehenden Strahlen werden darch einen grossen Concavspiegel auf
eine neunzöiUge Condensirangslinse reflectirt, welche den zu vcr-
grüösemden Gegenstand beleuchtet. Der Gegenstand steht in einem
Winkel Fon 45 ^ zu derselben , während die Axe der achromatischen
Objectivgläser senkrecht auf das Object gerichtet ist Die Objectir-
gläser werfen das vergrösserte Bild auf die Wand.
Heber LandschaftsaiiAialimeii
enthält das Kunst- und Gewerbeblatt för Bayern folgende Notiz:
„Bekanntlich erscheinen die Photographien nach der Natur,
Bäume, Wiesen etc. so dunkel, dass kein wahiiieitsge treues Ganze
entsteht. Ursache davon ist die grüne Farbe der Objecto. Bringt
man bei solchen Aufnahmen ein hellblaues Glas Tor den Apparat,
80 wird bei sonstiger zweckmässiger Behandlung der Gegenstand
einen lieblichen Ton erhalten. li€h6U in Amberg. ^
lieber die Darstellmg toh Silberspiegeln.
Das rasche Verderben der Quecksilberspiegel im hellen Lichte
führte die Photographen längst dahin, sich beim Vergrösserungs-
Apparat der sehr haltbaren schönen Silberspiegel zu bedienen.
Ueber die Darstellung dieser Spiegel ging uns von Herrn Professor
Reichardt in Jena folgende Notiz zu:
Die mannichfachen Verfahren, Silber auf Glas u. s. w. metal-
lisch niederzuschlagen und besonders zur Spiegelfabrication zu ver-
wenden, sind bekannt und bei der unschweren Abscheidung des
Silbers aus seinen Lösungen gewiss noch zu vervielfältigen. Ein
Nachtheil bei dieser Fabrication scheint mir besonders darin zu
liegen, dass so äusserst leicht fleckige Producte, wie ungleiche
Ablagerungen erzielt werden, hervorgerufen durch meistentheils
höchst unbedeutende Umstände. Die geringste Verunreinigung des
Glases macht sich bei dem fertigen Fabricate sichtbar, weshalb die
meisten Methoden besonders darauf Rücksicht nehmen, das Glas
zu reinigen, mit Ammoniak oder Kali, Salpetersäure u. s. w., kurz
die ebenso vielfachen Weisen der Reinigungsarten in Vorschlag
bringen. Das ist ein gi'osser Uebelstand und macht das Gelingen
selbst bei genauester Ausführung oft von reinen Zufälligkeiten
abhängig.
210
Hierbei nahm man als mmmgänglich nothwendig an, wie bis-
her bei den meisten derartigen Rednctionsprozessen , wenn das
Metall sich glänzend anlegen sollte, dass die grösste Ruhe des
sich absetzenden Metalle gegeben werden müsse, indem hierdmdi
der Metallüberzug um so gleichmässiger , dichter und cohlrenter
werde. Meine Versuche damit führen gerade zum Gegentheil und
dürften die practische AusHihrung derartiger Arbeiten auf eine
andere Gestaltung hinführen.
Als Methode der Versilberung gebrauche ich die von Martin
vorgeschlagene, welche in diesem Journal (s. Bd. V. S. 13) mit-
getheilt ist
Man bereitet sich:
1} eine Lösung von 10 Grm. salpetersauren Silberoxyds io
100 Grm. Wasser;
2) Ammoniak von 13 ^ Cartier oder 0,984 spec. Gewicht;
3) eine Lösung von 20 Grm. Aetznatron (ganz rem), in 5O0
Grm. Wasser;
4) eine Lösang von 25 Grm. reinen Zuckers in 200 Gnn.
Wasser wird mit 1 Cub. - Centimet. Salpetersäure yon 36® Bamne
20 Minuten langf im Sieden erhalten , um Invertzucker zu erzeugen.
Nach dem Erkalten fugt man 50 Cub. -Cent Alkohol von 36*
Cartier oder 89,6 Volumprocenten zu imd so viel Wasser, dass die
ganze Flüssigkeit 500 Cub. -Cent, beträgt.
Von diesen Flüssigkeiten mischt man 12 Cub. -Cent. Silber-
lösung mit 8 Cub. -Cent. Ammoniak und 20 Cub. -Cent Natron-
lösung, und verdünnt bis auf 100 Cub. -Cent mit Wasser. Diese
Mischung bleibt vor dem Gebrauche noch 24 Stunden stehen, kam
jedoch dann gat verschlossen beliebig lang aufbewahrt werden.
Zur Ausführung der Versilberung werden der letztgenannten
Mischung noch Vio — Vi 2 der In vertzuckcrlösung zugefügt und nach
Martin wird das sehr bald sich trübende Gemisch auf der Gias-
fläche so angebracht, dass die zu versilbernde Fläche auf deo
Flüssigkeiten aufliegt
Nach meinen Erfahrungen gelingt die Versilberung bei
Hohlgläsern weit leichter und ohne allen Tadel durch
starkes Schütteln.
Man gebraucht hierbei gleichzeitig weit weniger Flössigl^eit;
50 — 100 Cub. -Cent, der Silbermischung genügen vollständig, am
ein Glas mit Silber zu überziehen , welches ^2 — ^ Pfund Inhalt
an Wasser fassen könnte. Bei kleineren Gläsern genügen 20 bis
30 Cub. -Cent u. s. w.
211
Die eigenüiche Versilberung' beginnt, wenn das sich gleich
anfangs trübende Gemisch fast dunkelschwarz erscheint; bis zu
dieseai Punkte ist das Schütteln noch unnöthig und ergibt auch
leicht ersichtlich, dass von dem Silber noch nichts an den Glas-
Wandungen haften bleibt Ist diese dunkelste Färbung eingetreten,
80 färbt sich das Glas bei der nunmehr lebhaftesten Bewegung
sogleich dunkelschwarz, schwarz glänzend — jedoch immer noch
durchsichtig oder durchscheinend, endlich sehr rasch den Silber-
glanz bietend. In 3, höchstens 5 Minuten ist das Experiment
vollendet und das Glas mit einem ganz dichten , yöllig reinen Silber-
spiegel innen umzogen, so rein, dass auch die innerste Fläche den-
selben reinsten Glanz gewährt
Nicht allein für die Technik, zur Darstellung von yersilberten
Hohlgefässen , sondern namentlich auch als CoUegienversuch dürfte
sich dieses beschleunigte Verfahren sehr gut eignen. Der Erfolg
ist für Laien und Nichtlaien überraschend.
Versuche , bei geraden Flächen die gleiche Weise anzuwenden,
ergaben zwar keineswegs gegentheiiige Resultate, die so erlangten
Spiegel zeichneten sich gleichfalls durch grosse Reinheit und hellen
Glanz aus; jedoch ist hier, namentlich bei kleinen Proben, die
Bewegung nicht so leicht auszuführen. Ich Hess die zu versilbernde
Fläche auf gerader Unterlage mit einer dünnen Schicht der Silber-
mischung übergiessen und durch gleichmässiges Hin- und Her-
schieben die Bewegung erzeugen. Im Grossen würden vielleicht
Fässer dienen können, an deren Seiten geeignet die Spiegelflächen
anzubringen wären etc.
Merkwürdig und interessant erscheint es, dass die Haftung
des doch nur an der Glasfläche adhärirenden Silbers gerade durch
Bewegung, möglichst starke Bewegung, befördert wird und dürfte
diese Beobachtung Anlass geben, andere ähnliche Prozesse gleich-
artig zu versuchen.
Jena. E. Beichardt
pt|atO0rapt|ifdf( (SefcUfd^afleti.
Französische Gesellschaft. — Sitzung am 21. April.
Hr. Claudet macht ausführliche Mittheilungen über sein Plasti-
monograph, ein Apparat, der den Pantographen in der Photosculptur
zu ersetzen bestimmt ist Wie man weiss, war Hr. Willeme der
erste , der mittelst des Pantographen die Photographie zur Erzeugung
Ton Statuetten und Büsten in Anwendung brachte. Hr. Claudet
war artistischer Director in einer Londoner GeseUschaft zur Aus-
212
beatung des Will^me'schen Patents, und hat sich im Interesse
seiner Stellung dem Studium hingegeben, ob andere Mittel als die
im betreffenden Patent vorgesehenen zur Anfertigung von Photo-
sculpturen anwendbar seien. Es ist ihm wirklich gelungen, solche
aufzufinden, und Photosculpturen ohne Storchschnabel anzufertigen.
Auf einen Thonblock von der erforderlichen Grösse werdeo
nach und nach die verschiedenen Negadvs mittelst der Latenia
magica direct reflectirt
Man denke sich eine dünne spitze Stahlstange, die am anderen
Ende eine weisse Scheibe hat; wenn man diese in die Hand nimmt
und die Scheibe in einer solchen Lage hält, dass das Bild der
Laterna magica darauf sichtbar ist, so werden, wenn man die
Scheibe in verticaler Richtung bewegt, alle Theile des Bildes nach
und nach darauf sichtbar. Wenn sich mitten auf der Scheibe eio
schwarzer Punkt befindet, so ist es leicht, hiermit alle Umriase
und Linien des Bildes nachzuziehen; bleibt hierbei die Stahistange
immer genau horizontal, so wird sie natürlich dieselben Umrisse
auf den Thonblock übertragen.
Das Bild der Camera obscura ist nicht anders sichtbar, all
wenn es eine Fläche findet, auf der es sich abspiegeln kann; die
Fläche kann sich bewegen, das Bild bleibt stehen. Deshalb kann
man auf einer kleinen sich bewegenden Fläche das ganze Bild nach
und nach einstellen , ebenso wie man in einem kleinen Spiegel nadi
und nach eine grosse Menge von Gegenständen wahrzunehmen im
Stande ist. In dem Claudet' sehen Verfahren nun ist es gerade voh
theilhaft, dass das Auge nicht durch eine zu grosse BUdflädie
ermüdet und gestört wird.
Man sieht ein, dass das Princip sehr einfach ist, und dass es
sich nur noch darum handelt , wie man die Stahlstange immer genau
wagerecht halten kann; denn aus freier Hand wäre dies nicbt
möglich. Zu diesem Zwecke ist die Scheibe an einer flachen Stange
befestigt, die zwischen zwei Rinnen geht; die Rinnen aber befinden
sich in einem verticalen Rahmen, der in der Bildfläche steht; durcb
Gegengewichte, Rollen und Schnüre bleibt die Stange in jeder
Lage, in die man sie bringt, und bewegt sich sehr leicht ohne
Widerstand in verticaler, horizontaler und diagonaler Richtung.
Die Commission zur Vertheilung von vier Medaillen an die
verdienstvollsten Erfinder hat diese dem Sir A. Brewster für die
Erfindung des Prismenstereoskop, den Herren Civiale, Dufonmct
und Laussedat zuerkannt. Es wäre vielleicht logischer, wenn diese
Preise, die sich jährlich wiederholen, für solche Arbeiten gegeben
würden , die in dem vorhergehenden Jahr ausgeführt wurden.
Von Hrn. Marie wurden sehr gute Photolithographien ausge
stellt ; von den Herren Marte und Plnel Photographien auf Holz
und Relicfatzungen zum Buchdruck.
Hr. Laussedat stellte seinen auf photographLschem Wege er-
zeugten Plan der Stadt Grenoble aus.
MittheUungen für die Redaction wolle man an Dr. Liesegang
in Elberfeld adressiren.
Qedrurkt boi Sa in. Lucai In Elberfeld.
Photographisches Archiv.
Band WE. — Mr. 84. — !•• «lunl tses.
Practische Winke Aber künstlerische Phetographie.
Von A. H. WalL*^
2. Stellung und Ausdruck.
Viel, sehr viel ist gethan zur Erzielung eines malerischen, auf
Kunstwerih Anspruch machenden Bildes , wenn man die Beleuchtung
gehörig den indiyiduellen Eigenheiten der aufzunehmenden Person
anpaast; aber die Stellung und der Gesichtsausdruck derselben sind
jsicher mit mindestens ebensoviel Sorgfalt in Obacht zu nehmen,
wenn man eines guten Erfolges sich erfreuen will. Dabei will ich
nun freilich nicht soweit gehen, wie ein schon im ersten dieser
Kapitel anerkennend erwähnter Kunstkritiker und behaupten, der
Porträtist müsse Standesunterschiede, auch wo sie im Naturell sich
gar nicht vorfinden, doch im Bilde zu markiren suchen und einem
bäurisch aussehenden Lord ein vornehmes, einem vornehm, aus
sehenden Bauern ein tölpisches Aussehen geben, oder in gleicher
Weise einem zierlichen Kammermädchen und einem plumpen Fräu-
lein die Rollen tauschen lassen und ihnen die, ihren Ständen im
Allgemeinen zugeschriebenen Ausdrucksweisen aufprägen. So weit
soll und kann man nicht gehen; aber es ist wirklich überraschend,
was man durch einfache Handgriffe im Arrangement der Stellung
in Bezug auf den Ausdruck des Bildes erreichen kann.
Ich habe selbst gesehen, wie eine Person auf einem Bilde
sich ganz stattlich und würdig machte, auf einem anderen dagegen
*) Fortsetiung von Bd. V. S. 172.
12
214
recht gewöhnlich und nichtssagend aussah, und zwar lediglidi n
Folge einer gut oder übel gewählten Stellung. Wir Photographen
haben ja alle schon Leute unter den Händen gehabt, welche unsere
Geduld erschöpfen und von denen wir nach vielen, fruchtlosen Ver-
suchen doch nur höchst mittelmässige oder geradezu schlechte Bilder
erhalten können. Nun, aus Schweinsohren lassen sich keine Geld-
beutel schneiden.
Viel Noth macht dem Photographen oft ein nervöses, schüch-
ternes Völkchen — der grösste Theil der lieben Damenwelt. Daheim
sind sie munter und unbefangen, aber dem Fremden gegenubcf
befangen und ängstlich. Hier lässt sich nun mit richtiger Uebe^
legung und Takt sehr viel thun. Eine freundliche UnterhaltoDg^
ein artiges Spässchen, ein interessantes Anekdötchen vermögen gar
oft das Eis zu brechen und sie in die dem Photographen wQo-
schenswerthensten Verfassung zu bringen, während ein ihnen
gegenüber angenommenes allzu steifes, kalthöfliches Benehmen ihre
natürliche Schüchternheit vermehrt und sie in eine., den Photo-
graphen zur Verzweiflung bringende Verfassung versetzt
Wie gross 'ist ferner die Noth der Photographen bei Aufnahme
von Kindern. Sogar wenige unserer grössten Maler haben ¥rirk-
lich kindliche Kinderporträts geliefert, und nur äusserst selteo
sieht man eine Kinderphotographie, draus uns das Kind als e'm
wirkliches leibhaftiges Kind anblickt. Wie oft sagt wohl ein Vater,
wenn er eben irgend einen reizenden Moment aus dem Leben
seines Kindes belauscht: Wenn ich Maler wäre, oder wenn ich
Photograph wäre, was müsste das für ein prächtiges Bildchen ^e-
ben ! Nun , und warum kann denn der Photograph solche prächtige
Bildchen nicht liefern? Weil er die Kinder ebenso, und zwar
ebenso unpassend behandelt als die Erwachsenen. Dort ist das
Objectiv, da gucke fest hin, du kleiner quecksilberner, von Lost
und Leben übersprudelnder Bengel. Dein goldlockiges Köpfcheo
darfst du nicht, wie es dir^einfallt , jede Secunde in eine andere,
reizende Stellung bringen; du musst es hübsch ruhig halten, wie
eine Puppe, und die hellen munteren Augen darfst du nicht aof
allen diesen Neuigkeiten und wunderbaren Dingen mit kluger Wiss-
begier herumschweifen lassen; dort der Punkt, er mag dir freilich
ganz uninteressant sein, aber den musst du fest und ruhig be-
trachten. Indem der Photograph anf diese Welse gerade das am
Kinde Characteristische, das ewig Bewegliche, die fortwährende
Veränderung in Wunsch, Gefühl, Ausdruck nach Kräften zu unter-
drücken und zu beseitigen sich bemüht , um ein ruhiges Sitzen zo
erzielen; bringt er dann glücklich jene beängstigten, dummen, ge-
215
quälten, im besten Falle nichtssagenden Einderporträts zu Markte.
Die besten Kinderbilder, welche ich gesehen, sind die von Rejlander
gefertigten. Sie sind jedoch alle nicht scharf eingestellt und zu
karz exponirt. Aber was thut das? Sie zeigen dafür wirkliches
Leben, Handlung und Ausdruck, sprechen zum Herzen und lassen
uns oft laut und herzlich über die kleinen fröhlichen Dinger lachen.
Das ist doch wirklich tausendmal mehr werth als grosse Schärfe
und Sauberkeit und richtige Expositionsdauer, wenn diese nur da-
durch erreicht werden können, dass die armen kleinen Schelme
von dem besorgten Vater oder dem unmuthigen Photographen ohne
Anwandlung von Gewissensbissen, durch strengen furchterweckenden
Befehl an Kopfhalter und Stuhllehne festgebannt werden. Aber
Rejlander nimmt nun einmal gern Kinder auf. Freilich fürchte ich
mich fast es zu erzählen, wie er dabei verfahrt, wie er da seine
Würde gänzlich bei Seite setzt, allen Mannesernst vergisst und
selbst zum Kinde unter den Kindern wird; wie das Kind laut auf-
lacht über die spassigen Sprünge des drolligen Mannes mit dem
grossen Barte und wie es hingerissen ihm gesteht, wie gern es
ihn leiden mag, wie ihm dann im tollen Herumjagen der Athem
ausgeht und der Schweiss auf die Platte tritt (er wird es mir nicht
übel nehmen, aber er hat so ein bisschen Mondschein) und wie er
dann vielleicht plötzlich von allen Vieren aufsteht, um in der Eile
ein Bild aufzunehmen, was da Kinderleben und Kinderlust athmet,
trotzdem es vielleicht nur einen duftig hingehauchten Kopf mit einem
wegen zu kurzer Belichtung mehr oder weniger in Dunkelheit ver-
schwommenen Körper zeigt. Da sehe ich dagegen im Geiste mei-
nen steifen und förmlichen photographischen Freund N. N. Der
betrachtet alle Kinder als die natürlichen und geschworenen Feinde
des Pbotographen und lässt sich wohl selten eine Kinderaufnahme
zu Schulden sommen. Oder gar Tollheit zu treiben? Gott im
Himmel I wie könnte der stattliche Mann mit dem ernsten, steiner-
nen Sphinxgesicht es jemals wieder wagen, nach solcher Unthat
sein Haupt auf der Strasse zu zeigen. Nein sicher führe er eher
vor Schande in das Grab. Der arme Mann!
Ist es denn aber mit den Erwachsenen anders und müssen sie
nicht schliesslich alle wie Kinder behandelt werden? Das Herz
des Kindes steckt immer noch drin im innersten Herzen des Man-
nes; man muss nur verstehen es herauszubringen. Dazu gehört
freilich ein feiner Menschenkenner, der das „Steckenpferd**, oder
wie ein Misanthrop sagen würde, die „schwachen Seiten** jedes
Menschen aufzufinden weiss, d. h. diejenigen characteristischen
Eigeuthümlichkeiten eines Jeden, welche den Grundzug seines
216
Naturells bilden immer anzuregen yersteht, und das Ist es eben,
was vor Allem dem Porträtphotographen so Noth that Aach et
muss den inneren, lebendigen, fühlenden Menschen heranszabringes
verstehen und ihn dann zu fixiren wissen, ehe derselbe Zeit hat
sich wieder von der Oberfläche zurückzuziehen, und diese kalt und
leblos zurücklässt. So nur wird man ein natürliches, characteristi-
sches Bild mit packendem Ausdruck erhalten.
Aber, wie selten werden solche Bilder erhalten? Man scbkge
nur das erste, beste Porträtalbum auf und blättere darin herain.
Auf allen Gesichtern wird man denselben Ausdruck finden, nur
leicht modificirt durch den individuellen Character. Dieser. Herr,
auf den wir zuerst stossen, denkt offenbar, dass er ganz wkag
sitzen muss und „will''. Diese Dame betet ofTenbar inbrünstig
darum, dass sie ja nicht wieder zuckt und so den kaum erst haib
besänftigten Zorn jenes schrecklichen, am Apparat stehenden Man-
nes von Neuem erweckt. Ein Anderer sagt mit selbstzufnedeaeii
Schmunzeln: „Ich weiss wohl^ ich soll mich nicht rühren'^. Wieder
ein Anderer trägt auf seinem Antlitz die deutliche Inschrift: ,I<^
hoffe, es wird nicht mehr lange dauern, denn sonst muss ich ganx
bestimmt einmal zucken^; während noch ein Andrer ans erzählt:
„Nun habe ich aber den Athem länger als möglich an mich ge-
halten; wenn das fürchterliche Glas nicht sofort zugedeckt wird,
platze ich sicher^. Die meisten dieser Producte kommen freüich
aus den Ateliers mit der Firma „Zum billigen Mann^, aber idi
glaube, es gibt derartiger Bilder so viele, so unzählige, dass vor-
urtheilsfreie Leser mich sicher keiner Uebertreibung zeihen werden.
Was hat dies alles aber mit der Stellung zu thun, wird mich
vielleicht der Leser fragen? Erst recht viel. Wovon das Herz ge-
füllt ist, äas drückt sich auch durch äussere Action aus, und der
momentane Gefühlszustand wird sich in einer Stellung Luft machen,
welche nicht nur in der harmonischsten Uebereinstimmung mit dem
zugehörigen Gesichtsausdruck, sondern auch allemal wesentlich ehi-
racteristisch für die betreffende Persönlichkeit ist Anmnth, Schön-
heit imd Ausdruck kann man bei einem lebendigen Menschen olclit
dadurch erzwingen , dass man ihn wie eine Gliederpappe behandelt,
da und dort am Faltenwurfe herumzupft, dies Gelenk biegt, jenes
Glied anders legt und alles nach einer vorgefassten Idee vom
künstlerisch Schönen an ihm anordnet. Die altmodischen hand-
werksmässigen Miniaturmaler haben dies schon vor uns bis in die
neuere Zeit gethan, — und was war das Eesultat? Sechs oder
sieben verschiedene Stellungen wurden so oft wiederholt, dass es
schliesslich in der That nichts als eine Schabionemalerei war. Ich
217
wein ^anjs sicher and bestimmt, dass Tiele Miniatuimaler sweitea
and dritten Ranges nie, auch im Traume nicht daran daditen,
ihren Faltenwurf wirlclich nach dem am Originale zn malen. Es
wurde da einfach eine farbige Fläche yon der erforderlichen Gestalt
angelegt, und dann mit zwei Tönen, einem helleren und einem
dunkleren abschattirt Mit dem dunkleren wurde die Gestalt der
Aermel u. s. w. conturirt und hierauf wurden mit dem helleren
einige conventionelle Lichter aufgetragen. So erhielt man jene
Bilder, welche dem Originale ebenso völlig unähnlich waren, wie
ihre ihnen ganz gleichenden zwei- bis dreihundert Vorgänger.
Um Verschiedenheit in der Stellung zu erzielen, müssen in
den Aufzunehmenden verschiedene Gefühle und Stimmungen erweckt
werden. Gelingt dies wirklich, so kann man in neun nnter zehn
Fällen ganz sicher darauf rechnen, dass der Sitzende sich schon
ganz von selbst mit Leib und Leben in der ihm characteristischen
Weise repräsentirt
Sehr hübsch wird dies durch folgende Anekdote illustrirt, welche
von einem berühmten französischen Maler, dessen Name mir nicht
beifällt, erzählt wird.
Ein tapferer Seeoffizier wollte sich in ganzer Figur malen las-
sen, und zwar so, dass im Hintergrunde zugleich eine Schlacht,
in welcher er siegreich commaudirt hatte, mit dargestellt werden
sollte. Nun gut, Gesicht und Figur waren skizzirt. Blitz und
Qualm, Blut und Mord waren im Hintergrunde gebührend ange-
deutet. Aber, oh Unglück I Der Maler konnte auf dem Gesichte
seines Originals nur einen einzigen Gesichtsausdruck finden, nämlich
eine unbeschreibliche, unverwüstliche Gutmüthigkeit. Was sollte er
thun, um eine zu dem Schlachtbiide passende Stimmung auf dem
Gesichte des Offiziers zu erwecken? Er begann, während er fort-
arbeitete, leise Flüche zu murmeln. Der Offizier hörte endlich
seinen Namen in ziemlich kühner, ungenirter Weise mit diesen
Flüchen und Ausrufungen verbunden und hörte, wie der Maler den
Sieg, der durch das Gemälde verherrlicht werden sollte, lächerlich
machte, ja geradezu eine Niederlage nannte. Der Maler arbeitete
dabei immer ruhig fort. Dem Krieger begann das Blut zum Ge-
sicht zu steigen, aber bald unterdrückte er seine Erregung, indem
er meinte, ^der närrische Kerl denkt, ich höre sein Gemurmel
nieht^ , und bei diesem Gedanken wurde sein Gesicht noch viel
freundlicher und gutmüthiger als zuvor. Da wusste der Maler nicht
mehr, was er beginnen sollte, und von seiner Leinwand ab sich
nach dem Offizier hinwendend spie er diesem in das Gesicht Das
war nun freilich zu viel. Mit halb aus der Scheide gerissenem
218
Degen und stolz erhobener Brust war der Offizier mit einem Salze
an der Seite des Malers, der sich nun wieder nach seiner Lein-
wand gewendet hatte und wahrhaft wüthend darauf heromarbdtete.
Finster drohenden Blickes , zwar mit Würde aber In hodister Em-
gung, verlangte der Offizier sofort Erklärung, aber er eihielt keine.
Viel rasender, als je flog der Pinsel zwischen Leinwand und Palette
hin und her, und auch eine wiederholte, dringende Auffordenmg
yermochte den Maler nicht zum Sprechen zu bringen. EDdlidi
mochte der Offizier wohl auf die Idee kommen , der Künstler sei
nicht, recht bei Sinnen, und schickte sich an das Atelier sn nr-
lassen, als. der Maler endlich Palette und Pinsei lünsdileaderte
und, mit freudestrahlendem Auge sich zum Offizier wendend, die-
sem die so lange vergeblich geforderte Erklärung gab. Wie liiue
er ihn können mitten in die Hitze und Furie des Kampfe« hin-
stellen mit diesem sanften Blick , dem lächelnden Munde und der
völlig äusdruclcslosen Stellung? Nein das ging nicht; und liitte
er es mit dem Leben büssen müssen, er musste ihn beleidigen, om
ihn in gereizte, kampflustige Stinunung zu versetzen.
Obgleich dies Beispiel dem Porträtphotographen nicht et?ra mr
buchstäblicben Nachahmung empfohlen sein soll, so ist es dod
nichtsdestoweniger ein gutes Beispiel, aus dem die nöthigft Nati-
anwendung zu ziehen nicht schwer ist
Manchem wird freilich mit den hier gegebenen, mebr oder
weniger allgemein gehaltenen Andeutungen noch nicht viel geholfen
i^Sin; ich will daher noch eine Reihe specieller Yorschriflen auf-
zählen, welche allgemein von Porträtmalern angewendet werden.
1. Unschönheiten und Mängel in Gestalt und Gesichtsbüdmig
müssen mögliclmt verdeckt werden. Oft ist dies darum nicht mög-
lich, weil der zu Porträtirende diese Mängel nicht kennt und dock
ausdrücklich in einer Stellung aufgenommen zu werden wänadA
in welcher sie besonders hervortreten, oder weil er auf unverfafillter
Darstellung derselben besteht, um, seiner Meinung nach, die Po^
trätähnlichkeit nicht zu beeinträchtigen. Stehen solche Hrndemi«
nicht entgegen, so kann der Künstler viel zur Idealisirung betragen.
Ein weiblicher Busen z. B., der zu voll ist, um schön zn seil,
kann dadurch verdeckt werden, dass man den Rumpf so weod«(,
dass die Conturen des Rückens statt der des Busens sichtbar wer-
den. Eine zu magere, dürre Gestalt kann man durch etwas reiches
Faltenwurf verbessern, und eine zu dicke, stämmige durch Imapper
anliegende, möglichst dunkle Kleider und dadurch, dass man sie
sich in einem Hintergründe von nahe demselben Tone verlieren lissL
219
2. Die Partien des Gesichts und der ganzen Gestalt, welche
die vortheilhafteste Ansicht darbieten, müssen Immer mög^Uchst
hervorgehoben werden.
3. In die Linien der Figur mnss gehörige Abwechselung ge-
bracht werden. Sehr schQne Beispiele für gute Stellungen finden
sich in dieser Beziehung unter den Gem&lden von Sir Thomas
Lawrence, doch ist auch dieser berühmte Maler hierin manchmal
ein wenig zu weit gegangen und hat zuweilen Affeetation nicht
ganz vermieden. Für eine weibliche Figur lässt es sich gut, wenn
man sie sich etwas nach vom neigen Ifiset, die eine Schuher etwaa
höher als die andere, und das Gesicht in Drei Viertelwendung bringt,
etwa so, wie es in der nnten betgefügten Skizze (Figur 1] darge-
stellt bt Es ist dies eine sehr behebte, angenehme und kfinat-
lerisefae Stellung, welche viel Ausdruck, Leben und Anmuth zu
entwickeln gestattet Sie war eine tod Sir Thomas Lawrence'»
Lieblingsstellungeu und scheint das Auge, auch bei öfterer Wieder-
holung, nicht zu ermüden.
4. Das Alter der ta portrStlrenden Person mnss bei Wahl
der Stellung wohl beriickaichtigt werden. Es würe a. B. unschön,
einer alten Person mit steifer, eckiger, nur langsam zitternder Be-
PkoUiraptliebci ArcklT. Br. M. 16. JnnI ISSG. 18
220
wegung fähigen Gliedern eine Stellung einnehmen lassen zu wollen,
welche nur jugendlicher Kraft, Beweglichkeit und Anmutb eigen
sein kann.
5. Es ist immer besser, die gewünschte Stellung nicht durch
wirkliches, mechanisches Biegen und Schieben mit den Händen
hervorzubringen, sondern durch irgend einen Kunstgriff in der Un-
terhaltung das selbstthätige Einnehmen derselben von Seiten der
aufzunehmenden Person zu erzwingen. Nur eine auf die letztere
Weise erzielte Stellung wird Freiheit, Leichtigkeit und Natürlichkeit
zeigen, jede andere dagegen affectirt und zufallig erscheinen.
6. Die Hände dürfen nicht steif herabhängen, ein Finger
parallel neben dem andern, sondern jeder in seiner Welse gefällig
gekrümmt (Fig. 2). Ich habe gefunden, dass man auch einer sehr
steifen , ungefügigen Hand dadurch eine gefällige Form geben kann,
dass man der betreffenden Person eine Rolle Papier lose in die
Hand gibt und sie dann auffordert, das Papier ganz allmäJig aus
der Hand herausgleiten und auf den Fussboden fallen zu lassen.
Der Moment des Falles gibt mir dann das Signal, den Deckel von
der Linse zu nehmen. Um Alles in der Welt vermeide man es,
Jemandem die Hand durch wirkliches Biegen und Krümmen zu
arrangiren, denn von Natürlichkeit lässt sich so keine Spur erzielen.
7. Es ist gebräuchlich, um das Ganze weniger steif erscheinen
zu- lassen, den Kopf nicht gerade genau in die Mitte des Budes zo
bringen, sondern vom ein wenig mehr Platz zu lassen als hinten.
8. Ein gerade dem Beschauer zugewandtes Gesicht zeigt aU^
mal Mangel an Abwechselung, Leben und Anmuth. Diese Stellung
ist bäuerisch und kindisch. Bei stehenden Figuren darf der Korper
nur auf einem Fusse ruhen, und wenn der Darzustellende seine
Aufmerksamkeit nach irgend einem Punkte hinrichtet, so ist es
besser, nicht den ganzen Körper, sondern nur den Kopf dahin za
wenden. Aber, um himmelswillen vermeide man den gar nicht so
selten begangenen Fehler, die Augen nach der einen, den Kopf
nach der andern und den Kumpf nach einer dritten Richtung zu
wenden.
Es Hesse sich wohl noch mancher Wink, noch manche An-
weisung geben , aber ein wenig Ueberlegung wird in solchen Fällen
genügen, um das Richtige zu finden, und ich habe nicht Lust noch
Zeit, Dinge, die zur Stunde wohl Jedermann bekannt sind, des
Breiteren auseinanderzusetzen. Darum für jetzt genug.
Die nächsten beiden Kapitel werden der Gruppirung und dem
Helldunkel gewidmet sein.
221
Befente Aber Ttwlersi „Tke sUver subeui^^
Von Dr. A. Weiske.
m. Die negatiyezL Papienrerfahrezi.*^
In diesem Caiutel gibt Towler eine eingehende , kritische lieber-
sieht der besten negativen Papierverfahren. Früher die einugen
Büttel y um überhaupt Negativs zu erhalten, werden sie nur noch
hauptsächlich auf Reisen angewendet, wenigstens die trocknen oder
Wachspapierprozesse, während die nassen, wie der von Humbert
de Molard, sich zu Expeditionen nicht eignen.
Das Wichsen ist noth wendig, um dem Papier für das nachfolgende
positive Druckverfahren eine grössere Durchsichtigkeit zu verleihen.
Bei einigen , wie bei dem älteren Talbot'schen , sogenannten Ealotyp-
verfahren geschieht das Wichsen nach dem Empfindlichmachen, bei
den anderen vorher. Das Tränken mit Wachs selbst kann auf sehr
verschiedene Weise vorgenommen werden. -Bei Legray *s Verfahren
wird das Papier auf einer heissen Metallplatte mit weissem Wachs
getränkt und das Ueberflüssige sorgfaltig entfernt, während man
bei Geoffray's Ceroleinprozess wie folgend verfahrt. Fünf Unzen
weisses oder gelbes Wachs wird in einer Retorte mit der doppelten
Menge Alkohol so lange erhitzt, bis es sich vollständig aufgelöst
hat. Giesst man das Ganze zum Abkühlen in ein Gefäss aus, so
scheidet sich zuerst das im Wachs enthaltene Myrlcin und Cerin
aus und nur das Cerolei'n bleibt im Alkohol gelöst. Diese Lösung
giesst man durch Musselin und mischt sie mit dem beim Erhitzen
überdestillirten und aufgefangenen Alkohol. Dies bildet die Vor-
rathsceroleinlösung.
Dann. löst man 12 Gran frischgefalltes Jodsilber in concentrirter
Cyankaliumlösung und bringt dies in eine Lösung von 4 Drachmen
Jodanmionlum , 12 Gran Brom- und ebenso viel Fluorammonium
in 3 Drachmen Alkohol. In der Flasche bildet sich ein Bodensatz.
20 Drachmen der Cerolei'nlösung und 2 Drachmen der Jodirung
giesst man in einen Porzellantrog und lässt die Papierblätter darin
eine Viertelstunde liegen. Nach dem Trocknen können sie dann
empfindlich gemacht werden.
Bei Tillard's Terpentin- und Wachsprozess wird weisses Wachs
durch mehrtägiges Digeriren mit Terpentinöl aufgelöst, die Lösung
decantirt und filtrirt. Zu je 3 Unzen der Lösung setzt man 7 Gran
Jod und 40 — 45 Tropfen frisches Ricinusöl. Sollte das Jod sich
nicht ungefärbt auflösen, so setzt man die Mischung zum Bleichen
•) Fortsetzung von S. 79.
222
an die Sonne. In diesem Bade werden die Papiere 5 Minaten lang
untergetaucht, dann getrocknet
Nach Humhert de Molard's nassem Verfahren wird das Papier
einfach in einer Lösung von 2 Drachmen Jodammonium in 6 Unsen
destillirten Wassers jodirt und nach dem verbesserten Talbolyp-
verfahren wird die Jodirung (1 Drachme Jodkalium, 2^/2 Unzen
Wasser) erst nach einer vorläufigen Silberung (60 Gran Silbemitrat
auf 2 Unzen Wasser) vorgenommen. Bei Legray's Verfahren inid
die Jodirung nach dem Wichsen in einer von den beiden folgenden
Lösungen bewirkt
L
Reiswasser 25 Unzen.
Milchzucker 1 Unze.
Jodkalium oder Jodammonium . 3 Drachmen.
Bromkalium 48 Gran.
Oder: H.
Molken ... 25 Unzen.
Milchzucker . . 4 Drachmen.
Jodkalium . . 3 „
Bromkalium. . 48 Gran.
Reiswasser erhält man durch Kochen von Reis in seinem
IGfachen Gewicht Regenwasser, bis der Reis weich ist, nachheriges
Decantiren, Hinzufügen von 46 Gran Hausenblase zu je 16 Unzen
der Abkochung und nochmaliges Aufkochen. Molken erhält man
dadurch, dass man einige Quart abgerahmte Milch durch ein paar
Tropfen Essigsäure gerinnen macht, durch Musselin presst und den
Durchlauf dadurch klärt, dass man ein Eiweiss dazu mischt, zum
Sieden erhitzt und dann filtrirt Reiswasser wie Molken dienen
nur zur Befestigung der Jodirung.
Die Silberung geschieht bei dem TalbotTpverfahren durdi Be-
streichen mit folgender Lösung:
Silbemitrat 25 Gran,
Wasser 4 Drachmen,
Essigsäure, crystallisirte . . 1 Unze,
Gesättigte Gallussäurelösung . IV2 »
und nachherigem Auspressen zwischen Fliesspapier. Das Hervo^
rufen bewirkt man durch ein Gemisch von 4 Theilen gesättigter
Gallussäurelösung und 1 Theil Silberlösung (50 Gran auf die Unte
Wasser). Die Entwickelung ist nach wenig Minuten yoliendet
Bei Legray's Prozess geschieht die Silberung durch Auflegen
des gewichsten und jodirten Papiers auf ein Bad von :
223
Silbemitrat . 7 Drachmen.
Eisessig . . 7 j,
Wasser . .12 Unzen.
Dann wird es entweder sofort zwischen zwei Glasplatten expo-
nirt oder mit den Ecken auf ein steifes Papier geklebt, getrocknet
und aufbewahrt. Champlouis presst das aus dem Silberbade kom-
mende Blatt mit einem dahinter gelegten nassen Blatt Fliesspapier
und Wachspapier zwischen zwei Glasplatten. So kann man es
12 Tage aufbewahren, ohne dass es austrocknet.
Crookes entwickelt die auf Legrays Papier erhaltenen Bilder
dadurch, dass er von einer starken Gallussäurelösung (30 Unzen
Alkohol, 4V2 Unzen Gallussäure, 72 Gran Eisessig) eine halbe
Drachme zu 2 Unzen Regenwasser mischt und 7 Gran Silberlösung
(86 Gran Nitrat auf die Unze Wasser) zusetzt. In dieser Lösung
bleiben die Blätter eine halbe Stunde und länger liegen. Nach
Champlouis zieht man die Blätter nach dem Exponiren erst noch-
mals durch das Silberbad, legt sie dann auf eine Glasplatte und
iibergiesst sie mit einer dünnen Schicht Gallussäure. Das Bild
erscheint schnell und rein. Die Fixirung geschieht mit unterschweflig-
saurem Natron (1 Unze auf 8 Unzen Wasser). Durch Erwärmen
kann man schliesslich den Blättern ihren Glanz wiedergeben.
Ganz dasselbe Verfahren der Silberung u. s. w. kann man auch
bei Geoffray's Cerole'i'nprozess beobachten. Bei TiUard's Terpentfn-
prozess silbert man in folgendem Bade:
Silbemitrat . 1 Drachme.
Zinknitrat . . 2 V2 n
Eisessig . . 2V2 »
Wasser . . 3 Unzen.
Das Zinknitrat ist jedenfalls ganz liberflüssig. Die Entwicke-
lang geschieht durch Eintauchen in eine Lösung von:
destillirtem Wasser .... 5 Unzen,
gesättigter Gallussäurelösung . 5 „
Eisessig 1 Unze,
wozu man ein wenig Silbemitrat fügt.
Bei dem durch ziemliche Empfindlichkeit sich auszeichnenden
Hombert'schen Verfahren silbert man durch Schwimmenlassen auf:
Wasser . . 6 Unzen.
Silbemitrat . 3V2 Drachmen.
Zinknitrat. • IV2 d
Eisessig . . IV2 y,
224
Der Entwickler besteht aus:
gesättigter Gallassäarelösung 6 Unzen.
* „ Lösung von essigsaurem Ammoniak . 48 — 60 Tropfen.
Die Fixirung erfolgt wie gewöhnlich.
Zuletzt erwähnt Towler noch das verbesserte EalotypveHahiea
nach Pritchard. Ein Blatt von Tumer's jodirtem Papier wird
auf einem Brettchen befestigt und dann mit einem Glasstabe fol-
gende Silberlösung
Silbemitrat . 28 Gran,
Wasser . , .1 Unze,
Eisessig . . 10 Tropfen,
darauf ausgebreitet. Nachdem diese eine Minute darauf verweilt,
wird es dreimal mit Wasser abgespült und zwischen Fliesspapier
getrocknet; dann, noch ein wenig feucht, mit der nicht empfind-
lichen Seite auf eine in die Cassette passende Glasplatte gelegt nnd
mit den Rändern darauf festgeklebt. Nachdem es gehörig im Don-
keln getrocknet, kann es zur Aufnahme von Ansichten verwendet
werden ; es erfordert einige Minuten Exposition. Nachher wird es
mit einem Federmesser von der Platte geschnitten und mit Gallos-
Säurelösung entwickelt, welcher auf jede Drachme einige Tropfen
Silberlösung zugesetzt sind. Dann wird mit unterschwefligsaarem
Natron fixirt, gewaschen, getrocknet und auf einer heissen Eisen-
platte gewichst.
Ilntersoehugeii.
Von R. Buuieil und H. R08CO6.
VI. Abhandlung.
Meteorologische Lichtmcssungen.*^
Die photochemische Wirkung, welche von den direeten SoniMi-
strahlen, oder von dem diffusen Lichte des heiteren Hinmielsgewölbei
auf ein horizontales Flächenelement ausgeübt wird , ist je nach der
Zeit und geographischen Breite verschieden und bildet ein wichtigei
Glied in der Kette von physikalischen Erscheinungen , durch weiche
die Thier- und Pflanzenwelt mit der leblosen Natur zusanunenhSngL
Trotz der vielen erfolglos angestellten Versuche , die Lichtstarke
durch photographische Schwärzungen in allgemein vergleichbaren
Maasse zu messen, schien es Bunsen und Roscoe doch nicht nn-
möglich, auf diesem Wege zu dem gewünschten Ziele zu gelangen.
*) Auszug AUS Poggendorffs AimAlen d. Phjs, Band 117, S. 529.
225
Die früher Ton Jordan, Hunt, Herschei, Claudet u. a. in dieser
EUchtung angestellten Versuche mussten zu yöUig illusorischen Ke-
Bultaten führen, da es damals noch nicht gelungen war, eine pho-
tographlsche Bcliicht von stets gleicher Empfindlichkeit herzustellen
und eine gesetzmässige Abhängigkeit der Schwärzung von der
Expoaitionszeit und der Lichtstärke aufzufinden.
Aus den in gleichen Belichtungszeiten erreichten verschiedenen
Graden der Schwärzung auf die Lichtstärke zu schliessen, fanden
Bimsen und Roscoe nicht thunlich, weil sich kleine Unterschiede
wohl bei geringeren Schwärzungen leicht, bei tieferen aber sehr
schwer wahrnehmen Hessen, und weil sich auch vor Allem bei
gleicher Belichtungszeit die Schwärzung der Lichtstärke durchaus
nicht proportional zeigte. Sie suchten daher zunächst einen anderen
Satz, welchen schon Malaguti hypothetisch angenommen und Hankel
für geringe Unterschiede in der Lichtstärke als wahr nachgewiesen,,
innerhalb möglichst weiter Gränzen des Lichtstärkeunterschiedes
zn Terificiren, um ihn dann als Grundlage für ihre Messungen
benutzen zn können, nämlich den Satz, dass, wenn gleiche Schwär-
zungen durch verschieden lange Belichtungen erhalten worden sind,
die betreffenden Lichtstärken im umgekehrten Verhältnisse der Be-
lichtungszeiten zn einander stehen. Wären also zwei Chlorsilber-
paplere ganz gleich grau gefärbt worden, das eine nach einer, das
andere nach 3 Secnnden Belichtung , so würden sich die betreffenden
Lichtstärken wie 3 zu 1 verhalten, oder es würden die Prodncte
aus Belichtungszeit und Lichtstärke in dem einen Falle gleich
1x3, in dem andern gleich 3x1, also in beiden Fällen gleich sein.
Um die allgemeine Gültigkeit dieses Satzes möglichst streng
nachzuweisen, müssen sehr kleine Zeitdauern der Lichtexposition
noch mit grosser Genauigkeit gemessen werden können. Bunsen
und Roscoe bedienten sich dazu folgenden Apparates:
Bin gegen 200 Millimeter langer, 15 Millimeter breiter Streifen
Chlorsilberpapier ist, so lange er unbelichtet bleiben soll, mit einem
ondurchsiditlgen Streifen (einem geschwärzten Glimmerblatt) bedeckt.
Dieser Glimmerstreifen ist mit dem einen Ende so an der Stange
euies Pendels befestigt, dass, wenn man das Pendel aus seiner
Sperrung auslöst und in Schwingung versetzt, beim Hergange der
Papierstreifen ailmälig entblösst und beim Hingange wieder zuge-
deckt wird. Am längsten belichtet ist auf diese Weise das Ende
des Papierstreifens, welches zuerst entblösst wird, am kürzesten
imd offenbar nur ganz momentan das andere. Demgemäss wird
auch die durch das Licht bewirkte Schwärzung des Streifens keine
gleiehmXssige sein , sondern eine von dem ersteren zu dem letzteren
226
Ende hin ganz allmSlig und regelmässig abnehmende. Sollte \m
einer einmaligen, so bewirkten Entblössung die Schwärzung des
Streifens nicht genügend sein, so kann man das Pendel mehrere
Male schwingen lassen; dadurch wird die Schwärzung tiefer, ohoe
dass die regelmässige Abschattirung von einem Ende zum anden
hin gestört wird.
Nun kann man, wenn die Schwingungsdauer des Pendels ge-
messen worden ist, mit Hülfe der Mathematik genau die Grosse
der Zeit bestimmen, während welcher irgend ein Punkt des (Mai-
Silberstreifens bei einer, und folglich auch bei zwei, drei u. 8. w.
Schwingungen belichtet worden ist. Auf dem Brettchen , auf wel-
chem der Papierstreifen mit Mundleim angeklebt wird^ befindet äd
zu diesem Zwecke eine in Millimeter getheilte Scala. So ergab die
Rechnung, um nur einige Beispiele aus der hierzu berechnete!
•Tabelle anzuführen , dass die Belichtung bei 0 Millimeter 1,200 Se-
cunden dauerte (die längste, welche überhaupt stattfand), bei 50
Mill. nur noch 0,912 Secunden, bei 100 Mill. 0,682 Secundea, bei
150 Mill. 0,431 Secunden und bei 187 Mill. 0,116 Secunden.
Will man nun bestimmen, welcher Stelle des Papierstreifeig
eine gegebene, durch andere Lichtwirkung erzeugte Schwanimg
gleichkommt, so darf man eine solche Yergleichung weder bei
Tageslicht, noch bei gewöhnlichem Kerzenlichte vornehmen, di
schon das schwächste, noch zum deutlichen Sehen erforderlidie
Licht dieser Art während der Beobachtung selbst eine erheblielie
Aenderung des Papiers hervorbringen kann. Auch die Fixinnf
erschien unthunlich , weil die Schwärzung unregelmässig verindenuL
Es blieb daher nichts übrig, als Beleuchtung durch eine m^idut
intensive Natronflamme, deren Strahlen durch eine grosse Sammel-
linse auf der zu vergleichenden Papierstelle concentrirt wurden.
Um das obenerwähnte, der Messung zu Grunde zu legend
Gesetz zu verificiren, mussten nun ausserdem noch durch eine Beike
möglichst verschiedener, genau vergleichbarer Lichtstärken ns-
schiedene photographische Schwärzungen erzengt werden. Bimsei
und Roscoe bewirkten dies dadurch, dass sie in einem sonst nt-
flüsterten Dachboden durch verschieden grosse, mikrometriseh genai
gemessene, in einer Messingplatte angebrachte Löcher SonneoUt
auf photographische Papiere fallen Hessen. Die verschiedenen Lidtt-
stärken waren genau der Grösse der betreffenden Löcher proportionil
und erzeugten auch demgemäss verschiedene Schwärzungen. Wurdet
dann durch Yergleichung bei Natronlicht auf einem der oben er
wähnten abschattirten Probestreifen dieselben Schwärzungen an^
sucht, so ergab sich durch Rechnung die Wahrheit des mehr
erwähnten Gesetzes,
227
das« innerhalb sehr weiter Gränzen gleichen
Prodacten aus Belichtnngszeit und Lichtstärke
gleiche Schwärzungen auf Chlorsilberpapier von
gleicher Empfindlichkeit entsprechen.
Mit diesem wichtigen Satze bot sich ein Weg dar, miltelst
einfacher Beobachtungen chemische Lichtwirkungen in allgemein
Tergleichbarem Maasse auszudrücken. Denn nimmt man als photo^
chemische Maasseinheit diejenige Lichtstärke an, welche in der
Secunde eine ein für allemal gegebene Schwärzung (Normalschwär^
zung) hervorbringt, so braucht man nur auf einem mittelst des
Pendelphotometers geschwärzten Streifen den Punkt aufzusuchen,
welcher der Normalschwärzung entspricht, und findet dann die Licht-
stärke durch Division mit der Belichtungszeit in Eins.
Es ist einleuchtend, dass diese Methode nur dann practisch
anwendbar sein kann
1) wenn die bei den Messungen in Betracht kommenden Lichte
stärken nur von so kurzen Indnctionsphänomenen begleitet sind,
dass die dadurch erzeugten Störungen innerhalb der unvermeidlichen
Beobachtungsfehler fallen;
2) wenn es möglich ist, eine photographische Schicht von
völlig constanter Empfindlichkeit darzustellen;
S) wenn sich eine unveränderliche, immer und. überall wieder
hervorzubringende Schwärzung (Nonnalschwärzung) zur sichern
Yergleichung mit einer photogriqihisch geschwärzten Fläche her-
stellen lässt.
1. Was den Einfluss der photochemischen Induction betrifft,
so haben Bunsen und Roscoe durch die genauesten Versuche nach-
gewiesen, dass derselbe in keiner Welse störend wirkt.
2. Was die Frage der Herstellung eines immer ganz gleich-
empfindlichen photographischen Papiers betrifft, so haben Bunsen
und Roscoe hierüber die erschöpfendsten Untersuchungen angestellt,
um dies gewichtigste Bedenken zu beseitigen, welches überhaupt
den auf photographischen Schwärzungen beruhenden Lichtmessungen
gemacht werden kann. Alle Complicationen bei Seite lassend,
benutzten sie einfach eine auf Papier erzeugte Schicht von Chlor-
silber. Das Chlornatrium und salpetersaure Silber wurden nur in
vollständiger chemischer Reinheit augewendet.
Lässt man das Papier nur auf der Oberfläche einer Chlor-
natriumlösung schwimmen, so erhält man nach dem Trocknen und
Silbern ein Präparat von höchst ungleicher Empfindlichkeit und
zwar ist diese am grösslen an den beim Trocknen nach unten
gekehrten, am meisten durchtränkten Stellen. Es wurde daher ein
228
constantes Maximum der Imbibition durch ein 5 Minuten langes
vollständiges Eintauchen des Papiers in die Kochsalatösang zu er-
reichen gesucht. Femer lehrten die Versuche, dass sich mit stei-
gendem Eochsalzgehalte der Lösung die Empfindlichkeit des Papiers
fortwährend in raschem Maasse steigert und dass es, so weit <Be
Beobachtungen reichten, keine Gränzen zu geben scheint, wo dne
weitere Vermehrung oder Verminderung des Kochsalzgehaltea ohne
Einfluss auf die Empfindlichkeit bliebe. Um constante Resultate zu
erzielen, war es daher nöthig, eine Lösung von stets gleichon
Eochsalzgehalt anzuwenden und zwar wählten sie eine mit 3 Pro*
Cent Kochsalz, weil das mit einer solchen getränkte Papier fast
genau gleichviel Kochsalz und Wasser aufhimmt
In Bezug auf die bei der Silberung zu beachtenden Umstände
ergibt sich aus den Versuchen , dass die Empfindlichkeit des Papien
dieselbe bleibt, mag man 8, 10 oder 12 Theile salpetersaurei
Silberoxyd auf 100 Theile Wasser anwenden, dass aber bei 6 TheUen
des Silbersalzes auf 100 Theile Wasser schon die Gränze der Ver-
änderlichkeit erreicht wird. Femer ergibt sich aus den Versuchen
die Thatsache, dass die Empfindlichkeit des Papiers unverändert
dieselbe bleibt, mag die Silberlösung 15 Secunden oder 8 Minuten
mit dem gesalzten Papier in Berührung gewesen sein. Veikfiizt
man die Zeit der Silberang noch unter 15 Secunden, so gelangt
man an eine Gränze, wo die Chlorsilberschicht in hohem Grade
unempfindlich wird. Auch ob das gleichzeitig mit der Erschopfong
des Silberbades sich bildende Salpetersäure Natron möglicherweise
als Contactsubstanz auf die Empfindlichkeit des Papiers einwirken
könnte, wurde untersucht und eine solche Contactwirkung nidrt
aufgefunden.
Das gesilberte Papier konnte nach dem Trocknen im Dunkeln
und vor der Belichtung recht gut 15 Stunden aufbewahrt weiden
ohne Aenderang seiner Lichtempfindlichkeit. Nach der Belichtung
kann das Papier , wie die Versuche beweisen , ohne seine Färbung sn
verändern, mindestens 17 Stunden im Dunkeln aufbewahrt werden.
Bei einer Reihe von Versuchen , um die etwaige Verschiedenheit
in der Empfindlichkeit verschiedener Papiersorten zu ermitteln, ergab
sich, dass dünnere Papiersorten scheinbar empfindlicher waren, als
dickere. Es berahte dies jedoch, wie bald ermittelt wurde, ledig-
lich darauf, das dünneres Papier wegen der grösseren Transparenz
etwas dunlder erschien und es konnte dieser Unterschied durch ein
untergelegtes weisses Papierblatt sogleich beseitigt werden. Man
darf daher annehmen, dass die Dicke weisser, zum Photographiren
tauglicher Papiere ohne Einfluss auf die Empfindlichkeit derselben ist
229
Noch glaubten Bunsen und Roscoe den Einflnss der atmosphä-
rischen Temperatur und Feuchtigkeit feststellen zu müssen. Sie
klebten daher völlig gleich präparirtes , Infttrocknes Papier auf
Blechkasten, die mit Wasser Ton verschiedener Temperatur ange-
füllt waren, und setzten diese Papiere gleich lange demselben Lichte
aas. £s zeigte sich so, dass die Unterschiede in den atmosphäri-
schen Temperaturen und Feuchtigkeitsgraden auf die Empfindlich-
keit des Papieres ohne Einflnss sind.
3. Nachdem so durch lange, mühsame Untersuchungen der
Weg zur Herstellung eines photographischen Normalpapiers gefunden
war, welches hinlänglich bleibende Empfindlichkeit besitzt, um zu
photochemischen Messungen dienen zu können, blieb nur noch
übrige eine zur Feststellung der Maasseinheit geeignete, jederzeit
leicht wiederherstellbare Schwärzung (Normalschwärzung) von völlig
gleicher unveränderlicher Beschaffenheit zu bereiten. Bunsen und
Roscoe benutzten dazu eine Mischung von Zinkweiss (chemisch
reinem Zinkoxyd} und Lampenruss, welcher letztere dadurch erhalten
war, dass man eine Terpentinöllampe unter einer grossen, durch
Wasser kalt gehaltenen Porzellanschale brennen Hess und den ab-
gesetzten, gesammelten Russ in einem bedeckten Platintiegel 5 Mi-
nuten lang bis zur Rolbgluth erhitzte.
Versuche zeigten, dass die Schwärzung, welche man durch
Mischung von 1000 Theilen Zinkoxyd und 1 Theil dieses Busses
erhält, gerade eine solche ist, an welcher das Auge noch die klein-
sten Unterschiede wahrnehmen kann. £s wurde daher obiges Ver-
hältniss als Normalschwärzung angenommen. Als Bindemittel wurde
diesem Gemenge Wasser zugefügt, in welchem ungefähr ^/iooo Hau-
senblase gelöst war. Um ein vollkommen constantes Präparat zu
erhalten, muss die Mischung eine Stunde lang auf dem Reibstein
mit Wasser gerleben werden.
Nachdem im Vorhergehenden gezeigt worden, wie sich ein
photographisches Normalpapier von stets gleicher Empfindlichkeit
und eine Normalschwärzung von gleichbleibender Beschaffenheit her-
stellen lassen,' bieten allgemein vergleichbare photochemische Mes-
sungen des gesammten Tageslichtes keine Schwierigkeiten mehr
dar, wenn man den von Bunsen und Roscoe in einem weiten Um-
fange bewiesenen Satz zu Hülfe nimmt, dass gleiche Producte von
Lichtstärke und Belichtungszeit gleiche Schwärzungen bedingen.
Als Maasseinheit solcher Messungen nehmen die
Verfasser diejenige Lichtstärke an, welche in einer
230
Secande auf dem pbotographiscben Normalpapier die
Normalschwärze hervorbringt
Der Beobachtungsgang ist nun einfach folgender:
Belichtet man Normalpapier mittelst des beschriebenen Pendel-
photometers, so erhält man einen von Schwarz in Weiss allmiiig
abfallenden Streifen. Bestimmt man auf diesem Streifen beim Lidit
der Natronflamme, mittelst eines mit Normalschwärze bedeckten
Papierblättebens den Punkt, welcher der Normalschwärze gleich-
kommt, und liest den Punkt der daneben befindlichen Millimeter-
scala ab, so gibt eine im Voraus berecbnete Tabelle (aus welcher
weiter oben einige Zahlen schon angeführt wurden) , die Belichtungs-
zeit dieser normalgeschwärzten Stelle in Secunden und Bruchtheilen
von Secunden an. Wäre die Belichtungszeit 1 Secundc gewesen,
so würde, der obigen Definition der Maasseinheit zufolge, die wir-
kende Lichtstärke = 1 gewesen sein. Für eine andere Belichtungs-
zeit z. B. 0,5 Secunden muss daher die gesuchte Lichtstärke = ^^^
oder gleich 2 sich ergeben und im Aligemeinen ergibt sie sich,
wenn man mit der aus der Tabelle ermittelten Belichtungszeit in
1 dividirt. Ist die Schwärzung nicht durch eine sondern mehrere
Pendelschwingungen erfolgt , so muss man die so gefundenen Licht-
stärken noch durch die Anzahl der Schwingungen dividiren, um
sie mit der Maasseinheit vergleiclibar zu machen.
Zum Schlüsse dieser Abhandlung geben Bunsen und Roscoe
noch als Beispiele solcher Messungen einige Beobachtungsreihen
aus zwei Tagen im December und einem im Juli. Schon ans
diesen wenigen Beobachtungen ist ersichtlich, wie mächtige Unter-
schiede in der chemischen Wirkung des Himmels- und SomienUchis
in den kürzesten und längsten Tagen stattfinden.
Dr. i. H. Weiske.
Zar Darstellong des Hagnesimns.
Von Prof. Dr. E. Reichardt
Die gewöhnliche Methode Magnesium abzuscheiden ist jetit
diejenige von D e v i 1 1 e und C a r o n , mit den Verbesserungen tob
Wohl er. 600 Grm. Chlormagnesium werden mit 100 Grm.
vorher geschmolzenen Chlomatriums (oder besser einer Mischung
von 7 Th. Chlornatrium und 9 Th. Chlorkalium) und 100 Grm.
reinen Fiuovcalciums nach vorherigem Pulvern der Zusätze gemengt,
dem Gemenge 100 Grm. Natiium in Stücken zugesetzt und diese
darin vertheilt. Diese Masse wird vermittelst eines Eisenblechs in
231
einen stark glühenden Tiegel eingetragen und letzterer geschlossen,
bis die Einwirkung beendigt ist, worauf man umrührt und vor dem
Tolligen Erstarren nochmals rührt, um die zerstreuten Magnesium-
kiigclchen zu vereinen. Nach W ö h 1 e r lässt man dann den Tiegel
ruhig eritalten und nimmt nach dem Zerschlagen die Magnesium-
kagel heraus. Durch Behandeln mit Wasser kann noch das weitere,
in kleinen Kugeln vorhandene Metall von der Schlacke gesondert
werden. Wohl er wendete an Stelle des Chlormagniums auch ein
Gemisch von Chlormagnium und Chlornatrium an, durch Eindampfen
der Lösungen und Schmelzen des Rückstandes erhalten.
Die Bereitung des Chlormagniums geschieht hierzu nach der
von Lieb ig angegebenen Vorsclirift, dass man Chlorammonium
mit Chlormagnium in Lösung mischt, verdunstet und den Rückstand
schmilzt , bis sämmtliches Ammoniaksalz verflüchtigt ist. Diese Ope-
ration hat sehr Tiel Lästiges, die Menge der Dämpfe und vor Allem
die Masse, welche in dem grossen Tiegel zusammenschwindet und
endlich das wasserfreie g^cbmolzene Chlormagnium ergibt. Sollte
vor dem Glühen das Gemisch von Salmiak und Chlormagnium nicht
ganz scharf ausgetrocknet worden sein, so erhält man sehr leicht
kein reines MgCl, sondern nicht brauchbare Gemische desselben
mit MgO.
Weit leichter lässt sich für diesen Zweck das jetzt in Stass-
fürt in so grosser Menge, auch ganz rein vorkommende Doppelsalz
von KCl und MgCl anwenden — der Carnailit. H. Rose
und Gesten bewiesen dieses wichtigste Kalisalz Stassfurt's als
KCl+2MgCl+12HO und gaben ihm den Namen Carnailit. Die-
ses Mineral findet sich entweder ganz rein und ungefärbt oder
gewöhnlich rüthlich, bis lebhaft fleischfarben. Die Färbung ist
dann durch äusserst wenig Eisenglimmer hervorgerufen, welcher
bei dem Lösen in Wasser sich abscheidet und unter dem Mikroskop
als sehr schöne regelmässige sechsseitige Tafeln sichtbar ist. Ohne
alle Schwierigkeiten kann man den Carnailit scharf eintrocknen und
bei allmäliger Steigerung der Wärme schmelzen. Gewöhnlich hat
diese geringe Beimischung von Eisenglimmer auf das zu erzielende
Magnesium gar keinen Einfluss, jedoch kann durch einmaliges Lösen
und Filtriren der Lösung auch diese fremde Substanz entfernt wer-
den. Den geschmolzenen Carnailit giesst man sogleich auf blankes
Eisen oder Stein aus und kann ununterbrochen weiter entwässern
und schmelzen, so lange der Tiegel es gestattet, welcher auch hier
bei dem Erkalten fast regelmässig zerspringt. Obigen 600 Grm.
MgCl entsprechen genau 1068 Grm. KCl+2MgCl, worin natürlich
über 400 Grm. KCl enthalten sind, welche in dieser Verbindung
232
die leichte Sclimelzbarlceit bedingen. Mit geringen Abindeningai
gestaltet sich die Methode von Deville und Caron bei Anwen-
dang von Carnallit folgend:
1000 Gnn. geschmolzener Carnallit werden fein zerrieben scfaiieE
mit 100 Grm. reinen Flussspathes gemischt and mit 100 Grm.
Natrium in StüclLchen geeignet gemengt wie oben behandelt Dk
Ausbeute entspricht der gewöhnlichen bei Anwendung yon MgCL
Grössere Variationen hinsichtlich des Garnallites oder des
Flussspathes ergaben mir iieine günstigen Resultate.
Die Einwirlcung des Natriums auf das Gemisch geht anssezat
ruhig Tor sich, jedoch muss darauf geachtet werden, dass da
Carnallit nicht mit Eieserit — schwefelsaurer Talkerde — ge-
mischt sei. Ein solches Gemisch zeigt sich schon durch das on-
gleiche Aussehen des Minerals — Eieserit ist weiss, opak bis
undurchsichtig, — durch die Abscheidung bei dem Schmelzen n. s. w.
Sollte Eieserit mit in die Natriumreaction gelangen, so entstehea
Detonationen oder Explosion. ,
Von den zahlreichen Fabrikanten in Stassfurt dürfte der Car-
nallit leicht völlig rein zu erhalten sein. (Jen. Zeitschr. I. 4.)
(Die Darstellung des Magnesiums nach der vorbeschriebenoi
Methode ist , wie ich mich im Laboratorio des Herrn Prof. Reidiaidt
öfter zu überzeugen Gelegenheit hatte , eine sehr leichte und sichere.
Das Umrühren der Masse im Tiegel geschieht mit der langen
Röhre einer weissen Thonpfeife. Lg.)
Berichtigung. Nr. 82, S. 189, Z. 3 von unten ist statt Entfeniimi
„Entstehung" zu lesen.
Mittheilungen für die Redaction wolle man an Dr. Liesegang
in Elberfeld adressiren.
Gedmeki bei Sam. Laeai Sn XlbttMd.
Photographisches Archiv.
Band ¥!• - Mr. Sft^ - t. SwM Mm^:
lieber koiistlerisclie Coii|i6sitioB oiiil leUdiuikeL*^
Von Lake Price.
IV.
„In jedem Grnppenbilde sucht das Auge
Den Reiz des Widerspiels und Gegensatzes.^ —
Du Fresnoy.
Ist der Gegenstand der Darstellung etwa ein Ceremoniell
oder sonst ein solcher, welcher die Anbringung vieler stehender
Figuren erfordert, so ist die nöthige, malerische Unterbrechung und
Abwechselung in den Linien äusserst schwierig, und es müssen
alle Hülfsmittel der Kunst in Bewegung gesetzt werden, um die
monotone Wirkung der vielen perpendikularen Conturen zu ver-
bessern, und der Künstler muss dann die Anordnung des Faltenwurfs,
die Haltung der Glieder, so wie überhaupt die Linien des Beiwerks,
sich zu diesem Zwecke dienstbar zu machen suchen.
Das untenstehende Velasquez'sche Bild ist ein guter Beleg für
die richtige Behandlung einer einfachen Gruppe stehender Figuren.
Die perpendikularen Linien sind, wie in der Andeu-
tung in Figur a, auf der linken Seite durch den
Degen und die Schärpe, und auf der rechten durch
den Degen und den von der Schulter gesunkenen '
Mantel gut unterbrochen, und es führen diese Linien durch die
senkrechten hindurch nach ihrem gemeinschaftlichen Gipfel, dem
mittelsten Kopfe hin. Der Holzschnitt bildet nur einen Theil einer
/l
♦) Phot. Archiv. Nr. 73. 76. 78.
13
grösseren Composition, und in Hieser ist «Ins Beatrebes des Kip
lers, nach HeTsteIhmg des uöthigen Contrastes auch nocb ki
wiederholte Anbringung anderer Linien in derselben Richtung M
geführt. Ein gleich schönes Beispiel für gute Behandlung *
naturlichen Gruppirung von Figuren bieten die Gruppen in Vorir
grund der „Eberjagd'^ , eines in der Londoner NatioDklpU
befindlichen Bildes von demselben Meister. Das Werk ist jriti
Anfänger zu gründlichem Studium zu empfchleii.
Der ßaphael'Hche C&rton „Christi Auftrag an Petrus'', iaä
bewunderungswürdiges Beiapiel für die wahrhaft küostlerisclir fr
handlung eines Sujets, dessen Natur die £usserste Einfadibni ■!
Wurde in der Auflassung verlangt. Von den swölf Figuren .■t^
zehn vollkommen aufrecht, und doch wird diirdi dieAnKi)
Heilands, durch den knieenden Petrus und den
vortretenden Johannes die in Figur h angedeutete,
Tj-thmische Bewegung in die Linie gebracht, eine
Bewegung, welche sich auch in der Gewandung und
dem Faltenwurfe der nächststehenden Figuren wiederholt, and äiiei
ist olle formelle Steifheit beseitigt Ferner wird durch die TrconBi^fa
A\
235
Chrifitas von der Gruppe der Apostel nicht nur seine Figur accentuirt,
sondern auch überhaupt der Contrast erhöht und mehr Mannig-
faltigkeit in die Gruppe gebracht, ohne doch ihrer Einfachheit zu
schaden. Raphael ist überhaupt unnachahmlich in dieser Beziehung.
Der „Tod des Ananias^ von ihm ist allein schon ein Gompendium
der Composition im regelmässigsten, höheren, classischen Style, und
eine Analyse seiner Linien in der von uns gezeigten Weise, wird
aUein schon hinreichen, um dem Leser die Richtigkeit der meisten
von uns angeführten Prinzipien darzuthun. Den beiden oben er-
wähnten, dem einfachen ernsten Genre zugehörigen Schöpfungen
Raphaels ist auch noch das Werk desselben Meisters ,,Pau]us predigt
zu Athen** an die Seite zu stellen. Diese erhabenen Werke sind
übrigens jetzt durch photographische Nachbildungen im verschie-
densten Format dem grösseren Publicum und dadurch dem Studium
eines jeden Kunstliebhabers zugänglich gemacht.
Harlow's „Verhör der Königin Katharina^ ist ebenfalls ein
schönes Beispiel für eine Composition der erwähnten Gattung. Die
in der Mitte befindlichen, in der bei-
/\ ^ stehenden Analyse c mit * bezeichneten
Figuren der beiden Pagen (welche die
Kunsttradition Fuseli zuschreibt) bilden
gewissermassen fOr die Composition der
Z_A
A
^ Linien das Thema, welches in den übrigen
t Theilen, besonders in den sich compen-
slrenden Figuren von Wolsey und der Königin weiter ausgeführt
und varürt wird.
Eine herrliche, ein Sujet aus dem gewöhnlichen Landleben
behandelnde Composition, ist das jetzt im Louvre befindliche Bild
„Les Molssonneurs*^ von Leopold Robert. Gerade dies Bild beweist,
dass der Maler sich durch Vertiefung in die höhere italienische
Kunst eine bedeutende, sonst nicht erreichbare Vollkommenheit,
auch in der Behandlung gewöhnlicher Sujets, aneignen kann. Leopold
Robert hat nur wenige Bilder hinterlassen. Unglücklicherweise
wurde durch sein frühes Ende im Palaste Plsani zu Venedig, wo
er aus Melancholie selbst Hand an sich legte, sein Schaffen noch
fast im Anfange seiner Laufbahn unterbrochen, und die moderne
Kunst einer der grössten ihrer Zierden beraubt Seiner Werke sind
überdies auch darum nur sehr wenige, weil er peinlich mühsam in
deren Durcharbeitung war und eine rücksichtslose Selbstkritik übte.
Das oben angeführte Bild stellt, wie aus der hier beigefügten Copie
ersichtlich ist, eine muntere Gruppe römischer Bauern dar, wie sie
nach Beendigung der Ernte über die Campagna zurückkehren. Die
237
u. & w. «ird das Feld der componirenden Thätigkeit des Photo-
graphen ziemlich eng hegrenzt, und diese practisclien Schwierigkeiten
sind in der That so zahlreich und gross, dass nur wenige, wirklich
gute Bilder vom Photographen erfunden und hergestellt werden
können. Auf der andern Seite kann aber auch I^iemand leichter
als der Photograph mit seinen Hülfsmitteln y^Naturstudien^ machen,
d. h. hier allerhand kleine, und je nach der mehr oder weniger
geistvollen Auffassung^ auch mehr oder weniger interessante kleine
Sujets, Figuren, Situationen u. s. w. mit Treue und Vollendung in
der Zeichnung aufnehmen, und das ist für den wahren Künstler
immerhin schon sehr wichtig. Das Material, was Collins zu mehreren
seiner reizendsten Gemälden verwendete, sind zwei oder drei an
einem Bache spielende Fischerkinder. Aber wie gesagt, es muss
Geist in der Auffassung sein, und die Figuren dürfen nicht steif
dastehen und das Glas des photographisch^n Apparates angaffen,
als wenn sie unter einem magnetisirenden Einflüsse desselben
ständen.
Grössere Gruppen von 20 bis 30 Personen nimmt man am
besten auf, wie man sie findet und ohne alles künstliche Arrangement,
denn durch dies letztere misslingt die Sache in der Regel wegen
der linkischen Art, womit sich die meisten hinstellen um ,.aufge-
nommen" zu werden. Gebildete sowohl als Ungebildete, die Letzteren
weil sie an und für sich dumm und ungelenk sind, die Anderen,
weil sie sich in der Regel einbilden, es besser zu verstehen als
der arrangirende Künstler. Versteht man seinen Vortheil wahr-
zunehmen, so kann man oft unter freiem Himmel und bei Sonnen-
schein durch Augenblicksaufnahmen die natürlichsten und schönsten
Gruppen erhalten. Solche Bilder kann man dann wohl auch
benutzen, um einzelne, partielle Gruppen daraus von drei, vier,
fünf oder mehr Personen künstlich zu stellen und nachzuahmen.
Eine solche Composition muss dann freilich mit Ruhe und Sorgfalt
in einer ganz geeigneten und von allen Störungen freien Localität
vorgenommen werden. Nur so oder durch eine überraschende
Momentanaüfnahme kann man etwas brauchbares erhalten. Einen
Mittelweg gibt es niclit. An stillen , ländlichen Orten , wie auf
Bauerhöfen und an deren Eingängen kann man dann recht wohl
gute Stücke ä la Gainsborough und Morland aufnehmen, und will
jemand sich noch weiter wagen und seine Kunst erproben, so mag
er wohl auch ein Wilkie'sches, Tenier'sches oder Ostade*sches Stück
reproduciren oder nach eigener Idee herstellen. Dabei darf der
Anfanger aber nie vergessen, dass bei einem wahren Künstler jeder
^^S: jeder Pinselstrich nur gethan ist, um zur Vollendung des
238
ganzen Bildes seinen Theil beizutragen, und wie je^r andere
Künfitler so darf auch der Photograph nicht ermüden immer und
immer wieder Verbesserungen, welche nöthig sind, an seinem Wake
anzubringen, und vor Allem darf schliesslich der Photograpli eben-
sowenig wie jeder andere Künstler es vernachlässigen, seiDen
Geschmack und seine Eenntniss der Kunstprincipien zu rervoD-
kommnen, sowohl durch das Studium von Meisterwerken der Knut,
als auch durch Zurückgehen auf die Natur, welche der UrqBefl
aller Kunst ist
Neue jiliotograiiliiseli- ehemische EiperiMoite.
Von Dr. Hermann Togel/^
Zahlreiche Versuche über die Theorie der Photographie, fiber
die eigenthümllchen Veränderungen von Chlor-, Jod- und Brom-
silber im Licht , und über ihren Einfluss beim Anfertigen von Pho-
tographien, sind seit einer Reihe von Jahren veröffentlicht worden.
Trotz der diesem Gegenstand gewidmeten Aufmerksamkeit und troU
der zu Licht gekommenen interessanten Daten ist dieser Ejnfloas
auf die practische Photographie nur gering gewesen. Die Praxis
ist der Theorie zuvorgekommen und hat der letztern mehr gelebrt,
als sie von ihr gelernt.
Dies bezieht sich namentlich auf das Negativverfahren. lA
bin aber überzeugt, dass die Zukunft der Photographie allein uf
der vollkommnen und genauen Kenntniss der durch das LicU
bewirkten physicalischen und chemischen Vorgänge beruht, und ick
habe daher meine Untersuchungen, deren erster Theil bereits Ter-
öffentlicht wurde, fortgesetzt.
Licht wirkt auf manche Stoffe ähnlich wie Wärme. Man^
Verbindungen werden durch Hitze sofort zersetzt, wie Silberoxji
und Qaecksilberoxyd, die beim Erwärmen in ihre Elemente ier<
fallen ; während andere durch die Wärme nur dann zersetzt werden
wenn ein Körper zugegen, der sich mit einem der freiwerdendei
Elemente verbindet, wie Kupferoxyd und Eisenoxyd bei Gegenwail
von Wasserstoff.
Die Wirkungen des Lichts sind ähnlicher Art. Gewisse Kor
per, wie Silberoxyd , Chlorsilber und Quecksilberoxyd , werden dnrd
das Licht sofort zersetzt; während andere einen Stoff verlange^
der sich mit einem der frei werden den Elemente verbindet, z. &
Chloreisen, Uranoxyd und Chromsäure bei Gegenwart von oigui*
♦) The photograpliic Newi. May 5.
239
sehen Substanzen ( Aether , Papier) , die das freiwerdende Chlor
resp. den Sauerstoff absorbiren. Selbst Wasser wird durch Licht
xersetzt, wenn Chlor zugegen ist, welches mit dem frei werdenden
Wasserstoff Chiorwasserstoffsäure bildet. Diese fremden Stofife,
welche die Zersetzung der meisten Substanzen bedingen, spielen
eine grosse Rolle in der Photographie, wenn man mit einer an
sich lichtempfindlichen Substanz zu thun hat, deren Zersetzung in
Gegenwart solcher Substanzen viel energischer wird. Ich glaube,
dass die Frage, ob Chlorsilber durch das Licht zu Chlorür oder
zu metallischem Silber reducirt wird, einfach davon abhängt, ob
es im reinen Zustande oder in Verbindung nüt organischen Sub-
stanzen dem Licht ausgesetzt wird. Im ersten Falle bildet sich
Chlorür , im zweiten metallisches Silber. Das Verhalten des Chlor-
silbers und Bromsilbers im Licht ist einfach so, dass beide sich
zersetzen, indem Chlor und Brom frei wird und ein violetter oder
grauvioletter Körper zurückbleibt, der an Salpetersäure kein metal-
lisches Silber abgibt.
Räthselhafter anderseits ist das Verhalten des Jodsilbers. Ent-
hält es eine Spur von Jodkalium, so verändert es sich gar nicht
im Licht; ist eine Spur Silbernitrat darin, so wird es schwach
graugrün , aber ohne dass Jod frei wird , was mich zu dem Schluss
leitete , dass Jodsilber im allgemeinen keine chemische Veränderung
durch das Licht erleidet. Silbemitiat begünstigt die Veränderung
des Jodsilbers im Licht bedeutend.
Weshalb ist das mit Ueberschuss von Jodkalium gefaUte Jod-
süber unempfindlich? Weshalb ist es in Gegenwart von Silbernitrat
empfindlich? Welches ist die Veränderung, die danut vorgeht?
Weshalb befördert SUbernitrat die Wirkung des Lichts auf Jodsilber?
Die Dunkelheit, die auf diesen Operationen des Lichts liegt,
verdichtete sich noch, als Poitevin mit der eigenthümlichen Ent-
deckung hervortrat, dass Tannin und ähnliche Stoffe ebenfalls sen-
sitirend wirken ; Tannin, ein vom Silbernitrat so verschiedener Stoff,
das eine ein Keductions-, das andere ein Oxydationsmitteil
Langes Nachdenken und viele Versuche zeigten mir , dass beide
Stoffe, so verschieden sie sein mögen, doch etwas gemein haben.
Beide absorbiren mit grosser Leichtigkeit Jod. Man tröpfle Silber-
lösung in Jodstärke, sie entfärbt sich sofort, und ebenso ist es,
wenn man Gallussäure oder Tannin zutröpfelt.
Diese Facten brachten mich auf die Vermuthung, dass sich
JodsUber ebenso verhalte wie Urannitrat, oder Eisensake, d. h. dass
es aich nur bei Gegenwart eines Körpers zersetze, der das Jod
absorbirt
Photographlsches Archi? . Nr. 85. 1. JnU 1865. 13
240
Zur Prüfang dieser Yermathung wählte ich einen dritten Kör-
per, der auch freies Jod ab'sorbirt, der aber wieder andere Eigen-
schaften besitzt als Silbernitrat und Tannin; nämlich arsenigsames
Natron (NaO, AsOs).
Fünf Gran arsenlger Säure (As O3) und 2^2 Gran liohlenBaiiiei
Natron wurden in 50 Gran Wasser gelöst, und diese Lösung auf
unempfindliches mit überschüssigem Jodkalhim präcipitirtes Jodsilber
gegossen. Trotz des trüben Tageslichts war schon nach einigei
Minuten eine schwache Farbenverändernng wahrnehmbar. Ah
nächsten Morgen war das Jodsilber so grün geworden, als wäre
es unter Silberlösung exponirt worden. Im directen Sonnenschein
färbte sich das Jodsilber in wenig Secnnden graugrün. Im Dmi'
kein veränderte es sich gar nicht.
Nun versuchte ich andere das Jod absorbirende Substanzen;
zunächst möglichst neutrales Quecksilbernitrat (Hg2 0, NO 3). Im
zerstreuten Licht macht diese Lösung das unempfindliche Jodsilba
in ein paar Minuten grün. Eine zweite Partie im Dunkeln verwahrt
blieb vollkommen heUgelb.
Ein dritter jodabsorbirender Stoff ist das weinsaure Antimon-
oxydkali (Brechweinstein). Jodsilber färbt sich damit im Licht lan^
sam grau; in Gegenwart von kohlensaurem Natron rascher.
Ein anderer das Jod kräftig absorbirender Körper ist das Zinih
chlorür. Ich löste dies mit Salmiak in Wasser und goss es auf
unempfindliches Jodsilber. Im zerstreuten Licht färbte es sieb nnch
wenigen Minuten graugrün, das freie suspendirte Pulver brau.
Eine im Dunkeln aufbewahrte Probe veränderte sich durchaus nidit
Von allen hier erwähnten Substanzen ist das Zinnchlorür der bäf-
tigste Sensitator.- Darnach kommt Tannin.
Auf Grundlage dieser Versuche, die alle meine oben ausge-
sprochene Vermuthung bestätigen, glaube ich den Satz aufstellen
zu können: Die Körper, die freies Jod leicht chemisch absorfoiren,
wirken sensitirend auf Jodsilber, d. h. bewirken Zersetzung dei-
selben im Licht.
Reines Jodsilber ist wahrscheinlich überhaupt nicht im Lidit
zersetzbar.
Ob die erwähnten Sensitoren durch die Aufnahme von Jod
zersetzt werden (was meistens der Fall sein wird), lasse idi
ausser Frage.
Dass diese Substanzen ebenso die Zersetzung von Brom- und
Chlorsilber im Licht begünstigen, folgt schon aus dem Yorte^
gehenden, nur bedingen sie nicht die Zersetzung. Die Erklimni
des eigenthümlichen Verhaltens des Jodsilbers etc. etc. hat mm
241
keine weitere Schwierigkeit. Mit Ueberschuss von Jodkalium prä-
eipitirtes Jodsilber behält immer eine Spur Jodkalium. Das letztere
ist nicht fähig, Jod chemisch zu absorbiren, deshalb erfolgt keine
Zersetzung. Jodsilber mit Ueberschuss von Silbernitrat gefallt ent-
hält immer eine Spur Silbemitrat, die Jod absorbirt, folglich tritt
Zersetzung ein.*) Da die Menge des Silbemitrats sehr gering ist,
80 kann sie nur wenig Jod absorbiren, deshalb ist die yorsich-
gehende Zersetzung nur schwach. **) Ist aber viel Silberaitrat
vorhanden, wie bei nassen Platten, so ist die Zersetzung energi-
scher, daher die Empfindlichkeit grösser.
Tannin wirkt sensitirend , weil es fähig ist , Jod zu absorbiren.
Nach Feststellung dieses photographischen Theorems wird es
nicht schwer sein, hunderte von organischen und anorganischen,
festen , flüssigen und gasförmigen Körpern zu finden , die alle ebenso
wirken, wie Silbemitrat und Tannin. Es könnten trockne Platten
in der Camera durch ein sensitirendes Gas empfindlich gemacht
werden, vielleicht durch ätherische Oele, Aldehyde, Oelsäüren etc.
Ich will hier noch auf die grüne, oder im reinen Zustande
braune Substanz aufmerksam machen, die bei der Zersetzung von
Jodsilber durch Licht entsteht; dies ist wahrscheinlich Silberjodür
(Ag2<')* I<^b habe dies Ag2 J durch Einwirkung von Jodkalium
auf Ag2Cl als grünes Pulver erhalten, welches dem durch das
Licht veränderten Jodsilber vollkommen glich.
Das WasehferfahreB des Oeim Dr. Reissig,
Dieser nunmehr veröffentlichte Process zur Entfernung des
unterschwefligsauren Natrons aus den photographischen Abdrücken
bildet gegen das bereits abgethane Uranverfahren einen schneidenden
Gegensatz. Man kann unstreitig Dr. Reissig's Methode zu den
wichtigsten Fortschritten in der Photographie zählen, durch welche
diese Kunst einen neuen Impuls erhalten muss. Das Bewusstsein
der zu raschen Vergänglichkeit photographischer Erzeugnisse fing
*) Nach einer PriTatmittheilung von C&rey Lea ist JodsUber , das mit Ueber-
schuss von Jodkaliam niedergeschlagen vnrde, dennoch im starken Licht veränder-
lich nnd er schreibt, dass er sogar Bilder damit gemacht hat. Hier haben
wahrscheinlich die organischen Substanzen des CoUodions mitgewirkt Ich habe
kfinlich gefunden, dass Jodsilberpapier, wenn man es einige Monate dem Licht
aussetzt, braun wird.
**) Dies mag zugleich erklären, weshalb ich bei der Yerandemng des Jod-
silbers im Licht kein fVeies Jod finden konnte.
242
bereits ein allgemeines zu werden an, so dass Aufträge in grossem
Maassstäben immer seltener wurden, namentlich aber das Publikum
kein besonderes Verlangen trug, sich theure Portraits in Lebens-
grosse machen zu lassen. Da aber jetzt die Gewissheit gegeben
ist, den subtilen Feind aus dem Papier vollständig zu beseitigen,
so wird, namentlich wenn das Publikum durch öffentliche Artikel
aufmerksam auf diesen grossen Fortschritt gemacht wird, ein neuer
Aufschwung wahrzunehmen sein.
Es ist häufig erklärt worden, dass durch das bisherige Verfahren
niemals eine vollständige Entfernung des Fizirsalzes bewirkt werden
könne. Wären die Papiere, auf welchen man die Bilder erzeugt,
porös wie Flltrirpapier, so würde eine vollständige Reinigung leicht
und einfach sein; so aber blieb nur die Frage der Gewalt übrig,
die von Herrn Dr. Reissig vollkommen gelöst worden. Wir haben
Grund, ihm hierfür unsere vollste Anerkennung zu sagen. — Die
Anwendung der Luftpumpe, deren Wirkung man bei den Papier^
bereitungsmaschinen beobachten kann, würde auf einem andern
Wege wohl auch zum Ziele geführt haben, doch unterlasse ich, als
nunmehr zwecklos, näher hierauf einzugehen.
Ist nun aber das Problem der vollständigen Waschung gelost,
so bleiben doch noch einige andere wichtige Fragen zu erledigen,
nämlich Schutz der Bilder von der Unterlage her und von aussen
und Ersatz der Albuminschicht durch ein anderes Medium. Was
kann in der That alles Waschen helfen, da Albumin selbst Schwefel
enthält, der, wenn auch kein vollständiges Verderben, doch ein
allmäliges Gelbwerden bewirkt. Für kleine Bilder und kleine Ge-
Schäfte möchte das ChlorsilbercoUodlon von Wharton- Simpson ein
guter Ersatz sein, für grössere aber müsste das glanzlose Albamin-
papier verworfen werden. Wie man sieht, giebt es immer nodi
Nüsse genug zu knacken.
Hagen. Th. leHde.
lieber ein neues KohieyerfahreB.
Von M. Oarey Lea.
Aus dem Philadelphia Photographer.
Zu verschiedenen Zeiten während des vorigen Jahres war ich
mit Versuchen über ein neues Eohleverfahren beschäftigt, auf das
ich sehr grosse Hoffnungen setzte. Diese Hoffnungen haben sich
aber nur theilweise realisirt. Ich theile nun hier mit, wie weit ich
gekommen bin; meine Versuche setze ich fort, namentlich werde
243
ieh flachen, das VerCRhren in eine hinreichend practiflche Fonn zu
bringen.
Diese Methode unterscheidet sidi wesentlich von allen frü-
heren, obgleich sie wie diese sich auf die Anwendung von Gelatine
und doppeltchromsaurem Kali gründet. In den Verfahren von
Swan, Blair, Poitevin und Fargier wird die Kohle mit der Gelatine
gemischt, ich exponire die Gelatine ohne Beimischung von Farbe.
Während in den übrigen Verfahren die belichteten SteUen die
Schwärzen bilden, werden daraus in dem meinen die Lichter; so
dass also nach Positiven wieder Positive, nach Negativen aber wie-
der Negative erhalten werden*
Ich beschreibe zuerst das Verfahren im Allgemehien und gehe
dann zu den Einzelnheiten über.
Das mit Gelatine und Bichromat präparirte Papier setze ich
unter einem Negativ oder Positiv kurze Zeit der Sonne aus. Dann
wasche ich es in Wasser so lange aus, bis das Bild gänzlich ver-
schwindet. Nun reibe ich mit einem Baumwollbausche Farbe leicht
darüber ; diese haftet nur an der Stelle, die die Sonne gehärtet hat
Darauf wird das Bild unter einem Wasserstrahl gut gespült und es
Ist fertig.
Schwarz und weisse Objecto, wie Drucksachen etc., geben
sich in dieser Art sehr schön wieder, auch Halbtöne lassen sich
erzielen, indem dieselben nicht wie in den früheren Verfahren
nnterminirt werden können.
1. Praparation des Papiers.
Gelatine 650 Gran,
Wasser 8 Unzen,
Kaltgesältigte Lösung von
doppeltchroms. Kali . . 4 „ (gemessen),
Glycerin ^2 Unze (gemessen).
Verschiedene Sorten Gelatine geben verschiedene Resultate;
man nehme jedenfalls die beste.
Die 8 Unzen Wasser werden auf die Gelatine gegossen; nach
einigen Stunden giesst man den nicht absorbirten Theil in eine
Mensur, und ersetzt ihn durch gleichviel frisches Wasser. Dasselbe
wiederholt man. Sodann setzt man das Gefäss mit der Gelatine in
warmes Wasser, und sobald sie sich gelöst, giesst man die erwärmte
Bichromatlösnng zu. Die Mischung lässt man in lauwarmem
Wasser oder auf dem nicht zu heissen Ofen eine halbe Stunde
stehen. Es steigen Blasen an die Oberfläche und es bildet sich
eine Haut, die man abziehen kann.
244
Zunächst setzt man eine 10 x 12 Poraellanschale in eine
grössere, die mit heissem Wasser gefüllt; man giesst die Gelatine
hinein und lässt gutes photographisches Papier 3 Minuten darauf
schvimmen. Das Auflegen und Abnehmen muss sehr vorsichtig
geschehen.
Das Auflegen. — Man legt das Papier ebenso auf wie ein
Blatt Albuminpapier auf das Silberbad. Man hält den Bogen in
der Mitte der beiden Enden, näliert diese einander, und llsst das
Papier allmäiig auf die Oberfläche der Flüssigkeit herabsiniLen.
Das Aufnehmen. — Dies ist viel schwieriger, denn es bil-
den sich sehr leicht Streifen. Man fasst das Papier an zwei Edcoi
und hebt es mit einem mal ganz rasch ab; dadurch bleibt viel
Flü^igkelt am Papier, die in einer grossen Welle herabfliesst und
eine sehr ebene gleichmässige Schicht zurücklässt Gut ist es, wenn
maii die untere Ecke des Papiers mit der Flüssigkeit in Berähmng
lässt, es entstehen dann keine Blasen. Nach einigen Seconden
wird das Papier zum Trocknen aufgehängt. Alles dies geschieht
natürlich im Dunkelzimmer oder bei Gaslicht.
Vor dem Auflegen eines anderen Papieres muss man sehen,
ob n<Tch Blasen auf dem Bade sind, die man mit einem Stück
Saugpapier entfernen kann.
Durch das Glycerin wird das Papier biegsamer und handlidier
gemacht.
2. Belichtung.
Man belichtet in der Sonne, eine bis zwei Minuten. Eine Mi-
nute genügt meistens. Die tiefen Schatten des Bildes sollten nach
dem Belichten ganz hell und gelb sein.
3. Waschen.
Nach dem Belichten wird das Bild in mehrmals gewechseltem
Wasser gewaschen, um das lösliche Chromsalz zu verlieren. So-
dann lässt man es zwischen zwölf und achtundvferzig Stunden in
reinem kalten Wasser liegen. Dadurch rerschwindet das Bild
gänzlich.
4. Färben.
Um die Farbe gut aufzutragen ist etwas Uebung erforderlidi.
Man nimmt das Bild aus dem Wasser, und legt es auf ein Blatt
Papier oder ein glattes Brett. Dann entfernt man das über-
flüssige Wasser durch Ausdrücken mit Saugpapier. Man wirft
etwas feines Lampenschwarz darauf, und vertheilt dies mit einem
wenig feuchten Baumwollbausch, den man leicht über das Bild
führt. Man darf weder zu stark noch zu wenig drücken. Dann
lässt man Wasser darüber fliessen, welches die Lichter klar macht.
246
Fehler. — Streifen zeigen an, dass man zu stark mit der
Baumwolle gedrückt hat; oder sie ist zu trocken gewesen.
Die Farbe nimmt nicht gut an. -^ Das Bild ist zu
lange belichtet, oder man hat zu schwach gedrückt, oder die Baum-
wolle ist zu nass. Am besten ist es, aufs neue zu fllrben.
Lampenschwarz ist die beste Farbe für dies Verfahren; Gra-
phit taugt gar nicht, auch Frankfurter Schwärze ist nicht verwendbar.
Da die Farbe nachher aufgetragen wird, kann man dem Bild
verschiedene Farben gebr'n. Wenn man ein Baumblatt auf das
präparirte Papier legt und mit grüner Farbe entwickelt, so erhält
man direct ein grünes Positiv. Das gewöhnliche Chromgrün (eine
Mischung von Chromgelb und Berlinerblau) nimmt sehr gut an.
Die Weissen der Bilder sind nicht reines Papier, sondern er-
scheinen durch die modificirte Gelatine metallisch und silberartig.
Wendet man vor dem Belichten ein schwaches Säurebad an,
so entwickelt sich das Bild besser. Dies Bad besteht aus Wasser
mit 4 Procent Salpetersäure oder Salzsäure. Die letztere ziehe ich
vor. Das präparirte Papier lässt man nach dem Trocknen hierauf
schwimmen. Dem Bade muss etwas Glycerin, und auf je 30 Theile
1 Theil doppeltchromsaures Kali zugesetzt werden.
Schliesslich bemerke ich noch, dass ich dies Verfahren nicht
als ein völlig ausgearbeitetes und nicht zu verbesserndes hinstellen
will; ich denke, es ist wegen seiner Neuheit von Interesse.
Entferaug der orgaiisclieB SabstmzeB au alten
Folgende Angaben entnehmen wir dem British Journal of
Photography:
Man giesse das Bad in eine helle Glasflasche und tröpfle so
viel Ammoniak zu, dass die Flüssigkeit entschieden alkalisch reagirt.
Drei bis vier Tropfen genügen meist für zwanzig Unzen Silberbad.
Dann giesst man eine Drachme zwanziggräniger Chlomatriumlösung
hinzu,*) und schüttelt gut um.
Sodann wird die Flüssigkeit gesonnt, d. h. in das hellste Licht,
wenn möglich in die Sonne gestellt. Die Flasche wird nicht ver-
korkt, sondern mit einem Stück Fliesspapier geschlossen, wodurch
Alkohol und Aether entweichen, aber kein Staub eindringen kann.
Von Zeit zu Zeit wird die Flasche geschüttelt. Nach Verlauf von
*) ChlomBtrium 1, Wasser 34. Hiervon 1 auf 160 Bad.
246
einigen Tagen wird die Flilssigkeit Über dem achwaizen Nieder- ,
schlag ganz klar noA nngeftirbt sein.
Die Flüssigkeit wird dann mit einer bekannte» Menge Waiwt
verdünnt, am den Jod- und Bromsilberealpeter zu zersetzen. Uin
filtrirt, nnd setzt darauf erst die entsprechende Menge salpeteTuaret
Silber zQ. Nachdem man das Bad mit etwas Salpelersänre ange-
säuert, wird man finden, dass es wieder sehr gut arbeitet.
Will man ein Papiersilberbad in ein CoUodioniUberbid ra-
wandeln, so verdünnt man es vor dem Belichten ; nach dem Eiäres
und Filtriren muas es mit etwas Jodkaliumlügiuig versetzt wefden.
Ein solches „gedoctortes" Bad ist eben so empfindlich wie eil
ganz frisches und gibt selbst ohne Verstärkung kräftige Ne|[stin.
Graflt's JlagDesUnlaiilpe.
Der Magnesiumdraht wird in die Oclfnung o gesteckt; im b-
nem fasst ihn das Uhrwerk und flihrt ihn durch das Rohr f ).
an dessen Ende q er durch eine Weingeistlampe entzündet wird.
Das Uhrwerk wird durch den Schlüssel c aufgezogen; die
Uebertragung geschieht durch den kleinen Keil oberhalb des Hebtii
a; wenn die Bewegung aufhören soll, zieht man den Keil henu-
Die Geschwindigkeit wird durch die Flügel r regulirt, diemu
vor dem Gebrauch der Lampe so dreht, dass sie mehr oder weel-
ger Luftwiderstand finden.
247
lieber Jedkalisnliereituig«
Aus der Zeitschrift des allgemeinen dsteneichischen Apotheker-Vereines.
Als die beste , durch die Praxis bewährte Methode bezeichnete
Herr Fachs (in der 26. Sitzung des allg. österr. Apotheker-Vereins)
die folgende:
Man nehme 100 Theile Jod, welches man in einer Porzellan*
schale mit 240 Thelien destillirten Wassers übergiesst und setzt
dann 75 Theile reines kohlensaures Kali und 30 Theile Eisenfeil-
spähne zu. Die Masse wird mit einem Pistille gut durchgearbeitet
und stehen gelassen. Die Einwirkung geht langsam vor sich, wird
aber durch einiges Erwärmen befördert. Sobald die Entwicklung
der Kohlensäure aufhört , wird unter stetem Umrühren zur Trocken-
heit verdampft und am besten noch einige Zeit im lauen Trocken-
ofen stehen gelassen, damit alles Eisenoxydul in Oxyd sich ver-
wandle, dann in einer eisernen Pfanne unter Umrühren bis zum
schwachen Rothglühen erhitzt. Der Glührückstand wird mit der
möglichst geringen Quantität destillirten Wassers vollkommen aus-
gelaugt, bis das ablaufende Wasser auf Glas oder Platin beim
Verdunsten keinen Rückstand lässt. Die hierauf filtrirte Flüssigkeit
reagirt gewöhnlich alkalisch und muss mit Jodwasserstoifsäure neu-
tralisirt werden, wonach das Jodkalium durch Abdampfen in Gry-
stallen gewonnen wird. Die Ausbeute an chemisch - reinem Jod-
kalium entspricht dem stöchiometrischen Verhältnisse.
lieber freiwillif;e VeräiileniigeR der SehiessbMnwelle«
Von Ch. Blondean.
(Aus den Comptes rend. durch Journ. f. pract. Chemie )
Schiessbaumwolle wurde in weithalsigen Flaschen mit einem
am Stopfen befestigten Stück Lakmuspapier eingeschlossen, einige
dieser Flaschen in einen dunklen Schrank, andere in das diffuse
Tageslicht gebracht, noch andere dem directen Sonnenlicht ausge-
setzt. Die im Dunkeln stehende Schiessbaum wolle begann sich erst
nach zwei Monaten zu verändern, indem sich erst dann das Lack-
muspapier röthete. Nach drei Monaten war der Kork deutlich ange-
fressen, das Innere der Flaschen roch nach salpetriger Säure. Die
bisher erhaltene faserige Structur begann nach 4 Monaten sich zu
verändern, die Wolle drückte sich mehr zusammen und nahm
schliesslich die Form eines Pilzes an, der auf seiner Oberfläche mit
einer gummiartigen Substanz bedeckt war. Der Kork war unter-
dessen völlig gelb geworden, und zerfiel bereits in einzelne Stücken.
Nach Erneuerung desselben hörte im sechsten Monat die Entwicke-
luBg der sauren Dämpfe etwas auf, die frei werdenden Gase blieben
in der Masse eingeschlossen, die sich mehr und mehr aufblähte und
ein schwammiges Ansehen annahm. Nach einem Jahre schien die
Zersetzung beendigt zu sein.
Zur Bereitung der Schiessbaumwolle war ein Gemisch von
1 Theil Salpetersäure und 2 Theilen Schwefelsäure verwendet wor-
248
den. Vorher war die gereinigte Baumwolle mit Aether und AJkoliol
gewaschen worden.
Zuerst Terior diese SchJessbaumwoUe Salpetersäare durch &
Zersetzung und wurde zu Stickstoffbaumwolle wie aus folgend
hervorgeht. Nach vlermonatlichem Verbleiben in der Flasche
die Schiessbaumwolle noch ebenso faserig wie im Anfang, aber
stark sauer. Wäscht man sie nun mit destillirtem Wasser ab, so
ist in der Flüssigkeit keine Spur einer organischen Säure zu finden.
Die rückständige Wolle explodirt ^ach dem Trocknen nicht mehr,
sie zerfliesst wie Salpetersäurebaumwolle und löst sich wie diese ib
Essigsäure und in einem Gemisch von Alkohol und Aether. Avc^
die Analyse beweist, dass die erste Umänderung, welche die Scfaieas-
baumwoUe erfahrt, die in Stickstoffbaumwolle ist
Die Zersetzung schreitet aber weiter fort. Nach sechs Monalea
entsteht eine gummiartige zusammenhängende in Wasser nur theil-
weise lösliche Flüssigkeit. Das ungelöste ist Xyloidin, das gelöste
Zuckersäure.
Die Salpetersäurebaamwolle hat sich also durch Wasserauf-
nahme in Xyloidin und dann in Zuckersäure verwandelt, wobei siek
Stickoxyd bildet, welches in der Masse eingeschlossen, ihr das
schwammige Ansehen verleiht.
Abermals etwas später findet sich Glykose und Oxalsäure
darin, die durch absoluten Alkohol von einander zu trennen sind.
Der Zucker reducirt leicht die Trommer'sche Flüssigkeit, miter-
liegt mit Hefe der Alkoholgährung und besitzt ausserdem einen
süssen Geschmack. Aus 30 Grm. Schiessbaumwolle wurden 3,5 Ghb.
vollkommen krystallisirten Zuckers erhalten.
Die Reihenfolge obiger Veränderungen ist dieselbe wie wir sie
bei der Wirkung der Salpetersäure auf Cellulose gefunden haben,
nur mit dem Unterschied, dass im ersteren Glykose auftritt, der
wir im letzteren nicht begegnet sind. Diess hat seinen Grund
wahrscheinlich darin, dass 2 Acq. Salpetersäure des Xyloidins dordi
2 Aeq. Wasser ersetzt werden, wie folgende Gleichung zeigt:
Ci2HioOio,2.N05+8.HO=Ci2HioOio,2.HO+2.N05+6.HO.
Im diffusen Tageslicht gehen die Umwandlangen ebenfalls, nur
mit grösserer Geschwindigkeit vor sich, denn schon wenigen Tagen
zeigen sich saure Dämpfe und nach 4 — 5 Monaten ist die Zer-
setzung vollkommen vor sich gegangen.
In directem Sonnenlichte gehen ganz andere Veränderungoi
mit der Schiessbaumwolle vor. Die Masse wird dunkelgelb, wird
vollständig in Wasser löslich und mit Kall in der Wärme behan-
delt, giebt die Lösung Ammoniak aus. Es verwandelt sich in (fie-
sem Falle ein Theil der Salpetersäure in Ammoniak, welches sieb
mit der unzersetzten Schiessbaumwolle zu einer neuen Substanz
verbindet, die sich auch noch bei einer Temperatur von 100^ bil-
det, und auf. die wir deshalb bei Besprechung der Wirkung der
Wärme auf Schiessbaumwollc zurückkommen werden.
MittheUungen fOr die Redaction wolle man an Dr. Liesegang
in Elberfeld adressiren.
Gedruckt bei Sam. Laca« in £tberWd.
Photographisches Archiv.
Band in. - Kr. 96. - i«. JuU iüi».
BiBgelimBte PhotograpliieR.
Verfahren der Herren Haieohal und Iw&i Au Motay.
In der letzten Sitzung der Pariser Academie wurden durch
Herrn Regnault einige Glasfenster mit photographischen Verzie-
rungen nach diesem Verfahren vorgelegt, die das allgemeine Interesse
erregten, wie sie es früher schon in der Pariser photographischen
Gesellschaft gethan.
Die Erfind^ haben ihr Verfahren in Frankreich patentirt; es
dient zur Anfemgung eingebrannter Photographien auf Glas, Email,
Lara, Porzellan und Fayence. Es besteht aus zehn verschiedenen
Operationen.
1. In 100 Theilen Benzin lüst man 4 Theile Kautschuk.
Hierzu setzt man einen Thell unjodirtes Collodion. Die Mischung
wird auf den Stoff gegossen, worauf der Abdruck gemacht werden
soll; man lässt sie an der Luft oder im Trockenofen trocknen.
2. Auf die trockene Schicht giesst man jodirtes Collodion
(Hr. Mar^chal bedient sich des Liesegang^schen Natrium-Collodions.)
Diese zweite Schicht verbindet sich innig mit der ersten und wird
dadurch sehr fest und consistent.
3. Die Schicht wird im Silberbad sensitirt und in der Camera
und im Copirrahmen belichtet.
4. Das latente Bild wird durch Eisen- oder Pyrogallussäure
entwickelt
5. Das Bild wird fixlrt, indem man darauf zuerst die Lösung
emer Jodcyanverbindung, dann die Lösung eines alkalischen Cyan-
salzes darauf einwirken lässt.
14
250
6. Man taucht das Bild einige Minuten in eine Auflösung roii
Eisenvitriol und Pyrogallussäure.
7. Man verstärkt es mit salpetersaurem Silber und einem reds-
cirenden Stoffe, wie Pyrogallussäure, Gallussäure, AmeiAeiiBiiire
oder Eisenvitriol. Zum Verstärken der Bilder, die als TransparenlB
. dienen sollen, Ist zwölf- bis bis fUnfzehnmaliges Wiederholen der
Verstärkung nöthig, für gewönliche Positivs nur vier- bis sedis-
maliges. Ausserdem müssen die Bilder drei- bis viermal in Bader
von Jodeyanverbindungen und alkalischen Cyansalzen gelegt werdet
(wie sub 5), ebenfalls in eine Pyrogallussäure- oder Eiaenlosnag
(wie sub 6).
Die Behandlung mit Jodcyan- und Cyansälzen bezweckt die
gänzliche Auflösung des bei der Verstärkung entstandenen Schleiers;
und das darauf folgende Bad von Eisenvitriol begünstigt eine krif-
tige Verstärkung.
8. Das verstärkte Bild wird eine bis drei^Stunden lang ii
in eine Auflösung von Chlorplatin oder salpetersaurem Flalinoxjd,
oder nacheinander in Bäder von Platin und Chlorgold, oder aba
nur in Chlorgoldlösung gelegt. Hierdurch wird das Silber des Bil-
des theilweise durch Platin, durch eine Mischung von Platin'ond
Gold, oder durch Gold allein ersetzt. Wenn manjßm MuffdTeoer
durch Einwirkung der B[iesel- und Borsäure grünschwarze Bildef
erhalten will, so taucht man die Bilder vorher nur in Platinlosan^;
sollen sie schwarz werden, so nimmt man nach eiifuider ChlorgoU
und Platin ; wünscht man vergoldete Bilder, so nimmt man nur
Chlorgold.
9. Nach dem Platin- oder Goldbade wird das Bild in Cyaa-
kaliumlösung oder starker Ammoniakflüssigkeit gewaschen, mit fettem
Kautschuk- oder Guttaperchafimiss überzogen und dem Mufielfener
ausgesetzt, wodurch die organischen Stoffe zerstört werden.
10. Das nun nur noch aus Metall bestehende Bild wird mit
Kiesel- oder Boraxfluss bedeckt und bis zur orangeroth^i Farbe
erhitzt.
Die der Academie vorgelegten Bilder zeigen die vielseitige
Anwendung dieses Verfahrens. Die Goldbilder eignen sich lar
Reproduction von Zeichnungen und Stichen, zum Decoriren voa
Porzellansachen, Schmuckgegenständen, Servicen und Crystallwaarai;
die Platinbilder passen mehr für Copien nach Negativs von Portruls,
Ansichten, Gemälden u. dergl., zum Verzieren von Fenstern and
Cameen. Zudem sind diese Bilder vortrefflich ausgeführt
251
Benerkuj;» Aber den PosHivilrack.
Von Thomai Sntton, B. L
Wir entnehmen den Photographie Notes folgende interessante
Bemerkimgen über die neuen Collodiondruckverfahren :
Wer Helsby's Milcbglasbilder und Burgess's Eburneumbilder
auf weisser Gelatine gesehen hat, muss ihre grosse Ueberlegenheit
über Albnminpapiercopien bemerkt haben. Das Albuminpapier
besitst eine rauhe Oberfläche, die sich mit der Erzielung yoU-
kommener Abdrücke in Bezug auf Feinheit und Tonabstufung
durchaus nicht verträgt Dies ist keineswegs zu verwundem, da
wir wissen, dass das Papier beim Benetzen die Glätte seiner
Oberfläche verliert, und das empfindliche, ohne vorher satinirt zu
sein, unter das Negativ gebracht wird. Für Arbeiten einer besseren
Gattung muss man also eine Stufe höher steigen und zum Druck
Oberflächen anwenden, die eben so fein sind wie das Glas worauf
das Negativ sich befindet. Es ist jetzt ein Zug nach dieser
Richtung; die Photographen ersten Ranges müssen darauf Acht
haben, oder sie werden ihren Vorrang einbussen.
Die baldige Einflihrung dieser Verfahren in die photographische
Praxis wird wahrscheinlich den nächsten grossen Fortschritt der
Photographie bezeichnen. Es ist gewiss, dass ein Abzog auf
Eiweisspapier oder Wothlytypiepapier keinen Augenblick mit der
feinen Oberfläche von Glas, Gelatine oder PorzeUan zu vergleichen ist.
Das näcliste wäre also, das Verfahren aufzusuchen, welches
zu einem derartigen Zweck am tauglichsten ist. Man kann ent-
weder im Copirrahmen direct, oder mit Hervorrufung drucken.
Der grosse Vortheil des Hervorrufongsdrucks in der Camera ist,
dass viel schwächere Negativs angewandt werden können (und
müssen) wie beim Contactdruck , so dass also die Belichtungszeit
bedeutend zu vermindern ist. Ein Negativ ftir den Cameradruck
braucht nur den vierten Theil der Zeit belichtet zu werden die man
zu einem gewöhnlichen Negativ braucht. Wenn man nun mit
JodbromcoUodion und mit Salpetersäure im Silberbad arbeitet so
wird man nur äusserst kurz zu belichten brauchen, man wird viel
natürlichere und ähnlichere Portraits erhalten als bei der jetzt
erforderten langen Belichtung. Die jetzt gebräuchlichen Druck-
manieren erfordern einen langsamen, Intensität gebenden Negativ-
process und in Folge dessen ein Glashaus mit viel zu viel Licht
während für den Cameradruck ein rasches Negativ verfahren, ohne
Verstärken und ohne Firnissen, und ein den Maler -Ateliers ähn-
liches Glashaus am besten ist worin man eine wirklich künstlerische
252
Beleuchtung geben kann. Die Photographen jagen immer ludi
Abkürzung der Belichtungszeit, nach empfindlicheren Chemikalien etc.
Weshalb? Gewiss nicht weil ihnen eine Belichtung ron 30
Secunden mehr Mühe verursacht, als eine von 3 Secunden, sondeni
weil bei der letzten der Portraitirte einen gefalligen natoriicbei
Gesichtsausdruck zeigt, was bei der ersten ganz omnöglich isL
Weil die Belichtungszeit so lange dauert, kann der Maler den
Photographen hinsichtlich des Ausdrucks aus dem Felde sdüagea:
wenn aber der Photograph ein anderes Druckverfahren einfslirt
wozu dünne schwache Negativs erfordert werden, so wird er auf
einmal einen höheren Standpunkt in seiner Kunst einnehmen.
Dieser Vorzug des Ent^vicklungsdruckens vor dem directa
Drucken ist so bedeutend , dass man kleinere Vortheile gar nicht
aufzuzählen brauchte. Beim directen Drucken kann das N^ath
sehr leicht zerbrochen oder verletzt w^erden; wenn nicht Htp&j
und Abdruck auf geschliffenem Glas gemacht werden, so erl»li
man keine scharfe Copie; man muss den Copirrahmen öffnen am
nachzusehen, und gefährdet dadurch ebenfalls die Schärfe; man ist
Knecht des Wetters und muss tausendmal so lange belichten vie
beim Entwicklungsdrucken; und man arbeitet mit einer trockoeD
Schicht die beim Befeuchten leicht zerreisst. Hingegen beim
Cameradruck kann das Negativ nicht durch Contact mit andeia
Gläsern verletzt werden oder im Copirrahmen zerspringen, gewoln-
liches Glas kann für das Negativ wie für den Abdruck benotzt
werden , man braucht nicht nachzusehen und macht zu jeder Zeit,
selbst bei schlechtem Licht mit wenig Secunden Belichtung eioe
Copie , und man operirt mit einer feuchten Schiebt die sich mck
ablöst. Hierzu kommt, dass das Verfahren eben so einfach ist
wie das feuchte Collodionverfahren , und dass man an einem Tage
eine grosse Menge von Abzügen machen kann. Ferner kann diu
die Abdrücke in beliebiger, vom Negativ unabhängiger Grusie
machen.
Aber sind hervorgerufene Abdrücke so schön im Ton, in Knfi«
Schärfe, Abstufung und künstlerischer Wirkung wie die directeo'/
Sie sind es. Ferrier's vortreffliche Transparentbilder auf Gl«.
sowie die Java -Landschaften von Negretti und Zambra sind mit
Hervorrufung gedruckt ; und es gibt nichts schöneres in Bezug auf
Abstufung und Schärfe. Abdrücke auf Albuminpapier lassen sA
gar nicht damit vergleichen. Man könnte einwenden, dies seien
Transparcntbilder , und deshalb erhelle daraus nicht, dass da?
Verfahren auch gute positive Abzüge liefere. Nun aber haben wir
vor uns zwei Ebumeumbilder von Mr. Burgess; wir können nw
253
sa^en, dass dies die voUkommensten Photographien sind die wir
je gesehen. Sie übertreiTen Papierbilder bei weitem, und selbst
Daguerreotypen und Giaspositivs. Contactdruck auf Papier ist ganz
gut für gewisse Zwecke, aber für das Partraitfach untauglich. Das
Hervorrufungsverfahren wird ihn sicher verdrängen. Den Leuten
gefallt die jetzige Manier nicht mehr; sie bezahlen gerne mehr für
etwas besseres wenn es zu haben ist.
Man vergesse nicht, dass diese neue Druckmethode die Contraste
im ^Negativ sehr vermehrt; dass man also ein sehr dünnes flaches
Negativ machen muss.
Wenn man indessen Abdrücke ohne Hervorrufung zu machen
beabsichtigt, so wähle man das Simpson^sche Verfahren mit Chlor-
silbercollodion. Für Glasbilder muss dem Collodion auf die Unze
ein Gran Citronsäure zugesetzt werden, am besten wahrscheinlich
in der Form von Citronensaft.
lieber ein nenes sehr empfindliehes Papier for
photographisebe Tergrösseraiigen.
Von Dr. van loDckhoven.
Jedermann weiss, dass das gewöhnliche Salzpapier Bilder giebt
deren Ton sich nach der Leimung des Papiers richtet; dass z. B.
ganz reines, nngeleimtes Papier graue flache Bilder giebt, während
dasselbe Papier mit Gelatine oder Albumin geleimt brillante Ab-
drücke von angenehmer Farbe liefert. Dies kommt daher, dass
sich das Silbemitrat mit der Leimung zu einer Art von Lack
verbindet
Das Licht zersetzt das Chlorsilber in metallisches Silber und
in violettes Silberchlorür , dessen Zuzammensetzung uns bis jetzt
noch nicht genau bekannt ist Der Silberlack hingegen enthält
keine Spur von metallischem Silber. Das Fixirmittel lässt also im
ungeleimten Papier nur metallisches Silber von grauer matter Farbe
zurück, während im Albuminbilde sich nach dem Fixiren zwar
ebenfalls metallisches Silber findet, daneben aber auch jener Silber-
lack, welcher die schöne Färbung erzeugt. Belichtet man die Pa-
piere sehr kurz und entwickelt mit Gallussäure, so erhält man
sehr schwarze Bilder; wenn aber das Papier nicht geleimt war, so
wird das Bild beim Fixiren grau und matt.
Sensitiren wir zwei Blätter Papier, das eine nur mit Chlor-
natrium und ohne Leimung, das andere mit Kiweiss ohne Chlorsalz,
so enthält das erste nur Chlorsilber, das zweite nur Silberalbuminat.
254
Kurz belichtet und mit Gallussäure bebandelt geben diese
ganz verschiedene Hesultate. Das erste gibt ein graues
Bild, das zweite eins von sehr schöner Farbe. Mit nntersdiweffig^
saurem Natron fixlrt und (getrocknet, gibt das erstere
mattes in Quecksilber lösliches Bild, also aus metallischem
bestehend, das zweite ein farbiges nicht in Quecksilber löslicbcs.
Im ersten Falle sieht man also, dass die Gallussäure dem Bilde
metallisches Silber zuführt, dass demnach hier nicht eine Eat-
wickelung sondern eine wirkliche Verstärkung vor sich gdit.
Leider werden die mit Harz, Gelatine, Albumin geiennten Pa-
piere im Gallussäurebade gelb, und das unterschwefligsaure Natron
verändert den Ton etwas. Man ist daher von dem Entwickehrngs-
verfahren meistens abgegangen. • — Das Studium der ZeisetsungeB
des Collodions hat mich nun zu einem neuen Verfahren geleitet^
das wirklich ganz practisch ist
Ich habe vor einigen* Jahren mitgetheilt, dass das Collofion
sich zersetzt, indem der Alkohol den Stickstoff des Pyroxjims
absorbirt, wobei der Alkohpl zu Salpeteräther wird, das Fyroxylin
zu einer Art Harz. Unjodirtes Collodion, welches einige Jahre alt
ist, gibt Bilder von tiefrother Farbe.
Ein der CoUodionwolle sehr ähnlicher Körper, die Nitroglucose
zersetzt sich viel rascher in Gegenwart von Alkohol und bildet mit
Silbemitrat eine Verbindung, die sich im Licht gerade wie SiUier-
albuminat bräunt. Dieser Stoff bleibt unter dem Einflnas der
Gallussäure ganz weiss, während Silberalbuminat gelb wird.
Wenn man das mit alkoholischer Lösung von Nitrogiocose pfi-
parirte Papier sensitirt, unter einem Negativ sehr kurz belichtet and
in Gallussäure legt, so kommt ein Bild von prächtiger Farbe herror,
dass sich wie Albuminbilder tonen und fixiren lässt.
Ich gehe nun zur practischen Beschreibung meines Verfahrens
über.
Ein Theil pulverislrten Zuckers wird in eine Mischung von
einem TheU Schwefelsäure und einem Theil rauchender Salpete^
säure gegeben, nach fünf Minuten wieder herausgenoounen , mu
unter einem Wasserstrahl gewaschen. Die so erhaltene Subftanx
wird in Alkohol gelöst, dann wieder durch Wasser präcipitirL
Von dieser Nitroglucose lost man 20 Gramm in einem Liter
Alkohol; die Auflösung wird in einem Trockenofen 8 bis 10 Tagr
einer Temperatur von etwa 43^ ausgesetst. Naeh V-erimf dieser
Zeit ist die Nitroglucose zersetzt und die Flüssigkeit, die öA
anfangs mit Silberlösung nicht trübte , gibt jetzt einen weissen Nie-
derschlag, der sich im Lichte sehr rasch schwärzt.
256
Die Lösung wird in eine Poraella&scbale gegosseo ; man taucht
RiFepapier hinein und hängt es zum TroclLnen auf. Nach einigen
Minuten ist es trocken. Es wird dann zwei Stunden lang in zelm-
procentige Salzlösung getaucht Zum Sensitiren bringt man es In
ffinf^rocentige Silberlösung. Es hält sich einige Monate empfindlich.
Dies Papier ist äusserst empfindlich und nimmt einen sehr
schönen Ton an. In einer Stunde habe ich vierundzwanzig Ver-
grösserungen damit machen können. Die Farbe des Bildes Ist
etwas klarer und röther als beim Chlorsilberpapier. Wenn man
eine Partie Bilder zusammen hat, taucht man sie auf einmal in ein
Bad von 1 Gramm Gallussäure, 1 Liter Wasser und 10 Cub.-
Centtmeter Eisessig. Darin nehmen sie einen prächtigen Ton an.
Man tont und fixirt wie gewöhnlich. Nach dem Trocknen tiberzieht
man sie mit Gummi und Wachsfimiss oder Email-Lack. Sie
gleichen dann ganz genau den Albuminbildem.
(Denjenigen unserer Leser, die weniger mit der Chemie vertraut
sind, und die das vorbeschriebene Verfahren versuchen wollen^
würden wir rathen, beim Präpariren der Nitroglucose sehr vorsichtig
SU sein. Die Anführung folgender Yerhaltungsregeln ist vielleicht
von Nutzen.
Die Schwefelsäure muss in einem dünnen Strahl, langsam und
unter fortwährendem Umrühren in die Salpetersäure gegossen wer*
den, nicht umgekehrt Dadurch soll zu grosser plötzlicher Erhitzung
vorgebeugt werden. Natürlich muss das Gefäss, worin man die
Säuren mischt, jede Temperaturveränderung vertragen. Ein dünnes
Becherglas ist am besten. Der Zucker darf erst hinzugethan wer-
den, nachdem die Mischung gänzlich erkaltet ist; auch darf man
keine grössere Menge davon nehmen. Versäumt man dies, so
braust die Masse plötzlich auf und es entwickeln sich grosse
Mengen* ungesunder gelber Dämpfe. Man nehme deshalb die Ope*
ration im Freien vor und an einer Stelle, wo etwa tibersteigende
Sänre nichts verderben kann. Aus demselben Grunde nimmt man
am besten ein ziemlich grosses Gefäss. — Behn Umrtiliren der
Mischung von Säure und Zucker wird diese dick, und gleich darauf
fiült eine gelatinöse Masse zu Boden. Man giesst die überstehende
Flfissig^eit sofort ab, übergiesst den Bodensatz mit Wasser und
knetet ihn mit den Händen aus. Kleinere Mengen lassen sich dmrch
Auskneten und Waschen von . der anhängenden Säure leicht
befreien. Dr. Lg.)
»•«•fTHkliekM Areklf. Ir. 8«. IS. Jidi 18S6. 1^
256
ColMim - DrackferfahreB für vergrteserte Mier«
Von VUiette.
Der Verfasser wendet bereits seit einigen Jahren das Mol-
tessier'sche Verfahren an, und hat dasselbe so yeryoUkomnuiety
dass er jetzt Vergrösserungen darnach anfertigt. Er sagt darüber
in einer an die Redaction des Moniteur de la Photographie gie-
richteten Notiz:
Die Vortheile meiner Methode sind:
1) Grosse Feinheit des Bildes; 2) unbestreitbare Hahbaikeit;
3) das Bild liegt auf der Oberfläche des Papiers, ist nicht eiiige>
sunken; 4) nur sehr kurzes Belichten ist erforderlich. Um das
Negativ worin der Kopf ein Centimeter gross ist, auf Lebensgrtee
zu vergrössem, genügen bei electrischem Licht 80¥rie bei Sonneii-
beleuchtung zwei bis drei Secunden; bei Hydro -Ozygengas sind
zwei bis drei Minuten erforderlich. Bei zerstreutem Licht erfailt
man Abdrücke in 7 bis 8 Minuten ; oft auch in noch kürzerer Zeit
Ich nehme ziemlich dickes Jodcollodion, welches Uare Positivs
liefert Das Silberbad ist mit doppelt crystallisirtem IHtrat prl^iarirt
Ich entwiclde mit Pyrogallussäure; das Bild muss eben so langsm
kommen wie ein Negativ. Man wascht ab und flxirt mit 07911-
kalium von 3 % ; darauf wascht man nochmals und giesst rascA
Chlorgoldlösung von 1 : 1000 auf. Nachdem man wieder gut ab-
gespült, legt man ein Blatt Gelatinpapier auf die Sdiicht, sehligt
die Ränder derselben um, und zieht sie mit dem Papier vom Glase.
Ich habe Bilder von 1 m. 20 zu 90 cent ganz leicht abgezogen.
Nnr keine Geheimnisse in der Phetograpliic.
Motto: „Eines M&dchens echon Q«e&cbt
Mos« allgemein sein — wie's Sonntnlickt.*
Wallenstein's Lager, Aultntt VB.
Bei W. £. Hepple in Bamberg ist kürzlieh um 2 Thfar. ein
versiegeltes Schriftchen unter folgendem Titel erschienen:
„Wichtige Mittheilung . fQr Photographen. Darstellung 'einei
auf Walirheit und Erfahrung begründeten, negativen Hervorrufimgf
flüssigkeit, welche das Verstärken mit PyrogalloBsiare xxBaiolMg
madii und dabei trotz kürzerer Exponirzeit vorzügUche, briUante»
scliön detaülirte Negativs liefert etc. etc/ —
Ich zweifle durchaus nicht daran, dass der Herr YoiImmk
dieser „Wichtigen Mittheilung'' auch wirklich mit seiner Hervor-
rufungsflüssigkeit all die hier angegebenen Vorzüge erreicht, da
257
auch ich schon längere Zeit eine derartige Hervoimfüng anwende;
allein ich bin — offen gestanden — gegen alle Geheimnisse in der
Photographie, und was der Eino weiss und kann, soUte durch die
OeffentUchkeit. unentgeldlich zum Eigenthum Aller werden. Nur
auf diese Weise wird die Photographie sich immer freier und
kräftiger entfalten ^ während sie durch Geheimnisskrämerei noch
immer in Fesseln gehalten wird. Zudem — glaube ich — sind
nicht alle meine sehr geehrten Herrn Gollegen im Stande für jede
einzelne Mittheiiung 2 TUr. auszugeben, denn die photographischen
Handwerker haben durch ihre schamlosen Preisedrückungen wohl
manchem tüchtigen Photographen das Fett von der Suppe geschöpft.
So glaube ich es der Photographie und deren wirklichen
Anhängern schuldig zu sein, die Heryorrufungsflüssigkeit anzugeben,
welche ich — wie gesagt — schon lange Zeit ansetze und für die
beste halte, da sie wirklich all das ezfltllt, was in dem Titel obiger
Mittheilung gesagt ist
Sie besteht einfach aus einer , concentrirten Lösung von
Eisenoxydul-Ammoniak, welcher Alkohol wie gewöhnlich — JBisessig
aber das. Doppelte und je nach der Temperatur auch das Dreifache
der früheren Quantität zugesetzt ist. * Durch diesen Entwickler wird
die Expositionszeit verkürzt, die Verstärkung ganz überflüssig und
die Lichter sind äusserst brillant und fein detailirt. Selbst bei der
stärksten Hitze werden die Schatten nie verschleiert, wohl aber
die Lichter hie und da zu sehr gedeckt. Um nun hier nicht in
das Gegentheil zu fallen und statt der Verstärkung eine „Entkräf-
tnng" anwenden zu müssen — verdünne ich bei solcher Temperatur
den Entwickler zu ein Drittheil mit Wasser. Dies ist Alles. Selbst-
verständlich glaube ich nicht hinzufügen zu müssen, dass bei seiner
raschen und kräfUgen Einwirkung derselbe in geübten und vor-
sichtigen Händen sein muss; ebenso halte ich die Bemerkung , für
überflüssig, dass hiezu ein starkes Siiberbad und stark jodirtes
GoUodion nöthig ist, denn der Entwickler aUein kann natürlich
nicht Alles thun.
Gerne würde ich auch die Zusammensetzung dieser Flüssigkeiten
angeben, allein ich möchte um Alles in der Welt nicht in den
nbeln Buf kommen, als hielte ich zu den vielen tausend und aber
tausend Recepten auch noch die meinigen für so wichtig, sie. in
achönem schwarzen Druck, auf blendend weissem Papier, heraus-
xngeben* Meiner geringen Ansicht nach sind fast alle Recepte ^t,
wenn sie aus guten, reinen Chemikalien gut und reinlich ^uber^itet
werden. Emest ReilllNM)Il.
• Ir'
258
Nraer Bitwickler für NegiitiTi.
Von M. Carej Lot.
Herr Carey Lea glaubt, dass durch Verbindung eines orgui.
sehen Stoffes mit dem Eisenentwickler Bilder von der Zartheit nd
Feinheit der Eisenentwicklung und der Kraft der PyTOgallaseotwick-
lung erhalten werden können.: Die Schwefelsäure geht mit vielea
organischen Stoffen Yerbindnngen ein, die hier benutzt werdet
könnten. Das nach den gewöhnlichen Vorschriften bereitete „inder*
schwefelsaure Eisen^ ist hierher nicht zu rechnen, denn wenn mu
nur den Zucker mit Eisenvitriol zusammen crystallisiren Itet, so
erhält man doch blos eine mechanische Mischung von Zucker Bit
Eisenvitriol, während das eigentliche Salz der ZuckerschwefelsEiin
nach der in diesem Archiv Bd. IV, S. 334 durch Dr. Sdnutm
mitgetheilten Vorschrift darzustellen* ist. Herr Lea gibt im Pldla-
delphia Photographer zwei Vorschriften ftir eine ähnliche VeiliiB-
dung mit Gelatine, die, wie er angibt, sehr fein und krifiig
entwickelt.
1) Eine Unze Gelatine lasse man in zwei Unzen Wsskt
anschwellen. Man löse sie durch schwaches Erwärmen und sete
darauf fünf Drachmen (gemessen) Schwefelsäure zu. Man rfihredie
Mischung gut um und giesse die Säure nicht auf einmal, sooden
allmälig zu. Die Gelatine wird viel flüssiger und nimmt dm
eigenthtimlichen Geruch an. Nach zwölf Stunden wird die Veiirii-
düng zwischen Gelatine und Säure gebildet sein; man setze dam
Eisenfeilspähne im Ueberschuss zu , und soviel Wasser wie Sinre
vorhanden ist Man lasse die Mischung zwei bis drei Tage a
einem warmen Ort stehen und rühre zuweilen um. Um sichern
sein, dass dann keine freie Säure mehr vorhanden ist, gebe ma
etwas essigsaures Natron hinzu; eine halbe Drachme wird genOgen.
Dann filtrire man und verdünne auf 15 Unzen.
2) Man giesse eine Unze Schwefelsäure zu drei Unzen Wasser
und lasse erkalten. In diese Mischung gebe man eine Unze Gda-
tine, lasse anschwellen, und setze sie zum Lösen viemndzwaoii; |
Stunden an einen lauwarmen Ort Dann setze man Eisenfeilspabe
hinzuy ohne irgendwie zu erhitzen. Nach einigen Tagen setze mu
etwas essigsaures Natron zu, filtrire und verdünne auf 15 Unzen.
Nach dem ersten Verfahren erhält man eine braunere Lüsdb;
als nach dem i^weiten. Das letztere zieht Herr Lea vor. Ando«
Verfahren haben ihm nicht so günstige Resultate geliefert
Der auf diese Weise präparirte Entwickler ist sehr coocentrirt,
braucht aber keinen Säurezusatz, da die Gelatine hier die BoDe da
259
S&iure spielt Diese Eigeiischaft ist eigenACiiiilidi ; Herr Lea bat
dieaelbe sehen firfiher beobuchtet, als er Gelatine vergolden w<^te,
worauf doppeltchromsanres Kali und Licht gewirkt hatte. Er pin-
selte dieselbe mit ätherischer ChlorgoldlGsimg an und goss dann
Elsenvitriolldsang darüber. Wenn man diese beiden L((sangen
gimammengiesst, entsteht sonst sofort ein Niederschlag von metalli-
schem Gk>ld. Aber in diesem Falle war der Goldniederschlag lang-
sam, nnvollkommen nnd unregelmfissig; erst durch das Zuhülfe-
nebmen der mächtigen Bedactionskraft der directen Sonnenstrahlen
wurde ein rascher nnd vollständiger Niederschlag erhalten. Mit
Silber war der retardirende Einflnss der Gelatine schwächer;
dennodi vertritt sie bei der photographisciien Entwicklung voll-
kommen die Essigsäure. Eine reine Porzellanschale wurde mit der
Ctolatine-Eisenlösnng, eine andere mit gleichviel gewöhnlichem Ent-
wickler (Wasser 60 Unsen; Eisenvitriol 4 Unzen; Essigsäure 4 üb-
Ben, Alkohol 3 Unzen) gefüllt und zu jedem eine gewisse Menge
Süberlösnng gegossen. Der gewöhnliche Entwickler fing schon
nach fünfzehn Secunden an trüb zu werden, während der Gelatine-
Entwickler lünfzig Secunden, also dreimal so lange klar blieb,
obgleidi er viel mehr Eisenvitriol enthielt. Dies ist ein grosser
Vorzug, denn man kann sehr lange entwickeln, ehe sich das Bild
verschleiert. Auch der Alkoholzusatz ist beim Gelatine-Entwickler
überflüssig; die Verstärkung geschieht, wenn überhaupt erforderlich,
durch* Zusatz von etwas Silberfösung. Pyrogallussäure wird also
ebenfalls ganz entbehrlich gemacht.
Die mit diesem Entwickler erzeugten Bilder sind ebenso halt*-
bar wie die gewöhnlichen; wenigstens liegt kein Grund vor, weshalb
dies nicht der Fall sein sollte, und Negativs, die Herr Lea vor einem
Jahr damit entwickelte, haben sich durchaus nicht verändert
Der Entwicider hält sich etwa zwei Monate, nach dieser Zeit
nimmt seine Wirkung etwas ab.
An einem wolkigen Tage, an dem das Licht ganz gleichmässig
war, nahm Herr Lea nach einander fünf Negativs auf, von denen
das erste und vierte mit dem gewöhnlichen Eisenentwickler, die
übrigen mit Gelatine-Entwickler hervorgerufen wurden.
Die letzteren waren ohne Frage die besten, denn sie waren
kräftiger und klarer, und besassen mehr Detail.
Man darf bei Bereitung dieser Entwicklung nicht mehr Wärme
in Anwendung bringen als sie hier angegeben, denn sonst geht eine
Zersetzung vor sich, und die erhaltene Lösung mag wohl noch
entwickeln, wird aber nicht die hier angegebenen Vortheile besitzen.
2(K)
4Sa bildet «eh nach obigen Yorschriftea auch etwas sdnrefrinarei
Eiaen ia der Lösung, waa Herr Lea für yordieilfaaft hiit
Schliesfllioh aei noch bemerkt, dasa man das Crefäss mit Geh-
•tine und Schwefelsäare nicht fest verschiiessen sdl, inden diaa
leicht eine Explosion erfolgen könnte.
Ddrcbsiehtige flecke n dei Negatif t«
An die Redaction des photographischen Arehiva
Ihrem in Nr. 82 an allem Fortschritt Fenweifdnifai
X-Correspondenten sagen Sie gefälligst, dass es zwar schwierif kl,
anf so flüchtige Angaben genau in die Sache einsugehen, dass ick
•jedoch der festen Ansicht bin, dass die „vercweiflungsvoUen Flscta*
▼on überschüssigen oder nnaufgelösten Jod- nndBren-
salzen herrühren. Das CoUodion scheint entweder „sn jung^ oder
. „EU stark^ mit Salaen versetzt gewesen zu sein. Dass diese 8ilw
• nicht im Silberbade waren, beweist der Ausspruch des Hent
Correspondenten, „er habe irische Lösungen genommen**; meiiter
hierbei auch das Gollodion, so spricht dies gleichfalls for mose
Behauptung, meint er aber das CoUodion unter seinem Aussprache
„filtrirt'', so weiss ich aus Erfahrung, dass diese winzigen Jod- ni
Bromkrystäilchen, welche sich in einem fehlerhaften oder zu ju^gsi
CoUodion yorfinden, nie und nimmer durch FUtriren desCeUa-
dioDS entfernen lassen, sondern nur durch eigenes Absities
und Klären, das je nach den dazu yerwendeten Chemikalien toi
4 Tagen zu 4 Wochen dauern kann. Ich habe ein Gdlodkn
oft 6 und 8 Monate lang für meinen Gebrauch und wohl deshalb
nie über Flecken oder Unreinigkeiten zu klagen. Ist der Hör
Correspondent aber fest versichert, dass besagte Flecken nicht siu
der erwähnten Ursache entstehen, so hätte ich noch den einxiiea
Rath für ihn, bei der jetzigen wärmeren Temperatur jeden
Morgen vor Beginn seiner Arbeiten Camera und Cassette ii
allen Ecken und Fugen mit einem feuchten Tuche von Staub
zu befreien, der oft nur deshalb da zu sein scheint, um uns ohne-
hin genug geplagte Menschenkinder voUends zur Verzweiflung a
bringen.
München«
Inert iMlkMl.
(Von dem Herrn X-Correspondenten erhielten wir fotgesde
Zwdirift : Die CoUodionflecken nnd mit Ihrem CoUodion venehwn-
261
itfa^ aber anch nüt solehem, das ich mümt Detierd&i|^ gemacht
habe. Die EiBeheinniig ist also wie so maa^s andeTe wierktifiii
gebMeben.)
Karitti's Kafeetnekeif erfiAurei.
Aus der Camera otcura.
Ck>lonel Baratti erhielt mit einer ror zwei und zwaiudg Monaten
präpaiiiten KafTeeplatte ein sehr schönes Negativ mit nur llinikehn
Secnnden Belichtung (Portrait-Objectiy, Blendenöffnung 88 liOIlinL;
aoimenbeleuchtete Landschaft Morgens zehn Uhr).
A. Gollodion.
Aether von 60* .
200 Gramm,
Alkohol von 40* . . ,
100 ^
Pjrroxylin
8 „
Jodcadmium. . . .
2 ,
Jodlithium
1 ,»
Bromcadmium . . . .
1 n
Jodtinctur '. . . . .
6 Tropfen.
Dies CoDodion liann nach drei Tagen gebraucht werden; besser
ist es nach Verlauf einer Woche.
B. Silberbad.
Destillirtes Wasser . . 300 Gramm,
Doppeltcrystallisirtes sal-
petersaures Silber . . 24 „
Essigsäure ..... 8 Cub. Cent.
C. Präservirungsmittel.
Wasser 300 Ghramm,
Pulveiis. Kaffee ... 80 „
Raffin. Zucker .... 15 „
Das E[aflee- und ZudLerpulrer wird in eine Flasche gethan
und mit dem kochenden Wasser übergössen; die Flasche wird yer-
korkt Nach dem Erkalten filtrirt man. An einem kfihlen Ort
verwahrt sich die Lösung acht bis zehn Tage.
D. Entwickler.
Destillirtes Wasser . . 800 Gramm,
Schwefels. Eisen- Ammon T^s jt
Kupfervitriol .... 7Vs «
Candiszucker .... TVa ^
CitronSäure. 15 „
E. Fixirbad.
Wasser 800 Gramm,
Cyankalinm 7 •
262
Die Platte wird in gewöhnlicher Weise prSparirt, sie bkflic
twei AOnuten im Silberbad| wird dann mit destillirtem Waaser gat
abgespült und mit der Lösung C bedeckt. Man trocknet rie ia
einem gut verschliessbaren Kasten, worin sich etwas GhloreskiaDi
befindet. Nach 24 Stunde^ kann man die Platten Terpacken.
Vor dem Entwickeln wird die Schicht mit destiUirtem Wasser
benetst und mit dreiprocentiger Silberlösung übergössen.
Die Belichtung dauert mit Portraitobjectiv von 4^2 ^^^^ ^^^^^^^
messer und 3V2 Cent. Oeffoung bei Sonnenbeleuchtung nur
Theil einer Secunde. Im Schatten bei bedecktem Himmel
man 4 bis 8 Secunden. Die Platten verlieren allmälig an Emf^d-
lichkeit; jeden Monat um 2 Secunden; so dass man nach einen
Jahr anstatt momentan, 18 Secunden belichten muss. Wurde dte
Platte zu lange belichtet, so erscheinen unter dem Entwidüer sofort
alle Details und das Bild bleibt roth; bei 2u kurzer Belichtom;
bleiben die dunkeln und grünfarbigen Objecte aus.
Das Cyankalium giebt den Bildern grössere Transparenz ia
den Schatten und macht die Umrisse schärfer, aber seine Wiifanig
ist energischer als die des unterschwefligsauren Natrons; man darf
es daher keinen Moment ausser Acht lassen, und moas sofort
abspülen nachdem die Fiziruog beendet
Zum Firnissen nehmen wir eine Auflösung von 34 Or. Sandank,
20 Gr. Terpentinöl und 7 Gr. Lavendelöl in 300 Gr. Alkohol voi
40^. Vor dem Auftragen ist das Negativ schwach zu erwlrmea.
Das Bierrerfahrei.
An die Redaction des photographischen Arehivs.
Da die Zeit wieder da ist, wo mancher Amateur befauft jdio-
tographischer Ausflüge Trockenplatten zu präpariren beginnt, m
verfehle ich nicht, Ihre Leser auf ein sehr einfaches Trockeaver-
fahren aufmerksam zu machen, welches ich schon seit langer Zeit lut
gutem Erfolg anwende, nämlich das Bierverfahren. Die Platten we^
den ganz wie die nassen präparirt (Natrium-Collodion ziehe ich var),
nach dem Silbern gut mit destiUirtem Wasser gewaschen, und dsn
mit einer Auflösung von 2 Loth Gandiszucker in Vs Maass bairisdien
Bier Übergossen. Sie halten sich mindestens zwei bis drei Monsie
ganz gut Entwickelt wird am besten bald nach der EzpositiiM,
mit Eisen und Silber oder mit Pyro und SUber.
Aachen, Juni 1865« K.
263
lieber 4&t Wirkug des Oieis uf uenpf idlicbes Jed-
ud Brensilber.
Dr. P. J. Kaiser hat folgenden '• Brief .an die Redaction des
Londoner Photographischen Jounuüs gerichtet:
In Ihrer Zeitschrift ist ein Artilel von Carey Lea über die
Wirkung des Ozons auf unempfindliches Jod- und Bromsilber ent-
halten.*) Hr. Lea theilt uns viele wichtige Versuche mit, deren
Resultate gänslich yerschieden zu seht scheinen, von denen die ich
(phot Arch. V, S. 413) beschrieben habe. Hr. Lea hat aber nicht
dieselben Versuche angestellt wie ich. Er hat zunächst ein anderes
Jodsilber genommen. Ich bereitete die unempfindlichen Platten
nach Poiterln, indem ich erst eine gewöhnliche empfindliche Jod-
ailber-Collodionschicht darstelle und diese in eine mit Jodsilber
gesättigte zehnprocentige JodkaliumUsung eintauche, um sie unem-
pfindlich zu machen. Hr. Lea wird wohl einsehen, dass höchst
wahrscheinlich . das so gebildete Jodsilber eine andere Zusammen-
setanng hat, als das you ihm dargestellte. Ferner habe ich einen
grossen Inductionsapparat mit starken Bunsen'schen Elementen ange-
wandt; das Ozon war also sehr staric und solche Proben^ wie sie
Hr. Lea vorgenommen, waren natfirlich unnöthig, da das Ozon auf
bedeutende Entfernung schon durch den Oeruch wahrnehmbar ist.
Ich habe auch mit Phosphor versucht, aber stets verschleierte
Platten erhalten, wahrscheinlich durch die mit dem so erzeugten Ozon
gemischten fremden Stoffe. Das aus Kamäleon erzeugte Ozon ist
jedenfalls noch unreiner.
Ich wiederhole hier die Beschreibung meiner Experimente aus-
führlich, und bin überzeugt, Hr. Lea wird, wenn er sich die Mühe
gibt, ganz nach meinen Angaben zu arbeiten, auch dieselben Re-
sultate erhalten.
Anfangs nahm ich Benzindämpfe zum Sensitiren, und erhielt
damit Negativs, so dass an der sensitirenden Kraft dieser Dämpfe
nicht gezweifelt werden kann. Diese Versuche veranlassten mich,
den Einfiuss, den Ozon auf die unempfindlichen Platten ausübt, zu
Stadiren, da ich die Sensitirung dem aus der Wirkung des Benzin-
dampfes auf die Luft gebildeten Ozon zuschrieb. Deshalb präpa-
rirte ich zwei unempfindliche Platten, und stellte die eine ganz, die
andere nur zum Theil, einer mit Ozon geschwängerten Luft aus.
Dies Ozon wurde durch eine Geisler'sche Ozonröhe erhalten;
Der faMl«ctioiiiMi|ip«rat war von Rim^rff and zwar einer der
*) Photogr. Archiv Nr. 77 S. »8.
264
grössten. Die Platten wurden dem Ozon nur einige Minuten ua-
gesetzt Icli belichtete die Platten einige Secunden unter dem
Negativ, bei sehr schwachem Tageslicht. Beim Entwickeln eiliielt
ich ein kräftiges Bild, .ausgenommen , wo das Jodsilber dem Ozon
nicht ausgesetzt worden war. Später versuchte ich einen kleineren
Rumkorffschen Inductionsapparat, musste aber, weil er viel schwa-
cher wirkte, die Platten einige Stunden lang exponiren. Ein ander-
mal bereitete ich drei unempfindliche Jodsilberplatten. Eine davon
setzte ich dem Ozon aus in einer nach Babo's Angaben von mir
verfertigten Ozonröhre; eine zweite setzte ich in's Dunkelzlnuner,
und die letzte in den vollen Sonnenschein. Am nächsten Morgen
exponirte ich die drei Platten, die erste 10, die zweite 20, die
dritte 30 Secunden. Alle diese Platten gaben gute Bilder; aneh
die dritte, die der Sonne ausgesetzt gewesen, und danach uoter
einem Negativ in viel schwächerem Licht exponurt worden war.
Diese eigenthümliche Erscheinung nahm ich später wieder wahr,
indem ich eine Platte erst in die Sonne stellte und gleich nachher
tn eine Camera brachte. Ich belichtete eine Minute; die Camera
war auf Gegenstände mit gewöhnlicher Atelierbelichtung geriditet
Beim Hervorrufen erschien ein zwar schwaches aber deutliehes Bild,
mit ganz klaren unverschleierten Schatten, ein Zeichen, dass wirkBeh
alles Jodsilber desensitirt worden war.
Zu aUen Versuchen wandte ich nur mit Jodcadmium versetctes
CoUodion an ; zum Hervorrufen die bekannte Mischung von Citren-
säure und Pyrogaliussäure. Herr Lea hat Eisenvitriol genonameiL
Meine Versuche beziehen sich nur auf Jodsilber, die Wirkong
der Dämpfe auf Bromsilber muss ganz anderer Art sein.
lieber die Wirkan^ des Lichts tiif Jodsilber.
Von M. Carey Lea.
Man hat bisher allgemein geglaubt, das Jodsilber, welches mit
Ueberschuss von Jodkalium gefüllt wurde, sei gänzlich unempfindlieh
gegen das Licht. Herr Carey Lea berichtet (im American Jounal
of Photography) über eine Reihe von Versuchen, die beweisen soUeSf
dass dies Jodsilber ebenso wie das mit Silbertiberschuss gefällte
lichtempfindlich sei, wenn auch in viel geringerem Maasse.
1. Ein Blatt Papier wurde mit Silbemiiratlösung begoss«
und getrocknet Dann wurde es auf Jodkaliumlösung sehwinunen
gelassen, gut gewaschen, getrocknet, und unter einem Negativ fiinf
Secunden dem Sonnenlicht ausgesetzt. Durch Pyrogallussäure und
Silber wurde ein schwaches aber deutliches Bild entwickelt.
265
2. Papier wurde auf zehnprocentiger SUberlösung schwimmeo
gelassen und getrocknet Da im Versuch 1 das Papier auf der
Jodkaliumlösung nur geschwommen hatte, daher möglicherweise
etwas Silbersalz unzersetzt geblieben wäre, wurde das Papier dies-
mal vier Minuten lang in eine 2 V2Procentige Jodkaliumlösung
getaucht, dann gut gewaschen, unter einem Negativ zwanzig Se-
canden dem Sonnenlicht ausgesetzt, und mit Gallussäure und Silber
BDtwickelt. Es kam ein deutliches Bild hervor, aber in unregel-
mässigen Flecken.
3. Wie vorher, nur Entwickelung mit Eisen. Resultat wie vorher.
4. Ebenso, mit sechs Secunden Belichtung. Mit Eisen und
Silber entwickelt Es erschien nichts.
5. Dasselbe Papier wurde unter demselben Negativ eine Mi-
nate im zerstreuten Lichte exponirt; dann mit Silberlösung und
Citronsäure befeuchtet. Der Eisenentwickler brachte ein ziemlich
kräftiges Bild heraus.
6. Papier, Negativ, Licht und Belichtungszeit wie in 5. Es
wurde mit Eisen und Silber schwach entwickelt, gewaschen und
mit Pyrogallussäure und Silber Übergossen. Das Bild kehrte sich
um, die Theile, wo das Licht gewirkt hatte, blieben weiss, die
beschätzten wurden dunkel.
7 und 8. Versuche, bei Gaslicht zu copiren. Ohne Resultat.
Um jede Möglichkeit der Existenz von freiem Silbernitrat im
Jodsilberpapier auszuschliesseii , wurden noch folgende Versuche
angestellt. Papier wurde auf lOprocentiger SilberlÖsnng schwimmen
gelassen. Jodkaliumlösung (von 1 : 32) wurde mit Jodsilber gesät-
tigt, um bei der beabsichtigten langen Einwirkung nicht das Jod-
silber aus dem Papier aufzulösen. Das Silberpapier wurde drei
Standen lang in dem reichlichem Bade gelassen, dann l^J2 Stunde
gut gewaschen.
9. In der Sonne noch feucht drei Secunden exponirt gab dies
Papier unter dem Eisenentwickler ein kräftiges Bild.
10. Das Papier wurde unter demselben Negativ 7 Secunden
belichtet, dann in das Silberbad getaucht, und mit Eisenvitriol, Essig-
säure und Citronsäure entwickelt. Es entstand ein verschleiertes Bild.
11. Dasselbe Papier, 1^4 Minute im zerstreuten Licht expo-
nirt Der Eisenentwickler brachte mit Mühe ein Negativ statt eines
Positivs zum Vorschein.
Vorstehende Resultate scheinen hinlänglich beweisend zu sein,
indessen bleibt noch ein Irrthum möglich. Salpetersaures Silber
bildet nämlich mit organischen Substanzen Zusammensetzungen, die
äusserst beständig sind. Die Verbindung mit Albumin z. B. wider-
266
steht bekanntlich den gewöhnlich angewandten Fixinnitteln. Da
das Papier Leim entbfilt, so könnte man annehmen, dieser habe ach
mit dem Silbemitrat zu der lichtempfindlichen Substanz yerbanden.
Um dies zu prüfen, nahm ich statt Papier Collodion als Coterlage.
Eine Glasplatte wurde mit Rohcollodion bedeckt, und in das
Silberbad getaucht und danach in Jodkaliumlösung gebracht. Es
bildete sich keine hinreichende Schicht, da zu wenig Nitrat in das
Collodion eingedrungen war. Es wurde deslialb~ sUberlialtigea Collo-
dion präparirt, auf eine Platte gegossen, und diese in Jodluüiom-
lösung getaucht, die vorher mit Jodsilber gesättigt war. Auf diese
Weise war es sehr schwer, eine gleichmässige Schicht zu erhalten.
Die Platte blieb drei Stunden lang im Jodbade. Dann wurde sie
gut abgespült und getrocknet Die Empfindlichkeit war ganz die-
selbe wie der vorher angewandten- Jodsilberpapiere.
Hieraus geht, wie ich glaube unzweifelhaft, hervor, dass Jod-
silber, welches mit Ueberschuss von Jodkalium niedergeschlagen
wurde und welches ganz frei von organischen Silbersalzen ist, em
latentes Bild aufzunehmen vermag. Jodsilber welches, wie im
letzten Falle, mit Ueberschuss von Jodkalium erzengt wurde und
lose auf einer Fläche liegt, und das stundenlang in einem Jodbade
war, ist nach gehörigem Abwaschen fähig, ein latentes Bild zu
empfangen, welches sich ziemlich kräftig entwickeln lässt, und das
sich vielleicht noch viel intensiver machen liesse, wenn man dies
Verfahren besser studirte.
Ein letzter Versuch verdient in theoretischer Hinsicht Erwili-
nung. Ein Stück Papier wurde mit lOprocentiger Silberiösung
getränkt, und nach dem Trocknen in ein Bad von Jodkalinm
getaucht, zwischen Sangpapier etwas ausgedrückt, und noch fendit
unter demselben Negativ dieselbe Zeit exponirt. Es entstand dies-
mal unter dem Entwickler kein Bild.
Es ist häufig über die Ursache der Unempfindlichkeit des mit
überschüssigem Jodkalium niedergeschlagenen Jodsilbers gestritten
worden, und man hat angenommen, dass trotz des sorgfältigsten
Auswaschens immer noch eine Spur Jodkalium darin zurückbleibe.
Wir sehen nun aus den vorstehenden Versuchen, dass diese Un-
empfindlichkeit gar nicht existirt, und dass es zweitens gar nidit
schwer ist, das Jodsilber vom beigemischten Jodkalixun gänzlich zn
befreien.
Bei allen hier angeführten Versuchen war die Belichtungszeit
doppelt so lange wie bei feuchten Platten. Jede Entwickelongs-
weise gab gute Resultate; Eisenvitriol, Eisenammon, mit und ohne
Ameisensäure und Kupfervitriol.
267
der photograpldBolien Aiustellniig im Induftrie-Pftlast
zu AmBterdam.
1. Eine internationale pbotographische Ausstellung wird in
den Räumen des Paleis voor Volksvlijt zu Amsterdam gemein-
schaftlich mit einer Ausstellung der Ennstindustrie stattfinden.
2. Die Ausstellung wird am 1. August 1865 eröffnet und
wird zwei Monate dauern.
8. Die Ausstellung wird alle Branchen der Photographie
umfassen: Portraits, Landschaften , Architecturen, Reproductionen
u. s. w., die Anwendungen der Photographie auf Wissenschaft,
Kunst und Industrie ; Photolithographie, Heliographie, Photoscu^tur,
Photographie auf Porzellan^ Glas, Email etc.
4. Die Photographien müssen unter Glas eingerahmt und von
eiser Notiz über das angewandte Verfahren, den Verkaufspreis etc.
begleitet sein.
5. Die AntrSge auf Raumertheilung sind vor dem 1. Juli
firanco an Herrn J. A. van Eyk, Dir. Secr^taire du Palais de
rindustrie, zu adressiren zugleich mit einer genauen Notiz über die
Beschaffenheit und Anzahl der Gegenstände, die man auszustellen
beabsichtigt
6. Die Transportkosten hin und zurück werden vom Palais
de rindustiie getragen.
Die Direction des Industrie-Palastes.
Mr. J. A. van Eyk,
Dir.-Seer6Uire.
P. in C. — Die Methode, die Lafon de Camarsac beim Anfertigen einge-
brannter Photographien befolgt, ist nicht bekannt, er hat zwar ror Jahren etwas
darüber -reröffentlieht, aber in so unklaren und aügemeinen Ausdrücken, dass
darans nichts zn entnehmen ist. Eine Notiz lautet so : „Ais Unterlage nehme ich
Metall oder Stoffe, die zur Töpferei gebraucht werden; ich nehme verglasbare
Verbindungen, um das Bild darauf zu bringen, und operire sowohl mit Bildern,
die durch MetaUsalze, wie mit solchen, die durch Harze erhalten sind. Gewöhn-
liche CoUodion-, Eiweiss- oder Leimbilder entwickle ich mit salpetersaurem
Silber bis die Halbtinten überkräftig und die tiefen Schatten ganz dicht und dick
geworden sind. Dann lege ich das Bild in einen Muffelofen. Die organischen
Verbindungen werden durch die Hitze zerstört" Wir glauben, dass meistens das
Verfiahren von Poitevin, mit Eisenchlorid und Weinsteinsiure, in Anwendung
kommt. Sie finden dasselbe in Nr. 22 dieses Archivs mitgetheilt.
268
M« V. in 0. — 1. Nach dem Aufirischen des NegativsLlberbads bruirkt
dasselbe nicht wieder mit Jodsilber gesättigt zu werden, da das Zersetzen des Jod-
silbersalpeters nichts weiter bezweckt, als das in zu grosser Menge angesammelte
Jodsilber zum grossen Theil abzuscheiden. Gibt das Bad nach dem Auffrisrfaen
Schleier, so ist es mit verdfinnter Salpetersäure abzustimmen. 2. Was meinen
Sie mit der ,,gleichmässigen Wirkung*' der Pyrogallussäureverstarkung? Uebn-
gens kommt es hierbei auf die Vorschrift wenig an; im Sommer wird man die
Lösung besser verdünnen und mit etwas Säure versetzen. 3. Wenn die Vet-
st&rkung vorzugsweise die Lichter schwärzt, so wurde zu kurz belichtet, oder die
Beleuchtung war fehlerhaft. 4. Kräftige Negativs brauchen schwächer gesilbeites
Papier als schwache. Längeres Schwimmenlassen auf schwachem Bade ist nicht
anzurathen. — Wenn Sie bei Ihren Arbeiten recht vorsichtig und aufmerksam
sind, kann es nicht fehlen, dass Sie rasch weiter kommen.
B. — Ein heller Strich zwischen den beiden Stereoskopbüdem rQhrt dmher,
dass die Bilder an den Seiten übereinanderfallen; dies lässt sich indessen leicht
vermeiden indem man das schwarze Brettchen welches die (3amera halbirt, und
das meistens beweglich ist, so viel wie möglich der empfindlichen Platte nihert-
W. in B. — Das auBfQhrlichste über Photolithographie finden Sie in 4«
zwei letzten Bänden diesem Archivs (Jahrgang 63 u. 64). Ein specieUes Werk
darüber ist nicht veröffentlicht worden, und die Notizen in den litho-
graphischen sowie photographischen Handbüchern über diesen Gegenstand sind
meist ungenügend. Ohne gründliche Bekanntschaft mit der Lithographie wird
man übrigens in der Photolithographie nichts zu Wege bringen. Wir ziehen das in
Nr. 8 mitgetheilte Verfahren vor, über das sich auch Hr. Garey Lea im PhiUd.
Phot, anerkennend ausspricht.
▼. S. in Wian. — Sie klagen darüber, däss das Eiweisspapier das Silberbad
nicht gleichmässig annimmt, wodurch Streifen und Flecken entstehen. Dies zeigt,
dass die Albuminschicht zu trocken geworden ist. Wenn Sie das Papier an
einem feuchtem Ort aufbewahren, oder in eiligen Fällen, es vor dem Silbern
über Wasserdampf halten, so wird es seine üble Gewohnheit sofort ablegen.
V. in Bfliseldorf. — Es ist wie wir nach längerer Praxis versichern können,
genügend wenn man zum Benetzen der Tanninplatten nach dem Belichten blos
destillirtes Wasser nimmt. Sehr anzurathen ist in jedem Falle das Maturen der
Ränder mit Smirgelpapier. Man sollte auch beim feuchten Verfahren keine
Platte präpariren, die nicht angeschliffene Ränder hat Die Schicht haftet dann
trotz Verstärken und Spülen ganz vortrefflich.
Einige englische und ein amerieanisohei Journal werden ersucht die für
uns bestimmten Nummern ToUstftndig sn frankdren; für eine Nummer des
letzteren haben wir heute S^t Sgr. bezahlt
Mittheilungen für die Redaction wolle man an Dr. Liesegamg
in Elberfeld adressiren.
Gedruckt bei Saiu. Loca« In Elberfold.
Photographisches Archiv.
Band ¥1. - Itfr. 99. - f. Anglist ises.
Chlorsilbfr-Collodioi auf Hilcbglas.
Von 6. WhartoQ - Simpson.
. Das Verfahren, Bilder auf Milchglas mit Chlorsilbcr-Collodion
abzudrucken, ist äusserst einfach und gibt sehr schone Resultate;
sowohl für Transparentbilder wie für gewöhnliche Positivs. Die
Abdrücke werden kräftiger, brillanter und feiner als bei dem ITervor-
rufungsverfahren.
Das Collodion wird ähnlich präparirt wie das früher mitge-
theilte (m. vgl. S. 141 dieses Archivs). Zu jeder Unze werden
zugesetzt :
Salpetersaurcs Silber . 7*/2 Gran,
Chlorstrontium ... 2 „
Cltronsäure .... 1 „
Man sieht beim Vergleich mit der früheren Vorschrift, dass
dies Collodion weniger freies Silbernitrat und mehr Chlorsalz ent-
hält, und dass auf die Unze ein Gran Citronsäure zugesetzt ist;
diese gibt Kraft und Brillanz. Wendet man das für Papierbilder
bestimmte Chlorsilbcr-Collodion auf Glas an, so erhält man matte
Bilder und das l>^itrat crystallisirt leicht beim Trocknen der Schicht.
Setzt man mehr Chlorsalz zu, so vermindert sich dies Bestreben.
Das Collodion enthält gleiche Theile Aether und Alkohol; und
soviel CollodionwoUe wie nöthig.
CUorsilber-Collodion.
Mr. Simpson thcilt in den phot. News folgende Bemerkungen
über das Abziehen mit Chlorsilber-Collodion mit.
Abzüge auf Glas. Das Ablösen der Schicht vom Glase
lässt sich leicht vermeiden, indem man die Ränder der Platte einen
15
270
achtel Zoll breit mit verdünntem Eiweiss bestreicht, ehe man das
CoUodlon aufgiesst. Wenn man sehr dickes Collodion anwendet, so
ist Zusatz von Citronsäure nicht gerade erforderlich, übrigens immer
nützlich. Taucht man den Abdruck ohne zu waschen oder zu tonen
in unterschwefligsaures Natron, so erhält man dnrch Sulfnratlon ein
reiches Sepia, tiefes Purpurschwarz oder reines Schwarz. Inwie-
fern diese Tonung haltbar ist, vermögen wir nicht mit Sicherheit
zu sagen, doch glauben wir, dass die Bilder sich halten werden.
Wenigstens haben sich manche treffUche Negativs des Dr. Diamond,
die durch mehrstündiges Stehenlassen in alten Natronbädem ver-
stärkt waren, jahrelang bisher gut gehalten. Ebenso wurden manche
Transparentbilder durch Anwendung von Quecksilberchlorid und
danach unterschwefligsaurem Natron getont, und es ist uns nicht
bekannt, dass eines dieser Bilder seinen Ton verändert hätte.
Die Glasbilder lassen sich auf folgende Weise leicht in Papier-
bilder verwandeln. — Nach dem Fixiren und Trocknen überzieht
man das Bild mit einer Auflösung von einem Theil chinesisch
Weiss (flüssig iu Blechbüchsen) in vier bis fünf Theilen Wasser.
Sobald der Ueberzug trocken geworden, legt man darauf ein Stucl^
feuchtes Albumin- oder Porzellanpapier, und drückt es fest an, am
Luftblasen zu vertreiben. Das Bild wird nach dem Trocknen vom
Glas entfernt, indem man mit einem Federmesser unter dem Bande
herfahrt. Sehr gut ist es, wenn man das Glas vor dem Collodion-
aufgiessen mit Wachs überzieht. Die Instructionen von Burgess in
Betreff des Eburneumverfahrens sind hier von Nutzen. Die Bilder
können auch vorher mit Wasserfarben colorirt werden, was ihnen
eine sehr hübsche Wirkung verleiht.
Abdrücke auf Papier. Das Collodion darf beim Trocknen
nicht im mindesten trüb oder opalisirend werden. Wenn die noch
nicht mit Chlorsilber versetzte Schicht nicht auf dem Glase zu einer
unsichtbaren Lage eintrocknet, so werden die Papierbilder einge-
sunken erscheinen.
Baumwolle, die eine hornige sich zusammenziehende Schicht
gibt, ist oft durchsichtig; ist sie aber zu hornig, so wird sie
undurchdringlich, und die Abdrücke tonen sich schlecht und langsam.
Ist sie staubig, so werden die Abdrücke flau. Man stellt die geeig-
netste CollodionwoUe dar, indem man nicht zu viel Baumwolle in
eine gleichtheilige Mischung von käuflichem Vitriolöl und Salpeter-
säure von 1.42 spec. Gew. eintaucht; Temperatur 60 bis 65^ C.
Von der so präparirten Baumwolle geben zehn Gran zur Unse
ein kräftiges Collodion; man vergesse nicht, dass ein zu dünnes
271
CoIlodioD anch dünne graue BUder ^bt. Die Bilder werden auch
dann flau, wenn das Collodion zu wenig salpetersaures Silber enthält.
Fast jedes hartgeleimte Papier kann als Unterlage dienen. In
weiche Papiere sinkt das Nitrat ein, und die Bilder werden flau.
Altes dickes Kivespapier kann zuweilen .ohne Präparation gebraucht
werden, besser ist das Wothlytypiepapier.
llatennchug Afcer die Natv des Ittentei Bildes a«f
einer Jed- und BronsilberseUebt
Von M. Gary Lea.
Wer die Fortschritte der theoretischen Photographie mit Interesse
verfolgt hat, weiss, dass die grosse Frage : „Welche Wirkung findet
auf der empfindlichen Schicht in der Camera statt?" den Photo-
graphen seit Jahren Grund zu mancherlei Streit und Zank ge-
geben hat.
Ich habe ernstlich versucht, ein expenmentum craciszu finden,
welches diese Frage beantworten und erledigen sollte. Inwiefern
mir dies geglückt ist, mögen meine Leser aus dem Folgenden
selbst beurtheilen.
Erstens. Ich habe zunächst die jetzige Lage der Streitfrage
hinzustellen :
Es ist versichert worden, dass es zwei Formen von Jodsilber
gibt, die empfindliche und die unempfindliche. Während dies
(ausser mir) alle Photographen zugegeben haben, herrsch^ eine
grosse Meinungsverschiedenheit in Betreff der vermeintlichen Be-
dingungen dieser Verschiedenheit. Einige, wie Schnauss und
Sutton, halten das .Todsilber immer für unempfindlich, vorausgesetzt
dass kein salpetersaures Silber dabei ist; andere, wie Vogel,
Hardwich und Monckhoven sagen, es sei stets empfindlich, ausser
wenn eine alkalische Jodverbindung im Ueberschnss vorhanden;
und letzteres sei stets der Fall, wenn das Jodsilber in Gegenwart
von überschüssigem Jodkalium gefällt werde — indem ein Theil des
letzteren so fest hafte, dass er durch Waschen sich nicht ent-
fernen lasse.
Noch grössere Unsicherheit hängt über der Frage, ob die Licht-
wirkung physicalisch oder chemisch sei.
Vor einiger Zeit noch hielt man fast allgemein diese Wirkung
für eine physicallsche. Die hervorragendsten Photographen, u. a.
Schnauss, Vogel, Monckhoven, Hardwich, stimmten darin tiberein.
272
Kürzlich aber scheint sich ein anderer Gesichtspunkt aofgethan
zu haben. Vogel hat eine interessante -Reihe von Versuchen ver-
öffentlicht, um zu zeigen, dass Jodsilber nur empfindlich ist in
Gegenwart einer Substanz die Jod aufzunehmen befähigt ist. I$t
dies wahr, so niuss die physicalische Theorie vorlassen werden.
Nach Vogels Ansicht niuss ein Stoff zugegen sein, der Jod aufnimmt,
oder die Schicht ist unempfindlich; alsa die Empfindlichkeit der
Schicht hängt von ihrer Fähigkeit ab, ihr Jod abzugeben, in anderen
Worten, eine chemische Zersetzung zu erleiden.
Auch Major Russell hat Ansichten ausgesprochen, die mit der
physicalischen Theorie nicht vereinbar sind. Er spricht von der
Erzeugung von Bildern auf Bromsilberplatten, von denen jede Spor
von Silbernitrat entfernt wurde, und wobei das Bild durch einen
alkalischen Entwickler ohne Silber herausgebracht wnrde. Er bemerkt
ferner, dass eine dicke vollbelichtete Bromsilbersehicht durch and
durch geschwärzt wird, und glaubt die Menge von Silber in dem
Bilde sei viel grösser als der alkalische Entwickler im Stande sei aus
dem etwa aufgelösten Bromsilber zu gewinnen. Selbst mit Bezug
auf die gewöhnliche Entwicklung sagt er: „Ich glaube fast, wegen
der Analogie der alkalischen Entwickler, dass ein gewöhnlicher
Silberentwickler, wenigstens auf Bromsilber hauptsächlich so wirku
dass er das belichtete Bromsilber reducirt"
Diese kurze llebersicht wird genügen, darzuthun, wie äu^sserst
verschieden man über diese wichtigsten Fragen denkt nnd wk
unbestimmt die citirten P]xperimente sind.
Ich will nun meine eigenen Ansichten mitthcilen, und dif
Versucho, womit ich sie unterstütze.
1. Ich halte das Jodsilber stets für empfindlich, obgleich der
Grad seiner Empfindlichkeit sich nach den Umständen bei seiner
Bildung sehr verändern mag; in Gegenwart einer alkalisehen Jod-
Verbindung gebildet, ist es fähig, ein cntwickel bares Bild aufsu-
nehmen, vorausgesetzt, dass kein Ueberschuss von alkalischem
Jodsalz vorhanden bleibt; sobald man dies aber fortwasefat ist die
Empfindlichkeit gleich da.
Diese Ansicht habe ich durch eine Reihe überzeugender Proben
bereits festgestellt. *)
2. Die Entstehung eines entwickelbaren Bildes auf einer jod-
bromirten Schicht in der Camera halte ich für eine rein physicalische
Erscheinung. Es findet keine Zersetzung des Silbersalzes statt, keioe
Jodabscheidung. Und schliesslich wird das Bild, wenigstens beim
*) Man verjrl. dirsps Archiv Nr. H6. S 264.
273
ge^v^öhnlichen feuchten Verfahren , ganz auf Kosten des Entwicklers
gebildet.
Hierfür biete ich folgende Proben an:
Erster Versuch. — Wenn in der Camera irgend eine
Reduction stattfindet, oder selbst nur eine theilweise Zersetzung die
beim Entwickeln vollendet wird, — kurz wenn das Bild in irgend
einer Weise auf Kosten des Jod- oder Bromsilbers der Schicht
gebildet wird — so muss die. Menge des Jodids oder
Bromids der Schicht sich yerhältnissm ässig ver-
mindern.
Es wurde eine Platte in gewöhnlicher Weise entwickelt-
nnd anstatt das unveränderte Jod- und Bromsilber
durch Fixirung zu entfernen, wurde das Silberbild
entfernt, um sehen zu können, ob sich durch die Entwicklung
irgend ein Theil des Jod- oder Bromsilbers verzehrt habe ; es hätte
in diesem Falle nach Entfernung des Bilberbildes anstatt des vor-
berigen Negativs ein mattes dünnes Positiv erscheinen müssen. Es
galt zunächst eine Substanz ausfindig zu machen, die das Bild
entfernte, ohne die Jod- und Bromsilberschicht zu modificiren. Ich
fand, dass eine schwache Auflösung von salpeiersaurem Queck-
silberexyd diese Eigenschaft besitzt Das entwickelte Bild wurde
in eine sehr verdünnte Lösung dieses Salzes getaucht, so ver-
dünnt, dass das Bild zum gänzlichen Verschwinden zwei bis drei
Minuten brauchte. Die PJatte wurde sodann abgespült und sorg-
faltig untersucht. Nicht die Spur eines positiven Bildes war zu
entdecken, die Schicht war vollkommen gleichmässig , woraus zu
schliessen, dass kein Thcil des Jod- und Bromsilbers zum Aufbauen
des negativenfBildes während der Entwicklung verbraucht worden war.
Dieses Resultat ist ziemlich entscheidend; das folgende aber
ist noch stärker.
Zweiter Versuch. — Eine Platte wurde präparirt, ent-
wickelt und das entwickelte Bild wie eben durch Quecksilber
entfernt, alles bei gelbem Licht. Die Platte nahm dadurch wieder
ihr anfängliches Aussehen an; sie wurde gut gewaschen, und
ein Eisenentwickler mit Silbernitrat und Citronsäure aufgegossen.
Das erste Bild erschien wieder, es entwickelte sich
ein zweites Negativ auf derselben Schicht, die das
erste geliefert hatte.
Der Lichteindruck in der Camera war also bei Erzeugung des
ersten Bildes nicht erschöpft, denn nachdem dies vollständig ent-
wickelt und darauf wieder sorgfaltig entfernt worden, blieb der
Schicht dieselbe Kraft, das Bild zum zweitenmal zu erzeugen.
274
Dieser Versach scheint mir den langen Streit zu schliesMii
und die „physicalische Theorie'' zu etabliren. Denn durch die
Möglichkeit dieser zweiten P2ntwicklung ist das Bestehen einer
physicalischen Veränderung des Jodsilbers ohne Reduction bewiesen.
Dritter Versuch. — Beim zweiten Versuch wurde sowohl
die ursprüngliche wie die secundäre Entwicklung mit dem Eiaen-
und Gelatine-Entwickler vorgenommen. Diesmal wurde statt dessen
in beiden Fällen Pyrogaliussäure genommen ; das Resultat war ganz
dasselbe.
Die Art des Entwicklers ist also ohne wesentlichen Einfloss
auf das Resultat.
Was die Vorgänge bei gewöhnlichen feuchten Verfahren angeht,
so scheinen sie mir durch diese Versuche vollständig bewiesen.
Es ist nicht mehr möglich von chemischer Reduction zu sprechen,
alles dies ist durch das Factum fortgeschwemmt, dass die Schidit
zwei Entwicklungen zulässt.
Man muss aber wohl zugeben, dass der Vorgang in der
Camera nicht in allen Verfahren derselbe ist
Giessen wir vor dem Belichten einen Entwickler auf die sen-
sltirte Platte, so finden wir beim Herausnehmen derselben aus der
Cassette ein sichtbares Bild darauf. (Dies wurde durch Llesegang
im photogr. Archiv Nr. 69 zuerst nachgewiesen.) Hier ist freilich
kein wesentlicher Unterschied; nur haben die beiden Operationen:
die Entstehung des latenten Bilds und seine Entwicklung gleich-
zeitig stattgehabt.
Bei den Trockenverfahren findet man auch zuweilen sichtbare
Bilder beim Herausnehmen aus der Camera. Hier besitzt wahr-
scheinlich die Präser vi rungslösung eine gewisse redueirende Kraft.
Diese Resultate greifen also mein Argument nicht im geringsten
an. Das gewöhnliche feuchte Verfahren ist der Schlüssel zu aller
Eutwicklungs-Photographie , da in ihm alle Operationen besonders
bleiben und separirt studirt werden können.
Ich meinestheils habe niemals an eine andere als die physi-
calische Theorie der Lichtwirkung geglaubt; denn eine chemisck
Veränderung beim feuchten Verfahren kann doch nur die einer
Reduction sein, sei es zu metallischem Silber, sei es zu Silberjodur,
die aber beide vom Jodsilber durch die Farbe so verschieden wa^
dass man sie jedenfalls bemerken müsste.
Ich kann nicht schliessen, ohne auf die ausserordentliche Natur
des latenten Bildes hinzuweisen. Würde der physicalische Eindniek
durch den es entsteht, während des Entwickeins zerstört, so wäre
dies Factum kein Argument gegen die physicalische Theorie, deoB
»75
wir könnten leicht einen Gnind dafhr auffinden. Aber, dass dieser
phy^calisclie Eindruck, den wir dureb unsere Sinne niciit wahr-
nehmen iLÖnncn, kräftig genug ist, eine Entwicklung zu nfoerstehen^
der Wirkung einer QueckailberlÖsung Widerstand zu leisten, die
stark genug ist das ganze Silber anfeulöscn, und danach ein
zweites Bild zu geben vermag — diese Erscheinung gehört zu den
interessantesten auf dem ganzen Gebiete der Chemie.
(The British Journal of PhotograpliyO
Trockeiverfahren nit Taaiifl und Dfitria.
Von Paul Gaillard.
Die Glasplatten müssen äusserst vorsichtig gereinigt werden,
da auf einer schmutzigen Fläche das Coliodion nicht haftet; zum
letzten Poliren empfehle ich eine Mischung von WaBser^ K^lkerde,
Tripel und wenig Tropfen Salpetersäure.
Folgendes Coliodion hat mir die besten Resultate gegeben:
Aeiher 70 Cub. Cent,
Alkohol (4Q0). . . 20 „ „
Jodirung .... 10 j, „
Coliodion wolle ... 1 Gramm.
Die Jodirung besteht aus 50 Cub. Cent. Alkohol, 1 Gramm
Jodammonium, 3 Gramm Jodeadmium und 3 GranuB Bromcadmiuid«
Dem Coliodion werden soviel Tropfen Jodtinctur zugesetzt, dass
es d|e Farbe von Madeira annimmt
Silberbad.
Destillirtes Wasser ... 100
Salpetersaures Silber. . . 10
Essigsäure 10
Nachdem die Platte fünf Minuten in diesem Bade gewci^en,
taucht man sie in eine Schale mit destillirtem Wasser, dann nach-
einander in drei Bäder von gewöhnlichem Wasser. Zuletzt wäscht
man die Platte unter einem Hahn, taucht sie in die Präservirungs-
flüssigkeit und lässt sie an eine Wand gelehnt trocknen. In jedem
Bade bleibt die Platte mindestens fünf Minuten. Wenn sie gut
präparirt ist, so besitzt sie das glänzende Ansehen einer albumi-
nirten Platte.
Die Präservirungslösung besteht aus
Nr. 1
Wasser 300 Gr. t^ o ( Wasser 700 Gr.
Nr. 2
Tannin 20 „ ( Dextrin 50 ,,
Unter Umrühren wird Nr. 1 in 2 gegossen; dann setzt man
50 Cub. Cent. Alkohol zu und filtrirt.
Photographiscliei AtcIiIt. "St, 87. 1. Anlast 1865. XJ^
276
Die Lösung bleibt einige Monate hindurch haltbar.
Nach dem Belichten befeuchtet man die Sdiicht und giesat/ol-
gende Lösung darauf:
Destillirtes Wasser.
. 500 Gramm,
Pyrogallussäure. .
• 2V, ,
Essigsäure . . .
. 6 n
Alkohol ....
. 75
Auf je 100 Cub« Cent fügt man 2 Tropfen Silberlösung zo :
DestilUrtes Wasser ... 100
Salpetersaures Silber. . . 3
Essigsäure 8
Man verstärkt, indem man mehr Silberlösung zusetzt, sobald
die Details in den Schatten sichtbar sind.
Uefcer das Entkräften nbereopirter Abdriieke.
Von M. Carey Lea.
Da es wohl jedem Photographen passlrt, zu dunkle Abzöge
zu machen, so wird es gut sein, das geeignete Mittel anfzusndien,
um dieselben heller zu machen. Herr Carey Lea hat sich dieses
Falles angenommen und theilt folgende Versuche mit*)
Beim Entkräften der Bilder werden die zuoberst liegenden
Theile durch das Lösemittel zuerst angegriffen, also gerade die,
welche dem Bild seine Brillanz und Transparenz geben. Denutig
behandelte Bilder sehen also immer mehr oder weniger eingesunken
oder mehlig aus. Alle Versuche beziehen sich auf Abzüge auf
Eiweisspapier.
1. Doppeltohromsaures Kali und Salzsaure.
Diese Mischung ist äusserst wirksam und muss mit grosser
Vorsicht und sehr verdünnt angewandt werden. Sie macht die
Bilder sehr mehlig, ist demnach nicht zu empfehlen.
2. Jod.
Jodlösung (erhalten durch Eintropfen yon soviel Jodtinctnr in
Wasser als dies löst) greift die Bilder sehr regelmässig an und ver-
ursacht kein mehliges Ansehen. Man muss sich vor einem Ueber-
schuss von Jod hüten, denn die Ideinen Jodpartikelchen setzen sidi
am Bilde an und verursachen zahlreiche weisse Punkte. Andererseits
wirkt eine verdünnte Lösung zu langsam. Besser wird man des-
halb das Jod nicht in Wasser, sondern in Jodkaliumlösung von 1:340
lösen, welche mehr Jod aufnimmt als Wasser.
*) Im PhUadelphia Photographer Nr. 19.
277
Leider wiikt das Jod auf die Stärke, womit das Papier geleimt
Ist und verbiodet sich damit zu tiefblauer Jodstärke. Um diese
fortzunehmen, wendet man verdünnte Auflösung von unterschweflig-
saorem Natron an. Natürlich muss man nachher wieder gut
^ivaschen.
8. Cyaakalinm.
If. Faure hat dies Mittel im vorigen Jahre angegeben. Fünf
Gran Cyankalium werden in sieben bis zehn Unzen Wassers gelöst
I>as8 durch Goldzusatz der Ton der Bilder verändert werden könne,
^^e Herr F. behauptet, hat Lea nicht gefunden. Der Ton bleibt
mit wie ohne Chlorgold ganz derselbe, nur wird er heller.
4. Bromkalium und doppeltchromsaurefl Kali.
Diese Mischung macht die Bilder kalt, flau und mehlig, ist
daher nicht zu empfehlen.
5. Chlorgold und doppeltduromflaurefl Kali.
Wenn man zu neutraler oder schwach saurer Chlorgoldlösung
einen oder zwei Tropfen Lösung von doppeltchromsaurem Kali
zusetzt, so reducirt die Flüssigkeit sehr energisch, und immer
unvoriheilhaft. Das Gold scheint auf die Operation keinen günsti-
gen Einfluss auszuüben.
Aus diesen Versuchen geht hervor, dass Jod und Cyankalium
die geeignetsten Reducirmittel für übercopirte Bilder sind. Letz-
teres scheint den Vorzug zu verdienen.
Apparat xw Darstellng tnnspareiter Glasblliler
für das Stereoskop«
Die transparenten Glasbilder kann man ebensowohl auf trocknem
Collodion im Copirrahmen, wie auf feuchtem Collodion in der Camera
abziehen. Nach der ersten Methode werden die Negativs leicht
beschädigt, und die Platten müssen von geschliffenem Spiegelglas
genommen werden, da sonst genügender Contact nicht erreicht wird.
Das Copiren auf feuchtem Wege geht sehr rasch vor sich und wird
schon deshalb von manchen Phptographen vorgezogen. — Man
bedarf dazu einer langen Camera, die auf' das Brett AB eines
gewöhnlichen Stativs gesetzt wird. Die Camera ist der Länge nach
durch die Wand DF halbirt. An den beiden Zwischenbrettchen
befinden ?ich die Objeetive 0. An jedem Ende der Camera ist
«me Casaette; in die vordere 02 kommt das ungefirnisste N^uii,
in die mit C bezeichnete die empfindliche feuchte Platte.
Sind die beiden Negativs gleich dicht, so öITnet und selilient
man die Klappen G und H zugleich, ist aber eins schwächer ab
das andere, so Öffnet man die dazu gehfirige Kl^pe etwas spiln.
Die Camera wird auf den Himmel gerichtet, indessen dörfea
keine Sonnenstrahlen hineinfallen. Man erhält auf diese Weist
Abdrücke, die nicht mngekehrt lu werden brauchen, indem die«
schon durch die Objective geschieht
rii*to^|ihicB Mit RaMlrcniemgei.
Von Herrn C. Dauthendej in WUrzborg wurden uns eitte
Anzahl Karten und Medaillonbilder mit Band Verzierungen zur An-
sicht gesandt Um das Portrait zieht sich ein oraler Rand, und
der äussere Theil des Papiers ist intensiv schwarz. Der EfTed
dieser Bjl{ter ist ew sehr brillanter und dürfte wohl beim PublicuiD
Anklang linden, namentlich fiir Karte npo rtcaits ; Cameebilder habn
in dieser Manier ein viel hübscheres Anaehen als. mit weissem Grund.
Die Zusendung war von nachstehendem Brierc begleitet:
Herrn Dr. Liesegang In Elberfeld.
V^nn ich Diir rrlkuhr. Ihnan boirotgend mehrere Proben photo^ipliiKln
Portrait» nach tioem neuen Verfahren von mir einiuBvnilPn, to grsckirhl « id
der freudigen AUMii^bl, darlHipr ein güti^B Urlheil von Ihnen zu virnehmtn.
D»a Nrue neiDes Verfahrens besteht in der DarateMuni phDtogr>|ihiKkt
Rand Verzierungen um PorlraitB und Karten bidler, die zur mililecen Abgrennof
unJ Verschuieliung eine» intensiv sehwanen Grundes zum Bildfelde flnn P«-
traits dienen sollen Die natürliehe Kolgecung: ilass krinig ropirte PortrtiU
mit Ihren reii:hen SrhaUennuanten weit ahnliclier lein mnalen, lirmchte mkk iil
die Idee, lolche Abdriluk« auf icbwanom Grund zu eizeugeo, am in dailinA
micht hut enebtinni zu Iumd. D* «t nun Dicht hm liegt, Poftnib TOn einem
dmiklen flnind umfust, berziutellen und solcbe 4uch bin und d> schon nach der
bekannten schroff sbKrenifnden Weise gelertigt sind, so nehme ich nui die
g«nuinteD lUndvFriieriuigen «Is neue» Verfahrfn von mir in Anspruch und
glaube dadurch erat eine schickliche und künstlerisch pMsrndf Anwendung efnes
scbwanen ämnde» zu pbotogiiphisclien Bildern gefonden zu haben.
Diese Fortraits und Karten werden seit drei Monaten in meinem Atelier
angerertigt und haben beim Publicum von allrm Anfang an gleich so gefallen,
dws (je trott de« bühem Preises, den ich dafür nehme, vor alten am meisten
bestellt werden. Die passendere Vernendung so ropirtrr Fortraits zur Verzierung
und Betleidung von feinen Zimmer- und Scb mui;t Sachen , als: Wsndköiben,
äervieltenringen («ie beigelegtes Master zeigt), Brechen und Armbindem, machen
sie noch besonders schätibar. Vor allem aber glaube icb, dais sie dem Karten-
tacb einen neuen Aufschwung geben werden und uamentlich den neuen Canee-
karten grosse CoDcurreni machen därflen ; da meine Karten mit vier Bilden)
Ton einer Pereon, vor Jenen den Vorlhail haben, in Jedes gewühnlii;be Album
geiterkt werden zu können und dem Pbotographen zom Vortheil weniger Arbeit
machen. Genannte RaBdverxieningen werden durch eine besondere Vorrichtung
an der Camera auf das Negativ gebracht und künnen nach dem Geschuiache des
Operateurs ohne Habe und Kosten verändert werden. Diese Minier gewährt den
Pbotographen die sichere Auisicht, fllT gleiche Utlhe und gleiches Material hiihere
Preise lu erzielen.
Wir fügen hinzu, dasa die eingesandten Photographien äusseret
sauber ausgefii^rt sind; einige davon sind mit Gelatine, andere mit
Lsck Ubetzogen. Hr. Dautheiidey beabsichtigt sein VeTTabrcii weiter
EU lehren.
Williui's selbattkAtiger Vaseh«|»panit.
Dieser Apparat besteht ans einer Trommel von einem halben
Meter DarchmcsBcr und einem Meter Länge. Ein Wasserslrabl
setzt die Trommel in Bewegung, wodurch das Wassfr gewechselt
and die Bilder stets in Unruhe gehalten werden.
280
Die Trommel ist von Holz und rnndum mit ZinktSfelelieft
besetzt, die das Wasser aalfangen. Darum befindet sich ein Zink-
cylinder, in den man die Bilder legt. Das ausfliessende Walser
bewegt eine zweite hölzerne Trommel. Die beiden Trommeln sind
durch Zahnräder mit einander verbunden, was ih%en eine leichte,
regelmässige und constante Bewegung gibt
Die internationale pbotograpliisdie Ausstellnng in BerÜBi
(Aus den Recensionen und Mittheilusgen über bildende Kunst.}
Die Kunst, mit der Bonne zu malen, hat im vorigen Jahre ihreD
fünfundzwanzigsten Geburtstag gefeiert, (am 19, Junf 1839 wurde
das Daguerresche Verfahren von der Pariser Akademie der Wisaea-
Schäften veröffentlicht) und sie hält es mit Recht für an der Zeit,
sich der Mitwelt in einem Gesammtbilde vorzustellen, welches die
ganze Höhe und Ausdehnung ihres Könnens veransdiaulieht , and
in concreter Gestalt vor die Augen führt, was schon langst im
Bewusstsein der Zeit lebt: die Wichtigkeit der neuen Ecfindung ISr
das Kulturleben der Neuzeit, die Berechtigung derselben za einem
Platze neben den anderen beiden grossen Erfindungen unserer Zeit,
den Eisenbahnen und electrischen Telegraphen.
Die Männer, welche bald nach Veröffentlichung des Dagueire-
sehen Verfahrens hier und an anderen Orten die neue Erfindung
als Sonntags vergnügen, zuerst für sich selbst, dann für ihre Freunde,
und später auch gegen P^ntgelt für Fremde, aber immer doch nur
in Mussestunden ausübten , waren wohl weit entfernt daron , m
ahnen, dass dieses Amüsement fünfundzwanzig Jahre spSter als
ausschliesslicher Beruf Tausenden von Ausübenden, und darüber
hinaus Tausenden von Herstellern des dazu nöthigen Materials einen
reichlichen Verdienst gewähren würde; und wohl noch entfernter
von dem Gedanken, dass dies Amüsement sich zu einem mächtigen
Förderungsmittel der Kunst, der Industrie und der Wissenschaft
heranbilden würde.
Der Gedanke zu der Ausstellung, wie seine Verwiridichnng,
ging vom hiesigen phoj:ographischen Verein aus, an dessen Spitxe
der Dr. Vogel steht. Der Erfolg, wie sich jetzt beurthellen lä^t
hat das Unternehmen gerechtfertigt, sowohl in Beziehung anf die
Theilnahme der Berufsgenossen durch Einsendungen, als auf die
Thellnahme des Publikums durch lebendiges Interesse und zahl-
reichen Besuch. Welchen Anklang der Gedanke in erstgenannter
Beziehung fand, mag die Aufzählung der Länder darthun, aus denen
Zusendungen erfolgten; es sind vertreten die meisten Staatsgebiete
Deutschlands, Frankreich (Paris, Amiens, Carcassonne^ , England,
Holland, Italien (Turin, Mailand, Modena, Bergamo), Amerika
(Boston), von den ausserdeutschen Staaten Oesterreichs Ungarn
(Pest, Eperies), Dalmatien (Spalato), Siebenbürgen (Schässburg), die
Schweiz, Russland (Petersburg, Moskau, Warschan, Kankasien),
Dänemark, Schweden und Norwegen, Belgien, die Moldan (Jaasy).
281
Der Katalog der Ausstellung weist 250 Nummern auf, von
denen zwar in einigen wenigen Fällen mehrere auf ein und denselben
Aussteller fallen, (in Folge der Trennung der verschiedenen Fächer),
welche aber in fast allen Fällen mehr oder weniger Specialnummern
anter sidi haben, wie denn beispielsweise Carjat in Paris deren
46, die Staatsdruckerei in Wien 43 und später noch 34, die Kunst-
anstalt von Piloty und Löhle in München 56 aufweist; die Num-
mern, fortlaufend genommen, würden sicher die Zahl 2000 erreichen.
Die Werke füllen vollkommen, doch ohne Ueberhäufung , einen der
grösten Musiksäle Berlin's, die Tonhalle, mit ihren zwei ringsum-
laufenden Galerien, Vorzimmern und Treppenräumen ; zu den schon
vorhandenen Fenstern des Saales hat man noch ein reichliches
Oberlicht gefugt, so dass fast sämmtliche Stücke sich einer minde-
stens genügenden Befeuchtung erfreuen.
Eine einigermassen ausführliche Berichterstattung über die Aus-
stellung, auch wenn sie nur in Kürze alles Erwähnenswerthe
besprechen wollte, würde der Ueberfülle des sich darbietenden
Stoffes wegen eine ganze Reihe von Artikeln erfordern, wie sie
auch sämmtliche hiesigen grösseren grösseren Zeitungen bringen, zu
welcher mir aber die Redaction der Recensionen schwerlich den
Raum zu bewilligen im Stande sein möchte. Indessen wiederum
würde eine solche Berichterstattung auch Vielerlei in sich fassen
müssen, was denjenigen Lesern, welche die Ausstellung nicht selbst
besuchen können, zu wenig Nutz und Vergnügen gereichen würde.
Meine Absicht kann also im Wesentlichen nur die sein, die Aus-
stellung als solche und auf den verschiedenen Feldern möglichst viel
des Vortrefflichsten hervorzuheben.
Der Katalog bringt sämmtliche ausgestellte Gegenstände unter
sechs Rubriken; die erste davon. gibt einen Ueberblick über den
Entwicklungsgang der Photographie von ihren ersten Entdeckungs-
nnd Versuchsstadien bis auf die letzten VervoUkomumungsstufen ;
die zweite umfasst das Gebiet des Portraits und der Figurenbilder;
die dritte gibt die Landschafts- und Architectur- Aufnahmen; die
vierte das Reproductionsfach ; die Uebertragungen der Photographie
auf Porzellan, Steingut, Email u. s. w., und die sechste enthält die
Apparate, Chemikalien imd alle sonstigen beim Arbeiten nothwen-
digen Geräthschaften. Eine kleine Anzahl von sogenannten Photo-
skulpturen und etwas Fachliteratur mag erst nach Ordnung des
Kataloges hinzugekommen, oder auch wegen der geringen Anzahl
der Gegenstände nicht für binreichend erachtet worden sein zur
Constituirung besonderer Abtheilungen.
In Bezug auf Technik und Wissenschaft ganz besonders
interessant ist die erstgenannte Abtheilung. Nr. 1 der ganzen Aus-
stellung gibt ein Brettchen von Holz, auf welchem sechzig Jahre
eine Silhouette befestigt war, und welches während dieser Zeit an
einem hellbeleuchteten Orte gehangen hat. Der Einfluss des Sonnen-
lichts hat natürlich das Holz dunkel gefärbt , und dadurch ist an
der Stelle der Silhouette, welche nicht vom Lichte getroffen wurde,
ein helles, scharf umgrenztes Bild entstanden. Das war das erste,
natürliche Lichtbild! — Auf die Erfahrung, dass organische Stoffe,
282
mit Silbersalzen, wie z. B. Höllenstein berührt, sich unter dem Dn-
flusse des Sonnenlichtes schwarz färben, machten die beiden Wed-
gewood und Davy im Jahre 1812 den Versuch, ein Stack Papier
in Silbersalzlösung zu baden, es theil weise mit einem andurdisidi-
tigen Gegenstande, z. B. einer Silhouette zu bedecken und dann
der Einwirkung des Sonnenlichtes auszusetzen; die unbedeckten
Stellen färbten sich braun, die bedeckten blieben weiss. Natürlidi
verschwand mit der Zeit auch das weisse Bild, aber das erste
künstliche Lichtbild war da. Welche Reihe von ,Versudieii,
geglückten und missglückten, von Seiten der ersten Erfinder, daim
ihrer späteren Nachahmer, von Seiten der Chemiker, Optiker, Papier-
fabrikanten u. 8. w. seit diesem ersten, schwachen Ergebniss bis zur
Herstellung des CoUodiumhäutchens, welche die Erfindung zq einem
ersten befriedigenden Stadium gelangen Hess, und bis zu den letzten
Versuchen mit Kohle (Kohlenbilder) , deren gelungene Anwendung
erst eine vollständige Sicherheit in Bezug auf die Dauer des photo-
graphischen Bildes gewähren würde!
Nr. 10 zeigt schon einen Versuch in farbiger Photographie von
Kicco Feiice in Mailand. Die Farben sind nicht durch Anwendon;
von Pigmenten oder durch Uebermalen hervorgerufen, sondern dordi
eigenthümliche Behandlung der gewönlichen Photographie im Gold-
bade. Das Bild stellt einen männlichen Act dar, und die Fleisdi-
töne haben schon einen ziemlichen Grad von Naturwahrheit, in der
sie gar nicht wesentlich zurückbleiben hinter der mancher Manieristes
unter ' den Malern. Weitere Fortschritte in der farbigen Photo-
graphie zeigt die Ausstellung allerdings nicht, wie denn bei alien
möglichen Vertrauen in die fernere Entwicklungsfähigkeit dieser
Technik die Annahme einer Unmöglichkeit hierin gerechtfertigt sein
möchte. Das Uebermalen mit Anilinfarben erweist sich bis jetzt
noch als das Beste, was sich für die der Erreichung farbiger Pho-
tographien thun lässt, denn das Bild bleibt dabei in der Hauptsache,
was es ist, Photographic, da diese Farben eine bedeutende Durch-
sichtigkeit haben. Ausserdem verbinden sie sich chemisch mit der
Photographie, und geben dieser damit eine grössere Dauer. Die
Ausstellung bietet sehr Reizvolles an solchen Bildern, freilich nur
in Miniatur und einem uiclit weit darüber hinausgehenden Fonnal
Sehlnss folgt.
Reactionen der Gelatine«
Von M. Carey Lea.
Der Verfasser, der während der letzten Jahre mit dem Studiom
dieses Körpers beschäfügt war, beschreibt eine von ilun beobach-
tete Reaction, wie er glaubt die erste farbige Reaction zwiscfaen
reiner Gelatine und einem ganz farblosen Reagens.
Lässt man ein Stück Gelatine in saure Lösung von salpeter-
saurem Quecksilberoxydul fallen, so nimmt sie eine tiefrothe Färbung
283
an und löst sich bei gewöhnlicher Temperatur vollsfandig. Durch
Kochen wird die Farbe der Lösung etwas dunkler. Durch chlor-
sanres Kali wird die heisse Lösung rasch entfärbt und schmutzig
gelb gemacht. Diese rothe Farbe braucht eine gewisse Zeit zum
Entstehen, die nicht durch Wärme ersetzt werden kann, denn kocht
man die Gelatine mit der Quecksilberlösung, so wird die Lösung
gelblichi anstatt roth.
Diese Reaction ist nicht sehr empfindlich und nur bei Lösungen
anzuwenden, die mindestens ein Procent Gelatine enthalten.
Metagelatine verhält sich ganz ebenso. Die zur Probe benutzte
wurde in folgender Weise bereitet. Gelatine wurde in kalter
gesättigter Lösung von Oxalsäure eingeweicht, dann so lange
schwach erwärmt, bis sie im kalten Zustande flüssig blieb. Die
überschüssige Säure wurde durch kohlensauren Kalk fortgeschafft.
Zusatz von saurem salpetersaurem Quecksilber erzeugte hierin einen
flockigen weisslichen Niederschlag, der später wie die überstehende
Flössigkeit sich roth färbte.
7ittranfd)e lAoti^
Calciil des ttmf% de fMe, •■ taUes fh«t«Metrlqacs p«rtatifC8 pour
Tappr^ciation k un tr^s haut degr^ de pr^cision des temps
de pose n^cessaires h rimpression des ^preuves negatives k
la chambre noire en raison de Tintensitd de la lumi^re, de
la distance focale, de la sensibilitd des produits, du diamStre
du dlaphragme et du pouvoir r^ilecteur moyen des objets k
reprodulre, par M. L^on Vi dal, Secrdtaire fondateur de
la Soci^t^ photographique de Marseille; suivi d'un Manuel
op^ratoire pour Temploi d'un proc^de n^gatif au coUodion
humide et sec, avec toutes formules, par M. M. Teissire et
Jaquemet. Accompagnd du photom^tre destin^ au
mesurage de la lumi^re. Paris. Leiber, rue de Seine. 1865.
Herr Yidal liefert uns hier eine ziemlich vollständige TabeUe Ober die
Belichtungszeit. Um sich derselben zu bedienen, muss mtn folgende fflnf
Bedingungen genau kennen, nämlich:
1) Die chemische Intensität des Lichts;
2) Die Empfindlichkeit der Präparate;
3) Die Brennweite des Objectivs (oder vielmehr die Entfernung des
Objectivs vom matten Glase);
4) Den Durchmesser der BlendenoflEnung ;
5) Das Reflectionsvermögen der aufEunehmenden Gegenstände.
284
Diese fünf IViihaltspunkte sind unumgänglich nöthig; man hat noch ander«
in*s Auge zu fassen, die wir aber ihrer geringen Wichtigkeit halber hier über-
gehen; in der Praxis kann man sie ganz vernachlässigen.
Die Kenntniss des 3. und 4. Puncts ist leicht zu erlangen. Eine gradirt»
Scala auf dem Unterbrett der Camera oder auf der Objectivhfilse ; eine Zahl aof
jeder Blende, die deren Oeffnung angiebt, und jeder Operateur ist im Sundf.
Brennweite und Oeffnung rasch zu bestimmen.
Herr Vidal bemerkt ganz richtig, wie wenig Personen die Wichtigkeit die»«r
Angaben eingesehen haben; so lesen wir immer in den photographischen Josr-
nalen : Ich habe mit dem Objectiv Nr. so viel von Herrn so und so mit der
kleinsten, der grussten Blende, so viel Secunden belichtet; und der I-eser, der
oft kein derartiges Instrument zur Verfögutig hat, kann sich in keiner 'Vina*
von dem Werth des Versuchs überzeugen.
Die Kenntniss der Nummern 2 und 5 bedingt absolut die der ». 1
Intensität des Lichts.
Um die Intensität des Lichts kennen zu lernen, muss man sie messen, md
um sie zu messen , ist ein Photometer erforderlich. Dies Photometer muss ab»
nicht die Leuchtkraft, sondern die actinisrhe Kraft des Lichts messen. }\Ht
L. Vidal bedient sich hierzu des auf einem gewohnlichen Silberbad senfilirtei
Eiweisspapiers , weil dies jeder Pliotograph unter den Händen hat und weil n
sich äusserst regelmässig am Lichte färbt. Das Photometer ist ein klein««
Portefeuille in dem zwischen zwei Cartons ein dritter Carton gleitet, auf dta
das empfindliche Papier befestigt ist; dies wird durch eine schmale Oeffoung im
oberen Garton belichtet. Oberhalb der Oeffnung ist eine chromatische Scala too
zehn verschiedenen Tonen , die in der Weise erhalten wurde, dass man i^
Streifen Albuminpapier, den einen sechs Secunden, den zweiten zwölf, d»
dritten achtzehn u. s. w. , den zehnten eine Minute dem Licht aussetzte. Dit»«
zehn Farbentonc dienen dem Photomoter als Grundlage. Die pliotometri«ck^o
Tabellen sind für alle Brennweiten von Centimeter zu C'entimetcr bis 2^2 U*tn.
und fiir alle Blenden von 1 bis lOO Millimeter berechnet. Als Basis dient dif
mittlere Empfindlichkeit der trockenen Tanninplatten; für feuchtes CoUodioB
belichtet man achtmal weniger.
Ehe man also belichtet, verfährt man in folgender Weise: AngenommA.
man operire im Freien und der Aufnahmepunkt sei von der Sonne beleacbtrt.
Man dreht der Sonne den Rücken zu, öffnet das Photometer mit dem empflnd-
lichen Papier und hält es eine Minute lang im Schatten des Körpers in d^r
Höhe der Ellenbogen und 25 Centimetor vom Körper entfernt. Man sucht diBiL
welrhe Nummer am besten dem erhaltenen Ton entspricht. Liegt der Ton ii
der Mitte zwischen zwei Nummern, so wählt man stets die schwächere, weil dui
durch geeignetes Entwickeln doch ein gutes Bild unter diesen ümstiodif
erhalten wird.
Die erhaltene Färbung sei Nr. 7, die Brennweite 55 Centimeter, die Bknd«
5 Centimeter. Man schlägt die Tafel Nr. 7 auf, sucht die mit 55 öberschrif-
bene Colonne, und die Reihe, vor der die Nummer 5 steht Man findet hi^r
die Angabe 42' 57' für Tanninplatten, für feuchte Platten aclitmal weniger.
Die folgende Tabelle über die Modifleationen, die durch andere als di^
mittleren Reflectionskräfte bedingt werden, ist gewiss manchem unserer I-^er tob
Interesse :
285
Farben. SonBenschein. Zentreutes Licht (Nr. 10).
Schwarz 4' 15'
Dunkelroth 4' 12'
Dunkelgrün 3' 12'
Dunkelbraun 3' 12'
Dunkelgelb 4' 15'
Hellroth 1' 30" 5'
Hellgrün 1' 30" 3'
Hellbraun 2' ' 3'
Hellgelb 1'30'' 4'
Dunkelgrau 1' 30" 2'
Hellgrau „ 40"
Weiss „ 20"
Diese Zahlen geben die relativen Reflectionsvermogen der verschiedenen Farben an.
Herr Yidal hat sich die Muhe gegeben, eine Reihe von etwa 48,000 Zahlen
EU berechnen ; dieser Anstrengung gegenüber erscheint es vielleicht ungerecht
wenn wir ihm einen Vorwurf machen, nämlich den, dass er der Präparation des
pfaotometrischen Papiers nicht genügende Aufmerksamkeit geschenkt hat. Er
sagt, gewohnliches Eiweisspapier soll auf fön fzchnprocentigem Silberbad empfindlich
gemacht werden. Das ist aber keine definitive Angabe. Man findet Albumin-
papier mit ^2 his 5 % Salz im Handel, und die Empfind licJikeit dieser Papiere
ist sehr verschieden. Vielleicht . macht Herr Vidal uns über diese Verhältnisse
noch genauere Mittheilungen. C.
The f •rcelalft Pictuei or Füll Instructions how to make photographs
on porcelain or opal glass. Edited by John Towler, M. D.
Newyork, Joseph II. Ladd. 1865.
Diese neueste Schrift des Herausgebers von Humphrey's Journal in New-
York, Professor Dr. Towler, enthält eine vollständige Anleitung zur Anfertigung
transparenter Abdrucke auf Porzellan und Milchglas. £s scheint, als wären der-
artige Bilder in Amerika bereits ein sehr gangbarer Artikel; möglich, dass sie
auch in Europa sich bald Eingang verschalTen, denn es ist sicher, dass AbdriJcke
auf Glas \*or denen auf Papier in mancher Hinsicht den Vorzug verdienen. Das
Buch ist, wie die übrigen ^Verke des Verfassers klar, verstandlich und practisch;
wir entnehmen ihm den narhsiehenden Abschnitt:
Bm Avfiialime tm PtrieUaiibildeni auf fencliteiii Ylegt.
Es ist keine leichte Sache, ein für den Collodiondrnck geeig-
netes Negativ aufzunehmen. Man belichte lange gonug, nm alle
Details zu erhalten, denn ohne Detail wird der Abdruck, wenn er
noch so sauber ist, nur eine schwarz und weisse Sudelei ohne
jeden künstlerischen Character. Der Entwickler muss langsam aber
gleichmässig wirken; er muss die hohen Lichter zurückhalten bis
die feinen Partien sich zu zeigen beginnen. Folgender Entwickler
ist für solche Fälle sehr gut:
Schwefelsaures Eisen-Ammon 3 Gramm,
Schwefelsaures Eisen-Oxydul 3 „
Destillirtes Wasser .... 100 „
Essigsäure 24 „
Alkohol 9
286
Kommt das Bild zu rasch heraus, so setzt man mehr Esrif-
säure zu, oder man belichtet das nächstemal kürzer. Man ent-
wickelt so lange, als sich noch kein Zeichen von Schleier bemerkbar
macht. Vor allen Dingen hält man das Bild klar und dorek-
sichtig. Schliesslich spült man das Negativ gut ab und fixirt nt
Cyankaltum oder unterschwefligsaurem Natron.
Das Silberbad bereiten wir in folgender Weise:
Doppeltcrystallisirtes salpetersaures Silber 4 Unzen,
Destillirtes oder Regenwasser .... 48 ^
Nach dem Lösen versucht man das Bad mit Lakmuspapier,
ob es sauer ist oder nicht; es ist sauer, wenn das blaue Lakmu-
papier in der Flüssigkeit nach einiger Zeit roth wird. In die»«
Falle kochen wir die ganze Lösung in einem Kochglas oder einfr
Porzellanschale, die in einem Sandbad steht Vorher setzt man den
Bade 10 Gran Silberozyd zu. Dies Silberoxyd bereitet man so:
Klan löse 1 Drachme Aetzkali in 4 Drachmen Wasser oid
tröpfle so viel Silberlösung hinein, bis sich kein brauner Nieder
schlag mehr bildet. Zu dem Bodensatz giesse man Wasser mi
schüttle tüchtig um; wenn das Oxyd sich wieder abgesetzt hit
giesse man das Wasser ab und wiederhole dies mehrmals, bis das
Waschwasser nicht mehr alkalisch reagirt, d. h. die blaue Fsrke
gerötheten Lakmuspapiers nicht mehr wiederherstellt. Der Boden-
satz von Silberoxyd wird verwahrt.
Nachdem das Bad eine Viertelstunde mit dem Silberoxyd
gekocht hat, wird es seine Säure verloren haben. W^ir theilen es
dann in zwei Hälften und sättigen die eine, indem wir sie mit
5 Gran Jodsilber kochen. Dies präparirt man so:
Eine Drachme Jodkalium wird in 4 Drachmen Wasser gelost;
hierzu setzt man so lange Silberlösung, als sich noch ein NiederadU«;
bildet Man lässt diesen zu Boden sinken, glesst die überstehende
Flüssigkeit ab, und wascht mehrmals in derselben Weise wie beim Sil-
beroxyd. Man halte das Jodsilber feucht und fertig zum Gebruch.
Nachdem man die eine Hälfte des Bads mit Jodailber geiLodit
hat, nimmt man sie vom Sandbad und filtrirt sie. Die aodcie
Hälfte wird dem Filtrat zugesetzt, und nochmals durch frisches
Filtrirpapier filtrirt. Dies Bad ist sehr empfindlich , weil es keine
fremde Stoffe enthält ; es verursacht keine Nadelstiche in der Schicht,
weil es nicht mit Jodsilber gesättigt ist ; hingegen neigt es sidi
gern zur Verschleierung, da es sehr empfindlich und neutral ist
Besonders ist dies der Fall bei farblosem oder neuem Collodioa. J
Man setze daher einen oder zwei Tropfen Essigsäure lu. Di«
folgenden Collodlen arbeiten gut:
287
Nr. 1.
Aether ... 25 Unzen^
Alkohol ... 25 „
Jodtinctur • • 24 Tropfen,
Jodcadmium 48 Gran,
Jodammonium 126 f,
Bromcadmiam 32 „
Bromkalinm . 44 ^
Pyroxylin . . 7 „ auf die Unze (mehr oder
reniger, je nach der Löslichkeit).
Nr. 2.
Alkohol . « . 12 Unzen,
Aether ... 10 „
Jodammonium. 110 Gran,
Bromkalium . 44 „
Pyroxylin . . 7 „ auf die Unze (mehr oder
reniger etc.)
Das Collodion darf für unsern Zweck nicht dick und schleimig
ein, denn sonst wird die Schicht nicht rein genug. Einige ziehen
Jtes Collodion vor, weil sie wegen des darin enthaltenen Jods
Jarere Bilder erhalten. Solche CoUodien aber sind weniger
impfindlich als frischbereitete, und geben also in derselben Zeit nicht
(OYiel Details. Wir ziehen frisched Collodion vor, mit etwas Jodtinctur,
»der mit Essigsäure im Silberbad, und einem geeigneten Entwickler.
Ist das Negativ nach dem Fixiren nicht ganz schleicrlos, aber
linreichend detaiilirt, so kann man es klären. Besser macht man
iber eine neue Aufnahme. Das Klären geschieht in folgender Weise :
Man bereitet Jodtinctur indem man 4 Gran Jod in 4 Drachmen
ükohol löst Von dieser Lösung giesst man 4 Tropfen in 2
)rachmen Wasser, man schüttelt gut um, und giesst dies auf das
euchte Negativ. Nach einigen Secunden lässt man es zurück-
Hessen und spült die Schicht ab. Dann übergiesst man sie mit
erdünnter Cyankaliumlösung, die den Schleier entfernt. Darauf
rird das Negativ gewaschen, und wenn nöthig schwach verstärkt
lau merke sich, dass das Negativ nicht so dicht sein darf, wie
in. für Papierabzüge bestimmtes. Ehe man überhaupt an das
i.bdrucken denkt, bemühe man sich, ein klares, scharfes, detaillirtes
Negativ mit schöner Tonabstufung zu erzeugen.
Nach dem Trocknen wird das Negativ umgekehrt in die
üassette gesetzt, das Collodion dem Objectiv zugewandt Die
Kassette braucht zu diesem Zweck weder Thür noch Schieber; die
^latte muss durch kleine Federn in den Ecken festgehalten werden.
288
Wenn das Bild eckig, oval oder stumpfeckig werden soll, so setzt
man einen Ausschnitt von der gehörigen Form vor das Negaü?,
oder in Berührung mit demselben.
Um zu vignettiren, muss der Ausschnitt zwischen Negativ noA
Objectiv in die Mitte gesetzt werden. Natürlich muss das Ne|^T
senkrecht zur Basis stehen, sonst wird der Abdruck verzerrt
Man präparirt nun eine Milchglasplatte mit Collodion n&d
Silberbad, belichtet und entwickelt wie oben beschrieben. Mu
spült ab, ehe sich der geringste Schleier zeigt; man fixirt Wem
das Bild detaillirt, scharf und klar ist, und ganz frei von Schlekf,
so ist bis dahin alles geglückt. Man schreitet dann zum ToDeB^
wenn es kräftig genug ist; zum Verstärken, wenn es ihm m
Intensität mangelt.
Nehmen wir das letztere an. Das Transparenftpositiv ist noch
feucht, man übergiesst es mit der oben beschriebenen Mischung
von Jodtinctur und Wasser, die man hin und her fliessen lasst 1«
die Schicht einen grau rosigen Ton annimmt. Diese Behandlimg
mit Jod ist nur nöthig, wenn das Bild viel verstärkt werden mos.
Man bereite folgende Lösung:
Pyrogallussäure ... 12 Gran i ,_ , ,..
t/ . .. -i rr' i Vorrathslosung.
Essigsaure 1 Unze ) ^
Hiervon nimmt man 1 Drachme auf 7 Drachmen Wasser, £e
man vor dem Gebrauch mit 20 Tropfen vierprocentiger Silbeilö€iii|
mischt. Diese Mischung lässt man so lange auf die Schicht wirkcs,
bis die gewünschte Intensität erreicht ist.
Baa Tonen des Bildes.
Da die Farbe des Bildes in diesem Zustande nicht angendn
ist, so verwandeln wir sie in schwarz oder blaaschwarz. Dies
geschieht mit folgender Lösung:
Goldchlorid (neutral) . 1 Gran i „ , ,..
Wasser .../.. l Unze ) Vorraüirfosang.
Hiervon gibt man 6 Tropfen auf 4 Drachmen Wasser, vta
übergiesst die Schicht damit und lässt einwirken bis der geeigsfie
Ton erhalten ist. Dann spült man ab , trocknet und firnlsst Btf
Crystallfirniss.
Porzellanbilder werden wie Ambrotypen im Etuis gefasst; esi-
weder hat dann ein Deckel des Etuis eine ovale Oeffnung, (Hier
das Bild ist so angebracht, dass es sich in Chamiren dreht wie eil
Blatt in einem Buch. Sehr häufig setzt man sie auch in Latemei
oder Lichtschirme. Oder man hängt sie in eleganten leidiui
Bahmen in die Fenster. Der Effect ist ein sehr hübscher.
Qedmckt bei Sam. Lncaa ia En>criitf>
Photographisches Archiv.
Band ¥!• - Mr. 99. - t«, Ansiui« I999.
EBtwifUngserscIieiMngeii. — Ein neues Faetam.
Von M. Carey Lea.
Herr Carey Lea hat früher schon nachgewiesen , dass JodsUber
immer lichtempfindlich ist, und dass das unsichtbare Bild, wenige
stens im gewöhnlichen feuchten Verfahren, aus einer rein phjsica-
lischen Veränderung in der empfindlichen Schicht herstammt.
Nach der letzteren Hypothese, wonach also das Jod- und
Bromsilber nicht zersetzt wird, sondern nur die Fähiglceit erlangt,
die feinen Theilchen frisch niedergeschlagenen Metalls an sich zu
ziehen, nach dieser Hypothese gibt es keinen Grund, anzunehmen,
dass diese Anziehungskraft sich auf das Silber beschränken, nicht
vielmehr auch auf andere Metalle sich erstrecken sollte. Diesen
Punkt hat Herr Carey Lea sich vorgenommen, zu ergründen.
Nur wenig Metalle lassen sich aus ihren wässerigen Lösungen
durch blosse Einwirkung auch in Lösung befindlicher Reducirmittel
leicht redudren. Reduction durch den electrischen Strom ist hier
natürlich kaum anwendbar. Durch Eisenvitriol können z. B. nur
edle Metalle präcipitirt werden, und selbst von diesen nicht alle.
Herr Lea wählte zu seinen Versuchen das Quecksilber, und da
die Chlorverbindungen viel weniger leicht zu reduciren sind, als die
salpetersauren, so nahm er das Salpetersäure Quecksilberoxydul
HgjO, NOs + 2 aq. Er löste Pyrogallussäure in Wasser, setzte
Essigsäure und darauf einige Tropfen fast neutraler Auflösung des
Quecksilbersalzes zu. Die Flüssigkeit nimmt eine Weinfarbe an
und bleibt einige Zeit klar*, man muss aber mehr Essigsäure neh-
men als bei der Silberhervomifung.
16
290
Erster Versuch. Eine Platte wurde wie gewöhnlich sensi-
tirt und belichtet. Dann wurde sie unter einem raschfliessendeo
Wasserstrom fünf bis zehn Minuten gewaschen ; da das Flusswasser
hinreichende Mengen löslicher Chlorverbindungen enthielt, um ridi
mit salpetersaurem Silber zu trüben, so war anzunehmen, da»
durch das Waschen alles freie Nitrat entfernt wurde.
Die Platte wurde nun mit dem oben beschriebenen Quecksilber»
entwickler Übergossen; das Bild entwickelte sich klar und
detaillirt. Dies beweist, dass das unsichtbare Bild fähig ist
auch andere Metallpartikeln anzuziehen als Silber.
Der Versuch wurde öfters wiederholt und gelang jedesmal
Das Bild erschien rasch und klar, obgleich nicht ISnger belichtet
wurde als für Silberentwickelung.
Zweiter Versuch. Anstatt des einbasischen salpetersaoreD
Quecksilberoxyduls wurde das saure Oxydsalz in Verbindung Biit
Pyrogallussäure genommen. Hiermit Hess sich kein Bild entwickeln.
Dritter Versuch. Der erste Versuch wurde wiederholt^
nur die Platte länger gewaschen, und zwar fUnfundvierzig Minaten
lang. Durch den Quecksilberentwickler entstand ein Bild, das we-
niger kräftig war als die früheren.
Vierter Versuch. Um diese Quecksilberentwickelung der
strengsten Probe zu unterwerfen, wurde eine Platte senaltirt, beli^
tet, in gewöhnlicher Weise mit Silber entwickelt und gut gewaschen.
Dann wurde sie noch im Dunkelzimmer mit verdünnter sanrer
Mischung von salpetersanrcm Quecksilberoxyd behandelt, bis du
entwickelte Bild gänzlich verschwand; vorsichtshalber wurde die
Lösung nachdem noch eine Zeitlang darauf stehen gelassen. Dann
wurde die Platte gut gewaschen, und mit dem Quecksilberentwidkr
Übergossen. Langsam kam ein schwaches aber deutlich erkennbares
Bild zam Vorschein.
Gold anstatt Silber gab kein Bild, obgleich Herr Lea fiidi
sehr bemühte, ein solches zu erhalten. Es wurde in Yerbindm^
mit Eisen, Gallussäure und Pyrogallussäure versucht. Es ist niete
leicht, einen geeigneten Goldentwickler darzustellen, weil er so sek
leicht reducirbar ist.
Auch Palladium, in Form von salpetersaurem FalUdioB-
oxydul angewendet (welches leichter reducirbar ist als die Chlo^
Verbindung) gab kein Resultat.
Wer diese Versuche zu wiederholen beabsichtigt, möge zoent
suchen, den Quecksilberentwickler in geeigneten Zustand za briogei.
Wenn die Mischung vor dem Aufgiessen grau und schmuzig wird,
so ist nur Schleier zu erwarten. Sie muss allmmig eine kfaure
291
PortweinfHfbe annehmen und so lange klar bleiben . wie die ent-
sprechende Silberlösung. Wenn gleich anfangs beim Mischen sich
ein grauer Niederschlag an die Wendungen des Geßisses setzt, die
Liiaung aber klar bleibt, so kann man sie dennoch anwenden; sie
darf nur nicht trübe sein.
Ziehen wir in Betracht, dass ein unsichtbares Büd zwei Ent-
wicklungen als Basis dienen kann, so scheint dies die Theorie der
physiealischen Wirkung des Lichts auf die empfindliche Schicht zu
beweisen, und zu zeigen, dass die Entwicklung nicht das Resultat
einer Anziehung zwischen Silber und Silber, sondern vielmehr die
Folge einer molekularen Störung wäre. Diejenige Branche der
physikalischen Theorie, die diese molekulare Störung als von einer
elgenthümlichen electrischen Spannung abhängend sich dachte,
mu88 Lea's Ansicht nach, ohne weiteres verlassen werden. Denn
ein solcher Zustand electrischer Spannung, der die Entwicklungs-
erscheinungen wohl zu verursachen im Stande sein möchte, wird
nothwendigor Weise auch dadurch aufgehoben; während wir
gesehen haben, dass der Impuls, den das Licht gibt, eine Entwick-
lung überlebt, und nicht nur eine Entwicklung, sondern die che-
mische Wirkung eines kräftigen Lösemittels. Dies Factum erscheint
Lea Ton der grössten Wichtigkeit für theoretische Photographie,
dass nämlich das latente Bild des einen Metalls sich durch ein
anderes entwickeln lässt. Crystaliisation oder eine Aenderung der
Crystallformen scheint ihm die wahrscheinlichste Hypothese zu sein.
Auch kann man molekulare Störung nicht für eine ungenügende
Ursache dieser Kraft erklären. Wir wissen, dass Aenderungen
des Molekularzustandes die Farbe, das specifische Gewicht und
andere physicalische Eigenscharten der Körper verändern. Phipson
hat kürzlich die Magnus'schen Versuche ausgedehnt und gezeigt,
dass Idokras und andere ähnliche Minerale durch blosses Erwärmen
and Erkalten in ihrer specifischen Schwere verändert werden. Hier
liegt keine Zersetzung zu Grunde, denn die Construction des Mine-
rals bleibt, und nach Verlauf eines Monats nimmt es sein früheres
specifisches Gewicht wieder an.
Das Quecksilberjodid ist ein bekanntes Beispiel dafür, dass die
Molekalarstructur die Farbe verändert. Frisch niedergeschlagen
ist das Salz gelb, aber allmälig verwandelt sich seine Farbe in
Scharlach. Schmilzt man es, so wird daraus eine gelbe Masse, die
beim Erkalten wieder scharlachroth wird. Stücke, die sich nicht
verändert haben, thun dies bei Berührung mit dem Finger oder
einer Nadelspitze. Scharlach scheint demnach die Normalfarbe dieses
Salzes zu sein.
292
Quecksilber gleicht dem Silber in manchen Bezlehuigea und
Lea hat stets gedacht, dass diese Eigenschaften des Jodqoecksflbes
in gewisser Weise denen des Jodsilbers entsprächen, und dass uns
das eine einmal den Schlüssel zur Erklärung des anderen gebea
würde. Es wäre interessant zu erfahren, ob das Licht etwas mit
diesen Farbeveränderungen zu thun hat, ob z. B. das niedergeaehk-
gene gelbe Jodid im Dunkel die Scharlachfarbe annimmt ^ vaai
ebenso mit dem geschmolzenen gelben Jodid.
Einige Worte über die Quecksilbemitrate , auf die in diesen
wie in früheren Aufsätzen des Herrn Lea so viel ankommt. £s ist
nicht ganz leicht, sie rein darzustellen. Das einbasische salpeter-
saure Quecksilberoxydul hat z. B. ein starkes Bestreben, wenn mai
es in Berührung mit metallischem Quecksilber lässt, sich in das
anderthalb-basische zu rerwandeln, und dennoch ist überschfisaigcs
Quecksilber nothwendig, um die Bildung von Oxydsalz zu verhindern.
Kalte verdünnte Salpetersäure wird auf überschüssiges Queck-
silber gegossen. Sobald sich kurze prismatische Crystalle bilden,
giesst man die Lösung ab und lässt sie bei gewöhnlicher
ratur crystalUsiren. Um eine klare Lösung zu erhalten, muss
etwas freie Säure zusetzen. Vielleicht verwandelt sich dadurch das
Salz, wenigstens zum Theil, in saures Oxydulsalz. Diese schwache
Säuerung schadet nicht Das einbasische Salz hat nach C. 6.
Mitscherlich die Zusammensetzung Hg20,NOg + 2 aq.
Das saure salpetersaure Queclcsilberoxyd wird am leichlesliei
durch Auflösen von rothem Quecksilberoxyd in Salpetersäure dar-
gestellt Auf diese Art kann es kein Oxydulsalz enthalten. Mai
erhält es auch durch Kochen von metallischem Quecksilber mk
Ueberschttss von Salpetersäure. Wenn es oxydulfrei ist, gibt es
mit Kochsalzlösung keinen weissen Niederschlag. Starke Oxydsak-
lösung, fast neutral, gibt beim Verdünnen mit Wasser einen gelbci
Niederschlag von dreibasischem Salz. Zum Auflösen des Bildes
kann die starksaure Lösung genommen werden, die von dem gelbca
dreibasischen Salz abfiltrirt wurde.
Böse Ersclieuiiuigei, die ms in der Pli9t^ra|ihie m
häufig yerfelgen.
„Weg! Hinweg!
„Furchtbarer Schatten, wesenloses Schreckbild:^
Schiller's Macbeth: AuizQg III, Sceno 8.
Wir bemühen uns mit vollem Rechte, unsere Negativs so rm
und scharf wie möglich darzustellen; wir suchen uns die besten
293
Papiere, die yorztiglichsten Tonbäder aus, — „dass von reinlichem
Metalle, rein und schön das Bild ausfalle^, — und dennoch ist dies
bei aU unseren Mühen, bei all den guten, theuem Apparaten und
PrSparaten nicht immer der Fall. Die Negativs sind ohne Tadel,
die Gopie an Tiefe und Klarheit wahrhaft entzückend, aber — o
EQmmel, die Blätter sind an manchen Stellen ganz verschwommen,
oder die Schärfe der Zeichnung zeigt sich doppelt und verwischt;
die Copie ist somit gänzlich unbrauchbar und alle vorausgegangenen
Mühen und Kosten waren umsonst I
Die Qben besprochenen Fehler habe ich schon an Copien
berühmter Ateliers gesehen, ein sicheres Zeichen, dass diese mehr
als grosse Unannehmlichkeit nicht mir allein passirt; da ich mich
aber nicht entsinnen kann, jemals ein Mittel gelesen zu haben, wie
dieselbe beseitigt werden könne, so glaube ich, manchem meiner
sehr geehrten Herren Gollegen einen kleinen Dienst zu erzeigen,
"«^61» ich meine Erfahrungen darüber hier mittheile.
Die Ursachen dieser ziemlich ähnlichen Erscheinungen sind
dennoch ganz entgegengesetzter Art; es sind die Wärme und die
Kälte. Wenn man das gut getrocknete Gopirpapier auf das Ne-
gativ presst und es so den directen Sonnenstrahlen aussetzt, so
kommt es vor, dass bei späterem Nachsehen das Papier sich an
manchen Stellen wie Furchen von der Glasplatte aufgezogen hat,
was natürlich an diesen Orten die Zeichnung trübe und ver-
schwommen macht Dies rührt davon her, dass die Gopirrahmen
entweder ständig in einem feuchten Räume stehen oder längere Zeit
feuchte Witterung gewesen ist. Durch die liebe warme Sonne, die
ja bekanntermassen Alles an den Tag bringt, dünstet die Feuchtig-
keit des Holzes, der Zeug- und Pappdeckelunterlagen allmälig aus,
theilt sich dem Gopirpapier mit und selbst die stärkste Pressung
ist dann nicht mehr im Stande, dieses wellenartige Aufziehen des
Papieres zu verhindern. Nachdem mir einmal die Ursache klar
war, hatte ich das Mittel zur Verhütung leicht gefunden. Ich lege
nämlich mein Gopirpapier ganz wie gewöhnlich ein, setze aber dann
den Rahmen statt mit der Glasseite mit der Rückseite an die
Sonne. In dieser Lage verbleibt das Ganze, bis ich es für hin-
reichend durchwärmt halte. Dann offne ich die Rahme an einem
halbdunklen Orte, streife mit einem Falzbeine die entstandenen
Blasen und Furchen aus, presse es wieder auf das Negativ und
nun erst beginnt der Gopirprozess , der dann auch ganz ungestört
von Statten geht, wenn ihm nicht manchesmal die zweite böse Er-
scheinung entgegentritt, die ich nun beschwören werde.
Es ist dies ein Doppeltwerden oder Yerwischtsein der photo-
graphischen Zeichnung auf der Gopie, wenn auch das Negativ ein
294
ganz scharfe? ist. Dieser Fehler entsteht dadurch^ dass bein Nach-
sehen, wie weit die Copie vorgeschritten ist, dieselbe an einen in
kühlen, zugigen Ort gebracht wird. Der schnelle Uebefgang toi
der starlcen Wärme zur Kälte zieht das Papier beinahe im Honent
zusammen und die Zeichnung kann dann selbstveratandiicii mil der
des Negativs nicht mehr in die gleiche Lage kommen. Auch hier
sind die Mittel zur Bannnng dieses bösen Geistes ganz einddL
Man benutze zum Anschauen der Copien keinen kühlen Raum, ver-
meide darin jede Zugluft und lasse — will man sieh ganz ridier
stellen — die Rahmen vor dem Oeffnen noch «inige Zdt
abkühlen.
Manche dieser Manipulationen scheinen Im Anfang etwas müh-
sam oder zeitraubend, allein abgesehen davon — dass Einem bei
der Photographie weder Zeit noch Mühe zu viel sein darf, wen
es sich um Erzielung guter Erfolge handelt, so sind diese Muhen,
wie gesagt, nur scheinbar und gehen in kurzer Zeit so gut whI
geregelt von Statten, wie jede andere der vielen photographischeB
Manipulationen , die wir ja tagtäglich so oft durchmadien müssen.
Danken wir übrigens dem lieben Gott, dass diese Erschei-
nungen uns nicht alle Tage begegnen, verwechseln wir sie aber
auch nicht mit ähnlichen Vorkommnissen, die nur durch Unvoi^
sichtigkeit und Unaufmerksamkeit bei den verschiedenen Manipnit-
tionen entstehen und demnach sofort durch Sorgfalt und Auf-
merksamkeit verhütet werden können.
Inest Reilbadt
Fleckei auf der Collodioischiclit.
Das British Journal of Photography bringt folgenden Aitikd
über diesen Gegenstand:
Jeder Photograph weiss , dass bei trockenem und heisaen
Wetter zwei Fehler sich gerne einstellen, nämlich kleine Locher in
der CoUodionschicht und weisse Flecken auf der Schicht, die vob
unregelmässiger Entwickelung herrühren. Erstere werden durch das
Auscrystallisiren des Jod- und Bromsilbersalpeters verursacht Von
den letzteren geben wir hier eine Abbildung, damit man genaa
weiss, wovon wir reden. Man darf dieselben nicht mit den Streifen
und Flecken verwechseln, die durch schmuzige Platten, Einlagen
und fehlerhafte Chemikalien erzeugt werden. Sie erscheinen so-
weilen am Rand, zuweilen in der Mitte der Platte. Gewöhofieh
sind sie rund, immer aber liegen sie nur auf der Oberfläche. Sic
zeigen sich Bowohl mit neuem wie mit altem Collodion, Öfter aber
bei alten mit organischen Stoffen beladenen Silberbädero. Keine
Modifidruig des Eiaenentwicklers kann hier helfen. Wird eine
Platte sehr rasch nach dem Sensitiren belichtet und entwickelt, ao
erscheinen sie selten; verwahrt man aber die Platte zehn bis zwölf
Minuten lang;, so kann man sicher auf ihr Vorkommen rechnen.
Um der Sache auf den Grund zu kommon, wurden mancherlei
Versache angestellt. Reiner oder unreiner Aelher und Alkohol im
Collodion gaben ganz gleiche Resultate. Jede mögliche Yerände-
Tuag der Chemikalien wurde Torgenommen, alle Arten von Einlagen
wurden versucht, aber ohne Kvlo\g.
Läset man eine sensitirte Collodion platte bei heissem Welter
zehn Uinnten stehen und betrachtet dann die Schicht am gelben
Fensler unter einem spitzen Winkel bei reflectirtem Liebt, so findet
man schmale fettig aussehende Streifen, die sich an manchen Stellen
zu Tropfen sammeln. Das salpetersaure Silber des Bades Siesst
nicht gleichm£ssig herunter, sondern sammelt sich in einer Art von
Ftirchen unbestimmter Form. Giesst man den Entwickler auf di<*
Schicht, so bemerkt .man, dass diese Furchen der Ausbreitung des
Entwicklers eine gewisse Schwierigkeit entgegensetzen, und dies
acfaeint die abnormale Entwicklung an diesen Stellen zu veranlassen.
Anfangs wird die concentrirte Silberlösung dort dünn auf die Ober-
fijtche der Schicht präcipitirt, später dient dieser Niederschlag als
Kern für einen bedeutenderen Niederschlag, so dass jeder Grad von
lutensität zs erreichen ist. Nach dem Fixiren erscheinen die
Flecken in der Durchsicht sehr dicht und scharf begrenzt auf durch-
sichtigem Grund und hei reflectirtem Licht weiss.
Fk*t«i»pkiiehM ArchlT. Kr. BS. 16. kagast \StS. IC
296
Erscheint die Oberfläche der Schicht vor dem AufgieaaeB des
Entwicklers glatt und gleichmässig, so ist das Entstehen derartiger
Flecke niemals zu fürchten. Nochmaliges Eintauchen der Platte io
das Bad, vor dem Entwickeln, verhindert die unregelmäasigeu Nieder-
schläge, leider tritt dann leicht allgemeine SchleierbilduDg ein.
Besser ist es, die Platte vor dem Entwickeln mehrmals mit fnscfaer
zweiprocentiger Silberlösung zu übergiessen; am besten aber iaociit
man sie vor dieser Behandlung in ein Bad von destillirtem Wasser,
bis alle Fettigkeit verschwunden ist. Die letzte Methode ist leider
zu umständlich, und die anderen sind nicht vollkommen aasreichend,
und es scheint, als müsse man länger belichten.
Die Streifen bilden sich in feuchter Atmosphäre nicht; das
sicherste Mittel ist also, die Cassette vorher mit einem Schwamm
zu befeuchten, und mit der Platte in eine dicke feuchte Decke ein-
zuhüllen. So verwahrt sich die Platte zwanzig Minuten in der
Sonne, ohne zu verderben.
Hierbei mag einer anderen curiosen Erscheinung erwähnt we^
den. Die Tropfen und Linien auf der Oberfläche der Schicht wirken
nämlich in der Camera als Linsen Und verursachen helle Flecken.
Durchsichtige Fleckei im NcgttiT.
Herr Reulbach in München ist so freundlich gewesen, eine
Erklärung über die in einer früheren Nummer des Archivs erwähn-
ten Flecken zu versuchen, wobei er sich wahrscheinlich unter dem
X-Corresponderiteh ein rathloses Individuum gedacht hat, welches
weder die Bedeutung des Staubes noch des langsamen Abklärens
kennt. Herr R. sagt selbst, es sei schwierig, auf eine oberflächliche
Notiz hin tiefer in diese Sache einzugehen. Wäre er bei diesem
Ausspruche stehen geblieben, so würde er wahrscheinlich andi
sich einer anderen Ausdrucksweise bedient haben, obgleich er nidit
wissen konnte, dass jene Stelle Im Archiv einem Briefe entlehnt
war, dessen Inhalt nicht zur Yeröffentlichung bestimmt nnd in humo-
ristischem Stile gehalten war.
Ich will jetzt näher auf den beregten Gegenstand eingehen.
Es waren in meinem Laboratorium 5 Fläschchen CoUodion im Alfter
von I bis 6 Monaten im Gebrauch, wozu noch eine frische Probe
von einigen Tagen genommen wurde* Sämmtliche Gollodions lie-
ferten bis zum Eintreten obiger Erscheinungen reine Negativs. Durch
allmäliges Auftreten kleiner durchsichtiger Punkte anfinerksam ge-
macht, erkannte ich unter einer Loupe in der Mitte jedes Fleckens
297
ein feines KömebeD^ während des Umkreis selbst sich durch ge-
meiaiglich fünfstrahlenförmige Ausläufer ron ziemlich gleicher
Wiokelstellung characterisirte. Der Gedanke lag nicht fern, dass
sich im CoUodion crystalliscbe Körperchen gebüdet haben mussten,
während das Winkelyerhältniss im Eintauchen der Platten zu
suchen war. Da diese Flecke sich täglich an Zahl und Umfang
vermehrten, so unterliess ich nicht, nach allen Richtungen hin
Untersudiungen anzustellen und auch an Hrn. Dr. Liesegang zu
berichten. — £s bleibt nun die Frage zu beantworten: Welcher
Umstand hat den Impuls zur Entstehung dieser Körperchen ge*
geben?
CoUodion von Liesegang (nur einen Tag der Ruhe überlassen),
ebenso frisch von mir selbst bereitetes, zeigte keine Flecken mehr.
Anf Staub war sehr sorgfältig vigilirt worden. X.
Wiedergewiiraiig des Silbers aas altei Baden«
E. Hadow macht hierüber im British Journal of Photography
folgende Angaben:
Man schlägt alte Silberbäder mit überschüssigem Kochsalz, alte
Natronbäder mit Scbwefelleber nieder. Das so erhaltene Chlorsilber
and Schwefelsilber wird gewaschen und getrocknet, dann mit dem
doppelten oder dreifachen Gewicht gepulverten Saipeters vermischt.
Man wähle ein festes Stück trocknes Holz, im Verhältniss von etwa
S Kubikzoll für jedes halbe Pfund obiger Mischung; man bringe
etwa eine halbe Unze davon auf die Oberfläche des Holzes und
stecke die rothglühende Spitze eines brennenden Stocks hinein.
Beim Verbrennen der Mischung bildet sich eine tassenförmige
Höhlung ; in diese gibt man mit einem Spatel oder Löffel den Rest
der Mischung in kleinen Portionen, damit sie nicht überfliesst.
Wenn dies vorsichtig geschehen, findet man nach Beendigung der
Verbrennung eine tiefe Aushöhlung in dem Holze und hierin das
redncirte Silber in Schwammform, in einem Kuchen von kohlen-
saurem und schwefelsaurem Kali und Chlorkalium. Man lässt
Wasser darauf wirken, welches die Salze löst
Der chemische Vorgang hierbei ist so: Der Salpeter liefert
dem brennenden Holze Sauerstoff, er bläst gleichsam das Feuer an
und indem er eine kräftige Verbrennung unterhält, wird er selbst
* zu kohlensaurem Kali, welches bei der Rothglühhitze CUorsilber
leicht zersetzt
KON05 + AgCl+3C = Ag + KCl-fN + 3C02
298
Das schwammige Silber kann auf folgende Weise leicht in
Klumpen geschmolzen werden. Man mischt sechs Theile Salpeter,
zwei Theile trocknes feines Sägmehl und einen Theil Schwefel-
blumen. In einen grossen eisernen Löffel giesst man emen ZoD
tief von dieser Mischung, und darüber abwechselnde Lagen von
Silber und Mischung, etwa zwei G ewicbtstheile der letztere auf ein
Theil Silber. Das ganze wird fest zusammengedruckt. Beim An-
zünden brennt dipse Mischung mit grosser Hitze, und hinterli«t
einen Klumpen Silber , den man nur noch abzuwaschen braoeht,
bevor man ihn in Salpetersäure löst. Man kann auf diese Weise
Silberklumpen von vielen Unzen sehr rasch und leicht erhalten.
(Nur mit ganz trocknem Holz gelingt das Experiment ; eio alter
tannener oder eichener Balken eignet sich sehr gut dazu. Diese
Manier der Silberreduction ist billig, und ohne Apparate oder Vor-
kenntnisse ausführbar, daher wenigstens für kleinere Mengen sehr
empfehlenswerth. Wenn der Holzklotz gross genug ist, lässt uck
ein ganzes Pfund Silber in einer Operation gewinnen. Dr. L.)
Bemerkangei über das AnilindrackTerfalirei«
Von Emerson J. Reynolds.
Aus dem British Journal of Photography.
Vor einiger Zeit theilte Herr Willis die Resultate seiner
interessanten Untersuchungen über die Anwendung ron Anilin imn
Entwickeln der auf Bichromatpapier erzeugten Bilder mit.
Das Anilindruckverfahren ist von spedellem Werthe beim
Copiren von Karten, Plänen und Zeichnungen, und namentlidi für
den Botaniker, der nach getrockneten Blättern die schönsten Ab-
drücke machen kann.
Visitenkarten lassen sich leicht in folgender Weise copiren.
Ist das Papier, worauf die Visitenkarte gedruckt ist, dünn und
ziemlich durchscheinend, so taucht man es nur in eine gesättigte
Lösung von weissem Wachs in Aether. Man nimmt es heraus,
lässt trocknen und legt es mit der Albuminseite auf ein Blatt Pa-
pier, und überzieht die Rückseite rasch mit einer dicken Lage
der ätherischen Wachslösung. Es bleibt nach dem Verdunsten des
Aethera eine Wachsschicht auf dem Papier, die man durch sehwa-
ches Erwärmen schmilzt. Ist aber das Papier dick und fest, ao
sättigt man es mit Wachslösung wie vorhin. Nach dem Trocknen
reibt man die Rückseite mit einer Mischung von gleichen Tbeilen
WaUrath und Olivenöl ein (beide Substanzen müssen zusammen*
299
geschmolzen werden). Das Behandeln mit Waehs macht das Bild
geneigter, diese Mischung aufzunehmen.
Wir kommen nun zum Verfahren selbst. Gutes mitteldickes
Rlrespapier wurde auf folgender Lösung sensitirt:
Gesättigte Lösung von doppelt-
chromsaurem Kali, bei 13 OB. 100 Theile,
Concentrirte Schwefelsäure . . 4^2 r
Nach dem Erkalten wird die Flüssigkeit in eine Schale ge-
gossen ; man lässt das Papier darauf zwanzig Secunden schwimmen,
dann im Dunkeln trocknen.
Mit diesem Papier dauert das Drucken nur ein Drittel der
Zeit, die man bei Silberabdrticken braucht. Die hohen Lichter
müssen blaugrün, die Schatten gelb sein. Zum Entwickeln befestige
ich das Papier unter dem Deckel einer flachen Eiste, lege auf
deren Boden ein Stück Fliesspapier, worauf einige Tropfen Auf*
lösnng Yon Anilin in Benzol (1:16) gegossen werden. Dann wird
die Kiste geschlossen. Das Bild entwickelt sich rasch; die vom
Licht nicht getroffenen Steilen werden erst braun, dann grünlich
und zuletzt grünlich-schwarz. Bringt man das Bild in Wasser, so
wird es schön purpurschwarz (durch Entfernung des gelbjen Chrom-
salzes). Der grünliche Stich des Grundes kann durch eine ver-
dünnte Säure fortgenommen werden, doch wird dadurch meist der
Ton des Bildes in Grün oder Blau verändert.
Kürzlich habe ich versucht mit Naphtylamin zu entwickeln und
Bilder von sehr schönem Ton damit erhalten. Man wendet es
gerade an wie Aniün, oder man taucht das Bild in dte Lösung.
Die so entwickelten Bilder kann man mit Säure behandeln, ohne
dass sich ihr Ton verändert.
Bei den Versuchen mit x\nilin fand ich, dass eine Lösung von
rohem Anilin in Benzol eine Partie Bilder sehr gut entwickelte,
während ganz reines Anilin gar keine Wirkung äusserte. Man
erinnert sich, dass Hoffmann vor einiger Zeit die Beobachtung
machte, dass die Gewinnung der schöngefärbten Rosanilinsalze be-
dingt sei durch die Gegenwart einer Isomere des Anilins in den
gewöhnlichen Sorten dieses Stoffes. Ob hier ein analoger Fall vor-
liegty darüber können nur specielle Untersuchungen Auskunft geben.
Zur Belehrung des nicht chemischen Lesers sei bemerkt , dass
Anilin eine sogenannte organische Base ist, die in ihrer Constitution
dem Ammoniak entspricht. Man gewinnt es direct aus Stdn-
* kohlentheer, • indem man ihn destiUirt und das Anilin durch eine
Säure ausscheidet, von der es wieder durch Kalkmilch getrennt
wird. Oder man verwandelt jene leichte neutrale Flüssigkeit, das
300
Bensol, aach eins der ersten Destillationsproducte des BteiB-
kohlentheers, in Anilin. Dies geschieht, indem man das Benzol mit
stariLer Salpetersäure behandelt, worauf man das nach bittem Han-
deln riechende Nitrobenzol erhält; dies mit EisenfeUspShnen and
Essigsäure destilürt, gibt Anilin.
Naphthjlamin wird ähnlich bereitet, indem man das bei der
6as£abrikation abfallende Naphthalin durch Salpetersäure in Kitio-
naphthalin yerwandelt und dies durch Schwefelwasserstoff zu Naph-
thjlamin redndrt.
Znr Teckiik der mikniskiipMehf» PhntograpUe.
Herr Dr. Stein zu Frankfurt a. M. macht im CentralbL L d.
med. Wies, folgende Mittheilungen :
Eine gute Photogenlampe wird statt der kugeligen Glasglocke
mit einer hohlen Zinkkugel von Va Fuss Durchmesser versehen, die
über den Lampencylinder aufgesetzt wird. Den letzteren umscfaUeHt
ein von dem oberen Theile der Kugel ausgehender schwaner
Aauchfang. — In dem Aequator der Kugel ist ein rundes 2V2Zofl
weites Loch eingeschnitten, an welches eine Beleuchtuogslinse an-
gebracht werden kann. — Gegenüber dieser Oeffnung ist dn EM-
Spiegel an der Innenseite der Kugel befestigt, dessen Foeus gerade
der Lichtquelle, also in unserem Falle dem in der Kugel brenDcndoi
Photogen entspricht. Um das seitlich angebrachte S^/g Zoll weite
Loch ist eine geschwärzte R5hre eingefügt, welche stets einer grosseii
Summe von parallelen Strahlen Durchtritt gewährt Diese panüMen
Strahlen beleuchten das zu photographirende Object direct, da der
photographische Apparat in der Ebene der parallelen Strahlen ange-
bracht ist. — Dieser besteht aus einem zum Querlegen eing^l^
teten Mikroskope, welche Eigenschaft die grösseren Instnimente yoo
Schick und Plössl, ebenso fast alle englischen, sowie die neueren
Instrumente von Hartnack in Paris besitzen. — Der Spiegel dei
Instrumentes wird abgeschraubt und der in horizontale Lage ge-
brachte Tubus mit dem Objecttische an die oben bezeichnete Bohre
direct angeschoben. Das Ocular des Mikroskopes wird am bestes
entfernt und das Objectiybild auf der matten Scheibe der Cameia
aufgefangen. — Die Camera selbst besteht aus einem einfidiei
Ausziehkasten, in welchem gegenüber der matten Scheibe ein raDoes
Loch zum Einpassen des Mikroskoptubus eingeschnitten ist. Naek-
dem das Bild auf der Scheibe nuttelst der Mikrometersciinuiibe des
Mikroskopes scharf eingestellt ist, wird jene mit der prl^Muirtea
301
Platte vertauscht ond je nach der Stärke der Vergrömerungen V2
bis 2 Minuten lang der Lichtwirkuog exponirt Ich habe auf diese
Weise in jeder Beziehung ausgezeichnete Bilder erhalten, welche
allen Anforderungen entsprechen. — Bei starken Vergrösserungen
benutze ich kein paralleles, sondern concentrirtes Licht, zu welchem
Zwecke zwischen Lichtquelle und Object die oben schon erwähnte
Sammellinse eingefügt wird. Die letztere ist gegen den Lichtpunkt
hin rerschiebbar, so dass, auch ohne Benutzung des Hohlspiegels,
wenn der leuchtende Punkt in den Focus der Linse gebracht wor-
den ist, parallele Strahlen dem Objecte zugeiührt werden können.
— Für diejenigen, welche kein Mikroskop zum Umlegen, son-
dern allenfalls ein solches mit Trommelstativ besitzen, empfehle
ich zu besagten Zwecken den Fuss der Trommel abzuschrauben,
den Spiegel herauszunehmen und die federnde Hülse, welche den
Tubus enthält, direct in die Camera einzufügen und mittelst eines
Metallringes zu befestigen. — Das Trommelstativ ersetzt alsdann
zugleich die von der LichtqueUe ausgehende Sammelröhre der pa-
rallelen Strahlen.
Statt des Photogenlampenlichtes sind auch alle übrigen be-
kannten künstlichen Lichtquellen benutzbar, jedoch ist die Wirkung
eine weniger rasche und intensive. Besonders schöne Wirkungen
lassen sich mittelst in reinem SauerstofTgase verbrennender Körper
erzielen; auch Gaslicht, Petroleum und Solaröl sind geeignet.
Wird das Magnesiumlicht nach meiner Methode angewandt, so
ist die Wirkung eine fast momentane. — Dieser Leuchtstoff wäre
der empfehlenswertheste , wenn nicht die hohen Preise des Magne-
siumdrahtes eine dauernde Anwendung verböten. — Ein Gramm
Magnesiumdraht, der bei einer Dicke von 0,75 MM. 5 Minuten
lang brennt, kostet jetzt noch einen halben Thaler. *) — Die eng-
lischen Patentlampen, mit Hohlspiegel und Uhrwerk zum Vorschieben
des Verbrennungsdrahtes können nach meinen Experimenten mit
gutem Erfolge angewandt werden, wenn die Lichtquelle durch einen
veränderten Mechanismus in den Focus des Spiegels gebracht wor-
den ist, um, wie dies bei meiner Photogenlampe der Fall ist,
paralleles Licht zu erzielen. — Die englischen Magnesiumlampen
sind zu dem Zwecke, dlvergirende Strahlen zu erzeugen, gebaut;
die Lichtquelle befindet sich hier zwischen dem Brennpunkt des
Spiegels und der Spiegelfläche.
^ Inzwischen ist der Preis des Magnesiums auf die Hälfte ermflssigt wor-
den, so dass ein Gramm nur 7^/| Sgr. kostet.
'^
302
Wird das Licht der Lampe nicht direet angewandt, sondern
hei vertikaler Benutzung, des Mikroskopes, erst durch Teräcbicdene
brechende Medien (den Hohlspiegel der Lampe, die Einrichtnng
zum Parallelisiren der Strahlen, die Beleuchtiingslinse, den Spiegel
des Mikroskopes) geschwächt und zum grossen Theile absorbirt, m
mnss freilich die fast momentane Wirkung des Magnesiumlichtes in
eine Belichtungszeit von 30 Secunden bis 2 Minuten umgewandelt
werden. — Die längere Dauer der Expositionszelt bei Anwendnn«r
des Photogenlichtes verleiht den Bildern eine Tiefe und Schirle.
wie ich sie bis jetzt nur mit directem Sonnenlichte erzielt habe. —
£s möchte daher dieses Verfahren, wegen der Billigkeit der An-
schaffung und der Einfachheit des Gebrauches einige Beachtung
verdienen.
Das K«lk-G«ldb«4l.
Von Mr. Heiscb.
Man löst ein Gran Gold in einer Drachme Wasser (GO Gran):
liierzu setzt man Ealkwasser bis rothes Lakmuspapier sich bläat.
Dann löst man acht Gran trocknes (nicht geschmolzenes) Chlorcal-
cium in fünf Unzen Wasser. Die Goldlösung wird unter Umrubren
hineingegossen. Schliesslich werden noch drei Unzen Wasi^r
siugesetzt.
Enthält das Albuminpapier ein Bariumsalz, so ist kein Üeber-
copiren nöthig; bei Ammonium- und Natriumsalzen ist es erforder-
lich. Man beachte, dass die in diesem Kalkgoldbad getonten Bilder
schwärzer werden, dass sie also, wenn ein warmer Ton verlangt
wird, ziemlich roth aus dem Tonbad genommen werden müssen.
Da das Bad nichts enthält, was das Albumin angreifen konnte,
so lässt sich jeder beliebige Ton geben , ohne dass die Bilder des-
halb flau würden. Nimmt man statt des Chlorcalciums Chlor-
natrium, so wird der Ton auf einmal schwarz, und nicht erst brann.
Das Bad wird am besten zehn Minuten nach dem Ansetzen
gebraucht. Man kann es auch am nächsten Tage erst benutzen.
Wenn es nicht zu sehr erschöpft ist, lässt es sich durch Zusatz einiger
Tropfen Säure conserviren. Vor dem Gebrauch muss es dorrh
Kalkwasser wieder alkalisch gemacht.
303
PlMtographische GcsuAeitsIchre«
Von M. Carey Lea«
Aus dem Philadelphia Pbotographer.
LSngst habe ich gewünscht, einige Betrachtungen über den
Kinfluss der Photographie auf die Gesundheit zu machen, und da
dieser Gegenstand in anderen Ländern grosse AufmerlKsamlweit erregt,
so werden diese Bemerlcungen vielleicht auch in unserem Lande
nicht unbeachtet bleiben, in dem man mit Leben und Gesundheit
so sorglos umgeht.
Tritt man in das Arbeitszimmer eines Photographen, so wird
man von einem durchdringenden, anfangs fast überwältigenden 6e-
mch begrüsst. Euie chemische Nase unterscheidet hier meistens
Essig- und Salpetersäure, Aether und AlicohoL
Essigsäure ist nur in ganz verdünnter Form unschädlich,
wie im Essig. Concentrirter ist sie äusserst irritirend und schädlich.
Acetyl, das Radical der Essigsäure, scheint irritirend zu sein und
diese Eigenschaft geht in alle Verbindungen, namentlich die mit
den Halogenen über. Beim Chloracetyl ist dies in so hohem Grade
der Fall, dass auf bloses Einathmen sofort Blutspeien erfolgt Da
Essigsäure im Essig enthalten ist, den man unbeschadet verschlucken
kann, so sind manche Leute geneigt, der Essigsäure eine Harm-
losigkeit beizulegen, die sie nicht besitzt.
Die Dämpfe der Salpetersäure sind nicht nur ätzend, son-
dern direct giftig. Dieser giftige Character ist erst kürzlich erkannt
worden, als in England Mr. Stuart und sein Gehülfe in Folge des
Aufwlschens verschütteter Salpetersäure starben.
Isun ist es durchaus nicht nöthig, dass diese Säuredämpfe die
Luft des Arbeitszimmers verderben. Sie entwickeln sich oft beim
Abdampfen alter saurer Silberbäder. Am besten stellt man solche
alte Bäder bei Seite bis sich eine hinreichende Menge gesammelt
hat, schlägt das Silber als Chlorid nieder, wäscht es aus, gibt
Schwefelsäure und einige Stücke Zink hinzu, bis das Silber ganz
metallisch geworden, wäscht mit heisseoi Wasser, und löst das Sil-
ber in Salpetersäure, um es beim Copiren zu verwenden. Hierzu
gehören nicht viel chemische Kenntnisse. Das Silbemitrat braucht
nicht crystallisirt zu werden. Man wiegt das Silber nach dem
Trocknen, löst es in Salpetersäure, indem man hiervon nur so viel
nlmi&t, dass sie nicht alles Silber löst, selbst nach mehrtägigem
Stehenlassen an einem warmen Ort. Für ein Ammoniaksilberbad
kann man das Ammoniak gleich zusetzen. Zieht man es vor, das
Papier zu räuchern, so setzt man etwas doppeltkohlensaures Natron
304
hinzu bis die LÖsiiDg schwach alludisch ist, und tropft för jede
Unze metallischen Silbers sieben Tropfen Salpetersäure zu. Sieben
Unzen metallischen Silbers entsprechen zehn Unzen Salpetersäuren
Silbers.
Diese kurze Abschweifung habe ich mir nur erlaubt, um za
zeigen, wie wenig ökonomisch es ist, sich mit verdorbenen Baden
abzuplagen, und wie viel Zeit und Gesundheit gewonnen wird,
wenn man zehn bis zwanzig Unzen auf einmal nach obigen Ai^a-
ben behandelt Wer sie abdampft, überträgt nur die Unreinigkeiten
aus dem Bad in die Atmosphäre und von da in den eigenen Körper.
Die anderen vorherrschenden Gerüche sind die von Alkohol
und Aether. Alkohol ist wahrscheinlich nicht sehr schädlich in dea
geringen Quantitäten, in denen man ihn einathmet; Aether aber ist
sehr schädlich. Man giesse etwas Aether auf ein Tuch und hidte
dies auf den Mund. Die so behandelte Person wird voUstänäg
gefühllos. Ist es denkbar, dass ein so mächtiges Agens selbst in
verdünnter Form gewohnheitsmässig ohne schlimme Folgen euge-
athmet werden kann? Die schmerzstillende Wirkung des Aedien
ist zu bekannt in der Heilkunde, und es ist anzunehmen, dass sein
Einfluss ein äusserst schädlicher ist.
Alle diese Dünste lassen sich entfernen, wenn nicht ganz, so
doch zu neun Zehnteln. Essigsäure braucht nur verdünnt aoge-
wandt zu werden, im Entwickler sind fünf Procent ausreicheod,
während oft fünfundzwanzig genommen werden, die den Arfoeit»-
raum fortwährend mit Geruch erftillen. Salpetersäure braucht man
nur tropfenweise zum Ansäuern der Bäder. Zum Plattenreimgen
wendet man sie besser nicht an. Hier gibt es andere bessere Mittel
Aether ist schwerer aus der Atmosphäre fem zu halten. Man
bringe Schiebfenster im Dunkelzimmer an, wodurch Luftzug herge-
stellt werden kann; dadurch wird der Dunst gut abgeleitet Der
geringe Luftstrom, der nöthig ist, die Aetherdämpfe fortzuführen,
wirkt nicht nachtheilig auf das Trocknen der Platte.
Vom Cyankalium brauche ich nur zu sagen, dass die Photo-
graphen seiner Anwendung gänzlich entsagen sollten. Die Sorg^
losigkeit, mit der man diese Substanz anwendet, ist ganz ungerecht-
fertigt. Vor einigen Jahren wurde Davanue dadurch beinahe
getödtet, und nur anhaltendes Uebergiessen des Kopfes und Rückens
mit kaltem Wasser rettete ihn. Etwas Cyankalium, das er auf die
Finger gerieben, war in einen Schnitt gekommen. Fortwährend
sterben Personen durch den Gebrauch von Cyankalium. Manche
halten Eisenlösung für ein gutes Gegenmittel, und es gibt Leute,
die sich stark machen, einige Unzen Cyankaliumlösung zu trinken,
305
iw^enn sie gleich nachher Eisenlösong als Gegengilt nehmen können I
— Die Eisenoxydulsalze geben freilich mit Cyankallum einen brau-
nen Niederschlag von Cyaneisen C| N Fe. Ob aber dieser, in
Säuren lösliche Stoff giftig ist oder nicht, ist noch nicht nachge-
ipviesen. UmEweifelhaft befolgt er die allgemeine Regel der Cyan-
Verbindungen.
Jod und Brom sind jetzt weniger in der Atmosphäre der
Arbeitszimmer als während der Tage des Däguerreotyps. Beide,
namentlich das Brom, sind irritirende Gifte. Sie unterscheiden sich
al>er darin von. der Blausäure, dass diese an ein Alkali gebunden,
Mrie im Cyankallum, ihre giftigen Eigenschaften behält, während
Jod und Brom in ihren alkalischen* Verbindungen ganz unschädlich
sind. Jod wird zuweilen beim Verstärken der Negativs gebraucht;
dies sollte im Freien oder in Zugluft vorgenommen werden.
Schliesslich will ich bemerken, dass in Bezug auf die Gesund-
heit viel Selbsttäuschung obherrscht. Weil ein Mann eine Zeitlang
schädlichen Einflössen ausgesetzt war und nicht materiell gelitten
hat, unterschätzt er deren Wichtigkeit, und dennoch wird ein Gift,
das lange genug in das System gedrungen, endlich seine charac-
teristische Wirkung zeigen. Was ist weniger flüchtig als Blei oder
seine Verbindung mit Kohlensäure? nnd dennoch wird die Gesund-
heit des Malers, der damit lange Zeit arbeitet, dadurch schliesslich
antergraben. Oft wissen die Leute nicht, was der Grund ihrer Krank-
heiten ist. Eine Auszehrung halten sie für die Folge einer Erkältung,
eines Constitutionsfehlers, während sie in Wirklichkeit der langsamen,
lange fortgesetzten Einwirkung von Essig- oder Salpetersäure
zuzuschreiben ist. Lange fortgesetzter Gebrauch von Cyankallum
kann zu Lähmung führen, die dann gewiss einer anderen Ursache
zugeschrieben wird. Die Photographie ist noch so jung, dass man
die aus dem Missbrauch ihrer Materialien entstehenden specifischen
Krankheiten nicht genügend kennt Ist es also nicht der Mühe
-werth, dabei vorsichtig zu sein?
Die inteniatioiiale photographische AussteUnng ii Berlin.
(Schluss.)
Einen glanzvollen Eindruck machen die Portraits, meistens in
nicht sehr kleinem Formate, an den mittleren der durch den Saal
gezogenen Wände ; Wien und Paris bilden hier die Hauptvertretung,
sowohl in Bezug auf Menge als auf künstlerischen Werth der Pro-
306
dttCtioneD. Alle Anforderungen, die man an ein vorzügliches pbolo-
graphisches Portrait stellen kann, treffen hier meistens zusamnien:
harmonische und kräftige Totalwirkung, Lebenswahrheit, Chane
teristik und Angemessenheit in der Stellung, plastisches Hervortreten
der Formen, Reiz im Spiele von Licht und Schatten. Sollte in
ihnen Iiin und wieder eine Geringfügigkeit von Retouche vorhandea
sein, aufzufinden war sie nicht. Das Hervorragendste dieser Ein-
sendungen aus Wien ging unter den Namen C. v. Jagemanr«,
Angerer, Ost, Mahlknecht und Rabending, eine fast gleiche Anzahl
bei gleicher Vortrefflichkeit aus Paris unter den beiden Namea
Gaijat und Reutlinger. Von den Berliner Ausstellern können »di
den vorgenannten, soweit das grössere Format in Betracht kommt,
eigentlich nur Löscher und Petsch gleichstellen, bei geringerer
Men^e der Bilder. Darauf folgt dann, in zweiter Linie, allerdings
eine beträchtliche Reihe von hiesigen Ausstellern, hin und wieder
jene ersteren fast erreichend, namentlich im Miniaturfach Beizendes
und Vollendetes, auch in starken Vergrösserungen Ausgezeichneies
bringend. Was aus den Provinzen und dem übrigen Deutschland
noch auf dem Gebiete des Portraits hervorleuchtete, war vor allen
Seile in Potsdam, Grienwaldt in Bremen, Allgeyer und Schumann
und Sohn in Garlsruhe und Hanüstängl in München. England ist
im Portrait dürftig vertreten, während es auf anderen Feldern,
namentlich Im Landschaftlichen, Vieles und Vortreffliches bietet.
Von den noch hierher gehörigen Figuren und Flgurencompositlonea
sind Genrebilder von Löscher und Petsch, Malüknecht in Wien,
Robinson und Rejlander in London und Rousset In Paris hervor-
zuheben. Die Photographie tritt hier als eigentliche Kunst, d. h.
selbstschöpferisch auf, und versucht damit, den lebhaft geführten
Streit über die Berechtigung ihrer Benennung als Kunst zu ihren
Gunsten zu entscheiden; es müsste denn sein, dass man dem Be-
griffe der letzteren die engsten Grenzen setzt, und die verschiedeDen
Abstufungen, die es doch innerhalb der eigentlichen Kunst gibt,
zum Theil schon als ausser ihr stehend betrachtet. Der Photognph
arbeitet hier allerdings wesentlich mit schon vorhandenem, also nicht
von ihm geschaffenem Material (den menschlichen Modellen), aber
den Fall gedacht, dass er sich dieses Material in sehr hoher Vo^
trefflichkeit zu verschaffen wtisste, (vortreffliche Schauspieler z. B.),
so dürfte' sein Werk, unter sonst günstigen Voraussetzungen sicher
eine jener Abstufungen erreichen können, welche noch innerhalb
der Grenzen der eigentlichen Kunst vorkommen. Dass diesem
Werke immer noch eine oder die andere der Eigenschaften de?
Kunstwerkes, das Wort In seiner höchsten Bedeutung genommen,
abgehen würde — dass dieser Kunst sehr enge Grenzen in Bezog
auf die Gegenstände der Darstellung gesetzt sein würden, soll nicht
iu Abrede gestellt werden, sowie auch, dass. sich hier das künst-
lerische Verdien.st zwischen dem Photographen und den Modellen
theilen würde.
Noch reicher an Vortrefflichem, als im Portraitfache, ist die
Ausstellung auf dem Gebiete der landschaftlichen und architecto-
nischen Aufnahmen, und hier ist die Zahl der Einsender des Vor-
307
trefflichen eine viel grössere, als dort. Wenn das photographische
Bild Ton Arcbitecturen das Isünstlerisch entstandene oft geradezu
hinter sieb lässt, so kommt im Landschaftlichen das erstere dem
letzteren oft sehr nahe. Reine Landschaften, die durch Abrundnng
ein gutes BiJd machen — landschaftliche Studien, Villen-, Park-
und Gartenanlagen mit Architectur — Alles dies ist in stattlicher
Anzahl und grosser Schönheit Torhanden. Die Wahl der Ansichten
wie die Vollendung im Technischen verdienen gleiche Auszeidmung.
Die Zahl der betreffenden Au:«8te]ler mag leicht an das halbe
Hundert reichen; deshalb auf Vollständigkeit in Erwähnung von
allem Vortrefflichen verzichtend, nenne ich nur einige wenige Namen :
Sehucht, Suck, Hammerschmidt, Graff, Schwarz & Comp, in BeftLn,
Vülkerling in Dessau, 0. Kramer, Jägermeyer in Wien, Bichard in
Heidelberg, Lorent in Mannhe'm, Braun in Domach, Davanne und
Rousset in Paris, Heath und Redford in London, u. A. — Die rein
areliitectonischen Aufnahmen führen uns vom hohen Norden bis
China. Im Verhältniss zum Vorigen wären hier zu nennen: Jam*
rath, Hammerschmidt und Schwarz & Comp, in Berlin, 0. Kramer
in Wien, Nadar, Grob, Pierson und Lewitzky in Paris, Luswergh
in Rom.
Einige Schritte zurück vom künstlerischen Gebiet auf das
technische begibt sich die Photographie bei ihren verschiedenen
Verfahren, welche theils die Vervielfältigung von anderen Kunst-
werken, theils die Uebertragung der Photographie auf Metall, Uolz
und Stein behufs ihrer eigeuen Vervielfältigung zum Zwecke haben.
Die Anfange zu den das letztere Ziel im Auge habenden Versuchen
machte Fizeau in Paris, indem er eine Daguerreotypplatte beizte,
um sie für den Metalldruck nutzbar zu machen. Niepce, der Neffe
eines der ersten Erfinder der Photographie, erzielte bessere Resul-
tate, indem er Stahlplatten durch einen Ueberzug von Asphalt licht-
empfindlich machte, dies aufgenommene Bild mit ätherischem Oele
behandelte und dann Aetze von Salpetersäure anwendete. Die
Uebertragung der Photographie auf Stein versuchte zuerst Poitevin
in Paris im Jahre 1855. Osborne aus Melbourne in Australien
brachte in der letzten Zeit dies Verfahren zu grosser Vollkommen-
heit, wie verschiedene von ihm ausgestellte Blätter zeigen. Gleich
gute Arbeiten hierin sind von Korn und Gebrüder Borchard in
Berlin, Giesemdorff, Reiffenstein und RÖsch in Wien. Alles dies
mnss aber weit in den Hintergrund treten gegen die Leistungen,
welche Paul Pretsch in Wien (unter den Einsendimgen der k. k.
Hof- und Staatsdruckerei) durch die Uebertragung der Photographie
rein nach der Natur auf die Kupferdruckplatte und den Holzstock
erreicht hat Der beigegebenen Erläuterung nach wird eine Copie
des Negativs auf eine mit einer chemischen Mischung überzogene
Glastafel tibertragen, auf welcher dann das Bild, in Folge eines
gewissen Bades, erhöht erscheint; auf galvanoplastischem Wege
wird dann die Tafel mit dem Bilde in Kupfer abgeformt, worauf
die Kupferdruckplatte fertig ist. Die Schwierigkeiten, welche bei
anderen Verfahren bis jetzt noch immer die Erzielung der zarten
Mitteltöne machte, erscheinen hier vollkommen überwunden; jeder
3m
Gegenstand wird hiermit in seiner photograplüschen Unmittelbarkeit
auf das Papier gebracht mit der Leichtigkeit einer in's Unbegreittte
gehenden Vervielfältignng, da in der einen galvanischen Form immer
wieder neue Platten erzeugt werden können. Der alte Holzschnitt,
die Lithographie und selbst die Photographie erscheinen damit nir
Beseitigung reif.
Nur in kleiner Zahl sind photographische Producta auf Giaa,
Porzellan, Steingut und Emaille vorhanden. Der Chemiker Grane
in Berlin stellte zuerst Photodiaphanien dar, transparente Glasbilder,
welche einen angenehmen Fensterschmuck bilden. Ausser diesen
Diaphanien sind von ihm noch Photographien, in Porzellan, Emaille
untt Fayence eingebrannt, ausgestellt. Aehnliches gilt von Obemetter
in München, Derochc und Heyland in Mailand und von der könig-
lichen Porzellan-Manufactur in Berlin,
Es bleibt nun noch, ausser den Apparaten, Chemikalien und
Arbeitsgeräthen, deren Würdigung hier weniger am Ort ist, die
kleine Anzahl von Photoskulpturen zu erwähnen übrig. Es sind
zwei Portraitstatuetten von etwa 18 Zoll Höhe, zwei Büsten in etws
der Hälfte der Lebensgrösse und mehrere Reliefportraits im Profil
von verschiedenen Grössen. Die Art der Arbeit an diesen Weikes
und ihre Verschiedenheit würden auf keine andere Entstehungsait,
als gewöhnliche schliessen lassen. Die Sachen sind also vollständig
überarbeitet, wie dies auch aus dem bis jetzt bekannt gewordenen
Verfahren der Photoskulptur sich nicht anders schliessen lässt Nach
diesem Verfahren wird die Gestalt des Darzustellenden zunächst in
einem runden Gemache, in dessen Mittelpunkt der Betreffende steht,
von vielen Seiten her in einem und demselben Augenblicke photo-
graphisch aufgenommen, und werden dann alle die Umrisse der
hiemach gewonnenen Bilder mit Hülfe des Storchschnabels anf den
Modellirthon übertragen. Dass hierbei die Details nur in grosser
UnvoUkommenheit zur Entscheidung konmien können und ein bedea-
tendes Nacharbeiten erfordern, scheint selbstverständlich. Das
Verfahren ist hier in Berlin noch nicht versucht worden, nnd es
ist ohne eigene Beobachtung desselben schwer zu beurtbeilen, wie
weit das mechanische Verfahren reicht, und wie viel die freie Hand
des Modelleurs thun muss. Die Statuetten sind allerdings in Stellimg,
Haltung und Proportionen lebendig und wahr, die Beliefpoitnits
dagegen erscheinen vollkommen wie aus freier Hand modellirt, und
in Beziehung auf die Höhe und sonstige Behandlung des Beliefs lo
und flir sich weit weniger geschmackvoll, als die Arbeiten bedeu-
tender Bildhauer z. B. Thorwaldsen's auf diesem Gebiete.
MittheUun^n fQr die Redaction wolle man an Dr. Lieieganf
in Biberfeld adressiren.
Godmckt bei Sam. Lneaa 1b ESbaribM.
Photographisches Archiv.
Bttüdl in. -- Ml». ••• - !• Septentber iSMft«
Keferate Aber Tewlerst ^^Tlie silyer subcaii^^
VoD Dr. L Weiske.
IV. Die trockenen CollodionTerfahren/^
Wenn man sich der von mir beschriebenen**) und von so
gewichtigen Autoritäten, wie Carey Lea, besprochenen***) Methode
der Entwickelung im Freien bedient, braucht man kein dunkles
Zelt und nicht mehr Gepäck, als man in ein Kästchen bringen kann,
welches dem wandernden Photographen den ganzen Tag über ohne
Ermüdung von einem Träger nachgetragen werden kann. Der ganze
Apparat lässt sich an jedem beliebigen Orte ohne Mühe aufstellen
und zusammenpacken und die Bilder bringt man fertig entwickelt,
ja, wenn man den Raum ftir die Natronflasche nicht sparen will,
auch fixirt nach Hause. Wenn also nur die Bequemlichkeit und
Leichtigkeit der Operation ins Auge gefasst wird, so wird für Je-
mand, welcher sich meine Entwickelungsmethode zu eigen gemacht
hat, das Bedürfmss nach Trockenplatten nur ein sehr geringes sein
können. Die Vorzüge der Trockenplatten vor den nassen sind aber
auch meiner Meinung nach ganz andere. Erstens ist die Trocken-
platte wegen ihrer glatten polirten Oberfläche einer weit grösseren
Feinheit der Details fähig, als die nasse, ja sie kommt in dieser
Hinsicht wohl der Daguerre'schen Silberplatte gleich, und dies ist
besonders bei Aufnahmen zu wissenschaftlichen Zwecken ein nicht
*) Fortsetzung von Seite 224.
"**) Archiv 1864, Seite 416 und 1865, Seite 99.
) Archiv 1865, Seite 39.
17
310
zu unterschätzender Vorzug, und zweitens ist die Entwickelimg der
Bilder auf einer Trockenplatte bedeutend langsamer und dadnreh
zwar zeitraubender, gestattet aber eben deshalb auch noch bei
einigermassen über- oder unterexponirten Platten die Erzielnng eines
schönen harmonischen Bildes. Trotz dieser wichtigen Yoizüge finden
die Trockenverfahren noch nicht die volle Würdigung und in Tiden
photographischen Handbüchern kaum eine Erwähnung, ja oft andi
dieses nicht. Sehr anzuerkennen ist es jedenfalls , wenn das vor-
liegende, schon in mehrfachen Referaten besprochene Towler*8che
Buch ^The silver sunbeam^ auch der Besprechung der trockenen
Verfahren einen entsprechenden Raum findet Das Wichtigste dieser
Auseinandersetzung soll hier mitgetheilt werden.
Vor allen Dingen ist zu bemerken, dass Trockenplatten stets
eine mehr oder weniger geringere Empfindlichkeit haben and daher
einer grösseren Belichtungszeit bedürfen als nasse. Es ist dies avch
nicht wohl anders zu erwarten, denn alle chemischen und phjsicn-
lischen Veränderungen und Molecularumlagerungen gehen leiehier
vor sich, wenn sich die Stoffe im flüssigen oder feuditen Zustuide
befinden, eine Erfahrung, welche sogar von der älteren Chemie in
dem freiUch zu eng gefassten Satze formulirt wurde: Corpora not
agunt nisi fluida.
Die Meinung Towlers, dass die Theorie der Entwickelung des
Bildes auf der Trockenplatte ein noch ungelöstes Problem sei, ist,
abgesehen von dem noch ziemlich dunklen Vorgange bei der alkn-
lischen Entwickelung wohl nicht wahr. Die Entstehung des Bildes
auf der nassen Platte ist nicht um ein Haar schwieriger zu erküren
als die auf der trocknen. Das Unerklärte und Eigenthümllche ist
in beiden Fällen die für uns direct vollkommen unsichtbare physi-
calische Zustandsänderung des Jodsilbers an den belichteten Steilen
der Platte, und die anziehende Wirkung, welche es in Folge davon
auf ihm dargebotenes fein vertheiltes Silber ausübt.
Diese Eigenschaft des Jodsilbers vom Lichte p)iysicalisch modt-
ficirt zu werden und ein sogenanntes latentes Bild aufzunehmen,
wird ziemlich stark beeinträchtigt, wenn man die durch Waschen
vom freien Silbemitrat befreite CoUodionschicht ohne Weiteres ein-
trocknen lässt. Man hat aber gefunden, dass die erwähnte Modi-
ficirbarkeit dem Jodsilber im hohen Grade bewalirt bleibt, wenn
man die CoUodionschicht vor dem völligen Eintrocknen mit gewissoi
sogenannten Präservirungsflüssigkeiten behandelt. Als solche wendet
man mit ziemlich gleichbleibendem Erfolge Lösungen von Albumin,
Gelatine, Honig, Syrup, Malzaufguss, englisches Ale oder anderes
geeignetes Bier, Rosinenabkochung, Tannin u a. m. an. Diese
311
Stoffe wirken einestfaeils wie Gelatine, Honig u. s. w. wohl dadurch,
dass sie auch der trockenen Schicht eine gewisse Porosität
Qnd Permeabilität bewahren, indem sie in die Poren der noch
feuchten Schichten eindringen; andemtheils wie das Tannin wohl
anch dadurch, dass in die Poren der Schicht eine Substanz gebracht
wird, die bei dem nachherigen Befeuchten die Wirkung des £nt-
Wickelung durch ihre reducirende Kraft unmittelbar unterstützt.
Die bekanntesten und geübtesten Trockenverfahren sind: das
Albnminverfahren ohne Gollodion von Niepce de St.
Yictor (überhaupt das älteste Verfahren, auf Glasplatten Bilder
zu erzeugen), das Collodion-Albuminverfahren von Tau-
penot, das Gelatineverfahren von Hill Norris, das Harz-
verfahren, das Tanninverfahren von Major Russell und
das von Towler noch nicht erwähnte Rosinenverfahren von
Dr. Schnauss.*)
Das reine Alb uminver fahr en gibt zwar ziemlich unem-
pfindliche, für das Portrait kaum zu verwendende Platten, aber die
darauf erhaltenen Bilder sind von äusserster Feinheit und Zartheit;
darum wird es auch heutzutage noch von Künsüem ersten Ranges
in allen Fällen angewendet, wo eine grosse Empfindlichkeit der
Platte nicht nöthig ist, besonders bei Aufnahme unbelebter Objecto.
Zu Schnee geschlagenes und dann klar abgegossenes Eiweiss wird
mit einer entsprechenden Quantität Jodammonium oder auch mit
Jod- und Bromkalium und etwas freiem Jod gemischt und so viel
Wasser zugesetzt, als zur Auflösung der Salze nöthig ist. Mit
dieser Flüssigkeit begiesst man die Glasplatten, lässt sie dann ab-
tropfen und entweder von selbst trocknen oder, was der Abhaltung
des Staubes wegen besser ist, über einer erhitzten Metallplatte. Die
Sensitirung geschieht in einem Silberbade, welches auf 10 Unzen
Wasser 1 Unze Silbemitrat und 5 Unzen Eisessig, sowie einen
Zusatz von 2 Gran Jodkalium enthält Die sensitirte Platte wird
gründlich gewaschen und getrocknet. Die Exposition in der Ca-
mera darf in der Regel nicht unter zwei bis drei Minuten betragen.
Die EntWickelung geschieht in einem flachen Troge mit einer
schwachen Gallussäurelösung und kann bis zu einer Stunde Zelt
erfordern. Dann wird die Platte gewaschen und mit unterschwefllgr
saurem Natron fixirt Gefimisst braucht die Albuminschicht nicht
au werden.
Einer weit grösseren EmpfiDdlichkeit ist das combinirte Collo-
dion-Albuminverfahren von Tanpenot fähig. Die mit
*) Archiv 1864, Seite 295 und 335.
312
Aethercollodion überzogenen Platten werden in einem gewShnlidien
Silberbade sensitirt, dann gewaschen und abgetropft; bieraof mii
einer wie oben jodirten AlbuminlöBung übergössen, welche eiaea
Zusatz von Ammoniak und weissem Zucker enthält. Die daaa
getrockneten Platten sind nun wieder unempfindlich und müssen tot
dem Gebrauche in einem mit Eisessig angesäuerten SUberbade aea-
sitirt werden. Wäscht man sie dann und lässt sie im Donkefa
trocknen, so behalten sie ihre Empfindlichkeit monatelang. AUmilig
freilich werden sie unempfindlicher. Bei direct von der Sonne be-
leuchteten Objecten braucht man mit einer Portraitlinse nur zwei
bis drei Secunden Belichtungszeit für solche Platten. Die Est-
Wickelung des Bildes geschieht mit einer nicht zu starken Lösmig
von Gallus- und Pjrogallussäure , welcher Alkohol und Eisessig
zugesetzt ist, die Fixirung mit unterschwefligsaurem Natron.
Larpey, Mudd und Fothergill haben Modificationen des
allerdings etwas complicirten Taupenotsverfahrens angegeben, die
wesentlich darauf hinauslaufen, das zweimalige Sensitiren auf ein
einmaliges zu reduciren. *)
Beim Gelatineverfahren von Hill Norris wird die in
gewöhnlichen Silberbade sensitirte und abgetropfte Platte mit Honig
Übergossen, welcher durch die doppelte Menge Wasser verdünnt ist
Dadurch soll eine gründliche Verdrängung des Silbemitrats erzieh
werden. Hierauf wird die Platte gründlich gewaschen und zuletit
mit einer schwachen Gelatinelösung (1 Drachme Gelatine in 20
Unzen Wasser mit Zusatz von 4 Drachmen Alkohol) übergössen,
abgetropft und getrocknet Exposition, Hervorrnfnng und Fiximng
sind dieselben wie bei den vorhergehenden Verfahrungsweis^L
Das einfachste von allen Trockenverfahren, das von Despmtz
zuerst angegebene Harzverfahren besteht darin, dass man dem
Collodion auf jede Unze zwei und ein halb Gran gepulvertes Col<h
phonium zusetzt Nach dem Sensitiren wird die Platte gehörig
gewaschen und getrocknet. Entwickelung und Fixirung sind gans
wie beim nassen Verfahren. Dubosq benutzt in ähnlicher Weise
als Collodionzusatz den Bernstein und Hardwich das Glycyrrhidn.
Das Tanninverfahren bespricht Towler noch nach der
ersten Auflage des von Russell hierüber veröffentüchten Weii-
chens. Die Verbesserungen, welche in der zweiten (auch von mir
deutsch bearbeiteten) Auflage**) sich vorfinden, sind schon (ruber in
*) Ein hier gehörendes Verfahren , welches in unseren Händen sehr sichere
BesuiUte gegeben, d&s Petschler'sche (Archiv Bd. II. S. 188) wird von Prof. T.
ganz übergangen. D. Red.
**) Das Tanninverfahren von C. Russell. Nach dem Englischen bearb.
von Dr. A. H. Weiske. Zweite Aufl. Berlin, Grieben.
313
Lesern Archiv*) besprochen worden. England hat das Tannin-
▼erfahren noch dadurch modificlrt, dass er der Präservirungsflüssig-
keit noch eine dem Tannin gleiche Menge Honig zusetzt
Zum Schlüsse bespricht Towler noch die sogenannten schnellen
Trockenverfahren von Sutton und Eeene.
Das Snttonsche Verfahren besteht wesentlich darin, dass
man die sensitirte Collodionschicht gehörig wäscht, dann mit einer
Lösung von 25 Gran Gummi arabicum In einer Unze Wasser über*
giesst, abtropfen und trocknen lässt Die Entwickelung geschieht
wie. bei nassem Collodion, doch muss die Schicht vorher mit de-
stillirtem Wasser befeuchtet werden. Auch die Expositionsdauer
soll dieselbe sein wie bei nassem CoUodion.
Das Keenesche Verfahren ist eigentlich eine Art Tannin-
verfahren, nur werden die Platten nach dem Sensitiren nicht ge-
waschen, sondern unmittelbar mit einer Lösung von gleichen Theilen
(15 Gran auf die Unze Wasser) Tannin und Gummi arabicum über-
gössen, und dies ein- bis zweimal mit frischen Porttonen wieder-
holt Die dann abgetropfte, gewaschene und getrocknete Platte soll
so empfindlich sein wie eine nasse. Vor dem Fixiren benetzt man
die Schicht mit Regenwasser und entwickelt und fixirt dann wie
bei anderen Tanninplatten.
Die Frag^, welches von allen diesen Trockenverfahren den
Vorzug vor den übrigen verdiene, lässt sich schwer oder gar nicht
beantworten. Es sind mit jedem derselben vorzügliche Resultate
erzielt worden. Vielleicht ist es der Zukunft vorbehalten, ein neues
Verfahren an das Licht zu bringen oder eines der bekannten so zu
modificiren, dass es allen auch noch so hoch gespannten Anfor-
derungen zu entsprechen im Stande ist
Laabwerk m plietognpliireii.
Von M. Gary Lea.
Der Vorschlag des Herrn Michell (phot Archiv Nr. 83), während
der Aufnahme hellblaues Glas vor das Objectiv zu halten, veranlasst
Herrn Lea zu folgenden Bemerkungen:**}
Blaues Glas scheint weniger vortheilhaft als sehr hell grünes ;
es würde z. B. kaum die Solarisation des Himmels und der weissen
Gegenstände verhüten. Das klarste blaue Glas ist das mit Cobalt
*) Archiv 1863, Seite 241 u. s. w.
**) Im Britisb Journal of Photography.
314
gefärbte, und dies verleiht dem grünen Laubwerk eine trübe graue
Färbung.
Sollte es sich wirklich als richtig erweisen, dass durtb das
Zwischensetzen eines blauen oder grünen Glases das Laubwerk besser
wiedergegeben werden kann, do würde hieraus folgen, daas &
besten landschaftlichen Aufnahmen mit Linsen, die einen grunlickea
Stich haben, zu machen sind; während man jetzt meistens farUose
Linsen vorzieht. Ferner hat Hr. Bow kürzlich nachgewiesen, dasi
die Grünfärbung des Glases die Gleichmässigkeit der Belenchtrag
vermehrt; denn die Centralstrahlen haben eine grössere Glasdicke
zu durchdringen als die Randstrahlen, werden dadurch geschwädit,
und den letzteren an Intensität gleich gemacht.
Dann würden für Landschaftsaufnahmen farbige Objective den
farblosen vorzuziehen sein.
Andrerseits würde dann die geringste braune Färbung bei
Landschaftslinsen ein grosser Uebelstand sein, da sie grade das
Licht was wir präserviren wollen, schwächen würde.
Man darf aber nicht vergessen, dass eine grosse Menge des
vom Laubwerk reflectirten Lichts weisses ist, wie dies nameotlieh
bei den glatten polirteii Blättern des Epheu der Fall. Dies weisse
Licht würde natürlich durch das grüne Glas geschwächt werden,
was dem Effect der Aufnahme wieder schädlich sein könnte. Nor
ein vorsichtig vorgenommener Versuch kann uns über den wirkJidieD
Werth des Vorschlags unterrichten.
Phetocliemisclie llntersHcliaBgeii.
Von Dr. A. Weiske.
Die Molybdänsäure.
Als ich den von Phipson angegebenen Versuch, dass sich eine
Lösung von Molybdänsäure (Mo O3) in Schwefelsäure im Licht
unter Reduction zu molybdänsaurem Molybdänoxyd (Mo 2 O3) blu
färben soU, wiederholte, gelang er mir nicht. Ich machte daher
das Verhalten der Molybdänsäure im Lichte zum Gegenstande
einer eingehenden Untersuchung, deren Resultate ich im Folgenden
nüttheile.
Die Molybdänsäure, ein im Wasser unlösliches, weisses Pulver,
bildet mit Alkalien lösliche Salze, löst sich aber auch ziemlidi
leicht in verdünnter Schwefelsäure, Salzsäure, schwefliger Säure,
Salpetersäure, Oxalsäure, Essigsäure, Ameisensäure, Valeriansäme,
315
BerasteiDsäure und wohl aach noch anderen in dieser Hinsicht von
mir nicht erprobten Säuren.
Die Lösungen der molybdänsauren Alkalien verändern
sich im Lichte nicht. Ebenso wenig verändern sich die Lösungen
der Molybdänsäure in Schwefelsäure, Salzsäure und Sal-
petersäure. Sie bleiben am Lichte farblos, sobald man ihnen
nicht gewisse organische, reducirend wirkende Substanzen zusetzt
Setzt man aber zu den Lösungen der Afolybdsinsäure in den oben-
genannten drei Säuren etwas Alkohol oder noch besser einen mit
etwas Act her versetzten Alkohol, den ich kurzweg Aetheralkohol
nennen will, so werden diese Lösungen sich im Dunkeln zwar
ebenfalls unverändert farblos halten, aber im Tages- und noch
schneller im Sonnenlichte unter Bildung von Molybdänoxyd eine
schönblaue Färbung annehmen. Dieselbe Reaction wird durch das
Licht bewirkt, wenn man Papierstreifen mit den Lösungen der
Molybdänsäure in den fraglichen drei Säuren (ohne Zusatz von
Alkohol oder Aetheralkohol) benetzt und zur Hälfte in ein Buch
geklemmt dem Lichte aussetzt Der unbedeckte Thell der Papier-
streifen wird dann bald schön blau gefärbt Die Lichtreaction tritt
also bei diesen Lösungen nur unter Dazwischenkunft von organischen,
reducirend wirkenden Substanzen wie des Alkohols oder der Papiei^
faser ein.
Ebenso verhält sich auch die Lösung der Molybdänsäure in
Bernsteinsäure.
Ganz anders verhält sich dagegen eine andere Anzahl von
Sänren, sobald man sie als Lösungsmittel für die Molybdänsäure
gebraucht, nämlich die schweflige Säure, Essigsäure,
Ameisensäure und Valeriansäure. Die Lösungen der Molyb-
dänsänre in diesen vier Säuren werden im Lichte auch ohne iVlkohol-
oder Aetheralkoholzusatz gebläut, und die als Lösungsmittel dienende
Säure vertritt hier offenbar selbst die Stelle des prädisponirenden
Reductionsmittels.
Die einmal gebläuten Lösungen der Molybdänsäure entfärben
sich übrigens während der Nacht nicht wieder.
Ganz abweichend von allen obigen Fällen verhält sich die
Lösung der Molybdänsäure in Oxalsäure. Diese Lösung wird
mit oder ohne Alkoholzusatz im Lichte gelblich gefärbt, und ein
mit solcher Lösung benetztes und zur Hälfte in ein Buch geklemmtes
Papier wird an den von dem Lichte getroffenen Stellen schön
curcumagelb gefärbt, vielleicht in Folge einer durch das Licht und
die Oxalsäure bewirkten Reduction der Molybdänsäurc zu Molyb-
dänoxyd (?).
Pkato^raphUches ArcliiT. Nr. 89. 1. September 18C5. 17
316
Dampft man eine mit Molybdänsäure gesättigte Lösimg vor-
sichtig ein, so erhält man zunächst eine gelbliche klebrige Masse,
bei weiterem Eindampfen eine gelbliche, trockene, bläserige Masste.
die bei noch stärkerem Erhitzen dunkelblau wird. Lost man die
klebrige Masse oder auch die gelbliche trockene Masse wieder in
Wasser auf und benetzt nun erst Papierstreifen damit, so werden
diese im Lichte nicht mehr gelb, sondern blau gefärbt.
Lavssedaf s Arbeiten in Bezug auf die Anwendung der
Photographie znr Anfnalinie von Plänen.
Von H. iime Girarl'^ ^
Die Kunst der Aufnahme topographischer Pläne besteht darin,
dass der Geometer zunächst auf dem zur Aufnahme bestimmteD
Terrain eine grosse Anzahl ziemlich mühsamer Operationen mit
änsserster Sorgfalt ausführt und dann daheim mit Hülfe der Kedh
nung und geometrischen Constructionen, die Resultate derselben auf
das Papier übersetzt. Die auf dem Felde selbst nöUiigen Open-
tionen lassen sich entweder dadurch ausfuhren, dass man mit der
Messketto und der Bussole in der Hand das ganze Terrain dnrrii-
schreitet und die Entfernungen der aufzunehmenden Punkte, sowie
die Winkel zwischen ihren Verbindungslinien misst, oder dadurch,
dass man von den beiden Endpunkten einer passend gewählten und
genau gemessenen Standlinie aus eben so viel Winkel misst, als
man Punkte aufnehmen will und dann aus dem Durchschnitte der
so gefundenen Richtungen durch Rechnung oder Zeichnung die
wahre Lage der so gefundenen Punkte bestimmt.
Nach diesen Methoden lässt sich ein Plan mit grösster Genauig-
keit entwerfen, und auch die Uebersichtlichkeit lässt nichts zn wün-
schen übrig, wenn man weiter nichts wissen will, als die Lage der
verschiedenen, in der aufgenommenen Gegend befindlichen Objede
in Bezug auf eine horizontale Ebene. Handelt es sich aber nm
Objecte, welche in verschiedenen Höhen über oder unter dem Ho-
rizont liegen, so muss der Geometer, da beim Kartenzeiehneo
etwas dem in der Architectur gebrauchten Aufrisse Aehnliche« ni^
anwendbar ist, seine Zuflucht zu einem eigenthümlichen Hulfsrailid
nehmen. Findet sich z. B. ein Hügel auf dem aufzunehmendeo
Terrain, so denkt man sich denselben in eine Reihe horizontaler,
gleich dicker Schichten zerschnitten. Die Conturen dieser versdue-
*) Journal des Debats und Bulletin de la Soe. Franc, de Phot. — Mars ISS^
317
denen Durchschnitte zeichnet man auf die Karte und schreibt die
fiöhen bei, welche den einzelnen entsprechen. Auf der Karte um-
schliesst natürlich die Contur eines tiefer liegenden Durchschnitts
immer die des nächst höheren. £s ist leicht zu begreifen, dass
durch eine derartige, möglichst vollständig durchgeführte Höhen-
angabe die Uebersichtlichkeit einer Karte äusserst erschwert und ihr
Gebrauch sehr ermüdend wird.
Anders ist es bei den übrigen zeichnenden Künsten, der Archi-
tectur z. B. Diese stellt die Dinge nach ihren drei Dimensionen
dar, indem sie Horizontalprojectionen, sogenannte Grundrisse und
Yerticalproportionen oder Aufrisse zugleich anwendet.
Dieser Mangel der topographischen Methoden hat sich schon
längst den Ingenieuren und Geometem auf die empfindlichste Weise
bemerklich gemacht. Schon zu Anfang dieses Jahrhunderts ist von
den Fachmännern wiederholt und unaufhörlich darauf aufmerksam
gemacht worden, wie vortheilhaft für das Yerständniss und die
Richtigkeit der Pläne und Karten gleichzeitig beigefügte und sorg>
faltig ausgeführte perspectivische Aufnahmen sind, da sie theils die
Objecto dem Auge in der gewöhnlichen Erscheinungsweise darbieten,
theils eine schnelle und annähernde Schätzung der Erhebungen über
den Horizont gestatten.
Perspectivische Aufnahmen sind übrigens noch einer anderen
weit wichtigeren' Anwendung fähig; denn wenn sie mit besonderer
Genauigkeit entworfen sind, so können sie ihrerseits zur Entwerfung
von Plänen dienen, ohne dass irgend welche andere topographische
Aufnahmen vorhergegangen wären. Beautemps-Beauprd scheint der
Erste gewesen zu sein, der auf diese neue Methode topographischer
Aufnahmen aufmerksam machte. Dieser gelehrte Ingenieur beschreibt
dieselbe in der von ihm 1835 verfassten Instruction für die Welt-
umsegelung der Fregatte Bonite und empfiehlt sie den Seeleuten
zur Aufnahme der Gegenden, durch welche sie kommen, und der
Ufer, an denen sie nicht anlegen wollen oder können. Eine solche
topographische Aufnahme ist übrigens sehr einfach. Von zwei
Standpunkten, deren directe Entfernung gemessen ist, etwa von zwei
Landungsplätzen aus zeichnet man mit Sorgfalt das perspectivische
Profil der Objecte, deren Lage man auf der Karte angeben will, dann
misst man mit Hülfe eines Sextanten oder anderen passenden
Winkelmassinstrumentes für eines der auf beiden perspectivischen
Aufnahmen ersichtlichen Objecte von beiden Stationen aus den
Winkel zwischen der Standlinie und der Gesichtslinie des frag-
lichen Objectes. Diese beiden Winkel genügen vollständig zur
Orientirung und man kann dann alle Details der perspectivischen
318
Ansichten durch einfache geometrische Constructionen auf die
übertragen, deren Genauigkeit von der der beiden Aufnafamen
abhängt.
Die militairische Topographie hat ebenso wie die Hydrograplne
die Perspective zur Entwerfung von Plänen nutzbar zu madieD
gesucht und besonders ist der Oberst Lebianc bemüht' gewesen, die
Methode von Beautemps-Beauprd In der Praxis des Geniecorps an-
zubürgern und heimisch zu machen.
Nichtsdestoweniger hat diese Methode nur wenig Eingang ge-
funden, und sie findet heutzutage nur in einigen wenigen specielleii
Fällen Anwendung, etwa wenn mit hydrographischen Aufnahmea
beschäftigte Ingenieure wegen Zeitmangel nicht im Stande sind,
eine gewöhnliche topographische Aufnahme vorzunehmen, und sidi
damit begnügen, in speci eller Recognoscirung einige Ansichten zü
zeichnen und ein paar Winkel zu messen, um auf diese Wdse ent-
weder ältere Pläne zu controliren oder neue zu entwerfen. Erst
neueren Bemühungen ist es vorbehalten geblieben, dieser Methode
eine grössere Wichtigkeit zu verleihen.
Laussedat, ein Bataillonschef im Geniecorps und Professor der
Geodäsie an der Polytechnischen Schule zu Paris, hat seit zwölf
Jahren sich eingehend mit der Beautemps - Beanprdschen Methode
beschäftigt und war dabei zu der Ueberzeugung gekommen, dass
der Grund ihrer gänzlichen Vernachlässigung hauptsächlich in der
Schwierigkeit liegt, welche den hierin meist ungeübten logeDieorai
das Zeichnen nach der Natur niaclit. Laussedat bemühte sich daher,
ein Mittel ausfindig zu machen, um die genaue Aufnahme von
Perspectiven auch dem ungeübtesten Zeichner möglich zu machen,
und er erreichte dies im Jahre 1854 durch Einführung der vor
ihm passend modificirten Camera clara. Es ist dies ein kleines spie-
gelndes Prisma, welches die dem Zeichner gegenüber liegenden
Objecto dem hineinschauenden Auge auf das zur Aufnahme be-
stimmte Blatt Papier projicirt erscheinen lässt, so dass diese Zeidi-
nung durcii ein blosses Nachfahren der Conturen mit dem Bleistifte
entsteht. Diese von Laussedat verbesserte und vervollkommnete
Vorrichtung liefert selbst in den Händen von wenig im Zeichnen
geübten Unterofficieren des Geniecorps sehr genaue perspecüvische
Ansichten, welche mit Erfolg zur Construction von Karten verwendet
werden können.
Schon vom Beginne seiner Untersuchungen an hatte Laussedat
noch eine viel einfachere Lösung der Frage in*s Auge gefasst, und
die Idee, photographische Aufnahmen der betreffenden G^enden
an die Stelle der Handzeichnungen treten zu lassen) war in ihm
319
schon von Anfang an anfgetaacht. Aber die Anwendung der Pho-
tographie war damals noch Iceine so allgemeine wie heutzutage,
die Yerfahningswelsen waren umständlicher und schwieriger und
keineswegs zum Gebrauche im Felde geeignet. Von einer Ver-
wirklichang dieser Idee konnte daher damals keine Rede sein. Die
grosse Vervollkommnung der photographischen Processe und die
Ffiglichkeit, sie jederzeit und allerorten leicht und bequem zu hand-
haben, veranlassten Laussedat, auf seine ursprüngliche Idee wieder
zurückzukommen und es ihm ist gelungen, durch die Anwendung der
Photographie eine ebenso genaue als in der Praxis leicht ausführ-
bare Methode für topographische Aufnahmen zu schaffen.
Nichts ist einfacher, als mit Hülfe dieser Methode selbst ein
sehr complicirtes Terrain aufzunehmen. Der ganze hierzu nöthige
Apparat besteht in einer sorgfältig gearbeiteten Camera obscura,
welche einen horizontalen Theilkreis und ein um dessen Mittelpunkt
drehbares Femrohr trägt. In der Nähe des Terrains, dessen Grund-
riss und Relief man ermitteln will, mlsst man mit den gewöhnlichen
Hülfsmitteln eine Standlinie von passender Länge ab und nimmt an
den beiden Endpunkten dieser Linie eine photographische Ansicht
auf. Dann wählt man irgend ein hervorstechendes von beiden
Punkten ans sichtbares Object, welches auch auf beiden Bildern
sich befindet und misst mit Hülfe des Theilkreises die beiden Win-
kel, welche die nach ihm gezogenen Gesichtslinien mit der Stand-
linie bilden. Auf dem Felde hat man dann weiter nichts zu thun,
denn man hat auf diese Weise alle Grundlagen gesammelt, um
daheim im Arbeitszimmer an die Construction des Planes zu gehen.
Die Ausführung dieser Construction hier zu erklären dürfte
vielleicht seine Schwierigkeit haben. Vielleicht gelingt es aber doch,
durch ein möglichst einfaches Beispiel dem Leser einen Begriff von
der Sache zu geben.
Angenommen; wir befanden uns an einem der Endpunkte der ge-
messenen Standlinie und betrachteten von da ans das aufzunehmende
Terrain, so würde der Anblick, welcher sich uns darbietet, ebenso
sein, als wenn vor uns ein auf einer senkrechten Fläche gezeich-
netes Bild vor uns stände. Ganz ebenso würde es sich an dem
anderen Endpunkte der Standlinie verhalten. Wählt man nun von
den verschiedenen Objecten, welche sich auf den beiden gedachten
Bildfiächen zeigen, eines aus, z. B. einen Kirchthurm, so wird die-
ser von den beiden verschiedenen Punkten aus nach verschiedenen
Riehtungen hin erscheinen, trotzdem aber doch sich nur an einem
bestimmten Punkte im Raum befinden, und dieser Punkt eben ist
es, dessen Lage genau bestimmt werden soll. Verschiebt man nun.
320
während der Eirchthurm immer an seinem wirklichen Plalse bläht,
die eine der beiden gedachten Bildfläcben parallel mit üch selbct
immer weiter vom Auge weg, und denkt man sieb zugleich vom
Standpunkte aus eine Linie nach dem Fusse des Kirchthurmbildei
gezogen, so muss offenbar, bei immer weiterem Zurücktreten der
Bildfläche, diese Linie am Fusse des Eirchthurmes selbst ankommeL
Ganz ebenso verhält es sich am anderen Standpunkte, wenn man
dort die Bildfläche sich im Geiste verschiebt und eine ähnliche Li-
nie gezogen denkt. Da also der wirkliche Kirchtfaurm auf den
beiden Linien zugleich liegen muss, welche man sich von den bei-
den Standpunkten aus durch die auf den beiden gedachten Bild-
flächen erscheinenden Kirchthurmbilder zieht, so kann er nur auf
ihrem Durchschnittspunkte liegen und so ist sein wirklicher Ort
bestimmt. Ganz ähnlich verhält es sich mit jedem andern, inner-
halb des aufgenommenen Terrains liegenden Punkte. Diese hier
im Räume selbst gedachte einfache geometrische Constroction fohrt
man nun auf dem Papier aus.
Auf diese Weise erhält man dann nach der Laossedatsdien
Methode die Lage der verschiedenen Punkte, welche zur Bestim-
mung der planimetrischen Configuration einer Stadt, einer Festong,
eines Ufers oder irgend einer Gegend nöthig sind. Nachdem mai
auf dem Papier die Standlinie verzeichnet und die beiden gemesse-
nen Winkel an deren Endpunkten aufgetragen hat, stellt man die
Platten mit den aufgenommenen Bildern in die gehörige Lage, aelK
ihre Basis auf dem Papiere, fällt von den einzelnen auf dem Plane
zu verzeichnenden Punkten der Bilder Perpendikel auf diese Basi»
und zieht dann von den betreffenden Endpunkten der Standlinie aus
Linien durch die Fusspunkte dieser Perpendikel. Da wo die dordi
zwei correspondirende Fusspunkte gezogenen Lmien auf dem Papiere
sich durchschneiden, liegt der gesuchte Punkt.
Die Nivellementsbestimmungen sind mit gleicher Leichtigkeit
auszuführen. Hat man auf einem der Bilder die Höhe irgend eines
Punktes gemessen, so genügt ein einfaches Regeldetrl-Exempel, um
daraus seine wahre Höhe abzuleiten. Dieselbe Messung auf den
zweiten Bilde ausgeführt dient zur Controle der ersten.
Dies ist also die Methode, welche Laussedat nicht sowohl lor
Herstellung ganz vollkommener Pläne, als vielmehr zum Ersatse
der bisherigen ungenaueren und doch zeitraubenderen militärisclies
und hydrographischen Aufnahmen und zwar mit vollem Bechte
empfiehlt. Dieselbe hat übrigens und zwar schon vor nngefifar
vier Jahren die Probe bestanden. Es erregle damals viel InleiesBe
bei den Sachverständigen, als vom Dache des Observatoriums der
321
Polyteebnisehen Schule 2u Paris einerseits und vom Thurme der
Kirche St Sulpice daselbst andrerseits photographische Aufnahmen
vorgenommen und auf Grund derselben von Laussedat ein theil-
weiser Plan von Paris entworfen wurde, dessen Genauigkeit so
gross war, dass er sich völlig mit dem deckte, welcher im Jahre
1839 von Eromery, dem damaligen Chefingenieur der Strassen- und
Brtickenbauten ausgeführt worden war. Die Academie der Wissen-
schaften, welcher der Plan vorgelegt wurde, zollte Laussedat's Be-^
inühungen einstimmiges Lob und der Kriegsminister beschloss auf
Antrag des Fortificationscomit^ eine genaue Prüfung der neuen
Methode und Anordnung fortgesetzter Versuche. Diese wurden in
den Jahren 1861 und 1862 von den Offtcieren der Geniedivision
der kaiserlichen Garde ausgeführt und gaben besonders unter den
Händen von Blondeau , Ducrot , Mansier und Sabonraud die befrie-
digendsten Resultate.
Ermuntert dnrch dies Gelingen beschloss der Kriegsminister
die Vornahme einer grösseren entscheidenden Aufnahme. Es wurde
zu diesem Zwecke der mit den photographischen Manipulationen
ganz vertraute Capitän Javary dem Professor Laussedat zur Ver-
fügung gestellt und beauftragt, unter den gewöhnlichen Bedingungen
einer militärischen Recognoscirung die Anwendung der photogra-
pfaischen Perspectivmethode zu erproben. Der Erfolg war ein voll-
ständiger, wie die der Academie vorgelegte letzte und zugleich
wichtigste Arbeit Javary's beweist. Es ist dies ein äuserst genauer
und detaillirter Plan der Stadt Grenoble und Umgegend, im ganzen
einen Flächenraum von etwa 20 Quadratkilometern umfassend. Es
wurden zu seiner Ausfiihrung von 18 Stationen aus 29 photogra-
phische Aufnahmen gemacht und die ganze Arbeit im Freien erfor-
derte nicht mehr als 60 Stunden an Zeit, während die eigentliche
Constrnction des Planes auf Grund dieser Unterlagen zu Paris
In Zeit von zwei Monaten vollendet wurde. Bei Anwendung der
gewöhnliehen topographischen Aufnahmeniethoden hätte man kaum
mit zwei Jahren gereicht.
Die Frage ist entschieden und die Anwendung photographischer
Perspectivansichten wird von jetzt an zu den gewöhnlichen Metho-
den geodätischer Auftiahmen gezählt werden. Der Soldat, der In-
genieur, der Geograph, der Seemann und der Reisende werden in
ihrer Anwendung ein Mittel finden, grosse nützliche Arbeiten schnell
nnd mühelos auszuführen. Die Kenntniss der photographischen
Yerfieüirungsweise ist ja heutzutage so verbreitet , verbreiteter viel-
leicht als die Kunst des Zeichnens. Die Land- nnd Seeheere zählen
in ihren Reihen viele geschickte Photographen. Kein Reisender
322
begibt sich heutzutage mehr in ferne Gegenden, ohne Cunen
obscura und Objectiv bei sich zu führen und die Photographen tm
Fach selbst vor allen Dingen ergreifen ja so gern und dankbar jede
Gelegenheit) so interessante und wichtige Anwendungen ihrer Koait
zu fördern. Es ist daher unsere feste UeberzeuguBg, dasa die
Laussedatschen Arbeiten schnell reife Früchte tragen werden und
dass seine Methode gar bald nicht blos den Fachmännern, sooden
auch den Dilettanten geläufig sein und die Wissenschaft mit widi-
tigen Thatsachen bereichern wird.
Bemerkugei über Photographie«
Aus der Tijdschrift voor Photographie.
1. Bei der Bereitung eines gutwirl^enden Negativ - CoUodiMii
achte man auf folgendes:
Das Verhältniss der CollodlonwoUe zum Aether und Alkohol
nimmt man zu 1 7« Procent. Die Wolle muss sich in der Misdiiuig
gänzlich lösen. Von der Jodirung nimmt man 1^4 pCt
Man versuche, ob der Aether blaues Lakmuspapier nicht röthet;
ist dies der Fall, so l^ann man ihn nicht brauchen. Collodionwolfe,
die sauer reagirt oder sauer schmeckt , muss nuin mehrmals git
auswaschen und wieder trocknen. Der Alkohol muss dGgrSdif
sein. Wir gebrauchen den der Pharmacopoea Neerlandiea. Die
mit Wasser gereinigte Flasche, worin das CoUodlon angesetzt wer-
den soll, spült man mit Alkohol und Aether nach. Um ein LUer
Normalcollodion zu bereiten, gibt man 7« Liter Alkohol in die
Flasche, setzt 15 Gran CoUodionwoUe hinzu, und nachdem man
gut geschüttelt, giesst man ^2 ^^^^^ Aelher zu und schüttelt Doch-
mals gut um. In dieser Mischung muss sich die Wolle lösen. Die
Jodirung wird in dem restirenden Viertel Liter Alkohol gelöst, imd
besteht aus 10 Gramm Jodammonium . und 2V» Gramm Bron-
ammonium. Sobald sich diese Salze im Alkohol gelöst haben, fil-
trirt man die Lösung in das Normalcollodion. Durch daseelbe
Papierfilter giesst man noch 25 Gramm Aether in das Collodioii.
Die Flasche wird sodann gut verkorkt Nach 24 Stunden giesst
man das Klare oben ab; man kann dies gleich gebrauchen.
Färbt sich das CoUodion nach Zufügung der Jodirung dunkel-
roth, so ist die CoUodionwoUe sauer gewesen. Um es zu entfirben,
wurft man etwas doppeltkohlensaures Natron hinein. Nach Verianf
einiger Tage wird es strohgelb.
Vor aUen Dingen versehe man sich mit reinen MaterialieiL
Ausserdem kann das Negativ- CoUodion nicht gut werden.
323
8. Das Negativ-SilbeTbad wird in folgender Weise
bereitet
Die Quantität richtet sich nach der Grösse der Glasplatten;
daa Bad muss in der Schale ungefiihr V2 Centimeter über der Platte
stehen. Wenn das Silbemitrat gut und rein ist, genügt bei war-
mem Wetter eine Stärke von 7 pCt, bei Icaltem Wetter 8 pCt.
Um also im Sommer ein Bad von 1000 Gramm Inhalt zu bereiten,
löst man 80 Gramm Silbemitrat in 1000 Gramm Wasser. Dann
löst man 10 Gramm Jodiuilium in 100 Gramm Wasser und setzt
so lange allmälig Silberbad hinzu, als sich noch ein Niederschlag
Yon Jodsilber bildet Man giesst denselben auf ein Filter, imd
IJiast das Wasser abfliessen. Von dem feuchten Jodsilber gibt man
etwas in die Siiberlösung und schüttelt gut Wenn es sich nach
Verlauf einiger Stunden gelöst hat, setzt man noch etwas Jodsilber
hinzu und dies wiederholt man, bis das Bad nichts mehr löst.
Darauf tröpfelt man, unter Umschütteln, soviel verdünnte Salpeter-
säure hinzu, dass blaues Lalcmuspapier durch die Mischung schwach
rosa gefärbt wird. Hat man durch Versehen zu viel Säure zuge-
setzt, so ist dem mit ein wenig Silberoxyd abzuhelfen. Sammeln
sich mit der Zeit zu viel organische Stoffe im Bade, oder hat es
zu Tiel Aether und Alkohol aufgenommen, so kann man es rasch
wieder in Ordnung bringen, indem man etwas Kochsalz hinzusetzt,
die Flasche gut umscbüttelt, und offen in das Sonnenlicht stellt.
Ein paar Tropfen Cyankaliumlösnng ins Bad gegossen reinigen es
auch sehr sicher. Auch durch Erwärmen des Bades und Verdampfen
des darin enthaltenen Alkohols und Aethers reinigt man es. Es
ist wohl tiberflüssig zu sagen, dass alle Trichter, Schalen und
Flaschen sehr rein sein müssen.
3. Der Entwickler wird nach folgender Vorschrift bereitet :
Schwefelsaures Eisenoxydul ... 5 Gramm,
Eisessig 5 „
Alkohol 5 ff
Destillirtes oder Regenwasser . . 100 „
Das Eisensalz wird in Wasser gelöst, die Lösung in eine reine
Flasche filtrirt, und dann erst mit Essig und Alkohol vermischt
Der Entwickler kann gleich gebraucht oder wochenlang verwahrt
werden. Die Bilder kommen langsam zum Vorschein, und zeichnen
sich aus durch reiche Mitteltöne und besondere Kraft in den
Schattenpartien.
4. Das Präpariren der Platten muss mit grosser Vorsicht ge-
schehen. Uebung ist die einzige Lehrmeisterin. Schon das Putzen
der Glasplatten erfordert viel Aufmerksamkeit Man beginnt
324
damit, die Oberfläche mit einigen Tropfen Eisesaig und dnem
beren Tuch abzureiben, um alle Fettheile zu entfernen. Das Pite-
brett muss rein, die Tücher müssen trocken gehalten, und selbsl bei
feuchtem Wetter gewärmt werden. Altes unbrauchbares Gollodk«
lässt sich sehr gut zum Plattenputzen verwenden, auch sehr leises
Tripel oder Eisenoxyd, mit etwas Weingeist befeuchtet. Nachdem
man die Platte mit einem dieser Mittel soweit gereinigt, dasa ben
Darauf hauchen keine Streifen oder Flecken sichtbar werden, wird
sie mit einem trockenen Tuch und etwas Weingeist polirt. Ist das
Tuch, womit man dies thut, nicht trocken, so entstehen hierdordk
Streifen und Flecken.
Will man Spiegelglas verwenden, welches amalgamirt war, lo
versäume man nicht, es vorher in wässeriger Jodlösung mit etwas
Jodkalium 24 Stunden liegen zu lassen, sonst werden die Bilder
durch schlangenförmige Figuren verdorben. — Ehe die Platte mit
Collodion begossen wird, reibt man die Ränder gut ab, damit das
Silberbad nicht verunreinigt wird. Aus demselben Grund mOaaeo
die Gläser auf beiden Seiten geputzt werden.
5. Hat man sich davon überzeugt, dass die Platte ganx reia
ist, so kann man sie mit Collodion übergiessen. — Aach
hierbei kommt alles auf Uebung an, und wer diese nicht besitzt,
wird nicht leicht reine Bilder machen. Kleine Platten häh raai
gewöhnlich mit der Linken an einer Ecke, indem man die Finger
darunter, den Daumen möglichst wenig darauf bringt Dadurdi,
dass man die Finger ziemlich weit unter dem Glase ausstreckt,
kann man der Platte bei Anwendung von nur wenig Kraft leicht
alle Bewegungen ertheilen, und die Ecke kann nicht abforeehen,
was leicht vorkommt, wenn man die Platte nur an den änsserstea
Ecken fasst. Grosse Platten lassen sich in dieser Weise ohne Ge-
fahr des Brechens nicht anfassen. Man lässt die Mitte der Platte
auf den Spitzen der Finger und des Daumens der linken Hand
ruhen. Bemerkt man, dass die natürliche Wärme der Finger-
spitzen auf das Trocknen der CoUodionhaut schädlich einwirkt,
so dass Flecke dadurch entstehen^ so nimmt man ein Stick
Carton in die linke Hand und lässt darauf die Platte ruhen. —
Bei aussergewöhnlich grossen Dimensionen muss ein Plattenhalter
angewandt werden. Dieser besteht aus einer höhBemcn oder me-
tallenen Röhre mit einer Spiralfeder, an der eine Guttaperchaplalle
befestigt ist. Indem man diese letztere auf die Glasplatte setzt imd
die Spiralfeder (eine Schraube thut dieselben Dienste) ansieht, häA
sich die Guttaperchaplatte in der Mitte und es entsteht ein luft-
leerer Raum, wodurch die Platte fest am Halter haftet ZaweileB
325
kommt es vor, dass der Ring der Guttaperchaplatte im Bild sicht-
bar wird, weil das CoUodion an dieser Stelle rasch getrocknet ist.
Dann bleibt nichts übrig als das Centrum der Platte auf die bele-
derte Spitze eines hölzernen oder eisernen Ständers zu legen und
an einer Ecke mit den Fingern der linken Hand zu halten.
Zum Aufgiessen bedient man sich einer CoUodion-Giessflasche.
Diese Giessflaschen sind cylindrisch, erweitem sich aber zur Auf-
nahme des zurückfliessenden Collodions und haben eine kleine
Oeffnung, in die man Baumwolle steckt, um die Flüssigkeit gleich
2U filtriren. Das ganze wird durch einen übergreifenden Glasdeckel
verschlossen. Hat man solche Flasche nicht zur Hand, so giesse
man das Collodion stets in eine andere Flasche zurück, als aus der
man es auf die Platte gegossen, damit keine Unreinigkeiten , Staub
etc. in die CoUodionflasche kommen. — Nachdem man die Platte
mit einem Dachshaarpinsel abgestaubt, giesst man mit der rechten
Hand das Collodion auf die linke obere Ecke der Platte, und neigt
die Platte so, dass es auf die linke Hand zufliesst; dann nähert
man sich mit der Flasche der rechten Ecke des Glases. Sobald
die Flüssigkeit den Daumen beinahe erreicht hat, lässt man sie,
durch entsprechend veränderte Haltung der Platte nach der unteren
Ccke rechts laufen, und über diese Ecke in die Flasche ; die ganze
Platte ist dann bedeckt mit Ausnahme der Ecke, wo man sie an-
gefasst. Während des Abfliessens wird die Platte langsam hin und
her bewegt, um das Entstehen schräger Furchen in der Schicht zu
verhüten. Die CoUodionschicht auf dem Glase muss ganz gleich-
massig und fast unsichtbar sein. Nach kurzer Zeit, wenn das
Häutcheu erstarrt, aber bei der Berührung noch klebrig ist, taucht
man die Platte in das Silberbad. Man nehme namentlich bei
grosseu Platten das Mittel der Trockenheit, die am oberen und
unteren Ende der Platte ziemlich verschieden sein kann.
Die WirkHg der alkaliseliei Entwickler anf Bromsilber.
Von C. Russell.
Aus dem British Journal of Photography.
Um Hrn. Lea's experimentum crucis auch mit Bromsilber zu
versuchen, wurden zwei Platten in der gewöhnlichen Weise mit
blos bromirtem Collodion und Tannin präparirt; diese Platten waren
gänzlich vom salpetersauren Silber befreit. Sie wurden sehr kurze
Zeit einem schwachen zerstreuten Licht ausgesetzt, hinter einem
Schirm aus schwarzem Papier, in dem zwei Linien mit Nadeln
326
auspunctirt waren. Eine Platte wurde entwickelt und mit kohlen»
saurem Ammon, Pyrogallussäure und Bromkalium (1) versULikt,
die zweite mit doppeltkohlensaurem Natron, Pjrogallussäure wd
Bromkalium (2). Nr. 1 war überbelichtet Das Bild yerstiikte
Bich nur langsam und schwierig, wurde aber schliesslich änssent
kräftig.
Nach dem Verstärken wurden beide Platten gewaschen and
ohne zu fixiren getrocknet; darauf wurde verdünnte Salpetersiure
auf eine der beiden Linien auf jeder Platte gegossen; bei beidea
Platten löste sich das schwarze Bild rasch auf, woraus hervorgeht,
dass es metallisches Silber war. In Nr. 1 hatte die Lichtwirkmif
die Schicht durchdrungen, daher waren die dunklen Flecke durch-
sichtig wie reines Glas geworden. In Nr. 2 waren sie fast durch-
sichtig. Eine schwache Schicht von Bromsilber war zurückgebliebeB,
und erzeugte bei reflectirtem Licht ein graues Ansehen.
Dies Resultat beweist, dass die Wirkung der alkalischen Ent-
wickler chemisch ist und Bromsilber zu metallischem Silber redaciii
Wie das Licht wirkt, bleibt unentschieden. Es geht aus dem Ver-
suche hervor, dass es keiner sehr langen Belichtung bedarf m
auf Bromsilber, nach obiger Weise behandelt, ein sichtbares BiM
zu erzeugen, und dass Bromsilber der Solarisation ausserordentlich
widersteht.
Ein Bener Verstärker.
Von Hermann Seile.
Aus dem Bulletin Beige de Photograpbie.
Man bereitet eine Lösung von schwefelsaurem Uranoxjd und
eine Lösung von Eisencyankalium, die beiden Lösungen werden zv
gleichen Theilen für einen oder zwei Tage im Voraus gemischt
Es bildet sich in der Mischung schwefelsaures Kali und Eisoi-
cyan-Uran. Giesst man sie auf ein fixirtes Negativ, so verwandelt
das darauf niedergeschlagene Silber das Eisencyan-Uran in Cjaa-
Silber und dieses bildet an den belichteten Stellen einen bräunlichen
Niederschlag.
Mit dieser Flüssigkeit verstärkt man so lange, bis der ge-
wünschte Ton erhalten ist, dann lässt man das Negativ trocknen.
Während des Trocknens wird das Negativ bedeutend dichter. Diese
Verstärkung ist besonders geeignet für die Reproduction von Zeicb-
nungen und Stichen; kein anderes Verfahren gibt so viel und so
gleichmässige Kraft, während die klaren Linien ganz durchsichtig
bleiben.
327
Me photegrtpldsdie Avsstellag ii Pnri§.
Die Ausstellung Im Palais de Tlndustrie scheint uns dieses
Jahr Ton einer besonderen Schwäche zu sein; wenigstens was
Neuigkeiten anbelangt, so ist dort wirklich wenig zu finden. Wir
haben die Collection von über tausend Nummern zweimal durch-
gesehen, und hier ist, was uns aufgefallen.
Mr. Bingham hat eine grosse Anzahl Ton Reproductionen nach
modernen Gemälden ausgestellt*, Enauss, Winterhalter, Meissonier,
alles ganz charmante Sachen, einige Karten etc. Bayard und Bertall,
Anthony fils, Cremifere, Berne-Bellecoeur, Silvy von London, haben
gute Portraits ; sehr hübsche Landschaften findet man von Davanne,
de Constant-Delessert in Laosanne, Ferner, Gaillard, Jeanrenaud,
Dr. A. Lorent, Ildefonse Rousset und Sonlier. Von Lafon de Ca-
marsac sind gute Emailphotographien vorhanden. Man darf diese
Bilder nicht mit Porzellanbildern verwechseln. Das Email ist näm-
lich eine schmelzbare Composition, die durch Zinn weiss und
undurchsichtig gemacht ist. Diese wird im teigigen Zustande mit
einem Spatel auf eine Kupferplatte gestrichen ; man setzt sie einem
hohen Hitzegrad im Ofen aus, wodurch sie schmilzt und sich mit
dem Kupfer verbindet. Um eine gleichmässige, dichte Fläche zu
erhalten, rouss man mehrere Schichten nacheinander auftragen und
schmelzen. Solche Platten bilden die Unterlage der Emailphoto-
graphien; welches Verfahren nun Lafon gegenwärtig anwendet, um
seine Bilder darzustellen, ist nicht bekannt. Jedenfalls hat er eine
bedeutende Praxis und Erfahrung, wahrscheinlich besteht auch darin
sein ganzes Geheimniss. Sagen wir immerhin, dass seine Bilder
im Durchschnitt besser sind, als die, welche Poitevin nach seinem
Verfahren mit Eisenchlorid und Weinsteinsäure erhalten hat, doch
dies beweist nichts, weil es Poitevin mit fast allen Verfahren so
gegangen hat, seine Nachfolger machen eine kleine Modification,
und das Verfahren ist vollkommen, oder gibt wenigstens vorzüg-
liche Resultate. Sehen wir sein Druckverfahren mit Gelatine und
doppeltchromsauren Kali an. Da ist Gabriel Blaise, von Tours,
der eine Collection prächtiger Abdrücke nach dieser Methode (Mo-
dification Fargier) ausgestellt hat, freilich keine Portraits, aber sehr
gute Architecturen (Chateau de Tours) und Reproductionen nach
Zeichnungen von Dor(^. Das schöne Schwarz dieser Bilder gibt
ihnen einen ganz eigenthümlichen Reiz. Wohl ebenso gut, wenn
auch in der technischen Ausführung etwas mangelhaft, sind die
Kohlebilder von Despaquis, dem Eigenthümer des Poitevin'schen
Patents. Seine Portraits im Visitenkartenformat besitzen dasselbe
eigenthümliche Cachet, welches die Porzellan- und Emailbilder cha-
racterisirt, und welches bei genauer Besichtigung eben nur davon
herkommt, dass die Abdrücke etwas verschwommen sind.
Wir kommen nun zu den eingebrannten Glasbildern von Motai
du Tessi^ und Mardchal. Das Verfahren wurde in einer früheren
I^ummer des Archivs bereits mitgetheilt, wir brauchen also nur daran
2u erinnern, dass ein transparentes Collodlonbiid auf Glas so lange
▼erstärkt wird, bis sich ein genügender Metallniederschlag gebildet
328
hat, worauf man es im Ofen einschmikt Einige der aoBgesteUteo
Bilder sind ohne Zweifel sehr gut gelungen, andere, namentKch die
Portraits, fehlen noch etwas in den Schatten, die zu grau sind, und
die in der Nachbarschaft der schönen Soulier*schen Diaphanien rer-
lieren. Doch sind diese Bilder viel versprechend, das Veifahreii ist
ein so äusserst einfaches, wie es scheint, dass man wahischdnfich
und hoffentlich bald zu ganz vollendeten Resultaten gelangen wird.
Sehr interessant für den Archäologen sind die egyptlschen Bil-
der des Vicomte de Bauville in Paris, der die wissenachafUiche
Mission des Vicomte de Roug^ mitgemacht hat. Ein vollständiges
Album dieser Reise, aus 158 grossen Photographien bestehend, ist
im Verlage von L. Sanson, 79 nie Bonaparte, erschienen.
Mr. Dclton beschäftigt sich viel mit den Aufnahmen von Bei-
lern, Carossen etc., und hat viel Gutes in diesem Genre getiefeiL
Gobert (von der Banque de France) stellt achtmal dasselbe
Dessin in acht verschiedenen Farben aus; die Abdrücke sind nach
dem Poitevin'schen Verfahren mit Eisenchlorid und Weinsteinsiine
erhalten und in verschiedener Weise hervorgerufen, mit Lampen-
schwarz, Rothstein, Chromgelb, Goldpulver, Mineralblau, Grün (aas
Chromgelb und Mineralblau zusammengesetzt), Zinnober and BraoB
(aus Lampenschwarz und Zinnober). Alle diese Bilder sind änaaeist
sauber ausgeführt, ob sich aber auf diese Weise auch Halbtönc
wiedergeben lassen, ist daraus nicht ersichtlich. Von Mawson nnd
Swan sind nur zwei Landschaften ausgestellt.
Joubert in London exponirt einige sehr gute Portraits, die sidi
durch exacte Ausführung auszeichnen; Rejlander verschiedene vor-
treffliche Studien, darunter einen kleinen Fliegenfänger, bei dessen
Anblick man sich des Lachens nicht erwehren kann.
Den Wiener Photographen ist ein ganzes Cabinet gewidmet
Sicher ist, dass vor einigen Jahren, als Angerer und Albert zaerst
im Palais ausstellten, die Pariser des Lobes über die deutsche Pho-
tographie voll waren, und mit Recht; heute ist dieser Enthusiasmiis
so ziemlich geschwunden. Ist dies Schuld der Wiener Photographen?
Gewiss nicht! Sie arbeiten so gut wie früher; und weshalb impo-
nirt ihre Ausstellung nicht? Die meisten haben nur ein oder zwei
Bilder ausgestellt, was durch die Verschiedenheit der Grössen und
Passepartouts der ganzen Anordnung eine Zerfahrenheit gibt, £e
das Auge nicht besticht Und dann ist gewiss nicht in jedem FaU
das beste Bild des betreffenden Ausstellers gewählt worden; wes-
halb aber? Ist die CoUection speziell für Paris gemacht worden,
da wundert es uns wirklich, weshalb tüchtige Photographen nicht
ihre besten Arbeiten hinschicken; und ist sie übereilt, so möchten
wir rathen, ein andermal entweder nichts zu schicken, oder besser,
sich genügende Zelt zur Ausführung zu nehmen. Es ist ein grosser
Fehler derjenigen, die die photographischen Ausstellungen arran-
giren, wenn sie ihre Absicht zu spät bekannt machen; oft wird das
Programm in den Zeitungen erst dann veröffentlicht, wenn die An-
meldungsfrist schon verstrichen ist
Oedmekt bei Sam. Lucas In Elbcrfrtd.
Photographisches Archiv.
B«Md im. — Mr. »e. — !•• Septemliep MBB.
Hittkeiliuigei ms dem photegrapliiselieii Laboratoriviii
des Dr. Liesegaag zu Biberfeld.
L
Kodifloation des TTrandmckverfahrenfl.
Bei Yersnchen mit Urancollodion fand sich, dass das Papier
eine gewisse Menge Feachtigkeit besitzen muss, um irgendwie
krSftige Abdrücke zu liefern. Belichtet man ziemlich trocknes
Papier, so entsteht nur langsam ein mat.'^s kraftloses Bild,
das aber sofort sich kräftig entwickelt, wenn man darauf
haucht Beim Yergrössern in der Solarcamera konnte das Papier
dadurch viel empfindlicher gemacht werden, dass man es während
des Belichtens durch einen Schlauch, der mit einem kochendes
Wasser enthaltenden Gefäss verbunden war, fortwährend mit Wassei^
dämpfen sättigte.
Aehnlich die Reduction befördernd wie das Wasser wirkt auch
das salpetersaure Nickeloxydul. Dies grüne Salz wurde
in Alkohol gelöst, und die Lösung im Yerhältniss von 1 zu 3 mit
gewöhnlichem Urancollodion (S. 46 dieses Bandes) vermischt. Die
Bilder wurden durch diese Beimengung viel brillanter. Eine grössere
Menge von salpetersaurem Nickeloxydul verschlechterte wieder das
Resultat; und ganz saftlos werden die Bilder, wenn man im GoUo-
dion alles Uransalz durch Nickelsalz ersetzt.
Eobaltsabse gaben kein günstiges Resultat; ebensowenig die
Knpfersalze.
18
330
n.
Blasen im Albuminpapier.
Bei der Anwendung von stark glänzendem Elweisspapier bilden
sich oft im Fixirbade eine Unzahl kleiner Blasen im Bilde, die
sich bedeatend vergrössem, sobald das Bild in Wasser gelegt -«rird.
Ursache dieser Erscheinung ist, dass die Eiweissschicht sieb in
anderem Masse ausdehnt wie das Papier. Beim Trocknen legeo
sich die Blasen zuweilen wieder glatt an, zuweilen hinterlassen sie
Spuren, die um so deutlicher sind je grösser das Blatt; bei kleinen
Papieren sind sie selten schädlich.
Werden diese Blasen zugleich gelblich im Natronbade oder
im Wasser, so ist dies ein Zeichen, dass das Fixirbad zu schwach
oder zu alt ist, und verstärkt oder erneut werden muss.
Fast gänzlich zu vermeiden sind die Blasen durch Benntzong^
eines schwachen Sijberbads, von 6 bis 8% Gehalt; auch der
Zusatz von einigen Tropfen Salpetersäure zum Silberbad ist von
Nutzen. Ein alkalisches Fixirbad sowie ein stark alkalisches Tonbad
begünstigen Blasenbildung.
Diese Blasen kommen wie es scheint nur bei dem sogenannten
Rivespapier (von Blanchet und Kleber) vor; bei Steinbach'schem-
und Lacroix-Papier haben wir sie niemals entstehen sehen.
m.
Tonbad mit Platin nnd Oold.
Albuminbilder mit Platinchlorid allein gut zu tonen ist uns
bis jetzt nicht gelungen, sehr hübsche Töne aber gibt das folgende
Bad, welches Platin- und Goldsalz enthält.
/ 1400 Gramm Wasser,
A. I 1 „ Goldchlorid,
( 1 „ Piatinchlorid.
/ 1400 Gramm Wasser,
B. I 24 „ essigsaures Natron, crystall.,
( 14 „ doppeltkohlens. Natron.
Beide Lösungen lassen sich sehr lange aufbewahren. Zehn
bis zwanzig Minuten vor dem Gebrauch mischt man gleiche Theiie
von A und B; die anfangs gelbe Flüssigkeit wird rasch farblos,
und ist dann anwendungsfäbig. Man mische immer soviel Tonbad
al3 für die Anzahl der grade zu tonenden Bilder oder vielmdir
deren Quadratoberfläche erforderlich.
Das Bad tont sehr rasch und brillant, ohne die l^der anzu-
greifen. Da es jedesmal aus den Yorrathslösungen frisch zosammen-
331
gesetzt wird, so ist man sicher, es stets in demselben Zustande zu
finden, selbst wenn man die Mischung minder geschickten Gehülfen
überlasst, die das Neutralisiren nicht verstehen. Das Chlorgold
muss ziemlich dunkel sein, indem das gelbe salzsaure Chlorgold
zu viel freie Säure und zu wenig Gold enthält. Das Chlorplatin
muss ebenfalls dunkel sein. Statt dieses Salzes kann auch die
doppelte Menge Chlorplatinnatrium genommen werden.
IV.
Tonbad mit nnterschwefligsaurem Ooldozydnl.
Einige der bedeutenderen Pariser Photographen bedienen sich noch
jetzt, wie wir uns kürzlich zu überzeugen Gelegenheit hatten, des
Tonbads mit nnterschwefligsaurem Goldoxydul, anstatt des meistens
gebräuchlichen alkalischen Goldbades.
Sehr hübsche Töne gibt folgende Composition: eine Auflösung
von 1 Gramm Chlorgold und 12 Gramm Chlorammonium in 500
Gramm Wasser wird langsam in eine Auflösung von 4 Gramm
unterschwefligsaureu Natrons in 500 Gramm Wasser gegossen. Das
Bad kann gleich gebraucht werden, und hält sich durch einige
Wochen. Die Behandlung der Bilder ist ganz dieselbe wie beim
alkalischen Goldbad, nur dauert das Tonen viel länger. Unserer
Erfahrung nach werden in diesem Bad die Halbtöne besser präservirt
und eignet sich die Methode namentlich für schwache contrastlose
Negativs. Prächtige Töne gibt sie mit Albuminpapier, das mit
Ammoniak geräuchert wurde.
Feaehte Aofnahmea vom Aisiehtei md Interieors.
Von W. Harrisoll.
Mancher Portrait-Photograph wird^ dadurch von , oft lohnenden,
Ansichtsaufnahmen abgeschreckt, dass er im Trockenverfahren keine
hinreichende Uebung und Sicherheit hat, und er die Mühe eines
schwierigen Transportes von Chemiealien, Dunkelzelt etc. scheut.
Folgendes einfache Verfahren, eine Modification des früher von
Blanchard mitgetheilten , bezweckt das Feuchthalten der sensitirten
Platte ohne Abwaschen, und hat mir beim Aufnehmen von Ste-
reoskopansichten gute Dienste geleistet.
Jedes gute CoUodion kann in Anwendung gebracht werden.
Das Silberbad wird mit doppeltcrystallisirtem SUbernitrat in der
Starke von 7 Procent angesetzt. Da es keine freie Salpetersäure
enthalten darf, so gibt man zu 100 Gramm des Bades einen Tropfen
gesättigter Auflösung von essigsaurem Natron. Eine coUodirte Platte
332
wird für einige Stunden hineingestellt; das Bad wird filtrirt md
mit einem Tropfen Eisessig (pro 100 Gramm Lösong) Tecsetit.
Das Bad kann sowohl zu diesem specieUen Verfahren wie aach im
Portraitaufnahmen im Glashaus benutzt werden.
Die Präservirungslösung besteht aus gleichen Theiien Honig,
Glycerin, obigem Silberbad und destillirtem Wasser. Auf 8 Unsco
dieser Mischung kommen noch eine halbe Unze Kaolin nnd Tier
Tropfen Essigsäure. Dies gibt eine schmutzige Flüssigkeit, £e
man zwei Tage hindurch im zerstreuten Licht (nicht in der Sonne]
stehen lässt. Vor dem Gebrauch filtrirt man die nothige Quantitit
ab ; den Ueberfluss giesst man wieder in die Vorrathsflasche corock.
Die Platte wird in gewöhnlicher Weise mit jodbromirtem CoUo-
dion überzogen; nach dem Silbern wird sie zwei- oder dreimal wä
der Präservirungslösung Übergossen, und diese lässt man in das
Filter zurückfliessen. Die Platte wird nun zehn Minuten zum Ab-
tropfen auf Fliesspapier gestellt, und darauf in die Cassette ge-
bracht. Bei gutem Weiter belichte ich mit dem Stereoskop-Doppel-
objectiv gewöhnlich sechs Secunden, bei schlechtem nie mehr als
fünfzehn. Unvollkommene Bilder kommen bei mir selten vor, das
Verfahren ist also ein sehr sicheres.
Wer das vorstehende Verfahren versucht hat, wird nicht leicht
trockene Platten anwenden, auch nicht ein Zelt mit sämmtUchea
Chemiealien mitnehmen, denn alles dies ist viel umständlicher and
unsicherer als die Präservirung der nassen Platten.
Eiseneiitwiekler mit Gelttiie.
Hr. Hughes veröffentHcbte kürzlich eine vereinfachte Bereitonga-
weise des Lea'schen Gelatine^Eisenentwicklers, wonach die Gelatiiie
in Essigsäure gelöst und in dieser Form mit Eisenvitriollöson^
gemischt wurde. Dies ist natürlich ein ganz anderes Präparat ab
das Lea'sche, und verhält sich zu demselben ebenso wie der ge-
wöhnliche Zucker-Eisenentwickler zu dem Schnauss'schen Entwickler
mit zuckerschwefelsaurem Eisenoxydul. Dennoch scheinen afle
diese Präparate, ob mechanische, ob chemische Verbindongen. io
photographischer Beziehung ziemlich gleich zu wirken.
Hr. Nelson Cherrill übersandte dem Redacteur der Photogn^thic
News drei äusserst zarte, kräftige und reine Negativs die er nadi
folgenden Vorschriften entwickelt hatte.
1. Drei Drachmen Gelatine wurden in ein Becherglas geäum,
mit wenig Wasser, und darauf mit concentritter Schwefelsiiiit
333
\
fibergOBsen. Die Temperatar stieg natürlich bedeutend. Innerhalb
fünf Minuten war die Gelatine volllcommen zersetzt; die resultirende
braune Flüssigkeit wurde mit dem Tierfachen Volum Wasser ver-
dünnt und mit starlcer Ammoniakflüssigkeit eben alkalisch gemacht.
Diese Flüssigkeit nennt Hr. Cherrill „Glycocin^. Er nahm:
Eisenvitriol .... 30 Gran,
Eisessig 20 „
„Gtycocin** .... 1 »
Alkohol 10 „
Wasser 1 Unze.
Mit diesem Entwickler sollen gar keine Verschleierungen vor-
kommen, selbst wenn man den Entwickler viermal länger als nöthig
auf der Platte lässt Nach dem Entwickeln wurde Silberlösung
sugesetzt, um zu verstärken.
Platte Nr. 2 wurde nur hervorgerufen, nicht verstärkt
Nr. 3.
Eisenvitriol .... 60 Gran,
Eisessig ..... 30 „
Gelatine % „
„Glycocin** .... 1% — 2 Gran,
Wasser 1 Unze.
Diese Lösung gab nicht viel mehr Intensität als die erste,
floss aber sehr leicht über die Schicht.
Man beachte, dass das Glycocin vor dem Neutralisiren mit
Wasser verdünnt werden muss, da sonst Unfälle entstehen könnten.
Glycocin ist C3 H^ N94.
Photographische Notini.
Von M. Carey Lea.
Aus dem Philadelphia Photographer.
Die Eeinigung alter Platten.
Als ich kürzlich eine Methode zur Reinigung alter Platten mit
doppeltchromsaurem Kali und Schwefelsäure beschrieb, vergass ich
zu sagen, dass alte gefimisste Negativplatten nach vierundzwanzig-
stündigem Verweilen in der Mischung und Abspülen ganz rein sind.
Dies ist besser als sie mit Alkalien zu behandeln.
Ich empfahl damals aus übertriebener Vorsicht, wegen der
bekannten Eigenschaften der Chromsäure, diese Mischung nicht
in Wunden kommen zu lassen, und ein Journal rieth an, das Bad
mit grösster Vorsicht zu gebrauchen. Da mir dies die Anwendung
334
einer nach meiner Ansicht nützlichen Sache zu beschränken scheigi
BO will ich hier bemerken, dass ich das Bad eilf Monate bag
angewandt habe ; und die Finger ohne Rücksicht auf kleine Wunden
unbeschadet hineingetaucht habe. Schnittwunden schmerzen lOf
türlich einige Momente, nie aber wurde eine Entzündung ode
sonstige Unbequemlichkeit dadurch veranlasst Die Finger mässen
natürlich gleich nachher gewaschen werden. Der unangenehme
Geruch derselben ist durch Waschen mit etwas unterschwefligsanren
Natron zu entfernen.
(Da das Archiv bei Benutzung des Bades Vorsicht anempkbl,
80 ist es unsere Pflicht hier zu erwähnen, dass bei mehrmonat-
lichem Gebrauch des Chromsäurebades sich keinerlei Unannehm-
lichkeit eingestellt hat, und dass wir das Bad als äusserst zweck-
entsprechend jedem Photographen empfehlen können.*) Wenn
wir damals zur Vorsicht mahnten, so geschah dies zu einer Zeil
wo wir persönlich durch das Eindringen concentrirter Bichromat-
lösung in eine unbeachtete Wunde mehrere Tage hindurch an doer
höchst lästigen Entzündung litten. Die Photographic News be-
richteten vor einiger Zeit über ähnliche Entzündungen und selbst
sehr schlimme Zufälle bei den Arbeitern in Fabriken, wo das
doppeltchromsaure Kali dargestellt wird. Dr. L.)
Die Anwendung des rothen Saugpapiers.
Die Wichtigkeit, Reflectionen von der hintern Glasflache
während der Aufnahme unschädlich zu machen, und das in dem
Rosasaugpapier gefundene einfache Mittel .wird hoffentlich diese
einfache und vortrefBiche Vorsichtsmassregel bald allgemein machen.
Besser als Saugpapier ist der Saugcarton, da er das Wasser besser
und regelmässiger hält. Das Papier darf nicht ganz so gross sein
wie die Platte, denn da es durch die Feuchtigkeit sich über die
Ränder der Platte ausdehnt, so saugt es durch Capillarattraction
die Silberlösung an, und es entstehen unregelmässige Flecken,
meistens in Zickzackform.
Weshalb vorzugsweise diese Form von Flecken sich bildet,
ist schwer zu errathen. Man findet eine ähnliche Stnictur selbst
in den glattesten CoUodionschichten beim Fixiren , wenn das Jod-
silber erst zur Hälfte aufgelöst ist.
*) Schwefelsäure 1 Theil; doppeltchromsaures K&li 1 Theil; Wasser li
TheUe.
335
Altes MMioi le« zu mtdiei.
Altes Collodion wird nach Clemons (Philadelphia Photographer)
dadurch angefrischt, dass man Calomel (Hgo Cl) zusetzt, bis nach
dem Umschütteln eine grüne Färbung eintritt, nach dem Absetzen-
lassen nochmals Quecksilberchlorid hinzufügt, bis die Farbe cana-
riengelb wird. Wenn das Collodion sehr alt und dünn ist, setzt
man entweder mehr Pyroxylin zu, oder mischt mit neuem Collo-
dion. Ist es nicht so empfindlich wie frisches Collodion, so setzt
man vor dem Gebrauch jeder Unze einen Tropfen Ammoniak zu.
Wenn das Collodion sich leicht von der Platte ablöst, wende man
eine Unterlage Ton
Eiweiss (geschlagen) ... 1 Unze,
Wasser .6 Unzen,
Chlorammonium . . . .10 Gran,
an. Diese wird auf die nasse Glasplatte gegossen , und vor dem
Collodionniren getrocknet.
Nach Zusatz von einigen Tropfen Essigsäure bält sich das
Eiweiss längere Zeit.
M. Carey Lea bemerkt hierzu (im British Journal), dass eme
sichere Methode, altes Collodion zu restauriren, noch fehle* Die
von Celis — Zusatz von kohlensaurem Natron — habe ihm kein
günstiges Resultat gegeben.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass dieser Zusatz aller-
dings nicht immer verlässlich ist. Ein altes hochrothes Aether-
collodion, das wir vor vielen Monaten mit kohlensaurem Natron
versetzten und öfter schüttelten, ist noch jetzt roth, während eine
andere Parthie desselben Collodions mit Cadmiumblech behandelt,
nach drei Wochen hellgelb geworden war. Cadmium ist das Mitte),
das uns jedesmal geholfen hat; es ist auch unschädlich. Oleich
nach der Entfärbung freilich wird das Collodion (bei empfindlichem
Silberbad) Schleier geben, aber wenn man das Cadmium daraus
entfernt, verliert es bald diese Eigenschaft, bleibt aber hell. Anilin
in geringer Menge entfärbt rothes Collodion, ebenso Aldehyd, aber
das Collodion wird zugleich unbrauchbar dadurch. Dr. L.
Heber das Emailliren positiver Papierbilder.
Das sicherste Verfahren ist nach F. A. Wenderoth in Phila-
delphia (s. British Journal Nr. 278) das nachstehende:
Man reibt eine reine Glasplatte mit einer Lösung von Bienen-
wachs in Aether ein; dann übergiesst man sie mit unjodirtem Co!-
PlioUffrapliiscbei ArebiT. Hr. dO 16. September 1866. IS
336
lodion. Nach dem Trocknen überzieht man die Bdiicht mit emer
Lage von Gelatine (2 Unzen Gelatine, 16 Unzen Wasser und auf
jede Unze Lösung 12 Tropfen Glycerin). Man legt die Platte ho-
rizontal und Jässt sie vollkommen austrocknen. Das zu emailli-
rende Bild legt man eine halbe Stunde lang in eine Mischung von
4 Theilen Alkohol (von 93 ^) und einem Theil Wasser. Und bevor
man es auf die Gelatine legt, befeuchtet man diese mittelst eines
grossen flachen Eameelhaarpinsels mit der Alkoholmischiing« Dana
nimmt man das Bild aus dem Alkohol und legt es rasch, an einer
£cke beginnend, auf die Gelatine. So entstehen keine Luftblasen;
indem man mit dem Pinsel über die Rückseite des Bildes fahrt,
entfernt man den überschüssigen Alkohol.
Wenn die Gelatineschicht zu dünn ist, entstehen eine Menge
glanzloser Punkte im Bild.
Das Aufkleben der Bilder geschieht in derselben Weise, l^acb-
dem si^ ganz trocken geworden, giesst man auf ihren Rücken das-
selbe Gelatine- und Glycerinpräparat, aber nur halb so stark ak
vorhin. Den Carton lässt man eine halbe Stunde in der Alkohol-
und Wasermischung, und legt ihn dann auf die Gelatine. Je dicker
der Cärton ist, um so mehr vermindert sich der Glanz.
Die Glasplatte muss ganz mit Wachs bedeckt sein, sonst bleibt
das Bild an einigen Stellen hängen und zerreisst beim Abnehmeo.
Porzellaubilder.
Nach Tresize (Philad. Photographer) wird ein Negativ in ge-
wöhnlicher Weise dargestellt aber viel dünner, mit reichem Detail ia
Schatten und Halbtönen. . Das Negativ wird in einer Copircamen
auf Milchglas copirt. Die Präparation der Platte ist die gewölm-
liche. Man entwickelt mit 1 Theil Eisenvitriol, 3 Theilen Essigsaue,
20 TheUen Wasser und fixirt mit Cyankalium. Nachdem man gat
abgespült, giesst man gesättigte Quecksilbercbloridlösung auf, bis
die Schatten anfangen grau zu werden. Man wascht gat ab und
giesst die unten mit 3 bezeichnete Mischung auf, die nicht za hmge
auf dem Bild bleiben darf. Man wascht nochmals gut ab und
tont mit
1 Gr. Chlorgold,
240 „ Wasser,
mit doppeltkohlensaurem Natron neutralisirt. Man spült ab, trock-
net und fimisst mit Benzinlack (Crystallfimiss). Das Bild wird mit
trocknen Staubfarben oder mit Oelfarben colorirt und lackirt
I
337
Die LöBUDgen bereitet man so:
Nr. 1.
Blanke Kupferstucke, genug zur Sättigung,
Salpetersäure und Wasser, gleiche Theile.
Man lässt in einer offenen Flasche stehen bis die Säure ge-
sättigt ist
Nr. 2.
Cyankalium . . 1 Theil,
Wasser . .16 Theile.
Nr. 3.
Von Nr. 2 . . 16 TheÜe,
„ „ 1 . . 1 TheiL
Ueber das latente Bild.
So oft wir im verflossenen Jahre in Giessen unserem Freunde
Prof. Hirnes einen nachbarschaftlichen Besuch machten, fesselte unser
Photographen- Auge eine ziemliche Anzahl gesilberter CoUodionplatteiif
die auf Sopha, Pult und Ofen umherlagen. Diese bei Tageaiieht
gesilberten und darnach abgespülten Platten, die oft wochen- bis
monatelang dem Licht ausgesetzt blieben, erwarteten ihre Sensitirung
durch Tannin. Sollte ein Bild aufgenommen werden, so wurde
Abends vorher eine dieser Platten mit Tanninlösung Übergossen.
Sie war nun empfindlich, und so gut als wäre sie frisch präparijrt
worden.
M. Carey Lea nimmt diese Sensitirung belichteter Platten
durch Tannin für ein weiteres Argument zu Gunsten der physi-
calischen Theorie des latenten Bildes.*
Die Lichtwirkung ist natürlich entweder chemisch oder physi-
calisch. Es geht eine Zersetzung vor sich oder nicht. Wenn im
oben erwähnten Fall bei der Sensitirung der Platten im Tageslicht
Zersetzung eintritt, so muss Jod frei werden. Das Silber muss
sich in metallischer Form abscheiden, oder das Jodsilber muss in
Silbeijodür verwandelt werden. In jedem Fall wird Jod frei , das
ist eine unerlässliche Folge der chemischen Zersetzung.
In weldier Form kann nun das Jod sich trennen? Nicht als
organische Substitutionsverbindung; denn das ganze Experiment
kann in einem Probirgläschen mit destillirtem Wasser wiederholt
werden, so dass keine Spur organisehen Stoffes zugegen ist. Nicht
einmal Wasser ist zugegen, da sich das latente Bild auch auf einer
txocknen Platte bildet. Aber nehmen wir sdbst an, Wasser sei
338 •
zugegen, so kann es dem Jod nur Wasserstoff und Saoerstoff
liefern, die zu betrachtenden Yerbindnngen des Jods waren also
Jodwasserstoffsäure und Jodsäure. Jod, Jodsäure, und Jodwasser-
stoffsäure sind aber in Wasser löslich. Nach Professor Hirnes
Arbeitsweise werden die Platten nach dem Sensitiren dem Tagesliciit
ausgesetzt, und jede durch das Licht mögliche Zersetzung kana
entstehen. Sie werden darnach abgespült und alles Jod (Jodsaare
oder Jodwasserstoffsäure) würde durch das Abwaschen entfernt
werden. Wie kann also dies Jod durch die Tanninsensitlrang
restituirt werden?
Man wird sofort antworten, dass eine genügende Menge unzer-
setzten Jodsilbers zuzückbleibt , die durch geeignete Behandlung
wieder Empfindlichkeit erlangt. Hierauf entgegne ich, dass, wenn
das schwache Licht der Camera in ein paar Seeunden die ganze
Oberfläche einer Schicht kräftig zu afficiren vermag, es Thorheit
wäre zu behaupten, dass das Sonnenlicht nach mindestens stunden-
langer Wirkung die ganze Dicke einer Collodionschicbt nicht zu
durchdringen vermöchte. Das Factum allein, dass die ganze Platte
sich in Folge der durch die Belichtung erzeugten Reduction nicht
schwärzt, scheint ein hinreichender Grund dies Argument zu verlassen.
Wir haben nun zu sehen, wie sich dies mit der Vogerschea
Theorie verträgt, die sich so restimirt:
1. Auf reines Jodsilber hat das Licht keine Wirkung.
2. Wenn ein Stoff zugegen ist, der sich mit Jod zu verbinden
vermag, so entsteht ein latentes Bild. Freies Silbemitrat ist der
wirksamste Sensitator. Wenn die Platte gesilbert und dann ge-
waschen wird bleibt eine Spur Silbemitrat die durch das freiwerdende
Jod bald consumirt wird.
Die erste dieser Positionen habe ich kürzlich, wie mir scheint
durch meine Experimente als völlig unhaltbar erwiesen. Die zweite
nmfasst eine grosse Schwierigkeit. Spuren reducirten Silbers wie
sie bei gewaschenen und trocken beUcbteten t^latten vorkämoi,
könnten sich wohl der Beobachtung entziehen. Da aber nach
dieser Theorie die Menge des reducirten Silbers der Menge des
Sensitators (d. h. des salpetersauren Silbers) proportionirt ist, so
müsste bei einer nassen Platte die Reduction sichtbar, und das
Bild vor dem Entwickeln wahrnehmbar sein. Dies Dilemma lasst
sich nicht vermeiden. Entweder ist eine Spur des Sensitatoia ans-
reichend für ein kräftiges Bild, oder aber wenn der Sensitator in
reichlicher Menge vorhanden ist, muss die Reduction auch sichtbar
sein. Wenn man bedenkt, wie eine sehr geringe Reduction dem
Auge schon sichtbar sein müsste, so wird man zu dem Schiasse
339
geleitet, dass mit einem kräftigen Sensitator eine vollkommep
sichtbare Reduction stattfinden mnss. Da dies nicht der Fall ist,
so ist zu schllessen, dass keine Reduction, keinerlei chemische
Wirkung stattfindet
Ferner ist zu bemerken, dass im Daguerreotypverfahren kein
Sensitator zugegen ist, kein Silbernitrat, kein Tannin. Dies Factum
beweist ganz klar, dass reines Jodsilber wirklich lichtempfindlich ist.
Die Entwicklung beim Daguerreotyp ist dieselbe wie bei feuchten
Platten, denn Lea hat gezeigt, dass letztere mit Quecksilber ent-
wickelt werden können. Man kann also jetzt nicht mehr behaupten,
es lasse sich nicht von einem Verfahren auf das andere schliessen.
Heber die Anwendug der Photographie bei
astraionisehei Beobaehtoigei.
Rede, gehalten vor der Academie der Wissenschaften zu Paris
von Faye.
Ich habe die Academie schon mehrmals von den eigenthüm-
lichen, von der Individualität des Beobachters abhängigen Fehlern
unterhalten, mit denen astronomische Zeitbestimmungen behaftet
sind, und ich habe gezeigt, wie diese Fehler einen solchen Betrag
erreichen, dass' dadurch die den Beobachtungen zugeschriebene hohe
Genauigkeit vollkommen illusorisch wird. Zugleich habe ich aber auch
darauf hingewiesen, dass es eine gründliche Abhülfe und ein Mittel
gibt, diese Fehler gänzlich zu beseitigen, nämlich die Beseitigung des
Beobachters und die Ersetzung desselben durch die Photographie
und die electrlsche Telegraphie, diese beiden glänzenden Errungen-
schaften unseres Zeitalters.
Es ist in letzter Zeit ein neuer Schritt zur Lösung dieser wich-
tigen Frage . gethan worden. Dank den gründlichen Untersuchungen,
welche die beiden schweizerischen Forscher Plantamour und Hirsch
bei Gelegenheit der Bestimmung der Längendiffercnz zwischen den
Sternwarten von Genf und Neufchätel hierüber angestellt haben.
Ich glaube, es wäre nicht unnütz, bei dieser Gelegenheit abermals
auf diesen noch so dunklen Gegenstand zurückzukommen.
Aus den Untersuchungen der genannten Gelehrten ergibt sich
zunächst, dass, wenn es sich um Combination von Gefühlseindrücken
derselben Art handelt, der menschliche Organismus einer erstaun-
lichen Präcisirung fähig ist, dass aber, wenn Eindrücke verschie-
dener Art, z. B. Gesichts- mit Gehörsempfiudungen combinirt wer-
den, dies durchaus nicht mehr der Fall ist. Das geringste Vertrauen
340
Terdienen die Wahrnehmungen des Gesichts, wenn Üe mit
anderer Sinne combinirt werden.
Ferner folgt aus diesen interessanten Untersuchungen, daas der
physiologische Fehler durchaus nicht constant ist, selbst nicht während
einer einzigen Reihe von Beobachtungen, und dass man bei feinen
Beobachtungen nur dann auf die menschlichen Sinneswerksenge
rechnen Icann, wenn der physiologische Fehler fast unmitttelbar
nach jeder einzelnen Beobachtung bestimmt wird. Wenn nun, wie
gezeigt wird, der menschliche Empfindungsmechanismus so me^-
liehe Unvollkommenhelten zeigt, welche nicht nur mit dem Lebois-
alter sich ändern, sondern geradezu von einem Augenblicke xidd
andern und von momentanen Störungen der Verdauung, der Blut-
circulation oder ron dem Grade der nervösen Abspännung abhängen,
so frage ich die Astronomen, ob es überhaupt nicht besser wire,
die menschlichen Sinneswerkzeuge zur unmittelbaren Beobachtong
gar nicht zu benutzen.
Die Möglichkeit, den Beobachter völlig durch andere H61&-
mittel zu ersetzen, ist schon vor mehreren Jahren bewiesen wor-
den durch die Versuche, welche nach meinen Angaben die Heires
Porro, Robert, Gebrüder Digney und Quinet zu Paris in den Ate-
liers des ersteren anstellten. Das Verfahren ist von grösster Ein-
fachheit, wenn es sich um Registrirung von Sonnenbeobachtongen
handelt, verwickelter freilich wieder, deswegen aber nicht nnaos-
führbar, wenn man es auch auf Sternbeobachtungen anwenden wilL
Es besteht einfach darin, dass man an die Stelle des Auges des
Beobachters eine photographisch empfindliche Platte setzt und von
der Electricität den Moment registriren lässt, in welchem dem Lichte
der Zutritt zu der Camera obscura gestattet wird, welche mit dem
Femrohre des Passageinstrumentes verbunden ist Wir haben so
in 20 Secunden 10 Sonnenbeobachtungen erhalten. Statt, dass ich
sage, wir haben erhalten, würde es genauer sein, zu sagen, wir
haben zugeschaut, wie ein improvisirter Astronom, ein kleiner
Knabe, einen Schieber aufzog und eine Hemmung auslöste, was
wir recht gut auch durch einen einfachen selbstwirkenden Mecha-
nismus hätten ausführen lassen können. Die Astronomen, welche
bis jetzt die Photographie und die Telegraphie, diese beiden mSdi-
tigen Hülfsmittel der Beobachtung nur erst einzeln anwenden, wer-
den, so hoffe ich, bald dahin kommen, die von mir vorgeschlagene
und schon vor fünf bis sechs Jahren angewendete, noch mächtigere
Combination beider zu benutzen. Die ersten auf diese Weise mit
völligem Ausschluss der menschlichen Sinneswerkzenge und des
Gehirnes von mir angestellten Beobachtungen waren, wie die Aca-
341
demie sich erinnern wird, die vollständige Registrirung einer Sonnen^
finstemiss und ein Meridiandurchgang der Sonne.
Als ich gestern die von mir sorgfaltig aufbewahrten, jene
Beobachtungen enthaltenden negativen Platten genau betrachtete,
bemerkte ich einige früher von mir nicht wahrgenommene Flecke.
Die genauere Betrachtung ergah, dass es keine Fehler in der
Platte waren, sondern Sonnenflecke, die sich zugleich mit dem
Sonnenrande, auf welchen bei Durchgängen der Beobachter sonst
allein seine Aufmerksamkeit zu richten hat, auf der Platte ver^
zeichnet hatten. Man sieht also, wie die selbst registrirende auto-
matische Beobachtung nicht nur die genaue Lage des Gestirnes
zur Zeit des wahren Mittags angibt, sondern auch die seiner
Flecken, deren genaue Untersuchung in der letzten Zeit bekanntlich
von so grosser Wichtigkeit geworden ist. Es ist dies ein neuer
Beleg für die Ueberlegenheit der automatischen Beobachtungsmethode
über die alte, auf Anwendung unserer Sinneswerkzeuge basirte.
Es lässt sich behaupten, dass der Beobachter im Momente der
Beobachtung nur das wahrnimmt, was er erwartet und worauf er
gerade Acht hat. Alles Uebrige entschlüpft in der Regel der nicht
darauf gerichteten Aufmerksamkeit. Die automatische Beobachtung
dagegen verzeichnet alles, sowohl das, was man zunächst sucht, sl^b
auch das, worauf man erst später kommt.
Man hat mir vorgeworfen und wird es auch femer thun, dass
durch dieses neue System eine wesentliche Complication in die täg-
liche Beobachtungspraxis der Sternwarten eingeführt wird. Hierauf
kann ich nur antworten, dass man von jeher jeden Zuwachs an
Schärfe und Genauigkeit der astronomischen Beobachtungen mit
demselben Preise hat bezahlen müssen. Eine Sternwarte des neun-
zehnten Jahrhunderts unterscheidet sich von einer der frühesten
Zeit noch weit mehr als eine Spinnmaschine von heutzutage von
dem alten Spinnrade. Man wird dann eben weniger aber bessere
Beobachtungen anstellen. Ein neuerlicher Fall hat den Astronomen
gezeigt, wie gefahrlich es ist, sich zu sehr auf den Schein der Ge-
nauigkeit zu steifen, denn es ist jetzt sicher nachgewiesen, dass der
für ganz richtig bestimmt gehaltene Abstand der Erde von der
Sonne um mehr als ein Dreissigstel seines Werthes zu gross ange-
nommen war, und so wird man nie sicher davor sein, ähnliche
Missgriffe zu begehen, so lange man nicht aus dem Gebiete der
Beobachtungen alle die Fehler zu verbannen bemüht ist, welche
sich so völlig der Controle entziehen, wie die aus physiologischer
Quelle fliessenden, von denen ich eben die Academie zu unterhalten
die Ehre hatte.
342
lieber die Wiehtigbeit, langfaserige BaiMwolle bei i»
Coilodianbereitiing anzuwenden«
Professor Hardwich hat seiner Zeit sehr genaue (und die ersten
exacten) Vorschriften, und einen systematischen Gang für die
sichere Darstellung photographischen Collodions mitgetheilt. *) Er
nahm Baumwolle von Sea Island und andere langfaserige tod l^'ew*
Orleans verschiffte Sorten. Seit Ausbruch des Bürgerkriegs waren
solche wirklich gute Baumwollsorten nicht mehr leicht zu beschaffen
und äusserst thcuer, so dass Professor Dawson (wie er im British
Journal berichtet) eine geringere Qualität in Anwendung brachte in
der Ansicht, die Einwirkung der Säuren werde bei in gleicher Weis«
gereinigter Baumwolle auch denselben Erfolg haben. Diese Ansicht
war irrig. Die Säuren waren genau in denselben Verhältnissen ge-
mischt, **) der Wassergehalt war derselbe wie früher, dennoch loste
sich die neue Baumwolle sofort darin auf; Sea Island - Baumwolle
gab darin ganz vorzügliches Pyroxylin. Erst nachdem der Wasser-
gehalt der Mischung auf ein Zehntel reducirt wurde, gab sie mit
der kurzfaserigen Baumwolle ein ziemlich gutes Resultat, doch nie-
mals gelang es, damit vollkommen lösliches Pyroxylin oder gnt
haftendes CoUodion zu erzeugen.
Es sollten also in allen Vorschriften für Pyroxylin nicht nur
Verhältniss, Grad und Temperatur der Säuremischung und Gewicht
der Baumwolle angegeben werden , auch die Länge der Faser ist in
Betracht zu ziehen.
Von allen durch Herrn Dawson untersuchten Baamwollsorten
erwies sich die Sea Island-Baumwolle als die beste ; danach kommt
die langfaserige egyptische. Man beachte, dass neuerdings lang-
und kurzfaserige Sorten gemischt vorkommen.
Bestinnnng der chenisehen Wirkung der SannenstraUei.
Z. Roussin wendet zu dieser Bestimmung eine aus 2 Tbeilen
Nitroprussidnatrium, 2 Theilen trockenen Eisenchlorids und 10 Theilen
Wasser bereitete Lösung an. Die filtrirte Flüssigkeit wird in einer
mit schwarzem Papier umklebten Flasche aufbewahrt. Sie hält sich
im Dunkeln unzersetzt, trübt sich auch nicht .beim Erhitzen ao/
*) Man vergleiche: Hardwich's Manual der photographischen Chemie. ß*rlui
bei Grieben.
**) 3 Theile Schwefeläure (1.891), 1 Theü Salpetersäure (1.992), «/, neu
Wasser, Temperatur 66 ^ Cels.
343
100^ C, scheidet aber unter der Einwirkung des Sonnenlichtes
bald Berlinerblau aus, und zwar eine der bestrahlten Fläche und
der Intensität des Sonnenlichtes proportionale Menge. Durch Be-
stimmung derselben unter gleichen Verbältnissen erhält man daher
ein Maass für die Intensität des Sonnenlichtes.
Der Verfasser führt drei Methoden an, um den Zweck zu
erreichen; der letzteren — als der am raschesten zum Ziele füh-
renden — gibt er den Vorzug.
Bei der ersten wird ein Gefass von bekanntem Volum mit obi-
ger Lösung gefüllt, dann eine bestimmte Zeit hindurch dem Lichte
ausgesetzt. Man filtrirt nun bei Abschluss des Tageslichtes durch
ein bei 100 ^ getrocknetes gewogenes Filter , wäscht den Nieder-
schlag aus, trocknet und wägt
Nach der zweiten Methode fertigt man eine grössere Zahl
Stücke von in der Textur gleichartigem Filtrirpapier an. Jedes ist
15 Quadratcentimeter gross, wird bei 100® getrocknet und gewo-
gen. Das Gewicht eines jeden Blättchens schreibt man mit Blei-
stift auf dasselbe. Alm tränkt nun die Blättchen mit der oben
beschriebenen Lösung, lässt im Dunkeln abtropfen und trocknen
und bewahrt die so vorbereiteten Blättchen bei Lichtabschluss auf;
sie haben eine gleichmässige gelbe Farbe. Soll die Lichtintensität
an einem bestimmten Tage oder Tagestheil bestimmt werden, so
befestigt man ein Blättchen mit Stecknadeln auf einem schwarzen
Brettchen und setzt dem Lichte aus. Nach beendigter Exposition
wäscht man mit Wasser aus, trocknet bei 100 ® und bringt die Ge-
wichtszunahme als Berlinerblau in Rechnung.
Die dritte Methode, welche, wie erwähnt, der Verf. für die am
raschesten ausführbare und genaueste hält, besteht darin, dass man
das spec. Gewicht der oben besprochenen Lösung bei + 15 ® C.
mittelst eines sehr empfindlichen Aräometers bestimmt. Von die-
ser Lösung setzt man eine geeignete Menge In einer mit einem
Kork- oder Glasstopfen fest verschlossenen Proberöhre der Licht-
einwirknng aus, bringt dann in's Dunkele und bestimmt, nachdem
man die Flüssigkeit wieder auf 15® C. gebracht und nachdem der
Niederschlag von Berlinerblau sich abgesetzt hat, das spec. Gewicht
von Neuem. Die Abnahme des spec. Gewichts ist proportional der
Menge des ausgeschiedenen Berlinerblau's und bietet somit ein
Mittel letztere zu bestimmen.
Der Verfasser hat noch keine Zahlenresultate mitgetheilt, beab-
sichtigt aber seine Versuche fortzusetzen.
344
Heber das AbscUeifei der Bilder ▼•» Clai^ttMi
Gar zu oft wünscht sich der in einer kleineren Stadt
tende Photograph, wenn er die Ränder seiner Aufhahme^Iser ib-
geschliffen hahen will, oder bei gelegentlichem Zerbrechen da«
Medaillonglases einen Glasschleifer, der jedoch nur in den groBgoci
Städten anzutreffen sein dürfte. In solchen Fällen muss num nA
selbst helfen, aber wie? — Ein Sandstein ist wohl zur Hand, der
mit Wasser genässt, ein vortreffliches Schleifmittel abgibt, wem
kein anderes zu Gebote steht
Der Sandstein , mag er noch so fein sein , reisst jedoch dis
Glas in Splittern fort, und der darauf geschliffene Glasrand Mt
aus, als wenn die Mäuse ihr Meisterstück daran gemacht hita.
Das Ausspringen vermeidet man durch Anwendung einer aheo
flachen Feile, einer Eisenplaite oder Bleiplatte, welche mit Waaser
befeuchtet und mit Schmirgel bestreut, die besten Schleüsteine fb
Glas abgeben. Die Feile passt für rauhere, die EisenpUtte für
feinere und die Bleiplatte flir die feinste Bearbeitung der Glasriuider.
Ist das Glas sehr krumm und rauh geschnitten, so müsste meist
die Feile oder Eisenplatte und zuletzt die Bleiplatte angewendet
werden.
DisdM's Tonbad.
An die Redaction des photographischen Archirs.
Für Kartenportraits die schönsten Töne zeigen ohne Frage die
Disd^rischen im Handel zu habenden Photographien. Die Farbe
ist in den tiefen Schatten chocolatbraun, in deu Halbtönen ein
warmes Gran. Vielleicht kann einer der Leser Ihres verbreiteten
Journals über die Erzeugung dieses Tons Auskunft geben.
St Petersburg, 1. Sept 1865. C. E
ßM ttorrtfponbntttn.
J. 7. 8. in Xünohen. — Gut präp&rirtes ChlorsilbercoUodlon bleibt inlkkii.
das Ghlorsilber bleibt vollständig im GoUodion snspendlrt. WahracheinUch hiba
Sie die Ghloridlösung zu rasch zum Sübercollodion gegossen, oder Ha GoUodiii
enthält nicht genug GollodlonwoUe. Das Tonen der Bilder geschieht mit da
gewöhnlichen alkalischen Goldbad, das mit gleichviel Wasser zu verdunoen ist
6inen noch wärmeren Ton gibt das Bad mit unterschwefligsaurem Goldoxjda!
(S. 331 dieser Nummer) auf die nicht gewaschene Gopie gegossen. Nach da
Fixiren und Abwaschen auf weissen Glanzcarton (sogen. Polka -Carton) äe^
tragen, übertreffen diese Bilder Albumincopien bedeutend in Feinheit und Sebirie.
Dr. K. — Wird bald berücksichtigt werden.
6«dniekt b«i Sam. Lae»i 1b EAffMi
Photographisches Archiv.
Band Tl. — Kr« Ol» — i« October UÜB»
Eingri^ranite Phcto^aphien.
üeber die Erzeugung von Olasbildem in Emailfarben.
Verfahren von F. Joubert in London.
Eine gute reine Glasplatte wird horizontal gehalten und mit
folgender Flüssigkeit bedeckt :
Gesäitigte Auflösung von doppelt-
chromsaurem AmmoD .... 5 Theile,
Honig 3 „
Albumin 3 „
Destillirtes Wasser 20—30 „
Gut gemischt.
Vor dem Gebrauch filtrirt man. Die Bereitung der Lösung,
sowie das Auftragen derselben geschieht im Dunkeln , um die Em-
pfindlichkeit nicht zu beeinträchtigen. Die Platte wird an einem
Ofen getrocknet und unter der Matrize im gewöhnlichen Copir-
rahmen belichtet. Die Matrize muss ein Positiv auf Glas
sein, oder ein durch Wachs transparent gemachtes Papierbild. Die
Belichtung dauert einige Secunden; man sieht nach derselben auf
der Schicht ein ganz schwaches Bild. Um es zu entwickeln, wird
ganz fein zertheilte Emailfarbe mit einem weidien Pinsel leicht
aufgestrichen bis das ganze Bild roUkommen positiv sichtbar ist.
Es wird dadurch iixirt, dass man Alkohol darauf giesst und wieder
abtropfen lässt.
Wenn der Alkohol sich gänzlich verflüchtigt hat, taucht man
das Bild ruhig in eine grosse Schüssel mit reinem Wasser, und
19
346
lässt es darin bis alles chromsaure Salz aufgelöst ist. Dann trock-
net man das Bild am Feuer und kann es darauf gleich elnbrenneo.
Alle Emailfarben lassen sich anwenden; durch mehnniügt
Wiederholung des Verfahrens kann man also mehrere Farben in
einem Bild erhalten. Auch Jässt sich später um das Bild ein Te^
zierter Rand einbrennen, ohne dass dies dem Bild schadet
lieber eingebrannte Eniail-Photogrtpliien.
Von Herrn J. Leih in Wien erhielten wir heute ein Etui mit
drei der schönsten Emailphotographien , die wir je gesehen. Diese
Bilder sind äusserst brillant, scharf und von gutem Tone, und nnr
der Kenner findet heraus, dass sie nicht Silber-, sondern Bicbromat-
bilder sind: eine weichere Matrize giebt vielleicht noch vollkomme-
nere Resultate.
Bei Darstellung dieser Bilder schlägt Herr Leih denselben W^
ein wie die Herren Salmon & Garnier in, Paris und Joubert in
London; er überzieht nämlich eine Glasplatte mit einer Mischong
von Gummi, Bichromat und Honig. Die trockene Schicht belichtet
er kurze Zeit unter einem Positiv; er entwickelt durch Aufstreoeo
von Emailfarbe , die nur an den vor Einwirkung des Lichtes ge-
schützten Stellen haftet. Das Bild wird nun auf den betreffenden
Gegenstand übertragen und darauf im Muffelofen eingebrannt
Dem Verfahren mit Eisenchlorid und Weinsteinsaure zieht
Herr Leth das seinige vor, weil es viel empfindlicher ist, und man
selbst nach ziemlich kräftigen Negativen gute Abdrücke erhält
Es wird also zunächst nach einem scharfen, wenn mogM
weichen Negativ ein Transparentbild angefertigt, entweder in der
Camera auf feuchtem Wege, oder auf trockener Platte im Copi^
rahmen. Soll das Negativ vergrössert oder verkleinert werden, w
ist natürlich der erstere Weg einzuschlagen. Man hängt also von
der Grösse des Negativs nicht ab. Das Transpareutblld muss nnf
Spiegelglas gemacht werden, ebenso der Abdruck.
Für die Mischung von Gummi und Bichromat gibt Herr Leth
folgende Vorschrift: 4 Gramm feinstes Gummi arabicum in 120 Gr.
Wasser gelöst ;• hierzu 24 Gr. gesättigter Auflösung von doppeh-
chromsaurem Kali und eine Lösung von 3 Gr. Honig in 3 Gramo
Wasser. Das Ganze wird gut geschüttelt und vor dem Gebrauch
klar filtrirt. Eine gut gereinigte Spiegelscheibe wird über [der
Weingeistflamme erwärmt und mit obiger gelben Flüssigkeit gleich-
massig übergosen. Die überschüssige Lösung lässt man über eise
Ecke wie Collodion abfliessen, aber nicht in die Vorrathsflascfae,
347
sondern in ein Filter, denn sonst sind Blasen sehr schwer zn rer-
meiden. Die Flüssigkeit kann auf dem Glase mittelst eines Pinsels
yertheilt werden. Man trocknet die Schicht gleich über der Wein-
geistfiamme, darf aber nicht zu sehr erhitzen, indem man dadurch
die Chromsäure rednclrt. '
Die Belichtung unter dem Transparentbild geschieht im Copir-
rahmen und dauert eine bis zwei Minuten in der Sonne, im zer-
streuten Licht entsprechend länger. Zu langes Belichten ist bei
diesem wie bei fast allen photographischen Processen weniger
schädlich als zu kurzes.
Das Entwickeln geschieht im Dunkelzimmer durch Aufstreuen
präparirter (pulverförmiger) Emailfarbe. Die überschüssige Farbe
entfernt man durch einen weichen Staubpinsel. Wie beim Negativ-
verfahren wird der Photograph erst während des Entwickeins ge-
wahr, ob er zu kurz oder zu lange belichtet hat; aber hier ist die
Wirkung eine grade umgekehrte, indem durch längeres Belichten
das Bild schwächer wird. Findet man also, dass das Bild nicht
genug Farbe annimmt, so ist dies ein Zeichen, nicht dass die Be-
lichtung zu kurz, sondern dass sie zu lange gedauert hat; und
nimmt das Bild gleich soviel Farbe an, dass es zugleich verschleiert
wird, so muss man das nächstemal länger belichten.
Nachdem man die überflüssige Farbe durch Abstäuben entfernt,
überglesst man das Bild mit reinem Rohcollodion. Es hat nun
noch eine gelbliche Färbung, die ihm ein Bad von 1 Theil Sal-
petersäure und 16 Theilen Alkohol benimmt Sobald diese Farbe
verschwunden, spült man das Bild gut ab, um jede Spur von Säure
zu entfernen. Das Bild wird nun mit der Collodionschlcht vom
Glase abgehoben und, am besten unter Wasser, zur Vermeidung
von Luftblasen, auf den Gegenstand übertragen. Nach dem Trock-
nen entfernt man das Collodion durch Uebergicssen mit Alkohol-
äther, und kann das Bild gleich im Muffelofen einschmelzen.
In Martin's Handbuch bespricht Herr Leth noch eine Methode,
in Emailfarbe dargestellte Photographien bequem aufheben und die
Uebertragung auf Email oder Porzellan für gelegene Zeit verschie-
ben zu können. 7,Dle Bilder werden auf ein zu diesem Zweck vor-
gerichtetes Papier und von diesem s. Z. auf Email oder Porzellan
übertragen.
Obwohl es mehr oder weniger gleichgültig ist, auf welche
Weise, besser mit welcher klebrigen, in Wasser löslichen Substanz,
das Papier zu diesem Behuf bereitet wird, ob mit Casein, Leim,
einem Gemenge von Leim, Gummi und Stärkekleister, Flohkraut-
samenabsud, Leinsamendecoct oder Quittenkernschleim, so gebe ich
348
doch der letztgenannten Substanz, wegen ihrer leichteren LasIidK
keit in kaltem Wasser, den Vorzug.
Ich gehe auf verschiedene Weise vor; entweder tauche Ich
ein Papier in eiue Lösung von l Unze Quittenkeme in 6 — 8 UnzeD
Wasser, wozu ich noch 30—60 Tropfen Glycerin gebe; dieses so
bereitete Papier wird nach dem Trocknen durch die SatinirpresdC
gezogen und auf dasselbe so rasch als möglich (um das Aufweichen
der Schichte zu vermeiden) das auf der Collodhaut befindliebe
Emailfarbenbild übertragen.
Oder was noch einfacher: ich gebe nach dem Verschwinden
der gelben Farbe aus dem Bild und Abwaschen der überschüssigen
Säure, die Platte in eine Quittenkernschleimlösung (1 — 12, der
ebenfalls einige Tropfen Glycerin zugesetzt werden kann), tauche
das Papier, auf welches die Photographie interimistisch übertragen
werden soll, hinein, und hebe das vom Glase getrennte Email-
farbenbild mit dem Papier zugleich aus der Flüssigkeit, wie ich
dies bei Anfertigung von Kohlenbildern mache.
Der Quittenschleim muss vor dem Gebrauch durch Leinwand
gepresst werden, um unlösliche und harte Stoffe, welche das Bild
zerstören oder beschädigen könnten, davon zu sondern.
Nach dem Trocknen kann man solche auf Papier übertragene
Bilder beliebige Zeit in einer Mappe aufbewahren, und ist in der
Lage, die Uebertrag^ng auf die Gegenstände, auf denen sie durch*!
Feuer fixirt werden sollen, nach Bedarf vorzunehmen, zu welchem
Zwecke man nur das zu übertragende Bild im Wasser einige Zeh
weichen lässt; die Collodschichte sammt Bild, lässt sich mit einiger
Vorsicht meistens sehr leicht vom Papier enlfemen und nun
bequem (als wäre es eben erzeugt) auf jeden ebenen oder ge-
krümmten Gegenstand übertragen, worauf das Einbrennen -wie ge-
wöhnlich vorgenommen wird.
Bemerkungen über das Einbrennen und die Abhängigkeit des
Tons vom richtigen Hitzgrade.
Beim Brand ist es nöthig, vorausgesetzt, dass die Kraft der
Photographie die richtige ist, die Hitze nicht zu hoch zu treiben,
da ein zu grosser Hitzgrad die Uebcrwachung des Brandes nicht
nur ungemein erschwert, ja oft unmöglich macht.
Ich habe die Beobachtung gemacht, dass beim Brande bis n
einem gewissen Grade die gelben (warmen) Töne vorherrscheDd
sind ; ist aber dieser Hitzgrad überschritten, so gewinnen die bianea
(kalten) Töne die Oberhand, in dem glücklichen und richtigen
Treffen der Periode, in welcher das Auftreten und Fortschreiten des
349
blauen Tones, mit der angewandten Farbe die schönste und ge-
wünschte Nuance gibt, liegt meines Erachtens die grösste Schwie-
rigkeit ; sie fordert geübten richägen Bii.ck, der nur auf Kosten
vieler Versuche zu erringen und bei starkem Feuer beinahe yoU-
kommen unerreichbar ist.
In der richtigen Anwendung dieses Princips ist grossen Theils
die Schönheit der Farbe zu suchen.
Ich wage die Behauptung aufzustellen, dass das Brennen einer
Kunstmalerei eher einer ungeübteren Hand gelingen wird, als das
Brennen einer Photographie, eine Wahrheit, welche mir mancher
bestätigen wird, wenn er sich einmal zu Versuchen entschlossen,
und darauf vielleicht bedeutende Summen enttäuscht geopfert
haben wird.
Das Gelingen in den meisten Zweigen der Photographic ist
überhaupt weniger in den angewendeten Verfahren als in den, das
Verfahren anwendenden Individuen zu suchen; wie wäre es sonst
möglich, dass von zweien nach gleicher Methode Arbeitenden der
Eine die gelungensten Resultate erzielt, während der Andere be-
hauptet nicht im Stande zu sein, ein halbweg annehmbares Resultat
zu erreichen.
Um auf Porzellan Bilder noch besser einzubrennen, überziehe
ich in neuester Zeit die Porzellanfläche mit dem Flussmittel, brenne
dasselbe leicht ein und mache dann erst das photographische Email-
bOd auf der so vorbereiteten Fläche. Natürlich kommt dann zur
Farbe weniger Fluss."
Emailfarben.
Herr Leth bereitet die Emailfarbe durch inniges Mischen von
1 Theil schwefeis. Kobaltoxyd, 1 Theil Manganvitriol, % Theil
Zinicvitriol, 1 Theil Eisenvitriol und 6 Theilen Salpeter, und Roth-
glühen der Mischung im Schmelztiegel bis zur vollständigen Zer-
setzung des Salpeters.
Der gut gewaschene und getrocknete Rückstand ist die Farbe,
bestehend aus einer Verbindung von :
Kobalt-, Mangan-, Zink- und Eisenoxyd.
Das Flussmittel bereitet er aus
6 Theilen Mennige, 2 Theilen Sand und 1 Theil Borax; die
Bestandtheile werden geschmolzen und hierauf das dadurch erhal-
tene Bleiglas fein gerieben.
Um diese Farbe anzuwenden, werden
1 Theil Farbmasse mit 2—3 Theilen Flussmittel fein gerieben
und innig gemengt.
Es kann übrigens das Verhältniss des angewendeten Kobalts,
Mangans, Zinks und Eisens verändert werden, wodurch selbstver-
ständlich auch der Farbton nach Belieben modificirt würde. Dass
man die Emailbilder mit bunten Emailfarben malen und dann
350
brennen kann, versteht sich von selbst Derlei Bilder machen eiiicn
reizenden Effect.
Es folgen hier einige Angaben von Meindel über Emailü&rben
und die Flüsse, mit denen sie vor Gebrauch zu versetzen sini
Drei Flüsse sind hinreichend:
1) 3 Loth weisser, geglühter, gut ausgewaschener Qaansaod
oder pulverisirter Quarzstein, 2 Loth gelbes Bleioxjd und 1 Loth
basisch- salpetersaures Wismuthoxy d.
2) 2 Loth weisser Quarz, wie ad 1 angegeben, 2 Loth Bld-
ozyd, % ^oih Boraxglas und ^2 ^^^ Salpeter.
3) 4 Loth weisser Quarz, 2% Loth Boraxglas (gescbmolzeDer
Borax), ^/^ Loth Salpeter und V2 I^oth weisse Kreide.
Die zu den vorstehend angeführten Flüssen angegebenen In-
gredienzien müssen von der grössten Reinheit sein; man pulvert
sie auf das feinste, schlägt sie zur Vorsicht durch ein feines Haar-
sieb und mischt innig zusammen. Nachdem dieses geschehen, we^
den sie in einem mit einem passenden Deckel wohl verschlossenen
hessischen Schmelztiegel geschmolzen.
Blaue Emailfarben. Eine schöne indigoblaue Farbe erbilt
man durch das Schmelzen des Kobaltoxyds mit dem Flusse 3; die
Schmelzung geschieht bei starkem Feuer und sind hierzu wenig-
stens 1^2 ^is ^ Stunden erforderlich. Das Mischungsverhaitniss
ist folgendes: 3 Loth Kobaltoxyd und 2 Loth Fluss Nr. 2.
Um lichtere Schattirungen von dieser Farbe zu erzielen, hit
man nur nöthig, das Verhältnjss des Flusses zu verändern, indem
man nach Verschiedenheit der Farben, welche man zu erzielei
wünscht, die Menge des Flusses vergrössert und etwa von 2 bis 8
Loth mit dem Zusätze steigt. Allein auch hier ist die angegebene
starke Hitze und die Zeit derselben genau zu berücksichtigen.
Grüne Emailfarben. Die grünen Farben lassen sich dnrdi
Eupferoxyd und Cbromoxydul darstellen und man erhält die rer-
schiedenen Schattirungen theilweise durch Hinzusetzung von Gelb
und Blau. Bisweilen bedient man sich auch ganz allein der blaoen
und gelben Farbe zur Bereitung der grünen. Das Kupferoxyd hat
die Eigenschaft, die grüne Farbe erst zu entwickeln, wenn es mit
dem passenden Flusse in starker Glühhitze geschmolzen wird;
ausserdem erscheint es ganz schwarz.
Die Mischung geschieht auf folgende Weise:
Man bereitet vorerst antimonsaures Kali, indem man 1 Loth
pulverisirten Spiessglanz mit IV2 Loth gepulvertem Salpeter rer-
mischt, diese Mischung in einem bis zum Rothglühen erhitzten Tie-
gel verpuffen lässt, die Masse noch eine Viertelstunde hindorch
glüht, pulverisirt und sie dann nach dem Erkalten gehörig 10 Wasser
auswäscht. (Nicht für Laien.)
Von diesem erhaltenen Pulver wird nur 1 Loth mit 4 Loth
Kupferoxyd und 6 Loth vom Flusse Nr. 2 zusammengeschmolzen,
nadi dem Erkalten pulverisirt und zum Gebrauche geschickt
gemacht.
Eine andere schöne smaragdgrüne Farbe erhält man durch Ter-
mischung und Schmelzung von 2Y2 Loth von dem oben ange
351
gebenen Pulver mit 1 Quentchen Kupferoxyd und 7^2 ^om Flusse
Nr. 1.
Schwarze Emailfarbe. Die dunkleren Emailfarben wer-
den, wie schon oben angedeutet worden, hauptsächlich für die Um-
risse und Schattiruugen angewendet; sie können daher nicht in der
Emailmalerei entbehrt werden, weshalb wir hier deren Bereitung
näher angeben wollen:
Eine schöne schwarze Farbe erhält man, indem 1 Loth Braun-
stein, 1 Loth Kobaltoxyd, 1 Loth Kupferoxyd mit 5 Loth vom
Flusse Nr. 2 zusammengeschmolzen werden.
Oder man schmilzt 1 Loth Kobaltoxyd, 1 Loth Kupferoxyd,
1 Loth Braunstein, 3 Loth Fluss Nr. 1 und 1 Quentchen geschmol-
zenen Borax zusammen, pulverisirt die erkaltete Masse und setzt
derselben noch 1 Quentchen Kobaltoxyd und ^2 ^^^^ Kupferoxyd
durch Reiben hinzu.
Oder 5 Loth Umbra, der bis zum Erscheinen der schwarzen
Farbe geglüht wurde, 5 I^oth Kobaltoxydul, ö^^ Loth Flintglas,
3^/4 Loth Borax und 3 Loth Mennige werden zusammengeschmol-
zen. Nach dem Schmelzen pulrerisiit man diese Masse, nimmt von
derselben 2 Loth und reibt sie mit 1 Loth Fluss Nr. 2 zusammen.
Braune Emailfarben. Die verschiedenen Abstufungen der
braunen Farbe erhält man durch Anwendung des bis zur braunen
Farbe calcinirten Eisenoxyds, so wie auch durch Vermischung des .
Eisenoxyds mit Braunstein, Kobaltoxyd und Kupferoxyd und rer-
setzt sie dann mit dem passenden Flusse Nr. 2 und 3 zu zwei und
drei Theiien oder auch in noch mehreren Theilen, je nachdem man
die Schattirung zu haben wünscht.
Eine schöne nelkenbraune Farbe erhält man, wenn man 1 Loth
basisch-schwefelsaures Eisenoxyd, 1 Loth Zinkoxyd und 5 Loth
Fluss 2 zusammenreibt und dem Gemisch dann noch 1 Quentchen
Kobaltoxyd zugesetzt wird.
Die dunkleren Schattirungen von dieser braunen Farbe stellt
man dadurch her, dass man dieser Mischung, je nachdem man sie
zu haben wünscht, mehr oder weniger Terra de Siena hinzusetzt,
auch wohl das Kobaltoxyd ganz weglässt.
Eine haarbraune Farbe stellt man her, wenn 2 Loth basisch-
schwefelsaures Eisenoxyd, 2 Loth Zinkoxyd und 10 Loth Fluss
Nr. 2 zusammengerieben, in einen Tiegel gcthan und so lange ge-
glüht werden, bis die verlangte Schattirung sich zeigt. Soll diese
Farbe noch dunkler werden, so setzt man der Mischung nach Be-
lieben Braunstein bei.
Graue Emailfarben. Die grauen Emailfarben werden
durch Mischung von Schwarz und Weiss erzeugt und man erhält
die Ycrschicdenen Schattirungen durch Zusatz von Blau und Gelb.
Ausserdem erhält man auch eine schöne graue Farbe durch
Vermischung von 1 Loth rohem Braunstein, 1 Loth schwachge-
gliihtem Braunstein, 1 Loth geschmolzenem Borax und 3 Loth
Fluss Nr. 1.
Zu dieser Farbe kann man auch nach Bedürfniss noch etwas
Kobaltoxyd hinzusetzen.
Pliotograptaisclics ArchU. Kr. 91 1. October 1865. 19
352
üeber Mnifelii und Brennöfen
sagt Herr Leth: Eine Muffel ist ein in der Regel aus Thon gefer-
tigtes verschliessbares Behältniss von beliebiger Form, in welchem
die einzubrennenden Gegenstände vor der unmittelbaren BerühniDg
des Feuerungsmaterials und der Asche geschützt, dpm DÖthigen
Hitzgrad, bei welchem die Emailfarben schmelzen und auf <hese
Weise sich mit der • Unterlage verbinden, oder daran haften, ausge-
setzt werden.
Die zweckmässigsten Muffelformeu zu photographi sehen Zwecken
sind die mit flachem Boden und halbkreisförmiger Wölbung, woU
auch die röhrenförmigen.
Ich habe eiserne, zerlegbare Einbrennöfen ersonnen, welche for
Versuche im Kleinen sehr practicabel sind; dieselben können mit
Spiritus und Gas, am zweckmässigsten mit Holzkohlen geheizt wer-
den und sind auf jedem Tische verwendbar, sehr leicht zu ver-
packen, einen Raum von circa ^2 Cubikschuh einnehmend.
Regeln für Draassen-Aafiialinen.
Sorgfältig durclizulesen , ehe man von Hause fortgeht.
Von Talentin Blanchard.
1. Reinigt nie ein Glas draussen (wenn möglich), and
nehmt deshalb eine hinreichende Anzahl gut geputzter Gläser mit
2. Reinigt stets beide Seiten des Glases, denn durch Ter-
sehen kann die ungeputzte genommen werden und das Bild ist
unbrauchbar.
3. Nehmt einen kleinen Staubpinsel in der Westentasche mit
(wenn Ihr keinen besseren Platz dafür findet) und verleiht ihn we-
der für Geld noch gute Worte.
4. Tragt Euren Collodionvorrath lieber in einigen kieineo
Flaschen als in einer grossen, denn es ist eine äusserst dumme
Geschichte, wenn einem eine Meile von jeder Wohnung die einzige
Collodionflasche zerbricht.
5. Ehe Ihr den Apparat einpackt, untersucht jeden Gegen-
stand genau, und wenn etwas fehlt, so notirt es, oder besser macht
es gleich in Ordnung; besonders achtet auf Schrauben, Stifte nod
dergl. kleine Dinge ; denn die grossen sorgen schon für sich seihst
Wenn Staub auch die malerische Wirkung gewisser Gegen-
stände, einer alten Büste z. B., vermehrt, so ist doch seine An-
wesenheit in photographischen Apparaten keineswegs umnmgang-
liebes Bedürfniss; die Bilder werden ohne ihn durchaus nicht
schlechter.
7. Beginnt nicht früher einzupacken als bis alle auf der Reise
nöthigen Gegenstände zusammengestellt sind; und geht der Siche^
353
faeit halber alle Operationen des Bildermachens im Geiste durch;
also: Fangt mit den Platten an; setzt sie, sorgföltig gereinigt, in
ihren Kasten; dann stellt das Collodion zurecht; darauf Cnvette,
Taucher und Silberbad ; den Entwickler , Verstärker etc. etc. , bis
zum Ende. Dabei vergesst keine Operation, sonst werdet Ihr Euch
eines Tages verwundern, Eure Camera minus Objectiv, CQvette
minus Silberbad, Camera ohne Cassette etc. etc. zu finden.
8. Vor dem Aufbrechen wiegt einige Unzen Eisenvitriol ab
und macht sie in Packete, denn Ihr spart dadurch das Mitnehmen
von Wagschalen und Gewichten. Wird für den Entwickler eine
zwanzig Unzenflasche genommen, so reicht eine Unze Eisen für
die gewöhnliche Arbeit gerade aus; die Wassermenge lässt sich
nach Bedürfniss leicht variiren. Den Eisessig misst man im Ent-
wieklerausgiesser.
9. Werdet nicht kleinmüthig, wenn der Morgen wolkig ist,
denn das ist oft das Zeichen eines schönen Tages; andererseits ver-
lasst Euch nicht auf einen Himmel, der um neun Uhr klar ist;
zehn gegen eins ist zu wetten, dass er um zwei Uhr bedeckt sein
wird.
10. Ein ruhiger Tag ist natürlich der beste für Laubwerk,
wenn man lange belichten muss; aber bedenkt, dass die Natur an
solchen Tagen ihr fadestes Gesicht aufsetzt ; wer also ein dauerndes
Abbild ihrer schöneren Anblicke gewinnen will, der opfere lieber
etwas von der äussersten Schärfe.
1 1 . Ehe Ihr das Zelt aufschlagt, sucht einen Ort auf, der vor
Sonne und Wind geschützt, und der von einer staubigen Land-
strasse soweit als möglich entfernt ist.
12. Verlasst Euch niemals auf das gelbe Glas, und nehmt es
lieber doppelt. Je mehr es sich der Rubinfarbe nähert, um so
sicherer ist es.
13. Vor dem Präpariren der ersten Platte ist das Zelt genau
zu untersuchen; die geringste Oeffnung, wodurch weisses Licht ein-
dringen kann, erzeugt Schleier.
14. Wie gern auch der Staub an der Platte haftet, glaubt
nicht daran, und bewirkt die Trennung mit der Strenge eines Un-
terofficiers.
15. War die Belichtung zu kurz, so bringt so viel als mög-
lich beim Entwickeln heraus, und seid nicht ungeduldig; denn
bringt Ihr kein Detail zum Vorschein, so wird durch die Verstär-
kung die Sache nur schlimmer. Bei richtiger Belichtung entwickelt
langsam; bei zu langer aber spült rasch ab, und nehmt viel Silber
zur Verstärkung.
354
9
16. Arbeitet mit möglichst grosser Blende, denn ndt kleioer
Blende werdet Ihr nie eine gute Atmosphäre im Bilde bekommen.
17. Fixirt Eure Bilder nie im Zelt, wascht sie gut ab. Du
Taglicht ist nicht nachtheilig, eher günstig wirkend.
18. Fehlt Wasser^ so fixirt Eure Negativs zu Hause.
19. Bedenkt, dass ein künstlerisches Bild wenig mehr kostet
als ein werthloses; deshalb braucht Eure Augen, bevor Ihr anfangt,
denn wenn die Camera freilich ein sehr gehorsames Instrument ist,
so müsst Ihr doch zuvor das Bild sehen und nicht verlangen, da«
das Objectiv es für Euch sehe.
20. Habt Ihr keinen unerschöpflichen Vorrath von Geduld, w
bleibt zu Hause. (Phot News.)
lieber die Terbesserang alter Silberbäder.
Manche Photographen pflegen ihre alten Silberbäder bis auf
die Hälfte des Volums einzudampfen, und glauben dadurch den
Alkohol nebst allen anderen flüchtigen organischen Stoffen aus der
Flüssigkeit auszutreiben; nach dieser Behandlung wird das Badaaf
das frühere Volum verdünnt. Wir haben öfters dies Verfabren
versucht, aber stets gefunden, dass es nicht viel Nutzen schaffe,
indem das erneute Rad sich niemals wesentlich verbessert halte.
Wir haben daher stets vorgezogen, das Bad gänzlich zur Trockse
einzudampfen. Auch Herr Carey Lea hat diese Erfahrung geroacbt
Er sagt darüber im British Journal:
Das Eindampfen der Bäder auf ein Drittel ihres Volums scheint
sich darauf zu begründen, dass das Bad allmälig Alkohol, Aetber
und andere organische Körper aufnimmt, wahrscheinlich Jodatfayl,
Bron)äthyl, salpetersaures und salpetrigsaures Aethyloxyd. Alle
sechs genannten Stofl'e sind flüchtiger als Wasser; man denkt da-
her, dass nach Verdunstung von zwei Dritteln des Wassers diese
Stoffe vermöge ihres niedrigeren Siedepuncts sich gänzlich verfloch-
tigt haben werden. Dieser Schluss scheint fast unbestreitbar, ist
aber dennoch ganz unrichtig, wie ich jetzt beweisen werde.
Berthelot hat kürzlich die ganz unerwartete Thatsacbe nach-
gewiesen, dass wenn in einer Mischung zwei Flüssigkeiten tod
verschiedener Flüchtigkeit vorhanden sind, und die weniger flüchtige
in grösserer Menge, daraus nicht mit Sicherheit zu folgern sei, dass
bei Anwendung von Wärme die weniger flüchtige zuerst ausgetrie-
ben werde. Er zeigt z. B., dass beim Erhitzen einer Mischung tod
hundert Theilen Wasser und acht Theilen Alkohol der Alkohol
nicht rascher sich verflüchtigt als das Wasser, dass vielmehr die
355
letzten Theile der Mischung immer noch acht Procente Alkohol
enthalten. Es wird daher ein Silherbad mit 8 Procenten Alkohol,
auch nachdem es auf ein Drittel eingedampft wurde, noch 8 Pro-
Cent enthalten.
Das ist aber nicht alles. Alkohol ist in dieser Hinsicht keine
Ausnahme von der allgemeinen Regel, und in einigen Fällen ist
die Sachlage noch anders. Zuweilen nämlich verflüchtigt sich beim
Zusammenerbitzen zweier Stoffe von ungleichem Siedepunkt der
weniger flüchtige zuerst. So mischte Berthelot den äusserst
flüchtigen Schwefelkohlenstoff mit einer geringen Menge Alkohol,
der viel weniger flüchtig Ist, und destillirte die Mischung. Der Al-
kohol, als oder weniger flüchtige Körper, war in einem solchen Maasse
verflüchtigt, dass nach beendigter Operation reiner Schwefel-
kohlenstoff ohne Alkohol in der Retorte war. Der weniger
flüchtige Körper war zuerst übergegangen. Aehnlich habe ich dar-
gethan*), dass beim Zusammendestilliren von Aethylamln, Diäthyl-
amin und Triäthylainin das letztere mit den ersten DestiJlations-
producten übergeht, obgleich es das weniger flüchtige ist.
Diese Beispiele beweisen hinlänglich, wie irrig die Annahme
ist, ein Negativbad könne durch Eindampfen auf ein Drittel seines
Volums von allen flüchtigen organischen Stoffen, namentlich Alko-
hol und Aether befreit werden. Ihre Menge wird allerdings ver-
lingert, aber vollständige Austreibung erfolgt nur durch Eindampfen
zur Trockne; dies verursacht gar keine weitere Mühe, da man die
Lösung nur etwas länger im Sandbad stehen zu lassen braucht.
Auch findet man, wenn das Bad zur Trockne verdampft wurde,
eine weissliche pulverföi mige Substanz, die sich nicht wieder in
Wasser löst; das Entfernen dieser Substanz verhütet, wenigstens
für einige Zeit, das Entstehen von Nadellöchem in der Schicht**)
*) Silliman's Journal of Science, May 1864.
**) Diese weissliche Substanz besteht nach einer Untersuchung des Dr. Jul.
Schnauss aus Jodsilber, das sich nach dem zur Trockne verdampfen des Bades
in der frischen Silberlosung nicht wieder lost. Das gänzliche Verdampfen und
Schmelzen ist demnach auch ein Mittel, um das Jodsilber oder den grössten
Theil desselben aus dem Silberbad auszuscheiden, was auf anderem Wege sehr
schwierig ist. Beim Kochen einer concentrirten Silbemitratlösung mit viel Jod-
silber schmilzt das letztere am Boden der Schale unter der SilberlGsung zu einer,
öligen Flüssigkeit von gelber Farbe. Lässt man die Lösung ruhig erkalten, so
• erstarrt das Jodsilber zu einer äusserst festen Masse, die sich in concentrirter
heisser Silbemitratlosung viel schwieriger löst als frisch niedergeschlagenes Jod-
silber, in kalter zehnprocentiger Lösung aber fast gar nicht. Anders ist es mit
dem Bromsilber, das sich durch das Kochen und Schmelzen nicht zu verändern
scheint. Dr. Lg.
356
Kurz — ein vollständig zur Trockne verdampftes Bad ist fast so gut
wie ein neues.
Welchen Widerstand selbst flüchtige Substanzen der Ver-
dampfung entgegensetzen, beweist das Factum, dass Abdampfen cor
Trockne ein Bad nicht neutral macht. Ein neues Bad wird ge-
wöhnlich auf zwanzig Unzen mit einem Tropfen Salpetersäure ver-
setzt. Einige wenden zwei- bis dreimal soviel an. Selbst die erst-
genannte Menge lässt sich durch Abdampfen nicht entfernen. Ich
dampfte neulich 'ein grosses Bad in einem offenen Glasgefass zur
Trockne ein und Hess den Rückstand noch drei Tage auf dem war-
men Sand stehen. Diese Masse gab nach dem Wiederauflösen ohoe
Ansäuerung vollkommen klare Bilder. Ein hundertste! Procent
Säure genügte also. Das Neutralisiren des Silbemitrats kann nur
durch öfteres Umcrystallisiren oder durch Schmelzen bewirkt
werden.
Um also ganz wirksam zu sein, muss das Abdampfen bis zur
vollständigen Trockenheit geschehen. Weshalb dies meistens nicht
geschieht, ist vielleicht daraus zu erklären, dass die Photographen
gewöhnlich ihre alten Silberbäder in Glasgefassen auf den Ofen
setzen und dass hierbei, wenn die Verdampfun<^ bis zur Trockne
fortgesetzt wird, das Gefäss leicht springt. Ich habe schon früher
darauf hingewiesen, dass dies Verfahren Allen, die die Dämpfe ein-
zuathmen haben, gesundheitsschädlich ist. Jeder Photograph sollte
einen geeigneten Platz unter einem Kamin haben, wohin ein
durch Gas oder Kohlensäure zu heizendes Sandbad gestellt wer-
den kann.
Photographie auf Leinwand.
Aus dem British Journal of Pbotography.
Lebensgrosse Bilder, nach kleinen Negativs vergrössert, besitzen
nicht immer das nöthige künstlerische Verdienst, obgleich man oft
sehr gelungene Bilder dieser Art sieht. Aber als Basis eines Oel*
gemäldes bietet eine vergrösserte Photographie besondere Yortheilc
dar, namentlich wenn sie nicht, wie meistens geschieht, auf Papier,
sondern auf Malerleinwand gemacht wird. Mr. Truchelnt empfiehlt
zu diesem Zweck folgendes Verfahren:
Die Leinwand muss fein und sehr gleichmässig sein, sie wird
auf einen Rahmen glatt aufgespannt und mit dieser Mischung ge-*
tränkt: Zwanzig Theile weisses Wachs werden mit einem Thdl
Harz und einem Theil Gummi Elasticum gemischt, und das gaoze
wird zur Syrupconsistenz in Lavendelöl gelöst, die Lösung wiid
357
mit etwas kohlensaurem Bleioxyd*) innig gemischt. Nach dem
Trocknen legt man die Leinwand auf eine heisse Metallpiatte und
überzieht sie noch mit einer dünnen Lage von weissem Wachs, dem
ein Zehntel seines Gewichts Harz zugesetzt wurde.
Auf die so Torbereiteto Fläche wird jodirtes Collodion gegossen,
das gleiche Theile Jodkalium und Jodammonium enthält; man sen-
sitirt in einem Silberbad von
Destiilirtem Wasser ... 1 Unze,
Salpetersaurem Silber . . 30 Gran,
Eisessig 30
Man belichtet in der Solarcamera bis das Bild schwach sicht-
bar ist. Zum Entwickeln dient folgende Auflösung:
Gallussäure 60 Gran,
Eisessig 1 Unze,
Wasser 20 Unzen.
Nach dem Entwickeln wird das Bild abgespült und mit unter-
schwefiigsaurero Nairon fixirt. Es kann auch vorher mit schwacher
Goldlösnng getont werden.
Das Wachs bildet für das Collodion eine wasserdichte Unter-
lage. Wenn das fertige Bild ganz trocken ist, erwärmt man
ein Bügeleisen und fährt damit über die Rückseite des Bildes.
Das Wachs schmilzt und durchdringt das Collodion, und wird
auf diese Weise zu einem festen Firniss, mehr noch, es bildet eine
homogene Masse mit der Farbe, dem Oel und Collodion. Hierauf
kann das Bild mit Oelfarben gemalt werden.
Photographischer Druck auf Papier und Zeog.
Verfahren von BftlldcSSOll und HoillۊU in Rheims.
Dies Verfahren stützt sich, wie so manches andere, auf die
vor fünf und zwanzig Jahren veröffentlichten Untersuchungen Sir
John Herschels.
Man verwendet dabei rothos und gelbes Eisencyan- Ammonium ;
diese Salze werden dargestellt durch Einwirkung von schwefelsau-
rem Ammon auf Blutlaugcnsalz. Zur Darstellung von rothem Eisen-
cyan-Ammonium (Ferridiy an- Ammonium) werden 200 Pfund rothes
Blutlaugensalz mit 80 Pfund schwefelsaurem Amnion behandelt.
Das gelbe Salz (Ferrocyan-Ammonium) erhält man durch Zersetzung
von 200 Pfund gelbem Blutlaugensalz mit 124 Pfund schwefel-
saurem Ammon.
*) Kohlensaures Zinkoxyd dürfte dem Bleisalze entschieden vorzuziehen
sein. Dr. Lg.
358
Das Papier wird sensitirt
1) durch ein Bad von gelbem oder rothem Eisencyan - Aiiiao>
nium, oder eine Mischang von beiden Salzen; oder
2) durch ein Bad von Eisencyankallum ; oder
3) durch ein Bad von Eisencyansalz mit einem organisdiem
Eisensalz.
Nach dem Belichten ist das Bild blau; die Weissen werden
durch Ausspülen mit Wasser geklärt. Der Ton wird durch ein
Säurebad, durch Zinnchlorür etc. tiefer gemacht
4. Oder das Papier wird in einem Bad von oxalsaurem, welD-
saurem, citronsaurem Eisenammon sensitirt Entwickelt wird das
Bild nach, dem Waschen in einem schwachen Säurebade und gel-
bem Blutiaugensalz, um die blauen Töne zu erhalten. Tannin gibt
ein schwarzes Bild, Schwefelcyansalze ein blutrothes.
Folgende Verhältnisse geben gute Resultate:
Ferridcyan-Ammonium . . 10 Theile,
Citronsaures Eisen ... 10 „
Wasser 100 ^
Wendet man statt des Papiers Zeug an, so sind folgende Ve^
hältnisse zu nehmen:
Für blaue Farbe. — Die Zeuge werden bedruckt oder im-
prägnirt mit
Ferridcy an- Ammonium . . 10 Theile,
Fcrrocyan- Ammonium
Wasser
Oder : Ferridcyankalium . .
Citronsaures Eisen .
Wasser
Oder: Ferridcyan-Ammonium
Citronsaures Eisen .
Wasser
Das Bild kommt grünlich blau.
Weissen geklärt; das Bild wird dann eine halbe Stunde in zehn-
procentige Weinsteinbliurelüsung gelegt, gewaschen und getrocknet
Schwarz. — Das blaue Bild wird mit Blauholz und etwas
Leim gefärbt; nach dem Waschen wird es in schwaches Seifen-
wasser getaucht, nochmals gespült und in ein ähnliches Bad gebracht
Violet. — Das blaue Bild wird in einem Bad von kohlen-
saurem Natron entfärbt, mit Krapp gefärbt, und in ein Bad von
Chlorkalk und Seife gebracht.
Bronce. — Das Bild wird wie vorhin entfärbt, mit Krapp
und Quercitron gefärbt und in ein Seifenbad gebracht
10 „
200 „
10 Tbeile,
20 „
200 „
10 Theile,
10 ,
200 ,
Durch Waschen werden die
359
Oliven färben und Braun. — Das Bild wird entfärbt, mit
Qnercitron gefärbt und in ein Seifenbad gebracht.
Alle Verhältnisse und Stoffe lassen sich ändern, um andere
Farben zu erhalten. Man kann kann z. B. Eisenbeizen nehmen,
die zusammengesetzt sind aus Eisenchlorid und Weinsteinsäure, oxal-
saurem Eisen-Ammon und anderen Präparaten, die ähnliche Far-
ben geben. Wird hellblau verlangt, so hat das Eisencyan- Am-
monium die Eigenschaft, durch die blosse Dämpfung zersetzt zu
werden, ohne Zusatz von Oxalsäure oder Weinsteinsäure. Alle
Beizen, die beim Zeugdruck benutzt werden, z. B. Thonerdebeizen
für roth, rosa und gelb, lassen sich anwenden.
Es folgt hier eine genaue Beschreibung, um blaue und schwarze
Bilder auf Zeug darzustellen.
Blaue Bilder. — 1. Man tränke das gut gebleichte Zeug
(das ohne Dessin sein muss) mit einer Lösung vpn 6 bis 10 Thei-
len gelbem Blutlaugensalz, je nach der gewünschten Intensivität. —
2. Man spanne das Zeug auf und lasse es an einem heissen Ort
trocknen. — 3. Man belichte es unter einem photographischen Ne-
gativ bis das blaue Bild anfangt, ein. metallisches Ansehen zu be-
kommen. Im Sonnenschein dauert die Belichtung fünfzehn bis
dreissig Minuten. — 4. Nach dem Belichten spüle man das Zeug
gut aus und lasse es eine halbe Stunde in Wasser. — 5. Man
wringe es gut aus und tauche es in ein Bad von 100 Theileu
Wasser und 2 Theilen Schwefelsäure. Nach einer Stunde wasche
man es mit Wasser. — 6. Man lasse es eine Stunde in einem Bad
von 100 Theilen Wasser, einem Theil Salzsäure und einem Theil
Zinnchlorür; dann wasche man gut aus.
Schwarze Bilder. — Man gehe durch die ersten fünf Ope-
rationen gerade wie vorhin, nur nehme man im ersten Bad weniger
Blutlaugensalz, nur 3 bis 6 Procent.
Dann löse man in einem Quart kochendem Wasser 30 bis 40
Grad Gelatine und setze zu dieser Lösung eine gleiche Menge
Blauholz. Man koche das Zeug 30 bis 40 Minuten und wasche
mit Wasser. Dann koche man es in einem Bad von 200 Theilen
Wasser und 1 Theil Seife, bis die Weissen erscheinen und wasche
wieder in Wasser.
Nach Abänderung der Farbbäder lassen sich verschiedene
Schattirungen von Braun, Yiolet, Roth, Gelb etc. erzielen.
360
Disderi's Tonbad.
An die Hedaction des photograpliischen Archivs.
Ihrem Fragesteller in Nr. 90 möge Folgendes dienen:
Einen warmen Ton, braun in den Scliatten, grau in den Halb-
tönen, erhält man nur durch unToUstäiidige Vergoldung, denn &o
wie das Bild gänzlich vergoldet ist, geht der Ton in*s Blaue über.
Ich empfehle ihm eine Auflösung von 1 Gramm Goldchloridkalioin
in 1000 Gramm Wasser, mit 5 bis 10 Gramm kohlensaurem Kalk
versetzt und gut geschüttelt. Nach ein paar Stunden ist das Bad
in brauchbarem Zustand; es hält sich sehr lange, eine Flasche da-
von, die ich seit zwei Monaten stehen habe, tont noch eben so gm
wie zu Anfang, nur etwas langsamer.
Mit diesem Bad erhält man, wenn man die Bilder nicht zu
lange darin lässt, einen dem Disd^rischen ganz ähnlichen Ton.
Hieran möchte ich meinerseits eine Frage an Ihre verehrten
Leser Icnüpfen:
Sind die halbvergoldeten Papierbilder eben so
haltbar wie die vollkommen ausgetonten, resp. die
braunen so haltbar wie die blauen?
Cöln, 20. September 1865. C. F. I.
Ilebertragene CoUodionbilder zu colorirea.
Herr Wharton Simpson theilt in den Photographie News hier-
über Nachstehendes mit:
Vermittelst Simpson's Chlorsilber -CoUodionverfahren wird dn
durchsichtiges CoUodionpositiv auf einer vorher mit Wachs über-
zogenen Spiegelplatte dargestellt; es darf nicht zu kräftig sein ond
muss einen warmen Ton haben. Man spült es gut ab und liast
es trocknen. Das Rild wird nun mit weiss gefärbter Gelatine be-
deckt. Ein Theil Gelatine wird in sechs Theilen Wasser gelöst
and mit so viel feuchtem chinesisch Weiss versetzt, dass die Masse
weiss und opalartig wird. Nachdem man diese Flüssigkeit auf das
Bild gegossen, legt man es ganz wagerecht hin, bis es trocken ge-
worden. Dann colorirt man es mit Wasser- oder StaubfarbeiL
Wenn man nur die richtigen Farben aufträgt, so wird man selbst
bei wenig Geschick sehr hübsche Effecte erhalten. Durch die
weisse Gelatine wird die Wirkung der Farben gemässigt und har-
monisch gemacht. Die Farben müssen aus demselben Grund ziem-
lich warm gewählt werden. Bei Anwendung von Wasserfarben ist
es gut, die Gelatine vorher mit Roh-Collodion zu übergiesaen. Bd
361
Süiubfarben ist dies nicht notbi^; es genügt, auf die Gelatine zu
hauchen, die Farben haften dann sehr gut. Erscheinen sie in der
Durchsicht nicht lebhaft genug, so überzieht man die Malerei mit
Bcnzlnfirniss und trägt neuerdings Farben auf. Sodann übcrgiesstman
das Bild mit Roh-CoUodion, trägt eine zweite Gelatineschicht auf,
und lässt trocknen. Nach dem Trockenwerden legt man ein Stück
feuchtes Papier darauf, das man fest andrückt, um Lüftblasen zu
vermeiden. Es bleibt nun nichts weiter zu thun, als die Ränder
des Bildes nach dem Trocknen mit einem scharfen Messer zu
durcitschneiden und das Bild vom Glas abzulösen. Man hat
dann ein brillant colorirtcs Miniaturbild mit höchst glänzender
Oberfläche.
Das ganze Verfahren ist nach Herrn Simpson rascher und
leichter als die Beschreibung glauben macht Der Hauptpunkt ist
die Wahl der. rechten Farben, die einige Uebung erfordert. Wenn
die Gelatinlage zu dünn ist, oder zu wenig weisse Farbe enthält,
ist grössere Sorgfalt beim Manipuliren nothwendig, da die Farbe
dann stärker durchscheint. Je dicker die Gelatine und je mehr
weisse Farbe darin, um so wärmere Farben sind anzuwenden.
Immerhin ist zu beachten, dass die Farben nach dem Uebertragen
des Bildes viel lebhafter erscheinen als auf dem Glas. Oft ist es
besser anstatt des weissen Papiers sahnefarbenes zu nehmen.
Silbcrüecken in negati?eii Bildern«
Im Anschluss an die Notiz auf S. 294 dieses Archivs thcilt
The Briti;ih Journal of Photography Folgendes mit:
Fernere Yersuche haben uns zu dem Schlüsse geleitet, dass
organische Stoffe im Silberbad wirklich von bedeutendem Einfluss
sind; wie sie wirken, wissen wir jetzt nicht zu sagen.
Ein altes Silberbad, das viel organischen Stoff in Lösung hält,
wird beim Vermischen mit saurer Eisenvitriollösung sofort zersetzt,
während ganz reine Silbernitratlösung dieser Einwirkung einige
Zeit widersteht. Jodsilber im Silberbad gelöst beschleunigt auch
die Reduction des Silbers durch Eisenvitriol.
Man kann also annehmen, dass der organische Stoff sowohl
wie das Jodsilber die abnorme Wirkung des Entwicklers, wenn
nicht verursachen, so doch wenigstens beschleunigen.
Eine Collodionplatte wurde wie gewöhnlich in einem alten stark
organischen Silberbad sensitirt; dann mit destillirtem Wasser gut
gewaschen, und zwei Minuten in reine dreiprocentige Silberlösung
362
getaucht. Sie wurde darauf in eine reine Cassette gelegt, und
fünfzehn Minuten an einem wärmen Ofen stehen gelassen, neben
einer anderen Platte, die in demselben alten Silberbad prapaiirt
worden war. Keine der Platten wurde belichtet. Saure Eisen-
TitrioUösung bewirkte auf der ersten Platte keinen Niederschlags
nach dem Fixiren war sie ganz klar und zeigte kaum die Spur
eines Fleckens. Auf der anderen Platte zeigten sich reichliche
Flecken. Der Versuch wurde öfter mit demselben Resultat wiede^
holt. Zwei oder dreimal zeigten sich aber auch auf den gewasdie-
nen und zum zweitenmal gesilberten Platten Flecken; diese gingen
jedesmal von den Ecken aus, wo die Platte mit dem Holz der
Cassette in Berührung gekommen war. Die abfliessende Silber-
lösung war durch Holz verunreinigt worden und hatte sich beim
Trocknen durch Capillaranziehung wieder auf die Schicht gezogen.
Wenn Fliesspapier zwischen Platte und Rahmen gelegt, wurde, blie-
ben bei den gewaschenen Platten die Flecken stets fort, häofig
auch bei den nicht gewaschenen, jedenfalls wurde das Resultat
dadurch sehr verbessert.
Um die lästigen Silberflecken, die meist bei warmem Wetter
entstehen, wenn die Schicht lange vor dem Entwickeln senaitiit
wurde, zu vermeiden, wende man diese Vorsichtsmassregeln an:
1. Man reinige diejenigen Theile der Cassette, die sehr oft
mit der Platte in Berührung kommen, und lege jedesmal ein Stück
frisches Fliesspapier dazwischen, damit sich die abgetropfte Silber-
lösung nicht wieder in die Schicht ziehen kann.
2. Man firnisse das Innere der Cassette nur mit solchem Lad.
der sich gegen Siibernitrat ganz indifferent verhält.
3. Man wickele die Cassette in ein grosses feuchtes Tndi.
Dies verhindert die Verdunstung der Flüssigkeit und hält zugleich köhL
4. Für feuchte Platten, die lange aufbewahrt werden soUeo,
nehme man frische Silberbäder.
Herr Warner in Ross empfiehlt Zusatz von ^j^ Gran Chlor-
calcium zur Unze Jodbromammonium-Collodion ; oder von 1 Drachme
Jodmagnesiumlösung (12 V2 Gran Jodmagnesium auf 1 Unze Wem-
geist) zu 3 Unzen Collodion. Er hat mit solchem Collodlon sdoe
Platten zwischen zwanzig und fünfundvierzig Minuten belichtet (bei
Interieurs) ohne Flecken zu bekommen. Demzufolge müsste aodi
das Jodmagnesium-Collodion in solchen Fällen von Nutzen sdn.
Von anderer Seite wird empfohlen, die Platten nach dem Sil-
bern in eine Auflösung von 4 Gramm salpetersaurer Magnesia,
2 Gramm Silbemitrat in 50 Gramm Wasser eine Minute lang ein-
363
Kutanchen, und dann in die Cassettc eu legen. Beim heisseBten
Wetter soll man solche Platten eine halbe Stunde lang aufbe-
wahren können, ohne dass beim Entwickeln Siiberflecke entstehen.
Die fisterreichischen Bilder in der
photographischen Aasstellniig.
Die österreichische Photographie nimmt in der diesjährigen
Ausstellung der Champs-Elysees eine Art von besonderer Galerie
ein, die den Angerer'schen Reproductionen nach Werken aus dem
Museum für Kunst und Industrie, und den Arbeiten der Mitglieder
der Wiener photographischen Gesellschaft gewidmet ist
Die wichtige Aufgabe, die Kunstschätze des kaiserlichen Mu-
seums in einem grossen Album zu vereinen, ist Herrn Angerer zu-
gefallen; es wird niemand überraschen, wenn wir erklären, dass er
dieselbe mit seltenem Geschick durchgeführt hat.
Es ist freilich von allen graphischen Künsten die Photographie
diejenige, die sich am besten zu solchen Reproductionen eignet,
denn die Genauigkeit der Wiedergabe erstreckt sich bis auf das
Material der Originale. Immerhin sind dabei mancherlei Schwierig-
keiten zu übersteigen, und unsere Leser kennen dieselben. Die
vorliegende Sammlung umfasst Stoße, Miniaturen, Zeichnungen,
Einbände, Glas- und Thonvasen, Holz- und Elfenbeinschnitzereien,
eiseiirte Sachen, Broncen, Goldschmiede- Arbeiten etc. etc. Natürlich
hat jedes dieser so verschiedenen Sujets Veranlassung zu sorgfäl-
tigem Studium gegeben, indem diese so complicirte Arbeit mit
höchst gleichmässigem Erfolge ausgeführt ist.
Es war uns äusserst interressant, dies prächtige Album zu
durchblättern, und wir glauben, die photographische Gesellschaft
würde den Künstlern einen grossen Dienst erweisen, wenn sie
durch eine besondere Zeitungsnotiz deren Aufmerksamkeit auf die-
sen Theil ihrer Ausstellung hinlenkte. Sie wissen nicht, dass sich
gegenwärtig in einem Winkel des Industrie -Palais ein werthvolles
Museum befindet, das sie in Wien jedenfalls besuchen würden.
Sie fänden dort unter anderen Schätzen eine splendide Sammlung
von Zeichnungen, die von Michel Angelo, von Leonardo da Vinci,
Albrecht Dürer, Raphael Sancio, Rubens, van Dijk, und von Rem-
brandt, herstammen. Diese Meisterwerke genügten schon, den Be-
such sehr nützlich und interessant zu machen.
Die photographische Gesellschaft hat ebenfalls verdienstvolle
Werke ausgestellt. In erster Linie finden wir Angerer wieder. Er
exponirt verschiedene Porträts, Gruppen, Studien und Ansichten von
vorzüglicher Ausführung.
Die Porträts von Adolph Ost nähern sich der französischen
Schule; die von Leth finden einen würdigen Platz neben denen
von Angerer. Küss exponirt sehr schöne Stillleben. Mutterer hat
eine Art von Specialität ergriffen, die nicht uninteressant ist , näm-
lich die Reproduction von Grabdenkmälern berühmter Deutschen.
364
£r stellt unter andern die Denkmäler ron Mozart, BeeihoTea.
Schubf'rt und dem Prinzen Czartoiisky aus.
Wir führen noch die Arbeiten von Bauer, Schrank, Jagemaoa,
Reiffenstein und Bosch, Wesselsky und Widter an.
Die Coliectivausstellung ist sehr interressant und zeig^, dass
die Anstrengungen der {^tifter der Wiener photographischen Gesell-
Schaft nicht ganz erfolglos geblieben sind.
Einest Lacan.
Von Herrn Lndw. Schrank in Wien ging uns folgende Notiz za:
Wien, 15. September 1865.
Herrn Dr. Paul £. Liesegang, Eiberfeid.
Gestatten Sie mir in Bezug auf die im Archive Nr. 89 Seite
328 enthalteoe Besprechung der Wiener Photogniphie auf der dies-
jährigen Pariser Ausstellung einige erklärende Bemerkungen.
Die Beschickung derselben wurde bereits in der Wiener photo-
graphischen Gesellschaft am 24. Juni y. J. über Anregung des
Herrn Sectionsrathes Ritter v. Schwarz zum Beschlüsse erhoben.
Als jedoch später das Programm der Berliner Ausstellung zur
Versendung kam, gab Herr Hofphotograpii Ludwig Anger^r dem
allgemeinen Gefühle Ausdruck, dass ein deutsches Untemehmeo
einem ausländischen nicht nachgestellt werden dürfe. Um einer
Zersplitterung der Kräfte nach Möglichkeit zu steuern, wurde der
Beschluss gel'asst, einen Theil des dem Vorstande A. Mardo bei
früherer Gelegenheit verehrten Albums nach Paris zu senden, nm
einerseits das gegebene Wort einzulösen, andererseits In Berlin io
würdiger Weise repräsentirt zu sein.
£s mag sein, dass der Total-Effect durch die Verschiedenheit
der Formate beeinträchtigt wurde, obwohl neben Albumbläuem
allerdings auch einige bedeutende Collectionen, wie jene des kaise^
liehen Museums für Kunst und Industrie, die Stillieben von Küss etc.
ausgestellt waren.
Wenn Ihr Heferent ein Deutscher ist, so wird er unsere Ruck-
sichtsnalinie auf eine nationale Sache zu würdigen wissen, wenn er
aber ein Pariser sein sollte, so können wir nur bedauern, dass
dieser Bericht nicht aus der Feder Ihres stabilen Correspondenten
und Mit-Redacteurs Herrn Erneut Lacan hervorgegangen ist, welcher
gerade die Abtheilung der Wiener Photographeu im Monitenr de
la Photographie (Nr. 10, vom 1. August d. J.) einer so glänzenden
Anerkennung gewürdigt hat.
Wollen Sie diesen Zeilen einen Platz in Ihrem geehrten Blatte
gönnen und gleichzeitig die Versicherung meiner ausgezeichneten
Hochachtung genehmigen.
Ludwig Schrank,
Secretär der photographischen Gesellschaft in Wien und Bedactev
der „photograpliiscfaen Correspondenz."
Gedruckt bei Sa in. hucas in Kib^riod.
Photographisches Archiv.
Itoit« ¥1. - IVr. •*• - !•• Oetoher M«S.
lieber die Erzengug Bewegung nachalinender^ photo-
graphischer Bilder durch Terbindniig des Stereoskops
■dt den Phenakistiskop.
Von i. Clandet
Schon m den ersten Perioden der Entwickelung der Photo-
graphie wird ganz natürlich Der oder Jener auf die Idee gekommen
sein, die für das Piateausche Phenakistiskop erforderlichen Figuren
auf photographischem Wege darzustellen, weil so eine weit höhere
Genauigkeit derselhen erreicht werden kann.*)
Später als das Stereoskop sich seine heutige Popularität zu
erringen anfing, konnte es nicht fehlen, dass man den stereoskopl-
sehen Effect des Körperlichen mit den Bewegungserscheinungen,
*) Ffir diejenigen Leser, welche die Einrichtung des Phenaklstiskops nicht
keimen, will ich hier nnr jnirz bemerken, dass es ein ganz hübsch ersonnener
Apparat ist, um gemalte Figuren durch eine Gesichtstiuschung beweglich erschei-
nen zu lassen. Man zeichnet zu diesem Zwecke irgend einen, in Bewegung sein
sollenden Gegenstand, z. B. ein schwingendes Pendel, ein sich drehendes Mühl-
rad in acht oder mehr verschiedenen Stellungen rings auf eine Scheibe und bringt
an dem Rande der Scheibe, bis zu welchem die Figuren nicht ganz reichen dür-
fen, über jeder Figur ein kleines Loch an. Durch die Mitte der Scheibe steckt
man eine Axe, um welche sie leicht gedreht werden kann. HSlt man dann die
Scheibe vor einen Spiegel, so dass die Figuren sich spiegeln können, und be-
trachtet dann dies Spiegelbild, indem man die Scheibe zugleich* schnell dreht,
durch die Löcherreihe am Rande, so scheinen die Figuren sich zu bewegen, weil
allemal, wenn ein neues Loch dem Auge die Aussicht nach dem Spiegel erlaubt,
die Figur in einer etwas anderen Stellung gezeichnet erscheint W.
20
366
wie sie das Phenakistiskop hervorbringt, zu verknüpfen trachtete, nm
so die Grösse der Täuschung bis zu der durch bildliche Darstellnng
erreichbaren Grenze der Möglichkeit zu treiben.
Man könnte so z. B. recht gut Bilder vortragender, fechtender
oder boxender Personen, von staunenerregende Künste aasfuhrenden
Akrobaten oder von spielenden Kindern in voller, das Leben tSu-
sehend nachahmender Bewegung erzeugen und es konnte daher
dieses, gewiss sehr interessante Problem nicht verfehlen, zu seiner
Lösung manchen klugen Kopf anzuspornen.
Von allen diesen gelang es jedoch wohl nur Duboscq, dem
berühmten Pariser Optiker, eine einigermassen genügende Lösnsg
des Problems zu finden. Er brachte die beiden, zum stereoskopi-
schen Eindrucke gehörigen Reihen von Bildern in zwei Zonen auf
der rotirenden Scheibe an, eine über der andern. Dann befestigte
er in der Höhe, in welcher die Löcherreihe vorbeigeht, zwei kleine
Spiegel auf der dem Auge zugewendeten Seite so, dass das Bild
der unteren Zone, welches gerade vor das Loch tritt, nach der
einen und das der oberen Zone nach der andern Linse des Ste-
reoskopes hin refiectirt wird. Auf dieser erblickt während der Um-
drehung jedes Auge nur die für dasselbe besimmte Hälfte der ete-
reoskopischen Zeichnungen und die Figuren erscheinen zngletdi
körperlich und bewegt.
Duboscq hat aber auch noch eine andere Form des Phenaki-
stiskops angegeben. Statt der schon von Plateau benutzten Scheibe
wendet er einen um seine verticale Axe rotirenden Cylinder an,
auf dessen Innenseite in zwei übereinanderliegenden Zonen die stc-
reoskopischen Abbildungen und zwischen beiden Zonen die zur Be-
trachtung nöthigen Oeffnungen in der Cylinderwand angebracht sind.
Dann werden ebenso wie bei der ersten Anordnung die Bilder der
einen Reihe nach der einen und die der andern Reihe nach der
andern Stereoskoplinse durch zwei kleine passend gestellte Spiegel
hin refiectirt, und so der stereoskopische Eindruck mit dem phena-
kistiskopischen vereinigt.
Diese Duboscq'schen Apparate bieten aber immer noch eim'ge
Unvollkommenheiten, die wir sogleich näher besprechen werden.
Bei der rotirenden Scheibe bewegen sich die beiden BUderzonen
nicht mit der gleichen Geschwindigkeit, sondern die innere bew^
sich offenbar bei jeder Umdrehung durch einen kürzeren Weg, geht
also langsamer vorwärts als die äussere, und dadurch entsteht
nothwendig eine Art von Confusion und Verzerrung in der Bewe-
gung der Figuren. Derselbe Uebelstand zeigt sich übrigens aach
schon, wenn auch schwächer bei dem einfachen Plateau*schen Phe-
367
nakistiskop und zwar einfach deshalb, weil auch hier der untere,
mehr nach dem Mittelpunkt der Scheibe zu liegende Theil der Fi-
guren sich langsamer bewegt als der obere nach dem Rande der
Scheibe zu gelegene, so dass dadurch die Dauer des von beiden
Theilen im Auge verursachten Eindrucks eine verschiedene ist.
Bei der Anwendung der Bilder auf der Innenfläche eines roti-
renden Cyllnders zeigt sich zwar dieser Uebelstand nicht. Die
Cylinderfläche bedingt aber eine merkliche Krümmung der Zeich-
nung und dies ist für den stereoskopischen Eindruck sehr störend.
^Nichtsdestoweniger bleiben Duboscq's Apparate immerhin sehr sinn-
reich und er hat durch dieselben auf jeden Fall wenigstens die
Möglichkeit einer Lösung des Problems bewiesen.
Um dieselbe Zeit wie Duboscq hatte auch ich mich mit diesem
Gegenstand beschäftigt und fand dabei, dass es allerdings Schwie-
rigkeit hat, den phenakistiskopischen mit dem stereoskopischen Ein-
drucke zu vereinigen, wenn man dabei die eben gerügten Mängel
vermeiden will. Trotz der Schwierigkeiten halte ich aber die Auf-
gabe nicht für unlösbar, * und die von mir vor einigen Jahren ange-
stellten Versuche lassen mich immer noch das Beste hoffen. Die
Erfolge derselben waren unvollkommen, das gestehe ich zu, denn
ich konnte nicht dahin kommen, die Bewegung mit dem Relief zu
verbinden, aber ich habe doch das erreicht, bewegt erscheinende
Figuren zu erzeugen, welche dabei die Schärfe und vollkommen
richtige Zeichnuug des photographischen Bildes behielten.
Da also mein Bestreben, den stcreoskopischen Effect mit dem
der Bewegung zu verbinden, bis jetzt noch nicht zum Ziele geführt
hat und mein Erfolg nur ein sehr theilweiser war, wollte ich meine
Versuche vor der Hand auch noch gar nicht veröffentlichen, und
habe ich dieselben bis jetzt nur einigen wenigen meiner gelehrten
Freunde mltgetheilt und gezeigt. Da ich aber in meinen Jahren
nicht mehr auf ein ewiges Leben rechnen darf, habe ich mich ent-
schlossen, wenigstens das, was ich erreicht habe, mitzutheilen, damit,
wenn es auch mir selbst vielleicht nicht gelingen sollte, das Problem
vollständig zu lösen, vielleicht andere, die dem Gegenstande ihren
Scharfsinn zuwenden wollen, auf dem betretenen Wege weiter
schreiten können.
Wie schon bemerkt, kann durch die von mir ersonnene Vor-
richtung nur die Bewegung, nicht aber das Relief der Figuren her-
vorgebracht werden.
Da ich durch diese Vorrichtung zunächst die Richtigkeit des
von mir benutzten Princips prüfen wollte, habe ich dieselbe in der
möglichst einfachsten Form construirt und habe dabei gefunden,
368
dass schon zwei in verschiedenen und zwar in den extremsten
Stellungen der Bewegung gezeichneten Figuren genügen, am die
phenakistiskopische Täuschung hervorzurufen, wenn auch in diesem
äussersten Falle, beim Mangel aller zwischen liegenden Stellungen,
die Illusion durch das Abgebrochene ein wenig leidet.
Es steht aber durchaus nichts im Wege, acht in verschiedenen
Momenten der Bewegung entworfene Zeichnungen zu benutzen und
diese Zahl ist dann vollständig ausreichend um den Bewegungseffect
ganz täuschend zu zeigen. Zu diesem Zwecke braucht man nur in
das Stereoskop zwei getrennte würfelförmige Gestelle zu bringen,
welche sich unabhängig von einander um dieselbe horizontale Aze
bewegen. Auf den freien Seiten dieser Gestelle befestigt man zw«
Reihen von je vier, also zusammen acht verschiedene Zeichnangen,
welche bei der Drehung der Keihe nach vor den beiden Linsen des
Apparates vorbeigehen, so dass die Figur nacheinander in acht ver-
schiedenen Momenten ihrer Bewegung erscheint. Das Instrument
mit nur zwei Figuren reicht jedoch ebenfalls zum Beweise der
Richtigkeit des Principes hin und enthüllt uns zugleich einige
bemerkenswerthe Erscheinungen in Bezug auf Gesichtswahmebmong.
Es ist eine bekannte Erscheinung, dass die Netzhaut des Auges
den Eindruck, welchen irgend ein sichtbarer Gegenstand auf sie
gemacht, eine kurze Zelt bewahrt, wenn auch der Gegenstand selbit
sofort wieder verschwindet. Mit Benutzung dieser Erfahrung habe
ich nun mein Instrument so eingerichtet, dass durch einen, mit einer
Oeffnung versehenen Schieber, welcher rasch in horizontaler Rich-
tung hin- und herbewegt wird, die Linsen abwechselnd verdeckt
und geöffnet werden, indem die Oeffnung des Schiebers bald vor
die eine und bald vor die andere Linse tritt, und so immer nur ein
Auge ein Bild sieht, während das andere Bild für das zweite Ange
verdeckt ist.
Wenn nun, bevor der Eindruck im ersten Auge erloschen ist,
der Schieber die eine Linse schliesst und die andere öffnet, wird
ein neuer Eindruck auf der Netzhaut verursacht, und es wird aof
diese Weise eine ununterbrochene Gesichtsempfindung erzeugt, so
als ob der Gegenstand sich wirklich in Bewegung begriffen vor uns
befände; und so wie bei zweien wird auch bei einer grösseren An-
zahl von nach einander dargestellten Bewegungsmomenten auf der
Netzhaut der Eindruck eines bewegten Gegenstandes erzeugt wer-
den, denn wenngleich die Bilder nur einzeln aus der Bewegung
herausgegriffene Stellungen darbieten, so ergänzt doch das Bewussl-
sein die Lücken gerade so wie es dasselbe thut, wenn wir bei Be-
trachtung eines wirklichen bewegten Objectes fflr einen Moment mit
369
dem Aage zublinken, oder wenn uns ein zufälliges Hindemiss das
Object für einen Moment verdeckt. Wir haben dann auch für einen
kurzen Augenblick die Wahrnehmungen des Fortschrittes der Be-
wegung verloren, aber sie erscheint uns doch ununterbrochen, weil
wir, was während des Zublinkens geschah, im Geiste hinzufügen.
In äusserst schlagender Weise zeigt sich die Richtigkeit dieser
Aufstellungen, wenn wir nur zwei verschiedene Bewegungsmomentc
eines Objectes darstellende Figuren abwechselnd mit beiden Augen
betrachten, wie es der Fall bei dem von mir construirten Instru-
mente ist Eins der Bilder zeigt den Beginn der Handlung, das
andere das Ende derselben. Bringt man den Schieber in die eine
Lage, so ist das Object in der einen Stellung dem rechten Auge
sichtbar, während das linke Auge das Object in der andern Stellung
nicht sehen kann. Bringt man dann den Schieber in die andere
Lage, so ist wieder nur dem linken Auge die zweite Stellung sicht-
bar, während dem rechten Auge die erste Stellung verdeckt ist.
Obgleich wir nun die Figur nach einander nur in zwei verschie-
denen Momenten in Bewegung gesehen haben, nämlich das eine Mal
am Beginne, das andere Mal am Ende der Handlung, so haben wir
dennoch dieselbe Illusion, als wenn wir auch alle zwischenliegenden
Uebergänge der Bewegung gesehen hätten.
Es lässt sich dies sehr schon an einer von mir gebrauchten
Darstellung zweier Boxer zeigen. Auf dem einen Bilde sieht man
den einen Boxer, mit an den Leib gezogenen Armen und Fäusten,
als wenn er sich auf einen Schlag, den er führen will, vorbereiten
wollte. Auf dem anderen Bilde führt er den Schlag eben aus,
denn man sieht Arme und Fäuste vorgestreckt Die dazwischen
liegenden Stellungen kann man nicht sehen, aber man weiss, dass
sie stattgefunden haben müssen, darum fügt man sie unwillkürlich
im Geiste hinzu. Diese Vei-voUständigung unserer Gesichtswahr-
nehmung ist also eine Folge unserer Erfahrung.
Noch eine andere bemerkenswerthe Erscheinung zeigt sich bei
der abwechselnden Betrachtung des Objectes mit dem rechten und
deni linken Auge. Wir sehen nämlich bei dieser Abwechselung das
Object in ganz gleicher Weise und ohne Unterbrechung. Der
scbliesslichc Eindruck im Bewusstsein ist ganz derselbe, von
welchem von beiden Augen er auch kommen möge, und es lässt
sich bei dem von mir beschriebenen Versuche nicht unterscheiden,
mit welchem Auge die eine oder die andere Wahrnehmung gemacht
wurde. Wir können diese Erfahrung auch sonst oft genug machen,
wenn uns zufällig die Aussicht nach einem Objecte für das eine '
Auge durch irgend ein Hinderniss verdeckt wird, oder wenn wir
370
absichtlich die Augen abwechselnd mit der Hand bededcen. Aiick
in diesen Fällen fühlen wir nicht, dass die Empfindung von dem
einen Auge auf das andere übergeht, und wir können keinen Uih
terschied in dem Eindrucke wahrnehmen.
Dieser Umstand erklärt denn auch, warum bei dem von mir
construirten Apparate bei abwechselnder Betrachtung verschiedener
Stellungen desselben Objectes mit den beiden Augen, wir dennodi
nur eine einfache Wahrnehmung eines bewegt erscheinenden Ob-
jectes haben, ohne uns der durch die beiden Augen getrennt rer-
mittelten, verschiedenen Eindrücke einzeln bewusst zu werden.
Eine ganz analoge Erscheinung tritt uns ja übiigens auch bei
dem Gehöre entgegen, wo wir auch im Bewusstsein nicht unter-
scheiden können, durch welches Ohr eine Schallempfindong rn-
mittelt wurde.
Unsichtbare Photographien.
Herr Stone in London hat eine eigenthümliche Art von Pho-
tographien erfunden, nämlich Bilder, die im trockenen Zustande
unsichtbar sind und beim Befeuchten sichtbar werden. £r madit
folgende Angaben über ihre Darstellung.
Gutes thierisch-geleimtes Papier ist zu dem Verfahren erfor-
derlich. Die französischen mit Stärke geleimten Papiere mossn
erst längere Zeit in warme Sodalauge getaucht und nadi den
Trocknen an einem Ende mit Eiweiss getränkt werden, das mm
durch Alkohol coagulirt. Dies bezweckt, die Leimung aus dem
Papier zu entfernen und einem Ende des Bogens wieder hinrd-
chende Festigkeit zu verleihen, um nicht beim Anfassen zu zer-
reissen. Beim englischen Papier ist diese Behandlung nicht nothi^.
Man taucht das Papier in eine Auflösung von 20 Gran Gelatioe
zur Unze Wasser. Diese Lösung wird auf 21^ R. erwärmt. Se
darf nicht stärker genommen werden , weil sonst die Gelatine auf
der Oberfläche liegen und nicht wie beabsichtigt eindringen würde.
Nach dem Trocknen lässt man das Papier auf folgender Mi-
schung schwimmen:
Gesättigte Auflösung von doppelt-
chromsaurem Kali 1 Theily
Wasser 2 Theile,
Nach drei bis vier Minuten trocknet man. Belichtet wird
unter einem Negativ. Nach dem Herausnehmen aus dem Copir-
' rahmen wäscht man das Bild zuerst in kaltem Wasser, um das
unveränderte chromsaure Salz zu entfernen, dann in warmem
371
Wasser, um die Gelatine aufzulösen. Wo das Licht gewirkt, zeigt
sich ein leichter Ton, den man durch Eintauchen in eine Mischung
gleicher Theile Schwefelsäure und Wasser fortnimmt.
Solche Bilder sind im trockenen Zustand ganz unsichtbar.
Taucht man sie aber in Wasser, so werden daraus sehr schöne
Transparentbilder. Der Effect ist ganz magisch. Beim Trocknen
verschwinden sie wieder.
Sollen die Bilder beständig sichtbar bleiben, so lasse man sie
auf einer Lösung tou arabischem Gummi schwimmen.
Terstärknng der Negatifs«
Von M. Carey Lea.
Beim Verstärken der Negativs konmit es zuweilen vor, dass
die Details zugedeckt, feine Linien begraben und Halbtöne in Lich-
ter verwandelt werden; namentlich bei der Quecksilberverstärkung
kommt dies leicht vor. Ich habe gefunden, dass durch nachherige
Anwendung einer sehr schwachen Cyankaliumlösung das Bild wie*
der vollkommen geklärt, gleichzeitig aber auch verstärkt ¥rird.
Wenn man das Negativ vor der Verstärkung hat trocknen
lassen, so sind die Ränder zuvor mit einem Band von Spirituslack
zu versehen; nach dem Trocknen des verstärkten Bildes ist die
Schicht mit einer Auflösung von Gelatine oder Gummi arabicum zu
überziehen, da sie ohne diese Massregel beim Trocknen sich
abblättern kann. Dreissig Gran Gelatine zur Unze Wasser sind
ein passendes Verhältniss. Eine schwächere Lösung macht nötliig,
das Negativ nach dem Trocknen zu firnissen, was jedenfalls anzu-
empfehlen, wenn viele Abdrücke von dem Negativ zu machen sind.
Die zum Klären der Lichter und zum Schwärzen des Queck-
silbemiederschlags dienende Cyanlösung darf nicht stärker sein als
1 bis 2 Gran zur Unze, und muss abgewaschen werden, sobald
sie ihre Wirkung gethan, da sie sonst den Niederschlag wieder zu
weissen strebt. Aus demselben Grunde muss man beim Aufgiessen
der Lösung darauf bedacht sein, eine recht gleichmässige Wirkung
zu erzielen; am besten wird die Lösung als Bad angewandt
Da dies Verfahren zu gleicher Zeit die Lichter klärt und die
Schatten intensiv macht, so dürfte es für die Verstärkung von Ne-
gativen nach Stichen sehr werthvoll sein, wo jede Spur von Schleier
vermieden und jede feine Schattimng bewahrt werden muss.
Ich bedauere fast, eine neue Anwendung des Cyankaliums in
der Photographie vorzuschlagen, eines Präparats, das wegen seiner
giftigen Eigenschaften so sehr zu fürchten ist. Am besten wird
PliotoffraphiBches Arcldr. Nr. 92. 16. October 1866. 30
372
man das Bild in ein Bad von 1 Gran Cyankalinm zur Unze Wasser
eintauchen; denn giesst man die Lösung über die Platte, so ist es
sicher, dass etwas davon über die Finger fliesst. Oft mag dies
allerdings nicht schaden, aber über kurz oder lang folgen die Uebd-
stände. Eigenthümlich ist es, dass die Fabrication von Cyankaliam
bei richtigem Yerständniss mit keiner Gefahr für die Arbeiter ver-
bunden ist, und zwar weil es nicht mit Wasser in Berührung
kommt. Das gelbe Blutlaugensalz wird einige Zeit erhitzt, bis das
Eisen als Kohlenstoffverbindung sich abscheidet. Das dadurch ge-
bildete Cyankalium gibt selbst im geschmolzenen Zustand keine
giftige Dämpfe ab, wenigstens bei der zur Schmelzung nöthigen
Temperatur; ich habe Cyankalium centnerweise in einer Fabrik
frei liegen sehen, ohne etwas von Blausäure zu riechen. Natürlich
kann dies nur in einem heissen Klima und bei trockenem Wetter
geschehen. Sobald Feuchtigkeit ins Spiel kommt, tritt Zersetzung
ein. Die Affinität zwischen der Blausäure und dem Kali ist so
gering, dass die Kohlensäure der Luft erstere Säure Bchon frei
macht, wodurch das Cyankalium in kohlensaures Kali verwanddt
wird und die Blausäure (Cyanwasserstofifsäure) entweicht
Hart's Hagnesinmlampe«
A^c
\^ '
Zwei oder drei Magnesiumdrähte werden fest zusammen-
gedreht; das eine Ende derselben steckt man in die Feder an dem
Rade A\ dann zieht man die Druckschreibe jB an, und dreht den
Magnesiumdraht auf die Axe. Die Kurbel B lässt sich zu diesem
373
Zwecke auf die Spindel von Ä schrauben. Das lose Ende des
Drahts wird dann durch die Führung und die Walzen bei C gelei-
tet. Wenn man E fest genug angeschraubt hat, bleibt der Draht
ruhig in seiner Stellung. Zum Gebrauch löst man die Schraube E
etwas, und dreht die Kurbel B. Auf dem Teller G steht eine
Weingeistlampe. Man leitet den Draht in den oberen Theil der
Flamme. Die Lampe lässt sich ohne Ständer anwenden, indem
man die Schraube D und die oben im Ständer befindliche Schraube
löst Zu dem letzteren Zweck ist auch die Handhabe F an der
Lampe angebracht Auf die vordere Röhre bei C steckt man einen
aus weissem Cartonpapier geschnittenen Reflector. Metallreflectoren
werden nicht empfohlen zu Porträt* Aufnahmen. Dem Carton kann
man durch ein Paar Schnüre jede beliebige Form ertheilen.
Photochemisehe Untersnehugeit
Von H. L Ro8€oe.
I. Einfaches Instrument zu meteorologischen Liohtmessungen
in allgemein yergleichbarem Maasse.'^
In einer früheren Abhandlung über meteorologische Licht-
messungen**) beschrieben Bunsen und Roscoe eine Methode, um
die photochemische Wirkung des gesammten Tageslichtes durch
Beobachtung photographischer Schwingangen zu bestimmen. Diese
Methode stützt sich auf das von beiden Forschem geprüfte Gesetz,
dass „innerhalb sehr weiter Grenzen gleichen Producten aus Licht-
intensivität und Insolationsdauer gleiche Schwärzungen auf Chlor-
silberpapier von gleicher Sensibilität entsprechen.^
Der in gedachter Abhandlung von Bunsen und Roscoe beschrie-
bene Pendelapparat macht es möglich, das photographische Normal-
papier für eine kurze, aber genau bestimmte Zeit dem Lichte aus-
zusetzen und einen Streifen von geschwärztem Chlorsilberpapier zu
erhalten, welcher auf seiner ganzen Länge eine stetig abnehmende
Schwärzung zeigt. Die Insolationsdauer für einen jeden Punkt
dieses Streifens kann aus der Schwingungsdauer und Schwingungs-
weite des Pendels genau innerhalb kleiner Bruchtheile an Secunden
bestimmt werden. Als Maasseinheit wurde diejenige Lichtintensität
angenommen, welche in einer Secunde eine gegebene, willkürlich
angenommene Schwärzung, die sogenannte Normalschwärzung her-
*) Poggendorffs Ann&len d. Phys. u. Chem. Band CXXIV Seite 353.
**) PoggendorlTs Aim&l. Band GXYII S. 529 und photograpliisoheB Archiv,
Band YI Seite 224.
374
Yorbringt Der umgekehrte Werth der Zeit, welche nöthig ist, auf
dem Papiere Normalschwärznng herTorzubringen, gibt die Intensitit
des wirksamen Lichtes ausgedrückt in der angeführten Maasseinheit
Nach dieser Methode sind von Bunsen und Roscoe Reihen von
Lichtmessungen ausgeführt worden. Dieselben sind jedoch äosserst
umständlich und zeitraubend. Auch kann der Apparat nnr bei
ruhigem Wetter benutzt werden und erfordert bei täglichen Beobach-
tungen eine beträchtliche Menge von photographiscbem Papier.
Roscoe hat daher einen Apparat ersonnen, welcher die ange-
führten Nachtheile vermeidet; derselbe nimmt wenig Raam ein nnd
kann bei jedem Wetter benutzt werden; dabei sind die Messungen
so einfach, dass man ohne Mühe eine regelmässige Reihe tag^cher
Messungen ausführen kann, und der Verbrauch von Papier ist so
gering, dass sich 45 verschiedene Bestimmungen auf 36 Quadrat-
centimeter desselben ausführen lassen.
Als Grundlage für die neue Methode dienen Streifen von pho-
tographischem Normalpapier, welche im Pendelapparat geschwant
worden sind. Von zwei solchen Streifen wird der eine in einer
Lösung von unterschwefligsaurem Natron fixirt, gewaschen und ge-
trocknet; auf ein mit einer Millimeterscala versehenes Brefctdiei
geklebt und sodann mit Hülfe des zweiten nicht fixirten Streifens auf die
Weise graduirt, dass bei dem Lichte der Natronflamme die Lage der
Punkte, welche die nämliche Schwärzung besitzen, abgelesen wird,
nachdem auf dem unfixirteh Streifen die Stelle der Normalschwäne
vorher genau bestimmt wurde. Wie nun mit Hülfe des fixirten und
genau verglichenen Streifens die chemische Wirkung des Tageslidiies
bestimmt werden kann, wird aus Folgendem sich ergeben.
Jedem auf die angegebene Weise fixirten und graduirten Strei-
fen wird eine durch die Yergleichung ermittelte Tabelle beigegeben,
welche den Werth der Schwärzung für jedes Millimeter längs des
Streifens, in der Maasseinheit ausgedrückt, angibt Insolirt man
dann ein Stück photographisches Normalpapier während einer
beobachteten Anzahl von Secunden, bis eine Schwärzung erhalten
wird, deren Intensität derjenigen irgend einer Stelle auf dem fixirten
Streifen gleichkommt, und bestimmt man die Lage dieser Schwär-
zung genau bei dem Lichte der Natronflamme, so findet man die
Intensität des wirkenden Lichtes ausgedrückt in der Maasseinheit,
indem man die Zahl, welche in der Intensitätstabelle der Stelle
gleicher Schwärzung entspricht, durch die in Secunden gegebene
Insolationszeit dividirt.
Um diese Methode zur Messung als zuverlässig betrachten zu
können, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:
375
1) Die Schwärze des fixirten Nonnalstreifens muss für einen
beträchtlichen Zeitraum unveränderlich bleiben.
2) Die Schattirung dieses Streifens muss ganz regelmässig ab-
gestuft sein, um durch Vergleichung mit dem graduirten Streifen
eine genaue Graduirung zu ermöglichen.
3) Gleichzeitige Messungen, welche mit verschiedenen graduir-
ten Streifen ausgeführt wurden, müssen genaue Uebereinstimmung
zeigen, sowohl unter sich, als auch mit Beobachtungen, welche
mittelst des Pendelapparates gemacht wurden.
Was die erste Bedingung betrifft, so hat Roscoe gezeigt, dass
die fixirten Streifen allerdings anfänglich etwas verbleichen, dass
aber das Verbleichen nach Verlauf einiger Wochisn aufhört und die
Schwärzung sich gleich bleibt
Auch die Graduirung der fixirten Streifen lässt sich, wie Roscoe
durch zahlreiche Versuche bewiesen hat, genau ausführen.
Die photometrischen Messungen selbst werden nun auf folgende
Weise ausgeführt. Ein Streifen photographisches Normalpapier wird
mit Gummi auf die Rückseite eines sogenannten Insolations-
bandes aufgeklebt. Dies letztere ist ein Streifen steifen, weissen
Papiers, in welchem an einer Stelle längs hintereinander neun runde
Löcher mit einem Locheisen ausgestampft sind, so dass, wenn man
das Ganze an das Licht brächte, dieses nur durch die erwähnten
Löcher auf die biosgelegten Stellen des photographischen Papiers
wirken könnte. Den Streifen schiebt man dann in eine oben und
unten offene, flache, enge Scheide oder Lade von Messingblech , auf
deren einer Fläche ein rundes Loch von 10 Millimeter im Durch-
messer ausgeschnitten ist, welches durch einen Schieber mit Leich-
tigkeit verdeckt und geöffnet werden kann. Die Messingscheide
wird dann am besten in horizontaler Lage auf einem Stativ befe-
stigt, das Insolationsband so geschoben, dass das erste seiner neun
Löcher gerade unter dem Loche in der Scheide steht; hierauf öffnet
man den das letztere verschliessenden Schieber, lässt das Licht
eine genau beobachtete Anzahl Secunden lang auf das blossgelegte
Chlorsilberpapier wirken und verschliesst dann den Schieber behend.
Wenn die Intensität des Lichtes so gross ist, dass die Insola-
tion höchstens zwei bis drei Secunden lang dauern darf, so wird
der Fehler, den man durch die unvermeidliche Ungenauigkeit in
Beobachtung des Oeffnungs- und Schliessungsmomentes begeht, be-
trächtlich. Um deshalb in solchem Falle durch längere Dauer der
Insolation diesen Fehler verkleinem zu können, wird die Intensität
des Lichtes dadurch in einem bestimmten Verhältnisse vermindert,
dass man eine kreisförmige geschwärzte Metallscheibe ans der zwei,
376
je ^li^ der ganzen Fläche betragende Sectoreo heransgeschoitten snd,
und deren Axe in ein Zapfenlager neben der Scheide am Stative
passt, durch einen Knopf am oberen Ende ihrer Axe in Drehung
versetzt. Die Drehnngsgeschwindigkeit hat offenbar keinen FJnHiygg
anf das Resultat.
Nachdem die Beobachtung vollendet ist und man Zei^nnkt
und Dauer der Insolation genau notirt hat, können noch die übrigen
acht biosgelegten Theile des Normalpapiers zu einer beliebigen
Zeit gerade so insolirt werden, indem man sie ebenfalls unter die
runde Oeffnung in der Messingscheide schiebt
Sind so nach und nach die neun Oeffnungen des Streifens dem
Lichte ausgesetzt 'gewesen, so kann man den Streifen heransnek-
men und einen neuen einführen, ohne dass man nöthig hätte, den
Apparat in ein verdunkeltes Zimmer zu führen. £s geschieht dies
mit einem kleinen, an beiden Enden offenen Sacke oder Aeimd
von schwarzer Seide, den man über das eine Ende der Messing-
scheide streift und mit einem Kautschukringe befestigt. Man bringt
dann die Hand in das offene Ende des Aermels ein, und zieht den
Streifen heraus, wobei man ihn aufrollt und dann bis zur Ablesong
aufbewahrt. Der neue Streifen wird im zusammengerollten Zustande
in den seidenen Sack eingeführt, dort entrollt und in die Scheide
eingeschoben.
Das Instrument, welches zu den Ablesungen benutzt wird, be^
steht aus einer Messingtrommel, auf deren C^linderfläche ein Stö^
steifes weisses Papier befestigt ist, worauf der fixirte Streifen ge-
klebt wird. Der Rand des Cylinders ist in Millimeter getheilL Die
Trommel dreht sich um eine horizontale Axe, welche an emtm
passenden Stative sitzt.
Das Insolationsband wird nur mittelst zweier, am Stativ sitzen-
den Schraubenklemmen gegen den graduirten Streifen gepresst Drdit
man die Trommel um ihre Axe, so passiren die verschiedenen
Schwärzungen des Streifens jedes der neun Löcher des InsolatlonB-
bandes und man kann bei dem durch eine Sammellinse darauf con-
centrirten Lichte der Natronflamme die Lage der Punkte auf dem
fixirten Streifen, welche gleiche Schwärzung mit jedem der nenn
Flecke des insolirten Streifens besitzen, leicht feststellen. Hat man
Gas zur Verfügung, so erhält man das monochromatische Natron-
licht leicht dadurch, dass man zwei an feinen Platindrähtchen ange-
schmolzene Perlen von kohlensaurem Natron in die farblose Flamme
eines Bunsenschen Brenners bringt. Steht Gas nicht zu Gebote, so
bedient man sich einer Weingeisüampe, deren Weingeist und Docht
mit Kochsalz gesättigt ist.
377
Roscoe hat übrigens schon mit Hülfe dieser von ihm so geist-
reich durchgeführten Methode, vorzüglich zu Manchester, Heidelberg
und Dingwall ziemlich zahlreiche Beobachtungen über die photo-
metrische Lichtstärke und ihre täglichen und jährlichen Wandlungen
angestellt und dadurch gezeigt, welch wichtiges Beobachtungselement
der practischen Meteorologie bis jetzt gefehlt hat. Jedenfalls ist
auch die Photographie dazu bestimmt, den Segen dieses werdenden
Zweiges der Photometrie mit zu gemessen. Dr. W.
Nene Anwendnigen des Hagnesinm.
Von W. White,
Vergangenes Jahr erst kam das Magnesium in den Handel und
schon ist es den Anstrengungen der Technik fast gelungen, dasselbe
dem allgemeinen Gebrauehe zugänglich zu machen.
Vergangenen Herbst fing man an, Draht daraus zu ziehen und
ergötzte und blendete sich und seine Freunde mit dem glänzenden
Lichte, was derselbe beim Verbrennen lieferte. Bald fand man,
dass die Verbrennung viel besser vor sich ging, wenn der Draht in
flaches Band verwandelt wird , und jetzt findet man in den Hand-
langen fast nur Magnesiumband.
Magnesium ist bis jetzt fast nur als Lichtquelle betrachtet wor-
den und das Hauptproblem, dessen Lösung man sich zum Ziele
gesetzt hat, ist die Aufsuchung der besten Art und Weise, das
Magnesium zu verbrennen.
Magnesiumlampen. — Nachdem einmal festgestellt war, dass
Draht oder Band die beste Form für die Verbrennang ist, kam es
blos darauf an, einen Apparat zu construiren, der immer so viel
Draht abwickelt, als gerade durch die Verbrennung verzehrt wird.
Die Erfindungen und Verbesserungen gingen rasch vorwärts.
Die ersten Versuche rührten von William Mather in Salford und
F. W. Hart in Kingland, von denen jeder eine Lampe baute, bei
welcher der Draht mit der Hand von einer Spule abgewickelt wird
und zwischen Rollen und dann durch ein Röhrchen in die Flamme
einer Spirituslampe geleitet wird, um ein etwaiges Wiederauslöschen
zu vermeiden. Ein Amerikaner, Alonzo Grant, Hess die Abwicke-
lung des Drahtes von der Spule durch ein Uhrwerk besorgen und
dies war schon ein wesentlicher weiterer Fortschritt. Früher kam
es heim Gebrauch des Magnesiumlichts oft vor, dass es plötzlich
verlosch. Wahrscheinlich kommt dies von kleinen Sprüngen oder
Blasenräumen im Drahte oder von darin eingeschlossenen Unrein-
heiten her. Durch Verbesserung der Fabrikation hat der Draht
378
jetzt eine Dehnbarkeit erlangt , * von welcher man vor einem Jahre
keinen Begriff hatte und das Verlöschen ist dadurch bedeutend
'seltener geworden, besonders wenn man Band anwendet Ich habe
solches ohne Unterbrechung eine halbe Stunde brennen sehen. Mit
Sicherheit kann man auch ohne Zuhülfenahme der Spiritoslampe
auf ruhiges Fortbrennen rechnen, wenn man ein doppeltes Band
anwendet, denn es ist sehr unwahrscheinlich, dass beide zugleich
verlöschen und so wird immer das eine die Verbrennung des andern
unterhalten. Ich weiss, dass eine Grant'sche Lampe mit Doppel-
band zwei volle Stunden ohne alle Unterbrechung brannte und durch
entsprechende Vergrösserung der Spulen für den Draht und des
Uhrwerks lässt sich ein beliebig lange Zeit ruhig brennendes Licht
erzielen.
Capitan Bamber von der königlichen Marine, auf Clarencehouae
in Jersey hat eine Magnesiumlampe für den gewöhnlichen Gebranch
in Minen, Tunnels und auf Eisenbahnen construirt. Das Instrmment
besteht aus einem circa 18 Zoll langen Mahagonikasten, in welchem
sich .ein aus vielen kleinen Rädern bestehendes Uhrwerk und eine
von diesem getriebene Trommel befindet, auf welcher der Draht
aufgewunden ist. Die Schnelligkeit, mit welcher durch Umdrehung
der Trommel der Draht in den Brenner geschoben wird, kann durch
einen Regulator verändert werden. Der Brenner befindet sich im
Brennpunkte einer stark gekrümmten Sammellinse, durch welche
das Licht als ein ungeschwächtes paralleles Strahlenbündel in weite
Entfernung gesendet wird. Capitän Bamber machte neulich Nachts
einen Versuch mit seiner Lampe auf der Peddington - Eisenbahn-
station und mit dem dünnsten Magnesiumband, was überhaupt
fabricirt wird, konnte man an einer 250 Yards entfernten Uhr die
Zeit ganz deutlich lesen.
Wo fehlt 68 noch? — Im Lampencapitel muss offenbar noch
mehr geleistet werden. Wir brauchen Apparate, mit denen man
eine Halle oder Gemäldegalerie des Abends erleuchten kann. Dies
geschieht am besten dadurch, könnte Jemand sagen, dass man das
Magnesium oben in der Mitte der Decke verbrennt. Dies isiaber nicht
wohl thunlich wegen des sich bildenden Qualms und der Asche
(weisse Magnesia), welche glühend heiss von der Decke herabfaDt
Wenigstens müsste erst ein sinnreicher Mechanismus ersonnoi
werden, der diesem Uebelstande abhilft, ohne doch irgendwie das
Licht aufzuhalten und viel Schatten zu verursachen,
Magnesitunfeile. — Es ist sehr die Frage, ob man auch dem
Magnesiumfeilpulver eine genügende Aufmerksamkeit gewidmet hat
Es dürfte am Ende nicht unausführbar sein, ganz feinpulveiiget
379
Magnesinin wie den Sand aus einer Sanduhr in eine Gas- oder
andere Flamme laufen zu lassen und dadurch ein ebenso gleich-
massiges Licht zu erhalten wie mit Draht oder Band oder einem
Uhrwerk.
Wozu dient's? — „Ein wunderbares, herrliches Licht; wozu
ist es aber nütz?" sagt der practische Mann. Als Franklin einst
in Betreff der Electricität auf ähnliche Weise gefragt wurde, ant-
wortete er, „Was nützt ein Säugling?^ Nun gut, das Magnesium
ist ein Säugling und trotzdem hat es schon so entschiedene Proben
seiner Mannbarkeit abgelegt. Eine seiner ersten Thaten war, dass
es des Nachts bei seinem Lichte eine Anzahl Porträts aufnehmen
Jless mit einer dem Sonnenlichte gleichen Wirkung. Sobald dies
geschehen, lag die Frage auf der Hand, warum man nicht auch
auf gleichem Wege Photographien von unterirdischen Räumen,
Catacomben, Crypten, Minen u. s. w. sollte erzielen können.
Professor C. Piazzi 8m3rth*8 Arbeiten. — Einer der ersten,
welcher die Anwendbarkeit des Magnesiums zu eben beregtem
Zwecke einer practischen Prüfung unterwarf, war der königl. schot-
tische Astronom Prof. Piazzi Smjth. Mancher unserer Leser wird
schon Ton dem wissenschaftlichen Streit über den ausgehöhlten
Granitblock im Innersten der grossen Pyramide gehört haben. Piazzi
Smyth hatte es sich zum Ziel gesetzt, diesen geheimnissvollen
Granittrog an das Licht zu ziehen und allen Zweifel über sein
eigentliches Wesen zu beseitigen. Mit Hülfe des Magnesiumlichtes
ist ihm dies auch gelungen. Die Welt wird nächstens von seiner
Hand ein diese Untersuchungen enthaltendes und mit vielen Photo-
graphien illustrirtes Werk erhalten. Einstweilen will ich mir
erlauben, folgende durch seine Güte mir zugekommene Notizen
hier mitzutheilen.
Photographische Aufnahmen in der grossen Pyramide. —
L Das Innere der grpssen Pyramide war allerdings sehr wenig
dazu geeignet, das Magnesiumlicht sich im vollen Glänze entfalten
zu lassen. Die Ventilationscanäle , welche Colonel Howard Vyse
im Jahre 1837 hergestellt hatte, waren durch die Araber vollstän-
dig wieder mit Sand und Steinen verstopft worden. Es ist nirgends
ein Weg ersichtlich, durch welchen die Luft ventilirt werden könnte
in einem Räume, in welchem während sechs Monaten des Jahres
täglich zahlreiche Besucher mit brennenden Kerzen das Ihrige thun,
die Luft zu verschlechtern. Die Luft war so mit Kohlensäure
überladen, dass ich mich überhaupt wunderte, dass das Maghesium
brannte. Es brannte, aber wie trübe, und der davon aufsteigende
Magnesiumqualm blieb 24 Stunden ruhig in der völlig unbeweg-
380
liehen Luft schweben, so dass innerhalb dieser 24 Stunden nur eine
einzige Aufnahme gemacht werden konnte. Bei einer zweiten Auf-
nahme bildete sich auf der Platte weiter nichts ab als die trübe
erleuchtete dicke Laft, welche zwischen der Camera obscura und
dem abzubildenden Objecte schwebte.
n. Mein Zweck war es eben nicht, ein malerisches, künst-
lerisch schönes Bild zu liefern, sondern ich wollte nur gewisse
innere Theile der Pyramide, welche Gegenstand der wissenschaft-
lichen Prüfung, aufnehmen, und dies habe ich auch, trotzdem sich
alles zu verschwören schien, die Wirkungen des Magnesiamlichtes
zu nichte zu machen, glücklich erreicht.
III. Als Beleg für meine Erfolge führe ich nur den Granit-
trog in dem Königsgemach der grossen P3nramide an. Nach des
verstorbenen Mr. Taylor Ansicht ist dieser Trog ein Normalhohl-
maass, von welchem unser alter angelsächsischer Malter abgeleitet
ist und zwar so, dass letzterer ein Viertel vom Inhalte des ersteren
bildet. Mit diesen Messungen stimmten aber die im Jahre -1799
von den französischen Academikem ausgeführten nicht überein,
indem dieselben den Inhalt des Granittroges um 6300 CubikzoUe
grösser angaben als die englischen Messungen. Um diese Diffe-
renzen zu beseitigen, nahmen wir das Magnesiumlicht zu Hülfe und
fertigten eine Reihe von Photographien des Troges an, nachdem
wir ein System von Maassstäben so an denselben befestigt hatten,
dass daraus sein innerer und äusserer Cubikgehalt leicht erschlossen
werden kann. Wir fanden auf diese Weise, dass dieses merkwür-
dige Granitgefäss vier englische Malter fasst.
Verhalten des Magnesiumlichtes zu den Farben. — Bne
Eigenthümlichkeit des Magnesiumlichtes ist die, alle Farben vöUi;
ebenso erscheinen zu lassen wie sie beim Sonnenlichte erscheinen.
Alle Farben: grün, blau, gelb, weiss, roth, violett, purpur u. s. w.
erscheinen vollkommen deutlich und unverändert. Diese Eigenschaft
des Magnesiumlichtes Hesse sich in Färbereien, Ausschnitthandlungoi
und ähnlichen Etablissements benutzen, um Abends oder bei trübem
nebligem Wetter Zweifel in Bezug auf die Farben der Stoffe so
beseitigen.
Magnesiumlegimngen. — Man hat das Magnesium mit ver-
schiedenen anderen Metallen ohne besondere Vortheil legirt Es
macht einige Schwierigkeiten, beim Zusammenschmelzen das Ver-
brennen des Magnesiums zu verhindern. Man kann dies leicht
verhüten, wenn man das andere Metall zuerst schmilzt und dann
das Magnesium mit einer Zange oder sonst wie untertaucht bis es
ebenfalls geschmolzen ist.
381
Eine Legirnng von Blei mit Magnesium brennt mit gutem
Liichte. Noch yorzüglicber sind in dieser Beziehung die Magnesium-
zinkleginingen. Legirungen mit Zink im VerhSltniss von 5, 10, 15
und 20 Procent lassen sich sehr leicht zu Draht verarbeiten und
verbrennen ruhig, aber mit schwächerem Liebte als reines Magne-
sium und verursachen mehr Qualm.
Zu Feuerwerkszwecken empfehlen sich die Zinkmagnesium-
legirungen besonders. In Gestalt von Pulver zum Bakeiensatze
hinzugefügt, geben diese ein schönes Licht und in Gestalt von
Draht sind sie selbst schon ein einfacher und effectmachender
Feuerwerkskörper.
Capitan Boltons Ansichten und VerBUche. — Niemand hat
für die Nutzbarmachung des Magnesiums mehr und umfassenderes
gethan als Capitän Bolton. Es ist bekannt, dass von ihm erst vor
drei Jahren der Oxjhjdrogen- Signalapparat in den Dienst der
englischen Flotte eingeführt wurde. Der glänzende Erfolg, den er
hiermit erzielte, würde manchen Anderen in Versuchung gebracht
haben, sich gegen jede Neuerung zu verschliessen. Bolton aber
kam bald durch Versuche zur Ueberzeugung, dass das Magnesium-
licht, abgesehen davon, dass es mit dem Ealklichte und dem elec-
trischen Lichte in Bezug auf Helligkeit auf gleicher Stufe steht,
auch noch den Vorzug einer grossen Handlichkeit besitzt Diese
Ueberzeugung bekannte er auch offen und machte sich daran, die
beste Art der Verwendung des Magnesiums zu seinen Zwecken
auszumitteln.
Zunächst gelang es ihm in Verbindung mit Capitän Colomb,
das Magnesiumpulver zu Signalfeuern in der Handelsmarine einzu-
führen. Diese Signale sind dazu bestimmt, am Hafen oder am Bord
eines einlaufen wollenden Schiffes bei trübem Wetter angezündet
zu werden. Sie brennen 3, 5 oder 8, die längsten 12 oder 15
Minuten und sind noch in einer Entfernung von 8 englischen
Meilen sichtbar. Die Kosten sind gering.
Die Mercantile Marine Association zu Liverpool forderte neulich
dazu auf, ein starkes rothes Licht zu Nachtsignalen anzuwenden.
In Folge dieser Aufforderung haben Bolton und Colomb ein solches
rothes Signallicht mit Hülfe von Magnesiumpulver hergestellt. Bei
15 Minuten Brennzeit kostet es 1 Sh. 6 P. und ist bei klarem
Wetter bis auf 10 Meilen sichtbar. Es unterliegt jetzt der Beur-
theilung obenerwähnter Gesellschaft
Welter hat sich Bolton auch noch damit beschäftigt, die Ver-
brennung von Magnesium in Form von Draht oder Band zu seinen
Zwecken nutzbar zu machen. Er hat uns über den Apparat, den
382
er hierzu verwendet, der jedoch noch nicht in allen Theilen vollendet
ist, nur so viel mitgetheilt, dass es ihm gelungen ist, durch den-
selben den bei der Verbrennung sonst entstehenden Rauch zu Ter-
zehren und bei noch etwas grösserer Complication auch die Asche
wegzuputzen, welche sich an dem brennenden Drahte bildet imd
den Glanz des Lichtes beeinträchtigt.
Mit dem noch nicht ganz ToUendeten Apparate iat es Bolün
dennoch gelungen, mit Magnesiumlicht von Shoeburyness nach dem
acht Meilen entfernten Great Eastern zu signalisiren und tob
Portsmouth nach den sechszehn Meilen entfernten St Catherine'!
Downs auf der Insel Wight.
Sollte ßolton wirklich erreichen, was er erstrebt, so wäre die
Anwendung des Magnesiums auf allen Schi£fen und Leuchtthärmai
Europas gesichert. Man befreie das Magnesiumlicht vom Qualm
und von der Asche und kein anderes Licht kann mit ihm die Coih
currenz aushalten.
Magnesium in Amerika. — Auch in Boston hat man begonnes,
Magnesium zu fabriciren. Vielleicht hätten wir, wenn der Biirge^
krieg in Amerika nicht so glücklich beendet worden wäre, manche
neue Anwendung des Magnesiums von dort lernen können. Wir
erstaunten, als wir vergangenen Februar in der Times und anderes
Blättern lasen, dass die Blokadebrecher ein unerwarteter Sdikg
träfe, da man begänne, das ihnen günstige Dunkel der Nacht durch
Magnesiumlicht zu verscheuchen.
Andere Anwendungen des Magnesiums. — All unser Bestre-
ben ist bis jetzt darauf gerichtet gewesen, das Magnesium als Licht-
quelle auszubeuten. Sicher ist es aber auch noch anderer Nnti-
anwendungen fähig. Es ist vielleicht das verbreitetste Metall in
der Natur, denn es findet sich aufgelöst im Meereswasser und bildet
grosse Massen des Festlands. Wenn es wahr wäre, was manche
sagen, dass alles in der Schöpfung um des Menschen willen vor-
handen sei, welche Zukunft hätte dann das Magnesium ! £s ist 60
Jahre her, dass Humphry Davy seine Existenz nachwies und es
wird nun endlich Zeit, dass man diesen ersten Wink practisch zd
verwerthen beginnt.
Obernetter's Emailverfahren.
In der vorigen Nummer theilten wir die Emailverfahren voo
Joubert und Julius Leth mit; heute sind wir in der Lage, unsere
Leser auch in Besitz des Obernetter'schen Verfahrens zu setieii,
da die Specification des englischen Patents auf diese Methode kon-
lich veröffentlicht wurde.
383
Dieselbe lautet so:
Man nehme
Gummi arabicum ... 5 Theile,
Zucker 15 ^
Glycerin 5 „
Doppeltchromsaures Kali. 6 ^
Wasser 100 y,
Diese Substanzen werden gemischt, gelöst und im Dunkeln
aufbewahrt. Eine Glasplatte wird damit gleichmässig über-
zogen und im Dunkeln bei einer Temperatur von 30 bis 50^ C.
getrocknet. Die trockene Platte wird unter einem Transparent-
positiv (Diapositiv) belichtet, bis das Bild schwach sichtbar ist Die
Belichtung dauert ungefähr so lange wie beim gewöhnlichen Silber-
papier.
Wenn das Bild aus dem Copirrahmen genommen ist, trägt man
mit einem Pinsel eine Mischung von hundert Theilen Porzellanfarbe
und Flussmittel, und einem Theil pulverisirter Seife. Wenn das
Bild genügend kräftig geworden ist, überträgt man es auf folgende
Weise von der Glasplatte auf die Fläche, auf die es eingebrannt
werden soll. Das Bild wird mit RohcoUodion ül^erzogen, und nach
dem Trocknen in schwach alkalisches Wasser getaucht, welches die
Collodionschicht mit dem Bilde ablöst. Man wascht die Schicht
gut aus, indem man sie mehrmals in reines Wasser eintaucht ; dann
befestigt man sie mit Gelatine auf der betreffenden Fläche, das
Collodion nach oben, damit man es durch Alkohol-Aether abwaschen
kann. Das Bild wird sodann im Muffelofen eingebrannt
Der Gelatine-Ei!
Mr. Nelson Cherrill empfiehlt in der Photographic News fol-
gende Vorschrift:
Schwefelsäure . . 1 Unze,
Wasser .... 1 „
Nach dem Erkalten wird zugesetzt:
Gelatine .... 2 Drachmen.
Man rührt um und lässt zwölf Stunden stehen; man verdünnt
mit Wasser, alkalisirt mit Ammoniak und säuert mit Essigsäure
wieder an. Nun setzt man soviel Wasser zu, dass das Volum
30 Unzen beträgt, löst darin eine Unze Eisenvitriol und setzt eine
Unze Essigsäure zu. Dieser Entwickler fliesst sehr gut über die
Platte, arbeitet ziemlich langsam, und gibt das Detail sehr gut
wieder.
SmitVs AifklelwHuchüiC.
Dieser Apparat bezweckt, das unangenehme AnfroUen dn
Bildes zu verhüten, daa Bild während der Operation des AntUebeu
festzuhalten, und das richtige Aufkleben zu erleichtern. Die [Fonn
des Apparats ist aus nachstehender Zeichnung etsichtlich.
Auf einem Holiklotz, der mit einer Basis in Verbindong Ab,
befindet sich eine Zinkplatte von der genauen Grösae des Tiäten-
kartenbildes. Darüber ist ein Stück weisses Nessel gespannt mi
rermittelst eines Eautachnkbandes um den Klotz befestigt Dien
Stoff wird mit reinem Wasser getrSnkt. Das zugeschnittene BiU
wird mit der Bildseile auf das Nessel gelegt; die Feachtigteii
bewirkt, dass es sofort glatt und fest liegt, während man es nt
Kleister bestreicht. Sobald dies geschehen, legt man den Cut«
so auf, dass er die drei Führnngen beriihrL Man drückt ihn u
und hebt ihn mit dem Bild wieder ab. Die Führungen lassen adi
dnrch Schrauben bequem nach der gewünschten Breite des Caitm-
randes stellen.
^n ®orrt|jionlimltn.
H. L. in Kaeitcialtt. — I. Di« sUbergllnitEideii Flecken luf Ibren Stptit-
platten rfibren von nichts anderem her als von DUsauberen OlSseni- Wenn Sit
dis FUtten vor d«m Oebranch iwei Tage lang in eine Mischung von
Scbwereleäure .... I Theil,
Doppeltet! romi. Kali . . 1 „
Hassel 15 Tbaüe
Itgta, dtDD gm abwaschen, trocknen und wie gewöhnlich putzen, so werda St
niemals mehr mit eolchen Flecken lU thnn haben. — 2. Goldirblorid ist bwc
— 3. Werbseln Sie des Nasser eo oft aU mCglich; mahntDndigcs LiegolMM
in demselben Wassei ist nicht zu empfehlen. Handle Bnumeowisser beviii«
bei längerer Einwirkung GelhOirbailg der Veisgen.
C. K. in Hunbtu^. — Ihre Negativ» sind viel lu schwicb. Tenaden ^
eiiunal Cirey Lei's Entwickler und halten Sie Ihi Dankelummer gani dutd
Die Belichtongezelt scheinen Sie noch nicht genügend gemeistert zu haben, vai|-
■tena ist keins der eicgesuidtea Bildet richtig belichttt.
E. F. in Faiia. ^ Die gewünschte Auekanft finden Sie in Ni^ce't tt-
cherches photographlquea , Pari«, 18BB (A. Gaudin et frire) ond in Pottnia') ;
Tititi de llmpressiou pbotographiqoe 1863 [Leiber).
Photographisches Archiv.
BandL TI« ~ IVr. 9S» - t, HoTembcp t8«A<
lieber Carey Lea's Gelatine-Eisenentwickler.
Die DarstelluDg dieses schon früher besprochenen Entwicklers
ist keine ganz leichte, wenigstens muss man dabei yorsichtig yer->
fahren. Dagegen sind die Yortheile dieses Präparats vor allen
bisher bekannten so unbestreitbar, dass es sehr su wünschen wäre,
eine einfache and sichere Methode zu seiner Darstellung zu be-
sitzen. Carey Lea selbst empfiehlt Oelatinschwefelsäure mit Eisen
au sättigen; andere ziehen die einfachere Methode vor, die Gelatin-
schwefelsäure durch ein Alkali zu neutralisiren und mit Eisenvitriol-
lösung zu mischen. Wie es scheint, gibt die erste Methode ein
Präparat, welches etwas intensiver entwickelt, als das zweite, doch
sind die Meinungen hierüber noch getheilt. Bedeutend ist wenig-
stens nach unserer bisherigen Erfahrung der Unterschied nicht. Beide
Präparate fliessen ohne Alkoholzusatz leicht und wie Oel über die
gesilberte Platte, sie entwickeln sehr kräftig und halten die Schatten
ganz klar, selbst bei sehr langer Einwirkung ; wenn eine Verstärkung
nöthig ist, braucht man nur der Flüssigkeit etwas Silberlösung bei-
zufügen, sie trübt sich nicht damit.
Wir theilen nun einige in letzter Zeit mitgetheilte Vorschriften
aur Bereitung dieses Entwicklers mit Professor Dawson empfiehlt
(im British Joamal) eine Unze starker Schwefelsäure (oder entspre-
chend mehr schwache) mit vier Unzen Wasser gut zu mischen.
In die Mischung tauche man dreihundert Gran Gelatine mit einem
Glasstab ganz ein. Gewöhnlicher Leim, wovon das Pfund fünf
Silbergroschen kostet, ist so gut wie die beste Gelatine, wenn man
ihn vorher in Wasser legt und in Streifen zerschneidet Nach
vollendeter Auflösung des Leims (was einige Stunden erfordert)
giesse man noch zwei Unzen Wasser zu, rühre gut um und lasse
erkalten. Das letztere ist absolut nöthig, ehe man das Eisen zu-
31
386
setzt, da durch die Wärme Freiwerden von Wasserstoff und Zer-
setzung der Gelatinschwefelsäure erfolgt Die nun folgende Opera-
tion misslingt, wenn man nicht die Vorsicht anwendet, das Dsen
allmälig, nicht auf einmal, zuzusetzen. Man werfe also zunächst
nur zwanzig Gran feine reine Eisenfeile hinein. Wasserstoff beginat
sich zu entwickeln und die Lösung entsteht langsam. Natürlick
darf hierbei nur ein offenes Gefäss angewendet werden. Nad
einer oder zwei Stunden gebe man wieder zwanzig Gran Eisenfole
hinzu, und dies wiederhole man einigemal während des Tages. Anf
diese Weise entsteht kein Aufbrausen. Allmälig setzt man unter
Umrühren zwei Unzen Wasser zu, um das Eisensalz zu lösen ; dani
wirft man eine überschüssige Menge Eisenfeile hinein, zur gänzlicha
Neutralisation der Säure. Während der nächsten vier Tage rührt
man öfters um. Zuweilen wird es nöthig, noch etwas Wasser
zuzusetzen.
Schliesslich verdünnt man die Flüssigkeit auf zwanzig Unzen,
löst darhd zwei Drachmen essigsaures Natron, um die letzten Spam
freier Säure zu neutralisiren , und filtrirt. Entwickelt dies zu eBe^
gisch, so verdünne man mit Wasser oder mit schwacher Eisen?!-
triollösung. Statt der Eisenfeile kann man auch anfangs ein paar
blanke Eisendrähte in die Gelatineschwefelsäure setzen, da £ese
weniger Oberfläche haben.
Die zweite Methode ist einfacher, aber nach der Ansidit einiger
ist das Präparat nicht so wirksam, wenngleich es vor den gewöhn-
lichen Eisenlösungen die angegebenen Vorzüge besitzt Man löse
wie vorbin 300 Gran Gelatine in einer Unze starker Schwefelsim«
und vier Unzen Wasser. Dies verdünne man auf fanfiEelm Unzen
und neutralisire dann fast ganz mit Ammoniak. Die vollständige
Neutralisation bewirkt man durch Zusatz von zwei Drachmen essig-
sauren Natrons. Diese Lösung mischt man vor dem Gebrauch aü
gleichviel gewöhnlichem Eisenentwickler.
Herr H. Cooper hält diesen neuen Entwickler für eine da
nützlichsten und wichtigsten Erfindungen der letzten Zeit £r be
reitet ihn so:
Zwei Drachmen Gelatine werden mit vier Drachmen Wasss
in| ein Steingutgefäss gegeben und mit einer Unze Schwefelsime
versetzt. Dies muss sehr langsam und unter Umrühren geschehen.
Die Mischung wird warm und die Gelatine beginnt sich zn losen.
Nach 24 Stunden setzt man vier Unzen Wasser zn und neutraliart
mit Ammoniak vollständig. Keine Spur Schwefelsäure darf zurück-
bleiben. Man erhitzt zum Kochen, verdünnt mit Wasser auf adrt
Unzen und filtrirt. Dies ist Lösung Nr. 1.
387
Um Nr. 2 zu bereiten, lege man eine Drachme Gelatine in
6 Unzen Wasser, und setze nach einigen Standen 2 Unzen Eisessig
zu. Die Gelatine löst sich bald. Nachdem man die Lösung sich
hat klären lassen, vermische man sie mit Nr. 1. Wenn man Nr. 2
in Nr. 1 giesst, entsteht ein milchiger Niederschlag, der sich in
einem Ueberschuss von Nr. 2 löst.
Dann mischt man
Eisenvitriol 25 Gran,
Obige Mischung ... 2 Drachmen,
Wasser ...... 1 Unze.
Einfacher als alle diese Vorschriften ist die des Herrn Jabez
Hughes, dem nach den ursprünglichen Angaben von Mr. Carey Lea
kein gutes Präparat darzustellen gelungen war, und der deshalb
einen anderen Weg aufsuchte, dem Entwickler Gelatine zuzusetzen.
£r empfiehlt:
Eisessig 1 Unze,
Destillirtes Wasser . . 3 Unzen,
Gelatine 60 Gran.
Man schüttelt von Zeit zu Zeit. In einer Stunde ist die Ge-
latine gelöst. Ferner löst man
Eisenvitriol ..... 2 Unzen,
Destillirtes Wasser . . 40 „
filtrirt, und mischt mit der Gelatinelösung.
Die Mischung fliesst ohne Alkohol wie Oel über die Schicht
und mischt sich leicht mit dem darauf befindlichen Silber. Bei
richtiger Belichtung kommt das Bild langsam hervor ; sollte es nicht
kräftig genug werden, so giesse man den Entwickler in das Glas
zurück und wieder auf die Platte; und wenn er mit der Zeit sich
trübt, ersetze man ihn durch frische Lösung, die man mit einigen
Tropfen Silberlösung mischt. Ist aber das Licht gut und sind die
Chemiealien in guter Stimmung, das GoUodlon nicht zu frisch, so
erhält man die nöthige Intensität sofort. Nach dem Fixiren (Herr
Hughes wendet nur Natron an) ist das Bild viel brauner und kräf-
tiger als mit dem gewöhnlichen Entwickler; die braune Färbung
nimmt beim Trocknen zu und verliert sich wenig beim Firnissen.
Da dies Verfahren grosse ^Brillanz und sehr klare Schatten gibt,
so hüte man sich vor zu grosser Härte.
Da noch manche Photograpken ihre Negativs mit Cjankalium
fixiren, so wird es von Nutzen sein, wenn wir die Erfahrung des
Herrn Dawson roittheilen, dass die mit dem Lea'bchen Entwickler
hervorgerufenen Bilder durch Cyankalium geschwächt werden. Er
zerschnitt eine Stereoskopplatte in der Mitte mit dem Diamant (ohne
388
die beiden Hälften von einander zu trennen) nnd madite darauf
eine Aufnahme, die er mit der Lea*8chen Flüssigkeit entwickelte.
Dann trennte er die Hälften nnd fixirte die eine mit nnierschwefli^*
sanrem Natron, die andere mit ziemlich starker CyankaliumlSsiiiig.
Die erste Hälfte war nach dem Fixiren viel intensirer als die andere.
Hieraus geht hervor, dass man solche Negativs besser mit nnter-
schwefligsaurem Natron fixirt. Mr. Dawson stellte noch folgendeo
vergleichenden Versuch an. Er präparirte noch eine zerschnittene
Stereoskopplatte, belichtete sie und zerbrach sie darauf. Eine Hälfte
wurde mit gewöhnlichem Eisenentwickler, die andere mit dem Lea-
sehen Präparat entwickelt Wie erwartet, war letztere viel inten-
siver. Aber nachdem beide Theile fünf Minuten in einer lOpro-
centigen Cyankaliumlösung geblieben, war kein Unterschied mehr
vorhanden. Die mit gewöhnlichem Eisen entwickelte Platte sehien
nichts verloren zu haben. Freilich lässt man beim Fixiren die
Cyanlösung niemals fünf Minuten lang auf der Platte ; aber immei^
hin ist diese Beobachtung bei Anwendung des neuen Yerfahreos io
Betracht zu ziehen.
TrockenTerfahren.
Ackland*s Modification des Fothergill-Terfahrens.
Das ursprüngliche Fothergill - Verfahren , wie es vom Autor
selbst in Nr. 9 dieses Archivs mitgetheilt wurde, hat seit jener Zeit
mancherlei Modificationen erlitten. Es bestand darin , dass eine
coUodirte Platte gesilbert, und in einer gewissen Menge Wasser
gewaschen, dapn mit Eiweiss übergössen, und schliesslich gut ab-
gewaschen wurde. Da das Silber aus der Collodionschlcht nichk
gänzlich entfernt wurde, so schlug sich beim Aufgiessen des AlbiH
mins eine gewisse Menge Silberalbumins darin nieder. Das unvei^
änderte Eiweiss wurde abgewaschen. -- Constantere Resultate ab
dies Verfahren gab die Modification von Bartholomew, wonach &
Platte nach dem Silbern tüchtig gewaschen, und danach mit einer
Auflösung von Silberalbuminat in Ammoniak überzogen wurde. —
Neuerdings theilt Mr. Ackland eine andere Modification mit Sie bestdit
darin, dass nach dem Auftragen des Albumins die Platte mit vei^
dünnter Essigsäure übergössen wvd, die das Silberalbuminat in den
Poren des Collodions in bestimmter Menge präcipitirt.
Gewöhnliches bromjodirtes Collodion wird in einem schwach
angesäuerten Silberbad von 7 pCt. sensitirt, gut gewaschen und mit
folgender Mischung bedeckt:
Nr, 1.
389
Salpetersaures Silber
8 Gran,
4 Unzen.
4 Drachmen,
1 Drachme,
4 Unzen.
DesliUirtes Wasser .
Präparirtes Albmnin
Nr. 2. { Aomioniak . . .
Wasser
Gleiche Tbeile von 1 and 2 werden kurz vor dem Gebrauch
gemischt. Die Mischung giesst man zwei* bis dreimal auf die
Platte. Dann lässt man fünf Minuten abtropfen und giesst ver-
dünnte Essigsäure
Eisessig 1 Drachme,
Wasser 10 Unzen,
sechsmal auf und ab, spült gut ab und trocknet.
Das obenerwähnte Albumin wird so präparlrt:
Albumin 8 Unzen,
Wasser 1 Unze,
Eisessig 24 Tropfen.
Man mischt die Säure mit dem Wasser und setzt das Eiweiss
zu; dann rührt man gut um, filtrirt nach einer Stunde durch
Musselin, und versetzt das Flltrat mit einer halben Drachme vom
stärksten Ammoniak. Gut verkorkt hält sich dies Albumin minde-
stens ein Jahr.
Die Empfindlichkeit dieser Platten ist grösser als die der ge-
wöhnlichen Fothergill-Platten. Mit einer Landschaftslinse von 4t%
Zoll Brennweite und V« ^^^^ Oe£fhung dauert die Belichtung etwa
30 Secunden.
Zum Entwickeln braucht man eine Lösung, von 100 Gran Py-
rogallussäure in 2 Unzen Alkohol. Für eine Stereoskopplatte nimmt
man zwei Drachmen Wasser, die man mit 10 Tropfen obiger Lö-
sung versetzt und auf die Platte giesst. Sobald alle hohen Lichter
deutlich sichtbar sind, setzt man einen Tropfen Silberlösung zu
(6 Gr. Silbemitrat, 6 Gr. Citronsäure, 100 Gr. Wasser). Nach
zwei- bis dreimaligem Aufgiessen wäscht man die Platte ab und
verstärkt sie mit Pyrogallussäure (4 Gr. Pyrogallussäure, 1 Gr. Citron*
säure, 960 Gr. Wasser) und einigen Tropfen saurer Silberlösung.
Die Schicht haftet sehr fest am Glase, es ist also keine Unter-
lage erforderlich.
lieber das Pyroxylin.
M. Blondeau überreichte der französischen Academie der
Wissenschaften eine Arbeit über Pyroxylin, die eine vollständige
Geschichte dieses Stoffes und unserer jetzigen Bekanntschaft mit
demselben bildet Die zehn Kapitel umfassen folgendes:
390
Pyroxylin ist eine bestimmte Verbindung einer mit der CeUnloM
isomeren Substanz, der Fulminose und Salpetersäure. Es
explodirt bei 140^ C, weil bei dieser Temperatur die Fulminose in
Wasserdampf und Kohlenstoff zerlegt wird. Letzterer wird durdi
den Sauerstoff der Salpetersäure in Eohlenoxyd verwandelt und die
Explosionsproducte sind: Kohlenstoff, Stickstoff und WasserdampL
Die Formel des Pyroxylins ist: C24H20O20 (N05)5.
Pyroxylin ist eine fünfbasische wasserfreie Säure, die man
Pyroxylsäure nennen sollte. Sie verbindet sich mit fünf Aeqni-
valenten Wasser zu Collodion, einer wasserhaltigen Säure, die
sich mit Basen verbindet.
Fulminose verbindet sich mit fünf Aeq. Salpetersäure nur unier
Einwirliung von Schwefelsäure. Verwendet man nur Salpetersäure
bei der Präparation, so erhält man eine weit weniger detonirende
Verbindung, die nur 4 Aeq. Salpetersäure enthält und die wir
salpetersaure Baumwolle nennen. Diese kann auch wasserhaltig
werden und heisst dann XyloVdin, welches sich zu salpetersanrer
Baumwolle verhält, wie Collodion zum Pyroxylin.
Pyroxylin verbindet' sich mit Ammoniak zu einer Art von Amid,
und dieses geht mit Säuren Verbindungen ein, die mit Salzen Aehn-
lichkeit haben.
Bei 100^ C. wird das Pyroxylin all mälig zersetzt, indem zuerst
Salpetersäure frei wird. Zuweilen entsteht unter dem £influss der
Wärme Ammoniak, das sich mit dem nicht zersetzten Pyroxylin zu
dem eben erwähnten Amid verbindet
Bei gewöhnlicher Temperatur zersetzt sich das Pyroxylin lang-
sam, rascher in der Wärme. Es erlangt Stabilität durch seine Ver-
einigung mit Ammoniak; es bildet daim die Verbindung:
C24 H20 O20 (^04)5 (NH2)5 (pentamide cellulo-nitrique).
Diese Verbindung entsteht aber nur nach und nach, die ange-
gebene Verbindung ist nur eine Grenze, nach welcher die Körper
streben, die durch die Formeln
CmH2o02o(NO,)«(NO,)(NH2)
C24H2„02o(N03)2(NOJ,(NH2)a
ausgedrückt werden.
Unterbricht man die Wirkung des Ammoniaks, wenn sich die
erste Verbindung gebildet hat, so erhält man ein Pyroxyl, welches
noch seine ganze explosive Kraft besitzt, zugleich aber eine solche
Beständigkeit zeigt, dass es nicht nur bei gewöhnlicher Temperatur
unveränderlich ist, sondern sich auch bei 100^ noch nicht zersetit
Zu diesem Zwecke setzt man gute Schiessbaumwolle 4 Stunden
lang der Einwirkung ammonialcalischer Dämpfe aus. Das Pymxyl
391
wird dabei gelblich und gibt getrocknet ein wirkaameres Prodoct ak
das gewöhnliche ist.
Das ammoniakalische Pyroxyl verbindet sich mit Chlorwasser-
stoff zu einer Art Salz , C,^ Hgo Ojo (N04)5 (^2)5 (ClEQg , das so
explosiv als das gewöhnliche Pyroxyl ist, aber sich weder bei ge-
wöhnlicher Temperatur) noch bei 100® entzündet Man erhält es
durch halbstündiges Kochen von SchiessbanmwoUe mit einer starken
Chlorammoniumlösung, Auswaschen und Trocknen in der Sonne.
Die Producte der Verbrennung dieses Pyroxyls sind verschie-
den von denen des gewöhnlichen, denn ausser Eohlenoxyd und
Wasserdampf fand sich unter denselben Cyan, Chlorammonicun,
Chlorwasserstoff, Stickstoff und freier Wasserstoff.
Heber Pyrogallassäiire-Bereitiuig.
In der letzten Sitzung der Pariser Academie des Sciences zeigte
Dmnas ein vortreffliches photographisches Portrait vor, das mit
Pyrogallussäure entwickelt wurde, die Henr de Luynes nach einer
neuen Methode bereitet hatte. In Folge der Ausdehnung der An-
wendung dieses Stoffes in der Photographie wird er in ziemlich
bedeutenden Quantitäten fabricirt Man erhält ihn durch Zersetzung
der Gallussäure in Pyrogallussäure und Kohlensäure durch die An-
wendung von Wärme. Der jetzt angewandte Darstellungsprocess
ist sehr unvollkommen, da man statt der theoretischen 70 Procent
nur 25 bis 30 Procent Pyrogallussäure gewinnt. Herr de Luynes
ist zu entschieden vortheilhafterem Resultat gelangt, indem er
Gallussäure in einem hermetisch verschlossenen Gefass auf 200 Grad
C. erhitzte. Dem Memoir der Herren de Luynes und Esperandieu
entnehmen wir folgende Mittheilungen:
Die Pyrogallussäure wurde zuerst durch Berzelius und Bra-
connot untersucht, und bildete im Jahre 1834 den Gegenstand
bemerkenswerther Forschungen von Pelouze, der ihre Haupteigen-
schaften und die Bedingungen ihrer Bildung beschrieb.
Durch die Arbeiten von Chevreul, Regnault und Liebig erhielt
die Pyrogallussäure zahlreiche nützliehe Anwendungen; ihre Be-
nutzung zur Luftanalyse, zur Entwickelung photographischer Bilder.
zum Haarfärben rechtfertigen vollkommen den wichtigen Platz, den
sie unter den chemischen Producten einnimmt.
HinsichtÜQh ihrer Eigenschaften und Zusammensetzung ist die
Pyrogallussäure dem theoretischen Chemiker von grossem Interesse.
Der erste Punkt, der unsere Aufmerksamkeit auf sich zog, war
die Bereitungsweise der Pyrogallussäure.
Nach Pelouze wird Gallussäure in einer Retorte im Oelbade
von 210 ö C. erhitzt, und vollständig in Kohlensäure und Pyro-
gaUussäure zersetzt: C^^H^O^o^ 2C0^-f C^^h^O«.
In der Retorte bleibt nichts, oder nur ein unwägbarer Rückstand.
Nach obiger Gleichung müssen 100 Theile trockene Gallussäure
71,1 Theile Pyrogallussäure geben. Die gegenwärtig gebräuchlichen
PhotograpUBches Arcliir. Nr. 93. 1. Norember 1865. 21
392
Verfabren geben aber nar 25 Procent, also yiel weniger als «He
theoretische Menge.
Dumas hat in seinen Vorlesungen oft auf die Nothwendigkeit
hingewiesen, die Körper vor der Operation zu wiegen und ebenso
nachher die Zersetzungsproducte. Dass Gallussäure in KohlensSore
und Pyrogallussäure zerlegt wird, daran ist nicht zu zwdfeln;
folglich ist die jetzige Bereitungsweise mangelhaft. Dennoch wurde
ihr die Aufmerksamkeit mehrerer bedeutender Chemiker zugewandt
1843 theilte Stenhouse die jetzt allgemein angewandte Methode mit,
die Säure in Pappkegeln zu sublimiren. 1847 erhielt Professor
Liebig einen Ertrag von 31 bis 32 Procent, indem er die Grailos-
säure mit ihrem doppelten Gewicht Bimstein mischte, das ganze in
einer Retorte im Oeibad erhitzte und die Sublimirung in einem
Strom von Kohlensäure vornahm.
Diese so geringe Ausbeute ist daher zu erklären, dass Stoffe,
wie Pyrogallussäure, Orceüi und analoge Verbindungen, die bei
gewisser Temperatur ohne Zersetzung flüchtig sind, sich dennoch
zersetzen, wenn diese selbe Temperatur zu lange auf sie einwirkt
Die Destillation dieser Stoffe wird also bei gewöhnlichem Druck
durch die Zeitdauer unmöglich gemacht.
Wir haben also zunächst die Gallussäure roUständig in Kohlen-
säure und Pyrogallussäure zu zersetzen, indem wir sie in engen
Gefässen der Einwirkung von Basen und Wasser unterwerfen, wie
einer von uns dies schon bei der Bereitung von OrceKh gethan hat;
die Reaction findet rasch statt, aber die Entfernung der Basen
benötftiigt umständlicher Manipulationen. Wir fanden, dass die
Pyrogallussäure bei 200 ^ C. mit dem Kalk verbunden bleibt und
die Kohlensäure fast gänzlich vertrieben wird. Darauf versuchten
wir reines Wasser und die dadurch erhaltenen Resuliate übertrafen
unsere Erwartungen.
In einen Broncetopf gaben wir Gallussäure mit ihrem zwei- bis
dreifachen Gewicht Wasser. Die Temperatur wurde dann auf 210
bis 215^ C. gesteigert, nachdem sie eine halbe Stunde eingewirkt,
Hessen wir erkalten und öffneten den Topf, der fast farblose
Pyrogallussäure enthielt Diese kochten wir mit etwas Thierkobie,
filtrirten und kochten über offenem Feuer, um das W^asser zu ver-
jagen. Beim Erkalten crystallisirte die Pyrogallussäure in Gestalt
einer gelbröthlich gefärbten harten Masse. Um sie ganz weiss aa
erhalten, braucht man sie nur im luftleeren Raum zu destiUiren.
Die Ausbeute entspricht der theoretischen Menge, zuweilen ist sie
grösser, da die Pyrogallussäure etwas Wasser zurückbehält.
Der Kessel hat die Form eines Papin'schen Topfs, und wir
wendeten Ringe von Pappe an, um die Adherenz des Deckels am
Kessel zu bewirken. Bei den ersten Versuchen waren wir erstaunt,
keine Kohlensäure zu finden, da diese durch den Verschluss entwichen,
während der Wasserdampf zurückgeblieben war. Einige mit Kalk-
Wasser und Baryt gefüllte Probirgläser, die wir in den Kessel steil*
ten, bewiesen durch Verwandlung ihres Inhalts in Carbonate das
Vorhandensein der KoMensäure.
393
Seile's neuer Tersttrker«
Aus Humphrey's Journal.
Nach Versuchen, die wir mit dieser Vorschrift ansteUten, glau-
ben wir, dass sie die beste alier bis jetzt veröffentlichten ist; die
Lösung ist leicht zu bereiten, wirkt energisch, und erzeugt braun-
rothe Negativs, die sich sehr gut copiren. Man verstärke etwas
mehr als schliesslich nöthig, denn die Schatten werden durch das
Firnissen durchsicbtiger.
Nr. 1. Ferrldcyankalium ... 10 Gran,
Wasser 1 Unze,
Nr. 2. Schwefelsaures Uran . . 10 Gran,
Wasser 1 Unze.
Die Lösungen werden zu gleichen Theilen gemischt, und lassen
sich wiederholt anwenden, bis sie erschöpft sind. Ehe man die Mi-
schung aufgiesst, muss das Eiden vollkommen abgewaschen werden,
da sich sonst blaue Flecke bilden.
Wahrscheinlich lassen sich auch Albuminbilder mit dieser Mi-
schung rothbraun tonen.
* Wien, October 1865.
*% ^^^ ^^^ ^^^ Ihrem Briefe entnehme, schenken Sie den Wiener
Verhältnissen noch immer ein freundliches Interesse, und ich will
daher über die photographischen Vorkommnisse in unserer Kaiser-
stadt Ihnen einige Notizen übersenden, die hoffentlich dem Leser-
kreis Ihres Journales nicht uninteressant sein dürften.
Eosig sind zwar unsere photographischen Zustände keineswegs,
ebensowenig wie in Norddeutschland oder in Frankreich, — überall
Uebersättigung, Misstrauen in die Beständigkeit der Photographie,
und das „bessere Neue** ist leider noch nicht aufgefunden.
Gleichwohl sind ungefähr ein Dutzend Ateliers von hervorra-
gendem Verdienst sehr stark beschäftigt, andere Photographen ringen
nach Spedalitäten und endlich einige schnüren den Bündel und
gehen nach dem Orient
Zu den Ersteren zählt das Institut des Herrn Emil Rabending,
welches jetzt gerade eine neue Form der Visitenkarten in das
Publicum gebracht hat, nämlich abgetonte Kopfstudien mit einem
Durchmesser vom Scheitel bis zum Kinn von 15 bis 20 Linien.
394
Man hatte ursprünglich aus grossen n^it 6£ölligen ObjecÜTen auf-
genommenen Platten die Köpfe herauscopirt, doch der überrasdieiide
Erfolg bei dem Publicum Hess sofort zur directen Aufnahme im
Visitenkartenformate schreiten.
Alle Theaterschönheiten sieht man bereits an den Schanfenstein
der Kunsthandlungen in diesem Formate, selbst für das AusUuid
werden sie en masse verfertigt und an Kunsthändler und PriTate,
an Photographen und Dilettanten versendet. Auch andere Ateliers
stellen ihr Contingent zu den „Kopfstudien''. Bei dem oberfladh
liehen Vergleiche sieht man jedoch schon, wie viel Individuelles an
den Blättern von Rabending ist; ja so vollendet eine Visitenkarten-
Statuette ohne Pinsel durchgeführt werden kann, so unvollkommen
wird in vielen Fällen ein grosses Portrait ohne jegliche Nachhülfe
der veredelnden Kunst. Diese bestel\^ bei Herrn Rabending in der
meisterhaften Retouche der Negative.
Die Retouche der Negative ist ein schwer zu besdireibendes
Ding, denn man kann wohl die äusserliche Mache angeben, ohne
dass deshalb Jemand, der nicht meisterhaft den Pinsel zu fuhren
versteht, auch vollkommene Resultate zu Tage bringen würde.
Die Werkzeuge dazu sind:
Erstens ein eigener Tisch, dessen obere Fläche durch eine
Spiegelplatte gebildet ist, und sich pultartig heben lässt. Unter
dem Tische senkt sich in schräger Richtung ein Spiegel zu Boden,
welcher gegen das Fenster gerichtet wird, und alles Licht durch
das Spiegelglas reflectirt. Auf letzterem befestigt man mit Wachs
das zu retouchirende Bild und hat es nun durch Hebung und Sen-
kung des Spiegels ganz und gar in seiner Macht, dasselbe mehr
oder weniger zu beleuchten, wie man allenfalls mit dem Reflector
eines Microskops verfährt, wenn man die Gegenstände im durch-
fallenden Lichte betrachtet.
Ein zweites Instrument ist die Gravimadel, welche bei dea
feinsten Arbeiten gebraucht wird, namentlich um das Auge aufzu-
frischen. Ein einziger durchsichtiger Punkt im Augenstern ist tob
überraschender Wirkung, besonders bei blauen Augen.
Nicht weniger von Wichtigkeit sind femer die anzuwendenden
Farben. Es ist eben sehr natürlich, dass man dieselben Stoffe, aus
weichen das Bild besteht, vorziehen wird, um es zu vervollständigen.
Der Niederschlag, welcher durch Eisenvitriol und Pyrogallus - Säure
in verdünnten Lösungen von salpetersaurem Silberoxyd hervor-
gebracht wird , eignet sich in vorzüglicher Weise als Farbe , zu
welchem Zwecke man ihn sorgfältig auswäscht und zuletzt mit
einem passenden Bindemittel versieht.
395
Was die Anlage des berühmten Ateliers Rabending betrifft, so
habe leb die Dimensionen nicht genau im Gedächtnisse. £s sieht
gegen Nordost und ist vielleicbt kaum zur H&lfte mit Glaswänden
eingedeckt, während das übrige aus festen Mauern besteht Ich
® deute Ihnen mit nebenstehender Figur das
Profil an. a und h sind die Glaswände,
c ein auf der Rückwand aufstehender blauer
Schirm. Der gläserne Theil steht nicht etwa
symmetrisch in der Mitte des Ateliers. Es
kommt vielmehr zuerst ein gedeckter Theil,
vielleicht 4 Fuss rhein. lang, daran reiht
sich die Glaswand, ungefähr 18 Fuss lang,
dann kommt wieder ein gedeckter Raum von
ungefähr 3 Klafter Länge, in welchem das
optische Instrument aufgestellt ist.
Gebaut wurde es durch den verstorbenen Professor Förster mit
Benutzung der schon vorhandenen Terrasse eines vierten Stock-
werkes. Man wird mithin vielleicht die comfortable Einrichtung
anderer Ateliers daran vermissen, aber die Leistungen dieser Anstalt
gewinnen allen, namentlich den fremden Photograpben die höchste
Aclitung ab. Herr Rabending übt strenge nur den artistischen
Theil der Photographie aus, der chemische Process wird von einem
Frankfurter Chemiker F. Wendung, dann dem in Ihrem Blatte oft
erwähnten Dr. Reissig besorgt.
Bei dieser Gelegenheit werden Sie vielleicht die Güte haben,
einen Druckfehler, der sich in der Originalmittheilung des Herrn
Dr. Reissig über sein "Waschverfahren, Archiv, 6. Bd., S. 197 ein-
geschlichen hat, zu berichtigen:
Zahl
der
A. GewöhnUcheö
Waschverf&hrcn.
B. Wasch verfahren
mit Anwendung der
Centrifugal kraft.
Operationen
Natronmenge, in der nach der 1. Operation
(A) zurückbleibenden Menge ausgedrückt.
1.
2.
3.
4.
5.
1
Vi soo
V25fi0000
V..
Vo*00
Va24000
Vi 9440000
Diese Angaben sind sehr massig gegriffen, indem die Wägungen,
anf welchen die Vergleiche basiren, weitaus günstigere Resultate
ergeben haben.
396
9
Es ist dieses eine Angelegenheit, die gleich der Schleswig-
holsteinischen Affaire zwischen Wien und Berlin schwebt, indem
die Waschmaschine Dr. Keissig^s alle Wiener Specialltäten fOr sidi
hat, und alle Berliner gegen sich. Bei der Schwierigkeit, mit wel-
cher übrigens jede Reform eines technischen Processes zu kämpfen
hat, genügt übrigens ein recht zuversichtliches Absprechen, mn dem
besten Yerfahren den Eingang zu verschliessen , wenn dieses, wie
im vorliegenden Falle, nur den Zweck bat, den Photographen hin-
sichtlich der Dauer und Gediegenheit seiner Producte zu beruhigen.
Welche Menge von Neuerungen tritt nicht an den ausübenden
Fhotographen heran! bei wie wenigen ist er im Stande, persönlidi
prüfend und sichtend aufzutreten, und nun gar, wenn ihm eine
zukommt, deren Werth von vorneherein so widersprechend beor-
theilt wird.
Wie grosso steht in dieser Beziehung England da durch den
ausgebildeten Dilettantismus in der Photographie, durch die zahl-
reichen Gelehrten, die ihre Studien diesem Zweige zuwenden and
ihre Erfahrungen veröffentlicben.
In Oesterreich ist man leider daran, den Amateurs die PhoCe-
graphie ganz unmöglich zu machen, und es entspinnt sich eben ein
Kampf der photographischen Geseilschaft mit den Behörden, da
hüben und drüben mit Hioeinziehung der Tagespresse und mit Be-
nutzung aller legalen Mittel, man kann sagen, mit lobenswerther
Energie geführt wird.
Es ist nämlich sehr modern geworden, sich mit Cyankaiinm zu
vergiften. Jede Woche verzeichnen die Zeitungen ein paar Selbst-
morde. Ein bekannter juridischer Schriftsteller, Dr. Moritz Stobes-
rauch, der einmal in Angelegenheit des Schutzes der Photographie
als geistiges Eigenthum ein Votum im feindlichen Sinne abg^eboi
hatte, nahm sich durch dieses Präparat vor kurzer Zelt das Leben;
ebenso der Professor der Technologie, Kessels, an der Prager poly-
technischen Schule.
Die plötzliche Lähmimg, die dem Genüsse des GyankalimD
folgt, wenn namentlich der Genuss von Limonade oder anderer
organischer Säuren vorangegangen ist, die Leichtigkeit, diesen Gift-
stoff zu bekommen, den die Photographen sowohl als die Bronce-
Arbeiter allenthalben benöthigen, mag auf die Selbstmörder eine
so verführerische Wirkung üben, dass man fast von keiner anderen
Todesart vernimmt
Die Staatsbehörde in Person des Wiener Stad^hjsikns (eine
Charge, die ins Norddeutsche übersetzt, vielleicht geheimer Medi-
cinalrath lauten würde), Dr. Innhauser, holte aus dem Arsenale der
397
GewerbegesetKgebung mehrere verrostete Verordnnngen hervor, nach
welchen der Handel mit gewissen Chemikalien (Höllenstein, Jod-
präparaten, Cyankalium) nur einzehien H&ndlem gestattet ist, und
die. Abgabe derselben an Käufer nur gegen einen von Fall zu
Fall SU erwirkenden behördlichen Erlaubnissschein stattfinden darf.
Es wurden sofort StrafverhandluDgen eingeleitet gegen mehrere
Behr geachtete Firmen; allein bevor das Urtheil geschöpft wurde,
riefen dieselben die Intervention der photographischen Gesellschaft
an, und diese votirte eine Petition an das Justizministerium, die
zwar in ehrerbietiger, aber nichts desto weniger sehr entschiedener
Form abgefasst ist.
Fast in allen Staaten sind die Giftgesetze in Widerspruch mit
dem Standpunkte der heutigen Wissenschaft und Industrie; überall
werden sie mehr ignorirt, als reformirt, obwohl in Frankreich
die bezüglichen Gesetze eine liberalere Richtung verfolgen.
Im Gemeinderathe der Stadt Wien wurden sogar die Quäle-
reien der Photographie Gegenstand einer zündenden Verhandlung,
indem der Metallwaaren -Fabrikant R. Ditmar folgenden gehar-
nischten Antrag einbrachte, der, wie ich glaube, noch nirgends
mitgetheilt ist, und den ich nur durch Gefälligkeit eines Communal-
beamten zur Einsicht erhielt:
^Seit 25 Jahren haben Gewerbe und Industrie durch die Fort-
schritte der Naturwissenschaften einen bedeutenden Aufschwung
erhalten, viele neue Geschäftszweige sind entstanden, welche auf
der richtigen Anwendung chemischer und physicalischer Gesetze
beruhen. Wir müssen bedauern, dass die Gewerbegesetzgebung
mit den Fortschritten der Wissenschaft nicht gleichen Schritt ge-
halten hat, und hierdurch in unseren Tagen der blinde Feuereifer
mancher Organe Situationen schaffen kann, die den ferneren Betrieb
mancher Industrie hindern, oder doch wenigstens den Betheiligten
manchen empfindlichen Schaden zufügen.
Zu den wundesten Stellen unserer Gewerbegesetzgebnng gehören
die Verordnungen über den Gifthandel, wovon die zwei wichtigsten
aus den Jahren 1797 und 1839 stammen. Als diese Normen
erlassen wurden, waren die Photographie, die Galvanoplastik, die
galvanische Vergoldung und Versilberung und andere dergleichen
Indastrien entweder nicht bekannt, oder doch wenigstens nicht bei
uns in Uebung.
Mit der Einbürgerung und Entwickelung dieser Industrien muss*
ten auch natürlich Handelsgeschäfte entstehen, welche die erforder-
lichen Requisiten und Materialien in gehöriger Assortirung und
gewünschter Qualität führen. Zu diesen Artikehi gehören auch
398
Chemiealien, welche nach der Yerordnimg vom Jahre 1B39 mter
die Gifte gehören.
Diese Handlangen hahen seit einer Reihe von Jahren ib
Interesse der Photographie und anderer Industriezweige und upler
dem Schutee einer milden Praxis, die auf der richtigen Kenntnisf
der Unhaltharkeit antiquirter Verordnungen beruhte, ihre Th8ti|[^eit
entwickelt, bis es in jüngster Zeit dem Stadtphysikat gefiel, geatfilit
auf den Wortlaut antiquirter Normen, einige solche UntemebmuDga
als zum Oifthandel nicht berechtigt zu erklären, und die Mlnner,
welche demselben vorstehen, und bisher die betreffenden Artikel als
zu ihrem Geschäfte gehörig bona fide verkauften — dem Straf-
gericht anzuzeigen«
Wir haben früher diese Verordnungen als antiqnirt bezeiclinel,
da in unseren Tagen selbst Idjährlge Jungen auf Grundlage des
vorgeschriebenen Lehrplanes gründlich darüber unterrichtet werden,
wie diese als Gifte bezeichneten ehemischen Präparate aus mitmuter
sogar ganz unschädlichen Stoffen dargestellt werden, da dieselben
jungen Leute mit diesen Stoffen in den Laboratorien unserer Mittel*
schulen selbst arbeiten, da eines der gefährlichsteQ Gifte, nämlich
der Phosphor, sich täglich an Zündhölzchen in aller Hände befindet
Wie einst die strengste Handhabung der" Passvorschriften den
Verkehr in störendster Weise hemmte, und dennoch Missetfaäter den
Behörden entschlüpften, ebenso werden die Normen über den Gift-
handel selbst bei der strengsten Durchführung Missbräuehe ond
Verbrechen nicht verhindern. Was man im Inlande^cht erhalten
kann, das liefern mit Vergnügen und selbst in sehr kleineo
Quantitäten ausländische Fabriken und Handlungen chemisdier
Producte, deren Agenten Oesterreich fortwährend durchziehen.
Unser Stadtphysikus kann demnach auf Grundlage antiquirter
Normen unsere Geschäftsleute wohl in der Ausübung ihrer Industrie
hemmen, und die inländischen Kaufleute bei wiederholter straf-
gerichtlicher Anzeige ruiniren, wird aber nicht in der gegenwärtigen
Entwicklung des Verkehrs Missbräuche fern halten, die durch
leichtsinnigen und böswilligen Gebrauch chemischer Präparate ent-
stehen können.
Wie die Passvorschriften, so werden auch die Normen über
den Gifthandel von einer aufgeklärten Gesetzgebung dem Stande
der Wissenschaft und Industrie gemäss reducirt werden, damit
jedoch bis zur definitiven Austragung dieser vorerwähnten Angele-
genheit durch eine zeitgemässe Abänderung der bestehenden
Il^ormen die Existenz blühender Geschäfte nicht geftttudet werde,
erlauben wir uns folgenden Antrag zu stellen:
399
Der Löbliche Oemeinderath wolle seine Sanitätssection beauf-
tragen, in kürzester Zeit darüber Beriebt zu erstatten:
1) inwiefern die Normen über den Gifthandel dem gegen-
wärtigen Standpunkte der Wissenschaft, des Unterrichts,
der Industrie und der Gewerbefreiheit entsprechen ;
2) ob nicht eine gelinde Praxis, die bis zum heurigen Jahre
in gerechter Würdigung der eigenthümlichen Verhältnisse
geübt wurde, in Anhoffung der Publication zeitgemässer
Normen über den Gifthandel wieder eingeführt werden
könnte ;
3) welche Masi^egeln getroffen werden können, um für den
Fall, dass der Herr Stadtphysikus auf der strengsten Inter-
pretation der bestehenden Normen beharrt, die Existenz
der früher erwähnten Handelsgeschäfte und die ungestörte
Ausübung von mehreren bedeutenden Industrien zusichern.^
Die jüngste Sitzung der photographischen Gesellschaft, welche
am 3. d. M. stattfand, wurde grösstentheils durch Besprechung der
Schritte absorbirt, welche man gegen die drohende Gefahr behörd-
licher Bevormundung als nöthig erachtete, und man einigte sich
schliesslich über eine Petition an das Hohe Justizministerium um
Reform der Giftgesetze.
In künstlerischer, sowie technischer Beziehung interessant waren
die Gbromophotographien von L. Strelisky in Pesth, Dorothea-
gasse 11, welche in dieser Sitzung zur Ausstellung kamen; sie zählen
zu dem Vollendetsten, was in dieser Richtung erreicht werden kann,
und wir glauben denjenigen, welche sich mit Erfolg diesem Genre
zuwenden wollen, den Rath ertheilen zu müssen, sich ein Muster-
bild zu verschaffen, da Herr St. so freundlich war, die übersendete
Collection der pbotographischen Gesellschaft käuflich (1 Blatt ä 20 fl.)
zn überlassen. Die einfache und elegante Art der Farbengebung
ist bemerkenswerth.
Herr St benutzt nur abgetonte Brastbilder grösseren Formates
und hält den Hintergrund in der Photographie möglichst weiss.
Bezüglich seiner Manipulation ist uns nur bekannt, dass er ein
Wachspräparat benutzt.
Die Zusammensetzung eines solchen Präparates aus 20 Theilen
Wachs, 12 Theilen Mastixfimiss , 12 Theilen Damarfirniss und
6 Theilen Canada-Balsam ist wiederholt In photographischen Jour-
nalen veröffentlicht worden, und dürfte mit geringen Aenderungen
allseitig entsprechen, nur soll die Mischung nie so stark erhitzt
werden, dass sie sich bräunt
400
Für solche Chromophotographien wählt man sich reine Kega-
tive aus mit nicht allzu starken Schatten; durchsichtige Fleeken,
wenn sich solche nicht umgehen lassen, müssen im Negative ausge-
bessert werden , denn der geringste Fehler tritt bei dem PostÜTe
schon sehr störend auf. Von dem bezüglichen Negative werden
zwei Copien auf möglichst structnrlosem Salzpapier erzeugt, der dne
blässer, im Tone mehr bräunlich als schwarz, der andere etwas
kräftiger. Der blassere wird auf ein Reissbrett nach Art einer ge-
wöhnlichen Zeichnung gespannt und leicht mit transparenten Faiben
basirt, der kräftigere auf einen Carton oder eine Spiegelscheibe auf-
gezogen und auch brillanter in der Farbe gehalten.
Hierauf nimmt man das vorerwähnte W&chspräparat , schüttet
dieses erwärmt, nach Art des CoUodions auf eine ebenfalls erwännte
Spiegelplatte und legt das blassere, vom Reissbrette abgeschnittene
Bild auf die Schicht, so dass sich keine Blasen bilden und entfenit
schliesslich den Ueberschuss an Wachs mit dem Falzbeine. Hiei^
durch erhält man ein ganz transparentes Positiv, dem man den
zweiten stärker gemalten Abdruck nach dem Trocknen nnteriegt,
und in der Entfernung einer halben Glasdicke befestigt, was am
besten durch zwischengelegte Cartonstreifen erreicht wird.
Die Weichheit der Conturen, welche dieser Art der Photogra-
phien eigenthümlich ist, der Schmelz derselben hängt eben daw
ab, dass die beiden Bilder richtig über einander liegen, und da»
die Entfernung der Copien taktvoll getroffen wird.
Paris, October 1865.
D Die folgende Vorschrift zu einem Entwickler und VeivtSikcr
wird von M. de Montfort mitgetheilt:
Man löst 5 Gramm schwefelsaures Eupferoxyd in 100 Gramm
Wasser, setzt 200 Gramm gesättigter Eisenvitriolauflösung, 5 Gramm
Salpetersäure und 1500 Wasser hinzu und filtriit
Mit diesem Entwickler erscheint das Bild sehr rasch und es
entstehen nicht so leicht durch langsames Aufgiessen Flecken. Do
eigentliche Vortheil besteht darin, dass keine besondere Yerstürkum
nothwendig ist, indem man die Lösung einfach mit 5 bis 6 Tropfen
Silberlösung von 3 Procent versetzt Das Bild verstärkt sich sofort
ohne Verschleierung und viel rascher als mit Pyrogalluss&ure. Bei
richtiger Belichtung ist gar keine Verstärkung nöthig. Das Coü<h
dion des Herrn de Montford enthält nur Jodammonium und Brom-
cadmium.
401
Ein anderer Amateur theilt folgende CoUodionyorsehrift mit:
Aethcr von 62 ^
Alkoliol von 40^
Baumwolle .
Jodarsen . .
Jodcadmium .
Jodammonium
Bromarsen .
Bromcadminm
Bromammonium
100 Gramm,
100 „
4
8 n
3 „
3 .
3 n
3 n
3 .
Dies CoUodion muss dunkelbraun gefärbt und wenig beständig
sein wegen der grossen Menge Arsenhaloidsalz, die es enthält So
wenigstens ist die bisherige Erfahrung mit diesen Präparaten. Be*
sondere Vortheile sind nicht aufgezählt; sollte das Collodion diese
nicht besitzen, so wird es besser sein, bei den gewöhnlichen Vor-
schriften zu bleiben. Beachtenswerth ist die grosse Menge Brom-
salz. Zum Entwickeln empfiehlt derselbe Autor eine Lösung von
100 Gr. Wasser, 3 Gr. Eisen-Ammon, 1 Gr. Weinsteinsäure, 2 Gr.
Citronsäure, 5 Gr. Alkohol.
Eine dritte neue Vorschrift zum Entwickeln ist die im Moniteur
de la Photographie mitgetheilte des Herrn Angerer, die Ihren Le-
sern von Interesse sein wird.
Eisenvitriol 270 Gramm,
Alkohol 40^ .... 300
Eisessig 240
Aether 45
Essigsaures Ammon . . 30
Wasser 8640
n
n
n
Herr Carlevaris berichtete der Academie über eine neue Art
von Magnesiumlicht Bekanntlich nimmt man den hellen Glanz des
in der atmosphärischen Luft wie des im Sauerstoff verbrennenden
Magnesiums erst wahr, wenn sich schon eine gewisse Menge Oxyd
gebildet hat, welches durch die chemische Reaction auf eine sehr
hohe Temperatur gebracht wird.
Das Licht rührt in diesem Falle, wie bei der Verbrennung der
Kohlenwasserstoffe, wie bei der des Wasserstoffs in Berührung mit
Platin, endlich wie beim Ealklicht, von den auf sehr hohe Tempe-
ratur gebrachten festen Moleculen her; die Temperatur genügt, um
Platin zu schmelzen, während sie die Magnesia fest und unver-
ändert läiBSt.
402
Um die Magnesia hinreichend zu erhitzen, muss man sie in
möglichst geringer Menge und in möglichst grossem Volum anwen-
den. Dies schwammige Oxyd lässt sich so darstellen:
In die Flamme des Hydro - Oxygengases bringt man auf ein
Prisma von Gasretortenkohie ein Stück Chlormagnesium. Dies zer-
setzt sich sehr bald und hinterlässt schwammige Magnesia, die ein
sehr klares helles Licht gibt. Dasselbe Licht erhält man durch
einfache Anwendung von Prismen aus kohlensaurer Magnesia. Dies
Licht wird wahrscheinlich den Photographen von grossem Nutzen
sein. Hier wurde damit eine Vergrösserung in zwanzig Secunden
gemacht. Es braucht dafür nur Sauerstoffgas bereitet zu werden,
was jetzt leicht und billig zu bewerkstelligen ist Statt des Wasser-
stoffs kann das gewöhnliche Kohlengas angewandt werden. Die
Kosten dieses neuen Lichts sind daher unbedeutend höher als die
von gewöhnlichem Gas; es dauert stundenlang und lässt sich nach
Belieben reguliren.
Die Stadt befindet sich seit einiger Zeit in Aufregung versetzt
durch ein Ideines Spielzeug, die sogenannten ,yPharaonisdiCB
Schlangen^ , die sich aus kleinen Cylindem oder Pyramiden tob
Rhodanquecksilber entwickeln, wenn man diese anzündet Das
Rhodanquccksilber zersetzt sich dabei, schwiUt zu einem unglaablich
grossen Volum an und erzeugt eine sich fortwindende gelbe Schlange,
die aus Mellan (CisN^a) und etwas Schwefelquecksilber besteht und
ihre Form beibehält
Herr A. Glaudet, der berühmte Londoner Photograph, hat am
letzten Napoleonstage vom Kaiser das Kreuz der Ehrenlegion erbalten.
Die Ausstellung für Kunst - Industrie im Palais der Champs
äys^es enthält eine grosse Anzahl von Photographien nach allen
möglichen Fabricationsmustem. Ausserdem ist eine. Wand mit Pho-
tographien bedeckt, die als solche ausgestellt wurden. Man findet da
die schönen Photolithographien von J. Marie, darunter das Portrait
des Königs von Preussen nach einem Negativ von Pierre Petit
Sehr gute Kohlebilder, leider von etwas kaltem Ton, hat Herr
Despaquis, der Inhaber des Poitevin*schen Patents, ausgestellt, nicht
nur Reproductionen, sondern auch gut modellirte Portraits. Mulnier,
Lavaud, und Marl^ stellen gute Portraits aus. Einen grossen Raum
nehmen die Willeme'schen Photosculpturen ein; diese sind zum
Theil in Bisquit, zum Theil in Porzellan ausgeführt Alle diese
Statuetten scheinen zu leben. Es lässt sich wirklich nichts hübsehe-
res schaffen als das Portrait der Königin von Spanien und so
manche andere Büsten und Statuetten.
403
Man sieht jetzt zuweilen Visitenkartenportraits , die anstatt
eines weissen einen grauen Grund haben, auf dem sich in weisser
Schrift ein Name befindet Herr Gassan macht folgende Angaben
über deren Anfertigung: Zuerst wird ein gewöhnlicher Abzug mit
Vignettenscheibe gemacht. Bevor man ihn vom Negativ nimmt,
zieht man auf der CoUodionschicht eine Linie genau um das Pa-
pier, oder wenigstens um zwei Seiten und einen WinlLcl des Ab-
drucks. Bei allen späteren Abdrücken muss das empfindliche Papier
an diese Linie genau angelegt werden, damit alle von demselben
gezogenen Abdrücke beim Aufeinanderlegen sich decken. Nachdem
man einige Abdrücke erhalten, nimmt man einen davon, den man
tont, fixirt und wäscht. Nach dem Trocknen überzieht man alle
bellen Theile des Bildes mit Zinnober, also das Gesicht, den Hals,
das Hemd, die Lichter der Haare, d. h. den weissen Grund lässt
man weiss. Dies Bild dient als Maske für die anderen. Natürlich
bedarf jedes Negativ einer neuen Maske. Auf ein Stück mattes Glas
von 3 Millimeter Dicke schreibt man nun mit dem Diamant auf die
nicht matürte Seite den gewünschten Namen (in umgekehrten Buch-
staben), und reibt die Schrift mit etwas Zinnober ein. Sie verwischt
sich nicht beim Reinigen des Glases mit Seidenpapier. Diese
verschiedenen Objecte werden in folgender Reihenfolge aufeinander
gelegt Auf das Copirrahmenglas kommt (von der inneren Seite
des Rahmens) die Maske zu liegen, das Bild nach unten; darauf
das matte Glas (die Schrift nach oben) und auf dieses ein unfixirtes
Bild (Bildseite nach unten). Das Bild und die Maske müssen sich
ganz genau decken. Schliesslich legt man den Deckel auf, schliesst
den Rahmen und belichtet im zerstreuten Licht, bis der Grund des
anfixirten Abdrucks den gewünschten Ton angenommen. Die matte
Scheibe zwfschen den beiden Bildern soll das Licht durchsieben,
am einen gleichmässigen Ton zu geben und harte Conturen
zu verhüten. Die schwarze und rothe Maske verhindern weitere
Veränderung des Portraits beim Nachtönen des Grundes.
Ein anderes Genre photographischer Visitenkarten wurde durch
Pierre Petit eingeführt und findet viel Anklang. Man denke sich
eine gewöhnliche lithographische Visitenkarte (diese sind jetzt in
demselben Format Mode wie die photographischen Gartens) an der
eine Ecke, und zwar die links oben fehlt. Durch ein paar Striche
ist eine Umbiegung dieser Ecke angedeutet, und in dem dadurch
entstandenen Dreieck befindet sich das kleine vignettirte photo-
graphische Brustbildchen des Visitemachenden.
Herr Petit publidrt seit kurzem eine Gallerie berühmter Zeit-
genossen mit biographischem Text und Autographen.
404
^n Sorrtfponlrtntnt.
Herrn A. Erhard in Bamberg. ~ Vorschriften zn Entwicklern, die
Verstärken mit Pyrogalluss&nre fiberflössig machen, sind freilieh schon oft m
diesen Blattern mitgethellt worden. Sie fahren an, dass Niemand derlei Gehcia»-
mittel, wie Sie offerirt haben, ankauft, sobald er von den bekannten Kittebi
befriedigt wurde. Das glauben wir Ihnen gem. Nach Ihrem Wunsche thcilem
wir folgende, einem an Sie gerichteten Brief des Herrn B. Scholz entnommene
Stellen mit:
«Geehrter Herr Erhard! — Von einer kleinen Excursion zurückkehrend, finde
ich Ihre werthe Zuschrift vom 27. nebst Nr. 86 des photogr. Archivs , mit den
Artikel: ^Nur keine Geheimnisse in der Photographie** von Emest BeoHMck,
und erlaube gemäss Ihres Wunsches Ihnen meine Ansicht darOber mitzutheileB.
— Ich muss zunächst bekennen, das Princip des Herrn Beulbach, unsere Erlah-
Hingen im Bereiche der Photographie stets offen und gratis mitzutheilen, ist ein
sehr liberales, sehr lobenswerthes, und verzeihen Sie, geehrter Freund, wenn micb
das veranlasst, mit einem Vorwurf gegen Ihren Herrn Vater sei. zu beginnen^
der nicht ganz recht gethan hat, Ihnen keinen grossen Geldsack zu hinterlaecen;
denn in diesem Falle würden Sie, wie ich Sie kenne, Ihre Erfahrungen jedendt
ohne obligate Begleitung desjenigen Metalls offerirt haben, welches den wichtigstes
Bestandtheil des Höllensteins, sowie den Stein des Anstosses für Herrn Reulbach
bildet. — Freilich gab es viele Adepten der photographischen Alchjmie, selbit
Jene drei Schwarzkünstler, welche als Vignette die Hefte des phot. Archivs zieren,
waren mehr oder minder in gleicher Lage mit Ihnen, und schlugen es dieseOwB
daher nicht aus, sich für ihre Forschungen belohnen zu lassen, und auch neuere
Künstler der photographischen Garküche verschmähten es nicht, grosse Speise-
zettel der photographischen Gourmandise mit veritabler Beifügung der Preisangabe
k la carte vorzulegen.
.... Ihr für zwei Thaler offerirtes Hervorrufungsrecept liefert sehr gute
und sichere Resultate, und da das dazu anzuwendende Eisendoppelsalz erst m
neuster Zeit in die Praxis gedrungen ist, besonders die Säure, welche Sie daze
empfehlen, bisher beim Negatiwerfahren nicht gebräuchlich war, und die Ver-
hältnisse nach sorgfältigster Prüfung von Ihnen festgestellt wurden, so wird Ihr
negativer Bildwecker wohl Manchem gute Dienste geleistet haben, der vordem —
nur solche pflegen derlei Geheimnisse zu kaufen — mit den offenkundi^oi
Mitteln nicht zufrieden war. Zumal Ihr Bildwecker auch bei schwachem lädit
gleichmässig entwickelt, wo alsdann in der Regel auch eine Kräftigung, wie von
Ihnen angegeben, genügen wird, jedenfalls aber die leichteste Nachkräftigun^ tob
Schwefelammonium oder Quecksilberchlorid ausreichen dürfte.*'
C. D. in Darmstadt — Dampfen Sie das Bad zur Trockne ein, schmelzcB
den Rückstand und lösen von neuem, wie in diesen Blättern öfters beschriebeo.
Das ist das sicherste Mittel, ein schlechtes Silberbad zu corrigiren. — Von den
eingesandten Bildern ist nur das grössere gut zu nennen. Die Karten sind
nicht besonders.
Mittheilungen für die Redaction wolle man an Dr. Liesegang
in Elberfeld adressiren.
Oedmckt bei Sam. T.ucas la Klb«rf«id.
Photographisches Archiv.
Band JHL Tir. 94« — !•• Ifevember tBQB.
lieber Terstärknng Ton NegatiTs«
Ist man im Stande, dem Negativ gleich bei der ersten Ent-
wickelnng eine znr Erlangung guter positiver Abzüge genügende
Dichte zu geben, ohne dass dadurch die Abstufung und Weichheit
der Halbtöne leidet, so ist dies jedenfalls jedem anderen, eine nach-
trägliche Vertärkung erfordernden Verfahren vorzuziehen; darüber
besteht wohl überhaupt kein Zweifel. Ebenso zweifellos ist es wohl
aber auch, dass man die hierzu nöthigen Bedingungen nur sehr
selten vereinigt findet und nach Belieben gar nicht herzustellen im
Stande ist. Es ist daher eine unabweisliche Nothwendigkeit, dass
dem Photographen ein Verfahren zu Gebote steht, welches ihm
erlaubt, den durch die erste Entwickclung erhaltenen Silbemieder-
schlag zu verstärken und dadurch dem Negativ die mangelnde
Kraft und die Fähigkeit, gute Abzüge zu liefern, mitzutheilen.
Gewöhnlich wird und zwar mit gutem Grunde empfohlen, die
mit dem Eisenentwickler begonnene Entwickclung, sobald dieser
nicht mehr wirken will, mit Pyrogallus- und Citronensäure , und
einem Zusätze von Silbernitrat fortzusetzen, und zwar so lange die
Schicht noch feucht ist und bevor man sie an das Licht gebracht
Es ist aber äusserst schwierig und delicat, den Moment der genü-
genden Verstärkung bei dem schwachen Lichte, welches im Ent-
wickelungsraume herrscht, mit Genauigkeit zu bestimmen, und für
die Praxis ist es daher weit vorzüglicher, mit der Verstärkung inne
zu halten, wenn man nahe den gewünschten Grad erreicht hat und
erst nach dem Fixiren und Trocknen der Schicht die Verstärkung
bei Tageslicht zu vollenden.
Mit manchem CoUodion erhält man Bilder, welche im Dunkel-
raum zart und durchsichtig erscheinen, nach dem Trocknen aber
sich mehr als zu dicht herausstellen, während man mit anderen
CoUodien anfänglich recht dicht aussehende Bilder erhält, die aber
22
406
durch das Fixiren und Firnissen viel zu dünn werden, als daas äe
einen schönen Abdruck geben könnten.
Wenn es daher einerseits von Vortheil sein mag, die Ent-
wickelung vor dem Fixiren und Firnissen zu Tollenden, so wird
doch dadurch andererseits die Verbesserung eines etwaigen Fehlers
unmöglich gemacht und es ist das Einhalten zu rechter Zeit, ein
wenig vor Vollendung der Entwickelung jedenfalls weit vorzuziehen.
Aber auch noch andere Umstände machen oft noch ein Weiterfahren
der Entwickelung und eine Verstärkung bei schon ganz fertigen
Bildern äusserst wünschenswerth.
Alle Verstärkungs verfahren lassen sich auf zwei Principien zu-
rückführen. Nach dem ersten ändert man blos ohne Vermehrang
des Niederschlags die Farbe der Schicht und macht diese letztere
dadurch undurchdringlicher für die chemisch wirksamen Lichtstrahlen.
Nach dem anderen Princip erreicht man dies Ziel durch eine Ver-
mehrung des Niederschlags. Es würde vielleicht nicht ohne Interesse
sein, die Ansprüche, welche ein jedes dieser Verfahren macht, so
wie die Vor- und Nachtheile des einen und andern gegeneinander
abzuwägen, denn wenn auch am Ende der Einfluss beider auf die
Schönheit der positiven Abzüge rein theoretisch genommen derselbe
ist, so deutet doch die entschiedene Hinneigung verschiedener Pho-
tographen zu dem einen oder dem anderen Principe deutlich auf
eine in der Praxis sich ergebende Verschiedenheit der Resultate
hin und durch eine Prüfung dieser letzteren würden di'j characteri-
stischen Unterschiede beider sich ermittehi lassen. Ich will mich
aber hier nur begnügen, zu erwähnen, dass die alte Methode der
Färbung der Schicht mit Quecksilberchlorid und Ammoniak sich am
besten zu bewähren scheint bei überexponirten, yerschleierten Plat-
ten mit schwachen Contrasten, wie man sie gewöhnlich in einem
von allen vier Weltgegenden mit Licht überüutheten Glashaose
erhält Für solche Bilder, denen es an Contrasten fehlt und die
nur eine geringe Abstufung der Halbtinten zeigen, eignet sich diese
ältere Färbungsmethode darum, weil sie die Contraste erhöht imd
die Stufen zwischen den Halbtönen gewissermassen erweitert.
Darum wird sie auch von solchen Photographen vorgezogen, deren
Bilder durch eine Verstärkung des Niederschlags sicher verdorben
werden würden.
Meiner Meinung nach und so weit meine Erfahrung reicht, läasl
sich jedoch in Betreff der Sicherheit und der Wirksamkeit kein
anderes Verfahren mit einem der ältesten und sehr einfachen , anf
dem zweiten Princip basirten vergleichen. Ich meine das mit An-
wendung von Jodtinctur und Pyrogallussäure.
407
Mit diesen ReagenlieD (von denen das erstere das fertige Bild
wieder empfindlich macht und das zweite unter Zusatz von ein
paar Tropfen Silberlösung den Yerstärkungsnicderschlag hervor-
bringt) setzt man gewissermassen die Entwlclielung da fort, wo sie
stehen gebÜeben war, und es verstärken sich damit nicht nur die
dichtesten Theile des Niederschlages, sondern alle Mitteltöne nehmen
in entsprechendem Verhältniss zu. Sogar das Icaum sichtbare De*
tail in den Schattenpartien besitzt genug Anziehungskraft, um bei
genügend lange fortgesetzter Entwickelung Deutlichkeit und Kraft
zu erlangen. Es ist die Methode auch geeignet, sowohl ein ganz
schwaches, ärmliches, zu kurz belichtetes Bild in ein schönes,
wohlgefälliges, zum positiven Druck brauchbares Negativ zu ver-
wandeln, als auch bei gehöriger Anwendung einem überbelichteten,
flachen, solarisirten Bilde die nöthige Kraft zu geben.
Das Verfahren selbst, um auf diesem Wege ein fertig ent-
wickeltes, fixirtes und gewaschenes Bild zu kräftigen, ist folgendes:
Zunächst wird das Bild getrocknet und an den Rändern mit
Scbellacklösung bestrichen. Dadurch wird die Schicht verhindert,
sich von der Platte loszulösen. Hierauf befeuchtet man sie zuerst
mit Wasser und dann mit einer Jodlösung. Diese wird dadurch
bereitet, dass man von alkoholischer Jodtinktur so viel zu Wasser
hinzufügt, bis es sich zu trüben beginnt. Wenn sie beim Schütteln
klar wird und sherryfarben erscheint, so ist sie fertig zum Ge-
brauche. Bleibt sie trüb, so fügt man mehr Wasser zu. Es ist
wichtig, dass die alkoholische Tlnctur von der richtigen Stärke ist,
denn ist sie zu stark, so nimmt das Wasser zu wenig Jod auf und
ist sie zu schwach, so bringt man zu viel Alkohol in das Wasser
und dieses durchdringt dann die Schicht mehr als gut ist. Eine
Tinctur von tief rubinrother Farbe ist die beste. Auf keinen Fall
benutze man zur Erhöhung der Löslichkeit des Jodes im Wasser
Jodkalium; dieses verursacht Flecke, ungleichartige Reduction und
andere Missstände.
Die richtig bereitete Jodlösung wird nun auf die Platte ge-
gossen. Sollte da, wo man aufgiesst, ein dunkler Fleck entstehen,
so braucht man sich darüber nicht zu ängstigen , denn bald wird
die Platte ein gleichmässiges Aussehen gewinnen. Vergleicht man
die lackirten Ecken, wo das Jod nicht wirken kann, mit den frei-
liegenden Partien, so bemerkt man, dass diese letzteren etwas
dunkler geworden sind. Wie weit die Färbung durch die Jodlösung
(herrührend von der Verwandlung des Silbers in Jodsilber) getrie-
ben werden darf, hängt sehr von der Natur des CoUodions und
seiner Durchdringbark eit ab, so dass sich die Zeit, wie lange man
408
die Jodlösung, bevor man sie abwäscht, auf der Schicht lassen soll,
im Allgemeinen gar nicht angeben lässt. Verlangt das NegatiF
bedeutende Verstärkung, so muss man stark jodiren, wenn die
EntWickelung nicht langweilig und mühsam werden soll. Verlangt
man dagegen nur wenig Verstärkung, so übcrgiesst man die Platte
nur einmal mit Jodlösung und spült dann schnell ab. Auf jeden
Fall muss man nach dem Jodiren mehrmals gründlich wasdieo.
Der nach dem Jodiren und Abwaschen anzuwendende Entwickler
hat folgende Zusammensetzung:
Destlllirtes Wasser 20 Unzen oder 100 Gramm,*)
Pyrogallussäure . 40 Gran**) „ 0,42 „
Essigsäure ... 2 Drachmen „ 1)25 ^
Von dieser Lösung giesst man so viel als eben hinreicht, die
Platte zu bedecken, in ein kleines Becherglas und fügt ein oder
zwei Tropfen einer Silberlösung (l Nitrat auf 16 Wasser) hinzu.
Dies giesst man auf die Platte und neigt diese dann sanft hin and
her. Der Entwickler darf nicht trübe werden, sondern sich nur
braun färben, muss aber dabei ganz klar bleiben. Sollte sich ja
etwas wie ein Niederschlag zeigen, so sehe man zunächst nach, ob
die Schuld nicht am destillirten Wasser liegt und dieses vielleidit
nicht ganz rein ist. Die Flüssigkeit darf nicht auf der Platte still
stehen bleiben, sonst entstehen schmutzige Flecken, man lasse sie
aber auch nicht, wie es manche Photographen an der Mode haben,
zu schnell und hastig auf der Platte hin und her üiessen, denn
dann ziehen nur die stärker belichteten Stellen alles Silber an
auf Kosten der schwächer belichteten, welchen man keine Zeit lässt
einen Silberniederschlag auf sich zu condensiren. Der sorgfältige
Arbeiter muss diese beiden Extreme zu vermeiden wissen und mit
Vorsicht zwischen der Charybdis und Scylla hindurch steuern.
Erscheint das Bild hinreichend kräftig, so wäscht man den Entwickler
sorgfältig ab, trocknet und fimisst. Es ist rathsam, die Platte
während der Entwicklung dann und wann gegen das Licht, etwa
gegen ein Fenster gehalten zu betrachten, um genau den Punkt der
Kräftigung zu ermitteln, wo die Platte erfahrungsgemäss die besten
Abdrücke zu liefern im Stande ist.
Welche Beleuchtung am vortheilhaftesten bei diesen Eriifti-
gungsyerfahren anzuwenden ist, darüber sind die Meinungen sehr
*) NatQrllch nicht zu verstehen, als ob 20 Unzen gleich 100 Gtuub
wären. W.
**) Im englischen Originalartikel steht der sinnentstellende DnickfeUer
„40 Unzen.'' W.
409
getheiit. Früher empfahl man das directe Sonnenlicht. Ich habe
aber gefunden, dass die Negativs dann ein schwarzes, tintenartiges,
durchaus nicht angenehmes Ansehen gewinnen. Auf der anderen
Seite scheint es auch durchaus keinen besonderen Vortheil zu ge-
währen , wenn man die Operation ganz im Dunkeln vornimmt *),
ausgenommen etwa, wenn man mit unreinem Entwickler arbeitet,
der dann weniger leicht trübe wird. Einer meiner Freunde behaup-
tet, dass man besonders weiche zarte Bilder erhält, wenn man zu
Ende der Entwickelung einen Sonnenblick auf die Platte fallen lässt.
Ich habe aber gefunden , dass bei jeder zu hellen Belichtung sehr
leicht Flecken sich bilden, besonders aber auch ein rolher Nieder-
schlag in den Schatten leicht entsteht. Der letztere Uebelstand hat
jedenfalls hauptsächlich seinen Grund in der nicht Tollständigen
Entfernung des zur Fixirung benutzten Cyankaliums oder Hypo-
Sulfits, wird aber durch zu grelle Belichtung entschieden schlimmer.
Mit ein oder zwei Ausnahmen ist bei meinen Arbeiten seit drei
Jahren kein solcher rother Niederschlag vorgekommen. Dafür ver-
wende ich aber auch die grösste Sorgfalt auf das Waschen. Uebri-
gens halte ich zerstreutes Zimmerlicht in der Nähe einer geöffneten
Thür oder eines Fensters für das am besten bei dem beschriebenen
Verstärkungsverfahren anzuwendende.
Sollte das Bild durch ein Versehen bei der Verstärkung zu
kräfüg geworden sein, so kann man es leicht mit Cyankalium wie-
der schwächen, ohne dass man dabei etwas für die Halbtöne zu
fürchten hätte. Ist das Bild viel zu dicht, so wendet man vor dem
Cyankalium am besten Jodlösung an, weil das in Jodsilber ver-
wandelte Silber leichter durch Cyankalium fortgeschafft wird. Da
die höchsten Lichter am schnellsten von dem Cyankalium ange-
griffen werden, bleibt die Harmonie und Zartheit des Bildes unan-
getastet, ganz entgegen der oft von Theoretikern ausgesprochenen
Meinung, dass durch eine solche Behandlung zunächst die Mittel-
töne zerstört würden. (The British Journal of Photography.)
Anwendong der fflaassanalyse aof die llntersnchang
photographischer Präparate.
Von Dr. k, W6islte.
Im Jahre 1833 zeigte zuerst Gay-Lussac, wie bequem es
8el, den Silbergehalt einer Silberlegirung, statt wie gewöhnlich durch
*) Eine Einwirkimg des Lichtes auf das neu gebildete Jodsilber ist jeden-
falls noth wendig, weil es sonst nicht die Fähigkeit erlangf, Silber auf sich
niederzuschlagen. W.
410
Abtreiben des Silbers, mit Blei im Feuer und Wägung des zainek-
gebliebenen Feinsilbers zu ermitteln, lieber dadurch zu bestimmen,
dass man eine gewogene Menge der Legirung in Salpetersäure aaf-
löst und zu dieser Lösung so lange eine Kochsalzlösung tod be-
kanntem Gehalte (eine titrirte Lösung) hinzutröpfelt, bis alles
Chlorsilber ausgefällt ist. Aus der gemessenen Menge der Ter-
brauchten Kochsalzlösung lässt sich dann leicht nach den bekannteD
chemischen Proportionen der Silbergehalt berechnen, oder besser
noch unmittelbar aus einer schon vorher berechneten Tabelle
ablesen.
Seit der Zeit hat man dieses Verfahren der Bestimmung eines
Stoffes durch geeignete titrirte Lösungen auf fast alle chemiechen
Elemente ausgedehnt und es, im Gegensatz zu der gewöhnlidieii,
auf die Wägung von Niederschlägen oder Glührückständen hinaus-
laufenden, sogenannten Gewichtsanalyse, die volumetr ische
oder Maassanalyse genannt. Besonders verdient gemacht hat
sich um ihre Verallgemeinerung der Medicinalrath Mohr, welchem
man auch eine wesentliche Vervollkommnung der hierzu nöthigen
Apparate verdankt.
Vor allem kommt es, wenn man maassanalytisch verfahren
will, darauf an, von den hierzu nöthigen Reagentien sich Auf-
lösungen zu bereiten, in denen das Verhältniss der Quantitäten des
aufgelösten Reagens und des Lösungsmittels genau bekannt sind,
sogenannte titrirte Lösungen. Zweitens braucht man genan
eingetheilte Maasgefässe (Büretten), um mit deren Hülfe die zv
Vollendung einer Reaction aufgewendete Quantität der titrirten Lö-
sung genau messen zu können.
Von den titrirten Lösungen bereitet man sich immer einen
gewissen Vorrath, mindestens 1 Liter auf einmal (1 Liter = ®^ ^^
preuss. Quart). Man braucht dazu eine Literflasche, d. h. ein Oe-
fäss, welches bis an einen, am Halse eingerissenen Strich genau
1 Liter, d. i. dem Maasse nach 1000 Cubik > Centimeter oder dem
Gewicht nach 1000 Gramm Wasser fasst. In dieses Gefäss bringt
man das abgewogene, aufzulösende Reagens, löst es in wenig de-
stillirtem Wasser auf und verdünnt dann durch Zugiessen von de-
stillirtem Wasser bis genau an den Literstrich. Die so bereitete
titrirte Lösung bringt man dann in die für sie bestimmte, etikettirte
Vorrathsflasche und spült das Litergefäss mit destillirtem Wasser
wieder gehörig aus.
Das Zugiessen der titrirten Lösung in die zu untersuchende
Flüssigkeit geschieht, wie schon bemerkt, mit Hülfe von sogenannten
Büretten. Es sind dies lange, cylindrische GlasgefKsse, weiehe
411
an ihrer Wand mit einer genauen, eingeätzten Eiutheilung,. gewöhn*
licli nach Cublk-Centimetern (abgekürzt C. C.) versehen sind.
Die Büretten in Fig. 1 und 2 sind A us-
g u s s b ü r e 1 1 e n , sie haben unten einen brei-
ten Fuss, auf welchem sie steben, und oben
einen Ausguss. Weit bequemer in der Hand-
habung und ein weit genaueres Zutröpfeln
der titrirten Lösung gestattend, ist die in
Fig. 3 abgebildete Mohr'sche Quetsch-
hahn bürette. Bei dieser Bürette zieht
man die Flüssigkeit nicht oben ab, sondern
man kann sie nach Belieben unten abfliessen
lassen. Es wird dies durch den von Mohr
coBStruirteu, sogenannten Quetschhahn er-
reicht.
Auf einem Fussbrette a steht ein höl-
zerner oder metallener Stab i, der an einem
horizontalen, dreh- und verschiebbaren Arme
c die Bürette d trägt. Diese wird von einer
überall gleich weitenGlasröhre gebildet, welche
sich an ihrem unteren Ende plötzlich verengt
üeber dieses enge, aber offene Ende ist
ein fest anschliessendes Eautschukrohr ge-
steckt. In das untere Ende dieses Kautschuk-
rohres ist wieder ein Glasröhrchen/ hinein-
gesteckt, welches unten eine ziemlich enge
Oeffnung hat, so dass, wenn die Bürette d
mit Flüssigkeit gefüllt und der auf dem
Kautschukrohr sitzende Quetschhahn g geöff-
net ist, die Flüssigkeit unten in einem dünneu
Strahle ausläuft, der Ausfluss aber sogleich
aufhört, wenn man den Quetschhahn schliesst.
Auch kann man durch nur halbes Oeffnen
des Hahnes ein tropfenweises
Ausfliessen bewirken. Die
Art und Weise, wie man die-
sen Quetschhahn öffnet und
schliesst, so wie überhaupt
seine Construction ist aus der
besonderen Abbildung dessel-
^^^"^^ *• ben in Fig. 4 ersichtlich.
PliotofrrftphiBchOB Archiv. Nr. 94. 16. Novembor 1866. 22
Figur 3.
412
Ein überaus stark federnder Messingdraht ist so gebogen, da»
er einen kreisförmigen Bogen d bildet, der in zwei geraden Armen
ausläuft, zwischen welchen das Kautschukrohr c (hier im Darcb-
schnitte abgebildet) eingeklemmt und fest zusammengedrückt wird,
so dass es der Flüssigkeit keinen Durchgang gestattet. Nabe an
ihrem Ende sind die klemmenden Arme des Messingdrahtes nach
entgegengesetzten Seiten umgebogen und tragen jeder an seinem
Ende eine kleine Metallplatte {a und i), Fasst man diese Platten
zwischen Daumen und Zeigefinger und drückt sie gegeneinander, so
hört der Druck auf das Kautschukrohr c auf, dieses Öffnet sich Ter-
möge seiner Elasticität und die Flüssigkeit kann durchfli essen. Lässt
man mit dem Drucke der Finger gegen a und h nach, so wird das
Rohr 0 wieder zusammen geklemmt und der Ausfluss hört auf.
Für die meisten Zwecke genügt es, sich eine einzige solche
Quetschhahnbürette anzuschaffen, welche 100 Cubik-Centimeter fasst
und an der jeder dieser Theile noch in Viertel oder Fünftel ge-
theilt ist.
Natürlich muss man die Bürette nach dem Gebrauche mit
destillirtem Wasser oder mit Alkohol, je nach der Natur der darin
gewesenen Flüssigkeit, gehörig ausspülen, vor dem Gebrauche selbst
aber, weil noch etwas Wasser oder Alkohol darin hängen könnte,
mit einer kleinen Menge der titrirten Lösung vorspülen. Audi
muss, ehe man die Lösung behufs der Analyse ablaufen zu lassen
beginnt, nicht blos das obere Rohr der Bürette, sondern auch das
Kantschukrohr und das untere kleine Glasrohr vollständig mit
Flüssigkeit gefüllt und alle Luft aus dem Quetschhahne Tcrtrie-
ben sein.
Noch ist zu bemerken, dass man sich einige Uebung im ge-
nauen Ablesen des Standes der Flüssigkeit in der Bürette aneignen
muss. Wegen der Capillaranzlehung steht bekanntlich der Flüssig-
keitsspiegel an der Gefasswand höher als in der Mitte, so dass er
keine Ebene, sondern eine concave Fläche bildet: man muss sich
daher gewöhnen, entweder immer den Stand des obersten Flüssig-
keitsrandes oder den des tiefsten Standes der Ooncavität abzulesen,
weil sonst erhebliche Fehler entstehen können. Es sind auch ver-
schiedene Hülfsvorrichtungen, wie der Erdmannsche Schwim-
mer zur genaueren Ausführung der Ablesung constmirt worden.
Es soll nun die maassanalitjsche Prüfung der wichtigsten
photographischen Präparate in Bezug auf ihre Reinheit näher be-
sprochen werden.
413
I. Daa untenchwefligtaiire Vatron.
(Natriumhyposuifit).
Das beste Reagens, nm den Gehalt des käafiicben Hyposalfits
an reinem Hyposulfit zu ermittein, ist eine Lösung Ton Jod in Jod-
kaliumlösung. Setzt man nämlich zu einer HyposulfitlÖsung eine
Jodlösung, so verschwindet die braune Färbung des Jodes, indem
sich Jodnatrium und tetrathionsaures Natron bildet nach der Gleichung :
2 NaSgOs -I- J = Na J -h NaS+O«
Zwei Aequivalente Hyposulfit Tcrschlucken also ein Aequivalent
Jod. Bei weiterem Zusatz verschwindet trotz dauernden Umrüh-
rens die Jodfärbung nicht mehr. Man erkennt also leicht das Ende
der Reactlon.
Nach den chemischen Proportionen entsprechen sich 127 Gramm
Jod und 248 Gramm Natriumhyposulfit. Man wägt daher 12,7 Gramm
Jod ab, fügt, damit es sich im Wasser lösen kann, etwa 23 Gramm
Jodkalium hinzu , löst in wenig destillirtem Wasser und verdünnt
das Ganze in der Literflasche bis auf 1000 C. C. Diese Menge
entspräche 24,8 Gramm reinen Hyposulfits, also ein Bürettengrad
(1 C. C.) wäre äquivalent mit 0,0248 Gramm Hyposulfit.
Wenn man daher 2,48 (oder wenn es nicht auf äusserste Ge-
nauigkeit ankommt, rund 2,5) Gramm Hyposulfit in etwa der
SOfachen Menge Wasser auflöst und eine ganze, 100 C. C. fassende
Bürette voll der obigen Jodlösung unter stetem Umrühren dazu
tröpfeln muss, bis die Flüssigkeit sich anfängt bleibend gelblich zu
färben, so war das Hyposulfit völlig rein.
Gewöhnlich wird man aber weniger von der titrirten Lösung
zuzusetzen brauchen, bis die Jodfärbung bleibt, und findet man
dann die wahre iQ den 2,48 Gramm enthaltene Hyposulfltmenge,
wenn man die Anzahl der Cubikcentimeter (CG.) der verbrauchten
Jodlösung mit 0,0248 multipllcirt.
n. Cyankalinm.
Wenn man zu einer mit Aetzkali versetzten Cyankaiiumlösung
eine Silbemitratlösung zugiesst, so bildet sich im Anfange kein
Silbcmiederschlag , weil sich ein lösliches Doppelsalz, Cyansilber-
kalium und salpetersaures Kali bilden, und zwar nach folgender
Gleichung:
2 KCy -t- AgNO« = AgKCyg + KNO«
Ein Aeqnivalent (170 Gramm) Bilbemitrat entspricht also zwei
Aequivalenten (130 Gramm) reinen Cyankaliums. Ein weiterer auch
noch so geringer Zusatz von Silbemitratlösung erzeugt sofort eine
bleibende Trübung und einen Niederschlag.
414
Man wägt daher genau 17 Gramm Silbernitrat (=" ^l^^ Aeqa^
Talent) ab, löst sie in destiliirtem Wasser und verdünnt bis auf
1000 CG. Diese Menge entspräche 13 Gramm Cyankalium, also
1 O.e. der Lösung würde 0,013 Gramm Cyankalium entsprechen.
Will man nun zur Prüfung des käufliehen Cyankalium schrei-
ten, so wägt man 1,3 Gramm davon ab, löst es in Wasser mid
fügt noch 3 Gramm starke Aetzkalilösung zu. Wäre das Cyan-
kalium ganz rein, so würde man zu dieser Menge gerade eine,
100 C. C. fassende Bürette voll der Silberlösung unter stetem Um-
rühren zufügen müssen , ehe eine bleibende Trübung entstände.
Gewöhnlich wird man aber weniger brauchen, um die Reaction tu
vollenden und man wird die wirklich in obigen 1,3 Gramm käuf-
lichen Cyankaliums enthaltene Menge reinen Cyaiikaliums in
Grammen erfahren, wenn man die Anzahl der in Silberlösung ver-
brauchten Cubikcentimeter mit 0,013 multiplicirt.
m. Silbernitrat.
Das salpetersaure Silber oder Silbernitrat gibt bekanntlich,
wenn man seine Lösung mit der Lösung eines löslichen Chlorme-
talles versetzt, den characteristischen , käsigen Niederschlag von
Chlorsilber. Am einfachsten wendet man zur Erzeugung des Nie-
derschlages eine Lösung von Chlornatrium (reinem Kochsalz) an.
Die Reaction geht vor sich nach der Formel:
AgNOfi 4- NaCl= AgCl 4- NaNO^
Will man sich eine titrirte Chlornatriumlösung bereiten, mnss
man zuvor reines Chlornatrium ungefähr ^j^ Stunde in einem hessi-
schen Schmelztiegel glühen. Als äquivalente Mengen eutsprecfaea
sich 58,5 Gramm Chlornatrium und 170 Gramm Silbemitrat. Um
eine titrirto Lösung von passender Concentration zu bekomnieo,
wägt man 17,55 Gramm (= ^/^q des Aequivalents) Chlomatrlum
ab, löst es in Wasser und verdünnt bis auf ein Liter (1000 CG.;.
Dieser Menge würden 51 Gramm trockenes Silbernitrat entsprechen.
Will man nun den Gehalt eines Silberbades oder irgend einer
anderen Silberlösung an Silbernitrat ermitteln, so misst man davon
eine bestimmte Anzahl von Cubikcentimetcrn , etwa zehn genau ab,
bringt sie ein geräumiges Becherglas, oder bes><er in eine passende
Flasche und tröpfelt aus der Bürette die titrirte Chlornatriuoilosun«:
zu, wobei man' von Zeit zu Zeit innehält, umschüttelt und d?ii
Niederschlag sich absetzen lässt, um besser bemerken zu können,
ob bei weiterem Zutröpfeln der Lösung sich in der klaren ober
dem Niederschlag stehenden Flüssigkeit immer noch Niederschlag
bildet. Hat man genau den Zeitpunkt beobachtet, wo dies nidit
415
mehr der Fall ist, so hört man mit Zatröpfeln auf und liest an der
Bürette die Menge der yerbrauehten< Cabikeentimeter ab. 1 000 C. C.
Chlornatriumlösnng entsprechen, wie schon bemerkt, 51 Gramm
Silbernitrat, also ist 1 C.C. 0,051 Gramm Nitrat äquivalent Man
hat daher, um den Gehalt der abgemessenen 10 CO. Silberlösung
an Nitrat zu erfahren, die zur Fällung verbrauchten C.C. Cblor-
natriumlösung mit 0,051 zu multipUciren.
lY. Essigsäure und andere Sauren.
Setzt man zu Essigsäure (H4Ci(0,) oder irgend einer anderen
in Wasser löslichen Säure [Schwefelsäure (HSO4) , Salpetersäure
(HNO5) u. s. w.] eine wässerige Lösung von kohlensaurem Natron
(NaCOa) ^° äquivalenter Menge, so wird die Säure neutralisirt und
in das entsprechende Natronsalz verwandelt, indem das Natrium
den Wasserstoff der Säure ganz oder zum Theil vertritt und ausser-
dem Wasser und Kohlensäureanhydrid frei wird nach der Formel:
NaCOa -I- H4C4O4 = NaHjC^O^ + HO + CO,
oder : NaCGj -f HSO4 = NaS04 -f HO + CO,
u. s. w. Es entsprechen hierbei 53 Gramm kohlensaures Natron
60 Gramm Essigsäure, 49 Gramm Schwefelsäure und 63 Gramm
Salpetersäure. Den Augenblick, wo die Reaction vollendet, d. h
eine zur Neutralisation der Säure genügende Menge kohlensauren
Natrons hinzugesetzt ist, erkennt man leicht daran, dass die durch
Zusatz von etwas Lakmustinctur hell zwiebelroth gefärbte Säure
sich anfangt purpurroth oder blauroth zu färben.
Um eine titrirte Lösung von kohlensaurem Natron zu bereiten,
^erschafft man sich zunächst reines kohlensaures Natron dadurch,
ass man möglichst reines doppeltkohlensaures Natron eine Stunde
mg in einem hessischen Schmelztiegel glüht. Um eine Lösung von
Essender Concentration zu erhalten, löst man 31,8 Gramm (= ^/^q
is Aequivalentes) kohlensaures Natron in destillirtem Wasser und
Ydünnt auf 1 Liter. Von dieser titrlrten Lösung tröpfelt man
a» einer Bürette zu einer genau abgewogenen und mit Lakmus
g^ärbten Säuremenge, unter stetem Umrühren mit einem Glasstabe
silange vorsichtig zu, bis sich die blaurothe Uebergangsfarbe zu
zeen beginnt. Am besten nimmt man zur Untersuchung eine genau
abiwogene Menge von 5 Gramm der zu prüfenden Säure.
Da 1000 C.C. der Natronlösung (mit 31,8 Gramm NaCOa)
äqcalent sind mit 36 Gramm Essigsäure, 29,4 Gramm Schwefel-
säu. und 37,8 Salpetersäure, so hat man die Anzahl der gebrauch-
ten ubikcentimeter der Natronlösung bei der Essigsäurebestimmung
mit 036, bei der Schwefelsäurebestimmung mit 0,0294 und bei
der .Ipetersäurebestimmung mit 0,3786 zu multipliciren , um die
416
in den angewendeten 5 Gramm der wässerigen Säore enthaltene
Menge des ersten Sänrehydrats in Grammen zo erfahren.
Dies sind etwa die wichtigeren Präparate, bei denen der Pho-
tograph selbst in den Fall kommen kann, den Reingehalt des käuf-
lichen Materials, oder den Trockengehalt einer Lösung (wie bei
Siiberbädem) bestimmen zu müssen, nnd es wird für diejenigen,
welche oft solche Bestimmungen auszufuhren haben, kein kleiner
Gewinn an Zeit sein, wenn sie sich zu diesem Zwecke die eben
beschriebene maassanalytische Methode zu eigen machen.
Directer Kohledniek.
Von M. Carejr Lea.
Der directe Eohledruck unterscheidet sich vom indirecten da-
durch, dass das Negativ direct auf der präparirten Schidit liegt
Er ist dadurch characterisirt, dass 1) nicht umgekehrte Positivs
erhalten werden; 2) kein Uebertragen nothw endig ist; und 3) die
Halbtöne, wenn das Negativ nicht blos aus Schwarz nnd Yf&as
besteht, beim Waschen untermlnirt und fortgespält werden.
Dies Verfahren besitzt, wie die anderen Eohleverfahren , das
grosse Verdienst der unbezweifelbaren Haltbarkeit Femer ist es
sehr leicht auszufahren. Bei Anwendung neutraler ebromsaner
Salze hält sich das empfindliche Papier sehr lange. Andererseits
lässt sich das Verfahren nur zum Copiren von Objecten ohne Halb-
ton verwenden. Für gewisse Branchen der Photographie, z. B. Re-
produciren von Karten, Plänen, Zeichnungen etc., ist es sehr gv
geeignet. Kupferstiche lassen sich auf diese Weise copiren , wen
sie nicht zu sehr verkleinert werden müssen.
Das Verfahren, welches ich hier veröfifentliche, ist Ton nr
selbst ausgearbeitet ; ich bediene mich darin des Albumins. Diesa
Stoff halte ich deshalb für vortheilhaft, weil er die Weissen rfi
hält Wenden wir eine Mischung von Bichromat, Kohle, Gmdii
oder Gelatine an, so lassen sich in dem Bilde durch Waschen ie
Weissen nicht vollständig klären, indem diese hartnäckig eine e-
wisse. Menge Kohle festhalten. Setzen wir viel Albumin suler
Mischung, so löst sich beim Waschen das ganze Bild ab. Ab in
geringer Menge beigefügt gibt es sehr reine Weissen.
Es ist nicht ganz gleichgültig, ob man Gummi oder GeÜne
anwendet; denn letztere ist nur in warmem Wasser löslich, Qimi
auch in kaltem. Abdrücke mit Gummi müssen daher mit Ikem
Wasser entwickelt werden, Gelatinebilder mit heissem. Di4Wlt-
kung des Bichromats auf Gelatine unter dem Einfluss der onne
417
ist ungefähr dreimal rascher als auf Gummi, da aber die Beliehtung
überhaupt nur sehr kurz ist, so liegt darin kein grosser Yortheil.
Gummilösungen aber haben Tor Gelatinelösungen den Vorzug, dass
sie beim Erkalten nicht erstarren, sich also viel leichter auftragen
lassen. Die kalte Entwickelung ist auch der wannen vorzuziehen.
1. Sensitirung des Papiers.
Zum Empfindlichmachen ziehe ich das neutrale chromsaure Eali-
Ammon vor. Zu einer kaltgesättigten Auflösung von doppeltchrom-
saarem Kali setze ich flüssiges Ammoniak zu, bis sie rothes Lak-
maspapier schwach bläut. Diese neutrale Lösung hält sich sehr
gat« Damit getränktes Papier ist ziemlich empfindlich und hält sich
viel länger als mit doppeltchromsaurem Kali präparirtes.
Folgende Verhältnisse sind zu nehmen:
Lösung von chromsaurem Eali-Ammon,
wie vorhin beschrieben 15 Theile,
Pulverisirtes Gummi arabicum (rein) . 8
Graphitstaub 1—2
Eiweiss 2
Glycerin i Theil.
Man erwärmt die Chromatlösung, gibt Gummi und Graphit in
einen Porzellanmörser und setzt die Lösung allmälig zu, während
man die Ingredienzien mit dem Pistill zusammenreibt.
Das Glycerin bezweckt, dem Papier die nöthige Biegsamkeit
zu geben, zu viel davon muss aber vermieden werden, da sonst
das Papier nicht trocknet. Die oben angegebene Menge genügt.
Es gibt im Handel eine Sorte Graphit, die zum Leitendmachen von
Oberflächen bei der Galvanoplastik gebraucht wird. Dies Präparat
ist äusserst fein zerthellt. Als Pulver erscheint es zwar grau, aber
im Abdruck ist es schwarz. Es arbeitet reiner als Lampenschwarz
oder irgend eine andere Art von Kohle. Die Mischung sollte unge-
fähr Honigconsistenz besitzen ; sie wird mit einem breiten , weichen
Kameelhaarpinsel auf Papier gestrichen. Anfänger werden stets den
Fehler begehen, die Farbe zu dick aufzutragen. Man denkt, die
schwärzesten Partien im fertigen Bild könnten nicht schwärzer sein
als die Farbe, die man aufträgt, und macht deshalb das Papier tief-
schwarz. Dies ist aber ein Fehler; das Auge täuscht sich nämlich.
Eine viel dünnere Farbschicht wird genügen. Das Papier darf nicht
ganz schwarz, es muss vielmehr grünlich schwarz sein. Die Farbe
des chromsauren Salzes darf nicht durch die Schwärze verdeckt 1
werden. Auf bedrucktes Schreibpapier gestrichen, muss die Mischung
Buchstaben gut durchscheinen lassen.
418
im trockenen Zustand mnss das Papier stark glänzen. Ist es
matt, so enthält es nicht genug Gummi, oder das Gnmmi ist schledit
Solches Papier sollte man niemals anwenden. Das präparirte Pa-
pier muss rein, und nicht streifig sein; es ist ebenso biegsam wk
vor der Präparation. Es ist nicht klebrig und besitzt einen doBkd
olivenfarbigen Ton.
Fleckiges Papier kann häufig mit gutem Erfolg zu oflTenen
Zeichnungen benutzt werden, in denen keine grossen Massen tiefer
Schatten vorkommen.
Man belichtet dies Papier unter dem Negativ, bis die Zeich>
nung auf der Rückseite sichtbar ist. Wie stark dies der Fall sein
muss, lääst sich natürlich nicht gut beschreiben; etwas Erfahrung
ist hier von grossem Nutzen. Geringes Uebercopiren ist weniger
schädlich als zu kurze Belichtung. Die Zeit der Belichtong richtet
sich nach der Menge der Farbe in der Schiebt. Je mehr davon
vorhanden, um so länger muss belichtet werden. Eine gut bereitete
Schicht braucht nur die halbe Belichtung des Chlorsilberpapiers bd
gleichem Negativ etc.
2. Entwicklung.
Hat man wenig Eiweiss in die Mischung genommen, so ist es
nöthig, die Bilder, nachdem sie einige Zeit im Wasser gelegen, mit
einem weichen flachen Eameelhaarpinsel zu klären. Bei mehr
Eiweiss genügt schon ein nicht sehr kräftiger Wasserstrahl, die
überschüssige Farbe hinweg zu nehmen. Eine noch grössere Menge
Eiweiss bewirkt, dass sich die Bilder von selbst klären. Diese
letztere Manier ist vorzuziehen, denn wenn die hohen LiclUer des
Pinsels zum Abwaschen bedürfen , so ist anzunehmen , dass di€
feinsten Linien verloren gehen, oder wenigstens leiden. Aber bd
der letzten Methode darf man den Pinsel überhaupt nicht in An-
wendung bringen, selbst wenn das Bild anfangs sich im Wasser
nicht verändert. Fortgesetztes Ausspülen und ein schwacher
Wasserstrahl genügen. Bilder, die eine bis zwei Stunden zum
E^lären bedürfen, sind die besten.
Hat man aber zu viel Eiweiss angewandt, so wird das Präpa-
rat unempfindlich und es lösen sich beim Entwickeln leicht ganze
Stücke ab.
Dasselbe findet statt, wenn man die empfindliche Mischung a«f
Eiweisspapier aufträgt; die Eiweissschicht ist hier eher schädUdi
als von Nutzen.
8. Die Wahl des Papiers.
Fast jedes Papier ist anwendbar, am besten das gewöhnüche
Positivpapier, gutes Schreibpapier und das feste sogenannte
419
notenpapier. Ungeleimtes Papier ist gar nicht tauglich. Je stärker
das Papier geleimt ist, um so besser hält es das Chromat an der
Oberfläche. Weiches Papier saugt das Salz in sich, macht dadurch
die Schicht unempfindlich, lässt sich nachher nicht gut auswaschen,
kurz es sollte uiemals genommen werden.
Die Mischung wird auch dann' leicht vom Papier absorbirt,
wenn sie zu dünn ist In diesem Fall setzt man noch Gummi hinzu.
4. Die Farbstoffe.
Für schwarze Bilder ziehe ich wie erwähnt Graphit entschieden
Tor; vielleicht lässt sich auch sehr feines Lampenschwarz anwenden.
Für farbige Bilder muss man natürlich solche Farbstoffe wäh-
len, die nicht durch das Chromsalz zerstört werden. Folgende habe
ich versucht und brauchbar gefunden.
Blau. — Preussischblau wird durch die chromsauren und
doppeltchromsauren Salze gar nicht angegriffen.
Grün. — Das sogenannte „Chromgrün'* widersteht der Wir-
kung des Bichromats vollkommen. Das eigentliche Chromgrün oder
grüne Chromoxyd ist in mancher Hinsicht dauerhafter, für unseren
Zweck aber genügt das gewöhnliche.
Roth. — Alle Karminsorten, die ich versuchte, wurden zer-
stört. Man findet im Handel einen schönen „französischen Schar-
lachlack'^ , der dem Bi Chromat vollkommen widersteht. Ebenso
Anilinroth oder Rosanilin, und Anilinviolett. Leider lassen sich
die Anilinfarben nicht vollständig aus den Weissen auswaschen.
Dies ist ein grosser Uebelstand.
Braun. — Die Okerfarben sind gut, namentlich der schöne
Goldoker.
Gelb. — Chromgelb ist anwendbar, aber auf weissem Papier
nicht gut sichtbar; man kann es durch Goldoker dunkler machen.
Die Farbe des reducirten Chromsalzes zeigt sich immer ein
wenig durch die Farbe des Bilds. Anfangs bräunlich, wegen des
entstandenen braunen Chromoxyds (chromsaures Chromoxyd
Cr203Cr03), das sich später vollständig in das Sesquioxyd Ct^O^
verwandelt, und den Ton etwas olivenfarben , also unrein macht.
Wo also nur Farbe, ohne Kohle, angewandt wird, nimmt man besser
nnr halb so viel chromsaures Salz und belichtet dafür entsprechend länger.
Ich erwähnte bereits, dass das neutrale chromsaure Kali-Ammon
die Haltbarkeit des Papiers sehr vermehrt, ohne deshalb unempfind-
licher zu sein, als Bichromat. Doppeltchromsaures Kali wirkt so-
wohl im Dunkeln, wie unter dem Einfluss des Lichts auf den orga-
nischen Stoff. Chromsaures Kali-Ammun hingegen wirkt nicht im
Dunkeln darr.uf. Das damit getränkte Papier hält sich aus diesem
420
Grunde einige Tage brauchbar, während Bichromat die organiick
Substanz im Dunkele schon In einigen Stunden so modifidren kaoa,
dass sie sich, wenn man das Bild nach dem Belichten ins Wasser
wirft, gar nicht mehr löst. Es ist mir vorgekommen, dass des
Abends präparirte Papiere, die ohne Wärme getrocknet und a
einer luftdichten Zinnkapsel verschlossen waren, nach vierundzwao-
zig Stunden schon keine Bilder mehr lieferten.
Es ist zu bedauern , dass man in diesem Verfahren eine lo
dünne Lage von Schwärze braucht, denn diese ist viel schwieriger
aufzutragen, als eine dicke Schicht. Etwas Vorsicht und Uebong
überwindet indessen diese Schwierigkeit.
In den oben beschriebenen Operationen ist Gummi oder Gela-
tine vorzuziehen, aus den angegebenen Gründen. Sollte aber das
Papier, für den Handel etwa, ohne chromsaures Salz im vorau
dargestellt werden, um es kurz vor dem Gebrauch mit einer Lo-
sung des chromsauren Doppelsalzes zu tränken und %u sensitirea,
so wäre Gelatine anzuwenden, da Gummi sich in kaltem Wasser 15«.
EiseBgelaÜBe-Eitwicklcr.
Liverpool, 21. October 1865.
Seit kurzer Zeit ist hier eine neue Hervorrufungsflüssigkeä
bekannt geworden, die bei fast allen Photographen guten Anklanf
findet. Ich war gleich beim ersten Versuch mit dem Resultat sek
zufrieden, denn man braucht nicht mehr nachzuschwärzen. Das
Negativ wird beim Hervorrufen vollständig kräftig genug und besitit
sehr schöne Mitteltöne. Obwohl die Flüssigkeit keinen Alkohol
enthält, so hat man doch nicht zu befürchten , wolkige Platten n
bekommen. Ich «rlaube mir, Ihrem photographischen Archiv dien
Hervorrufung mitzutheilen ; ich glaube dadurch manchem meino
Herren CoUegen einen Dienst zu erweisen, namentlich denen, dk
noch Pjrogallussäure anwenden.
I Essigsäure 2 Uüsen,
Erste Flasche ) Destillirtes Wasser ... 8 ^
I Nelsou's opaque Gelatine . 120 Gran.
Man kann auch jede andere Gelatine anwenden. Von Zeit zd
Zeit schüttelt man. Nach einer Stunde ist die Gelatine gelost.
Dann giesst man noch 30 Unzen Wasser zu, schüttelt und filtmt
7 *» i?i Ti ) ^^Gi^is^^b reiner Eisenvitriol 4 Unzen,
iuweite f lascne j .-^ »•»•*» _., .^
( DestiUirtes Wasser. ... 40 ^
Ist auch dies gelöst, so mischt man den Inhalt beider Flasebo,
den man sogleich anwenden kann. Tb. Scholtyssek.
Gedruckt bei Said. Lucas in ElberfeU.
Photographisches Archiv.
Bfuid VI» — Tiw. 9B^ und ••• — Dceember M^B.
BMierkugei Aber die Stellng bei pbotegrapbisehen
AvfiiabmeH nd über dei eigeHtlicheH Werth toh Regeli
mid KanstpriHeipien.
Von i. E Wall.
„Vor füu(z\g Jahren herrschten bei Dilettanten sowohl als in
den Sälen der Academien Regeln, über welche ein Maler von heute
aich meistentheils des Läehelns wohl kaum wird erwehren können.^
So schrieb Leslie in seinem so geschätzten Handbuch für
junge Maler, und das gilt auch heute noch für alle die, welche
▼on Kunst wenig oder gar nichts verstehen und trotzdem oder gerade
deshalb nach Regeln schreien, als wenn sich so etwas so leicht
▼orschreiben liesse, als wie man am besten isst und trinkt. So
geht es auch dem Photographen, wenn in ihm zuerst das Bewusst-
sein von der Nothwendigkeit der Kunst für seine Zwecke aufdäm-
mert Er möchte dann gern ein Paar einfache Regeln haben, durch
deren Erlernung er, wie er thöricht genug ist zu hoffen, mit einem
Male ein Künstler wird.
Aber was schon Euklides zum Könige Ptolemäus sagte, als
dieser möglichst schnell und bequem die Geometrie erlernen wollte,
dass es nämlich keinen besonders für Könige geebneten Weg zur
Geometrie gäbe, das gilt genau ebenso auch von der Kunst. Regeln
anwenden woUen, ohne genaue Kenntniss der Frincipien, aus denen
sie fliessen, oder ohne im Besitz des guten Geschmackes zu sein,
welcher deren Anwendung leiten muss, wenn anders diese von Erfolg
begleitet sein soll, das ist ein sehr einfältiges Beginnen.
28
422
Regeln sind gewissennassen nur das Handwerkszeug Ar «fe
Kunst und Jeder weiss, wie vöUig nutzlos Handwerkszeug ist, wcbd
man nicht weiss, wie man es handhaben soll. Ein wirkliches, kfiiut-
lerisches Bild, sei es Gemälde, Zeichnung oder Photographie, kann
nicht nach einem Recepte gefertigt werden, wie man etwa Puddings
macht, oder einen Entwickler mischt, oder eine Arznei in der
Apotheke bereitet Wenn dies der Fall wäre, so läge der haupt-
sächliche oder einzige Unterschied zwischen zwei Gemälden nur ia
dem Gegenstande, den sie darstellen, aber nicht in der AulTassong
oder Behandlung desselben. Es ist dies so allgemein anerkannt,
dass die wahren Lehrer der Kunst schon von jeher nicht sowohl
auf die Erlernung Ton Recepten und Regeln, sondern auf die richt^e
Erfassung der „Principien'' der Kunst den Nachdruck legten.
Wenn schon bei einem gewöhnlichen Handwerk Eifer, Nach-
denken und angestrengte Arbeit zur Erringung eines wiriüichen
Erfolges nöthig sind, um wie viel mehr muss dies nicht bei der
Kunst der Fall sein. Nicht das Auswendiglernen einigo-
und die Beobachtung derselben während der Arbeit macht
Künstler, dies kann nicht oft; und eindringlich genug gesagt werden
und ich rufe daher meinen Lesern den Rath zu, welchen in dieser
Hinsicht der schon Eingangs erwähnte Meister gegeben hat: „Man
hüte sich vor allen Regeln und Vorschriften, welche eine leichte
und bequeme Aneignung der Kunst yersprechen, und nüsstraoe
seiner eigenen Geschicklichkeit, wenn man findet, dass man sich
durch dieselbe Arbeit und Nachdenken erspart." Wenn man aa
Können und Urtheil, Geschmack und Gefühl ein wahrer Künstler
werden will, so muss man gerade so streben und ringen wie jeder
andere aufrichtige Kunstjünger, und eifrig beharren in der Aneignimg
der Principien, aus denen man sich nachher seine eigenen Regeln
abstrahiren kann. Man muss nicht blos arbeiten mit dem Kopfe
allein, oder mit den Händen allein, sondern man muss sieh Theorie
und Praxis beide dienstbar machen.
Ein Bild, welches nur nach gewissen Regeln entworfen ist, sei
es eia Gemälde oder eine Photographie, ist und bleibt kalt, faait
und gefühllos, conventionell und mangelhaft, und wird mehr eine
Erläuterung zu den Regeln sein, nach denen es entworfen ist, als
ein Ausdruck der Gefühle , welche es , der Natur des dargestelken
Gegenstandes gemäss beleben sollten. Die Lichter und die Schatten
tbeilen uns schon von ferne mit, zu welchem Zwecke sie hier oder
da angebracht sind und während uns Eines zuruft: „ich bin hier,
weil es die und die Regel verlangt,*' ruft das Andere: „idi bin
hier, weil der und der berühmte Maler eine Regel aui^estellt hat,
423
welche 80 und so lautet*' Besonders die Stellung der im Bilde
angebrachten Figuren wird noch mehr des Lebens und der Bewe-
gung entbehren imd noch weit ungelenker sein, als bei einer Gruppe
von Gliederpuppen. Die photographische Musterkarte ron M. Barbe's
neuen Gliederpoppen zeigt wirklich mehr Leben und Bewegung als
auf solchen Bildern je zu finden ist.
Yielieicht wird das bis jetzt Gesagte noch deutlicher, wenn wir
zwei Leute, Ton denen der eine nur nach Regeln arbeitet, der
andere in die Principien der Kunst eingeweiht ist, bei ihren Arbeiten
belauschen.
Erste Scene. — Ein Glashaus und ein Photograph
darin. Eine Dame tritt ein, um sich photographiren
zu lassen. — Erst plaudert man ein Paar Worte über das Wetter
und die Tagesneuigkeiten, dann wird die Dame gesetzt. Nachdem
sie auf dem Stuhle Platz genommen, wird sie veranlasst, den Kopf
nach einer Seite zu richten, nach der Regel, dass Kopf und
Rumpf verschiedene Richtungen haben müssen, um Steifheit zu
vermeiden und dem Bilde mehr Bewegung zu geben. Dann wird
der Faltenwurf arrangirt, so dass er möglichst wellenförmige Conturen
zeigt, nach der Regel, dass krumme Linien schöner sind als
scharfe Ecken und gerade Linien. Endlich beginnt der Künstler
(und auf diesen Titel hat ein solcher Photograph doch gewiss den
gerechtesten Anspruch) das Licht so zu arrangiren, dass ein Schatten
auf die Hände geworfen wird, nach der Regel, dass die Hände
nicht so hervortreten dürfen als das Gesicht. So geht es noch eine
Zeit lang mit Beachtung von verschiedenen Regeln fort Nachdem
dies Alles arrangirt, wird der Deckel vom Objecti? genommen, die
Platte exponirt und die Dame entlassen.
Zweite Scene. — Ein anderes Glashaus. Dieselbe
Dame tritt bei einem zweiten Photographen ern. —
Hier beginnt mit der Unterhaltung auch zugleich eine scharfe
Beobachtung, denn der Künstler glaubt nur auf diesem Wege den
Cbaracter der Dame und die Eigenthümlichkeiten derselben in
Handlung und Ausdruck auffinden zu können. Die Unterhaltung
wird zwar in leichter, ungezwungener, aber doch eleganter Weise
geführt und ist darauf berechnet, der Dame möglichst schnell ihre
volle Unbefangenheit zu geben. Es wird deshalb eine Menge
UnterhaitungsstojQT berührt, bis sich etwas findet, was sie augen-
scheinlich am meisten interessirt. Sobald sich dies herausgestellt
hat, gibt der Photograph ein Zeichen, dass die Platte fertig gemacht
wird. Während nun die Unterhaltung sich noch eine Zeit lang um
äskß Lieblingsthema der Dame dreht, verändert der Künstler wieder-
424
holt seinen Standpunkt, ohne sich jedoch im Grespräch sa nute-
brechen. Endlich wird durch ein kanm merklidies Signal angezeigt,
dass die Platte zur Aufnahme fertig ist. Der Eänsüer hat bis dalm
seine Zunge nicht ruhen lassen, um das wahre Wesen der Aute>
nehmenden herauszulocken, und sein Auge hat auf das Soiigaamste
alle Veränderungen in Haltung und Ausdruck studirt. £r achreitet
daher jetzt zum Arrangement, während er dabei immer die Unter-
haltung mit Wärme fortführt. Die Aufnahme kann nun Ton Stattea
gehen und wenn sie vorüber ist, entfernt sich die Dame wieder.
Nun wollen wir uns einmal die beiden eben aufgenommenen
Bilder ansehen. Das des ersten Photographen ist eine yortrelfliebe
Photographie, weich, schön nüancirt und modellirt und, was das
Technische betrifft, vorzüglich ausgenihrt Bei alledem brandit
man aber keine Brille, um sogleich wahrzunehmen, dass die Bewe-
gung des Kopfes der Dame nicht Folge einer seibstthätigen natür-
lichen Handlung ist, sondern durch die Anordnung des Photographen
hervorgebracht, und dass ihr ausdrucksloses Auge nicht etwa im
Geiste etwas sie Interessirendes zu erblicken glaubt, sondern auf
einen vom Künstler angewiesenen Punkt starrt. In den Linien ist
ein wesentlicher Mangel an Contrast zu bemerken, und ToUstSndtg
mangelt dem Bilde Gefühl, Character und Ausdruck, ja es erscheint
sogar lächerlich, da die Dame, obgleich sie nlem als liest, nocfaandi
die geringste Neigung für Blumen besitzt, doch über einen Blamen-
strauss geneigt und mit einem Buche in der Hand dargestellt isL
Das Bild des zweiten Photographen hat alle Vorzüge des ersten
Bildes ebenfalls, dabei ist es aber hundertmal natürlicher, ansdrueks-
voller und gefälliger, nicht nur für den Künstler, sondern auch lir
jeden nicht künstlerisch gebildeten Beschauer. Der Gesichtsaasdnick
ist nicht gezwungen, sondern natürlich und characteristtsch , den
Gefühlen und Gedanken entsprechend, welche der Küntler darcli
seine Unterhaltung geschickt zu beleben wusste. Die Stellung ist
nicht eine von den wenigen, die der Künstler für alle Fälle im
Yorrath hat, sondern sie gehört wirklich der Dame selbst an. Die
Haltung des Kopfes war einem wirklichen Zwecke entsprechend
und nicht bloss der Porträtaufnahme wegen angenommen, und zeigt
deshalb jenen Ausdruck von Leben und Freiheit, welcher alleraal
zerstört wird, wenn die Haltung dem WiUen eines Andern gemias
angenommen wird, ohne dass das eigene Gefühl oder Interesse dabei
betheiligt ist. Endlich bemerken auch alle Freunde und Bekanntes
der Dame noch einen weitem Vorzug des Bildes. Sie finden es
nämlich äusserst natürlich und characteristisch, dass die Dame, ror
einem Tischchen stehend, in einem Bande mit Stichen blättert. Als
425
sie suföllig diese im Atelier vorgefundenen Bilder durchblätterte,
gestand sie im Laufe des Gesprächs dem Künstler ihre Vorliebe
dafür, und dieser verstand es wohl, diesen Umstand mit künstle-
rischem Tact zu seinem Zwecke zu verwerthen.
„Aber,'' wird nun der Mann mit den Regeln sagen, „dazu
gehört ja gar keine besondere künstlerische Bildung, um auf diese
Weise ein Porträt zu fertigen ; dazu ist nichts erforderlich als Tact,
Genialität und guter Geschmack.^ Ganz recht, ganz recht, „und
guter Geschmack,'^ das umfasst Alles, was nüt der Kunst in
Berührung steht. Was versteht man aber dann unter künstlerisch?
Es gibt Leute, welche behaupten, das Künstlerische sei nichts als
ein rein conventionelles, unbestimmbares Etwas, welches den schwär-
merischen und liebenswürdigen Einfallen phantasiereicher Menschen
anhafte. In der That ist es aber etwas so Eeelles und auf so
realer Basis Ruhendes, als es irgend ein trockener >iathematikcr
möglicher Weise verlangen könnte. Andere Leute werden wieder
sagen: Wenn es weiter nichts ist mit der Kunst, was braucht man
dann, um Künstler zu werden, ein langes, mühevolles Studium?
Knn, weil die geistigen Fähigkeiten des Menschen nie ohne Cultur
zu ihrer vollen Entfaltung, zur Blüthe und Frucht gelangen können ;
weil Niemand zweifelhaft darüber sein wird, wem er den Vorzug
geben soll, ob dem Unkraut, welches freiwillig auf öden Plätzen
wuchert, oder der prächtigen Flora eines Gartens, welche unter der
sorgsamen, nach festen Regeln und Principien wirkenden Hand des
Gärtners sich entwickelt und so ursprüngliche Rohheit und Gemein-
heit mit wundersamer Lieblichkeit vertauscht hat.
Ganz so unterscheidet sich das Werk eines tüchtigen Künstlers
von dem eines künstlerisch nicht Gebildeten, wenn auch von Natur
ebenso Begabten, indem bei der Hervorbringung des Werkes Ersterer
ganz unwillkürlich nach Regeln handelt, die sich ihm wie von selbst
aus den Kunstprincipien ergeben, von denen er durchdrungen ist;
während der Andere eine Parthie fix und fertiger Regeln auswendig
gelernt hat und diese nun rein mechanisch, ohne ihre eigentliche
Tragweite ermessen zu können, in seiner Praxis zur Anwendung bringt.
Dem zweiten Photographen standen bei seiner Praxis von gutem
Geschmacke geleitete und beherrschte Principien zur Seite; er
wendete die wahren Regeln der Kunst an, ohne sich jedoch
ihrer im Momente der Anwendung wirklich einzeln bewusst zu sein
and die Probe darauf zeigt sich darin, dass in seinem Werke jenes
grosse Hauptkunstprincip , dem sich Alles in der Kunst demüthig
unterordnet, nämlich die Einheit gewahrt ist. Alle Ideen, welche
sich in seinen Bildern entwickeln, stehen in harmonischer Beziehung
426
ZU einander und alle einzelnen Theile werden von derselbeo Idee
beherrscht. Es ist ein Kunstwerk im wahrsten Sinne des Wortes,
obgleich oder vielmehr weil in Bezug auf Alles, wie Halfcmg,
Bewegung, Ausdruclc und Nebenwerk, einzig und allein die Katar
in letzter Instanz entschieden hat. Der Geist der Sitzenden mrurde,
ganz ohne es zu wissen, dem des Künstlers zu gehorchen gezwangen,
und führte unbewusst aus, was jener dachte und flihlte. Dies, meine
ich, ist die wahre künstlerische Art der Vorbereitung zur pboto-
graphischen Aufnahme.
Schon in früheren Aufsätzen habe ich mich bestrebt, die
Wichtigkeit und die eigentliche Bedeutung nachzuweisen, wddie
die hauptsächlichsten Principien der Kunst, wie das der Unt^Dtd-
nung, der Wiederholung, der Proportion, der Einheit u. s. w. bestCxen,
und diejenigen Regeln der Composition aufzuzählen und zn erortera,
welche 'allgemeine Geltung erlangt haben. Dabei habe ich fieilkh
nie behauptet,' dass das reine Auswendiglernen dieser Dinge Jemaa^
den zum Künstler machen kann oder wird. Dazu gehört eben der
durch Erfahrung, Beobachtung und richtiges Urtheil entwickelte
gute Geschmack, dessen Keime und Wurzeln aber leider nicht
bei allen Menschen vorhanden zu sein scheinen, denn es g^bt Leute,
bei denen man durch keine Bemühung irgend eine Spur von gutem
Geschmack entwickeln kann. Solche Leute sind freilich von der
Natur nicht zum Künstler bestimmt, haben aber doch zuweilen n
ihrem und Anderer Unglück die Stimme der Natur nicht verBtanden.
Anderen fehlt es zwar nicht an Anlagen, aber sie haben dieselben
zu entwickeln vernachlässigt und zwar nicht selten aus Selbst-
überhebung. Die Meisten, das muss immer und immer wieder gesagt
werden, wenn auch die Betreifenden in der Regel die Ohren dabei
zuhalten, die Meisten irren darin, dass sie durch Auswendiglernen
von ein Paar Regeln über die Composition von Licht und Schatten,
Linien und Massenvertheilung Künstler zu werden glauben.
Regeln erfasst man nüt dem Verstände, Principien mit
dem Gefühle und für den schaffenden Künstler ist das Gefühl ebenso
wichtig wie der Verstand.
Man kann oft einen Künstler sagen hören: „Ich fiihle, dass
diese Figur nicht ganz richtig ist; ich kann aber nicht sagen, was
daran falsch ist!^ — ebenso wie man oft von anderen Leuten hören
kann: „Das oder jenes behagt meinem Geschmacke, freilich kann
ich nicht sagen weshalb.^ Bei allen solchen GeschmacksurtfaeileB
findet sich, dass, wenn sie abfällig bescheiden, in der That die
Verletzung irgend eines nicht klar zum Bewusstsein gekommeneD
Kunstprincipes vorliegt.
427
Regeln sind den Prindpien untergeordnet, ja man findet sogar
ofty wie in den Werken grosser Meister manche, sonst allgemein
anerkannte Regein der Composition ganz vernachlässigt oder keck
verletzt sind. Leslie erwähnt in dem schon mehrfach berührten
Werke mehrerer solcher Fälle. Solche Kraftstücke und kühne Thaten
können freilich blos von Meisterhand glücklich ausgefülirt werden.
Sonst kann es einem ergehen wie jenem Photographen, der auf
einem Bilde (es ist jetzt in meinem Besitz) an einer Stelle einen
dichten schwarzen Schatten angebracht, wo ein solcher gftr nicht
denkbar war, und zwar, wie sich auf Befragen ergab, um dadurch
den auf die Erde fallenden Schatten einer im Bilde nicht sichtbaren,
am blauen Himmel hinziehenden Wolke darzustellen.
Indem ich mit dieser Bemerkung schliesse, empfelüe ich noch-
mals dem photographischen Künstler, welcher die unaufhörlichen
Wiederholungen derselben alten SteUungen und dieselben immer
wiederkehrenden Misserfolge vermeiden will, sich nicht allein auf
eine äusserliche Anwendung der Regeln und Principien der Com-
position zu beschränken, sondern durch angestrengte Studien seinen
Geschmack in dieser Richtung zu erziehen und zu entwickeln.
Bemerkmigen über Goldtonbäder.
Von M. Garey Lea.
In der Photographie hängt alles von kleinen Feinheiten in der
Manipulation ab. Das ist in so hohem Grade der Fall, dass sehr
oft ein Verfahren demjenigen gelingt, der durch lange Erfahrung
genau gelernt, es anzuwenden, während derselbe mit einem anderen,
vielleicht besseren Verfahren nur deshalb nicht zurecht kommt, weil
er nicht so darin geübt ist
Wo so viel von der Manipulationsweise abhängt, muss es na-
türlich auch bedeutende Meinungsverschiedenheiten geben, fast über
keinen Gegenstand aber in solchem Maasse wie über das Goidbad.
Ein Operateur erhält prächtige Resultate mit demselben Bade, das
einem anderen nur blaue mehlige Bilder liefert. Was diesem wie-
derum passt, damit kann ein dritter überhaupt gar nichts machen.
In einem kürzlich im British Journal veröffentlichten Artikel
war die Ansicht ausgesprochen, das wesentliche beim Goldbad sei,
die Goldlösung neutral zu machen, dass es aber nicht darauf an-
komme, in welcher Weise dies geschehe.
Ich glaube, diese Ansicht ist wohl nicht haltbar. Das Gold
zeigt im Zustande feiner Zertheilung alle Farben des Regenbogens
in den lebhaftesten Tönen. Dies ist dadurch leicht zu zeigen, dass
PhotographlBches Archir. Nr. 95. and 96. December 1865. 33
428
man eine dünne Schicht trockener Gelatine mit ätherischer Cblor-
goldlösuDg tränkt und darauf mit EiBenvitrioUösung behandelt.
Die Gelatine verhindert die Wirkung des Keducirmittels etwas;
der Goldniederschlag ist langsam und unregelmässig, und nlmint
die schönsten lebhaften Töne vom Reichthum eines Pfauensehweifee
an. Alles scheint hier vom Zertheilungszustande der Partikeln ab-
zuhängen, und gerade die Stofie, die mit dem Gold im Tonbade
zusammengebracht werden, sind von grossem Einfluss auf die Fein-
heit des Goldniederschlags. Wir alle wissen, dass alkalisches Gold-
chlorid einen anderen Ton gibt als Kalktonung; dass gewisse oigi-
nische Säuren — Essig-, Citron-, Benzoesäure — zu wiinnen
Purpurtönen führen, etc.
Ich hatte kürzlich einen schlagenden und ziemlich unangeneh-
men Beweis , wie sehr der Ton durch äussere Einflüsse modificiit
werden kann«
Ein Bad von reinem neutralen .Chlorgoldcalcium wnrde ange-
wendet. Das Chlorgold hatte ich selbst bereitet und durch prSd-
pitirten Kalk neutralisirt. Dies Bad gab wie gewöhnlich einen
reichen purpurschwarzen Ton. Aber auf einmal nahmen darin die
Abdrücke keinen solchen Ton mehr an, sie wurden nur braim-
purpum, Copien nach dünnen ^Negativs aber ganz braun.
Es fand sich, dass zum Versuch ein schon fixirtes Bild in das
Bad getaucht worden war, welches höchst wahrscheinlich darch
unvollständige Waschung etwas unterschwefligsaures Natron in das
Goldbad übertragen hatte. Diese geringe Menge hatte aber sc^on
genügt, die Tonfähigkeit des Bades vollständig zu ändern. Dies
ist wahrscheinlich die Ursache davon, dass nachlässige Operalears
oft hässliche, braune Töpe erbalten.
Die Photographen leben jetzt in der Hoffnung, dass sie dnrdi
vorsichtige Goldtonung, gute Fixirung in frischem Natron, und tüch-
tiges Auswaschen haltbare Abdrücke erzeugen. Ich wünschte, dies
wäre wahr; leider genügt die Durchsicht einiger photographischer
Albums, um diesen Gedanken zu vertreiben. Es ist überraschend,
in wie beträchtlichem Verhältnisse diese Anzeichen von Verände-
rung sichtbar werden. Anfänglich nehmen die Weissen eine
sahnefarbige Nuance an. Diese ist dem gewöhnlichen Beobachter
vielleicht gar nicht auffallend, dem Photographen aber ist sie das
erste Zeichen zu einer gänzlichen inneren Verändemng, die im
Bilde vor sich geht, und die sich später im Tonverlieren der
Schatten , Verminderung der Brillanz und schliesslich in der gänz-
lichen Umwandlung des Abdruckes in ein büffelbraunes Bild auf
schmuzig- gelbem Grund offenbart.
429
Da diese Veränderung sich zuerst in den holien Lichtern zeigt,
so hielt ich schon seit lange das Albumin für die Ursache. Ich
habe die hohen Lichter von etwa hnndert Albumtnbildem unter-
sucht, die in der verschiedensten Weise getont und fixlrt waren.
In jedem Falle fand ich Silber in den rein weissen Stellen
des Bildes.
Eine Wothlytyple, die ich vor kurzem in gleicher Weise unter-
sachte, besass in den Weissen kein Silber, in dieser Hinsicht also
besitzen die Wothlytypien einen wichtigen Vorzug vor den £iweiss-
bjidem.
Das einfache Factum, dass Silbemitrat das Albumin coagulirt»
beweist klar, dass eine chemische Verbindung stattfindet; und
dgenthümllcher Weise vermag das unterschwefligsaure Katron, wel-
ches doch Chlor-, Jod- und Bromsilber zersetzt, diese geringe Menge
Silber aus einer anfänglich unbeständig erscheinenden Verbindung
nicht zu entfernen. Leider ist diese Unfähigkeit so wahr wie eigen-
thümlich, und wer uns ein Fixirmittel fiir diese Verbindung angibt,
oder ein wirklich brauchbares Ersatzmittel des Albumins findet,
wird der Photographie einen grossen Dienst erweisen.
Heber die Eitwieklug und ihren Eiiflvss beim
Porträtirei.
Von M. Carey Lea.
Aus Humpbrey's Journal of Photograpby.
Die Photographen wählen gewöhnlich für verschiedene Arten
von Gegenständen auch verschiedene Entwickler^ d. h. für Land-
schaften nehmen sie einen anderen Entwickler als für Porträts, und
so fort. Ebenso verwenden sie im Sommer einen Entwickler von
anderer Stärke als im Winter. Meine Absicht nun ist darzuthun,
dass alles dies nicht genügt, dass vielmehr der Entwickler einer
jeden besonderen Aufnahme anzupassen ist.
Wahrscheinlich werde ich hier auf zwei diametral entgegen-
gesetzte Widersprüche stossen; den einen, dass meine Ansicht allei^
dings richtig, aber nicht neu; und den anderen, dass dies eine
unnütze Verwicklung sei. Auf den ersten Einspruch entgegne Ich,
dass meine Ansicht in der Art, wie ich sie angewendet haben will,
nicht ohne Neuheit ist; und auf den zweiten, dass eine Betrachtung
der Gesetze, welche die Negativ-Entwickelung regieren, selbst ohne
Berücksichtigung der Praxis, hinreichend erkennen lässt, dass der
430
Entwickler bei gleicher Beleuchtung, Stellung und Linse doch nach
dem jedesmaligen Vorwurfe modificirt werden muss.
Das Porträt einer weiss gekleideten Dame mit demselben Ent-
wickler hervorzurufen, wie das derselben Dame in schwarzer oder
sonst dunkler Kleidung , würde ein Missgriff sein. Aber nicht nur
nach der Kleidung, sogar nach dem Character des Gesichts ist der
Entwickler abzuändern.
Ohne Zweifel werden die meisten Ihrer Leser geneigt sein,
dies als eine übertriebene Spitzfindigkeit zu belächeln ; ich bin aber
überzeugt, dass meine Idee in der Praxis ihre Bestätigung findet,
und stelle zum Beweis zwei Fragen: Weshalb liefern die besten
Porträtphotographen so viele schlechte Arbeiten? und weshalb ge-
lingen den schlechtesten Operateuren oft einige Sachen so vorsfig-
lieh? Dies muss jedem aufmerksamen Beobachter aufgefallen sein.
Die Antwort ist: der gute Operateur macht deshalb meistens gute
Sachen, weil er gewisse Zustände des Silberbads, CoUodions, Ent-
wicklers und der Beleuchtung hat, die für die meisten ihm vorkom-
menden Arbeiten passen; während der schlechte Operateur diese
nicht besitzt. Nun kommen aber Fälle vor, zu denen das System
des guten Operateurs durchaus nicht so gut passt, wie das im
Allgemeinen unpassende System des schlechten Operateurs. Das
Princip , worauf sich diese Variation der Entwickler gründet, ist
einfach genug. Vorausgesetzt, ein Photograph arbeite gewohnlieh
mit stark angesäuerter zweiprocentiger Eisenlösung, und er habe
eine Dame mit weissem Teint, dunklem Haar und tiefen dankloi
Augen aufzunehmen. Ein solches stark contrastirtes Gesicht kann
•dnrch einen Entwickler von der Art des hier genannten, der aUe
Contraste vermehrt, nur unnatürlich hervorgerufen werden. Der
Entwickler ist also hier ganz unpassend.
Betrachten wir nun ein Sujet mit gelbem Haar, rothem Teint
und hellen Augen. Kann ein solches Gesicht iu gleicher Weise
hervorgerufen werden, wie das vorhin beschriebene? Gewiss nicht,
denn es gibt eine einförmige Wirkung ohne genügenden Contrast;
verlangt also einen schwachen Entwickler mit viel Säur^ und lang-
same Entwicklung.
Das zuerst beschriebene Gesicht würde mit diesem Entwickler
viel zu schroff und hart werden, zum wenigsten im Porträt den
Beiz des Originals verlieren. Für ein solches Gesicht eignet sich ein
kräftiger Entwickler und eine rasche Entwicklung.
Aus diesen und anderen Betrachtungen folgt wiederum, dass
die Wahl des Anzuges zum Porträtiren nach ganz anderen Regefai
vorzunehmen ist, als die sich auf die gewöhnliche Toilette beslelieD.
431
In der Photographie handelt es sich nicht darum, ob diese oder
jene Farbe besser zum Teint passt; man befolge nur die folgende
Regel:
Sind die Contraste in Gesicht, Augen und Haar
stark (wie im ersten Fall), so ist ziemlicher Contrast in
de;r Kleidung erlaubt Soll die Kleidung einfarbig sein, so ist
eine dunkle Farbe yorsuziehen.
Fehlt hingegen Contrast im Gesicht (wie im zweiten
Fall), so sind starke Contraste im Anzüge zu vermei-
den; ein heller Anzug ist yorzuziehen.
Befolgt man diese Regeln, so entspricht der Character des An-
zuges der Entwicklungsweise, die der Character des Gesichts erfor-
dert Bei ihrer Vernachlässigung findet sich der Photograph (wenn
er wirklich seine Kunst yersteht) dadurch in Verlegenheit gesetzt,
dass der Anzug, um sich in passender Weise wiederzugeben, einer
anderen Entwicidungsweise bedarf wie das Gesicht
Herr Wharton Simpson war, glaube ich, der erste, der vor etwa
einem Jahre darthat, dass ein starker Entwickler Detail herauszu-
bringen strebe. Dies war ein tüchtiger Schritt zur Walirheit, aber
nicht die Wahrheit selbst — wenigstens die Wahrheit nur unter
gewissen Bedingungen.
Meine Ansicht yon der Sache ist so:
1. Ein starker Entwickler strebt in den Halbtönen und Schatten
des Ori^nals Details wiederzugeben.
2. Ein schwacher Entwickler strebt Detail in den hohen Lich-
tem zu geben.
Die langsame Entwicklung also strebt die zarten Abstu-
fungen zu conseryiren. Rasche Entwicklung mit starker Lö-
sung erzeugt gerade entgegengesetzte Wirkung und strebt die
zarten Abstufungen in dünnen Niederschlägen zu con-
seryiren. Es lassen sich dadurch actinische Effecte zur Geltung
bringen, die so schwach sind, dass langsamere Entwickelung sie gar
nicht beachten würde. Vor der Wahl des Entwicklers hat man
also den Character des aufzunehmenden Gegenstandes in dieser
Hinsicht zu betrachten.
432
lieber Lndsdiafts-Phetegnflue.
Von J. Towler.
Aus Humphrey'g Joarsal of Photogr^phy.
Eine Landschaft kunstgerecht und schön zu beleuchten liegt
selbstverständlich nicht in der Hand des Photographen und wenn
er auch noch so sehr Künstler wäre. Alles was er thun kann, ist,
die beste Tages* und Jahreszeit auszuwählen, zu welcher die
günstigste Beleuchtung zu finden ist.
Wenn dies aber auch seine einzige Verrichtung ist, so ist es
doch keine leichte; denn es gehört eine bedeutende künstlerische
Bildung dazu und ein feines Gefühl für das Ansprechende und
Schöne, sowie eine tüchtige Erfahrung von dem, was man mit seinoi
photographischen Präparaten und Apparaten zu liefern im Stande ist
Wenn wir die Empfindung des Angenehmen und SchöneD
genauer analysiren, so besteht, was Beleuchtung betrifft (und nur
von dieser soll hier gesprochen werden), der Hauptreiz in der
Abwechselung. Doch muss man diese Abwechselung nicht falsch
verstehen. Es sollen dann nicht etwa helle Flecken regelmissif
über das Bild verstreut sein, dass es aussieht, wie ein pocken-
narbiges Gesicht oder wie ein Schachbrett Es gibt aber genug
Bilder, in denen eine derartige Geschmacklosigkeit entwickelt ist,
und es ist übrigens auch gar nicht unmöglich, jedenfalls aber sehr
selten, in der Natur auf so phantastische Weise beleuchtete Ansichten
zu finden. Das Auge wird dadurch jedenfalls ebenso beleidigt, wie
ein gebildetes Ohr durch eine Rede, in welcher mindestens ein Wort
um das andere auf das schärfste betont wird.
Die ^wechselung, welche wir meinen, ist unerlässlich und
bildet eine Art gemilderten Gontrastes der Licht- und SchattenTcr-
theilung in den Massen zur Hervorbringung der nöthigen RelieÜB,
Vertiefang der Perspective und Trennung gewisser Theile des Ganzen
von den übrigen.
Diese Art von Beleuchtung kann nicht durch diffnaes Uek
allein und auch nicht durch directes Sonnenlicht allein erzielt werden,
und sicher braucht man zur richtigen Unterbrechung beider Belench-
tungsarten, Wolken, Gehölz und Gebirg. Wenn z. B. das ganse
Himmelsgewölbe mit einem grauen Dunstschleier überzogen ist, so
dass nirgends eine hellere Beleuchtung durchbrechen kann, kann
gewiss nicht erwartet werden, dass die Landschaft unter einem solchen
Himmel irgend eine Abwechselung der Beleuchtung darbietet Sie
wird einen einförmigen nüchternen Ton haben, und wenn man äe
photographisch aufnimmt, so wird das in der Regel nur ein flache«
433
Bild geben nnd es würde die Photographie, wenn sie nur solche
Producte lieferte, sicher ganz in den Nachtrab der Kunst gerathen.
Aber das Schlimmste kommt noch; wenn man nämlich die Kunst
des scharfen Einstellens der Bilder nicht versteht und die optischen
^Eigenschaften seines Objectivs nicht gehörig kennt, so wird das
Bild bei so monotoner Beleuchtung sogar eine ganz falsche und
verrenkte Perspektive zeigen.
Es kann jedoch eine solche einförmige Beleuchtung mit diffusejm
Liichte in manchen Fällen dennoch eine ganz gute Wirkung machen
^wenn nämlich, was bei uns nicht so selten ist, die Hauptpartien der
Landschaft durch recht hell getünchte Häuser gebildet werden und
dann zwar aus zwei Gründen. Wenn nämlich solche Häuser zu
^ell beleuchtet sind, so heben sie sich erstens auf dem Bilde nur
sehr wenig von dem hellen, den Hintergrund bildenden Himmel ab
und zweitens sind sie in der Begel schon solarisirt, ehe das Grün
der umgebenden Bäume und Gebüsche einen genügenden Eindruck
auf die empfindliche Platte gemacht hat. Wenn besonders die
Gebäude die Hauptsache bilden und die umgebende Scenerie nur
ganz untergeordnete Wichtigkeit hat, so ist eine solche diffuse
Beleuchtung derselben ganz zweckmässig. Muss freilich auch die
ganze umgebende Landschaft mit tadelloser Perspective dargestellt
werden, so muss man eine andere, den Anforderungen des guten
Geschmacks entsprechendere Beleuchtung wählen.
Auch wenn die Sonne ziemlich im Mittag und fast im Scheitel-
punkt steht, die Strahlen derselben also beinahe senkrecht auf die
Landschaft fallen und sie mit ihrem Lichte fast ganz gleichförmig
überfluthen, muss man ein flaches ungenügendes Bild erhalten. Die
einzigen Ansichten, bei deren Aufnahme eine solche Mittagsbeleuch-
tung zulässig ist, sind tiefe Schluchten, Rinnsale und andere Ver-
tiefungen, weil die tiefer liegenden Theile derselben erst auf diese
Weise sichtbar werden, während die etwaigen Felsen, Klippen und
tiberhängenden Bäume, indem sie auf die beleuchteten Partien
projicirt erscheinen, einen genügenden Contrast mit diesen letzteren
darbieten. Um ein allen Ansprüchen genügendes Bild von solchen
wilden Partien zu erhalten, muss der Künstler die Gegend vorher
auf das sorgfältigste recognosciren , die von ihm zur ^^i^nahme
ausgewählten Ansichten prüfen und sich darüber vergewissern, von
welchem Standpunkte aus und zu welcher Tageszeit sie den ange-
nehmsten Anblick gewähren. Bei einem solchen Verfahren wird der
Künstler zu immer vorzüglicheren Resultaten gelangen und die Kunst
fördern, indem er immer besser lernt das Schöne zu erspähen, wo
es sich in der Natur vorfindet.
4S4
Wenn, wie bemerkt, für die Darstellung Yon Schluchten o. i. w.
ein mehr senkrecht einfallendes Licht nöthig ist, so sind die Eingii^
zn solchen Spalten und tiefen Thälem weit passender aufzunehBea
bei niedrigem Stande der Sonne, wenn sie sich nahe am Horizoiie
befindet und ihre Strahlen ziemlich in der Richtung einer soldiei
Oeffnung einfallen.
Der Uebelstand der Solarisation zeigt sich gar nicht selten bd
Photographien tiefer und dunkler Tbäler, weil man zur Aufiiahne
derselben oft eine ziemlich lange Zeit braucht Es zeigt sich dm
am meisten an der unangenehmen, schneeartigen Weisse derjesigea
Bäume und Laubpartien, welche direct Ton der Sonne besdiienci
wurden. Im positiven Bilde kann man glücklicher Weise dies
unangenehme Weiss dadurch mildem, dass man die betreffmdea
natürlichen Farben Grün, Gelb, Braun, Ocker, Roth u. s. w. ii
ganz dünnen Schichten aufträgt. Auf diese Weise kann man recht
lebenswahre Mder der tiefsten, unnahbarsten Abgründe eihahei.
Nachdem wir diese beiden besonderen Fälle besprochen, nähen
wir uns nun dem wirklich künstlerischen Gebiete, dem Gebiete, aaf
welchem der Photograph allen Geschmack, alles Geschick und alle
Erfahrung eines Künstlers zu entwickeln hat und zwar um so mehr^
als er nicht denselben Spielraum hat wie der Maler, der mit Woikea,
Gebirg, Gehölz, Städten, Schlössern, Wasserspiegeln, Schnee, Lawinen
und Gewittern umspringt, wie der Koch mit Butter, Mehl, Fleit^
Gewürzen, Früchten u. s. w., wenn er eine wohlschmeckende Speise
bereiten will. Der Maler ordnet, trennt und vereinigt diese Bestaad-
theile so, dass sie in ihrer schliesslichen Verbindung auf unser Auge
ebenso angenehm wirken, wie ein wohlbereiteter Pudding auf nuaere
Geschmacksnery en .
Manche Künstler haben sich gewisse Beleuchtungsmaniera
angewöhnt, die in allen ihren Compositionen wiederkehren, ab wen
die Natur immer nur in einer Weise schön erscheinen könnte. St
findet man in den Landschaften gewisser Maler immer zwei helk
Lichtmassen mitten in den dunkelsten Theilen des Bildes, währead
es andere wieder nicht unter dreien thun können. Das ist schier
Pedanterie.
Es lässt sich wohl denken, dass ein Porträt nur in einer, alle
übrigen Bedingungen möglichst natürlich yereinigenden SteUoog
characteristisch ist, bei Landschaften hält diese Behauptung aber
durchaus nicht Stich und hat für diesen Fall nichts weniger als
absolute Geltung. Eine Landschaft kann oft von sehr yerschiedenei
Standpunkten aus und unter sehr verschiedener Beleuchtung wiitiidi
characteristische Schöuhoiteu darbieten.
435
Der Photograph freilich muss, um sa einem gewissen Ziele zu
gelangen, sich bestimmte feste Principien bilden, denn er kann Wolken,
Sonnenschein und Schatten nicht so nach Belieben handhaben wie
der Maler. Um eine gute Perspective su erzielen, muss er Tages-
zeit und Standpunkt vor Allem so bestimmen, dass entweder der
Vordergrund wohl beleuchtet erscheint, während der Hintergrund
sich mehr in den Schatten verliert, oder dass der Vordergrund zum
Theil beleuchtet, zum Theil in Schatten getaucht ist, während in
einiger £ntfemung zwischen Gehölz und Gebirg eine Lichtmasse
durchbricht, etwa auf die eine Seite eines nicht zu einförmig
gehaltenen Thaies fallend, und dann erst der Hintergrund sich im
Schatten verläuft, oder endlich so, dass der Vordergrund von einer
Wolke oder einer emporsteigenden Gebirgsmasse beschattet ist,
während in einiger Entfernung eine brillante Beleuchtung hinter dem
Gewölk oder der Bergmasse hervorbricht Zu gewissen Jahreszeiten
4)e8onders sind derartige Schauspiele nicht selten und bilden gewiss
das Beizendste, was die Natur uns darbieten kann. Während der
Monate März und April und zu Anfang Mai, so wie später im
September, October und November sind Wolken häufiger als während
der iibrigen Monate und tragen dann nicht wenig dazu bei, die
herrlichste Mannigfaltigkeit in den Anblick der Natur zu bringen,
vorzüglich auch dadurch, dass sie, abgesehen von ihrem Nutzen
für die schönere Vertheilnng der Beleuchtung, der Perspective eine
grössere Tiefe geben.
Wenn wir von den oben erwähnten Gesichtspunkten absehen,
ist der photographische Künstler im Uebrigen meist auf seinen eigenen
Geschmack und Instinct in Bezug auf eine gute Beleuchtung der
Landschaft angewiesen. Der beste Rath, welchen man ihm geben
kann, ist der, die photographischen Reproductionen der Werke von
im Landscbaftsfache anerkannten Meistern zu studiren. Solche
Studien sind von unschätzbarem Werthe und der Photograph wird
an ihnen gar bald lernen, was man eigentlich unter dem sonst nicht
leicht zu erklärenden Worte Geschmack versteht, und er wird dabei
ausserdem finden, dass dasselbe Ziel durch sehr verschiedene Mittel
erreicht werden kann.
Nachdem er so selbst die Elemente der Kunst bewältigt und
die Schwelle des Kunsttempels überschritten hat und mit jenem
sichern, wenn auch undefinirbaren , dem Künstier eigenen Gefühle
den Werth eines Kunstwerkes schätzen gelernt hat, dann mag er
sich bemühen, mit Hülfe von Objectiv, Collodion und Silber die
landschaftlichen Schönheiten der Natur auf seiner Platte zu bannen
und festzuhalten.
436
Wdttly's Negitirrerfalirak
Aus dem Monitevr de la Photograplüe.
1. CoUodioxL
In 1800 Gr. Alkohol von 90 bis 95 Procent l&t noafl
Jodammonium , 15 Gr. Bromcadminm und 7^/2 Gr. J<
Hierzu fügt man 2250 Gr. absoluten Aether und 80 Gr.
und schüttelt bis zur gänzlichen Lösung. Sodann setzt
3V2 Gr. destillirtes Wasser zu, schüttelt und lässt einige Ti
hen. Wenn die Negativs nicht kräftig genug werd^i, xos
noch etwas Pyroxylin zu. Das Yerhältniss zwischen Aeik
Alkohol darf nicht geäudert werden , da mehr Alkohol z. E
lose Negativs zu geben strebt Dies Collodion bemtzt £s
Schaft, selbst auf nicht ganz reinen Platten reine E^der n
Man giesse es langsam auf, um eine gleichmassig dicke ?i|
zu erhalten. Das Laboratorium muss immer eine glekW
Temperatur (von 15 — 16® R.) haben.
2. Silberbad.
In 5400 Gr. destillirtem Wasser löst man 450 Gr.
crystallisirtes Silbernitrat; dann in 30 Gr. Wasser ^
0,35 Gr. Jodammonium. Die Jodlösung wird in die
gegossen. Die anfangs trübe Flüssigkeit klärt sich inneiki
Stunde. Darauf filtrirt man und erst dann setzt mal
15 Tropfen chemisch reine Salpetersäure zu. Diese
muss beobachtet werden , da sich sonst mehr Jodailber tk
auflösen würde, und man in diesem Falle zur Veihütnif
Schleier mehr Salpetersäure zusetzen müsste. Essigsäare
die Empfindlichkeit.
Wenn das Bad nach langem Gebrauch nicht meiir irp
wünschten Resultate gibt, verdünnt man es mit der HalHeWi
lässt es einige Tage stehen, damit alles Jodailber zu BodeaB
filtrirt , dampft im Wasserbad bis zum ursprünglichen Ydiaft
setzt einige Tropfen Salpetersäure und etwas concentiiite ^
lösuDg zu. Das Bad ist dann wieder anwendbar. Waii
Schleier gibt, setzt man noch einige Tropfen SalpeteisiiBC ^
Enthält das Bad viel Aether und Alkohol, so gibt es Fleck« ^
Streifen ; das Eindampfen bezweckt die Verjagung dieser SobittSj
3. Entwickler.
Man bereite eine ganz gesättigte Auflösung von Eisesvi
und filtrire sie. 60 Gr. dieser Lösung (die sich Monate kagi
versetzt man mit 450 Gr. destill. Wasser, 70 Gr. Eflsigsioielt
437
ALlkobol. Auf diese Weise ist nicht nur der Entwickler sehr
dline Abwiegen) zusammengesetzt, sondern er wirkt auch
kls frische Lösungen, besonders wenn man ihn einige Zeit in
ae gestellt hat. Das Bild kommt langsam hervor, und nimmt
K^raft und Brillanz an. Man wascht und fixirt mit unter-
L^saurem Natron. Ist die Intensität nicht genügend, so lässt
»n Entwickler von der Platte abfliessen und übergiesst die
; mit folgender Lösung:
Salpetersaures Silber ... 15 Gramm,
DesÜllirtes Wasser .... 450 „
Alkohol 30 „
k'ach einer Minute giesst man ab, und lässt nochmals den
ekler einwirken; dies wiederholt man, bis die Intensität hin-
nd ist.
Ferraeyamkaliiim als sensitirendes Hittel.
Von Dr. J. Emenon Repolds.
Aus dem British Journal of Photography.
Poiteyin's wichtige Entdeckung der sensitirenden Kraft des
lins auf Jod- und Bromsilber hat der photographischen Beob-
ung und Forschung ein weites Feld eröffnet. Die darauf basi-
en Vorschläge von Prof. Himes haben sich als wichtig und
^sch erwiesen; trotzdem bleibt noch manches zu thun übrig
der nöthige Grad von Empfindlichkeit auf diesem Wege erreicht
i wird.
Ich habe mich kürzlich mit verschiedenen Reducirmitteln be-
äftigt, um ihre relative Sensitirkraft im Vergleich mit Tannin-
tten festzustellen. Doch zunächst will ich einige Worte über
üiche frühere Experimente sagen:
Robert Hunt beschreibt in seinen ^Researches on Light^ eine
ihe höchst interessanter Versuche mit Ferrocyankalium (gelbes
atlaugensalz) in Verbindung mit dem gewöhnlichen photographi*
len Jodsilberpapier. Er sagt: „Ein Stück satinirtes Briefpapier
ird auf einer Seite mit einer Auflösung von salpetersaurem Silber
:4) getränlit. Darauf wird es in geringer Entfernung von einem
mnen Feuer so rasch wie möglich getrocknet. Dann wird es mit
Der Auflösung von Jodkalium (1:8) getränkt, auf ein glattes
rett gelegt und mit Wasser so lange übergössen , bis keine lös-
chen Salze mehr darin sind. Es kann gleich gebraucht, oder
etrocknet und aufbewahrt werden. Vor der Anwendung tränkt
hot*(np]iiieheB ireUf . Nr. 96. und 96. Deoember 1866. 34
438
man dies Papier mit gesättigter Auflösung von Ferrocjankaltnn
und trocknet es zwischen Saugpapier ab. Dann exponirt maa m
der Camera, In wenig Minuten erhält man ein schönes NegaÜT.
Noch rascher geht die Veränderung vor sich, wenn man ä«
Jodsilber durch Licht oder Hitze etwas oxydirt. Lässt man d«
Papier unter dem Einfluss dieser Agentien sich bräunen, und trSokt
man es darauf mit Ferrocyankalium, so ist die Veränderung Cut
momentan. '^ Aehnlich wirkt dasselbe Salz auf Brom- und Clllo^
Silber; zu bemerken ist, dass Hunt hier nur die pholochemiscbe
Empfindlichkeit, oder das Dunkelwerden durch das Licht anfuhrt
Diese Versuche wurden 1841 TerÖffentlicht, aber ihre Bedeu-
tung wurde erst durch Poitevin's Entdeckung klar. Ich finde, dan
dies Salz der desensitirten Jodsilberscliicht auch bedeutende photo-
graphische Empfindlichkeit ertheilt. Uebrigens ist die photoche
mische Empfindlichkeit so bedeutend, dass man es beim Vergrösse-
rungsverfahren in Anwendung bringen kann. Man kann in folgender
Weise verfahren: Gutes starkes Papier lässt man auf einem Bad
von je zehn Gran Jodcadmium und Jodkalium in einer ünxe
Wasser schwimmen. Nach dem Trocknen sensitirt man auf einem
Silberbad von 1 : 12. Dann wascht man das Papier in etwas
Wasser und taucht es in ein schwächeres Jodsalzbad; wascht noch-
mals und trocknet Vor dem Gebrauch wird jedes Blatt mit starker
Ferrocyankaliumlösung bestrichen und in der Solarcamera feadit
exponirt. Die späteren Operationen sind dieselben wie gewöhnlidi;
nur beim Fixiren entstehen Schwierigkeiten, wovon ich spüer
sprechen will.
Interessanter sind folgende Versuche:
Eine Anzahl Platten wurden mit bromjodirtem GoUodion übe^
sogen und in einem starken Silberbad sensitirt, in Wasser gewa-
schen und mit Jodkaliumlösung übergössen. Darauf wurden sie
nochmals gewaschen und getrocknet. Am nächsten Tage wurden
zwei Platten zum Versuch sensitirt, die eine mit^ Tanninlösnsg^
die andere mit Ferrocyankalium. Beide wurden feucht exponirt md
ganz unter denselben Bedingungen. Beim Entwickeln fand sich die
Tanninplatte viel zu kurz belichtet, während die Ferrocyanplatte
überlichtet war. Dies zeigte, dass im feuchten Zustand die
mit gelbem Blutlaugensalz behandelten Platten empfindlicher sind ah
feuchte Tanninplatten. Letztere werden aber verbessert, wenn mai
nach dem Jodiren die Platten gut abwascht; etwas freies Jodsak
wirkt schädlich bei Tanninplatten, während es bei Ferrocyani
eher vortheilhaft wirkt
439
Obiges ist der Cmriss meiner ersten Versuche. Hier folgen
nun die speciellen Angaben, wie ich bisher die besten Resultate
erliielt.
Gutes JodbromcoUodion, das eine dichte Schicht gibt, ist erfor-
derlich. Das Pyroxylin dafür bereitet man am besten nach Glover's
Verfahren, wie es in Russell's ^jTanninyerfr.liren^ *) mitgetheilt ist
Nachstehende Formel ist zu empfehlen:
Pyroxylin . .
Aether . . .
AllLohol . .
Jodammonium
Jodcadmium .
Bromcadmium
13 Gran,
6 Drachmen,
6 Gran,
4 «
2 .
Das Sensitiren geschieht in einem Bad von 1 zu 12. Die
empfindliche Platte wird gut abgewaschen und in ein Bad von
Jodkalium 10 Gran,
Bromkalium 10 j,
Wasser 1 Unze,
eingetaucht. Nach zwei Minuten nimmt man sie heraus, lässt gut
abtropfen und wascht eine 5x4 Platte mit etwa 8 Unzen Wasser.
Dann lässt man sie an einem staubfreien Ort trocluien. Alles vor-
hergehende kann im heUen Tageslicht stattfinden. Vor dem Sensi-
tiren bestreicht man die Bänder der Schicht mit gutem Fimiss.
Dann befeuchtet man sie mit destillirtem Wasser und übergiesst sie
mit einer Lösung von 10 Gran Ferrocyankallum in 1 Unze Wasser.
Soll die Platte feucht angewandt werden, so taucht man sie zwei
bis drei Minuten in folgendes Bad:
Ferrocyankalium . • .
Beines Glycerin ....
Wasser
Die feuchten Platten sind weniger empfindlich als die mit
Silbemitrat sensitirten; aber empfindlicher als die feuchten Tannin-
platten. Nach dem Belichten spült man die Schicht mit Wasser
ab, und entwickelt mit
PyrogaUussäure ....
Citronsäure
Wasser ......
und einigen Tropfen Silberlösung.
15 Gran,
10 Tropfen,
1 Unze.
3 Gran,
2 ^
l Unze
*} Dm TanninTerfAhren. Von Mi^or C. RuMell. 3. Aufl. Berlin, Theobald
Grieben.
440
Das Bild erscheint sehr schön und lässt sich nach B^ebea
verstärken. Flecken haben sich bis jetzt nicht gezeigt, nnr eiiiih
man durchsichtige Flecke, wenn man stärkere Sensitirlösun^ ak
die oben angegebene anwendet.
Bemerkungen aber einige neue Terbindnngen des
PyrMylins.
Von J. Spiller.
Aus den Photographie News.
In den Comptes rendus der Academie der Wissenschaften er-
schien eine interessante Mittheilung von M. Blondeau über einige
neue Verbindungen des Pyroxyüns mit Anunontak *), üiit dere^ Unter-
suchung ich zu derselben Zeit beschäftigt war. Diese Verbindongoi
entstehen, wenn Schiessbaumwolle oder ihre lösliche Modificaüon
GollodionwoUe Ammoniakdämpfen ausgesetzt wird; schwache Er-
wärmung begünstigt die Reaction. Am besten nimmt man ääe
Operation in kleinem Maassstab vor, indem man 40 bis 50 Gran
Schiessbaumwolle in einer langhalsigen Flasche mit wässerigem
Ammoniak (880 sp. G.) behandelt, wovon man nach und nach Por-
tionen von je 8 bis 10 Tropfen zusetzt Die Flasche wird dann
mit einem sehr losen Kork versehen und eine bis zwei Standen in
ein Wasserbad von 30 bis 40^ R. gesetzt Die Farbe der Baum-
wolle geht bald von Weiss in Gelb, dann in Braun über; ihr phj-
sicalischer Zustand ändert sich, indem sie eine weiche zerreibliehe
Masse, aber noch von faserigem Ansehen wird. Durch diese Behandlung
wird die Explosionskraft der Baumwolle nicht vermindert; es ist
bemerkenswerth , dass die Bereitung dieses Präparats in grossen
Partien gefahrlich, denn so oft ich ein grösseres Quantum präpariren
wollte, oder die Temperatur mehr erhöhte, explodirte die Substana.
M. Blondeau bemerkt, dass es ihm gelungen sei, die Ammoniak-
verbindung durch Behandlung mit Salzsäure in eine Art von Salz
zu verwandeln, dass femer dasselbe Product erhalten werde durch
halbstündiges Kochen der SchiessbaumwoUe in starker Salmiak-
lösung, auswaschen und trocknen lassen. Als Formel för diese Ver-
bindung gibt er an:
Cs+HjoOao (N0^)5, (NH,)i, (HCl)..
*) Phot. Archiv Nr. 93 Seite 389.
441
Diese Substanz soll sich bei geringerer Temperatur als 80 ^ R.
nicht zersetzen und ebenso explosiv sein wie Scbiessbaumwolle,
aber ausser den Verbrennungsproducten der letzteren noch Cyan-
und Chlorammoniumdämpfe liefern.
Ein solches Präparat müsste sich sehr gut für das Chlorsilbei^
collodionrerfahren eignen, indem man es nur in Alkoholäther zu
lösen und mit Silbemitrat zu versetzen brauchte. Ich befolgte nun
die Vorschriften Blondeau's buchstäblich, aber trotzdem ich ver-
schiedene Sorten von Schiessbaumwolle in Anwendung brachte,
gelang es mir nie, ein solches Präparat zu erhalten. Die Präpa-
ration durch successive Behandlung mit Ammoniak und Salzsäure
ist natürhch zu umständlich.
Da ich also in den Eigenschaften der mit Salmiaklösung ge-
kochten Schiessbaumwolle keinen Unterschied auffinden, und auch
in dem Präparate auf analytischem Wege weder Chlor noch Ami-
dogen auffinden konnte, so verglich ich zunächst das Gewicht der
Substanzen vor und nach der Behandlung. Ich nahm hierzu so-
wohl höchst explosive Trinitrocellulose , wie die gewöhnliche CoUo-
dionwolle, konnte aber weder Gewichtszunahme noch Abnahme ent-
decken. Die BaumwoUe wurde natürlich nach der Behandlung mit
destillirtem Wasser so lange gewaschen, bis das Waschwasser mit
Silbemitrat keinen Niederschlag mehr gab, und dann an der Luft
getrocknet
Nach Blondeau's Formeln müsste die Chlorverbindung minde-
stens um ein Drittel schwerer sein, als die nicht veränderte Schiess-
baumwoUe, wie aus folgender Yergleichung hervorgeht:
Pyroxylin.
Chlorverbindung.
C24 .
... 144
C24 .... 144
Hjo .
... 20
H20 • . • • 20
O20 •
... 160
O20 - . . . 160
5NO5
... 270
5NO4 ... 230
594
5NH2 ... 80
5HC1 ... 182 . 5
816.5
Die durch Einwirkung von Ammoniak auf verschiedene Arten
von Schiessbaumwolle erhaltenen gelben Verbindungen lösen sich
sehr leicht in Holzgeist und in Alkoholäther, Alkohol allein löst sie
nicht. Diese Lösungen versprechen keine photographische Anwend-
barkeit, erstens wegen ihrer störenden Färbungen und zweitens,
weil sie beim Verdunsten pulverige undurchsichtige Schicht
hinterlassen.
442
Es ist zuweilen empfohlen worden, die GoUodionwoUe nadi
dem Auswässern schliesslich In ammoniakhaltigem Wasser liegen n
lassen, um ihr die letzten Spuren yon Säure zu nehmen. Hieibei
wurde allerdings öfters schon das Gelbwerden des Präpanis
beobachtet Die Spiller'sche Untersuchung ergibt, dass diese Be-
handlungsweise beim photographischen Pyrozylin schädlich ist;
denn eine reine transparente Schicht ist erste Bedingung
gutes Collodion.
Im Torjährigen Sommer passirte mir eine Fatalität mit meinem
Collodium, woran rermuthlich auch das Ammoniak die Schuld trug.
Eine grössere Menge sonst sehr gutes Pyroxylin war mir durch
längeres Aufbewahren sauer geworden. Um sie zu entsäuern, liess
ich die Wolle zuerst in schwach ammoniakalischem Wasser einwei-
chen und durch einander arbeiten, sodann erst wieder mit Brunnen-,
zuletzt mit destillirtem Wasser so lange auswaschen, bis sie nicht
mehr alkalisch reagirte. Freiwillig getrocknet, hatte sie eine gelb-
liche Farbe, und löste sich zwar leicht in Aether und etwas Alkohol
auf, ohne einen merkbaren Rückstand zu hinterlassen, die Lösung
blieb aber viele Wochen, überhaupt so lange sie nicht verbraucht
worden, gelblich trübe. Das damit erzeugte, wie gewöhnlich jod-
bromirte Collodium war ebenfalls etwas trübe und nur durch sehr
mühsames und langsames Filtriren durch Papier gelang es, eine
klare Lösung zu erhalten, die merkwürdiger Weise einen Stich ins
grünliche hatte. Ausserdem liess dieses Jodcollodium nichts zu
wünschen übrig, namentlich war nichts von geringerer Festigkeit
des Häutchens zu bemerken. Dr. J. SchlUUlftB.
Electro-chemisehe DarsteUug der HetaUoide.
Die letzten Nmnmem des Cosmos und des British Journal of
Photograpby enthielten einen Artikel über die BocquereFsche Methode
der Darstellung und Isolirung von Jod, Chlor, Brom und andoer
in der Photographie verwendeter elementarer Stoffe mit Hülfe der
chemischen Wirkungen des electrischen Stromes.
Es ist diese Methode von ungeheurem Yortheil und setzt den
Chemiker in den Stand, die meisten einfachen Stoffe viel leichter
und reiner darzustellen, als dies mit den gewöhnlichen chemi-
schen Methoden möglich ist
Um mit Hülfe der Electricität Chlor, Brom und Jod in beträdl-
lichen Quantitäten rein darzustellen, braucht man nur die Wasserstoff-
443
Verbindungen dieser Metalloide (CIH» BrH, JH) in einer U-förmig
gebogenen Glasröhre der Wirkung des electriscben Stromes aus-
zusetzen, indem man die in zwei Graphitplatten endigenden Pole
einer galyanischen Batterie in die beiden mit der betreffenden
Flüssigkeit gefüllten Schenkel dieser Röhre taucht. An dem posi-
tiven Pole entwickelt sich dann Chlor , respective Jod oder Brom;
am negativen allemal Wasserstoffgas. Sind die Zersetzungs-Producte
gasförmig wie das Chlor und der Wasseifetoff, so verbindet man
die OeffnuDgen der U-förmigen Röhre durch ein gekrümmtes Rohr
mit einer pneumatischen Wanne und Hingt in dieser die reinen,
gasförmigen Producte auf.
Statt der betreffenden Wasserstoff-Säuren könnte man auch die
in Wasser gelöste oder durch Hitze zum Schmelzen gebrachte Ver-
bindung eines der Metalloide Chlor, Brom oder Jod mit irgend einem
Metalle, also etwa Chlorkalium, Jodcadmium u. s. w. anwenden.
Der einzige Unterschied ist dann nur der, dass am negativen Pole
nicht Wasserstoff, sondern das betreffende Metall oder auch, wenn
dies wie das Kalium leicht ozjdirbar, dessen Oxyd auftritt.
Das Chlor erscheint bei der Zersetzung von Chlorwasserstoffsäure
oder auch eines gelösten oder geschmolzenen Chlormetalls am posi-
tiven Pole in vollkommenster, chemischer Reinheit und kann mit
den gewöhnlichen Yorsichtsmassregeln aufgefangen werden.
Reines Brom ist ein sehr schlechter Leiter oder eigentlich
Nichtleiter der Electricität; man muss es daher, so lauge der Process
der Electrolyse von Statten geht, in der den positiven Pol umgeben*
den Flüssigkeit gelöst lassen. Da aber auch diese dadurch sehr
schlecht leitend wird, ist man genöthigt, eine sehr starke electrische
Batterie anzuwenden.
Die Jodmetalle werden zwar äusserst leicht durch den electri-
Bchen Strom zersetzt,*) man muss aber doch die sich an der Pol-
*) Es muss immer wieder axif du Irrige dieser Auffassung aufmerksam
gemacht werden, als wenn die Jodide besonders leicht zersetzt würden. Alle
Terbindungen , welche überhaupt durch den electrischen Strom zerlegt werden
können, werden bei gleicher Stromstärke mit genau derselben Leichtigkeit zersetzt,
d. h. es werden, wenn sie in verschiedenen Zellen von demselben Strome nach
einander durchlaufen werden, in gleicher Zeit genau chemisch äquivalente Mengen
von ihnen zerlegt (Farad ay's electrolytisches Gesetz]. Der Grund der
oben erwähnten irrigen Meinung liegt darin, dass eine noch so kleine Menge Jod
durch ihre intensive Färbung sich sofort bemerklich macht, während eine ihr
äquivalente Menge Wasserstoffgas der Wahrnehmung vielleicht vollständig entgeht
Dr. Weiske.
444
platte allmälich absetzenden festen Jodkrusten entfernen, weil sie
die Leitung des Stromes unterbrechen würden.
Was ein anderes Metalloid, das Fluor betrifft, so hat man dies,
in Folge seiner energischen chemischen Eigenschaften im freiei
Zustande nie genügend untersucht und vielleicht noch nie wirkBdi
isolirt erhalten. Aus einer Verbindung entlassen, tritt es sofort 3
eine andere ein. Es scheint gasförmig zu sein und in seinen allg^
meinen Eigenschaften dem Chlor zu entsprechen, welches es jedock
durch die Energie seiner Reactionen übertrifft Es zeichnet sich
besonders durch die Schnelligkeit seiner Einwirkung auf Silicate
aus, namentlich auf Glas, so dass GlasgefSsse für seine Bereltang
ausgeschlossen sind.
Die neuesten Versuche zur Isolation des Fluor sind die von
Fremy, welcher geschmolzenes Fluorkalium der Electrolyse unter-
warf und ein Gas erhielt, das Piatina rasch angriff, Wasser onter
Bildung von Fluorwasserstoffsäure zersetzte und Jod in seinen
Metallverbindungen ersetzte. Mehrere Chemiker und unter ihnen
Fremy haben ein ähnliches Gas durch die Einwirkung von Sauer-
stoff und Hitze auf Fluoride erhalten. Am besten wendet man für
die Experimente mit Fluor Gefässe aus Flussspath (Flnorcalcinm)
an, einem Mineral, das schon mit Fluor gesättigt ist und daher
nicht mehr davon angegriffen wird.
Ein noch zu den Metalloiden zählender, aber andererseits anch
den Metallen in seinen Eigenschaften sehr nahe stehender Stoff ist
das Arsenik. Wie die Metalle leitet es die Electridtät gut nnd
wird schon durch ein einfaches Volta*sches Element aus vielen seiner
Verbindungen am negativen Pole ausgeschieden, z. B. ans dem
arsensauren Kali. Die Ausscheidung des Arsen ist dann fireüidi
nicht eine durch den electrischen Strom erfolgende primärei sondern
eine sogenannte secundäre. Das arsensaure Kali wird dann nlmlidi
so durch den Strom zerlegt, dass am positiven Pole Arsensänre und
Sauerstoff ausgeschieden werden, am negativen aber Kalium. Dieses
oxydirt sich jedoch in dem Momente, in welchem es frei wird, zu
Ealiumoxyd (Kali) und zwar auf Kosten eines Theils der ArsensSnre,
welche dabei zu Arsen reducirt wird. Man kann diesen Versudi,
das Arsen so darzustellen , einfach auf die Weise vornehmen , dass
man die arsenhaltige Flüssigkeit in eine Platinschale giesst and einen
Zinkstab hineinstellt. An dem Platin, als dem negativen Metalle
dieses Zinkplatinelements scheidet sich dann das Arsen als ein graner
metallischer Ueberzug ab. Diese Methode der Arsenausscheidong
kann in der gerichtlichen Medicin zur Nachweisung von Arsenik*
vergiftungen mit grossem Nutzen angewendet werden.
..uU
445
Auch das in der Eieselsätire enthaltene Silieinrnmetail kann,
wie Becquerel gezeigt hat, durch schwache electrische Ströme in
Crystallen ausgeschieden werden. Doch ist die Darstellung desselben
für den Photographen von geriDgerem Interesse als die des Chlor,
Brom und Jod.
lieber Schwefelcyav-AimoMiiim vid B«lpetersa«re8 Silber-
oxyd-Ammei«
Von I. leynier.
1. Bohwefeloyan - Ammonium.
Zum Fixiren der Photographien auf Collodion und Eiweiss
werden drei Salze benutzt: Cyankalium, unterschwefligsaures Natron
und Schwefelcyan-Anunonium. Diese drei Substanzen sind nicht
ganz gleich brauchbar. Das Schwefelcyan-Salz ist in jeder Hinsicht
den beiden anderen Torzuziehen und wird schliesslich auch allein
in der Photographie Anwendung finden.
Zuerst wurde, schon durch Daguerre, das unterschwefligsaure
Natron benutzt Es würde nichts zu wünschen übrig lassen, wenn
es sich nicht bei Gegenwart selbst der schwächsten Säuren zersetzte;
bei dieser Zersetzung scheidet es Schwefel ans, der im Bilde bleibt
und es allmälig verändert. Alle alten Negativs sind mehr oder
weniger angegriffen und nicht mehr zur Erhaltung guter Papier-
abdrücke brauchbar. Um diese WiriLungen zu verhüten, hat man
sich des Cyankaliums bedient. Das, welches man gewöhnlich anwendet,
Ist unrein und enthält viel kohlensaures Kali, glücklicher Weise,
denn im reinen Zustande ist es eins der heftigsten Gifte, die man
kennt Täglich berichten die Zeltungen über neue Vergiftungen
durch Cyankalium, und AUe, die es anwenden, vergiften sich lang-
sam, ohne es zu wissen. Da dieses Salz von keiner besonderen
Wichtigkeit für die Photographie ist, so sollte das Gesetz den Verkauf
im Kleinen untersagen, wie es dies bei hundert anderen viel weniger
gefährlichen Stoffen gethan; wären die Photographen von dieser
Wahrheit vollkommen durchdrungen, so würde keiner es mehr
anwenden; zudem lässt es sich nur bei Collodionbildem anwenden,
da es sowohl Eiweiss- wie Papierbilder zerstört.
Es bleibt nur das Schwefelcyan- Ammonium. Dieses Salz fixirt
eben so rasch wie Cyankalium, besitzt aber nicht dessen unan-
genehme Eigenschaft, die Schatten und Halbtöne zu schwächen.
£b lässt sich für alle Arten von Bildern anwenden, ohne dass es
446
wie das nnterschwefligsaure Natron den Bildern nachtheiligen Schwefel
ausscheidet.
Die Bilder auf Collodion und auf Albumin werden in eme
gesättigte Lösung des Salzes eingetaucht; diese bereitet man dnrdi
Auflösen von 450 Gramm Schwefelcyan- Ammonium in 500 Griamra
Wasser; die Lösung wird filtrirt und in eme Schale gegossen, wo
sie bis zur Erschöpfung gebraucht werden kann. Die Platten müMci
zweimal hineingetaucht werden; das erste Mal um sie zu fixireo,
und nachdem man sie leicht abgespült, zum zweiten Mal um das
an ihrer Oberfläche niedergeschlagene Schwefelcyan-Silber aufknlösea;
dann wäscht man gut ab. Das Bild bleibt in den Schatten ganz klar.
Dieselben Yortheile ergeben sich, wenn man die poaitireB
Papierbilder mit Schwefelcyan-Ammonium fixirt
Wer Yor einigen Jahren Photographien gekauft hat, weiss,
welchen Veränderungen diese Bilder unterliegen ; die einen sind mdir,
die anderen weniger gelb geworden. Diese Veränderungen und
Zerstörungen rühren vom Gebrauch des unterschwefligsauren Natrons
her, welches stets einen Keim des Verderbens im Bilde znrücklSae^
so dass die Leute, welche die Photographien liebten, auf ihre
Anschaffung verzichten, weil sie deren Haltbarkeit für ephemer halten.
Zahlreiche Versuche beweisen, dass Scbwefelcjan-Anmiomam
die Haloi'dsilber-Salze besser auflöst, als das unterschwefligsanre
Natron. Sodann scheidet das Schwefelcjan- Ammonium niemals
Schweferans, während das unterschwefligsanre Natron erfahmngi-
gemäss immer Schwefel im Bilde zurücklässt. Das erstere Salz gibt
ferner schönere Schwärzen und lässt den Halbtönen alle ihre Fein-
heit und Durchsichtigkeit.
Die Anwendungsweise des Schwefeleyan-Ammoniums ist von der
des unterschwefligsauren Natrons nicht sehr verschieden.
Man löst 350 Gramm Schwefelcyan-Ammonium in einem Liter
Wasser und setzt 2 bis 3 Gramm Ammoniak hinzu. Von £eser
Lösung giesst man in zwei Schalen Nr. 1 und 2; man taucht dße
Bilder eins nach dem anderen in die erste Schale und lässt sie etwa
zehn Minuten darin; sodann wäscht man sie in möglichst wenig
Wasser, lässt sie abtropfen, und legt sie dann fünf Minuten in die
Schale Nr. 2. Hierauf wäscht man sie methodisch aus, indem man
ihnen jede halbe Stunde frisches Wasser gibt und sie bei jedes-
maligem Wechseln gut abtropfen lässt Dies ist acht bis sehn Mal
zu wiederholen. Besser noch ist es, die Bilder jedesmal zwisdien
Fliesspapier abzutrocknen, was allerdings mehr Auslage und Mfihe
erfordert Die mit Schwefelcyan-Ammonium fijdrten Bilder bleiben
eben so schön wie vor der Fizage und nehmen überdies dnen
447
scMnern Ton an alB bei Anwendung von onterschwefligBaarem
Natron. Der Hanptvorzng des Schwefelcyan- Ammoniums ist natürlich
die Haltbarkeit der damit fixirten Bilder.
Das Schwefelcyan- Ammonium ist allerdings etwas theurer als
das unterschwefligsaure Natron. Dies ist aber nicht in Betracht zu
ziehen, indem man es ohne Schaden öfter anwenden kann, und
weil, um eine gewisse Anzahl Bilder zu fixiren, mehr unterschweflig-
saures Natron erforderlich ist, als Seh wefelcyan- Ammonium. Hoffent-
lich sehen die Herren Photographen bald ein, dass es in ihrem
Interesse liegt, ja, dass es eine Lebensfrage für sie ist, sich des
Schwefelcyan-Ammoniums zu bedienen.
Das Schwefelcyan- Ammonium besitzt noch die werthvolle
Eigenschaft, die Silberflecke von den Händen bequem und gefahrlos
zu entfernen. Man braucht nur den Flecken genügende Zeit in
Berührung mit concentrirter Auflösung dieses Salzes zu bringen.
Je älter der Fleck, um so langsamer entfernt er sich. Dabei be-
halten die Hände ihre natürliche Farbe, während sie nach der
Anwendung von Jod so weiss gefleckt sind, als wenn man eine
Hautkrankheit hätte.
2. Salpetersaures Süberoxyd-Ammon.
Dies Salz ist crystalllsirt und von weisser Farbe; es ist viel
lichtempfindlicher als das salpetersaure Silberoxyd. Man verwendet
es ganz in denselben Verhältnissen wie das letztere.
Die Lösung des Salzes für negative GoUodionbilder ist mit
zwei bis drei Tropfen Essigsäure auf 100 C. C. Lösung zu ver-
setzen. Das Papiersilberbad hingegen wird durch Zusatz von 2 bis
3 C. C. Ammoniak zu jedem Liter Lösung alkalisirt. Wenn die Cry-
Btalle des Doppelsalzes nicht trocken und ganz neutral waren, so
muss eine entsprechend grössere Menge Ammoniak zugesetzt werden.
Das damit präparirte Papier hält sich sehr gut, ist empfind-
licher und gibt feinere Abdrücke. Auf die Qualität des Papiers
kommt es so viel nicht an, da mittelmässige Sorten mit diesem
Bad sehr schöne Resultate geben. Die Ammoniakräucherung wird
durch Anwendung dieses Salzes vollkommen überflüssig gemacht
Heber Graphitsäure und ihr Terhalten zum Lichte. *)
Diese neu entdeckte, für die theoretische Chemie so äusserst
wichtige und interessante Verbindung könnte vielleicht früher oder
später wegen ihres eigenthümlichen Verhaltens zum Lichte auch in
*) Auszug aus Erdmaxm's Journal fQr Chemie, Band 95, Seite 321.
448
irgend eine Beziehung zur Photographie treten; es dfirfte daher
nicht unpassend erscheinen, auch in diesem Archiv auf diev
Suhstanz aufmerksam zu machen.
Das was man in der Chemie unter Kohlenstoff (Garboniain=Cj
versteht, tritt uns bekanntlich unter ziemlich verschiedenen Eradiei-
nungsformen oder Modificationen entgegen, erstens als amorpher
Kohlenstoff ('€), zweitens als Graphit (*C) und drittens ak
Diamant (*^C). Der amorphe Kohlenstoff bildet den Haaptbestaod-
theil der Steinkohlen, der Braunkohlen, des Torfes und der doidi
Erhitzung thierischer und pflanzlicher Stoffe erhaltenen Tluer- oud
Pflanzenkohle. Der weit dichtere, fast metallisch glänzende Graphit,
Jedermann bekannt wegen seiner Verwendung zu Bleistiften, findet
sich als Mineral in Ceylon, Sibirien, England, Bayern u. s. w. Er
leitet die Wärme und Electricität ziemlich gut und verbrennt mir
äusserst schwierig. Der crystallinische, glasbelle Diamant ist eben-
falls reiner Kohlenstoff, leitet aber in dieser Modification die Elec-
tricität gar nicht und verbrennt nur, wenn er in reinem Sauerstoff-
gase sehr stark erhitzt wird. Das Verbrennungsproduct aller drei
Modificationen ist ein und dasselbe, nämlich bei genügendem Saner-
stoffzutritt ein Gas, die Kohlensäure (CO2) und bei unvollkommenem
Sauerstoffzutritt, das Kohlenoxydgas (CO).
In neuerer Zeit hat nun Brodle die merkwürdige Entdeckung
gemacht, dass, wenn man Graphit mit chlorsaurem Kali nnd Sal-
petersäure behandelt, derselbe unter Sauerstoffaufiiahme sich in ein
schwefelgelbes Pulver verwandelt, welches er Graphitsänre
nannte, da wenn man ein Kömchen davon auf angefeuchtetes Lakmns-
papier legt, dieses letztere davon geröthet wird. In neuster Zeit
ist diese Substanz von F. Gottschalk noch genauer untersag
worden. Ihre Darstellung und Rehiigung ist nicht ungefährlich
und äusserst mühsam und schwierig. In diese Verbindung tritt
nun der Kohlenstoff nicht mit seiner gewöhnlichen Aequivalentzahl
6, sondern mit der Aequivalentzahl 33 ein und man bezeichnet ihn
dann auch nicht mit seinem gewöhnlichen Symbol 0, sondern mit
Or. Die Formel für die Graphitsäure ist dann nach Gottscluük's
Untersuchungen am wahrscheinlichsten GrfB[sO|g zu schreiben.
Im Sonnenlichte förbt sich die schwefelgelbe Graplütsäure unter
Gewichtsverlust dunkelbraun bis schwarz, aber nur ober-
flächlich. Unter Wasser, Alkohol und Aether geht diese
Färbung durch das Licht fast gleich schnell von Statten, dagegen
hält verdünnte Salpetersäure die zersetzende Wirkung des
Lichtes auf. Auch das diffuse Tageslicht wirkt schon, wenn andi
weniger, verändernd.
449
Die Graphitsäure ist fast unlöslich; Wasser löst nur Spuren
daTon, Alkohol noch weniger. Auch die wässerige Lösung verän-
dert sich im Lichte. Sie bräunt sich nach und nach und zuletzt
scheiden sich ans der dunkeln Flüssigkeit dunkelbraune
Flocken ab. Tränkt man Fliesspapier mit der Lösung, so wird es
an den dem Lichte ausgesetzten Stellen roth braun, während die
bedeckten TheOe fast weiss bleiben.
Beim Erhitzen zersetzt sich die Graphitsäure vollständig in
Wasserdampf und Kohlensäure mit Hinterlassung von kohligen,
leicht verbrennlichen Rückständen. Beim Erhitzen mit concentrirter
Kali- oder Natronlösung wird die schwefelgelbe Graphitsäure in
eine fast schwarze Masse verwandelt, welche, mit Wasser gewa-
schen und analysirt, sich als graphitsaures Alkali herausstellt.
Gottschalk hat für das graphitsaure Kali die Formel
6r^HgE0|8 gefunden, so dass also im Salze ein Atom Kalium an
die Stelle eines Atomes Wasserstoff in der Säure getreten ist.
Dr. A. Weiske*
lieber die Wiedergabe der Sehwärien beim
heliochromiseheM Terfahrei.
Von Niepce de Saint-Tictor.
Die Wiedergabe der Schwärzen in der Heliochromie ist ohne
Zweifel noch ausserordentlicher als die der Farben.
Man kann die Schwärzen nach drei oder vier Verfahren erlan^
gen. Das erste und interessanteste ist das, welches zur Erlangung
eines reinen Schwarzes, sei es in der Camera, sei es im Copir-
rahmen, führt. Das zweite Verfahren entwickelt ein leicht ange-
deutetes Schwarz, welches ich Reductionsschwarz nenne. Das dritte
besteht darin, ein kaum angedeutetes* Schwarz dem Einflüsse des
zerstreuten Lichtes auszusetzen ; ein viertes Verfahren endlich liefert
einen dunkeln, dem Schwarz sich nähernden Ton dadurch, dass
man auf die empfindliche Schicht nacheinander zwei Complementär-
farben, z. B. Blau und Orange, wirken lässt. Auch Grün und Koth
kann man anwenden. Gelb und Violett erzeugen nicht dieselbe
Wirkung.
Um reine Schwärzen direct in der Camera oder durch Contact
zu erhalten, muss man ein sehr alkalisches Chlorsilber präpariren,
ohne indessen hierbei zu weit zu gehen, indem man sonst nur
Weissen und Schwärzen ohne Farben erhalten, also in das Gebiet
der gewöhnlichen Photographie zurüdkiallen würde, nur mit dem
450
Unterschied, dass man statt eines directen oder positiven Büdfis ein
umgekehrtes oder negatives erhielte.
Ich werde der Academie der Wissenschaften nächstens diese
nene Fräparation der Silberplatte mittheilen, und zugleich Stereoskop-
bilder vorzeigen, worin nicht nur alle Farben, sammt Schwärzoi,
sondern selbst der Glanz der Metalle und das Flimmern der Edelsteine
sichtbar sein werden.
Les serpents de Pharaon.
Ebensogut und vielleicht mit mehr Recht, als die Pariser abei^
gläubisch behaupten, die erste Aufifiihrung einer Meyerbeer'scheo
Oper bringe den Ausbruch der Cholera mit sich, könnte man dies
anno 1865 von der Schlange des Pharao glauben, denn die böse 1
Seuche wird ziemlich zu gleicher Zeit mit ersterer in Paris ausge-
kommen sein. Wirklich grassirt jetzt förmlich eine Feuerschlangoi-
Seuche, sogar Opfer, wirkliche, nicht blos symbolische, sind ihr
schon gefallen. Was aber alle Welt bewegt und was namentlich
den Photographen durch die Elemente seiner Bereitung sehr nahe
liegt, das darf nicht ganz aus unserem „Archiv^ ausgeschlossen
sein. Man möge mir daher eine kleine Abschweifung zn einer
chemischen Abhandlung zu gute halten*
Ich selbst erhielt eine solche famose Feuerschlange dlrect aus
Paris, mit mehreren Cameraden in einer Pappschachtel voll Watte
verpackt und mit gedrucktem Zettel versehen: Gelte composition est
dangereuse comme poison. Wirklich sind diese Dinger sowohl an
und für sich, als beim Anzünden sehr giftig und daher am allerwenig-
sten zu einem Spielzeug für Kinder geeignet. Ihr Verkauf ist da-
her schon in mehreren Städten polizeilich verboten worden, was
dem Gonsum indessen keinen Nachtheil gebracht zu haben scheint
Also das ganze Ei der .Pharaoschlange besteht aus einer klei-
nen Tüte von Staniol, die mit ganz trockenem Schwefelcyanqueck-
Silber gefüllt, fest verschlossen und beim Gebrauch auf die breite
Basis gestellt wird. Die Spitze öfifnet man ein wenig und hält ein
brennendes Zündholz an die weisse Masse. Bald fangt sie an zu
glimmen und treibt eine halb geschmolzene, hellbraune, schwanunig
aufgeblähte Masse vermöge starker Gasentwickelung in Form einer
sich windenden Schlange unter schwachbläulichen Flammen heraus.
Gewöhnlich sind nur wenig Dämpfe sichtbar. Dagegen riecht
man die sich entbindenden, meist unverbrannten Gase sehr dentlich,
besonders Gyan und Schwefelkohlenstoff; sie erfüllen das ganze
Zimmer und können der Gesundheit sehr schaden, besonders des-
451
lialb, weil man adi gewShnlich nahe aber die brennende Schlange
heagt ond so viele Gase einathmet, wobei auch das sich yerflüchtende
metaüisehe Quecksilber eine böse Rolle spielt Man sollte daher
das Experiment nie in geschlossenen Zimmern Tomehmen,
sondern nnr an Orten, wo Lnftzog herrscht Jedermann kann sich
übrigens leicht selbst diese Schlange bereiten, wenn er nur ein paar
chemische Begriffe hat; jeder Photograph wird wohl das Material
daxn Torrathig haben. Man erspart sich dadurch manchen Groschen,
denn die Schlangeneier kommen im Detailhandel pro Stück auf
5 Sgr. zn stehen , wenigstens noch für jetzt — Es ist zur Berei-
tung derselben zunächst ein Quecksilberozydulsalz erforderlich, man
nimmt am besten das salpetersaure. Durch Auflösen von ein wenig
metallischem Qoecksilber in reiner Salpetersäure bei gelinder Wärme,
unter Vermeidung eines Ueberschusses von letzterer, lässt es sich
leicht darstellen. Andemtheils benöthigt man eines löslichen Rho-
dansalzes, des Schwefelcyankallums oder -Ammoniums, welches in
den meisten pholographiscben Ateliers vorhanden ist Man löst
dayon eine Fortion in Wasser und giesst sie unter Umrühren in die
Quecksilberlösung, so lange noch ein weisser Niederschlag von
Schwefelcyanquecksilber entsteht Letzteren wäscht man durch
Decantiren aus, d. h. durch öfteres Auf- und Abgiessen yon Wasser,
wobei zuerst der Niederschlag mit aufgerührt wird, den man nach-
her sich erst wieder ganz zu Boden setzen lässt, bevor man die
überstehende klare Flüssigkeit abglesst. Schliesslich filtrirt man den
Niederschlag ab und trocknet ihn bei gelinder Wärme vollständig.
Das Trocknen geht sehr langsam von Statten wegen des volumi-
nösen Niederschlags und weil, namentlich zuletzt, keine starke
Wärme angewandt werden darf. Wenn noch eine Spur von Feuch-
tigkeit zurückbleibt, so misslingt der ganze Versuch. Das Ver-
brennen und die Bildung einer recht schönen voluminösen Schlange
wird durch Zusatz von einer geringen Spur chlorsauren Kalis be-
fördert. Dieses Salz löst man vorher in etwas warmem Wasser
and reibt den noch feuchten Quecksilberniederscblag damit tüchtig
durcheinander. Im trockenen Zustand dürfen beide Kör-
per nicht zusammengerieben werden, ohne eine sehr ge-
fährliche Explosion zu erzeugen. Deshalb muss auch das schliess-
liche Trocknen dieses Niederschlages sehr vorsichtig geschehen.
Dr. J. Sclinauss.
452
Die Meisterwerke dcar Vinf^. Cle«iilde-<ial«ie n BreaioL
In Photographien von Hans Hanfstängl. Dresden.
Ueber dieses Prachtwerk enthalten die Recensionen für bildende
Kunst folgende Notiz:
Heutzutage erobert bekanntlich die Photographie die Welt , und wenn lie
in solchen Prachtblättem , wie diesen, auftritt, so trfigt dies um so mehr dazu
bei, ihr die Herrschaft zu gewinnen. Dieser Thatsache gegenüber darf man aber
nicht aufhören, daran zu erinnern, dass die photographische YervieUiltigmif
eine mechanische und keine kfinstlerische ist. Ganz am Platz ist sie da, wo de
nicht eigentlich künstlerischen, sondern wissenschaftlichen Zwecken dient. Sie
ist von unsch&tzbarem Werthe in allen solchen Fällen, wo es darauf ankommt,
von irgend einem Kunstwerke, mag es Zeichnung, Gem&lde, Bildwerk sein, ein
mechanisch-treues Abbild, ohne Yermittlung irgend eine» anderen Auges und
einer anderen Hand, zu gewinnen. Dann aber kommt das Resultat weit weniger
dem künstlerischen Genuss als dem kunstgeschichtlichen Interesse zu statten,
und man sieht gern davon ab, dass die Gesammthaltung der des Originales Üut
nie entspricht, dass bei Gemälden die Farben ganz verändert werden, dass auch
alles Zufallige, wie Fleckt u. dgl., mit festgehalten wird. Hanfs tSngl's Pho-
tographien fallen aber nicht unter die Rubrik dessen, wofür die Photographie
unersetzlich ist, denn sie sind nicht nach den Originalgemälden, sondern nach
gezeichneten Copien gemacht. Dies liegt einerseits daran, dass es in der Dres-
dener Galerie nicht erlaubt sein soll, Photographien nach den Bildern selbst zu
machen, andererseits konnte dies aber auch gar nicht in dem Interease des
Herausgebers liegen, denn sein Unternehmen ist eben nicht für wissenschaftliche
Zwecke, sondern auf das grosse Publicum berechnet. Für dieses ist die Photo-
graphie Modesache; es denkt an den Augenblick, und wenn es hier für die Nachbil-
dungen der Kunstwerke und verhältnissmässig gut zu verbältnissmässig nicht hcAen
Preisen erhält, lässt es die Erwägung nicht aufkommen, wie vergänglich die
Photographien zur Zeit noch sind. Ja sogar das, was dem prüfenden Kunst-
fteunde als der grösste Nachtheil des pbotographischen Bildes erscheint, der
flremde, ungesunde Ton, ist beim Publicum beliebt und das Verwiacben des
Gharacteristischen, das dadurch mehr oder minder unvermeidlich wird, gilt iha
für angenehme Eleganz.
HanfstängTs Unternehmen ist daher eine starke Goncession an den
herrschenden Geschmack. Aber nachdem wir dies einmal betont haben, können wir
der Durchführung als solcher nur mit grosser Anerkennung gedenken. Die
Zeichnungen sind nicht unbedeutende künstlerische Leistungen, die von geist-
voller Auffassung, treuem Eingehen in den Geist des Originales und erprobtem
Können Zeugniss ablegen, und die Photographien selbst verdienen das höchste
Lob. Nur in manchen Fällen, besonders beim „Zinsgroschen'' und der Battoni-
schen „Büsserin'', möchten wir die übermässige Weichheit tadeln, die in den
Fleischpartien sogar an das Flache streift Jedem Blatt ist auf dem Umschlag
ein erklärender Text beigefügt, welcher das Gemälde zu characterisiren und
einiges Biographische über den Meister zu geben bemüht ist. Wir können nidtt
finden, dass dieser Text eine entsprechende Beigabe- zu den schönen Blättern sei.
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Gedrnekt bei Sam. Lucas in Elberfftld.
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